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Love is an explosion

von

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Vor 6 Jahren gab es ein großes Unglück auf der Erde. Ryuto Kishatu und Aquila Otori waren zwei vollkommen normale Kinder. Jedenfalls bis zu ihrem 16. Geburtstag. Beide Kinder hatten am gleichen Tag Geburtstag. An diesem Tag veränderte sich alles. Wie jedes Jahr feierten die beiden ihren Geburtstag zusammen. Als sie sich zufällig berührten, gab es eine riesige Explosion, die beinahe den gesamten Planeten zerstörte. Millionen Menschen starben. Es gab nur wenige Überlebende. Zwei der Überlebenden waren Ryuga Kishatu und Tsubasa Otori, die kleinen Brüder von Ryuto und Aquila. Die beiden 10-jährigen wurden von weiteren Überlebenden gefunden, die sich um sie kümmerten.
 

Nach ein paar Tagen kamen Ryuga und Tsubasa in einer Höhle wieder zu sich.

“Wo sind wir”, fragte Ryuga verwirrt, “und was ist mit uns passiert?”

“Ich erinnere mich nur noch daran, dass wir Nii-san’s und Ryuto’s Geburtstag gefeiert haben”, antwortete Tsubasa, “mehr weiß ich nicht mehr.”

“Du hast Recht”, sagte Ryuga, “und dann gab es auf einmal diese Explosion, als Aquila und Nii-san sich berührt haben.”

“Aber warum ist das passiert”, fragte Tsubasa, “es kann nicht nur an der Berührung gelegen haben. Sie haben sich doch vorher auch berührt.”

“Meinst du, dass sowas auch bei uns passieren kann”, fragte Ryuga.

“Das kann sein”, meinte Tsubasa, “vielleicht hängt das auch mit dem Alter der beiden zusammen. Es ist genau an ihrem 16. Geburtstag passiert.”

“Also haben wir noch 6 Jahre Zeit, bis es bei uns auch soweit ist”, meinte Ryuga.

“Wir wissen nicht, ob es bei uns auch so ist”, sagte Tsubasa, “wir haben schließlich nicht am gleichen Tag Geburtstag.”
 

“Wir sollten auf jeden Fall so tun, als wenn wir nicht wissen, was passiert ist”, meinte Tsubasa, “niemand darf erfahren, dass wir die Brüder von den Verursachern dieser Explosion sind.”

“Da hast du Recht”, stimmte Ryuga zu, “und wir sollten versuchen, uns etwas kindlicher zu verhalten. Es muss ja nicht unbedingt jeder wissen, dass wir hochintelligent sind.”

“Vor allem, weil wir an der Stelle gefunden worden, an der die Explosion ausgelöst wurde”, meinte Tsubasa, “wahrscheinlich denken die Menschen, dass wir etwas damit zu tun haben.”

“Also sind wir uns einig, dass wir so tun, als wenn wir nichts wissen”, sagte Ryuga.

“Ja”, antwortete Tsubasa, “es ist besser so.”

Nach ein paar Minuten kam eine ältere Frau zu den beiden.

“Ihr seid ja endlich wach”, sagte sie, “geht es euch gut?”

“Wer sind Sie”, fragte Ryuga, “und wo ist meine Mama?”

“Es tut mir leid Kleiner”, sagte die Frau, “wir haben nur euch beide gefunden.” Dass sie außerdem noch mehrere Körperteile von zerfetzten Leichen gefunden hatte, sagte sie den Kindern lieber nicht.

“Wir? Sind hier etwa noch mehr Menschen”, fragte Tsubasa und sah sich um. Erst jetzt bemerkte er, dass mehrere Personen in der Höhle waren.

“Schön zu sehen, dass auch ein paar Kinder überlebt haben”, sagte ein Mann.

“Was soll das heißen”, fragte Ryuga, “was ist überhaupt passiert?”

“Macht euch darüber keine Gedanken”, beruhigte die Frau die beiden, “wir kümmern uns um euch.”

“Ich will aber zu meiner Mama”, meinte Ryuga, “ich gehe sie suchen.”

“Ich komme mit”, sagte Tsubasa.
 

“Ihr könnt doch nicht alleine gehen”, sagte die Frau, “wir helfen euch.”

“Das ist nicht nötig”, meinte Tsubasa, “wir kommen gut allein zurecht.”

“Das kommt nicht infrage”, widersprach der Mann, “ihr seid viel zu klein, um alleine zu leben.”

“Sie werden uns nicht gehen lassen”, stellte Tsubasa fest, “wir sollten erstmal bei ihren bleiben.”

“Na schön”, stimmte Ryuga zu, “vielleicht ist es wirklich besser für uns.”

“Das ist es auf jeden Fall”, meinte die Frau, “ihr seid noch so jung. Ihr wisst doch noch gar nicht, wie ihr allein überleben könnt.”

“Wir bleiben erstmal über Nacht hier und morgen suchen wir unsere Eltern”, sagte Tsubasa.

“Damit bin ich einverstanden”, antwortete Ryuga, “ich bin müde. Lass uns schlafen.”

Die beiden legten sich auf den Boden und schliefen.
 

Als alle anderen später schliefen, schlichen sich die beiden aus der Höhle.

“Wo sind wir hier überhaupt”, fragte Ryuga und sah sich um. Sie waren in einem Wald. Allerdings kam ihnen nichts bekannt vor.

Ich weiß es nicht”, antwortete Tsubasa, “wenn wir planlos herumlaufen, verlaufen wir uns nur. Wir sollten warten, bis es hell wird.”

“Aber erstmal müssen wir von dieser Höhle weg”, meinte Ryuga, “ich habe keine Lust, dass diese Menschen uns weiterhin wie Kleinkinder behandeln.”

“Wir sind Kinder”, sagte Tsubasa, “sie können ja nicht wissen, dass wir weiter entwickelt sind als normale Kinder.”

“Da hast du Recht”, meinte Ryuga, “wir sollten jetzt wirklich gehen.”

Tsubasa und Ryuga machten sich auf den Weg und suchten einen Weg aus dem Wald heraus. Sie waren schon eine Weile unterwegs, als es anfing zu regnen.

“Hier sieht aber auch wirklich alles gleich aus”, meinte Ryuga, “wir verlaufen uns nur.”

“Wir werden schon irgendeinen Weg finden”, sagte Tsubasa, “wir müssen nur lange genug suchen.”

“Wir hätten bei diesen Leuten bleiben sollen”, antwortete Ryuga, “in der Höhle war es wenigstens warm und trocken.”

“Hör endlich auf, dich zu beschweren”, meinte Tsubasa, “ich glaube, wir haben es geschafft. Da vorne ist eine Straße.”

“Na endlich”, sagte Ryuga, “und was machen wir jetzt?”
 

“Wir sollten erstmal sehen, wo wir ein wenig schlafen können”, schlug Tsubasa vor.

“Hast du eine Idee”, fragte Ryuga, “ich will nicht an einen Ort mit vielen Menschen.”

“Dann müssen wir wohl draußen schlafen”, meinte Tsubasa.

“Draußen ist es aber kalt”, beschwerte Ryuga sich, “außerdem bin ich schon komplett nass.”

“Da vorne ist eine Brücke”, sagte Tsubasa, “lass uns erstmal darunter schlafen.”

“Unter einer Brücke”, fragte Ryuga, “ist das dein Ernst?”

“Da ist es wenigstens trocken”, meinte Tsubasa und ging zu der Brücke. Ryuga folgte ihm.

“Kalt ist mir trotzdem noch”, sagte Ryuga. Tsubasa zog seine Jacke aus und gab sie Ryuga.
 

“Bist du jetzt endlich mal still”, fragte Tsubasa genervt, “du verhältst dich wie ein Kleinkind.”

“Das stimmt doch gar nicht”, meinte Ryuga und zog sich die Jacke an, “ich will nur nicht unter einer Brücke schlafen.”

“Ich auch nicht”, antwortete Tsubasa, “aber hast du eine bessere Idee?”

“Nein”, sagte Ryuga, “aber morgen suchen wir eine andere Lösung.”

“Ja natürlich”, sagte Tsubasa, “lass uns jetzt erstmal schlafen.” Ryuga legte sich neben Tsubasa auf den Boden und versuchte zu schlafen. Das gelang ihm allerdings nicht.
 

“Tsubasa”, flüsterte er, “bist du noch wach?”

“Was ist jetzt schon wieder”, fragte Tsubasa.

“Ich kann nicht schlafen”, meinte Ryuga, “können wir uns nicht etwas Anderes suchen?”

“Es ist mitten in der Nacht”, antwortete Tsubasa, “morgen können wir gerne woanders hingehen.”

“Ich will aber jetzt hier weg”, beschwerte Ryuga sich.

“Sei mal kurz still”, sagte Tsubasa, “da kommt jemand.”

Tatsächlich kam eine ältere Frau auf die beiden zu.

“Was macht ihr beide denn hier ganz alleine”, fragte sie, “und wo sind eure Eltern?”

“Wir haben keine Eltern mehr”, sagte Tsubasa.

“Das wissen wir doch noch gar nicht”, meinte Ryuga.

“Es ist unwahrscheinlich, dass sie das überlebt haben”, meinte Tsubasa.

“Es war auch unwahrscheinlich, dass wir überleben würden”, antwortete Ryuga.

“Da hast du allerdings Recht”, sagte Tsubasa.

“Solange es mir niemand beweisen kann, glaube ich nicht, dass sie tot sind”, meinte Ryuga.

“Ich glaube, sie sind tot”, sagte Tsubasa, “natürlich wäre es schön, wenn sie noch leben würden, aber ich glaube nicht daran.”

“Willst du etwa aufhören, nach ihnen zu suchen”, fragte Ryuga.

“Ich weiß nicht, ob es Sinn machen würde, sie zu suchen”, meinte Tsubasa.
 

“Ihr wisst also nicht, ob ihr noch Eltern habt”, sagte die Frau, “wurdet ihr bei der Explosion getrennt?”

“Welche Explosion”, fragte Ryuga, “was ist überhaupt passiert? Alles ist so kaputt auf der Welt.”

“Ihr könnt euch also nicht daran erinnern”, sagte die Frau, “es gab plötzlich eine riesige Explosion, die beinahe den gesamten Planeten zerstört hätte. Niemand weiß, wovon sie ausgelöst wurde.” Ryuga und Tsubasa wussten genau, was es mit der Explosion auf sich hatte. Das sagten sie aber lieber nicht.

“Wenn ihr eure Eltern nicht finden könnt, wo lebt ihr denn jetzt”, fragte die Frau.

