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Legend of the Blue Phoenix 3

Operation: Uriel
von

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Phase 1: Informationen

Die Routine hatte sie wieder. Aufstehen, duschen, Zähne putzen, essen, zur Schule gehen, danach entweder ins Dojo trainieren oder auf Schattenjagt. Und doch war nichts mehr wie zuvor, den abends ging es nicht nach Hause, sondern entweder zu Kate, Alice oder Zen, die sich abwechselnd dazu bereit erklärten, Masa bei sich übernachten zu lassen. Masa war niedergeschlagener und glücklicher als in den Monaten zuvor. Es war paradox. Hatte sie nichts zu tun, dachte sie daran das der Jahrestag immer näher rückte, doch war sie bei ihren neuen Freunden und Aufgaben, fühlte sie sich besser, ja sogar mehr als gut.
 

Schule 15:00
 

„Hi, Alice! Was machst du denn hier?“ Kates Stimme riss Masa aus ihren Gedanken. „Ach nur so. Ich wollte Masa abholen. Die Jungs haben keine Zeit.“ Dabei sieht sie Masa bedeutungsvoll in die Augen. Kate entging dieser Blick keinesfalls, aber sie hatte sich schon längst damit abgefunden, nicht in das Geheimnis ihrer Bekanntschaft und Tätigkeiten eingeweiht zu werden. Doch Masa verstand auch nur Bahnhof. „Okay? Bis morgen Kate.“ Dabei warf sie Alice einen fragenden Blick zu und winkte dann Kate, die sich auf den Heimweg machte.

Alice war wie immer sehr auffällig. Sie war allein durch ihre rosa Haare und pink-hellblaue Kleidung unübersehbar, aber ihr kleiner Roller war nicht besser. Er war hellblau und hatte überall rosa-pinke Punkte drauf. Und natürlich hatte Alice einen Helm in der gleichen Farbe und Muster. Es war schon fast peinlich sich da hinten drauf zu setzten. „Sag mal, habe ich was verpasst?“, zögerte Masa das Unvermeidliche hinaus. „Wie meinst du das?“ „Hab ich vergessen, das du mich heute abholst oder …“ „Nein, nein! Die Jungs haben nur einen Auftrag von der Zentrale bekommen und da hatte Todd die Idee, dass ich dich ausnahmsweise abhole.“
 

Café 15:27
 

„Was genau sollen die Jungs den für die Zentrale machen?“ Alice schlürft nachdenklich an ihren Kaffee. „Ich weiß nicht genau. Glaube aber, es hat was mit dem ‚Kreis‘ zu tun.“ „Mit dem Kreis?“ Masa sieht sich nachdenklich im Café um. Normale Menschen an einem normalen Tag in einem normalen Café. „Weißt du was das ist?“ „Ja eine Organisation von Gefolgsleuten rund um Steven King alias ‚Der Kreiskönig‘.“ Masa fühlte sich immer komisch in der Öffentlichkeit über die verborgene Welt zu reden als sei das das normalste der Welt. Na gut, für Alice war es das auch, aber sie war es auch nicht anders gewöhnt, da sie da hineingeboren war.

„Ich weiß, dass er verbotene Experimente zur Übertragung von Fähigkeiten durchgeführt hat.“, sagt Masa. „Und noch durchführt, soweit ich das mitgebekommen habe. Aber nicht nur der ‚Kreiskönig‘ ist mal einer von unsern Besten gewesen, auch seine Gefolgsleute sind nicht weniger talentiert.“, antwortet Alice. „Verrückt und moralisch bedenklich, klar, aber eben auch sehr gut in ihrem Gebiet und nicht alle sind Forscher. Es sind ein paar der besten Schattenkrieger zum ‚Kreis‘ übergelaufen. Außerdem haben die Fähigkeiten, die sich King angeeignet hat, ihn auch noch zu einem sehr starken Krieger werden lassen.“

„Schattenkrieger? Was ist das denn jetzt schon wieder?“ „Ach eigentlich, sind das auch nur Krieger. Eine Sondereinheit der CMA wird so genannt. Man könnte sie mit Ninjas vergleichen oder mit dem S.W.A.T.-Team. Diese unterstützen normalerweise das MDP* oder die Drachenjäger.“ „MDP?“ „Unsere Polizei. Du dachtest doch nicht, dass wir unsere Angelegenheiten, der normalen Polizei überlassen? Ich meine, bei unseren Fähigkeiten, wäre das doch ziemlich unfair ihnen gegenüber.“

„Rutscht ihr mal auf?“ Dragon schob Masa in die Mitte der runden Sitznische. Masa hatte darauf bestanden, sich in die hintere Ecke zu setzen, um wenigsten ein bisschen Privatsphäre zu haben. „Hey! Das ist mein Kuchen. Bestell dir deinen eigenen!“ „Wasch is? Isch bin am Verhungern.“ „Trotzdem kein Grund Masas Kuchen zu verdrücken.“ Todd schob Dragon noch ein bisschen weiter, damit auch er sich hinsetzten konnte. „Also was habt ihr so gemacht?“ Alice sah die beiden Neuankömmlinge neugierig an, wehrend Masa versucht das komische Gefühl zu ergründen, dass aufgetaucht ist, als die Jungs sich zu ihnen gesetzt haben.

„Die CMA hat echt alle Hände voll zu tun. Es gibt vermehrte Aufkommen von Gehörnten, was das Risiko eines Stadtdrachen bedenklich erhöht und so bleibt es an uns hängen, Besorgungen zu tätigen. Noch mal vier von diesem Kuchen hier und vier Kaffee, bitte.“ Das letzte sagte Todd zu der jungen Kellnerin, die gelangweilt die Bestellung aufnahm. „Was für Besorgungen?“ Masa sieht Dragon verärgert an als dieser ihr ihren jetzt leeren Teller herüberschob. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, dreiviertel des ursprünglichen Stücks in nicht mal einer Minute zu verdrücken. „Wir mussten einen Transport von neuartigen Maschinen für Bannkreise begleiten. Die CMA glaubt eine der Außenlabore des ‚Kreises‘ gefunden zu haben. Heute Abend geht es los, falls ihr mitkommen wollt. Allerdings musst du extra hinkommen, Masa. Die CMA weiß nicht, das wir zusammenarbeiten und das soll besser auch noch eine Weile so bleiben.“

„Maschinen für Bannkreise?“ „Ja die …“ „Viermal Cheesecake und viermal Kaffee. Wollt ihr sonst noch was?“ Die gelangweilte Bedienung war wieder da und unterbrach Todds seltenen Redeschwall. „Nein, danke.“, antwortete Dragon mit einem scharmanten Lächeln, welches sofort Leben in die junge Frau brachte. Sie richtete sich auf, glätte ihre Schütze und strich sich die Haare hinter die Ohren. Dann schenkte sie Dragon mit einem gekonnten Wimpernaufschlag ein kokettes Lächeln und ging mit einem übertriebenen Hüftschwung weg. „Was für eine Tussi …“ Masa sah der Kellnerin befremdet hinterher. „Wer?“ Dragon sah sich verwirrt um. „Na die … Ach auch egal, was wolltest du sagen Todd?“ Masa musste sich ein Grinsen verkneifen, denn in dem Moment war sie aus einem ihr unerfindlichen Grund extrem Glücklich.
 

Über der Stadt 20:01
 

Die Stadt glitt sanft unter Masa dahin. Obwohl der Sommer vor der Tür stand, war es nachts noch recht kühl. Vor allem hier oben war die Luft kälter und der Wind stärker. Masa fror in ihrer Jacke und wünschte sich sie hätte nicht nur einen Schal umgemacht, sondern auch was Anderes angezogen. Es würde noch ein weiter Weg werden.
 

***
 

„Ach auch egal, was wolltest du sagen Todd?“ „Kennst du dich mit Bannkreisen aus?“, mischt sich Alice ein. Masa schüttelt den Kopf. „Also im Mittelalter musste man sie noch selberzeichnen mit Kreide oder ähnlichen, aber heutzutage gibt es dafür Maschinen oder vorgefertigte Schriften, die nur durch Magie oder einen magischen Gegenstand aktiviert werden. Klar soweit?“ „Ja, aber wozu braucht man einen Bannkreis?“ „Für die Schatten.“ „Das ist jetzt etwas zu Allgemein, Alice.“, schaltet sich Todd wieder ein. „Es gibt verschiede Wirkungen. Die zwei wichtigsten sind wohl: Schutzschild und Versieglung.“

Todd tauchte seinen Finger in seinen Kaffee und fängt an ein paar Runen auf den Holztisch zu malen. Diese waren alle eckig. P, M, R, S, I, M, X, M, gespiegelte 1, N und O bildeten das Wort Versiegelung und S, C, H, N, Pfeil nach oben, Dreizack, S, C, H, I, gespiegelte 1 und auf der Seite liege Sanduhr ergaben Schutzschild. „Mit diesen Bannkreisen, kann man gestimmte Orte Schattenfrei halten oder die Schatten in bestimmte Gebiete einschließen. Mit ein paar Zusatzzeichen kann man auch Menschen damit einsperren oder draußen halten.“ „Ok, das habe ich jetzt verstanden, aber erklärt ihr mir den Unterschied zwischen einen Stadtdrachen und einem normalen Drachen?“

„So merkwürdig das klingt und wir wissen bis heute nicht, warum das so ist, aber Drachen leben sich selten in Städten. Drachen sind sehr intelligent, Echsenschatten und allgemein alle Gehörnten besitzen eine gewisse Intelligenz, aber Drachen haben auch Magie. Man geht davon aus, wenn sie sich erstmal gebildet haben, sie nicht mehr auf die Menschen angewiesen sind, weshalb sie die belebten menschlichen Siedlungen verlassen und sich an verlassene Orte zurückziehen. Verärgert sie werden sie gefährlich.“
 

***
 

Verlassene Farmhaus 20:57
 

Der Wald umschloss zweidrittel des alten Farmhauses und der angrenzenden Ställe und bot ihnen Schutz vor dem Wind. Dieser Wald war aber auch ein Nachteil. Die Bewohner konnten nicht das gesamte Gelände Einblicken und eventuelle Feinde rechtzeitig erkennen. Für die CMA kam das mehr als gelegen und für Masa erst recht. Sie konnte ungesehen hoch oben in den Bäumen landen. Sie kletterte soweit an den Waldrand, dass sie das Gelände gut einsehen konnte. Sie wusste, sie würde heute wahrscheinlich nicht kämpfen, zog aber trotzdem vorsichtshalber ihr Schwert. Dann sog sie ihr Fernglas unter ihrer Jacke hervor und sah auf die Uhr. In 3 min würden die Bannkreise aktiviert werden. Da hatte sie ja doch noch rechtzeitig geschafft.

Von der erhöhten Position konnte Masa in der Ferne weitere Baumgruppen erkennen. Die Straße die direkt zum Farmhaus führte, war eine Sackgasse und diese Straße machte mitten im Wald eine Biegung, sodass die CMA ihre Leute dort ungestört warten lassen konnte. Wenn Masa es sich recht überlegte, so war das hier wahrscheinlich weniger eine Operation für normale CMA-Mitglieder, wie Dragon, Todd und Alice. Diese hatten nur den Auftrag die HoSaR-Mitglieder und Bannkreisgeneratoren zu beschützen. „Nein, das wäre ein Auftrag für diese Spezialkommandos. Das heißt, ich werde echte Schattenkrieger zu Gesicht bekommen! Und auch Mitglieder der MDP.“ Wehrend Masa das noch dachte, war ein deutliches Knacken in ihrer Nähe zu vernehmen.

Ein paar Bäume hinter Masas Baum steht Todd mit einem Mann. Dieser trägt einen schwarzen Overall und hat vor Schreck die Schultern nach oben gezogen. Todd sieht gespannt hinüber zum nähst gelegenen Gebäude. Doch es rührt sich nichts und so fahren beide fort, das Gerät, das sie mitschleppen, in die richtige Position zu bringen. „Das also ist ein Bannkreisgenerator.“, denkt Masa als sie über ihre Schulter nach unten schaut. Es ist ein ein Meter großer Zylinder mit verschiedenen Knöpfen, Schaltern und Displays. Es erinnert einen etwas an einen der Druiden aus Star Wars.

Der Mann zieht eine altmodische Taschenuhr aus seinen Overall. Doch es scheint keine Uhr zu sein, denn aus ihr kommt leise die Stimme des Kommandanten. Auf ihren Baum kann Masa nicht verstehen, was der Kommandant sagt, aber der Overall-Typ drückt einen Knopf und die Maschine fängt an zu summen. Masa verspürt einen Druck auf den Ohren und als sie ihre Tattoos im Gesicht aktiviert, fällt ihr ihre Kinnlade herunter.

