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Burn it down

After War
von

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Play with fire

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Be on fire

Die nächsten Wochen sind durchwachsen, aber garantiert nicht einfacher. Wie erwartet, haben sie All Might zu ihrem aktuellen Maskottchen auserkoren…und es funktioniert auch noch. Anscheinend lassen sich immer noch viele Gemüter von seinem Plus Ultra Gelaber und seinem unerschütterlichen Optimismus einwickeln. Vogelscheuche hin oder her. Hawks weiß, dass es unfair ist, so abwertend über ihn zu denken, denn All Might verliert kein schlechtes Wort über sie beide. Im Gegenteil, er redet nichts schön, aber er bittet die Leute darum, nicht so einseitig über sie zu denken. Er gibt ihnen den Denkanstoß, dass auch Helden ihre Schattenseiten haben und Fehler machen. Vielleicht zeigt er auch deshalb etwas Verständnis, weil er sich einen Teil der Schuld an Shigarakis Entwicklung gibt. Weil seine Mentorin dessen Großmutter war und er es hätte verhindern müssen. Es sind ehrliche Worte. Solche, die tatsächlich den ein oder anderen nachdenklich stimmen und mehr kann man aktuell nicht verlangen.

Hawks‘ Verbitterung rührt nicht von All Might her, sondern von dem, was er selbst getan hat. Von seinem Mord an Bubaigawara und…was er immer noch verheimlicht und sich nicht zu sagen traut. Weil Enji ihm das nie im Leben verzeihen würde. Das wäre das Ende ihrer Beziehung, die sie so mühsam zueinander aufgebaut haben und die nun das Einzige ist, das ihnen noch Kraft gibt.

Hawks verbringt aktuell noch mehr Zeit mit Enji als vor diesem Krieg; auch wenn das etwas Masochistisches an sich hat. So sehr er die Nähe des Älteren braucht, so sehr quält ihn das schlechte Gewissen. Hawks ist regelrecht froh, dass sie momentan so wenig Sex haben, denn das macht es nur noch schlimmer.

Zudem verläuft das mit seinen Flügeln nicht wie erhofft. Nach wochenlangen Schmerzen, die auch jetzt noch nicht komplett abgeklungen sind, hat sich gerade mal der rechte Knochen regeneriert. Wenn man dieses traurige Gebilde überhaupt einen Flügel nennen kann, denn er ist weder vollständig ausgebildet noch sind alle Federn nachgewachsen. Die meisten sind zudem noch sehr weich, können also nur bedingt als Waffen genutzt werden, aber es ist ein Anfang. Beim Gedanken daran, dass er für immer mit diesem verkrüppelten Ding leben muss, möchte er sich übergeben.

Die Erkenntnis, dass er nie wieder wird fliegen können, wird immer präsenter, auch wenn er es zu verdrängen versucht. Er weiß bloß nicht, wie lange er das noch durchhalten kann, ohne wahnsinnig zu werden.
 

Während er, wie so oft in letzter Zeit, durch die Straßen läuft, auf dem Weg zum Flame Hero, vibriert sein Handy. Stirnrunzelnd nimmt er es aus der Bauchtasche seiner Jacke, sieht auf das Display und…erstarrt. Damit hat er nun überhaupt nicht gerechnet. Er sieht sich kurz um, ehe er in einer Seitengasse verschwindet und erst dort rangeht.

„Hm“, macht er als Begrüßung nur, weil man nie weiß, wer lauscht.

Die wenigen Federn, die er noch besitzt, hütet er momentan wie einen Schatz, was ihm gleichzeitig lächerlich vorkommt; früher hat er nicht einen Gedanken an so etwas verschwendet…

Dennoch, er muss vorsichtig sein, denn es ist nicht immer klar, wie die Leute auf ihn reagieren.

„Hawks. Wir haben einen Auftrag für dich.“

Wie immer ohne Umschweife. Für einen Moment weiß er nicht, wie er reagieren soll; ist das ein schlechter Scherz? Die Kommission ist über seinen Zustand informiert, sie wissen, dass er in keiner guten Verfassung ist. Wollen sie ihn auf diese Weise loswerden? Weil er ein Problem geworden ist?

„Ich…“, beginnt er, wird jedoch direkt unterbrochen.

„Keine Sorge. Wir haben sowohl deine körperliche Verfassung als auch deinen gesellschaftlichen Stand berücksichtigt. Komm bitte zum Hauptquartier, damit wir alles Weitere gemeinsam besprechen können.“

„Eh…okay…“, entkommt es ihm überfordert.

„Und Hawks?“

„Ja?“

„Benutz bitte den Hintereingang. Es handelt sich um einen inoffiziellen Auftrag.“

Zumindest das ist nichts Neues, denn solche Aufträge hat er in der Vergangenheit öfter auf sich genommen. Es war nie ein Problem, das ist es auch jetzt nicht.

„…verstanden.“

Als er auflegt, weiß er nicht, wie er sich fühlen soll. Glücklich, weil er die Möglichkeit bekommen wird, sich zu beweisen, dass er nicht völlig nutzlos ist? Oder sollte es ihm zu denken geben, dass sie plötzlich Arbeit für ihn haben, obwohl er in seinem Zustand weitestgehend unbrauchbar ist? Es wird ja wohl einen Schurken geben, dem er sich annehmen soll, oder? Vielleicht ist es auch irgendeine Drecksarbeit, für die sie niemand Einsatzfähigen verschwenden wollen…

Hawks seufzt leise, während er in dieser dreckigen Gasse steht und in den Himmel blickt. Ein paar Vögel fliegen am wolkenlosen Himmel…und er kommt nicht umhin, sie zu beneiden. Dann fasst er sich jedoch und nimmt sein Handy, um Enji zu schreiben, dass er ihr Treffen verschieben muss. Vielleicht soll er seine Mission noch heute antreten, dann ist der Ältere wenigstens nicht enttäuscht. Er wird ihm lieber noch nichts davon sagen, sonst regt er sich auf, obwohl dazu vielleicht gar kein Grund besteht. Er wird den Inhalt seines Auftrages ja bald herausfinden. Mit diesem Gedanken steckt er das Handy weg und macht sich auf den Weg. Zu Fuß und mithilfe von Bus und Bahn…es hört nicht auf, ihn zu deprimieren.
 

Wie besprochen nimmt er den Hintereingang, an welchem er schon erwartet wird. Die Männer in Anzügen, die immer eine Sonnenbrille tragen, kennt er schon seit seiner Kindheit. Keiner von ihnen ist wirklich unfreundlich zu ihm, jedoch genauso stoisch und reserviert wie eh und je. Gern ist er nicht hier, auch wenn er seine komplette Kindheit in diesem Gebäude verbracht hat. Na ja, Kindheit ist relativ, aber so ist das eben, wenn man ein besonderer Held werden will. Ganz oder gar nicht.

Enji hat ihm bisher nicht geantwortet, aber vielleicht schläft er ja endlich mal. Sie haben beide damit ihre Probleme und vielleicht klammern sie sich deswegen umso mehr aneinander. Gewissensbisse hin oder her...unter Enjis muskelbepacktem Körper begraben zu liegen, ist einfach das Schönste, was es gibt. Er muss nur lernen, die Erinnerung an Dabi aus seinem Kopf zu tilgen. Wenn er sich einredet, dass es niemals passiert ist, glaubt er es vielleicht selbst irgendwann. Hoffnung ist da…

Er seufzt stumm, schlägt seine Kapuze zurück und fährt sich durch die zerzausten Haare. Zu seiner Verteidigung, sie haben ihn direkt her zitiert, er hat also keine Zeit gehabt, sich hübsch zu machen. Unauffällig genug ist er in seinem Schlabber-Look jedenfalls und der verkrüppelte Flügel passt auch unter die Jacke, dagegen kann keiner was sagen.

„Er ist da.“

Hawks lässt sich von den beiden Männern im Anzug den Weg in den Raum weisen, obwohl er ihn in- und auswendig kennt. Die machen ja auch nur ihren Job. Er hat die Hände in den Hosentaschen vergraben, sieht sich mehr flüchtig um, ehe er merklich stockt. Was zum…?

„Du bist spät, Hawks.“

Hawks ignoriert die Präsidentin, welche ihn mahnend ansieht, während sie an ihrem Schreibtisch mit zusammengefalteten Händen sitzt. Er kann den Blick nicht von der hünenhaften Gestalt abwenden, die dort steht und Hemd und Anzughose trägt. Zur Hölle…wie hat er das hinbekommen? Hawks kann nicht mal den Geruch von Whiskey wahrnehmen, der in letzter Zeit sein ständiger Begleiter ist.

„Endeavor-san ist bereits seit einer halben Stunde hier.“

„…sorry“, entkommt es ihm trocken, auch wenn das vielleicht respektlos ist. „Öffentliche Verkehrsmittel sind halt nicht immer so verlässlich, was Pünktlichkeit angeht.“

Die Präsidentin runzelt die Stirn, blickt ihn verständnislos an.

„Hättest du erwähnt, dass du auf so etwas zurückgreifen musst, hätten wir dir einen Wagen geschickt.“

Natürlich hat er keine Sekunde an so etwas gedacht. Der Anruf hat ihn zu sehr geschockt, als dass da noch Platz für solche Lappalien gewesen wäre. Enji steht nur da und mustert ihn mit einem Ausdruck, den er nicht deuten kann. Vielleicht ist er genauso verwirrt darüber, dass sie beide hierher zitiert wurden.

„Nicht dran gedacht…aber jetzt bin ich ja hier. Fragt sich nur weswegen“, gibt er zurück und neigt den Kopf.

Die Präsidentin nickt, sieht sie beide einmal durchdringend an, ehe sie Luft holt.

„Wie euch sicherlich bewusst ist, hat die Offenbarung eurer Taten dazu beigetragen, dass wir in diesem Schlamassel stecken. Ich sage dies völlig wertfrei, es ist eine Tatsache, die ihr ja bereits akzeptiert habt, indem ihr euch aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habt.“

Hawks senkt den Blick, widerspricht nicht. Dazu gibt es einfach nichts zu sagen.
 

„Es ist das Beste, wenn dies auch so bleibt. Eine Presseerklärung könnt ihr abgeben, wenn sich die Lage beruhigt hat – und wir wissen, ob ein Rücktritt notwendig ist oder nicht.“

Hawks beißt sich fest auf die Unterlippe, doch alles, was sie sagt, weiß er bereits. Ein kurzer Blick zu Enji zeigt ihm, dass dieser genauso denkt. Seine Miene ist grimmig wie eh und je, während er dort mit verschränkten Armen steht…doch sein Schweigen ist Antwort genug.

„Trotzdem könnt ihr helfen, das alles in Ordnung zu bringen. Ihr seid nicht vollständig wieder hergestellt, ebenso wie die League. Neben Shigaraki und seinem Monster ist Dabi…oder auch Todoroki Touya die größte Bedrohung für unser System.“

Bei dem Namen versteifen sie sich beide und Enji knirscht hörbar mit den Zähnen.

„Letzterer wurde südlich von hier im Gebirge gesehen. Wir gehen davon aus, dass sie ihre Truppe gesplittet haben, um sich besser verstecken zu können. Offiziell können wir keine Helden dorthin entsenden. Todoroki Touya hat bereits zahlreiche Anhänger und Fans, die ihn verteidigen und wie einen Helden feiern. Es ist ähnlich wie bei Stain damals. Ihn zu inhaftieren, würde vielleicht erst recht eine Revolution auslösen. Das wollen wir vermeiden.“

Hawks blickt sie stumpf an, denn langsam versteht er, was das hier soll. Was sie beide tun sollen.

„Ernsthaft?“, entkommt es ihm ungläubig. „Ich meine…Sie wollen mich schicken, um ihn heimlich aus dem Weg zu räumen. Okay. Klingt plausibel…sowas ist mein Spezialgebiet. Krüppel hin oder her…aber Sie können doch nicht verlangen, dass er seinen eigenen Sohn umbringt?! Das ist-“

„Hawks.“

Er hält inne, als Enji ihn ruppig unterbricht. Obwohl er so knurrt, drückt sein Blick Erschöpfung und Resignation aus.

„Du musst nicht für mich sprechen…und es ist auch keine unmögliche Forderung. Ich habe den Schaden verursacht, also muss ich auch dafür gerade stehen.“

Die Präsidentin wartet anscheinend, ob Hawks noch etwas dazu äußern will. Er kann nicht. Weil ihm unbegreiflich ist, wie Enji das auch nur in Erwägung ziehen kann. Dabi ist eine Gefahr für die ganze Welt, so fanatisch, unberechenbar und skrupellos, wie er ist. Ja…aber Enji ist trotzdem sein Vater.

„Ich verlange gar nichts“, bricht die Präsidentin ruhig das Schweigen. „Ihr könnt beide ablehnen…jedoch wäre ich froh, würdet ihr es nicht tun. Einzeln seid ihr beide nicht vollständig einsatzfähig, zusammen habt ihr eine gute Chance…zumal Todoroki Touya ebenfalls schwere Verletzungen erlitten hat. Ich bitte euch, noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken und dann eure Entscheidung zu tr-“

„Da gibt es nichts zu überlegen“, fällt ihr Enji grollend ins Wort. „Ich mache es…ob er dabei ist oder nicht.“

Die Präsidentin blickt ihn einen langen Moment an, ehe sie stumm nickt. Anscheinend sieht sie ein, dass weitere Worte unnötig sind. Nun liegt es an Hawks, was kein angenehmes Gefühl ist. Eigentlich will er so viel Entfernung zwischen Dabi, Enji und sich wissen, wie nur irgendwie möglich.

Er kann Enji aber genauso wenig im Stich lassen, indem er ablehnt. Dabi mag verletzt sein, aber er ist ein hinterlistiges Miststück. Er hat Mittel und Wege, seinen Vater so zu treffen, dass der sich eine Blöße erlaubt…und Enji zu verlieren, das kann sich Hawks nicht leisten.

Er befindet sich in einer Zwickmühle. Beide Optionen sind scheiße, aber er muss das kleinere Übel wählen und das ist…

„Ich komme mit.“

Enji widerspricht nicht, aber er wirkt auch nicht sonderlich glücklich darüber. Vermutlich befürchtet er, Dabi könnte ihm noch mehr antun…aber mal ehrlich, was hat er noch großartig zu verlieren? Außer dem Mann, der alles für ihn ist.

Davon weiß die Präsidentin natürlich nichts, weswegen sie einfach nur zufrieden nickt, ehe sie ihr dunkelblaues Kostüm glatt streicht. Sie steht auf und händigt ihnen die Akten aus, in denen sich wahrscheinlich die genauen Daten über Dabis Aufenthaltsort befinden. Durchdringend blickt sie jeden von ihnen einmal an und Hawks denkt nicht zum ersten Mal, dass auch sie etwas von einem Raubvogel hat.

„Hier findet ihr alle Informationen. Da euer Auftrag nicht an die Öffentlichkeit geraten soll, haben wir uns bereits um Reservierungen von nötigen Verkehrsmitteln gekümmert. Verhaltet euch unauffällig und bleibt mit uns in Kontakt. Die Kommission verlässt sich auf euch.“

Sie beide nicken das einmal ab und nehmen die Akten entgegen, ehe sie von den Männern in Anzügen hinausbegleitet werden.
 

Die Fahrt im Taxi verbringen sie schweigend miteinander. Jeder scheint seinen Gedanken nachzuhängen und Hawks weiß nicht, ob er wütend auf den Älteren sein soll. Dieser sieht Dabi als seine Verantwortung an, es ist daher verständlich, dass er das niemand anderem überlassen will. Trotzdem hat Hawks ein ungutes Gefühl, das ihn nicht in Ruhe lässt.

Sie werden am Stadtrand abgesetzt, gehen die wenigen Schritte zur Hütte, die sowas wie ihr geheimes Nest geworden ist, zu Fuß. Erst, als sie die Schuhe ausgezogen haben und die Tür ins Schloss fällt, atmet Hawks hörbar aus.

„Das ist so eine beschissene Idee!“, entkommt es ihm, wofür er nur einen finsteren Blick erntet. „Du bist aus einem guten Grund auf Sparflamme, verdammt! Willst du dich umbringen?!“

„Sagt der Richtige…wolltest du ihn nicht auch im Alleingang finden?“, kontert Enji und stapft ins Wohnzimmer, wo er sich direkt die Whiskeyflasche schnappt. „Tolle Idee…dann kann er dir den jämmerlichen Rest auf deinem Rücken auch noch wegbrennen.“

Hawks starrt ihn an und für eine Sekunde ist er so verletzt, dass er sprachlos ist. Dieser jämmerliche Rest ist alles, was ihm noch geblieben ist. Ein Schlag ins Gesicht hätte weniger wehgetan. Er versucht, sich zu fassen. Wenn er jetzt anfängt zu heulen wie ein Mädchen, muss er sich den Gnadenstoß geben. Das könnte er nicht ertragen.

