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Nähe

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, diesmal wollte ich euch nicht so lange warten lassen :D Dafür endet dieses kurze Kapitel aber... Na ja, ich will nicht zu viel verraten ;)
Jetzt kommt aber mal eine normale, nicht ganz so kurze Pause. Falls ihr in der Zwischenzeit mal Kontakt zu mir aufnehmen wollt oder ihr einfach mal sehen wollt, was ich sonst noch so treibe, schaut doch auf meiner Facebook-Seite vorbei ;)
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier ist es endlich, das Kapitel, das meiner Fanfiction ihren Namen verlieh. Hört euch doch bei Gelegenheit mal den wunderbaren Titel von [https://www.youtube.com/watch?v=O-_y8Fc-Xi4] Alin an ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das vorletzte Kapitel :) Verzeiht, dass ich euch so lange warten ließ ^^y Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
*Seufz*
Und wieder ist es soweit - das letzte Kapitel einer Sunagi-Geschichte.
Ich danke euch, meine Lieben, dass ihr Setsuna und Usagi bis hierher gefolgt seid :) Und ja, natürlich wird es auch noch mehr Geschichten über die beiden von mir geben ;)
Konnte ich euch eigentlich mit dem Pairing anstecken? Falls ja, besucht doch die neue FacebookSeite, die ich mit SilverSerenity führe :)
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Wir freuen uns auf weitere Anhänger des außergewöhnlichen Pairings ;)

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Und natürlich freue ich mich hier auch immer über Kommis und Empfehlungen :)

Jetzt aber genug Gerede. Viel Spaß mit dem letzten Kapitel :)


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Ach ja, und ich hoffe inständig, dass dieses letzte Kapitel hier nicht als adult zählt! Eigentlich glaube ich nicht, dass ich zu tief ins Detail gegangen bin. Falls doch, liebes Mexx-Team, bitte ich das zu entschuldigen und würde die Einstufung dieses Kapitels ändern! Komplett anzeigen

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Akt 1 - Verlust

Leise krachend fiel Usagis Handy zu Boden. Mit weit geöffneten Augen sank die erst Zwanzigjährige in sich zusammen. Zitternd legten sich ihre Hände um ihr bleiches Gesicht. Dann entwich ihr der markerschütternde Schrei. Sofort war Haruka bei ihr, während die übrigen Beschützerinnen der einstigen Mondprinzessin noch wie paralysiert auf ihren blonden Engel starrten, der eben diese Hiobsbotschaft erhalten hatte. Sie alle hatten die Worte gehört. Usagi hatte damit gerechnet, ihr Verlobter würde sie anrufen, um ihr zu sagen, dass sein Flieger im Londoner Flughafen bald zum Boarding bereit wäre. Sorglos hatte sie den Lautsprecher eingeschaltet, sodass alle Frauen, die sich im Wohnzimmer der äußeren Kriegerinnen zur Vorbereitung der geplanten Überraschungsparty für den Erdenprinzen versammelt hatten, die Stimme der englischen Krankenschwester hatten verstehen können.

„Usagi, ich… es…“ Harukas sanftes Flüstern ging in Usagis Schreien unter. Verunsichert sah die Kriegerin zu den Anderen, doch auch von ihnen wusste keine einen Rat.
 

Schon wenige Tage später war es soweit. Allein folgte Usagi den Trägern auf dem schmalen Pfad. Jede Einzelne ihrer Freundinnen hatte ihr angeboten, sie zu begleiten, aber diesen Weg wollte sie nicht teilen. So folgten ihr ihre Beschützerinnen, stumm und mit gesenkten Gesichtern.

Der Pfarrer sprach einige kurze Worte des Abschieds, die Usagi nicht über ihre Lippen brachte. Schließlich trat die Blondine vor. Mit leerem Blick starrte sie in das kalte Loch, in das die goldene Urne hinabgelassen worden war. Jetzt hatte sie Gewissheit. Jetzt wurde diese ganze ungreifbare Situation real. In wenigen Minuten würde ihre Zukunft, ihr Schicksal, die Liebe, die alles überdauern sollte, unter schwarzer Erde verschwinden. Nie wieder würde sie seine Stimme hören, nie wieder seine Wärme spüren, nie wieder seine Küsse empfangen. Er war ihr entrissen worden. Von einem leichtsinnigen, betrunkenen Engländer, der trotz seiner Verfassung in sein Auto gestiegen war. Der ausgerechnet den Weg ihres Geliebten kreuzen musste. Der in seinem Delirium nicht im Stande gewesen war, auszuweichen oder abzubremsen.

Usagis Lippen begannen zu beben. In ihr wütete ein Chaos. Ihre Mimik verzog sich. Wie sollte es weitergehen? Wie sollte sie von jetzt an ohne ihn leben? Er war doch alles für sie! Sie hatten sich doch gerade erst wiedergefunden. Wieso war er ihr jetzt erneut genommen worden? Unwiederbringlich! Sie war machtlos, kein Silberkristall konnte ihn ihr zurückbringen. Und die ersten stummen Tränen fielen ihrer zersprungenen Zukunft entgegen. Sie hob ihre Hand, führte sie in Richtung der Schale mit Rosenblättern. Doch sie konnte sie nicht erreichen. Kraftlos und laut weinend brach die Prinzessin zusammen. Sofort wurde sie von Makoto und Rei umringt, doch die Blondine schüttelte schreiend ihren Kopf. „Lasst mich! Ihr könnt mir nicht helfen! Er ist weg und ihr könnt nichts dagegen tun!“

„Usagi, wir wollen doch nur-“

„NEIN!!“

Rei zuckte zurück.

„Lasst mich! Lasst mich einfach!“

Die Miko sah verunsichert zu den Anderen. Eine weitere Frau löste sich aus der Reihe. Zielstrebig trat Haruka zu ihrer Prinzessin. Sie ließ sich nicht abschrecken. Unnachgiebig zog sie Usagi auf ihre Beine, umarmte sie von hinten, hielt die sich schreiend Wehrende fest. Streng dirigierte sie Usagis Linke endlich zu den Rosenblättern, zwang sie dazu, einige von ihnen in ihrer Faust einzuschließen und dann in das leblose Loch vor ihr zu werfen. Als sich Usagis Finger öffneten, verstummte die Mondprinzessin. Geweitete Augen sahen den roten Blättern nach. Als sie landeten, verkrampfte sie. Sie drehte sich in der engen Umarmung und drückte ihr Gesicht wimmernd in Harukas schwarzes Hemd, krallte sich in dem von der Frühlingssonne aufgeheizten Stoff fest. Ohne weitere Proteste ließ sie sich zur Seite führen, damit auch die anderen Trauernden ihre Möglichkeit bekommen konnten, sich von Mamoru Chiba zu verabschieden.

Akt 2 - Gefallener Engel

„Usagi! Usagi, mach endlich auf!“

Reis Stimme und das Trommeln gegen eine verschlossene Wohnungstür waren für Makoto schon zu hören, als sich die Fahrstuhltür öffnete. Die Brünette seufzte langgezogen, bevor sie dem Lärm bis zu Mamorus Apartment folgte.

„Usagi Tsukino!“

„Lass gut sein, Rei. Du schreist noch den ganzen Bezirk zusammen und sie wird trotzdem stur bleiben.“ Makoto stellte ihre Tasche mit frischem Gemüse neben der Tür ab und lehnte ihr Ohr lauschend gegen das unnachgiebige Holz. „Bist du dir sicher, dass sie überhaupt da ist?“

„Natürlich bin ich mir sicher!“, fauchte Rei schnippisch, doch schon im nächsten Augenblick sprach sie in besorgter Tonlage weiter: „Ikuko meinte, sie wäre seit Tagen nicht nachhause gekommen. Garantiert sitzt sie da drin und zerfließt in Selbstmitleid. Die macht sich doch nie einen Kopf, wie es uns dabei geht. Was mit uns passiert, wenn sie sich in ihre Depressionen fallen lässt!“

Makoto seufzte abermals. Besänftigend sah sie zu der Miko. „Ihre Stimmung schlägt sich auf uns alle nieder, was? Wir müssen nicht nur damit klarkommen, einen Freund verloren zu haben, sondern auch noch damit, dass sich unsere Sonne verdunkelt hat.

Wir kriegen sie da schon irgendwie raus.“ Makoto nahm eine Armlänge Abstand zu der noch immer verschlossenen Wohnungstür und musterte die Scharniere und vor allem das gewöhnliche Schloss. Rei machte vorsichtshalber noch einen Schritt zur Seite, als ihre Freundin ihre Augen schloss und tief durchatmete. Makotos Mimik wurde ernst. Sie sah auf. Ihre grünen Augen visierten ihr Ziel sicher an. Sie holte tief Luft und schon der erste starke Tritt riss das Schloss aus dem Türrahmen.

„Alle Achtung!“ Mit überraschtem Gesichtsausdruck begutachtete Rei die beinahe saubere Bruchstelle. Doch als sie dem Rahmen und somit auch dem Wohnungsflur näher kam, schreckte sie zurück und hielt sich die Hände vor Mund und Nase. „Was für ein Gestank!“, stöhnte sie. Makotos Kiefer bissen angespannt aufeinander. Vorsichtig ging sie voran. Der beißende Geruch verriet, hier musste entweder eine ganze Großfamilie verängstigter Marderhunde oder aber eine depressive Mondprinzessin hausen.

Die dicken Vorhänge verdunkelten jeden Raum. Im Wohnzimmer zeugten die Scherben zerbrochener Bilderrahmen, Vasen und Gläser von nur einem von sicher mehreren Wutausbrüchen einer verzweifelten Alleingelassenen. Die Tür ins angrenzende Schlafzimmer war nur angelehnt. Langsam schlich Makoto weiter. „Usagi?“, rief sie vorsichtig in den düsteren Raum, aus dem noch schlimmerer Gestank zu kommen schien. „Usagi?

Verdammt!“ Jede Vorsicht war vergessen. Rei folgte dem Ausruf. Sie schluckte. Als sie das Zimmer betrat, zog Makoto ihre Prinzessin über das Bett zu sich. Der leblos wirkende Körper war dürr, die Wangen des einst so hübschen Gesichtes bleich und eingefallen, das vor Wochen noch glänzende Haar matt und zerzaust.

Makoto brachte Usagi in eine seitliche Lage. Angewidert aber dennoch ohne zu zögern steckte sie der Bewusstlosen einen Finger in den Hals, doch wie sie erwartete hatte, brachte das nur noch Galle zum Vorschein. Der Rest des Mageninhalts der früher so strahlenden Kriegerin des Mondes, ein Gemisch aus verschiedenen Schnapssorten und Verdauungssäften, hatte längst Decke und Matratze des Bettes ruiniert.

Rei wandte ihren Blick ab. Sie starrte zu Boden, setzte sich nur langsam in Bewegung, um die Vorhänge zur Seite zu ziehen und das Fenster zu öffnen, durch das der bittere Gestank hinaus- und die warme Nachmittagssonne hineingelangen sollte. Ein keuchendes Hüsteln ließ sie herumfahren. Usagi krümmte sich zitternd zusammen. Anscheinend steckte doch noch ein Funken Leben in ihrem Körper. Wimmernd kam sie zu sich. Kaum hatte sie Makotos Silhouette erkannt, kniff sie ihre Augen zusammen und versteckte ihr Gesicht im Schoß ihrer starken Beschützerin, die ihr zärtlich über ihre Wange strich.

Nach erneutem Zögern griff Rei schließlich zur Bettdecke. Sie wollte sehen, ob nur der Bezug oder auch sein Innenleben bereit für die Müllabfuhr war, aber ein klirrendes Scheppern ließ sie innehalten. Edelster Whiskey, teurer Gin, bester Rum und weitere Exemplare aus Mamorus Sammlung von Edelspirituosen kamen zum Vorschein. In einigen Flaschen schwappte ein kläglicher Rest, aber der überwiegende Teil war in den letzten Tagen wohl in Usagis Mund oder durch Unachtsamkeit im Bett oder auf dem Fußboden gelandet. Erst jetzt erkannte Rei die vielen Flecken auf dem schwarzen Teppich. Sie verzog erneut angewidert ihre Mine.

„Ich bringe sie lieber aufs Sofa. Dann können wir hier mit dem Putzen anfangen“, schlug Makoto niedergeschlagen vor.

„Gute Idee“, knurrte Rei zurück. Sie war nicht wütend über das Chaos, das Usagi angerichtet hatte oder darüber, dass sie und Makoto das nun auch noch beseitigen mussten. Sie war einfach enttäuscht, wie rücksichtslos sich die immer noch zukünftige Königin Crystal Tokyos in ihre Depressionen fallen ließ.

Makoto hob die anscheinend wieder bewusstlose Usagi auf ihre Arme. Als sie im Wohnzimmer angekommen war, hörte sie verunsicherte Stimmen im Flur und rief ihnen entgegen: „Kommt ruhig rein!“ Mit Blick auf Usagis Gesicht fügte sie ruhig hinzu: „Wir haben noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.“

Währenddessen Rei und Makoto und die eben erst angekommene Minako damit begannen, die Wohnung wieder halbwegs begehbar zu machen, kontrollierte Ami, die vor einiger Zeit ihr Medizinstudium aufgenommen hatte, den Zustand ihrer Prinzessin.

Als Minako fast eine halbe Stunde später das gröbste Chaos im Wohnzimmer beseitigt hatte, regte sich Usagi stöhnend. Augenblicklich kniete sich ihre Kriegerin der Schönheit neben sie. Zärtlich strich Minako Usagi einige Strähnen aus der Stirn. Die Brauen des gefallenen Engels zogen sich zusammen, bevor glanzlose blaue Augen wehleidig aufsahen. Ihre Lippen formten den Namen „Mina“, aber die Stimme der Prinzessin war noch nicht zurückgekehrt.

„Schon gut, Schlafmütze. Hast du Hunger? Makoto war vorhin extra einkaufen und will dir was kochen.“

Usagi rieb sich die geschwollenen Augen. Leise knurrend schüttelte sie den Kopf. Dann drückte sie ihr Gesicht in das raue Sofapolster. „…Hell!“, brummte sie kaum verständlich, womit sie Minako ein trauriges Lächeln entlockte.

„Wurde ja auch Zeit, dass hier mal wieder etwas Licht in die Bude kommt!“

Minako sah in Richtung des Schlafzimmers. Rei stand mit in die Seiten gestemmten Fäusten im Türrahmen und starrte mit zugleich verärgerter und besorgter Mine auf Usagi. „Du weilst endlich wieder unter den Lebenden?“

Usagi schenkte der Miko keine Aufmerksamkeit. Ein Schauer zog über ihren Körper. Sie krümmte sich.

„Das macht der Kater“, erklärte Ami. Fürsorglich hüllte sie den zitternden Körper in eine Sofadecke.

„Eine kalte Dusche könnte ihr sicher auch helfen!“

„Rei!“ Minako funkelte ihre Gefährtin mahnend an. Die wandte sich lieber schmollend ab, um Makoto in der Küche Gesellschaft zu leisten.

„Wie sieht´s jetzt aus? Hast du Hunger?“, fragte Minako nun wieder sanft an Usagi gewandt.

„Ich will schlafen. Nur schlafen. Und allein sein.“ Das leise Raunen war kaum zu verstehen.

„Du kannst nicht verlangen, dass wir dich nochmal allein lassen. Hast du eine Ahnung, wie es hier ausgesehen hat?“

Usagi drehte sich auf die Seite und drückte sich gegen die Sofalehne. Am liebsten wäre sie vollkommen im Polster verschwunden. „Das ist mir egal. Lasst mich einfach allein.“

Unbemerkt hatte auch Ami sich in die Küche geschlichen, um ein Glas Wasser und aus ihrer Tasche eine Kopfschmerztablette zu holen. Beides versuchte sie jetzt ihrer Prinzessin einzuflößen, aber die wies sie eisern ab. Auch das von Makoto gebrachte Abendessen und einfach jeder Versuch, Usagi zu mobilisieren drangen nicht zu der sturen Blondine durch. Stattdessen ließ die sich immer häufiger von Heulkrämpfen überwältigen. Als sie endlich einmal aufgestanden und im Bad verschwunden war, wagte Ami auszusprechen, was ihnen allen schon seit Stunden durch den Kopf ging: allein hier in dieser Wohnung konnte Usagi nicht bleiben. Dieses Apartment gehörte Mamoru. Wie sollte sie hier jemals ihren Schmerz überwinden können?

Ein Klirren im Bad störte die Diskussion der Kriegerinnen. Diesmal brauchte Makoto die Tür nicht aufzubrechen, denn mit letzter Kraft hatte Usagi den Schlüssel noch drehen können. Ihre Freundinnen fanden sie auf dem Badvorleger, zitternd und zusammengekauert, eine halbleere Jack Daniels Flasche umarmend.

Rei schob sich an den Anderen vorbei, fluchte: „Das ist nicht dein Ernst, Tsukino!“ Sie entriss der schon wieder unruhig schlafenden den Whiskey und vernichtete seine Überreste im Waschbecken.

„Das war meine Schuld“, beteuerte Minako kleinlaut. „Ich hab sie im Flur stehen lassen. Hätte sie gleich wegschütten sollen.“

„Nichts ist deine Schuld!“ Mittlerweile schrie Rei fast. „Und du hörst jetzt sofort auf, hier so in Selbstmitleid zu zerfließen! Himmel noch eins, dein Leben geht weiter!“ Sie rüttelte an Usagis Schultern. Augenblicklich bekam sie ein unverständliches Fauchen und Knurren zur Antwort. Usagi hatte sich längst wieder in ihre eigene Welt geflüchtet. Eine Welt, in der sie keinen Schmerz fühlen konnte.

Rei richtete sich auf. Sah zutiefst enttäuscht auf den vernachlässigten Körper. „Dann lasst sie doch hier versauern.“ Sie wandte den Blick ab und war schon wenige Augenblicke später aus der Wohnung verschwunden. Nur einen kurzen Moment später folgte ihr Minako, um die temperamentvolle Kriegerin zu besänftigen. Makoto und Ami brachten Usagi zurück ins Wohnzimmer. Sie allein zu lassen, kam nicht in Frage. Und in dem Zustand wollten sie sie auch nicht Ikuko zumuten. Also stellten sie, auch in Absprache mit Haruka, der Makoto dafür geschrieben hatte, einen Zeitplan auf, damit möglichst immer eine oder zwei der Kriegerinnen auf Usagi aufpassen konnten.
 

Drei Tage später wurden Minako und Makoto von Haruka abgelöst. Michiru würde am nächsten Morgen früh einen Termin haben. Deshalb war die Sportlerin allein zur Wache erschienen. Nachdem sie ihre Vorgänger verabschiedet hatte, fand sie Usagi im Wohnzimmer vor dem Fenster stehend und in die Ferne starrend.

Haruka trat näher. „Wie ich sehe, warst du mittlerweile duschen?!“

„Rei hat mich gezwungen“, entgegnete Usagi heiser und leise.

„Das hat sie mir geschrieben. Und dafür bin ich ihr echt dankbar.“

Usagis Mimik blieb unverändert. Es interessierte sie nicht, wie sie aussah oder was die Anderen von ihr hielten. Erst als sie das leise Klacken einer Glasflasche, die auf dem Sofatisch abgestellt wurde, hörte, drehte sie sich vom Fenster weg. Überrascht musterte sie die Rumflasche.

„Das bleibt aber unter uns, einverstanden?“, zwinkerte ihr Haruka zu und Usagi nickte.

Das erste Glas leerte sie in einem Zug. Keine Minute später ließ sie sich nachschenken. „Wenn das Ami wüsste…“, begann sie nachdenklich, „Sie hat gesagt, ich wäre schon fast abhängig.“

„So schnell wird man nicht abhängig.“ Haruka legte einen Arm um die Schultern ihres Schützlings und zog Usagi enger zu sich und gegen die Sofalehne. „Schmerz zu überwinden braucht Zeit. Und du versuchst nur, diese Zeit halbwegs erträglich zu gestalten.“

„Den Schmerz überwinden? Nein. Er wird nie vergehen.“

Haruka seufzte. „Irgendwann wirst du sehen, dass es weitergeht. Auch ohne ihn.“

Verständnislos schüttelte Usagi ihren Kopf. „Da irrst du dich, Haruka. Es geht nicht weiter. Er war mein Weg in die Zukunft. Er war mein Ziel. Er war das, was hinter mir liegt. Das alles war er. Ohne ihn gibt es weder Weg noch Ziel.“

„Natürlich gibt es das! Hast du es schon vergessen? Du hast eine Aufgabe! Irgendwann musst du sie annehmen. Auch ohne ihn.“

Usagi schob ihr Glas abwesend auf die Platte des Sofatisches. Sie starrte vor sich hin, in ihren Gedanken gefangen, getrieben und verwirrt durch Harukas Worte. Als ihr Kopf zu explodieren schien, stand sie auf, verschwand ohne ein weiteres Wort im Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab.

„Usagi? Hab ich was Falsches gesagt?“

Sie ignorierte Harukas Stimme. Etwas Falsches? Nein. Die Wahrheit. Eine Aufgabe. Ein Schicksal. Von nun an allein, über Jahrhunderte.

Akt 3 - Klare Worte

Nur leise klopfte es am nächsten Morgen an der Wohnungstür, aber doch noch laut genug, um Haruka augenblicklich aufspringen zu lassen. Seit Stunden hatte ihr Usagi weder Blick noch Wort geschenkt und allmählich wurde ihr die Stille unheimlich. Sie öffnete die nur notdürftig geflickte Tür des Apartments und lächelte ihrer Mitbewohnerin und Freundin sichtlich dankbar entgegen. „Haben schon auf dich gewartet, Setsu. Ist Michiru schon zuhause?“

Setsuna antwortete, während sie eintrat: „Ja, wir haben uns die Klinke in die Hand gegeben.“ Achtsam sah sie sich im verlassenen Wohnzimmer um. „Wie geht es ihr?“, fragte sie leise.

