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Severus Snape

von

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Harrys Ankunft

Die Anspannung der letzten Wochen war auf dem Höhepunkt: Heute würde er den Sohn von Lily zum ersten Mal in diesem Schloss sehen. Harry. Die Miene von Severus Snape war so ruhig und unbewegt wie immer. Keiner in seinem Umfeld spürte, dass hinter der Fassade, welche über Jahre aufgebaut worden war, ein Sturm an Gefühlen in ihm tobte, wie er sie lange nicht mehr durchleiden musste. Die Uhr zeigte an, dass Harry seit fünf Stunden im Hogwartsexpress saß. Bilder stiegen vor Severus' innerem Auge auf: Wie er selbst mit Lily, Sirius und diesem verhassten James das Abteil auf ihrer ersten Fahrt nach Schloss Hogwarts geteilt hatten. Damals hatte Lily noch zu ihm gehalten, als er zum ersten Mal von den Beiden verhöhnt worden war. Ob Lilys Sohn ihm ähnlich sah? Hass stieg bei dieser Vorstellung in Severus hoch. Wenn dieser arrogante Kerl nicht gewesen wäre, würde sich nun möglicherweise ihr gemeinsamer Sohn auf dem Weg in die Schule befinden. Wenn es wenigstens eine Tochter wäre, aber nein: Deutlicher denn je würde ihm dieser Junge zeigen, was Severus durch den Rivalen verloren hatte. Verbittert wandte er sich ab und blickte zu Hagrid. Dieser hatte ihm durch seine Erzählungen ungewollt schon all seine Vorbehalte bestätigt. Dabei hatte er sich wirklich vorgenommen, dem Jungen unvoreingenommen gegenüber zu treten.

„Er sieht mächtig aus wie James, nur die Augen hat er von Lily.“ Die Augen des Wildhüters wiederum hatten vor Begeisterung und beinahe väterlicher Zuneigung geglänzt. Seine Kollegen erwarteten die Ankunft des „Jungen der überlebte“ mit ähnlicher Vorfreude. Severus' Miene war stets verschlossen geblieben, doch der Versuch, wegzuhören, war misslungen. Das Verlangen, alles über Lilys Sohn in Erfahrung zu bringen, hatte gegenüber dem Gedanken, einfach abzuwarten, triumphiert.
 

Severus' Blick irrte in der Großen Halle umher. Der Hausmeister hatte die Vorbereitungen für das Fest so gut wie abgeschlossen und seine schlechte Laune war körperlich sogar dann spürbar, wenn man selbst am anderen Ende der Halle stand. Ein leises Lächeln kräuselte die Lippen des Zaubertrankmeisters. Es war jedes Jahr dasselbe: An keinem Tag war Argus Filch so gut gelaunt wie am letzten Schultag, und an keinem Tag so schlecht wie zu Schuljahresbeginn. Filch hasste Schüler und Severus wusste sehr genau, wie schmerzhaft es für den Alten sein musste, Jahr für Jahr von glücklichen Zauberschülern umgeben zu sein, nachdem er selbst es nicht einmal vermochte, leichteste Zauber zu vollbringen. Severus mochte Argus und ihre Sympathie, soweit man tatsächlich davon sprechen konnte, beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit.

Sie beide einte die Abneigung gegen Schüler, auch wenn Severus bei seinen eigenen Schülern durchaus Ausnahmen machte, doch noch vielmehr waren sie beide in dieser Schule Außenseiter. Niemand aus dem Kollegium schätzte Argus Filch und auch ihm selbst wurde häufig Misstrauen und Argwohn entgegengebracht. Severus behandelte den Squib stets mit Respekt und als Ebenbürtigen und half Argus, wann immer dieser die Hilfe eines Zauberers benötigte. So war es dazu gekommen, dass die beiden Männer mehr über einander wussten, als jeder andere im Schloss. Sie vertrauten einander.

Mit dem Betreten Quirrells in der Halle veränderte sich die Miene des Wartenden jedoch. Severus runzelte die Stirn. Mit diesem Kerl stimmt etwas ganz gewaltig nicht und ich werde herausfinden, was es ist, nahm er sich vor, während der Neue hastig und wild gestikulierend auf den Wildhüter einredete. Seit Quirrell vor einigen Tagen seine Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste angetreten hatte, vermeinte Severus mehr zu spüren als den üblichen Hass dem Konkurrenten gegenüber, doch was es war vermochte er nicht auszumachen. Er würde Quirrell jedenfalls im Auge behalten. Hagrid beendete das Gespräch und machte sich auf den Weg Richtung Hogsmeade. Die Haustische standen bereit und die Vorbereitungen der Hauselfen liefen in der Küche auf Hochtouren. Doch all das konnte nicht dazu beitragen, die Nerven von Severus zu besänftigen.
 

Die nächste halbe Stunde verging so schnell wie ein Wimpernschlag. Schon waren die Schüler der Zweiten bis Siebenten Klassen lärmend in der Halle versammelt, redeten mit vor Aufregung geröteten Wangen auf ihre Freunde ein und sahen, wie Severus, ständig zur großen Eingangstür, hinter der Minerva McGonagall vor einiger Zeit verschwunden war. Die Nerven des Mannes lagen blank. Der Kiefer war verkrampft, die Augen verengt und die Hände in seinem Umhang zu Fäusten geballt. Nach wenigen Minuten, die ihm wie Stunden erschienen, öffnete sich die große Tür zur Großen Halle und seine Kollegin führte eine Schar Erstklässler in Richtung des Lehrertisches.

Severus sah blonde Haarschöpfe, braune, schwarze, rote – um Himmels Willen, schon wieder ein Weasley!? - Wo war er?

Lange mussten seine Augen nicht suchen. Da war er, mit demselben arroganten Gesichtsausdruck, den er seit so vielen Jahren nicht mehr hatte sehen müssen. Beim Anblick von Lilys Sohn krampfte sich sein Inneres zusammen. Das Ebenbild des Vaters lief auf ihn zu, Severus ballte die Fäuste. Er wäre am liebsten aufgestanden und gegangen, doch seine Miene blieb ausdruckslos. Abwarten, dachte er. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Sprechenden Hut. Dieser war ungewöhnlich lange auf dem Kopf des Jungen.

Was hatte er mit Harry zu besprechen? Würde der Erstklässler nicht definitiv ein Gryffindor, wie seine Eltern es gewesen waren?

Da, jetzt rief er es aus und natürlich schien der Lärmpegel des Gryffindortisches zu explodieren. Vermutlich würde dieser Junge, wenn er es nicht längst war, noch aufgeblasener als sein widerlicher Vater werden, Liebe und Ehrerbietung würden ihm von allen Seiten her zuströmen, nur weil er einen Mordversuch überlebt hatte. Da gab es ganz andere Menschen, die es wert waren, gewürdigt zu werden. Wie dumm und oberflächlich die Menschen doch waren, feierten einen Jungen, den sie nicht einmal kannten.

„Er ... sieht ... gar nicht ... s.so aus, a.als wäre er ... etwas besonderes.“ Das Gestammel stammte von Quirrell und grinsend stimmte ihm Severus zu. Aufmerksam beobachtete er den Jungen, der seinen Blick unerwartet erwiderte und sich dann mit der Hand gegen die Stirn schlug. Vermutlich war ihm soeben eingefallen, dass er seinen Lieblingsschlafanzug zu Hause vergessen hatte. Die Stimmung des Mannes hob sich beträchtlich. Er würde auch diesen Jungen klein kriegen, nicht umsonst hatte er sich über Jahre hinweg seine furchterregende Ausstrahlung bewahrt. Bei diesem Gedanken wurde seine Stimmung noch besser. Und dieser Elfjährige würde Severus Snape früh genug kennen lernen!
 