Enji hat kaum die Flasche an die Lippen gesetzt, da knallt er sie auch schon wieder auf den Tisch und flucht.

„Hawks, ich…das war…Scheiße, ich wollte nicht…es tut mir leid.“

Das tut es wirklich. Man sieht es ihm an, aber der Schmerz geht davon nicht weg. Dafür, dass er sonst so schlagfertig ist, ist es fast schon peinlich, wie er nur da steht und die Fäuste ballt. Er beginnt zu zittern, als Enji auf ihn zukommt und die Arme um ihn schlingt. Das ist fast noch schlimmer. In so einer Situation so gehalten zu werden, die Wärme zu spüren…die Lippen, die sich auf seinen blonden Schopf drücken.

„Ich…bin ein Arschloch…“, nuschelt Enji gegen seinen Kopf.

Hawks atmet tief durch, während er sich in die Umarmung sinken lässt. Sie ist nicht zu fest, darauf bedacht, seine empfindlichen Stellen nicht zu berühren. Es ist schön.

„Das sind wir beide irgendwie…oder?“

Wenn man bedenkt, dass seine Worte den Älteren auch gekränkt haben müssen. Sparflamme. Wirklich nicht so witzig, wie man meinen könnte…

„…wahrscheinlich.“

„Aber du bist das größere…“, versucht er einen dummen Witz zu reißen.

„Und du das frechere.“

„…dafür bist du sturer!“

Es kommt ihm trotzig über die Lippen, während er seine Wange gegen die breite Brust drückt. Ein Schnauben dringt an seine Ohren und er schließt die Augen, möchte diese Nähe genießen.

„…sagt der Richtige“, wiederholt er seine Worte von vorher und Hawks muss lächeln.

„Ich bin zauberhaft~!“, scherzt er schwach und wird in die Seite gekniffen.

„Wenn du schläfst vielleicht…“

„Jemanden beim Schlafen zu beobachten, ist gruselig, weißt du…“

„Ach, sei still…“

Bevor er protestieren kann, drückt ihm Enji seine Lippen auf den Mund…und während er den Kuss innig erwidert, kommt ihm der Gedanke, dass es sich fast wie sonst anfühlt. Wie vor alledem. Bevor es so kompliziert geworden ist. Das hier fühlt sich richtig an. Hier gehört er hin…und er wird verdammt noch mal alles dafür geben, dass das so bleibt. Scheiß auf Dabi. Scheiß auf Todoroki Touya…das hier wird er ihm nicht kaputtmachen, egal, in welcher Hinsicht.

Dieses plötzliche zornige Feuer bringt ihn dazu, die Arme um Enjis Stiernacken zu schlingen, mit einem Satz hochzuspringen und seine Beine um seine Hüften zu schlingen. Beinahe wird er fallen gelassen, spürt dann aber die kräftigen Arme unter seinem Hintern. Seine Schmerzen sind ihm gerade so dermaßen egal…er will endlich wieder seinen Körper fühlen.

„Nh…Enji…verdammt, ich will dich…“, keucht er gegen seine Lippen.

Der Ältere stöhnt rau…und Hawks spürt, dass er bereits halbhart ist. Sehr gut. Er löst den Kuss, um ihm in den Hals zu beißen, sich daran festzusaugen. Nie hat er jemanden so sehr für sich gewollt. Seins.

„Hawks…das ist keine…“

„Scheiß drauf!“, zischt er ihm dazwischen und presst seine Lippen verlangend auf die des anderen.

Das bricht den Damm und er wird in das kleine Schlafzimmer getragen, in dem das Doppelbett dominiert. Die Rollläden sind zugezogen, es ist dunkel…nur sie beide. Perfekt. Er wird auf den Bauch geworfen, Enji ist über ihm, beißt ihm so fest in den Nacken, dass er allein davon hart wird. Scheiße, er hat Recht…es ist eine dumme Idee, aber das heißt nicht, dass sie aufhören werden.

Er will ihn in sich, will sein Gewicht auf sich spüren…seinen Geruch wahrnehmen…und all das bekommt er auch.
 

Sein Hintern brennt, als er danach auf Enjis breiter Brust liegt und sich so erschöpft wie lange nicht fühlt. Ihm tut alles weh, jeder Muskel, sein Rücken…doch das ist es wert. Dieses Gefühl danach, wie sie eng aneinander geschmiegt, völlig verschwitzt unter der Decke liegen…es gibt nichts Schöneres. Eine Pranke streichelt seine Seite, die andere ist verschränkt mit seiner eigenen, kleineren Hand. Hawks kommt der Gedanke, dass es immer so sein sollte. Nur sie beide. Hier. Verschanzt. Ohne Pflichten oder Schurken. Ohne diese ganzen Probleme da draußen…doch genauso gut weiß er, dass das nicht geht. Sie müssen den Scherbenhaufen, den sie angerichtet haben, wieder zusammenkleben…oder entsorgen.

Aber nicht heute. Gerade möchte er das hier genießen und sich gut fühlen.

„Das vorhin…was du gesagt hast…“

Hawks will nicht, dass Enji weiterredet, denn er ahnt, dass es diesen perfekten Moment kaputtmachen wird. Innerlich seufzt er, wartet jedoch ab, unterbricht ihn nicht.

„…dein Spezialgebiet.“

Etwas in Hawks möchte die Flucht ergreifen. In den letzten Wochen haben sie sowohl das Thema rund um seine Vergangenheit, als auch seine geschäftliche Beziehung zu Dabi gemieden. Es schwebt zwischen ihnen wie eine unsichtbare Blockade…und Hawks fragt sich, ob Enji vielleicht genauso viel Angst davor hat, die Wahrheit zu hinterfragen…wie Hawks davor, sie zu erzählen. Vielleicht sollte er ihm zuvorkommen, damit sich das hier nicht wie Kaugummi zieht. Da der Ältere so ruhig dabei klingt…und vorher mit ihm geschlafen hat, erzürnt es ihn wohl nicht so sehr, wie Hawks immer befürchtet hat. Vielleicht ist das aber auch nur die Ruhe vor dem Sturm.

„…die Antwort auf deine Frage ist ja“, murmelt er und schließt die Augen. „Ich wusste von dem Nomu, der dich…beinahe getötet hat. Ich…wusste, dass er kommen würde und ich habe dich…deswegen gerufen. Die Forderung war, einen Helden herzubeordern, damit das Vieh getestet werden kann – und möglichst viel Chaos anrichtet. Ich war sicher, dass du es bezwingen…und der Welt zeigen würdest, dass du es verdienst, an der Spitze zu stehen.“

Es ist nicht gelogen. Genau das ist seine Intention gewesen, doch trotz allem hat er ihn praktisch ans Messer geliefert.

„Na ja…nur habe ich es einen Tag später erwartet…“, ergänzt er, auch wenn das wohl keine Rolle spielt.

Enji ist still und Hawks traut sich nicht, zu ihm aufzuschauen. Dass er nicht weggeschoben wird, sondern weiter bei ihm liegen darf, ist ein gutes Zeichen, nicht wahr? In Flammen ist er auch noch nicht aufgegangen…

Sein eigenes Herz pocht beinahe schmerzhaft in seiner Brust, sodass er hofft, dass das hier nicht die Antwort ist. Dieses bedeutungsschwere Schweigen…
 

„Okay.“

Hawks hebt nun doch den Kopf, starrt ihn ungläubig an.

Okay?“, wiederholt er und blickt in die türkisfarbenen Augen. „Was soll das denn jetzt heißen? Sei wütend, enttäuscht, brüll mich an…aber sag doch nicht bloß…okay! Ernsthaft…du machst mich fertig…“

Enji hebt eine Braue, sieht ihn mit einem Blick an, der nicht leicht zu deuten ist. Dann schnaubt er und lehnt sich zurück, atmet hörbar durch. Es klingt wieder ein bisschen rasselnd.

„Was würde mir das bringen?“, brummt er. „Du warst ein Spion. Es war dein Auftrag. Du hast das Beste draus gemacht…und wäre ich gestorben, wäre ich den Titel nicht wert gewesen. So konnte ich mich beweisen. Außerdem…hast du dennoch mit mir gekämpft.“

Hawks weiß nicht, was er dazu sagen soll. In seinem Inneren ist er zwiegespalten. Zum einen ist er erleichtert, dass Enji diese eine Last, die schon so lange auf seiner Seele liegt, so gut aufnimmt…zum anderen ist da noch mehr, das er ihm sagen müsste. Jetzt ist die Gelegenheit. Eine bessere wird es nicht geben…

„Ich…“

Die vom Feuer rauen Finger streicheln ihm durch die widerspenstigen Haare, während Enji ihn fest ansieht.

„Es ist okay, Hawks. Wirklich.“

Nein. Er kann es nicht sagen. Er kann ihn nicht verlieren. Allein der Gedanke reicht aus, um die Panik in ihm zu wecken. Er weiß, dass Enji sein Anker ist…und andersherum ist es genauso, oder? Sie brauchen einander.

„…und dass ich…meine Vergangenheit…ich-“, entkommt es ihm abgehackt, weil er irgendwas sagen muss.

„…ich hoffe, dass niemand Shouto nach meinen Taten beurteilt“, erwidert Enji verbittert. „Und auch du…bist nicht wie dein Vater.“

Da ist sich Hawks nicht mehr so sicher. Ein Mörder ohne Gewissen. Mörder…check. Gewissen? Nun, wenn man bedenkt, dass er hier neben dem Mann liegt, den er liebt und dem er verschweigt, dass er ihn schamlos mit seinem eigenen Sohn betrogen hat…

Die große Hand des Älteren löst sich aus seinen Haaren, findet an seiner Wange Platz…der Daumen streichelt über die verbrannte Haut in seinem Gesicht. Dann beugt er sich vor und küsst ihn…und Hawks kann nicht anders, als es zu erwidern. Er fühlt sich wie das Allerletzte…aber er kann sich nicht überwinden, reinen Tisch zu machen. Er will das, was sie haben, nicht zerstören.

Und wenn er Dabi dafür zum Schweigen bringen muss, wird er das tun. Das ist ihr Auftrag, nicht wahr? Er wird Enji diese Last nicht aufbürden…das ist sein Job. Er ist ohnehin verdorben bis ins Mark.
 

Dabi zu finden ist alles andere als einfach. Die Fahrt zum Gebirge legen sie am nächsten Morgen mit dem Zug zurück, wobei die Kommission ein ganzes Abteil für sie gemietet hat. Es ist dennoch kein Leichtes, dauerhaft unentdeckt zu bleiben, doch bislang ist es ihnen wohl gelungen. Zumindest hat sie noch niemand angerufen oder angeschrieben, um sie auf Fehler hinzuweisen.

Hawks fragt sich, warum sich jemand wie Dabi in einem Labyrinth aus Bäumen versteckt – ein Funke und die ganze, verdammte Gegend brennt lichterloh. Vielleicht ist aber auch genau das der Plan. Feuer stiftet Chaos und Zerstörung…genug, um den Überblick zu verlieren und ihm die Flucht zu ermöglichen.

Gewappnet sind sie jedenfalls. Hawks mag Wandern nicht, aber wäre das hier ein Kurzurlaub mit seinem Partner, würde er möglicherweise sogar Gefallen an diesem Ausflug finden. Trotz Boots und Trainingsjacke (diesmal mit Loch für seine Flügel…beziehungsweise den einen), sowie einem großen Rucksack auf dem Rücken. Enji sieht in dem Army-Look eigentlich sogar ziemlich heiß aus, aber gut, dafür sind sie nicht hier – davon abgesehen, dass sie beide angespannt genug sind. Sie wissen nicht, wie lange sie brauchen werden, um Dabi zu finden. Es kann Stunden dauern…oder auch Tage.

Da sie nicht viele Anhaltspunkte haben, außer den Informationen, die ihnen die Kommission hinterlassen hat, müssen sie auf Glück hoffen.

Hawks‘ wenige rote Federn haben sich zu diesem Zweck im Wald verteilt, um die größtmögliche Reichweite zu erzielen. Es haftet ein bitterer Beigeschmack daran, sie dafür zu verwenden. Er hat sich besser gefühlt, als sie noch Teil seines Körpers gewesen sind. Nun, die scharfkantigsten hat er noch, doch sie sind mehr Dolche als Schwerter. Das wird reichen müssen.

Enji neben ihm hält sich ganz gut, dafür, dass ein Teil seiner Lunge noch nicht wieder vollständig regeneriert ist. Oder jemals sein wird, doch das blendet er schnell wieder aus. Ernst wird es erst, wenn er seine Feuerkraft einsetzen muss – was er eigentlich nicht tun soll.

Teufelskreis.
 

Nun…im Endeffekt müssen sie Dabi nicht suchen. Sie sind gerade mal einige Stunden an dem Ort, an dem man ihn gesehen hat, als seine sensiblen Federn die Vibration in der Luft wahrnehmen. Nicht weit von ihnen…sie können innerhalb weniger Minuten da sein und…

„Enji!“

Es ist nur ein Japsen, das ihm entkommt, ehe er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Älteren wirft – und dieser gibt zum Glück nach, lässt sich mit ihm fallen. Die blaue Feuersalve fegt an ihnen vorbei, dennoch ist die Hitze sengend heiß, sodass sie flach am Boden bleiben. Wie befürchtet, fangen die Bäume direkt Feuer – und Hawks bricht der Schweiß aus. Einige seiner Federn sind bereits Asche, die anderen lassen ihn wissen, dass ihr Ziel auf dem Weg ist. Vielleicht hat Dabi doch eine Art Trauma in ihm zurückgelassen, doch der Anblick des Feuers lässt sein Herz rasen und lähmt ihn für einige Sekunden.

„Scheiße…“, zischt Enji neben ihm und stemmt sich hoch.

Er schmeißt den Rucksack von sich und obwohl es um sie herum bereits aussieht wie in Hades Unterwelt, stapft er in die Richtung, aus der der Angriff gekommen ist.

„TOUYA!! ZEIG DICH, VERDAMMT NOCH MAL!!“

Hawks flucht, als er ihn so brüllen hört, und rappelt sich auf. Er muss ihm schnell hinterher, auch wenn er nicht weiß, ob das angesichts des sich ausbreitendenden Waldbrandes so klug ist. Es werden bald weitere Helden gerufen werden, um den Brand zu löschen – und denen will nicht nur Dabi entgehen.

„…wusste, dass ihr kommen würdet“, vernimmt er die ihm verhasste Stimme. „Wenn, dann du…oder das Vögelchen. Wobei…viel ist ja nicht mehr von seinen hübschen Flügeln übrig.“

Hawks presst die Lippen aufeinander, sein Blick ist voller Abscheu, als er Enji einholt und ihn entdeckt. Die hagere Gestalt sitzt auf dem Dach eines alten Häuschens, das wohl besagter Unterschlupf ist. Hawks hat Dabi nicht mehr gesehen, seitdem er ihn in Brand gesetzt und Tsukuyomi ihn gerettet hat. Der Krieg ist auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Sein entstelltes Gesicht zeigt kaum noch heile Haut, im Gegenteil…an einigen Stellen ist sie so verschmort, dass der Knochen hindurchblitzt. Es sieht sowohl scheußlich als auch schmerzhaft aus. Doch so mitgenommen sein Körper zu sein scheint…der Wahnsinn leuchtet in seinen manischen, türkisfarbenen Augen.

Hawks fühlt sich abermals gelähmt, auch wenn er weiß, dass das ein ganz schlechter Zeitpunkt ist, um unaufmerksam zu sein. Vor allem mit Enji neben sich, dessen Zittern er regelrecht spüren kann. Was er auch gesagt hat…das hier ist sein Kind.

„Traurig…wenn ich könnte, würde ich ein paar Tränen für euch vergießen“, spottet Dabi und legt den Kopf schief. „Die Nummer eins und die Nummer zwei…ein Schatten eurer selbst…in Ungnade gefallen~“

Enji ballt die Fäuste und…wie erwartet, zögert er.

„Touya…es reicht...wenn du nicht-“

Vielleicht ist es nie seine Absicht gewesen, Dabi zu töten. Vielleicht will er ihn doch noch irgendwie zu retten versuchen. Ihn gefangen nehmen. Zur Besinnung bringen. Trotz aller Verbrechen ist er sein Vater. Er fühlt sich verantwortlich. Hawks versteht es…doch er kann das nicht zulassen.

Ohne abzuwarten, macht er einen Satz nach vorn und seine noch verbliebenen Federn schnellen auf Dabi zu, um sich in seinen Körper zu bohren.

„Hawks!!“

Er ignoriert Enji in seinem Rücken und zieht eine seiner schärferen Federn – er wird sie Dabi in den Schädel rammen und wenn es das Letzte ist, was er tut. Das blaue Feuer vereitelt seinen Angriff, noch bevor er näher rankommt…und versengt die kleineren Federn um ihn herum. So kann er nicht an ihn herankommen, nicht, ohne zu fliegen. Er ist nicht schnell genug.

