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Alltagshelden

OS-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Genre: Richtung Thriller, denke ich.

Dieser OS hat sicherlich hier und da ein paar Plot-Holes, aber mir ging's eher darum, diese Theorie niederzuschreiben. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Genre: Slice of Life, Fluff, Humor
Pairs: sehr viel Bakugou/Ochaco, Todoroki/Momo, Deku/Toga
Hinweis: OCs, weil Kinder Komplett anzeigen

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The Sheeps Among Us

I.

„Weißt du, eigentlich wärst du mit deiner Fähigkeit ja ein viel besserer Bösewicht, als Held.“
 

Diese Worte verfolgten ihn schon sein ganzes Leben lag. Keiner glaubte daran, dass aus ihm mal ein Held werden würde. Niemand dachte darüber nach, dass er seine Fähigkeit zu etwas anderem, außer Verbrechen und Unheil nutzen konnte.
 

Diese Vollidioten. Er würde es ihnen noch beweisen, würde ihnen zeigen, dass man keine super coole Heldenkraft brauche, um als ein Held zu gelten.
 

II.

Den ersten Schritt in Richtung Heldensein hatte er bereits hinter sich, als er an der U.A. angenommen wurde – der Schule schlechthin. Er war zwar nicht in die Heldenklassen gekommen, aber etwas andere hatte sich Shinso auch nicht ausgemalt. Man verkannte immer das Potenzial seiner Fähigkeit.
 

Das machte nichts, er würde allen beweisen, dass in ihm genauso viel Held steckte wie in jedem anderen Schüler auch. Sie sollten nur abwarten, diese arroganten Fatzken aus der A und B. Ihnen würde das Lachen noch vergehen.
 

III.

„Shinsō-kun, hast du einen Moment?“
 

Es war ein warmer Sommertag, als Aizawa ihn während der Pause ansprach. Shinsō war zugegebenermaßen sehr überrascht, versucht es sich jedoch nicht anmerken zu lassen. Seine Klassenkameraden schauten neugierig zwischen ihnen hin und her, bis Shinsō schließlich nickte.
 

„Gut, folge mir. Das ist kein Gespräch für fremde Ohren.“
 

Er tat wie geheißen, folgte dem Lehrer auf Schritt und Tritt. Midoriya winkte ihm zu, als sie sich auf dem Flur kurz über den Weg liefen. Shinsō schenkte ihm nur einen Blick. Er war zwar ein guter Verlierer, aber seine Niederlage beim Sportfest nagte immer noch an ihm. Es hätte ein so einfacher Kampf sein können. Es hätte leichter sein sollen, als einem Kleinkind einen Lolli wegzunehmen.
 

IV.

Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und er war sich sicher, dass man es hören könnte, es hören würde, wenn er sich nicht zusammen riss. Shinsō atmete tief durch und fuhr abrupt zusammen, als sie die Tür öffnete. Verdammt! Er hatte sich nicht mal bemerkbar gemacht! Hatte sie gerochen, dass er hier stand?
 

„Da bist du ja, Purple-Boy! Wir haben schon auf dich gewartet!“
 

Sie griff ihn bei der Hand und zog ihn mit einen kräftigen Ruck in den Raum. Die Holztür fiel viel zu laut hinter ihm ins Schloss.
 

V.

„Hey, Shinsō!“
 

Midoriya kam freudestrahlenden und mit einer braunen Brottüte auf ihn zu. Er fragte erst gar nicht, ob er sich zu ihm setzen durfte, er tat es einfach.
 

„Ich dachte mir, wir könnten zusammen Mittagessen.“

„Und vorher zu fragen kam dir nicht in den Sinn?“
 

Midoriya schien bei diesen Worten noch ein wenig kleiner zu werden, als er es ohnehin schon war und er schaute verlegen zur Seite.
 

„Du hast hier so alleine gesessen und ich... Ich kann auch wieder gehen.“

Solltest du, huschte es ihm durch den Kopf, aber es würde nur ein Gedanke bleiben.
 

„Wenn ich alleine sein wollte, hätte ich dich mit meiner Fähigkeit schon längst gezwungen zu gehen.“

„Oh... Okay...“
 

Sie schwiegen, während Izuku anfing sein Mittagessen zu essen. Ihr Schweigen hielt so lange an, bis Shinsō es nicht mehr aushielt.
 

„Was willst du, Midoriya?“

„Dir Gesellschaft leisen...?“

„Und was willst du wirklich?“
 

Midoriya verschluckte sich fast an einem Bissen.
 

„Ich kann dich auch zwingen, wenn-“

„N-nein! Schon gut.“ Izuku fuchtelte mit den Händen, wahrscheinlich sollte das Shinsō besänftigen. Was auch immer.
 

„Ich... Also... Du hast mich neulich ignoriert und ich dachte... Ich habe mich gefragt, ob...“
 

Shinsō erhob sich abrupt, die Hände in die Hosentaschen gestopft.
 

„Wenn du weißt was du sagen willst, komm wieder.“

„W-warte! Ich... Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist. Bei dir. Du bist nicht sauer, wegen dem Sportfest, oder...?“
 

Shinsō war sprachlos. Dieser Kerl... Er hatte vielleicht Nerven.
 

„Alles gut.“

„Sicher? Du siehst irgendwie so... fertig aus.“

„Das ist mein Gesicht. Ich seh immer so aus.“

„Das meine ich nicht. Du wirkst irgendwie-“

„Lass gut sein. Es ist alles okay.“
 

Midoriya öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch Shinsō grätschte dazwischen. Er konnte das nicht.
 

„Ich habe noch was vor. Also. Ciao.“
 

Ohne Izuku auch nur noch einen letzten Blick zuzuwerfen, ließ er ihn dort auf der Bank sitzen.
 

VI.

Er schluckte schwer. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte dazu nichts sagen, weil er es nicht gewusst hatte. Nichts davon.
 

„Ich wusste nicht, dass sie das vorhatten“, sagte er und Shinsōs Stimme klang ihm so seltsam fremd in den Ohren.
 

„Natürlich wusstest du das nicht. Es wäre nicht passiert, wenn du es gewusst hättest.“ Aizawa sah ihn verständnisvoll an, aber es machte die Sache nicht besser, machte es nicht ungeschehen und sorgte nicht dafür, dass er sich besser fühlte.
 

Bakugo hätte sterben können. Und er hatte es nicht einmal gewusst. Das war seine verdammte Aufgabe gewesen, zu wissen, was sie vorhatten, zu wissen, was er vorhatte.
 

„Mach dir keinen Kopf“, Aizawa legte ihm im Vorbeigehen väterlich eine Hand auf die Schulter, „Mach einfach weiter, wie bisher.“
 

VII.

Dieser Vorfall brachte einige Veränderungen mit sich. Veränderungen, die ihm seine Mission erschwerten. Er müsste höllisch aufpassen. Gut, das musste er von Anfang an, aber die neuen Sicherheitsregelungen waren neue Steine auf seinem Weg.
 

„Mit deiner Fähigkeit bist du der einzige, der es machen kann. Es ist gefährlich und wenn du nicht willst, musst du es nicht machen.“
 

Er wollte es aber. Er wollte es beweisen, wollte sich beweisen, wollte der Welt zeigen, dass er das Zeug dazu hatte. Helden setzten sich doch jeden Tag Gefahren aus. Midoriya. Kirishima. Todoroki. Sie haben sich ohne groß darüber nachzudenken in Gefahr begeben. Warum sollte er das nicht auch tun?
 

VIII.

Es war Anfang Oktober, als er sich nachts vom Schulgelände stehlen musste. Es war eine eisige Nacht, obwohl noch nicht einmal alle Blätter von den Bäumen gefallen waren. Unauffällig – wahrscheinlich schon fast verdächtig – bahnte er sich seinen Weg durch die Stadt, zum Versteckt der Schurken.
 

Toga öffnete ihm wie die unzähligen Male davor die Tür. Dieses verdammte Mädchen! Daran konnte er sich einfach nicht gewöhnen.
 

