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Chasing Demons

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

der lieben AnubisBride von FF.de sei Dank - es gibt heute ein Bonuskapitel! Sogar (zumindest in meinen Augen) sehr schönes Bonuskapitel :)

Ein herzliches Dank an alle, die schon so früh wieder mit am Start sind! Es ist schön zu sehen, dass einige immer noch Spaß an der Geschichte haben :D

Vielen Dank an Luzie_ für den Kommentar :)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Freunde der Nacht!

Ja, ich bin recht früh heute. Aber da ich Besuch bekomme, wollte ich sicher gehen, dass ich nicht allzu lange auf euer Kapitelchen warten müsst :)

Es gibt diesmal keine Bonuskapitelfrage, am Dienstag ist ja der 15.

Viel Spaß,
eure yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sehr geehrte Damen und Herren, Freunde des Longdrinks,

irgendwann zwischen gestern Mittag und heute ist es passiert. Meine Geschichten und Übersetzungen haben auf FF.de zusammen die Grenze von 10.000 Zugriffen überschritten. *Konfetti werf*
Da ich noch nicht einmal ein Jahr dort bin, bin ich damit doch recht zufrieden xD Und da ich das feiern möchte, gibt es heute zu allen laufenden Geschichten ein Bonuskapitel. Und da gestern der Geburstag meines Erstlingwerks "Die Rache einer Hexe" war, kommt dazu auch noch ein Sequel-OS raus. Also für die, die es interessiert, wird es heute ein wenig mehr Lesestoff als gewöhnlich geben.

Zur Info: Das Monats-Bonuskapitel kommt am Mittwoch ;)

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sonntag und einen schönen 3. Advent!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

herzlich willkommen zum Mitte-des-Monats-Kapitel. An dieser Stelle lasse euch einfach mit dem Vorwort zu diesem Kapitel von junko alleine.

LG und einen schönen Tag euch noch.
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Warnung: Ich (junko) habe mir meine eigenen Gedanken über Hisana/Byakuya gemacht, die du vielleicht nicht mögen wirst. Für mich ist das die Antwort auf die Fragen, die mich immer geplagt haben:

1. Wie zum Teufel konnte jemand vom sozialen Status wie Byakuya Hisana treffen?
2. Warum spricht Byakuya von seiner Hochzeit, als sei diese „illegal“ gewesen?
3. Warum hatten sie niemals Kinder?
4. Warum hat sie ihn noch nach 5 Jahren Ehe „Byakuya-sama“ genannt?

Das ist für mich die Antwort. Vielleicht funktioniert sie nicht für dich. Dennoch fände ich es toll, deine Meinung dazu zu hören. Ich hoffe, ich habe die Vorstellung zu den beiden Charakteren nicht zu sehr über den Haufen geworfen.
Außerdem waren da einige Dinge, die ich an der Darstellung einiger Zanpakutō im Rebellion filler arc nicht mochte. Aber ich habe Senbonzakura geliebt. Daher tritt diese Erscheinung hier auf. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich hätte es nicht mehr zu glauben gewagt, aber gestern Abend kam Tsuguri-sann von Animexx mit der korrekten Antwort um die Ecke. Tatsächlich war ich schon davon ausgegangen, zum ersten Mal seit Einfühung der Fragen kein Bonuskapitel mehr rauszuhauen.

Also, Pralinen, Geschenke und Dankeschön-Karten bitte an Tsuguri-sann.

In diesem Sinne euch allen ein schönes, besinnliches und vor allem ruhiges Weihnachtsfest. Kommt mal zur Ruhe, streckt alle Beine von euch und lasst alle Fünfe gerade sein.
Alle, die über die Weihnachtstage arbeiten wünsche ich auch eine ruhige Zeit und dass ihr dennoch bald euer "Stück Weihnachten" für euch genießen könnt.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen.

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und noch einmal 'Frohe Weihnachten' von meiner Seite.

Ich hoffe, ihr habt die Feiertage bisher gut überstanden und euch schön entspannen können.

Dieses Kapitel wird auf jeden Fall auch zu einem Teil lustig. Jeder, der sich gefragt hat, was noch so auf Eishirō zukommt... Hier eure Antwort xD

LG und noch einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag.
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!

Auch hier wünsche ich noch einmal ein frohes neues Jahr, viel Glück, Gesundheit und Erfolg. :)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen

LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ja ist den heute schon Bonuskapiteltag oder Samstag? Nope :) Was ich vor einem knappen Monat bei fanfiktion.de erreicht habe, habe ich nun auch hier geschafft: 10.000 Zugriffe.
Natürlich wird auch das gefeiert. Und wie geht das am Besten? Natürlich, mit Bonuskapiteln! xD
Nochmals vielen Dank an der Stelle an alle Leser. Das ist meine Motivation, weiter zu machen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

na? Kommt ihr noch mit dem Lesen hinterher? xD

Es wird jedenfalls amüsant. Immerhin treffen mal wieder Renji und das Tantchen aufeinander xD Und für den Cliffhanger würden mich wohl gerne einige erschlagen xD

Diese Woche gibt es keine Bonuskapitelfrage, denn nächsten Freitag ist wieder der 15., allerdings werde ich das Kapitel wohl wieder am Mittwoch hochladen.

In diesem Sinne: viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Morgen,

da wieder Samstag ist, gibt es heute wieder ein wunderbares Kapitelchen. Na? Wer fragt sich schon, wie Renjis Geburtstag so verlaufen wird? xD

Und auch eine Bonuskapitelfrage steht wieder am Ende des Kapitels bereit.

Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Morgen,

ich hoffe, ihr seid bereit für einen weiteren Teil von Renjis Geburtstag. Wie wohl der Abend im Club verläuft?

Viel Spaß beim Lesen und noch ein schönes Wochenende.

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da AnubisBride und Pandaru Kira (via Facebook) richtig geantwortet haben, gibt es nun ein Bonuskapitel. Die richtige Antwort war demnach: Reisbrei. Allerdings hätte ich alles an Speisen durchgehen lassen, die im ersten Kapitel aufgezählt wurden xD

Nun aber viel Spaß, mit dem nächsten Teil von Renjis Geburtstag :D

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen alle zusammen!

Da wir heute ein fleißiges Geburtstagskind haben, gibt es heute sozusagen ein Bonusbonuskapitel xD Warum das Geburtstagskind fleißig ist? Weil sie schon einige (insbesondere schwere) Bonuskapitelfragen gelöst hat. Und heute gibt es für sie eins, ohne sich besonders anstrengen zu müssen!

*Überreicht Pandaru Kira einen großen Geburtstagskuchen*

Ich wiederhole mich zwar: Aber lass dich schön feiern und beschenken!

An dieser Stelle noch schnell in eigener Sache: Vielen Dank an Nue Abarei und Kiba the Fang für die Kommis.

Viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da Nue Abarei die richtige Antwort wusste, kommt heute wieder ein Kapitelchen :) Natürlich auch, obwohl am Montag ein Kapitel zu Ehren des Geburtstagskinds online ging. Wäre ja sonst auch unfair.

Und wer junko kennt, weiß, dass es nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen sein kann... Also viel Spaß ;)

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

wartet ihr schon drauf, wie es weitergeht? Das letzte Kapitel beinhaltete ja ein kleines Upsi xD Wie unsere beiden Lieblingsjungs jetzt mit dem Upsi umgehen, könnt ihr gleich lesen.

Doch zuerst möchte ich mich bei den fleißgen Review-Schreibern bedanken bedanken: Nue Abarei und AnubisBride :3
Gestern hat diese Geschichte noch ein Sternchen bekommen <3 Auch hier vielen lieben Dank an den unbekannten Empfehler :3
Derartiges Feedback hilft mir bei der Motivtion, das Ganze hier weiter zu machen :D

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es geht weiter im Hisana-Disaster. Angeschnallt und ab geht die Fahrt! xD

Bonuskapitel geht heute mal auf AnubisBride. Blumen, Pralinen und Dankeskarten bitte also an sie ;)

Viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ein schönes Wochenende wünsche ich euch. Es ist mal wieder soweit und heute erwartet euch etwas ganz Besonderes xD

Und noch ein Hinweis: Es gibt keine Bonuskapitelfrage, da am Montag der 15. ist. Ich werde das Kapitel allerdings erst am Mittwoch hochladen ;)

LG
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

das Mitte-des-Monats-Kapitel ist da :) Ich hoffe, ihr habt viel Spaß damit.

LG
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

erst einmal vielen lieben Dank für die ganzen Genesungswünsche. Mir geht es... nun ja. Ich mache Fortschritte. Alles in allem bin ich wesentlich mehr eingeschränkt, als ich gedacht habe, daher auch die Verzögerung bei diesem Kapitel. Ich hoffe, dass die nächsten Kapitelchen wieder planmäßig kommen. Aber tippen fällt mir noch sehr schwer...

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

eigentlich dachte ich, dass ich ab heute wieder das lustige Bonuskapitelspiel in die Runde werfen könnte. Allerdings musste ich gestern Abend realisieren, dass ich mich wesentlich besser fühle, als der Heilungsfortschritt tatsächlich ist... Narf.

Also bitte ich weiterhin um Geduld und danke für das bisher aufgebrachte Verständnis.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Es geht wieder los :3 Ich hoffe, euch nun wieder regelmäßig die Bonuskapitel liefern zu können. Die 3 aufgeschobenen Kapitel kommen dann nach und nach, bemühe mich gerade, den Vorsprung wieder ein wenig auszubauen :D

Habt Spaß beim Lesen, die Situation wird etwas unangenehm für jemanden xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Samstag euch allen!

Na? Seid ihr bereit für ein bisschen Spaß mit den Kommanadnten Ukitake und Kyōraku? xD

Viel Spaß beim Lesen

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

kurzzeitig hatte ich ein falsches Kapitel hochgeladen. Bitte entschuldigt. Wer also das Kapitel "Idle Hands" gelesen hat... Bitte schnell wieder vergessen xD

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

LG
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen alle zusammen!

Na? Schon neugierig, wie das weitergeht? xD

Kleine Bemerkung am Rande: Futsal ist eine Variante des Hallenfussballs mit einigen abweichenden Regeln. Ihr werdet es später brauchen. Wieder was gelernt, was? xD

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

LG
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Leider bin ich immer noch nicht so weit, dass ich die ausgefallenen Kapitel nachholen kann, aber Bonuskapitel gibt es zumindest wieder :)

Ich bin gespannt, was ihr zu diesem Kapitel sagt. Eventuell wird sich der ein oder andere die Haare raufen xD

Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;)

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Morgen! Oder Mittag, Tag... (wann auch immer ihr das hier lest)!

Es ist wieder Samstag und ein neues Kapitelchen zu Chasing Demons in den Startlöchern. Momentan komme ich ganz gut voran (Stichwort: Nachzuholende Bonuskapitel), auch wenn ich in einer kleinen Umräum- und Umbauaktion mein Arbeitszimmer verwüstet habe und nun in einem Chaos sitze, der mich langsam echt fertig macht xD

Aber genug gejammert, viel Spaß beim Lesen :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!

Es ist Bonuskapiteltag :3 Diesmal sogar Mitte-des-Monats-Bonuskapiteltag :D Und ich schulde euch immer noch 3 Kapitel *seufz* Aber ich habe berechtigte Hoffnungen, euch sie bald nachzuliefern. *Konfetti werf*

Und wenn man schon dabei ist: Am Wochenende bin ich auf der Aniko in Koblenz und beim ACT (Aachen). Noch jemand? ;)

Dann jetzt mal viel Spaß mit Renji in der 5. Divison! xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

einen wunderschönen Samstag wünsche ich euch!

Auch hier nochmal: Ich bin heute (als Rikichi) mit der wundervollen AnubisBride (als Renji) auf dem Koblenzer Animexx Treffen und morgen auf der ACT. Sonst noch wer? xD

Vielen Dank an dieser Stelle an Yamiyo für den Kommi <3

Und dieses Mal habe ich auch noch eine Anmerkung von junko dabeigepackt ;)

LG
yezz
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Bemerkung von junko:
Ich habe ursprünglich versucht, Josey (cestus) als Co-Autor für dieses Kapitel einzutragen, aber dann wäre sie Co-Autor der kompletten Serie geworden. Die Sache ist die, dass Josey fast komplett die Kampfszene zwischen Byakuya und Renji geschrieben hat (und die coolen Kidō-Sprüche) und ich wollte ihr die volle Anerkennung dafür zukommen lassen. Ich habe mich, ehrlich gesagt, nur zurückgelehnt, Kaffee getrunken und zugesehen, wie die Buchstaben bei Google Docs aufgetaucht sind. Dann habe ich noch Einiges von Renji hinzugefügt. Doch sie hat mir auch, wie immer, beim Betalesen und bei allem anderen geholfen. Du magst den Kampf? Der geht auf Joseys Konto.

Das kitschige Ende und den Rest des Textes? Das war ich :-) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen :3

Es ist wieder Zeit für das nächste Kapitel. Ich persönlich mag es sehr gerne. Es ist goldig, wenn auch etwas seltsam... xD Ich bin auch mal gespannt, wer so ein paar Feinheiten erkennt. Bei einer Sache musste ich z. B. doch etwas grinsen xD

Und jetzt viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Morgen!

nachdem mein Kater dieses Kapitel für ca. 15 Minuten verzögert hat, ist es nun online :3

Und dann noch viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Es ist mal wieder Mittwoch und Zeit für ein neues Kapitelchen :3 Da ich Donnerstag und Freitag frei habe, wollte ich heute eigentlich schon Two Worlds Collide online stellen, da ich dachte, es sei Freitag... xD Schon schlimm, wenn man in seinen Gewohnheiten gestört wird :D

Aber Donnerstag sind wir beim Hans Zimmer Konzert in Köln, ich freu mich echt wie ein Schnitzel! xD

Dann viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich wünsche euch einen wunderschönen Samstag :) Gestern habe ich die 20.000-Marke auf Fanfiktion bei den Gesamtzugriffen geknackt *Konfetti werf*
Natürlich gibt es dafür dann auch ein Bonuskapitel. Das wird entweder morgen oder Montag den weg hierhin finden :3

Viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Da die wundervolle AnubisBride heute ihren Geburtstag feiert, kann und will ich mich nicht lumpen lassen und haue ein Bonuskapitel raus. Ich gebe gerne zu, dass ich echt froh bin, dass sie mich damals angeschrieben hat. Dadurch hat sich mit der Zeit eine Freundschaft entwickelt, die ich persönlich echt nicht missen möchte. Deshalb bleib ja, wie du bist! Hörst du? ;)

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu :)

und ein Mittwochskapitelchen gibt es auch noch :3

Und wenn ihr dachtet, die Lage wäre nach dem letzten Kapitel schon vertrackt... Na ja, lest selbst xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist wieder soweit :)

Nach dem kleinen Hiatus gehts also wieder weiter. Allerdings werde ich, die Two-Worlds-Collide-Leser werden es wohl schon wissen, nächsten Samstag kein neues Kapitel online stellen können, da ich bei Rock am Ring bin. Das krieg ich dann leider zeitlich nicht hin. Aber danach den Mittwoch gibt es wieder Nachschub :)

Und nun, viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Mittwoch wünsche ich euch!

Es ist mal wieder Zeit für ein kleines Kapitelchen. Das ist für alle, die sich gefragt haben, warum, trotz allem, noch alles so friedlich ist xD

Samstag mache ich, wie schon erwähnt, eine kleine Rock-am-Ring-Pause. Drückt mir die Daumen, dass ich nicht vom Blitz erschlagen werde xD

Viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich bin wohlbehalten wiedergekehrt und hoffe, dass ihr das Wochenende auch gut überstanden habt. Außerdem hoffe ich, dass ihr mir wegen dem Ausfall nicht allzu böse seid. Allerdings denke ich mal, dass es dieses Jahr nicht mehr allzu oft dazu kommen wird xD

Seid ihr schon gespannt auf das neue Kapitel? Immerhin ist viel passiert. Was wird mit dem 3. Offizier und mit Soi Fon? Ein paar Antworten werdet ihr heute auf jeden Fall finden.

Und nun viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Wir bewegen uns unaufhaltsam zum Ende dieser Geschichte hin. Aber keine Sorge, der Nachfolger wurde natürlich bereits von junko abgetippt. Allerdings freue ich mich riesig darüber, dass ich mit großen Schritten aufhole. Wie ihr vielleicht wisst, ist es irgendwann einmal mein Ziel, immer das neuste Kapitel zu übersetzen und mit euch auf die Fortsetzung zu warten xD
Als ich knapp vor einem Jahr angefangen habe zu übersetzen, habe ich auf einen Berg von 229 Kapiteln geschaut (ohne Tails of Zabimaru) geblickt. Nun, trotz der Tatsache, dass die Originalautorin fröhlich weiterschreibt, sind es noch 140 Kapitel. Und die Resonanz dazu haut mich immer noch von den Socken. Junko im Übrigen auch. Sie freut sich jedes Mal, wenn ein Favoriten-Eintrag oder eine Empfehlung mehr vorzuweisen ist.

Na ja, genug davon. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Es ist soweit, das letzte Kapitel von Chasing Demons erwartet euch.

Ich bin sehr froh zu sehen, dass offensichtlich noch alle dabei sind. Falls ich euch im Vorhinein vielleicht mehr Angst gemacht hat, als das Kapitel am Ende, dann möchte ich mich entschuldigen! Ich wollte lediglich vermeiden, dass jemand sich auf das Kapitel freut und dann in ein Loch gerissen wird. Denn so ist es nunmal: Wir machen das hier alle nur zum Spaß! :D

Am Ende der Geschichte gibt es noch ein kleines Nachwort von junko und mir. Vielleicht mag der ein oder andere das noch lesen ;)

In diesem Sinne, viel Spaß mit dem letzten Kapitel!

LG
yezz Komplett anzeigen

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Chasing Inner Demons

Auch wenn er langsam zu einem regelmäßigen Besucher des Anwesens geworden war, konnte sich Renji immer noch nicht dazu überwinden, den Haupteingang zu benutzen. Stattdessen nahm er den Hintereingang durch die Küche. In letzter Zeit roch es von den Töpfen auf dem Herd immer nach Miso. Byakuya war immer noch nicht gesund genug für regelmäßige Mahlzeiten, daher hatten sie zu jeder Zeit eine Suppe für ihn. Für den Fall der Fälle. Die Betriebsamkeit in der Küche war verschwunden und es war ruhig. Miki, die Köchin, lehnte mit der Hüfte gegen die Wand nahe dem Herd und rührte abwesend in einem Topf mit kochendem Reisbrei. Sie wedelte ermahnend mit dem Löffel, als er hinüber kam, um neugierig das Essen zu begutachten. „Nichts Außergewöhnliches für dich, tut mir leid“, sagte sie ihm. „Die Hausherrin hat einen wesentlich einfacheren Geschmack.“
 

Die Hausherrin?
 

Oh, richtig. Rukia.
 

Renji rieb sich den Nacken. „Ich weiß nicht warum, aber ich habe irgendwie gedacht, dass Rukia auf dem Gelände der 13. Einheit bleibt“, gab Renji zu. Er kratzte sich überlegend am Ohr. Sein Plan, einen großen Teil des Tages damit zu verbringen, im Bett mit seinem Kommandanten zu kuscheln, fühlte sich plötzlich etwas unangenehm an. „Uh, hmmm… Ich glaube, ich gehe besser zum Haupteingang und lass mich von Eishirō ankündigen.“
 

Miki grinste ihn frech an und wackelte mit dem Zeigefinger. „In das Haus einer Dame schleichen, wenn ihr großer Bruder sie nicht beschützen kann… aber, aber, Renji. Du könntest deinen Ruf ruinieren.“
 

Er lachte. „Es ist bereits viel zu spät für meinen Ruf.“
 

Der Hausverwalter Eishirō steckte seinen Kopf von der Treppe aus in die Küche. „Ziemlich. Doch nicht für die Damen. Soll ich die Hausherrin informieren, dass sie sie sehen wollen?“
 

Miki sprang freudig auf. „Ich kann euch beiden Frühstück nach oben schicken!“
 


 

Renji fühlte sich etwas seltsam, bei jemand als Gast angekündigt zu werden, bei dem er prägende Jahre seines Lebens in Inuzuri verbracht hatte und im Müll nach Essbarem gesucht hatte. Doch er stand pflichtbewusst außen an der Reispapiertür und wartete, bis Eishirō ihm das Zeichen zum Eintreten gab. Scheiße. Musste er sich vor ihr verbeugen? Und wie tief?
 

Bevor er sich entschieden hatte, wie ernsthaft er das alles nehmen sollte, lachte Rukia zum Glück über die Formalität und schalt Eishirō scherzhaft, dass sie nicht erwartete, dass ein so guter Freund der Familie nicht die Standards der Zeremonie durchleben musste. Die lockere Art, wie sie mit dem Hausverwalter scherzte, erinnerte Renji daran, dass die beiden sich nun schon seit Jahrzehnten kannten.
 

Und als Renji sich auf dem Boden niederließ, Rukia direkt gegenüber, traf ihn die Erkenntnis, dass dieser Raum, in dem er noch niemals zu vor gewesen war, Rukia gehörte. Dies vermutlich sogar seit ihrer Adoption.
 

Rukias Gemächer waren im ersten Stock und die Fusuma Panelen waren geöffnet, entblößten den Blick auf einen meditativen Garten in einem Innenhof. Eine sorgfältig beschnittene Zeder stand als Blickfang in der Mitte und einige große, aufrechte graue Felsen waren wie ein Felsplateau angeordnet. Der Himmel war klar und hell, doch die Luft verriet bereits die Schwere der Hitze, die im Laufe des Tages kommen würde.
 

Rukia trug einen roséfarbenen Kimono, dessen Arme und Säume mit hoppelnden Hasen verziert waren. Sie sah so natürlich aus, wie sie unter der ganzen Pracht, wie eine Prinzessin saß. Es ließ Renji bewusst werden, wie groß, klobig und schmutzig er selbst war.
 

Sie lächelte ihn freundlich an. „Du siehst mehr als nur unbehaglich aus.“
 

„Ich war nur noch nie in deinen privaten Räumen“, gab er zu und schaute sich um. „Sie sind riesig.“
 

„Riesig?“, sie kicherte bescheiden. „Sie sind vielleicht halb so groß, wie die von meinem Bruder.“
 

„Ja, doch es sind deine“, rutschte es Renji hinaus, bevor er sich aufhalten konnte.
 

Er hatte sie damit nicht in Verlegenheit bringen wollen, doch ihr Lächeln wankte und sie ließ ihren Blick auf den Boden gleiten. „Oh, richtig.“
 

Da hatten sie den Salat. Die riesen Kluft zwischen ihn. Sie hatte all das und was hatte er? Tatsächlich hatte Renji nicht viel mehr, als das, womit er damals Inuzuri verlassen hatte. Das Einzige, was für ihn mit der Zeit wirklich wertvoll geworden war, war seine Erfahrung und Zabimaru.
 

Natürlich bekam er nun seit wenigen Monaten das Gehalt eines Vizekommandanten. Doch trotz einem halben Jahrhundert Dienst in den Hofgarden, hatte Renji noch nicht viel sparen können. Nicht, dass er es nicht versucht hätte – verzweifelt sogar. Doch in der 11. Division waren die Ränge immer im Spiel gewesen und es gab diese Abneigung gegen komplizierten Schreibkram. Das hat zur Folge, dass es selbst in den höheren Rängen eine miese Bezahlung gab. Nur die ersten paar Ränge bekamen ein echtes Gehalt. Der Rest bekam Bier-Geld. Und es wurde erwartet, dass man es auch dafür ausgab. Tatsächlich hatte er beim ersten Mal sogar gezögert, eine Runde zu schmeißen, bis Ikkaku ihn so lange verprügelt hat, bis er es doch getan hatte.
 

Trotz der Tatsache, dass seine früheren Kollegen auch aus dem Rukongai kamen, stammte niemand aus der Nähe von Inuzuri. Also haben sie niemals wirklich verstanden, warum Renji so zurückhaltend dabei war, sein Geld auszugeben. Sie nannten ihn einen Geizhals und Schmarotzer und noch mehr. Es war nicht so, als hätte Renji nicht gewollt, großzügig zu sein. Doch in der Sekunde, in dem er sein eigenes Geld hatte, wurde er förmlich vom Impuls überfallen, es festzuhalten. Das alles nur aus der alten Angst heraus, niemals genug davon zu haben. Manchmal hatte er sogar versucht, sein Geld irgendwo zu verstecken, dank dem Schrecken seiner Erinnerungen, dass all seine Besitztümer mit Gewalt genommen wurden.
 

So gut, wie die 11. Einheit auch für ihn gewesen war, in diesem Umfeld war es für Renji sehr schwer, die Verzweiflung in diesen Dingen vollständig abzuschütteln. Ikkaku hatte niemals erkannt, dass der Spott und der Prügel dabei nie geholfen hatten. Im Gegenteil, sie hatten es noch viel schlimmer gemacht. Tatsächlich war das erste Mal, als Renji von Zabimaru gelenkt worden war und sie in eine Art Berserkerwut abgedriftet waren, nachdem er festgestellt hatte, dass der vorherige 6. Offizier einen seiner Notfallreserven entdeckt und geplündert hatte. Er hatte den Winter über generell viel gekämpft und es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Renji hätte diesen Typen beinahe umgebracht. Und zwei Dutzend Weitere.
 

Niemand hatte danach gewagt sein Zeug anzurühren und Renji war endlich in einer Position, wo er Papierkram erledigen konnte und einen kleinen Betrag zur Bank bringen konnte. Danach war es ihm auch möglich, sich beim Ausgeben seines Geldes etwas zu entspannen, da er wusste, dass etwas davon sicher und unantastbar war.
 

Die Bank war eine tolle Sache, denn er war auch genauso oft sein eigener, schlimmster Feind. Renji hatte sein komplettes Vermögen draufgehauen um nicht eine, sondern gleich zwei Paar Sonnenbrillen zu kaufen. Beide waren nicht mehr vorhanden. Zerstört von Ichigo.
 

Er schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf. Doch manchmal, wenn er auf seinen Kontostand schaute, war es schwer, sich nicht verleiten zu lassen. Irgendetwas zu kaufen, was er niemals zuvor besessen hatte… Es war, wie eine Münze auf der Straße zu finden. Du gehst hinaus und kaufst dir sofort das Beste davon, was auch immer du kaufen willst, denn du bist dir verdammt sicher, dass du niemals noch einmal das Glück haben wirst.
 

Renji seufzte.
 

Armut war immer noch ein bösartiger Dämon, der an seinen Fersen knabberte.
 

Rukia blickte immer noch elendig zum Boden. Renji wusste, dass er etwas sagen musste, um die Spannung zu brechen. „Wie geht es Byakuya heute?“
 

„Ziemlich gut, glaube ich“, sagte sie und war erkennbar dankbar, dass sie immer noch etwas gemeinsam hatten. „Die 4. ist gerade bei ihm. Sobald die Behandlung vorbei ist, kannst du mich gerne zu ihm begleiten.“
 

„Danke“, murmelte er. Mit Rukias Worten war nichts verkehrt, doch das Wort ‚begleiten‘ stach ein wenig. Es machte ihm bewusst, dass er tatsächlich nur ein Gast war. Sie war seine Schwester, er war…
 

Ach, verdammt.
 

Renji wusste ja noch nicht mal, was er für Byakuya war. Er wusste, was Byakuya für ihn war. Aber sie hatten seit Byakuyas Verwundung kein richtiges Gespräch geführt. Er wollte glauben, was Byakuya im Fieberwahn vor sich hin brabbelte, doch bei allem was er wirklich wusste, war er gerade jetzt nicht mehr als der Vizekommandant von Byakuyas Einheit… Und vielleicht noch nicht einmal das.
 

In Ordnung, er war eindeutig die Person, die Byakuya betrauert hätte, wenn die Dinge anders gelaufen wären.
 

Doch nun waren sie beide lebendig.
 

War das eine gute oder schlechte Sache für ihre Beziehung?
 

Ein höfliches Klopfen an der Tür kündigte das Dienstmädchen mit dem Frühstück an. Rukia bat sie herein.
 

Das Dienstmädchen, Aio, brachte ein Tablett zu ihnen und stellte es zwischen sie. Als Renji mit ihr Augenkontakt aufbauen konnte, errötete sie deutlich. Ihre Hände zitterten leicht, als sie den Tee servierte, was ihn daran erinnerte, dass sie ihm beim letzten Mal halb nackt in der Agonie der Leidenschaft mit dem Hausherren gesehen hatte.
 

Scheiße, dieser ganze Besuch formte sich mehr und mehr zu einem Bündel reiner Peinlichkeit.
 

Leider entging das Ganze auch Rukias Adleraugen nicht. „Ist irgendetwas zwischen dir und Aio vorgefallen?“, fragte sie, nachdem die Tür wieder geschlossen worden war. „Sie scheint Angst vor dir zu haben.“
 

Renji griff über das Tablett und schenkte Rukia Tee ein, bevor er seine eigene Schale füllte. Er hatte seine Augen auf das Essen gerichtet und zuckte mit den Achseln. „Ich bin ein furchteinflößender Typ. Viele Leute haben Angst vor meinen Tattoos.“
 

Rukia blickte ihn an, als würde sie ihm nicht glauben. „Du denkst, es sind die Tattoos?“, fragte sie.
 

Der Rothaarige grinste sie breit an. „Nur weil du jeden Boss der Yakuza im Rukongai gedated hast, bedeutet das nicht, dass jeder so auf Tattoos stehst.“
 

„Hmpf“, machte sie und verschränkte die Arme, doch sie lächelte.
 

Er nahm seine Stäbchen auf und zeigte damit auf sie. „Du weißt, dass du Glück hast, dass keiner der Typen auf die Idee kam, dich zu besuchen, nachdem du Shinigami geworden bist. Was würde dein großer Bruder sagen?“
 

„Er würde sie umlegen“, sagte sie mit einem Hauch Ernsthaftigkeit. Sie nippte an ihrem Tee. „Hast du schon Kira oder Hinamori gesehen?“
 

„Ich habe geplant, Momo in der 4. Division später zu besuchen. Ich vermute, dass sie so fertig ist, dass sie isoliert wurde. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie mich zu ihr lassen“, sagte Renji und hob die Hauben vom Essen. Miki hatte recht, Rukias Geschmack was Essen anging, war sehr einfach: Wakame-Algen-Suppe, Reis, gesalzene Pflaumen und gekochte Cavalla. Dennoch nahm er sich von allem etwas. „Und was Kira angeht… Ich vermute, die 4. Division lässt ihn wegen Suizidgefahr beobachten, denn er hat sich die meiste Zeit in seinem Quartier eingesperrt.“
 

„Oh nein“, sagte Rukia, während sie etwas von dem Fisch auf Renjis Teller legte, bevor sie sich selbst bediente. „Das ist furchtbar.“
 

„Ja, das ist es wirklich“, stimmte Renji zu, nahm sich etwas Reis und legte jedem eine Pflaume auf den Teller. „Ich fühle mich schlecht, da ich es hätte wissen müssen. Ich bin vor einer Weile auf einer Party in Kira hineingerannt. Wenn ich so zurückdenke… Nun ja, schien es offensichtlich, dass Ichimaru ihn ganz schön hart ran nimmt. Vermutlich sogar bildlich und wörtlich gesprochen. Aber ich hatte zu dem Zeitpunkt meine eigenen Probleme und, du weißt schon, ich dachte, dass es mich nichts angeht und ich meine Nase da nicht reinstecken sollte.“
 

„Du kannst dir dafür nicht die Schuld geben“, sagte Rukia freundlich. „Und Kira ist stark. Er wird da drüber stehen.“
 

Renji nickte, doch war er nicht so überzeugt. Byakuya hatte Renji gefragt, ob er Rukia töten würde. Er hatte ihn nicht gezwungen, doch zu dieser Zeit war Renji gewillt es zu tun. Denn er hatte Byakuya einfach so sehr geliebt.
 

Kira schien in derselben Situation zu sein, nur… hatte er mehr durchgemacht. Und dann hatte ihn Gin einfach verlassen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er hatte ihn benutzt und war dann einfach ohne ein Wort verschwunden.
 

Wie musste sich Kira nun fühlen? Hatte sich Kira selbst vergessen, um Gins… Befehlen zu folgen? Andeutungen? Unausgesprochenes Verlangen?
 

Um Kiras Willen hoffte Renji, dass er nachweisbar direkten Befehlen gefolgt war. „Glaubst du, dass der Generalkommandant Kira wegen Hochverrat oder etwas anderen anklagen wird?“, fragte Renji und dachte dabei auch an seine eigene prekäre Lage in dieser Hinsicht. „Lass uns hoffen, dass er ihn nicht wegen Mordes antreten lässt, denn ich bin mir nicht sicher, ob Kriegsverbrechen von Vorgesetztenbefehlen abgedeckt wird.“
 

„Worüber redest du, Renji?“
 

„Ein Untergebener kann für gewöhnlich die ‚Vorgesetztenbefehle‘-Verteidigung aufführen, was bedeutet, dass sie oder er nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann, wenn er Verbrechen begangen hat, während er direkte Befehle befolgte. Das kann dich aus so einiger Scheiße ziehen, doch es gibt einige Ausnahmen, was Kriegsverbrechen angeht. Zum Beispiel Mord an unbewaffneten Zivilisten. Ich vermute, dass kommt darauf an, wie sehr Kira in dem, was bei Central vorgefallen ist, verstrickt war. Ich denke, dass wird alles vor Gericht herauskommen.“
 

„Du glaubst wirklich, dass es zu einem Prozess kommt?“, fragte sie, ihre Stäbchen hielten vor ihrem überraschten, geöffneten Mund inne.
 

„Besser wäre es“, sagte Renji. „Würdest du in der 3. Division dienen wollen, wenn das Handeln deines Vizekommandanten in Frage gestellt werden kann? Ich denke, Kira ist in einer harten Position, egal was dabei rauskommt. Ich meine, ich habe bereits jede Menge Wechselanfragen aus seiner Einheit erhalten. Viele der Formulare weisen eindeutig darauf hin, dass sich die Soldaten mit einem Vizekommandanten unwohl fühlen, der Befehle durchführte, die offensichtlich höchst illegal waren, anstatt seiner eigenen Moral zu folgen. Das ist auch, eigenartiger Weise, der Grund, warum sie zu mir wollen. Ich habe nun den Ruf als Typ, der sich nicht vom Gesetz oder seinem Kommandanten stoppen lässt, das Richtige zu tun. Was unfair ist, denn eigentlich müsste meine Loyalität in Frage gestellt werden und da ist noch wesentlich mehr vorgefallen als das, was die Leute an der Oberfläche sehen. Außerdem gehe ich davon aus, dass im Prozess herauskommen wird, dass Kira von Gin erpresst wurde. Vielleicht sogar mit dem Leben von Momo.“
 

„Das glaube ich allerdings auch“, stimmte Rukia zu, doch dabei schaute sie Renji eigenartig an.
 

„Was?“, fragte er und wunderte sich, ob er Essen zwischen den Zähnen hatte oder er Reis auf seine Uniform hatte fallen lassen.
 

„Hör dich doch einmal selbst an. Du klingst so… offiziell. Wie ein richtiger Vizekommandant.“
 

Er schnaubte. „Ich bin ja auch einer.“
 

Sie lächelte schüchtern. „Ich weiß. Es ist nur neu für mich und, nun ja, es steht dir.“
 

Die Röte stieg ihm sind Gesicht und ließ seine Ohren brennen. Er versuchte es mit einem Räuspern zu überdecken. „Hör damit auf, du machst mich verlegen“, schimpfte er dann.
 


 

Nach dem Frühstück folgte Renji Rukia, um nach Byakuya zu schauen und dem Bericht der Heilerin zuzuhören. Die Heilerin erklärte ihnen, dass er vermutlich noch einige Tage im Delirium verbringen würde, doch dass sie damit rechnen könnten, dass er langsam immer länger bei Bewusstsein bleiben würde. Sie sagte außerdem, dass es gut für Byakuya sei, wenn Leute um ihn herum seien, die mit ihm redeten oder nur Gesellschaft leisteten. Auch wenn er nicht wirklich darauf reagieren würde, hatte sie den Eindruck, dass ihm bekanntes Reiatsu beruhigte und den Heilungsprozess beschleunigen würde. Also saßen beide nun, nachdem sie der Heilerin gedankt hatten, neben Byakuyas Bett und diskutierten über Schichten. Natürlich versuchte Rukia, den Löwenanteil zu übernehmen. „Aber Renji,“ sagte sie. „Du hast Verantwortungen zu erfüllen.“
 

„Tatsächlich bin ich offiziell vom Dienst ausgeschlossen. Ich bin aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt“, erklärte er seiner Freundin, die besorgt die Augenbrauen hochgezogen hatte. „Sasakibe hat mich gestern zur Seite genommen und erklärt, dass so der Generalkommandant mit Byakuyas Weigern zu meiner Wiedereinstellung umgeht. Da der Generalkommandant aktuell offiziell Byakuya ersetzt, bin ich immer noch ein Offizier und muss nicht im Gefängnis versauern.“ Er seufzte und rieb sich seinen Nacken, spürte die Verspannungen dort. „Aber ich vermute, genau genommen bin ich aktuell keiner Einheit zugeordnet, bis alles geregelt ist. Ehrlich gesagt, gehe ich davon aus, dass sie abwarten, ob Byakuya eine Anklage erheben will. Wie auch immer, wir sind uns einig gewesen, dass ‚Urlaub aus gesundheitlichen Gründen‘ das Beste für die Moral der Einheit ist, gerade wenn man die aktuelle Instabilität berücksichtigt.“
 

„Verdammt, was ein Chaos“, sagte Rukia und sah wieder elend und schuldig aus.
 

Renji legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht. „Hey, das ist nicht deine Schuld.“
 

„Doch, ist es, Renji“, beharrte sie. „Du hast das alles für mich getan. Und es hört sich an, als wärst du vielleicht nicht mehr Vizekommandant, wenn mein Bruder mit den Anschuldigungen durchkommt.“
 

„Das könnte er auch“, stimmte Renji mit einem Nicken zu. „Und du und ich das wissen wir beide, wenn er wirklich denkt, dass die Ehre das verlangt. Doch ich bin jetzt noch nicht draußen. Noch nicht. Und wenn ich hier nicht bleiben kann, ist es nicht so, als würden sich nicht einige Möglichkeiten bieten.“
 

Das ließ Rukia blinzeln. „Was willst du damit sagen? Dass du der Vizekommandant von jemand anderem wirst? Aber von wem? Glaubst du wirklich, dass sie Hisagi befördern? Er hat doch noch nicht einmal Bankai, oder?“
 

Renji lachte leise. „Der Typ tritt den Leuten in den Arsch, aber er mag es ja noch nicht einmal, Shikai zu verwenden.“
 

„Also wo würdest du hingehen?“
 

„Wer weiß?“, Renji zuckte mit den Achseln. „Vielleicht mach ich die Prüfung zum Kommandanten.“
 

Byakuya machte ein kleines Geräusch, was sich fast wie ein Stöhnen anhörte, doch Rukia bemerkte es nicht, da sie gerade zum Sprechen ansetzte. „Aber du hast doch auch kein Bankai.“
 

Renji blickte Rukia vielsagend an, doch für Byakuya fügte er noch hinzu, „Es ist nicht so, als wollte ich die 6. Division verlassen. Wenn es nach mir geht, werde ich so lange unter Byakuya dienen, bis ich dabei sterbe, ihn zu verteidigen. Aber ich habe kein anderes Leben als das eines Soldaten, Rukia. Wenn mich mein Kommandant versetzt, muss ich irgendwo anders hingehen, wo sie mich haben wollen.“
 

„Ich vermute, das wirst du“, sagte sie leise.
 

„Das ist es, was es heißt, ein Soldat zu sein“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Ich frage mich…, dachte Renji und blickte zu Byakuyas schlafendem Körper, vielleicht würde es für uns beide besser sein, wenn ich irgendwo anders wäre und denselben Rang bekleiden würde.
 

Doch auch, wenn er die Prüfung bestehen sollte, war Renji sich nicht sicher, ob ihm der Fortschritt schon erlaubt war. Je nachdem, wer die Beurteiler waren, könnten sie eventuell seine neuesten Taten als Beweis sehen, dass er zu hitzköpfig wäre, um ein guter Kommandant zu werden.
 

„Also“, fragte Renji. „Soll ich die erste Schicht übernehmen? Vielleicht möchtest du ein Bad in der heißen Quelle nehmen? Du solltest dich auch ein wenig ausruhen, Rukia.“
 

Sie seufzte, als wollte sie nicht wirklich gehen, doch sie wusste, dass sie sollte. „In Ordnung.“
 

In der Sekunde, als sie aus der Tür war, schlüpfte Renji aus seinen Klamotten und krabbelte in Byakuyas Bett. Als der Schwarzhaarige sich nicht sofort rührte, sagte Renji: „Ich werde dich nicht verlassen, Kommandant. Es sei denn, du willst es.“
 

Für einen langen Moment gab es kein Geräusch oder Bewegung, also kuschelte sich Renji an seinen Kommandanten und klammerte sich stur an ihn. Byakuya lag auf seinem Rücken und der Rothaarige an seiner Seite, mit einem Arm leicht um dessen Bauch gelegt.
 

Renji entschied sich, dass er nun an der Reihe war, Geständnisse zu machen. Also legte er alles offen, in keiner besonderen Reihenfolge. „Du weißt, wie ich fühle. Also liegt es jetzt wirklich an dir“, sagte er. „Ich will all das. Ich möchte dein Vizekommandant und dein Liebhaber sein. Doch ich nehme das, was auch immer du mir gibst: alles, nichts oder das eine oder andere. Doch wenn ich nur dein Vizekommandant sein kann, ohne mit dir zu schlafen, dann werde ich jemand anderes sehen wollen. Damit musst du dann klar kommen, eifersüchtiger Kerl“, Renji lächelte eine Weile vor sich hin, als er sich daran erinnerte, wie besitzergreifend Byakuya sein konnte. „Nur fürs Protokoll, es macht mir wirklich nichts aus, wenn du dieses ganze Zeug wie Domination und Fesseln magst. Aber wenn ich bedenke, wie viel Ärger wir in der Allee hatten, sollten wir das Spiel vielleicht wie andere Leute spielen. Mit Sicherheitswort und all das“, Renji ließ seine Hände sanft über Byakuyas Körper gleiten. „Und… ehrlich gesagt wäre es hilfreich, wenn du mich dich hier und da mal toppen lässt. Das muss nicht oft sein… vielleicht an meinem Geburtstag? Dafür kannst du soweit mit mir gehen, wie du möchtest, ohne dass ich das Sicherheitswort sage.“
 

Renji musste ein wenig über die ganzen Bilder in seinem Kopf lächeln, die seine Worte verursacht hatten. Also schloss er die Augen und überließ sich dieser Gedanken. Er war sich nicht sicher, wann er eingeschlafen war, doch als er aufwachte, hatte sich Byakuya fest an ihn gepresst.
 

Offensichtlich hatte es Byakuya gefallen, was er gehört hatte, denn er war wieder schmutzige Dinge aller Art am Murmeln. Renji lehnte sich nah an ihn heran und hörte aufmerksam zu, machte zustimmende Geräusche und ermutigte ihn an den Stellen, die er besonders mochte. Als Byakuya die Worte auszugehen schien, seufzte Renji. „Mensch, ich wünschte, ich könnte dich dazu bringen, das mit mir zu machen, wenn du wach bist.“
 

Doch Byakuya war ganz klar noch im Fieber. Nach ein paar weiteren Minuten anzüglichem Gerede, welches mehr und mehr zu Wortfetzen wurde, schien Byakuya in einen ruhigeren Schlaf zu verfallen. Mit einem Blick auf die Uhr, zwang sich Renji, aus dem Bett zu steigen. Rukia würde jeden Moment hier sein und auch wenn sie über die beiden Bescheid wusste, glaubte er nicht, dass es ihrer Freundschaft gut tun würde, wenn sie ihn mit ihrem Bruder im Bett erwischte.
 

„Verlässt du mich, Renji?“, Byakuyas Augen waren geöffnet, aber es schien, als könnte er sich auf nichts wirklich fokussieren.
 

„Nur für kurze Zeit“, sagte er und tätschelte sanft Byakuyas Hand. Renji hatte sich aufs Bett gesetzt, um die Shitage wieder anzuziehen. Die Oberteile waren noch geöffnet und er hatte sich nach vorne gelehnt, um seine Socken anzuziehen. „Rukia wird dir Gesellschaft leisten. Ich glaube, sie hat geplant, dir was vorzulesen. Ich frage mich, ob sie weiß, dass die Hälfte in deinem Bücherregal Pornos sind.“
 

„Wirst du über Nacht bleiben?“
 

Renji hielt inne, um über seine Schulter zu Byakuya zu schauen. Das Gesicht des Kommandanten war ausdruckslos wie immer und seine Augen waren wieder geschlossen. Doch er klang wacher als vorher.
 

„Ich habe dich letzte Nacht erwartet“, bemerkte der Schwarzhaarige.
 

„Ja, nun ja. Ich war letzte Nacht etwas betrunken. Ich hatte entschieden, dass du es nicht begrüßen würdest, wenn ich dich vollsabbere.“
 

"Hmm. Richtige Entscheidung. Hast du ähnliche Pläne für heute Abend oder sollte ich dich erwarten?"
 

Der Kommandant klang bemerkenswert klar. Sollte Renji das ernst nehmen? Er kratzte sich hinter dem Ohr. "Ich vermute, dass ich zurück kommen kann, wenn du das möchtest. Doch meinst du nicht, dass Rukia..."
 

"Eishirō wird meine Privatsphäre schützen", unterbrach ihn Byakuya. "Erkläre ihm, dass ich deine Gesellschaft wünsche."
 

"Sagst du mir, dass du möchtest, dass ich deinen Hausverwalter sagen soll, dass du aus deinem Fieber aufgewacht bist und mich gefragt hast, ob ich mit dir schlafen kann?"
 

Byakuya seufzte lange und leidend. "Versuch vielleicht ein bisschen diskreter zu sein, wenn du das kannst. Aber ja."
 

Renji kam näher heran, um Byakuya ins Gesicht zu sehen. "Bedeutet das, dass wir immer noch Freunde sind?"
 

Der Schwarzhaarige öffnete ein Auge einen Spalt und versuchte ihn, kühl anzublicken. Doch der Blick war wackelig, wie seine Stimme kratzig war. "Nur, wenn du aufhörst, so ein lästiger Idiot zu sein."
 

Dieser Kommentar, entschied Renji, hatte einen Kuss verdient. Also lehnte er sich über ihn und legte seine Lippen sanft auf Byakuyas. Der Kommandant seufzte gegen Renjis Zähne und schien sich unter seinen Berührungen zu entspannen.
 

Als sie sich von einander trennten, war es offensichtlich, dass Byakuya seinen Kampf gegen die Bewusstlosigkeit verlor. „Und heute Abend?“, murmelte er vorsichtig, als versuche er krampfhaft, wach zu bleiben.
 

„Ja, Kommandant. Ich werde da sein.“
 

„Ich hoffe, du hältst dein Wort, Vizekommandant.“
 

Renji lehnte sich tiefer über Byakuya. „Nein, dieses Mal halte ich dich“, wisperte er in sein Ohr.
 

Byakuya machte ein glückliches, zustimmendes Geräusch, als er einschlief.

Senbonzakura's Song

Unter dem durchdringenden Blick des Hausverwalters fühlte sich Renji, als wäre er dabei ertappt worden, das Silberbesteck der Kuchikis zu stehlen.
 

„Sie, was?“, schniefte Eishirō und zog die Nase missbilligend kraus.
 

Renjis Wangen standen in Flammen. Er musste sich räuspern, bevor er sich wiederholen konnte. „Ich sage, ich verbringe hier die Nacht.“
 

Eine dünne Augenbraue schoss abschätzend in die Höhe. „Sie möchten ein Zimmer zugeteilt bekommen?“
 

„Uh, nein“, sagte Renji und empfand es immer noch schwierig, dem durchdringenden Blick des Hausverwalters standzuhalten. Er verlagerte das Gewicht von dem einen Fuß auf den anderen und fühlte sich wie ein Schuljunge. Was war denn jetzt los? War es nicht Eishirō gewesen, der Renji den Beerdigungskimono gezeigt hatte? Er hatte gedacht, dass sie zumindest eine wackelige Waffenruhe wegen seiner Beziehung zu Byakuya eingelegt hatten. Renjis kratzte sich hinter dem Ohr. „Ich habe mir gedacht, dass ich in den Räumlichkeiten des Hausherrn bleibe.“
 

„Sie haben es getan, nicht wahr? Mit der Dame im Haus?“
 

Oh. Nun machte Eishirō Auftreten mehr Sinn. Dem Hausverwalter ging es nicht um Byakuya, sondern vielmehr um Rukia. Zu allem Überfluss musste Renji Eishirō sogar ein wenig zustimmen. Alles war jetzt mindestens 10 Mal so unangenehm, da Rukia nun wieder im Anwesen war. Doch halluzinierend oder nicht, Byakuya hatte sich verletzt angehört, dass er sein vorheriges Versprechen zurückzukommen, nicht eingehalten hatte. Also verschränkte Renji die Arme vor seiner Brust. Er würde keinen Rückzieher machen. Immerhin hatte er schon wesentlich stärkeren Gegnern auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden. Er konnte diesen einen Mann auch niederstarren. „Schau, der Kommandant hat mich darum gebeten, zu bleiben. Er ist der Meinung, dass du dich… darum kümmerst.“
 

„Tatsächlich?“, schniefte er führte dann aber weiter aus. „Sie haben aber schon realisiert, dass der Hausherr durchaus noch im Delirium ist, Vizekommandant?“
 

„Ja, das ist er“, stimmte Renji zu. Dann grinste er Eishirō breit an „Aber du kannst nicht leugnen, dass er mich auch schon vorher in seinem Bett wollte, oder?“
 

Eishirō sog lange durch die Nase die Luft ein. Schlussendlich kam nur noch ein Seufzen und ein knappes „In Ordnung. Ich werde alles arrangieren. Verstehen sie jedoch, mein Herr, dass sie mir eine schwierige Aufgabe stellen. Frau Rukia ist eine ruhelose Schläferin. Ich habe sie mehrfach dabei beobachtet, dass sie zu verschiedener Zeit über ihren Bruder wachte.“
 

Verflixt! Renji schüttelt den Kopf. Damit konnte er sich gerade nicht auseinandersetzen. „Das verstehe ich, doch du warst derjenige, der andeutete, dass es Byakuya besser geht, je mehr Zeit ich mit ihm verbringe. Lass es einfach nur klappen, in Ordnung? Er scheint zu denken, dass du dazu mehr als in der Lage bist.“
 

Eishirōs Verbeugung sah geschlagen aus. „Für meinen Herrn werde ich mein Bestes tun.“
 


 

Renji nieste. Der Geruch von Mörtelstaub schien die warme Sommerluft zu durchdringen. Während er durch das verschlungene Labyrinth der Seireitei auf dem Weg zur 4. Division war, realisierte Renji, wie weit sich das Chaos von Aizens Verrat erstreckte. Und wie viel Kollateralschaden alle eingesteckt hatten.
 

Kaum eine Straße war noch vollkommen intakt. Das Klopfen der Hämmer und das Kratzen der Schaufeln echote in Renjis Ohren, wie ein unterschwelliges Summen, ein konstantes Geräusch im Hintergrund.
 

Als er um die Ecke bog, pfiff Renji durch die Zähne. Der Bereich vor ihm sah schlimmer aus als Inuzuri. Überall war Geröll und Dreck und nicht viel mehr. Elendig und verloren aussehende Menschen wühlten durch Steinhaufen, die einmal ein florierendes Geschäft oder Häuser reicher Leute gewesen waren und suchten nach irgendetwas Verwertbarem. Er blickte sich um und fühlte sich verpflichtet zu helfen, doch er sah bereits eine Anzahl an Shinigami, die ihre Hilfe anboten. Ebenso wie ein riesiger Fuchsdämon.
 

Warte, was?
 

Renji blinzelte, seine Hand glitt automatisch zu Zabimaru. Warum tickte niemand aus, dass da ein übergroßer Yokai in der Mitte der Straße stand?
 

Schau aufmerksam, wisperte Zabimaru.
 

Du wirst eine verwandte Seele erkennen.
 

Der Fuchsdämon musste Renjis Augen auf sich gespürt haben, denn er blickte plötzlich hinüber. Als sich ihre Augen trafen, fühlte sich Renji, als würde er sich in dem flüssigen Bernstein im Blick des Tieres verlieren. Er hielt den Atem an. Es war wie diese Momente, in dem er im furchteinflößenden, intelligenten Blick des Nues gefangen war.
 

Ja, genau so, realisierte Renji, als er den Kommandanten-Haori erkannte.
 

Er fand die Courage, um auf Komamura zuzugehen. Das Fuchsgesicht des Kommandanten schien finster dreinzublicken, als würde er eine Herausforderung erwarten. Tatsächlich zeigte er seine Zähne etwas, als wäre er auf jede Bedrohung vorbereitet. Doch Renji nahm die Hand von Zabimaru und hielt sie dem Kommandanten hin. „Sie sollten mir irgendwann einmal gestatten, ihnen ein Getränk zu spendieren, Kommandant“, sagte er, während Komamura seine Hand zögerlich schüttelte. „Wir haben ein paar Sachen gemeinsam.“
 

„Oh?“
 

Renji hatte vor ein paar Jahren Komamuras Bankai bei einer Vorführung gesehen. Es war ein gigantischer, orangegesichtiger Samurai, doch es war ganz klar menschlich. Vielleicht war es ein Oni, doch es sah fürchterlich menschlich für Renji aus. Dennoch waren sie beiden Dämonen mit einer menschlichen Seite. „Sicher, sie sind nur äußerlich das, was ich innerlich bin.“
 

Komamura schien darüber nachzudenken, während er den Kopf schieflegte. Ein Ohr drehte sich dabei langsam nach hinten. „Ich werde vermutlich einige Getränke brauchen, um das zu verstehen, Vizekommandant.“
 

Renji lachte. „Na gut, Kommandant. Dann bringe ich eben ein paar Flaschen mit.“
 

Komamura lächelte Renji vorsichtig mit geschlossenem Mund an und nickte leicht. „Ich freue mich schon.“
 


 

Renji hatte Recht. Unohana ließ niemanden in Momos Nähe. Doch der Gang zur 4. Division war keine Verschwendung, denn Renji nutzte die Gelegenheit, die Soldaten seiner Division zu besuchen, die sich immer noch dort erholten. Es war schwierig, einige Narben zu sehen, die so offensichtlich von Zabimarus gezackter Klinge stammten. Er saß gerade neben Rin Wakayama, die 8. Offizierin und versuchte nicht auf den besonders hässlichen, tiefen und ausgefransten Schnitt auf ihrer Schulter zu blicken. Dort schlug Zabimaru am Liebsten ein. Zumindest hatte die Heilerin ihm versichert, dass ihr Schwertarm wieder vollständig nutzbar sein würde.
 

Renji räusperte sich nach einem langen, unangenehmen Moment. „Ich verstehe es, wenn du die Einheit wechseln möchtest.“
 

„Nein“, sagte sie schnell. „Kommandant Kuchiki ist der Beste. Ich werde ihn nicht verlassen.“
 

Renji nickte. Dieses Gefühl verstand er nur zu gut. „Ja, aber kannst du auch mit mir arbeiten?“
 

Ihre Augen verengten sich. „Sind sie sich sicher, dass sie immer noch mein Vizekommandant sind? Ich meine, wenn sie vor Gericht stehen, werde ich ein Kronzeuge sein, richtig?“
 

Rin war immer noch sauer und trotz ihrer Verletzung verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab und blickte die Wand finster an. „Ich habe euch nie gemocht. Sie passen nicht in das Ideal der ‚noblen Gründe‘.“
 

Aua.
 

Doch er konnte ihren Standpunkt verstehen.
 

Dennoch war Renji nicht der Meinung, dass er die Haltung des 8. Offiziers einfach hinnehmen musste. Er stand auf. „Richtig. Dann vermute ich, dass wir uns vor Gericht sehen. Ich wollte mich eigentlich dafür entschuldigen“, dabei deutete er herablassend mit der Hand auf ihre Schulter. „Doch dann habe ich realisiert, dass du der Idiot warst, der sich nicht selbst verteidigen konnte. Beim nächsten Mal versuche dich zumindest an die Hälfte des Mists zu erinnern, den ich dir beigebracht habe und vielleicht wirst du dann mit deinem erbärmlichen Hintern nicht im Krankenhaus enden. Oh und noch was: Du kannst mir später danken, dass ich nur nach deinem Arm gezielt habe, sonst wärst du jetzt tot.“
 


 

Als Renji den 3. Offizier der 3. Division fand, stand dieser vor dem früheren Kommandantenquartier und sah zutiefst erschüttert aus. Als Renji zu ihm ging, um nach Kira zu fragen, schien der Typ ihn noch nicht einmal zu hören. „Der Onmitsukidō ist da drin“, sagte er mit bebender Stimme. Er umschloss seine Hände und drückte sie. „Sie haben alles mitgenommen. Sie sind sogar meine Sachen durchgegangen. Meine privaten Sachen! Wonach suchen sie? Ich hatte keine Ahnung davon… Keine!“
 

„Uh, ja“, sagte Renji, während sein Blick zu der geschlossenen Tür des Kommandantenquartier glitt. Die Stille war unheimlich, doch wenn sich Renji anstrengte, glaubte er, das Geräusch von Bewegungen auf der anderen Seite des Reispapiers zu hören. Dann spürte er jedoch ein heftiges, kaltes und bedrohliches Reiatsu, welches von drinnen ausgestrahlt wurde. Er schluckte. Renji musste sich eingestehen, dass der Bestrafungstrupp ihn genauso nervös machte. „All das tut mir wirklich leid, aber ist Vizekommandant Kira hier irgendwo?“
 

„Nein“, sagte der 3. Offizier und sein Gesicht war so weiß wie ein Bettlaken. „Sie haben ihn auch mitgenommen.“
 


 

Die Warteschlange vor dem Büro der 1. Division war lang, doch Renji schob sich einfach hindurch. „Hey“, rief er, als er die Tür mit der Schulter aufstieß und die Rufe von den Leuten aus der Schlange ignorierte. „Warum wurde Kira von der Spezialeinheit verschleppt?“
 

Sasakibe stand langsam auf, seine Augen gefährlich verengt. Renji konnte fühlen, wie das Reiatsu auf Kommandantenniveau unter der Oberfläche loderte. Ah. Er hat auch Bankai. Dann zeig mal, was du kannst.
 

„Warum passiert das im Geheimen?“, fuhr Renji fort. „Kira ist bereits in einer schlechten Verfassung. Deren Verhörmethoden sind besser legal, sonst schwöre ich bei Gott…“
 

Doch eine schwere Hand auf seiner Schulter und ein noch stärkerer spiritueller Druck ließ ihn den Rest seiner Worte hinunterschlucken. Er wandte sich um, und blickte in das wettergegerbte Gesicht des Generalkommandanten. „Vielleicht solltest du die Weisheit einer solchen zur Schaustellung, von solchen Drohungen über Hochverrat und Ungehorsam in der Öffentlichkeit überdenken, Vizekommandant Abarai. Lass uns im Privaten darüber reden.“
 

„Oh, uh“, Renjis Feuer war plötzlich aufgrund der ruhigen, aber massiven Schärfe in den Augen des Generalkommandanten erloschen. Also nahm er sofort Haltung an. „Ja, Generalkommandant.“
 

Renji folgte Yamamoto den langen Gang zu seinem Büro hinunter und war sich plötzlich aller Augen bewusst, die auf ihm lagen. Jetzt fühlte er sich wirklich wie auf dünnem Eis. Es half nicht, dass dies bereits das längste Gespräch gewesen war, dass er jemals mit dem Generalkommandant geführt hatte. Und es hatte so gar nicht gut angefangen.
 

Yamamoto streckte seine Hand aus, als würde er Renjis Hilfe benötigen. Als Renji seinen Arm anbot, legten sich dessen Finger in einem eisernen Griff um seinen Unterarm. „Muss ich auch deinen Stand überdenken, Vizekommandant?“, fragte er ihn mit leiser Stimme.
 

Renjis Augenbrauen schossen in die Höhe. Eine Drohung? Direkt zu Anfang? Doch Renji zuckte mit denAchseln. „Das ist ihr Recht. Ich möchte nur wissen, was zum Teufel ihr euch dabei denkt. Sollten wir nicht gerade jetzt Transparent mit der Sache umgehen? Würde eine öffentliche Anhörung nicht mehr Sinn machen?“
 

Yamamotos Augenbrauen wippten wissend. „Nur, wenn wir uns sicher sein können, dass Vizekommandant Kira unschuldig ist.“
 

Oh, das machte irgendwie Sinn. Sie verhörten ihn gerade unter Verschluss, damit sie wussten, was sie vor dem Kriegsgericht erwartete. Ein öffentlicher Prozess könnte nach hinten losgehen, wenn sie damit bezwecken wollten, dass die Einheiten einen moralischen Schub bekommen, sich dann aber doch herausstellt, dass die vermeidlich unschuldige Person mit den Verschwörern unter eine Decke steckte. Dennoch lief es kalt Renjis Rücken hinunter, wenn er daran dachte, wie die schwarzmaskierten Typen der 2. Division Kira verschleppten. „In Ordnung. Aber was passiert, wenn nicht? Was ist, wenn er schuldig ist?“
 

Ja, ja. Das ist ein schwieriges Dilemma“, sagte Yamamoto und hörte sich dabei an, wie ein zaudernder, alter Mann. Renji konnte eigentlich nur den narbigen, kahlen Kopf sehen. „Öffentlich oder geheim? Es gab so viel Schmerz und Verrat. Es scheint vielleicht das Sicherste, den jungen Vizekommandanten verschwinden zu lassen. Wie auch immer“, fuhr der Generalkommandant beiläufig fort, als würden sie gerade nicht darüber reden, eine Hinrichtung vor einer Verurteilung zu verdecken. „Mit Sicherheit hast du bereits die Stimmung in der Seireitei studiert, Vizekommandant? Viele Leute sind verzweifelt und wollen ihre Hände an einen der Schurken bekommen, den sie für all ihren Schmerz und Frustration büßen lassen können. Ein öffentlicher Prozess und Hinrichtung könnte sie vielleicht zufriedenstellen. Dennoch möchte ich es mit allen Mitteln vermeiden, dass es jemanden Unschuldigen trifft. Wir sollten die 2. Division ihren Job erledigen lassen, oder etwa nicht?“
 

Scheiße. Nur noch Gott konnte Kira helfen, wenn er sich in irgendeiner Weise schuldig gemacht hatte. Es hörte sich an, als wäre Yamamoto bereit zuzulassen, dass der wütende Mob Kira in Stück riss. „Aber ihn derart zu verschleppen, Generalkomandant… Und dann noch von diesen… Typen? Sieht das nicht so aus, als wäre er schuldig?“
 

Sie kamen an der Tür des Büros an. Yamamoto ließ Renjis Arm endlich los. „Es schützt ihn aber auch vor denen, die ihre Behauptungen trotz allem machen.“
 

„Ja, ich vermute, das tut es“, stimmte Renji widerwillig zu. Aber armer Kira. Er hatte Ichimaru überstanden nur um jetzt von diesen gruseligen Ninjas der 2. Division ‚verhört‘ zu werden.
 

„Verstehst du jetzt die Komplexität der Situation, Vizekommandant? Oder siehst du Bedarf, hereinzukommen?“
 

Renji schüttelte den Kopf. Es war schlimm genug, dass sie so weit gegangen waren, er musste jetzt nicht auch noch ins Büro gehen, wenn er es vermeiden konnte. Das fühlte sich zu sehr danach an, zum Rapport gerufen zu werden. „Alles bestens.“
 

Der Generalkommandant lachte. „Ist da sonst noch etwas, mein Sohn?“
 

„Wenn für sie auch zu diesem Thema gehört, Generalkommandant: Wenn ich an der Reihe bin, listen sie einfach meine Verbrechen auf und sprechen die Strafe aus. Ohne Wenn und Aber.“
 

Yamamoto nickte. „Ich werde mich daran erinnern.“
 


 

Renji hatte gehofft, diesen Morgen noch Hisagi zu treffen, doch jetzt musste er laufen, um noch pünktlich zu seiner Schicht im Anwesen zu erscheinen. Als Eishirō ihn zu den Räumlichkeiten brachte, blickte Rukia mit einem verzweifelten Glitzern in den Augen auf. Sie legte das Buch, das sie gerade las, ab und kam herüber gehuscht, um Renji zu umarmen. „Oh, Renji. Gott sei Dank!“
 

„Was ist los?“, er schlang die Arme lose um ihre Schultern und nahm den altbekannten erdigen Geruch ihrer Haare auf. Doch seine Augen waren auf Byakuya gerichtet. Der Kommandant sah nicht so aus, als wäre es schlimmer geworden. „Ist alles in Ordnung?“
 

Sie machte einen Schritt zurück und rieb sich ihr Gesicht. „Oh mein Gott, es war ein verrückter Tag. Ok, zuerst einmal habe ich das Buch genommen, das auf dem Nachtisch meines Bruders lag, doch ich konnte das nicht laut vorlesen. Es war… uh… nun ja, da waren Tentakel. Es hat eine Weile gedauert, aber ich habe schlussendlich etwas gefunden, was ich lesen konnte.“ Sie zeigte anklagend auf ein Buch auf dem Boden, als hätte es sie persönlich beleidigt. „Und es war diese furchtbar langweilige Geschichte über die Soul Society, die mich beinahe dazu gebracht hat, mir die Augen auszukratzen. Doch jedes Mal, wenn ich aufgehört habe, hat er angefangen… zu singen. Es ist seltsam, Renji. Es macht mich wahnsinnig.“
 

„Singen?“
 

„Nun ja, es ist mehr ein Summen, doch es kann nicht gut sein, oder? Glaubst du, ich sollte die 4. rufen? Ich habe darüber nachdacht, aber es scheint dumm. Ist Singen ein Symptom für irgendwas?“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Wo ist Senbonzakura?“
 

„Wa…? Was hat das damit zu tun?“
 

Zu weit weg, stimmte Zabimaru mit einem Grummeln zu.
 

Ja, hol es, zischte die andere Stimme. Er braucht dessen Stimmen.
 

Renji rannte sofort zur Tür. „Halte einfach ein paar Sekunden noch durch, Rukia.“
 

Rukia rief ihm nach, doch er war bereits weg. Dem Duft der Kirschblüten entlang.
 


 

Einige Minuten später hockte Renji auf einer Mauer auf der anderen Seite des Anwesens und runzelte über einen kleinen, privaten Innenhof die Stirn. Senbonzakura lag dort auf einer flachen Steinbank, fast schon wie ein Altar, unter einem einzelnen Kirschbaum. Der Rest des Gartens war im Zen Muster errichtet. Sorgfältig waren rosafarbige Steine und Sand in formgeharkt, zum Schutz des Schwertes.
 

Um dorthin zu gelangen, ohne renjigroße Fußabdrücke in den weichen Sand zu machen, musste Renji einen präzisen Sprung auf die Bank wagen. Er hatte bereits die Äste des Kirschbaumes geprüft, die er erreichen konnte. Der Baum war noch sehr jung und die Äste somit zu schwach, um sein Gewicht zu tragen.
 

Die, durch die Baumkrone gefilterte, Sonne malte Lichtflecken auf die blanke, gebrochene Klinge. Er konnte dessen leise, unregelmäßige Musik hören.
 

Dasselbe Lied, was Byakuya versuchte zu summen.
 

Scheiße. Keiner der beiden würde es besser gehen, wenn sie so weit von einander entfernt waren.
 

Renji musste es einfach wagen. Er bereitete sich auf den Sprung vor. Kleine Äste schlugen gegen seine Haare und sein Gesicht, doch er hatte es auf die Bank geschafft. Doch er befürchtete, dass das Ganze von seinem Aufprall kippen würde, doch er schaffte es, den Baumstamm zu umfassen und somit seine Füße und damit auch die Bank zu stabilisieren. Nun stand Renji da, mit wackeligen Knien, umarmte den Kirschbaum und atmete für eine Minute durch.
 

Dann kniete er sich vorsichtig hin. „Ich weiß nicht, warum du dich so weit von ihm entfernt wieder materialisiert hast“, Renji legte einen Arm auf sein Knie und blickte sich in dem eingemauerten Garten ohne Türen um. „Außer, dass dies ganz offensichtlich dein Platz ist. Doch wenn du mich lässt, bringe ich dich zu dem anderen Platz, zu dem du gehörst.“
 

Er kam mit seiner Hand näher. Als der Rothaarige keine Kriegshymne oder ähnliches hörte, was er als Warnung interpretieren konnte, sammelte er vorsichtig die Stücke von Senbonzakura auf. In der Sekunde, in dem der nackte Stahl in seiner Hand lang, verstand Renji. Die Musik. Sie sang von Schande. Es hatte noch keine Niederlage erlebt und wurde nun von der herzzerreißenden, furchtbaren Demütigung verzehrt.
 

Nein, wisperte Zabimaru freundlich, es ist keine Schande, besiegt zu werden.
 

Nicht, wenn du daraus lernen kannst, stimmte die zweite Stimme hinzu. Und dadurch stärker wirst.
 

„Richtig“, stimmte nun auch Renji zu. „Die einzige Schande ist, wenn du zulässt, dass sie dich kaputt macht. Du musst aufstehen und es wieder versuchen.“
 

Renji legte noch einmal kurz die Stücke ab, und zog seine Kosode aus. Dann begann er vorsichtig, Senbonzakura darin einzuwickeln, während Zabimaru weiter aufmunternde Worte murmelte. Senbonzakuras Lied änderte sich leicht. Immer noch erschüttert von Schuld, doch mit einem Hauch Hoffnung.
 

Als sie aus dem Garten heraus und kurz vor Byakuyas Räumlichkeiten waren, wurde die Musik zaghaft und besorgt. „Shhh“, machte Renji und tätschelte das Schwert unter seinem Arm. „So wird es nicht sein. Er möchte dich sehen. Vertrau mir. Ihr beide werdet euch besser fühlen.“
 

Rukia traf ihn an der Tür. „Wo bist du gewesen? Was zum Teufel ist mit deiner Uniform passiert?“
 

„Ich habe Senbonzakura gefunden“, Renji hielt ihr das Bündel aus dem schwarzen Oberteil hin, als wolle er es ihr zeigen.
 

Sie trat ängstlich einen Schritt zurück. „Du hast Bruders Zanpakutō aus dessen heiligen Kirschbaumgarten gestohlen? Bist du verrückt?“
 

„Byakuya singt, Rukia. Was könnte es sonst sein?“
 

Rukia schüttelte den Kopf, klar erschüttert, dass sie die Verbindung nicht herstellen konnte. „Ich verstehe nicht.“
 

„Senbonzakura singt immer, auch wenn es gerade mehr nach einem melodischen Weinen anhört“, erklärte Renji, als er sich sanft an ihr vorbeidrückte, um zu Byakuyas Bett zu gelangen. Er kniete sich hin und legte behutsam das Bündel auf Byakuyas Brust. Die Hände des Kommandanten griffen sofort danach, um sein Zanpakutō zu begrüßen.
 

Renji konnte Senbonzakuras Lied nun nicht mehr hören, doch Byakuya lächelte leicht. Er strich die Haare aus dessen Gesicht und setzte sich mit einem Seufzen zurück auf die Fersen. Dann drehte er sich zu Rukia. „Wir sollten sie vielleicht ein bisschen in Ruhe lassen, meinst du nicht. Möchtest du irgendwo Mittagessen?“
 

„Ist das… Bist du dir sicher? Mein Bruder meditiert normalerweise nicht so. Er ist sehr reizbar was den angemessen Umgang mit dem Schwert angeht.“
 

Renji lachte, stand auf und klopfte sich den Staub aus dem Hakama. „Oh, ich weiß. Wir hatten jede Menge Streit darüber, glaub mir.“ Er blickte auf Byakuya hinunter. „Ich kann was Traditionelleres für ihn organisieren, wenn wir zurückkommen. Ich würde sogar mit dir wetten, dass das sein Summen stoppt. Verdammt, es könnte sogar sein Murmeln beenden, was mir ein bisschen Leid tut. Ich hab gemocht, worüber wir geredet haben.“
 

Rukia schüttelte den Kopf. „Ugh, du vielleicht. Es ist verstörend, meinen Bruder… reden zu hören. Und so viel.“
 

Renji lächelte nur zustimmend. Der Teil war tatsächlich seltsam. „Also, möchtest du ein Bissen essen? Es sei denn, du möchtest ein Nickerchen machen oder so. Ich könnte zumindest absolut was zu essen brauchen.“
 

„Ja, in Ordnung. Gib mir nur eine Minute, um mich frisch zu machen.“
 

Sobald Rukia aus dem Raum gegangen waren, beugte sich Renji vor, um Byakuya einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Ich weiß, es ist nicht deine Art, Kommandant, doch es fühlt sich gut an, oder nicht? Du solltest versuchen, Senbonzakura den Stärkeren sein zu lassen. Vielleicht genießt du es, mal nicht derjenige zu sein, der die Kontrolle hat.“

Always Letting Go

Renji war ein wenig bestürzt darüber, feststellen zu müssen, dass Rukias Gedanke an „frisch machen“ auch beinhaltete, Ichigo zum Mittagessen einzuladen. Er fragte sich, ob sie das absichtlich gemacht hatte. Es schien ihm, als wäre ihr das plötzliche Wissen unangenehm, dass Renji Seiten an Byakuya kannte, von der sie nichts wusste.
 

Doch sie konnten nicht darüber reden, denn Renji fand sich von einem Haufen lauter, menschlicher Teenager umgeben wieder. Ichigo war scheinbar nicht in der Lage irgendwo hinzugehen, ohne seine Freunde mitzunehmen.
 

Renji wurde einem muskulären Jungen vorgestellt, dessen Haut die Farbe von Yoruichis hatte. Und er war bestimmt noch einmal 7 Zentimeter größer als er selbst. Sein Name war Chad oder Sado oder vielleicht auch beides. Er hatte nicht viel mehr als „Hi“ gesagt.
 

Da war ein sehr albernes, goldiges Mädchen mit der gleichen unmöglichen Haarfarbe wie Ichigo, nur dass ihr Haar viel weicher aussah und 100 Mal besser roch. Renji konnte einen Hauch davon aufschnappen, weil sie in impulsiv umarmt und ihm erzählt hatte, wie toll sie Zabimaru fand. Auch wenn sie scheinbar dachte, dass er ein Tiger war. Sie hatte sogar versucht, den Griff des Zanpakutō zu tätscheln. Doch als sie bemerkte, wie peinlich das war, hatte sie nur gequietscht und war klatschend um sie herum getanzt. Dabei hatte sie erklärt, wie dankbar sie war, dass Renji am Ende auf ihrer Seite gestanden hatte, anstatt ein Gegner zu sein. Renji war während der ganze Austausch errötet und hat verzweifelt versucht, sich an ihren Namen zu erinnern. Rukia beobachtete die ganze Szene und kicherte leicht über sein Unbehagen.
 

Der letzte der Zerstörer eines gemütlichen Mittagessens war dieser lästige, zimperliche Quincy-Junge mit Brille. Es überraschte Renji, dass er lebte. Das machte jedoch ihre erneute Vorstellung besonders unangenehm.
 

„Das ist Uryū Ishida“, sagte Ichigo.
 

„Ja, wir haben uns schon mal gesehen“, erwiderte Renji. Keiner von beiden bot dem anderen eine Hand an oder verbeugte sich. Tatsächlich sogar steckte Renji seine Hände in die Taschen seines Hakama.“
 

„Er hat versucht, mich umzubringen“, erklärte Ishida in Ichigos irritiert dreinblickendes Gesicht aufgrund der frostigen Interaktion. „Wir haben uns sogar vorgestellt, denn Abarai hier meinte, ich müsste den Namen von den Typen kennen, der mich zur Strecke bringt.“
 

„Ja, nur irgendwie… hab ich es nicht geschafft“, sagte Renji bevor er sich selbst zurückhalten konnte.
 

Ichigo klopfte Renji tröstend die Schulter. „Das passiert den Besten, großer Junge. Schlag das nächste Mal härter zu. Du würdest uns allen damit einen Gefallen tun.“
 

„Bitte?“, schnaubte Ishida und dann verfielen die beiden Jungen in ein Gezänk, wie ein altes Ehepaar. Was Renji eigenartig süß fand. Wäre Ichigo nicht so deutlich in Rukia verknallt, würde Renji sofort sein Geld darauf verwetten, dass die beiden sich trafen. Oder zumindest miteinander vögelten. Ganz schön viel sogar.
 

Mit Rukia, die ausgelassen mit dem Mädchen, dessen Namen ihm immer noch nicht einfallen wollte, quatschte und Ichigo und Ishida, bei denen gerade die Fetzen flogen, fühlte sich Renji seltsam außen vor. Außerdem fühlte er sich wirklich alt. Die Hälfte der Zeit verstand er noch nicht einmal, worüber sie redeten. Sie sprachen über so viele Dinge aus der Menschenwelt – TV? – gemischt mit einem eigenartigen Slang, sodass sich Renji noch nicht einmal in das Gespräch einklinken konnte.
 

Rukia hingegen schien, als sei sie zu Hause.
 

Renji wusste, dass er vielleicht eifersüchtig sein sollte, aber das war er nicht. Stattdessen überkam ihn ein altes Gefühl. Auch wenn er kein Teil ihres neuen Lebens war, war er extrem glücklich, dass Rukia einen Platz gefunden hatte… Freunde… Und dass sie glücklich war.
 

Doch ihr freudiges Lächeln zu sehen, ließ es ihm wert erscheinen.
 

Dieser Sado/Chad-Typ schien auch ein wenig von den anderen entrückt zu sein, also ließ sich Renji auf dessen Höhe zurückfallen, während sie die Straßen entlang gingen, um zu dem Platz zu gelangen, wo die Händler mit ihren Imbissständen waren. Der Tag war heiß und dunstig geworden. Der Mörtelstaub schien an Renjis Haut zu kleben, während sie den Weg zurücklegten.
 

„Verdammt“, sagte er zu Chad. „Es wird eine Ewigkeit brauchen, um das alles wieder aufzubauen.“
 

Chad nickte.
 

Renji überblickte einen Bereich, den sie gerade passierten. „Huh. Ich glaube, das hab ich kaputt gemacht.“
 

„Nein, ich war das“, sagte Chad und spannte seinen Arm an.
 

Renji wartete darauf, dass Chad noch mehr sagte oder erklärte, was für Superkräfte ein Mensch benötigte, um solch einen Schaden anzurichten. Doch Chad gab nur ein leichtes, rätselhaftes Lächeln als Antwort. Renji nickte darauf hin, um ihm zu zeigen, dass es absolut in Ordnung war, wenn Chad nicht mehr dazu sagen wollte. Immerhin war Renji die Stille auch irgendwie gewöhnt. Also hielt er das Gespräch aufrecht, in dem er einfach das ausplauderte, was ihm in den Sinn kam. Er erzählte Chad von seinem Morgen. Von der Tatsache, dass Kira zum Verhör mitgenommen wurde bis hin zu seiner leicht verängstigenden Konversation mit dem Generalkommandant.
 

„Ich glaube, ich habe ihm mehr oder weniger gesagt, dass er mich an den Pranger stellen soll. Ich hoffe allerdings, dass es nicht das ist, was wirklich passieren wird“, sagte der Rothaarige.
 

Chad stimmte mit einem entsetzten Nicken zu.
 

Auf seine eigene Art und Weise war Chad tatsächlich gesprächiger als Byakuya. Er nutzte vielleicht weniger Wörter als der Kommandant, aber Renji hatte das Gefühl, dass er zumindest vorgab, in der Konversation involviert zu sein, denn er grunzte gelegentlich als Antwort auf Renjis Beobachtungen.
 

Und er baute Blickkontakt auf.
 

Gerade das war ein riesiger Vorteil gegenüber Byakuya. Tatsächlich sogar fühlte sich Renji, sobald sie bei den Händlern ankamen, als würde er Chad nahe stehen, obwohl dieser kaum ein Wort sagte.
 

Während die Gruppe am Rand stehen blieb und darüber diskutierten, was für Möglichkeiten sie hatten, ging der Rothaarige hinüber zum Senbei-Stand und reihte sich dort ein. Während er wartete, streckte er seinen Hals, um zu beobachten, wie der Koch einen weiteren Schwung neuer, handtellergroßer Teigkreise auslegte, um sie über der Kohle zu rösten. Jeder der neuen Kekse drückte die anderen auf dem schmalen Grill weiter zur Seite, bis die an den Seiten beinahe hinunterfielen. Renjis Magen knurrte vor Vorfreude auf die heißen, leckeren und knusprigen Reiskracker. Nachdem er endlich seine 100 Yen bezahlt hatte, wurde ihm seine Leckerei, in Sojasauce gedippt und in einem Noriblatt eingewickelt, ausgehändigt. Als er sich umdrehte, um herauszufinden, wo die anderen waren, erkannte er, dass einige von ihnen seinem Beispiel gefolgt waren und sich hinter ihm eingereiht hatten. „Gute Wahl“, sagte er Ichigo, der direkt hinter ihm stand. „Du wirst es nicht bereuen.“
 

Rukia war einer der wenigen gewesen, die ihm nicht einfach gefolgt waren. Renji sah sie an einem nahen Bordstein sitzen und hatte ein frisches Yaki Imo in der Hand. Ihre geröstete Süßkartoffel sah auch ziemlich gut aus und Renji überlegte schon, ob er sich später auch eine besorgen sollte. Er ließ sich neben sie fallen und zusammen warteten sie, bis die anderen ihre Bestellungen erhalten hatten und sich zu ihnen gesellten. Ihre Augen waren dabei immer auf ihre Freunde gerichtet. Besonders auf Ichigo, der bereits mit einem Grinsen und Winken auf dem Weg zu ihnen war.
 

„Macht es dich nicht ein bisschen wahnsinnig, wie sehr er Shiba gleicht?“, fragte Renji , entschied dabei, dass sein Bauch nicht auf Manieren warten konnte und biss von seinem Essen ab, so lange es noch heiß war.
 

Rukia drehte sich zu Renji, um ihn anzustarren. „Sage ich dir meine Meinung über deine Wahl? Nein. Also danke dafür, dass du dich aus meinen Angelegenheiten raushältst.“
 

Oh. Also war sie doch wegen Byakuya und ihm aufgebracht. Das hatte sich zu letzter Nacht geändert, da wirkte sich schon fast ermutigend auf ihn. Renji blickte sie lange, abschätzend an. Eigentlich war er schon an ihrer Meinung interessiert. Ihr bester Freund schlief mit ihrem Bruder… Würde das überhaupt irgendwann in Ordnung für sie sein? Er zuckte mit den Achseln. Vielleicht war es das Beste, dass Thema erst einmal ruhen zu lassen. Vielleicht würde sie nach einer Weile ihre Meinung ändern. „Habe ich dir gesagt, was mit Kira geschehen ist?“
 

Ihr Ärger schwang sofort in Besorgnis um. „Nein, was?“
 

„Er genießt gerade die Gastfreundlichkeit der 2. Division.“
 

„Oh nein! Armer Kira“, sagte Rukia und fing an, sich aufzurichten. „Wir müssen etwas unternehmen.“
 

Renji griff nach ihrem Ärmel, bevor sie stand und brachte sie sanft dazu, sich wieder auf den Bordstein zu setzen. Er gluckste dunkel und blickte zu Bauarbeitern, die dabei waren ein Gerüst aufzustellen, um ein Getsuga-Tenshō-großes Loch in einem Dach zu reparieren. „Ich denke, wir müssen ihre die Räder der Gerechtigkeit arbeiten lassen. Ich habe mit dem Generalkommandanten persönlich gesprochen und, auch wenn ich es immer noch nicht mag, hat er mich überzeugt, dass sie nur versuchen, sich von Kiras Unschuld zu überzeugen. Wir beide kennen Izuru. Er ist kein Mörder. Nicht so. Es wird sich schon herausstellen, dass das alles auf den Mist dieses Wiesels Ichimaru gewachsen ist.“
 

„Glaubst du nicht, dass sie nur nach einem Bauernopfer suchen?“
 

„Das hoffe ich verdammt noch mal nicht, sonst müssen wir etwas…“, ein Schatten fiel auf sie.
 

Renji blickte auf, um zu erkennen, dass Ichigo vor ihnen stand und den Mund mit Senbei voll hatte. Grüne Seealgenkrümel fielen auf sein spitzes Kinn. „Hey, die sind richtig gut. Wie kommt es, dass du eine langweilige Kartoffel isst, Rukia? Die kannst du überall bekommen. Dies hier ist historisches Essen. Sie machten das in der Edo-Zeit, wusstest du das?“
 

„Du Idiot“, sagte Rukia zärtlich. „Du kannst Senbei auch in eurer Welt essen.“
 

„Echt? Kann man?“ Ichigo kam näher, sodass Rukia ein bisschen rutschte, damit er sich zwischen die beiden setzen konnte. „Der Händler hat sich angehört, als wäre das Essen eine Samurai-Tradition.“
 

„Hat er dir das Doppelte berechnet, nachdem er dir dieses Märchen aufgetischt hat?“
 

„Uh…“, Ichigo wurde rot, während er sich zwischen sie auf den Bordstein setzte.
 

Der Rothaarige blickte ihn dabei lange von der Seite an, nachdem sich ihre Knie berührt hatten. Du denkst wirklich, dass es notwendig ist, sich zwischen und zu setzen? Wirklich? Renji seufzte und schüttelte den Kopf, dann wendete er sich wieder seinem Essen zu. Das aufgedrehte und umarmungswütige Mädchen ließ sich an seine andere Seite fallen. Sie hatte irgendwie gebratene Nudeln gefunden, die sehr würzig rochen. Sie blickte an Renji vorbei zu Rukia, die gerade Ichigo damit aufzog, eine ‚Bratkartoffel‘ zu sein. Das Mädchen war offensichtlich über die Sitzanordnung enttäuscht, aber überdeckte das mit einem warmen Lächeln und einer ausführlichen Erklärung, wie unbeschreiblich gut das Essen sei. Renji hatte plötzlich Mitleid mit ihr. Sie kam den ganzen Weg zur Soul Society und hatte ihr eigenes Leben und ihre Unversehrtheit riskiert, da Ichigo ihr wirklich etwas bedeutete. Und dabei war er die ganze Zeit nur auf Rukia fokussiert.
 

Ichigo schien zurzeit sogar überhaupt niemanden anderes wahrzunehmen.
 

Genauso wie Rukia.
 

„Möchtest du hier sitzen?“, fragte Renji und stand auf, um ihr seinen Platz anzubieten. Er schluckte den letzten Bissen seines Essens hinunter und versuchte sich zu entscheiden, ob er sich noch etwas holen sollte, bevor er sich auf den Rückweg zum Anwesen machte. Dann versuchte er Blickkontakt mit Rukia aufzubauen, als er sagte: „Ich muss zurück. Es soll ja schließlich meine Schicht an seinem Krankenbett sein.“
 

„Oh, gib Byakuya all deine Liebe, ja?“, sagte das traurige Mädchen aufgekratzt und rutschte rüber, um näher an Ichigo zu sitzen.
 

„Ja“, stimmte Ichigo zu und richtete seine Aufmerksamkeit endlich mal auf etwas anderes als Rukia. „Hat sich ja herausgestellt, dass Byakuya einer von den guten Jungs ist.“
 

Renji runzelte die Stirn. Da war so viel, was er ihm sagen wollte. Inklusive ‚natürlich ist er das, du Volltrottel‘, dicht gefolgt von ‚das heißt immer noch Kommandant Kuchiki für dich‘. Stattdessen zuckte Renji nur mit den Achseln. „Ich verstehe immer noch nicht, was seine Meinung geändert hat.“
 

„Ich hab ihm in den Arsch getreten“, sagte Ichigo, als würde das alles erklären.
 

„Ja… und das kann ich mir genauso wenig vorstellen“, gab Renji zu, „Wie auch immer, ich muss los. Es war nett, euch kennenzulernen. Wir sehen uns.“
 

Sie winkten sich zum Abschied. Als er sich entfernte, blickte er noch schnell über die Schulter und sah, dass Rukia ihn beim Weggehen beobachtete. Er wollte sie gerade anlächeln, doch in dem Moment, in dem sich ihre Augen trafen, blickte sie weg.
 


 

Als Renji die Küche betrat, herrschte Hektik. Die Köchin, Miki, lächelte Renji ausgelassen an, als sie ihn sah. „Der Herr ist wach! Er hat nach Frühstück gefragt!“
 

„Das ist super“, stimmte Renji zu, auch wenn sich sein Magen bei dem Gedanken ein wenig zusammenzog. Es war einfach gewesen, einfach vorzugeben, dass alles zwischen ihnen in Ordnung war, während Byakuya bewusstlos und im Fieberdelirium war. „Vielleicht sollte ich Rukia holen gehen.“
 

Miki schüttelte den Kopf. „Eishirō hat bereits den Teejungen geschickt.“
 

Renji verlagerte das Gewicht und kratzte sich hinter dem Ohr. „Dann sollte ich ihnen die Möglichkeit zur Familienwiedervereinigung geben. Ich… uh… Sag Rukia, ich werde am Abend wiederkommen.“
 

„Sicher“, sagte Miki, ganz klar so glücklich über Byakuya, dass Renji ihr hätte sagen können, dass er das Anwesen in Brand setzen wird und sie hätte als Antwort trotzdem nur vergnügt vor sich her gezwitschert.
 

Während alle anderen feierten, schlüpfte Renji durch die Tür nach draußen.
 


 

Da Elend die Gesellschaft liebte, fand sich Renji vor der 9. Einheit wieder. Entgegen der 3. Division versuchte die 9. nach außen hin Normalität widerzuspiegeln. Es gab Übungen auf dem Trainingsgelände und, als Renji Hisagi fand, war der Vizekommandant dabei, Freiwilligen Details zur Reparatur in der Stadt zu erklären.
 

Renji brauchte 3 Sekunden, um zu verstehen, was passierte. Shūhei vermied es, sich mit dem Verrat seines Kommandanten auseinanderzusetzen, indem er sich mit allem anderen beschäftigte. „Hey“, sagte Renji, als Hisagi lange genug stoppte, um ihn zu bemerken. Der Rothaarige tippte auf das Klemmbrett, dass Hisagi trug. „Finde irgendwas für mich zu tun, ja? Braucht dein 3. Offizier Hilfe dabei, ein guter Adjutant zu sein? Meine Fähigkeiten im Schriftverkehr sind der Wahnsinn.“
 

„Hast du nicht eine eigenen Division zu organisieren, Abarai?“
 

„Im Augenblick nicht“, gab Renji zu. „Ehrlich gesagt, meide ich meinen Kommandanten im Moment. Du weißt, was für ein Pendant er sein kann, wenn es um Gesetze und Regeln geht. Und… nun ja. Ich bin aus gesundheitlichen Gründen von der 1. Division beurlaubt, bis mein Status geregelt ist. Ich vermute, ich soll mich von der 6. Division fernhalten, aber niemand sagte, dass ich nicht hier aushelfen könnte.“
 

Hisagi schaffte es irgendwie, sowohl genervt als auch ein wenig erleichtert auszusehen. „In Ordnung“, seufzte er. „Ich bin ein wenig mit dem Papierkram zurück. Schau, was du tun kannst.“
 


 

Hisagi stellte Renji seinen 3. Offizier vor. Es war ein gertenschlankes Mädchen mit einem tiefschwarzen Zopf, der ihr fast bis zur Wade ging. Sie schien Tōsens Verrat noch schwerer zu verarbeiten oder sie war einfach nur gewillt, es nach außen hin zu zeigen. Oder zumindest tat sie das, sobald Hisagi sie alleine gelassen hatten. Tatsächlich endete Renji damit, im abgedunkelten Büro ihr unangenehm die Schulter zu tätscheln, während sie sich an seiner Brust ausweinte. Es war schwierig für ihn, tröstende Worte zu finden. Schlussendlich murmelte er etwas unter dem Motto: „Nun ja, zumindest habt ihr noch euren Vizekommandanten. Denk doch mal an die armen Schweine aus der 5.“
 

Natürlich hatte es das nur verschlimmert.
 

Irgendwann hatte er es geschafft, ihr beim Trocknen der Tränen zu helfen und er fokussierte sich auf einige der Unterschiede zwischen einem 3. Offizier und einem Vizekommandanten. Es stellte sich heraus, dass Hisagi fast niemals jemanden seine Arbeit überließ, also war Einiges komplett neu für sie. Renji schaffte es innerhalb einiger Stunden, sie soweit einzuarbeiten, dass sie recht schnell damit war. Am Ende war sie wirklich dankbar. „Der Vizekommandant vierteilt sich wirklich“, sagte sie. „Es wird gut sein, dass ich nun in der Lage bin, ihm bei so etwas zu helfen… Wenn er mich lässt.“
 

„Ich hoffe er tut es“, stimmte Renji zu. Er wollte sie nicht noch weiter verängstigen, als sie jetzt schon war, doch er war sich sicher, dass sie es bereits wusste. „Besonders, da ich vermute, dass die 2. Division ihn jederzeit um ein Gespräch bitten könnte.“ Dann erzählte er ihr von Kira und ihr Gesicht wurde dabei blasser und blasser.
 

„Aber… Hisagi würde niemals…“
 

„Genauso wenig wie Kira“, bemerkte Renji scharf. „Aber die Sache ist die, dass es ein wenig schwierig ist zu glauben, dass ein Vizekommandant, der so kompetent ist wie Hisagi, nicht wusste, was mit seinem Kommandant los war. Sie standen sich nahe. Jeder konnte das sehen. Soll ich ehrlich sein? Würde mein Kommandant abtrünnig werden, würde ich selbst bei der 2. Division auftauchen und die komplette private Korrespondenz mit dem Kommandanten offen legen, von der ich wüsste und meine vollkommene Kooperation anbieten.“
 

„Huh“, Hisagis tiefe Stimme von der Tür überraschte sie beide. „Du hast Recht. Ich war so fixiert darauf, die Division vor dem Kollaps zu retten, dass es mir nicht eingefallen ist, dass das meine Pflicht ist.“
 

„Möchtest du jetzt gehen?“, fragte Renji. „Brauchst du jemanden, der dich begleitet?“
 

„Nein“, sagte Hisagi und straffte seine Haltung. „Ich sollte noch ein paar Sachen erledigen, wenn ich länger nicht da bin. Dann mache ich eine offizielle Ankündigung vor der Einheit.“
 

„Hey, das ist eine sehr gute Idee. Ich denke, je mehr Leute Bescheid wissen, desto besser“, stimmte Renji zu. „Hör mal, wenn es ok für dich ist, schau ich hier und da mal rein, um sicher zu gehen, dass alles noch steht, wenn du wieder kommst.“
 

„Das würde ich wirklich schätzen, Renji.“
 

„Kein Problem, Shūhei. Es ist das Mindeste, was ich für einen Freund tun kann.“
 

„Du bist ein überraschend loyaler Freund“, sagte Hisagi und glitt mit den Fingern durch seine igeligen Frisur.
 

