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Fallen Angels

von

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Some days, we fight, we scream

„Es kümmert mich nicht.“

 

Sagte Yuu mit ruhiger Stimme und mit ernstem Gesichtsausdruck.

 

Es war früh am Morgen und die Gruppe hatte sich in einer der Hütten versammelt, um darüber zu diskutieren, was sie als Nächstes tun sollten, da sie sich nicht für immer in diesem Dorf verstecken konnten und auch bezüglich Yuu’s gegenwärtigem Zustands, da es von Tag zu Tag schlimmer zu werden schien und seine Dämonenform jedes Mal, das Asuramaru von ihm Besitz ergriff, länger anhielt.

 

Sie saßen alle in der Hütte und versuchten über eine Lösung nachzudenken, aber konnten keine finden. Es war etwas außerhalb ihrer Reichweite und ohne die Hilfe der Armee…schien es keinen Weg zu geben den Dämon daran zu hindern, Yuu vollständig zu übernehmen.

 

Niemand traute sich es auszusprechen, außer Kimizuki, der in einer ruhigen Stimme sagte, dass es nichts gäbe, das sie tun könnten, um zu verhindern, dass Yuu sich eines Tages ganz in einen Dämon verwandelt.

 

Jeder sah mit traurigem Gesicht zu Boden, als Kimizuki das sagte, wohlwissend, dass er Recht hatte und sahen ihrer eigenen Machtlosigkeit ins Gesicht. Ein Moment der Stille verging bis Yuu aufstand und diese Worte sprach, die jeden dazu brachte ihn überrascht anzusehen.

 

„Das kümmert mich nicht.“

 

Wiederholte er, während er seine Freunde ansah.

 

„Wenn ich mich in einen Dämon verwandeln werde…macht mir das nichts.“

 

Als sie das hörten, wand jeder von ihnen traurig seinen Blick ab ohne etwas zu sagen.

 

„Ich wusste, was ich tat, als ich diese Entscheidung am Flughafen getroffen habe. Ich wusste, dass es kein Zurück mehr geben wird. Das war mir bewusst, aber…in diesem Moment, interessierte es mich nicht. Alles, was ich wollte, war jeden von euch zu beschützen. Wenn ein Dämon zu werden der Preis dafür ist, dann ist es so.“

 

Niemand traute sich etwas zu ihm zu sagen. Sie wussten, dass sie nichts dagegen tun konnten und auch wenn niemanden gefiel, was Yuu da sagte…schwiegen sie, da sie wussten, dass nichts seine Meinung ändern könnte.

 

„Mein Leben bedeutet mir sowieso nichts. Solange ich meine Familie beschützen kann, kann der Dämon mein Leben ruhig nehmen. Es kümmert mich nicht, ob ich sterbe. Ist keine große Sache, wirklich.“

 

Sagte er mit einem Lächeln im Gesicht und fügte hinzu:

 

„Ich sterbe gern…wenn es für euch ist.“

 

Als er den Satz beendete, stand Mika auf und ging auf Yuu zu bis er direkt vor ihm stand und zog einen seiner Handschuhe aus.

 

Bevor Yuu überhaupt reagieren konnte, füllte plötzlich ein klatschendes Geräusch den Raum, das jeden dazu brachte die beiden, geschockt von dem, was gerade passiert war, anzusehen.

 

Yuu stand einfach nur für einen Moment schweigend da. Als er realisierte, dass Mika ihn gerade geohrfeigt hatte, legte er eine Hand auf seine schmerzende Wange und schrie ihn, mit einen wütenden Gesicht, an:

 

„WOFÜR WAR DAS?!“

„Hör…endlich auf so zu reden.“

 

Sagte Mika leise, während er seinen Handschuh wieder anzog und seinen Blick abwandte.

 

„Huh?!“

„Du bist nicht der einzige hier drin…deshalb hör einfach auf mit diesem Gerede.“

„Warum?!“

„Weil ich nichts mehr von deinem selbstsüchtigen Scheiß hören will!“

 

Sagte er und sah ihn dabei an.

 

„Wovon redest du?! Was genau, von dem, was ich gesagt hab, war selbstsüchtig?!“

„Alles…von dem, was du sagtest, war selbstsüchtig.“

„Quatsch!“

„Du siehst es nicht mal selbst, oder?“

 

Sagte er mit traurigem Gesicht.

 

„Nein, um ehrlich zu sein, tue ich nicht! Wärst du bitte so freundlich, es mir zu erklären?!“

„ ‘Es kümmert mich nicht, ob ich sterbe.’? Im Ernst? Ich habe noch nie zuvor etwas Selbstsüchtigeres gehört.“

„Was davon war bitteschön selbstsüchtig?!“

„Du verstehst es wirklich nicht? Yuu-Chan, sag mir. Denkst du je auch mal darüber nach, wie andere sich fühlen?“

„Natürlich, denke ich-“

„Nein, tust du nicht.“

 

Unterbrach er ihn.

 

„Wenn du das tun würdest, hättest du das nicht gesagt.“

„Ernsthaft, Mika, was ist dein Problem?!“

„Um ehrlich zu sein: Du. Du und deine verdammte Denkweise in letzter Zeit.“

„Was?!“

„Alles, was du in letzter Zeit tust, ist solchen Blödsinn zu sagen, ohne dabei über die Gefühle anderer nachzudenken.“

„Das ist nicht wahr!“

„Ist es! Es kümmert dich nicht, solange du das bekommst, was du willst, oder? Du siehst nicht einmal selbst, wie selbstsüchtig es ist, was du tust!“

 

Sagte er wütend.

 

„Weißt du was? Schön.“

 

Sagte Yuu, der genug von dieser Unterhaltung hatte.

 

„Dann bin ich halt selbstsüchtig, mir egal! Denk doch von mir, was du willst! Ich werde meine Denkweise nicht ändern, nur, weil du meinst es ist selbstsüchtig! Wenn ich meine Familie nicht beschützen kann, wäre ich sowieso lieber tot, deshalb ist es egal, ob der Dämon mir mein Leben nimmt, oder ob ich es mir selbst eines Tages neh-“

„YUU!“

 

Yuu zuckte leicht zusammen bei Mika’s plötzlich erhobenen Stimme und der ungewöhnlichen Art, wie er ihn ansprach.

 

Als er ihn ansah, sah er, dass, obwohl seines wütenden Gesichtsausdrucks, seine rubinroten Augen mit Tränen gefüllt waren, die jede Sekunde drohten, seine Wangen hinunterzulaufen.

 

„Genug…“

 

Murmelte er mit einem verletzten Blick.

 

Yuu öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, ging Mika an ihm vorbei und ohne weiter etwas zu ihm zu sagen, verließ er die Hütte und schloss die Tür hinter sich.

 

Yuu drehte sich noch um, um ihm etwas nachzurufen, doch Mika war bereits gegangen. Er traute sich nicht ihm nachzurennen, da er ihn nicht noch wütender machen wollte und, weil er nicht wusste, was er zu ihm sagen sollte.

 

Beschämt und verwirrt, sah er zu Boden und fragte sich, was er gemacht hatte, dass Mika überhaupt erst so wütend geworden ist.

 

„Ich…schätze, wir sind hier fertig, oder?“

 

Sagte Shinoa mit leichtem Lachen, während sie aufstand und unterbrach diese bedrückende Stille unter ihnen.

 

„Nun, da alles gesagt wurde, wie wäre es, wenn wir etwas Arbeit erledigen um unsere restliche Energie zu einem guten Zweck zu nutzen?“

 

Schlug sie vor, während die anderen sie schweigend ansahen. Mit ihren Augen sah sie zu Yuu hinüber, der immer noch, mit seinem Blick auf den Boden fixiert, dastand, und signalisierte damit den anderen, dass es Yuu etwas aufmuntern würde.

 

„Ich finde, dass Shinoa Recht hat. Wenn wir nicht arbeiten, werfen uns die Dorfbewohner raus. Wir leben hier immerhin nicht für umsonst.“

 

Sagte Kimizuki, während er ebenfalls aufstand.

 

„Wir sollten anfangen, solange es noch Morgen ist, sodass wir fertig sind bevor die Sonne untergeht.“

 

Fügte er hinzu und ging dabei an Yuu vorbei und ging auf die Tür zu, die aus der Hütte führte und ging nach draußen.

 

Nachdem sie Blicke ausgetauscht hatten, folgten Narumi und Mitsuba ihm und ließen somit Yuu, Shinoa und Yoichi allein in der Hütte.

 

„Sollen wir auch gehen?“

 

Fragte Shinoa mit einem Lächeln und sah Yuu dabei an, der immer noch zu Boden schaute.

 

„…“

 

Ihn dabei zu sehen, wie er sich selbst so fertig machte wegen dem kleinen Streit mit Mika, ließ ihr Lächeln langsam verschwinden und sie sah ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck an.

 

„…Ähm…Yuu-kun?“

 

Sagte Yoichi, der aufstand und vorsichtig auf ihn zuging.

 

„…Huh?“

 

Aus seinen Gedanken gerissen, sah Yuu ihn an.

 

„Sollen wir…den anderen helfen?“

„…Ja…“

 

Antwortete er leise, während er von ihm wegsah mit einem traurigen Blick.

 

„…Weißt du…“

 

Begann Yoichi mit einem Lächeln.

 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass…Mika-kun genauso besorgt ist wie wir es sind und…dass er, das was er gesagt hat, nicht wirklich ernst gemeint hat…“

„…“

„…I-Ich meine…“

 

Sagte er und sah nervös zu Boden.

 

„Es ist immerhin viel passiert…deshalb ist er wahrscheinlich einfach überfordert…mit der ganzen Situation, in der wir uns gerade befinden…und braucht nur etwas Zeit allein…um seinen Kopf frei zu bekommen…und…“

„Yoichi.“

 

Hörte er seinen Namen und sah ihn wieder an.

 

„Mir geht’s gut, mach dir keine Sorgen.“

 

Sagte Yuu, der ihn mit einem Lächeln im Gesicht ansah bevor er Shinoa anschaute und vorschlug:

 

„Wir sollten uns besser beeilen, sonst wird Kimizuki noch sauer auf uns.“

 

Shinoa nickte und nachdem sie Blicke mit Yoichi ausgetauscht hatten, verließen alle drei die Hütte.

 

 

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Den ganzen Morgen und Nachmittag waren sie damit beschäftigt auf dem Feld der Dorfbewohner und im Dorf selbst zu arbeiten.

 

Nachdem sie vor der Armee in Nagoya geflüchtet waren, fanden sie Unterschlupf in einem kleinen Dorf weit weg auf dem Land. Die Dorfbewohner hatten nicht viel, das sie ihnen anbieten konnten, aber sie wollten sie auch nicht wieder wegschicken. Um ihr Essen mussten sie sich selbst kümmern, aber sie hatten sich dazu bereit erklärt ihnen drei ihrer kleinen Hütten zu geben, die nach einigen kleinen Reparaturen bewohnbar waren.

 

Während Shinoa und Mitsuba eine Hütte für sich hatten, mussten sich Narumi, Yoichi und Kimizuki die zweite Hütte unter sich aufteilen, da es besser war, wenn Yuu eine Hütte für sich hatte, wenn der Dämon wieder von ihm Besitz ergreifen würde und da Mika nicht so viel zu schlafen brauchte, war er für gewöhnlich irgendwo allein nachts.

 

Als Gegenleistung dafür, musste die Gruppe den Dorfbewohnern dabei helfen die apokalyptischen Reiter abzuwehren, beschädigte Häuser zu reparieren und Feldarbeit zu verrichten.

 

Während Narumi, Kimizuki und Yuu einige Häuser reparierten, arbeiteten Yoichi, Mitsuba und Shinoa auf den Feldern außerhalb des Dorfes.

 

Nachdem Yuu zum zehnten Mal seine Arbeit vermasselt hatte, aufgrund von Konzentrationsproblemen, trug ihm Kimizuki Feldarbeit auf, da er die Dinge nur noch schlimmer machte, wenn er bei ihnen geblieben wäre.

 

Deshalb brauchten sie bis die Sonne begann unterzugehen, bis sie fertig mit ihrer Arbeit waren. Als es draußen dunkel wurde, aßen sie alle zu Abend und beschlossen dann für den Tag Schluss zu machen und gingen zu Bett, um am nächsten Morgen wieder früh aufstehen zu können.

 

Sogar Yuu ging mal früh zu Bett. Normalerweise würde er noch mit Mika reden bis er kaum noch die Augen offen halten konnte, aber dieses Mal war das natürlich nicht der Fall.

 

Nicht nur, weil sie sich am Morgen gestritten hatten, sondern auch, weil Mika für den Rest des Tages nicht wieder aufgetaucht war, nicht mal, als die Nacht hereinbrach. Da sie annahmen, dass er allein sein wollte und, dass er sich ziemlich gut selbst beschützen konnte, wenn es darauf ankam, suchten sie auch nicht nach ihm.

 

Und auch, wenn dieser Streit mit ihm ihn noch immer beschäftigte, schaffte Yuu es dennoch irgendwie einzuschlafen.

 

 

 

 

 

 

 

The demon in your heart

Als Yuu wieder die Augen öffnete, war er nicht mehr in seinem so genannten Schlafzimmer. Statt dem dunklen Zimmer, in dem er zuvor eingeschlafen war, befand er sich nun an einem Ort, den er nur zu gut kannte. Ein Ort, umgeben von nichts, als von einem Weiß, das fast blendete.

Das Einzige, das an diesem Ort existierte, war sein Schwert, das im Boden steckte und darauf…stand ein Junge mit lilanem Haar, den er auch nur zu gut kannte.

 

„Was ist, Asuramaru? Willst du wieder von mir Besitz ergreifen?“

 

Fragte Yuu scherzend, während er den Dämon direkt vor ihm ansah.

 

„Willst du, dass ich das tue?“

„Quatsch.“

 

Sagte er mit einem Lächeln.

 

„Einmal pro Tag ist mehr als genug, findest du nicht?“

„Oh? Stört es dich?“

 

Fragte der Dämon mit spottender Stimme.

 

„Oder könnte es sein, dass du es bereits bereust, dass du meinen Rat ignoriert hast, dieses verdammte Ding nicht aufzuheben und deine Menschlichkeit einfach so wegzuwerfen?“

„Nein.“

 

Entgegnete Yuu prompt mit ernstem Ton.

 

„Ich sagte es dir doch bereits. Solange ich meine Familie beschützen kann, kümmert es mich nicht, was mit mir passiert.“

„Egal was, huh? Also würdest du alles tun?“

„Natürlich.“

 

Antwortete er. Als er das hörte, erschien ein Grinsen auf Asuramaru’s Gesicht.

 

„Selbst, wenn es dich dein Leben kosten würde?“

„Ja. Wenn es darum geht sie zu beschützen, dann kümmert es mich nicht. Nicht einmal, wenn ich-“

 

Plötzlich schoss ihm ein Bild durch den Kopf. Das Bild von Mika, wie er vor ihm stand mit diesem tränenerfüllten Blick in seinen Augen. Als er sich an seinen verletzten Ausdruck in diesem Moment erinnerte, legte er eine Hand auf seine Wange und sah zu Boden, unfähig etwas zu sagen.

 

„Hmmm? Was ist, Yuu? Du hast den Satz nicht beendet.“

„…“

„Könnte es etwa sein, dass…du zögerst?“

 

Fragte der Dämon mit spottendem Ton in seiner Stimme.

 

„…“

 

Als er keine Antwort von ihm bekam, sprang Asuramaru von dem Schwert und kam ihm langsam näher, während Yuu immer noch zu Boden sah.

 

„Sagtest du nicht, du würdest alles tun? Du hast dich im Grunde damals in Nagoya selbst umgebracht, als du diese Pille geschluckt hast. Und du hast sogar diese Posaune aufgehoben, und den Dämon mit ausgestreckten Armen in deinem Herzen willkommen geheißen.“

 

Sagte er, und kam ihm dabei näher.

 

„…“

 

"Nichts konnte dich damals davon abhalten dich selbst zu opfern. Und nun zerbricht dein ungebrochener Entschluss in Stücke, nur, weil dein geliebter Freund dich geschlagen und ein paar harsche Worte zu dir gesagt hat? Ich dachte du wärst stärker.“

 

Merkte Asuramaru an, als er direkt vor ihm stand.

 

„…“

„Ich hab es dir gesagt, oder? Wenn du je schwankst, werde ich mir deinen Körper nehmen.“

„…“

„…Aber das würde keinen Spaß machen, hab ich Recht…Yuu-Chan?“

 

Fragte er, während sich seine Stimme in eine tiefere und vertraute veränderte. Als er seinen Spitznamen hörte, sah Yuu wieder auf und statt Asuramaru, sah er jemanden anderen direkt vor ihm stehen: Einen Jungen in seinem Alter mit blonden Haar und himmelblauen Augen, gekleidet in einer weißen Uniform.

 

„…Mi…ka?“

 

Fragte er und sah seinen Freund ungläubig an. Bevor er noch etwas anderes sagen, oder überhaupt reagieren konnte, packte der Junge Yuu plötzlich am Hals und warf ihn mit Kraft zu Boden und beugte sich über ihn.

 

„Was ist, Yuu-Chan? Warum schaust du denn so verängstigt? Ich will doch nur etwas von deinem Blut. Ich bin gerade ziemlich durstig, weißt du?“

 

Fragte er mit traurigem Gesichtsausdruck.

 

„…“

„‘Wann immer du Blut zu trinken brauchst, fühl dich frei das zu tun. ’ ,richtig’?“

„…“

„…Oder…hast du mich angelogen?“

 

Fragte der Junge mit spottender Stimme.

 

„N-nein! Ich hab nicht-“

 

Bevor er den Satz beenden konnte, zog sich der Griff um seinen Hals weiter zu und erschwerte es sogar zu Atmen.

 

„Doch, hast du. Tust du immer. Du hast mir versprochen mich in einen Menschen zurück zu verwandeln, erinnerst du dich? Aber, was hast du bis jetzt getan?“

„…“

„Ich leide, Yuu-Chan. Ich halt das nicht mehr aus. Und trotzdem…tust du nichts dagegen. Nichts…als mich nur noch mehr zu verletzen.“

„…Das…ist nicht…wahr…“

 

Schaffte Yuu zu sagen, trotz des festen Griffs um seinen Hals.

 

„Ist es. Du tust mir immer weh. Mit deinen Worten…deinen Taten…Denkst du je daran, wie ich mich fühle, wann immer du etwas sagst, oder tust?“

„…Tue…ich…“

„Nein, tust du nicht. Hast du nie. Sag mir, wer war es, der mich zum Sterben zurückgelassen hat? Der dafür verantwortlich ist, dass ich in einen Vampir verwandelt wurde?“

„…Hör…auf…“

„Und wer war noch gleich derjenige, der mich sogar noch mehr zu einem Monster machte?“

 

Fragte er spottend, während seine Augen sich langsam von himmelblau zu tiefrot färbten.

 

„Ja, richtig. Du warst das.“

„…Hör auf…“

„Ich wollte so sehr sterben. Ich wollte kein Vampir werden. Ich wünschte mir, dass der Schmerz und das Leid, den ich all diese Jahre ertragen musste, enden würden. Und als ich endlich die Chance dazu hatte…hast du mich nicht gelassen. Du wolltest, dass ich lebe. Es interessierte dich nicht, was ich wollte. Alles, was für dich zählte, war, dass du bekamst, was du wolltest, oder? Egal, wie sehr mich das letztendlich verletzt hat, richtig?“

„…Hör damit auf…“

„Und selbst jetzt…verletzt du mich weiter, ohne es zu verstehen. Sag es mir, Yuu-Chan.  Sag mir, warum du mich die ganze Zeit so verletzt.“

„…Hör endlich auf…“

 

Flehte er leise, während eine einzelne Träne seine Wange hinunterfloss.

 

„Aber ich will es wissen. Ich will wissen, warum ich so sehr leiden muss.“

„…Bitte…“

„Weißt du überhaupt….wie sehr es schmerzt…von der einzigen Person, die man noch auf dieser Welt hat, immer…und immer wieder verletzt zu werden?“

„…Hör auf…“

„Ich zeige es dir, Yuu-Chan. Ich lasse dich denselben Schmerz spüren, den ich die ganze Zeit ertragen muss dank dir…indem ich dein Blut trinke…bis du stirbst.“

„…“

„Hmmm? Warum bist du denn auf einmal so still? Oh, richtig. Du sagtest ja selbst, dass es dich nicht kümmert, ob du stirbst, oder?“

„…“

„Schätze dich glücklich. Ich werde dir deinen Todeswunsch erfüllen.“

„…“

„Gute Nacht, Yuu-Chan. Und süße Träume.“

 

Sagte er, während er ihn angrinste und seine Fangzähne dadurch sichtbar wurden.

 

Als er sah wie schnell der Junge sich zu ihm runterbeugte und dabei war seine Zähne in seinen Hals zu versenken, kniff Yuu die Augen zusammen.

 

„HÖR AUF!“

 

Schrie Yuu, und setzte sich dabei ruckartig auf und war wieder in seinem Bett. Schweißgebadet und schwer atmend, schaute er sich panisch um. Als er langsam realisierte, dass er wieder in der Hütte war, in der er zuvor eingeschlafen war, hielt er eine Hand vor sein Gesicht.

 

 

Beruhig dich, Yuu…Es war nur in Traum…nichts davon war real…

 

 

Nachdem er das in seinem Kopf immer und immer wieder wiederholte, wurde sein Atmen langsam wieder gleichmäßig und er beruhigte sich. Als er seine Hand wieder vom Gesicht nahm, begann plötzlich seine Wange zu schmerzen.

 

„…“

 

 

„YUU!“

 

 

„Genug…“

 

 

Er legte eine Hand auf seine Wange und flüsterte:

 

„…Autsch…“

 

 

 

I don't know what to do

Am nächsten Tag war Mika immer noch nirgendwo aufzufinden. Es war nicht so, dass sie sich um ihn hätten Sorgen machen müssen. Er war immerhin ein Vampir und somit viel stärker als irgendein Mensch und da die apokalyptischen Reiter nur an Menschen interessiert waren, konnte er ziemlich gut auf sich selbst aufpassen.

 

Nein, er war es nicht, um den sie sich Sorgen machten…es war Yuu.

 

Den ganzen Morgen schon verhielt er sich nicht wie sonst. Er war eher still, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war und die ganze Zeit schien er in Gedanken versunken zu sein. Und auch wenn er sonst derjenige war, der von ihnen am Meisten aß, hatte er kaum etwas gegessen. Hinzu kommt noch, dass er auch so ausschaute, als ob er die vorige Nacht kaum geschlafen hätte.

 

Jeder bemerkte, dass etwas nicht stimmte, aber wenn sie ihn danach fragten, sagte er nur, dass alles in Ordnung sei mit einem sichtbar erzwungenem Lächeln. Wohlwissend, dass er ihnen keine klare Antwort geben würde, egal wie oft sie fragten und da sie ohnehin schon wussten, was der Grund für sein Verhalten war, beschlossen sie fürs Erste zu belassen.

 

Als es Nachmittag wurde, verwandelte sich Yuu wieder in einen Dämon, so wie er es jeden Tag tat seit sie anfingen im Dorf zu leben.

Glücklicherweise übernahm der Dämon ihn immer um dieselbe Zeit, sodass sie schon im Vorhinein Vorkehrungen treffen konnten und ihn in einer verlassenen Hütte anketten konnten, die ihnen die Dorfbewohner im Voraus zur Verfügung gestellt hatten, da sowieso niemand darin lebte.

 

In letzter Zeit dauerte es über zwei Stunden bis er sich wieder zurückverwandelte, aber mit jedem Tag, der verging hielt die Verwandlung länger.

 

Normalerweise würde Mika ihn bewachen, bis er sich zurückverwandelte, während alle anderen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, aber dieses Mal, war das nicht der Fall.

 

Dieses Mal war kein Mika da, der auf ihn seit Stunden gewartet hatte, dass er zurückkommt, der ihn mit einem eher besorgten Gesichtsausdruck begrüßen würde, wegen seines momentanen Zustands, aber trotz dessen das Lächeln erwidern würde, das Yuu ihm schenken würde, als ein Zeichen der Entschuldigung ihm so viele Sorgen zu bereiten, der mit ihm für weitere Minuten redet bis sie die Zeit vergessen würden und die anderen anfingen sich Sorgen zu machen und nach ihnen schauen würden…

 

Als Yuu dieses Mal aufwachte…war er ganz allein.

 

Während er immer noch auf dem Boden saß und angekettet an der Wand war, wartete er für einige Minuten, bis er hörte wie sich die Tür zur Hütte öffnete. Aber es war nicht derjenige, der ihn sonst als erstes begrüßte.

 

„Yuu-san, hast dich bereits zurückverwandelt?“

 

Fragte Shinoa, während sie die Tür wieder hinter sich schloss.

 

„…Ja…“

 

Antwortete er mit leiser Stimme, während er nicht ihren Blick erwiderte und ins Leere starrte.

 

Nachdem sie seine Antwort gehört und gesehen hatte, dass seine Hörner, die normalerweise auf seinem Kopf erschienen, nicht da waren, kam Shinoa ihm näher, bis sie direkt vor ihm stand und kniete sich hin.

 

Beide schwiegen, als sie ihn von den Ketten befreite.

 

„So, sie sind ab.“

 

Sagte sie, nachdem sie die Ketten gelöst hatte und stand auf.

 

„Die anderen sind noch am Arbeiten. Sollen wir gehen und schauen wie weit sie sind?“

 

Fragte Shinoa, aber bekam keine Antwort von Yuu. Als sie ihn ansah, bemerkte sie einen gedankenverlorenen Blick in seinem Gesicht. Denselben, den sie und die anderen schon diesen Morgen an ihm gesehen hatten.

 

„…Yuu-san?“

„…Huh? Oh, tut mir Leid.“

 

Entschuldigte er sich und sah zu ihr auf.

 

„Was hast du gesagt?“

„Ich hab gefragt, ob wir zu den anderen gehen sollen, um zu sehen wie weit sie mit ihrer Arbeit sind.“

„Ja, lass uns gehen. Ich denke ich könnte ein wenig Arbeit jetzt gerade ziemlich gut gebrauchen und-“

„Oh, stimmt, hab ich ganz vergessen. Du hast ein paar Tage frei von jetzt an, also kein Arbeiten für dich.“

 

Unterbrach sie ihn.