„Du bist der letzte, Pruple-Boy“, trällerte sie und trat beiseite, um ihn reinzulassen.
 

Er sah sich aufmerksam im neuen Versteck um. Es war viel düsterer, als vorher. Kein Wunder, das alte Versteck wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Hier im Untergrund... Hier würde man sie nicht so schnell finden. Noch nicht.
 

„Ich hoffe es gibt einen guten Grund, warum wir mitten in der Nacht hier sind“, sagte Shinshō mit einem genervten Tonfall. Er hatte lange mit Aizawa geübt, so böse wie nur möglich zu wirken.
 

Sein Blick wanderte von Shigaraki zu dem Rest der Bande. Es waren die üblichen Verdächtigen. Dabi, Toga, Kurogiri, dieser Twice. Ein paar andere Neuzugänge, die Dabi vor geraumer Zeit angeschleppt hatte. Zwei junge Männer die aussahen, als hätte er sie in der finstersten Ecke der Stadt gefunden und ein Mädchen, vielleicht so alt wie er selbst. Früh übte sich, huh? Hinzu kam der traurige Rest von Overhauls Bande, die sich ihnen angeschlossen hatten, weil es sonst keine Zuflucht mehr für sie gab.
 

„Den gibt es.“ Shigaraki kratzte sich am Hals, wie er es immer tat und Shinsō fand es immer noch verstören. Es war eine schreckliche Macke. Wie gestört musste man sein, sich freiwillig ständig den Hals aufzukratzen?
 

„Dann schieß' los, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ Dabi lehnte sich lässig gegen die Wand hinter ihm. Shinsō hatte noch nicht herausgefunden, wer er wirklich war. Was daran lag, dass dieser Kerl auftauchte, wenn er Bock darauf hatte. Shigaraki regte sich ständig darüber auf. Aber er leistete gute Arbeit und wahrscheinlich war das noch der Grund, warum er ihn noch nicht -
 

„Es gibt einen Verräter unter uns.“ Diesen Satz hörte Shinsō zum zweiten Mal.
 

Tomura deutete mit dem Finger auf ihn und winkte ihn zu sich. Shinso gefror das Blut in den Adern. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte es nicht! Hatte er sich mit irgendetwas verdächtig gemacht? Nein. Nein, nein, nein!
 

Er wusste, dass er nicht zögern durfte, dass er es nicht sollte, weil er sich damit nur verdächtig machen würde, doch seine Beine reagierte nicht so schnell, wie sein Gehirn es ihnen befahl.
 

Shinsō stand da, in der Goldenen Mitte, die Hände in den Hosentaschen vergraben und zu Fäusten geballt. So sehr, dass er es kaum noch spürte. Er hielt die Luft an, als Shigaraki langsam auf ihn zukam. Shinsō befürchtete, wenn er auch nur einen Atemzug tat, würde es ihn verraten. Er musste seinen Herzschlag beruhigen. Unbedingt.
 

„Hast du echt geglaubt, ich wäre so dumm, dass du mich verarschen kannst?“
 

Nein. Nein, natürlich hatte er das nicht geglaubt. Nicht wirklich. Er hatte gehofft, dass er nicht auffliegen würde, dass er das hier durchziehen konnte. Natürlich war Tomura nicht dumm. Keiner von diesen Bösewichten hier war dumm. Sie hatten es geschafft, jahrelang dem Gesetz zu entkommen, sich von keinem Helden erwischen zu lassen. So etwas schaffte man nicht, wenn man dumm.
 

Shinsō sagte nichts. Zu sehr war er darauf konzentriert die kalte Angst, die gerade an ihm hoch kroch, ihn umschlang und ihm die Kehle zuschnürte, von sich wegzudrücken. Vergebens.
 

„Hast wohl nichts dazu zu sagen, hm?“
 

Nein, hatte er nicht. Was sollte er darauf auch sagen? Jedes einzelne Wort, was von ihm kommen würde, würde man ihm nicht glauben. Ganz davon abgesehen, dass seine Stimme klingen würde, als sei man einer Katze auf den Schwanz getreten.
 

Er versuchte Tomuras Blick stand zu halten, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Es war leichter gedacht, als getan. Aizawa hatte ihm viel beigebracht, hatte viel und hart mit ihm trainiert. Aber das war ein Witz im Vergleich zu dem hier.
 

Tomura streckte die Hand nach ihm aus.
 

Es war vorbei. Er würde sterben. Hier und jetzt. Ohne auch nur irgendeine wertvolle Information herausgefunden zu haben. Er hätte seine öfters benutzen sollen. Ihm wurde mehr als nur eine gute Chance dazu geboten. Und jedes Mal hatte er gezögert, weil es ihm zu riskant war. Er hätte es einfach wagen sollen. Hätte sich mutig in den Kampf stürzen sollen. So, wie es die Helden taten.
 

Mit einem Ruck wurde er beiseite gezogen und Shinsō landete unsanft auf den Boden, direkt neben Toga, die ihn breit angrinste.
 

Was-?
 

„H-halt! N-nicht!“ Twice schubste einen der Neuzugänge direkt vor Shigarakis Füße.
 

„Vollidiot“ Der Schrei des Mannes ging Shinsō durch Mark und Bein, und sorgte dafür, dass sich seine Eingeweide einmal drehten. Dann war alles vorbei.
 

Toga zog ihn wieder auf die Beine.
 

„Wenn du mir noch mal einen Verräter anschleppst, Dabi, dann töte ich dich gleich mit.“
 

Dabi zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
 

IX.

Shinsō rannte den Rest des Weges zurück zur Schule, als er sich sicher war, weit genug vom Hauptquartier entfernt zu sein. Trotz der Kälte war ihm unglaublich heiß und er war auf halber Strecke vollkommen durchgeschwitzt.
 

Die bedrohliche Atmosphäre verfolgte ihn für den Rest der Nacht, ebenso wie Togas aufbauende Worte.
 

„Keine Sorge. Wenn wir glauben würde, dass du ein Verräter wärst, hätten wir dich schon längst getötet.“
 

X.

„Was fehlt die denn, mein Junge?“

„Ich schlaf' nicht gut.“

„Hmm.“
 

Recovery Girl musterte ihn von oben bis unten. Zwei Wochen war es her und die Nächte, in denen er einen ruhigen Schlaf gehabt hatte, konnte er an einer Hand abzählen.
 

Die ältere Dame drückte ihm ein weißes Tütchen in die Hand.

„Trink jeden Abend eine Tasse von diesem Tee. Das sollte helfen. Wenn nicht, komm wieder.“
 

Shinsō nickte. Natürlich würde sie nicht ihre Fähigkeit einsetzen, um ihm Abhilfe zu schaffen. Seine Schlafstörungen konnte man nicht einfach so weg küssen.
 

XI.

Es gab ein neues Versteck. Tomura hatte es geändert, damit man sie nicht so schnell fand. Ein logischer Entschluss, um nicht das geringste Risiko einzugehen. Shinsō versuchte es positiv zu sehen: so entdeckte er Ecken der Stadt, die ihm bislang unbekannt waren. Wenn er sich die Gegen genauer ansah, wusste er auch warum.
 

„Bedankt euch bei ihr, sie hat's vorgeschlagen“, Shigaraki deutete auf das Mädchen, was in dieser Nacht auch dabei gewesen war. Sie lächelte ein wenig und zwirbelte sich eine Haarsträhne zwischen den Fingern.
 

„Ich hatte noch gar keine Gelegenheit mich vorzustellen“, sagte sie und ihre Stimme kam Shinsō irgendwie vertraut vor. Er durchforstete seine Erinnerungen. Nein, er war sich sicher, dass sie beim letzten Mal nicht viel gesagt hatte. Woher-
 

„Ich bin Hagakure Tōru und ich“, sie trug noch immer ihr Lächeln auf den Lippen, als sie verschwand, „kann mich sichtbar machen, wenn ich will. Meistens bin ich aber unsichtbar.“
 

Shinsō starrte wie gebannt auf den Haufen Kleidung, der nun ohne Körper in der Luft stand. Er war froh, dass alle Blicke auf Hagarkure gerichtet waren, sonst hätte seine Fassungslosigkeit ihn jetzt verraten.
 