„Keine Ahnung. Seit gestern Abend hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Vielleicht hast du ja mehr Glück mit unserer Mimose.“ Schon währenddessen Haruka sprach, zog sie sich ihre Jacke über. „Brauchst du noch was?“

„Ich denke, wir kommen schon klar“, antwortete Setsuna.

Haruka nickte. Dann rief sie in Richtung des verschlossenen Schlafzimmers: „Bis später, Mond-häschen! Ich muss los, Michiru wartet auf mich. Ich lasse dir aber Setsu hier.“ Wie zu erwarten war, bekam Haruka keine Antwort. Sie seufzte leise. Dann nickte sie Setsuna zum Abschied zu und verschwand.

Allein sah sich Setsuna um. Sie musterte die kaputten Bilder. Eines fiel ihr besonders ins Auge. Sie nahm es hoch. Zu erkennen war ihre strahlende Mondprinzessin. Lachend klammerte sich die abgebildete Blondine an Mamoru, der seinerseits versuchte, eine Chibiusa mit verschwommenen Konturen auf seinen Schultern zu halten.

„Mittlerweile kommt mir das alles wie ein Traum vor.“

Setsuna schnellte herum. Usagi hatte sich lautlos aus dem Schlafzimmer geschlichen. Ausdruckslos starrte sie auf das Andenken in Setsunas Händen und flüsterte weiter: „Ein schöner Traum von Glück und einem Weg in die strahlende Zukunft. Mit einem echten Prinzen an meiner Seite. Und einer Prinzessin als Tochter. Und gleich danach schließt sich dieser Alptraum des wahren Lebens an. Das schmerzhafte Erwachen und die Einsicht, dass nichts davon real werden kann.“

Setsuna wandte sich ab. Sie stellte das Bild zurück an seinen Platz. Verunsichert sah sie aus dem Fenster. Eine nachdenkliche Stille legte sich über den Raum, die erst nach einigen Minuten von einem leisten Knirschen durchbrochen wurde. Mit gehobenen Brauen und vielsagendem Gesichtsausdruck musterte Setsuna die geöffnete Rumflasche, an der sich Usagi gerade zu schaffen machte.

„Haruka hat es erlaubt“, gab die Mondprinzessin ungefragt von sich.

„Haruka ist eben auch nicht allwissend. Du weißt schon, dass dir noch ein Rausch nicht über den Schmerz hinweghelfen wird?!“

Usagi schnaufte verächtlich. „Was weißt du schon über meinen Schmerz?“

Setsunas Backenzähne bissen hart aufeinander.

Usagi ließ sich seufzend aufs Sofa fallen. Erneute Stille machte sich breit und brachte die Blondine zum Nachdenken. Leise knurrte sie schließlich: „Tut mir leid, ich weiß ja, dass ihr euch nur um mich Sorgen macht.“

„Schon gut. Rei sagte schon, du wärst in letzter Zeit etwas… reizbar.“ Nach kurzem Zögern setzte sich Setsuna zu ihrem Schützling. „Trotzdem kann ich Harukas Art der Trauerbewältigung nicht gutheißen. Dieses Gift verstärkt nur deine Emotionen und in deiner momentanen Lage wird es deine Laune nur noch verschlechtern. Ganz zu schweigen von Übelkeit, Kopfschmerzen und der allgemeinen Schlappheit.“

Genervt sah Usagi auf. „Was soll das Krankenschwesterngetue?! Das kann ich gerade echt nicht gebrauchen. Und immerhin hilft mir das Zeug in den Schlaf.“

„Eine nicht weniger große Lüge. Du weißt, dass du davon nur noch mehr Alpträume bekommst. Und wenn ich mir deine Augen so ansehe, hattest du davon in letzter Zeit wohl mehr als genug!“

Unbeeindruckt starrte Usagi Setsuna an und ohne den Blick abzuwenden, leerte sie ihr Glas in einem Zug. Dann erst schloss sie ihre Augen und warf sich gegen die Sofalehne. „Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie egal mir das alles ist.“

Setsunas linke Braue zuckte. „Oh, du glorreiche, strahlende zukünftige Neo Queen Serenity. Wie gut, dass dieser Lebensabschnitt den meisten deiner Untertanen verborgen bleiben wird.“

Usagi schlug ihre Augen auf. Mit trübem Blick starrte sie auf ihr Glas. „Ach ja“, begann sie spöttisch. „Königin werde ich ja auch noch. Eine Königin, die mehrere Jahrhunderte lang allein über ihr ach, so strahlendes Reich regieren wird. Das hätte ich ja fast vergessen!“ Sie schenkte sich nach und trank unbeirrt weiter, bis ihr Setsuna die Flasche abnahm.

„Ist mir egal, ob du mir jetzt deine Beleidigungen an den Kopf wirfst, aber es reicht endgültig! Und Haruka wird sich von mir noch etwas anhören dürfen! Herrgott, lass dich nicht so gehen, Serenity!“ Damit war das Thema für die erfahrene Kriegerin beendet. Sie trug die fast leere Flasche in die Küche, um den restlichen Inhalt im Abwaschbecken zu entsorgen. Als sie sich wieder umdrehte, stand Usagi mit glasigen Augen und leicht geröteten Wangen vor ihr. „Hört endlich auf, mich zu bevormunden und zu bemuttern!“, schrie die Blondine plötzlich los. „Du und die Anderen, ihr geht mir verdammt noch mal auf die Nerven! Ihr habt doch keine Ahnung, was ich gerade durchmachen muss! Ich hab mehr verloren als nur meinen Geliebten! Endymion war meine Vergangenheit und meine Zukunft! Wir hatten sogar eine Tochter! Oder werden eine haben! Oder hatten gehabt! Oder… Ach, was weiß ich!! Nicht nur Mamoru wurde mir unwiederbringlich genommen, auch Chibiusa! Und gerade von dir hätte ich mehr Verständnis erwartet, Wächterin der Zeit. Immerhin bist du es doch, die meine Zukunft beschützen soll!“

„Du sagst es, Prinzessin!“ Setsuna hob abwehrend ihre Hände. „DEINE Zukunft soll ich beschützen! DEINE Zukunft untersteht meinem Schutz. Es lag nicht in meiner Hand, Endymion zu retten!“

„Aber du wärst als Einzige dazu in der Lage gewesen!“, schrie Usagi zurück. „Du hättest es verhindern können! Du bist die Einzige, die die Macht gehabt hätte, seine Zukunft zu lesen, zu erkennen, dass er nicht von London zurückkehren wird! Du hättest ihn retten können, Pluto! Ihn und Chibiusa und mich! Aber das hast du nicht. Du hast sie beide sterben lassen und mein Unglück nicht verhindert! Dabei hatte es in deiner Hand gelegen. Der Faktor >Zeit< ist die einzig wahre Konstante, die nur du beeinflussen kannst.“

Jetzt reichte es Setsuna. Nicht weniger laut entgegnete sie: „Wie zur Hölle kannst du nur glauben, dein Schicksal gehe einfach so an mir vorbei?! Wie kannst du von mir verlangen, mich zu opfern, weil ER es wieder einmal war, der nicht bei dir bleiben wollte und stattdessen die Welt bereiste?! Glaubst du tatsächlich, ich würde nicht trauern?! Glaubst du allen Ernstes, es wäre mir egal, wer neben dir auf dem Thron sitzen wird?! Wie kannst du nur behaupten, ich würde mich nicht um Chibiusa sorgen?! Glaub mir, hätte es einen Sinn gehabt, das größte Tabu zu brechen – und du weißt ganz genau, was das für mich bedeutet hätte – dann hätte ich es getan!

Lass dir eines gesagt sein, Prinzessin: Deine Tochter stirbt erst noch, mit jedem weiteren Schluck dieses Gesöffs!“ Damit schlug sie Usagi ihr mitgebrachtes Glas aus der Hand, das daraufhin krachend auf den Küchenfliesen zersprang. „Ihn kannst du nicht mehr retten, so viel ist sicher. Aber sie hättest du retten können! Und nur du! Doch je mehr du dich in deine egoistischen Depressionen fallen lässt, desto mehr verschwimmt ihr Bild! Bis vor wenigen Tagen hatte ich sie noch sehen können, aber ihre Aura wird immer schwächer! Und niemand sonst ist schuld daran, nur dein egozentrisches Selbstmitleid!“

Usagi fühlte sich, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. „Chibiusa lebt?“, flüsterte sie nach einem schier unendlichen Moment fragend.

Setsuna antwortete ihr nicht. Sie hatte genug gesagt. Energisch schritt sie an der Prinzessin vorbei, um ihre Jacke aus dem Wohnzimmer zu holen. Kurz bevor sie die Wohnungstür erreicht hatte, hörte sie Usagis Stimme aus der Küche leise rufen: „Setsuna, warte!“, doch die Wächterin hielt nicht lange inne. Sie setzte ihren Weg fort und hatte den Fahrstuhl fest anvisiert, als Usagi sie einholte. „Setsuna, bitte!“ Die Worte der Blondine stießen auf taube Ohren. „Pluto!“

Erst jetzt blieb die Kriegerin der Zeit stehen. Aber ihr Blick starrte weiter geradeaus.

„Gibt es wirklich eine Chance, Chibiusa zu retten?“

Setsuna schluckte. Langsam sah sie zu Usagi. Zum ersten Mal seit Wochen zeigte sich eine Tugend in den blauen Augen der zukünftigen Königin, die sie und ihre Gefährtinnen fast verloren geglaubt hatten: Hoffnung. „Was ich sehen kann, ist nur ein mögliches Abbild der Zukunft. Ob und wie sie eintreten wird, bestimmen wir noch immer selbst, in der Gegenwart. Ganz sicher weiß ich nur eins: wenn du deine Tochter retten willst, musst du weiterleben. Denn was du im Moment tust, kann man nicht als ‚leben‘ bezeichnen.“

Usagi senkte ihren Blick. Ihre Beschützerin wartete nur noch einen kurzen Moment, bevor sie weiterlief und im Fahrstuhl verschwand. Für einige Minuten verweilte Usagi noch im Korridor. Dann wanderte sie langsam zurück zu Mamorus Apartment. Wieder im Wohnzimmer angekommen, lehnte sie sich gegen den Türrahmen. Langsam rutschte sie zu Boden. Sie zog die Knie an sich und sah sich stumm weinend um. Jetzt hatte sie es geschafft. Sie war allein. Und hatte sie das nicht die ganze Zeit über von ihren Freundinnen gefordert? Das Bild der Wohnung, die einmal ihrem Verlobten gehört hatte, hatte sich verändert. Die zerbrochenen Bilderrahmen, Harukas Glas vom gestrigen Abend auf dem Wohnzimmertisch, ein paar benutzte Taschentücher auf dem Sofa. Trotzdem fast alle ihre Freundinnen auf häufiges Lüften bestanden hatten, roch es nach Usagis Spuren des Selbstmitleids, nach Alkohol und scharfen Reinigungsmitteln, die dessen Flecken aus Teppichen und Polstern hatten ziehen sollen. Sie hatte diesen ihren Rückzugsort vollkommen entweiht. Die Anwesenheit ihres Geliebten, die sie nach der Beerdigung hier hatte spüren können, war erloschen.

Bis in die späten Vormittagsstunden verharrte die Trauernde in ihrer Starre. Irgendwann wischte sie sich das Salz von den Wangen, das ihre getrockneten Tränen hinterlassen hatten. Sie konnte noch immer nicht verstehen, was hinter Setsunas Worten steckte, aber sie hatte verstanden, dass sie der Schlüssel zu ihrem Weg in eine neue Zukunft waren. Also begann Usagi damit, die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Als sie die wesentlichen Spuren ihrer Trauerzeit beseitigt hatte, suchte sie in den Kommoden und Schränken nach einigen Unterlagen. Sie würde später Ami um Hilfe bitten, die Wohnung und alle wichtigen Verträge ihres verstorbenen Verlobten zu kündigen. Am Nachmittag wagte sie sich zum ersten Mal seit Wochen, zu ihrer Familie zurückzukehren.

Akt 4 - Gefallener Schutzwall

Die Türen des Fahrstuhls schlossen sich quälend langsam, während die blauen Augen, verweint aber hoffnungsvoll in unergründbares Granatrot starrten. Endlich schob sich das kalte Metall ins Blickfeld. Setsuna atmete tief durch. Langsam sank sie zu Boden. Sie konnte ihr Zittern nicht länger zurückhalten und den Kampf gegen ihre Tränen nahm sie gar nicht erst auf. Die kühlen Worte ihrer Prinzessin hatten sie tiefer getroffen, als sie zugeben wollte. Aber für einen Augenblick würde sie in diesem einen Quadratmeter großen Raum allein sein. Ihr Schutzwall durfte fallen, der Metallkasten würde sie auf der Fahrt ins Erdgeschoss beschützen. Ein tiefes Schluchzen entglitt ihr. Wie viele Tränen hatte sie in ihrer Einsamkeit schon vergossen? Doch nie, weil sie so verletzt worden war.

Zittrige Hände wischten salziges Wasser von geröteten Wangen. Alles hätte sie für Usagi getan. Sie lebte nur für die Mondprinzessin. Schon immer war es ihre Lebensaufgabe gewesen, alles für sie zu tun. Das Lächeln ihres Engels war ihr dafür Lohn genug. Sie hatte gespürt, dass Mamorus Entschluss, für ein Auslandssemester nach England zu fliegen, etwas verändern würde, doch nie hätte sie ihn ziehen lassen, hätte sie auch nur geahnt, was passieren könnte. Setsuna hatte nicht gelogen, sie hatte den Tod des Prinzen nicht kommen sehen. Wie konnte Usagi etwas Anderes von ihr denken?

Setsunas Blick wanderte auf die rotblinkende Anzeige des Fahrstuhls. Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich gefangen, als er zum Stehen kam.

Gedanklich in einer Parallelwelt gefangen setzte sich Setsuna in ihr Auto. Wie fremdgesteuert fuhr sie heim. Als sie die Tür ihres Wagens abschloss, bog ein weiteres Auto in die Einfahrt zum Haus der Äußeren Kriegerinnen, aus dem kurz darauf eine verdutzt dreinblickende Haruka ausstieg.

„Was machst du denn schon hier?“, fragte die Blondine sofort.

Setsuna schluckte. Als sie dem ahnungslosen, fast scheinheiligen Blick entgegensah, wurde sie von einer ganzen Emotionssinnflut gepackt. Sie war wütend auf Haruka, die Usagi entgegen aller Vernunft Rum gebracht hatte, auf sich selbst, weil sie ihre Aufgabe, Usagi zu betreuen, abgeworfen hatte, auf die Prinzessin und deren Anschuldigungen, erschüttert über das, was sich hinter ihnen verborgen hatte, bestürzt, weil sie nicht wusste, wie sie Usagi und Chibiusa retten sollte, und verzweifelt, weil sie sich im Moment einfach nur nutzlos und überfordert fühlte. Das alles war zu viel für die stille Wächterin. Ihr Herz, das seit Usagis Worten ohnehin schon so eigenartig schmerzvoll und dumpf gegen ihre Rippen schlug, schien sich jetzt befreien zu wollen. Setsuna sah an sich herab. Ihr Brustkorb schien unter dem starken Hämmern aus seinem Inneren zu erbeben. Diese Kraft musste herausbrechen. Aber wie?

Setsuna starrte in die fragenden silberblauen Augen ihrer Mitbewohnerin, die mittlerweile bepackt mit mehreren Einkaufstaschen vor ihr stand. Leicht öffneten sich Setsunas Lippen. Noch immer waren sie unentschlossen, welche Worte sie formen, ob sie laute Anschuldigungen schreien oder ein Geständnis ihres Zerbrechens ablegen sollten. Glücklicherweise wurde ihr die Entscheidung abgenommen, als sich die Haustür hinter ihr öffnete. Sie schnellte herum. Haruka lief freudestrahlend an ihr vorbei und begrüßte Michiru mit einem Kuss. Dann wandte sie sich wieder um. „Wurdest du schon abgelöst, Setsu? Ich dachte, Rei würde erst heute Abend dran sein.“

„Ich, ähm… Nein, ich…“, stammelte Setsuna unsicher. „Ich bin gegangen.“

Haruka fragte überrascht: „Du hast sie allein gelassen?“

„Nein! Ich würde sie nie-… Ich… Ich musste einfach weg.“ Mit einem plötzlichen Ausbruch versuchte Setsuna das aufkeimende Schuldgefühl zu ersticken. „Du hast ihr dieses Zeug gebracht, Haruka! Nüchtern wären ihr diese Worte nie eingefallen! Durch dein Gesöff kam sie auf diese Idee! Niemals hätte sie sowas gesagt! Nie!“

Falten bildeten sich auf Harukas Stirn. Michiru schien die Situation besser zu begreifen. Besorgt lief sie auf ihre Mitstreiterin zu. „Was hat sie gesagt, Setsuna? Was ist passiert?“

Blinzelnd versuchte Setsuna, einen Anflug von Panik zu unterdrücken. Kopfschüttelnd stotterte sie: „Ich… Ich muss zurück. Sie kann doch nicht… Ich habe sie im Stich gelassen. Ich muss doch…“ Die klappernden Autoschlüssel in ihrer Hand wurden unverhofft zum Schweigen gebracht. Michiru hatte sie in einer Faust aus ihren eigenen und Setsunas Fingern eingeschlossen.

„Du bist völlig durcheinander. So lasse ich dich nirgendwohin fahren. Was ist passiert?“

Setsuna war nicht mehr in der Lage, ihre Gedanken zu ordnen. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Verzweifelt drückte sie ihre Handballen gegen ihre Schläfen. Abermals fanden Tränen ihren Weg. Wieder schnürte sich ihre Kehle zu. So ließ sie sich abwesend von Michiru ins Haus führen. Schweigend saßen sie auf dem Sofa, während Haruka Setsunas Lieblingstee brühte.

„Ich weiß auch nicht, wieso sie mich so treffen konnte“, brachte Setsuna leise weinend hervor.

Geduldig und still wartete Michiru auf eine Erklärung.

„Chibiusa! Es lag nicht in meiner Hand, sie zu retten! Ich wusste nicht, was passieren würde. Ich hatte spüren können, dass etwas nicht stimmt, aber ich konnte nicht ahnen, dass er nicht zurückkommen würde. Ich hätte ihn nie gehen lassen! Wie kann sie mir solchen Egoismus vorwerfen?“

Seufzend legte Michiru ihre Arme um Setsuna. „Sie wollte dich ganz sicher nicht verletzen. Sie ist einfach verzweifelt und fühlt sich machtlos. Sie weiß nicht, was sie dir damit antut.“

„Hast du nicht gesagt“, begann Haruka, als sie drei Tassen Tee auf dem Wohnzimmertisch abstellte, „Chibiusa würde noch existieren?“

„Ich bin mir nicht mehr sicher.“ Tiefe Denkfalten bildeten sich auf Setsunas Stirn. „Ich hatte sie noch spüren können, aber als ich vorhin bei der Prinzessin war, schien das Licht schwächer zu werden. Vielleicht war es nicht Chibiusas Aura, die ich fühlen konnte. Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet. Wie sollte es überhaupt möglich sein? Es sei denn, Usagi wäre schon schwanger, aber das ist sie nicht. Oh Gott!“ Die Kriegerin schlug ihre Hände vors Gesicht. „Und ich habe ihr auch noch vorgeworfen, sie würde mit ihrem Selbstmitleid nur ihre eigene Tochter umbringen!“

„Du hast was?!“, riefen Michiru und Haruka gleichzeitig aus.

„Nicht so direkt!“ Verteidigend schreckte Setsuna zurück. „Ich habe sie nur angesehen und… Chibiusas Bild verschwand immer mehr, je weiter Usagi abrutschte. Vielleicht starb bei dem Anblick nur meine Hoffnung, sie doch noch retten zu können.“

Stille trat ein.

Bis Setsuna kopfschüttelnd aufstand. „Ich muss zurück! Was ich gesagt habe, muss sie noch mehr in ihre Depressionen gestoßen haben! Ausgerechnet ich werfe ihr solche Dinge an den Kopf! ICH!“

Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, warf sich Haruka aufs Sofa und zog Setsuna zwischen sich und ihre Verlobte. „Du gehst nicht zurück. Was hätte das für einen Sinn? Wenn du jetzt zu ihr gehst, weiß dein Herz doch überhaupt nicht mehr, was es machen soll und bleibt noch stehen. Lass sie zur Ruhe kommen. In den letzten Tagen hatte sie permanent Gesellschaft. Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, sie mal für ein paar Stunden allein zu lassen, damit sie über alles nachdenken kann. Vielleicht hast du Chibiusa auch noch so lange gesehen, weil Usagi noch nicht mit ihrer bekannten Zukunft abgeschlossen hatte. Und vielleicht musste sie mal klare Worte hören. Ich habe ja auch versucht, ihr die Wahrheit beizubringen, aber das wollte sie nicht hören. Die Wahrheit von der Wächterin der Zeit zu hören, lässt sie möglicherweise endlich aufwachen und so sehr es auch wehtut, ist es unumgänglich, dass sich unsere Prinzessin endlich wieder fängt.“

Auf Harukas Finger, die Setsunas Hände Sicherheit schenkend umschlossen hatten, legten sich nun auch Michirus und Setsuna wandte sich von einer zur anderen Gefährtin. „Lass ihr Zeit“, flüsterte die Künstlerin sanft.