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Die erste Stunde

Severus hatte schlecht geschlafen. Als er aufstand fühlte er sich sich so müde, dass er am liebsten in das noch warme Bett zurückgesunken wäre. Doch das ging nicht, die Pflicht rief. Heute würde der Junge in seinem Unterricht sitzen. Automatisch wanderten seine Gedanken zu Lily. Wie begabt sie gewesen war, wie sie sich zu zweit mit Begeisterung den Zaubertränken gewidmet und neue entwickelt hatten, wie der damalige Zaubertrankmeister, Professor Slughorn, sie gelobt hatte. Severus und Lily, die fähigsten Schüler des ganzen Schlosses, die sogar nationale Auszeichnungen erhielten. Und in ihrem vierten Jahr waren Lily Evans und Severus Snape als Sieger eines Wettbewerbes hervorgegangen, der zwischen den drei größten Schulen ausgetragen worden war.

Unter dem Motto: „Zaubertränke, welche die Welt heute braucht“ waren zwölf Teilnehmer aus den Schulen Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang angetreten, um binnen sechs Monaten mit einem Konzept, einer Studie bis hin zu einem fertigen Zaubertrank ihren Beitrag zur Forschung zu leisten. „Stell dir mal vor, Sev“, rief Lily mit träumerischem Gesicht, „wir würden einen Trank finden, der es verhindert, dass Menschen zu Werwölfen werden.“

Zweifelnd hatte Severus seine Freundin angesehen. „Da entwickeln schon so viele dran, wieso sollten ausgerechnet wir das hinbekommen? Ich wüsste nicht einmal einen Ansatz.“ Es war nicht der einzige Grund. Severus war bewusst, dass Lily dabei an Remus dachte und er wollte alles tun um zu verhindern, dass Lily zu sehr an diese schrecklichen Mitschüler dachte oder sich für sie interessierte. Doch letztlich hatte sie ihn überzeugt. Sie hatte Remus detailliert darüber ausgefragt, wie er die Verwandlungen empfand, was er dachte und fühlte und ab wann sein Denken aussetzte. „An diesem Punkt“, hatte Lily mit funkelnden Augen gesagt, „muss unser Trank ansetzen. Vermutlich ist es illusorisch zu versuchen, die komplette Verwandlung zu verhindern, aber es muss doch möglich sein, das Ganze für die Gebissenen zum einen weniger schmerzhaft zu machen und zum anderen dafür zu sorgen, dass sie bei Verstand bleiben. Wir müssen das Gehirn vor der Verwandlung schützen, so dass es menschlich bleibt, auch wenn der Körper sich verwandelt.“

Natürlich war es ihnen nicht gelungen, innerhalb der sechs Monate den aktuellen, viel benutzten Trank herzustellen, doch war es ihnen tatsächlich gelungen, gewisse neue Grundlagen zu entwickeln, auf deren Basis der Banntrank schließlich hergestellt worden war. Jedoch war die Freundschaft der beiden Unzertrennlichen noch enger geworden. Wenn nur der verfluchte James nicht gewesen wäre...

Ob Harry das Talent seiner Mutter geerbt hatte? Severus bezweifelte dies, so wie der Kerl aussah, würde er ein ebenso großer Versager wie einst James sein, doch das würde sich heute zeigen. Grimmig kleidete sich der Lehrer an und betrat den Korridor. Noch war es still im Schloss, die Lehrer waren stets die Ersten, die aufstanden. Professor McGonagall nickte ihm mit müder Miene zu. Sie hatte in dieser Nacht Aufsicht gehabt und würde deshalb erst am Nachmittag unterrichten, um ein wenig schlafen zu können. Severus nickte zurück, mit seinen Gedanken noch immer bei dem Potterjungen. Mit grimmiger Miene betrat er eine Stunde später den Kerker. Die Schüler saßen schon und starrten ihn gespannt an. Aufmerksam ging Severus die Liste der Namen durch.

„Harry Potter, unsere neue Berühmtheit“, höhnte er leise. Der Junge sah ihn reichlich hochmütig an. Severus hielt seine übliche Rede und ließ seinen Blick über die Köpfe der Kinder schweifen. Ein Mädchen, Hermine Granger, sah tatsächlich so aus, als würde sie gewissenhaft zuhören, bei den anderen war er sich da nicht so sicher, obwohl sie alle schwiegen.

Da – der Kerl tauschte einen Blick mit Weasley. Offenbar waren sie ebenfalls vom ersten Moment ihrer Begegnung befreundet gewesen, wie damals der verhasste James mit dem widerwärtigen Sirius. Und jetzt glaubten sie, sich über seine Worte amüsieren zu können. Dem würde er schnellsten einen Riegel vorschieben müssen, gemäß dem Spruch „Wehret den Anfängen“. Potter würde unverzüglich lernen müssen, wen er vor sich hatte und dass der Lehrer dem unverdienten Helden nicht die geringste Unverschämtheit würde durchgehen lassen.

„Potter! Was bekomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufüge?“ bellte er. Der Junge sah ihn mit demselben dämlichen Gesichtsausdruck an, den er erwartet hatte. Und natürlich hatte er keine Ahnung, ganz im Gegensatz zu der Muggelgeborenen. Sofort dachte er wieder an Lily, doch er verdrängte den Gedanken. Auch die beiden anderen Fragen wusste der Kerl nicht, war ja klar, ganz der Vater: Große Arroganz und nichts dahinter.

„Warum nehmen Sie nicht mal Hermine dran?“ Das Triumphgefühl ebbte so rasch ab, wie es aufgestiegen war, wütend blaffte er das Mädchen an. Er konnte es nicht fassen, womit hatte er das verdient? Und diesen dreisten, unverschämten Elfjährigen hatte er versprochen für Lily zu schützen? Hasserfüllt sah er seinen Schüler an, der Severus dreist aus Lilys Augen ansah. Nicht einmal der Punktabzug gab ihm Genugtuung, zu tief saß der Schmerz um die Geliebte. Die Ablenkung durch Neville, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Kessel zu sprengen, lenkte ihn ab und verhalf ihm zu einem erleichternden Wutausbruch. Sein Blick fiel auf Harry, der mit Unschuldsmiene zusah, wie er Neville beschimpfte. Der Junge schien das Chaos zu genießen, er war genauso ein Unruhestifter wie James. Ein weiterer Punkt wurde Gryffindor abgezogen, das geschah ihm Recht. Harry sollte wissen, dass er ihn durchschaut hatte. Und nun sah er auch nicht mehr so arrogant und zufrieden aus. Also wirkten die Maßnahmen, die Severus schon seit 10 Jahren gegen freche Schüler anwendete, auch hier. Dieser Junge würde bei ihm, Professor Severus Snape, nichts zu Lachen haben, das schwor er sich, während er mit gebauschtem Umhang den Kerker verließ und die Tür hinter sich laut zuschlug.
 