Phase 2: Hinterhalt

Verlassenes Farmhaus 21:00
 

Der Mann zieht eine altmodische Taschenuhr aus seinen Overall. Doch es scheint keine Uhr zu sein, denn aus ihr kommt leise die Stimme des Kommandanten. Auf ihren Baum kann Masa nicht verstehen, was der Kommandant sagt, aber der Overall-Typ drückt einen Knopf und die Maschine fängt an zu summen. Masa verspürt einen Druck auf den Ohren und als sie ihre Tattoos im Gesicht aktiviert, fällt ihr ihre Kinnlade herunter.

Eine schillernde Kuppel spannte sich über die Farm. Es sieht wie eine Seifenblase aus, die in der untergehenden Sonne in allen Regenbogenfarben schimmerte. Wie auf ein Stichwort laufen ganze Scharen von vermummten schwarz gekleideten Männer und Frauen zur Farm. Wegen ihrem Fernglas kann Masa Alice Vergleich mit Ninjas durchaus verstehen. Sie sehen tatsächlich wie moderne Ninjas mit Kugelsicheren Westen aus. Auch ihre Bewegungen und Herangehensweise gleichen mehr einem Ninja Trupp als einem S.W.A.T.-Team. Sie bewegenden sich so schnell, das sie zwischendurch zu verschwinden scheinen.

Als der Trupp beim ersten Gebäude angekommen ist, eine der kleineren Scheunen, splittert sich eine kleine Gruppe vom Rest ab. Einige von dieser Gruppe springen ganz nach Ninja Art auf das Dach, während die anderen das Scheunentor stürmen. Alles passierte so schnell, dass Masa verpasste wie der restliche Trupp sich auf die anderen Gebäude aufteilte. Sie bekommt gerade noch so mit, wie die letzte Scheune gestürmt wird. Währenddessen läuft eine weitere Truppe auf das Farmhaus und die Scheunen zu. Die bewegen sich weitaus normaler, auch wenn sie von weiten wie Polizei oder FBI aussehen, steht auf ihren kugelsicheren Westen die Buchstaben MDP.

Auch diese teilen sich auf die Gebäude auf, aber sie gehen nicht hinein. Sie umstellen die Gebäude und bewachen die Ein- und Ausgänge. „Worauf warten sie den? Etwa das die Mitglieder des ‚Kreises‘ rauskommen? Wozu soll das den gut sein? Ach, Moment. Die warten garantiert auf das ‚Ok‘ der Schattenkrieger.“ Masa sieht gespannt durch das Fernglas und wäre fast vom Baum gefallen, als plötzlich der Overall-Typ anfängt zu sprechen. „Was dauert das so lange. So schnell wie die drin waren, müssten sie die doch schon längst überwältigt haben.“ „Seien Sie leise!“, zischt Todd zurück.

„Er hat Recht!“, denkt Masa. „Was treiben die da. Ist da etwa niemand? Aber dann hätte die MDP längst das Ok bekommen, reinkommen und außerdem habe ich selber gesehen, dass im Farmhaus wer war. Nein, da stimmt was nicht.“ Masa bewegt ihr Fernglas weg von den Gebäuden und sucht den Waldrannt und die angrenzenden Felder ab. Plötzlich ist ein dumpfer Schlag in der Nähe zu hören. „Was war das?“ „Ich sagte, sie sollen leise sein!“ Masa fährt herum. „Das kam von rechts!“

Masa packt mit der rechten Hand ihr Katana fester und mit der anderen einen Ast und sieht um den Baum herum. „Mist hier ist es schon zu dunkel, ich kann überhaupt nichts erkennen!“ Das Fernglas, das ihr jetzt nur noch um den Hals hängt, schlägt leise gegen den Baum. Masa zieht erschrocken, die Schultern hoch und schielt nach unten. Doch sie hat Glück im Unglück. Der Overall-Typ ist zu sehr mit dem Geschehen in der Nähe beschäftigt, so das er gar nicht mehr auf seine nähere Umgebung achtet. Nur Todd sieht nach oben.

Masa schüttelt den Kopf und sieht Todd flehend an. In dem Augenblick flammt etwas im Handgemenge in der Nähe auf und lenkt ihre Aufmerksamkeit, wieder auf das Geschehen. Masa, Todd und der Overall-Typ können für einen Moment die Kämpfenden sehen. Es ist Dragon, der gegen drei, nein, vier Angreifer gleichzeitig kämpft. Masa und Todd werfen sich einen Blick zu, während der Mechaniker erstarrt zu sein scheint. Todd zeigt mit seinem Kopf in Richtung Dragon. Masa nickt und springt zum nächsten Baum, um zu Hilfe zu eilen. Währenddessen schnappt sich Todd die altmodische Taschenuhr des Overall-Typen und schlägt Alarm.

Aber was sie nicht wissen: Auf dem ganzen Gelände werden die Bannkreisgeneratoren und ihre Bewacher und sogar die einzelnen Stoßtrupps angegriffen. Es sind viel mehr Mitglieder des ‚Kreises‘ anwesend, als die CMA gedacht hat. Außerdem haben nicht sie dem ‚Kreis‘ eine Falle gestellt, sondern die ihnen und so sind sie zahlenmäßig unterlegen. Sie können Dragon und dem Mechaniker der HoSaR nicht zu Hilfe kommen. Sie sind auf sich allein gestellt. Ihr Glück ist es, dass Masa jetzt eingreift und zwei der Angreifer K.O. schlägt, noch bevor die realisieren können, wer sie da angreift.

Es herrscht das reine Chaos. Überall sind Kampfgeräusche zu vernehmen. Die MDP und die Schattenkrieger rufen sich immer wieder Anweisungen zu und versuchen ihre Truppen neu zu formatieren. Es gibt mehrere Explosionen, doch die Bannkreise halten. Niemand kommt hier raus. Aber eben auch nicht rein und so sind die Kämpfenden auf sich allein gestellt. Dragons Angreifer haben gegen die geballte Angriffskraft von Dragon und Masa keine Chance. Nach wenigen Minuten gehen auch sie K.O. zu Boden.

„Danke!“, schnauft Dragon. „Dank mir noch nicht. Es ist noch nicht vorbei!“ Masa sieht sich um. Der Mechaniker der Dragon zugeordnet wurde, liegt verletzt und bewusstlos neben dem Bannkreisgenerator. „Kümmere dich um den da“, Masa zeigt auf den HoSaR-Typen, der wie sein Kollege einen schwarzen Overall trägt. „Und sorg dafür das diese Idioten hier gefesselt werden, ja? Nicht das sie aufwachen und euch noch mal angreifen.“ „Wo willst du hin?“ „Ich sehe bei den anderen Generatoren nach. Vielleicht braucht noch wer meine Hilfe. Du solltest aber hierbleiben, falls andere versuchen, den Generator zu zerstören.“

„Viel Glück!“, ruft Dragon Masa hinterher, als diese in den Wald läuft. „Ich darf nicht zu dicht an die Generatoren und ihre Bewacher herankommen, sonst könnte es noch passieren, dass die mich angreifen, weil sie mich für ein Mitglied des ‚Kreises‘ halten. Ich zeig mich ihnen nur, wenn sie Hilfe brauchen.“ Der nächste Generator wird nicht angegriffen. Die übernächsten und die darauffolgenden Bewacher brauchen keine Hilfe. Die kamen mit ihren je zwei Angreifern ganz gut alleine klar. „Nehmt das!“ „Das ist doch Alice Stimme!

Masa sprintet das letzte Stück zum Waldrand. Alice hat es mit gleich drei Angreifern zu tun. Einer ist schon an den nächsten Baum gebunden und versucht verzweifelt die Metallfesseln los zu werden. Die anderen tänzeln um Alice herum und versuchen sie zu fassen zu bekommen oder wenigsten an ihr vorbei zu kommen. Aber weder das eine noch das andere funktioniert. Alice ist eine Furiere, denn auch sie bekommt die beiden nicht zu fassen und die Mechanikerin steht verängstigt und nutzlos daneben. Der Gefesselte entdeckt Masa, doch bevor er seine Kollegen warnen kann, schlägt Masa ihm ihren Schwertgriff mit voller Wucht gegen die Schläfe.

„Einen hätten wir, fehlt nur noch zwei und drei.“, denkt Masa und aktiviert ihre Flügel und steigt in die Luft. Von hier oben ist das ganze Ausmaß der Zerstörung zu sehen. Die kleine Scheune steht in Flammen und an mehreren Orten haben sich generische Gruppen hinter Fahrzeugen und improvisierte Schutzwällen verbarrikadiert. Mehrere Menschen von beiden Seiten liegen leblos auf dem ganzen Gelände. Ob sie noch leben, ist aus dieser Entfernung nicht auszumachen. „Scheiße! Wie konnte es nur dazu kommen!“ Masa sieht entsetzt auf das Geschehen. „AAHH!“

Erschrocken sieht Masa nach unten. Die Mechanikerin wurde von dem kleineren der beiden Angreifer angegriffen. Masa lässt sich Sturzflug auf diesen Angreifer fallen, packt ihn unter den Achseln und hebt ihn wie ein Raubvogel seine Beute in die Höhe. Dabei lässt sie ihr Schwert fallen. „Eins nach dem anderen, Masa! Erstmal hilfst du Alice!“ „Hey! Was soll das?! Lass mich runter!“ „Hör auf zu zappeln oder willst du, dass ich dich aus dieser Höhe fallen lasse?!“ Mit einem Mal ist der Angreifer ganz still und schielt ängstlich in die Tiefe. Beide, der Angreifer und Masa, können beobachten, wie der dritte Angreifer von Alice Metallfäden zu Fall gebracht wurde.

Daraufhin lässt Masa sich erneut zur Erde fallen. „AAAAHHHH!!!!“ Kurs vor dem Boden stoppt Masa den Fall und lässt ihren Angreifer, der kaum älter ist als sie, zu Boden gleiten. Kaum hat dieser wieder die Erde berührt, wird auch er von Metallfäden eingesponnen. „Du hast was verloren!“ „Danke, dass du mir geholfen hast! Ach nicht der Rede wert.“, sagt Masa sarkastisch als sie ihr Katana aufhebt. „Ach, hab dich nicht so!“ Für einen kurzen Moment grinsen sich Alice und Masa an. Dann erschüttert eine weitere Explosion den Boden und ihnen vergeht das Lachen wieder. Sie sehen sich besorgt an.

„Du kommst jetzt wieder alleine klar?“ Alice nickt. „Geh!“ Masa spannt ihre Flügel auf und fliegt über das Schlachtfeld. „Was soll ich nur tun?!“

Phase 3: Hilfe

Verlassenes Farmhaus 21:37
 

„Hach! Hach! Hach! Ist bei Ihnen alles Ok?“ Masa hält sich ihre Seite. Zu allem Überfluss hatte sie in den letzten Minuten auch noch ein Seitenstechen bekommen. „Geht schon, danke. Du bist genau im richtigen Moment gekommen.“ Die zwei Frauen in ihren MDP-Schutzwesten haben die Arme ihres verletzten Kollegen um ihre Schultern gelegt und bringen ihn jetzt in Sicherheit. Masa steig zum wiederholten Male in die Luft, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es hatten sich lägst zwei Lager gebildet. Im Süden die CMA und im Norden der ‚Kreis‘.

Die Kämpfe und Explosionen auf dem gesamten Gelände waren in den letzten 7-10 Minuten weniger geworden, trotzdem herrschte immer noch eine Pattsituation. Dass die CMA so lange durchgehalten konnte und dass trotz ihrer Zahlenmäßigen Unterlegenheit, beeindruckte Masa. Nicht des strotz, war die Luft endgültig raus und die CMA versuchte nur noch ihre Leute in Sicherheit zu bringen. Vor 15-20 Minuten war Todd auf die Idee gekommen, die Generatoren selber durch eigene, kleinere Bannkreise zu schützen. Warum sie das nicht Vornerein zu geplant hatten, war Masa schleierhaft. Die Mechaniker der HoSaR brauchten so keine Bewacher mehr und es machte so auch nichts mehr aus, dass der ‚Kreis‘ das nördliche Gebiet beherrschte.