Renji legte den Kopf schief, lächelte ihn jedoch freundlich an. „Ich bin nur ein wenig enttäuscht, dass du überrascht bist.“
 


 

Nachdem er so viel Zeit in einer fremden Division verbracht hatte, entschied sich Renji, sein Abendessen in der Kantine der 6. Division zu sich zu nehmen. Er stellte sicher, dass er an jedem Tisch kurz hielt und streute die gute Neuigkeit von Byakuyas Wiedergenesung. Auch wenn er dachte, dass er das nicht sollte, steckte Renji seinen Kopf durch die Bürotür, nachdem er gegessen hatte.
 

Der 3. Offizier nahm sofort Haltung an.
 

„Rühr dich“, sagte Renji und bedeutete ihm, dass er sich wieder setzen sollte. „Du weißt, dass ich noch nicht wieder eingestellt wurde.“
 

Der 3. Offizier seufzte. „Zumindest auf den Schriftkram dazu freue ich mich.“
 

„Nun ja, drück die Daumen, dass die Entscheidung bald fällt. Ich glaube Kommandant Kuchiki war heute lange genug wach, um essen zu wollen.“ Renji setzte sich ans offene Fenster, während der Offizier aufstand, um trotz der Hitze, Tee für sie zu kochen. Während er herumflitzte, horchte Renji in über die Vorfälle am heutigen Tag aus.
 

„Ich kann nicht glauben, dass sie sich gewaltsam Zutritt zur 1. Division verschafft haben“, sagte der 3. Offizier. Er hatte sich halb auf die Kante seines Schreibtisches gesetzt. Dann, nachdem er noch einen Moment länger darüber nachgedacht hatte, hob er eine seiner dünnen Augenbrauen. „Nein, ehrlich gesagt kann ich mir das sehr wohl.“
 

Renji nickte abwesend und blickte lange aus dem Fenster auf den Übungsplatz. Es war nicht wirklich mehr als ein paar Tage, doch er konnte es kaum erwarten, wieder zurückzukehren. Er fühlte sich schon, als würde er Rost ansetzen. Als er sich wieder umwandte, setzte der 3. Offizier seine Schale ab und zog die Stirn in tiefe Falten. „Was?“, fragte Renji.
 

„Es ist irgendwas an ihnen anders.“
 

„Bankai“, erklärte der Rothaarige.
 

Der Offizier schien bei dieser Neuigkeit zu erstarren. „Was? Aber… Sie sind erst seit 2 Monaten Vizekommandant! Wie können sie jetzt schon bereit für die Kommandantenprüfung sein?“
 

Renji spürte die Eifersucht hinter der Reaktion seines Gegenübers. Er war schon der 3. Offizier gewesen, bevor Renji da gewesenwar und vermutete jetzt wahrscheinlich, dass er noch lange auf dieser Position festsaß. Sogar noch lange nachdem Renji wieder weg sein würde. „Ich habe vielleicht Bankai, aber ich bin noch nicht bereit, es zu demonstrieren“, sagte Renji und tätschelte dabei Zabimarus Griff. „Es ist der Fluch des Nues. Ich mache nur in Krisen richtige Fortschritte. Wenn es heißt ‚friss oder stirb‘. Ich musste erst von Kenpachi in die Enge getrieben werden, bis mir Zabimaru Shikai zeigte. Für Bankai wäre ich beinahe gestorben.“
 

Der 3. Offizier nahm seine Schale wieder auf und blickte hinein. „Ich bin mir sicher, dass das ein Teil davon ist, Vizekommandant. Aber sie legen sich auch immer ins Zeug. Es ist nicht, als würde ihnen ihr Ruf, ambitioniert zu sein, nicht vorauseilen. Ich denke daher, ich sollte nicht überrascht sein.“
 

„Wie kommt es, dass du es nicht tust? Ins Zeug legen, meine ich. Magst du es, der Papierkram-Heini zu sein oder sowas?“, fragte Renji.
 

Der Offizier sah kurz sauer aus, als würde er das als Beleidigung auffassen, doch dann seufzte er. „Das tue ich, wenn sie es wissen wollen. Und nebenbei, während ich es mag, zu kommandieren, komme ich nicht gut mit Menschen klar. Tatsächlich sogar habe ich herausgefunden, dass ich bevorzuge, ihnen die Probleme persönlicher Natur zu überlassen. Und wenn wir gerade davon reden…“
 


 

Renji verbrachte die nächsten paar Stunden damit, einige persönliche Konflikte in der Division zu regeln. Es war fast dunkel, als er zurück im Anwesen war. „Da bist du ja, du Feigling. Du musst dir keine Sorgen machen, er schläft wieder“, sagte Rukia, als Renji vorsichtig seinen Kopf in den Raum steckte, um nervös zu prüfen, ob Byakuya wach war.
 

„Oh“, sagte Renji und betrat den Raum. „Also, uh… Hat er etwas über mich gesagt?“
 

„Natürlich! Meinem Bruder war sofort klar, dass du derjenige warst, der Senbonzakura in sein Bett gesteckt hat.“
 

„War er böse?“
 

„Nicht so sehr, wie ich erwartet hatte“, sagte Rukia und verlor ein wenig von ihrem Ärger, während sie anfing, ihre Habseligkeiten aufzusammeln. Irgendwann hatte sie von ihrer Uniform in ihre Schlafsachen gewechselt. Es war wieder ein Kimono mit einem Hasenmotiv, nur dass dieser mehr stilisiert war und die Seide die Farbe ihrer Augen hatte. Sie seufzte, als würde sie es nur widerwillig zugeben wollen. „Es scheint, als hättest du recht gehabt. Nicht nur, dass er aufgehört hat zu singen und zu murmeln, auch Senbonzakura ist wieder an einem Stück. Er hatte dennoch darauf bestanden, dass Eishirō eine angemessene Halterung für sein Schwert herbringt.“
 

Renji bemerkt, dass das Zanpakutō auf einer Halterung ruhte, das es horizontal an der Wand über Byakuyas Kopf hielt. „Ja, das macht Sinn. Für beide vermutlich komfortabler.“
 

„Außerdem…“, begann Rukia wieder und klang ein wenig verlegen. „Mein Bruder hat versucht sie unter den Laken zu verbergen, aber ich habe gemerkt, dass er deine Kosode bei sich im Bett hatte.“
 

Sie stand nun direkt neben Renji, einen Stapel Bücher aus ihrer eigenen Sammlung in den Armen. Er blickte zu ihr hinunter und rieb sich den Nacken. „Und… ist das eigenartig?“
 

„Absolut“, gab sie zu, doch dann lächelte sie ihn an. „Aber sonderbarer Weise war ich irgendwie auch froh, es zu sehen. Anders hätte ich mich gefragt, ob du nicht vielleicht… nun ja, das es nur einseitig wäre. Natürlich bedeutet das jetzt für mich, dass ich damit klarkommen muss, dass mein Bruder dich scheinbar tatsächlich auch mag.“ Sie schüttelte den Kopf ungläubig.
 

„Es ist selbst für mich manchmal sonderbar.“
 

Sie lachte. „Darauf wette ich.“
 


 

Eishirō kam herein und legte eine weitere Matratze und Leinen auf den Boden neben das Bett. Als Renji ein Auge öffnete, erklärte Eishirō leise: „Für den Anschein.“
 

„Ich bin mir sicher, dass der Vizekommandant nicht den Anschein erwecken möchte, dass er wie ein Hund zu Füßen seines Meisters liegt“, sagte Byakuya deutlich.
 

„Es ist in Ordnung“, sagte Renji beiden. „Ist ja nicht so, als würde ich planen, dort zu schlafen.“
 

„Das tust du“, sagte Byakuya ernst. „Falls du weiterhin alle Decken klaust.“
 

„Ich bringe meinem Herrn eine extra Decke“, bot Eishirō an und verließ den Raum mit einer tiefen Verbeugung.
 

Währenddessen löste sich Renji aus den Decken und legte sie über sie beide. Als er die Decke um Byakuyas Schultern legte, hielt Renji seinen Atem an, wartete darauf, dass der Schwarzhaarige noch etwas sagen würde. Byakuya klang wieder mehr er selbst. Renji war ein klein wenig enttäuscht. Die Wahrheit war, dass ein kranker Byakuya weitaus weniger… respekteinflößend war.
 

Als Renjis Bemühungen geendet hatten, hielt er lange genug inne, um das Gesicht seines Kommandanten zu bewundern. Im Dunklen und nur dem Licht von draußen, war Byakuyas Haut blass wie der Mond. Seine scharfen, majestätischen Gesichtszüge wirkten durch die langen, fast femininen Wimpern und dem eleganten Bogen seiner dunklen Augenbrauen, weicher. Jemand hatte Byakuyas Haare gewaschen und gekämmt, denn Renji konnte den leichten Geruch von Rosenwasser und Jasmin wahrnehmen.
 

Auch wenn Renji ihn nicht wecken wollte, sah Byakuya so schön aus, dass er nicht widerstehen konnte und sich etwas runterbeugte, um Byakuya einen leichten Kuss auf die Nase zu geben.
 

Byakuya riss seine Augen auf und fixierte Renji mit einem intensiven und klaren Blick. „Wie lange noch bis zu deinem Geburtstag, Renji?“
 

„Uh“, die Frage irritierte Renji, also brauchte er einen Moment für die Antwort. „Knapp 2 Wochen, glaube ich.“
 

Byakuya lächelte sanft. Seine Hand glitt nach oben, um Renjis Nacken. Seine langen Finger ruhten sanft auf der Tätowierung und dem rasenden Puls. „Das sollte ich schaffen.“
 

Renji konnte sich nicht davon abhalten, breit zu grinsen. „Oh, glaubst du das, huh?“, fragte er herausfordernd.
 

„Hmm, vielleicht nicht“, erwiderte Byakuya und ließ seine Hand wieder nach unten gleiten, als hätte es ihn erschöpft, sie so lange oben zu halten. „Vielleicht planst du auch nicht, sanft zu sein.“
 

Renji küsste ihn erneut, doch dieses Mal auf den Mund. „Du musst nur abwarten und dann schauen.“

Pale Lightning Strike

Renji wachte mit dem Gefühl auf, beobachtet zu werden. Als seine Augen sich öffneten, stellte er fest, dass es immer noch dunkel war. Er hob den Kopf von der Stelle, wo er seine Nase in Byakuyas Haaren gesteckt hatte. Durch das Fenster konnte er sehen, wie sich der Mond langsam über die Dächer senkte. Er blickte durch den Raum, versuchte die Quelle des eigenartigen Gefühls zu finden, dass seinen Gliedern hochgekrabbelt war. Doch wenn jemanden in den Räumlichkeiten seines Kommandanten gewesen war, dann war er jetzt weg.
 

Renji nahm sich einen Moment, um die Decken neu zu arrangieren, bevor er sich wieder hinlegte. Byakuya hatte Recht. Er hatte die Tendenz dazu, Decken zu klauen. Irgendwie hatte er sich sogar den größten Teil von der neuen Decke geklaut, die Eishirō sogar zum Teil unter Byakuya geschoben hatte, um Renji davon abzuhalten, auch damit abzuhauen.
 

Er legte sie über Byakuyas Schultern und wisperte: „Tut mir leid.“
 

„Es ist in Ordnung. Es scheint, der Preis dafür zu sein, dich in meinem Bett zu haben“, gab Byakuya zurück. Mit einem Stöhnen bei der Bewegung drehte er sich um, um Renji anzusehen.
 

„Vielleicht solltest du dich nicht so anstrengen“, sagte Renji sanft und machte ein wenig Platz, damit Byakuya sich selbst unter Renjis Kinn platzieren konnte. Auch wenn es ihm offensichtlich nicht bequem war, schien Byakuya fest entschlossen, sich weiter an Renji zu kuscheln und schlang stur einen Arm um dessen nackte Taille.
 

„Wir müssen reden“, sagte Byakuya in dem scharfen, präzisen Ton, den er oft nutzte, wenn er Befehle gab. Auch wenn ihnen ein wenig an Durchschlagskraft fehlten, da Byakuyas Lippen gegen die Kuhle von Renjis Kehle gepresst waren.
 

Wenn es darum ging, ernsthaft mit einander zu reden, bevorzugte Renji dies von Angesicht zu Angesicht und vielleicht auch bei Tageslicht. Und besonders nicht mit all diesen körperlichen Eindrücken, die seine Fähigkeit, sich zu konzentrieren zu überwältigen drohten.
 

Byakuyas Atem kitzelte auf Renjis Haut und ließ sein Herz schneller schlagen. Der Geruch von Byakuyas Haaren erfüllte Renjis Nase – dieser unglaublich betörende Duft von raffiniertem, reichen Parfum und moschusartigem Mann. Er war sich mehr als nur bewusst darüber, wo überall sich ihre Körper trafen. Byakuyas feingliedrige Finger ruhten leicht auf Renjis nacktem Steiß. Renjis schwitzige Hände klammerten sich an die Seide, die die Schultern des Kommandanten überdeckte. Sein Bein war um ein Bein von Byakuya geschlungen, Haut auf Haut. Ihr Reiatsu umschlang sich vorsichtig und tastend.
 

Renji hoffte mehr als alles andere, dass dies kein ‚Auf Wiedersehen‘ war.
 

Der Rothaarige hielt den Atem an und versuchte irgendwelche Andeutungen in Byakuyas spirituellem Druck herauszuspüren. War dort etwas Kaltes oder Dunkles? Fühlte es sich mehr nach Einsamkeit oder… Angst an?
 

Angst? Wovor hatte Byakuya Angst?
 

„Planst du, die Kommandantenprüfung abzulegen?“, Byakuyas Stimme war emotionslos und ruhig, doch sie wirkte gleichzeitig auch etwas hohl.
 

Renji musste fast vor Erleichterung lachen. „Gütiger Gott, nein.“
 

Der Rothaarige versuchte ein wenig zurückzuweichen, um Byakuays Gesicht zu sehen, doch dieser hielt ihn fester, in einem überraschend eisernen Griff um seine Taille. „Warum nicht?“, fragte er. „Du hast Bankai demonstriert.“
 

„Ich habe Bankai, sicher. Aber… in was für einer Fähigkeit habe ich mich sonst ausgezeichnet?“, Renji lachte selbstironisch in sich hinein. „Ich habe keine wirklichen Kidō-Fähigkeiten, mein Hakuda ist nicht besonders grandios und, wie du richtig festgestellt hast, nachdem du meinen Arsch in den Boden gestampft hast, ist es nicht so, dass ich wirklich Bankai beherrsche.“
 

Byakuya sagte nicht, doch Renji wusste, dass er immer noch nicht überzeugt war.
 

„Schau, ich bin noch nicht einmal für volle 2 Monate dein Vizekommandant. Davor habe ich ein halbes Jahrhundert als 6. Offizier verbracht und habe mich mit der 11. Division herumgeschlagen. Nicht wirklich was man ein Musterschüler nennt, wenn du weißt, was ich sagen möchte? Ich denke, ich habe immer noch eine Menge darüber zu lernen, wie man eine Division führt, bevor ich den Sprung zum Kommandanten wagen kann. Außerdem, wo würde man mich einsetzen? Bei allen offenen Stellen sind die Vizekommandanten Leute, mit denen ich zur Akademie gegangen bin. Würden sie mich überhaupt ernst nehmen? Kira vielleicht, aber nur, weil er alles ernst nimmt. Hisagi? Keine Chance. Er ist wie der Typ, zu dem man als Kind aufschaut. Wie seltsam wäre es, sein Kommandant zu sein? Er ist an guten Tagen ein Kollege und ich denke meistens von ihm immer noch als meinen Lehrer, denn das war er auch. Und Momo? Vielleicht könnte ich die 5. Einheit übernehmen, aber diese Typen sind für ihr Kidō bekannt. Da passe ich nicht wirklich rein.“
 

„Als ihr Kommandant kannst du die Division nach deinen Vorstellungen neu formen“, sagte Byakuya.
 

„Versuchst du mich loszuwerden?“, fragte Renji. „Denn ich gehe, wenn du das von mir willst.“
 

Renji spürte, wie Byakuya fast unmerklich seinen Kopf an seiner Brust schüttelte. „Du verkaufst dich unter Preis, Renji Abarai. Du würdest einen ausgezeichneten Kommandanten abgeben. Wenn das dein Ziel ist, dann möchte ich dich nicht zurückhalten.“
 

Renji konnte sich nicht davon abhalten, ein wenig vor sich hin zu glucksen.
 

„Was an diesem Gespräch amüsiert dich?“, fragte Byakuya mit einem Hauch von Schärfe in seiner Stimme.
 

„Diese Phrase. Es ist nur eine diese ironischen Dinge im Leben. Ich habe Rukia gehen lassen, denn ich habe mich geweigert, sie zurückzuhalten. Nun stößt du mich von dir, aus dem gleichen dummen Grund. Es ist der seltsame Kreislauf der Kuchikis und Liebenden, dass sie verdammt noch mal zu selbstlos sind.“
 

„Ich stoße dich nicht von mir“, murmelte Byakuya. „Doch genauso wenig möchte ich dir dein Fortkommen verbauen.“
 

„Mir macht es nichts aus, wenn du vor mir bist, Kommandant. Es gibt mir etwas, auf das ich meine Ambitionen richten kann. Ich werde gehen, wenn ich dich übertroffen habe. Wenn du langsam wirst, segel ich einfach an dir vorbei“, sagte Renji, machte eine passende Gestik mit der Hand und imitierte das Pfeifen des Windes in Byakuyas Ohr.
 

Nun war es an Byakuya, leise zu lachen. Während sich seine Schultern entspannten, verließen auch die Kanten sein Reiatsu. „Tatsächlich? Dann ist alles gut. Wir werden wohl eine sehr, sehr lange Zeit zusammen verbringen.“
 


 

Renji stand früh auf und fing an, sich anzuziehen. Auch wenn niemand andeutete, dass er nicht willkommen sei, entschied sich Renji, dass es unangenehm sei, wenn er hier herumhing. Rukia kam sicher jeden Moment mit Frühstück und die beiden hatten ihre eigenen Angelegenheiten zu bereinigen.
 

Das Sonnenlicht strömte hinein, als Renji auf der Bettkante saß, um sich anzuziehen. Als er in die Shitage schlüpfte, blickte er zu Byakuya hinüber. Der Morgen tat seinem blassen Aussehen keinen Gefallen. Normalerweise war seine porzellanartige Haut eines von Renjis Lieblingsdingen an ihm, doch das Gift, dass immer noch in seinem Körper war, ließ Byakuya ausgemergelt und krank aussehen. Renji musste sich immer noch an Byakuya ohne Kenseikan gewöhnen. Also neben dem Sex natürlich. Mit seinen offenen Haaren sah Byakuya viel erreichbarer und jünger aus. Es war seltsam, wenn man die Assoziation bedachte, doch Renji wünschte sich schon fast, dass Byakuya es wieder tragen sollte. Renji glaubte schon fast, dass Byakuya aus dem Haarschmuck irgendwie Kraft zog, ähnlich wie es bei Senbonzakura der Fall war.
 

Doch Renji vermutete, dass irgendwo weit weg ein Handwerker bereits dabei war, die Unsummen der Kuchikis zu verpulvern, um ein weiteres herzustellen. Immerhin hatte Ichigo ja das Erste zerstört.
 

Ohne zu realisieren, was er da tat, strich Renji über Byakuyas Gesicht und schob sanft die Strähnen weg, die vor seine Augen gefallen war. Byakuyas Augen öffneten sich flatternd. „Guten Morgen“, murmelte er.
 

Renji lehnte sich hinunter und platzierte einen leichten Kuss auf die dünnen Lippen. Doch zu seiner Überraschung öffnete Byakuya seinen Mund ein wenig und antwortete mit einer erkundenden Zunge.
 

Byakuyas spielerische Vorstöße in Renjis Mund waren für diesen tief erotisch. Es war für ihn eigenartig, so geküsst zu werden – bei Tageslicht – für ihn fühlte es sich noch heißer, sexuell aufgeladener an. Irgendwie, auch trotz ihrer geschützten Privatsphäre der eigenen Räumlichkeiten, kam es Renji so vor, als würde Byakuya es zur Schau stellen und öffentlich seine Liebe verkünden. Vielleicht kam es ihm so vor, da sie sich sehr selten so berührten, so persönlich, so intim…
 

… So sehr wie Liebhaber.
 

Es nahm Renji die Luft, es war, als würde ein Blitz in sein Herz einschlagen.
 

Nach einem Moment perplexer Untätigkeit, küsste er zurück, ließ Byakuya wissen, wie sehr er es wertschätzte und wie sehr er wünschte, dass dieser Moment niemals endete.
 

Aber es war offensichtlich, dass auch dieses kleine Aufkommen von Leidenschaft, schnell Byakuyas aktueller Verfassung Tribut zollte. Auch wenn er keine Anstalten machte, es äußerlich zu zeigen, konnte Renji spüren, wie der spirituelle Druck des Schwarzhaarigen schwächer wurde.
 

Er zog sich etwas zurück, damit es Byakuya nicht tun musste. „Na, hallo“, Renji lächelte lasziv. „Auch ihnen einen wunderschönen guten Morgen, Kommandant.“
 

Byakuya lächelte leicht und schloss die Augen. „Wie stehen die Dinge in der Division?“
 

Renji fuhr damit fort, seine Uniform anzuziehen. Er schnürte die Seiten der Shitagi. „Gut genug, vermute ich. Wir bekommen eine Tonne an Transferanfragen, weswegen ich den 3. Offizier gebeten habe, diese noch nicht zu bearbeiten. Gestern gab es einen Streit zwischen ein paar Offizieren mit Rand. Außerdem laufen gerade Wetten, ob sie meine Wiedereinstellung akzeptieren oder nicht. Das meiste Geld liegt bei ‚Nein‘.“
 

„Ah, ich vermute, dass ist noch etwas, was ich lieber früher als später regeln sollte. Lass den 3. Offizier einen Termin für den heutigen Nachmittag bei der 1. Division machen. Und sage ihm, dass Sasakibe zu mir kommen muss.“
 

Renji hob eine Augenbraue und fragte sich, ob das sein Seitenhieb war. „Natürlich“, er zog die Kosode an und stand auf um beide Oberteile in sein Hakama zu stopfen. „Sonst noch etwas, Kommandant?“
 

„Worum ging es in dem Streit?“
 

Renji hielt mit halb heruntergelassener Hose inne und blickte zu Byakuya. Dessen Augen waren geschlossen und seine Hände auf der Brust gefaltet. Es war nicht so, als würden den Kommandanten persönliche Details interessieren. „Es war eine dumme Zankerei. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Ich konnte die Wogen glätten.“
 

Auch wenn sich der Rothaarige bemüht hatte, locker zu klingen, konnte er seinen Kommandanten nicht überlisten. „Ich verstehe. Es hatte was mit deinem Ungehorsam zu tun, richtig?“
 

„Sowas in der Art“, gab Renji zu und band sein Obi um den Hakama. „Einer der Jungs gefiel der Mist nicht, was gesagt wurde und so sind Fäuste geflogen. Das wird so lange passieren, bis du dich dem Thema annimmst, Kommandant. Der Stolz der Division ist, einige der besten Soldaten in den Hofgarden zu haben. Und sie sind absolut loyal gegenüber deinen Idealen von Gerechtigkeit und dem Adel. Auch wenn es sich nun herausgestellt hat, dass ich aus den richtigen Gründen gehandelt habe, stehe ich da, als hätte ich auf all das gespuckt und, nun ja… ich kann nicht leugnen, dass ich das nicht in einer Weise auch gemacht habe.“
 

Byakuya seufzte. „Es wird schwierig sein, hier eine saubere Linie zu ziehen.“
 

Renji setzt sich zurück auf das Bett und zog seine Tabi an. „Wie ich es bereits dem Generalkommandanten gesagt habe, ich werde mich deiner Entscheidung beugen. Tatsächlich sogar bevorzuge ich eine klare Linie. Ich möchte nicht, dass irgendwer Zweifel an deiner Fähigkeit zu führen oder meinem Wunsch zu gehorchen hat.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya. Seine dünnen Augenbrauen zogen sich fast schon zu einem finsteren Blick zusammen.
 

„Mach mich nur nicht vor meinem Geburtstag zum Krüppel“, sagte Renji und pflanzte einen Abschiedskuss auf Byakuyas Stirn. „Ich habe große Pläne für uns.“
 


 

Renji ging in die künstlich angelegte Höhle.
 

Er verbrachte eine Stunde oder mehr damit, mit Zabimaru zu trainieren, bevor er die Person spürte, wegen der er überhaupt hergekommen war. „Ich liebe einfach die Fellstola, June“, rief sie.
 

Renji unterbrach sich in seinen Übungen, um blickte nach oben, wo Yoruichi saß. Sie war in ihrer menschlichen Form, doch sie hockte katzenähnlich auf einer herausragenden Kante eines Felsens. Die helle Sonne leuchtete auf ihr dunkelviolettes Haar und ließ ihre Haut warm glänzen. „Ich kann mir nicht aussuchen, wie mein Bankai aussieht“, rief er zurück.
 

„Tatsächlich bin ich mir ziemlich sicher, dass du das kannst“, zog sie ihn auf. „Ich glaube, dass du im Geheimen sogar auf das fellige Halsband stehst.“
 

Renji ließ Zabimaru zurück in die versiegelte Form gleiten. „Vielleicht tue ich das“, gab er zu. Nach einem Augenblick blickte er wieder zu ihr hinauf. „Kannst du runter kommen? Ich möchte dich etwas… na ja, persönliches fragen.“
 

Sie legte skeptisch ihren Kopf schief, doch sprang schnell hinunter. „Was ist denn, Affenjunge?“
 

Der Rothaarige steckte Zabimaru weg und lehnte mit einer Schulter gegen einen warmen Felsen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist schon lange in der Welt der Lebenden, richtig?“
 

Sie runzelte die Stirn, nickte jedoch. „Ein Jahrhundert oder mehr, warum?“
 

Er spürte, wie er rot im Gesicht wurde, doch sagte geradeheraus: „Weil ich deine Hilfe brauche, um etwas Besonderes zu planen. Eine Art geheimes Verschwinden…“
 

Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe und dann breitete sich langsam ein irres Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Oh, aber, aber! Wenn es unser Byakuyalein involviert, bin ich voll und ganz dabei.“

Of Pride and Weakness

Byakuya hing kraftlos an seinem Hausverwalter, Eishirō, und versuchte nicht zu schreien. All diese Mühe. Und das nur für eine so abgründig demütigende Körperfunktion. Er wollte sterben. Nein, er wollte jemanden töten. Dieses Wiesel Gin Ichimaru zerquetschen und dieses giftspuckende Shinsō in tausende Splitter zerschlagen.
 

„Euer… Reiatsu, mein Herr“, keuchte Eishirō.
 

Nun war Byakuya noch verlegener als zuvor. Er nahm einen tiefen Atemzug, beruhigte seine Atemzüge und übernahm wieder die Kontrolle über sich. Zumindest gab der Schwall spiritueller Energie Byakuya die körperliche Kraft, sich zu säubern, während Eishirō einen Moment brauchte, um seine zitternden Muskeln zu beruhigen und wieder zu Atem zu kommen.
 

„Bitte entschuldige“, sagte der Schwarzhaarige, während der Hausverwalter ihm zurück ins Bett half.
 

Dieser schien jedoch unbeeindruckt, als er Byakuya half, aufrecht zu sitzen und die Decken um dessen Schoß legte. „Denken sie nicht darüber nach. Es ist nicht überraschend, dass Schwäche einen Mann wie sie frustriert, mein Herr.“ Er trat einen Schritt zurück und lächelte Byakuya an, danach verbeugte er sich leicht. „Wenn überhaupt bringen solche Gelegenheiten schöne Erinnerungen an ihre Jugend zurück, mein Herr.“
 

Byakuya schnaubte leise. Als wenn er noch so eine Rotzgöre war, dass ihm eine solche Demonstration seiner Macht über andere gefiel? Natürlich.

„Soll ich Frau Kuchiki hereinlassen? Sie ist besorgt über ihr heutiges Wohlbefinden.“
 

„Natürlich“, sagte Byakuya, auch wenn er spürte, wie ihn die Kraft wieder verließ. Er lehnte den Kopf gegen das Kopfende des Bettes und wartete. Direkt über ihm konnte er die Gegenwart von Senbonzakura spüren. Seine Lieder füllten seinen Kopf, gaben ihm Kraft und Ruhe. Vertraue Renji, dass er den heiligen Ort des Zanpakutō völlig missachtet, um es näher zu bringen. Doch noch immer konnte Byakuya es nur schwer leugnen, dass es geholfen hatte.
 

Seine Träume hatten sich geändert, seit das Zanpakutō bei ihm war. Sie bestanden nicht mehr aus Schmerz und zusammenhanglosen Gedanken. Stattdessen träumte Byakuya nun vom Senbonzakuras Erscheinung, einem mysteriösen Samurai in voller Kampfmontur inklusive Oni-Maske mit Fangzähnen. Sie sprachen nicht, blickten sich nur an und standen auf dem staubigen Schlachtfeld, auf dem sie gegen Ichigo Kurosaki gekämpft hatten. In dem Traum kniete sich Senbonzakura, um seine Maske vom Boden aufzuheben. Im Ärger hatte es Senbonzakura kraftvoll zur Seite geworfen. Das Gefühl, dass sie wie ein Bumerang zurückkam, um anzugreifen, weckte ihn mit einem kleinen Schock.
 

Das Schwert schob ihre Niederlage offensichtlich auf Ichigos Hollow.
 

Byakuya war sich nicht sicher.
 

Er berührte den Punkt über seinem Herzen, an dem Zabimarus Fangzahn ihn scheinbar durchbohrt hatte.
 

Byakuya hatte sein Herz in diesem Kampf verloren.
 

Sein unerschütterlicher Fokus und Bestimmtheit hatten bereits angefangen zu bröckeln, als er Renji gegenüber getreten war. Renjis Leidenschaft Rukia zu retten, seine Vorstellung, dass Familie wichtiger war, als das Gesetz, hatte sich bereits seinen Weg unter Byakuyas Verteidigung gegraben. Nachdem er Renji besiegt hatte, war Byakuya nicht gewillt gewesen, ihm den Todesstoß zu versetzen… Seine Entschlossenheit war bereits geschwächt.
 

Ichigos Beharrlichkeit hatte ihm dann den Rest gegeben.
 

Byakuya war sich nicht sicher, ob er ohne den ersten Kampf den zweiten verloren hätte.
 

Über ihn machte Senbonzakura ein widersprechendes, schon fast schmollendes, Geräusch. Es war offensichtlich, dass dem Zanpakutō die Idee nicht gefiel, dass seinem Träger der Wille zum Töten fehlte. "Was hättest du gewollt, was wir tun?“, fragte er Senbonzakura. „Wenn wir den Kampf gewonnen hätten, hätten wir noch so vieles mehr verloren.“
 

Nur Sekunden später blickte Rukia vorsichtig um die Ecke zum Schlafzimmer. Ihre großen, violetten Augen glänzten mit einer Mischung aus Hoffnung und Sorge. Ihr Lächeln war scheu.
 

Er winkte sie herein. Es machte Byakuya traurig, wie ängstlich sie immer noch in seiner Gegenwart war. Doch auch wenn er ihr Leben gerettet hatte, hatte er sich noch nicht ihr vollkommenes Vertrauen verdient. Sie hatte keinen Grund, eine bessere Behandlung zu erwarten, als sie bisher erhalten hatte. Denn immerhin hatte sie nicht aufgehört, wie Hisana auszusehen. Der einzige Unterschied war, dass sie nun auch die Geschichte kannte, die er ihr von Beginn an hätte erzählen müssen.
 

Sie kniete sich auf den Boden und nahm seine Hand. „Wie fühlst du dich heute Morgen, Bruder?“
 

„Wach“, sagte er. „Was beeindruckend ist, da ich noch keinen Tee hatte.“
 

„Oh! Soll ich nach einem Diener klingeln?“, sie sah aus, als wolle sie aufspringen, doch Byakuya drückte ihre Hand leicht.
 

„Nein. Ich bin mir sicher, dass das Frühstück bereits auf dem Weg ist“, sagte er. „Das Personal stopft Essen und Getränke seit der Sekunde meines Erwachens in mich hinein.“
 

Sie schien endlich zu merken, dass er Schroffheit nicht vollkommen ernst gemeint war und schimpfte leicht mit ihm. „Du solltest essen, wenn du kannst. Wie willst du sonst wieder gesund werden?“
 

Er grunzte. „Mit schierer Willenskraft?“
 

Sie lächelte über seine Grantigkeit. Es war schwierig, in diesem zärtlichen Blick nicht Hisana zu sehen, doch Byakuya versuchte sich auf die kleinen Unterschiede zu fokussieren. Da gab es nicht viel, vielleicht das etwas spitzere Kinn oder die dickeren Wimpern.
 

Normalerweise fühlte er sich gezwungen, wegzuschauen. „Du siehst ihr so ähnlich. Manchmal tut das weh“, sagte er stattdessen.
 

Rukia zuckte ein bisschen wegen seiner Ehrlichkeit zusammen und ließ ihren Blick zu Boden gleiten. „Du hast sie sehr geliebt.“
 

„Das habe ich“, sagte Byakuya. „Mit meinem ganzen Herzen.“
 

„Erzählst du mir von ihr? Wie habt ihr euch kennengelernt?“
 

Das Dienstmädchen kam mit dem Frühstück herein. Byakuya konnte den starken, fast käsigen Geruck von Natto unter den Abdeckhauben riechen. Als er geduldig darauf wartete, dass das Mädchen den Tee ausschenkte, bedeutete er Rukia, ihm auf dem Bett Gesellschaft zu leisten. Rukia schien über eine solch informeller Einladung überrascht zu sein, doch wenn sie darüber reden würden, sollte sie nicht so lange auf dem Boden knien. Er wusste, dass Rukia immer noch nicht so lange aushalten konnte, auch wenn sie über die Jahre viel besser darin geworden war, im Seiza zu sitzen.
 

Sobald das Mädchen den Raum verlassen hatte, ließ Byakuya Rukia das Essen unter den beiden aufteilen.
 

„Wir haben uns getroffen, bevor ich auf die Akademie gegangen bin“, sagte Byakuya und nippte an seinem Tee. Der nächste Teil der Geschichte war etwas… taktlos. Er musste es ihr irgendwie erklären, ohne dass es so offensichtlich unehrenhaft war, daher begann er mit ein paar Hintergründen. „Du musst wissen, dass ich zu dieser Zeit gerade vor ein paar Monaten meine Eltern verloren habe und mein bester Freund als Verräter gebrandmarkt wurde und aus der Soul Society floh. Ich habe mich sehr einsam und beraubt gefühlt. Ich hatte gerade das Genpuku, das Fest zur Volljährigkeit, hinter mir und war mir meiner Berechtigung nur allzu bewusst, die damit einhergingen, das Oberhaupt einer mächtigen Familie zu sein. Deine Schwester war ein verzweifeltes und armes Mädchen aus Inuzuri mit nur wenigen Möglichkeiten. Sie arbeitete als Orian.“
 

Byakuya wartete, ob Rukia begriff, was er ihr damit sagen wollte. Rukias Augen wurden groß und bebten. „Du meinst, sie war eine…?“
 

„Bezahlte Begleitung“, sagte Byakuya, bevor sie etwas Unhöfliches sagen konnte. Aus Rukias Gesicht wich die Farbe, als fühlte sich Byakuya genötigt, etwas klarzustellen. „Ich habe niemals mehr als ihre Gesellschaft erworben. Es begann als eine falsche, materielle Beziehung, doch mit der Zeit habe ich sie sehr lieb gewonnen. Als ich herausfand, dass sie recht ähnlich für mich fühlte, habe ich ihr ein Haus in der Nähe der Akademie errichtet. Ich habe sie aus ihrem Vertrag gekauft und sie wurde zu meiner Dame.“
 

Byakuya hielt inne um zu schauen, ob Rukia irgendetwas dazu zu sagen hatte. Es hörte sich viel erbärmlicher an, wenn es ausgesprochen wurde, als es tatsächlich war. Rukia schien etwas blass zu sein und sie hielt ihr Atem etwas an, als wollte sie ihr Urteil zurückhalten, bis sie die ganze Geschichte gehört hatte.
 

Er blickte aus dem Fenster, während er sich an die Zeiten erinnerte. Es waren einige der besten Tage seinen Lebens gewesen, wenn auch gleichzeitig die turbulentesten. „Natürlich war ich seit meiner Geburt mit jemand anderem verlobt. Eine gutsituierte Frau, kein Mitglied der großen ersten Adelshäuser, aber mit Verbindungen, die sie zu einem mächtigen Verbündeten gemacht hätte. Meine Familie hatte mir erlaubt, Hisana zu behalten, wenn ich wie vorgeschrieben, die andere Frau geheiratet hätte, doch ich habe abgelehnt. Da ich mich Hals über Kopf in Hisana verliebt hatte, konnte ich den Gedanken an einer Hochzeit ohne Liebe nicht ertragen. Es gab Tausende Streitereien über den Winter und ich hätte beinahe unter dem Druck und der Tradition aufgegeben. Doch ich konnte Tante Masa überzeugen, für mich Partei zu ergreifen. Ich sagte ihr, dass ich entschlossen war, niemals bei der anderen Frau zu liegen und ich der Meinung bin, dass Kinder, die in Liebe empfangen wurden, stärkere und loyalere Erben seien. Tante Masa hatte immer eine Schwäche für Babies und ich habe ihr mit Freuden eine Schar an Nichten und Neffen versprochen, die sie anhimmeln konnte. Danach hatte sie schnell ihre Einflüsse geltend gemacht und mir war es erlaubt, trotz weiterer Widerstände, Hisana zu meiner offiziellen Frau zu machen.“
 

Rukia hatte ihre Teeschale fest umschlossen. Sie schien nun vollkommen an seinen Lippen zu hängen. „Aber… ihr hattet niemals Kinder, oder? Wie lange wart ihr verheiratet, bis Hisana krank wurde?“
 

„6 Jahre. Jede Menge Zeit für Kinder, doch keiner von uns hatte realisiert, dass uns auch in dieser Hinsicht ihre Vergangenheit verfolgte. Eine vorherige, abgebrochene Schwangerschaft ließ meine Frau unfruchtbar werden“, Byakuya nippte wieder an seinem Tee. Hisana war so beschämt gewesen, als sie herausgefunden hatten, was der Grund war. Er hatte ihr niemals die Schuld gegeben. Er hatte sogar seine Familie belogen, gesagt, dass es an ihm lag. Er hatte sie in dem Glauben gelassen, dass er in dieser Hinsicht unzulänglich war. Sie hatten ihm niemals wirklich geglaubt, denn sonst hätten sie ihm als Familienoberhaupt entfernt, doch wenn sie die Wahrheit gewusst hätten, hätten sie die Annullierung der Ehe verlangt.
 

Dies war ein weiterer Nagel in Hisanas Sarg gewesen. Hätten sie Kinder gehabt, wären die Herzen ihr gegenüber geschmolzen oder zumindest gewärmt worden. Doch so wie es gewesen war, war sie als nutzlos angesehen worden. Noch nicht einmal in der Lage, die einfachste Aufgabe einer Ehefrau zu vollführen. Es half nicht, dass sie neben alledem weiterhin davon besessen war, Rukia zu finden. Hisanas ständiges Verschwinden nach Rukongai ließ die Gerüchteküche auf Hochtouren laufen, dass sie nicht in der Lage wäre eine frühere Liebschaft zu vergessen und würde Byakuya bei jeder Gelegenheit hintergehen.
 

Doch ihre Liebe hatte all das ertragen. Byakuya hatte wirklich geglaubt, dass nichts zwischen ihnen kommen könnte.
 

Und das stimmte auch. Außer der Tod.
 

„Es tut mir so leid“, sagte Rukia endlich.
 

„Das brauch es dir nicht“, versicherte er ihr. „Ich bereue keinen Augenblick davon. Kinder wären ein Segen gewesen, doch Hisanas Liebe war die größte Freude meines Lebens. Wenn mir etwas leid tut, dann dass ich sie nicht früher geheiratet habe.“
 

„Ich wünschte, ich hätte sie kennenlernen können“, sagte Rukia sehnsüchtig.
 

Byakuya nahm einen Bissen von den Sojabohnen. „Das tue ich auch. Sie hatte einen verrückten, verwegenen Sinn für Humor, der mich immer überrascht hat. Sie war sehr belesen und hatte eine Vorliebe für Kabuki, also haben wir viele Auftritte besucht. Tatsächlich waren wir sogar sehr aktiv in dieser Szene und hatten zu vielen Schauspielern und Artisten Kontakt“, Byakuya lachte über diese Erinnerung ein wenig. „Die Kuchikis wurden innerhalb kürzester Zeit berühmte Förderer der Künste, kannst du das glauben? Es ist immer etwas auf dem Anwesen passiert. Sie hatte diesen riesigen, leeren Ort mit so viel Gelächter und Energie gefüllt. Ich war immer stolz, sie an meiner Seite zu haben. Sie war genauso charmant wie wunderschön.“
 

Rukia lächelte nun. „Ich… liebe es, mir vorzustellen, dass du der Akteur in der Partyszene warst. Doch es ist schwierig, es sich auszumalen.“
 

Byakuya stimmte zu. „Es war eine andere Zeit. Sie hat mich zu einem besseren Mann gemacht.“
 

Rukia schob einige Sojabohnen auf dem Teller vor sich her. „Glaubst du, dass du noch einmal heiraten wirst?“
 

„Nun klingst du wie Tante Masa“, sagte Byakuya mit einem spöttischen Schnauben und leichtem Augenrollen.
 

Rukia guckte darauf erschrocken. Dann schüttelte sie den Kopf, um den Gedanken zu verbannen und nahm gedankenverloren einen Schluck Tee. „Ich möchte dich nur wieder glücklich sehen.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. „Ich kann vielleicht wieder lieben, aber niemals wieder in dieser Weise.“
 

Rukia blickte ihn eine ganze Weile an. Er konnte die Frage in ihren Augen lesen. Was ist mit Renji?
 

Wie konnte Byakuya erklären, dass alleine die Anmerkung, dass er vielleicht wieder lieben kann, ein großer Schritt für ihn war?
 

Er legte seine Stäbchen in die Halterung. „Ich befürchte, dass all das Reden mich erschöpft hat.“
 

Sie bemerkte den Hinweis und stand vom Bett auf, um sich zu verabschieden. An der Tür hielt sie noch einmal inne. „Danke, dass du mir all das über meine Schwester erzählt hast, Bruder. Ich weiß, dass es hart für dich ist.“
 

„Das ist es, aber es erinnert mich auch an die guten Tage, die wir gemeinsam hatten.“
 

Sie verbeugte sich, als sie ihn verließ.
 


 

Byakuya schlief danach eine Weile, träumte von Theateraufführungen und Hallen getränkt in Musik. Er träumte von warmen Lippen, sanften Händen und den weichen Kurven, die er so geliebt hatte. Hisana veränderte sich auch in seinen Träumen. Sie war glücklicher, nicht so bedrückt und von Kummer zerfressen.
 

Das machte es hart, aufzuwachen und sich ohne sie wiederzufinden. Alleine.
 

Doch als er seine Räumlichkeiten genauer betrachtete, bemerkte er, dass es nicht wahr war. Er war keineswegs alleine. Renji saß auf einer Bank unter dem Fenster und klang, als würde er schlafen. Sein Kopf war nach hinten gegen die Fensterbank gelehnt und sein Mund war leicht geöffnet. Er schnarchte laut und sein Körper war ausgebreitet. Er sah mehr nach einem vollkommenen Trampel von einem Schläger aus. In diesem Moment war es für Byakuya absolut unfassbar, dass er solch einen Pavian in irgendeiner Weise attraktiv fand.
 

Außer, dass Byakuya seine Augen nicht von den sichtbaren Tattoos an Renjis Nacken lassen konnte oder anhimmelte, wie sich die breite, muskulöse Brust hob und senkte, bei jedem schnaubenden Atemzug. Augen glitten über eine schlanke, trainierte Taille zu diesen unglaublich langen Beinen. Renji war nicht so viel größer als Byakuya, vielleicht 8 Zentimeter, doch manchmal schienen sie so riesig.
 

Und dann das Sonnenlicht auf seinen Haaren, ließ sie fast wie Feuer leuchten… Zauberhaft.
 

Byakuya könnte ihn den ganzen Tag anschauen.
 

Doch leider musste Renji wohl den Blick von Byakuya auf sich gespürt haben, denn er regte sich etwas. „Kommandant?“
 

Stets sein Kommandant. Es freute Byakuya immer, dass Renji ihn so nannte. „Du hast geschnarcht.“
 

Renji streckte sich, ließ seine Schultern kreisen und seinen Nacken knacksen. „Ich muss eingeschlafen sein. Hätte ich gewusst, dass das passiert, wäre ich zu ihnen ins Bett gekrabbelt.“
 

Byakuya nickte, war genauso enttäuscht wie sein gegenüber. Es war eine seltsame, neue Angewohnheit von ihnen, doch Byakuya fand sie überraschend angenehm. Er war vielleicht ein Deckenklauer, doch Renji Abarai war Liebkoser erster Klasse.
 

Renji stand auf und setzte sich auf die Ecke des Bettes. „Der 3. Offizier hat alles mit Sasakibe geregelt. Er wird am Nachmittag hier sein.“
 

„Und der 3. Offizier kann mir das weswegen nicht selbst sagen?“
 

Renji küsste ihn leicht auf die Lippen und grinste breit. „Weil er ein Feigling ist“, der Rothaarige setzte sich zurück. „Er hat Angst, einen Fuß ins Anwesen zu setzen, hat Angst, sich zu verlaufen, vermute ich. Oder sich nicht tief genug vor deinem Hausverwalter zu verbeugen.“
 

Nicht so wie du, dachte Byakuya anerkennend. So kühn, wie du in letzter Zeit bei jeder Gelegenheit Küsse stiehlst. Stattdessen hob er nur eine Augenbraue und sagte trocken: „Durchaus.“
 

Renji gähnte und kratzte sich den Bauch. „Rukia schaut mich schon den ganzen Morgen böse an. Hast du ihr irgendetwas über… ähm, ‚uns‘ gesagt?“
 

„Ganz sicher nicht“, sagte Byakuya. Renji sah sofort bei der schnellen Antwort Byakuyas unbehaglich aus. Byakuya verengte seine Augen missbilligend. „Hast du?“
 

„Uh, nun ja…“
 

Niemals ein guter Start mit Renji.
 

„Ich bin nicht wirklich ein Meister der Subtilität, ja?“, gab Renji zu, wurde schnell wieder angriffslustig. „Aber weißt du, es liegt nicht nur an mir, dass sie es herausgefunden hat. Sie hat bemerkt, dass du mein Oberteil behalten hast.“
 

Byakuya hatte immer noch Renjis Kosode unter seinem Kissen. Es störte ihn, dass er zugeben musste, wie sehr es ihn tröstete, Renjis Geruch bei sich im Bett zu haben. Es war, als würden sich Renjis animalische Eigenschaften bei ihm abnutzen. Er ist sogar einmal aufgewacht, wie er die Kosode in sein Gesicht gepresst hat, fast wie einen Teddybär.
 

Byakuya seufzte. „Es ist in Ordnung. Rukia sollte es wissen. Sie ist uns beiden wichtig.“
 

„Oh“, Renji schien überrascht und lehnte sich ein wenig zurück. Dann, wie bei einem Kind, dass plötzlich etwas erlaubt bekam, von dem es glaubte, es sei verboten, fragte er „Wirklich?“
 

Byakuya biss die Zähne aufeinander. Warum hatte das Schicksal veranlasst, dass er sich so einem schwärmenden Idioten hingezogen fühlte? „Ja, Renji. Wirklich. Wenn es so weitergehen soll, können wir es wohl kaum von deiner besten Freundin und meiner Schwester geheim halten.“
 

Nun sah sein Lächeln wirklich dämlich aus. „Also… wird es ‚weitergehen‘?“
 

Könnte Renji noch herzergreifend hoffnungsvoller klingen? „Natürlich, du Idiot“, sagte Byakuya. „Glaubst du, ich würde dich mich sonst weiter küssen lassen?“
 

Es war nicht überraschend, dass Renji diesen Kommentar als Aufforderung sah, ihn ein weiteres Mal zu küssen. Byakuya musste zugeben, dass er sich langsam an diese… Zuneigung gewöhnte. Es war ihm jedoch noch immer nicht vollkommen angenehm. Die Intimität von Lippen an Lippen und Gesicht an Gesicht änderte ihre Dynamik ihrer Beziehung tiefgreifend.
 

Es hatte sie zu Gleichgestellten gemacht.
 

Renji musste Byakuyas Zögern gespürt haben, denn als er ihren Kuss unterbrach, blickte er finster. Natürlich ließen ihn diese lächerlichen Tattoos auf Augenbrauen und Stirn immer missmutig gucken. Doch sein Gesicht war ganz klar besorgt, als er sanft über die Seite von Byakuyas Gesicht strich. Schwielige Fingerspitzen gegen weiche Haut. Das Gefühl sendete Schauer Byakuyas Rücken hinunter.
 

„Stimmt etwas nicht, Kommandant?“
 

„Nein“, sagte er ehrlich, denn zu hören, dass Renji ihn nach einem solch privaten, angreifbaren Moment ‚Kommandant‘ nannte, machte alles wieder gut. „Doch du solltest vielleicht gehen. Ich muss mich für den Vizekommandant der 1.Division fertig machen.“
 

Renji nickte ernst. „Richtig. Ich sollte dir da nicht im Weg stehen.“
 

„Kommst du zurück?“
 

Renji nickte. „Natürlich. Immer.“
 


 

Byakuya hatte sich von Eishirō in seine Uniform kleiden lassen. Es war ein langer und schmerzhafter Vorgang, doch er schaffte es, nicht aus Versehen seinen Hausverwalter oder sich dabei zu verletzen. Er bedauerte nur, dass er nicht in der Lage war, außerhalb des Bettes richtig zu sitzen. Das bedeutete, dass sie einen Stuhl für den Vizekommandanten hereinbringen mussten. Es ging einfach nicht, dass er die ganze Zeit über stand.
 

Sasakibe war ein starker Mann. Seine weißen Haare und fast pupillenlosen Augen ließen ihn mehr nach einem Wolf, als einem Shinigami aussehen. Dennoch verbrachte er viel Zeit damit, harmlos und bescheiden zu wirken. Ein Wolf im Schafspelz vielleicht?
 

Auch das Reiatsu, welches sich auf dem Niveau eines Kommandanten befand, verfestigte diesen Eindruck.
 

Anstatt, dass sie beiden Höflichkeiten miteinander austauschten, ging Byakuya sofort zum Thema über. „Ich akzeptiere die Wiedereinstellung meines Vizekommandanten. Ich widerrufe mein offizielles Protestschreiben.“
 

Eine dünne Augenbraue hob sich, doch der Vizekommandant notierte pflichtbewusst. „Wir werden Abarais Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen aufheben.“
 

Byakuya nickte. „Ich werde die Bestrafung für seinen Ungehorsam und den Punkten bezüglich seines Ausbruchs aus dem Gewahrsam und Angriff der eigenen Truppen intern regeln.“ Der Vizekommandant machte seine Notizen, aber keinen weiteren Kommentar. „Wie dem auch sei. Ich frage mich, was der Generalkommandant plant, was die gestandenen Verbrechen meiner Schwester in der Welt der Lebenden angeht.“
 

Sasakibe blickte irritiert auf.
 

„Rukia hat illegaler Weise ihre Kräfte an einen Menschen übergeben. Das ist immer noch ein Verbrechen, oder nicht?“
 

„Ich glaube, sie hat genug gelitten. Oder sind sie anderer Meinung?“
 

Byakuya konnte nur knapp widerstehen, mit den Augen zu rollen. „Das tue ich ebenso. Doch deine Meinung beantwortet nicht meine Frage, Vizekommandant. Sind die Anklagepunkte gegen sie fallen gelassen worden oder nur aufgeschoben?“
 

„Fallen gelassen“, sagte er bestimmt. „Die Verbrechen sind ganz klar Aizen zuzuschreiben.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. Er bezweifelte dies in hohem Maße, schon alleine aufgrund der Existenz von Ichigo Kurosaki. Doch Byakuya würde da niemals drüber diskutieren. „Gut“, sagte er stattdessen. „Ich möchte nicht, dass dieser Vorfall ihre militärische Akte befleckt.“
 

„Verständlich“, sagte Sasakibe nickend und notierte weiterhin.
 

„Und ich?“, fragte Byakuya. „Wird es Anklage wegen Behinderung der Justiz gegen mich oder andere involvierte Kommandanten geben?“
 

„Natürlich nicht“, sagte Sasakibe. „Soldaten ist es erlaubt, sich einem illegalen Befehl zu widersetzen. Alle Befehle von Central, die nach dem Moment angeordnet wurden, in dem sie und Vizekommandant Abarai in die Welt der Lebenden geschickt worden, sind nun als illegal klassifiziert worden.“
 

Schlau. Das ließ fast jeden sofort vom Haken. Außer vielleicht Kenpachi wegen seiner zufälligen Angriffe auf einige Kommandanten, doch es war immer noch Kenpachi. Es war sinnlos, ihn wegen kopfloser Angriffe zu belangen, immerhin war dies das Motto der kompletten Division.
 

„Sehr gut“, sagte Byakuya. „Das wäre dann alles.“
 


 

Byakuya versuchte streng zu klingen, als er Renjis Verbrechen aufzählte und die Bestrafungen nannte. Renji jedoch sah richtig nervös aus. Der 3. Offizier hingegen war ein angemessen ernster Zeuge.
 

„… 6 Monate Gehaltskürzung“, fuhr Byakuya fort. Er war nicht überrascht, zu sehen, dass Renji zusammenzuckte. Es war eine der Dinge, in denen sich Byakuya sicher war, dass dies Renji tatsächlich ein wenig wehtat. „Zudem 2 Monate Doppelschicht, nachdem er 21 Tage unter Hausarrest gestellt wird.“
 

Es war auf dem Papier ziemlich streng. Niemand in der Division konnte darüber meckern. Tatsächlich bemerkte Byakuya, dass der 3. Offizier Renji mitleidig anschaute.
 

Da die Sitzung damit beendet war, begannen sie, hinauszugehen.
 

„Einen Moment noch, Vizekommandant“, sagte Byakuya in seinem eisigsten Ton.
 

Renji zuckte ein wenig im Türrahmen zusammen, doch er drehte sich schnell auf dem Absatz um und nahm Haltung an. „Kommandant?“
 

„Hmmm, 3 Wochen Hausarrest“, Byakuya nickte ernst, als würde er etwas in Erwägung ziehen. „Doch ich habe nicht festgelegt in wo…“
 

Langsam sah man, wie Renji ein Licht aufging. „Wo? Uh…“
 

„Ja, Renji. Ich erwarte dich hier.“

Confined to Quarters

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Angry Ghosts

Dieses Mal wachte Renji mitten in der Nacht auf, da er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Sein erster Gedanke war: Das ist der wütende Geist von Byakuyas Mutter.
 

Sie hat mich nackt im Bett mit ihrem wertvollen, einzigen Sohn erwischt.
 

Rache für den Jade-Dildo!
 

Beim letzten Gedanken musste Renji über sich selbst lachen. Er blinzelte, als sich die Augen langsam an die Dunkelheit der mondlosen Nacht gewöhnten. Langsam hob er den Kopf, der auf Byakuyas Schulter geruht hatte. Er war früh genug aufgewacht, um den Blick auf eine kleine, schlanke Gestalt werfen zu können, die gerade um die Ecke zum Wohnzimmer bog. Er sah den schimmernden Saum eines seidenen Kimonos.
 

„Rukia?“, rief er dem Geräusch von nackten Füßen auf dem Tatami hinterher, die sich schnell zu bewegen schienen.
 

Wenn sie es gewesen war, antwortete sie nicht.
 

Guter Gott, Mädchen. Tu dir das doch nicht selbst an, dachte Renji und hoffte, dass er bei ihrem mitternächtlichen Besucher falsch lag. Ihm wäre es schon fast lieber, wenn es ein spukender Schemen wäre. Selbst der mahnende Geist von Byakuyas Mutter gefiel ihm besser als der Gedanke, dass Rukia vor ihrem zerwühlten Bett gestanden hatte, das immer noch nach Männer, Sex und ungewechselten Laken roch. Schlimmer noch war, dass das lächerlich teure Sexspielzeug auf der geschnitzten Elfenbeinschachtel auf dem Nachttisch stand. In voller Pracht und unverdeckt.
 

Wer auch immer ihnen nachspioniert hatte, wusste nun ganz genau, welche Art von schmutzigen Dingen in diesem Schlafzimmer passiert waren.
 

Renji ließ sich zurück in Byakuays Arme sinken. Der Schwarzhaarige musste wirklich erschöpft sein, da er nicht von Renjis Ruf wach geworden war. Noch nicht einmal eine Beschwerde, dass Renji ihn erdrücken würde, als dieser fast komplett auf ihm ausgebreitet lag. Aufgrund Byakuyas Verletzungen verlagerte Renji seinen Körper ein wenig, damit nicht so viel Gewicht auf seinen Kommandanten lag. Dennoch war er nicht gewillt, sich komplett von ihm zu befreien. Momente wie dieser waren einfach viel zu selten. Außerdem genoss er das Gefühl von Byakuyas Armen um ihn und das Geräusch ihrer gemeinsamen Atemzüge.
 

Das nachlassende Gefühl von Augen auf ihm und der Geruch von Sex, der immer noch in der Luft hing, erregte Renji sehr, sodass es eine Weile dauerte, bis er wieder einschlafen konnte.
 


 

Das nächste Mal wachte Renji vom Zwitschern der Vögel in den Ästen und dem Geruch von starkem Tee auf. Eishirō öffnete die Fenster und ließ das Licht eines regnerischen Tages hinein.
 

„Sie wünschen vielleicht, ins Badehaus zu gehen, Vizekommandant. Es ist immer noch früh genug, um Besucher zu meiden“, sagte Eishirō über die Schulter und setzte eine Vase mit frischen Schnittblumen auf die Frisierkommode von Byakuyas Mutter. Auf dieselbe, durch die sich Renji die Nacht so fragend gewühlt hatte. Da Renjis Antwort nur aus einem Grummeln und rollen auf die andere Seite bestand, fügte der Hausverwalter hinzu: „Die Hausherrin pflegt ihr Frühstück mit seiner Herrschaft einzunehmen.“
 

Der Subtext war noch nicht einmal subtil: Also raus hier.
 

„Na schön“, brummte Renji. Er setzte sich mit einem Seufzen auf. Dann ließ er seine Füße über den Bettrand baumeln und fuhr mit seinen Fingern durch das Chaos von Knoten, das seine Haare darstellte. Er legte die Ellbogen auf seine Oberschenkel ab, starrte mit schläfrigem Blick auf seine nackten Füße und versuchte, Motivation zum Aufstehen zu sammeln. Eishirōs Hand tauchte vor seinem Gesicht auf und hielt eine Schale heißen Tee. Renji nahm ihn an. Er schielte in Eishirōs angenehm freundliches Gesicht, als der Hausverwalter eine Robe, seine zerschlissene, mit den Kirschblüten, über Renjis nackten Schoß legte.
 

„So“, sagte er liebenswürdig. „Das ist alles, was sie benötigen, oder, mein Herr? Benötigen sie zudem noch Aio, dass sie ihnen den Weg durch den Garten zum privaten Eingang der heißen Quellen zeigt oder kennen sie diesen bereits?“
 

„Ich kann vorne hineingehen“, sagte Renji und nahm einen Schluck von dem Tee.
 

„Oh nein, das geht nicht, Vizekommandant“, erklärte Eishirō und nahm gleichgültig den Dildo und die Box, um es auf ein Tablett mit anderen Utensilien zu stellen, damit er es zum Reinigen wegbringen konnte. Renji grunzte vor Verlegenheit und zog ein wenig den Kopf ein, um die aufsteigende Röte zu verdecken. Der Hausverwalter machte einfach weiter, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, sich um die Sexspielzeuge seines Herrn zu kümmern. „Ich bin mir sicher, dass der Herr bevorzugen würde, wenn sie nicht zahlen.“
 

„Uh… Ok. Was auch immer. Ich bin mir sicher, dass ich den Weg alleine finde“, sagte Renji. Er trank den Tee so schnell er konnte, ohne sich dabei den Mund zu verbrennen, dann stand er auf und zog sich an. Eishirō wartete ungeduldig darauf, die Laken zu wechseln. Renji fragte sich, was der Hausverwalter mit Byakuyas Kimono machen würde. Der Rothaarige hoffte irgendwie, dass das süße kleine Froschpuzzle nicht ruiniert war. Das könnte er sich selbst nie verzeihen. Byakuya war immer noch so erledigt, dass er sich während des ganzen Gespräches nicht ein einziges Mal gerührt hatte. Renji schnürte das Band um seinen Kimono und dachte darüber nach, Byakuya einen Abschiedskuss zu geben. Doch unter dem ernsten Blick des Hausverwalters entschied er sich dagegen. Doch bevor er ging, musste er noch eine Sache klären. „Spukt es im Anwesen?“
 

Natürlich hatte Renji keine Ahnung, ob es überhaupt möglich war, in der Soul Society ein Geist zu werden, doch er dachte, dass wenn man vielleicht in der Seireitei geboren wurde, die Seele unwillig war, den Ort zu verlassen.
 

„Nicht, dass ich davon wüsste. Warum?“
 

Renji rieb sich den Nacken. „Weil ich bereits 2 Mal mit dem Gefühl aufgewacht bin, dass jemand am Bett steht und, du weißt schon, uns beobachtet.“
 

„Oje“, sagte Eishirō und entfaltete eine frische Decke. „Ich habe sie gewarnt, dass die Hausherrin eine ruhelose Schläferin ist.“
 

„Du glaubst wirklich, dass es Rukia war?“
 

Eishirō blickte Renji lange und mitleidig an. „Vizekommandant, wenn sie hoffen, dass es jemand von Personal gewesen sein könnte, liegen sie trauriger Weise falsch. Niemand auf dem Kuchiki-Anwesen würde sich so etwas wagen.“
 

„Und es gibt keine Möglichkeit, dass es ein Geist war?“
 

Mit einem missbilligenden Schnauben drehte sich Eishirō weg und begann damit, die frischen Laken auszulegen. „Nur, wenn sie es irgendwie geschafft haben, die Toten zu irritieren.“
 


 

Die Angestellte des Badehauses steckte den Kopf durch die Tür des Umkleideraumes, als sie hörte, dass jemand durch den privaten Hintereingang gekommen war. Sie sah überrascht aus, Renji zu sehen, doch sie sagte nichts und hob nur eine Augenbraue.
 

Zumindest würde sie nun für eine Weile niemanden herein lassen, da sie wusste, dass er und seine verbotenen Tattoos da waren.
 

Da es keinen Sinn darin gab, sich zu beeilen, um zum Anwesen zurückzukehren, nahm sich Renji seine Zeit beim Waschen. Er schrubbte sich ordentlich von oben bis unten und schnitt sich seine Koteletten. Dann verbrachte er einige Minuten mit dem Versuch, seine Haare zu entwirren. Wäre er gerissener gewesen, hätte er Eishirō gebeten, ihm das mitzugeben, was auch immer für ein Produkt Byakuya verwendete, damit seine Haare knotenfrei blieben und so toll rochen. So wie es jetzt war, musste er eben die Seife verwenden, die das Badehaus bereitstellte.
 

Nachdem er sich abgewaschen hatte, ließ er sich ins warme Wasser gleiten und fragte sich, wie es wäre, wenn er jetzt in Byakuyas Schlafzimmer Mäuschen spielen könnte. Gab es da Spannungen? Renji konnte sich nicht vorstellen, dass Rukia kühn genug war, ihren Bruder auf sein Sexleben anzusprechen. Byakuya hingegen würde selbst niemals von sich aus anfangen. Vielleicht sprachen sie gerade über das Wetter, was so schnell zu nass und ungemütlich gewechselt hatte. Doch schaute Rukia nun ihren Bruder an und versuchte zu entscheiden, wer von ihnen den Dildo benutzt hatte? Was würde sie denken, wenn sie die Wahrheit wüsste, dass Renji sich selbst gevögelt hatte, während Byakuya zugesehen hatte?
 

Ein tiefes Donnergrollen ließ das Holz erzittern. Renji schüttelte den Kopf, von sich selbst beschämt.
 

Vielleicht lag Eishirō falsch. Vielleicht gab es eine neugierige Person unter dem Personal. Denn, trotz der Aussage des Hausverwalters, war bereits jemand einfach hineingekommen. Und außerdem, warum würde Rukia sie mitten in der Nacht beobachten? Was könnte sie davon haben, so etwas zu tun? Sie wusste, dass sie zusammen waren. Wo war der Sinn dahinter, sich selbst mit dem Bild zu quälen, wie ihr Bruder mit ihrem besten Freund im Bett lag? Ineinander verschlungen, verschwitzt und erschöpft vom Sex?
 

Renji zumindest hatte kein Interesse darain, Rukia mit irgendwem anderes zu sehen. Er hatte sie einige Male nackt gesehen, als sie noch jünger gewesen waren. Er konnte nicht leugnen, dass sie ein netter Anblick war, den man sich gerne in Erinnerung behielt, aber er hatte kein Interesse daran, sie anzugaffen, während sie erschöpft an irgendeinem Typen lag, der gerade seine Triebe an ihr ausgelebt hatte. Nein, das würde ihn wahnsinnig machen. Seine Vorstellungen waren schlimm genug. Sie mit irgendwelchen Sexspielzeugen zu sehen, würde ihn wahrscheinlich an den Rand des Wahnsinns treiben. Oder sogar darüber hinaus. Es war schon schwierig genug gewesen, nicht die Kerle zu verprügeln, die sie in Inuzuri getroffen hatte. Besonders bei dieser ersten Vogelscheuche, an den sie vermutlich auch noch ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Renji war niemals dankbarer gewesen, als der Idiot sie schlussendlich fallen gelassen hatte und er eine Ausrede gehabt hatte, ihm dafür in die Eier zu treten.
 

Vielleicht hatte Rukia keine derartigen martialischen Gefühle, doch Renji konnte sich einfach kein Szenario vorstellen, in dem es ein gute Idee war, sich in das Zimmer zu schleichen, um den eigenen Bruder und dessen Liebhaber anzustarren. Besonders nicht, wenn der besagte Liebhaber ein Sandkastenfreund ist.
 

Das Leuchten eines Blitzes flackerte durch die Fensterreihe an der Decke.
 

Ein ungemütlicher Sturm wütete draußen. Es war vielleicht sogar gut, dass Renji nichts vorhatte. Er hatte gehofft, dass er sich in die Höhle schleichen könnte, um noch ein wenig sein Bankai zu üben, doch wenn er nach draußen blickte, sollte er vielleicht darauf warten, dass das Wetter besser wurde.
 

Aus dem Augenwinkel sah Renji, wie etwas Dunkles sich durch die Schatten unter den Bänken entlang schlich.
 

„Hey“, rief er und drehte seinen Kopf dorthin. „Genug herumgespukt, komm raus und seh mir ins Gesicht!“
 

Eine schwarze Katze kam in seine Sicht geschlendert und setzte sich nahe dem Beckenrand auf ihre Hinterbeine. Sie blinzelte mit den großen, gelben Augen, während sie ihn durch den Wasserdampf beäugte. „Klingt, als hätte da jemand Ärger mit Geistern“, sagte die tiefe Stimme von Yoruichi. Dann leckte sie sich gedankenverloren die Pfote. „Und dann auch noch hier in der Soul Society. Das ist… ungewöhnlich.“
 

Renji atmete aus, als er realisierte, dass er diesen angehalten hatte. „Oh, du bist es.“
 

„Hast du einen hungrigen Geist erwartet?“
 

„Nein, eine rachsüchtige Mutter“, gab Renji zu, doch bevor sie nach Details fragen konnte, fuhr er fort. „Was machst du überhaupt auf dieser Seite? Damen gehen durch die pinke Tür“, er deutete mit einem Finger auf die Trennwand. „Deine Seite ist da drüben.“
 

„Hmm“, machte sie in ihrer männlichen Stimme. „Ich denke, das wäre eine angemessene Wahl in dem Moment. Ich sollte wirklich mal mit Byakuya-chan darüber reden, ob er für mich eine nette, violette, kleine Katzentür hinzufügen könnte. Vielleicht am Hintereingang, durch den du gekommen bist.“
 

Er vermutete, dass der Kommentar über den Privateingang eine Art Stichelei sein sollte, doch Renji zuckte nur mit den Schultern. „Na ja, das Wasser ist warm und niemand sonst ist hier. Du kannst hinzukommen, wenn du möchtest.“
 

„Wie nett“, schnurrte Yoruichi. In nächsten Augenblick hatte sie sich auch schon in ihre menschliche Form verwandelt. Renji wusste, dass er nicht gucken sollte, doch sie war immer so… beeindruckend. Er mochte ihre dunkelvioletten Haare mit den Strähnen, die wie Katzenohren herausragten, dann noch diese verblüffenden, bernsteinfarbenen Augen und diese… Gestalt. Geschmeidig und muskulös, doch trotzdem üppig. Alles betont durch diese dunkle, reiche Farbe ihrer Haut.
 

Verdammt nahe an der Perfektion. Diese noblen Häuser wussten wirklich, wie man aussehen musste.
 

Sie schritt in das Wasser, lächelte über seinen anerkennenden Blick. „Ich bin sogar froh, dass ich dich gefunden habe. Ich wollte dich wissen lassen, dass ich eine Information in die Welt der Lebenden geschickt habe. Kisuke wird bis Ende August alles da haben, was du brauchst. Der Gedanke, Byakuya vor seiner Tür zu haben, ist ihm allerdings etwas unangenehm, daher wird er dir einen anderen Ort einrichten. Wenn alles fertig ist, gebe ich dir einen Schüssel zu einem Lager am anderen Ende von Karakura.“
 

Renji nickte. „Das klingt gut. Ich schätze wirklich, was du da machst. Ich schulde euch beiden wirklich etwas.“
 

Yoruichi grinste ihn schelmisch an, als sie die Arme über den Beckenrand ausbreitete. „Glaube mir, Kisuke schreibt dir eine Rechnung. Er wird dich alles bezahlen lassen. Bei mir allerdings kannst du es als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk ansehen.“
 

Er runzelte ein wenig die Stirn über den Gedanken, dem ehemaligen Kommandanten Urahara so viel zu schulden, doch wenn er wollte, dass sein Geburtstag reibungslos verläuft, dann musste er den Preis dafür eben zahlen. „Würdest du mir eine Liste von Orten da lassen, wie dieser eine, von dem du mir erzählt hast?“
 

Sie nickte. „Aber bist du dir damit sicher, Abarai? Ich kann mir unseren kleinen, steifen Byakuya-Jungen einfach nicht vorstellen, in der Öffentlichkeit loszulassen.“
 

„Mir macht es nichts aus, wenn er irgendwo sitzt und zuschaut. Und außerdem ist es nicht öffentlich. Nicht wirklich, niemand wird uns dort kennen und es ist nicht so, als würden wir sie jemals wieder treffen.“
 

Sie kräuselte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe, dass das für dich klappt. Aber ich denke immer noch, dass du verrückt bist, wenn du glaubst, dass es bei ihm auch so ist. Doch wenn du wirklich glaubst, dass Byakuya da mitspielt, ist es deine Entscheidung.“
 

„Na ja, er hat es versprochen. Du weißt, wie er ist, wenn er jemandem etwas versprochen hat.“
 

Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Hmm, von dem was ich die Tage gehört habe, solltest du hoffen, dass du das auch richtig verstehst. Solltest du nicht unter Hausarrest stehen?“
 

Renji blickte finster. „Spiel keine Spielchen mit mir. Nicht heute. Ich bin ein zu einfaches Ziel“, murmelte er deprimiert, plötzlich besorgt, ob all diese behutsam geschmiedeten Pläne für sein Geburtstagsabenteuer den Bach runtergehen würden. „Ich habe nicht annähernd genug Tee heute Morgen bekommen und ich habe scheiße geschlafen. Ich bin mir sicher, dass er mit den Plänen an meinem Geburtstag klar kommt.“
 

„Natürlich, Liebling“, schnurrte sie. „Wie könnte auch irgendetwas schief gehen?“
 


 

Sie sprachen danach nicht mehr fiel und irgendwann wurde Yoruichi müde, ihn zu belästigen. Außerdem wollte auch noch die Angestellte das Badehaus für die Öffentlichkeit zugänglich machen.
 

Renji stand noch eine Weile unter den Säulen draußen vor dem Privateingang des Badehauses und sah dem Regenguss zu. Der Wind war abgeflacht, doch der Regen schien in Fäden vom Himmel zu fallen. Er fragte sich, wie zum Teufel er es zurück zum Anwesen schaffen sollte, ohne komplett durchnässt und dreckig zu sein, als er eine Gestalt auf ihn zukommen sah, die einen Bangasa trug. Als die Gestalt näher kam, erkannte Renji Eishirō, der ihn grüßte. „Wie ich sehe, ist der Zeitpunkt perfekt. Seine Herrschaft war besorgt, dass sie ihre Schuhe nicht mitgenommen haben.“
 

Renji schaute zu seinen nackten Füßen hinunter. Es war tatsächlich so, dass Renji die Entfernung zum Onsen tatsächlich nur mit seinem Kimono zurückgelegt hatte. Eishirō händigte ihm einen wasserfesten Umhang und Sandalen aus.
 

Er nahm die Kleidung etwas skeptisch, als würde er erwarten, dass es ein Trick war. Er war eine solche ehrerbietige Behandlung nicht gewohnt und es machte ihn unruhig. „Ich hätte auch laufen können. Ich kann Shunpō, weißt du.“
 

„Durchaus“, sagte der Hausverwalter und griff automatisch nach vorne, um den Umhang um die Schultern gerade zu ziehen und sicher zu stellen, dass er ordentlich anlag. Er war ein wenig eng, also versuchte Eishirō hektisch, dass es etwas besser aussah. „Und dann hätten sie Matsch auf alle teuren indischen Teppiche im Foyer des Herrn gespritzt. Die Geister seiner Ahnen, ebenso wie meiner, würden sie gnadenlos bis ans Ende ihres Lebens verfolgen. Und das können wir ja nicht zulassen, oder?“
 

„Schnauze, Eishirō“, sagte Renji schmunzelnd. „Schnauze.“

Common Grounds

Der grollende Klang eines Donners weckte Byakuya. Verschlafen glitt seine Hand über das Bett und… fand es leer wieder. „Renji?“
 

„Ich bedauere, dass ich es nur bin, mein Herr.“ Byakuya blinzelte, nun vollständig erwacht, und sah seinen Hausverwalter mit einem Tablett Tee. Mit dem schwarzen Haar, dass zu einem Zopf nach hinten gefasst wurde, war Eishirō ein ansehnlicher Mann, doch nicht im Geringsten der, mit dem Byakuya gehofft hatte, aufzuwachen.
 

Das Licht in seinen Gemächern war vom Regen gedämpft, doch der Raum war mit der behaglichen Wärme eines Feuers gefüllt.
 

Ein perfekter Tag, um im Bett zu bleiben.
 

Byakuya setze sich auf, damit Eishirō das Tablett platzieren konnte. Es war Tee für 2, doch Byakuya konnte keine Spur von Renji in seinen Räumlichkeiten erkennen. Ein Blitz zog sich durch den Himmel und tauchte für einen Augenblick den Raum in ein grelles Weiß. Würde dieser Narr aus irgendeinem Grund draußen in diesem Sturm sein? Doch auch wenn, Renji konnte nicht weit sein, er hatte Zabimaru zurückgelassen.
 

Eishirō zögerte, seine Hände waren immer noch auf dem Tablett und dieses noch nicht vollständig auf dem Bett abgesetzt. Offensichtlich war das eine Reaktion auf den düsteren Gesichtsausdruck von Byakuya. „Es sei denn, mein Herr wünscht zu versuchen, neben dem Feuer Platz zu nehmen? Ich bin mir sicher, dass es Frau Kuchiki nichts ausmachen würde.“
 

„Rukia?“, wiederholte er und sein Ausdruck verdüsterte sich weiter. Das Letzte, was Byakuya heute machen wollte, war etwas so anstrengendes wie im Seiza sitzen und höfliche Floskeln austauschen. Seine Pläne für den Morgen hatten tatsächlich Rukia nicht beinhaltet. Er hatte sich eher darauf gefreut, einen faulen Morgen mit Renji in seinem Bett zu verbringen und dabei nichts zu tun. Das höchste der Gefühle war vielleicht ein wenig Lesen und schlussendlich den Rest der Frösche auf dem Kimono zu finden. Und genug kuscheln, um Renji davon abzuhalten, ruhelos zu werden und irgendwohin zu rennen…
 

… was er offensichtlich bereits getan hatte.
 

Byakuya wurde sauer und gereizt. Verdammt sei dieser ungeduldige Mann. Warum hatte Renji nicht gewartet, bis er wach wurde? Und er war gegangen, ohne sich zu verabschieden.
 

Dann fiel Byakuya auf, dass jemand seinen Nachttisch von seinem… Artefakt befreit hatte. Die Laken waren frisch. Der Raum war gelüftet und es waren Blumen auf der Frisierkommode.
 

Es war nicht so, wie es nach Außen hin schien.
 

Vielleicht war Renji nicht gegangen, sondern viel mehr hinausgekehrt worden, wie alle anderen unpassenden Dinge.
 

Byakuyas Augen verengten sich gefährlich, fixierten Eishirō. „Der Vizekommandant. Wo ist er?“
 

„Im Badehaus, glaube ich, mein Herr“, sagte Eishirō.
 

Er glaubte? Oh, er wusste es, alles klar. „Renji ist bei diesem Wetter zu den heißen Quellen gegangen und hat noch nicht einmal Wechselkleidung oder seine Schuhe mitgenommen?“ Eishirō öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch Byakuya fuhr fort. „Hast du ihm zumindest erlaubt, den privaten Eingang zu verwenden? Oder musste er bezahlen?“
 

Eishirō wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte. Er stand gerade und hielt immer noch das Tablett, doch er beugte den Kopf. „Natürlich habe ich dem Vizekommandant mitgeteilt, dass er den Hintereingang nutzen soll. Ich bin mir sicher, dass er sich beeilen wollte, wenn man seine… besonderen Zustand berücksichtigt.“
 

Die Missbilligung für Renjis Tattoos schwang deutlich in Eishirō vorsichtiger Formulierung mit. ‚Besonderen Zustand‘. Es war Körperkunst, keine grausame Krankheit!
 

„Tatsächlich“, sagte Byakuya eisig. „Ich vermute, er ist im Glauben gegangen, dass ich es so bevorzuge. Und während du große Sorgfalt hast walten lassen, um Rukia und mir das Frühstück zu bringen, vermute ich, dass er ohne etwas Derartiges gegangen ist?“
 

Eishirō machte ein elendiges Geräusch. „Ich… nun ja, er hatte Tee, mein Herr“, sagte er dann.
 

„Unakzeptabel“, sagte Byakuya einfach. Sein Reiatsu ließ die Laken des Bettes flattern.
 

Der Hausverwalter fiel auf die Knie und nachdem er vorsichtig das Tablett abgesetzt hatte, drückte der die Stirn auf den Tatami. „Ich entschuldige mich zutiefst, mein Herr. Ich dachte, vielleicht…“
 

„Nein“, schnitt ihm Byakuya die Worte ab. Donner und Reiatsu rüttelte an den Fenstern. „Du hast nicht im Geringsten nachgedacht. Oder falls, dann über die falsche Person. Während der Vizekommandant hier verweilt, wirst du auch nach seinen Wünschen handeln. Was er wünscht, wünsche auch ich.“
 

Nachdem er scharf die Luft eingesogen hatte, stammelte Eishirō. „M-m-mein Herr?“ Überraschung stand in Eishirō Blick geschrieben, als Byakuya ihn kurz ansah. „Aber… zuvor haben sie von ihm als… einen Gast gesprochen.“
 

Ah. Verdammt noch mal. Unter dem Strich war es doch Byakuyas Fehler gewesen. Warum sollte das Personal glauben, Renji besser zu behandeln, als er es selbst getan hatte? Byakuya dachte, die Vorkehrungen für die Beerdigung hätte es klar gemacht, wie wichtig ihm Renji geworden ist. Doch ohne Zweifel waren die Diener unsicher wie es weiterging, jetzt wo Byakuya im Anwesen herumlungerte. Lebendig und unordentlich und kompliziert und so ganz anders, als man eine angemessene Begleitung für einen Herrn erachtete.
 

Byakuya kniff sich in den Nasenansatz zwischen den Augen, spürte, wie leichter Kopfschmerz in ihm aufstieg. Er ließ seinen Zorn mit einem Seufzen hinaus.
 

Ruhig und geduldig erklang danach seine Stimme. „Die Dinge zwischen Renji und mir haben sich… entwickelt, Eishirō. Ich wünsche mir, dass Vizekommandant Abarai behandelt wird, wie eine Erweiterung meiner selbst.“ Die Augen des Hausverwalters wurden bei diesen Worten groß, doch er nickte verstehend. Byakuya bedeutete ihm, aufzustehen. „Steh auf. Rukia und ich werden Frühstück im Bett zu uns nehmen. Ich überlasse es dir, einen angemessenen Weg zu finden, den Fehler beim Vizekommandanten wiedergutzumachen und dann werden wir nicht weiter darüber sprechen.“ Byakuya seufzte. „Bitte sag mir, dass sonst nichts mehr auf der Tagesordnung steht. Ich würde es wirklich bevorzugen, den Rest des Tages ungestört mit Renji zu verbringen.“
 

Eishirō stand auf und stellte das Tablett auf das Bett. Er schenkte Byakuya eine Schale ein. „Da ist eine Familienangelegenheit, mein Herr.“
 

Byakuya nahm dankbar den Tee, blickte Eishirō dabei jedoch irritiert und genervt dabei an. „Oh?“
 

„Ja, ihre Verletzung hat sich herumgesprochen. Frau Masami Kuchiki hat nach einer Audienz gefragt, ebenso wie einige Dutzend Cousins und Cousinen.“
 

Byakuya grummelte innerlich. Niemand dieser Leute wäre zu Rukias Beerdigung gekommen und nun gedachten sie, über ihn zu kommen wie eine Horde Heuschrecken. „Also schön, du wirst ihre Besuche arrangieren. Aber nicht heute und auch nicht alle auf einmal. Setze ihre Besuche so weit wie möglich auseinander. Und wenn ich sie schon ertragen muss, dann müssen sie ebenso Rukias Anwesenheit ertragen. Stimme es mit ihren Terminen ab, damit sie an meiner Seite ist. Außerdem werden wir beide ein Signal absprechen, sodass ich Erschöpfung vortäuschen kann, sollte es notwendig sein.“
 

Ein leichtes Lächeln kehrte auf Eishirōs Gesicht zurück. „Verstanden, mein Herr.“
 

„Gut. Dann lass nun Rukia hinein“, sagte der Schwarzhaarige. Als sich Eishirō verbeugte, um Byakuyas Wunsch nachzukommen, fügte er hinzu: „Aber Eishirō, denke nicht noch einmal daran, Renji aus meinem Bett zu werfen. Das ist meine Aufgabe.“
 

Der Hausverwalter lächelte, auch wenn ein satter Rotschimmer in seinem Gesicht zu erkennen war, als er sich noch einmal tief verbeugte. „Ich verstehe, mein Herr.“
 


 

Rukia war aus irgendeinem Grund nicht sehr gesprächig und Byakuya fand sich so selbst in der unkomfortablen – und offen gesagt auch unnatürlichen – Situation wieder, das Gespräch zu führen. „Geht es dir gut?“, fragte er schlussendlich.
 

Sie brauchte einen Moment, um den geräucherten Lachs hinunterzuschlucken, in den sie gerade gebissen hatte, nickte aber dann. „Ja und du?“
 

Byakuya runzelte die Stirn. Er zerbrach ein Wachtelei über seinem Reis und mischte es dann. Das war der Grund, warum er Renjis Gesellschaft am Morgen bevorzugte. Es war kein Gerede notwendig. Renji würde die Stille brechen oder eben nicht, je nach seiner Laune. Trotz allen hatte er nie den Druck, irgendwelches höfliches Geschwätz aufrecht zu halten. Zudem war Renji beim Essen zuzuschauen immer… unterhaltsam. Byakuya versuchte sich daran zu erinnern, ob Rukia auch einmal so gegessen hatte. Mit diesem extremen Elan und dem Eindruck, dass wenn nicht alles schnell aufgegessen war, es vielleicht wegrennen würde. Er erinnerte sich daran, ihr einige Verhaltensregeln für öffentliche Abendessen erklärt zu haben, aber… Nein, niemand aß nur annähernd wie Renji.
 

Er unterdrückte ein zärtliches Lächeln beim Gedanken an Renji. Byakuya versuchte stattdessen sich daran zu erinnern, wo ihr Gespräch geendet hatte. Mit Sicherheit hatte sie nach seiner Gesundheit gefragt oder vielleicht eher nach seiner Nacht? „Ich habe sehr gut geschlafen“, sagte Byakuya und nippte an der Suppe. „Ich habe sprichwörtlich wie ein Stein geschlafen. Ich scheine auf dem Weg der Besserung zu sein, wenn auch nervenaufreibend langsam.“
 

Rukia nickte und schob ihr Essen auf dem Teller hin und her. Byakuya schenkte sich die 3. Tasse Tee ein, bevor er ihr nachschenkte. Die Stille war furchtbar. Normalerweise war Rukia eifrig, ihm jedes Detail ihres Lebens zu erzählen oder dabei die Chance zu nutzen, ihn über seines zu fragen.
 

„Was ist los mit dir?“, fragte er.
 

Sie blinzelte ihre Träumerei hinfort. „Was meinst du?“, fragte sie.
 

„Irgendetwas belastet dich. Was ist es?“
 

„Ich habe in letzter Zeit viel über Kaien nachgedacht“, sagte Rukia.
 

Ah, ja. Dieses Desaster. Byakuya hatte noch immer Ukitake nicht ganz verziehen, dass er seinen abtrünnigen Vizekommandanten nicht selbst zur Strecke gebracht hatte. In seinen Augen war dessen Krankheit keine Entschuldigung. Er sollte für seine Pflicht sterben wollen, dabei, seine Untergebenen zu beschützen. Ukitake war immer noch der Kommandant und Rukia gerade erst dazu gekommen. Es hätte niemals ihre Aufgabe sein dürfen, einen Vorgesetzten zu töten. Besonders denjenigen, den sie so anhimmelte. Ukitake konnte verdammt glücklich darüber sein, dass Rukia stark und fähig genug war, um jemanden zu töten, der auf dem Niveau eines Vizekommandanten war. Sonst hätte die ganze Situation wesentlich schlimmer ausgehen können.
 

Als er Rukias düstern Blick sah, schmerzte Byakuyas Herz. Er hätte sie vor diesem Albtraum bewahren müssen. Ihr die Bürde abnehmen müssen, das Monster zu töten, zu dem ihr guter Freund und Mentor geworden war. Byakuya hatte lange vermutet, dass Kaien ihr erstes Blutvergießen, ihr erster Todesstoß war. Dieser Gedanke machte ihn nur wütender auf dieses Geschehnis.
 

„Da gibt es nichts, wofür du dich schämen musst“, sagte er leise. „Du hast deine Pflicht getan, die Soul Society um jeden Preis zu schützen. Und das hast du bewundernswert gemeistert.“
 

„Ja“, sagte sie und aß etwas Reis. „Aber ich habe den Bruder von jemanden getötet.“
 

„Das haben wir alle. Tatsächlich ist es sogar das, was wir trainieren.“
 

Sie schaute zu ihm und schüttelte den Kopf. „Ich töte lieber Hollows.“
 

„Auch diese gehörten einmal zu jemandem, Rukia.“
 

Byakuya wartete darauf, dass sie noch etwas sagte, doch trotz ihres Gesprächs schien ihr Blick eher auf Zabimaru zu kleben. Sie konnte ihre Augen nicht von dem Fleck lenken, an dem Renjis unverwechselbares Zanpakutō gegen die Wand gelehnt stand.
 

„Renji ist in den heißen Quellen und wäscht sich scheinbar Schmutz eines ganzen Lebens ab“, erklärte Byakuya mit einem Seufzen. „Man könnte meinen, er müsste schon längst zurück sein.“
 

„Oh“, sagte sie und wandte schuldbewusst ihr Blick von der Waffe ab. „In Ordnung.“
 

Vielleicht sollte er ihr erklären, warum Zabimaru hier, in seinen privaten Gemächern war? Es fiel Byakuya auf, dass er tatsächlich angedeutet hatte, dass er einen Liebhaber hatte, doch er ihr nie wirklich erklärt hatte, wer es war.
 

Hatte Renji irgendetwas zu Rukia gesagt? Byakuya nahm einen tiefen Schluck von seinem Tee. Auch wenn Renji offener mit ihrer Beziehung umging, konnte Byakuya nicht erwarten, dass er diese besondere Verantwortung ihrer Beziehung übernahm. Rukia war Byakuyas Schwester. Er war derjenige, von dem sie es erfahren sollte. Er räusperte sich. „Du weißt bestimmt bereits über Renji und mich Bescheid?“
 

„Nii-sama!“, brachte sie nervös hervor. Sie errötete sehr und ließ beinahe ihre Stäbchen fallen.
 

„Ich würde verstehen, wenn du dagegen bist“, sagte Byakuya und stellte seine Teeschale ab, um ihr in die Augen zu schauen. „Er ist mein Untergebener. Ich plane nicht, ihn zu versetzen, was mich der Unzucht mit Untergebenen schuldig macht. Ich fürchte, ich kann nicht schwören, dass meine Intentionen absolut ehrenhaft sind - wie könnte jemand die Hoffnung haben, solch einen Mann zum Niederlassen zu bewegen? Du kennst ihn besser, als ich es tue, doch ich vermute, dass Renji Abarai zu lieben auch bedeutet, ihn loszulassen und ihm Freiraum zu geben.“
 

Rukias große, violette Augen blinzelten mehrfach. „Liebe?“
 

„Habe ich dieses Wort verwendet?“, fragte Byakuya erschrocken.
 

Sie lächelte in etwas schelmisch an. „Da bin ich mir sehr sicher.“
 

„Oh. Nun ja. Ich verstehe“, Byakuya richtete einige der Körbe auf dem Tablett neu aus, während er versuchte, dass Gewirr seiner Gedanken zu ordnen. „Ich meinte natürlich im übertragenden Sinne.“
 

„Natürlich hast du das“, stimmte sie ihm mit einem wissenden Grinsen zu.
 


 

Mit Mühe konnte Byakuya das Gespräch auf etwas anderes lenken, als – unbeabsichtigt oder nicht – weiterhin über seine Gefühle für Renji zu reden. Rukia ließ es zu, auch wenn er bemerkte, dass sie ihn gelegentlich mit eigenartig glänzenden Augen anschaute. Doch zumindest schien sich Rukia endlich nach ihrer zweiten Schale Tee zu entspannen und redete nun ununterbrochen von ihren Sorgen über ihre Freunde, die Vizekommandanten Kira und Hinamori.
 

Aio war gerade erschienen, um die Überreste des Frühstücks mitzunehmen, als man Geräusche vor den Gemächern hören konnte.
 

„Ja, aber meine Klamotten sind da drin und mir ist kalt!“, dröhnte Renjis Stimme deutlich.
 

Die ruhigere, beharrlichere Stimme konnte nur von Eishirō sein.
 

Byakuya lehnte sich gegen das Kopfende es Bettes. Das würde eine interessante Vorstellung geben. Eishirō war in einer Zwickmühle. Wie sollte er Renji als Hausherren behandeln, wenn dieser nicht im Geringsten handelt wie es Byakuya in eine Million Jahre tun würde?
 

Rukia und Aio starrten ungeniert auf die geschlossene Tür, als würden sie auch darauf warten, was nun passierte.
 

Endlich öffnete sich die Tür weit genug, dass Eishirō hindurchschlüpfen konnte. Sofort schloss er sie jedoch wieder und stand für einen Moment mit dem Rücken zum Raum. Er hing an der Tür, sein Kopf leicht gebeugt, als würde er sich konzentrieren oder versuchen, mit seinem Willen die wilde Bestie auf der anderen Seite zu zähmen und Benehmen beizubringen. Byakuya unterdrückte ein Lächeln, als er dachte, viel Glück damit.
 

Offensichtlich zufrieden, drehte sich Eishirō schlussendlich herum. „Mein Herr“, er verbeugte sich leicht. „Meine Dame, bitte entschuldigen sie mein Eindringen.“
 

Dann ging er entschlossen, mit erhobenem Kopf auf die andere Seite von Byakuyas Bett. Er beugte sich nach vorne und sammelte den Haufen von Renjis Kleidung auf, den er offensichtlich irgendwann unters Bett geschoben hatte und klemmte ihn sich unter dem Arm. Alle Augen in diesem Raum folgten den Bewegungen des Hausverwalters. Rukia hatte ihr Gesicht hinter einem Ärmel versteckt und versuchte ihr Gelächter zurückzuhalten. Ein leises Kichern entschlüpfte, als Eishirō beim Versuch, würdevoll aus dem Raum zu gehen, Renjis Sandalen hinunter fielen. Nicht nur einmal, sondern gleich 5 Mal.
 

