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supernatural to go

- Die etwas andere Stadt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Gabriel / Mad / Grace Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mad / Cill / Grace / Der Engel-Express Komplett anzeigen

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Angestellte wider Willen

Gabriel hatte gefallen daran, wie Luzifer mit seiner neuen Freiheit umging. Er wollte also noch etwas warten mit der Apokalypse, das war doch mal ein schönes Zeichen und wer hätte gedacht, das sich der düstere Erzengel auch noch von einem Jungspund wie Jack bequatschen lassen würde? - Niemand! Nicht mal Gabriel hatte damit gerechnet und das sollte eigentlich schon was heißen. Aber gut, Luzi brauchte für die Lieferservice-Idee eindeutig noch Leute und der Tricksterkönig sah es als seine Pflicht und als sein Vergnügen an sich um diese kleine Angelegenheit zu kümmern. Kurzerhand hatte er da auch schon ein Mischblut im Auge, welches ihn nur als nordischen Gott Loki kannte: Ernork Kian Odinson. Dieser hochgewachsene rothaarige halbe Kobold mochte es allerdings gar nicht so genannt zu werden und verpasste sich dann irgendwann im Laufe der Jahrhunderte den Spitznamen Mad Sweeney. Passte auch ganz gut! Mad Sweeney war allgemein bekannt in der nordischen Götterwelt als jemand der lieber erst mal draufhaute und sich gerne provozieren ließ statt lange Gespräche zu führen. Deswegen fiel es auch so leicht ihn dazu zu bewegen eine Runde Poker zu spielen, nachdem sich Mad Sweeney durch eine von Crowleys Bars geschlagen hatte, welche nun Abriss bereit war.

Die beiden waren gerade richtig schön mit ihren Einsätzen dabei, da wurde doch glatt mal plötzlich die Türe des kleinen Raumes aus den Angeln und an die nächste Wand gesprengt.

„Gabriel!“, rief der Brünette Engel dem großen Bruder mit gezückter Engelsklinge entgegen.

„Gabriel?“, fragte der Halbkobold etwas irritiert, aber dennoch desinteressiert. Mad war es egal, mit wem er gerade pokerte, Hauptsache er würde gewinnen und das war gewiss, solange er seine goldene Glücksmünze behielt. Die Augenbrauen Gabriels gingen nach oben als er das Engelchen sah, welches dann herein kam und ihn direkt mal als Erzengel enttarnte.

„Ja Gabriel. Erzengel Gabriel, falls das hier überhaupt wen interessiert.“ Der nun ehemalige Loki seufzte auf. Wenn er weiterhin mit Luzifer in einem Laden arbeiten würde, würde sowieso die übernatürliche Welt auf kurz oder lang seine richtige Identität erfahren, also warum nun versuchen es zu leugnen?

„Gratia, Schwesterchen, setzt Dich und Spiel mit!“, lud Gabriel direkt mal grinsend den Neuankömmling ein, warum auch nicht? Eine hübsche Hülle hatte sich das Mädchen ja zugelegt und wenn sie drei im Laufe des Abends anfangen würden Strippoker zu spielen, wäre das junge Engelchen hier auf jeden Fall sehenswerter als der Rothaarige!

„Ich? Spielen? Dafür bin ich nicht hier, Gabriel, es ist meine Aufgabe D-“, aber schon konnte sie nur noch ohne Ton weiter sprechen. Der Erzengel hatte ihr doch tatsächlich mit einem Wink seiner Hand die Stimme gestohlen. Ernst sah sie zu Gabriel herab, der nur weiter lächelte und ihr einen Stuhl anbot. Sie setzte sich und wartete ab. Dann tippte der ältere Bruder mit zwei Fingern an ihre Stirn und schon wusste sie wie dieses Spiel funktionieren sollte. Das war auch eindeutig unkomplizierter als Gratia jetzt ein Regelbüchlein in die Hand zu drücken. Es sparte auch Zeit denn der Kobold schien ungeduldig zu sein. Mit einem kleinen Schnipsen durfte Gratia dann auch wieder reden, denn sie sah so aus, als würde sie eine Frage auf dem Herzen haben.