„Wir wissen, dass du ihr nur helfen willst. Wir wissen, dass du mehr für sie tun willst. Das hast du oft genug gezeigt. Aber auch wenn dir deine Liebe und Fürsorge im Moment etwas Anderes zuflüstern, hilft ihr ein wenig Abstand vielleicht am allermeisten.“

„Abstand?“, wiederholte Setsuna kaum hörbar. „Abstand von mir? Sieht sie in mir ab heute nur noch ihre zerbrochene Zukunft?“

„Nicht doch!“ Kopfschüttelnd rückte Michiru näher. „Vielleicht hast du ihr nur geholfen, die Wahrheit zu erkennen. Lass ihr Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Auch wenn du es schwer ertragen kannst. Schenk ihr Zeit. Sie wird zu dir kommen, wenn sie es versteht. Und dann wird dir eine neue Chance geschenkt. Dann wirst du die Last der Zukunftsträgerin ablegen können. Wir werden dir helfen, ein neues Bild von dir für unsere Prinzessin zu malen. Bis dahin… und darüber hinaus bleiben wir bei dir.“

Akt 5 - Die entscheidende Frage?

Als Usagi die Tür ihres Elternhauses öffnete, blickte sie zuerst in große rotbraune Augen, die ihr ungläubig entgegen blinzelten. Sobald sie das Überraschungsmoment überstanden hatte, sprang ihr Luna entgegen. Miauend, auch wenn es ihr schwer fiel, ihre Worte für sich zu behalten, damit sie von Ikuko nicht gehört werden konnte. Usagi schloss ihre treuste Gefährtin in ihre Arme. Sie flüsterte ihr zu: „Tut mir leid, dass ich dich so lang allein gelassen habe…“ Mehr brachte sie nicht über ihre Lippen. Luna schnurrte verstehend.

Kaum weniger freute sich Ikuko, ihre Tochter endlich wieder willkommen zu heißen. Aber die Wiedersehensfreude währte nicht lang, erklärte Usagi bald, sie hätte noch einiges zu tun. Ganz oben auf ihrer Liste stand ein Treffen mit Ami.

Entgegen aller Gewohnheiten schob die angehende Ärztin sofort all ihre studentischen Aufgaben beiseite, als sie von ihrer Prinzessin um Hilfe gebeten wurde. Gemeinsam betraten sie Mamorus Apartment. Ami beobachtete Usagi gewissenhaft. Hatte die Trauernde tatsächlich ihren Schmerz überwunden? Vorgestern hatte es noch so ausgesehen, als würde sich die Blondine nie mehr in ihr Leben wagen wollen. Jetzt waren deren Gesichtszüge zwar angespannt, jedoch sprachen sie von Ernsthaftigkeit, nicht von Verzweiflung.

„Die meisten Verträge hatte er hier abgeheftet.“

Ami blinzelte sich aus ihrer Konzentration.

„Handyvertrag, Strom, Fernsehen, Internet und der Mietvertrag.“ Usagi reichte ihrer Freundin einen dicken Ordner.

Nickend nahm Ami die Unterlagen an und setzte sich mit ihnen an den Wohnzimmertisch. Sie blätterte die Dokumente durch, wobei ihr Blick immer wieder zu Usagi huschte, die in den Schubladen der nahen Kommode nach weiteren wichtig aussehenden Ordnern suchte. „Sag mal“, begann die Medizinstudentin vorsichtig. „wie kamst du so plötzlich zu dem Schluss, wir müssten uns um Mamorus Verträge kümmern? Ich hätte gedacht, dazu wärst du erst in einigen Wochen bereit. Und dafür hätte ich auch Verständnis gehabt!“

Usagi unterbrach ihre Suche nicht, während sie antwortete: „Ich muss weiterleben, oder? Er hätte nicht gewollt, dass ich mich hier so einmauere.“

Überrascht hob Ami ihre Brauen. „Da hast du recht, aber trotzdem verblüfft es mich, dass du diese Einstellung so plötzlich erreicht hast. Immerhin hat sich für dich nicht nur die Gegenwart geändert.“ Im nächsten Moment biss sich Ami auf die Zunge. Sicher war es keine gute Idee, jetzt auch noch von Chibiusa anzufangen! Immerhin hatte sich die zukünftige Königin gerade erst wieder gefangen.

Usagi hielt in ihrem Tun inne. „Du sprichst von ihr, oder? Von ihr und der Zukunft, die uns vorgestellt wurde. Aber… Diese Zukunft war nur ein mögliches Szenario.“ Traurig lächelnd starrte sie zu Boden. Langsam und wie in Trance wiederholte sie das Mantra, das ihr von Pluto auf die Zunge gelegt worden war und das ihr immer wieder Halt geschenkt hatte in den letzten Stunden: „Ob und wie sie eintreten wird, bestimmen wir noch immer selbst, in der Gegenwart.“
 

Schritt für Schritt kehrte Usagi wieder in ihr Leben zurück. Zwar wagte sie sich noch nicht wieder in die Uni, aber zumindest musste sie nicht mehr rund um die Uhr betreut werden. Nur nachts wurde sie noch regelmäßig von der Trauer übermannt, doch da hatte sie Luna, die sich fürsorglich um ihre Prinzessin kümmerte.

Hin und wieder erwischte sich Usagi dabei, wie sie über Plutos Worte nachdachte. Und nur wenn sie allein war, ließ sie es zu, über mögliche Wege in die Zukunft zu grübeln. Nach Wochen der Trauerarbeit hatte sie sich mit dem Verlust Endymions abgefunden, doch wie sollte es ohne ihn eine Chibiusa geben können? Eine Tochter brauchte doch auch einen Vater, oder nicht? Vielleicht war der Silberkristall der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels… Nachdenklich drehte Usagi das mystische Schmuckstück zwischen ihren Fingern. Nein, der Silberkristall konnte Leben retten und Verstorbene wiedererwecken. Aber vollkommen neues Leben entstehen lassen? Ein Menschenwesen erschaffen, das sie, Usagi selbst, aus einer Erinnerung rekonstruierte?

Seufzend legte sie ihren Edelstein zurück in die herzförmige Brosche. Sie könnte hier noch Stunden sitzen und aus dem Fenster starren. Die Antwort versteckte sich vor ihr und ohne Hilfe würde sie die auch nie finden.

Ein leises Knarren ließ die Blondine herumfahren. Mit wachen Augen beobachtete sie, wie Luna von der angelehnten Tür aus durchs Zimmer schlich. Elegant setzte die Kätzin zum Sprung an und setzte sich schließlich vor ihrer Herrin auf den Schreibtisch. Der Blick der Katze wanderte von Usagi zum Silberkristall und nachdenklich wieder zurück. „Was ist los, Usagi? Ich sehe immer häufiger, dass du nur grübelnd bis in die späten Abendstunden vor dich hin starrst. Willst du mir nicht sagen, was in deinem Kopf vorgeht? Vielleicht kann ich dir ja helfen.“

Kaum erkennbar lächelnd legte Usagi ihren Kopf schief. „Vielleicht kannst du das wirklich. Hast du je gesehen, wie meine Mutter mit dem Silberkristall neues Leben erschaffen hat?“

Luna stutzte.

„Ich meine nicht, wie sie uns zur Erde schickte, damit hier unsere Leben neu beginnen konnten, sondern wie durch ihn vielleicht neues Leben entstand.“ Plötzlich schreckte Usagi von ihren eigenen Worten auf. „Ich meine, sowas ist doch möglich, oder Luna? Ich selbst kann mich an so viele Dinge erinnern, an die Zeit des Silver Millenniums, aber zu einer Sache habe ich überhaupt keine Bilder! Ich muss doch… Meine Mutter muss doch… Luna! Hatte ich zur Zeit des Silver Millenniums einen Vater?“

Luna starrte vollkommen überrumpelt auf die mittlerweile stehende Frau vor ihr, deren fest entschlossener Blick sie durchbohrte. „Ich, ähm… Was?!“

Usagi ging in die Hocke und schob ihr Gesicht ganz nahe der zurückweichenden Katze entgegen. „Ich kann mich an so Vieles erinnern, an meine Freundinnen, an Endymion, an dich und an Mutter. Aber nicht daran, dass ein Mann an ihrer Seite stand. Hatte ich denn überhaupt einen Vater? Wenn ja, was ist mit ihm passiert? Und wenn nicht, wie bin ich dann entstanden? Und kann ich dann nicht auch Chibiusa entstehen lassen? Sag schon, Luna!“

Luna fühlte sich in die Ecke gedrängt. Fluchtartig sprang sie vom Schreibtisch aus auf Usagis Bett, um Distanz zu schaffen. Sie setzte sich, ihre Schwanzspitze zuckte nervös und irgendwie schienen ihr die vielen Fragen unangenehm zu sein. Langsam antwortete sie: „Es tut mir leid, Usagi, aber dazu kann ich nicht viel sagen. Mit deiner Erweckung sind zwar die meisten Erinnerungen zurückgekehrt, aber was das Leben im Mondreich vor deiner Geburt betrifft, fühlt es sich noch immer so an, als würde ein schwarzer Schleier meine Gedanken verhüllen. Ich kann dir nicht sagen, was vor dir war. Ich weiß nur, dass du keinen Vater hattest. Jedenfalls nicht bei deiner Geburt. Was davor war…“ Luna dachte angestrengt einige Minuten nach. Usagi ließ ihr die Zeit. Doch dann schüttelte die treue Beraterin niedergeschlagen ihren Kopf. „Nein, tut mir leid, Usagi. Ältere Erinnerungen kann ich nicht abrufen.“

Enttäuscht warf sich Usagi auf ihr Bett neben Luna. Großartig! Da war sie der Lösung vielleicht ein Stück näher gekommen, doch endete auch dieser Pfad scheinbar in einer Sackgasse. Die Prinzessin drückte ihr Gesicht in ein Kissen und schwieg für eine lange Zeit.

Als die Abendsonne Tokio allmählich in sanfte Orangetöne tauchte, schreckte sie plötzlich wieder hoch. „Pluto!“, rief sie aus und riss Luna damit aus ihrem Schlaf. „Wer sonst weiß mehr über die Vergangenheit als die Wächterin der Zeit selbst?!“
 

„Haruka, gibst du mir bitte mal die Paprikawürfel?“

„Meinst du die hier?“

„Da steht nur eine Schüs-sel… Haruka!“ Mit vorwurfsvollem Blick schaute Michiru dabei zu, wie sich Haruka zwei weitere Stücken Paprika aus einer Schale klaute, die bis vor kurzem noch viel voller gewesen war.

„Wasch denn?“, schmatzte die Blondine unschuldig. „Ich hab eben Hunger!“

Kichernd mischte sich die am Küchentisch sitzende und mit Messer und Brett bewaffnete Setsuna ein: „Lass sie, Michiru. Ich schneide noch eine auf.“

Seitdem die Wächterin ihre Sorgen offenbart, sich ihren Freundinnen gegenüber geöffnet hatte, hatte sich für sie einiges geändert. Sie fühlte sich freier, musste sich nicht länger verstecken und Ängsten nachgeben, sie würde sich verraten. Die geheime Sehnsucht nach der Mondprinzessin, die sie früher getrieben hatte, ließ von Tag zu Tag mehr nach und suchte sie fast nur noch nachts heim. Tagsüber taten ja Haruka und Michiru ihr Bestes, sie auf andere Gedanken zu bringen, oder aber ihr Leiden sofort ausbrechen und wieder abebben zu lassen.

Es klingelte an der Tür. Gerade rechtzeitig für Haruka, hatte sie nun die Möglichkeit, Michirus Tadeln zu entgehen. Als sie in die Küche zurückkehrte, sah sie sich unsicher um, wie ein Kind, das die Strafe für den heimlichen Diebstahl einer Süßigkeit erwartete. Die Ursache ihrer Unsicherheit folgte ihr auf Schritt und Tritt – Usagi.

„Wir kochen gerade das Abendessen, Mondhäschen. Kommst genau richtig“, erklärte Haruka. Deren Blick wanderte zu Setsuna, die unbeirrt ihrer Arbeit nachging. Sie hatte sich lange genug verstellt, um auch jetzt wie eh und je die Kontenance zu wahren.

„Besonders großen Hunger habe ich eigentlich gar nicht.“ Mit dieser Aussage zog Usagi gleich drei Augenpaare auf sich. Schüchtern fuhr sie fort: „Ich komme eigentlich aus einem ganz anderen Grund. Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne mit Setsuna sprechen. Also eigentlich eher mit Pluto.“

Setsuna sah wieder von der Prinzessin ab. Während sie weiter Paprika zerteilte, antwortete sie in gewohnter Tonlage: „Ich habe dir alles Wichtige gesagt, Prinzessin. Der Rest liegt in deiner Hand, nicht in meiner. Du musst deinen Weg selbst finden.“

Usagi schüttelte ihren Kopf. „Ich will nicht wissen, was vor mir liegt. Ich will wissen, was schon war. Ich will, dass du mir zeigst, was vor meiner Geburt war.“

Erneut visierten drei Augenpaare die Erbin des Mondreiches an. „Wer war mein Vater, Pluto? Hatte ich überhaupt einen?“

Akt 6 - Weggesperrte Erinnerung

Haruka dimmte das Licht, Michiru breitete eine Kissen- und Deckenlandschaft mitten im Wohnzimmer aus und Setsuna zündete Kerzen und Räucherstäbchen an. Zuerst hatte sich die Hüterin der Geschichte gesträubt. Sie hatte diskutiert, wollte nicht preisgeben, was vergessen gehörte. Aber ihre Prinzessin hatte gesiegt. Sie hatte ihren Dickkopf durchgesetzt, gegen ihn konnte Setsuna keinen Widerstand aufbringen, der groß genug war. Sie würde ihr zeigen, was die Thronerbin zu sehen verlangte. Und Uranus und Neptun würden sie auf der Reise in die ferne Vergangenheit begleiten.

Voreinander niederkniend sahen sich Usagi und Setsuna an. Setsuna nahm die Hände der Prinzessin in ihre eigenen und fragte zum wiederholten Male: „Bist du dir wirklich sicher?“ Usagi nickte wortlos. Also schloss ihre älteste Beschützerin ihre Augen. Es dauerte einen Moment, bis ihr Körper in einem warmen Licht erstrahlte. Im Takt ihres Pulsschlags breitete es sich wellenförmig im ganzen Raum aus, erfasste auch Haruka und Michiru, die keinen halben Meter von ihrer Freundin entfernt saßen und vor Ehrfurcht ihre Augen geschlossen hielten. Ganz allmählich ließ das grelle Strahlen nach. Was zuerst erkennbar wurde, war Princess Pluto inmitten der Runde. Princess Serenity sah auf, dann an sich selbst herab und schließlich noch zu ihren Freundinnen, die als Prinzessinnen der Planeten Uranus und Neptun aus ihrer Starre erwachten.

„Um neues Leben zu schaffen, braucht es zwei Herzen“, ertönte plötzlich Plutos ruhige Stimme. Wissbegierig fixierte Serenity die traurigen, granatroten Augen. Zögerlich fuhr Pluto fort: „Auch zu deiner Erschaffung konnten nur zwei sich liebende Menschen führen. Aber nur einer von ihnen sollte dir bleiben. Deine Mutter legte einen Schleier des Vergessens über alles, was vor deiner Geburt war. Niemand sollte sich an die arme Seele erinnern, die…“ Sie brach ab. Sollte sie tatsächlich zeigen, was hätte nie wieder aufleben sollen? Wie würde ihre Prinzessin mit der Wahrheit umgehen?

Das strahlende Azurblau durchbohrte sie unnachgiebig. Serenity verlangte nach einer Antwort. Sie würde nicht nachgeben, bevor ihr nicht die Wahrheit geschenkt worden war. Darum schloss Pluto abermals ihre Augen. Als sie sie wieder aufschlug, fand sie sich in ihrer eigenen Erinnerung wieder, im Palast der Paläste, Moon Castle. Sie hielt Serenitys Hand fest umklammert, spürte Uranus und Neptune direkt hinter ihr. Sie blickte empor. Wie lange hatte sie die silbernen Turmspitzen dieses Monuments des Mondreiches nicht mehr betrachtet? Auch wenn sie selbst stets dazu in der Lage gewesen wäre, diese Erinnerungen abzurufen, hatte sie es nicht gewagt. Die Zeit kennt nur einen Weg, den in die Zukunft. Vergangenes erneut zu durchleben widersprach ihrer Natur, und somit gegen die Vernunft ihrer Wächterin.

Nachdem sie lange genug innegehalten hatte, zog Pluto ihre Prinzessin voran. Sie schritten durch den scheinbar menschenleeren Palast. Princess Serenity sah sich neugierig um. „Wo sind denn alle?“, fragte sie, als sie eine weite Treppe, die zum Thronsaal führte, empor schritten.

„Dieser Teil der Erinnerung ist unwichtig. Anderen zu zeigen, was einst geschah, verlangt große Konzentration und Kraft. Ich will euch nur zeigen, was wichtig ist. Alles andere aufzubauen wäre eine Verschwendung meiner Magie.“

Uranus und Neptune warfen einander unsichere Blicke zu. So streng hatten sie die Frau, die in einer anderen Dimension ihre Mitbewohnerin war, selten erlebt. Sie folgten hier nicht Setsuna Meioh, auch nicht Sailor Pluto. Sie folgten einer wahren Hoheit, einer Prinzessin, die, auch wenn sie es über alle Maßen verdiente, nie zur Königin gekrönt werden würde.

Vor den Toren des Thronsaals kam die Gruppe zum Stehen. Princess Serenity sah fragend zu ihrer Erinnerungswächterin. Diese starrte emotionslos auf das matte Holz vor ihr. Dann sah sie zur Seite. In ihrem Blick lag Endgültigkeit. „Ich werde dir nichts verheimlichen, Princess Serenity, Thronerbin des Silver Millenniums. Als zukünftige Neo Queen Serenity besitzt du das Recht, zu erfahren, was du wissen willst. Die Vergangenheit, die in meinen Händen liegt, offenbare ich dir widerstandslos. Doch bevor ich dich ein letztes Mal frage, lass dir eines gesagt sein: Deine Mutter legte nicht umsonst einen Schleier des Vergessens über diesen Abschnitt der Geschichte. Sie hatte nie gewollt, dass du von ihm erfährst. Einmal gezeigt wirst du ihn nie mehr vergessen. Prinzessin, willst du die Wahrheit über deine Schöpfung erfahren? Dann stoß selbst diese Türen auf.“

Princess Serenity schluckte. Ja, sie musste es wissen. Sie musste sehen, woher sie selbst kam, um zu erkennen, wie sie ihre eigene Tochter noch retten konnte. Langsam hob sie ihre Hände und legte sie gegen das Tor. Seine Flügel fühlten sich eigenartig an, kühl und von nebliger Konsistenz, nicht so unnachgiebig, wie sie es in Erinnerung hatte. Abermals sah sie fragend zu Pluto.

„Es ist nur eine Erinnerung. Wir sind nicht wirklich hier. Die Räume sind nicht real, ebenso wenig wie das, was wir ertasten“, erklärte diese nüchtern.

Endlich wagte es die Prinzessin. Tief durchatmend machte sie den ersten Schritt zum Schlüssel ihrer Herkunft. Nur zwei Personen befanden sich in dem ansonsten leeren Thronsaal – die anmutige Königin des Mondreiches, Queen Serenity, und vor ihr niederkniend eine scheinbar jüngere Version von Sailor Pluto.

Uranus und Neptune gingen an ihren Begleiterinnen vorbei. Sie liefen neugierig um das Abbild ihrer Freundin herum, verglichen es immer wieder mit dem Original, das sie hergeführt hatte. Doch plötzlich schraken sie zusammen, als die edle Stimme der Königin durch den Saal hallte: „Du jagst einem Hirngespinst nach, Sailor Pluto. Ich habe alles kontrollieren lassen, habe die Spur selbst zurückverfolgt. Deine Bedenken sind grundlos.“

Sailor Pluto schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe mich noch nie getäuscht, Hoheit! Meine Visionen sind bisher immer eingetreten, Ihr müsst sie ernstnehmen! Ein strahlendes Licht, aber genauso viel Dunkelheit, die von ihm angezogen wird. Glaubt mir doch, wenn Ihr-“

„Ich nehme deine Visionen sehr wohl ernst, Wächterin!“, unterbrach die Monarchin streng. „Aber wie ich bereits sagte, ich habe nichts finden können. Du musst dich irren. Es kann nicht sein. Wieso hast du noch Zweifel? Gönnst du mir mein Glück nicht?“

Sailor Pluto sprang entsetzt auf. „Glaubt mir, niemand würde Euch dieses Glück mehr gönnen können, als ich, aber-“

„Dann lass mir mein Glück. Lass mir meinen Frieden, Pluto.“ Die Stimme der Königin wurde sanfter. „Nimm Teil an unserem Glück. Es wird unser Reich erfüllen. Wird auch dich erfüllen, wenn du es nur zulässt.“

Auf einen Schlag stoppte das Geschehen. Weder Queen noch Kriegerin rührten sich. Sie waren vollkommen erstarrt. Ihre glänzenden Gesichter wurden allmählich matter und das strahlende Silber des Palastes wurde grau. Princess Serenity, Uranus und Neptune sahen zu Princess Pluto, die mit gesenktem Blick auf ihr eigenes Abbild starrte. „Ich hätte energischer sein sollen“, raunte sie reumütig. „Noch nie hatten sich meine Visionen geirrt. Sah ich Unheil, geschah Unheil. Außer es wurde von der Wurzel an bekämpft.“

„Ich verstehe nicht“ Nachdenklich sah sich Princess Serenity um. „Was hat das mit mir zu tun? Von welcher Vision hast du da gesprochen? Warum zeigst du uns das hier?“

„Ich hatte sie gewarnt.“ Abwesend schloss Pluto ihre Augen und glitzernde Tränen verfingen sich in ihren Wimpern. „Das Glück hatte sie geblendet. Ich zeige dir diese Erinnerung, damit du niemals den gleichen Fehler begehen wirst. Licht und Schatten gehören zusammen, Prinzessin. Du bist das hellste Licht im Universum. Die Finsternis giert nach dir, du ziehst sie magisch an und sie folgt dir auf jeden Schritt. Sie folgte dir schon vor deiner Geburt.“

„Was soll das heißen, Pluto? Welchen Schatten meinst du?“ Eine furchtbare Erkenntnis durchfuhr Serenitys Körper und ließ sie schaudern. Wenn sie selbst die Schatten immer mit sich trug, würden sie dann auch auf Chibiusa übergehen können? Wenn sie denn überhaupt existieren würde?