Byakuya entschied, dass die ganze Szene zu lustig war, um nicht noch etwas zum Unbehagen seines Hausverwalters hinzuzufügen. Er streckte die Hand aus und deutete dorthin, wo Zabimaru neben dem Bett stand. „Eishirō“, rief er, dabei hatte er absichtlich gewartet, bis der Hausverwalter die Tür erreicht hatte. „Hast du nicht etwas vergessen?“
 

Der absolut entsetzte Gesichtausdruck des Hausverwalters beim Gedanken daran, den ganzen Weg erneut zurückzulegen, um noch etwas zu holen, machten in Byakuyas Augen alle Unannehmlichkeiten des Morgens wieder wett. Genauso wie all das Gelächter, welches damit verbunden war, dass Renji den Kopf durch die Tür steckte, um zu sehen, was da gerade vor sich ging.
 

Renji versuchte Rukia zum Bleiben und mit ihnen ‚abzuhängen‘ zu bewegen. Doch sie tauschte noch ein letztes Lächeln mit Byakuya aus und verabschiedete sich dann. Scheinbar wollte sie nach ihren Freunden schauen und versprach, zurückzukommen, wenn sie irgendwelche Neuigkeiten hatte.
 

Trotz Eishirōs energischen Bemühungen dem Vizekommandanten gegenüber, hatte sich Renji nicht umgekleidet. Er trug immer noch den zerschlissenen Kirschblüten-Kimono. Seine roten Haare fielen offen über seine Schultern, schwer von der Feuchtigkeit. Nur ein paar der dunklen Tattoos auf Renjis Stirn waren nicht vom dichten Vorhang der Haare verdeckt. Renji war im Augenblick damit beschäftigt, ein kleines Nest aus Decken und Kissen in der Nähe der Feuerstelle im Wohnzimmer zu errichten, während der Sturm immer noch an den Fenstern rüttelte.
 

„Abhängen?“, wiederholte Byakuya knapp, als Renji zurückkam und ihm eine Hand anbot, um ihm aus dem Bett zu helfen. „Ich bin überzeugt, dass Kuchikis eine solche Tätigkeit nicht ausführen. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Bedeutung dieses Wortes kenne.“
 

„Quatsch“, sagte Renji einfach und schlang den Arm um Byakuyas Rücken, um ihm bei dem langsamen Gang über den Tatami zu unterstützen. „Ihr noblen Typen wisst alles darüber. Zum Beispiel ohne Grund auf einer Teezeremonie abzuhängen… Oder diese kleinen, ausgefallenen Kuchen.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya, da er den leicht spöttischen Unterton in Renjis Stimme bemerkt hatte.
 

Doch Renjis Lächeln war ungezwungen, als er einen Kuss auf Byakuyas Scheitel platzierte. „Ja, also weißt du Bescheid, Kommandant. Aber fühle dich frei, dich für Expertenrat an mich zu wenden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Abarais dafür geboren sind. Das und das Trinken.“
 

Byakuya versuchte das Lächeln zu erwidern, doch es nervte ihn, wie erledigt er bereits war, als sie das Areal erreichten, welches Renji für sie am Feuer hergerichtet hatte. Renji wusste ohne ein Wort von Byakuya, was dieser brauchte und half ihm, sich langsam auf den Boden niederzulassen. Sobald Byakuya saß, rannte Renji förmlich zurück, um noch eine weitere Decke zu holen. Nachdem er zurückgekehrt war, legte er sie über Byakuyas Schultern. Dann hielt er inne. Er kniete auf dem Boden, seine Hände hielten die Enden des Stoffes auf Höhe von Byakuyas Hals. Dann zog er leicht daran, um Byakuya in einen tiefen Kuss zu ziehen.
 

Renji war… ein enthusiastischer Küsser. Was ihm an Fähigkeit und Finesse fehlte, glich er mit Leidenschaft wieder aus. Dennoch brachte es Byakuya immer ein wenig aus der Fassung, wie sehr er den Kopf in den Nacken legen musste, um Renjis Lippen auf seinen spüren zu können. Doch zum Glück hatte Renji eine Art an sich, dass er Byakuyas Sinne so vollkommen überwältigte, dass er schnell an nichts anderes mehr denken konnte, als an seine Zunge und seinen Geschmack und diesem faszinierenden, aber auch angsteinflößenden brummenden Geräusch, das scheinbar unbewusst aus Renjis Kehle kam. Genauso vibrierte Renjis Reiatsu gegen seine Haut. Immer drängend, immer eifrig.
 

Byakuya war vollkommen in dem Moment verloren… bis eine dicke Strähne des kalten, nassen Haares gegen seine geschlossenen Augen und seine Stirn strich. Das kühle Kitzeln ließ Byakuya zurückfahren und den Kuss unterbrechen.
 

Er wischte über sein Gesicht und fand ein langes, leuchtendrotes Haar, welches noch an seiner Wange klebte. Er zog es von seiner Haut ab und blickte darauf. „Ugh.“
 

Renji grinste in breit an, als er die Decke losließ und sich im Schneidersitz niederließ. „Du glaubst, das ist ekelhaft? Du solltest sehen, an welchen Stellen ich schon deine Haare gefunden habe. Einmal habe ich sogar ein ganzes Knäuel gefunden war, dass um mein…“
 

„Renji!“, sagte Byakuya. „Bitte. Ein wenig Decorum.“
 

Renji lachte. „Ich habe keine Ahnung, was das ist. Decorum.“
 

Byakuya seufzte. „Glaub mir, das ist absolut offensichtlich.“
 

Nachdem er ein Kissen aufgeschüttelt hatte, legte Renji es gegen Byakuyas Knie. Dann streckte er seinen langen Körper aus und legte seinen Kopf halb auf das Kissen und halb auf Byakuyas Oberschenkel. Seine immer noch nassen Haare durchtränkten Byakuyas Kimono ein wenig, Renjis Zehen wippten in der Nähe des Feuers. Der Regen trommelte weiterhin unregelmäßig gegen die Oberlichtfenster, die geöffnet waren, um den Rauch hinauszulassen.
 

Byakuyas Hand ruhte auf Renjis Brust, während er abwesend versuchte, das Chaos von rubinroten Strähnen zu entwirren. „Du bist ein einziges Durcheinander“, bemerkte Byakuya.
 

Renji grunzte bestätigend.
 

Byakuya schüttelte in stiller Betroffenheit über sie beide den Kopf. Das Schicksal musste schon einen verrückten Sinn für Humor haben, dass sich Byakuya immer wieder mit Menschen umgab, die so drastisch unpassend für ihn waren. Hisana hatte zumindest ein großes Repertoire an Nettigkeiten und gesellschaftlichen Umgangsformen beigebracht werden können. Tatsächlich hatte sie Byakuya überall mit hinnehmen können.
 

Dieser eine… Byakuya seufzte, während er einen weiteren Knoten in Renjis Haaren auflöste. Doch Renji hatte den Schutz seines Ranges. Byakuyas Familie hatte Hisana immer absichtlich verletzt, indem man sie immer an ihre niedere Herkunft erinnert hatte. Sie hatten ihr immer wieder gesagt, dass sie nur diese Stellung hatte, weil sie einen Adligen geheiratet hatte. Renji kam vielleicht von der gleichen sozialen Klasse, doch niemand konnte ihm vorwerfen, er hätte sich seine aktuelle Position nicht selbst verdient. Renji hatte mit Zähnen und Klauen gekämpft, um Vizekommandant zu werden. Diese Macht würde immer ihm gehören. Niemand konnte ihm das wegnehmen. Er würde immer seinen eigenen Mann stehen, mit oder ohne Byakuya.
 

Das war ein tröstlicher Gedanke.
 

Nicht, dass seine Familie jemals einen Weg finden würde, diese besondere Verbindung zu billigen. Es war sogar schlimmer als das, was er damals mit Hisana getan hatte. Es war wirklich ‚illegal‘, zumindest nach Regeln des Militärs. Den Druck, den Renji und er eventuell gegenüberstehen müssten, würden alle Schwierigkeiten überragen, was er mit Hisana durchgemacht hatte.
 

„Weißt du, wo ich vor ungefähr 60 Jahren war?“, fragte Renji aus dem Nichts, er beobachtete, wie der Regen gegen die Oberlichter prasselte.
 

„Wo?“
 

„Nackt auf der Straße“, lächelte er.
 

„Oh?“
 

Er nickte. „Strömender Regen wie jetzt? Das war Badewetter in Inuzuri. Man suchte sich einen relativ trockenen Platz, um die Klamotten zu verstecken und dann hoffte man, dass eine nette alte Dame irgendwo ein bisschen Seife zum Teilen hatte. Manchmal waren Dutzende von uns auf der Straße. Körperliche Intimität der armen Leute, weißt du? Denn später endete man immer in einem Haufen, die splitterfasernackt zusammenrückten, während man darauf wartete, zu trocknen. Wir haben dabei Lieder gesungen und uns die Zeit vertrieben, bis das Unwetter vorbei war“, er gluckste bei der Erinnerung vor sich hin. „Gute Zeiten.“
 

Es war schockierend eine Geschichte wie diese aus Renjis Vergangenheit zu hören – eine Glückliche noch dazu. Byakuya wollte diesen Moment nicht damit ruinieren, dass er sein Grauen über den Gedanken äußerte, dass es scheinbar noch nicht einmal eine Geschlechtertrennung dabei gegeben hatte und sich also Männer und Frauen gemeinsam gewaschen hatten. „Das hört sich…“, nun ja er konnte nicht wirklich ‚nett‘ über etwas aus Inuzuri sagen, oder? „…interessant an“, sagte er stattdessen.
 

Renji blickte in Byakuyas Gesicht, als er dort die Wahrheit las, ließ er ein kurzes, dunkles Lachen hinaus. „Ja. Es war sehr ‚interessant‘. Ich vermute, du hast damals Kalligraphie geübt oder so, huh?“
 

„Vor 60 Jahren an einem regnerischen Tag? Nein, da war ich mit Bett und habe Liebe gemacht.“
 

„Hey, dann waren wir beide nackt“, Renji grinste und gestikulierte anerkennend. „Fantastisch.“
 

„Zumindest eine Gemeinsamkeit“, neckte Byakuya und strich leicht mit der Hand über Renjis Brust. „Um ehrlich zu sein, habe ich das auch für heute geplant gehabt. Doch letzte Nacht hat mir gezeigt, dass ich vermutlich noch nicht die Ausdauer dafür habe.“
 

Renji saß auf, strich mit den Fingern über die Seite von Byakuyas Gesicht. „Weißt du, da gibt es immer noch eine Welt der Sanftheit, die wir noch nicht erkundet haben. Wir könnten uns ein wenig küssen, ein bisschen schlafen, etwas mehr küssen… und immer wieder wiederholen. Wir müssen uns nicht immer beeilen, um zur Ziellinie zu kommen, weißt du.“
 

„Oh, ich verstehe“, sagte Byakuya als Reaktion auf Renjis leicht mahnenden Ton. „Du glaubst, ich bin der Gierige?“
 

„Bist du das nicht? Du bist auf jeden Fall der Perverse. Und überhaupt, ich kann mehr als nur einmal am Tag.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf über das, was bei jedem anderen Mann wohl prahlerische Übertreibung wäre. „Ich bin mir sicher, dass du das kannst. Dein Durchhaltevermögen ist… unmenschlich.“
 

Renji grinste einfach nur noch breiter. Dann griff er nach der Decke um Byakuyas Schulter und zog ihn auf die ausgelegten Decken hinunter. Seine schwieligen Finger glitten unter die Decke und fuhren über Byakuyas Kimono. „Zabimaru und ich nehmen das als Kompliment.“
 

„Mmmm“, murmelte Byakuya, als Renji an dessen Hals knabberte. „Ich weiß.“
 

Überraschenderweise schien Renji damit zufrieden zu sein, genau das zu tun, was er versprochen hatte. Seine Hände erkundeten die Konturen von Byakuyas Rücken und Schultern, während er Gesicht und Hals küsste, doch mied behutsam alles, was zu viel Leidenschaft schüren könnte. Und dann, nach einigen Momenten, zog sich Renji zurück und legte sich auf den Rücken. Er fand ein Kissen, um seinen Kopf darauf zu legen und zog Byakuya näher an sich, damit er sich an Renjis Seite kuscheln konnte.
 

Der Rothaarige hatte wohl aufmerksam auf Byakuyas spirituellen Druck geachtet, denn er hatte die richtige Menge an Aktivität abgepasst. Dankbar legte Byakuya seinen Kopf gegen Renjis breite Brust und hörte dem sanften Schlagen von Renjis Herzen zu. In kürzester Zeit war er eingeschlafen. Warm und geborgen.

Keepin' it Simple

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Drinks with the Devil

Vizekommandant Iba schaute Renji düster an. Seine Augebrauen waren über der Sonnenbrille, die er immer trug, zusammengezogen und der bleistiftdünne Bart war vom finsteren Blick verzogen.
 

„Scheiße, Abarai. Jetzt schulde ich Ikkaku 500 Yen“, sagte er schlussendlich. Iba lehnte gegen das offene Fenster seines kleinen Büros. Seine Arme waren verschränkt und sein Bein war auf den Fenstersims gestützt, seine kraftvolle Silhouette war vom gedämpften Licht des grauen Tages eingerahmt. Der Regen hatte vor einer Stunde endlich aufgehört, doch der Himmel machte noch einen schweren, dunklen Eindruck, als würde das Licht nie wieder hindurchbrechen können. „Ikkaku sagte, dass du deiner Leine in weniger als einer Woche entschlüpfst. Ich hatte mein Geld auf Kuchiki gesetzt. Ich dachte, er würde sich sogar auf dich setzen, wenn er müsste. Ich hätte es besser wissen müssen, als gegen deinen früheren Vorgesetzten zu wetten. Verdammt.“
 

Renji nickte nur abwesend.
 

Er hatte es wirklich versucht, auf dem Anwesen zu bleiben. Doch Byakuya hatte sich den ganzen Nachmittag nicht mehr geregt und Renji war rastlos geworden. Er hatte Frühstück gehabt, hatte noch ein paar Teekuchen abstauben können, war im Nieselregen durch die meditativen Gärten gewandert und hat sich mehr als einmal in den großen Hallen verlaufen. Danach hatte er Byakuya angestupst in der Hoffnung, dass er ihn zumindest zum Reden bewegen konnte. Doch das Reiatsu des Kommandanten war verärgert nach oben geschossen und er hatte ihm gesagt, er solle ihn alleine lassen. Danach hatte er sofort wieder wie ein Toter geschlafen. Danach hatte Renji Eishirō zum Helfen überredet, Byakuya wenigstens in sein Bett zu stecken. Der Hausverwalter hatte Renji ernst angestarrt, als er den Zustand des Froschkimonos gesehen hatte, doch der Rothaarige hat nur mit einem Achselzucken und einem Grinsen geantwortet. Danach hatte sich Renji sehr bemüht, geduldig an der Seite des Bettes zu warten. Pflichtbewusst und was nicht sonst noch alles. Es hatte nicht geklappt. Er hatte mit dem Fuß auf den Boden geklopft und irgendwann hatte er sich eines der Pornobücher des Kommandanten vorgenommen, doch es hatte sich herausgestellt, dass es hauptsächlich aus eigenartiger Poesie bestand und nicht annähernd genug Bilder enthielt.
 

2 Minuten später hatte er aufgegeben und war über die Wand geklettert.
 

Außerdem verlangte es ihn nach einem guten Oden, so eines, was seit Tagen im Topf eines Straßenhändlers vor sich hin köchelte. Nicht so etwas, wie im Anwesen der Kuchiki serviert wurde. Niemals.
 

„Ja, wie auch immer“, sagte Renji und schob die Hände in die Taschen. „Ich habe versprochen, deinem Boss einen auszugeben. Ich habe mich gefragt, ob ich es auf Mittagessen und Getränke erweitern könnte.“
 

„Oooooh“, spottete Iba. „Als nächstes möchtest du ihn zu einer Show mitnehmen.“
 

„Was auch immer. Glaubst du, er wäre dazu bereit?“
 

„Ich geh und frage.“
 


 

Während Renji mit einem fast 3 Meter großen Fuchsdämon in Haori die Straßen hinunterging, fragte er sich, ob es Teil der Kommandantenprüfung war, für Stunden komplett still zu sein.
 

Wenn das so war, würde er niemals bestehen.
 

„Also, uh, ja. Ich hoffe, sie mögen Eintopf“, sagte Renji dümmlich und schmiedete Pläne für den Rest des Tages. „Ich kenne diese tolle Kneipe, wo man sein Essen selbst mitbringen kann.“ Renji blickte auf Komamuras lange, haarige Schnauze und überlegte weiterhin laut. „Oder sie können dort Kushiyaki bekommen, wenn wir dort sind. Ich jedenfalls würde gerade für Oden sterben. Daher dachte ich, wir halten irgendwo, um etwas in der Art mitzunehmen und gehen dann zu der Bar.“
 

Der Kommandant nickte nur.
 

Es stellte sich heraus, dass der Kommandant dünn geschnittene, rohe Fleischstücke bevorzugte, also bestellte er Basashi bei der Kellnerin, sobald sie an einem Tisch Platz genommen hatten. Aufgrund von Komamuras Größe hatten sie einen Tisch in der Mitte des großen, offenen Raumes bekommen. Der Rothaarige war dankbar zu sehen, dass der Kommandant im Schneidersitz saß. Er war vielleicht ruhig, aber Komamura bestand nicht auf besondere Umgangsformen, denn als der Sake ankam, schüttete er sich selbst ein.
 

Als jeder eine Schalte hatte, hob sie Renji zu einem Trinkspruch. „Auf die guten Dämonen-Typen“, sagte er.
 

Komamuras bernsteinfarbene Augen verengten sich. „Darauf trinke ich, auch wenn ich es nicht verstehe“, sagte er dennoch.
 

Renji stürzte den Sake hinunter und stellte die Schale ab. Danach deutete er auf seine Nase, „Nue.“ Bevor er seine Suppe an seine Lippen hob, gestikulierte er mit der Schale in Richtung des Kommandanten. „Kitsune.“
 

„Nicht vollständig“, sagte Komamura. „Außerdem wäre ‚Zanko‘ korrekter.“
 

„Oh, richtig“, sagte Renji und stellte die Schüssel wieder ab. Ein wohlwollender Fuchsgott. Machte Sinn. „Entschuldigung. Ich vermute, dass ist der Unterschied zwischen ihnen und Ichimaru, eh?“
 

Der Kommandant verschluckte sich beinahe an seinem Sake. „Was?“
 

„Der andere Fuchsgeist mit Rang, Gin Ichimaru“, wiederholte Renji. Er fischte ein Stück Konjakwurzel mit seinen Stäbchen heraus und kaute darauf herum. „Wollen sie etwa sagen, dass sie es nicht an ihm gerochen haben?“
 

Komamura strich seine Schnurrhaare gedankenverloren nach hinten. „Du hast es?“
 

„Er war mein Vizekommandant. Schwer, es nicht zu bemerken“, zuckte Renji mit den Achseln und verfolgte ein Stück schlüpfriges, hartgekochtes Ei und steckte es sich in den Mund. „Das Ende der Geschichte macht es sowieso offensichtlich, oder? Seine Gattung mag es, überstolze Samurai auszutricksen, ihnen eine Lektion über zu viel Wichtigtuerei und Arroganz zu lehren. Klingt für mich irgendwie ziemlich nach der Soul Society.“
 

„Du machst einige interessante Vermutungen, Vizekommandant Abarai“, bemerkte Komamura, nahm eine Scheibe Pferdefleisch und schob seine Zunge hervor, um es sich zu schnappen. Seine kleinen scharfen Zähne glänzten im Kerzenschein, während er kaute.
 

Da Renji nicht glaubte, dass er falsch lag, zuckte er nur mit den Achseln. Er schnappte sich ein Fischküchlein und ein paar Scheiben Rettich. Dann spülte er es mit Sake hinunter.
 

„Ein Nue?“, fragte Komamura leise, nahm noch ein Stück Fleisch zum Kauen. „Ich wusste nicht, dass es mehr als einen gibt.“
 

Renji blickte von seiner Schale auf. Sein Gehirn begann zu arbeiten, während sein Herz schneller schlug. „Mehr als einen? Huh. Wissen sie, bevor mich Rukia dazu überredete, zur Akademie zu gehen, hatte ich immer diesen verrückten Traum“, begann Renji und sein Mund wurde trocken. Er trank noch einen Schluck Sake, um seine Nerven zu beruhigen. „Ich habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht, aber es war ein wiederkehrender Albtraum. Ich wachte immer schweißgebadet auf und spürte einen heißen Stich in meinem Herzen.“
 

Komamura nickte. „Der Pfeil.“
 

„Richtig“, sagte Renji und legte seine Hand auf die Stelle seiner Brust, wo sein Herzschlag durch die Rippen zu spüren war. „Der Pfeil… Ja, der Pfeil, mit dem der Samurai den Nue schoss.“ Renji schüttelte den Kopf, versuchte das seltsame, kribbelnde Gefühl abzuschütteln, welches unter seiner Haut entlangkroch. „Ich hasste diesen Traum. Es war so frustrierend. Warum hatten sie es nicht verstanden? Ich schwebte über dem Palast, versuchte dem Herrscher irgendetwas Wichtiges mitzuteilen, ihn vor einer Tragödie zu warnen, die ihn und seine Familie heimsuchen würde. Doch bevor ich es konnte, kam dieser verdammte Samurai vom Dach und erschoss mich. Dummes Arschloch“, Renji spie die Worte mit einer Boshaftigkeit, die er nie realisiert hatte, zu fühlen.
 

„Sie haben dich ziemlich grob behandelt“, stimmte Komamura zu. „Ist es, weil dein Körper unter der Bürde gefangen ist, in dieser Form wiedergeboren zu sein?“
 

„Ich… ich weiß es nicht“, sagte Renji. Seine Hände zitterten, trotz der Tatsache, dass er sie um die Sakeschale geschlungen hatte. War es wahr? War er wirklich dieser Nue in seinem früheren Leben gewesen? Oder hatte er bereits mehrere Zyklen als Mensch mit der Seele eines Nue verbracht? Der letzte Gedanke machte mehr Sinn. Doch wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich nicht sesshaft in seinem Körper… in dieser Form. Sobald er es konnte, hatte er versucht, seinen Körper zu ändern, versucht ihn als Eigentum des Dämons zu markieren. Er hatte sich sogar sein Gesicht tätowieren lassen, um der Welt zu zeigen: ‚Schaut! Ich bin nicht so wie ihr! Seht in mein Dämonengesicht! Fürchtet es!‘
 

Und nun hatte er einen so lustigen Bezug zu seinen Tattoos im Gesicht. Er hatte es komplett nüchtern machen lassen, mit voller Absicht. Doch die meiste Zeit versteckte er sie… Genau wie Komamura es mit dem eimerförmigen Helm getan hatte.
 

Komamura schob die Sakeschale, um vorsichtig daran zu nippen. Renji beobachtete ihn und dachte, dass es hart sein musste, so zu trinken, wenn es doch einfacher war, die Flüssigkeit aufzulecken. „Wie kommt es, dass sie die Form nicht ändern, wie Ichimaru?“
 

Komamura knurrte leise und warnend, fletschte dabei leicht die Zähne.
 

Renji starrte ihn fest an, ließ etwas von Zabimarus Reiatsu in seinen Augen glühen. „Was soll das heißen? Können sie das nicht? Sind sie verflucht oder so?“
 

„Es geht dich nichts an“, sagte der Kommandant. „Aber, wie es eben geschah, bin ich von gemischter Herkunft. Mein Vater war ein Oni. Sein Blut macht es mir unmöglich, die Form zu wechseln.“
 

Ein Oni! Das erklärte die Größe des Kommandanten. „Cool“, sagte Renji und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sein Essen. „Ich meine nicht, dass sie die Gestalt nicht ändern können, sondern das mit ihrem Vater.“
 

„Cool?“, fragte Komamura perplex.
 

„Sicher“, sagte Renji und schlürfte mehr von der Brühe. „Ich dachte, als sie mich korrigierten wegen dem halb Zanko, dass es vielleicht einfach für sie ist. Sie wissen schon… gut zu sein.“
 

„Ah“, machte Komamura. Er starrte in sein Getränk für eine Weile und dann, mit einem kurzen Blick auf Renji, um zu sehen, ob er schaute, hielt er es sich unter die Nase und begann, zu lecken. „Ist es nicht.“
 

„Für mich auch nicht“, grunzte Renji. Er hob wieder seine Schale. „Deswegen sagte ich ‚auf uns!‘ Die guten Dämonen.“
 


 

Die Sonne war schon vollständig untergegangen, als es Renji zurück zum Anwesen machte. Er und Komamura waren irgendwann dazu übergegangen, über Aizens Verrat zu sprechen. Komamura hatte seine Bedenken geäußert, dass wenn andere wüssten, was Ichimaru wirklich war, sie seinen Stamm auch mieden. Renji versicherte ihm, dass die meisten Leute keine Ahnung davon hätten und es außerdem absolut klar gewesen war, dass Ichimaru so oder so ein Arschloch gewesen war.
 

Renji war sich sicher, dass der einfachste Weg zum Anwesen war, wieder über die Mauer zu klettern und sich seinen Weg durch den Kirschbaumgarten zu bahnen und dann einfach den Balkon, der zu dem Schlafgemach des Kommandanten führte, hochzukraxeln. Er schaffte es dorthin, ohne dass irgendwer ihn behelligte, bis er seinen Kopf unter dem Balkongeländer hindurchsteckte. Er wäre beinahe die knappen 7 Meter hinuntergefallen, als er den sturmgrauen Augen von Byakuya Kuchiki begegnete.
 

Jemand, vermutlich der Hausverwalter, hatte die Lampions an der Wand entzündet. Flackerndes Licht setzten Byakuya in einen goldenen Schein, während er auf einer niedrigen Bank saß. Der Kommandant hatte in einen Kimono gewechselt, der ein dunkles Kastanienbraun hatte und mit silbernen Libellen bestickt war. Es würde wundervoll aussehen, wenn er nicht gerade Renji anschauen würde, als könnte er ihn mit dem Blick töten.
 

„Oh, hey, Kommandant“, sagte Renji und versuchte alltäglich zu klingen, auch wenn er gerade über das Geländer kletterte. „Schau dich an. Du bist… wach! Das ist… ähm… spitze!“
 

„Es wäre besser, wenn du nicht das Gelände des Anwesens verlassen hast.“
 

Renji zog sich den restlichen Weg hoch und stand nun auf dem der anderen Seite des Geländers und versuchte die Balance zu halten. „Uh… nun ja…“
 

Byakuyas Seufzen war pure Frustration und zurückgehaltener Ärger. „Sag mir zumindest, dass du diskret warst und nicht durch die Straßen paradiert bist?“
 

„Ok, um… Ich bin sozusagen mit Kommandant Komamura essen gegangen, aber ich habe sichergestellt, dass wir uns am äußeren Rand der Seireitei aufgehalten haben.“ Als Byakuya seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, hob Renji die Hand, um ihn zu unterbrechen. „Ich habe mich hin und zurückgeschlichen. Ich schwöre! Niemand von der 6. Division hat mich gesehen, falls es das ist, was dich besorgt. Allerdings… ähm… Vermutlich wird Iba jedem erzählen, dass er eine Wette verloren hat. Ich glaube, Ikkaku hat da was angeleiert, was die Frage angeht, wie schnell ich versuche, auszubrechen.“
 

Byakuyas Mund verzog sich zu einer dünnen Linie. „Ich verstehe.“
 

Renji rieb sich den Nacken und verlagerte sein Gewicht von Fuß zu Fuß. „Tut mir leid. Mir war langweilig.“
 

„Ich bin nicht erfreut, Renji.“
 

„Ich weiß“, sagte Renji. Er kletterte über das Gelände und ging zur Bank hinüber, auf der Byakuya saß. Auch wenn Byakuya ihm eisern keinen Platz machte, ließ sich Renji mit einem Schnaufen auf die Kante der Bank nieder. Er stieß Byakuya leicht mit der Schulter auf. „Ich stecke in großen Schwierigkeiten“, grinste er. „Möchtest du mich bestrafen?“
 

Trotz des wenigen Lichts konnte der Rothaarige einen leichten Rotschimmer auf Byakuyas Wangen erkennen. „Renji“, sagte dieser warnend. Gerade als Renji dachte, dass seine anzügliche List ein böses Ende nehmen würde, wich die Steifheit aus Byakuyas Sitzposition und er seufzte. „Ich kann nicht“, gab er zu, klar enttäuscht. „Heute Morgen… hat mich fast umgebracht.“
 

„Nun ja, du könntest mir sagen, was du tun würdest.“
 

Byakuyas Gesicht wandte sich zu ihm und er starrte mit Schrecken. Was für Byakuya leicht geweitete Augen und Mund waren. „Renji Abarai!“
 

Renjis Grinsen war breit, denn trotz des Protestes des anderen wusste Renji verdammt gut, dass Byakuya ein Meister darin war. Er hatte vielleicht unter dem Einfluss von Ichimarus Gift komplett halluziniert, doch Byakuya hatte diese Fähigkeit in sich. „Ok“, sagte der Rothaarige mit einem Achselzucken. „Ich könnte es dir sagen.“
 

„Nein“, sagte Byakuya. „Absolut nicht.“
 

„Bist du sicher?“, fragte Renji, schlang einen Arm um Byakuyas Taille und zog ihn nah genug an sich, um in sein Ohr atmen zu können. „Es könnte mit einem Befehl zum Ausziehen beginnen…“
 

„Hör auf“, sagte Byakuya scharf. „Ich weigere mich an diesen Ausschweifungen teilzunehmen so lange es mir noch nicht gut genug geht, um es vollkommen zu genießen.“
 

Renji zog sich etwas verletzt und enttäuscht zurück, bis der letzte Teil von Byakuyas Satz zu ihm durchgedrungen war. „Vollkommen…? Oh richtig“, sagte er. „Na gut, wir können uns das Kissengeflüster für später aufheben.“
 

„Mmm“, murmelte Byakuya und lehnte seinen Kopf an Renjis Schulter. „Vielleicht morgen.“
 

„Morgen? Ja, Morgen ist gut“, Renji streckte die Beine aus, spürte wie steif seine Muskeln waren. Ein Resultat von den fehlenden Übungen. Über ihren Köpfen bemühte sich der Halbmond, durch einen Schleier von Wolken zu scheinen. Die Luft war immer noch von der feuchten Kühle des Regens erfüllt, doch die Hitze von Byakuyas Körper milderte die Kälte ab. Er ließ seine Hand über Byakuyas Hüfte gleiten, fühlte die weiche Seide. „Aber du musst aufhören, die süßen Kimonos zu tragen. Ich fühle mich schuldig, wenn ich sie ruiniere.“
 

„Ich habe einige, die mir geschenkt wurden, bei denen ich mit Freude zusehen würde, wie du sie zerstörst. Tantchen Massa hat einen fürchterlichen Geschmack. Sie ist davon überzeugt, dass mir Aquamarin und… pinke Schmetterlinge stehen.“
 

Renji konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas gab, was Byakuya nicht wundervoll aussehen ließ, doch er nickte. Doch war er sich, ehrlich gesagt, nicht sicher, zu welcher Farbgruppe Aquamarin gehörte. Er war immer verwirrt, sobald die Dinge Namen bekamen wie Sepiabraun, Rohseidengelb oder Puder. „Du könntest die Hässlichsten heraussuchen“, begann Renji. „Und wenn dir vielleicht einmal danach ist, kann ich sie mit meinen Zähnen von deinem Körper reißen.“
 

Renji hätte fast den zischenden Atemzug von Byakuya überhört. „Oh.“
 

Ok, das musste eindeutig auf die Liste, dachte Renji mit einem breiten Grinsen. Doch Renji ließ Byakuya in seinen Gedanken, während sie in die nebelige Dunkelheit hinausschauten. Als Renjis Kopf gegen die Wand schlug, wachte er auf seinem kleinen Nickerchen auf und gähnte. „Bereit, um ins Bett zu gehen.“
 

„Ja, aber ich werde selbst gehen. Keine lächerliche Ritterlichkeit von dir.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji. Doch er bot ihm seinen Arm an, den Byakuya lange finster anschaute, bevor er sich seinem Schicksal fügte und ihn annahm. Renji sagte nichts, als sie sich langsam auf den, noch offensichtlich schmerzvollen, Weg zum Bett machten. Er fing Byakuya sogar auf, als dieser aussah, als würde er jeden Moment über der Matratze kollabieren. Dann half er ihm sanft unter die Laken, bevor er sich schnell seiner Uniform entledigte und selbst unter die Laken kroch.
 

„Verdammt seiest du“, sagte Byakuya und drehte sich um, damit Renji ihn in den Arm nehmen konnte. „Du hättest dir zumindest eine Minute Zeit lassen können, damit ich es genießen kann.“
 

„Schau, Kommandant. Du bist derjenige, der die ganze Nacht ‚nein‘ sagte. Außerdem möchte ich nicht verantwortlich sein, dass dein Herz aufgibt, weil dich meine nackte Schönheit zu heiß gemacht hat“, seine Stimme war neckend, doch konnte er nicht verhindern, dass auch echte Besorgnis darin mitschwang. Er rieb mit der Hand über Byakuyas Rücken, massierte die Muskeln leicht, versuchte damit die Verspannungen zu lösen, die sicherlich auch Schmerzen verursachten. „Wirst du wieder fit werden?“
 

„Natürlich“, schnaubte Byakuya und verspannte sich sofort wieder.
 

Renji seufzte. Ein Weg, alles noch schlimmer zu machen, war, echte Besorgnis zu zeigen. „Ja, in Ordnung. Würdest du mich zumindest deinen Rücken reiben lassen, bis du eingeschlafen bist?“
 

„Ich… Ja. Du könntest mich auch küssen.“ Doch dann, als wäre es notwendig, fügte der Kommandant ermahnend hinzu: „Sanft.“
 

Renji verlagerte das Gewicht ein wenig, damit er sanfte und liebevolle Küsse auf Byakuyas Gesicht und Haare verteilen konnte. Seine Hände bewegten sich unbewusst, doch er achtete behutsam darauf, dass die Bewegungen beruhigend und nicht aufreizend waren. Nach einigen Momenten, in dem er wiederholt sanft über den Rücken des Schwarzhaarigen gerieben hatte, schien er ein wenig loszulassen und zu entspannen. Es war irgendwie lustig, wie sehr es Renji liebte, derjenige zu sein, der diese Augenblicke erleben durfte. Wenn Byakuya sich etwas fallen ließ. „Ich hab dich“, murmelte er. „Ich lass dich nicht los.“
 

Ein Arm schlang sich um Renjis Taille und drückte ihn ein wenig. Er sagte nichts, doch Renji verstand.
 

Danke, wollte der Kommandant damit sagen. Danke.

Snow Witch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

A Day of Gifts

Byakuya wachte das nächste Mal davon auf, dass dich die Matratze bewegte, da Renji aufstand um ins Bad zu gehen. Die Sonne war bereits aufgegangen und ließ seine Augen brennen, als er aus dem Fenster blickte. Spatzen zwitscherten geräuschvoll von den Ästen, konnten aber kaum den Klang von Renjis langem und lautem Plätschern überdecken.
 

Von der Toilette aus rief Renji: „Falls wir irgendwann einmal Schluss machen, werde ich das am Meisten vermissen: Nachttöpfe! Was für ein Luxus! Kein Gerenne nach Draußen, egal bei welchem Wetter oder mit diesem verdammten Kenpachi, der dich von der anderen Seite der Trennwände zutextet, während du dich gerade erleichterst. Einsame Spitze.“
 

Byakuya lächelte leicht und schüttelte den Kopf über diese Unhöflichkeit. Doch dann registrierte sein vor-dem-Tee-Gehirn plötzlich Renjis Wortwahl zu ihrer Beziehung. „Falls?“
 

Renji betrat wieder das Schlafgemach. Natürlich war er vollkommen nackt. Byakuya staunte immer darüber, dass dieser Mann offensichtlich keine Scham darin empfand, wenn es darum ging, nackt herumzulaufen. Vielleicht waren es seine Tattoos, die ihn so kühn machten, da sie die Blicke ablenkten. Doch der Schock von Rot in seinem Schritt zog fast genauso unverschämt seine Augen auf sich. Das dichte Durcheinander von Harren dort war ein oder zwei Schattierungen dunkler, doch hatte immer noch eine verblüffend rote Farbe. Das Sonnenlicht ließ alles wie Feuer erglühen, während es die Konturen des kräftigen, straffen Körpers beschien.
 

„Ok, schön: ‚wenn‘“, sagte Renjis ein bisschen missmutig. Er stand am Türrahmen, entknotete sein Band, welches das Haar zurückhielt und plante offenbar, es ein wenig auszukämmen. „Es ist nur so, dass ich ‚falls‘ lieber mag. Denn, verdammt, ‚wenn wir Schluss machen‘ scheint mir ein schlechter Start in den Tag, weißt du?“
 

Renji hatte das Band gelöst. Rote Strähnen fielen hinunter, verdeckten teilweise Renjis Gesicht. Steif und dick standen sie in eigenartiger Weise zu allen Seiten ab, doch die Erdanziehungskraft hatte den meisten Teil nach unten gezogen, wo es ihm bis kurz unter die Schultern ging. Byakuya wurde von diesem Anblick niemals müde. Es schien nicht möglich, aber irgendwie sah Renji mit offenen Haaren sowohl sanfter, als auch… wilder aus.
 

„Ich bevorzuge ebenso den Klang von ‚falls‘“, sagte Byakuya, als Renji zurückkam, um sich wieder ins Bett zu legen.
 

Byakuya setzte sich auf und öffnete die kleine Schublade in seinem Nachttisch. Seine Augen blieben kurz auf dem Sexspielzeug hängen, dass so offensichtlich… benutzt war. Doch nachdem er kurz Luft holte, konnte der Schwarzhaarige sich wieder darauf konzentrieren, wonach er suchte. Er wusste, dass Eishirō dort einmal ein Kamm hineingelegt hatte. Als er ihn endlich fand, drehte er sich herum und hielt ihn Renji hin.
 

Renji starrte ihn mit großen Augen an und hatte den eigenartigsten, erschüttertesten Gesichtsausdruck.
 

„Hast du wirklich niemals zuvor einen Kamm gesehen?“, fragte Byakuya, dachte jedoch: Das erklärt einiges.
 

Renji schüttelte den Kopf. „Kämme habe ich gesehen, doch was ist das? Importiertes Mahagoni? Und wer verziert etwas, was man über seinen Kopf zieht mit Perlen? Scheiße, meine Haare werden es vermutlich kaputt machen. In Ordnung, ich habe niemals einen Kamm wie diesen gesehen, aber ich habe auch niemals jemanden wie dich kennengelernt. Du erstaunst mich…“, er lehnte sich nach vorne, ignorierte den Kamm und sein Gesicht teilte sich zu einem albernen Grinsen. „Du magst ‚falls‘ auch, ja?“
 

Oh, hatte er das etwa laut gesagt?
 

Byakuya kräuselte die Lippen. Das war die Art von Torheit, die einem beschlich, wenn man Gesellschaft noch vor einer angemessenen Menge von starkgebrautem Tee hatte. Er seufzte grummelig und schicksalsergeben. „Ich nehme an, dass ich das tue.“
 

Renji lehnte sich für einen Kuss weiter nach vorne. Byakuya akzeptierte es, auch wenn er zugeben musste, nicht wirklich würdevoll. So sehr er das Aussehen von Renjis Haaren mochte, wenn es offen war, genauso pikste und kitzelte es. Renjis, wie immer, hartnäckige Zunge schmeckte nach Morgenatem.
 

Er schaffte es, nicht zusammenzuzucken, doch auch nur gerade so.
 

Jeder andere Mann hätte sich zurückgezogen, sauer und enttäuscht. Renji jedoch presste sich tiefer, seine große Hand fuhr hinauf, um leicht seinen Kopf zu umfassen. Vertrautes, warmes und unterstützendes Reiatsu glitt um Byakuyas Schulter, als wäre es eine Umarmung. Ein Daumen, rau von Schwielen, fuhr leicht seinen Wangenknochen nach. Das Gefühl sendete Schauder durch seinen Körper und entlockte ihm einen entspannenden Seufzer.
 

Ihn so erobert zu haben, reichte ihm, also ließ Renji ihn gehen.
 

Byakuya hielt immer noch den Kamm, tippte damit spielerisch auf Renjis Nase. „Falls du dich umdrehst, könnte ich versuchen deine widerspenstige Mähne zu zähmen.“
 

Mit einem grunzenden Lachen setzte sich Renjis zurück. „Falls du das schaffst, bist du der Erste.“
 

„Hmmmm. Ich genieße immer die Herausforderung, jeden Teil von dir zu disziplinieren“, sagte Byakuya und nutzte damit die Gelegenheit, wieder die Oberhand zu erhalten. Dabei genoss er, wie Renjis Grinsen von einem sehr viel ernsteren, fast schon erschrockenen, Ausdruck abgelöst wurde. „Dreh dich herum“ befahl er.
 

Renjis Mundwinkel zogen wieder nach oben und tat, was der andere von ihm wollte.
 

Byakuya setzte sie im Schneidersitz auf das Bett und blickte auf Renjis Kehrseite. Renji stützte sich auf die Ellbogen ab, sodass sein Kopf über Byakuyas Schoß war. Die Position des Vizekommandanten gab einen Blick auf die volle Länge des nackten Körpers frei, welcher locker über dem Bett ausgebreitet war.
 

„Heh“, machte Renji und legte den Kopf komplett zurück, um Byakuya lasziv anzublicken. „Ich glaube, du wirst meine Haare viel anstrengender als meinen Schwanz finden.“
 

Da er keine Hoffnung hatte, etwas schlüssigeres zu antworten als ‚Gah!‘, welches er allerdings für sich selbst behielt, drückte Byakuya entschlossen Renjis Kopf aufrecht. Als der Rothaarige eine vernünftige Position eingenommen hatte, setzte er den Kamm an, um ihn durch das Gewirr von Renjis Haaren zu ziehen. Renjis Kommentar war keine leere Drohung gewesen. Der Kamm verfing sich sofort und wenn er nicht vorsichtig war, könnte das dünne Holz tatsächlich schnell brechen. Zum Glück schien Renji sich nicht daran zu stören, wenn der Kamm an seinen Haaren zog.
 

Während er sich um Renjis Haare sorgte, runzelte Byakuya die Stirn. Was sollte er mit diesem Mann anstellen, der sich so konstant seinen Weg unter seine sorgfältig errichtete Verteidigung bahnte?
 

Renji mochte es, die Rolle des unwissenden Büffels zu spielen, doch Byakuya wusste, dass sein Vizekommdant erschütternden Scharfsinn besaß, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging. Es war eine Sache, die ihm zu einem guten Vizekommandanten machte.
 

Es machte ihn aber auch zu einem unheimlichen Liebhaber.
 

Ihre bisherigen Spielchen hatte sie dazu geführt, Byakuyas Verletzlichkeit perfekt zu überdecken. Letzte Nacht hatte dem aber ein Ende gesetzt.
 

Aber würde Renji überhaupt nach so etwas fragen? Und wenn ja, wieviel konnte er offenbaren, ohne Renjis Respekt und Bewunderung vollkommen zu verlieren?
 

„Weißt du, ich habe heute einen Termin mit dem 3. Offizier wegen dieser Hausarrest-Sache“, sagte Renji mit einem kleinen Lachen über seine ‚Bestrafung‘, die sich Byakuya für sein Ungehorsam ausgedacht hatte. Es war deutlich an seinem lockeren Ton zu erkennen, dass er absolut ahnungslos darüber war, was gerade in Byakuyas Kopf vorging. „Ich sollte später also Neuigkeiten von der Division haben. Hast du irgendwelche Pläne?“
 

Byakuya ließ die Luft hinaus, die er unbewusst angehalten hatte. „Meine Verwandten haben bereits begonnen, sich um mein Krankenbett zu versammeln. Ich befürchte, ich werde heute Nachmittag die gefürchtete Tante Massa unterhalten müssen.“
 

„Whoa. Tut mir leid, das zu hören“, sagte Renji und wollte seinen Kopf wieder nach hinten lehnen, doch Byakuya legte entschlossen eine Hand auf dessen Kopf, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Renji lachte etwas darüber. „Brauchst du eine Ehrenwache?“, fragte er.
 

Byakuya schüttelte den Kopf. „Deine Anwesenheit würde in dieser Angelegenheit nicht helfen, Renji Abarai. Tante Masami hat mir immer noch nicht vergeben, dass ich dich zum Hanami mitgenommen habe. Rukia wird sich in ihr Schwert werfen, sollte es notwendig sein.“
 

„Wette, dass es ihr Spaß machen wird“, murmelte Renji.
 

„Ja, vermutlich nicht“, stimmte Byakuya zu und arbeitete an einem besonders hartnäckigen Knoten. Wie konnte es sein, das Renjis Haare innerhalb ein paar Tagen in so einem schlimmen Zustand sein konnten? Byakuya hatte immer vermutet, dass sein Vizekommandant sich einfach nichts aus Kämmen machte, doch nun fragte er sich, ob Renji nicht schon einen monumentalen Aufwand betrieb, damit es zumindest so aussah. Er fokussierte einen weiteren sturen Knoten, als hoffte er, ihn damit zur Aufgabe zu bewegen. Als das nicht funktionierte, kam er auf das andere frustrierende Anliegen des Tages. „Bei der Auswahl vermute ich jedoch, dass meine Tante Rukia dir vorziehen würde.“
 

„Oh, da bin ich mir sicher. Ich mache ihr Angst. Ich war so kurz davor, dein Tantchen zu schlagen, als wir uns das erste Mal getroffen haben, erinnerst du dich?“, fragte Renji und hielt einen Finger und Daumen in die Höhe, um einen sehr kurzen Abstand anzuzeigen. Oder vielleicht auch in dem Fall, ein Geduldsfaden.
 

Byakuya lächelte. Wie könnte er vergessen? Renji war erstaunlich gewesen, wie er Tante Masa hinausgeworfen hatte. In einer Art und Weise, mit der nur Renji davonkommen konnte, aber wovon Byakuya seit Jahrzehnten von geträumt hatte. Es war einer der Höhepunkte für ihn vom ganzen Kirschblütenfest gewesen.
 

Renji war danach eine Weile still. Byakuya ärgerte sich weiter mit den dicken Strähnen herum und war kurz davor, es als ‚gut genug‘ zu deklarieren, als Renji wieder das Wort ergriff. „Warum gibst du nicht einfach auf? Ich sollte dir außerdem so langsam aus dem Weg gehen. Du und Rukia müsst euch eine Angriffsstrategie für euer Tantchen überlegen. Ich besorge mir auf dem Weg zur Division irgendetwas zu essen. Bevor ich gehe, werde ich noch mit Eishirō sprechen, um zu sehen, wo ich noch in deinen Terminplan hineinpasse. Vielleicht können wir gemeinsam zu Abend essen. Oder, falls das scheitert, einen kleinen Mitternachtssnack zu uns nehmen.“
 

„Das wäre wundervoll“, stimmte Byakuya zu. Er legte den Kamm zur Seite, als sich Renji aufrichtete, um sich anzuziehen. Während Byakuya Renjis Rückentattoos bewunderte, als dieser sich nach vorne beugte, um seine Uniform vom Boden aufzuheben, machte sich Byakuya eine gedankliche Notiz, mit Eishirō über einen besseren Platz zu reden, wo Renji seine Sachen aufbewahren konnte. „Bitte klingel doch nach den Dienern, wenn du rausgehst.“
 

Renji schnaubte, als er in die Shitagi schlüpfte. „Daran werde ich mich wohl in absehbarer Zeit nicht gewöhnen können“, murmelte er. „Service. Diener. Ich sage ja immer noch, dass du deinem Hausverwalter ein Trinkgeld geben solltest.“
 

„Vielleicht finde ich einen Weg, Eishirō zum Ende des Jahres zu beschenken, zu Oseibo.“
 

„Oseibo? Bist du bescheuert?“, Renji war aufgestanden um seinen Hakama hochzuziehen und deckte seine Oberteile hinein. Doch er hielt inne, um Byakuya überrascht anzuschauen. „Du wirst ihm damit einen Herzinfarkt bescheren, Herr Familienoberhaupt. Geschenke für Oseibo sollten sich an die Befehlskette halten.“
 

Als würde Byakuya solch ein Detail nicht verstehen! „Eigentlich kann das Geschenk an jeden gehen, dem du dich verpflichtet fühlst.“
 

„Ja, aber wir sprechen hier normalerweise von einem Lehrer oder… jemand wie Kommandant Unohana, die dein Leben gerettet hat. Nicht den Typ, der deinen Dildo sauber macht“, Renji war gerade damit fertig, seinen Obi zu knoten. „Lass mich das machen, ja? Ich kann ihm jederzeit was Nettes schenken, ohne dass es eine große Sache wäre.“
 

„Du glaubst, dass du mehr Ahnung von der Etiquette des Schenkens hast, als ich?“
 

„Tatsächlich tue ich das zum Teil“, sagte Renji und fischte in seinen Taschen nach einem Haarband. „Ich vermute, dass du jede Menge Geschenke zu allen möglichen Anlässen erhalten hast. Ich bin sicher, dass du genau weißt, was du dann sagen musst und wie man angemessen bescheiden wirkt. Und vor allem, wie du nicht einfach vor allen das Geschenk aufreißt. Darin, oh Gott, habe ich versagt. Mehr als einmal“, Renji schüttelte kurz über sich selbst den Kopf, als er begann, seine Haare zu binden.
 

Er schaute Byakuya lange und aufmerksam an, bevor er fortfuhr. „Ich wette, niemand hat bisher erwartet, dass du jemanden beschenkst. Außer vielleicht innerhalb der Familie oder an besonderen Feiertagen. Du stehst du sehr darüber. Tatsächlich würde sogar niemand wagen, dich damit zu beleidigen, die Wertschätzung deiner Gastfreundlichkeit zu vergessen. Ich hingegen war schon in einigen sehr unangenehmen Situationen, in denen erwartet wurde, dass ich etwas anbot, auch wenn ich nichts hatte. Ich bin da in einige Fettnäpfchen getappt und habe mit der Zeit eine Menge Wege kennengelernt, wie man sich für etwas erkenntlich zeigt. Ein Vorteil davon, von so weit unten zu kommen ist, dass man ein fundiertes Wissen darüber hat, wer wem was, wann und wie viel schuldet.“
 

Renji zwirbelte den letzten Rest seiner Haare in die übliche Frisur. „Also ja, ich kümmere mich darum.“
 

Byakuya schüttelte ungläubig den Kopf über Renjis scheinbar leidenschaftliche Beziehung zu Geschenken und dem Schenken an sich. Würde dieser Mann jemals aufhören, ihn zu überraschen? Er seufzte. „Also gut. Ich gebe diese Angelegenheit in deine fähigen Hände.“
 

Er ging um das Bett herum zu Byakuyas Seite und beugte sich hinunter, um einen einfachen Kuss auf Byakuyas Scheitel zu drücken. „Gut. Bis später, Kommandant“, sagte Renji.
 

Mit einer lässigen Handbewegung schnappte sich Renji das Sexspielzeug, als er ging. Byakuya entschied sich, dies nicht zu kommentieren.
 


 

Rukia und das Frühstück kamen ein wenig später, nachdem Byakuya die Möglichkeit hatte, sich etwas mit einem halben Bad frisch zu machen. Seine Verletzungen erschwerten das hinein- und hinaussteigen, vorallem, da die Wanne recht tief war. Doch er schaffte es, sich und seine Haare zu waschen, ohne zu schreien oder Eishirō mit einer fehlgeleiteten Welle von Reiatsu umzubringen. Er hatte sogar die Geistesgegenwart, um dem Hausverwalter aufzutragen, all die hässlichen Kimonos aus dem Depot zu holen.
 

Nun saß Rukia ihm gegenüber auf dem Bett, für den Tag bereits in Uniform gekleidet und schaute misstrauisch auf das grelle Aquamarin und knallige Pink. Vielleicht wären die großen, flatternden Schmetterlinge nicht so furchtbar, doch das blaugrüne Garn schimmerte wie die Feder eines Pfaus. Da es nicht in seinem Umkleidezimmer gehangen hatte, war der Stoff steif und roch schwach nach Zeder. Dennoch bedeutete die fachgerechte Lagerung, dass die Farben besonders lebendig und brillant waren. Byakuya fragte sich, wie Rukia es aushalten konnte, während ihre Augen weiterhin über das Material glitten. Sie nippte an ihrem Miso, kämpfte sichtlich mit ihren Worten, falls sie überhaupt etwas sagen wollte.
 

„Abscheulich, oder?“, fragte er trocken.
 

„Oh, nun ja… uh“, begann sie, doch dann erschien ein Lächeln auf ihrem herzförmigen Gesicht und sie nickte energisch. „Sehr.“
 

„Unsere liebe Tante Masami wird dennoch sehr erfreut sein, mich darin zu sehen“, sagte Byakuya. Er schob die klammen Haare aus seinem Gesicht und nahm dann einen tiefen Schluck von seinem Tee. Dann hob er einen Arm und beobachtete, wie die Sonne über die perlmuttartigen Enden glitzerte. „Oder vielleicht wird sie genauso darüber entsetzt sein, wie ich es bin. Sie gab ihn mir als Geburtstagsgeschenk, kurz nachdem ich Hisana geheiratet habe. Ich habe lange überlegt, ob es als äußerst teure Beleidigung gemeint war.“
 

„Aber sowohl Blau als auch Pink sind gute Farben. Schmetterlinge sind das Symbol der Freude und Langlebigkeit“, bemerkte Rukia.
 

Byakuya nickte. „Doch in großer Anzahl kann es auch ein schlechtes Omen sein. Ich habe sie bisher noch nicht gezählt. Vielleicht hat sie 49 darauf sticken lassen oder eine andere Unglückszahl.“
 

„Das würde sie nie tun!“
 

„Oh, über diese Brücke würde ich nicht gehen“, sagte Byakuya und nahm sich etwas von dem Rübentsukemono mit seinen Stäbchen. Immerhin hatte er persönlich einige Geschenke abgefangen, die für Hisana oder Rukia bestimmt waren, die mit einer Anzahl von Vieren und Neunen bestückt waren. Vielleicht hatte Renji Recht. Vielleicht wusste er nichts über angemessenes Schenken. In seiner Familie wurden Geschenke als Waffen verwendet. Durchbohrende Äußerungen von beiläufiger Grausamkeit.
 

Sie aßen für eine Weile in Stille. An ihren zusammengezogenen Augenbrauen konnte Byakuya ohne Zweifel erkennen, dass sie sich auch eine schmerzvolle Erinnerung mit ihrer Familie erinnerte.
 

„Es tut mir leid“, sagte er sanft. „Ich dachte, ich gebe dir eine Zuflucht, doch stattdessen habe ich dich in eine Höhle voller Monster gelockt.“
 

Sie versuchte zu lächeln. „So schlimm ist es nicht. Ich habe es immer geliebt, hier zu sein. Alles ist so wunderschön.“
 

An der Oberfläche, dachte er, als er ihr und sich Tee nachschenkte. Doch vermutete er, dass verglichen zu Inuzuri selbst seine Familie erträglich war. Als er an Rukias Vergangenheit dachte, kam eine Frage in ihm auf. „Du hast mir niemals erzählt, dass du beinahe in einem Schneesturm ums Leben gekommen bist.“
 

Der plötzliche Themenwechsel ließ Rukia verwirrt aufblicken. Sie hielt ihre Teeschalte an ihr Gesicht und blinzelte ein paar Mal. „Was?“
 

„Renji hat mir von dem Quittenbaum erzählt… und deiner Yuki-onna.“
 

„Meine Yuki-onna? Aber… Wann hat Renji jemals Sode no Shirayuki gesehen?“
 

Byakuya schob eine Strähne zurück, die wieder in sein Gesicht gefallen war. Er musste dem alten Drang widerstehen, an der Spitze der Strähne zu saugen oder sie wie Korkenzieher auf den Finger aufzuwickeln, wie er es immer als Kind gemacht hatte, wenn er einem schwierigen Rätsel gegenüberstand. „Dein Zanpakutō ist eine Yuki-onna?“
 

„Nun ja… nur in meinen Träumen“, gab Rukia zu.
 

„Und deine Träume in letzter Zeit beziehen mein Schlafgemach mit ein?“
 

„Nii-sama!“, Rukias Hände flogen nach oben, um ihren Mund zu verdecken. Ihre Wangen wurden rot, doch Byakuya konnte nicht sagen, ob es von der Offenheit seiner Frage war oder Schuldbewusstsein.
 

Byakuya lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Rest des geräucherten Lachs auf seinem Teller. „Wir wurden in letzter Zeit von einer Yuki-onna besucht, welche vor dem Bett stand und uns beobachtet hat“, erklärte er. „Als ich angemerkt habe, dass ich niemanden kannte, der in einem Schneesturm verschwand, korrigierte mich Renji. Nun sagst du, Sode no Shirayuki ist ebenso eine Yuki-onna. Was sollte ich sonst denken?“, er blickte zu ihr und fixierte sie mit seinem Blick. „Hast du deine Kreatur als Spion gesandt?“
 

„Nein“, sagte Rukia und wedelte mit den Händen, als könnte sie den Gedanken dabei auslöschen. „Ich würde so etwas niemals tun.“
 

Er entließ sie aus seinem Blick, um vom Fisch abzubeißen. „Vielleicht ist es ein unterbewusster Impuls?“
 

„Nein, Bruder“, sagte Rukia fest, ließ ihre Hände fallen und blickte ihn fest und ernst an. „Du solltest wissen, dass ich niemals derart in deine oder Renjis Privatsphäre eindringen würde. Nicht einmal unbewusst. Nebenbei…“, ihr intensiver Blick glitt zu Boden und ihre Stimme war leise und schüchtern. „Ich… uh… akzeptiere es. Größtenteils. Nicht, dass du das benötigen würdest, natürlich, aber… nun ja… Ich denke, es könnte euch beiden gut tun. Aber darüber hinaus, vertraue mir, bin ich wirklich nicht an irgendwelche Details interessiert.“
 

„Tatsächlich“, Byakuya unterdrückte ein Lächeln, denn immerhin fühlte er recht ähnlich bei dem, was auch immer, zwischen ihr und Ichigo Kurosaki vorging. „Doch dann bleibt das Rätsel bestehen. Warum steht eine Yuki-onna an unserem Bett und spricht mich mit dem Kosenamen an, den meine Frau bevorzugte?“
 

„Meine Schwester? Hisana?“
 

Er nickte, doch er fragte sich, ob irgendetwas im Wasser von Inuzuri war, dass die Leute die offensichtlichsten Dinge wiederholen ließ. „Ja. Hisana war die Einzige, die mich regelmäßig ‚Byakuya-sama‘ nannte und letzte Nacht sprach der Schneegeist zu uns. Sie verwendete den gleichen Namen und fragte, warum ich sie verlassen würde.“ Er blickte aus dem Fenster in den Kirschbaumgarten. Die Blätter verdorrten langsam. Wie er es hasste, zu sehen, wie sie dunkler wurden und fielen, wie Pflaumenblüten in anderer Reihenfolge. Als er zurück zu Rukia sah, hatte sie die Hände über ihrem Herzen verschränkt und blickte finster in ihren Schoß.
 

Als sie seine Augen auf sich bemerkte, gab sie zu: „Oh. Das habe ich geträumt.“
 

„Du hast davon geträumt, mit mir zu sprechen? Als Hisana?“
 

„Nein… nun ja, irgendwie schon“, sagte sie und ließ ihre Hände wieder fallen, als sie aufschaute und ihn nervös anblickte. „Seit dem du mit erzählt hattest, wie du sie kennen gelernt hast und wenn ich es recht bedenke auch schon vorher, habe ich immer dieser wiederkehrenden Bilder. Ich träume von einem reichdekorierten Apartment und dir… du kommst zu Besuch und zum Reden oder um Hanafuda zu spielen oder mir beim Singen zuzuhören. Doch in letzter Zeit kamst du nicht mehr und ich wartete auf dem Balkon, schaute auf die Akademie, traurig von dem Gedanken, dass du vielleicht nicht mehr wiederkommst.“
 

Byakuyas wilder Herzschlag klang laut in seinen Ohren. So viel zu verarbeiten, doch ein Detail traf ihn wie eine Faust in den Solarplexus. „Hanafuda? Von allen möglichen Kartenspielen, warum hast du dieses gewählt?“
 

Rukia schien leicht verschreckt von dem scharfen Ton, doch schüttelte tapfer den Kopf. „Es ist keine Wahl, die ich treffe, um dir weh zu tun, Nii-sama. Wie könnte ich? Die Bilder kommen einfach aus dem Traum. Ich erinnere mich nur, denn wenn wir ‚Blumenkarten‘ spielten, ich immer versucht habe, die Pflaumenblüte zu bekommen, auch wenn Tannen- oder Kirschblüte doppelte so viele Punkte brachten.“
 

Er nickte und fühlte sich, als wäre er derjenige, der plötzlich in einem Traum gefangen war. „Denn ihr gefielen die Pflaumenblüten am besten. In Erinnerung an unsere gemeinsamen Spiele basierte der Kimono, den ich Hisana in unseren Flitterwochen gegeben habe, auf der Gestaltung dieses Spiels. Wie ist es möglich, dass du ein solches Detail kennst?“
 

Rukia schüttelte nur still den Kopf.
 

Könnte Renji auch hier richtig gelegen haben? Teilten Rukia und ihre Schwester eine seelische Verbindung? „Doch trotz deines Aussehens, bist du nicht ihr Zwilling“, sagte Byakuya. „Wie kann das sein?“
 

„Es tut mir leid“, sagte sie leise.
 

„Das brauch es nicht“, sagte Byakuya und nippte am Tee, der zwischenzeitlich kalt geworden war. „Wie du sagtest, ist es kaum deine Schuld, was du träumst.“
 

Dennoch, wie grausam war das Schicksal? Nicht nur, dass er jeden Tag in das Gesicht seiner toten Frau schauen musste, nun… nun teilte Rukia auch noch Hisanas Erinnerungen? Aber was hatte es mit der Traurigkeit in ihrem Traum auf sich? Versuchte Hisanas Seele ihn zu erreichen, um ihm mitzuteilen, dass sie sich verstoßen fühlte?
 

Das sah ihr nicht ähnlich… diese Eifersucht.
 

Doch da war dieser eine Sommer, kurz nachdem sie ihre Affäre begonnen hatten, wurde er weggeschickt, um bei der Familie seiner Verlobten zu sein und mit ihrem Vater zu trainieren. Byakuya war es für Monate nicht möglich gewesen, sie zu sehen und sie hatte ihm nach seiner Rückkehr die kalte Schulter gezeigt. Sie hatte sogar begonnen, ihn abzulehnen, bis er sich schamlos an ihren Wachen vorbeigekämpft hatte und gegen ihre Tür geklopft und davor geklagt hatte. Sie hatte ihm immer noch nicht erlaubt, den Raum zu betreten, bis er all seine Briefe unter dem Reispapier hindurchgeschoben hatte, die er nicht heimlich hatte versenden können. Jeden einzelnen durch den Spalt zwischen Tür und Boden. Sie saß auf der anderen Seite der Reispapiertür, las sie, wie sie erschienen und schob schlussendlich die Tür mit Tränen in ihren Augen auf. Das war der Moment, an dem sie beide realisierten, dass mehr aus dieser bezahlten Gesellschaft geworden war.
 

Vielleicht… hatte Hisana eine Erklärung verdient. Er könnte ihr wieder schreiben. Er würde eine Reise zu ihrem Grab planen und Renji angemessen vorstellen.
 

Doch das erklärte immer noch nicht, warum Hisana durch Sode no Shirayuki sprechen konnte.
 

Rukia beobachtete Byakuya immer noch mit einer Mischung aus Angst und Sorge. Er nickte zu ihrer Uniform. „Ich glaube, eine weisere Wahl wäre das Kuchiki-Abzeichen. Es sei denn, du denkst es ist notwendig, in Gegenwart deiner Tante bewaffnet zu sein.“
 

Rukia lächelte darüber ein bisschen. „Bei Tantchen Massi sollte ich vielleicht alle Waffen in meinen Gemächern lassen.“
 

„Ja, auch wenn wir beide sie mit unseren blanken Händen töten könnten und Senbonzakura ruht über meinem Kopf“, bemerkte Byakuya trocken. „Wie auch immer, während meiner Genesung habe ich das Beschwören von Hakufuku ohne Spruch geübt. Ich habe keine Bedenken, es zu nutzen, wenn es notwendig ist. Die Dame Masama würde niemals wissen, was sie trifft.“
 

Rukia sah erschrocken aus, doch fing dann an zu lachen. „Ich liebe dich, Nii-sama.“
 


 

Byakuya hatte bereits 7 Mal angefangen, die Beschwörungsformel im Kopf durchzugehen und sie war erst 30 Minuten da.
 

Eishirō hatte sich sehr viele Gedanken über die Sitzmöglichkeiten gemacht. Da waren Kissen auf dem Boden um die Feuerstelle im Wohnzimmer, doch Byakuya hatte eine Art Römersofa, auf der er liegen konnte. Masama saß im Seiza zu seinen Füßen, Rukia an seiner Seite.
 

Masama war für den Alltag gekleidet, zumindest in ihren Augen, in nur 5 Lagen Kimono. Verglichen zu seinen geschmacklosen, grellen Farben sah sie positiv düster aus in ihrem gedeckten, grünen Obergewandt mit angemalten Gebirgen und weißen Kranichen, die entlang ihrer Ärmel flogen. Ihre kunstvoll verflochtenen weißen Zöpfe wurden von Haarnadeln gehalten, die mit Bernsteinen und rauchbraunen Quarzen verziert waren. Sie hatte keine Zeit verloren und hatte einen Stapel Papiere in Byakuyas Schoß gelegt. „Portfolios“, erklärte sie. „Für Omiai.“
 

Ohne einen Blick darauf zu werfen, hielt Byakuya sie mit beiden Händen, damit sie die Papiere zurücknahm. „Ich bin nicht daran interessiert, eine weitere arrangierte Ehe einzugehen.“
 

„Byakuya, sei vernünftig“, mahnte sie. Ihre Hände blieben gefaltet, akzeptierte die Rückgabe der Portfolios nicht. „Diese Nahtoderfahrung sollte dich sicherlich daran erinnert haben, wie wichtig Erben sind.“
 

Er seufzte, hob den Stapel an. Er nickte und die Papiere wurden Eishirō, der für solche Fälle in der Nähe war, weggenommen. Sie waren durch diese Prozedere schon viel zu oft gegangen. Höfliche Ablehnungsbriefe würden nun an jede Familie gesendet werden.
 

Masama runzelte die Stirn, während sie beobachtete, wie Eishirō den Stapel in einen Schrank des Büros legte. „Willst du noch nicht einmal einer Einladung zustimmen? Die Kandidatinnen wurden mit Sorgfalt selektiert.“
 

„Durchaus, doch nach welchen Kriterien wurden sie beurteilt?“
 

„Oh, du hast Vorlieben? Irgendwelche, die du besprechen möchtest?“, Masama setzte sich auf, wobei Byakuya dachte, dass sie vielleicht sogar noch anfangen würde, ungeduldig zu wippen.
 

Byakuya blickte Rukia lange von der Seite an, bevor er Einzelheiten an seinen Fingern abzählte. „Ein starker militärischer Hintergrund, Akademie-Abschluss mit Bestnoten, dient vorzugsweise aktuell als Vizekommandant oder höher, rote Haare und Tattoos.“
 

Rukia verschluckte sich und versuchte ihr Gelächter mit einem Husten zu verbergen.
 

Masama hatte sich offensichtlich im Kopf Notizen gemacht, bis sie an Byakuyas letztem Wunsch auf der Liste ankam. „Tattoos? Du machst dich über mich lustig.“
 

„Nicht wirklich“, sagte er ernst. „Du bist die Nakōdo. Finde mir eine solche Person und ich werde sie heiraten.“
 

„Das wirst du?“, Masama klang sehr skeptisch. „Du wirst ihr angemessen den Hof machen?“
 

Byakuya nickte feierlich und schaffte es fast vollständig, sein Vergnügen aus seiner Stimme und seinen Augen zu halten. „Ja und viel mehr als das. Wenn du eine solche Frau findest, die genau diese Anforderung erfüllt, ebenso wie deine Zustimmung, werde ich ihr nicht nur nach allen Regeln der Kunst den Hof machen, ich schwöre dir auch feierlich, sie zu heiraten.“
 

„Oh, Bruder“, flüsterte Rukia leise hinter ihrem Fächer, der mit dem Kuchiki-Wappen dekoriert war. „Du bist so böse.“

Consent to an Arrangement

Auch wenn Renji zu der vereinbarten Zeit ankam, warf ihn der 3. Offizier Blicke zu, die nur als finster beschrieben werden konnten.
 

Der Tag war heiß und stickig geworden, das letzte Aufbäumen des Sommers, bevor es Herbst wurde. Es war diese Art von Wetter, das den Staub ohne sonstiges Zutun an der Haut kleben ließ. Nachdem er sich durch die Tür hindurchgeduckt hatte, setzte er sich auf die Fensterbank, um ein bisschen frische Luft abzubekommen. So hatte er außerdem noch einen angenehmen Blick auf den Übungsplatz. Die Geräusche der Trainingseinheit hingen in der schweren Luft.
 

Er versuchte locker zu klingen, daher versuchte er es mit einem freundlichen „Hey“.
 

„‘Hey‘ mich nicht“, keifte der 3. Offizier. Verärgert schob er die Formulare auf dem Tisch herum. „Ich weiß, dass du dein Hausarrest gebrochen hast. Ich weiß nur nicht, was ich machen soll, da der Kommandant offensichtlich nichts dagegen hat. Mit wem genau schläfst du da drüben im Anwesen der Kuchiki?“
 

„Oh! Uh“, Renji konnte spüren, wie die Röte in sein Gesicht stieg. „Nun ja. Um.“
 

Der 3. Offizier beobachtete ihn mit einer Mischung aus Schock und Frust. „Ich wusste es. Ich wusste es einfach! Was ich nur nicht verstehen kann, ist, warum der Kommandant sich damit abfindet…“, seine Augen weiteten sich, als ihn ein Gedanke zu treffen schien. „Oh, heilige Scheiße, es ist Rukia, richtig? Ist das der Grund, warum die Nakōdo im Anwesen ist? Mein Gott Renji, du könntest dich mit der Mitgift zur Ruhe setzen!“
 

„Whoa, whoa, whoa. Mach langsam“, Renji war auf seinen Beinen. Er wedelte mit den Händen in der Luft, um den Angriff aus Missverständnis und Fehlinterpretation abzuwehren. Er versuchte gerade eine Antwort zu formulieren, aber alles was rauskam, war „Warte, was ist im Anwesen?“
 

„Der Ehestifter der Familie“, erklärte der 3. Offizier. „Wie du sicher von ihren letzten Besuchen weißt, werden wir normalerweise mit der Sicherheit ihres Gefolges beauftragt. Doch Frau Kuchiki hat dieses Mal keine Kandidatin mitgebracht. Ich dachte, es wäre seltsam, aber nun verstehe ich. Sie ist hier, um deinen Vertrag auszuhandeln! Hattest du dein Gespräch schon? Müssen du und Rukia all dieses Werben vor einer abgeschirmten Wand machen? Das muss… lächerlich sein.“
 

Renji musste zustimmen, dass es das vermutlich wäre. Er war kaum von der Sorte Leute, der am anderen Ende hinter einer Schirmwand saß und darauf wartete, dass Rukia ihn näher betrachten wollte. Sie hatten gemeinsam im Müll gewühlt, nicht zu vergessen, wie sie voreinander schamlos die Kleidung gewechselt hatten, sobald sie mal etwas Neues hatten klauen können. „Nein“, sagte er. „Hör zu, du hast einen vollkommen falschen Eindruck. Rukia und ich machen nichts davon. Tatsächlich ist sogar gar nichts in dieser Richtung in Arbeit.“
 

„Oh?“, der Offizier klang ein wenig enttäuscht und missbilligend. „Nun ja, ich bin mir sicher, dass die Nakōdo irgendwelche Formalitäten wünscht. Rukia ist jetzt eine Kuchiki, weißt du. Du wirst lernen müssen, wie du einige ihrer Spielchen mitspielst, Renji. Anders würden sie niemals glauben, dass du sie richtig behandelst.“
 

Renji runzelte über den ermahnenden Ton die Stirn. „Ich behandel sie genau richtig.“
 

Der 3. Offizier schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Was ich sage, Vizekommandant, ist, dass sich die Dinge ändern, wenn du in diese Familie einheiratest.“
 

„Ich heirate niemanden, besonders keinen Kuchiki“, sagte Renji und setzte sich grummelig auf die Fensterbank zurück. „Vertrau mir.“
 

„Verkaufe dich nicht unter Preis. Nur, weil du keine familiären Kontakte hast, heißt es nicht, dass du nicht qualifiziert bist. Wenn der Kommandant die Nakōdo eingeladen hat, um dich zu befragen, ist es ernst“, der Offizier tippte mit dem Pinsel, den er in der Hand hielt, gegen die Lippen. „Doch ich halte es für möglich, dass sie ein langes Werben verlangt. Hofft vielleicht, ein paar Manieren in dich hineinzubekommen.“
 

„Oi! Das reicht! Hör zu, der Ehestifter ist hier, um ihren kranken Neffen zu besuchen und nicht, um mich zu befragen“, sagte Renji. „Können wir jetzt zum Punkt kommen und bitte darüber reden, was in meiner Division vor sich geht?“
 


 

Renji schaffte es, kurz nach Mittag aus dem Büro zu kommen. Doch egal was er sagte, er konnte den Offizier nicht davon überzeugen, dass er Rukia nicht heiratete. Also hatte er irgendwann aufgegeben und ließ ihn in dem Glauben. Vom Stand der Dinge, hätte das Gerücht wesentlich schlimmer sein können. Dennoch fühlte er sich etwas schuldig, dass er Rukia benutzte, um seine Beziehung zu ihrem Bruder zu decken.
 

Er versuchte, nicht zu sehr darüber nachzudenken. Denn nun war er auf der Spur von anderen Gerüchten, die auf dem Trainingsplatz die Runde machten.
 

Die Lichter waren im Büro der 3. Division gedämmt, sodass Renji dachte, das Gerücht, dass Kira zurück sei, wäre etwas verfrüht. Er wollte schon wieder umdrehen, als er ein schweres, trübsinniges Reiatsu spürte, welches irgendwo im Inneren ausgestrahlt wurde. Dann entdeckte Renji ihn. Trotz dem strahlenden Sonnenschein eines schönen Sommertages, saß Kira am Schreibtisch des Vizekommandanten in der hintersten Ecke und hatte die Vorhänge zugezogen. Er musste Renji an der Türschwelle gesehen haben, aber er sagte nichts. Nicht ein Wort.
 

Renji ließ die Schultern mit einem Seufzen fallen. „Scheiße, Izuru.“
 

Trotz der fehlenden Einladung ging Renji in das Büro und öffnete die Vorhänge. Kira wimmerte wegen dem plötzlichen Licht. „Bitte, Renji. Lass es.“
 

Nein, das war vorher der Fehler gewesen. Renji platzierte seine Hand auf Kiras Schulter. „Steh auf“, sagte er in einem Ton, der keine Diskussionen zuließ. „Wir gehen jetzt irgendetwas essen.“
 

Kiras Stimme war brüchig. „Ich kann nicht.“
 

„Du kannst“, sagte Renji und drückte die viel zu magere Schulter kräftig und aufmunternd. „Es ist Zeit zum Mittagessen.“
 


 

Kira sagte während ihres Spaziergangs nicht viel, doch das hatte Renji auch nicht erwartet. Zumindest hatte er seinen Kopf aufrecht gehalten. Seine Lippen waren dünn und Renji hasste die dunklen Augenringe, die mittlerweile scheinbar zu seinem Aussehen gehörten.
 

Renji füllte den Raum zwischen ihnen mit Gerede von der Soul Society, dem Wetter und seinem kommenden Geburtstag. Als Kira verloren bei der Wahl seines Essens von den Straßenhändlern aussah, händigte Renji ihm eine Schale Nudeln aus. „Mit Oktopus“, sagte er und schob sie in Kiras Hände. „Seelenfutter. Von dir hat man immer nur noch eine Staubwolke gesehen, sobald ein solcher Stand in Sicht kam, wenn wir nach der Akademie oder sonst irgendwo die Straßenhändler aufgesucht haben.“
 

„Du erinnerst dich?“
 

Renji nickte, bezahlte auch die 2. Schale für sich selbst. „Sicher, mein Kopf ist voll von solch dummen und trivialen Dingen. Ich kann dir immer noch sagen, was Kenpachis Lieblingsfarbe ist und an welchem Tag Ikkaku seine Socken wäscht.“
 

„Niemals?“
 

„Heh“, sagte Renji und steuerte zu einem Bordstein, wo sie sitzen konnten und die Menschenmenge beim Essen beobachten konnten. „Nein, es ist der 2. Donnerstag im Monat. Er ist da seltsam unflexibel. Waschtag ist ein verdammt großes Thema für Ikkaku Madarame.“
 

„Und Kenpachis Lieblingsfarbe?“
 

„Er würde dich glauben lassen, dass es Blutrot ist, doch er will damit nur die Leute verängstigen“, sagte Renji und schlürfte von seinen Nudeln und kaute auf ein bisschen Radieschen. „Doch wenn er betrunken ist, fängt er an, von seinem dunkelvioletten Kimono zu erzählen, den er einmal hatte und wie sehr er dessen Aussehen bewundert hatte. Ich erinnere mich deswegen daran, weil es Yumichika in den Wahnsinn treibt. Er versucht seitdem einen wie diesen zu finden.“
 

Kira nickte, auch wenn er ein wenig verwirrt davon wirkte. Zumindest schien er sich ein wenig zu entspannen.
 

Es wurde eine Weile still zwischen ihnen, also entschied Renji, mit der Tür ins Haus zu fallen. „Hatte ein interessantes Gespräch mit Kommandant Komamura. Wusstest du, dass er halb Zenko ist? Ich hatte gedacht, er wäre Kitsune, wie deiner.“
 

Schlechtes Timing. Kira spuckte seine Nudeln über sein Shihakushō.
 

„Also hast du Gin niemals betrunken gesehen, huh? Verdammt noch mal. Ich hatte irgendwie gehofft, du wüsstest, wie viele Schwänze er hat“, Renji blickte Kira von der Seite an und reichte ihm eine Serviette. „Du weißt es wirklich nicht? Ich dachte, du hättest mit ihm geschlafen.“
 

Kira gestikulierte, dass Renji leise sein sollte. „Scheiße, Izuru. Du hast ihnen nicht gesagt, dass du mit ihm geschlafen hast? Wie hast du es geschafft, das geheim zu halten?“
 

„Erzählst du allen über dich und Kommandant Kuchiki?“
 

Renji blickte sich schuldbewusst um, da er heute Morgen erst den Fehler gemacht hatte, dem 3. Offizier in seinem Glauben zu lassen. „Nun ja, nein. Aber er ist immer noch hier. Aber ich benötige mehr oder weniger seine Unterstützung, wenn du weißt, was ich damit sagen will?“
 

„Du sagst mir, er würde dich umbringen, wenn du es jemanden erzählst“, sagte Kira. Bevor Renji zustimmen konnte, fügte er scharf hinzu: „Und ich sage dir, wenn es die Leute wüssten, würde es mich umbringen.“
 


 

Nach seinem, irgendwie schon desaströsem, Versuch, Kira ein wenig aus der Reserve zu locken, verbrachte Renji den Rest des Nachmittags auf dem Übungsplatz unter dem Sōkyoku. Ichigo, der sich vor Kenpachi versteckte, leistete ihm ein wenig Gesellschaft. Keiner der beiden war in der Laune, etwas anderes zu tun, als zu kämpfen. Doch Renji drängte Ichigo, ihm sein Bankai zu zeigen, was dazu führte, dass sich Renji mit Zabimaru etwas großgeraten, klobig und ungeschickt fühlte. Also blieb er noch eine Weile, nachdem Ichigo langweilig wurde, um ein paar Möglichkeiten zu finden, Schnelligkeit zu kontern.
 

Also war es ziemlich spät, als Renji seinen Rückweg zum Anwesen antrat. Müde und erschöpft, hoffte Renji eigentlich nur noch, einen Bissen Nahrung zu ergattern, sein Kimono zu schnappen und Eishirō zu finden, um nach Erlaubnis zu fragen, zu dieser Stunde noch das Badehaus zu verwenden. Byakuya war noch bis weit nach dem Abendessen verplant.
 

Das Letzte, womit er gerechnet hatte war, dass ihm niemand geringeres als Masama Kuchiki, die Ehestifterin in Person, auflauerte.
 

Eigentlich sollte sie noch nicht einmal in der Nähe des Eingangs der Dienerschaft sein. Doch plötzlich stand sie da und blockierte ihm den Weg zu dem kleinen Hof, vor dem Hintereingang. Das Einzige, was sich Renji vorstellen konnte, war, dass sie am Rande des kleinen Gartens gewartet hatte, bis Renji aufkreuzte.
 

Sie war in 5 Lagen Kimono gehüllt, was warm und schwer aussah. Die Farben waren gedecktes Grün und Braun, was perfekt zu den tränenförmigen Juwelen passte, die aus ihren Haaren hingen. Sie presste einen jadefarbenen, handbemalten Fächer an ihr Gesicht, als hielt sie sich ein Tuch vor ihre Nase, um seinen Geruch abzuschirmen. Sie wedelte mit der Hand, um ihm klar zu machen, er solle näher kommen. „Hallo! Vizekommandant Abarai? Oh, ich war niemals so dankbar, dich hier zu sehen. Ich habe schon befürchtet, das Divisionsgelände betreten zu müssen, um dich zu finden“, trällerte sie künstlich.
 

Gott bewahre.
 

Renji verbeugte sich tief und respektvoll. „Was kann ich für euch tun, meine Dame?“
 

Er wusste, es war viel zu inoffiziell, doch es gab nur einen Kuchiki-sama und sie war es nicht! Sie sog scharf die Luft ein, geschockt über sein Auftreten, doch offensichtlich war ihr Bedarf zu reden so wichtig, dass sie über seine Grobheit hinweg schaute.
 

„Ich brauche eine Empfehlung für einen Tätowierer.“
 

Vor Überraschung verschluckte sich Renji so sehr, dass er husten musste. „Was?“
 

Sie hob eine dünne Augenbraue über seine Reaktion, doch fuhr fort. „Vorzugsweise einen innerhalb der Mauern der Seireitei. Doch es muss auch ein solcher sein, bei dem eine Dame eine angemessene Behandlung erfährt.“
 

Als er sich erholt hatte, blickte Renji sie lange an, um hinter ihr Spielchen zu kommen. Schlussendlich schüttelte er den Kopf. „Es gibt keinen solchn Ort innerhalb der Mauern. Wenn se Farbe wolln, müssen se raus gehn. Aber wenn se wirklich scharf auf Körperkunst sin, werd ich se gern persönlich begleitn, meine Dame“, sagte Renji mit einem schiefen Grinsen. Denn, verdammt, was wäre das denn für eine Geschichte! „Woran haben se denn gedacht? En kleiner Schmetterling oder en pinkes Herz? Könnt süß sein. Ich wüsst auch schon ne Stelle dafür.“
 

„Es ist nicht für mich“, schniefte sie. „Byakuya-chan hat offensichtlich eine Schwäche bekommen für…“, sie wedelte mit ihrem Fächer in Richtung von Renjis Gesicht, „all dem und ich werde eventuell passende Kandidatinnen dekorieren lassen müssen. Wenn ich gerade davon spreche, ich benötige eine Liste von allen verfügbaren weiblichen Vizekommandanten und Kommandanten.“
 

„Ähm… ok, sicher“, sagte Renji und fragte sich, was zum Teufel das alles bedeutete. „Aber wenn ich ne Bemerkung machen darf, meine Dame? Henna wär da ne geeignetere ’Dekoration‘. Tattoos sin da ja eher permanent.“
 

„Er möchte Tattoos“, sagte sie fest. Dann schnappte ihr Fächer zu und ihre Hände waren an ihren Seiten zu Fäusten geballt. Sie schüttelte entschlossen den Kopf, während sie sprach. „Wenn ich jemanden finde, die perfekt zu seinen Anforderungen passt, ist er per Eid daran gebunden, sie zu heiraten. Wenn ich sie festhalten muss, während sie sich schreiend unter der Nadel windet, dann werde ich das tun. So wahr mir Gott helfe!“
 

In. Ordnung.
 

Der Fächer öffnete sich wieder blitzschnell, während sie sich zusammenriss und nochmals scharf die Luft einsog. „Du wirst mir diese Liste machen, bevor ich am Abend gehe.“
 

Renji zuckte die Achseln. „Kein Problem.“
 

„Und eventuell werde ich auf dein Angebot zurückkommen, als Eskorte zu diesen, wenn die Dame… Verzierungen benötigt.“
 

Er schüttelte den Kopf. Diese Frau war eindeutig verrückt. „Kein Kommandant oder Vizekommandant bei den Hofgarden benötigt meinen Schutz, meine Dame. Se kann sehr gut auf sich selbst aufpassn. Un während se vielleicht gewillt sin, jemanden zu so was zu zwingn, ich bins nich.“
 

Sie fächerte sich deutlich verärgert Luft zu. „Ich hätte wissen müssen, dass du keine Hilfe bist.“
 

„Schauen se, ich sagt, ich mach ihnen die Liste. Ich geb ihnen auch den Namen von meinem bevorzugten Horishi. Aber erwartn se nich, dass ich ne Art Vollstrecker für ihre verrücktn Spielchen bin.“ Besonders, dachte Renji, wenn ich keinen Schimmer habe, was zum Henker hier vor sich geht. Byakuya heiratet jemand mit Tattoos? Was zum Teufel? Hatte der Kommandant sich mit Schmerzmittel abgeschossen oder was? Wie high musste er sein, wenn er so etwas zustimmte?
 

„Also schön. Stelle sicher, dass es leserlich ist“, sagte Masama und blickte ihn mit purer Verachtung von oben hinab an. Was natürlich schwierig war, wenn man bedachte, wie nah sie vor ihm stand und dass sie deutlich kleiner war. „Vielleicht solltest du sie dem Hausverwalter diktieren.“
 

Renji verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie mit aller Grimmigkeit an, die er besaß. „Se strapaziern meine Geduld und blockiern meinen Weg zum Essen. Wenn se überhaupt irgendwas von mir bekommen wolln, gehn se aus dem Weg, meine Dame. Jetzt.“
 

Es war befriedigend ihr panisches, kleines Quieken zu hören, dass ihr entkam, bevor sie sich wieder zusammenreißen konnte und sich schnell in den Garten zurückzog.
 


 

Als Renji die Tür endlich öffnete, fielen ihm fast Miki, Yuu, der Teejunge und Eishirō fast entgegen. Sie hatten ihre Ohren gegen das Holz der Tür gelegt und wohl nicht mehr die Zeit gehabt, zu reagieren.
 

Ohne Zeit zu verlieren zog Miki Renji zu dem langen Tisch, an dem sie Gemüse schnitt und begann, Essen um ihn herum zu verteilen. Es war eine große Schüssel mit dampfendem Donburi mit Hähnchen und Ei, Schalen mit eingelegtem Gemüse und eine große Platte getrocknetem Süßwasserfisch. Offensichtlich ein Handel, in der Hoffnung, ein bisschen von dem Gespräch zu erfahren. Sein Blick sagte ihr ‚Ich weiß, was du vorhast‘, doch er haute dennoch rein.
 

Yuu, der Teejunge, saß ihm gegenüber, umfasste mit den Händen seine Ellbogen. Er starrte Renji mit einer Mischung aus Neugierde und Scheu an.
 

„Es ist beeindruckend, wie schwer dein Akzent wird, wenn die Dame Masama in ihrer Nähe ist. Ich vermute, sie tun es absichtlich, um sie zu verärgern“, bemerkte Eishirō, der am Herd gelehnt stand und an seinem Tee nippte.
 

Renji nickte, auch wenn er das nicht wirklich absichtlich tat. Sein Akzent kam meistens heraus, wenn er angriffslustig war… oder sich in die Ecke getrieben fühlte. Masama schien beide Gefühle in ihm zu wecken.
 

Eishirō sah müde aus. Ein paar Strähnen seiner langen, dunklen Haare waren aus dem sonst so perfektem Zopf entflohen und fielen nun über seine schmalen Schultern. „Ich werde ihnen natürlich gerne diese Liste anfertigen, Vizekommandant.“
 

„Ich schreibe sie schon selbst, dennoch vielen Dank“, sagte Renji etwas scharf. Er würde sich lieber einen Arm abhaken, als dieser Frau den Eindruck zu vermitteln, dass er es nicht selbst machen könnte. „Ich hab nicht mit Bestnoten die Akademie abgeschlossen, ohne dabei das Schreiben gelernt zu haben.“
 

Der Teejunge schnappte nach Luft und schlug die Hände vor den Mund zusammen. Yuu hätte eine jüngere Version von Eishirō sein können, auch wenn seine Haare etwas kürzer waren und ihm das Pony halb ins Gesicht fiel. Renji fragte sich, ob sie irgendwie verwandt waren. Ein junger Bruder… oder Sohn?
 

„Ich habe es dir gesagt“, sagte Miki zu Yuu, als sie noch etwas eingelegtes Gemüse hinstellte.
 

Yuus blau-grüne Augen waren geweitet. „Also ist es wahr! Ich kann nicht glauben, dass sie die ganze Zeit da stand und es nicht gemerkt hat!“
 

„Um gerecht zu sein, auch niemand von euch beiden, bevor ich euch die Ironie erklärt habe“, sagte Eishirō mit einem Hauch Verachtung und nahm einen tiefen Schluck.
 

„Die Ironie von was?“
 

„Ihre Herrschaft hat heute einen sehr unklugen Handel abgeschlossen“, erklärte Eishirō, zwischen einem weiteren Schluck Tee. „Die Dame Kuchiki belästigt ihn schon seit Jahrzehnten mit einer Liste von Eigenschaften, die er an einer Partnerin bevorzugen würde. Er dachte, er wäre schlau, wenn er ihr Profil nennt. Ich denke, er hat eventuell den Willen seiner Tante zu mogeln unterschätzt.“
 

Mit den Stäbchen auf dem halben Weg zu seinem Mund, hielt Renji inne. Er setzte die Schale Reis ab. „Byakuya hat mich als seinen perfekten Partner genannt?“
 

„Nun ja“, sagte Eishirō mit einer gehobenen Augenbraue, die den Kuchiki alle Ehre machte, „Er hat eure Eigenschaften aufgezählt und genau hier, mein lieber Vizekommandant, liegt der Hase im Pfeffer.“
 


 

„Bist du high?“, fragte Renji Byakuya, als der Kommandant endlich aus seinem Nickerchen aufgewacht war. Er saß nun im Bett und aß eine Schale Donburi. Es war die gleiche Hühnchen-Ei-Mischung, die ihm Miki vorher serviert hatte, doch von dort aus, wo er am Fußende des Bettes stand, konnte Renji die hinzugefügten Gewürze riechen. Curry vielleicht und etwas Chili.
 

Byakuya war Renji einen kaum beherrschten Blick zu,
 

„Und, heilige Scheiße, wie hässlich ist dieser Kimono bitteschön?“
 

Dabei wurden Byakuyas Gesichtszüge weicher und er lächelte leicht. „Unglaublich.“
 

Renji entschied sich, dass das Problem mit dem Kimono nicht das war , was darin steckte. Denn Byakuya war wie immer attraktiv, sogar noch etwas mehr, da er gerade aufgewacht war. Tiefschwarze Haare hingen zerzaust in Byakuyas majestätischem Gesicht, sodass Renjis Finger danach verlangten, sie glatt zu streichen und etwas zu richten. Nein, der Kommandant war immer noch unvergleichlich. Das Problem war, dass der glänzende Stoff des Kimonos… ablenkte. Das schimmernde Blau-Grün zog Renjis Blick von Byakuyas Gesicht auf den Stoff, um mit Schrecken auf die knallpinken Flecken mit Schmetterlingen zu blicken. Byakuya unansehnlich zu machen, war ein unbeschreibliches Verbrechen. „Wir müssen das Ding umbringen“, sagte Renji bestimmt. „Es ist böse.“
 

Byakuya hob einen Arm, um dem schwindenden Licht zu erlauben, über den Stoff zu tanzen. „Ich bin mir nicht sicher. Es ist vielleicht ab heute mein Glückskimono, falls ich Tantchen Massa tatsächlich erst einmal vom Hals habe.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Du bist in großen Schwierigkeiten, falls Matsumoto entscheidet, dass sie für einen Trip zum Tätowierer bereit ist.“
 

„Ihre Haare sind zu golden. Ich würde es als orange bezeichnen, vielleicht auch Erdbeerblond“, sagte Byakuya und aß etwas vom Hähnchen. Renji beobachtete ihn, erstaunt, dass er essen konnte, ohne überhaupt die Schale hochzuheben. „Ich werde das aufgrund der Formalität gewinnen. Deine Haare haben eine zu schwere Farbe, um da heran zu kommen.“
 

„Und was ist, wenn die Tante davon erfährt, dass du mich die ganze Zeit gemeint hast?“
 

„Es besteht nicht die Gefahr, dass sie uns zwingt, zu heiraten, Renji. Sie würde niemals so etwas Untraditionelles befürworten. Ich habe auch festgehalten, dass sie zustimmen muss. Da sie einer solchen Verbindung niemals zustimmen wird, glaube ich, dass ich sicher bin.“
 

„Fürs erste“, grummelte Renji und ließ sich auf dem Bett nieder. Er war vorsichtig, nicht das Tablett irgendwie zu berühren, als er sich gegen das Fußende lehnte. „Ich würde es ihr zutrauen, dass sie die Akademie durchkämmt, um geeignete Kandidaten zu finden.“
 

Byakuya nickte. „Durchaus. Doch es werden viele Jahre vergehen, bis eine solche Person im Rang aufsteigt. Und als Kommandant kann ich auch Fäden ziehen, sodass sie es niemals zum Vizekommandant schaffen wird.“
 

„Whoa. Du würdest so schmutzig spielen?“
 

„Warum nicht? Wenn meine Tante es kann, werde ich das auch tun.“
 

Renji seufzte lange. „Ich vermute, du hast es dir gut überlegt. Nun müssen wir nur noch etwas mit diesem hässlichen Ding tun, was du da trägst.“
 

Byakuya legte die Essstäbchen in die Halterung. „Ich glaube, mir wurden Zähne versprochen.“

Zabimaru's Fangs

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

In The Captain's Hand

Renjis Geburtstag fing holprig an. Als er endlich aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Ihm war so warm, als hätte er mehrere Stunden verschlafen. Tatsächlich sagte ihm sein Magen, dass er das Frühstück verpasst hatte. Schlaf machte seine Augen schwer. Ihre selbstgemachte Leine baumelte immer noch um seinen Hals. Der Stoff grub sich schmerzvoll in die lädierte und rohe Haut. Es fühlte sich an, als hätte Kommandant Komamura seinen Nacken als Kauspielzeug verwendet. Kurz gesagt: Er fühlte sich scheiße.
 