“Wir haben unter der Brücke geschlafen, unter der Sie uns gefunden haben”, antwortete Ryuga.
 

“Das ist doch keine Umgebung für zwei kleine Kinder”, meinte sie, “kommt doch erstmal mit zu mir. Mein Haus hat von der Explosion nicht so viel abbekommen. Diese Brücke allerdings könnte jeden Moment einstürzen.”

“Was sollen wir tun”, fragte Tsubasa.

“Ich habe dir gesagt, dass ich nicht bei Fremden bleiben werde”, meinte Ryuga.

“Aber das ist immer noch besser, als weiterhin unter dieser Brücke zu schlafen”, sagte Tsubasa.

“Na schön”, stimmte Ryuga zu.

“Ich bin übrigens Nanami”, stellte die Frau sich vor.

“Ich bin Ryuga und das ist Tsubasa”, antwortete Ryuga. Die beiden gingen mit Nanami mit. Allerdings wussten sie nicht, was sie dort erwarten würde.

Nanami nahm die beiden mit zu sich nach Hause. Ryuga und Tsubasa waren froh, nicht mehr draußen schlafen zu müssen. Außerdem mochten sie Nanami. Doch das änderte sich bald. Von ihrer anfangs sehr netten Art blieb nichts mehr übrig. Sie fing an, die Kinder zu schlagen und zu misshandeln. Ryuga hatte Angst vor ihr. Tsubasa ließ sich nichts gefallen und wurde deswegen schlimmer misshandelt. Ryuga tat sie kaum etwas, da Tsubasa meistens dazwischen ging. Das ging mittlerweile schon 6 Jahre so.

“Warum stehst du mir immer im Weg”, rief Nanami, als Tsubasa sich mal wieder schützend vor Ryuga stellte.

“Ich lasse nicht zu, dass Sie Ryuga verletzen”, antwortete Tsubasa.

“Dann bist eben du dran”, meinte Nanami und schlug immer wieder auf Tsubasa ein, bis er sich nicht mehr rührte.
 

Ryuga lief sofort zu seinem Freund.

“Tsubasa! Geht's dir gut”, fragte er, doch der Angesprochene reagierte nicht.

“Warum haben Sie das gemacht”, rief Ryuga wütend und nahm Tsubasa auf den Arm. Dann brachte er ihn in das Zimmer, in dem die beiden lebten. Dort angekommen legte er ihn ins Bett und versorgte seine Wunden. Als er damit fertig war, setzte Ryuga sich zu Tsubasa ans Bett und hoffte, dass er bald aufwachen würde. Es dauerte eine Weile, bis Tsubasa wieder zu sich kam.

“Was ist passiert”, fragte er. Ryuga hatte nicht bemerkt, dass er wach war und sah ihn an.

“Du bist ja wach”, sagte Ryuga erleichtert, “Nanami wollte mich wieder schlagen, aber du hast mich beschützt. Vielen Dank.”

“Das ist doch selbstverständlich”, meinte Tsubasa, “ich lasse nicht zu, dass sie dir etwas antut.”
 

“Lieber bringst du dich selbst in Gefahr”, sagte Ryuga, “ich will nicht, dass du wegen mir verletzt wirst.”

“Mach dir deswegen keine Sorgen”, meinte Tsubasa, “mir geht es gut.”

“Noch ja”, meinte Ryuga, “aber was ist, wenn sie dich nächstes Mal tötet?”

“Das wird nicht passieren”, versprach Tsubasa.

“Das kannst du nicht wissen”, antwortete Ryuga, “ich bin dafür, dass wir von hier verschwinden.”

“Und wo sollen wir hin”, fragte Tsubasa, “willst du wieder unter einer Brücke schlafen, die jeden Moment einstürzen kann?”

“Natürlich nicht”, antwortete Ryuga, “aber das ist immer noch besser, als sich hier weiterhin misshandeln zu lassen.”

“Du hast ja Recht”, stimmte Tsubasa zu, “lass uns von hier verschwinden.”

“Hast du einen Plan”, fragte Tsubasa.

“Noch nicht”, antwortete Ryuga, “aber ich arbeite daran.”

“Solange wir keinen genauen Plan haben, sollten wir uns normal verhalten”, meinte Tsubasa.

“Dann sollten wir uns schnell etwas einfallen lassen”, sagte Ryuga, “es wird nicht lange dauern, bis Nanami wieder auf Einen von uns losgeht.”

“Da hast du Recht”, stimmte Tsubasa zu, “am besten versuchen wir es nachts, wenn Nanami schläft. Sie rechnet bestimmt nicht damit, dass wir abhauen.”

“Lass es uns heute Nacht versuchen”, schlug Ryuga vor.

“Gute Idee”, stimmte Tsubasa zu, “wir müssen uns auf jeden Fall beeilen. Wenn wir zu langsam sind, sperrt Nanami uns ein.”

“Wenn das schief geht, kommen wir hier niemals weg”, meinte Ryuga.

“Das weiß ich”, antwortete Tsubasa, “und jetzt sei still. Nanami kommt.”
 

Tatsächlich betrat die Frau in diesem Moment das Zimmer.

“Wie ich sehe, bist du wieder wach”, stellte sie fest, als sie Tsubasa ansah, “dann kannst du ja weiter arbeiten.”

“Tsubasa wird heute gar nichts mehr tun”, sagte Ryuga, “Sie haben ihm genug angetan. Lassen Sie ihn wenigstens jetzt in Ruhe.”

“Du hast mir gar nichts zu sagen Kleiner”, meinte Nanami und sah Tsubasa an, “jetzt geh schon. Die Hausarbeit macht sich nicht von allein.”

“Dann machen Sie sie doch selbst”, antwortete Ryuga, “wir werden nicht mehr für Sie arbeiten.”

“Selbstverständlich werdet ihr das”, sagte Nanami, “oder wollt ihr wieder auf der Straße leben?”

“Nein”, meinte Tsubasa, “ich bin gleich da.”

“Gut, aber lass dir nicht zu lange Zeit”, sagte Nanami und verließ das Zimmer.
 

“Du willst wirklich immer noch für sie arbeiten”, fragte Ryuga.

“Erstmal ja”, antwortete Tsubasa, “bis wir einen Plan haben, sollten wir uns nicht widersetzen.”

“Na gut”, meinte Ryuga, “aber ich helfe dir.”

“Meinetwegen”, sagte Tsubasa und erledigte mit Ryuga die Hausarbeit. Besser gesagt Ryuga erledigte die Hausarbeit. Er war der Meinung, dass Tsubasa sich lieber etwas ausruhen sollte. Schließlich hatte Nanami ihm ziemlich stark auf den Kopf geschlagen. Als Ryuga die Hausarbeit beendet hatte, ging er mit Tsubasa zurück ins Zimmer. Zusammen überlegten sie sich einen Plan für ihre Flucht. Die beiden wussten, dass Nanami immer eine Packung Schlaftabletten im Bad hat. Schon oft hatte sie den beiden Tabletten gegeben, damit sie ruhig sind und ihr keine Probleme bereiten. Am Abend lenkte Ryuga Nanami ab, während Tsubasa ihr Tabletten in ihren Tee tat. Nun mussten sie nur noch warten, bis Nanami einschlief.

Die ältere Frau schlief bereits nach wenigen Minuten ein. Tsubasa und Ryuga nahmen ihr den Schlüssel für die Haustür weg, schlossen die Tür auf und liefen weg. Die beiden wussten nicht, wohin sie liefen. Sie wollten einfach nur weg. Plötzlich blieb Tsubasa stehen.

“Was ist los”, fragte Ryuga, “beeile dich. Wir müssen weiter.”

“Ich kann nicht mehr”, sagte Tsubasa, “mein Kopf tut so weh.”

“Nanami hat dir auf den Kopf geschlagen”, sagte Ryuga, “natürlich tut dir der Kopf danach weh. Das geht wieder weg.”

“Wenn du das sagst”, meinte Tsubasa und ging weiter. Allerdings gingen die Kopfschmerzen nicht weg. Sie wurden sogar schlimmer. Nach einer Weile hielt Tsubasa es nicht mehr aus. Er ertrug die Schmerzen nicht mehr und brach zusammen.
 

“Tsubasa? Was ist los”, fragte Ryuga besorgt. Als Tsubasa sich nicht mehr rührte, bekam Ryuga Panik. Er sah sich um. Es war schon ziemlich spät. Deswegen waren nur noch wenige Leute unterwegs. Ryuga wusste nicht, was er tun sollte. Ein seltsam gekleideter Mann bemerkte die beiden Kinder.

“Was ist denn los”, sprach er die beiden an.

“Mein Freund ist einfach umgekippt”, antwortete Ryuga.

“Ist er krank oder verletzt”, fragte der Mann.

“Er hat einige Schläge auf den Kopf bekommen”, sagte Ryuga.

“Keine Sorge. Ich kümmere mich um ihn”, sagte der Mann, “wo sind denn eure Eltern?”

“Das wissen wir nicht”, antwortete Ryuga und erzählte, was bei Nanami passiert war.
 

“Das ist ja schrecklich”, meinte der Mann, “wisst ihr denn schon, wo ihr ab jetzt leben wollt?”

“Nein”, sagte Ryuga, “aber alles ist besser, als weiterhin von dieser Nanami verprügelt zu werden.”

“Ich nehme euch beide mit, wenn ihr wollt”, sagte der Mann, “ihr könnt ja nicht auf der Straße leben.” Ryuga überlegte kurz. Es wäre besser, wenn die beiden nicht draußen schlafen müssen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass dieser Mann sie ebenfalls schlägt. Letztendlich entschied er sich dafür, mit dem Mann mitzugehen. Der Mann nahm Tsubasa und ging mit den beiden nach Hause.
 

“Wie heißt ihr eigentlich”, fragte der Mann, als sie zuhause ankamen.

“Ich bin Ryuga und das ist Tsubasa”, antwortete Ryuga.

“Das sind schöne Namen”, meinte der Mann, “ich heiße Ryo. Ihr könnt mich aber auch Phoenix nennen.” Ryo verband Tsubasas Kopf und legte ihn vorsichtig ins Bett.

“Willst du ein wenig schlafen”, fragte Ryo.

“Nein”, antwortete Ryuga, “ich passe lieber auf Tsubasa auf.”

“Du musst dir keine Sorgen um ihn machen”, meinte Ryo, “es geht ihm bestimmt bald besser.”

“Das hoffe ich”, meinte Ryuga, “wenn er an den Verletzungen stirbt, werde ich mir das nie verzeihen.”

