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Der uralte Kampf

von

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Ein neues Gesicht

„Jaken! Jaken warte, so war das doch nicht gemeint!“

„Verschwinde bloß, du dumme Göre! Wie kannst du es wagen, mir so einen Streich zu spielen!“

Dabei hatte Rin einfach nur Ah- Uhn losgebunden, damit sie sich eine Weile frei bewegen konnte. Dass Ah- Uhn dabei Jaken am Bachufer überrascht und der Frosch dummerweise ins frische kalte Nass geköpft war…

„Sei doch nicht so! Ich habe mich doch entschuldigt, oder? Hier. Dafür teile ich meine Beeren mit dir, wie wäre das?“

Jaken platzte der Kragen. „Als wenn ich so etwas von einem Menschenbengel annehmen würde!“ Er packte dabei seinen zweiköpfigen Stab und schlug dem armen Mädchen die mühsam gesammelten Beeren aus der Hand und zerstampfte sie. „Das hast du nun davon!“

Rin richtete sich zu ihrer imposanten Größe von etwas mehr als einem Meter auf. „Weißt du eigentlich wie lange es gedauert hat die zu suchen? Ich war den ganzen Morgen unterwegs!“

„Dann geh doch dahin zurück, wo der Pfeffer wächst! Oder die Beeren! Ist mir egal! Es war so viel ruhiger, als du weg warst! Kein Gezänk und kein närrisches Geplapper. Kein Wunder, dass Sesshomaru-sama wieder einmal spurlos verschwunden ist, wahrscheinlich konnte er dein Gebrabbel nicht mehr ertragen. Das waren noch schöne Zeiten, als nur mein Meister und ich unterwegs waren, über Stock und Stein, durch dick und dünn, wie…. Rin?

Aber das Mädchen hatte ihn wie immer einfach stehen und mit sich selbst reden lassen. Selbst Ah- Uhn hatte sie stehen gelassen und ist alleine losgezogen, um sich erneut etwas zu essen zu suchen.

Jaken setzte sich ins Gras und atmete hörbar die Luft aus. Einen Moment lang schloss er die Augen und genoss die Ruhe. Eigentlich sollte er ja wieder einmal auf sie aufpassen. Als wäre er ein Menschenbabysitter! Er! Der er einst der König seines Stammes war! Auf ein Menschenmädchen aufpassen, wie eine gewöhnliche Amme! Wie konnte sein Meister nur so hart zu ihm sein?!

Wie so häufig in letzter Zeit überlegte er fieberhaft was Sesshomaru nur an diesem Kind finden mochte und offenbar waren seine wichtigen Überlegungen so intensiv, dass er darüber einschlief.
 

„Jaken.“

Der Froschdämon erwachte fast sofort. Zu häufig hatte sein Körper die Bekanntschaft mit Schmerzen gemacht, als er bei dieser gefährlich ruhigen Stimme nicht auf der Stelle die Augen geöffnet hatte und so stand er direkt auf den Beinen. „Ja, Meister?“

„Wo ist Rin?“

„Rin? Wieso, sie ist doch…“

Jaken gefror zur Eissäule, als er erkannte, dass der halbe Tag um und mittlerweile völlige Dunkelheit hereingebrochen war. Nur das wenige Licht des neuen Monds wurde aus Ah- Uhn´s Augen reflektiert.

„Nun?“

Doch Jaken brauchte zu lange, um sich eine Antwort zu überlegen. Sein Meister hatte den Kopf bereits von ihm abgewandt. Der kleine Wicht bemerkte plötzlich die lauernde Anwesenheit eines Dämons in einiger Entfernung. Doch wo solche in der Nähe waren und Rin…

So wie sich der Froschkönig umgedreht hatte, war sein Herr und Meister auch schon wieder weg. Er blieb mal wieder zurück, wissend, dass er seine Unachtsamkeit noch bitter bereuen würde.
 

Sesshomaru spürte die Auren mehrerer schwacher Wolfsdämonen, doch was ihm viel mehr auffiel, war dieses besonders starke Youki, das sich Rin schnell näherte. Wie zu erwarten, zerriss der Schrei des Mädchens auch bald die Stille der Nacht. Wie hatte sich das Kind so weit entfernen können? Noch während Sesshomaru mit der Nacht verschmolz, wurde ihm klar, dass er dieses Mal nicht rechtzeitig da sein würde. Und das es gerade Wolfsdämonen waren…Die Erfahrung hatte ihm gezeigt, dass Tenseiga nicht für den Dauergebrauch einer sterbenden Person geschmiedet worden war. Er lief schneller. Jaken würde sich bald wahrscheinlich die Fähigkeit wünschen, sich auf Kommando in Staub zu verwandeln, damit sein Meister diesen Vorgang nicht in einer natürlichen Geschwindigkeit einleiten konnte.

Als er aus dem Dickicht brach und sich auf einer Lichtung am Rande eines kleinen Sees wiederfand, ging aller sehr schnell, zumindest für menschliche Augen. Für ihn hingegen spielte sich das ganze Szenario ab wie in Zeitlupe.

Zunächst roch er Rins Blut, vermischt mit dem Geruch der Wölfe, die sich an das Mädchen heranpirschten. Was ihm noch auffiel war die Tatsache, dass die mächtige Aura, die er eben noch gespürt hatte, einfach verschwunden war. Nicht einmal die leichteste Fährte war übrig geblieben, die er hätte verfolgen können. Das Mädchen lag so, wie sie eben noch nach hinten gestolpert sein musste, rücklings, und vor ihr eine junge Frau. Eine dünne Figur, zerzauste schwarze, lange Haare, abgenutzte Reisekleidung, einen kleinen Reisesack neben sich zu Boden geworfen. Ein wahrlich ernst zu nehmender Gegner für Wolfsdämonen in der Überzahl! Und doch hatte sie sich mit nichts in der Hand schützend vor dem Kind aufgebaut.

Als Sesshomaru die Lichtung betrat, fuhren die Köpfe der Dämonen in seine Richtung und schätzten seine Stärke und Absichten ein. Der Lord des Westens ließ lediglich für einen kurzen Moment sein Youki aufflackern, seine Wut über die Verletzung des Mädchens hätte ihn im nächsten Augenblick diesen Abschaum töten lassen, doch seine Beute wollte es auf keinen Kampf ankommen lassen, machte sofort kehrt und rannte um sein Leben.

Sehr klug von ihnen.

Die Frau wirbelte herum. Sie entdeckte ihn und fluchte wenig damenhaft. Sie wurde blass vor Angst, was sie aber nicht davon abhielt, eine günstigere Position zum Wohle des Schutzes des verletzten Mädchens einzunehmen.

„Lauf! Du musst es versuchen, lauf schon!“

Es kam nicht oft vor, dass Sesshomaru überrascht war. Es beeindruckte ihn nicht etwa der Mut dieser menschlichen Frau. Den hatte er schon oft bei Müttern dieser entsetzlich schwachen Spezies beobachten können, die ihre Welpen beschützten. Es war der Geruch, die Stimme, das Aussehen…

„Sesshomaru-sama! So ein Glück, ihr habt uns gerettet!“

„Bist du wahnsinnig? Ich sagte lauf, nun mach schon!“, die Stimme der Frau war rau vor Angst.

Sesshomaru durchmaß die kleine Lichtung. Selbst als er nur wenige Schritte vor den beiden Menschen entfernt stehen blieb, rührte sich die selbst ernannte Beschützerin nicht, wenngleich ihr Herzschlag nahezu flatterte.

„Geh zur Seite.“

„Das werde ich nicht!“

„Bitte, Sesshomaru-sama! Tut ihr nichts, sie hat mich gerettet vor den Wö…den Wöl…“

Es schien sie auf einmal zu überkommen. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten von dem Schock, den sie gerade erlitten hatte. Einer dieser Abschaumgestalten hatte sie am Fuß erwischt, doch selbst wenn ein solcher Wolf nur um die Ecke gelugt und laut „Buh“ gerufen hätte, das Ergebnis wäre für Rin mindestens genauso schlimm gewesen.

„Kannst du aufstehen, Rin?“

Das Mädchen schluckte und nickte tapfer. Beim dem Versuch aufzustehen, knickte das verletzte Bein jedoch sofort ein. Sesshomaru fing sie auf, ohne dass jemandem die Bewegung aufgefallen wäre. Die Frau hingegen schien begriffen zu haben, dass von ihm keine, zumindest keine unmittelbare, Gefahr ausging. Sie schien einen Augenblick lang nachzudenken, als das Heulen der Wölfe von weit her hallte. Die Frau zuckte zusammen. Sie waren immer noch hinter ihr her.

Sesshomaru, mit der mittlerweile in Ohnmacht gefallenen Rin auf dem Arm, achtete nicht auf sie, wandte sich um und schritt davon. Ihm entging natürlich nicht, dass die Frau ihm, nach einigem Zögern, zu folgen begann, doch aufgrund des zuvor von ihr wahrgenommenen Geruchs ließ er sie gewähren.

Als er zur Lichtung zurückkehrte, war von Jaken nicht mehr viel übrig geblieben. Völlig unbrauchbar, doch das würde ihn nicht schützen. Zuerst allerdings musste er sich um diese starke Aura von vorhin kümmern. Sie war ihm unbekannt und in seinem Herrschaftsgebiet konnte er niemanden mit solcher Kraft umherwandern lassen, über den er möglicherweise keine Kontrolle hatte. Da Jaken zurzeit zitterte wie Espenlaub, brachte er die Güte auf sich der Frau zuzuwenden. „Kümmere dich um sie.“

Die Angesprochene nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Einfach so. Zu ihrem Glück schien sie einen gewissen Instinkt vorweisen zu können, der ihr sagte, dass das die einzige Möglichkeit war, heute Nacht nicht zur Beute der Wölfe zu werden und dass sie, solange sie tat was Sesshomaru sagte, nichts von ihm zu befürchten hatte.

Dann war der Lord des Westens auch schon wieder verschwunden.

Jaken erkannte seine Gnadenfrist und erwachte aus seiner Starre. Schnell lief er zu Rin und begutachtete ihre Wunde. Das sah nicht besonders gut aus. Und je schlechter es für Rin aussah, desto schlechter würde es für ihn aussehen. Panisch wühlte Jaken in Rin´s wenigen Sachen herum, um an die gestohlenen, wenigen Heilmittel zu kommen, die Rin selten die Gelegenheit hatte, aus den Dörfern mitzunehmen, an denen sie vorbeizogen. Dass er in seiner hektischen Betriebsamkeit beobachtet wurde, entging ihm, wie so manches. Erst als er die Funken eines Feuers aufflackern sah und sich fast zu Tode erschreckte, wurde er auf die Frau aufmerksam.

„Heeeey! Wer bist du! Was machst du da! Verschwinde von hier!“

„Wenn du in dem gleichen Tempo und Begabung weiter diesen Biss behandelst, dann bist du, soweit ich das richtig einschätze, der nächste sein der einen davonträgt.“

„Belehre mich nicht, Mensch!“

„Ist dir dein Leben nichts wert?“

„Was weißt du schon!?“, ereiferte sich Jaken, schluckte aber.

„Hilf mir und ich versorge die Wunde richtig. Wenn dein Herr zurück ist, wird er dann vielleicht weniger geneigt sein herauszufinden, ob dein Kopf eine vollständige Kreisdrehung beschreiben kann.“

Der Protest, so wie eine weitere Schimpftirade, blieb dem armen Frosch buchstäblich im Hals stecken. Die Frau achtete nicht auf ihn, öffnete ihren eigenen kleinen Reisesack und kramte einen kleinen Topf hervor. Sie holte etwas Wasser aus dem Bach und kochte es auf. Dann begann sie ein Stofftuch systematisch auseinander zu reißen und in dem heißen Wasser auszuwaschen.

„An deiner Stelle würde ich schon mal Hand anlegen, mein Lieber. Ansonsten könnte mir einfallen in Anwesenheit deines Meisters die Brutalität des Bisses zu erläutern und darüber den Kopf zu schütteln, wie man ein solches Kind nur allein lassen konnte.“

Jaken wäre normalerweise explodiert, doch weil er tatsächlich Angst um sein Leben hatte, gab er nur ein verächtliches „Pah!“ zum Besten und riss ihr die Fetzen aus der Hand. „Gut so. Wasch sie aus und leg sie auf dieses saubere Tuch dort. Ich seh mir das mal an.“

Sie stand auf und beugte sich vor, um das Mädchen zum Feuer zu tragen, doch als sie Rin zum ersten Mal im richtigen Licht zu Gesicht bekam, brach ihr der Schweiß aus. Zitternd taumelte sie rückwärts. Um ein Haar wäre sie in die Flammen gestürzt, woraufhin ein aufgebrachter Zwerg direkt zu zetern anfing.