Und das Schlimmste? Er war alleine.
 

Verschlafen blinzelte der auf Byakuya-großen, verkrumpelten Abdruck in den Laken. Renji blickte finster auf eine Notiz und eine Schere, die auf dem Kopfkissen des Kommandanten lagen. Für den Moment ließ er die Schere da, wo sie waren und schaute auf den Zettel. Byakuyas perfekte Schrift informierte ihn darüber, dass eine Cousine und ihre Familie unerwartet am frühen Morgen angekommen waren, um das neue Kenseikan zu bringen. Außerdem sei der Kommandant bis nach dem Abendessen unabkömmlich. Renji grunzte unglücklich darüber, doch er vermutete, dass die Lieferung eines so lächerlich teuren Haarschmucks mit ganz schön viel Tamtam kam. Doch die letzte Zeile der Nachricht ließ ihn mit einem seltsamen Kribbeln im Magen zurück: „Mein Abend gehört ganz dir.“ Und dann, noch erstaunlicher, standen dort „Alles Gute zum Geburtstag“ mit einem hastig gezeichneten Herz gefolgt von Byakuyas Namen.
 

Ein Herz?
 

Renji hielt es ins Licht und schaute es aus allen Blickrichtungen an. War das ein zufällig geformter Klecks oder war das echt?
 

Was auch immer es war, es sah genau wie ein Herz aus.
 

Nie im Leben. Gefühlsduselei von Byakuya?
 

Renji schaute sich im Raum um und wünschte sich, dass irgendwer bestätigen könnte, dass es wirklich von Byakuya war. Doch Renji konnte sich kaum ein Szenario vorstellen, bei dem Byakuya zu Eishirō diktierte ‚Herz, Byakuya‘.
 

Der Rothaarige nahm sich einen Moment, um den Zettel gewissenhaft zusammenzufalten. Herz oder Kleks, Renji würde es für immer aufheben. Nachdem er einen Platz dafür in der Tasche seines Hakama gefunden hatte, nahm er die Schere und begab sich an die Arbeit, seinen Obi zu durchtrennen.
 

Renji rannte in Rukia und Ichigo, als er auf dem Weg zum Quartiermeister war. Rukia sprang ihm in die Arme und umarmte ihn, gab ihm einen Kuss auf die Wange und rief „Alles Gute zum Geburtstag!“. Es musste sein Zusammenzucken gewesenen sein, als er sie wieder auf ihre Füße setzte, was sie sagen ließ: „Guter Gut, Kerl, was hast du mit deinem Nacken angestellt?“, bevor er sich um eine unangenehme Antwort herumdrucksen konnte, sah sie ihn mahnend an und wackelte mit dem Finger. „Hast du schon wieder Hainawa geübt?“
 

Ichigo tätschelte Renjis Rücken in einer gratulierenden Weise, hielt dann aber inne. „Was? Was ist das?“
 

Sie standen nun vor dem Gebäude des Quartiermeisters der 6. Division. Die Straße war überfüllt mit dem Nachmittagstrubel und sie standen auf dem Bordstein, im Schatten eines kleinen Vordachs. Die Sonne war hell genug, dass Renji den ganzen Weg zum Anwesen blinzeln musste.
 

„Ein Fesselzauber. Renjs Bakudō ist so zufällig wie dein Kidō“, erklärte sie mit einem freundlichen Lächeln, lehnte sich dabei mit einer Schulter gegen die Wand. „Du solltest Ichigo von dem einen Mal erzählen, wo du dich beinahe in der Akademie selbst erwürgt hast.“
 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das gerade getan hast“, grummelte Renji. Über Ichigos breiten, merkwürdigen Grinsen zuckte er die Achseln. „Schleichende Seile sind Arschlöcher, wenn es nach hinten losgeht.“
 

„Kumpel“, sagte Ichigo. „Das ist lustig.“
 

Sicher, im Nachhinein. Zu dieser Zeit waren es allerdings demütigende 20 Minuten, in denen er versucht hatte, den Zauber zu brechen, während er den Kidō Lehrer als Lehrobjekt verwendete.
 

Rukia blickte finster auf Renjis Nacken. „Du solltest Kiro oder irgendwen anderes danach schauen lassen. Es sieht fies aus. Du wirst dich damit irgendwann noch umbringen, du Idiot. Erinnerst du dich, dass je härter du dagegen ankämpfst es fester wird, ja?“
 

Ichigo haute ihm auf den Arm. „Renji kann nicht anders, nicht wahr, großer Kerl?“
 

Wie wahr war das? Renji konnte nicht anders, als ein wenig zu erröten. Er musste aus dieser fürchterlichen Konversation raus. Er räusperte sich. „Uh, schaut, ich komm später noch einmal vorbei“, dabei deutete er mit dem Daumen auf das Büro des Quartiermeisters hinter ihm. „Ich muss da nur rein und ein paar Sachen ersetzen.“
 

„Wir warten“, bot Ichigo an. „Und danach sollte ich dir Mittagessen oder so etwas zu deinem Geburtstag kaufen, huh?“
 

Renji zog sich am Ohr, aber ihm fiel kein guter Grund ein, um abzulehnen. „In Ordnung“, sagte er. „Ich meine: Großartig, das wäre nett. Dankeschön.“
 

In diesem Moment bemerkte Renji, dass Rukias Augen sich weiteten und ihr Gesicht blass wurde. Sie schaute auf den Obi, den Renji um seinen Shihakushō gebunden hatte. Renji hatte etwas gebraucht, was sein Hakama oben hielt und er hatte etwas unter dem Bett des Kommandanten gefunden. Es schimmerte in aquamarin und es waren pinke Schmetterlinge drauf.
 


 

Rukia verließ sie während des Mittagessens in einer Art und Weise, die Renji keinen Zweifel ließ, dass sie nur ging, um Vorbereitungen für eine Überraschungsparty für ihn zu überwachen. Pflichtbewusst versprach er ihr, in ungefähr einer Stunde ‚kurz bei der 13. Division zu halten‘. Die Gründe waren dafür mindestens genauso nebulös und unbekannt, wie wichtig.
 

Das ließ ihn, auf einem Dach mit Blick über die Händler, mit Ichigo nudelschlürfend zurück. Ichigo ließ seine Füße über der Kante des Dachs baumeln, Zangetsu an seinem üblichen Ort, über die Schulter geschlungen. Es schien Renji immer noch eigenartig, dass dieser menschliche Eindringling so sehr wie ein Shinigami aussah, dort saß in seinem Shihakushō, der niemals von einem Quartiermeister irgendeiner Division ausgegeben wurde. Doch er war jetzt einer von ihnen. Renji hatte Gerede über einen ganz neuen Titel gehört, der für den Jungen eingeführt wurde. Stellvertretender Shinigami oder so etwas und was auch immer das bedeuten sollte. Wie Ichigo zu so einer Ehre kam, ohne jemals in der Akademie oder eine Einheit gewesen zu sein, wusste Renji nicht.
 

Ichigo hatte immer Mal wieder während des Essens zu Renji hinüber gesehen. „So… uh… kann ich dich was fragen?“, platzte er irgendwann heraus.
 

Bitte lass es kein Rat sein, wie er mit Rukia ausgehen soll. „Ich denke schon. Sicher.“
 

„Du kommst vom Rukongai, richtig?“
 

Was war das denn für eine Frage? „Das ist die Untertreibung des Jahres“, sagte Renji. Er seufzte über Ichigos irritierten Blick, bevor er zu einer Erklärung ansetzte. „Ja, ich komme vom Rukongai. Inuzuri liegt fast genauso weit, wie du überhaupt raus gehen kannst. Warum?“
 

„Vielleicht ist die Frage etwas taktlos, aber… ähm… wie kannst du dann ein Geburtstag haben?“
 

„Du meinst, weil ich tot bin?“, Renji blickte zu Ichigo.
 

Dieser nickte ernst. Sein Gesicht war blass, doch die Augen waren auf Renji gerichtet und man konnte echte Verwirrung darin sehen.
 

„Der 31. August ist für mich am Ehesten mit dem Tag verbunden, an dem ich hierhergekommen bin. Es könnte gut möglich sein, dass ich eine Weile zwischen den Welten steckte, aber wenn du einmal ankommst, bekommst du so ein Ding, was dir sagt, zu welchem Distrikt du musst. Ich schwöre bei mir war ein Stempel mit dem Datum von heute drauf. Doch wer weiß? Ich könnte mich auch an etwas aus meinem vorherigen Leben erinnern.“ Viel von der Zeit war nur eine trübe Erinnerung, verloren in einem Nebel. Doch Renji konnte sich daran erinnern, wie er tagelang elendig auf diesen Zettel geschaut und sich gefragt hat, ob es einfach nur Pech war oder er es aus irgendeinem Grund verdient hatte, in dieser privaten Hölle von Inuzuri zu gelangen.
 

„Also ist es der Jahrestag deines Todes?“, Ichigo schien verschreckt bei diesem Gedanken. „Bedeutet das, dass gerade in diesem Moment irgendwer, irgendwo ein Licht für dich anzündet oder Blumen zu deinem Grab trägt?“
 

„Für mich?“, schnaubte Renji. „Das bezweifel ich.“
 

Aus irgendeinem Grund schien das Ichigo noch miserable aussehen zu lassen. „Da sollte es immer irgendwen geben.“
 

„Nicht alle Toten werden betrauert. Wenn dieser Scheißkerl Aizen stirbt, wer wird dann weinen?“, fragte Renji ernst, doch dann klopfte er Ichigo auf den Rücken. „Egal, wer ich vorher war, an diesem Tag begann ein neues Leben für mich, eine zweite Chance. Es ist mein Geburtstag. Noch mehr bin ich sogar dankbar, dass ich nach all der Zeit noch hier bin, gesund und munter. Da gibt es einen Haufen, die das nicht sind. Und in meinen Augen ist das Grund genug zum Feiern, oder?“
 

„Richtig“, sagte Ichigo mit einem leichten Lächeln. „Tut mir leid.“
 

Als sie den Rest ihrer Nudeln gegessen hatten und bevor sie sich auf den Weg zur 13. Division aufmachten, hätte Renji schwören können, Ichigo eine Erinnerung für sich selbst murmeln zu hören. „Tempelopfer am 31. August für Renji.“
 


 

Renji tat überrascht, als alle „Happy Birthday“ riefen, doch tatsächlich war er ein wenig überrascht von der Ausführung und der Arbeit, die sich Rukia und die anderen für ihn gemacht hatten.
 

Kommandant Ukitake hatte ein Pavillon auf einem grasbedeckten Hügel, in der Nähe vom hinteren Übungsplatz, errichten lassen. Es gab Ballons, Luftschlangen und Partyhüte für jeden. Auf einem langen Tisch waren alle Arten von Süßigkeiten aufgetürmt. Die meisten davon waren mit roter Bohnenpaste gefüllt. Sie hatten sogar einen Händler hergebracht, der frische Taiyaki machte.
 

Renji saß auf dem Gras und verschlang gerade gierig sein 3. Taiyaku, als ihn das Klingeln von Glöckchen vor dem Auftauchen von Kenpachi warnte. Ebenso der heftige spirituelle Druck und der konstante, jammernde Schrei seines Zanpakutō. Kenpachi setzte sich mit einem Grunzen. Der Kommandant sah skurril angsteinflößend aus, mit dem kegelförmigen Partyhut zwischen seinen gezackten Haaren. „Nette Party, Abarai.“
 

Renji hob die Hand, um die Zeit an der Sonne abzuschätzen. „Es ist ein bisschen früh für sie, oder Kommandant?“
 

„Lustig“, erwiderte er ohne auch nur ein bisschen amüsiert zu klingen. Er biss in seine eigene fischförmige Süßigkeit.
 

Die kleine, pinkhaarige, Yachiru grabbelte über Kenpachis Schulter und begann um Renji fröhlich herumzutanzen, während sie „Happy Birthday to you“ sang. Sie hatte noch nicht einmal den ersten Vers fertig, als sie quietschte und rief: „Oh! Kuchen!“
 

Kenpachi schaute ihr nach, mit diesem leicht väterlichen Blick, den er manchmal aufsetzte, schien dann jedoch entschieden zu haben, dass es in Ordnung war. Daher wandte er sich wieder zu Renji, der die Aufmerksamkeit spürte wie ein Vorschlaghammer. „Also“, sagte er nach einem Moment. „Gegen Kuchiki kämpfen. Wie war das?“
 

„Sie ist höllisch rauflustig, aber an den meisten Tagen kann ich es mit ihr aufnehmen“, sagte Renji.
 

„Du bist echt ein Komiker, Arschloch“, sagte Kenpachi. „Ich meinte den Hübschen.“
 

„Schmerzhaft kurz“, sagte Renji und zuckte mit den Schultern. „Da war jede Menge Shunpō, mit Kidō bewegungsunfähig gemacht werden, kleine schneidene Klingen und große, pinke Bastarde, die mich auf dem Boden festgenagelt hatten. Oh, richtig… Ich hatte ihn kurz auf einem Knie. Das war super.“
 

„Ha!“, Kenpachis Grinsen war furchteinflößend. „Das ist mein Junge.“
 

„Nein“, Renji tätschelte Zabimaru stolz. „Meiner.“
 

„Huh. Ja, du stinkst nach Bankai“, sagte Kenpachi, als würde ihn der Gedanke abstoßen. „Genauso wie Ikkaku.“
 

Renji blickte zu Kenpachi hinüber, der wieder dazu übergangen war, Yachiru verstohlen zu beobachten. Trotz all seiner vermutlich unorthodoxen Methoden hatte Kenpachi die größte Erfolgsgeschichte unter den Kommandanten der Hofgarden. 2 seiner früheren Untergebenen dienten aktuell als Vizekommandanten und auch, wenn er es niemals zugab, könnte sich Yumichika auch problemlos als Vizekommandant klassifizieren lassen. Renji und Ikkaku hatten Bankai erreicht und es schien, als würde die Liste immer weitergehen. „Ja“, sagte Renji ernst. „Danke. Ich wäre ohne sie ein anderer Mann.“
 

Kenpachi schaute ihn aus dem Augenwinkel an. „Eh, tu mir nur ein Gefallen, ja? Behalte den Moment, an dem du Kuchiki auf seinen Knien hattest, in deinem Kopf. Du hast es einmal geschafft, du schaffst es auch noch einmal. Also glaube nicht an den Scheiß über Herkunft oder dass er über dir steht. Wenn du zulässt, dass es dich kaputt macht, reiße ich dir den Arsch auf.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji mit einem Grinsen.
 

Kenpachi zog sich auf die Füße. „Hey Yachiru! Was machst du da? Niemand möchte sehen, wie du aus dem Kuchen gehüpft kommst!“
 

Renji blieb bis die Sonne langsam unterging. Er bot noch an, beim Aufräumen zu helfen, doch Ukitake und Rukia scheuchten ihn weg. Als er auf dem Rückweg zur 6. Division und dem Anwesen war, dachte er daran, dass es bisher ein verdammt schöner Tag gewesen war. Kira war nicht nur aus seinem dunklen Büro gekommen, sondern hatte auch Renjis Hals geheilt. Auch wenn er ihn ziemlich schelmisch und wissend angegrinst hatte, als er seine Hände auf Renjis Haut gelegt hatte, hatte Kira nichts gesagt. Hisagi war mit seiner Gitarre gekommen und hatte sogar fast alle Töne von „Happy Birthday“ getroffen. Als Renji gegangen war, hatte Hisagi immer noch auf dem Instrument gespielt, während er an einem Lagerfeuer saß, das Kyōraku errichtet hatte. Orihime, Yumichika und ein paar weitere Bewunderer hatten sich ebenfalls darum versammelt. Die einzige Freundin, die es nicht geschafft hatte zu kommen, war Momo gewesen. Denn sie war immer noch in einer Zelle der Krankenstation.
 

Ein guter Tag.
 

Und hoffentlich kam das Beste noch.
 


 

Renji wartete nervös vor dem Kuchiki Senkaimon, sein Höllenschmetterling und der des Kommandanten flogen träge Kreise über seinen Kopf. Doch ein zischender Kollaps der Luft in ein Vakuum signalisierte Byakuyas Blitzschritt. Der Kommandant tauchte plötzlich auf, das einzige Anzeichen seiner Eile war der flatternde Haori und das sanfte Niederlassen seiner Strähnen, die wieder von dem knochenweißen Keinseikan geteilt wurden. „Ich hatte schon befürchtet, ich würde niemals entkommen“, sagte er schlicht. „Bist du bereit?“
 

Renji nickte kurz.
 

Die Wache trat zur Seite und ließ sie durch. Der Shoji teilte sich wie von selbst. Als sich die nächste Reihe der Türen öffnete und sie hindurchschritten, kam Renji ungewollt ins Gedächtnis, als sie das letzte Mal gemeinsam dieses eine Tor verwendet hatten, um Rukia zurückzuholen.
 

Er bewahrte die professionelle Haltung, bis sie auf der anderen Seite waren. Doch in der Sekunde, als sie einen Fuß in die Welt der Lebenden setzen, zog Renji den Zettel aus der Tasche und wedelte sie vor Byakuya. „Ist das ernsthaft ein Herz?“
 

Byakuya schien entrüstet über diese Frage zu sein. „Sieht es nicht aus wie eins?“
 

„Es ist eine perfekte Abbildung“, sagte Renji.
 

„Dann scheitere ich daran, deine Irritation zu verstehen“, gab Byakuya zurück. „Würdest du bevorzugen, dass ich meine privaten Notizen an dich mit ‚Beste Grüße‘ unterschreibe?“
 

Renji schüttelte den Kopf und begann in die Richtung der Lagerräume zu gehen, in denen Urahara ihre Gigais deponieren sollte. „Ich kann nur nicht glauben, dass du gewillt bist, eine nachweisbare Spur zu hinterlassen, Kommandant. Jemand könnte dies als Beweis für eine Anklage zur Unzucht verwenden.“
 

„Jemand könnte das“, grübelte Byakuya ernst und ging neben Renji auf dem breiten, verwaisten Fußgängerweg. Die Laternen flackerten, als sie an ihnen vorbeigingen. „Ich vermute, das bedeutet, dass ich dir aus vollem Herzen vertraue.“
 

Renji stolperte und schwankte in seinem Gang. Es war ein schlaues Wortspiel, doch es war auch schockierend… gefühlvoll. Renji blickte zu Byakuya, der stehen geblieben war, als er selbst nicht mehr weitergegangen war. Natürlich hielt der Kommandant seinen Kopf hoch, doch sein Blick war auf den Boden gerichtet. Sein kaltes, elegantes Gesicht unmöglich zu lesen.
 

Erst die Notiz, jetzt das?
 

Renjis Gesicht hellte sich mit einem breiten Grinsen auf. Bester. Tag. Jemals.
 

„Komm schon“, sagte Renji und nahm die Hand des Kommandanten in seine. „Ich möchte dich zum Tanzen ausführen.“

Amber Silk and Black Leather

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Already Gone

Der Club hieß ArcH und das Schild am Eingang erklärte, dass heute nur für Männer Zutritt war. Renji ließ einen erschüttert aussehenden Byakuya an ihrem Tisch im hinteren Teil des Raumes zurück, um an der langen, chrombeschlagenen Bar Getränke zu bestellen.
 

Während er darauf wartete, dass der Barkeeper mit Bier zurückkam, blickte sich Renji um. Von der Decke hing allen Ernstes eine Discokugel und warf funkelnde Lichtpunkte auf die polierte Tanzfläche mit hölzernem Boden, auf dem das männliche Fleisch rotierte.
 

Dieser Teil des Abends war ganz klar für ihn. Byakuya hasste vielleicht sogar jeden Teil davon. Die Menschenmenge, der Rauch, die Musik. Besonders die Musik. Es war ein dröhnender Bass, der schon fast ohrenbetäubend gegen die Wände gedrückt wurde. Doch so sehr es Byakuya wohl zum Zusammenzucken brachte, spürte Renji, wie sich seine Hüften im Takt der Musik bewegten.
 

Renji liebte tanzen.
 

Er war nicht wirklich gut darin. Tatsächlich sogar hatte Yumichika ihm einmal gesagt, dass er ‚idiotisch‘ dabei aussah und hatte ihm, wie üblich, einen langen Vortrag über Verbrechen gegenüber der Ästhetik gehalten, doch das war Renji egal. Es kümmerte ihn auch relativ wenig, zu was für eine Musik er tanzte, so lange sie schnell genug war, dass sich seine Füße auch so anfühlten, als bewegten sie sich. In solch einem Club frei tanzen? Absoluter Volltreffer.
 

Byakuya musste sich für ein paar Stunden damit abfinden. Renji hatte jedoch den Anteil von Byakuyas Aktivität für diesen Abend recht niedrig angesetzt. Vor ein paar Wochen, als er diesen Teil ihres Abenteuers geplant hatte, hatte der Rothaarige entschieden, dass wenn der Kommandant den Abend über schmollend in der Ecke saß, es auch in Ordnung war. Der beste Fall, den sich Renji ausgemalt hatte, beinhaltete, dass er wohl auf peinliche aber andeutende Weise seinen Körper immer im Sichtfeld des Schwarzhaarigen bewegte. Oder vielleicht auch idiotisch.
 

Das würde allerdings schwierig werden, wenn man die Menge betrachtete.
 

„Belebte Nacht“, sagte er zu dem Barkeeper, als er mit 2 Bier zurückkam.
 

„Ja“, sagte der große und breite Mann mit dunkler Haut,ähnlich wie die von Kommandant Tōsen. Seine Haare waren aber irgendwie ein kleiner Haufen fester, gelber Locken. „Drag-Queen-Shows bringen immer eine große Menschenmenge.“
 

Renji schaute auf die Rechnung und versuchte nicht zusammenzuzucken. Er seufzte tief, als er die Rechnung unterschrieb und sie zurück zu dem Barkeeper schob. „Irgendeine Chance, dass das Geburtstagskind einen Rabatt bekommt?“
 

„Nein“, sagte er und grinste dann Renji lasziv an. „Aber ich gebe dir einen Geburtstagskuss gratis.“
 

„Danke, aber das habe ich schon abgedeckt.“
 

„Darauf wette ich“, sagte er und blickte dann noch einmal Renji von oben bis unten an.
 

Renji grinste vor sich hin, während er den Rückweg zum Tisch antrat und dabei ein paar Tanzenden und anderen Besuchern auswich. Eine Drag-Show. Byakuya würde nicht wissen, wie er damit zurechtkommen sollte. Er freute sich schon darauf, ihm die Unterhaltung des heutigen Abends zu erklären, als er erkannte, dass ein anderer Typ versuchte, den Kommandanten anzubaggern.
 

Doch sobald er Renji in der Menge ausmachen konnte, stand Byakuya auf. Er verließ den Kerl ohne ein Wort. Der Schwarzhaarige ging mit dieser Art von Entschlossenheit auf Renji zu, dass dieser ernsthaft daran dachte, sich einen Schritt zurückzutreten und Zabimaru zu ziehen. Sobald sie sich gegenüberstanden, blickte Byakuya ihn ernst an. „Ich habe dir gesagt, dass wir uns hätten besser abstimmen sollen.“
 

Dann nahm Byakuya die Getränke aus Renjis Hand und stellte sie auf dem nächstgelegenen Tisch ab, der natürlich bereits von einem anderen Pärchen besetzt war.
 

„Hey, weißt du, wieviel die kosten?“, fragte Renji, da die beiden Kerle offensichtlich der Meinung waren, dass sie gerade Freibier bekommen hatten. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, griff der Kommandant nach seiner Hand und zog ihn tiefer in die Menschenmenge hinein.
 

Er hielt in der Mitte an, schlang seine Hände um Renjis Taille. „Tanz mit mir.“
 

„Was?“
 

„Sicher hast du für den Abschlussball der Akademie gelernt, wie man Walzer tanzt“, sagte er mit lauter Stimme, damit Renji ihn über die Musik hinweg hören konnte.
 

„Ja… doch auch nur dafür“, gab Renji zu und blickte sich in der Menge um, die ihnen schon eigenartige Blicke zuwarfen, da sie stocksteif in der Mitte der Tanzfläche standen. „Und das ist nicht die große Halle.“
 

„Es ist alles, was du kennen musst“, sagte Byakuya fest, Augen auf den Boden gerichtet. „Und ich möchte mit dir tanzen.“
 

Oh.
 

Renji atmete tief ein und nickte. „Ok“, sagte er, nahm Byakuyas Hände von seiner Taille und legte sie auf seine Schultern. Dann schlang er seine Arme um Byakuya und drückte seine Handfläche fest in dessen Rücken. „Aber keine Chance, dass ich es rückwärts kann. Ich führe.“
 

„Also gut“, erwiderte Byakuya mit einem leichten Schnaufen.
 

Renji bemerkte, dass sie durch die Menschenmenge darauf beschränkt waren, in einem kleinen Kreis in einem ¾-Takt hin und her zu schaukeln. Doch das kompensierte er damit, Byakuya näher an sich heranzuziehen, bis sich ihre Oberkörper beinahe berührten. Zuerst schien Byakuya von der Idee nicht begeistert zu sein, dass sie so nicht anständig Walzer tanzen konnten, doch mit seiner Nase war es Renji möglich, Byakuyas Kopf nach oben zu drängen. Als Byakuya ihn irritiert anschaute, eroberte er dessen Lippen mit seinen eigenen. Nach einem langen, sanften Moment, in dem sie spielerisch und langsam ihre Zungen verwoben, zog sich Byakuya mit einem Seufzen zurück. Er entspannte sich und lehnte seinen Kopf gegen Renjis Schulter.
 

Nun erhielten sie, statt eigenartiger Blicke, zustimmendes Nicken und breites, vielsagendes Grinsen.
 

Es war nicht wirklich das gewesen, was sich Renji vorgestellt hatte, doch mit Byakuya öffentlich in seinen Armen, vergaß er, dass er jemals irgendetwas anderes gewollt hatte.
 

Es war im Club dunkel genug, dass Renji trotz der Musik, in seine eigene Welt abdriftete, wo es nur das Gefühl ihrer beider Körper, die sich gemeinsam bewegten, gab. Es war einfach, bei all diesen kleinen Empfindungen verloren zu gehen. Der Duft von Byakuyas Haaren, das Gefühl, wie ihre Körper aufeinandertrafen, wenn Renji einen falschen Schritt machte, das Geräusch von Byakuyas genervtem und leidenem Seufzer, immer wenn dies passierte und die Lichtpunkte, die über der Oberfläche tanzten. Renji war so glücklich, dass er sich sicher war, dass er wie ein Idiot grinste.
 

„Das wäre viel leichtgängiger, wen du mir erlauben würdest, zu führen“, murmelte Byakuya in sein Ohr.
 

„Du führst immer. Es ist mein Geburtstag. Ich bin an der Reihe.“
 

Byakuya gluckste vor sich hin, ein sanftes Geräusch, dass in Renjis Ohr kitzelte. „Ich hatte mir gedacht, dass du danach fragst, doch nicht in einem Walzer.“
 

Das war der Punkt, wo Byakuya ihn falsch verstand. Renji hatte niemals vorgehabt, nach einem Tausch in ihren Schlafzimmerspielchen zu fragen. Tatsächlich sogar hatte er gar nicht geplant, nach Sex zu fragen. Was er mehr als alles andere wollte, war ein Date. Deswegen hatte er darauf bestanden, in die Welt der Lebenden zu gehen, wo sie zusammen sein konnten, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, dass jemand neben Urahara und Yoruichi davon wüsste. Wo sie, wie in diesem Moment, sich einfach vor einer Menge Fremder küssen konnten.
 

Byakuya schien überrascht von dem Enthusiasmus hinter Renjis Kuss zu sein, vielleicht dachte er, es war ein Zeichen für seine Forderungen zu späterer Stunde. Doch der Kuss an sich war seine einzige Forderung. Das Einzige, was sich Renji wünschte, war, dass er Byakuya sagen konnte, wie er fühlte. Doch… nun ja, er musste einfach weitermachen und es ihm zeigen, denn der Rothaarige hatte keine Lust auf ein weiteres Hanami-Desaster für seinen verdammten Geburtstag.
 

Nein, der Nächste, der ‚Ich liebe dich‘ sagen würde, musste Byakuya sein.
 

Und da es nicht so aussah, als würde das in nächster Zeit geschehen, würden sie weitertanzen. Die Musik änderte sich, doch Renji hielt ihren ¾-Takt aufrecht. Byakuya folgte und schien ein Spiel daraus zu machen, Renjis Füßen auszuweichen, denn er hätte schwören können, dass er ein wenig kontrollierten Blitzschritt spürte und ein kleines, triumphales „Ha!“ hörte.
 

Renji schnüffelte an Byakuyas Haaren und drückte seine Hand fest. Geburtstagssex wäre dennoch ein toller Bonus. Renji würde da sicherlich nicht ablehnen. Doch er hatte kein Zimmer in einem Liebeshotel oder so etwas in der Art gebucht und wenn/falls es geschah, war es Renji egal, ob er oben war. Sein Ego hing davon nicht wirklich ab. Er würde niemals eine Möglichkeit ausschlagen, die Rollen zu tauschen, doch das war eine größere Sache, als durch einen Walzer zu taumeln, auch wenn das bedeutete, dass er dem Kommandanten auf die Zehen trat.
 

Es überraschte Renji, als einige Minuten später der DJ verkündete, dass das nächste Lied ein moderner Walzer sein würde. „Aufgeführt von unserer Miss Demeanor für das Geburtstagskind und seinen Partner und jedem, der ihnen dabei Gesellschaft leisten möchte.“
 

Byakuya hob fragend seinen Kopf. „Deine Idee?“
 

Renji runzelte die Stirn. „Nein. Die einzige Person, die weiß, dass heute mein Geburtstag ist, ist der Barkeeper.“ Er blickte zur Bar und sah, wie dieser ihn mit einem breiten, ermutigenden Grinsen ansah. Renji war sich auch ziemlich sicher, dass er noch eine rüde Gestik machte, doch es hätte vielleicht auch ein Zeichen der Zustimmung sein können.
 

Der DJ verkündete: „Klatscht für Miss Demeanor in die Hände. Sie wird nun ‚Already Gone‘ von Sugarland singen.“ Renji und Byakuya traten weit genug von einander weg, um zu klatschen. Es wurde Gejohlt und Gerufen, als eine Person in einem hautengen, glitzernden Kleid ins Scheinwerferlicht kam. Die Sängerin war klein und kurvenreich mit einem Berg von kupferfarbenen Locken. Seltsamerweise erinnerte es Renji an Miki, die Köchin von Byakuyas Anwesen.
 

Die Musik, die ertönte, war nicht mit der bisherigen Musik zu vergleichen, die im Club gespielt wurde. Es war aber auch kein traditioneller Walzer. Dennoch war es im ¾-Takt, also öffnete Renji seine Arme und Byakuya lehnte trat auf ihn zu,
 

Die Sängerin begann zu singen. Renji führte sie über die Tanzfläche, wirbelnd und drehend im freien Raum. Andere Pärchen kamen dazu. Renji konzentrierte sich sehr auf die Schrittfolge, sodass er nicht wirklich auf den Text des Liedes achtete, doch ein paar schienen sehr… passend. Er beobachtete Byakuyas Gesicht, verblüfft, dass dieser Moment tatsächlich Realität war. Es fühlte sich wie ein Traum an.
 

They say the first time won't ever last

But that didn't stop me, the first time he laughed

All my friends tried to warn me the day that we met

‘Girl, don't you lose your heart yet’
 

But his dark eyes dared me with danger

And sparks fly like flame to a paper

Fire in his touch burning me up

But still I held on...

But I was already gone...
 

Als das Lied zu Ende war, wisperte Byakuya in sein Ohr. „Alles Gute zum Geburtstag, Renji“, dann küssten sie sich.

Kabuki and Queens

Während Byakuya der Drag-Queen-Show auf der Bühne zusah, fühlte er sich seltsam nostalgisch. Aber unterschied sich das überhaupt wirklich von den Kabuki, die er und Hisana genossen hatten? Natürlich musste man Abstriche bei der tänzerischen Qualität und dem Erlebnis an sich machen, doch was Unterschied sonst ein Onnagata von einem Transvestiekünstler? Wie die Kabukitheater, hatte dieser Klub einen Hauch Avantgarde. Und genauso waren im Publikum Menschen von verschiedenem Rang und Status vertreten. Ein Querschnitt der Menschen, die alle darin vereint waren, glamouröse Shows und großes Spektakel zu genießen.
 

Er fühlte sich eigenartig zu Hause.
 

Außer, dass statt der charmanten und kultivierten Hisana Renji an seiner Seite saß. Renji, der offensichtlich die derbe und obszöne Natur dieses Schauspieles genoss, da er immer wieder gegen Byakuyas Arm stieß, wenn jemand einen besonders rüden oder unangebrachten Witz machte. Als ihn Renji wieder mit dem Arm stieß, diesmal in die Rippen, blickte Byakuya ihn kühl an. Nicht, dass Renji es bemerkt hätte, denn dafür lachte er zu sehr.
 

Es verwunderte Byakuya immer wieder, dass er jemanden so unglaublich einfältiges und nervendes in irgendeiner Weise attraktiv fand.
 

Und doch tat er es.
 

Sehr sogar.
 

Was als rein körperliche Beziehung angefangen hatte, wurde mehr… verworrener. Byakuya wusste bereits seit einiger Zeit, dass sein grober und unkultivierter Vizekommandant ihm wichtig wurde. Er war sich darüber bewusst, dass seine Gefühle für Renji tief gingen. Tief genug, dass er gewillt war, ihn öffentlich zu betrauern.
 

Aber er hatte niemals die Tiefe des Vertrauens erwartet, die zwischen ihnen wuchs. Er hatte niemals gedacht, dass er eine andere Seele neben Senbonzakura finden würde, mit dem er so viele Geheimnisse teilen würde. Dank diesem Abend in der Welt der Lebenden verstand Renji nun gewisse Dinge von ihm, die selbst Hisana nicht kannte.
 

Und da war noch mehr. Hier, weit weg von allen Grenzen der Seireitei fühlte sich Byakuya in Renjis Gesellschaft glücklicher, als mit irgendjemand in all den Jahren. Kein Wunder, dass Hisanas Geist sauer auf ihn war.
 

Vielleicht… vielleicht liebte er diesen Mann.
 

Byakuya griff nach Renjis Hand und drückte sie leicht, ließ danach aber nicht los. Er wurde nicht nur mit einem atemberaubenden Grinsen belohnt, es diente auch dazu, dass der Vizekommandant aufhörte, ihm ständig in den Arm zu stoßen.
 

Byakuya lächelte zurück und erlaubte einen weiteren, öffentlichen Kuss.
 

Immerhin war es Renjis Geburtstag. Und wer könnte sie wirklich in diesem dunklen Klub sehen? Die einzigen Personen, die vielleicht zuschauten, würden auf ihre eigene Weise diskret sein. Wer könnte Urahara oder Yoruichi etwas erzählen, außer sich gegenseitig oder durch ihren folgsamen Schuft Tessai? Ohne jeden Zweifel würde Yoruichi ihn damit aufziehen, wenn sie sich wiedertreffen sollten. Doch das könnte er aushalten. Tatsächlich vermisste er es auch. Ihre spöttischen Spielchen waren viel zu lange her.
 

Yoruichi.
 

Byakuya erlaubte sich selten in ‚Was, wenn…‘-Fragen einzutauchen, doch er konnte nicht anders, als sich fragen, wie anders die Dinge vielleicht für ihn gelaufen wären, wenn sie nicht aus der Soul Society verschwunden wäre. Denn er kannte kaum jemanden innerhalb der Hofgarden, und schon einmal keinen vom Adelsstand, der sexuell abenteuerlustiger war als die Lady Shihōin.
 

Was hätte er nicht alles für ihren Rat vor all den Jahren gegeben…
 

Byakuya nippte gedankenverloren an seinem Wein.
 

Aber was hätte sie wirklich tun können? Sie hätte kaum eine Hand heben können, um alles aufzuhalten. Er hätteTessais Einschreiten mit einem illegalen Zeitumkehrungszauber benötigt, um wirklich den unheilvollen Moment ungeschehen zu machen, als die Tür aufgerissen und er mit dem Stalljungen entdeckt worden war. Mitsamt Reitgerte in seiner Hand.
 

Nein, es hätte nichts an den beschämenden Dingen geändert, die daraufhin folgten. Aber vielleicht, wäre sie zugegen gewesen, sobald er auf der Akademie war, ihr gleichberechtigt war und seinen eigenen Weg ging, ihm helfen können, seinen Frieden mit der Tatsache zu schließen, dass manche Dinge immer zum Vorschein kamen, egal wie sehr man versucht sie zu unterdrücken oder zu ignorieren.
 

Wie auch immer, er hätte niemals Hisana kennengelernt, wenn er nicht die Teehäuser der niederen Distrikte nach seinem Stalljungen abgesucht hätte, der Gerüchten zufolge dorthin verkauft worden war. Nicht, dass er und Hisana jemals solche Dinge getan hätten. Sie hätte ihn bei dem kleinsten Anzeichen hinausgeworfen. Sie hätte dies niemals als Spiel angesehen. Nur als Gewalt, welche sie verabscheute. Besonders von zahlenden Kunden. Tatsächlich hatte Hisanas Sichtweise zu diesem Thema sein Gefühl zementiert, dass ein Gentleman sich nicht an solchen Aktivitäten beteiligte.
 

Und vielleicht tat es auch kein Gentleman.
 

Aber, guter Gott, es gab auf jeden Fall eine Reihe von Spielzeugen aus der Welt der Lebenden, die ihm sagten, dass es offensichtlich genug Leute taten!
 

Byakuya seufzte und schüttelte den Kopf. Er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Aber es gab zumindest diesen Moment. Und mit Glück auch die Zukunft.
 

Er musste Renjis Hand loslassen, um höflich dem Komödiant zu applaudieren. Zu seiner Erleichterung schien der nächste Künstler nur zu singen. Mit etwas Glück würde er keine Verletzungen von diesem Auftritt davontragen.
 

Renji beugte sich vor. „Hast du deine Grenze erreicht? Möchtest du gehen? Es ist nur so, dass es schien, als hättest du den Letzten nicht so lustig gefunden, wie ich und, nun ja, du wirkst auf einmal so angespannt“, fragte er.
 

Es überraschte Byakuya nicht länger, dass sich Renji immer perfekt über seine Laune im Klaren zu sein schien. Doch es machte es schwierig, einen guten Gefährten in solchen Situationen zu spielen. „Ich bleibe, so lange du es möchtest.“
 

„Ja und ich schätze das, aber das ist nicht das, wonach ich gefragt habe.“
 

Renji schaute wirklich besorgt. „Die Show ist in Ordnung. Laut, aber immer noch amüsant. Es erinnert mich an Kabuki“, fühlte sich Byakuya genötigt zu erklären.
 

„Oh. Richtig“, sagte Renji mit einem Nicken und einem beunruhigten Stirnrunzeln. „Kabuki. Du und Hisana habt euch das angeschaut, vermute ich, huh?“
 

„Das haben wir“, bestätigte Byakuya, überrascht, dass Renji so schnell die Verbindung knüpfen konnte. Doch dann bemerkte er, wie fundamental es für ein Mitglied des Hochadels war, so oft solch unbedarfte und oft vulgäre Auftritte zu fördern. Byakuya erinnerte sich sogar, dass einmal ein Faustkampf im Publikum ausgebrochen war, da ein besonders hübscher, junger Künstler offensichtlich mehreren Schirmherren diente.
 

Renji stand bereits auf. „Hey, wenn es dich traurig macht, können wir gehen. Ich bin deswegen eh nicht hergekommen. Ich wollte nur tanzen.“
 

Byakuya stand automatisch mit auf, doch er runzelte die Stirn. Hat sein Bestehen auf einen Walzer etwas für Renji ruiniert? Er folgte Renji, während sie sich ihren Weg um die Tische bahnten, die in der Nähe des Ausganges für die Show zusammengeschoben worden waren. „Sollen wir etwas anderes zum Tanzen suchen?“
 

„Nein“, Renji grinste breit. „Ich kann mir keinen besseren Tanz vorstellen, als den, den wir geteilt haben.“
 

„Ja“, Byakuya lächelte zurück, auch wenn Renjis Welle an Zuneigung so unerträglich intensiv war, dass er den Blick auf den Boden fallen ließ. Sie kamen zur Tür und der Rothaarige öffnete sie für ihn. „Wohin nun?“, fragte Byakuya und ging in die Nacht hinaus.
 

Renji zuckte mit dem Achseln und atmete tief die kühle Nachtluft ein, während er die Möglichkeiten überdachte. „Ich weiß es nicht. Wir könnten ein wenig Spazierengehen oder vielleicht versuchen, ein Restaurant zu finden, dass noch geöffnet ist.“
 

Renji hatte kein Hotelzimmer gebucht? War etwas nicht in Ordnung? Nein, er hätte niemals den Besuch im Sexshop vorgeschlagen, wenn die letzte Nacht bei ihm irgendetwas angerichtet hätte. Vielleicht wollte Renji auch nur nicht, dass die Nacht zu Ende ging. Das könnte er verstehen, denn es war ein überraschend schöner Abend gewesen. „Ich richte mich nach dir.“
 

„Ich könnte einen Bissen vertragen“, sagte Renji etwas dümmlich, als schämte er sich für seinen Hunger. „Lass uns einfach mal durch die Gegend gehen und sehen, ob wir was finden.“
 

„Also schön“, stimmte Byakuya zu, auch wenn ihm die Idee nicht sonderlich gefiel, ziellos durch die Welt der Lebenden zu wandern. Oder ohne Karte, obwohl Renji scheinbar gelegentlich auf einen Zettel schaute, der mit Notizen übersäht war, die verdächtig nach Yoruichis Handschrift aussah. Was er soweit ausmachen konnte, war, dass sie ihm eine recht große Anzahl an Orten aufgeschrieben hatte und Renji wusste irgendwie, sich durch die namen- und nummernlosen Straßen zu navigieren.
 

Die Gebäude dieses Distrikts waren groß und jede Fassade war mit blinkender und leuchtender Reklame übersäht. Es gab so viel künstliches Licht, dass das Einzig leuchtende am Himmel das rote Hecklicht eines Flugzeuges war. Trotz der späten Stunde schienen die Leute auch noch in Eile. Autos huschten vorbei, Fahrradfahrer fuhren hastig, Züge dröhnten, während sie über die Überführung fuhren. Das Tempo hier schien 10 Mal schneller als in der Seireitei zu sein, als würden die Sterblichen den Drang verspüren, durch ihre kurzen Leben zu rennen.
 

Renji schien das alles mit großen Augen aufzunehmen. Byakuya überraschte sich selbst damit, dass er der Erste war, der die Stille zwischen ihnen mit einer unangenehmen Ankündigung brach. „Ich bin vielleicht zu weit gegangen, Renji“, sagte er vorsichtig. „Ich habe dir etwas zum Geburtstag gekauft.“
 

Sein Grinsen war verrucht. „Oh ja, ein Haufen wirklich spannender Dinge, aber weißt du, du brauchst nicht…“
 

„Ja, aber ich meinte etwas anderes“, unterbrach ihn Byakuya. „Etwas, was im Nachhinein vielleicht etwas zu extravagant war.“
 

Renjis Augenbrauen zogen sich in einem tiefen Stirnrunzeln zusammen. „Heilige Scheiße, was bedeutet ‚zu extravagant‘ bei einem Kuchiki?“
 

Genau das war es, oder? Es war nichts für Byakuya, doch er wusste genau, wie schwierig es für Renji war, einen solchen Gegenstand zu erstehen. Tatsächlich sogar hatte er oft gehört, dass er sich darüber beschwerte.
 

Sie waren an einem kleinen Park angekommen, also hielt Byakuya an einer nahegelegenen Bank an. Er zog ein schmales Paket aus der Innentasche seiner Anzugsjacke und hielt es ihm mit beiden Händen hin. Es war schwierig, nicht ‘Tsumaranai mono desu ga‘ zu sagen. Es ist nur eine Kleinigkeit.
 

Renji starrte auf das kunstvolle blaue Papier. Er schien sogar für einen Moment den Origami-Kranich zu bewundern, der Teil der Schleife war. Byakuya hatte versucht, einen Nue zu falten, doch nach einer Weile hatte er seine Bemühungen abbrechen müssen und hatte sich für etwas weniger kompliziertes und mehr traditionelles entschieden. Renji zog sich an einem Ohr. „Ich sollte jetzt wohl etwas sagen, wie wenig ich das benötige oder dass ich es nicht wert bin oder so etwas?“
 

Byakuya lächelte. „Du solltest es auch nicht direkt öffnen, auch wenn ich hoffe, dass du es tust.“
 

Renjis setzte sich auf die Bank. „Gott sei Dank.“
 

Byakuya setzte sich daneben und war etwas unruhig, doch er versuchte, dass sich seine Unsicherheit nicht auf seinem Gesicht widerspiegelte. Es gab einen Grund dafür, dass man Geschenke im Privaten öffnen sollte. Es würde ihn umbringen, wenn er Renji enttäuscht sehen würde.
 

Renji riss das Papier wie ein kleines Kind auf und überließ es Byakuya, die Stücke von zerschreddertem Papier aufzusammeln, damit sie nicht als Abfall davongeblasen wurden. Als Renji das Brillenetui mit dem Emblem der ‚Silberlibelle‘ sah, wurden seine Augen groß. „Oh, das hast du nicht“, murmelte er, doch er klang begeistert. Er öffnete das Etui, um eine seiner geliebten Sonnenbrillen zu sehen. „Oh, du hast!“
 

Byakuya bemerkte, dass er das Bündel Papier fest umklammerte. „Ist es in Ordnung?“
 

„Ja“, strahlte Renji, schlang seine Arme um den Schwarzhaarigen, umarmte ihn und pflanzte einen langen, schlampigen Kuss auf Byakuyas Lippen. Dann setzte er sich zurück und drehte die Sonnenbrille immer wieder in seinen Händen und bewunderte sie dabei. Schlussendlich steckte er sie sich in die Haare. „Ich muss gestehen, dass ich nicht sicher bin, ob ich sie jemals in einem Kampf tragen werde. Die letzten beiden Male, bei den ich sie trug: Kaputt! Scheint nicht gerade Glück zu sein, oder?“
 

Byakuyas Herz erstarrte. Ein unglückliches Geschenk? Wie damals bei Hisana?
 

Doch Renji fuhr fort. „Aber beide Male war es Ichigos Schuld und wir sind ja jetzt mit Herrn Shinigami in Vertretung befreundet, richtig? Also was zum Teufel?! Die ist großartig! Danke, Kommandant.“
 

„Byakuya“, korrigierte er ihn. So sehr er es liebte, immer Renjis Kommandant zu sein, dies sollte ein Geschenk von einem Mann an seinen Liebhaber sein, nicht von einem Kommandanten an seinen Untergebenen.
 

„Richtig“, sagte Renji, auch wenn es schien, dass ihm die Intimität erröten ließ. „Danke, Byakuya.“
 

„Gerne, Renji“, erwiderte er. Dann ließ ihn die kalte Nachtluft erschaudern. „Ich kann nicht glauben, dass du kein Hotelzimmer gebucht hast.“
 

„Heh“, sagte Renji mit einem Grinsen und zog die Liste aus seiner Tasche. „Wir können das nachholen.“
 


 

Byakuya entschied sich, die Erfahrung mit dem Taxi nicht zu mögen, doch Renji beharrte darauf, dass die einfachste Möglichkeit ein ‚Liebeshotel‘ zu finden die war, den Taxifahrer zu fragen. Der Schwarzhaarige fühlte sich allerdings eher, als würden sie ziellos durch den Verkehr getragen, doch bald standen sie vor einem fensterlosen Gebäude mit einem simplen Vordach mit einem großen, leuchtendroten Herz.
 

Es dauerte ein paar Minuten, bis sie den Eingang gefunden hatten. Der war verdeckt in einer schmalen Gasse, der Byakuya an die geheimen Tunnel erinnerte, die es erlaubten, diskret ein Chaya, also ein Raum eines Teehaues, zu besuchen. Dort,wo er sich anfangs mit Hisana getroffen hatte.
 

Im Inneren war es jedoch sehr unterschiedlich. Das Foyer war kaum mehr als ein knallbunter Raum. Zwei Frauen standen kichernd vor dem Verkaufsautomaten. Sie schauten auf, als sich die Tür öffnete und sprangen schuldbewusst zur Seite. Renji, mit seinem riesigen Selbstvertrauen, schritt zur Maschine, steckte die Kreditkarte hinein und drückte eine Reihe von Knöpfen. Er gluckste leise zu Byakuya. „Schau mal“, sagte er. „Sie haben einen Bondage-Raum.“
 

„Aw“, wimmerte eines der Mädchen. „Den wollten wir.“
 

„Dann hättet ihr mutiger sein sollen“, sagte Renji, als der Schlüssel ins Fach fiel. „Vermute ihr Mädels bleibt bei ‚Hello Kitty‘, huh?“
 

„Renji“, sagte Byakuya scharf. „Diese jungen Damen waren zuerst hier.“
 

„Ja, aber, Kommandant…“, Renji hielt inne, als er den Ausdruck in Byakuyas Augen sah. Er grunzte und seufzte. „Also schön. Ihr möchtet es? Dann tauschen wir gegen, uh…“, Renji schaute auf die Möglichkeiten. „Das Klassenzimmer.“
 

Das ließ die Mädchen Giggeln, doch die Kühnere der beiden, ein wirklich junges Ding in einer eigenartigen Abbildung eines Anzuges und mädchenhaften seitlichen Zöpfen links und rechts von ihrem Kopf, trat hervor. Sie steckte ihre Karte in die Machine und nahm den Raum, den Renji andeutete. Der Schlüssel fiel mit einem dumpfen Knall hinunter. Sie veranstalteten einen eigenartig, formalen Austausch mit Verbeugungen. Dann gingen die Mädchen mit schrillem Quietschen die Treppen hinauf.
 

„Also, uh“, sagte Renji mit einem verschmitzten Lächeln und einer leichten Röte im Gesicht. „Möchtest du Lehrer spielen? Ich bin mir sicher, dass ich ein unartiger Junge war und ich habe gehört, dass du ein strikter Lehrer seist.“
 

Byakuya konnte nicht anders, als seinen Kopf erstaunt zu schütteln. „Bist du dir sicher? An deinem Geburtstag?“
 

Renji nahm seine Hand und führte ihn die Treppen hinauf. „Nun ja, entweder das oder ‚Weltraum-Odyssee‘ und ich habe keine Ahnung, wie man Letzteres heiß machen kann. Nebenbei, wer hat keine geheimen Akademie-Fantasien?“
 

Byakuya stoppte auf der Treppe. „Das hast du? Du hast tatsächlich solche Fantasien?“
 

Der Rothaarige rieb sich die Nase. „Uh, nun ja, es wird das erste Mal sein, dass du da mitspielst, aber ja.“
 

„Oh?“, sagte Byakuya und versuchte die Eifersucht aus seiner Stimme zu lassen. „Und wen stellst du dir normalerweise in der Rolle des strikten Lehrers vor`“
 

Sie gingen mittlerweile einen schmalen Gang entlang und Renji verglich die Raumnummern mit dem auf dem Schlüssel. Er blickte Byakuya kurz aus den Augenwinkeln an und räusperte sich dann. „Shūhei.“
 

„Vizekommandant Hisagi?“, Byakuya kramte durch seine Gedanken und ihm kam ein Bild von jemandem mit stacheligen, dunklen Haaren, Tattoos im Gesicht, Lederarmbändern und einem engen Halsreif. War das Renjis eigentlicher Typ? „Von der 9. Division?“
 

„Kennst du einen anderen Shūhei?“, Renji versuchte seine Verlegenheit mit Derbheit zu überdecken. „Schau, er war der heiße Oberschüler, ja? Er hat ein paar Klassen unterrichtet. Ich war nicht der Einzige, mit dieser Fantasie.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya, denn er wusste nicht, was er sonst hätte sagen können. Er versuchte immer noch zu entscheiden, wie er sich über diese Enthüllung fühlen sollte.
 

Renji hatte den Raum gefunden. Bevor er den Schlüssel umdrehte, ergriff er noch einmal das Wort. „Versteh das nicht falsch. Er erinnert sich noch nicht einmal daran, dass wir Mal was miteinander hatten, denn er war sturzbesoffen und redete die ganze Zeit über Matsumoto. Ich vermute, jeder Rothaarige hätte es damals getan.“
 

Trotz des matten Grinsens, war es schwer, den Schmerz in Renjis Stimme zu überhören. „Es tut mir leid“, sagte Byakuya. „Es ist nie leicht, wenn Bewunderung nicht erwidert wird.“
 

Renji lachte schnaubend. „Glaubst du?“
 

Was sollte das bedeuten?
 

Byakuya runzelte die Stirn in Gedanken, als Renji ihm die Tür aufhielt. Wie beschrieben war der Raum wie ein echtes Klassenzimmer eingerichtet. Ein kleines Bücherregal enthielt Lehrbücher und stand unter einer Tafel, über der wiederum eine große schwarze Uhr geräuschvoll tickte. Der Raum war generell schmal und bot nur für ein großes Lehrerpult auch Eiche und einem Schülerpult Platz.
 

Renji verschloss die Tür hinter ihnen und begann, den Raum zu erkunden. Er öffnete den Schrank des Lehrerpults und pfiff leise. „Ok, wir haben wir ein paar interessante Möglichkeiten“, sagte er und legte alles auf den, mit Papier abgedeckten, Tisch. „Ein Zeigestock, ein hölzernes Lineal und diese reizende… ein echtes Paddel.“
 

Oh.
 

Byakuya musste sich daran erinnern, dass es in Ordnung war, aufgeregt zu sein.
 

Während er damit kämpfte, nicht von der schieren Menge an Ideen überwältigt zu sein, was passieren würde, öffnete Renji weiter Türen und inspizierte deren Inhalt. „Jede Menge Kondome“, sagte er und warf ein paar auf den Tisch. „Gleitgel in allen Ausführungen.“ Er schaute ein paar durch und warf das Meiste davon zurück in den Schrank. Vermutlich hatte er seinen Favoriten herausgesucht. Er öffnete es und roch daran, dann warf er es mit einem zustimmenden Nicken auf den Tisch. „Oooooh“, machte er, als er den unteren Teil der Tür erreicht hatte. „Und hier haben wir Kostüme“, er hielt einen kleinen, karierten Schulmädchenrock hoch. Er dehnte den Bund und blickte sich stirnrunzelnd an. „Doch ich glaube nicht, dass das meine Größe ist.“
 

Byakuya schlüpfte aus seiner Jacke und hing es auf einen Kleiderhacken an der Tür. Dann begann er, seine Ärmel hochzurollen. „Ich glaube, das wird eine ausreichende Kostümierung für mich sein.“
 

Renji grinste ihn an. „Oh ja, heißer Lehrer.“
 

„Und du bist bereits gekleidet, wie ein Raufbold.“
 

Renji sah aus, als wolle er protestieren, doch dann blickte er an sich hinunter. „Wo du recht hast“, sagte er und ging zurück, um den weiteren Inhalt des Lehrerpults zu inspizieren. Er fand etwas, was ihn innehalten ließ, doch er nahm es dennoch heraus. „Scheint so, als könntest du mich am Tisch festbinden“, bemerkte er. Er zog an dem Gewirr aus Leder und Manschetten, dann versuchte er, alles zu enträtseln. „Und, uh, es sieht aus, als würde es um den Tisch herum… Richtig, diese Dinger um die Beine des Tisches könnten für meine Fußgelenke sein und dieses Ding hier ist verstellbar... vielleicht, wie…“
 

Er legte den Kopf leicht zur Seite, wie ein irritierter Hund. Sein Gesichtsausdruck war eine hinreißende Mischung aus Irritation und Schrecken.
 

Byakuya kam hinüber und nahm die Vorrichtung aus Renjis Händen. „Wenn du erlaubst.“

Bonds of Trust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rule Number One

Renji war schon fast eingeschlagen, doch öffnete mühevoll ein Auge, um Byakuya anzusehen. Hatte er gerade wirklich das gesagt, was Renji dachte?
 

Trotz oder vielleicht sogar aufgrund dieser 3 kleinen Worte, blickte Byakuya ihn nicht an. Stattdessen lag er auf dem Rücken auf dem steifen Hotelfuton und starrte teilnahmslos auf die Wasserflecke, die sich auf den Schallschluckplatten an der Decke abzeichneten. Das gedimmte Licht der Halogenstrahler flackerte und man konnte das rhythmische Brummen durch die dünnen Wände hören.
 

Das tiefschwarze Haar des Kommandanten war ungewöhnlich zerzaust und klamm von ihrem schweißtreibenden und erschöpfenden Liebesspiel. Dennoch schaffte er es, vollständig gefasst auszusehen. Er hatte sich die Zeit genommen, das bernsteinfarbene Hemd zuzuknöpfen und den Reißverschluss der passenden, dunkelbraunen Hose zu schließen. Nur Renjis geschultes Auge erkannte, dass ein Knopf am Hemd fehlte und den Hauch von Beißspuren am schlanken Hals.
 

Doch trotz Byakuyas kühlem Äußeren, spürte Renji die unruhigen Wellen des Reiatsu. Wenn er eine Vermutung anstellen musste, würde Renji sagen, dass Byakuya kurz davor war, sich zu übergeben.
 

Ja, er hatt es gesagt. In Ordnung.
 

Was ein Idiot.
 

Es war absolut klar, dass Byakuya niemals von Yumichikas 10 Regeln der Liebe und des Vögels gehört hatte, denn Regel Nummer 1 war ‚Niemals ein „Ich liebe dich“ während oder direkt nachdem du jemanden besinnungslos gevögelt hast hinausplärren. Selbst wenn du es so meinst, warte zumindest, bis das Sperma abgekühlt ist‘. Außerdem verletzte der Zeitpunkt des Kommandanten auch die Regel Nummer 7, die hieß: ‚Gib niemals ein „Ich liebe dich“ als Geschenk. Blumen sind immer besser.‘
 

Aber wenn man bedachte, wie liebenswert nervös Byakuya war, entschied Renji sich, ihm all das zu vergeben. Immerhin konnte er schlecht mit dem Finger auf ihn zeigen. Renji hatte etwas Ähnliches auf dem Hanami gemacht…
 

Argh. Wenn sich die Stille weiter zieht, würde sich das Desaster wiederholen.
 

Also richtete sich Renji auf einen Ellbogen auf, damit er auf Byakuyas steinerndes Gesicht schauen konnte. Die starre Art und Weise, wie Byakuya seinen Ausdruck aufrecht hielt, war das einzige Anzeichen dafür, wie verängstigt er sein musste. Sanft strich Renji eine verschwitzte Strähne des tiefschwarzen Haares von der Wange. Dann lehnte er sich vor und küsste seine Augenlider. Sanft. Eines nach dem anderen, genauso wie er es getan hatte, als er es Byakuya gestanden hatte.
 

Byakuya sog überrascht die Luft ein. Normalerweise kühle graue Augen, blitzten auf, voll von intensiven Emotionen. Er öffnete seinen Mund, doch Renji beeilte sich, um den Mund mit seinen Lippen zu versiegeln. Wenn ich bedenke, wie sehr wir bei diesem Teil versagen, Kommandant, sollten wir vielleicht nichts weiter sagen.
 

Er nahm sich seine Zeit beim Kuss, ließ seine Zunge sprechen. Begann erst sanft und zaghaft und dann tiefer, leidenschaftlicher. Er genoss den leicht sauren Geschmack von Wein und das glatte Gefühl von Byakuyas Zähnen.
 

Byakuya erwiderte den Kuss schon fast freudig. Er griff nach oben und legte sanft die Hände an die Seiten von Renjis Gesicht. Der Rothaarige konnte fühlen, wie sich Byakuya anspannte, um sich ein wenig aufzurichten, damit er ihm mit gleicher Leidenschaft entgegenkommen konnte.
 

In Ordnung, egal. Renji entschied, dass es verdammt nah an perfekt war. Wenn sie nur jetzt die Zeit anhalten konnten. Für immer.
 

Dennoch… Da war eine Sache, die Renji wirklich verzweifelt wissen wollte. Als er schlussendlich den Kuss abbrach, beeilte Renjis sich, bevor Byakuya sprechen konnte. „Seit wann?“, fragte er.
 

Byakuya riss seine Augen auf, um Renji anzusehen. Seine Hände, die sich langsam in Renjis Haaren vergraben hatten, fielen irritiert nach unten. „Tut mir Leid, was?“
 

„Du hast gesagt, dass du mich liebst. Ich möchte wissen, seit wann.“ Als Byakuya seinen Mund öffnete, unterbrach ihn Renji erneut. „Und sag verdammt noch mal nicht, seit dem ersten Mal, als du mich gesehen hast. Denn das ist die 2. Regel: ‚Verwechsel Lust niemals mit Liebe‘.“
 

„Regel? Welche Regel?“, Byakuya schien mittlerweile zur Irritation auch noch sauer zu werden.
 

„Spielt keine Rolle“, beharrte Renji. Denn er wusste genau, wie Byakuya reagieren würde, wenn er wüsste, dass sie von Yumichika waren. Renji lehnte sich ein wenig zurück, sodass er Byakuyas Gesicht vorsichtig beobachten konnte. Er schob sich die Haare aus dem Gesicht und blickte ihn fest an. „Ich möchte wissen, wann sich die Situation geändert hat.“ Denn wenn es der Moment war, indem du gemerkt hast, dass ich mit deinen Vorlieben klarkomme, dann haben wir ein kleines Problem.
 

Diesmal schien Byakuya über die Frage ernst und intensiv nachzudenken. Seine Hand lag auf seiner Brust und Renji fragte sich, ob das ein körperlicher Ausdruck davon war, dass sich Byakuya zusammenriss. Elegante Augenbrauen waren ein wenig zusammengezogen. „Es war sehr schrittweise, schleichend“, gab er zu und klang etwas enttäuscht, dass er keine genauere Antwort hatte. „Ich weiß seit nun einiger Zeit, kurz nachdem wir von unserem Auftrag mit Rukia zurückkamen, dass mein Leben weniger… voll und… richtig ist, wenn du nicht darin warst. Doch seit einer Weile ist es mehr als nur das. Ich bin mir nicht sicher, wann genau sich ‚die Situation geändert hat‘ wie du sagtest. Weißt du es?“
 

Renji nickte. Es war eine Art Erleuchtung. Eine Erleuchtung im Suff vielleicht, aber nichtsdestotrotz ein Durchbruch. „Du erinnerst dich an die Nacht, als ich versucht habe, dich zu ‚überraschen‘, oder?“
 

„Die Nacht von deinem poetischen Vortrag?“, fragte Byakuya. Als Renji nickte, drehte er den Kopf leicht und blickte Renji in die Augen, ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Durchaus, wie könnte ich das vergessen? Doch trotz der tiefgründigen Natur deiner Worte, glaube ich nicht, dass du Liebe meintest.“
 

„Heh, nein, das tat ich nicht“, sagte Renji mit einem liebevollen Lächeln. Nun war er es, der den Blickkontakt brechen musste und seine Finger malten abwesend Linien auf Byakuyas Hemd. „Ich sage nicht, dass ich bereit dafür war. Denn tatsächlich, uh… hat mich das Gefühl überrumpelt.“
 

Ehrlich gesagt hatte er sich sogar übergeben, als ihn die Erkenntnis getroffen hatte. Er war ziemlich betrunken gewesen, doch das war nicht das Einzige, was die Übelkeit verursacht hatte. Renji hatte es in der Sekunde wie einen nervösen Schuljungen übermannt, als er bemerkt hatte, dass es mehr als ein guter Fick war, was er wollte. Und das nur, weil Kenpachi ihm darüber einen Vortrag gehalten hatte, wie Männer es wollten und sonst nichts dahinter steckte…
 

Ihr Date über das Wochenende auf dem Kirschblütenfest und nur nebeneinander Schlafen hatte ihn darin bestärkt. Das war der Grund, warum ihn seine Dummheit überwältigt und er laut ausgesprochen hatte, wofür der Kommandant so offensichtlich nicht bereit war.
 

Es war toll, dass Byakuya nur ein paar Monate gebraucht hatte, um aufzuholen. Natürlich waren sie währenddessen in die Hölle und wieder zurückgegangen.
 

„Ja, es war für mich auch eine Überraschung“, sagte Byakuya, er hob seine Hand, um eine dicke, rote Strähne wegzustreichen, die wieder in Renjis Gesicht gefallen war. „Doch andererseits überrascht mich fast alles an dir.“
 

Renji fragte sich, wie überrascht der Kommandant sein würde, wenn er herausfinden würde, dass er bereits einige Male hatte aufgeben wollen, nur Zabimaru ihn abgehalten hatte. Zabimaru hatte es sofort gewusst und auch wohl instinktiv, dass Byakuya irgendwann einlenkte. „Was ist mit Senbonzakura? Wann wusste sie es?“
 

„Ich befrage wohl kaum mein Zanpakutō bei Herzensangelegenheiten.“
 

„Huh, wirklich?“, Renji grinste breit in Byakuyas missbilligendes Stirnrunzeln. „Denn Zabimaru wusste, dass du diesen poetischen Mist mögen würdest.“ Er piekste Byakuya mit dem Finger in die Brust. "Ich wette, Senbonzakura singt uns gerade ein Liebeslied, vielleicht sogar einen Walzer, eh?“
 

„Habe ich gesagt, dass ich dich liebe?“, fragte Byakuya trocken. „Ich meinte, dass du mich nervst. Extrem.“
 

Renji grinste und legte seinen Kopf auf Byakuyas Schulter. Er stupste ihn so lange an, bis Byakuya den Hinweis erkannte und die Arme öffnete, sodass er sich näher an ihn kuscheln konnte. Sein Kopf ruhte unter Byakuyas Kinn. Natürlich bedeutete das, dass seine Füße auf dem Futon hingen und auf dem glatten Linoleumboden lagen und leicht gegen das kalte Metall vom Schülerpult strichen, doch das machte ihm nichts aus. Er warf einen Arm um Byakuyas Taille, schloss die Augen und seufzte tief. „Ja“, murmelte er gegen Byakuyas Brust. „Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.“
 

Er ignorierte das Kreischen von jemandem, der entweder gerade einen Orgasmus hatte oder starb. Stattdessen lauschte er Byakuyas Atem. Auch wenn Renji nackt war, war der Körper des Schwarzhaarigen warm gegen seinen. Umgeben von seinem Geruch – Moschus und ein Hauch Jasmin, driftete Renji wieder in den Schlaf.
 

„Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich dich gesehen habe“, sagte Byakuya ruhig.
 

Renji wachte auf und gluckste tief vor sich hin. „Ich bin wie ein Idiot reingeplatzt. Großartiger erster Eindruck, da bin ich mir sicher“, murmelte er.
 

„Das war nicht das erste Mal, dass ich dich gesehen habe“, korrigierte Byakuya ihn.
 

Renji hob seinen Kopf irritiert und blinzelte sich wach. „War es nicht? Verarschst du mich?“, fragte er.
 

„Erwartest du, dass ich niemals Rukia vorher in der Akademie beobachtet habe, bevor ich mit meiner Familie erschienen bin? Und sag mir, warst du jemals nicht in ihrer Nähe?“
 

Nein, natürlich war er das.
 

Renji drehte sich so, dass die Spitze seines Kinns auf seiner Hand ruhte, die er auf Byakuyas Brust gelegt hatte. Byakuya war komplett unter Renjis nacktem Körper eingekeilt, doch wenn die Nähe ihn störte, zeigte der Kommandant es nicht. Er lächelte sogar leicht über die Tatsache, Renji mit dieser Information überrascht zu haben.
 

„Ok“, sagte Renji und stupste Byakuya neckend mit einem Finger der anderen Hand in die Rippen. „Du hast mich erwischt. Also wann hast du mich zum ersten Mal gesehen?“
 

„Es war kurz nachdem du und Rukia auf die Akademie gekommen seid. Eine Quelle hat mich informiert, dass ein junges Mädchen, die Hisana glich, akzeptiert wurde. Ich kam, um mir selbst ein Urteil über die Ähnlichkeit zu bilden.“ Während er sprach, schlang er die Arme locker um Renji – eine um seine Schulter, die andere um seinen unteren Rücken. Abwesend streichelte er Renjis nackte Haut und der Rothaarige versuchte sich nicht zu winden, als Fingerspitzen leicht über die empfindlichen Striemen strichen.
 

Renji drehte sich aus Byakuyas Berührungen. „Hey, ich kann mich nicht auf das konzentrieren, was du sagst, wenn du so etwas mit deinen Händen machst.“
 

Vergnügen und ein leichter Rotschimmer waren kurz auf Byakuyas Gesicht zu sehen. „Bitte entschuldige“, sagte er und nahm schuldbewusst seine Hände von Renjis Rücken.
 

Der Rothaarige legte sie wieder hin. „Also du sagst, du hättest mich im ersten Jahr gesehen. Wo?“
 

Byakuya schien entschieden zu haben, dass mit Renjis Haaren spielen eine sicherere Option war. Finger schlängelten sich um Renjis Ohr herum in seinen Nacken. Es freute Renji, dass Byakuya scheinbar Probleme damit hatte, seine Finger von ihm zu lassen. Es war nicht so, als wäre der Kommandant besonders körperbetont, doch Renji würde sich nicht beschweren. „Es war ein untypisch heißer Herbsttag. Du und Rukia waren in dem Obstgarten, der, glaube ich liebevoll ‚das hintere Viertel‘ genannt wird“, sagte Byakuya nach einem Moment. Sein Blick schwelgte in Erinnerungen. „Ich hatte bisher Rukias Gesicht nicht gesehen, da sie mir den Rücken zugewandt hatte. Ich stand in der Näher des Turms der Akademiemauern. Ich bin gekommen, um sie zu beobachten, doch du… du hast mich völlig mit deinem Enthusiasmus abgelenkt. Du bist die ganze Zeit nur um sie herumgetänzelt und wolltest dich unbedingt mit irgendeiner Schrittfolge angeben, die du gerade gelernt hattest“, Byakuya lachte leise. „Tatsächlich kann ich mich noch gut daran erinnern, dass du sie damit umgekegelt hast und ihr beide lachend ins Gras gefallen seid.“
 

Renji hatte keine Erinnerung an diesen expliziten Augenblick, denn da waren einige ähnliche Momente gewesen, sodass er nicht bezweifelte, dass Byakuya so etwas gesehen hatte. Doch mit seinem jetzigen Wissen fragte sich Renji, wie schmerzvoll das für Byakuya gewesen sein musste und wie seltsam eifersüchtig er wahrscheinlich gewesen war, zu sehen, wie Renji mit jemanden, der unglaubliche Ähnlichkeiten mit seiner verstorbenen Frau hatte, durchs Gras rollte. Himmel, kein Wunder, dass Byakuya eingeschritten war und ihm Rukia sofort weggenommen hatte.
 

„Die Sonne war an dem Tag hell und deine Haare“, sagte Byakuya und strich wieder durch die roten Strähnen, „waren fast wie Feier. Und“, seine Finger fuhren seinem Bizeps entlang, „du hattest dein Oberteil ausgezogen und ich sah diese hier. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte, wie sehr du einem Tiger gleichen würdest. Du warst… wild… gefährlich.“
 

Renji fuhr dabei hoch. „Ich hatte mein Oberteil ausgezogen?“
 

„Wie ich sagte, es war ein heißer Tag.“
 

Renji runzelte die Stirn. „Heilige Scheiße. Das warst du.“
 

„Ich? Ich, was? Wovon genau bist du überzeugt, was ich getan habe?“, fragte Byakuya und klang überrascht von der Anschuldigung in Renjis Ton.
 

„Ich wäre beinahe von der Akademie geflogen, weil ich Tattoos hatte“, sagte Renji und blickte Byakuya abschätzend und mit einem breiten Grinsen an. „Aber das weißt du wahrscheinlich schon, denn ich habe niemals herausgefunden, wer mich verpetzt hatte. Ich wusste, dass es nicht Rukia gewesen war.“
 

Byakuya wurde ein wenig blasser, doch er sah Renji in die Augen, als er sprach. „Ich kann nicht der Einzige gewesen sein, der sie gesehen hatte. Sicher hast du irgendwann mal gebadet.“
 

„Und doch streitest du es nicht ab, oder?“, Renji grinste und stupste ihn wieder gegen die Brust.
 

„Nein“, gab Byakuya ein wenig nervös zu.
 

Renji wusste es besser, als ‚Warum‘ zu fragen. Es war offensichtlich. Der Kommandant hatte ihn für schlechten Einfluss für seine baldige Adoptivschwester gehalten. „Du weißt, ich war niemals ihr Liebhaber. Da gab es nichts, worauf du eifersüchtig hättest sein müssen.“
 

„Wie hätte ich es wissen sollen?“, fragte Byakuya. „Ihr standet euch so nahe, dass ihr vermutlich gemeinsam Pferde stehlen konntet.“
 

Renji lachte schnaubend. „Heh. Nette Wortwahl, Kommandant. Doch dein kleiner Plan hat nicht funktioniert, was? Stellte sich heraus, dass nur sehr spezifische, gang- und yakuzabezogene Tattoos verboten sind. Und ich hab es euch gezeigt, richtig? Abgeschlossen mit Bestnoten und Tattoos auf meinem gottverdammten Gesicht. Das letzte war mein kleines ‚Fick dich‘ an den Direktor.“
 

„Deine Reife ist wie immer beeindruckend.“
 

Renji hätte ihm beinahe gedankt, doch dann erkannte er den Sarkasmus. Er ließ sich wieder fallen und legte seinen Kopf auf Byakuyas Brust. „Eh, du bist der Bastard. Es war nicht genug, mir Rukia zu nehmen, huh? Du musstest mich auch noch zurück nach Inuzuri werfen? Nachdem ich in der Akademie auf den Geschmack gekommen war? Scheiße, Kommandant. Das Erste hat schon echt wehgetan, aber das Zweite hätte mich getötet.“
 

„Zu diesem Zeitpunkt war das auch genau der Plan“, seufzte Byakuya. „Ich bin erstaunlich dankbar, dass du mich wieder einmal mit deiner wilden Entschlossenheit überrascht hast.“
 

„Starrsinn“, korrigierte Renji. „Dickköpfiger Starrsinn.“
 

„Ja“, stimmte Byakuya zu und platzierte einen liebevollen Kuss auf Renjis Scheitel. „Das auch.“
 

Sie waren einige Minuten still, die Uhr im ‚Klassenraum‘ tickte geräuschvoll. Byakuya schlang einen Arm um Renjis nackten Rücken. „Ist dir kalt? Willst du eine Decke?“
 

„Eh, wir sollten vielleicht zurückgehen“, sagte Renji, ohne dass er sich bewegte. „Hier gibt es keinen Zimmerservice.“
 

„Und das Anwesen hat Personal, die darauf vorbereitet sind, und Frühstück ans Bett zu bringen“, grübelte Byakuya. „Aber ist das auch in Ordnung? Es würde erfordern, dass du dich anziehst.“
 

„Ugh“, machte Renji und erschauderte bei dem Gedanken von Jeans auf seinem wunden Hintern. Zumindest hatte er sich seidene Boxershorts ausgesucht. Er richtete sich grunzend auf. „In Ordnung, wenn ich mir den Ärger mache, mich anzuziehen, lass uns wenigstens mit Shunpō zurück zum Lager, unser Zeug holen, den Gigai dort lassen und uns mit dem Senkaimon beeilen, damit ich mich so schnell wie möglich wieder in dein Bett kuscheln kann.“
 

„Das klingt nach einem Plan“, Byakuya blickte stirnrunzelnd zu Renji, der gerade dabei war, die Boxershorts hochzuziehen. „Den Gigai…?“ Er deutete auf Renjis leuchtend roten Hintern.
 

„Ja“, sagte Renji mit einem verruchten Grinsen. „Urahara und die Lady Yoruichi werden genau wissen, wie ich meinen Geburtstag verbracht habe.“
 

„Lieber Gott“, seufzte Byakuya. „Das wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen.“

Death becomes Her

Während er Renji dabei beobachtete, wie er sich nach seinem Geburtstagsspaß im Shunpō versuchte, wurde Byakuya mehr und mehr klar, dass diese ‚Seminare‘ im ‚Sex-a-palooza‘ eine gute Idee waren. Das Letzte, was er wollte war, seinen Vizekommandanten ernsthaft zu verletzten oder zu verstümmeln. Nicht nur, dass es aus offensichtlichen Gründen furchtbar wäre, es wäre auch beschämend, dem Generalkommandanten zu erklären, warum Renji in den Ruhestand versetzt werden müsse. Byakuya unterstützte bereits einen früheren Vizekommandanten anonym. Der Buchführer der Familie würde sich wahrscheinlich beginnen zu fragen, wie oft solche Dinge noch vorkommen sollten.
 

Dann standen sie vor den Lagerräumen, wo sie diese einengenden Gigais zurücklassen würden. Während er darauf wartete, dass Renji den Schlüssel aus seiner Tasche kramte, blickte Byakuya über seine Schulter auf den Weg.
 

Graffiti beschmierte einige der anderen Lagereinheiten. Sie stellten unhöfliche Wörter dar und einige waren wie Gemälde verziert. Grasbüschel wuchsen aus Kissen im Beton. Nur eines der Straßenlichter funktionierte. Die anderen waren zerschlagen worden oder die Lampen waren durchgebrannt. Doch es gab ein wenig Licht, da der Himmel sich vom Sonnenaufgang langsam heller färbte, auch wenn dieser noch ein wenig auf sich warten lassen würde. Die Stadt war ungewöhnlich ruhig, auch wenn das Zischen des Verkehrs und das Rattern der Züge in der Ferne hörbar waren.
 

Doch plötzlich wusste Byakuya, dass sie nicht alleine waren.
 

Renji spürte den Störenfried zur gleichen Zeit. Er hatte gerade den Schlüssel herumgedreht, doch hielt inne, blickte sich suchend um.
 

„Geh hinein. Komm mit Zabimaru zurück“, befahl Byakuya. Einer von ihnen sollte in ihrer Shinigami-Form sein, sollte es sich herausstellen, dass es ein Hollow oder ein anderer Feind war. „Ich überprüfe die Lage in der Zwischenzeit.“
 

Renji sah aus, als wollte er protestieren, doch vielleicht hatte er auch gemerkt, wie ihn der Gigai behinderte. Er zog leise an der Tür und nickte schnell. „Ja, Kommandant.“
 

Byakuya bewegte sich langsam durch den schmalen weg, seinen Rücken den Lagerräumen zugewandt, beobachtete vorsichtig die langen Schatten. Hinter ihm hörte er den dumpfen Schlag von Renjis Gigai, wie er zu Boden fiel. Die garagenähnliche Tür ging auf, Renji würde jeden Moment da sein. Doch in genau diesem Augenblick sah Byakuya eine dünne, verwahrloste Person, die sich eng in eine Ecke drängte. Die Kleider nicht mehr als Fetzen, die Person zitterte, trotz der warmen Spätsommerluft. Sie sah aus, als hätte sie eine ordentliche Strecke zurückgelegt und brach dann zusammen. Vorsichtig kniete sich Byakuya in ein paar Metern Entfernung hin. Er war misstrauisch, denn trotz ihrer geringen Größe ging von der Person ein starker spiritueller Druck aus. Irgendetwas ließ seine Nackenhaare hochstellen. Er spürte, wie Renji in seinem Rücken erschien, wie scheinbar auch die elendig aussehende Kreatur, die sich im Dunkeln zusammenkauerte. Große Augen in der Farbe von reifen Pflaumen schauten zu ihm und ihre Augen trafen sich. Seele zu Seele.
 

Hisana.
 

Hinter ihren bebenden Augen war ein Funken Wiedererkennen zu sehen. Sie blinzelte und schien beide als das zu erkennen, was sie waren. „Bin ich tot?“, fragte sie. Dann blickte sie Renji direkt an. „Bist du gekommen, um mich zu erlösen?“
 

„Tut mir leid. Noch nicht“, sagte Renji und sein Blick glitt auf den Weg, um nach weiterem Ärger Ausschau zu halten. Seine Hand ruhte leicht auf Zabimarus Griff. „Aber du musst verdammt nah dran sein, wenn du mich sehen kannst“, murmelte er leise.
 

Byakuya hatte Schwierigkeiten zu sprechen, er konnte sie nur sprachlos und fragend anstarren. Konnte es wirklich sein? Der neue Körper, der Hisanas Seele beherbergte war anders. Sie war viel größer und schmaler, doch auch wenn ihr Haar länger und lockiger war, fiel ihr eine Strähne, in dieser wundervollen Art, immer über die Nase. Doch… auch wenn die Seele seiner Frau ihn anstarrte, war etwas furchtbar falsch in ihrem Blick – eine Leblosigkeit, eine Verzweiflung.
 

Ebenso war ihr Gesicht dünn und dreckig. Sie sah aus, als hätte sie seit Jahren kein ordentliches Bad gehabt. War das ein Bluterguss auf ihrer Wange? Wer wagte es?!
 

Wie zur Antwort auf Byakuyas Frage, erklangen schwere Schritte auf dem leeren Weg.
 

„Naoki“, wisperte Nicht-Hisana angsterfüllt und kauerte sich noch mehr zusammen.
 

„Komm raus“, bellte er. „Ich bin noch nicht fertig mit dir, Schlampe!“
 

„Oh doch, das bist du“, sagte Byakuya automatisch. Er stand auf und drehte sich um, damit er den Weg zur jungen Frau blockieren konnte. „Beschütze sie, Renji.“
 

Byakuya konnte schon fast das Kopfschütteln von Renji an dem leichten Ausatmen hören. „Ja, Kommandant“, sagte er dennoch. Dann richtete er seine Worte an die Frau. „Hey, Mädchen. Mach dir keine Sorgen. Der Kommandant macht das schon. Dieser Naoki-Typ ist Toast.“
 

„Nein“, flüsterte sie und griff nach dem Saum von Byakuyas Hose. „Bitte tu ihm nicht weh. Er ist mein Mann.“
 

Was?
 

Byakuya drehte sich um, um Nicht-Hisana anzusehen. Sein erster Impuls war zu sagen ‚Wie kannst du, wenn ich treu mein Versprechen an dich all die Jahre gehalten habe?‘ Doch stattdessen zog er vorsichtig seine Hose aus ihrem schwachen Griff. „Wie du wünschst. Wenn er verletzt wird, dann nicht durch meine Hand.“
 

Renji blickte auf, von der Stelle, wo er neben Nicht-Hisana kniete. Er blickte Byakuya irritiert und besorgt an, doch Byakuya drehte sich ohne weitere Erklärung und trat hinaus ins Licht.
 

Naoki zumindest sah so aus, wie sich Byakuya den brutalen Kerl vorgestellt hatte. Er war genauso aggressiv, wie erwartet. Er war mindestens genauso groß wie Renji und war muskelbepackt. Er trug Jeans, doch er hatte eine Anzugsjacke über einem T-Shirt und trug eine auffällige, goldene Halskette. Seine wasserstoffblonden Haare waren struppig und verdeckte Teile seines Gesichts.
 

„Wer zum Teufel bist du?“, rief Naoki.
 

Byakuya ging langsam in eine Hakuda-Haltung. Wäre dieses Tier dumm genug, auf ihn loszugehen, würde Byakuya seinen Schwung gegen ihn verwenden. Er konnte sein Versprechen Nicht-Hisana gegenüber halten, indem er keine Hand an seinen Angreifer legte und konnte doch seine Angriffe umkehren. „Ich bin der Mann, der es ablehnt zu erlauben, diese Person weiter zu misshandeln“, sagte er kühl.
 

Naoki versuchte an Byakuya vorbeizuschauen, in die Dunkelheit, wo sich Nicht-Hisana versteckte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf den Kommandanten hinunter, da er ihn überragte. „Ich denke, das ist mein Anrecht, Knirps, denn sie ist meine Frau.“
 

Byakuya beobachtete Naoki genau, um ein Anzeichen von Bedrohung auszumachen. „In diesem Leben.“
 

„Kommandant?“, Renji atmete zischend ein. „Oh Scheiße, ernsthaft?“
 

Irgendwas schien ihn tief in Hisanas Seele zu verstehen, denn sie wisperte „Byakuya-sama?“
 

Sein Herz setzte ein Schlag aus, als er seinen Namen von diesen Lippen wieder hörte, auch wenn sie sich während ihrer Wiedergeburt geändert hatte. Byakuya wandte sich um und sah, wie sie ihn mit einer Kombination aus Überraschung und Sehnsucht anblickte.
 

Sie war es wirklich.
 

Das Nächste, was Byakuya wahrnahm, war ein Krachen und das Geräusch von einem schweren Körper, der zu Boden fiel. Byakuya wirbelte herum. Renji stand über Naoki, der aussah, als wäre er bewusstlos. Zabimaru mitsamt Schutzhülle glitt zurück an seinen Platz am Obi um Renjis Taille. Der Rothaarige grinste Byakuya mit einem Schulterzucken leicht an. „Er wollte sich auf sie stürzen. Sie haben ihre Verteidigung vernachlässigt, Kommandant.“
 

In der Zwischenzeit kam Nicht-Hisana angekrabbelt, um Naokis Kopf zu wiegen. „Was hast du ihm angetan, du Arschloch?“, wollte sie von Renji wissen, der erfahren ihrer schwungvollen Faust auswich.
 

„Hey, kein Grund dir ins Höschen zu machen, Kuchiki-sama“, sagte er zu ihr. „Zabimaru hat nur ein wenig seine Seele hinausgedrückt. Er wird in einer Stunde oder so wieder wie neu sein“, Renji blickte finster auf Naoki hinunter und schien zu widerstehen, die fleischige Schulter mit dem Fuß anzustupsen. „Oder schneller, wenn er irgendwelchen annehmbaren spirituellen Druck besitzt. Wie auch immer, ich dachte, es wäre der schnellste Weg um uns etwas Zeit zu verschaffen, um zu schauen, was wir mit dir anstellen.“
 

Renji schaute zu Byakuya, als hätte er eine Idee. Ihm gingen so viele Dinge durch den Kopf. „Wir können nicht gehen, bis ich weiß, dass sie sicher ist“, war alles, was aus ihm herauskam.
 

„So viel habe ich schon vermutet“, sagte Renji und stand immer noch über Naoki und Nicht-Hisana Wache. Byakuya bemerkte, dass er sich die Zeit genommen hatte, um seine Haare in diesen buschigen Pferdeschwanz zu binden. Renji runzelte die Stirn darüber, wie Nicht-Hisana Naoki über die Haare streichelte. „Aber, uh, ihre… Frau scheint irgendwie an ihrem neuen Ehemann zu hängen.“
 

Byakuya musste gegen die Wut ankämpfen, die drohte, seinen Gigai zu zerstören, trotz der Limitierung. Er wollte Renji befehlen, den Mann in diesem Augenblick auf möglichst schmerzvolle Art und Weise abzuschalten, da dieser Grobian offensichtlich seinen Pflichten als Ehemann gegenüber Hisana derart mit Füßen trat. Denn sie sah schwer mitgenommen und misshandelt aus. Was für ein Mann zog sich selbst so gut an und ließ seine Frau in Fetzen?
 

Renji hingegen schien glücklicherweise einen kühleren Kopf in dieser Situation zu bewahren. Er kniete sich zu Hisana hinunter und sprach sanft mit ihr. „Können wir helfen, ihn nach Hause zu bringen und dich in ein Krankenhaus oder so bringen? Ich hasse es, derart direkt zu sein, Kuchiki-sama, aber sie sind halb tot. Ich denke, wenn wir nicht schnell etwas mit dir unternehmen, werden wir dich zum Rukongai begleiten müssen.“ Er blickte zu Byakuya auf, als müsse er ihn daran erinnern, dass sie sie dann dem üblichen Prozedere aushändigen müssen. Renjis Aufmerksamkeit ging zurück zu Nicht-Hisana, die ihm mit großen, halb verstehenden Augen zugehört hatte. Renji seufzte. „Ich weiß, dass mein Geburtstag schon vor ein paar Stunden vorbei war, doch ehrlich gesagt möchte ich zurück sein, bevor wir uns mit solchem Mist rumschlagen müssen. Denn offengesagt, meine Dame, habe ich keine Lust deine arme Seele zurück in dieses Scheißloch von Inuzuri zu schicken.“
 

Und Byakuya würde das niemals erlauben.
 

„Es gibt eine Klinik in der Nähe“, sagte Renji mit einem weiteren kurzen Blick zu Byakuya. Sie beide wussten, wer sie führte. Die Information war Teil von Rukias Prozessakte. „Warum lässt du mich nicht deinen Kerl hier tragen und du kannst mit Kommandant Kuchiki gehen?“
 

Sie nickte kleinlaut und nahm ihre Hände von Naoki. Renji nahm den Typen Huckepack. „Folgt mir“, sagte er.
 

Als er vorbei ging, sah Byakuya, wie er seine Lippen zu einer grimmigen, verbissenen Linie zusammenpresste. Doch mit Renji ging ein paar Schritte voraus, sodass er mit Hisana alleine war. Byakuya bot ihr seinen Arm an. „Meine Dame?“
 

Sie zog sich mit seiner Hilfe auf die wackeligen Beine. Byakuya bemerkte, dass er einen Arm um ihre Taille legen musste, um sie zu stützen. Die Nähe ihres Reiatsu ließ sein Herz schmerzen. Sie schien es auch zu spüren. “Warum fühlt es sich an, als würde ich dich kennen?“
 

„Wir waren in einem anderen Leben ein Paar“, erklärte Byakuya.
 

„Anderes Leben?“, sie schien kurz mit dem Gedanken Probleme zu haben, doch dann nickte sie verstehend. „Das ist der Grund, warum dein Geisterfreund mich weiterhin ‚Kuchiki-sama‘ nennt? War das mein Name?“
 

„Ja“, sagte Byakuya und fühlte sich seltsam, Hisana zu bestätigen, wurde doch von seiner Familie verleumdet, dass sie einst die Hausherrin war. „Doch im Privaten habe ich dich Hisana genannt.“
 

„Hisana“, probierte sie den Namen aus. Dann nickte sie in Renjis Richtung. „Und ihn kenne ich auch, oder?“
 

Byakuya runzelte die Stirn. „Nein, mit Sicherheit nicht.“
 

„Bist du dir sicher?“, fragte Nicht-Hisana. „Denn ich weiß, dass ich diese Tattoos irgendwo schon einmal gesehen habe. Er hat überall diese Streifen. Ja“, sagte sie und lächelte zu sich selbst. „und einen scharfen Körper. Ich bin mir sicher, dass ich ihn nackt gesehen habe. Und dich auch“, und blickte Byakuya nun auch anerkennend von oben bis unten an. „Hmmm, oder es war nur ein Traum.“
 

War es das? Könnte Hisanas Seele irgendwie mit Sode no Shirayuki verbunden sein? Konnten sie ihre Visionen austauschen, genauso wie Rukia scheinbar von Hisanas Erinnerungen geträumt hatte?
 

Nicht-Hisana grinste in breit an und neckte, „Weißt du… Ich finde normalerweise die ganzen ‚Ich kenne dich auf einem anderen Leben‘ Anmachsprüche furchtbar kitschig“, sie schlang ihren Arm fester um seinen. „Aber, unheimlich oder nicht, du hast die ganze Ritter in scheinender Rüstung Sache gut gemacht.“ Dann lachte sie hell, bis ein Hustenreiz sie überkam, der sie vorne überbeugen ließ und sie sich die Rippen hielt. „Natürlich hilft es, dass du mit einem Geisterbodyguard kommst.“
 

„Renji ist mein Vizekommandant“, sagte Byakuya und half ihr wieder, aufrecht zu stehen. Und mein Liebhaber, doch er musste feststellen, dass er diesen Teil nicht laut aussprechen konnte.
 

„Also bist du auch ein Geist?“, fragte sie und zwickte durch sein Hemd in die Haut des Gigais. „Oder kommandierst du nur eine Geisterarmee?“
 

In einer Art und Weise tat er das. Doch das konnte er kaum sagen. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, dich zur Kurosaki-Klinik zu bringen.“
 

„Du bist wirklich lustig, Byakuya“, sagte sie und schaute zu ihm auf. „Du hast einen Geistervizekommandant und deine Wortwahl und Grammatik sind veraltet. Wo kommst du her? Oder bist du eine Art Universitätsprofessor?“
 

Aufgrund des Spielchens, das er und Renji vor kurzem erst gespielt hatte, errötete Byakuya ein wenig bei dieser Vermutung. Er schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, du liegst im Irrtum. Ich bin…“, Byakuya hielt inne. Es würde keinen Sinn machen, ihr seinen Rang und die Division zu erklären. „Lasst uns, um der Einfachheit willen, sagen, dass ich nicht aus der Nähe komme.“
 

Nicht-Hisana lachte etwas. „Ja. Das könnte man sagen. Im Moment hoffe ich eher, dass ich das Ganze hier wieder träume oder das dies ein Teil von diesen Live-Action Rollenspielen ist, die manche Leute toll finden und dein Freund ist einfach nur verdammt gut darin, einen Samurai-Geist zu cosplayen.“
 

Byakuya bemerkte, wie er über diese Aussage lächeln musste. Wie immer mit Hisana, war es so einfach ihren lustigen Beobachtungen und ihrem besonderen Charme zu erliegen. Sie war vielleicht eine ganz neue Person geworden, doch irgendwie war sie immer noch die Frau, in die er sich verliebt hatte.
 

Renji, der ihnen einen halben Block voraus war, stoppte, um über die Schulter zu schauen, ob sie hinterherkamen. Er beugte seinen Kopf um anzudeuten, dass sie fast angekommen waren. Tatsächlich lag die Klinik hinter der Kreuzung.
 

