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Love is a unendless Thing

Family counts too!
von

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Chapter No. 1

Zitternd saß sie da. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht wahr sein! Gestern war noch alles in Ordnung gewesen. Doch jetzt? Jetzt war alles vorbei. Sie versuchte mit aller Kraft nicht los zu heulen, doch es alle Mühe waren umsonst, schon liefen vereinzelte Tränen ihre Wangen hinab. Wenn sie doch bloß die Zeit zurück drehen könnte...
 


 


 


 

Flashback
 

Das Klassentreffen lief bisher ganz gut. Okay, ein paar Pärchen stritten sich hier und da, doch das war nie anders gewesen. Schon damals in der Schulzeit gab es Dramen. War schon damals nichts außergewöhnliches. Irgendwas stimmte mit dieser Schule einfach nicht. Doch es war ihr heute egal. Sie war erwachsen, war immer noch mit ihrem besten Freund befreundet, hatte einen Beruf und sogar mit ihrem Ex-Freund verstand sie sich. Wer konnte das schon von sich behaupten? Dean und sie hatten sich aber auch im guten getrennt gehabt. Er musste nach Los Angeles für seine Arbeit, sie musste allerdings in Sacramento bleiben. Eine Fernbeziehung war keine Option, da war die Trennung keine große Frage mehr gewesen.

Doch das spielte für sie auch keine Rolle mehr. Ihre Liebe gehörte nun Liam. Ausgerechnet ihm. Ausgerechnet ihrem besten Freund. Er würde in ihr wahrscheinlich nie etwas anderes sehen als seine beste Freundin, eine Art kleine Schwester. Doch sie hatte sich damit arrangiert. Zumal sie viel zu schüchtern war, um ihm ihre Gefühle zu gestehen. So eine war sie einfach nicht. Und verlieren wollte sie ihn nicht. Josy wäre verloren ohne Liam. Vielleicht war das aber auch der Grund gewesen, wieso sie vor einem Jahr aber noch einmal mit Dean geschlafen hatte. In ihr war eine leere, eine Einsamkeit die gefüllt werden wollte. Natürlich wollte sie Dean niemals ausnutzen, doch es war irgendwie passiert. Sie hatte nie mit ihm darüber geredet. Vor allem hatte er kurz darauf seine Frau kennen gelernt, sie ein halbes Jahr später geheiratet und hatte nun einen zwei Monate altes Baby. Sie hatte sich eingestanden, dass dieses eine Mal nicht einfach so war, Gefühle waren natürlich noch im Spiel gewesen, aber ihre Gefühle für Liam waren einfach größer. Und Dean irgendwas kaputt machen wäre nicht gerecht gewesen. Ihr blieb also quasi nichts anderes übrig.
 

Es war der dritte Tag, das Klassentreffen ging eine komplette Woche. Es war schon seltsam. Diese Woche hatte es echt in sich gehabt, es waren ganz schön viele Dinge raus gekommen. Einer, der eine Stufe über ihr war (und dem sie immer aus dem Weg gegangen war), hatte seit Jahren eine Affäre, obwohl er verheiratet war und einen Sohn mit ihr hatte. Mit ihrer Schwester hatte er auch noch geschlafen. Wieso tat man denn sowas? Allerdings schien seine Frau auch nicht unbedingt unschuldig zu sein. Diese hatte nämlich anscheinend Gefühle für einen anderen und hatte sogar mit ihm ein Kind. Eine Tochter, von der sie ihm allerdings nie erzählt und abgegeben hatte. Doch zum Glück war die kleine am Ende doch bei ihrem Vater gelandet. Das waren aber wenige dieser zahlreichen Ereignisse die passierten. Josy kam einfach nicht drauf klar.
 

"Josy?" Mit großen Augen sah sie zur Seite und schaute in Liams Gesicht. "Bitte?", erkundigte sie sich und erntete ein Lachen. "Hast du mir überhaupt zu gehört?" Verdammt, da hatte er sie erwischt. Schuldbewusst sah sie ihn an, schüttelte ihren Kopf. "Nein, tut mir leid. Ich war mit dem Kopf gerade ganz wo anders. Könntest du dich vielleicht einfach nochmal wiederholen?" Mit einem nicken wiederholte er sich und die Fotografin versuchte ihr bestes, sich nicht wieder ablenken zu lassen.
 

Bis zum Abend funktionierte dies auch. Nur hatte sie im Gefühl, das noch irgendwas schief gehen würde. Es konnte nicht sein, dass überall Sachen raus kamen nur bei ihr nicht. Solch ein Glück hatte sie nie gehabt. Und sie sollte Recht behalten.
 

Während sie mit Liam an einem Tisch saß, da an dem Abend wieder die ganze Gemeinschaft Essen war, spürte sie plötzlich, wie Liam ihre Hände in seine nahm und somit umschloss. Schüchtern sah sie zu ihm.

"Josy...", begann Liam leise und man konnte sehen, wie er mit sich rang. Noch einmal holte er tief Luft. "Ich muss dir etwas sagen. Aber du musst auch wissen, dass dies, was ich dir sage, nichts zwischen uns ändern muss."

Sie war verwirrt. Wollte er etwa... Das was sie dachte? Schwer schluckte sie, denn sie zweifelte an ihrem Glück.

"Also... Du bist meine beste Freundin und ich bin wirklich froh, dich in meinem Leben zu haben. Vielleicht ist das auch eines der Gründe, wieso..." Er sah ihr in die Augen. "Josy, ich liebe dich!"

Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz stehen bleiben. Die Außenstehenden waren Gott sei Dank viel zu sehr mit sich beschäftigt um ihnen beiden Aufmerksamkeit zu schenken. Gerade als sie etwas darauf erwidern wollte, ihm gestehen, dass sie ebenfalls so fühlte, hörte sie einen lauten Schrei. Erschrocken sah sie zur Tür, ebenso wie Liam, und man konnte Nelly erkennen. Deans Frau. Sie schien aufgewühlt, sauer. Aber weshalb?

"Wieso dann überhaupt das ganze, Dean?" Ihr Blick wanderte hinein und schon war Nelly auf den Weg Richtung Liam und Josy. "Ich hoffe du wirst glücklich mit ihm!" Josys Brauen zogen sich zusammen. "Was? Wovon redest du?" Sie fühlte sich unwohl. Denn nicht nur Liam sah es sich an, sondern nun wirklich alle anderen. Nellys Schrei hatte ihre Aufmerksamkeit nun wirklich auf sie gezogen. "Na, du und Dean! Er hat es mir eben erzählt. Bevor ich ihn kennen gelernt habe, habt ihr nochmal miteinander geschlafen. Das wäre an sich nicht schlimm, hätte er nur nicht noch Gefühle für dich." Nellys sah noch einmal zu Dean, dann wieder zu Josy. "Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Da mache ich nicht mit." Und mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand.

Völlig perplext starrte Josy nun in die Leere. Um sie herum war es still geworden. Vielleicht bildete sie es sich auch einfach nur ein. Ein Blick zu Dean bewies, das er es sich wohl anders gewünscht hatte. Er stand einfach nur da und hatte seinen Kopf auf den Boden gerichtet. Sie biss sich auf ihre Lippe, sah dann endlich zu Liam. Dieser schien das ganze wohl auch erst einmal verdauen zu müssen. Wie in Trance stand er plötzlich auf und ging Richtung Tür. Wo wollte er denn hin?

Nun stand sie ebenfalls auf. "Liam!" Doch er ging einfach weiter. Natürlich versuchte sie ihm hinterher zu laufen, doch er war schneller. Es nützte nichts, also blieb sie stehen. Wenn etwas in ihrem Leben passierte, dann war es keine Kleinigkeit.