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Halloween

„Harry Potter ist mittelmäßig und dazu unfassbar arrogant und unverschämt.“ Severus hatte sich in Rage geredet. Seine sonst so beherrschte Miene war wutverzerrt, sein Gesicht gerötet. Müde und resigniert sah ihn Albus Dumbledore an. „Jeder sieht das, was er sehen will, Severus“, erwiderte er. „Und eigentlich würde ich diese leidige Diskussion an dieser Stelle gerne beenden.“

Es war kein Rauswurf und dennoch lag etwas abschließendes im Tonfall des Schulleiters, der ihn mit ruhigem Ausdruck aus den alten Augen ansah. Severus ärgerte sich über sich selbst. Ursprünglich hatte er Dumbledore aufgesucht, um mit ihm über Quirrell zu sprechen. Nur irgendwie waren sie vom Thema abgekommen. Da war dieser Blick, den Severus spürte. Ein Blick der ihm bedeutete, dass der Schulleiter jede Kritik mit höchstem Misstrauen bewerten würde, die von Severus Snape kam und sich gegen einen neuen Lehrer richtete, der Verteidigung gegen die dunklen Künste lehrte. Severus wusste, dass er selbst daran nicht unschuldig war: Bisher hatte er keinen der Lehrer gemocht, die in den 11 Jahren bisher gekommen und nach einem Jahr wieder gegangen waren. Und jedes Jahr noch hatte er versucht, selbst die Stelle zu bekommen. In diesem Punkt, und es war einer von vielen Punkten, sprach der Schulleiter grundsätzlich nicht mit ihm. „Schlimm genug, dass unsere Schüler ihre Prüfungen in diesem Fach bei dem alljährlichen Lehrerwechsel schaffen müssen,“ war das einzige Argument, welches Dumbledore genannt hatte. „Nein, Severus, du bringst die Schüler in Zaubertränke gut durch die Prüfungen und ich sehe absolut keinen Anlass, dies mit einer internen Stellenumbesetzung zu gefährden.“ Doch diesmal war es anders. Mit Quirrell stimmte wirklich etwas nicht. 8 Wochen waren seit dem Schuljahresbeginn vergangen und Severus hatte diese Zeit genutzt, um den Rivalen genau zu beobachten. Severus fiel auf, wie stark Quirrell auf der einen Seite alles daran setzte, über den Stein der Weisen zu sprechen und zugleich auf auffällige Weise versuchte, dabei unauffällig zu klingen. Doch diese Beobachtung taugte kaum, um sie dem Schulleiter mitzuteilen. Da gab es durchaus einige, die sehr gerne über das Thema diskutierten, wenn auch nicht so stark, wie Quirrell. Severus hatte häufig Gespräche seiner Kollegen rund zu dem Thema mitbekommen, sogar Argus Filch hatte den Zaubertranklehrer schon ausgefragt. Doch ein zufällig mitgehörtes Gespräch zwischen Hagrid und Quirrell hatte das Misstrauen in Severus noch weiter ansteigen lassen. „Ein Hund mit drei Köpfen? An dem kommt man bestimmt nicht vorbei, oder? Außer dir natürlich...“ Hagrid hatte relativ unkonkret geantwortet, was Severus überrascht hatte. Er hatte wenig für den Wildhüter übrig und hielt es für fahrlässig, dass der Schulleiter ausgerechnet diesen Riesen, der nichts für sich behalten konnte, in das Schutzsystem mit integriert hatte. Eine unnötige Schwachstelle mehr. Die endgültige Gewissheit darüber, dass Quirrell im Auge behalten werden musste, war Severus am vergangenen Morgen gekommen. Er hatte Nachtdienst gehabt und war wie üblich durch die Gänge des Schlosses gelaufen, als er plötzlich innegehalten hatte: Stimmen. Es waren zwei Stimmen gewesen, doch nur eine hatte er erkannt. „Ist ja gut, ich werde dafür sorgen, dass ich mehr in Erfahrung bringe. Aber wie um alles in der Welt soll ich das hier hinkriegen, wo ständig Leute unterwegs sind, sogar Nachts?“ Die Stimme von Quirrell hatte verzweifelt und ängstlich geklungen, die Antwort konnte Severus nicht verstehen. Bis auf ein Wort: Ablenkungsmanöver. Wie angewurzelt war er stehen geblieben und hatte gelauscht. Eine drohende Stimme war zu hören gewesen, und ein Schluchzen. Die Nackenhaare des Lauschenden hatten sich aufgerichtet: War das Quirrell? Eine Tür war aufgegangen und ein Hauself war mit einem Stapel an Putzlappen erschienen, dies lenkte Severus kurzzeitig ab. Das Schlagen einer Tür ließ die Stimmen verstummen, noch ehe Severus um die Ecke hatte sehen können. Nachdem der Elf außer Sicht war, spürte Severus seinen schnellen Puls. Zwei Lehrer planten etwas äußerst ungutes, das spürte er. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, doch er kam nicht dahinter, wer die zweite Stimme gewesen war.

Grübelnd war Severus in sein Büro zurück gegangen und wäre dabei fast auf der nassen Spur ausgerutscht, die der putzende Elf hinterlassen hatte. An Halloween schließlich hatte Severus die Anspannung Quirrells, die sich über den gesamten Tag hinweg ins unerträgliche steigerte, nahezu körperlich gespürt. Der Verteidigungslehrer reagierte kurzangebunden auf Ansprache und schien mit den Gedanken in weiter Ferne. Er bekam nicht einmal mit, dass Fred und George Weasley ihn während des Mittagessens in jeder Bewegung imitierten. Über den Tag hinweg hatte sich die Unruhe des Kollegen immer weiter gesteigert und sogar der beherrschte Severus war davon angesteckt worden.

Dann war Quirrell vor dem Festessen plötzlich verschwunden. Während des Essens lief das Gehirn von Severus auf Hochtouren: Wo war Quirrell? Die Stimmung an den Tischen, die ausgelassen und so übermütig war, dass Severus nahe daran war, einzuschreiten, wurde von einem dramatischen Auftritt in der Großen Halle beendet. Es war Quirrell, der mit erhitztem Gesicht in die Halle stürmte, stockend ein: „Troll, im Kerker. Dachte, sie sollten es wissen“ herausbrachte und dann zu Boden sank.

Ein Tumult war ausgebrochen und nur für einen Moment war Severus unschlüssig gewesen. „Ablenkungsmanöver!“ Das Wort beherrschte seine Gedanken und so hatte er sich auf den Weg in den dritten Stock begeben. Dass der Schwächeanfall des Kollegen länger andauern würde, glaubte er nicht. Überhaupt war dieser verdächtig filmreif in die Knie gegangen und Severus hätte schwören können, dass der Troll-Entdecker dadurch einen allzu schmerzhaften Sturz hatte abfangen wollen. Dumbledore hatte die Lehrer um sich geschart und sie in Teams eingeteilt, welche den Troll suchen sollten. Unterdessen trieben Vertrauensschüler, allen voran der Wichtigtuer Percy Weasley, verängstigte Erstklässler aus der Halle. Sobald die Halle leer wäre, würde sich Quirrell unter Garantie auf den Weg in den dritten Stock machen.

So schnell ihn seine Beine trugen lief Severus die Gänge entlang und rannte die Stufen der Marmortreppe hinauf. In seiner Aufregung hatte er die falsche Treppe genommen, sie änderte ihre Richtung und Severus kam am anderen Ende des vierten Stockes heraus. Fluchend hatte er einen Wandteppich zur Seite gerissen und war eine verborgene Wendeltreppe hinunter gelaufen, die ihn direkt in den dritten Stock führte. Nach Atem ringend stand er schließlich vor der Tür des verbotenen, dritten Korridors und lauschte. War da ein Laut? Was sollte er tun? Warten? Und wenn Quirrell die Bestie tötete?

Ihm blieb nur eine Wahl, wenn er Gewissheit wollte. Mit klopfendem Herzen riss Severus die Tür auf und sprang in den Raum. Auf den ersten Blick erkannte er keine verdächtigen Hinweise auf den Verdächtigen, doch zu mehr Beobachtungen blieb ihm keine Zeit. Mit einem lauten Kläffen stürzte sich der dreiköpfige Hund auf ihn und noch bevor er mehr tun konnte, als seinen Zauberstab zu heben, spürte er, wie sein Bein von einem der drei Gebisse zerfleischt wurde.

Schreiend schoss er einen Zauberspruch ab und der Biss lockerte sich. Schon war er blutend hinter der geschlossenen Tür gewesen. Das Adrenalin ließ ihn keinen Schmerz fühlen. Wie hatte er nur so blöd sein können? Doch schon bevor Severus einen weiteren Gedanken fassen konnte, lenkte ein weiteres Geräusch ihn ab.