 

„Was?! Warum?!“

 

Fragte Yuu und sah sie dabei ungläubig an.

 

„Naja, da es fast den ganzen Tag gestern dauerte die Reparaturarbeiten zu beenden, weil du ziemlich viel Mist gebaut hast, fanden wir, dass es besser ist, dich heute nichts anfassen zu lassen, das du möglicherweise zerbrechen könntest, oder das lebensbedrohlich sein könnte.“

 

Sagte sie scherzend und mit einem ihrer üblichen Lächeln.

 

„…“

 

Beschämt, sah Yuu von ihr weg.

 

„…Tut mir Leid…dass ich so eine Last bin.“

 

Als sie realisierte, dass sie ihm ein schlechtes Gewissen gemacht hatte, verschwand Shinoa’s Lächeln langsam.

 

“Bist du nicht. Wir…haben nur gedacht, dass dir eine Pause ganz gut tun könnte, da…du nicht du selbst zu sein scheinst in letzter Zeit.“

„…“

 

Als sie diesen gedankenverlorenen Blick wieder an ihm sah, kniete sie sich wieder vor ihn hin und fragte mit sanfter Stimme:

 

„Was ist los?“

„…Nichts. Ist alles in Ordnung.“

 

Entgegnete Yuu mit traurigem Gesichtsausdruck.

 

„Yuu-san.“

 

Als er sie seinen Namen mit ernster Stimme sagen hörte, sah er sie wieder an.

 

„Wir alle wissen, dass nichts in Ordnung ist, egal wie sehr du es zu verstecken versuchst.“

„..“

„…Willst du mir nicht sagen, was los ist?“

 

Fragte sie mit besorgtem Gesicht. Nachdem Yuu sie für einen kurzen Moment ansah, wand er wieder seinen Blick ab.

 

Shinoa seufzte, wohlwissend, dass es nicht einfach werden würde ihn dazu zu bewegen ihr zu sagen, was ihn beschäftigte. Sie stand auf und lehnte sich gegen die Betonwand neben ihn und fragte, während sie zu ihm hinübersah:

 

„Es ist wegen Mika-san, oder?“

 

Als er diese Fragte hörte, sah Yuu sie überrascht an. Als sie seinen Blick sah, wusste sie, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag.

 

„…Bingo, huh?“

 

Sagte sie mit einem Lächeln, bevor Yuu wieder von ihr weg sah.

 

„…“

 

Nachdem sie ihn für einige weitere Sekunden anschaute, sah Shinoa geradeaus und murmelte:

 

„…Dieser Streit von gestern macht dich wirklich fertig, was?“

 

Die Frage war nicht wirklich an Yuu gerichtet, da sie annahm, dass er ihr sowieso nichts erzählen würde, egal wie oft sie danach fragte. Sie hatte einfach nur laut gedacht, sonst nichts.

 

Sie dachte darüber nach ihn für eine Weile allein zu lassen, als sie ihn plötzlich mit leiser Stimme sagen hörte:

 

„…Wir haben uns noch nie zuvor gestritten…“

„Huh?“

 

Sagte Shinoa, während sie zu ihm hinübersah, total überrascht von dieser unerwarteten Antwort.

 

„…Er ist…normalerweise ziemlich gelassen bei allem. Als wir Kinder waren hat er immer versucht Probleme zu lösen, indem er seinen Kopf benutzte und nicht mit roher Gewalt…so wie ich.“

„…“

„…Und ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, dass er auf mich wegen irgendetwas sauer war…Es ist nicht seine Art so schnell in Rage zu geraten. Was immer ich gesagt hab…hat ihn wütend gemacht. Wütend genug, um…“

 

Er verstummte, als er sich an den Moment erinnerte, als Mika ihn geohrfeigt hatte.

 

„…Ich…weiß nicht mal, was ich zu ihm sagen soll, wenn ich ihn sehe…oder…ob er überhaupt mit mir reden will…“

„Natürlich will er das!“

 

Protestierte Shinoa, als sie sein trauriges Gesicht sah.

 

„Vielleicht nicht jetzt…aber ich bin mir sicher, dass, sobald er sich wieder beruhigt hat und beschließt wieder zurückzukommen, er dir nicht die kalte Schulter zeigen wird.“

„…Also…ist er immer noch nicht zurück, huh?“

 

Fragte Yuu mit leiser Stimme.

 

„Nein, wir haben heute Morgen nach ihm gesucht, aber…wir konnten ihn nirgends finden.“

 

Sagte sie mit traurigem Gesichtsausdruck.

 

„…Er muss jetzt wirklich einen Groll gegen mich hegen…“

 

Murmelte er, während er seine Knie zur Brust zog und seinen Kopf darauf legte.

 

„…Komm schon, ich denke nicht, dass er-“

„Er hat mich ‘Yuu’ genannt, Shinoa.“

„Und?“

„…Seit wir uns das erste Mal trafen, hat er mich nicht mal ein einziges Mal einfach nur ‘Yuu’ genannt…“

„…“

 

 

„Yuu-Chan.“

 

 

„…Er hasst mich…“

 

Flüsterte Yuu.

 

„Yuu-san, ich denke wirklich nicht, dass es so gemeint war. Er hat es wahrscheinlich nur aus Versehen gesagt.“

 

Sagte sie, aber bekam keine Antwort von ihm. Da in der Hiiragi-Familie aufzuwachsen nicht gerade Leute zu trösten lehrt, wusste Shinoa nicht ganz, was sie sonst zu ihm sagen sollte.

 

„M-mach dich deshalb nicht so fertig.“

 

Sagte sie nach einer Weile der Stille und versuchte ihn aufzuheitern.

 

„Wie Yoichi-san schon sagte, er war wahrscheinlich nur überfordert in diesem Moment und hat etwas überreagiert.“

„…“

„….Du solltest dir das nicht so sehr zu Herzen nehmen. Ich meine…er meinte wahscheinlich nicht mal die Hälfte von dem, was er gesagt hat wirklich ernst und-“

„Es kümmert mich nicht, was er gesagt hat.“

„…Huh?“

 

Sagte Shinoa und sah ihn überrascht an.

 

„…Es interessiert mich nicht, was Leute über mich denken. Ob sie mich mögen, oder nicht, ist nicht mein Problem. Wenn Mika denkt, dass ich selbstsüchtig bin, dann ist es halt so. Es kümmert mich nicht. Es ist nur…“

„Nur?“

 

Yuu schwieg für einen kurzen Moment, bis er in einer kaum hörbaren Stimme murmelte, während er seine Knie noch enger an seine Brust zog:

 

„…Er…sah so verletzt in diesem Moment aus…und…er hat sogar geweint…“

„…Was?“

 

Fragte sie ungläubig.

 

„…Ich…hab ihn zum Weinen gebracht, Shinoa…“

 

Sagte Yuu etwas lauter mit einer fast brechenden Stimme.

 

„Quatsch.“

 

Sagte Shinoa mit einem versichernden Lächeln.

 

„Du hast dir das bestimmt nur eingebildet.“

„…Nein, hab ich nicht…“

„Yuu-san. Ich hab ihn nicht weinen sehen. Es hat wahrscheinlich nur so ausgesehen, als ob-“

„Mika weint nie vor anderen.“

 

Unterbrach er sie.

 

„Er war schon immer so…selbst, als wir noch Kinder waren, hat er nie jemandem gezeigt, wenn er traurig war.“

„…“

„Damals hat er immer ein Lächeln aufgesetzt und mutig getan, um niemandem Sorgen zu bereiten. Er dachte er könnte jeden damit reinlegen…aber das hat er nicht. Egal, wie sehr er es versucht hat hinter einem Lächeln zu verstecken…Ich wusste immer, wenn es falsch war…wenn ihn was beschäftigte.

„…“

„…Ich war der einzige…der es bemerkte…“

 

Shinoa sah ihn für einige Sekunden an, und setzte sich dann direkt neben ihn.

 

„…Bist du sicher, dass du es nur einfach ‘bemerkt’ hast?“

 

Fragte sie, während sie geradeaus schaute.

 

„…Huh?“

„Denkst du nicht, dass es auch sein könnte, dass…er dich diese Seite von ihm hat absichtlich sehen lassen?“

 

Fragte Shinoa sanft und sah dabei zu ihm rüber. Als er das hörte, hob Yuu langsam seinen Kopf von seinen Knien und schaute sie an und sah, wie sie ihm ein warmes Lächeln schenkte.

 

„Vielleicht hat er gedacht, es wäre okay es dir, und nur dir, zu zeigen.“

„…“

„Nachdem wir hier nun schon seit ein paar Monaten leben, können wir alle mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er dir sehr vertraut und wie anders er sich dir gegenüber verhält, im Vergleich zu uns.“

„…“

„Weißt du, es wird gesagt, dass Vampire sich nicht um Menschen scheren. Dass das einzige, das sie am meisten interessiert Blut ist, aber…Mika-san ist anders. Er mag zwar ein Vampir sein, aber das, was ihm am meisten am Herzen liegt bist du und er versucht alles, um dich zu beschützen.“

„…“

„Das ist nicht etwas, was ein Vampir tun würde, Yuu-san. Das ist etwas, was ein Mensch tun würde.“

„…“

„Er hat es geschafft einen Teil seiner Menschlichkeit zu behalten…weil er dich hat. Weil er immer noch etwas hat in dieser Welt, das es wert ist einen Teil seiner Menschlichkeit zu behalten.“

„…“

„…Du bist ihm wichtig, Yuu-san, und er vertraut dir. Genug, um dich diese verletzliche Seite von ihm sehen zu lassen. Und das ist nicht etwas, das er so einfach wegwerfen würde wegen einem kleinen Streit, den er mit dir hatte, oder, weil du etwas gesagt hast, das ihn verärgert haben könnte.“

 

Nachdem er sie ansah und ihre Worte in sich einsinken lies, wandte er seinen Blick ab.

 

„…Denkst du das wirklich?“

 

Fragte er leise.

 

„Natürlich tue ich das. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er heute Abend, oder spätestens morgen früh wieder zurück ist. Und bis dahin…“

 

Sagte Shinoa, stand auf und brachte Yuu dazu sie wieder anzusehen.

 

„Gehen wir nachsehen, wie weit die anderen gekommen sind und holen uns was zu Essen.“

 

Fügte sie hinzu, während sie die Hand nach ihm ausstreckte mit einem Lächeln im Gesicht. Yuu sah sie für einige weitere Sekunden an, bis ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien und er mit leiser Stimme antwortete, während  er ihre Hand ergriff:

 

„…Ja.“

 

 

 

 

 

Dilemma

Aber Shinoa irrte sich.

 

Mika kam an diesem Abend nicht zurück, und auch nicht am Morgen des nächsten Tages. Er blieb verschwunden…und das machte Yuu noch mehr zu schaffen.

 

Er hatte wieder diesen Morgen kaum etwas gegessen und er versuchte nicht mal mehr so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre mit einem erzwungenem Lächeln auf dem Gesicht. Genau genommen: Er lächelte überhaupt nicht mehr.

 

Alle versuchten ihn aufzuheitern, sogar Kimizuki, aber ohne Erfolg. Den ganzen Morgen schien er geistesabwesend und sehr in Gedanken versunken zu sein. Er verkroch sich sogar in seiner Hütte, und sagte, dass er etwas schlafen wolle, bis Asuramaru wieder von ihm Besitz ergreift, aber jeder wusste, dass das wahrscheinlich nur ein Versuch war, ihnen nicht noch mehr Sorgen zu bereiten.

 

Erst als es Nachmittag wurde, kam er wieder aus der Hütte raus und hatte sichtlich überhaupt nicht geschlafen. Da es Zeit wurde, dass sein Dämon ihn wieder übernahm, ketteten Shinoa und Mitsuba ihn wieder in der verlassenen Hüte an, aber seltsamerweise…passierte dieses Mal nichts. Sie warteten eine kleine Weile länger, da es möglich war, dass der Dämon versuchte sie reinzulegen, aber sogar nachdem die zwei Stunden, in denen er besessen sein sollte, um waren, blieb Yuu immer noch ein Mensch.

 

Offensichtlich war sein Körper viel zu schwach im Moment um überhaupt übernommen zu werden. Wenn Asuramaru es dennoch auf Dauer versucht hätte, wäre Yuu nicht dazu im Stande gewesen, das auszuhalten und hätte sogar als Folge davon sterben können, und da der Dämon keinen Wirt mehr gehabt hätte, konnte er das nicht riskieren.

 

Aber auch wenn Asuramaru für den Moment aufgegeben hatte, war es immer noch besser mit einem besessenen Yuu umzugehen, als mit seinem momentanen Ich.

 

Nachdem sie ihm die Ketten abgenommen hatten, ging er zurück zu seiner eigenen Hütte und sagte wieder, dass er sich etwas ausruhen wollte. Und auch wenn sie wussten, dass er log…fiel ihnen einfach kein Weg ein, um ihm zu helfen.

 

Glücklicherweise konnten sie ihre Arbeit erledigen bis die Sonne dabei war unterzugehen. Während die anderen Abendessen vorbereiten wollten, gingen Shinoa und Yoichi zu der Hütte, die Yuu gehörte, da sie wollten, dass er wenigstens etwas isst.

 

Als sie eintraten, fanden sie Yuu zugedeckt in seinem Bett vor. Aber auch wenn er versuchte so zu tun, als ob er schlief, wussten sie, dass er es nicht tat.

 

Sie gingen auf sein Bett zu, bis sie kurz davor standen.

 

„…Yuu-san?“

 

Fragte Shinoa vorsichtig, da sie ihn nicht erschrecken wollte.

 

„Es ist fast Abend. Willst du nicht raus kommen?“

„…Nein…“

 

Antwortete er leise, und immer noch zugedeckt.

 

„Aber du kannst doch nicht den ganzen Tag im Bett bleiben…“

„…“

„…Wie wäre es, wenn wir dir etwas kochen?“

 

Schlug sie mit einem Lächeln vor.

 

„…Ich bin nicht hungrig…“

„Aber du hast gar nichts gegessen…“

„…Ich hab diesen Morgen gegessen…“

„Du kannst eine kleine Scheibe Brot wohl kaum als richtiges Mahl bezeichnen…“

„…“

 

Als sie von ihm keine Antwort mehr bekamen, tauschten Shinoa und Yoichi Blicke aus, bevor Yoichi fragte, während er ihn ansah:

 

„Yuu-kun…können wir denn nichts für dich tun?“

„…“

„Hör mal…wir wissen, dass…es dich traurig macht, dass Mika-kun noch nicht zurückgekehrt ist, aber…“

 

Er hielt inne mitten im Satz und versuchte die richtigen Worte zu finden. Als sie das bemerkte, legte Shinoa eine Hand auf seine Schulter und fuhr fort:

 

„Dich in dieser Hütte zu verkriechen ist auch keine Lösung…“

„..“

„Wenn Mika-san zurück kommt und dich so sieht wird er sich Sorgen machen.“

„…Er wird nicht zurückkommen…“

 

Murmelte Yuu.

 

„Ach was, er-“

„Er hasst mich…“

„Nein, tut er nicht. Wie ich bereits sagte-“

„Ich hab ihn verletzt, Shinoa!“

 

Schrie er, und brachte die beiden zum Zusammenzucken mit seiner plötzlich erhobenen Stimme.

 

„…Ich hab ihn verdammt noch mal verletzt…“

 

Wiederholte Yuu in einer leiseren Stimme.

 

„…so sehr, dass er geweint hat…“

„…Yuu-kun…“

 

Sagte Yoichi, geschockt seinen sonst so sorglosen und lächelnden Freund so zu sehen.

 

„Yuu-san. Mach dich deswegen nicht so fertig.“

 

Sagte Shinoa mit ernstem Ton in ihrer Stimme.

 

„…Aber-“

„Kein ‘aber’.“

 

Unterbrach sie ihn.

 

„Mal angenommen du hast ihn wirklich verletzt und ihn zum Weinen gebracht. Ich denke nicht, dass Mika-san dich nur deswegen hassen würde.“

„…“

„Shinoa-Chan hat Recht. Wenn du einen Fehler begangen hast…dann entschuldige dich bei ihm, wenn er wieder zurück ist. Ich bin mir sicher, dass er dir vergeben wird.“

 

Sagte Yoichi mit einem Lächeln.

 

„…“

„Schau mal…gerade jetzt machen wir uns wirklich ernsthafte Sorgen um dich, wenn du dich so sehr verkriechst und wir wollen dir wirklich gerne helfen…aber wir wissen nicht wie.“

„…“

„Yuu-kun…gibt es denn nicht irgendetwas, was wir für dich tun können?“

 

Fragte er besorgt. Yuu schwieg für eine kurze Weile, bis er endlich mit leiser Stimme antwortete:

 

„…Nein. Lasst…mich einfach für eine Weile allein…okay?“

 

Als sie das hörten, sahen sie sich einander traurig an. Wohlwissend, dass es nichts gab, was sie für ihn in diesem Moment tun konnten und die Tatsache, dass Yuu allein gelassen werden wollte, verließen sie die Hütte und gingen zu den anderen, die in der Hütte warteten, in der sie für gewöhnlich aßen, um zu bereden, was sie als nächstes wegen ihm machen sollten.

 

„Wie geht’s ihm?“

 

Fragte Mitsuba, während sie auf einen Stuhl am Tisch saß, mit besorgtem Gesichtsausdruck, der selten an ihr zu sehen war, als Shinoa und Yoichi eintraten. Als Antwort, schüttelte Shinoa ihren Kopf, bevor sie sagte:

 

„Nicht gut. Er will weder was essen, noch will er überhaupt sein Bett verlassen.“

„Gibt es denn nichts, dass wir für ihn tun könnten? Er kann immerhin nicht für immer so bleiben.“

 

Sagte Narumi, der gegenüber von Mitsuba saß. Ebenfalls mit besorgtem Gesicht.

 

„Wir haben ihn das Gleiche gefragt, aber…er sagte nur, dass er für eine Weile allein sein will…“

 

Antwortete Yoichi mit einer traurig klingenden Stimme, und brachte Kimizuki, Mitsuba und Narumi dazu ihn geschockt anzusehen.

 

„…Ich schätze…es gibt nichts, dass wir tun können…außer abzuwarten…“

 

Sagte Shinoa leise, während sie zu Boden sah. Als die anderen das hörte, schwiegen sie, beschämt über ihre Machtlosigkeit ihrem Freund zu helfen.

 

Nach einem kurzen Moment der Stille, bemerkte Narumi aus dem Augenwinkel heraus, dass Kimizuki zur Tür ging und dabei war nach draußen zu gehen und fragte:

 

„Wo willst du hin?“

 

Die Frage ließ jeden Kimizuki anschauen.

 

„Wohin wohl? Ich Gehe den Einzigen suchen, der in der Lage ist uns von diesem depressiven Idioten zu befreien.“

 

Antwortete er, während er die Tür öffnete.

 

„Warte mal. Du hast doch nicht ernsthaft vor Mika-san zu suchen, oder?!“

 

Fragte Shinoa mit überraschtem Gesicht und ging einen Schritt auf ihn zu.

 

„Hast du ne‘ bessere Idee? Du sagtest selbst, dass es nichts gibt, was wir im Moment tun können.“

„Ja, aber-“

„Shinoa.“

 

Unterbrach Kimizuki sie mit ernster Stimme.

 

„Dieser Idiot wird sich zu Tode hungern, wenn wir nicht bald etwas unternehmen. Und ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, der es bemerkt hat, aber offensichtlich scheint es so, dass er auch nicht mehr genug Schlaf nachts bekommen würde. Er ist so schwach im Moment, dass nicht mal mehr sein Dämon von ihm Besitz ergreifen will, weil sein Körper das nicht lange aushalten würde.“

„…“

„Er ist der Einzige, der ihm jetzt noch helfen kann.“

 

Sagte er und sah ihr dabei in die Augen. Nachdem sie ihn für einen kurzen Moment schweigend ansah und sich an Yuu’s trauriges Gesicht am Tag zuvor erinnerte, als sie über Mika geredet haben, seufzte sie.

 

„Na gut.“

 

Sagte sie.

 

„Aber wie willst du ihn finden? Er könnte gerade überall sein.“

„Ich denke nicht, dass er allzu weit weg ist.“

 

Trat Mitsuba in die Unterhaltung mit ein und stand auf.

 

„Sie hat Recht.“

 

Stimmte ihr Narumi zu.

 

„Nicht nur könnte er von der Armee oder den Vampiren gefangen genommen werden…früher oder später muss er Blut trinken, und da unser Yuu hier der Einzige zu sein scheint, von dem er einverstanden ist zu trinken…bezweifele ich, dass er so dumm wäre ganz allein so weit weg zu gehen.“

„Um ehrlich zu sein denke ich, dass die Suche unser kleinstes Problem ist.“

 

Sagte Kimizuki.

 

„Ich mache mir mehr Sorgen darüber, wie wir ihn dazu bewegen wollen wieder zurückzukommen. Dieser Kerl kann uns immerhin nicht ausstehen. Es würde mich nicht überraschen, wenn er uns noch nicht mal zuhören will.“

 

Als sie sich daran erinnerten wie abweisend Mika sich ihnen immer gegenüber verhielt, verfielen sie wieder ins Schweigen.

 

„I-Ich bin mir sicher, dass er uns zuhören wird. Ich meine…Wenn wir ihm erzählen, dass es Yuu-kun nicht gut geht, wird er sicherlich zurückkommen. Sie sind immerhin eine Familie…und ich denke nicht, dass er ihn so einfach im Stich lassen würde…“

 

Sagte Yoichi nach einer Weile und unterbrach die Stille und versuchte ihnen Hoffnung zu machen.

 

„Wir müssen es einfach versuchen. Und wenn wir scheitern….versuchen wir es nochmal. Yuu-san ist unser Freund, wir können ihn auch nicht im Stich lassen, auf keinen Fall.“

 

Sagte Shinoa entschlossen, während sie jeden ansah.

 

„Das Wichtigste zuerst. Wir müssen ihn finden. Wenn wir das haben, werden wir ihm erzählen, was hier gerade los ist und, dass er zurückkommen muss, sonst tut sich Yuu-san nur noch mehr selbst weh. Wenn er dann immer noch nicht zurückkommen will…Nein. Ich bin mir sicher, dass er es wird. Wir müssen dafür sorgen. Für Yuu-san…“

„Alles klar.“

 

Sagte Kimizuki mit einem Lächeln.

 

„Wir haben immer noch etwas Zeit bis es dunkel wird. Wenn wir ihn bis dahin nicht gefunden haben, machen wir morgen weiter, da die Wahrscheinlichkeit, Vampiren zu begegnen nachts höher ist und ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen will.“

„Eine letzte Frage.“

 

Sagte Narumi, der eben falls aufstand und ihn ansah.

 

„Wie hast du vor ihn zu finden? Ich bezweifele, dass er zu kommen wird, wenn wir nach ihm rufen.“

„Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Das Einzige, das wir machen können ist einfach überall zu suchen. Und wenn wir ihn dann immer noch nicht finden können…müssen wir andere Mittel benutzen. Selbst wenn wir ihn mit Blut herauslocken müssen. Er ist anders als andere Vampire, so viel kann ich sagen, aber selbst wenn…er muss dennoch auf Menschenblut reagieren, erst recht, wenn er seit einer Weile keins getrunken hat.“

„Du…würdest wirklich so weit gehen?“

 

Fragte Yoichi zögerlich.

 

„Wenn es keinen anderen Weg gibt. Aber ich denke nicht, dass wir diese Methode benutzen müssen. Er ist wahrscheinlich an einem ruhigen Ort, wo er sich sicher ist, dass niemand ihn dort finden wird und ich bezweifele sehr, dass er vor uns wegrennen wird. Wie du schon sagtest, wenn wir ihm erzählen, dass es Yuu ziemlich schlecht zurzeit geht, wette ich, dass er zurückrennen wird bevor wir überhaupt zu Ende geredet haben.“

„Sind wir endlich fertig? Ansonsten stehen wir hier noch bis Mitternacht.“

 

Wandte Mitsuba ein.

 

„Ja, lasst uns gehen.“

 

Sagte Shinoa, woraufhin jeder nickte, bevor sie aus der Hütte rausgingen um nach Mika zu suchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Confrontation

Es war bereits später Nachmittag und Mika saß auf einer Lichtung, irgendwo abseits des Dorfes, in dem er und Yuu und sein Team nun für Monate lebten.

Es sind drei Tage vergangen seit er und Yuu nicht miteinander geredet haben.

 

Nach ihrem Streit in der Hütte, war Mika für einige Zeit ziellos umhergeirrt bis er diesen Ort gefunden hatte. Eine Lichtung, die etwas weiter weg vom Dorf lag, die man nur erreichen konnte, indem man einen Wald durchquerte und den verstecken Pfad fand, der dorthin führte.

 

Seit er dort angekommen war, hatte Mika niemanden gesehen, deshalb war anzunehmen, dass auch niemand von diesem Ort wusste. Die meisten Menschen mieden wahrscheinlich den Wald, da es immerhin einfacher für Vampire war sie darin anzugreifen.

Nicht, dass es Mika etwas ausmachte. Es war eigentlich recht angenehm dort. Er wurde nicht von etwas, oder jemandem belästigt und es sah nicht mal so aus, als ob irgendjemand schon mal einen Fuß dorthin gesetzt hatte, unberührt von Menschen. Und auch der Ausblick bei Nacht…war mehr als atemberaubend.

 

Es war wahrlich ein Garten Edens.

 

Aber auch wenn es friedlich war…konnte er absolut keine Ruhe finden. Egal wie sehr er es versuchte sich abzulenken…der Streit mit Yuu beschäftigte ihn noch immer.

 

 

Ich frage mich, was Yuu-Chan gerade macht…und ob er…sauer auf mich ist…wegen dem, was ich gesagt hab…

 

 

„Es kümmert dich nicht, solange du das bekommst, was du willst, oder?“

 

 

…Ich meinte das nicht so. Ich…war einfach nur so wütend in diesem Moment wegen dem, was er gesagt hat.