Dabis Grinsen überzieht sein ganzes Gesicht und die verschmorte Haut reißt an einigen Stellen.
 

„Ich bin bestürzt, Takami Keigo…“, hört er ihn sagen und spannt sich an. „Geht man so mit einem alten Verbündeten um?“

„Halt’s Maul!“, zischt er und schleudert ihm die Feder in seiner Hand entgegen.

Sie trifft nicht…schlitzt ihm lediglich die rechte Wange auf, sodass das Grinsen noch schrecklicher wird. Sein Blick gleitet kurz zu Enji herüber, dessen Miene zornig und gleichzeitig gequält wirkt. Aber wenigstens schießen die Flammen nun aus seinem Körper, zeigen, dass er bereit zu kämpfen ist. Auch wenn Hawks das nicht will…wird er es ohne ihn nicht schaffen.

„Hm…“, macht Dabi und zieht an der losen Haut an seiner Wange, bis das rohe Fleisch hervorblitzt. „Nach allem, was wir zusammen erlebt haben. Eigentlich sind wir ja fast Freunde gewesen. Freunde mit gewissen Vorzügen…ich träume immer noch von deinen weichen, feuchten Lippen um meinen Schwa-“

Es ist ein Reflex, als er gleich zwei seiner roten Federn auf Dabi zuschießen lässt, welcher sein Feuer noch nicht wieder einsetzen kann. Er lässt sich zur Seite fallen, rollt sich auf dem Dach ab und kommt auf dem Boden zum Stehen. Hawks traut sich nicht, Enji anzusehen – er ist zu entsetzt über die Worte. Vielleicht hat ein Teil von ihm geglaubt, dass Dabi noch ein bisschen Niveau hat, doch das hätte er besser wissen müssen. Er tut, was er kann, um seinen Vater zu zerstören…und diesmal weiß er nicht mal um das ganze Ausmaß seiner Worte.

„Was ist das für ein schockierter Blick, alter Mann?“, hört er Dabi sagen und er klingt wie die Katze, die die Maus zwischen ihren Klauen gefangen hält.

Oder…den Vogel. Sein Herz rast in seiner Brust. Seine Federn versuchen abermals, Dabis Kehle zu durchbohren, doch dieser setzt nun sein Feuer ein – auch wenn es augenblicklich nach verbranntem Fleisch riecht. Er wird sich damit umbringen, wenn er es weiter ohne Rücksicht auf Verluste einsetzt.

„Oh! Hat dir der kleine Spion nicht erzählt, zu was er so alles bereit war? Er hat nichts anbrennen lassen…oder? Takami? Ich weiß, du magst den Namen nicht…aber ich hatte nie die Gelegenheit, ihn zu stöhnen, während ich es dir von hinten so richtig schön besorgt hab…das war immer mein Herzenswunsch. Genau, wie deine hübschen Flügel anzuzünden.“

Hawks hat das schon immer an Dabi gehasst. Wie er Zeit schindet, indem er redet…aber noch nie so sehr wie in dieser Sekunde.

„Es hat so viel Spaß gemacht, mir zu überlegen, was ich wohl als nächstes von dir verlangen kann…wie weit du für dein Ziel gehst. Aber…du hattest so wenige Hemmungen und so viel Spaß dabei, mir deinen Arsch wie eine läufige Hündin entgegen zu strecken…ich bin fast ein bisschen beeindruckt, Takami Keigo. Würde ich nicht einen Scheiß auf euch Heldenpack geben…ich hätte es dir sicher abgekauft, also sei nicht traurig, hm? Ich meine…Twice hat dir geglaubt – oh…nein warte…ich hoffe, du hast ihn nicht auf dieselbe Weise überzeugt? Das würde meine Gefühle verletzen…“

Hawks wird speiübel und plötzlich sind die Flammen, die immer näher kommen und sie bald einkesseln werden, gar nicht mehr so bedrohlich. Schlimmer sind Dabis Worte, die wie Faustschläge sitzen. Die ihn mehr demütigen, als alles, was Dabi je von ihm verlangt hat. Er weiß nicht, wie er sich verteidigen soll, denn bis auf die Sache mit Bubaigawara…kann er nichts leugnen.

„…was?“, hört er Enji keuchen und kann sich selbst nicht mehr rühren. „Das…das ist nicht…“

„Wahr?“, hilft Dabi ihm genüsslich weiter. „Es ist so wahr wie die Tatsache, dass er von dem Nomu, den ich geschickt habe, wusste. Er hat dich ins offene Messer laufen lassen, Dad…hat riskiert, dass dir der Schädel gespalten wird. Skrupellos wie sein Vater, hm? Aber damit kennst du dich ja aus, alter Mann…“

Die Sache mit dem Nomu wird Enji an der ganzen Geschichte am wenigsten treffen. Weil er das schon weiß. Hawks kann sich immer noch nicht rühren, geschweige denn den Flame Hero ansehen – auch weil er einen Angriff Dabis fürchtet, wenn er sich die Blöße erlaubt. Darauf setzt dieser sicherlich. Dass er die Lücke findet.

„Du denkst, ich lüge? Warum sollte ich? Frag ihn. Nur zu…er war richtig versessen darauf, sich mein Vertrauen zu erschleichen. Er hätte buchstäblich alles dafür getan. Es war amüsant…“

Liegt es an dem Rauch oder wird die Luft dünner…weil er innerlich gegen Angst und Ekel kämpft?

„Einen feinen Partner hast du da…nun, er hat den armen Twice hinterrücks abgestochen…warum sollte es dir anders ergehen? Aber seid beruhigt…IN DER HÖLLE INTERESSIERT DAS KEINEN MEHR!!“
 

Hawks schafft es noch, sich zur Seite zu schmeißen, bevor ihn die Flammen erfassen – es ist, als hätte sich Dabi seine Kraft bis hierhin aufgespart. Es ist so heiß, die Luft so schwer…dass er für einen Moment, während er dort im Gras liegt, die Arme um sich geschlungen, tatsächlich glaubt…dass es vorbei ist.

Das ist es nicht. Als er aufsieht, ist von Dabi nichts mehr zu sehen. Die Hütte brennt lichterloh. Genau wie die Bäume und Sträucher. Er muss geflohen sein. Wie erwartet. Weit kann er nicht kommen, wenn sie ihm jetzt hinterher…

Er stemmt sich wankend hoch und obwohl er sich fürchtet, sieht er zu Enji. Dieser steht immer noch dort und blickt in die Richtung, in die Dabi verschwunden sein muss. Seine eigenen Flammen lodern nicht mehr und Dabis haben ihm anscheinend nichts ausgemacht. Hawks traut sich nicht, etwas zu sagen.

Dieser gebrochene Blick…der sich nun auf ihn richtet. Langsam. Abwartend. Vielleicht ist da noch ein Funken Hoffnung, dass die Offenbarung von eben eine Lüge ist. Enji erwartet, dass er etwas dazu sagt. Hawks weiß nicht, was er sagen soll. Er fühlt sich bloßgestellt, beschämt…und die Verzweiflung über seine aussichtslose Situation lässt erneut Panik in ihm hochkochen. Am liebsten möchte er im Boden versinken…nicht mehr diesem Blick ausgesetzt sein. Er fühlt sich wie Abschaum.

„Ich…ich wollte nicht…ich wusste nicht, dass er…es war…es tut…“

Nein. Jeder Ansatz ist scheiße. Es macht nichts besser. Es zeigt lediglich, dass alles, was Dabi gesagt hat, wahr ist. Ob er wusste, dass Dabi eigentlich Todoroki Touya ist oder nicht…er hat ihn hintergangen.

Das begreift auch Enji. Hawks kann sehen, wie die Hoffnung erlischt. Wie ihm allmählich klar wird, was das bedeutet. Was er getan hat. Was er ihnen beiden damit angetan hat. Es ist weniger Zorn, eher eine Mischung aus Abscheu und Enttäuschung, die sich in seiner Mimik spiegelt. Und Fassungslosigkeit.

„Enji, ich…ich wollte nicht…“, beginnt er und wankt auf ihn zu. „Ich wollte nie, dass-“

„Bleib…da stehen. Kein…Wort mehr.“

Seine Stimme rasselt wieder so schrecklich, als würde er keine Luft kriegen. Der Rauch wird es weniger sein als das, was eben passiert ist. Hawks selbst ist schwindelig…sie müssen hier weg.

„Enji…bitte…“

„Du hast…mit meinem…Sohn, während wir…die ganze Zeit…das…“

Er zieht dabei eine Grimasse, als würde er sich gleich übergeben müssen. Hawks spürt wieder das unkontrollierte Zittern…er weiß nicht, wie er sich verteidigen soll. Wie er das…in Ordnung bringen soll.

„Ich wusste nicht, dass er…dein Sohn ist…“, entkommt es ihm.

Dass der Wald um sie herum in Flammen steht, ist nebensächlich. Dass er hier sterben könnte…nicht halb so schlimm, wie der Gedanke, dass es das gewesen ist. Dass Enji ihn nie wieder ansehen wird, wie er es noch in der gestrigen Nacht getan hat.

„Bitte…ich habe-“

„VERDAMMT, HAWKS!!“, fällt er ihm laut ins Wort. „Du hast…mit ihm, während wir…die ganze Zeit…und statt mir zu sagen…Scheiße!“

Er flucht und für einen Moment schießen die Flammen wieder aus seinem Körper. Hawks kann nicht reagieren. Nur da stehen und ihn ansehen…und hoffen, dass das nicht das Aus ist. Auch wenn er es schon ahnt. Das hier ist unverzeihlich.

„Enji…“

Zu mehr kann er sich nicht aufraffen. Seine Worte sind nichtig, denn was er getan hat, ist nicht gutzumachen. Von irgendwoher ertönen Stimmen, viele Stimmen…laute Stimmen, die Anweisungen brüllen. Anscheinend sind andere Helden eingetroffen, um sich des Waldbrandes anzunehmen. Hawks ist es egal, wenn sie gesehen werden. Es ist ihm gerade alles egal, abgesehen von Enji.

Dieser sieht ihn immer noch mit diesem furchtbaren Blick an…dann schüttelt er den Kopf und kehrt ihm den Rücken. Das ist schlimmer als alles, was sich Hawks vorgestellt hat.

Er bleibt benommen zurück, sieht Enji hinterher, bis dieser aus seinem Blickfeld verschwunden ist. Als die anderen Helden eintreffen und ihn ansprechen, fragen, ob er okay ist…kann er nicht antworten. Vielleicht ist es der Rauch in seiner Lunge…oder der Schock darüber, dass er soeben den wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren hat…und daran die alleinige Schuld trägt.

Es ist vorbei.

Burnt

Die darauf folgenden Tage sind eine nervliche Zerreißprobe für Hawks. Da er sich nicht traut, Enji zu schreiben oder anzurufen, haben sie seit dem verpatzten Auftrag keinen Kontakt mehr gehabt. Die Kommission ist natürlich nicht begeistert von Dabis Entkommen, doch sie belassen es dabei. Hawks war noch nie so egal, was sie denken. Irgendwie kümmert ihn nichts mehr, seitdem Enji ihn im Wald stehen gelassen hat, außer der Frage, wie er das gerade biegen kann. Ob er es gerade biegen kann. Schließlich hat er einfach jedes Tabu einer Beziehung gebrochen, das ihm auf Anhieb einfällt.

Regungslos liegt er in dem Doppelbett seines Schlafzimmers auf dem Bauch, das Gesicht halb in einem flauschigen Kissen vergraben. Er hat den Fernseher eingeschaltet, sieht jedoch nicht hin. Es interessiert ihn nicht…er will nur der Stille entkommen. Nicht mehr mit seinen Gedanken allein sein. In seinem Kopf spielt er manchmal ein mögliches Gespräch mit Enji durch…doch es endet immer auf die gleiche, deprimierende Weise.

Tief atmet er durch, schmiegt seinen nackten Körper in die Decke, die er nicht bräuchte, wenn Enji hier bei ihm wäre. Er vermisst ihn mit jeder Faser, doch das schlechte Gewissen und die Angst vor einer Aussprache haben bisher nicht zugelassen, dass er ihn kontaktiert. Es ist ein Teufelskreis. Beide Möglichkeiten sind scheiße…aber solange er keine endgültige Antwort hat, muss er die Hoffnung nicht begraben. Nicht, dass er sich deswegen besser fühlt. Er weiß einfach nicht, was er tun soll.

Wenigstens sind die verbrannten Federn mittlerweile nachgewachsen und nicht nur das – sein jämmerlicher Flügel wächst plötzlich schneller. Vielleicht wird es irgendwann wieder eine vollständig ausgebildete Schwinge sein. Eigentlich ein Grund zur Freude…doch wem soll er das erzählen? Die Kommission würde es bestimmt freuen, dass er doch nicht komplett nutzlos ist – nach dem letzten Versagen…allerdings hat er gerade nicht die geringste Lust, mit ihnen zu reden.

Vielleicht würde es Tokoyami interessieren. Dieser schreibt ihm zwischendurch. Kurz und knapp, wie es seine Art ist, aber man spürt die ehrliche Besorgnis. Er hat den Jungen gern. Deswegen antwortet er ihm, gibt sich gewohnt fröhlich.

Hawks seufzt leise und dreht sich auf die Seite, fasst sein Handy ins Auge, welches neben ihm auf der Matratze liegt. Was ihn abgesehen von Angst abhält…ist die Scham über sein eigenes Verhalten. Er schämt sich, weil alles, was Dabi gesagt hat, genau so passiert ist. Jedes dreckige Wort, jede Umschreibung…seine Intention, alles ist wahr. Wenn Enji ihn danach fragt, ob er seinem Sohn den Arsch wie eine läufige Hündin entgegengestreckt hat, so ist die Antwort darauf ja. Er kann und will sich nicht raus reden…und er fasst einen Entschluss.

Er schnappt sich das Handy und dreht sich auf den Rücken, auch wenn es ein fieses Stechen verursacht. Egal. Es ist auszuhalten. Vielleicht klärt der leichte Schmerz auch seine Gedanken, während er eine Nachricht tippt.
 

Hey. Ich weiß, dass du vermutlich enttäuscht und stinksauer auf mich bist…und das verstehe ich. Ich dachte, ich gebe dir etwas Zeit…deshalb melde ich mich erst jetzt. Wir sollten darüber reden…oder? Können wir uns also bitte treffen?
 

Es klingt vorsichtig und überhaupt nicht nach ihm, doch er weiß, dass er hier die Scheiße gebaut hat. Es gibt viel, das ihm leid zu tun hat, doch über Whatsapp will er das nicht klären. Es gibt nichts Schlimmeres in so einer Situation als Missverständnisse wegen eines Texts, der gar nicht so gemeint ist, wie er vielleicht rüberkommt. Nein, das müssen sie von Angesicht zu Angesicht klären.

Hawks schickt die Nachricht ab und starrt angespannt auf das Display. Zwei Haken. Angekommen…und zu seiner Überraschung färben sie sich nur wenige Sekunden später blau. Online. Gelesen. Hawks‘ Herz schlägt ihm bis zum Hals, während er nicht weiß, was er fühlen soll. Er ist nervös und angespannt, hofft, dass direkt etwas zurückkommt.
 

Endeavor schreibt…
 

Er hat weder seinen richtigen Namen benutzt noch irgendwelche Herzen hinter den Kontakt gesetzt. Vielleicht wird er das ändern, sollte Enji ihm aus irgendeinem unerklärlichen Grund noch eine Chance geben. Ihm kommt der Gedanke, dass ihre intime Beziehung plötzlich das kleinste Problem von allen ist. Dann ist Enji offline. Keine Nachricht. Vielleicht zu früh. Vielleicht weiß er noch nicht, wie er antworten soll…vielleicht will er ihn nie wiedersehen.

Hawks’ Herz wird schwer wie Blei und die Nervosität weicht Verzweiflung. Der Kloß in seinem Hals und das Brennen in seinen Augen lässt ihn sich wieder auf den Bauch drehen, das Gesicht im Kissen vergraben. Scheiße. Er liebt ihn. Er liebt ihn so verdammt innig mit allem, was er ist und hat…dass der Gedanke, dass dies das Ende ist, regelrecht körperlich schmerzt.

Hawks kneift die Augen zusammen, während er sein Gesicht fester ins Kissen presst, um jeden Laut zu ersticken. Er weiß, dass Heulen nichts bringt…aber es tut gut und gerade sieht ihn niemand.

Bisher hat er sich sowas nicht erlaubt, sich an seine Beherrschung und Hoffnung geklammert…doch gerade sieht es damit düster aus. Scheiße, er hat es verkackt. Ja, es hat der Sache gedient und er hat sich bewusst dazu entschieden…und vermutlich hätte er das auch, wenn er gewusst hätte, dass es mit Enji und ihm einmal so gut laufen würde. Job und Privatleben sind zwei verschiedene Dinge.
 