Aber Serenity konnte ihren Gedanken nicht weiter nachgehen. Die Körper von Queen und Sailor Pluto wandelten sich. Sie wurden zu Nebelgestalten, die langsam zerflossen und schließlich verflogen. Dann verlor der Thronsaal selbst seine Konturen. Sie lösten sich teilweise auf, ordneten sich neu und bildeten nach und nach die Umrisse eines neuen Raumes. Die Reisenden fanden sich im Schlafsaal der Königin wieder. Sie hatten kaum Zeit, sich zu orientieren, als die nahe Tür zum Korridor aufgestoßen wurde. Princess Serenity wich errötend zurück. Ihre elegante Mutter, die anmutige Queen Serenity, war kaum wiederzuerkennen. Sie stolperte, taumelte rückwärts, einen fremden Körper mit sich ziehend, ihn küssend und gierig umarmend. War das Plutos Ernst? Musste sie tatsächlich Augenzeugin sein bei ihrer eigenen Zeugung?

Schockiert sah Princess Serenity zu der Wächterin, die resignierend ihre Augen geschlossen, ihr Gesicht niedergeschlagen hielt. Ein plötzlicher Laut des Entsetzens ließ die Prinzessin herumfahren. Neptune, unweit neben ihr, hatte die Hände vor den Mund geschlagen und auch Uranus starrte nicht weniger entgeistert auf das Geschehen. Ein seltsames Gefühl beschlich die Prinzessin. Zögernd trat sie vor, schlich näher an das Bett heran, auf dem sich ihre einstige Mutter aalte, sich der Leidenschaft hingab und lüsterne Küsse empfing. Jetzt betrachtete Princess Serenity genauer die fremde Gestalt. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Und endlich reckte diese ihr Gesicht zur Seite, um ihr langes Haar zurückzustreichen und voller Liebe in das Gesicht der Königin zu lächeln – Galaxia.

Akt 7 - Schatten und Licht

„Nein, das ist nicht…“ Princess Serenity wandte sich ab, lief auf Princess Pluto zu und die Erinnerung fror erneut ein. „Das kann nicht wahr sein, Pluto! Das stimmt doch nicht, oder? Du zeigst mir eine Lüge, oder Pluto?!“

Die Wächterin hob nur langsam ihre Lider. Sie sah in das betende Azurblau der Augen ihres Schützlings. Sie hatte sie gewarnt. „Manchmal hat es sein Gutes, dass wir vergessen. Du bist dazu in der Lage, Princess. Du und die anderen, euch ist es erlaubt. Ich hingegen kann keine Erinnerung je aus meinem Gedächtnis verdrängen, geschweige denn verfälschen. Es ist mein Fluch, mich bis in alle Ewigkeit zu erinnern. An jeden Schicksalsschlag, an jeden einzelnen, gebrochenen Zweig der Geschichte. Du wolltest die Wahrheit sehen, jetzt zeige ich sie dir.“ Damit unterbrach Pluto ihren Augenkontakt. Traurig sah sie zu dem erstarrten Paar im weiten Himmelbett. Sie hob ihre Hand, wischte mit ihr durch die Luft und die sich liebenden Körper verschwammen. Dann ließ Pluto ihre Hand in die entgegengesetzte Richtung wandern. Die Nebel der Königin und ihrer Geliebten verloren ihre Materie, wurden stattdessen zu hellen Lichtern, das eine weißer als Schnee, das andere goldener als der stärkste Stern. Die Lichter begannen miteinander zu tanzen, sie wogen sich in einem ungehörten Takt, umschlangen einander, verschmolzen teilweise und schließlich entstand etwas Neues – Uranus und Neptune mussten sich die Augen zuhalten, um nicht zu erblinden. Ein Lichtblitz durchzog den Raum und inmitten der grellen Strahlen wurde ein neues Leben geboren.

Das Licht der Königin nahm seine ursprüngliche Form an. Queen Serenity, noch immer mit glühender Gestalt, sah wie hypnotisiert dabei zu, wie die neu geschaffene Existenz in ihren Bauch wanderte. Als sein Leuchten verblasste, warf sie ihren Kopf stöhnend in den Nacken. Sie atmete schwer, hatte sichtlich Schwierigkeiten, zu begreifen, was geschehen war. Trotzdem schaffte sie es, sich langsam aufzusetzen, und emporzublicken. Zunächst überglücklich, doch schnell wandelte sich ihre Mimik. „Galaxia? Galaxia, was ist mit dir?!“ Sie griff nach dem goldenen Licht über ihr, das zusehends ermattete und als sie ihre Hände um es legte, verzog es sich zu seiner alten Erscheinung. Galaxias Blick war schmerzverzerrt. Stoßartig holte die Kriegerin Luft. Die zaghafte Berührung der Königin ließ sie zurückschrecken. „Ich… Ich weiß nicht, wie…“ Ihre Augen sprachen von Panik. Panik, derjenigen, die sie so sehr liebte, ein Leid angetan zu haben. „Ich muss weg! Weg von dir!“

Angst steuerte Queen Serenitys Körper. Sie rutschte näher an ihre Geliebte heran. Jeder Versuch, diese zu beruhigen, erwies sich als erfolglos. Wieder stoppte die Zeit der Erinnerung. Die vier Reisenden schwiegen, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.

„Also ist Galaxia…“ Neptune war es, die die Stille irgendwann durchbrach. „das fehlende Herz? Sie war das Gegenstück unserer Königin? Aber was ist mit ihr passiert? Weshalb wurde sie zu diesem… Ungeheuer? War es nicht die Machtgier, die sie von ihrem eigenen Stern aus fort in die weite Galaxie und schlussendlich in die Fänge des Chaos trieb?“

Princess Pluto atmete tief durch. Langsam durchschritt sie den Raum und setzte sich auf den Rand des Bettes, dicht neben die erstarrten Frauen. Sie lehnte sich zu ihnen herüber und berührte sanft das Gesicht der mächtigen Kriegerin. Deren Körper verlor seine graue Farbe, wurde transparent und wieder zeigte sich Galaxias inneres Licht, das seinen Quell in ihrem Sternenkristall fand. Er war golden, dem Kristall Endymions ganz ähnlich. Doch auf ihm waren schwarze Flecken zu erkennen, wie Tintenklekse. Und obwohl Galaxia starr und leblos erschien, wucherte die Finsternis. Die Flecken waberten, hielten auch in Plutos Erinnerung nicht inne, gierten selbst jetzt noch nach dem frischgeborenen Licht, das ihm so nahe war.

„Es hatte sie schon einmal hergeführt!“, erkannte Princess Serenity halblaut. „Es hat sie von ihrem eigenen Stern fortgetrieben, geradewegs in unser Mondreich gelenkt. Und dort sorgte es für meine Geburt?“

Princess Pluto schloss ihre Augen. Sie wollte nicht mit ansehen, wie ihre eigene Hand das Bild Galaxias verwischte und in Nebel verschwimmen und verschwinden ließ. „Es tut mir leid“, flüsterte sie in den stillen Raum. Die Konturen des Zimmers wurden wässrig. Sie hatte sich an alles erinnert, was wichtig war. Jetzt war es an der Zeit, in die Realität zurückzukehren. Aber irgendetwas bewahrte den Raum davor, gänzlich zu verschwinden. Verunsichert sah selbst Princess Pluto sich um. Sie wollte den Traum beenden, was hielt sie davon ab?

Die Antwort meldete sich flüsternd zu Wort und lenkte urplötzlich alle Blicke auf sich – Queen Serenity. Die nun wieder schimmernde Erinnerung machte sich selbstständig. „Dich trifft keine Schuld“, wiederholte sie ihr Flüstern. Für einen langen Moment starrte sie wehleidig zu ihrer Tochter, bevor sie sich erhob. Verunsichert trat sie direkt vor die Prinzessin und sah auf sie herab. „Ich habe nie gewollt, dass du hiervon erfährst.“

Princess Serenitys Blick sprach all die wirren Fragen aus, die ihr durch den Kopf gingen.

Aufgebend seufzend wandte sich die hohe Monarchin von ihrem Kind ab. Sie setzte sich zurück aufs Bett und nahm Plutos Hand, bevor sie langsam erklärte: „Aber vielleicht war es notwendig. Du hast jedes Recht, alles über deine Existenz zu wissen. Galaxia verschwand noch an jenem Tag. Das Chaos hatte sie von ihrem eigenen Stern weggetrieben. In den wenigen Lichtblicken, in denen sie es schaffte, das Unheil niederzukämpfen, kam sie unserem Reich näher. Als sie mich fand, glaubte sie, das Böse wäre besiegt. Sie glaubte, in unser beider Liebe wäre kein Platz mehr für den alten Dämon. Und ich glaubte ihr. Pluto hatte mich gewarnt. Sie hatte gesehen, was hinter meiner Geliebten nachschlich, aber ich konnte es nicht finden. Wollte es nicht sehen… Wir waren zu glücklich! So naiv…

Als dein Licht geboren wurde, Serenity, als sich Galaxias mit meinem Licht vereinte, hatte das Chaos gesehen, wonach es schon seit Anbeginn gesucht hatte. Und Galaxia spürte, wie es wuchs. Darum wich sie von mir, darum verließ sie uns. Solange sie noch in der Lage dazu war. Ich nehme an, sie legte ihrer Erinnerung einen ähnlichen Schleier des Vergessens um, wie ich es bei allen tat, die von uns wussten. Wir wollten einander schützen. Nur eine durfte nicht vergessen.“

Mit tränennassen Augen musterte Queen Serenity das Gesicht jener Wächterin, die so viel mehr beschützte, als nur ein Reich und die Zeit. „Es tut mir Leid, dass ich nicht genug Kraft aufbringen konnte, auch dich vergessen zu lassen, Pluto! Es tut mir leid, dir diese Last übertragen zu haben. Und nie konnte ich dich erlösen.“

Pluto schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Für meinen Fluch könnt Ihr nichts. Es wäre nicht Euer Recht gewesen, ihn von mir zu nehmen.“

Weinend brach Princess Serenity, die bis zu diesem Augenblick noch starr vor Entsetzen gewesen war, zusammen. Abermals war es Uranus, die ihre Arme um den blonden Engel legte. Queen Serenity wischte sich die eigenen Tränen von den Wangen. Dann stand sie auf und kniete vor ihrer Tochter nieder. „Auch wenn unsere Familie seitdem von diesem finsteren Grauen verfolgt wird, war meine Begegnung mit Galaxia ein Segen für mich.“ Mitfühlend umfasste sie das weinende Gesicht ihres Kindes. „Sie hat mir das Wertvollste geschenkt, was dieses Sonnensystem je sehen durfte. Aus dem Schmerz, der uns so niederschlug, bist du hervorgegangen! Du scheinst noch viel heller, als alles, was in den Weiten unserer unzähligen Dimensionen existiert. Dich leben zu sehen, ist jedes Leid wert gewesen. Und ich würde es wieder ertragen, noch hunderte Male, um zu deinem Lächeln zu finden. Das Unheil mag wie Pech an dir kleben, es wird dich niederreißen, wieder und wieder. Aber ich verspreche dir, dass es sich lohnen wird. Lebe, Usagi Tsukino! Lebe, meine Tochter. Und gib nicht auf, den Weg in deine eigene, glückerfüllte Zukunft zu finden! Du bist umgeben von Herzen, die nur für dich schlagen. Und dein Lachen ist alles, was für sie zählt. Keine Dunkelheit wird sie je einhüllen können, solange du für sie strahlst.“ Mit diesen letzten Worten der Zuversicht lehnte sich die Königin vor. Sie lehnte sich vor und hauchte ihrer geliebten Tochter einen bittersüßen Kuss des Abschieds auf ihre Stirn, auf der eine Mondsichel ihr Strahlen wiederfand.

Damit löste sich die Erinnerung auf. Der Raum zerfloss, der Mondpalast fiel und auch der Geist der ebenso anmutigen wie gütigen Queen Sereniy wurde zu Nebel und Rauch und verschwand im Nichts. Was blieb, war das Flackern der fast heruntergebrannten Kerzen und der Duft nach Setsunas Räucherstäbchen im Wohnzimmer der Kriegerinnen des Äußeren Kreises.

Akt 8 - Nur ein einziges Geheimnis

Der Raum war erfüllt von bleischwerem Schweigen. Niemand wagte es, sich zu rühren. Jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Erst ein leises Schniefen seitens Usagi ließ Setsuna auf sehen. Die Prinzessin saß direkt vor ihr, hielt noch immer ihre Hand und starrte ihr mit nassen Augen entgegen. Minutenlang hielten sie diesen Blickkontakt. Dann schüttelte Usagi langsam ihren Kopf und ließ sich vornüber in die Arme der Hüterin aller Erinnerungen fallen. Wieder verging viel Zeit, bis sie schließlich halblaut von sich gab: „Ich danke dir, dass du mir endlich die Wahrheit gezeigt hast. Und ich danke dir, dass du uns endlich erlaubst, ihre Last mit dir zu teilen.“ Usagis Blick wanderte zu den anderen beiden Frauen. Michiru hatte ihren Kopf in Harukas Schoß gelegt, hielt ihre Augen geschlossen und ihre Geliebte nickte abwesend aber zustimmend.

Plötzlich zerriss ein außergewöhnlich energisches und lautes Klingeln die andachtsvolle Stille. Haruka verstand das Läuten der Türklingel als Erste und öffnete einen Moment später die Haustür. Verblüfft erkannte sie die regennassen Luna und Rei. „Ist Usagi noch hier? Wir machen uns Sorgen um sie, keine von euch hat auf den Kommunikator reagiert!“, platzte es aus der Katze sofort heraus.

„Ja, sie ist im Wohnzimmer. Wir hatten gerade eine… kleine Besprechung und waren deshalb wohl ein bisschen abwesend.“ Haruka kratzte sich etwas überfordert am Hinterkopf, als sich Rei ohne weitere Worte an ihr vorbeischob. Zielstrebig steuerte die Miko den genannten Raum an. Skeptisch sah sie sich um. Michiru richtete Kissen und Decken her, Usagi saß eng an Setsuna geschmiegt auf dem Sofa. Ein befremdliches Bild…

Luna achtete nicht weiter darauf. Unbeirrt lief sie auf ihre Prinzessin zu, sprang ihr auf den Schoß und beschwerte sich: „Was ist denn mit dir los, Usagi? Erst stürmst du ohne weitere Erklärungen davon und dann reagierst du nicht einmal, wenn ich nach dir…“ Die Katze stutzte. War es Einbildung oder glomm auf der Stirn der Prinzessin ganz schwach eine Halbmondsichel?

Stirnrunzelnd lenkte Rei das Gesprächsthema in eine andere Richtung. „Habt ihr Visionen heraufbeschworen?“ Auf Michirus überraschten Blick hin deutete sie auf die zum Teil völlig abgebrannten Kerzen und auf die Halter mit den Überresten vieler Räucherstäbchen.

Usagi setzte sich auf und antwortete ihrer mystischen Freundin über die Schulter hinweg: „Sowas in der Art. Wir… haben versucht, herauszufinden, wie wir Chibiusa retten können.“

Neugierig fragte Luna weiter: „Soll das heißen, du hast dir zeigen lassen, wer-“ Doch dann wurde sie von Usagi unterbrochen, die ihr beidhändig um den Kopf streichelte. „Weit sind wir von einer Lösung nicht mehr entfernt. Wenn wir einen Weg gefunden haben, sage ich euch Bescheid. Aber bis dahin würde ich gerne hier bleiben, wenn es dir nichts ausmacht, Luna. Ich habe das Gefühl, die Gesellschaft von Haruka, Michiru und Setsuna ist im Moment genau das, was ich brauche.“

„Also weißt du jetzt, wer-“

„Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Sie kann hier bleiben, solange sie will. Wir werden gut auf sie aufpassen.“ Diesmal war es Haruka, die Luna unterbrochen hatte.

„Aber wer ist denn nun-“

„Luna!“

Die Katze schluckte. Wie nachdrücklich ihr jetzt offensichtlich von ihrer Herrin der Mund verboten wurde! Aber gleich darauf beugte sich Usagi vor und flüsterte kaum hörbar in das dunkle Fell: „Lass mir dieses eine Geheimnis! Es ist nicht dazu gemacht, geteilt zu werden. Es soll nur Pluto, Uranus, Neptun und mir gehören. Hab Nachsehen mit uns.“

So ganz zufrieden wollte sich Luna zunächst nicht geben, immerhin wusste sie über alles Bescheid, was im Leben der Mondprinzessin eine Rolle spielte. Nach Reis überraschend einfühlsamer Rede zum Thema Privatsphäre fielen ihr jedoch keine weiteren Worte ein.

Schon wenige Tage nach ihrem „Umzug“ hatte sich Usagi eingelebt und in den Alltag ihrer ältesten Freundinnen völlig integriert. Setsuna hatte ihr dabei geholfen, den restlichen Papierkram, den sie zuvor noch nicht mit Ami hatte bewältigen können, abzuarbeiten. Der Haushaltsplan war viergeteilt worden, Michiru hatte endlich jemanden, mit dem sie die Skandale der Promiwelt auswerten konnte, und Haruka musste ihre Rennspiele nicht länger gegen den Computer ausfechten. Der neue Tagesablauf tat Usagi sichtlich gut und bald trat sie auch wieder einzelne Seminare ihres Studiums an. Jeden Abend kochte sie mit Setsuna oder Michiru, manchmal mit beiden. Für jedes Thema hatte Usagi in dieser Wohngemeinschaft mindestens einen passenden Gesprächspartner. Am liebsten war ihr oftmals Setsuna. Spaß hatte sie mit Haruka, mit Michiru konnte sie sich herrlich über Kleinigkeiten aufregen, aber mit dem mystischsten Mitglied der Familie fand sie etwas, was sie nie wirklich gesucht, vielleicht aber schon immer gebraucht hatte: Ruhe.

Setsuna war nie laut. Selbst ihr herzliches Lachen war sanft, ihre Worte traf sie nie unüberlegt und nichts war für Usagi befreiender, als gemeinsam schweigend auf der Veranda zu sitzen und in die Weiten der Sterne zu blicken. Trotzdem wurde ihr Herzschlag gerade in diesen Momenten immer wieder gedämpft…

Am zweiten Freitag nach ihrem Einzug gab sich die Prinzessin den Ruck, anzusprechen, was ihr auf der Seele brannte. Vom guten Essen und schweren Wein narkotisiert, waren Haruka und Michiru Arm in Arm vor dem abendlichen Film weggedöst. Setsuna folgte der Handlung der amerikanischen Liebeskomödie schmunzelnd. Eigentlich hatte sie sich nie wirklich für diese Hollywoodkunst begeistern können, doch mittlerweile fand sie an der durch Usagi eingeführten wochenendlichen Tradition durchaus Gefallen. Sie bemerkte nicht, wie sie aus den Augenwinkeln der blonden Studentin neben ihr beobachtet wurde. Erst als die zaghaft näher rückte, sah Setsuna von dem flackernden Bildschirm ab.

Usagi zögerte. Viel zu gütig strahlten die granatroten Augen. Sie hatten in den letzten Tagen so viel Glanz dazugewonnen… Lag es daran, dass Pluto ihr Geheimnis nicht länger allein tragen musste? Wieder wurden die Schläge in Usagis Brust dumpfer. Ein Rückzieher kam jetzt aber nicht mehr in Frage!

Also drückte Usagi Setsuna sanft gegen die Sofalehne und legte ihren Kopf auf der Schulter ab, die ihr in letzter Zeit so viel Halt geschenkt hatte. Dann murmelte sie: „Verzeih mir meine Vorwürfe, Suna. Ich weiß, dass du ihn gerettet hättest, wärst du in der Lage dazu gewesen. Und ich weiß auch, dass du Chibiusa und mich liebst und dass du dein Leben für uns geben würdest. Immerhin hast du es schon einmal getan. Und auch dafür habe ich mich nie wirklich bei dir bedankt.

Es tut mir leid, dass ich manchmal so eigensinnig bin. Wut, Trauer und Alkohol haben mich schneller sprechen als denken lassen. Meine Anschuldigungen waren die Worte eines emotionsgesteuerten, dummen Mädchens. Nie wieder will ich so denken. Erst recht nicht über dich. Immer deutlicher erkenne ich deine Stärke. Deine Stille tut meinem Herzen so unsagbar gut. Und ich bin unfassbar dankbar, dass du mir vergeben hast, obwohl ich mich nie bei dir entschuldigte. Obwohl unentschuldbar ist, was ich dir vorwarf...“

Ein mitfühlendes Lächeln trat auf Setsunas Lippen. Zärtlich legte sie eine Hand auf Usagis Wange und lehnte ihren Kopf an deren Stirn. „Ist schon gut, mein Engel“, flüsterte sie kaum hörbar. „Ich habe schon zu viel gesehen, um nachtragend zu sein. Das Wichtigste ist, dass du endlich weiterlebst.

Und… seitdem du bei uns bist, seitdem du wieder lachst, kann ich sie wieder spüren… Es ist, wie deine Mutter sagte. Dein Lächeln vertreibt das Unheil. Also lächle, Princess.“

Usagi schloss ihre Augen. Sie fühlte, wie sich ein warmes Paar Lippen an ihre Schläfe legte. Setsunas sanfter Atem, der um ihre Gesichtszüge strich, wirkte unglaublich beruhigend. Es war ewig her, dass sie sich so geborgen, so beschützt gefühlt hatte.