„Ich weiß trotzdem nicht warum ich mitspielen sollte.“, nein, das war ihr immer noch nicht klar. Es war etwas menschliches, sicherlich nett zu lernen, aber sie war deswegen nicht in diesen Raum eingebrochen, also warum sollte sie mitmachen.

„Ganz einfach Grace. Wenn Du gewinnst, dann mache ich alles was Du willst.“, zwinkerte Gabriel der jüngeren zu und hatte ihr nebenbei mal direkt einen einfacheren Namen verpasst. Naja eigentlich war es noch ihr Name, nur in einer anderen Sprache.

„Ach gilt das dann auch für mich?“ grinste Mad neckisch, nachdem er kurzzeitig überlegt hatte einfach aufzustehen und zu gehen. Doch das hier wurde eventuell noch interessant. Ein Gefallen bei Loki abzustauben war schon schwer genug und wenn dieser Hochstabler tatsächlich ein Erzengel war, dann konnte Odin Mad mal so was von am Arsch lecken! Keine nervigen Aufträge mehr vom Nordischen Obermacker, ein Traum der vielleicht wahr werden würde. Was hieß hier vielleicht? Mad hatte seine Glücksmünze fest im Griff, also sollte Gewinnen kein Problem sein!

Gabriel ließ einen Geber erscheinen mit seiner Macht, welcher die Karten verteilte, was Mad zwar nicht so gern sah, weil er dem Hochstabler nicht traute, aber gut, es konnte ja nun losgehen. Während Gabriel immer grinste, Mad immer mürrisch schaute und Grace ein wirkliches Pokerface bewies verstrich die Zeit und es wurde dem Tricksterkönig langsam langweilig. Also wollte er etwas Pepp reinbringen. Die Idee mit dem Strippoker war zwar ganz niedlich gewesen, aber da sein Schwesterchen nicht den Eindruck machte, als würde ihr Nacktheit etwas ausmachen wäre es fast schon wieder langweilig und den Kobold wollte er nicht ohne Kleidung sehen, deswegen schlug er einfach mal vor:

„Wie wäre es mit einem richtig schönen hohen Einsatz?“, fragte er in die Runde und erntete skeptische Blicke.

„Was meinst Du damit?“, wollte Mad wissen, der nichts gutes ahnte und da die Brünette die gleiche Frage hatte, diese aber nun schon gestellt war, sagte sie nichts dazu.

„Naja, etwas persönlich wichtiges...“, trällerte Loki.

„Wie was?“, murrte Mad Sweeney und verengte sein Augen.

„Deine Münze.“, antwortete der Trickster mit weiterhin breitem Grinsen.

Sofort straffte der Kobold seine Muskeln, stand blitzartig auf und griff gekonnt einmal über den Tisch um Loki am Kragen zu packen. „Wie bitte?“, fragte Mad mit Kippe im Mund und pustete den Rauch direkt in das Gesicht seines Gegenüber, der ziemlich unbeeindruckt wirkte und es auch tatsächlich war. Jetzt da alle im Raum wussten, das Loki ein Erzengel war, war es langweilig sich mit dem Kobold messen zu wollen. Also ließ Gabriel den starken raus hängen und es war nicht sonderlich schwer den Griff des Halbgottes zu lösen.

„Beruhige Dich. Jeder soll schließlich einen Hohen Einsatz leisten, nicht nur Du.“, sprach Gabriel ruhig aus und fixierte mit seinen Haselnussbraunen Augen die Grünen des Anderen, der nun ein schmerzendes Handgelenk hinnehmen musste. Mad ließ den Hochstapler notgedrungen los und setzte sich wieder. Mit einer Hand wurde sogleich eine goldene Münze aus der Luft gepflückt und in die Mitte des Tisches gelegt. Es war Mads wichtigster Besitz. Jetzt war er mal gespannt, was die anderen für gleichwertig hielten.