Eine gefühlte Ewigkeit kommt nichts, doch immerhin schafft es Hawks, sich zu beruhigen. Mit mattem Blick starrt er zum Fernseher, wo irgendeine Doku über Tiere läuft. Ihm kommt der Gedanke, dass er heute noch nichts Vernünftiges gegessen hat. Allgemein verspürt er momentan wenig Appetit - und wer ihn kennt, weiß, dass etwas mit ihm nicht stimmt, wenn er nichts essen will.

Nun, wenige Menschen kennen ihn gut. Er lächelt bitter, während auf der Mattscheibe zwei Hyänen um ein Stück Fleisch kämpfen. Dann blinkt sein Handy. Hawks hält inne, als er sieht, wie eine Nachricht eingeblendet wird. Enji.

Er schluckt und schnappt sich dann sein Handy, um sie zu lesen.
 

Ich komme morgen vorbei. 18 Uhr.
 

Er muss die Nachricht zweimal lesen, um sie zu verstehen. Tief atmet er durch. Okay. Enji will ihn sehen. Morgen Abend. Die Nachricht ist neutral wie immer…trotzdem hat Hawks ein mieses Gefühl. Wie könnte er auch nicht? Andererseits…würde sich Enji mit ihm treffen, wenn es keine Hoffnung gäbe? Vielleicht vermisst er ihn trotz allem ja auch? Doch, bestimmt…das zwischen ihnen ist besonders, nicht wahr? Ein Stück Dreck wie Dabi wird sie nicht auseinanderbringen. Nein. Nicht Dabi. Nicht Touya. Aber das andere Stück Dreck in der Geschichte, das er selbst ist, das möglicherweise schon.

Hawks antwortet mit einem einfachen Okay. Kein dummer Spruch, keine Zweideutigkeit, kein Smiley. Er will nicht, dass Enji denkt, er würde die Situation herunterspielen wollen. Ihm ist der Ernst der Lage durchaus bekannt…daher belässt er es dabei. Schon jetzt, als er sich in der Decke einrollt, weiß er, dass er nicht schlafen können wird. Der nächste Tag wird die reinste Tortur werden…noch mehr als die Tage zuvor.
 

Genauso ist es dann auch. Den ganzen Tag über kann er an nichts anderes denken als daran, was er sagen soll. Wie er es sagen soll. Er weiß, dass es am Ende sowieso nichts bringt, denn sowas kann man nicht berechnen, geschweige denn steuern. Die Angst vor dem endgültigen Aus ist präsent.

Nach der Dusche fühlt er sich ein kleines bisschen besser, doch die Bedenken verschwinden natürlich nicht. Er macht sich nicht die Mühe, sich herauszuputzen, sondern zieht sich zur grauen Jogginghose einen dunkelroten Hoodie über – es ist ein gutes Gefühl, vorher ein Loch in den Stoff schneiden zu müssen. Sein Flügel wirkt wirklich größer und kräftiger als noch vor einigen Tagen und würde nicht so viel im Argen liegen, er würde sich darüber ungeniert freuen. So jedoch faltet er ihn bloß auf dem Rücken zusammen und setzt sich an den viereckigen Küchentisch. Die Wohnung ist zwar klein, aber einigermaßen intakt – auch wenn ein paar der Wände Risse haben. Es ist keine schöne Gegend, aber sie liegt abseits und ist schon möbliert gewesen, das ist für eine Übergangslösung das Wichtigste.

Es klingelt pünktlich um 18 Uhr an der Tür und Hawks rutscht das Herz in die Hose. Er sammelt sich für wenige Sekunden, dann steht er auf, um zu öffnen. Nun, Enji sieht nicht besser aus als er selbst.

Augenringe, blass…und er hat zum Glück aufs Hemd verzichtet, trägt einen schwarzen Pullover zu seiner Jeans. Den Blick, mit dem er ihn ansieht, kann Hawks nicht deuten, aber wenigstens rastet er nicht sofort aus. Na ja, was nicht ist…und so weiter…

„Hey…“, begrüßt er ihn mit einem schiefen Lächeln.

Weder Kuss noch Umarmung, doch Enji nickt ihm ohnehin nur zu, ehe er an ihm vorbeigeht. Hawks seufzt innerlich, schließt dann die Tür und folgt Enji in den Raum, der gleichzeitig Küche und Esszimmer ist. Der Ältere sitzt bereits am Tisch und noch immer sagt er kein Wort.

„Willst du was trinken?“

„Setz dich“, ignoriert Enji die Frage.

Auch wenn er die tiefe Stimme vermisst hat, gefällt ihm der Ton nicht. Allerdings sagt er nichts dazu, sondern setzt sich ohne Widerworte. Abermals herrscht Stille zwischen ihnen und Hawks weiß nicht, ob und wie er anfangen soll. So viel zum Plan…

Es ist still zwischen ihnen, die türkisfarbenen Augen heften sich kurz an seinen Flügel, doch ein Kommentar dazu bleibt aus.

„Du wolltest reden“, brummt Enji stattdessen. „Also…rede. Ich kann es kaum erwarten, in allen Einzelheiten zu erfahren, wieso du mich die ganze Zeit mit meinem Sohn…hintergangen hast.“

Der beißende Sarkasmus ist mehr als deutlich…aber das hat er wohl verdient. Enji ist seinetwegen verletzt, hat das Vertrauen in ihn verloren – das hier ist nur fair. Auch wenn es sich wie ein Jet Burn in die Magengrube anfühlt.
 

“Enji…“, beginnt er, doch der andere schnaubt abfällig.

„Ich weiß nicht, ob ich mir wünschen soll, dass er dich gezwungen hat…“

Mittlerweile wünscht sich selbst Hawks, es wäre so gewesen, doch er wird ihn nicht belügen. Auch, wenn sich sein Inneres gerade verknotet, wird er bei der Wahrheit bleiben. Nichts mehr verschweigen.

„Nein…hat er nicht“, überwindet er sich und atmet durch. „Es…nicht direkt. Er hat mich herausgefordert…wie weit ich für sein Vertrauen gehe und ich…konnte nicht ablehnen. Ich wollte nicht. Ich hab gehofft, dass…ich so einen Draht zu…ihm und zur League bekomme. Damals…Enji, das mit uns fing gerade an. Ich…weiß, dass es schäbig war…ist…und dass ich es nicht hätte tun sollen, aber…für mich war das mit…ihm ein Job. Es war etwas, das ich tun musste, um das größere Ziel zu erreichen.“

Enji sieht nicht so aus, als würde ihn das besänftigen. Sein Gesicht verzieht sich vor Ekel, er schüttelt den Kopf. Vielleicht hält er ihn für eine Hure – und ist er das nicht auch irgendwie? Immerhin hat er sich für Informationen verkauft.

„Ich wusste nicht, dass er dein Sohn ist. Damals…nicht und…“

„Hätte das was geändert?“

Hawks stockt, weiß nicht, was er meint.

„…was?“

„Ob du es nicht getan hättest, wenn du es gewusst hättest.“

Die Frage kommt unerwartet, lässt ihn zu lange schweigen…und dann zuckt er nur die Schultern. Wie soll er das jetzt wissen? Enjis finsterer Blick macht es ihm nicht einfacher, setzt ihn unter Druck.

„Keine Ahnung, ich…was spielt das für eine Rolle? Ich...wusste es nicht, ich-“

„Hattest du Spaß mit ihm?“

Hawks fragt sich langsam, was das hier wirklich ist. Ein Gespräch oder ein Verhör? Ist er nur gekommen, um den Finger in die Wunde zu drücken? Ihm wird speiübel bei der Frage.

„…ich kann ihn nicht ausstehen. Das konnte ich nie. Es hat mir nichts bedeutet“, erwidert er mühsam beherrscht.

„Danach hab ich nicht gefragt.“

„…“

„…“

„…ich musste überzeugend sein, Enji. Ich…es war nicht…ja. Aber nicht, weil er es war…ich…hab einfach reagiert.“

Hört sich das noch mehr nach einer Hure an? Vermutlich, wenn man Enjis verbitterten Ausdruck wertet. Er wird ihn verlieren.
 

„Ah…und wie überzeugend musstest du bei mir sein? Hast du da auch nur reagiert?“

Hawks verschlägt es für einen Moment die Sprache. Er kann Enji nur anstarren. Was zur…? Ist das sein Ernst? Die Wut packt ihn allmählich...und er verengt die bernsteinfarbenen Augen.

„Was willst du mir damit unterstellen, huh?“, knirscht er. „Dass ich dich genau wie ihn benutzt hab? Das denkst du von mir?“

„Ist nicht so weit hergeholt, oder? Hawks?“, knurrt Enji finster zurück.

„Das…nein! Nein, das ist nicht wahr!“, zischt er zurück und seine Federn bauschen sich vor Zorn auf.

Enji lässt ihn nicht weiterreden, sondern fährt unbeirrt fort. Die Luft wird zunehmend heißer, flirrt um sie herum, obwohl seine Flammen nicht hervorbrechen.

„Letztens…bei der Sache mit dem Nomu…da ist dir nicht eingefallen, dass du mir auch den zweiten Teil beichten könntest?! Was du die ganze Zeit hinter meinem Rücken mit Touya getrieben hast? Nein? Stattdessen hast du…verdammt noch mal, Hawks!! Du hast mit mir geschlafen!! Anstatt ehrlich zu sein…hast du…mich angesprungen, wie ein…!! Du hättest es mir erzählen müssen!! Spätestens zu dem Zeitpunkt hättest du was sagen müssen!!“

„Ich hatte Angst, okay?!“, entkommt es ihm ebenso aufgebracht. „Ich…hatte einfach Angst, dass es…das Einzige kaputt macht, das ich noch habe. Oder hatte…Scheiße, glaubst du, mir hat das Spaß gemacht?! Ich fühle mich beschissen deswegen, also stell mich nicht so gewissenlos dar! Ich wollte…es dir erzählen, aber ich…ich hab mich einfach nicht getraut. Du…wir waren beide am Ende…ich wusste, dass es uns zerstören würde und das konnte ich nicht zulassen. Ich wusste, dass du…mir das nicht vergeben kannst…“

Die darauffolgende Stille zerreißt seine Nerven. Es ist einfach so eine schreckliche Situation, in der sie sich befinden, und Hawks sieht keinen Ausweg. Egal, was er sagt…es ändert nicht die Tatsachen.

„Und davor…selbst wenn ich gewollt hätte, ich durfte mit niemandem darüber reden. Ich…konnte aber auch nicht zurück. Wie hätte das ausgesehen, wenn ich plötzlich nicht mehr mitgemacht hätte? Es war…eine Zwickmühle und ich…habe festgesteckt. Ich weiß, dass das für dich wie eine Ausrede klingt, aber es war so...“

Enji zeigt keine Regung, er blickt nur weiter verbissen drein, sieht ihn bei den Worten auch nicht mehr an. Vielleicht kann er seinen Anblick nicht mehr ertragen – verübeln kann Hawks es ihm nicht.

„Was er gesagt hat…mit…diesem Twice…“

„Nein! Nein, das…wir waren nur…sowas wie Freunde. Ich habe nicht mit ihm…mit keinem von ihnen. Da war nur…Dabi. Den anderen war ich ziemlich egal, aber er…hat mich immer wieder angesprochen. Ich war nie sicher, warum…und ob er mir geglaubt hat, aber…ich musste es versuchen.“

Über Bubaigawara zu sprechen, ist nicht leicht für ihn. Er sieht wieder sein verzweifeltes, verheultes Gesicht vor sich, bevor er ihn von hinten absticht. Es ist eine schreckliche Erinnerung…weil er ihn im Gegensatz zu Dabi gemocht hat.

Enji schweigt abermals ein paar Sekunden, sieht ihn immer noch nicht wieder an.

„Und anstatt wenigstens vor unserem Auftrag ehrlich zu mir zu sein…hast du versucht, ihn umzubringen, damit ich es nie erfahre.“

Es ist eine Feststellung, die er nicht widerlegen kann – wie so vieles. Hawks fühlt sich kraftlos, weil er nicht das Gefühl hat, dass sie sich auf einem annähernd guten Weg befinden.
 

„…ja“, gibt er leise zu und hört Enji scharf ausatmen. „Unter anderem…ich…konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er es gegen dich benutzt. Dass er meine Fehler gegen dich verwendet, um dich zu töten. Auch wenn du mir nicht glaubst…du bedeutest mir zu viel, als dass ich das hätte zulassen können.“

Er lächelt voller Bitterkeit, denn dass Enji ihm vergeben kann, erscheint ihm mittlerweile unmöglich. Es ist das, wovor er sich gefürchtet hat. Durch dieses Gespräch wird das Ausmaß seiner Taten größer, die Kluft zwischen ihnen verringert sich nicht.

„Nein, Hawks“, brummt Enji ebenso bitter. „Das hat nichts mit deinen Gefühlen für mich zu tun, sondern mit blankem Egoismus. Du hast versucht, es zu vertuschen. Dir waren meine Gefühle dabei doch scheißegal…oder denkst du, Touyas Tod durch deine Hand hätte mich kaltgelassen, huh? Denkst du…wirklich, dass das…eine Erleichterung für mich hätte sein können?!“

„Nein, aber ich-“

„Du hast einfach entschieden, was für dich am leichtesten ist. Womit du am besten leben kannst…und das ist fast noch schlimmer, als…dass du mit ihm…verkehrt hast…“

Es zerreißt Hawks innerlich, so etwas von ihm zu hören. Weil er es nicht leugnen kann. Weil er mit dieser schrecklichen Entscheidung leben muss…und mit dem, was Enji nun entscheidet. Er hat ihn nicht gefragt, dieser wird es jetzt ebenso halten. Das verräterische Brennen in seinen Augen kann er nicht abstellen, ebenso wenig, wie sich sein Hals zusammenzieht. Als würde ihn eine unsichtbare Hand würgen.

„Enji…“, wispert er, weil ihm nichts mehr einfällt.

„Du hast mein Vertrauen missbraucht…und du hast die Konsequenzen gekannt. Du bist zu klug, um…sowas nicht einzukalkulieren.“

Hawks‘ Finger beginnen zu zittern und er ballt die Fäuste, um es zu unterdrücken. Sein Körper fühlt sich taub an und sein Verstand kommt nicht mit, obwohl er weiß, was jetzt folgt.

„Du hast deine Entscheidungen getroffen…und ich muss jetzt meine treffen“, kommt es regelrecht erschöpft von Enji.

Er wirkt um Jahre älter, wie er dort sitzt und sich über die Augen mit den dunklen Schatten fährt, ehe er ihn wieder ansieht. Da ist so viel Schmerz in seinem Blick, dass Hawks es kaum erträgt. Kein Wort kommt über seine trockenen Lippen, während er auf den letzten Schlag wartet.

„…ich kann…dir nicht mehr vertrauen. Was passiert ist…ich kann nicht sagen, dass ich…die ein oder andere Sache nicht verstehe, aber…nein. Das war’s. Ich will dich nicht mehr sehen.“

Hawks vernimmt eine Art Rauschen in seinen Ohren, sein Herz hämmert viel zu schnell gegen seine Brust. Er blickt Enji starr an, während er irgendwie damit umzugehen versucht, ohne seine komplette Würde zu verlieren. Falls man von sowas noch sprechen kann…

Er kann die Tränen nicht schnell genug aufhalten, bevor sie über seine Wangen laufen. Der Schmerz in seinem Inneren ist so gewaltig, dass er nicht weiß, wohin mit sich. Er begreift, dass Enji gerade mit ihm Schluss gemacht hat…und dass er nun allein ist. Dass er die wichtigste Person in seinem Leben soeben verloren hat.

„O-Okay…“, würgt er hervor und wischt sich übers Gesicht. „…ich…verstehe…das…okay.“

Nichts ist okay und er weiß es. Enji weiß es. Sieht es. Sein Blick macht es wahrlich nicht besser, sich in den Griff zu bekommen. Hawks ist bewusst, was für einen erbärmlichen Anblick er bietet. Er hat bloß nicht die Kraft, sich dafür noch zu schämen.

„…ich…kann nichts rückgängig machen, auch wenn ich…das gern würde. Ich…hätte dir alles sagen sollen, aber ich…ich konnte einfach nicht. Ich wollte nicht, dass du…es so endet. Ich…akzeptiere deine Entscheidung, das…“

Sein Gestammel ist furchtbar. Plötzlich wünscht er sich, dass Enji einfach geht. Dass er ihn so sieht wie ein Häufchen Elend…hat er nie gewollt.

„…ich will nur…dass du weißt…“

Er atmet durch, versucht seine Fassung wiederzugewinnen, wenn auch erfolglos.