“Er wird nicht sterben”, sagte Ryo, “und du kannst ja nun wirklich nichts dafür.”

“Ich hätte mich nicht immer von ihm beschützen lassen dürfen”, sagte Ryuga, “ich hätte ihm helfen müssen.”

“Mach dir darüber keine Gedanken mehr”, meinte Ryo, “schlaf jetzt bitte.”

“Na gut”, sagte Ryuga und legte sich zu Tsubasa.

Als Ryuga aufwachte, war Tsubasa noch nicht wieder wach. Langsam machte er sich Sorgen. Er wollte den Verband an Tsubasas Kopf entfernen, zog seine Hand allerdings schnell wieder zurück. Ryuga wollte es nicht riskieren, Tsubasa zu berühren. Er hatte Angst, dass es wieder eine Explosion geben würde. Seit diesem Vorfall hatten die beiden sehr darauf geachtet, sich nicht zu berühren. Daher wussten sie nicht, ob es die Explosion auch bei ihnen geben würde.

“Was ist los mit dir”, fragte Ryo, der gerade das Zimmer betrat.

“Nichts”, antwortete Ryuga, “aber er ist immer noch nicht wieder wach.”

“Gib ihm Zeit”, meinte Ryo, “allerdings könnte er langsam wirklich mal aufwachen. So eine lange Bewusstlosigkeit kann nicht gut sein. Ich würde ja einen Arzt rufen, der sich die Verletzung mal ansieht, aber das Krankenhaus wurde bei dieser Explosion zerstört. Ich weiß nicht, ob überhaupt ein Arzt aus dieser Stadt überlebt hat.”

“War diese Explosion wirklich so schlimm”, fragte Ryuga.

“Leider ja”, sagte Ryo, “es sind sehr viele Menschen gestorben und es wurde ziemlich viel zerstört.”
 

“Ich bin wieder da”, rief plötzlich eine Stimme von unten.

“Wer ist das”, fragte Ryuga und stellte sich sofort schützend vor Tsubasa.

“Das ist mein Sohn Gingka”, antwortete Ryo, “zum Glück hat er die Explosion überlebt. Aber er hat leider eine schwere Verletzung davongetragen.”

“Was für eine Verletzung”, fragte Ryuga.

“Sein rechtes Bein ist fast gelähmt”, sagte Ryo, “er kann nur noch sehr schlecht laufen. Die meiste Zeit sitzt er im Rollstuhl.”

“Das ist ja furchtbar”, sagte Ryuga.

“Ich werde mal zu ihm gehen”, meinte Ryo und verließ das Zimmer. Ryuga blieb bei Tsubasa.

“Ryuga? Bist du das”, hörte er plötzlich eine Stimme. Sofort sah er zu Tsubasa.

“Endlich bist du wach”, sagte er erleichtert, “ ich bin mit einem Mann mitgegangen. Ich hoffe, dass es in Ordnung ist. Ich dachte, es ist besser, wenn wir nicht draußen schlafen.”

“Woher weißt du, dass du diesem Mann trauen kannst”, fragte Tsubasa, “wer garantiert uns, dass nicht wieder sowas passiert wie bei Nanami?”

“Ich weiß es nicht”, antwortete Ryuga, “es tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, als du so plötzlich bewusstlos geworden bist.”

“Können wir später darüber reden”, fragte Tsubasa, “ich habe immer noch ziemliche Kopfschmerzen.”

“Ja natürlich”, meinte Ryuga, “ich sage Ryo Bescheid, dass du wach bist.”
 

Ryuga verließ das Zimmer und ging zu Ryo.

“Ist dein Freund aufgewacht”, fragte Ryo, als er Ryuga bemerkte.

“Ja”, antwortete Ryuga, “zum Glück geht es ihm gut.”

“Das ist schön”, sagte Ryo und sah zu seinem Sohn, “Gingka, das ist Ryuga. Ich habe dir ja gerade die Situation erklärt.”

“Hallo Ryuga”, begrüßte Gingka ihn.

“Hallo Gingka”, antwortete Ryuga.

“Ich habe gehört, was mit euch passiert ist”, sagte Gingka, “wie habt ihr das so lange ausgehalten?”

“Wir hatten einfach Angst, auf der Straße leben zu müssen”, antwortete Ryuga, “da haben wir lieber Nanamis Schläge ertragen.”

“Und warum seid ihr ausgerechnet jetzt geflohen”, fragte Gingka.

“Nanami hat Tsubasa so stark auf den Kopf geschlagen, dass er bewusstlos war”, sagte Ryuga, “dann habe ich ihn zur Flucht überredet. Das konnte so nicht weitergehen.”

“Das war die richtige Entscheidung”, meinte Ryo, “bei mir seid ihr sicher.”

“Ich sehe mal nach Tsubasa”, sagte Ryuga nach einer Weile und verließ das Zimmer.

“Da bist du ja wieder”, begrüßte Tsubasa ihn, “wie sind Gingka und Ryo so?”

“Die beiden sind nett”, antwortete Ryuga, “aber Gingka ist noch ein Kind und verhält sich dementsprechend.”

“Also werden die beiden uns keine Probleme machen”, fragte Tsubasa.

“Ich denke nicht”, meinte Ryuga, “wir können uns also auf unser anderes Problem konzentrieren.” Tsubasa wusste genau, was Ryuga meinte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die beiden 16 Jahre alt werden. Ryuga hatte in einer Woche Geburtstag. Bei Tsubasa dauerte es noch etwas länger. Beide hatten Angst, dass bei ihnen ebenfalls eine Explosion ausgelöst werden würde. Um sich daran zu gewöhnen, vermieden sie bereits seit Jahren jede Berührung.

“Was wollen wir machen”, fragte Tsubasa, “wir können doch nicht für den Rest unseres Lebens jede Berührung vermeiden.”

“Wir müssen eine andere Lösung finden”, meinte Ryuga, “aber ich weiß noch nicht, welche das sein wird. Wir wissen ja nicht einmal, ob bei uns wirklich diese Explosion ausgelöst wird.”

“Du schlägst jetzt aber nicht vor, dass wir uns berühren sollen, wenn wir beide 16 sind oder”, fragte Tsubasa.

“Selbstverständlich nicht”, antwortete Ryuga, “das wäre viel zu gefährlich.”
 

“Wollt ihr den ganzen Tag in eurem Zimmer sitzen”, unterbrach Gingka das Gespräch der beiden, “oder kommt ihr mit nach draußen?”

“Du bist also Gingka”, sagte Tsubasa.

“Ja”, antwortete Gingka, “und du bist Tsubasa oder?”

“Ja”, antwortete Tsubasa, “wir kommen gerne mit dir nach draußen.”

“Bist du sicher, dass es dir gut geht”, fragte Ryuga besorgt.

“Ich bin in Ordnung”, meinte Tsubasa, “mach dir um mich keine Sorgen.”

“Na gut”, meinte Ryuga, “aber wenn es dir nicht gut geht, sagst du es mir.”

“Ja natürlich”, antwortete Tsubasa genervt. Es war ja schön, dass Ryuga sich Sorgen um ihn machte, aber manchmal übertrieb er etwas.

“Jetzt kommt endlich”, rief Gingka ungeduldig.

“Wir kommen ja schon”, sagte Ryuga und stand auf. Tsubasa folgte den beiden nach draußen.

“Spielt ihr mit mir verstecken”, fragte der kleine Gingka.

“Können wir nicht etwas anderes machen”, fragte Ryuga, “das ist nun nicht gerade mein Lieblingsspiel.”

“Seit wann das denn”, fragte Tsubasa, “früher musste ich ständig mit dir verstecken spielen.”

“Da waren wir ja auch noch Kinder”, meinte Ryuga.

“Ja und du warst immer sehr enttäuscht, wenn die Erwachsenen nicht mit uns spielen wollten”, sagte Tsubasa, “so fühlt Gingka sich jetzt auch gerade.”

“Na schön”, sagte Ryuga, “dann spiele ich eben mit ihm.” Er gab natürlich nicht zu, dass Tsubasa Recht hatte.
 

Gingka freute sich sehr darüber und versteckte sich in einer leeren Regentonne, nachdem Ryuga sich etwas weiter entfernt an eine Wand gestellt hatte. Tsubasa kletterte auf einen Baum und versteckte sich zwischen den Blättern. Als Ryuga bis 10 gezählt hatte, fing er mit der Suche an. Er hatte keine Lust auf dieses Spiel und hoffte, dass er die beiden schnell finden würde. Zuerst suchte er alle offensichtlichen Verstecke, wie hinter Bäumen oder in Erdlöchern, ab. Als er niemanden fand, sah er die Regentonne. Er sah hinein und fand Gingka.

“Du hast mich gefunden, aber Tsubasa hast du bestimmt sofort gefunden”, meinte Gingka. Er verlor nicht gerne.

“Nein”, antwortete Ryuga, “ehrlich gesagt habe ich dich zuerst gefunden.”

“Ich helfe dir, Tsubasa zu finden”, sagte Gingka und begann mit der Suche. Ryuga suchte auch weiter. Während des Spiels, hatte niemand bemerkt, dass sie beobachtet wurden. Nanami hatte die beiden gefunden und wartete nun auf den richtigen Moment. Als Ryuga sich von Tsubasas Versteck entfernte und zu Gingka ging, zog sie Tsubasa vom Baum, betäubte ihn und nahm ihn mit.

Ryuga und Gingka suchten Tsubasa nun schon seit Stunden.

“Tsubasa! Wo bist du”, rief Ryuga, “das ist langsam nicht mehr lustig.”

“Wir haben alles abgesucht”, meinte Gingka, “er ist nicht hier.”

“Aber wo ist er dann”, fragte Ryuga.

“Ich weiß es nicht”, antwortete Gingka, “was machen wir denn jetzt?”

“Lass uns erstmal zu Ryo gehen”, schlug Ryuga vor, “vielleicht weiß er, was wir tun können.” Die beiden gingen zurück zu Ryo und erzählten ihm, was passiert war.

“Das hört sich nicht gut an”, sagte Ryo, “wir sollten die Polizei rufen.” Das tat er dann auch. Als die Polizisten ankamen, erklärte Ryo, was passiert war. Die Polizisten nahmen die Sache sehr ernst und leiteten sofort eine Fahndung ein. Ryo, Ryuga und Gingka machten sich ebenfalls auf die Suche nach Tsubasa und hofften, dass sie ihn schnell finden würden.
 

Währenddessen kam Tsubasa langsam wieder zu sich und sah sich um. Um ihn herum war es dunkel. Wahrscheinlich war er in einem Keller. Außerdem war er gefesselt.

