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Anders ist schön

Shounen-Ai Original
von

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1: Begegnung

Hallo. Hier lest ihr die überarbeitet Version von "Anders ist Schön". Am Inhalt wird sich kaum etwas ändern, ich will die Geschichte nur schreibstilmäßig an meine anderen Werke anpassen. (Der Betadank geht an Zimbl. Du bist die Beste *_*)
 

Also, los geht’s.
 

~~

01: Begegnung

~für Phanera~
 

Als Ren Taki zum ersten Mal begegnete, hatte er nicht das Gefühl, einem sechzehnjährigen Jugendlichen, sondern einem sehr viel jüngeren Kind gegenüberzusitzen.

Der Kleine saß auf einem Plastikstuhl in der Sonne und starrte aus seinem Einzelzimmer hinaus auf den Hof; die blond gefärbten Haare hingen ihm ins Gesicht. Andere Kinder spielten unten miteinander und genossen den ersten warmen Frühlingstag, doch Taki blieb drinnen, hier fühlte er sich in Sicherheit.

„Willst du nicht auch hinausgehen?“, fragte Ren vorsichtig, nachdem er sich vorgestellt hatte und ein paar Minuten lang fast vorwurfsvoll von seinem Gegenüber angeschwiegen worden war.

„Was soll ich denn da unten?“, kam die einsilbige Antwort. „Sie wollen mich nicht dort unten. Ich bin kein kleines Kind. Ich kann nicht mit ihnen spielen, nicht mehr.“
 

Nach diesem Treffen war Ren immer wieder bei Taki aufgetaucht.

Natürlich war er irgendwann von seinem fast immer schweigenden Gegenüber gefragt worden, warum er das tat.

Nun, Ren hatte eine Aufgabe. Er war Sozialarbeiter und beauftragt worden, sich persönlich um Taki Tagami und dessen Seelenheil zu kümmern. Da er seinen Job sehr genau nahm, versuchte er sich mit seinem Patienten anzufreunden, um ihn so aus dem Schneckenhaus zu locken, in das er sich verkrochen hatte. Dass das nicht so einfach war, hatte Ren schnell bemerkt, doch er hatte beschlossen, nicht aufzugeben.
 

„Taki, ich mache dir einen Vorschlag.“

Grüne Augen blickten auf, starrten ihn feindselig an. „Aha.“

Ren versuchte zu lächeln. „Ich werde dich mit zu mir nehmen. Hier versauerst du doch.“

„Und wenn ich versauern will?“

„Du willst nicht, das weiß ich. Aber wäre es nicht schön, mal wieder irgendwo anders zu sein als hier im Heim?“

Kurz war es still. Taki wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Gedankenverloren begann er an seinem Daumennagel zu kauen.

Ren wartete geduldig auf eine Antwort, doch sie kam nicht. Irgendwann erhob er sich von dem Hocker, auf dem er gesessen hatte, und schickte sich an zu gehen.

An der Tür wandte er sich noch einmal um.

„Überleg es dir. Ich würde mich freuen, wenn du Ja sagen würdest.“

„Ich kann nicht so einfach mit jemandem zusammenziehen, den ich nicht kenne“, kam die matte Ausrede. Doch Ren wusste, was Taki eigentlich hatte sagen wollen.
 

Ich kann nicht mit einem Mann zusammenziehen.
 

Er seufzte und fuhr sich durch die kurz geschnittenen braunen Haare.

„Gut, wenn du nicht willst, kann ich nichts machen. Aber überleg es dir trotzdem noch einmal, ja?“
 

~~
 

„Was willst du schon wieder hier?“, murrte Taki, doch Ren ließ sich nicht täuschen. Er hatte die Andeutung eines Lächelns um die Mundwinkel seines Schützlings entdeckt, den er seit knapp einem halben Jahr fast jeden Nachmittag besuchte und dem er Gesellschaft leistete.

„Na was wohl. Ich will dich besuchen.“ Er sah Taki freundlich an und setzte sich. „Ich hab dir ein paar Manga mitgebracht.“

Dass Taki Mühe hatte, sich zu beherrschen, um Ren den Stapel Comics nicht gleich aus der Hand zu reißen, war offensichtlich. Langsam hatte er das Gefühl, dass das Eis brach.

Er legte die Taschenbücher auf den Tisch. „Hier, ich hoffe, ich habe ein paar Bände erwischt, die du noch nicht hast.“

Ein prüfender Blick. „Ist doch alles alter Schund“ Dann ein vorsichtiges Lächeln.

Es wurde still im Raum.

„Denk noch einmal darüber nach, was ich dir angeboten habe. Ich meine es ernst.“

„Ich kann nicht.“

„Natürlich kannst du. Wovor hast du Angst?“

Taki zögerte. Er drehte sich weg und starrte an die Wand.

„Sag es mir“, sagte Ren sanft.

Der Kleine ballte die Fäuste; Ren konnte deutlich erkennen, dass er mit den Tränen kämpfte. „Ich habe Angst, dass du mich… berührst. Dass du irgendetwas mit mir machst, was ich nicht will.“ Er hatte die Akte gelesen und wusste, dass der andere panische Angst vor Schwulen hatte. Doch dass es so schlimm war, hatte er nicht gewusst, höchstens geahnt.

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Ich will mich nur um dich kümmern.“

Er sah Taki fest in die Augen. „Glaubst du mir das?“

„Ich werde es versuchen.“
 

~~
 

Taki stellte die schwere Reisetasche ab, die er soeben einige Stockwerke herauf in Rens kleine Wohnung geschleppt hatte. Müde ließ er sich an der Wand zu Boden gleiten; der Tag hatte ihn wirklich geschafft.

Viel hatte er zwar nicht zu packen gehabt, aber trotzdem war es anstrengend gewesen überzusiedeln. Er hatte sich schon so an sein kleines Zimmer und das Heim gewöhnt gehabt, dass er zuerst erschrocken gewesen war, als er nach langer Zeit wieder einmal mit der U-Bahn gefahren war.
 

Die Leute hatten ihn erschreckt. Ängstlich und gar nicht seinem normalen Verhalten entsprechend hatte er sich an Ren gedrückt, der ihn vorsichtig in eine schützende Umarmung gezogen hatte. Zwar hatte er sich einige Augenblicke lang unwohl gefühlt, doch dann hatte er sich an die neue Nähe gewöhnt und für sich beschlossen, Ren nicht als Feind, sondern als Freund zu sehen oder es zumindest zu versuchen.

Die Heimleiterin hatte ohnehin versprochen, dass er jederzeit wiederkommen könnte, wenn er sich unwohl fühlte.
 

Und jetzt war er da, in der neuen Wohnung. Skeptisch sah er sich um: Viel gab es nicht zu sehen, eigentlich unterschied sich das Zimmer, in dem er von nun an wohnen sollte, nicht sehr von dem, das er vor ein paar Stunden verlassen hatte, es lag nur einige Meter weiter über der Erde.

Müde schloss er die Augen.

„Hey, du kannst jetzt noch nicht schlafen, Kleiner“, lachte Ren, der ins Zimmer gekommen war. „Ich muss dir noch jemanden vorstellen. Komm mit.“

Taki schlug die Augen auf, Ren half ihm hoch und führte ihn in die Küche.

Dort wartete schon ein junges Mädchen, das bei seinem Anblick sofort errötete. „Oh Ren, er hat ja wirklich grüne Augen!“

Verwirrt und jetzt wieder hellwach starrte Taki Ren an, der grinste nur. „Das ist Mei-chan, meine Freundin. Ich dachte mir, du willst sie vielleicht kennen lernen.“

Er küsste Mei zärtlich auf die Wange. „Sie wohnt nicht hier, bleibt aber manchmal zum Schlafen. Hey“, er stupste seine Freundin an, „willst du nicht endlich mal Hallo sagen?“

„Aber er ist doch so hübsch!“

„Und was hat das damit zu tun, dass du dich nicht vorstellst?“ Ren klang etwas genervt.

„Ach, Männer erkennen eben wahre Schönheit nicht, wenn sie sie sehen“, stichelte Mei.

Taki musste lächeln.

Hier würde es ihm gefallen, dessen war er sich fast schon sicher.
 

~~~~~
 

Ayama verfluchte seinen besten Freund Yosuke im Geiste.

Was war dem Irren nur eingefallen, ihm einen riesigen grellgelben Rucksack zu seinem tiefdramatischen Gothicoutfit zu leihen? Gut, er musste nun mal umziehen und hatte sonst nichts, um seine persönlichen Habseligkeiten zu transportieren, aber trotzdem, was zum Teufel hatte Yosuke da nur geritten?

Nicht nur, dass ihn alle Leute, an denen er vorbeilief, auslachten, nein, jetzt klingelte auch noch sein Handy. Natürlich war es ganz unten im Rucksack vergraben. Wütend versuchte er das Mobiltelefon einfach zu ignorieren, doch der Klingelton, den Yosuke sich selbst zugeordnet hatte, war einfach zu penetrant.

„Verdammt!“, fluchte Ayama und warf den Rucksack auf die Straße. Es klirrte, doch er kümmerte sich nicht darum. Fluchend öffnete er ihn und wühlte sich durch eine schwarze Kleidermasse, bis er endlich das Handy gefunden hatte. Schnell hob er ab, um den nervtötenden Klingelton abzuwürgen.

„Du verdammter Mistkerl! Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fluchte Ayama zur Begrüßung.

„Ich freue mich auch dich zu hören, Süßer!“, flötete Yosuke am anderen Ende der Leitung. Er schien schon zu wissen, warum sein Kumpel so wütend war. „Na, bist du schon bei der neuen Wohnung?“

„Nein, aber hättest du nicht angerufen, wäre ich schon längst da.“

„Na gut, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Ruf mich an, wenn du da bist, ja?“

Yosuke kicherte. „Ich will deine neue Liebesgrotte ja schließlich selbst in Augenschein nehmen!“
 

~~
 

„Hier wohnst du also jetzt?“

Umoo lehnte an der Wand und starrte skeptisch auf die Müllberge, die der Vorbesitzer von Ayamas neuer Wohnung in ihr hinterlassen hatte. Alles in allem machte das neue Domizil seines Freundes einen eher heruntergekommenen Eindruck.

Ayama saß auf den Tatamimatten des Wohnraums und rauchte. Sitzgelegenheiten hatte er noch keine, die würden erst morgen geliefert werden. Yosuke hockte daneben und versuchte so gut es eben ging, den Kontakt mit dem mit irgendeiner ekelerregenden Flüssigkeit verklebten Boden zu vermeiden. Wie konnte man nur so mit den Reisstrohmatten umgehen? Er konnte es kaum fassen, versuchte aber trotzdem, Optimismus zu verbreiten. „Ach was, das kriegen wir schon hin. Nicht wahr, A-chan? Das hier ist nichts, was man nicht mit einem Schrubber und etwas Wasser beseitigen könnte.“

Ayamas Gesicht verfinsterte sich. „Nenn mich heute noch einmal ‚A-chan’ und ich verspreche dir, du fliegst aus dem Fenster!“

Umoo grinste. Dass das mit dem gelben Rucksack keine gute Idee gewesen war, hatte er schon vorher gewusst, aber Yosuke hatte es sich nicht nehmen lassen, Ayama zu ärgern.

Nun, jetzt musste er selbst sehen, wie er seinen Kumpel wieder beruhigte. Er, Umoo, würde ihm sicher nicht dabei helfen.

„Na ja, ich muss los.“ Er erhob sich.

„Musst du schon?“, jammerte Yosuke. Man sah ihm deutlich an, dass er nicht mit Ayama allein gelassen werden wollte.

Umoo schlüpfte in seine Converse. „Ja, ich muss. Wir haben heute noch eine Probe.“

Eilig sprang Yosuke auf und lief ihm in den Vorraum nach. „Grüß die anderen von mir, ja?“

„Mach ich.“ Umoo küsste den anderen zum Abschied auf die Wange. „Tschüss, Ayama!“, rief er noch in den Wohnraum, dann verließ er die beiden.
 

„Und jetzt?“, murmelte Yosuke.

„Du könntest dich entschuldigen.“ Ayama war hinter Yosuke aufgetaucht und hatte seine Arme um ihn geschlungen. „Das wäre zumindest ein Anfang.“

Der herbe Geruch von Zigaretten und frischem Männerschweiß breitete sich aus. Vorsichtig ließ sich Yosuke in die Umarmung sinken und genoss die Nähe. Viel zu selten kam er in den Genuss von Körperkontakt, Ayama war in dieser Hinsicht etwas sparsam ihm gegenüber.

Er spürte den Atem seines Freundes am Ohr.

„Du wirst mich nicht mehr ärgern, oder?“, hauchte der, sodass Yosuke erschauderte.

„Nein... nein.“

Ayama ließ ihn los. „Gut. Dann kannst du mir ja jetzt beim Auspacken helfen.“

Yosuke brauchte einen Moment, um zu realisieren, was gerade geschehen war. „Du bist so fies!“, kreischte er und schnappte sich den erstbesten Gegenstand, den er erwischte, um ihn nach dem anderen zu werfen.

Ayama wich dem Buch geschickt aus und begann schallend zu lachen. „Jetzt sind wir quitt, Schatz!“
 

~~~~~
 

Taki saß am geöffneten Fenster seines neuen Zimmers und starrte hinaus, wie er es auch im Heim Tag für Tag gemacht hatte. Ren war mit seiner Freundin ausgegangen, hatte ihm aber gesagt, dass er bald wiederkommen würde.

Eine wirklich schöne Aussicht bot sich ihm nicht: Gleich gegenüber befand sich ein weiteres, komplett gleich gebautes Wohnhaus. Die Häuser standen so eng beieinander, dass Taki das Gefühl hatte, er könnte in die Nachbarwohnungen sehen, wenn er sich nur etwas aus dem Fenster beugen würde.

Ihm war langweilig.

In Rens kleiner Wohnung gab es weder Bücher noch irgendwelche DVDs, die ihn interessiert hätten, im Fernseher lief um diese Zeit auch nur Mist.

Jetzt saß er also am Fenster und versuchte Einblicke in das Leben seiner Nachbarn zu gewinnen. Leider hatten die meisten schon die Vorhänge zugezogen, gut, es war ja auch schon spät. Taki gähnte. Es war wohl sinnvoller, schlafen zu gehen.

Schon wollte er vom Fensterbrett springen, als sich in der Wohnung, die Rens genau gegenüber lag, etwas tat.

Die Silhouette einer Person war hinter den dünnen Vorhängen zu erkennen. Soweit Taki erkennen konnte, war es eine junge Frau mit halblangen Haaren. Etwas flach schien die Gute ja schon zu sein, aber sie war schlank und durchtrainiert.

Er beugte sich weiter aus dem Fenster und verfluchte die Gardinen, schon wurden sie zurückgezogen. Hatte sie ihn etwa… bemerkt? Erschrocken ließ er sich vom Fensterbrett gleiten und duckte sich. Nach kurzer Zeit siegte aber wieder die Neugier und er wagte einen Blick aus dem Fenster.

Sein Gegenüber schien nur darauf gewartet zu haben. „Na Süßer, gefällt dir, was du siehst?“, rief die Frau mit einer seltsam tiefen Stimme und schlagartig dämmerte es Taki, dass er wohl eher einen Vertreter des männlichen Geschlechtes bespannt hatte. Tausend Dinge schossen ihm durch den Kopf, die jedoch langsam aber sicher von nur einem Gedanken verdrängt wurden: Ihm wurde kotzübel.

Taki würgte und rannte ins Badezimmer. Er schaffte es gerade noch so bis zur Toilette, dann musste er sich übergeben.

2: Trauma

Hier ist die überarbeitete Fassung des zweiten Kapitels. Immer noch nicht perfekt, aber besser als die erste. ^^
 

~~
 

02: Trauma

~für Zimbl~
 


 

Ayama schloss etwas verwirrt das Fenster. Schade, der Kleine war weg, aber da konnte man nichts machen. Auf jeden Fall hatte ihm das, was er gesehen hatte, sehr gefallen. Die Reaktion seines neuen Nachbarn auf seinen Anblick hingegen…

Gedankenverloren griff er nach der Packung Zigaretten, die auf dem Fensterbrett lag, zog einen der Glimmstängel heraus und zündete ihn an. Müde atmete er den Rauch ein und schlenderte zu dem Futon, das ihm der Vermieter netterweise für die heutige Nacht zur Verfügung gestellt hatte. Die strategisch im ganzen Raum verteilten Aschenbecher kamen ihm jetzt zu Gute, denn einen der Behälter hatte er auch neben dem Bett aufgestellt. So konnte er sich hinlegen und dann bequem weiterrauchen, ohne auf den Boden aschen zu müssen.

Auf dem gelben Rucksack, den Yosuke ihm geliehen hatte, lag der Mietvertrag für die Wohnung. Ayama hatte erst einmal für drei Monate unterschrieben, er wollte abwarten, ob es ihm hier überhaupt gefiel. Mit einigen Vermietern hatte er früher schon nach kurzer Zeit Probleme bekommen, die ihn gezwungen hatten, wieder auszuziehen. Narita-san, der Hausbesitzer dieses Miethauses, hatte ihn zuerst zwar etwas seltsam von oben bis unten gemustert, aber als Ayama ihm das Versprechen gegeben hatte, keine schwarzen Messen in der Wohnung zu feiern, hatte der nervöse, kleine Mann ihm den Mietvertrag übergeben.

Immer diese Vorurteile...

Eigentlich war die Wohnung vollkommen überzahlt. Sie war ein Schweinestall, denn der Vorbesitzer seines neuen Zuhauses hatte anscheinend keinen besonderen Sinn für Hygiene gehabt. Yosuke als Sauberkeitsfanatiker war mehr als angeekelt gewesen, das hatte er vorhin genau gesehen. Aber wer konnte es ihm verübeln, am Boden klebte zentimeterdick der Dreck. Morgen war wirklich ein Großputz fällig, so viel stand fest. Die Putzkolonne, bestehend aus Yosuke und ein paar anderen Freunden, würde im Laufe des Vormittags anrücken. Natürlich würde er seinem besten Freund dann auch von der Begegnung mit dem Blonden erzählen. Er freute sich schon auf Yosukes Reaktion, denn es war immer sehr amüsant für ihn, wenn der auf seine ganz spezielle Art und Weise zuhörte und Zwischenfragen stellte.

Yosuke war einfach etwas ganz Besonderes. Er kannte ihn schon seit Kindertagen und verstand ihn als einer von wenigen Menschen wirklich, auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Er fragte sich noch heute, was Yosuke dazu bewogen hatte, Friseur zu werden. Dank seines nahezu perfekten Notendurchschnitts hätte er an jeder Uni studieren können, aber er hatte es vorgezogen, seinen Eltern zu beichten, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, von ihnen aus dem Haus geworfen zu werden und eine Lehre zu beginnen. Ayama musste heute noch bei dem Gedanken an den wütenden, verheulten Kleinen denken, der bei ihm und seinen Eltern aufgetaucht und auch für einige Monate geblieben war, bis er eine eigene Bleibe gefunden hatte.
 

Er schrie auf, die Zigarette fiel auf den Boden und hauchte dort ihr feuriges Leben aus. Jetzt war er doch tatsächlich so in Gedanken gewesen, dass er sich die Finger verbrannt hatte!