Gabriels Blick ging in die Richtung seiner Schwester, die sich brav raus gehalten hatte. Er sah sie auffordernd an und Grace erwiderte den Blickkontakt, löste diesen allerdings um prüfend auf die Karten in ihrer Hand zu starren. Was sollte sie für einen Einsatz leisten? Sie hatte nicht besonders viele Besitztümer.

„Mein Leben?“, fragte sie und erntete ein Husten von dem Kobold, welcher sich direkt mal an seinem Rauch verschluckte.

„Sind Engel immer so?“, fragte er Gabriel, der nur seufzte und mit den Worten antwortete: „Ja, leider, meistens.“, dann legte der Erzengel eine Hand auf die Schulter seiner kleinen Schwester. „Es soll ein Hoher Einsatz sein, ja, aber Dein Leben ist etwas zu hoch.“, versuchte er es behutsam. Soldaten wie sie waren nun mal eine Nummer für sich. Manchmal durfte man da einfach nicht sarkastisch sein, sondern musste Klartext reden.

Was sollte Grace sonst auf den Tisch legen, was von Wert war für sie? Ihre Flügel konnte sie sich schlecht abschneiden. Ihr Engelschwert wäre eine nette Waffe aber dann haute die Brünette raus: „Meine Gnade.“, womit der Kobold nicht viel anfangen konnte. Skeptisch und fragend sah er deswegen den Hochstapler an.

„Die Macht eines Engels, so was wie seine Seele, in einer Flasche hübsch anzusehen und auf dem Schwarzmarkt sicherlich fast unbezahlbar.“, erklärte der Erzengel einfach mal drauf los. Das war tatsächlich ein hoher Preis. Gabriel war sich nicht sicher ob Gratia wusste was sie da tat. Es könnte ihm eigentlich egal sein, aber wenn sie hier schon hoch pokerten, dann sollten alle Beteiligten auch das ganze Ausmaß kennen.

„Du wirst bei Entnahme menschlich, das weißt Du?“, informierte Gabriel somit alle Anwesenden.

„Nur wenn ich verliere.“, antwortete Gratia überraschender Weise ziemlich trocken und Mad bekam dadurch ein anerkennendes, gemeines Grinsen auf die Lippen. „Wo sie recht hat.“, sagte er noch hinterher ohne groß darüber nachzudenken, das sie wohl tatsächlich menschlich werden würde an diesem Abend. Immerhin würde der Kobold als Sieger hervorgehen! Ihm waren dabei diese geflügelten Ärsche – zu denen Loki wohl auch gehörte – absolut gleichgültig. Es ging hier immerhin um seine Münze.

„Und was ist mit Dir?“, wollten beide dann gleichzeitig wissen, was ziemlich merkwürdig war, weswegen ein kurzer Moment der Stille herrschte, sich Engelchen und Kobold anschauten, es als nichts abtaten und dann auffordernd wieder den Blick auf Gabriel richteten, der auch etwas überrascht aber amüsiert wirkte. Mit einem Fingerschnipp erschienen plötzlich eine Masse an DvDs hinter ihm. Das war mindestens eine ganze Wagenladung! Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, das es sich um eine Pornosammlung handelte.

„Nich. Dein. Ernst.“, Ernork war kurz davor Gabriel in seine dumm grinsende Visage zu schlagen, wobei er sich, mit mehr als hoher Wahrscheinlichkeit, sämtliche Fingerknochen brechen würde. Also ließ er es bei einem beinahe tödlichen Blick. „Was soll ich mit dem Shit?“, fragte er ohne Umschweife. Ja, klar, er war ein Kerl und er stand auf Frauen, das beinhaltete, das man sich auch gerne mal gewisse Rundungen anschaute, aber es war ja schon fast enttäuschend, das Gabriel seine Pornosammlung als seinen wichtigsten Besitz betitelte. Das Zeug wollte Mad Sweeney wirklich nicht haben und wusste tatsächlich nicht, was er damit anfangen sollte. Aus dem Augenwinkel sah er den Skeptischen Blick von der Dame in der Runde, die gar nicht mehr aufhören konnte auf diese DVDs zu schauen. Oh, hatte der Erzengel das brave Mädchen etwa nun geschockt? Das war jetzt gerade wohl das einzig amüsante an der Situation.