Außerdem konnten die ehemaligen Beschützer der Bannkreise die MDP-Mitglieder und Schattenkrieger unterstützen. Das hatte dazu gefügt, dass sich das Gelände in eben diese zwei Lager spaltete. Aber das verschaffte der CMA trotzdem nicht die dringend nötige Verschnaufpause. Masa sah deprimiert auf das Schlachtfeld hinunter als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie hatte es gerade noch so aus den Augenwinkeln gesehen. Doch jetzt als sie ihren Kopf nach links drehte, hin zum Wald, konnte sie nichts sehen. „Hab ich mich geirrt? Vielleicht halluziniere ich vor Erschöpfung schon. Wäre auch zu schön gewesen.“

Gerade als sie wieder nach unten fliegen wollte, um eine weitere Gruppe verletzter CMA-Mitglieder Geleitschutz zu geben, erregte eine weitere Bewegung im Wald ihre Aufmerksamkeit. „Also doch! Aber wie wollen sie hier reinkommen?“ Die Verstärkung war da. Eine riesige Kolonne von Mannschaftswagen und Transportern war bis an den Rand des Bannkreises vorgefahren. Die Sonne stand inzwischen so tief, das die pechschwarzen Waagen zwischen den Bäumen kaum auffielen. Masa zog das Fernglas unter ihrer Jacke raus, welches sie nach dem Kampf mit Alice unter diese gesteckt hatte, und beobachtete die Waagen und ihre Besetzung genauer.

Die Aufschrift auf den Mannschaftswagen lautete CMA und die auf den Transportern HoSaR. Die Menschen trugen alle Kugelsichere-Westen und Helme. Die Waagen fingen an sich in regelmäßigen Abständen um den Bannkreis herum aufzuteilen. „Das dauert noch eine Weile.“ Masa steckt das Fernglas wieder weg und fliegt zurück zum Schlachtfeld um, weitere Verletzte in Sicherheit zu bringen. Als sie wieder in der Luft ist, verspürt sie wieder diesen Druck auf den Ohren. Es spannte sich jetzt ein zweiter Bannkreis über den ersten.

Masa atmet erleichtert aus als sich der erste Auflöste und die neuen, frischen Streitkräfte vorrückten. Sie stürzt sich mit neuem Elan in den Kampf. Und nicht nur ihr geht es so. Alle, die noch gehen und kämpfen konnten, greifen den ‚Kreis‘, jetzt in die Enge getrieben, an. Zehn Minuten später steht Masa zwischen den anderen erschöpften Kriegern und lässt sich verarzten. Selbst jetzt fällt niemanden auf, dass sie die für die CMA typischen zwei Streifen, die laut Vorschrift bei einem offiziellen Kampf sichtbar auf der Kleidung getragen werden mussten, nicht aufzuweisen hatte. Trotzdem wurde sie nicht festgenommen.

Die einzige Erklärung dafür war, dass die meisten hier Anwesenden an ihrer Seite gekämpft hatten und somit wussten, dass sie nicht zum ‚Kreis‘ gehörte. „Ihr kommt reichlich spät! Und wer hatte euch eigentlich die Information gegeben, dass sich der ‚Kreis‘ hier aufhielt?!“ Masas Stimme wird immer lauter, werdend sie drei der Typen vom der Verstärkung eine Standpauke hält. Die Leute in ihrer Nähe sehen sich verdutzt um. „Das waren sehr unzuverlässige Informationen! Welcher Volltrottel führt mit nicht gesicherten und obendrein unzureichenden bis falschen Informationen eine Operation wie diese durch?! Und gefährdet auch noch Menschenleben! Ich meine, jedes Kind weiß doch, das mit dem ‚Kreis‘ nicht zu spaßen ist!“

„Was ist denn hier los!“ Die rechte Hand der Kommanden bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen. „Du?! Ich kenn dich doch!“ Masa funkelt die Frau mit der Brille wütend an. „Was hast du denn hier verloren? Und wie zum Teufel hast du überhaupt von dieser Operation erfahren?“ Masa zieht überheblich eine Augenbraue hoch. „Genau das meine ich. Unverlässliche Informationsbeschaffung.“ „Kein Grund respektlos zu werden!“ „Respektlos? Ohne mich, wären einige ihrer Leute nicht mehr am Leben, also kommen Sie mir nicht mit Respekt! “

„Der ‚Blaue Phönix‘ hat hier trotzdem nichts zu suchen!“ Der Kommandant hat sein Auftritt und sieht Masa mit zornpochender Schläfe an. Ein Flüstern geht durch die Schaulustigen. „Das ist der ‚Blaue Phönix‘?“ Masa schenkt dem Kommandanten nur einen verächtlichen Blick. Der Kommandant kocht vor Wut. Reichte es nicht, dass die Mission ein totales Fiasko war? „Das ist nicht dein Problem, klar?“

„Ach ja?“ „Vater, nicht! Lass dich doch nicht schon wieder provozieren.“ Dragon stellt sich zwischen den Kommandanten und Masa. „Schon wieder?“ Die Frau mit der Brille sieht verwirrt, zwischen den dreien hin und her. Doch von keinem bekommt sie eine Antwort. Der Kommandant und Masa messen sich mit Blicken. „Wir sehen uns.“ Masa spannt ihre Flügel auf und wirbelt eine Staubwolke auf als sie davonfliegt.
 

Dojo 6:30
 

„Ich-muss-stärker-werden! Ich-muss! Ich-muss-einfach!“ Auf jedes Wort folgte ein Schlag oder Tritt gegen den Box Sack. Zen steckt verschlafen seinen Kopf durch die Tür. „Was machst du denn hier?“ „Trainieren. Das-sieht-man-DOCH!“ Der Box Sack fliegt aus der Halterung und durch den Raum. Masa stützt sich außeratmen auf ihren Knien ab. „Mitten in der Nacht?“ „Nicht Nacht. Früher Morgen.“ Masa steckt sich und hebt den Box Sack auf und hängt ihn zurück in seine Halterung.

„Wie lange trainierst du denn schon?“ „Ein, zwei Stunden?“ „Also doch Nacht …“, murmelt Zen und sagt, dann laut: „Mach mal eine Pause. Du bist ziemlich schwer verletzt und immer nur Training ist auch nicht gesundheitsfördernd.“ „Der Kampf gegen den ‚Kreis‘ war ein Fiasko! Wäre ich nur stärker gewesen!“ „Mach dich nicht lächerlich. Soweit ich es mitbekommen habe, warst du spitze. Du hast vielen das Leben gerettet und das wissen die auch. Die CMA hat versagt, nicht du.“

„Könnte man das Elfen-Gen kontrollieren, wäre vielleicht keiner gestorben!“ „Das weißt du nicht! Diese Was-wäre-wenn-Fragen nützen keinem was und natürlich kann man das Elfen-Gen kotrollieren, schließlich ist es emotional gesteuert.“ „Was? Wie?“ „Komm gehen wir Frühstücken. Ich brauch einen Kaffee und du eine Pause. Danach helfe ich dir das Elfen-Gen zu kontrollieren. Wir sollten auch Dragon, Alice und Todd anrufen. Vielleicht helfen sie dir auch. Je mehr desto besser denke ich…“
 

Dojo 11:13
 

„Alle da?“ Zen sieht in die Runde. „Also ehrlich gesagt, ihr seht scheiße aus.“ „Danke! Sehr Nett!“ Masa verdreht die Augen. „Aber er hat ja irgendwie recht.“ Alice zuckt mit den Schultern und stöhnt dann vor Schmerz auf. Ihre linke Schulter war im Laufe der Schlacht ausgekugelt worden und ihr Arm lag jetzt in einer Armschlaufe. Dazu kam noch die Beule über ihren rechten Auge und einige andere blaue Flecken und Schnittwunden.

„Willst du wirklich schon heute trainieren?“ Dragon sieht Masa fragen an. Sein rechtes Auge war so blau und zu geschollen, dass er damit nicht mehr sehen kann und er seinen Kopf extrem weit nach rechts drehen muss, damit er Masa überhaupt sehen kann. Außerdem war sein rechtes Handgelenk verstaucht. Alle sahen aus, als wären sie als Schleifstein und Punchingball benutzt worden und so natürlich auch Dragon. Todd hatte sich sogar sein Fuß verstaucht und lief jetzt an Krücken.

„Ihr müsst mir jetzt nicht körperlich beim Training helfen.“, antwortete Masa und reib sich das schmerzende linke Knie, welches in einer Bandasche steckte. „Genau. Wir wollen nur Masas mentale Fähigkeiten stärken, damit sie das Elfen-Gen aktivieren kann, wann sie will.“, nickt Zen. „Masa hat das Elfen-Gen?“ Todd sieht Masa fasziniert an. „Na ja, würde allerdings so einiges erklären.“ „Was hat das Elfen-Gen denn mit mentale Stärke zu tun? Ich dachte das ist eine Kampffähigkeit?“ Alice schaut Zen verwirrt an.

„Ja, es ist eine Kampffähigkeit, beruht aber auf Emotionen. Es wird dadurch aktiviert.“ „Ok, was müssen wir jetzt machen?“ „Ihr habt von klein auf an euren Fähigkeiten gearbeitet. Masa kann gerade mal die Tattoos aktivieren und einsetzen. Doch ihr müsst mir zustimmen, wenn das nicht das gleiche ist. Ich hoffe das ihr das Gefühl besser beschreiben könnt als ich“ „Wenn das alles ist.“ Todd setzt sich vor Masa und sieht ihr tief in die Augen.

Phase 4: Switchen

Dojo 11:13
 

„Ok, was müssen wir jetzt machen?“ „Ihr habt von klein auf an euren Fähigkeiten gearbeitet. Masa kann gerade mal die Tattoos aktivieren und einsetzen. Doch ihr müsst mir zustimmen, wenn das nicht das gleiche ist. Ich hoffe das ihr das Gefühl besser beschreiben könnt als ich“ „Wenn das alles ist.“ Todd setzt sich vor Masa und sieht ihr tief in die Augen.

„Meine Fähigkeit nennt man allgemein Magie. Wenn ich zum Beispiel meine Waffen ziehe und sie benutze verwende ich Magie. Du weißt ja, ich verwende meistens Schusswaffen. Durch die Magie geht mir meine Munition nie aus. Dafür muss ich aber emotional ausgeglichen sein. Bekomm ich zum Beispiel eine Panikattacke, funktioniert gar nichts. Ich zeig dir also wie man meditiert. Schließe deine Augen. Stell dir eine Situation vor, die dich vielleicht glücklich macht oder zumindest beruhigt. Hast du was?“ Masa nickt. „Jetzt müsst ihr allemal ruhig sein. Ihr könnt ja auch mitmachen, schaden wird es euch nicht.“

Masa entspannt sich und ein leichtes Lächeln legt sich auf ihr Gesicht. Plötzlich hat sie ein Summen in den Ohren. Masa öffnet ihre Augen und ihr Gesichtsfeld verschiebt sich. Die Farben werden intensiver. Sie kann mehr sehen. Es ist als würde sie durch eine Brille sehen, die bestimmten Details heranholt. So weiß sie zum Beispiel, wo sie Todd angreifen muss, um ihn mit einem Griff außer Gefecht zu setzen. Durch ihre Adern strömt das Gefühl von Macht.

„Wow! Du leuchtest!“ Alice schiebt Todd weg. „Und deine Augen sind grün. Also komplett grün ohne weiß oder Pupille. Und da ist ein Symbol drin.“ Alice ist nur noch ein paar Zentimeter von Masas Gesicht entfernt. „Es ist eine Blüte mit einem Davidstern drin. Und über dem Davidstern ist ein anderes Symbol. Mmh, schwer zu erklären. Es sieht etwas wie ein mittelalterlicher Geldbeutel aus, der einen Punkt darüber hat. Oh, jetzt ist es weg und du hast auch aufgehört zu leuchten.“ Alice sieht sie enttäuscht an.

„Jetzt bin ich wirklich beeindruckt.“ Zen nickt anerkennend. „Das es so schnell funktioniert hat, hätte ich nicht gedacht.“ „Das beweist ja endgültig, das du als Lehrer eine Niete bist.“ Masa verengt schelmisch ihre Augen. „Wie bitte?! Na warte!“ Und Zen schmeißt sich auf Masa um sie so lange an den Boden zu nageln, bis sie sich entschuldigt. Doch er prallt nur auf dem Boden auf und schlägt sich den Kopf an. Alle sehen Zen verdutzt an und schauen sich dann nach Masa um, die von einem Moment auf dem anderen nicht mehr auf ihren Platz sitzt.

Masa sitzt jetzt ein paar Meter weiter und sieht sie erschrocken an. „Was war das?“ „Du bist geswitcht!“ Dragon steht begeistert auf und läuft zu Masa. „Wie hast du das gemacht?“ „Woher soll ich das wissen?“ „Ich wollte das als Kind auch immer können. Ich scheine aber dafür kein Talent zu haben. Ich habe es versucht, glaubt mir, aber vielleicht lag es ja auch nur daran, das mir keiner aus meiner Familie erklären konnte wie man das macht. Wie fühlt sich das an? Und was noch wichtiger ist: Kannst du es mir beibringen? Bitte!“ Alice hockt sich neben Dragon und sieht Masa erwartungsvoll an.