„…dass das mit dir…ich hab dir nichts vorgespielt. Das…war mir ernst. Immer. Es…tut mir leid, dass ich…es versaut hab…“

Enji schweigt und man sieht ihm an, wie schwer es auch ihm fällt. Hin- und hergerissen…eine seiner Pranken zuckt, als würde er reflexartig über den Tisch greifen wollen. Ihn berühren wollen. Er tut es nicht. Der bloße Impuls reicht nicht aus für Vergebung. Dazu muss man noch hoffen können – und worauf soll Enji bei ihm noch hoffen? Es ist vorbei.

„Ja…“, hört er ihn sagen und spannt sich an, sieht krampfhaft auf die Tischplatte. „…mir auch.“

Dann hört er den Stuhl über den Boden kratzen, Schritte, die sich entfernen. Als die Tür schließlich ins Schloss fällt…und Hawks allein ist…hat er das Gefühl, zusammenzubrechen. Er will, dass der Schmerz in seinem Inneren aufhört, doch er scheint sogar noch zu wachsen.

Er vergräbt das Gesicht in den Händen, ringt um seine Beherrschung…doch er kann nicht mehr. Das ist das Limit. Die Grenze…und er hat sie erreicht. Er kann nicht mehr machen, als sich in seinem Selbstmitleid zu suhlen…und daran zu denken, was er verloren hat.
 

Bergauf geht es die nächsten Wochen nicht wirklich. Trotzdem sein rechter Flügel mittlerweile seine ursprüngliche Form angenommen hat. Trotzdem es da dieses ominöse Mädchen gibt, das dazu in der Lage sein soll, verlorene Fähigkeiten und Körperteile zurückzubringen. Eigentlich eine gute Nachricht. Ein Funken Hoffnung für seine verloren geglaubte Zukunft…aber erstens ist dieses Mädchen top secret und zweitens gibt es da genug andere, die übler und daher vor ihm dran sind. Es ist okay, dass er offiziell nichts von diesem Wunderkind wissen soll…und sie daher auch nicht aufsuchen wird. Vorerst nicht. Obwohl ihm das Fliegen fehlt…und es ihn wenigstens ein bisschen aufheitern würde.

Hawks findet dennoch nicht, dass er das Recht dazu hat, sich vorzudrängeln. Zumal sich nicht alle Menschen dort draußen sein Comeback wünschen. Es ist, wie die Kommission gesagt hat – es herrscht genau das Chaos, das Dabi gewollt hat. Er hat sein Ziel definitiv erreicht. Von daher ist es besser, im Schatten zu bleiben.

Einmal hat er sich mit Tokoyami getroffen. Einen Kaffee trinken. Ein bisschen Smalltalk…ein bisschen raus aus der Bude kommen. Wenigstens hat der Junge akzeptiert, dass er nicht über alles reden will. Weder über seinen Vater noch über den Mord an Bubaigawara. Eigentlich hat er nur wissen wollen, ob Hawks okay ist. Okay…ist er nicht und dennoch hat er ihn schief angelächelt und gesagt, dass er schon wieder wird. Dass man sich um ihn keine Sorgen machen muss. Weil er wie Unkraut ist.

Hawks wird das Gefühl nicht los, dass Tokoyami weiß, dass er lügt. Der Junge ist sensibler, als man meinen könnte…und er hat das Potenzial zu einem verdammt guten Helden.

Abgesehen von diesem kurzweiligen Zeitvertreib ist es einsam. Er soll nicht helfen, weil es Leute gibt, die ihm nicht freundlich gesinnt sind. Bestimmt nicht alle, aber das Risiko auf einen wütenden Mob ist in seiner momentanen Situation zu groß. Unter dem Radar bleiben. Abwarten. Diejenigen, die nicht in Ungnade gefallen sind, alles regeln lassen – und selbst die haben es schwer. Das Rufen nach Stain oder Dabi wird lauter…
 

Hawks sieht Enji das erste Mal wieder, als dieser seine Pressekonferenz gibt. Im Fernsehen. Während er im Bett sitzt und sich Chips reinpfeift. Wundern tut es ihn nicht…eher, dass es so lange gedauert hat. Als Nummer eins ist es Enjis Pflicht, auch wenn sie es hinausgezögert haben. Hawks ist mittlerweile nicht mehr sicher, ob das so klug gewesen ist. Er lehnt sich zurück, während sich sein Inneres schon wieder verkrampft. Jetzt, wo er ihn sieht, spürt er noch deutlicher, wie sehr er ihm fehlt. Es ist unerträglich.

Enji sieht nicht viel besser aus als noch vor ein paar Wochen. Er ist blass und hat immer noch diese dunklen Ringe unter seinen Augen. Sonst steht Endeavor für seine Entschlossenheit. Er ist der Inbegriff von Stärke. Diesmal…wirkt er erschöpft in seinem blauen Anzug. Mitgenommen. Keine Flammen. Aber dennoch nicht gebrochen. Sein Blick ist fest. Dieses eindrucksvolle Türkis, das er so sehr liebt.

Hawks fragt sich, was er sagen wird. Ob er ehrlich sein wird oder ob es leere Worte sind, um die Menge zu besänftigen. Letzteres kann er sich nicht vorstellen. Enji ist niemand, der eine Show abzieht – gerade jetzt würde ihm das nur noch mehr schaden und das wird er wissen.
 

“Endeavor-san, wussten Sie, dass Ihr Sohn noch am Leben ist?!“

„Stimmt es, was er sagt?! Haben Sie ihn physisch und psychisch misshandelt?! Und auch Ihre Frau?!“

„Wie rechtfertigen Sie sich dafür??“

„Denken Sie, dass er Recht mit seinem Urteil über das System hat?!“

„Wie leben Sie mit dieser Schuld?!“

„Werden Sie zurücktreten??“
 

Wie die Aasgeier. Hawks spürt, wie sich ihm der Magen umdreht. Eine unfassbare Wut kocht in ihm hoch, während er ihnen zuhört. Enji hat Fehler gemacht, sicherlich einige, die nicht so leicht zu verzeihen sind, aber er ist nicht bloß der Rabenvater, der unter dem Deckmantel des Systems seine Familie misshandelt hat. Genauso wie Dabi nicht bloß ein Opfer dieses Systems ist. Genauso wenig ist dies bei Hawks der Fall. Sie haben alle irgendwie Dreck am Stecken, keiner hat eine blütenweiße Weste. Wer hat das schon? Vielleicht der perfekte All Might…wobei Hawks selbst das nicht glaubt. Menschen sind nicht immer nur gut oder nur böse…da ist mehr. Auch wenn es ihm sehr schwer fällt, an Dabi wenigstens einen Funken Gutes zu finden.

Hawks weiß um Enjis Temperament, doch er zügelt es, reagiert nicht auf die anmaßenden, provokant gestellten Fragen. Stattdessen hebt er die Hand, um für Ruhe zu sorgen und sich Gehör zu verschaffen.
 

“Ich werde nicht leugnen, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. In meiner Ehe, bei meiner Erziehung…und auch bei meinen Entscheidungen als Held. Ich werde auf Ersteres nicht näher eingehen, da meine Familie meinetwegen schon genug durchmacht. Nur so viel dazu…meine Kinder wohnen aktuell nicht bei mir. Sie führen ihr eigenes Leben, aus dem ich mich weitgehend raushalte, um ihnen Raum zu geben. Es wäre daher nett, wenn Sie mir keine Fragen mehr darüber stellen.“

„Aber über Dabi…Todoroki Touya…“

„…ist Teil der League und das sicher auch durch meine Fehler. Was er sagt, stimmt. Ich war ihm kein guter Vater…und es tut mir aufrichtig leid. Er hatte einen…einen Unfall und ich…ich wusste nicht, dass er noch lebt…aber ich kann auch nicht tolerieren, dass er weiter Unschuldige ermordet. Er ist mein Sohn…und damit meine Verantwortung, der ich mich stellen werde.“

„Also wollen Sie gegen ihn vorgehen?“

„Wenn ich das muss, werde ich das tun. Im Übrigen habe ich nicht vor, zurückzutreten. Jedenfalls nicht als Held. Es geht mir hierbei nicht um einen Titel…Nummer eins zu sein…das war mir früher wichtig. Was ich getan habe, bereue ich. Ich versuche, ein besser Mensch und Held zu sein, aber ich kann nicht rückgängig machen, was passiert ist…nur die Konsequenzen tragen. Hoffen, dass mir die Leute irgendwann wieder vertrauen können.“

„Denken Sie, dass das reicht?“

„Wer kann das schon sagen. Aber es ist besser, als nichts zu tun. Menschen sind nicht nur gut. Nicht mal Helden…“

„Ist das eine Rechtfertigung?“

„Nein. Ich will mich weder rechtfertigen noch Vergebung…sondern Buße…und Wiedergutmachung. Wenn ich meinen Job aufgebe, kann ich nichts davon tun…und meinem Kollegen geht es da nicht anders.“

„Meinen Sie den Winged Hero, Hawks?“

„Ja.“

„Ihnen ist bekannt, dass er jemanden von hinten erstochen hat?“

„Sollten Helden nicht Leben retten? Selbst bei einem Feind Gnade kennen?“

„Denken Sie, dass dies mit seinen Genen zusammenhängt? Sein Vater ist ja ein bekannter Verbrecher…“
 

An diesem Punkt schluckt Hawks, denn er hat nicht damit gerechnet, erwähnt zu werden. Er weiß nicht, was er davon halten soll. Es macht ihn nervös.
 

„Hawks hat nichts mit seinem Vater gemeinsam. Ich kenne beide…und bin selbst das beste Beispiel dafür, dass Kinder nicht automatisch dem Pfad ihrer Eltern folgen. Lassen Sie also diese Unterstellungen sein! Hawks hat in einer Notsituation getan, was er musste, um weitere Tode zu verhindern…ohne seine schnelle Reaktion wären wir von Twice‘ Quirk überrannt worden. Das ist eine Tatsache.“
 

Die Worte bewegen etwas in ihm. Er weiß, wie Enji darüber denkt…dass er sein Handeln versteht. Dass er ihn jedoch trotz ihrer Trennung vor der Kamera verteidigt…damit hat er nicht gerechnet. Er hätte einfach sagen können, dass er sich nicht dazu äußern wird. Dass sie sich nur flüchtig kennen oder ihn das nichts angeht. Stattdessen stärkt er ihm den Rücken. Das macht ihn fertig. Weil er sich nicht damit abfinden kann, dass es vorbei ist…und ihm Enjis wütendes Gesicht Hoffnung gibt.

Hawks weiß, dass es im Endeffekt nichts ändert. Er sieht sich die Pressekonferenz bis zum Ende an…und dann noch mal auf Youtube. Liest die Kommentare…versucht, sich damit abzulenken, auch wenn er weiß, dass er damit genau das Gegenteil erreicht. Es ist ein Teufelskreis.
 

Da er später mal wieder nicht schlafen kann, entscheidet er sich dafür, eine Runde joggen zu gehen. Er hat in den letzten Wochen abgebaut, sich kaum bewegt und daher ist die Idee aus mehreren Gründen gut für ihn. Vielleicht bekommt er so den Kopf frei. Um kurz nach Mitternacht wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen, laufen zu gehen. Also zieht er sich die Jogginghose und Jacke über, schlüpft in seine Sneaker und verlässt die Wohnung. Irgendwo in der Nähe soll es einen Strand geben, der einer Mülldeponie gleicht, weil die Menschen ihn haben verkommen lassen. Da wird ihn hoffentlich niemand entdecken.
 

Als er etwa eine halbe Stunde später bei besagtem Strand ankommt, wirkt dieser nicht wie eine Müllhalde. Im Gegenteil, das Wasser sieht sauber aus, der Sand ebenfalls…und er entdeckt in der Ferne einen kleinen Steg. Mit Sicherheit treffen sich hier viele Paare – oder haben sich hier getroffen. Gerade dürfte die Welt andere Sorgen als Romanzen haben. Ist das nicht ironisch? Er verdrängt den Gedanken an Enji und läuft wieder los, dicht am Wasser entlang. Mit dem Sand ist es anstrengender, aber der kühle Wind, der ihm durchs Haar fährt, tut ihm gut. Es erinnert ihn ans Fliegen und für einen Moment flackert Wehmut in ihm auf. Die große, rote Schwinge auf seinem Rücken reicht nicht aus, um abzuheben. Dabei wäre es sicher ein wunderschöner Anblick von dort oben…doch so sehr er dem hinterhertrauert, es ändert nichts.

Vielleicht hat er irgendwann die Chance, dieses kleine Mädchen kennenzulernen. Vielleicht kann er doch noch ein Held sein…wenn die Menschen ihm verzeihen können. Enjis Worte haben etwas in ihm ausgelöst, das er verloren geglaubt hat. Das innere Feuer, weiterzumachen – seine Fehler wiedergutzumachen. Sich zu bemühen. Wenn Enji das kann, sollte er dazu doch auch in der Lage sein? Immerhin hegen die Leute gegen ihn denselben Groll, wenn nicht sogar einen noch stärkeren. Er will nicht zurücktreten und aufgeben. Weiter rumsitzen, sich selbst bemitleiden und sich Frust anfressen. Dafür hat er nicht all die Jahre hart trainiert…und komischerweise geht es ihm mit diesem inneren Entschluss direkt etwas besser.

Miruko hat schließlich einen Arm verloren – plus kaputtes Ohr und durchbohrtes Bein…und die gibt auch nicht auf, sondern versucht sich wie ein Cyborg umrüsten zu lassen. Vielleicht ist das auch eine Option für ihn, wenn das mit dem Wunderkind nicht klappt. Oder er macht einfach das Beste draus. So wie Enji mit seiner halben Lunge. Enji...

Der Schrank, der ihm von der anderen Seite entgegenkommt, ist genauso breit wie Enji. Also noch jemand, der nicht schlafen kann, huh? Hawks kneift die Augen zusammen, um besser sehen zu können…der hat ja sogar rote Haare und…fuck. Es ist Enji!

Hawks strauchelt, legt sich beinahe lang, so hart trifft ihn die Erkenntnis – denn er weiß nicht, was er jetzt tun soll. Haben sie sich allen Ernstes zufällig den gleichen, beschissenen Ort zum Nachdenken ausgesucht? Um nahezu die gleiche, beschissene Zeit? Na, wenn das kein Schicksal ist…

Enji erkennt ihn scheinbar erst auf den letzten Metern. Ist er so sehr in Gedanken, dass er gar nicht auf seine Umgebung achtet?

Er sieht, wie der Ältere stockt…und einfach stehen bleibt. Ihn anstarrt, als wäre er eine Erscheinung. Vermutlich geht ihm gerade dasselbe durch den Kopf wie Hawks. Erst, als er ihn erreicht hat, sie sich gegenüberstehen, bleibt auch Hawks stehen. Er versucht, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen…und auch Enji keucht leise. Anscheinend weiß keiner, was er sagen soll, sodass das Schweigen etwas Unangenehmes hat. Hawks fühlt sich befangen, ist nicht hierauf vorbereitet – und das ist eigentlich so gar nicht seine Art.

Enji öffnet den Mund, um etwas zu sagen, presst die Lippen jedoch sofort wieder aufeinander. Er ballt die Fäuste und dreht sich um, will ihn anscheinend einfach so stehen lassen. Nein, verdammt!
 

„Enji, warte!“

Zu seiner Verwunderung bleibt er wirklich stehen, dreht sich aber nicht zu ihm um.

„…und worauf?“, hört er ihn knurren.

Hawks weiß es selbst nicht, aber er kann ihn nicht gehen lassen.

„Ich hab dich gesehen…im Fernsehen, meine ich. Deine Pressekonferenz“, entkommt es ihm. „Und was du gesagt hast…auch das über mich.“

Ein paar Sekunden zeigt Enji keine Regung – so als hätte er ihn nicht gehört. Hawks wartet angespannt. Sonst hat er nie dieses Gefühl gehabt, er könnte etwas Falsches sagen. Die jetzige Situation stresst ihn, weil er diese unangenehme Beklemmung fühlt.

„…ich konnte mich nicht ewig verstecken“, erwidert der Ältere langsam und dreht sich dann doch zu ihm um. „Das solltest du auch nicht. Deswegen…alles, was ich gesagt habe, meinte ich auch so.“

„Ja…und trotzdem hättest du es nicht sagen müssen. Also…danke“, meint Hawks ernst, woraufhin der andere schnaubt.

„Du bist…wir sind immer noch Kollegen. Spar dir also den Dank und sieh einfach zu, dass du zurückkommst. Wie ich sehe, hast du einen Flügel wieder.“

Hawks stockt, als er darauf zu sprechen kommt. Das hat er nicht erwartet. Als er sich gefangen hat, nickt er und breitet die große, rote Schwinge aus. Sie ist wieder so schön, wie sie einmal war…und auch wenn ihm die Balance durch das einseitige Gewicht fehlt, ist er froh, sie wiederzuhaben.