"Es tut mir leid, wirklich!" Bei diesen Worten drehte sie sich um, sah Dean. Er war ihr gefolgt. Wütend biss sie die Zähne zusammen, wollte den Tränen keine Chance geben. "Wieso hast du das getan? Was sollte das?", knallte sie ihm an den Kopf. Er hob jedoch seine Arme leicht in die Höhe. "Ich konnte sie nicht weiter belügen. Du solltest am besten wissen, wie ich bin." Sie hatte einen Klos im Hals, der sie beim Reden behinderte, dennoch sprach sie einfach weiter. "Aber wieso musstest du mich unbedingt mit rein ziehen?" Das war einfach nicht fair! "Glaubst du für mich war es leicht? Sie hat bemerkt das etwas nicht stimmt und ich konnte und wollte nicht weiter lügen. Selbst wenn ich deinen Namen nicht erwähnt hätte, wäre sie auf dich gekommen. Ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen und es tut mir auch leid. Aber was soll ich tun? Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?"

Wenn sie ehrlich zu sich war, wusste sie nicht, was er hätte anders machen sollen. Eigentlich verstand sie ihn sogar verdammt gut. Vielleicht hätte sie es ihm gleich machen und ehrlich sein sollen. Und zwar von Anfang an zu Liam, vielleicht wäre das alles dann gar nicht. Nun war sie es, die den Kopf Richtung Boden hielt und schon schossen ihre Tränen nur so heraus. Sie spürte aber auch, wie Dean sie in den Arm nahm. Wie automatisch erwiderte sie seine Umarmung. Auch wenn es ihr nicht mit Liam half, es gab ihr Trost. Er gab ihr Trost.
 

Flashback Ende
 


 


 

Seitdem hatte sie Liam nicht mehr gesehen. Eigentlich hatte er die Woche bei ihr schlafen wollen, doch er war nicht zu ihr gekommen. Wahrscheinlich hatte er die Nacht bei seinen Eltern verbracht. Kommen musste er dennoch, seine Sachen waren schließlich noch hier.

Mit Dean hatte sie sich noch unterhalten gehabt. Darüber, dass sie ihn wirklich gern hatte, sie jedoch Gefühle für Liam hatte. Dean hatte es auch verstanden. Aber würden sie weiterhin Freunde bleiben? Sie hoffte es doch, denn Dean war nach wie vor eine sehr wichtige Person in ihrem Leben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte es bei ihr an der Tür und sofort war Josy zur Tür in der Hoffnung, dass es Liam war. Und tatsächlich, er war es. Er sah selber nicht wirklich gut aus, als wäre er die ganze Nacht über wach gewesen.

"Ich wollte meine Sachen holen.", erklärte er knapp sein dasein. Ohne etwas zu erwidern gewährte sie ihm Einlaß, indem sie ein Schritt zur Seite wich. Die Tür schloss sie hinter ihm, nur um ihm dann ins Schlafzimmer zu folgen.
 

Liam selber fühlte sich natürlich auch schlecht. Sie war seine beste Freundin, er liebte sie, würde er auch weiterhin, doch er brauchte Zeit um das alles zu verdauen. Er kannte Josy. Er kannte sie jetzt über zehn Jahre, das war nicht gerade wenig. Doch er hatte seine Gründe. Es war immerhin Josy! Seine kleine Josy, die Angst hatte, schüchtern war. Und eben das war der Punkt. Sie würde niemals mit irgendwem etwas intimes teilen, wenn es keine Bedeutung hatte. Nicht einmal dem Alkohol konnte man die Schuld geben, denn durch ihre Vergangenheit verabscheute sie Alkohol in Massen und trank daher auch keinen. Vielleicht mal ein/zwei Gläser Sekt aber was war das schon? Mit einem seufzen machte er sich also darauf, seine Sachen einzusammeln und versuchte zu ignorieren, dass Josy am Türrahmen stand und zu sah.
 

Josy hingegen war verzweifelt. Sie hatte Angst, Angst ihn zu verlieren. Sie musste etwas tun, doch was? Sollte sie versuchen mit ihm zu reden? Sie war keine große Rednerin, dies überließ sie eigentlich immer lieber den anderen. Doch ihr blieb wohl nichts anderes übrig. Also trat sie einen Schritt in ihr Zimmer.

"Liam, bitte..." Sie wurde unterbrochen. "Lass es einfach, Josy. Du musst dich nicht erklären, wirklich nicht." Die Verwirrung stand ihr im Gesicht geschrieben, aber sie versuchte es weiter. So leicht ließ sie sich nicht abwimmeln auch wenn sie gerade wieder zu zittern begann. "Ich will doch nur, dass du verstehst. Außerdem... Ich kann ja verstehen, dass du jetzt sauer bist, aber..." Sie brach ab, ihre Stimme wollte gerade nicht so wie sie wollte.

Liam stand wieder auf, seine Tasche gepackt. Sie ansehen ging nicht, er sah also an ihr vorbei. "Ich bin nicht sauer. Es ist auch nicht wegen Dean." Er seufzte, machte eine kleine Pause. "Obwohl... Doch, es ist wegen Dean. Josy, ich kenne dich viel zu gut. Ich weiß, dass du niemals etwas so wichtiges tun würdest ohne irgendwelche Gefühle." Noch ein seufzen und er schüttelte den Kopf. "Es ist einfach kompliziert.", fügte er noch hinzu. Er wollte nur noch hier raus, bevor noch etwas passierte. Also schlängelte er sich an ihr vorbei.

Josy jedoch wollte ihn nicht gehen lassen und tat das erste, was ihr in den Sinn kam. Sie nahm ihn in den Arm, ihr Gesicht an seinen Rücken gedrückt. "Bitte...", hauchte sie leise. Noch nie hatte sie in so kürzester Zeit das Wort 'Bitte' verwendet. Sie spürte, wie sich seine Hand auf ihre Arme legten. Im ersten Moment hatte sie schon Angst er würde versuchen ihre Arme von sich zu lösen, doch er legte sie einfach zärtlich auf ihre Arme.

"Dean liebt dich." Ihr Gesicht drückte sich weiter an ihn. "Und ich liebe dich! Und du hast gestern..." Sie musste schlucken, ehe sie weiter redete. "Und du hast gestern gesagt, dass du ebenso fühlst."

Sein Gesicht drehte sich etwas nach hinten. Ja, das hatte er. Und es war die Wahrheit gewesen. "Und die Sache vor einem Jahr?" Vorsichtig sah sie zu ihm auf. "Das war doch überhaupt nicht geplant gewesen. Natürlich mag ich Dean, er wird auch immer wichtig für mich sein aber nur als Freund und nicht mehr. Ich weiß das es falsch war und ich fühle mich auch schlecht deswegen. Ich würde es auch gerne ungeschehen machen." Der letzten Satz kam mehr flüsternd als fest.

Diese Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören verletzte ihn. Und er wusste, dass sie ihn niemals an Lügen würde. Verdammt, jetzt fühlte er sich noch schlechter. Es war nie seine Absicht gewesen Josy zu verletzen. Dafür liebte er sie einfach viel zu sehr! Vorsichtig drehte er sich also um, ließ seine Tasche auf den Boden fallen, legte seine Hände um ihr Gesicht und beugte sich hinab, um sie endlich zu küssen.

Der Kuss war anfangs nur ganz sachte, unschuldig. Er entwickelte sich allerdings sehr schnell weiter. Es dauerte nicht lange, da flossen auch die ganzen Emotionen der beiden hinein. Keiner wusste wie, doch plötzlich spürte Josy ihre Matratze an ihrem Rücken. Dazu noch seine Hand an ihrer Hüfte. Er wollte doch jetzt nicht...?

Schnell löste sie den Kuss wieder, hielt mit ihrer Hand seine fest. "Liam, nicht." Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt. "Es ist schon ok, ich..." Diesmal war sie es, die ihn unterbrach. "Nein, ich meine... Ich kann das nicht."

Sie sahen sich in die Augen. Für einen kleinen Augenblick dachte er schon, er hatte einen großen Fehler gemacht, bis sie dann fort fuhr.

"Du hattest Recht, ich mache so etwas nie ohne das es etwas bedeutet. Deshalb... Ich kann das jetzt nicht. Und besonders nicht so."

Sie konnte ein winziges Lächeln in seinem Gesicht erkennen. "Das war gar nicht meine Absicht gewesen." Leicht neigte sie ihren Kopf. "Nicht?" Er schüttelte seinen Kopf. "Nein."