Es war sie.
 

Er stellte sich nicht die Frage nach dem Warum. Er hatte es aus offensichtlichen Gründen nicht bemerkt. Niemand hatte das. Woher auch? Sie fiel nicht auf. Natürlich nicht.
 

Shigaraki erklärte allen, wer sie war und was sie für sie bislang getan hatte. Sie hatte das geheime Trainingscamp verraten und auch sie erwähnte ganz beiläufig, dass sie Tomura auch gesagt hatte, dass sie mit ihren Freunden shoppen gegangen war. Eine perfekt aufgestellte Falle, die nur dank Uraraka nicht zugeschnappt war, wie Tomura es sich vorgestellt hatte.
 

Shinsō hörte die Worte zwar - jedes einzelne - doch er war gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt.
 

Hagakure wurde vor seinen Augen wieder sichtbar und warf ihn einem Blick zu. Oh, er verstand ganz genau.
 

XII.

Sie sprach kein einziges Wort mit ihm. Stattdessen drückte sie ihm nur einen Zettel in die Hand.
 

»Passt auf, Shinsō-kun. Du bist auf sehr dünnem Eis. Du solltest dich mehr anstrengen, sonst bist du der nächste, der ins Gras beißen wird.«

BakuDad: Rising

Katsuki hatte gedacht, dass seine schwierigsten Kämpfe und seine schlimmsten Gegner schon längst hinter ihm lagen. Und – wenn nicht – dass er zumindest mehr als gut auf sie vorbereitet sein würde, mit all der Erfahrung die er in den Jahren als Profiheld gesammelt hatte.
 

Katsuki hatte sich maßlos über- und seine Gegner unterschätzt. Sehr sogar.
 

„Jetzt bleib liegen, verdammt!“, fluchte er leise und versuchte die frische Windel, die er seiner Tochter gerade machen wollte, zuzumachen. Natürlich blieb die Kleine nicht ruhig liegen, sie fand es unglaublich witzig sich von einer Seite auf die andere zu drehen und jedes Mal lachte sie wie blöd, wenn Katsuki sie zurück auf den Rücken drehte.
 

„Katsuki? Kannst du sie eben wickeln?“rief Ochaco aus der Küche. Sie war gerade dabei Gemüse für das Abendessen zu schneiden, während sich die kleine Misaki am Hosenbein ihrer Mutter hochzog.
 

„Hat sie denn die Hose voll?“, kam die Gegenfrage aus dem Wohnzimmer, die Ochaco mit den Augen rollen ließ.
 

„Wenn du nicht stillhältst, ziehe ich dich ohne Windel an.“

Seine Tochter strahlte über beide Ohren und krabbelt munter auf dem Wickeltisch herum. Katsuki seufzte.

Das war leichter, als sie noch nicht so agil war.
 

„Brauchst du Hilfe, Katsuki?“ Er hörte Ochacos gedämpfte Stimme durch die geschlossene Badezimmertür und er knirschte unweigerlich mit den Zähnen.

„Nein! Warum sollte ich beim Wickeln Hilfe brauche, Ochaco? Ich mach das nicht zum ersten Mal!“ Katsuki hätte schwören können, dass er Ochaco hatte leise Kichern hören.

„Na gut. Abendessen ist fertig. Kommt runter, wenn ihr fertig seid.“
 

Katsuki wartete, bis er sich sicher war, dass Ochaco nicht mehr in der Nähe war. Dann wandte er sich seiner kleinen Tochter zu, die auf dem Wickeltisch saß und ihn aus großen Augen heraus ansah. Die hatte sie eindeutig von ihrer Mutter...
 

„Na gut“, brummte Katsuki und ein Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel, „Schluss mit Lustig.“
 

Es war ein kurzer, aber dafür harter Kampf, der damit endete, das die kleine Misaki aus Protest anfing zu weinen. Katsuki hatte seine liebe Mühe die kleine zu beruhigen und ihr die Windel rumzumachen. Dieser Sieg ging an Katsuki.
 

Er hatte noch keine Ahnung, dass er in Zukunft noch viele solcher Kämpfe ausfechten würde.

Noch weniger war er sich darüber im Klaren, dass er nicht jedes Mal als Sieger aus diesen hervorgehen würde.
 


 

* * *
 

Es war laut. Und voll. Und laut. Viel zu laut, selbst für Katsuki. Eigentlich war es Lautstärke gewohnt, die Explosionen seiner Fähigkeit und die meisten Schurkenkämpfe waren nicht leise. Aber dieses Kindergeschreie war selbst für seine Ohren zu viel. Seiner Tochter schien das ganze Szenario hier auch zu viel zu sein, denn sie wollte partout nicht von seinem Arm runter, klammerte sie an ihn und hatte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben.
 

„Kacchan! Uraraka!“ Izuku kam freudestrahlend auf sie zu, nachdem sein Blick auf sie gefallen war. „Du sollt mich nicht mehr so nennen, Idiot!“, knurrte Katsuki ihn an, während Izuku nur beschämt lachte: „Angewohnheit.“

„Wir sind spät, entschuldige bitte Midoriya.“

„Macht nichts. Ich freu' mich, dass ihr kommen konntet.“ Izuki musterte die kleine Misaki, die einen scheuen Blick riskierte hatte. „Misaki-chan, du bist aber groß geworden“, staunte Izuku, bevor er die drei Gäste durch das volle Wohnzimmer lotste.
 

„Gott, Izuku! Wie viele Kinder hat dein Sohn eingeladen?“
 

Wenn Misaki ihren vierten Geburtstag feiert, dann würde Katsuki alles daran setzen, dass sie nicht den halben Kindergarten - inklusive Nachbarschaft – einlädt.
 

„Na ja, es ist ein bisschen ausgeufert...“

„Ein bisschen.“
 

Izuku erklärte, dass sein Sohn ganz offenbar noch weitere Einladungskarten gebastelt und diese dann sowohl im Kindergarten, als auch in der gesamten Nachbarschaft verteilt hatte. Natürlich waren alle gekommen und als die eigentlich ungeladenen Gäste vorhin vor ihrer Haustür standen, konnten sie diese nicht einfach wieder nach Hause schicken. Sie hatten immerhin auch Geschenke gekauft. Auf der Terrasse blieben sie stehen, während Izuku im Garten nach seinem Sohn Ausschau hielt.
 

„Yoshi!“
 

Ein blonder Junge, mit strubbeligen blonden Haaren sah von der Kinderrutsche auf, grinste dann breit und kam schnurstracks auf sie zugelaufen, nachdem er heruntergerutscht war.
 

„Onkel Kacchan!“

Katsuki warf Izuku prompt einen finsteren Blick zu. Ochaco lächelte und kniete sich zu dem kleinen Jungen herunter. Er war Izuku wie aus dem Gesicht geschnitzt; er hatte die gleichen, großen grünen Augen und die vielen Sommersprossen, sowie das wilde, krause Haar. Nur die Haarfarbe, die hatte er von seiner Mutter. Und seinen Namen...
 

„Alles Gute zum Geburtstag, Yoshi-chan.“ Lächelnd überreichte Ochaco ihm ein, in buntes Papier eingewickeltes, Geschenk. Strahlend nahm Yoshinori das Päckchen entgegen, packte es aber nicht aus. Stattdessen schaute er hoch zu Misaki, die sich mittlerweile aus der schützenden Deckung, die es auf Papas Arm gab, getraut hatte und jetzt aufmerksam auf Yoshinori herab schaute.

„Mi-chan! Komm, wir spielen.“

Das kleine Mädchen nickte stumm und Katsuki setzte sie ab.