Viel zu schnell verflog der Augenblick. Zurück blieb warmer Nebel in Usagis Gedanken und ein bebender Herzschlag in ihrer Brust.

Akt 9 - Ein Geschenk

Seufzend ließ Usagi ihren Terminplaner wieder zuschlagen. Ihr Geburtstag stand kurz bevor. Vor allem Michiru wuselte schon seit Tagen, um alles für die heutige Party vorzubereiten. Mit all ihren Freundinnen würden sie rein feiern. Dabei fühlte sich Usagi noch ganz und gar nicht dazu bereit, 21 zu werden. 21 war nur noch ein Jahr vor der 22. Und mit 22 Jahren würde sie schließlich den Thron besteigen. Jedenfalls hatte ihr Schicksal das einst so vorgesehen. Und dass sie noch immer Neo Queen werden würde, hatte ihr Setsuna immer bestätigt. Welchen Umbruch das nach sich ziehen würde… Dabei hatte sie doch gerade erst in eine Art Alltag zurückgefunden! Und dem würde sie am liebsten bis ins hohe Alter folgen.

Ein zaghaftes Klopfen an der Zimmertür riss Usagi aus ihren Gedanken. Das war ihr Kommando, ihre Handtasche vom Schreibtisch zu schnappen – den hatten ihr Haruka und Setsuna extra hier rein geschleppt und mit der Zeit war aus dem Gästezimmer der Outer Senshi voll und ganz Usagis Schlaf- und Arbeitszimmer geworden – und nach unten in den Flur zu kommen, wo Michiru und Setsuna geduldig warteten. Die Rechnung des folgenden Einkaufs wurde dreigeteilt – die Geburtstagsfeier war das gemeinsame Geschenk der drei Kriegerinnen für ihre Prinzessin. Derweil kümmerte sich Haruka um die Musikanlage, die sie extra aus ihrer „Zockerhöhle“ im Keller holte.

Insgesamt war die Vorbereitung das größte Geschenk für Usagi. Mit Setsuna und Michiru einkaufen und kochen, Haruka beim Dekorieren helfen. Das hätte ihr schon gereicht. Aber Michiru hatte Recht, wenn man am wenigsten in Feierlaune war, erlebte man die schönsten Partys. Jedoch stand Usagi bald etwas hilflos vor ihrem mittlerweile volleingerichteten Kleiderschrank. Sie nahm einige Kleider heraus, warf sie zu den Röcken und Oberteilen auf ihr Bett, und fand doch nichts, was sie zufriedenstellen würde.

Sie zuckte zusammen, als es zum zweiten Mal heute an ihrer Tür klopfte. Diesmal wurde sie auch einen spaltweit geöffnet. „Wie sieht es aus, Princess? Bist du soweit? Makoto ist schon da.“ Michirus neugierige Augen spähten quer durch den Raum. Als sie das Chaos der Klamotten entdeckte, trat sie schmunzelnd ein. „Vielleicht hätten wir mit dir noch eine Shoppingtour machen sollen.“

„Ich hab einfach überhaupt nichts zum Anziehen!“, stimmte Usagi ihr wehleidig zu.

Nur Minuten später glich das Doppelbett von Michiru und Haruka dem ihrer Prinzessin. Ein ganzer Berg aus nicht in Frage kommender Kleider wuchs höher und höher, aber auch hier war das Gelbe vom Ei nicht wirklich zu finden.

Ein leises Knarren lenkte Michiru und Usagi plötzlich von einem silbernen Cocktailkleid ab. Setsuna war in der zuvor halboffenen Tür erschienen und musterte mit gehobenen Brauen das chaotische Werk ihrer Freundinnen. Dann sah sie lächelnd davon ab, hin zu Usagi, die nur in ein Handtuch gewickelt inmitten der Kleider saß und langsam wirklich verzweifelt schien. „Eigentlich solltest du es noch nicht bekommen“, begann Setsuna ruhig. „Ich bin noch nicht ganz fertig und muss den Saum noch umnähen. Aber das schaffe ich auch jetzt schnell.“

Verwirrt blinzelte Usagi, aber Michiru hatte es gleich verstanden. Plötzlich freudestrahlend wies sie die Blondine dazu an, ihr ordentlich alle Klamotten zu reichen, damit sie die wieder weghängen könne. Setsuna war ebenso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war.

Als sie den letzten Bügel hergegeben hatte, lehnte sich Usagi niedergeschlagen an den Schrank und seufzte: „Ich glaube, ich werde einfach im Handtuch feiern. Das dürfte ich doch auch, oder? Immerhin ist es meine Party. Und ich bestimme den Dresscode.“

Michiru lachte nur mitfühlend, zog die Prinzessin dann aber gutzuredend aus dem Schlafzimmer und durch den Flur, hin zu dem Raum, den Usagi nur ein paar wenige Male betreten hatte. Die Künstlerin klopfte nicht weiter an, trat einfach samt Anhang ein und schupste diesen dann auch noch behutsam vor sich her. Es war Usagi fast unangenehm, Setsunas Zimmer einfach auf diese Weise zu betreten, doch dieser Gedanke verflogen schnell. Ein leises Rattern ertönte in einem immer wieder unterbrochenen Takt. Setsuna saß vornübergebeugt an ihrem Schreibtisch. Das Licht der Nähmaschine spiegelte sich in ihren funkelnden Augen, die konzentriert den Fäden folgten. Zärtlich führten ihre Finger den geschmeidigen Stoff unter der Nadel entlang. Dann zuckten ihre Mundwinkel, nur ganz leicht, aber Usagi nahm jede Regung der anmutigen und makellosen Gesichtszüge wahr.

Noch ein Schnitt und die Schneiderin sah auf. „Fertig“, säuselte sie nur. Ihr federleichtes Projekt rutschte von der Tischplatte, wurde ein wenig aufgeschüttelt und endlich seiner neuen Besitzerin präsentiert. Doch die schenkte ihm zunächst keine Beachtung, Usagi war an dem Anblick der selten so strahlenden Setsuna hängengeblieben.

„Und? Gefällt es dir?“

Schnell blinzelnd erwachte Usagi aus ihrer Starre. „Was?“

Ein sanftes Lachen entwich Setsuna. „Das Kleid? Ich arbeite schon seit einigen Tagen daran und wollte es dir eigentlich erst morgen schenken.“

Erst jetzt begann Usagi, zu verstehen. Sie schüttelte den Kopf, sah herab auf den seidenen Stoff und strahlte urplötzlich los: „Das ist für mich?! Wow, Suna! Ich wusste ja, dass du nähst, aber“ Sie nahm das dunkelblaue, nach unten hellblau werdende Kleid an sich und hielt es vor ihren Körper, „dass du SO gut bist…“ Dankbar sah sie Setsuna an. „Es ist perfekt!“
 

„Ich weiß ja, dass das Beste immer erst zum Schluss kommt, aber so langsam könnte sich unsere Prinzessin auch mal blicken lassen.“

„Ach, jetzt sei nicht so Rei. Nimm dir einen von Makotos Spießen und entspann dich!“, schmatzte Minako zurück, bevor sie an ihrem Sekt nippte. Mittlerweile war es nach acht und schon seit über einer halben Stunde wartete das Sailor Team im Wohnzimmer auf seine Anführerin. Vor einigen Minuten hatte Haruka kurzerhand entschieden, die Feier selbst zu eröffnen, auch ohne den Ehrengast. Sie war es gewöhnt, dass Michiru länger brauchte, sich fertig zu machen. Und jetzt, wo sie auch noch ein weiteres Gesicht hatte, an dem sie sich schminktechnisch auslassen konnte, würde sie sich wohl noch mehr Zeit lassen. Doch gerade, als die Rennsportlerin auch die Musik weiter aufdrehen wollte, ließ sie ein eindringliches Räuspern herumfahren.

Michiru und Setsuna waren in der Tür des Wohnzimmers aufgetaucht und warteten, bis alle Blicke auf ihnen lagen. Dann strahlte Michiru: „Entschuldigt bitte die lange Wartezeit. Aber heute sollte wirklich alles perfekt sein. Und dazu gehört natürlich auch unsere mehr als perfekte Prinzessin.“

Haruka klappte der Mund auf. Minako stellte ihr Glas zur Seite, Makoto ließ endlich die Finger vom Buffet, an dem sie immer noch herum dekorierte, selbst Rei war sprachlos. Nur Ami seufzte ein leises „Wow“ aus, als Michiru zur Seite trat und den Blick auf die von zwei Expertinnen hergerichtete Usagi freigab. Die goldblonden Haare, in welligen Locken halb hochgesteckt, fielen seidig über die freien Schultern. Die angedeutete, dunkelblaue Korsage umspielte den fraulichen Oberkörper, der bis zu den Knien reichende und nach unten immer heller werdende Rock wehte sanft in dem leichten Luftzug, der aufkam, als die Prinzessin langsam vortrat. Ihr Gesicht war gerade noch dezent genug geschminkt, um ihr strahlendes Lächeln als Highlight beizubehalten.

„Ich verstehe euer Schweigen mal als Kompliment. Aber eigentlich“, damit wandte sich Usagi an die beiden Frauen, die hinter ihr standen, „sollte dieses Kompliment an meine Stylistinnen gehen.“

Damit war die Feier endgültig eröffnet. Es dauerte nicht lange, bis Michiru, Rei und Minako als erste zu tanzen begannen und tatsächlich entwickelte sich die Party, auf die Usagi zunächst alles andere als Lust gehabt hatte, zu einem Abend, den sie nicht so schnell wieder vergessen wird…

Es war kurz vor Mitternacht, als Haruka die Korken knallen ließ und den Champagner ausschenkte. Der Countdown lief…

„10… 9… 8…“

Die Freundinnen scharrten sich um Usagi.

„7… 6… 5…“

Die Gläser wurden verteilt.

„4… 3… 2…“

Usagi sah lächelnd in die Runde.

„1…“

Ihr Blick blieb an Setsuna hängen.

Akt 10 - Letzter Abschied

„Alles Gute zum Geburtstag, Usagi!“, hallte es im Chor und sofort schlossen sich mehrere Arme um das Geburtstagskind, Gläser klirrten gegeneinander und Glückwünsche wurden ausgerufen. Fast hätte sich Usagi in dem Anblick der sanften Gesichtszüge Setsunas verlieren können. So wirkte sie beinahe überrascht, als sie so stürmisch bejubelt wurde. Von ihrer eigenen Ungeduld verwirrt duldete sie die vielen Umarmungen, bis endlich die Letzte der Runde auf sie zukam. Usagi biss sich unbewusst auf ihre Lippe. Als sich Setsunas Arme um sie legten, schloss sie ihre Augen. Ganz eng schmiegte sie sich an den warmen Oberkörper, wie hypnotisiert lauschte sie den Worten, die ihr leise ins Ohr gesäuselt wurden: „Ich weiß, Michiru, Haruka und ich hatten es anders vereinbart, aber ich habe noch ein Geschenk für dich, das ich dir gern unter vier Augen geben würde.“

Unweigerlich beschleunigte sich Usagis Herzschlag. Nur zögernd löste sie sich ein Stückweit von Setsuna, verlegen lächelnd sah sie zu Boden.

„Jetzt aber Schluss mit dem Geschmuse!“ Minako riss Usagi aus ihrer Welt, als sie sie stürmisch an sich zog. „Jetzt feiern wir!“ Für Haruka schien das das Kommando dafür gewesen zu sein, die Musik wieder aufzudrehen und sofort schnappte Michiru nach ihrer Hand, um sie zur kleinen Tanzfläche hinter dem Sofa zu ziehen.

Gute drei Stunden später hatten sich Rei, Minako und Ami nach und nach verabschiedet, nur Makoto hatte darauf bestanden, den anderen noch beim Aufräumen zu helfen. Usagi hatte gerade ein paar Teller in die Küche getragen, als sie merkte, dass sie beobachtet wurde. Überrascht sah sie zu Setsuna. Mit verträumtem Blick stand die neben dem abgeräumten Buffet. Langsam machte Usagi einige Schritte auf sie zu. Als sie direkt vor ihr zum Stehen kam, blinzelte Setsuna ein paarmal, bevor sie leicht lächelnd die Brauen hob.

„Habe ich dich aus einem Tagtraum gerissen?“

Setsuna schüttelte den Kopf. „Nein, eher aus einer Erinnerung.“ Mit einem einzelnen Nicken deutete sie in Richtung Terrasse. „Ich würde gern ein wenig frische Luft schnappen. Kommst du mit?“ Sie wartete keine Antwort ab. Usagis zuckende Mundwinkel reichten ihr. Draußen angekommen reckte sie ihr Gesicht gen Himmel. Das spärliche Licht des Halbmonds untermalte ihre schlanken Gesichtszüge und ein warmer Nachtwind spielte mit den dünnen Strähnen, die über ihrer Stirn hingen. „Ohne sie zu kennen, waren es diese Nächte, die ich wohl am meisten vermisst hatte.“ Nach einem kurzen Augenblick fügte sie an Usagi gewandt hinzu: „Na ja, nur eine Sache habe ich noch mehr vermisst.“

Nicht im Stande, den Blick abzuwenden, verstand die Blondine nur langsam, was ihre Freundin damit meinte. Aber als sie es endlich tat, legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen und sie wandte sich verlegen ab.

„Warte hier“, sprach Setsuna plötzlich. Kurz verschwand sie nach drinnen. Mit einem kleinen Päckchen in der Hand kam sie zurück. „Ich habe lange überlegt, ob ich sie dir wirklich geben soll, oder ob sie dich zu sehr an ihn… Happy Birthday, Princess.“ Etwas verunsichert übergab sie ihr Geschenk.

Neugierig zog Usagi das Papier von der unscheinbaren Schachtel. Dann öffnete sie auch die. Ihre Brauen zogen sich zusammen, bevor sie fragend aufsah. „Aber… Sie war stehengeblieben…“ Nachdenklich schüttelte sie ihren Kopf. „Wie hast du…“

„Kurz nachdem du bei uns eingezogen bist, war ich bei deiner Mutter. Sie hat mir dabei geholfen, sie zu finden. Ihr Leben war mit seinem verbunden. Darum blieb sie stehen, als er starb. Ich wollte nicht, dass sie dich immer daran erinnert, dass… Von nun an soll sie dich daran erinnern, dass deine Zeit weitergeht. Dass du eine Zukunft hast. Und dass ich dich dahin begleiten werde. Immer.“

Usagis Finger wischten vorsichtig über die Scheibe der leise tickenden Spieluhr. Die Blondine überlegte. Schließlich sah sie zu Setsuna und sagte: „Ich will ihn besuchen.“
 

Bis zum Nachmittag zeigte sich Usagi geduldig. Nach dem Mittagessen zog sie sich um – dieses weiße Sommerkleid hatte Mamoru immer am besten an ihr gefallen – richtete ihre Frisur und wartete, bis Setsuna sie endlich abholte. Die ganze Fahrt zum Friedhof über starrte Usagi auf die Spieluhr in ihren Händen.

„Ich warte hier auf dich“, sagte Setsuna leise, nachdem sie geparkt und den Motor abgestellt hatte. Doch Usagi antwortete bestimmt: „Ich will, dass du mich begleitest.“

Ihre älteste Freundin nickte verstehend.

Zum ersten Mal seit Monaten setzte die Prinzessin einen Fuß vor den anderen auf dem schmalen aber gepflegten Pfad über den Friedhof, in der Rechten die Spieluhr fest umklammernd, mit der Linken Setsunas Hand haltend.

Das Urnengrab war ganz in Mamorus Stil gehalten – schlicht aber irgendwie elegant. Weiße Lilien umrahmten einen kleinen Rosenstrauch, dessen rote Blüten in voller Pracht erstrahlten. Schweigend starrte Usagi auf sie herab. Sie löste ihre Hand von Setsunas und hob die Spieluhr bis vor ihre Brust. „Haruka hatte recht“, sprach sie leise vor sich her. „Meinen Schmerz zu überwinden brauchte nur genug Zeit. Vergessen werde ich dich aber nie, Mamo-chan. Du warst meine Vergangenheit und meine Gegenwart. Bis heute. Du solltest meine Zukunft sein, mein Schicksal. Aber das Leben lehrte mir, dass wir eben nicht alles selbst bestimmen können. Auf unseren Wegen in die Zukunft können wir nur wählen, welchen Fuß wir als nächstes setzen.

Auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich das anstellen soll, werde ich Chibiusa retten. Das verspreche ich dir. Trotzdem wird ein Teil meines Herzens immer dir gehören.“ Usagis Stimme wurde brüchig. Vereinzelte Tränen tropften auf die Uhr in ihren Händen. „Verzeih, dass ich ohne dich weiterleben werde. Dieses Mal konnte ich dir nicht folgen! Ich konnte einfach nicht, Endymion!“

Setsuna vermied es, ihre Prinzessin während ihrer Rede anzusehen. Sie fühlte sich irgendwie fehl am Platz. Immer mehr Tränen vergoss ihr Schützling. Verunsichert und zögerlich hob Setsuna ihre Hand und legte sie auf Usagis Rücken. Sofort folgte die Reaktion. Usagi wandte sich vom Grab ab und warf sich schluchzend in Setsunas Arme. Vielleicht sollte sie deshalb mitkommen. Vielleicht sollte sie doch hier sein, trotz der intimen Worte. Sie hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit solcher Nähe, nur Chibiusa hatte sie so an sich herangelassen. Sie spürte ihren eigenen kräftigen Herzschlag, fühlte, wie sich der zitternde, zierliche Körper immer enger an sie drückte. Es fühlte sich so anders an…

Minuten später beruhigte sich Usagi allmählich. Ihre geröteten Augen sahen auf in das Gesicht ihrer Beschützerin. „Danke“, flüsterte sie heiser. Dann streckte sie sich, um Setsuna einen zärtlichen Kuss auf die Wange zu hauchen.

Die Wächterin schluckte. Sich räuspernd ließ sie ihre Arme sinken und flüsterte zurück: „Keine Ursache.“

Auf dem Rückweg sagte niemand ein Wort. Schon im Vorhinein hatten sie verabredet, nach dem Besuch des Friedhofs zu Usagis Eltern zu fahren. Auch wenn sie selbst jetzt viel lieber allein wäre, hielt sich Setsuna an den Plan. Aber bis auf die Begrüßung sprach sie auch im Hause der Tsukinos nicht mehr, als sie musste. Sie war nervös, ihre Gedanken drehten sich im Kreis, konnten das dumpfe Gefühl nicht verarbeiten. Immer wieder warf sie Usagi verunsicherte Blicke zu. Sie hätte Haruka schicken sollen. Oder Michiru. Pluto war nie der richtige Mensch dafür gewesen, Trost zu spenden. Bei Chibiusa war es etwas Anderes gewesen. Eine 21-Jährige ließ sich ganz sicher nicht durch einen einfachen Zaubertrick ablenken.

Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken verabschiedeten sich Setsuna und Usagi von Usagis Familie. Ikuko tat sich damit schwer, ihre Tochter erneut verschwinden zu lassen, aber für die war es noch nicht an der Zeit, heimzukehren.

Vor der Haustür der Äußeren Kriegerinnen wieder angekommen, sah sich Usagi suchend um. Setsuna stand noch immer an ihrem Wagen und starrte abwesend zu Boden.

„Kommst du nicht mit rein?“

Setsuna sah auf. „Prinzessin, ich…“ Sie brach ab. Wortlos sah sie in die vertrauten blauen Augen.

Usagi wartete einen Moment, bevor sie wieder auf ihre Freundin zulief und direkt vor ihr stehen blieb.

Verunsichert sprach Setsuna weiter: „Mein Leben lang träumte ich davon, an deiner Seite zu kämpfen. Ein wahres Leben zu führen, mit dir, hatte ich nie zu hoffen gewagt. Es herrscht Frieden, keine Finsternis bedroht uns mehr. Man sollte meinen, dich zu beschützen wäre nun ein Leichtes. Trotzdem musstest du so sehr leiden.

Als er starb, dachte ich, ich hätte versagt. Ich dachte, ich hätte meine Aufgabe vernachlässigt. Aber vorhin… Als du dich in meine Arme legtest, begriff ich, dass wir noch immer eine Pflicht zu erfüllen haben. Du bist und bleibst unser größter Schatz, unser Heiligtum und unser Licht.

Mir fällt es nicht leicht, mit deiner Nähe… mit deiner Liebe…

Es ist einfacher für mich, gegen Dämonen zu kämpfen, die ich sehen kann. Dir Trost zu spenden, dafür bin ich ganz sicher nicht die Richtige.“

Ein nachdenkliches Schweigen legte sich über die Frauen. Dann durchbrach Usagis Stimme die Stille. „Ich habe bewusst dich gefragt, mich zu begleiten, Suna. Du siehst es vielleicht nicht, aber du schenkst meinem Herzen die Ruhe, die es zum Heilen braucht. Du hast mir mehr als nur Trost geschenkt.“ Wieder legte sie ihre Lippen zärtlich auf Setsunas Wange.

Akt 11 - Ein neues Portrait

Setsuna schloss ihre Augen. Sie fühlte, wie die Wärme von Usagis Lippen auf sie überschwappte, konnte sogar dezent den Puls ihrer Prinzessin erspüren. War es ihr eigenes Herz, das so sehr raste, oder war es das ihres Schützlings? Zärtlich legte sich eine Hand auf ihre noch freie Wange, die sie weiter zu Usagi herunterlenkte. Langsam umfasste Setsuna das schlanke Handgelenk, um sich vorsichtig aus ihrer Lage zu befreien. Ihre traurigen Augen blickten in erwartungsvoll blaue. Kaum merklich schüttelte sie ihren Kopf.