Er setzte sich auf, zog sie sanft mit sich, zog sie an sich. Mit seinem Daumen streichelte er ihre Wange. "So schnell nicht." Er sah sie an. "Ich wollte dich nicht verletzen, wirklich nicht." Seine Hand wanderte zu ihrem Arm, streichelte dort weiter. "Meine Nerven haben einfach verrückt gespielt. Weißt du, du warst mit Dean in der High School zusammen gewesen. Ich habe leider viel zu spät meine Gefühle bemerkt. Ich habe mich auch nie getraut, als ich getrennt wart. Und als ich mich endlich getraut habe, kommt sowas raus, ich war eifersüchtig."

Endlich bildete sich auch ein Lächeln wieder auf ihr Gesicht. "Du musst nicht eifersüchtig sein, wirklich nicht." Ihre Hände legten sich auf sein Gesicht. "Ich liebe dich und nur dich!"

Sein Lächeln wuchs. "Ich liebe dich auch!" Und damit beugte er sich wieder zu ihr, um sie wieder zu küssen. Er wusste, dass er mehr an seine neue Zukunft mit Josy denken sollte als an ihre Vergangenheit mit Dean. Und dieser Kuss war eine Art Versprechen, das er auch dies tun würde. Einfach nur für seine Liebe des Lebens!

Chapter No. 2

Er war sich sicher. Er wollte sie heiraten. Gut, dem war er sich nach zehn Jahren Beziehung und einem ebenso zehn Jahre altem Sohn schon länger bewusst gewesen. Doch jetzt, wo er seit Wochen gar Monaten mit ansah, wie seine Freundin mit der Tochter ihres besten Freundes umging bewies ihm, dass er nicht mehr länger warten konnte. Und das er doch noch ein Kind mit ihr wollte. Am liebsten eine Tochter! Und da er es bisher nicht geschafft hatte sie zu fragen aufgrund ihres Jobs - Gott, wie er ihren Beruf als Sängerin hasste, obwohl sie eine wundervolle Stimme hatte! - beschloss er, es auf dem Klassentreffen zu machen. Wenn nötig sogar vor allen anderen!
 

Nur leider hatte er die Rechnung nicht mit ihren Freunden gemacht. Eher gesagt mit dessen Problemen. Denn Grant hatte raus bekommen, wer die Mutter seiner Tochter war. Es war Lilith. Das wunderte ihn nicht wirklich. Die beiden hatten schon immer eine komische Verbindung gehabt. Doch Grant war aufgebracht. Irgendwo natürlich verständlich. Timio? Timio hatte aufgehört seine Tabletten zu nehmen, obwohl diese wichtig für ihn waren. Lilith... Tja, Lilith offenbarte nun wirklich alles! Ihre Ehe war somit hin, eigentlich mehr eine Lüge. Und sein Sohn, oh Gott! Nathan war gerade in seiner Trotzphase und somit kostete er seinen Eltern mehr Nerven als nötig.
 

Nun stand er mit Rain vor Nathan, beide starrten ihren Sohn an. Nathan hatte sie beide angeschrien, etwas was er sonst nie tat. Er war bockig, dickköpfig, frech, er kam halt sehr nach seinen Eltern. Doch niemals hatte er seine Eltern angeschrien! Aber er hatte einen Grund gehabt. Einen sehr guten sogar. Der Jackson konnte seinen Sohn verstehen, sehr gut sogar.

"Nathan...", versuchte es Rain vorsichtig. Sie zitterte leicht, sie war anscheinend nicht darauf vorbereitet gewesen. Vorsichtig legte Eric seine Hand auf ihre Schulter.

Nathan allerdings schüttelte seinen Kopf. "Nein!" Er ging einen Schritt zurück. "Alle meine Freunde haben was von meinen Eltern und ich? Dad ist dauernd damit beschäftigt irgendwelche Arbeiten zu kontrollieren oder sich Sorgen zu machen. Und du? Du bist die meiste Zeit weg." Es bildeten sich Tränen in seinen Augen doch er weigerte sich, sie fließen zu lassen. Dafür war sein zehn Jahre Alter stolz einfach zu groß. Noch etwas, was er von seinen Eltern hatte. Besonders von seiner Mutter! "Ich will doch nur dasselbe haben wie damals. Das du nur mir etwas vor singst, das Dad wieder mit mir Football spielt und das wir etwas gemeinsam unternehmen. Und das nicht nur alle vier Monate."

Rain versuchte einen Schritt auf ihren Sohn zuzugehen, doch er ging daher wieder einen zurück. "Nathan, hör mir doch zu..." Gerade in diesem Moment drehte er sich um und lief los.

"Nathan!" Diesmal war es Eric, der seinen Namen nannte, viel mehr rief. Natürlich liefen sie dem Kleinen sofort hinterher, nur war der Junior schneller als gedacht. Kein Wunder, der Junge machte mehr Sport als alles andere. Nur leider war es schon dunkel, eigentlich waren sie auf den Weg ins Hotel gewesen, bevor das alles passiert war. Und Eric 2.0 bevorzugte in letzter Zeit eher dunkel gdhsltene Klamotten. An sich hatten sie nie was dagegen gehabt, doch in diesem Moment verfluchten sie es, die Erziehung locker gehalten zu haben.

Es dauerte etwas, doch endlich erreichten sie ihn. Er war stehen geblieben, anscheinend war er zu müde gewesen, um groß zu rennen. Sofort nahm Rain ihren geliebten Sohn in den Arm. Selbstverständlich war sie sauer darüber, dass er weg gerannt war, doch die Freude, dass er doch stehen geblieben war und sie ihn nicht großartig suchen musste, war nun einmal größer.

Sie sah ihn an. "Tu das nie wieder, hast du verstanden?" Es war nicht ernst, es schwang mehr Sorge in ihrer Stimme. Ebenso in ihrem Gesicht. Er schwieg, nickte nur.

Eigentlich hätte Eric ihm nun eine Ansage gemacht, doch irgendwo hatte Nathan auch recht gehabt. Seine Sorgen, dass Rain etwas passieren könnte wenn sie wieder unterwegs war, ließen ihn manchmal alles um sich herum vergessen. Leider traf es auch selten seinen Sohn. Er hatte es weder gemerkt noch mit Absicht getan. Und Rain war wirklich sehr oft unterwegs. Wieder wurde ihm bewusst, wie sehr er es hasste, dass sie als Sängerin tätig war. Klar, er war auch stolz, wieso sollte er auch nicht? Sie hatte eine wunderschöne Stimme. Aber die Familie litt. Sie hatten sich doch fest vorgenommen, sich versprochen, dass dies nie passieren würde, doch es war geschehen! Das Gespräch musste er also erst einmal mit Rain führen und dann konnte er sich um den jüngeren kümmern.
 

Im Hotel war Nathan sofort ins Bett gegangen, ohne ein weiteres Wort. Nicht einmal ein gute Nacht. Eric lag auch im Bett, sah seine Freundin an, die aus dem Badezimmer raus kam und sich zu ihm legte. Sie sah traurig aus, nachdenklich. Man sah ihr an, dass die Worte vor wenigen Stunden auch sie getroffen hatten. Man musste schon herzlos sein, um solche Worte des eigenen Kindes ignorieren zu können.

Die Sängerin legte sich neben ihren Freund, spürte seinen Arm um sich. "Er hat recht.", konnte man plötzlich vernehmen. "Bitte?" Sie sah zu ihm auf. "Na Nathan. Er hat recht. Ich war so mit dem Gedanken beschäftigt, dass ich ihm etwas bieten wollte und dabei vergessen habe, für ihn da zu sein. Ich... Ich war an seinen Geburtstagen da, an allen Feiern in der Schule. Aber sonst? Das war nicht genug, er braucht doch auch sonst seine Mutter!" Ihr Kopf senkte sich. "Und dich habe ich auch vernachlässigt. Ich liebe euch doch, wie konnte mir das passieren?"