„Ich weiß wie die theoretische Fortpflanzung zwischen Menschen funktioniert. Ich brauche dieses Material nicht um mir einen Eindruck davon zu verschaffen.“, ließ Grace stumpf verlauten und lieferte damit nicht nur eine Vorlage um das kleine Engelchen aufzuziehen.

„Theoretisch?“, fragte Mad deswegen nach und schmunzelte, während er einen weiteren Zug an seiner Kippe nahm. Er hatte kein Interesse an dem Engelchen, fand aber die Art wie sie es sagte gerade irgendwie witzig. Doch anscheinend kapierte sie nicht worauf er hinaus wollte, denn ihr Blick ging fragend in die Richtung des Kobolds.

„Ja. Theoretisch.“, bestätigte Grace im Grunde, dass sie keinerlei praktische Erfahrungen in diesen Dingen hatte und sie selbst fand auch nichts Schlimmes daran, noch nie sich solch einer Sünde hingegeben zu haben. Schließlich war sie ein braves kleines Engelchen, ein Soldat des Himmels, ein Krieger des Herrn und so weiter...

Gabriel rollte übertrieben mit den Augen. Engel! Kobolde! Er schnippte die Sammlung wieder weg und knallte dann entnervt seine eigene Erzengelsklinge auf den Tisch. „Zufrieden? Meine Waffe, damit kann man nicht nur normale Engelchen den Gar ausmachen.“, fragte und erklärte er in die Runde und da Grace mit einem knappen „Ja“ antwortete, ließ auch Mad diesen Einsatz einfach mal so stehen.

Die Zeit verging und keiner wollte sich irgendwie auch nur den Hauch einer Blöße geben. Immerhin ging es jetzt tatsächlich um wichtige Dinge. Schlussendlich sollten die Karten auf den Tisch gelegt werden und man hörte nur noch von Mad Sweeney ein lautes „FUCK!“, als er erkannte, das er verloren hatte. Dem weiblichen Engel erging es genauso. Breit grinsend schnappte sich Gabriel im Schutze des Schocks seine Klinge um zumindest diese wieder bei sich zu haben. Dann wollte er nach der Münze greifen, was der Kobold allerdings verhindern wollte. Angepisst hatte er Rothaarige die Hand des Erzengels ergriffen. Kampflos wollte Mad sein Goldstück nicht preisgeben.

„Du hast sie freiwillig in die Mitte gelegt und fair verloren.“, erinnerte Gabriel und Mad knurrte auf. Zähneknirschend blieb ihm wohl gerade keine andere Wahl.

„Was muss ich machen, um sie wieder zu bekommen?“, fragte der Kobold angepisst von der Situation. Das war ja noch schlimmer als ein Auftrag vom Allvater zu erhalten! Die Marionette eines Erzengels sein... toll! NICHT! FUCK! Gabriel kam aber noch nicht dazu diese Frage zu beantworten...

Da sich die beiden Männer gerade stritten wollte Grace ihre Chance ergreifen und klammheimlich verschwinden. Sollte kein Problem sein. Die Türe des Raumes hatte sie ja beim Eintreten an die nächste Wand geschleudert, doch Gabriel merkte es und so rannte die Brünette nur gegen eine unsichtbare Mauer.

„Ihr seid beide echt schlechte Verlierer“, meinte Gabriel schon fast enttäuscht. Ok, gut für ihn war das jetzt einfach, schließlich hatte er gewonnen. Er packte die Münze weg, nachdem der Halbgott seine Hand wieder zu sich genommen hatte. Was Gabriel als nächstes tun musste war selbst ihm ein Stück weit unangenehm, aber Gratia hatte verloren und damit gehörte ihre Gnade nun dem Erzengel. Mit einem weiteren Tricksterschnipp hatte er ein kleines Gefäß in der Hand, mit der anderen deutete er seinem Schwesterchen an näher zu treten.