„Yuzuru ist auch da!“ Yoshinori deutete auf einen Sandkasten in der Ecke des Gartens, wo ein Haufen Kinder drin saß. Auch ein Junge, mit pechschwarzen Haaren. Der kleine Yoshi drückte seinem Vater das unausgepackte Geschenk in die Arme, nahm Misaki bei der Hand und marschierte mit ihr geradewegs zum Sandkasten.
 

„Ich habe Shōto und Momo noch gar nicht gesehen“, sagte Ochaco verblüfft, als sie sich mit Katsuki und Izuku auf ein paar Gartenstühle setzte. Drinnen war es einfach viel zu voll und die meisten der Gäste kannten sie ohnehin nicht.

„Die sind in der Küche und helfen Himiko und meiner Mutter. Die Kinder wollen später auch was essen. Und die anderen vierzig Gäste auch...“

Während sich Ochaco und Izuku munter plappernd unterhielten, hatte Katsuki ein Auge auf seine Tochter, die zusammen mit Yoshinori und Yaoyorozu Shūya gerade eine Sandburg baute. Als ein fremdes Kind ankam und die Sandburg kaputt machte, war das Geplärre groß. Bevor der Streit eskalieren und auch nur eines der Kinder möglicherweise seine Fähigkeit einsetzen konnte, schritt Izuku ein und beendete das Ganze. Entnervt kam er zurück.
 

„Anstrengend, huh.“

„Hmh. Ich muss aufpassen, dass die Kinder den Garten nicht in Schutt und Asche verwandeln. Die meisten können ihre Kraft noch nicht kontrollieren. Wir haben's zwar verboten, aber du weißt, wie Kinder sind.“
 

Katsuki grummelte.

„Unberechenbar.“

Ochaco stieß ihn in die Seite, was Katsuki nur genervt mit der Zunge schnalzten ließ.

„Sie sind nicht nur unberechenbar“, sagte sie und erhob sich, um sich und den zwei anderen etwas zum Trinken zu holen. Und um noch ein Stück Geburtstagstorte zu ergattern.

„Hat sich schon ihre Fähigkeit gezeigt?“

Katsuki schüttelte den Kopf.

„Oh...“

„Sie wird erst drei. Ich hoffe nur nicht, dass sie Ochacos Kraft bekommt.“

„Huh?! Aber sie ist doch eine starke Hel-“

„Sie hat mir erzählt, wie das damals bei ihr war. Ich kann darauf verzichten, dass Misaki drei Tage durch unser Haus schwebt, weil sie nicht weiß, wie sie's rückgängig machen kann.“

„Oh, verstehe.“
 

Die zwei Väter beobachteten das Kindergetümmel und als Ochaco mit einem Tablett voller Getränke und Kuchen zurückkam, hatte sie auch Momo, Shōto und Toga Himiko im Schlepptau. Am hölzernen Gartentisch wurde es schlagartig voll. Die Gespräche waren heiter und drehten sich zum Glück nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Arbeit: um die Schurken, die sie erst gestern hinter Gittern gebracht hatten. Um die Schurken, die sie vor Jahren besiegt hatten, deren Kämpfe aber so frisch in ihren Erinnerungen brannten, als wären sie erst gestern passiert. Mittlerweile konnten sie sogar über den finstersten Tag in der Heldengeschichte schmunzeln.

Ochaco konnte Katsuki sogar dazu überreden, ein Stück von dem viel zu süßen Geburtstagskuchen zu essen und es dauerte nicht lange, da kamen Misaki, Shūya und das Geburtstagskind zum Elterntisch gelaufen und wollten ebenfalls Kuchen essen.
 

Katsuki halbierte den Kuchen seiner Tochter und während sie schmollte, weil sie kein ganzes Stück essen durfte (wegen dem ganzen Zucker), teilten die zwei Jungs ihren Kuchen mit ihr. Bevor Katsuki etwas sagen konnte, fing Ochaco an den Arm von Katsuki liebevoll zu tätscheln.

„Lass sie doch. Es ist eine Ausnahme.“
 

Katsuki fragte sich, wie viele Ausnahmen auf diese eine Ausnahme folgen würde. Die Antwort war einfach: eine menge.

Aber als er in das glückliche und sahneverschmierte Gesicht seiner Tochter schaute, dachte er für sich, dass Ausnahmen zwischendurch schon in Ordnung waren.
 


 

* * *
 

Katsuki dachte, das Thema Heirat würde niemals zur Debatte stehen. Keiner von ihnen hatte es jemals angesprochen und er hatte gedacht, das würde immer so bleiben. Er hatte falsch gedacht.
 

Vielleicht sollten wir auch heiraten, hatte Ochaco gesagt, als sie sich zu ihm ins Bett gelegt hatte. Katsuki hatte nur die Augenbrauen zusammen gezogen. Er wusste genau, woher sie diese Idee hatte – Momo und Shōto hatten ihren Hochzeitstag gehabt. Die zwei mussten diesen Tag selbstverständlich mit all ihren Freunden teilen.
 

„Heiraten, huh?“

„Wir müssen nicht. Ich dachte nur... Na, ist auch egal.“
 

Ochaco lächelte, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und schmiegte sich an seine Brust. Dann wünschte sie ihm eine gute Nacht. Gute Nacht am Arsch! Wie sollte er mit so einem Gedanken bitte in Ruhe schlafen? Katsuki tat in dieser Nacht kaum ein Auge zu, sein Herz, was wild in seiner Brust schlug und die Vorstellung von Ochaco in einem schneeweißen Hochzeitskleid hielten ihn von einem erholsamen Schlaf ab.
 

Es war mitten in der Nacht, als er Ochaco aufweckte. Vollkommen schlaftrunken blinzelte sie in Richtung seines Gesichts.

„Katsuki...? Was ist?“

„Von mir aus können wir heiraten.“
 

Mehr als diesen einen Satz gab es als Antrag von Katsuki aus nicht. Ochaco brauchte nicht mehr.
 

Diese Nachricht schlug bei all ihren Freunden ein, wie eine Bombe.

Als hätte Bakugou mir eine seiner Explosionen ins Gesicht geknallt, hatte Kaminari es bildlich und treffend ausgedrückt und dafür tatsächlich eine explosive Schelle von Katsuki kassiert.

Die Freude ihrer Familien war kaum in Worte zu fassen. Ochacos Eltern waren vollkommen aus dem Häuschen und Katsukis Mutter hatte sogar vor Freude geweint.

Ich hätte nie gedacht, dass es jemand mit Katsuki freiwillig für immer und ewig aushalten will, sagte sie unter Tränen und zerquetschte Ochaco fast, so herzlich umarmte sie sie. Katsuki hatte nur geschnaubt. Er erinnerte sich noch gut an den Tag, als er Ochaco seinen Eltern vorgestellt hatte. Seine Mutter hatte das erst für einen Witz gehalten. Sie hatte Ochaco oft dafür gedankt, dass sie ihren Sohn so sehr liebte und Katsuki regelmäßig geschrieben, dass er gut auf sie aufpassen sollte – ein solches Mädchen würde er nie wieder bekommen.
 

Misaki hatte die Neuigkeit mit einem Kopfnicken abgetan. Sie war noch zu jung um zu verstehen, was genau eine Hochzeit war und was das bedeutete. Sie freute sich für ihre Mutter, weil sie wusste, dass sie ein super hübsches Kleid tragen durfte. Sogleich ging das Gefrage los, warum man nur an so einem Tag ein solch tolles Kleid tragen durfte und warum nur Mama eins tragen würde und nicht Papa.
 

Die Hochzeitsvorbereitungen waren stressig ohne Ende. Sie mussten Misaki jeden Tag in den Kindergarten bringen, zur Arbeit gehen und Schurken vermöbeln, Misaki von dem Kindergarten abholen, den Haushalt schmeißen... Das hatten Katsuki und Ochaco vorher auch gemacht, aber sie hatten nebenbei nicht noch eine Hochzeit auf die Beine gestellt. Sieben Wochen vor dem großen Tag bat Ochaco dann ihre Eltern und Schwiegereltern um Hilfe. Katsuki hatte vorgeschlagen, die Einladungen nicht per E-Mail zu verschicken, was Ochaco gekonnt überhört hatte.
 