Es war ein gut erhaltenes, zweistöckiges Gebäude mit einem einladenden blauen Schild mit weißer Schrift über den Vordereingang. Die meisten Lichter waren gelöscht, doch da war ein Licht im Eingangsbereich. Byakuya war sich nicht sicher, was er an einem Ort machte, der mit Ichigo Kurosaki verknüpft war, doch sie hatten wohl keine andere Möglichkeit.
 

Renji wartete darauf, dass sie aufholten. Gerade als sie über die Straße gingen, rief eine Stimme „Juuuhuuuu!“
 

Bei dem Anblick eines Fremden mit gestreiftem Anglerhut, grünem Gi und schwarzem Haori, ließ Renji sofort Naokis ohnmächtigen Körper fallen und griff nach Zabimaru. Byakuya legte eine Hand auf dessen Arm, um ihn zurückzuhalten, als er die schwarze Katze sah, die neben ihm ging.
 

„Kisuke Urahara“, sagte Byakuya.
 

Im gleichen Moment öffnete sich im zweiten Stock der Klinik ein Fenster und ein bekannter, orangener Haarschopf streckte sich hinaus, um sie anzusehen.
 

Byakuya runzelte die Stirn. „Ichigo?“
 

„Oh, nein. Nur sein Körper“, erklärte Urahara locker als er zu ihnen trat, eine Hand hielt den Hut auf seinem Kopf. Dann hustete er in seine andere Hand und fügte hinzu „und ein Mod-Soul. Aber das ist nicht wichtig!“ Fröhlich lenkte er das Gespräch um. „Was wirklich wichtig ist, dass wir euch beide Shinigami noch pünktlich vor dem Frühstück nach Hause bringen, bevor er die Ordnung des Universums komplett umkrempelt. Wir kümmern uns um alles Weitere hier.“

An Abandoned Soul

Urahara redete von Fäden des Schicksals und Gesetzen des Karmas und Nichteinmischen. Renji wusste, dass Byakuya nichts davon hörte. Stattdessen starrte er wie ein liebeskranker Teenager die zerlumpte Frau in der schmutzigen Überjacke, die ihr 2 Nummern zu groß war, an. Die Frau, die sie eben vor einem gewalttätigen Typen gerettet hatten.
 

Nein, sie war nicht nur irgendeine Frau.
 

Sie war Byakuyas Frau.
 

Hisana.
 

Es war schwer zu glauben. Renji hatte sie sich immer als extrem elegante und anmutige Person vorgestellt, ähnlich wie der Kommandant es war. Nicht wie ein billigaussehendes Gossenkind, in einem halben Oberteil, dass ihren gepiercten Bauchnabel zeigte, einer zerrissenen, dreckigen Jeans und dem Hauch von ‚Ich hab schon in der Gosse geschlafen, also schlaf ich mit dir für 2.000 Yen‘.
 

Vermutlich hatte der Kommandant die Anzeichen für seine Vermutung noch nicht erkannt: klirrende, übergroße Ohrringe, der grelle Lippenstift, das schwere Make-up, womit sie versucht, Blutergüsse und die Falten um Augen und Lippen zu verdecken, die sie viel älter wirken ließen. Renji hatte nicht vor, es ihm zu sagen. Erstens würde Byakuya ihn umbringen, würde er die Wörter ‚Hure‘ oder ‚Prostituierte‘ in Verbindung zu seiner Frau verwenden, wiedergeboren oder nicht. Zweitens war es auch möglich, dass Renji falsch lag und Hisana einfach nur einen wirklich nuttigen Kleidungsgeschmack hatte. Drittens, und das war viel Wichtiger als die vorherigen Punkte, anzudeuten, dass Hisana als ‚arbeitendes Mädchen‘ wiedergeboren würde, würde Byakuya nur noch entschlossener machen, diese Frau vor dem Leben zu retten, dass sie alleine in dieser Welt leben sollte. Ohne das Eindringen eines mächtigen, adligen Shinigami aus der Vergangenheit ihrer Seele.
 

Scheiße.
 

Das konnte echt kein größeres Destaster sein. Außer, sie würde einfach tot umkippen und ein Plus werden. Dies hätte das Potenzial, alles noch viel schlimmer zu machen. Denn sie müssten sie zu den normalen Prozedere oder ins Anwesen zurück bringen. Und Renji war sich verdammt sicher, welche Option der Kommandant wählen würde.
 

Und es würde nicht die Richtige sein.
 

Renji hatte es mit Wohlbehagen erfüllt, seine eigene Seite in Byakuyas Bett zu haben. Er hatte absolut kein Interesse daran, für eine Ehefrau zu rutschen, die eigentlich schon vor 50 Jahren hätte tot sein müssen. Es war schon schlimm genug, dass ihr Geist sie offenbar verfolgte, Renji wäre es lieber gewesen, der echten Frau, die nun zwischen ihnen stand, nicht zu begegnen.
 

Scheiße, wie konnte das überhaupt passieren? Es war wirklich eigenartig, dass gerade sie in dieser großen Stadt angerannt kam. Nicht nur, wenn man bedachte, wie selten Byakuya in die Welt der Lebenden kam… wie oft? Vielleicht einmal jedes Jahrhundert? Und nun war sie da gewesen, wartend, zusammengekauert nur einen Meter von dem Ort entfernt, wo sie das Kuchiki Senkeimon geöffnet hätten. Es war schon fast, als hätte es sie dorthin gezogen.
 

Vielleicht war es das auch.
 

Wenn man bedachte, dass sie fast tot war, war vielleicht ihre Seele wach geworden und hatte entschieden ‚Scheiß drauf, ich gehe zurück zum Anwesen. Byakuya-sama hat sich immer um mich gekümmert, also los!‘ Immerhin klammerte sie sich an Byakuyas Arm, als wäre er ihr Rettungsbot und auch wenn Renji nichts über Byakuyas Beziehung zu Hisana wusste, wusste er, dass der Schwarzhaarige sich gut um sie gekümmert hatte. Das musste ein großer Unterschied dazu sein, oder zu dem, der sie verletzte und brach. Renji konnte selbst jetzt das Blut riechen… Blut, Krankheit und Tod.
 

Renji blickte auf den Schläger zu seinen Füßen. Das Arschloch, das sie fast totgeprügelt hatte, begann sich zu regen.
 

„Hör zu, halt die Klappe“, unterbrach Renji Urahara. „Niemand interessiert sich über die verdammten Regel vom Raum-Zeit-Kontinuum oder was auch immer, in Ordnung?“ Renji deutete auf Byakuya. „Das ist seine Frau, also denkt er jetzt nicht richtig. Doch es gibt keine Möglichkeit, dass wir ohne sie gehen.“ Dann deutete er zu Hisana. „Sie wird sterben. Und dieses Arschloch“, sagte Renji und trat Hisanas Ehemann in die Rippen, „wacht auf. Also können wir uns jetzt erstmal um die unmittelbaren Probleme kümmern und später ausrasten?“
 


 

Offensichtlich angetrieben von Renjis Frust, stimmte Urahara ein, Hisana erst behandeln zu lassen. Aus irgendeinem Grund hatte sich Urahara darum bemüht, Byakuya aus der Klinik zu halten. Natürlich war der Kommandant nicht daran interessiert, also stürmte Byakuya mit ihr in das Behandlungszimmer, auch über den Protest des Arztes hinweg.
 

So blieben Renji, Urahara und Yoruichi, in ihrer Katzenform, und dem Totschläger-Ehemann, im Dämmerzustand, im Wartezimmer zurück. Trotz dem brennenden Wunsch, den Schläger auf die Straße zu werfen, setzte Renji Naoki, oder wie sein Name auch immer war, auf einen der Plastikstühle ab. Dann setzte Renji sich daneben, um ihm an einer Schulter gepackt zu halten, damit er nicht wie ein Besoffener vorneüberfiel.
 

Urahara lehnte sich gegen die Wand an der Tür, die zu dem Behandlungszimmer gehörte, in dem Byakuya, Hisana und der Arzt verschwunden waren. Renji war erleichtert, die gerahmte Arztlizenz an der Wand, links von Urahara, zu sehen. Denn irgendwas an dem albernen Arzt ließ Renji denken, dass er besser als Kneipenschläger aufgehoben war… Oder auf dem Rücken eines wilden Ebers durch den Rukongai reitend. Vielleicht war der letzte Teil nur der unglücklichen Ähnlichkeit zu diesem Vollpfosten Ganju Shiba geschuldet.
 

Urahara schien zu lauschen, ob es im Inneren irgendwelche Probleme gab, doch es war schwierig zu sehen, denn sein Kopf war so gebeugt, dass der Großteil seines Gesichts im Schatten seines Hutes verschwand und er den Fächer nutzte, um den Rest zu verdecken.
 

Yoruichi saß gerade auf seinem Stuhl neben Urahara, ihr Schwanz zuckte irritiert auf dem harten Plastik. „Nun ja“, grummelte sie in ihrer tiefen, männlichen Stimme. „Das ist wirklich schiefgelaufen.“
 

Renji schnaubte lachend.
 

Urahara schielte unter seinem Hut hervor. „Es ist immer noch möglich, dass Kommandant Kuchiki das Richtige tut.“
 

„Und das wäre was genau?“, knurrte Renji. „Sie hier lassen? Für wie wahrscheinlich hältst du das?“
 

Der Fächer ging hin und her. „Er hat den Ruf, dem Gesetz zu folgen. Das ist der Grund, warum ich wirklich wünschte, er wäre da nicht drin mit…“, er schüttelte den Kopf, als wäre das nichts für jetzt und seufzte. „Nun ja. Wie auch immer, ich hatte den Eindruck, dass du und der gute Kommandant Liebhaber seid. Also vielleicht…“
 

„Also vielleicht, was?“, fragte Renji mit einem weiteren Schnauben und einem Kopfschütteln. „Was erwartest du? An einem guten Tag, bin ich sein Partner. Doch bis vor kurzem war ich nicht viel mehr als sein zuverlässiger Adjutant mit dem extra, ein Fick-Kumpel zu sein, der vor Sonnenaufgang aus dem Bett geschmissen wurde“, Renji zeigte mit dem Finger auf die Tür. „Das ist seine Frau. Seine verdammte, tote Frau, die nebenbei bemerkt, er die vergangenen 50 Jahre betrauert hat. So ziemlich jeden gottverdammten Tag, soweit ich das sagen kann. Da kann ich nicht mithalten. Was glaubst du, was ich bekomme, wenn ich ihn zu einer Wahl zwinge? Er sieht mich im Moment noch nicht einmal.“
 

Egal, dass Byakuya vor weniger als 20 Minuten ‚Ich liebe dich‘ gesagt hatte. Immerhin war es eine Verletzung von Yumichikas Regeln gewesen. Renji hätte es besser wissen müssen, als in die Worte Gewicht zu legen.
 

Selbst wenn Byakuya ihn immer noch liebte, spielte es keine Rolle. Das war Hisana. Mehr brauchte man da nicht sagen.
 

Das war die Frau, für die Byakuya entschieden hatte, dass sein Versprechen an seine Eltern unwichtiger als sie selbst war. Und dieses Versprechen gegenüber seiner Ahnen bedeutete ihm mehr, als es Renji jemals tun würde. Wenn es nicht so wäre, wäre er damals zur Seite gegangen. Alles, wonach Renji an diesem verhängnisvollen Tag gefragt hatte, war ‚Ist da keine Möglichkeit, dass du mich vorbei lässt?‘ Eine einfache Frage – schau einfach für eine Sekunde in die andere Richtung – doch die Antwort war klar gewesen. Byakuya hätte sowohl Renjis als auch Rukias Leben für das Versprechen gegenüber seiner Eltern gegeben. Doch für sie hatte er den feierlichen Schwur gebrochen, für Hisana. Für diese Frau, die vermutlich gerade nebenan im Behandlungszimmer der Klinik stand und seine Hand hielt. Lebend. Atmend. Bereit, ihn wieder zu lieben.
 

Sie war bereits jetzt tot 10 Mal wichtiger für Byakuya, als Rukia oder Renji ihm lebendig war.
 

Renji war am Boden zerstört.
 

„Ich vermute, die Geburtstagspläne sind nicht so gut verlaufen?“, fragte Yoruichi, ihre gelben Augen groß und verwundert. Ihr Schwanz war dicht an ihre Pfoten gelegt, als würde sie sich selbst umarmen.
 

„Verarscht du mich? Bester, verdammter Tag meines Lebens.“ Natürlich wäre er wohl überzeugender gewesen, wenn er die letzten Worte nicht geschrien hätte. Renji versuchte seinen Ärger und Schmerz mit einem Seufzen Luft zu machen. „Ehrlich gesagt war alles ziemlich großartig, bis sie aufgetaucht ist.“
 

„Wie hat sie ihn gefunden?“, fragte Yoruichi und blickte dabei auch Urahara fragend an.
 

Urahara hatte den Fächer zusammengefaltet und tippte sich damit gegen die Lippen. „Ich bin mir nicht sicher.“
 

„Ich habe da ein paar Theorien“, bot Renji müde an. Sie schauten ihn nervös an, als fürchteten sie, dass er wieder die Fassung verlieren würde. Also bemühte er sich, einen ruhigen Ton zu behalten und die Randbemerkungen auf ein Minimum zu kürzen, während er ihnen von ihrem nächtlichen Besucher erzählte, die Rukias Zanpakutō zu sein schien, jedoch Byakuya bei Hisanas Kosenamen nannte. Dann erklärte Renji, dass er vermutete, dass Hisanas Seele für einige Zeit, dank dem Ochsen neben ihm, nun schon in Schwierigkeiten steckte und dass ihre Seele vielleicht so versucht hatte, ihn durch die Welten hinweg zu erreichen. Dann führte Renji aus, dass Hisana vermutlich heute am Ende gewesen wäre und dass sie daher förmlich vom bekannten Reiatsu des Kuchiki Senkaimon angezogen worden war. „Nebenbei, selbst mit dem Limiter, die seine Fähigkeiten dämpfen, hinterlässt der Kommandant einen massiven, spirituellen Abdruck. Wenn ihre Seele sich an irgendetwas erinnert, dann wurde sie angezogen wie die sprichwörtliche Motte.“
 

„Die letzten Teile glaube ich“, sagte Yoruichi. Ihr Schwanz war wieder dazu übergegangen, gedankenverloren durch die Luft zu peitschen. „Aber was hat die Schwester mit der Frau zu tun? Wie kann sie sich als jemandes anderen Zanpakutō manifestieren, wie ein privater Nachrichtendienst? Selbst ihre Schwester… Hisana war kein Shinigami, oder?“
 

„Durchaus nicht“, bemerkte Urahara, doch irgendetwas an der Weise, wie er das sagte, ließ Renji vermuten, dass der frühere Leiter für Forschung und Entwicklung vielleicht ein oder zwei Ideen hatte. Tatsächlich erzählte er auch von einer. „Aber Sode no Shirayuki war vor kurzem für einige Zeit von Rukia getrennt. Einige Monate sogar. Gefangen in der Welt der Lebenden, als sie von Kurosaki temporär eingesogen worden war. Wir wissen nicht, was mit Sode no Shirayuki passierte, nachdem Kurosaki seine Seelenkette durchschnitten bekommen hat. Sie könnte sich gelöst haben, besonders, da Rukia im Senzaikyū inhaftiert war. Das könnte Funktionsstörungen verursacht haben.“
 

„Hey“, sagte Renji sofort, da ihm die Wortwahl missfiel. „Zanpakutō sind keine Maschinen.“
 

Yoruichi lachte. „Nimm es nicht persönlich. Kisuke redet auch über Menschen so.“
 

Urahara sprach unbeirrt weiter, als habe er die Zwischenrufe gar nicht wahrgenommen. „Es ist wirklich möglich, dass sich Sode no Shirayuki zu der wiedergeborenen Hisana hingezogen gefühlt hat, da sie vielleicht eine ähnliche Seele gespürt hat.“
 

Renji runzelte die Stirn. „Eine ähnliche Seele? Aber… Rukia und Hisana sind keine Zwillinge und noch nicht einmal im ähnlichen Alter, soweit ich weiß. Und überhaupt, wie können 2 Personen das gleiche Zanpakutō haben? Zumindest ohne einen Kampf.“
 

„Das ist richtig. Das können sie nicht“, stimmte Urahara zu. „Doch bedenkt man, dass eine einzelne Person ein doppeltes Zanpakutō manifestieren kann, dann ist der umgekehrte Fall zumindest plausibel. Also dass eine doppelte Seele ein einzelnes Zanpakutō besitzt.“
 

„Eine doppelte Seele?“, Yoruichi kratzte sich hinter einem Ohr. „Du weißt, für Geschwister, die keine wirklichen Zwillinge sind, sehen sie sich furchtbar ähnlich“, bemerkte sie. Dann schaute sie wieder zu Urahara, offensichtlich gewohnt, ihn als Sprachohr zu haben. „Könnte ein Teil eine Zwillingsseele beim Übertritt von der anderen Seele getrennt werden?“
 

„Zwillingsseelen sind immer problematisch“, stimmte Urahara mit einem Nicken zu. „Es ist immer noch nicht vollständig geklärt, was eine Seele dazu veranlasst, sich selbst zu teilen. Oder in den Fällen der Kommandanten Ukitake und Kyōraku mit ihren Zwillingsschwertern, sich wieder zusammenzufügen, wenn sie sich bereits getrennt hatten oder immer noch Zwillingsseelen sind.“
 

„Warte, also sagt du, dass Hisana halb Rukia ist?“, fragte Renji, fühlte sich vollkommen von diesem Gespräch verwirrt. Es half auch nicht, dass er völlig erschöpft war und sein Hintern wehtat. Es war auch nicht so, als hätte er in der Nacht vor seinem Geburtstag viel Schlaf bekommen. „Oder Rukia ist halb Hisana?“
 

„Möglich“, sagte Yoruichi und leckte gedankenverloren ihre Pfote. „Doch wenn das eine natürliche Teilung war, war es reichlich unfair – ohne jedes Gleichgewicht. Rukia hat all das Reiatsu erhalten.“
 

„Hat die Katze gerade geredet?“, fragte der Schläger-Ehemann plötzlich, scheinbar war er bereits vor ein paar Augenblicken aufgewacht. „Oder bin ich high?“
 

„Du bist high“, bot Renji sarkastisch an, bevor er sich daran erinnerte, dass der Typ ihn vermutlich gar nicht hören konnte.
 

Urahara schaute, als wollte er eine andere Vermutung für die redende Katze geben, doch die Tür zum Behandlungszimmer wurde geöffnet. Der Arzt, Kurosaki Senior, kam heraus und schaute sich im Wartezimmer um. Mit den Händen in die Hüfte gestemmt, blickte er durch die Runde. Urahara in seinen Geta und den gestreiften Anglerhut, Yoruichi leckte locker ihre Pfote auf dem orangenen Plastikstuhl, Renji in voller Shinigami-Uniform und dem wasserstoffblonden Schläger. „Jesus Christus, ich brauche einen besseren Job.“
 

Mit einem Kopfschütteln ging Kurosaki zu Naoki hinüber, der neben Renji saß. Er nickte dem Rothaarigen kurz zur Begrüßung zu. Dann stand er über Naoki, mit vor der breiten Brust verschränkten Armen und blickte ihn missbilligend von oben herab an. Renji konnte eine kraftvolle Welle spirituellen Drucks spüren, die von Kurosaki kam und in ihm das Verlangen aufkommen ließ, von der Quelle zurückzuweichen, ähnlich wie er es oft bei Kenpachi verspürte.
 

Kurosaki beugte sich runter, um Naoki ins Gesicht zu brüllen. „Deine Frau ist dehydriert und leidet an Mangelernährung. Außerdem hat irgendein vollkommener Flachwichser ihr die Rippen gebrochen, ihr einen Riss in der Milz zugefügt und mit einigen wunderschönen Prellungen zurückgelassen.“
 

Dann drehte er sich um und wandte sich an Urahara und Yoruichi. „Ich behandle sie mit Elektrolyten, Protein-Riegeln und überwache Anzeichen von einem Schockzustand. Die gerissene Milz ist die größte Gefahr, doch ich erwarte, dass sie von selbst aufhört, zu bluten. Und wenn ich ehrlich bin, ist es viel sicherer, sie von selbst heilen zu lassen, als eine Notoperation durchzuführen.“
 

Der Schlägertyp überraschte alle, als er fragte: „Kann ich sie sehen?“
 

„Nur wenn du sterben möchtest“, murmelte Renji, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich auf dem harten Stuhl zurück. „Ich kann dir aus erster Hand erzählen, dass der Kommandant ein wirklich eifersüchtiger Typ ist.“
 

Kurosaki hob über Renjis Worte eine Augenbraue. Dann blickte er aus dem Fenster und schaute dann, aus welchem seltsamen Grund auch immer, auf die Uhr an der Wand. „Ich kann dich nicht auf legalem Wege stoppen.“
 

Urahara warf Renji ein Blick zu, als frage er sich, was sie nun tun sollten. Renji zuckte mit den Schultern. Der Idiot würde sich sein eigenes Grab schaufeln, wenn er versuchen würde, zwischen Byakuya und Hisana zu gelangen und Renji hatte Mühe, genug Enthusiasmus aufzubringen, um den Typ zu stoppen.
 

Als Naoki mit einem selbstgefälligen Grinsen aufstand, fügte Kurosaki hinzu, „Es sei denn, natürlich, dass deine Frau zugestimmt hat, dich wegen Misshandlung und Körperverletzung anzuklagen und“, rotes und weißen Licht wurde von den benachbarten Gebäuden reflektiert, „ich nicht bereits die Polizei auf deinen bemitleidenswerten Hintern gehetzt hätte.“

A Second Chance

Byakuya hatte Hisana den Rücken zugewandt, während sie sich umzog, auch wenn ein Raumteiler zwischen ihnen lag. Es war schwierig gewesen, zuzuhören, wie sie ihre Lebensgeschichte Isshin Kurosaki, wie er sich selbst nannte, erzählte. Sie hatte auf der Straße gelebt und gearbeitet, bevor sie Naoki kennengelernt hatte. Sie hatte gedacht, er wäre ein mächtiger Yakuza-Gangster gewesen, um dann nur wieder zu dem Leben zurückzukehren, dem sie entfliehen wollte.
 

Inuzuri hätte wohl kaum schlimmer sein können.
 

Es verlangte Byakuya danach, ihr die angenehmen Seiten des Lebens auf dem Anwesen zu zeigen, doch seine Familie war weit davon entfernt, angenehm zu sein. Aber zumindest hatte sie immer ein Dach über den Kopf, Essen im Magen und Liebe in ihrem Herzen.
 

„Ich könnte dir beibringen, wie du dich selbst verteidigen kannst“, sagte Byakuya leise, seine Fäuste bebten immer noch an dem Anblick des Ausmaßes ihrer Verletzungen.
 

„Oh, wirklich? Du kannst Kung Fu?“
 

„Hakuda“, korrigierte er sie. „Gōngfu ist eine chinesische Kampfkunst.“
 

„Das war ein Scherz“, sagte sie, auch wenn sie müde klang. „Im Bezug zu ‚Matrix‘? Du weißt schon, da wo Keanu Reeves sagte… Ach, egal. Das würde jetzt zu weit gehen und ich habe vergessen, dass du ein Außerirdischer bist. Vermutlich habt ihr gar keine Filme auf eurem Planeten.“
 

Byakuya presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Er wünschte, sie würde aufhören, so etwas zu sagen. Er fühlte sich deshalb aufdringlich, wie ein Fremder…
 

…wie jemand, der sich einfach in ihr Leben gedrängt hätte und es auf den Kopf stellte.
 

Das Geräusch der Sirenen von draußen und den Rufen, die aus dem Warteraum kamen, ließ Byakuya hoffen, dass Hisana zumindest für ein paar Tage sicher war, bis dieser furchtbare Mann aus dem Gewahrsam entlassen wurde und sie aufspürte. Die Todesdrohungen jedoch waren kein bisschen beruhigend.
 

„Wenn ich rauskomme, werde ich dich verdammt noch Mal umbringen, Hana! Hörst du mich, Schlampe?“
 

Von ihrem leisen Schluchzen her, hat sie es klar und deutlich gehört.
 

Byakuya hörte auch Renjis Stimme „Ich verpasse dir wieder eine, Arschloch“, und dann das überraschte Geräusch, als Naoki vermutlich wieder in sich zusammensackte. Renji musste in der Nähe des Behandlungszimmers sein, denn Byakuya hörte sein Grummeln. „Du kannst froh sein, dass ich dich nicht einfach umlege. Aber ich sehe nicht, dass das irgendwas besser macht oder sie mir dafür danken würde.“
 

Denn Naoki war Hisanas Ehemann.
 

Nein, Hanas Ehemann.
 

Byakuya drehte sich um, als er hörte, wie der Raumteiler zur Seite geschoben wurde. Er blickte auf den Körper, der die Seele beherbergte, die er so schätzte. Ihre Haare waren um so vieles länger und lockiger und ihr Gesicht war dünn, sodass es schwierig war, Hisana darin zu erkennen… Außer in ihren Augen. Sie hatten das tiefe violett von reifen Pflaumen. Er wollte nach ihr greifen, sie an sich ziehen, die schmutzigen Strähnen aus ihrem Gesicht streichen und ihre Lippen küssen, doch sie kannte ihn nicht. Byakuya war ein Fremder für die Frau, ein Außerirdischer. „Liebst du ihn? Diesen Naoki?“
 

„Ich…“, sie sah aus, als wüsste sie, dass sie es nicht sollte. Sie setzte sich auf den Behandlungstisch und beugte ihren Kopf. „Er war nicht immer so. Es sind die Drogen. Sie haben ihn verändert. Er hatte mich früher oft zum Tanzen ausgeführt, zu Aufführungen, Filmen oder Theaterstücken. Ich habe es geliebt. Ich habe ihn geliebt. Und immer noch… möchte ich ihn lieben. Vielleicht, wenn er einen Entzug macht…“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya, denn was sollte er sonst sagen?
 

Er wollte sie fragen, warum sie sich so falsch entschieden hatte und verlangen, dass sie auf ihn warten sollte, doch… das war nicht vernünftig, oder? Wer wusste, wie viele Jahrhunderte vergehen würde, bis sich die Räder des Schicksals wieder für ihn drehten? Ihre Seele konnte kaum ewig darauf warten, jemanden zu lieben…
 

... Genauso wenig konnte er es.
 

Ah.
 

Das ist der Grund, warum das Schicksal sie zusammengebracht hatte.
 

Seit ihr Geist an der Seite seines Bettes aufgetaucht war, hatte Byakuya eine Reise zum Familiengrab machen wollen. Er hatte einen Brief schreiben wollen. Einen langen Brief, der alles erklärte was mit Rukias passiert war… und mit Renji.
 

Doch hier war sie nun, sprichwörtlich, in Fleisch und Blut.
 

„Hisana“, sagte er und wandte ihr sein Gesicht zu. Er hielt in der Bewegung inne, als er sich vorsichtig korrigiert. „Hana, wir müssen reden. Da gibt es jemanden, den ich dir vorstellen möchte.“
 


 

Renji hatte sich einige Szenarien ausgemalt, Dinge, die Byakuya sagen würde, wenn er endlich aus dem Raum mit Hisana kam. Doch das war nicht darunter gewesen.
 

„Hole deinen Gigai“, sagte er zu Renji in seinem üblichen Befehlston. „Hana und ich werden dich in dem Pfannkuchenhaus treffen, der sich an dem Platz befindet, den wir auf unserem Weg hierhin gesehen haben, erinnerst du dich?“
 

„Uh… Ja, Kommandant“, sagte Renji. Pfannkuchen? Was… zum Teufel?
 

Jeder, selbst der laute, dröhnende Kurosaki schien bei dieser Ankündigung überrascht zu sein.
 

„Wir 3 benötigen ein vernünftiges Gespräch“, fuhr Byakuya ruhig fort, als wäre alles vollkommen normal. Er drehte sich zu Urahara und Yoruichi um. „Ich fürchte, wir müssen uns diese Gigais noch ein paar Stunden leihen. Wir werden sie zurückbringen, bevor wir in die Soul Society zurückkehren.“
 

Noch mehr perplexes Schweigen.
 

Dann endlich, fragte Yoruichi die Frage, die allen im Kopf herumgeisterte. „‘Wir‘?“
 

„Renji und ich“, definierte Byakuya genauer. Ein hörbares Aufatmen ging durch den Raum. Byakuya zog die Kreditkarte aus seiner Tasche und zeigte sie Urahara. „Wenn ich wünsche, dass sie aktiv bleibt, könntest du dies ermöglichen?“, fragte er.
 

„Uh, ja, natürlich“, antwortete er ungewöhnlich überrascht. Er verdeckte dies, indem er seinen Hut weiter ins Gesicht schob und dann fröhlich hinzufüge, „Der Tausch von Ken in Yen ist nicht wirklich schwierig. Ich muss nur mit dem Buchhalter der Kuchiki sprechen, aber… grundsätzlich ja. So lange, wie gewünscht.“
 

„Exzellent“, sagte Byakuya. „Dann werden wir uns auf den Weg machen.“
 

Sicher, einfach so, dachte Renji grummelig. Was zur Hölle dachte sich der Kommandant? Und ‚reden‘? War das eine Abkürzung für ‚Ich werde einfach mit dir Schluss machen und meine Verlobung mit dieser menschlichen Frau über Eier und Speck verkünden‘? Scheiße.
 

„In Ordnung“, sagte Kurosaki und rieb sich die Hände, als wäre er froh, dass endlich alle aus der Klinik verschwanden. „Doch bevor ihr alle verschwindet, braucht die Dame noch ein paar Broschüren, die Visitenkarte von meinem bevorzugten Sozialarbeiter… oh und ein paar Proteinriegel.“
 


 

Byakuya dachte, dass Renji deutlich unbehaglich aussah, als er sich in den Stuhl gegenüber von Hana fallen ließ. Er hatte seine Haare im Gigai offen gelassen und blickte hinter dem Vorhang aus roten Strähnen sie an. Renji blickte noch nicht einmal Byakuya an, als er sich schwerfällig neben ihn setzte.
 

Hana lächelte über die große Plastiktüte, die er trug. „Oooh! Sex-a-plooza! Ich liebe diesen Ort.“
 

„Das ist… einfach… nur unglaublich unangenehm“, murmelte Renji, und schob die Tasche unter den Tisch zwischen ihn und Byakuya, als wollte er noch nicht einmal, dass sich ihre Oberschenkel berührten. Dann griff er an Byakuyas Platz vorbei, um nach einer Menükarte zu angeln, die hinter den Ketchup- und Senfflaschen stand. Der Rothaarige öffnete sie und hielt sie sich vor. Es wirkte, als wolle er sich verstecken.
 

Byakuya war allerdings froh, dass Renji endlich aufgetaucht war. Es war eine unglaubliche Erleichterung, ihn wieder an seiner Seite zu haben. Die ungefähr 20 Minuten, die er mit Hana alleine hatte, hatte seine Vermutung verfestigt, dass er keine echte Verbindung mit der Frau hatte, die Hisana in diesem Leben geworden war. Sie hatten einige Themen ausprobiert, doch irgendwann waren sie in angespanntes Schweigen verfallen, während sie einen Stapel klebriger Pfannkuchen verschlang.
 

Er war wirklich ein Außerirdischer für sie.
 

„Hana“, begann Byakuya und erbeutete eine von Renjis Händen von der Menükarte und hielt sie fest. „Das ist Renji, Renji Abarai.“
 

Er spürte, wie Renji neben ihm den Atem anhielt. Renji starrte auf ihre verschlungenen Hände, wie sie auf dem Tisch ruhten, sein Mund hing leicht offen vor Überraschung.
 

„Dein Geister-Vizekommandant“, nickte sie mit vollem Mund. „Der, wie ich vermute, nicht immer ein Geist sein muss, huh?“
 

„Tatsächlich müssen wir das“, sagte Byakuya. Er legte seine freie Hand auf seine Brust, als er weiter erklärte. „Das sind Vorrichtungen, fast so etwas wie Kostüme. Renji und ich kommen vom Land der Toten, der Soul Society. Von dort kenne ich deine Seele.“
 

Sie nickte mit dem Kopf, doch man konnte erkennen, dass sie ihn für verrückt hielt. „Ja, ok“, sagte sie. „Sicher.“
 

„Ich verstehe, dass was ich nun sagen werde, wenig Sinn ergeben wird, doch damit alles richtig zwischen uns ist, muss ich es erklären“, fuhr er fort.
 

Hana blickte auf und legte ihre Gabel zur Seite. Sie beobachtete ihn neugierig und schien plötzlich zu bemerken, dass er Renjis Hand hielt.
 

Byakuya hielt inne, um ruhig durchzuatmen. Er hatte über die Worte nachgedacht, während sie zum Restaurant gegangen waren, doch es war immer noch schwierig, es laut auszusprechen. „Ich habe mein Versprechen an dich gebrochen. Rukia weiß, dass sie deine Schwester ist. Ich konnte es nicht weiter ertragen, es für mich zu behalten. Sie musste es wissen. Ich konnte nicht zulassen, dass einer von uns mit diesem furchtbaren Geheimnis, dass zwischen uns hing, sterben würde. Es brachte mich um, es ihr nicht zu erklären, warum ich sie kaum anschauen konnte und, noch schlimmer sogar, nicht in der Lage war, Geschichten über dich mit ihr zu teilen. Dem einzigen Familienmitglied, von der sie so gerne hören würde. Es tut mir leid, aber ich kann diese Entscheidung nicht bereuen. Du hättest niemals eine solche Sache von mir oder deiner Schwester verlangen dürfen. Rukia hätte unsere Verbindung sofort verstanden und so vieles wäre von Anfang an einfacher für uns alle gewesen.“
 

Hana sah sehr verwirrt aus, doch Byakuya war sich sicher, dass irgendwo, tief in diesen Augen, eine andere Seele zuhörte.
 

„Ich habe dich treu geliebt, seit dem Augenblick, an dem wir uns trafen“, begann Byakuya wieder. Er spürte, wie sich Renji bei diesen Worten anspannte, daher drückte er seine Hand zur Beruhigung. „Ich werde niemals aufhören, dich zu lieben. Doch du bist… gegangen. Du bist hier, lebst dieses Leben und ich muss mein Eigenes ebenso leben. Du wirst immer ein Teil von meinem Herzen besitzen, von meiner Seele, doch…“ Byakuya drückte erneut Renjis Hand, „... ebenso wie dieser Mann.“
 

Renji entfuhr ein überraschter Laut.
 

Byakuya ignorierte ihn für einen Moment, sondern sprach weiter direkt zu Hana. „Ich weiß, du fühlst dich, als hätte ich dich verstoßen. Vielleicht habe ich das in einer gewissen Art und Weise. Doch, wenn du es erlaubst, würde ich dich gerne weiterhin beschützen, wie ich es bei unserer Hochzeit geschworen habe.“ Er musste Renjis Hand loslassen, um nach der Kreditkarte in seiner Tasche zu fischen. Dann legte er sie auf den Tisch vor Hana ab. „Nimm das. Kauf dir, was du brauchst. Lasse dich irgendwo nieder, wo es sicher ist. Beginne ein neues Leben, wenn du möchtest. Oder, wenn es das ist, was du wirklich willst, nimm es, um den Entzug für deinen Mann zu zahlen. Mache damit, was auch immer dich am Glücklichsten macht.“
 

Ihre Augen weiteten sich und sie blickte zwischen Byakuya und Renji hin und her, als wäre sie sich nicht sicher, was sie tun soll. „Ich kann nicht…“, begann sie.
 

„Na los“, sagte er und legte geräuschvoll die Menükarte ab. „Er kann das aufbringen. Er hat einen Haufen Geld.“
 

Ihre Finger griffen nach der Karte, auch als sie direkt Byakuya ansprach. „Aber, ich kenne dich noch nicht einmal…“
 

Das war wahr. Sie waren Fremde, doch die Tatsache blieb, dass dies Hisana war, irgendwo tief in ihrem Inneren. „Bitte“, beharrte Byakuya. „Ich kann nicht gehen, ohne sicher zu sein, dass für dich gesorgt ist.“
 

„Ja, ernsthaft, nimm sie“, stimmte Renji, vielleicht ein wenig zu eifrig zu. „Tu mir einen Gefallen, Schwester. Nimm das Geld und lauf. Weit, weit weg.“
 

Byakuya blickte Renji finster an. „Betrachte dies als meine letzte Pflicht dir gegenüber, Hana. Es wäre mir eine Ehre, wenn du dieses kleine Geschenk annehmen würdest. Eine Anerkennung unserer gemeinsamen Zeit. Dann…“, kurz versagte ihm die Stimme, doch er räusperte sich. „muss ich Lebewohl sagen und dir alles Gute wünschen.“
 

Renji schaute ihn an und tätschelte mitleidig Byakuyas Oberschenkel. Das hatte zur Folge, dass er seine sorgsam zusammengehaltene Fassung verlor. Er stellte fest, dass er die Augen schließen musste. Er konnte nicht länger in die Augen schauen, die Hisanas Seele beherbergten.
 

„Ähm… ok“, sagte sie leise. „Das ist wirklich seltsam, aber ok. Danke. Vielen Dank.“
 


 

Hana blieb noch gerade lange genug, um die Rechnung zu begleichen. Danach fragte sich Renji, was er nun tun soll.
 

Byakuya sah… am Boden zerstört aus. Nicht, dass es irgendwer anderes sehen konnte, natürlich. Doch der leicht gebeugte Kopf und die Tatsache, dass er Kommandant in den letzten Minuten nichts anderes tat, als auf die schmierige Tellerunterlage im Schachbrettmuster zu starren, war genug, um Renji die Tiefe von Byakuyas Erschütterung zu erkennen.
 

Als die Kellnerin zu ihnen kam, um Renji zu fragen, ob sie etwas benötigten, ignorierte er seinen knurrenden Magen und schüttelte den Kopf. „Wir werden nur noch eine Weile bleiben“, erklärte er.
 

„Das ist in Ordnung, Süßer“, sagte die Kellnerin. „Nehmt euch Zeit. Es wird erst in einigen Stunden hier voll.“
 

Sobald die Kellnerin gegangen war, blickte Renji wieder zu Byakuya. „Uh, möchtest du etwas Zeit für dich? Ich könnte spazieren gehen und wieder kommen…“
 

„Nein“, sagte Byakuya schnell.
 

„In Ordnung“, antwortete Renji beruhigend, als Byakuya nicht weitersprach.
 

Der Kommandant würde reden, wenn er dazu bereit war oder eben nicht. Trotzallem war Renji beeindruckt von Byakuyas Stärke. Renji wusste genau, wie hart es war, jemanden loszulassen, den man so sehr liebte. Solch eine kleine Gestik, die Hand zu öffnen, loszulassen und alles Gute zu wünschen. Doch es war eine der schwierigsten Dinge, die er bisher in seinem Leben gemacht hatte.
 

Byakuya bereute es vermutlich in diesem Moment. Renji hatte das. Auch wenn er wusste, dass es das Richtige war, hatte Renji Monate, Jahre, damit verbracht, sich zu fragen, ob er etwas anderes hätte sagen sollen. Ob er Rukia hinterhergehen und sie hätte anflehen sollen, bei ihm zu bleiben… ihn zu heiraten. Der letzte Punkt wäre ein Schock für sie beide gewesen, doch er hätte es genau so gemeint. Er hatte sie geliebt.
 

Doch letztlich war es genau diese tiefe Liebe gewesen, die ihn gestoppt hat, ihn hat realisieren lassen, dass sie zu fragen, ihr Leben für ihn aufzugeben, egoistisch war. Sie wirklich zu lieben hieße, sie gehen zu lassen, sie selbst die Wahl über ihr Leben zu lassen. Dass ihr Glück ihm wichtiger war, als sein eigenes.
 

Dennoch war es scheiße.
 

Renji griff über den Tisch hinweg, um das Glas Wasser zu nehmen, welches Hana/Hisana zurückgelassen hatte. Er blickte auf das schmelzende Eis und wünschte sich, das Glas bis zum Rand mit guten, starken Sake auffüllen zu können.
 

Byakuya sah aus, als könnte er auch einen ordentlichen Schluck brauchen.
 

Zu dumm, dass es noch nicht mal Mittag war.
 

„Weißt du“, begann Renji und nahm einen Schluck von dem Eiswasser. „Wenn es irgendein Trost ist, ich bin mir sicher, dass Urahara ein Auge auf sie haben wird. Er hat einige ziemlich eigenartige Theorien darüber, wie sie in der Lage war, dich durch Sode no Shirayuki zu kontaktieren. Und wenn du von Zeit zu Zeit mal mit ihm darüber sprechen…“
 

„Nein“, sagte Byakuya wieder einfach und kühl. „Es ist das Beste, wenn ich es niemals erfahre.“
 

Der Rothaarige blickte zu Byakuya. Dessen Gesicht war grimmig, doch ohne Kenseikan und in dem Gigai sah er jung und verletzlich aus. Renji wollte wirklich gerne, seine Arme um ihn schlingen, damit er an seiner Schulter weinen konnte. Doch Byakuya würde das niemals erlauben. „Es tut mir leid. Das ist so scheiße. Aber du hast das Richtige getan“, sagte er also stattdessen.
 

Er schaute darauf kurz auf. „Ja. Wir sollten zurückgehen.“ Er schien mit dem Gedanken für einen Moment zu kämpfen, fügte dann jedoch hinzu, „Vielleicht… würdest du bei mir bleiben?“
 

Als hätte das zur Debatte gestanden? „Natürlich. Wohin sollte ich sonst gehen?“ Renji lachte leise. „Und überhaupt, stehe ich nicht eigentlich noch unter ‚Arrest‘?“
 

„Oh Gott“, sagte Byakuya mit leichtem Kopfschütteln. „Wir sind furchtbar.“
 

Renji lächelte und nahm seine Hand. „Ja, irgendwie sind wir das, Kommandant.“

Demons and Hungry Ghosts

Renji gab Byakuya Freiraum, während sie zum Senkaimon gingen, ließ die Stille zwischen ihnen bestehen. Er wünschte sich wirklich, dass er dem Kommandanten versichern könnte, dass Hana/Hisana schon klar kommen würde, doch… nun ja. Zumindest würde sie mit seinem Geld in ihrer Tasche eine Sorge weniger haben und mit ein bisschen Glück würde sie auch die Nummern anrufen, die Kurosaki Senior ihr gegeben hatte. Vielleicht würde sie auch Schutz suchen oder mit anderen Menschen sprechen, die durch Ähnliches gegangen waren. Renji konnte immer noch nicht glauben, dass Byakuya in der Lage gewesen war, sie gehen zu lassen. Doch man sah ihm an, dass Byakuya nicht sonderlich glücklich mit dieser Situation war.
 

Als sie zurück im Anwesen waren, handelte Renji schnell. Er schickte Byakuya ins Badehaus und ließ das Personal wissen, dass der Kommandant nur für Mahlzeiten gestört werden soll. „Absolut keine Familienbesuche“, erklärte er dem Hausverwalter Eishirō unmissverständlich. „Mich interessiert nicht, wer auf dem Plan steht. Das Letzte, was der Kommandant aktuell braucht, ist, mit sich jemanden herumzuschlagen, der grausam zu Hisana war.“
 

„Das schließt die komplette Kuchikifamilie aus, den kaiserlichen Hof und den Seelenkönig selbst“, sagte Eishirō trocken, während er gegen den Herd in der Küche gelehnt war. Er hatte den üblichen schwarzen Kimono an und sein Haar war ordentlich zurückgebunden. Wie der Rest des Personals, welches sich in der Küche versammelt hatten, sobald sie von Renjis Ankunft gehört hatten, sah Eishirō etwas erholter aus, als hätten sie ohne ‚seine Herrschaft‘ besser geschlafen.
 

Renji hingegen war erschöpft. Das Adrenalin, welches ihn aufrecht gehalten hatte, seit sie über die wiedergeborene Hisana gestolpert waren, begann zu schwinden. Renji lehnte sich gegen den Zubereitungstisch und wartete darauf, dass Miki ein Tablett mit Essen fertig hatte, um es Byakuya zu bringen. Yuu, der Teejunge, war auch dort. Er hatte sich am Herd zusammengekauert und die Abwascherin saß auf ihrem Stuhl und beobachtete alles mit großen Augen.
 

Eishirō tippte mit einem Finger gegen die Unterlippe. „Ich sollte einige Vorkehrungen treffen. Es gibt eine gewisse Warteschlange."
 

„Kannst du nicht einfach sagen, dass der Kommandant einen Rückfall hatte?“, fragte Renji. „Das wollte ich zumindest in der Division erklären.“
 

„Ja, natürlich“, sagte der Hausverwalter in einem ‚Daran habe ich bereits gedacht‘-Ton.
 

Renji wollte ihn gerade anfahren, dass solche Kleinlichkeiten nicht nötig seien, als Miki ihre Vorbereitungen zum Frühstück unterbrach, um sich zaghaft die Hände zu kneten. „Herrin Hisana… Du hast sie wirklich gesehen, Renji? Wie war sie?“
 

Jeder blickte nun Renji an. Er sah ihnen an, dass sie gespannt auf die Neuigkeiten warteten. Während er in ihre hoffnungsvollen Gesichter blickte, war er versucht, zu lügen, doch seine eigene Vergangenheit ließ dies nicht zu. Renji schüttelte den Kopf. „Nicht gut. Was soll ich sagen? Das Schicksal ist ein Bastard. Keine Chance, dass sie das verdient hat, womit sie sich dieses Mal herumschlagen muss.“
 

Renji hatte genug davon mitbekommen, dass er ein klares Bild darüber hatte, ohne die schmerzhaften Details zu kennen. Dann fuhr er fort. „Und das Geld des Kommandanten wird noch nicht einmal die Hälfte davon lösen. Er denkt, er hätte damit alles verbessert – und wir werden ihm auch in diesem Glauben lassen – doch dieser Mist geht wirklich tief. Dinge, vor denen du nicht einfach wegrennen kannst, weil sie dich verfolgen, egal wohin du gehst oder wie weit zu rennst.“ Er musste sich unterbrechen. Sein eigenes Leben begann sich mit den Gedanken über Hisana zu vermischen. Also schüttelte er seinen aufsteigenden Ärger ab und seufzte. „Aber Urahara und Yoruichi sind da. Ich habe die Hoffnung, dass sie ab und an mal nach ihr sehen. Ebenso wie ich, wenn ich mal in der Welt der Lebenden eine Mission haben werde.“
 

„Und seine Herrschaft?“, fragte Eishirō. „Wird er sie besuchen? Will Lady Shihōin ihm berichten?“
 

„Ich bin mir nicht sicher, aber aktuell möchte er es nicht wissen“, erklärte Renji. „Es klingt kalt, aber es ist schlau. Würde er wirklich das volle Ausmaß ihrer Situation verstehen, würde er in die Welt der Lebenden ziehen. Und das wäre für beide nicht gut. An ihrer Stelle würde ich die Möglichkeit nutzen, wieder auf meine eigenen Füße zu kommen. Du hast keine Ahnung, wie sehr es der eigenen Seele hilft, sich seinen eigenen Weg aus der Hölle zu erkämpfen und etwas aus seinem Leben zu machen, trotz all den Bastarden, die versuchen, einen zu Fall zu bringen, dich versuchen zu brechen. Beste Revanche, kann ich dir sagen: Richtig leben.“
 

Renji hielt wieder inne. Das war viel zu persönlich. Jedes Mal, wenn er über sie zu sprechen begann, endete es in seiner eigenen Vergangenheit. Er löste seine Fäuste und atmete durch. Als er seine Finger lockerte, war er erstaunt, wie sehr ihn die ganze Hana/Hisana-Sache traf. Wie sehr es ihn zurück in den ganzen Inuzuri-Scheiß zog. Er war sich noch nicht einmal sicher, was an ihrer Situation ihn so traf, aber es war plötzlich an der Oberfläche, wie ein roher, freiliegender Nerv.
 

Shhhh, zische Zabimaru beruhigend, du bist nun mit uns hier.
 

„Richtig“, murmelte er und tätschelte abwesend den Griff seines Zanpakutō. Inuzuri war weit von der Seireitei entfernt. Er musste es dort zurücklassen, hinter den Mauern und der Verteidigung, wo es hingehörte.
 

Renji schüttelte sich und blickte durch die stille Küche. Jeder sah so geschockt aus, wie er sich fühlte. Renji hatte vergessen, dass die meisten von ihnen vermutlich im Anwesen aufgewachsen waren und nicht einmal annähernd ein Leben wie seines oder Hisanas gelebt hatten.
 

Eishirō räusperte sich, um die düstere Stimme zu brechen. „Wir werden alle für sie beten und daran denken, sie wie immer, an den Schreinen zu ehren“, sagte er ruhig, sein Gesicht blass und abgehärmt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas schaden kann.“
 

Renji war nicht überzeugt, dass es helfen würde, aber man konnte ja nie wissen. Es war ja nicht so, als hätte irgendwer jemals für ihn gebetet.
 


 

Renji brachte das Frühstückstablett durch den Privateingang des Badehauses. Wenn man die Uhrzeit bedachte, war dort vermutlich eine lange Schlange von schlechtgelaunten Leuten, die baden gehen wollten und nun angepisst waren, dass sie für Byakuyas Privatsphäre ausgeschlossen wurden. Doch das war eines der Privilegien, wenn es einem gehörte, hatte Renji herausgefunden. Er stecke den Kopf hinein und sagte, „Ich bin es nur.“
 

Renji nahm die Stille als Erlaubnis, einzutreten.
 

Der Kommandant war bis zu seinen schlanken, blassen Schultern im heißen Wasser versunken, blickte emotionslos auf den aufsteigenden Dampf vor ihm auf der Oberfläche. Er schaute nicht einmal auf, als Renji das Tablett an den Rand des Beckens neben ihm abstellte. Doch Renji schüttete unerschrocken eine Schale des kräftigen Tees ein und hielt sie ihm hin. „Trink zumindest ein wenig Tee, ja?“
 

Byakuya nahm die Schale ohne ein Wort.
 

Renji hockte sich neben dem Becken hin, lauwarmes Wasser durchtränkte seine Tabi, Wasserdampf hing schwer in seinem Shihakushō. Er blickte zur Umkleidekabine. Es wäre eine Wohltat, sich umzuziehen und zu waschen, doch es schien nicht so, als wäre Byakuya in der Laune für Gesellschaft. „In Ordnung“, sagte Renji, stand auf und ging zurück zur Tür. „Da ist eine Menge Tee. Ich habe sie eine zusätzliche Kanne machen lassen. Ich werde vermutlich ein Nickerchen machen und dann nach der Division schauen. Ich kann dir später einen Bericht geben, wenn du möchtest.“
 

„Hätte ich mehr tun sollen, Renji?“
 

Renji war schon dabei gewesen, aus der Tür zu gehen. Doch bei Byakuyas Frage blieb er stehen und schaute zurück. Der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen war wie immer emotionslos, doch sein Kopf war leicht gebeugt, seine Haare hingen in feuchten Strähnen hinunter. Er sah… geschlagen aus.
 

„Du hättest nicht viel mehr tun können“, sagte Renji mit so viel Beteuerung, wie er aufbringen konnte. „Du hast dein Bestes getan.“
 

„Wir hätten sie töten können“, Byakuyas tiefe Stimme hallte unheilvoll von den gefliesten Wänden des Badehauses wider. „Und sie im Anwesen verstecken können.“
 

„Das können wir immer noch“, erinnerte Renji ihn. Es wäre auf so vielen Ebenen ein Desaster, aber es war nicht so, als konnte der Rothaarige diesen Impuls nicht verstehen. Und überhaupt, Byakuya war der Kommandant. Wenn er entschied, es zu tun, konnte man ihn nicht aufhalten. In Anbetracht dessen würde Renji eher an seiner Seite sein, als jemanden anderes aus der Kompanie mit reinzuziehen. „Die Option liegt auf dem Tisch, so lange sie lebt“, fügte Renji hinzu.
 

Und wenn wir wissen, wo sie ist und sie erwischen, fügte Renji in Gedanken hinzu. Er hielt es nicht für unwahrscheinlich, dass Urahara und Yoruichi Hana/Hisana irgendwo versteckten, wo sie sie nicht finden würden.
 

„Sie müssen es nur sagen, Kommandant“, sagte Renji.
 

Bei diesen Worten blinzelte Byakuya und schaute über seine Schulter, um Renjis festen Blick zu treffen. „Ist das so? Ich dachte, du wärst glücklich zu sehen, dass Hana – wie war das? – ‚das Geld nimmt und läuft. Weit, weit weg‘.“
 

„Ja und das bin ich auch immer noch“, sagte Renji schroff zur Bestätigung. „Und ich denke auch immer noch, dass das, was du getan hast auch das Richtige war. Sie gehen zu lassen. Ich sage, dass es für uns alle besser ist. Doch ich kann nicht zwischen dir und deiner Frau stehen… oder Gott bewahre, zwischen dir und deiner Ehre.“
 

Byakuya lachte düster und drehte sich um, um an seinem Tee zu nippen. „Tatsächlich.“
 

In der Vermutung, dass sein Aufruf zum Gehen war, legte Renji seine Hand wieder an die Tür.
 

„Dein Verständnis in dieser Angelegenheit war… bemerkenswert“, sagte Byakuya mit einer viel sanfteren Stimme, fast schon dankbar.
 

„Ich habe meine Gründe“, gab Renji zu. Er ließ seine Hand sinken. Er überlegte, ob er seine Klamotten und Zabimaru vor Ort ablegen sollte und ohne Dusche ins Becken steigen sollte. Er hatte offensichtlich Byakuyas Stimmung falsch gelesen und seine Socken waren tropfnass und der Rest wurde vom Dampf klamm. Doch er war nicht gewillt, das Wasser ohne eine klare Einladung zu betreten, also lehnte Renji nur seine Schulter gegen die Rückwand mit dem Mosaik vom Fuji.
 

„Und die wären?“, fragte Byakuya.
 

„Jede Seele, die Zeit in Inuzuri verbracht hat, gehört zur Familie, soweit es mich betrifft“, sagte Renji einfach. Da war natürlich noch eine Menge mehr. Aber er wollte nicht wirklich noch tiefer in die Ähnlichkeiten zwischen seinem und Hana/Hisanas Leben eintauchen. Er traute sich selbst nicht, nicht schon wieder nervös und wütend zu werden. Renji verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Nebenbei bemerkt, was wichtig ist für dich, ist auch wichtig für mich“, fügte er hinzu.
 

Byakuya strich seine Haare aus dem Gesicht und nahm einen langen, nachdenklichen Schluck aus seiner Schale. „Du hättest sie toleriert, wenn ich darauf bestanden hätte?“
 

Toleriert? Und auf was genau bestanden? Was erhoffte sich der Kommandant hier? Dass sie alle dazu übergingen ‚glückliche Familie’ zu spielen? Hoffte er, dass eine weitere Person in ihrem Bett für Renji ok war? Das der Kommandant vielleicht beides haben könnte: Eine Frau und einen Liebhaber? Wie würde das sein, wenn man Byakuyas Vorlieben bedachte? Hana/Hisana bekam all die Liebe und öffentliche Zuneigung, während Renji in irgendeinem dunklen Hinterzimmer festgebunden und geschlagen wurde?
 

„Ich liebe dich wirklich sehr“, sagte Renji. „Aber ich habe meinen Stolz.“
 

„Ja, natürlich“, sagte Byakuya leise und schien seine Aufmerksamkeit wieder auf den Dampf und seinen Tee zu lenken.
 

Renji kräuselte die Lippen. Wenn Byakuya sie beide hätte haben wollen, hätten sie in der Welt der Lebenden bleiben sollen. Dort zumindest gab es etwas Hoffnung darauf, dass die Dinge gleichwertiger aufgeteilt wären. Nicht, dass Renji glauben würde, dort auf der Verliererseite des Handels zu stehen, doch es würde wenigstens nicht die Komplikationen von Rang oder Erwartungen von Byakuyas Familie geben, die das Leben in der Soul Society mit sich brachte. Renji wäre immer noch das überflüssige 5. Rad am Wagen, doch er hatte wenigstens die Chance darauf, öffentlich mit ihm zusammen sein zu können.
 

Doch wie würde es in seiner Fantasiewelt, in der die Soul Society nicht sofort nach ihnen suchen und zurückzerren würde, aussehen? Byakuya ohne das Anwesen, dem Kenseikan, all den familiären Verpflichtungen, dem Rang… Die Dinge, die ihn und ihre Beziehung von Anfang an bestimmten?
 

Und könnte Renji damit Leben, dass Byakuya zwischen ihm und Hana/Hisana hin und her wechselte? Und was würde er tun, würde er sehen, wie Byakuya sie küsste? Oder sogar die Geräusche ihres Liebesspiels hörte oder noch schlimmer, ihren Geruch an ihm roch? Renji war sich sicher, dass sein Herz vor Eifersucht explodieren würde. Es war schon bei der Vorstellung kurz davor.
 

In seinen eigenen Gedanken verloren, schreckte Renji etwas auf, als er Byakuyas Stimme hörte. „Wie konnte sie nur eine solch furchtbare Wahl treffen, Renji?“
 

Renji grunzte. Er hatte keine Idee, wie die Situation von Hana/Hisana war, doch er kannte seine eigene, also zuckte er mit den Achseln. „Es ist niemals so einfach und es ist nicht immer eine echte Wahl. Manchmal ist deine einzige Wahl: Scheiße oder noch beschissener. Wenn das der Fall ist, sieht Scheiße wie ein Geschenk aus.“
 

„Ah“, machte Byakuya. Es war ein hilfloser Laut, als wolle er verstehen, obwohl er wusste, dass er nicht konnte.
 

„Du tust dir selbst keinen Gefallen, wenn du dir das Schlimmste vorstellst“, erinnerte Renji ihn. Oder mir, dachte Renji, denn da war Inuzuri wieder, wie der heiße Atem eines Wolfs und ließ seine Nackenhaare sich aufstellen.
 

„Wie kann ich etwas anderes tun?“
 

Da war ein verzweifeltes, unterschwelliges Mitleid in Byakuyas Stimme, das Renji irritierte und schnauben ließ. „Du könntest versuchen, nicht so ein privilegiertes Arschloch zu sein.“
 

„Was?“, blaffte Byakuya, seine grauen Augen fixierten Renji sofort mit einem intensiven Blick. „Was hast du gerade gesagt?“
 

Von dem plötzlichen Anstieg des spirituellen Drucks her wusste Renji, dass er vermutlich aufhören sollte, zu reden, doch er traf nun endlich darauf, was an dieser ganzen Situation wirklich störte. Also wiederholte er sich, diesmal lauter. „Ich sagte, du bist ein privilegiertes Arschloch. Wie wäre es damit aufzuhören, deine Frau mit diesem ganzen Opfermist zu beleidigen? Es ist wirklich verschissen selbstgerecht anzunehmen, dass du das Beste für sie bist.“
 

Byakuya sog zischend die Luft ein, die Augen gefährlich geweitet. Reiatsu drückte auf Renji hinab, ließ seine Knie erzittern.
 

Falls Byakuyas Machtdarbietung Renji verstummen oder zum Zurückweichen bringen sollte, hatte es den gegenteiligen Effekt. Renji drückte mit seinem eigenen spirituellen Druck zurück und fuhr fort. „Ich weiß nicht, wie du sagen kannst, dass du sie liebst, wenn du so respektlos ihr gegenüber bist. Du glaubst, dass sie keine eigene Stärke besitzt, oder? Keine Fähigkeit, es ohne deinen verkackten, vornehmen Gefallen zu schaffen? Was lässt dich glauben, dass du besser weißt, wie sie ihr Leben leben soll? Woher wollen wir wissen, dass sie es nicht selbst in die Klinik geschafft hätte, wenn wir nicht dort gewesen wären? Sie war in diese Richtung unterwegs und woher wollen wir nun wissen, dass Naoki sie überhaupt gefunden hätte, wenn wir nicht vor ihr gestanden und ihr Versteck so verraten hätten? Sie wäre davon gekommen, Kommandant. Du hast sie nicht gerettet. Sie war schon dabei, sich selbst zu retten. Doch du erkennst das ihr nicht an. Und nun tut sie das auch nicht. Sie wird jetzt denken, dass sie einen Retter im schimmernden Haori braucht, der sie auf die Füße stellt, auf denen sie bereits steht. Sozialer Stand“, spie Renji aus, „gibt dir nicht das Recht, ihr Leben und ihren Stolz kaputt zu machen. Hast du das beim letzten Mal auch gemacht? Ist das der Grund, warum sie wieder durch die Hölle gehen muss? Weil du sie ihrer wahren Stärke beraubt hast, als du sie mit all deinem Geld ‚gerettet‘ hast?“
 

Es gab ein knarzendes Geräusch und Renji war auf Händen und Füßen, schnappte nach Luft. Kidō? Eine Art fokussierte Reiatsu-Explosion? Renji hatte keine Ahnung. Doch Byakuyas spiritueller Druck presste weiter auf ihn ein, bis es langsam, trotz Renji enormer Mühe, sein Gesicht gegen die Fliesen drückte, bis er flach auf dem Boden lag, als würde er um Gnade flehen.
 

Renji blickte Byakuya wütend an. Ich weiß nicht, wie du dort stehen und denken kannst, dass du Hana/Hisana vor diesem bulligen Schläger gerettet hättest… Ich frage mich, ob Naoki sie jemals mit dem Gesicht gegen die Badezimmerfliesen gedrückt hat, weil sie ihm eine freche Antwort geben oder Wahrheiten an den Kopf geworfen hatte, die er nicht hören wollte?
 

Doch Renji hatte keine Luft zum Sprechen. Er konnte nicht einmal einen Muskel rühren, trotz der Tatsache, dass sie alle verzweifelt angespannt waren. Er konnte sogar spüren, wie Zabimaru versuchte, seine Kraft dazuzugeben, wobei dies kein Erfolg hatte. Byakuya war einfach zu stark.
 

„Gehe“, sagte Byakuya und wandte sich steif um. Der Druck ließ plötzlich nach und ließ Renji hilflos bebend und nach Luft keuchend zurück. „Du bist entlassen, Vizekommandant.“
 

Renji musste zur Tür krabbeln.
 


 

Zum ersten Mal seit gefühlten Monaten schlief Renji in seinem eigenen Bett. Sein Quartier hatte einen leicht modrigen, verlassenen Geruch. Trotz aller Emotionen, die durch seine Eingeweiden krochen, ließ er sich auf das Feldbett fallen und war fast sofort eingeschlafen.
 

Seine Träume hatten Schwierigkeiten, aus den letzten 48 Stunden einen Sinn herauszubekommen... und noch vieles mehr. Renjis Gedanken gingen immer wieder zurück zur Allee oder manchmal sogar zur Bibliothek, dort wo Byakuya ihn gedemütigt hatte und dann liebevolle Worte zu ihm gesagt hatte. In einem besonders furchtbaren Traum tanzten sie Walzer, tanzten umher und umher, bis Renji in einem Wirbel von Kirschblüten gefangen wurde, die sich in tausend Klingen verwandelten und ihn in Streifen schnitten, während die Musik weiter spielte...
 

Als er endlich wach wurde, fühlte sich Renji, als hätte er kein Auge zugemacht.
 

Er lag für eine Weile da, starrte auf die Risse in der Decke. „Ich muss schlauer werden“, sagte er zu Zabimaru. Er hatte sein Zanpakutō aufs Bett gelegt gehabt und sich im Schlaf rangekuschelt. Nun lag Renji auf dem Rücken, Zabimarus Griff auf dem Kissen, direkt nebem ihm, als würden sie Kopf an Kopf dort liegen. "Ich muss lernen, wann ich die Klappe halten muss oder er wird mich irgendwann wirklich umbringen."
 

Du hast gesagt, was gesagt werden musste, zischte Zabimaru.
 

"Ja, vielleicht", stimmte Renji zu und steckte eine Hand unter seinen Kopf. "Aber ich wusste, dass ich wegen Inuzuri zu aufgekratzt war, um rational darüber reden zu können. Und diese kleine Szene wird die Sexspielchen, die er gerne mag, ein bisschen unangenehm machen... zumindest für mich." Renji schüttelte den Kopf. "Ich wette er realisiert noch nicht einmal was er getan hat. Wie ironisch das ist. Ich habe ihm niemals gesagt, wenn er bei mir die Grenze überschritten hatte. Nicht in der Allee oder der Bibliothek oder heute. Vermutlich hätte ich das Sicherheitswort sagen sollen, huh?"
 

Er war so heftig über uns gekommen, dass du nicht sprechen konntest, erinnerte ihn die tiefere Stimme mit einem Knurren.
 

"Da haben wir’s", murmelte Renji. "Außerdem hast du auch das 'Vizekommandant' am Ende bemerkt, oder? Kommandanten ist es erlaubt, ihre Untergebenen zu disziplinieren, wie es ihnen als angemessen erscheint. Dieser Bastard weiß wahrscheinlich, dass er seinen Liebhaber nicht so behandeln sollte, doch die Regeln sagen, er kann mit seinem Adjutant machen, was er will."
 

Es ist eine chaotische Verbindung, zischte der Schlangenschwanz zustimmend. Der Pavian fügte hinzu, Eine, die von Anfang an kaputt war.
 

"Das ist wahr", nickte Renji. Es begann alles, als ein betrunkener Byakuya ihm befohlen hatte, sich im Kommandantenbüro auszuziehen. Sicher waren sie einen weiten Weg seitdem gegangen, doch ein paar private 'Ich liebe dich' änderten nichts an der Tatsache, dass Renji kein Ebenbürtiger war. Nicht einmal mit Bankai und, egal was er tat, würde er niemals ein Gleichgestellter sein.
 

Und du bringst all diese Sachen von sozialer Klasse wieder aufs Tablett, du dummer Junge, schalt sich Renji selbst. Als hätten wir nicht schon genug Probleme, ohne dass meine Inuzuri-Dämonen mir in den Arsch beißen.
 

„Man, ich würde diesen Ort so gerne hinter mir lassen“, murmelte der Rothaarige.
 

Er war so in Gedanken verloren, dass er die Präsenz auf der anderen Seite der Tür nicht wahrnahm, bis ein höfliches Klopfen erklang. „Sind sie da, Vizekommandant? Sind sie alleine? Kann ich einen Augenblick ihrer Zeit beanspruchen, Vizekommandant?“
 

Renji erkannte die Stimme des 3. Offiziers. Er richtete sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ja, komm rein. Ich habe nur mit Zabimaru geredet.“
 

Die Tür glitt vorsichtig auf, als würde der Offizier befürchten, einen privaten Moment zu unterbrechen. Er hing am Türrahmen und hielt seinen Blick abgewandt, sodass Renji an sich hinunter schaute, ob er nicht aus Versehen sich zum Schlafen ausgezogen hatte. Aber nein, er war vollständige gekleidet, der andere war nur aus irgendeinem Grund besonders unterwürfig. „Ich entschuldige mich für die Störung, Vizekommandant. Einige der Männer sagten, sie haben euch gesehen, wie sie vom Anwesen zurückkehrten und ich wollte ihnen nachträglich alles Gute zum Geburtstag wünschen.“
 

„Heh, ja. Danke“, sagte Renji und schüttelte den Kopf. „Warum kommst du nicht rein und setzt dich? Wie kommst es, dass du dich plötzlich so formal verhältst?“
 

Der 3. Offizier hob den Kopf und blinzelte. „Nun ja, wenn sie mit Lady Rukia verlobt sind, dachte ich, dass ich vielleicht schon einmal beginnen sollte, sie wie einen Kuchiki zu behandeln.“
 

Renji brach in Gelächter aus. Über den überrascht dreinblickenden Offizier sagte er: „Dein Timing ist einfach nur grandios, das ist alles. Der Kommandant und ich hatten gerade einen riesigen Krach und ja... also... nein. Rukia und ich...“
 

„Oh nein!“, die Hände des Offiziers flogen zu seinem Mund, um seinen entsetzten Ausdruck zu verbergen. „Er hat eure Heirat abgesagt?“
 

„Nein“, sagte Renji. „Da war niemals etwas zwischen Rukia und mir. Ich weiß, dass du das immer glaubtest, aber so standen wir nie zueinander. Ich habe versucht, es dir zu erklären aber... Schau, können wir das zur Seite schieben? Ich würde dich gerne etwas über den Kommandanten fragen. Etwas Wichtiges.“
 

Der Offizier schien einen Augenblick verwirrt zu sein, schob dies aber Zugunsten seiner Neugierde zur Seite. „Was ist es, Vizekommandant?“
 

Renji winkte ihn in den Raum und der Offizier setzte sich auf eine kleine Kommode, die gegenüber von Renjis Bett stand. Der Raum war so eng, dass der Rothaarige seine Beine einziehen musste, um ihm Platz zu machen. „Du bist schon lange in dieser Division. Hattest du die Frau des Kommandanten gekannt?“ Als der 3. Offizier nickte, fragte Renji: „Weißt du, warum er sie von Inuzuri hierher gebracht hatte?“
 

„Uh... Ich kenne die Gerüchte“, gab er zu. Mit einem Kopfschütteln, als wolle er darüber nicht nachdenken, fügte er hinzu: „Das war vor einer langen Zeit und ich hatte gerade einen Rang erreicht. Ich habe nicht viel Wert darauf gelegt. Es waren die persönlichen Angelegenheiten des Kommandanten, wissen sie, und aus verschiedenen Gründen waren die Leute immer gemein zu ihr.“
 

Renji schaute ihn lange von der Seite an. „Möchtest du wirklich, dass ich es von Matsumoto erfahre? Denn wenn du nichts erzählst, ist sie die Nächste, die ich fragen werde.“
 

Der Offizier zeigte mit dem Finger auf Renji. „Sie stehen unter Hausarrest.“
 

Renji verschränkte die Arme vor der Brust. „Schön. Dann werde ich einfach Rikichi zur 10. senden und dann werden wie viele Leute davon wissen, bevor er überhaupt zurück ist?“
 

„Verdammt, sie spielen schmutzig“, murmelte er, bevor er mit einem Seufzen einknickte. „In Ordnung, von dem, was ich gehört habe, war sie eine Orian, bevor der Kommandant sie freikaufte und sie als seine Geliebte einsetzte. Dann, vermute ich, haben sie sich verliebt und er hat sie geheiratet.“
 

Renji setzte sich zurück, bis er die Wand an seinen Schultern spürte. „Du verarschst mich. Er hat sie wirklich gekauft... Er schlenderte zum Inuzuri-Fleischmarkt, hat sie aus den Fingern irgendeines Yakuzatypen herausgekauft, sie dann mit Heim genommen, wie von einem gottverdammten, kranken, kleinen Einkaufstrip?“
 

Der 3. Offizier machte ein entsetztes, ersticktes Geräusch. „Das würde ich niemals sagen.“
 

„Nein. Ich bin der Einzige, der dafür dumm-mutig genug ist“, sagte Renji grimmig. „Kein Wunder, dass er mich in den Boden gestampft hat, als ich sein Geld thematisiert habe. Verdammt. Die beiden scheinen ernsthaft in irgendeiner Karma-Schleife festzuhängen.“
 

„Wer?“
 

Renji blickte auf, als würde er sich plötzlich daran erinnern, dass er nicht alleine war. „Der Kommandant und seine Frau. Wir sind zu meinem Geburtstag in die Welt der Lebenden gegangen und... sind in ihr wiedergeborenes Ich gerannt.“
 

„Oh“, das Blut schien aus dem Gesicht des 3. Offiziers zu weichen. „Guter Gott.“
 

„Exakt.“

A Heart Full of Ghosts

Byakuya blickte auf das dampfende Wasser, zählte seine Atemzüge, bis die Tür geschlossen war. Er konnte spüren, wie Renji auf der anderen Seite der Wand damit kämpfte, auf die Beine zu kommen. Der Rothaarige schien für einen Moment dort zu verweilen, vielleicht lehnte er sich gegen den Shoji und sammelte seine Kräfte, bis er endlich durch den Garten Richtung Division ging.
 

Schamloser Köter.
 

Byakuya warf seine Teeschale gegen die Wand, zerschmetterte sie. Wie konnte Renji es wagen, Byakuyas Beziehung zu Hisana zu kommentieren? Für was hielt er sich?
 

Er denkt, er sei dein Liebhaber. Wie die Lyrik eines gespenstigen Liedes, trieben die Wörter durch seine Gedanken. Er wagt es, sich vorzustellen, dass als du ihm sagtest, du würdest ihn lieben, du es auch so gemeint hast.
 

Senbonzakura?
 

Byakuyas Augen flogen zum Umkleideraum, in dem er sein Zanpakutō auf die Halterung gelegt hatte, die speziell für seine Waffe angefertigt worden war. Trotz der Tatsache, dass Senbonzakuras tausend Stimmen immer in seinem Unterbewusstsein waren, war es selten, dass sein Zanpakutō Worte verwendete, um etwas so direkt anzusprechen.
 

Zumindest hatte es das seit einer langen, langen Zeit nicht mehr getan.
 

Und niemals über einen Liebhaber.
 

Byakuya ging aus dem Bad. Er achtete auf die Keramikscherben und seine bloßen Füße, während er in den Umkleideraum schritt. Dann nahm er ein Handtuch von dem Stapel und trocknete seine Haare. Dabei blickte er auf den dunkeleingefassten Griff. Senbonzakura hatte viel Zeit neben Zabimaru verbracht. Hatten sie eine Verbindung geformt, von der nichts geahnt hatte? Byakuya zog sich an. Als er fertig war, nahm er Senbonzakura von dem Ständer. „Hast du weitere Ansichten, die du wünschst, zu teilen?“
 

Das Lied wechselte zwischen einem Gidayubushi von Hisanas liebster Kabuki-Aufführung und dem seltsamen, modernen Walzer, den er und Renji im Club getanzt hatten. Wie bei einem Tanz sind einige Schritte nach vorne und manche zurück. Welche wählst du, mein Meister?
 

„Du hast zu viel mit diesem Einfaltspinsel gesprochen“, antwortete Byakuya schnippisch, ließ Senbonzakura an seinem Platz an der Hüfte gleiten. „Du erniedrigst dich selbst, indem du in Extremen denkst, wie ein Tier.“
 

Plötzlich stoppte die Musik. Das einzige Geräusch war das gedämpfte Schlagen von Byakuyas Herz. Angst kroch in ihm hoch. Was war das? Hatte Zabimarus Starrsinn derart beeinflusst, dass sie sich weigerten, zu kommunizieren?
 

Es dauerte einige grauenvolle Atemzüge, bis eine einzelne Stimme, wie das Rascheln des Windes durch Blätter, sagte, Denke von deren Träger, was du möchtest; Zabimaru ist kein Tier.
 

Ah. Also war es wahr. „Ich hatte keine Ahnung, dass du eine solch hohe Meinung von Renjis Zanpakutō hast.“
 

Habe ich nicht, Senbonzakuras Antwort war mit einem mentalen Hauch von Spott durchzogen. Dennoch ist es unklug, einen Dämon für eine gedankenlose Bestie zu halten. Im Kampf sowie in der Liebe. Dennoch ist es nicht der Einfluss von Zabimaru, welcher dir Sorgen machen sollte, sondern der Zangetsus. Denn wir wurden von der Stärke des Einen zerbrochen, der die Bande der Freundschaft über alles schätzt.
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya und richtete das Kenseikan in seinen Haaren. Er hatte es so oft getan, dass er nicht einmal mehr einen Spiegel benötigte, um seine Hände zu führen. „Und wen erachtest du als den wahrhaftigeren Freund? Meine Frau oder mein Liebhaber?“
 

Nur einer lebt zurzeit, mein Meister. Die Stimmen krächzten durch Byakuya, wie ein Schauer, der seiner Wirbelsäule entlang strich, wisperten sie. Zu viele Geister füllen bereits dein Herz.
 

Ein Walzer, traurig und langsam, ertönte.
 


 

Renji musste dem Personal etwas gesagt haben, denn Eishirō erschien vorsichtig, als Byakuya nach ihm klingelte. „Ich werde einen Ausflug zum Familiengrab unternehmen“, informierte er den Hausverwalter. „Alleine.“
 

„Mein Herr?“
 

„Bereite ein paar Sachen für ein Picknick und einige Opfergaben vor. Ich werde den Nachmittag dort verbringen.“
 


 

Der Himmel hatte das Blau des frühen Herbstes, klar und frisch. Byakuyas Weg durch das hohe Gras scheuchte eine Gruppe Bindenlaufhühnchen auf, welche über den Weg huschten, um einen Unterschlupf zu finden. Byakuya hielt am Eingang zum Grab der Kuchiki, um einen kleinen Eimer aufzuheben und ihn mit Wasser aus einem kleinen Brunnen zu füllen. Eine Eidechse, sie sich selbst auf der steinernen Mauer sonnte, beobachtete Byakuyas Vorgehen vorsichtig.
 

Sobald er vor dem Grab stand, einem großen, bedrohlichem Block aus Granit, kniete er sich hin und führte die viel zu bekannten Bewegungen durch, um es von den vorherigen Opfergaben zu befreien und den Stein abzuwaschen.
 

So viele Namen.
 

Byakuyas Finger folgten der langen Linie aus schwarzer Farbe, die die Kanjis bildeten. Inklusive dem ersten Patriarch der Kuchiki und allen Familienoberhäuptern und ihrer Familien, die dem langsamen Gang des Todes gegangen waren. Seine Finger glitten durch Zeit und Blutlinien, ruhten dann auf den Namen seines Vaters… seiner Mutter… Hisana…
 

Der einzige Name, der weiterhin rot blieb, war sein eigener.
 

Tante Masamas Name wurde bereits auf dem Grab der Familie ihres letzten Ehemannes hinzugefügt. Rukias Namen würde nicht hinzugefügt werden, bis alle anderen Optionen für einen Erben erschöpft wären. Genauso wenig würde er dort erscheinen, wenn sie in eine andere Familie einheiraten würde. Und so ginge es zu Ende, wenn Byakuyas Name schlussendlich geschwärzt wäre. Die mächtige Familie der 4 Adelshäuser würde fallen und zu nichts mehr als Staub und Legenden vergehen.
 

Wäre es so ein schlimmer Verlust?
 

Was war das Vermächtnis der Kuchiki außer, das der gnadenlosen Krieger? Ein stolzer Name natürlich, aber wie entmutigend war es, dass sie für nichts außer einem schnellen, bedenkenlosen Schwertstreich und völliger Rücksichtslosigkeit auf dem Schlachtfeld bekannt waren?
 

Wo waren die Kuchiki-Schulen? Tempel? … Theater?
 

Byakuya schüttelte den Kopf und schalt sich selbst, dass er solch einen lieblosen Gedanken hegte. Das Schicksal hatte keinen Anlass gesehen, dass er in eine Familie von Artisten, Philosophen oder Schauspielern geboren wurde. Zumindest passte er, nicht wie sein Vater, perfekt in die Lücke, die ihm sein Schicksal angedeihen hat lassen.
 

Er lenkte seine Aufmerksamkeit darauf, die Opfergaben auszupacken. Für seine Mutter hatte er eine Rose mit vielen Knospen, ein Fässchen feinster Tinte für die sanfte poetische Seele seines Vaters und Lavendelzweige für Hisana.
 

„Tut mir leid, meine Geliebte“, sagte er zu Hisana, als er den Lavendel hinlegte. „Die Pflaumenbäume tragen nun alle Früchte, keine Blüten. Diese zumindest erinnern mich ein wenig an die Farbe deiner Augen.“
 

Er richtete sich wieder etwas auf den Knien auf und wusste, dass er nun beten sollte. Es war schon so lange her, dass er all die Worte vergessen hatte. Also saß er stattdessen still da. Doch die Stille war nicht absolut. Der Wind raschelte durch das hohe Gras, die Vögel und Insekten schnatterten in der warmen Nachmittagssonne und Senbonzakura sang ein trauriges, klagendes Lied.
 

„Glaubst du“, fragte er Senbonzakura, nachdem sich das Lied etwas gewandelt hatte, „dass Renji recht hat? Bin ich irgendwie Schuld an Hanas aktueller Situation? Habe ich etwas von Hisana genommen, als ich sie aus ihrem Leben im Rukongai gerissen habe?“
 

Statt einer direkten Antwort, entsinnte sich Senbonzakura an ein Lied, dass Hisana manchmal für Byakuya aufgeführt hatte, als er ein Gast des Teehauses gewesen war.
 

Das Teehaus war ein phänomenal exklusiver Ort gewesen. Soweit Byakuya gewusst hatte, hatte Hisana niemals Kunden von der Straße genommen, denn das Etablissement, in dem sie gearbeitet hatte, war nur für geladene Gäste. Auch nur eine kurze Zeit dort zu erwarben war außerordentlich teuer gewesen, viel mehr als sich ein Shinigami von Rang hätte einfach leisten können. Es wurde ebenso kein viehisches Verhalten von einem der Gentlemen toleriert, die den Ort besuchten. Sie hatte Seide und Edelsteine getragen und hatte eine Leibwache, wie eine Prinzessin.
 

Tatsächlich konnte es, auch wenn es im ersten südlichen Distrikt lag, kaum einen feineren, luxuriöseren Ort außerhalb der Wände der Seireitei geben. Die Vertäfelungen waren aus dunklem Kirschbaumholz und die Wandschirme reich und detailliert, von den talentiertesten Künstlern, bemalt. Wenn er dort mit Hisana gewesen war, hatte er mit Leichtigkeit vergessen können, dass sie im Rukongai waren, es sei denn, Byakuya war lange genug da gewesen, um dort eine Mahlzeit einzunehmen. Alle Speisen mussten mitgebracht werden, nichts außer Tee wurde auf dem Gelände zubereitet.
 

Trotzdem war es einfach für Byakuya, sich vorzustellen, dass ihr Leben dort keine Nöte gekannt hatte.
 

Natürlich hätte sie niemals ein Wort darüber verloren, wenn es anders gewesen wäre. Sie war eine perfekte Kurtisane geblieben, selbst nachdem sie den Ort verlassen hatte und seine Frau geworden war. Keine Klage war jemals über ihre Lippen gekommen. Keine Diskussionen, nichts außer perfekte Unterwürfigkeit.
 

Niemand hätte sich eine bessere Ehefrau wünschen können. Trotz ihrer niederen Geburt hatteHisana gewusst, welches Benehmen zu welchem Anlass erwartet wurde. Man hatte sie niemals korrigieren oder unterweisen müssen. Ihre Manieren waren erlesen und ihre Sprache edel gewesen. Sie hatte sogar die schneidenden Bemerkungen und die alltäglichen Grausamkeiten seiner Familie im Taktgefühl akzeptiert. Stolz genug, ihren Kopf niemals vor ihnen zu beugen, doch elegant genug, um niemals auch nur einen Hauch von Respektlosigkeit oder Wut zu zeigen. Sie war ein leuchtendes, makelloses Juwel. Seine Familie hatte es um so vieles mehr erzürnt, dass sie nie eine andere Angriffsfläche als ihre Herkunft bot. Es war tatsächlich unmöglich, Hisana als etwas anderes als eine Dame zu sehen. Seine Dame.
 

Nicht zu vergleichen mit Renji, der trotz der vergangenen Zeit und dem Akademie-Training, niemals vollständig den Dialekt oder die groben Manieren von diesem erbärmlichen Ort abgelegt hatte. Er stank nach Inuzuri, wie ein nasser Hund.
 

Und doch…
 

Weil sie ihn nie verärgern wollte, gab es so vieles, was er über Hisanas Leben nicht wusste. Wie kam es, dass sie Oiran wurde? Er hatte sie nie gefragt. Allerdings hätte sie, wenn es eine Geschichte war, die seinen Ärger heraufbeschworen hätte, gelogen.
 

Waren da andere Männer, die sie schlecht behandelt hatten? Er hatte niemals ein Anzeichen davon gesehen oder auch nur eine Spur eines anderen Mannes. Sie war fähig genug gewesen, dass er niemals bedacht hatte, dass sie noch jemanden anderes hätte unterhalten können, als ihn.
 

Wieviel ihrer Beziehung war gespielt gewesen? Eine dünne Lage Farbe, welche die Illusion aufrecht gehalten hatte, dass alles gut war?
 

Es war ein verstörender und nervenaufreibender Gedanke.
 

„Verdammt seiest du, Renji Abarai. Du lässt mich die angenehmsten und glücklichsten Tage meines Lebens in Frage stellen.“
 

Senbonzakuras Lied wechselte in ein Gemisch aus Kabuki-Klassikern, die ihn sofort an die Nächte erinnerte, die er mit Hisana an seinem Arm in der Stadt verbracht hatte. Die Musik erinnerte Byakuya an eine besondere Nacht, als sie es irgendwie geschafft hatte, dass sie auf einer öffentlichen Straße unter den Festlichtern tanzten, als Straßenmusiker zu spielen begannen. Sie hatte immer solch spontane Albernheiten von ihm provoziert. Wenn das ein Spiel einer Kurtisane war, dass hat sie es außergewöhnlich gut gespielt und es war echt genug gewesen, um ihn zu befriedigen.
 

Und als sie im Sterben gelegen hatte, hatte sie ihm gesagt, dass sie glücklich mit ihrem gemeinsamen Leben gewesen war. Er musste ihr glauben. Immerhin war es für ihn wahr gewesen.
 

Falls er irgendwelche Stärke von Hisana genommen hatte, wie es Renji angedeutet hatte, wusste Byakuya nicht, was dies hätte sein können. Sie war ihm niemals vorgekommen, als würde es ihr an nichts mangeln und was sie erübrigen konnte, gab sie ihm. Ihr Geist hatte immer seinen aufgebaut, ihn gehoben.
 

Vielleicht… vielleicht war es wahr, dass die Balance nicht ganz zwischen ihnen gestimmt hatte, doch Byakuya hatte versucht, den Unterscheid damit wiedergutzumachen, Rukia zu finden und sein Versprechen gegenüber Hisana für all die Jahre zu halten, trotz der unglaublichen Kosten.
 

Byakuya hob die Finger, um wieder Hisanas Namen nachzufahren, erinnerte sich dabei an den Streit, den er mit seiner Familie hatte, bevor sie ihren Namen neben seinem eingemeißelt hatten.
 

„Es war niemals einfach für uns, meine Geliebte“, sagte er. „Das tut mir leid. Doch ich habe niemals auch nur einen Augenblick von unserer Zeit bereut. Noch werde ich dies jetzt, trotz dieses ärgerlichen Mannes, der immer einen Weg zu finden scheint, mir unter die Haut zu gehen.“ Byakuya atmete seufzend aus. "Ich hatte vor, hierher zu kommen und dir von ihm zu erzählen, doch nun hast du ihn gesehen. Du schienst nicht sonderlich beeindruckt. Manchmal bin ich das auch nicht. Er ist überaus grob und eigensinnig und… ehrlich, denke ich. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ihm bei Dingen vertraue, dich ich dir niemals sagen konnte.“
 

Er hätte nach allem in ihrem Schlafzimmer fragen können - selbst nach einem anderen Liebhaber – und Hisana hätte ihn ohne Protest akzeptiert. Das war auch, warum er sich geweigert hatte, das zu seinen Gunsten auszuspielen. Es wäre unehrenhaft gewesen, da er gewusst hatte, dass sie jedem seiner Launen gehorcht hätte. Selbst wenn sie jeden einzelnen Moment gehasst hätte, wäre aus Hisanas Mund nichts mehr als ‚Ja, mein Herr‘ gekommen.
 

Zumindest konnte er darauf zählen, dass Renji seine Meinung unerschrocken verteidigte.
 

Selbst wenn sie nervtötend und starrköpfig war.
 

Selbst… selbst wenn Byakuya ihn gewaltsam an den Kräfteunterschied zwischen ihnen erinnerte. Ja, wenn es eine Sache gab, bei der man sich auf Renji verlassen konnte, war es sein Ungehorsam.
 

Die Sonne hatte angefangen in den Bäumen zu verschwinden. Es war Zeit, um zum Anwesen zurückzukehren.
 


 

Byakuya war nur ein kleines Stück die Straße hinunter gegangen, als ein Schwarm erschrockener Zaunkönige sich in die Lüfte erhoben, da sich jemanden den Weg durchs hohe Gras bahnte. Seine Hand glitt zu Senbonzakura, während er sich drehte, um zu beobachten. Er war überrascht, die Kommandanten Ukitake und Kyōraku in einiger Entfernung auf einem nahegelegenen Pfad zu sehen, der kaum breit genug war, dass sie nebeneinander gehen konnten. Das Sonnenlicht glänzte auf dem grellen pinken Kimono, den Kyōraku trug. Sie hielten an und der Braunhaarige zog seinen Strohhut vom Kopf, verwickelte Ukitake in einen langen, intimen Kuss.
 

Es war ein überraschend schöner Moment, der Byakuya den Atem verschlug. Nicht nur, dass es ein optisches Ying und Yang aus dunklen Locken und blasse Haut war, Byakuya hatte sie niemals – oder andere erwachsene Männer – in dieser Weise gemeinsam gesehen. So spontan, frei und… leidenschaftlich.
 

Erst nach einem viel zu langen Augenblick, dachte Byakuya daran, wegzuschauen und ihnen ihre Privatsphäre zu gewähren.
 

Vielleicht war seine Drehung zu scharf oder er hatte sein Reiatsu zu schnell zurückgezogen, denn sie schienen ihn daraufhin bemerkt zu haben. „Ah, Herr Byakuya“, donnerte Kyōraku erfreut und winkte. Dann sah er plötzlich betroffen aus und schaute Ukitake an. „Himmel, haben wir uns mal wieder aus Versehen auf das Kuchiki-Anwesen verirrt, Jūshirō?“
 

Mal wieder? Byakuya hob neugierig eine Augenbraue. Aus Versehen? Sicher hätte sie das Vorhandensein von Mauern vorher abgehalten. Dennoch schien sich Ukitake hektisch nach Grenzsteinen umzusehen, also versicherte Byakuya den Kommandanten schnell, „Das habt ihr nicht. Der Haupteingang liegt einige Kilometer entfernt.“
 

„Tatsächlich. Dennoch. Wir sind viel weiter gegangen, als wir vorhatten“, murmelte Kyōraku, doch sein Gesicht hellte sich auf. „Das passiert, wenn man von solch einer wunderschönen Aussicht abgelenkt wird.“
 

Es war für jeden offensichtlich, dass Kyōraku Ukitake und nicht den Herbsttag gemeint hatte. Der Weißhaarige errötete auch ein wenig. Sie waren wie Schuljungen, dachte Byakuya, so einfach zu schmeicheln und sehr ineinander verliebt. Es war schwer zu glauben, dass sie so alt wie die Bäume waren und länger zusammen waren, als Byakuya lebte.
 

Sie erreichten Byakuya und die Straße, Kyōraku hielt Ukitake seinen Arm hin, um ihm die kleine Steigung auf die Straße hochzuhelfen.
 

„Ah, Byakuya! Es ist gut zu sehen, dass du gesund genug bist, um nach draußen zu gehen. Doch was bringt dich alleine so weit hinaus?“, Fragte Ukitake mit einem breiten, neugierigen Lächeln. Als er den Korb bemerkte, den Byakuya trug, fügte er hinzu: „Ein Picknick? Bist du… alleine?“
 

Ukitake klang am Boden zerstört, als könne er sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Es war Byakuya ein wenig unangenehm, seinen sogar noch düsteren Grund zu nennen. „Mein Familiengrab ist die Straße hinunter.“
 

„Oh, ich verstehe“, sagte Ukitake traurig.
 

„Wir sind also doch eingedrungen“, stimmte Kyōraku zu, setzte sich wieder den Hut auf, als wolle er sein Gesicht in dessen Schatten verbergen.
 

„Nein, ich bin es, der einen Schatten über euer Vergnügen über den Tag gemeinsam gelegt hat“, sagte Byakuya mit einer kleinen, entschuldigenden Verbeugung. „Verzeiht mir. Ich werde mich auf dem Weg machen.“
 

Ukitake berührte Byakuyas Arm, als er sich zum Gehen umwandte, um ihn zu stoppen. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
 

Wäre es jemand anderes, hätte Byakuya seinen Arm entschlossen weggezogen und ihm gesagt, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle. Doch Ukitake war sein erster und einziger Kommandant gewesen, bevor er seinen Großvater in der 6. Division beerbt hatte. „Da war ein Zwischenfall in der Welt der Lebenden“, erklärte er leise. „Ich bin der wiedergeborenen Seele meiner Ehefrau begegnet.“
 

„Oh je, ich bin mir ziemlich sicher, dass es das Letzte war, was Herr Renji für seinen Geburtstag wollte“, meinte Kyōraku so leise, dass es Byakuya beinahe nicht gehört hätte.
 

Doch bevor Byakuya reagieren konnte, verstärkte sich Ukitakes Griff um seinen Arm. „Oh, mein lieber Junge! Du musst uns alles davon erzählen.“
 


 

Irgendwie und trotz seines Protestes, dass er wirklich zurück zum Anwesen gehen sollte, hatten die Kommandanten Byakuya überzeugt, ihnen auf ein Getränk, in der Nähe eines grasbewachsenen Abhangs Gesellschaft, zu leisten. Es war nahe an der Straße, wo sie sich getroffen hatten, doch um eine Biegung herum und so außerhalb des Sichtfeldes. Als sie sich auf das gebeugte und leicht niedergetretene Gras niederließen, fragte sich Byakuya, ob dies trotz Kyōrakus Abstreiten ihr eigentliches Ziel gewesen war. Ein Rendezvous-Treffpunkt im Schatten eines großen Ahornbaumes.
 

Jedenfalls war es offensichtlich ein beliebter Ort für Liebende, wenn man den Schnitzereien in der Baumrinde glaubte.
 

Ukitake saß locker im Gras, seine langen Beine im Schneidersitz gekreuzt. Kyōraku hatte sich ausgebreitet, als wäre er dankbar für die Gelegenheit eines Nickerchens. Er lehnte den Kopf gegen Ukitakes Knie und legte einen Strohhut über sein Gesicht. Die Hände faltete er auf seiner breiten, haarigen Brust. Er schien eingeschlafen zu sein, doch in dem Augenblick, indem Ukitake eine Flasche Sake aus seiner Tasche zog, streckte Kyōraku seine Hand aus, um eine Schale entgegenzunehmen.
 