„Du hast verloren.“, erinnerte Gabriel Gratia, welche ziemlich blass wirkte, aber schließlich unterwürfig die Prozedur der Entnahme ihrer Gnade über sich ergehen ließ. Ein kleiner Schnitt am Hals und schon konnte man weiß-leuchtenden Qualm erkennen, welcher sofort in die Flasche wanderte. Man sah, das es unangenehm war, sogar Schmerz verursachte, obwohl Gabriel so vorsichtig wie möglich an die Sache ran ging. Dann war es geschehen und Grace schien für eine kurze Zeit ihr Gleichgewicht verloren zu haben, weswegen Gabriel sie stützte.

„Gehts?“, fragte der Ältere und bekam ein etwas verwirrtes „Ja.“, aber anscheinend war die Kleine nicht groß weiter verletzt, also konnte sich Gabriel nun der Frage der Wiederbeschaffung widmen.

„Ihr beide werdet für meinen Bruder in seinem Geschäft arbeiten!“, kam es schließlich freudestrahlend von dem Tricksterkönig. Leider waren die neuen Angestellten eher weniger begeistert über ihren Job, zudem sie gezwungen wurden und nicht mal wussten was sie erwartete oder wie lange sie das machen mussten. Letzteres wollte Mad gerade nachfragen, aber Gabriel fiel ihm direkt ins Wort:

„Morgen Früh. Punkt 8 Uhr. Mad, Du bringst die Kleine mit. Die Adresse liegt auf dem Tisch.“

„Ja schön.“, grummelte der Kobold missbilligend. „Aber wie lange soll ich das machen und wieso muss ich die da mitbringen?“, wollte Ernork wissen und befürchtete das Schlimmste. Er nickte mit dem Kopf gen Gratia die immer noch etwas weggetreten schien. „Die soll jetzt aber nicht bei mir übernachten, oder!?“, Er hatte keine Lust ein Engelchen – pardon gnadenlosen Engel - mit nach Hause zu schleppen.

„Warum nicht? Grace ist doch süß. Mach mit ihr was Du willst, nur sie soll morgen fit für die Arbeit sein, also lasst es nicht zu spät werden!“, das waren Gabriels letzten Worte an die beiden, bevor er vielsagend die Augenbrauen wackeln ließ und sich selbst wegzappte.

„FUCK YOU HOCHSTAPLER!“, donnerte Mad in die Leere hinein. Super! Seine Münze war weg, er hatte einen unfreiwilligen Job, den er mit Sicherheit scheiße finden wird und einen gnadenlosen Engel, der kein Plan von Nichts hatte, an der Backe! Er sah Grace an als ob sie etwas dafür konnte und schnappte sie sich dann, warf sie über seine Schulter wie einen Sack Kartoffeln, da er das Gefühl hatte sie hatte immer noch nicht alle Sinne beisammen. Beschissener Abend! Beschissene Engel! Beschissener Hochstapler!

Danksahnung

Raphael hatte es mal wieder geschafft. Die halbe Stadt versank im Chaos, weil der Erzengel es mal wieder mit seiner Lightshow übertrieben hatte. Stromausfall, und das nicht zum ersten Mal. Luzifer verschränkte die Arme vor der Brust, Gabriel schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und Jack schaute schon fast bedrückt auf sein geliebtes goldenes Telefon, das er sich extra fürs Geschäft hat angefertigt und dank der fehlenden Elektrizität nicht funktionierte. Letzteres konnte aber gelöst werden, da Raphael einfach allgemein als Stromquelle für das Geschäft genutzt werden konnte. Ein Hamster im Rad oder sich abstrampeln auf einem Fahrrad waren keine Optionen gewesen. So war es möglich sogar noch Profit aus der Situation zu schlagen, denn jeder Depp besaß in der heutigen Zeit ein Handy und wenn überall sämtliche Backöfen, Mikrowellen und Kühlschränke ausfielen bestellten sich die Menschen gern mal eine Pizza oder zwei oder eben etwas komplett anderes. Es war auch egal, das Geschäft lief!