“Du bist ja auch endlich mal wach”, hörte er eine bekannte Stimme. Es war Nanamis Stimme.

“Was willst du von mir”, fragte Tsubasa etwas ängstlicher, als er es eigentlich wollte.

“Dachtet ihr wirklich, dass ihr einfach so fliehen könnt und ich euch dann in Ruhe lasse”, fragte Nanami wütend und schlug Tsubasa, “entweder du überredest Ryuga, dass er zu mir zurückkommt oder du wirst hier sterben.”

“Dann sterbe ich eben hier”, antwortete Tsubasa, “ich werde Ryuga garantiert nicht wieder zu dir bringen.”

“Dann hole ich ihn mir, wie ich dich geholt habe”, meinte Nanami.

“Lass Ryuga in Ruhe”, rief Tsubasa, “du hast mich. Das reicht dir doch oder nicht? Ich mache alles, was du willst, wenn du Ryuga in Ruhe lässt.”

“Wie du willst”, sagte Nanami und löste die Fesseln, “wenn du fliehst, ist Ryuga dran. Und jetzt beeile dich. Die Hausarbeit macht sich nicht von allein.
 

“Das hat keinen Sinn”, stellte Ryo fest, nachdem er mit Gingka und Ryuga stundenlang nach Tsubasa gesucht hatte, “wir müssen uns wohl darauf verlassen, dass die Polizei ihn findet.”

“Das kann Tage oder sogar Wochen dauern”, rief Ryuga, “bis dahin kann ihm sonst was passieren.”

“Beruhige dich bitte”, sagte Ryo, “es bringt nichts, wenn du dich aufregst.”

“Ja, ich weiß”, antwortete Ryuga, “aber ich habe Angst um Tsubasa. Was ist, wenn Nanami ihn entführt hat?”

“Würde sie ihm etwas antun, außer ihn zu schlagen”, fragte Ryo.

“Ich denke schon”, meinte Ryuga, “deswegen mache ich mir ja solche Sorgen.”

“Wir haben alles abgesucht”, sagte Ryo, “wir finden ihn nicht. Die Polizei wird ihn schon finden.”
 

“Geht das nicht schneller”, fragte Nanami, “du sollst heute noch damit fertig werden.” Tsubasa sagte nichts dazu und machte einfach seine Arbeit. Am liebsten würde er sofort wieder fliehen, aber damit würde er Ryuga in Gefahr bringen. Das wollte er auf keinen Fall. Lieber machte er Nanamis Hausarbeit. Allerdings mutete sie ihm viel zu viel zu. Tsubasa konnte das alles überhaupt nicht schaffen. Wenn er seine Arbeit nicht rechtzeitig erledigt hatte, schlug Nanami ihn und sperrte ihn ein. Tsubasa konnte nichts dagegen tun. Er musste es hinnehmen, um Ryuga zu beschützen.

Mittlerweile waren 5 Tage vergangen. Die Polizei hatte Tsubasa immer noch nicht gefunden und auch von Nanami fehlte jede Spur. Langsam wurde auch Ryo unruhig.

“Die Polizei hätte ihn längst finden müssen”, sagte er besorgt, “mittlerweile geht die Polizei davon aus, dass Tsubasa nicht mehr am Leben ist. Vielleicht stimmt das ja und er ist wirklich schon tot.”

“Tsubasa ist nicht tot”, rief Ryuga, “er lebt. Da bin ich mir sicher.”

“Ich weiß, dass du das nicht hören willst”, meinte Ryo, “aber es besteht die Möglichkeit, dass er tot ist. Immerhin ist er jetzt schon 5 Tage verschwunden.”

“Ich will aber, dass er lebt”, sagte Ryuga.

“Das wollen wir alle”, antwortete Ryo, “wollen wir nochmal nach draußen gehen und nach ihm suchen? Vielleicht haben wir Glück und finden ihn.” Ryuga stimmte zu und lief sofort nach draußen. In den letzten Tagen hatten Ryuga und Ryo jeden Tag alles abgesucht. Sie hatten gehofft, doch noch etwas zu finden. Allerdings hatten sie keinen Erfolg.
 

Die letzten Tage waren die Hölle für Tsubasa. Er musste für Nanami arbeiten, bis er zusammenbrach. Selbst dann schlug sie ihn und schrie ihn an.

“Steh auf und arbeite weiter”, rief sie. Tsubasa lag am Boden und bewegte sich nicht. Nanami hatte ihm, seitdem sie ihn eingesperrt hatte, nichts zu essen gegeben. Er war mittlerweile zu schwach zum Aufstehen. Nanami wollte, dass er trotzdem die Hausarbeit erledigte.

“Ich kann nicht mehr”, sagte Tsubasa, “lass mich bitte einfach in Ruhe.”

“Wie du willst”, meinte Nanami, “dann hole ich mir jetzt Ryuga.”

“Nein”, rief Tsubasa, “bitte tu das nicht.”

“Wenn du nicht mehr für mich arbeiten kannst, muss es jemand anderes machen”, sagte Nanami und verließ den Keller.

Sie machte sich auf den Weg zu Ryuga und wartete, bis er mit Ryo und Gingka zurück kam.
 

“So langsam glaube ich wirklich, dass Tsubasa tot ist”, sagte Ryuga, “oder er wurde entführt.”

“Da hast du Recht”, meinte Nanami, nachdem Ryo Ryuga allein gelassen hatte.

“Was machst du hier”, fragte Ryuga, “und was hast du mit Tsubasa gemacht?”

“Er hat in den letzten Tagen für mich gearbeitet”, antwortete Nanami, “allerdings macht er mir leider Probleme. Also brauche ich dich.”

“Ich werde nie wieder für dich arbeiten”, rief Ryuga.

“Wie du willst”, meinte Nanami, “dann muss ich Tsubasa irgendwie dazu kriegen.”

“Lass Tsubasa in Ruhe”, rief Ryuga, “ich komme mit.”

“Warum nicht gleich so”, fragte Nanami und ging mit Ryuga. Ryo, der das Geschehen beobachtet hatte, folgte den beiden.
 

Nanami brachte Ryuga zu einem Gebäude, das außerhalb der Stadt lag. Es sah wie ein normales Haus aus, aber Ryuga wusste, dass es das Tor zur Hölle war. Am liebsten wäre er sofort wieder gegangen, aber dann würde Tsubasa nur noch mehr leiden müssen. Das wollte Ryuga nicht. Er wollte sich nicht mehr von Tsubasa beschützen lassen. Dieses Mal würde er Derjenige sein, der Tsubasa beschützt.

Ryuga betrat das Gebäude mit Nanami und sah sich um. Es war ein dunkles Gebäude. Die Wände waren schwarz und auch die Einrichtung war eher dunkel. Nanami brachte ihn in den Keller, in dem sie Tsubasa eingesperrt hatte.

“Tsubasa”, rief Ryuga und lief zu ihm, “geht es dir gut?”

“Ryuga? Bist du das”, fragte Tsubasa, “es geht mir nicht so gut.” Man konnte an seiner Stimme deutlich hören, dass er ziemlich geschwächt war.

“Ja, ich bin da”, antwortete Ryuga.

“Warum bist du hier”, fragte Tsubasa.

“Ich will dir helfen”, sagte Ryuga, “und wenn ich dich so ansehe, ist das dringend nötig. Kannst du aufstehen?”

“Nein”, antwortete Tsubasa, “ich bin zu schwach.”

“Du meinst wohl, du hast keine Lust zu arbeiten”, mischte sich Nanami ein.

“Sei still”, rief Ryuga wütend, “siehst du nicht, wie schlecht es ihm geht?”

“Es geht ihm gut”, sagte Nanami, “und jetzt fange mit der Arbeit an. Wenn du für mich arbeitest, kann Tsubasa meinetwegen liegen bleiben.”

“Deswegen bin ich ja hier”, meinte Ryuga und machte sich an die Arbeit.
 

Tsubasa blieb im Keller liegen und war froh, dass Nanami ihn endlich in Ruhe ließ. Andererseits hatte er Angst um Ryuga. Er wusste, wie gewalttätig Nanami war und wollte nicht, dass sie Ryuga etwas antut. Als Ryuga spät in der Nacht in den Keller kam, war Tsubasa noch wach. Er hatte sich Sorgen gemacht und konnte nicht schlafen.

“Da bist du ja”, sagte er erleichtert, “hat Nanami dir etwas angetan?”

“Mir geht es gut”, antwortete Ryuga, “aber was ist mit dir?”

“Es ging mir schon mal besser”, meinte Tsubasa ehrlich.

“Wir kommen hier irgendwie wieder raus”, versprach Ryuga und setzte sich zu Tsubasa. Er machte sich große Sorgen um ihn und dachte über einen Fluchtversuch nach. Allerdings verwarf er diesen Gedanken schnell wieder. Tsubasa würde die Flucht niemals überstehen. Den beiden blieb nichts anderes übrig, als für Nanami zu arbeiten. Tsubasa war mittlerweile eingeschlafen und auch Ryuga versuchte zu schlafen.
 

Lange hatten sie jedoch keine Ruhe. Nanami kam in den Keller und gab den beiden neue Aufgaben.

“Und dieses Mal arbeitest du gefälligst auch”, sagte Nanami und sah Tsubasa an.

“Ich kann die Arbeit auch allein machen”, mischte sich Ryuga ein.

“Sei still und geh schon mal an die Arbeit”, meinte Nanami, “und nun zu dir. Wenn du nicht arbeitest, muss ich Gewalt anwenden.”

“Siehst du denn nicht, dass er nicht mal aufstehen kann”, rief Ryuga, “ich weiß zwar nicht, was du mit ihm gemacht hast, aber er kann auf keinen Fall arbeiten.”

“Hör auf, dich in alles einzumischen”, sagte Nanami wütend und schlug Ryuga. Als sie zu ihm und Tsubasa ging, stürmten Polizisten in den Keller und nahmen Nanami fest.

Als die Polizisten Nanami die Handschellen angelegt hatten, lief Ryo zu Tsubasa und Ryuga.

“Geht es euch gut”, fragte er die beiden.

“Mir ja”, antwortete Ryuga, “aber Tsubasa ist ziemlich geschwächt.”

“Das hört sich nicht gut an”, sagte Ryo und nahm Tsubasa auf den Arm, “lasst uns von hier verschwinden.” Ryuga, Ryo und Tsubasa verließen das Gebäude und gingen nach Hause.

“Zum Glück wurde Nanami endlich verhaftet”, sagte Ryo erleichtert, “jetzt seid ihr in Sicherheit.”

