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Havoc

Die Rückkehr der Digimon
von

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Havoc


 

Havoc

Englisch. Nomen.

1. Zerstörung, Verwüstung

2. Störung, Chaos
 

Leise trommelte der Regen gegen die großen Scheiben des Büros. Das Licht war genau richtig eingestellt. Hell genug, um sehen zu können, woran man arbeitete, aber nicht so hell, dass es in den Augen schmerzte. An einem dunklen Schreibtisch aus Nussholz stand ein Rechner mit etwa vier Bildschirmen. Immer wieder blinkten Lämpchen, ein Warnton erklang und stetig rasselten faltige Finger über die Tastatur.

Ein Mann saß am Schreibtisch. Er hatte ein eckiges Gesicht und ein klar definiertes, leicht spitzes Kinn. Seine dunklen Augen, die in dunklen Höhlen unter zwei gepflegten Augenbrauen saßen, rasten über die Bildschirme vor ihm. Das schwarze Haar war ordentlich zurückgekämmt und offenbarte eine weite Stirn, an der nasse Schweißperlen hinabrannen. Ganz steif saß er da, in seinem Ledersessel, gekleidet in einen schwarzen Nadelstreifenanzug. Nur seine Finger und Augen rasten über die Arbeitsfläche. Wie ein Tier arbeitete er an der Maschine, ohne zu stoppen, ja fast ohne zu atmen.

Das konnte nicht sein. Immer und immer wieder sagte er das zu sich selbst.

Das hätte nie geschehen dürfen.

Mittlerweile hatte sich das Programm auf dem gesamten Globus ausgebreitet, sämtliche Systeme wurden davon gesteuert und geleitet. Medien, Schulen, Infrastruktur, Banken…

Sie hatten es endlich geschafft Global Player zu werden. Das System hatte Google weit in den Schatten gestellt. Sie konnten sich jetzt keinen Fehler erlauben!

Das Telefon rechts neben den Bildschirmen begann zum wahrscheinlich tausendsten Mal an diesem Tag zu klingeln. Wie mechanisch löste sich eine Hand von der Tastatur und hob den Hörer ab.

„Sterling?“

Seine Stimme, sonst kraftvoll und rau, war angespannt und heiser. Er saß schon den ganzen Tag in seinem Büro und hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Allmählich verließen ihn seine Kräfte.

„Mr. Brown, Sir“, piepste die Stimme seiner Sekretärin, „Er sagt, er hätte etwas gefunden.“

„Lassen Sie ihn herein“, forderte er sie auf und legte den Hörer ohne ein weiteres Wort nieder. Seine Augen wanderten weiterhin über den Bildschirm, überflogen Codes und Befehle, durchsuchten die Fehlermeldungen und Beschwerden.

Kurz darauf öffnete sich die schwere Holztür zu seinem Büro und ein hagerer Mann mittleren Alters trat herein. Er hatte wirres, braunes Haar und Ohren, die so klein waren, dass man sie inmitten dieses Wuschels kaum erkennen konnte. Sein ovales Gesicht war aschfahl und die trüben grünen Augen waren auf einen undefinierten Punkt auf dem Boden fixiert. Ohne auf eine Reaktion seines Chefs zu warten ließ er sich auf dem Stuhl gegenüber nieder, legte seinen Laptop ab und begann zu tippen.

„Was gibt es?“, fragte Mr. Sterling, der gerade einen Bericht der Polizei las. Das System, das für das Bus- und Bahnsystem zuständig war, war ausgefallen und hatte zu mehreren Unfällen geführt. Glücklicherweise gab es bisher keine Todesfälle, jedoch viel zu viele Verletze und die Polizei forderte ihn auf, das Problem möglichst schnell zu beheben.

„SIMON hat etwas gefunden“, erklärte Mr. Brown, „Öffnen Sie das Programm.“

Er nickte und suchte inmitten der geöffneten Emails und Quellcodes nach der Datei für ihre Firewall. SIMON existiere nun seit etwa sieben Jahren und beschützte die „Digiwelt“, wie die Kunden ihr Netzwerk mittlerweile nannten, vor Viren oder anderer Malware.

Beunruhigt lehnte sich Mr. Sterling über seinen Schreibtisch und versuchte die Fehlermeldung des Programms zu verstehen, die sich jedoch stetig änderte.

„Ist das ein Virus?“, fragte er forsch.

„Wir glauben schon, Sir“, antwortete Brown, „So etwas haben wir noch nie gesehen. Nicht mal Smoke konnte den Quellcode entziffern.“

Dr. Smoke war, genauso wie Mr. Brown, ein IT-Spezialist der Firma Genesis. Mr. Sterlings Firma. Er war darauf spezialisiert Computerviren zu identifizieren und auszuschalten. Zusammen mit Brown und Mr. Sterling selbst hatte er SIMON entwickelt. Eine Firewall, die verhindern sollte, dass irgendein Virus sich in der Digiwelt ausbreiten konnte. SIMONs wichtigste Funktion war ursprünglich die Wahrung der Privatsphäre von Individuen oder größeren Organisationen, mittlerweile wurde das Programm jedoch weiterentwickelt und beobachtete nun die gesamte Digiwelt. Alles, was irgendwie auffällig schien wurde sofort dem Hauptrechner gemeldet, der entschied ob es beseitigt werden musste oder nicht.

Nun jedoch schickte SIMON immer wieder neue Meldungen ab, die jedoch verschwanden, ehe Mr. Sterling den Virus in Quarantäne verschieben konnte. Kaum hatte SIMON den Virus entdeckt, verschwand er wieder spurlos.

„Sicher, dass es kein Defekt ist?“, vergewisserte sich Mr. Sterling und beobachtete seinen Arbeitnehmer aus den Augenwinkeln, während dieser weiterhin auf seinem Laptop arbeitete.

„Ganz sicher, Sir“, bestätigte Brown, „Wir verlieren Daten und das in rasender Geschwindigkeit. Sie sind einfach weg. Deshalb können die anderen Systeme sie auch nicht mehr aufrufen und deaktivieren sich.“

Mr. Sterling schloss die Augen. Er hatte diese Antwort befürchtet; die ganzen Unfallberichte sprachen schließlich für sich.

„Dieser Fehler wirkt sich auf das ganze System aus. Wir haben massenweise Beschwerden aus Kanada, England, Russland, China…“, fuhr Brown fort, „Sir, was schlagen Sie vor?“

Nachdenklich und auch schon sehr erschöpft rieb sich Mr. Sterling über die Schläfen und seufzte schwer.

„Benachrichtigen Sie Abbot und Wilks, vielleicht noch Thompson. Stellen Sie ein Team aus unseren besten Leuten zusammen und vernichten sie diesen Virus“, bellte er, „In einer Stunde will ich Ergebnisse haben!“

Augenblicklich erhob sich Brown aus seinem Stuhl, packte seinen Laptop und stürzte aus dem Raum.

Das konnte nicht sein. Es durfte einfach nicht sein.

Ohne lange zu überlegen öffnete er die Dateien von SIMON und überlegte selbst, wie man den Virus am ehesten fangen könnte. Sie mussten schleunigst eine Lösung finden, bevor dieses… dieses Ding für noch mehr Chaos sorgen konnte.

Chaos. Das war offenbar das einzige wozu dieser Virus geschaffen war…

Uncertainty


 

Uncertainty

Englisch, Nomen

1.Unsicherheit, Ungewissheit

2.Verunsicherung
 

„Komm schon“, murmelte Morgan sich selbst zu und versuchte seinen Schritt ein wenig zu beschleunigen. Schon auf der anderen Straßenseite war der Bus zu sehen, mit dem er zurück zur Schule fahren musste, aber er war schon fast den halben Weg hierher gerannt und konnte vor Anstrengungen kaum noch richtig atmen.

Er hetzte über die Straße, ignorierte dabei das Hupen von vorbeifahrenden Autos und hoffte und betete, dass der Bus doch noch ein paar Minuten warten möge.

Wäre ein menschlicher Busfahrer am Steuer gesessen, wäre das an sich ja kein Problem. Der hätte ihn längst gesehen und noch ein bisschen gewartet. Während Autos zur Sicherheitskontrolle noch einen Fahrer benötigten, kamen Busse seit dem neusten Update der Digiwelt jedoch auch ohne aus. Viele hatten sich darüber zunächst beschwert, ihre Stimmen waren allerdings sofort verstummt, als die Unfallrate tief hinunterging und Busse sich kaum mehr verspäteten.

Jetzt allerdings wünschte sich Morgan er hätte mehr Interesse an dem Thema gezeigt und mit abgestimmt.

Gerade als er keuchend vor der Tür des Busses stehenblieb und auf den Knopf drückte, ging dessen Blinker an. Direkt vor seiner Nase setzte sich der Bus in Bewegung und fuhr davon.

„Ernsthaft?“, jammerte Morgan frustriert und ließ sich auf eine nahe gelegene Bank fallen. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Brust und er musste kurz die Augen schließen und den Kopf in den Nacken legen, um wieder zu Atem zu kommen. Morgan hasste Sport. In allen Variationen. Da war das Rennen zu einer Bushaltestelle auch keine Ausnahme.

Normalerweise war er nie zu spät. Morgan achtete wirklich peinlich genau darauf, dass er keine Minute zu früh und keine Minute zu spät erschien. Heute war nur ein sehr seltsamer Tag gewesen…

Schon seit etwa 2 Jahren besuchte er die Lincoln Academy in Newcastle, Maine. Außerhalb der Unterrichtszeiten war es Schülern gestattet die Schule zu verlassen und so hatte Morgan beschlossen heute mal einen kleinen Rundgang zu machen.

Morgan war nicht gern in der Stadt und das obwohl Newcastle verglichen mit anderen Städten Amerikas ein relativ kleines Örtchen war. Es war ihm zu laut, zu voll und zu stressig. Er besuchte die Stadt wirklich nur, wenn er wirklich musste, ansonsten hielt er sich lieber in der Nähe vom Strand auf. Heute jedoch war einer dieser Tage… Er hatte ein paar neue Hefter für seinen Algebra-Kurs gebraucht und außerdem hatte er bald alle seine Bücher durchgelesen und musste sich in der Bücherei Nachschub besorgen.

Allein das genügte schon, um seinen Tag zu ruinieren, doch der heutige Tag war wieder ganz anders gewesen. So schlimm war es wirklich noch nie und Morgan konnte nur schlaff die Schultern hängen lassen, während er weitere 15 Minuten auf den Bus wartete.

Jedes Mal, wenn er ein Geschäft betreten hatte, war der Sicherheitsalarm losgegangen und jedes Mal hatte ihn ein Ladendetektiv zur Seite gezogen und scannen lassen. Er hatte nichts bei sich – woher denn auch, er hatte den Laden schließlich gerade erst betreten – aber der Computer zeigte dem Detektiv trotzdem an, dass Morgan eine Gefahr darstellte. Ein paar Spezialisten hatten sich um das Problem gekümmert und versucht herauszufinden, was der Computer denn mit dieser seltsamen Fehlermeldung meinte.

Drei Läden hatten Morgen schließlich aufgefordert zu gehen, die anderen hatten ihn in Ruhe einkaufen lassen und sich für das Problem entschuldigt. So etwas sei bisher in ihrer gesamten Laufbahn noch nie vorgekommen.

Morgan war ein geduldiger Mensch. Erst nach dem vierten Mal riss ihm der Geduldsfaden und er ließ seine schlechte Laune allmählich auch an seinen Mitmenschen aus – was ihm im Nachhinein wirklich peinlich war und wofür er sich wieder und wieder ohrfeigen könnte.