“Ich sollte wirklich ins Bett“, murmelte er vor sich hin und nuckelte an dem geschundenen Fleckchen Haut.
 

~~~~~
 

„Kommst du noch mit rauf?“, flüsterte Ren und piekste Mei spielerisch in die Rippen. Ein unterdrücktes Quietschen folgte, schließlich war es schon spät und die anderen Hausbewohner hatten ein Recht auf ihren Schlaf. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, antwortete sie schließlich ebenso leise. „Du solltest dich lieber um deinen Kleinen kümmern. Er hat sicher viel miterlebt.“

Sie verabschiedeten sich mit einem Kuss.
 

~~
 

Ren öffnete vorsichtig die Tür zu seiner Wohnung. Ob Taki wohl schon schlief? Nachdem er die Schuhe abgestreift hatte, schlüpfte er in die Hausschuhe, die Mei ihm zum Geburtstag geschenkt hatte und schlich zum Gästezimmer. Die Tür stand offen und so wagte er einen Blick hinein.

Kein Taki.

„Mist“, entfuhr es ihm. Wo konnte sein Schützling nur sein? Womöglich hatte er es sich anders überlegt und war wieder zurück ins Heim gefahren. Aber dann hätte er doch sicher einen Zettel hinterlassen…

Wütend über sich selbst polterte er durch die Wohnung und ließ sich schließlich auf einen Stuhl fallen. Es war klar, dass das Ganze ein Nachspiel haben würde. Fast konnte er seinen Vorgesetzten schon brüllen hören.

„Ren…“

Die Stimme kam aus dem Badezimmer. Wieso hatte er nicht gleich dort nachgesehen? Er sprang auf und riss die Tür auf. Es bot sich ihm ein seltsames Bild: Taki hing mit dem Kopf in der Toilettenschüssel und röchelte. Anscheinend war er hier eingeschlafen und durch den Lärm, den Ren in der Wohnung verursacht hatte, wieder aufgewacht. Seine Pose sah irgendwie surreal aus, doch Ren war nicht zum Lachen zumute. „Verdammt, was ist denn passiert?“, rief er aufgebracht und kniete sich neben Taki. Vorsichtig packte er ihn an den Schultern und schob ihn weg von der Schüssel. „Was hast du nur gemacht?“

Da keine Antwort kam, hob er den Kleinen hoch und trug ihn aus dem Zimmer. Der Geruch von Erbrochenem machte sich breit und ließ ihn würgen. Mit einem Fußtritt schloss er die Tür.
 

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„Es tut mir leid“, murmelte er leise. „Ich wollte nicht, dass es dir schlecht geht. Morgen Abend bleibe ich zu Hause und wir sehen uns einen Film an, okay?“

Taki sah ihn vorwurfsvoll an, versuchte dann aber doch ein leichtes Lächeln. „Du kannst nichts dafür, wirklich.“ Mittlerweile sah er gar nicht mehr so zum Fürchten aus. Die Augen waren zwar immer noch verquollen und er roch auch noch etwas säuerlich, doch nach einem Glas Wasser und dem alten Hausmittel Schokolade gegen den schlechten Geschmack im Mund ging es ihm schon wieder etwas besser.

„Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“

Ein heftiges Kopfschütteln folgte. „Nein, will ich nicht. Noch nicht.“

„Okay, kann ich verstehen, wir kennen uns ja noch nicht so gut. Aber vielleicht kannst du es mir irgendwann sagen, was meinst du?“ Freundlich kniff Ren die Augen zusammen.

„Irgendwann sicher.“
 

~~
 

Die zugeklappte Akte lag auf dem Boden. Ren hockte daneben und starrte auf das Dokument, das ihm die Heimleiterin mitgegeben hatte. Immer wieder hatte er den Abschnitt über Takis Kindheit gelesen, der so kurz und knapp verfasst worden war, als wäre der Junge kein Lebewesen, sondern ein Gegenstand. Was er mittlerweile erfahren und gelesen hatte, machte ihm Sorgen. Nichts desto trotz konnte er nicht aufgeben: Taki war jetzt bei ihm und gemeinsam würden sie es schon schaffen, ihn wieder ins richtige Leben zu integrieren. Ren hoffte nur, dass er sich da nicht zu viel vorgenommen hatte…

3: Putztag

Kurz und schmerzlos. Aber wer weiß, dann bin ich vielleicht mit der Überarbeitung der anderen Teile schneller. :)
 

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03: Putztag

~für zoechan~
 

Ayama umklammerte hilflos eine Teetasse. Es war eine überaus schlechte Idee gewesen, die Tür gestern Abend nicht zuzusperren, soviel stand fest. Der Lärm, den die vielen fremden Menschen, die unter Yosukes Anleitung die Wohnung gestürmt hatten, verursachten, war nahezu unerträglich für sein müdes Hirn. Ja, er hatte ihm erlaubt, für heute eine Putzkolonne zusammenzustellen, aber dass diese dann um – Wie spät war es eigentlich? – na, auf jeden Fall mitten in der Nacht aufkreuzte, das musste nun wirklich nicht sein. Irgendjemand hatte auch die Jalousien hochgezogen und jetzt wurde er auch noch von einer überaus lästigen, fröhlich strahlenden Sonne gepeinigt. „Yo“, schnaufte er genervt, „Wer sind all diese Menschen?“

„Ach, das sind Kunden von mir. Und natürlich auch Freunde“, lächelte Yosuke und reichte ihm die Kippe, die er sich gerade selbst angezündet hatte. „Nimm einen Zug, das hilft gegen den Stress.“
 

~~
 

„Wohin sollen wir das Kästchen packen?“, keuchte eine junge Frau. Sie schien eine der Freundinnen von Yosuke zu sein, die er ihm niemals vorgestellt hatte. Nun, Ayama nahm es ihm nicht übel, auch wenn die Kleine wirklich ein entzückendes Wesen war.

„Warte, ich helfe dir“, lächelte er sie an und half ihr, den Schrank an den richtigen Platz zu stellen. „Ist doch ziemlich schwer für so eine hübsche Dame wie dich.“

Sie lächelte nur. „Hör auf zu schleimen, ich kenne deine Methoden aus Erzählungen. Ich bin übrigens Cinderella, eine Kundin von Yosuke.“ „Ayama, sehr angenehm.“ Elegant hielt sie ihm die zarte Hand hin und er ließ sich nicht zweimal bitten, sie zu ergreifen und zu küssen. Obwohl es sich nicht wirklich gehörte, streifte er mit seinen Lippen leicht die weiche Haut, was das Mädchen zum Kichern brachte.

„Schön, dass ihr euch so gut versteht“, knurrte da Yosuke hinter ihnen. Ayama drehte sich um und musste sich ein Lachen verbeißen, da sein kleiner Freund förmlich Feuer in die Richtung seiner Kundin spuckte. „Ja, sie ist wirklich sehr nett“, ärgerte er den Kleinen noch ein wenig weiter, ließ aber dann doch ihre Hand los, um zu Yosuke hinüberzugehen und ihn zu umarmen. „Sei nicht böse, Kleiner“, flüsterte er. „Nachher werde ich ganz viel Zeit nur mit dir alleine verbringen.“
 

Die Wohnung war nach einigen Stunden Arbeit kaum wiederzuerkennen. Mittlerweile waren die meisten der Helfer verschwunden, draußen war es schon dunkel geworden. Nachdenklich betrachtete Ayama im Halbdunkel das Ergebnis des langen, anstrengenden Tages und zog an seiner Zigarette: Nach Cinderellas und Yosukes fachgerechter Anleitung hatten die Wände des Wohnzimmers einen taubengrauen Anstrich erhalten, der sich gut zu Ayamas neuen dunklen Möbeln machen würde. Morgen in aller Frühe sollten sie geliefert werden – etwas, das Ayama nun gar nicht zusagte, denn das hieß, dass er früh aufstehen musste. Den Boden des Zimmers hatte die von Yosuke angeheuerte Putzkolonne fast vollständig gereinigt, nur hier und da konnte man noch dunklere Flecken entdecken, die sich zart von den Matten abhoben. Nun, er konnte damit leben, wenigstens sah es in der Wohnung nun nicht mehr aus wie in dem Schweinemastbetrieb seines Großvaters. Wenn nur der seltsam süßliche Geruch aus dem Zimmer verschwinden würde, er wäre selig. Morgen musste er für mehrere Stunden das Fenster öffnen, um den Mief aus dem Zimmer zu bekommen. Nun, jetzt war erst einmal Zeit für eine Tasse Tee. „Willst du auch einen?“, fragte er leise in Yosukes Richtung. Der lag ermattet auf dem alten Futon, den Ayama im Gegensatz zu den restlichen Möbeln schon in sein Zimmer befördert hatte. Leise röchelnd bejahte er, nur um gleich wieder den Kopf in Ayamas Kissen zu kuscheln. Fix und fertig streckte er sich auf der Matratze, auf der er in Ayamas alter Wohnung schon so oft gelegen war.

Ein Husten ertönte. „Himmel, die Wände sind aber dünn!“, bemerkte Yosuke und rappelte sich nun doch auf. Tatsächlich, auch Ayama konnte jetzt, da die anderen gegangen waren, jedes Wort verstehen, das in der Nachbarwohnung gesprochen wurde. Jetzt konnte er auch noch die Kennmelodie einer berühmten Quizshow hören. „Na, dann brauche ich wenigstens kein Radio“, murmelte er halb verlegen, halb verärgert darüber, dass der Vermieter ihm nichts über die Reispapierwände erzählt hatte. Yosuke ließ sich kichernd zurück auf das Bett fallen und schmiegte sich hinein, um den Geruch seines besten Freundes aufzusaugen.

„Bin müde“, murmelte er erschöpft und schloss die Augen.

„Ich denke, wir verschieben den Tee auf morgen, was meinst du?“, meinte Ayama und lief auf Yosuke zu, der sich mittlerweile hoffnungslos in die Bettdecke verknotet hatte. Treuherzig blickte ihn der Kleine an und als sich Ayama neben ihm auf den Boden fallen ließ, kuschelte er sich sofort in seinen Schoß. Gedankenverloren begann er, das grün gefärbte Haar zu kraulen. Irgendwann dämpfte er die Zigarette im Aschenbecher aus und stellte fest, dass Yosuke eingeschlafen war. Vorsichtig befreite er sich von seiner Last und streifte schnell Hose, Hemd und Socken ab. Schon kurz darauf boxte er sich mit Yosuke im Halbschlaf um die Bettdecke und verfluchte sich in Gedanken, dass er keine zweite mitgebracht hatte.

4: Fenstersturz

Ren erwachte, als der Wecker im Schlafzimmer abging, ein Geräusch, das er selbst durch zwei geschlossene Türen noch hören konnte. Jahrelange Konditionierung verhinderte einfach, dass er weiter den Schlaf der Gerechten schlafen konnte. Als er versuchte, sich aufzurichten, konnte er sich kaum bewegen. Schlagartig stellte er fest, dass sein kleiner Schützling nicht nur die Beine um ihn geschlungen hatte, er hatte sich auch so auf seinem rechten Arm platziert, dass dieser wohl im Laufe der Nacht eingeschlafen war. Leise Verwünschungen murmelnd versuchte sich Ren von seiner Last zu befreien und scheiterte kläglich. Es schien ganz so, als ob Taki in der Nacht zugenommen hätte, er hing an ihm wie eine überdimensionale Klette und säuselte nur leise vor sich hin, wenn Ren ihn vorsichtig abschütteln wollte. Er sah so friedlich aus, dass es beinahe eine Sünde war, ihn zu wecken, doch es nutzte alles nichts. In einer Stunde musste Ren in seinem Büro sein, auch wenn er lieber daheim geblieben wäre, um auf Taki aufzupassen. „Wach auf“, flüsterte er. „Ich muss arbeiten gehen.“

Schlagartig schlug der Kleine die Augen auf. Einen kurzen Moment musste Ren fast lachen, als er das Entsetzen im Blick seines Schützlings sah. Als sich Taki jedoch blitzartig von ihm löste, sich über ihn beugte und mit einem erbärmlichen Seufzen den Rest seines Mageninhaltes auf dem Fußboden verteilte, war er nicht mehr zu Scherzen aufgelegt. „Verflucht noch mal!“, zischte er und hätte sich beinahe selbst übergeben, als der saure Gestank des Erbrochenen plötzlich seine Nase reizte. Endlich schaffte er es aufzustehen und rannte schnell in die Küche, um einen Eimer und einen Lappen zu suchen. Wie immer fand er sich nicht zurecht, da Mei bei ihrem letzten Versuch, Ordnung in die kleine Wohnung zu bringen, wieder einmal alles an einen neuen Platz geräumt hatte. Während er die Küchenschränke und dann das Badezimmer durchsuchte, nahm er sich vor, in Zukunft selbst Hand an die Wohnung anzulegen, um nie wieder in so eine peinliche Situation zu kommen. Es konnte doch nicht so schwer sein, einmal in der Woche etwas aufzuräumen… Nun, es war entschieden praktischer, seine Freundin putzen zu lassen, aber so konnte es wirklich nicht weitergehen.

Schließlich fand er die Putzsachen hinter der Waschmaschine und beeilte sich, zurück zu Taki zu kommen.

„Es tut mir Leid…“ Der Kleine hatte Tränen in den Augen, als Ren das Zimmer wieder betrat. „Ich wollte das nicht, ehrlich!“

„Ist schon okay“, lächelte Ren. Er hatte den ängstlichen Ausdruck in den grünen Augen bemerkt. „Bleib einfach liegen, ich kümmere mich darum, okay?“

Schnell lief er zum Fenster und öffnete es, um etwas frische Luft in das stickige Zimmer zu lassen, dann ließ er sich auf den Boden sinken und begann, das Erbrochene wegzuwischen. Langsam verzog sich der saure Geruch.

Ren holte tief Luft. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde dich nicht wieder rauswerfen, nur weil du mir ein bisschen in die Wohnung gekotzt hast.“ Mit diesen Worten beendete er seine Arbeit und stellte den Eimer weit weg von sich hin. Danach ließ er sich wieder auf dem Boden nieder.

„Wirklich nicht?“ Taki sah noch nicht ganz überzeugt aus. Das alte Misstrauen schien zurückgekehrt zu sein, doch Ren hatte nicht vor, so schnell aufzugeben.

„Was wäre ich für ein Freund, wenn ich das machen würde?“
 

~~
 

Ayama erwachte für seine Verhältnisse sehr spät, doch da er an diesem Tag keine Vorlesungen hatte, war das kein Problem. Am liebsten hätte er sich noch einmal umgedreht und ein bisschen weitergeschlafen, doch Yosuke machte sich augenblicklich so breit, dass er keine Chance mehr auf ein Fleckchen Futon hatte. Grummelnd beschloss er aufzustehen und sich einen Kaffee zu machen. Zusammen mit der ersten Zigarette des Tages würde das ein wunderbar ausgewogenes Frühstück ergeben.

Langsam schlurfte er in die kleine Küchenzeile und suchte nach einer Kapsel für die Espressomaschine. Ein paar hatte er noch, dann musste er sich wieder auf den Weg zu dem völlig überteuerten Laden machen, um neue zu kaufen. Bis dahin allerdings würde er jeden Schluck des Luxusgebräus genießen und so schob er voller Vorfreude die Kapsel in die Maschine, stellte eine Tasse darunter und drückte auf den Startknopf. Als der Kaffee köstlich duftend heruntergetröpfelt war, zündete er sich eine Zigarette an, nahm die Tasse und lief Richtung Fenster. Wenigstens am Morgen konnte er noch brav sein und bei geöffnetem Fenster rauchen. Außerdem hoffte er, dass etwas frische Luft seinen Rückenschmerzen gut tun würde, der Futon war eindeutig zu eng und unbequem für zwei Leute. Solle Yosuke nun öfter hier übernachten wollen, musste er sich eine andere Lösung für dieses Problem einfallen lassen. Vorsichtig versuchte er, die verspannten Muskeln in seinem Rücken zu lockern, doch es war zwecklos, also nahm er sein Schicksal hin und öffnete das Fenster.

Draußen war es noch relativ ruhig. Die wenigen Leute, die auf der Straße waren, schienen alle ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Ayama machte es großen Spaß, sie zu beobachten. Er nahm den ersten Schluck Kaffee und hätte sich beinahe übergeben, so stark war das Gesöff, das sich da seinen Weg durch die Speiseröhre in den Magen bahnte. Auf diesen allmorgendlichen Schreck konnte er sich nur einen weiteren Schluck genehmigen. Wie aus einem Reflex heraus starrte er nun auf das Fenster, das seinem gegenüberlag. Dort hatte er gestern diesen süßen Jungen gesehen, und auch heute konnte er eine Person hinter den zugezogenen Vorhängen ausmachen. Nein, es waren zwei. Angestrengt starrte er hinüber und bemerkte gar nicht, dass er sich immer weiter aus dem geöffneten Fenster lehnte.
 

~~
 

„Ich bin jetzt für dich verantwortlich, Taki“, erklärte Ren nach einer kurzen Pause. „Ich will, dass es dir besser geht, das glaubst du mir doch, oder?“

Taki nickte nur. Ganz schien er noch nicht überzeugt, aber die freundlichen Worte hatten ihn etwas beruhigt. Andererseits, wer konnte schon jemanden mögen, der sich permanent übergab? Es war ihm zwar schon lange nicht mehr passiert, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es schrecklich peinlich war.

„Ich hasse Männer“, murmelte er leise vor sich hin und versuchte ein Lächeln, das aber eher einer schrägen Grimasse glich. „Ich werde versuchen, mich zu bessern. Du warst sehr freundlich zu mir, ich will, dass du nicht bereust, mich aufgenommen zu haben.“

Ren zog erstaunt die Augenbrauen hoch und starrte Taki an, der mit rotem Gesicht auf die Bettdecke starrte. So viel hatte der Kleine in all den Monaten noch nie mit ihm gesprochen!

Jetzt lag es an ihm, das neugewonnene Vertrauen nicht gleich wieder zu zerstören.

„Es ist okay.“

Taki starrte ihn an. Immer noch glänzten seine Augen feucht, doch er schien sich langsam wieder zu beruhigen. „Du findest es nicht schlimm? Du denkst nicht, dass ich ein Freak bin?“

„Aber nein. Ich kenne dich doch.“ Dich und deine Akte.

„Du findest es nicht seltsam, dass ich Männer hasse? Dass ich Angst habe, alleine mit einem Mann zu sein?“ Takis Stimme klang sanft und ruhig, doch Ren konnte den leichten Anfall von Hysterie nicht überhören. Vorsichtig stand er auf und setzte sich auf die Bettkante. „Ich habe doch gesagt, ich kenne dich. Und du kennst mich, oder? Du weißt, dass ich dir nichts antun werde.“ Er grinste den Kleinen schief an. „Außerdem ist da noch Mei, die mich sicher verprügeln würde, wenn ich dir nur ein Haar krümme.“

Da begann Taki zu weinen. Schluchzend presste er den Kopf an Rens Brust. „Alles wird wieder gut“, murmelte Ren und streichelte sanft über den Rücken des Kleinen. Mehr wagte er nicht.
 

~~
 

Da war jemand im Zimmer, den Ayama nur vom Sehen kannte – ein ziemlich großer Typ, der schon einige Zeit gegenüber wohnte. Ab und zu beobachtete Ayama ihn und seine Freundin, wenn sie abends herummachten. Er schien auf den Blonden einzureden und jetzt hatte der den Großen umarmt! Ayama hätte alles dafür gegeben, Lippen lesen zu können, aber es blieb ihm nur seine Fantasie. Ein nagendes Gefühl der Eifersucht machte sich in seiner Magengegend breit, obwohl, der Auslöser dafür hätte auch der Kaffee sein können.

„Verdammt noch eins!“, fluchte er und lehnte sich noch weiter aus dem Fenster.

„Ayama, was zum Teufel tust du da?“

„Hast du sie noch alle?!“, kreischte der Angesprochene sehr unmännlich, als er vor Schreck beinahe das Gleichgewicht verlor und beim Versuch, nicht aus dem Fenster zu fallen, die Kaffeetasse losließ. Krachend zerschepperte sie auf der Straße und brachte eine unschuldige Passantin dazu, Gott und die Welt zu verfluchen.

Mist.

Ayama versuchte, sein klopfendes Herz zu beruhigen und ließ sich an der Wand des Zimmers auf den Fußboden gleiten. Da hatte er vor lauter Glotzen doch glatt vergessen, dass er a) einige Meter über der Erde lebte und b) Yosuke immer noch hier war.

„Alles in Ordnung?“, wollte sein selbsternannter bester Freund wissen und kroch aus dem Futon auf ihn zu. „Du siehst aus, als hätte ich dich bei etwas Verbotenem erwischt.“

„Halt die Klappe, du Aas“, grummelte Ayama und grinste schuldbewusst. Er konnte Yo ja schlecht sagen, dass er gerade eben gesehen hatte, wie der süße kleine Blonde von gestern sich in den Schoß eines anderen Mannes gekuschelt hatte… Der kleine Gnom hätte nur wieder einen seiner berühmten Eifersuchtsanfälle bekommen. Das Glück war wahrlich nicht auf seiner Seite. „Hoffentlich war der Kerl sein Bruder“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und ignorierte Yosukes verwirrte Blicke. Es war definitiv Zeit für eine frische Tasse Kaffee.

5: Treffen

05: Treffen
 

Ayama wusste, warum er Feiertage hasste. Immer an diesen wunderbar freien Tagen hatte er irgendetwas Wichtiges zu erledigen, das ihn vom Müßiggang abhielt. Ein weiterer Grund für seinen Feiertagshass war, dass er dann immer krank wurde. Doch diesmal würde sein Körper den Kampf nicht gewinnen.

Die Kreuzschmerzen würden ihn definitiv umbringen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Wirbelsäule durch den Brustkorb bohren und ihn richten würde, dessen war er sich sicher. So grauenhaft war es noch nie gewesen, er kam also anscheinend um einen erneuten Besuch beim Arzt nicht herum. Bis dahin wollte er aber noch ein wenig in der Bibliothek lernen und vergessen, dass dieser Knochenbrecher ihm immer wieder schreckliche Schmerzen zufügte, wenn er einen Termin bei ihm hatte. Gut, danach ging es ihm regelmäßig besser, aber er wusste auch, dass das Bohren beim Zahnarzt Zahnschmerzen beseitigte und trotzdem hasste er es und hatte panische Angst davor.

Lernen würde ihn ablenken. Er musste dringend auf die Uni, nur, wie sollte er das schaffen, wenn er schon nach wenigen Metern am liebsten wieder umgedreht hätte? Hoffentlich begannen die Tabletten, die er vorhin genommen hatte, bald zu wirken. Sonst würde er sicher vor Schmerz durchdrehen.

Langsam schleppte er sich die Stufen hinunter. Ausgerechnet heute musste es so schlimm sein, bald fing die Klausurphase an und dann musste er wieder Tag und Nacht lernen. Das Leben war einfach schrecklich ungerecht.

Endlich hatte er es geschafft und stand im Freien. Der Park, der zwischen seinem und dem Nachbarhaus lag, sah so friedlich und still aus, dass er dem Verlangen, noch kurz auf einer der Parkbänke Rast zu machen nicht widerstehen konnte. Langsam ließ er sich auf der nächstbesten Bank nieder und streckte die langen Beine aus. Trotz seiner immer noch bohrenden Rückenschmerzen war er schon ein wenig mehr mit der Welt zufrieden. Ein Seufzer der Entspannung entfuhr seinen Lippen und er lehnte den Kopf in den Nacken.

Es krachte so fürchterlich, dass er das Gefühl hatte, alle Leute in der Umgebung müssten auf ihn aufmerksam geworden sein. Zu den bohrenden Rückenschmerzen hatten sich nun auch stechende Nackenschmerzen gesellt. Er schrie gequält auf.
 

~~
 

Taki wusste, dass es kein Entkommen gab.

„Ich will nicht!“, kreischte er und rannte durch das Zimmer, doch Ren war schneller und schnappte ihn am Pullover. „Jetzt stell dich nicht so an, es ist nur eine Tablette.“

„Aber ich mag keine Tabletten!“, wand sich der Kleine und machte ein so finsteres Gesicht, dass Ren lachen musste. Dass Taki wegen einer kleinen Vitamintablette einen solchen Aufstand machte, war wirklich etwas lächerlich. Andererseits freute er sich darüber – vor drei Monaten noch wäre an so etwas wie Widerstand oder Herumrennen noch gar nicht zu denken gewesen. Ren war wirklich stolz auf sich. Nichts desto trotz konnte er jetzt nicht nachgeben. „Iss“, befahl er gespielt streng und hielt seinem Schützling die Tablette hin, „Du hast einen Vitaminmangel und den müssen wir in den Griff bekommen. Und dann ab mit dir nach draußen, etwas frische Luft wird dir gut tun.“

Grummelnd schnappte sich Taki die Tablette und steckte sie in den Mund. Mit sichtbarem Widerwillen schluckte er und stürzte dann gleich ein ganzes Glas Wasser hinterher, ganz so, als ob er den schlechten Geschmack aus seinem Mund waschen müsste.

„Zufrieden?“

„Jawohl. Und jetzt Abflug.“

Als Taki die Türe geschlossen hatte, musste Ren sich erst einmal hinsetzen. Langsam spürte er, dass er nicht mehr zwanzig war. Die wenigen weißen Haare, die er vor ein paar Monaten gehabt hatte, schienen sich fröhlich auf seinem Kopf zu vermehren und er wusste, dass das unter anderem auch an seinem Schützling lag. Nichts desto trotz war es wunderbar, Taki hier zu haben. Er bereute keinen Augenblick und wusste, dass, wenn jemand ihm Leid antat, das bitter bereuen würde.
 

Wohin genau er gehen sollte, wusste Taki noch nicht. So wirklich Lust zum Spazierengehen hatte er nicht, aber ihm war klar, dass Ren Recht hatte, er war in den letzten Jahren wirklich ein kleiner Stubenhocker gewesen und es war dringend nötig, dass er seinen Kreislauf in Schwung brachte. Lächelnd dachte er daran, wie besorgt Ren um ihn gewesen war und ihm vor dem Weggehen noch einen dicken Schal geliehen hatte. Zwar hatte er jetzt schon eine ganze Menge neue Kleidung von ihm geschenkt bekommen, doch in Sachen Winterklamotten sah es immer noch etwas düster aus. Irgendwie freute sich Taki schon auf den nächsten Einkaufsmarathon mit seinem Beschützer, der sich so um ihn bemühte.

Mittlerweile machte ihm Rens andauernde Nähe kaum mehr etwas aus. Dass das auch an dessen täglichen Trainingseinheiten in für andere Menschen so normalen Dingen wie Umarmen lag, war klar. Grinsend dachte er daran, wie er jeden Abend von Ren abgeknuddelt und liebkost wurde. Zu Beginn war ihm das sehr unangenehm gewesen und er hatte sich mehr als einmal dabei übergeben müssen. Ren aber hatte ihm geduldig erklärt, dass das nötig sei, alle Probleme mit stoischer Geduld ertragen und tatsächlich, es war langsam besser geworden. Zwar mochte Taki immer noch nicht, von Fremden berührt zu werden, Nähe war für ihn etwas sehr Anstrengendes, aber er machte Fortschritte, die ihn sehr stolz machten. Langsam aber sicher hatte er das Gefühl, dass es richtig gewesen war, Ren zu vertrauen. Bis jetzt hatte der ihn jedenfalls noch nicht enttäuscht und Taki wagte es sogar schon, ihn in Gedanken Freund zu nennen.