Ukitake bot die zweite Schale Byakuya an. Als der Schwarzhaarige diese annahm, ergriff Ukitake wieder seinen Arm, blickte ihm in die Augen und fragte, „Wie geht es dir?“
 

[iTraumatisiert.
 

Wütend.
 

Kummervoll.
 

„Gut“, sagte Byakuya knapp. Doch ihm wurde klar, dass er seine Hand nicht zurückziehen konnte, bevor er mehr preisgab. „Es war jedoch sehr schwierig, sie den Launen des Schicksals zu überlassen.“
 

„Aber du hast es getan“, Ukitake hörte sich erleichtert an und ließ ihn los, doch dann schien er zu realisieren, mit wem er sprach. „Natürlich hast du das. Wie schrecklich für dich. Was ist passiert? Ging es ihr wirklich so schlecht?“, fügte er hinzu.
 

Byakuya nippte an seinem Sake und bereitete sich darauf vor, ihnen einen emotionslosen Bericht von den Geschehnissen zu geben. Er hielt den Blick auf die Schale Sake gerichtet und seine Stimme gleichmäßig. „Als wir sie antrafen, floh sie gerade von einem Angreifer und war dem Tode nahe genug, dass sie Renji außerhalb des Gigai klar sehen konnte. Sie hatte sich kurz an mich und unsere vorherige Beziehung erinnert, doch nach der Behandlung in einer nahen Klinik… schienen diese Erinnerungen verschwunden.“
 

Ohne Zweifel hatte Hana ihn für verrückt gehalten, als sie das Restaurant erreicht hatten und er ihr von seinem gebrochenen Versprechen gegenüber Hisana erzählt und seine Liebe zu Renji vor ihr gestanden hatte. Er hoffte nur, dass sie sich zumindest genug erinnerte, damit sie Uraharas Kreditkarte zu ihrem Vorteil verwendete. Byakuya erwähnte dies allerdings nicht vor Ukitake. Er sagte nur, was die Höflichkeit verlangte. Was er als Kommandant in seiner Freizeit tat, sollte nur ihn etwas angehen.
 

„Mehr nicht?“, Ukitake schien überrascht bei der einfachen Geschichte. „Du hast sie behandeln lassen und dann verlassen? Was war mit ihrem Angreifer? Warst du gezwungen, ihn oder sie zu beseitigen?“
 

„Nein, er wurde von den Autoritäten der Menschen in Gewahrsam genommen“, erklärte Byakuya.
 

„Also war deine Einmischung ziemlich minimal?“, nickte Ukitake.
 

„Ja.“ Wenn man nicht mitzählte, dass Urahara, Yoruichi und Kurosaki/Shiba in alldem verwickelt war und das Geld, was letztlich massive und unzulässige Einflussnahme sein könnte, je nachdem, wie oft sie darauf zurückgreifen würde.
 

„Ich vermute, dass alles so gut verlaufen ist, wie es in dieser Situation möglich war“, sagte Ukitake.
 

Statt zu antworten, nahm Byakuya einen weiteren Schluck Sake.
 

„Was mich interessiert, ist, ob Herr Renji dich vor diesem Desaster zum Tanzen ausführen konnte oder ob der ganze Abend zerstört wurde“, fragte Kyōraku und hob dabei seinen Hut an, um ihn neugierig anzublicken. „Andernfalls glaube ich, dass du ihm eine besondere Geburtstagsbehandlung schuldest.“
 

„Shunsui!“, ermahnte ihn Ukitake mit einem leichten Schlag seiner Fingerknöchel auf den Strohhut. „Der junge Mann ist in diesem Moment weit mehr um seine Frau als um seinen Liebhaber besorgt.“
 

„Genau meine Rede“, beharrte Kyōraku, richtete sich auf seine Ellbogen auf und legte den Kopf in den Nacken. „Wenn ich in dieser Situation Herr Renji wäre, würde ich eine Menge Kuscheleinheiten zur Beruhigung benötigen. Nichts lässt einen Mann verletzlicher und überflüssiger fühlen, als eine Ex, die unerwartet aufkreuzt, eh? Shirō, du erinnerst dich sicherlich an den Moment…“
 

„Renji hat seine Meinung zu dieser Angelegenheit ziemlich klar gemacht“, fiel Byakuya ihm schnippisch ins Wort. Es war ohne nachzudenken herausgekommen und nur halb als Antwort. Denn die beiden hatten sich eigentlich schon zu sehr in die Details ihrer Beziehung eingemischt, was Byakuya noch mehr verärgert hatte.
 

„Oh“, machten Ukitake und Kyōraku fast einstimmig. Sie tauschten besorgte Blicke aus.
 

Es war Zeit, zu gehen. Das Gespräch war offensichtlich auf gefährlichen Boden abgedriftet. Diesmal waren es jedoch Kyōraku und seine trügerisch schnellen Reflexe, die Byakuya ergriffen, bevor er aufstehen konnte.
 

„Ihr zwei habt euch gestritten, eh? Nun, dieser Teil der Geschichte braucht einen ordentlichen Zusatz von Sake“, sagte er heiter, eine Hand war auf Byakuyas Oberschenkel und hielt in effektiv auf seinem Platz. „Komm, erzähl uns davon.“
 

„Nein. Dieses Gespräch ist beendet“, sagte Byakuya und schüttelte die Hand des Braunhaarigen ab, um aufzustehen. „Sie hätte niemals anfangen dürfen. Ich schätze eure Besorgnis, Kommandanten, aber meine Angelegenheiten sind privat.“
 

„Ah, aber Herr Byakuya…“, begann Kyōraku, doch Ukitake unterbrach ihn. „Lass ihn gehen, Shunsui. Byakuya ist niemand, der einfach die Ratschläge von alten, närrischen Männern erträgt. Sein Stolz muss seinen eigenen Weg gehen.“
 

Kyōraku nickte traurig und blickte Byakuya schon fast mitleidig an.
 

Man konnte sich auf Ukitake verlassen, einen Fluchtweg zu öffnen. Byakuya konnte nichts weiter, als steif nicken und ohne einen weiteren Kommentar neben „Meine Herren“, seinen Rückweg antreten.
 

Allerdings, dachte Byakuya, als er sich auf dem Weg zum Anwesen befand, Kyōraku hat durchaus recht. Eine ordentliche Menge Sake scheint eine wunderbare Idee.

Fear of Demons

Renji blickte dem 3. Offizier ins Gesicht. „Muss ich dir die Regeln zitieren? Sie sagen: Der Begriff ‚Hausarrest‘ beinhaltet militärische und private Gebäude. Ein Offizier muss unter Umständen auch seine regulären Pflichten nachkommen, so lange sie nicht die Befehlsgewalt über Untergebenen beinhaltet‘. Verstehst du? Wenn ich niemandem Befehle erteile, ist mir der Übungsplatz nicht verboten.“
 

Und noch wichtiger, würde Renji nicht bald rausgehen und irgendetwas schlagen, würde er vollkommen ausflippen.
 

Sie standen am Türrahmen von Renjis Quartier und diskutierten. Der 3. Offizier blockierte Renij den Ausgang. Es war ein gutes Stück kleiner als Renji, doch bemerkenswerterweise, gab er nicht klein bei. Tatsächlich stieß er Renji sogar einen Finger in die Brust. „Wenn sie sich den Absatz so gut gemerkt haben, dann sollten sie auch wissen, dass die Regeln ebenso beim Hausarrest eines Offiziers ihres Ranges besagen, dass es als eine ‚moralische Beschränkung‘ zu betrachten ist, was bedeutet, dass sie nicht frei hier rumstolzieren dürfen, Vizekommandant. Und das haben sie, offengesagt, oft genug übertreten! All das Hin- und Hergelaufe zum Anwesen, dem unterirdischen Trainingsplatz und das Ausgehen mit Kommandant Komamura haben da nicht geholfen. Dazu kommt noch, dass jeder in der Division weiß, dass sie ihren Geburtstag in der Stadt verbracht hast. Und jetzt erzählen sie mir, dass sie auch noch in der Welt der Lebenden waren? Vergessen sie es, Vizekommandant. Wenn sie einen Fuß auf den Übungsplatz setzen, schwöre ich, dass ich ihren Arsch persönlich ins Wachhaus befördern werde.“
 

Renji biss die Zähne zusammen und atmete heftig aus, doch er zwang sich, einen Schritt zurückzutreten. Er blickte auf den Boden zwischen ihnen. „Hey, hör dich doch mal selbst an“, grummelte er anerkennend. „Du klingst wie ein richtiger kommandierender Offizier. Ich glaube nicht, dass ich jemals ‚Arsch‘ aus deinem Mund gehört habe. Passt schon fast zu dir.“
 

„Tut es nicht. Und das meine Sprache mir entgleitet, ist ihnen zuzuschreiben“, sagte der Offizier, seine Stimme behielt nur einen Hauch vom schwindenden Zorn. „Sie sind mein Vorbild, was der effektive Umgang mit Leuten angeht. Also ist alles, was ich weiß, über sie zu fluchen.“ Er blickte Renji elendig an und lehnte die Schulter gegen den Türrahmen, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Es sind erst ein paar Tage, aber ich mag es nicht, Vizekommandant. Ich möchte ihre Stelle nicht. Ich möchte zurück zu meiner Büroarbeit. Um Gottes Willen, bitte versauen sie mir das nicht.“
 

„In Ordnung“, sagte Renji und setzte sich deprimiert auf sein Feldbett. „Gut. Ich bleibe ruhig, wenn du Rikichi zur 13. Division schickst. Vielleicht hat Rukia ein bisschen Freizeit und ein paar Flaschen, eh?“
 

Der 3. Offizier grinste, jedoch schüttelte er missbilligend den Kopf. „Schon unterwegs, Vizekommandant.“
 


 

Renji konnte noch nicht einmal vernünftig seine Runden drehen, so schmal war sein Raum. Er war sogar noch mehr frustriert, als Rikichi zurückkam und ihm die Neuigkeit übermittelte, dass Rukia mit Vorrat vorbeikommen würde, aber es erst gegen Abend sein würde. Und sie würde Ichigo mitbringen. „Dann ist es besser, noch etwas zu investieren“, sagte Renji und kramte in seinen Taschen, bis er genug Yen für ein paar weitere Flaschen zusammen hatte. „Du kannst auch gerne kommen, weißt du. Es ist ja scheinbar nun mehr eine Party geworden.“
 

Rikichi sah aus, als wäre er gestorben und geradewegs in den Himmel gekommen. „Gibt es da noch etwas, was ich besorgen soll, Vizekommandant?“
 

„Ein größerer, verdammter Raum“, murmelte Renji leise. Doch dann schaute er zu seinem Bett und überdachte die Tatsache, dass die einzigen Sitzgelegenheiten seine Kommode und eine Truhe waren. Er zog die oberste Schublade der Truhe auf und händigte Rikichi eine Schachtel aus. „Nimm das. Kauf dafür ein paar Polster, Sitzkissen oder irgendwas in der Art. Und wenn noch etwas übrig ist, kauf noch ein paar Snacks, ja?“
 

Rikichi öffnete den Deckel der Box. Er machte ein langes Gesicht beim Anblick des kärglichen Inhalts. Dann blickte er mit Bedenken zu Renji. „Ich kann den Flohmarkt für die Kissen besuchen, aber…“
 

„Ja, ok. Überspring das Essen. Gehe nur sicher, dass es genug Bier und irgendwas Vernünftiges für das Kind zum Trinken gibt.“
 


 

Als Ichigo einige Stunden später seinen Kopf in Renjis Quartier steckte, war sein erstes Kommentar: „Whoa, mein Schlafzimmer ist größer als das. Bist du nicht der Vizekommandant?“
 

„Das Quartier des Kommandanten ist nicht viel größer“, erklärte Renji mit einem Schulterzucken, während er die Flaschen entgegen nahm, die Rukia mitgebracht hatte. Sie schien die neuen Kissen zu bewundern. Dann ließ sie sich einfach darauf fallen, in der Nähe des Kopfendes von Renjis Feldbett, als würde sie dorthin gehören.
 

„Sei nett zu unserem Gastgeber“, sagte Rukia. Nachdem sie Rikichi begrüßt hatte, winkte sie dem immer noch zögernden Ichigo. Sie klopfte auf den Platz neben sich. „Außerdem habt ihr ein untypisch großes Zuhause für jemanden, der in Tokyo lebt. Viele Leute haben ein ganzes Apartment in dieser Größe. Lass einfach nur die Tür auf, sodass ein bisschen Luft rein kommt. Das passt schon.“
 

„Ich bin nur überrascht, das ist alles“, Ichigo schlüpfte an der Tür aus seinen Sandalen und ließ sich langsam auf den Platz nieder, den ihm Rukia angedeutet hatte. Er nickte Rikichi zu, der sich auf der Truhe am Ende des Bettes niedergelassen hatte. Unschlüssig rieb er seinen orangenen Schopf. „Ich meine, es ist ja nicht so, als würde es Byakuya an Platz oder Geld mangeln. Ich dachte, du hättest zumindest ein privates Bad oder eine Küche.“
 

„Eine Küche? Wofür würde ich so etwas brauchen? Ich esse in der Kantine“, sagte Renji und reichte ihnen Schalen, nachdem er sie gefüllt hatte. Er griff nach einer der Flaschen von dem Milchzeug, das Rikichi besorgt hatte und warf es Ichigo zu, der sie ohne Probleme fing. „Nebenbei, ich bin mir ziemlich sicher, dass zu der Zeit, in dem die Baracke erbaut wurde, niemand daran gedacht hatte, dass die Kommandanten und Vizekommandanten darin leben würden. Es waren der Reihe nach Kuchikis. Manchmal sogar bis zum 4. oder 5. Rang. Ihr Haus ist da drüben“, Renji deutete mit seinem Daumen in die Richtung des Anwesens. „Der Raum war wohl mal für irgendeinen Offizier mit Rang gedacht.“
 

Richiki nickte. „Und es ist nicht so, als wäre der Rest schäbig oder klein. Das Büro des Kommandanten ist angemessen beeindruckend. Das Größte neben dem von der 1. Division. Und das vom Vizekommandanten ist in einem freistehenden Gebäude mit dazugehöriger Versammlungshalle, die groß genug ist, dass die meisten von uns es als Hauptquartier betrachten. In den meisten anderen Divisionen teilen sich Kommandant und Vizekommandant das Büro.“
 

„Außer bei denen, die keine Büros haben, wie bei der 11.“, stimmte Renji zu. „Hey, ihr kennt Rikichi, oder?“
 

Renji machte sie alle bekannt und Rikichi schien beeindruckt zu sein, mit dem berüchtigten Ryoka, Ichigo Kurosaki, der erst kürzlich für Ärger gesorgt hatte, Zeit zu verbringen. Nachdem sie eine Weile darüber geredet hatten, fragte Renji Ichigo: „Wenn wir schon darüber sprechen, wo sind deine Freunde?“
 

„Die würden niemals alle hier rein passen. Chads Kopf würde gegen die Decke knallen“, damit schob er sich vollständig auf Renjis Bett, bis sein Rücken die Wand berührte und seine Beine über das Ende hingen. Er hatte Zangetsu abgelegt und neben der Tür gegen die Wand gelegt, wo bereits Zabimaru und Sode no Shirayuki standen.
 

Als ihn Renji nur böse anblickte, zuckte Ichigo mit den Achseln. „Besichtigungstour, glaube ich“, erklärte Ichigo und löste das Etikett von der Flasche. „Wir gehen morgen zurück und Ishida fing an zu schmollen, da er nur Tod, Zerstörung und Schlachtfelder gesehen habe. Also glaube ich, dass Kyōraku ihn und seine Vizekommandantin zum Abendessen und Theater ausgeführt hat. Orihime bestand darauf, als Aufsichtsperson mitzukommen, was auf so vielen Ebenen lächerlich ist, aber was auch immer. Kyōraku versuchte auch, Chad zu überreden, um wiedergutzumachen, dass er ihn aufgeschlitzt hat, doch… ähm… offensichtlich ist Chad noch nicht bereit, ihm zu vergeben, also ist er mit Hisagi weg, um über Gitarren oder so zu reden.“
 

„Huh. Erwarte ja nicht von mir, dass ich dich ausführe, weil ich dich erwischt habe“, sagte Renji und stieß Ichigo mit dem Finger an.
 

„Ha! Müsste das dann nicht andersrum laufen?“, fragte Ichigo lachend.
 

„Vermutlich“, grunzte Renji. Nur der Anblick auf diesen großäugigen, dürren Jungen ließ seinen verletzten Stolz schmerzen, also fuhr er scherzhaft fort. „Dann kannst du mir Blumen und Schokolade schicken. Oder du könntest mich zu einem dieser Clubs in der Welt der Lebenden diesen Leuten und den Kopfhörern.“ Renji deutete dabei an, sich etwas auf den Kopf zu setzten, um zu demonstrieren, was er meinte.
 

„Sicher, das könnte ich machen… Warte, meinst du das ernst? Ich schulde jetzt nicht jedem ein Geschenk, den ich geschlagen habe, oder?“, Ichigo sah bei dem Gedanken so entsetzt aus, dass alle anderen lachten.
 

Rukia beruhigte ihn mit einem Kopfschütteln. „Nein, Ichigo, das erwartet niemand. Nebenbei wäre das auch nicht fair. Du wärst danach pleite.“
 

„Ja. Und was würdest du überhaupt Kerlen wie Ikkaku und Kenpachi geben können?“, fragte Renji sarkastisch. Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Kommode, auf der auch alle Flaschen standen. „Das Einzige, was beide von dir wollen ist ein Revanchekampf.“
 

Ichigo erschauderte. „Einmal gegen Kenpachi zu kämpfen ist genug. Vielen Dank.“
 

Renji hob eine Augenbraue über Ichigos Reaktion. Zwar musste er da zustimmen, doch er war neugierig. „Also scheißt du dir vor Angst bei meinem früheren Kommandanten in die Hose, aber nicht vor meinem jetzigen?“
 

„Das würde ich nicht sagen“, sagte Ichigo schnell. „Doch, weißt du… ja, vielleicht. Zumindest folgt Byakuya den Regeln. Er ist… höflicher, wenn er versucht, dich umzubringen. Das ist seltsamerweise weniger angsterfüllend und gleichzeitig wieder sehr viel mehr.“
 

Renji begann verstehend zu nicken, doch hielt dann inne, als er realisierte, dass er es nicht verstand. „Warte… huh? Was meinst du mit ‚folgt den Regeln‘? Der Kommandant spielt schmutzig. Ganz schön schmutzig. Er hat mich mit Kidō, den sechs Stäben des Lichtgefängnisses, erwischt. Und dann hat er mich mit seinem Bankai vermöbelt, ohne dass ich reagieren oder mich verteidigen konnte. Du sagst, das hat er bei dir nicht gemacht?“
 

„Uh… nein. Er hat dieses Blitzschlag-Fingerdings einmal an mir verwendet. Direkt durch die Schulter, aus nächster Nähe“, sagte Ichigo und rieb sich abwesend den Punkt an der Schulter. „Ich konnte mich einmal nicht bewegen, aber das war nur davon, dass ich am Ende war, weißt du. Ich erinnere mich an nicht viel Kidō, ehrlich gesagt. Nur…. Kirschblüten und pinke Schwerter der Verdammnis.“
 

„Nicht viel Kidō…?“, wiederholte Renji mit offenem Mund. „Du verarscht mich gerade nur, oder? Unmöglich, dass er dir, einen Eindringling, den er nicht kennt, mehr Respekt im Kampf zollt, als mir. Das ist verdammt noch mal unmöglich.“
 

„Nun ja, Renji. Es zeugt nicht wirklich von Respekt, wenn man nicht alle Waffen zu seinem Vorteil nutzt, oder?“, fragte Rukia. Sie lehnte sich gegen das Feldbett und hatte eines der neuen, bestickten Kissen vor ihrem Körper gelegt und die Knie angewinkelt, als würde sie sie umarmen. Sie nippte gedankenverloren an ihrem Sake. „Hört sich für mich an, als hätte dich Nii-sama von Anfang an mit allem bekämpft. Wie du schon sagtest, er kennt dich. Er weiß, wie du kämpfst. Wenn er dich vor dem ersten Schlag schon festhält, dann weil er der Meinung war, dass er es musste.“
 

Weil er der Meinung war, dass er es musste? Renji blickte seine Schale mit Sake finster an.
 

„Ja“, stimmte Ichigo zu und legte dann den Kopf zurück, um ein paar Schlucke zu nehmen. „Hört sich an, als hätte Byakuya Angst vor dir gehabt, Mann.“
 

Renjis Augen glitten nach oben. „Angst? Nun, das ist völliger Schwachsinn. Wovor sollte er Angst haben?“
 

Renji spürte, wie Rukias Reiatsu plötzlich reagierte, als würde sie zusammenzucken. Als er sie anschaute, um sie danach zu fragen, starrte sie an die Wand und rieb mit den Fingerspitzen ihre Wange entlang. Direkt über ihren Wangenknochen, wo Zabimaru sie geschnitten hatte.
 

Oh.
 

Der Dämon.
 

Hatte Byakuya Angst davor, dass Zabimaru während dem Kampf wieder zum Vorschein kommt?
 

Wenn es das war, erklärte es Einiges mehr als nur den Kampf. Tatsächlich sogar hatte sich vieles zwischen ihnen zum Schlechteren gewandelt, nachdem sie Rukia aus der Welt der Lebenden zurückgebracht hatten. Die Allee, die Bibliothek… all dieses Durcheinander mit der Dominanz-Scheiße, was Byakuya durchgezogen hatte. Es war alles nachdem er den Dämon in Echt gesehen hatte.
 

Hatte der Kommandant all das getan, weil er Angst hatte?
 

Hatte Byakuya versucht, Kontrolle über den Dämon zu erhalten, indem er Renji untenhielt, unter fester Kontrolle?
 

Stand Zabimaru immer noch zwischen ihnen? War das der Grund, warum Byakuya nie zögerte, ihn auf den Boden zu drücken, sobald es schien, als würde er auch nur Anstalten machen, die Linie zu übertreten?
 

Scheiße.
 

Es sah auch so aus, als wäre Byakuya nicht der einzige Kuchiki, der von der Begegnung mit dem Dämon Angst hatte. Renji trank von seinem Sake und setzte sich dann neben Rukia.
 

„Hey“, sagte er sanft und stieß sie leicht mit der Schulter an.
 

„Wir kennen uns schon für hunderte Jahre und ich habe kaum dein Reiatsu erkannt, als du aufgetaucht bist. Was war das überhaupt?“, flüsterte sie. Ihre Augen blieben entschlossen an der Wand und sie schien bei der Erinnerung ein wenig zusammenzuschrumpfen.
 

„Ein kleines Etwas, was ich zufällig in der 11. Division entdeckt habe“, gab Renji seufzend zu.
 

„Ein kleines Etwas?“, fragte Rukia und drehte sich endlich zu ihm, damit sie ihn ansehen konnte. Ihre dunklen, violetten Augen vor Schrecken geweitet. „Renji, es war furchteinflößend, wie du warst. Du hättest mich ohne zu Zögern getötet. Ich hab es in deinen Augen gesehen.“
 

„Ja, da liegst du nicht falsch“, sagte Renji traurig. Das Feldbett knarzte, als er wieder aufstand. Er brauchte das Getränk, welches er auf der Kommode zurückgelassen hatte. Und vielleicht 16 weitere. Er exte den Rest seiner Schale und schüttete sich nach, drehte ihr dem Rücken zu, während er sprach. „Es ist Zabimaru, Rukia. Wir können uns mehr oder weniger vermischen… Oder vielleicht ist es mehr, dass ich ihn übernehmen lassen kann. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie der Teil funktioniert. Das erste Mal war, wie ich schon sagte, ein… Zufall, ein Unfall. Ein Typ in der 11. hat mich einfach zu weit getrieben und das Nächste, an das ich mich erinnern konnte, war wie ich vor blutenden Körpern wieder zu mir gekommen bin.“
 

Renji legte die Hand auf die Kommode und beugte seinen Kopf. Nachdem er seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, fuhr er fort. „Zaraki dachte, dass es verdammt eindrucksvoll gewesen war. Ich glaube, er hätte mich sofort zum 3. Offizier befördert, wenn ich nicht zu mir gekommen wäre und ihn angelogen hätte, dass ich das nicht noch einmal tun könnte. Der Kommandant war ganz schön angepisst gewesen, als er sah, wie durchgeschüttelt ich war. Da war er kurz davor, mich rauszuwerfen, wenn Ikkaku nicht eingeschritten wäre und meinte, er würde versuchen, mich dahin zurück zu trainieren. Ich dachte, Ikkaku wäre bekloppt. Dem Dämon gegenüberstehen, eins gegen eins? Doch er hatte ein Ass im Ärmel und es stellte sich heraus, dass er mir dabei half, es zu kontrollieren. Meistens zumindest. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, zurückzukommen. Besonders wenn Blut vergossen wurde.“
 

Rukias Stimme war leise. „Aber warum, Renji? Warum es mir hinterherschicken?“
 

„Weil wir nicht wussten, in welche Situation wir geraten würden“, Renji drehte sich herum, konnte aber noch immer nicht ihren Blick begegnen. „Die Befehle waren ‚tot oder lebendig‘, Rukia, und Byakuya konnte todsicher seine Schwester nicht töten.“
 

„Aber du deine beste Freundin?“, warf Ichigo wütend ein.
 

Renji blickte ihn kurz an und schüttelte den Kopf. „Nein, das konnte ich nicht. Der Dämon musste es tun“, sagte Renji. „Und glücklicherweise ist es dazu nicht gekommen.“
 

„Glücklicherweise? Man, das ist ganz schön verkackt“, schnaubte Ichigo.
 

„Nun ja, gut das du vorbeigekommen bist und uns allen die Wahrheit beigebracht hast, huh, Kind?“, sagte Renji düster. „Hör zu, es war falsch. Stellte sich heraus, dass all das Teil von Aizens Plänen war, aber zu diesem Zeitpunkt schien es uns wie ein direkter Befehl von Central. Da hast du nicht den Luxus ‚Nein, danke‘ zu sagen.“
 

Ichigo stand plötzlich auf und ballte die Fäuste an seinen Seiten. „Du hast niemals gedacht, es sei seltsam, dass du geschickt wurdest um seine Schwester und deine beste Freundin zu töten? Du hast niemals daran gedacht, lieber ‚Streicht das‘ zu sagen?“
 

„Nein“, schnaubte Renji, weigerte sich den Köder zu schlucken und verschränkte nur die Arme vor der Brust. „Soldaten kriegen ständig beschissene Befehle, Idiot. Du würdest einigen üblen, arschigen Mist gar nicht glauben, die ich im Namen der Soul Society gemacht habe.“
 

„Renji“, zischte Rukia.
 

„Es nennt sich Pflicht“, fuhr Renji trotz ihrem warnenden Ton fort. „Du trägst die Uniform, Junge, doch zu würdest es nicht verstehen. Wir sind alle Soldaten, die den Eid geschworen haben, die Seireitei zu verteidigen, koste es, was es wolle. Rukia versteht das besser, als jeder von uns. Wenn dein Kommandant den Befehl zum Töten gibt, tust du es. Selbst wenn du in das Gesicht eines Freundes schaust.“
 

Rukia atmete bebend ein und Renji realisierte, dass er vermutlich zu weit gegangen war. Er wusste, dass sie niemals wirklich über Kaien hinweggekommen war, auch wenn Renji niemals wirklich ihr Problem verstanden hatte. Es war außer Frage, dass sie das Richtige getan hatte. Der Mann war zu etwas anderem geworden. Es war nicht so, dass sie ihn getötet hatte. Der Hollow hatte es bereits getan. Renji blickte zu ihr und befürchtete, sie komplett eingerollt in Fötus-Haltung zu sehen, doch das Gespräch hatte sie aus der Reserve gelockt. Das Kissen war zur Seite gelegt und sie hatte sich etwas aufgesetzt, umarmte immer noch ihre Knie, doch ihr Rücken war gerade und angespannt, wie eine Bogensehne.
 

Ichigo blickte mit gerunzelter Stirn zwischen Renji und Rukia hin und her. Er schien zu bemerken, dass er ein Teil der Geschichte nicht kannte, doch ging nicht weiter darauf ein. „Doch du hast irgendwann entschieden, dass Freundschaft wichtiger ist, also warst du bereit, es auch mit der Soul Society aufnehmen.“
 

„Ja, ich vermute, das war ich“, Renjis Augen suchten die von Rukia. Als sie sich trafen, hielt er den Blickkontakt, auch wenn das Schuldgefühl seine Eingeweide zerfraß. „Doch diese Befehle haben von Anfang an gestunken. Byakuya hatte, direkt nach unserer Wiederkehr, versucht dagegen anzukämpfen.“ Renji hatte eine verschleierte Erinnerung daran, den ersten Protestbrief verschmiert zu haben, als er auf den Schreibtisch von Byakuya geklettert war und verlangt hatte, etwas zu vögeln oder zu zerstören.
 

Stellte sich heraus, dass er beides getan hatte.
 

Doch es war zu viel Blut in dieser Nacht vergossen worden, dass er einfach die Oberhand gewinnen konnte. Erst hatte er Rukia erwischt und dann Ishida aufgeschlitzt… Der Kampf mit Ichigo hatte es nur noch schlimmer gemacht, besonders nachdem Byakuya eingegriffen hatte, Renji es nicht bis zum Ende hatte auskämpfen lassen. Ein unbefriedigter Dämon machte es schwieriger, zurückzukehren. Renji war sich noch nicht einmal sicher, wie Byakuya es geschafft hatte.
 

Rukia blickte Renji immer noch an, als würde sie auf mehr warten. „Manchmal ist es das Schwierigste, das Richtige zu tun“, sagte er daher.
 

„Den Teil hast du richtig verstanden“, murmelte Ichigo, ging an Renji vorbei, um sich selbst ein Getränk zu holen. Er hielt die Flasche hoch, um sie Renji zu zeigen. „Erdbeermilch? Versuchst du mich zu ärgern? Weißt du, was ich dir von Zuhause aus schicken werde? Kaffee! Mit dem Zeug fühle ich mich, als wäre ich 10 Jahre alt.“
 

„Du solltest Sake nehmen“, sagte Renji, fühlte sich schlecht, dass er nichts Besseres anbieten konnte. „Es ist ja nicht so, als hättest du dir nicht ein Männergetränk verdient.“
 

„Ein Männergetränk?“, wiederholte Rukia und rollte die Augen. Sie kniff sich die Nase zu, als hätte sie irgendwelchen Gestank aufgeschnappt. „Ugh. Das Testosteron! Ich glaube, ich werde ohnmächtig!“
 

Die Stimmung änderte sich danach, bald entspannten sie sich beim Trinken und neckten sich gegenseitig. Selbst Rikichi machte nach ein paar Getränken mit. Dennoch grübelte ein Teil von Renji weiter. Immer öfter bemerkte er, wie er Ichigos und Rukias verspielten Frotzeleien mit halbem Ohr lauschte. Er versuchte, die Dinge zu verarbeiten, während er daran arbeitete, sich ernsthaft zu betrinken.
 

„Was denkst du, Senpai?“, fragte Rikichi. Irgendwann hatte er sich auf ein Kissen auf dem Boden, zwischen Kommode und Bett, auf dem Renji saß, gesetzt. Direkt zu Renjis Füßen. Sein Kopf ruhte gegen Renjis Oberschenkel.
 

Es war seltsam süß und Renji war zu betrunken, um es nicht zu kommentieren. Schludrig tätschelte er halb Rikichis Kopf und ließ halb seine Finger durch seine Harre gleiten, bis sie sich in den Zöpfen verfingen. Während er vorsichtig seine Hand befreite, ohne dabei die Frisur zu beschädigen, sagte er, „Du weißt, dass egal wie besoffen wir werden, ich nicht mit dir schlafen kann, oder? Du bist süß und all das, aber ich bin bereits tief in einer Beziehung mit einer verkackten Kommandant/Untergebenden-Verwicklung. Todsicher brauche ich nicht noch eine.“
 

Ichigo, der gerade mit Rukia über etwas scherzte, was mit Saftpäckchen und Strohhalmen zu tun hatte, stockte. Er blickte zu Rukia und dann zu Renji. „Du bist nicht…“
 

Rukia, die selbst ganz schön voll war, schüttelte dramatisch den Kopf, sodass sie beinahe vor Schwindel umkippte. „Er meint Nii-sama. Mein bester Freund fickt meinen älteren Bruder.“
 

„Oh, das wünschte ich“, sagte Renji wehmütig. „Er fickt mich.“
 

„Whoa“, machte Ichigo. „Whoa. Ich dachte, das wäre irgendwie gegen die Regeln. Uh, ich meine… nicht die Typ-mit-Typ-Sache, sondern… du weißt schon… die Kommandant-Vizekommandant-Sache“, Ichigo hielt plötzlich inne, war nervös und wurde leuchtend rot.
 

„Heh, du bist auch süß“, sagte Renji und streckte seine Hand aus, um Ichigos Knie zu tätscheln. Ichigo wurde blass und starrte auf Renjis Hand, als würde sie ihn vielleicht beißen. Also drückte er frech Ichigos Bein kurz. „Es ist nicht ansteckend, Dummkopf.“
 

Rukia lachte und stupste den Orangehaarigen verspielt an. „Nebenbei bemerkt, es ist nicht so, dass du schwul werden würdest. Eher Bi. Renji ist Ryōtōzukai.“
 

Ichigo schien Renji nun ernsthaft zu mustern, doch dann schüttelte er den Kopf. „Ich hätte das niemals vermutet. Ich meine, ernsthaft. Nicht in einer Millionen Jahre.“
 

„Ja, nun ja. Ich auch nicht“, murmelte Renji und nippte wieder am Sake. Als Rukia eine Augenbraue hob, setzte er wieder an. „Was? Ich rede nicht von betrunkenen Blowjobs oder mit irgendeinem Typ wichsen. Ich bin… verliebt. Mit all diesen verrückten, kribbelnden Gefühlen, die mich ganz gefühlsduselig machen, wenn wir kuscheln und nicht nur vögeln. Der Mist hat mich komplett überrascht.“
 

„Wow“, sagte Ichigo und rutschte nun auf die Kante des Bettes und schaute ernst. „Ich kann mir Byakuya noch nicht einmal beim Kuscheln vorstellen.“
 

„Er ist auch nicht wirklich gut darin“, stimmte Renji zu. „Außerdem habe ich ihn beinahe einmal mit einer Umarmung umgebracht.“
 

Rukia nickte weise. „Nii-sama ist nicht wirklich gefühlsbetont. Die ganze Familie ist ein Haufen kalter Fische. Steif und formal mit Stöcken im Arsch. Nein, Eisziegel.“
 

Renji lachte daraufhin, besonders, weil ihre undeutliche Aussprache fast wie ‚Eisziege‘ klang.
 

„Wie macht ihr das eigentlich, wenn er seine Untergebenen nicht beachtet?“, fragte sich Ichigo, wie zu sich selbst. „Ist es wie Ninja-Sex? Überraschung! Du hast nicht geschaut, also bin ich jetzt nackt!“
 

„Oh nein“, korrigierte Renji ihn ernst. „Da ist viel zu gucken. Der Kommandant mag es, zu beobachten.“
 

„Selbst ICH wusste das“, murmelte Rikichi. Er umfasste Renjis Bein nun, als wäre es ein Kissen und hatte die Augen halb geschlossen.
 

„Der Kommandant? Himmel, Renji, bist du sicher, dass du in einer Beziehung bist?“, fragte Ichigo. „Oder musst du jedes Mal Anforderungsformulare ausfüllen, wenn du kuscheln möchtest?“
 

„Heh, das wäre lustig. Lasse ihn einen lebenslangen Vorrat von Küssen und Kuscheleinheiten unterschreiben“, nickte Renji und überlegte es sich dabei ernsthaft. „Weißt du, das sollte ich wirklich tun. Ich meine, scheiße, ich buche sogar Ausflüge in die Welt der Lebenden für die Bondage-Seminare im Sex Shop.“
 

Das betroffene Schweigen alarmierte Renji über die Tatsache, dass er den letzten Teil laut ausgesprochen hatte.
 

„Uh…“, begann Renji und versuchte herauszufinden, wie er das in einen Witz umwandeln könnte. „Das ist…“
 

„Ok, das kann ich mir vorstellen“, sagte Ichigo überraschter Überzeugung. „Ja, tatsächlich. Jetzt bin ich wieder an Bord. Vorher versuchte mein Kopf die Bilder zu verarbeiten, wie ihr euch küsst und es euch mit Tee über Kuchen und Fensterdekorationen gemütlich macht. Jetzt… Ja, es ist wie ein Fightclub mit Sex.“
 

„Nein, das wäre es mit Kenpachi“, sagte Renji. „Das ist… anders. Ich kriege nicht viel zum Kämpfen.“
 

„Oh“, machte Ichigo und wurde wieder blasser.
 

„Das wollte ich nicht wirklich hören“, murmelte Rukia.
 

„Ich auch nicht“, stimmte Rikichi zu.
 

„Hört sich nicht nach Spaß an, wenn du das so sagst, weißt du“, sagte Ichigo und runzelte die Stirn. „Du erinnerst dich, dass Sex für alle Beteiligten Spaß sein sollte, oder Renji? Es ist keine weitere Pflicht, die du deinem Kommandanten schuldig bist.“
 

„Huh“, Renji nahm einen tiefen Schluck Sake, nur um zu bemerken, dass seine Schale schon wieder fast leer war. Er blickte die Schale an und fand im 3. Versuch eine Flasche, mit der er sie wieder auffüllen konnte. „Ich habe Spaß. Doch es hilft nicht, wenn er damit beginnt, Befehle zu äußern.“
 

„Uh… ja, nein“, sagte Ichigo. „Das geht zu weit, glaubst du nicht?“
 

„Ich weiß es nicht“, gab Renji zu. „Ehrlich gesagt verschwimmt alles, wenn ich im Moment bin, verstehst du? Es ist nicht so, als würde ich nicht mögen, was er da tut… zumindest meistens.“
 

Rukia und Ichigo tauschten entsetzte Blicke aus. „Macht das Seminar. Ihr beide. Jetzt“, sagten sie einstimmig.
 

„Es findet nicht vor nächster Woche statt“, sagte Renji und spürte, wie er errötete. „Doch es ist auf meiner Liste.“
 

„Setz es ganz oben auf die Liste, Kumpel“, sagte Ichigo. „Sofort.“
 

„Vielleicht solltest du versuchen, wirklich ehrlich mit ihm zu reden“, schlug Rukia vor. „Er ist nicht der Beste darin, Leute zu lesen… besonders nicht Männer. Und, uh, Männer die… für ihn arbeiten.“
 

„Du meinst, die die unter ihm stehen“, sagte Renji. „Du meinst Typen, die von niedrigeren Schichten kommen, wie ich.“
 

„Ja, genau das meine ich“, sagte Rukia, erwiderte Renjis Blick und hielt ihn überraschend fest, wenn man den Zustand von ihnen berücksichtigte. „Du weißt, wie sein Leben ist. Er ist von ‚Ja-Sagern‘ umgeben und Leuten, die vor Ehrfurcht auf die Knie fallen. Er erwartet das. Vielleicht registriert er noch nicht einmal, wenn du ein Nein aussprichst oder andeutest, denn das ist in seinem Kopf keine Option. Er bekommt immer, was er will. Bei Frauen ist es besser, denn er hat gelernt, dass er ihnen zuhören muss, damit er ein Gentleman ist. Doch auch hier erwartet er Unterwürfigkeit. Du wirst eine ganz schön harte Zeit mit ihm haben, Renji. Besonders, wenn du es ernst meinst, dass du mehr als nur Sex von Nii-sama möchtest.“
 

Ichigo schüttelte den Kopf. „Hört euch beiden Mal zu. ‚Nii-sama‘. ‚Kommandant‘. Es ist irgendwie traurig, wenn die Personen, die einem am Nahsten stehen, ihn noch nicht einmal beim Namen nennen können. Vielleicht sollte ich ihn vögeln. Zumindest würde ich ‚Byakuya‘ auf dem Höhepunkt der Lust ausrufen.“
 

„Er isst dich bei lebendigem Leib“, sagte Renji.
 

„Ich würde gerne sehen, wie er es versucht“, sagte Ichigo mit einem Glanz in den Augen.
 

„Es ist Zeit, nach Hause zu gehen, bevor das alles in irgendeine perverse Herausforderung endet“, sagte Rukia und nahm Ichigo am Arm. „Komm schon, Ichigo. Du bist mein Fahrer. Bring uns zurück zur 13. Division.“
 

Ichigo runzelte über ihren Versuch, zu stehen. „So wackelig, wie du auf den Beinen bist, muss ich dich vielleicht tragen.“
 

„Oh“, kicherte Rukia. „Mein Märchenprinz!“ Dann blickte sie Renji kurz über die Schulter zu Renji. „Versuch nur nicht, mich zu erwürgen, wie der Schläger da hinten.“
 

Renji hob die Arme im unschuldigen Protest. „Hey, das war im Eifer des Gefechts und du bist… winzig.“
 

Sie streckte ihm die Zunge raus und lehnte sich dann schwerfällig gegen Ichigo, während dieser sie zur Tür führte. Es wurde holprig, als sie ihre Schuhe anzogen, doch dann waren sie in die mondlose Nacht hinausgegangen.
 

Renji hatte fast vergessen, dass Rikichi immer noch zu seinen Füßen saß, bis dieser sich mithilfe Renjis Körper aufrichtete. „Da du nicht mit mir schlafen willst, sollte ich gehen, eh?“, grinste er und warf seine Perlen im Haar zurück. Dann schien er sich für einen Moment zusammenzureißen. „Sie hat Recht, weißt du. Rukia. Du solltest mit dem Kommandanten reden. Er ist ein guter Mann. Genauso wie du. Es wäre toll, wenn ihr zusammen sein könntet, wie du es möchtest. Mit dem Kuscheln und den Fensterdekorationen.“
 

„Ich möchte nicht wirklich die Fenster…“
 

„Ja, aber das andere, oder?“, meinte Rikichi. Er tätschelte Renjis Schulter und lehnte sich dann so weit vor, dass Renji den sauren Geruch von abgestandenem Sake in seinem Atem riechen konnte. „Dann musst du das tun, was du immer der Division predigst: Tu es. Du kannst keinen Kampf gewinnen, wenn du ihn nicht annimmst.“
 

Renji schüttelte verwundert den Kopf. Das aus dem Mund eines Kindes. „Ja, vielleicht hast du Recht. So spät ist es noch nicht. Ich sollte jetzt hinübergehen.“
 

„Da ist der Kampfgeist, Vizekommandant. Geh und erobere dir die Kuscheleinheiten!“

Captains in the Library

Byakuya hatte sich gerade mit einem guten Buch und einer Schale Tee niedergelassen, als Eishirō mit einer Entschuldigung und einer Ankündigung an der Tür kniete. „Ich bitte vielmals für die Störung um Entschuldigung, mein Herr, aber wir haben Besuch. Die Kommandanten Kyōraku und Ukitake warten in der Bibliothek.“
 

Nachdem er das Lesezeichen gefunden hatte, legte Byakuya seinen Lesestoff mit einem Stirnrunzeln zur Seite. Guter Gott, sie waren ihm gefolgt! Selbst nachdem Byakuya unmissverständlich klar gemacht hatte, dass das Gespräch zu Ende war? Wie unhöflich. Noch schlimmer, sie hatten es geschafft, über die Mauern zu kommen. Jetzt war es unmöglich, Krankheit oder Ähnliches vorzutäuschen, um sie wegzuschicken.
 

Wenn nur Renji hier wäre. Er hätte seinen Weg gefunden, um sie in Schach zu halten.
 

„Also gut“, sagte Byakuya mit einem Seufzer. „Ich werde in Kürze da sein. Du hast dafür gesorgt, dass sie eine Erfrischung erhalten?“
 

„Ja, mein Herr“, selbst durch das Reispapier konnte Byakuya den Hauch von Belustigung in Eishirōs Stimme hören. „Kommandant Kyōraku hat bereits auf eine Kostprobe eures besten Sake beharrt.“
 

„Natürlich hat er das“, murmelte Byakuya. Während er aufstand fragte er sich, ob er Senbonzakura mit in die Bibliothek bringen soll, als würde er sich auf eine Schlacht vorbereiten. „Du kannst auch irgendein Fass nehmen, das nahe am Verfall ist. Und Kommandant Ukitake hat eine Schwäche für Süßigkeiten. Bitte schicke uns etwas, was angemessen ist.
 

„Mein Herr.“
 

Byakuya stand an der Tür zu seiner Bibliothek und blickte im stillen Entsetzen auf die Szene vor ihm. Ukitake stand vor einem der Bücherregale und hatte sich an einem der dünnen Poesiebänden aus der privaten Sammlung seines Vaters bedient. Währenddessen hatte sich Kyōraku auf den Kissen an Byakuyas sonnigen Lieblingsplatz ausgebreitet. Da dieser Platz nahe der Tür war, waren diese geöffnet worden, um den Blick auf den Garten freizugeben. An seinem Ellbogen stand ein Teetablett mit einer bereits geöffneten Flasche mit dem Etikett der Brauerei der Kuchiki.
 

Verdammt. Eishirō hatte tatsächlich den feinsten Tropfen gebracht.
 

Kyōraku war gerade dabei, an seiner Schale wie ein Connaisseur zu riechen, als er Byakuya im Türrahmen bemerkte. „Herr Byakuya! Du hast mir niemals erzählt, dass deine Familie Jizake macht!“
 

„Natürlich nicht“, sagte Byakuya und suchte den Raum nach einer angemessenen Sitzgelegenheit für sich ab. Die einzige Möglichkeit schien neben Kyōraku zu sein. Doch um etwas Distanz zwischen ihnen wahren, entschied sich Byakuya, sich im Seiza niederzulassen, anstatt es sich in den Kissen bequem zu machen. „Deine Anwesenheit in den Hofgarden zwang die Tōjis meiner Familie, für Generationen ein Leben in Dunkelheit und Geheimhaltung zu führen. Es wurde lange geglaubt, dass wenn du und dein legendäres ausgehöhltes Bein jemals unsere Mikrobrauerei entdeckst, uns in den Ruin trinken würdest.“
 

Kyōraku schien diesen historischen Fakt als brüllend komisch zu empfinden. „Nun ja, dann werde ich eben jetzt dein Lager leertrinken!“, warnte er. „Das ist richtig feines Zeug. Shirō, du musst herkommen und auch probieren.“
 

„In einer Minute“, murmelte Ukitake, dein Kopf immer noch über den Buch mit Kōan gebeugt.
 

„Du machst dir wegen mir Sorgen?“, Kyōraku setzte sich weit genug auf, um Byakuya in die Rippen zu stoßen. „Du wirst ihn vielleicht nie wieder aus deiner Bibliothek bekommen.“
 

Byakuya nahm einen langsamen, gleichmäßigen Atemzug, damit man ihm nicht das Entsetzen ansah, den der Gedanke an diese beiden, als regelmäßige Besucher des Anwesens, mit sich brachte. Und, weil er es musste, sagte er flach und ohne jede Absicht: „Es ist dir jederzeit erlaubt, Bücher auszuleihen, die deinen Geschmack treffen, Kommandant.“
 

Ukitake stellte vorsichtig die Ausgabe dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte und lächelte. „Ah, aber Shunsui hat recht. Ich würde sie alle wollen.“ Dann blickte er Byakuya vielsagend an. „Und ich bin mir sicher, dass selbst die Großzügigkeit der Kuchiki Grenzen kennt“, fügte er schelmisch hinzu.
 

Byakuya lachte reumütig. „Durchaus. Meine Familie bekannt für ihre Wohltätigkeit und Menschenliebe, nicht wahr?“ Es war lustig, dass er erst vor kurzem über dieses Problem im Vermächtnis seiner Familie gedacht hatte. Byakuya ließ seinen Ärger mit einem Seufzen los. Ukitake hatte Recht. Es war unangemessen, solch eine Kargheit unter Kollegen zu zeigen. Er schenkte eine Schale Sake aus und hielt sie Ukitake hin. „Ich muss dich warnen, dein Partner schätzt dieses Gebräu vermutlich, da es unverdünnt und recht stark ist. Sei daher nicht über die Trübheit überrascht. Das ist ein Muroka und der Bodensatz ist absichtlich erhalten geblieben, damit er Geschmack hinzufügt. Es ist nicht der Geschmack jedermanns, doch mein Großvater, wie ihr vielleicht beide wisst, war dem besonders angetan.“
 

Ukitake setzte sich ebenfalls in Seiza dazu und nahm die Schale, als sie ihm angeboten wurde. Mit beiden Händen und einer leichten Verbeugung.
 

„Du magst es nicht?“, fragte Ukitake und blickte etwas skeptisch in die milchige, schimmernde Flüssigkeit.
 

„Ich beauftrage Koshu. Ich bevorzuge seinen milden, mit Honig versetzten Geschmack“, erklärte Byakuya, als er sich selbst eine Schale einschüttete. „Doch es tut mir leid, dass das aktuelle Fass noch nicht ausreichend gereift ist, um geöffnet zu werden. Es wird erst in einigen Jahren soweit sein.“
 

Ukitake nahm einen zaghaften Schluck und seine dunklen Augenbrauen hoben sich überrascht. Der darauffolgende, leichte Hustenanfall des Kommandanten ließ Kyōraku laut auflachen und er tätschelte den Oberschenkel des Kommandanten mitfühlend. „Der Junge hat dich gewarnt, dass er stark ist.“
 

„Er ist überraschend süß“, fügte Ukitake freudig hinzu, „Und er riecht nach Früchten! Ich hatte etwas Nussigeres erwartet.“
 

„Ich glaube, das Servieren des Muroka bedeutet, dass mein Hausverwalter vor hat, noch einen Nachtisch anzubieten.“ Als er Aio an der Tür bemerkte, fügte Byakuya hinzu, „Hier ist auch schon die Dienerin.“
 

Aio legte ein Tablett mit einer Auswahl perfekt arrangierten weißen, pinken und blassgrünen Daifuku aus. Höflich erklärte sie, dass die Auswahl Beifuß-, Pflaume- und Cashew-Füllungen beinhaltet. Dann verbeugte sie sich und zog sich zurück. „Gib es noch etwas, was ich den Herrschaften bringen kann?“, fragte sie, als sie sich an der Tür hinkniete.
 

„Guter Gott, nein! Alles bestens, danke!“, sagte Ukitake glücklich. „Das ist alles so wundervoll!“
 

Aio zögerte, deutlich unsicher, was sie mit Ukitakes Enthusiasmus anfangen sollte. „Das reicht für den Moment“, sagte Byakuya zu ihr. „Ich werde klingeln, wenn wir noch etwas benötigen.“
 

Mit einer weiteren, tiefen Verbeugung schob Aio die Tür zu.
 

„Sie ist ein ziemlich entzückendes Mädchen. Habe ich sie schon einmal in der 6. Division gesehen?“, fragte Kyōraku und bediente sich an einem der mintgrün gefärbten Daifuku.
 

"Ja, sie dient hier und auch in der Division", erwiderte Byakuya und versuchte herauszubekommen, welches der Süßigkeiten Beifuß war.
 

"Ah ja", sagte Kyōraku, als ihm die Erinnerung traf. "Jetzt erinnere ich mich! Sie war diejenige, die vorbei kam, um nervös nach meiner Spezial-Kater-Medizin bei meiner Nanao-chan zu bitten. Das war am Morgen, nachdem du es das erste Mal mit Herrn Renji aufgenommen hast."
 

Zum Glück hatte Byakuya bereits seinen Sake hinuntergeschluckt, ansonsten hätte er sich in diesem Moment verschluckt. Ukitake hatte nicht so viel, da er gerade in ein Daifuku gebissen hatte, doch er schaffte es, seinen Mund zu verdecken, als er hustete.
 

Kyōraku fuhr fort, als wäre es nichts Außergewöhnliches, solch intime Details auszuplaudern. „Sie war wirklich süß, sehr nervös wegen der ganzen Situation. Sie hat mich tatsächlich so neugierig gemacht, dass ich mich entschied, das mit meinen eigenen Augen sehen zu wollen.“ Der Braunhaarige lachte wieder und deutete mit seiner Schale Sake zu Byakuya. „Und du hast dich hinter der Tür versteckt, während Herr Renji kühn deinen Ruf und Tugend bewacht hatte. Du musst wohl außerordentlich zerzaust gewesen sein, denn ich erinnere mich, dass Herrn Renjis Haare offen waren. Das war das erste Mal, dass ich es so gesehen habe. Was ein unglaubliches, rotes Durcheinander!“ Kyōraku nickte und nippte wieder an seinem Sake und fuhr wie zu sich selbst fort. „Ah, ja... solch ein wildes und übermütiges Aussehen.“
 

„Du sabberst, mein Liebling“, bemerkte Ukitake trocken, doch er lächelte, als er einen vorsichtigen Schluck Sake nahm.
 

„Kann ich etwas dagegen tun?“, fragte Kyōraku mit einem weiteren, donnernden Lachen. „Es war so ein bemerkenswertes Bild! Ich erinnere mich an meinen Gedanken, dass Herr Byakuya furchtbar schlau gewesen ist, den Rohdiamanten in ihm gesehen zu haben.“ Er schüttelte den Kopf verwundert. „Denn normalerweise ist Herr Renji tatsächlich ziemlich roh.“
 

Ukitake nickte bestätigend.
 

Byakuya lauschte dem Gespräch mit einer seltsamen Mischung aus Stolz und Erleichterung hinter seiner Sakeschale. Es war beruhigend zu wissen, dass er nicht alleine damit war, dass er Renjis Wildheit verführend fand und er war dementsprechend erfreut, dass er ihn sich zuerst geschnappt hatte.
 

„Ich befürchte, dass all das Rohe, Grobe, Grunzen und Tattoos mir für gewöhnlich nichts gibt“, lächelte Ukitake und rieb sich verlegen den Nacken. „Mein Typ ist normalerweise...“, er hielt inne und blinzelte. „Wie war das Wort, das du mir mal genannt hast, Shunsui?“
 

„Sapiosexual“, bot Kyōraku an.
 

Der Weißhaarige errötete, ein pinker Hauch über Nase und Wangen. „Ja, das war es. Schlaue Leute machen mich an.“
 

„Renji überrascht dich vielleicht. Er hat mit Bestnoten die Akademie abgeschlossen“, erinnerte Byakuya Ukitake, doch er bemerkte seine Dankbarkeit darüber, dass er seinen früheren Kommandanten nicht als Rivalen hatte. Renji war vielleicht nicht Ukitakes Typ, doch war er sich nicht sicher, ob es umgekehrt nicht der Fall war. Ukitake war ein sehr graziler und attraktiver Mann mit gepflegten, schneeweißen Haaren. So oft, wie Renjis Finger den Weg in Byakuyas Haare fand, schien es, als hätte der Vizekommandant eine Schwäche dafür. Er hasste den Gedanken, was Renji wohl mit all diesen seidigen Strähnen machen würde. Um die Bilder in seinem Kopf zu verbannen, nahm er einen Schluck von dem süßen Sake. „Aber es ist wahr, Renji ist keineswegs belesen. Es sei denn, man zählt das Regelbuch mit. Er scheint Freude daran zu haben, den größten Teil davon im Kopf zu haben.“
 

„Wirklich? Das hätte ich niemals gedacht“, gab Ukitake nach einem bisschen Daifuku zu. „Also ist er ein guter Adjutant?“
 

„Gut? Er ist der Beste, den ich jemals hatte“, sagte Byakuya. „Ich würde sogar wetten, der Beste in den Hofgarden.“
 

„Aber, aber! Meine Nanao-chan würde ihm einen harten Kampf darum liefern“, stellte Kyōraku klar.
 

Byakuya war sich da nicht sicher. Vizekommandant Ise schien immer perfekt organisiert, doch was für eine Kämpferin war sie? Byakuya hatte keine Ahnung, was für eine Kriegerin sie war. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, ihr Shikai gesehen zu haben. Konnte sie die Truppen so gut trainieren, wie Renji? Byakuya bezweifelte es. Sie schien auch zu zimperlich, um annähernd so gut mit Menschen auszukommen.
 

Ukitake blicke in die Tiefen seiner Schale. Es war offensichtlich, dass er sich an Kaien Shiba erinnerte. Byakuya hatte kein Mitleid. Er empfand es immer noch als unverzeihlich, dass Rukia hatte tun müssen, was der Kommandant nicht gekonnt hatte.
 

Kyōraku steuerte das Gespräch geschickt um, auch wenn das neue Thema typischerweise noch viel peinlicher war. „Also...“, grübelte er und schob seinen Strohhut nach hinten, dann wackelte er bedeutungsschwanger mit seinen dicken Augenbrauen. „... sind all die Tattoos nur Show? Ist unser lieber Herr Renji im Geheimen in anderen Bezügen kultiviert und gut betucht?“
 

Byakuya lächelte in seinen Sake hinein. „Zum Glück nicht.“
 

„Ah ha!“, donnerte Kyōraku glücklich. "Herr Byakuya genießt die Herausforderung einer ungezähmten Bestie!"
 

Ukitake schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf über seinen Begleiter. "Du musst überglücklich sein, Shunsui. Endlich hast du mal jemanden gefunden, der deinen Enthusiasmus für diese Schläger der 11. Division teilt."
 

"So weit würde ich nicht gehen", sagte Byakuya und bot seinen Gästen einen weiteren Schluck an.
 

"Nicht? Habe ich dich nicht – barfuß! - auf meiner Geburtstagsparty dort gesehen?", neckte Kyōraku. "Und ich glaube, da ist eine stille Bewunderung zwischen dir und Zaraki, auch wenn ihr beide lieber sterben würdet, als das zuzugeben."
 

Byakuya müsste wesentlich betrunkener werden, um etwas derartigem zuzustimmen. "Renji ist eine Ausnahme. Im Gegensatz zu dem Rest, gibt es bei ihm zumindest ein bisschen Hoffnung auf Gehorsam."
 

"Oh? Vielleicht lag ich falsch. Ist Ehrerbietung eine Eigenschaft, nach der du normalerweise bei einem Liebhaber suchst?", fragte der Braunhaarige.
 

"Natürlich", sagte Byakuya einfach. Er konnte keinen Grund sehen, warum nicht. Immerhin war das zweifellos traditionell.
 

Ukitake hingegen schien zu geschockt, um zu sprechen. Er hatte eine Hand über seinen Mund, als müsse er einen Aufschrei zurückhalten. Doch statt beleidigt zu sein, wie Byakuya erwartet hatte, hob Ukitake seine Finger um leise seinem Partner zuzuflüstern. "Würde das nicht langweilig werden? All das 'Ja, Kommandant' im Bett? Ich habe davon genug im Büro! Ich würde nicht wollen, es auch zu Hause zu haben."
 

"Manche mögen Unterwürfigkeit", erklärte Kyōraku. „Ich könnte es mir sogar sehr aufregend vorstellen, besonders wen der Partner... Wie sollte man das ausdrücken? 'Netachi' ist. Ich glaube, so würden die Jüngeren es nennen.“
 

„Oh!“, Ukitake ließ seine Hand sinken, während sich sein Gesicht aufhellte. „Oh, ich verstehe! Ein Wettkampf des Willens! Ein spaßiges Spiel! Das spielen wir auch oft“, Ukitake lächelte Byakuya verschmitzt an und fügte verschwörerisch hinzu „Manchmal lasse ich sogar Shunsui gewinnen.“
 

„Ah, welch liebliche Hingabe“, lachte Kyōraku mit einer Hand über seinem Herz.
 

Byakuya lächelte die beiden an, auch wenn er vermutete, dass ihre 'Spielchen' nichts im Vergleich dazu waren, was er und Renji machten. Oder wenn sie es taten, lachte Kyōraku wohl durch die ganze Sache hindurch. Ehrlich gesagt, würde Byakuya ihn dann knebeln müssen.
 

Ukitake nickte, als würde er es Wichtiges überlegen. „Ich hoffe, du lässt Renji oft gewinnen, gerade nach den letzten Geschehnissen. Denn sonst muss der Kraftunterschied ein vorsichtiger und schwieriger Teil eures Spiels sein.“
 

„Der Unterschied ist nicht mehr so groß, wie er einst war“, sagte Byakuya und füllte die Schalen erneut. Er würde bald nach einer neuen Flasche schicken müssen. „Renji hat Bankai gemeistert.“
 

„Oh, das sind wundervolle Neuigkeiten“, sagte Ukitake mit einem Seufzen, dass sich schon fast erleichtert anhörte. „Ich muss zugeben, ich war ein bisschen besorgt, Byakuya. Du bist um so vieles stärker, als die meisten anderen und noch dazu der Kommandant des Jungen. Das kann... heikel sein.“
 

„Durchaus“, sagte Kyōraku. „Wir können nicht alle mit Vizekommandanten gesegnet sein, die es mögen, sexuell belästigt zu werden, wie meine Nanao-chan.“
 

Ukitakte rollte mit den Augen. „Ich bin mit nicht sicher, ob sie es ähnlich gerne mag, wie du es dir vorstellst“, sagte er in einem Ton, der mehr nach einer alten Diskussion zwischen ihnen klang. „Nebenbei, wenn Byakuya und Renji das Spiel der Dominanz und Unterwerfung spielen, verleiht es ihrer Zusammenarbeit im Büro eine ganz andere Dynamik. Besonders, wenn der Stärkere der beiden sowohl im Büro als auch im Bett führt.“
 

„Jūshirō!“, ermahnte Kyōraku leicht. „Du machst dir viel zu viele Sorgen. Ich bin mir sicher, dass Herr Byakuya und Herr Renji bereits die Details zwischen ihnen ausgearbeitet haben. Wenn das eine besondere Vorliebe der beiden ist, dann haben sie sicherlich mehr besprochen, als du oder ich uns vorstellen können.“
 

Byakuya runzelte über den Verlauf des Gesprächs die Stirn, besonders, da er sich sicher war, dass er Kyōrakus Erwartungen nicht gerecht wurde. Zumindest erwartete wohl keiner der beiden eine Antwort von Byakuya, sondern schien damit zufrieden, nur darüber zu reden. Doch wenn er weiter diese Diskussion ertragen musste, brauchte er viel mehr Sake. Daher klingelte Byakuya nach einem Diener.
 

„Oh, bitte entschuldige“, sagte Ukitake. „Ich führe mich auf, als würde ich meine jüngeren Brüder aufklären. Natürlich habt ihr, wenn ihr darin involviert seid, viel gesprochen. Kommunikation und Vertrauen sind solch wichtige Dinge, wenn man diese Spiele spielt. Gott weiß, dass wir nicht so lange zusammengeblieben wären, ohne absolutes Vertrauen.“

„Und Romantik“, fügte Kyōraku freudig hinzu. „Ich liebe es wirklich, meinen Jūshirō zu verwöhnen. Ich gebe dir ein paar kostenlose Ratschläge, mein Junge. Du möchtest dir eine Person für Jahrhunderte warm halten, dann lerne romantisch zu sein. Schicke Blumen ohne Grund! Singe Liebeslieder unter dessen Fenster! Dichte desolate, herzzerreißende Gedichte!“
 

„Ah, ja. Poesie“, Byakuya lächelte leicht. „Es wirkt Wunder, nicht wahr?“
 

„Oh?“, Ukitake lächelte schelmisch. „Du hast Gedichte für Renji geschrieben? Ich würde es so gerne hören!“
 

Ein Dienerin erschien in diesem Moment an der Tür und Byakuya bestellte noch 2 weitere Flaschen. Sobald sie gegangen war, erklärte er, „Nein, Renji schrieb das Gedicht, wenn man es so nennen will. Doch ich befürchte, dass ich keines der Wörter wiederholen kann. Die Sprache ist kaum für eine höfliche Gesellschaft angemessen.“
 

„Ha!“, donnerte Kyōraku glücklich. Er setzte sich auf und schenkte jedem nach, leerte die Flasche bis auf den letzten Tropfen. „Das ist meine Lieblingsart an Gedichten! Ich hoffe, es war ein Limerick. Ich hatte großes Glück bei meinem Reim 'hart wie Granit' mit 'riesiges, großes...'“
 

„Ai! Shunsui, bitte!“ ermahnte Ukitake in einem Ton, den Byakuya einfach nur als 'nicht vor den Kindern' interpretieren konnte.
 

Byakuya war kurz davor, seine Kontrolle zu verlieren und in lautes Gelächter auszubrechen. Er musste seinen Kopf beugen und seine Finger auf den Mund pressen, damit er sich zurückhalten konnte. Es wäre wohl doch nicht so ein Elend, wenn diese beiden regelmäßige Besucher werden würden. Byakuya hatte schon sehr lange nicht mehr so viel Spaß bei einem Besuch.
 

„Schau“, sagte Ukitake in gespielter Ernsthaftigkeit. „Du musst aufhören. Der Junge krümmt sich schon fast vor deiner Torheit.“
 

„Ah? Also ist es wahr! Es würde wirklich Herrn Byakuya umbringen, zu lachen“, Kyōraku hörte sich schon fast ehrlich traurig an. „Ist das eine genetische Sache? Dein Großvater war auch ein Miesepeter. Aber nicht dein attraktiver Vater! Er war wirklich eine Freude!“
 

„Bis die Pflicht uns ihn genommen hat. Und so jung“, murmelte Ukitake mit einem Kopfschütteln und einen tiefen Schluck Sake. „Tsk, er hätte niemals das Schlachtfeld betreten dürfen.“
 

„Aber, aber. Das sagen manche Leute auch über dich“, erinnerte Kyōraku ihn. „Sōjun war ein Segen für seine Division. Das Problem war jedoch natürlich, dass Ginrei niemals seine wahren Stärken respektierte. Er hätte viel besser unter mir gedient. Ich habe versucht, einen Transfer zu beauftragen, aber wie du dir vorstellen kannst, war der Stolz der Kuchiki im Weg!“
 

Byakuya blickte neugierig auf. „Ich habe niemals davon gehört.“
 

Sie mussten inne halten, als Aio mit den Flaschen zurückkam. Sie legte außerdem noch geschnittene Pfirsiche und neue Süßigkeiten aus, bevor sie mit Verbeugungen den Raum verließ.
 

Byakuya schwenkte die Flasche, bevor er jedem nachfüllte. „Sag mir, warum glaubst du, dass mein Vater es besser in der 8. Division gehabt hätte?“
 

Kyōraku schob seinen Hut zurecht, als wolle er ihn in einer ernsthafteren, nachdenklicheren Winkel drapieren. „Ich hätte von Sōjun nicht mehr erwartet, als das, was er war.“
 

„Ein Poet?“, schnaubte Byakuya. „Ist es das, was deine Division fördert?“
 

„Kaum“, erwiderte der Braunhaarige mit einem rätselhaften Grinsen. „Doch würde ich keinen verschwenden, wenn ich jemals das große Glück hätte, jemanden mit dieser Sprachfertigkeit, die der Beruf erfordert, rekrutieren zu können. Es gibt so viele Wege, eine Schlacht zu gewinnen, mein Junge. Manchmal ist es eine Angelegenheit des Herzens und davon hatte dein Vater im Überfluss. Sōjun war ehrlich neugierig auf das Leben und die Situation anderer Menschen. Auch schlau war dein Vater. Ginrei dachte immer, er sei unaufmerksam und nachlässig, doch nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt liegen. Seine Fähigkeiten waren eben nicht mit dem Schwert sondern mit dem Verstand.“
 

Es war herzzerreißend zu hören, wie mit solch einer Achtung vor seinem Vater gesprochen wurde. Byakuya hatte so viele versteckte oder auch direkte Beleidigungen über die fehlende Kampfeskraft seines Vaters ertragen müssen. Innerhalb oder außerhalb der Familie. Tatsächlich hatte sein Großvater den Tod seines Vaters dazu verwendet, Byakuya stets daran zu erinnern, dass er sich immer fokussieren und stark bleiben sollte und weder Launen oder Fantasien ihn ablenken sollten. Sobald er sich nur einen Hauch Emotion erlaubt hatte, wurde ihm immer und immer wieder gesagt, dass es ihn schwächen und irgendwann töten würde. Genauso wie bei seinem Vater.
 

„Ja, weißt du, er war dir recht ähnlich, Shunsui“, stimmte Ukitake zu.
 

„Mehr als das“, sagte Kyōraku. Er berührte Byakuyas Knie leicht. „Die dominierende Hand deines Vaters war seine Linke. Shinigami werden alle trainiert, ausschließlich ihre rechte Hand zu nutzen. Es war ein massiver Nachteil für ihn, an dem er hart arbeitete, um es zu 'korrigieren'.“ Der Braunhaarige schnaubte höhnisch bei diesem Gedanken. „Ah! Es ist eine richtige Schande, dass ich ihn niemals unterweisen durfte. Ich hätte ihm zumindest die Vorteile zeigen können, beide Hände im Kampf gleichermaßen nutzen können. Wie viel besser er hätte sein können, wenn dieser engstirnige, alte Langweiler Ginrei nicht darauf bestanden hätte, dass er sich 'fügt'!“
 

Wie kam es, dass Byakuya niemals ein solch einfaches, wichtiges Detail über seinen eigenen Vater erfahren hatte? „Aber... Ich sah niemals...“
 

„Natürlich nicht“, sagte Ukitake. „Sōjun wäre selbst davon erschüttert, nur zu hören, wie wir das jetzt bereden, so beschämt war er.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya leise. „Es war also nicht Inkompetenz, die meinen Vater tötete, sondern der Stolz der Kuchiki.“
 

Seine beiden Besucher schienen daraufhin für eine lange Zeit den Atem anzuhalten, bis Kyōraku traurig den Kopf schüttelte. „Es ist einfach für uns, aus der Distanz zu urteilen. Ebenso für mich den Fehler zu machen, zu glauben, dass ich weiß, was für den Mann das Beste gewesen wäre.“
 

Ukitake schien ein wenig wackelig im Seiza zu werden, also versetzte er die Beine zur Seite, um mehr zu sitzen, wie es eine Frau tun würde. „Ja, richtig. Ich bin mir sicher, dass Ginrei seinen Sohn nur in der Weise schützen wollte, die er kannte.“
 

„Ihr missversteht, wenn ihr glaubt, ich würde die Taten meines Großvaters verteidigen“, sagte Byakuya scharf. Er überraschte sich selbst damit, dass er ein undeutliches „Da gibt es keine Liebe zwischen uns“ hinzufügte.
 

„Ich kann mir nur vorstellen, dass er ein schwieriger Lehrmeister war. Besonders nach Sōjuns Tod“, sagte Ukitake sanft.
 

„Ah, der Mann war ein Bastard, lasst uns das mal klarstellen“, sagte Kyōraku und ließ sich dramatisch rückwärts in die Kissen fallen. Dann verdeckte er sein Gesicht mit seinem Hut, als wolle er die Diskussion damit beenden.
 

Byakuya konnte da nur zustimmen. Er hob seine Schale, wie zu einem Trinkspruch. „Hört, hört.“
 

Ukitake schien weniger gewillt, schlecht über die Toten zu reden. Er blickte in die Tiefen seines Sakes und schwenkte den Inhalt umher. „Nun ja, er hatte einen guten Geschmack beim Sake.“
 

„Und Frauen“, sagte Kyōraku unter seinem Hut. „Seine Frau war eine umwerfende Schönheit.“
 

„Ich mochte meine Großmutter auch“, sagte Byakuya. „Sie spielte mit mir immer auf langweiligen Familientreffen Karten und hatte Bonbon in ihren Ärmeln versteckt.“
 

„Eine Frau nach meinem Geschmack“, lächelte Ukitake und holte ein Bonbons aus seinen Ärmeln hervor. Sie lachten, als er es sich in den Mund steckte.
 

Kyōraku schien kurz danach eingeschlafen zu sein und überließ Byakuya und Ukitake einem angenehmen Gespräch über bevorzugte Poeten und Dramatikern. „Du hast immer noch mit der Theaterszene zu tun?“, fragte der Weißhaarige. „Wie sehen dich dort gar nicht mehr.“
 

„Ich bezweifele, dass Renji genug Geduld für eine Aufführung hätte, selbst wenn sie so derb wäre, wie es Kabuki manchmal sein kann“, bemerkte Byakuya. „Und außerdem ist er kaum eine angemessene Begleitung für solch Unternehmungen.“
 

„Oh und warum nicht?“
 

Byakuya blickte Ukitake von der Seite an und seufzte dann ungeduldig. „Weil er ein erwachsener Mann ist.“
 

Ukitake blickte kurz zu Kyōraku, der ausgebreitet auf den Kissen lag, schnarchend und mit gefalteten Händen über der breiten, haarigen Brust. Sein Blick glitt wieder zu seiner Sakeschale und lächelte traurig. „Armer Renji.“
 

„Was soll das?“, blaffte Byakuya irritiert.
 

„Ich bin mir sicher, Renji putzt sich zumindest genauso nett heraus, wie mein Shunsui, vielleicht sogar mehr. Und sicherlich kann er nicht peinlicher sein, als meiner! Also ist es nicht so, als würde er nicht eine schöne Ergänzung an deinem Arm sein, oder? Er hat einen anderen Test nicht bestanden. Vielleicht denkst du, dass er einem Familienoberhaupt nicht würdig ist?“
 

„Sei nicht lächerlich. Er ist mein Vizekommandant“, erklärte Byakuya. „Ich kann ihn kaum mit in die Stadt nehmen, wie ich es mit einer Dame tun würde.“
 

„Oh, aber du könntest. Sein Rang würde seine Anwesenheit begründen. Die Leute würden kein zweites Mal gucken. Tatsächlich bin ich mir sogar sicher, dass sie erwarten würden, dass ein Mann deines Standes mit einem Gefolge reist. Und ein Kommandant ist es immer erlaubt, seinen Adjutant an seiner Seite zu haben. Habt ihr nicht bereits so das Hanami verbracht? Oder hat sich seitdem etwas geändert?“
 

So viel hatte sich geändert, nicht wahr?
 

Byakuya kräuselte die Lippen. Er war kurz davor, Ukitake zu sagen, dass er es in Erwägung ziehen würde, als Eishirō entschuldigend an der Tür erschien. „Es scheint, als hätte sich der Vizekommandant selbst durch die Küche hineingelassen, mein Herr. Soll ich ihm mitteilen, dass sie Besuch haben?“
 

„Ja, er kann in meinen Räumlichkeiten warten“, sagte Byakuya.
 

„Oh nein, das kannst du nicht, Byakuya!“, rief Ukitake aus. Dann schlug er Kyōraku Fuß. „Wir gehen, richtig Shunsui?“, fügte er hinzu.
 

„Oder Herr Renji kommt zu uns“, Kyōraku setzte sich auf und wirkte überraschend nüchtern.
 

Lieber Gott, nein. Wenn man den Zustand von ihnen allen bedachte, wer wüsste, wo ihre Gespräche hin abschweifen würden? Es war schon beschämend genug gewesen. Byakuya stand auf und zwang damit, die beiden Kommandanten ebenfalls auf die Füße zu kommen. Ukitake benötigte dafür die Unterstützung von Kyōraku und Byakuya bemerkte, dass er ebenfalls jemanden zum Anlehnen gebrauchen könnte. Er musste sich selbst an einem nahegelegenen Bücherregal abstützen. „Ich bin sicher, es ist spät. Ich möchte euch nicht aufhalten.“
 

„Wir werden rausgeschmissen, Shirō“, grinste Kyōraku, nahm Ukitakes Arm mit seinem und schob seinen Hut gerade. „Es war eine Freude, Herr Byakuya. Du musst deinem Personal für die hervorragende Bewirtung danken und bitte sage Herrn Renji, dass wir schmerzlich die Möglichkeit verpasst haben, seine Gesellschaft zu genießen. Es ist solch eine furchtbare Schande, dass du das Bedürfnis verspürst, ihn in deinem Schlafzimmer zu verstecken.“
 

Ukitake schüttelte nachlässig seinen Kopf. „Eine sehr große Schande. Wir bestehen darauf, dass ihr beide uns besuchen kommt. Zusammen, wie ein richtiges Paar.“
 

„Ja“, stimmte Kyōraku liebenswürdig zu ohne jegliche Spuren des Alkohols in seiner Stimme. Auch seine Augen waren klar und ruhig. „Deine Familie hat eine Mikrobrauerei, aber meine hat eine ganze Destillerie. Du musst mir erlauben, dich und Herrn Renji mit der Kyōraku-Marke zu verwöhnen.“
 

Byakuya schaffte eine Verbeugung, die ihm nur geringes Schwindelgefühl bescherte. Sein Griff um das Bücherregal verstärkte sich. „Wir sind geehrt.“
 

„Gehe nur sicher, dass du ihn ab und zu mal raus lässt“, lachte Kyōraku. „Oder der arme Junge wird denken, dass er nichts weiter als ein Sexspielzeug ist.“
 

„Shunsui! Ach, er ist immer so, wenn er zu viel getrunken hat“, leierte Ukitake und schlug dem Braunhaarigen spielerisch auf den Arm. „Schenke ihm keine Aufmerksamkeit.“
 

Byakuya nickte, zeigte ihm ihnen den Weg zur Tür und ließ sie in den fähigen, nüchternen Händen von Eishirō. Dann machte er sich auf seinen wackeligen, unsicheren Weg die Treppen hinauf zu seinen Räumlichkeiten.

Under the Influence

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bound by Heavy Chains

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Cant and Cuddles

Als Byakuya seinen Namen sagte, wachte Renji erschrocken auf. Es war stockdunkel und es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten und er wieder wusste, wo er war. Im Bett des Kommandanten, in dessen Räumlichkeiten auf seinem Anwesen. Ja, da war die Kommode von Byakuyas Mutter und der Shoji, der geöffnet war, um das Mondlicht über dem Kirschbaumgarten hereinzulassen. Renjis Atem ging schnell und er schwitzte, als wäre er um sein Leben gerannt. Er blickte sich hektisch im Raum um, versuchte herauszufinden, ob sie in Gefahr waren. "Was ist los?", keuchte er heiser.
 

"Du hattest einen Albtraum", sagte Byakuya ruhig und legte sanft eine Hand auf Renjis Brust, als dieser sich aufrichten wollte. Ein behutsamer Stoß zwang Renji wieder auf den Rücken.
 

Er ließ sich mit bebendem Atem zurückfallen. „Oh“, machte er. „Tut mir leid.“
 

Byakuya setzte sich etwas auf, wie er es getan hat, bevor Renji eingeschlafen war, nur dass er sich nun etwas zur Seite wandte, zu Renji. Der Schwarzhaarige beobachtete ihn aufmerksam, als suche er etwas. „Ich dachte, dass du meintest, du seist nicht anfällig für solche Dinge.“
 

„Hmm, normalerweise nicht“, sagte Renji und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Er wollte sich ein Kissen übers Gesicht werfen, umdrehen und weiter schlafen, doch so wie ihn Byakuya anstarrte, wusste er, dass er zumindest noch etwas sagen musste. „Schau, ich erinnere mich noch nicht einmal daran. Es kam, tauchte auf und... weg.“
 

Byakuya streckte seinen Arm aus und strich die Haare aus Renjis Brauen. Es fühlte sich toll an, die Hände des Kommandanten in dieser Weise auf seiner Haut zu spüren. So sanft und fürsorglich. Dann, als sei es irgendein Zwang, blieben die Finger und fuhren die Tattoos ab.
 

„Es war sehr eigenartig“, begann Byakuya, während seine Finger sich wie von selbst weiterbewegten. Renji spürte, wie er sich bei dem bekannten Ritual entspannte. „Du hast Wörter benutzt, die ich nicht kannte. Zuerst dachte ich, du sprichst eine vollkommen andere Sprache. Doch dann sagtest du etwas, was ich einmal Hisana sagen hörte. Eine Art Straßenslang, glaube ich. Da habe ich realisiert, dass du wohl zurück in Inuzuri warst.“
 

Zähes Mädchen, deine Frau. Sprach den Jargon der Diebe, dachte Renji, sagte es jedoch nicht. Stattdessen zuckte er mit den Schultern. „Jup, passiert manchmal.“
 

Finger hoben sich und Byakuya rutschte näher an ihn heran. „Du erinnerst dich an gar nichts?“
 

Renji schüttelte den Kopf. Wenn es nun weg war, würde er nicht versuchen, es zurückzuholen. Denn an was sollte er sich erinnern? Eingeweide zerfressende Angst war das Ergebnis, vielleicht mit einem Hauch von Hunger oder Durst oder Krankheit. Manchmal alles zusammen. Vor jemanden weglaufen, der irgendetwas wollte oder jemanden verfolgen, für etwas, das man brauchte. Bilder und Szenarien wandelten sich, doch die verzweifelten Gefühle waren immer gleich. Wenn da ein spezieller Auslöser gab, war er in Vergessenheit geraten. Da sollte er auch bleiben.
 

Byakuya rutschte hinunter und öffnete seinen Körper in einer weise, die den Rothaarigen ermutigte, näher heranzukommen. Starke Arme hielten ihn fest. Was zum Teufel? Bekam er wirklich eine Umarmung? Renji fragte sich gerade, ob die Forschungsabteilung gekommen war und Byakuya in der Nacht ausgetauscht hatte, doch zum Glück war der Kuss, den Byakuya auf Renjis Stirn drückte, steif und unbeholfen. Das ließ Renji liebevoll lächeln.
 

„Ich bin in Ordnung“, murmelte er in die Seide von Byakuyas Schulter, als dieser tatsächlich Anstalten machte, seinen Rücken zu tätscheln. „Und ehrlich? Und jetzt, wo ich wach bin, muss ich pinkeln wie ein Rennpferd. Ich... uh... hab vorher viel getrunken.“
 

„Oh, natürlich“, sagte Byakuya und ließ ihn los. „Wenn du zurück bist, sollte ich es dir vielleicht gleich tun.“
 

Renji hatte begonnen, sich aufzurichten, hielt jedoch inne. Er deutete mit dem Daumen aus dem Fenster. „Ich kann auch die öffentliche Toilette nehmen, wenn du jetzt gehen möchtest.“
 

„Sei nicht lächerlich. Sie sind am anderen Ende des Anwesens bei den Quartieren der Dienerschaft. Wenn du keinen verlängerten Aufenthalt planst, kann ich warten, bis ich an der Reihe bin.“
 

„Ich kann Shunpō nutzen, weißt du."
 

"Du kannst genauso gut meinen Nachttopf nutzen."
 

"Du gehst zuerst, ich warte."
 

"Renji! Geh!"
 

Byakuyas Ton ließ keine weitere Diskussion zu, also stieg Renji aus dem Bett und ging zur Toilette. Es war eine lustige Sache. Renji liebte die Annehmlichkeiten und den Luxus von Byakuyas privatem Badezimmer, doch er hasste es, es zuerst zu beschmutzen.
 

Der Nachttopf war antik.
 

Das filigrane Ding, in dem Renji seine Blase entleeren soll, kostete vermutlich mehr Geld, als er jemals verdienen würde. Mit dem Goldverzierungen und den handgemalten Schwänen, die in der Mitte flogen. Im Dunkeln und mit einem leichten Kater war es schwer, zu zielen und Renji wandte sich innerlich bei dem Gedanken, irgendetwas zu bespritzen. Also senkte er seine Haltung. Bald stand er so zusammengekauert, dass seine Knie von den Mühen begannen zu zittern. Noch etwas tiefer und er würde darauf sitzen. Dann würde er den Topf mit Sicherheit kaputt machen.
 

Verdammt. Es sollte nicht so stressig sein, zu pinkeln.
 

Kein Wunder, dass Inuzuri an diesem Ort an die Oberfläche kam... in diesem Palast. Er pinkelte auf Gold!
 

Vorsichtig schüttelte sich Renji ab. Nachdem er die Hände im Basin gewaschen hatte, ging er durch eine Reihe weiterer Räume, bevor er wieder im Schlafzimmer stand.
 

Byakuya hatte eine Laterne angezündet und sein Buch wieder aufgenommen. Er sah in dieser Position süß aus. Die Knie waren leicht angewinkelt, die Nase steckte in den Seiten des Buches, das vermutlich ein Porno war. Er nutzte es zu seinem Vorteil, dass der Kommandant beschäftigt war und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Tür, um ihn einen Moment zu bewundern. Er war ein so verdammt wunderschöner Mann. Es war schon wirklich ungerecht. Würde Renji jemals jemanden Vergleichbares finden? Man musste ihn nur anschauen: er hatte makellose, porzellanartige Haut, so blass wie feinstes Alabaster. Vermutlich auch genauso hart. Renji hatte ihn selten mit einer Strieme gesehen. Natürlich musste er niemals einstecken. Der Kommandant war dafür zu schnell, zu diszipliniert. Das war der Grund, warum unbeobachtete Momente so kostbar waren. Byakuya ohne seine Verteidigung, mit seinen dunklen Haaren, ohne den Kenseikan.
 

Unvergleichlich.
 

Renji liebte, wie Byakuya, wenn er in ein Buch vertieft war, einen Finger und seinen Daumen gegen den Mund drückte. Eine klassische 'Denkerpose' doch aus irgendeinem Grund musste Renji immer an einen kleinen Jungen denken, ein bisschen darüber besorgt, was als nächstes in der Geschichte kam und abwesend an dem Daumen saugte, um sich zu beruhigen.
 

Finger verließen den Mund, um die Seite zu wenden, dann blickte Byakuya auf. „Wie lange stehst du schon dort?“
 

„Nicht lange“, sagte Renji. Es war ihm etwas peinlich, beim Angaffen erwischt worden zu sein, also beugte er den Kopf ein wenig, während er zurück zum Bett ging.
 

„Ich habe mich schon gefragt, ob noch Platz im Topf ist“, lächelte der Schwarzhaarige. Er legte das Buch zur Seite und zog die Laken zurück. „Muss ich nach einem Frischen klingeln?“
 

„Ugh! Nein“, sagte Renji, bestürzt über den Gedanken, dass jemanden für eine solch erniedrigende Aufgabe zu wecken. Er krabbelte zurück ins Bett und versteckte sein Gesicht unter einem Kissen. „Ich habe gesagt, dass zu zuerst gehen sollst, erinnerst du dich?“, seufzte er.
 

„Ich habe dich nur aufgezogen, Renji“, sagte Byakuya und stand auf.
 

Renji zog das Kissen auf seine Brust hinunter. „Oh, richtig. Tut mir leid“, sagte er. „Ich glaube, der Traum hat mich ein wenig empfindlich gemacht. Du weißt schon, dieses Ort ist zu extravagant für einen Typen wie mich.“
 

„Ah“, machte Byakuya und kämpfte offensichtlich mit den Worten. Dann schien er abzuwägen, ob er noch etwas sagen sollte, doch dann ging er ohne weitere Worte in Richtung Tür. Im Türrahmen blieb er jedoch stehen. Ohne sich umzudrehen fügte er hinzu: „Du verstehst, dass du hier mehr als nur als ein Gast willkommen bist.“
 

Renji war sich nicht sicher, ob er verstand, was eine solche Äußerung bedeutete, doch er vermutete, dass es eine ziemlich große Sache war. „Ja“, sagte er, doch da es nötig erschien, fügte er hinzu: „Cool. Danke.“
 

Ein leichtes Nicken und Byakuya war Richtung Bad verschwunden.
 


 

Renji benahm sich, als hätte der Albtraum ihn nicht gestört, doch der Zeitpunkt besorgte Byakuya. Sehr sogar. Besonders, dass er danach meinte, er müsse für sein Geschäft bis zum Bad der Angestellten gehen. Was sollte das?
 

Renji war niemals das, was man als friedvoller Schläfer bezeichnen konnte. Doch über die vergangenen Monate, seid sie regelmäßig das Bett teilten, hatte sich Byakuya an die schnaubende Schnarcherei, das leise, sinnlose Gemurmel und das zufällige Herumgeschleudere von diversen, schwerfälligen Körperteilen gewöhnt. Er hatte auch einen seltsam leichten Schlaf. Manchmal dachte Byakuya, dass er schlief wie ein Stein. Dann versuchte er erfolglos, einen schweren Arm hochzuheben, wenn dieser sich an einen unangenehmen Punkt verkeilt hat, ohne das er es merkte. Doch bei dem leistesten Knarzen des Flurs, wenn ein Diener vorbeiging, richtete sich Renji blitzschnell auf und griff nach Zabimaru.
 

Letzteres war ganz klar eine Narbe aus Inuzuri.
 

War es der Traum auch? Immerhin war beim letzten Mal, bei dem Renji um sich geschlagen hatte und seinen Traum hinausgerufen hatte, direkt nach der Allee. Er hatte sich danach auch vor ihm verschlossen. Es hatte Wochen gebraucht, um ihn wieder aus der Reserve zu locken.
 

Hatte nur das Besprechen der Geschehnisse dieser Nacht die Dinge 'auftauchen' lassen, wie es Renji ausgedrückt hatte?
 

Das war wirklich besorgniserregend. Byakuya wusste, dass es danach Spannungen zwischen ihnen gegeben hatte, aber war die Wunde immer noch so frisch? Selbst nach all dem Fortschritt, den sie gemacht hatten?
 

Renjis Weigerung über den Traum zu reden, war ebenfalls störend. Byakuya hatte das Gefühl, dass wenn er Renji dazu bekommen könnte, sich über den Grund zu äußern, der sein Unterbewusstsein derart aufgewühlt hatte, er ein besseres Bewusstsein dafür bekommen könnte, inwiefern er genau in der Allee zu weit gegangen war. Vielleicht sollte es offensichtlich sein, doch Renji war normalerweise so bemerkenswert widerstandfähig und klaglos, dass sich der Schwarzhaarige nicht sicher war, welche Dinge dieser Nacht ihm am meisten beschäftigten.
 

Man könnte Vermutungen anstellen, doch das bei jemanden wie Renji niemals weise. War er doch in den eigenartigsten Momenten voller Überraschungen. Zum Beispiel brachte es zum Verzweifeln, dass derjenige, der das Sicherheitswort vorgeschlagen hatte, sich offensichtlich unwürdig fühlt, es selbst zu benutzen. Und heute Nacht dachte er scheinbar, dass sein Nachttopf zu wertvoll für jemanden wie ihn sei?
 

Das bereitete Byakuya Kopfschmerzen.
 

Natürlich konnte es auch so sein, dass der pochende Schmerz zwischen seinen Augenbrauen ein Nebeneffekt des Sakes war. So beschwipst er sich fühlte, war Byakuya sogar froh, dass der Alkohol seinen Weg aus dem Körper nur durch den Nachtopf suchte und nicht anderweitig. Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, spritze sich Byakuya noch etwas Wasser ins Gesicht. Er hielt sich für einen langen Moment am Waschtisch fest und sammelte seine Kräfte. Er würde alles davon benötigen, um ein paar Informationen aus Renji hinauszubekommen. Dieser Mann sprach über fast alles, nur scheinbar nicht darüber, was wirklich für ihn wichtig war.
 

Byakuya hob den Kopf und schaute in sein Spiegelbild. Müde, graue Augen starrten zurück. Wann ist er derjenige in dieser Beziehung gewesen, der reden wollte?
 

Diese Empfindung, dass sich in Byakuyas Inneren versteckte, war nervtötend. Es machte alles unruhig und ungewiss. Er mochte es nicht, auch wenn er das komische Gefühl hatte, dass es... Liebe war. Andernfalls würde es ihn nicht interessieren. Er wäre in der Lage zurück ins Schlafzimmer zu gehen und alles dabei zu belassen.
 

Liebe. Was für eine ridiküle*, lästige Emotion.
 

Noch schlimmer, mit Liebe zwischen ihnen... Was würde er tun, wenn es an der Zeit war, ihn ins Schlachtfeld zu schicken?
 

Die Antwort war Vertrauen.
 

Er würde einfach darauf vertrauen müssen, dass dieser Pavian es lebend zurückschaffen würde, wenn auch nur mit knapper Not. Außerdem, wem machte Byakuya etwas vor? Da war niemals die Notwendigkeit, einen Befehl zu geben. Renji war kein Neuling, der beim Anblick von Blut erzitterte. Er lief Kopf voran in jeden Kampf. Der wirklich unmögliche Befehl war, Renji darum zu bitten, sich zurückzuhalten und nicht gedankenlos in die Schlacht zu springen.
 

Das war ein Teil davon, was Byakuya so an ihm liebte. Das war es auch, warum Byakuya zu verzweifelt daran arbeiten wollte. Furchtloser Renji war sexy Renji. Dieser Dorn in seiner Pfote, was auch immer es war, musste raus. Tastende Schritte passten nicht zu solch einem atemberaubenden Biest wie Renji.
 

Auf einer rein pragmatischen Ebene mussten sie auch alle bald auf den Kampf vorbereitet sein, der sich am Horizont abzeichnete wie ein blutroter Sonnenaufgang. Früh genug würde Byakuya Renji gehen lassen müssen, ihn das tun lassen, was er am Besten konnte. Den Angriff anführen, egal wo die Grenze gezogen war. Byakuyas Pflicht als Kommandant und Liebhaber war es, sicherzustellen, dass er wusste, dass was hinter ihm stand, fest, wahr und es wert war, alles zu geben, um wieder nach Hause zu kommen.
 

Ugh.
 

Sein Kopf.
 

Das tat Liebe mit ihm. Er hörte sich an wie eine Frau. Er seufzte und richtete seinen Kimono. Nun ja, wenn es so ein sollte, dann würde er jegliche verführerischen Fähigkeiten nutzen, die er zur Verfügung hatte, um irgendwelche Informationen aus Renji herauszubekommen. Wie eine fähige Kurtisane.
 

Er schnaubte. Es war einfacher, Senbonzakura aus der Halterung zu nehmen und es wiederholt gegen Renjis Kopf zu hämmern. Die Chancen waren ungefähr genauso hoch, dabei Informationen von ihm zu erhalten.
 

Als Byakuya zum Bett kam, war er überrascht, dass Renji immer noch wach war. Er lag längs auf dem Bett, auf seinem Bauch und schaute in Byakuyas Buch. Die Linien auf seinem Rücken zogen Byakuyas Blick auf seinen schönen, festen Hintern, den er unbewusst anspannte, während er die gekreuzten Beine hin und her bewegte.
 

Ah. Byakuya legte eine Hand über die Lagen des Kimono, als müsse er sein eigenes Verlangen zurückhalten. Sich auf die Aufgabe zu konzentrieren würde so schwer sein wie immer, schien es.
 

Besonders bei der bezaubernden Art und Weise, wie Renjis Mund ein wenig geöffnet war, als würden ihn die Holzschnitzereien fesseln oder er in schwieriges Wort entziffern. Seine stirnrunzelnde Konzentration war verlockend, vor allem mit den roten Haaren, die über das Gesicht und die hochgezogenen, gestreiften Schultern fielen. Er sah auf wie eine große Katze, die von einem kleinen Garnknäuel fasziniert war.
 