„Was ist bloß los mit euch Menschen??? Habt ihr denn überhaupt keinen Verstand?“

„Es ist nichts. Nur einen Moment“

„Das ist mir herzlich egal! Jetzt mach schon, oder muss ich dir Beine machen?“

Sie erhob sich wieder und nahm das Mädchen zitternd auf die Arme. Was war das eben? Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie versuchte vergeblich ihren Herzschlag zu beruhigen. Vielleicht bot sich hier unter dieser absurder Situation die Möglichkeit sich endlich damit zu befassen, woher…aber zunächst musste sie sich den Biss ansehen…

Vor dem Feuer untersuchte sie die Wunde eingehend und gemeinsam mit Jaken kümmerte sie sich darum, bis diese gründlich gesäubert, mit Salbe eingerieben und verbunden worden war. Dass die junge Frau dabei mit ihren eigenen Gedanken kämpfte, interessierte den Grünling natürlich nicht, fiel seinem Meister jedoch auf, als dieser irgendwann unentdeckt im Schatten der Lichtung erschien und darauf wartete, dass sich seine Begleiter schlafen legen würden. Diese schreckhafte Reaktion auf Rin schien seinen Verdacht zu bestätigen, aber was sollte er mit dieser Erkenntnis anfangen, sollte sie sich als wahr herausstellen…?
 

Das erste, was die junge Frau am nächsten Morgen sah als sie erwachte, war wieder dieser Dämon. Sesshomaru? Das war doch sein Name. Rin schlief unter der schützenden Krone eines Baumes, der sie vor der sommerlichen Hitze bewahrte. Er hatte eine Hand auf die Stirn des Kindes gelegt. Um zu sehen, ob sie fiebert, vermutete die junge Frau. Ein merkwürdiger Anblick. Diese fürsorgliche Geste stand im absoluten Gegensatz zu der Wirkung, die er auf die Wölfe und auch auf sie gemacht hat. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie hätte gern noch so getan, als würde sie schlafen, um ihn weiter aus den Augenwinkeln zu beobachten, doch sie war überzeugt, dass er ihr Erwachen bereits bemerkt hat. Daher erhob sie sich und packte ihre Sachen zusammen. Auch die von Rin, die Jaken abends zuvor in seiner Panik auf der halben Lichtung verstreut hatte, sammelte sie ein, denn sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Gestern noch war sie allein unterwegs, auf der Suche. Ob sie noch eine Weile im Schutz des Dämons mitreisen durfte?

„Jaken.“

Der Frosch erwachte augenblicklich mit geräderten Augen und hämmerndem Puls.

„J-ja, Meister?“, quakte er ängstlich.

„Du begleitest mich.“

Mehr wie ein Stein, denn als ein lebendes Wesen folgte Jaken seinem Herrn in den Wald. Die junge Frau konnte sich ausmalen, was dort auf ihn wartete und konnte ein kleines mitleidiges Lächeln nicht unterdrücken. Sie wusch sich am Bach und schöpfte etwas von dem kristallklaren Wasser. Rin war schon wach und sah sie mit großen, schüchternen Augen an.

„Du bist doch die von gestern, nicht wahr?“

Die junge Frau vergaß im ersten Moment zu antworten, da mit einem Schlag alle Gedanken auf sie einstürmten, die sie beinahe um den Schlaf gebracht hatten. Doch so schnell das Gefühl gekommen war, so verschwand es auch wieder und sie erwachte aus dem Strudel.

„Ja“, sie zögerte, „Wie geht es dir?“

Ein düsterer Schatten schlich sich auf ihr kleines Gesicht. „Hm…“

Doch die junge Frau ließ sie gar nicht dazu kommen an gestern zu denken und erneut in Tränen auszubrechen. Daher fragte sie hastig:

„Wie heißt du, Süße?“

„Rin. Und du?“

Rin. Schade, der Name sagte ihr nicht das Geringste. Oder doch? Den Namen hatte sie vielleicht doch irgendwann einmal gehört, doch wie an so vieles andere, konnte sie sich nicht daran erinnern.

„Kannst du mich hören?“, fragte Rin schüchtern noch einmal.

Die Fremde lächelte zerstreut. „Ich weiß es nicht.“

Rin weitete die Augen. Ihre Angst war vergessen, verdrängt von ihrer Neugier. „Wieso weißt du so etwas nicht? Hat man dir bei deiner Geburt keinen Namen gegeben?“

„Ich weiß es nicht“, wiederholte die Frau etwas niedergeschlagen, „Ich kann mich an kaum etwas erinnern.“

Nachdem sie alles Zusammengepackte auf einen Haufen gelegt hatte und dem kleinen Mädchen vorsichtig und erleichtert die Stirn fühlte, setzte sie sich zu ihr. Die Kleine sah sie fragend an.

„Weißt du, ich laufe schon seit einiger Zeit umher. Ich wandere von Dorf zu Dorf in der Hoffnung, dass ich vielleicht jemanden erkenne oder dass vielleicht jemand mich erkennt. Bisher wurde ich aber nicht fündig. Im Gegenteil…“ Sie sah auf und lächelte, um die schlechten Erfahrungen abzumildern. „Eine Frau, die nicht einmal ihren Namen kennt, scheint auf Fremde nicht gerade vertrauenerweckend zu wirken.

„Das ist ja schrecklich!“, rief Rin und dann: „Warte!“

Die Frau hätte bei dem anstrengenden Gesicht des Mädchens beinahe laut aufgelacht.

„Was hast du denn auf einmal?“

„Ich suche natürlich einen schönen Namen für dich!“ Nein, wie goldig!

„Aber das geht nicht so schnell. Es muss ein guter und passender Name sein. Lass mir etwas Zeit, dann überlege ich mir einen für dich.“

„Ich glaube nicht, dass ich länger bleiben kann. Ich muss weiterziehen.“

„Unsinn! Du bist ganz allein, das ist gefährlich!“

„Ich mache das schon ziemlich lang und lebe immer noch“, die junge Frau lächelte, „und du warst gestern doch auch allein unterwegs.“

„Das war dumm von mir“, seufzte Rin, „ich hätte nicht so weit von Jaken und Ah-Uhn weggehen sollen.“

„Wer ist Ah-Uhn?“

Rin blickte auf und suchte nach ihr und zu ihrem Erstaunen, konnte sie sie nicht entdecken. Sie muss wohl wieder davongeflogen sein.

„Sie wird bald wieder da sein“, sagte sie überzeugt. Eine Weile schwieg sie und lauschten dem leichten Wind, der durch das Blätterdach über ihnen schlich und dem Plätschern des nahen Baches.

„Danke“, flüsterte Rin mit einem Mal, „dass du mich beschützt hast gestern...“

Zur Antwort wuschelte sie dem Mädchen durch die Haare, was diese mit einem vergnügten Kichern belohnte. Dann aber sprang sie plötzlich auf. Die Herren der Truppe waren wieder da.

„Ah! Sesshomaru- sama! Da seid ihr ja wieder! Aber was ist denn mit dem armen Jaken passiert!“

„Er ist in ein Hornissennest gefallen“, antwortete er ihr und hätte dabei nicht gleichgültiger oder daran unschuldiger klingen können.

Das glaubte die junge Frau dem Youkai natürlich aufs Wort. Der ungleichförmig grüne Ball sagte etwas, doch man verstand ihn nicht.

„Wir gehen“, gab Sesshomaru von sich und setzte sich auch schon in Bewegung. Gut, dass die junge Frau bereits alles verpackt hatte. Da sich der Daiyoukai einfach in Bewegung setzte, überlegte die junge Frau nicht lang, band sich ihre schwarzen Haare locker zusammen und hob Mädchens auf ihren Rücken. Dann schloss sie zu dem Dämon auf, gefolgt von Hornissengesicht, der unter anderen Umständen vielleicht schon wieder am Zetern gewesen wäre über eine weitere unliebsame Gesellschaft, heute aber ganz gepflegt den Rand hielt. Stattdessen vertiefte er sich in seine Gedanken über diesen weiteren Menschen, dem seinem Meister zu folgen erlaubt war. Was mag wohl der Grund für diese plötzliche Toleranz sein? Doch wie schon bei Rin, scheiterte er auch in diesem Fall an seiner Frage.
 

Während diese merkwürdige Gruppe unterwegs war, löcherte die kleine Rin ihre Trägerin mit Fragen zu ihrer Vergangenheit. Die meisten davon konnte die Frau allerdings nicht beantworten, was den Youkai hellhörig machte. Er hatte die Reaktion der Frau gestern Abend, als sie Rin gesehen und erbleicht war anders eingeschätzt. Entweder sie log, was ihre Person betraf oder sie hatte tatsächlich jegliche Erinnerungen verloren wie sie behauptete. Dennoch gab es Ungereimtheiten, über die er später noch würden nachdenken müssen, da er in seinen Gedanken unterbrochen wurde, als er seinen Namen hörte.

„Sesshomaru-sama? Was denkt ihr, was könnte man ihr für einen Namen geben?“

Selbstverständlich antwortete der Youkai nicht, was die Kleine aber nicht daran hinderte weiter zu plappern. Die junge Frau hingegen hörte fasziniert zu. Weniger ihr neuer Name, der in Aussicht stand, als die Tatsache, dass dieses frohe kleine Mädchen einem solchen Dämon freiwillig folgte, gab ihr Rätsel auf. Fassungslosigkeit wäre bei so manch anderem der Fall, nicht aber bei ihr. Sie dachte lieber über eine logische Erklärung für das Verhalten des Kindes nach. Wenn es sich so verhielt, dass Rin ohne Zwang diesem Sesshomaru folgte, dann musste es schließlich einen guten Grund geben. So einfach war das. Weniger einfach würde es wohl werden, diesen Grund herauszufinden.

Daher fing sie auch gleich damit an es zu versuchen. Trotz des munteren Wortschwalls, das sich ohne Unterlass aus dem Mund des Mädchens ergoss, betrachtete der Youkai es nicht als notwendig, darauf einzugehen. Entweder also, es interessierte ihn keinen Deut, was die Kleine erzählte oder aber es war seine merkwürdige Art, dem Mädchen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Wäre er nämlich genervt von ihr, würde er ihr mit Sicherheit den Mund verbieten und die junge Frau war sich sicher, dass das Mädchen dem ohne Widerspruch Folge leisten würde. Weiterhin konnte das Kind ihm kaum irgendwie nützlich sein. Daher war es nur logisch, dass er sie mochte, sonst würde er nicht so auf sie Acht geben, wie gestern.

Gestern… Wieso nur waren diese Wölfe wieder hinter ihr her gewesen? Und wieso hatten diese Kreaturen sie nicht sofort getötet? Sie hätten durchaus die Möglichkeit dazu gehabt, lange bevor Sesshomaru erschienen war. Vor allem der riesige Wolf, der ihr den Kopf zugewandt hatte, als sie die Lichtung und das verletzte Mädchen erreicht hatte. Doch er hatte gezögert…

Ein riesiger Wolf… Ein verwüstetes Dorf…

Schmerz…

„Arg..“ Die junge Frau rieb sich die Stirn, was sofort die Aufmerksamkeit des Kindes nach sich zog.

„Was hast du denn?“

„Es ist schon in Ordnung. Bloß ein wenig Kopfschmerzen“, log sie und holte tief Luft, um auch die Schmerzen in der Brust zu vertreiben, „Sag mir, Rin, wohin sind wir eigentlich unterwegs?“

„Wir sind auf dem Weg zu einem alten Baum, der sprechen kann.“

„Zu einem alten Baum, der sprechen kann?“

„Ja, “ entgegnete das Mädchen vergnügt, „das sieht ziemlich lustig aus, aber er ist sehr weise und weiß über Vieles Bescheid, das sich im Reich des Westens und darüber hinaus abspielt. Und da Sesshomaru-sama der Daiyoukai des Westens ist, sucht er ihn häufig auf“, erklärte sie stolz darüber, das alles zu wissen.