“Endlich ist es vorbei”, meinte Ryuga und sah zu Tsubasa, der mittlerweile eingeschlafen war, “es ist besser so für uns. Jetzt kann uns nichts mehr passieren.”

“Aber irgendwas bedrückt dich immer noch”, sagte Ryo.

“Das bildest du dir ein”, meinte Ryuga, “ich würde jetzt gerne mit Tsubasa allein sein, wenn es dir nichts ausmacht.”

“Dann lasse ich euch mal allein”, meinte Ryo und verließ das Zimmer.
 

Kurz darauf wachte Tsubasa auf.

“Ryuga”, sagte er, “ist Nanami weg?”

“Ja”, antwortete Ryuga, “sie wurde verhaftet. Hast du das nicht mitbekommen?”

“Nein”, meinte Tsubasa, “ich weiß nur noch, dass sie mich im Keller eingesperrt hat.”

“Jetzt ist alles gut”, sagte Ryuga, “Nanami kann dir nichts mehr antun.”

“Warum bist du wieder zu ihr gegangen”, fragte Tsubasa.

“Sie hat mir gedroht, dass sie dir etwas antut, wenn ich nicht wieder für sie arbeite”, antwortete Ryuga, “also hatte ich keine andere Wahl.”

“Sie hätte dir etwas antun können”, meinte Tsubasa, “du hättest das nicht tun dürfen.”

“Wenn ich es nicht getan hätte, wärst du jetzt wahrscheinlich tot”, sagte Ryuga, “das konnte ich nicht zulassen.”

“Danke”, bedankte Tsubasa sich, “Nanami hätte mich wirklich sterben lassen.”

“Die Polizisten vermuten, dass sie psychisch krank ist”, meinte Ryuga, “wahrscheinlich ist sie überhaupt nicht schuldfähig.”

“Es kann aber auch sein, dass sie das nur vorgibt, um der Strafe zu entgehen”, überlegte Tsubasa.

“Da hast du Recht”, stimmte Ryuga zu, “aber lass uns jetzt nicht mehr über sie reden. Sie kann uns nichts mehr antun. Das Thema ist durch.”
 

“Jetzt haben wir nur noch ein Problem”, meinte Tsubasa, “es dauert nicht mehr lange, bis wir beide Geburtstag haben.”

“Wir sollten aufhören, uns deswegen verrückt zu machen”, sagte Ryuga, “ich habe schon eine Idee, wie wir herausfinden, ob es diese Explosion auch bei uns gibt.”

“Und wie soll das funktionieren”, fragte Tsubasa.

“Du kannst doch kurzzeitig einen Schutzschild errichten”, meinte Ryuga, “wenn wir beide uns in diesem Schutzschild berühren, sehen wir, was passiert. Natürlich ist das nicht ganz ungefährlich für uns, aber wenn wirklich eine Explosion ausgelöst wird, verletzen wir keine anderen Personen.”

“Ich muss darüber nachdenken”, antwortete Tsubasa.

“Ja natürlich”, meinte Ryuga, “aber lass dir nicht zu lange Zeit. Wir haben nicht mehr viel Zeit.”

Ein paar Tage waren vergangen, als Tsubasa sich endlich entschieden hatte. Er wusste, dass Ryuga darauf wartete und endlich eine Antwort von ihm wollte.

“Ryuga? Kann ich kurz mit dir reden”, fragte er. Ryuga, der gerade mit Gingka spielte, stimmte zu und folgte Tsubasa in das Zimmer der beiden.

“Was gibt es denn”, fragte Ryuga.

“Ich habe mich entschieden”, antwortete Tsubasa, “die Idee ist gut. Lass es uns ausprobieren.” Ryuga wusste sofort, was Tsubasa meinte.

“Bist du dir sicher”, fragte er nochmal nach. Er wollte Tsubasa auf gar keinen Fall zu etwas zwingen.

“Ja”, sagte Tsubasa, “wir können uns nicht unser ganzes Leben lang voneinander fernhalten. Das löst das Problem nicht.”

“Da hast du Recht”, meinte Ryuga, “aber ich hätte nicht gedacht, dass du dem wirklich zustimmst. Immerhin ist es ziemlich gefährlich.”

“Natürlich ist es gefährlich”, sagte Tsubasa, “auch wenn wir uns dabei verletzen oder sogar sterben können, müssen wir etwas tun.”
 

“Wo wollen wir das eigentlich machen”, fragte Ryuga, “ich will nicht, dass Ryo und Gingka etwas davon mitbekommen.”

“Lass uns in den Wald gehen”, schlug Tsubasa vor, “dort wird uns bestimmt niemand sehen.”

“Gute Idee”, stimmte Ryuga zu, “ein bisschen Zeit bleibt uns ja noch.”

“Aber nicht mehr viel”, erwiderte Tsubasa.

“Kannst du nicht einfach mal positiv denken”, fragte Ryuga.

“Tut mir leid”, entschuldigte sich Tsubasa, “ich weiß nur leider nicht, wie es weitergehen soll.”

“Wenn es diese Explosion wirklich gibt, müssen wir herausfinden, was wir dagegen tun können und warum das überhaupt passiert”, meinte Ryuga.

“Wir können ja schon mal damit anfangen”, meinte Tsubasa, “es gibt viele alte Bücher in unserem alten Zuhause. Vielleicht finden wir dort etwas.”

“Denkst du wirklich, dass Ryo uns das erlaubt”, fragte Ryuga.

“Wenn er es uns nicht erlaubt, schleichen wir uns weg”, meinte Tsubasa, “wir müssen etwas tun.”
 

In der Nacht schlichen die beiden sich weg und machten sich auf den Weg zu ihrem alten Zuhause.

“Bist du sicher, dass das eine gute Idee war”, fragte Ryuga unsicher, “wenn Ryo bemerkt, dass wir weg sind, wird er uns suchen oder die Polizei rufen.”

“Er hätte uns nicht gehen lassen”, sagte Tsubasa, “es ist besser so.” Nach mehreren Stunden erreichten die beiden ihr altes Zuhause.

“Es ist viel Zeit vergangen, seitdem wir das letzte Mal hier waren”, sagte Ryuga.

“Ja, 10 Jahre sind eine lange Zeit”, stimmte Tsubasa zu. Die beiden fingen an, in den alten Büchern nach interessanten Dingen zu suchen.

“Hier finden wir nichts”, meinte Ryuga nach einer Weile.

“Da hast du leider Recht”, antwortete Tsubasa und überlegte kurz, “vielleicht sollten wir erstmal abwarten, ob wirklich etwas passiert.”

“Na gut”, stimmte Ryuga zu, “lass uns wieder zu Ryo gehen.”

Die beiden machten sich auf den Weg zurück zu Ryo und Gingka.

“Vielleicht kann Ryo uns helfen”, meinte Tsubasa.

“Wie soll er uns denn helfen”, fragte Ryuga sichtlich verwirrt, “du willst ihm doch nicht alles sagen oder?”

“Warum eigentlich nicht”, fragte Tsubasa, “ich bin mir mittlerweile sicher, dass wir ihm und Gingka vertrauen können.”

“Ich bin einverstanden, dass wir es Ryo erzählen”, meinte Ryuga, “aber Gingka ist noch ein Kind. Er wird es nicht verstehen.”

“Dann sagen wir es eben nur Ryo”, sagte Tsubasa. Als die beiden wieder zurück waren, erwartete Ryo sie bereits.

“Wo wart ihr denn”, fragte er, “ihr könnt doch nicht einfach verschwinden.”

“Es tut uns leid”, entschuldigte sich Tsubasa, “aber wir hatten einen guten Grund.”

“Den Grund würde ich gerne mal erfahren”, sagte Ryo.

“Das ist nicht so einfach”, meinte Ryuga und fing an, Ryo alles zu erklären.
 

Nach einer Weile war er endlich damit fertig. Ryo konnte das alles gar nicht glauben.

“Ist das alles wirklich wahr”, fragte er ungläubig.

“Ja”, antwortete Tsubasa, “wir waren über Nacht weg, weil wir nach einer Möglichkeit suchen, diese Explosion zu verhindern.”

“Ich verstehe”, sagte Ryo, “ich helfe euch dabei.”

“Wie willst du uns denn helfen”, fragte Ryuga, “weißt du, was wir tun können?”

“Nein, das weiß ich nicht”, antwortete Ryo, “aber ich kann euch helfen, nach einer Lösung zu suchen.”

“Es wäre schön, wenn wir eine Lösung finden würden”, meinte Tsubasa.

“Aber das wird nicht leicht”, sagte Ryo, “ich habe noch nie etwas davon gehört, dass durch Berührungen eine Explosion ausgelöst werden kann.”

“Das wussten wir auch nicht, bevor es passiert ist”, sagte Ryuga und sah Tsubasa an, “ist alles in Ordnung? Worüber denkst du nach?”

“Ich habe mal von einem Ritual gehört, mit dem man einen Fluch aufheben kann”, antwortete Tsubasa, “vielleicht hilft das uns ja.”

“Warum hast du das nicht gleich gesagt”, fragte Ryuga.

“Ich dachte, dass wir in den alten Büchern etwas besseres finden”, meinte Tsubasa.

“Das haben wir aber nicht”, sagte Ryuga, “was ist das für ein Ritual?”

“Das weiß ich jetzt auch”, sagte Tsubasa, “das erkläre ich dir, wenn es soweit ist.”
 

Nachdem Tsubasa das gesagt hatte, verließ er das Zimmer. Er wollte noch etwas für das Ritual vorbereiten. Ryuga wusste nicht, ob er sich freuen oder Angst haben sollte. Er hatte keine Ahnung, was Tsubasa vor hatte. Zuerst wollte er Tsubasa folgen, aber er ließ es dann doch.

“Tsubasa weiß schon, was er tut”, dachte Ryuga. Während Tsubasa weg war, spielten Ryuga und Ryo mit Gingka. Der Kleine merkte nichts von den Sorgen der anderen. Er spielte wie immer fröhlich.

“Wo bleibt denn Tsubasa”, fragte Ryuga.

“Ich weiß es nicht”, antwortete Ryo, “er ist schon ziemlich lange weg.”

“Hoffentlich ist ihm nichts passiert”, sagte Ryuga besorgt.

“Was soll ihm denn passieren”, fragte Ryo, “Nanami sitzt im Gefängnis. Sie kann ihm nichts mehr antun.”

“Du hast ja Recht”, meinte Ryuga, “ich mache mir einfach zu viele Gedanken.”

Tsubasa kam erst spät abends zurück.

