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Lwwy - Fünfjähriges Jubiläum

Eine kleine Sammlung für euch ♥
von

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I - Das Buch

„Das ist ne bescheuerte Idee.“
 

„Wenn wir schon zusammen nachsitzen müssen, können wir auch gleich was draus machen.“
 

„Wessen Schuld ist es denn, dass wir hier sind?“
 

„Lass gut sein, Danny. Du hast genauso mitgemacht.“
 

„Ja, aber doch nur, weil … weil …“
 

„Genau, weil – und jetzt gib mir das Buch, Lane.“
 

Victor hielt fordernd die Hand auf und widerstrebend übergab Danny ihm das Buch. Der schwere Ledereinband war gespickt mit kleinen goldenen Ornamenten, welche die verschiedensten Tiere zeigten: ein Hirsch, der einer Hirschkuh durch den Wald folgte. Ein Rudel Wölfe, das einen Elch in die Ecke drängte. Zwei Zebras, die zwischen einer Elefantenherde hindurch liefen. Vögel, die aus einem Wald aufstiegen. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar einige Ameisen entdecken, die fleißig kleine Äste und Steine in Richtung ihres Baus trugen.

Die hohe Kunst der Verwandlung – das Tier in mir schrie einem das Buch förmlich seinen Titel entgegen und Victor hätte schwören können, das leise Züngeln der Schlange gehört zu haben, die sich vertrauensvoll um das Wort Kunst schlängelte.

Cait wollte ihm das Buch schon wieder wegnehmen, aber er hielt es nur hoch. „Ich will es mir aber auch anschauen, Vic“, protestierte sie beinahe mit einem Schmollmund und Victor nickte. „Klar. Wirst du auch. Aber eins nach dem anderen.“ Sorgsam legte Victor das Buch auf das Lehrerpult, warf einen kurzen Seitenblick zu Alex, der Schmiere an der Tür stand und ihm zunickte und öffnete den Deckel.
 

Wirrer Nebel umgab sie; Tierlaute drangen von allen Seiten auf die fünf großen Augenpaare ein. Eine elegante Katze schlug vorwitzig mit der Pfote in Caits Richtung, während eine Gazelle anmutig durch den Raum hüpfte, direkt auf die bisher stumme Lola zu. Sie wich nicht zurück, als die Gazelle durch sie hindurch schlüpfte, nur, um aus dem Raum zu laufen.
 

„Ah, das ist schlecht“, nuschelte Victor und klappte das Buch schnell wieder zu. „Das Vieh wird uns verraten.“
 

„Es hat bestimmt keiner gesehen“, drängelte Danny, „komm schon, mach es wieder auf!“
 

„Vor fünf Minuten fandst du die Idee noch bescheuert“, erinnerte Alex ihn mit einem freundschaftlichen Grinsen und Danny entließ die Luft empört. „Ich hab meine Meinung eben geändert! Los, los!“
 

„Wenn uns Veenstra erwischt, bedeutet das sicher wieder Aufsätze“, stöhnte Cait und massierte sich übertrieben die Schläfen, während die anderen Vier in leises Kichern ausbrachen. „Wir haben ja dich, Brain“, schlug Vic ihr auf den Rücken, „du hältst ihn uns schon vom Leib.“
 

Sie waren eine seltsame Mischung, sie fünf.

Alles hatte am Anfang des Schuljahrs begonnen, als Cait neu auf die französische Eliteschule gekommen war. Sie hatte nicht lange gebraucht, um sich Danny und Alex als Kumpel auszusuchen und die wiederrum hatten nicht lange gebraucht, um sie Victor und Lola vorzustellen – und irgendwie war diese seltsame Truppe entstanden, die seitdem Beauxbatons regelmäßig gemeinsam auf den Kopf stellte. Sie hatten sich auf die Fahnen geschrieben, die Geheimnisse des Schlosses zu lüften, die besten und lautesten Partys zu feiern und Alex‘ und Dannys letztes Jahr so unvergesslich wie nur irgendwie möglich zu gestalten.
 

Victor war kein Gruppenmensch; wie diese vier es geschafft hatten, die guten Seiten des Franzosen vorzukehren, konnte nur ein Wahrsager beantworten. Eigentlich war er ein Hallodri, bei dem nicht wirklich klar war, wie gesund die Gnome im Oberstübchen noch waren. Zügel- und haltlos, irrational und zeitweise sadistisch, trotzdem gerne auf jeder Party gesehen, die er selten allein verließ. Kein Herz, keine Seele – und trotzdem war seine größte und einzige Angst, genau diese Seele zu verlieren.

Auch Danny und Lola waren weithin dafür bekannt, eher gebrochene Herzen (oder wahlweise Kiefer)zu hinterlassen, als sich auf eine Gruppe einzulassen. Trotzdem blieben sie. Danny drehte seine Ehrenrunden und nicht nur das verband ihn mit Alex: sie beide waren Musiker und verstanden sich durch die Klänge ihrer Gitarren. Während Alex eher der ruhige Typ war, war Danny laut und unangemessen, unverschämt und erinnerte mit seinem Hang zu schlechten Entscheidungen an einen echten Rockstar.

