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Schicksal mag Bestimmung sein

von

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Prolog

Es war einmal ein wunderschöner Prinz in seinem weißen Gewand, welches er jeden Tag nach dem morgendlichen Säubern sich von seinen Dienern anziehen ließ.

In dem alten Schloss, in dem der genannte Prinz wohnte, herrschte rege Diskussion, die immer wieder seinen Namen mit sich trug, denn dieser junge Mann, war etwas Besonderes. Kitschig? Oh, vielleicht… Aber seien wir einmal ehrlich: Was ist heutzutage nicht mit dem Kitsch verwand? Jedenfalls… Weiter im Kontext.
 

Es wurde gesagt, dass dieser Sohn - dieser besondere Prinz - etwas war, was kein zweiter Sohn von einem Bauern war. Zwar würde das jeder Vater von seinem Sohn sagen und jede Mutter würde behaupten, dass ihr Sohn ein Goldstück sein würde. Ein Sonnenschein. Ein wunderbares Kind. Doch dieses Mal war die Geschichte wahr: Dieser besondere Prinz war wirklich das Juwel der Stadt, nein, des Landes.

Prinz Nuoriel Sanatras. Es war ein edler Name mit einer tiefen Geschichte, welche die kleinen Kinder hörten, wenn sie schlafen gingen. Jeder in den Ländern kannte die Geschichte und sie wurde über viele Generationen weitergetragen.
 

Welche Geschichte dies sei?
 

Die Geschichte der Prophezeiung des Schicksals.
 

Doch lassen wir uns erst einmal die Geschichte erzählen, die vor ungefähr 820 Jahren ihren Ursprung gefunden hatte:

Natürlich wäre es möglich wieder mit „Es war einmal“ zu beginnen, doch wo blieb hier der Spaß?

Deswegen fangen wir gleich an zu erzählen, was sich damals alles in den Ländern von Ikatos zugetragen hatte und welches die Geschichte völlig neu geschrieben hatte.

Einst war die Welt voller Magie. Jeder Mensch konnte sie ausführen indem er einige kleiner Wörter vor sich hinmurmelte oder einfach sich vorstellen musste, wie das Feuer vor einem angezündet werden würde. Niemand hatte Schwierigkeiten mit dem Wetter, denn wenn jemand den Regen brauchte – so zauberte man sich diesen einfach herbei.
 

Das Geschenk der Magie war von den Göttern gegeben worden, welche über Ikatos vor langer Zeit herrschten. Sie gaben den Menschen, die ihren Glauben lebten, das Geschenk der Magie. Mit diesem Geschenk war es vielen Menschen möglich, ihr Leben zu genießen – egal wo sie sich befanden: An den Küsten von Oceanos, in den Wüstengebieten von Rubicante oder in den etwas kühleren Gebieten von Ikem.
 

Mit der Zeit entwickelten die Menschen das Bedürfnis ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen, doch mit diesen Träumen kam die Gewalt. Denn nicht alle Menschen konnten Magie benutzen. Einige von ihnen, welche nicht an die Götter glaubten, die in Ikatos über die Menschen wachten – konnten keinen Finger rühren und Magie einsetzen. Diese Menschen fühlten sich nicht wohl und griffen nach etlichen Jahren zu ihren Waffen. Sie streckten viele Menschen nieder und wurden dadurch selbst getötet, denn die Bevölkerung wehrte sich.

Durch diesen Zwischenfall wuchs die Gewalt immer mehr an, denn mit ihnen kamen die Menschen aus Oceanos, welche das Wasser beherrschen konnten, aber durch die Überflutungen in ihren Inselstaaten zu viel Wasser hatten. Sie baten den Wüstenbewohnern von Rubicante, dass sie mithilfe der Magie der Sonne ihr Wasser zum dunsten bringen würden, doch die Bewohner von Rubicante wussten nicht, was sie als Gegenzug bekommen würden. Immer mehr andere Städte schlossen sich anderen Dörfern und unterschiedlichen Städten an, betrieben Tauschhandel.
 