 

 

„Es kümmert mich nicht, ob ich sterbe.“

 

 

…Vielleicht kümmert dich das nicht…aber mich schon…Hast du eigentlich darüber nachgedacht wie ich mich gefühlt hab, als du das sagtest? Wie verzweifelt ich mich in diesem Moment gefühlt hab? Ich denke nicht…

 

 

„Dann bin ich halt selbstsüchtig, mir egal! Denk doch von mir, was du willst!“

 

 

…Ich denke nicht, dass du selbstsüchtig bist…du bist gütig. Die gütigste Person, die ich je kannte. Es ist nur…manchmal bist du so besessen davon andere beschützen zu wollen, dass du den Blick darüber verlierst, wie andere darüber denken…Dass es niemanden glücklich machen würde, wenn du dein Leben einfach so wegwerfen würdest…Dass es selbstsüchtig ist…andere beschützen zu wollen, selbst auf Kosten deines Lebens…ohne darüber nachzudenken, wie andere sich fühlen würden, wenn sie wüssten, dass du für sie gestorben bist…wie groß diese Last ist…damit leben zu müssen…

 

…Erinnerst du nicht daran wie du dich gefühlt hast als ich im Grunde genommen für dich damals gestorben bin? Warum willst du nicht verstehen, dass andere dasselbe fühlen würden, wenn du für sie sterben würdest?

 

…Auch wenn…ich genauso bin. Wenn es für dich ist…würde ich auch mein Leben geben. Weil…mein Leben ohne dich bedeutungslos wäre.

 

 

Ein kleines Kichern entwich seinen Lippen.

 

Ich schätze…ich will einfach nur nicht, dass du wie ich bist.

 

Ich denke auch nicht darüber nach, wie es sich für dich anfühlen würde, wenn ich für dich ein zweites Mal sterben würde.

 

Ich denke nur daran…wie sehr ich dich nicht verlieren will…

Genau wie du nur daran denkst, wie sehr du niemanden verlieren willst…

 

Es kümmert mich nicht…ob du willst, dass ich lebe, weil der Gedanke, dich zu verlieren und ohne dich leben zu müssen, mir mehr Angst macht, als alles andere…

Genau wie es dich nicht kümmert, ob ich will, dass du lebst, weil jemand wichtigen zu verlieren dir wahrscheinlich genauso viel Angst macht wie mir…

 

Wir sind uns ziemlich ähnlich…und, weil ich den Gedanken daran nicht mag, hab ich dich verletzt…Ich hab so schreckliche Dinge zu dir gesagt…und dich sogar geschlagen…

 

…Du musst mich jetzt hassen…

 

Es tut mir Leid, Yuu-Chan…Es tut mir Leid…

 

Vielleicht wäre es besser, wenn…wir uns nicht wiedersehen. Du brauchst mich nicht. Du braucht niemanden in deinem Leben, der dich verletzt…

 

Ich sollte einfach-

 

 

Seine Gedanken wurden unterbrochen als er plötzlich Fußschritte hinter sich hören konnte, die langsam näher kamen.

 

„Also hier hast du dich die ganze Zeit über versteckt.“

 

Sagte Kimizuki, der ein paar Meter hinter ihm stand.

 

„Was willst du?“

 

Fragte Mika kalt, ohne sich umzudrehen.

 

„Dass du mit uns zurück zum Dorf kommst.“

„…Will nicht…“

 

Entgegnete er leise.

 

„Du musst. Yuu geht es ziemlich dreckig, seit du verschwunden bist.“

 

Als er das hörte, riss Mika die Augen geschockt auf.

 

 

…Wegen mir?

 

 

„Wenn du nicht zurückkommst, fürchte ich, dass sein Zustand sich noch mehr verschlechtern wird.“

 

Fuhr Kimizuki fort und hoffte ihn zu überzeugen, zu Yuu zurückzugehen.

 

„…“

„Wir haben alles versucht, aber ohne Erfolg. Du bist der Einzige, der-“

„Nein.“

 

Unterbrach er ihn.

 

„Huh?“

„Ich werde nicht zurückgehen.“

 

 

Ich würde ihm nur noch mehr wehtun…

 

 

„Was?!“

 

Schrie Kimizuki ihn an und konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte.

 

„Hast du überhaupt zugehört?! Er braucht dich gerade jetzt!“

„…Tut er nicht. Er hat euch, oder? Ich werde nicht mehr gebraucht…“

„Ist das dein verdammter Ernst?! Das ist jetzt nicht die Zeit für Selbst-Hass!“

„…Lass mich allein…“

 

Bevor Kimizuki noch etwas sagen konnte, hörte er Stimmen von hinten. Offensichtlich hatten Mitsuba und Narumi sie endlich gefunden.

 

„Hier…seit ihr…“

 

Sagte Mitsuba, schwer atmend von zu vielem Rennen, als sie sie erreichten.

 

„Also…hast du ihn gefunden, was?“

 

Fragte Narumi, der sichtlich weniger erschöpft war, als sie.

 

„Ja, aber er will nicht zurückkommen.“

„Was?!“

 

Riefen beide im Chor.

 

„Hey, Vampir!“

 

Schrie Mitsuba und ging auf Mika zu.

 

„Ist dir eigentlich klar, dass Yuu sterben wird, wenn du nicht zurückkommst?!“

„…“

„Willst du die Ewigkeit mit der Schuld verbringen für seinen Tod verantwortlich zu sein?!“

„Hey, Mitsuba, beruhig dich.“

 

Versuchte Narumi sie zu beschwichtigen, da einen Vampir wütend zu machen nicht gerade die beste Idee war.

 

„Nein, werde ich nicht! Yuu ist unser Freund! Ich werde ihn nicht so einfach sterben lassen! Und wenn er nicht mit uns zurückkommen will, dann zwing ich ihn dazu!“

 

Sagte sie wütend, während sie Tenjiryū zog und war dabei einen Kampf mit Mika anzufangen.

 

„Mitsuba! Wir sind nicht hier um-“

 

Begann Kimizuki, aber stoppte mitten im Satz, als Mika plötzlich aufstand und sich zu ihnen umdrehte, während er langsam sein Schwert zog und sie mit einem eisigen Blick ansah, der klar machte, dass er es ernst meinte.

 

 

Scheiße! Wenn das so weitergeht, werden sie wirklich noch kämpfen und ich denke nicht, dass das gut ausgehen wird. Wir müssen etwas unternehmen bevor-

 

 

Bevor irgendeiner von ihnen überhaupt reagieren konnte, verschwand Mika im Bruchteil einer Sekunde und tauchte wieder direkt vor Mitsuba auf. Mika nutzte ihre langsame Reaktionszeit um sein Schwert zu schwingen und ihr Tenjiryū aus der Hand zu schlagen und schleuderte es ein paar Meter weg und hielt ihr sein Schwert an den Hals.

 

„Geht. Jetzt.“

 

Sagte er mit befehlender Stimme und sah dabei jeden von ihnen an.

 

„…Kommt schon, lasst uns gehen. Es ist sowieso sinnlos zu versuchen ihn dazu zu bewegen mit uns mitzukommen. Also lasst uns zurückgehen.“

 

Schlug Kimizuki vor, während er Mika ansah und ihm damit signalisierte, dass sie ihn allein lassen würden. Sekunden später, steckte er sein Schwert wieder in die Scheide zurück und Mitsuba atmete tief durch, obwohl sie nicht einmal bemerkt hatte, dass sie den Atem bis dahin angehalten hatte.

 

Während die drei zurück zum Wald gingen um wieder zum Dorf zu gelangen, hielt Kimizuki an und drehte sich zu Mika um.

 

„Weißt du, du bist nicht der Einzige, dem sein Gerede langsam reicht.“

„…“

„Dieses ganze Gequatsche von bereit sein zu sterben für uns geht mir jetzt schon seit einer ganzen Weile auf die Nerven. Und ich bin mir sicher, dass ich da nicht der Einzige bin.“

„…“

„Wenn du ihm dafür in diesem Moment nicht eine gescheuert hättest, hätte ich es getan.“

„…“

„Wir wissen, wie du dich fühlst. Denke nicht, dass wir uns nicht genauso viele Sorgen um ihm machen würden wie du.“

 

Er sah ihn noch für einige Sekunden an, nachdem er das gesagt hatte, bevor Mika sich umdrehte und sich wieder hinsetzte, während Kimizuki den anderen, ins Dorf zurück, folgte.

 

 

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Nach ungefähr einer halben Stunde kehrten sie ins Dorf zurück, wo Shinoa und Yoichi auf sie warteten. Sie fanden sie vor Yuu’s Hütte, zusammen mit Yuu, der davor saß mit seinem Kopf auf den Knien.

 

„Ihr seid zurück!“

 

Rief Shinoa, die von ihrer knienden Position aufstand und ihre drei Freunde ansah.

 

„Habt ihr ihn gefunden?“

 

Fragte sie aufgeregt.

 

„Ja, haben wir, aber…“

 

Begann Mitsuba, aber verstummte, während sie beschämt den Blick abwand.

 

„ ‘Aber’, was?“

„Er wollte nicht mit uns mitkommen.“

 

Antwortete Narumi.

 

„Was? Warum?“

 

Fragte Shinoa verzweifelt.

 

„Weiß nicht. Er sagte etwas von, dass Yuu uns hätte und ihn nicht mehr bräuchte. Und dann hat er uns gesagt, dass wir ihn allein lassen sollen.“

 

Erklärte Kimizuki, wobei er den ‘Kampf’zwischen Mika und Mitsuba absichtlich ausließ, da es weitaus Wichtigeres zu diskutieren gab im Moment.

 

„…Wie geht’s ihm?“

 

Fragte Mitsuba besorgt, während sie zu Yuu sah.

 

„Sogar noch schlechter als gestern.“

 

Sagte Yoichi, der neben ihm saß.

 

„Ich denke nicht, dass er überhaupt letzte Nacht geschlafen hat…aber stattdessen hier die ganze Zeit gesessen hat…“

„Er will nicht mal mehr mit uns reden…und er hat auch heute noch nichts gegessen.“

 

Fügte Shinoa mit traurigem Gesichtsausdruck hinzu.

 

„…Es gibt wirklich…nichts, das wir tun können, oder?“

 

Murmelte Mitsuba und sah dabei zu Boden.

 

Jeder von ihnen schwieg für eine Weile und dachte über einen anderen Weg nach ihm zu helfen, aber es fiel ihnen nichts ein.

 

Als sie ihre Kameraden anschaute und ihre verzweifelten und besorgten Gesichter sah, ballte Shinoa ihre Fäuste zusammen.

 

„Kimizuki-san, Mi-chan, Narumi-san, Yoichi-san. Ihr wartet hier und passt auf Yuu-san auf.“

 

Sagte sie entschlossen.

 

„Was hast du vor?“

 

Fragte Kimizuki, während er sie ansah.

 

„Ich werde Mika-san zurückbringen.“

„Was? Gib es auf, dieser Kerl wird dir nicht mal zuhören.“

„Oh, ich werde ihn dazu bringen mir zuzuhören.“

„Shinoa, das ist doch sinnlos.“

 

Wandte Narumi ein.

 

„Und du solltest nicht allein gehen. Ich denke nicht, dass er dich verletzten wird, aber es ist ein weiter Weg bis dorthin.“

„Ist schon in Ordnung. Ich bin immerhin die Truppenführerin. Und es liegt in meiner Verantwortung auf meine Kameraden aufzupassen und ich werde keinen von ihnen im Stich lassen…“

„Shinoa…“

 

Sagte Mitsuba bewundernd.

 

„Und außerdem…muss jemand auf Yuu-san aufpassen, richtig? Macht euch keine Sorgen, ich werde sofort wieder zurück sein und…“

 

Sie verstummte plötzlich und fragte mit überraschten Gesichtsausdruck:

 

„Wartet mal. Wo ist Yoichi-san?!“

„Wovon redest du, er ist genau-“

 

Begann Kimizuki, während er auf die Stelle neben Yuu zeigte, wo Yoichi noch vor einem Moment gesessen hatte, aber stoppte im Satz, als er bemerkte, dass er nicht mehr dort war.

 

„Was?! Er war gerade eben noch hier!“

„Yoichi!“

 

Rief Mitsuba nach ihm.

 

„Verdammt, wie hat der Kerl es überhaupt geschafft einfach so zu verschwinden, ohne, dass wir es bemerkten?“

 

Fragte sich Narumi.

 

„Viel wichtiger: Wo ist er hin?“

 

Fragte ihn Kimizuki.

 

Plötzlich kam Shinoa eine Idee, was die Antwort auf diese Frage sein könnte:

 

„Sag mir nicht, dass er…?!“

 

I'm always coming back to you

Die Sonne war gerade dabei langsam unterzugehen, während Mika immer noch auf der Lichtung, wo Kimizuki und die anderen ihn zurückgelassen hatten, saß, und darüber nachdachte, was sie ihm erzählt hatten.

 

 

„Wenn du nicht zurückkommst, fürchte ich, dass sein Zustand sich noch mehr verschlechtern wird.“

 

 

…Ich kann nicht. Wenn ich zurückgehe, würde ich ihn nur noch mehr verletzen. Und außerdem…hat er diese Menschen…warum sollte er mich denn noch brauchen? Jemanden, der ihn nur verletzt?

…Es ist besser so…für ihn.

 

 

Plötzlich konnte er Fußschritte hören, die ihm zögerlich näherkamen. Mika seufzte genervt, bevor er sich umdrehte und mit wütender Stimme sagte:

 

„Ich hab euch doch gesagt, dass-“

 

Er stoppte mitten im Satz, als er bemerkte, dass es nicht einer der Menschen von vorher war. Stattdessen sah er einen Jungen, in etwas seinem Alter, mit braunen Haaren, der aufgrund seiner erhobenen Stimme leicht zusammenzuckte und anhielt, während er ihn sowohl verwirrt, als auch leicht verängstigt ansah.

 

„…“

 

 

…Der Junge mit dem Bogen, was?

 

 

„…Lass mich allein…“

 

Sagte Mika leise, während er sich wieder umdrehte.

 

Wenn es einer der anderen Menschen gewesen wäre, hätte er sie bereits davongejagt.

 

Wann immer Shinoa und die anderen bei ihm waren, fühlte er sich angespannt und unwohl.

 

Es war nicht so, dass sich seine Meinung von ihnen überhaupt nicht geändert hätte seit sie angefangen haben dort zu leben. Wenigstens dachte er nicht mehr, dass sie Yuu nur für eigenen Zwecke benutzen wollten, so viel hatten sie bewiesen, aber trotzdem…Sie hatten nichts mit ihm zu tun. Sie waren nicht seine Freunde, erst recht nicht seine Familie und er hatte auch nicht vor sie je als solche zu sehen. Also warum sich damit rumärgern etwas mit ihnen zu unternehmen, oder sogar sich bemühen sich ihre Namen zu merken?

 

Alles, was sie taten war sowieso ihn nur zu nerven…alle von ihnen. Außer Yoichi.

 

Alles, was er tat, war lächeln und freundlich und ruhig zu sein. Mika fand ihn überhaupt nicht nervig, wenn schon…dann fand er ihn eher irritierend. Aber er war der einzige der Gruppe, den er ausstehen konnte, oder wenigstens etwas.

 

„Willst du nicht langsam mal gehen?“

 

Fragte er nach einer Weile der Stille, während er geradeaus sah, als er immer noch die Präsenz des Jungen hinter sich spüren konnte.

 

„N-nur, wenn du mit m-mir kommst.“

 

Sagte Yoichi nervös, der ein paar Meter hinter ihm im Grass saß.

 

„Du bis echt hartnäckig, oder?“

„N-naja-“

„Du verschwendest hier nur deine Zeit. Ich werde nicht zurückgehen.“

„A-aber Yuu-kun braucht dich gerade!“

 

Sagte er etwas enthusiastischer als vorher, entschlossen ihn davon zu überzeugen, mit ihm zurückzugehen.

 

„…Er braucht niemanden wie mich…“

 

Sagte Mika mit leiser und trauriger Stimme.

 

„Natürlich tut er das! Ich meine…er macht sich selbst so fertig wegen eurem Streit…ich hab ihn noch nie zuvor so traurig gesehen…“

 

Sagte Yoichi und sah dabei zu Boden mit traurigem Gesichtsausdruck.

 

„Siehst du? Warum sollte er jemanden brauchen, der ihn so sehr verletzt?“

„Huh?“

 

Er sah ihn wieder an.

 

„Nein, so ist es überhaupt nicht. Er…fühlt sich schlecht, weil er denkt er hätte dich verletzt…“

„Warum sollte er das denken?“

 

Fragte Mika mit leichtem Lachen.

 

„Weil du geweint hast.“

„Huh?“

 

Sagte er, während er sich umdrehte und ihn überrascht ansah, und ihre Blicke sich zum ersten Mal trafen.

 

„Yuu-kun…hat gesagt, dass er dich verletzt hätte…so sehr, dass du geweint hast…“

„…“

„D-das ist, was er gesagt hat. I-Ich hab nichts gesehen.“

 

Sagte Yoichi, nervös aufgrund seines plötzlichen Schweigens.

 

„…Er…hat nicht davon gesprochen, was ich zu ihm gesagt hab…oder…dass ich ihn geschlagen hab?“

„Nein.“

 

Antwortete er prompt.

 

„U-und außerdem…hast du das doch nur gemacht, weil du dir um ihn Sorgen gemacht hast, oder?“

„…“

„M-mir…gefiel auch nicht, was er gesagt hat. Er…sorgt sich immer so sehr um seine Freunde…und versucht sie zu beschützen…und ich mag das wirklich sehr an ihm…Ich wünschte, dass ich eines Tages so sein kann wie er. Stark genug, um alle zu beschützen, die mir wichtig sind.“

 

Sagte Yoichi mit einem breiten Lächeln auf seinem Gesicht.

 

„…“

„…Aber…“

 

Fuhr er fort, während sein breites Lächeln sich zu einem traurigen wandelte.

 

„…Zu sagen, dass es ihn nicht kümmert, ob er stirbt…macht mich wirklich traurig. Ich will nicht, dass er stirbt. Wir alle…denken so. Shinoa-chan…Mitsuba-chan…Kimizuki-kun, obwohl er das wahrscheinlich nie zugeben würde…und selbst Narumi-kun, der ihn erst seit ein paar Monaten kennt…“

„…“

„Deshalb…wissen wir alle wie du dich fühltest, als er das gesagt hat. Und wir wissen…warum du all diese Dinge zu ihm gesagt hast, aber…Ich denke nicht, dass Yuu-kun das weiß…“

„…“

„…Er denkt…dass er dich mit dem, was er gesagt hat, verletzt hat. Er weiß nicht, dass…du einfach nur nicht willst, dass er stirbt…so wie wir alles das nicht wollen…“

„…“

„Yuu-kun ist…wie soll ich sagen…etwas schwer von Begriff. Deshalb…musst ihm direkt sagen wie du fühlst.“

 

Sagte er und schenkte ihm dabei ein warmes Lächeln.

 

„Yoichi-san hat Recht. Er ist wirklich schwer von Begriff.“

 

Sagte Shinoa, die hinter einem Baum hervortrat, wo sie einen Teil ihrer Unterhaltung belauscht hatte, und ihnen näher kam.

 

„Wenn du ihm etwas nicht ins Gesicht sagst, dann wird er es nie verstehen.“

 

Sagte sie, während Mika sie skeptisch ansah, und fügte mit einem Lächeln hinzu:

 

„…Er braucht dich, Mika-san.“

„…Tut er nicht…“

 

Sagte er und wand den Blick ab.

 

„Doch, tut er.“

„Obwohl er euch hat?“

 

Fragte Mika und sah sie wieder an.

 

„Du bist was Besonderes für ihn. Wir könnten nie…mit dir mithalten.“

„…“

„Weißt du, als wir uns das erste Mal trafen…war Yuu-san nicht gerade jemand, mit dem man leicht umgehen konnte. Seit er aus der Vampir Stadt entkommen war, hatte er eine Mauer um sich herum aufgebaut…und nie jemanden an sich ran gelassen.“

„…“

„Er wollte keine Freunde haben. Eigentlich…wollte er überhaupt nichts mit irgendjemandem zu tun haben. Der Tod seiner früheren Familie…hat ein Loch zurückgelassen, das fast unmöglich wieder zu füllen war.“

„…“

„Deshalb hat er sich dazu entschlossen nie irgendjemanden an sich ran zu lassen…weil er Angst hatte wieder jemanden Wichtigen zu verlieren…und er machte Vampire zu töten zu seinem einzigen Grund zu leben.“

„…“

„Es war nicht einfach ihn dazu zu kriegen sich uns zu öffnen…aber wir haben es trotzdem irgendwie geschafft. Wir waren in der Lage die Löcher zu füllen, die seine tote Familie zurückgelassen hat…und er hat langsam angefangen uns als Familie zu sehen.“

„…“

„Aber es gab ein Loch, das wir nicht füllen konnten, egal wie sehr wir es auch versuchten. Es war das Loch, das du in seinem Herzen zurückgelassen hast, Mika-san.“

„…“

„Auch wenn er sich an uns gewöhnte…sein Hass und Verlangen nach Rache blieb immer noch der einzige Grund für sein Leben…bis zu dem Tag, an dem er dich wiedertraf.“

„…“

„Er hat immer so mutig getan, aber nachdem er herausgefunden hat, dass du noch am Leben bist, hat er wie ein kleines Baby geweint, weil er so glücklich darüber war, dass er dich wiedersehen konnte…und die Tatsache, dass du nun ein Vampir warst, hat ihn überhaupt nicht interessiert.“

„…“

„All diese Jahre…hat er Vampire so sehr gehasst. Jeden einzelnen von ihnen. Aber du bist eine Ausnahme. Weil du nicht einfach nur ein Vampir bist. Du bist Mika für ihn. Seine Familie. Und die Tatsache allein, dass du noch am Leben warst, war genug um ihn zu verändern.“

„…“

„Er hat angefangen mehr zu lächeln und scheint seitdem viel glücklicher. Sein Grund zu leben, den er all die Jahre hatte, wandelte sich von Vampire zu töten zu dich zu retten.“

„…“

„Ich weiß nicht, wie viele Male ich ihn in der Bibliothek gefunden habe, während er versuchte etwas zu finden wie man Vampire wieder zu Menschen macht, obwohl er wahrscheinlich nicht mal die Hälfte von dem, was er las, verstanden hat. Aber er hat es dennoch versucht…für dich.“

 

Während sie redete, kam Shinoa immer näher auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. Sie kniete sich hin und schenkte ihm ein warmes Lächeln, während sie sagte:

 

„…Er liebt dich, Mika-san. Mehr als alles oder jeden anderen. Jeder sieht das.“

„…“

„Wir könnten dich niemals ersetzen. Deshalb…können wir nichts für ihn im Moment tun. Er will nicht mal mehr mit uns reden. Er hat seit gestern nichts gegessen…und er hat seit drei Tagen nicht geschlafen.“

 

Sie stand auf, aber wand ihren Blick kein einziges Mal von ihm ab.

 

„Wir werden dich nicht zwingen mit uns mitzukommen. Aber bitte…rede mit ihm. Du bist derjenige, den er gerade am Meisten braucht.“

 

Sagte Shinoa, bevor sie zu dem Wald zurückging, der zum Dorf führte, während Yoichi ihr langsam folgte.

 

Während er ihre Worte einsinken lies, zog Mika seine Knie zur Brust und legte seinen Kopf darauf, während er murmelte:

 

„…Yuu-Chan…“

 

 

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Es war bereits dunkel geworden und Mika hatte sich nicht mal einen einzigen Zentimeter von dem Fleck wegbewegt, wo Shinoa und Yoichi mit ihm gesprochen hatten.

 

Er war immer noch hin und her gerissen zwischen der Angst, dass Yuu ihn nicht mehr brauchte und dem, was Shinoa ihm gesagt hatte.

 

Da er nicht imstande war klar zu denken, entschloss er sich einen Spaziergang zu machen um seinen Kopf frei zu bekommen. Er ging ziellos umher, während er darüber nachdachte, was er tun sollte…und bemerkte nicht einmal, dass er den ganzen Weg zurück zum Dorf gegangen war. Erst, als er am Eingang angekommen war, bemerkte er es.

 

Mika ging durchs Dorf. Da es bereits späte Nacht war, waren alle Menschen bereits zu Bett gegangen, und ließen das Dorf somit leer erscheinen.

 

Plötzlich konnte er Yuu’s Hütte sehen und, dass jemand davor saß. Er zögerte für einige Sekunden, bevor Mika seufzte und darauf zuging.

 

Yuu saß immer noch in der gleichen Position wie am Nachmittag, mit seinem Kopf auf den Knien.

 

Als Mika vor ihm stand, sah er ihn noch für einen kurzen Moment an und kniete dich dann hin…aber Yuu reagierte nicht auf ihn.

 

„…“

 

 

…Schläft er?

 

 

„…Yuu-Chan?“

 

Fragte er mit leiser Stimme. Als er seinen Spitznamen nach so langer Zeit wieder in dieser vertrauten Stimme hörte, zuckte Yuu leicht zusammen und zog seine Beine noch enger an seine Brust, ohne ihm zu antworten.

 

„…Ist es…nicht etwas zu kalt für dich hier draußen?“

 

Fragte Mika zögerlich, unsicher, was er zu ihm sagen sollte nach ihrem Streit.

 

„…“

„Weißt du…du solltest rein gehen, wo es warm ist…“

„…“

 

Als er keine Antwort von ihm bekam, sah er weg und versuchte darüber nachzudenken, was er sonst noch zu ihm sagen könnte.

 

 

…Red mit ihm…Leichter gesagt als getan…er antwortet nicht mal. Und nach all den Tagen…bezweifele ich, dass ein einfaches tut mir Leid, ausreicht…Ich weiß einfach nicht, was ich zu ihm sagen soll und-

 

 

Plötzlich konnte er spüren wie etwas leicht an seinem Ärmel zog. Als er ihn wieder ansah, realisierte er, dass es Yuu war.

 

Mit einem kleinen Lächeln fragte Mika:

 

„Was ist, Yuu-Chan?“

„…“

 

Als er immer noch keine Antwort bekam, seufzte er.

 

„Weißt du…es ist echt schwer zu versuchen mit dir zu reden, wenn du nicht mal antwortest.“

„…“

„…oder mich nicht mal ansiehst und so tust, als ob du schläfst. Lass das endlich, ich weiß, dass du wach bist.“

„…“

„Yuu-Chan.“

 

Sagte er seinen Namen mit befehlendem Ton und leicht genervter Stimme. Nach einigen Sekunden hob Yuu langsam seinen Kopf etwas und sah ihn an.