Lola kam aus gutem Hause, musste sich nie großartig Gedanken darum machen, ob sie etwas bekam – dass sie es bekam, stand außer Frage. Dennoch war ihr Arroganz stets fremd gewesen; stattdessen haftete ihr eine derartige Flatterhaftigkeit an, dass niemand sie lange an sich binden konnte. Die Spanierin mit den verrückten Ideen schaffte es ein ums andere Mal, sich und ihr Umfeld in die größten Schwierigkeiten, aber mit ihrem umwerfenden Lächeln auch wieder heraus zu bringen. Eine seltsame Bromance verband sie mit dem Franzosen Victor, die sie beide weder einschätzen konnten, noch sich die Mühe machten, aktiv darüber nachzudenken.

Wie bereits erwähnt, drehte auch der Musiker Alex seine Ehrenrunden – mit 21 Jahren war er definitiv der älteste Schüler, der Beauxbatons je abgeschlossen hatte (von den Anfängen der Schule und Danny einmal abgesehen), doch er stand weder Victor, noch seinem Musikerfreund Danny, noch Lola in irgendetwas nach, was Schabernack und Irrsinn betraf. Lediglich seine Gelassenheit hatte er den anderen voraus, die ihn erwachsener und geerdeter wirken ließ.

Die letzte im Bunde war auch gleichzeitig die Jüngste: Caitlin. Die Britin war erst in diesem Schuljahr nach Beauxbatons gewechselt und hatte schnell ihre Ambitionen, die vielen Fächer und Zusatzleistungen unter einen Hut zu bekommen, über Bord geworfen. Vielleicht war es das erste Treffen mit Danny, vielleicht das mit Lola gewesen … fest stand jedoch, dass die quirlige, nie um ein Wort verlegene Britin erst dafür sorgte, dass die Truppe sich so formte, wie sie heute im Raum für Geschichte der Zauberei eines ihrer vielen Nachsitzen absaß.

Das war irgendwie zu einem Running Gag geworden – meistens waren es Lola oder Victor (oder beide zusammen), die einen durchgeknallten Plan hatten und ihn mit den anderen zusammen in die Tat umsetzen wollten. Eigentlich hätten sie eine Stimme der Vernunft gebrauchen können, die mahnend den Zeigefinger erhob … so jedoch war Cait meist die erste, die Feuer und Flamme war, Danny meckerte ein wenig, zog jedoch spätestens nach zwei Minuten mit einem Grinsen mit und das Schulterzucken Alex‘ und die Aussage „ich stehe Schmiere“ unterzeichnete meistens den Plan.

Nur, dass Alex scheinbar nicht der beste Schmieresteher war.

Veenstra hatte sie einmal mehr erwischt und nun saßen sie ihre Zeit gemeinsam ab.

Dass sie das Buch trotzdem hatten mitgehen lassen, war Lolas unendlich großer Handtasche zu verdanken – sie hatte die Beute mit einem breiten Grinsen aus den Unweiten hervorgezogen und seitdem diskutierten die Fünf, wie es nun weitergehen sollte.

Dass die Nebelgazelle alles zunichte gemacht haben konnte, war frustrierend, aber nicht zu ändern.
 

„Aber als du das Buch geschlossen hast“, begann Cait den Faden aufzunehmen, „sind alle anderen Tiere auch verschwunden. Die Gazelle ist also auch zu hoher Wahrscheinlichkeit weg … Vielleicht hat sie niemand gesehen?“ Hoffnungsvoll blitzte die Britin in die Runde und Lola zuckte mit den Schultern.

„Selbst wenn … war halt mein Patronus. Wer soll uns das Gegenteil beweisen?“, behauptete die Spanierin und Danny nickte sofort. „Klar. Macht Sinn.“

Victor seufzte innerlich. Nichts davon machte Sinn; sie wussten nicht, was das Buch wirklich konnte, hofften nur, dass es den Spruch und die Anleitung beinhaltete, die sie brauchten . . . aber seit wann brauchte er Sicherheit, eh?

Alex‘ nahm ihm genau diesen Gedankengang ab. „Wir sollten uns trotzdem heute Abend treffen, nur, um sicher zu gehen…“

Victor blickte zu ihm, die Augenbraue gehoben. „Hast du etwa etwas dagegen, den Tag weiter mit uns zu verbringen?“, lockte er den Musiker, der jedoch nur lässig die Schultern hob und mit einem schiefen Lächeln erwiderte: „Ich habe Monsieur Ruiz versprochen, ihm mit den Abraxanern zu helfen. Es wäre ärgerlich, wenn ich das Versprechen nicht halten könnte.“

Lola schnaubte leise, murmelte etwas von „ja, ja, mit den Abraxanern helfen, schon klar“, während Cait mit den Augenbrauen wackelte und Danny ein „Lehrersliebling“ von sich gab.
 

Das Schweigen der Fünf dauerte eine Weile an, in der sie alle ihren eigenen Gedanken nachhingen und die Strafarbeit voranbrachten, an der sie eigentlich arbeiten sollten. Das Buch jedoch hatte sie nicht losgelassen und in stillem Einverständnis hatte sich Victor das Buch unter den Arm geklemmt und sie hatten den Schlafsaal des Achtklässlers als ihren Treffpunkt ausgemacht. Lounis würde eh bei Ray pennen und Jean-Luc . . . nun, der war einfach zu beseitigen. Es war der sicherste Schlafraum für die Fünf, worüber sie sich einig waren.

Sie hatten keine Ahnung, was sie mit ihrer Entdeckung wirklich losgetreten hatten.