Langsam lief er im Park auf und ab. Er konnte sich nicht so wirklich entscheiden, wohin er gehen sollte. Seine Schulkollegen wollte er nicht anrufen, auch wenn er es dank seines neuen Handys gekonnt hätte, er war noch unsicher, ob sie Interesse daran hatten, ihre Freizeit mit ihm zu verbringen. Da wollte er lieber noch etwas abwarten und bis dahin die Zeit alleine totschlagen.

Seufzend schlenderte er den Kiesweg entlang, als er einen Schrei hörte, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schon wollte er weglaufen, doch dann siegte seine Neugier und er begann, nach der Ursache des Geräusches zu suchen. Bald hatte er sie ausgemacht: Es war ein junger Mann um die zwanzig, der da in seltsamer Pose auf einer Parkbank lehnte und anscheinend Probleme mit dem Rücken hatte. Gurgelnde Laute des Schmerzes waren zu hören und Taki begann vor Nervosität zu schwitzen. Was tat man in so einem Fall? Die Rettung rufen? Hilfe holen? Da er es nicht wusste, beschloss er, einfach zu fragen.

„Entschuldigung… Geht es Ihnen gut? Soll ich jemanden holen?“, fragte er vorsichtig, auch wenn er ein ganz übles Gefühl in der Magengegend hatte. Irgendwoher kannte er den Typen, der da vor ihm in surrealer Pose vor sich hin röchelte. Er zermarterte sich das Hirn, doch ihm fiel nicht ein, woher, allerdings war die Haltung, in der sich der Kerl befand, nicht gerade hilfreich, denn so konnte er ihn noch viel schlechter erkennen.

„Hallo?“ Langsam wurde er ungeduldig,

Endlich schaffte es der Typ, sich aufzurichten und ihn aus blauen Augen anzusehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht grinste er Taki an. „Hey, Süßer… Mir geht’s gut. Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin übrigens Ayama , dein Nachbar.“

Taki starrte ihn erstaunt an. Erstaunen wurde zu Entsetzen, Entsetzen wurde zu Panik. Er fühlte, dass seine Beine ihn bald nicht mehr tragen würden und tatsächlich, er klappte beinahe zusammen und blieb nur deshalb stehen, weil er sich blitzschnell mit einer Hand an der Parkbank abstützte.

Ruhig, Taki. Bleib ruhig.

Es war zwecklos. Sein Körper befahl ihm zu rennen, sein Kopf befahl ihm, ruhig zu bleiben. Das Ergebnis war vollkommene Verwirrung. Als ihm der Fremde auch noch eine Hand zur Begrüßung hinstreckte, musste er sich schon ernsthaft zusammenreißen, um nicht loszuschreien oder sich auf der Stelle zu übergeben. Frustriert stöhnte er auf. Er hatte noch vor wenigen Minuten gedacht, all diese Probleme hinter sich zu haben und dann kam so ein Typ daher und brachte ihn vollkommen aus dem Konzept! Ihm brach der kalte Schweiß aus und er begann zu zittern.
 

„Was ist denn los?“, wollte Ayama irritiert wissen. Für einen Moment hatte er seine Rückenschmerzen vollkommen vergessen, dieser Kleine verwirrte ihn zu sehr. Was für ein seltsamer Kerl das war, er schien so unsicher zu sein, dass Ayama nur mit Mühe dem Bedürfnis, ihn zu umarmen, widerstehen konnte. Klar, er war sehr körperbetont, aber andere Menschen nahmen diese Liebe nach Nähe und Berührung manchmal ganz schlecht auf und er wollte doch nicht, dass sein neuer kleiner Nachbar sich schon von Anfang an vor ihm fürchtete.

Als er jedoch in dessen hübschen grünen Augen sah, änderte er seine Meinung. Dieser Junge da vor ihm war knapp davor, in Panik zu verfallen, er kannte diesen Blick nur allzu gut. Yosuke war so ein Kandidat, den früher jede Art von Stress oder Wut dazu gebracht hatte, sich hysterisch schnaufend auf dem Boden zu winden. Es war höchste Zeit, etwas zu tun.

„Ganz ruhig. Du hast eine Panikattacke“, flüsterte er und zog den Jungen zu sich, der mittlerweile begonnen hatte, schwer zu atmen und sichtlich Angst hatte zu ersticken. „Setz dich hin und beruhige dich.“

Er legte einen Arm um die schmalen Schultern des Kleinen. Erschrocken stellte er fest, dass er sogar durch die dicke Jacke den panisch rasenden Herzschlag spüren konnte.

„Leg den Kopf zwischen die Knie und atme langsam tief ein und aus“, befahl er schnell. „Alles wird gut. Dir kann nichts passieren, ich bin bei dir.“
 

Taki konnte nicht glauben, was gerade geschah. Ein wildfremder Mann hatte es geschafft, eine gottverfluchte Panikattacke bei ihm auszulösen, etwas, das er zuvor noch nie gehabt hatte. Gut, er hatte gekotzt und geheult, aber eine Panikattacke? Das war ihm noch nie passiert. Was war nur mit ihm los? Er musste schleunigst wieder zu Ren, um das mit ihm zu besprechen. Während er über das folgende Gespräch nachdachte, stellte er fest, dass er sich langsam wieder beruhigte. Endlich konnte er wieder normal atmen und auch sein Herzschlag normalisierte sich wieder. „Danke, ich glaube, es geht wieder“, flüsterte er und richtete sich wieder auf. Für einen Moment schwindelte er, als sein Blut vom Kopf wieder in den Körper zurückfloss. Verwirrt lehnte er für einen Moment den Kopf an die Schulter des Mannes, der ihm geholfen hatte, zuckte aber zusammen, als ihm bewusst wurde, was gerade geschehen war und rückte schnell etwas ab. Das Lächeln auf Ayamas Lippen hatte er nicht gesehen.

„Ich bin Taki. Tut mir sehr Leid, dass ich solche Umstände mache. Ich bin den Umgang mit Fremden noch nicht so gewohnt“, platzte es aus ihm heraus. Schlagartig wurde er rot. Was erzählte er denn da? Der Typ musste ihn für einen kompletten Freak halten. Nun, jetzt war es auch schon egal. „Wenigstens habe ich mich nicht übergeben“, sagte er laut und bemühte sich, Ayama in die Augen zu sehen, um festzustellen, was dieser Satz bei ihm auslösen würde.
 

Ayama glotzte den Blonden an. Was hatte das denn zu bedeuten? Für einen kurzen Moment ratterte es in seinem Hirn, doch schon nach wenigen Augenblicken war er sich sicher, dass der Kleine diesen Satz ernst gemeint hatte. Nun, wenn es weiter nichts war…

„Ist doch schön“, grinste er Taki an. „Du hast nicht gekotzt und ich krümme mich hier nicht mehr wie ein Strichmännchen auf LSD. Da hat uns der Tag doch beiden was gebracht, was meinst du?“

Da, er hatte es genau gesehen! Ein Lächeln umzuckte Takis Mundwinkel und tatsächlich, schon lachte er schallend. Na bitte. Er hatte es geschafft. Stolz auf sich selbst ließ er ein „Yes!“ vom Stapel und erfreute sich an dem Gefühlsausbruch des Kleinen. Ihm fiel auf, um wie viel hübscher Taki war, wenn er lachte und beschloss, ihn noch ganz oft zum Lachen zu bringen.
 

~~
 

„Und was machen wir jetzt?“

Taki wischte sich die Lachtränchen aus den Augen und lächelte. „Ich weiß nicht, was du jetzt machst, aber ich finde, ich war jetzt lange genug an der frischen Luft. Es hat Spaß gemacht mit dir, Ayama-kun. Ich hoffe, wir treffen uns bald wieder.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging.

Enttäuscht blickte Ayama Taki hinterher, der langsam hinter den Bäumen verschwand. Schade, er hatte gedacht, dass der Kleine ihn vielleicht noch zum Arzt begleiten würde, für die Uni war es ohnehin schon zu spät. Na ja, er konnte ja immer noch Yosuke anrufen.
 

„Hey Süßer!“, säuselte Ayama ins Telefon.

„Was gibt’s?“, kam die wenig enthusiastische Antwort.

„Ich dachte, du begleitest mich zum Arzt. Na, hast du Lust und Zeit?“

„Zeit ja, Lust nein.“ Yosuke gähnte herzhaft.

„Ach, jetzt komm schon. Wir könnten essen gehen, ich lade dich auch ein.“

„Endet das dann wieder so wie das letzte Mal, als ich zahlen musste, weil du dein Geld zu Hause liegen gelassen hast?“

„Du bist viel zu misstrauisch. Diesmal zahl ich. Wirklich. Bitte, du musst mitkommen!“, flehte Ayama.

Ein weiteres Gähnen folgte, dann erbarmte sich Yosuke. „Na gut. Ich bin in ein paar Minuten da. Mach dich bereit.“
 

Als Yosuke endlich auftauchte, waren die Rückenschmerzen schon längst wiedergekehrt. Ayama hatte aber beschlossen, das Jammern sein zu lassen und lieber noch eine Tablette zu schlucken. Mittlerweile hatte er eingesehen, dass er um einen Arztbesuch wohl doch nicht herumkam. Allerdings hatte niemand gesagt, dass er die Zeit bis dahin nicht in angenehmen Gedanken schwelgend verbringen konnte… Deshalb erzählte er seinem besten Freund alles über das erste Gespräch mit Taki, während ihn dieser beim Gehen stützte. Es war so wunderbar, all das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen, dass ihm Yosukes finstere Miene gar nicht auffiel.

6: Piercing

06: Piercing
 

„Dafür wirst du in der Hölle schmoren.“ Ayama fixierte Yosuke und versuchte ihn mit Blicken zu erdolchen.

Es war zwecklos.

„Du bist selbst schuld, mein Hübscher“, grinste Yo gequält. „Du bist zu nichts mehr zu gebrauchen, seit du diesen Taki getroffen hast. Du bist sogar so durch den Wind, dass du mit mir Wetten abschließt, obwohl du genau weißt, dass ich immer gewinne. Dir ist einfach nicht zu helfen.“ Er hustete und nahm einen Zug von seiner Zigarette. „Und da du verloren hast, musst du jetzt auch deine Wettschuld begleichen.“

Die Wettschuld… Ayama raufte sich innerlich die Haare. Was hatte ihn nur geritten, einer Wette zuzustimmen? Gut, Taki war sicher auch schuld daran, dass er sich kaum auf wichtige Dinge konzentrieren konnte. Der Kleine war immer in seinen Gedanken und brachte ihn dazu, nur noch mit blonden Typen und Frauen in die Kiste zu steigen. Es war zum Verrücktwerden! Andererseits konnte man nicht die ganze Schuld auf ihn schieben, ganz sicher lag es auch an Ayamas absolut sinnfreien Verhalten. Es war ja nicht das erste Mal gewesen, dass er bei einer Wette verloren hatte, denn Yosuke wettete prinzipiell nur dann, wenn er sicher war zu gewinnen. Allerdings hatte er, Ayama, schon eine ganze Menge von diesem leckeren Sake intus gehabt und wie das nun einmal mit diesen beschwipsten Geschichten war, er hatte mitgemacht. Wie schon so oft verfluchte er den Alkohol, denn gegen seine Dummheit schien wirklich kein Kraut gewachsen. Im Nachhinein betrachtet war es ganz schön dämlich gewesen, einen wildfremden Typen nach einer schnellen Nummer auf der Clubtoilette zu fragen, aber in dem Moment hatte er sich für absolut unwiderstehlich gehalten. Der Fremde allerdings hatte das wohl anders empfunden und ihm einen sauberen Schlag aufs linke Auge verpasst. Nicht nur, dass sich Ayamas Kontaktlinse mit dem Schlag verabschiedet hatte, er hatte von der ganzen Aktion auch noch ein wunderschönes blaues Auge davongetragen, das seine Mutter bei ihrem letzten Versuch fast zum Weinen gebracht hatte. Jetzt, nach einigen Wochen, sah man zwar das Veilchen nicht mehr, aber Ayamas Stolz war immer noch sehr angekratzt.

Und jetzt musste er auch noch die Wettschuld begleichen! Die verfluchte Wettschuld, die aus einem Zungenpiercing bestand. Und dass ihm, der sich doch immer geschworen hatte, sich niemals irgendwo piercen zu lassen. Nadeln jeder Art jagten ihm eine gewisse Panik ein, und auch wenn Yosuke, selbst an zahlreichen Stellen gepierct, versichert hatte, dass es kaum wehtat, er wollte lieber nicht herausfinden, ob das der Wahrheit entsprach. Schaudernd stand er vor der Eingangstür des Happy Nails. Allein die Vorstellung dessen, was ihn im Inneren dieses dritten Vorhofs der Hölle erwarten würde, trieb ihm buchstäblich Blutschweiß auf die Stirn. Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch das Haar, was Yosuke zum Aufstöhnen brachte.

„Mann, jetzt hör doch endlich auf, hier so rumzuzicken! Bist du ein Mann oder eine Maus?“

„Eine Maus“, kam die ehrliche Antwort.

Der böse Blick, der jetzt folgte, ließ ihm beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Yo hatte wirklich schlechte Laune.

Resignierend seufzte Ayama. „Gut, ich mach es. Alternativen hab ich wohl keine, oder?“

„Du kannst dir auch I love Yosuke auf den Arsch tätowieren lassen, mein Schatz!“
 

„Schön, dass ihr doch noch hereingekommen seid“, grinste der schon etwas ältere Besitzer des Ladens, als sich die beiden endlich hereingewagt hatten. „Ich hab schon gedacht, das wird heute nichts mehr.“

Er begrüßte Yosuke, einen alten Bekannten, mit einem freundlichen Nicken. Ayama hingegen sah er streng an. „Weißt du überhaupt, auf was du dich da einlässt, Junge?“

Ein jammernder Laut kam aus Ayamas Richtung. „Ach, das geht schon in Ordnung, Ka-san. Machen Sie einfach, er hat hier nichts zu melden“, grinste Yosuke finster.

„Wettschuld, hmm?“, wollte der Alte mitfühlend wissen. „Na, dann komm mal mit.“
 

Er wand sich auf dem Sessel wie ein Aal auf dem Trockenen. „Ich weiß nicht recht, ob ich das wirklich will…“

Das einleitende Gespräch hatte er zwar ohne Probleme überstanden, auch das Markieren der Durchschussstelle hatte er noch ertragen. Aber jetzt tanzte dieser Höllenbaron mit so einem Folterwerkzeug vor seinem Mund herum!

„Willst du, ja oder nein?“ Ka-san war sauer, das konnte man deutlich sehen. „Hätte ja nicht gedacht, dass ein so großer Junge wie du Angst vor einem kleinen Stich hat. Entscheid dich endlich. Ich hab auch noch andere Kunden zu bedienen.“

Ayama blickte über den Alten hinweg in Richtung Yosuke, der abwesend auf einem Hocker saß und ins Nichts starrte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er das jetzt einfach tun musste, Yo zuliebe.

Andererseits…

„Wissen Sie, ich habe einfach eine Scheißangst.“

Der Piercer begann scheppernd zu lachen und irgendwie fühlte sich Ayama jetzt um kein bisschen besser als vorher. Das Lachen klang nämlich so furchteinflößend, dass es ihn keineswegs gewundert hätte, wenn Ka-san Hörner gewachsen wären. Langsam dämmerte ihm, dass er sich wie ein kleines Kind benahm, nun aber war es Zeit, sich seinem Schicksal zu ergeben. Es war ja wirklich lächerlich, wie er sich vor dem drückte, was er sich selbst eingebrockt hatte.

„Okay, machen wir’s.“
 

Es tat mehr weh, als Ayama gedacht hatte. Finster grummelte er vor sich hin und befühlte mit der Zungenspitze vorsichtig das soeben eingesetzte Schmuckstück, während Yosuke letzte Instruktionen von Ka-san bekam: „Kein Alkohol und keine Zigaretten, Milchprodukte auch nicht. Am besten ist, er meidet alles, was seine Zunge reizen könnte. Und kein Oralverkehr, das musst du ihm unbedingt einbläuen!“

Nun, das war auch schon egal. Er hatte das Stechen hinter sich und auch wenn er sich fühlte, als ob in seinem Mund anstatt einer Zunge eine tote, geschwollene Nacktschnecke liegen würde, alles würde besser werden.

„Aber das mit dem Rauchverbot hättest du mir wirklich vorher sagen können.“ Vorwurfsvoll sah er seinen Freund an.

Der lächelte nur böse. „Dann wäre es ja nur halb so lustig gewesen. Komm, ich kauf dir ein Eis. Aber halt, das darfst du ja gar nicht!“
 

~~
 

„Und, bereust du jetzt, dass ich dich dazu gezwungen habe?“, wollte Yosuke wissen. Gedankenverloren spielte Ayama mit seinem Piercing, obwohl er grauenhafte Bilder im Internet gefunden hatte, die genau die Schäden zeigten, die so ein Zungenpiercing anrichten konnte. Nun, in den sechs Wochen, in denen er es hatte, hatte er sich das Herumkauen auf dem Stecker schon so zur Gewohnheit gemacht, dass er sich fragte, wie er die letzten zwanzig Jahre seines Lebens ohne sie ausgekommen war.

„Ich bin dir dankbar dafür“, antwortete er ehrlich. „Das war eine gute Idee. Ich finde, es macht mich noch unwiderstehlicher. Was meinst du?“

„Ach Schatz, du weißt doch, dass du immer unwiderstehlich für mich bist.“

7: Tee

07:

~für mpl~
 

Die letzten Meter zurück zu seiner Wohnung kroch Ayama regelrecht. Er hasste diese Dienstage, wenn er von acht Uhr morgens bis fast fünf Uhr nachmittags in der Uni festsaß und sich eine Lehrveranstaltung nach der anderen anhören musste. Gut, er hatte seinen Stundenplan dieses Semester auch wieder besonders dämlich zusammengestellt, aber das war einfach schrecklich. Wer kam eigentlich auf die geniale Idee und setzte wichtige Kurse für Höhersemestrige einfach an den Tagesanfang?

Er wünschte sich wirklich, der Betreffende würde in der Hölle schmoren. Grummelnd ließ er sich auf eine der Parkbänke vor dem Haus fallen und wühlte in seiner Tasche nach einer Packung Zigaretten. Irgendwo in dem Chaos an Büchern, Federmäppchen und Ordnern musste sie ja sein. Endlich hatte er die verbeulte Schachtel zu Tage gefördert. Eine Zigarette musste er sich noch genehmigen, bevor er sich nach oben wagte, das Rauchen bei offenem Fenster machte ihm noch immer herzlich wenig Spaß, schließlich war es ganz schön kalt draußen. Ist ja auch erst März, dachte er und entzündete den Glimmstängel. Glücklich atmete er tief ein. Ab und zu war so eine Zigarette wirklich etwas Feines. Und wenn es dann endlich Frühling werden würde, konnte er auch wieder entspannter rauchen, ohne mit dem Hintern an einer Bank festzufrieren.

„Hallo.“

„Huaaa!“, machte Ayama erschrocken und verschluckte beinahe den Filter seines Nikotinspenders, als Taki sich neben ihm auf das harte Holz fallen ließ. „Was… was machst du denn hier?“

Grüne Augen glitzerten verschmitzt. „Ich sitze hier“, antwortete Taki so unschuldig, dass sein Gegenüber eine Gänsehaut auf den Unterarmen bekam. „Ist das verboten?“

„Natürlich nicht!“, grinste Ayama und dämpfte schnell seine Zigarette aus. „Schön, dich mal wieder zu sehen! Wir sind zwar Nachbarn, aber allzu oft bist du wohl nicht zu Hause.“

„Ich bin den ganzen Tag in der Schule und am Abend oft bei… beim Arzt.“ Ein Räuspern. „Mir geht es gesundheitlich nicht so besonders.“ Taki sah weg. Er lächelte immer noch leicht, aber jetzt hatte sein Gesicht einen traurigen Ausdruck. „Aber ich freue mich, dass wir uns wieder getroffen haben. Ich sollte jetzt gehen.“

Irritiert starrte Ayama ihn an. Was sollte denn das? Irgendwie wurde er aus dem Kleinen nicht schlau. Eines war jedoch klar: Er konnte nicht zulassen, dass das Objekt seiner Begierde sich jetzt in Luft auflöste. „Aber du kannst doch nicht schon wieder gehen! Wieso kommst du nicht noch einen Sprung mit in meine Wohnung? Ich könnte dir einen warmen Tee machen, bei der Jahreszeit wäre das doch genau das Richtige!“ Im gleichen Moment bereute er schon, was er gesagt hatte. Wie hörte sich das denn an? Wie eine verdammt plumpe Anmache, durchfuhr es ihn. Hoffentlich ergriff der Kleine nicht gleich die Flucht.

Doch der Junge lächelte nur scheu. „Wenn es dich nicht stört… Also ich komme gerne noch mit. Ich würde mich freuen!“, presste er heraus und seine Wangen färbten sich rosa.

Himmel, der Kleine hat echt nicht viel Ahnung von zwischenmenschlichen Beziehungen…, dachte Ayama verwirrt. Nun, vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil ausnutzen. „Nur aus Interesse, wie alt bist du eigentlich?“ Er musterte Takis gut sitzende, dunkelblaue Schuluniform. Krampfhaft versuchte er, ein dreckiges Grinsen zu unterdrücken. Gleich in die Offensive zu gehen war vielleicht doch keine so gute Idee. Er musste es langsam angehen. Wenn das nicht nur so verdammt schwer gewesen wäre...

„Ich bin sechzehn, wieso?“

„Ach, nur so.“
 

~~
 

„Ich kann mein Zimmer vom Fenster aus sehen!“, quietschte Taki erfreut und lehnte sich weit aus dem Fenster. Ayama konnte kaum hinsehen, zu sehr war in ihm noch die Erinnerung an seinen eigenen Beinahe-Fenstersturz. Schnell flüchtete er aus dem Zimmer in die Küche, um den versprochenen Tee zu bereiten – allerdings wusste er nicht, ob er, aufgeregt wie er im Moment war, diesen überhaupt zubereiten konnte.

Mit zitternden Händen durchsuchte er die Küchenschränke und fluchte über die grauenhafte Unordnung, die wie immer in ihnen herrschte. Irgendwann, das schwor er sich, würde er sich aufraffen, erwachsen werden und sich ein System für das Einräumen der Schränke überlegen. Verwirrt starrte er auf eine Dose Rasierschaum, die neben Sojasauce, Salz und Zucker ein gemütliches Plätzchen im Gewürzregal gefunden hatte. Ein schneller Blick bestätigte ihm jedoch, dass auch hier kein Tee zu finden war. „Verdammt“, zischte Ayama frustriert und ballte die Faust. Es musste doch möglich sein, in dieser Küche Tee zu finden! Allerdings konnte er sich wirklich nicht mehr erinnern, wo er die Dose hingestellt hatte. Yosuke würde es wissen, da war er sich sicher. Der hatte schließlich erst vor ein paar Tagen hier Tee zubereitet…

Verdammt!

Ayama verfluchte sich selbst, dass er nicht schon längst auf die geniale Idee gekommen war, seinen besten Freund anzurufen. Schnell nahm er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Yosukes Nummer.

„Ja?“, antwortete der genervt.

„Yo, du musst mir helfen, hörst du?“ Ayama fand, dass seine Stimme heute schrecklich schrill klang. „Wo ist der Tee?“

Ein Kichern. „Sag mal, hast du sie noch alle? Ich bediene gerade einen Kunden, ich gehöre zu den wenigen Menschen in deinem Bekanntenkreis, die arbeiten müssen, um zu überleben und du…“

„Ja, es tut mir schrecklich leid, mein Schatz“, unterbrach Ayama ihn ungeduldig. „Aber jetzt sag mir, wo du den Tee hingestellt hast!“

„Brotdose“, kam die knapp gezischte Antwort und Yosuke legte auf. Offensichtlich war er beleidigt. Irritiert starrte Ayama auf sein Telefon. Nun ja, es war nicht das erste Mal, dass Yosuke auf ihn böse war. Er beschloss sich später für sein unfreundliches Verhalten zu entschuldigen, öffnete die Brotdose und fischte den Tee heraus.
 

„Deine Küche ist wie die von Pippi Langstrumpf“, sagte Taki und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

Ayama sah ihn verwundert an. „Wer?“

„Na, das Mädchen, das die Tochter eines Piratenkapitäns ist, irrsinnig stark ist und alleine in einem großen Haus wohnt. Und… sie ist unordentlich.“ Er kicherte leise. „Kennst du die Bücher nicht? Ich leihe sie dir.“ Er nahm einen weiteren Schluck. „Das macht man doch so, oder?“ Grüne Augen starrten Ayama an, der sich unruhig auf dem Sofa wand. Er wagte nicht zu fragen, was Taki eigentlich meinte. Dass er in gewisser Hinsicht etwas anders war, hatte er schon mitbekommen, doch wie schon so oft wurde er einfach nicht schlau aus dem Jungen. So beschloss er einfach zu warten.

„Ich meine, anderen Menschen etwas leihen. Freunden. Leuten, die man sympathisch findet“, murmelte Taki abwesend und stellte die Tasse auf den Couchtisch. Dann verknotete er seine Finger ineinander, ganz so, als ob ihm kalt wäre. Er sah unglücklich aus.

„Ich denke, das macht man so, ja“, beeilte sich Ayama zu sagen und freute sich, als ein leichtes Lächeln Takis Gesicht ein wenig erhellte. Nun nahm er all seinen Mund zusammen und griff nach den Händen des Kleinen. Sie waren eiskalt. Taki begann leicht zu zittern. „Ich… weiß nicht, ob ich das mag“, wisperte er und sah irritiert auf den Boden.

Sofort ließ Ayama los und zog sich zurück. „Ist schon okay. Wir kennen uns ja noch nicht so gut.“ Er grinste. „Tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen.“

„Sei froh, dass ich mich nicht übergeben habe“, bemühte sich Taki um ein Lächeln. „Es geht mir gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“

Irritiert hob Ayama eine Augenbraue. „Irgendwann musst du mir erzählen, was es mit diesem Übergeben auf sich hat, okay?“

„Irgendwann. Versprochen.“

Es klingelte.
 

„Hallo Schatz!“ Yosuke stand vor Ayama, in der Hand eine Plastiktüte. „Ich dachte, du steckst vielleicht in Schwierigkeiten.“ Neugierig versuchte er an seinem Freund vorbei einen Blick in die Wohnung zu werfen.

„Wie… kommst du denn darauf?“, sagte Ayama unschuldig und machte sich in der Tür so breit, dass Yosuke die Sicht versperrt wurde. „Mir geht’s blendend. Und du, musst du nicht arbeiten?“

„Hab mir eine Stunde freigenommen.“ Misstrauisch starrte Yosuke ihn an. „Rufst mich an und willst wissen, wo der Tee ist. Ich hatte schon Angst, jemand ist eingebrochen, will dich umbringen und vorher noch etwas Tee schlürfen…“ Er versuchte sich an Ayama vorbei in die Wohnung zu quetschen, was ihm schließlich auch gelang. „Verdammt, ich habe Besuch!“, rief ihm der Wohnungsbesitzer nach. Dass Yosuke auch immer seinen Willen bekommen musste und es auch noch schaffte, einen so wichtigen Moment zu ruinieren! Resignierend schloss er die Tür und wollte sich gerade eben wieder zu Taki und seinem ungebetenen Gast gesellen, als ihm das Objekt seiner Begierde auch schon entgegen kam.