Doch dieser Tauschhandel wehrte nicht lange.
 

Die Menschen wurden ihrer Kraft überdrüssig, griffen sich nach vielen Zwischenfällen in den Städten gegenseitig an, beschuldigten sich dem Verrat. Denn immer wieder geschah es, dass ein Paar zusammenkam, doch aus unterschiedlichen Städten. Deswegen dachten die Menschen, dass jemand aus Oceanos und aus Rubicante niemals zusammenleben konnte, da sie sich komplett unterschieden durch ihre Magie. Und doch gab es hier und da einige Pärchen und mit ihnen kam wieder ein Umschwung, der Öl in das Feuer warf.
 

Die Menschen hatten ihre Magie nicht mehr unter Kontrolle und griffen sich gegenseitig an.
 

Dieser Krieg, der in die Geschichte einging, kostete sehr vielen guten Männern und ihren Familien das Leben.

Die Götter, welche den Krieg mit ansahen, wussten nicht, was sie hier geschaffen hatten, denn das war ihr Werk. Das Werk der Götter und sie mussten handeln.

Nur wenige Monate, nachdem der Großteil der Menschen in ihren Kriegen starb, griffen die Götter ein und nahmen den Menschen ihre Magie weg. Die Götter bestraften diejenigen, welche sich nicht im Klaren waren, was sie alles getan hatten und wieviel Leben sie genommen hatten, doch die Götter wussten es. Sie wussten um das Leid der Menschen und deren Schicksal Bescheid.
 

Aus genau diesem Grund vermochten sie einen Auserwählten zu suchen, der den Willen der Götter gerecht werden würde. Jemand, der die Menschen leiten würde – als Sprachorgan zwischen den Göttern und ihren Völkern. Dies war der Augenblick, an dem ein besonderer Mann zu diesem Sprecher der Götter und der Menschen wurde: Estarath Terrador Sanatras, dem damaligen König von den Ländern von Ikatos.
 

Dieser Mann nahm den Willen der Götter an und diente bis zu seinem Tod als Vermittler zwischen den beiden Parteien. In dem ersten Jahrhundert funktionierte dieses System fabelhaft, doch mit der Zeit wurden die Menschen misstrauisch, denn wieso sollten sie mit einem von ihrer Sorte über die Götter reden oder gar mit ihnen dadurch kommunizieren? Sie verlangten Antwort, denn immerhin war ihre Magie verschwunden und mit ihm der Wohlstand in ihrer Welt. Wenn sie Wasser brauchten, dann mussten sie auf den Regen warten und konnten nicht mehr Oceanos um Hilfe bitten.
 

Genau aus diesem Grund begann der zweite Eklat, der die Menschen weiter auseinanderbrachte und den Göttern zeigte, dass sie noch etwas einführen mussten.

Sie erklärten dem Sprecher, Estarath Sanatras, dass die Sanatras-Familie von nun an, ihren Erstgeborenen Sohn, der von dem momentanen König stammt, opfern sollten. Denn dieser Prinz, dessen Platz an der Führung von Ikatos sein sollte, als neuer König, sollte seinen Platz als König nie einnehmen sollen – als Strafte und als Zeuge für den Willen der Götter. Dieser Sohn sollte an seinem 25.Lebensjahr den Göttern geopfert werden um das Fortbestehen der Völker auf Ikatos zu sichern. Mit dieser Opferung des erstgeborenen Sohnes einer jeden Generation der Familie Sanatras, zeigten die Götter, dass sie immer noch die Herrscher über den Menschen sein würden und dass sie jederzeit - sollte die Opferung nicht stattfinden - der Welt Schrecken und Furcht lehren würden.
 