Am Tag der Hochzeit fing alles normal an. Katsuki machte sich zurecht und fand, dass er in dem Anzug unglaublich komisch aussah. Zumal seine Mutter gar nicht mehr aufhören wollte zu weinen, als sie ihren erwachsenen Sohn so sah. Und auch Izuku schien kurz vorm Heulen.
 

Katsuki selbst stand kurz davor, sich vor Nervosität zu übergeben.
 

„Trink was. Das beruhigt die Nerven“, sagte Izuku und hielt ihm ein Glas Sekt hin.

„Bist du blöd? Ich gehe doch nicht betrunken zu meiner Hochzeit!“, knurrte Katsuki.

„Glaube mir, Kacchan. Das wirst du brauchen.“
 

Katsuki nahm das Glas und als er es an seine Lippen setzte, explodierte es in seiner Hand.

Fuck!“, fluchte er und Izuku hauchte ein Oh je. Kirishima und Denki, die just in diesen Augenblick ihre Köpfe in das Zimmer steckten, mussten sich ein Lachen verkneifen.
 

„He, Bakugou. Explodierst du etwa vor Freude?“ Denki lachte, Izuku prustete in sein Glas Sekt und Kirishima war clever genug, einen Sicherheitsstand einzuhalten, als Katsuki sich auf Denki stürzte.
 

Jede Sekunde, die Katsuki am Altar auf Ochaco wartete, war eine endlos lange Qual. Das letzte Mal, dass er so aufgeregt war, war, als Ochaco im Kreißsaal lag und ihre Tochter zur Welt brachte. Als sie dann endlich, endlich kam und Kastuki sie in ihrem weißen Hochzeitskleid sah, war ihm, als hätte jemand die Welt für wenige Augenblicke angehalten.

An die eigentliche Trauung erinnerte er sich nicht mehr so recht. Er wusste nur noch, dass er sich schwer konzentriert hatte, als er Ochaco den Ring ansteckte. Seine Hände waren total verschwitzt und er hatte die Befürchtung, ihr versehentlich die Hand wegzusprengen, wenn er nicht aufpasste.
 

Die Feier nach der Trauung war ein aufgeregtes Durcheinander. Es wurde viel und ausgiebig gegessen, geplaudert und gratuliert. Das Hochzeitspaar wurde für eine halbe Stunde entführt, um abgelichtet zu werden und diesen Tag auf ewig festzuhalten. Die Tanzfläche wartete darauf, eröffnete zu werden; dies übernahmen Ochaco und ihr Vater. Bei aller Liebe, Katsuki würde niemals tanzen – was für Ochaco kein Problem war.

Der Brautstrauß wurde von Kirishima gefangen, was nicht nur alle um ihn herum, sondern auch ihn selber überraschte. Die anwesenden Kinder – vier an der Zahl – feierten ihre eigene kleine Hochzeit, bis sie vollkommen platt in der Ecke dösten und von ihren Großeltern nach Hause gebracht wurden, damit die Erwachsen weiter feiern konnten.
 

Kirishima unterbrach das muntere Treiben auf der Tanzfläche, um ein paar nette Spiele anzumoderieren. Nett waren sie nur für die Gäste, für Katsuki waren sie eine Tortur. So wurde zum Beispiel nicht die Braut entführt, sondern einfach Katsuki. Himiko war in dieser Sache die treibende Kraft, um der alten Zeiten Willen, wie sie es ausgedrückt hatte. Diesen Fingerzeig versanden sie alle und Katsuki fragte sich, wann dieses Ereignis eigentlich zu einem Gag geworden war.

Am Ende ergriff Izuku das Mikrofon und hielt eine Rede, die nicht nur bei Ochaco die Dämme brechen ließ. Katsuki blinzelte ein paar Mal, bevor er Izuku Schläge androhte, weil er seine Frau zum Weinen gebracht hatte und Ochaco versicherte Katsuki ganze zwanzig Minuten lang, dass es nur Freudentränen waren.
 

Es war ein großartiger Tag gewesen, der sofort auf Platz Zwei von Katsukis unbewusster Liste der besten Tage seines Lebens rutschte.
 

„Katsuki... Ich kann nicht laufen...“ Ochaco lehnte sich an ihren Ehemann, als dieser die Haustür aufschloss. Sie hatte ihre Schuhe in der Hand, die sie den ganzen Tag getragen hatte. Natürlich hatte sie keine Ersatzschuhe mitgehabt und so musste Katsuki sie in das Haus und hinauf ins Schlafzimmer tragen. Ochaco giggelte, weil sie es nicht fassen konnte, dass Katsuki sie über die Schwelle getragen hatte. Katsuki warf sie achtlos aufs Bett, weil sie ihn damit aufzog. Fix und fertig fielen sie ins Bett.
 

„Katsuki“, flüsterte Ochaco, als Katsuki dabei war auf diese Hochzeit auch eine angemessene Hochzeitsnacht folgen zu lassen. „Katsuki, ich bin schwanger.“
 

Katsuki stoppte augenblicklich in seinem Tun.
 

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ihr verhalten die letzten Wochen war verdächtig gewesen, aber Katsuki hatte das alles mit der Hochzeit assoziiert; dass sie im Badezimmer immer so lange gebraucht hatte – er hatte gedacht, sie probierte Make-Up für die Hochzeit aus. Dass sie nicht mehr so viel gegessen hatte, wie sonst auch – er dachte, das läge daran, weil sie vor der Hochzeit nicht mehr zunehmen wollte. Dass sie aus jeder Mücke einen Elefanten gemacht hat – daran war der Hochzeitstress schuld. Und dass sie heute Abend keinen einzigen Tropfen Alkohol angerührt hatte.
 

Ochaco brauchte kein Licht um zu wissen, dass sich auf dem Gesicht ihres Ehemannes gerade ein Lächeln abzeichnete, so sanft, wie nur sie es zu sehen bekam.
 

„Das hält mich trotzdem nicht auf“, raunte er und behielt damit Recht. Die Müdigkeit siegte letztlich über die beiden und die eigentliche Hochzeitsnacht wurde am Morgen nachgeholt.
 


 

* * *
 

„Papa! Papa, guck mal!“

Katsuki blieb wie angewurzelt stehen, als er am Zimmer seiner Tochter vorbeilief. Sie saß in der Mitte des Raumes, umgeben von lauter Spielsachen und Schweißperlen, die um sie herum schwebten. Misaki hatte die Arme ausgestreckten und die sie Tropfen sanft auf und ab schweben. Sie grinste, wie ein Honigkuchenpferd. Katsuki entgleisten für einen Moment die Gesichtszüge.
 

„Schau mal, was ich kann! BOOM!“ Sie schnipste mit den Fingern und die vielen kleinen Schweißperlen explodierten. Mehr oder weniger, eigentlich wurden verpufften sie eher. Etwas, worüber Katsuki sehr dankbar war – wenn sie ihr Zimmer in die Luft jagte, wäre das sehr unschön geworden. Sie hatten die passende Versicherung noch nicht.
 

„Das ist echt cool“, sagte er, stieg über die unzähligen Spielsachen hinweg und hockte sich neben sie. „Zeig mir das noch mal.“

Misaki grinste, dann zog sie die Brauen zusammen, was sie verdächtig nach ihrem Vater aussehen ließ. Dieser sah aufmerksam zu, als kleine Schweißtropfen von ihren Armen abhoben, einen Moment schwebten und dann in kleine Funken aufgingen. Katsuki lächelte seine Tochter an, wuschelte ihr einmal durch die Haare und hob sie dann auf seine Arme.
 