Beim ersten Mal war es niemandem aufgefallen, das der Engel-Express für die Dunkelheit gesorgt hatte. Nach dem zweiten Mal war zumindest Mr. Crowley auf die Idee gekommen sich einen eigenen Seelenantrieb für seinen Club gegenüber zu zulegen. Aber das süße kleine Eis-Café von den Damen am Ende der Straße hatte kaum übernatürliche Möglichkeiten mit dem fehlenden Strom klar zu kommen. Ein Seelenessendes Engelchen und eine Göttin des Lebens konnten den menschlichen Geschäftsführerinnen da wohl kaum aushelfen. Aber man war ja gute Nachbarn und wollte der holden Weiblichkeit in dieser misslichen Lage zur Seite stehen, was in dem Fall hieß, das man Mad Sweeney, den Prügelknaben vom Dienst, dazu zwang drüben Schwerstarbeit zu Leisten und eventuell gefährdete Lebensmittel in Kühlautos zu verfrachten. Immerhin mussten die Engel beim Engel-Express die ganze Nacht die Stadt mit allem möglichen Kram versorgen!

Am nächsten Morgen war Sweeney mürrisch im Laden erschienen und wischte Tische ab ohne ein Wort zu sagen. Obwohl, er schien immer mies drauf zu sein, das war also nichts Neues für den Kobold. Doch irgendwie traute sich sogar Grace nicht ihm auf den Wecker zu gehen. Gut für den gnadenlosen Engel, denn Mad war wirklich in keiner guten Stimmung um jetzt solch eine Nervensäge auch noch ertragen zu können, als plötzlich ein blonder Gast in dieser übertriebenen Frühe die Tür durchschritt: Caecilia, oder auch einfach Cill, die Inhaberin vom Eis-Café am Ende der Straße. Was wollte die denn hier? Sich etwa beschweren oder sich bei den falschen Leuten bedanken für die Unterstützung? Oder noch Schlimmer: Sie brauchte Hilfe um die Scheiße wieder von den Autos in die eigenen Kühlräume zu tragen! Was immer die Frau wollte, der Halbe Kobold ignorierte die Dame und putzte weiter die Tische und Stühle.

„Entschuldigen Sie...“, fing Caecilia an den großgewachsenen Rothaarigen anzusprechen. Toll jetzt konnte Mad sie nicht mehr ignorieren! Obwohl eigentlich schon, aber er entschied sich, es nicht zu tun.

„Die Geschäftsführer sind hinten, wie immer...“, grummelte er ihr entgegen und erwartete, das sie ging, was die Blonde allerdings nicht tat. Stattdessen stellte sie etwas auf einen der gerade gewischten Tische ab. Irritiert und skeptisch schaute der Kobold auf die Dose Sprühsahne mit Eierlikör-Geschmack, niedlich mit einer grünen Schleife umbunden. Sein Blick wanderte daraufhin zu der Blonden, die irgendwie verlegen wirkte.

„Außerdem wollte ich Sie zum Essen einladen.“, fügte Caecilia zu ihrer Geste hinzu und Mad brauchte daraufhin eindeutig eine Kippe. Rauchen verboten? - Fuck You! Er musste seine Sucht jetzt einfach befriedigen sonst würde irgendetwas hier noch zu Bruch gehen und das würde am Ende Ärger geben den er sich sparen könnte. Einfach, weil er gegen diese Meute von Engeln hier keine Chance hatte und auch kein Bock hatte von den geflügelten Idioten Arschtritte zu kassieren! Er nahm einen Zug, wollte gerade antworten, da fiel Blondchen ihm direkt ins Wort.