Die junge Frau sah den Anführer der kleinen Reisegruppe erstaunt an. Daiyoukai? Sie befand sich tatsächlich in der Gesellschaft einer der vier Daiyoukai? Gestern noch auf der Flucht vor Wölfen und heute im Gefolge von einem der mächtigsten Dämonenfürsten ihrer bekannten Welt?

Wieder stockte sie. Etwas in ihr regte sich plötzlich, das sie selbst nicht einordnen konnte. Es war nicht angenehm. Ihre Instinkte riefen sie zur Vorsicht und gleichzeitig verspürte sie nicht das Bedürfnis wegzulaufen. Ihr Körper zitterte, ein Schmerz durchzuckte ihren ganzen Körper, ihr wurde heiß und kalt. Und es wurde noch schlimmer! Einen Moment lang sogar blitzte in ihr der Gedanke auf, diesen Youkai anzugreifen. Was ihren sicheren Tod bedeutet hätte. Sie konzentrierte sich auf Rin. Die Kleine hatte damit angefangen über sich selbst zu erzählen und ihre frohe, unbeschwerte Art lenkte sie bald schon von diesem merkwürdigen Anfall ab. Allmählich entspannte sie sich wieder. Dennoch blieb ein saurer Geschmack auf ihrer Zunge zurück. Sie hatte gehofft, die Schmerzen würden langsam verschwunden…
 

Sie wanderten den ganzen Tag, doch als es allmählich spät wurde und Rin bereits auf dem Rücken ihrer Beschützerin eingeschlafen war, riskierte die junge Frau ebenfalls ihr Glück und sprach ihren Anführer an.

„Sesshomaru-sama. Rin ist erschöpft und ich spüre, wie ihre Wunde zu nässen beginnt. Ich bitte euch um eine Pause, damit ich danach sehen kann.“

„Wie kannst du es wagen, Mensch!“, sprudelte Jaken dazwischen, dem es mittlerweile wieder möglich war, sich verständlich auszudrücken. „Mein Meister ist der einzige, der entscheidet wo und wann und ob überhaupt gerastet wird! Also sei still!“

Die Frau beachtete den Grünschnabel nicht. Sie war selbst unglaublich erschöpft und hätte nicht gedacht das Mädchen den ganzen Tag tragen zu müssen. Doch sie bezweifelte, dass dieser Umstand den Youkai besonders interessierte. Zunächst schien es eine ganze Weile, als hätte Jakens ach so gepriesener Meister sie gar nicht gehört. Nach einiger Zeit tat die Frau es als gegeben ab und schulterte Rin ein wenig bequemer, als mit einem Mal der Weg vor ihnen endete. Ein Bach schlängelte sich vor ihnen dahin und die Frau war sich sicher, dass es derselbe Bach war, den sie heute Morgen verlassen hatten, mit der Ausnahme, dass sie seinem Lauf wohl ein gutes Stück flussaufwärts gefolgt waren. Eine Felswand schmiegte sich an den Bach, die ihnen eine gute Deckung bot. Erleichtert stellte die junge Frau fest, dass Sesshomaru offenbar ohnehin darauf aus gewesen war, einen Unterschlupf für seine Anhängsel zu finden. Beim nächsten Mal würde sie gar nicht erst fragen.

Während Sesshomaru seinen Platz hoch über ihnen auf der Felswand eingenommen hatte, machte sich ihre neue Begleitung wie am Abend zuvor daran, die Bisswunde des Mädchens zu säubern und zu verbinden. Etwas an diesem Biss rief eine tiefe Erleichterung in ihr hervor, doch sie wusste beim besten Willen nicht, wieso. Und sofort kehrten die Kopfschmerzen zurück.

„Verflucht“, schimpfte die Frau leise, vergewisserte sich, dass Rin wieder eingeschlafen war und stand auf. Ihre Schultern schmerzten höllisch. Sie wollte ein Stück gehen und nur ihr eigenes Gewicht auf den Beinen spüren, nachdem sie den ganzen Tag das Kind auf dem Rücken getragen hatte. Sie folgte dem Bach ein Stück zurück, ließ die winzig kleine Lichtung hinter sich und fand eine Stelle, an der das Wasser sehr seicht war. Barfuss schritt sie hindurch, ließ sich dann trotz nächtlicher Frische in ihrer Kleidung auf die Knie sinken und schöpfte eine handvoll Wasser, um es sich ins Gesicht zu spritzen. Ein Frösteln überlief sie, doch das kühle Nass tat ungemein gut, denn dadurch wurden ihre Kopfschmerzen gelindert. Sie wusch sich ihre langen, schwarzen Harre, die durch Rins Bewegungen an ihrem Rücken wahrscheinlich in alle Richtungen abstanden und band sie sich wieder zusammen. Dann ließ sie die Hände sinken und wartete darauf, dass die Wasseroberfläche sich etwas beruhigte.

Rin hatte ihr heute viel erzählt, doch nichts darüber wo sie herkam oder wie sie dazu gekommen war mit einem Dämonenfürsten zu reisen. Das hat sie sehr interessiert doch sie hatte auch gespürt, dass sie nicht danach fragen sollte, wenn die Kleine es nicht von selbst erzählen mochte und hatte es dabei belassen.

Allmählich glättete sich das Gesicht des Mondes im Wasser, ihre Konturen wurden scharf und ihre Augen spiegelten sich in einem kupferfarbenen Ton darin.

Und noch etwas anderes.

Sie erschrak. Der Daiyoukai stand keinen Meter von ihr entfernt am Ufer, und blickte sie unverwandt an.

Sie wartete mit angehaltenem Atem. Nach kurzem Zögern brachte sie einen Satz zustande.

„Kann… ich euch irgendwie helfen, Sesshomaru-sama?“

Eine Antwort erwartete sie nicht, daher war sie erstaunt seine Stimme zu hören.

„Steh auf.“

Sie tat wie geheißen, doch nicht ohne jedes Misstrauen. Erneut kam dieses Bedürfnis in ihr hoch, sich gegen diesen Dämon zur Wehr zu setzen, doch sie rang diesen unklugen Reflex sofort nieder.

Sesshomaru betrachtete sie einen Moment lang mit schmalen Augen. Aus der Nähe konnte er noch weitere Anzeichen für seinen Verdacht erkennen, gewisse Gesichtszüge, kaum zu erkennen für das ungeübte Auge. Doch Ähnlichkeit verhieß gar nichts. Viel deutlicher noch wies ihr Geruch darauf hin und das konnte kaum ein Zufall sein. Aber weiß sie es auch? Ist es für ihn von Vorteil, wenn sie es nicht weiß?

Er wollte sie gerade wortlos stehen lassen, um darüber nachzudenken, als eine leichte Veränderung in ihrem Geruch aufkam. Es sprach schwach seine Instinkte an und das verwirrte ihn für einen Atemzug. Doch so schnell die Veränderung eintrat, so schnell war sie auch wieder weg. Sie rang sichtlich mühsam um Fassung.

Damit ließ er sie dann tatsächlich stehen. Die junge Frau hingegen brauchte eine Weile, um sich richtig zu fangen und um sich zu fragen, was das wohl gewesen war.
 

Zurück an ihrem Nachtlager fiel ihr Augenmerk auf Rin. Sie schien auf den ersten Blick tief zu schlafen, doch als sie näher kam war leicht zu erkennen, dass sie einen Albtraum hatte. Jaken versuchte bereits sie zu wecken, doch es gelang ihm nicht sofort.

„Rin! Jetzt wach schon auf, das ist ja nicht auszuhalten, wenn du dich so herumwirfst! Wach auf!“

Die junge Frau wollte bereits eingreifen, als Rin ruckartig erwachte und sich bei Jakens Anblick, noch immer etwas verbeult von dem morgendlichen „Hornissenangriff“, schrecklich erschreckte. Rin schrie kurz auf und stieß den armen Froschyoukai von sich, nicht allerdings ohne dabei eine kleine Schockwelle zu verursachen, gefolgt von einem sanften Licht. Es leuchtete nur so kurz auf, dass man es sich auch hätte einbilden können.

Jaken heulte gepeinigt auf, als hätte er sich verbrannt. Tatsächlich stieg der jungen Frau der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase, doch das war ihr geringstes Problem. Ihre mühevoll verdrängten Schmerzen kehrten mit einem Schlag zurück. Diese Energie. Diese kurze, unscheinbare Welle Energie hatte erneut etwas in ihr wachgerüttelt. Die Schmerzen in ihrem Körper brannten auf. Ihr schoss das Bild eines Pfeils in den Kopf, der in ein eben solches Licht getaucht den Körper eines Youkais durchbohrte. War das eine weitere Erinnerung?

„Rin! Ist alles in Ordnung mit dir?“, brachte sie mühsam hervor.

Rin war völlig verdattert über das, was geschehen war. Doch noch überraschender war die Tatsache, dass Sesshomaru gerade seine Hand von seinem Schwertgriff nahm. Hatte er etwa vor gehabt seine Waffe zu ziehen?! Zum Glück schien Rin diese absurde Reaktion nicht bemerkt zu haben.

Der heulende Jaken wurde von einem Tritt aus seinem Elend erlöst. Er schlug der Länge nach hin und rutschte der jungen Frau vor die Füße. Ob diese Landung so geplant war? Sesshomaru deutete nichts dergleichen an, sondern wandte sich einmal um, setzte sich an einen Baum und schloss die Augen, als wäre nichts weiter geschehen. Doch er war alles andere als unaufmerksam.
 

Tief in Gedanken versunken und darum bemüht die Schmerzen in ihrer Brust zu ignorieren, erbarmte sich die junge Frau der Kreatur vor ihr und behandelte seine verletzte Hand. Rin war übermüdet wieder eingeschlafen, wahrscheinlich würde sie am nächsten Morgen nicht mehr von dem Vorfall in Erinnerung behalten, als dass es wohl ein Teil ihrer Träume gewesen sein musste.

Sesshomaru hörte von weitem Jaken´s Erklärungsversuche und ärgerte sich wieder einmal über die Dummheit seines treuen Dieners. Der zweiköpfige Stab soll reagiert und ihn aus Versehen selbst getroffen haben? Sesshomaru suchte keine nutzlosen Gegenstände aus, die aus eigenem Impuls ihren Träger verletzten würden. Es war nicht der Stab. Es war Rin gewesen, die zum ersten Mal eine äußerst interessante Fähigkeit gezeigt hatte und das zufälligerweise kaum einen Tag nachdem sie auf die geheimnisvolle Frau gestoßen waren. Was Jaken so die Finger verbrannt hatte, war kein Feuer aus dem Stab gewesen und sicher hatte er die wahre Quelle seiner Verletzung nur deshalb nicht erkannt, weil er offenbar nie zuvor Bekanntschaft mit einer solchen Kraft gemacht hatte. Sesshomaru letztendlich auch nicht, darauf hatte er es schließlich nie ankommen lassen. Doch er hatte es oft genug aus sicherer Entfernung mit angesehen.

Das waren die Kräfte einer Miko.

Die Vorteile, sowie das Problem, das er nun hatte, waren offensichtlich. Womöglich wohnten in dem Mädchen tatsächlich magische Kräfte. Was wäre das nur für ein Vorteil, eine Miko in seinem Gefolge zu haben. Eine ihm ergebene Miko. Doch wie sollte Rin diese womöglich vorhandene Kraft zu nutzen lernen? Und falls ihr solche Magie innewohnte, dann musste sie es tatsächlich beherrschen lernen, sonst könnten solche Vorfälle erneut auftreten. Vielleicht sogar ihn selbst treffen. Wer, wenn nicht eine Priesterin könnte sie diese Fertigkeiten lehren, und wer, wenn nicht eine Priesterin, würde sie davon abhalten, diese Kräfte einem Youkai zu Diensten zu stellen?

Sesshomaru wandte den Kopf zu dem Neuzuwachs. Es ist nur ein Tag vergangen, seid diese Frau aufgetaucht war. Es sah alles sehr nach einem Zufall aus, doch seine Intuition sagte dem Daiyoukai, dass diese Frau trotz allem etwas mit dem plötzlichen Auftreten priesterlicher Kräfte bei Rin zu tun hatte. Was immer es war, es würde sich noch herausstellen. Vielleicht könnte es auch den Umstand erklären, wie diese schwache Menschenfrau ein halbes Rudel Wölfe davon abhalten konnte, sich auf sie und Rin zu stürzen, bevor er aufgetaucht war.