Das schlimmste an der Geschichte war jedoch, dass der Alarm auch jedes Mal losging, wenn er den Laden gerade verließ. Die meisten Detektive erinnerten sich an sein Gesicht und ließen ihn gehen, manche jedoch bestanden darauf die Prozedur zu wiederholen. Er war schließlich besonders verdächtig, da seine Bankkarte bei einem Kauf mehrfach Fehler aufwies. Ein paar Verkäuferinnen dachten, die Karte sei gesperrt und er habe wohl zu viel ausgegeben, bei dem Versuch danach funktionierte die Karte jedoch wieder einwandfrei.

Morgan hatte die Karte untersucht. Vielleicht hatte sie ja Kratzer oder war anderweitig beschädigt, aber egal wie gründlich er sie betrachtet hatte, er konnte nichts finden.

Außerdem klingelte sein Handy fast permanent, doch jedes Mal, wenn Morgan rangehen wollte, hatte die Person aufgelegt. Mittlerweile war Morgan so genervt, dass er sein Handy ausgeschaltet und in die tiefste Ecke seines Rucksacks befördert hatte.
 

Müde holte er sein Etui hervor und putzte die Gläser seiner Brille, die durch das Schwitzen leicht beschlagen waren. Er atmete tief durch.

Es hatte keinen Sinn sich aufzuregen. Technische Probleme waren in diesem Zeitalter doch ganz normal. Er würde später einfach mal bei seinem Kreditinstitut anrufen und fragen, was das Problem verursacht hatte. Sein Hauptproblem im Moment war jedoch seinen Lehrern zu erklären, warum er zu spät kam… Bis zur zehnten Klasse mussten die Schüler um spätestens acht Uhr wieder in der Schule sein und zu seinem Leidwesen war Morgan ein ebensolcher Zehntklässler, der vor etwa einer Dreiviertelstunde zurück in der Schule sein sollte…

Sein Dad würde ihn umbringen…

Frustriert setzte Morgan sich die Brille wieder auf die Nase und ließ das Etui im Rucksack verschwinden. Er war doch extra auf das Internat gegangen, damit er sich nicht mehr täglich mit seinem Dad streiten würde. Konnte er nicht mal das richtig machen?
 

Ein paar Minuten später kam der nächste Bus vor ihm zum Stehen und Morgan schulterte seinen Rucksack und klickte auf den Knopf.

Er war müde von dem anstrengenden Tag und es wurde allmählich kalt.

Die Tür öffnete sich und ihn begrüßte eine angenehme Wärme, während er hineintrat und seinen Schülerausweis, der einer Fahrkarte ebenbürtig war, durch den Schlitz zog.

Doch anstatt dass der Riegel sich beiseiteschob, ertönte ein Warngeräusch.

„Ungültig“, piepte die robotische Stimme des Busses, „Bitte verlassen Sie den Wagen oder kaufen Sie einen Fahrschein.“

Verwirrt runzelte Morgan die Stirn. Nicht das auch noch…

Erneut zog er seine Karte durch den Schlitz. Vielleicht hatte er etwas falsch gemacht oder es gab nur einen kurzen Fehler. Es konnte doch nicht sein, dass…

„Ungültig“, wiederholte die Stimme, „Bitte verlassen Sie den Wagen oder kaufen Sie einen Fahrschein.“

„Ich habe einen Fahrschein!“, beharrte Morgan, allmählich schon fast panisch. Er konnte nicht zu Fuß zur Schule laufen! Das würde ihn Stunden kosten! Von seinem miserablen Orientierungssinn mal abgesehen…

Erneut zog er die Karte durch den Schlitz, doch das Ergebnis blieb dasselbe.

„Bist du taub?“, fauchte ein junger Mann aus den hinteren Reihen, verärgert darüber, dass dieser blonde Volltrottel den ganzen Verkehr aufhielt.

Peinlich berührt trat Morgan zur Seite und holte seinen Geldbeutel aus dem Rucksack.

Die Bankkarte wollte er gar nicht ausprobieren, sie würde nur sowieso nicht funktionieren. Er musste doch noch ein bisschen Kleingeld dabei haben…

Eine kleine 1€ Münze blitzte ihm aus dem Fach seiner Brieftasche entgegen und Morgan atmete erleichtert aus. Eine Fahrt zur Schule kostete zum Glück gerade mal 50ct und so konnte er sich am Automat neben dem Kartenschlitz eine neue Fahrkarte kaufen.
 

Kurz nachdem er sich auf einen freien Sitzplatz fallen gelassen hatte, setzte sich der Bus in Bewegung. Von hinten konnte er den Typ von vorhin brummen hören, doch Morgan war zu scheu etwas dazu zu sagen, machte sich nur so klein wie möglich auf seinem Sitz und begann seinen Schülerausweis unter die Lupe zu nehmen.

Es war alles wie immer. Der Ausweis hatte keine Kratzer, war nirgends beschädigt oder verschmutzt. Er hatte sein Semesterticket vor drei Wochen bezahlt und in der Digiwelt war das auch schon längst angekommen, also warum hatte der Automat ihn nicht durchgelassen?

Zuerst seine Kontokarte, dann sein Schülerausweis… Zum Glück hatten die Polizisten seinen Personalausweis akzeptiert, sonst wäre er aufgeschmissen gewesen.

Unruhig fuhr er sich durch das blonde Haar und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

Jetzt war es auch egal. In einer halben Stunde würde er an seiner Schule ankommen und konnte sich mit einem heißen Kakao in sein Zimmer zurückziehen. Morgen würde er sich um alles Weitere kümmern. Er hatte keine Lust mehr…
 

Morgan war der einzige, der an der Bushaltestelle des Internats ausstieg. Die anderen Schüler waren entweder schon längst wieder hier oder tobten sich noch bis Mitternacht aus. Der Mann von zuvor blaffte ihn beim Aussteigen nochmal an, dass er sich das nächste Mal doch bitte klüger anstellen sollte, doch Morgan hatte keine Lust mehr auf einen Streit. Außerdem schien der Mann alkoholisiert…

Er nickte ihm freundlich zu und verließ den Bus so schnell er konnte.

Es war mittlerweile dunkel geworden und die kalte Herbstluft fegte ihm um die Ohren. Er hatte nicht lange wegbleiben wollen und war deswegen nur leicht bekleidet, weswegen er eilig zum Schultor rannte und seine Karte vor den Scanner hielt.

„Komm schon“, bibberte er und zog den Ausweis hin und her, in der Hoffnung die Tür würde sich dadurch schneller öffnen.

Doch wie auch zuvor im Bus ertönte ein Piepen.

„Ungültig“, piepte dieselbe Stimme, „Identität nicht erkannt. Bitte versuchen Sie es erneut.“

Morgan stöhnte. Das konnte doch jetzt nicht passieren… Der Tag war ein absolutes Desaster.

Erneut klatschte er seine Karte gegen den Scanner, drehte sie um, schob sie auf die richtige Stelle, strich sie nochmal glatt. Ohne Erfolg.

Die Türen der Schule waren seit dem Amoklauf 2037 gesichert, sodass nur Schüler und Lehrer mit ihren Karten eintreten konnten. Angehörige und Besucher mussten von ihnen hereingelassen werden. Morgan mochte das System eigentlich.

Das galt allerdings nur, wenn dieses dumme Ding auch funktionierte.

Er versuchte es nochmal und nochmal und nochmal, doch immer wieder spuckte der Computer dieselbe Fehlermeldung aus.
 

„Kann ich Ihnen helfen, junger Mann?“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Morgan zuckte zusammen, packte seine Karte und fuhr herum, während der Computer ihm erneut den Zugriff verweigerte.

Vor ihm stand ein älterer Herr mit krausem Haar und einer runden Brille.

„Professor Witherspoon“, erkannte Morgan den Lehrer und atmete erleichtert aus, „Das Tor erkennt meinen Schülerausweis nicht…“

Professor Witherspoon war der angesehenste Spanischlehrer an der Akademie und er organisierte fast jeden Tag der offenen Tür selbstständig. Selbst Morgan, der keinen einzigen Kurs bei ihm besuchte, kannte den Mann. Er bezweifelte allerdings, dass es andersherum ebenfalls der Fall war. Sowieso war Witherspoon dafür bekannt, dass er sich Namen nur sehr schwer merken konnte.

„Ah ja, ich verstehe“, sagte der ältere Herr mit einem belustigten Lachen, „Den Semesterbeitrag vergessen, was? Keine Sorge, Junge.“

Er tätschelte ihm väterlich auf die Schulter und Morgan biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen. Wie er es hasste, wenn Leute ihn einfach so antatschten!

„Genau genommen habe ich den schon vor drei Wochen gezahlt“, antwortete er kleinlaut. Er wollte sich jetzt nicht unbedingt unbeliebt machen, aber er hatte auch keine Lust als Vollidiot dazustehen. „Meine Karte spinnt schon den ganzen Tag“, fügte er schüchtern hinzu.

„Ist das so?“, Professor Witherspoon wandte sich um und musterte Morgan von Kopf bis Fuß, „Wie eigenartig… Bisher hat die Digiwelt doch noch nie einen Fehler gehabt.“

Damit hatte er Recht. Die Digiwelt war das einzige System, das bisher noch nie auch nur einen einzigen Bug gehabt hatte. Manche Spezialisten suchten gezielt danach, aber es wurde nichts gefunden noch gab es irgendwelche Beschwerden von Usern. Nur so hatte die Digiwelt überhaupt erst global werden können. Und obwohl alles einwandfrei funktionierte brachte Genesis alle paar Monate ein neues Update raus. Schnellerer Zugriff, bessere Firewall, neue Avatare und und und.

Morgan nickte dem Mann zu. „Ich weiß“, sagte er, „Vielleicht stimmt etwas mit meiner Karte nicht…“ Anders konnte er sich das nicht erklären. Wenn die Digiwelt einen Fehler hätte würde das doch sicher auch bei anderen Leuten vorkommen. Es konnte nur an seinen Karten liegen. Vielleicht waren sie im Regen nass geworden oder sein Geldbeutel lud sie elektrisch auf oder…

„Lass mich mal sehen“, unterbrach Witherspoon seinen Gedankengang und streckte die knorrige Hand aus. Morgan, der einfach nur in sein Zimmer wollte, nickte enttäuscht und reichte ihm seinen Schülerausweis.

„Oh, Sterling?“, bemerkte der ältere Herr verwundert, „Wie in „Robert Sterling“?“

Musste denn wirklich jeder-?

Morgan knirschte verärgert mit den Zähnen, mühte sich aber zu einem Lächeln ab und nickte. „Ja, das ist mein Vater…“

Urplötzlich verfiel der Mann vor ihm in schallendes Gelächter. Morgan legte seine Stirn und Falten und wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte, als der Professor ihm auch schon seinen Ausweis wieder in die Hand drückte.

„Natürlich, Junge, natürlich“, lachte der Mann und wischte sich Tränen aus den Augen, „Als ob ich es nicht wüsste, wenn der Sohn von Robert Sterling an meine Schule geht!“

Mit diesen Worten drehte er sich um und betrat den Hof ohne Morgan durchzulassen.

„Netter Versuch, Junge“, sagte der Professor, immer noch lachend, und winkte ihm zum Abschied, „Nimm das nächste Mal einen nicht ganz so bekannten Namen.“

Morgan konnte nichts weiter tun als ihm komplett verwirrt hinterher zu starren.

Das konnte nicht sein Ernst sein. Das war hier gerade nicht wirklich passiert.

Er träumte! Ja, das war ein einziger Alptraum und in ein paar Minuten würde er von einem Auto überfahren werden und schweißgebadet in seinem Bett aufwachen. Das war ein Traum. Es konnte nur ein Traum sein!