„Ok, dann morgen Abend um Acht vor dem Eis-Café.“, daraufhin machte sie sich so schnell es ging aus dem Staub, damit der Kobold ja keine Antwort mehr darauf geben konnte. Mad blieb erstarrt mit seiner Kippe in der Hand stehen. Hatte die Kleine gerade ein Date mit ihm klar gemacht? Wahrscheinlich würde jeder das so sehen. Er jedoch nicht. Denn er gedachte nicht diese Verabredung einzuhalten und es gab auch gute Gründe dafür:

Erstens, er hatte darauf keinen Bock!

Zweitens, sie war die Geschäftsführerin der Konkurrenz.

Drittens, er hatte einfach kein Bock darauf!

Aber die Sahne war schon eine nette Idee gewesen, besonders, da man mittlerweile von jedem wusste, was er oder sie eigentlich war und Blondie hatte sich wohl schlau gemacht, das Kobolde zur Gattung der Elfen gehörten und somit von Sahne sturzbetrunken werden konnte. Also war es so gesehen wie eine Flasche Wein verschenken, dazu dann noch mit einer mal anderen Geschmacksrichtung. Kreativ, das musste man der Frau lassen. Doch Mad würde sich wohl kaum irgendwo in eine Ecke stellen und sich mit dieser Dose volllaufen lassen. Sah doch albern aus. Ihm war da eindeutig ein Glas Whiskey mit Sahne lieber, als das hier. Er schnappte sich also die Sahne und brachte sie in den nächstbesten Kühlschrank.

Plötzlich huschte eine Brünette aus dem Laden heraus. Anscheinend hatte Grace einen eiligen Auftrag. Ach, was interessierte ihn der gnadenlose Engel! Mad dachte sich also nichts dabei und erledigte an diesem Tag weiterhin seine Aufgaben so gründlich wie es ihm möglich war und mit so wenig Anschiss wie es möglich war. Immerhin wollte er von Luzifer nicht zerschnippt werden. Der war im allgemeinen bei dem skurrilen Haufen noch der Normalste von allen. Von dem Hochstapler aka Gabriel oder eben Loki sollte man gar nicht erst anfangen. Dann war da noch der Knilch mit den Stromausfällen namens Raphael, Jack von dem Mad immer noch nicht wusste, was er von ihm halten sollte, außer das er das Goldene Telefon von dem Engelchen mochte und diese Pinkhaarige namens Misha, die ihm fast noch mehr auf den Sack ging mit ihrer Armor-Scheiße als Grace mit ihrer übertriebenen, naiven Dummheit.

Natürlich brauchte der Kobold zu diesem Leben einen Ausgleich und den fand er immer wieder bei den Bars von Crowley's schnuckeligem Imperium. Luzifer fand es zumindest immer amüsant, wenn sich der Dämon über den Kobold aufregte, aber auch nichts gegen diesen Unternehmen konnte, weil Mad Sweeney mehr oder weniger unter dem Schutz von Erzengeln stand. Auch noch eine Sache die den nordischen Halbgott innerlich quälte. Er... beschützt von Engeln, das klang doch absolut lachhaft!

Am Abend, nachdem er sich eine nette kleine Schlägerei gegönnt hatte kam er nach Hause. Der Fernseher lief und er seufzte. Mad ging ins Wohnzimmer und fand dort den gnadenlosen Engel, wie er auf der Couch eingepennt war. Sie war zu seiner unfreiwilligen Mitbewohnerin geworden, der er auch noch sein Bett überließ, weil das Badezimmer direkt angrenzte und er kein Bock hatte jeden Morgen eine nackte Frau zu sehen. Natürlich war die Brünette hübsch anzusehen, aber nach ner Weile nervte es eben. Immerhin waren sie zudem auch noch Arbeitskollegen wider willen, dank dem Hochstapler. Irgendwie hatte Mad Hunger, kein Wunder, wenn man sich so viele Barhocker und Idioten zuvor als Boxsäcke missbraucht hatte. Er wusste, er hatte nicht viel im Kühlschrank, aber für ein Sandwich würde es schon reichen. Also machte er die Türe auf und … war gelinde gesagt überrascht. Das ganze Ding war mit Schlagsahne-Sprühdosen gefüllt. Aber wirklich alles! Sicherheitshalber schaute er auch noch ins Gefrierfach, ebenfalls zu gekleistert mit dem Mist! Er wollte gerade den gnadenlosen Engel unsanft wecken gehen, da fand er eine Notiz. Eindeutig von Grace geschrieben, deren Handschrift er mittlerweile kannte.