Der Troll? Er rannte los: Zumindest diesmal würde er es geschickter anstellen. Doch als er in die Mädchentoilette gerannt kam, fiel der erste Blick auf den verfluchten Potterjungen. Der Troll lag am Boden. Wieder war Potter ihm zuvor gekommen, wie sein verfluchter Vater und bekam die Lorbeeren. In diesem Augenblick hatte er sogar Quirrell vergessen. Erst viel später, als er schlaflos im Himmelbett lag, fiel ihm der Verdacht wieder ein. Hatte Quirrell den Troll wirklich hereingelassen? Ein Seufzer entwich der Brust des Magiers. Er durfte in seiner Aufmerksamkeit nicht nachlassen, wenn er Quirrell stoppen wollte.

Jetzt lächelte der Schulleiter ihn sanft an. „Hast du mir noch etwas zu sagen, Severus?“

„Nein, Direktor.“ Steif hatte Severus sich erhoben, sein schmerzendes Bein ignorierend. Argus würde sich später noch darum kümmern. Ohne einen Blick zurück, betrat er die sich drehende Treppe. Er würde Dumbledore die Beweise schon noch liefern.
 

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Quidditch

„Sie möchten was?“ Die scharfe Nachfrage hatte er erwartet, doch der entgeisterte Blick Professor McGonagalls überraschte Severus dann doch. Die Blicke all seiner Kollegen waren auf ihn gerichtet. Einige blickten nur erstaunt, andere wie Professor McGonagall offen feindselig. Einzig Quirrell starrte mit betrübtem Blick vor sich hin und schien von der vorangegangenen Diskussion nichts mitbekommen zu haben.

„Ich möchte Madam Hooch beim nächsten Quidditch Spiel aus Sicherheitsgründen als Schiedsrichterin vertreten.“ Seine Kollegin konnte nur mit Mühe ein Schnauben unterdrücken und Severus ahnte nur zu gut, weshalb: Professor McGonagall glaubte, er wolle die Slytherins übervorteilen und aus parteiischen Gründen die Leitung des Spiels übernehmen. Es verwunderte ihn nicht, beim Thema Quidditch waren alle Hauslehrer empfindlich und seine Kollegin aus dem Hause Gryffindor ganz speziell. Zu knapp waren die Siege der letzten Jahre immer gewesen, als dass einer der beiden Hauslehrer hätte entspannt sein können.

„Aus Sicherheitsgründen?“ Nun mischte sich auch Professor Flitwick in das Gespräch. Sein Tonfall klang zwar einerseits höflich, doch auch skeptisch. „Haben Sie dafür einen besonderen Anlass, werter Kollege?“

„In der Tat“, antwortete Severus leise. „Ihnen allen wird die Attacke auf den Besen von Potter nicht entgangen sein, nehme ich an? Ich habe den begründeten Verdacht, dass der Täter“, sein Blick ruhte auf dem diesjährigen Lehrer für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste, „dies nach seinem misslungenen Versuch wiederholen wird.“ Nun war auch der Blick Quirrells auf die unergründlichen, schwarzen Augen von Severus gerichtet. Auch bei der Erwiderung wandte Quirrell nicht scheu das Gesicht ab. Im Gegenteil meinte Severus sogar einen Anflug von Spott und stillem Vergnügen zu lesen, welches die Annahme bestätigte, dass der stotternde, verschreckt wirkende Kerl nur ein ganz großes Theaterspiel aufführte. „Ich weiß, dass du es warst und hätte ich nur den Hauch eines Beweises würde dir dein Triumph gründlich vergehen“, dachte Severus. Doch der Versuch, mit dem Schulleiter über den Verdacht gegen den verhassten Rivalen zu sprechen, hatte Severus nur zu deutlich vor Augen geführt, dass er in einer denkbar schlechten Position war, um dem Kollegen das Handwerk zu legen. Dumbledore war einer der Wenigen, mit denen Severus im Vertrauen sprechen konnte. Und wenn schon dieser sich weigerte, seinen Worten Glauben zu schenken, würde es in diesem Schloss auch niemand anderes tun. Quirrell und er waren eben beide perfekte Schauspieler. Nur den Grund für den Angriff konnte Severus sich nicht erklären. War es ein Mordversuch? Weshalb? Oder einte Severus mit dem Kollegen neben der Schauspielkunst auch den Hass gegen diesen Elfjährigen und es war schlichtes Vergnügen, welches ihn dazu angetrieben hatte, den Jungen zappeln zu sehen? Er glaubte nicht daran. Doch eigentlich interessierte es ihn auch nicht. Sein Bestreben war ausschließlich, dass dem Jungen nichts zustieß. Dies war es, was er sich und Dumbledore für Lily geschworen hatte. Wieder erinnerte er sich an den Moment vor so vielen Jahren, als läge der Blick Dumbledores noch immer auf ihm, fragend, hart, erbarmungslos: „Was bist du bereit zu geben?“ Und ihn selbst, schmerzerfüllt, qualvoll: „Alles!“ Der Schmerz lebte in ihm weiter, tief verborgen unter der Maske eines Mannes, der zu keiner liebevollen Regung imstande schien. Seit mehr als einem Jahrzehnt hatte er keine andere Frau mehr mit Interesse betrachtet, sich von keiner angezogen gefühlt und sich in sein Schicksal gefügt. Er würde mit diesem Schmerz leben müssen und an der Seite Dumbledores Lilys Kind gegen alles und jeden schützen, der ihm Schaden zufügen wollte. Und dennoch hatte er es genossen, wie der Elfjährige sich an den bockenden Besen klammerte. Er hatte laut und schadenfroh Lachen, rufen wollen: „Seht ihn euch an, den großartigen Potter!“ Doch er hatte das Bild des einstigen Feindes verdrängt und gedacht: „Es ist das Kind von Lily und ich muss es schützen.“ Wie hypnotisiert hatte er es angestarrt, wie es viele Meter über ihm flog. Severus hatte die Gegenzauber gemurmelt und nur an Lily gedacht. Bis Harry wieder frei fliegen konnte. Doch es war nicht sein Verdienst gewesen. Viel später, Stunden nachdem das Spiel mit dem Sieg der Gryffindors geendet hatte, war ihm bewusst geworden, dass es die kleine Granger war, welche dem Spuk ein Ende bereitet haben musste. War sie nicht hinter ihm gewesen? Da war doch ein kleiner Aufruhr. Und unmittelbar danach hatte sich der Fluch von dem Jungen gelöst Er selbst hatte das Feuer seines Umhangs ausgetreten und Quirrell hatte sich vom Boden der Tribüne hochgezogen und erneut mit wütendem Gesichtsausdruck Platz genommen. Also hatte der Sturz für eine Unterbrechung des Blickkontakts gesorgt. Severus hatte gespürt, dass sein Gegenfluch nicht mächtig genug war. Wer immer den Jungen angegriffen hatte, musste es verdammt ernst gemeint haben. Und dazu durfte es nie wieder kommen. Nie wieder durfte eine solch brenzlige Situation vor seinen hilflosen Augen geschehen. Ohnmächtig, wie er es damals gewesen war, als er die Frau zu schützen versucht hatte, die er mehr als alles andere in seinem Leben liebte. So sah er nun mit entschlossenem Blick in die versteinerten Gesichter seiner Kollegen. Die Lehrerkonferenz, welche aufgrund von Unterrichts- und Prüfungsdiskussionen einberufen worden war, endete mit der üblichen Frage nach sonstigen Anliegen und diesmal hatte Severus ein Solches. „Und wären Sie so freundlich uns ihren begründeten Verdacht mitzuteilen? Haben Sie eine Vermutung über den Täter?“, fragte Professor Flitwick.