In dieser Hinsicht musste er zumindest vor sich selbst gestehen, dass er die Frau allein schon aus diesem einen Grund in seinem Gefolge zuließ. Niemals würde sie ein Wort des Dankes von ihm hören, doch sich selbst konnte er nicht belügen. Sie hatte den entscheidenden Moment mit ihrem Auftauchen hinausgezögert, sodass er hatte eingreifen können.

Er war ihr unendlich dankbar, dass sie Rin das Leben gerettet hatte.

Vergangenheit

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„Diesen Körper zu bewegen, ist einfacher als erwartet“, wisperte eine Frauenstimme und besah sich dabei die Hände, die nicht ihre eigenen waren. Vorsichtshalber vollführte ihr Körper einige Bewegungen, um sich der vollständigen Kontrolle auch absolut sicher zu sein. „Hervorragend, es funktioniert tatsächlich! Ihre Kräfte sind nicht in der Lage mich abzustoßen. Wie ungemein entgegenkommend. Und nun wollen wir sehen, ob ich mir damit zurückholen kann, was mir durch die Lappen gegangen ist…
 

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Die letzte Woche war sehr anstrengend für alle Beteiligten der ungewöhnlichen Reisegruppe um Sesshomaru. Nun, vielleicht nicht für alle Beteiligten.

Der Neuzuwachs hatte sich bereits eingelebt und dem Youkai sind in den letzten Tagen einige charakterliche Eigenschaften an der jungen Frau aufgefallen. Sie schien eine unglaubliche Gabe zu haben, sich den Situationen, denen sie begegnete, anzupassen. Sie schwieg, wenn sie meinte, dass der Youkai seine Ruhe haben wollte, zumindest hatte dieser das Gefühlt, dass sie es spüren konnte. Denn wenn Rin sie in ein Gespräch verwickelte, dann konnte sie ebenfalls reden, ohne Punkt und Komma. Sie benahm sich ihrem Alter entsprechend erwachsen, wenn es angebracht war, etwa während sie Rins Wunde versorgte. Dann wiederum ließ sie sich von dem Mädchen leicht dazu hinreißen, Blumen für sie zu pflücken, wenn Rin ihrer Meinung nach, besonders schöne erspäht hatte. Diese scheinbaren Veränderungen geschahen von einem Augenblick auf den anderen. Sollte diese Frau zuvor schweigsam und tief in Gedanken versunken gewesen sein, so ließ ein Hundeblick des Mädchens sie im nächsten auch schon wieder auflachen.

Dem Daiyoukai gegenüber verhielt sie sich stets respektvoll und, was noch interessanter war, fast zwanglos. Eine Eigenschaft, in der sie sich von Rin kaum unterschied, was seiner Ansicht nach wenig überraschend war. Rin war noch eindeutig zu jung, um seine Launen immer richtig zu deuten, was dieser Frau offenbar weniger Mühe bereitete. Diese Tatsache hatte sie es auch zu verdanken, dass sie ihn ansprechen durfte, ohne Angst haben zu müssen, er würde sie zum Schweigen bringen. Sie tat es ohnehin nicht oft. Nur, wenn es um Rins Wohlergehen ging, doch auch in dieser Hinsicht lerne sie schnell, dass der Youkai selbst darauf achtete und seine Begleiter entsprechend führte, sodass sie sich kaum Sorgen machen musste. Sie kümmerte sich gut um Rin, die Kleine war noch fröhlicher als sonst und hatte jemanden zu reden. Sie durfte vorerst bleiben.
 

Die junge Frau konnte sich kaum daran erinnern, wie es sein musste mit gerade gebogenem Rücken zu gehen, doch zu ihrem Glück war die Wunde an dem Bein des Mädchens sehr gut verheilt. Falls sie heute das Glück haben sollten einen Rastplatz mit einer Wasserquelle zu bekommen, würde sich das Kind erstmals seit dem Angriff so richtig baden können. Gestern schon hätte sich die junge Frau ein solches Bad gewünscht, da es für sie beide bitter nötig war, doch sie waren von einer schlichten, gut geschützten Lichtung enttäuscht worden.

Die Sonne hatte gerade ihren höchsten Stand erreicht und die Hitze wurde erdrückend. Die junge Frau riss sich zusammen, doch der Abend war noch sehr weit entfernt. Sie hoffte inständig darum den Youkai nicht bitten zu müssen, eine verfrühte Rast einzulegen, da sie ohnehin bezweifelte, dass er wegen ihr eine zulassen würde. Umso überraschter war sie, als ein kühler Windhauch ihre Haare zerstob und ihr schweißnasses Gesicht kühlte. Sie hob den Kopf und konnte erkennen, dass sie beinahe den Kamm eines Hügels erklommen hatten, von dem aus sie gleich ein erfreulicher Anblick erwartete. Kaum waren sie oben angekommen, entfuhr ihr ein freudiges „ohh“, was Rin direkt nachahmte. Ein kleiner, klarer See erstreckte sich vor ihnen, auf dem vom Sonnenlicht erzeugte silberne Streifen tanzten. Er war nicht nur hübsch anzusehen, er verhieß vor allem auch herrliche Abkühlung.

„Jaken.“

„Ja, Meister?“

„Es wäre gut für dich, wenn sich der Fehler von neulich nicht wiederholen würde.“

Damit drehte er sich um und entschwand. Jaken verstand natürlich sofort, was gemeint war, doch nun hatte er zwei Plagegeister, auf die er achten musste! Nun, zugegebenermaßen war die letzte Woche sehr viel ruhiger verlaufen, als es sonst der Fall war, was gerade an der Anwesenheit der menschlichen Frau lag. Oder einfach daran, dass Rin verletzt gewesen war und ihn nicht wie üblich in den Wahnsinn treiben konnte!

Die junge Frau konnte Rin kaum davon abhalten, sofort ins Wasser zu springen. Dass die Kleine wieder so viel Kraft aufbrachte und ohne jedes Hinken rennen konnte, bestätigte ihr wie gut sich der Biss entwickelt hatte und so hielt sie das Kind nicht weiter auf. Sie selbst zog sich auch bis auf ihr weißes Untergewand aus und hoffte dennoch, dass nicht viele, vorzugsweise gar keine Wanderer bei dieser Gluthitze ebenfalls den Weg zu diesem See finden würden. Sie wurde etwas rot. Der Frosch würde ihr kaum Beachtung schenken und hoffentlich würde auch ihr Wegführer noch eine Weile unterwegs sein. Sie lief der Kleinen hinterher, tauchte ein und erkundete einen Atemzug lang das Wasser unter der Oberfläche. Als sie auftauchte merkte sie, dass Rin sich kaum hinaus traute, sondern lieber in Ufernähe blieb und von dort aus versuchte, Jaken mit einer Salve Wasser zu treffen. Dieser fuchtelte wütend mit seinem Stab, blieb aber außer Reichweite.

„Rin-chan. Kannst du nicht schwimmen?“

Das Mädchen schreckte leicht auf, empfing die Frau dann aber mit einem schüchternen Lächeln. „Ähm. Nein. Ich hab es nie gelernt und Jaken hat keine Lust es mir beizubringen.“

„Na, dann komm. Ich zeige es dir. Es ist wirklich nicht schwer.“

Erst nach vielem gutem Zureden, gelang es ihr, das Zutrauen des Mädchens zu gewinnen und sich mit ihr in etwas tieferes Gewässer zu wagen. Rin hatte ständig Angst unterzugehen, doch die Hände, die sie vor dem Ertrinken bewahrten, gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit. Von Sesshomaru einmal abgesehen war das ein Gefühl, das das kleine Mädchen sonst nur aus Erinnerungen kannte, als sie noch sehr klein und nicht allein gewesen war. Vergessen geglaubte Erinnerungen an ihre Eltern, was sie einerseits traurig stimmte, andererseits aber auch vermisst hatte. Zudem trug die junge Frau sie seit Tagen durch die Gegend ohne sich zu beschweren. Im Gegenteil, sie hörte ihr bei allem was sie erzählte sorgfältig zu, kümmerte sich um ihren Fuß und fing sogar Schmetterlinge ein, um ihr ein Lächeln zu entlocken.

Ihr Zutrauen zu der jungen Frau wuchs rasch.

Nach der Anstrengung wollte Rin noch ein wenig im Wasser spielen, was die junge Frau mit Freuden tat. Plötzlich sah Rin zurück ans Ufer und kicherte. Die Frau folgte ihrem Blick und erkannte, dass Jaken offenbar wieder einmal eingeschlafen war, anstatt aufzupassen.

„Sollen wir?“, fragte Rin spitzbübisch und es dauerte eine Weile, bis ihr Gegenüber verstand, worauf sie hinauswollte, „ich glaube ich habe ihn in den letzten Tagen etwas vernachlässigt.“

„Hm. Wieso nicht“, antwortete sie ihr mit einem ebenso spitzbübischen Grinsen, „aber wir müssen leise sein.“

Und so schlichen sie heran, wateten durch die verschilfte Uferzone und pirschten sich auf dem weichen Untergrund lautlos an den schlafenden „Wächter“ an. Mit einem Laut, der an einen Kampfschrei erinnerte, warfen sich die beiden auf den Froschyoukai und schleuderten ihn unvorbereitet ins Wasser. Ein kleines „Platsch“ verkündete die Landung und ein Prusten kurz danach, leitete eine Schimpftirade ein, die beide lachend auf sich nahmen. Zumindest bis sie eine Wasserfontäne traf und beide über den Haufen spülte. „Natürlich!“ rief die Frau mit gespielter Entgeisterung, „ein Froschyoukai! Rin, Wo haben wir ihn bloß nur hineingeworfen!“

Der vermeidliche Racheschlag endete in einer heillosen Wasserschlacht. Den halben Tag verbrachte die kleine Gruppe im Wasser, bis am Himmel etwas auftauchte, das Rin freudig aufjuchzen ließ.

„Ah-Uhn!“, jubelte das Mädchen und verließ endlich außer Atem das Wasser.

Die junge Frau und der Grünling folgten ihr, wobei sie das Gezeter des Froschkönigs nun allein auf sich nehmen musste. Von Ah-Uhn hatte sie bislang nur gehört. Dieser Gefährte war für eine Woche verschwunden, um sich, wie Rin es ausdrückte, zu erholen. Von was sich allerdings ein zweiköpfiger Drache erholen musste, konnte ihr das Mädchen nicht erklären, nur, dass Ah-Uhn es in regelmäßigen Abständen tat.

Jaken, einmal in Fahrt, konnte nicht aufhören zu schimpfen und würde wahrscheinlich erst vor dem Schlafengehen erkennen, dass die Schlacht im Wasser ihm einen Heidenspaß bereitet hatte und natürlich würde er das niemals zugeben. „Hört auf mich von meinen Pflichten abzulenken!“

„Von deinen Pflichten?“, fragte die Frau mit einem Unterton, der den Froschyoukai aufhorchen ließ, „nennst du ein tiefes Mittagsschläfchen etwa Pflichterfüllung?“

„Ich habe nicht geschlafen!“, versetzte Jaken, „ich habe bloß ein wenig die Augen zugemacht.“

„Und hast uns dabei nicht kommen hören?“

„Was weißt du schon! Du wärst ja nicht einmal in der Lage dich gegen Deinesgleichen zur Wehr zu setzen! Ein kleiner Hieb mit ihren Zahnstochern und du wärst...“

Die junge Frau ließ ihn einen Moment lang weiterschimpfen, denn er hatte nicht ganz Unrecht. Vor einigen Tagen, bei dem Angriff der Wölfe hatte sie noch einmal Glück gehabt. Großes Glück sogar, dass der Daiyoukai aufgetaucht war und allein durch seine Anwesenheit seine Feinde in die Luft geschlagen hatte. Sie konnte sich an keinerlei Verteidigung erinnern, die sie je gelernt hatte. Nichts, das ihr helfen könnte sich im Notfall ihrer Gegner zu erwehren. Sich selbst oder die kleine Rin, von der sie spürte, dass sie die Kleine schnell ins Herz schloss. Und würde sie bald gehen müssen, so wäre sie wieder schutzlos…

„Könntest du mir nicht beibringen, mich zu verteidigen?“

Diese einfache Frage reichte aus, um Jaken blau anlaufen zu lassen vor Empörung. „Wieso sollte ich einem erbarmungswürdigen Wesen wie dir etwas beibringen wollen? Reine Zeitverschwendung! Es wäre besser, du würdest einfach verschwinden, dann bräuchte ich nicht auf zwei schwache Menschen ein Auge haben zu müssen!“

Nun schlich sich wieder dieser bestimmte Ausdruck in die Augen der Frau und Jaken ahnte Böses. „Überleg es dir“, sagte sie geschäftsmäßig, „denn, wenn du mir wenigstens ETWAS beibringen könntest, dann wäre ich in der Lage nicht nur mich selbst, sondern auch Rin zu verteidigen, wenn du mal…“ Mit dieser Pause deutete sie das Nickerchen an, bei dem sie Jaken in jedem Fall erwischt haben, fuhr aber abgewandelt fort; „wenn du mal selbst damit beschäftigt bist, zu kämpfen“, schmeichelte sie nun. „Ich denke selbst du als unser Beschützer kannst nicht gegen unendlich viele Gegner ankommen. Es könnte notwendig sein.“

Bei dieser Andeutung seiner vermeintlichen Kräfte, von denen die Frau allerdings wenig überzeugt war, bröckelte der Widerstand des Winzlings. Aber noch war er nicht bereit nachzugeben.