„Ich sollte gehen, es ist schon spät.“ Taki schlüpfte in seine Schuhe. „Danke für den Tee.“

„Musst du wirklich schon…?“ Enttäuscht verschränkte Ayama die Arme. Irgendwie hatte er sich mehr erwartet.

Taki lächelte. „Ist ja nicht so, als ob ich am anderen Ende der Stadt wohnen würde.“ Schon hatte er die Wohnung verlassen.
 

„Das war also der Kleine, auf den du so stehst“, stellte Yosuke trocken fest. Missmutig zog er an einer Zigarette, die er seinem Kumpel gemopst hatte. „Hübsch ist er.“

Ayama seufzte und ließ sich neben Yosuke auf das Sofa fallen. „Hübsch und komplett durchgeknallt, fürchte ich.“ Abwesend griff er nach der Zigarettenschachtel und seinem Feuerzeug. „Er macht mich irre. Ich muss andauernd an ihn denken.“ Er nahm einen Zug von seinem Glimmstängel und versuchte sich zu beruhigen. Allein der Gedanke an Taki ließ ihn unruhig werden. Am liebsten wäre er ihm nachgerannt und hätte ihn gebeten noch etwas zu bleiben, doch er wollte sein Glück nicht zu sehr herausfordern.

Wenn ich ihn zu sehr erschrecke, dann redet er sicher nie wieder mit mir.

Yosuke lehnte sich an ihn und schmiegte seinen Kopf in seine Halsbeuge. „Du magst ihn so sehr, obwohl du ihn nicht einmal richtig kennst?“

„Ich denke schon. Es ist anders als sonst… Ich will, dass er mich mag, verstehst du?“ Leicht streichelte er seinem Freund über den Kopf. „Aber anders ist gut. Anders ist schön.“
 

~~
 

Haaaah~ I DID IT! Ich hab den Titel der Geschichte endlich als Zitat in den Text eingebaut! Ich bin so stolz auf mich :)

8: Suche

So, hier der nächste Teil von ,Ais' XD

Ich hoff, euch gefällt's und ihr kommt noch mit bei der Gschicht *g*
 

_______________________________________________________________________________
 

Suche
 


 

Taki schlenderte nachdenklich die Stufen hinunter.

Der andere hatte ihn kurz nachdem... Yosuke gegangen war, hinausgeworfen. Irgendwie war der Junge froh darüber gewesen, dass der Grünhaarige so fluchtartig Ayamas Wohnung verlassen hatte.

Grummelnd dachte er an dessen seltsame Begrüßung a la "Du bist aber ein Süüüüßer! Darf ich dich küssen? Bitte bitte??" Nach diesem Satz war er wieder in diese verdammte Müdigkeit versunken, die ihn bei solchen Annäherungsversuchen immer befiel und das nächste, an das er sich erinnern konnte, war Ayama, in dessen Armen er gelegen hatte.
 

Und dann wirft mich der raus... So was Dummes...
 

Er erinnerte sich an Ayamas Worte: "Wenn du willst kannst du jederzeit wiederkommen, auch unangemeldet. Aber jetzt brauche ich etwas Zeit für mich. Tut mir Leid."

Der Schwarzhaarige hatte Taki zum Abschied sanft umarmt und dann die Tür geschlossen.

Der Blonde lächelte leicht..
 

Natürlich werde ich wiederkommen!
 

Mit zielsicheren Schritten betrat er den dunklen Park zwischen den Häusern.
 

~~oO@Oo~~
 


 

Ayama sah aus dem Fenster. Er rauchte, nach diesem Gespräch brauchte er einfach ein bisschen Nikotin, um seine blank liegenden Nerven zu beruhigen.

Grübelnd blies er den blauen Rauch seiner Zigarette in die warme Nachtluft.
 

Wann hatte das Ganze eigentlich angefangen? Er konnte sich nicht erinnern, ihm war es, als wäre Yosuke schon immer abwechselnd himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt gewesen...

Aber es konnte ja nicht immer so gewesen sein.

Er zwang sich, darüber nachzudenken, doch er kam auf kein befriedigendes Ergebnis. Der Grünhaarige und er waren zwar schon ewig Freunde, aber beide waren sie Einzelgänger, jeder auf seine Weise.

Ayama mochte Gesellschaft, jedoch nur in Maßen. Er war auch gerne alleine und philosophierte vor sich hin.

Yosuke wiederum lebte nur für seine Freunde, trotzdem wurde er außer in der Goth-Clique nirgends richtig akzeptiert. Die meisten wussten, dass er schwul war, so richtig verbergen konnte oder wollte er es nicht, sonst würde er sich nicht so betont tuntig benehmen.

Trotzdem waren sie Freunde.

Ayama kannte niemanden so gut wie Yosuke und umgekehrt war es, wie er sich fast sicher war, ebenso.

Trotzdem hatte er die schleichende Veränderung in ihm nicht bemerkt...

Mit der freien Hand fuhr er sich erschöpft durch die Haare.
 

~~
 

"Yosukeee... Hör auf damit!"
 

Ayama-fünfzehn-Jahre versuchte sich aus der Umarmung seines Freundes zu befreien, doch Yosuke war gnadenlos. Der Blauhaarige hatte seine langen dünnen Arme um den anderen geschlungen und schmiegte sich an ihn. Zum Glück konnte sie niemand dabei beobachten, das wäre dem Schwarzhaarigen nicht sehr recht gewesen...

Noch hatte er sich nicht geoutet und wollte das auch während seiner Schulzeit nach Möglichkeit vermeiden.

Die beiden saßen in einer Ecke des Schulhofes, in der man sie von außen nicht gleich sehen konnte.

Der Platz war eine Art Laube, innen befand sich eine alte Gartenbank. Ayama hatte eigentlich vorgehabt, kurz darauf schlafen, bevor die nächste Stunde begann, doch sein kleiner Freund war anscheinend der Meinung, ihn krampfhaft wach halten zu müssen.

Es war einfach zum Verrücktwerden!

Ayama war sich nicht ganz sicher, ob er den Kleinen von seinem Schoß werfen oder ihn einfach küssen sollte, damit er endlich still war.
 

"A-chaaaan?"

Yosuke sah tief in Ayamas blaue Augen.
 

"Was ist denn?", fragte der Angesprochene leicht genervt.

Er wollte seine Ruhe, verdammt! War denn das so schwer zu verstehen?
 

Ein lasziver Augenaufschlag.

Yosuke war berühmt-berüchtigt für diese Augenaufschläge, mit ihnen wickelte er jeden und jede um den Finger.

"Hast du mich lieb?"
 

Ayama musste trotz seiner Müdigkeit lachen, der Kleine sah einfach zu naiv aus.

"Würde ich sonst hier sitzen und mit dir kuscheln, hmm? Natürlich hab ich dich lieb."

Er drückte seinen Freund fest an sich und knuffte ihn in die Seiten.

Der Blauhaarige kicherte, er war extrem kitzlig.
 

"Darf ich dich küssen, Ayama?"
 

"Warum?"
 

"Weil ich dich auch sehr lieb hab..."
 

Ein kurzes Zögern.

Wenn ich ihn nicht kennen würde, würde ich glauben, er sei zwölf Jahre alt...

Dann ein Nicken.

Hmm... Er ist eben so. So und nicht anders.
 

"Okay."
 

Yosuke freute sich. Endlich durfte er Ayama küssen, wie lange hatte er sich das schon gewü...
 

"Aber nur auf die Wange, ja?"

Der Schwarzhaarige grinste innerlich.

Ja, es war sehr amüsant, den Kleinen zu ärgern...
 

Yosuke verzog das Gesicht.

"Mann, nie gönnst du mir ein bisschen Spaß."
 

"Ich würde dich sowieso nicht richtig küssen."

Ayama beschloss, noch eins nachzulegen.
 

"Aha, und wieso nicht?"

Der Blauhaarige war sauer, man konnte es an seiner Stimme hören.

Wenn sie allein gewesen wären, hätte er den anderen in eine handfeste Rauferei verwickelt, soviel war sicher. Doch hier auf dem Schulhof konnte er das nun mal nicht machen.

Schade eigentlich... Es juckte ihm gerade so in den Fingern...
 

"Weil ich nicht besonders auf den Geschmack von deinem Erdbeerlipgloss stehe, Yosuke!"

Ayama lachte schallend, als sich das Gesicht seines Freundes noch mehr verfinsterte.

Man konnte den Kleinen so leicht verarschen, es war einfach göttlich.

Und, was das Beste war: Er merkte es nicht einmal, da er alles, was andere zu ihm sagten, todernst nahm.
 

Yosuke war jetzt wirklich beleidigt.

Wütend wollte er aufstehen und davonlaufen, doch eine Hand hielt ihn zurück.

Er wurde in eine sanfte Umarmung gezogen und dann pressten sich warme Lippen für einen Moment auf seine. Enttäuscht seufzte er auf, als sie sich nach, wie es ihm schien, viel zu kurzer Zeit zurückzogen.

Ayama leckte sich über die Lippen.

"Hmm... Vielleicht find' ich den Geschmack doch nicht so schlecht?"
 

Yosuke verpasste ihm eine Kopfnuss.
 

~~
 

Erinnerungen an bessere Zeiten zauberten ein sanftes Lächeln auf Ayamas schmale Lippen.

Er nahm einen letzten Zug, dann warf er die Zigarette aus dem Fenster.

Sie tauchte in die Dunkelheit ein und verschwand in der Tiefe.

Über dem Haus ballten sich dicke Regenwolken zusammen.
 

~~ooO@Ooo~~
 

Es schüttete.

Nervös trat der große Goth von einem Bein aufs andere.
 

Er befand sich vor dem Haus, das Yosuke mit seinem Freund Mizuiro bewohnte.

Der Kleine wohnte in einer Art Wohngemeinschaft mit dem anderen Frisör zusammen, der in dem gleichen Salon wie er ausgebildet wurde. Das Haus befand sich etwas außerhalb der Innenstadt, lag zwischen Hochhäusern und gab ein seltsames Bild ab, doch Ayama fand, es passte zu seinen beiden freakigen Bewohnern.
 

Endlich konnte er sich durchringen, anzuklopfen. Vorher hatte sich alles dagegen gesträubt und er wusste nicht, warum.
 

Hatte er etwa Angst vor Yosukes Reaktion auf sein Kommen?
 

Er hatte sich schon seit Tagen nicht bei ihm gemeldet und Ayama war sich sicher, dass es ihm nicht gut ging. Normalerweise meldete er sich täglich mindestens einmal und verwickelte ihn in ein langes Telefongespräch oder er kam ihn besuchen.

Aber das Telefon war seit Tagen still gewesen...
 

Schließlich war Ayama so nervös geworden, dass er sich auf den Weg hierher gemacht hatte.

Und jetzt war er hier.
 

Die rote Eingangstür wurde aufgerissen.

Der Schwarzhaarige zuckte kurz zusammen, dann warf er einen Blick auf die Person, die vor ihm stand - und wusste nicht, ob er lachen, schreien oder weinen sollte.
 

Mizuiro hatte einen rotkarierten Bademantel an, der nicht zugebunden war.

Darunter trug er nichts. Seine pinkgefärbten Haare standen nach allen Seiten ab, anscheinend hatte Ayama ihn aus dem Schlaf gerissen. Der andere fuhr sich müde durch die 1000-Volt-Frisur und versuchte dann ein Lächeln, das aber eher zu einer verzerrten Grimasse wurde, da er herzhaft gähnen musste.
 

"N'Morgen... Ayama..."
 

Der Angesprochenen schob ihn grinsend ins Haus, diverse Passanten hatten ihnen von der Straße schon komische Blicke zugeworfen.
 

Kein Wunder. Der macht hier einen Privatstrip und ich seh auch nicht grade vertrauenserweckend aus...
 

~~ooO@Ooo~~
 

Aus dem Badezimmer hörte man leises Fluchen, wahrscheinlich bekam Mizuiro seine Haare nicht glatt...

Ayama wartete vor der Tür.
 

"Warum braucht der denn so lange...?", murmelte er genervt und auch ein Hauch von Sorge um seinen Freund schwang in seiner Stimme mit.
 

Die Tür ging auf und frisch gestyled kam der Frisör aus dem Zimmer.

Er lächelte breit und deutete dem Schwarzhaarigen dann mit einer Handbewegung, ihm in die Küche zu folgen.
 

Dort angekommen machte sich Mizuiro erst einmal einen starken Kaffee, um munter zu werden.

Ayama sah ihm beim ,Brauen' des Getränks (anders konnte man diese äußerst umständliche Prozedur nicht nennen) zu und wartete äußerlich geduldig, aber innerlich bis zum Zerreißen gespannt darauf, dass der andere endlich fertig wurde.
 

Der Pinkhaarige nahm einen tiefen Schluck aus seiner blaugeblümten Tasse.
 

"Aaaaah... Das tut guuut...", seufzte er, dann stellte er die Tasse ab und sah Ayama mit großen schwarzbraunen Augen an.
 

"Also, was willst du? Schließlich bist du ja nicht hergekommen, um mir beim Kaffeetrinken zuzusehen?"
 

Er lachte leise über seinen Witz.
 

"Du willst Yosuke sehen, oder?"
 

Ayama nickte langsam.

"Ja. Ist er hier?"
 

"Er war hier."

"Was heißt hier, er war'? Wo ist er denn jetzt?"
 

"Weiß ich nicht." Mizuiro ergriff wieder die Tasse und genehmigte sich einen weiteren Schluck.

"Mann, der Kleine macht mich sooo müde...", murmelte er gedehnt.

"In letzter Zeit ist er einfach nicht zu sättigen..."
 

Ayama wusste, was der andere meinte: Yosuke und er waren zwar nur Kollegen, das hielt den Kleinen aber nicht davon ab, ab und zu ,mit ihm in die Kiste zu hüpfen', wie er es selbst liebevoll nannte.

Der Pinkhaarige hatte zwar einen Freundin, aber was die nicht wusste, machte sie auch nicht heiß...
 

Mit seinen langen Fingern fuhr sich Mizuiro durch die seidigen Haare.

"Gestern Nacht wollte er mich gar nicht schlafen lassen. Und heute Morgen war er weg. Nicht mal eine Nachricht hat er geschrieben... Also echt, was sind das für Manieren?"
 

Er beugte sich über den Tisch und stupste mit dem Finger Ayamas Nase an.
 

"Du musst ihn besser erziehen!", meinte er mit einem Grinsen auf den schön geschwungenen Lippen, das Ayama leicht erwiderte.
 

~~oO@Oo~~
 

"Willst du noch was?", fragte eine sanfte Stimme.
 

Die Bettdecke raschelte, als sich ein kleiner Körper umdrehte.

Große braune Augen fixierten die Person, die in der Tür stand.
 

"Nein danke, Cindy..."
 

"Okay." Das Mädchen drehte sich um und schloss die Tür.
 

Yosuke starrte mit leeren Augen an die Decke.

Mit schleichenden Bewegungen tastete er nach seinen Zigaretten, die neben dem Futon lagen und zündete sich eine an.
 

~~oO@Oo~~
 

Müde saß Ayama vor einem Teehaus und trank Grüntee.

Er schwitzte, es war doch noch ein heißer Tag geworden und jetzt war er mit seinen schwarzen Klamotten natürlich viel zu warm angezogen.

Neben ihm saß Mizuiro, der ihm angeboten hatte, ihm bei der Suche nach Yosuke zu helfen, doch bis jetzt war alle Mühe vergebens gewesen.
 

Der Grünhaarige war wie vom Erdboden verschluckt.

Mizuiro und Ayama waren zuerst bei Mei-Lin und Shouko gewesen, dann bei Tetsuya und dann auch noch bei Freunden von Yosuke, von denen Ayama nicht einmal gewusst hatte, dass sie überhaupt existierten.

Doch Yosuke war bei keinem von ihnen gewesen.

Langsam aber sicher gingen den beiden die Ideen aus, wo der Kleine stecken könnte.
 

"Wo könnten wir noch nachfragen?"
 

Ein Seufzen.
 

"Ich muss dir ehrlich gestehen, ich habe keine Ahnung..."
 

Plötzlich zuckte Ayama zusammen und starrte auf die andere Straßenseite, was ihm einen verwirrten Blick von seinem Begleiter einbrachte. Mizuiro folgte seinem Blick und sah einen blonden Jungen, der geradewegs auf ihren Tisch zusteuerte.
 

"Hallo, Ayama!"
 

Taki verbeugte sich tief und sah den Schwarzhaarigen dann schüchtern an.
 

"Was machst du denn hier? Warst du einkaufen?", fragte er neugierig.
 

Ayama schüttelte den Kopf und meinte: "Nein, eigentlich suche ich mit dem da Yosuke."

Er zeigte auf den Pinkhaarigen.

"Das ist Mizuiro. Mizuiro, darf ich dir Taki vorstellen?"
 

Die beiden gaben sich die Hand und Taki setzte sich an den kleinen Tisch.
 

"Du suchst Yosuke? Das ist doch der Grünhaarige, oder?"

Ayama nickte, der Blonde verzog das Gesicht.

"Der hat mich letztes Mal, als ich bei dir war, ziemlich blöd angemacht..."
 

Yosuke... Du kannst es einfach nicht lassen...
 

"Vorhin ist er mir begegnet, als ich die Straße raufgekommen bin... Gott sei Dank hat er mich nicht gesehen, da waren zu viele Leute..."
 

"Waaaas?" Ayama sprang fast von seinem Stuhl auf.

Er fixierte Taki mit seinen stechend blauen Augen.

"Wo genau? Los, sag!!"
 

Der Kleine sank förmlich in sich zusammen, was Mizuiro zum Lächeln brachte.

"Jetzt schrei doch nicht so. Ich bin mir sicher, er versteht dich auch so, Ayama."
 

Dankbar schenkte der Blonde seinem Retter ein schüchternes Lächeln, dann wandte er sich wieder Ayama zu.

"Er war mit einem Mädchen unterwegs... Goth, glaub ich. Schwarze Haare, rotes Outfit, Totenkopftasche... Mehr weiß ich nicht mehr..."

Er dachte kurz nach und verzog dabei ein kleines bisschen sein Gesicht.

"Hmm... ich glaube, er nannte sie Cindy oder so..."
 

Ayama seufzte erleichtert.

"Natürlich, er ist bei Cinderella! Wieso bin ich da nicht gleich draufgekommen?"
 

Er stand auf und lief davon.

Mizuiro und Taki sahen ihm erstaunt nach.

Der Pinkhaarige warf einen verwirrten Seitenblick auf den Kleinen.
 

"Und, was machen wir zwei Hübschen jetzt mit dem angebrochenen Tag?"
 

Taki wurde rot.
 

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Soo... Hat's euch gefallen?

*smile*
 

Irgendwie gerät Taki in den Hintergrund, das ist gar nicht gut XD

Naja, was ich noch sagen wollt:

Ich freu mich so, dass ihr die Geschichte so mögt!

*alle niederknuff*

9: Sinn

Hoi, nach langer Wartezeit gibt's endlich mal wieder einen neuen Teil von Anders ist schön.

Ich hoff, ihr mögt ihn...
 

Was zuletzt passierte:

Ayama ist mit Mizuiro, einem Bekannten, auf der Suche nach Yosuke. In einem Teehaus trifft er auf Taki, der ihm erzählt, dass er Yosuke in Begleitung von einem Mädchen gesehen hat. Ayama springt auf, um ihn zu suchen.
 

_____________
 

Sinn
 

Ayama lief durch die Straßen, wich Menschenmassen aus oder kämpfte sich durch sie hindurch.

Manchmal blieb er mit seiner Tasche an einem der Passanten hängen und musste sich erst gewaltsam losreißen. Dann hastete er schnell weiter.

Plötzlich blieb er stehen und verursachte so fast eine Massenkarambolage auf der belebten Einkaufsstraße, in der er sich befand.

Wohin wollte er eigentlich? Er wusste doch gar nicht, wo Cinderella wohnte, geschweige denn wie sie wirklich hieß.
 

"Verdammt!"
 

Er war zornig über sich selbst. Wieso hatte er keinen seiner Freunde gefragt, wo sie lebte?

Fluchend wühlte er sich aus den Menschenmassen und verschwand in einem Hauseingang.

Dann zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche, tippte die Nummer von Tetsuya ein und schob, bevor er das Handy zum Ohr führte, genervt das Moshi²-Kettchen weg, das lustig herumbaumelte.

Eigentlich liebte er das Teil, das aus schwarzen Perlen und einem kleinen Edelstein besetzten Kreuz bestand, doch heute ging es ihm einfach nur schrecklich auf die Nerven.
 

Jemand tippte ihm auf die Schulter. Zuerst dachte Ayama, es wäre Zufall, denn unter so vielen Menschen konnte es schon einmal zu zufälligen Berührungen kommen.

Er versuchte, den tippenden Finger zu ignorieren, doch, als sich jemand hinter ihm lautstark räusperte, drehte er sich doch um.
 

"Was zum..."
 

Bitterböse blickte er in Takis erschrockenes Gesicht.

Der Kleine hatte Ayama in der Menge gesehen und war ihm nachgelaufen.

Mizuiro hatte er in dem Teehaus zurückgelassen, solche Typen wie der Pinkhaarige waren ihm suspekt.

Und mit welchen Blicken der ihn gemustert hatte... Brrr...

Auch die Müdigkeit, die ihn befallen hatte, als Ayama so plötzlich die Flucht ergriffen hatte, hatte ihn dazu bewogen, es dem Schwarzhaarigen gleichzutun.
 

Ayama starrte Taki immer noch an, doch der Blonde antwortete nicht.
 

"Was willst du, Kleiner?", fragte er unfreundlich.
 

Takis Augen wurden wässrig.

"Dich... begleiten?"
 

Plötzlich lächelte Ayama, der Blonde sah aber auch zu süß aus, wie die Tränen da in seinen Augenwinkeln glitzerten und sich sein Gesicht mit einer leichten Röte überzog.

Er konnte ihm gar nicht böse sein, nein, am liebsten hätte er ihn jetzt sofort in seine Arme gezogen und vor aller Welt Augen geküsst.
 

Ayama, beherrsch' dich, verdammt!
 

Er musste hier weg, weg von diesem weinenden Kleinen, der ihn so schrecklich anmachte...

Verzweifelt versuchte er sich abzulenken und suchte in seiner Tasche nach einem Taschentuch.

Endlich hatte er eines gefunden und hielt es dem zitternden Kleinen hin, der es dankbar annahm.

Als dessen Fingerspitzen die seinen für einen flüchtigen Moment berührten, zuckte Ayama zurück, als hätte er sich verbrannt. Er schlug die Augen nieder, kam sich dabei unendlich dumm vor.

Schließlich benahm er sich in der Gegenwart des Blonden wie ein sabbernder Vollidiot...
 

"Ayama?"
 

Große grüne Augen blickten ihn so schüchtern und vertrauensvoll an, sodass er beinahe hart wurde.

WIESO musste Taki auch so einen ,Fick-mich'-Blick draufhaben?

Und wieso war er heute so notgeil?
 

"Komm."
 

Der Schwarzhaarige packte den Kleinen am Arm und zog ihn aus der Seitengasse. Er wollte etwas tun, sich ablenken und vor allem Yosuke finden.

Wenn ihm der Kleine helfen wollte, umso besser für ihn.
 

______
 


 

"Und du hast ihn wirklich gern?"
 

"Ja. Er ist schon ewig mein bester Freund."
 

Ayama seufzte tief.
 

"Wir waren gemeinsam auf der Highschool... Es war schon eine geile Zeit. Irgendwie hat uns zwar keiner richtig ernst genommen.

Wer nimmt schon zwei durchgeknallte Minigoths ernst?

Aber wir hatten uns und unsere Clique. Das hat gereicht und wir beide sind immer mehr zusammengewachsen. Er hat dann kurz vor dem Abschluss die Schule verlassen, um Frisör zu werden. Ich könnte ihn jetzt noch dafür schlagen!"
 

Der Schwarzhaarige knurrte leise.
 

"Er hatte die besten Noten in der Klasse, aus welchem Grund auch immer.

Konnte alles, der Typ, hatte immer die Hausaufgaben. Ich habe jeden Morgen von ihm abgeschrieben.

Irgendwann kam er mit der Wahnsinnsidee, dass er Frisör werden will. Okay, er hat das schon immer gern gemacht, ich meine frisieren und Haare färben. Ich fand die Idee trotzdem dumm. Aber er hat sich noch nie von irgendwem reinreden lassen..."
 

Ayama sah Taki an, der mit glänzenden Augen seiner Erzählung lauschte.
 

"Willst du das überhaupt hören? Wahrscheinlich langweile ich dich damit."
 

Taki schüttelte heftig den Kopf.
 

"Nein, nein! Ich finde es sehr interessant, wirklich.", hauchte er und meinte es wirklich ernst.
 

Und ich würde gern noch mehr über dich erfahren.
 

Als der Blonde realisierte, was er eben gedacht hatte, erschrak er zuckte er innerlich zusammen.

Was sollte denn das? Seit wann interessierten ihn Männer?

Bis jetzt hatte er niemanden außer Yosuke an sich heran gelassen, doch der war ja auch kein richtiger Mann, sondern so etwas wie sein großer Bruder. Er war immer so lieb zu ihm und das ganz ohne Hintergedanken, wie er sich sicher war.
 

Ayamas tiefe Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.
 

"Er ist seltsam, weißt du? Steht voll auf Blonde, benimmt sich gespielt tuntig und schmeißt sich an alles ran, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Aber andererseits ist er sehr sensibel. Wahrscheinlich schlägt er mich, wenn er erfährt, dass ich dir das erzählt habe, aber es stimmt.

Seine Stimmung wechselt in letzter Zeit in Sekundenschnelle. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.

Und das er jetzt verschwunden ist... So etwas ist gar nicht seine Art."
 

Interessiert hörte Taki zu, saugte jedes Wort, das der andere sagte, in sich auf. Die Stimme des Älteren war eine wahre Wohltat für ihn. Sie war sehr angenehm, fast samtig.

Er hörte gar nicht wirklich darauf, was Ayama sagte, sondern ließ sich von seiner Stimme einlullen, bis...
 

"Hey, Kleiner, nicht umfallen!"
 

Er wurde aufgefangen, bevor er auf dem Boden aufschlug. Ayama schlang seine Arme um ihn und zog ihn an sich, stolperte wegen Takis Gewicht rückwärts, bis er an einer Hauswand zum Stehen kam.

Der Blonde zitterte leicht.
 

Was war denn DAS gewesen?
 

Unbewusst schmiegte er sich an Ayama, vergrub sein Gesicht in seinem schwarzen Hemd. Unter der Kleidung konnte er das Herz des Großen spüren, wie es trotz der Aufregung langsam und ruhig schlug.

Er schloss die Augen und gab sich dem Rhythmus hin.
 

Der andere nahm es verwundert zur Kenntnis, fuhr dem Blonden durch die weichen Haare.
 

"Ich glaube, ich brauche eine Zigarette..."
 

_________
 


 

Sie saßen im Hibiya Park auf einer Bank und ließen sich von der untergehenden Sonne bescheinen. Es war immer noch warm, doch nicht mehr so stickig wie am Vormittag.

Mittlerweile wehte ein kühler Wind, der Taki ab und zu erzittern ließ, bis ihm Ayama eine Jacke gab, die er aus seiner Tasche zauberte.
 

"Danke."
 

Glücklich kuschelte er sich hinein.

Der Schwarzhaarige lächelte nur. Er hatte sich die langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, da ihm die Windstöße das Haar durcheinander brachten.

Er überlegte. Sollte er seinen Arm um den Kleinen legen?

Bis jetzt hatte er sich nie beschwert, wenn er ihn berührt hatte, aber...
 

Egal. Ich mach's einfach. Wenn er mich wegstößt, aufspringt und davonläuft, weiß ich wenigstens, wie ich es das nächste Mal NICHT mache.
 

Vorsichtig hob er seinen Arm, Taki sah ihn verwirrt an.
 

"Was... machst du da?"
 

War da Panik in der Stimme des Kleinen? Nein... Oder doch?
 