„Stopp! Ich weiß doch nicht mal, was hier gerade passiert ist, geschweige denn wie ich es angestellt habe. Wie hast du es genannt Dragon? Geswitcht? Ich weiß noch nicht mal was das bedeuten soll!“ Verzweifelt wirft Masa ihre Hände in die Höhe. „Das ist einfach zu erklären: Switchen beschreibt die Technik: sich von einem Ort zum anderen zu bewegen und das in Sekundenbruchteilen. Daher sitzt du jetzt hier und nicht dort.“ Todd steht jetzt hinter Dragon und zeigt mit seiner Krücke auf Zen, der immer noch ausgestreckt auf dem Boden ein paar Meter weiter liegt.

„Ja, aber wie habe ich das gemacht? Ich musste ja nicht mal, dass das möglich ist.“ Dragon wundert sich: „Aber du hast gestern doch Seite an Seite mit den Schattenkriegern gekämpft. Die müssen das alle können, da sie es in der Ausbildung lernen und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie diesen Vorteil beim Kampf nicht eingesetzt haben sollen.“ „Ja, aber wie habe ich das gemacht?“, wiederholt Masa, „Ich meine, ich habe schon gemerkt das die Schattenkrieger spezielle Fähigkeiten haben, aber ich habe nicht gewusst, dass ich sie auch habe.“

„Das ist doch ganz einfach.“ Zen baut sich vor der Gruppe auf und fügt sarkastisch hinzu: „Und übrigens danke, dass ihr mir aufgeholfen habt.“ „Erkläre es uns. Ich meine, wie ich switchen konnte, nicht warum wir dir nicht aufgeholfen haben. Denn DAS ist klar.“, grinst Masa. Dragon und Alice fangen an zu kichern. Selbst Todd kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Zen kann nur registriert seufzen. „Ihr seid unmöglich und dabei bin ich eurer Lehrer! Aber egal. Die Erklärung ist wie gesagt sehr einfach. Du, Masa, konntest unbewusst switchen, weil du noch die ungenutzte Energie vom aktivierten Elfen-Gen im Körper hattest.“
 

Masas Zuhause 7:13
 

Die Sonne ging über Masas Elternhaus auf. Masa saß unsichtbar auf dem Nachtbarhaus und beobachtete, wie Leben in das Haus kam als die Bewohner aufwachten. Vor dem Haus standen zwei Waagen, dass ihrer Mutter und der Firmenwaagen ihres Vaters. Sie wusste aber, dass ihr Vater, der anscheinend wieder oder immer noch zu Hause wohnte, auch am Samstag arbeitete und so saß sie schon zu dieser frühen Morgenstunde auf ihren Beobachtungsposten.
 

***
 

Dojo 17:30
 

Todd hängte ein paar Bilder und andere Informationen, die er heimlich in der Zentrale kopiert hatte, an die Pinnwand und bastelte mit Hilfe von Wollfäden und Pinnadeln eine Personenkonstellation. „Wer ist das?“ Masa zeigt auf einen Mann mit schulterlangen blonden Haaren, der eine lange Narbe im Gesicht hatte. Diese verläuft einmal schnurgrade vom Haaransatz bis zum Kinn über sein rechtes, also auf dem Bild linkes, Auge. „Das ist Steven King.“ „Das ist der ‚Kreiskönig‘? Merkwürdig. Ich könnte schwören, das ich ihn kenne.“

„Bist du ihm vielleicht bei Abbys Entführung begegnet?“ Dragon senkt sein Holzschwert und kommt zu den Beiden rüber. Zen, der jetzt keinen Gegner mehr hat, legt sein Holzschwert lässig über seine Schulter und antwortet: „Unmöglich. Ich war an diesem Tag da und da waren nur Schatten beteiligt.“ „Nein, daher kenne ich ihn auf keinen Fall.“, bestätigt Masa, „Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mal mit ihn irgendwo geredet habe und dass er da noch nicht diese Narbe hatte. Ah, wenn ich nur wüsste, wo das war!“ Todd überlegt laut: „Er hatte da noch nicht diese Narbe? Dann musst du ihn noch vor der Zeit als er zum ‚Kreiskönig‘ wurde, kennengelernt haben. Der Kommandant hat ihn nach dem Tod von Dragons Mutter diese Narbe verpasst.“
 

***
 

Masa wurde durch das Öffnen der Haustür aus ihren Gedanken gerissen. Masas Vater ging zu seinem Auto. Masas Mutter begleitete ihn und verabschiedete sich dann direkt beim Auto von ihm. „Mist, ich muss ihn alleine sprechen! Wie soll ich ihn jetzt nach King fragen, wenn Mum da ist?“, denkt Masa verärgert und aktiviert ihre Flügel. „Na dann muss ich ihn halt so lange folgen, bis ich ihn alleine abpassen kann.“ Es war ja zum Glück Samstag und somit Schulfrei, also hatte sie genügend Zeit. Als der Firmenwaagen ihres Vaters losfährt, fliegt sie ihm unbemerkt nach. In der Nacht hatte sie das Gefühl beschlichen, das sie King durch ihren Vater kennengelernt hatte und diesem Gefühl wollte sie jetzt nachgehen.
 

***
 

Es war eine Woche seit dem Fiasko beim Verlassenen Farmhaus her und der Arzt hatte allen, auch Dragon und Todd, das Ok gegeben wieder mit dem Training anzufangen. Jetzt trainierten Dragon und Masa regelmäßig in Zens Dojo. Beide wurden stärker und schneller. Zen half beiden, ihre Fähigkeiten auszuarbeiten und Masa wurde endlich bewusst, wie stark Dragon wirklich war. Dragons Schwert war ein Familienerbstück von Seiten seiner Mutter. In der Klinge dieses alten Schwertes waren die Runen der vier Elemente eingraviert. Damit konnte Dragon jederzeit und an jeden Ort die Elemente beschwören und kontrollieren. Da Masa wusste, das der ‚Kreiskönig‘ sich eben diese Fähigkeiten angeeignet hat, war er ein idealer Trainingspartner.

Jetzt da sie wusste wie sie das Elfen-Gen einsetzten konnte, trainierte Masa diese Fähigkeit auch im Kampf einzusetzen. Doch es ergab sich schnell ein Nachteil. Sie konnte sich nicht sehr lange in diesem Zustand halten und wenn sie es einsetzte, war sie schneller K.O. als wenn sie es nicht einsetzte. Außerdem trainierte Masa das Switchen bis sie es auch ohne Hilfe des Elfen-Gens beherrschte.
 

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HoSaR-Firmenzentrale 12:15
 

Masa sitzt auf einen der Parkbänke und döst etwas vor sich hin. Ihr Vater war in die Tiefgarage gefahren und so hatte sie den kurzen Moment verpasst, in dem er alleine war. Sie hatte sich nach einer Weile hier auf die Parkbank gesetzt von wo man den Haupteingang und die Tiefgaragenausfahrt gut im Blick hatte. Plötzlich setzte sie sich auf. Ein Waagen fuhr aus eben dieser Garage. „Ist das das Auto von Dad? Diese Firmenwaagen sehen doch alle gleich aus!“

Ein Mann im Anzug und mit braunen Locken und Sonnenbrille saß am Steuer, doch war das hintere Fenster heruntergelassen und so konnte Masa als der Waagen an ihr vorbei fuhr einen kurzen Blick auf den Fahrgast werfen. Es war ihr Vater, der auf einen Laptop starrte, und so sprang Masa auf, um ihm zu folgen. Nach einer Weile hielt der Waagen vor eben der Lagerhalle, auf der Masa und Dragon die CMA ausspioniert hatten. „Was will er den schon wieder hier?“, dachte Masa, als sie sah, dass hinter den Waagen ihres Vaters ein zweiter zum Stehen kam. Aus diesem stieg der Kommandant.

Phase 5: Planung

Lagerhaus 12:20
 

Ein Mann im Anzug und mit braunen Locken und Sonnenbrille saß am Steuer, doch das hintere Fenster war heruntergelassen und so konnte Masa als der Wagen an ihr vorbeifuhr, einen kurzen Blick auf den Fahrgast werfen. Es war ihr Vater, der auf einen Laptop starrte, und so sprang Masa auf, um ihm zu folgen. Nach einer Weile hielt der Wagen vor eben der Lagerhalle, auf der Masa und Dragon die CMA ausspioniert hatten. „Was will er den schon wieder hier?“, dachte Masa, während sie beobachtete, dass hinter den Wagen ihres Vaters ein zweiter zum Stehen kam. Aus diesem stieg der Kommandant.

Von ihrer erhöhten Position konnte Masa außerdem ein rotes Motorrad erkennen, dass ebenfalls auf die Lagerhalle zusteuerte. „Was denn, ist das etwa das Treffen der Leiter der örtlichen Geheimgruppen von dem Zen gesprochen hat?“ Dragon versuchte jetzt schon seit Tagen herauszufinden, wo und wann es stattfindet, weshalb er seinem Vater die ganze Zeit heimlich verfolgte. Masa landet für alle unsichtbar neben den Lagerhauseingang als Dragon seine Maschine davor abstellt. Der Kommandant schaut erstaunt zu seinem Sohn.

„Gehen Sie schon mal rein.“ Masas Vater schickt die rechte Hand des Kommandanten und seinen Fahrer in das Gebäude. „Wir müssen reden“, sagt Dragon als er von seinem Motorrad steigt und seinen Helm abnimmt. „Jetzt? Und woher weißt das ich hier bin?“ „Ja, jetzt.“, ignoriert Dragon die zweite Frage seines Vaters. „Bist du das Jamie? Man bist du groß geworden.“, mischt sich Masas Vater ein. Dragon nickt ihm zu. Der Kommandant seufzt registriert. „Also gut, wie kann ich dir helfen?“ „Die Frage ist, wie kann ich euch helfen.“

„Du meinst wohl wir.“ Masa deaktiviert spontan ihre Unsichtbarkeitstattoos. „Aaaah, man! Du hast mich erschreckt! Mach das nie wieder!“ Dragon hat einen Satz zur Seite gemacht als Masa direkt neben ihn aufgetaucht ist. Der Kommandant und der Leiter der HoSaR hat es vorerst die Sprache verschlagen. „Und überhaupt, was machst du denn hier?“ „Ich bin zufällig hier. War eigentlich anders geplant.“ „Das kannst du laut sagen. Wir hatten das anders ausgemacht, schon vergessen?“ „Was zum Teufel hat das zu bedeuten?“

Masa und Dragon sehen den Kommandanten erschrocken an. „Woher kennt ihr euch? Vom Kampf letztens? Hast du mir etwa schon wieder nachspioniert?“ „Äh, eigentlich nicht.“ „Ihr kennt euch?“ Auch Masas Vater hat seine Sprache wiedergefunden. „Das ist der ‚Blaue Phönix‘ von dem ich dir erzählt habe.“ „Wirklich?“ Der Leiter der HoSaR zieht erstaunt seine Augenbrauen hoch. Masa hebt trotzig ihr Kinn und antwortet für den Kommandanten. „Ja, wirklich, Vater.“ „VATER?!“ Die Stimmen von Dragon und dem Kommandanten vereinen sich zu einer einzigen.

„Aber… Aber du hast doch nur Töchter…“, stottert der Kommandant verwirrt. „Äh, Dad? Masa ist ein Mädchen.“, klärt Dragon seinen Vater auf. Der HoSaR-Leiter sieht Masa bestürzt an: „Warum hast du mir als wir uns das letzte Mal gesehen haben nichts gesagt?“ „Und warum hast du nach Abbys Entführung nichts gesagt? Du wusstest doch ganz genau, warum wir angegriffen worden waren!“ Bei Dragon ging in Licht auf. „Jetzt weiß ich, warum du so komisch reagiert hast, als wir ihn das letzte Mal gesehen haben.“

„Momentmal. Das letzte Mal? Das letzte Mal als wir uns gesehen haben, war vor Wochen und zwar genau hier. Das heißt ja: Ihr kennt euch schon länger?!“ Auf der Stirn des Kommandanten trat eine Ader gefährlich hervor. „Nicht aufregen, ja? Ich musste Zen schwören der CMA nichts zu sagen.“ „Dragon, du Vollidiot! Du bist ein richtiges Plappermaul!“
 

Masas Zuhause 7:30
 

Die Ruhe vor dem Storm. Anders war das Gefühl, das Masa an diesem Morgen geweckt hatte nicht zu beschreiben. Jetzt stand sie an ihrem Schreibtisch und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Die aufgehende Sonne schien ihr ins Gesicht. Es war jetzt fast ein Jahr her, seit jenen schicksalhaften Tag. Ihr Blick wandert nach unten auf ihre Hände, die zwei blau schwarz gekringelte Armstulpen halten. Plötzlich verengen sich ihre Augen zu Schlitzen und sie zieht entschlossen diese Spezialarmstulpen, die Zen ihr gegeben hat, an. „Sie sind aus einem besonderen reisfesten Stoff, da kommt eine Klinge nicht so leicht durch, verstehst du?“

Heute trägt sie zu ihrer schwarzen Baggyhose ein schwarzes bauchfreies T-Shirt und darüber offen eine leichte blaue Stoffweste mit schwarzen-grauen CMA-Streifen, welche Alice ihr geliehen hatte. Dieses Mal würde sie alles richtigmachen. Dieses Mal würde niemand sterben. Es durfte niemand sterben, es war schließlich ihr Plan. Mit einem Gefühl der tiefen inneren Ruhe sah sie sich ein letztes Mal im Zimmer um und zog dann entschlossen die Tür hinter sich zu.
 