 

Auch ohne, dass Shinoa ihm das gesagt hätte, konnte Mika sehen, dass er für Tage wach gewesen sein musste, da seine Augen völlig rot, von zu wenig Schlaf, waren.

 

Nachdem er das erste Mal seit drei Tagen wieder in seine smaragdgrünen Augen sah, schenkte er ihm ein warmes Lächeln, und sagte:

 

„…Du siehst schrecklich aus.“

„…Halt die Klappe…“

 

Sagte Yuu, während den Blick abwand und seinen Ärmel losließ.

 

Sie schwiegen für eine kurze Weile, unsicher, was sie zueinander sagen sollten.

 

„…Du…solltest ins Bett gehen. Es…ist schon ziemlich spät…“

 

Sagte Mika und unterbrach damit die bedrückende Stille zwischen ihnen. Da Yuu offensichtlich seit drei ganzen Tagen nicht geschlafen hatte, wollte er ihn erst mal schlafen lassen, bevor er sich bei ihm entschuldigen würde.

 

„…Mhm…“

 

Summte Yuu als Antwort.

 

„Dann schlaf für eine Weile.“

 

Sagte er, während er aufstand und sich umdrehte und weggehen wollte.

 

„Wenn du wieder wach bist, dann.-“

 

Plötzlich griff Yuu nach seiner Hand. Überrascht von dieser Berührung, drehte sich Mika wieder um und sah runter zu ihm.

 

„…Was ist?“

 

Fragte Mika verwirrt.

 

„…Ich…“

 

Begann Yuu, aber hielt für einige Sekunden inne bevor er sagte:

 

„…kann mich nicht bewegen. Könntest du…mich ins…Bett tragen?“

„…Huh?!“

 

War alles, was Mika herausbrachte, nachdem er diese unerwartete Bitte hörte.

 

 

 

The real you I saw that night...

Mika kniete sich erneut hin und legte einen Arm um Yuu’s Schulter und den anderen unter seine Beine und hob ihn vorsichtig auf.

 

Er ging mit ihm in seinen Armen zu der Hütte, öffnete die Tür und schloss sie wieder hinter sich, indem er seinen Fuß benutzte.

 

Er ging auf sein Bett zu und legte ihn darauf. Während er sich noch über ihn beugte, griff Yuu plötzlich nach seiner Hand.

 

„…Was ist?“

 

Fragte Mika verwirrt, aber bevor er überhaupt reagieren konnte, zog ihn Yuu zu sich runter, was dazu führte, dass Mika sein Gleichgewicht verlor und nun auf ihm lag.

 

Überrascht von dieser plötzlichen Aktion, schnappte Mika nach Luft. Er versuchte wieder aufzustehen, aber konnte nicht, da Yuu seiner Arme um seine Schultern geschlungen hatte und ihn umarmte.

 

„…Yuu-Chan?“

„…“

„…Könntest…du mich loslassen?“

„…Will nicht…“

 

Antwortete er leise.

 

„Weißt du…es ist etwas unbequem und-“

„…Sag…“

 

Unterbrach Yuu ihn mit leiser und zögerlicher Stimme.

 

„…Hasst du…mich noch?“

„…“

 

 

…Huh? Wovon redet er?

 

 

Als er nicht gleich eine Antwort von Mika bekam, fragte er mit trauriger Stimme, während er ihn losließ:

 

„…Tust du, oder?“

„…“

„…Tut mir Leid…“

 

Flüsterte Yuu.

 

„Was immer ich getan, oder…gesagt hab…das dich verletzt hat…es tut mir Leid.“

„…“

 

 

„Er…fühlt sich schlecht, weil er denkt er hätte dich verletzt…“

 

 

„…Es tut mir Leid, Mika…“

 

Wiederholte in einer noch leiseren Stimme.

 

Beide schwiegen für einen Moment, bis Mika mit leiser Stimme sagte:

 

„…Ich hasse dich doch nicht.“

„…“

„…Ich bin derjenige…der sich entschuldigen sollte. Ich weiß, dass ich dich nicht hätte schlagen sollen. Und ich hab dich sogar für drei ganze Tage ignoriert, ohne dir irgendeinen Grund dafür zu nennen…es tut mir Leid.“

„…“

„Es war bloß…Ich war sauer, okay? Wegen dem, was du gesagt hast. Ich weiß, ich hab gesagt, dass es selbstsüchtig war, was du gesagt hast…und das war es auch, aber…das ist nicht der Punkt. Ich…“

 

Er hielt inne und versuchte die richtigen Worte zu finden.

 

 

„Er ist  etwas schwer von Begriff. Deshalb…musst ihm direkt sagen wie du fühlst.“

 

 

Als er sich an Yoichi’s Worte von vorhin erinnerte, sagte er leise:

 

„…Ich…will dich doch einfach nur nicht verlieren.“

„…Huh?“

 

Sagte Yuu, überrascht von diesem plötzlichen Geständnis.

 

„Als du sagtest, dass…es dich nicht kümmert, ob du stirbst, da…hab ich Angst bekommen. Angst, dass…du wirklich sterben wirst. Angst dich zu verlieren…“

„…“

„…Ich will das nicht. Ich will dich nicht sterben sehen. Der Gedanke daran schmerzt. Deshalb, bitte…sag so etwas nie wieder. Wenn du wirklich…diese Menschen beschützen willst…wenn sie sie dir so wichtig sind, dass du bereit wärst dein Leben für sie zu geben…dann helf ich dir. Verlass…mich nur einfach nicht…“

„…“

„Als wir Kinder waren…hast du mir gesagt, dass ich aufhören soll alles alleine schultern zu wollen, richtig? Aber jetzt bist du genauso. Du machst alles alleine…selbst, wenn es dich dein Leben kosten würde. Nun bin ich derjenige, der dir sagt: Nimm nicht alles alleine auf dich. Du musst das nicht alleine tun…Lass mich dir helfen…“

„…“

„…Du bist mein bester Freund…meine Familie…der einzige, den ich auf dieser Welt noch habe…die wichtigste Person in meinem Leben…“

 

 

Mein Ein und Alles…

 

 

„Du musst ihm direkt sagen wie du fühlst.“

 

 

„…Du bist mein Ein und Alles, okay? Und wenn du sterben würdest…wäre ich traurig. Ich würde weinen. Ich würde Tag und Nacht weinen. Und selbst diese Menschen…wären traurig.“

„…“

„Du bist uns wichtig, Yuu-Chan. Und wenn du stirbst…würdest du ein Loch hinterlassen, das niemand je wieder füllen könnte.“

„…“

„Weißt du…ich bereue es ein Vampir geworden zu sein. Ich bereue es jeden Tag…mehr als alles andere. Ich wäre lieber damals gestorben…als so leben zu müssen.“

„…“

„…Du bist der einzige Grund, warum ich es nicht bereue. Dass ich froh darüber bin, bis jetzt gelebt zu haben…selbst als Vampir. Weil ich dich habe. Weil ich glücklich bin, wenn ich bei dir bin. Weil ich mich weniger als Monster fühle.“

„…“

„Ich brauche dich…an meiner Seite. Ohne dich…weiß ich nicht, was ich tun soll. Ohne deine Worte…oder dein Lächeln…Wer soll mir denn die Kraft geben den nächsten Tag zu überleben, wenn du nicht mehr da bist? Und ohne deine Sturheit…Auf wen soll ich denn dann aufpassen? Ohne dich…hab ich nichts mehr, für das ich leben kann…“

„…“

„Deshalb-“

 

Mika stoppte mitten im Satz, als er plötzlich einen leisen Schluchzer hören konnte. Er hob wieder seinen Kopf und schaute Yuu an und sah…dass seine Augen mit Tränen gefüllt waren, die langsam begannen seine Wangen hinunter zu fließen.

 

„Y-Yuu-Chan?“

 

Fragte er, während er ihn überrascht ansah.

 

„Was ist los?“

 

Yuu antwortete ihm nicht, stattdessen flossen mehr und mehr seiner Tränen sein gerötetes Gesicht hinunter.

 

„Yuu-Chan, sag mir was los ist.“

„…“

„Tut dir was weh?“

 

Fragte Mika besorgt, aber bekam immer noch keine Antwort. Das einzige, was er von ihm vernahm, waren seine Schluchzer, die er nicht länger unterdrücken konnte.

 

„…Yuu-Chan…“

 

Murmelte er, während er ihn mit zärtlichem Blick ansah.

 

 

…Ich…hab ihn nur zweimal weinen sehen…Das erste Mal…als wir versuchten aus Sanguinem zu entkommen…und das zweite Mal, als wir uns in Shinjuku wiedertrafen, aber…es ist das erste Mal, dass ich…ihn so weinen sehe. Normalerweise lächelt er und…scheint nie traurig. Verhält sich immer so stark und mutig…aber jetzt…Ich wusste nicht, dass er so leicht zusammenbrechen kann. Dass er so…zerbrechlich ist.

 

 

Mika beobachte ihn für einen Moment schweigend, fasziniert von dieser ungewöhnlich feinfühligen Seite seines Freundes…bevor er seine Arme um seine Schultern schlang und langsam auf ihn sank, während er sein Gesicht im Kissen, direkt neben Yuu’s Kopf, vergrub.

 

 

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Sie blieben für eine Weile so, bis seine Schluchzer leiser wurden bis sie letztendlich ganz verschwanden. Aber auch wenn es so schien, als ob er aufgehört hätte zu weinen…blieb Mika dennoch auf ihm liegen, während er ihn umarmte.

 

„…Yuu-Chan?“

 

Fragte er leise, nach einigen Minuten der Stille.

 

„…Hm?“

Antwortete Yuu mit schwacher Stimme, heiser vom Weinen.

 

„Du bist ja immer noch wach…Solltest du…nicht langsam schlafen gehen? Du bist nun schon seit drei Tagen wach, oder?“

„…Woher…weißt du das?“

 

Fragte er überrascht.

 

„Das Sensen Mäd- …Shinoa…hat es mir erzählt…“

 

Gab Mika mit leiser Stimme zu.

 

„…Du nennst sie ja beim Namen…“

 

Bemerkte Yuu mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.

 

„…“

„…Also…ist sie zu dir gekommen, was?“

„…Nicht nur sie…Sie sind alle zu mir gekommen.“

„…“

„…Sie haben sich Sorgen um dich gemacht…“

„Haben sie?“

 

Fragte er scherzend.

 

„Natürlich.“

 

Entgegnete Mika prompt.

 

„…Sie…sind immerhin deine Familie, oder?“

„…“

„Sie waren sogar so besorgt, dass…dieses blonde Mädchen versucht hat mich anzugreifen um mich dazu zu bringen zurück zu kommen…“

„Wirklich?“

 

Fragte Yuu mit leichtem Lachen.

 

„Naja…Mitsuba war schon immer ein bisschen zu impulsiv…“

„Und dieser Junge mit dem Bogen…wollte auch nicht mehr lockerlassen…obwohl seine Angst praktisch fühlbar war…“

„Yoichi mag nicht danach aussehen…aber er ist der Mutigste von uns allen…“

„…Mit…suba…Yoi…chi, huh?“

 

Murmelte er und überraschte damit Yuu, der nie erwartet hätte, dass er die anderen je als etwas anderes als bloß ‘Menschen’ bezeichnen würde, und erst recht nicht, dass er versuchen würde sich ihre Namen zu merken.

 

 

…Könnte es sein, dass er sich etwas an sie gewöhnt hat?

 

 

Als er daran dachte, entwich ein kleines Kichern seinen Lippen.

 

„…Was?“

 

Fragte Mika verwirrt.

 

„Nichts. Dachte nur, dass es irgendwie witzig ist, dass du sie jetzt ein bisschen zu mögen scheinst, wenn man deine Mühe betrachtet dir ihre Namen zu merken.“

 

„H-halt die Klappe…“

 

Sagte er leise, beschämt aufgrund seines Kommentars. Als er das hörte, musste Yuu lachen.

 

„…Fühlst du dich besser?“

 

Fragte Mika, nachdem er sein Lachen zu ersten Mal seit einer Weile wieder hörte.

 

„…Ja…“

 

Antwortete er mit einem Lächeln.

 

„…“

 

Sie schwiegen für einen kurzen Moment, bis Yuu mit leiser Stimme fragte:

 

„Sag mal…Willst du…eigentlich nicht wissen, warum ich geweint hab?“

„…Will ich, aber…du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst.“

„…“

„…Du sorgst dich immer so sehr um andere…deshalb ist es okay mal für dich selbst von Zeit zu Zeit zu weinen und-“

„Damals, da…“

 

Unterbrach er ihn leise.

 

„…hätte ich nie gedacht, dass jemand sich so sehr um mich sorgen würde…Ich dachte, dass…es niemanden kümmern würde, ob ich sterbe…“

„…“

„Nicht…dass ich immer noch so denken würde. Ich weiß…dass ihr euch alle um mich sorgt. Es ist nur…“

„…“

„…Niemand…hat mir das je so gesagt…“

 

Sagte Yuu, gefolgt von einem kleinen Schluchzer, der kaum hörbar war. Er holte tief Luft, und sagte mit einem kleinen Lachen, um seine fast brechende Stimme zu verstecken:

 

„Ich…hab nur etwas überreagiert. Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet hab.“

„…“

„Wie wäre es, wenn wir…du weißt schon, das einfach vergessen würden und-“

„Ich werde nicht hinschauen.“

 

Unterbrach Mika ihn, während er ihn fester umarmte.

 

„…Huh?“

„Wenn…du immer noch weinen willst…dann nur zu. Ich weiß, dass…du es nicht magst vor anderen zu weinen, deshalb werde ich nicht hinschauen.“

„…“

„…Ich werde nicht hinschauen.“

 

Wiederholte er etwas leiser.

 

„…K-komm schon. Ich bin doch nicht so eine Heulsuse, weißt du?“

„…“

 

Nachdem sie für einen kurzen Moment schwiegen, konnte Mika spüren wie Yuu langsam seine Arme um ihn schlang und ihn näher an sich zog und sein Gesicht in seiner Schulter vergrub, während leise Schluchzer wieder von ihm zu hören waren.

 

 

You've got me till the end

Irgendwann, nach einer Weile, spürte er wie Yuu die Umarmung löste.

 

„…Du…kannst loslassen, weißt du?“

 

Sagte er leise, als er bemerkte, dass Mika immer noch seine Arme um ihn geschlungen hatte.

 

„…Fühlst du dich besser?“

„Mhm…“

„Wirklich?“

„Ja…“

 

Versicherte er ihm. Als er das hörte, lies Mika ihn los und erhob sich stand langsam.

 

„…Mika?“

„Hm?“

„…Es…wäre besser…wenn du jetzt gehst…“

„Huh? Warum?“

 

Fragte er, während er ihn verwirrt ansah, und Yuu seinen Blick abwand.

 

„…“

„Yuu-Chan?“

„…“

 

Im Bruchteil einer Sekunde und ohne große Mühen, drückte Yuu ihn plötzlich von sich weg und tauschte ihre Positionen, indem er nun auf Mika lag, der ihn überrascht ansah aufgrund dieser plötzlichen Aktion.

 

„…“

 

 

Wie hat er…? Ich sollte wirklich nicht jedes Mal so nachlässig in seiner Gegenwart werden…

 

 

Er versuchte wieder hochzukommen, aber Yuu hielt ihn an seinen Handgelenken auf dem Bett fest.

„…“

 

 

…Ich…kann mich nicht befreien…Das ist unmöglich. Vampire sollten stärker als Menschen sein…also wie…?

 

 

„Yuu-Chan, genug damit. Lass mich los.“

 

Er bekam keine Antwort von ihm.

 

„…Yuu…Chan?“

 

Fragte Mike zögerlich, während er Yuu ansah, der nach unten schaute, sodass sein Pony seine Augen bedeckte.

 

 

…Was ist auf einmal mit ihm? Er scheint so geistesabwesend…so völlig anders als eben und-

 

 

Plötzlich kam ihm eine Idee, was seine plötzliche Verhaltensänderung verursacht haben könnte.

 

 

Sag mir nicht, dass er…?!

 

 

„Yuu-Chan?“

 

Fragte er panisch.

 

„…“

„Yuu-Chan, antworte mir!“

„…“

„Yuu-Cha-“

 

Er stoppte mitten im Satz, als Yuu seinen Kopf etwas hob und ihn ansah…mit rubinroten Augen, während auf seinem Kopf…zwei Hörner erschienen.

 

Mika starrte ihn nur geschockt und panisch an.

 

 

Verdammt! Ich wusste es! Aber…warum jetzt?! Normalerweise ergreift sein Dämon doch immer nachmittags Besitz von ihm! Scheiße, er hat mich…Ich hätte vorsichtiger sein müssen…Vampire haben keine Chance gegen Dämonen…Mir muss schnell was einfallen, sonst-

 

 

Zu seiner Überraschung ließ Yuu seine Handgelenke los und ging von ihm runter. Mika setzte sich auf und sah ihn überrascht an, während Yuu sich etwas von ihm entfernte und den Blick abwand.

 

„…“

 

 

Er hat mich losgelassen…Das ist meine Chance.

 

 

Sein Blick wanderte von Yuu zur Tür.

 

 

Ich werde definitiv nicht alleine mit ihm fertig…Er scheint nicht an mir interessiert zu sein…zumindest, noch nicht. Ich muss hier raus und-

 

 

„Also…hatten meine Eltern letztendlich doch Recht, was?“

 

Murmelte Yuu und unterbrach seine Gedanken. Als er das hörte, sah Mika ihn wieder an.

 

„…Ich bin wirklich…ein Dämon, nicht wahr?“

 

Fragte er mit einem traurigen Lächeln und sah dabei Mika an. Als er ihm für einen Moment in die Augen schaute und die Art sah, wie er ihn ansah, begriff Mika…dass, trotz der Hörner und seinen nun roten Augen…es immer noch Yuu war, der in diesem Moment direkt vor ihm saß.

 

Ohne etwas zu sagen, kam Mika ihm näher und schlang seine Arme um seine Schultern und umarmte ihn.

 

„Nein, bist du nicht.“

 

Sagte er, während er ihn fester umarmte.

 

„Du bist kein Dämon.“

„…“

„…Du bist meine Familie und nichts…könnte das je ändern.“

„…Hast du…denn keine Angst vor mir?“

 

Fragte Yuu ungläubig, überrascht von seiner Reaktion.

 

„Warum sollte ich?“

 

Fragte er mit leichtem Lachen.

 

„Du würdest mich nie töten…egal, was kommt.“

„…Aber ich könnte…“

 

Sagte er mit trauriger Stimme.

 

„Mit jedem Tag…verwandele ich mich mehr und mehr…in einen Dämon, bis ich eines Tages…vollständig zu einem geworden bin. Und dann…kann ich nie mehr zurück. Ich werde verschwinden…Und der Dämon wird dir wehtun, oder sogar-“

 

Plötzlich packte Mika ihn bei den Schultern und zog ihn etwas von sich weg, und sah ihn an.

 

„Du wirst nicht so werden!“

 

Sagte er leicht verärgert, da er genug von seinem Gerede hatte, während er ihn schüttelte.

 

„…“

 

Mika sah sein trauriges Gesicht für einige Sekunden an, bevor er in einer ruhigeren Stimme sagte:

 

„Du hast es mir versprochen, richtig? Das du einen Weg finden würdest mich eines Tages wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln.“

„…“

„Also wag es ja nicht mich zurück zu verwandeln, während du zu einem Dämon wirst. Ich würde dir das nicht verzeihen.“

„…“

„Es ist sinnlos wieder ein Mensch zu werden…wenn du nicht mehr da bist, also bitte…kämpf. Kämpf dagegen an, Yuu-Chan.“

„…Ich…denke nicht, dass-“

„Du kannst es. Ich weiß, dass du es kannst. Weil du stark bist. Weil du die stärkste Person bist, die ich kenne.“

„…“

„Wenn es irgendjemanden gibt, der einen Dämon besiegen kann, dann bist das du. Ich glaube an dich, Yuu-Chan.“

 

Sagte er entschlossen.

 

Sie sahen sich einander für einen Moment schweigend in die Augen, bis Yuu ihm ein warmes Lächeln schenkte. Langsam veränderten sich seine Augen von tiefrot wieder zu smaragdgrün und als auch seiner Hörner verschwunden waren, lehnte Yuu seinen Kopf gegen Mika’s Schulter.

 

„…Ich…bin müde…“

 

Sagte er in einer kaum hörbaren Stimme.

 

„…Du bist immerhin seit drei Tagen wach. Wäre eine Überraschung, wenn nicht.“

„…Alpträume…“

 

Flüsterte Yuu.

 

„Huh?“

„…Asuramaru quält mich mit Alpträumen…jede Nacht…Deshalb…habe ich seit drei Tagen nicht geschlafen…“

„…“

„Ich weiß…dass es egoistisch von mir ist…dich darum zu bitten…und, dass ich gerade wirklich eine Last bin, aber…Ich will nicht allein sein.“

„…“

„…Du…kannst gehen…sobald ich eingeschlafen bin, aber…Bitte…bleib bei mir…bis dahin…“

 

Bat er in einem Flüsterton. Sekunden später konnte er spüren wie Mika langsam seine Arme wieder um ihn schlang und mit einem Lächeln auf dem Gesicht, schloss Yuu seine Augen und schlief in seinen Armen ein.

 

 

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Es war immer noch dunkel draußen, als Yuu wieder aufwachte. Als er seine Augen öffnete, bemerkte er, dass er auf dem Bett lag und, dass er zugedeckt war.

 

Als er spürte, wie schwierig es für ihn war die Augen offen zu halten, schaute er aus dem Fenster und sah, dass der Nachthimmel immer noch pechschwarz war.

 

 

…Ich frage mich…wie lange ich geschlafen hab. Es ist immer noch Nacht…und ich bin immer noch verdammt müde…Naja, ich hab für drei Tage nicht geschlafen, ist also kein Wunder. Wenigstens scheint es so, als ob Asuramaru endlich aufgegeben hätte, da-

 

 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er plötzlich neben sich etwas bewegen hörte. Er blickte in die Richtung, woher es kam und da sich seine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er sehen, dass er nicht alleine war.

 

Mika lag dicht, und mit dem Gesicht zu ihm und mit geschlossenen Augen, neben ihm.

 

„…“

 

 

…Er ist ja immer noch hier…obwohl ich…ihm doch gesagt hab, dass er gehen könnte…

 

 

Als er ihn ansah und realisierte, dass er die ganze Zeit bei ihm geblieben war, erschien ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht.

 

 

Ich…konnte die Gegenwart…und Wärme…von jemanden spüren, während ich schlief. Ich hab gespürt, dass jemand bei mir ist…dass ich nicht allein bin und…Ich…

 

 

Er konnte spüren wie sein Gesicht in diesem Moment wärmer wurde.

 

 

…hab von ihm geträumt.

 

 

Als er daran dachte, wandte er seinen Blick ab.

 

 

Seltsam…Plötzlich…fühlt es sich so anders an…bei ihm zu sein…irgendwie noch angenehmer als vorher…

Ich…fühl mich gerade so wohl…und sicher…Eine Wärme, die…ich noch nie zuvor in meinem Leben gespürt hab…und-

 

 

„Yuu-Chan?“

 

Wurden seine Gedanken durch eine leise Stimme unterbrochen.

 

„J-ja?“

 

Fragte er, während er ihn wieder ansah.

 

„Stimmt was nicht?“

„N-nein. Alles in Ordnung. Warum fragst du?“

„Dein Herz schlägt ziemlich schnell…“

„…Huh?“

 

Erst jetzt realisierte er, dass es wirklich verdammt schnell in diesem Moment schlug.

 

 

…Er hat Recht…Warum…hab ich das nicht gemerkt? Aber viel wichtiger…

 

 

„Wie…kannst du das überhaupt hören?“

„Ich bin ein Vampir…ich kann besser hören als Menschen.“

„…“

„…Ist alles in Ordnung?“

 

Fragte Mika, während er die Augen öffnete.

 

„…“

 

Schweigend sah Yuu ihm für einen kurzen Moment in die Augen. Aus irgendeinem Grund, fand er, dass sie im Dunkeln noch mehr als sonst schimmerten. Fasziniert davon, brachte er kein Wort heraus.

 

 

…War dieses…Rot…schon immer so…wunderschön?

 

 

„…Yuu-Chan?“

 

Fragte er, verwirrt, da er ihn so anstarrte und riss ihn aus seinen Gedanken.

 

„Huh? Oh. Ähm…Es ist nichts…Ich…bin einfach noch müde, das ist alles…Hätte nicht gedacht, dass ich so bald wieder aufwachen würde…“

 

Antwortete Yuu, während er nervös den Blick abwand.

 

„…Alpträume?“

 

Fragte Mika mit besorgtem Gesicht.

 

Als er diese Frage hörte, schüttelte Yuu den Kopf.

 

„Nein. Scheint, als ob Asuramaru endlich aufgegeben hätte, nachdem er vorhin versucht hat von mir Besitz zu ergreifen…“

„…Du…gast es wirklich geschafft.“

 

Sagte Mika mit einem Lächeln und brachte Yuu dazu ihn wieder anzusehen.

 

„Huh?“

„Du hast es diesmal aus eigener Kraft zurück geschafft.“

„Nein, hab ich nicht…“

 

Entgegnete er und wandte wieder seinen Blick ab.

 

„Ich…war einfach nur zu schwach damit Asuramaru mich vollständig übernehmen konnte, das ist alles.“

„Selbst wenn. Du hast es dennoch geschafft zurück zu kommen. Vielleicht…gibt es ja doch einen Weg zu verhindern, dass du dich in einen Dämon verwandelst.“

„…“

 

Sie schwiegen für eine kurze Weile, während sie nur dem Atem des jeweils anderen lauschten, bis Mika mit leiser Stimme sagte:

 

„…Tut mir Leid…“

 

Als er das hörte, sah Yuu ihn wieder überrascht an und fragte:

 

„Für was?“

„Dafür, dass ich dich drei Tage lang ignoriert hab.“

„…“

„Ich hab ziemlichen Mist gebaut…“

 

Sagte Mika, während er den Blick abwand.