Die Familie Sanatras ging mit diesem Pakt sehr viel ein, doch sie alle wussten, was geschehen würde, denn wenn nicht ein einzelner für sie sterben würde, würden Millionen umkommen. Deswegen musste jeder erstgeborene Sohn dieser Familie mit exakt 25.Lebensjahren den Göttern gegeben werden, damit wieder für 100 Jahre ein Frieden herrschen würde und die Magie weiterhin bestehen bleiben würde… doch wurde diese Magie automatisch von Jahrhundert zu Jahrhundert immer schwächer, sodass viele Menschen heute schon gar keine Magie mehr benutzen konnten. Woran das lag, konnten nicht einmal die Götter ihre Antwort dazu geben…

Diese Geschichte, welche immer wieder von den Älteren erzählt wurde, hallte auch in dem Kopf eines jungen Mannes wieder, der diese Geschichte seit seiner Kindheit kannte. Ob er es schweren Herzens an sich nahm, wagte jeder zu bezweifeln, denn wer mit so einem wunderbaren und offenen Lächeln durch das Leben schritt, der wusste, welche Aufgabe auf ihn wartete, denn noch war es ein Jahr, bis zu dem besonderen Tag. Ein Jahr, bis die Prophezeiung wieder erfüllt werden würde.
 

Und obwohl er wusste, dass er sterben würde, war er froh, dass er zu der Sanatras Familie gehörte, denn seine Familie beherrschte ganz Ikatos und dass seitdem die Götter seinen Ur-Ur-Ur…-Großvater dazu ernannt hatten.
 

Und wer nahm das Leben als normale Bestimmung hin, wenn man nichts Anderes kannte, als für die eigene Familie und für das Volk zu sterben und damit aufsteigen zu können, in dem Glauben, allen Menschen das Leben geschenkt zu haben?
 

Genau.
 

Prinz Nuoriel Sanatras, der erstgeborene Sohn des Königs Manruar Sanatras.

Nur das Problem war, dass dieser Prinz der das Leben wohl am Meisten genoss, gerade gar nicht wusste, dass ein recht wilder Ganove es auf ihn abgesehen hatte….

Der Augenblick

Die Wasserfälle von Lemento waren überaus bezaubernd, denn ihr Standort war nur wenigen bekannt. Sie befanden sich tief im Urwald außerhalb von Nehem, was selbst mit einem Pferd einige Stunden Ritt bedeutete. Doch der junge Prinz, der auf seinem weißen Pferd saß, war diese Reise diesen weiten Ritt wert… Nur… davon wusste sein Vater heute nichts. Er bekam nicht zu Zusage für diesen Ritt und so schlich er sich im Geheimen aus dem Schloss. Denn nicht immer war sein Vater mit diesem Ritt einverstanden, denn immer wieder hörte man außerhalb von Nehmen von Dieben, welche auf einen Raubzug waren. Nuoriel aber waren diese Geschichten einfach nur Märchen, denn was sollte man von ihm schon stehlen können? Ja gut, er hatte viel Gold auf seinem Körper, doch er war immerhin ein Prinz… ein wichtiger Prinz. Seine vier Wachen, die ihn immer begleiteten, waren heute nicht an diesem besonderen Ort. Wären sie mitgekommen, würden sie abseits auf ihren Pferden sitzen und warten, bis ihr Prinz mit dem Bad fertig sein würde. Doch konnte man es den Wachen verübeln, dass sie ein, zweimal zu ihm sehen würden und das nicht, weil sie wissen wollten, ob es ihm gut ging? Nuoriel war sich im Klaren, dass er ein ansehnlicher junger Mann war, jedoch wusste er auch, dass er niemals in seinem Leben eine Beziehung führen konnte. Die Gründe waren simple, jedenfalls für ihn: Er würde bald den Göttern gestellt werden und bis dahin würde er sich niemals verzeihen, wenn jemand ihm sein Herz schenken würde, denn was wäre dann? Jeder wäre traurig und das wollte er nicht riskieren. Genau aus diesem Grund ging Nuoriel mit niemanden auch nur ansatzweise eine Beziehung ein, denn es wäre viel zu riskant, dass man sich schlussendlich in ihn verliebte.