Danke für alles.

Mehr stand da nicht. Für alles? Was sollte das bedeuten? Soviel tat er doch gar nicht. Ja gut, er ließ sie bei sich wohnen, fütterte sie durch und im Laden half er bei Kleinigkeiten, die sie nicht schaffte zu tragen oder an die sie nicht ran kam, rettete sie allgemein vor herabstürzenden Dingen, weil klein Grace so dumm war auf den Regalen rum zu klettern statt ihn zu rufen oder einen ihrer Brüder. Eigentlich war jeden Tag irgendetwas bei dem er das Mädel retten musste und wo Mad so alles in seinem Kopf auflistete musste er seufzen. Langsam dämmerte es ihm. Grace hatte ihn schon mal gefragt, wie sie ihm danken könnte und er hatte es abgelehnt, weil er so was einfach nicht gewohnt war. Leute bedankten sich nicht bei mürrischen Schlägertypen wie dem Rothaarigen. Anscheinend hatte der gnadenlose Engel aber die Szene mit der Blonden und der Sprühsahne mitbekommen und das direkt mal als Anlass genommen ihm eine Wagenladung zu schenken. Jetzt wo er nochmal genau hinschaute war um jedes blöde Ding eine verfickte grüne Schleife gebunden. Das musste wirklich sehr viel Arbeit gekostet haben, außer irgendjemand hatte ihr dabei geholfen.

Mad wusste nicht warum aber er fixierte skeptisch seine anderen wenigen Küchenschränke an, griff schließlich zu und öffnete einen davon. Er hatte nie viel darin stehen gehabt. Ein paar Töpfe, eine Packung Spagetti vielleicht, aber selbst dort war alles mit dieser blöden Sahne gefüllt! Der Kobold schüttelte entnervt den Kopf und wollte gerade die Türe wieder schließen, da fiel ihm der Kassenzettel auf der dort versehentlich rumbaumelte und wahrscheinlich beim hastigen rein stellen zwischen die Sahne geraten ist. Er schluckte bei der genauen Anzahl und was die Kleine im Endeffekt dafür ausgegeben hatte.

Das war's wohl mit der Miete diesen Monat., dachte sich Mad und würde morgen wohl ein ernstes Wörtchen mit dem gnadenlosen Engel reden müssen, denn sein eigener Vermieter stand mehr auf Gold und Geldscheine und eher weniger auf Sprühsahne. Aber jetzt ließ er es gut sein, ging in sein Schlafzimmer, holte ne Decke und legte sie über die schlafende Frau. Sie hatte sich Mühe gegeben, das musste der Kobold einfach anerkennen. Dann nahm er sein Handy und informierte Jack, das man wohl ein bisschen Sahne zu verticken hätte und das er das bitte morgen aus Mads Wohnung holen könnte und nicht sofort, weil der Kobold jetzt erst mal Duschen gehen wollte. Nachdem die genaue Zeit ausgemacht wurde legte er auf und ging noch mal an den Kühlschrank holte sich mal sechs Flaschen von dieser Sahne mit seinen Pranken heraus. Wenn er das Zeug schon im Haus hatte musste er das auch nutzen! Außerdem wer würde ihn jetzt dabei beobachten, wie er sich mit Schlagsahne besoff? - Niemand! Denn sein Schlafzimmer konnte er immerhin abschließen.



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