„Nein und aus der erniedrigten Position aus dem Zuschauerraum wird es mir kaum möglich sein, ihn oder sie zu ermitteln.“

„Und da sehen Sie sich als fähiger als die Kollegin Hooch?“ fragte Professor McGonagall spitz. Severus Lippen kräuselten sich zu einem sanften Lächeln.

„In der Tat.“ Es genügte ihm. Professor McGonagall hatte ihren schmallippigen Mund bereits zu einer Entgegnung geöffnet, doch diesmal ergriff Professor Quirrell das Wort. Die Worte stolperten nur langsam aus seinem Mund, als wehrten sie sich dagegen, ausgesprochen zu werden. „Ich denke, dass er seine Gründe hat und sehe keinen Grund, ihm die Leitung des Spiels zu verwehren.“ Diesmal war der Hohn in den Gesichtszügen noch sichtbarer als zuvor. „Mach du nur“, schien er zu denken, „mach du nur, ob aus dem Zuschauerraum oder in der Luft: Ich bin dir überlegen.“ Severus ballte seine Hände unter dem Tisch so stark zu Fäusten, dass seine Knöchel knackten. Ein Ruck ging nach den Worten Quirrells durch seine Kollegen und es kam zu einer knappen Mehrheit gegen Madam Hooch. Verärgert und mit geblähten Nasenflügeln verließ Minerva McGonagal das Lehrerzimmer und Severus, scheinbar so ungerührt und in sich gekehrt wie üblich, folgte ihr langsam.

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Durch die Falltür

„Heute Nacht steigt Snape durch die Falltür. Er hat alles herausgefunden, was er braucht, und jetzt hat er Dumbledore aus dem Weg geschafft.“ Wie angewurzelt blieb Severus stehen und lauschte. Potter verdächtigte ihn, Dumbledore aus dem Schloss gelockt zu haben? Wie kam er bloß auf diese Theorie. Etwas im Ton des Jungen vermittelte den Eindruck von heftiger Aufregung oder mehr noch Erregung. Was war geschehen? Die Entschlossenheit hinter der Anschuldigung war überdeutlich zu spüren. Wenn der verhasste James sich so ausgedrückt hatte, war grundsätzlich irgendeine heldenhafte Aktion die Folge gewesen. Zumindest waren alle anderen dieser Ansicht gewesen. Zumeist war es darum gegangen, lächerliche Mutproben zu bestehen.

„Oh wie mutig James ist“, hatte er häufig zu hören bekommen. „Das ist natürlich nichts für unseren Schniefelus. Der würde sich das nie trauen, der Feigling. Ich werde das mit links meistern.“ Der arrogante Ton, das durcheinander bringen der Haare und das Gejohle der anderen klangen ihm bei den Worten Harrys in den Ohren. Aus dem Weg geschafft. Hinterrücks. Feige. Niemals!

Würde das Kind unter diesem Vorwand zum wiederholten Male des Nachts im Schloss herum wandern?

Er sprang um die Ecke. Die erschrockenen Gesichter von Hermine und Ron sahen zu ihm auf, das Kind wirbelte herum. „Einen schönen Nachmittag“, sagte er sanft. Der Potterjunge begann natürlich sofort, etwas zu stammeln. „Erst denken, dann sprechen“, dachte Severus. Typisch, wie sein Vater! Doch eine Drohung müsste der aufziehenden Gefahr rasche Abhilfe schaffen.

„Noch eine Nachtwanderung und ich werde dafür sorgen, dass du der Schule verwiesen wirst“, rief er. Die Kinder sahen ihn mit einer Mischung aus Furcht und Trotz an und gingen. In Gedanken versunken lief Severus in das Lehrerzimmer.

„Was Fudge wohl wieder für Nöte hat“, sprach Flittwick den Zaubertrankmeister an. Verständnislos blickte dieser zurück. „Na, dass er ihn direkt bittet, zu kommen. Üblicherweise sendet er doch Eulen, wenn er mal wieder nicht weiter weiß.“ Severus nickte nur. Wie war das Kind auf die Idee gekommen, er hätte diesen Brief geschrieben? Zugegeben, auch sein Vater hatte bisweilen mit blühenden Verschwörungstheorien von sich reden gemacht, und doch… War es denn möglich, dass jemand einen Brief gefälscht hatte? London. Dumbledore würde maximal zwei Stunden benötigen, bis er in das Ministerium gelänge. Dumbledore lehnte das Apparieren ab, er fand es unangenehm und zog, wann immer es möglich war, andere Transportmittel vor. Am liebsten war ihm dabei das Fliegen. Anders wäre es auch nicht zu erklären gewesen, dass der größte Magier des Jahrhunderts durch die Besprechung, sowie die Hin- und Rückreise wohl erst weit nach Mitternacht zurückkehren würde. Severus schüttelte den Kopf. Ob Quirrell von dieser Schwäche wusste? Gewiss nicht. Der Schulleiter war dem Kollegen stets äußerst zurückhaltend begegnet. Zu Beginn nicht mit Misstrauen und doch hatte er den jungen Mann auf Abstand gehalten. „Wie mich eigentlich“, dachte Severus verbittert. Die Aufforderung, Quirrell im Auge zu behalten, war Severus eher dahin gesagt vorgekommen. Bis zu dem Quidditch Spiel, in welchem der Schulleiter den Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste unmittelbar erlebt hatte. Danach hatte Dumbledore Severus in seinem Argwohn bestätigt, ihm jedoch zugleich signalisiert, dass diese Erkenntnis nichts an dem Beschäftigungsverhältnis ändern würden. „Ich denke ja auch, dass er etwas ungutes im Schilde führt, aber was soll ich denn tun? Er hat nun einmal dazu beigetragen, den Stein zu schützen, so müssen wir einfach darauf vertrauen, dass er von denen der anderen Kollegen keine Kenntnis erlangt.“ Aufgeregt war Severus im Büro des Schulleiters auf und ab gegangen.

„Er behauptete im Wald, von nichts zu wissen. Das war eine Lüge. Doch ich konnte keine Hinweise erkennen, welche den Schluss zuließen, er hätte eine Lösung für sämtliche Bänne der Kollegen gefunden. Allen voran für diese Bestie.“ Bei diesen Worten spürte Severus, wie die große Narbe an seinem Bein sich spannte. Sicher, Madam Pomfrey hätte die tiefe Bisswunde von gleich drei Hunden innerhalb weniger Sekunden heilen können, doch Severus' Scham war zu groß gewesen. Auch hatte er in dieser Zeit befürchtet, was über ihn geredet werden könnte. Und zu allem Überfluss war ihm das Diptam Essenz, welches noch am zuverlässigsten bei Wunden wirkte, in der Hast auf dem Steinboden geglitten und zersprungen. So hatte es unter der Pflege von Argus' und mithilfe einiger weniger wirksamen Tränken eine ganze Woche gebraucht, bis die Verletzung geheilt war. „Dann hoffen wir, dass er weiter in Unwissenheit weilen möge“, hatte Dumbledore munter gesagt. Die Narbe am Bein juckte und Severus kratzte. Flittwick blätterte eine Seite des Tagespropheten um.

„Wobei es durchaus lobenswert ist, wenn auch ein Minister zugibt, nicht weiter zu wissen und sich dann Rat zu holen.“

Severus erhob sich. Hier konnte er nicht nachdenken. Schweigend verließ er das Lehrerzimmer. In seinem Schlafgemach würde ihn niemand stören. Beinahe stieß er mit Hermine zusammen.