“Wo warst du so lange”, fragte Ryo.

“Ich habe doch gesagt, dass ich etwas für das Ritual vorbereiten muss”, antwortete Tsubasa.

“Hat das so lange gedauert”, fragte Ryuga, “was hast du denn gemacht?”

“Das erfährst du noch früh genug”, meinte Tsubasa.

“Ich will es aber jetzt wissen”, sagte Ryuga.

“Es ist schon spät”, sagte Tsubasa, “lass uns schlafen gehen.”

“Erst will ich wissen, was du so lange gemacht hast”, meinte Ryuga.

“Ich sage es dir morgen”, meinte Tsubasa und verließ das Zimmer.

“Ich hasse es, wenn er so stur ist”, beschwerte Ryuga sich.

“Du wirst wohl bis morgen warten müssen”, meinte Ryo, “wann sind denn nun eigentlich eure Geburtstage?”

“Meiner ist morgen und Tsubasas in einer Woche”, antwortete Ryuga.

“Morgen schon”, fragte Ryo, “ich dachte, es würde noch etwas länger dauern.”

“Wenn das Ritual nicht funktioniert, müssen wir uns in einer Woche für immer voneinander fernhalten”, sagte Ryuga etwas traurig.

“Das wäre nicht schön für euch”, meinte Ryo, “hoffentlich funktioniert dieses Ritual.”
 

“Wo ist Gingka eigentlich”, fragte Ryuga und sah sich um. Der Kleine war nirgendwo zu sehen.

“Er schläft schon”, antwortete Ryo, “es ist ja auch schon ziemlich spät.”

“Da hast du Recht”, meinte Ryuga, “ich gehe auch schlafen.”

“Gute Nacht”, sagte Ryo, bevor Ryuga in seinem Zimmer verschwand.

“Da bist du ja endlich”, meinte Tsubasa.

“Du bist ja noch wach”, stellte Ryuga fest, “ich dachte, du schläfst schon.”

“Ich habe auf dich gewartet”, sagte Tsubasa, “du willst doch unbedingt wissen, was für ein Ritual ich vorbereitet habe.”

“Heißt das, du sagst es mir jetzt”, fragte Ryuga.

“Ja”, antwortete Tsubasa, “du weißt ja sicherlich, dass unsere Familien eine ähnliche Blutlinie haben. Das könnte uns helfen. Wenn wir beide das Blut des anderen aufnehmen, könnte das diese Explosion neutralisieren.”
 

“Bist du dir sicher, dass das funktioniert”, fragte Ryuga ungläubig.

“Nein”, meinte Tsubasa, “aber es ist unsere einzige Chance.”

“Du willst das also einfach machen, ohne zu wissen, ob das überhaupt funktioniert”, fragte Ryuga, “ich weiß ja nicht.”

“Wir müssen es versuchen”, sagte Tsubasa, “oder willst du, dass wir uns für immer voneinander fernhalten müssen?”

“Das will ich natürlich nicht”, antwortete Ryuga, “ist dieses Ritual gefährlich?”

“Uns kann dabei nicht viel passieren”, meinte Tsubasa.

“Nicht viel”, fragte Ryuga, “also kann etwas passieren?”

“Ja”, antwortete Tsubasa, “wir könnten uns dabei mit Krankheiten infizieren.”

“Ich verstehe”, meinte Ryuga, “aber wir müssen es trotzdem tun.”

Als Ryuga am nächsten Morgen aufwachte, war Tsubasa nicht mehr da. Er stand auf und verließ das Zimmer. Tsubasa, Gingka und Ryo warteten bereits auf ihn.

“Guten Morgen”, sagte Ryo, “alles Gute zum Geburtstag.” Tsubasa und Gingka wünschten ihm auch alles Gute.

“Danke”, bedankte Ryuga sich. Er setzte sich zu den anderen an den Tisch und frühstückte mit ihnen. Nach dem Frühstück gingen die drei ein wenig spazieren. Ryo hatte sich frei genommen, um mit den Kindern Ryugas Geburtstag zu feiern. Ryuga hatte gar keine Lust zu feiern. Er dachte immer nur an das Ritual.

“Ryuga? Hörst du überhaupt zu”, fragte Tsubasa, als er merkte, wie abwesend der Angesprochene war.

“Was? Ja klar”, antwortete Ryuga, “tut mir leid. Ich habe gerade über etwas nachgedacht.”

“Was ist denn los”, fragte Ryo etwas besorgt.

“Es ist nichts”, sagte Ryuga, “lasst uns einfach feiern.”
 

Am Nachmittag gingen die 4 ein wenig spazieren. Ryuga versuchte, nicht mehr so viel an das Ritual zu denken. Die anderen lenkten ihn ab. Es war ein sehr schöner Tag. Ryuga und Tsubasa vergaßen ihre Probleme für eine Weile. Doch als sie vom Spaziergang zurückkamen, holten die Probleme sie wieder ein.

“Eine Woche noch”, sagte Ryuga, “können wir das Ritual nicht jetzt schon machen?”

“Nein”, antwortete Tsubasa, “wenn wir es zu früh machen, vergiften wir uns gegenseitig mit unserem Blut.”

“Woher weißt du eigentlich so viel über solche Rituale”, fragte Ryuga.

“Aquila hat mich immer in den alten Büchern lesen lassen, wenn unsere Eltern nicht da waren”, sagte Tsubasa, “wahrscheinlich wusste er, dass sowas passiert.”

“Aber wir haben in den Büchern nichts gefunden”, meinte Ryuga.

“Das Buch, das Aquila mir gegeben hat, war nicht dabei”, meinte Tsubasa, “irgendjemand hat es verschwinden lassen.”

“Wer sollte sowas tun”, fragte Ryuga.

“Das weiß ich nicht”, antwortete Tsubasa, “ich weiß nur, dass das Buch verschwunden ist.”
 

“Meine Eltern und Ryuto haben mir nie erlaubt, die alten Büchern zu lesen”, sagte Ryuga.

“Meine Eltern haben es mir auch nicht erlaubt”, meinte Tsubasa, “aber wenn ich mit Aquila allein war, durfte ich darin lesen.”

“Deswegen kennst du also dieses Ritual”, meinte Ryuga, “aber weißt du auch noch genau, wie es funktioniert?”

“Ich erinnere mich sehr gut daran”, antwortete Tsubasa, “sonst würde ich es niemals machen.”

“Dann ist es ja gut”, sagte Ryuga.

“Jetzt entspann dich doch mal”, meinte Tsubasa, “es wird schon alles gut gehen”

“Hoffentlich hast du Recht”, meinte Ryuga.

Eine Woche später war es soweit. Tsubasa hatte Geburtstag. Von nun an durften die beiden sich nicht mehr berühren. Sie hielten Abstand voneinander, als sie sich früh morgens auf den Weg in den Wald machen. Dort waren sie ungestört. Ryo und Gingka bekamen davon nichts mit. Die beiden schliefen noch seelenruhig. Währenddessen kamen Tsubasa und Ryuga an einer Lichtung an. Es war noch ziemlich dunkel und der Wald wirkte gruselig. Nur das Licht der Fackeln, die Tsubasa angezündet hatte, erhellte die Dunkelheit. Sie standen in zwei Reihen nebeneinander und führten zu einem kleinen Altar. Ryuga folgte Tsubasa zu diesem Altar und hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde.
 

“Wie funktioniert dieses Ritual jetzt”, fragte Ryuga.

“Das wirst du gleich sehen”, antwortete Tsubasa. Er nahm eine Spritze vom Altar und gab sie Ryuga.

“Wir werden uns jetzt gegenseitig unser Blut spritzen”, sagte Tsubasa, “aber denke daran, dass wir uns nicht berühren dürfen.” Ryuga nahm die Spritze und stach sie in seinen Arm. Tsubasa tat das Gleiche. Dann tauschten sie die Spritzen und spritzten sich das Blut.

“Hoffentlich werden wir davon nicht krank oder so”, meinte Ryuga.

“Ich glaube eher nicht”, antwortete Tsubasa, “bis jetzt spüre ich keine Veränderung.”

“Ich auch nicht”, sagte Ryuga, “vielleicht bringt das ja gar nichts.”

“Wir sollten uns auf keinen Fall berühren, bevor sich etwas verändert”, meinte Tsubasa.

“Du hast Recht”, meinte Ryuga, “aber jetzt sollten wir erstmal zurück. Ryo und Gingka suchen uns bestimmt schon.” Die beiden gingen zurück nach Hause, wo sie bereits erwartet wurden.
 

“Wo wart ihr denn”, fragte Ryo, “ich habe mir Sorgen gemacht.”

“Wir waren nur ein wenig spazieren”, meinte Ryuga, “kein Grund zur Sorge.”

“Ok und wo wart ihr wirklich”, fragte Ryo, “lügt mich nicht wieder an.”

“Wir waren im Wald und haben ein Ritual gemacht, damit wir uns endlich mal berühren können”, antwortete Tsubasa.

“Was für ein Ritual”, fragte Ryo weiter, “was habt ihr gemacht?” Tsubasa erklärte Ryo, was für ein Ritual er mit Ryuga gemacht hatte.

“Seid ihr sicher, dass das funktioniert hat”, fragte Ryo unsicher.

“Nein”, antwortete Tsubasa, “aber ich hoffe es.”

Ein paar Tage waren vergangen, seitdem Tsubasa und Ryuga das Ritual vollzogen hatten. Die beiden spürten immer noch keine Veränderungen und waren unsicher, ob das Ritual funktioniert hatte. Deswegen trauten sie sich immer noch nicht, sich zu berühren. Stattdessen gingen sie sich aus dem Weg.

“Was ist mit euch los”, fragte Ryo, “wollt ihr euch jetzt für immer aus dem Weg gehen?”

“Wir sind nicht sicher, ob das Ritual funktioniert hat”, meinte Ryuga, “wahrscheinlich hat es gar nichts gebracht.”

“Dann müsst ihr einen anderen Weg finden”, sagte Ryo, “so geht das jedenfalls nicht weiter.”

“Ich weiß aber nicht, was wir noch tun können”, sagte Ryuga, “hast du eine Idee Tsubasa?” Tsubasa reagierte nicht auf Ryugas Frage.

“Tsubasa?”, fragte Ryuga, “stimmt etwas nicht?”

“Was”, fragte Tsubasa, “tut mir leid. Ich habe gerade nicht zugehört.”

“Ich habe dich gefragt, ob du weißt, was wir außer dem Ritual noch machen können”, wiederholte Ryuga seine Frage.