Plötzlich tat sie etwas, was sie selten tat, sie weinte. Sofort legte Eric beide Arme um sie, wollte sie beruhigen. Er streichelte mit einer Hand ihren Arm auf und ab, versuchte beruhigende Worte zu sagen. Nur was?

"Ich bin doch auch nicht viel besser." Seine Hände legte er nun auf ihr Gesicht, zwang sie ihn wieder anzusehen. "Ich bin immerhin so sehr damit beschäftigt, andere Kinder zu unterrichten und ihnen etwas beizubringen und mir nebenbei Sorgen um dich zu machen, dass ich meinen eigenen Sohn außer acht lasse. Und das obwohl er direkt vor mir steht. Wir haben es also beide vermasselt, nicht nur einer von uns. Wir können es jetzt nur noch besser machen." Ein aufmunterndes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

Sie nickte. "Ich wollte sowieso aufhören." Man konnte die unausgesprochene Frage in seinem Gesicht erkennen. "Das Singen.", erklärte sie schlicht. "Jedesmal wenn ich weg bin, vermisse ich euch zu sehr. Ich will endlich wieder bei euch sein, so richtig bei euch sein! Vielleicht war das eben ein Zeichen dafür, dass ich es wirklich tun soll. Besonders für ihn."

Erics lächeln wuchs. Diese Worte zu hören war schön. Klang es gemein? Vielleicht, immerhin gab sie etwas auf, doch sie gewann doch damit mehr Zeit mit ihm und ihren Sohn. Und das war doch etwas gutes für sie. Sollte es zumindest. Der Kuss dem sie ihm gab, war Bestätigung genug für ihn.

"Mum, Dad?" Beide sahen zu dem Kleinen, der schüchtern am Türrahmen stand.

"Was ist los, mein Schatz?" Sofort war Rain wieder ganz Mutter.

Er zögerte, überwand sich aber doch und ging zu seinen Eltern, kletterte in das Bett. "Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht verletzen, wirklich nicht." Er sah seine Eltern wieder an. "Seid ihr sehr böse auf mich?"

Sanft schüttelte Rain ihren Kopf, lächelte ihren Sohn mütterlich an. "Nein, sind wir nicht. Aber versprich uns, dass du uns das nächste Mal sofort sagst, wenn dich etwas stört, klar?" Er nickte und umarmte seine Eltern.

"Ich habe euch lieb." Eric und Rain erwiderte die Umarmung. "Wir haben dich auch lieb, Nathan."

Die Umarmung löste sich und er sah seine Eltern an. "Bekomme ich ein Geschwisterchen?" Diesmal war es Eric, der redete. "Was?" Nathan verstand nicht, wieso sein Vater nachfragte. "Na, ein Geschwisterchen!" Rain sah ihren Sohn verwirrt an. "Wieso fragst du so etwas?" Er zuckte bloß mit den Schultern. "Connor hat auch eins. Er hat sogar zwei! Und ich habe eben gehört, dass du aufhören möchtest, also bist du wieder öfter da, da dachte ich, ich bekomme ein Geschwisterchen." Der älteste musste lachen. "Aber wenn das Kind in dem Alter wäre, um mit dir zu spielen, bist du in dem Alter, indem du keine Lust hast." Wieder ein Schulter zucken. "Egal! Ich werde ihn lieb haben und ihm viele Dinge bei bringen!" Die Bishop schüttelte den Kopf. "Und wenn es ein Mädchen werden würde?" Ein schnauben. "Mädchen können auch Football spielen, ihr bringe ich es auch bei." Nun musste beide Elternteile lachen.
 

Es dauerte nur eine halbe Stunde, da lagen Nathan und Rain neben Eric und schliefen friedlich. Und dieser wusste, dass der Antrag nicht mehr länger warten konnte. Den Ring hatte er in seiner Tasche, er konnte sie also jederzeit fragen. Und das würde er am nächsten Tag auch tun!
 

Am nächsten Tag waren die drei schon früh unterwegs gewesen. Als aller erstes kam ihnen Yasha entgegen, Rains Zwillingsbruder, der ihr versprach mit den Drogen nun endgültig aufzuhören. Er wollte immerhin noch etwas von seinem Leben haben und da vor kurzem raus bekam, dass er einen Sohn hatte, wollte er diesem ein Vorbild sein. Als nächstes hatte sie ein Gespräch mit Timio, während Eric selbst mit seiner besten Freundin sprach. Sie fühlte sich schlecht, konnte er verstehen. Sie hatte ihrem Mann um seinen größten Wunsch gebracht, doch nahm sie sich vor, dies zu ändern. Laurel hatte es nicht mit Absicht getan, sie hatte bloß nicht nachgedacht.

Rain kam nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu ihm, setzte sich neben ihn und kurz unterhielten sie sich. Doch wirklich lange konnten sie nicht miteinander reden. Lilith kam aus einem der freien Räume, sichtlich am weinen. Kurz danach verließ auch Grant den Raum. Er schien enttäuscht, traurig. Sein Blick wanderte zu ihnen und ohne noch etwas zu sagen, ging er komplett raus. Nur kurz sahen Eric und Rain sich an, standen seufzend auf und folgten den beiden anderen. Eigentlich hatte Eric sich vorgenommen mit Grant zu sprechen, aber dieser ließ sich nicht finden. Also blieb er mit seiner Freundin bei Lilith. Wenn er wusste worum es ging, konnte er eventuell besser mit dem Jüngeren sprechen.

Vorsichtig hockte Rain sich vor ihrer Freundin, legte eine Hand auf dessen Schulter. "Lilith, was ist den los? Ist irgendwas passiert?"

Lilith sah zu ihr auf, versuchte mit aller Kraft zu sprechen. "Ich habe alles falsch gemacht!" Die Kleinere strich mit ihrer Hand an der Schulter der Dunkelhaarigen. "Ja gut, es war nicht wirklich schlau ihm seine Tochter vorzuwnthalten und sie wen fremdes zu geben... Aber ich bin mir sicher, Mat..." Sie wurde unterbrochen. "Nicht das!" Lilith schluckte. "Also das auch... Aber es geht um alles. Ich habe Grant enttäuscht, ich habe sogar meine Tochter enttäuscht, obwohl sie mich nicht einmal kennt! Ich habe Emir geheiratet, obwohl ich nicht sicher über meine Gefühle war. Und jetzt, wo ich mir sicher bin, habe ich schon alles kaputt gemacht, weil ich auf meine Mutter hören musste. Bin ich wirklich so dumm?"

"Ja!" - "Nein..." Sofort sahen sich Rain und Eric an. "Was bedeutet hier 'Ja'?", hakte er sofort nach. Doch sie sah ihn an, als wäre es doch klar, was sie meinte. "Wie,'was soll das bedeuten'?Ist doch ganz klar!" Der Lehrer staunte nicht schlecht. "Ach so... Also ist es falsch zu glauben, dass es so etwas wie Liebe noch gibt?" Sie schüttelte kurz ihren Kopf. "Natürlich nicht! Ich finde nur, dass man niemanden heiraten sollte, wenn man sich nicht sicher ist, was seine Gefühle angeht!" - "Ist das so? Ist das der Grund, wieso wir noch nicht geheiratet haben? Weil du dir nicht sicher über deine Gefühle bist?"

Die Sängerin verstand nur gar nichts mehr. Was war denn plötzlich mit ihrem Freund los? "Ich liebe dich, natürlich bin ich mir meine Gefühle sicher! Außerdem hast du mich doch auch nie gefragt, du Idiot!" - "Das heißt, wenn ich dich gefragt hätte, hättest du ja gesagt?" - "JAA!!!"

Eric hob kurz seinen Finger, während er in seiner Jacke rum wühlte. "Ok!", war alles, was er noch sagte, ehe er sich vor sie hin kniete und den Ring in seinen Händen hielt. Seine Nervosität war ihm anzusehen. Bei ihr war es nicht besser. Sie hätte jetzt mit vielem gerechnet, doch damit? Schwer schluckte sie. "Eric, was machst du da?", schaffte sie es zu flüstern. Doch wieso eigentlich? Es war doch offensichtlich, was er da tun wollte!