„Und was suchst du hier?“ Drohend baute er sich vor der Elfjährigen auf. Das Mädchen errötete und wich etwas zurück. „Ich möchte zu Professor Flittwick“, entgegnete sie mit fester Stimme, doch Severus entging nicht, dass sie log. Himmel, dieser Potter schien ebenso penetrant wie sein Vater zu sein. Hatte er doch allen ernstes dieses Mädchen zu seiner Bewachung geschickt.

Amüsiert wandte sich Severus um und benachrichtigte seinen Kollegen. Mit federnden Schritten lief er an der nervös stotternden Schülerin vorbei. Aufgabe 14b also. Er grinste. In seinem Zimmer ließ er sich auf den Stuhl sinken. Es gab keinen Grund, Potters irrsinnigen Hirngespinsten Glauben zu schenken. Und dennoch… Was konnte es sein, was ihn selbst so umtrieb? So nervös machte. Da war etwas im Verhalten Quirrells, dass ihn stutzen ließ. Doch näher konnte er es nicht einordnen. Der Kerl kam ihm getriebener vor und das seit längerem. Severus zermarterte sich das Gehirn, doch der Geistesblitz blieb aus. Würde Potter tatsächlich versuchen, ihn vom Stein der Weisen fern zu halten? Severus lächelte müde. Selbst wenn er es planen würde, wäre das Kind wohl das letzte, was ihn würde aufhalten können. Ob der Junge in seinem Wahn die Nacht vor der Tür des dritten Gangs verbringen würden? Oder war es eine Mutprobe, die seinen Ruf wieder herstellen sollte, nachdem Gryffindor durch den törichten Jungen 150 Punkte verloren hatte? Erneut musste der Zaubertrankmeister grinsen, die Vorstellung war einfach zu herrlich. Sollte Harry doch warten, bis einer der Kollegen ihn entdeckte und Gryffindor erneut 50 Punkte verlor. Severus sollte das Recht sein. Und wenn er Glück hatte, würde der Bengel noch der Schule verwiesen. Zufrieden lächelnd erhob er sich und ging zum Abendessen.

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Wenn ihr euch die Geschichte gerne anhören würdet, könnt ihr das hier tun:

https://www.youtube.com/watch?v=-RqUofL8mf8&t=21s

Vorwürfe, fliegende Autos und peitschende Weiden

„Du hättest es verhindern können. Harry wäre beinahe gestorben. Du hattest versprochen, ihn zu schützen!“ Dumbledores Stimme klang leise und eindringlich, vielleicht sogar traurig. „Ich glaubte, mich auf dich verlassen zu können.“ Dumbledore legte die Fingerkuppen seiner langen Hände aneinander und sah Severus ernst an. Die Worte trafen Severus direkt ins Herz. Das Versprechen, Lilys Sohn zu schützen, war eine tägliche Last, doch nie hatte er in seiner Wachsamkeit nachgelassen. Zornesröte breitete sich auf dem zuvor fahlen Gesicht aus. Wie konnte Dumbledore es wagen, ihm Vorwürfe zu machen? Er selbst war doch auf den Brief hereingefallen, der ihn für Stunden aus dem Schloss gelockt hatte.

„Es ist nicht meine Aufgabe, Potters Wahnvorstellungen zu verfolgen“, fauchte Severus. „Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass er uns Hirngespinste erzählt, wenn ich an die Geschichte mit dem Drachen erinnern darf, die sie Longbottom verkauft haben.“ Bei der Erinnerung an diesen Vorfall verdüsterte sich seine Miene noch weiter. „Dieser Junge schlägt alle Regeln in den Wind, er treibt sich nachts herum und bringt seine Freunde in Gefahr. Er ist genauso ein Unruhestifter wie sein Vater.“

Der Schulleiter ließ Severus durch eine ungeduldige Handbewegung verstummen.

„Severus, bitte nicht schon wieder“, rief er scharf.

„Hättest du früher auf mich gehört … Ich habe dich von Beginn an vor Quirrell gewarnt“, trumpfte Severus noch auf.

Der alte Mann seufzte und für eine ganze Weile sahen sie beide in verschiedene Richtungen.

„Es tut mir leid“, sagte der Schulleiter schließlich. „Es war nicht deine Schuld.“ Langsam verrauchte der Zorn des Zaubertrankmeisters. „Wir sind beide hereingefallen“, fuhr Albus fort. Mit zusammengekniffenen Lippen nickte Severus.

„Es ist ja nochmal gut gegangen. Wer hätte gedacht, wie tapfer Harry das alles durchsteht? Und das in seinem Alter.“ Severus' Magen zog sich zusammen. Er konnte es nicht stehenlassen.

„Ohne Miss Granger und Mr Weasley wäre es ihm nicht gelungen, Quirrell aufzuhalten.“ Doch er merkte, dass der Schulleiter ihm nicht zuhörte. Severus erhob sich. „Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, ich werde sehen, was es zu tun gibt. Möglichst bevor Horden an Schülern durch das Schloss laufen.“ Albus nickte und Severus verließ das Büro.
 

Die nahende Ankunft des Jungen, der sein zweites Jahr beginnen würde, verursachte Snape Magenschmerzen. Dieses Kind tagtäglich um sich zu haben, ununterbrochen an James und Lily erinnert zu werden, war eine Qual. Überhaupt die Gryffindors!

Longbottom, der nicht bis drei zählen konnte und ihn durch seine Unfähigkeit gewiss eines Tages in den Wahnsinn treiben würde. Wieso der Dunkle Lord Potter für gefährlicher gehalten hatte, war ihm zwar unbegreiflich, doch beinahe in jeder Stunde Zaubertränke verfluchte er Voldemort dafür. Hätte er Longbottom ausgesucht, wäre ihm Lily nicht genommen worden. Was kümmerte ihn schon das Schicksal der beiden Auroren, die nun, durch die Folter zerrüttet, in St Mungo lebten, nein vegetierten. Severus hatte zu viele Menschen sterben gesehen, als dass er zu jedem eine emotionale Bindung hätte aufbauen können. Im Grunde war es ihm gleichgültig gewesen. Bis es Lily getroffen hatte. Lily, liebste Lily, du fehlst mir so. In Trauer versunken glitt er über die langen Gänge hinunter zu den Kerkern. Jemand, zweifellos ein Hauself, hatte ihm die Nachmittagsausgabe des Tagespropheten, sowie einen Brief auf den Schreibtisch gelegt. Desinteressiert ließ Severus seinen Blick über die Zeitung schweifen. Was kümmerte es ihn schon? Doch wie elektrisiert griff er Sekundenbruchteile später nach dem Blatt.

„Fliegender Ford Anglia versetzt Muggel in Aufregung.“

Nicht möglich!

Langsam ließ sich Severus auf dem Stuhl nieder und las den Artikel. „Zwei Londoner Muggel sind felsenfest überzeugt, dass sie einen alten Wagen über den Turm des Postamtes fliegen sagen. „Es handelte sich eindeutig um zwei Kinder, einen rothaarigen und einen schwarzhaarigen Jungen“, rief Mrs Johnson unserem Reporter zu, während sie von zwei weiß gekleideten Muggeln in einen Kastenwagen gesetzt wurde und dort eine Spritze erhielt.“

Das Entsetzen wich langsam einem hinterhältigen Grinsen, das sich auf dem Gesicht des Magiers ausbreitete. Dafür bekommt Potter den Rausschmiss!

Endlich! Und Weasley bin ich dann auch direkt los. Gut gelaunt wie selten an einem Tag der Ankunft, verließ Severus sein Büro und wandte sich der Großen Halle zu. Die Professoren McGonagall, Flittwick und Lockhart unterhielten sich eindringlich und mit sehr ernsten Mienen.

„Es kam schon die Rückmeldung, dass die Jungen im Zug fehlen“, sagte Minerva gerade.