„Das zeigen wir Mama.“
 


 

* * *
 

Es war mitten in der Nacht, als ihn das Kindergeschreie aus dem Bett holte. Katsuki tastete nach dem Schalter vom Nachtlicht, knipste es an und stand zerknautscht auf. Er schaute erst gar nicht auf die Uhr.
 

„Hast du schon wieder Hunger...“ Er gähnte und hob das kleine Baby aus der Wiege. Es vergingen nur wenige Augenblicke, da fing das zweite Baby auch zu schluchzen an. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass sie Zwillinge bekommen würden.
 

„Weckt eure Mutter nicht, sie muss morgen arbeiten“, flüsterte er und versuchte sich mit den Zwillingen auf dem Arm aus dem Schlafzimmer zu schleichen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man mit zwei Babys auf dem Arm noch die Türklinke herunterdrücken musste.

Vorsichtig tapste er im Dunkeln ins Wohnzimmer und legte die zwei Kinder auf den flauschigen Teppich neben dem Sofa ab. Dann machte er sich daran für zwei hungrige Mäuler das Fläschchen zu machen.
 

Dumm nur, dass es den zwei Damen nicht schnell genug ging, denn sie fingen im Chor zu weinen an. Zum Glück hatte das in der Thermoskanne abgekochte Wasser die richtige Trinktemperatur und die zwei konnten sofort loslegen. Nachdem die Fläschchen gierig geleert wurden, nahm Katsuki die Ältere auf den Arm, legte sie sich an die Schulter und fing an, ihr behutsam auf den Rücken zu klopfen, während er im Wohnzimmer ein wenig auf und ablief, um sich selbst wach zu halten.
 

Er blieb stehen, als er Ochaco bemerkte, die am Türrahmen gelehnt stand und ihn mit verschränkten Armen einfach nur anlächelte.

„Was machst du? Morgen ist dein Arbeitstag, geh zurück ins Bett“, sagte er und machte sich wieder daran, Riruka ein Bäuerchen zu entlocken. Es war relativ einfach, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, als sie nur Misaki hatten. Jetzt hatten sie auf einen Schlag direkt zwei Kinder mehr und dies verlangte Kompromisse. Momentan war der wohl beste Kompromiss, dass sie sich mit den Arbeitstagen abwechselten. Soweit klappte es ganz gut.
 

„Ich weiß...“ Ochaco lächelte bedröppelt und nahm Hitagi hoch.
 

Die zwei machten ihr Bäuerchen und kündigten damit einen bauchwehfreien Schlaf an. Katsuki scheuchte Ochaco zurück ins Bett, jedoch nicht ohne vorher halbherzig mit ihr geschimpft zu haben.
 


 

* * *
 

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie schon in die Schule kommt.“

„Hmh. Sechs Jahre gehen schnell um.“
 

Katsuki fühlte sich schlagartig alt.
 

„Und die Zwillinge gehen auch schon in den Kindergarten.“
 

Katsuki alterte spontan noch mal um ein paar Jahre.
 

„Sieh's positiv, Katsuki: so kannst du wieder mehr arbeiten und muss nicht ständig Deku oder Kirishima anrufen, dass sie mit dir trainieren, weil du nicht ausgelastet bist.“
 

Als würden drei Kinder nicht ausreichen, um ihn auszulasten...
 

Misaki war ganz aufgeregt, dass sie jetzt endlich in die Schule kam. Sie redete von nichts anderem mehr und schmiss ihre Eltern viel zu früh aus dem Bett. Wir wollen doch nicht zu spät kommen!, hatte sie gerufen und stolz verkündet, dass sie auch schon Frühstück gemacht hatte. Es gab Cornflakes. Während Katsuki mit Misaki zusammen das Frühstück aufpeppte, zog Ochaco die Zwillinge kindergartentauglich an.
 

Am Frühstückstisch herrschte keine Sekunde lang stille. Entweder plapperte Misaki total aufgeregt davon, wie super cool die Schule werden würde und wie super cool die anderen Kinder und ihre Fähigkeiten wohl sein würden. Es war alles super cool. Im Auto wurde Katsuki von seiner ältesten ausgequetscht, wie seine Schulzeit so war, wie seine Klassenkameraden so waren, wie die Lehrer so waren und was er alles lernte. Katsuki rauchte der Kopf. Er hätte doch die Zwillinge in den Kindergarten und das hier Ochaco überlassen sollen.
 

An der Schule angekommen, wurden sie schon sehnsüchtig von Momo, Shōto und ihrem Sohn erwartet.

„Hey.“ Ein kurzes Winken zur Begrüßung seitens Katsuki, ein Kopfnicken von seinen ehemaligen Klassenkameraden. Misaki unterhielt sich aufgeregt mit Shūya, der selbst nicht viel zu sagen hatte und nur zwischendurch zustimmend nickte. Die Eröffnungszeremonie fing an und die drei überließen ihren Kindern den Lehrkräften.
 

„Also wollte Shūya nicht auf eine andere Schule?“, hakte Katsuki nach, als sie noch ein wenig auf dem Parkplatz standen. Momo schüttelte den Kopf.

„Er wollte unbedingt auf die gleiche Schule, wie Misaki“, fügte Shōto hinzu.

„Sie kennen sich ja auch schon aus dem Kindergarten. Wir haben zwar versucht ihn zu überzeugen, dass er auch auf eine andere Grundschule gehen kann, aber er wollte nicht.“ Momo schaute zu Boden. Shōto seufzte.

„Er hat gesagt, er würde trotzdem gehen. Dass er sich heimlich in das Klassenzimmer schleichen könnte.“

„Na ja. Vielleicht ist er einfach etwas zurückhaltender.“ Katsuki zuckte kaum merklich mit den Schultern. Er wusste, dass Momo und Shōto ihren Sohn eigentlich auf eine andere Grundschule schicken wollten, aber der Junge hatte jedes Mal ein kleines Theater gemacht, weil er nicht wollte. Offenbar hatte sie beiden nachgegeben.
 

Verständlich. Soweit, was Katsuki mitbekommen hatte und was Ochaco ihm immer erzählte, und nach dem zu urteilen, wie er Shūya erlebt hatte, war er ein recht verhaltender Junge. Ruhig und mehr für sich. Katsuki wollte den beiden nicht sagen, dass sie ihn vielleicht zu sehr verhätschelten, weil das ein Vorwurf war, der ihn erstens: nichts anging und zweitens: ihn selbst mal auf die Palme gebracht hatte, als irgendeine Mutter aus dem Kindergarten das zu ihm gesagt hatte.
 

„Tja, ich denke,“ sagte Katsuki und öffnete die Fahrertür seines Wagens, „dann werden die zwei wohl öfters zusammen rumhängen, wenn sie ihre Hausaufgaben machen oder lernen.“

„Wir wechseln uns ab“, sagte Momo hastig. Katsuki schenkte ihr nur ein Kopfnicken und stieg ein.
 


 

* * *
 

„Jetzt zieh deinen Schuh an, Riruka!“

„Nein!“
 

Riruka, drei Jahre und zwei Monate alt, kickte den Schuh von ihrem Fuß und traf das stoppelige Kinn ihres Vaters. Zähneknirschend rieb sich Katsuki sein bärtiges Kinn und las den Schuh vom Boden auf.
 

„Anziehn!“, sagte er in einem strengen Befehlston, doch seine Tochter verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
 

„Ich kann das nicht.“

„Doch, kannst du. Das schaffst du im Kindergarten auch.“

„Wir sind aber nicht im Kindergarten.“
 

Katsuki knurrte. Er hasste dieses trotzige Verhalten. Bei Misaki hatte es sich zum Glück in Grenzen gehalten, aber die Zwillinge – besonders Riruka – drehten total auf. Hitagi hatte ihre Schuhe schon seit einer ganzen Weile an den Füßen und verfolgte den Machtkampf zwischen ihrem Vater und ihrer Schwester aufmerksam.
 