Geistesabwesend schleuderte Morgan seinen Rucksack gegen die kalte Steinmauer, die das Internat umzäunte und ließ sich daneben auf dem Boden nieder.

Wenn sein Dad ihn so sehen würde, würde er ihn vermutlich anschreien. Ein Sterling hatte sich nicht in den Dreck zu setzen, er stand gefälligst und wartete geduldig. Wenn nötig würde er die ganze Nacht stehen und warten.

Aber Morgan hatte die Nase voll. Was sollte er denn jetzt machen? Er hatte schon Glück gehabt, dass Professor Witherspoon erschienen war und dann musste er sich das natürlich auch noch verscherzen. Hätte er doch bloß seine blöde Klappe gehalten und behauptet er habe den Semesterbeitrag vergessen.

Den Kopf frustriert auf die Knie gelegt kramte er in seinem Rucksack nach dem Handy und schaltete es wieder ein. Er wollte das nicht tun, aber er hatte keine andere Wahl. Morgan seufzte…

Natürlich zeigte ihm das Handy weitere 18 entgangene Anrufe, was nur bewies, dass der anonyme Anrufer offenbar nichts Besseres zu tun hatte als Morgan zu trollen.

Augenrollend klickte er die Meldung weg und wählte die Nummer seines Vaters.

Zweimal tutete es am anderen Ende, dann ging sein Vater ran und kam ohne ein Wort der Begrüßung direkt zum Punkt.

„Morgan, ich hab dir gesagt du sollst mich nicht auf der Arbeit anrufen!“, knurrte er.

Ein weiteres Seufzen. Sein Dad war gestresst, na suuuper…

„Ich weiß, tut mir leid“, murmelte Morgan unverständlich.

„Sprich deutlicher“, er konnte hören, wie sein Vater am anderen Ende durchatmete. Offensichtlich hatte er gerade wirklich keine Lust sich mit seiner Niete von Sohn zu befassen und Morgan bereute es schon wieder angerufen zu haben. Vielleicht sollte er es einfach sein lassen und sich ein Hotel suchen…

Aber er hatte kein Geld…

Unschlüssig biss er sich auf die Unterlippe, seine Augen fixierten die Straße, in der Hoffnung ein anderer Lehrer – einer, der ihn kannte – würde auftauchen und ihn hereinlassen.

Aber es kam niemand und so musste er zum Punkt kommen.

Er holte tief Luft und zählte bis drei. „Meine Kreditkarte und mein Schülerausweis werden von der Digiwelt nicht akzeptiert. Ich komme nicht in die Schule rein…“

Ein Brummen blieb vorläufig die einzige Antwort seines Vaters. Morgan schwieg – er wusste, dass er seinen Dad nicht hetzen sollte. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde Morgan unruhig und schließlich hielt er es nicht länger aus. „Dad?“

„Ich überlege, Morgan“, antwortete sein Vater.

Augenblicklich sank der Junge in sich zusammen und nickte. „Natürlich…“

Er konnte hören, wie sein Vater etwas mit ein paar anderen Männern besprach, dann meldete er sich wieder am Hörer.

„Wo bist du gerade?“

„Vor dem Schultor.“

„Bleib wo du bist, ich hole dich ab.“

Und mit diesen Worten legte sein Vater auf.

Verblüfft starrte Morgan den Bildschirm eine Sekunde lang an.

Sein Dad kam ihn holen? Er blaffte ihn nicht an, was er wieder falsch gemacht hatte oder dass er sich gefälligst selbst um seinen Kram kümmern sollte?

Morgan wollte es nicht so richtig wahrhaben…

Er hatte gar nicht gemerkt, dass ein riesiges Grinsen sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Wie selbstverständlich erhob er sich vom Boden, klopfte sich den Staub von den Sachen und schulterte den Rucksack.

Er würde kommen. Sein Dad würde tatsächlich kommen…
 

Eine ganze Weile lang stand Morgan breit grinsend wie ein Honigkuchenpferd vor dem Schultor. Sein Dad würde noch eine Weile brauchen, bis er hier ankam, aber das war okay. Morgan würde warten. Er konnte gut warten, wenn er wusste, dass es besser wurde.

War das der erste Schritt in Richtung Versöhnung?

Der Klingelton seines Handys ging plötzlich los und sämtliche Vorfreude wich auf einmal aus Morgans Gedanken.

Zu früh gefreut.

Es war bestimmt sein Vater, der ihm sagte, dass es doch nicht klappte. Es war etwas dazwischengekommen. Er hatte wichtigeres zu tun…

Für einen Moment spielte Morgan mit dem Gedanken einfach nicht dran zu gehen und seinen Dad somit zu zwingen herzukommen.

Schließlich gewann aber sein Pflichtgefühl und er holte das Handy aus seiner Hosentasche.

Anonym. Schon wieder.

Er runzelte die Stirn, ging dann aber kopfschüttelnd ran.

„Hier Morgan. Hallo?“

Keine Antwort und binnen Sekunden hatte der Anrufer wieder aufgelegt.

„Wenn das ein Scherz ist, ist er nicht witzig“, brummte der Junge, konnte jedoch nicht lange wütend darüber sein, da es ja bedeutete, dass sein Dad ihm nicht absagte.

Stattdessen wich die Wut seiner Neugierde. Morgan kannte ja so manche Idioten, die sich gerne einen Spaß mit ihm erlaubten, aber noch nie hatte einer von denen sich den ganzen Tag damit beschäftigt ihm auf die Nerven zu gehen. Die hatten doch auch andere Dinge zu tun. Also wer zum Teufel sollte ihn so oft anrufen, nur um dann wieder aufzulegen?

Sein Handy vibrierte abermals, diesmal jedoch hatte er nur eine Nachricht empfangen.

Wider besseren Wissens öffnete er sie und las sie sich durch.

Es war ein seltsamer Zahlencode, der in seinen Augen überhaupt keinen Sinn ergab.

Darunter stand das Wort BETA und das ASCII-Bild eines fischähnlichen Wesens. Morgan runzelte die Stirn. Sollte das überhaupt einen Fisch darstellen? Es hatte schließlich Füße…

Ein Frosch? Oder eine Eidechse vielleicht?

Aber viel wichtiger, was sollte das bedeuten?

Im Kopf ratterte er alle Symbole herunter, die er zu Fischen, Fröschen und Eidechsen gelernt hatte. Ihm fiel nichts ein, das irgendwie Sinn ergeben konnte und so konzentrierte er sich auf den Zahlencode.

Von der Neugierde gepackt, holte er einen Notizblock und einen Stift aus seinem Rucksack und begann zu rätseln. Vielleicht konnte er es ja herausfinden, bevor sein Vater ihn abholte. Er hatte ja sowieso nichts Besseres zu tun…

Kapitel 2: Helpless

Helpless

Englisch, Adjektiv

1. Hilflos

2. Ratlos
 


 

Leises Flüstern drang durch den Raum, gefolgt von verschiedenen Schritten, die in den Gängen auf und ab liefen. Mavis trat ein Stück zur Seite, als eine Gruppe Kinder sich an ihr vorbei drängelte, um das Regal mit den Hörbüchern genauer bestaunen zu können.

Sie selbst sollte eigentlich im hinteren Teil der Bibliothek sein und sich ein paar wissenschaftliche Fachbücher zum Thema Märchen und Märchenentwicklung suchen.

Mit ihren 17 Jahren kamen nun langsam ihre letzten Schuljahre auf sie zu. Eigentlich wurde sie zuhause unterrichtet, aber die Abschlussprüfungen waren kantonal festgelegt, weswegen sie dieselben Prüfungen ablegen musste wie alle anderen auch. Ihr Privatlehrer hatte ihr deshalb geraten sich mit verschiedenen Textsorten auseinanderzusetzen, um eine geeignete Analyse schreiben zu können. Ihr erster Versuch war eine Dramenanalyse gewesen, die Herrn Steiner zwar gefallen hatte, jedoch noch verbesserungsfähig war. Diesmal wollte sie sich einem Erzähltext widmen. Es war zwar unwahrscheinlich, dass in ihrer Abschlussprüfung ein Märchen drankommen würde, doch da gewann wohl ihr Interesse die Überhand.

Den groben Aufbau hatte sie bereits. Ihr Thema war die Entwicklung von Märchen und Märchengestalten im Laufe der Jahrhunderte. Alte Fabelwesen und Grimms Märchen hatte sie bereits zusammengefasst; nun wollte sie sich einem modernen Phänomen widmen: Den Digimon.

Das Thema interessierte nicht viele Menschen. Die meisten hatten die Ereignisse von 2002 längst vergessen oder dachten nicht weiter darüber nach. Alles in allem war es nur eine Promoaktion für ein Videospiel gewesen, das im Nachhinein nie erschienen war. Die Bevölkerung hatte die kämpfenden Monster in den Straßen definitiv nicht so gut aufgenommen, wie die Firma es gerne gehabt hätte. Für Mavis jedoch waren die Digimon mehr als eine verworfene Idee eines Spieleentwicklers. Seit sie klein war hatten die Digimon sie fasziniert und sie hatte stets aufmerksam gelauscht, wenn ihre Mutter ihr eine Geschichte über sie erzählte. Und wie so viele Märchen hatten die Digimon sie augenblicklich in ihren Bann gezogen.

Dieser Zauber war es, der sie davon überzeugte, dass sie die Digimon in ihrer Arbeit zumindest erwähnen musste. Doch in all den Regalen gab es nirgends ein einziges Buch über diese eigenartigen Wesen. Zumindest keins, das sie gebrauchen könnte. Wenn sie irgendwelche Theorien oder Argumentationen lesen wollte, warum genau die Digimon nie existiert hatten und welche Techniken Bandei damals angewendet hatte, hätte sie ganze Lastwägen voller Bücher mit nach Hause nehmen können.

Wegen diesem Computervirus, der seit neustem in der Digiwelt sein Unwesen trieb, konnte sie das digitale Suchsystem der Bücherei nicht nutzen und schlenderte nun durch das Regal für Kinder- und Jugendliteratur. Wenn die Digimon-Märchen hier nicht waren, wusste sie auch nicht mehr weiter…
 

Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr stellte sie enttäuscht fest, dass sie allmählich los musste. Um sechs musste sie in der Arbeit sein und sie wollte vorher nochmal kurz zuhause vorbeischauen…
 

Doch gerade als sie ihr Handy auspackte, um ihrem Chauffeur Bescheid zu geben, fiel ein staubiges, dickes Buch in ihr Blickfeld. Der Einband war ein wenig zerfetzt und wirkte abgenutzt, trotzdem weckte es Mavis‘ Neugier.

Ein paar Minuten würden schon nicht schaden…

Vorsichtig entstaubte sie das Buch und nahm es aus dem Regal, um es sich näher anzusehen. Es war ein dicker Wälzer mit dünnen Seiten und schmaler Schrift. Doch der Einband zauberte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen.

„Fabelhafte Digiwelt“ von „Takeru Takaishi“. Darunter fand sie eine niedliche Zeichnung von mehreren Kindern und einem bunten Haufen kleiner Wesen, darunter einem kleinen, gelben Dinosaurier, der sofort ihr Herz gewann. Mavis kannte die meisten ihrer Namen von alten Geschichten, aber weil sie sich schon immer mehr für die etwas düsteren Wesen unter ihnen interessiert hatte, konnte sie nicht alle identifizieren. Ihr Lächeln wurde jedoch nur breiter, als sie das liebevoll gestaltete Kinderbuch öffnete und feststellte, dass es sich tatsächlich um eine einfache Geschichte handelte. Keine Analysen. Kein wissenschaftlicher Schnickschnack. Einfach nur etwas zum Lesen. Perfekt!
 