Er musste Byakuyas Aufmerksamkeit gespürt haben, denn Renji wandte sich mit einem breiten, verruchten Grinsen zu ihm um. Er deutete auf etwas in dem Buch. „Heh“, gluckste er schelmisch. „Wir sollten das ausprobieren.“
 

„Bedauerlicherweise glaube ich nicht, dass wir dafür flexibel genug sind“, gestand Byakuya mit einem enttäuschten Seufzen, als er sich aufs Bett setzte und über Renjis Schulter beugte, um sich das Bild anzuschauen. Er schaute noch einmal hin. „Und einer von ihnen muss offensichtlich ein Außerirdischer sein.“
 

„Oder ein Dämon“, beugte seinen Kopf ein wenig, um einen besseren Blick darauf zu werfen.
 

Byakuya hob die Augenbraue. War das ein Angebot? „Ja, vielleicht auch“, sagte Byakuya erfreut. „Wenn du einer der 3 sein könntest, wen würdest du wählen?“
 

Renji blickte Byakuya durchdringend von der Seite an. „Ist das ein Rätsel? Eine Art Test?“
 

„Ich bin nur neugierig“, sagte Byakuya und ließ seine Hände angenehm auf Renjis Schulter ruhen, während sie weiter die Abbildung im Buch anschauten. „Es gibt keine falsche Antwort. Ich versuche nur dich besser kennenzulernen, herauszufinden, was dir gefällt.“
 

„Oh?“, sein Stirnrunzeln wechselte in ein albernes Grinsen und er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder, mit der Ernsthaftigkeit eines Kunstschülers, auf die Holzschnitzerei. Nach ein paar Augenblicken zeigte er auf die zentrale Figur, eine Frau. „Ok, wenn ich nur eine Person in diesem Bild sein könnte, würde ich sie sein wollen. Sie hat offensichtlich den meisten Spaß.“
 

Es war richtig, dass jeder Teil ihres Körpers scheinbar gleichzeitig stimuliert und/oder gefüllt war.
 

„Doch in Wirklichkeit“, fuhr Renji fort. „Könnte ich diese Rolle nicht übernehmen. Braucht viel zu viel Konzentration.“
 

Byakuya überlegte, wie es noch vor ein paar Stunden gewesen war. „Doch du hast sehr große Willenskraft.“
 

„Ja, aber schau was sie da tut. Ich wäre nutzlos dabei, zu versuchen...“, er beugte den Kopf wieder und schien nach einer Beschreibung dafür zu suchen. „... eine Person zu befriedigen, während der Rest um mich herum passiert. Mein Gehirn setzt an einem gewissen Punkt aus, weißt du? Das ist der Grund, warum es mir nichts ausmacht, an einen Bettpfosten gebunden zu werden. Ich kann es einfach durchstehen und los lassen. Kein Denken erforderlich.“
 

Darüber erlaubte sich Byakuya ein kleines, sanftes Lächeln. Also gab es Dinge, die Renji daran genoss, was sie bisher taten. Das war ein Trost. Byakuya griff zum Buch und schlug ein paar Seiten um. „Und was denkst du davon?“
 

Er lachte kurz schnaubend. „Ja, ich hab es gesehen, als du im Bad warst. Ich dachte mir schon, dass es dein Favorit ist.“
 

„Und? Würdest du jemals so etwas tun?“, Byakuya versuchte seine Stimme ruhig zu halten, doch er war sich sicher, dass sein Interesse offensichtlich war.
 

„Das möchtest du wirklich tun?“, fragte Renji, sein Blick vollständig auf das Bild gerichtet. „Du möchtest mich mit einer Frau beobachten? Oder bin ich hier auch die Frau und du möchtest mich nur mit einem anderen Kerl sehen?“
 

„Deine Wahl“, erwiderte Byakuya. „Doch zugegeben, ich wäre weniger eifersüchtig, wenn die andere Person weiblich wäre. Doch es hat einen gewissen Reiz, dich als Aggressor mit einem anderen Mann zu sehen.“
 

„Oh... also könnte ich... huh“, Renji schien in einer Weise darüber zu denken, dass seinen Atem flach werden ließ. Schlussendlich fand er die Sprache wieder. „Ok, aber wen? Ich kenne da ein paar, die ich dazu bekommen könnte... vielleicht. Doch möchtest du wirklich, dass sie von uns wissen... von dir?“
 

Byakuya spürte, wie die Röte Renjis Körper erwärmte. Er lächelte und ließ seine Hand über die Rundungen von Renjis Schulter hinunter gleiten, bis zu seinem Rücken. „Ich denke, das hängt davon ab, wen du in Erwägung ziehst.“
 

„Vor ein paar Monaten hätte ich ohne Zögern Kira gesagt“, meinte Renji. Er legte das Buch ab, um der Problematik seine volle Aufmerksam zu schenken. Er stützte sein Kinn in seine Hände ab. „Aber im Augenblick würde es ihn vermutlich nur noch mehr kaputt machen, vor allem, da ich nicht plane, sanft mit der Person zu sein, die involviert ist, weißt du?“ Renji schüttelte traurig den Kopf, deutlich besorgt um seinen Freund.
 

Byakuyas Finger kehrten wieder zu Renjis Schulter zurück und begannen wie von selbst sie Linien auf seinem Rücken langsam nachzufahren.
 

„Armer Kira. Er war immer der Kerl, zu dem ich mit solchen Sachen gehen konnte“, seufzte Renji. Nach einem Augenblick ging Renji wieder zu seinen Abwägungen zurück. „Du hasst Yumichika, also ist er raus. Außerdem würde Ikkaku auch zuschauen wollen und ja... das würde nicht gut enden. Hisagi wäre super, aber ich weiß nicht, wie ich darüber denken soll, ihn besoffen und in dieser Weise zu benutzen, vor allem seit er hinter Matsumoto her ist. Sie wäre eine hervorragende weibliche Option, doch nur, wenn du möchtest, dass die ganze Seireitei darüber Bescheid weiß.“
 

„Absolut nicht“, sagte Byakuya und drückte seine Lippen auf das Schulterblatt. „Es ist eine Schande, dass Yoruichi in die Welt der Lebenden zurückgekehrt ist. Sie ist sehr abenteuerlustig in dieser Hinsicht.“
 

„Ja, doch ich glaube, sie würde mich toppen“, sagte Renji. „Irgendwie“, fügte er nach einem Moment hinzu.
 

„Das würde sie. Und sie würde mich aufziehen. Ja, plötzlich eine sehr unattraktive Lösung“, Byakuyas Lippen folgten nun seinen Fingern. „Sind seine Möglichkeiten wirklich erschöpft? Ich dachte, du seist beliebt.“
 

„Ist das ein Kürzel für nuttig?“
 

Byakuyas Hand glitt um Renjis Hintern und zwischen seine Beine. „Natürlich nicht“, sagte er und genoss, wie sich unter seine Finger wandte, auch wenn er seine Beine weiter spreizte. „Aber sicher hattest du Liebhaber in der 11. Division. Ist da nicht ein Ex, den du in Erwägung ziehen würdest?“
 

„Ugh“, grunzte Renji. Er nutzte Ellbogen und Knie, um sich etwas aufzurichten, damit Byakuya mehr von ihn anfassen konnte. „Machst du Scherze? Meine Standards waren ziemlich niedrig. Ich habe normalerweise nicht nach Namen, sondern nur nach Vorlieben gefragt.“
 

„Korrekt“, sagte Byakuya. „Ist das nicht die Sorte, die wir für ein solches Abenteuer benötigen?“
 

„Ja, aber... diese Kerle...“, Renji hatte offensichtlich Probleme, Sätze zu formulieren, also stoppte Byakuya seiner Erkundungen. „Ah... das sind alle bösartige Idioten. Wenn wir einen von denen nehmen, würden sie uns damit Erpressen oder zu Kenpachi gehen. Oder beides.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya enttäuschte. „Dann sollte ich einen meiner Ex fragen.“
 


 

„Warte, was?“ Byakuyas Worte durchdrangen den Nebel all der Gefühle, die Finger auf Haut, Eiern und Glied verursachten. Renji wirbelte herum und versuchte Byakuya in die Augen zu sehen. „Warte... wen?“
 

Byakuya blickte auf, hatte er doch eben noch Renjis Rücken geküsst. „Ein Gentleman vom Land, kein Shinigami.“
 

Renji spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. Wer war dieser Typ? Wie hatte Byakuya ihn kennengelernt. Und noch wichtiger: „Du möchtest ernsthaft, dass ich ein Gentleman vom Land ficke? Bist du sicher, dass ich dafür nicht verhaftet werden könnte?“
 

„Natürlich werden wir vorher seine vollständige Kooperation sicherstellen. Genauso wie du, würde er es für mich tun.“
 

Ein Rivale? Großartig. „Ich hasse ihn jetzt schon.“
 

Byakuya lächelte nur mysteriös. Er hatte sich etwas gestreckt, sodass seine Hände auf beiden Seiten von Renjis Rücken waren. Seine Lippen kehrten zu Renjis Seite zurück und ließ einen Schauder seine Wirbelsäule entlang gleiten. „Ich kann natürlich nicht garantieren, dass mein Freund nach deinem Geschmack ist“, murmelte er, sein Atem war heiß auf Renjis Haut. „Wenn du lieber wählen möchtest, können wir auch einen Jungen aus einem Teehaus anwerben.“
 

„Nein“, sagte Renji scharf. „Vergiss es.“
 

Renji bemerkte an Byakuyas überraschten Blick, dass sein Körper vollkommen steif geworden ist. „Es war nur ein Vorschlag, Renji. Eine Möglichkeit, falls mein Freund...“
 

„Keine Möglichkeit“, sagte Renji fest, schnitt dem Schwarzhaarigen damit die Worte ab. Doch er wollte nicht darüber reden, also drehte er sich weg. Er bemerkte, Byakuyas Buch, dass er zur Seite gelegt hatte und schlug schnell ein Bild auf, dass ihm auch gefallen hatte. Dann hob er das Buch etwas an und schob seinen Kopf weg, damit Byakuya sehen konnte. „Aber wenn du schon mal da hinten bist. Irgendeine Chance, dass das passieren könnte?“
 

„Mir sind die Tentakel gerade ausgegangen“, antwortete Byakuya trocken. Renji wollte schon einen enttäuschten Laut von sich geben, als der Schwarzhaarige fortfuhr. „Ich könnte allerdings überzeugt werden, meine Zunge zu nutzen...“ Eine kleine Demonstration ließ Renji beinahe aufquietschen, doch es stoppte abrupt, als Byakuya sich aufsetzte. „Wenn du mir sagst, warum du so abgeneigt gegenüber der Idee bist, einen Gefährten anzuwerben.“
 

Renji starrte auf die Holzschnitzerei, damit er Byakuyas Augen nicht begegnen musste. „Du machst das mit der Zunge? Bei mir? Da?“
 

Ein leises Glucksen ertönte nahe an Renjis Ohr. „Ja, Renji, all das. Und vielleicht auch mehr. Aber nur, wenn du mit mir redest.“
 

Renji musste einfach in Byakuyas Gesicht schauen, um sicher zu gehen, dass er es ernst meinte. Er deutete erneut auf das Bild. „Das? Wirklich?“
 

„Ja. Diese exakte Sache. Tatsächlich glaube ich sogar, dass ich dir meine Bereitschaft in dieser Hinsicht bereits angemessen demonstriert habe“, sagte Byakuya knapp. Renji spürte einen festen Schubs an seiner Schulter. „Es ist eine einfache Frage, Renji. Doch ich möchte eine ausführliche Antwort. Sag mir, was dein Problem dabei ist, dass uns jemand vom Teehaus bei unserem kleinen Dreier Gesellschaft leistet? Ich würde gerne noch eine Möglichkeit haben, falls mein Freund nicht interessiert oder er nicht dein Typ ist.“
 

Verschwitzte Hände umgriffen das Buch und Renji fokussierte sich auf das Bild. Byakuya würde das tun... DAS...! Mit seiner Zunge!!! Renji atmete tief durch und stellte fest, dass es gar nicht so schwer war. „Diese Typen sind immer Widerlinge. Ich möchte nicht, dass wir so etwas für irgendein Kind sind.“
 

„Welche Typen?“
 

„Die, die immer herumschnüffeln und nach Ficks aus niederen Distrikten suchen. 'Touristen', die nach den Kleinen ausschau halten, um sie zu misshandeln.“
 

Byakuya war für einen langen Moment ruhig. „Das ist dir passiert?“, fragte er dann leise.
 

„Nicht so, wie du es vielleicht denkst. Es war meine Wahl“, sagte Renji und blickte kurz in Byakuyas Gesicht. Zum ersten Mal war er froh über dessen stoisches, fast emotionsloses Gesicht. Das machte es einfacher, seine Geschichte zu erzählen. „Da gab es diese eine Allee. Man konnte hingehen, wenn man gewillt war, einen Blowjob zu tauschen für was auch immer angeboten wurde. Manchmal war es echtes Geld, manchmal auch Essen oder Wasser... manchmal war alles, was du bekamst, ein schneller Tritt gegen den Kopf. Es war ein Narrenspiel, riskantes Gebiet. Aber ich war ein oder zwei Mal dort.“ Byakuyas Hand schlang sich um Renjis Handgelenk und drückte ihn. Doch Renji schüttelte sie irritiert ab und schnaubte: „Bemitleide mich nicht.“ Er ließ seinen Ärger mit einem Achselzucken und einer entschuldigenden Grimasse heraus. „Wie auch immer, ich habe schnell genug herausgefunden, dass wenn ein Typ dumm genug war, mit mir eine dunkle Allee hinunterzugehen, es sein bemitleidenswerter Arsch war, der verprügelt wurde. Dann hatte ich all sein Geld, seine Kleidung und was auch immer ich verkaufen konnte. Und es kostete mich nichts, außer ein paar geschundene Fingerknöchel.“
 

Byakuya schnappte sich wieder die Hand des Rothaarigen, doch brachte sie dieses Mal zu seinen Lippen. „Ja“, lächelte er und nahm sich Zeit, über Renjis Knöchel zu küssen. „Nun bemitleide ich jeden, der seinen Weg gekreuzt hat.“
 

„Verdammt richtig“, stimmte Renji zu.
 

„Aber du weißt schon, dass die Teehäuser nicht so sind, oder?“, fragte der Schwarzhaarige und küsste andere Teile von Renjis Hand. „Wir würden begutachtet werden, bevor wir überhaupt eintreten dürften. Die jungen Männer dort haben Personenschützer, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.“
 

Renji hob eine Augenbraue. Glaubte Byakuya, dass dies anders war? Dass vielleicht die Personenschützer nicht auch gewährleisten, dass die Kinder nicht abhauen konnten? „Ja, ok. Du willst also zu einem hochklassigen Bordell. Ich bin immer noch nicht dafür. Ich habe dir gesagt, warum, also kannst du mir nun den Arsch küssen.“
 

Byakuyas Augen verengten sich, der Griff um Renjis Hand wurde fester. Doch er sprach sehr ruhig. „Du bist nicht vernünftig, Renji.“
 

„Und du akzeptierst ein 'Nein' nicht“, erwiderte Renji. „Ich zahle nicht für Sex und ich werde mit niemanden Sex haben, der von dir bezahlt wurde. Mir ist es egal ob du 5 oder 5 Millionen YKen dafür ausgibst. Du kannst ihn 6 Mal bis Sonntag durchvögeln, aber ich werde nicht Teil von sein. Niemals.“
 

Byakuya war lange still. Renji konnte seinen Zorn spüren. Unbeherrschtes Reiatsu umgab sie, ließ die Seiten des Buches flattern und zogen an Renjis Haaren wie eine Brise. Es dauerte eine Weile, bis sich alles beruhigt hatte. Dann ließ er Renjis Hand los und stand auf. „Also gut. Dann sollte ich hoffen, dass Isoroku immer noch so abenteuerlustig ist, wie er einst war.“
 

Renji fragte nicht, wo Byakuya hinging. Er legte nur das Buch auf den Nachttisch und rollte sich zurück auf seine Seite, um vor dem Sonnenaufgang noch etwas Schlaf zu bekommen.
 

Er hatte gerade seine Augen geschlossen, als etwas kaltes, metallisches auf seinen Rücken fiel. Verwundert blickte er über die Schulter, gerade rechtzeitig, um zu erkennen, dass noch etwas auf seinen Kopf zuflog. Er konnte es auffangen und erkannte, dass es die kleine Tube Gleitgel mit dem Logo des Sex Shops war. Renji fand auch das andere Ding, was Byakuya aufs Bett geworfen hatte. Es war sein Penisring.
 

„Was ist...?“, fragte Renji, doch der Rest der Frage blieb in seinem Hals stecken. Byakuya hatte auch Handfesseln mitgebracht. „Warte“, sagte Renji und setzte sich auf, presste die Tube und den Penisring gegen seine Brust. „Das Zeug ist nicht in dem Buch.“
 

„Es ist ein Kompromiss“, sagte Byakuya, auch wenn er dabei etwas steif klang. „Immerhin habe ich auch keine Tentakel, oder?“
 

Der Rothaarige blickte in Byakuyas Gesicht und versuchte es zu lesen. Natürlich war da kein offensichtliches Anzeichen, wie er fühlte, doch er war vor ein paar Sekunden noch außer sich gewesen. Zorniger Sex mit Byakuya endete nie gut für Renji. Also fragte Renji mit einem Räuspern: „Bist du sicher, dass wir die Fesseln verwenden sollten, wenn du angepisst auf mich bist?“
 

Byakuyas Kiefermuskeln bewegten sich, doch er schnaubte durch die Nase. „Ja, es ist wahr. Ich bin zutiefst irritiert darüber, dass du so starrköpfig dabei bist, doch ich habe mich daran erinnert, dass der Grund des Ganzen darin lag, etwas darüber zu lernen, was du genießt. Und...“, Byakuya schien noch einmal tief durchatmen zu müssen, bevor er weitersprach. „Du hast Recht. Wenn es dich stört, eine solch perfekte und korrekte Möglichkeit zu nutzen, ist das deine... Entscheidung. Ich sollte es respektieren, auch wenn es dumm ist.“
 

Renji konnte sein Lachen nicht ganz unterdrücken. „Ja, ich erkenne dein Problem dabei, Kommandant. Du vermeidest für gewöhnlich Dummheiten.“
 

„Ja, richtig“, sagte Byakuya, die Reste seiner Anspannung fiel ab, als er die Schultern kurz hängen ließ. „Ukitake hat vielleicht recht. Es ist dorniger Untergrund, den wir passieren.“
 

Renji nickte und blickte dann auf die Dinge in seinen Händen. „Und das?“
 

„Ich denke wirklich, dass es deine Erfahrung genussreicher werden lässt. Das ist, was du dir selbst ausgesucht hast, oder nicht? Und du hast mir eben gesagt, dass dir die nichts ausmachen“, dabei hielt er ihm die Handschellen hin.
 

„Aber die Zunge ist immer noch im Spiel? Wie auf dem Bild, nur bei mir?“
 

„Ich, Renji Abarai“, sagte Byakuya ernst. „Stehe zu meinen Worten.“
 

Zum Glück, dachte Renji mit einem Grinsen.

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Begriffserklärung:

*ridikül: lächerlich

Cherry-Scented Gardens

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Flowers in the Rain

Zuerst dachte Renji, er würde wieder von Inuzuri träumen, denn er hörte Rukia rufen: "Wach auf, du Schlafmütze!"
 

Doch es war zu viel Fröhlichkeit in ihrer Stimme, als dass wirkliche Gefahr drohen konnte. Also zog er die Laken wieder über seinen Kopf. "Verpiss dich, Ru-ru", murmelte er dabei.
 

Ein Kissen knallte gegen seinen Kopf. "Hey, wie redest du mit der Dame des Hauses?"
 

"Dame? Wenn willst du auf den Arm nehmen?", begann er, doch hielt inne, als er bemerkte, das Sonnenlicht auf seinen Augen und die weichen Laken von Byakuyas Bett bemerkte und keinen staubige, feuchte Boden. Er schoss in eine aufrechte Sitzposition und hielt die Decke fest um seine nackte Taille. "Heilige Scheiße, Rukia! Kannst du nicht anklopfen? Das sind die Räumlichkeiten des Hausherren, verdammt noch Mal!"
 

"Und verrückt, dass ich dich hier finde", grinste sie schelmisch. Sie setzte sich auf die Bettkante und glättete ernst den Saum ihres indigofarbenen Kimono. Hier und da waren natürlich kleine weiße und pinke Hasen, die über den Saum hüpften.
 

Renji grinste zurück und versuchte nicht unruhig oder auffällig zu wirken, während er nach Spuren der Nacht suchte. Waren die Handfesseln immer noch hier? Scheiße! Er konnte die Kette und ein bisschen des Leders unter Byakuyas Kopfkissen herausschauen sehen und verdammt, seine Handgelenke waren etwas gerötet. Gah! Da stand eine Flasche Gleitgel mit Kirschduft auf der Kommode! Aber es war zumindest fast vollständig von Byakuyas Pornos verdeckt. Aber wo war der Verschluss? Vermutlich irgendwo im Bett. Himmel, könnte es noch unangenehmer werden? "Was machst du hier überhaupt?", grummelte Renji um seine Verlegenheit zu überdecken.
 

"Erinnerst du dich, ich lebe hier", sagte sie in fast perfekter Kuchiki-Hochnäsigkeit.
 

Um ehrlich zu sein, versuchte das Renji nicht.
 

"Ja, aber ich meinte in diesem Raum", sagte Renji und dachte nun endlich daran, nach Byakuya selbst Ausschau zu halten. Er schien nicht in den Räumlichkeiten zu sein, es sei denn, er versteckte sich in dem Teil des Ankleideraums, den man vom Bett aus nicht einsehen konnte. "Und wo zum Teufel ist dein großer Bruder hin?"
 

"Im Badehaus, glaube ich."
 

Ein nettes, langes und privates Einweichen in den heißen Quellen der Kuchikis wären wirklich eine tolle Weise, in den Morgen zu starten. Stattdessen versuche Renji, nackt in einem Bett voller Sexspielzeuge, normal zu wirken und hoffte, dass seine, schon seit Ewigkeiten, beste Freundin, nichts davon merkte. "Mist, warum hat er mich nicht geweckt?"
 

Rukia lächelte freundlich. "Er hat es versucht. Offensichtlich sogar mehrfach. Darum bin ich hier. Wir sind uns im Garten über den Weg gelaufen und er hatte mich gefragt, ob ich versuchen könnte, dich zu wecken."
 

Das war ein zu eigenartiges Gespräch, als dass er sich das vorstellen konnte. Renji versuchte es, aber schaffte es nicht. Also gab er auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Scheiße, ich muss ja richtig weg gewesen sein. Normalerweise braucht es nicht mehr, als meinen Namen zu sagen."
 

"Sagte er auch", meinte Rukia. "Ich kann dir auch nicht sagen, ob er das süß, nervig oder verblüffend fand. Oder alles drei."
 

"Alles drei", sagte Renji mit einem Nicken.
 

Sie rutschte mit ihrem Po ein paar Mal hin und her, als würde sie etwas Verstecktes picksen. Irgendwann griff sie nach hinten und zog etwas aus den Laken. Als sie es hochhob, um es anzuschauen, starrten sie beide mit Schrecken auf den Metallring in ihrer Hand. "Renji, was ist das?"
 

"Uh... Das ist ein... ein... nun ja, ein...", Renji war sich ziemlich sicher, dass die Farbe seines Gesichts seinen Haaren glich und es wurde mit jeder Sekunde, die verging, noch dunkler, während er versuchte, einen anderen Verwendungszweck für den Penisring zu erfinden. Schlussendlich schnappte er es sich. "Das gehört mir und es ist, was es ist, ok?"
 

"Ja, aber was...?", als die Erkenntnis sie traf, wurden Rukias Augen groß wie Unterteller und ihr Mund formte ein perfektes 'oh'. Es schien, als würde sie zum ersten Mal wirklich durch den Raum blicken. Renji war sich nicht sicher, was sie dachte, als sie herein kam und ihn ausgebreitet auf dem Bett ihres Bruders vorgefunden hatte, doch es war wirklich offensichtlich, dass sie sich jetzt einiges vorstellte. „Ugh! Gott, Renji!“
 

„Na ja, was hast du erwartet? Himmel, Rukia, du musstest an einem Haufen meiner Kleidung vorbei. Was hast du geglaubt, was wir hier getan haben?“
 

„Schlafen! Ok? Ihr hättet auch nur geschlafen haben können!“, sie nahm das Kissen auf und schlug damit auf ihn ein. „Ich dachte, ihr beide hattet Streit! Behältst du nie deine Hose an?“
 

Renji musste seine Hände heben, um sein Gesicht vor ihr zu schützen und hatte den Penisring fest in seiner Faust. „Nein... ich...“, tatsächlich hatte er ihren Streit im Badehaus vollkommen vergessen und nun fühlte er sich ein wenig einfältig, dass er wieder mit seinem Arsch in der Luft geendet hatte, nachdem Byakuya ihn mit dem Gesicht in die Fliesen gedrückt hatte. Gott, er sollte niemals wieder trinken. Bier machte ihn offenbar lasziv und dumm... oder es brachte einfach diese angeborenen Qualitäten noch mehr zum Vorschein. Rukia schlug weiterhin unermüdlich mit dem Kissen auf seinen Kopf ein, daher hatte er das Bedürfnis, sie beide zu erinnern: „Aber wir haben geredet! Wir haben über ziemlich wichtige Dinge geredet! Ich schwöre!“
 

Sie schlug ihn noch einmal mit ordentlichem Schwung und warf dann das Kissen nach ihm. „Du bist hoffnungslos, Renji Abarai. Absolut hoffnungslos.“
 

„Hey, du kennst mich“, sagte er und drückte das Kissen gegen seine Brust, damit sie ihre Taten nicht wiederholen konnte. Dann grinste er sie dümmlich an. „Ich habe eine Schwäche für ein hübsches Gesicht.“
 

„Und du bist besoffen notgeil“, seufzte Rukia und setzte sich wieder aufs Bett.
 

„Da haben wir es.“
 

Sie saßen eine Weile ruhig zusammen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Vögel zwitscherten laut in den Ästen und der Geruch eines bevorstehenden Herbstregen hing schwer in der warmen Morgenluft. Auf der anderen Seite des Fensters begannen die Blätter im Garten die Farbe zu wechseln. Das gedämpfte Licht, das durch die Wolken fiel, war seltsam hell gegen Renjis müde Augen, doch er war überrascht, wie wenig Kopfschmerzen er hatte. Vielleicht war zwei Mal unglaublicher Sex in einer Nacht eine Art Medizin gegen einen Kater für ihn.
 

Rukia starrte auch in den grauen Tag hinaus, ihre Gedanken waren klar woanders. Sie hatte einen wehmütigen, traurigen Ausdruck auf ihrem herzförmigen Gesicht. Worüber könnte sie nachdenken, was sie so aussehen ließ? Oh, richtig. Ichigo.
 

Renji streckte eine Zehe unter der Decke hervor und stupste Rukia gegen den Oberschenkel. „All deine Freunde gehen heute, oder? Kommst du klar?“
 

Sie zuckte mit den Schultern.
 

„Gehst du mit ihnen zurück?“
 

„Ich gehöre hierher“, sagte Rukia entschieden, doch er konnte in ihren Augen sehen, wie hart die Entscheidung für sie war. Sie zog sich auf die Füße, als wolle sie die wachsenden Sorgen abschütteln. Es kostete sie sichtlich Mühe, das Thema zu wechseln. „Bist du immer noch auf Bewährung oder was auch immer? Wann gehst du zurück an die Arbeit?“
 

Er lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes und ließ einen langen Seufzer hinaus. „Das sind noch ein paar Tage. Aber ich muss dir sagen, so langsam fühlt es sich wirklich wie eine Strafe an. Ich hasse es, zu sehen, wie die Division ohne mich weiterläuft. Ich vermisse die Arbeit und die Leute. Außerdem bin ich immer noch nicht gut im lange und still herumsitzen.“
 

Ihre Hand lag angenehm auf seinem Fuß und sie drückte ihn freundschaftlich. „Du magst es wirklich Vizekommandant zu sein, nicht wahr?“
 

„Ja, wer hätte das gedacht, was?“, er legte seinen Kopf zurück, grinste jedoch breit. „Wir haben einen langen Weg hinter uns. Du und ich.“
 

Sie nickte. „Manchmal kann ich mich noch nicht einmal daran erinnern, wie es vorher war.“
 

Das überraschte Renji. „Nimmst du mich auf den Arm? Ich scheine es nie zu vergessen. Selbst, wenn ich wünschte, dass ich es könnte... selbst wenn es mir im Weg steht.“
 

Rukia blickte ihn lange von der Seite an, mit einem Ausdruck, den Renji nicht ganz deuten konnte. „Das überrascht mich nicht. Du warst immer in der ersten Reihe, hast die Wange hingehalten, damit der Rest von uns es nicht brauchte.“
 

„Das ist lustig“, sagte Renji. „Denn ich denke immer, dass du zwischen mir und der Dunkelheit standest.“
 

„Du meinst meine Träume, meine Fantasien. Weißt du, warum es für mich so einfach ist, Inuzuri loszulassen? In meinem Kopf war ich niemals wirklich da. Ich habe mir immer vorgestellt woanders zu sein... hier tatsächlich, als Prinzessin.“
 

War das der Grund, warum sie immer so majestätisch, so souverän im Mittelpunkt der Hölle aussah? Weil sie sich vorgestellt hatte, an einem besseren Ort zu sein? Was Renji noch mehr faszinierte war die Erkenntnis, wie gut das 'verstellen' funktioniert hatte – nicht nur für sie, sondern für sie alle. Ihre Vorstellungskraft hatte sie alle aufgebaut. Ihr Beharren auf Höflichkeit hatte sie alle davor bewahrt, auch den letzten Fetzen ihrer Seelen zu verlieren und gedankenlose, hungrige Bestien zu werden. „Du bist toll.“
 

Sie lächelte bescheiden, doch sie blickte mit ihren großen, violetten Augen in seine. „Ich habe genau das Gleiche über dich gedacht. Ich hatte wirklich Glück, oder nicht? Ich hatte immer einen großen Bruder, der nach mir geschaut hat.“
 

Es war verblüffend, wie hart diese Worte Renji trafen. Es war fast ein unerwarterer Schlag, der ihm den Atem nahm. Er hatte noch nicht einmal realisiert, wie eifersüchtig er auf Byakuya gewesen war, dass er derjenige war, den Rukia 'Onii-san' und 'Nii-sama' nannte, bis zu diesem Moment. Als sie ihn verließ, um eine Kuchiki zu werden, war Renji so dankbar gewesen, dass sie endlich eine Familie hatte. Leute, die sich wirklich um sie kümmerten, wie er es niemals konnte. Mit Mitteln, die er hätte niemals aufbringen können. Die Erleichterung, dass sie endlich sicher sein würde, war so überwältigend gewesen, dass er niemals den tiefen, tiefen Schmerz darüber erkannt hatte, dass er dabei versagt hatte, Rukia ein guter großer Bruder gewesen zu sein.
 

Und nun sagte ihm Rukia, dass es das doch Wert gewesen war.
 

Er nahm das Kissen von seinem Schoß und haute es ihr sanft auf die Schulter. „Lass es gut sein. Der ganze sentimentale Mist bringt mich noch zum Heulen.“
 

Wie immer, sah sie vollständig durch seine Worte und schob das Kissen zur Seite. Sie schoss nach vorne und schlang ihre dünnen Arme um seine Taille. Ihre Wange presste sich gegen seine Brust, direkt über seinem Herzen. „Ich liebe dich, Renji.“
 

Er legte seine Arme um sie und vergrub die Nase in den vertrauten Geruch ihrer Haare. „Ja, ich dich auch. Immer.“
 

„Denk dran“, wisperte sie leise. „Ich war zuerst eine Abarai.“
 

Es war der Name, den sie sich selbst ausgesucht hatten. Es gab einmal ein halbes Dutzend Abarais in ihrer kleinen Gruppe. Nun war Renji der Letzte. Er wuschelte Rukia durch die Haare. „Aber du bist jetzt eine Kuchiki und das ist gut.“
 

„Wenn du nicht vorsichtig bist, endest du auch als einer“, sie richtete sich wieder auf und grinste ihn breit und neckend an, während sie ihn gegen die Nase stupste. „Warte nur, bis es Tantchen Massa endlich dämmert, an wen Nii-sama gedacht hat! Sie wird entweder einen Auftragsmörder anheuern oder ihn zwingen, sein Versprechen einzuhalten!“
 

Renji hob den Penisring, den er die ganze Zeit in seiner Hand gehabt hatte. Spöttisch rollte er ihn zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her, vor Rukias erschrecktem Gesicht. „Sie wird mich umbringen. Glaub mir. Mit ihren bloßen Händen.“
 


 

Rukia verließ Renji kurz danach. Nachdem er sich angezogen und die Haare zurückgebunden hatte, verbrachte der Rothaarige einige Zeit damit, das Bett wieder herzurichten. Er räumte die Sexspielzeuge weg und nachdem er die Laken abgezogen hatte, fand er auch die Verschlusskappe des Gleitgels. Nachdem er noch einmal liebevoll daran roch, verschloss er die Flasche und steckte sie in die Schublade von Byakuyas Nachttisch.
 

Er hoffte, Byakuya würde zurück in die Räumlichkeiten kommen, doch als er auf dem Weg in die Küche auf Eishirō traf, fand er heraus, dass einige Verwandte anwesend waren. „Ja“, fügte Eishirō hektisch hinzu und füllte ein Tablett mit Tee. "Ich bin froh, dass ich sie getroffen habe, Vizekommandant. Seine Herrschaft wollte bereits früher seine Entschuldigung überbracht haben, doch ich befürchte, ich bin ein wenig verspätet bei all der Aufregung."
 

"Mach dir keine Sorgen", sagte Renji. "Lass ihn wissen, dass ich zurück zur Divison gehe, ja? Ich werde später wieder herkommen."
 

"Sehr gut, Vizekommandant."
 


 

Natürlich ging der stürmische Regen in dem Moment los, in dem Renji entschieden hatte, den langen weg über das Grundstück des Anwesens zum Tor der Division zu nehmen. Selbst mit Shunpō war er am Ende tropfnass und schmutzig, als er ins Hauptbüro der Einheit erreichte. Der 3. Offizier schaute auf, als er in der Tür erschien. Wie von selbst stand er auf und nahm Haltung an. „Vizekommandant.“
 

„Rühr dich“, sagte Renji. „Und überhaupt, ich bin immer noch nicht da, erinnerst du dich?“
 

„Ugh“, seufzte der Offizier und ließ sich wieder auf den Stuhl hinter Renjis Schreibtisch fallen. „Noch länger?“
 

„Fühlt sich wie eine Ewigkeit an“, stimmte Renji zu. Er ging hinüber zu dem Platz, von dem er wusste, dass der Offizier dort immer eine Kanne Wasser warm hielt. Er nahm zwei Teeschalen aus dem Regal und begann, ihnen Tee zuzubereiten. „Wie läuft es?“
 

„Meistens ist es ruhig, die Leute atmen nach alldem etwas durch. Wir haben noch ein paar rastlose Soldaten den Reparaturtrupps unterstellt, die von der 9. Division organisiert werden, doch vieles der Arbeit ist bereits erledigt. Und ihr 7. Offizier – Kinjo? - wird sicher bald Streit anzetteln, um etwas zu tun zu haben.“
 

Renji kam mit dem Tee hinüber und stellte eine Schale auf Höhe des Ellbogens des Offiziers ab. „Das ist der Grund, warum ich denke, dass du mich auf den Trainingsplatz lassen solltest. Oder du beginnst damit, die Übungen selbst zu leiten.“
 

„Wann soll ich die Zeit dafür haben?“, antwortete der 3. Offizier schnippisch. „Wie kommen sie mit dem ganzen Papierkram klar? Und wann kommt der Kommandant zurück und kümmert sich um den Stapel, der auf ihn wartet?“
 

„Er hat im Moment Familienangelegenheiten zu klären“, entschuldigte sich Renji. „Doch ich nehm alles, was dringend seine Unterschrift braucht, mit rüber. Überlass das mir. Und hör zu, warum trommelst du nicht ein paar der Typen zusammen, die dir Ärger bereiten? Ich nehme sie mit zu dem unterirdischen Trainingsplatz und lasse sie dort etwas Dampf mit mir ablassen. So sieht mich nicht jeder, aber ich kann auch etwas helfen.“
 

„Meine Güte, das wäre eine Erleichterung.“
 

Renji lächelte. „Dann betrachte es als erledigt. Glaubst du, du könntest mir auch ein Gefallen tun?“ Der 3. Offizier blickte ihn nervös über den Rand seiner Teeschale an. „Wenn du die Zeit dafür findest, ich muss wirklich eine Dankes-Notiz und Blumen zu den Kommandanten der 8. und 13. Division schicken.“
 

Der Offizier sah erleichtert aus. „Oh, sicher. Das kann ich für euch tun, Vizekommandant. Pink für Kommandant Kyōraku natürlich und irgendetwas ähnliches für Kommandant Ukitake?"
 

Renji zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was er mag. Vielleicht kannst du das bei seinen Offizieren erfragen, aber stelle sicher, dass die Kosten auf meine Rechnung gehen, ok?"
 

Der 3. Offizier blickte Renji lange und eigenartig an. "Also möchten sie, dass ich nur das sende, was sie sich leisten können?"
 

"Ja, ok. Behalte nur eine Abrechnung, was ich schulde."
 

"Ja, Vizekommandant."
 


 

Renji war sich nicht ganz sicher, wie es passiert ist, doch er wurde überredet, sein Bankai vorzuführen und erntete Applaus und Jubel. Zabimaru brüstete sich freudig unter all der Aufmerksamkeit und erklärte Renji, dass es vielleicht bald einen neuen Trick zum Zeigen hätte, eine Art Kanone. Doch Renji musste versprechen, sich etwas Zeit mit Training zu verbringen, bevor Zabimaru damit herausrückte. "Das werde ich", versprach er Zabimaru, als es sich in die versiegelte Form zurückverwandelte. "Sich ein wenig zu bewegen ist für uns beide ganz gut."
 

Er verbrachte fast den vollständigen Nachmittag mit den Kerlen der Division zusammen, knüpfte wieder ein paar benötigte Verbindungen. Auch wenn es unter Uraharas konstanter Sonne trocken und warm war, hatte jemand ein Feuer gemacht. Sie hatten sich in den Pausen zwischen dem Training darum versammelt, entspannten ein wenig und unterhielten sich gemütlich.
 

Renji hörte, dass Hisagi aus dem Keller der 2. Division heraus war und sich wieder kopfüber in die Arbeit gestürzt hatte. Er organisierte nicht nur die Aufräum- und Reparaturarbeiten, es kam nun auch noch eine neue Ausgabe der Seireitei-Nachrichten heraus. Jeder dachte, das gerade Letzteres irgendwie verrückt war, denn entweder gäbe es eine große Überschrift mit "Verräter!", was niemand lesen wollte oder ein Haufen weichgespülter Artikel, die es so aussehen ließe, als wollte niemand darüber reden, was tatsächlich passiert ist.
 

"Nun ja, er riskiert so oder so etwas", stimmte Renji zu. "Also kann er auch irgendetwas veröffentlichen und dann einfach weitermachen." Er persönlich hoffte, dass Hisagi sich einfach geradewegs dem Verräter-Zeug annahm, doch er nahm sich zudem vor, für die nächste Ausgabe einen Artikel über Shikai anzufertigen.
 

Als er nach Kira fragte, erfuhr er, dass die 1. Division überrachend die Entscheidung getroffen hatte, die Verfahren für alle die bei der Ryoka-Invasion und/oder Aizens Verrat beteiligt waren, aufzuschieben.
 

"Was zum Teufel tun sie noch, um die Befehlsgewalt über die 3. Division aufrecht zu halten?", wollte Kinjo wissen, als er einen weiteren Ast ins Feuer warf und daraufhin Funken flogen. Seine dauerhaft kratzige Stimme hörte sich wie ein Schnauben an. "Es ist intelligenter einfach eine Blanko-Begnadigung auszusprechen."
 

Renji musste da zustimmen, besonders wenn man seine eigene, prekäre Lage betrachtete, doch er glaubte, die Antwort zu kennen. "Es geht um Kenpachi. Wenn sie allen, die während der Invasion verrückt gespielt haben, Straferlass zuteil werden ließen, müssten sie auch Zaraki freisprechen. Sie wollen was großes, wie Verrat, gegen ihn in der Hand haben, damit sie es gegen ihn nutzen können. Sie glauben offenbar, dass sie es bräuchten."
 

"Und in der Zwischenzeit sieht Kira wie eine Ratte aus", Kinjo warf einen weiteren Stock ins Feuer. "Warum machen sie Zaraki nicht jetzt den Prozess?"
 

"Weil sie ihn noch brauchen", sagte Renji und überraschte sich selbst mit seinem Zynismus. "Besonders gegen Aizens Armee."
 

Danach spekulierten sie alle darüber, was als Nächstes kommen würde und wie sie sich darauf vorbereiten könnten.
 

Es war spät, als Renji endlich zum Anwesen zurückkehrte. Da er nicht wusste, ob Byakuya Zeit hatte, mit ihm zu Abend zu essen, entschied sich Renji für einen Umweg, um bei einem Händler zu halten und sich etwas zu besorgen.
 

Das war der Moment, als er eine bekannte Stimme nach ihm rufen hörte. "Ah, Herr Renji! Wie schön, dich hier anzutreffen! Nun kann ich mich persönlich für die lieblichen Blumen bedanken. Doch ich bin neugierig, wann ich das Objekt deiner Begierde geworden bin? Oder ist es die komplette 6. Division, die mich plötzlich anhimmelt?"
 

Renji drehte sich um und sah, wie Kommandant Kyōraku breit grinsend auf ihn zu kam. Der Regen war nur kurz gefallen und hatte den Tag schwül, grau und windig werden lassen. Die Luft zerrte an den Säumen des pinken Kimonos und Haoris über Kyōrakus breiten Schultern und flatterten wie ein Umhang hinter ihm. Die Farben des Kommandanten waren hell und fröhlich in der dunklen, schmutzigen Straße.
 

Kyōraku hielt seinen Strohhut fest, damit er nicht bei einer stärkeren Brise weg flog. Erst als der Braunhaarige vor ihm stand, bemerkte er neben ihm die ruhige, bebrillte Vizekommandantin Ise, die ihm mit einigen Schritten Abstand folgte und die Arme um einen Stapel Papiere geschlungen hatte.
 

„Es war eine unerwiderte Liebe auf den ersten Blick“, neckte Renji so trocken, wie es ihm möglich war. „Was soll ich sagen? Ich schwärme für große, breite Adelige.“
 

„Lügner“, Kyōraku kräuselte die Lippen zu einem halben Lächeln und einer halben Grimasse. "Du brichst mir mein Herz mit dieser falschen Schmeichelei. Ich weiß genau, welcher Art von Adligem du hinterherläufst."
 

Renji blickte kurz zu Ise, die einfach herausfordernd zurückschaute. Sie war dünn und sah spießig aus, mit ihren ordentlich zurückgebundenen Haaren, doch sie jagte Renji auch immer einen Heidenangst ein. Er war sich nie sicher, warum. Vielleicht war es die Kombination von diesem durchdringenden Blick, den sie immer trug und ihre Selbstsicherheit, in der Seireitei herumzuspazieren, ohne ihr Zanpakutō zu tragen.
 

"Also, die Blumen", sagte Kyōraku. „Ich nehme an, die Dinge haben sich... verbessert mit besagtem Adligen?“
 

„Heilige Scheiße“, sagte Renji enthusiastisch. „Was immer sie gesagt haben, sagen sie mehr!“
 

„Es war mein Partner, der den besten Eindruck hinterließ, denke ich“, bemerkte Kyōraku. "Ich kann nicht sagen, dass Herr Byakuya viel Gewicht in irgendeine Meinung legt, die ich vertrete. Ich glaube, er dachte, ich wäre betrunken."
 

"Oh, niemand denkt das, Kommandant!"
 

Offensichtlich fand Kyōraku Renjis viel zu schnelle Antwort zutiefst erheiternd. Er schlug Renji, mit dröhnendem Gelächter, herzlich auf die Schulter. "Da bin ich mir sicher", sagte er. "Aber wenn wir davon sprechen, kann ich dir einen ausgeben? Vielleicht möchtest du uns Gesellschaft leisten? Ich war gerade auf den Weg, mich mit Jūshirō für die Nacht niederzulassen."
 

Renji wurde bereits in die Richtung der Quartiere der 13. Division gedreht. Er wollte zurück zum Anwesen, doch irgendwie gingen seine Füße bereits in die andere Richtung. Er deutete hinter sich. "Aber ich sollte wirklich... Ich..."
 

"Ich bestehe darauf!"
 

Als Kyōraku Ise beauftragte, eine Nachricht mit der Information zu Renjis verbleib zu Byakuyas Anwesen zu senden, realisierte er, dass er gar keine echte Wahl hatte. Er gab sich Kyōrakus geselliger Natur geschlagen. Und überhaupt, was würden ein paar Getränke mit zwei Kommandanten schaden? Es würde lustig werden... richtig?

Tsunami of Good Will

Renji fühlte sich, als wäre er von einem Tsunami aus lautem, gutmütigen Humor überwältigt worden, als er Kommandant Kyōraku zur 13. Division folgte. Kyōraku platze in Ukitakes Ugendō und rief fröhlich: "Jūshirō! Ein Streuner ist mir nach Hause gefolgt! Wenn ich verspreche, dass ich mich um ihn kümmere, darf ich ihn dann behalten?"
 

Von einem anderen Raum antwortete Ukitake in einem maßvollen, nachdenklichen Ton. "Es kommt darauf an. Wird dieser seine Socken vor meinem Bett liegen lassen? Denn, ehrlich gesagt, für jemanden, der nie Tabi trägt, finde ich deine wirklich überall..."
 

Was auch immer Ukitake noch sagen wollte, verkniff er sich, als er in dem Raum trat. Der Weißhaarige war für den Abend in einem einfachen, dennoch eleganten, grünen Kimono gekleidet, welcher fast perfekt dessen Augenfarbe traf. Er sah etwas überrascht aus, Renji im Türrahmen zu sehen, doch grinste dann peinlich berührt, während er sich den Nacken rieb. "Oh, Vizekommandant Abarai, ich entschuldige mich aufrichtig! Ich wollte nicht, wörtlich gesprochen, vor einem Gast dreckige Wäsche waschen. Ich fürchte, trotz all der Zeit, bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wann Shunsui es ernst meint."
 

"Alles in Ordnung, Kommandant. Keine Sorge", sagte Renji. "Doch, wenn Socken ein Problem sind, können sie mich nicht behalten. Ich habe schon mehr verloren, als ich zählen kann."
 

"Ha, ja, nun ja... Komm rein", meinte Ukitake ernst.
 

Kyōraku nahm den Hut ab und ließ sich in einer Ecke des Raumes nieder, der mit Sitzkissen gefüllt war. Es sah aus, als würde er in dem Ugendō wohnen, doch Renji vermutete, dass er dies vermutlich sogar tat, zumindest die meiste Zeit. Kyōraku setzte sich und lehnte die Schultern gegen die Wand. Auf einem angewinkelten Knie balancierte er seinen Hut.
 

Trotz der kühlen, feuchten Luft war ein Shoji geöffnet und gab den Blick zu einem hölzernen Vorbau frei, der in den großen See hineinragte. Der Regen des Vortages hatte einen Schwarm Teichhühner angelockt, die nun gemütlich durch die Wasserlilienblätter und Lotosblüten schwammen. Der dunkle Körper der Vögel und das leuchtetende Rot ihrer Gesichter waren ein Klecks Farbe unter den gedämpften Grün und Grau des stürmischen Tages. Ihre Rufe und das Quaken der Frösche waren eine angenehme Hintergrundmusik.
 

Als sich Ukitake im Schneidersitz niederließ, schaute sich Renji nach einem guten Platz für sich um, an dem er nicht irgendeinem Bücherregal umwerfen oder über eine von den filigran aussehenden Truhen oder niedrigen Tischen fallen würde, die kunstvoll im Raum verteilt waren. Er hätte aber beinahe seinen Ellbogen gegen eine Ikebana-Vase gerammt. Ukitake lächelte ihn nur liebenswürdig an, als Renji sie sorgsam zurecht rückte.
 

„Aber was bedeutet das“, wollte der Weißhaarige nun von Kyōraku wissen. „Hast du den Jungen von seinem Liebhaber gestohlen? Bin ich ein Komplize bei einer Entführung?“
 

„Ja, durchaus“, lachte der Angesprochene, seine Hände spielten abwesend mit dem Hut über seinem Knie. „Ich habe vor, Herrn Renji weiter zu bewirten, bis Herr Byakuya uns entweder als Lösegeld einen lebenslangen Vorrat von diesem göttlichen Jizake gewährt, den er uns letzte Nacht serviert hat... Doch ich bin auch gewillt, den Jungen freizulassen, wenn Herr Byakuya zustimmen würde, unsere nette Runde für einen Abend Gesellschaft zu leisten.“
 

Renji schnaubte. „Viel Glück damit.“
 

„Du glaubst nicht, dass du selbst nur eine oder zwei Stunden seiner Zeit wert bist?“, Kyōraku klang ehrlich besorgt.
 

Mit einem schiefen Grinsen begann Renji zu erklären. "Nein, es ist eher so, dass Kommandant Kuchiki nicht zu den Leuten gehört, die Forderungen nachgeben. Niemals. Wäre diese Entführung echt, würde er erwarten, dass ich mir mein Weg zurück zu ihm selbst erkämpfe. Oder bei dem Versuch sterbe."
 

Die Kommandanten tauschten einen Blick aus. Dann brach Kyōraku in Gelächter aus und streckte die Hand aus, um Renji scherzhaft den Rücken zu tätscheln. "Ah und so schnell sind alle meine verschlagenen Pläne zerstört. Aber komm schon, Herr Renji. Du kannst ihn Byakuya nennen, wenn wir unter uns sind. Er ist ja noch nicht einmal hier, um dich dafür zu schelten und, Himmel, es ist nicht so, als würden wir den vollen Umfang eurer Beziehung nicht verstehen. Wir haben liebliche Blumen zum Beweis, oder nicht?"
 

"Oh ja, und vielen Dank dafür", sagte Ukitake fröhlich. "Woher wusstest du, dass Iris meine Lieblinge sind?"
 

„Wusste ich nicht, Kommandant“, gestand Renji und zog verlegenen an einem seiner Ohren. „Ich habe es erfragen lassen. Ihre 3. Offiziere haben es meinem erzählt.“
 

„Oh, nun ja. Nicht schlimm“, sagte Ukitake, auch wenn er etwas enttäuscht klang. Nach einem Moment lächelte er wieder. „Sie sind wundervoll. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich nichts getan, wofür ich diese überschwängliche Dankbarkeit verdiene.“
 

„Aber, aber. Lass das doch den jungen Mann entscheiden“, mahnte Kyōraku in einem liebevollen Ton. "Offenbar, mein Liebling, haben deine Worte etwas bewirkt, was furchtbar wichtig für Herrn Renji war." Kyōraku setzte sich auf und drehte sich zu Renji. "Also, was war es? Welches Wunder hat Shirō bewirkt?"
 

Sie beide hatten sich nun so gedreht, dass sie Renji anschauen konnten. Der intensive, forschende Blick der beiden Kommandanten ließ die Farbe aus Renjis Gesicht weichen. Sie erwarteten doch nicht wirklich von ihm, dass er nun über Details aus ihrem Sexleben redete, oder? Und was sollte er überhaupt sagen? 'Danke, dass ihr dafür gesorgt habt, dass Byakuya dieses Mal daran gedacht hat, mich loszubinden'? Stattdessen blickte er in seinen Schoß und seine Finger spielten, wie ein Schuljunge, an seinem Obi. "Uh..."
 

"Komm schon, spuck es aus!", mahnte Kyōraku heiter. "Du schuldest uns ein paar kleine Leckerbissen, ein Anhaltspunkt! Nebenbei bemerkt, gibt es nichts, was du sagen könntest, was uns schocken würde. Wir sind hundert Mal älter, mindestens. Wir haben alles ausprobiert, vertrau mir."
 

Von einer der nähergelegenen Truhen holte Ukitake eine Flasche und einige Schalen. Er arrangierte das Geschirr vor ihnen und öffnete die Flasche. Als er etwas in jede Schale schüttete, ergriff er das Wort. "Wenn der Vizekommandant es für sich behalten möchte, sollten wir ihn lassen. Wir sollten glücklich mit dem Wissen sein, dass wir einen Unterschied für die beiden gemacht haben. Außerdem ist es ganz klar eine Privatangelegenheit."
 

"Also wenn es so verdammt privat ist, hätte er uns keine Blumen schicken sollen, oder?", grummelte Kyōraku gespielt und nahm die Schale an, die ihm der Weißhaarige angeboten hatte.
 

"Tsk, ich lasse nicht zu, dass du ihn schikanierst", sagte Ukitake und wandte sich zu Renji, um ihm eine Schale anzubieten. "Selbst wenn er unsere Neugierde mit einer Geste geweckt hat."
 

Renji nahm die Schale mit beiden Händen und einer kleinen Verbeugung an. Es war offensichtlich, dass er irgendetwas sagen sollte oder er würde wie ein Idiot wirken. "Schaut, Kommandanten, er wird mich umbringen, wenn ich euch Details erzähle, aber... nun ja, es war einfach... bemerkbar, wie sehr er plötzlich versucht hatte, rücksichtsvoll zu sein."
 

Es war für einen Moment still. Dann nippte Kyōraku lange und nachdenklich am Sake. "Herr Byakuya ist normalerweise kein rücksichtsvoller Liebhaber?", fragte er dann.
 

Um eine direkte Antwort zu vermeiden, nippte Renji ebenfalls an seiner Schale. Er schaute überrascht auf, da er eine solch würzige Süße nicht erwartet hatte. Es war, als würde er einen fruchtigen Honigwein mit einem pikanten Nachgeschmack trinken. "Whoa, was ist das?"
 

"Shirō mag Süßes, also besorge ich ihm immer eins, zwei Flaschen Shiboritate Sake von der Brauerei meiner Familie", sagte Kyōraku. "Er ist gut, nicht wahr?"
 

Renji nickte enthusiastisch. „Ich habe noch niemals etwas in der Art getrunken.“
 

„Er ist furchtbar teuer“, sagte Ukitake mit einem kleinen Kopfschütteln, als wäre es ihm zu teuer. Dann blickte er auf das Etikett für eine Weile, bevor er die Flasche zur Seite stellte. „Ein extravagantes Geschenk.“
 

„Nichts ist zu viel für dich, mein Liebling“, sagte der Braunhaarige und beugte sich vor, um ein kleines Küsschen auf die leicht rosanen Wangen von Ukitake zu geben. „Und es ist eher ein Geschenk von meinem Bruder. Katsume ist unglaublich dankbar, dass ich einen vernünftigen und aufrichtigen Lebenspartner gewählt habe. Er würde dir den Mond kaufen, wenn du darum bitten würdest.“
 

Ukitake lächelte nur bescheiden als Antwort.
 

Kyōraku rutschte etwas näher an den Weißhaarige heran. Er saß im Schneidersitz vor dem geöffneten Shoji und legte seinen Hut in den Schoß. Renji wäre enttäuscht gewesen, dass seine Aussicht plötzlich blockiert war, doch der Himmel wurde langsam schwärzer. Schwalben hatten die Teichhühner ersetzt und schwirrten durch die Luft, auf der Jagd nach Moskitos. Die Frösche hatten den Hauptteil der Geräuschkulisse übernommen.
 

Kyōraku schob die Locke, die in seinem Gesicht hing, zur Seite. „Aber du warst noch nicht fertig, Herr Renji. Deutest du an, Herr Byakuya ist nicht... aufmerksam?“
 

Vielleicht war es die Stärke des Sake oder Kyōraku ehrliche Besorgnis, jedenfalls bemerkte Renji, dass er dunkel lachte. „Ja, nein. Zumindest nicht immer bei mir. Aber ich weiß nicht... Was kann ich von einem Kerl erwarten?“
 

„Eigentlich eine ganze Menge“, sagte Ukitake und blickte zu seinem Partner. Er ließ den Sake in seiner Schale kreisen, seine dunklen Augenbrauen waren nachdenklich zusammengezogen. „Doch ich habe vielleicht auch nur unglaublich Glück. Viele Leute behaupten, dass zwei Männer gemeinsam die normalen Probleme verdoppeln.“
 

„Tsk“, der Braunhaarige schnalzte mit der Zunge. „Selbst unromantische Männer können rücksichtsvolle Liebhaber sein.“
 

„Und manche sind unbedacht und selbstsüchtig und suchen nur nach Vergnügen“, bemerkte Ukitake. „Ich muss jedoch sagen, dass ich von unserem Byakuya nicht erwartet habe, einer von ihnen zu sein.“
 

„Nein, du hättest erwartet, dass Herr Renji solch jemand ist“, sagte Kyōraku und stupste Ukitake in den Oberschenkel verbunden mit einem liebevollen, freundlichen Lächeln. Seine Augen fielen wieder auf Renji, als er hinzufügte: „Vielleicht ist das auch Herr Byakuyas Vermutung?“
 

Renji zuckte mit den Achseln und war etwas enttäuscht, dass er seinen Sake bereits ausgetrunken hatte. „Das habe ich auch immer gedacht. Und wissen sie, es ist auch irgendwie wahr. Ich bin so. Man muss nicht großartig um mich buhlen, wenn sie wissen, was ich damit sagen will.“
 

Ukitake nahm die Flasche wieder auf und Renji hielt dankbar seine Schale zum Auffüllen hin. „Ja, aber Werben ist nett. Er hat dich zumindest zum Hanami ausgeführt. Sicher waren da auch noch andere Momente?“
 

„Ja, natürlich“, sagte Renji mit einem breiten Grinsen, als er sich an ihre Geburtstagsabenteuer erinnerte. „Er ist auch irgendwie lustig bei einem richtigen Date. Und auch überraschend.“
 

„Oh, erzähl!“, ermutigte Kyōraku.
 

Renji trank noch etwas vom hochwertigen Sake. Gott, war der gut und so verdammt weich. Er war wusste nicht einmal, wie viel er bereits getrunken hatte und so gut wie er war, könnte er auch die komplette Flasche leer machen. Auch wenn Renji vermutete, dass es in bestimmter Hinsicht bereits zu spät war, nahm er sich vor, mehr auf die Menge zu achten. Das Zeug war tückisch. Um sich selbst zum langsamer Trinken zu bringen, stellte Renji die Schale vor ihm auf den Boden ab. „Ich dachte, er würde bei der Schwulenbar mehr ausflippen, wenn ich ehrlich bin. Aber er hat sich nicht nur bei der Drag Show amüsiert, sondern hat auch noch mit mir getanzt.“
 

Ukitake schien sich an seinem Sake verschluckt zu haben. Nachdem er sich von einem kleinen Hustenanfall erholt hatte. „In der Öffentlichkeit?“, fragte er dann.
 

Renji schüttelte den Kopf. „Nun ja, es war nicht so, als wären wir mitten in der Seireitei oder irgendwo im Rukongai. Das war in der Welt der Lebenden und auch wenn vielleicht Urahara und Yoruichi uns beobachtet haben könnten, war es nicht so, als ob uns jemand von hier hätte treffen können“, Renji blickte Ukitake an. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass er das getan hat. Ich hatte vermutet, dass er die ganze Nacht schmollend in der Ecke sitzen würde, doch es war mein Geburtstag und ich wollte tanzen.“
 

„Und er hat sich gefügt. Das ist toll“, sagte der Braunhaarige und rieb Ukitakes Rücken. „Ah, was hätte ich dafür gegeben, wenn ich da hätte Mäuschen spielen können, eh? Ist unser Herr Byakuya ein guter Tänzer? Hat er Boogie getanzt oder wie nennen es die Jungs heute?“
 

„Ich glaube, dass die Leute schon seit einiger Zeit keinen Boogie mehr tanzen, Liebling“, murmelte Ukitake und trank vorsichtig von seinem Sake. „Ich bin mir sicher, dass ist ähnlich wie der Foxtrott oder Jitterbug aus der Mode gekommen.“
 

Renji lachte. „Nein, so hat er nicht getanzt. Es war ein Walzer.“
 

Kyōraku kratzte sich das Kinn. „Das klingt nach einem fantastischen Ort. Walzer und Drag Shows? Du musst mit den Namen dieses Clubs geben!“
 

„Ja, sicher“, sagte Renji und wollte nicht weiter ausführen, wie Byakuya und er trotz der Musik im Club Walzer getanzt hatten und nicht deswegen. „Ich freue mich schon darauf, dorthin zurückzukehren.“
 

„Oh? Ihr macht das öfters?“, fragte Ukitake neugierig.
 

Als Ukitake wieder die Flasche anhob, bemerkte Renji, dass er irgendwie schon wieder seine Schale geleert hatte. Verdammt, er hatte gar nicht gemerkt, wie er sie wieder in die Hand genommen hatte! Trotzdem hielt er sie gierig zum Nachfüllen hin. „Uh, ja, schon irgendwie. Wir haben uns für Seminare eingeschrieben dieses Wochenende und ich hoffe ihn dazu zu überreden, noch einmal dahin zu gehen.“
 

„Seminare?“, fragte der Weißhaarige.
 

„Ja“, sagte Renji. „Im Laden.“
 

„Ich glaube, wir haben ein paar Punkte übersprungen, Herr Renji“, meinte Kyōraku. Renji bemerkte, dass dessen Hand auf Ukitakes Rücken geblieben ist und dieser sich genießerisch dagegen zu lehnen schien. Sie waren in ihrer eigenen Weise ein süßes Pärchen, dachte Renji. Kyōraku legte den Kopf schief, als versuche er sich etwas vorzustellen. „Nehmt ihr beide so eine Art Kunstseminare zusammen?“
 

Der Alkoholspiegel ließ Renji laut auflachen. „Nur, wenn sie Bondage als Kunstform ansehen.“
 

„Nun ja, einige Arten der Fesselung können sehr kompliziert sein“, bemerkte Ukitake vollkommen unbeeindruckt. „Und Kinbaku ist unglaublich schön, wenn es natürlich gut gemacht ist.“
 

„Übt unser Herr Byakuya, um ein Nawashi zu werden... oder, vielleicht korrekter, ein Bakushi?“, wollte Kyōraku mit plötzlich entfachtem Interesse wissen. Eine Hand war auf seine Brust gelegt, als wolle er seinen Herzschlag beruhigen. "Bitte sag mir, dass dies so ist!"
 

Renji hob in einer kapitulierenden Geste die Hände. "Ich weiß es nicht. Wir gehen nur in den 'Bondage Grundkurs'."
 

"Ja, guter Plan", sagte der Weißhaarige mit einem enthusiastischen Nicken. "So wundervoll der Gedanke ist, einen Bakushi in unseren Reihen zu haben, lass uns die Jungs nicht drängen. Lass sie die Grundkenntnisse lernen. Ein unüberlegter Bakushi wäre furchteinflößend und nicht im Geringsten erregend."
 

"Ja, ja. Hervorragender Punkt", nickte Kyōraku, doch seine Gedanken waren offensichtlich woanders... bei etwas sehr Ablenkendes. Renji würde das Wort 'Kinbaku' nachschlagen, sobald er in der Nähe einer Bibliothek wäre.
 

"Und was war... mit dem kleinen Zwischenfall in der Welt der Lebenden?", fragte Ukitake. "Machst du dir Gedanken, dass du bei einer so baldigen Rückkehr Byakuya eventuell an seine wiedergeborene Frau verlieren könntest?“
 

Diese Überlegung ließ Renji nüchtern werden. Er runzelte die Stirn und überlegte. „Darüber habe ich keine wirkliche Kontrolle. Meine einzige Hoffnung ist, dass Urahara schlau ist und sie irgendwo weit, weit weg versteckt.“
 

Kyōraku überraschte sie, indem er tief und aus vollem Herzen lachte. In ihre fragenden Gesichter erklärte er: „Ich glaube, Gentlemen, dass wenn wir auf eine Sache immer vertrauen können, es die Tatsache ist, dass Herr Urahara 'schlau' ist. Ich habe gar nicht gewusst, dass er involviert war. Wir sollten uns jetzt wirklich weniger Sorgen machen können.“
 

„Oder mehr“, murmelte Ukitake wie zu sich selbst.
 

„Ja, durchaus“, stimmte der Braunhaarige fröhlich zu. „Oder mehr. Aber, wie Herr Renji bereits sagte, es liegt nicht in unserer Hand. Und wenn Herr Urahara darin involviert ist, wird das Spiel plötzlich auf einer ganz anderen Ebene ausgetragen. Überlassen wir es besser ihm, nicht wahr?“
 

„Du vertraust dem Mann manchmal viel zu viel, befürchte ich“, sagte Ukitake und schien sich dann plötzlich daran zu erinnern, dass sie nicht alleine waren und drehte sich zu Renji um. „Ah, aber ich bin unglaublich froh darüber, zu hören, dass Byakuya scheinbar gewillt ist, Unterricht in Sachen Liebe zu nehmen. Es ist eine große Erleichterung, um ehrlich zu sein.“
 

Renji war überrascht, das zu hören. „Wirklich? Wie kommt das?“
 

Ein leichter Rotschimmer ließ Ukitakes Ohren pink erscheinen, während er sich damit beschäftigte, das Geschirr auf dem Tisch neu anzuordnen. „Ich war nur... ein wenig besorgt, als wir hören, dass Byakuya eine Neigung hat zu... gröberer, körperlicher Ertüchtigung.“
 

Kyōraku schien über die Verlegenheit seines Partners vergnügt zu sein, doch übernahm freundlicherweise. „Was du über meinen Jūshirō wissen solltest, ist, dass er dazu neigt, die Fähigkeiten einer Person im Schlafzimmer an dessen Verhalten auf dem Schlachtfeld abzuschätzen.“ Kyōraku legte die Hand auf seine Brust. "Zufälligerweise bin ich in beiden Lagen verspielt. Wie auch immer, du kannst sicher erkennen, warum wir etwas besorgt über Herr Byakuya waren. Kalte Rücksichtslosigkeit ist eine gute Eigenschaft als Krieger, aber nicht unbedingt das, was du dir vielleicht bei einem Liebhaber wünschst."
 

"Er denkt noch nicht einmal in der Schlacht an sich selbst", Ukitakes Worte waren fast ein Wispern. Er schien bei dem Gedanken zu erschaudern. "Gnadenlos."
 

Renji nickte. Byakuya war ein eindrucksvoller Gegner. Doch als der Rothaarige realisierte, dass er mit großen Augen beobachtet wurde, fügte er hinzu: "Aber er ist nicht wirklich so im Bett. Ich meine, ja, da ist viel von dem Kontrollzeug, doch ich habe herausgefunden, dass er sich nur so gehen lassen kann. Und es gibt nichts Erregenderes, als Byakuya vollkommen leidenschaftlich und verschwitzt und...", Renji blinzelte. "Oh scheiße. Ich hab nichts gesagt, ja? Ihr habt das nicht von mir gehört!"
 

Kyōraku gluckste vergnügt. "Deine Geheimnisse sind bei mir sicher", sagte er mit einem Grinsen, das Renji ein wenig durchtrieben schien. Der Braunhaarige legte den Kopf in den Nacken und schüttete so den Rest seines Sakes hinunter. "Und überhaupt, du hast keine Ahnung, wie beruhigend es ist, das zu hören. Ich dachte schon, dass Jūshirō plant, sich einzumischen, wenn sich die Dinge anders herausstellten".
 

Eine kühle Stimme hinter Renji ließ den Rothaarigen zusammenzucken. "Eine Einmischung? Tatsächlich. Mit welchem Resultat, wenn ich fragen darf?"
 

Byakuya stand im Türrahmen, höflich auf der anderen Seite der Tür. Doch Renji war sich verdammt sicher, dass wenn Blicke töten könnten, Kyōraku sofort tot zusammensacken würde.
 

Renji zog sich schuldbewusst auf die Füße. "Kommandant!"
 

Kyōraku hingegen war vollkommen unerschrocken von Byakuyas eisigem Blick. "Ah, wenn man vom Teufel spricht! Ich muss sagen, Herr Byakuya, dein legendärer Shunpō macht seinem Ruf offensichtlich alle Ehre! Ein sehr raffiniertes und sehr dramatisches Erscheinen! Bravo! Komm herein und leiste uns Gesellschaft! Steh dort nicht so förmlich. Dein Vizekommandant kann dies gewiss nicht mehr, was, befürchte ich, gänzlich meine Schuld ist. Wir haben fast eine ganze Flasche vom Besten meines Bruders geköpft."
 

Ein fester, kraftvoller Griff um seinen Ellbogen stützte Renji. Ihre Blicke trafen sich und der Ton des Schwarzhaarigen war so schneidend wie seine Blicke. "Ja, du solltest dich vermutlich setzen, Renji, bevor du hinfällst."
 

Oh Scheiße. Er steckte so tief in der Scheiße.

Shadow of a Doubt

Renji war sich nicht sicher, wie es dazu kam, doch plötzlich war Kyōraku hinter ihm. Die Hände des Kommandanten lagen auf Schulter und Taille, als würden sie Renji auffangen. Ukitake war mit einem Aufblitzen des smaragdgrünen Kimonos zwischen Byakuya und ihm. Er spürte, wie Byakuya den eisernen Griff um seinen Ellbogen lösen musste.
 

"Whoa", war alles, was Renji sagen konnte, bevor Kyōraku ihm mit einem leisen Glucksen zurück auf den Boden half.
 

"So ist es gut", sagte der Braunhaarige und kniete sich nur auf ein Knie zu ihm hinunter, als würde er jeden Moment wieder in Aktion treten wollen. "Jetzt sitzt du."
 

Ukitake und Byakuya schienen währenddessen einen geflüsterten, hitzigen Disput auszutragen. Renji schnappte nur ein paar Wortfetzen auf. Byakuya zischte etwas wie 'Berühre meinen Liebhaber wie es mir gefällt' und Ukitakes entschlossene Antwort 'Nicht unter meinem Dach'. Renji bemerkte nicht einmal, dass er versuchte, aufzustehen, bis Kyōrakus kräftige Hand auf seine Schulter fiel und ihn unten hielt.
 

"Warte ein wenig", riet er, seine Stimme nur ein tiefes Grummeln in Renjis Ohren.
 

"Also gut", sagte Byakuya. Und dann, in der seltsamsten Bewegung überhaupt, sank Byakuya in den Schneidersitz auf dem Boden, seine Arme bockig vor der Brust verschränkt. Renji hatte Byakuya bisher nur sehr selten so sitzen gesehen, doch aufgrund der Tatsache, dass Ukitake noch stand, war es noch 10 Mal mehr verblüffender und beunruhigender.
 

Der Weißhaarige schien einen Augenblick stirnrunzelnd auf Byakuya hinunterzublicken, bevor er wieder seinen Platz einnahm. Als er an ihnen vorbeiging, glaubte Renji ein Zungeschnalzen und ein gemurmeltes „Hat sich kein bisschen geändert“ zu hören. Dann atmete er tief durch, um sich zu sammeln, bevor er in der Truhe nach einer weiteren Schale suchte. Wenn es Renji nicht besser gewusst hätte, würde er glauben, dass der sonst so unerschütterliche Kommandant tatsächlich ein wenig verärgert war.
 

Kyōraku hingegen schien das Ganze unglaublich lustig zu finden. Er gluckste vor sich hin, als er ungezwungen zurück auf seinen Platz neben Ukitake krabbelte. „Du weißt immer, wie du eine Party belebst, nicht wahr, Herr Byakuya?“, sagte er, sobald er sich gesetzt hatte und seine verschiedenen Kimono und Haori ordnete.
 

Byakuya sagte nichts. Seine Augen starrten entschlossen auf den See hinaus, der nicht mehr als ein Schatten in der fortgeschrittenen Dämmerung war. Renji dachte, dass seine Unterlippe ein bisschen hervorragte, wie bei einem Kind. Byakuya hatte sein Reiatsu vollkommen unter Kontrolle, doch er war offensichtlich am Ausflippen.
 

Renji ließ den Kopf hängen und blickte elendig auf den Boden. Das war so scheiße. Wie viel hatte Byakuya überhaupt gehört? Was hatte Renji gesagt? Worüber hatten sie geredet, als Byakuya hereingeschneit kam?
 

Während er sich verzweifelt versuchte, zu erinnern, griffen tollpatschige Finger zur Sakeschale. Deren Inhalt hatte er verschüttet, als er bei Byakuyas Ankunft auf die Füße gesprungen war. Er nahm seinen Ärmel, um das bisschen Flüssigkeit vom Boden aufzuwischen.
 

„Renji! Was machst du da?“, keifte Byakuya.
 

„Uh... ich hab was verschüttet“, sagte er dümmlich und deutete auf den Punkt, wo der Sake gewesen war. „Also hab ich es sauber gemacht.“
 

Byakuya starrte Renji für ein paar Herzschläge an, sein Mund presste sich zu einer immer dünneren Linie. Dann drehte er sich zu Kyōraku um. "Das ist deine Schuld."
 

"Oh ja, ohne jeden Zweifel", gab dieser lachend zu. "Aber es ist nichts, worüber man sich aufregen braucht, Herr Byakuya."
 

"Außerdem hätte ich meinen Ärmel auch benutzt, wenn ich absolut nüchtern gewesen wäre", sagte Renji langsam und versuchte dabei, auch alle S-Laute deutlich auszusprechen. "Es ist nicht so, als hätte ich meine Manieren in der Gesellschaft vergessen. Ich hatte nur nie welche."
 

Kyōraku brach in lautes, herzhaftes Gelächter aus. "Ah, ja, guter Punkt! Du siehst, Herr Byakuya, du brauchst dir keine Sorgen machen. Nebenbei, das ist nicht Gesellschaft, du bist unter Freunden."
 

Byakuya löste seine Arme lange genug, um sich in den Nasenrücken zu kneifen. Es sah aus, als würde er sich einen Moment nehmen, um bis 10 zu zählen. Dann wandte er sich an Ukitake. "20 Minuten. Mehr nicht."
 

Ukitake hatte eine Schale befüllt und hielt sie Byakuya hin. Der Schwarzhaarige setzte sich automatisch formeller hin und nahm die angebotene Schale mit beiden Händen und einem kaum merklichen Nicken an.
 

Aber überhaupt ein Nicken? Renji war beeindruckt. Er blickte zu Ukitake und strengte seinen benebelten Kopf an, um das Rätsel zu entwirren. Ukitake war doch von einer niedrigeren Familie? Renji hätte es gewusst, wenn es noch einen Kommandanten von einen der 4 Adelshäuser gegeben hätte, oder? Rukia hätte es sicher irgendwann angemerkt. Also warum war Byakuya so ehrerbietig? All diese Adligen waren doch miteinander verwandt, also war Ukitake vielleicht so etwas wie ein armer Cousin? Man würde meinen, dass Byakuya in diesem Fall netter zu Kyōraku wäre, doch der Schwarzhaarige starrte weiter den grinsenden Kommandanten an, als würde er hoffen, damit Löcher in ihn bohren zu können.
 

Ein weiterer Moment voll angespannter Stille verging, bevor Kyōraku ironisch bemerkte: "Na, sowas! Ist es nicht wie in den guten, alten Zeiten? Du warst immer ein solch geselliges und überschwängliches Mitglied der 13. Division, Herr Byakuya!"
 

"Warte, du warst in dieser Einheit?", fragte Renji und blickte Byakuya an.
 

"Ja", bestätigte dieser. "Direkt nach der Akademie. Ich habe hier zuerst einen Rang bekleidet."
 

"Nicht in der 6. Division?", fragte Renji und zog sich irritiert am Ohr. "Hat deine Familie dich nicht angefordert?"
 

"Natürlich habe ich eine Position in der Einheit angeboten bekommen", sagte Byakuya steif. Plötzlich sah er mehr verlegen, als sauer aus. "Aber... Ich habe abgelehnt."
 

"Was? Warum?"
 

Byakuya blickte weg, auf den Boden.
 

"Ginrei wollte, dass er die Position seines Vaters übernimmt", sagte Ukitake, die Liebenswürdigkeit war in seine Augen zurückgekehrt. "Als Vizekommandant."
 

"Direkt aus der Akademie? Heilige Scheiße!", Renji war überrascht, denn er dachte daran, wie lange und hart er dafür gekämpft hatte, in die Nähe davon zu kommen, bereit für die Verpflichtungen zu sein, die eine Division und eine Machtstellung wie der Rang eines Vizekommandanten mit sich brachte. "Aber... Ich verstehe es nicht. Das ist eine riesen Sache für einen Neuling. Warum würdest du so etwas Großartiges ablehnen?"
 

"Genau das ist es, oder nicht, Herr Renji? Es ist ein bisschen zu 'großartig', besonders für jemanden der nur namentlich die Akademie besucht hat", sagte Kyōraku. Byakuya blickte ihn kurz gefährlich an, doch der Braunhaarige fuhr einfach fort, als hätte der den scharfen Anstieg des Reiatsus nicht mitbekommen. "Doch mehr wog der Punkt, dass Herr Byakuyas Vater in dieser Position vor weniger als 5 Jahren gestorben war. Er hätte in dessen Schatten gestanden, oder je nach Ansicht auch darüber getrampelt."
 

"Also habe ich einen bescheidenen Rang angeboten", sagte Ukitake.
 

"Welcher akzeptiert wurde", nahm Kyōraku die Geschichte wieder auf. "Doch ich bin mir nicht sicher, ob die Wahrheit des Dienstes Herrn Byakuya wirklich gefallen hat! Er schien so eifrig uns zu verlassen, dass er in Windeseile Bankai erreicht hatte."
 

"Es hat einige Jahre gedauert", sagte Byakuya ruhig zu Renji. "Und ich habe mit Freuden gedient", fügte er an Ukitake gewandt mit einem ernsten Beugen seines Kopfes fort.
 

"Natürlich hast du das", lächelte der Weißhaarige, der seinen Sitznachbarn auf den Oberschenkel schlug. "Hör auf, den armen Jungen zu verspotten. Es war schwierig für ihn, bei uns zu sein. Genauso wie es schon in der Akademie war."
 

Renji hatte sich zurückgelehnt und mit den Armen abgestützt. Dabei beobachtete er, wie das Gespräch hin und her ging, wie bei einem Tischtennisspiel. Auch wenn er aufgepasst hatte, fühlte er sich, als hätte er irgendetwas Wichtiges verpasst.
 

"Schwierig?", Renji hatte wirklich Probleme, sich das in der Akademie oder im Dienst vorzustellen. Er hatte beides geliebt. Tatsächlich gab es kaum eine größere Freude in seinem Leben. "Was war damals so hart an der Akademie? War es wirklich so viel strenger?"
 

Kyōraku lachte. "Nein, nein. Die Bildungsinhalte haben sich im letzten Jahrtausend nicht geändert. Doch Herr Byakuya waren kaum die Erfahrungen vergönnt, die du oder ich erleben durften, mein lieber Junge. Angehörige des Hochadels treten nicht unter das gemeine Volk. Niemand darf mitbekommen, wenn ein Familienoberhaupt Probleme mit Mathematik oder beim Lernen von Kidō hat! Gott bewahre! Jemand könnte sie für menschlich halten!"
 

Ukitake nickte. "Byakuya besuchte die Akademie, doch wurde privat unterrichtet."
 

"Was? Die ganze Zeit?" Renji blickte zu Byakuya. "Du hast keinen Unterricht mit den anderen gehabt? Niemals?"
 

"Ich habe kaum mit jemanden anderes gegessen", sagte Byakuya, seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern.
 

"Oh mein Gott, dass ist ja mal so richtig Scheiße!", platzte es aus Renji heraus. Was er nun am Meisten wollte, war die Distanz zwischen ihnen zu schließen und Byakuya in eine feste Umarmung ziehen. Er riskierte es, ein oder zwei Zentimeter näher zu rutschen und eine Hand auf Byakuyas Oberschenkel zu legen. Er drückte diesen sanft und mitfühlend. Doch da er wusste, dass Byakuya diese Intimität vor anderen nicht mochte, zog er schnell seine Hand wieder zurück und fuhr fort. "Das ist total unfair. Du hast das beste Zeug verpasst, wenn du so versteckt wurdest. Meine besten Erinnerungen an die Akademie waren die nächtlichen Ausflüge über die Mauern und das eine Mal, bei dem die Lerngruppe so laut war, dass die Bibliothekarin uns rausgeworfen hat und wir einen spontanen Shunpō-Wettbewerb im Schnee ausgetragen haben. Ich habe immer noch eine Narbe auf meinem Knie von dieser monumentalen Rutschpartie“, Renji zog sein Hakama hoch, um es zu zeigen. „Das war legendär! Wie kann es sein, dass du nichts dergleichen erlebt hast? Das sind die Erinnerungen, wofür man den Rest durchsteht!“
 

Byakuya lächelte sanft über Renjis Posse. Er lehnte sich zu ihm. „Du musst mir mehr von dieser legendären Rutschpartie privat erzählen. Aber bitte empöre dich nicht wegen mir. Es war nicht allzu schlimm. Ich habe auch ein wenig Unfug in der Akademie treiben können.“
 

Trotz Byakuyas leisem Ton, fuhr Kyōraku sofort dazwischen. "Oh? Was für einen Unfug?"
 

Byakuya nahm einen grazilen Schluck Sake, bevor er wieder sprach. "Ich hatte eine Geliebte."
 

"So, so!", Kyōraku nickte anerkennend. "Das ist tatsächlich beeindruckend unartig!"
 

"Er hat sie geheiratet, wenn du dich erinnerst", bemerkte Ukitake. "Die ganze Affäre was doch ziemlich nobel.“
 

Renji erkannte, dass er scheinbar schon wieder was verpasst hatte. „Wie kann eine Verlobte eine Affäre sein?“
 

„Natürlich wenn du jemandem anderes versprochen wurdest“, erklärt Kyōraku und bot Renji die Flasche zum Nachschütten an.
 

Renji schüttelte den Kopf. Er hatte bereits zu viel getrunken. Er rieb sich die Augenwinkel, während er langsam die Enthüllung überdachte. "Also war Hisana dir nicht versprochen? Oh richtig, wie könnte sie. Sie war ja nur ein arbeitendes Mädchen aus Inuzuri. Hey, wow. Zu einer anderen Zeit hättest du auch mich auflesen können!", Renji lachte über die Idee. "Doch ich glaube nicht, dass du in eine Allee für einen Quickie gegangen wärst, aber vielleicht... Wir haben so etwas wie eine Allee zwischen uns, oder nicht?", trotz der verschreckten Gesichter aller Anwesenden für Renji nach einem leisen Pfeifen fort. "Verdammt. Das ist offensichtlich dein Beuteschema, oder?"
 

"Renji, das reicht jetzt. Du beschämst dich und mich", sagte Byakuya. Eine Hand griff nach Renjis Ärmel am Bizeps. "Vielleicht ist es Zeit, dass wir nach Hause gehen."
 

Renji merkte, wie er auf die wackeligen Beine gezogen wurde.
 

"Wa...? Oh, ok. Vermutlich", sagte Renji und blinzelte verwirrt. "Ich dachte, du fandest mich vor 2 Minuten noch charmant."
 

"Ja, das ist 2 Minuten her", sagte Byakuya. Er hatte nun beide Arme an Renji, augenscheinlich um ihn aufrecht zu halten, doch Renji spürte, wie Byakuyas Ärger seine Haut verletzte. "Jetzt strapazierst du meine Geduld."
 

"Ok", Renji grinste betrunken. Sein Kopf fühlte sich wirklich leicht und eigenartig an, als er so plötzlich auf seinen Füßen war und ihm fiel auf, dass Byakuya sauer wirklich süß aussah. Renji fragte sich, ob jemals jemand die Eier gehabt hatte, um Byakuya das zu sagen. Was der Rothaarige nun wirklich wollte, war, sich nach vorne zu beugen und Byakuya auf die Nase zu küssen. Tatsächlich tat er das auch, bis er spürte, wie sich Daumen schmerzhaft in seine Musklen bohrten. "Oh, hey, aua."
 

Byakuyas graue Augen blitzten warnend.
 

So goldig! Renji grinste dümmlich zurück.
 

Ukitake stand auf. "Ich denke, der Junge sollte die Nacht hier verbringen, Byakuya. Er ist sehr wackelig und du kannst ihn nicht tragen. Er wird es in diesem Zustand niemals schaffen. Die 6. Division ist auf der anderen Seite der Seireitei."
 

"Na, ich kann Shunpō auch wenn ich betrunken bin. Habe jede Menge Übung", sagte Renji und wollte mit einem Arm Ukitakes Sorgen zur Seite wischen, nur um zu bemerken, dass Byakuya den Arm immer noch fest umgriffen hielt. Also wurde daraus nur ein etwas peinliche Imitation eines Flügelschlags. Er drehte sich zu dem finsterblickenden Byakuya um und versuchte nicht zu kichern, als er lasziv in das versteinerte, verärgerte Gesicht blickte. "Aber, weißt du, vielleicht könnten wir auch in einem Haufen enden, wie ich damals mit den Typen von der Akademie. Dann könnten wir beide ein wenig Freiluftspaß haben, eh?"
 

Renji beugte sich für einen weiteren Kuss vor. Dieses Mal traf er auf kühle, dünne Lippen. Doch der Rothaarige spürte sofort, dass etwas nicht richtig war. Es war nicht nur Byakuyas vollkommene Unempfänglichkeit, die ihn das ahnen ließ. Eine Sekunde nachdem er die Augen geschlossen und geküsst hatte, war da ein eigenartiges Gefühl einer Brise, die durch seine Haare zog und die leichte Berührung von Knöchel, die gegen seine Wange drückte.
 

Knöchel?
 

Das ließ ihn seine Augen aufreißen und schnell zurückziehen. Byakuyas Hand war immer noch eisern um Renjis linken Bizeps gekrallt, doch die andere Hand war gehoben, als würde er zuschlagen wollen, nur dass sie von Ukitake aufgefangen wurde.
 

Es waren Ukitakes Knöchel gewesen, die Renji gespürt hatte.
 

"Was ist los?", fragte Renji, doch er hätte auch genauso gut unsichtbar für die beiden sein können, außer die Tatsache, dass er offensichtlich der Mittelpunkt ihrer Streitereien war.
 

„Lass mich los“, sagte Byakuya in einem Ton, aus dem Renji 'Wenn du leben möchtest' heraushören konnte.
 

Ukitake ließ Byakuya los, doch schritt nicht zurück. „Ich habe dich gewarnt, Byakuya. Nun gebe den Jungen frei und lasse ihn hier bei uns.“
 

„Nein. Wie ich bereits sagte, Kommandant, solltest du dich um deine eigenen Dinge kümmern.“
 

„Oh, ho! Viel Glück damit“, lachte Kyōraku trotz der Anspannung. Er stand auf, um Ukitake zu flankieren. "Einmischung ist unser zweiter Vorname. Du solltest das bereits wissen, Herr Byakuya."
 

Renji hob seine freie Hand. "Kann ich etwas sagen? Denn es ist alles in Ordnung. Niemand muss da irgendetwas aufarbeiten, ok? Können wir uns einfach beruhigen, damit ich nach Hause gehen kann?"
 

"Ja, danke, Renji", sagte Byakuya knapp. "Ihr seht also, die Angelegenheit ist geregelt. Tritt zur Seite, Kommandant."
 

Ukitake blieb standhaft. Renji hatte einen großartigen Ausblick auf den grünen Kimono und lange, fließende weiße Haare, bei denen er, so betrunken wie er war, sich zurückhalten musste, um nicht daran zu ziehen. Besonders da Ukitake so todernst klang, als er sprach. "Nur, wenn du mir bei deiner Ehre und dem Namen deiner Familie schwörst, dass dem Jungen durch deine Hand kein Leid zustößt."
 

Renji guckte dumm aus der Wäsche. "Wa...?"
 

"Das ist lächerlich", sagte Byakuya, auch wenn er nun endlich Renjis Arm losließ. "Beschuldigst du mich des Missbrauchs? Ich kann keinen solchen Schwur leisten. Er ist mein Untergebener. Willst du mir das Recht verweigern, einen Soldaten unter meinem Kommando zu disziplinieren?"
 

„Das will ich“, sagte Ukitake ohne zu zögern. „Hast du mich jemals die Hand gegenüber einen der Meinen erheben sehen, während du hier gedient hast? Es gibt Tausend Wege, den Respekt zu verdienen und die Befehle durchzusetzen ohne auf Gewalt zurückzugreifen. Mit Sicherheit weiß das auch ein Mann deines Standes und Herkunft.“
 

Renji bemerkte, wie er für Byakuya zusammenzuckte und dachte: Die Adeligenkarte ausspielen, eh? Aua. Nun würde Byakuya wie ein Unterschichtenschläger aussehen, wenn er nicht einen Schritt zurück machte. Gut gespielt, dachte Renji. Verdammt gut gespielt.
 

„Durchaus“, sagte Byakuya mit fest kontrollierter Stimme. „Das ist auch der Grund, warum ich die Bedeutung hiervon nicht verstehe. Ich kann nicht glauben, dass du denkst, ich sei zu solchen Dingen in der Lage.“
 

Es war wie eine Art verbales Fechten, dachte Renji, und Byakuya hat geschickt einen Treffer vermieden.
 

„Dann leiste den Schwur“, beharrte Ukitake. „Gib das Wort als Adeliger, dass du niemals deinen Liebhaber im Zorn schlägst, auch nicht im Spiel.“
 

„Was zum Teufel?“, fragte Renji, doch Byakuya sagte nur: „In Ordnung.“
 

„Warte, warum auch im Spiel? Ähm, nicht dass ich unbedingt Einwand erhebe, aber...“, fuhr Renji fort. „Ernsthaft, habe ich hier kein Mitspracherecht?“
 

Kyōraku tätschelte ihm bevormundend die Schulter. „Das Lamm, mein lieber Junge, kann sein Schicksal nicht entscheiden. Am Besten überlässt du das den Löwen.“
 

„Fick dich!“, spie Renji sofort, Zabimarus Grollen hallte in seiner Stimmte wider. „Ich bin von niemandem das Lamm. Ich bin immerhin zum Teil Tiger. Ich nehme es an jedem Tag mit einem Löwen auf.“
 

„Und das hast du schon“, stimmte der Braunhaarige sanft zu. „Doch nun musst du lernen, wie man mit einem Löwen zurecht kommt, ohne dass ihr beide am Ende verletzt seid oder sterbt.“
 

Renji blickte zu Byakuya, ihre Blickte trafen sich über Ukitakes Schulter. „Komm, Kommandant. Wir müssen uns diese Beleidigungen nicht gefallen lassen. Lass uns heim gehen.“
 

Für Renji war es fast schon sichtbar, wie die Spannung Byakuyas Schultern verließ und ein kleines Lächeln die Mundwinkel umspielte. „Ja, Renji. Das wäre mir sehr recht. Guten Tag, Gentlemen.“

Idle Hands

Renji lehnte sich schwer gegen Byakuya, als sie die Straßen der Seireitei entlang gingen. Der Ärger über Kommandant Kyōraku und die kühle Nachtluft half Renji, etwas auszunüchtern, doch seine Gliedmaßen fühlten sich immer noch klobig und schwerfällig an.
 

Byakuya war bereits seit mehreren Blocks ruhig. Ebenso wie Renji, dem die blumigen Beschreibungen seiner Meinung darüber ausgingen, von einem Pärchen aus einmischenden alten Kommandanten, die er als Verbündete gesehen hatte, ihn nun in die Opferrolle drängen wollten. Er blickte auf die harten Gesichtszüge von Byakuya, die kühl vom Mondlicht beschienen wurden. „Die haben Nerven, huh?“, murmelte Renji zum letzten Mal.
 

„Hmmm. Tatsächlich“, stimmte der Schwarzhaarige abgelenkt zu. „Ich glaube, du hast zu lange herumgesessen, Renji.“
 

Renji verstand sofort die angedeutete Ermahnung. Ja, dachte er, 2 Nächte hintereinander betrunken herumzustolpern musste seit dem Verlassen der 11. Division sein neuer Rekord sein. Er lebte nicht wirklich nach den 'noblen Vorstellungen'.
 

„Tut mir leid, Kommandant“, nuschelte er so zerknirscht wie möglich, während er an Byakuyas Schultern hing. „Ich habe versucht, auf mich aufzupassen. Ich schwöre.“
 

Byakuya kräuselte missbilligend die Lippen. „Glaubst du, du hast es genug ausgelaufen, um Shunpō zu versuchen? Ich würde gerne vor dem Morgengrauen das Anwesen erreichen."
 

"Klar", sagte Renji selbstsicher mit einem breiten Grinsen. "Doch an deiner Stelle würde ich nicht in meine Nähe kommen, wenn ich es versuche."
 

"Lass uns erst einmal eine kurze Distanz versuchen", schlug Byakuya vor und löste sich aus Renjis Umklammerung.
 

Renji versuchte nicht zu grummeln oder offensichtlich enttäuscht über den Verlust der Wärme zu sein, als Byakuyas Körper seine Seite verließ. Renji liebte das Gefühl von Byakuyas Schulter unter seiner Achsel. Sie passte da perfekt hin, wie 2 Puzzleteile. Der Rothaarige hätte die ganze Nacht damit verbringen können, so nebeneinander zu gehen. Und es hätte sie auch niemand gesehen. Alle Läden der Verkäufer waren fest zugesperrt.
 

Doch war Byakuya bemüht, nach Hause zu kommen. Er war schon seit dem Moment aufgebracht, als er in Ukitakes Ugendō gestürmt war und Renji dort mit den Kommandanten vorgefunden hatte. Seitdem hatte es sich auch nicht gebessert. Kyōraku schien entschlossen gewesen zu sein, alle Knöpfe bei Byakuya zu drücken. Renji wusste auch, dass er bei der Sache nicht geholfen hatte, da er betrunken und ein wenig zu verspielt in der Öffentlichkeit geworden war. Er erinnerte sich auch vage daran, dass er beinahe eine Ohrfeige kassiert hatte.
 