„Du gehst ohne Schuhe in den Kindergarten, Riruka.“

„Ich habe da Gummistiefel.“
 

Katsuki atmete tief durch und kratzte sich am Kinn. Er musste sich heute Abend unbedingt rasieren. Ochaco fand diesen Dreitagebart zwar total männlich, aber Katsuki hatte ihn nur, weil er tatsächlich keine Zeit gehabt hatte, sich zu rasieren. Er sah total bescheuert aus.
 

Katsuki drückte Riruka den Schuh in die Hand.
 

„Einen mach ich, den anderen du. Deal?“
 

Katsuki hielt ihr seine Hand zum Einschlagen hin, Riruka beäugte die große Hand ihres Vaters misstrauisch. Dann schaute sie zu dem Schuh in ihrer Hand und dem anderen Schuh in Katsukis Hand. Sie nickte.
 

„Deal.“ Riruka schlug ein und als sie die Hand ihres Vaters berührte, verlor er langsam den Boden unter seinen Füßen.

„Was zum-?“ Während Katsuki an die Dielendecke schwebte, schauten seine Töchter ihn mit großen Augen an.

„Papa kann fliegen“, hauchte Hitagi und Riruka tauchte in ihr Staunen mit ein.
 

Großartig.
 

Katsuki lernte an diesem Tag zwei Dinge. Erstens: Er machte für seine Töchter eindeutig zu viele Ausnahmen und gab zu schnell nach. Zweitens: es war unglaublich schwer nach einem schwerelosen Telefon zu greifen, wenn man selbst schwerelos war.

Das Telefonat mit Ochaco dauerte länger, als Katsuki geplant hatte, was daran lag, dass sie zwischendurch lachte. Wahrscheinlich, weil sie sich vorstellte, wie ihr Ehemann durch das Haus schwebte. Das Telefonat mit seinem Chef war ähnlich, aber weitaus peinlicher.

Katsuki grabbelte nach der Deckenlampe und hielt sich an dieser fest, um nicht noch versehentlich aus dem Fenster oder der Haustür zu fliegen, während er den Zwillingen in einem sehr starken Tonfall verklickerte, dass sie ja die Hände bei sich behalten sollten.
 

Als Ochaco auf dem schnellsten Weg von der Arbeit nach Hause gekommen war und das Chaos sah, stockte ihr der Atem. Ihre Töchter hatten den halben Hausbestand in die Schwerelosigkeit befördert.
 

„Wehe du lachst.“
 

Ihr Blick huschte zu Katsuki, der noch immer an der Decke entlang schwebte, bemüht, nicht gegen irgendetwas zu stoßen.
 

Natürlich musste Ochaco lachen.
 


 

* * *
 

Die Familienplanung war für Katsuki und Ochaco nach den Zwillingen abgeschlossen gewesen. Sie waren sich darüber einig, dass Riruka und Hitagi Arbeit für mindestens drei weitere Kinder waren, Enkelkinder mit einbegriffen. Sie hatten sich sehr auf den Tag gefreut, an dem auch die Zwillinge endlich in die Schule gehen würden. Ochaco und Katsuki hatten schon vor langer Zeit den Spagat zwischen Familien und Schurken vermöbeln und Menschen retten geschafft, aber der Morgen und der Abend waren im Hause Bakugou immer sehr hektisch. Sie dachten, es würde bald mehr Ruhe einkehren.
 

„Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde,“ sagte Misaki, während die Familie gemeinsam am Frühstückstisch saß, „dass ich noch ein Geschwisterchen bekomme, oder dass ihr immer noch Sex habt.“
 

Katsuki verschluckte sich an seinem Kaffee, Ochaco starrte vollkommen schockiert ihre Tochter an und die Zwillinge schauten neugierig in die Runde.
 

„Was ist Sex?“, fragten sie im Chor, doch die Frage wurde von jedem ignoriert.

„Misaki!“, donnerte Ochaco, „sag so ein Wort nicht, wenn die Zwillinge dabei sind!“

„Sag so ein Wort gar nicht!“, sagte Katsuki fassungslos.
 

Katsuki wusste nicht, was er schlimmer fand: dass seine Tochter mit gerade einmal zehn Jahren das Wort 'Sex' kannte oder dass sie dachte, er und Ochaco seien zu alt dafür. So alt waren sie gar nicht. Sie waren noch in ihren guten dreißigern.

Das Gespräch, was sich am Tisch anbahnte, wurde auf Katsuki abgewälzt. Ochaco ging mit den Zwillingen nach oben, um die Betten neu zu beziehen.
 

„Ist alles gut bei dir?“, fragte Katsuki und sah Misaki dabei zu, wie sie lustlos in ihren Pancakes herumstocherte.

„Ja...?“

„Was war das gerade eben?“

„Was war was?“

„Freust du dich nicht?“
 

Misaki schwieg, was Katsuki böses ahnen und sein Herz schwer werden ließ.
 

„Geschwister sind einfach nur nervig.“

„Bei den Zwillingen hast du dich gefreut.“

„Da wusste ich auch noch nicht, wie nervig die sein würden.“
 

Es herrschte einen Moment Totensteille am Tisch, dann sprach Misaki weiter.

„Hitagi spielt ständig in meinem Zimmer, weil Riruka sie ärgert. Ich kann nicht mal Shūya oder Yoshi zum Lernen mitbringen, weil hier nie Ruhe ist.“
 

Katsuki wusste nicht, was er darauf sagen sollte.

Aber er wusste, was zu tun war.
 

Es dauerte ganze vier Monate, bis sie alles organisiert und genehmigt bekommen hatten. Zwei Wochen hatte es in Anspruch genommen, auch die letzte Kiste zu packen. Der Umzug war innerhalb eines Wochenendes über die Bühne gegangen; Ochacos, Rirukas und Hitagis Fähigkeit erwies sich als verdammt nützlich. Ihre Freunde halfen, sofern sie konnten. Momo unterstützte sie mit allerhand Werkzeugen, Shōto und Shūya halfen beim Aufbauen der ganzen Möbel und beim Renovieren. Izuku, Yoshinori, Himiko und Kirishima halfen beim Streichen.
 

Ihr neues Zuhause war riesig. Alle Kinder hatten ihr eigenes Zimmer. Das Haus hatten einen großen Garten, eine riesige Wohnküche, zwei Badezimmer und eine Gästetoilette. Es war genug Platz für einen Sechspersonenhaushalt. Ochaco und Katsuki hatten sich zwar schwer damit getan es bauen zu lassen (ihre Ersparnisse waren fast komplett aufgebraucht), aber die Freude der Kinder war es doppelt wert gewesen.
 

Als die drei Mädchen abends vollkommen platt von der Aufregung und Anstrengung ins Bett gefallen waren, ließ sich auch Katsuki vollkommen erledigt auf die Couch fallen. Es lief nichts Interessantes im TV, aber das störte ihn nicht. Ochaco gestellte sich irgendwann zu ihm und lehnte sich an ihn. Wie von selbst legte er einen Arm um sie. Werbung unterbrach die Sendung und Katsuki spürte Ochacos Blick auf sich. Ohne ein Wort zu verlieren, wandte er sich seiner Frau zu, musterte sie einen Augenblick und küsste, wortlos, kommentarlos, aber mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht.
 


 

* * *
 

„Musst du wirklich gehen, Mama?“ Die vier Kinder standen vor der Haustür und sahen aus, wie ein Haufen kleiner Hunde, die man im Regen ausgesetzt hatte. Ochaco lächelte und schulterte ihre Tasche.
 

„Es ist nur für das Wochenende. Sonntagabend bin ich doch wieder da. Papa ist doch auch noch da.“
 

Die Kinder zogen ellenlange Gesichter, eins herzzerreißender, als das andere. Ochaco seufzte kaum hörbar, als Katsuki aus dem Haus trat.
 

„Ich werde gebraucht. Mit meiner Fähigkeit kann ich viel Gutes tun. Je schneller ich bei den Bergungsarbeiten helfe, desto schneller bin ich auch wieder da.“
 

Es tröstete nicht wirklich und der Abschiedskuss machte das alles nicht leichter.
 