Mit eiligen Schritten lief sie zur Rezeption am Eingang und gab einen Leihauftrag ab. So viele Bibliothekare hatte sie schon lange nicht mehr auf einen Haufen gesehen. Normalerweise konnte man die Bücher selbstständig an einem Automaten ausleihen, aber wegen dem Virus spielte der zurzeit verrückt.

Mavis überreichte der Frau am Schalter ihren Ausweis.

„Ungültig“, piepte eine mechanische Stimme, als die Karte durch einen Scanner gezogen wurde, „Ausweis abgelehnt.“

Die Bibliothekarin seufzte. „Die Technik, was?“, sagte sie, an Mavis gewandt, und schüttelte mit einem Augenrollen den Kopf. Mavis war schon so oft hier gewesen, dass man sie mittlerweile kannte. „Keine Sorge, Kindchen. Das regeln wir auf die altmodische Art“, die Dame zwinkerte ihr zu und zog einen uralten Stempel hervor.

„Vielen lieben Dank“, sagte Mavis fröhlich, nahm das Buch entgegen und verließ die Bibliothek.
 

An der Straße wartete bereits Thomas, ihr Chauffeur, auf sie. Er war ein Mann Mitte dreißig, der nun schon seit einigen Jahren für ihre Familie arbeitete. Auf seinem kantigen Gesicht erschien ein freundliches Lächeln, als er Mavis näherkommen sah.

„Hast du alles gefunden, was du brauchst?“, fragte er sie und öffnete die Beifahrertür.

„Ja, habe ich“, bestätigte Mavis gut gelaunt und setzte sich.

Thomas begann auf dem Heimweg ein gelassenes Gespräch mit ihr, behielt die Straße aber im Blickfeld. Seit es die Digiwelt gab konnten Autos zwar problemlos ohne Fahrer auskommen, aber im Gegensatz zu Bussen konnten sie noch nicht feststellen, wenn etwas nicht passte. Sollte ihnen beispielsweise ein Kind vors Auto laufen, würde ein Bus sofort automatisch bremsen, im Auto würde Thomas eingreifen müssen.

Thomas wirkte auf den ersten Blick nicht so, als würde er seinen Job sonderlich ernst nehmen. Im Grunde machte er ständig Witze darüber und beschwerte sich künstlich über Genesis, weil sie immer noch kein Update für die Autos herausgebracht hatten. Mavis wusste allerdings, dass er gut aufpasste. Er hatte mehrfach bewiesen, dass er diesen Job nicht auf die leichte Schulter nahm, wie er so gern behauptete.
 

Sie erreichten ihr Haus und Mavis beeilte sich, um in ihr Zimmer zu kommen. Sie hatte eigentlich noch relativ viel Zeit, aber es war ihr lieber schnell fertig zu werden, damit sie sich nachher nicht zu hetzen brauchte.

Auf dem Weg begegnete sie Mirella, dem Hausmädchen, die ihr zuwinkte, ehe sie den Putzrobotern ihre nächste Aufgabe zuteilte.

„In der Küche stehen ein paar Muffins“, rief sie noch, bevor Mavis in ihrem Zimmer verschwand.

„Danke!“

Im Zimmer angekommen steuerte sie direkt ihren Schreibtisch an, wo sie ihre Arbeitsuniform und ihre Tasche bereits zur Seite gelegt hatte.

Sie war gerade dabei sich die Bluse zurecht zu zupfen, als es an der Tür klopfte.

„Herein!“, rief sie geistesabwesend und zog einen Kamm und ein Haargummi hervor, weil sie auf der Arbeit nicht mit offenen Haaren erscheinen durfte – obwohl sie schon recht kurze Haare hatte.

Die Tür öffnete sich nur sehr langsam. Mavis entdeckte im Spiegel eine zierliche Hand, die einen Reifen durch die Tür quetschte und ließ Haare Haare sein, um ihrer Schwester zu helfen.

„Dankeschön“, sagte Lidoway, während sie in ihr Zimmer kam – mit einem Teller Muffins auf dem Schoß.

Mavis schüttelte den Kopf und schloss die Tür hinter ihnen, ehe sie sich wieder ihren Haaren widmete.

„Hast du dich wieder ein bisschen in den Büchern verloren?“, lachte Lidoway mit einem Blick auf die Uhr. Mavis schürzte verlegen die Lippen. „Ein klein wenig…“

„Stress dich nicht so, du hast noch Zeit“, erwiderte ihre Schwester und fuhr an ihre Seite, um ihr mit den Rock zu helfen, der sich ein wenig verheddert hatte. Mavis sah prüfend auf ihre Armbanduhr. Es war gerade mal halb sechs. Sie hatte also noch gut eine halbe Stunde, um im Café zu erscheinen und mit dem Auto war sie in etwa zehn Minuten dort.

Sie atmete erleichtert durch. Ihr Chef mochte es nicht, wenn sie zu spät kam – was nie geschah, weil Mavis Unpünktlichkeit selbst nicht leiden konnte. Aber sie hatte oft genug gesehen wie er ein paar von ihren Kollegen deswegen heruntergeputzt hatte und sie war nicht wirklich versessen darauf es am eigenen Leib erfahren zu dürfen.
 

„Du bist du so hübsch“, meinte Lidoway sehnsüchtig, als Mavis die kleinen Fransen ihrer Haare zu einem Zöpfchen gebunden hatte. Augenblicklich lief sie rosa an.

„Quatsch“, erwiderte Mavis und verdeckte demonstrativ ihre großen Ohren, für die sie sich schon so oft geschämt hatte.

„Oh doch!“, beharrte ihre Schwester und zupfte noch ein bissen an ihrer Uniform, bis sie richtig saß. Sie lächelte vergnügt.

Zögerlich warf Mavis einen Blick in den Spiegel.

Vor sich sah sie eine junge Frau mit recht durchschnittlicher Figur und einem runden Gesicht, das von mausgrauem Haar umrahmt wurde. Die Strähnen vorne waren lang, der relativ kurze Rest war zu einem stummeligen kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein Paar hellblauer Augen sahen sie zweifelnd an, wohingegen ein dunkelblaues Paar ihr freundlich zulächelte.

Lidoway war eine wahre Schönheit mit ihrem langen braunen Haar, dem spitzen Gesicht und ihrer niedlichen Stupsnase. Doch seit dem Unfall vor zehn Jahren hatte sie all ihr Selbstvertrauen verloren. Vielleicht würde sie etwas anderes sagen, wenn sie nicht im Rollstuhl sitzen und zu ihrer kleinen Schwester hinaufschauen müsste. Sie wäre mit Sicherheit größer als Mavis. Außerdem waren ihre Ohren klein und niedlich…

„Mach dir um mich keine Sorgen“, sagte Lidoway dann, weil sie die Sorge in Mavis‘ Augen sofort entdecken konnte und schloss ihre Schwester in die Arme, „Mir geht es gut. Du musst jetzt aber los, sonst kommst du wirklich noch zu spät.“

Mavis nickte, umarmte Lidoway zum Abschluss jedoch nochmal so fest sie konnte.

„Ich hab dich lieb…“

Und mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Tasche, winkte ihrer Schwester zum Abschied und verschwand durch die Tür.
 

Thomas brachte sie noch bis zum Café und fuhr dann schließlich weiter.

Kurz bevor Mavis jedoch die Tür öffnete, ging ihr Handy los und verdutzt holte sie es aus ihrer Tasche. Sie hatte eine Nachricht bekommen.

Es war ein eigenartiger Zahlencode. Eine seltsame Folge von lauter Einsen und Zweien, die in ihren Augen absolut keinen Sinn machte. Es war eine Bilddatei angehängt, aber sie kannte diese Strategie von Hackern, Viren auf ein Telefon zu laden und deshalb entschied sie sich die Nachricht zu ignorieren. Während HAVOC sein Unwesen trieb war es klüger, keine Risiken einzugehen. In ein paar Tagen würden die Profis das Problem schon wieder in den Griff bekommen.

Sie schaltete das Handy auf lautlos und betrat das Café.

Eine kleine Glocke schellte kurz, doch es war niemand da. Im ganzen Raum war es dunkel. Und das obwohl das Licht für gewöhnlich automatisch bei jeder Bewegung anging…

Mavis hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend, aber sie ging trotzdem weiter in das Café und sah sich um. Die Tür wäre ja abgesperrt gewesen, wenn das Café geschlossen hätte. Außerdem hätte der Chef ihr sicher Bescheid gegeben…

Vielleicht gab es ein Problem mit dem Strom und alle waren gerade unten oder in der Küche und überlegten, wie sie es wieder lösen konnten.

„Hallo?“, fragte sie laut, „Melanie? Leander? Matteo?“

Sie sah hinter der Theke und in der Küche nach, aber nirgends war auch nur eine Menschenseele zu finden. Selbst die Roboter, die in der Küche und am Empfang arbeiteten waren abgeschaltet und reagierten auch nicht, wenn Mavis versuchte sie wieder einzuschalten. Matteo, der Besitzer des Cafés, hätte ihr doch sicher eine Nachricht geschickt, wenn etwas vorgefallen wäre… Zumindest Melanie hätte sich bei ihr gemeldet.
 

Mavis schluckte. Sie mochte es gar nicht allein zu sein. Ständig hatte sie das Gefühl hinter der Wand könnte jemand lauern und ihr etwas antun. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und eine eiskalte Gänsehaut lief ihren Rücken hinab.

Sie holte ihr Handy heraus. Am besten rief sie Matte einfach an. Der konnte ihr bestimmt sagen, was hier vor sich ging.

Mit zitternden Händen wählte sie seinen Namen bei den Kontakten aus und hielt den Hörer an ihr Ohr.

Es tutete einmal, zweimal… doch plötzlich ertönte ein Rauschen, ein Störgeräusch, wie man es von alten Radios gewöhnt war, die nicht länger funktionierten. Verwirrt nahm sie das Handy von ihrem Ohr und stellte schockiert fest, dass ihr Bildschirm komplett weiß geworden war. Nur vereinzelt konnte sie ein paar schwarze Symbole erkennen, die jedoch nicht so aussahen, als würden sie irgendetwas bedeuten.

Mavis schluckte noch einmal und begann panisch irgendwelche Tasten zu drücken, in der Hoffnung das Bild würde verschwinden und sie konnte wieder ganz normal telefonieren, doch nichts geschah.

War das wegen der seltsamen Nachricht? Dabei hatte sie das Bild doch gar nicht heruntergeladen. Sie hatte eine enorm hohe Privatsphäre-Einstellungen in der Digiwelt, es konnte also niemand einfach so mir nichts dir nichts auf ihren Account zugreifen. Wie also hatte sich dieser Fehler eingeschlichen?

Sie hielt das Rauschen nicht länger aus, also öffnete sie ihr Smartphone und nahm den Akku heraus, bevor Schlimmeres geschah.

Mit klopfendem Herzen verließ sie das Café. Um sechs Uhr abends war es zum Glück noch nicht dunkel und überall waren Leute, doch trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.

Sie würde sich einfach ein Taxi nehmen und nach Hause fahren. Morgen würde sie das mit Matteo klären. Vielleicht hatte er einfach vergessen ihr zu sagen, dass er sich heute einen Tag frei nahm. Und ihr Handy hatte vielleicht einfach nur einen Kurzschluss gehabt. Sie hatte es vorhin erst zum Laden angesteckt und ein Glas Wasser stand daneben, vielleicht hatte jemand etwas draufgeschüttet. Genau. Ein Kurzschluss.

Mavis wusste genau, dass sie nur versuchte sich etwas einzureden, aber trotzdem beruhigten diese Gedanken sie ein wenig. Schon nach ein paar Minuten lief sie ganz normal neben den anderen Leuten auf dem Gehweg und erreichte schließlich den Taxi-Parkplatz.