“Nein”, antwortete Tsubasa, “und in den Büchern haben wir ja auch nichts gefunden.”
 

“Ihr solltet euch nicht so sehr damit belasten”, sagte Ryo, “ihr werdet bestimmt eine Lösung finden.”

“Du hast Recht”, stimmte Ryuga zu.

“Spielt ihr mit mir”, fragte Gingka, der das Zimmer betreten hatte.

“Wir kommen gleich”, antwortete Ryuga, “geh schon mal vor.” Gingka tat, was Ryuga gesagt hatte.

“Kommst du mit”, fragte Ryuga Tsubasa.

“Lieber nicht”, meinte Tsubasa, “ich würde lieber etwas schlafen.”

“Ist mit dir alles in Ordnung”, fragte Ryuga etwas besorgt.

“Ja”, antwortete Tsubasa, “ich bin nur müde.”

“Bist du dir sicher”, fragte Ryuga, “du bist ziemlich blass.”

“Es geht mir gut”, sagte Tsubasa und stand auf. Allerdings blieb er nicht lange stehen. Ryuga konnte gerade so verhindern, dass Tsubasa mit dem Kopf auf die Tischkante fiel.
 

“Ich sehe, wie gut es dir geht”, meinte Ryuga und trug Tsubasa in sein Bett, “also, was ist mit dir?”

“Ich fühle mich schon den ganzen Tag nicht so gut”, antwortete Tsubasa.

“Warum sagst du mir das denn nicht”, fragte Ryuga, “du hättest im Bett bleiben sollen.”

“Ich dachte, dass es mir bald besser geht”, sagte Tsubasa, “außerdem wollte ich nicht, dass du dir Sorgen um mich machst.”

“Denkst du, dass das etwas mit diesem Ritual zu tun hat”, fragte Ryuga, “vielleicht war es doch nicht gut, dass wir uns unser Blut gespritzt haben.”

“Ich weiß es nicht”, meinte Tsubasa, “wie geht es dir?”

“Mir geht es gut”, sagte Ryuga, “vielleicht verträgst du mein Blut nicht. Du solltest dich mal untersuchen lassen.”

“Nein”, sagte Tsubasa, “ich werde wahrscheinlich einfach nur krank.”

“Na gut”, meinte Ryuga, “aber wenn es dir schlechter geht, sage es mir bitte.”

“Ja natürlich”, versprach Tsubasa.

Nach dem Gespräch ging Ryuga zu Ryo und sagte ihm, dass es Tsubasa nicht gut ging. Ryo wollte Tsubasa sofort zu einem Arzt bringen. Allerdings wollte Tsubasa das nicht. Es dauerte lange, bis Ryuga und Ryo Tsubasa endlich überredet hatten. Ryuga passte auf Gingka auf, während Ryo Tsubasa ins Krankenhaus brachte.

“Das ist wirklich nicht nötig”, sagte Tsubasa, “ich bin wahrscheinlich einfach nur erkältet.”

“Das wird der Arzt gleich feststellen”, meinte Ryo. Es dauerte sehr lange, bis der Arzt Tsubasa untersuchte. Weit kam er mit seiner Untersuchung allerdings nicht. Tsubasa brach plötzlich zusammen.

“Was ist mit ihm”, fragte Ryo panisch.

“Sein Kreislauf ist plötzlich zusammen gebrochen”, antwortete der Arzt und gab Tsubasa Medikamente, “er muss sofort auf die Intensivstation.” Ryo bekam kaum noch mit, wie der Arzt Tsubasa auf die Intensivstation brachte. Er dachte die ganze Zeit nur daran, ob es Tsubasa bald besser geht.
 

Währenddessen warteten Ryuga und Gingka ungeduldig auf die beiden. Vor allem Ryuga wollte wissen, was mit Tsubasa los war.

“Wann kommen die beiden denn endlich wieder”, fragte Gingka, “sie sind jetzt schon so lange weg.”

“Sie kommen bestimmt bald zurück”, sagte Ryuga. In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war Ryo, der Ryuga mitteilte, dass es wohl noch länger dauern würde.

“Weißt du schon, was mit Tsubasa ist”, fragte Ryuga.

“Der Arzt konnte ihn nicht untersuchen, weil sein Kreislauf zusammen gebrochen ist. Er liegt jetzt auf der Intensivstation”, antwortete Ryo besorgt.

“Und er hat mir noch gesagt, dass es ihm gut geht”, meinte Ryuga, “wird er jetzt wenigstens untersucht?”

“Nein”, sagte Ryo, “sein Kreislauf ist noch nicht wieder stabil genug.”

“Aber Tsubasa stirbt doch nicht oder”, fragte Ryuga.

“Nein”, meinte Ryo, “es geht ihm bestimmt bald besser.”

“Das hoffe ich”, sagte Ryuga, “wann kommst du nach Hause?”

“Ich weiß es nicht”, antwortete Ryo, “ich warte, bis der Arzt mir sagt, was jetzt mit Tsubasa passiert.”

“Dann bringe ich Gingka schon mal ins Bett”, meinte Ryuga.

“Mach das”, sagte Ryo, “warte nicht auf mich. Es wird spät.”
 

Nach dem Gespräch ging Ryuga zu Gingka. Es war mittlerweile Abend geworden und der Kleine wurde müde.

“Es wird Zeit für dich”, sagte Ryuga, “du musst ins Bett.”

“Nein, ich will nicht”, antwortete der Kleine, “Papa und Tsubasa sollen wieder kommen.”

“Es dauert aber noch ein wenig, bis die beiden kommen”, meinte Ryuga und brachte Gingka ins Bett, “wenn du morgen wach wirst, ist dein Papa wieder da.”

“Na gut”, sagte Gingka, “gute Nacht.”

“Gute Nacht Kleiner”, meinte Ryuga und verließ das Zimmer. Ryuga blieb noch eine Weile wach. Ryo kam erst spät in der Nacht zurück.

“Da bist du ja endlich wieder”, sagte Ryuga, als Ryo wieder da war.

“Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat”, entschuldigte Ryo sich.

“Wie geht es Tsubasa”, fragte Ryuga.

“Er sagt, dass es ihm besser geht”, meinte Ryo, “aber das glaube ich ihm nicht.”

“Er versteckt es, wenn es ihm nicht gut geht”, sagte Ryuga, “was hat er denn gesagt?”

“Er meinte, dass das nicht so schlimm ist und dass es ihm schon viel besser geht”, meinte Ryo.

“Ich werde ihn morgen besuchen”, meinte Ryuga, “dann weiß ich, ob er die Wahrheit sagt.”

“Gute Idee”, stimmte Ryo zu, “du kennst ihn länger als ich. Aber jetzt solltest du schlafen. Es ist schon spät.”

“Gute Nacht”, sagte Ryuga und ging in sein Zimmer.
 

Am nächsten Morgen stand er früh auf und besuchte Tsubasa.

“Was machst du denn hier”, fragte Tsubasa.

“Ich wollte wissen, wie es dir geht”, antwortete Ryuga.

“Ryo hat dir doch bestimmt gesagt, dass es mir besser geht”, meinte Tsubasa.

“Ja, aber ich weiß nicht, ob ich das glauben kann”, sagte Ryuga, “du versteckst es meistens, wenn es dir nicht so gut geht.”

“Es geht mir wirklich besser”, sagte Tsubasa, “dein Blut hat mich anscheinend wirklich vergiftet.”

“Also war das Ritual ein Fehler”, stellte Ryuga fest, “wir hätten das nicht tun dürfen.”

“Wir wussten, dass es nicht ganz ungefährlich ist”, meinte Tsubasa.

“Da hast du Recht”, sagte Ryuga, “aber dass mein Blut dich vergiftet, hätte ich nicht gedacht.”

“Jetzt können wir es sowieso nicht mehr ändern”, sagte Tsubasa, “aber dir geht es gut oder?”

“Ja”, antwortete Ryuga, “anscheinend wirkt dein Blut anders als meins.”
 

“Wir wissen allerdings immer noch nicht, ob das Ritual etwas gebracht hat”, meinte Tsubasa.

“Dann sollten wir es vielleicht doch ausprobieren”, überlegte Ryuga.

“Auf keinen Fall”, sagte Tsubasa, “das ist viel zu gefährlich.”

“Aber irgendwas müssen wir machen”, erwiderte Ryuga, “wenn du dich erholt hast, probieren wir es aus.”

“Das will ich aber nicht”, meinte Tsubasa.

“Aber ich will das”, antwortete Ryuga, “ich will endlich wissen, ob das Ritual funktioniert hat.”

“Vergiss es”, sagte Tsubasa, “da mache ich nicht mit.”

“Natürlich wirst du das”, meinte Ryuga und nahm Tsubasas Hand.

“Bist du verrückt”, fragte Tsubasa entsetzt und zog seine Hand sofort weg.

“Siehst du? Es passiert nichts”, sagte Ryuga nur.

“Aber es hätte etwas passieren können”, meinte Tsubasa, “und dann machst du es noch im Krankenhaus. Es hätten viele Menschen verletzt werden können. Das war unverantwortlich von dir.”

“Irgendwas musste ich doch tun”, meinte Ryuga.

“Aber doch nicht sowas”, sagte Tsubasa, “verschwinde. Ich will dich erstmal nicht mehr sehen.”

Was? Aber Tsubasa”, sagte Ryuga, “das kann doch nicht dein Ernst sein.”

“Geh bitte”, bat Tsubasa ihn, “ich ertrage deine Anwesenheit gerade nicht.” Ryuga sah ein, dass er nichts tun konnte, als zu gehen. Er ging zurück nach Hause, wo Ryo ihn bereits erwartete.

“Wie ist es gelaufen”, fragte Ryo neugierig.

“Nicht so gut”, antwortete Ryuga, “er hat mich weggeschickt.”

“Warum das denn”, fragte Ryo weiter.

“Ich habe einen Fehler gemacht”, sagte Ryuga, “ich wollte unbedingt wissen, ob das Ritual funktioniert hat und habe Tsubasa berührt. Er wollte das nicht und jetzt ist er sauer auf mich.”

“Das kann ich verstehen”, meinte Ryo, “das hättest du nicht tun dürfen.”

“Das weiß ich selbst”, antwortete Ryuga, “ich weiß auch nicht, wie ich das tun konnte.”
 

“Hast du dich wenigstens entschuldigt”, fragte Ryo.

“Nein”, sagte Ryuga, “aber ich weiß, dass ich das tun muss.”

“Warum tust du es nicht gleich”, fragte Ryo.