Usagi schluckte. Hatte sie zu viel gefordert? Der durchdringende Blick ihrer Freundin sprach Bände. „Tut mir leid, Setsuna“, flüsterte sie. „Wir… Wir sehen uns drinnen.“ Damit wandte sie sich ab. Schnellen Schritts kehrte sie zur Haustür zurück und berührte schon die Klinke, als sie tief einatmete und ihre Lider senkte, die ein paar verirrte Tränen befreiten. Doch gleich hatte sich Usagi wieder gefangen. Sie wischte sich das salzige Nass von den Wangen und straffte ihre Schultern. Sie öffnete die Tür, setzte ihren ersten Schritt in den Korridor. Urplötzlich zuckte sie zusammen. Ein gekeuchter Schrei entwich ihr. Sie griff nach ihrem Bauch und sackte in sich zusammen.

„Usagi!?“ Setsuna war schon bei ihr, bevor sie selbst begriff, was ihr den Stich versetzt hatte. Kaum einen Augenblick später waren auch Haruka und Michiru zur Stelle. Usagis Zähne bissen hart aufeinander. Ein starkes Stechen durchzog ihren ganzen Bauchraum.

„Lehn dich zurück!“, befahl Setsuna ernst und die Prinzessin gehorchte. Langsam ließ sie sich in Setsunas Arme sinken. Als sie fast am Boden lag, die Gesichtszüge schmerzverzerrt, hörte sie die vertraute Stimme weiter dirigieren: „Zieh dein rechtes Bein an und streck es wieder aus!“ Erneut versuchte Usagi, den Anweisungen Folge zu leisten, aber das konnte sie nicht. Ihre Finger umklammerten hilfesuchend Setsunas Hand und einen weiteren Arm, der ihr nahe war. Gehörte er zu Haruka? Ganz fest hatte Usagi ihre Augen geschlossen, also hörte sie nur die Stimme des Rennprofis fragen: „Was ist mit ihr?“

„Ich denke, es ist ihr Blinddarm. Ruf einen Krankenwagen, Michiru!“, antwortete Setsunas Stimme, bevor sich leise Schritte schnell entfernten. „Usagi, hörst du mich?“, fragte die dunkle Stimme weiter.

Usagi nickte. Ihr Körper begann zu zittern. Keuchend sah sie auf und fragte angsterfüllt: „Ich muss ins Krankenhaus?“

Die gelernte Kinderärztin nickte, lächelte jedoch mitfühlend: „Wir lassen dich nicht allein, Princess! Es kann sein, dass du operiert werden musst. Das ist aber ein Routineeingriff. Der dauert keine 20 Minuten. Und ich bleibe bei dir und werde auf dich aufpassen. Das verspreche ich dir!“

Für Usagi unverständlich waren die Worte, die Michiru daraufhin aussprach und Haruka dazu veranlassten, in den Vorgarten zu stürzen. Statt mitzubekommen, dass Michiru nun neben ihr niederkniete, zuckte Usagi erneut zusammen und kauerte sich in Setsunas Arme.
 

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Ich halte deine Hand und hole dich etwas näher ran.

Und ich grab mich tief in deine Schulter und halte den Atem an.

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Nur wenige Minuten später bog der Krankenwagen mit Blaulicht in die Einfahrt. Der Notarzt bestätigte Setsunas Prognose. Im Handumdrehen war die Patientin verladen. Getreu ihrem Versprechen hatte Setsuna neben ihr im Transporter platzgenommen. Die ganze Fahrt über hielt sie die Hand ihrer Prinzessin. Nachdem sie ein paar Sachen zusammengepackt hatten, folgten Haruka und Michiru ihnen ins Krankenhaus. Usagi und Setsuna fanden sie in einem Einzelzimmer auf den Operationstermin wartend. Obwohl sie Angst vor der OP hatte, vergoss Usagi entgegen aller Erwartungen nicht eine einzige Träne. Viel zu beruhigend war die Tatsache, dass sie nicht allein gelassen wurde. Die Bedenken, die sie vor kurzem noch so verunsichert hatten, hatte sie längst verdrängt.

Setsunas Hand schenkte ihr noch Sicherheit, als sich ihre Augen schlossen und nach der Narkose wieder öffneten. Das Betäubungsmittel vernebelte noch immer ihre Sinne. Alles fühlte sich taub an, nur die Wärme, die von ihrer Wächterin ausging, schien wirklich real zu sein. Blinzelnd versuchte Usagi, im grellen abendlichen Sonnenlicht, das durch die Fenster ihres Krankenhauszimmers flutete, etwas zu erkennen, bis sich ein Schatten in ihr Blickfeld schob.

„Usagi? Hörst du mich?“

„Setsuna?“, fragte die Blondine mit rauer Stimme.

„Ich bin hier, Prinzessin. Du hast es überstanden. Es lief alles nach Plan.“

„Du warst bei mir, oder, Suna?“

„Ruh dich aus, Usagi.“

Eine wärmeschenkende Berührung veranlasste die junge Studentin dazu, seufzend auszuatmen. Sie schmiegte sich gegen die zärtlichen Finger und gab sich der Erschöpfung hin, aber…

Setsuna setzte sich zurück in ihren Stuhl. Ja, sie hatte hier ausgehalten, bis die schlafende Usagi in den OP gebracht worden war. Sie hatte sie dorthin begleitet, vor der Tür gewartet und war ihr auch danach auf dem Weg zurück in das kleine Einzelzimmer nicht von der Seite gewichen. Bis jetzt. Still beobachtete sie nun, wie ihr Engel ihre Nähe suchte, sich lächelnd in ihre Hand kuschelte.

Vorsichtig zog sie sich zurück. Usagis Brauen zogen sich verstimmt zusammen. Ein merkwürdiges Gefühl schlich sich in Setsunas Herz. Ähnlich merkwürdig wie jenes, welche sie wenige Stunden zuvor vor ihrer Haustür überkommen hatte. Ein eigenartiger Schauer brachte ihr eine Gänsehaut ein. Das war doch alles nicht normal!
 

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Ich will die Wärme deiner Arme - lege sie um mich und such Geborgenheit.

Doch ich merke schon, wie sich ein Zweifel regt, verzeih mir meine Unsicherheit.

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„Ist alles in Ordnung?“ Michirus Stimme ließ Setsuna hochschrecken. Sie hatte völlig vergessen, dass sie nicht allein mit ihrer Prinzessin war. Fragend sah sie zu der neben ihr sitzenden Violinistin. Diese begann daraufhin zu lächeln. „Du bist so abwesend, wirkst fast schon verträumt.“

Sich abwendend antwortete Setsuna: „Ich mache mir nur Sorgen.“

„Ich machte mir auch Sorgen. Das sah aber ganz sicher anders aus.“ Michiru bekam keine weitere Antwort. Heimlich beobachtete sie, wie sich ihre Freundin ihre Arme rieb, als wolle sie eine Kälte loswerden, die sich um sie gelegt hatte, obwohl dank der Sommersonne gut 25 Grad in diesem Zimmer herrschten. Kurz dachte sie nach. Dann stand Michiru auf und vergewisserte sich, dass Usagi wirklich wieder schlief. Anschließend flüsterte sie: „Siehst du es tatsächlich nicht, oder willst du es nur nicht wahrhaben?“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

Seufzend stellte sich Michiru ans Fenster und sah hinaus. „Wieso verschließt du dich vor ihr? Du wolltest doch, dass sie mehr in dir sieht, als nur ihre zerbrochene Zukunft. Und jetzt ist es endlich soweit und du machst einen Rückzieher?“

„Einen Rückzieher? Wovor, Michiru? Was sieht sie denn in mir? Hilf mir, es zu verstehen! Was sieht sie in mir, dass sie mich fragt, sie zu seinem Grab zu begleiten? Dass ausgerechnet ich bei ihr bleiben soll? Dass sie meine Nähe sucht…“
 

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Hält dein Herz die Nähe aus oder bin ich dir zu nah?

Wird da jetzt ein Abschied draus oder bleibst du noch da?

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Michiru zögerte. Ihr Lächeln verschwand. „Ich kann dir nichts versprechen. Aber so wie sie dich in letzter Zeit ansieht, so hat sie früher ihn angesehen. Und irgendetwas sagt mir, dass es nicht der Traum einer zerbrochenen Zukunft ist, der sie dazu bringt. Du wolltest ein neues Bild von dir für sie malen. Ich glaube, sie guckt längst über deine Schulter und beobachtet dich bei jedem Pinselstrich. Fasziniert von den Farben und jeder einzelnen neuen Linie, die du auf deine Leinwand bringst.“ Langsam drehte sich die talentierte Violinistin um und sah durchdringend in die Augen ihrer Mitbewohnerin. „Dass du nervös wirst, wenn dir jemand beim Malen zusieht, ist normal. Aber verjag sie deshalb nicht! Sonst kann es passieren, dass sie sich dein Portrait nie wieder so aufmerksam ansieht.“

Nachdenklich starrte Setsuna nach dieser Erklärung zu Boden, bis eine gutgelaunte Haruka die Tür des Krankenzimmers aufstieß und mit mehreren Kaffeebechern bewaffnet eintrat. Erst am späten Abend erwachte Usagi wieder aus ihrem tiefen Schlaf. Hungrig und dementsprechend dankbar nahm sie das Abendessen an sich, dass Michiru eigenen Angaben zufolge mit ihrem Leben vor Haruka beschützt hatte. Während sie aß, wurde abermals die Zimmertür geöffnet und zum mittlerweile dritten Mal heute beschwerte sich die Stationsschwester, die Besuchszeit wäre längst überschritten.

„Aber ihr dürft doch trotzdem bei mir bleiben, oder nicht?“, fragte Usagi wehleidig Setsuna.

Ihre Beschützerin seufzte mitfühlend: „Ich fürchte, wir müssen bald gehen, Princess.“

Nach einigen protestierenden Einwänden seitens Usagi zog Michiru Haruka mit den Worten „Wir reden mal mit der Schwester!“ aus dem Zimmer und ließ Prinzessin und Wächterin somit allein.

„Ihr dürft nicht gehen“, schmollte Usagi sich selbst damit wiederholend. „Du darfst nicht gehen! Du hast es mir versprochen, Suna.“ Stur starrte sie die Ältere an.

Erneut hallten Michirus Worte durch Setsunas Kopf. Welches Bild wollte sie malen? Plötzlich griff sie nach Usagis Hand und stand auf. „Ich halte immer meine Versprechen, Sagi. Ich lasse dich nicht allein.“ Langsam beugte sie sich zu ihrem Engel herab und legte ihre Lippen gegen dessen Stirn.

Sofort legte sich Usagis Unmut. Dafür begann ihr Herz zu rasen. Ihr Mund formte sich zu einem glücklichen Lächeln und eine Gänsehaut prickelte auf ihren Armen. Genießend sog sie jeden einzelnen Bruchteil dieser wenigen Sekunden der warmen Nähe in sich auf. Für einen kurzen Moment stand die Zeit für sie still und sie war versucht, den Lippen zu folgen, als sie sich viel zu früh von ihrer Stirn lösten. Doch immerhin formten sie noch die Worte: „Nie mehr, Usagi. Nie mehr lasse ich dich allein.“

Der Moment fand abrupt ein Ende, als erneut die Tür aufgestoßen wurde.

„Nein! Die Besuchszeit ist um und damit basta!“, meckerte die Stationsschwester Haruka nach, aber der Rennprofi ließ sich davon nicht irritieren.

„So ein Quatsch, was soll denn schon dabei sein? Sehen Sie? Usagi hat ein Einzelzimmer. Das heißt, wir würden nicht mal jemanden stören, wenn wir hierblieben. Von mir aus bleiben wir auch die ganze Nacht hier drinnen.“

„Und es bleibt beim Nein! Auch wenn Sie noch so berühmt sind, gelten für Sie keine Sonderrechte! Wo kommen wir denn hin, wenn selbst eine Einundzwanzigjährige nicht einmal eine Nacht allein hier verbringen kann?! Nein und nein! Ich werde keinen drei erwachsenen Frauen erlauben, eine vierte genauso erwachsene Frau zu betätscheln! Wo kommen wir denn damit hin?!“

Genervt verdrehte Haruka die Augen. „Setsu, vielleicht könntest du ja auch mal etwas dazu sagen?“

Statt von Setsuna kam von Michiru der Einwurf: „Und wenn wir nicht alle drei bleiben, sondern nur eine von uns?“

Die gestandene Frau im weißen Kittel straffte die Schultern. Lange starrte sie Michiru an. Doch offenbar hatte sie lange genug diskutiert, also stimmte sie knurrend nach einiger Zeit zu: „Na schön. Aber nur eine von Ihnen! Und es herrscht Nachtruhe, also wird das Zimmer höchstens verlassen, wenn ihnen ein zweiter Kopf am Hintern wächst und ‚Halleluja! ‘ ruft!“ Ihr erhobener Zeigefinger sollte ihren Worten Nachdruck verleihen, bevor sie aufbrausend nach draußen stürmte.

Grinsend richtete Michiru ein „Geht doch!“ an Usagi.

Wer der Bettlägerigen die Nacht über Gesellschaft leisten sollte, war schnell geklärt. Also verabschiedeten sich Haruka und Michiru wenige Minuten später von ihren Freundinnen. Etwas befremdlich fühlte es sich für Setsuna trotz allem an, nun eine ganze Nacht mit ihrer Prinzessin allein zu verbringen.

„Ich wusste gar nicht, dass einen eine Blinddarmentzündung so plötzlich und unerwartet niederstrecken kann.“

Setsuna sah von der Tür, die sich eben erst geschlossen hatte, ab und drehte sich zu Usagi, die sich gerade noch mehr in ihre Decke kuschelte. Lächelnd stellte sich Setsuna zu ihr ans Bett und gab zurück: „Sowas kann ganz schnell passieren. Aber eigentlich trifft es eher Kinder als Erwachsene. Nur…“ Auf ihrer Stirn bildeten sich Denkfalten. „Eigentlich hätte dich der Silberkristall davor beschützen sollen…“

Kaum verständlich murmelte die Blondine zur Antwort: „Dafür hätte ich ihn wahrscheinlich immer bei mir tragen sollen…“

Vor Überraschung hoben sich Setsunas Brauen.

„Er liegt sicher versteckt in meinem Zimmer. Also in meinem Zimmer bei euch… Ich fühlte mich einfach so sicher in eurer Gegenwart. In… In deiner Gegenwart.“ Usagis Stimme war zum Ende hin so leise geworden, dass Setsuna sie nur schwer hatte verstehen können. Vor Verlegenheit errötend wandte sie sich ab. Zu Boden blickend erwiderte sie: „Leider kann ich dich nicht vor allem beschützen. Ich gebe mein Bestes, aber an die Macht des Silberkristalls reiche ich bei Weitem nicht heran.“

Ein Rascheln ließ sie auf sehen. Usagi hatte ihre Decke zurückgeschlagen. Sie versuchte sich aufzusetzen, aber Setsuna hielt sie zurück. „Und trotzdem versuchst du es. Trotzdem schenkst du mir so viel mehr Sicherheit“, hauchte die Blondine, als Setsuna sie umarmend zurück in ihr Kissen lenkte.

Die Wächterin schluckte. Schnell hatte sie verstanden, dass sich ihr Schützling nur aufgebäumt hatte, damit sie selbst ihr näher kam. Für einen Augenblick hielt sie Usagi sicher im Arm. Wieder hörte sie Michirus Warnung durch ihren Kopf hallen. Welches Bild sie malen wollte, wusste sie nicht genau. Sie wusste nur, dass sie Usagi nicht mehr von sich stoßen konnte. Nicht mehr von sich stoßen wollte…
 

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Ich will keine Grenze überschreiten

und wenn ich sie doch passier‘, sagst du "Alles ist gut",

aber ich frag' mich: Will ich zu viel von dir?

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„Für uns alle warst du schon immer der Fixpunkt, um den sich unsere Leben drehten. Wir würden alles für dich tun. Es ist, wie deine Mutter sagte; dein Lächeln ist uns Lohn genug. Wir verdanken dir unsere Existenz. Und ich…

Ich verdanke dir noch viel mehr. Vor deiner Geburt lebte ich allein im Nebel. Ich wachte über unser Reich und war immer loyal. Es war nun einmal mein Schicksal, mein Dasein so zu fristen. Ich lebte nur, um zu dienen. Also ertrug ich schweigend die Finsternis und die Kälte, die mich umgab. Bis ich den unheilvollen Schatten erkannte, der einem goldenen Licht nachschlich. Er lauerte, wartete, zeigte so viel Geduld, dass meine Warnungen meine Königin nicht überzeugen konnten.

Ich zerbrach beinahe an meinen Schuldgefühlen. Ich hatte meine Aufgabe nicht erfüllt. Trotzdem ich es erkannt hatte, ergriff das Chaos seine Chance, mein Reich ins Verderben zu stürzen. Ich war nicht da, als es unterging, als seine Dämonen erst die Erde an sich rissen und schließlich meine Königin stürzten. Und ich war nicht da, um zu verhindern, dass du…“ Setsuna schloss ihre Augen. Sie fühlte, wie sich Tränen der Erleichterung, endlich auszusprechen, was ihr Herz seit unsagbaren Zeiten gefangen hielt, ihren Weg bahnten. „Dennoch wurde in der Dunkelheit das hellste Licht, das ich je gesehen habe, geboren. Es schenkte mir die Kraft, trotz allem nicht zu zerbrechen. Vor deiner Geburt war es meine Pflicht, die mich am Leben hielt. Aber seitdem ich dich zum ersten Mal sah, bist du der Stern, der meinen Verstand beisammen hält. Du machst jede Schuld für mich erträglich. Du gabst mir Mut, als ich so einsam war, wie nie zuvor. Von deinem ersten Atemzug an, schenktest du mir deine Wärme, auch wenn ich so weit entfernt meinen Posten hielt. Dein Licht war alles, was ich sah, als ich alles verloren glaubte. Und es schenkte mir Hoffnung. Du gabst mir die Kraft, allein die Zeit zu überdauern und auf deine Wiedergeburt zu warten. Denn solange ich mich an dein Lächeln, deine Augen, deine Stimme erinnern konnte, musstest du einfach zurückkehren. Ich wusste es. Die ganze Zeit über wusste ich, dass ich nur warten musste, um dich endlich wiederzusehen.

Die Hoffnung, eines Tages für dich zu leben zu können, ließ es mich aushalten. Und dann war es soweit. Nicht ich war es, die dich fand. Du warst diejenige, die mich entdeckte. Und du warst noch so viel schöner, als ich es in Erinnerung hatte. Und ich erkannte, für dich zu leben und dich zu beschützen, ist die edelste Daseinsberechtigung, die ich mir nur vorstellen konnte.“

Beständig schlug Setsunas Herz. Nach unzähligen Jahren der getragenen Schuld schien es jetzt, sich von seiner Last befreit zu haben. Es brachte Setsunas Brustkorb zum Erzittern. Und dieses Zittern vernahm auch Usagi. Auch sie hielt ihre Augen geschlossen. Traurig lächelnd hatte sie den Worten gelauscht, sie in sich aufgenommen. Niemals würde sie auch nur eines von ihnen vergessen wollen.
 

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Das Gedankenkarussel, es dreht sich viel zu schnell,

ich komm immer an, wo ich schon war.

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„Dich trifft keine Schuld“, flüsterte Usagi nach einer stillen Weile. „Du hattest versucht, sie zu warnen. Das war alles, was in deiner Macht stand. Und dass du all die Zeit über allein mit deinen Schuldgefühlen leben musstest, tut mir unendlich leid.“ Usagi öffnete ihre Augen. Setsuna war ihr so nah, dass sie selbst die dunkelgrün schimmernden Strähnen ihres Ponys vor ihren eigenen Augen sah. Sie fühlte den seichten Atem auf ihren Wangen, den bebenden Brustkorb an ihrem Arm, jedes Zeichen des Lebens in ihrer treusten Beschützerin. Zärtlich legte sie eine Hand an Setsunas Hals. Sie hob ihr eigenes Kinn an, führte ihr Gesicht dichter zu den kirschroten Lippen.

Aber Setsunas Instinkt hielt seine Herrin fest im Griff. Sie spürte, was ihr Engel vorhatte. Also drehte sie sich nur um Millimeter von ihr Weg. Gerade weit genug, dass die weichen, warmen Lippen nicht die ihren berührten, sondern stattdessen die nassen Tränen nahe ihres Mundwinkels wegküssten.

Usagis Wangen röteten sich. Wieder fühlte es sich an, als wäre sie zu weit gegangen. Aber so viele Signale sprachen doch dagegen! Die Blicke, die Berührungen, die Worte, die ihr von Setsuna entgegengebracht wurden, zeugten doch von tieferen Gefühlen, als nur von Treue, oder nicht?

Langsam lehnte sich Usagi weiter zurück in ihr Kissen und befreite sich so aus der irritierenden Nähe. Vielleicht interpretierte sie das alles auch nur falsch! Vielleicht wünschte sie sich nur diese Signale, die sie zu erkennen glaubte. Sie selbst hatte allmählich akzeptiert, weshalb ihr ausgerechnet Setsunas Nähe so unbeschreiblich gut tat. Wieso sie ihre Gesellschaft suchte, ihr tiefer vertraute, als jedem anderen. Die Ruhe der mystischen Pluto schenkte ihr eine neue Form des Friedens. Zeit heilt alle Wunden. So schmerzvoll sie auch waren. Eines Tages schließen sie sich. Selbst wenn manchmal eine Narbe zurückbleibt, verheilen sie. Usagi wusste, die einzig wirksame Medizin für ihre Wunden hieß Setsuna Meioh.
 

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Denn ich hab noch nicht erreicht, dass die Angst dem Vertrauen weicht.

Bleibst du so lang noch da?