"Ich will meinen Arm um dich legen. Dir ist doch kalt, oder?"
 

Im Gehirn des Blonden arbeitete es, Ayama konnte es regelrecht sehen.

Was auch immer er gerade überlegte, es schien von größter Wichtigkeit zu sein.

Plötzlich fixierten ihn grüne Augen.

"Okay... Mach."
 

Der Goth grinste übers ganze Gesicht. Er sah bestimmt aus wie ein Honigkuchenpferd, aber das war ihm egal. Er durfte den Kleinen berühren, er hatte es ihm erlaubt.

Ein schönes Gefühl.
 

Kurz herrschte angenehme Stille zwischen den beiden, dann durchbrach Taki das Schweigen.

"Und, wann suchen wir weiter?", wollte er wissen, Eifer klang in seiner hellen Stimme mit.
 

Ayama seufzte.

Yosuke. Der war ja immer noch verschwunden.
 

"Ich glaube, das hat keinen Sinn, Taki. Wir finden ihn nicht, wenn er nicht will. Am besten ist, wir gehen nach Haus..."
 

Taki versteifte sich unter den sanften Berührungen des Goth und sprang auf, er sah entsetzt auf den anderen herab.
 

"Wie kannst du nur so etwas sagen? Vielleicht wartet Yosuke nur darauf, dass du kommst. Wenn du jetzt auch gehst, dann wird er schrecklich enttäuscht und traurig sein... Und er wird vielleicht nie wieder lachen können..."
 

Tränen bildeten sich in den großen Augen des Blonden, die sich langsam ihren Weg über seine Wangen bahnten.

Ayama verstand. Der Kleine hatte wahrscheinlich gar nicht von Yosuke, sondern von sich selbst gesprochen. Was genau dahinter steckte, wusste er zwar noch nicht, aber er würde es noch erfahren.

Eines war sicher, er ertrug es auf gar keinen Fall, dass der Junge weinte.
 

"Es tut mir leid. Wir suchen ihn morgen weiter, ja?

Komm wieder her zu mir, bitte."
 

Einladend streckte er seine Arme aus und Taki brauchte keine zwei Sekunden, um auf ihn zuzugehen und sich in seine Arme zu schmiegen.

Der sanfte Geruch des anderen beruhigte ihn und ließ ihn verstummen.

Bald döste er, fest an den anderen gedrückt.
 

_________
 


 

Es war dunkel geworden.
 

Ayama rauchte eine Zigarette nach der anderen. Er saß am Fenster, Taki hatte sich an seine Brust geschmiegt und wollte ihn, seit er ihn in die Wohnung geschleppt hatte, nicht mehr loslassen.

Sein Kopf ruhte auf der Schulter des Goth und die Beine hatte er um den Körper des anderen geschlungen.

Der Ältere hatte Mühe, sich zu beherrschen, Taki sah so... willig aus, wie er da schlafend in seinen Armen lag.

Aus diesem Grund rauchte er. Er war sich sicher, morgen würde er keinen Ton mehr von sich geben können, aber es ging nicht anders. Am liebsten hätte er den Kleinen aufs Bett geworfen und ihn...
 

Aus!!!
 

Er sah aus dem Fenster.

Gegenüber, in Takis Wohnung, brannte noch Licht. Ein Blick auf die Uhr sagte Ayama, das es fast Mitternacht war. Welche Menschen waren denn so spät noch munter? Er konnte nur den Kopf schütteln und einen weiteren tiefen Zug aus seiner Zigarette nehmen. Dann war sie heruntergebrannt und er dämpfte sie in seinem Knochenaschenbecher, einem Einzugsgeschenk von seinen Freunden, aus.

Die Schachtel war leer.

Schade.
 

Der Braunhaarige, der ebenfalls in der Nachbarwohnung wohnte, rannte von einem Zimmer ins andere, soviel konnte Ayama durch die Vorhänge erkennen.

Plötzlich wurden sie zurückgezogen und ein brauner Wuschelkopf erschien im Fenster.

Ayama wurde zuerst erstaunt, dann entsetzt gemustert.

Der andere öffnete seinen Mund.
 

"Was machst du mit meinem Taki-chan? Bring ihn sofort zu mir!"
 

Ayama wusste nicht, was er sagen sollte. Was waren denn das für Manieren?

Er streckte dem Braunhaarigen seine frischgepiercte Zunge entgegen.
 

"Hol ihn dir doch!"
 

Dann knallte er das Fenster zu und ignorierte das Gezeter von Gegenüber.

Die Nachbarn würden sich schon um den Randalierer kümmern.

Nicht viele ließen sich gerne ihren wohlverdienten Schlaf rauben...

Er lachte leise in sich hinein und setzte sich mit Taki auf die Couch. Der Blonde hatte während der ganzen Aktion nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
 

________
 

Ja, das war's schon wieder.

Ich wollt mich abschließend noch bei zoeS fürs Beta bedanken.

THÄÄNX, du hast Khana gut vertreten.

*beiden küsschen zuwerf*
 

Bis zum nächsten Chap
 

spross

10: Erkenntnis

Und hier ein Minichap. Sorry, ich wollte so viel schreiben, aber aus irgendeinem Grund fehlen mir gewissermaßen die Worte...
 

Betadank geht an Khana.

Thänx.
 

spross
 

Was zuletzt passierte:

Ayama und Taki suchen gemeinsam nach Yosuke, finden ihn jedoch nicht. Da Taki müde wird, nimmt ihn Ayama mit in seine Wohnung, wo er mit dem Kleinen am Arm noch eine bei offenem Fenster raucht. Von gegenüber sieht ihn ein Braunhaariger, dem es gar nicht zu passen scheint, dass Ayama so vertraut mit Taki umgeht...
 


 


 

Erkenntnis
 


 

Vorsichtig streichelte er dem Kleinen über die weiche Haut am Nacken. Der Kopf des Jungen ruhte auf seinen Schultern und sein zarter Duft stieg ihm in die Nase.

Die Situation war perfekt, fast zu perfekt.

Taki schlief tief und fest, nicht einmal das Geschrei vorhin hatte ihn wecken können.

Zu gerne hätte Ayama gewusst, wie sein Süßer denn schmeckte, doch es einfach auszuprobieren und zuzubeißen, das traute er sich nicht.

Doch den Körpergeruch des Jüngeren einzusaugen, das war kein Problem.

Der Schwarzhaarige beugte sich ein bisschen hinunter und vergrub seine Nase in dem duftenden Haar des Jungen.

Welches Shampoo benutzte der denn? Es musste ein Aphrodisiakum sein, denn er spürte, wie er erregt wurde. Der Kleine machte ihn einfach schwach...
 

Plötzlich klopfte es energisch an der Wohnungstür.

Erstaunt sah Ayama zuerst in Richtung Tür, dann noch einmal auf seine Uhr.

Fünf Minuten nach Mitternacht.

Wer zum Geier wollte um diese Zeit noch zu ihm? Ayama beschloss, das Geklopfe einfach zu ignorieren. Normalerweise würde er jetzt sowieso schon schlafen und nicht mehr an die Tür gehen.
 

Nach ungefähr einer halben Minute Dauergeklopfe riss ihm der Geduldsfaden.

Er stand ruckartig auf, umfasste Taki mit seinen Armen und stapfte zur Tür.

Dort angekommen, riss er sie wütend auf und schrie: "Was zum Henker ist denn los? Normalerweise schlafe ich um so eine Zeit, du Idiot!"

Dass er damit das ganze Haus aufweckte, war ihm in diesem Moment egal.
 

Plötzlich verstummte er.
 

Ren stand vor ihm und sah ihn verwirrt an, dann wurde die Verwirrtheit zu Erstaunen, als sein Blick auf Taki fiel, der sich vertrauensvoll an den schwarzhaarigen Goth schmiegte.

Dann wurden seine Augen dunkel vor Zorn.
 

"Sag mal, DU hast sie ja wohl nicht mehr alle! Entführst da einfach meine Taki-chan, na warte..."
 

Und schon griff der Braunhaarige nach dem Jungen, der sich ein kleines bisschen räkelte. Er war schließlich doch noch durch das Geschrei aufgewacht.

Ayama wich zurück, hinein in die Wohnung, Ren kam ihm nach.
 

"Was ist denn hier los?", murmelte ein sehr verschlafener Taki und schlug die Augen auf.
 

Kurz war es still, dann begannen Ren und Ayama gleichzeitig auf ihn einzureden.

Es war unmöglich, dem Stimmenwirrwarr irgendetwas zu entnehmen und so kniff Taki einfach die Augen zusammen uns hoffte, dass der Spuk gleich vorbei sein würde.

Wo Ren plötzlich herkam, konnte er sich nicht erklären.

Hatte er nicht gerade eben noch wunderbar geschlafen?
 

"Jetzt hör doch auf mit dem Geschrei, wir machen ihm Angst", murmelte Ren plötzlich, als er das Verhalten des kleinen Blonden bemerkte.

Ayama hätte zwar am liebsten sofort mit "Ich? Hör du doch auf!" nachgesetzt, aber langsam dämmerte es ihm, dass sein Verhalten ziemlich kindisch war. Also machte er den schwarz geschminkten Mund zu und wartete.
 

~~
 

Taki lag im Nebenzimmer. Der Streit zwischen seinen beiden Freunden hatte ihn so sehr erschöpft, dass er gleich, nachdem ihn Ayama auf eine Matratze gelegt hatte, eingeschlafen war.

Er genoss es, da zu liegen, wo es nach seinem großen Beschützer roch...
 

Ayama goss seinem Gegenüber langsam Tee in eine Tasse, bis das Gebräu über den Rand floss und den schwarzen Tisch überflutete. Doch der Goth merkte es gar nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Ren zuzuhören.
 

Und deshalb hab ich mich so aufgeregt, dass du Taki berührt hast, weißt du? Wo er das doch nicht mag... Und solche Angst... Schwule...
 

Warum verschwamm bloß seine Sicht so schrecklich?

Ayama konnte es sich selbst nicht erklären, bis er plötzlich Feuchtigkeit auf seiner Wange spürte.

Er weinte.
 

Verwundert hörte Ren auf zu sprechen. Warum heulte dieser riesige Typ da drüben jetzt wie ein kleines Kind?(Wiue ein Schlosshund assoziier ich mit laut. Also, laut heulen. Aber er macht es doch leise...) Irgendwie passte das gar nicht zu dem Kerl.

Der Braunhaarige verstummte, Ayama schluchzte leise.
 

"Es tut mir so leid. Ich werde mich ab jetzt von ihm fernhalten", brachte er noch heraus, der Rest seiner kleinen Ansprache verschwand im Gewimmer.

Langsam kam er sich wirklich blöd vor. Er heulte hier einem wildfremden Menschen die Ohren voll, nur weil der ihm gesagt hatte, dass Taki eine Homophobie hatte.

War er denn Yosuke, dass er wegen jedem Scheiß zu heulen begann?
 

Entschlossen setzte er sich auf und wischte sich die Tränen weg.

"Es tut mir leid, dass ich dich volljammere, Ren. Normalerweis ist das nicht meine Art."
 

Verwundert sah der Angesprochene ihn an.

"Und was ist dann deine Art?"
 

"Mir zu holen, was ich will."

Bei diesen Worten sah Ayama an die Wand, hinter der Taki selig vor sich hinschlummerte.

Er wusste, Ren würde ihn jetzt verstehen.
 

Erkenntnis blitzte in den Augen seines Gegenübers auf.

"Du bist schwul, oder?"
 

"Fast. Eigentlich bin ich bi, aber dein Kleiner da hat es mir angetan..."
 

Ren schloss seufzend die Augen.

"Du weißt, dass das nicht geht, oder? Er wird dich hassen, wenn er es erfährt. Oder noch schlimmer, er wird dir etwas antun."
 

"...Aber ich kann doch wenigstens versuchen, sein Herz zu gewinnen, oder?"

Der Goth war nur noch ein Häuflein Elend und Ren tat das Einzige, was ihm sinnvoll erschien:

Er setzte sich zu ihm und nahm ihn in die Arme. Ein wenig seltsam kam er sich vor, wie er da einen anderen Kerl umarmte (Taki zählte selbstverständlich nicht), aber was sollte er denn machen?
 

"Danke", murmelte Ayama, als sie sich irgendwann voneinander lösten.
 

Ren lächelte nur.

"Ich sollte jetzt gehen. Taki muss morgen in die Schule, ob es ihm nun passt oder nicht. Und ich muss auch ins Bett."
 

"Ja, du hast recht."

Ayama seufzte

"Leider..."
 

~~
 

Der Schwarzhaarige lag noch lange auf seiner Couch.

Was er vorhin gesagt hatte, tat ihm jetzt leid. Er war sich sicher, dass er das Versprechen, Taki ab jetzt in Ruhe zu lassen, nicht einhalten würde, dafür hatte er den schmächtigen Blonden zu gern.

Und er war sich sicher, dass auch Taki ihn zumindest mochte.

An Liebe wollte der Goth jetzt noch nicht denken, wusste er doch selbst noch nicht, was er für den Kleinen empfand.
 

~~
 

Taki und Ren lagen im Bett des Braunhaarigen und redeten leise miteinander.

Ren streichelte sanft über den Rücken des Kleineren, während dieser ihm schilderte, wie schön doch der heutige Tag für ihn gewesen wäre und was er und Ayama alles zusammen gemacht hätten.

Irgendwie war Ren nicht unbedingt sehr wohl dabei, ihm war es, als würde der Kleine absichtlich wesentliche Details des Tages verschweigen.

Nicht, dass er eifersüchtig gewesen wäre, nein, das war es nicht.

Aber Ayamas Geständnis, dass er den Kleinen mochte, sogar sehr mochte und dass Taki den Goth anscheinend auch gut leiden konnte, machte ihm Sorgen.

Ayama würde sich von Taki fernhalten, das hatte er gesagt, aber würde Taki das auch tun?

Verbieten konnte Ren ihm den Umgang mit dem anderen ja nicht, dafür war er schon zu alt.

Obwohl, manchmal kam ihm sein Freund vor wie ein kleines Kind.
 

Ein kleines Kind, dass einen tollen großen Freund hat...
 

Ren schloss kurz die Augen und atmete tief ein.
 

Ob das gut geht?
 

_________
 

Und das war Teil 10. Boaaah... Ich bin ja so fleißig XD

11: Fund

Danke für eure vielen lieben Kommentare zum letzten Teil.

Ich freu mich jedes Mal soooo~, wenn ich eines bekomme und bei ,Anders ist schön' hätte ich mir nie gedacht, dass es so beliebt wird.

An alle, die neu dazugekommen sind: Schön, dass euch meine Geschichte gefällt.

Und noch mal Sorry, dass ich so eine Schnecke beim Schreiben bin...
 

So, und jetzt viel Spaß bei ,Anders ist schön'.

(Beta-Dank geht diesmal übrigens an die Khana-Katze. +wuschl+)
 

Was zuletzt passierte:

Ren und Ayama geraten wegen Taki aneinander. Ren kann sich nicht erklären, wie Taki in die Wohnung des Goth gelangt ist. Dann mischt sich der Kleine selbst ein und klärt das Rätsel auf. Nachdem er eingeschlafen ist, sprechen sich die beiden anderen aus und Ayama gibt Ren das Versprechen, Taki ab jetzt in Ruhe zu lassen.
 

_______
 

Fund
 

Here I swim in Circles

Touching all the Glass

Fish are buzzing round

My Tears are mixed with Water
 

But then you come and the Glass is breaking

But then you come and the Glass is breaking

But then you come and the Glass is breaking

Yeah.
 

by Traumkint (1)
 

Es geschah ganz plötzlich.

Ayama hatte gerade im Wohnzimmer am Fenster gestanden und geraucht, als er plötzlich im Nachbarhaus etwas Grünes in einem der Stiegenhausfenster hatte aufblitzen sehen.

Er hatte das ,Etwas' mit den Augen die Stiegen hinauf verfolgt und bei genauerem Hinsehen hatte es sich als Mensch mit grünen Haaren entpuppt, der da langsam die Treppe jedenfalls hinauf schlich.

Natürlich hatte der Goth bei Grün als allererstes an Yosuke gedacht. Wer sonst würde sich die Haare in einer derartige Knallfarbe färben, wenn nicht sein hyperaktiver kleiner Freund?

Dass er sich irrte, war also ausgeschlossen.

Schell drückte Ayama seine Zigarette aus, zog sich die schwarzen Docs an und flitzte die Stiegen hinunter, um seinen besten Freund noch zu erwischen, bevor er in einer der Wohnungen verschwand. Die Chance, ihn dann noch wieder zu finden, war wegen der Größe des Gebäudes äußerst gering.
 

~~
 

"Yosuke!!"
 

Das ganze Haus erbebte unter Ayamas Schrei und Yosuke zuckte zusammen.

Er ging schneller, wollte seinem Freund nicht begegnen.

Zu viele Sachen gäbe es da zu bereden und auf Smalltalk war er nach fast...

Wie viele Wochen hatte er den Schwarzhaarigen schon nicht mehr gesehen?

Er wusste es gar nicht mehr. Es konnten genauso gut Monate gewesen sein.

Der Grünhaarige strich sich leicht über die Brandnarben an seinen Armen und seufzte leise.

Ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, bei Cinderella Unterschlupf zu suchen? Eigentlich ja. Sie wohnte im Nachbarhaus von Ayama und dort hatte er natürlich nicht nach Yosuke gesucht. Außerdem wusste keiner außer ihm, wo sie wohnte, da sie nur locker mit den anderen befreundet war.

Wie hatte Ayama also herausgefunden, wo er sich versteckte? Er musste ihn gesehen haben, als er in der Nacht kurz draußen gewesen war.
 

Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten... Dieser enge Raum, in den sie mich gesteckt hat... Ich musste einfach raus. Und jetzt kann ich mir seine Vorwürfe anhören.
 

Er blieb stehen und lehnte sich kraftlos an die Wand.

Seine Beine knickten ein und er rutschte auf den kalten Linoleumboden.

Trostlosigkeit breitete sich in ihm aus.

Gerade eben war er noch... Naja, gefasst gewesen. Und jetzt war sie wieder da, die Traurigkeit, die ihm in letzter Zeit so zu schaffen machte.

Er musste weinen und vergrub das Gesicht in den Händen.
 

Da umfing ihn Wärme und ein leichter Geruch nach NIL.

Ayama.
 

Er war gekommen.
 

"Geh weg!", schluchzte Yosuke und drängte Ayama weg, doch der andere umarmte ihn nur noch fester.
 

"Geh... Bleib..."

Ein leises Aufstöhnen.

"Ja, bleib bei mir... Bitte..."
 

Türen öffneten sich und einige Hausbewohner streckten ob der seltsamen Geräusche den Kopf zur Tür heraus.

Es bot sich ihnen ein seltsames Bild: Zwei ineinander verschlungene Männer; der eine weinte und der andere sah aus, als würde er jedem, der seinem Freund zu nahe käme, den Kopf abreißen...
 

~~
 

Ayama hatte Yosuke hinüber in seine Wohnung getragen. Jetzt lag der Kleine auf dem Sofa und schlief ruhig.

Der Schwarzhaarige ließ einen liebevollen Blick über ihn schweifen, prägte sich den Anblick des friedlich schlafenden Jungen genau ein. Das halblange grüne Haar hatte sich sanft seinen Kopf verteilt und er atmete leise.

Erst jetzt wurde dem Goth bewusst, wie sehr der andere ihm gefehlt hatte.

Er erhob sich lächelnd von dem Stuhl, auf dem er gesessen war und durchsuchte Yosukes Hello Kitty-Tasche, die er dabeigehabt hatte, als er ihn vorhin aufgelesen hatte. Er war auf der Suche nach dem Handy des Kleinen. Sicher hatte er Cindys Nummer eingespeichert und genau diese wollte Ayama jetzt anrufen.

Auch wenn sie sozusagen Yosukes Komplizin gewesen war, als er sich versteckt hatte, musste er ihr doch danken. Wer konnte wissen, was er sich sonst angetan hätte...

Den genauen Grund für das seltsame Verhalten seines Freundes wusste er zwar noch nicht, aber er hoffte, ihn durch ein Telefongespräch mit ihr herauszufinden.

Schnell tippte er die Nummer aus Yosukes Telefonbuch in sein Handy ein und rief sie an.
 

~~
 

"Ja?", hauchte eine Frauenstimme.
 

Ayama musste sich zurückhalten, um nicht sofort loszusabbern. Die Stimme erinnerte ihn sofort an die schlanke Schönheit, die ihm vor einigen Monaten beim Einräumen seiner Wohnung geholfen hatte und die, leider, auf Frauen stand...

Damals hätte er einiges dafür gegeben, sie in seinem Bett zu haben und auch jetzt ließ sie ihn nicht kalt.
 

"Wer ist da?"

Cinderellas Stimme klang leicht genervt. Es schien fast, als wäre sie solche Anrufer gewöhnt.

"Wenn du nicht antwortest, dann nehme ich meine Trillerpfeife und werde dir die Ohren wegblasen!"
 

Ayama zuckte zusammen. Darauf konnte er wirklich verzichten.

Er räusperte sich.

"Welch rabiate Methoden, holde Maid", witzelte er ins Telefon und vom anderen Ende drang leises Kichern an sein Ohr.
 

"Ayama? Woher hast du meine Nummer?", lachte sie.
 

"Von Yosuke."

Gespannt wartete der Goth auf die Reaktion des Mädchens.

Es war still am anderen Ende der Leitung, man konnte Cinderella leise, aber abgehackt atmen hören.
 

Sie räusperte sich.

"Wo... ist er?", flüsterte sie schließlich heiser.

Ihre Stimme klang entsetzt.
 

"Er ist hier bei mir, mach dir keine Sorgen, Cindy. Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, dass du auf ihn aufgepasst hast. Gut, dass du da warst, wer weiß, was er sich sonst angetan hätte. Als ich ihn vorhin gefunden habe, hat er mir nicht gerade ruhig und gefasst ausgesehen..."
 

"Aber, warum? Ich verstehe-"
 

"Ich verstehe es doch auch nicht. Was ist mit ihm los?", fragte der Schwarzhaarige langsam, doch sie antwortete nicht. "Hey, bist du tot?"
 

"Ich... kann es dir nicht sagen, ich hab es ihm versprochen. Tut mir leid."
 

Klick.
 

Sie hatte aufgelegt. Verwirrt starrte Ayama auf das Display seines Mobiltelefons, das jetzt ,Anruf beendet' anzeigte.
 

Was war denn das?
 

~~
 

Er bringt mich um, er bringt mich um, ER BRINGT MICH UM!!!

Ich habe Ayama schon viel zu viel erzählt...

Was hat ihn nur geritten, sich aus der Wohnung zu schleichen und das in seinem Zustand... Gott.

Und dann musste ihn auch noch Ayama sehen.

Hoffentlich tut er sich nichts an... Yo-chan... Mach keinen Scheiß, ja?
 

Das schwarzhaarige Mädchen vergrub das Gesicht in einem blaugeblümten Kopfkissen und seufzte.
 

~~
 

Mit einem Ruck wachte Yosuke auf und öffnete langsam die Augen.

Ihm war kalt, eiskalt, er konnte seine Finger kaum bewegen. Wie war er überhaupt in Ayamas Wohnung gekommen?

"Au..."

Sein Kopf dröhnte. Wo war Ayama?
 

Schon rauschte er heran wie der Tod persönlich, der unvermeidliche Zigarettengeruch lag um ihn wie ein Parfum.

Liebevoll sahen ihn blaue Augen an.
 

"Wie geht es dir, Kleiner?", fragte der Goth und strich sanft über das zerzauste Haar des Liegenden.

Unbewusst schmiegte sich Yosuke an die streichelnde Hand.

Wie hatte er diese kleinen Zärtlichkeiten vermisst.

Cinderella hatte sich gut um ihn gekümmert, ihn mit Essen versorgt und mit ihm darüber geredet.

Doch Körperkontakt hatten sie nie gehabt, aber genau das hatte er gebraucht.
 

"Ayama...", flüsterte er und breitete die Arme aus. Der Angesprochene kniete sich nieder und ließ sich umarmen, freute sich innerlich sehr über diesen kleinen Beweis der Zuneigung.
 

Yosukes Lippen waren neben seinem Ohr, der Goth konnte den heißen Atem spüren.

"Schlaf mit mir... Bitte..."
 

Der Goth erschrak und schob den Grünhaarigen von sich.

"Was verlangst du von mir?"

Vorwurfsvoll sah er seinen Freund an. Der Kleine musste Fieber haben oder...

Niemals, nicht in den ganzen Jahren, in denen sie sich kannten, hatten sie miteinander geschlafen. Sie hatten sich geküsst, sich umarmt, miteinander in einem Bett geschlafen, miteinander gebadet.

Aber das hatte sie niemals getan, nie.
 

In Yosukes Augen sammelten sich Tränen.
 

Hatte er dem Kleinen jemals einen Wunsch abschlagen können?
 

"Bitte... Ich brauche das jetzt..."
 

Das Verlangen war plötzlich da, hatte sich eingeschlichen wie ein hungriger Tiger.

Ayama fühlte sich schlecht. Er wollte seinen Freund, obwohl dieser Probleme hatte, über die er nicht mit ihm sprechen wollte.

Was war er nur für ein sexbesessenes Monster?
 

Yosuke verschluckte sich an seinen Tränen und musste husten. Sein Anblick war so jämmerlich, dass Ayama die letzten Zweifel über Bord warf, sich wieder zu ihm hinunterbeugte und ihm die Tränen wegwischte.

"Ssssh..."
 

Er zuckte nur leicht zusammen, als Yosukes Lippen sich verlangend, aber doch liebevoll auf die seinen pressten.
 

~~
 

Das Mondlicht zeichnete sanfte Muster auf die helle Haut des Grünhaarigen.

Ayama fuhr sie mit seinen Fingern nach und seufzte.

Auf was hatte er sich da nur wieder eingelassen?

Er musste husten, als er plötzlich von einem Paar brauner Augen angestarrt wurde.
 

"Du... bist wach?"
 

"Ja."
 

"Wie lange schon?"
 

"Seit du begonnen hast, mich zu kitzeln."

Yosuke kicherte und schloss dann zufrieden die Augen. Endlich hatte er bekommen, was er gewollt hatte.

"Danke", murmelte er leise, Ayamas Augenbrauen zuckten nach oben.
 

"Für was?"
 

"Dafür, dass du da bist. Und dafür, dass du mich gehalten hast."

Mit diesen Worten zeigte ihm Yosuke seine Unterarme, die er bis dahin unter der Bettdecke verborgen hatte.
 

Ayama war so perplex, dass er nichts sagen konnte.

Was ist das?!
 

Die Haut war bedeckt von rötlichen, kreisrunden Narben, teilweise auch von Brandblasen.

Er berührte sie verwundert, war fast darauf gefasst, dass sie sich auflösen würden, wenn er es tat.

Doch sie blieben auf Yosukes Arm, klein, knotig, hässlich.
 

"Warum tust du das?"

Ayamas Stimme war nicht mehr als ein Hauchen.

Er konnte es nicht fassen. Seit wann verstümmelte sich sein Kleiner selbst?

War er daran schuld? Das konnte doch nicht wahr sein...
 

_______
 

Chap ist zu kurz, ich weiß...

Naja...

Kommentare sind sehr erwünscht.
 

(1) Taken from Traumkint's 1st Album Jesus gives you Cereals

-> Rechtschraipunk passt so XD~

12: Kintergarten

Es hat ewig gedauert, aber jetzt ist das nächste Chap da.

Ich bin der langsamste Tipper von hier bis Westtexas. Und was noch dazu kommt: Wenn ich den Comp einschalte, dann schreibe ich nicht, wie ich es mir immer vornehme, nein, spross surft im I-Net.

Waah~

Zum Wegsterben ist das. Nie schaffe ich, was ich mir vornehme...

Also echt XD

Aber jetzt ist es endlich soweit.

+lach+

Besonders von Azumi werde ich regelmäßig angefleht, ich solle doch meinen Arsch bewegen und endlich weitertippen.

+drop+

Und deshalb ist auch dieser Teil Azumi gewidmet.
 

Der Betadank geht diesmal an TheRasmus.
 

Was zuletzt passierte:

Ayama findet Yosuke wieder und nimmt ihn mit in seine Wohnung, damit er sich ausschlafen kann.