CMA-Hauptquartier 8:00
 

Masa betrat zum ersten Mal die imposante Eingangshalle der sogenannten Zentrale. Sie atmet einmal tief ein, bevor sie an den Empfangsschalter tritt: „Ich bin Masa Quasasch. Ich bin mit George McQueen verabredet.“ Doch bevor die Frau am Empfang etwas sagen kann, schallt ein Ruf durch die Halle. „Masa! Hier her!“ Dragon winkt von den Fahrstühlen zu ihr herüber. „Oh, hat sich erledigt.“, sagt Masa zu der verdutzten Frau und läuft zu Dragon hinüber, der ihr den Fahrstuhl aufhält. Beide fahren schweigend nach oben in den zehnten Stock.

Dragon sieht so oft zu Masa herüber bis sie genervt fragt: „Was ist?“ „Nettes Outfit. Ist für heute aber etwas unpraktisch, denkst du nicht?“ „Meinst du?“ Masa sieht an sich runter. „Äh ja. Du siehst aber trotzdem gut aus.“ Als die Fahrstuhltür aufgeht, haben beide einen roten Kopf. „Was ist denn mit euch los?“ Alice blickt die Neuankömmlinge verwundert an. Todd grinst wissend. „Die sind wahrscheinlich nur nervös, nicht wahr?“ „Ja genau.“, ergreift Masa die Rettungsleine. „Sind den alle schon da?“, wechselt Dragon hastig das Thema. „Nein, leider noch nicht. Wir können aber trotzdem schon mal aufbauen, dann geht es nachher schneller.“

Gesagt, getan. Fünf Minuten später ist der Konferenzraum mit eben dieser bunten Mischung von Personen gefüllt, die sich vor Monaten zur Jagd nach dem ‚Blauen Phönix‘ hier versammelt hatten. Nur ist eben dieser heute ebenfalls anwesend und nicht nur das, er steht mit dem Trio, Alice, Todd und Dragon, neben dem Kommandanten. Da es ihr Plan ist, hat der Kommandant darauf bestanden, dass sie alle an der Besprechung teilnehmen müssen. „Außerdem könnt ihr so auch sichergehen, dass ich nichts vergessen oder falsch verstanden habe.“

Masa tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Es ist ihre erste Einsatzbesprechung. „Mach dir keine Sorgen. Vater wird allen alles erklären. Du musst nicht mal was sagen, wenn du nicht willst.“, flüsterst Dragon in Masas Ohr, „Und außerdem sind wir ja auch noch da.“
 

HoSaR-Firmenzentrale 8:30
 

Der Leiter der HoSaR steht in der Garage und überwacht das rege Treiben, dass hier unten herrscht. Mehrere Transporter und PKWs werden mit Bannkreisgeneratoren und Erste Hilfe Equipment ausgestattet. „Ist hier alles in Ordnung?“ Der Leiter zuckt erschrocken zusammen. „Zen. Mit Ihnen habe ich heute nicht gerechnet.“ „Masa hat Ihnen nicht gesagt, dass ich komme?“ Die beiden Männer könnten unterschiedlicher gar nicht sein und doch war in ihrem Auftreten die gleiche Ruhe zu spüren, die den Menschen zu eigen ist, die mit schwierigen Situationen vertraut sind und die wissen, dass sie diese meistern werden.

Schwarz und Weiß. Anders kann man die Hern Quasasch und O’Toor nicht beschreiben. Masas Vater hat schwarze Haare, die akkurat nach hinten gekämmt sind. Er trägt einen feinen schwarzen Zweiteiler und steht kerzengrade mit einem Klemmbrett in der Hand da. Zen dagegen hat seine weißen Haare zu einem lockeren Zopf nach hinten gebunden, wobei einige Strähnen wie ein Pony lässig über dem rechten Ohr hängen. Außerdem hat er die Anzugjacke seines hellen graublauen Dreiteilers nicht angezogen und steht locker lässig mit den Händen in den Hosentaschen da.

„Doch irgendwie schon. Sie hat mir und George alles über euren Plan erzählt, aber ich dachte Sie wären bei ihr.“ „Unseren Plan? Wohl kaum. Das war allein ihre Idee. Sie denkt unkonventioneller als wir. Dragon, Alice, Todd und ich haben ihr nur zugearbeitet. Todd ist zwar ein ausgezeichneter Stratege, aber Masa hat den Überblick. Man könnte höchstens noch sagen, dass wir ihren Plan verfeinert haben.“ „Moment heißt das das sie Euch zu mir geschickt hat?“ „Na wer den sonst.“ „Warum?“ „Wenn ich das wüsste. Sie weiht niemals alle in alles ein.“ Beide Männer seufzen.

„Tja so war sie schon immer. Ganz nach dem Prinzip: Not need to know. Sie hat immer ihre Gründe, auch wenn es erst hinterher einen Sinn ergibt. Na wenn Sie schon hier sind, können Sie uns ja auch helfen.“
 

Park 9:00
 

Wegen einer außerplanmäßigen Veranstaltung wurde der Park an dem heutigen Tag für die Öffentlichkeit gesperrt. Wachpersonal steht in Rufweite einmal rings um den Park. In diesen fährt im gefühlten Minutentakt Transporter, PKWs und Mannschaftswagen. Die Anwohner bildeten neugierige Gruppen an den Toren und fragen sich warum der Park so hermetisch abgeriegelt wird und was die dubiosen Leute da treiben. Wird ein Film gedreht? Hat ein Superstar hier ein geheimes Konzert? Oder für die Verschwörungstheoretiker: Gab es eine Bombendrohung?

„Warum soll der ‚Kreis‘ ausgerechnet heute hier in diesem Park auftauchen? Weihst du uns endlich mal ein? Wenigsten uns? Wir sind doch schließlich von Anfang an auf deiner Seite gewesen. Ich meine diese Falle ist so offensichtlich, mehr geht es ja gar nicht. Die Fallen des Kommandanten sind da ja besser gewesen.“ Alice sieht Masa fragend an. Auch Todd und Dragon machen ein neugieriges Gesicht. „Das mag ja sein. Aber mit einer Falle im herkömmlichen Sinne hat das hier nichts zu tun und genau deshalb wird es funktionieren.“ Masa grinst selbstsicher und lehnt sich entspannt auf der Parkbank am See zurück.

Todd sieht auf seine Uhr. „Jetzt müssen alle ihre Plätze eingenommen haben.“ Masa steckt sich, steht auf und geht zu dem Anführer der Schattenkrieger, der in der Nähe mit einer Gruppe dieser Spezialkrieger seinen Posten bezogen hat. Sie hatte niemanden vorhergesagt, wie sie den ‚Kreis‘ dazu bringen wollte hier zum Park zu kommen. Sie hatte ihnen nur versichert, das so sein würde. Außerdem hatte sie mit Todds Hilfe die Standorte im Park ermittelt, wo am wahrscheinlichsten die Schlachten ausgefochten und welche Fähigkeiten wo gebraucht werden würden.

Woher sie allerdings wusste, wo welche Art von Gegner, ob Schatten oder Mensch, auftauchen würde, konnte selbst Todd nicht nachvollziehen. Aber das Trio vertraute ihr und da die Fünf, Todd, Alice, Dragon, Zen und Masa, in der Vergangenheit den besseren Riecher gehabt hatten, fasste der Kommandant den Entschluss ihnen zu glauben. Das lag nicht zu Letzt daran, dass Masa die Tochter seines Freundes war und dieser wusste, dass die Pläne, die sie macht meist auch gelingen.

„Verzeihung? Es geht jetzt los.“ Das vermummte Gesicht des großgewachsenen Schattenkriegers lässt gerade mal die Augen frei, die in dem Moment auf Masa gerichtet sind. „Sie sind der ‚Blaue Phönix‘ nicht wahr?“ Masa nickt. „Würden Sie mir bitte folgen? Dragon, sagst du bitte allen Bescheid, das sie sich Kampfbereit machen sollen?“ Masa zieht aus ihrer Hosentasche einen silbernen Ring. Diesen steckt sie sich auf ihren rechten Zeigefinger und geht dann zu einen der Gedenksteine, die am Waldrand stehen. Sie legt ihre rechte Hand auf diesen Stein und ein paar in den Ornamenten versteckte Runen leuchten zusammen mit dem silbernen Ring auf.

Phase 6: Überfall

Park 9:00
 

„Verzeihung? Es geht jetzt los.“ Das vermummte Gesicht des großgewachsenen Schattenkriegers lässt gerade mal die Augen frei, die in dem Moment auf Masa gerichtet sind. „Sie sind der ‚Blaue Phönix‘, nicht wahr?“ Masa nickt. „Würden Sie mir bitte folgen? Dragon, sagst du bitte Zen Bescheid, dass sie jetzt loslegen sollen?“ Masa zieht aus ihrer Hosentasche einen silbernen Ring. Diesen steckt sie sich auf ihren rechten Zeigefinger und geht dann zu einen der Gedenksteine, die am Waldrand stehen. Sie legt ihre rechte Hand auf diesen Stein und ein paar in den Ornamenten versteckte Runen leuchten zusammen mit dem silbernen Ring auf.

Plötzlich ist ein Klicken zu vernehmen und dann ein leises Rattern, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Links von dem Gedenkstein öffnet sich ein Loch im Boden. Es sieht wie ein zu großes Kaninchenloch aus. Masa grinst den verblüfften Schattenkrieger an. „Manchmal ist es am besten, sich vor aller Augen zu verstecken.“ „Aber woher wussten Sie, dass das hier sein würde?“ „Ich habe geraten.“ Masa streckt ihre linke Hand mit der Handfläche nach vorn zum Loch. Dann aktiviert sie das Waffentattoo auf ihrer rechten Hand und als sie das Schwert in der Hand hält, dreht sie den Kopf zu den Umstehenden herum.

Todd hatte schnell geschaltet und die Gruppen in der Nähe zu drei Kreisen um das Loch im Boden formatiert. Den inneren Kreis bilden die Schattenkrieger, dann kommt die CMA und der äußere Kreis besteht aus der MPD. „Ich werde jetzt die Schatten aus ihren Löchern treiben und ihr Schattenkrieger switcht hinter sie und stürmt das Versteck. Es müssten mehre Ein und Ausgänge geben und die liegen fast alle hier im Park. Aber keine Sorge der eine, der es nicht tut, wird durch die HoSaR und Zen blockiert. Dragon? Wie sieht’s aus?“ „Zen sagt, es ist alles erledigt.“ „Also dann: Auf die Plätze. Fertig. LOS!“ Und ein riesiger Feuerball schießt aus Masas linker Hand direkt in den geheimen Eingang.

Dann herrscht Stille. „Es hat nicht funktioniert.“ Der Anführer der Schattenkrieger richtet sich enttäuscht auf. „Geduld.“ Masa dreht ihr Ohr in Richtung Öffnung und legt ihren linken Zeigefinger an die Lippen. „Und 3,2,1 …“ Plötzlich schießen ganze Massen von geflügelten Schatten aus dem Loch und greifen die Umstehenden an. Die Schattenkrieger switchen und sind aus Masas Sichtfeld verschwunden. Gerade als Masa ihnen folgen will, kommt die nächste Welle. „Dragon! Todd! Alice! Folgt mir!“ Und die vier kämpfen sich zum Eingang.