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Abermals ließ sich Setsuna auf dem Stuhl neben Usagis Bett nieder. Sie war verunsichert. Zu ihrer Welt gehörten keine Gefühle. Damit kannte sie sich nicht aus. Dementsprechend überfordert war sie mit Usagis Handlungen. Sie versuchte die Zeichen zu deuten, kam sich aber albern bei der Idee vor, die strahlende Prinzessin des Mondreiches würde ausgerechnet ihr gegenüber mehr empfinden als bloße Dankbarkeit. Die Wächterin der Zeit hatte ihre Pflicht. Und ihr Schicksal war es, die schwarze, bleierne Last zu tragen, die nicht auf den Schultern der Königsfamilie liegen durfte.

Zum ersten Mal fühlte sich das Schweigen zwischen Setsuna und Usagi befremdlich an. Beide Frauen gingen ihren eigenen Gedanken nach. Schließlich streckte sich Setsuna, stand auf, stellte sich ans Fenster und starrte in die Nacht. Derselbe Mond wie vor so vielen Stunden, als sie Usagi die Spieluhr geschenkt hatte, schien ihr entgegen.

Eben diese Spieluhr war es, die Usagis Blick gefangen hielt. Schweigend lag sie auf dem Beistelltisch ihres Bettes. Wie verzaubert funkelte das Gold im spärlichen Lichtschein. Wie viel Wahrheit konnte hinter Setsunas Worten stecken, wenn sie selbst noch immer an einer Schuld nagte, die sie sich vor so langer Zeit auferlegt hatte? Usagis Augen suchten sich ein neues Ziel. Sie sahen zu der anmutigen Frau, deren Gesichtszüge ebenso wie schon vor Stunden auf eine so unbeschreiblich atemberaubende Weise untermalt wurden. „Setsuna?“

Die Angesprochene reagierte sofort. Zunächst schweigend und verunsichert blickten die azurblauen Augen in faszinierend dunkelrote. Dann wagte es Usagi, ihre Hand zu heben und sie auffordernd in Setsunas Richtung zu strecken. Diese zögerte, bevor sie wieder näher an ihre Prinzessin herantrat. Zaghaft nahm sie die ihr gereichte Hand.

„Ich will mich aufsetzen.“

„Das darfst du noch nicht, Usagi“, gab Setsuna bestimmt zurück. „Damit solltest du noch bis morgen warten.“

„Dann… Dann komm näher zu mir, Suna.“
 

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Hält dein Herz die Nähe aus oder bin ich dir zu nah?

Wird da jetzt ein Abschied draus oder bleibst du noch da?

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Setsuna zögerte. Aber hatte sie nicht versprochen, alles für ihre Prinzessin zu tun? Also gehorchte sie, wenn auch verunsichert. Sie stützte ihren Ellenbogen in das weiche Kissen neben Usagis Kopf und zwang sich selbst zu einem zaghaften aber fragenden Lächeln.

Einige Minuten lang passierte nichts.

Dann lösten sich Usagis Finger von denen Setsunas. Stattdessen fanden sie den Weg in deren Nacken. Die Prinzessin kostete den Augenblick aus. Sie genoss, wie ihr Herz zu rasen begann, ließ zu, dass sich ihre Atmung beschleunigte. Noch länger wollte sie nicht warten, kein Risiko mehr eingehen. Sie wollte sie endlich schmecken, die dunkelroten Lippen, die ihr so viel Kraft, so viel Liebe und Fürsorge in den letzten Tagen zugeflüstert hatten.

Also zog sie Setsuna weiter zu sich herunter. Kein Ausweichmanöver würde sie mehr dulden. Und endlich trafen sich die so unterschiedlichen Lippenpaare, wie Tag und Nacht, wie Stille und Lachen, wie Licht und Dunkelheit.
 

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Oder du bleibst du da?

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Akt 12 - Schatten des Zweifelns, Licht der Freiheit

Setsuna war nicht im Stande, sich zu widersetzen. Für diesen einen Augenblick sollte ihr Verstand schweigen. Ihr Kopf hatte ohnehin genug damit zu tun, die Signale ihres Körpers zu verarbeiten. Immerhin bebten ihre Adern unter dem übermäßig schnellen Strom ihres heißen Blutes, das zudem beinahe dröhnend in ihren Ohren rauschte und ihre Wangen zum Glühen brachte. Ihre Lippen brannten unter Usagis zärtlicher Berührung. Wie fremdgesteuert begann Setsuna endlich, den zaghaften Kuss zu erwidern.

Als Usagi das spürte, seufzte sie erleichtert auf. Schon für dieses Gefühl hatte sich das Wagnis gelohnt, vollkommen egal, was danach kommen würde. Oder nicht? Ungewollt schlichen sich Zweifel in Usagis Unterbewusstsein. Zweifel und eine vollkommen neue Angst. Was, wenn ihr Setsuna nur einen Abschiedskuss schenkte? Wenn sie die Nähe der Prinzessin danach nicht länger ertragen würde? Zweifelsohne würde Usagi daran zerbrechen. Das könnte sie nicht ertragen, nicht nach den letzten Wochen. Mit diesem Kuss hatte sie nicht nur ihre Gefühle offenbart, sie hatte sich auch abhängig gemacht. Zurückgewiesen zu werden, würde sie zerreißen. Unwillkürlich schob Usagi auch ihre zweite Hand in Setsunas Nacken. Sie wollte sie halten, sie an den Moment fesseln und nie mehr gehen lassen. Viel zu süß schmeckte ihre Liebe.

Setsuna konnte die Zweifel ihres Schützlings erkennen, nicht aber deuten. Ihre Lippen hielten inne, verharrten so dicht vor denen Usagis. „Sagi, ich…“, hauchte sie atemlos. Angestrengt verzogen sich ihre Gesichtszüge. „Ich weiß nicht,… Es tut mir leid, ich…“ Sie wollte sich zurücklehnen. Mehr Luft sollte zwischen ihr und den Engel gebracht werden, aber das schaffte sie nicht. Sie wurde festgehalten.

„Bitte nicht, Setsuna!“, flehte Usagis Stimme. „Weise mich nicht zurück! Noch nicht. Schenk mir deine Nähe, Suna. Nur für einen Augenblick.“

Setsuna lehnte ihre Stirn gegen Usagis. „Warum ich, Usagi? Warum ich, wo ich dich vor deinem größten Unglück nie bewahren konnte? Warum ich, die einen so schwarzen Schatten nach sich zieht? Wieso suchst du meine Dunkelheit, mein geliebtes Licht?“

„Nur in deiner Dunkelheit kann mein Licht am hellsten erstrahlen. Deine Stille bringt mich selbst zur Ruhe. Du bringst mir Frieden, Pluto. Ich will dir helfen, deine Last zu tragen. Du verdientest dieses Schicksal nicht. Lass zu, dass auch ich dir Frieden schenke. Gib mir eine Chance. Bitte! Bleib mir nur für diese eine Nacht so nahe!“

Noch immer schwer atmend war Setsuna erstarrt.

Welches Bild wollte sie malen?

Das war ihre Chance, mehr zu sein als die Zeugin einer zerbrochenen Zukunft und Trägerin einer vergessenen Schuld. Es war ihre Chance, zu bekommen, wonach ihr Herz sich sehnte; Liebe.

Zaghaft legte sie ihre Lippen dahin zurück, wo sie hingehörten. Ein Kuss sollte ihre Antwort sein. Und er sollte ausdrücken, was Worte nicht beschreiben konnten.
 

Aus ihrem Schlaf wurde Setsuna gerissen, als ausgelassenes Gelächter vom Korridor her durch die sich öffnende Tür des Krankenzimmers an ihr Ohr drang. Verschlafen blinzelnd erkannte sie eine junge Schwester, die wohl nur ihren üblichen Kontrollgang zu den Patienten machte. Als die zierliche Brünette Usagi und Setsuna dicht aneinander geschmiegt im Bett liegend vorfand, verstummte ihr helles Lachen. Ihre Wangen röteten sich und verlegen grinsend wünschte sie nur: „Guten Morgen! Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“

Setsuna sah von ihr ab. In ihrem Arm hielt sie ihre schlafende Prinzessin. Lächelnd antwortete die Wächterin: „Alles bestens.“ Von der Schwester kurz darauf wieder alleingelassen, lehnte sie sich vor, um das liebliche Gesicht näher zu betrachten. Der von ihr in den letzten Stunden so oft geküsste Mund lächelte selbst im Schlaf noch.

Das Kitzeln eines seichten Atems auf ihren Wangen zog Usagi langsam aus ihren Träumen. Sie wagte es nicht, ihre Augen zu öffnen. Was, wenn die letzte Nacht nicht Wirklichkeit war? Sie fühlte, wie ihre Wange zärtlich gestreichelt wurde. Tiefes Glück und noch stärkere Hoffnung durchfluteten sie. Sie griff nach der sanften Hand, die sie berührte, zog sie zu ihren Lippen, küsste sie und flüsterte gegen sie: „Und noch immer bist du da.“

Setsuna fühlte sich mittlerweile hellwach. Aufmerksam beobachtete sie jede Regung der Gesichtszüge ihrer Prinzessin. Ganz dicht an deren Ohr hauchte sie zurück: „Seit Anbeginn war ich bei dir, Serenity. Und daran wird sich nie etwas ändern. Nicht, weil ich es geschworen habe. Sondern weil ich…“ Sie brach ab. Weil was? Weil sie Usagi liebte? Taten sie das nicht alle? Was gab ausgerechnet ihr das Privileg, ihr am nächsten zu sein?

Lauschend wartete Usagi auf mehr, vergebens. Sie drehte sich in der wärmenden Umdrehung und sah durchdringend in Setsunas Augen. Erkannte sie in ihnen noch immer Zweifel? Usagi ergriff die Initiative und küsste abermals ihre geliebte Beschützerin. Dann flüsterte sie: „Lass dir Zeit, deine Gefühle zu verstehen, Suna. Ich weiß, dass ich dich liebe. Mehr als alles andere. Sprich diese Worte erst aus, wenn du dir ebenso sicher bist. Ich will nicht, dass Zweifel sie überschatten.“

Setsuna schloss ihre Augen und legte ihren Kopf dicht neben Usagis ab. Sich im goldblonden Haar versteckend war ein heiseres „Danke!“ alles, was sie hervorbrachte.

Kurz darauf wurde erneut die Tür des kleinen Einzelzimmers geöffnet. Diesmal war es Michiru, die beinahe geräuschlos eintrat. Mit einem Blumenstrauß in der einen und Usagis Herzbrosche in der anderen Hand trat sie näher. Ihre Mitbewohnerin hatte ihre Anwesenheit wohl bemerkt, aber nur noch für einen Augenblick wollte sie im Schutz ihrer Prinzessin verweilen. Die lächelte Michiru dankbar entgegen.

Die Violinistin legte ihre Mitbringsel neben der Spieluhr auf dem Beistelltisch ab. Dann beugte sie sich ein Stück vor und berichtete leise: „Haruka kommt gleich nach. Sie holt noch Kaffee für uns alle aus der Cafeteria. Und Ikuko und Kenji sollten auch gleich da sein. Wir haben sie gestern Abend noch besucht und ihnen von deiner OP erzählt. Dein Vater wollte zwar sofort los, aber wir konnten ihn beruhigen.“

Erst jetzt kam Setsuna aus ihrem Versteck hervor. Jeden Blickkontakt vermeidend nickte sie: „Ich gehe kurz ins Bad, mich frischmachen.“ Und verschwand daraufhin. Mit Usagi alleingelassen bemerkte Michiru: „Ich freue mich, dass sie es endlich akzeptiert hat.“

Usagi errötete. Während sie auf ihre Decke starrte, antwortete sie: „Das hat sie nicht. Sie weist mich nur nicht mehr zurück.“

Michirus Lächeln verschwand. Niedergeschlagen ließ sie ihren Blick zum Beistelltisch wandern. Plötzlich griff sie nach der Herzbrosche und hielt sie Usagi vor. „Die hab ich übrigens in deinem Zimmer gefunden, als ich deine Sachen packte. Ich dachte, ich bringe sie dir mal mit. Vielleicht könnte sie deinen Aufenthalt hier ja ein wenig verkürzen.“

Dankend nahm Usagi ihr Eigentum an sich. Sie ließ den Deckel des magischen Schmuckstücks aufschnappen. Zum Vorschein kam der funkelnde Silberkristall. Als Usagi ihn berührte, leuchtete er silbern auf. Usagi spürte, wie seine Kraft ihren Körper durchströmte, sie wärmte und sich in ihrem Bauch konzentrierte. Erleichtert seufzte sie auf. Der dumpfe Schmerz um ihre Wunde verschwand augenblicklich. Nur der in ihrer Brust blieb zurück…

Als der Chefarzt kam, um nach Usagi zu sehen, waren Ikuko, Kenji und auch Haruka längst eingetroffen. Die staunenden Augenpaare von Arzt und Mutter der Patientin betrachteten die erst wenige Stunden alte aber schon so gut wie verheilte Narbe. Nur Kenji verkündete stolz: "Ganz der Vater! Wehleid kennen wir Tsukinos einfach nicht."

So wurde Usagi schon am frühen Nachmittag wieder aus der Klinik entlassen. Auch wenn Ikuko ihre Tochter am liebsten mitgenommen hätte, konnte sie nicht bestreiten, dass mittlerweile fast Usagis gesamter Kleiderschrank im Haus ihrer Freundinnen gelandet war. Nachdem Michiru ihr zugesichert hatte, sich selbst ganz und gar mütterlich um ihre Tochter zu kümmern und Ikuko jeder Zeit freistand, sie zu besuchen, ließ sie die vier jungen Freuen ziehen.

Kaum war Haruka mit ihrem Cabrio samt Insassen aus dem Sichtfeld der Tsukinos verschwunden, ließ die Rennsportlerin das Verdeck zurückfahren. "Also? Wo wollen wir hin? Jetzt, da wir ohnehin unterwegs sind...", rief sie über ihre Schulter hinweg, was ihr sofort einen tadelnden Blick von ihrer Beifahrerin einbrachte. "Ich habe mich wohl verhört!", brach es aus Michiru heraus. "Ich habe Ikuko etwas versprochen, und das werde ich auch einhalten. Wir bringen Usagi sofort nach Hause!"

"Ach, Quatsch!", gab Haruka zurück. "Ihr geht es doch bestens. Der Silberkristall hat sie geheilt. Bei dem Wetter fällt uns doch Zuhause die Decke auf den Kopf, oder, Prinzessin?", fragte sie erneut die hinten sitzenden Fahrgäste.

Usagi nickte langsam: "Ja, mir geht es gut. Ich fühle mich topfit. Vielleicht..." Nachdenklich legte sie den Kopf schief. "Mein Geburtstag gestern ist ja nun doch etwas unglücklich verlaufen..." Verlegen lächelte sie an Setsuna gewandt weiter, während sie deren Hand hielt: "Jedenfalls zwischendurch...

Also würde ich die Zeit, die ich verschlafen habe, gern nachholen. Ich will runter zum Strand, Haruka." Kaum dass sie ihren Wunsch geäußert hatte, ließ Haruka schon den Motor aufheulen. Nur Minuten später hatte sie nahe ihrem Ziel geparkt, war um ihren Wagen herum gelaufen und hielt Michiru getreu ihrer charmantesten Ader die Tür auf.

Nachdem alle ausgestiegen waren und den Weg hinunter zum Strand und weg von der Straße eingeschlagen hatten, griff Usagi abermals zaghaft nach Setsunas Hand und beäugte die Ältere forschend. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis sich auf deren Lippen ein einverständliches Lächeln abzeichnete. Nur noch wenige Schritte vom Meer entfernt, entledigte sich die Mondprinzessin ihrer Schuhe. Sie seufzte begeistert auf, als ihre nackten Füße den warmen Sand berührten.

Setsuna hielt nur einen Schritt Abstand zu ihrem Engel. Ganz genau beobachtete sie, wie Usagi genießend ihre Augen schloss und ihr Gesicht der strahlenden Nachmittagssonne entgegen reckte. Eine kühlende Brise, nach Salzwasser duftend, umschmeichelte die rosigen Wangen und spielte mit den Strähnen des goldblonden Ponys. Plötzlich breitete Usagi ihre Arme aus. Sie drehte sich ein paarmal um ihre eigene Achse, ließ ihr Sommerkleid im Wind wehen und schien die Sonnenstrahlen mit ihrem langen, heute durch Michiru halbhochgestecktem Haar einfangen zu wollen. Lachend und taumelnd wurde sie langsamer und warf sich in die Arme der überraschten Setsuna. Dann sah sie in die rotfunkelnden Augen, die ihr fragend entgegenblickten. Lachend erklärte Usagi: „Entschuldige meinen Enthusiasmus. Es ist einfach… Ich fühle mich gerade so unbeschreiblich frei!“ Zur Antwort bekam sie nur ein verwirrtes Blinzeln. „Probiere es aus!“, schlug Usagi euphorisch vor. Sofort stieß sie sich von Setsuna ab, stellte sich vor sie und dirigierte: „Schließ deine Augen!“

Setsuna zögerte nur kurz, bevor sie stumm lächelnd gehorchte.

„Hörst du das Rauschen der Wellen? Fühlst du den Wind, der sie aufpeitscht? Kannst du ihn riechen? Riechst du die Unendlichkeit des Meeres? Spürst du das Brennen der Sonne auf deiner Haut?“ Noch strahlte Usagi aufgeregt. Aber bei dem Anblick der anmutigen Kriegerin, die konzentriert ihren Sinnen lauschte, wurde sie ruhiger. Immer leiser fuhr sie fort: „Spürst du ihre Wärme? Und ihre Kraft? Sie scheint nur für uns. Sie haucht unserer Welt Leben ein. Kannst du das Kreischen der Möwen hören? Das entfernte Gurren der Tauben in der Stadt? Fühl das Leben, das dich umgibt, Suna.“ Usagi umfasste vorsichtig, um sie nicht aufschrecken zu lassen, Setsunas Hand und trat dicht vor sie. Leise flüsterte sie ihr ins Ohr: „Alles um dich herum lebt, Suna. Das Meer, Die Luft, der Boden unter deinen Füßen… Sei ebenso frei wie dieser Planet. Lass mich dich befreien, Pluto!“

Wie das stete Tropfen des Wassers, das einen Stein höhlt, hatten sich die sanften Worte weit durch Setsunas Bewusstsein gegraben. Sie hatten ihr tatsächlich die bleierne Schwere ihres Herzens gezeigt, das Pluto längst als selbstverständlich angesehen hatte. Wie es sich anfühlte, wirklich frei zu sein, hatte sie sich nie gefragt. Jetzt zeigte ihr ihre Prinzessin, wie es sein könnte, wenn sie sich wirklich fallen ließe. Und Setsuna sah diesem Gefühl nach. Es war überwältigend, so kraftvoll, dass sich automatisch einige Tränen ihren Weg bahnten. Keine Tränen der Trauer, sondern des Glücks.

Vorsichtig und langsam öffnete Setsuna ihre Augen. Wieder war ihr Usagi so nah. Sie blickte in das hoffnungsvolle Azurblau, das so dicht vor ihrem Gesicht strahlte. Sie wollte nichts sagen. Wie sollte sie auch in Worte fassen, was in ihr vorging? Also lehnte sie sich nur vor und schloss Usagi abermals in eine Umarmung, in eine dankbare und innige. Nach einigen Minuten flüsterte sie: „Lass uns spazieren gehen, Princess. Ich will, dass du mir mehr von deiner Freiheit zeigst.“

Eine verblüffte Haruka musste sich von Michiru zurückhalten lassen, um den beiden Frauen nicht zu folgen. Ihre Verlobte legte nur beiläufig fest, sie würden lieber hierbleiben und sich etwas in der Sonne bräunen, bevor sich Setsuna und Usagi barfuß auf den Weg machten.

Immer dichter lenkte Usagi ihre Freundin unbemerkt ans Wasser, bis die erste kühle Welle auch deren Füße erreichte und sie aufschrecken ließ. Lachend rief Usagi aus: „Es ist nur Wasser! Das tut dir schon nichts.“ Doch plötzlich blieb die Blondine stehen. Sie nahm auch Setsunas zweite Hand und zog sie noch ein paar Schritte weiter in das kühle Nass. Dann drehte sie sich um und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. „Kannst du dir vorstellen, wie groß dieses Meer ist? Wer weiß, wo dieses Wasser, das uns genau jetzt umspült, schon überall gewesen ist! Vielleicht war es ganz tief, unten bei den Riesenkalmaren und Seeteufeln. Oder es war bei den Pinguinen am Südpol. Wer weiß, vielleicht kommt es auch vom Nil in Afrika oder vom Amazonas. Ist das nicht unglaublich, Setsuna?“ Wieder schloss sie ihre Augen und genoss die Seeluft, die ihr entgegenblies. „Und der Wind… Nicht vorstellbar, welche Strecken er zurückgelegt hat, um genau hier bei uns zu landen!“

Setsunas Blick war nicht in die Ferne gerichtet. Sie lauschte den Worten ihrer Prinzessin, hielt dabei ihre Augen geschlossen. Erst als die Rede beendet worden war, sah sie auf. Sie machte einen Schritt vor, legte ihre Arme um den zierlichen Oberkörper Usagis und zog sie dicht an sich.