„Nein.“

„Hm…nun ja, vielleicht hast du ja Recht und es wäre das Beste, wenn ich verschwinden würde.“ Sie blickte beiläufig, wie in Gedanken, in die Ferne. „Dann könntest du deine Aufmerksamkeit tatsächlich wieder Rin widmen und dich nur noch um sie kümmern, den ganzen Tag, ohne, dass ein weiterer schwacher Mensch dich ablenkt. Du könntest dich wieder ganz der Aufgabe verschreiben, auf sie aufzupassen. Den lieben langen Tag, ohne etwas Anderes tun zu müssen. Ja. Ich denke, ich fange an, meine Sachen zu packen.“

Verdattert ließ sie Jaken stehen. In seinen Gedanken überschlugen sich die Vorstellungen wieder voll und ganz die Amme des Mädchens spielen zu müssen. Ihre Launen zu ertragen, den Ärger für Versäumnisse zu ernten. Solange diese Frau aber bei ihnen war, könnte SIE doch…

Er räusperte sich laut und die junge Frau tat überrascht. „Ja?“

„Ich denke es wäre besser, wenn du schwaches Geschöpf wenigstens den Ansatz einer Ahnung hast, wie du dich verteidigen kannst, “ höhnte er, „aber glaub ja nicht ich werde dich schonen! Heute Abend fangen wir an!“

Als sie bei Rin ankamen, richtete sich Ah-Uhn auf und kam auf die neue Bekanntschaft zugestampft. Die junge Frau wich erschrocken zurück, doch Rin beruhigte sie.

„Keine Angst, sie tut nichts. Sie will dich bloß kennen lernen“, lachte das Kind.

Sie? Also ein weiblicher Drachenyoukai mit zwei Köpfen der sie nur kennen lernen wollte. Na wenn es weiter nichts war.

Wie bei jeder neuen Bekanntschaft musterte die junge Frau den Drachen misstrauisch, ließ sich aber beschnüffeln. Ah-Uhn hatte anscheinend nichts gegen sie einzuwenden, denn sie hob mit leicht geweiteten Augen beide Köpfe, berührte mit dem einem die Stirn der verdutzten Frau und mit der anderen rieb sie an ihrer Hand.

„Ah-Uhn mag dich“, lachte Rin, „wusst ich´s doch!“
 

Als es anfing dunkel zu werden, kehrte Sesshomaru an den kleinen See zurück an dem er Rin und den Rest zurückgelassen hatte und hörte Kampfgeräusche. Da er keine Feinde wittern konnte, erwartete er zunächst, die Frau würde sich in einem Streit mit Jaken befinden und er staunte ein wenig, als es zunächst genau diesen Anschein machte. Beide schienen sich mit kräftigen Stöcken die Köpfe einschlagen zu wollen. Nachdem er aber eine Weile mit mildem Interesse zugesehen hatte, erkannte er, dass sein Diener ihr harsche Befehle und Verbesserungen zuwarf, während Rin ihre neue Freundin nach Leibeskräften anfeuerte. Wahrscheinlich hatte sie den Froschyoukai in Grund und Boden argumentiert, bevor dieser ihrer Bitte nachgekommen war. Es konnte ihm gleich sein. Wenn es hart auf hart kommen würde, wäre sie ohnehin auf ihn angewiesen. Für alles andere war es aber eine praktische Einstellung und er sah keinen Grund, es zu unterbinden. Wirklich entgegenkommend, wenn sie nicht bei jedem dahergelaufenen Dieb oder sonstigem Abschaum gleich nach ihm rief. Weniger Zeitverschwendung seinerseits.

Er betrat die Lichtung und erwartete sofort einen Aufschrei aufgrund der Ablenkung, die er darstellte und einen daraufhin ausgenutzten Seitenhieb. Nichts dergleichen geschah. Jaken hatte ihn, so taub und blind wie er war, wahrscheinlich nicht kommen hören, doch die Frau sah ihn kurz aus den Augenwinkeln an, ließ sich aber nicht beirren. Bemerkenswert. Nichts desto trotz bekam sie eine ganze Lieferung blauer Flecken und blutiger Striemen. Amüsiert betrachtete er die Frau, die sich abmühte halbwegs vernünftig auszuholen oder überhaupt zu treffen. Diese kurze Beobachtung genügte dem Herrn der westlichen Länder bereits, um zu erkennen, dass Jaken nur den Vorteil der begrenzten Erfahrung hatte. Sie war verbissen und würde sicher recht bald selbst austeilen können, wenn sie so weitermachen würden. Zumal Jaken keine große Ahnung von dem zu haben schien, was er zu vermitteln versuchte.

Dann stolperte die Frau und Jaken holte mit seinem Stock weit aus, um ihr eine Lektion zu erteilen. Der Schlag hätte ihren Kopf getroffen und die Wucht hätte sie wahrscheinlich für einen ganzen Tag ins Land der Träume geschickt.

„Es reicht, Jaken.“

Der Angesprochene fuhr überrumpelt in die Höhe, der Stock glitt ihm aus der Hand und fiel ihm selbst auf den Kopf. Rin fiel einfach um vor Lachen. Die Frau sah den Daiyoukai erstaunt an, bis ihr einfiel, dass sie ihren Kimono recht weit hochgekrempelt hatte, um mehr Beinfreiheit zu haben. Beschämt entrollte sie ihn wieder und versteckte ihre Peinlichkeit, indem sie sich zu der jubelnden Rin schlich.

„Eigentlich könnte ich gleich wieder baden gehen. Schau nur wie ich aussehe!“

„Du warst wundervoll“, strahlte Rin, „und dass Jaken kämpfen kann, wusste ich gar nicht. Aber du wirst ihn bestimmt bald so richtig verhauen können.“

Nun, der Frau hat es schon gedämmert, dass der Froschyoukai nicht gänzlich nutzlos sein konnte, sonst würde Sesshomaru-sama ihm wohl kaum das Mädchen anvertrauen.

Das Feuer flackerte und im Lager breitete sich angenehme Ruhe aus. Nicht zuletzt durch die Anwesenheit des Daiyoukai, wie die junge Frau fand. Auch, wenn er nicht gerade sympathisch auf Außenstehende wirkte. Solange er da war, verließ sich die junge Frau auf unumstößliche Sicherheit. Verrückt eigentlich, wenn man bedachte, dass er selbst ein gefährlicher Dämon war, dem man nicht als Feind gegenüberstehen wollte.

Eine Weile war nur das Knistern des Feuers zu hören.

„Sieh nur“, murmelte Rin und deutete ins Geäst über ihr. Die junge Frau bemerkte sofort, was sie meinte. Glühwürmchen.

„Da ist noch eins“, entgegnete sie der Kleinen. „Und dort. Da auch.“

„Wie wäre Hotaru?“

„Wie bitte?“, fragte die junge Frau völlig verdutzt. „Was meinst du?“

„Du brauchst noch einen Namen“, sagte Rin. „Ich finde Hotaru ist ein schöner Name.“

„Du meinst, wie die Glühwürmchen? Findest du das passt zu mir?“

„Ja“, meinte Rin, „irgendwie schon.“ Sie lächelte, kuschelte sich an ihre neue Freundin und war bei dem Anblick der vielen tanzenden Lichter um sie herum bald selig eingeschlafen.

Hotaru. Der Name gefiel ihr und es fühlte sich gut an, endlich einen zu haben. Auch wenn es wahrscheinlich nicht ihr richtiger Name war. Ein Gefühl der Wärme stellte sich ein und für diesen einen Moment verschwand jeder Schmerz aus ihrem Körper. Sie entspannte sich vollkommen wie schon lange nicht mehr, lehnte ihren Kopf an den des Mädchens und schloss die Augen.

Verrücktes Kind, dachte sie und folgte ihr in den Schlaf.
 

Unter dem Schutz des Daiyoukai, der Hotaru ruhig schlafen ließ und durch das Frohgemut des Mädchens, die ihr ihre innere Balance wiedergab, ging es ihr geistig und körperlich immer besser. Seit sie damals verletzt und mutterseelenallein mitten im Wald aufgewacht und losgezogen war ihre Vergangenheit aufzudecken, war sie ständig unter Spannung. Als wehrlose Frau allein zu reisen ist mehr als gefährlich und leider waren in weniger Fällen Dämonen das Problem, als vielmehr die Menschen. Sie hatte gesucht, wurde vertrieben, hatte weitergesucht und wurde doch immer nur enttäuscht. Viele Wochen und dann Monate waren an ihr vorbeigezogen. Manchmal hatte sie in einem Dorf Arbeit gefunden, um vernünftig essen zu können oder unter einem Dach schlafen zu dürfen aber viel häufiger war sie hungrig und durchgefroren gewesen. Einmal musste sie mitten in der Nacht ohne ihr ohnehin mickriges Hab und Gut aus einem Dorf verschwinden, als ihr klar wurde, dass der widerliche Alte, für den sie einige Zeit als Magd gearbeitet hatte, eine etwas andere Art von Dienstleistung von ihr im Sinn hatte. Und immer wieder waren die Wölfe aufgetaucht, denen sie stets mit letzter Not entkommen konnte.

Jetzt flogen die Tage nur so dahin! Ihre Suche war vorerst unterbrochen, denn sie kamen nie an einem Dorf der Menschen vorbei oder auch nur in die Nähe davon. Sie wusste nicht wie lange und in welche Richtung sie noch wandern würden und genau das fühlte sich so gut an, weil sie sich keinerlei Gedanken machen musste. Auch das „Training“ mit dem grünen Giftzwerg ging weiter und machte ihr entgegen aller Erwartungen großen Spaß. Jeden Abend nutzten sie aufs Neue einige kräftige Stöcke, um sich im Kampf zu erproben. Mittlerweile allerdings erntete nicht nur die arme Hotaru die ganzen blauen Flecken, auch Jaken sah am nächsten Tag immer verbeulter aus. Er war tatsächlich nicht gerade eine Kampfmaschine. Doch die Abmachung ging auf, für beide. Die junge Frau fühlte sich in jeder Hinsicht besser, auch wenn sie natürlich wusste, dass sie weiterhin kaum ein ernst zu nehmender Gegner war, doch wer weiß schon, ob nicht ein einziger abgewehrter Hieb ihr Leben retten, zumindest aber Zeit gewinnen konnte, bis Rettung sie erreichte?

Bei diesem Gedanken hob Hotaru den Kopf und sah Sesshomaru an. Aus seinem Verhalten wurde sie in einigen Punkten recht schlau, doch was ihr in diesen schönen Tagen manchmal die Laune verdarb war die Angst, er könnte sie irgendwann zurücklassen. Rin war ihm wichtig, das erkannte sie auch ohne dass er es deutlich zeigte. Doch sie war ihm einfach gefolgt, um sich vor den Übergriffen der Wölfe zu schützen. Mittlerweile war es ein wenig anders. Wer hätte denn aber auch ahnen können, dass sie diese unerwartete Situation so glücklich stimmen könnte? Sie konnte es sich nicht erklären, doch der stolze Youkai hatte etwa an sich. Etwas, das einen vorantrieb, einen dazu brachte, ihm zu folgen.
 

Rin schlenderte mit Jaken hinter der ganzen Gruppe her, da sie den Zwerg dazu animieren wollte, nachher mit ihr Fische fangen zu gehen. Daher wäre Hotaru, die in Gedanken versunken war, auch beinahe in das weiße Schulterfell ihres Anführers gelaufen.