Seit 2034 hatte man überall in der Stadt solche Parkplätze gebaut, da Taxis durch die Digiwelt ganz anders funktionierten. Sie hatten keine Fahrer mehr, stattdessen saß man selbst am Steuer und gab für eine bestimmte Geldsumme sein Ziel ein. Während der Fahrt musste man selbst nichts tun, konnte jedoch die Notbremse ziehen, wenn wider Erwartens ein Unfall passierte oder man sich vertippt hatte. Obwohl man sich so um seine eigenen Angelegenheiten kümmern konnte, wurde man jedoch von der Polizei angehalten, wenn man nicht beide Augen auf der Straße hatte. Im Gegensatz zu den Autos reagierten die meisten Taxis zwar bereits auf Komplikationen, aber es war sicherer für alle Beteiligten, wenn der Fahrer selbst noch etwas Macht über das Auto hatte. Das Programm für Busse war anscheinend deutlich präziser.

Sobald sie die Tür des Taxis geschlossen hatte und sich in den weichen Sessel fallen ließ, atmete sie erleichtert aus. Es war doch überhaupt nichts passiert. Sie hatte sich mal wieder umsonst so aufgeregt.

Unwirsch fuhr sie sich durch die Haare und kramte schließlich in ihrem Geldbeutel nach einem 20€ Schein. Das Auto akzeptierte ihr Geld und somit konnte sie ihre Adresse eintippen. Kurz darauf ging das Lämpchen für die Türöffnung aus, da sich die automatische Abriegelung aktivierte – es hatte tatsächlich schon Fälle gegeben, in denen Leute während der Fahrt die Tür geöffnet hatten. Der Motor begann zu brummen und das Taxi setzte sich in Bewegung.

Mavis atmete erleichtert durch und entschied sich, ihr Buch hervorzuholen, während das Auto sie nach Hause brachte. Sie warf noch einen letzten Blick auf die Straße und widmete sich der Geschichte, als ihr etwas auffiel.

Hätten sie an dieser Kreuzung nicht gerade links abbiegen müssen?

Stirnrunzelnd beugte sie sich über das Navigationssystem. Die Adresse war richtig, die Route, die das Taxi berechnet hatte, war jedoch völlig sinnlos und endete schließlich mitten auf einer Landstraße. „Wie seltsam“, murmelte Mavis. Heute war wohl der Tag der kaputten Elektronik.

Sie betätigte die Notbremse und schaltete das Warnblinklicht ein, damit der Autofahrer hinter ihr wusste, dass sie gleich zum Stehen kommen würde.

Doch nichts geschah…

Erneut legte sie den Schalter für die Notbremse um, diesmal ein wenig fester, doch auch diesmal tat sich absolut nichts.

„Hey!“, schrie sie das Auto an, in der Hoffnung es würde auf Geräusche reagieren, und versuchte während der Fahrt die Adresse zu ändern, „Falsche Richtung!“

Das Taxi ignorierte sie und fuhr einfach weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Angst kroch in jede noch so kleine Zelle ihres Körpers und Mavis spürte, wie die Tränen ihr in die Augen stiegen. „Komm schon“, jammerte sie, probierte mehrere Knöpfe aus und betätigte mehrfach die Bremse.

Als alles nichts half, zog sie ein weiteres Mal ihr Handy zur Hand und legte den Akku wieder ein, doch direkt nachdem sie den Pin eingegeben hatte, wurde der Bildschirm wieder weiß.

Inmitten des Bildschirms erkannte sie diesmal jedoch eine Art Hand, eine Klaue, die nach ihr zu greifen schien. Völlig verstört warf sie das Handy auf den Boden und versuchte sich auf das Auto zu konzentrieren. Sie machte doch zurzeit ihren Führerschein. Vielleicht konnte sie die automatische Steuerung irgendwie abschalten und selbst fahren.

Noch nie in ihrem Leben hatte Mavis den technischen Fortschritt so sehr verflucht wie heute.
 

Irgendwann gab sie auf und lehnte sich in den Sitz zurück. Unruhig kaute sie auf ihrer Lippe, während sie gedanklich damit beschäftigt war nicht zu weinen. Sie konnte die Adresse ändern, wenn das Auto zum Stilstand kam. Derselbe Fehler würde schließlich nicht noch einmal passieren – und selbst wenn. Dann würde sie wenigstens in einer Stadt landen und nicht mitten im Nirgendwo.

Das war der einzige Gedanke, der sie davon abhielt, komplett durchzudrehen. Sie hatte noch Geld dabei, denn anders als die meisten Leute, hatte sie zur Not immer ein bisschen Bargeld in der Tasche. Sie konnte die Adresse einfach neu eingeben und nach Hause fahren…

Es war dunkel, als das Auto endlich zum Stehen kam. Mavis wollte nicht aussteigen, sondern schob direkt ihre 40€ in den Geldschlitz. Die Maschine surrte unruhig, glättete die Scheine wieder und wieder und spuckte sie schließlich mit einer Art Knurren aus. Mavis presste die Lippen zusammen. Sie versuchte es nochmal. Und dann nochmal. Mit einem anderen Schein, dann nachdem sie ihn nochmal glatt gestrichen hatte. Sie benutzte ihre Bankkarte, doch auch die wurde jedes Mal ausgeworfen. Angeblich, weil sie ungültig war.

Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Mavis raufte sich die Haare. Ihre Lippe hatte sie mittlerweile schon blutig gebissen und heiße Tränen schlichen sich aus ihren Augenwinkeln.

Was sollte sie denn jetzt tun? Sie war irgendwo in der Pampa gelandet. Mitten auf einer von den Landstraßen, auf denen sowieso nie einer fuhr. Die Schweiz hatte mehr als genug davon… Sie konnte sonst wo sein!

Sie stieg schließlich recht widerwillig aus. Es hatte keinen Sinn mehr in dem kaputten Auto zu bleiben. Irgendwie musste sie ja nach Hause kommen. Sollte sie per Anhalter fahren?

Allzu weit von Bürglen waren sie noch nicht entfernt. Tatsächlich kam ihr die Strecke sogar ein wenig bekannt vor und würde vielleicht zu Fuß zurück nach Hause finden, aber die Dunkelheit und die Einsamkeit machte sie psychisch komplett fertig. Sie wusste nicht, ob sie das schaffen konnte…

„Okay, Mavis“, versuchte sie sich selbst Mut zuzusprechen und wischte sich die Tränen aus den Augen, „Du schaffst das…“

Sie musste es zumindest versuchen.

Mit zitternden Knien machte sie sich langsam auf den Weg, jedoch nicht ohne das stetige Gefühl von Angst in ihrer Brust. Was, wenn das alles geplant war? Wenn jemand sie hierher locken wollte, wo niemand sehen konnte, wie sie überfallen wurde. Schließlich hatte ihre Familie viel Geld… Oh Gott, was wenn sie gekidnappt wurde? Hinter jedem Busch könnte gleich der Täter hervorspringen und sie mitschleppen. Jedes Auto könnte plötzlich anhalten, sie hineinzerren und weiterfahren.

„Ganz ruhig, Mavis“, flüsterte sie und versuchte die Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Sie würde das schaffen. Es war gar nicht weit bis nach Hause…
 

Sie hatte eine gute Strecke hinter sich gelassen und konnte schon den Kirchturm sehen, als ein weiteres Auto über die Landstraße fuhr, neben ihr jedoch allmählich langsamer wurde.

Mavis, die nur das Geräusch des Motors hinter sich hörte, spürte, wie ihr Herz für einen Moment aussetze. Es war soweit… Da war tatsächlich jemand, der wegen ihr hier anhielt. Würden sie gleich schießen? Waren sie überhaupt bewaffnet?

Vielleicht konnte sie noch entkommen…

Ohne sich umzudrehen nahm sie die Beine in die Hand und begann zu rennen. Ihre Ausdauer war zwar eine absolute Katastrophe, weil sie kaum Sport machte, aber jetzt durfte sie nicht schlapp machen. Sie musste rennen, einfach weg. Zurück nach Hause!

„Warte, bitte!“, rief eine Stimme hinter ihr, doch Mavis dachte überhaupt nicht daran zu warten. Sie spürte ein Ziehen in ihren Beinen und ein Brennen in ihrer Lunge, weil sie kaum noch Luft bekam. Das Auto setzte sich wieder in Bewegung und hatte sie bald eingeholt. Wie hatte sie denn auch glauben können, schneller als ein Auto zu sein?

Doch ohne weiter zu Zögern lief sie weg von der Straße, in die Büsche am Wegesrand und lief über die Wiesen und Felder. Die Gegend hier war hügelig und machte es somit unmöglich, dass man sie mit dem Auto verfolgen konnte. Sie musste nur schnell genug sein… Am Horizont sah sie einen Fluss. Das musste die Reuss sein! Perfekt! Jetzt wusste sie ganz genau, wo sie war!

Mavis versuchte die letzten Meter noch einmal ihre letzten Kräfte aus sich heraus zu holen. Wenn sie den Fluss erreicht hatte, könnte sie diese Leute bestimmt ganz einfach abhängen!

Sie spürte wie ihr die Luft aus der Lunge gepresst wurde, Seitenstechen machte sich bemerkbar, aber sie konnte jetzt nicht aufgeben.

Dann ging alles ganz schnell.

Da war ein Felsen. Ein dummer, alter Felsen, den sie nicht rechtzeitig gesehen hatte. Sie stolperte.

Der Länge nach fiel sie auf den Boden und blieb für einen kurzen Moment liegen. Mavis war wie gelähmt. Das wars. Bis sie aufgestanden und losgerannt war, hatten diese Leute sie erreicht. Sie war am Ende.
 

„Ganz ruhig“, eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter und sie spürte, wie sich jemand über sie beugte. „Wir tun dir nichts. Geht es dir gut?“

Mavis richtete sich vorsichtig auf. Sie traute diesen Leuten zwar immer noch nicht, aber es hatte keinen Sinn auf dem Boden rumzuliegen…

Ein Mann in einem schwarzen Anzug war neben ihr in die Hocke gegangen und half ihr hoch – soweit sie es zuließ.

Eine blonde Frau, ebenso gekleidet, trat zu ihnen. Sie schenkte Mavis ein entschuldigendes Lächeln.

„Wir wollten disch nischt erschrecken“, sagte sie in einem sehr gebrochenen Deutsch.

Mavis wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Ihr Herz klopfte ihr immer noch bis zum Hals…

„Wer seid ihr?“, fragte sie leise, „Was wollt ihr von mir?“

„Hier“, die Frau reichte ihr ein Taschentuch, „Wir sind hier, um su helfen.“

„Wir haben einen Notruf von der Zentrale erhalten und gehen der Sache deswegen auf den Grund“, erklärte der Mann mit den freundlichen grünen Augen und holte einen Ausweis aus seiner Jackentasche, „Lucas Brenner. Ich bin der Sicherheitschef von Genesis Europa.“

Genesis Europa… Ein riesiger Stein fiel Mavis vom Herzen, sie nahm das Taschentuch dankend an und schniefte noch einmal. Genesis war die Firma, die die Digiwelt erschaffen hatte. Vielleicht hatte einer der Knöpfe im Taxi ja ein Warnsignal an die Firma gesendet…

„Seit etwa einer Woche hat die Digiwelt angefangen Daten zu löschen. Bisher hat sich das hier bei uns auf Fahrpläne und vielleicht das Telefon beschränkt, aber seit heute Morgen spielt auch bei uns die komplette Elektronik verrückt. Wir haben Nachrichten an alle Firmen und Einzelpersonen geschickt, damit die Leute gewarnt sind“, erzählte Herr Brenner, „Leider war der Besitzer dieser Taxis wohl nicht schnell genug.“ Er nickte mit dem Kopf nach hinten, wo sich irgendwo noch das gelbe Auto befinden musste, das sie überhaupt erst in diesen Schlamassel gebracht hatte.