Kapitel II - Der Tunnel

Auf leisen Pfoten schlich die Katze weiter voran, angespannt, jederzeit zur Flucht bereit. Der kleine Salamander, der sich in ihrem dichten Rückenfell festgeklammert hatte, störte sie nicht im Geringsten – sehr wohl jedoch der penetrante Geruch des Windhundes, der ihr in kurzer Distanz folgte, den Schwanz eingeklemmt, ganz so, als hätte sein Herrchen ihm gerade ordentlich die Leviten gelesen. Nur kurz huschten die aufmerksamen Katzenaugen zur Gazelle, deren Hufe keine Geräusche machten, da sie von kleinen Stoffbündeln umwickelt waren – so war das Herdentier beinahe genauso geräuschlos unterwegs, wie Katze und Hund, die sich Stück für Stück im schmalen Tunnel voran wagten.

Plötzlich: ein Jaulen.

Alarmiert blieb die Katze stehen; ihr Fell sträubte sich, jeder einzelne Muskel war auf Angriff oder Flucht eingestellt. Das leise Wimmern hinter ihr ließ ihre Ohren zucken, doch ihre Augen waren fest auf die Dunkelheit vor ihr gerichtet.

Klappernde Krallen auf Stein.

Und schließlich brach der Dingo aus der Dunkelheit hervor, eine bellende Warnung auf den Lefzen, als er in einem Heidentempo an ihnen vorbei sprengte.

Sofort setzten die Katzenreflexe ein und der Fluchtinstinkt siegte; zusammen mit den anderen Fluchttieren preschte sie durch den schmalen Tunnel, der gerade hoch genug für ihre Gazelle war und purzelte durch die getarnte Öffnung zwischen den Statuen im ersten Stock. Ihr Atem rasselte, als sie noch weitere Meter lief, nur, um sich im Fenstersims hinter einer großen Blume zu verstecken. Den Salamander hatte sie unterwegs verloren, sah das gelb-schwarze Wesen jedoch nur wenige Meter von ihr entfernt unter einen losen Stein kriechen; die Panik, welche die Gazelle verströmte, als sie an ihr vorbei in den nächsten Raum sprengte, ließ ihre Nackenhaare aufstehen. Dingo und Windhund schüttelten ihr Fell aus und kamen heftig atmend zu stehen, die großen ungläubigen Hundeaugen auf die Lücke zwischen den Statuen gerichtet.
 


 

…….
 

Nichts geschah.

Die Katze starrte weiterhin auf die Öffnung, wartete geduldig ab, während Dingo und Windhund sich bereits merklich entspannten und sich einander zuwandten, aufgeregt bellend und lärmend, und die Katze fauchte genervt. Was sollte der Lärm? Wovor waren sie weggerannt? Kurz zuckten die grünen Augen zum Dingo, der kurz auf der Stelle wimmelte, sich definitiv vor dem Blick der Katze fürchtend. Doch schließlich kehrte Ruhe in den Dingo ein und seine Gestalt veränderte sich – der Vierbeiner wurde zum Zweibeiner, aus hellem Fell wurden dunkle Haare und zerrissene Jeans und schließlich saß Alex auf dem kalten Steinboden, ein wirres Grinsen auf den Lippen.

„Sorry, muss mich verguckt haben“, klang seine Stimme noch immer schrill vom Dingoton und die Katze schüttelte die lästige Panik ab, leckte sich die schmerzenden Pfoten und bedachte Alex mit einem langen vorwurfsvollen Blick.

„Ah, Cait, wir sind alle gerannt. Jetzt sei keine Diva.“ Ein Augenzwinkern folgte den Worten und die Katze verabscheute es, dass er sie so leicht um den Finger wickeln konnte, wenn er sie genau an der Stelle hinter dem Ohr kraulte . . . Ihr entwich ein leises Schnurren und ehe sie sich gegen den Instinkt hätte wehren können, schmiegte sie ihren Kopf an die Musikerhand und stieß ein versöhnliches Maunzen aus.

Aus dem nahegelegenen Raum trat Lola, die unordentlichen Haare aus der Stirn wischend und einen Ausdruck zur Schau tragend, der zwischen Aufregung und Ärger mäanderte. „Was … war das, Alex?“

Angesprochener zuckte nur mit den Schultern. „Dingoinstinkte. Zu blöd, dass wir keinen Bären oder so in unserer Truppe haben.“ Lola schnaubte unzufrieden, grinste jedoch. Ihr Animagus hatte einen derart flotten Herzschlag, dass es ihr unmöglich zu ergründen war, ob es ihre eigene Panik, oder der Instinkt der Gazelle waren, die ihr Herz noch immer zum Flattern brachten. Dass es nicht Victor war, der sich den Stein vom Kopf schob, ansonsten aber keine Anstalten machte, sich vom Boden zu erheben, war absolut klar. Auch Danny saß noch immer auf dem Boden, den Windhund mittlerweile hinter sich gelassen, aber nicht besonders glücklich aussehend.

„Sag mal … sind wir jetzt echt vor NICHTS weggerannt?!“, fluchte er in Alex‘ Richtung und der grinste ihm nur entgegen. „Du kannst das nächste Mal gerne vorgehen, Danny.“ Der Siebtklässler zögerte und verzog schließlich das Gesicht, die Arme verschränkt und eine trotzige Antwort auf den Lippen, die jedoch von Cait unterbrochen wurde. „Noch einmal.“ Ihre Beine baumelten von der Fensterbank und sanft zog sie Alex‘ Hand aus ihren Haaren. „Wir müssen da noch einmal rein.“
 

Kurz schwiegen die Fünf – die Aufregung aller war beinahe greifbar. Sie schauten einander an, verschwörerisch grinsend, und mochte es das Adrenalin oder der pure Wahnsinn sein, sie nickten einander zu.
 