Schnell schluckte er den Klos in seinem Hals hinunter. Er durfte jetzt nicht kneifen, dafür war er einfach zu weit gegangen. Noch einmal holte er tief Luft, um dann endlich die alles entscheidende Frage zu stellen. "Rain Bishop, willst du..." Weiter kam er gar nicht, da spürte er ihre Arme um seinen Hals und ihre Lippen auf seinen. Mit ihr stand er wieder auf, schlang seine Arme um ihre Hüften. Mit einem Lächeln löste er den Kuss, blieb mit seinen Lippen nur wenige Millimeter von ihren entfernt und sah zu ihr runter. "War das ein ja? Du hast mich immerhin nicht ausreden lassen." Nun fing sie an zu grinsen und nickte. "Ja!" Glücklich über diese Antwort, trennte er sich nun vollkommen von ihr, um ihr den Ring an den Finger zu stecken. Wieder küsste er sie. Da Lilith auch dabei gewesen war, ging der Kuss nicht wirklich lange, sie hatte beide umarmt und ihnen ihre Glückwünsche ausgerichtet. Es dauerte dank Lil auch nicht lange, da wussten es alle anderen.
 

Später am Abend saßen sie wieder zu dritt im Auto, Nathan auf der Rückband am schlafen. Rain und Eric schwiegen. Es verunsicherte ihn. Hatte er etwas falsches gemacht? Wollte sie ihn nicht heiraten? Hatte sie einfach nur ja gesagt, damit er nicht verletzt war? Er wusste es nicht und es verunsicherte ihn.

Angekommen, zog er seinen Sohn aus dem Mietwagen und trug ihn in das Hotel. Ihn zu wecken wäre bloß eine Qual für den Jungen gewesen. Er konnte sehen, wie Rain das alles mit einem Lächeln beobachtete. Sie fand es allem Anschein süß.

Oben legte er seinen Sohn auf das Bett, zog ihm das wichtigste aus, deckte ihn zu und verließ das Zimmer, nachdem er seinem Sohn noch einmal ganz leise ein 'Gute Nacht' zugeflüstert hatte. Dann gesellte er sich zu seiner Freundin (nein Verlobten) ins Bett. Sofort legte sich ihre Hand auf seine und sie streichelte mit ihrem Daumen seinen Handrücken nach.

"Rain, was ist los?" Sie sah verwundert zu ihm auf. Doch sie antwortete nicht. Eric war schon kurz davor aufzugeben, bis sie dann doch endlich redete.

"Bist du dir wirklich sicher?" Sie erntete ein fragenden Gesichtsausdruck. "Ich meine, dass du mich heiraten willst." Eric zog sie näher an sich. "Wieso sollte ich nicht? Ich liebe dich und daran wird sich auch nichts ändern. Wir haben einen Sohn gemeinsam, wir sind jetzt schon zehn Jahre zusammen. Wir haben es damals geschafft. Sogar dein Job konnte uns nicht auseinander bringen. Wir werden es immer schaffen, da bin ich mir sicher." Rain nickte, lächelte wieder. "Vielleicht hast du recht." - "Natürlich habe ich recht. Ich habe immer recht!", erwiderte er mit einem zwinkern und erntete ein Lachen ihrerseits.

Eric hatte recht. Sie hatten es bisher immer geschafft, also werden sie es immer schaffen. Sie liebten sich und das sollte auch jeder wissen!

Chapter No. 3

Sie war erschrocken. Fassungslos sah sie ihr Spiegelbild vor sich an. Sie hatte tatsächlich mit ihrem Cousin geschlafen. Wie konnte es bloß soweit kommen? Gut, die Frage erübrigte sich von selbst, immerhin wusste sie wie es dazu kommen konnte. Seine unerwiderte Liebe zu Josy und ihre Sehnsucht nach Chuck gemixt mit ein paar Drinks waren keine gute Kombination. Es hatte harmlos angefangen und endete mit einem komischen Gefühl am nächsten Morgen. Zum Glück war ihr Sohn da, so konnte sie sich geschickt aus einem unangenehmen Gespräch mit Dean winden. Ihr Gefühl sagte ihr allerdings, dass es noch böse werden würde. Ob denn nun mit Dean oder mit wem anderes, sie konnte es nicht sagen. Ohne aber weitet groß darüber nachzudenken, zog sie sich an, half ihrem Sohn und verließ mit ihm das Hotel. Heute war nämlich der zweite Tag des Klassentreffen. Zwar hatte sie das Bedürfnis wieder nach Hause zu fahren, doch würde es nur zu unnötigen Fragen von Thomas führen. War auch nicht unbedingt nötig.
 

Als sie nach einer halben Stunde also da war, lief sie geradewegs auf ihren Bruder zu, welcher mit seinen Kindern und seiner Frau Laurel selber erst aus dem Auto gestiegen war. Eine kurze Umarmung und sie wurde auch direkt von ihm gemustert. Ein ernster Blick legte sich auf die Züge des Älteren.

„Du siehst nicht gut aus, ist etwas passiert?“ Finya hob belustigt ihre Augenbraue. „Danke, genau das wollte ich von meinem großen Bruder hören.“ Für diese Antwort erntete sie ein grummeln, weshalb sie seufzte und nur abwinkte. „Es ist alles in bester Ordnung, wirklich. Ich konnte nur nicht gut schlafen, das ist alles.“ Er glaubte ihr anscheinend nicht, akzeptierte ihre Antwort allerdings.

Mit seinem Kopf deutete er, dass sie nun langsam rein sollten. Sie waren nicht einmal ganz die Türe rein, es kam ihnen Dean entgegen. Finya schloss ihre Augen. Doch nicht jetzt! Er blieb direkt vor ihr stehen, man sah ihm an, dass er mit ihr reden wollte. Klar über so etwas musste man reden aber doch nicht so früh! Sie beugte sich zu Charlie hinunter und lächelte ihn mütterlich an. „Schatz? Würdest du zu Onkel Thomas gehen? Mommy kommt gleich nach, alles klar?“ Von dem Kleinen kam ein winziges nicken und schon rannte er los. Er war gerne bei seinem Onkel, er machte immer so lustige Sachen.

Kaum war der Kleine weg, sah sie zu Dean hinauf. Wieder ein seufzen. „Finya… Hör mal, letzte Nacht…“ Doch weiter kam er nicht, da wurde er direkt unterbrochen. „Bitte. Ich möchte jetzt nicht darüber reden, wirklich nicht. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Lass uns später darüber reden, oke?“ Ihm schien die Antwort nicht zu gefallen. Er wollte es klären und zwar jetzt. Leider kam er aber nicht weit mit dem reden, denn neben ihnen machte eine große Gestalt halt.

„Du merkst doch, dass sie im Moment nicht reden möchte. Sie wird schon auf dich zukommen, wenn sie soweit ist.“ Diese tiefe, markante Stimme. Sie würde diese Stimme unter tausenden wiedererkennen. Doch es war schon Jahre her, als sie sie das letzte Mal gehört hatte. Konnte es sein? Ein Blick zur Seite und es bewahrheitete sich. Es war Chuck. Ihr Chuck! Wobei. Von ihrem Chuck konnte nicht die Rede sein. Nicht mehr. In der High School waren sie ein Paar gewesen, auch wenn er vier Jahre älter war. Das Alter hatte niemanden von beiden interessiert. Es hatte sie auch nicht interessiert, dass er schon einmal im Gefängnis gesessen hatte. Alles was sie interessierte war , wie er mit ihr umging. Er war liebevoll ihr gegenüber fürsorglich und alles, was man sich von einem Freund vorstellte. Doch vor fünf Jahren war alles vorbei gewesen. Er hatte ins Gefängnis gemusst. Und das nur, weil er sie beschützen wollte. Sie wollte nicht weiter daran denken, es stimmte sie noch immer traurig, wenn sie an damals dachte.