 

„Ich hab dich allein gelassen…während du gelitten hast…Ich hab einige schreckliche Dinge zu dir gesagt…ohne dir zu sagen, was ich eigentlich damit meinte…und ich hab dich sogar geschlagen…“

„…“

„…Tut mir Leid…“

 

Nachdem er ihn für einen kurzen Moment schweigend anschaute, schenkte ihm Yuu eines der wärmsten Lächeln, die er je an ihm gesehen hat.

„…Was ist?“

 

Fragte Mika, irritiert von seiner Reaktion.

 

„…Als wir Kinder waren…da hast du mal gesagt, dass…wenn du je einen Fehler machst…ich dir mit einem Lächeln verzeihen soll.“

„…Daran erinnerst du dich noch?“

 

Fragte er mit einem kleinen Lachen in der Stimme.

 

„Natürlich. Ich hab aufgepasst, dass ich nichts von dem vergesse, was du zu mir gesagt hast.“

„…“

„Und außerdem…hab ich das verdient. Es war wirklich selbstsüchtig, was ich gesagt hab. Ich war dazu bereit zu sterben, ohne darüber nachzudenken wie ihr alle darüber denkt…Obwohl ich doch am besten wissen müsste, wie es sich anfühlt jemanden zu verlieren, der einem wichtig ist…Es tut mir Leid, Mika.“

 

Sagte er und sah ihn dabei mir betrübten Gesicht an.

 

„…Ich werde dir nicht vergeben.“

 

Sagte er schadenfroh.

 

„Huh?!“

 

Yuu sah ihn überrascht an. Als er seine Reaktion sah, musste Mika lachen und sagte mit einem Lächeln, das Yuu schon lange Zeit nicht mehr gesehen hat:

 

„War nur Spaß.“

 

Yuu starrte ihn nur schweigend an. Als er sein Lächeln sah, konnte er plötzlich ein komisches Gefühl in seinem Bauch spüren. Ein warmes, nervös machendes Gefühl, dass er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hat.

 

Als er bemerkte, dass er ihn anstarrte, fragte Mika, während sich sein Gesichtsausdruck in Besorgnis veränderte:

 

„Was ist los?“

„…Nichts…Alles in Ordnung…“

 

Antwortete er, und wandte seinen Blick mit leichter Rötung im Gesicht, ab.

 

„Ich kann doch sehen, dass das nicht stimmt.“

„Es…ist wirklich nichts.“

„Yuu-Chan.“

 

Sagte er in einer befehlenden Stimme und rückte näher an ihn ran, sodass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.

„…“

 

 

…zu nah…

 

 

„Lüg mich nicht an. Ich kann ganz klar sehen, dass was nicht mit dir stimmt. Also was ist los?“

„…“

 

 

…Ich…kann sogar seinen Atem spüren und…

 

 

„Yuu-Chan, wenn dich was beschäftigt, dann sag es mir, du weißt du kannst…“

 

Er verstummte, als Yuu langsam seine Arme um ihn schlang und sich an seine Brust ankuschelte.

 

„Y-Yuu-Chan?“

 

Sagte Mika, überrascht von dieser plötzlichen Aktion.

 

„…Du riechst gut…“

 

Entgegnete Yuu mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

 

„W-was?! Netter Versuch, versuch nicht das Thema zu wechseln!“

„…Tue ich nicht…ich mein das ernst…“

„…“

 

Yuu atmete tief ein bevor er immer noch lächelnd sagte:

 

„…Du…riechst wirklich…sehr…gut…“

 

Peinlich berührt von seinen Worten, wurde Mika leicht rot. Er wandte seinen Blick ab, während er murmelte:

 

„…Geh endlich schlafen, du an Schlafentzug leidender Idiot…“

 

Als er das hörte, kuschelte sich Yuu noch mehr an ihn und fiel kurz danach in einen tiefen und festen Schlaf.

 

 

 

 

 

 

 

 

No way

„Ich…fühl mich seltsam.“

 

Sagte Yuu mit ernstem Gesicht.

 

„…“

„Wirklich seltsam…und ich hab keine Ahnung warum.“

„…“

„Und das nicht erst seit heute…das ist schon seit Tagen so.“

„…“

„Zuerst dachte ich, dass Asuramaru wieder von mir Besitz ergreifen will, aber…es fühlt sich anders an.“

„…“

„…Vielleicht bin ich krank…“

 

Murmelte er und bekam ein genervtes Seufzen von seinem Gegenüber.

 

„Hör mal, ich find es toll, dass du es nicht für dich behältst, wenn es dir nicht gut geht, aber…“

„Ja?“

 

Fragte Yuu, während er den Kopf zur Seite neigte.

 

„Warum kommst du damit ausgerechnet zu mir?“

 

Fragte Narumi und sah ihn dabei an.

 

Beide saßen am Tisch in der Hütte, in der sie normalerweise aßen. Narumi hatte sich dorthin zurückgezogen, um nach all der Arbeit, die sie diesen Morgen zu tun hatten, etwas Ruhe zu haben, und las gerade irgendein Magazin, dass er in der Hütte gefunden hatte, als Yuu sich ihm gegenüber setzte und anfing zu reden.

 

„Ich kann die anderen nirgends finden.“

„Sie sind losgezogen um Essenvorräte außerhalb des Dorfs zu suchen, haben sie dir das nicht gesagt?“

 

Fragte Narumi verwirrt.

 

„Nein.“

 

Antwortete er prompt.

 

„Und was ist mit deinem Vampir-Freund?“

„Er schläft noch. Ich wollte ihn nicht aufwecken…Und außerdem bist du der älteste von uns, also…hast du auch mehr Lebenserfahrung.“

„Wenn du krank bist, dann wird dir mehr Lebenserfahrung auch nicht helfen, weißt du? Ich bin kein Arzt.“

 

Sagte Narumi, und klang genervter als er eigentlich wollte und widmete sich wieder seinem Magazin und wollte weiterlesen.

 

„…“

 

Als er nichts weiter von Yuu hörte, sah er zu ihm rüber und sah, dass er zu Boden sah mit einem deprimierten Gesicht. Da er sich dafür verantwortlich fühlte, seufzte Narumi.

 

„Na gut.“

„Huh?“

 

Sagte Yuu und sah ihn überrascht an.

 

„Ich mag vielleicht kein Arzt sein, aber…zumindest kann ich dir ja zuhören, was du zu sagen hast und vielleicht kann ich dir ja doch in irgendeiner Weise helfen.“

„Wirklich?“

 

Fragte er ungläubig.

 

„Ja, du würdest doch sowieso nicht mehr nachgeben, richtig? Und da die anderen wahrscheinlich nicht vor der Dämmerung zurück sein werden…und bevor du den ganzen Tag deprimiert bist…versuch ich dir zu helfen.“

 

Entgegnete er und fügte, während er seine Arme verschränkte und sich im Stuhl zurücklehnte, hinzu:

 

„Dann erzähl mir was von diesem ‘seltsamen Gefühl’, das du hast, ich höre zu.“

„Naja…ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat, aber…ich schätze es war vor ein paar Tagen und seit dem…will es nicht mehr weggehen.“

 

Begann Yuu, während er auf den Tisch starrte und Narumi schweigend zuhörte.

 

„Ich hab in letzter Zeit kaum Appetit, obwohl ich hungrig sein sollte…aber ich bin es nicht…oder zumindest nicht so sehr. Und es fällt schwer einzuschlafen. Nicht, dass ich überhaupt keinen Schlaf finden würde, es ist nur…es braucht Stunden dafür. Aber trotzdem…fühl ich mich voller Energie jeden Tag, aber auch…irgendwie unruhig. Es ist schwer sich auf etwas zu konzentrieren…da meine Gedanken immer abschweifen.“

„…“

„…Ich habe dieses komische Gefühl in meinem Bauch und in meiner Brust von Zeit zu Zeit. Und manchmal…fühlt sich mein Gesicht ohne Grund so an, als ob es brennen würde und mein Herz fängt an zu rasen…Es macht mich nervös, aber…“

„…“

„…Es fühlt sich nicht schlecht an. Überhaupt nicht. Es fühlt sich eher…“

 

Er wurde leicht rot, bevor er mit leiser Stimme sagte:

 

„…irgendwie angenehm an…“

 

Beide schwiegen für einen Moment, nachdem Yuu zu Ende geredet hatte.

 

„Hey, Yuu.“

 

Sagte Narumi nach einer Weile und brachte damit Yuu dazu ihn wieder anzusehen.

 

„Huh?“

„Kleine Frage. Hast du…dieses seltsame Gefühl die ganze Zeit, oder…nur wenn du in der Nähe einer bestimmten Person bist?“

„Ähm…letzteres…schätze ich? Warum fragst du?“

„Wenn das so ist, dann bist du definitiv nicht krank.“

 

Sagte er, während er sein Magazin wieder öffnete und nach der Stelle suchte, an der er vorher stehen geblieben war.

 

„Huh? Wenn ich das nicht bin…Was ist dann seit letzter Zeit mit mir los?“

 

Fragte Yuu verwirrt.

 

„Nichts. Du bist einfach nur verliebt, das ist alles.“

„Was?“

 

Fragte er und sah ihn schockiert an.

 

„Du hast dich verliebt. Deshalb fühlst du dich so. Kannst nicht essen, nicht schlafen, nicht konzentrieren, hast Schmetterlinge im Bauch. Wenn du in jemanden verliebt bist, sind diese Dinge so ziemlich normal.“

„…Was?“

 

Fragte er erneut, während er ihn immer noch völlig ungläubig ansah und bekam ein genervtes Seufzen von Narumi.

 

„Ich sagte, dass-“

„Ja, ich hab dich gehört und ich hab auch verstanden, was du gesagt hast, aber…Was?“

 

Narumi verdrehte die Augen, bevor er sich wieder seinem Magazin widmete.

 

„Ich meine…das kann nicht sein…“

 

Sagte Yuu ungläubig.

 

„Warum denn nicht? Du bist immerhin ein Mensch. Also ist es ganz natürlich, wenn du dich früher, oder später in jemanden verliebst.“

 

Bemerkte er, ohne ihn anzusehen.

 

„…“

 

Yuu wandte seinen Blick mit einem nachdenklichen Gesicht ab. Als er zu ihm rüber sah und seinen verwirrten Blick bemerkte, sagte Narumi, während seine Aufmerksam wieder seinem Magazin widmete:

 

„Hör mal. Es geht mich nichts an, wer es ist.“

 

 

Und um ehrlich zu sein, interessiert es mich eigentlich auch nicht.

 

 

„Und ich werde es auch niemandem erzählen. Aber lass dich davon nicht zu sehr ablenken. Wir sind hier im Moment sicher, aber…niemand weiß, wie lange das so bleibt. Wenn du zur falschen Zeit unvorsichtig wirst, könnte das gefährlich werden, okay?“

„…Ja…“

 

Entgegnete er leise, während er immer noch den Blick abwand.

 

„…Ist alles in Ordnung?“

 

Fragte Narumi und sah ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck an.

 

„Ja, alles in Ordnung, Ich…brauch nur etwas frische Luft, das ist alles.“

 

Fügte er hinzu, während er aufstand und zur Tür ging. Narumi beobachtete ihn, wie er hinausging und nachdem Yuu die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, widmete er sich wieder seinem Magazin.

 

 

…Erste Liebe, was?

 

 

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Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sich Yuu gegen die Tür mit geschocktem Gesichtsausdruck.

 

 

„Du bist einfach nur verliebt, das ist alles.“

 

 

…Narumi muss sich irren. Es muss etwas anderes sein. Er hat sich wahrscheinlich nur einen Spaß mit mir erlaubt…Ich meine…

 

…Ich und Mika kennen uns nun schon seit acht Jahren…und kein einziges Mal hab ich mich je so gefühlt…Also, wenn er Recht hat…wann zur Hölle soll das passiert sein?

 

 

Er dachte über eine Antwort zur dieser Frage nach, aber nur ein möglicher Moment kam ihm dazu in den Sinn.

 

 

…Quatsch. Du kannst dich nicht in jemanden in nur einer Nacht verlieben. Das ist absolut unmöglich…Es muss eine andere Erklärung für dieses seltsame Gefühl geben…Ich bin nie und nimmer verliebt in…

 

 

Als er spürte, wie sein Gesicht wärmer wurde, schüttelte er den Kopf. Er beschloss einen Spaziergang zu machen um seinen Kopf etwas frei zu bekommen.

 

Yuu wanderte ungefähr für eine halbe Stunde ziellos durchs Dorf und war in der Lage sich mit anderen Gedanken abzulenken. Nach einer Weile befand er sich auf dem Weg zur Hütte, die er und Mika sich seit dieser Nacht vor zwei Wochen, in der sie sich wieder vertragen hatten, teilten.

 

Aus der Entfernung bemerkte er, dass jemand davor, an die Wand gelehnt, stand. Als er näher kam, erkannte er, dass es Mika war, der auf ihn zu warten schien.

 

Yuu ging auf ihn zu und fragte mit einem Lächeln, während er die Unterhaltung mit Narumi zuvor völlig vergessen hatte:

 

„Endlich wach?“

„Ja.“

 

Antwortete Mika, während er ihn ansah und sich gerade hinstellte.

 

„Es ist ungewöhnlich, dass du so früh auf bist.“

„Ich…konnte nur nicht mehr schlafen, das ist alles. Ich wollte zu den anderen gehen, aber da ich sie nirgends finden konnte, habe ich Narumi gefragt, wo sie hingegangen sind…“

„Yuu-Chan, das haben sie dir doch gesagt!“

„…Was?“

„Sie haben dir gestern gesagt, bevor wir alle schlafen gegangen sind, dass sie nach Essensvorräten suchen würden.“

„Niemals…Wirklich?“

 

Fragte er ungläubig.

 

„Ja. Ich war sogar bei dir, als sie dir das erzählt haben. Ernsthaft, wie kannst du das so schnell wieder vergessen?!“

 

Fragte Mika mit leicht verärgerter Stimme, bevor Yuu schweigend seinen Blick mit verwirrtem Gesichtsausdruck abwand.

 

„…Ist alles in Ordnung?“

„Huh?“

 

Sagte er und sah ihn wieder an.

 

„Du verhältst dich komisch in letzter Zeit…“

„…“

„Ist irgendwas?“

 

Fragte Mika, während er ihn besorgt ansah.

 

„Nein, alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Du kennst mich doch. Ich hab wahrscheinlich mal wieder nicht richtig zugehört, das ist alles…und…“

 

Yuu verstummte langsam und starrte Mika einfach nur schweigend an.

 

„…Yuu-Chan?“

„…“

„Was…ist?“

 

Fragte er und fühlte sich leicht unwohl, weil er ihn so anstarrte.

 

„…“

„Yuu-Chan?“

 

Fragte Mika erneut, aber bekam keine Antwort. Yuu hörte ihn nicht mal in diesem Moment. Er war viel zu sehr in seinen Gedanken versunken.

 

 

…Ich…hab nie bemerkt, dass…er größer ist als ich…Es ist nicht viel. Nur ein paar Zentimeter, aber trotzdem…

 

…Warum hab ich das nie vorher gemerkt? Obwohl…wir so viel Zeit miteinander verbringen?

 

Warum nur bemerke ich das erst jetzt? Warum-

 

 

Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Mika ihm sein Pony aus dem Gesicht strich und seine Stirn an seine lehnte.

 

„…Hm…Du scheinst kein Fieber zu haben…“

 

Bemerkte er, während er ihm in die Augen sah.

 

„M-mach dir nicht so viele Sorgen, Mika.“

 

Sagte Yuu mit leichtem Lachen in der Stimme.

 

„Ich bin nicht krank, ich bin nur-“

 

 

„Du hast dich verliebt.“

 

 

Plötzlich schossen ihm Narumi’s Worte wieder durch den Kopf. Yuu konnte spüren, wie sein Herz an ungewöhnlich hohem Tempo zulegte, als er realisierte wie nah er und Mika sich in diesem Moment waren. Als er spürte wie sein Gesicht anfing wärmer zu werden, trat er schnell einen Schritt zurück.

 

„Yuu-Chan?“

 

Fragte Mika, überrascht von seiner plötzlichen Reaktion.

 

„T-tut mir Leid.“

 

Stotterte Yuu, während er Augenkontakt vermied.

 

„M-mir ist nur eingefallen, d-dass ich was zu erledigen hab. G-genau jetzt. Also, ähm…i-ich muss gehen.“

 

Und damit rannte er davon und lies Mika zurück, der ihm nur verwirrt nachsah.

 

 

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Es war spät in der Nacht und alle waren bereits eingeschlafen. Außer Yuu, der immer noch hellwach, mit dem Rücken zu Mika, der bereits vor Stunden eingeschlafen war, im Bett lag.

 

Seit dieser Nacht vor zwei Wochen, wollte Mika ihm nachts nicht mehr von der Seite weichen. Obwohl Yuu ihm versicherte, dass er keine Alpträume mehr hatte…wollte er dennoch bei ihm bleiben.

 

Nicht, dass ihm das was ausmachte. Immerhin hatten sie als Kinder immer so zusammen geschlafen, aber trotzdem…machte seine Nähe ihn aus irgendeinem Grund nervös.

 

Als er sich immer noch nicht müde fühlte nach einer Weile, seufzte Yuu verzweifelt und öffnete seine Augen. Da er dachte, dass es ihm leichter fallen würde auf der anderen Seite einzuschlafen, drehte er sich um.

 

Zu seiner Überraschung, schaute er nun direkt in Mika’s Gesicht, der näher bei ihm lag, als er eigentlich dachte.

 

Obwohl er sich eigentlich umgedreht hatte um noch einmal zu versuchen einzuschlafen…schloss er nicht die Augen.

 

Stattdessen…sah Yuu ihn für einige Minuten an, bevor er, unbewusst, seine Hand nach ihm ausstreckte und ihm langsam etwas Haar aus seinem Gesicht strich, ohne auch nur einmal seinen Blick abzuwenden und betrachtete jedes einzelne Detail seines Gesichtes.

 

 

…Er ist so blass…Wahrscheinlich, weil Vampire nicht so oft raus gehen wegen dem Sonnenlicht…aber trotzdem…es passt zu ihm.

 

Und seine Wimpern…sind so unnatürlich lang…hab das vorher nie bemerkt…

 

 

Vorsichtig zog er wieder seine Hand zurück. Nachdem er sein Gesicht noch für einige weitere Sekunden angesehen hatte, erschien ein kleines Lächeln auf Yuu’s Gesicht.

 

 

Es ist komisch…wie gut ich sagen kann, ob er schläft, oder nur so tut. Ich hab ihn so oft beobachtet, während er schlief, dass ich ziemlich genau den Unterschied kenne.

 

Normalerweise ist er so unruhig…immer so wachsam…und so steif…

 

…Aber wenn er schläft…sieht er so friedlich aus…und entspannt…so…verletzlich…und…

 

 

Plötzlich fiel sein Blick auf seine leicht geöffneten Lippen…und er konnte spüren wie sein Gesicht wärmer und wärmer wurde…und wie schnell sein Herz in seiner Brust anfing zu schlagen.

 

 

„Du hast dich verliebt.“

 

 

„…Lächerlich…“

 

Murmelte er, bevor er sich wieder umdrehte und versuchte endlich etwas Schlaf zu finden.

 

I won't say I'm in love

Am nächsten Tag bemerkte praktisch jeder, dass etwas mit Yuu gewaltig nicht stimmte.

Er hatte große Probleme sich während der Arbeit zu konzentrieren, da ihn die Unterhaltung mit Narumi noch immer beschäftigte, und alles, was er wollte, war sie so schnell wie möglich zu vergessen. Aber das war leichter gesagt, als getan.

 

Wann immer er in Mika’s Nähe war kam sie ihm wieder in den Sinn und er fing an sich wirklich nervös zu verhalten, wenn das passierte. Dass Mika ständig fragte, was mit ihm seit letzter Zeit los war, half auch nicht sonderlich, deshalb versuchte er oft das Thema zu wechseln, was meistens immer damit endete, dass Yuu völligen Unsinn stotterte.

 

Er war froh, als der Tag sich langsam seinem Ende neigte und die Nacht hereinbrach und hoffte, dass er endlich etwas Ruhe finden könnte.

 

Er und Mika teilten sich noch immer ein Bett. Obwohl es Yuu immer noch höllisch nervös machte und er fast überhaupt keinen Schlaf fand…ließ er ihn. Nicht nur, weil er befürchtete, dass er ihn sowieso nicht umstimmen könnte, sondern auch, weil er ihn nicht abweisen und damit traurig machen wollte.

 

Es waren bereits ein paar Stunden vergangen, seit sie zu Bett gegangen waren. Beide lagen mit dem Rücken zueinander und während Mika wahrscheinlich schon vor Stunden eingeschlafen war, war Yuu immer noch wach und starrte die Wand an.

 

 

…Kann schon wieder nicht einschlafen…egal wie sehr ich es versuche. Könnte das nicht endlich mal aufhören? Ich hatte noch nie Schlafprobleme. Okay, vielleicht als Kind, hauptsächlich wegen diesen ständigen Alpträumen, aber die haben schon vor langer Zeit aufgehört, also warum-

 

„Wenn du in jemanden verliebt bist, sind diese Dinge so ziemlich normal.“

 

Ich hab mich nicht verliebt. Das kann einfach nicht sein. Hätte ich es dann nicht schon viel früher gemerkt und nicht so urplötzlich? Naja…es ist nicht so, dass es so plötzlich gewesen wäre…Nach dieser Nacht hab ich schon gemerkt, dass etwas anders war…dass da etwas war, das ich noch nie zuvor gespürt hab…und dieses Gefühl wurde mit jedem Tag stärker und stärker…

 

…Nein, Ich bin definitiv nicht verliebt. Ich weiß zwar nicht genau, was es ist, aber-

 

 

„…Yuu-Chan?“

 

Hörte er plötzlich eine leise Stimme hinter sich fragen, die seine Gedanken unterbrach.

 

„…“

„…Du bist wach, oder?“

„…“

 

 

Wie zur Hölle hat er das bemerkt?

 

 

„…Ja.“

 

Antwortete Yuu leise.

 

„…Kannst du nicht einschlafen?“

„…“

„…Hast du wieder Alpträume?“

 

Fragte Mika mit besorgter Stimme, während er langsam die Augen öffnete.

 

„Nein, ich…hab einfach nur seit letzter Zeit Schlafprobleme, das ist alles, mach dir keine Sorgen.“

 

Versuchte ihn Yuu zu versichern.

 

„…“

 

Er konnte für eine Weile nichts mehr von Mika hören und nahm deshalb an, dass er eingeschlafen war. Yuu wollte gerade die Augen schließen und noch einmal versuchen einzuschlafen, aber dann hörte er eine Stimme fragen:

 

„Yuu-Chan?“

„…Hm?“

„…Kann ich…dich was fragen?“

 

Fragte Mika zögerlich.

 

„Natürlich. Worum geht’s?“

 

Beide schwiegen für einen Moment, während das einzige Geräusch, das sie voneinander hören konnten, das Atmen des jeweils anderen war, bis Mika mit leiser Stimme fragte:

 

„…Wie fühlt es sich an…wenn du in jemanden verliebt bist?“

 

Als er diese unerwartete Frage hörte, riss Yuu die Augen geschockt auf und wurde augenblicklich knallrot.

 

 

Willst du mich verarschen?! Warum musst du ausgerechnet mich das fragen?!

 

 

„W-warum fragst du?“

 

Fragte er nervös, während er versuchte sich wieder zu beruhigen.

 

„…Bin einfach neugierig…“

„…“

„Ich…hab mich nur gefragt. Woher weißt du…wenn du dich verliebt hast?“

„…“

„…Wie kannst überhaupt sicher sein…dass es wirklich Liebe ist, das du fühlst…?“

 

Weil er sich extrem unwohl dabei fühlte über dieses Thema zu sprechen, da er immer noch versuchte sich selbst einzureden, dass er nicht verliebt war, versuchte er über etwas nachzudenken, das er ihm sagen konnte, um diese Unterhaltung so schnell wie möglich zu beenden.

 

„Naja…Zum Beispiel…“

 

Begann er mit einem nervösem Lächeln, während er verzweifelt nach etwas suchte, das er sagen konnte, bis er sich daran erinnerte, was Narumi ihm am Tag zuvor erzählte über die Dinge, die so ziemlich normal sind, wenn man in jemanden verliebt ist.

 

„Du hast manchmal keinen Appetit. Du kannst einfach nicht essen, selbst wenn du den ganzen Tag noch nichts gegessen hast. Nachts…ist es schwierig Schlaf zu finden. Und du kannst dich auf nichts konzentrieren, weil dieser Jemand immer in deinem Kopf ist, egal ob es…Tag…oder...Nacht ist…und…“

 

Plötzlich  verstummte er und schwieg für einen kurzen Moment, während sein Lächeln langsam verschwand und nur einen nachdenklichen Blick auf seinem Gesicht zurückließ.

 

„…Yuu-Chan?“

 

Fragte Mika, verwirrt, dass er so plötzlich aufgehört hatte zu reden.

 

„…“

„Yuu-Chan?“

 

Fragte er erneut, während er sich umdrehte und nun seinen Rücken ansah.

 

„…Dieser Jemand…ist im Grunde alles, an das du denken kannst…“

 

Fuhr er fort mit leiser Stimme.

 

„Besonders…wenn du ihn im Moment nicht sehen kannst. Und…wenn du bei ihm bist…kannst du nicht anders als dich glücklich…und wohl zu fühlen. Auch…wenn ihr gar nichts macht…einfach nur bei dieser Person zu sein ist genug für dich…“

 

Während er sprach, spannte sich Yuu’s Körper immer mehr und mehr an und er konnte spüren, wie er immer roter und roter wurde mit jedem einzelnem Wort, das er sagte. Er war froh, dass Mika sein Gesicht in diesem Moment nicht sehen konnte.

 

„…“

„Du…bekommst dieses merkwürdige Gefühl in deinem Bauch von Zeit zu Zeit. Es fühlt sich an, als ob du nicht genug Luft bekommen würdest…und es ist schwer zu Atmen. Es macht dich nervös. Manchmal…sogar so nervös…dass du nicht mal ein einziges Wort rausbringen kannst und dir plötzlich warm wird…verdammt warm...als ob…du brennen würdest…und…“

 

 

„Dein Herz schlägt ziemlich schnell…“

 

 

„…Du willst einfach, dass es aufhört, da es sich so seltsam anfühlt, aber eigentlich…fühlt es sich auch angenehm an…“

 

 

…Ernsthaft…wem versuche ich denn noch was vorzumachen?