Während der Kleine auf Ayamas Sofa schläft, ruft Ayama Cinderella an, bei der Yosuke in der Zeit, wo er verschwunden war, gewohnt hat. Er will herausfinden, was mit Yosuke los ist, doch sie sagt es ihm nicht.

Dann wacht Yosuke auf und verführt Ayama.


 

Öhm... Ich komm mir immer noch so doof vor wegen diesem Rückblick. Aber da ich in so großen Abständen poste, ist es doch ganz praktisch, oder?
 

(Ach ja, der Kapiteltitel ist kein Rechtschreibfehler...)

______
 

12: Kintergarten
 

"Danke, dass du auf mich aufgepasst hast."

Yosuke stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte seinem Freund einen Kuss auf die Stirn.

Mit einem zufriedenen Lächeln machte der Grünhaarige dann einen Schritt zurück und machte einen scherzhaften kleinen Knicks. "Also dann, ich werde mal Mizuiro einen Besuch abstatten. Bin ja neugierig, ob er mich noch kennt..."

Seine verbrannten Unterarme hatte er unter schwarzrot geringelten Armstulpen verborgen, die er aus Ayamas Kleiderschrank geklaut hatte.
 

Der Schwarzhaarige hatte immer noch nicht herausgefunden, warum der Kleine diese Brandlasen hatte, fest stand nur eines: Er hatte sie sich selbst zugefügt.

Auch war ihm nicht klar, warum Yosuke gestern unbedingt mit ihm hatte schlafen wollen.

Doch obwohl der Goth unbedingt den Grund dafür wissen wollte, hatte er dennoch nicht danach gefragt.

Die Situation gestern war zu bizarr gewesen, um sie mit solch einer Frage einfach zu zerstören.

Außerdem wusste er nicht, ob Yosuke dann nicht wieder abgeblockt und sich in sein Schneckenhaus verkrochen hätte. So etwas wollte er auf keinen Fall noch einmal riskieren, wollte seinen Freund nicht ein zweites Mal verlieren.
 

Also tätschelte er dem Grünhaarigen nur kurz den Kopf und scheuchte ihn dann mit einem "Grüß deinen Mitbewohner lieb von mir, ja?" zur Tür hinaus.
 

~~
 

Yosuke lehnte sich schwer atmend an die Wand.

Was musste Ayama nur von ihm denken?

Er musste ihn ja für komplett übergeschnappt halten...
 

Im Stillen dankte er seinem Freund, dass er keine Fragen gestellt hatte.

Doch jetzt musste er nach Hause.
 

Ja, nach Hause.
 

Er lächelte leicht.

______
 

Taki war unruhig. Seit Tagen hatte er nichts von Ayama gehört, er hatte ihn nur durch die zugezogenen Vorhänge seiner Wohnung beobachtet.

Einmal war jemand bei ihm gewesen, eine Frau. Irgendwie war es Taki, als ob er sie kennen würde, doch er war sich nicht sicher.

Die beiden hatten sich geküsst. Dem Blonden wurde ganz heiß, wenn er daran zurückdachte.

Und plötzlich wurde ihm klar, dass er eifersüchtig gewesen war.

Er wollte nicht, dass Ayama jemand anderen küsste. Er sollte sich um ihn kümmern, nur um ihn!

Doch er meldete sich nicht, egal wie lange Taki das Telefon anstarrte und es innerlich verfluchte, weil es nicht klingeln wollte.
 

Ren beobachtete, wie sein Freund immer unglücklicher wurde.

Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Er musste ihn aufheitern.

Taki lag auf dem Boden. Er hatte sich ein Polster geholt, an den er sich drückte und hatte die Augen geschlossen.

Ren kam dazu und hockte sich neben ihn.
 

"Taki-chan, leihen wir uns einen Anime für heute Abend aus?", fragte er freundlich. Anime konnte sein Kleiner nicht widerstehen. Er liebte die Zeichentrickfilme und wusste über nahezu jede Serie bescheid.

"Mag nicht", kam die knappe Antwort.

"Willst du essen gehen?"

"Nein..."

Ein Seufzen. "Was willst du denn dann?"

"Kuscheln, bitte", murmelte der Blonde in das Kissen.
 

Ren lächelte. Dann legte er sich zu Taki und zog ihn in eine zärtliche Umarmung.
 

______
 

Es regnete in Strömen.

Ayama hielt es in seiner kleinen Wohnung nicht mehr aus. Er rief Umoo an und verabredete sich mit ihm in einem kleinen französischen Café, dessen original aus Frankreich importierte Betreiberin Christine er gut kannte.
 

"Da bist du ja", begrüßte er den anderen leise, der sah ihn nur vorwurfsvoll über eine riesige Kaffeetasse an.

"Ayama, du bist fast fünf Minuten zu spät."

"Ach, komm schon. Die paar Minuten", lächelte der Schwarzhaarige und umarmte den Sitzenden liebevoll. Umoo knurrte nur. "Hör auf mich anzuschwulen, ja?"

Ayama musste lachen.

Obwohl sein schrill gekleidetes Gegenüber stockhetero war, mochten sie sich.

Außerdem liebte der Schwarzhaarige Umoos spitze und manchmal etwas sarkastische Bemerkungen.

"Wie geht es der Band?", fragte er, nachdem er sich zu seinem Freund gesetzt hatte.

Christine kam und notierte seine Bestellung, obwohl er seit Jahr und Tag das Gleiche bestellte: Einen leckeren Café Latte mit viel Zucker.

Umoo rührte langsam in seiner Tasse.

"Es geht... Nur Osamu kann sein Gitarrensolo immer noch nicht. Manchmal frage ich mich echt, wo der sein Instrument spielen gelernt hat."

Er grinste böse. "Aber wir arbeiten dran." Bei diesem Satz schlug er sich mit der Faust in die flache Hand und ließ einen dämonischen Lacher vom Stapel, der Ayama die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.

Umoos Band Traumkint arbeitete gerade fieberhaft an ihrem ersten richtigen Album. Das Debütalbum ,Baby, I'm A Superlover' hatte in der Indieszene für erste Anerkennung gesorgt und dadurch hatte die Band auch einige Auftritte in kleinen Clubs vermittelt bekommen. Auch die schlimmsten Differenzen zwischen den doch sehr verschiedenen Bandmembers hatten sich gelegt, nur Umoo und Osamu, der auch Oro genannt wurde, stritten sich immer noch bei jeder Gelegenheit wie kleine Kinder.

Insofern war der Name ,Traumkint' ja gut gewählt...

Ayama mochte Oro und verstand überhaupt nicht, warum Umoo den großen Gitarristen nicht mochte.

Außerdem wollte er nicht, dass der andere mit spitzer Zunge über ihn lästerte und versuchte deshalb, das Gespräch auf andere Bahnen zu lenken.

"Und wann ist euer nächster Auftritt?" Er nippte an seinem Café Latte, der mittlerweile auf unerklärliche Weise seinen Weg auf den kleinen Tisch gefunden hatte, den er und Umoo besetzt hatten.

Christine sei Dank. Er warf ihr einen dankbaren Blick zu, sie lächelte.

Umoo beugte sich hinunter und griff in die schwarzgrün gestreifte Umhängetasche, die neben seinem Stuhl stand. Er zog ein paar bunte Zettel heraus und legte sie auf den Tisch.

Bei näherem Ansehen entpuppten sie sich als Flyer.

Langsam schob der Sänger den Stapel über den Tisch in Richtung Ayama, der ihn nur verdutzt ansah.

"Was soll ich damit?", fragte der Goth verständnislos.

"Na austeilen, was denn sonst?", kam die prompte Antwort.

"Und wieso machst du das nicht selber?"

"Erstens", Umoo machte eine theatralische Pause und nahm in dieser einen ordentlichen Bissen von seinem Buttercroissant, "habe ich nächste Woche eine böse böse böööse Klausur und absolut keine Zeit für solche Scherzchen. Zweitens, habe ich heute Abend Bandprobe und Migräne. Und drittens", bei ,drittens' spuckte er kleine hellbraune Brösel auf die rot-blau-weiße Tischdecke, was Christines Augenbrauen nach oben schnellen ließ, "muss ich mich seelisch auf Kiharus Geburtstag vorbereiten."

Er seufzte theatralisch.

Ayama grinste. Er kannte Umoos Freundin. Außerdem war ihm etwas eingefallen, doch das konnte er seinem Gegenüber nicht sofort erzählen, vielleicht würde er das später am Telefon machen. Vielleicht. "Alles klar. Macht sie wieder Stress?"

"Ja..."

Ein weiteres Seufzen.

"Stress ist gar kein Ausdruck, my dearest friend..."
 

~~
 

Als Umoo sich verabschiedete, war Ayama so gut drauf, dass er der kleinen Christine einen überschwänglichen Kuss auf die Wange drückte, was diese mit einem erschrockenen "Mon dieu!" quittierte.

"Ich geh dann mal. Bis bald, meine Süße", lachte er sie noch an, dann verschwand er.

Schließlich hatte er einen Plan, den er in die Tat umsetzten musste...
 

______
 

Taki langweilte sich. Langsam war es so, als gäbe es ohnehin nur noch diesen einen Zustand für ihn.

Er langweilte sich seit... Ja seit wann eigentlich?

Ach, es war doch eigentlich vollkommen egal. Fest stand jedenfalls, dass er mittlerweile sogar schon die Teppichfransen des roten Läufers zählte, auf den er schon einige Zeit starrte.

Ren musste arbeiten und würde erst spät nach Hause kommen. Es war Sonntag und es regnete auch noch.

Und was das Schlimmste war: Es war keine Schokolade im Haus.

Er gab einen gurgelnden Laut von sich und knuddelte sich in ein übergroßes Kissen.

Langweilig.

Plötzliches Sturmklingeln riss ihn aus seinen Tagträumen.

Hastig sprang er auf und rannte zur Tür.

Wieder klingelte es.

"Ja, verdammt!", fluchte er und riss die Tür auf und erstarrte.

Draußen war niemand. Nur ein buntes Stück Papier lag auf der Fußmatte.

Langsam bückte er sich und hob es auf.

Ein Flyer von einem Konzert, was sollte er damit? Er hörte gerne Musik, war jedoch kein Fan japanischer Musik, sondern hielt sich eher an westliche Bands.

Egal, er würde das Ding mit hinein nehmen und auf den Tisch legen. Vielleicht hatte Ren ja Interesse.

Gähnend drehte er sich um und wollte zurück in die Wohnung schlurfen, als sich zwei warme Hände von hinten auf sein Gesicht legten und er nichts mehr sehen konnte. Gleichzeitig presste sich ein warmer Körper von hinten an ihn.

Erschrocken quietschte der Blonde auf.

"Hey, beruhige dich doch."

Ayama spürte Takis Herzschlag und der war verdammt unruhig, raste fast.

Vorsichtig ließ er ihn los. "Ich bin's doch nur."

Als Taki die Stimme des großen Goths erkannte, seufzte er erleichtert und drehte sich um.

Er hatte sich für eine Sekunde wirklich erschrocken doch jetzt freute er sich, Ayama zu sehen.

Irgendwie hatte er den Älteren vermisst und sah ihn jetzt glücklich an.

"Ich hab schon gedacht, du hast mich vergessen!", lachte er und musste sich wirklich beherrschen, dem anderen nicht um den Hals zu fallen.

Die ganze Lethargie, die ihm in den letzten Wochen zum lästigen Begleiter geworden war, fiel von ihm ab. Er wunderte sich nur kurz darüber. In Ayamas Nähe hatte er sich immer gut gefühlt, wieso sollte es jetzt anders sein?

Der Schwarzhaarige war verwirrt, aber auch erfreut. Warum Taki sich so freute, ihn zu sehen, war ihm eigentlich egal. Wenigstens konnte er davon ausgehen, dass es dem Kleinen gut ging, wenn auch auf eine seltsame Art und Weise. Er sah irgendwie... euphorisch aus.

Ayama musste lachen.

"Geht's dir gut?"

"Ja, wieso?"

"Ach, ich frage nur. Ist Ren zu Hause?"

Taki schüttelte den Kopf. "Nein... Er kommt erst am Abend."

"Gut", murmelte Ayama so leise, dass der andere ihm einen zweideutigen Blick zuwarf.

Ren wollte er jetzt wirklich nicht begegnen, schließlich hätte er ihm erklären müssen, warum er ihre Abmachung nicht einhielt.

Aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten ohne den Kleinen und die Flyer waren die perfekte Idee gewesen. Selbst wenn Ren früher auftauchen sollte, konnte er sich immer noch darauf hinausreden, dass er sie austeilen musste...

Er lächelte den Blonden freundlich an.

"Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug?"
 

~~
 

So hatte sich Taki das nicht vorgestellt. Er steckte regelrecht zwischen mürrischen Menschen, die jetzt in der Stoßzeit mit der U-Bahn nach Hause fahren wollten.

Ayama hielt ihn krampfhaft am Arm fest, so fest, dass Taki sicher blaue Flecken auf seinem Unterarm zurückbehalten würde. Doch er beschwerte sich nicht.

Was hätte es auch gebracht? In dem überfüllten Abteil hätte ihn der andere wahrscheinlich gar nicht gehört.

Wohin die Reise gehen sollte, hatte Ayama ihm nicht verraten. Er hatte nur gelacht und gemeint, Taki solle den Flyer mitnehmen, er könnte ihn vielleicht noch brauchen.

So hatte er das bunte Ding in die Tasche gesteckt, aber nicht, ohne vorher noch einmal einen Blick darauf zu werfen.

Traumkint war in bunten verschnörkelten Lettern darauf gedruckt.

Wer oder was sollte denn das sein? Unter diesem Wort konnte er sich nichts vorstellen, konnte es in Gedanken kaum richtig aussprechen. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich um eine unbekannte Band handeln musste, denn obwohl er sich nicht wirklich für japanische Musik interessierte, wusste er doch über die wichtigsten Bands bescheid. Von dieser hatte er jedoch noch nie etwas gehört.

Na das wird was werden....

Der Zug hielt und die Türen öffneten sich zischend.

Menschen wollten hinaus, Taki wurde mitgerissen und Ayama musste ihn loslassen.

Wer war eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, jetzt mit der U-Bahn zu fahren?

In Gedanken verfluchte er den Goth. Wieso waren sie nicht zu Fuß losgegangen?

"Tschuldigung... Lassen Sie mich bitte durch?"

Ayama war ebenfalls ausgestiegen, hatte sich durch die Menschenmassen gedrängelt und stand jetzt vor ihm. Er sah irgendwie... beschämt aus.

"Tut mir Leid. Wir hätten gleich zu Fuß gehen sollen."

Er grinste. "Aber es ist ohnehin nicht mehr so weit."

Taki sah ihn schief an. "Wohin sind wir überhaupt unterwegs?"

"Ach, das ist eine Überraschung."
 

~~
 

"'Nicht mehr so weit'? Nicht mehr sooo weit? Bist du dir hundertprozentig sicher?", murmelte Taki erschöpft.

Ayama und er wanderten jetzt schon eine halbe Ewigkeit durch dieses Viertel. Anscheinend wusste der Goth nicht ganz, wo er hinmusste und Taki wurde immer müder und müder.

Er kippte nach vorne, doch bevor er sich verletzten konnte, fing ihn der andere auf.

"Hey, du kannst doch nicht immer umfallen, wenn wir miteinander spazieren gehen, Kleiner."

Taki seufzte. "Ich bin aber so müde..."

"Soll ich dich tragen?"

Die Frage war unschuldig. Der Blonde überlegte keine zwei Sekunden, dann nickte er. Er freute sich schon regelrecht auf Ayamas Berührungen, auf seinen charakteristischen Geruch und auf die Aussicht, ein bisschen mit seinen langen schwarzen Haaren spielen zu können.

Er wurde hochgehoben und fand sich in starken Armen wieder, die ihn sanft, aber doch Besitz ergreifend an einen warmen Körper drückten.

Taki genoss es, er genoss es wirklich. Und als er sich dessen bewusst wurde, schämte er sich nur ein kleines bisschen.

Er war auf eine seltsame Art und Weise stolz auf sich.

Langsam döste er ein. So bemerkte er nicht, dass Ayama ob seines Körpergewichtes stöhnte, sich selbst verfluchte, weil er dem Kleinen angeboten hatte, ihn zu tragen und noch eine ziemlich lange Zeit herumirrte, bis er doch noch dort hinfand, wo er hingewollt hatte.
 

~~
 

Ein tiefes Wummern ließ Taki aufwachen. Müde drehte er sich auf die Seite, er wollte noch nicht aufstehen. Seltsamerweise hatte er ein komisches Gefühl in der Magengrube.

"Mach's noch mal, Fu!", rief jemand und ein anderer lachte.

Jetzt riss der Blonde verwundert die Augen auf und bemerkte, dass ihn ein gelbgoldenens Augenpaar anstarrte.

Erschrocken quietschte er auf und vergrub seinen Kopf in dem Kissen, auf dem er lag.

"Hört auf, ihr erschreckt ihn doch", murmelte ein Dritter. Taki kam die Stimme bekannt vor und tatsächlich, es war Ayama, der jetzt lächelnd auf ihn zukam und sich neben ihm niederließ.

Erst jetzt bemerkte Taki, dass er auf einer Art Matratzenberg lag und mit einem giftgrünen Tuch zugedeckt worden war.

Zärtlich, aber doch nur flüchtig strich ihm der Goth über das Haar, kaum lange genug, dass Taki sich an seine Hand schmiegen konnte.

Im Hintergrund hörte er leises Seufzen und "Soooo süß!"-Gemurmel, das Ayama mit einem bösen Blick zum Verstummen brachte.

"Komm, steh auf, Kleiner."
 

~~
 

Eine Viertelstunde später war sich Taki nicht mehr ganz sicher, ob er wirklich hier bleiben wollte.

Ayamas Freunde schienen allesamt Tunten zu sein, die herumkicherten und seltsame Lieder mit befremdlichen Texten sangen, auf bunten Instrumenten herumzupften und nicht ganz richtig im Kopf waren.

Sie hatten noch nicht richtig zu spielen begonnen, sondern hockten auf dem Boden und redeten miteinander. Taki lehnte eng an Ayama, ab und zu suchte er Hilfe suchend dessen warme Hand, wenn ihm die Gesprächsthemen zu seltsam wurden.

Seltsam, dieses Wort war wirklich passend für Traumkint. So nannte sich der bunte Haufen, der vorgab, eine J-Rockband zu sein.

Takis Blick wanderte zum Gitarristen Oro, dem Lautesten der Gruppe. Er schien etwas älter zu sein als Ayama und trug sein langes hellbraunes Haar offen. Seit ungefähr fünf Minuten führte er einen Monolog in Englisch, dessen Inhalt der Blonde nur ansatzweise folgen konnte. Englisch war noch nie seine Stärke gewesen, aber da Oro Englisch studierte, schien er das Gespräch als Übung zu sehen und redete einfach. Keiner hörte ihm wirklich zu. Nur Akira, seines Zeichens schüchterner Schlagzeuger, Songwriter und Oros bester Freund, hielt seine Hand und lächelte ab und zu. Manchmal zupfte er auch sein Miniröckchen zurecht. Taki war sich nicht ganz sicher, ob der andere unter dem Teil Strapse trug, doch es sah verdächtig danach aus.

Fubuki, Oros Bruder, lag mit gespreizten Beinen und geschlossenen goldenen Augen auf einer anderen Matratze. Er rauchte etwas, dass Taki an einen Joint erinnerte, aber sicher keiner war. Ayama hatte ihm vorhin gesagt, dass der Weißhaarige nur Bananentabak rauchte.

Sein Bass lag daneben. Er war blitzblau, denn das war Fus Lieblingsfarbe.

Mit Fubuki konnte Taki sich einfach nicht anfreunden. Zu kalt und verrückt war diese seltsame Person, die ihn vorhin mit dem permanenten Anschlagen der e-Seite geweckt hatte.

Der Letzte im Bunde war Umoo. Er schien der Normalste der Band zu sein und sprach gerade mit Ayama über eine neue Single, die Traumkint diesen Monat noch herausbringen wollte.

"Aber ich bin doch so heiser, wie soll ich da nur singen?", murmelte er verzweifelt. Seine Stimme klang belegt. Ayama lächelte und strich über das violette steifgesprühte Haar seines Freundes.

"Nimm einfach ein Hustenbonbon, Umoo. Das wird schon wieder."

Verwünschungen ausstoßend sprang der Sänger auf.

"Du Schwuchtel! Hör endlich auf, mich andauernd anzugrabschen!" Er lachte.

In Taki machte es Klick.

Ihm wurde kalt, eiskalt und der Probenraum begann vor seinen Augen zu verschwimmen.
 

______
 

+räusper+

Ich will Spekulationen hören, los, los!
 

Wer mwhe über Traumkint erfahren will, dem lege ich meine Fanfic Traumkint ans Herz.

+werbung mach+
 

Was mir aufgefallen ist: Anders ist schön bekommt von Kapitel zu Kapitel mehr Leser!

Ich finde das toll, ihr macht mich so glücklich!

Haltet mir bitte weiterhin die Treue, ja? Und tretet mir ab und zu in den Arsch, wenn ich zu langsam tippe...
 

spross

13: Wut

Oh. Ich bin begeistert, WIE ihr spekuliert habt.

Hm~

Was soll ich sagen? Lesen und selber rausfinden, wie der kleine Irre auf seine Erkenntnis reagiert...

+lächel+
 

Viel Spaß mit dem neuen Chap.

Diesmal ist es Khana gewidmet, gerade weil Ayama so selten drin vorkommt.

Der Betadank geht an zoeS.
 

Was zuletzt passierte:

Yosuke verabschiedet sich nach ,der' gemeinsamen Nacht von Ayama. (Wir erinnern uns, Yo-chan hat Ayama verführt). Taki vermisst Ayama und Ayama Taki. Nach einem Treffen mit seinem Freund Umoo hat Ayama eine Idee. Er bricht sein Versprechen, sich Taki nicht mehr zu nähern und nimmt den Kleinen mit zu einer Probe der Band Traumkint. Die Stimmung ist aber nur so lange gut, bis Umoo etwas Falsches sagt...
 


 

13: Wut
 

"Dein Kleiner sieht etwas blass um die Nase aus", stellte Oro lachend fest und knuffte Taki freundschaftlich in die Seite. Doch als dem Blonden daraufhin Tränen aus den Augen kullerten, verstummte er und mit ihm auch der Rest der Gruppe.

"Hey, so fest hat hab ich dich aber nicht geboxt!"

Alarmiert sah sich Ayama nach Taki um und sah diesen aufgelöst neben sich sitzen.

Sofort umschlang er ihn beschützend mit den Armen und funkelte Oro, der ihn nur noch verlegen ansah, bitterböse an.

"Sorry, ich wollte das nicht."
 

Es war still im Raum geworden. So still, dass man jetzt hören konnte, wie Fubuki gedankenverloren auf seinem Bass herumzupfte.

Das zweite Geräusch, dass man hören konnte, war Takis leises Schniefen.

Die fröhliche Stimmung war verflogen. Ayama und Oro gifteten sich wortlos an, Umoo und Akira warfen sich verwirrte Blicke zu.

Schließlich ergriff Akira das Wort.

"Ist doch nicht so schlimm, Taki-chan." Er griff in einen der Gitarrenkoffer und förderte ein Taschentuch zu Tage.

"Hier, putz dir die Nase." Freundlich lächelnd hielt er Taki das Taschentuch hin.

Der Angesprochene blickte auf, sah ihn dankbar an und nahm es. Dann putze er sich geräuschvoll die Nase, was die Anwesenden zum Kichern brachte. Bald waren wieder alle ins Gespräch vertieft. Oro und Ayama schlossen Frieden, Fubuki drehte sich die nächste Zigarette und Umoo schlief auf seinen Rucksack gebettet ein.

Akira hatte sich neben Taki niedergelassen.

Er beugte sich vor und flüsterte an den blonden Strähnen vorbei in das kleine Ohr: "Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich bin für dich da."

Das ehrliche Lächeln auf den Lippen des Schlagzeugers zeigte Taki, dass das Angebot ehrlich gemeint war.

Sein Gesicht hellte sich auf und als Akira seine Hand nahm und freundschaftlich drückte, drückte er zurück.
 

Vielleicht waren Traumkint doch nicht so schrecklich, wie er anfangs gedacht hatte.

Und das mit Ayama... Das war sicher nur ein Missverständnis gewesen.

Oder?
 

Er warf einen prüfenden Seitenblick auf seinen schwarzhaarigen Freund, der sich gerade einen Scheinkampf mit Umoo lieferte.

Wie lange kannte er Ayama jetzt schon?

Er erinnerte sich schon kaum mehr an die Szene im Park, als er voller Angst davongelaufen war, weil er Ayama für eine Frau gehalten hatte.

Doch wenn er jetzt darüber nachdachte, hatte Ayama mit einer Frau nicht viel gemeinsam.

Klar, er war für einen Mann sehr hübsch, doch außer seinen langen schwarzen Haaren hatte er nicht viel Weibliches an sich.

Die Wangenknochen saßen hoch, das Gesicht war lang und schmal.

Und seine Schultern waren breit, das hatte Taki schon öfter bemerkt, wenn Ayama ihn durch die Gegend getragen hatte.

Dass er stark war, hatte der Ältere ihm auch schon oft gezeigt.

Seine Brust und sein Bauch waren wunderbar flach-
 

Moment.

War er gerade im wahrsten Sinne des Wortes dabei, Ayama wie ein Stück Frischfleisch unter die Lupe zu nehmen?

Ihm wurde heiß.

Verdammt, egal, wie gut aussehend er auch sein mochte, Ayama war ein Mann!

Jungen hatten sich nicht für Männer zu interessieren, das war widerwärtig.

Also, warum tat er es dann?
 

Er stand auf.

"Ich muss an die frische Luft."
 

Ayama lächelte ihn kurz an.

"Geh nur."

Die anderen reagierten nicht, nur Akira sah dem kleinen Blonden besorgt nach, der nahezu fluchtartig das Zimmer verließ.
 

~~
 

Ich bin so eklig.

Taki starrte in die Nacht. Er lehnte am Fenster und spürte den kalten Nachtwind, der draußen vorbeirauschte. Ihm wurde kalt, doch er genoss die frische Luft.

So schlecht hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Wie gerne wäre er jetzt bei Ren.

Ren stellte keine Fragen, Ren hörte zu.

Ren war einfach da.

Er schluckte seine Wut hinunter. Natürlich war das nicht gesund, aber er konnte es nicht verantworten, jetzt auszurasten.

Nicht hier am Gang, wo ihn jeder hören würde.
 

Ein leises Quietschen entwich seinen Lippen.

Er war so entsetzlich wütend. Aber auf wen?

Auf sich selbst?

Ja, das musste es sein.
 

Er benahm sich wie eine Tunte in Ayamas Gegenwart.

So konnte es nicht weitergehen. Dass er Ren sein Innerstes offenbarte, schön und gut. Ren war wie sein älterer Bruder.

Aber Ayama? Ayama kannte ihn noch nicht einmal wirklich. Trotzdem war er Taki fast schon genauso wichtig wie sein bester Freund.
 

Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht mit ihm.

Und das war es, was ihm Sorgen machte.
 

Er klammerte sich an das Fensterbrett, um nicht umzukippen.
 

~~
 

Akira war aufgestanden und hinausgegangen.

Er war einerseits geflüchtet, weil Fubuki begonnen hatte, ihn mit Zigarettenrauch einzunebeln und andererseits, weil ihm die Witze im Probenraum zu derb wurden.

Er vertrug zwar einiges, aber was sich Fu mit seinem Bruder lieferte, konnte man einfach nicht mehr als ,normal' bezeichnen.

Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte geglaubt, die beiden würden eine inzestuöse Beziehung haben.
 