„Ja“, antwortet er mit einem schiefen Lächeln. „Ich hab schon überlegt, ob ich die andere ersetze. Ich meine, die Technik ist echt weit – und ich hab gehört, dass Miruko schon so einen coolen Robo-Arm hat. Klar, mit einem Flügel ist das nicht so leicht, aber hey…besser als ein Rücktritt, was? Ich bin echt zu jung, um in Rente zu gehen…“

Das Zucken um Enjis Lippen bildet er sich nicht ein, oder? Hawks würde alles darum geben, ihn jetzt umarmen zu dürfen. Generell…seine Nähe zu spüren.

„Stimmt wohl“, brummt der Flame Hero jedoch nur.

Ihr Gespräch ist nicht wie sonst. Weniger offen, viel steifer...als wäre wirklich nichts mehr zwischen ihnen. Aber das ist es noch, nicht wahr? Gefühle verschwinden nicht so einfach.

„Wie geht’s dir?“, fragt er in die erneute Stille hinein. „Deine Verletzung…und so…“

Das und so fällt ihm leichter, als zu fragen, ob er ihm auch fehlt. Ob es irgendeine Chance gibt, dass Enji ihm verzeiht und sie neu anfangen. Das Problem ist seine Angst vor der Antwort. Es hat sich nichts geändert.

„…ich wollte das nicht im Fernsehen ansprechen…aber ich bin in Behandlung“, gibt Enji zurück. „Recovery Girl meint, dass es möglich ist, dass sich meine Lunge regeneriert. Zumindest, wenn ich täglich vorbeikomme und mich von jetzt an konsequent schone.“

Hawks atmet erleichtert auf, als er das hört. Wenn Enji seine Auszeit ernster nimmt, kann er wahrscheinlich wieder gesund werden. So wie er selbst vielleicht irgendwann wieder fliegen kann. Er kann nicht anders, muss grinsen, obwohl ihm gleichzeitig zum Heulen ist.

„Uff…das ist…das ist wirklich gut. Ich…ernsthaft, ich dachte schon…ich bin echt froh, dass es so gut aussieht.“

Wenn ihre Trennung das alles nur nicht madig machen würde. Der Wind fährt ihnen durch die Haare und Hawks beobachtet Enjis Gesicht, versucht dessen Blick zu deuten.
 

„Ich sollte w-“

„Du fehlst mir“, unterbricht Hawks ihn, bevor er sich selbst davon abhalten kann.

„Hawks…“

„Ich weiß…dass ich es versaut habe. Dass du mir nicht mehr vertraust…und deine Entscheidung nicht ändern wirst, ist mir klar, aber…genauso kann ich nicht aufhören, an dich zu denken. Ich…bereue das alles, aber…ich kann es nicht rückgängig machen. Und ich weiß auch keinen Weg, wie ich dir zeigen kann, dass es mir ernst ist. Ich habe nur mein Wort…“

Seine Worte ähneln denen, die Enji im Fernsehen von sich gegeben hat, wie ihm mit einem Mal auffällt. Hawks sieht, wie hin- und hergerissen er ist. Es lässt ihn hoffen, dass die Gefühle wirklich noch nicht erloschen sind. Dass da noch etwas ist, für das es sich zu kämpfen lohnt. Er will nicht nur ein Comeback als Held.

„…denkst du, du fehlst mir nicht?“, hört er Enji leise sagen und bekommt eine Gänsehaut. „Es ist so schon alles schwierig genug. Ich…wollte nie…aber das spielt keine Rolle. Ich habe dir gesagt, wie es ist und daran ändert sich nichts. Ich…kann nicht.“

Das feurige Aufflackern in seinem Inneren bekommt einen heftigen Dämpfer bei den letzten Worten. Wie ein Schwall eiskalten Wassers. Hawks versucht, sich zu fangen, doch sein Lächeln wirkt sicherlich so falsch, wie es sich anfühlt.

„Ja…ich…das dachte ich mir schon“, erwidert er tonlos, ehe er tief durchatmet. „Und trotzdem kann ich nicht aufhören, es versuchen zu wollen. Sorry. Dafür…bist du mir zu wichtig.“

Enji stockt für einen Moment, scheint etwas sagen zu wollen. Im Endeffekt spricht er es nicht aus, denn seine Miene verschließt sich lediglich. Seine Körperhaltung macht deutlich, dass er sich unwohl fühlt. Nun, dann sind sie ja schon zwei.

„Gute Nacht, Hawks“, hört er ihn brummen, ehe er ihm den Rücken kehrt und ihn diesmal wirklich stehen lässt.

Hawks sieht ihm hinterher. Lange. Bis er ihn nicht mehr erkennen kann. Ob es wohl irgendwann weniger wehtut? Er glaubt nicht dran.
 

Es vergeht eine weitere Woche, die Hawks hauptsächlich mit seinem Training verbringt. Gleichgewicht ausbalancieren, joggen…seine Federn kann er nach wie vor uneingeschränkt einsetzen. Die Anfrage an die Support-Abteilung ist auch schon rausgegangen, aber da sie sicherlich viele Anträge auf dem Tisch haben, wundert es ihn nicht, dass er noch nichts gehört hat. Abgesehen von dem Korb, den Enji ihm verpasst hat, geht es ihm eigentlich relativ gut. Er hat neuen Mut geschöpft und das ist gerade ziemlich viel wert.

Die Einladung zu einem internen Treffen der hochrangigsten Helden kommt nicht überraschend – ebenso wenig, dass anscheinend die Kommission dahintersteckt. Hawks weiß nicht, was er davon halten soll, doch immerhin wird er auf diese Weise Enji sehen. Es ist ausgeschlossen, dass die Nummer eins fehlen wird.

Da es sich nicht um eine Party oder dergleichen handelt (was auch ziemlich makaber wäre), entscheidet er sich für legere Kleidung. Sein Kostüm wird er nicht anfassen, bis er sein Comeback bestätigt hat. Es wird ein Neuanfang sein – und das will er auch zeigen. Von daher bleibt er bei Jeans, Sweatjacke und Sneaker, als er sich auf den Weg macht. Es ist so viel umständlicher, wenn man nicht fliegen kann…
 

Es wundert ihn, dass noch keine Paparazzi vor dem Gebäude, das die Kommission gemietet hat, zu sehen sind. Anscheinend ist nichts durchgesickert. Noch nicht. Die Security ist ja nicht ohne Grund hier. Nachdem er sich ausgewiesen hat, wird er zu den anderen gebracht – und das sind einige mehr, als er erwartet hat. Hawks ist davon ausgegangen, dass sie wirklich nur die Top Ten eingeladen haben, doch es sind sogar Helden mit niedrigem oder gar keinem Rang hier. Unter anderem Eraserhead, der neben Present Mic an dem langen, rechteckigen Tisch sitzt und sich mit diesem unterhält. Na ja, sein Quirk Erasure hat Shigaraki wohl recht lange in Schach gehalten, von daher sollte ihn zumindest sein Erscheinen hier nicht wundern. Dort ist Ryukyu, Best Jeanist, Fatgum...auch sie sind in ihrer Freizeitkleidung gekommen. Er nickt dem ein oder anderen zu, was auch erwidert wird. Hier ein Lächeln, da ein Tuscheln…

Am Anfang des Tisches sitzt Enji mit All Might. Über was sie sprechen, kann Hawks nicht hören, doch sie sehen beide recht finster drein. Der Platz neben Enji ist zwar frei, doch er zögert, sich dazu zu gesellen. Generell ist es irgendwie unangenehm, hier zu sein, nachdem Dabi ihn medial zerschmettert hat, und er ist sich der Blicke sehr wohl bewusst. Nun, Enji scheint von den Anwesenden auch nicht in der Luft zerrissen worden zu sein und der hat genauso viel wie er abbekommen. Darum geht es auch nicht. Es ist einfach…kein gutes Gefühl, dass Leute ohne sein Mitspracherecht über ihn Bescheid wissen.

„Hey, wenn das nicht unser Flattermann ist!“, wird er von der Seite angequatscht und sieht gleich darauf in die rot funkelnden Augen von Miruko. „Dachte ich mir doch, dass du nicht den Schwanz einziehst!“

Dafür, dass sie recht heftig verletzt worden ist, scheint sie bester Laune zu sein. Sein Blick streift kurz ihre Beine, auf denen sie schon wieder recht fest steht, während der linke Ärmel ihrer Jacke zur Hälfte leer neben ihrer Hüfte hängt. Ein Ohr ist ebenfalls nur noch halb vorhanden, doch beide sind aufmerksam aufgestellt. Er muss grinsen; sie ist unverwüstlich, huh?

„Nun, man kann sich nicht ewig verstecken, huh?“, zitiert er Enjis Worte und neigt den Kopf. „Wie ich sehe, geht’s dir schon wieder ganz gut? Hab gehört, dich hat’s ganz schön erwischt.“

„Na ja, den Spruch lieber arm dran, als Arm ab kann ich mir zwar erstmal schenken…aber sonst geht’s mir ganz gut.“

Sie grinst ihn breit an und klopft dann auf ihre Kniescheibe.

„Metallverstärkt. Ein paar Nervenbahnen wurden durchbohrt, aber hey…nichts, was man nicht wieder hinkriegt. Mein neuer Arm ist schon in Planung…und bei dir? Ich meine, wächst da noch was nach?“

Es ist gar nicht so schwer, darüber zu reden, wenn man weiß, dass man nicht der einzig Verkrüppelte ist. Viele von ihnen haben Verletzungen oder gar Körperteile verloren. Ihm ist Eraserheads Krücke nicht entgangen.

„Ich hab die Hoffnung noch nicht komplett aufgegeben“, antwortet er. „Aber für den Fall werde ich es wohl wie du machen…“

Sie muss nicht wissen, dass er bereits einen Antrag gestellt hat, weil die Hoffnung immer mehr schrumpft.

„Das ist die richtige Einstellung!“, lobt sie ihn und boxt ihm gegen die Schulter. „Wir lassen uns von diesem Schurken-Pack nicht unterkriegen, klar?“

Hawks grinst bei ihrem Enthusiasmus schief, nickt dann nur – normalerweise ist er derjenige, der seinen Schnabel nicht halten kann. Gerade ist ihm jedoch nicht danach, auch wenn er diesen Anflug von Kameradschaft nett findet.
 

„Also…Kopf hoch“, fährt Miruko leiser fort. „Wir sind alle nicht unfehlbar…und ich denke, alle hier verstehen, was du getan hast.“

Sie blickt ihn ernst an, ehe sie zwinkert und ihn noch mal boxt. Mit solch einem Zuspruch hat er nicht gerechnet, aber es nimmt ihm seine Beklommenheit wenigstens ein bisschen. Ob Enji ähnliche Worte von ihnen gehört hat? Die Stimmung ist angespannt, aber angesichts der Umstände ist das nicht verwunderlich.

„Hey Miruko-san“, meint er, als sie sich umdrehen und zum Tisch gehen will. „Danke.“

Sie blinzelt einmal, ehe sie ihn angrinst und ihm den Daumen entgegen streckt. Er sieht ihr kurz nach, lässt den Blick einmal schweifen – und trifft auf Enjis. Es lässt ihn innerlich schaudern, doch er lächelt ihn bloß an – was natürlich nicht erwidert wird. Stattdessen wendet er sich wieder All Might zu, der gerade heftig mit seinen riesigen Händen gestikuliert. Ob sie wohl über Dabi und Shigaraki sprechen? Darüber, was sie tun können, um sie aufzuhalten? Oder zu retten…

Hawks glaubt nicht, dass man einen von beiden noch retten kann. Er hat versucht, Bubaigawara zu retten – und bei dem standen die Chancen viel besser. Was daraus geworden ist, hat man ja gesehen. Vielleicht ist es falsch, so negativ zu denken, aber nach allem, was passiert ist, kann er nicht anders. Shigaraki ist der Grund, warum zum Beispiel Crust nicht mehr hier sitzen kann. Dabi hat sich offen damit gerühmt, mehr als 30 unschuldige Menschen getötet zu haben…wie soll man solche Typen noch retten? Dafür ist es zu spät.

Er verdrängt den Gedanken und ist so dreist, sich zu den beiden zu setzen. Er ist nach wie vor die Nummer zwei, also darf er ja wohl neben der Nummer eins sitzen, nicht wahr?

„Oh, hallo Hawks-kun, wie geht es dir?“, wird er sogleich höflich von All Might begrüßt, der ihn warm anlächelt.

Eigentlich kennen sie sich kaum. Von früheren Bill Board Charts, mal hier ein Event, aber wirklich viel miteinander gesprochen haben sie nie. Er ist eben All Might. Hawks erwidert das Lächeln nicht ganz so ehrlich, aber er bemüht sich.

„Den Umständen entsprechend, schätze ich. Sorry, ich wollte eure Konversation nicht stören.“

Von Enji kommt ein Schnauben.

„Hast du aber“, brummt er schlecht gelaunt und Hawks ist nicht sicher, ob er das jetzt persönlich nehmen soll.

„Endeavor…“, kommt es beschwichtigend von All Might. „Entschuldige, Hawks-kun. Wir haben gerade ein…empfindliches Thema besprochen. Was passiert ist, schlägt uns allen aufs Gemüt, hm?“

Also geht es wohl wie erwartet um Dabi und Shigaraki.

„Dir bestimmt auch…aber wie ich schon Endeavor gesagt habe, wir haben alle unsere Fehler. Wichtig ist, dass wir daraus lernen…und für eine bessere Welt kämpfen.“

Was für heldenhafte Worte…aber sie sind wohl wahr. Was will man sonst machen? Heulen und aufgeben? Nein, das hat er schon durch. Es reicht.

„Wir müssen versuchen, zusammenzuhalten und an uns zu glauben. Wenn wir das nicht verinnerlichen, können wir keinem helfen. Na ja…Reden ist leider das Einzige, was ich dazu beitragen kann…das ist mir bewusst, von daher klingt das von meiner Seite aus vielleicht sehr einfach…“

„Alles ist besser, als nichts zu tun“, kommt es ausgerechnet von Eraserhead. „Jeder tut das, was er am besten kann.“

Present Mic an seiner Seite nickt zustimmend, wenn er auch ein wenig überrascht von dem anderen zu sein scheint.

„That’s right!“, krakeelt er los. „All Might stand schon immer für Hoffnung!“

„Das stimmt“, bestätigt Ryukyu mit einem sanften Lächeln. „Ich denke, es gibt den Menschen Kraft, dir zuzuhören.“

Auch ein paar andere fallen mit ein. Hawks bleibt still, während sie All Might so ermutigen, was diesem merklich schmeichelt. Er bleibt bescheiden wie eh und je…und dennoch…Hawks‘ Blick erfasst Enji, der starr auf die Tischplatte sieht. Vielleicht fühlt er sich gerade ebenso schlecht wie Hawks. Weil sie beide das Gefühl haben, dass All Might mehr in seinem Ruhestand erreicht als sie. Es frisst einen von innen auf, dagegen kann man nichts machen. Vielleicht ist es am schwierigsten, sich selbst zu verzeihen.

Hawks zögert einen Moment, doch dann streifen seine Finger unterm Tisch Enjis. Die große Hand liegt auf seinem Oberschenkel und er zuckt merklich zusammen, als er ihn plötzlich berührt. Zwar sieht er ihn nicht an, doch er zieht die Hand auch nicht sofort weg. Erst nach ein paar Sekunden…und sein Blick macht Hawks klar, dass da noch etwas ist. Gerade weil er ihn nicht ansieht. Es beruhigt ihn gewissermaßen, wie es ihn auch nervös macht.

„…Endeavor, Hawks“, kommt es ruhig von Best Jeanist und sie sehen auf. „Ich stecke nicht in eurer Haut. Ich kann eure Entscheidungen und Fehler nicht beurteilen und das möchte ich auch nicht. Ich denke, Dabis…Touyas Worte entsprechen zumindest zu einem Teil der Wahrheit, doch es gibt immer zwei Seiten. Ihr habt mit uns gekämpft und habt genauso viel geopfert wie wir alle. Und wie All Might schon sagte…wir müssen jetzt zusammenhalten. Ich denke, ich spreche damit auch für unsere Kollegen?“

„Aber sowas von!!“, brüllt Miruko über den Tisch und haut die verbliebene Faust auf diesen.

Die meisten von ihnen müssen schmunzeln, vor allem da sie noch ein paar wüste Beschimpfungen über die League und die Nomu vom Stapel lässt. Enji lächelt nicht, aber er hebt den Kopf und sieht Best Jeanist an, ehe er den Blick schweifen lässt.

„Danke für euer Vertrauen“, erwidert er mit rauer Stimme. „Wir geben unser Bestes, um den Schaden, den wir angerichtet haben, wiedergutzumachen…und euch nicht zu enttäuschen.“

Hawks starrt ihn an. Hat er gerade für sie beide gesprochen? Sein Herz klopft heftig, als er ihn ansieht, mit diesem grimmigen Blick. Doch da ist ein Feuer, das er schon lange nicht mehr gesehen hat.