 

 

„Und…bevor du es überhaupt bemerkst…bist du verliebt.“

„…“

„Plötzlich…fängst du an all diese kleinen Details an diesem Jemand zu bemerken, die du vorher nicht bemerkt hat…und du willst mehr über ihn wissen…egal, was es ist. Und egal wie viele Fehler er hat…es kümmert dich nicht.“

„…“

„…Du würdest alles tun…nur um diese Person glücklich zu machen…ihr Lächeln sehen zu können…oder ihr Lachen zu hören. Du würdest jede Art von Entschuldigung gebrauchen nur um mit ihr reden zu können…auch wenn es totaler Quatsch ist, über den ihr redet…“

„…“

„Du…willst sie sogar manchmal umarmen, oder…küssen…“

„…“

„…Und manchmal, da…liebst du jemanden so sehr…dass du das nicht wirklich brauchst und…alles, was du willst…ist einfach nur bei dieser Person sein zu wollen…und die Gewissheit zu haben…dass es okay ist sich in sie verliebt zu haben…“

 

Nachdem er fertig mit Reden war, schwiegen beide bis Mika fragte:

 

„…Woher…weißt du all diese Dinge?“

„…Ich…“

 

Begann Yuu, aber hielt inne für einige Sekunden, bevor er mit einem kleinen Lachen sagte:

 

„…hab das aus so einem kitschigen Liebesroman, den ich mal gelesen hab, als mir langweilig war…“

„…Wirklich?“

 

Fragte er mit einem kleinen Lachen in seiner Stimme, amüsiert über seine Antwort.

 

„Worum ging es?“

„…Um…so einen Typen, der sich in jemanden verliebt, den er schon sehr lange kennt…“

 

Antwortete Yuu mit leiser Stimme.

 

„Wurden seine Gefühle erwidert?“

„…Weiß ich nicht. Hab es nie zu Ende gelesen…“

„…“

 

Beide schwiegen für eine kurze Weile bis Yuu ihn fragen hörte:

 

„…Yuu-Chan?“

„Noch eine Frage?“

„…Nein…“

 

Entgegnete Mika, während er seine Augen schloss und jede Sekunde drohte einzuschlafen und fügte mit einem Lächeln hinzu:

 

„…Dein Herz…schlägt nur wieder so schnell…“

„…“

 

Danach konnte Yuu nichts mehr von ihm hören, bis auf sein gleichmäßiges Atmen. Da er wusste, dass er sowieso diese Nacht nicht mehr einschlafen könne, drehte er sich auf die andere Seite und sah ihn nun an.

 

Als er sein Gesicht ansah, wusste er, dass er fest eingeschlafen war und beobachtete ihn für einen kurzen Moment, während er über ihre Unterhaltung nachdachte, die sie gerade hatten.

 

 

„Wurden seine Gefühle erwidert?“

 

 

„…Ich weiß es nicht…“

 

Sagte er mit einem kleinen Lachen und in einer sehr leisen Stimme, um ihn nicht aufzuwecken.

 

„Du musst mir das sagen…“

 

Nachdem er ihn für einige weitere Sekunden angesehen hatte, sagte er mit derselben leisen Stimme:

 

„Hey, Mika, ich…ich weiß, dass ich…manchmal wirklich eine Last sein kann…dass ich dir nichts als Sorgen bereite…und, dass ich nicht das Recht habe, dich darum zu bitten, aber…“

 

Langsam beugte sich Yuu vor und lehnte leicht seine Stirn gegen seine und flüsterte:

 

„…Bitte…verlieb dich in mich…“

 

You've got me going crazy

„Yuu-Chan, wir…müssen das nicht tun, wenn du nicht willst…“

„M-mir macht das n-nichts aus. M-mach einfach w-weiter.“

„Ich kann sehen, dass du nervös bist.“

„N-nein, b-bin ich nicht.“

„…Du stotterst…“

„Q-quatsch!! Mach…es einfach e-endlich!“

„Bist du dir sicher? Wir könnten es auch wann anders machen…“

„N-nein, wir tun es jetzt.“

„Aber-“

„Mika. Ich sagte, es geht in Ordnung. Also mach hin und trink endlich mein Blut!“

 

Sagte Yuu, während er Mika mit verärgerten Blick und leichter Rötung im Gesicht ansah.

 

Beide waren in ihrer Hütte. Yuu saß auf dem Boden an sein Bett gelehnt, während Mika direkt vor ihm saß.

 

Da es bereits einige Tage her war seit Mika zum letzten Mal Blut getrunken hatte, machte Yuu den Vorschlag, dass er es jetzt tun könnte, dem Mika, nach einigen Überredungsversuchen zustimmte.

 

Im Vergleich zu anderen Malen als Yuu erwähnte sein Blut zu trinken, war es dieses Mal viel leichter gewesen ihn dazu zu überreden. Höchstwahrscheinlich, weil Mika wusste wie stur er sein konnte, wenn es darum ging und da er nicht wollte, dass er ihn den ganzen Tag damit belästigte, erklärte er sich letztendlich damit einverstanden.

 

Yuu hatte sein Shirt aufgeknöpft und seinen Kopf zur Seite geneigt, um ihm besseren Zugang zu seinem Hals zu geben.

 

Aber als er sah wie Mika ihm langsam näher kam, wurde er nervös. Als Mika das bemerkte, weigerte er sich sein Blut zu trinken. Er wollte nicht etwas tun, mit dem er nicht einverstanden war.

 

„Ich werde es nicht tun.“

 

Sagte Mika, während er dabei war aufzustehen.

 

„Ich halte es auch noch etwas länger ohne Blut aus und-“

 

Plötzlich griff Yuu nach seiner Hand und hielt ihn davon ab aufzustehen.

 

„Nein, tust du nicht.“

 

Sagte er mit besorgtem Gesichtsausdruck.

 

„Es sind bereits vier Tage vergangen seit du kein Blut mehr getrunken hast, oder?“

 

Fragte Yuu und ließ seine Hand los.

Als er diese Frage hörte, sah Mika ihn überrascht an, erstaunt darüber, dass er die Tage gezählt hatte.

 

„Sei nicht so stur, Mika.“

 

Nachdem er ihn für einige Sekunden angesehen hatte, wand Mika den Blick ab.

 

„Ich bin nicht stur. Ich…will einfach nur nicht etwas tun, dass du nicht willst.“

 

Sagte er mit leiser Stimme.

 

„Wie ich bereits sagte, es macht mir nichts aus, wenn du mein Blut trinkst.“

„Ich hab ganz klar gesehen, dass du nervös warst.“

„…“

„…Du hattest Angst, oder?“

 

Fragte Mika mit trauriger Stimme.

 

„Hatte ich nicht! Mika, ich könnte niemals Angst vor dir haben. Ich war einfach nur nervös, weil-“

 

Er stoppte mitten im Satz, da er nicht in der Lage war ihm den wahren Grund für seine Nervosität zu nennen.

 

„Weil?“

 

Fragte er und sah ihn wieder an.

 

„…“

„ ‘Weil’, was, Yuu-Chan?“

 

Drängte Mika, während er ihn skeptisch ansah.

 

„…V-v-vergiss es.“

 

Entgegnete Yuu und drehte seinen Kopf zur Seite, während ein leichter Rotschimmer auf seinem Gesicht erschien.

 

„Ich war einfach…nicht mehr dran gewöhnt…das ist alles…“

„…Es ist erst ein paar Tage her seit dem letzten Mal.“

„N-naja…Was kann ich sagen? Das geht bei mir ziemlich schnell.“

 

Sagte er mit einem kleinen Lachen und versuchte damit seine Lüge zu verstecken.

 

Mika wusste, dass er log und, dass der Grund für seine Nervosität ein anderer war, aber da er annahm, dass er sowieso keine ehrlich Antwort von ihm bekommen würde, seufzte er nur und fragte nicht weiter.

 

Während Yuu immer noch seinen Kopf zur Seite gedreht hatte, fiel Mika’s Blick auf seinen Hals. Er hatte versucht seinen Durst bis dahin zu ignorieren, aber als er seine entblößte Haut sah, konnte er plötzlich fühlen wie trocken sein Hals war.

 

Da er bemerkte, dass er fast sein Limit erreicht hatte, wand er den Blick ab.

 

„…“

„…Was ist?“

 

Fragte Yuu und drehte den Kopf wieder zurück um ihn anzusehen.

 

„…“

„Mika?“

 

Als er seinen beschämten Gesichtsausdruck sah, wusste Yuu was los war, da er immer diesen Blick hatte, wenn er dringend Blut brauchte.

 

„…Komm schon. Du brauchst es, oder?“

 

Fragte er mit einem Lächeln im Gesicht.

 

„…“

„Mir…macht es wirklich nichts aus. Ich mein das Ernst. Ich würde es dir sagen, wenn ich damit nicht einverstanden wäre, ich schwör’s.“

„…“

 

Als er immer noch keine Antwort von ihm bekam, seufzte Yuu verzweifelt und legte beide Hände auf seine Schultern

 

„Mika.“

 

Als er seine Berührung spürte und seinen Namen hörte, sah Mika ihn wieder an.

 

„Ich hab keine Angst vor dir. Niemals im Leben würde ich je Angst vor dir haben. Du bist meine Familie und wenn es das ist, was du brauchst, dann werde ich nicht zögern es dir zu geben. Selbst wenn du es tun würdest ohne zu fragen, würde es mir nichts ausmachen.“

„…“

 

Nachdem er seine Schultern losließ und seinen Kopf zur Seite neigte, sagte er mit einem warmen Lächeln:

 

„Also tu es endlich, du sturer Idiot.“

 

Mika sah ihn noch für einige weitere Sekunden leicht überrascht an, bevor ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien und er ihm langsam näher kam, während er seine Hände vorsichtig auf seine Schultern legte und seinen Mund zu seinem Hals brachte bis er nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war. Yuu erwartete, dass er jeden Moment zubiss, aber…das tat er nicht.

 

Mika blieb so für einen kurzen Moment, bevor er flüsterte:

 

„Yuu-Chan?“

 

Als er seinen warmen Atem auf seinem Hals spürte, konnte Yuu fühlen wie seine Nervosität zurückkehrte und brachte somit seinen Körper dazu sich anzuspannen und sein Gesicht zum Erröten.

 

„…Dein Herz schlägt ziemlich schnell…ist alles in Ordnung?“

 

Hauchte er gegen seinen Hals und verursachte bei ihm eine Gänsehaut.

 

„J-ja. A-alles b-bestens. M-mach dir keine S-Sorgen.“

 

Stotterte er als Antwort.

 

„…Du zwingst dich, oder?“

„N-nein, t-tu ich nicht.“

„Lüg mich nicht an, Yuu-Chan. Ich kann deutlich sehen, dass du-“

„Mika.“

 

Unterbrach Yuu ihn mit der ruhigsten Stimme, die er hinbekam.

 

„Hm?“

„Könntest du…bitte…nicht…reden…wenn du so nah bist?!“

 

Sagte er halb verärgert und halb nervös.

 

„…Warum?“

„…“

 

 

Weil es mich verdammt nervös macht und ich nicht sicher bin, ob mein Herz das lange durchhält!

 

 

„…Yuu-Chan?“

 

Yuu antwortete ihm nicht mehr. Er war zu sehr auf seinen gleichmäßigen Atem an seinem Hals und das schnelle Schlagen seines eigenen Herzens konzentriert um etwas sagen zu können.

 

Sie blieben schweigend so für einige weitere Sekunden bis Mika den Kopf zurückzog, weil er sich fragte, warum er plötzlich so still war.

 

 

Was ist bloß los mit-

 

 

Als er seinen Kopf zurückgezogen hatte, drehte Yuu seinen Kopf augenblicklich zur Seite, aber konnte trotzdem nicht verhindern, dass Mika sah, dass sein Gesicht knallrot in diesem Moment war.

 

„Was ist?“

 

Fragte Yuu nach einer kurzen Weile, leicht genervt von seinem Starren.

 

„…Nichts…“

 

Sagte er leise, fasziniert von dieser Seite, die er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.

 

„Dann hör auf mich so anzustarren!“

 

Sagte er verärgert.

 

Aber selbst nachdem ein weiterer Moment verging, konnte er immer noch seinen Blick auf sich spüren, und er fühlte sich sehr unwohl dabei.

 

„Könntest du endlich aufhören zu starren und es hinter dich bringen?!“

 

Fragte Yuu, und klang dabei etwas verzweifelt.

 

Ohne etwas weiter zu sagen, kam Mika ihm wieder langsam näher und brachte seinen Mund zu seinem Hals. Als er spürte wie seine Lippen leicht die Haut an seinem Hals berührten, kniff Yuu die Augen zusammen und spannte sich an.

 

Als er das fühlte, packte Mika ihn fester an den Schultern, bevor er ebenfalls seine Augen schloss und seine Zähne in seinen Hals bohrte.

 

Nachdem einige Momente vergingen, konnte Mika spüren wie Yuu sich langsam wieder etwas entspannte und lockerte etwas den Griff an seinen Schultern und entspannte sich ebenfalls.

 

Sie blieben so für eine Weile, und die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren Mika, wie er sein Blut herunterschluckte, und ihr gleichmäßiges Atmen, bevor Mika seine Zähne wieder aus seinen Hals löste.

 

Als er seinen Kopf wieder vollständig zurückgezogen hatte, entfernte sich Mika etwas von ihm und wand seinen Blick ab, während er etwas Blut, das noch übrig war, mit seiner Hand abwischte und zu verbergen versuchte, dass er in diesem Moment rot wurde.

 

Yuu bemerkte es nicht, da er auch seinen Blick abwandte und ebenfalls versuchte sein rotes Gesicht zu  verstecken.

 

Nachdem ihre Gesichter wieder eine normale Farbe hatten, fragte Mika, während er immer noch den Blick abwand:

 

„Ich…hab dir nicht wehgetan, oder?“

„Nein. Es hat überhaupt nicht wehgetan.“

 

Antwortete er, und sah ihn ebenfalls nicht an.

 

„…Und…ich hab auch nicht zu viel genommen, oder?“

„Überhaupt nicht.“

 

Sagte Yuu mit einem Lächeln, da er es mochte, dass er sich so um ihn sorgte, bevor er er langsam seinen Blick wieder auf ihn richtete.

 

„Wenn ich denken würde, dass du je zu viel nehmen würdest, dann würde ich protestieren. Ich will immerhin nicht sterben.“

 

Als er das hörte, sah ihn Mika überrascht an.

 

„…Was?“

 

Fragte Yuu, verwirrt von seinem Blick.

 

„Hattest…du nicht gesagt, dass es dich nicht kümmern würde, wenn du stirbst, solange du jeden von beschützen kannst?“

„Naja…ich schätze sterben ist nicht so toll. Auch wenn es für meine Familie ist. Also hab ich beschlossen, dass ich euch alle beschützen und trotzdem weiterleben werde.“

„…Also hast du deine Meinung geändert?“

„Ja.“

„…Warum?“

 

Fragte Mika mit einem skeptischen Blick.

 

„Ich…“

 

Begann er, während er den Blick abwand.

 

„Hab einfach nur darüber nachgedacht, was du zu mir gesagt hast. Dass alle von euch traurig wären, wenn ich sterbe…deshalb.“

„Yuu-Chan.“

 

Als er seinen Namen hörte, sah Yuu ihn wieder an und bemerkte, dass Mika nun genau vor ihm war.

 

„Lüg nicht.“

 

Sagte er, während er ihm in die Augen sah.

 

„I-ich lüg nicht.“

 

Entgegnete Yuu und wurde langsam nervös bei dieser plötzlichen Nähe und wand noch einmal den Blick ab, während ein leichter Rotschimmer damit begann seine Wangen zu färben.

 

„Doch, tust du. Ich kenne dich. Ich weiß wie stur du bist.“

„…“

„Du würdest nie deine Meinung ändern, nur weil sie jemandem nicht gepasst hat und dir gesagt hat, wie er darüber denkt.“

„…“

„…Warum hast deine Meinung so plötzlich geändert?“

„…“

 

 

…Weil ich mich in dich verliebt hab…

 

 

„Yuu-Chan.“

 

Sagte Mika mit befehlendem Ton und kam ihm sogar noch näher, sodass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren und Yuu, der sich sichtlich unwohl dabei fühlte, dass sie sich so nah waren, dazu zwang ihn direkt anzusehen.

 

„Sag mir warum.“

„…“

 

Ein Moment der Stille verging, während sie sich einfach nur einander in die Augen sahen, wobei sich Yuu dabei sehr unwohl fühlte. Er wollte etwas Abstand von ihm nehmen, aber da er immer noch gegen das Bett lehnte, konnte er das nicht.

 

Je länger er in seine rubinroten Augen schaute, desto mehr spürte er wie er langsam anfing sich in ihnen zu verlieren. Und je mehr er das spürte, desto mehr spürte er auch, wie sein Gesicht anfing sich so anzufühlen, als ob es brennen würde.

Als er merkte wie sein Atmen unregelmäßig wurde und dieses flatternde Gefühl in seinem Bauch spüren konnte, platzte ihm heraus:

 

„…Schmetterlinge.“

„Huh?“

 

Sagte Mika, während er seinen Kopf zurückzog und ihn irritiert ansah.

Als er realisierte, was er da gerade gesagt hatte, wurde Yuu knallrot.

 

„I-i-ich meine, d-die a-armen S-Schmetterlinge!“

 

Stotterte er und nutzte Mika’s Irritation um aufzustehen.

 

„D-die w-wären auch alle ganz t-traurig, wenn ich sterben würde, r-richtig? I-ich kann i-ihnen das nicht antun…“

„…“

 

Mika sah ihn nur noch irritierter als vorher an.

 

„…Ich brauch frische Luft…“

 

Sagte Yuu und ging an ihm vorbei, raus aus der Hütte und während er die Tür wieder hinter sich schloss, ließ er einen völlig verwirrten Mika zurück, dessen einzige Antwort auf das, was er gesagt hatte, war:

 

„Was?“

 

Als er aus der Hütte draußen war, rannte Yuu ein paar Meter, bis er weit genug von der Hütte entfernt war, in der er bis vor einem Moment noch war.

 

Nachdem er tief durchgeatmet und sich wieder beruhigt hatte, schlug er sich mir der Hand vors Gesicht.

 

 

Mika muss jetzt denken, dass ich völlig verrückt geworden bin nachdem ich so einen Blödsinn gesagt hab.

 

 

Er seufzte verzweifelt.

 

 

…Er war einfach zu nah…Ich konnte nicht mehr klar denken. Um ehrlich zu sein war alles, was ich wollte, von dort wegzukommen…Ich werde einfach viel zu nervös in seiner Nähe…

 

Und ihn mein Blut trinken zu lassen wird auch langsam zum Problem. Ich fürchte das nächste Mal wird es sogar noch schwieriger werden ihn dazu zu überreden es zu trinken.

 

Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte…Sogar Asuramaru macht sich über mich lustig. Ich schwöre, wenn er mich noch einmal einen liebeskranken Idioten nennt, tret ich ihm in den Arsch!

 

 

Ein weiterer Seufzer entwich seinen Lippen.

 

 

Vielleicht sollte ich es endlich hinter mich bringen und ihm sagen, dass ich ihn li-li-li Argh! Ich kann es nicht mal in meinen eigenen Gedanken sagen!

 

 

Er nahm die Hand vom Gesicht und sah hinauf zum immer noch blauen Himmel über ihm.

 

 

…Das wird noch so ein langer Tag heute werden…

 

 

Er seufzte erneut, bevor er sich auf den Weg zu Shinoa und den anderen machte.

 

Heartache

Als es Nacht wurde, gingen alle in ihre Hütten um zu schlafen um dann am nächsten Morgen wieder früh aufstehen zu können.

 

Es dauerte nicht lange und alle schliefen langsam ein und sogar Yuu konnte relativ schnell einschlafen. Seit einiger Zeit war es nicht mehr so ein Problem für ihn nachts Schlaf zu finden. Es war zwar immer noch etwas schwierig, aber nicht mehr so sehr wie es vorher war.

 

Aber das bedeutete nicht, dass er immer bis zum nächsten Morgen durchschlafen konnte. Manchmal wachte er aus irgendeinem Grund mitten in der Nacht auf…genau wie in dieser Nacht.

 

Yuu öffnete seine Augen und ein schneller Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass es immer noch Nacht war. Da er wieder einschlafen wollte, drehte er sich auf die andere Seite und bemerkte, dass Mika nicht neben ihm lag, sondern aufrecht im Bett saß mit einem traurigen Blick.

 

„…Mika?“

 

Fragte Yuu mit schläfriger und leiser Stimme.

Überrascht von seiner Stimme, sah Mika zu ihm runter.

 

„Yuu-Chan. Du bist ja wach…“

„…Ja.“

„…“

„Stimmt was nicht?“

 

Fragte er besorgt.

 

„Nein, alles in Ordnung.“

 

Entgegnete Mika mit einem falschen Lächeln.

 

„Ich…hatte nur einen Alptraum, das ist alles.“

„…“

„Es…war nichts Schlimmes, wirklich.“

 

Fuhr er fort, nachdem er Yuu’s besorgtes Gesicht sah und fügte, während er den Blick abwand hinzu:

 

„Nur…ein Traum aus der Vergangenheit, nichts weiter. Mir geht’s wirklich gut, also mach dir keine Sorgen.“

„…“

„…Du…kannst ruhig wieder schlafen gehen. Ich…mach einfach einen Spaziergang, oder so was und-“

 

Mika verstummte als Yuu sich langsam aufsetzte und seine Arme zärtlich um seine Schultern legte und ihn näher zu sich zog.

 

Überrascht von dieser plötzlichen Aktion, spannte Mika sich an und ein leichter Rotschimmer erschien auf seinem Gesicht, bevor Yuu sich langsam, mit ihm in seinen Armen, wieder hinlegte.

 

Sie lagen einfach nur schweigend für einen Moment da, während sie dem Atmen des jeweils anderen lauschten. Nach einer Weile fragte Yuu:

 

„…Mika, wenn…du möchtest, dass ich loslasse, dann sag es, okay?“

„Nein, ist…ist schon gut. Ich…bin das nur einfach nicht mehr gewohnt…das ist alles…“

„…“

 

 

…Er sagt das zwar, aber…er ist immer noch so angespannt…als ob er nervös ist. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen…Ich hab nicht mal selbst gemerkt, was ich da tue. Ich hatte einfach nur plötzlich das Bedürfnis ihn zu umarmen…und um ehrlich zu sein…wollte ich nicht, dass er geht. Es macht mich zwar nervös, wenn er hier ist, aber…ich mag es auch ihn hier bei mir zu haben…und-

 

 

„Yuu-Chan?“

 

Unterbrach eine leise Stimme plötzlich seine Gedanken.

 

„Hm?“

„…Dein Herz schlägt schon wieder so schnell…“

„…

 

 

Verdammt…

 

 

„…Tut mir leid, ich…weiß nicht wie man das stoppen kann…“

 

Entschuldigte er sich, da er fürchtete, dass es ihn störte.

 

„…Es…macht mir nichts aus. Es ist beruhigend…“

 

Flüsterte Mika mit einem Lächeln im Gesicht, während er sich an ihn kuschelte. Nachdem er tief durchatmete, entspannte er sich langsam in seinen Armen. Als er das spürte, umarmte Yuu ihn zögerlich etwas fester und legte sein Kinn auf seinen Kopf.

 

 

…Seine Schultern…sind so schmal…und…er fühlt sich so kalt an…Ich frage mich…

 

 

„…Mika, ist dir kalt?“

 

Fragte er leise.

 

„Nein, ist schon gut…“

„Aber du fühlst dich kalt an…“

„Ich bin immerhin ein Vampir.“

 

Entgegnete er mit einem traurigen Lächeln.

 

„Wir haben keine Körpertemperatur…also können wir uns nicht warm anfühlen.“

„…“

„…Stört…es dich?“

 

Fragte Mika zögerlich, da er sich aufgrund seines plötzlichen Schweigens unwohl fühlte.

 

„Was?“

„Das ich mich nicht warm anfühle…“

„…Ach was.“

 

Entgegnete Yuu mit einem Lächeln.

 

„Und außerdem…ist mir gerade sowieso ziemlich warm, also ist es angenehm jemanden zu haben, der mich abkühlt…“

„…“

„Natürlich nur solange es dich nicht stört, dass du die ganze Zeit meine Wärme ertragen musst.“

 

Sagte er scherzend.

 

„…Als ob mich das je stören würde…“

 

Entgegnete Mika mit leiser Stimme.

 

„Huh?“

„…Ich…mag deine Wärme…fühlt sich schön an…“

 

Gab er zu und brachte beide zum Erröten mit diesem Kommentar.

 

„…“

 

Beide schwiegen für eine kurze Weile, unsicher, was sie zueinander sagen sollten bis Yuu diese Stille unterbrach:

 

„…H-hey, Mika? Kann ich…dich was fragen?“

„…Nur zu…“

„Können sich…Vampire verlieben?“

 

Fragte er zögerlich.

 

„…“

 

Da Mika ihm nicht sofort antwortete, begann Yuu sich leicht unwohl zu fühlen.

 

 

…Er ist plötzlich so still…Vielleicht hätte ich ihn nicht ausgerechnet das fragen sollen, aber-

 

 

„…Warum fragst du?“

 

Fragte Mika plötzlich und unterbrach damit seine Gedanken und die Stille zwischen ihnen.

 

„…Ich…hab mich das einfach nur gefragt.“

 

Entgegnete er zögerlich, leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage und unsicher, was er darauf antworten sollte.

 

„Du hast mich deswegen gefragt, erinnerst du dich? Deshalb, war ich…neugierig, ob…Vampire sich überhaupt verlieben können…“

„…“

 

 

„…Wie fühlt es sich an…wenn du in jemanden verliebt bist?“

 

 

„…Nein, ich…denke nicht.“

 

Antworte Mika leise.