„Aber nicht mehr heute“, wandte Victor mürrisch ein. Es gefiel ihm selbst nicht, doch er war nicht mehr in der Lage, seine tierische Gestalt noch ein weiteres Mal hervorzurufen. Er war müde, hungrig und fror – eine Nachwirkung vom Leben als Salamander, man fror praktisch immer. Und man lernte Steine und das Sonnenbaden zu schätzen, wirklich. Er hatte keine Ahnung, ob es den anderen mit ihren Animagi ähnlich erging, aber Victor erwischte sich immer öfter dabei, sich einfach in die Tierform flüchten und in den Tag hinein leben zu wollen.

„Hunger“, stimmte Alex einsilbig zu und Lola nickte. „Und wir müssen dringend mal aus dem Gang raus. Nicht, dass Veenstra gleich wieder um die Ecke schwebt…“
 

Sie alle kicherten und verabschiedeten sich – Danny wollte seiner Schwester schreiben, Victor noch ein paar Drinks kippen, Lola und Cait mussten zum Training und Alex hatte Abaraxaner-Verpflichtungen. Aber ihnen allen war klar, dass sie es am morgigen Tag, wie auch schon jeden anderen Tag der letzten drei Wochen, wieder versuchen würden.

Das Geheimnis um die zweite Schule würde gelüftet werden.

Kapitel III - Das Treffen

„Bei allem Koboldgold … Was … ist das hier?“

Alexandre sprach aus, was sie wohl alle fünf gerade in diesem Moment denken mussten.

Sie standen in einem gigantischen unterirdischen Gewölbe, das sich weiter erstreckte, als das menschliche Auge blicken konnte. Alex fühlte sich an die Mienen von Moria erinnert aus einem der klassischen Muggelfilme, aber die Analogie wäre bei seinen Freunden vermutlich fehl am Platz gewesen. Stattdessen streckte er die Hand aus und sah dabei zu, wie die blauen und grünen Lichter, klein und unscheinbar wie Glühwürmchen, sich um seine Haut sammelten. Seine Freunde stießen überraschte Laute aus, taten es ihm gleich und schon bald erstrahlten sie alle in seltsamen Auren, die sich warm und weich und willkommen anfühlten.

Lediglich Victor schien nicht wirklich beeindruckt und wischte schließlich mit den Händen durch die Luft. „Wir sollten wieder gehen“, stellte er trocken fest und Lola warf ihm einen Blick zu, als wolle sie ihn auslachen. Tat sie schließlich auch. „Oh, hat Monsieur Angst?“, scherzte sie und erntete auch von Danny und Cait ein Lachen, doch Victor schüttelte den Kopf.

„Non, nie. Aber … ich weiß nicht, merkt ihr das denn auch nicht?“ Auffordernd hob er eine Braue, blickte alle einzeln an, stieß jedoch nur auf Unverständnis. „Leute, wir stehen hier unter Beauxbatons in einer riesigen Halle, die nicht da sein sollte, weit und breit ist niemand und nichts zu sehen, außer diesen komischen Lichterfeendingern und ihr findet das kein bisschen seltsam?“

Cait war die Erste, die das Gesicht verzog und die Lichterfeendinger wieder abschüttelte. „Er hat Recht“, gab sie ungern zu, „das ist ein bisschen zu … tja … einfach? Ne, falsches Wort, damn…“ Sie hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden und auch Danny und Lola, sonst nie um eine Antwort verlegen, sahen sich sprachlos der Frage des Franzosen gegenüber. Selbst Alex, dessen Ruhe sie alle in anderen Situationen bereits beeindruckt hatte, wirkte deplatziert.

„Seid ihr high?“, grinste Victor und verschränkte die Arme. So abwegig war der Gedanke nicht mal, richtig? Wer wusste schon, was die Lichterfeendinger für einen Effekt auf Menschen mit Herz oder Seele hatten – dass der Firou beides nicht besaß, war ein offenes Geheimnis, natürlich nur metaphorisch gesprochen – und Fakt war nun einmal, dass seine vier Kumpels sich gerade sehr seltsam verhielten.

„Ah, okay, wenn ihr eure Sprache verloren habt, regel ich das schon.“ Victor verdrehte die Augen, zog den Zauberstab und –
 

Plötzlich ertönte ein schriller, markerschütternder Schrei. Das Blut in seinen Adern gefror, als ein Flüstern durch die endlosen Tiefen der Halle ging. Sein Griff um seinen Zauberstab festigte sich, während seine vier Freunde noch immer von den Lichterfeendingern festgehalten wurden – Lola und Alex schienen allerdings zufrieden mit der Situation, während Cait sich sichtlich gegen die Zuwendung zu wehren versuchte. Danny schlug wild um sich, doch das Licht war anhänglich und ließ nicht locker.

Victor war auf sich allein gestellt, als wehende dunkle Roben hinter einer Säule hervortraten. Sein angeblich nicht vorhandenes Herz schlug einen panischen Rhythmus – er spürte den Sog, die Panik, als die modrigen Hände sich in seine Richtung ausstreckten. Ein Dementor…! Hier..?! Seine Augenlider flatterten – er hatte keine Möglichkeit sich zu verteidigen – hatte den Spruch nie gelernt – kannte kein Glück – hatte keine glücklichen Erinnerungen – nur das Verlangen, solche Erinnerungen mit den vieren zu schaffen – hatte keine Möglichkeit zu entrinnen – er würde sterben, sterben, sterben …
 

„EXPECTO PATRONUM!“
 

Die Gazelle sprengte in einem wütenden Galopp auf den Dementor zu, der kreischend zurückwich und im Dunkel des Säulenwaldes verschwand.