„Nicht wahr?“

Hawks räuspert sich, ehe er nickt.

„Klar!“, stimmt er mit einem schiefen Lächeln zu.

Er weiß gerade nicht, wo ihm der Kopf steht, doch gerade kommt ohnehin die Vorsitzende rein und bittet auch die anderen, sich zu setzen. Eigentlich ist der Kern des Meetings das, was sie soeben auch allein besprochen haben. Das und die Frage nach einem Rücktritt, der für sie beide jetzt nicht mehr infrage kommt. Sie wollen nach vorn blicken…und etwas in Hawks hofft, dass Enji das auch in Bezug auf ihre Beziehung kann. Irgendwann…
 

Nach dem Treffen spricht Enji kein Wort mehr mit ihm und er meldet sich auch später nicht. Eine weitere Woche, in der sich Hawks mit sich selbst beschäftigen muss. Nun ja, Tokoyami freut sich zumindest, dass er die Zeit hat, sich noch mal mit ihm zu treffen. Ansonsten vertreibt er sich die Langeweile mit der Supportabteilung, die ihm ein Formular zugeschickt hat, das einen ersten Entwurf seines Ersatzflügels enthält. Er ist nicht zufrieden, aber dem Verlorenen nachzutrauern, bringt ihn ja auch nicht voran. Also nimmt er sich Zeit, den Entwurf zu überdenken und Notizen zu machen, was er sich konkret vorstellt. Nachts geht er oft am Strand joggen…und ja, er hofft, dass Enji den gleichen Gedanken hat. Wahrscheinlich macht er sich was vor. Verrennt sich in etwas, das so nicht passieren wird, aber…er kann nicht damit aufhören.

Als er zurück zu seiner Wohnung läuft, ist er nassgeschwitzt und niedergeschlagen, so wie die vorigen Nächte. Der Schmerz in seinen Beinen ist dagegen ein gutes Gefühl, mit dem er sich meistens ablenkt. Er freut sich schon auf die Dusche, während er die Treppen des leerstehenden Gebäudes hochspringt. Bei jeder Stufe zieht es in seinen Waden…bei der letzten stolpert er jedoch und kann sich gerade noch so abfangen. Weil er seinen Augen nicht traut.

„…bist du okay?“

Er hört die Frage, kann aber nicht antworten, während er auf dem Boden liegt und hoch starrt. Okay ist er schon lange nicht mehr. Hoffentlich ist er jetzt nicht schon so weit, dass er halluziniert. Müde genug ist er.

„Hawks?“

Er blinzelt und rappelt sich dann auf, kann aber nicht aufhören, den Hünen anzustarren. Enji ist hier. Vor seiner Wohnung. Er hat auf ihn gewartet.

„Ja…ja, alles gut. Nix passiert“, murmelt er, während er seine Gedanken zu ordnen versucht. „Warum…bist du hier? Ich meine…du weißt, was ich meine.“

Wie er da steht in seinem eng anliegenden, schwarzen Pulli und der Jeans…ihn mit seiner Statur überragt. So nah und doch so fern. Wenn er die Hand ausstreckt…

„Ich soll dir ausrichten, dass die Kommission eine weitere Pressekonferenz in Erwägung zieht. Wir sollen dabei sein. All Might auch.“

Deswegen ist er hier. Wegen Formalitäten. Wow. Er versucht, seine Enttäuschung irgendwie zu verbergen, aber der Kloß in seinem Hals wird dicker.

„Ein Anruf hätte es auch getan“, entgegnet er leise und kann sich nicht mal zu einem falschen Lächeln durchringen.

Es tut weh. Fast so sehr wie an dem Tag, an dem Enji entschieden hat, dass es vorbei ist. Die Verzweiflung, die er die ganze Zeit so mühsam unterdrückt hat, kommt wieder hoch, stärker denn je und er hat einfach keine Kraft mehr dafür. Er kann sich nicht mehr beherrschen.
 

„Für sowas kommst du mitten in der Nacht her? Ernsthaft?“, entkommt es ihm und er lacht trocken auf.

Es ist mehr ein heiseres Krächzen. Erbärmlich. So wie er sich gerade fühlt.

„Du hättest bis morgen warten und anrufen können. Sie hätten mich auch allein kontaktieren können – warum zur Hölle bist du hier?! Willst du, dass ich durchdrehe?! Ich bin nämlich ganz kurz davor! Scheiße, ich…ich dachte…ich weiß nicht, was ich dachte. Ich renne jeden Abend diesen bescheuerten Strand entlang und…ich hab gehofft, dich da zu sehen und…ich weiß, wie dämlich sich das anhört und dass wir in keiner beknackten Love Story leben, aber ich…ich halte das nicht mehr aus. Ich…wünschte, ich…hätte damals anders gehandelt. Dir alles erzählt…dir genug vertraut, aber ich…hatte Angst. Ich hatte Angst…allein zu sein. So wie ich es jetzt bin. Ich war ein egoistisches Miststück und…ich bereue es. Das tue ich wirklich. Dass ich dich hintergangen habe, dass ich…Dabi…Touya aus dem Weg…räumen wollte. Es war falsch. Ich…weiß, dass es das war und dass es dich verletzt hat. Und ich…versuche wirklich, irgendwie weiterzumachen und…ich will meine Fehler wiedergutmachen, genau wie du. Besser sein. Ich…will an mir arbeiten, aber…ich will das mit dir zusammen tun. Als Team. Weil du mein Antrieb bist. Das warst du immer.“

Er holt kurz Luft, während Enji ihn regelrecht erschrocken ansieht, wohl nicht weiß, was er sagen soll.

„…bitte…bitte, Enji…lass mich nicht fallen“, entkommt es ihm kraftlos und er wankt.

Vielleicht ist es die Überanstrengung, vielleicht der Kummer der letzten Wochen…vielleicht alles zusammen, aber er muss sich an der Wand abstützen. Eigentlich hat er nicht die Nerven verlieren wollen – er verliert normalerweise nie die Nerven. Das ist Teil seines Spezialtrainings. Alles für das größere Wohl zurückstellen. Seine Gefühle spielen keine Rolle. Nun…seit Enji Teil seines Lebens ist, ist irgendwie alles anders. Es ist nicht mehr die Bewunderung aus der Ferne. Er liebt ihn. Er…hält inne, als er in eine warme Umarmung gezogen wird.

Erst als sich die muskulösen Arme um ihn schlingen, ihn so halten…merkt er, wie sehr er zittert. Enji hält ihn fest, nimmt ihn mit seiner Wärme ein…und er sinkt einfach nur dagegen. Wie sehr er diesen Geruch vermisst hat. Tränen treten in seine Augen, ohne dass er es verhindern kann.
 

„Ich bin nicht nur deswegen hier“, hört er ihn brummen. „Ich…wollte dich sehen.“

Hawks verbeißt sich jeden Laut, will ihn nicht unterbrechen…oder sich zu früh freuen. Es muss einen Haken geben. Es gibt immer einen. Enji wird ihm nicht plötzlich verzeihen. Ausgeschlossen.

„…ich weiß, was ich gesagt habe und ich…ich habe wirklich versucht…ohne dich…klarzukommen.“

Enji stockt, scheint nach Worten zu ringen. Für ihn ist es sicher genauso schwer. Hawks drückt sich an ihn, gibt ihm die Zeit, die er braucht.

„…aber es ist…schwer…weil ich genauso…alleine mit dieser ganzen Scheiße bin“, murmelt er voller Bitterkeit. „Ich…es ist hart. Ohne dich. Mit meiner Familie…mit der Situation, es ist…ich habe alles so gemeint, wie ich es gesagt habe. Aber an manchen Tagen…kann ich nicht mal aufstehen.“

Es ist das, was auch Hawks nur zu gut kennt. Was ihn seit Wochen zermürbt. Mal ist er voller Euphorie, doch dann kehren die dunklen Gedanken und das Selbstmitleid zurück. Sie sind beide Menschen. Menschen haben Schwächen. Ängste.

„…und ich kann mit niemandem darüber reden.“

So wie auch Hawks. Er mag Tokoyami, aber es gibt Dinge, die bleiben besser im Verborgenen. Doch Enji und er…sie haben beide Scheiße gebaut. Sie sind auf einer ganz anderen Ebene.

„…ich weiß“, erwidert Hawks leise und bleibt an ihn gelehnt. „…ich…verstehe das…“

Enji schweigt daraufhin. Dann wird seine Umarmung fester und er drückt seine Nase in seine blonden Haare. Er muss echt übel riechen, aber es scheint den Älteren nicht zu stören. Hawks traut sich nicht, noch etwas zu sagen. Er weiß, wie fragil dieser Moment ist. Ein Moment der Schwäche, weil alles so schwierig ist und sie beide einsam sind. Einander fehlen.

Trotzdem…hat sich nichts geändert. Enji kann einfach gehen. Das hier ist keine Versöhnung…sondern bloß eine Verzweiflung, die sie teilen. Erst als Enji zum Sprechen ansetzt, kommt Hawks ihm zuvor.

„…ich…willst du reinkommen? Ich sollte duschen…“

Ein Zögern. Dann ein Nicken, das Hawks ein bisschen erleichtert. Er löst sich widerwillig von dem anderen und schließt dann die Tür auf.
 

Als er mit noch nassen Haaren aus dem Bad kommt, liegt Enji in seinem Bett und schaut halbherzig irgendeinen alten All Might Film. Hawks betrachtet ihn kurz, muss daran denken, wie oft sie vor dieser Geschichte so zusammengelegen haben. Sonst ist er nach dem Duschen einfach nackt herumspaziert, doch dass dies jetzt keine gute Idee ist, muss ihm keiner sagen. Er trägt eine frische Jogginghose und…um die Stimmung aufzulockern, eins seiner Merchandise-Shirts. Blau mit Flammen und Endeavors Silhouette. Enji hebt langsam den Blick, mustert ihn…und schnaubt.

„Dein Ernst?“

„Nun, ich weiß, dass dich das abturnt…“, meint Hawks mit einem schiefen Grinsen. „So kann ich sicher sein, dass du nicht an meinen Absichten zweifelst.“

Tatsächlich scheint das Enji zu erheitern, wenn es auch nur durch ein leichtes Zucken der Mundwinkel zu erahnen ist. Nun, besser als nichts. Er weiß nicht ganz, ob er sich zu ihm setzen darf, entscheidet sich dann aber dafür. Immerhin ist auf der anderen Bettseite genügend Platz.

Still liegen sie nebeneinander und sehen zu, wie All Mights Schauspieler ein paar Kinder vor einem bösen Roboter-Schurken rettet. Damals war der Film ein absoluter Hype…

„…wie geht’s jetzt weiter?“, murmelt er unter dem affektierten Lachen.

Enji antwortet nicht sofort, sieht weiter zum Fernseher. Vielleicht weiß auch er es nicht. Aber er ist noch hier.

„...ich kann dir nicht so einfach verzeihen, Hawks“, brummt Enji, noch immer ohne ihn anzusehen.

Es fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube…doch er ist zu fertig, um darauf mit mehr als einem erschöpften Ausatmen zu reagieren. Das bittere Lächeln auf seinen Lippen kann er kaum aufrechterhalten, lässt sich in die Kissen sinken.

„Mh…“, nuschelt er und sieht an die Zimmerdecke.

Was soll er dazu schon sagen? Alles, was Enji vielleicht überzeugen könnte, ihm noch eine Chance zu geben, hat er bereits gesagt. Es ist nicht viel, es macht nichts gut oder beweist irgendwas…aber es ist alles, was er tun kann. Er fühlt sich resigniert…bis sich eine große Hand auf seine legt. Schwer und warm.

„Aber ich kann auch nicht ohne dich sein“, fügt der Ältere an und Hawks fühlt sein Herz schneller schlagen.

Oh Gott. Er wird heulen. Er spürt bereits das Brennen in seinen Augen und schließt sie kurz. Seine Kehle ist so eng, er weiß nicht, wie er reagieren soll.

„Es…wird dauern. Keine Ahnung, ob es je wieder so sein kann wie vorher…das hier ist kein Versprechen. Aber…ich…wenn sogar jemand wie ich…sich ändern kann…sollte ich dir zumindest dieselbe Möglichkeit geben. Ich…möchte dich dazu in meiner Nähe haben. Ab und zu…langsam. Wie ich sagte…wir sind immer noch Kollegen…und du bedeutest mir zu viel.“

Hawks blickt auf, während er sich an Enjis Pranke klammert. Er möchte ihn so sehr für seine Worte küssen, aber er weiß, dass er das nicht darf. Dass das hier keine Einladung ist, wie bisher weiterzumachen – er muss sich Enjis Vertrauen verdienen. Und seine Vergebung. Dann kann es vielleicht sogar noch besser als vorher werden. Ehrlicher. Echter. Wenn sie alles voneinander wissen…ohne Lügen. Geheimnisse.

Hawks möchte sich dafür anstrengen, also hält er seine Hand ganz fest und nickt mit dem ersten ehrlichen – wenn auch aufgelösten Lächeln in dieser Nacht.

„Okay“, murmelt er heiser, weil alles andere bereits gesagt worden ist. „Ich…gebe mir Mühe.“

Es ist kein Happy End…auch kein Neuanfang. Vielleicht wird es das auch nicht mehr sein…aber es ist eine Chance. Hawks wird sie nutzen. Diesmal wird er es nicht versauen. Das nimmt er sich fest vor.

Enji nickt nur. Ihre Finger bleiben ineinander verschlungen, während sie so beieinander liegen und einen Film gucken, den sie offensichtlich beide nicht ausstehen können. Aber das ist egal. Weil sie zusammen sind…und nicht mehr allein mit ihren Problemen. Es kann nur besser werden. Sie beide werden besser werden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Joah...was soll ich hierzu sagen.
Lichtregen hat mich angefixt, es hat Spaß gemacht...Dabi ist ein Arschloch, das ich sehr gern und anscheinend auch gut schreibe (wie  Monstrosity bezeugen kann)...ich bin ein schlechter Mensch? xD
Hach ja...es hat mich Kraft und Nerven an einigen Stellen gekostet...aber ich bin dennoch recht schnell fertig geworden.
Da ja, alles, was Spaß macht, verboten ist, muss man sich zu helfen wissen. ;)
Danke für die Kommentare, die mich motivieren - und wenn es nur ein oder zwei sind...die machen mich trotzdem sehr glücklich. <3
Beschwerden gehen raus an meine Managerin Lichtregen. xD

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff...es ist vollbracht.
Damit ist diese FF fertiggestellt und Mann...ich hab selten, glaube ich, so schnell so viel Text umgesetzt.
Dieses Ding hat mich geschafft, doch es ist am Ende so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. :)
Einen riesigen Dank noch mal an Lichtregen, die gebetat und mich motiviert hat.
Das letzte Kapitel ist dann doch etwas länger als gedacht geworden, aber ich bereue nichts. xD
Ich hoffe, ihr habt Freude dran (trotzdem es wenig Lichtblicke gab, aber hey...dramalama). ^^
In dem Sinne einen guten Rutsch ins neue Jahr! :D