„Bis Sonntag“, sagte Kastuki und gab seiner Frau noch einen Kuss.
 

„Pass auf dich auf, Mama“, sagte Hitagi und Misaki hob ihren kleinen Bruder auf den Arm, damit Ochaco sehen konnte, dass er ihr auch winkte.
 

Das würde ein sehr langes Wochenende werden, nicht nur für Ochaco. Katsuki und sie waren es gewohnt, mal über Nacht nicht zu Hause zu sein. Wenn sie gebraucht wurden, standen sie auch mal mitten in der Nacht auf um zu helfen – das Böse schlief nie.

Es war allerdings das erste Mal, dass einer von ihnen für ganze drei Tage nicht im Hause war. Die Kinder waren zwar älter, aber das war keine Garantie dafür, dass es auch leichter war sich um die Kinder zu kümmern. Es war anders. Aber keinesfalls leichter.
 

Die Familie ging erst dann zurück ins Haus, als sie das Auto nicht mehr sehen konnten.
 

Es herrschte eine Stimmung, als sei Ochaco gestorben und nicht einfach nur in irgendeinem Dorf, vier Stunden von hier entfernt, um dort zu helfen, die Schäden von einem schweren Erdbeben zu beseitigen.
 

Die Mädchen gingen schweigend auf ihre Zimmer, während klein Mahiro hinter seinem Vater umhertappte.
 

„Tja. Dann wollen wir mal“, sagte er zu seinem Sohn, hob ihn hoch und setzte ihn in den Kinderstuhl. Katsuki liebte seine Kinder, aber seine Geduld ging gehen Null, wenn sie um ihn herumschwirrten, während er am Herd oder am Grill stand.

Irgendeiner verletzte sich immer. Sei es Katsuki, der beim Gemüseschnippel einen Augenblick unkonzentriert war und sich in den Finger schnitt (einmal hatte er so sehr geblutet, dass Ochaco der festen Überzeugung war, er hätte sich versehentlich die Ader aufgeschlitzt) oder die Kinder verletzten sich (warum heiße Herdplatten auf Kinder so anziehend waren, wusste Katsuki bis heute nicht – und er wollte es auch nicht herausfinde).
 

Katsuki fing an, das Abendessen vorzubereiten, während sein Sohn ihn aus großen Augen heraus beobachtete und zwischendurch ein Stück Gurke zugesteckt bekam.
 

Am Samstagnachmittag knallte es.
 

Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sich fetzten. Katsuki hätte es lieber vermieden, aber die Mädchen hatten angefangen. Um genauer zu sein, war das alles auf Rirukas Mist gewachsen, sie hatte ihre Schwestern einfach mit reingezogen.
 

„Gibst du auf, alter Mann?“, rief sie und sowohl Misaki als auch Hitagi stimmten in ihr Lachen mit ein.

„Nein!“, rief Katsuki zurück und überhörte gekonnt, dass sie ihn alter Mann genannt hatte.

„Tja, dann. Du hast es so gewollt! Auf ihn mit Gebrüll!“
 

Die Mädchen sprangen hinter dem Busch hervor, Katsuki hinter dem Baum. Prompt explodierte eine kleine Wasserbombe vor seiner Nase, die Riruka hatte zu ihm schweben lassen. Katsuki war sich sicher, dass Misaki etwas von ihrem Schweiß mit in das Wasser gemischt hatte, damit die Wasserbomben auch genau zu dem wurden: Bomben.
 

Katsuki wischte sich das Wasser aus den Augen und funkelte seine Kinder an, wie er sonst nur Schurken ansah.

„Na wartet“, knurrte er und ein Grinsen entfaltete sich auf seinem Gesicht.
 

„Du machst uns keine Angst, König Kacchan!“, rief Hitagi und drückte Mahiro ganz doll an sich. „Du bekommst den Prinzen nicht!“

„Das werden wir ja sehen!“
 

Es war ein schrecklicher Kampf um den kleinen Prinzen. Katsuki hatte es geschafft, Misaki niederzustrecken (sie hatte sich völlig dramatisch in das Gras fallen lassen und sie alle hatten aufmerksam ihren letzten Worten gelauscht). Hitagi rannte mit Mahiro (der ein Krönchen auf dem Kopf hatte), zur Unzerstörbaren Festung (die eigentlich ein kleines Zelt war, was die Zwillinge unbedingt aufbauen wollten). Am Ende wurde Katsuki von Riruka tödlich getroffen und ließ sich nicht weniger dramatisch wie Misaki ins das Gras fallen. Seine Mädchen feierten den Sieg über den bösen König Kacchan und Mahiro schmiss sich lachend auf ihn.
 

Ochaco fehlte ihnen allen (Katsuki war nicht dazu gekommen die Wäsche zu bügeln, aber wenigstens hatte er diese grässlichen Farbflecken aus Hitagis Lieblingspullover herausbekommen), aber diese drei Tagen waren auf ihre ganz eigene Art und Weise schön gewesen.
 

Er bedauerte es fast ein wenig, als Ochaco am Sonntag zurückkam und ihre Kinder ihr allesamt um den Hals fielen.
 

Gott sei Dank würden noch viele solcher Wochenenden und Tage kommen. Ihre Kinder würden zwar eines Tages ausziehen, aber der Tag, an dem sie alle vier das Haus verließen, war noch in weiter Ferne. Auch wenn Katsuki es erschrecken fand, dass Misaki demnächst schon auf die Mittelschule gehen würde.
 

Elf Jahre waren rasant schnell vergangen.

Katsuki war sich sicher, dass die nächsten elf Jahre garantiert nicht langsamer vergehen würden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe insgeheim, dass es Canon wird. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Vorläufer zu einem größeren Projekt, an dessen Eskalation Swanlady maßgeblich beteiligt war (u.ú)
Danke dir, für’s mitfluffen und die ein oder andere Szene :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: Swanlady
2017-11-05T20:02:42+00:00 05.11.2017 21:02
OMG! ♥
Es ist sooo toll! Noch toller, als ich es mir vorgestellt habe. Von all den wunderbar süßen, fluffigen und lustigen Szenen weiß ich gar nicht, welche mir am meisten gefallen hat. Ich habe an einigen Stellen herzhaft gelacht und bin immer noch der größte Fan von Bakudad & Uramama *^*
Für solche Dinge bin ich gerne verantwortlich, hrhr. Ich hab mich so gefreut, einige der gemeinsamen Headcanons ausgeschrieben lesen zu dürfen. (Ich glaube, mein kleines Highlight war tatsächlich die Hochzeit und das "Gespräch" darüber ;o;)
Gosh. Right in the feels.
Egal, was du in der Hauptgeschichte anstellst - das kann mir niemand mehr nehmen. Ich klammere mich daran fest!

So. Much. Fluff. Hach. (◕▿◕✿)
Antwort von:  Done
07.11.2017 19:25
DANKESCHÖN ♥

BakuDad und UraMama sind das OTP des Jahres 2017. Würd's Awards geben, würden sie alle bekommen.
Ich finde, das war der "romantischste" Heiratsantrag der Welt. Mehr Romantik gibt es bei Bakugou nicht. Und psssst: Im Grunde, hat ihm Ochako den Antrag gemacht - Katsuki hat nur "OK" gesagt ;D
Klammer dich an diesen OS. Ich bin sicher, du wirst diesen Fluff-Anker brauchen.
Von: Swanlady
2017-10-07T10:22:27+00:00 07.10.2017 12:22
Uuuh, me likes!
Die Hagakure-Theorie kenne ich, aber in Verbindung mit Shinsou-Doppelagent...! Yes. 100% yes. *^* Lass uns zusammen hoffen, dass das Canon wird, denn etwas anderes kann ich mir jetzt kaum mehr vorstellen. Er wäre so ein guter Doppelagent, hnnn. >o<



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