Victor stand der Schweiß auf der Stirn; sein Herz führte noch immer einen panischen Tanz in seiner Brust auf und abwesend griff er nach Lolas Hand, als diese ihm hoch half. Wann war er gestürzt? „Wisch dir die Tränen ab, du Memme“, grinste Lola ihm da ihr wildes, unheilvolles Grinsen entgegen, doch in ihren Augen lag ein seltsamer Schimmer, den er nicht kannte, den er nicht greifen konnte. Sorge? Victor schüttelte den Kopf, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und hörte die Spanierin frotzeln: „So viel zum Thema ‚ich regel das schon‘, eh?“ Victor sah, wie Cait, Danny und Alex sich auch endlich von den Lichtern befreit hatten – oder war der Schrei des Dementors der Startpunkt zur Befreiung gewesen? Er blinzelte. Schaute zu Lola. Verspürte plötzlich den Drang sich zu entschuldigen, aber Dannys Stimme schnitt erschrocken durch die Luft und er machte den Mund wieder zu.

„Was – scheiße – war das?! Wo sind wir hier?! Was ist das für ein beschissener Ort?! Diese Lichter, was?“ – „Keine Ahnung, und ein Dementor?!“ – „Was geht hier vor?!“ – „Wurden wir angegriffen?“ – „Sind wir wirklich noch in Beauxbatons?!“ – „Portschlüssel?“ – „Geheime Gänge in irgendwelche Ministeriumsforschungsabteilungen…“ – „…und wieso war da ein fucking Dementor…“ – „…und überhaupt, was waren das für Lichterdinger?!“ – „Wir sollten gehen, dringend.“
 

„Das sehe ich genauso.“
 

Das Stimmenwirrwarr der Vier wurde jäh unterbrochen von einer tiefen, dunklen Stimme. Aus den Schatten der Säulen pellte sich abermals eine Gestalt, nicht viel größer als sie selbst, doch ihr folgten weitere Gestalten. Lange Schatten wurden von dem spärlichen Licht geworfen und die Augen der Wesen leuchteten rot, als sie sich in einer gruseligen Einheit näher schoben.
 

„Ihr gehört hier nicht her. Verschwindet.“
 

Die Stimme klang beinahe menschlich und Victor, der den Schock über den Dementor verdaut und sich an der Diskussion zuvor auch nicht beteiligt hatte, schob sich vor die anderen, den Kopf schief gelegt und die Statur eines der Wesen fixierend.

„Und wenn nicht? Euer Dementorentrick hat nicht funkioniert. Was wollt ihr jetzt tun, hm?“, wagte er sich weit mit Spekulationen hervor, doch scheinbar traf er einen wunden Punkt, einen Kern der Wahrheit. Die Gestalten hielten in einem Rutsch inne und das Rot ihrer Augen verschwand. Schemen formten sich zu Körpern; Menschen, genau wie sie. Noch präziser: Schüler. Sie trugen Uniformen, die den ihren gar nicht so unähnlich waren und schienen teilweise ebenso überrascht, ebenso verängstigt wie die Fünf, die in die großen Hallen des unterirdischen Beauxbatons eingetreten waren.

„Wer seid ihr?“, wagte nun auch Alexandre einen Kontaktversuch und der junge Mann, der vor ihnen stand, verschränkte die Arme, schien sie zu messen und mit seinen breiten Schultern zu versuchen, die anderen vor ihren Blicken zu schützen. Es waren nicht viele – vielleicht zehn, zwölf Schüler – die ihnen gegenüberstanden, und dennoch ging von ihnen eine Art Zauber aus, die Victor zutiefst traf und den er nicht benennen konnte.

„Ich bin Lounis. Und ihr bewegt eure Ärsche jetzt aus meinem Reich, klar?“ Ein Schnalzen aus den Reihen der fremden Schüler war zu hören und einer der jungen Männer schob sich an Lounis‘ Seite, ihm eine Hand auf die Schulter legend. „Was er sagen wollte war: wer seid ihr und was tut ihr hier?“ Ein harter italienischer Dialekt war im Französisch zu vernehmen und Victor spürte den Blick des Dunkelhaarigen auf sich kleben – ein geheimes Feuer lag in den dunklen Augen, das ihn grinsen ließ. Es fühlte sich vertraut an.

Alex deutete zuerst auf sich, scheinbar willens, das alles hier aufzulösen und dem Rätsel auf die Spur zu gehen. „Ich heiße Alex. Das hier sind Victor, Cait, Danny und Lola“, dabei zeigte er nacheinander auf sie. Victor hob die Hand, genau wie Cait. Danny starrte einfach nur erschrocken auf die Schüler vor ihnen und Lola verzog das Gesicht, die Arme verschränkt. „Wir waren auf der Suche nach Abenteuern und haben euch gefunden. Aber ich glaube, wir sind verwirrter, als ihr…“, beendete Alex die fadenscheinige Erklärung, aber sie traf es eigentlich ganz gut auf den Punkt.