Am Gang atmete der kleine Schlagzeuger erst einmal durch.

Er hatte den ganzen durchgedrehten Haufen irrsinnig gerne, aber die Gesellschaft der anderen zehrte an seinen Nerven.

Es war noch nicht so lange her, dass er sich selbst zum Außenseiter gemacht hatte.

Die Band und ganz besonders Oro halfen ihm zwar, seine Schüchternheit und sein Unbehagen, neue Leute kennen zu lernen, abzulegen, aber in solchen Momenten war er lieber ganz für sich.
 

Langsam begann er, den Gang auf und ab zu laufen.

Die Bewegung brachte das Blut zurück in seine Beine und er bemerkte, dass ihm die Füße eingeschlafen waren.

Humpelnd kroch* er um die Biegung des Ganges. Er wollte ganz kurz zum Fenster, um frische Luft zu schnappen.
 

Dann kann ich wieder hinein.
 

Als er Taki am Fenster sah, fiel ihm wieder ein, wie lange der Kleine schon hier draußen war.

Es war ihm gar nicht aufgefallen. Das Gespräch, die Witze, die kleinen Sticheleien, das alles war auch ohne den Blonden passiert.

Akira schämte sich.

Wie musste Taki sich jetzt fühlen? Keiner hatte sich darum gekümmert, wo er war und was er tat.

Was waren sie doch für Egoisten.
 

Traute er sich etwa nicht mehr hinein?

Vorsichtig ging Akira auf Taki zu und berührte ihn sanft an der Schulter, doch der Blonde reagierte nicht.

"Hey."

Erst dieses kleine Wort ließ Taki Akira ansehen.

Der Schlagzeuger korrigierte sich in Gedanken. Nein, Taki sah ihn nicht an. Er sah durch ihn hindurch.
 

"Findest du es seltsam, wenn sich ein Mann für einen anderen mehr interessiert, als er sollte?"

Die Stimme des Blonden klang abwesend. Wusste er überhaupt, was er da sagte?

Akira wollte antworten, doch Taki ließ ihn nicht.

"Findest du es seltsam? Ekel erregend? Widerlich?", schrie er, bei jedem Wort lauter werdend.

Seine rechte Hand hatte sich zu einer Faust verkrampft.

Er verkörperte die Wut so sehr, dass Akira sich im Geiste sofort eine Notiz bezüglich eines Songtexts mit einem wütenden blonden Hauptcharakter machte.
 

"Ich finde mich eklig", murmelte Taki ruhig, doch die Anspannung blieb. Die geballte Faust auch.

Akira überlegte kurz.

Er mochte Körperkontakt mit Fremden nicht besonders, doch vorhin, als er dem Kleinen die Hand gedrückt hatte, hatte er sich nicht unwohl gefühlt, wie es manchmal der Fall war.

Irgendwie kam ihm Taki seltsam vertraut vor.

Er war fast wie eine kleine Ausgabe von ihm selbst: schüchtern, verletzlich, ängstlich.
 

Vielleicht war das der Grund, Takis Hände vorsichtig in seine zu nehmen und sanft zu streicheln.

"Ich finde dich nicht eklig", sagte er und lächelte freundlich.

"Ich bin doch auch nicht eklig, oder? Oro und ich haben uns sehr gern. Ich mag ihn auch mehr, als man eigentlich sollte. Und eklig finde ich das nicht."
 

Langsam lösten sich die verkrampften Muskeln in Takis Händen.

"Ganz ehrlich?", hauchte er.

"Ganz ehrlich", lächelte Akira.
 

Eine Tür öffnete sich und Stimmengewirr war zu hören.

Verwirrt sah Taki Akira an, der ließ die Hände des anderen los.

Hatte er überhaupt etwas von dem Gespräch mitbekommen?

Der Schlagzeuger wusste es nicht, doch ein prüfender Blick in klare blaue Augen bewiesen ihm, dass Taki sehr wohl zugehört hatte.
 

Oro kam um die Ecke.

"Was macht ihr zwei denn hier?", wollte er wissen. Er fröstelte.

Erst jetzt bemerkte Akira, wie kalt es am Gang geworden war.

"Gehen wir wieder hinein?"

Der Schlagzeuger nickte auf die Frage seines Freundes und sah dann Taki an.

"Kommst du auch mit?"

Ein kurzes Überlegen, mehr nicht.

"Klar!"
 

______
 

*) Kommentar von Beta zoeS:

(kann man humpelnd kriechen? xD' Aber es ist lustig, ich würd' so lassen XDXD)
 

Hm~

Ich hoffe, ihr wisst, wie ich das gemeint habe.

Kriechen im Sinne von langsam und schleichend gehen.

_
 

Viel ist nicht passiert.

Aber wir steuern auf eine Veränderung zu.
 

spross

14: Geistesblitz

Die Soap-Opera ,Anders ist schön' geht in die vierzehnte Runde.

In diesem Kapitel passiert nicht viel, dafür gibt es reihenweise Geistesblitze. Oder wie mein Vater sagen würde: "Es himmlatzt." (Versucht gar nicht, das Wort richtig auszusprechen, das kann nur er. XD~ Übersetzbar ist es mit ,Es blitzt und donnert heftigst'.)
 

Betadank geht wie schon so oft an zoeS.

Viel Spaß beim Lesen.
 

Was das letzte Mal passiert ist: Taki bekommt bei der ,Probe' der Band Traumkint ernste Zweifel, ob er noch ganz normal ist, da er sich, wie er glaubt, schon zu viel für Ayama interessiert. Doch Akira, der schüchterne Schlagzeuger der Band, kann ihn beruhigen.
 

__
 

14: Geistesblitz
 

"Und, wie läuft es mit Taki?"

"Ich weiß nicht."

Yosuke verschluckte sich. "Oh. Das hört sich aber gar nicht gut an..."

Ayama seufzte und lehnte sich an seinen Freund.

"Wenn nicht bald etwas passiert, dann platze ich noch", murmelte er. "Er ist so süß, weißt du? Aber ich kann ihm nicht sagen, was ich wirklich denke. Er würde es nicht verkraften."

Die Sonne ging langsam unter. Ayama und Yosuke hatten sich auf dem Dach des großen Wohnhauses, das der Schwarzhaarige bewohnte, niedergelassen, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Es war fast wie in alten Zeiten. Yosuke war glücklich. Er würde es zwar niemals zugeben, aber er fühlte in diesem Moment verdammt gut. Die Probleme seines Freundes bekümmerten ihn zwar, aber er freute sich trotzdem, Zeit mit ihm verbringen zu können. So etwas hatten sie schon lange nicht mehr gemacht.

In letzter Zeit hatten sie sich nicht allzu oft gesehen.

"Ich hab dich lieb", lächelte er Ayama plötzlich an und umarmte ihn stürmisch. "Und das mit Taki kriegst du schon hin. Ich hab da so eine Idee..."
 

~~
 

Es klingelte.

Ren erhob stöhnend aus dem Bett und schlurfte im Schneckentempo zur Tür. Wer störte ihn da um diese Uhrzeit? Er hatte schon eine Vorahnung.

Ein Blick durch den Spion bestätigte seine Vermutung.

"Ayama... Langsam aber sicher beginne ich dich zu hassen", gähnte er, als er die Tür öffnete.

Der Angesprochene grinste breit. "Freut mich auch, dich zu sehen, Ren-kun. Hübscher Pyjama." Mit diesen Worten drängte er sich an dem Braunhaarigen vorbei in die Wohnung.

"Ist Taki zu Hause?"

Vollkommen entsetzt über so viel Frechheit konnte Ren zuerst einmal gar nichts sagen. Als seine Stimme wiederkehrte, musste er sich zusammenreißen, um nicht gleich loszubrüllen.

"Taki...", seine Stimme zitterte vor unterdrücktem Ärger, "Taki ist in der Schule. So wie jeder Junge in seinem Alter es um acht Uhr zu sein hat. Was zur Hölle willst du hier?!" Er holte tief Luft. "Du hast mir doch versprochen, dich von ihm fernzuhalten."

Vorwurfsvoll sah er den Goth an, der nur verlegen auf den Boden starrte. Anscheinend hatte Taki Ren nichts von seinem kleinen Ausflug zu Traumkint erzählt. Wie peinlich. Sofort war seine gute Laune verflogen.

"Es tut mir Leid", sagte er leise.

Eigentlich wollte Ren auf Ayama wütend sein, doch er schaffte es nicht. Der Schwarzhaarige war ihm ob seiner Offenheit sympathischer, als er es zugeben wollte. Und anscheinend lag ihm wirklich viel an Taki, was ihm gleich noch einen Bonus bei Ren verschaffte.

"Ist schon in Ordnung." Vorsichtig legte er eine Hand auf Ayamas Schultern. "Taki ist ja in der Schule. Also, warum bist du hier?" "Eigentlich...", der Goth begann, in seinen Manteltaschen zu wühlen, "wollte ich dich fragen, ob du und Taki zu einem Konzert gehen wollen. Ich hätte Freikarten."

Triumphierend zog er zwei etwas zerknitterte pinke Papierstücke heraus, die sich erst bei näherem Hinsehen als Karten entpuppten. "Natürlich wäre ich auch dort", plapperte er.

"Was für ein Konzert?" Ren war vollkommen verwirrt.

Ayama begann, ihm mit den Karten vor den Augen herumzuwedeln. "Ist doch vollkommen egal. Ich habe Freikarten, verstehst du? Du brauchst nichts dafür zu bezahlen!"

Leicht angesäuert hielt Ren Ayama an den Handgelenken fest. "Ich weiß, was Freikarten sind." Endlich hatte er Gelegenheit, sich die Papierstücke genauer anzusehen.

,Traumkint', stand da in verschnörkelten Buchstaben.

Hmmm... Wer oder was sollte denn das sein? Was für ein seltsamer Bandname. "Taraumukindu, ja?", versuchte Ren den fremdländischen Namen auszusprechen, was Ayama ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

"Ich werde drüber nachdenken." Wieder gähnte der Braunhaarige und streckte sich. "Und jetzt will ich noch eine Runde schlafen, ja?"
 

~~
 

"Yosuke, du bist der Beste!", brüllte Ayama ins Telefon.

Er war vollkommen überdreht, weil Ren die Freikarten angenommen hatte.

"Diese Idee war grenzgenial, weißt du das überhaupt?"

Sein Freund antwortete nicht, sondern grinste nur in sich hinein. Natürlich war er der Beste. Er hatte ja schließlich seine spezielle Quelle, von denen er die Karten bezog...

Normalerweise verschenkte die Band keine Tickets, da sie nur in sehr kleinen Clubs auftrat und sonst überhaupt nichts verdient hätte. Da gab es auch für die engsten Freunde kein Pardon.

Doch in Yosukes Fall hatte da ein gewisser Jemand eine Ausnahme gemacht. Und wenn Ayama Glück hatte, tauchte vielleicht Taki dort auf.

Unter Umständen würde dann etwas passieren, wer konnte das schon so genau wissen?
 

~~
 

Taki durchwühlte seinen Kleiderschrank.

Seit Ren ihm gesagt hatte, dass sie morgen Abend auf ein Konzert von Traumkint gehen würden, war er wie ausgewechselt.

Der Braunhaarige hatte ja fast den Verdacht, dass das nicht mit der Band, sondern eher mit einem gewissen schwarzhaarigen Goth zusammenhing.

Aber Taki freute sich auch sehr, die Band, die er jetzt persönlich kennen gelernt hatte, auch einmal spielen zu hören.

"Wieso finde ich hier einfach nichts, das zu einem Konzert passen würde?", murmelte er verzweifelt und warf einen ganzen Stapel T-Shirts auf den Boden. Ren, seines Zeichens selbsternannter Hausmann, konnte einen entsetzten Aufschrei gerade noch unterdrücken. Sein kleiner Freund hatte einfach kein Taktgefühl. Ren hasste das Bügeln wie nichts sonst auf der Welt und benötigte sehr viel Zeit, um die Wäsche faltenlos zu bekommen.

Wenn Taki sie jetzt einfach auf den Boden warf... Gar nicht auszudenken, wie viel Arbeit da auf ihn zukam.

"Taki-chan", bemühte er sich ruhig zu bleiben, "Wieso kaufst du dir nicht einfach neue Kleidung? Ich gebe dir auch ein bisschen Geld."

Misstrauisch sah ihn der Blonde an. "Ach, ich finde schon was.", sagte er und zog eine zerfranste Jeans aus dem Regal. Er betrachtete sie kurz und warf sie dann hinter sich auf einen immer höher werdenden Kleiderstapel.

Schief lächelnd griff Ren in die Hosentasche und zog ein paar Geldscheine hervor.

"Hier, nimm. Du darfst alles ausgeben."

"Wow, danke!" Taki fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest.

"Du, ich muss jetzt los. Sonst finde ich nichts Passendes mehr, bis die Läden schließen."
 

Als die Tür ins Schloss fiel, musste Ren erst einmal tief einatmen, dann setzte er sich auf einen Stuhl. Nachdenklich runzelte er die Brauen.

Irgendwie fühle ich mich ausgenutzt... Hatte er das etwa geplant?
 

~~
 

"Ich finde, dieses Pink steht dir ausgezeichnet."

Die Verkäuferin lächelte geschäftstüchtig und trippelte von dannen, um Taki noch eine passende Hose zu dem gerade angezogenen Oberteil zu besorgen.

Anscheinend war sie der Meinung, ihn wie ein Mädchen einkleiden zu müssen.

Er hatte weniger Spaß an der ganzen Sache. Irgendwie kam er sich dumm vor, wie er da in Boxershorts und einem Rüschenteil vor einem riesigen Spiegel stand und sich betrachtete. Entschlossen zog er das Shirt aus.

War er denn eine Frau, dass er so etwas tragen musste?

"Könnten Sie mir vielleicht etwas... Männlicheres bringen?", rief er schüchtern aus der Kabine.

"Ja, natürlich!", flötete die Verkäuferin euphorisch. "Für so einen süßen Kunden suche ich natürlich etwas ganz Spezielles."

Gott bewahre", schickte Taki ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Frau wirklich das tat, was er wollte.
 

Einige Minuten später torkelte er mit einer riesigen bunten Tragetasche aus dem Laden. Zum Glück war gerade Schlussverkauf, so hatte er nach seinem Shoppingerlebnis sogar noch etwas Geld übrig.

Irgendwie war er trotzdem nicht recht zufrieden mit dem Ergebnis.

Zwar hatte er jetzt ein schwarzes Hemd und eine recht nette ausgewaschene Jeans erstanden, aber irgendwie schienen ihm die Sachen dann doch nicht interessant genug, um auf irgendjemanden Eindruck zu machen.

Missmutig ging er über die Straße und wollte sich gerade auf den Weg zu McDonalds machen, um sich ordentlich den Magen voll zu schlagen, als er vor sich ein paar vertraute Gestalten erblickte.
 

"Komm schon, Oro. Ich weiß doch, dass du da rein willst", lächelte Akira und drückte die Hand des anderen sanft.

Sein Begleiter blies die Backen auf. "So ein Blödsinn... Als ob ich jemals in ein Schuhgeschäft gehen... Hey, ist das nicht Taki-chan?"

Er entzog sich Akiras Griff und winkte heftig in die Richtung des Blonden.
 

Taki war sich nicht ganz sicher, ob er sich freuen sollte oder nicht.

Einerseits war es schön, Akira wieder zu sehen, mit dem er bei der letzten Probe so nett geredet hatte.

Aber da war ja auch noch Osamu. Und mit dem wollte er sich jetzt wirklich nicht unterhalten, er war ihm zu fröhlich, zu überdreht, zu...

Ja, was denn eigentlich?

Verlegen sah er zu Boden, als die beiden, da er nicht zurück gewunken hatte, näher kamen.
 

"Oro, was hältst du davon, wenn du kurz mal in das Schuhgeschäft reinschaust, ich komme gleich nach."

Akira hatte Takis Unbehagen sofort bemerkt. Er selbst verhielt sich auch immer so, wenn er nicht mit jemandem reden wollte. Also musste er seinen Freund kurz loswerden.

"Aber..."

"Nichts da. Du gehst jetzt in diesen Laden. Und ich werde den Kleinen begrüßen, okay?"

Dunkelbraune Augen sahen streng in etwas hellere.

"Okay."
 

Als Taki sah, dass Osamu im ,Yumeko' verschwand und Akira allein zurückblieb, atmete er auf und versuchte zu lächeln.

"Hallo", begrüßte ihn sein Gegenüber freundlich.

Akira trug wie üblich kurz geschnittene Mädchenkleidung, die ihm aber verboten gut stand. Heute war anscheinend Gothic Lolita Style angesagt, denn der Schlagzeuger war von oben bis unten in Spitze und Nieten gehüllt.

Nur die unvermeidlichen Strapse irritierten Taki ein wenig.

"Du bist so hübsch", murmelte er und schlug sich sofort vor Verlegenheit die Hände vors Gesicht.

Akira lachte. "Du solltest dir angewöhnen, leiser zu denken. Aber danke für das Kompliment, ich freue mich sehr." Neugierig warf er einen Blick auf Takis Tragetasche. "Was hast du denn eingekauft?"

"Oh, nichts Besonderes. Ich wollte eigentlich etwas für euer Konzert morgen kaufen, aber irgendwie ist das alles nicht... Ich weiß auch nicht. Sieh es dir doch an."

Er stellte die Tasche auf den Boden und öffnete sie. Akira griff hinein und förderte das Eingekaufte zu Tage. Kritisch beäugte er die Jeans.

"Hmmm... Nett."

"Ja, genau. ,Nett' ist das einzige Wort, das es trifft. Aber ich will doch nichts Nettes tragen, ich will hübsch sein und zum Publikum dazupassen. Sonst komme ich mir dumm vor."

Akira schüttelte den Kopf. "Taki, du brauchst dir doch nicht dumm vorzukommen. Ich hoffe, dass du wegen uns und unserer Musik kommst und nicht, weil du auf irgendjemanden Eindruck machen willst."

Taki sah ihn verlegen an. "Du hast ja Recht... Aber trotzdem. Ein bisschen aufregender sollten die Klamotten ja schon sein, oder? Was soll ich denn machen?"

"Wenn ich dich so ansehe, könnte ich mir gut vorstellen, dass dir ein langer Lederrock und hochhackige Stiefel vorzüglich stehen würde, du hast die Figur dafür. Aber ich glaube kaum, dass du für solche Crossdresserdinge zu haben bist", lächelte Akira. "Du wirst dich allerdings wundern, was ein paar Buttons und Sicherheitsnadeln und vor allem, neue Schuhe, mit deinem Outfit anstellen werden." Er nahm den Blonden an der Hand. "Komm, lass uns Schuhe kaufen. Die Buttons und die Sicherheitsnadeln kannst du dir von Oro ausborgen, der trägt die sowieso immer kiloweise auf seiner Tasche mit sich herum. Hast du noch ein bisschen Geld?"
 

~~
 

Schuhe kaufen mit Akira machte großen Spaß, soviel hatte Taki nach diesem Tag festgestellt.

Und da sich Oro dezent im Hintergrund gehalten hatte, waren die beiden sogar noch dazu gekommen, sich ein wenig zu unterhalten.

Das einzige Mal, dass er sich zu Wort gemeldet hatte, war, als Akira ihn um ein paar seiner Anstecker gebeten hatte.

Schlussendlich hatte Taki doch noch ein Paar schwarze Schuhe gefunden, die auch Akira für gut befunden hatte.

Diese amerikanischen Leinenschuhe zu tragen fühlte sich genauso an wie gar keine an den Füßen zu haben. Taki tänzelte über die Straße und fühlte sich dem Erdboden so nahe wie nie zuvor.

Als er durch den Park zwischen den beiden Wohnhäusern lief, bemerkte er nicht, dass er liebevoll von Ayama beobachtet wurde, der gerade am Fenster rauchte.
 

Du siehst so hübsch aus, wenn du dich freust. Ich würde dich wahnsinnig gerne glücklich machen, weißt du? Aber ich weiß nicht, ob du mich überleben würdest. Auf dich muss man aufpassen, damit du langsam wachsen kannst.
 

"Träumst du, A-chan?"

Yosuke kam aus der Küche. Er trug eine große Flasche Sake und zwei Gläser. Vorsichtig stellte er die Dinge auf den Couchtisch und setzte sich auf das Sofa.

"Nein, ich war nur nachdenklich." Ayama dämpfte die Zigarette aus und ging zu seinem Freund. Heute würden sie nicht nüchtern einschlafen.
 

__
 

Oh, und was ich noch sagen wollte: Wenn ihr mehr über Oro, Akira und Co. erfahren wollt, auch ,Traumkint' haben ihre eigene Fic. Würde mich freuen, wenn mal irgendeiner von euch Stammlesern dort reinschauen würde...
 

spross

15: Intermezzo

Nun denn, liebe Kinder. Anders ist schön läuft und läuft und läuft...

Fragt sich denn niemand, wann und vor allem wie das Ganze endet?

Jetzt haben wir immerhin schon fünfzehn Teile und immer noch hat sich nichts bewegt.
 

Für Spekulationen bin ich immer zu haben, also los, spekuliert.
 

Was im letzten Teil passierte:

Ayama schenkt Ren und Taki Freikarten für das nächste Traumkintkonzert. Taki geht Klamotten kaufen und trifft Oro und Akira.
 

Ja, ein seltsames Kapitel. Aber ich muss doch alle an den einen Ort des Geschehens bringen.

+lach+
 

Diesmal gibt's kein Beta, da zoechan auf Urlaub ist. Ihr seid aber herzlich eingeladen, mich auf eventuelle Fehler hinzuweisen. Ich werde sie sofort ausbessern.
 

15: Intermezzo
 

"Meinst du nicht, wir sollten es ihm sagen?", schnurrte Yosuke in die Halsbeuge seines Freundes und küsste ihn sanft aufs Schlüsselbein.

Der reagierte nicht, sondern streichelte ihm nur gedankenverloren über den Rücken.

"Hey, antworte gefälligst!", kicherte der Kleine und piekste dem anderen in den Bauch. "Soll ich ihn gleich anrufen?"

"Nein... Sag es ihm heute Abend. Dann ist die Überraschung noch größer..."

Ein Blick auf die Armbanduhr.

"Du, ich muss los. Ich hab dem Clubbesitzer versprochen, heute als Erster da zu sein, um die restlichen Formalitäten zu regeln."

Hektisch zog sich der andere an, küsste Yosuke kurz auf die Lippen und lächelte.

"Bis nachher, mein Hübscher. Und wehe, du bist heute kein braves Groupie, dann leg ich dich übers Knie!"
 

~~
 

Der große Abend war da. Taki war so nervös, dass ihm das Herz schon vor dem Konzert bis zum Hals schlug und das, obwohl er vorhin Beruhigungstropfen genommen hatte.

"Ren", quengelte er, "Krieg ich noch mal zwanzig?"

Der Angesprochene lachte. "Nie im Leben. Da ist Alkohol drin und da du nichts verträgst, würdest du den ganzen Abend herumlallen. Das kann ich nicht verantworten, tut mir Leid."

Liebevoll fuhr er dem Kleinen durch den blonden Wuschelkopf. "Jetzt beruhige dich doch, alles wird gut."
 

~~
 

Ayama stand vor dem großen Badezimmerspiegel und versuchte gerade, sich die blauen Kontaktlinsen einzusetzen, die er täglich trug. Das Ganze gestaltete sich allerdings als etwas schwieriger als gewöhnlich, da seine Hände zitterten wie verrückt. Verdammter Kater.

Als ihm die linke Linse ins Waschbecken fiel, fluchte er und gab es auf.

Gut, dann musste er heute wohl oder übel mit braunen Augen zum Konzert. Er lächelte.
 

Ich bin ja mal gespannt, ob sich überhaupt noch jemand außer Yosuke daran erinnern kann, dass ich eigentlich keine blauen Augen habe...
 

~~
 

"Wenn du nicht bald deinen Arsch hier herunter bewegst, dann reiß ich ihn dir auf!", brüllte Umoo.

"Wir müssen los, verstanden?"

Zweistimmiges Gekicher vom Rücksitz.

"Jetzt lass ihn doch. Er wird schon kommen, mach dir keine Sorgen", grinste Yosuke und tätschelte dem Sänger vorsichtig die Schulter.

Akira hingegen lächelte nur still in sich hinein. Wie wahr...

"Und falls er zu lange braucht, lassen wir ihn einfach stehen und er soll zu Fuß nachkommen. Was meint ihr?", fügte Yosuke noch an und blickte erwartungsvoll in den Rückspiegel. Umoos Augen glitzerten schadenfroh.

"Gute Idee. Lass uns fahren. Soll der kleine Osamu-chan doch ein bisschen laufen."
 

__
 

Ende. Kurz und schmerzlos. Aber weil's gar so kurz war, gibt es gleich noch ein Kapitel.

Und diesmal in gewohnter Länge...

16: Musik

Bonjour, da bin ich wieder.

Und es geht schon weiter *_*
 

Diesmal gibt's kein Beta, da zoechan auf Urlaub ist. Ihr seid aber herzlich eingeladen, mich auf eventuelle Fehler hinzuweisen. Ich werde sie sofort ausbessern.
 

16: Musik
 

Das Gedränge im und vor dem ,Clover' war fast unerträglich. Ängstlich drückte sich Akira an die Wand, als eine Gruppe junger Menschen an ihm vorbei wollte. Waren all diese Leute hier, um Traumkint zu sehen oder kamen sie nur, weil es ein gewöhnlicher Samstagabend war und sie einfach ein bisschen Spaß haben wollten?

"Akira?" Fubukis rauchige Stimme ging im Lärm fast unter. Wie in Trance drehte sich der kleine Schlagzeuger in die Richtung um, aus der er gerufen worden war, als er ganz plötzlich am Arm gepackt und mitgezogen wurde.

Fubuki kannte keine Gnade. Ohne Rücksicht auf Verluste schleifte er Akira hinter sich her und achtete nicht darauf, ob sein Opfer entgegenkommenden Menschen rechtzeitig ausweichen konnte oder nicht.

"Wir müssen zum Soundcheck. Du kannst hier nicht herumstehen und in die Luft starren, das ist unproduktiv, wir brauchen dich doch."

Irgendwie brachte Fubuki es fertig, bei dieser kleinen Rede auch noch eine seiner heißgeliebten Selbstgedrehten zu rauchen, ohne Akira dabei loslassen zu müssen.

"Du kannst mich loslassen, Fu! Ich kann selbst gehen", lachte der und versuchte sich loszureißen. Aber seine Mensch gewordene Handschelle ließ nicht locker.

"Du bist frei, wenn du auf dem Schlagzeughocker sitzt, A-chan!"
 

~~
 

Suchend sah sich Ayama um. Um ihn herum waren hunderte von Leuten, doch kein Taki.

Na hoffentlich kommt der Kleine überhaupt...

Ren hatte schließlich nur gesagt, dass er es sich überlegen würde. Was, wenn er dem kleinen Blonden verboten hatte, zu dem Konzert zu gehen? Man konnte ja nie wissen.

Als der Goth seinen Kleinen dann doch im Gewühl entdeckte, fiel ihm ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Sofort begann er, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, um zu Taki zu gelangen. Der sah nämlich so entzückend hilflos aus, dass Ayama gar nicht anders konnte als sofort zu ihm zu eilen.

Anscheinend war er ohne Ren gekommen. Na gut, das war auch in Ordnung.

"Hallo, Kleiner!", begrüßte er den Blonden, der ihn schüchtern anlächelte und erst einmal nichts sagte.

"Hübsche Klamotten, wer war denn mit dir einkaufen?", fragte Ayama nach. Ihm waren sofort die neuen Schuhe aufgefallen, die sein Kleiner schon damals in der Nacht angehabt hatte, als er ihn vom Fenster aus beobachtet hatte.

"Akira", antwortete Taki einsilbig und zuckte zusammen, als ihn ein riesiger schwarz gekleideter Mann anrempelte und weiterhastete.

"Du magst keine Menschenmassen, oder?"

Ein zartes Kopfschütteln.