„Das hier drüben ist Hazel Abbot“, stellte er die blonde Dame vor, „Sie ist extra aus Amerika hier angereist, weil sie dort ein seltsames Phänomen beobachten konnten. Du bist doch Mavis Werlen, oder?“

Sie nickte, ganz wohl fühlte sie sich dabei aber nicht.

Ihr Blick richtete sich auf die blonde Frau neben ihr, die nun ein Tablet aus ihrer Tasche holte.

„Seit kursem beginnt der Virus sogar die Daten von Menschen su löschen“, erklärte Mrs Abbot, „Der erste war ein Junge aus Amerika. Seit gestern hat sich das aber auf den gansen Globus ausgeweitet. Leider sind deine Daten ebenfalls betroffen…“

„Meine Daten?“, wiederholte Mavis verwirrt, „Was bedeutet das?“

„Das bedeutet, dass die Digiwelt alles gelöscht hat, was mit Ihrer Person zu tun hat“, sagte Herr Brenner, „Kreditkarten, Zeugnisse, Ausweise, Bescheinigungen. Selbst Profile auf sozialen Netzwerken oder der Browserverlauf bei Suchmaschinen.“

„Für den Staat existierst du offisiell nischt mehr“, fügte Mrs Abbot hinzu.

Mavis runzelte die Stirn. Das konnten die doch nicht ernst meinen. Sie existierte nicht mehr? Was war das denn für ein Fehler, der das Leben einer Person komplett… löschen konnte?

„Das kann nicht sein“, sagte sie und schüttelte den Kopf, „Nein, ich war doch heute Morgen erst einkaufen und in der Bibliothek und…“

„Wir haben Ihren Vater bereits über das Problem aufgeklärt“, sagte Herr Brenner, „Nachdem wir Sie gefunden haben, hat Mrs Abbot ihn sofort angerufen. Er sollte in ein paar Minuten hier sein.“

Mavis nickte. Ihr Vater würde sie holen kommen. Das war gut, denn obwohl die beiden ihr ihre Marken gezeigt hatten, würde sie nicht einfach so in ihr Auto steigen.

Diese ganze Geschichte war völlig absurd. Vielleicht war das ja nur ein schlechter Witz… Es konnte einfach nicht stimmen.

Die beiden Erwachsenen erklärten ihr noch für einen Moment, worum es ging und welche Auswirkungen das jetzt für sie hatte, aber Mavis hörte nur noch mit einem Ohr zu. Im Moment wollte sie einfach nur nach Hause. Sie wollte einfach nur, dass es vorbei war…

Kapitel 3: Oubliette

Oubliette

Englisch, Nomen

1.Ein Kerker, dessen einziger Ein- und Ausgang an der Decke ist

2.Ein Gefängnis, in das man Leute steckt, um sie zu vergessen
 

Es war dunkel im Zimmer. Durch das Fenster schien ein kleiner Schein Licht von außen, doch er war schwach. Die Sonne war gerade erst aufgegangen.

Zu hören waren lediglich Tastgeräusche auf einer Tastatur. Gegenüber des Fensters war eine zweite Lichtquelle auszumachen. Eine künstliche. Ein Computer.

Eine große Gestalt saß am Schreibtisch, vertieft in ihr Werk. An einer Pinnwand über dem Schreibtisch waren mehrere Zettel aufgehängt. Bilder, Texte, Zeitungsartikel, Fotos…

Sie alle zeigten schemenhafte Darstellungen von seltsam geformten Tieren, manche davon selbst gemalt und in mehreren Varianten. In den Texten waren Passagen angestrichen, durchgestrichen oder dazugeschrieben worden. Jeder Zettel wurde von einer blauen Nadel festgehalten, die über einen roten Faden mit den anderen verbunden worden war.
 

Auf dem Bildschirm öffneten sich währenddessen neue Fenster.

„Identität bestätigt. Robert Sterling. Sie werden nun zu Ihrer Web-Adresse weitergeleitet.“

Begeistert stemmte Hunter die Hände in die Höhe und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Na endlich!

Seit HAVOC etwas mehr Bekanntheitsgrad erreicht hatte, hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, was es mit diesem Virus auf sich hatte. Irgendetwas, sei es Intuition oder wie auch immer man es nennen wollte, hatte ihm von Anfang an gesagt, dass Genesis den Menschen die wahren Ausmaße des Virus‘ verschwieg. Zahlreiche Verschwörungstheorien, die er im Internet aufgegabelt hatte, bestätigten außerdem, dass es anderen Leuten ganz ähnlich ging wie ihm.

Seit Tagen versuchte er nun sich in das System der Digiwelt hacken, aber SIMON, deren Firewall, war überraschend hartnäckig. So weit wie heute war er noch nie gekommen. Er hatte schon viele Passwörter geknackt, hatte an Sicherheitseinstellungen gerüttelt oder Befehle über die Konsole ausgeführt. Trotzdem überraschte Genesis ihn stets mit weiteren Passwörtern. Alles waren Zahlencodes, keine Namen oder Ähnliches. Er war schon verschiedenste Daten durchgegangen; Geburtstage, Hochzeiten, was immer ihm einfiel. Doch es hatte nichts geholfen.

Nun, er hatte damit gerechnet, dass Sterling sein System schützte. Der Mann war klug genug ein sicheres Passwort für seine Firma zu nutzen. Letzten Endes war es aber wohl nicht sicher genug. Auf Hunters Lippen legte sich ein zufriedenes Lächeln, während seine Hand wieder zur Maus fand und sich langsam durch das System klickte.
 

Eigentlich hatte er vorgehabt das Profil von Walter Smoke zu benutzen. Der Mann hatte SIMON programmiert und musste deshalb besser über den Virus Bescheid wissen, als der Rest von ihnen. Doch Sterling war der Chef. Wenn er keine Befugnisse über jede einzelne Datei hatte, dann niemand.

Doch dann hatte es Probleme mit dem Virus gegeben. Viel wusste er noch nicht. Die Medien hatten ihnen nur verraten, dass die Profile der User in Mitleidenschaft gezogen wurden. Kontakte wurden getrennt oder Daten nicht länger angezeigt, etwas in der Richtung. Was Hunter jedoch dazu gebracht hatte Sterlings Profil zu hacken, war etwas viel Simpleres.

Die erste Person, die von HAVOC attackiert wurde, war Sterlings Sohn.

Hunter wusste nicht, ob das einen Grund hatte. Es war nur auffällig verdächtig, also konnte er zumindest versuchen mehr darüber herauszufinden. Die letzte Hürde war endlich überwunden. Er konnte nun sämtliche Informationen aufrufen, die er haben wollte.

Also… Was genau war HAVOC denn nun eigentlich?
 


 

„Dr. Smoke?“, eine relativ raue Frauenstimme erklang von der Tür aus, ehe die Dame in das Zimmer eintrat. Sie hielt ein Tablet in ihren Händen und setzte sich unaufgefordert zu dem älteren Herren, der am Schreibtisch saß.

„Was gibt es?“, erwiderte er mit einer ruhigen Stimme. Er lehnte sich ein Stückchen zurück, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen, „Die Nacht war unruhig. Hat Abbot sich schon um das Mädchen aus der Schweiz gekümmert?“

Die Frau nickte.

„Sie sind bereits auf dem Weg hierher.“

„Gut“, Smoke nickte langsam, „Gut…“

„Wir haben ein anderes Problem“, grummelte die Frau dann und legte ihm ihr Tablet auf den Schreibtisch. Sie verschränkte die Arme und seufzte vielsagend: „Jemand ist ein bisschen zu neugierig.“

Müde nahm Smoke das Tablet in die Hand und betrachtete die Warnmeldungen.

„Oh, ein Profi, hm?“, murmelte er, leicht belustigt, „Hätte nicht gedacht, dass jemand an SIMON vorbeikommt.“

„Wäre auch besser für dich gewesen“, erwiderte die Dame ihm gegenüber, „Wenigstens hat SIMON ihn überhaupt wahrgenommen. Der Typ hat Sterlings Administratorrechte. Was, wenn er der Hacker ist, der diesen Virus überhaupt erst ins System geschleust hat?“

„Ach, Marian“, Smoke schüttelte den Kopf, „Du musst noch eine Menge lernen, was systeminterne Sicherheit betrifft.“

Die Dame schnaubte.

„Bitte. Dann ist er das eben nicht. Wir müssen ihn trotzdem loswerden“, sagte sie, „Wer weiß, was er für Informationen bekommt. Wenn er plaudert, könnte das eine Massenpanik auslösen.“

„Ich habe das im Griff“, beschwichtigte Smoke sie mit einem ruhigen Lächeln und begann seine Arbeit. Noch ehe Marian irgendetwas dazu sagen konnte, ertönte ein Warnsignal von seinem Computer aus.

„Sowas“, murmelte Smoke und rückte seine Brille zurecht, „Sieht so aus als hätte HAVOC sich ein neues Ziel gesucht…“

„Nicht schon wieder“, genervt rieb sich Marian die Schläfen, „Wer ist es diesmal?“

Sie beugte sich ein Stück über den Schreibtisch, um in seinen Bildschirm linsen zu können. Es zeigte das Bild eines jungen Mannes mit einem ovalen Gesicht und leicht gebräunter Haut. Mit einem für ein Passfoto gerade noch akzeptierten Grinsen strahlte er in die Kamera. Die schulterlangen, weißen Haare waren zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden, während der obere Teil davon unter einer dicken Wollmütze verschwand. Marian schnaubte belustigt, während sie das eigentümliche Gesicht des Mannes betrachtete. Sie kannte das Gesicht. Die diagonale Narbe über seiner Wange und die verschiedenfarbigen Augen waren schließlich sehr einprägsam.

„Na so ein Zufall“, murmelte sie, „Das ist derselbe Kerl…“
 


 

„Kommt gut nach Hause!“, verabschiedete sich Hunter gut gelaunt von den letzten Kunden, einer Gruppe Jugendlicher, und begann damit die Geräte auszuschalten. Die Spielhalle hatte in den letzten Tagen an Beliebtheit verloren, weil die Leute fürchteten, der Virus könnte sich über das Netzwerk verbreiten. Er hätte sich für gewöhnlich ein wenig darüber geärgert, doch nun, da er wusste, was HAVOC eigentlich genau war, hatten die Leute seiner Meinung nach allen Grund zur Vorsicht.

Er selbst hatte auch einige seiner Daten im Internet abgespeichert. Eher weniger persönliche Daten, durchschnittlich viel, wie andere Gleichaltrige auch. Aber wenn HAVOC wirklich die Intelligenz besaß die kompletten Informationen eines Users zurückzuverfolgen, würde der Virus vielleicht auch aufdecken können, dass Hunter klammheimlich viel über die alte Digiwelt nachgeforscht hatte. Die richtige Digiwelt. Nicht Genesis‘ Netzwerk, das den Namen zu Unrecht erhalten hatte

Hunter gehörte zu den wenigen Leuten, die wussten, was 2002 wirklich geschehen war. Er war damals noch nicht auf der Welt, doch sein Großvater war an jenem schicksalshaften Tag anwesend gewesen. Er hatte sie mit eigenen Augen gesehen. Die Digimon.