Lounis und der Dunkelhaarige neben ihm schauten sich an und schwiegen. „Er sagt die Wahrheit“, ertönte eine raue Frauenstimme aus den Reihen der Schüler. Victor suchte die Gesichter ab und fand ein sommersprossiges Gesicht eingerahmt von roten Haaren – auch die Augen des Mädchens funkelten und hatten eine stumme Forderung in ihnen, die Victor nicht greifen konnte. „Zumindest größtenteils“, fügte sie leiser hinzu und zuckte mit den Schultern, was dem Dunkelhaarigen der beiden Jugs wohl ausreichte, um zu nicken und Alex die Hand zu reichen. „Diego mein Name. Willkommen im Dunklen Schloss. Ich bin mir sicher, ihr habt viele Fragen … Aber beantwortet mir zuerst eine: wie habt ihr die Verteidigungsmechanismen umgangen? Manon hier“, er deutete auf eine lauernde Gestalt, die ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, „hat es schon dutzende Male versucht und wurde doch immer wieder erwischt.“

Jetzt war es an Cait zu antworten und das Grinsen in der Stimme war hörbar. „Wir sind Animagi.“

Lounis stieß ein sarkastisches Pfeifen aus und traf scheinbar mit seiner abfälligen Reaktion auf Gegenliebe in seinen Reihen. „Jah. Klar. Privilegierte Kids kriegen also auch noch ne Animagusgestalt, logo. Hätten wir uns auch denken können.“ Der Hass in seiner Stimme war beinahe greifbar und Cait wollte bereits antworten, aber Alex legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zu unterbrechen. Leider schaffte er es nicht bis zu Lola, die zurückfeuerte: „Können wir ja nichts für, wenn wir offenbar so viel cooler als ihr sind. Also, steck dir deine blöden Sprüche sonst wo hin, Loser.“

Eine der Gestalten aus der Menge löste sich – ein grobschlächtiger Kerl mit ebenso breiten Schultern wie Lounis – und marschierte straight auf Lola zu. „Sag das noch einmal, Flittchen.“

„L-O-S-E-R.“
 

„DAS REICHT!“
 

Eine dünne feminine Stimme durchbrach die Anspannung und alle Augen richteten sich auf eine zierliche Blondine, die unter all den Blicken noch kleiner zu werden schien. Sie klammerte sich an die Hand einer großgewachsenen Rothaarigen, deren milchiger Blick zwischen ihnen hindurch ging. Die Blondine schniefte kurz, schien dann aber ihre Stimme wieder zu finden.

„W-Warum müssen wir … Müssen wir wirklich streiten?“

„… Sophie?!“

Dannys erste Worte, seitdem sie die Gestalten gefunden hatten, irritierte ebenfalls jeden Anwesend, die kleine Blondine ganz vorweg. Die großen Augen wurden noch größer und beinahe stand Angst in ihnen.

„D-Daniel..“

„Danny – aber egal – was … wie … ich dachte, du bist zu Hause … und jetzt … das glaube ich einfach nicht! Du bist eine Hexe?! Warum hast du nichts gesagt, wie … was … das kapiere ich nicht…“

Danny war immer weiter auf Sophie zugegangen, die sich immer stärker an der Rothaarigen festhielt und schließlich streckte diese die Hand aus. „Halt. Nicht näherkommen. Sie hat Angst vor dir.“ Die Stimme der blinden Rothaarigen war beruhigend und beängstigend zugleich; ihr wohnte eine Kraft inne, die Danny innehalten ließ. „Sie ist meine Schwester!“

„Was?!“, enfloh es allen Vieren, die mit Danny hier unten gelandet waren und auch einigen der anderen auf der anderen Seite.

„Was für ein Bullshit“, spuckte Lounis aus, gleichzeitig mit Alex der lachte und sagte: „Du hast eine Schwester?!“

Und keinen Moment später nickte Sophie langsam und die Reaktion einer derart verängstigten und schüchternen Person, schien alle im Raum zu beeindrucken, zu beruhigen. „… Er ist mein Bruder“, bestätigte sie leise seine Worte und von da an war alles klar. Die Barriere, die zuvor durch harte Worte, Beleidigungen, Unverständnis und Irritation aufgebaut worden war, schien zu zerbrechen.
 

Lounis, Diego und Raymond wandten sich nahtlos an Victor und seltsamerweise kamen sie direkt miteinander zurecht – Victor erzählte den drei Jungs, wie sie das geheime Tor zwischen dem Marmor entdeckt hatten und den Plan gefasst hatten, Animagi zu werden, um durchzubrechen. Diego hingegen öffnete sich ein wenig, berichtete von der Schulgründung des Dunklen Schlosses und dem Sinn und Zweck des Ganzen - Schülern, die verloren waren, ein zu Hause zu geben. Ein großes Geheimnis, wie Raymond beteuerte und Victor kam nicht umhin, das alles unheimlich anziehend zu finden. Auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen. Dass Lounis sich nach dem Sucher und Kapitän aus Victors Quidditchteam erkundigte - Elias - ließ den kurz stutzen, aber mit einem Schulterzucken erzählte er, was für ein verklemmtes Weichei er sei und Lounis lachte gezwungen auf, versicherte Victor aber, wenn er noch einmal was bei Elias versuchen würde, würde er den nächsten Tag nicht mehr erleben. Das zweideutige Zwinkern des Franzosen auf diese Drohung, ignorierte Lounis weitestgehend, auch, weil Raymond auf die Drohung einging und Lounis den Rücken stärkte. Diego glättete die Wogen schnell wieder und lenkte das Thema zurück zum Animagus und Victor erzählte, wie sie das Buch gefunden und den Zauber zu Fünft gelernt hatten.
 