“Tsubasa will mich nicht sehen”, antwortete Ryuga, “er hat gesagt, er erträgt meine Anwesenheit nicht.”

“Das hört sich zwar schlimm an, aber er hat es bestimmt nicht so gemeint”, meinte Ryo, “gib ihm etwas Zeit und dann sehen wir weiter.”

“Ja ok”, sagte Ryuga, “ich werde ein paar Tage warten, bevor ich ihn nochmal besuche.”

“Das ist eine gute Idee”, stimmte Ryo zu, “auch wenn er im Moment sauer auf dich ist, wird er dir sicher irgendwann verzeihen.”

“Das hoffe ich”, meinte Ryuga.
 

Ein paar Tage später besuchte Ryuga Tsubasa erneut und hoffte, dass er ihm mittlerweile verziehen hatte. Allerdings konnte er nicht mit Tsubasa reden. Dieser war nämlich nicht mehr im Krankenhaus. Ryuga rief Ryo sofort an und sagte ihm, dass Tsubasa verschwunden war. Ryo war entsetzt und begann sofort mit der Suche.

“Warum ist Tsubasa aus dem Krankenhaus verschwunden”, fragte Ryuga, “er sollte in seinem Zustand auf keinen Fall draußen herumlaufen.”

“Das kann ich dir nicht sagen”, antwortete Ryo, “aber wir müssen ihn auf jeden Fall schnell finden.” Die beiden suchten die gesamte Gegend ab. Allerdings fanden sie Tsubasa nicht.

“Was machen wir denn jetzt”, fragte Ryuga.

“Wir gehen erstmal nach Hause und dann sehen wir weiter”, meinte Ryo. Ryuga wollte nicht nach Hause gehen, aber er wusste, dass er im Moment nichts tun konnte.

“Kann Tsubasa wirklich aus dem Krankenhaus abgehauen sein”, fragte Ryuga, “oder ist das in seinem Zustand unmöglich?”

“Das kann ich dir nicht sagen”, antwortete Ryo, “aber es kann nicht gut sein, wenn er draußen herumläuft.”

“Wir sollten die Polizei rufen”, sagte Ryuga.

“Das mache ich, wenn er über Nacht nicht nach Hause kommt”, meinte Ryo.

“So lange können wir nicht warten”, meinte Ryuga, “ich suche weiter.”

“Das bringt nichts”, antwortete Ryo, “wir haben die gesamte Gegend abgesucht. Außerdem wird es bald dunkel.”

“Ich muss trotzdem weiter suchen”, sagte Ryuga und machte sich auf den Weg zu einem Waldstück, das außerhalb der Stadt lag. Er wusste, dass Tsubasa gerne hier war und hoffte, ihn dort zu finden.
 

Nach einer Weile fand er Tsubasa auf einer Lichtung.

“Da bist du ja”, rief er und lief zu Tsubasa.

“Du hast mich also gefunden”, sagte Tsubasa.

“Warum bist du abgehauen”, fragte Ryuga, “du solltest in deinem Zustand im Krankenhaus sein.”

“Es geht mir gut”, meinte Tsubasa, “aber selbst wenn nicht, wäre es dir egal.”

“Das stimmt nicht”, sagte Ryuga, “es tut mir leid. Ich hätte dich nicht gegen deinen Willen berühren sollen.”

“Aber du hast es getan”, sagte Tsubasa, “du hast nicht nur uns, sondern die gesamte Welt in Gefahr gebracht.”

“Ich weiß”, meinte Ryuga, “ich werde es nie wieder tun.”

“Da hast du Recht”, antwortete Tsubasa, “ich werde nämlich nicht zurückkommen.”

“Das kann nicht dein Ernst sein”, sagte Ryuga entsetzt, “ich habe mich doch schon entschuldigt. Was soll ich denn noch tun?”

“Am besten lässt du mich einfach in Ruhe”, meinte Tsubasa, “und jetzt geh bitte.”

“Das werde ich auf keinen Fall tun”, sagte Ryuga, “ich gehe hier nicht weg, bis du mit mir kommst.”

“Wie du willst”, sagte Tsubasa, “dann gehe ich eben.”
 

Weit kam er allerdings nicht. Plötzlich hustete Tsubasa stark und fiel zu Boden.

“Tsubasa”, rief Ryuga und lief zu ihm, “was ist mit dir?”

“Du solltest das eigentlich nicht sehen”, sagte Tsubasa nur.

“Liegt das immer noch an meinem Blut”, fragte Ryuga.

“Ja”, antwortete Tsubasa, “ich werde an der Vergiftung sterben.”

“Das wirst du nicht”, rief Ryuga, “wenn du im Krankenhaus geblieben wärst, würde es dir jetzt nicht so schlecht gehen.”

“Die Ärzte haben mir gesagt, dass sie mir nicht helfen können”, meinte Tsubasa, “ich wollte nicht, dass du mich so siehst.”

“Hast du mich deswegen weggeschickt”, fragte Ryuga, “du warst gar nicht sauer auf mich. Du wolltest nur nicht, dass ich dich leiden sehe.”

“Es tut mir leid”, entschuldigte sich Tsubasa, “du hast Recht. Ich war nie sauer auf dich. Ich wollte nur nicht, dass du mich sterben siehst.”

“Dann stirb nicht”, sagte Ryuga.

“Das ist leider unmöglich”, meinte Tsubasa.

“Du kannst mich doch nicht allein lassen”, meinte Ryuga weinend, “ich brauche dich.”

“Ich kann nicht bei dir bleiben”, sagte Tsubasa.

“Dieses Ritual war eine dumme Idee”, sagte Ryuga, “wenn ich gewusst hätte, was das mit dir macht, hätte ich es niemals gemacht.”

“Wir können es nun aber nicht mehr ändern”, meinte Tsubasa.

“Was ist mit dir”, fragte Ryuga besorgt, als Tsubasa plötzlich kaum noch atmete.

“Ich fürchte, ich muss dich jetzt verlassen”, sagte Tsubasa mit schwacher Stimme.

“Nein, bitte nicht”, sagte Ryuga weinend und nahm Tsubasa in den Arm.

“Ich bin froh, dass ich doch wenigstens ein Mal berühren konnte”, meinte Tsubasa und schloss seine Augen.

“Tsubasa”, rief Ryuga, “bitte bleib bei mir. Bitte verlasse mich nicht. Ich brauche dich doch.” Als Ryuga bemerkte, dass Tsubasa nicht mehr atmete, weinte er noch mehr. Er rief Ryo an. Dieser verstand ihn allerdings nicht, da Ryuga die ganze Zeit weinte.

“Ryuga, bitte beruhige dich”, sagte Ryo, “ich verstehe kein Wort.”

“Bitte komm schnell in den Wald”, war alles, was Ryuga sagen konnte. Ryo machte sich sofort auf den Weg und fand Ryuga wenig später auf der Lichtung.

“Was ist denn hier los”, fragte Ryo, “wie ich sehe, hast du Tsubasa gefunden. Was ist mit ihm?” Ryuga brachte kein Wort heraus.

“Bitte beruhige dich”, sagte Ryo, “er hat bestimmt nichts schlimmes.”
 

Als Ryo sich Tsubasa genauer ansah, musste er feststellen, dass es leider doch nichts gutes war.

“Deswegen weinst du also die ganze Zeit”, meinte Ryo traurig, “was ist mit ihm passiert?” Als Ryuga sich etwas beruhigt hatte, erzählte er Ryo, was Tsubasa ihm gesagt hatte und was passiert war, nachdem er ihn gefunden hatte.

“Es ist alles meine Schuld”, sagte Ryuga, “ich hätte das Ritual nicht mit ihm machen dürfen.”

“Du konntest doch nicht wissen, dass das solche Auswirkungen hat”, meinte Ryo.

“Ich wusste aber, dass es gefährlich ist und dass wir uns mit dem Blut infizieren können”, meinte Ryuga, “das hat Tsubasa mir vorher sogar noch gesagt, aber ich habe es trotzdem getan.”

“Es war für euch die einzige Möglichkeit, euch endlich berühren zu können”, sagte Ryo, “und wie ich sehe, hat es funktioniert.” Ryuga hielt Tsubasas toten Körper noch immer im Arm.
 

“Ja, ich wollte ihn berühren können”, antwortete Ryuga, “aber lebendig und nicht als Leiche.”

“Das weiß ich”, meinte Ryo, “aber wir können jetzt leider nichts mehr für ihn tun. Außer ihn zu beerdigen natürlich.”

“Was das angeht, hat Tsubasa mir mal etwas gesagt”, meinte Ryuga, “er wollte in dem kleinen Dorf beerdigt werden, in dem wir aufgewachsen sind.”

“Ich verstehe”, sagte Ryo, “dann werden wir das tun. Wo befindet sich dieses Dorf?”

“Es ist etwas weiter weg von hier”, antwortete Ryuga, “einen oder zwei Tage werden wir mindestens unterwegs sein.”

“Solange kann ich Gingka nicht allein lassen”, meinte Ryo, “und mitnehmen will ich ihn auch nicht. Es wird auch so schwer genug, ihm zu sagen, dass Tsubasa nicht wiederkommt.”
 

“Gibt es niemanden, der auf ihn aufpassen könnte”, fragte Ryuga. Ryo überlegte kurz. Dann sagte er:”Es gibt jemanden, den er sehr gut kennt. Ich werde ihn gleich mal anrufen.” Ryo holte sein Handy hervor und telefonierte mit jemandem namens Doji. Als er fertig war, sagte er:”Doji kümmert sich um Gingka. Ich muss nur noch mal nach Hause und ein paar Sachen holen. Dann können wir gehen. Du wartest hier.” Ryuga tat, was Ryo sagte und wartete auf ihn. Als Ryo wieder da war, hatte er einen großen Rucksack dabei. Er öffnete den Rucksack und legte Tsubasas Leiche hinein.

“Jetzt können wir los”, sagte er daraufhin. Die beiden machten sich auf den Weg. Zwei Tage später kamen sie in dem kleinen Dorf an. Viel war davon allerdings nicht mehr übrig. Es war durch die Explosion ziemlich stark beschädigt worden.

“Lass uns anfangen”, meinte Ryo. Er nahm die Schaufel, die er mitgebracht hatte und fing an, ein Loch zu graben. Ryuga sah ihm dabei zu. Als Ryo fertig war, legte Ryuga Tsubasas Leiche vorsichtig in das Loch. Ryo begann dann, das Loch wieder zu schließen. Ryuga stand nur daneben und versuchte, nicht mehr zu weinen. Er nahm sich vor, Tsubasas Grab so oft es geht zu besuchen.



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