„Es ist allein meine Schuld“, beteuerte Lockhart mit achtungheischender Miene und gestikulierte so wild, dass er beinahe dem kleinen Professor Flittwick ins Gesicht schlug. Missmutig duckte dieser sich gerade noch weg. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass ihm der Erfolg, neben mir auf dem Titelblatt zu erscheinen so zu Kopfe steigen würde, dass er für ein bisschen Aufmerksamkeit das internationale Geheimhaltungsabkommen gefährdet“, tönte Lockhart weiter. „Immerhin sind Pressetermine dieser Art für mich Alltag und wäre ich mir dieser dramatischen Konsequenzen bewusst gewesen...“ Theatralisch seufzend brach er ab. „Ich werde mir den Knaben jedenfalls noch zur Brust nehmen.“

Genervt verließ Severus die Halle und begann mit seinem Rundgang auf dem Gelände. Nach einer Viertelstunde drang das Stimmengewirr vieler hundert Schüler über die Schlossgründe und Severus verzog leidend das Gesicht. Prüfend ließ er den Blick über den Himmel schweifen.

Da!

Was war das?

Ein kleiner Punkt, der immer größer wurde.

Ein hellblaues Auto.

Na bitte.

Glas splitterte, er hörte die Jungen schreien und sah die Peitschende Weide wild ausschlagen. Severus grinste ungerührt. Das geschah ihnen recht. Der glamouröse Auftritt vor allen Mitschülern war jedenfalls gründlich schief gegangen und er gönnte den beiden den Unfall von Herzen. Lautlos näherte er sich den Kindern.

„Wo ist eigentlich Snape?“, fragte Harry gerade.

„Vielleicht haben sie ihn rausgeschmissen. Immerhin kann ihn ja keiner ausstehen“, sagte Ron. Kalte Wut stieg in Severus auf. „Oder vielleicht wartet er darauf von euch zu hören, warum ihr nicht mit dem Schulzug gekommen seid“, zischte er. Genüsslich sah er, wie der Schock die beiden lähmte und sie sich dann langsam zu ihm umdrehten. „Mitkommen!“ Dafür würden sie der Schule verwiesen, er würde sie nie wieder sehen müssen. Am liebsten hätte er triumphiert aufgelacht, doch er beherrschte sich. Seine Schritte federten, während er zufrieden die langen Korridore zurück in sein Büro ging. Mit hängenden Schultern folgten die Beiden ihm. „Was habt ihr mit dem Wagen gemacht?“, fragte er und baute sich vor ihnen auf. Potter und Weasley sanken noch ein wenig tiefer ein. Mit der Ankündigung, nun jene Leute zu holen, die dazu befähigt seien, einen Schulverweis zu erwirken, verließ er das Büro.
 

„Wir holen unsere Sachen.“ Die Stimme Weasleys klang erstickt und heiser. Noch immer starrte er den Fußboden an, als wünschte er sich nicht sehnlicher, als in einer der Fugen zu verschwinden. Hocherfreut setzte sich Severus auf seinen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust, ein süffisantes Lächeln auf den Lippen.

„Sie werfen uns doch raus, oder?“

„In der Tat“, wollte Severus gerade ausrufen, als er erstarrte.

„Nicht heute, Mr Weasley.“ Das Lächeln fror zunächst ein, dann rutschte es ganz vom Gesicht. Noch während er versuchte, den Schulleiter umzustimmen, wusste er, dass es vergebens war. Potter würde bleiben und seine Nerven ein weiteres verfluchtes, langes Schuljahr strapazieren.
 

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Anhören könnt ihr euch das Kapitel unter

https://www.youtube.com/watch?v=DfDh9Hyu2GU&t=48s

Geballte Inkompetenz

Als das ohrenbetäubende Geschrei in der Großen Halle einsetzte, erschrak Severus so sehr, dass er sich prompt an seinem Brötchen verschluckte. Mit tränenden Augen griff er in den Umhang und zückte den Zauberstab. Er versuchte, sich zu räuspern, doch der Hustenkrampf beförderte beinahe seinen kompletten Mageninhalt nach oben und der Magier entschied, dass ein ungesagter Zauber in diesem Moment zweckdienlicher sei. Anapneo befahl Severus still. Während der Reiz verschwand und sein Magen sich entspannte, schlenkerte Lockhart gefährlich enthusiastisch seinen Zauberstab. Ein heftiger Luftstrom kräuselte Severus' Haare, eine Kerze fiel um, erlosch jedoch augenblicklich.

„Eine meiner leichtesten Übungen“, tönte Lockhart, streckte eine Hand aus, um Severus gönnerhaft den Rücken zu tätscheln, schien es sich angesichts der mörderischen Miene des Kollegen jedoch anders zu überlegen.

„Auf einer meiner vielen Reisen begegnete mir einst ein Staatsoberhaupt, ein sogenannter Präzendens.“ Er hielt inne, und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze.

„Präsident“, knurrte Severus gegen seinen Willen mit zusammengebissenen Zähnen. Eigentlich hatte er Taubheit vorschützen wollen.

„Sagte ich doch, richtig!“ Lockhart strahlte. „Er hatte sich an einem Stück Brezel verschluckt und drohte binnen kürzester Zeit zu ersticken. Doch dank meines beherzten Eingreifens geschah dem Manne nichts weiter, als dass er einen gehörigen Schreck bekam. Dem sicheren Erstickungstod konnte er somit knapp entkommen.“ Lockhart warf sich in die Brust.

Da wünscht man sich ja beinahe Quirrell zurück, schoss es Severus durch den Kopf. Den konnte man mit einem scharfen Blick schon an den Rande eines Nervenzusammenbruchs treiben.

Doch Lockhart!?

Das Stadium des abgehoben -seins schien er bereits weit hinter sich gelassen zu haben. Vielmehr schwebte der Gelockte schon vor aufgeblasener Selbstliebe. Severus Miene verdüsterte sich. Weshalb weigerte sich Dumbledore angesichts dieser Kandidaten nur so hartnäckig, ihm die Stelle zu geben, für die er perfekt geschaffen war?

Hatte er in seinem Leben nicht ausreichend bewiesen, dass er den Dunklen Künsten und ihrer Abwehr gewachsen war?

Es war einfach nicht fair!

Jahr für Jahr rückten haarsträubendere Bewerber an, doch ganz gleich wie offensichtlich unfähig diese Kerle waren, so bekamen sie doch ohne Schwierigkeiten die Zusage. Die größten Stümper konnten unkontrolliert, ohne jede Eignung, Schüler unterrichten. Da musste er Lucius Malfoy einfach Recht geben, wenn dieser ohne Unterlass das sinkenden Niveau der Schule beklagte. Der Schulrat war sehr gewissenhaft und stets besorgt über die meisten von Dumbledores Beschlüssen, die Severus in diesem Fall Gilderoy Lockhart beschert hatte.

Mürrisch sah Severus den Kollegen an, der seinen Blick mit einem so strahlenden Lächeln erwiderte, dass der Zaubertrankmeister angewidert den Mund verzog und seinen Blick zum Gryffindor Tisch schweifen ließ.

Erst jetzt erfasste Severus, wessen Mutter da so dermaßen durch die Große Halle tobte.

„Und wenn du dir noch einmal den kleinsten Fehltritt erlaubst, holen wir dich sofort nach Hause!!!“

Ein hinterhältiges Glimmen trat in die Augen des Zaubertrankmeisters.

Das müsste sich doch einrichten lassen, dachte er, richtete sich kerzengerade auf und taxierte die beiden Jungen, die sich vor Scham nahezu unter den Tisch verkrochen hatten. Nachdem Potter durch den Medienrummel arroganter als je zuvor aus den Ferien zurückgekehrt war, erschien Severus jedes Mittel recht, dem Kind das Leben schwer zu machen.