 

„Das Verlangen nach Blut…wird so stark über die Jahre, dass sie langsam solche menschlichen Gefühle wie ‘Liebe’ vergessen…“

„…Ein Vampir zu sein ist echt lästig, was?“

 

Bemerkte er mit einem kleinen Lachen in seiner Stimme.

 

„…So ziemlich.“

„…Mach dir keine Sorgen. Eines Tages verwandele ich dich zurück.“

 

Sagte Yuu, als er seine traurige Stimme hörte und versuchte ihn damit etwas aufzumuntern und bekam ein kleines Kichern von Mika.

 

„Du sagst das immer…“

„Weil ich es ernst meine.“

 

Entgegnete Yuu prompt.

 

„…Und wenn es keinen Weg gibt?“

„Dann finde ich einen.“

„…“

„…Ich…werde dich definitiv zurückverwandeln. Egal wie viel Zeit es braucht. Ich hab es dir immerhin versprochen und ich habe nicht vor, dieses Versprechen zu brechen.“

 

Sagte er entschlossen.

 

„…Du…meinst das wirklich ernst, oder?“

 

Frage Mika mit leiser Stimme.

 

„Natürlich!“

 

Protestierte Yuu und fügte mit zögerlicher Stimme, während er rot wurde, hinzu:

 

„Es…tut dir immerhin weh…und…macht dich traurig, oder?“

„…“

„Deshalb…ist das natürlich mein Ernst…“

 

Als er diese Worte von ihm hörte, erschienen ein leichter Rotschimmer und ein kleines Lächeln langsam auf Mika’s Gesicht.

 

 

…Für mich, huh?

 

 

„Hey Mika.“

 

Begann er und versuchte damit das Thema zu wechseln und fragte mit aufgeregter Stimme und einem Lächeln im Gesicht:

 

„Wenn du wieder ein Mensch bist…was wäre das erste, dass du tun würdest?“

„…Was für eine Art Frage ist das denn?“

 

Fragte Mika mit leichtem Lachen.

 

„Bin einfach nur neugierig.“

„…“

 

 

…Das erste, das ich tun würde…

 

 

„…Curry essen…“

 

Antwortete er nach ein paar Sekunden der Stille, während er seinen Kopf noch mehr in seiner Brust vergrub.

 

„Hab ich mir schon gedacht.“

 

Entgegnete Yuu mit einem Kichern, während er die Augen schloss.

 

„…“

 

Sie sagten nichts für eine ganze Weile und lagen einfach nur da in völliger Stille und genossen die Gegenwart und das Geräusch des Atem des jeweils anderen.

 

Irgendwann spürte Mika wie Yuu die Umarmung etwas lockerte und nachdem er seinen Herzschlag hörte, wusste er, dass er eingeschlafen war.

 

 

…Es ist seltsam wie…schnell sein Herz immer schlägt…aber sobald er einschläft…es wieder normal schlägt…

Deshalb weiß ich immer, wenn er schläft, oder wach ist…

 

 

Während er seinem langsamen, aber gleichmäßigen Herzschlag für einen kurzen Moment lauschte, fühlte er wie sein Gesicht langsam wärmer wurde.

 

 

Das Geräusch von seinem Herz…macht mich verrückt…aber auf eine gute Weise.

 

Vampire brauchen nicht zu schlafen. Sie können, aber…sie brauchen es einfach nicht. Ich brauche es auch nicht. Ich bleibe nur nachts bei ihm, weil ich Angst hab, dass er wieder Alpträume hat…und, weil ich ihn nicht allein lassen will…auch wenn ich heute Nacht derjenige bin, der einen Alptraum hatte.

 

Ich hatte nicht vor hier zu bleiben um zu schlafen…aber trotzdem…kann ich nicht anders.

 

Die erste Nacht, die ich hier verbrachte nachdem wir uns wieder vertragen hatten…lag ich einfach nur hier und wusste nicht, was ich bis zum nächsten Morgen machen sollte.

 

Und während ich über einen Weg nachdachte mich bis dahin abzulenken…hab ich dem Geräusch seines Herzens zugehört und ohne, dass ich es bemerkt hab…bin ich dabei eingeschlafen.

 

Es ist das einzige…das mich jede Nacht zum Einschlafen bringt. Es ist beruhigend…und ich fühl mich so wohl, wenn ich ihm zuhöre.

 

…Ich weiß wirklich nicht warum, aber…sein Herzschlag ist so verdammt wunderschön…Genauso wie alles andere…wenn ich bei ihm bin.

 

 

„Können sich…Vampire verlieben?“

 

 

…Nein, können sie nicht. In einen Vampir verwandelt zu werden bedeutet deine ganze Menschlichkeit zu verlieren…Alle Emotionen, die du als Mensch hattest…werden einfach ausradiert…und durch dieses unbändige Verlangen nach Blut ersetzt.

 

Das ist alles, was sie interessiert…sonst nichts.

 

…Aber ich bin anders. Auch wenn ich nun schon seit vier Jahren ein Vampir bin…und das Verlangen nach Blut immer stärker und stärker wird…ist es nur mein Körper, der danach verlangt. Ich mag es nicht. Ich mag es nicht so abhängig von Blut zu sein…und ich habe immer noch einige meiner Emotionen, die ich als Vampir eigentlich gar nicht haben dürfte…

 

Ich kann traurig sein…und sogar weinen. Dinge, die ein Vampir nicht tun sollte. Und auch wenn Vampire sich nur für Menschen wegen ihrem Blut interessieren…bin ich nicht so. Es geht mir nicht um Yuu-Chan’s Blut…sondern um ihn selbst.

 

Weil er mir wichtig ist. Weil mir nichts wichtiger ist…als er. Auch wenn ich jetzt ein Vampir bin…etwas, dass er so sehr hasst…gibt er mir trotzdem so viel…und lässt mich mehr denn je menschlich fühlen.

 

…Ich bin glücklich…wenn ich bei ihm bin. Wenn ich an seiner Seite sein kann, lachend und lächelnd…Wenn wir immer noch so tun können, als sei nie etwas passiert…Ich fühl mich wohl bei ihm…und…auch wenn mein Herz nicht mehr schlagen kann…bekomme ich seit kurzem dieses warme Gefühl in meiner Brust…wann immer ich bei ihm bin…wann immer ich seine Stimme höre…wann immer er lächelt…oder mich ansieht…und…selbst wenn wir einfach nur beieinander liegen…so wie jetzt…

 

Zuerst wusste ich nicht, was es war…es ist etwas, das ich noch nie zuvor in meinem Leben gespürt hab…Aber…nach einiger Zeit, da…hab ich verstanden, dass…ich…mich in ihn verliebt hab…

 

…Ich…liebe ihn.

 

Die Art wie er spricht…die Art wie er lacht…und lächelt…die Art wie er mich ansieht…sein rotes Gesicht, wenn ihm was peinlich ist…diese zerbrechlich Seite, die ich in jener Nacht an ihm sah…sogar seine Tränen…alles…an ihm…

 

Es war nicht so, als ob ich das überhaupt nicht in Erwägung gezogen hätte…Ich war mir einfach nur nicht sicher. Ich kenne ihn immerhin nun schon seit acht Jahren und ich hab so etwas kein einziges Mal gespürt. Deshalb hab ich ihn deswegen gefragt…

 

 

„…Wie fühlt es sich an…wenn du in jemanden verliebt bist?“

 

 

Und nachdem er mir es gesagt hat…wusste ich, dass ich verliebt war. Und mit jedem Tag, der vergeht…verlieb ich mich mehr und mehr in ihn…auch wenn ich weiß…dass ich das nicht sollte, da ich kein Mensch mehr bin…

 

 

„Wenn du wieder ein Mensch bist…was wäre das erste, dass du tun würdest?“

 

 

…Ich würde dir sagen, dass ich dich liebe.

 

Ich kann dir das nicht jetzt sagen…Ich kann es einfach nicht. Ich hab Angst. Nicht davor, dass du mich ablehnen könntest, sondern…davor wieder ein Mensch zu werden…

 

Was ist…wenn sich meine Gefühle verändern, wenn ich wieder ein Mensch bin? Wenn sich nur meine Vampir-Seite in dich verliebt hat…und nicht meine menschliche? Was ist, wenn du dasselbe für mich empfindest…und ich dir dann sagen muss, dass ich dich nicht mehr liebe?

 

…Ich will dich damit nicht verletzen…

 

Deshalb behalte ich meine Gefühle für mich. Auch wenn es schwer ist…werde ich es dir nicht sagen.

 

 

Mika schloss seine Augen und versuchte einzuschlafen.

 

 

…Ich mache dich lieber glücklich, während ich leide…als dich je so zu verletzen…

We wish tonight could last forever

Die nächsten paar Tage versuchten Mika und Yuu ihr bestes sich normal gegenüber zu verhalten. Auch wenn es viel leichter war für Mika, als für Yuu.

Er konnte einfach nicht seine Nervosität verstecken, wenn er ihm zu nah war und seine Erklärungen für sein Verhalten endeten fast immer mit verwirrenden Halbsätzen, oder damit, dass er so schnell wie möglich weg wollte mit einer noch viel verwirrenden Entschuldigung.

 

Irgendwann gab es Mika auf ihn deswegen zu fragen, und nahm es einfach hin, was immer er ihm erzählte, egal wie lächerlich es war. Es war sowieso sinnlos zu versuchen ihn dazu zu bewegen es ihm zu sagen, also ließ er ihn einfach.

 

Zumindest waren die Nächte friedlicher. Auch wenn sie ziemlich dicht beieinander lagen, fühlte Yuu sich viel wohler und konnte auch viel schneller einschlafen und auch Mika konnte einschlafen und sogar jedes Mal bis zum nächsten Morgen durchschlafen.

 

…Aber diese Nacht war anders.

 

Er wachte plötzlich mitten in der Nacht auf. Es war nicht so, dass er einen Alptraum gehabt hätte, oder einen unruhigen Schlaf. Überhaupt nicht. Er hatte nur einfach das Gefühl, dass etwas fehlte, während er schlief. Als er seine Augen öffnete, realisierte er auch, was es war. Yuu lag nicht mehr neben ihm. Stattdessen stand er beim Fenster und sah hinaus mit einem nachdenklichen Blick.

 

„…Yuu-Chan? Stimmt was nicht?“

 

Fragte er leise, während er sich aufsetzte.

Von seiner Stimme aus seinen Gedanken gerissen, sah Yuu ihn an.

 

„Mika.“

 

Sagte er, als er bemerkte, dass sein Freund wach war.

 

„…Nein, es ist nichts. Mach dir keine Sorgen.“

 

Versuchte Yuu ihm zu versichern mit einem Lächeln im Gesicht.

 

„…Wirklich?“

 

Fragte Mika besorgt.

 

„Ja, ich…wache nur manchmal auf, das ist alles.“

 

Fügte er hinzu und sah wieder aus dem Fenster. Nachdem er ihn für ein paar Sekunden beobachtete, fragte Mika:

 

„…Was schaust du dir an?“

„…Nur die Sterne…“

„Die Sterne?“

 

Fragte er irritiert.

 

„Ja. Der Himmel ist ziemlich klar, also kannst du ne‘ Menge von ihnen heute Nacht sehen.“

„…“

„…Da ich die letzten vier Jahre in Shibuya gelebt hab, konnte ich kaum welche sehen, aber hier…“

„…“

„Nur…die Aussicht ist nicht wirklich die beste.“

 

Bemerkte er mit einem kleinen Lachen und einem Hauch von Traurigkeit in seiner Stimme.

 

„…“

 

Als er ihn anschaute und seinen sehnsüchtigen Blick sah, der auf den Nachthimmel gerichtet war, fragte Mika mit leiser Stimme:

 

„…Willst du Sterne schauen gehen?“

 

Als er das hörte, sah Yuu ihn wieder mit überraschten Blick an.

 

„Huh?“

 

 

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Nachdem sie sich aus dem Dorf rausgeschlichen hatten, führte Mika ihn zu einem Wald, der ein paar Minuten entfernt war. Sie gingen hindurch, während Mika vorne war und Yuu ihm folgte, ohne zu wissen, wohin sie gingen.

 

Nachdem sie eine Weile gegangen waren, zeigte ihm Mika einen gut versteckten Pfad, der zunächst so aussah, als ob er aus dem Wald führen würde, aber stattdessen zu einer Lichtung führte.

 

Mika hielt plötzlich an und Yuu, der direkt hinter ihm war, wäre beinahe in ihn hineingerannt. Als er wissen wollte, warum er so plötzlich angehalten hatte, bemerkte Yuu, dass er zum Himmel hinaufschaute. Weil er neugierig war, was Mika sich anschaute, sah er ebenfalls hinauf und riss erstaunt die Augen auf, als er den Himmel über ihnen sah.

 

Er war übersät mit Millionen von Sternen, die auf sie hinabschienen und da es dort keine einzige Lichtquelle gab, konnte man sogar den kleinsten Stern sehen.

 

Es war das Wunderschönste, was Yuu je in seinem Leben gesehen hatte und konnte nicht anders, als einfach nur dazustehen und sprachlos und mit strahlenden Augen darauf zu starren.

 

Und auch wenn Mika wusste, dass es keine gute Idee gewesen ist sich nachts alleine raus zu schleichen, ohne jemanden zu sagen, wohin sie gehen…alle seine Gewissensbisse waren augenblicklich weg, als er Yuu’s überglückliches Gesicht und das Lächeln sah, das er ihm schenkte, als er ihn ansah.

 

Keiner von beiden wusste für wie lange sie die Sterne betrachteten, während sie nebeneinander im Gras lagen. Zeit bedeutete ihnen sowieso nichts in diesem Moment. Alles, was zählte, war, dass sie bei der Person waren, in die sie sich über die letzten paar Wochen verliebt hatten.

 

Sie brauchten sonst nichts.

 

„…Es ist so wunderschön…“

 

Sagte Yuu nach einer Weile, während er die Sterne mit einem Lächeln ansah.

 

„Wie hast du diesen Ort gefunden?“

 

Wollte er wissen und sah zu seinem Freund rüber.

 

„Nach diesem Streit, den wir hatten…hab ich einen Ort gesucht, wo ich für eine Weile allein sein konnte…und hab das hier gefunden.“

 

Sagte Mika, bevor er zu ihm hinüber sah und fragte:

 

„Atemberaubend, oder?“

„Ja.“

 

Antwortete Yuu mit einem Lächeln und fügte, während er wieder zu den Sternen hinauf sah, hinzu:

 

„Ich hab noch nie so viele Sterne zuvor gesehen…Ich kann nicht glauben, dass du diesen fantastischen Ausblick für drei ganze Nächte hattest…“

„Bist du etwa neidisch?“

 

Fragte Mika scherzend.

 

„Natürlich. Wer wäre das nicht?“

 

Entgegnete er mit einem kleinen Lachen in seiner Stimme.

 

„Ich könnte die ganze Nacht einfach hier bleiben und nichts tun…und das einfach nur ansehen…“

 

Als er den glücklichen Blick auf seinem Gesicht sah, lächelte Mika, bevor er auch wieder zu den Sternen sah.

 

Sie lagen für einem Moment schweigend da, fasziniert von diesem überwältigenden Anblick über ihnen, bis Yuu fragte:

 

„Mika?“

„Hm?“

„Wenn der Krieg vorbei ist…was willst du dann machen?“

„Was ich machen will?“

„Ja.“

„…Um ehrlich zu sein…Hab ich darüber noch nie nachgedacht…“

„Was?“

 

Fragte Yuu überrascht.

 

„Nicht, dass ich glaube, dass der Krieg nie enden wird, aber…Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt noch existieren wird, wenn diese Zeit kommt…“

„Du…bist wirklich pessimistisch, oder?“

 

Sagte er ausdrucklos.

 

„Alles kann passieren. Wenn die Menschen dasselbe tun wie vor acht Jahren…wird diesmal keiner überleben.“

„Was macht dich so sicher, dass kein Vampir es tun wird?“

„Weil sie nicht die Absicht haben diese Welt zugrunde gehen zu lassen. Sie wissen, wovon sie die Finger lassen sollten, nicht so wie die Menschen, die niemals aufhören würden, selbst wenn sie bereits haben, was sie wollten.“

„…“

„…Was ist mit dir?“

 

Fragte Mika und versuchte das Thema etwas zu wechseln.

 

„Huh?“

 

Sagte er und sah ihn wieder an.

 

„Was willst du machen, wenn der Krieg vorbei ist?“

„Sagtest du nicht, dass die Welt nicht mehr existieren wird, wenn die Zeit kommt?“

 

Fragte er sarkastisch.

 

„Ich sagte, ich bin mir nicht sicher. Ich hab nicht das Ende der Welt vorhergesagt, weißt du?“

„Hast du nicht? Ich dachte schon du hättest so ne Art Superkraft plötzlich bekommen und könntest die Zukunft vorhersagen.“

 

Sagte Yuu scherzend.

 

„Dann könntest du mich warnen, wenn ich gerade dabei bin wieder etwas Blödes zu tun.“

„Ich brauche keine Superkräfte, um zu wissen, wenn du etwas Blödes anstellen wirst. Das ist nicht so schwierig zu sagen. Du bist nur der einzige, der das nicht bemerkt.“

 

Sagte Mika, während zu ihm rüber sah. Sie sahen sich für einige Sekunden an, bevor sie sich nicht mehr zurück halten konnten und in Gelächter ausbrachen.

 

„Es…ist, als ob wir wieder Kinder wären, was?“

 

Bemerkte Yuu, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholte.

 

„Ein bisschen.“

 

Entgegnete Mika, der sich ebenfalls wieder beruhigte. Er holte tief Luft und atmete die kühle Nachtluft ein und fragte danach:

 

„Also, was willst du machen?“

„Einen Weg finden, dich wieder zurück zu verwandeln.“

 

Sagte er prompt und betrachtete wieder den Himmel.

 

„Das…ist das erste, was du machen willst?“

 

Fragte Mika, erstaunt von dem, was er gesagt hatte.

 

„Natürlich. Ich bin ein Mensch, also…müssen wir einen Weg finden dich wieder zurück zu verwandeln, bevor sich mein Leben seinem Ende nähert.“

„Sag das doch nicht- Warte. ‘Wir’?!“

 

Fragte er, während er sich aufsetzte und ihn überrascht ansah.

 

„Ja.“

 

Entgegnete Yuu, der sich ebenfalls aufsetzte.

 

„Wenn wir schon einen Weg finden, dann finden wir ihn gemeinsam.“

„…“

„Selbst wenn der Krieg endet…ich lass dich nicht gehen, weißt du?“

 

Sagte er mit einem Lächeln, während er ihn ansah.

 

„Selbst wenn…es keinen Weg gibt und…ich für immer…so bleibe?“

 

Fragte Mika zögerlich mit einem überraschten Blick, während er in seine smaragdgrünen Augen schaute, die noch mehr

als sonst strahlten und ihm fast den Atem nahmen.

 

„Natürlich.“

 

Sagte Yuu, während er tief in seine tiefroten Augen sah, von denen er dachte, dass sie sie sogar noch schöner seien als die Sterne, wenn sie so leuchteten wie sie es in diesem Moment taten.

 

„Und…was wenn du…eines Tages genug von mir hast?“

„Als ob das je passieren würde. Ich werde nie genug von dir kriegen.“

 

Entgegnete er, ohne überhaupt zu bemerken, was er da gerade gesagt hatte und ohne den leichten Rotschimmer, der auf Mika’s Gesicht erschien, nachdem er das gehört hatte, zu bemerken.

 

„Du bist derjenige, der mich als seine Familie wollte und egal, was kommt…ich werde dich nicht verlassen.“

 

Nachdem er seine Worte einsinken ließ, schenkte ihm Mika ein solch warmes Lächeln, dass Yuu das Gefühl hatte, dass sein Herz einen Moment aussetzte und vergaß für einige Sekunden zu atmen.

 

„N-naja…“

 

Sagte Yuu mit einem kleinen Lachen und wollte das Thema wechseln.

 

„Bis dahin…haben wir immer noch einen Krieg zu gewinnen, oder? Also-“

 

Plötzlich bemerkte er, dass Mika’s Lächeln plötzlich langsam verschwand und, dass er ihn einfach nur schweigend ansah.

 

„…Was?“

 

Fragte Yuu irritiert.

 

„…“

„Was ist?“

„…“

„Hey Mika, hörst du mir überhaupt-“

 

Begann er, aber stoppte mitten im Satz, als Mika plötzlich seine Hand nach ihm ausstreckte und vorsichtig etwas von seinem Haar hinter sein Ohr strich. Als er seine Berührung spürte, erschien ein leichter Rotschimmer auf Yuu’s Gesicht.

 

„W-w-wa-“

 

War alles, was er herausbrachte, bevor Mika sich ihm langsam näherte. Als er sah, dass er ihm näher kam, kniff Yuu die Augen zusammen und spannte sich an.

 

Nach einem kurzen Moment, spürte er wie Mika seine Hand wieder zurückzog und hörte ihn mit leicht überraschter Stimme sagen:

 

„…Glühwürmchen.“

 

Zögerlich öffnete Yuu wieder seine Augen und sah Mika an, der in diesem Moment auf eine seiner Hände mit einem überraschten Blick starrte.

 

Als er seinem Blick folgte, bemerkte Yuu etwas kleines, das in einem Grünton leuchtete und auf seinem Finger saß.

 

„Wusste gar nicht, dass manche von ihnen noch leben.“

 

Bemerkte Mika mit einem kleinen Lachen in seiner Stimme.

 

„Ich dachte, dass sie-“

 

Er stoppte mitten im Satz, als er bemerkte wie fasziniert Yuu auf das Glühwürmchen starrte. Wie ein kleines Kind, das etwas zum ersten Mal in seinem Leben sieht.

 

„…Du…hast noch nie welche gesehen?“

 

Fragte Mika leise, während er ihn ansah. Als Antwort schüttelte Yuu nur den Kopf, ohne auch nur einmal den Blick von dem Insekt abzuwenden.

 

Als er seinen Gesichtsausdruck sah, konnte Mika nicht anders und musste kichern.

 

„Was?“

 

Fragte Yuu, leicht beleidigt, dass er ausgelacht wurde.

 

„Nichts. Dachte nur, dass es ziemlich amüsant ist wie leicht es doch ist dich in Steunen zu versetzen.“

„…Halt die Klappe…“

 

Murmelte er, peinlich berührt von seinem Kommentar.

 

Mika sah ihn für einige weitere Sekunden an, bevor er mit leiser Stimme sagte:

 

„…Gib mir deine Hand.“

„Huh?“

 

Entgegnete er und sah ihn überrascht an. Mit einem Lächeln, nahm Mika vorsichtig seine Hand und brachte mit dieser plötzlichen Berührung Yuu zum Erröten.

 

 

Nun…wo ich darüber nachdenke…Es ist vier Jahre her…dass ich das letzte Mal seine Hand in meiner spürte…Normalerweise…trägt er immer seine Handschuhe. Nur nachts…zieht er sie aus…

 

…Sie sind kalt…aber weich…und etwas größer als meine…Noch etwas, dass ich nie zuvor bemerkt hab…

 

 

Als er seine Hand hielt, hielt Mika vorsichtig seine andere Hand mit dem Glühwürmchen direkt daneben. Langsam krabbelte das Insekt rüber auf Yuu’s Hand und Mika ließ seine Hand wieder los und zog auch seine andere wieder zurück.

 

Mit einem noch faszinierterem Gesichtsausdruck, sah Yuu das Glühwürmchen für einen kurzen Moment an, bevor er bemerkte…dass das ganze Gras um sie herum glühte. Erleuchtet von Glühwürmchen.

 

„Sie sind überall…“

 

Sagte Mika leicht erstaunt, der das auch in diesem Moment bemerkt hatte.

 

„Das ist seltsam. Als ich das letzte Mal hier war, hab ich gar keine gesehen…Wahrscheinlich, weil es heute etwas wärmer ist als damals.“

 

Fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu, bevor er wieder zu Yuu hinübersah.

 

„Es ist wirklich-“

 

Mika stoppte mitten im Satz, als er das warme Lächeln auf seinem Gesicht sah, als er das Glühwürmchen betrachtete, das immer noch auf seiner Hand saß. Fasziniert von diesem Anblick, bekam er kein einziges Wort mehr heraus.

 

„…Was ist?“

 

Fragte Yuu, der ihn ansah, als er sein Starren bemerkte. Sie sahen sich einander für einen kurzen Moment in die Augen, bis, ohne ein Wort, Mika sich ihm langsam näherte und, bevor Yuu überhaupt reagieren konnte, seine Stirn leicht gegen seine lehnte.

 

„…Nichts.“

 

Sagte Mika mit leiser Stimme, während er das Glühwürmchen auf seiner Hand anschaute.

 

Ihm plötzlich so nah zu sein und seinen warmen Atem auf seiner Haut zu spüren, lies Yuu sich anspannen und er fühlte wie sein Gesicht anfing wärmer zu werden. Da er sich nicht traute ihm in die Augen zu schauen, starrte er einfach nervös auf das Glühwürmchen auf seiner Hand.

 

Keiner von ihnen sagte etwas in diesem Moment und je mehr Zeit verging, desto mehr spürte Yuu wie sein Herz an unnatürlicher Geschwindigkeit zulegte.

 

Als er das schnelle Schlagen seines Herzens mehr als je zuvor hören konnte, schloss Mika seine Augen und genoss das Geräusch seines Herzens, das er so sehr mochte.

 

Als er aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Mika seine Augen schloss, sah Yuu zögerlich wieder zu ihm hinüber. Er sah ihn für einige Sekunden an, bevor er ebenfalls seine Augen schloss.

 

Sie blieben so für eine ganze Weile, ohne etwas zueinander zu sagen. Sie bemerkten nicht einmal, dass das Glühwürmchen auf Yuu’s Hand irgendwann fortgeflogen war, da sie alles um sich herum komplett vergaßen. Die ganze Welt um sie rum verschwand völlig…und sie hatten das Gefühl, die einzigen Personen auf der Welt zu sein.

 

Nach einiger Zeit spürte Yuu wie Mika sich wieder von ihm löste und beide öffneten wieder ihre Augen und wandten ihren Blick voneinander ab.

 

„…Wir…sollten zurückgehen…“

 

Schlug Mika vor, während er aufstand und ihn nicht ansah.

 

„…Ja…“

 

Entgegnete Yuu leise, bevor er auch aufstand.