Dean sah von Chuck zu Finya, wieder zurück und verschwand letzten Endes. Schweigend sah Finya zum Boden. Was sollte sie sagen? Es waren fünf verdammte Jahre her, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte! Allerdings hatte er ihr eben geholfen. Also räusperte sie sich und sah zu ihm hinauf. „Danke.“, nuschelte sie, schluckte dann schwer. Er nickte bloß. „Keine Ursache. Wer war das? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen das war Dean.“ Kurz holte sie Luft. „Das war Dean.“ Als Antwort kam nur ein kleines Oh und sie verfielen ins Schweigen. Nun war er es, der sich räusperte. „Du hast deine Haare geschnitten.“, bemerkte er. Es war dumm, ja, doch es war alles was ihm einfiel. Ein nicken und Finya berührte nur sachte ihre Spitzen. „Ja. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren und die langen Haare wurden nach der Zeit unpraktisch, weißt du.“ Er lächelte nun etwas. „Sieht wirklich toll aus. Du siehst damit erwachsener aus. Deine langen Haare fand ich aber am schönsten.“ Nun war sie es, die lächelte. Erwidern konnte sie allerdings nichts, denn schon kam ein kleiner Junge angerannt, der sich an ihr Bein klammerte.

„Mommy!“ Er sah zu ihr hinauf. Wieder lächelte sie und beugte sich zu ihrem Sohn, bemerkte daher Chucks verwirrten Blick nicht. Mommy? Der junge war ihr Sohn, sonst würde er sie schlecht so nennen. Hieß es, dass sie wen gefunden hatte? Oder das sie gar verheiratet war? Aber Finya trug keinen Ring, also war zweiteres wohl ausgeschlossen. Und wenn er sich den Jungen vor seiner damaligen Freundin sah, fiel ihm auf das er schon älter sein musste. Vier oder Fünf Jahre mindestens. Endlich bekam er wieder ihre Aufmerksamkeit, da der kleine zu Chuck sah.

„Mommy, wer ist das?“ Ihr Lächeln wurde größer. „Das ist ein sehr guter Freund von mir. Sein Name ist Chuck.“, erklärte sie sanft. Charlie schien nervös, sah seine Mutter noch einmal an, ehe er sich ganz Chuck zuwandte und ihm die Hand reichte. Respekt und benehmen hatte seine Mutter ihm immerhin beigebracht. „Hallo Chuck, mein Name ist Charlie.“ Der Ältere gab dem kleinen Mann ebenfalls seine Hand, stockte allerdings. Charlie? Das war doch wie Chuck bloß eine Abkürzung für Charles. Nun war er achtsam. Könnte es vielleicht sein…? Unsinn, es mussten Zufälle sein. Er wollte es nicht glauben, es war einfach zu absurd, immerhin war es Finya!

Sie holte tief Luft und zog ihn somit wieder aus seinen Gedanken. „Ich muss dann mal rein. Wir sehen uns bestimmt nochmal. Immerhin bist du hier beim Klassentreffen.“ Es folgte ein nervöses Lachen. Er nickte. „Ja, so schnell bin ich heute nicht wieder weg.“ So verabschiedeten sie sich und sie lief mit ihrem Sohn hinein.
 

Am Abend saß Chuck in seiner Wohnung und konnte nicht anders als an Finya und ihren Sohn zu denken und der ganzen Situation überhaupt. Es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf. Da er sie aber nicht direkt darauf ansprechen wollte, hatten sie sich den Tag über nur über Kleinigkeiten geredet. So wusste sie nun, dass er erst seit wenigen Tagen wieder draußen war und eine winzige Wohnung in Sacramento besaß. Er wusste, dass sie seit wenigen in Orlando wohnte. Und das sie tatsächlich nicht verheiratet war. Sie hatte nicht mal einen Freund! Er konnte es sich nicht erklären, doch genau diese Information erfreute ihn wirklich sehr. Wieso? Vielleicht weil seine Gefühle für sie noch immer da war. Noch immer konnte hatte er das Erlebnis vor fünf Jahren vor sich.
 


 

Flashback
 

Nervös strich er sich durch seine kurz rasierten Haare, bevor er seine Freundin wieder ansah. „Aber Finya, versteh doch endlich! Ich kann so etwas nicht von dir verlangen, es geht einfach nicht!!“ Ihre Tränen flossen weiter ihre Wangen hinab. „Aber du verlangst es doch gar nicht, ich mache es doch von mir aus.“ Er legte sanft seine Hände auf ihre Schulter und zwang sie ihn anzusehen. „Ich werde wahrscheinlich Jahre im Gefängnis sitzen. Ich kann nicht erwarten das du so lange auf mich wartest, du würdest so viel verpassen und es wäre meine Schuld. Du darfst meinetwegen nicht so viel weg werfen, bitte.“ Seine Stimme war sanft, zärtlich fuhr er mit seinem Daumen ihre Wange hinab um die Tränen von diesen wegzuwischen. „Bitte, tu das nicht wegen mir. Das würde ich mir niemals verzeihen.“ Und es stimmte. Was für ein Mensch wäre er, wenn er ihr so viele Möglichkeiten schloss, indem er sie auf sich warten ließ.

Doch sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Weitere Tränen kamen nicht mehr, sie hatte sich anscheinend leer geweint. „Aber es ist doch mein Leben und ich kann doch machen, was ich für richtig halte.“ Kurz schloss er seine Augen. Sie war so verdammt Stur, wieso musste sie bloß so stur sein? Ohne ihr eine Chance zu geben weiter zu reden, legte er seine Lippen auf ihre und drückte sie an sich. Chuck wusste nicht genau, wieso er sie ausgerechnet jetzt küsste, es war falsch wenn man bedachte, was er von ihr verlangte. Doch er liebte sie. Er liebte sie wirklich und er wollte ihr die Traurigkeit nehmen.

Der Kuss wurde schon nach kurzer Zeit verlangender und es dauerte auch nicht lange, da lagen sie im Bett und er drückte sie auf ihre Matratze und sie gaben sich einander hin. Daher fühlte er sich noch schlechter, als er aufstand, sich anzog und ging, ohne sich von ihr zu verabschieden. Er wollte bloß das Beste für sie und wenn es hieß, dass sie ihn hasste, damit sie nicht auf ihn wartete, dann musste er dieses Risiko eingehen.
 

Flashback Ende
 

Überfordert lehnte er sich zurück und schloss seine Augen. Das war einfach zu viel für ihn. Er musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen, vielleicht würde er am nächsten Tag viel klarer denken können.
 

Am nächsten Tag konnte er sich nur schlecht aus dem Bett quälen. Im Gefängnis hatte er immer zeitlich aufstehen müssen. Nun konnte er ausschlafen, doch die Begegnung mit Finya ließ jeden Versuch scheitern. Daher stand er auf, zog sich an und machte sich auf den Weg Richtung ehemalige Heimatstadt zum Klassentreffen. Er hatte noch einen Zwischenstopp in der Stadt, als ihm ein kleiner Junge auffiel. Er kam ihm bekannt vor. Er kam ihm ein wenig näher und schon fiel es ihm auf. Das war Charlie, Finyas Sohn! Er schien traurig, verwirrt, sah sich in der Masse um, den Tränen nahe. Vorsichtig, um den Kleinen nicht zu erschrecken, ging er auf ihn zu.

„Charlie?“ Erschrocken drehte dieser sich um, sah erschrocken. Chuck hockte sich vor den fünfjährigen um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Keine Angst, ich bin es nur. Chuck, der Freund deiner Mama.“ Diese Worte schienen ihn zu beruhigen und er erkannte ihn wohl wieder. „Was ist denn los, wo ist deine Mama?“ Schon flossen winzige Tränen über die Wangen des Kleinen. „Ich weiß es nicht, ich habe mich verlaufen!“ Der Große strich mit seiner Hand über die hellen Haare des Winzling, versuchte ihn mit einem Lächeln zu ermutigen. „Pscht, ich werde dir helfen, oke? Wir werden deine Mutter schon finden, versprochen.“ Er hielt ihm seine Hand hin. Der andere schien zuerst zu zögern, hatte seine Mutter ihm doch beigebracht niemals mit Fremden mit zu gehen. Aber so fremd war er eigentlich gar nicht, da seine Mutter einen Tag vorher noch sagte, wer er war. Also legte er seine Hand in die größere und folgte ihm brav.
 