 

Sein weißes Pferd stand abseits bei den violetten Blättern des Apribaumes, eines besonderen Baumes, der nur in dieser Gegend der Lemento Wasserfällen wuchs. Ihre Farbe war äußerst selten, denn welcher Baum hatte schon violette Blätter?

Nuoriel interessierte sich für diese Stelle der Wasserfälle, denn somit hatten die Wachen einen guten Überblick über die Umgebung und er konnte in Ruhe ein Bad nehmen, ohne gestört zu werden.

Leise summend zog sich der junge Prinz für das Bad erst einmal aus, legte die Kleidung behutsam auf einen trockenen Felsen, fuhr seinem Pferd noch einmal über die Nüstern und zeigte ihm somit, dass er sich nun ausruhen konnte, was das Pferd ohnehin vorhatte, denn dass der junge Prinz hier lange verweilte, war fast ein Ritual.

 

Als er komplett nackt war, setzte er einen Fuß in das warme Wasser, sah einem kleinen Fisch nach, der vor seinen Füßen in Deckung ging, sodass ein sanftes Schmunzeln über seine Züge ging, ehe er seinen Schritt fortsetzte und dann immer tiefer in das türkisgrüne Wasser ging, sodass sein Körper bereits bis zu seinem Bauchnabel mit Wasser bedeckt war. Ein Seufzen entglitt seiner Kehle, als er noch tiefer in das Wasser ging und mit einem Schwupp im Tiefen war. Seine Beine hatten bereits keinen Halt mehr, als er im tiefen Wasser anfing zu schwimmen und dann automatisch unterzutauchen, denn auch seinem Kopf tat das Wasser hier gute Wirkung. Seit einiger Zeit nämlich, plagten ihn merkwürdige Kopfschmerzen, doch er wusste nicht woher sie kamen. Selbst die Priester waren sich einig, dass sie ein Zeichen für die anstehende Erfüllung der Prophezeiung waren, auch wenn diese Feier erst in ungefähr 11,5 Monaten eintreten würde. Sicher, ein Jahr war noch lang bis dahin, doch Nuoriel genoss jede einzelne Sekunde, die er hier sein durfte.

 

Kurz schnappte er nach Luft, tauchte dann unter und öffnete im Wasser direkt die Augen. Zwar schmerzte es kurz, doch dann gewöhnte er sich daran, schwamm unter den brausenden Wasserfällen und fand eine kleine Stelle, wo er direkt unter dem Wasserfall stehen konnte, beide Beine auf einem Stein im Wasser, sodass er sich streckte und er spüren konnte, wie das rauschende Wasser auf seine Schultern aufschlug, was ihm selbst sehr gut tat.

Immer wieder neigte er den Kopf zurück in den Nacken, schloss die Augen dabei und fuhr sich über die dunklen Haare, wusch sie sich mit dem schönen Wasser aus den Quellen von Lemento. Prinz Nuoriel wirkte dabei völlig entspannt, was er auch war, denn immerhin war dies ja fast schon ein Ritual, was er jeden dritten Tag vollzog, soweit sein Vater damit einverstanden war, dass er mit seinen Wachen soweit ritt. Nicht jeder wusste, dass er der versprochene Prinz war, doch diejenigen die es wussten, kamen direkt von der Stadt seines Vaters, Nehem. Diese Stadt war die Götterstadt, denn einst wurde sein Ur-Ur-Ur….Großvater eine Pflicht gegeben, dass er der Sprecher und Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern sein würde. Jeder kannte die Geschichte und Nuoriel kannte sie wohl am besten, denn einige Einzelheiten wurden aus dieser Geschichte den anderen Menschen, die nicht zu seiner Familie gehörten, vorenthalten.