„Sesshomaru-sama? Nanu, dieser Geruch…“

„Still.“

Auch die beiden Nachzügler hörten diese knappe Aufforderung, blieben stehen und schwiegen. Der Daiyoukai sah sich um, konnte aber die Quelle der Gefahr nicht sofort ausmachen. Wie lächerlich mit ein wenig Rauchgeruch und Kräutern zu versuchen, seinen Geruchssinn auszuschalten. Als hätte er nicht genügend andere Sinne, mit denen er sehen konnte. Ein scharfes Zischen zerriss die Luft und nur einen Herzschlag später zerschlug der Daiyoukai einen Pfeil in der Luft. Die hölzernen Reste fielen nutzlos zu Boden.

„Da!“ rief Rin und deutete einen Hügel hinauf. Auch dem Youkai entging das Erscheinen der menschlichen Frau nicht. Sie schien im mittleren Alter zu sein und hielt einen Bogen gespannt. Das allein würde ihn wahrscheinlich dazu bringen sich abzuwenden und einfach weiterzugehen, doch er erkannte die Gefahr hinter dieser unscheinbaren Gestalt. Ihre Gewandung ließ keinen Zweifel daran.

Eine Priesterin.

Doch wieso griff sie ihn an? Unter gewöhnlichen Umständen verteidigten sie bloß ihre Dörfer vor Übergriffen.

„Ich warne dich nur dieses eine Mal, Miko. Lass uns ziehen oder ich werde dich töten.“

Die Antwort rauschte direkt an ihm vorbei, doch noch einmal würde die Priesterin sicherlich nicht danebenschießen und ein Treffer wäre auch für ihn empfindlich. Sie hatte es nicht anders gewollt. Er wandte sich um und sprang rasend schnell auf sie zu nur um abrupt stehen zu bleiben, als er sich vor einer Barriere wiederfand.

Im nächsten Moment hallte ein erschrockener Ruf durch den Wald. Rin hatte weitere Gestalten ausgemacht, einen Haufen von etwa einem halben Duzend Söldner, die sich herangeschlichen und Rin, Jaken, sowie Hotaru eingekreist hatten. Wie hatte er diese Menschen nicht riechen können?

Sesshomaru wandte sich der Miko zu, die in einiger Entfernung von ihm einen weiteren Pfeil schussbereit gespannt hatte, jedoch zögerte, ihn abzufeuern. Sie zitterte am ganzen Leib und der Schweiß rann ihre Stirn hinab. Von unten wurden weitere Schreie laut, als Jaken die angreifenden Männer mit seinem Stab und dem daraus speienden Feuer auf Abstand hielt. Außerdem reichte ein kurzer Blick über die Schulter, um zu sehen, dass sich auch die Frau den erst besten Stock gegriffen hatte, um sich die Söldner mit wildem Gefuchtel vom Leib und außer Rins Reichweite zu halten.
 

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Das ist lächerlich, Miko. Du kannst dich nicht gegen mich wehren, ich habe dich bereits vollständig übernommen. Und es macht Spaß! So eine Kraft, kombiniert mit meiner! Und dabei bist du nur ein schwacher Abklatsch von dem, was mir bereits über den Weg gelaufen ist! Und nun werde ich nicht nur zwei, sondern gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Hör also auf mich zu behindern, knurrte er, spannte und schoss.
 

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Der Pfeil surrte davon und der Youkai musste ausweichen. Dabei nutze er den Schwung, zog sein Schwert und schwang es gegen den Bannkreis… und scheiterte! Sesshomaru verengte die Augen. Das war keine schwache Miko, er würde aufpassen müssen. Dieses Angriffmuster wiederholte sich einige Male, Pfeil ausweichen, angreifen, fehlschlagen! Doch als er beim wiederholten Mal die Barriere traf, taten sich endlich Risse auf. Die Miko zuckte nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen änderte sie ihr Ziel schlagartig und sie schoss den nächsten Pfeil in die Richtung seiner Begleiter. Dem Youkai blieb nicht mehr Zeit als zu erkennen, dass der Pfeil nicht wirklich auf das Ziel gerichtet war, sondern bloß eine Ablenkung dargestellt hatte, als auch er sich plötzlich in einem Bannkreis wiederfand. Im Bannkreis einer Miko! Kleine Blitze zuckten um ihn herum, er war kaum in der Lage sich zu rühren. Seine Mundwinkel zuckten kurz vor Erstaunen und hoben sich dann geringschätzig. Es war einige Zeit her, seit er zuletzt echte Schmerzen gespürt hatte.
 

Hotaru zischte die Luft aus ihren Lungen, als die Männer alle unter dem Wüten des Feuers aus Jakens Stab nachgaben und unter geplagten Schreien zurückwichen. Rin schützend an sich gedrückt, wagte sie einen Blick hinauf. Doch was sie sah schockte sie. Das konnte nicht sein! Der Körper des Daiyoukais war von einem kraftvollen Licht völlig eingeschlossen und er bewegte sich, als müsste er sich durch eine zähe Masse kämpfen. Und jedes Mal, wenn er einem weiteren Pfeil auswich, durchzuckten blitzartige Energieentladungen seinen Körper. Noch ein Schuss. Ein weiterer. Dass er den Pfeilen überhaupt noch schnell genug ausweichen konnte war beeindruckend, nichts desto trotz konnte er sich offenbar nicht befreien. Die Priesterin hingegen legte den Bogen plötzlich nieder, zog eine filigrane Gebetskette heraus und schloss die Augen. Oh Nein!

Sie begann eine Läuterung!!!

Fahrig suchte Hotaru nach einem Ausweg, doch das einzige was sie fand, war ein weiterer Bogen, den einer der Söldner soeben fallen gelassen haben musste. In einem Anflug von Selbstsicherheit packte sie diesen, riss den Pfeil, den die Miko gerade nach ihnen geschossen hatte aus dem Boden und zielte auf die Perlenkette in der Hand der Betenden. Sie wollte die Frau selbst nicht treffen, doch eine innere Stimme sagte ihr, dass sie es tun musste!

Sie ist besessen, durchfuhr es sie. Sie ist nicht sie selbst, doch als Miko eine unglaubliche Gefahr! Sie musste sie töten und nun, da der Gedanke sie ergriff, meinte sie den Blick der Frau auf sich spüren zu können und ihre Stimme in ihrem Kopf zu hören. „Beende es“, raunte sie ihr im Geiste verzweifelt zu und für alle hörbar schrie die Miko einen Herzschlag später „BEENDE ES“!!!

Hotaru hörte für einen Wimpernschlag nur ihren eigenen, tiefen Atemzug, zielte hochkonzentriert und schoss den Pfeil dann ab. Der Pfeil zischte davon, umhüllt von einem eigenen grellen Licht und Hotaru durchzuckte ein verzehrender Schmerz vom Scheitel bis zur Sohle. Doch noch bevor der Pfeil die Sehne losließ, erkannte sie, dass der Schuss nicht sein Ziel finden würde. Er schoss in Sesshomarus Richtung, flog eine Haaresbreite an seinem Gesicht vorbei und zerriss anstelle der Miko ihre Gebetskette. Die Läuterung wurde unterbrochen. Ebenso hatte Hotarus Pfeil mühelos alle Bannkreise zerbrochen, als wären sie bloß aus dünnem Glas gewesen.

Die Miko sank auf die Knie, zitterte unkontrolliert und hob im nächsten Augenblick gehetzt den Blick. Sesshomaru erhob bereits seine Klinge.

„Bringt es zu Ende“, presste die Frau sehr leise auf Knien hervor, „ich kann es nicht aufhalten. Bitte.“

Sesshomaru nickte, schwang sein Schwert und beendete das Leben der Miko schnell und schmerzlos. Kurz darauf sah er die Spur einer dämonischen Aura sich aus ihrem Körper verflüchtigen.

Nun, das erklärte ihr Verhalten. Aber wie stark musste der Dämon gewesen sein, der diese nicht eben schwache Miko einfach so besetzen konnte? Dass er es überhaupt hatte tun können, war besorgniserregend und der Her der westlichen Länder war sich nicht sicher, ob der Dämon durch das Beenden des Lebens der Miko auch getötet worden war...

Er hörte die anderen husten, doch als sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte, fehlte jemand.

„Hotaruuu-chaan?“ rief Rin, noch immer leicht hustend. „Wo bist du Hotaru-chan? Jaken Haben sie sie mitgenommen? Hootaaruuu-chaaan!!“
 

Hotaru rannte davon. Ihr Kopf schien zerspringen und ihre Brust zerreißen zu wollen. Was war nur geschehen? Der sengende Schmerz wollte nicht weichen und verhinderte jeden klaren Gedanken. Sie war vollkommen aufgewühlt. Immer wieder durchzuckte sie ein Erinnerungsfetzen. Woher kannte sie den Umgang mit Pfeil und Bogen? Und was war das für ein Gefühl in ihrer Brust?

Diese Kopfschmerzen!

Die junge Frau meinte, dass es sie von innen heraus zerreißen müsste. Sie spürte gar nicht, wie sie instinktiv einen Bannkreis errichtete. Schritt um Schritt entfernte sie sich von den anderen. Sie spürte tief in ihrem Inneren, dass sie ebenfalls gefährlich war. Ähnlich der Priesterin, die sie eben an der Läuterung gehindert hatte. Ob Sesshomaru sie getötet hatte?

Irgendwann verfiel sie in eine Art Trancezustand, in welchem die Schmerzen irgendwann endlich in den Hintergrund traten, ohne jedoch völlig zu verschwinden. Ihr wurde heiß.

Und kalt.

Und wieder heiß.

Wie lange lief sie schon? Hätte sie nicht völlig erschöpft zusammenbrechen müssen? Ihre Füße waren wund, doch das spürte sie nicht. Ebenso wenig wie ihren flatternden Herzschlag, noch den kalten Schweiß an ihrem ganzen Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich und nahmen plötzlich Gestalt an…
 

Sie steht am Rande ihres Dorfes, den Bogen hoch erhoben, den Pfeil angelegt. Ein massiver Angriff, doch für sie verläuft er wie immer. Einen nach dem anderen wehrt sie die Dämonen ab und als sie zurückkehrt, jubeln alle erleichtert. Dann gehen sie alle nach Hause, zu ihren Familien.

Sie selbst bleibt zurück.

Niemand erwartet sie in ihrer Hütte. So ist es ihr bestimmt. Als Miko ist sie angesehen, nahezu heilig. Man bringt ihr Respekt entgegen und Wertschätzung, doch eine Frau, die ihr Dasein damit verbringt für andere da zu sein, zu schützen, zu heilen, zu kämpfen… eine solche Frau wünscht sich kein Mann zur Gemahlin. Es ist nicht verboten, doch es hätte ebenso gut so sein können. Eine Miko gehört allen. Niemandem allein. Dabei will sie nichts anderes als eine Familie. Ihre Kräfte waren ohne ihr Zutun an die Oberfläche gekommen. Ein starkes Talent, das man sofort in die Ausbildung geschickt hatte. Ein Segen. Für die anderen. Nicht für sie.

Sie verabscheut ihre Kräfte. Wären sie nicht gewesen, könnte sie wie die anderen Mädchen auch an ihren Hochzeitsvorbereitungen arbeiten. Der Neid frisst sie auf. Sie hasst diese Kräfte und in gleichem Maße hasst sie die Youkai für ihre Existenz, welche eine Miko überhaupt erst notwendig machen.
 

Durch ihren Bannkreis hindurch war es nahezu unmöglich den Geruch des Mädchens zu finden, zumal Sesshoumaru noch immer die Nachwirkungen der Läuterung spüren konnte. Als hätte man sich die Zunge verbrüht und könnte nun für einige Zeit nicht richtig schmecken, nur, dass es alle seine Sinne betraf. Selbst der feine Schnitt unterhalb seines rechten Auges brannte noch immer von dem Schuss, der die fremde Miko nur knapp verfehlt hatte. Er vermutete, dass er langsamer heilen würde als es sonst der Fall war.

Erst als es dunkel wurde, fand er sie am Rande eines Baches. Ihre Knie waren aufgeschürft, ihre Haltung gebeugt, ihre Hände zu Fäusten geballt im Wasser liegend. Ihre Atmung ging unregelmäßig und ihr Fieber konnte er trotz der Einschränkungen von weitem spüren. Sie stank vor Angst und Verwirrung.