Usagi blieb ganz ruhig. Sie vertraute ihrer Beschützerin blind und ließ sich augenblicklich gegen sie fallen. Ein warmer, seichter Atem berührte statt des Windes ihre Haut. Der schwere, mystische Duft ihrer Wächterin wurde immer intensiver und veranlasste sie dazu, ergeben ihre Lider zu senken. Melodische Worte drangen an ihr Ohr: „Du bringst mich nicht nur dazu, zu erkennen, wie gefangen ich bin. Ich glaube, du bist der einzige Mensch auf Erden, der mir auch meinen eigenen Weg in die Freiheit zeigen kann. Und ich bin bereit, mich blind von dir führen zu lassen. Ich…“ Die dunkle Stimme brach ab. Heiße Lippen legten sich auf Usagis Schulter, brachten ihre Haut zum Prickeln, ihr Herz zum Rasen und sie selbst zum Seufzen. „Ich liebe dich, Usagi.“

Von diesem Geständnis wie erlöst legte Usagi ihren Kopf zurück. Sie schmiegte ihr Gesicht an Setsunas Hals, drehte sich in der sicheren Umarmung und suchte erwartungsvoll die Lippen, die die Worte, auf die sie schon so lange gewartet hatte, endlich ausgesprochen hatten. Auf der Stelle wurde ihr sehnsuchtsvoller Kuss erwidert. Nur stillte er nicht ihren Hunger, sie wurde nur noch gieriger, drückte sich gegen den schönen Körper, der ihr Halt gab. Auffordernd stupste ihre Zunge gegen Setsunas Lippen, die ihr fast schüchtern Einlass gewährten. Kaum einen Augenblick später wurde endlich auch Setsuna mutiger. Ihre Linke strich zärtlich über Usagis schmalen Rücken, ihre Rechte schob sich in deren Nacken und vergrub sich im goldblonden Haar.

Keine von beiden konnte einschätzen, wie viel Zeit vergangen war, bis sie sich vorsichtig voneinander lösten. Wie berauscht ließ sich Usagi langsam von Setsuna zurück zu Haruka und Michiru führen, denn die Sonne stand schon ein ganzes Stück tiefer am Himmel und sicher würden sich ihre Mitbewohnerinnen bald Sorgen machen. Die saßen entgegen aller Erwartungen jedoch noch recht entspannt im Sand; Haruka dösend, Michiru den Wellen lauschend. In der Zwischenzeit hatte die Violinistin ihre Partnerin restlos über Setsuna und Usagi aufgeklärt. Jetzt konnte sie sich ganz offen über das Auftauchen der miteinander eng verschlungenen Silhouetten in der Ferne freuen.

Akt 13 - Ein neuer Weg

Zur Feier des Tages, Usagis reibungsloser OP, ihrer vorzeitigen Entlassung und ihres gefundenen Glücks mit Setsuna luden Haruka und Michiru ihre Mitbewohnerinnen zum Abendessen in einem der edelsten Restaurants Tokios ein, in dem Michiru auch schon den einen oder anderen Auftritt gehabt hatte. Nach dem Dinner gönnten sich die vier Frauen im Wohnzimmer der Äußeren Kriegerinnen noch ein Glas Wein vor dem Kamin. Da sie am Vorabend jedoch noch lange bei den Tsukinos gewesen waren, verabschiedeten sich Haruka und Michiru recht bald ins Schlafzimmer.

Usagi saß entspannt neben Setsuna auf dem Sofa und beobachtete den Wein, den sie in ihrem Glas langsam rotieren ließ. Nach einer Weile begann sie zu lächeln und stellte ihn auf dem Tisch ab. Dann sah sie zu Setsuna. Die hob fragend die Brauen. „Schmeckt er dir nicht? Es ist Harukas bester Tropfen.“ Usagi schüttelte nur den Kopf: „Das ist es nicht“, bevor sie näher an ihre geliebte Freundin heranrutschte. „Ich genieße die Zeit, die ich mit dir verbringen darf, nur so sehr, dass ich nicht will, dass Wein meine Sinne trübt. Wenn ich bei dir bin, will ich immer nüchtern sein, um nichts zu verpassen. Um jeden Augenblick mit vollem Bewusstsein zu durchleben.“

Setsuna wusste auf dieses Geständnis keine Antwort. Ihre Wangen röteten sich. Langsam stellte sie auch ihr eigenes Glas zur Seite und schenkte Usagi einen zaghaften Kuss. „Ich liebe dich, Usagi! Aber bitte verzeih, dass ich meine Gefühle noch nicht in Worten auszudrücken weiß. Immer schon warst du mein Licht. Ebenso warm wie unerreichbar. Es fällt mir schwer, zu verstehen, dass du nun bei mir bist. Auf diese besondere Art, meine ich. Es fühlt sich merkwürdig an, zu wissen, dass du mich anders siehst und dass du mich anders… liebst. Für mich ist das noch sehr kompliziert. Aber ich weiß, dass ich dir überallhin folgen werde! Ich vertraue dir und bin bereit, mich fallenzulassen. Denn ich weiß, dass du da bist, um mich aufzufangen, wenn ich in dieser neuen Freiheit ins Stolpern komme.“

Jetzt war es Usagi, die sich sprachlos fühlte. Nur noch einen Moment schaute sie in die tiefen, granatroten Augen ihrer Freundin, bevor sie sich vorlehnte und Setsuna in einen langen und leidenschaftlichen Kuss zog. Mit Herzrasen und außer Atem hauchte sie nach einer Weile: „Ich will dir noch mehr Freiheit zeigen, Suna! Lass uns gemeinsam frei sein. Lass uns zusammen fliegen. Ich werde dir ebenso Auftrieb geben, wie du mir. Vertrau mir, Suna.“

Setsuna konnte nichts erwidern. Sie nickte nur vorsichtig, noch immer benebelt durch ihren eigenen schnellen Herzschlag. Widerstandslos und ohne es wirklich zu registrieren, ließ sie sich von Usagi in ihr eigenes Schlafzimmer führen. Kaum dort angekommen fühlte sie, wie sie gegen das warme Holz ihrer Zimmertür gedrückt wurde. Ihre Augen waren vor Genuss geschlossen, aber sie registrierte jede Berührung ihrer Prinzessin, die zärtlichen Finger in ihrem Nacken, das sanfte Streicheln in ihrer Taille und nicht zuletzt die heißen Lippen, die sie verlangend küssten. Die Hand an ihrem Hals schob sich an ihrem Körper abwärts. Als sie ihre Hüfte erreicht hatte, hielt Usagi in ihrem Tun inne. Sie löste sich behutsam von ihrer Freundin und wartete, bis sie von verunsicherten, tiefroten Augen angesehen wurde. Die Prinzessin lächelte ihnen verliebt zu.

Usagi griff nach Setsunas Hand und zog die Wächterin hinter sich her bis zu dem großen Bett. Setsunas Herz raste. Sie konnte kaum verstehen, dass sie von Usagi herumgedreht und auf die weiche Matratze gesetzt wurde. Ihr Engel kniete vor ihr nieder, zog sie zu sich und verwickelte sie abermals in einen langen, innigen Kuss. Neugierige Hände strichen über ihre Bluse, hatten schnell die letzten Knöpfe gelöst und erkundeten den freigewordenen Oberkörper. Langsam nahmen auch die gierigen Lippen ihren Weg auf. Zärtlich küssten sie über Setsunas Hals, über ihr nacktes Dekolleté, ihr Brustbein.

Setsuna warf ihren Kopf in den Nacken und ließ sich langsam nach hinten fallen. Ihr Bauch zitterte unter den brennenden Küssen, die ihn bedeckten und quälend beständig weiter abwärts wanderten. Erst als sie ihre Leiste erreichten, bemerkte Setsuna, dass sie von ihrer Jeans befreit worden war. Wann es dazu gekommen war, interessierte sie nicht weiter. Zu abgelenkt war sie von den Fingern, die forschend über ihre Oberschenkel strichen.

Unerwartet unterbrach Usagi ihre Erkundungstour. Sie stand auf, kroch über den entblößten Körper, legte sich dicht neben ihn und suchte wieder Setsunas Lippen. Die Wächterin ergriff nun die Gelegenheit. Im Handumdrehen hatte sie sich über ihre Prinzessin gebeugt und damit begonnen, sie von ihrem Kleid zu befreien. Als sie registrierte, dass ihre eigenen Finger damit beschäftigt waren, die BH-Träger von Usagis Schultern zu streifen, schrak Setsuna für einen Augenblick auf.

Usagi öffnete langsam und fragend ihre Augen. Direkt neben ihr saß ihre Freundin mit erröteten Wangen und verlegenem Blick. Auch Usagi setzte sich jetzt auf. Die beiden Frauen sahen einander einen Momentlang an. Schließlich wandte die Blondine ihren Blick ab, öffnete ihren BH und ließ die Träger über ihre Arme gleiten. Dann sah sie wieder zu ihrer Geliebten. Die starrte verunsichert auf ihren eigenen Schoß. Sanft legte Usagi ihre Hand an Setsunas Wange und zwang ihre Beschützerin dazu, sie anzusehen. „Freiheit bedeutet auch, jede Facette seiner eigenen Persönlichkeit zu akzeptieren. Du willst mich doch, oder? Das spüre ich in jeder Berührung und in jedem Kuss, den du mir schenkst. Lass es zu! Erlaube dir selbst, leidenschaftlich zu sein. Erlaube dir den Wunsch nach Nähe.“ Ganz dicht rückte Usagi an Setsuna heran. Sie nahm eine der zitternden Hände in ihre eigene und legte sie in ihre schmale Taille. Millimeter vor den dunkelroten Lippen hauchte sie: „Erlaube dir, mich nehmen zu wollen!“

Nur Sekunden zögerte Setsuna. Dann wagte sie es, ihrem Verlangen nachzugehen. Sie umschoss abermals die geliebten Lippen, drückte den zierlichen Körper in ihr Bett, strich über die blasse, makellose Haut. Während sie den letzten Stoff von Usagis Beinen strich, merkte sie, dass auch sie selbst restlos entblößt wurde. So seufzte sie auf, als sie den gänzlich nackten Körper spürte, der sich an ihren eigenen schmiegte. Automatisiert fanden ihre Lippen ihren Weg über Usagis Brüste. Zärtlich küssten sie über deren Spitzen, was der Prinzessin bisher ungehörte Laute entlockte.

Usagis Finger vergruben sich in dem grünschimmernden Haar, von dem mehr als je zuvor dieser anziehende, schwere Duft ausging, der sie schon seit Wochen immer wieder hypnotisiert hatte. Reflexartig setzte sie sich auf. Die Berührungen weckten mehr die Sehnsucht nach Setsuna in ihr, denn ihre Leidenschaft. Sie verlangte, die kirschroten Lippen zu küssen, den starken Körper ganz zu spüren. In einer fließenden Bewegung drehte sie sich samt der Wächterin, setzte sich auf sie, drückte sich noch mehr an sie. Lautlos fanden Tränen ihren Weg. Aber sie konnten die Prinzessin nicht davon abbringen, eins zu werden mit ihrer Geliebten.

Setsuna keuchte in den innigen Kuss. Ein Brennen breitete sich in ihrem Brustkorb aus. Sie drohte beinahe, zu verglühen und dennoch wollte sie noch mehr von diesem Gefühl. Ein einzelnes Aufblitzen ihres Verstandes veranlasste sie dazu, sich urplötzlich von Usagis Lippen zu lösen. Ihre durch Erkenntnis aufgeklarten, granatroten Augen trafen auf den noch immer benebelten Blick der azurblauen.

„Ich liebe dich, Serenity!“, hauchte Setsuna ergeben. „Ich liebte dich immer, werde dich immer lieben. Niemals werde ich von deiner Seite weichen, das ist mein Schicksal, geboren und besiegelt in diesem Augenblick.“ Damit legte sie gleichzeitig ihre Hand auf Usagis Bauch und ihre Lippen auf die ihrer zukünftigen Königin. Das Brennen in ihrer Brust schien jetzt seinen Pfad zu finden. Es durchwanderte Setsunas Körper und hinterließ eine strahlende Spur, bis sein Strom in Usagis Leib mündete.

Usagi stöhnte erstickend auf. Haltsuchend umklammerte sie den starken Körper, der ihr so nahe war. Ein kleiner Funke schien in ihrem Inneren zu wachsen und ganz zu einem lodernden Feuer zu werden und endlich konnte auch sie es spüren, das geliebte, vertraute, mystische Licht, das in sie überging, sich mit ihrem eigenen vermischte und ein neues Leben schuf.

Schwer atmend hielten die beiden Frauen inne. Nach einer Weile flüsterte Usagi: „Zwei Lichter vereinen sich. Eines weißer als Schnee. Das andere… Wer sagt, dass es golden sein muss? Mein Herz will nur dich. Und kommt es nicht genau darauf an?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (44)
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Von:  MilkyWay04
2017-11-22T09:42:38+00:00 22.11.2017 10:42
Sehr sehr schöne FF!
Gelungene Story und auch der Abschluss ist absolut super geworden wie ich finde. Ich bin zwar absolut kein Usagi-Fan, aber du hast mich damit ein wenig angefixt muss ich gestehen :)
Mich würde eine Fortsetzung reizen. So ein paar Jahre später, wie sich das ganze im Alltag entwickelt hat und das Verhältnis zu Chibiusa. Da sich ja alles grundlegend verändert hat.

Mach weiter so!
Von:  GothicVampir
2017-11-13T21:25:05+00:00 13.11.2017 22:25
Ein gelungener Abschluss und das Geheimnis um Chibiusa’s Existenz, wurde auch gelüftet. =D
Da ich schon beim Lesen, jede Szene geistig vor Auge, hatte. Wüsste ich ja zu gerne, welche Bilder dir beim Schreiben, so durch den Kopf geschwirrt sind?! ;P

Von:  LouisaWilliams
2017-10-18T17:54:29+00:00 18.10.2017 19:54
Wieder so eine schöne Idee... Usagi befreit Setsuna mit ihrer Leichtigkeit und Lebensfreude aus deren Starre und zeigt ihr, dass sie sich selbst ein Gefängnis gebaut hat. Sie reicht ihr die Hand und leitet sie auf dem unsichtbaren Weg zurück zu sich selbst - ins Leben.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Von:  LPMarkus5324
2017-10-15T00:05:30+00:00 15.10.2017 02:05
Cool das es weiter geht freu mich auf das letzte kapi
Von:  Sanguisdeci
2017-10-14T04:25:26+00:00 14.10.2017 06:25
Ein sehr schönes Kapitel <3 Weiter so *-*
Von:  GothicVampir
2017-08-15T17:48:58+00:00 15.08.2017 19:48
Mit dem Anfang des Kapitels, hatte ich etwas Schwierigkeiten, musste 3x anfangen. ^^“ Als ich mich reingefunden habe, kommt Usagis Zusammenbruch oO ich hab mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Blinddarmentzündung! Du weißt nicht, wie oft ich mich frage, woher du deine Ideen hast. ^^ Michiru’s bildliche Erörterung, der Situation zwischen Usagi und Setsuna, anhand der Gestaltung eines Gemäldes, gefällt mir sehr gut. ^^ Meine Güte, eine Furie von Stationsschwester, zum Glück hatte ich nicht so eine, bei meinen langen Aufenthalt im Krankenhaus.
Ich kann mir nicht helfen, aber bei Usagis Gedanken: „die einzig wirksame Medizin für ihre Wunden hieß...“ hatte ich wieder ein Déjà-vu!
Und der Kuss am Schluss, setzt dem Ganzen eine Krone auf. ;)

Von:  LouisaWilliams
2017-08-15T17:47:35+00:00 15.08.2017 19:47
Ich bin noch immer völlig begeistert und sprachlos... Was für ein Wahnsinns-Kapitel!!!!! Und es kam mir länger vor als sonst - das ist NATÜRLICH super.
Überraschend anders - das Spiel mit Nähe und Distanz ist fesselnd! Zuweit? Ja? Nein? Vielleicht.. Unsicherheit auf beiden Seiten. Setsunas Wunsch geht in Erfüllung und doch wagt sie nicht, es zu glauben. Weiß nicht, wie sie reagieren soll.
Michirus Beschreibung mit dem Portrait. Klasse. Einfach perfekt!
... und die Schwester im Krankenhaus. Grandios! Ich bin selbst Krankenschwester und ja, nachts müssen Besucher wirklich gehen. (Außer wenn jemand im Sterben liegt.) Klasse geschrieben.

Hach, ich platze schon jetzt vor Neugier, wie es denn weiter geht!!!
Go - Ruka - Go!!! ;)
Von:  LouisaWilliams
2017-07-13T11:32:20+00:00 13.07.2017 13:32
Hey Ruka,

.... diese FF ist wirklich mal ganz anders als deine Anderen. Das Einzige was immer gleich zu sein scheint ist, dass Usagi den ersten Schritt macht. Mal sehen, ob es dieses Mal auch so sein ....???
Du hast sehr schöne Ideen und mir gefallen auch die leisen Töne dieser FF. Gerade weil jede für sich so anders ist, bleibt es immer spannend. <3
Hach, ich freu mich schon auf das nächste Kapitel... *süchtel*
Lg Louisa
Von:  GothicVampir
2017-07-11T18:41:57+00:00 11.07.2017 20:41
Ähm ja...^^y ich hab eine Weile hin und her überlegt, ob und wo, ich dir etwas schreiben soll oder nicht. Denn nach dem letzten Kapitel, mit dem Schluss „ Ihr Blick blieb an Setsuna hängen.“ War die Spannung auf dem Höhepunkt und deshalb, hab ich irgendwie etwas anderes erwartet ^^“…
Stattdessen, kam eine mehr als unsichere und nervöse Setsuna, zum Vorschein, was mich ein wenig verwirrt oO
Zumal sie ihre Stärke und Loyalität, mit der reparierten Spieluhr, deutlich zeigt…

Die Schlussworte von Usagi, haben eine starke Aussage und geben hoffentlich, auch Setsuna wieder Kraft?!

LG GothicVampir

Antwort von:  Ruka_S_Orion
12.07.2017 15:10
Jaa, ohne Frage, das hier ist eine andere Sunagi Geschichte ;) Sonst ist es immer Setsuna, die unglücklich Hals über Kopf verliebt ist, aber diesmal wollte ich die Story anders aufbauen und eine andere Entwicklung erschaffen.
Gerade weil sie so anders ist, liegt mir die Geschichte sehr am Herzen ;)
Es ist gar nicht so einfach, immer neue Rahmen für ein Paar zu kreieren :D
Antwort von:  GothicVampir
12.07.2017 20:02
Ich finde, dir gelingt es sehr gut, dieses Paar, immer anderes zu gestalten. Für mich, sind alle deine Geschichten anderes und so betrachte ich sie auch alle, als einzelnes Werk ;) Und von daher, überraschst du mich immer wieder auf's neue, mit deinen Ideen =D
Ja, Werke die die einem am Herzen liegen, sind schon etwas besonderes ;D
Von:  Dolette
2017-07-08T17:28:21+00:00 08.07.2017 19:28
Hallöchen Orion,

bin noch immer voll bei dir, obwohl mich Sailor Moon ansonsten mittlerweile Recht kalt lässt (mal unter uns Haruka und Michiru FFs sind einfach nicht mehr dieselben, seit du Sunagi schreibst! Bitter, bitter! ;'D).

Zu aller Erst möchte ich einmal loben wie stark ich es finde, dass du diese Ruhe, die du in diese Story bringst, in jedem Kapitel schaffst einfließen zu lassen. Das finde ich darum beeindruckend, weil ja doch teilweise recht große Abstände zwischen ihnen sind und ich weiß, dass du auch anders schreiben kannst. So dabei zu bleiben finde ich wirklich richtig gut!

Was haben wir denn da inhaltlich, seit meinem letzten Review...?
Sehr verankert ist da natürlich diese grandiose Idee, dass Usagi aus der Liebe von Queen Serenity und Galaxia entstanden ist! Das finde ich so genial. Galaxia ist sowieso ein richtig cooler, interessanter Charakter und lädt ja durchaus dazu ein, ihn zu verwenden, ich mein, die muss ja mal unheimlich toll und gut gewesen sein.
Welch ein Schock für Usa und die Outers! Ich würde mir wünschen, dass das nochmals thematisiert wird. Sowas verknustet man ja nicht mal eben so. *hat gerade "Luc, ich bin dein Vater." im Kopf* :'D
Hach, ja. Schöne Idee wirklich!

Und jetzt hat Suna Usa auch noch Mamos kaputte Spieluhr geschenkt...Die Romantikerin in mir, die zugegebenermaßen schon etwas ungeduldig wird, hat da ein bisschen gemeckert. Frei nach dem Motto: "Gott, wie soll denn das was werden, wenn du sie jetzt auch noch an den krepierten Kerl erinnerst? An ihrem Bday!!!" Aber die Geste finde ich toll und die daraus resultierende Szene an Mamos Grab fand ich wirklich schön. Bin im Kopf etwas auf einem Grab rumgehüppt, obwohl er ja in ner Urne ruht und hab einen Freudetanz aufgeführt.
Wie du siehst, bin ich noch immer sehr glücklich damit, dass du Mamoru um die Ecke gebracht hast.

Den gesamten Trauerbewältigungsprozess, den du Usa bis hier hin hast durchlaufen lassen, finde ich wirklich richtig gut be- und geschrieben. So realitäsnah und trotzdem so plausibel an Sailor Moon dran. Toll.

Eins noch: ich finde Sunas gedankliche Vergleiche zu Chibi-Usa, was die Nähe zu Usagi angeht, so super. Das ist so iC. Begeistert mich.
Ich freue mich so drauf, wenn sich die beiden mal näher kommen. So in diesem ruhigen Takt, den du hier schreibst, das wird bestimmt schön.

So, bis zum nächsten mal! Schreib schön weiter.

Winke
Dole

Antwort von:  Ruka_S_Orion
09.07.2017 11:15
Yeay! Sunagifiziert ;P

Eine Geschichte von Queen und Galaxia wird es (irgendwann) geben. Ich habe bereits angefangen, der Plan steht. Aber wann es wirklich soweit ist, kann ich noch nicht sagen ;)

Tja, ich wollte es mal ganz ruhig und so realistisch wie möglich angehen :D So sehr ich das Sunagi-Pairing auch liebe, musste Usagi erst einen echten Trauerprozess durchleben und wirklich Abschied nehmen. Ich glaube, im Real Life muss es so sein und das sollte so auch in dieser Geschichte passieren ;)

Danke für deine umfangreiche Review :D

Orion


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