Der Anblick von Lockhart und Potter auf dem Titelblatt des schmierigen Tagespropheten hatte das sengende Verlangen nach Rache in Severus ausgelöst. Und womöglich würde er schneller zum Zug kommen, als erwartet.

Genugtuung breitete sich in seinem Inneren aus, ein leises, seltenes Lächeln umspielte die Lippen.

Bis ihn der scharfe Blick des Schulleiters traf. Schuldbewusst senkte Severus den Blick und ärgerte sich zugleich über sich. Dumbledore, wie durchdringend er ihn auch ansehen mochte, würde niemals Legilimentik gegen ihn einsetzen. Also konnte er nicht wissen, welch dunkle Phantasien in Severus Kopf begannen, Gestalt anzunehmen. Es bestand absolut kein Grund, jetzt den Blick zu senken. Doch es war zu spät. Nur eines war sicher: Wann immer der Goldjunge des Schulleiters oder sein bester Freund in irgendwelche Schwierigkeiten gerieten, die Rückendeckung durch Albus Dumbledore wäre ihnen gewiss.

Misslaunig spießte Severus ein Stück Tomate auf und sah sich finster in der Halle um. Das kleine Mädchen mit den rot leuchtenden Haaren, das er gestern gesehen hatte, Jenny oder wie auch immer sie heißen mochte, war wie befürchtet ein weiteres Kind aus der Weasley Familie.

Hörte das denn nie auf?

Pünktlich zu jedem Schuljahr tauchte ein weiterer Sprössling aus dieser Großfamilie auf, eines schlimmer, als das andere und selbstverständlich kam jedes von ihnen nach Gryffindor. Aus Severus' Sicht ein Synonym für Ärger und strapazierte Nerven. Selbst der Vertrauensschüler Percy war ihm zuwider, ein aalglatter, streberhafter Besserwisser. Die Zwillinge, ein doppelt wahr gewordener Alptraum und an Ron mochte er gar nicht denken.

Nein.

Alles in allem empfand Severus bereits jetzt schon eine heftige Abneigung gegen die Kleine. Ihre Körperhaltung strahlte Unsicherheit aus und Severus beschloss, seinen Teil beizutragen, diesen Zustand zu erhalten. Ein Blick auf den Stundenplan zeigte ihm, dass er mit dieser Mission nur wenig später beginnen konnte.
 

„Severus, wären Sie doch so gut und helfen mir mit der Versorgung der Peitschenden Weide.“ Severus drehte sich auf der obersten Stufe, die zu den Kerkern führte, um, erkannte seine Kollegin und nickte knapp. Unaufgefordert nahm er Mrs Sprout die vielen Bandagen ab und folgte ihr auf das Gelände. Sie verfielen in leichten Trab, während sie den Abhang hinunter stiegen und Severus verlangsamte seine Schritte.

„Alleine ist es doch sehr anstrengend“, erklärte Mrs Sprout verlegen lächelnd.

„Ich verstehe vollkommen“, erwiderte Severus und schritt plötzlich etwas energischer voran.

War das hinter ihnen etwa Lockhart?

Das überdrehte Lachen konnte eigentlich nur von diesem Kerl stammen.

Mrs Sprout schien das selbe zu denken. Mit erzürnter Miene sah sie sich um und beschleunigte ihre Schritte auf die doppelte Geschwindigkeit.

„Frage mich wirklich, was Dumbledore sich dabei gedacht hat“, hörte Severus sie grummeln. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und ein seltenes Gefühl absoluter Übereinstimmung ergriff Severus. Die Empfindung überraschte ihn. Stumm lähmte er die Weide und gemeinsam verbanden sie die verletzten Ästchen.

„Da habe ich doch richtig gesehen“, erklang eine nur allzu vertraute Stimme hinter ihnen. „Dachte mir doch, dass hier meine Hilfe benötigt wird. Zufällig beweise ich auf dem Gebiet der Pflanzenkunde – insbesondere der Pflege Peitschender Weiden - äußerst viel Fingerspitzengefühl.“ Er ging auf Mrs Sprout zu. „Erlauben Sie?“

Lockhart wartete gar nicht auf eine Entgegnung, zückte seinen Zauberstab und murmelte etwas. Im nächsten Moment begann ein Zweig zu rauchen und entflammte sogleich.

„Aguamenti“, schrie Mrs Sprout und sah mit wutverzerrtem Gesicht ihren neuen Kollegen an. Erschrocken wich dieser vor ihr zurück und sah hilfesuchend Severus an. „Besitzen Sie eigentlich schon meine Werke?“ Seine Stimme klang gezwungen locker. Verächtlich schnaubend drehte Severus sich um und lief auf das Schloss zu.
 

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Wenn euch das Kapitel gefällt und ihr es gerne mal anhören würdet, könnt ihr das hier tun:

https://www.youtube.com/watch?v=41hMw37Qqvg



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Snowfaiiry_Doll
2016-02-20T11:18:48+00:00 20.02.2016 12:18
Hallo Liliputh,

diese Geschichte ist, wie alle anderen, vom Inhalt her sehr authentisch geschrieben. Deine Geschichten leben von den Emotionen, die du den Charakteren gibst. Positiv ist, dass du hier mit den Zeilenumbrüchen deutlich sparsamer umgegangen bist. Dadurch liest sich das Ganze viel angenehmer ;) Auch die Satzstellung empfand ich persönlich als angenehmer, allerdings gab es noch immer kleinere Fehler.

Alles in allem wirklich schön zu sehen, dass du dich verbesserst =D


Liebe Grüße

Snow
Antwort von:  Liliputh
24.02.2016 15:32
Hi Snow,

ich muss gestehen, dass ich deine Herminekritik gar nicht verstehe ;)
Und auch hier: Wo stimmt die Satzstellung nicht? Das verwirrt mich doch sehr.

LG, Liliputh
Von:  NamYensa
2016-02-08T20:10:00+00:00 08.02.2016 21:10
Das erste Kapitel gefällt mir schon sehr gut. Du bekommst es wirklich sehr schön hin, dich in die Figuren hineinzufühlen und ihre (möglichen) Gedanken, von denen wir in den Büchern ja nichts erfahren, wiederzugeben. Das hat mir schon an deiner Hermine-FF imponiert.

LG, Nam
Antwort von:  Liliputh
08.02.2016 21:11
Hach, ich werde schon ganz rot ;)
Innerhalb von 1 Stunde 2 Leute, denen das gefällt =)
Sirius gefällt dir nicht so? Oder Petunia? :)

LG, Liliputh
Antwort von:  NamYensa
08.02.2016 21:17
Deine Sirius- und Petunia-FF hatte ich ehrlich gesagt bis jetzt noch gar nicht entdeckt, sondern eben erst, als ich dein Profil gestalkt habe. :D Die beiden werde ich mir bei Gelegenheit aber bestimmt auch mal näher ansehen.
Antwort von:  Liliputh
08.02.2016 21:23
Das beruhigt mich ;)
Wie findest du die Storys? Wird dir das über einen Filter angezeigt? Weil eigentlich mochtest du Hermine nicht, wie wurdest du auf sie aufmerksam?

LG
Antwort von:  NamYensa
08.02.2016 21:37
Nein, kein Filter. Auf die Hermine-FF wurde ich aufmerksam, weil sie ziemlich weit oben stand, also in meinem Blickfeld auf der HP-Startseite. Außerdem war sie neu. Die meisten FFs kennt man ja schon, wenn sie aktualisiert werden. Also, mit "kennen" meine ich nicht, dass man sie alle schon gelesen hat, aber man weiß, dass es keine neu veröffentlichten FFs sind.
Antwort von:  Liliputh
08.02.2016 22:11
Interessant :)


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