Zunächst merkte sie nicht, dass er sich ihr näherte. Doch als er bereits nahe an sie herangekommen war, zuckte ihr Kopf in seine Richtung und ihre kupfernen Augen reflektierten das schwache Licht der Nacht. Gleichzeitig schlicht sich eine Note in ihren Geruch, die den Youkai fast dazu brachte eine Kampfstellung einzunehmen. Dieser Geruch hatte eindeutig nichts bei einem Menschen zu suchen! Hatte sie derselbe Dämon in Besitz genommen, wie die Miko, die er zuvor hatte töten müssen?

Er verharrte in dieser Haltung und wartete.
 

Als die Wölfe kamen, war sie nicht im Dorf und als sie zurückkehrte, erwartete sie ein grauenhafter Anblick! Überall war der Tod. Menschen, die sie von Kindheit an kannte, die Hütten, die seit je her ihren festen Standort hatten. Alles, einfach niedergemacht. Keinem hatte sie helfen können. Keinem, trotz ihrer ach so angepriesenen Kräfte!

Sie lief weiter durch das Dorf, doch wo sie auch hinsah, waren die Menschen längst verloren. Niemand rührte sich, kein Überlebender.

Gerade noch rechtzeitig spürte sie, wie sich ein Schatten löste und auf sie zuschoss, doch der Youkai war genauso schnell gewesen wie ihr Pfeil. Dieser ragte aus seiner Schulter heraus, während seine Zähne sich tief in die Schulter der Miko geschlagen hatten. Der Dämon zog seine Zähne aus ihrem Körper und jagte schwer verletzt davon, doch die Priesterin durchzuckte es mehrmals. Der Biss selbst war nicht der Rede wert, dachte sie zunächst, doch etwas war anders. Es fraß sich durch ihre Haut und mischte sich zu ihrem Blut. Gift?! Der Schweiß brach ihr aus. Schleppend versuchte sie sich daran Hilfe zu holen. Sie musste jemanden finden.

Sie stolperte aus dem Dorf heraus und nahm den Pfad durch den Wald, um das nächste Dorf zu erreichen. Auf dem Weg sah sie noch ein regloses Mädchen auf der Erde liegen. Sie kannte sie. Auch sie war von einem Wolf getötet worden, das erkannte sie an ihren Wunden.

Sie wollte zurückbleiben, um sie in den Arm zu nehmen, zu betrauern, zu bestatten, doch es war zu gefährlich und sie selbst schwer verletzt.

Mit Tränen in den Augen setzte sie einen Fuß vor den anderen, doch das nächste Dorf erreichte sie nicht mehr, bevor sie irgendwo in der Wildnis zusammenbrach…
 

„Rin, neiiin!“, schrie sie in die Nacht hinaus und Sesshomaru wappnete sich gegen einen weiteren Ausbruch priesterlicher Kräfte. Doch er hätte sich nicht mehr irren können, denn kein Licht wurde von ihr ausgesandt, sondern die Aura einer Youkai.

Youki? Wie konnte ein Youki von dieser Frau ausgehen? Es ging sogar darüber hinaus. Er war sich sicher: es handelte sich um dasselbe Youki, dieselbe dämonische Aura, die er am Tag des Auftauchens der Frau gespürt hatte, als die Wölfe Rin angegriffen haben. Jene, die er in jener Nacht nicht hatte auffinden können. Sie war die ganze Zeit bei ihnen gewesen!

„Fass mich nicht an!“ knurrte sie ihm entgegen. Ein tiefes Knurren, das Knurren einer wütenden Dämonin.

Sogleich griff sie ihn an und zwar mit einer Heftigkeit, die der Dämonenfürst nicht erwartet hätte. Ihre plötzlich auftretenden Klauen schnitten durch die Luft, ihre Zähne versuchten ihn zu packen, ihr Youki spielte vollkommen verrückt!

Sesshomaru hatte bereits ausgeholt, um sie zur Räson zu bringen, doch da überschlug sich Hotarus Youki wieder… und verebbte spurlos. Nichts blieb mehr übrig, der Geruch nach Dämonin schwand. Sie riss nur noch einmal die Augen auf, dann fiel sie in eine tiefe Ohnmacht.
 


 

Sesshomaru führte seine Begleiter tiefer in den Wald hinein und je näher sie sich dem Herzen dieses Waldstücks näherten, desto mehr wandelten sich die Bäume. Sie wurden größer und ihre Baumkronen waren so dicht belaubt, dass nur hier und da ein Sonnestrahl durchbrach. Diese Sonnenstrahlen schienen augrund des leichten Dunstschleiers zu tanzen, sodass der Ort wie in magischen Nebel gehüllt war.

Der Daiyoukai ließ seinen Blick einen Moment lang zu der ohnmächtigen Frau auf Ah- Uhn´s Rücken wandern. Seid sie ihn angegriffen hatte, waren zwei Tage vergangen, in denen Rin untröstlich war vor Sorge. Das Mädchen hatte ihr ein wenig Wasser einflößen können, doch ansonsten gab es keine Reaktion.

Endlich lichtete sich der dichte Wuchs und der Wald gab eine Lichtung frei. Dort, sich von den umliegenden Bäumen kaum unterscheidend, stand der unerschütterliche weise Baum, der ihr Reiseziel war.

Dieser erwartete ihn bereits. „Ah, Sesshomaru. Es überrascht mich, dass es dieses Mal so lange gedauert hat. Dabei gibt es Interessantes zu berichten.“

„Dann berichte. Ich hoffe für dich, dass der Weg sich gelohnt hat.“

„Hm Hm. Ihr werdet euch wohl niemals ändern. Aber ich habe nichts Anderes von euch erwartet.“

Der Baum nahm sich einen Moment, um sich die Gruppe genau anzusehen. Dabei knarzte das Holz und ein angenehmer Hartzgeruch erfüllte die Luft.

„Ich beginne sodann mit den weniger überwältigenden Nachrichten. Ich beobachte seit geraumer Zeit das Umherschleichen starker Dämonen an eurer nördlichen Grenze. Es wäre mir kaum aufgefallen, doch es wurden bis heute immer mehr und sie blieben auch länger. Einige wagen sich sogar in eure Ländereien vor.“

„Versucht Fürst Tegu etwa den Westen zu überfallen!“; ereiferte sich Jaken. „Wie kann er es wagen!“

Der Baum ließ seine Äste sanft hin und her schwingen, so als würde er über seine Worte nachdenken.

„Wie ihr wisst, Sesshomaru, sehe ich nur was passiert in der Welt, nicht aber, was der Einzelne für Absichten hegt. Aber es fällt mir schwer an einen Überfall zu glauben. Die Fürsten des Westens, des Südens, des Nordens und des Ostens streiten seit Anbeginn der Zeit um ihre Ländereien, doch sind es bisher nur Grenzstreitigkeiten gewesen. Was würde es nützen, die Ländereien des Nachbarn zu überfallen? Die anderen beiden würden sich ebenfalls zusammenschließen und einen Krieg vom Zaun brechen, der eine Katastrophe nach sich ziehen würde. Das Gleichgewicht, das durch die Lords aufrechterhalten wird, wäre gestört. Und das würde unweigerlich den Kaiser auf den Plan rufen.“

Das Knarren des Baumes vertiefte sich, als sein uralter Blick den des Lords des Westens fixierte.

„Was mich zu meiner zweiten, interessanten Neuigkeit führt.“ Er schwieg einen Moment, als müsste er die Nachricht selbst erst verdauen. „Der Kaiser sucht nach euch.“

Jaken drohte zu ersticken, Ah-Uhn scharrte mit den Krallen und auch Sesshomaru ließ sich dazu hinreißen, die Stirn zu runzeln. Rin schwieg nur verwirrt und beobachtete mit großen Augen die Reaktion ihres Beschützers.

„Aus welchem Grund?“

„Der Grund liegt auf eurem Drachen.“

Alle Köpfe wandten sich unisono Hotaru zu, die von dem ganzen nichts mitbekam.

„Ich habe schon einiges gesehen, das mich erstaunt hat in meinem langen Leben. Ich sah besondere Menschen und ich sah besondere Dämonen mit besonderen Fähigkeiten. Unglücklicherweise ist mir dieses Mal der Dämon selbst verborgen geblieben, doch seine Fähigkeiten sind einzigartig. Er ist schuld am Zustand dieser Menschenfrau. Er hat sie infiziert.“

„Was meinst du damit, Großväterchen?“, rief Rin plötzlich erschrocken. Der Baum verzog kurz seine Rinde, ob der ungewohnten Anrede, doch er fuhr ungerührt fort.

„Wer auch immer dieser Dämon ist, er ist in seiner Fähigkeit einzigartig. Er hat diese Frau gebissen und etwas in ihr verändert sich seither.“

„Soll das heißen, sie verwandelt sich in eine Dämonin?“, verlangte Sesshomaru zu wissen. Doch der sprechende Baum antwortete sofort:

„Eher wird sie sterben.“

Der Daiyoukai hörte Rin erschrocken Luft holen.

„Es ist unwahrscheinlich, dass sie das noch lange mitmacht“, fuhr der Baum erbarmungslos fort. „Vielleicht hätte sie den Hauch einer Chance gehabt, wenn sie eine gewöhnliche Frau wäre, doch das ist sie nicht, wie ihr sicherlich festgestellt habt. Genauso wenig, wie es eure bezaubernde kleine Begleiterin ist.“

Rin legte den Kopf schief und verstand kein Wort. Auch Jaken konnte sich keinen Reim daraus machen, so abwegig schien der Gedanke für ihn zu sein.

„Es wird diese Frau zerreißen eine dämonische Seite zu beherbergen, denn das ist es was ich vermute. Ich kann nicht in ihr Innerstes sehen, doch vertraut auf meine Erfahrung. In ihr bekämpfen sich zwei Wesenheiten, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht. So etwas hat es bislang nur bei der Priesterin gegeben, welche das Juwel der vier Seelen hervorgebracht hat und wie diese Geschichte für sie ausgegangen ist, ist weithin bekannt. Sie kann nicht Priesterin und Dämonin zugleich sein. Eins von beidem wird sie töten.“

„Priesterin?“, würgte Jaken hervor, „soll das heißen sie ist eine Miko!?“

„Im Augenblick ist sie nur ein Haufen Elend. Doch dieses Elend hat trotz allem die Aufmerksamkeit des Kaisers erregt.“

Ein langes Schweigen machte sich breit, in dem jeder seinen eigenen Gedanken nachging. Das knorrige Gesicht des Baumes begann sich dabei nach und nach zu glätten und nach einer Weile war es vollständig verschwunden. Rin wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. So ein langer Weg wegen eines so kurzen, wenig ansprechenden Berichts. Als klar wurde, dass der alte Baum nichts mehr zu sagen hatte, durchbrach Sesshomaru die Stille.

„Wir gehen.“
 

Hotaru regte sich. Es war spät nachts, was sie an den Resten glimmender Kohle erkennen konnte. Jemand hatte eine Decke über sie ausgebreitet und als sie den Kopf leicht bewegte, spürte sie Rins nasse Wange an ihrem Gesicht. Eine weitere Bewegung hinter ihr machte ihr auch klar, dass sie an Ah-Uhns Flanke lag und es dadurch angenehm warm hatte.

Als ihr wieder einfiel was geschehen war, erstarrte sie. Zu ihrer Erleichterung tauchte aber kein zorniger Dämon auf, der sie auseinanderreißen wollte. Sie sah hinab auf ihre Hände und ballte sie zu Fäusten und biss die Zähne so fest zusammen, dass sie fast wieder Kopfschmerzen bekam.

Ganz vorsichtig, um weder das Mädchen noch den Drachen zu wecken, schälte sie sich aus der Decke. Der Daiyoukai war nirgends zu sehen, daher entfernte sie sich nicht allzu weit. Die kühle Nachtluft hätte ihr vielleicht gutgetan, wenn sie nicht so tief in ihre düsteren Gedanken versunken gewesen wäre.

Alles hatte sich doch so gut angefühlt, bevor sie auf diese Miko getroffen waren. Sie hätte ewig so frei umherreisen können, gestand sie sich ein. Sicherlich hatte sie auch erfahren wollen, zu wem sie gehörte und wohin sie gehörte, daher hatte sie nie daran gedacht, dass es so etwas wie ein Zuhause für sie möglicherweise gar nicht gab. Sie stieß den Atem aus und versuchte ihre wenigen Erinnerungen sehr langsam vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen. Eine Priesterin zu sein, daran hatte sie nicht gedacht. Kein Wunder, dass sie instinktiv nach dem Bogen gegriffen hatte. Es scheint sogar erfolgreich gewesen zu sein, sonst hätte sie wohl beim Erwachen ein anderer Anblick erwartet. Doch was war dann geschehen?