Chuck war nun eine halbe Stunde mit seinem winzigen Begleiter unterwegs. Er wollte ihn ablenken, daher fing er eine kleine Unterhaltung mit ihm an.

„Dein Name ist also Charlie?“ Er bekam ein nicken als Antwort. „Ja. Eigentlich lautet mein Name Charles, mich nennen aber alle Charlie.“ Chuck lächelte. „Du heißt also genauso wie ich. Mich nennen aber alle Chuck.“ Der Kopf des blonden Jungen sprang direkt nach oben. „Wirklich?“ Nun grinste er, man konnte deutlich eine Zahnlücke erkennen. „Mommy hat immer gesagt, ich hätte meinen Namen von einer ganz besonderen Person.“, erzählte er. Chuck wurde hellhörig. „Aha. Und dein Daddy, wer ist es?“ Charlie zuckte nur mit seinen schmalen Schultern. „Weiß ich nicht, ich habe ihn nie kennengelernt. Und Mommy redet nie von ihm.“ Chuck fand diese Informationen recht interessant. Seine Befürchtungen schienen sich langsam zu bewahrheiten.
 

In der Zwischenzeit machte sich Finya Vorwürfe, während ihr Cousin Johnny versuchte ihr gut zu reden. Thomas war gerade dabei die Polizei zu rufen. Finya löste sich aus der Umarmung ihres Cousin und lief auf und ab. „Ich hätte ihn nicht aus den Augen lassen sollen, ich weiß doch wie er ist. Ich halte doch immer seine Hand, wieso habe ich sie bloß los gelassen?“

Natürlich wusste sie, wieso sie die Hand los gelassen hatte. Dean hatte wieder vor ihr gestanden, wollte über das gemeinsame Erlebnis endlich reden. Da Finya eine angestaute Wut in sich trug, hatte sie die Hand ihres Sohnes los gelassen und Dean die Wahrheit gesagt. Dass sie nur zu viel getrunken hatte. Das sie ihn zwar liebte, aber nur so, wie eine Cousine ihren Cousin halt liebte und nicht mehr. Das sie noch immer Gefühle für einen anderen Mann hatte. Dean war erleichtert gewesen. Er hatte schon ein schlechte Gewissen gehabt, weil es bei ihm nicht anders ausgesehen hatte. Und schon war ihnen aufgefallen, dass Charlie weg war.

Überfordert und zitternd hockte sie sich hin. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie musste nicht aufsehen um zu wissen, dass es ihr Bruder war. „Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher das es ihm gut geht. Bestimmt sitzt er auf einem Spielplatz und will auch nur zu dir zurück. Die Polizei ist auf dem Weg hier her, sie werden ihn schon finden, du wirst schon sehen.“ Die junge Mutter schluckte schwer, nickte dann aber. Vielleicht hatte er recht.

Es dauerte auch nicht lange, da war die Polizei auch schon da und befragte die beteiligten. Weit kamen sie nicht, da ein Ruf eines kleinen Jungen zu hören war. „Mommy!“ Finya drehte sich in die Richtung und sah ihren Sohn. Überglücklich nahm sie ihn in den Arm und drückte ihn an sich. „Charlie!“ Sie sah ihn an. „Wo warst du nur, wieso bist du weg gelaufen?“ Charlie sah beschämt Richtung Boden. „Es tut mir leid! Ich hatte einen bunten Luftballon gesehen. Ich bin ihm hinterher gelaufen und als ich mich umgeguckt hatte, warst du plötzlich weg und ich habe den Weg nicht mehr gefunden. Ich werde das nie wieder machen, versprochen!“ Und schon drückte sie ihren Sohn wieder an sich. Sie wollte nicht schimpfen, dafür war sie zu glücklich, ihren kleinen wieder bei sich zu haben, gesund und munter.

„Scheint so als könnten wir wieder gehen.“ Die Polizisten vor ihnen lächelten freundlich, reichten jedem ihre Hände. Die Brünette entschuldigte sich noch einmal und sah den Wagen weg fahren, bis sie sich endlich dem Mann zu drehte, der ihren Sohn zu ihr gebracht hatte. Wieder galt ihre Aufmerksamkeit ihrem Sohn. „Schatz? Gehst du mit Onkel Thomas schon mal rein? Ich komme sofort hinterher, ich muss noch schnell etwas klären.“ Er nickte, nahm die Hand seines Onkels und lief hinein.

Chuck stand bloß da und sah sich alles ruhig an. Anfangs schwiegen sie sich an, bis die junge Frau endlich das Schweigen brach. „Danke. Dafür das du ihn sicher hergebracht hast.“ Der dunkelhaarige Mann winkte bloß ab. „Kleinigkeit, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Wieder schwiegen sie. „Woher wusstest du das wir hier sind?“ Ein kaum sehbares Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. „Ich habe den kleinen einfach gefragt, wo er dich das letzte Mal gesehen hat. Es war nicht leicht aber zum Glück kenne ich mich hier sehr gut aus.“ Ein seufzen. Er sollte mit ihr darüber reden. Je früher desto besser. „Hör mal wegen damals…“ Sofort verkrampfte sie sich sichtbar. Sie ließ ihn nicht weiter reden sondern unterbrach ihn. „Du hast mir damals sehr weh getan!“ Wieder ein seufzen. „Ich weiß. Und ich weiß auch, dass ein Es tut mir leid nicht helfen wird. Aber glaub mir, wenn ich könnte, ich würde es gerne ungeschehen machen. Aber das bringt wahrscheinlich auch nichts.“ Er trat wenige Schritte näher an sie ran. „Ich würde alles tun, damit du nicht mehr sauer auf mich bist, ehrlich.“

Finya hörte es sich an, wusste aber nicht was sie davon halten sollte. Sie sollte sich freuen und das tat sie auch. Der Schmerz von damals war aber auch noch da. Er war tief verankert und war wie eine Blockade. Sie wollte nichts anderes, als ihn endlich in den Arm zu nehmen und glücklich sein, doch so schnell? All die Jahre hatte sie nichts anderes gewollt und jetzt wo es soweit war, war sie viel zu überfordert.

„Chuck ich…“ Weiter kam sie nicht, da redete er auch schon weiter. „Schon gut. Ich weiß Bescheid.“ Erschrocken sah sie zu ihm hoch. Was meinte er damit? Dachte er etwa was falsches? Plötzlich spürte sie seine Hand auf ihrer Wange und ihre Sorgen waren wie weg geblasen. „Ich werde dir Zeit geben, ich bin Geduldig.“ Seine Berührung war zärtlich, daher konnte sie nicht anders als sie an diese zu lehnen.

Doch eine Frage hatte er dann doch noch. „Finya?“ „Hm?“ Chuck schluckte die Nervosität hinunter. „Charlie… Wie alt ist er?“ Er kam nicht drum rum zu bemerken, wie nervös sie auf einmal wurde. „Er ist fünf.“ Wie er vermutet hatte. „Das heißt er ist…“ Weiter musste er nicht reden, mit einem Kopf nicken beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. Nun verstand er endlich wieso sie so darauf bestanden hatte, auf ihn zu warten. Sie war zu der Zeit schwanger gewesen. Er drückte seine Ex-Freundin an sich und atmete einmal tief durch. Er hatte sich doch so sehr geschworen niemals einer von diesen Männern zu werden und dann wurde er es doch. Er hatte seiner Freundin damals nicht einmal die Chance gegeben, ihm von dieser Neuigkeit zu berichten, den Grund, wieso sie so sehr auf ihn warten wollte. Es waren nicht nur ihre Gefühle ihm gegenüber gewesen, sondern auch der kleine Charlie, der auf dem Weg war. Ihr Sohn. Sein Sohn. Seine Worte waren wie verflogen, daher drückte er den zärtlichen Körper der jungen Frau an sich, streichelte mit seiner Hand ihren Rücken auf und ab.
 