Danny hatte sich ein wenig näher zu seiner Schwester gesellt und versuchte, zu ihr durchzudringen, während Claire – die blinde Rothaarige – Abstand zwischen ihnen hielt und gleichzeitig Sophie zu ermutigen schien, zu sprechen. Irgendwann lächelte Danny und streckte die Hand aus. Scheu schüttelte Sophie sie und quietschte erschrocken auf, als Danny sie in eine unbarmherzige Umarmung schloss, die Tränen an ihrer Schulter versteckend, damit ihn bloß niemand auslachen konnte. Claire nutzte die kurze Verwirrung Dannys aus und erkundigte sich nach Olivier, einem jungen Mann aus der Achten und Danny gab zu, dass er ihn kannte und nicht ausstehen konnte. Claires Lächeln war zierlich und zerbrechlich und Danny seufzte und berichtete, dass Ollie wohl vor einiger Zeit mit Ellie zusammengewesen war - dass Corentin daraufhin die Ohren spitzte und am liebsten aus dem Gespräch mit Alex ausbrechen wollte, bemerkten weder Danny, noch Claire.
 

Alex hatte sich ein wenig weiter in die bunte Truppe an Schülern gewagt und hatte Corentin und Freddie kennengelernt, zwei junge Männer, die scheinbar Ärger und Pech magisch anzuziehen schienen – Freddie hatte eine schwere Kindheit gehabt und war von Pflege- zu Pflegefamilie gereicht worden und hatte irgendwann Cor kennengelernt, der als Sohn eines Squibs trotzdem Magie aufwies und mit den Umständen ebenso wenig zurecht zu kommen schien, wie sein jüngerer bester Freund. Alex schaffte es spielend, das Herz der beiden zu erreichen und er erzählte ihnen, wie es sich anfühlte, als Schakal durch die Gänge zu hetzen. Immer wieder versuchte Cor das Gespräch auf die Mitschüler Alex' - im Speziellen auf Ellie - zu lenken, doch Freddie war so gebannt von den Animagi-Erzählungen, dass Cor keine Chance hatte, mehr Informationen zu ergründen.
 

Cait hatte sich mit Jezebel – derjenigen, die sie als ehrliche Menschen entlarvt hatte – zusammengesetzt und lernte Manon – die Ausreißerin – und Rebecca kennen. Die drei Mädels hätten unterschiedlicher nicht sein können und Cait spürte die Anspannung zwischen ihnen förmlich; während Manon immer auf dem Sprung schien und sich vor der Nähe zu anderen ekelte, schien Jez so durchleuchtende Augen zu haben, dass man ihrem Blick ausweichen wollte. Rebecca wirkte auf den ersten Blick normal, doch das Lächeln, das sich auf ihr Gesicht legte, als Cait von der Panik beim ersten Versuch des Durchbrechens durch die magische Barriere erzählte, ließ Cait schaudern. Die beiläufige Erkundingung nach Ireyon, einer Bekannten, wie Rebecca es ausdrückte, ließ Cait die Ohren spitzen und bereitwillig erzählen, was sie von der strebsamen Siebtklässlerin wusste und Rebecca schien dankbar für die Offenheit. Plötzlich war das Schaudern vergessen und Cait erwischte sich dabei, wie cool sie die drei Mädels fand.
 

Lola hatte einen ruhigen gutaussehenden Dunkelhaarigen gefunden, der ihr erklärte, dass sie Verbindungen zu Beauxbatons hatten und dass Rémi, der Kleine aus der Sechsten, von ihm das gute Zeug kriegen würde. Lola war sofort Feuer und Flamme und tauschte Galleonen gegen Tränke, die Christophe ihr bereitwillig verkaufte. So direkten Kundenkontakt zur Oberschicht hatte er selten und Aqe, der den beiden zugehört hatte, lachte in sich hinein. Er warf ein, dass sein Bruder ebenfalls auf die Schule ging und erkundigte sich bei Lola nach Vari – aber natürlich hatte Lola keine Ahnung, dass Vari überhaupt existierte. Immerhin war er wesentlich jünger und selten auf Partys zu sehen.
 

„Das … müssen wir irgendwie feiern“, stellte Alex schließlich irgendwann fest und die Kids aus der Dunklen Schule schüttelten nur den Kopf, beinahe wieder eine gruselige Einheit. „Ne, lasst mal. Es ist besser, wenn ihr bald verschwindet. Wenn Marco euch hier erwischt…“

„Marco . . . wie in Monsieur Marco Gilardino?!“, entfuhr es Cait entgeistert und Lounis nickte, irritert. „Klar, wer sonst?“

„Ist der hier etwa auch Lehrer?!“

Lounis lachte sie unverhohlen aus und winkte ab. „Neee. Der ist der Schulleiter.“

Alex, Danny, Lola, Victor und Cait staunten nicht schlecht, aber irgendwie ergab es Sinn. Obwohl … tat es das? Victor drängte sich eine Frage auf und er deutete auf die lange Halle, als wolle er sie umarmen. „Ist das hier eure Schule?“

Diego schüttelte den Kopf. „Nein. Das hier ist nur die Eingangshalle. Magische Täuschung. Mehr werdet ihr auch nicht zu sehen bekommen, solange ihr die Augen nicht öffnet.“ Ein mysteriöses Lächeln huschte über die Züge des Italieners und er ließ die Fünf grübelnd zurück. „Einige von uns müssen gehen. Ihr könnt bleiben“, entgegen Lounis‘ Worten bot er ihnen an zu bleiben und Lounis knurrte, „aber auf eigene Gefahr. Wenn Marco euch hier erwischt, werdet ihr sicher der Schule verwiesen.“ Er zuckte lässig mit den Schultern, legte Jez einen Arm um die Schultern und zog die Rothaarige mit sich, die noch einen letzten Blick über die Schulter zu ihnen warf.