Kaum sind sie in das Loch gesprungen, werden die Schatten weniger. „Merkwürdig. Müssten die Schatten uns nicht folgen, um zu verhindern, dass wir weiter vordringen?“ „Das ist gar nicht so merkwürdig, Alice. An diesem Stützpfeiler sind Bannkreise eingeschnitzt wurden. Die Schatten können zwar raus, aber nicht mehr rein.“ „Du hast Recht. Hier sind auch welche. Was dir so alles auffällt, Todd.“ Dragon steht am nächsten Stützpfeiler und untersucht mit Hilfe seines Schwertes, welches er selber in Brand gesteckt und so zu einer Fackel umfunktioniert hat, die Holzkonstruktion. „Aber warum sollte man sowas machen?“

Alice stützt verwirrt ihre Hände in die Hüften. „Achtung! Passt doch gefälligst auf!“ Masas Schwerthieb zerteilt einen Echsenschatten, der aus den Tiefen des Tunnels gekommen ist. „Wir sind mitten im Angriff und ihr legt eure Waffen nieder, also wirklich. Kommt wir gehen weiter.“ Auch Masas Schwert brennt und sendet so ein flackerndes Licht in die Dunkelheit. „Und die Bannkreise sind leicht erklärt. Die Schatten können durch sie gezwungener Weise nur in eine Richtung anzugreifen und sie sind gleichzeitig Fallen. Geht jemand ohne das hier“, Masa deutet auf den silbernen Ring an ihrer rechten Hand, „durch die Bannkreise, werden die Fallen ausgelöst und so greifen immer mehr Schatten an und hindern sie am vorankommen.“

Wie auf ein Stichwort hören die vier von Vorn Kampfgeräusche. Alle rennen los um den Schattenkriegern zu Hilfe zu kommen. „AUF DEN BODEN!“, schreit Masa und schickt mehrere Feuersicheln in den Tunnel. Die Schattenkrieger richten sich schnaufend auf. „Sorry, ich wurde aufgehalten. Geht es allen gut?“ „Was zu Teufel macht ihr vier hier? Wir haben den Tunnel noch nicht freigegeben.“ Masa verdreht die Augen und sagt sarkastisch: „Danke für die Hilfe.“ Der Anführer schaut sie böse an. „Jetzt schauen Sie nicht so. Ich kann dafür sorgen, dass die Schatten uns in Ruhe lassen, bis wir das eigentliche Versteck erreicht haben. Kommt!“

Die Gruppe läuft im Laufschritt weiter in den Tunnel hinein bis sie plötzlich zu einer Weggabelung kommen. Der erdige Tunnel wird hier zu massiven Gestein. „Und was jetzt? Du weißt nicht zufällig, wo es langgeht, oder?“ Dragon sieht Masa fragend an. „Und woher soll ich das wissen? Ich war hier noch nie.“ „Und woher wusstest du dann wie der der Tunnel funktioniert?“ „So einen gab es auch unter dem Verlassenen Farmhaus.“ Masa fährt sich verlegen durch die Haare und lacht nervös. „Das stimmt doch gar nicht. Wir haben dort keinen gefunden.“, mischt sich einer der kleineren Schattenkrieger, der Stimme nach eine Frau, ein.

„Tja, man brauchte dafür halt einen Schlüssel. Wie diesen hier.“ Masa hält ihr ihre rechte Hand unter die Nase. „Wir sollten uns aufteilen.“, unterbricht Todd die anderen. „Dumme Idee. Die Gruppe, die diesen Ring nicht hat, wird doch die ganzen Fallen auslösen und damit wäre keinem geholfen.“, wiederspricht Masa energisch, „Nein, wir werden jetzt einen kleinen Trick anwenden. Seit mal alle kurz leise.“ Masa bückt sich und hebt zwei kleine Steine auf. Dann schmeißt sie einen der Steine in einen der Tunnel und lauscht auf das Echo. Das gleiche macht sie bei dem anderen Tunnel.

„Das war wirklich Hilfreich. Jetzt wissen wir, dass der rechte Tunnel eine Sackgasse ist. Das heißt wir müssen nach links.“, entgegnet der Anführer. „Wir müssen nach rechts.“, sagen zwei Leute synchron. Masa grinst Todd an und Todd erklärt den anderen, die die beiden verdutzt ansehen: „Das ist doch ganz einfach. Rechts hat sich die Akustik des Echos geändert. Wahrscheinlich durch etwas Metallisches.“ „Na dann los.“ „STOPP! Das nützt uns nichts. Wir müssen den Weg Freiräumen, damit die anderen uns gefahrlos folgen können.“

„Das fällt Ihnen ja früh ein.“ Alice sieht den Anführer tadelt an. „Wir sind garantiert an etlichen anderen Fallen vorbeigekommen, die wir dank Masa nicht ausgelöst haben.“ „Kein Problem. Ich denke das Versteck selber ist durch eine Tür oder ähnlichem verschlossen und wenn wir da angekommen sind, können ein paar von euch doch allein zurück durch die Tunnel rennen und so die restlichen Fallen auslösen. Die Schatten können nur in eine Richtung und müssen euch so bis zum Eingang bzw. Ausgang folgen.“ Nach dieser Ansprache von Todd sagt erstmal keiner was.

„Gut, dann machen wir das so.“, versucht der Anführer die Situation wieder unter seine Kontrolle zu bringen und die Gruppe verfällt wider in den Laufschritt. Als sie zu einer Metalltür kommen, teilt sich die Gruppe von Schattenkriegern in drei Gruppen. Jede besteht nur noch aus vier Leuten. Die erste Gruppe, die mit dem Anführer, bleibt bei Masas Sondertruppe zurück. Die dritte Gruppe ist die Nachhut für die zweite Gruppe. Außerdem haben sie vor, in dem anderen steinernen Gang die Fallen auszulösen. Kaum sind die beiden Gruppen losgelaufen, kann man hören wie sich versteckte Kammern öffnen und die Meute von Schatten hinter den Kriegern her wetzen.

Die Zurückgebliebenen untersuchen die Tür. „Keine Klinke oder Knauf und auch kein Schloss und Aufdrücken lässt sie sich auch nicht. ‚Blauer Phönix‘, ich glaub das ist eine Aufgabe für deinen Ring.“ Der Anführer tritt von der Tür weg. „Und ihr anderen bleiben hinter uns, ist das klar?“ Er hält Masa auf, als sie ihre Hand auf die Tür legen will. „Wenn du die Tür geöffnet hast, ziehst du dich sofort zurück, verstanden?“ „Ja doch.“ Und Masa legt ihre Hand auf die Tür, während der Anführer denkt: „Die hat aber auch vor gar nichts Angst.“

Kaum hat Masas Ring die Tür berührt, ist ein Klicken zu vernehmen und ein paar eingravierte Runen leuchten auf. Dann ist wie am Eingang zum Tunnel ein Rattern zu vernehmen und die Tür scheint sich von unsichtbarer Hand selbst zu öffnen. Hinter der Tür halten mehrere Personen in ihrer Arbeit inne und sehen sich verdutzt zu den Eindringlingen um. Die vier Schattenkrieger zögern nicht lange und Stürmen den Raum und ringen die Erstbesten zu Boden. Dort fesseln sie sie und laufen dann zu den nächsten weiter.

Der ‚Kreis‘ wird völlig überrascht. Es bricht Panik aus und alle versuchen entweder zu fliehen oder sie greifen die Angreifer an. Plötzlich stürmen ganze Scharen von Schattenkriegern das Versteck. Die Leute die versucht haben zu fliehen haben andere Türen geöffnet und so an verschieden Stellen andere Gruppen von Schattenkriegern hereingelassen. In den Tunnel waren sie gelangt, als die Eingänge von innen geöffnet geworden waren. Dieser Ort schien ein Knotenpunkt von vielen zu sein. So das durch Masas Voraussicht, der ‚Kreis‘ statt mehre Fluchtwege zu haben, jetzt in der Falle sitzt. Im Versteck herrschte ein heilloses Durcheinander.

Und Masas Sondertrupp mischt kräftig mit bis Todd etwas auffällt: „Der ‚Kreiskönig‘! Er flieht!“ Und tatsächlich: Er und fünf andere, darunter auch die ‚Schwarze Rose‘, verließen fluchtartig den Raum. „Hinterher!“, schreit Dragon und gesagt getan. Die Schattenkrieger haben viel zu viel zu tun, als auf die vier zu achten und so kommen sie ungesehen in den steinerden Gang. Es war ein anderer als der, den sie auf dem Hinweg genommen hatten. Dort können sie nichts weiter tun als der Gruppe des ‚Kreiskönigs‘ zu folgen, die einen Vorsprung haben.

Steven King sieht sich um und entdeckt zu seinem Erstaunen, das die vier ihm dicht auf den Fersen sind und noch keine Falle ausgelöst haben. „Haltet sie auf!“ Vier seiner Gefolgsleute drehen sich um und greifen ihre Verfolger an. Der ‚Kreiskönig‘ und die ‚Schwarze Rose‘ öffnen den nächstgelegenen Ausgang und verschwinden aus Masas Sichtfeld. Der Gang ist viel zu schmal zum Kämpfen und so verlagert sich der Kampf langsam nach draußen. Masas Gegner geht, kaum sind sie nach draußen ausgewichen, zu Boden. Gegen eine Kendo-Meisterin hatte der arme Wicht keine Chance.

Phase 7: Kreiskönig

Park 9:37
 

Der Tunnel durch den die vier, Todd, Alice, Dragon und Masa, den ‚Kreiskönig‘ gefolgt waren, führte zurück zum See. Nur das der Eingang am anderen Ufer ist. Als Masa sich nach Steven King umsah, entdeckte sie den Kommandanten, der gerade die ‚Schwarze Rose‘ angriff. „Nein!“ Masa switchte zu den beiden herüber und packte den Kommandanten am rechten Handgelenk. Die Schwerter des Kommandanten und der ‚Schwarzen Rose‘ haben sich gerade gekreuzt und als Masa die Schwerthand von oben nach hinten riss, schleuderte sie den Kommandanten zu Boden. Damit aber das Schwert der ‚Schwarzen Rose‘ weder den Kommandanten noch sie treffen konnte, führte Masa ihr eigenes Schwert von unten nach oben.

Als die beiden Schwerter aufeinandertreffen, wird auch die ‚Schwarze Rose‘ durch die Wucht nach hinten geschleudert. „Hör auf!“, schreit Masa ihr entgegen. Abby fängt sich, richtet sich auf und sieht befremdet zu Masa herüber. Dann dreht sie sich um und stürmt mit erhobenem Schwert auf den ‚Kreiskönig‘ zu. „NICHT!“ Masa switcht erneut und packt ihre Schwester an der Schulter. Im selben Moment legt sich ein Druck auf die Ohren der umstehenden Kämpfer und ein Bannkreis spannt sich genau über dem See. Der ‚Kreiskönig‘ hat diesen heraufgeschworen und nur durch puren Zufall sind die Schwestern als einzige außer ihm selber im Inneren.

„Lass mich.“ Die ‚Schwarze Rose‘ schüttelt die Hand ihrer Schwester ab und greift den ‚Kreiskönig erneut an. Masa springt ihr hinterher. Doch King schlägt im selben Moment einen langen Stab auf den Boden und der Untergrund explodiert. Steine fliegen wie Geschosse durch die Gegend und prallen vom Bannkreis ab. „MASA!“ Dragon schlägt geschockt sein Schwert gegen die schimmernde Kuppel, in dem verzweifelten Wunsch ihr zu Hilfe zu eilen. Als sich der Staub etwas gelegt hat, kann man Masas flammende Flügel erkennen, die sich wie ein Schutzschild über ihr und Abby spannen. Die ‚Schwarze Rose‘ liegt bewusstlos in Masas Armen. Die Flügel haben die Schwestern nur teilweise geschützt. „Abby!“

Masa legt ihre Schwester behutsam auf den Boden ab und sieht dann zu dem ‚Kreiskönig‘ auf. Ihr Blick spricht von blanken Hass und während sie langsam aufsteht, zieht sie ihr zweites Schwert. „Das wirst du büßen.“, knurrt Masa King an. Und während Masa sich in einen heftigen Schlagabtausch mit dem ‚Kreiskönig‘ stürzt, kommt Zen aus dem unterirdischen Tunnel. „Nanu, ich bin schon wieder beim See? Diese Tunnel sind ja das reine Labyrinth!“ Dann schießt er einen Pfeil auf einen Schatten, der im Begriff ist, Dragon anzugreifen. „Pass auf! Der Kampf ist noch nicht vorbei. Außerdem können wir ihr nicht helfen.“

Dragon wendet sich widerwillig vom Kampf in der Blase ab und schließt sich Zen an, der sich jetzt auf die Jagd nach geflohenen Schatten und Kreismitgliedern macht. Noch immer werden die Fallen in den Tunneln ausgelöst und so reißt der Strom der Schatten noch lange nicht ab. Inzwischen haben sich auch Alice und Todd aus den Augen verloren. Todd übernimmt die Führung von einer Gruppe von normalen CMA-Mitgliedern und Alice wird von einer Gruppe von MPD-Mitgliedern in Beschlag genommen, die sich Alice Fesseltechnik zu Nutze machen.