Beispielsweise hatte sein Urgroßvater die Götter niemals direkt gesehen – er hatte nur Visionen gehabt und hatte ihre Stimmen gehört, weswegen es vermutet wurde, dass es die Stimmen der Götter waren. Niemand konnte es anders beweisen, doch Nuoriel war sich sicher, dass diese Bestimmung das Richtige sein würde. Nicht umsonst ging die Welt nicht unter, wenn jedes Mal, wenn ein neuer König auf dem Thron saß, seinen erstgeborenen Sohn opferte. Jeder sah dies als ein Geschenk an die Götter an. Doch man würde glauben, dass die Beziehung von Nuoriel zu seinen Eltern gefährdet sein würde, denn immerhin würde er bald den Göttern ausgeliefert sein. Doch das stimmte nicht. Seine Mutter, Elemira, liebte ihn so sehr, dass sie immer wieder für ihn betete, dass die Götter ihn in ihrem Reich einen besonderen Platz geben würden. Nuoriel wusste, dass seine Familie ihn liebte, sodass es eigentlich egal war, dass er bald sich von dieser Welt verabschieden würde. Seine Schwester, Nelanie, fragte ihn vor ein paar Wochen, was er am meisten vermissen würde, wenn er den Göttern gegenübertreten würde. Damals hatte Nuoriel nur den Kopf in den Nacken gelegt und geschmunzelt, ehe die folgenden Worte folgten: „Meine Familie…. Euch werde ich am meisten vermissen.“, was seiner Schwester wohl die Tränen in die Augen getrieben hatte, sodass er sie in seine Arme nahm. Jeder ging mit dem Schicksal anders um. So auch Nuoriel, der es gerade lieber vorzog, hier in den Lemento Wasserfällen zu baden.

Kleine Spatzen flogen über seinen Köpfen hinweg, als er wieder die Augen öffnete und zuerst nur Wassertropfen sah, immer noch das direkte Geräusch des Wasserfalls hörte, wie es ihm auf die Schultern fiel. Der Wasserfall hier war nicht sonderlich groß, sodass eine Fallhöhe von knappen zwei Metern vorhanden war.

Ein leises Summen ging über die Lippen des jungen Prinzen, der mit beiden Händen sich über die dunkelbraunen Haare fuhr, das Wasser auf dem Körper so sehr genoss, dass er nicht bemerkte, wie er beobachtet wurde….

 

Einige Wasserbecken weiter hockte eine Gestalt, die immer noch mit müden Augen die Umgebung betrachtete. Mit einer Hand fuhr sich der Mann über das Gesicht, unterdrückte aber ein lautes Gähnen, als er sich von einem trockenen und großen Stein erhob, mit dem nackten Hintern auf diesem Sitzen blieb und die Umgebung betrachtete. Wie lange hatte er hier eigentlich geschlafen? Oh ja… Da hatte ihm ja jemand sein Pferd geklaut – und dabei war doch er derjenige, der andere bestiehl! Was für eine Gnade hatten die Götter denn heute mit ihm?

Seufzend strich sich der Mann seine blonden, lockigen Haare hinter die Ohren, kratzte sich dann mit der gleichen Hand an seinem Bart, der sein Gesicht zierte.

Eine Bewegung, die in seinen Augenecken bemerkt wurde, ließ ihn aufhorchen und instinktiv nach dem Dolch fassen, den er immer bei sich hatte. Instinktiv duckte er sich, doch das was er sah, war wieder verschwunden. Ein Reh? Hier? Nein… das war kein Reh.

Instinktiv griff der Mann, der auf den Namen Kael Valvalis hörte, zu seiner Hose, zog sich diese nur kurz und knapp über, sodass nicht seine ganze Hüfte damit bedeckt wurde, doch das schien ihn nicht zu stören. Langsam, wirklich sehr langsam, watete er durch das seichte Wasser an dieser Stelle, nutzte die Steine und kleinen Bäume mit ihren violetten Blättern als Sichtschutz, ehe er zu einer Stelle kam, von der aus er genau sehen konnte, wer oder was sich dort unten beim Wasserfall tummelte.