Ayama lächelte. "Kann ich verstehen. Ich mag sie auch nicht. Komm", hielt er seinem Gegenüber die ausgestreckte Hand hin, "Lass uns hineingehen. Dann können wir uns einen guten Platz ganz nah bei der Bühne suchen, wenn du das willst."

Als Taki nach kurzem Zögern nickte und seine Hand ergriff, drückte er sie sanft.

Nur nicht erschrecken, Süßer. Komm einfach mit und dann werden wir sehen, was geschieht.
 

~~
 

"Peter Piper picked a Pack of Pickled Peppers!", brüllte Umoo ins Mikrofon, horchte kurz auf seine Stimme, die sich kraftvoll im kleinen Bühnenraum verbreitete und rief danach nach dem Soundtechniker.

"Mehr Saft! Ich kann mich kaum hören."

Seine Forderung wurde von einem Beckenwirbel unterbrochen. Akira tobte sich gerade an dem Schlagzeug aus, das heute für ein paar Stunden seines sein würde. Anscheinend amüsierte er sich prächtig. Umoo musste grinsen. Wie schnell sich doch der schüchterne Kleine veränderte, wenn man ihn an sein Lieblingsinstrument setzte...

"Hör auf, Akira anzugaffen", zischte Oro belustigt und stupste Umoo mit dem Hals seiner gelben Fender an, die er gerade zu stimmen versuchte. Die Saiten hatten sich während dem Tragen etwas gelockert und so musste er sie erst nachziehen, um mit dem Bass seines Bruders zusammenzustimmen.

Er war gerade erst eingetrudelt, nachdem die anderen ihm doch tatsächlich davongefahren waren.

Böse war er ihnen aber deswegen nicht. Eigentlich war es nur von Nutzen gewesen, dass er ein bisschen hatte gehen müssen. So ein kleiner Spaziergang eignete sich vorzüglich dafür, die Nervosität vor einem Gig abzubauen.

Yosuke, der am Rande der Bühne saß und schon die ganze Zeit das willige Groupie für die Band gespielt hatte, sprang nun doch herunter und verließ durch die noch von innen versperrte Tür den Raum. Irgendwo musste doch Ayama sein.

Andererseits... Wahrscheinlich war es klüger, ihn und seinen kleinen Freund alleine zu lassen. Sonst würde doch nie was aus den beiden werden.
 

~~
 

"Noch fünf Minuten bis zum Auftritt!"

Zwei schwarz gekleidete Securityleute des Clover postierten sich neben der großen Eingangstür.

Es galt, ein Gerangel beim Einlass zu vermeiden und aufzupassen, dass niemand sich ohne zu zahlen hineinschummelte.

Aufgeregt hibbelte Taki vor Ayama auf und ab.

"Ich bin schon so gespannt, wie das wird!", seufzte er.

Ayama lächelte. "Du warst noch nicht auf so vielen Konzerten, oder?" Liebevoll knuffte er dem Kleinen in die Seite, der daraufhin ein kleines Quietschen von sich gab und heftig den Kopf schüttelte.

"Nein, normalerweise mag ich so etwas nicht... Da sind immer so viele Leute und die drängeln und schubsen. Aber bei dir fühle ich mich irgendwie... geborgen."

Als Taki bewusst wurde, was er da gesagt hatte, schlug er sich die Hände vor den Mund.
 

Das war ihm doch nur so herausgerutscht, oder? So etwas sagte man doch nicht zu einem Freund.

...War Ayama überhaupt ein Freund? Oder war er schon heimlich, still und leise viel mehr geworden als nur das?
 

Verzweifelt sah Taki den anderen an, der nicht wusste, wie er reagieren sollte. Wenn er seinen Liebling jetzt in den Arm nahm, konnte das alles verderben. Ren würde ihn sicherlich umbringen, wenn Taki etwas zustieß.

Zum Glück wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Die Türen wurden geöffnet und eine aufgeregte Schar junger Menschen strömte in den Club. Der Kleine wurde von ihr weggeschoben und an Ayama gedrückt. Innerlich über diesen glücklichen Zufall lächelnd zog der Goth ihn näher zu sich und schützte ihn so vor der Menge.

Ein warmes Gefühl breitete sich in der Magengegend des Schwarzhaarigen aus. Taki endlich einmal wieder ganz legal so nah bei sich halten zu dürfen war einfach großartig.
 

"Ähm... Ayama, du kannst mich jetzt loslassen", hustete Taki.

Verlegen tat sein ,Beschützer' das und grinste ihn verschmitzt an. "Sorry, ich konnte nicht anders. Ich will doch nicht, dass dir etwas passiert."

Eine seltsame Stille breitete sich zwischen den beiden aus. Taki sah zu Boden, seine Wangen hatten einen leichten Rotschimmer angenommen.
 

"Kommt ihr jetzt oder nicht? Die Band will anfangen", rief den beiden ein Security zu.

Entschlossen, die peinliche Situation zu überwinden, packte der Große seinen Kleinen am Arm und zog ihn mit sich in den Club. So konnte das definitiv nicht weitergehen...
 

~~
 

"Guten Abend, geht es euch gut?", schrie Umoo ohrenbetäubend laut ins Mikrofon.

Einige Fans, die sich die Konzerte von Traumkint jedes Mal anhörten, wenn die Band irgendwo auftrat, hatten sich vorsorglich die Ohren zugehalten, aber die meisten hatten überhaupt nicht damit gerechnet und gingen beim Klang vom Organ des Sängers beinahe in die Knie.

Umoo lachte. "Das ist alles Taktik, jetzt hört ihr nur noch die Hälfte und wir können ungeniert falsch spielen! Und los geht's!"
 

Die kalte Zeit ist angebrochen,

Und ich hör leis des Herzens Pochen.

Ich umhüll' und wärme dich,

Unsere Körper lieben sich.(1)
 

Der Text passte nicht zur rockigen Melodie des Liedes, das hatte Taki sofort bemerkt, doch das tat seiner Freude beim Zuhören keinen Abbruch. Im Gegensatz zu den meisten konnte er noch verstehen, was gesungen wurde; ihm klingelten nicht die Ohren, denn Ayama hatte, als Umoo eingeatmet hatte, sofort seine Hände auf die Ohren des Kleineren gelegt. Er selbst trug Ohrenstöpsel, die von den Securityleuten ausgeteilt worden waren, die aber kaum jemand angenommen hatte.

Ein Fehler.

Das ganze Konzert mit einem Rauschen im Schädel mitverfolgen zu müssen konnte ja nicht unbedingt erstrebenswert sein...

Glücklich bewegte er sich zur lauten Musik. Traumkint machten einfach Laune. Zwar störten ihn die überwiegenden lauten Bassklänge etwas, die Fubuki mit sichtlich begeisterter Miene produzierte, aber daran konnte man sich gewöhnen. Es war auf jeden Fall kein Fehler gewesen, sich die Band anzuhören.
 

Plötzlich war Ayamas Gesicht ganz nah neben seinem.

"Siehst du Akira?", schrie er ihm ins Ohr. "Auf der Bühne ist er ein ganz anderer Mensch!"

Taki musste feststellen, dass sein Begleiter Recht hatte. Der schmächtige junge Mann hatte sich zu einem richtigen Energiebündel entwickelt, das wie verrückt auf die Drums eindrosch und somit ein Höllentempo für das nächste Lied vorgab.
 

Wear a cape

fly away

save the people

and shout "Hey!

I'm a Superlover.

Baby, I'm a Superlover!
 

Hinter sich konnte er Ayama laut mitgrölen hören, anscheinend mochte er das Lied.

Glücklich kuschelte sich Taki an ihn und fühlte sich überraschenderweise nicht einmal schlecht dabei.
 

~~
 

"Vielen Dank, dass ihr so zahlreich erschienen seid! Schaut auch nächste Woche wieder vorbei, wenn wir um die gleiche Zeit im Triple Room spielen!", rief Umoo lachend ins Publikum. Schweiß lief ihm über die Stirn. Gut, nach einem Gig von eineinhalb Stunden war das auch kein Wunder.

"Jetzt kommt das letzte Lied. Wer Lust verspürt, sich richtig lächerlich zu machen, dem ist es jetzt offiziell erlaubt, auf die Bühne zu kommen oder Stagediving zu machen!"
 

"Ich hasse es, wenn du das sagst", schrie Oro seinem Kollegen zu. Es war jedoch so laut im Club, dass es nur der andere hören konnte. "Dann stolpern wieder alle über die Kabel und ich kann nicht mehr spielen!"

"Ach, lass sie doch", grinste Umoo. "Ich find' das lustig."

Er gab den Sicherheitsleuten ein Zeichen, die mit genervten Gesichtern die Absperrungen zur Seite räumten. Es gab Arbeit für sie.
 

~~
 

"Was passiert jetzt?", wollte Taki neugierig wissen. Geschafft lehnte er an Ayama. Er war schon ziemlich müde, das Konzert hatte ihn mehr geschlaucht, als er zugeben wollte.

Ayama grinste ihm zu. "Jetzt kommt das Beste vom ganzen Konzert, das Stagediving. Ich glaube, die meisten Leute kommen deswegen zum Konzert!"
 

Und wirklich, Besucher strömten auf die Bühne und drängten sich an deren Rand, um hinunter in die Menge zu springen.

Einige sahen noch etwas skeptisch aus, doch Umoo verpasste den Unentschlossenen kurzerhand einen mehr oder weniger sanften Tritt in den Allerwertesten, sodass sie springen mussten.
 

Es war ein einziges, fröhliches Durcheinander. Taki sah ungläubig auf den lustigen Haufen, der sich auf der Bühne tummelte und die letzten Takte des Liedes zu genießen schien.

Wie schaffte das die Band nur? Diese Energie war einfach unbeschreiblich und das lag sicher nicht nur an Umoo, dem Sänger. Vielleicht war es die Tatsache, dass Traumkint anders war. Die Band gab sich nicht mysteriös, sang keine pathetischen Texte, sondern war einfach irre.

Ja, das musste es sein.
 

"Willst du auch?", fragte Ayama plötzlich, er hatte die sehnsüchtigen Blicke auf die Bühne bemerkt. Doch Taki schüttelte den Kopf. "Nein, ich bleibe lieber noch ein bisschen bei dir", murmelte er und schmiegte sich enger an die breite Brust hinter sich.

Der Goth musste grinsen. Wahrscheinlich wusste sein Kleiner gar nicht, wie glücklich er ihn mit diesem kurzen Satz gemacht hatte.
 

~~
 

Der Club war wie leergefegt; einige Pappbecher und Flyer lagen noch auf dem Boden, die aber bald vom Putztrupp weggeräumt werden würden. Die Bandmitglieder packten ihr Equipment zusammen.

Nur Ayama und Taki saßen noch auf der etwas demolierten Couch des Clubs und ruhten sich aus.

"Hat es dir gefallen?", fragte der Ältere und legte den Kopf schief.

"Ja...", schnurrte der andere und lehnte sich an ihn.
 

Yosuke, der mittlerweile auch wieder aufgetaucht war, kletterte auf die Bühne und verwickelte seinen Freund in einen langen zärtlichen Kuss. Ayama, der es zufällig sah, stockte der Atem.

"Ich glaub es nicht", röchelte er und starrte ungläubig auf Fubuki, der seinen besten Freund im Arm hielt. Taki folgte seinem Blick und starrte nun ebenfalls auf die beiden eng umschlungenen Männer.

Interessiert beobachtete er sie und stellte mehr als überrascht fest, dass er bei ihrem Anblick keinerlei Ekel mehr empfand. Er lächelte unsicher.
 

Ayama sprang auf. "Du... kleines Biest!", lachte er. "Hättest du mir nicht früher sagen können, dass da was zwischen euch läuft?"

Yosuke grinste ihn an. "Sollte doch eine Überraschung werden."

"Na, die ist dir aber gelungen!"
 

~~
 

Ayama und Taki schlenderten durch die Straßen zurück zu den beiden Wohnhäusern.

Wie zwei Tiere schmiegten sich Gebäude in der Dunkelheit aneinander. Es war eigentümlich ruhig in der Stadt, nur ab und zu durchbrach das Geräusch eines Taxis die Stille. Wie schon oft war Taki froh, mit seinem großen Freund unterwegs zu sein, so musste er keine Angst haben, dass ihm etwas zustieß. Er hatte seine Hand in Ayamas warme Pranken gelegt und ließ sich ohne etwas zu sagen von ihm führen.
 

Langsam ließ er den Abend Revue passieren. Viele Dinge waren geschehen. Er hatte zum ersten Mal seit Wochen wieder so richtig Spaß gehabt, ein tolles Konzert gesehen und wahrscheinlich eine neue Lieblingsband. Und außerdem war er mit Ayama zusammen gewesen.

Nun ja, wenn man es genau nahm, war er immer noch mit ihm zusammen.
 

Vorsichtig wagte er einen Seitenblick auf das schöne Profil seines Begleiters und lächelte.

Es war einfach ein gutes Gefühl, bei ihm zu sein. Dieses Gefühl hatte nichts Verwerfliches. Akira hatte Recht gehabt.
 

Oro und ich haben uns sehr gern. Ich mag ihn auch mehr, als man eigentlich sollte. Und eklig finde ich das nicht.
 

Taki fand es auch nicht eklig. Es schien irgendwie richtig zu sein, zu passen. Es war in Ordnung, mit Ayama Hand in Hand durch die Stadt zu spazieren.

Wann hatte sich sein Ekel eigentlich verabschiedet? Er wusste es nicht, konnte sich nicht mehr daran erinnern. Eines war jedoch klar: Ren würde sich freuen.

Was er selbst von der ganzen Sache halten sollte, darüber war er sich noch nicht ganz im Klaren.
 

"Über was denkst du nach?", wollte Ayama wissen.

"Ach... Darüber, dass ich dich sehr lieb habe", murmelte Taki fast unhörbar und gähnte. "Trägst du mich ein Stück?"

"Wer könnte diesen hübschen grünen Augen widerstehen", seufzte Ayama müde und lächelte in sich hinein.

Darüber, dass ich dich sehr lieb habe.

Er hatte jedes Wort verstanden.
 

Jetzt war alles nur noch eine Frage der Zeit.
 

Zärtlich nahm er seinen Kleinen in die Arme, wartete, bis Taki es sich bequem gemacht hatte und trug ihn nach Hause.
 

~~
 

"Hast du mich lieb?"

"Ja."

"Wirklich?"

"Ja."

"Wirklich wirklich?"

Kurze Zeit war es gefährlich still.

"Ayama, willst du mich irre machen?"
 

Ein leises Kichern aus der Küche war zu hören. Ren hatte sich beinahe an seinem Tee verschluckt, als er diesen seltsamen Dialog aus dem Wohnzimmer mitbekommen hatte.

Seit ein paar Wochen schienen Taki und Ayama ein Paar zu sein, obwohl er sie nie in verfänglichen Situationen erwischt hatte. Anscheinend hielt Ayama sich sehr zurück, um Taki nicht zu sehr zu verschrecken.

Zuerst hatte sich Ren gegen diese seltsame Verbindung gesträubt, er hatte dann aber eingesehen, dass er nichts dagegen ausrichten konnte.

Anscheinend hatte sein kleiner Freund einen Narren an Ayama gefressen. Verstehen konnte er das zwar nicht; doch Ayama kümmerte sich gut um Taki. Der Kleine war unter dessen aufopfernder Pflege regelrecht aufgeblüht, also hatte er nichts mehr dagegen einzuwenden.
 

Gut so. Ren wusste, es würde nicht lange dauern und Taki würde zu Ayama ziehen.

Einerseits war er traurig darüber, andererseits freute er sich für den Blonden.

Vielleicht würde er jetzt endlich das Glück finden, das ihm früher verwehrt geblieben war...
 

___
 

Nun denn, wir sind fertig und ich würde mich freuen, wenn ihr euch auch noch das kleine Nachwort antut.
 

Hat es euch gefallen?

Habt ihr mitgefiebert?

Habt ihr damit gerechnet, dass es so kurz und schmerzlos zu Ende geht?

+g+

Ich bin froh, dass ich die Story endlich beendet habe. Anders ist schön - Oder ,Ais', wie es gewisse Leute liebevoll nennen +azumi zuzwinker+ - hat mich jetzt fast zwei Jahre lang begleitet und seine Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Aber mittlerweile bin ich am reinen Shounen-ai nicht mehr so interessiert. Ich wollte die Geschichte trotzdem beenden, weil es ja doch ein paar Leute gibt, die sie gerne lesen und sicher nicht sehr begeistert wären, wenn ich sie einfach abgebrochen hätte. Ich gebe es ja zu, zwischendurch war ich schon ein paar Mal ziemlich knapp davor...
 

Ich wollte hier ursprünglich ein reines Shounen-ai schreiben.

Deshalb erspare ich euch eine Beschreibung der Beziehung der beiden und überlasse alles Weitere euren Spekulationen. Ist ja auch viel lustiger, oder?

+lächel+

Also, erwartet nicht, dass ihr hier noch eine Schilderung der ersten Nacht der beiden findet, nein, so etwas kann ich nicht schreiben und es würde hier auch gar nicht passen.
 

Ich hoffe, dass ihr gemerkt habt, wie sehr ich mich in den letzten Jahren schreibstilmäßig verbessert habe. Vielleicht hat es euch ja auch Spaß gemacht, mehr über Traumkint zu lesen, vielleicht fandet ihr es auch langweilig. Schreibt mir, was ihr denkt!

Falls ihr mehr von der Band lesen wollt: Auch von Traumkint gibt es eine (noch nicht abgeschlossene) Geschichte. Ich würde mich freuen, wenn ein paar von euch auch da mal reinschnuppern.
 

So, und damit ich nicht zuviel schwafele:

Danke für eure Treue und eure aufmunternden Kommentare.

Besonderer Dank geht an Khana, Zimbl, Azumi und natürlich an zoechan, mein treues Beta.
 

Schaut auch mal bei meinen anderen Stories rein. Es muss ja nicht immer Shounen-ai sein.

+g+
 

winterspross



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Von: abgemeldet
2008-09-24T01:53:51+00:00 24.09.2008 03:53
Hi!
Also ich hab jetzt ein paar stunden lang, die gesamtec geschichte gelesen. Ich finde sie wirklich gut. Dein Stil hat sich verbessert? Findest du? Gut, ich auch! Manchmal waren die Sprünge etwas zu kantig, aber alles in alles eine runde Sache.
LG
Haffgirl
Von: abgemeldet
2007-07-31T21:35:25+00:00 31.07.2007 23:35
*lächel* gott sei dank schau ich doch noch hin und wieder beim guten alten mexx rein, ansonsten hätt ich das ende wohl nie erfahren, und das obwohl ich so mitgefiebert hab und verzweifelt bin als so lange kein kapitel mehr kam!!!
*seufz* ein schönes ende, ein wirklcih schönes passendes ende.
ich finde auch, dass eine beschreibung ihrer ersten nacht nicht reingepasst hätte ^^
sie sind schon verdammt süß, deine charas, alle miteinander!
anfangs hat mich das mit der band etwas verwirrt, aber jetz sind sie mir doch wirklich ans herzchen gewachsen *lächel*
ganz toll fand ich auch, dass ren sich nicht mehr gegen aya-chan ausspricht...is doch schöner wenn alle freunde sind *kieks*
der schlussdialog zwischen taki und aya-chan ist ja auch wirklich hammer herzig ^////^ (hast du mich wirklich wirklich lieb ^^)
allgemein find ich das letze kapi am schönsten (ich strapazier das wort langsam *lach*)
aaaaaaaaaaaaaaalso zum schreibstil: man merkt schon eine veränderung ins positive *lob*
dann, danke für die knuffige geschichte und das passende ende ^-^ *blumenschenk*
ganz liebe grüße
ina-chan
Von: abgemeldet
2006-10-29T23:35:51+00:00 30.10.2006 00:35
hmm ^^ Ich hab begonnen noch eine FF von dir zu lesen, wie gesagt gute Autoren interessieren mich ^-^

Aber weiter als über diese Stelle bin ich beim Schnupperlesen noch nicht gekommen ^^''#

Die Geschichte spielt zur Abwechslung zu den bereits von mir genossenen FF´s deiner Feder in der Gegenwart, was mich noch zusätzlich gereizt hat. Ich finde, das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt.

Ein Lob zu aller erst für deine Darstellung der Goths. Schön wie du einige Klischees aufgegriffen hast und dann relativ schnell gezeigt hast, dass diese alle überhaupt nicht stimmen ^^ Meiner Meinung nach ist gerade Yosuke nicht nur ein Vorzeigeschwuler sondern auch ein Vorzeige-Goth ^^
Zu Ayama kam mir bisjetzt zwar noch nicht genug, aber da hab ich selbst schuld, wenn ich noch nicht zuende gelesen hab. Er scheint noch zu perfekt :D

Kommen wir zu Taki und der Shonen-ai inputs bislang...
Taki ist ein besonderer Charakter, gerade aufgrund seiner Vorgeschichte...welche mich ein bisschen an die Yukis aus Gravitation erinnert ;) Das mit dem Mord finde ich immer heftig und schwer in eine Story einzuarbeiten, da ich es auch irgendwie oor (out of reality.. tzz ich und meine Abkürzungen) finde, dass er dann nur bei einem Sozialarbeiter wohnt (also nichts geschlossenes) und sich auch sonst 'relativ' normal benimmt... aber das kann weder ich noch denke ich jmd anders beurteilen, wie jmd in so einer Situation weiterlebt, zumal er jetzt ja 16 ist und der Mord geschah als er noch sehr klein war so meine ich (auch sehr heftig und gewagt für eine story ^^')
Aber wie hast du so süß am Anfang eines Chaps gesagt... "hmm in einer geschlossenen hätte er ayama nicht getroffen) .. wie wahr wie wahr -> jedoch.. mutet es dadurch langsam nach manga an *g* ... kein grund für etwas negatives ^^

Das einzige, was mich bisjetzt ein bisschen enttäuscht hat, ist der bisherige shonen ai... Ayama und Yosuke haben ihre Coming-Outs ja schon hinter sich, vor allem innerlich und somit verkneif ich mir auch ein Aufseufzen dazu, dass Ayama den Kleinen gleich beim ersten Blickkontakt als süß abgestempelt hat (tu ich ja auch bei süßen männern XD)....
....aber Taki benimmt sich gerade für einen Jungen (noch) ZU uke-haft für mich ^^'' ich mag diese Einteilung nicht so gerne, musst du wissen, und dulde sie nur in FF´s, die wirklich klischeetisiert (wasn wort *-*) sind (ein Bsp auf Animexx.. Ai Gotcha - klischees von anfang an XD))..

Bei dir hatte ich mich wegen des starken Realitätbezugs, der guten Auseinandersetzung mit dem Thema Goths und vor allem Takis Vergangenheit innerlich auf etwas anderes vorbereitet. Deswegen musste ich beim weiteren lesen so manches mal schlucken...

und habe XD *geläutert sei ich* etwas gespoilert ^^ *fg* in den endkommies... scheint keinen Kuss zu geben - finde ich sehr gut! ^^ .. sonst würde es echt ein radikaler bruch der harten realität und dem zucker-shonen-ais sein ^^ (Gravi lässt mal wieder grüßen XD)

nun gut ^^ die ff ist abgeschlossen und ich dummerchen maße mir ein urteil bzw eine kritik an ohne sie ganz auf mich gewirkt zu haben *gomen nasai*... aber ich habe in einem forum (so kam ich auch zu den ersten ff´s bei dir XD) einen beitrag dazu gesehen wie man shonen ais stories nicht schreibt... und hatte mir daher etwas anderes darunter vorgestellt ^^ - die geschichte hat definitiv jetzt schon fluff ^^''' (uke-seme trala)

aber dein schreibstil ist wie immer super - und ich bin mal gespannt weiterzulesen :) nur nicht jetzt - ich lege die story lieber beiseite... und schaue mir deine twincest story an *fg*

ja mei XD
LG

JK ^-^
Von:  RayDark
2006-04-30T10:40:52+00:00 30.04.2006 12:40
227 Kommentare?
Hast du redlich verdient!
Ich fand deine FF so gut, ich hab die in einem Stück hinweg durchgelesen!
Zwischendurch musste ich immer wieder lachen.^^
Dein Story ist echt super!!!!
Schade nur, dass sie schon zu Endeist. Deine anderen Werke werde ich mir danna uch noch reinziehen. Aber nicht jetzt^^"

Mach weiter so!!!
Von: abgemeldet
2006-04-17T19:34:50+00:00 17.04.2006 21:34
du bist soooooooo gemein *snif*T____________________________T
du hättest wenigstens noch den ersten kuss beschreiben können, was fällt dir ein????das ist gemein...
ich mag deinen schreibstil total und die story ist so sweet...*luv*
will nicht das sie zu ende ist *quengel*T___T
bai bai SaYet
Von: abgemeldet
2006-04-17T19:17:55+00:00 17.04.2006 21:17
sehr lustisch...und ich hatte doch den kommi vergessen *snif* gomen nasai...
ich find es gut auch das der umoo immer noch so böse ist...*löl*
ich bloss erstmal die verhältnisse der personen wieder klären, lese eindeutig zu viel...*löl*
und auf zum nächsten kapi...

bai bai*knuff* SaYet
Von:  Legoory
2006-03-08T10:05:31+00:00 08.03.2006 11:05
gut, ich habs gelesen ^^
hm, aber was soll ich groß schreiben?
Ich fand die ff klasse aber an manchen stellen recht schnulzig, aber das ist ja auch ok. Ich fand das Konzert sehr gut beschrieben, sowas ist nämlich nicht leicht.
Ende gut, alles gut.
So schauts jedenfalls aus, jeder hat seine Beziehung und seine große Liebe gefunden. Taki hat sich überwunden und hat keinen Ekel mehr, Ayama hat seinen Kleinen und Yosuke hat seine "Depressionen" auch besiegt.
(wie war das mit: was soll ich schreiben? XDD)
jedenfalls hast du nen schönen Schreibstil, sowas findet man auf Mexx nicht unbedingt oft. Genauso Rechtschreibung und Grammatik waren gut, daher war ein flüssiges Lesen gegeben. *einen auf Lehrer mach*
lol
das wars mal von meiner seite
baba
dat Lego ^^
Von:  Legoory
2006-03-08T09:46:26+00:00 08.03.2006 10:46
schick ^^
najo, ich les dann mal schnell weiter ^^
>kurzes pitel , kurzes kommi
*fies bin* xDD
Von: abgemeldet
2006-03-05T17:52:19+00:00 05.03.2006 18:52
*schnief* jezt auf einmal gehen mir meine lieblings ffs aus.
das ist schon die zweite heute die zu ende ist *losheul*

*tatü schnapp*
ich bin echt froh das alles gut ausgegangen ist obwohls so kurz wahr, ein bisschen gestreckt hätte auch gepasst!
ich fands trotzdem toll und hab mich über jedes kapitel gefreut.
mir hat die ganze story solange ich sie lesen durfte immer sehr gefallen, jede irrung/wirrung war schön.
wobei ja auch neben den problemen der spaß (siehe taki und der pudding) nie zu kurz kam.
man hat gemerkt wie sich dein schreibstil geändert hat und wie flüssig die geschichte geschrieben war.
das du die band eingebaut hast fand ich toll und das yosuke jetzt auch glücklich ist.
alles in allem ein rundes wundervolles
friede
freude
eierkuchen ende ^^
ganz wie ichs mag und mir für diese story gewünscht habe!
danke für viele kapitel, freude, spannung, tränchen und spaß, danke für ais
bis bald
*blümchenüberreich*
*küsschen*
*schoko dalass*
*nochmal in tatü schnüff*
*wink*
deine
stammleserin
ina-chan ^-^
Von: abgemeldet
2006-03-05T17:35:03+00:00 05.03.2006 18:35
^^ kurz und bündig!
soso
taki verträgt keinen alk
und ayama hat braune augen ^^
mal sehn wies weitergeht?
*kicher*


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