Nach einer Weile nehmen die Kämpfe ab und die meisten Kreismitglieder sind entweder bewusstlos und oder festgenommen. Nur noch wenige Schatten sind übrig und so versammeln sich immer mehr Leute um den See und sehen Masa und dem ‚Kreiskönig‘ bei ihrem Zweikampf zu. Dank des Bannkreises kann niemand rein und niemand kann raus. „Sagt mal, was ist das für ein Gerät neben dem Bannkreisgenerator?“ Alice hat Todd vor einiger Zeit in der Menge wiedergefunden. „Ich bin mir nicht sicher. Aber eins steht fest, da King gegen Masa kämpft, kann er es nicht benutzen.“

„Es ist ein Teleporter.“ „Teleporter? Ich dachte, das gäbe es nur in Filmen?“ Dragon und Zen sind zu den zweien gestoßen. „Es sieht aus wie einer meiner Ideen, die ich noch in der HoSaR entwickelt habe. Allerdings war es nur eine Gedankenspielerei und auch nur konkret für Lasten entworfen. Die Konzepte müssen gestohlen worden sein. Aber selbst wenn es funktioniert. Ich würde keine Menschen damit transportieren, das ist viel zu gefährlich. Dazukommen die enorm hohe Energiemenge und die ewig lange Vorbereitungszeit. Wenn ich mir das richtig überlege, würde das zumindest den Bannkreis erklären.“, grübelt Zen als plötzlich Masa direkt vor ihnen gegen eben diesen Bannkreis geschleudert wird.

„Masa?! Alles in Ordnung?“ Zen legt seine Hand gegen die schimmernde Kuppel und beugt sich zu Masa herunter. „Ja, ja.“ „Versuch doch bitte den Bannkreisgenerator zu zerstören. „Was glaubst du was ich die ganze Zeit versuche?! Aber er kann halt auch switchen!“, pflaumt ihn Masa wütend an und fliegt erneut auf Steven King zu. „Hä?! Seit wann das denn?“ Zen richtet sich verwundert auf. „Seit er sich damals die Fähigkeiten unserer geliebten Frauen angeeignet hat, kann er das. So ist er mir damals übrigens entkommen. Aber so gut wie heute war er auf keinen Fall. “ Der Kommandant steht in der Nähe und drückt fest auf eine tiefe Schnittwunde an seinem rechten Oberarm. „Aber Masa ist ein Naturtalent und sie hat auch noch nicht alle Trümpfe auf den Tisch gelegt.“, kontert Dragon nicht ohne Stolz.

Dennoch wendet er nicht einmal seine Augen vom Kampfgeschehen ab. King beschwört immer wieder die Elemente herauf. Aber Masa hat mit Dragon trainiert und er beherrscht diese Art des Kampfes besser und so fällt es ihr relativ leicht auszuweichen oder zu blocken, zumal sie mit Flügeln kämpft. Der Stab des ‚Kreiskönigs‘ weißt schon beachtliche Schäden auf und so verwundert es keinen als er bei einem besonders harten Zusammenstoß mit Masas Katana in zwei Teile zerbricht. Doch statt jetzt schwächer oder gar schutzlos zu sein, nutzt der die zwei Hälften als eigenständige Waffen und schwingt sie wie Masa ihre zwei Schwerter.

Beide halten ihre Schwerter bzw. Stabteile in Angriffsposition und kommen so zum ersten Mal auf gegenüberliegenden Uferseiten zum Stehen. Ihre Zuschauer werden ganz ruhig und das keuchende Atmen klingt bedrohlich in der plötzlichen Stille. „Du kämpfst gut für ein kleines Mädchen.“ „Das kleine Mädchen ist Junior Kendo-Meisterin, das gehört sich so.“ „Oh ho. Eine Junior Meisterin. So, so und trotzdem kannst du mich nicht schlagen. Frustriert?“ „Und Sie? Im Moment ist es eine Pattsituation und dass gegen ein kleines Mädchen.“ Kings Augen werden zu Schlitzen. „Du hältst dich wohl für so clever. Sei‘ s Drum. Nenne mir deinen Namen, damit ich weiß, wen ich besiegen werde.“ „Erkennt ihr mich nicht? Nein? Dabei sind wir uns schon mal begegnet. Also gut, ein kleiner Tipp: Die CMA mich nennt der ‚Blaue Phönix‘.“

„Ah, dann bist du es, der die CMA und mir im letzten Jahr ständig in die Quere gekommen ist. Aber ich bin dir noch nie selber über den Weg gelaufen.“ „Nicht unter diesen Namen. Meine Eltern nannten mich Masa Quasasch.“ „Quasasch?“ Kings Augen zucken kurz zu der bewusstlosen Abby rüber, die immer noch auf dem schmalen Uferstreifen zu seiner Rechten liegt. „Ja, ich bin genau die, für die Sie mich gerade halten.“ Ein kaltes Lächeln verzerrt Masas Gesicht. „Also wie sieht es aus? Geben Sie auf?“ „Ich bin noch nicht am Ende!“ King greift in seine Tasche und schleudert mehrere kleine Metallkugeln in den See. Das Wasser fängt an zu kochen und ein riesiges Metallnetz teilt die schimmernde Barriere in zwei gleichgroße Areale.

Masa fängt an zu Lachen, was wiederum King aus dem Konzept bringt und alle Zuschauer erstaunt. „Als Forscher mögen Sie eine große Nummer sein, aber als Krieger sind Sie eine Niete.“ Masa gibt ihre Angriffshaltung auf und lässt sich von ihren Flügeln in die Luft tragen. „Nur der Bannkreisgenerator ist auf ihrer Seite. Ihre Leute sind außer Gefecht gesetzt und der Bannkreis ist umstellt. Sie können nirgend wo mehr hin.“ Der ‚Kreiskönig‘ sieht sich erschrocken um, nur um festzustellen, dass Masa Recht hat. „Aber du kommst hier auch nicht raus!“ Masa ist ganz ruhig. Zu ruhig. „Kämpfe wie ein Mann.“ „Das hättest du wohl gerne!“ „Hebe deine Waffen und mache dich Bereit, denn auch ich habe noch einen Trumpf im Ärmel.“ King bleckt vor Zorn seine Zähne und doch allzu bald verändert sich sein Gesicht zu einer Angstgrimasse.

Masa hat ihr Elfen-Gen aktiviert und angefangen zu leuchten. Ihre Augen färben sich Indigo oder Fliederfarbend, so genau konnte Dragon es nicht aus der Entfernung beurteilen. Dann entzündet sie ihre Schwerter und als sie sie über ihren Kopf hält, werden die Flammen nicht nur blau, sondern verändern auch ihre Form. Die Flügel werden um das Dreifache größer. An dem Schnittpunkt der Schwerter wächst ein Hals mit einem Kopf eines riesigen flammenden Vogels. Dort wo die Flügel auf den Rücken zulaufen, entsteht eine Feuerzunge, die fast das Wasser unter Masas Füßen berührt. Es ähnelt einem Vogelschwanz. Masa hat einen echten blauen Phönix erschaffen.

King fängt sich und hebt die Stabteile vor seinen Oberkörper, bereit sich zu verteidigen. Er beugt sich nach vorne und kneift seine Lippen grimmig zusammen. Der blaue Phönix öffnet seinen Schnabel, während Masa schwungvoll und in einem perfekten Bogen ihre Schwerter nach unten führt. Der riesige Feuervogel löst sich vollständig von Masa, sodass es aussieht als wäre er lebendig geworden. Während der Phönix sich einfach durch das Metallnetz brennt als wäre es gar nicht vorhanden und dieses auch noch in Brand setzt, fällt Masa mit einem Platschen in den See. Mit einem Prusten taucht sie wieder auf, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der ‚Kreiskönig‘ in Flammen aufgeht. „Nein!“

Masa schwimmt panisch zum Ufer, um dann zu King zu rennen. Doch als sie da ankommt, ist von ihm nichts als ein Brandfleck im Gras übrig. Die blauen Flammen des Phönix sind zu Rauch geworden. Masa Beine geben unter ihr nach. „Wieso? … Warum? … Ich verstehe das nicht … so war das nicht geplant!“ Masa kniet im Gras und würgt mehrmals, doch es kommt nur Galle hoch. Dann endlich meldet sich ihr Frühstück wieder. Als Masa sich wiederaufrichtet, herrscht in ihr eine schreckliche Leere und so braucht sie eine Weile bis sie bemerkt, dass Dragon, Alice, Todd und Zen, ja auch der Kommandant, um den See herumgelaufen sind. Sie braucht wegen dem Klingen in ihren Ohren ein paar Minuten um zu bemerken, dass sie etwas zu ihr herüberrufen und ein paar weitere um die Worte zu verstehen.

„Der Generator! Schalte den Generator ab!“ Die eine Stimme ist deutlicher und lauter als alle anderen. Wie im Traum steht Masa auf und schwankt zu dem metallischen Gerät herüber. „Erst den roten Knopf und dann den Blauen!“ Masa starrt auf die blinkenden Lichter. „Erst Rot! Dann Blau!“ „Rot?“ Ihre Hand bewegt sich von ganz alleine. „Jetzt Blau!“ Der Schock und die nasse Kleidung lassen Masa zitternd erneut zu Boden sinken. „Alles ist gut. Es ist vorbei. Alles ist gut.“ Dragon legt seinen Arm schützend um ihre Schultern und streicht ihr beruhigend über die Haare. Masa lehnt sich an ihn und verbirgt ihr Gesicht an seiner Brust, während ihr stumm die Tränen über die Wangen laufen.

Epilog

***Juzo Quasasch***
 

Als endlich die Bannkreise gelöst werden, frage ich den erstbesten Krieger, wo Masa sei. Er meint beim See, doch dabei macht er so ein merkwürdiges Gesicht, dass mich ein komisches Gefühl überkam. Der Park ist ein Schlachtfeld. Meine Leute werden einige Zeit brauchen dieses Chaos zu beseitigen und vor der restlichen Bevölkerung geheim zu halten. Die meisten Krieger haben sich um den See herum eingefunden. Ich sehe mich nach den auffälligen Haaren meiner Tochter um, doch ich kann sie nicht entdecken. Während ich am Ufer entlang laufe, entdecke ich mit einem Mal die weißen Haare von Zen. Ich laufe in seine Richtung, um ihn nach Masa zu fragen als sie plötzlich hinter ihm auftaucht. Sie hatte gekniet und war somit von den umstehenden Leuten verdeckt worden.

Erleichterung überkommt mich. Ihr geht’s gut. Doch je näher ich komme, desto beunruhigter werde ich wieder. Hier stimmt was nicht! Masa trägt einen viel zu großen schwarzen Mantel um ihre Schultern, der den von meinem Freund George McQueen sehr ähnlich sieht, und ihre Haare und restlichen Sachen sind nass als ob sie mit kompletter Montur im See schwimmen war. Außerdem sind ihre Augen verquollen, so als hätte sie geweint. Jamie McQueen hat einen Arm um sie gelegt und beide sehen mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf etwas oder jemanden, der vor ihnen liegt. Als ich nah genug dran bin, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Vor ihnen liegt, nach der Kleidung zu schließen, die ‚Schwarze Rose‘. Doch das ist nicht das, was mich so erschreckt hat. Sie ist bewusstlos. Einer der ‚Feldsanitäter‘ hat ihr ihren Helm abgenommen und ihn neben ihren Kopf gelegt. Es ist Abigail. Meine jüngste Tochter, die vor etwa einem Jahr vom ‚Kreis‘ entführt worden war.

„Abby?“, flüstere ich heiser. Zen dreht sich zu mir um. Ich lasse mich neben dem ‚Feldsanitäter‘ zu Boden sinken. „Was ist mit ihr?“ „Sie hat einige leichte Schnittwunden und Prellungen. Außerdem hat sie mehre Beulen. Ich vermute, dass der Helm sie vor größeren Schaden bewahrt hat, dennoch hat sie das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Wir sollten sie schnellst möglich in ein Krankenhaus bringen. Ich vermute, sie hat eine Gehirnerschütterung.“ „Das mach ich. Einen Krankenwaagen können wir jetzt noch nicht herbestellen.“ „Seien Sie nicht albern. Bei den Wunden werden die Ärzte unangenehme Fragen stellen, wahrscheinlich sogar die Polizei einschalten. Außerdem gilt sie als Vermisst und Entführt. Wie wollen Sie ihren Zustand erklären, noch dazu wie Sie sie gefunden und befreien konnten?“

Ich sehe zu Zen auf. „Ich sage einfach, ich bin einen Kampf verwickelt worden.“ „Das kauft Ihnen niemand ab. Schicken sie Masa, der glaubt man das eher.“ Ich sehe in die toten Augen meiner Ältesten. Sie scheint nichts um sich herum wahr zu nehmen. Sie steht total unter Schock. „Nein! Auf keinen Fall! Sehen Sie doch an! In ihrem Zustand sollte sie sowas nicht machen.“ „Aber genau deshalb wird man ihr glauben, wenn sie behauptet, sie hätte ihre Schwester befreit UND kann trotzdem noch behaupten sich an keine Einzelheiten zu erinnern, wenn die Polizei unangenehme Fragen stellt.“ „Ich sagte NEIN!“ „Juzo! Sei vernünftig. Zen hat Recht und das weißt du auch! Außerdem kann sie sich auch gleich behandeln lassen.“ George mischt sich in unsere Diskussion ein.