 

Natürlich hatte er mit einem Menschen gerechnet, mit einem weiteren Räuber – mit einer bekannten Person, die er einmal bestohlen hatte, doch nicht mit… so etwas.
 

Seine grünen Augen folgten den graziösen Bewegungen des jungen Mannes, den er im Wasser erblicken konnte, wie er sich gerade die Haare wusch. Normalerweise wäre er sofort zurückgewichen, doch es waren doch einige Meter zu der ihm unbekannten Person, die gerade ein Bad nahm. Er fragte sich herzhaft, was so ein junger Mann hier verloren hatte, denn normalerweise war diese Gegend nicht so bekannt. Jedenfalls hatte er es von ein paar Freunden gehört, als er auf dem Weg nach Nehem war. Von Solem aus waren es zwar etliche Tagesritte, doch mit einem Pferd war es möglich – sein Pferd aber auf der anderen Hand, wurde ihm vor einem Tag kurz vor Nehem gestohlen, als er gerade in einem Gasthaus etwas trinken war. Deswegen wohl sah er das weiße Pferd des anderen Mannes, der gerade ein Bad nahm, als perfekte Beute.

Langsam zog er sich wieder zurück, ging den Plan im Kopf durch und watete durch das Wasser um den Wasserfall herum, versuchte nun aber nicht bemerkt zu werden, denn das konnte schlimm enden. So leise wie möglich versuchte er zu dem weißen Pferd zu gelangen, das wohl dem badenden Mann gehörte. So leise wie möglich schlängelte er sich bei den Bäumen vorbei, zwischen den großen Felsen, die aus dem Wasser ragten und die Sicht zu dem anderen Mann versperrten, als er langsam das Pferd erreichte.

Es hätte ja wirklich alles funktioniert und er wäre halbnackt auf dem Pferd davongeritten, hätte das Pferd ihn nicht angesehen und er versucht hätte eine angenehme Handgeste zu machen, als er bei dem Pferd ankam… Nein… Es musste ja alles schief gehen.

Als das Pferd ihn sah, stampfte es kurz mit einem Huf, doch dass dieses kein wirkliches Geräusch machte, stellte Kael zufrieden. Das Problem lag hierbei eher an dem plötzlichen Hochschnellen des Pferdekopfes und das laute Wiehern des Tieres, sodass dieses wohl wie ein Alarm war, denn das Pferd mochte keine ungebetenen Gäste, weswegen Kael so überrascht war von dem Tier, das sich komplett gegen sein Aufkommen wehrte und Kael nicht wusste, was er machen sollte. Das Pferd ließ ihn nicht ran, doch er musste von hier weg und das Pferd war perfekt dafür, doch…

 

Wer bist du?“
 

Kael zuckte deutlich zusammen, bemerkte wie das Pferd langsam ruhiger wurde aber dafür der eigene Puls in die Höhe schoss, sodass der Bandit etwas den Kopf zurück drehte und in ein – für ihn – ansehnliches Gesicht sah, das komplett nackt etwa zwei Meter von ihm entfernt im seichten Wasser stand. Normalerweise würde er reagieren und weglaufen oder wenigstens den Blick abwenden, doch dieser ihm unbekannte junge Mann hatte ein überraschendes Interesse an ihn geweckt, sodass Kael nur ein: „Ehm…“ herauswürgte und der nackte Mann leicht den Kopf neigte.

 

Okay. Das war ein merkwürdiges erstes Treffen.
 

Und doch wirkte es vertraut, denn im Hintergrund hatte das Schicksal bereits seine Fäden gezogen. Doch nun lag es an ihnen, dass sie ihre eigene Bestimmung in die Hand nehmen sollten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Titel für das nächste Kapitel: "Verirrte Seelen"

Eure Neal, das SchreibEinhorn Komplett anzeigen

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