Seit Hunter klein war hatte er Geschichten über sie gehört, hatte Bilder gesehen, die sein Großvater damals geknipst hatte. Sie waren alle verschwommen oder nur schemenhafte Schatten, aber sie waren real. Die Digimon waren keine Erfindung irgendeiner Firma. Und aus irgendeinem Grund versuchte die Regierung das zu vertuschen…

Damals schon hatten sich mehrere Leute dagegen aufgelehnt, die Existenz der Digimon zu untergraben. Seinem Großvater zufolge hatten all die Kinder, die Seite an Seite mit den Digimon gekämpft hatten, den Kampf um die Wahrheit noch jahrelang fortgeführt. Irgendwann jedoch waren ihre Stimmen verstummt.

Hunter hatte gegoogelt, hatte Leute angeschrieben, die etwas zu wissen schienen, hatte alte Bücher gelesen und sich sogar in das System des japanischen Bürgeramts gehackt, um diese Leute zu finden. Doch ohne Erfolg.

Er konnte sich nicht ausmalen, was die Regierung getan hatte, um sie zum Schweigen zu bringen. Doch eins war klar. Die Regierung hatte Angst vor ihnen.

Wenn also herauskam, wie viel Hunter über die Digiwelt wusste, würde er vielleicht in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Er würde sich heute Abend dringend noch einmal näher mit HAVOC beschäftigen müssen.
 

Er verließ die Spielhalle und schloss die Tür hinter sich ab. Die Schlösser waren eigentlich automatisch verriegelt, aber da in den letzten Tagen nicht sonderlich viel Verlass auf Elektronik war, verließ er sich auf die gute alte Methode. Viele Menschen äußerten mittlerweile Bedenken wegen der fortschreitenden technischen Entwicklung. Vor HAVOC hatte es keinerlei Beschwerden gegeben, doch nun meldeten sich immer mehr Bürger zu Wort. Sie machten sich Sorgen um ihre Daten. Wie sollten sie zur Arbeit kommen, wenn die Züge nicht mehr fuhren? Woher sollten sie überhaupt wissen, ob die Straßenbahn nicht mitten auf der Strecke die Verbindung zur Digiwelt verlor und mitten in ein anderes Auto krachen würde? Viele Menschen meldeten sich wieder als Fahrer für ihr eigenes Auto an und deaktivierten die Sicherheitseinstellungen.

Man verlor das Vertrauen in die Digiwelt.

Halb laufend halb joggend lief Hunter die Straßen New Yorks entlang. Die Straßen waren herbstlich bunt und viele Menschen liefen herum, um noch die letzten Einkäufe vor dem Wochenende zu erledigen.

Hunter warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Für gewöhnlich ging er um die Zeit schwimmen, aber solange er noch nicht alles über HAVOC wusste, wollte er nicht riskieren, dass der Virus sich an seinen Daten bediente.

In Fällen wie diesen wünschte er sich, er würde näher an seinem Arbeitsplatz wohnen. Jetzt musste er erst mal vierzig Minuten Straßenbahn fahren…
 

In der Bahn angekommen, spürte er sein Handy in der Hosentasche vibrieren. Es war eine Nachricht von seinem Großvater.

„Wo bist du? Ruf mich an.“

Sein Großvater, Jason, war eigentlich ein recht lockerer Kerl. Sie unternahmen regelmäßig etwas zusammen, daher sollte er eigentlich wissen, dass es Hunter gut ging. Trotzdem klang die Nachricht ein wenig besorgt.

Kurz sah er sich nach rechts und links um, doch die Bahn war heute relativ leer – die Menschen mieden öffentliche Verkehrsmittel, wenn sie konnten.

Hier würde ihn niemand irgendwie stören, also konnte er seinen Großvater getrost zurückrufen.

Kaum hatte er die Nummer von Jason gewählt, war dieser auch schon rangegangen.

„Hunter?“, sagte er hastig, als ob er fürchtete, es wäre jemand anderes.

„Klar, ich bins“, antwortete Hunter beunruhigt, „Ist alles in Ordnung bei dir?“

„Mir geht’s gut, mach dir um mich keine Sorgen, Junge“, erwiderte sein Großvater eilig. Er klang zumindest schon ein wenig ruhiger als zuvor, doch er war immer noch angespannt. Hunter zog die Stirn in Falten.

„Was ist los?“, fragte er, „Wieso bist du so aufgeregt?“

Die Stimme seines Großvaters wurde leiser. Sie war nur mehr ein raues Flüstern.

„Du hast doch von diesem Virus gehört, nicht wahr?“

„Ja, ich hab mich schlau gemacht“, Hunter nickte, „Ist eine üble Geschichte.“

„Ja, das hab ich auch – so gut ich konnte, natürlich“, antwortete Jason. Hunter ließ sich auf einen freien Sitzplatz sinken. „Und?“

„Ich glaube, dass sie etwas damit zu tun haben…“

Er betonte das „sie“ auf eine Art, die Hunter bereits kannte. Sein Großvater benutzte diese Tonlage immer, wenn er über die Digimon sprach, aber fürchtete, dass er von jemandem gehört werden konnte, der es nicht hören sollte. Von ihm hatte Hunter seine Begeisterung für die Digimon, doch sie beide wussten, dass es gefährlich war in der Öffentlichkeit über sie zu sprechen. Natürlich durfte man an der Regierung zweifeln – oder man konnte auch nicht an die Digimon glauben und sie trotzdem toll finden, aber bei manchen Themen waren neugierige Ohren und plappernde Mäuler plötzlich überall. HAVOC war eins davon…

„Wie kommst du darauf?“, erwiderte Hunter verwirrt, „Was hast du gefunden?“

„Ich habe mit einem alten …kan.. ge… nd…“, die Stimme seines Großvaters verschwand in einem merkwürdigen Rauschen.

„Opa?“, fragte Hunter und sah aus dem Fenster, um zu prüfen, ob er vielleicht gerade durch einen Tunnel fuhr, „Ich versteh dich grad ganz schlecht. Kannst du das nochmal sagen?“

„rnd…di…elt…“

Das Rauschen wurde schlimmer. Hunter musste den Hörer ein Stück von seinem Ohr entfernen, weil es immer lauter wurde. Woher kam der Fehler plötzlich? War das HAVOC?

Er hatte in Sterlings Unterlagen einen Fall gefunden, bei dem die Nummer des Mädchens einfach spurlos verschwunden war. Stattdessen empfing ihr Handy eine seltsame Frequenz, die Genesis immer noch zuzuordnen versuchte.

Vielleicht war das diesmal auch der Fall?

Hunter versuchte sich zu konzentrieren. Er hielt das Handy so weit an sein Ohr, wie sein Trommelfell es zuließ. Vielleicht hatte das Störgeräusch ja etwas zu bedeuten? Die Stimme seines Großvaters war mittlerweile komplett verschwunden.

Stattdessen meinte er etwas anderes heraushören zu können.

Nur ganz leise, wie ein Flüstern. Ein dunkler Ton, der etwas Mechanisches an sich hatte.

Hunter schloss die Augen und versuchte sich einzig und allein auf die Stimme zu konzentrieren. Was sagte sie da?

Eine zweite Stimme gesellte sich dazu. Lauter, bedrohlicher. Sie zischte, wie eine Schlange und obwohl er klar hören konnte, dass gesprochen wurde, konnte er kein Wort verstehen.

Die Stimmen wurden lauter, mittlerweile überlappten sie sich und wurden noch unverständlicher als sie sowieso schon waren. Die ersten Menschen in der Bahn drehten sich zu ihm um, sagten aber nichts.

Und dann, ganz plötzlich, erloschen die Stimmen. Zurückblieb der Leerzeichen-Ton seines Handys.

Hunter öffnete die Augen und sah das Mobiltelefon einen Moment lang unschlüssig an.

Zwei Worte. Nur zwei hatte er verstehen können…

„Hilf uns.“
 

Diese beiden Wörter ließen ihn auf seinem gesamten Heimweg nicht los.

Wen hatte er da reden hören? War die Nachricht überhaupt an ihn gerichtet gewesen oder hatte er wegen HAVOC ein anderes Gespräch mitanhören können? Worüber hatten die beiden gesprochen?

Hunter konnte sich einfach keinen Reim daraus machen. Schon wieder ein Rätsel mehr, das gelöst werden wollte. Blieb ihm nur zu hoffen, dass der Staat dieses nicht auch wieder zensieren wollte.

Er erreichte seine Mietwohnung, noch immer in Gedanken versunken und kramte den Hausschlüssel aus seiner Jackentasche, als er jemandem bemerkte, der vor der Tür zu warten schien.

Es war eine dunkelhäutige Frau mit kinnlangem roten Haar. Sie lehnte sich lässig an die Hauswand und war mit ihrem Handy beschäftigt, doch als sie bemerkte, wie Hunter näher kam, fing sie seinen Blick auf. Ihre Züge waren hart. Sie hatte ein markantes Kinn, eine große Nase und volle Lippen, die sie ernst zusammengepresst hatte. Ihre mandelförmigen Augen verengte sie zu Schlitzen, wie ein Raubtier, das seine Beute in Angriff nahm.

„Hunter Craven?“, sagte sie und straffte ihre Schultern.

Ein flaues Gefühl machte sich in Hunters Magengegend breit. Die Frau trug keine Uniform, sie konnte also keine Polizisten sein. Aber ein Detektiv vielleicht? Wusste sie von seinen Nachforschungen über die Digiwelt? Hatte sein Großvater ihn deshalb angerufen?

„Der bin ich“, antwortete er. Es hatte keinen Zweck zu versuchen sie anzulügen. Die Frau wusste ganz genau, wer er war. Sie fragte aus Höflichkeit.

Die Frau nahm ihren Geldbeutel aus der Tasche und zog einen Ausweis hervor, den sie ihm reichte.

„Marian Wilks“, stellte sie sich vor, „Deputy Chairman der Genesis Corporation.“

Hunter runzelte überrascht die Stirn. Die Vorstandsvorsitzende?

Selbst wenn einer von Genesis hier auftauchte, sollte das nicht jemand von der Security Abteilung sein?

Miss Wilks hatte anscheinend auf eine Antwort von ihm gewartet, denn als nichts kam, seufzte sie genervt.

„Sie haben doch sicher bereits von dem Virus gehört, der öffentliche Einrichtungen sowie Privatleute angreift und sich deren Daten zu eigen macht?“, sagte sie, „Ich bin hier, weil Ihre Daten seit heute Morgen ebenfalls Opfer von HAVOC geworden sind.“

Also doch. Hunter biss sich auf die Unterlippe. Die Medien sagten, Havoc würde ein paar Funktionen lahmlegen und Gateways schließen, sodass die Informationen nicht mehr abgerufen werden konnten. Tatsächlich fraß sich der Virus so weit in das System hinein, bis nichts mehr von den Daten übrig geblieben war. Sämtliche Kontodaten, Telefonnummern oder Bilder, die er online abgespeichert hatte, würde er neu machen müssen. Er würde seinen Zeichnungen von den Digimon zwar hinterhertrauern, aber viel schlimmer war der Gedanke, seine Kontodaten und Verträge zu verlieren. Würde die Bank ihm sein Geld auf das neue Konto übertragen? Wie sollte sie das machen, wenn dieses Geld theoretisch gar nicht mehr existierte? Und was war mit seinem Mietvertrag?

„Verstehe“, brummte er und rieb sich den Nacken, „Was bedeutet das jetzt für mich?“

Eine Angestellte von Genesis stand direkt vor ihm. Vielleicht konnte sie ihm mehr dazu sagen – dafür war sie doch schließlich hier, oder?