„Aber …“ „Kein Aber! Dazu kommt, dass die Polizei den Fall neu aufrollen und Masa dann nochmal befragen werden. Wenn du Abby in Krankenhaus bringst, wie erklärst du dann die Wunden von deiner anderen Tochter? Die würden den Braten doch Zehn Meilen gegen den Wind riehen.“ Ich lasse meinen Kopf hängen. Das ist nicht richtig. Ich muss meine Kinder doch beschützen! Aber sie haben Recht. Wenn ich sie beschützen will, muss ich Masa gehen lassen. Ich nicke ergeben. George nimmt Masa seinen Mantel ab und sagt zu seinem Sohn: „Hilf mir Abby auf ihren Rücken zu heben.“ Gesagt getan. „Gut festhalten, hörst du? Und egal was passiert, nicht loslassen!“ Jamie redet beschwörend auf Masa ein. „Geh direkt ins Krankenhaus, verstanden. Und sag kein Wort! Na los!“ Beim letzten Wort gibt er ihr einen kleinen Schubs und sie setzt sich taumelnd in Bewegung.
 

***Diana Quasasch***
 

Der Anruf des Krankenhauses kam sehr überraschend. Ich renne fast in das Gebäude und zu einer der Krankenschwestern, die am Tresen sitzen. „Mein Name ist Diana Quasasch. Man hat mich angerufen. Es hieß, meine beiden Töchter wären hier. Ihre Namen sind Abigail Quasasch und Masa Quasasch.“ „Quasasch, sagten Sie? Mal sehen …“ „Frau Quasasch?“ „Detektive Moore.“ Der junge Polizist von damals steht vor mir. Das weckt böse Erinnerungen. Vor genau einem Jahr bekam ich einen ähnlichen erschreckenden Anruf. Da hieß es, meinen Töchtern sei etwas zugestoßen und ich solle doch bitte zum Polizeirevier kommen. Dort habe ich eine schockstarre Masa vorgefunden und man erzählte mir, man hätte versucht meine Töchter zu entführen, wobei es bei Abby unglücklicherweise geglückt sei.

Jetzt steht Masa im Flur vor dem Warteraum und starrt mit leeren Augen die Wand an. Sie hat genau den gleichen Gesichtsausdruck wie damals. Etwas Schreckliches war passiert. „Masa?!“ Ich ziehe meine Tochter in eine Umarmung. Aus irgendeinem Grund ist ihre Kleidung feucht. Es hat doch gar nicht geregnet. „Was ist passiert?“ Masa antwortet nicht. Ich löse die Umarmung, die sie nicht erwidert hatte und sehe Masa genauer an. Sie hat lauter Pflaster und Verbände am ganzen Körper, die deutlich unter der zerrissenen und blutbefleckten Kleidung zu sehen ist. Sie scheint mich nicht wahr zu nehmen. „Was ist passiert?“, wiederhole ich meine Frage und sehe dabei den Polizisten an. „Wir wissen es nicht. Sie ist mit Abigail auf dem Rücken hier herein gestolpert und hat außer ihren Namen, kein Wort gesagt. Aber ihre Verletzungen und die ihrer Schwester, zeugen von einem Kampf.“

„Abby ist wirklich hier? Wo ist sie? Kann ich sie sehen? Wie geht es ihr?“ Meine Fragen sprudeln nur so aus mir heraus und lassen den Polzisten keine Zeit zu antworten. „Sie wird noch untersucht. Noch wissen wir nichts Genaues. Aber als Masa sie herbrachte, war sie nicht bei Bewusstsein.“ „Aber sie lebt? Sie wird wieder gesund, ja? Wo hast du sie gefunden?“, die letzte Frage richtige ich an Masa, doch sie ist weiter apathisch und reagiert nicht auf mich. „Diana?“ Juzos kommt im Eilschritt auf uns zugelaufen. Er macht ein sorgenvolles Gesicht. „Masa hat Abby gefunden. Sie wird noch behandelt.“ Er nimmt mich in seine Arme. „Was ist passiert?“ „Ich weiße es nicht. Masa sagt uns kein Wort. Aber vielleicht bekommst du was aus ihr raus.“ Ich sehe hoffnungsvoll zu ihm auf. Juzo runzelt seine Stirn und sieht zu Masa herüber. Er löst seine Arme von mir und umarmt unsere Tochter.

Dann mustert er sie Kritsch. „Was ist passiert, Masa?“ Ihre Augen finden die von Juzo. Doch sie sagt weiterhin kein Wort. „Lass uns dir helfen, aber dafür müssen wir wissen, was genau passiert ist.“ Masa dreht den Kopf weg. Das ist eine Reaktion mit der ich nicht gerechnet habe. Juzo und Masa haben sich immer besser verstanden als Masa und ich. Wir kommen uns ständig in Haare. Ich weiß auch nicht wieso. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke: Es hat sich vieles vor einem Jahr geändert. Der Arzt reißt mich aus den Gedanken. „Gehören Sie zu Abigail Quasasch?“ „Ja, wie geht es ihr?“ „Sie können jetzt zu ihr. Sie ist noch bewusstlos und hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber in ein paar Tagen, dürfte es ihr bessergehen. Rufen sie mich, wenn sie aufwacht.“
 

***Masa Quasasch***
 

Ich lasse mich erschöpft auf einen der Plastik Stühle vor Abbys Krankenzimmer fallen. Das betäubende Gefühl verflüchtigt sich, doch die Schwere meiner Glieder bleibt. Mein Kopf wird wieder klarer. Es ist vorbei. Diese Erkenntnis lässt mich seufzen. So ein Ende hatte ich zwar nicht gewollt, aber es ist endlich vorbei. Ich schließe erschöpft die Augen und reiße sie gleich wieder auf. Das Bild von ‚Kreiskönig‘ in Flammen hat sich in meine Netzhaut gebrannt und jedes Mal, wenn ich die Augen schieße, kann ich ihn klar und deutlich sehen. Ich habe ihn getötet. Daran gibt es nichts zu rütteln. Aber wie konnte das passieren? War es ein Unfall? Ich habe die Kontrolle über meine Flammen verloren. Diese Tatsache stand genauso fest wie die, dass ich das so nicht gewollt habe. Das nennt man glaube ich Todschlag, aber warum war King nicht ausgewichen?

Dachte er, er könne die Flammen abwehren? Und wenn ja, warum konnte er es nicht? Wegen seinem kaputten Stab? Aber wieso, ist er nicht ins Wasser gehechtet als er merkte, dass er es nicht schafft? War es sein Stolz? Oder etwas anderes? War es vielleicht doch kein Unfall? Oder habe ich ihn einfach über- und er mich unterschätzt? Fragen über Fragen und ich finde einfach keine Antwort! Ich werde sie auch nicht finden können, denn es kann mir niemand sagen, was in den Momenten vor seinem Tod, durch seinen Kopf ging. Ich gehe immer und immer wieder die Situation durch. Hätte ich was anders machen sollen, machen müssen? Hätte das wirklich was verändert oder war das Ende unvermeidlich? Ich bekomme Kopfschmerzen von den Fragen, die sich ständig im Kreis drehen, und stütze meinen Kopf in meine Hände.

„Wie geht es dir?“ Mein Vater hat sich neben mich gesetzt, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich sehe nicht auf. „Meine Wunden sind nur Oberflächig.“ „Das meinte ich nicht.“ „Ist Abby inzwischen aufgewacht?“ „Ja.“ Etwas in seiner Stimme lässt mich aufhorchen. „Was ist los?“ „Sie kann sich nicht erinnern. Als die Polizei sie befragte, wusste sie nur noch, dass sie entführt worden ist und danach, nichts. Ihr fehlt ein ganzes Jahr.“ „Wie ist das möglich?“ „Soweit ich die Ärzte verstanden habe, ist das eine Reaktion ihres Körpers auf dramatische Erfahrungen. Es schützt sie. Vielleicht kann sie sich irgendwann wieder an alles erinnern oder aber eben nicht.“ „Vielleicht wäre letztes gar nicht so schlecht.“ Ich bekomme keine Antwort, denn in dem Moment kommt der Polizist, Detektive Moore, aus Abbys Zimmer. Er muss unsere Unterhaltung nicht unbedingt mitbekommen, darin sind wir beide uns unausgesprochen einig.

„So Masa, noch mal von Vorn. Was ist passiert? Es ist offensichtlich, dass es einen Kampf gab. Ich will die Schuldigen bestrafen, aber dafür brauche ich eine Aussage von dir. Vor allem verstehe ich nicht wie du sie gefunden hast.“ Ich senke meinen Blick. Die Schuldigen bestrafen. Das ist längst geschehen. Und die anderen werden auch bald ihre Strafe herhalten, dafür werden der Kommandant, Zen und Vater schon sorgen. Wie hast du sie gefunden? Das ist eine lange Geschichte und würde ich sie ihm erzählen, wird er mich einweisen lassen. Nur jemand aus der ‚verborgenden Welt‘ kann das verstehen, also sage ich auch weiterhin kein Wort. Mein Leben ist zu einem Geheimnis geworden und ich schweige lieber als zu Lügen. Ich weiß das ich Zukunft nicht darum herum komme, aber gefallen wird mir das nie.

Nach weiteren zehn Minuten unbeantwortete Fragerei, zieht sich der Polizist frustriert zurück. Mein Vater hat in dieser Zeit so getan als stände er auf der Seite der Polizei und wüsste nicht ganz genau, was passiert war. Es ist erschreckend wie gut er schauspielern kann. Ich muss darin definitiv noch besser werden, aber ich denke es ist nur eine Frage der Übung. Kaum ist Detektiv Moore um die Ecke des Krankenhausflurs gebogen, seufzen wir beide synchron. „Dir ist bewusst, das Abby dir die gleichen Fragen stellen wird? Und sie wird sich nicht so schnell zufriedengeben.“ „Ich weiß. Aber solange sie sich nicht von sich aus erinnert, werde ich nichts verraten. Dann kann sie ein halbwegs normales Leben führen.“ „Genau, das wünsche ich mir auch für dich auch.“ „Dafür ist es jetzt etwas zu spät, meinst du nicht?“ „Verzeihst du mir?“

„Ich kann deine Gründe durchaus nachvollziehen, das heißt aber nicht, dass ich das gut finde. Aber ich kann dir trotzdem keine Vorwürfe mehr machen, jetzt wo ich was Ähnliches mit Abby und Mutter vorhabe. Der Unterschied ist nur, dass es bei offensichtlicher ist. Ich hoffe sie werden mir irgendwann vergeben.“ Vater und ich starren bei dieser rosigen Zukunft gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand.
 

Die Sonne schien hell durch die großen Fenster des kleinen Cafés. Dragon lächelt Masa an. Sie hat sich verändert. Seit dem Vorfall im Park vor ein paar Monaten hat sie sich oft bei ihm ausgeheult. Zu Hause kann sie es nicht tun. Ihre Schwester analysiert jeden ihrer Gesichtsausdrücke und jedes unbedarfte Wort. Sie weiß das Masa etwas vor ihr verbirgt, schließlich hat sie sie gefunden. Masa ist dadurch gezwungenermaßen härter geworden. Vor ihrer Schwester und Mutter ist sie verschlossener als früher und vor Dragon offener. Aber nicht nur ihr Verhalten hat sich geändert, sondern auch ihr Aussehen. Sie trägt keine Jungenschuluniform mehr und auch in der Freizeit hat sich der männliche Kleidungsstil reduziert.

So hat sie heute einen kurzen schwarzen Hosenrock mit Nieten an und trägt dazu ein schwarzes Top mit Spitze, auf dessen Rückseite ein blauer Phönix zu sehen ist. Dieses Top ist ein Geburtstagsgeschenk von Dragon und passt perfekt zu ihren neuen Leder-Plateau-Halbstiefeln und den blau-schwarz-gestreiften Overknee-Feinstrümpfen. Ihre blauschwarzen Haare hat sie zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Seit Abby wider da ist lässt sie langsam die blaue Farbe herauswachsen. Inzwischen sind nur noch ihre Haarspitzen blau. Auch Dragon hat sich für den heutigen Tag schickgemacht. Er trägt ein rotes Hemd und eine schwarze Lederhose zu seinem ärmellosen schwarzen Ledermantel. Seine roten Haare sind lässig nach hinten gestylt.

Es ist Valentinstag.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen und wer noch nicht genug von Masa und Co. hat, schaut mal bei der Geschichte ‚Legend of the Black Rose‘ vorbei. Komplett anzeigen

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