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Von: Lichtregen
2020-12-29T18:38:02+00:00 29.12.2020 19:38
Erst einmal vorweg: das war ein wirklich sehr schöner und auch schön langer Abschluss dieses tollen OS! Ich hatte gar keine konkrete Vorstellung davon, wie du die Idee umsetzen und zu Ende führen wirst, hast aber meine Erwartungen übertroffen.
Hawks ist so am Arsch... Er tut mir die ganze Zeit einfach nur leid, auch wenn er es natürlich selbst verbockt hat. Wie er da so elend auf seinem Bett liegt und nichts mit sich anzufangen weiß, sich nicht einmal über seinen wachsenden Flügel freut, hätte ich ihn am liebsten in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles wieder gut wird. Aber so leicht ist das ja nicht. Und das hast du echt gut dargestellt.
Ich finde, du hast Hawks auch nicht zu weich und weinerlich dargestellt. In so einer Situation, dass die Person, die man liebt, einem nicht mehr verzeihen wird und alles danach aussieht, dass es für immer zu Ende ist, finde ich es viel mehr komisch, wenn er nicht weinen, sondern alles nur runterschlucken würde.
Wie Enji auf Hawks‘ Frage, ob er was trinken will, reagiert, fand ich echt fies. Ok, er ist kein Typ, Der um den heißen Brei herum redet oder einen auf freundlich tut, nur weil es die Gepflogenheiten erfordern. Aber es zeigt auch umso mehr, dass Enji echt verletzt ist und das Hawks auch zeigen will.
Die Frage, ob es etwas geändert hätte, wenn Hawks gewusst hätte, dass Dabi Enjis Sohn ist, interessiert mich auch echt. Die Antwort darauf bleibt Hawks ja schuldig, ist aber auch besser so. Enjis Fragen sind echt brutal. Aber da muss Hawks durch, wenn er ehrlich sein will. Auch dass es ihm irgendwie auch Spaß gemacht hat... nun ja, zumindest hatte sein Körper Spaß. Dass Enji daran zweifelt oder es zumindest so sagt, dass Hawks ehrliche Absichten mit ihm hatte, hat mich schon das Schlimmste für das Ende befürchten lassen.
Und als Enji zu der Sache mit dem Nomu und Hawks‘ ausgesparte Geschichte kommt, hat sich mein Magen verknotet. >_< Und dann noch, dass Hawks das Ganze vertuschen und Dabi zum Schweigen bringen wollte... Boah, das kann man eigentlich echt nicht wieder gutmachen.
Umso schöner, aber auch nachvollziehbar, finde ich, dass, obwohl Enji einen Schlussstrich zieht, die beiden doch nicht ohne einander können und deshalb wieder miteinander reden und sich annähern. Es ist ja wirklich so, dass nur die beiden einander verstehen können, da sich andere Leute nicht in der gleichen Situation befinden. Das schweißt halt zusammen.
Die Pressekonferenz hat mir sehr gut gefallen. Was Enji sagt, ist um einiges reifer als das, was er sonst von sich gibt. Aber die Situation hat auch ihn erwachsener und vernünftiger werden lassen. Auch wie er über seine Familie redet beziehungsweise nicht redet, war genau das richtige Maß. Überrascht hat mich tatsächlich, dass er auch Hawks in Schutz nimmt. Ich war genauso wie Hawks berührt von seinen Worten.
Ich mag es auch sehr, wie du außer den Aspekten der Beziehung zwischen den beiden zeigst, was mit Hawks und Enji nach dem Krieg als Helden wird. Die Idee, dass Hawks sich den nicht mehr vorhandenen Flügel ersetzen lässt, gefällt mir gut und macht mir auch Hoffnung für den Manga.
Die Szene am Strand machte mir auf Hoffnung. Dass Hawks so ehrlich ist und sagt, dass Enji ihm fehlt, erfordert echt Mut. Gerade weil er ja eigentlich weiß, dass der andere eine endgültige Entscheidung getroffen hat und er sich mit diesen Worten nur verletzlicher macht. Und Enji vermisst ihn auch, ahh! Da denkt man die ganze Zeit: Kerle, reißt euch zusammen und nehmt euch endlich in den Arm! Aber dafür war es noch zu früh... Danke übrigens, dass du den Satz mit „Enji, warte!“ reingenommen hast. ;)
Die inoffizielle Heldenbesprechung tat der Geschichte, gerade im Hinblick auf das Nachkriegsgeschehen, auch gut. Und natürlich diente es dazu, den Fokus einmal etwas von der Beziehungsdramatik zu nehmen, da es auch andere wichtige Ereignisse und Entscheidungen gibt. Die anderen Helden haben das Ganze auch etwas aufgelockert. Und die kleine Hand-an-Hand-Szene hat mein kleines Herz hüpfen lassen. Und dann das Wir am Ende von Enji. <3
Und dann... endlich! Hawks hatte ja schon die Hoffnung aufgegeben und war schon darauf eingestellt, dass Enji ihm nur die kleine Info zukommen lassen will. Aber dann... die Umarmung! <3
Hehe, und endlich kommt wieder ein flotter Spruch von Hawks mit dem Fanshirt! Da sieht man, dass er endlich wieder Hoffnung schöpft. Bei Enji, der in seinem Bett liegt, kann man ihm das auch kaum verübeln. ;)
Ich bin echt stolz auf dich, dass du das Projekt innerhalb von vier Wochen durchgezogen hast und es so toll geworden ist! Ich freu mich auf das nächste Projekt. ;)
Von: Lichtregen
2020-12-07T15:33:44+00:00 07.12.2020 16:33
Oh mein Gott, Pia, das hat mich echt zerstört! T_T Es ist genauso geworden, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt habe. Aber der Reihe nach...
Beim ersten Absatz habe ich echt gestutzt, dass Hawks (also du ;D) so Begriffe wie Vogelscheuche für All Might in den Mund nimmt. Gerade weil ich weiß, dass du gerade All Mights optimistische Seite so magst, hat es mich doch überrascht, dass du dies durch Hawks' Worte ein wenig in den Dreck ziehst. Aber ich finde Hawks' Worte auch sehr ehrlich und passend, gerade weil es zwar gut ist, wenn sich die Leute von seiner positiven Art etwas anstecken lassen, aber auch überraschend ist, dass es überhaupt funktioniert.
Ok, nun zu den beiden. Es bricht mir das Herz, Hawks in diesem Gewissenskonflikt zu erleben... Und dass er sogar froh ist, dass sie momentan selten Sex haben, zeigt umso mehr, wie beschissen die ganze Situation ist. Er will Enji nicht verlieren, könnte gar nicht ohne ihn, und richtet sein ganzes Handeln allein nach diesem Ziel aus. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass er, egal, wofür er sich entschieden hätte, das Unvermeidliche eh nicht hätte verhindern können. Außer in dem Fall, dass er vorab alles zugibt, was er im Rahmen seines Spiondaseins gemacht hat. Denn da er ohne Enji nicht leben kann, muss er sich ihm in seiner Dabi-Mission anschließen, um ihn zu beschützen, riskiert damit aber, dass Dabi sein vorlautes Mundwerk nicht halten kann und sein Geheimnis am Ende doch rauskommt. Also was tun, Enji allein und dadurch vielleicht sterben lassen oder mitgehen und dadurch Dabi nur noch mehr provozieren, sein Geheimnis auszuplaudern? Wobei ich Dabi so einschätze, dass er so oder so auf Hawks' Geheimnis zu sprechen gekommen wäre, auch wenn Enji allein gekommen wäre.
Als der Anruf der Kommission kam, waren meine Gedanken die gleichen wie von Hawks. Wollen die ihn verarschen? Und auch wenn Hawks am meisten über Dabi weiß und Enji als sein Vater ohnehin das Erstschlagsrecht hat, muss der Kommission doch bewusst gewesen sein, dass sie die beiden nur als Kanonenfutter verwenden? Die konnten doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass sie Erfolg haben würden in ihrer momentanen Verfassung? Enji, der sich die Lunge aus dem Leib hustet, und Hawks, dessen mickriger Flügelrest auch nicht wirklich hilfreich ist.
Dass Hawks noch auf eine Antwort von Enji wartet und dann steht der da schon im Büro, hat mich echt amüsiert. Ich dachte irgendwie, dass Hawks es später Enji erzählt und er dann inoffiziell mitmacht. Gerade weil ich gerade gar nicht weiß, inwiefern Enji überhaupt schon mal mit der Kommission zu tun hatte. Aber so war es definitiv besser und überraschender. :) Enji in Anzughose und Hemd war auch ein toller Fanservice-Moment. <3
Enji gefällt mir in der Szene richtig gut. Er wirkt so resolut und entschlossen, als er sich sofort bereit erklärt, den Auftrag zu übernehmen. Obwohl es echt eine unmögliche Bitte ist, wie Hawks richtig einwendet, da es sein eigener Sohn ist. Tja, und wie zu erwarten war, kann sich Enji hinterher doch nicht durchringen bzw. hatte vielleicht von vornherein die Absicht, seinen Sohn wieder auf die gute Seite zu ziehen. Was bei diesem Aas aber echt verschwendete Liebesmüh ist...
Die Nerven bei den beiden liegen echt blank, wie man dann gut sieht, als die beiden zuhause sind und sich gegenseitig mit Worten verletzen... obwohl sie sich eigentlich nur Sorgen um den anderen machen. *seufz* Als Hawks so verletzt war von Enjis Worten, hat mir das einen fiesen Stich versetzt. Aber nichts im Vergleich zu dem, der später noch kam... Aber dann diese herzerwärmende Szene, in der sie sich bei einander entschuldigen und... diese Zärtlichkeit! <3 Ich liebe es! Auch, wie du die Lemon so schön eingeleitet und auch beendet hast, was genug Raum für Fantasie lässt, aber auch genug beschreibt, dass man sich das Ganze vorstellen kann. Der nächste Satz "Sein Hintern brennt..." war danach einfach göttlich, ich musste irgendwie herzhaft lachen. XD Aber "Scheiß auf Todoroki Touya…das hier wird er ihm nicht kaputtmachen, egal, in welcher Hinsicht." hat nun leider wirklich nicht geklappt...
Enjis Reaktion auf Hawks' Geständnis hinsichtlich des Nomu fand ich sehr erwachsen. Es hat mich sher gefreut und positiv überrascht, dass Enji entgegen seiner alten Mentalität den Zorn und seine Flammen im Griff hat und Hawks' Beweggründe verstehen konnte. Gut, das war nichts Persönliches und zu dem Zeitpunkt kannten sich die beiden auch kaum. Etwas völlig anderes ist da natürlich die nicht-geschäftliche Beziehung zu Dabi, sodass ich verstehen kann, dass Hawks sich nicht getraut hat, es bei dieser Gelegenheit zu erzählen. Die Angst hätte mich genauso gelähmt. Andererseits hätte ich, da ich ja wusste, wie es weitergeht, in diesem Moment am liebsten auf Hawks eingeprügelt, dass er es jetzt sagen soll! Das Schlimme daran ist ja auch, dass Hawks ja gewissermaßen nur seinen Auftrag im Blick hatte, als er sich Dabi zugewandt hat. Allerdings hat es ihm auch irgendwie "gefallen", denn es war ja seine freie Entscheidung und trotz aller inneren Zurückhaltungen war der Sex mit Dabi ja nicht so abstoßend, dass er nicht gekommen wäre oder es nach dem ersten Mal nicht mehr hätte tun können. Dass sich das Ganze mit Enjis Sohn abspielt, wiegt vor dem Hintergrund, dass Hawks dieses Geheimnis mit Dabi begraben wollte, gar nicht mehr so schlimm... Hawks tut mir echt leid... Verdorben bis ins Mark... Was hätte er vorab anders tun können? Irgendwie nichts... Es tut mir in der Seele weh, dass er sich selbst so sehr dafür geißelt. :(
Die Kampfszene hat mir richtig gut gefallen. Es wirkte alles sehr energiegeladen und wie Hawks sich auf Dabi stürzt, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, während Enji zögernd daneben steht, hatte ich bildlich vor mir. Die Beschreibung von Dabis Haut war übrigens echt eklig. XD Als Dabi so plötzlich von den Freunden mit gewissen Vorzügen und Hawks Lippen um sein bestes Stück spricht, hat sich in mir alles zusammengezogen. Auch wenn Hawks ihn unterbrochen hat, war das Unheil schon angerichtet. Dabi ist so ein... ich finde keine Worte dafür. Ich finde, du hast ihn perfekt getroffen und für die Geschichte muss er das natürlich alles sagen. Aber das macht es nicht gerade einfacher zu sehen, wie sehr Enji durch Dabis Worte leidet... "Hawks hat das schon immer an Dabi gehasst. Wie er Zeit schindet, indem er redet…aber noch nie so sehr wie in dieser Sekunde" das kann ich so unterschreiben. Ich wollte die ganze Zeit nur, dass er sein dreckiges Maul hält! „Das…das ist nicht…“ wahr, sag, das das nicht wahr ist! Na, von dem ist das? ;D
Dabis Wahnsinn waren richtig überzeugend und seine letzten Worte IN DER HÖLLE INTERESSIERT DAS KEINEN MEHR! irgendwie cool. ^^° Und wie der Wald so in Flammen steht und alles um sie herum zusammenbricht... das war so passend als Metapher für ihre zerstörte stehende Beziehung. Die Atmoshphäre habe ich förmlich gespürt.
"Das begreift auch Enji. Hawks kann sehen, wie die Hoffnung erlischt." Noooooin!!! T______T
"Es ist vorbei." Du hast mich echt zerstört...
Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du den zweiten Teil so toll umgesetzt hast! Besser hätte ich es mir nicht ausmalen können. Dabi war das Arschloch schlechthin mit seiner vorlauten Klappe, ohne zu wissen, was er da anrichtet, da er wohl eigentlich nur ihr Team zerstören will, indem er Hawks diskreditiert. Hawks, der aufgrund seiner Entscheidungen jetzt vor dem Nichts steht... Und Enji, der sowohl seinen Sohn als auch seine Liebe verloren hat...
Ich bin gespannt auf den dritten Teil und habe ein wenig Angst davor...
Von: Lichtregen
2020-11-29T18:06:31+00:00 29.11.2020 19:06
Wie schnell dich diese Idee angefixt hat und du sie dann umgesetzt hast. XD Bin sehr stolz auf dich und deinen Fleiß! Aber mal zur Story:
Enji und Hawks sind einfach nur... abgefuckt. Ein tristes postkriegerisches Dasein voller halb leerer Schnapsflaschen, einer zerstörten Karriere und Familie, abgeranzt in dieser kleinen Hütte. Und über all das hinaus auch noch Hawks‘ verlorener Lebenssinn durch den Verlust seiner Flügel. Ich hoffe so sehr, dass es nicht dauerhaft ist, aber wer weiß schon, was im Manga passieren wird? Die beiden sind jedenfalls echt fertig und Dabi hat schon jetzt sein Ziel erreicht. Chaos und Zerstörung, sein Vater ist am Boden, aber tiefer geht immer. ;) Wie fertig er da vor dem Fernseher sitzt und sich trotz der ganzen Misere auch noch Schuldgefühle wegen Hawks‘ Verletzungen macht.
Wie du Hawks‘ aktuelle Lage beschreibst, gefällt mir auch sehr gut. Es ist dieses Stadium, wo man noch nicht wahrhaben kann und will, dass er seine Kräfte verloren hat, es verdrängt und doch nicht ganz daran glauben kann, dass es doch noch gut wird. Und dann diese Gewissensbisse... wegen Twice und wegen dem, was er „for the greater good“ getan hat, um seine Rolle zu erfüllen. Die Überleitungen zu den Flashbacks waren auch sehr gut gesetzt.
Dabi ist auch echt einfach ein mieses Arschloch. Du hast ihn wirklich gut getroffen und seine fast schon beiläufige Aufforderung, ihm einen zu blasen... da ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen. Generell bei der ganzen Szene und der Beschreibung seines getrimmten Schamhaares und dass Hawks aufgrund seines manischen Verhaltens auch Angst vor ihm hat. Völlig verständlich. Der Schlagabtausch von wegen, dass Hawks ja wohl nicht so einsatzbereit ist, wie er tut, war auch echt übel... Dabi ist so ein Wichser, da er Hawks eh nicht vertrauen wird, egal, welche Forderungen er auch erfüllt. Er will einfach nur zerstören und erniedrigen. Immerhin fühlt sich Hawks nicht ganz so erniedrigt, auch wenn es schon echt krass war. Hawks hat ja auch aus dem erzwungenen Sex das Beste draus gemacht... scheiß Leben als Spion.
Wie Enji und Hawks (dass Enji ihn weiterhin so nennt, finde ich auch am besten) miteinander umgehen und sich trotz der ganzen Widrigkeiten Halt geben und sich umsorgen, rührt mein Herz. Enjis Lunge und wie er röchelt... Oh Mann, ich kann es echt nur wiederholen, die beiden sind so kaputt, es bricht mir das Herz. Hawks hat so viel Liebe verdient und nur für seinen Auftrag muss er so weit gehen und Dabi über sich ergehen lassen. :( Da strengt er sich so an und Dabi hält es trotzdem nur für passabel. Wie gesagt, den Schlagabtausch mochte ich sehr gerne, die Charaktere hast du perfekt getroffen. Auch dass Hawks trotz seiner Widerstände und dass er es nicht gerne macht, weil er dadurch Enji hintergeht und Dabi zu recht nicht leiden kann, nicht schwach und ein Opfer ist, sondern jederzeit den Spieß umdrehen kann, wenn er will, gefällt mir gut. Der Nachteil ist natürlich, dass er aufgrund seiner freien Entscheidung, Enji zu betrügen, ganz allein dafür gerade stehen muss, dass er sich zu diesem
Schritt entschließt. Das hat er allein zu verantworten. Dass Hawks währenddessen ständig an Enji denken musste, bricht mir das Herz.
Auch wie Hawks versucht, sein fröhliches Wesen aufrechtzuerhalten und alles wegzulächeln, wobei er in Anbetracht der Umstände natürlich scheitert. Und Enji versinkt in seinen Schuldgefühlen wegen seines Sohns... Oh Mann, da ist echt einiges kaputt. Und Enji will sich von Hawks aber auch keine Absolution holen. Das Ganze ist gerade so fragil... Der letzte Absatz und insbesondere der letzte Satz haben mir den Rest gegeben. Ich hab echt Angst um die beiden...
Also insgesamt hat mir der erste Teil sehr gut gefallen. Kann es kaum erwarten, bis es weitergeht. :D
LG Deine „Managerin“ ;)


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