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Damit du glücklich leben kannst ...

von

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Sie kamen diesem schicksalhaften Tag immer näher, so dass er immer häufiger morgens durch die Stadt und über den Marktplatz wanderte, um nach etwas zu suchen, was seinem Zwillingsbruder zumindest ein wenig die Zeit versüßte.

Es war ein Fluch, der auf ihnen lastete, weil sie Zwillinge waren. Länger als zehn Jahre durften sie nicht gemeinsam existieren und es war bereits nach ihrer Geburt entschieden worden, dass es Riku war, den sie opferten, damit nichts von diesem Fluch passierte. Nur, weil Riku seit seiner Geburt unter heftigen Asthmaproblemen litt, sahen sie es als das Einfachste, wenn sie ihn an ihrem zehnten Geburtstag opferten.

Tenn wusste, dass er nichts dagegen tun konnte, außer ihm jeden Tag ein kleines Geschenk zu machen. Entweder mit etwas, was er in der Stadt fand, oder damit, dass er ihm etwas vorsang, weil er wusste, wie sehr Riku es liebte, ihm zuzuhören.

„Suchst du wieder etwas für deinen Bruder, Tenn-kun?“, erklang eine helle, ruhige Stimme zu ihm, worauf er zur Seite zu einer jungen Frau mit einem Einkaufskorb sah.

Er nickte nur und lächelte sie an. „Es ist alles, was ich für Riku tun kann.“

„Es ist echt traurig, dass sie nicht zusammen bleiben können, nur weil sie Zwillinge sind“, hörte er eine andere, etwas entfernte, bedrückte Stimme zu ihm hallen.

„Hey, Tenn-kun, oder?“

Tenn zuckte zusammen, drehte seinen Kopf zur Seite, von wo diese etwas raue Stimme kam, die er vorher noch nie gehört hatte. An der Seite saß eine Person, komplett in eine schwarze Robe gehüllt, mit einer Kapuze über den Kopf gezogen, vor einem kleinen, spitzen Zelt.

Er konnte sich nicht erinnern, dass er diese Person schon einmal gesehen hatte, aber er hatte auch nicht das Gefühl, dass er seinen Blick von ihr oder ihm abwenden konnte.

„Du brauchst Hilfe, oder, Nanase Tenn?“, fragte diese Person erneut nach, streckte einen Arm aus, der allerdings ebenfalls von dem Stoff der Robe verdeckt war.

„Wer ... bist du?“, fragte Tenn nach, bewegte sich allerdings nicht zu dieser Person. Er wusste, dass er nicht so einfach jemandem trauen sollte.

„Ich kann deinen Zwillingsbruder retten“, sagte die Person weiter, „folg mir ins Innere meines Zeltes.“

„Was?“, fragte Tenn erneut nach, blinzelte, als er nur noch sah, wie diese Person sich umgedreht hatte und in dem Zelt verschwunden war.

Sollte er darauf eingehen? Konnte er darauf eingehen oder konnte er es abschlagen, wenn er so die Möglichkeit bekam, Riku zu retten?

Er schluckte, drehte seinen Kopf zur Seite, bemerkte, wie die anderen Stadtbewohner sich von ihnen entfernt hatten. Er wusste, dass er nicht so einfach irgendwelchen mysteriösen Gestalten folgen sollte, aber wenn es die einzige Möglichkeit war, wie er Riku retten konnte?

Langsam bewegte er sich zu dem Zelt, trat in das Innere und blickte zu der umhüllten Person, die nun hinter einem Tisch mit einer violett leuchtenden Kristallkugel saß.

„Du würdest alles für das Leben deines Zwillingsbruders tun, nicht wahr, Tenn-kun“, sagte diese Person weiterhin ruhig.

„Wie kannst du Riku helfen?“, fragte Tenn nach.

„Nicht ich kann es, aber du“, sagte die Person weiter.

„Ich ... was? Aber wie sollte ich das ...?“, blinzelte Tenn verwirrt zurück.

„Ich kann dafür sorgen, dass euer Band verschwindet und sie Riku-kun nicht mehr opfern müssen“, sagte die Person ruhig, „dafür müsstest du allerdings bereit sein, dass sich niemand daran erinnert, dass ihr Zwillinge seid. Weder deine Eltern, noch Riku-kun, wüssten, dass du existierst.“

Tenn schluckte, starrte diese Person mit geweiteten Augen an, während er darüber nachdachte. Wenn er so die Möglichkeit bekam, dass Riku weiterleben konnte? „Was ist mit Rikus ...“,

„Ich werde dafür sorgen, dass jemand sich ebenfalls um Rikus Asthmaprobleme kümmert, damit er damit so normal wie möglich leben kann“, sagte diese Person, bevor Tenn wirklich aussprechen konnte, was ihm durch den Kopf ging.

„Riku ... wird normal leben können?“, fragte Tenn noch einmal nach. Selbst, wenn er sich nicht an ihn erinnerte. Selbst, wenn seine Familie ab dem Moment in dem Glauben lebte, dass er nie existiert hätte.

„Du kannst mir glauben, Tenn-kun“, sagte die Person ruhig weiter.

Tenn blickte eine Weile einfach nur zu dieser Person, bevor er langsam entschlossen nickte. „Solange Riku danach besser leben kann, bin ich dazu bereit.“

„Du bist zu allem entschlossen, hm“, fing die Person mit einem leichten Schmunzeln an, „obwohl ich dir nicht einmal gesagt habe, was ich von dir will.“

„Ich will nur, dass Riku ein besseres Leben hat und ... so muss niemand von uns geopfert werden, oder?“, flüsterte Tenn vor sich hin.