Vielleicht gab es einen Weg die sensiblen Daten zu retten…

Miss Wilks sah sich kurz um, dann deutete sie auf die Haustür. „Nicht hier. Würde es Ihnen etwas ausmachen hineinzugehen?“

Hunter schüttelte den Kopf und schloss die Tür auf. Er fühlte sich noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken eine Genesis-Angestellte in seine Wohnung zu lassen, aber wegen HAVOC hatte er im Moment wohl keine andere Wahl. Sie würde eben nur nicht in sein Schlafzimmer dürfen – aber für Gewöhnlich hatten Leute wie sie genügend Anstand persönliche Räume ihrer Gesprächspartner zu meiden.

Sie mussten ein paar Treppen hinaufsteigen, um zu seiner Wohnung zu kommen. Oben angekommen ließ er sie ins Wohnzimmer und bot ihr etwas zu trinken an, ehe er sich ihr gegenüber auf die Couch setzte.
 

„Also?“

Die Frau holte ein Tablet aus ihrer Umhängetasche und rief ein paar Daten ab, die sie ihm zeigte. „Sie kennen sich doch mit Computern aus, nicht wahr?“

Hunter musterte sie kurz prüfend, doch wandte sich dann dem Tablet zu. Er sah mehrere Fenster, alle mit einem Quellcode. Es waren die Verbindungen zu mehreren Seiten, auf denen er sich häufiger aufhielt. Selbst seine Profilbilder waren teilweise verpixelt oder gänzlich gelöscht worden. Er konnte erkennen, dass seine Kontodaten noch nicht betroffen waren, allerdings hatte der Virus bereits seine Adresse und Telefonnummer gelöscht.

„Wie kommen Sie darauf?“, sagte er beiläufig, „Weil ich in einer Spielhalle arbeite?“

Diese Frau wusste mehr als sie zugab – es war offensichtlich und machte ihn wahnsinnig. War sie nur hergekommen, um ihm das zu sagen? Dafür hätten sie doch irgendeinen kleineren Angestellten schicken können…

„Nun, uns ist nicht entgangen, dass sie gestern Nacht in unser System eingedrungen sind“, antwortete Miss Wilks gerade heraus. Als er aufsah, bemerkte Hunter, dass sie ihn mit einem vernichtenden Blick beobachtete.

„Normalerweise würden wir Sie für diese Tat anklagen, Mister Craven“, sie spie seinen Namen aus, als hätte er einen widerlichen Beigeschmack, „Eigentlich hätte Dr. Smoke sie sofort rauswerfen können, aber HAVOC hat sie plötzlich ins Visier genommen. Wir sahen unsere Chance nun live beobachten zu können, wie der Virus arbeitet.“

Hunter nickte. Sie hatten ihn also doch bemerkt. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn nicht… Er wusste, dass SIMON sich viel zu einfach hatte austricksen lassen. Er hätte vorsichtiger sein sollen.
 

„Also, Mister Craven“, Miss Wilks beugte sich ein Stück zu ihm vor und sah ihn aus ihren dunklen Augen abwartend an, „Warum sagen sie mir nicht genau, was sie bereits über HAVOC wissen? Danach kann ich ihnen erklären, was wir herausgefunden haben.“

Hunter wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte.

Der Hilferuf dieser seltsamen Stimmen hallte immer noch in seinem Hinterkopf wider und er würde nichts lieber tun als ihm zu folgen, wenn er doch nur wüsste, wobei er genau helfen sollte.

Er wurde nur das Gefühl nicht los, dass alles mit dieser Firma zusammenhing.

Auf keinen Fall wollte er mit ihnen zusammenarbeiten. Er hatte nie etwas gegen Genesis gehabt, es war eine Firma wie jede andere auch, aber seit HAVOC war er aufmerksam geworden. Irgendetwas stimmte nicht…

Und trotzdem… Er wusste nicht, wo er jetzt weitersuchen sollte. Er konnte sich von ihnen ja zumindest in die richtige Richtung schubsen lassen. Im Moment würde er ihnen eh nicht weiterhelfen können – der einzige Vorteil war auf seiner Seite.

Er atmete tief durch.

„Na gut…“
 

Für gewöhnlich würden sich Viren in andere Dateien einbauen, meist in bestimmte Programme, durch die der Virus sich unbemerkt am Speicher zu schaffen machen kann. Um sich danach zu vermehren, suchten sie nach nicht infizierten Programmen, um sich auch dort abzuspeichern. Damit er infizierte von nicht infizierten Daten unterscheiden konnte, musste der Virus seine Wirte kennzeichnen. An dieser Stelle setzten die meisten Virenschutz-Programme an. Sie suchten nach diesen Kennzeichnungen und entzogen den betroffenen Programmen sämtliche Rechte. HAVOC unterschied sich in dieser Hinsicht von anderen Viren. Er war immer nur kurzzeitig da und löschte sich anschließend selbst. Die einzige Spur, die er hinterließ, waren fehlende Daten oder beschädigte Programme. Dabei konzentrierte er sich immer auf ein bestimmtes Ziel. Alle beschädigten Dateien hatten auf irgendeine, noch so entfernte und unscheinbare Art und Weise mit einer der Personen zu tun, auf deren Daten HAVOC es abgesehen hatte. Blieb also nur noch die Frage, wie der Virus sich diese Personen aussuchte….

Es war offensichtlich, dass ein Hacker hinter dem ganzen Programm steckte. Es gab viele Gegner von Genesis. Die meisten Menschen waren überfordert mit der Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts – selbst der Präsident hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Firmen einen Gang runter schalten sollten. Doch wer würde so viel Schaden in Kauf nehmen, nur um ein Exempel zu statuieren? Und was hatten ein paar Jugendliche damit zu tun?

Die einzigen Opfer des Virus waren junge Leute zwischen 13 und 20 Jahren. Bisher waren Personen auf dem ganzen Globus betroffen, bei den meisten arbeitete der Virus jedoch subtil und Genesis hatte sich schwer getan überhaupt zu bemerken, dass manche dieser Leute überhaupt betroffen waren. Hunter mitgezählt waren es nun gerade mal drei Leute, deren gesamte Informationen vernichtet wurden. Denn HAVOC hinterließ keine Datenreste, keine Kennzeichnung, kein gar nichts. Es war, als hätte ein schwarzes Loch die Informationen aufgesaugt.

„Wir haben versucht herauszufinden, ob der Virus die Dateien vielleicht woanders abspeichert“, erzählte Miss Wilks, „Wir dachten, vielleicht versucht jemand seine eigene Digiwelt zu erschaffen. Eine Welt ohne Privatsphäre Einstellungen und Anonymität. Bisher haben wir aber noch nichts finden können. Es ist nur unser einziger Anhaltspunkt.“

Eine eigene Digiwelt? Hunter spielte nachdenklich mit ein paar Strähnen seines Pferdeschwanzes, mit der anderen Hand durchstöberte er das Tablet nach weiteren Informationen.

Wozu sollte denn jemand eine eigene Digiwelt erschaffen wollen? Und selbst wenn jemand tatsächlich diese Absichten haben sollte, war sein Vorgehen doch total irrational. Warum konzentrierte er sich auf Personen und nicht auf Einrichtungen und Systeme?
 

Für gewöhnlich nisteten sich die Viren zuerst an und kamen erst zum Einsatz, nachdem eine gewisse Wartezeit verstrichen war. HAVOC jedoch erschien, zerstörte und verschwand. Und das alles in weniger als einer Minute.

„Vielleicht ist es ein metamorpher Virus?“, schlug Hunter vor. Die Möglichkeit, dass HAVOC noch immer an den Angriffsstellen war und nur seine Kennzeichnung geändert hatte, um sich zu tarnen, war relativ hoch. Zumindest in den Gebieten, in denen er nicht alles vernichtete, was er vorfand…

„Unser leitender IT-Fachmann arbeitet zurzeit an einer ähnlichen Theorie“, antwortete Miss Wilks, „Die Möglichkeit besteht, aber ist schwer zurückzuverfolgen. Besonders, weil wir nicht auf alle betroffenen Systeme Zugriff haben. Der Virus zerstört zu viel…“

„Stealthviren?“, warf Hunter ein.

„Nein, das haben wir bereits ausgeschlossen“, erwidere Miss Wilks, „Das Programm meldet uns, dass Dateien beschädigt wurden – oder gar gänzlich gelöscht. Und da SIMON immer noch einwandfrei funktioniert, handelt es sich auch nicht um einen Retrovirus.“

Hunter nickte nachdenklich. HAVOC war ein Fall für sich… Wer hatte einen Virus programmieren können, der so eigenständig arbeiten konnte, ohne auch nur eine geringste Spur zu hinterlassen?

Der Klingelton von Miss Wilks‘ Handy ertönte. Sie entschuldigte sich, stand auf und ging ran.

„Ja, ich bin bei ihm“, hörte er sie zwischen stetigen „Hmh“s und „Ja“s sagen.

„Ich hab ihn aufgeklärt, ja“, fuhr sie fort, „Jetzt gleich? Bist du sicher?“

Schließlich legte sie das Handy wieder weg und wandte sich zu ihm um.

„Mein Kollege“, erklärte sie.

Hunter nickte. „Es ging um mich?“

„Ja. Mister Sterling glaubt, dass es eine Verbindung zwischen den betroffenen Personen geben muss. Man hat mich gebeten, Sie nach Boston zu bringen, damit wir Ihren Fall besser analysieren können“, antwortete Miss Wilks, „Sind Sie damit einverstanden?“

„Hab ich überhaupt eine Wahl?“, erwiderte Hunter und schmunzelte.

„Theoretisch verbietet uns das Gesetz Leute gegen ihren Willen mitzunehmen“, erklärte Miss Wilks strikt, „Nicht zu kooperieren bedeutet für Sie allerdings den Verlust Ihrer Identität. Ich weiß nicht, ob das erstrebenswert klingt…“

Hunter schüttelte mit einem Lächeln den Kopf und erhob sich schließlich.

„Schon in Ordnung. Ich packe nur kurz ein paar Sachen. Warten Sie bitte hier.“

Miss Wilks nickte, während er den Raum verließ.

Das Firmengebäude versprach viele Möglichkeiten mehr über HAVOC und die Digiwelt herauszufinden. Vielleicht hatten die anderen Betroffenen tatsächlich ein paar nützliche Informationen. Vielleicht wurden sie auch angerufen…
 

Er warf einen letzten Blick auf seine Pinnwand, nachdem er einen Rucksack gepackt hatte und die Tür ansteuerte.

Hatte sein Großvater nicht gesagt, dass „sie“ beteiligt waren?

Oder war das nur Wunschdenken?

Hunter schüttelte den Gedanken ab. Im Moment war es wichtiger sich auf HAVOC zu konzentrieren, danach konnte er sich wieder um die Digimon kümmern.

Bei dem Versuch sich abzulenken, machte er es sich während der Autofahrt zum Spaß Miss Wilks mit Fragen zu löchern und sie ein wenig aus der Reserve zu locken. Die Frau war unglaublich strikt und steif – manchmal hatte er das Gefühl, sie würde ihm den Finger abbeißen, wenn er es wagte, sie anzufassen.

Trotz der Albernheiten ließ ein Gedanke ihn nicht mehr los…
 

„Hilf uns.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen~
Diese kleine Story existiert jetzt schon seit etwas mehr als einem Jahr auf Fanfiktion.de und ich dachte mir, ich lade sie vielleicht auch mal woanders hoch, um zu schauen, was andere Leute dazu sagen würden. Ich sollte nur vielleicht anmerken, dass es sich hierbei um eine sogenannte Mitmachfanfiktion handelt - das heißt, die Hauptfiguren stammen nicht alle von mir. Morgan ist allerdings meiner und Links zu den Originalbesitzern der anderen Charaktere werde ich dann zusammen mit den Charakterbeschreibungen ergänzen. :)

Liebe Grüße
~Elu Komplett anzeigen

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