 

Sie machten sich auf den Weg zurück zum Dorf und die ganze Zeit über…traute sich keiner der beiden etwas zu sagen. Sie hatten in diesem Moment so viel im Kopf, dass sie nicht ein einziges Wort herausbrachten.

 

Beide hatten das Bedürfnis mehr denn je dem anderen zu sagen wie er fühlte…aber sie schwiegen.

 

Yuu wusste einfach nicht wie er es ihm sagen sollte und Mika konnte es einfach nicht sagen, weil er viel zu viel Angst davor hatte seine Gefühle für ihn zu verlieren sobald er wieder ein Mensch werden würde und als Folge davon ihn damit verletzen würde.

 

Nach ungefähr einer halben Stunde kehrten sie endlich ins Dorf zurück und gingen zurück in die Hütte.

 

Sie legten sich ins Bett, beide auf dem Rücken und starrten an die Decke und waren unfähig einzuschlafen.

 

Nach einer Weile der Stille, in der sie dem Atmen des anderen gelauscht hatten, fragte Yuu:

 

„…Mika?“

„Hm?“

„Lass…uns das mal wieder machen, okay?“

„Was?“

 

Fragte Mika mit leichtem Lachen.

 

„Uns die Sterne an diesem Ort ansehen.“

„…Du weißt, dass…wir nicht für immer hierbleiben können, richtig?“

 

Fragte er, während er an die Decke starrte.

 

„Ja, tue ich, aber…uns bleibt trotzdem noch etwas Zeit hier und bis dahin…Lass uns jede Nacht dorthin gehen.“

 

Sagte er und fügte noch hinzu, während ein leichter Rotschimmer auf seinem Gesicht erschien:

 

„Nur…wir beide.“

 

Als er das hörte, kicherte Mika bevor er sich auf die Seite drehte und nun direkt neben Yuu lag und seine Augen schloss.

 

„Weißt du…es ist seltsam.“

 

Sagte Mika nach einem kurzen Moment.

 

„Was?“

 

Fragte er, während er ihn mit einem Lächeln ansah.

 

„Dass dein Herz immer nur so schnell zu schlagen scheint, wenn ich bei dir bin.“

„Das…“

 

Begann Yuu, aber verstummte und sein Lächeln verschwand langsam.

 

Plötzlich schossen ihm Momente, die er mit Mika verbracht hatte wieder durch den Kopf:

 

Den Streit, den sie hatten…die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten…in der er sich in ihn verliebt hat…die Male, wo er ihm beim Schlafen beobachtet hatte…dieses eine Mal, wo er ihm in der Hütte zu nah kam…und auch diese Nacht…als das einzige, das sie umgab Sterne und Glühwürmchen waren.

 

Als er sich an all diese Momente und die Gefühlte, die er dabei verspürte, erinnerte…konnte er nicht anders, als dieses flatternde Gefühl in seinem Bauch und in seiner Brust zu spüren.

 

„…Das ist normal…“

 

Sagte Yuu mit leiser Stimme, bevor er seinen Kopf zur anderen Seite drehte und hinzufügte:

 

„…Wenn du in jemanden verliebt bist…“

 

Als er das hörte, setzte Mika sich auf und sah ihn ungläubig an, während er mit sehr überraschter Stimme sagte:

 

„Huh?“

Tonight, you are my angel

Mika sah ihn einfach mit geschockten und überraschten Gesichtsausdruck für ein paar Sekunden an bevor er ungläubig fragte:

 

„…Meinst…du etwa…in mich?“

„…Ist sonst noch wer hier drinnen?“

 

Fragte Yuu mit leiser Stimme, ohne ihn anzusehen.

 

„…“

 

Es herrschte einen Moment Stille zwischen ihnen und je mehr Zeit verging, desto unwohler fühlte sich Yuu.

 

 

…Sag schon was. Gib mir nen Korb…oder so was. Sei…bloß nicht so still.

 

 

Zögerlich sah er zu Mika hinüber und sah, dass er ihn mit einem solch knallroten Gesicht anschaute, das er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Als er spürte wie sein eigenes Gesicht wärmer wurde, setzte Yuu sich schnell auf und wand seinen Blick von ihm ab.

 

„T-tut mir leid.“

 

Stotterte er.

 

„Dass…ich so etwas einfach aus heiterem Himmel sage…“

„…“

 

Aus dem Augenwinkel bemerkte Yuu, dass Mika schweigend zu Boden sah, sodass sein Pony seine Augen verdeckte.

 

 

…Verdammt…

 

 

„…Du…musst mir keine Antwort geben.“

 

Sagte er, während er ihn wieder ansah.

 

„Ist schon in Ordnung…wenn du nicht dasselbe fühlst.“

„…“

„Ich bin nicht traurig. Ich wusste, dass…es auch so ausgehen könnte, also ist es okay für mich. Ich…wollte es dir nur einfach sagen, da…es mich schon nun seit einer Weile beschäftigt.“

„…“

 

Als er immer noch keine Antwort bekam, erschien ein trauriges Lächeln auf Yuu’s Gesicht, bevor er vom Bett aufstand.

 

„Ich…wird nen Spaziergang, oder so machen…um ein bisschen frische Luft zu schnappen…“

 

Sagte er, während er vor dem Bett stand, ohne ihn anzusehen und wollte die Hütte verlassen.

 

„…“

„Ich…weiß nicht, wann ich wieder zurück bin, also kannst du ruhig-“

 

Plötzlich griff Mika nach seiner Hand und hielt ihn davon ab wegzugehen Als er seine Berührung spürte, drehte Yuu sich zu ihm um und sah ihn an.

 

„…Mika?“

„…“

„…Stimmt…was nicht?“

„…“

 

Nach einem kurzen Moment der Stille, lächelte Yuu ihn an.

 

„Du musst dich nicht schlecht deswegen fühlen, okay?“

„…“

„Es geht wirklich in Ordnung für mich.“

„…“

„Ich bin nicht sauer auf dich, oder so, also-“

„Du…sagtest, dass…es in Ordnung wäre…wenn ich nicht…dasselbe fühle, richtig?“

 

Fragte Mika und unterbrach ihn damit, während er langsam seinen Kopf etwas hob, aber ihn nicht ansah.

 

„…Wäre…es denn dann auch in Ordnung…wenn ich…mich auch in dich verliebt hätte?“

„…“

 

Yuu starrte ihn einfach schweigend für einen Moment an, während er versuchte zu verstehen, was er gerade gehört hatte. Nachdem die Erkenntnis kam, war alles, das er sagen konnte:

 

„HUH?!“

 

Er dachte zunächst, dass er sich verhört hätte, oder, dass Mika damit etwas anderes meinte, aber als er sah wie rot er in diesem Moment wurde, wusste er, dass er es richtig verstanden hatte.

 

„W-w-w-warum hast du nichts gesagt?!“

 

Fragte Yuu und klang dabei verärgerter, als er es eigentlich wollte, aber er konnte einfach nicht anders.

 

„…Tut mir Leid…“

 

Entschuldigte sich Mika leise.

 

„Ernsthaft.“

 

Sagte Yuu nachdem er verzweifelt seufzte und sich wieder auf’s Bett gesetzt hatte, mit der Hand vorm Gesicht.

 

„Und ich red mir hier den Mund fusselig…“

„…Tut mir Leid…“

 

Wiederholte Mika, während er wieder zu Boden sah mit schuldbewussten Gesichtsausdruck.

 

„…Muss es nicht.“

 

Sagte Yuu, nachdem er erneut seufzte.

 

„Ich bin nicht sauer auf dich, okay? Also entschuldige dich nicht.“

„…“

„…Warum hast du’s mir nicht gesagt?“

 

Fragte er, während er ihn mit ernstem Blick ansah.

 

„…“

„…Hattest du Angst, dass ich nicht dasselbe fühlen und dich ablehnen würde?“

 

Mika Schüttelte den Kopf.

 

„Nein…Selbst wenn…ich hätte es dir trotzdem gesagt…“

„Warum dann?“

 

Nachdem er den Kopf etwas hob, antwortete er:

 

„…Ich….hatte nur Angst, dass…wenn es eine Möglichkeit gibt mich wieder zurück zu verwandeln…ich meine Gefühle für dich verliere…“

„…“

„Ich meine…Ich bin ein Vampir. Was ist, wenn ich…mich verändere…wenn ich wieder ein Mensch bin?“

„…“              

„Und was ist, wenn…du genauso für mich fühlst? Und ich…dich ablehnen muss, wenn diese Zeit kommt? Ich…wollte dich damit nicht verletzen….Deshalb-“

 

Plötzlich umarmte Yuu ihn, während Mika sich aufgrund dieser plötzlichen Nähe anspannte.

 

„Dummkopf!“

 

Sagte er.

 

„…Du sollst doch nicht so viel an andere denken…“

„…Tut mir Leid…“

 

Murmelte er und entspannte sich langsam in seinen Armen.

 

„…Aber…was ist, wenn es wirklich darauf hinausläuft und…nicht nur meine Gefühle…sondern sogar ich mich verändere?“

 

Fragte Mika mit leichter Angst in seiner Stimme.

 

„Als ob.“

 

Versuchte Yuu ihm zu versichern.

 

„Dich einfach zurück zu verwandeln wird gar nichts ändern, außer, dass du wieder ein Mensch bist. Selbst in diesen vier letzten Jahren hast du dich kein bisschen verändert.“

„…Doch, hab ich…“

 

Sagte er leise und mit trauriger Stimme.

 

„Nein, hast du nicht. Du bist immer noch derselbe alte Idiot, der sich viel zu sehr um andere, anstatt um sich selbst sorgt und der versucht alles alleine zu schaffen.“

„…“

„Du hast dich überhaupt nicht verändert…nicht für mich. Für mich bist du immer noch derjenige, den ich vor acht Jahren traf.“

„…“

„Und…selbst wenn es so ist wie du sagst…und sich deine Gefühle verändern…dann…“

 

Yuu umarmte ihn etwas fester, und legte sein Kinn auf seinen Kopf, bevor er mit leiser Stimme sagte:

 

„Dann bring ich dich einfach noch einmal dazu dich in mich zu verlieben.“

 

Als er ihn das sagen hörte, konnte Mika spüren wie seine Wangen wärmer wurden und er fragte, leicht peinlich berührt:

 

„Und…was ist, wenn…es sinnlos ist? Wenn es nicht funktioniert…egal wie sehr du es auch versuchst?“

„Dann jag ich dir hinterher. Egal wie lang es dauert. Egal wie viele Male du mir nen‘ Korb gibst.“

„…Selbst wenn…du jemand anderen kennen lernst? Jemanden besseren als mich?“

„Das wird schon nicht passieren.“

 

Entgegnete er mit einem kleinen Lachen.

 

„Warum das?“

„…Weil ich niemand anderen will.“

 

Sagte Yuu mit einem Lächeln und konnte spüren wie Mika sich wieder anspannte, nachdem er das sagte.

 

„…“

„Du musst es sein…du warst es immer…“

„…“

„…Der erste, der mich wollte…der mich brauchte…der mich wie einen richtigem Menschen behandelt hat…meine allererste Familie…Der erste…“

 

Er hielt inne für einige Sekunden bevor er flüsterte:

 

„…in den ich mich verliebt hab.“

„…“

„Deshalb.“

 

Fuhr Yuu fort, während er ihn losließ und seine Hände auf seine Schultern legte und ihn etwas von sich weg zog.

 

„Werde ich nicht aufgeben, egal was kommt.“

 

Sagte er und sah ihn dabei an.

 

„Wenn sich deine Gefühle wirklich verändern…schwöre ich, dass ich alles tun werde um sie wieder zurück zu bringen, okay?“

„…“

„Ich sagte es dir bereits, oder? Ich werde dich nicht verlassen.“

 

Als er diesen entschlossenen Gesichtsausdruck sah, als er diese Worte sagte, schenkte ihm Mika solch ein warmes Lächeln, das er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Fasziniert davon ließ er unbewusst seine Schultern los und schaute einfach nur in seine tiefroten Augen für einen kurzen Moment.

 

„Was?“

 

Fragte Mika leise, immer nicht mit einem Lächeln, als er sah wie seine Augen mit einer Emotion schimmerten, die er noch nie gesehen hatte, als er ihn ansah.

 

„…“

„…Yuu-Chan?“

 

Während sein Gesicht langsam rot wurde, wandte Yuu seinen Blick von ihm ab und fragte:

 

„…Könntest du…deine Augen schließen?“

„Huh? Warum?“

 

Fragte Mika, verwirrt von seiner plötzlichen Bitte.

 

„…Ist nicht wichtig. Schließ…sie einfach für…vier…oder fünf Sekunden…“

 

Sagte er mit leiser Stimme und sichtlich nervös.

 

„…“

 

Auch wenn er nicht wusste warum er wollte, dass er das tut, oder warum er sich plötzlich so nervös verhielt…tat Mika, um was er ihn gebeten hatte und schloss seine Augen.

 

Nachdem er sie für ein paar Sekunden geschlossen hatte, konnte er etwas Warmes und Weiches auf seinen Lippen spüren.

 

Yuu küsste ihn.

 

Es war ein unschuldiger Kuss, nur Lippen leicht gegen Lippen gepresst, nicht mehr, aber trotzdem…hatte Mika noch nie etwas so wunderschönes in seinem Leben zuvor gespürt.

 

Nur das Gefühl von seinen Lippen auf seinen eigenen reichte aus um bei ihm eine Gänsehaut auszulösen und obwohl seine Herz nicht mehr schlagen konnte…hatte er das Gefühl, als ob sein Herz in diesem Moment kurz aussetzte.

 

Der Kuss dauerte nicht lang, nur ein paar Sekunden. Als Yuu den Kuss wieder löste und seine Augen öffnete, sah er, dass Mika seine noch geschlossen hatte, während ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien.

 

„…Wofür…war das?“

 

Fragte Mika unsicher mit einem schüchternen Lachen, während er langsam seine Augen öffnete und mit gerötetem Gesicht nach unten schaute. Es war ihm zu peinlich ihm in die Augen zu schauen und holte erstmal Luft. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er den Atem bis dahin angehalten hatte.

 

„Wollte…es einfach nur mal ausprobieren…“

 

Entgegnete Yuu, der mit einem knallroten Gesicht zur Seite schaute.

 

„Warum hast du nicht einfach gefragt?“

 

Fragte er und sah ihn dabei wieder an.

 

„…Weil das peinlich ist…“

 

Murmelte Yuu als Antwort. Als er das hörte lächelte Mika sogar noch mehr und nachdem er sein rotes Gesicht für einem Moment angeschaut hatte, fragte Mika:

 

„…Yuu-Chan?“

„Hm?“

„…Kann ich…dich küssen?“

 

Überrascht von dieser unerwarteten Frage, wurde Yuu noch roter.

Er dachte zunächst, dass er ihn aufziehen wollte, da er sich selbst nicht getraut hatte das zu fragen, aber als er wieder zu ihm hinüber sah und dieses schüchterne Lächeln und die Röte in seinem Gesicht bemerkte, die es sogar noch roter als sein eigenes machte, wusste er, dass Mika es ernst meinte.

 

Ohne ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben, schloss Yuu einfach seine Augen und gab ihm somit die Erlaubnis.

 

Langsam kam Mika ihm näher. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten schloss er seine Augen und küsste Yuu auf dieselbe Art und Weise, wie er ihn nur Momente zuvor geküsst hatte.

 

Yuu konnte geradezu spüren wie sin Herz nicht nur einen, sondern sogar mehrere Schläge aussetzte, als er seine Lippen wieder auf seinen eigenen spürte.

 

Sie waren weich, aber kalt. Er konnte nicht eine Spur von Wärme auf ihnen fühlen…aber auf seinem fast brennenden Gesicht fühlten sie sich schöner als alles andere an.

 

Er konnte nicht genau das Gefühl beschreiben, das er hatte, als sie sich küssten, aber das kümmerte ihn auch nicht.

 

In diesem Moment begriff er mehr als je zuvor, dass er ihn liebte, mehr als jeden oder alles andere in dieser Welt.

 

Der Kuss dauerte etwas länger als der vorherige und als Mika ihn wieder löste, löste er ihn nur so weit, dass ihre Lippen sich noch immer leicht berührten.

 

Während sie ihre Augen noch immer geschlossen hatten, blieben sie so für eine kleine Weile, während sie die Wärme des Gesichtes des jeweils anderen auf ihren eigenen spürten und ihren Atem auf ihren Lippen.

 

Als sie sich endlich voneinander lösten nach einer Weile und ihre Augen wieder öffneten und sich einander für ein paar Sekunden ansahen, vergrub Mika zögerlich sein Gesicht in Yuu's Schulter und versuchte sein knallrotes Gesicht zu verstecken.

 

„M-Mika?“

 

Fragte Yuu, überrascht von seiner plötzlichen Aktion.

 

„Das ist so…peinlich…“

 

Entgegnete er mit einem kleinen Lachen.

 

„…Dann frag doch nicht danach, Dummkopf…“

 

Sagte Yuu, ebenfalls mit einem knallroten Gesicht und konnte Mika lachen hören, nachdem er das gesagt hatte.

 

„Yuu-Chan?“

„Hm?“

„…Ich liebe dich.“

 

Sagte Mika leise mit einem aufrichtigen Lächeln und in solch einer zärtlichen Stimme, dass es bei Yuu eine Gänsehaut verursachte und ihm für eine kurze Sekunde den Atem nahm.

 

„…“

„…Ich weiß, dass…ich ein Vampir bin, dass ich…vielleicht für immer einer bleiben werde…und ich nie wieder zurück verwandelt werden könnte, aber-“

„Das spielt keine Rolle.“

 

Unterbrach ihn Yuu, während er langsam seine Arme um ihn schlang und ihn näher an sich zog.

 

„Es kümmert mich nicht, was du bist. Ob du ein Mensch bist…oder ein Vampir…selbst wenn du ein Dämon wärst…Mich kümmert das nicht im Geringsten.“

„…“

„Egal, was du auch bist, du wirst immer meine Familie bleiben und ich…“

 

Er hielt inne für einige Sekunden, bevor er in einer sehr leisen und kaum hörbaren Stimme sagte:

 

„…hab dich lieb…“

 

Nachdem er das gesagt hatte, konnte er ein Kichern von Mika hören.

 

„Was?“

 

Fragte er, verwirrt von seinem Lachen.

 

„Nichts. Dachte nur, dass es witzig ist…wie du die ganze Zeit versucht es zu vermeiden zu sagen und wenn du es tust…ist es in einem Nebensatz.“

„…“

„…Ist schon in Ordnung.“

 

Sagte Mika mit einem Lächeln und einer versichernden Stimme und versuchte ihn damit sich nicht schlecht fühlen zu lassen.

 

„Mir macht das wirklich nichts aus. Ich weiß, dass-“

„Ich liebe dich.“

 

Flüsterte ihm Yuu ins Ohr und unterbrach ihn damit und verursachte mit diesen drei Worten bei ihm mehr Gänsehaut, als er es tat, als er ihn geküsst hatte.

 

„Ich liebe dich, Mika.“

 

Wiederholte er, während er ihn fester umarmte.

 

„Ich liebe dich…“

„…“

„Ich will dich glücklich machen, also…wen es irgendetwas gibt, das du brauchst…oder von mir willst…dann sag es. Ich geb dir alles, egal, was es ist.“

„…All…es?“

 

Fragte Mika mit zögerlicher Stimme, während er kaum dazu im Stande war ein Wort herauszubekommen.

 

„Ja…Egal was.“

„Wenn…es keinen Weg gibt…mich je wieder zurück zu verwandeln und…ich für immer ein Vampir bleibe…würdest du…“

 

Er hielt inne für eine Sekunde, bevor er in einem Flüsterton fragte:

 

„…mich dann trotzdem bei dir bleiben lassen?“

„Natürlich.“

 

Entgegnete Yuu mit einem Lächeln im Gesicht.

 

„Selbst…wenn ich immer so bleibe…und nie altere….während du…alt wirst und…eines Tages…stirbst?“

„Selbst dann.“

 

Als er das hörte, lächelte Mika und sagte mit einem kleinen Lachen, berührt von seinen Worten:

 

„Du würdest…wirklich einen Vampir-“

„Das kümmert mich nicht.“

 

Sagte Yuu in einer etwas lauteren Stimme und unterbrach ihn.

 

„Ich hab mich nicht in einen Vampir verliebt…Ich hab mich in dich verliebt. In dein ganzes Wesen…und nicht in was du bist.“

„…“

„Du bist für mich Mika. Kein Monster, kein Vampir, nichts anderes…Einfach nur Mika.“

„…“

„Und selbst, wenn wir keinen Weg finden um dich zurück zu verwandeln…Ich will für den Rest meines Lebens bei dir bleiben, bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.“

„…“

„…Wenn es sonst noch etwas gibt, dass du willst…sag es einfach…Es gibt nichts…das ich dir nicht geben würde…“

„…“

 

Nachdem er langsam seine Worte einsinken ließ, sagte Mika mit einem Lächeln:

 

„…Ich brauche nichts anderes. Einfach…bei dir zu sein…so wie jetzt…ist genug für mich.“

„…“

„Ich weiß, dass…wenn du in jemanden verliebt bist du eigentlich mehr als das wollen solltest, aber…das reicht mir. Du brauchst mich nicht zu küssen, oder zu umarmen…oder sagen, dass du mich liebst…Einfach nur das…ist genug.“

„…“

„…Meine Art zu denken ist seltsam, oder?“

 

Fragte er mit einem kleinen Lachen.

 

„Nein, ist es nicht.“

 

Entgegnete Yuu mit leiser Stimme.

 

„Wenn du nichts anderes willst…dann ist das in Ordnung. Ich…brauche auch nichts anderes.“

„…“

„Bei dir zu sein…neben dir einzuschlafen…mit dir an meiner Seite aufzuwachen…mit dir zusammen die Sterne anzusehen wie wir es heute Nacht getan haben…oder dich in meinen Armen zu halten…macht mich glücklicher als jeder Kuss es je könnte. Deine Gegenwart is alles, was ich brauche…“

„…“

„Ich verlange nicht mehr als das, nur…“

 

Yuu hielt inne für einen Moment, bevor er sagte:

 

„…Nur zu wissen…dass es in Ordnung für mich ist…dich zu lieben…ist genug für mich…“

„…“

„Also bitte…erlaube mir dich zu lieben, Mika…“

 

Bat er in einem Flüsterton.

 

„…“

 

 

„…Und manchmal, da…liebst du jemanden so sehr…dass du das nicht wirklich brauchst und…alles, was du willst…ist einfach nur bei dieser Person sein zu wollen…und die Gewissheit zu haben…dass es okay ist, sich in sie verliebt zu haben…“

 

 

„…Liebst du mich so sehr?“

 

Fragte Mika mit einem kleinen Lachen, als er sich an seine Worte erinnerte.

 

„Tue ich…Ich habe…noch nie jemanden so sehr wie dich geliebt…“

 

Antwortete Yuu und überraschte ihn mit seiner prompten Antwort.

 

„…“

 

Als er spürte wie seine Wangen wieder wärmer wurden, lächelte Mika und schloss seine Augen.

 

„…Du bist ein Dummkopf…Du musst mich doch nicht darum bitten.“

 

Sagte er mit leiser Stimme, während er langsam seine Arme um ihn schlang und ihn umarmte.

 

„…Ich erlaube dir gerne…mich zu lieben…und nur dir…“

 

Als er seine Worte hörte, umarmte ihn Yuu sogar noch fester mit einem Lächeln im Gesicht und ohne etwas Weiteres zueinander zu sagen, blieben sie so für eine lange Zeit.

 

Und sogar als sie sich auf’s Bett legten um zu schlafen, ließen sie einander nicht los und mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern schliefen die verliebten Engel langsam in den Armen des jeweils anderen ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nenne ich einen wirklich miesen Cliffhanger. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das letzte Kapitel. Hoffe, dass ich die Charaktere gut getroffen habe und sie nicht zu sehr "out of character" waren und natürlich, dass es euch gefallen hat. Lasst doch ein Kommentar da, wie ihr es fandet ;D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  catgirl13
2016-08-19T18:14:30+00:00 19.08.2016 20:14
Zuende *sniff* das ff ist soooo süß♡
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:09
Dankeschön^^
Von:  Cesia
2016-08-18T19:12:40+00:00 18.08.2016 21:12
Schade das es zu Ende ist.
Ich finde du hast die Charaktere sehr gut getroffen.
*seufz*
Brauch was neues zum lesen T~T
*nochmal les*
Ach ~♡
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:09
Vielen Dank^^
Von:  Cesia
2016-08-17T18:16:09+00:00 17.08.2016 20:16
Danke für den Nachschub.
Mein Herz kann sich kaum beruhigen.
Genauso wie das von Yuu ^^.
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:09
Immer wieder gerngeschehen^^
Von:  Cesia
2016-08-17T05:13:57+00:00 17.08.2016 07:13
Oh Mann ;///;
Du schreibst echt so süss.
Hab die ganze Zeit wenn ich die FF lese Herzklopfen x0
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:08
Vielen herzlichen Dank^^
Von:  catgirl13
2016-08-16T14:29:11+00:00 16.08.2016 16:29
Cute❤❤❤❤
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:07
Vielen Dank^^
Von:  Nightrose
2016-08-15T14:24:21+00:00 15.08.2016 16:24
Diese Geschichte ist sowas von süß und dein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. :)
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:07
Dankeschön^^
Von:  Cesia
2016-08-14T17:49:09+00:00 14.08.2016 19:49
Oh mein Gott das ist so zückersüss geschrieben.

*Mir die Wangen halt*
>\\\\<

Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:07
Vielen Dank^^
Von:  Cesia
2016-08-12T22:42:21+00:00 13.08.2016 00:42
Awh wie süss,die FF ist echt toll.
Want more! :3
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:07
Dankeschön^^
Von:  Cesia
2016-08-12T16:12:47+00:00 12.08.2016 18:12
Shinoa ist ja so lieb. T___T
Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:07
Sie kann halt auch mal anders als nur sarkastisch zu sein^^
Von:  Cesia
2016-08-12T15:59:07+00:00 12.08.2016 17:59
Ich glaube ich werde diese Fanfic lieben ^,^

Antwort von: abgemeldet
08.03.2017 19:06
Das hoffe ich^^


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