„Nein und“, sagte diese Person nun ruhiger weiter, „ich werde dich bei mir aufnehmen und dir alles lehren, was ich weiß. Vielleicht ... kannst du ihn so irgendwann auf anderem Wege wiedertreffen.“

Tenn nickte langsam. „Es gibt schließlich nichts, was ich sonst noch tun könnte, wenn ich Riku damit retten kann.“

Es fühlte sich unheimlich an, wann immer er abends auf dem Balkon seines Gemachs stand und nach draußen sah.

Es gab Momente, in denen Riku wirklich dachte, dass es nur eine Einbildung war. Immerhin sagte jeder ihm, dass es nicht real sein konnte.

Aber jedes Mal, jeden Abend, wenn er diese Person in der Nacht erkannte, wie sie auf einem Besen saß und ihn aus so hellen Augen anblickte, fühlte er sich wie erstarrt und konnte einzig zu dieser Person blicken.

Das erste Mal, als er diesen Kontakt gehabt hatte, war an seinem fünfzehnten Geburtstag gewesen.

Diese Person hatte ihn angelächelt, während das Gesicht ansonsten allerdings von dem großen, spitzen, weißen Hut verdeckt war.

Riku war nicht dazu gekommen, irgendetwas zu sagen oder zu fragen, bevor diese Person auf dem Besen davongeflogen war.

Aber seitdem hatte er das Gefühl, dass irgendetwas hinter dieser Begegnung stecken musste.

Er wusste, dass er wissen wollte, was es mit dieser Person auf sich hatte, aber sie sagte nie ein Wort, wenn sie ihn besuchte.

Es war Rikus achtzehnter Geburtstag, als er sich bereits früher am Abend auf seinen Balkon begeben und sich auf dem Geländer abgestützt hatte.

Diesmal sah er diese Person auf ihn zufliegen und schließlich ein Stück vor seinem Balkon stoppen.

Der Hut war etwas nach hinten geschoben, so dass Riku erneut in diese hellen Augen sehen konnte, die ihn vom ersten Moment, wie alles an dieser Erscheinung, in den Bann gezogen hatten.

„Wer bist du?“, fragte Riku schließlich nach, richtete sich etwas auf und hielt sich nur noch an dem Geländer fest, sah zu der Person auf.

Allerdings lächelte diese Person nur, legte sich einen Finger auf die Lippen, schüttelte den Kopf.

„Warum willst du mir nichts sagen?“, fragte Riku erneut nach.

Er konnte sich doch das alles nicht nur einbilden, oder?

Ein leises Lachen kam von der Person, bevor diese ihren Hut etwas vorzog.

„Riku“, drang eine weitere Stimme an seine Ohren, worauf Riku etwas seinen Kopf zur Seite drehte, „mit wem redet Ihr da?“

„Ich ... mit ...“, fing Riku an, drehte sich ab, blinzelte zu der Stelle, an der diese Person vorher gewesen war, „mit ... ich weiß es nicht, Iori.“

„Komm, es ist nicht gut, wenn du dich zurückziehst, obwohl es auch dein Geburtstag ist“, sagte Iori und hielt ihm eine Hand hin.

Riku schluckte, ergriff Ioris Hand und ließ sich von ihm zurück durch die Hallen des Palastes ziehen, auch, wenn er sich fragte, ob das alles wirklich nur eine Illusion war oder wer hinter dieser Person steckte, die ihn seit drei Jahren regelmäßig kurz besuchte.

Mit einem tiefen Seufzen lehnte er gegen die Steinwand in dem unterirdischen Keller, während er seinen Hut in die Hand nahm und seine Haare zurückstrich.

„Wie lange ...?“, fragte er nach, richtete seine Augen zu der anderen Person in dem Raum.

„Beruhig dich, Tenn-kun“, sagte die andere Person, während derjenige seine Robe zurückstrich und seine Kapuze von seinem Kopf bewegte. Die Haare des anderen waren so schwarz, dass es fast nicht auffiel, wo diese endeten und wo seine Kleidung begann.

„Ich soll warten, bis dieser Iori ihm näherkommt? Wieso?“, fragte Tenn nach, zog seine Augenbrauen zusammen, „was, wenn Riku ihnen irgendwann glaubt?“

„Keine Sorge, sie werden nicht gegen deine Magie ankommen, Tenn“, entgegnete der andere, schmunzelte etwas mehr.

„Aber Riku ist der Einzige, der mich sehen kann, oder? Wenn sie ihm weiterhin einreden ...“, murmelte Tenn vor sich hin, „ich will doch nur ...“

„Du willst Riku an deiner Seite haben, nicht?“, fragte der andere nach, sah ihn wieder ruhiger an, „ganz egal, was es bedeutet?“

Tenn schluckte, nickte langsam vor sich hin. „Du hast mir damals geholfen, Kujou-san.“

„Ich werde dir auch dieses Mal helfen, Tenn-kun“, sagte Kujou ruhig daraufhin, „aber dazu benötigen wir noch etwas Zeit. Wenn Riku-kun dich nur als eine Illusion sieht, kannst du dich ihm auch nicht wirklich zeigen.“

„... Aber wenn ich nichts tue ...“, murmelte Tenn, senkte etwas seinen Blick.

„Vertrau mir, so wie du mir damals vertraut hast, Tenn“, sagte Kujou ruhig weiter.

„... Ich weiß ja nicht, was ich sonst tun soll“, flüsterte Tenn etwas mehr, sah ein wenig zur Seite.



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