Rins Gesicht formte sich in ihren Gedanken und sie zuckte zusammen, als sie dasselbe Gesicht leblos auf dem Waldboden liegen sah. Rin kam aus ihrem Dorf und aus irgendeinem Grund hatte sie den Angriff der Wölfe doch noch überlebt. Ihr rollte eine Träne über die Wange, als in dieser dunklen Stunde eine wundervolle Erinnerung in ihr wachgerufen wurde.

Ihre kleine Rin!

Sie hörte ihn zwar näherkommen und doch schreckte sie hoch. Sesshomaru kam auf sie zu und blieb dann ein paar Schritte weit entfernt stehen. Obwohl es in dieser Nacht recht dunkel war, erkannte sie den feinen langen Striemen in seinem Gesicht.

„Sesshomaru-sama, ich werde euch verlassen“, hauchte sie und versuchte sich zusammenzureißen. „Mir ist durchaus bewusst, dass ihr keine Miko in eurer Nähe wissen wollt, obwohl ich euch mein Wort gebe, dass ihr von mir keinen Angriff zu befürchten habt. Ich versichere euch auch, dass ich keine Ahnung davon hatte. Ich bedauere nur, dass ich nicht eher eingegriffen habe, um euch den Bannkreis zu ersparen. Und die Schmerzen.“ Sie deutete auf ihre Wange.

„Das war nicht die Priesterin“, sagte er, „sondern du.“

Hotaru erstarrte. „Was....ich?“

Sie schluckte schwer. „Vergebt mir, das war nicht meine Absicht. Es wird nicht noch einmal vorkommen. Ich hole nur meine Habe und werde mich sofort auf den Weg machen.“

Sie neigte leicht den Kopf in seine Richtung. „Ich danke euch, für euren Schutz“, flüsterte sie leise und wandte sich zum Gehen. Ihr Magen rebellierte vor Niedergeschlagenheit. Sie würde Rin zurücklassen müssen, denn bei dem Daiyoukai wäre sie sicherer aufgehoben. Sie würde wieder allein sein, doch als Miko nicht weiter in demütigenden Verhältnissen leben müssen. Sie würde einen Ort finden, ihre Pflichten wiederaufnehmen, in die Einsamkeit zurückkehren.

„Nein.“

Ein sehr einfaches Wort mit einer klaren Bedeutung, doch manchmal braucht man länger, um es zu verstehen.

„Was?“

„Du bleibst“, antwortete der Daiyoukai, „und wirst Rin lehren, ihre Kräfte zu nutzen.“

„Rin? Rin hat…“Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Dann verstand sie.

„Aber natürlich!“, entfuhr es ihr erschrocken. „Am Lagerfeuer, als sie aus dem Schlaf geschreckt war!“

Dass ihr das nicht vorher aufgefallen war! Doch als durchzucke sie ein Gedanke, sah sie den Dämonenfürsten plötzlich ernst an und straffte die Schultern.

„Ich werde sie nicht unterweisen.“

Ihre Stimme klang dabei kalt wie Eis und unerschütterlich. Einen solchen Ton hatte sie ihm gegenüber noch nie angeschlagen... und sie würde es so bald auch nicht mehr tun.

Sie fand sich im nächsten Moment gegen einen Baum geschleudert wieder, jegliche Luft aus ihren Lungen gepresst. Sie keuchte und Schmerz explodierte in ihrem Rücken und in ihrem Hinterkopf. Sein Gesicht war nahe an ihrem und der Ausdruck in seinen goldenen Augen war gnadenlos.

„Wie war das?“, sprach er bedrohlich leise.

Eigentlich hätte bei der Wucht des Aufpralls jeglicher Knochen in ihrem Körper gebrochen sein müssen. Sehr verwirrt, bemühte sich Hotaru darum Luft zu holen und stieß dann hervor: „Ich kann ihr das nicht antun, Sesshomaru-sama. Sie ist wider Erwarten ein so frohes Kind, ich kann einfach nicht.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Sie ist…“

Er ließ sie sein Youki spüren. Nicht in seiner vollen Ausprägung natürlich aber gerade so deutlich, dass sie es als Bedrohung empfand. Doch anstelle ihrer spirituellen Kräfte, antwortete eine ganz andere Seite in ihr. Sie wäre zurückgeschreckt, doch Sesshomaru hielt sie eisern fest. Sie fühlte sich seltsam in die Enge getrieben und die altbekannten Schmerzen in der Brust machten sich sofort bemerkbar.

„Lasst mich los!“

Er drückte noch fester zu.

„Last mich los, BITTE!“, schrie sie gepeinigt. Ihre Augenlider flatterten, ihr ganzer Körper stand in Flammen. Sie biss sich mit ihren scharfen Eckzähnen die Lippen blutig, auch aus ihrer geballten Faust tropfte das Blut. Sie war kaum wiederzuerkennen.

„Was geschieht mit mir?!“

Sesshomaru ließ sie los und sie fiel unsanft auf den Boden. Sie musste den heftigen Impuls niederringen, ihm an die Gurgel zu springen. Alles in ihr verlangte nach einem Kampf, danach, ihn zu verletzen, ihn zu töten…Entsetzen machte sich in ihr breit.

„Du wirst bleiben“, sagte er so ruhig, als würden sie sich lediglich über das Wetter unterhalten. „du wirst Rin lehren ihre Kräfte zu kontrollieren, andernfalls wird sie sich selbst verletzen. Und du...“, er ließ seine Fingerknöchel knacken, „du wirst deine dämonische Seite akzeptieren müssen, ob du willst oder nicht. Die Alternative wäre dein Tod, doch den kann ich sofort herbeiführen, wenn es dein Wunsch ist.“

Er zog Tokijin. Das Schwert an ihrer Kehle ließ sie vollkommen erstarren.

„Dein Selbsthass interessiert mich nicht, Miko. Du wirst mir gehorchen, denn ab jetzt übernehme ich die Verantwortung für dich. Das ist deine einzige Chance zu überleben.“

Hotaru konnte nicht anders, als ihn weiter anzustarren. Ohne das Schwert sinken zu lassen, sprach er weiter.

„Geh zurück zu den anderen. Morgen ziehen wir weiter.“

Dem Schwert ausweichend entfernte sich die junge Frau von dem Daiyoukai und wollte schon seinem Befehl Folge leisten. Doch sie blieb noch einmal stehen.

„Sesshoumaru-sama. Rin, sie ist…“

„Ich weiß. Geh jetzt.“

Hotaru hatte nun den Gipfel der Verwirrung erreicht und beeilte sich zu den anderen zu kommen.
 

Sesshomaru ließ sein Schwert in die Scheiden gleiten und wartete darauf, dass sich Jaken endlich zeigte. Er hatte bemerkt, dass der Froschyoukai ihm gefolgt war und so trat dieser auch einen Augenblick später zu seinem Meister.

„Was willst du, Jaken?“

„Sesshomaru-sama. Ich verstehe es einfach nicht. Zuerst Rin, aber an sie habe ich mich mittlerweile ja gewöhnt. Aber nun auch diese Frau? Wenn der alte Baum recht hat, dann bedeuten sie nur Ärger, alle beide. Wieso nur genießen sie das Recht sich euch anschließen zu dürfen?“

Der Daiyoukai wandte sich ihm nicht einmal zu, hatte aber die Güte mit einer Gegenfrage zu antworten. „Wieso darfst du mir folgen, Jaken?“

Der kleine Froschyoukai war einen Moment lang baff, doch dann entgegnete er selbstbewusst: „Weil ich es will, Seshomaru-sama.“

Mit dieser Antwort ließ der Daiyoukai seinen Diener nachdenklich stehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe dieses erste Kapitel erweckt euer Interesse. Ich würde mich sehr über ausführliche Kritiken freuen :-) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier also mein zweites Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Ausfürliche Kommentare würden mich sehr freuen :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Kagome2010
2019-01-08T06:16:36+00:00 08.01.2019 07:16
hallo ich in jetzt auch auf deine ff gestoßen und ich glaube das die neue unsere Kagome ist was ist nur mit ihr passiert ich hoffe sie kann sich bald erinnern
hoffe du schreibst die ff bald weiter weil ja schon zwei jahre vergangen sind seit du das letzte kap geschrieben hast
Von:  Hotaru-chan_
2016-11-26T20:04:16+00:00 26.11.2016 21:04
Hotaru ist ein toller Name, den habe ich sogar früher als Nickname genutzt. :D

Ich bin auch bisher echt begeistert von deiner FF. Hier und da war ich ab und zu etwas irritiert, wie CheyennesDream, aber die Story gefällt mir trotzdem. Und auch dein Schreibstil. ;)

Bin gespannt, wie es weiter geht!

LG
Von:  Hotaru-chan_
2016-11-26T09:56:28+00:00 26.11.2016 10:56
Hey, bin grad zufällig auf deine FF gestoßen und war doch neugierig. :)
Das erste Kapitel finde ich schon mal sehr gut gelungen und es ist wirklich viel versprechend!
Und die Charakter von Sesshoumaru und den anderen sind wirklich gut getroffen.

Bin mal gespannt, was für einen Namen "die Neue" von Rin bekommt ;D Und wann sie ihre Erinnerungen wieder bekommt.

Ich schau mal, ob ich heute noch das nächste Kapitel lesen kann! :)

LG,
SessGirl

PS.: Nur aus Neugier, machst du auch noch eine Charakter Beschreibung von den Haupt- und Nebencharas? ^^
Von:  CheyennesDream
2016-10-21T12:59:23+00:00 21.10.2016 14:59
Mein Kommi kommt recht spät. Ich mag deine Geschichte weiterhin.
Deine Ausdrucksweise, die Details im Text.

Einige Sachen verwirren mich noch etwas, da du mit Rückblenden arbeitest. Werde schon mit der Zeit durchsteigen ;)
Doch den Chara Hotaru mag ich jetzt schon. Wie es scheint ist sie ein vielschichtiges Wesen und daher bin ich gespannt, was uns noch so alles über sie enthüllt wird.
Rin scheint ihr nicht unbekannt zu sein.

Chris
Von:  Kyandoru
2016-10-05T06:56:47+00:00 05.10.2016 08:56
Super ein neues Kapitel. Ich finde die Geschichte sehr gut gelungen und will noch mehr ^'^
Von:  Cupcakiii
2016-09-06T17:25:56+00:00 06.09.2016 19:25
Hey,
wie geht's so?
Jedenfalls ist das Kapitel total genial und schön.♡♥♡♥
Und das "Hornissennest" ... :-P
Jedenfalls wette ich dass die Frau Kagome ist!
Ich habe dich durchschaut! ^0^
Deine Geschichte ist eine genial Bereicherung für mich ...
Glg Cup
Ps: Was ist der Wetteinsatz?
Antwort von:  YamiYamira
06.09.2016 23:31
Hallo, schön, dass dir die Geschichte gefällt. Ob du mich durchschaut hast oder ob ich dich vielleicht doch noch überrasche, erfährst du womöglich im nächsten Kapitel 😂
Von:  Kyandoru
2016-09-06T05:44:21+00:00 06.09.2016 07:44
Super schöne Geschichte . Sehr Spannend. Freue mich schon auf Kapitel 2 :)
Antwort von:  YamiYamira
27.09.2016 18:03
Danke schön😊 Kapitel 2 folgt in Kürze 😉 Ist schon fast fertig !
Von:  CheyennesDream
2016-09-05T22:21:56+00:00 06.09.2016 00:21
Habe dein erstes Kapitel erst einmal nur überflogen, mein Interesse ist aber bereits geweckt.

Freue mich, wenn es weiter geht. Lass dir aber Zeit, überstürztes ist oft Nachteilig und man baut Fehler ein.

Ich habe auf jeden Fall Geduld.

Chris
Antwort von:  YamiYamira
27.09.2016 18:05
Danke für den Hinweis😊 Es kommt wirklich nix Gutes dabei heraus, wenn man versucht auf Biegen und Brechen etwas herunterzuschreiben aber lange müsst ihr auf das nächste Kapitel nicht mehr warten ☺️
Und wie gesagt: Immer her mit Kritik und Vermutungen ... die lese ich besonders gern 😂


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