Die letzten zwei Tage hatte er damit verbracht, seinen Sohn besser kennenzulernen. Heute trafen sie sich wieder um etwas zu dritt zu unternehmen und Charlie schien sich langsam an die Situation zu gewöhnen. Während er wartete, sah er Thomas und Johnny. Was machten die beiden denn hier? Die beiden Männer liefen geradewegs auf ihn zu, blieben vor ihm stehen. Irritiert sah er die beiden vor sich an. Sie sahen ernst aus.

„Hallo. Kann ich irgendwie helfen?“ Es war Johnny, Finyas Cousin, der mit dem reden begann. „Uns vielleicht nicht aber Finya.“ Chuck runzelte seine Stirn. Ohne zu Wort zu kommen, redete Thomas, Finyas Bruder, auch schon weiter. „Wir wollen dir nichts unterstellen, wirklich nicht, wir wollen nur das du vorsichtig bist!“ Hatte er sich verhört oder klang es wirklich nach einer Drohung? Dennoch kam er nicht zu Wort, da Johnny wieder das Gespräch weiter führte. „Sie war verletzt, sehr verletzt. Eigentlich ist sie es immer noch. Sie ist uns wirklich sehr wichtig und es hat wirklich lange gedauert, bis sie halbwegs über die Sache hinweg war. Wir wollen dir nichts böses.“ Er stoppte, suchte anscheinend nach den richtigen Worten, welcher der ältere der beiden anscheinend hatte. „Wir wollen nur das, sollte da sich irgendwas wieder anbahnen, nicht dasselbe passiert wie damals. Das ist unsere einzige Bitte. Egal ob ihr nun wieder zusammen kommt oder nicht. Vergiss nicht, du bist Vater, du hast Verantwortung.“

Er sah die beiden wenige Minuten schweigend an. Er fand es toll, dass ihre Familie für sie da war, dass sie sie beschützen wollte. Dennoch. Er holte tief Luft, ehe er zu antworten begann. „Ich werde ihr nicht weh tun. Ich wollte ihr auch damals nicht weh tun, ich wollte nur das Beste für sie. Hätte ich damals gewusst, dass sie schwanger war, hätte ich ganz anders reagiert. Ich will nur das sie glücklich ist. Und wenn ich ehrlich bin…“ Er atmete noch einmal tief durch. Eigentlich wollte er diese Worte Finya sagen und nicht ihrer Familie…
 

Am Abend waren sie drei bei ihm Zuhause. Er wollte ihnen etwas kochen und Charlie wurde auch langsam immer müder. Es dauerte auch nicht lange, da lag der kleine Mann nach dem Essen auf der Couch und war am schlafen, während die beiden Eltern in der Küche saßen und miteinander redeten. Sie redeten über damals und was sie in den letzten Jahren so alles gesehen hatten.

„Du hast das Kochen also im Gefängnis gelernt?“ Es war ein Schmunzeln zu erkennen. „Nicht ganz. Ich konnte eigentlich schon immer kochen, im Gefängnis konnte ich bloß Kleinigkeiten verbessern.“, erklärte er. Sie nickte etwas. Stimmte eigentlich, jetzt fiel es ihr wieder ein. Chuck hatte damals schon sehr gerne gekocht. Was für ein Glück, denn Finya war eine totale Niete im kochen. Gut, nun war sie Mutter und als Mutter musste man seinem Kind etwas auftischen doch mehr als Kleinigkeiten wie Spaghettis oder etwas in der Richtung war das auch nicht.

Nun verfielen sie wieder ins Schweigen. Es war aber kein unangenehmes Schweigen wie am Anfang, eher eins als wenn zwei Menschen sich wortlos verstanden. Und dem war auch so. Nach allem was passiert war.

„Thomas und Johnny standen heute vor mir.“, unterbrach er nach einigen Minuten das Schweigen. Finya sah ihn mit großen Augen an. „Was?“ Sie stand von ihrem Stuhl auf, was Chuck ihr gleich tat. Sie hatte ihnen doch gesagt, dass sie sich raus halten sollten, wieso hatten sie sich nicht daran gehalten? „Das hätten sie nicht tun dürfen! Es tut mir leid, ich habe den beiden gesagt, sie sollten es nicht tun, als sie mich darauf angesprochen hatten.“ Sie spürte seine Hände auf sich und sah ihn an. Er schien ruhig, wieso war er so ruhig?

Chuck legte stattdessen ein Lächeln auf. In vielerlei Hinsicht hatte sie sich wirklich nicht verändert, das gefiel ihm. „Es ist schon oke. Sie lieben dich und wollen dich beschützen, das ist vollkommen verständlich.“ Sein Lächeln verblasste etwas und er biss sich nervös auf seine Unterlippe. „Ehrlich gesagt, wissen die beiden nun mehr als du.“ Die junge Mutter runzelte verwirrt ihre Stirn. „Was meinst du? Wieso, was… Was wissen die beiden denn?“ Und vor allem wieso ausgerechnet die beiden? Der Vater jedoch holte tief Luft. Er hatte es schon ihrem Bruder und ihrem Cousin gesagt, da musste er es jetzt auch ihr sagen, da kam er jetzt noch drum rum. Noch einmal räusperte er sich. „Ich weiß, ich habe damals gesagt, dass du nicht auf mich warten sollst, dass du ohne mich weiter machen sollst, weil ich nicht wusste, wie lange ich im Gefängnis sein würde. Aber um ehrlich zu sein, habe ich innerlich gehofft das du alleine bleibst, dass du doch warten würdest.“ Er stoppte, wollte ihr Zeit geben um das gesagte zu verarbeiten. Sie schien verwirrt, überfordert. Das waren auch ganz schön viele Informationen auf einmal gewesen. Er schluckte, um den Klos im Hals runter zu schlucken. „Ich habe dir gesagt, dass ich alles versuchen werde, um es wieder gut zu machen, damit du mir verzeihen kannst. Ich möchte das nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Und auch nicht, weil wir einen Sohn haben.“ Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Einen wirklich tollen Sohn!“ Noch einmal atmete er tief durch. „Ich liebe dich! Ich will bei dir sein und dir bei Charlie helfen. Auch wenn du meine Gefühle wahrscheinlich nicht erwidern kannst sollst du wissen, dass ich dir und Charlie niemals weh tun werde.“

Finya war sprachlos. Er hatte es gesagt. Sie stand einfach nur da und ließ es auf sich wirken. Sie freute sich, sie freute sich wirklich. Sie sah ihm in die Augen, suchte nach den passenden Worten. Aber was? „Ich…“ Ja, sie was? Sie liebte ihn. Das tat sie wirklich! „Ich liebe dich auch!“ Ihre Hände legten sich auf seine. Ihr blieben die Worte aus also handelte sie. Ihre Lippen legten sich auf seine und sie küssten sich. Es war fast so, als wären die letzten Jahre nicht gewesen, als wären sie nie getrennt gewesen. Nach wenigen Sekunden lösten sie sich wieder, sahen sich an. Diesmal war er es, der handelte. Ohne weiter nachzudenken, zog er sie wieder an sich und küsste sie nochmals. Diesmal war der Kuss inniger, verliebter. Es war wie ein unausgesprochenes Versprechen. Ein Versprechen dafür, dass es diesmal besser sein würde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pacey
2017-04-16T10:30:51+00:00 16.04.2017 12:30
Ahhhhhhhhhh Wie süß ♥ ♥ ♥
Ich hab Tränen in den Augen Qq Soooo süß ist das :*
Ich will noch mehr lesen ^^
Von:  Pacey
2016-12-18T18:32:31+00:00 18.12.2016 19:32
Awww.... Wie süß ♥,♥
Suoer Kap ich freu mich aufs nächste :D
Von:  Pacey
2016-12-11T08:14:54+00:00 11.12.2016 09:14
Awwwwwwwwwwww ♥♥♥ So viel Liebe :D
Ich liebe es auch ♥♥♥
Sooooooo süß :D


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