Die Fünf verstanden nicht, dass sie Diego „ich mag sie“ zuflüsterte und Diego ein „hm“ erwiderte.
 

Victor schlug in die Hände.

„Ich halte nicht viel von Schulbildung, also …“

Lola stieg darauf ein und deutete auf Lounis, der geblieben war. „Du. Lounis, richtig?“ – „Ja.“ – „Wie läuft das hier? Wie macht ihr das? Was … ist das hier überhaupt?“

Lounis schien die Fragen nicht wirklich zu verstehen – ein Glück, dass auch Christophe, Freddie und Corentin geblieben waren, die sich mit der Erklärung mehr oder weniger abwechselten. Christophe setzte an: „Hört zu: wir alle haben unsere Gründe, dass wir hier sind und nicht bei euch oben. Sei es, weil wir zu störrisch“, damit deutete er auf Freddie, „zu anders“, damit deutete er auf Cor, „oder zu gefährlich“, und damit deutete er auf Lounis, „für die normale Zauberergesellschaft sind. Fakt ist, dass keiner von uns euch das gerne unter die Nase reibt, okay? Wir sind auch nicht wirklich freiwillig hier, aber es ist besser, als gar nicht zur Schule gehen zu können.“

„Und was ist mit dir?“, fragte Cait frei heraus, die ebenso wenig wie die anderen Vier von der Eröffnung beeindruckt war. Zumindest äußerlich nicht, im Köpfchen der klugen Britin ratterten die Zahnräder. „Freddie ist ein Problemkind, Cor hatte den falschen Vater, Lounis schlägt gern Köpfe ein … was ist mit dir, Chris?“

Die drei angesprochenen schienen mit der Analyse ihrer Probleme mehr oder weniger zufrieden; Cor legte Freddie die Hand auf die Schulter, stellte Augenkontakt her und schüttelte den Kopf, ganz so als wolle er sagen, dass Cait es nicht böse meinte. Lounis lupfte eine Augenbraue, den Blick auf die kleine Blondine gerichtet, als wolle er ausdrücken, dass ihr hübscher Kopf der nächste war. Christophe gluckste und legte den Kopf schief, Blickkontakt zu Cait suchend. „Caitlin-“ – „Cait.“ – „Gut, Cait. Wie ich es schon sagte: wir reiben es niemanden gerne unter die Nase. Wir haben alle unsere Gründe und wir würden es bevorzugen, wenn ihr einfach stillschweigend wieder verschwindet und das alles hier vergessen würdet. Oder zumindest die Klappe haltet.“

Danny schüttelte den Kopf. „Klappe halten: okay. Aber ich will meine Schwester wiedersehen.“

Lounis schnaubte: „Der ist echt so dämlich, wie er aussieht.“ Cor lachte und Freddie stimmte ihm stumm zu, was Danny aufbrausen ließ: „Willst du deinen Bruder nicht auch wiedersehen, Lounis?!“ Lounis stockte und wandte den Blick ab – Danny schien einen wunden Punkt getroffen zu haben und Danny wäre nicht Danny, wenn er nicht mit Volldampf genau dort rein grätschen würde. „Also, ich für meinen Teil fänd es ganz schön scheiße, meine Schwester jeden Tag anlügen zu müssen…“

Lounis mahlte mit dem Kiefer und schließlich legte Alex Danny eine Hand vor die Brust.

„Okay, mal angenommen, wir halten die Klappe, würden euch aber trotzdem gerne wiedersehen … Geht das gar nicht?“, versuchte der Älteste der Gruppe es noch einmal diplomatischer und Christophe legte die Stirn in Falten, die Fünf vor sich musternd.

„Wir sind nicht gerade für unser Vertrauen bekannt“, warf Cor ein, „und auch nicht dafür, besonders vergebend zu sein, wenn was schiefläuft. Chris, sollen sie doch wiederkommen, wenn sie wollen. Die Konsequenzen müssen sie eben selbst ausbaden.“

Chris schien noch einen Moment zu überlegen, dann nickte er schließlich und warf Alex einen kleinen Talisman aus der Hosentasche zu. „Der Schlüssel für die Vordertür, wenn ihr reinkommen wollt. Er hält auch die Feen davon ab, euch zu erwischen. Oder den Dementor. Lasst Marco den nicht sehen und seht zu, dass ihr die Klappe haltet. Für uns geht es hier um viel mehr, als für euch … Also … wenn Marco den Schlüssel findet, wird er in Flammen aufgehen. Als kleiner Gruß von Diego.“ Chris grinste schief – das Grinsen spiegelte sich auf dem Gesicht der Fünf und so war es beschlossene Sache.

Sie würden wiederkommen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Luthien-Tasartir
2020-08-19T14:08:37+00:00 19.08.2020 16:08
Ich hab übrigens echt Lust, die Idee Canon zu machen. xD Just sayin...


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