Wenn man davon sprach, Byakuyas Gesichtsausdruck war hart wie Stein, seit Ukitake dieses lächerliche Versprechen von ihm gefordert hatte.
 

Keine Nacht, um zu hoffen, glücklich zu werden, erkannte Renji.
 

„Warum gehst du nicht schon einmal vor?“, fragte Renji und winkte salopp ab. „Es klappt sicher besser, wenn ich mich nicht darum sorge, dich aufzuhalten.“
 

Die Erleichterung in Byakuyas Antwort war offensichtlich. „Bist du dir sicher?“
 

„Ja, total“, erwiderte Renji mit einem Grinsen. Er wollte sich wirklich für einen Kuss vorbeugen, doch er wusste es besser. „Wir sehen uns später, huh?“, sagte er stattdessen.
 

Ein kurzes Nicken war das Letzte, was Renji sah, bevor Byakuya vor seinen Augen verschwamm. Während Renji zusah, wie Byakuya verschwand, spürte er, wie die Bewunderung in seinem Herzen zunahm. Verdammt, der Mann war schnell. Es war schwer zu glauben, dass irgendjemand ihn schlagen konnte.
 

Renji war stolz, Teil der 6. Division zu sein, endlich unter jemand so unglaublichem, so... verdammt unbesiegbarem. Kenpachi nicht unähnlich, doch mit viel mehr... Stil. Es brach ihm das Herz, als ihm der Gedanke kam, was er in Nächten wie diesen für eine Enttäuschung sein musste.
 

Zabimaru zischte an seiner Seite. Vergiss niemals: Wir haben ihn auf ein Knie gezwungen.
 

„Ja, doch ich möchte ihn nicht mehr zu Fall bringen“, sagte Renji. „Ich möchte ihn unterstützen.“
 

Falls Zabimaru dazu einen Kommentar hatte, behielten sie es für sich.
 

„Ok“, sagte Renji, strich sein Shihakushō glatt und atmete tief durch. "Los geht's."
 

Der erste Blitzschritt klappte ziemlich gut, wenn man das Drumherum betrachtete. Er rollte sich am Ende ab, um sein Stolpern aufzufangen. Auch, wenn er mitten auf der Straße und flach auf seinem Rücken endete, war er nirgends hineingekracht und hatte sich nichts gebrochen.
 

Er starrte hinauf in die sternenklare Nacht und motivierte sich mit dem ersten Erfolg. "Boo-yah", fügte er für das gute Gefühl hinzu.
 

Als er wieder aufstand und den Staub von seinem Hintern klopfte, versuchte er zu schätzen, wie weit er gekommen war. Sein Autopilot hatte nur einen Steinwurf vor dem Toren der 11. Division abgeliefert. Wäre dies immer noch sein Zuhause, hätte er es geschafft. Er zog es halb in Erwägung, die Wachen zu bestechen, dort für die Nacht unterzukommen oder sich durch einen der, von Yachiru in der Nähe der Latrinen angelegten, Tunnel zu quetschen. Falls diese noch vorhanden waren und er seine Schultern dadurchbekommen würde...
 

Aber wie angepisst würde Byakuya sein, wenn er herausfinden würde, dass er abwesend und in seiner alten Einheit wäre?
 

"Ganz schön angepisst", beantwortete Renji sich die Frage selbst.
 

Richtig, dachte er mit einem weiteren Schlag, um den Schmutz aus seiner Uniform zu bekommen. Nun war die einzige Herausforderung sich daran zu erinnern, in welcher Richtung die 6. Division von hier aus lag. Renji konnte das Dach der Kantine sehen, in der Ikkaku und er manchmal gesessen hatten, bis tief in die Nacht und über Kampftechniken gesprochen oder einfach nur nach einer langen Trainingseinheit entspannt hatten. Ikkaku hatte immer zum Hügel gezeigt und ihn erinnert: "Da", hatte er gesagt, "Da ist dein Ziel."
 

"Und dann hast du gesagt: 'Nicht so weit weg, wie es aussieht'", führte Renji das Gespräch laut weiter. "Außer wenn ich an dem Tag versagt habe, dann hast du gesagt 'Objekte auf dem Hügel sind weiter weg, als es scheint.'"
 

Renji wünschte, dass Ikkaku die Position eines Kommandanten in Betracht ziehen würde. Er war ein überraschend guter Lehrer gewesen, wenn man bedachte, wie wenig Toleranz er für Schwäche hatte. Er hatte verrückte Launen gehabt, die man einfach in fiese Wut steigern konnte. Doch Renji hatte immer gewusst, wenn er wirklich erledigt war, denn dann wurde Ikkaku immer still und war gegangen, als hätte er noch nicht einmal Interesse, Renjis bemitleidenswerten Arsch aufzureißen. Das war die beste Motivation gewesen. Dafür zu kämpfen, es wert zu sein, den Kopf abgerissen zu bekommen.
 

Das hatte ihn auch irgendwie auf Byakuya vorbereitet.
 

Zu versuchen, Byakuyas Aufmerksamkeit zu erlangen, war wie der Versuch, eine Sternschnuppe zu fangen. Man hat sich zum Himmel ausgestreckt, nur um festzustellen, dass es eine Illusion gewesen war. Immer außer Reichweite, in unglaublicher Distanz.
 

Doch irgendwie hatte es Renji geschafft.
 

"Ja, gottverdammtes Wunder", tadelte sich Renji selbst. "Aber kann ich es bis zum Hügel schaffen, ohne mich selbst umzubringen?"
 

"Redest du mit dir selbst oder mit Fangzahn?", eine zarte Stimme von seinem Ellbogen ließ Renji aufschrecken. Dank seiner wackeligen Beine wäre er beinahe kopfüber auf die Straße gefallen, doch er schaffte es gerade so, seinen Fall mit einem Knie aufzufangen.
 

Von seiner Position auf dem Boden blickte er hinüber, direkt in das grinsende Gesicht von Yachiru Kusajishi. Ihr pinkter Bob hatte einen silbernen Hauch im Mondlicht. Er widerstand dem Drang, ihr durch die Haare zu wuscheln. "Bist du nicht ein bisschen lange wach, Vizekommandant?", fragte er stattdessen.
 

Sie grinste ihn an und stupste mit ihren kleinen Finger seine Nase an. "Bist du nicht ein bisschen zu betrunken, Vizekommandant?"
 

"Ja", gab Renji zu, er hatte geschielt, während er versucht hatte, ihrem Finger zu folgen. Nun ließ er sich in einen Schneidersitz auf die Straße fallen. "Das bin ich."
 

Yachiru kicherte. Dann warf sie ihre Arme um Renjis Hals und drückte ihn fest, sodass er beinahe keine Luft bekam. "Wir vermissen dich, Renji!"
 

Es war für Renji immer überraschend, dass sie bei ihm manchmal eine Ausnahme bei ihrem Spitznamenspiel machte. Zabimaru wurde nur mit einer beachtlichen Nummer von Namen, von 'Fangzahn', über 'Peitsche' bis hin zu 'Hundebiss' gerufen. Oder was auch immer ihr in manchen Momenten in den Sinn kam. Doch aus welchen Grund auch immer, war er oft auch einfach nur Renji für sie.
 

Auch wenn Yumichika ihm versucht hatte zu erklären, dass es davon käme, dass sie Zabimaru mehr mochte, war er für diese Momente auch dankbar. Von dem Moment, an dem er in die Einheit verlegt wurden war, war er sich sicher gewesen, dass er mit einem Spitznamen auf einer Kombination von 'Rot' und 'Hund' enden würde. Doch da sie niemals mit solchen Kosenamen angekommen war, hatte sich das auch niemand anderes getraut.
 

"Ich vermisse euch auch", sagte Renji, als sie ihn losließ. "Meine Füße haben mich hierher zurück gebracht. Ich vermute, ein Teil von mir denkt immer noch, dass ich hierhin gehören."
 

Ihr breites Grinsen schwand ein wenig und sie wedelte mit einem Finger vor seiner Nase. "Neihein! Du musst jetzt bei Bya-boo bleiben. Er ist viel netter, seit er einen echten Freund hat."
 

Bya-boo? Heilige Scheiße, das war zum Schreien komisch. "Ja", stimmte Renji zu und zog sich selbst auf die Füße. Ich versuche mich nur daran zu erinnern, welcher Weg mich zurückbringt."
 

"Oh! Ich weiß es", trällerte sie und nachdem sie ein wenig herumgetanzt war, zeigte sie in die entgegengesetzte Richtung, als die, die er vorher angepeilt hatte. "Da lang!"
 

"Uh, richtig. Danke", sagte er, rieb sich den Nacken und blickte zum Hügel. "Grüß den Rest von mir, ja? Ich sollte besser langsam gehen."
 

Sie winkte ihm über die Schulter. In der nächsten Sekunde hockte sie auf der Mauer, um ihm beim Gehen zuzuschauen. Sie deutete wieder in die Richtung, bei der sie sicher war, dass es die Richtige war und nickte, als solle er sich nun endlich bewegen. Er hatte gehofft, dass sie gingen würde, bevor er weitermachte. Wenn er nüchterner gewesen wäre, hätte er vorgegeben, in die Richtung zu gehen. Doch Renji wusste, dass er in seinem Zustand den Aufwand nicht betreiben konnte. Also bildete er mit dem Mund ein 'Entschuldigung' und machte sich Richtung Hügel auf.
 

Und... krachte prompt mit dem Kopf zuerst in eine Wand – NACHDEM er von einem Verandageländer abgeprallt, über 3 Dächer geschwankt und 3 Blocks entlang auf seinem Kinn gerutscht war. Er hatte die Wand mit solch einer Geschwindigkeit getroffen, dass er sicher war, dass ein Abarai-Arsch-Abdruck zu sehen war.
 

Er lag eine Weile da und fragte sich, ob er überhaupt eine längere Strecke absolviert hatte. Er überlegte, ob er einfach seine Augen schließen und sich etwas ausruhen sollte, vielleicht sogar bis zum Morgen. In dem Augenblick hörte er Yachirus Stimme. "Ich glaube, ich hab ihn ein bisschen kaputt gemacht, Bya-chan. Tut mir leid. Aber es ist seine Schuld, dass er den falschen Weg gegangen ist, ich habe ihm gezeigt, wo du bist."
 

Renji öffnete ein Auge leicht und sah Yachirus große Augen, wie sie besorgt in sein Gesicht starrten. Sie hielt Byakuyas Hand. Byakuya hingegen versuchte mit Mühen, nicht zu grinsen. "Bist du in Ordnung, Vizekommandant?", fragte er. "Das war eine monumentale Rutschpartie. Möglicherweise sogar 'legendär'."
 

Renji lachte. "Ah, das war noch gar nichts."
 

"Es scheint, als könntest du eine Hand zum Aufstehen gebrauchen", bot Byakuya an und hielt ihm eine Hand hin.
 

Yachiru tat es ihm mit ernsthaften Gesicht nach und streckte ihre Hand ebenso aus.
 

Renji nahm sie beide und gemeinsam schafften sie es, ihn auf dem Krater zu hieven, den sein Hintern hinterlassen hatte. Nachdem er sich abgeklopft und nach ernsthaften Verletzungen gesucht hatte, stellte sich der Rothaarige hinter Byakuya, der die Wand inspizierte. „Ich denke, du hast viel mehr Schaden an der Wand angerichtet, als sie bei dir“, meinte er. „Wir sollten uns in der Frühe bei der 5. Division entschuldigen.“
 

Die 5.? Verdammte Scheiße, er war in die falsche Richtung gegangen!
 

„Wir schätzen, dass du dem Vizekommandant zur Rettung geeilt bist, Yachiru“, sagte Byakuya süß. Er hatte sich hingehockt und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, dann strich sie ihr Haar glatt. Renji hatte Byakuya so noch niemals zuvor gesehen, so väterlich. Es ließ Renjis Herz in allen bescheuerten Windungen und Richtungen schmerzen. Byakuya legte beide Hände auf Yachirus Schultern und sprach sehr ernst. „Kommst du morgen früh vorbei? Wir könnten mit meinen Beigoma spielen.“
 

Sie klatschte in ihre Hände und küsste Byakuya auf die Stirn. „Oh, ja! Kreisel! Darf ich dann den mit den Kirschen drauf haben?“
 

Byakuya sah aus, als würde er tatsächlich 'Nein' sagen. Stattdessen stand er auf. „Vielleicht. Wir werden dann sehen. Du hast uns immerhin einen großen Gefallen getan. Nun lauf schnell nach Hause oder wir müssen uns bald mit Zaraki rumschlagen.“
 

Sie streckte sich nach Byakuyas Hand aus und drückte sie. „Ok, bis morgen. Bya-bya!“
 

Renji war sich sicher, dass er breit grinste, da es wie 'bye-ya, bye-ya' klang.
 

Byakuya jedoch winkte ihr traurig zum Abschied und der Ausdruck in seinen Augen ließ Renji denken, dass wenn er könnte, würde er sie in die Arme nehmen und zum Anwesen bringen. Sie kicherte und war dann verschwunden.
 

„Du bist ihr zugetan, huh?“, bemerkte der Rothaarige.
 

„Du blutest auf deine Uniform“, war Byakuyas Antwort. „Du solltest das verarzten lassen.“
 

Ah, also war das Thema Zuneigung gegenüber der kleinen Vizekommandanten bereits an seiner Grenze, eh? Renji grinste Byakuya wissend an. „Ja, Kommandant.“
 

Byakuya starrte immer noch in die Richtung, in der Yachiru verschwunden war. Er seufzte. „Es ist eine Schande, dass sie von solchen Barbaren umgeben ist.“
 

Renji lachte schnaubend. „Ja, nun ja. Du kannst diesen Barbaren dafür danken, dass sie ihr lesen und schreiben beigebracht haben.“
 

„Was? Aber ich dachte, ich...“
 

„Du bist nicht der Einzige, der nach ihr schaut, weißt du“, sagte Renji und tastete wieder sein Kinn ab. Es schien fast vollständig aufgehört haben, zu bluten. „Ich habe ihr nicht viel beigebracht. Es war nur so, dass sie oft bei mir im Büro war, wenn ich den Papierkram für die Division erledigt habe“, erklärte Renji, als Byakuya ihn weiter neugierig angeschaut hatte. „Weil es natürlich ihr Büro war, sie hat immer da gesessen und so getan, als mache sie das, was ich gemacht habe. Also habe ich ihr ein paar Grundlagen gezeigt. Wie sie ihren Namen schreibt zum Beispiel, so konnte sie wirklich helfen.“
 

„Renji, das ist... außergewöhnlich vorausschauend von dir.“
 

„Schau nicht so geschockt“, sagte Renji und beäugte einen Kratzer an seinem Ellbogen. „Ich habe meine Momente. Außerdem mag ich kleine Kinder. Und, weißt du, Yachiru ist besonders.“
 

Byakuya nickte ernst. „Ja, ich weiß.“
 

Der Rothaarige fragte sich, was sein Kommandant gerade dachte. Er wartete darauf, dass er vielleicht mit der Sprache herausrückte. Stattdessen schüttelte Byakuya sich kurz und blickte dann wieder Renji an.
 

„Bist du in der Verfassung, es zurückzuschaffen? Oder sind wir auf die Freundlichkeit der 5. Division angewiesen?“
 

„Wie meinst du das?“, fragte Renji.
 

„Dort sind die Quartiere des Kommandanten und Vizekommandanten frei“, erklärte der Schwarzhaarige.
 

„In Aizens Bett schlafen?“, Renji spürte, wie beim bloßen Gedanken das Blut aus seinem Gesicht wich. „Oder in Momos?“
 

„Warum nicht?“, fragte Byakuya. „Es ist vielleicht unsere einzige Wahl, wenn man deinen Zustand bedenkt. Außerdem glaube ich nicht, dass ich für den Schaden aufkommen kann, den du in der Seireitei hinterlässt, wenn du dich noch einmal in Shunpō versuchst.“
 

Renji lachte, rieb seinen wunden und schmerzenden Hintern. „Ja, wahrscheinlich nicht.“
 


 

Eine bemerkenswert erschöpft aussehende 3. Offizierin ließ sie ohne ein Wort des Protests hinein. Tatsächlich schien sie sogar dankbar für die Unterstützung. „Wir schicken nach einem Sanitäter“ bot sie an, während sie eine Laterne hob, um Renjis Gesicht zu begutachten. Sie blickte zu Byakuya, ihre Augen blieben am Kenseikan hängen, dann verbeugte sie sich tief. „Ich bezweifle, dass wir etwas Passendes für sie haben, aber sie sind natürlich im Kommandantenquartier willkommen.“
 

„Das wäre mehr als ausreichend“, sagte Byakuya mit einem kurzen Blick zu Renji, als wollte er 'Habe ich dir doch gesagt' sagen. „Vielen Dank.“
 

Zu Renji sagte sie: „Tut mir leid, aber unsere Vizekommandantin erholt sich hier. Ich kann ihnen ein Feldbett besorgen, Vizekommandant. Oder... uh, es gibt viel Platz in den Quartieren der Ranglosen.“
 

Renji verstand sofort der Grund für ihre Verlegenheit. Es ging nicht unbedingt darum, dass sie ihm solch ein niederes Quartier anbot, sie schämte sich dafür, dass so viel Platz war, da nach Aizens Verrat viele Mitglieder die Einheit gewechselt hatten. Er wollte ihr gerade sagen, dass es ihm egal war, wo sie ihn hinsteckte, so lange er niemanden im Weg war, als Byakuya sie überraschte in dem er sich räusperte und erklärte: „Der Vizekommandant kann bei mir bleiben.“
 

„Aber, Kommandant“, protestierte die 3. Offizierin. „Kommandant Aizens... Ich meine, das Quartier des früheren Kommandanten ist viel kleiner, als alles, was sie gewöhnt sind. Da bin ich mir sicher. Da ist kein Platz für eine weitere Matratze. Sie müssten sich ein Bett teilen.“
 

„Ich bin mir sicher, dass wir für eine Nacht auf Bequemlichkeiten verzichten können“, sagte Byakuya kühl, um die Diskussion zu beenden. „Wir haben ihre Gastfreundlichkeit schon genug strapaziert, 3. Offizier“, fügte er hinzu, nur um dies noch einmal zu unterstreichen.
 

„Ja, Kommandant“, sagte sie und entschuldigte sich mit einer tiefen Verbeugung, um den Sanitäter zu holen.
 

„Bist du dir dabei sicher?“, fragte Renji, als sie gegangen war. „Ich meine, bist du nicht besorgt, was die Leute dazu sagen?“
 

„Sie werden eher über die Umstände reden, die uns hierher gebracht haben, statt unserer Schlafgestaltung“, erwiderte Byakuya. „Ich bin mir sicher, dass dein betrunkener Shunpō auch außerhalb der Akademie ziemlich legendär wird.“
 

Renji beugte seinen Kopf. „Es tut mir leid.“
 

„Es ist in Ordnung. Ich hätte dich nicht dir selbst überlassen sollen“, sagte Byakuya und überraschte Renji damit, dass Humor in seiner Stimme mitschwang. „Ich bin froh, dass du nicht ernsthaft verletzt wurdest. Nebenbei denke ich, dass die 5. Division erfreut ist, das für eine Weile nicht alle Gerüchte in der Seireitei ihren früheren Kommandanten beinhaltet.“
 

„Huh“, irgendwas an Byakuya ließ in Renji eine Idee aufkommen. „Weißt du, was wir alle brauchen? Ein Futsal-Wettkampf zwischen den Divisionen.“
 

„Futsal?“, seufzte Byakuya. Er hatte gestanden, während er mit dem 3. Offizier im beengten Büro geredet hatte, doch nun kam er herüber, um sich auf die Kante des Tisches zu setzen, der neben dem Stuhl stand, auf dem Renji saß. „Muss es bei dir immer Futsal sein?“
 

„Nun ja, warum nicht?“, beharrte Renji. „Aber ok, in Ordnung. Es muss nicht Futsal sein. Ich weiß, dass Kommandant Hitsugaya Fußball mag. Wir könnten das spielen.“
 

Byakuya schien das tatsächlich in Erwägung zu ziehen. „Weißt du, da hast du vielleicht tatsächlich eine gute Idee, Renji. Es wäre nett zu sehen, wie sie sich gegenseitig anfeuern. Es wäre auch eine gute Sache, die Mannschaften zu mischen. Es geht auch divisionsübergreifend oder vielleicht auch Männer gegen Frauen.“
 

„Scheiße, Nein! Wir kriegen unsere Ärsche aufgerissen“, sagte Renji.
 

Der Sanitäter hatte natürlich diesen Moment gewählt, um an der Tür zu erscheinen und wäre beinahe zurückgeschreckt, als er die Vehemenz in Renjis Stimme hörte.
 

Byakuya lachte tatsächlich leicht, als er aufstand. „Wir bereden die Idee über ein Fußballturnier innerhalb der Hofgarden“, erklärte er.
 

„Oh“, das Gesicht des Sanitäters hellte sich auf. „Ich liebe Fußball. Wir spielen es ab und an in meiner Divisionen. Wann soll es stattfinden? Ich schreibe mich sofort ein.“
 

„Es wird stattfinden, sobald Renji es organisiert hat“, sagte Byakuya und zeigte dem Sanitäter seinen Patienten, in dem er vage in dessen Richtung gestikulierte, in der Renji saß.
 

„Warte? Ich? Es organisieren?“
 

Der Sanitäter kam herüber, um Renjis Aufschürfungen zu inspizierten. „Was haben sie getan? Mit ihrem Gesicht gebremst, Vizekommandant?“
 

„Das ist genau das, was passiert ist“, sagte Byakuya in einem Ton, den der Rothaarige schon fast als schadenfroh bezeichnen würde. Dann wandte er sich wieder zu Renji. „Natürlich organisierst du es. Du bist allgemein sehr beliebt und gut in dieser zwischenmenschlichen Beziehungssache. Du wirst Zugang zu meinem privaten Rücklagen haben, um Ausrüstung zu besorgen, die benötigt wird. Wir können auch schauen, ob wir einen geeigneten Platz auf dem Anwesen finden, um es auszutragen. Doch vielleicht können wir uns mit Ukitake vertragen, denn am Ende der 13. Division liegt ein ungenutzter Trainingsplatz. Es ist ein alter Steinbruch, aber ich denke, das Gras darum ist wie ein natürliches Stadion. Die Leute könnten picknicken.“
 

Offensichtlich passierte es bereits in Byakuyas Kopf, dachte Renji mit einem Grummeln und einen Zusammenzucken, als der Sanitäter etwas Dreck aus der Wunde an seinem Kinn wischte. Während er also gepiesackt wurde, versuchte er sich gedanklich Notizen über Byakuyas Vorstellung zu dieser Veranstaltung zu machen. „Ich sage immer noch, es sollte Futsal sein“, grummelte Renji.
 

„Niemand außer die spielt das, Renji.“
 

„Es ist nicht so schwer zu lernen“, murmelte er, als der Sanitäter Desinfektionsmittel auf sein Kinn schmierte und er ein Geräusch unterdrücken musste. „Hey, sei sanft! Ich bin ein zerbrechliches Pflänzchen!“
 

„Ja, natürlich. Das sind sie, Vizekommandant“, antwortete er sarkastisch, während er die Bandage zurechtschnitt.
 

Die 3. Offizierin steckte ihr Kopf ins Büro, um sich den Fortschritt anzuschauen. Zu Renjis vollkommener Verblüffung, fragte Byakuya sie: „3. Offizier, was sagst du? Würdest du ein Hofgardenturnier in Fußball oder Futsal vorziehen?“
 

Sie blinzelte. „Was ist Futsal“, wollte sie dann wissen.
 

„Da hast du deine Antwort, Renji“, sagte er in einem süffisanten Ton. Renji konnte nicht glauben, wie sehr sich Byakuya mit der ganzen Sache anfreunden konnte. Es ließ in breit grinsen, obwohl sein Kinn immer noch schmerzte.
 

„Ja, in Ordnung, Kommandant. Sie haben bereits gewonnen!“, lachte er und hob kapitulierend die Hände. „Es wird Fußball. Ich beginne morgen mit den Vorbereitungen.“
 

„Endlich“, sagte Byakuya, wie nach einem langen Leiden, doch Renji konnte den amüsierten Unterton erkennen. „Letztendlich haben wir etwas gefunden, was deine gefährlich rastlosen Hände beschäftigt.“

Like Leaves in Fall

Renji hing im Türrahmen, als Byakuya zögernd in das Schlafzimmer trat, welches vorher Sōsuke Aizen gehörte. Soweit es Byakuya sagen wollte, war seit Aizens 'Mord' nichts verändert worden. Auf dem Tisch in der Ecke standen immer noch Pinsel, Tinte und Papier, wo er vermutlich seine letzten Worte geschrieben hatte. Genauso hatte niemand die leichte Matratze vom Boden entfernt, auch wenn es offensichtlich war, dass die 3. Offizierin abgestaubt und die Laken für sie gewechselt hatte.
 

Byakuya war im Raum herum gegangen und hatte alles betrachtet. Dann hielt er inne, fokussierte sich auf die einfache Kalligrafie, die an der Wand hing.
 

„Was sagt es?“, fragte Renji vom Türrahmen aus.
 

„Es ist schwer zu sagen“, gab der Schwarzhaarige zu. Er legte für einen Moment in Gedanken einen Finger an den Mund. Dann hob er die Hand und fuhr die Linien des Kanji mit fließenden Bewegungen in der Luft nach. Nachdem seine Finger jeden Strich imitiert hatten, war er in der Lage, zu erklären. „Es gibt nur 2 Wortstämme, doch eine genaue Aussage wäre täuschend. Auf die eine Weise gelesen, könnte es einfach nur 'die Zukunft' heißen, doch es könnte auch 'Himmel' oder 'die andere Welt' aussagen.“
 

War es das? Das Jenseits? Hatte Aizen versucht, sich ständig daran zu erinnern, dass er tot war, immer in der anderen Welt lebte? Oder hatte er nach vorne geschaut, in eine Zukunft an einem anderen Ort, unter den Dämonen der Hölle?
 

Renji Stimme war nur ein heiseres Wispern. „Ich kann hier nicht blieben.“
 

Byakuya drehte sich rum, irritiert, dass Renji immer noch vor der Türschwelle zögerte, wie ein schreckhafter Welpe. Nur sein Gesicht, mit großen Augen, blickte um die Ecke in den Raum hinein.
 

„Um Himmels willen, Renji. Es gibt nichts, worüber du nervös sein brauchst. Verrat ist wohl kaum ansteckend.“
 

„Vielleicht nicht“, sagte Renji und hatte immer noch den Türrahmen so umgriffen, dass seine Knöchel weiß waren. „Aber es stinkt hier nach Aizen.“
 

Byakuya öffnete den Mund, hatte vor Renji vorzuhalten, dass er ein Narr war, doch er hielt inne, da ihm ein anderer Gedanke traf. „Du meinst wortwörtlich? Du hast einen Geruch entdeckt, der dich an ihn erinnert?“
 

„Ja, so etwas in der Art“, sagte Renji. Er hob den Kopf, als würde er schnüffeln. Die Tattoos auf seiner Stirn ließen ihn besonders misstrauisch und unbehaglich wirken.
 

Byakuya konnte nichts riechen. Wenn er sich konzentrierte, konnte er vielleicht die Waschseife der frischen Leinen oder den Geruch vom gefallenen Regen in der Nachtluft erahnen. Doch Renjis Nase war ungewöhnlich, fast schon unnatürlich scharf. „Wie ist es?“, fragte Byakuya laut. „Was genau riechst du?“
 

Renji schien bei der Frage überrascht. Er begann sich das Kinn zu kratzen und erinnerte sich dann an die große Bandage über der Wunde am Kiefer. „Oh, nun ja... Aizen riecht nach etwas totem und verrottenden, aber... seltsam angenehm. Weißt du, wie gefallenes Laub im Spätherbst oder Pilze an gefällten Bäumen. Dein Gehirn sagt, dass du es als Geruch des Verfalls erkennen sollst, aber es hat trotzdem etwas Nettes, fast schon Gemütliches.“
 

Guter Gott. Es war eine perfekte Zusammenfassung von allem, was man über den Charakter von Sōsuke Aizen wissen musste. Es waren Momente wie dieser, die Byakuya regelmäßig alles, was er bisher über Renji wusste, neu einschätzen ließ. Er war vielleicht auf seinem Gesicht durch die Seireitei gehüpft, wie ein Stein über Wasser, aber er war kein Narr. "Du hast das schon immer an ihm wahrgenommen? Selbst von Beginn an?"
 

Renji zuckte zusammen, als wäre er über der Tatsache beschämt. "Ja, aber, scheiße. Das ist kaum ein Beweisstück für eine Anklage, oder? 'Renji denkt, Aizen stinkt.' Das wird kein Kriegsgericht auf den Plan rufen. Ich meine, Zabimaru hat ihn auch nie gemocht, aber wer hätte außer mir wert auf diese Aussage gelegt?"
 

Kein Wunder, dass Aizen Renji als lästig empfunden hatte. Die beiden – Renji und Zabimaru – hatten ihn irgendwie durchschaut oder besser gesagt, hatten sich einen Weg um die Illusionen 'erschnüffelt' und damit ein bisschen von der Wahrheit herausgefunden.
 

Nun war Byakuya unglaublich neugierig über eine andere Sache. Es war eine egoistische Frage, also richtete er seinen Blick auf den Boden. "Sag mir, was ist mit mir? Wonach rieche ich?"
 

Renji war unüblich lange still, sodass Byakuya wieder aufblickte und versuchte, seine Gedanken in seinem Gesicht zu erkennen. Falls Renji immer noch Bedenken hatte, Aizen Raum zu betreten, hatte Byakuyas Frage dies zur Seite geschoben. Verwegen trat er ein, überbrückte die Distanz zwischen ihnen. Tatsächlich stand Renji nun ein wenig zu nah. Er schien den natürlichen Drang von Byakuya zu erahnen, einen Schritt zurückzumachen, also griff er leicht nach seinem Arm, drängte ihn, stehen zu bleiben. Dann, wie so oft, vergrub sich Renjis Nase in Byakuyas Haaren. Renji musste unmöglich noch einmal riechen, um ihm eine Antwort zugeben. Byakuya erwischte ihn immer beim Schnüffeln, selbst in seltsamen, vage unangemessenen Situationen.
 

Byakuyas eigene Nase war an Renjis Hals, nahe an der Wange. Er versuchte selbst, diesen einzigartigen Geruch des Mannes herauszufinden. Dabei ließ er automatisch seine Arme um Renjis Taille gleiten und lehnte sich zu den Haaren vor. Die leuchtendroten Strähnen waren wie immer im Pferdeschwanz, doch Byakuya kam den Haaren und der Haut näher, schloss die Augen und atmete tief durch die Nase.
 

Der Schwarzhaarige fing einen Hauch von etwas Bekanntem auf. Doch es war einfach nur... Renji.
 

Doch wenn es etwas Charakteristisches an Renji gab, dann die Weise, wie natürlich er roch. Da waren niemals starke Parfüms, Aftershave oder Shampoos, die es überlagerten. Nein, selbst nach einem langen Kampf auf dem Übungsplatz verströmte Renji nie diese durchdringende, übertünchende Derbheit, wie viele Männer es taten, wenn sie zu lange kein Bad genommen hatten.
 

Oder... vielleicht mochte Byakuya einfach nur den Geruch von Renjis Schweiß.
 

Was war es, was Renji über Aizen sagte? Der rationale Teil des Gehirns sagte Byakuya, dass er solch einen niederen, animalischen Geruch nicht anziehend finden sollte, doch er tat es.
 

Renjis Stimme war sanft an seinem Ohr. „Vielleicht sollte ich fragen, was du riechst, huh?“
 

„Zuhause“, wisperte Byakuya. Es war das Erste, was ihm in den Sinn kam, selbst wenn es überhaupt keinen Sinn machte. Nichts an Renjis Geruch erinnerte ihn an den Ort, an dem er lebte... Außer vielleicht die angenehme Erinnerung von Spaziergängen in der Sonne durch Felder mit hohem Gras. Oder der Geruch von frisch gepflügter Erde. „Ja“, sagte Byakuya. „Das ist es. Du riechst nach Dreck.“
 

Renji gluckste und schüttelte den Kopf. „Dreck. Das ist... wow, du weißt wirklich, wie man einem Kerl Komplimente macht, was?“
 

Byakuya spürte, wie Röte sich auf seinen Wangen ausbreitete. „Ich meinte das nicht als Beleidigung, ich schwöre.“
 

Renji schob sich etwas von Byakuya weg, sodass dieser erkennen konnte, dass er grinste. „Ich weiß, was du meintest. Es ist nur lustig, besonders weil ich dir sagen wollte, dass du nach Geld riechst.“
 

Nun war Byakuya derjenige, der sich etwas gekränkt fühlte. Aizen hatte Poesie über fallendes Laub erhalten und alles, was Renji über ihn sagen konnte war, dass er nach 'Geld' roch? „Was soll das bedeuten?“
 

Wenn Renji die Ernüchterung in Byakuyas Frage gehört hatte, schien es ihn nicht zu entmutigen. Er lehnte sich vor und küsste leicht Byakuyas Stirn, bevor er fortfuhr. „Hast du jemals wirklich an einem Geldschein gerochen? Besonders an den Alten, bei denen das steife Papier geschmeidig und weich geworden ist? Es riecht nach Geschichte, nach all den Händen, die er in der Zeit durchlaufen hatte, doch da ist ein würziger Oberton, wie der Geruch von frischer Tinte oder Geschmack nach Kupfer, das ist... erhebend. Es riecht nach einem Versprechen.“
 

Geschichte und ein Versprechen. Ah. Dann war es in Ordnung.
 

Doch Renji war noch nicht fertig. „Doch es hat mich Ewigkeiten gekostet, dich unbeobachtet zu erwischen und dein wahres Ich zu riechen. Es ist meistens von einem blumigen Geruch überdeckt...“
 

„Kirschblüten?“, fragte Byakuya enttäuscht.
 

„Nein“, erwiderte der Rothaarige mit leisem Lachen. „Die rieche ich nur, wenn du versuchst, mich zu töten. Doch selbst Senbonzakura riecht mehr nach Blut, als nach Kirschen.“
 

„Oh?“ Konnte er wirklich Senbonzakura riechen?
 

Byakuya bemerkte, dass er immer noch nah genug stand, dass er seinen Kopf zurücklegen musste, um Renji in die Augen zu schauen. Renjis Arme waren um seine Taille geschlungen, seine eigenen hatten sich von selbst auf Renjis Rücken gelegt. Der Rothaarige streckte sich so der Umarmung entgegen, dass sich ihre Bäuche leicht streiften.
 

„Ja“, sagte Renji, als sich ihre Augen trafen. „Du riechst wie eine Nachtblüte, wie Jasmin.“
 

Byakuya lächelte schief. „Also ist selbst der Duft, den ich 'verstecke' , laut dir, flüchtig und rar.“
 

Renji beugte sich herab, um seine Lippen für einen langen, leidenschaftlichen Augenblick einzunehmen. Als er sich zurückzog, schienen sie gleichzeitig Luft zu holen. „Jep“, sagte Renji mit einem breiten wölfischen Grinsen. „Ganz genau.“
 

Als er zum angriffslustigen und selbstsicheren Grinsen blickte, fragte sich Byakuya, ob der Rothaarige jemals aufhören würde, ihn zu überraschen und zu beeindrucken.
 

Er hoffte nicht.
 

Er hob seine Hand und strich leicht über einen Kratzer auf Renjis Wangenknochen, der offensichtlich als zu oberflächlich erachtet worden war, um die Aufmerksamkeit des Sanitäters auf sich zu ziehen. „Du Riesentölpel“, sagte er liebevoll. „Tut es weh?“
 

„Noch nicht“, versicherte ihm Renji mit einem verruchten Glitzern in seinen Augen, dass nur besonders keck durch die Bandage wirkte, die auf sein Kinn geklebt worden war. „Im Moment bin ich immer noch unbesiegbar.“
 

Also immer noch betrunken? Byakuya schnaubte leise und amüsiert. „Natürlich bist du das.“
 

Es war offensichtlich in der Weise, wie Renji sich zu ihm vorlehnte, dass er immer noch sehr erregt war. Während Byakuya keine Bedenken hatte, ein Quartier eines anderen Kommandanten in Beschlag zu nehmen, konnte er es nicht beschmutzen. Noch Wichtiger, irgendeine körperlichen Beweis für Unzucht mit einem Untergebenen der Wäscherei einer anderen Division überlassen.
 

Byakuyas Hände lagen immer noch auf Renjis Gesicht und dieser lehnte sich in die Berührungen. Lippen knabberten und küssten die empfindliche Haut von Byakuyas Handflächen.
 

Warum war dieser Mann so frustrierend unwiderstehlich? „Renji, wir können das nicht. Nicht hier.“
 

Ehrlich gesagt war Byakuya überrascht, dass Renji überhaupt für etwas derartiges zu haben war. Nicht nur, dass er von seinem Hochgeschwindigkeites-Purzelbaum über die Dächer, sondern... Zu sehen, wie seine Hand auf Renjis Wange lag, ließ Byakuya einen tiefen Stachel der Schande und Reue spüren. Es war besonders schmerzvoll, wenn er spürte, wie leidenschaftlich er seine Lippen gegen die Hand drückte, die ihn herzlos geschlagen hätte.
 

Ukitake hat recht. Ich habe eine unschuldige Seele geschunden.
 

Welche Art von Monster würde überhaupt seine Hand gegen solch unverbesserlichen Charme und Hingabe erheben?
 

Jemand, der seinem Großvater weitaus ähnlicher war, als er sich geschworen hatte, jemals zu sein, dachte Byakuya unglücklich. Doch die Sache mit Rukia hatte ihn gelehrt, dass es niemals zu spät für Wiedergutmachung war, um eine Änderung zu versuchen. „Renji... es tut mir leid.“
 

Die Situation komplett missverstehend, zog Renji seine Lippen von Byakuyas Hand zurück. „Mach dir keine Sorgen darüber. Das Bett von jemanden anderes und all das“, sagte er und ließ die Taille des Schwarzhaarigen los. Dann trat er einen Schritt zurück und hob seine tätowierten Augenbrauen zweideutig. „Jedenfalls kann ich auch nur mit dir schlafen.“
 

Byakuya lächelte. „Das ist... erfreulich“, sagte er und fühlte sich etwas vom Weg abgebracht. Renji begann, sich bettfertig zu machen. Er löste sein Bandana und öffnete sein Haar. Es fiel in dicken, roten Strähnen in sein Gesicht. Byakuya musste wegschauen, damit er sich darauf konzentrierten konnte, was er sagen wollte. „Doch ich wollte mich dafür entschuldigen, was vorher passiert war. Als ich... Als Kommandant Ukitake gezwungen war, einzugreifen.“
 

Der schnaubende Laut von Renji, ließ Byakuya wieder aufblicken. Renji hatte das Haarband um sein Handgelenk gebunden und wickelte seine Haare in einen groben Zopf. Es war fesselnd, wie einige besonders hartnäckige Strähnen bei jeder Drehung herausragten. „Vergiss das. Ich habe gemeint, was ich Kommandant Kyōraku gesagt habe. Ich habe lange Zeit auf mich selbst augepasst. Ich brauche niemanden, der um mich herumtänzelt, als wäre ich plötzlich eine chinesische Puppe", er zeigte mit dem Finger auf Byakuya. "Vor allem nicht von dir."
 

Byakuya ließ das Kenseikan aus seinen Haaren gleiten und suchte eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit. Er entschied, dass Aizens Schreibtisch in Ordnung war, auch wenn er der Tür sehr nahe war. Kein Offizier, auch keiner von Aizen, würde sich wagen, das Kenseikan zu stehlen. Er drehte sich um und beobachtete, wie Renji sein Obi löste. "Warum vor allem nicht von mir?", fragte er.
 

"Ich möchte niemals, dass du dich bei mir zurückhältst. Ich will alles, was du hast."
 

"Aber..."
 

Renjis Augen blitzten auf. "Nein", sagte er und stieg aus seinem Hakama. "Ich meine das so. Ich will dich ohne Tabus. Ohne eine Sekunde zu überlegen oder dumme Versprechen oder die verdammt lächerliche Idee, dass du mich vielleicht verletzen könntest. Natürlich wirst du mich verletzten! Liebe tut das, wenn du darum kämpfst, sie zu erhalten."
 

Es schien, als hätte er und Renji in Sachen Liebe ähnliche Erfahrungen gemacht. "Durchaus. Doch es besteht immer noch keinen Grund für mich..."
 

Renji schnitt ihm wieder die Worte ab. "Hey! Hast du mich nicht gehört? Ich mach den Scheiß nicht mit. Schlag mich das nächste Mal, wenn du meinst, dass ich es verdient habe. Wenn du dich zurückhältst, werde ich dich dafür hassen. Dann weiß ich, dass du mich nicht respektierst, nicht glaubst, dass ich es aushalten könnte."
 

Byakuyas perplexer Gesichtsausdruck wich langsam einem kleinen Lächeln. Er nickte leicht, bestätigend. „Also gut. Es wird so sein, wie du es wünschst.“
 

Renji nickte. „Gut“, fügte er verdrießlich hinzu.
 

Als Renji aus der Kosode schlüpfte, fragte Byakuya: „Du planst nicht, nackt zu schlafen, oder?“
 

Renjis dunkle Stimmung schien zu brechen und er grinste den Schwarzhaarige lasziv an. „Heh, du weißt, dass würde ich. Doch da vermutlich uns jemand wecken kommt, werde ich die Shitage anlassen. Es wird schon schwer genug, mich die Nacht nicht an dich zu kuscheln.“
 

„Durchaus“, stimmte Byakuya zu.
 

Renji stand nun im langen Untergewand da. Damit es nach Schlafkleidung aussah, hatte er die Enden entknotet und den Obi von der Uniform verwendet. So gesichert ließ es jedoch tiefer blicken, als der Shihakushō, zeigte verlockende Andeutungen von Tinte auf Brust und Torso. Renji grinste neugierig. „Währenddessen wirst du in voller Uniform schlafen, richtig?“, fragte er.
 

„Nein“, sagte der Kommandant und zog seinen Haori aus, um ihn über Aizens Raumtrenner zu hängen. „Aber fast.“
 

Der Rothaarige zog die Decken zurück. „Das wird wohl in die Annalen eingehen, huh? Wann war das Letzte Mal, als du komplett gekleidet auf dem Boden geschlafen hast?“
 

Byakuya krabbelte zwischen die Laken und überlegte. „Ich habe erst vor Kurzem auf dem Boden geschlafen. Mit dir, während meiner Genesungszeit. Aber ja, ich denke, dass letzte mal, als ich in Kleidung für den Tag geschlafen habe, wird in meiner Kindheit gewesen sein.“
 

Renjis Kopf lag bereits auf dem Kissen und beobachtete, wie Byakuya sein Kissen aufschüttelte und positionierte. „Ich wette, du warst ein süßes Kind.“
 

„Ich war ein verzogenes Balg“, gab Byakuya zu. „Yoruichi ist so nett, mich regelmäßig daran zu erinnern.“
 

Renji lachte. „Yoruichi hat das größte Paar Eier, die...“, er zögerte einen Moment, als müsse er nach den richtigen Worten suchen. Mit einem frustrierten Grunzer fuhr er fort. „... eine Person haben kann.“
 

„Was meinst du?“, Byakuya rollte sich zu ihm und richtete sich auf einem Ellbogen auf, um Renji stirnrunzelnd anzusehen. „Du weißt ganz genau, dass Lady Yoruichi weiblich ist.“
 

„Teilzeit“, bemerkte Renji sachlich.
 

Also hatte sie Renji ihre Fähigkeit gezeigt? Byakuya nickte und gab seine gespielte Irritation über Renjis Aussage auf. „Das ist tatsächlich auch die Tatsache, wie sie die Erbin wurde“, bemerkte Byakuya. „Normalerweise geht der Titel des Familienoberhauptes an den ältesten Sohn. Sie hat behauptet, das zu sein. Und wenn die Geschichten, die sie darüber erzählt, wahr sind, dann hat sie es auch anschließend bewiesen. Öffentlich.“
 

Renji schnaubte. „Wie ich sagte. Größten Eier. Einer Person. Jemals.“
 

„Hmm“, machte Byakuya, schlängelte seine Hand unter den weißen Stoff von Renjis Shitage, um vertraute Linien nachzufahren. „Sollte ich eifersüchtig sein?“
 

Zu Byakuyas Überraschung, errötete Renji ein wenig. Ah! Also sollte er es.
 

„Nein!“, sagte Renji viel zu schnell. „Ich... Das ist... nun ja, sie ist beeindruckend, nicht wahr? Ich meine, als Kämpferin. Du weißt, mit dem Ganzen Hakuda und Hohō. Das ist total heiß... ähm, cool.“
 

Byakuya musste sich von einem würdelosen Augenrollen abhalten. „Ich vermute“, presste er heraus. „Für einige.“
 

Renji fuhr mit hervorsprudelnden und zurückrudernden Worten fort. Währenddessen fragte sich Byakuya nicht zum ersten Mal, wie Renjis sexuelle Geschichte wohl sein mochte. Was fand er normalerweise attraktiv? Waren da mehr Frauen oder mehr Männer gewesen oder war seine Aufmerksamkeit gleichermaßen aufgeteilt? Byakuya hat nur von ein paar gehört. Eine unerwiderte Sache mit Vizekommandant Hisagi, eine Anzahl namenloser Partner in der 11. Division und die Tatsache, dass Vizekommandant Kira wohl mal ein potenzieller Ansprechpartner für einen Dreier gewesen wäre.
 

Und natürlich hatte er auch Rukia geliebt.
 

Byakuya hatte niemals einen der beiden gefragt, wie tief das gegangen war. Doch Renji war bereit gewesen, für sie zu sterben. Ebenso wie er selbst. Vielleicht bedeutete das, dass es nicht mehr als eine brüderliche Liebe war.
 

„Du glaubst kein Wort von dem, was ich sage, oder?“, fragte Renji besorgt und geradeheraus.
 

Er hatte eigentlich gar nicht zugehört, doch währenddessen hatte seine Hand Renjis Brust halb entblößt. Renjis Brustwarze schien ihn anzustarren, als würde sie darum betteln, berührt und gezwickt zu werden.
 

Himmel, das würde eine lange Nacht werden.
 

Byakuya atmete tief durch und zog den Stoff von Renjis Shitage wieder zusammen. Schroff verdeckte er so viel der Verführung, wie er konnte. Er legte sich zurück und faltete die Hände über seiner Brust, in der Hoffnung, sie bei sich behalten zu können. „Ich denke, dass du wahrscheinlich Lady Yoruichi sehr attraktiv findest, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, warum“, sagte er an die Decke gerichtet.
 

„Ich bewundere ihre... Willenskraft...?“, schlug Renji matt vor.
 

„Tatsächlich. Und ich lese Kinoe no komatsu* wegen dem literarischen Wert“, sagte Byakuya trocken.
 

Renji gluckste und rollte sich herum, um sich gegen Byakuyas Seite zu drücken. Er wollte gerade einen Arm um Byakuyas Taille werfen, als er inne hielt. „Ach, scheiße“, murmelte er. Dann rutschte er widerwillig und mit einem dramatischen Schnauben ein paar Zentimeter weg. „Hab's vergessen.“
 

Schwer seufzend versuchte Byakuya, die Wärme von Renjis Körper nicht zu vermissen.
 

Unter der Decke schlich sich Renjis Hand zu der des Schwarzhaarigen. Er angelte sie von dessen Brust und verschränkte ihre Finger ineinander.
 

Somit schlief Byakuya ein, während er Renjis Hand hielt.

Scent of Blood

Renji blieb die ganze Zeit wach, hielt Byakuyas Hand und hörte ihm beim Atmen zu. Als er sicher war, dass der Schwarzhaarige schlief, befreite er vorsichtig seine Finger und verließ Aizens Bett.
 

"Tut mir leid", wisperte er, als er die Tür zu zog. "Aber ich habe dir gesagt, dass ich hier nicht schlafen kann." Es war nicht nur der Geruch von Aizen, der ihn aufwühlte und rastlos machte. Da gab es jemanden, den er sehen musste.
 

Renjis nackten Füße tappten leise unter der Kolonnade, bis er am Quartier des Vizekommandanten ankam. Da er die Anwesenheit eines Heilers auf der anderen Seite spürte, klopfte Renji leise. Die Tür schob sich zögernd auf und Renji erkannte den Heiler von seiner Zeit in der 5. Division. "Hey, Fujiwara! Ist es irgendwie möglich, einen privaten Moment mit Vizekommandantin Hinamori zu bekommen?"
 

Fujiwara blinzelte verschlafen. "Abarai? Es ist 3 Uhr morgens. Was machst du mitten in der Nacht hier?"
 

„Kumpel, es ist weit nach Mitten in der Nacht“, sagte er mit einem leichten Grinsen. Er deutete auf die Bandage auf seinem Kinn. „Haben dir deine Kollegen nichts erzählt? Ich hatte eine Art Shunpō -Unfall, eine massive Vollbremsung mit dem Gesicht. Der Kommandant hat entschieden, es hier auszuschlafen.“
 

„Auszuschlafen? Bist du betrunken?“
 

„Wenn ich 'Ja' sagen, wirst du mich niemals zu Momo lassen, oder?“, fragte Renji. Der Heiler zog die Stirn in tiefe Falten. „Komm schon, Fujiwara. Du weißt, dass ich nichts anstelle. Wie lange kennen Momo und ich uns schon, huh?“
 

Fujiwara sah immer noch missbilligend drein, doch er ließ seine Schultern etwas hängen, als hätte er entschieden, nachzugeben. „In Ordnung. Ich brauche eh eine Tasse Tee. Ich schlage vor, du hast so viel Zeit, wie ich brauche, um was aus der Kantine zu holen.“
 

„Danke Mann. Ich schulde dir was.“
 

„Verdammt richtig“, murmelte Fujiwara. Nachdem sie kurz ein paar Informationen über Warnsignale und Sonstiges ausgetauscht hatten, schleppte sich der Heiler müde in die Richtung der Kantine und murmelte dabei: „Höchst irregulär, höchst irregulär...“
 

Renji ging in den dunklen Raum und schloss die Tür.
 

Momo lag auf ihrem Bett, die Hände ordentlich vor ihrer dünnen, schmalen Brust gefaltet, als würde sie friedlich schlafen... oder tot sein. Renji setzte sich neben sie auf den Boden, legte eine Hand kurz auf ihre Stirn, nur um sich davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich noch lebte. Ihre Haut war kühl und klamm, doch er konnte sehen, wie sich ihre Brust hob und senkte. Renji strich behutsam den Pony wieder glatt, den er ein wenig zerzaust hatte und setzte sich, mit Händen im Schoß, zurück.
 

Momo hatte ein kleines Fenster, welches geöffnet war, um etwas frische Nachtluft hereinzulassen. Das Mondlicht tat ihren blassen Gesichtszügen kein Gefallen, ließ ihr Gesicht abgehärmt und eingefallen aussehen. Der Heiler behielt die Haare, so wie sie es mochte. Komplett zurückgebunden mit einem Stück Stoff verdeckt, wie der Dutt einer alten Frau. Renji konnte sich noch nicht einmal an einen Moment erinnern, an dem er sie mit offenen Haaren gesehen hatte.
 

Doch Aizen hatte es.
 

Dieser verdammte Bastard.
 

„Was denkst du, Momo?“, fragte er leise. Er hatte es natürlich gerochen. Die frischen Laken hatten es gerade übertünchen können. „Bitte sag mit, dass es nicht dein erstes Mal war.“
 

Doch der Geruch von Blut war auch da gewesen.
 

Natürlich hatte Renji nicht sicher sein können. Vielleicht waren die beiden zusam... Nein, irgendwie war der Gedanke noch schlimmer. All die Bilder, die in seinem Kopf aufkamen, waren schlimm und er konnte sie nicht wieder abschütteln.
 

„Was ist mit uns dreien und unseren Kommandanten, huh?“, fragte er. Kira hatte sich ganz schon von dem Wiesel Ichimaru rannehmen lassen, Momo hatte sich komplett an Aizen verloren und er...
 

Renji merkte, dass er den Blick abwenden musste, nur um danach den Mond anzustarren.
 

„Ich glaube, er war auch mein Erster. In einer Weise“, erzählte er ihr, seine Augen auf die kühle, distanzierte Oberfläche geheftet. „Ich meine, nicht wie bei dir und... aber, du weißt schon, nehmen, anstatt zu geben. Es ist eine neue Position für mich, verstehst du?“
 

Er blickte wieder auf sie hinab, selbst wenn er den 'Schlafzauber' spürte, der ihren Körper im Heilungsprozess hielt. Und, wie Renji vermutete, sie vom hysterischen Zusammenbruch zu bewahren.
 

Bei diesem Gedanken spürte er eine dunkle, eisige Hand, die sich um seine Eingeweide legte. „Ja, du sieht es also“, schnaubte er. „Es tut mir leid, Momo, aber ich möchte nicht so sein wie du. Niemals wollte ich mit dir tauschen. Du bist der traurige Fall, den jeder bemitleidet, bei dem jeder wegsieht, der einem peinlich ist. Scheiß drauf. Ich möchte nicht so ein Typ sein. Du und Kira lasst euch davon kaputt machen. Nun, meiner ist kein Verbrecher, er ist nur... manchmal... ah, wie auch immer, ich kann es damit aufnehmen. Das habe ich schon immer.“
 

Aber irgendwie fühlte sich Renji nicht besser, das gesagt zu haben. Auch wenn ihre Augen geschlossen waren, schienen sie ihn zu fragen.
 

„Schau, er ist nicht der erste Typ, der mich an meinen Platz erinnern wollte, indem er mich schlägt. Ich habe den Großteil meines Lebens damit verbracht, Schlägen auszuweichen oder es einfach hinzunehmen. Hat nicht aufgehört, als ich hier hin gekommen bin. Akademie war kein Unterschied, außer das ich normalerweise was von der Prügel gelernt habe. Und glaubst du, dass man bei Kenpachi sein Herz ausschüttet, wenn man etwas vergeigt hat? Hört sich so an, dass man es bei der 13. Division so macht, aber da war ich niemals gewesen, richtig?“
 

Er blickte wieder auf sie hinab, auf ihre kleinen Hände, die so sorgsam gefaltet waren. Alles an ihr sah so fragil, so zerbrechlich aus. Er öffnete zum Vergleich seine eigene Hand und zeigte sie ihr.
 

„Himmel, ich könnte deinen Kopf damit zerquetschen. Ich bin fast 1,90m groß, Momo. Niemand sieht mich an und denkt 'Verdammt, steckt das Kind nach hinten. Wir müssen es beschützen oder es kommt niemals durch'. Aber weißt du, wie oft ich das schon gesagt habe? Hunderte Male. Denn so bin ich nun einmal, Momo. Derjenige, der beschützt.“
 

Er seufzte und ließ seine Hand wieder in seinen Schoß fallen.
 

„Ich habe knapp 10cm und 15kg mehr als er. Wäre er ein normaler Typ, stände es außer Frage. Jeder würde mich anschauen und mir sagen, dass ich ihn besser nicht verletzen sollte.“
 

Sanft strich er die Haare auf ihrer Stirn glatt. Der Wind von draußen nahm etwas zu und hatte ihre Haare ein wenig durcheinander gebracht. Nachdem er die Decken höher gezogen hatte, stand Renji auf und ging um ihre Schlafstätte herum, um das Fenster etwas mehr zuzuschieben. Er ließ einen Spalt offen und nahm sich einen Moment, um die kühle Nachtluft einzuatmen. Der Mond war dazu übergegangen, am Horizont zu versinken, doch er badete immer noch alles in einen silbernen, geisterhaften Licht.
 

Er lehnte den Ellbogen gegen den Rahmen und blickte auf den Trainingsplatz der 5. Division hinaus. „Aber ja, das ist der Mist, oder? Ich würde das niemals tun. Trotz meinem Aussehen bin ich nicht wirklich der Typ, meine Hand ohne Grund zu erheben. Du weißt, ich hab viele Prügeleien angefangen und auch einige beendet, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemandem eine verpasst habe, damit er die Klappe hielt. Es sei denn, er hatte irgendwelchen Müll geredet oder jemanden, der mir wichtig war, schikaniert. Auch wenn ich es manchmal in Erwägung gezogen habe, wenn jemand wirklich nervtötend war.“
 

Renji drehte sich zu Momo um.
 

„Ich sollte ihn vermutlich sich entschuldigen lassen, huh?“, fragte Renji sie. Natürlich gab sie ihm keine Antwort, noch nicht einmal das Zucken eines Auges. Vorsichtig ging er wieder um das Bett herum. Er setzte sich schwerfällig hin und stemmte seine Hände auf den Oberschenkeln ab. „Stattdessen habe ich, glaube ich, ihn versprechen lassen, mich noch härter zu schlagen. Was zum Teufel läuft bei mir falsch, Momo?“
 

Er lachte leise und dunkel über sich und zog sich dabei am Ende seines Zopfes. Er nahm die Haare in den Mund und kaute gedankenverloren an den Enden.
 

„Was wird Ukitake denken, wenn er das sehen würde?“, fragte er und deutete auf sein Kinn, als könnte sie es sehen. „Er wird denken, dass das Byakuya getan hat, so wird’s sein. Und was kann ich sagen, außer der Wahrheit? Er wird denken, dass ich ihn schütze. Ich glaube, das hasse ich am Meisten daran. Diese beiden. Sie haben mir das bisschen Macht genommen, die ich hatte. Du siehst, nun kann mir noch nicht einmal vertraut werden. Nicht die Wahrheit sagen und auch nicht selbst entscheiden können. Denn alles, was zwischen uns passiert ist werden sie so sehen, als hätte ich keine wirkliche Wahl. Als würde er alle Karten auf der Hand haben. Außer den Joker. Das bin ich nun. Soweit habe ich es verstanden.“
 

Er warf den Zopf über die Schulter.
 

„Siehst du? Ich stecke in einem Dilemma, Momo. Also was mache ich? Ich kämpfe. Das ist alles, was ich kann. Außer... dass ich nicht sicher bin, wie das dieses Mal funktionieren wird. Und... ich... verdammte Scheiße, ich fühle mich verloren.“
 

Da war ein höfliches Klopfen an der Tür.
 

Renji war so tief in seinen Gedanken gewesen, dass er den Heiler nicht bemerkte, bis er bereits in der halb geöffneten Tür stand. „Hey“, sagte Renji und stand mit einem Grunzen auf. Er klopfte seine Shitage ab und zog den Obi fester. „Ich habe ihr ein Ohr abgekaut, aber ansonsten ist sie in einer guten Verfassung“, er blickte zu ihr hinunter und zuckte mit den Achseln. „Zumindest so weit ich es beurteilen kann.“
 

Fujiwara bot ihm die zweite Schale an, die er in der Hand hielt. Er schien etwas verlegen, als er es ihm anbot. „Ich, ähm, habe dir auch eine Schale geholt. Ich dachte, es könnte vielleicht helfen, auszunüchtern.“
 

Renji lachte schnaubend und ging auf ihn zu, um die Schale anzunehmen. „Du wärst überrascht was ein Sturzflug bei Höchstgeschwindigkeit dafür tut“, er rieb seine Schulter mit der freien Hand. „Ich muss schon ziemlich ausgenüchtert sein. Ich fange an, es zu spüren.“
 

„Oh, dagegen kann ich etwas tun“, bot Fujiwara an. Er setzte die Schale auf den nahen Tisch und Renji spürte den sofortigen Anstieg spiritueller Energie.
 

„Nah, spar dir das für Mama auf“, sagte Renji und blickte zurück zu ihr. „Du musst es nicht an einen Idioten verschwenden, der durch die Seireitei gefallen ist.“
 

Der Heiler lachte leise doch legte seine warme Hand auf Renjis Arm. „Mein Vorrat ist nicht so mager. Und niemand sollte Schmerzen haben, egal aus welchem Grund.“
 

Renji schien die Luft auszugehen bei solch einfacher Freundlichkeit. Dann war da eine wunderbare Flut aus Wärme und der komplette Schmerz zog sich an einem weit entfernten Ort zurück. Der Rothaarige blinzelte, als Fujiwaras Hand ihn verließ. „Verdammt, du solltest das in Flaschen abfüllen“, sagte er.
 

Er tätschelte Renji die Schulter und hielt ihm dann die Tür auf. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Kommandant Kurotsuchi bereits versucht.“
 


 

Renji stellte den immer noch warmen Tee vor Byakuyas Nase und stupste ihn erneut an. Dieses Mal entlockte er ihm dabei ein ziemlich mürrisches und genervtes „Es kann unmöglich schon Zeit zum Aufstehen sein. Geh weg.“
 

„Also, ja, ich nehme es zurück“, sagte Renji. Er saß im Schneidersitz auf Aizens dünner Matratze, seine Knie gegen Byakuyas Rücken. Der Schwarzhaarige hatte sich auf der Seite zusammengerollt. Mit einem Schnauben zog er das Kopfkissen über seinen Kopf. Renji schaffte es gerade rechtzeitig, die Schale Tee zu retten und erhob etwas die Stimme, um gehört zu werden. „Und ich akzeptiere deine Entschuldigung.“
 

„Über was genau redest du gerade?“, fragte Byakuya, hob dabei das Kissen ein wenig, um Renji schief anzuschauen. „Dämmert es überhaupt schon?“
 

Renji blickte nachdenklich in den Himmel. „Das dauert noch ein paar Stunden, glaube ich. Hör zu, ich hab nur ein paar Dinge zu sagen, also wird es nicht lange brauchen. Dann kannst du schlafen. Die Sache ist die, dass ich über den Mist nachgedacht habe mit Ukitake und Kyōraku und dir und mir."
 

Das Kissen glitt nach unten, von Byakuyas Kopf auf seine Brust. Auch wenn Byakuyas Augen geschlossen waren, schien er sehr aufmerksam zuzuhören.
 

Renji fuhr fort. "Ich sollte dich entschuldigen lassen. Und, ich glaube, ich sollte auch dein Versprechen akzeptieren. Aber die Sache ist die, dass es nicht das erste Mal ist, dass mir das jemand geschworen hat. Dass sich die Person ändert. Dass von nun an alles anders ist. Keiner von denen, die ich kannte, konnte dieses dumme Versprechen halten. Sicher, es hatte immer für ein paar Tage gehalten, aber es endete immer damit, dass ich mich gefragt habe, was verdammt noch Mal mit mir los ist, dass...", Renji hielt inne, atmete tief durch und begann erneut. "Aber das ist Vergangenheit. Ich bin nicht mehr in Inuzuri und du bist nicht wie diese Leute. Ich habe mich entschieden, dass du vielleicht nicht so bist, wie die, die ich kannte. Also hast du eine Chance, es zu beweisen."
 

Byakuyas Augen waren nun geöffnet und er drehte sich um.
 

"Aber ich mag es immer noch nicht", sagte Renji. "Und ich möchte, dass du weißt, warum. Es ist nicht nur ein dummes Versprechen, weil niemand es halten kann. Es ist dumm, denn es ist noch nicht einmal das, was wichtig ist. Ich wünschte, du würdest mir versprechen, mich zu respektieren, dass du mich behandelst, wie jemanden, den du liebst – wie Hisana vielleicht. Aber ich weiß nicht wirklich, wie das wirklich war, also ist das vielleicht auch nicht das richtige Versprechen." Renji nahm tief Luft. "Ich mag es auch nicht, weil es das Ergebnis dir überlässt, weißt du? Ich habe das mit Kyōraku ernst gemeint. Ich hasse es, wenn ich nicht Teil der Entscheidung bin. Es sollte meine Sache sein, wenn ich genug von deinem Mist habe. Andernfalls sagt mir jeder, was ich zu fühlen habe und was ich möchte. An diesem Punkt könnte ich es wie Momo machen, einfach hinlegen und jeden über mich drüber laufen lassen.“
 

„Nein, Renji“, sagte Byakuya, seine Hand streckte sich aus und ruhte zaghaft auf Renjis Oberschenkel und drückte ihn leicht. „Das ist nicht der Grund, warum ich mein Versprechen gegenüber Ukitake halten muss. Es soll dich nicht deiner Kraft berauben, sondern sie dir zurückgeben. Ich habe dich behandelt, als sei ich dein Herr, nicht dein Liebhaber.“
 

Renji bemerkte, dass er wieder am Ende seines Zopfes kaute. „Das habe ich bemerkt.“
 

Byakuya lächelte leicht und traurig. „Ich jedoch nicht. Das ist vielleicht das Versprechen, das ich abgeben sollte: Aufmerksamer zu sein.“
 

Renji lachte schnaubend.
 

„Was ist so lustig?“
 

„Es ist nur, dass du mir immer sagst, nicht nachlässig zu werden“, sagte Renji.
 

„Ja“, sagte Byakuya ernst. „Und die ganze Zeit war ich es, mit dem toten Winkel.“
 

Renji zog sich die Haare aus dem Mund und krabbelte unter die Decke. Nachdem er einen Moment in Byakuyas ernstes Gesicht geblickt hatte, nickte er. „Ja, weißt du was? Du bist anders als die, dich ich kannte.“
 

Byakuyas Lippen kräuselten sich einen Augenblick. „Das sollte ich hoffen.“
 

Renji schüttelte sein Kissen auf und legte seinen Kopf darauf. Dann wandte er sich Byakuya zu, seine Finger strichen die Haare zurück, die ohne den Kenseikan in sein Gesicht fielen. „Ich mag aber immer noch nicht den Gedanken, dass du dich zurückhältst. Denn wenn du mich fragst, machst du das bereits zu sehr.“
 

Mit einem verschlafenen Geräusch rieb Byakuya seine Nase in Renjis Handfläche. „Ich bin nicht länger daran gebunden, mich zurückzuhalten, wenn du dich erinnerst. Nur zu denken, bevor ich handle.“
 

Renji lehnte sich vor und küsste die Stirn des Schwarzhaarigen. „Ja, ich glaube, das ist ok. Aber ich mag es irgendwie, wenn du nicht zu sehr nachdenkst. Wenn du zulässt, dass du die Kontrolle verlierst.“ Er beugte sich über Byakuyas Ohr und knurrte die letzten Worte fast: „Denn das ist wirklich sexy.“
 

Byakuya grunzte und legte die Hände auf Renjis Brust, um ihn zurückzuhalten. „Renji, ich bin mir stets über deine Ausdauer im Klaren, aber wir können einfach nicht. Nicht hier.“
 

„Wie wäre es hinter dem Raumtrenner?“
 

„Nein.“
 

„Im Bad?“
 

„Renji.“
 

„Ok, ok“, murmelte er. „Dann höre auf, so scharf auszusehen, damit ich etwas Schlaf bekomme.“
 

Byakuya zog sich das Kissen wieder über den Kopf. „Wie ist das?“, fragte er.
 

„Das funktioniert nicht. Jetzt bist du einfach nur zu goldig.“
 

Seufzend schob sich Byakuya wieder das Kissen vom Gesicht. „Dann fürchte ich, dass ich dir nicht helfen kann. Wenn es unmöglich ist, meiner Schönheit zu widerstehen, dann musst du einfach woanders schlafen.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Nah, ich werde leiden. Nur... mach was mit deinen Haaren. Das Durcheinander macht mich wahnsinnig.“
 

Byakuya ließ pflichtbewusst deine Finger durch die Haare gleiten und glättete das Gewirr. „Alles an mir macht dich wahnsinnig.“
 

Renji lachte. „Das ist wahr“, dann seufzte er, rollte sich von Byakuya weg und schloss die Augen, fest entschlossen, zumindest eine Stunde Schlaf vor Sonnenaufgang zu bekommen.
 

Als er anfing, einzuschlafen, spürte er wie Byakuyas Hand auf seine Taille ruhte. Byakuya schmiegte sich an ihn. „Ich werde versuchen, dich wie Hisana zu behandeln, aber... Manchmal denke ich, dass ich so gemein zu dir bin, weil ich Angst habe, dass dich mit meinen ganzen Herzen zu lieben, gleichbedeutend damit ist, dich zu verlieren.“
 

Was ein Idiot. Wusste er denn nicht, dass es dafür schon zu spät war? „Du kannst mich nicht verlieren, Kommandant“, sagte Renji ohne sich herumzudrehen. „Versuchs doch. Ich tauche immer wieder auf.“
 

Einem leisen Lachen, in die roten Haare hinein, folgte ein glückliches „Tatsächlich.“

Morning at the Fifth

Renji döste vor sich hin, aber hatte nie wirklich geschlafen.
 

Er entschied, dass es vermutlich das Beste war, wenn er daran dachte, wie ungewöhnlich kuschelbedürftig Byakuya zu sein schien. Vielleicht waren es die dünnen Laken von Aizens Bett, die kühle Nachtluft oder die Tatsache, dass sie sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet hatten. Doch was immer das Grund dafür war, Byakuya drückte sich fest gegen Renjis Rücken, seinen Arm eng um Renjis Taille geschlungen.
 

"Wie kann es sein, dass ich dich nicht dazu bekomme, das in deinem eigenen, verdammten Bett zu machen?", murmelte Renji.
 

Er hörte Schritte auf den Stufen und wandte sich vorsichtig aus Byakuyas Umarmung. Als die 3. Offizierin ihre Hand an der Tür hatte, war Renji auf, aus dem Bett und halb angezogen. Die Offizierin sah überrascht aus, ihn dort stehen zu sehen, wie er in die Kosode schlüpfte. Oder vielleicht war sie über die Tattoos schockiert, die sichtbar auf Brust und Rumpf waren.
 

Er griff nach Zabimaru und seinen Tabi, glitt schnell durch die Tür, um sich neben ihr unter die Kolonnade zu stellen. Dann warf er sich die Socken über die Schulter und klemmte Zabimaru unter seinen Arm, um die Tür leise zu schließen. "Lassen wir den Kommandanten schlafen", sagte er ihr. "Ich wecke ihn, wenn ich ihm Frühstück bringe."
 

Sie starrte weiter auf Renjis Brust, ihr Mund hing ungefähr genauso weit auf, wie seine Kosode.
 

Also war es die Tinte, die sie verwirrte.
 

Renji musste den fiesen Gedanken verdrängen, die Kleidung weiter zu öffnen, damit sie das ganze Aufgebot sehen konnte. Aber das schelmische Grinsen konnte er nicht verhindern, als er auf sein Gesicht deutete. "Hey, ich bin hier oben."
 

"Was?", sie blinzelte, offensichtlich verlegen, dass sie beim Starren ertappt worden war. Doch dann sprangen ihre Augen sofort auf die Tattoos auf seiner Stirn und schien wieder sprachlos zu sein.
 

Das war der Grund, warum er so oft ein Bandana trug, seufzte er innerlich. Ansonsten hätte er niemals die volle Aufmerksamkeit.
 

Währenddessen glitten ihre Augen zu seinen Haaren, als wäre ihr niemals klar gewesen, wie lang es war, wenn er es nicht in seinem standardmäßigen Pferdeschwanz trug. Oder vielleicht war sie von der Farbe im Morgenlicht verblüfft.
 

Aber es war ein bisschen unangenehm, die Art von Reaktion bei jemanden zu erzeugen, an dessen Namen er sich noch nicht einmal erinnerte. Also bemühte er sich, sie so gut wie es ging zu ignorieren, während er die Kosode in seinen Hakama steckte. "Ich vermute, dass die Kantine geöffnet ist?" Er knotete den Obi und ließ Zabimaru hineingleiten. Nachdem er die Uniform noch einmal geglättete hatte, zog er das Ende seines Zopfes aus dem Kragen. Er blickte zu ihr hinüber, um zu schauen, ob sie sich bereits erholt hatte. "Ich schnapp nur etwas zu essen und dann sind wir in Windeseile verschwunden."
 

Sie schien endlich wieder zu Besinnung zu kommen. "Oh, sie müssen sich wirklich nicht beeilen. Aber sollte uns der Kommandant nicht Gesellschaft leisten?"
 

Renji lachte bei dem Gedanken ein wenig. "Das 28. Oberhaupt der Kuchiki isst nicht mit der ungewaschenen Masse. Er isst im Privaten." Als sie so besorgt aussah, als würde sie jemanden beauftragen, etwas zu holen, hob Renji seine Hand. "Ich mach das. Wie ich sagte, ich bringe ihm was, wenn ich zurückgehe."
 

"Oh, ich verstehe", sagte sie. Mit einem neugierigen Blick auf die verschlossene Tür schien sie zu versuchen, sich vorzustellen, was für Privilegien Byakuya gewohnt war. Sie gab mit einem Kopfschütteln auf. "Ich vermute, er hat Diener in der 6.?"
 

Er schlüpfte barfuß in seine Waraji, denn er wollte die Socken erst nach dem Essen anziehen. Zusammen gingen sie zur Kantine. "Ja", antwortete Renji beim Gehen. "Da ist ein ganzer Haufen Personal vom Anwesen, inklusive einem persönlichen Koch."
 

"Ach du liebe Zeit", sie blickte über die Schulter in Richtung des Kommandantenquartiers. "Ich bezweifle, dass wir seinen Standard halten können."
 

"Das kann niemand. Aber keine Sorge, er ist ein höflicher Gast", erwiderte Renji, als sie über den Trainingsplatz gingen. Er löste die Enden seines Zopfes und begann ihn mit den Fingern weiter aufzulösen. "Und ich bin es gewöhnt, Störungen zu unterbinden."
 

Sie beobachtete, wie er den Zopf löste. Dabei schenkte sie ihm dieselbe entzückte Aufmerksamkeit wie eben beim Anziehen. "Ich weiß nicht, wie sie das machen", grübelte sie. "Kommandant Aizen war so einfach", sie hielt inne und blickte Renji nervös an. "Ich meine, nach Außen hin."
 

Renji runzelte die Stirn, wie sie sich bemühte, von dem Wort in Verbindung zu ihrem früheren Kommandanten Abstand zu nehmen. Aizen war ein richtiges Arschloch, doch es war immer noch traurig so etwas zu sehen. Was wäre gewesen, wenn es anders verlaufen wäre und Renji am Ende der Verräter gewesen wäre, weil er Rukia hatte retten wollen? Er fühlte sich daher genötigt, etwas zu sagen. "Schau, ich erinnere mich noch, wie stolz ich gewesen war, mit Kira und Momo hierher zu kommen. Ich fühlte mich... handverlesen, weißt du? Und ich habe verzweifelt versucht, Kommandant Aizen zu zeigen, dass ich ein guter Fang war, auch wenn ich mir nicht ganz erklären konnte, warum er zum Teufel gerade mich ausgewählt hatte. Mein Kidō könnte zufälliger nicht sein und ihr seid berühmt für eure Fähigkeiten darin."
 

Ihre Miene schien sich bei dem Kompliment ihrer Division ein wenig aufzuhellen. "Sie waren unter den 3 Besten der Abschlussklasse, Vizekommandant. Es war ein ziemlicher Coup für die 5. Division. Wir waren genauso stolz, sie bei uns zu haben.“
 

Nachdem er seine Haare ausgeschüttelt hatte, band er sie zu seinem gewohnten Pferdeschwanz zusammen. „Ja, bis ich rausgeworfen wurde. Wie auch immer, Tatsache ist, dass auch ich nette Erinnerungen an ihn habe.“ Nicht viele, aber das braucht sie nicht zu wissen. „Es ist in Ordnung, ihn zu vermissen.“
 

„Da bin ich anderer Meinung“, sagte sie plötzlich. „Er hat sein wahres Gesicht vor uns versteckt. Wortwörtlich. Ich hasse ihn dafür. Er hat alles, woran ich geglaubt habe, in eine Lüge verwandelt. Ich hoffe, er stirbt einen schmerzvollen Tod.“
 

Ihre Vehemenz irritierte Renji für einen Moment, doch dann lachte er. „Ja, ok“, grinste er. „Ich auch.“
 

Als ihre plötzlicher Wut verschwand, sah sie müde und erschöpft aus. Sie zeigte auf die geöffnete Tür der Kantine und bedeutete ihm, hineinzugehen. Doch Renji hielt auf der untersten Stufe inne.
 

„Du kommst mit allem klar?“, fragte er und beobachtete aufmerksam ihren erschöpften Blick. „Ich bin ein Ass bei der Beauftragung von Toilettenpapier, falls du einen Morgen frei möchtest oder so.“
 

Sie begann, ihren Kopf zu schütteln und zu sagen, dass alles in Ordnung war, doch Renji stoppte sie, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte.
 

„Wir schulden euch etwas für die Gastfreundlichkeit“, sagte er. „Lass mich irgendwas für dich tun.“
 

Sie schaute zu ihm auf und dann wieder auf den Boden. „Schreibarbeit schaffe ich. Glauben sie, dass sie das Morgentraining führen könnten? Vielleicht etwas Auffälliges und Lustiges, um die Leute zu unterstützen?“
 

Einen moralischen Schub? Renji nickte, auch wenn er sich nicht wirklich sicher darüber war. „Alles, was hilft.“
 


 

Während Renji sein Tablett füllte, versuchte er sich daran zu erinnern, ob er jemals gesehen hatte, wie Byakuya Nattō aß und wenn ja, ob er es mochte. Er wandte sich zu dem Typen neben ihm. "Jeder isst Nattō, richtig?"
 

Der Typ häufte gedämpften Reis auf sein Tablett und zuckte mit den Schultern. "Ich denke, es stinkt."
 

Zu seiner anderen Seite lehnte sich eine Frau vor. "Du solltest es über Reis mit Sojasauce und Ei probieren", sagte sie dem Nattō hassenden Typen.
 

"Jeder isst das so", sagte Nattōhasser. "Es stinkt immer noch."
 

Renji konnte nicht wirklich widersprechen, auch wenn er fand, dass es mehr nach kräftigem Käse roch und das ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
 

"Versuch Majonnaise", schlug jemand weiter hinten in der Reihe vor. "Oder scharfen Senf."
 

Scharf. Richtig. Byakuya mag es scharf.
 

Plötzlich wurde er am Ellbogen angerempelt, als sich jemand in der Warteschlange bewegte. "Was zum Teufel tust du hier, Renji Abarai? Ich meine, außer eine Umfrage zu starten über unsere Nattō-Vorlieben? Haben wir dich nicht vor Jahrzehnten rausgeworfen?"
 

Renji blickte hinüber um ein vage bekanntes Gesicht zu entdecken. Er hatte eine Narbe, die seine linke Augenbraue teilte und schulterlange, schwarze Haare deren Stirnlocken violett schimmerten. Renji brauchte ein paar Sekunden, um den Namen in seinem Kopf hervorzukramen. Als das geschehen war, folgten Erinnerungen an einer jüngeren Version des Mannes, besoffener Sex und unangenehme Tage danach. „Kazu Numajiri! Ähm... es ist eine Weile her, huh? Du bist immer noch hier?“
 

Er klopfte sich stolz auf die Brust. „5. Offizier.“
 

Renji konnte nicht verhindern, dass er auf sich deutete. „Vizekommandant.“
 

„Ja, ja“, Kazu rollte mit den Augen, was Renji daran erinnerte, dass er seltsam verführerische rauchgrau-blaue Augen für einen sonst so unauffälligen Kerl hatte. Tatsächlich erinnerte sich Renji daran, dass er eher mehr über Kazus Zanpakutō wusste, als von ihm. Ihr Name war Byakko, weißer Tiger. Er hatte über sie geredet und wie er sich vorstellte, wie toll ihre entfesselte Form sein müsse, was dazu geführt hatte, dass sie sich gemeinsam im Bett wiedergefunden hatten.
 

Er spürte, wie sich Zabimarus Interesse aufgrund der Nähe zu Byakko an seiner Seite rührte.
 

Renji fragte sich, ob Kazu eine ähnliche Reaktion verspürte, denn er blickte mit einer wissenden Art von Grinsen zu Renji auf. Es bestätigte sich, als er sich etwas vorlehnte. "Sie mochte euch aus irgendeinem Grund schon immer."
 

"Hey, bewegt euch", grummelte Nattō-Hasser.
 

Renji nahm etwas von dem scharfen Senf für Byakuya und genug geräucherten Lachs für sie beide.
 

"Isst du für zwei?", fragte Kazu mit einem Blick auf das doppelte Geschirr und dem überladenen Tablett.
 

"Ich hole gleichzeit Zeug für den Boss", erklärte Renji.
 

"Kommandant Kuchiki ist hier?"
 

Renji spürte, wie der Stolz in seiner Brust anschwoll, als er die Aufregung in Kazus Stimme hörte und wie die Information leise durch die Warteschlange geflüstert wurde. „Ja“, bestätigte Renji. Er deutete auf sein Kinn. „Ich hatte ein wenig Ärger letzte Nacht und wir haben es nicht rechtzeitig zurück in die Division geschafft.“
 

„Ärger?“, Kazu schien den Ausmaß von Renjis Verletzungen erst jetzt richtig zu sehen. „Ist das ein Synonym für Prügelei?“
 

„Nein“, antwortete Renji, versuchte dabei seine Stimme zu dämpfen, als er nach einer Schale mit Muschel-Miso griff. Da Kazu ihn neugierig ansah, rückte er mit der Wahrheit raus."Ich habe vielleicht einen Shunpō verkackt und von ein paar Gebäuden hinuntergekracht.“
 

„Ist ein Shunpō genauso zufällig wie dein Kidō?“, lachte Kazu herzhaft. Renji zuckte nur mit den Achseln, denn er wollte nicht wirklich ins Detail gehen, wie sehr Alkohol, der Grund für seinen Fehltritt in der Nacht, eine Rolle gespielt hatte. Kazu schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich keine Ahnung, wie du Vizekommandant werden konntest. Und warum hat Kuchiki deinen elendigen Arsch nicht einfach auf der Straße liegen lassen?“
 

„Keinen blassen Schimmer“, murmelte Renji, versuchte dabei, nicht zu erröten. „Hätte er tun sollen, würde ich sagen.“
 

Sie erreichten das Ende der Essensauslage und Kazu dirigierte Renji zu einem Tisch, der bereits von einigen Kerlen belegt war, die offensichtlich seine Kumpels waren. Renji nickte denen zu, die er noch aus seiner Zeit in dieser Division kannte und wurde den Neuen vorgestellt. „Und wie kommt es, dass sich Kuchiki sein Essen nicht selbst holen kann?“, fragte Kazu, sobald sie sich gesetzt hatten.
 

„Bist du bescheuert, Numajiri?“, fragte einer er neueren Typen am anderen Ende des Tisches. „Der Typ ist adelig. Und ein Kommandant.“
 

„Aizen hat auch immer mit uns gegessen“, bemerkte Kazu.
 

„Aizen war ein Scheißdreck, wie es sich herausgestellt hat“, murmelte ein anderer.
 

Renji fühlte sich wirklich unwohl, da er nicht wusste, ob er zustimmen oder versuchen sollte, Aizen zu verteidigen. In Anbetracht der Tatsache, wie die Dinge in der 3. Division standen und wie wenig er Zugunsten von Aizen sagen konnte, schaufelte er sich lieber Nattō und Reis in den Mund. Alle waren für eine Weile still und der Rothaarige hatte den Eindruck, dass es Kazu ordentlich anpisste.
 

Renji wollte ihm irgendwie gerne versichernd den Oberschenkel unter dem Tisch tätscheln, doch hatte keine Lust, im Zweifelsfall eine reingehauen zu bekommen.
 

Als er sich einen weiteren, zähen Klumpen Nattō nahm, versuchte sich Renji zu erinnern: War Kazu immer einer der Typen gewesen, die Aizen mit leuchtenden Augen angeschaut hatten? Renji wusste es nicht. Aber es wäre nicht sonderlich überraschend. Die Wahrheit war, dass einige Leute dem Zauber von Aizen erlegen waren, inklusive einem Haufen von Personen, die Renji respektierte. Momo und Kira zum Beispiel. Auch wenn man es nicht mochte, Aizen war charmant gewesen und schien immer gerecht und besonnen gewesen zu sein. Wirklich ein Kommandant wie aus dem Bilderbuch. Für lange Zeit war Renji mit seiner Abneigung gegenüber Aizen in der absoluten Unterzahl gewesen. So lange, dass er sich oft gefragt hatte, ob vielleicht etwas mit Zabimarus instinktiver Reaktion nicht in Ordnung war.
 

Die Stille am Tisch wurde mit jeder Sekunde, die verstrich, immer angespannter.
 

Renji suchte nach einem Beginn für ein Gespräch. „Also, na ja, euer 3. Offizier hat mich gefragt, ob ich die morgendliche Übung leite.“
 

Er versuchte nicht beleidigt von Kazus schnellem „Du?“ zu sein.
 

„Das habe ich mir auch ungefähr gedacht“, stimmte Renji zu. Es war auf so einigen Ebenen unangenehm, nicht zuletzt deswegen, weil er die Division im Ärger verlassen hatte. Doch das größere Problem war die Art zu kämpfen. „Ich habe keine Ahnung, wie ich all das schwere Kidō mitten im Kampf verwenden soll, aber mein Kommandant kann es.“
 

Jemand am anderen Ende des Tisches pfiff leise. „Ich würde viel Geld dafür bezahlen, Kommandant Kuchiki beim Kämpfen zu beobachten.“
 

„Ich auch“, stimmten ein Haufen der Typen am Tisch ein.
 

Natürlich hatte Renji keine Ahnung, ob Byakuya zustimmen würde, Teil einer Zirkusnummer für die 5. Division zu werden, aber er konnte ja mal fragen. „Dann ist das geklärt“, sagte Renji und stand mit dem Tablett vom Tisch auf. „Ich werde ihn fragen.“
 

Bevor er zurückging, schob er das Geschirr auf dem Tablett herum, um noch Platz für eine Teekanne und 2 Schalen zu machen. Der Koch hatte nur minderwertigen Konacha, der für Renji schwach und billig roch, doch er hoffte, dass wenn er ihn lange genug ziehen lassen würde, es Byakuya nicht besonders störte.
 

Als er das Quartier des Kommandanten erreichte, hörte es sich an, als ob Byakuya immer noch schlafen würde. Leise schob er die Tür mit seinem Fuß auf, quetschte sich hindurch und schloss sie auf gleicher Weise wieder.
 

Er stellte das Tablett auf dem Boden neben Byakuya ab. Auch wenn er wusste, dass es ihn wecken könnte, setzte sich Renji für einen Moment hin und beobachtete, wie Byakuya schlief. Es war seltsam. Byakuya sollte eigentlich so ziemlich wie immer aussehen, wenn man den emotionslosen Ausdruck bedachte, den er normalerweise auf seinem Gesicht behielt. Doch der Schlaf wandelte Byakuya komplett in eine jüngere, viel sorgenfreiere Person. Vielleicht war es der Zauber, den Kenseikan nicht zu tragen. Da war etwas an Byakuyas offenem Haar, das ihm optisch Jahre nahm, während es einen verlockenden Hauch von Verletzlichkeit verlieh.
 

Er sah schon fast menschlich aus – erreichbar, echt.
 

Besonders gekrümmt auf der Seite liegend, wie ein Kind. Eine von Byakuyas Händen steckte flach unter seinem Kinn, während die andere leicht in die Laken an seiner Brust griff.
 

Nicht mehr in der Lage, zu widerstehen, überbrückte Renji den Raum zwischen ihnen und küsste Byakuyas Gesicht. „Hey, Zeit zum Aufstehen, Byakuya“, flüsterte er ihm ins Ohr.
 

Lange, fast schon feminine Wimpern flatterten fast sofort. „Renji?“
 

Renji küsste Byakuyas Gesicht erneut und setzte sich zurück. „Ich habe Frühstück mitgebracht.“

You Gotta Pay to Play

Als er durch die aufgeregte Menschenmenge ging, konnte Renji immer noch nicht glauben, dass er Byakuya dazu überredet hatte, eine Kidō-Demonstration für die 5. Division zu veranstalten. In einer Minute oder zwei würde er gerufen werden, um seinen Arsch mit Bakudō gegen an die Wand genagelt zu bekommen oder irgendetwas anderes Demütigendes vor seiner früheren Division. Doch in diesem Moment war er, wie alle anderen auch, Zuschauer, wie Byakuya gegen die 3. Offizierin kämpfte.
 

Renji konnte noch nicht einmal so tun, als hätte er eine Ahnung davon, was da vor sich ging. Er hatte zugehört, wie Byakuya etwas über eine Demonstration über Kunst von Defensive und Offensive erklärt hatte. Byakuya konterte alle Zauber, welche die 3. Offizierin auf ihn feuerte und verwickelte ihn in einem kleinen Geplänkel mit versiegelten Zanpakutō. Wenn Renji nur eine Sache darüber wusste, wie man Byakuya gegenübertritt, dann, dass der Kampf nun in ein paar Sekunden zuende war. In diesem Moment jedoch warf die 3. Offizierin alles gegen einen vollkommen gefassten und ruhigen Byakuya in die Waagschale. Nur Renji konnte den leichten Ärger in Byakuyas Ausdruck erkennen. Das, wusste Renji, war eine Rache für den erbärmlichen Tee.
 

Nur um ein Arsch zu sein, schlich sich Renji zu Kazu. „Also… gewinnt mein Boss?“, fragte er.
 

„Es ist eine Demonstration, du Dummkopf“, schnaubte Kazu, fixierte dabei immer noch den Kampf. „Aber ja. Ja, das tut er“, gab er dann grummelig zu.
 

Während er Kazus Stirnrunzeln und den Schweißausbruch der 3. Offizierin sah, fragte sich Renji, ob es wirklich so klug war und was für ein Effekt es tatsächlich für die Moral haben könnte. Wäre es jemand anderes als Byakuya, würde Renji ihm raten, kurz abzutauchen und den 3. Offizier einen leichten Treffer langen zu lassen oder etwas in der Art. Doch Byakuyas Stolz würde das niemals zulassen. Renji glaubte den Grund zu kennen, warum er gegen seinen Kommandanten antreten sollte. Er würde die Rolle als den Typen spielen, bei dem alle jubeln, wenn er besiegt wird. Ein unzivilisierter Schläger, der mit Kidō an die Wand genagelt wird.
 

Er seufzte.
 

Da die Ebene der Zauber weit über seinem lag, nahm sich Renji einen Moment, um Kazu zu mustern. Er war ein paar Zentimeter kürzer und einige Kilo leichter als Renji, doch eher breitschultrig und muskulös – kompakt aber geschmeidig. Dem Namensvetter, dem Tiger, des Zanpakutō nicht ganz unähnlich.
 

Und er hatte schöne Haare.
 

Renji war sich sicher, dass dies die andere Sache war, neben Kazus Zanpakutō, die ihm damals gereizt hatte. Kazus tintenschwarzes Haar war schulterlang und seidig. Wenn man den violetten Pony ignorierte, war es tatsächlich Byakuyas Haaren ähnlich. Vielleicht ein bisschen länger, aber man konnte gut dran ziehen.
 

„Also, Kazu“, sagte Renji und lehnte sich vor, um ihm ins Ohr zu flüstern. „Hast du schon einmal daran gedacht, sich noch einmal zu treffen?“
 

Das Angebot zog für eine Sekunde die Aufmerksamkeit von dem Kampf weg. Kazu musterte Renji. „Was lässt dich denken, dass ich daran jemals einen Gedanken verschwendet habe?“
 

Aua. Aber dennoch fair. Es war ja nicht so, als hätten sie irgendeine Beziehung geführt.
 

„Nichts“, gab Renji zu. „Aber dich wiederzusehen ließ in mir die Frage aufkommen, ob du vielleicht für einen Dreier bereit bist.“
 

Kazu hustete tatsächlich ein wenig. Oh, ups. War Kazu tatsächlich weniger abenteuerlustig, als er in Erinnerung hatte?
 

Renji hob die Hände und machte wortwörtlich einen Schritt zurück. „Wenn du das nicht möchtest, ist alles gut. Ich wollte nur fragen.“
 

Irgendwas bei dem Kampf fing Kazus Aufmerksamkeit wieder ein. Er beobachtete die Demonstration, doch war so abgelenkt, dass er wieder neugierig zu Renji blickte, als wäre er vielleicht doch interessiert. „Wer ist der andere Teilnehmer? Männlich oder weiblich?“, fragte er eine Sekunde später.
 

„Mann“, antwortete Renji.
 

Kazu blickte ihn an, als sei er davon überrascht. Der Rothaarige konnte nicht sagen, ob die Antwort Kazu mehr oder weniger interessiert gemacht hatte. Doch Kazu tat noch nicht einmal so, als würde er die Szenen vor ihm beobachten. „Jemand, den ich kenne?“
 

„Oh, nun ja… Ja. Aber ich glaube, er möchte anonym bleiben“, sagte Renji und versuchte verzweifelt, nichts preiszugeben, in dem er zu Byakuya blickte. „Es wären nur du und ich mit ihm als Zuschauer.“
 

„Wirklich? Das ist… Ich weiß nicht, Mann.“
 

Das Geräusch von Stahl, der an der Hülle kratzte, warnte Renji vor, dass es nur noch Sekunden dauern würde. Renji drängelte sich etwas vor, zuckte dann jedoch vor Kazu mit den Schultern. „Wie du willst. Du weißt, wo ich bin, wenn du deine Meinung änderst.“
 


 

Renji spuckte den Dreck in seinem Mund aus und wünschte sich, dass er nicht ganz so verkatert wäre. Seine Zunge fühlte sich bereits an, als wäre sie aus Wolle und es war seit Beginn des Kampfes nur noch schlimmer geworden. Und der Beginn lag nun schon eine Weile zurück.
 

Sehr zu Renjis Überraschung.
 

Er hatte gedacht, dass Byakuya vermutlich ihn sofort mit der groben Kelle umhauen würde. Doch stattdessen schien der Kommandant den Kampf zu genießen, spielte vielleicht sogar etwas mit Renji, spöttelte… stichelte…
 

Denn trotz dem Schweiß, der über sein Gesicht rann, war Renji kein Stück näher dran, Byakuya zu erwischen, als er zu Beginn war. Für jede Attacke, die Renji ausführte, gab es einen magischen Konter. Er wurde geblockt, abgeblockt und sprang durch den ganzen Bereich. Wenn er ehrlich war, war er das satt.
 

Währenddessen waren die Zuschauer voll dabei. Jegliche Missgunst, die Byakuyas zur Schaustellung gegen die 3. Offizierin provoziert hatte, schwand in der Menge vollkommen. Vielleicht, weil sie sahen, wie Renji Dreck fraß oder endlich einen weißen Haori hatten, dem sie zujubeln konnten. Renji wusste es nicht, aber sie genossen es.
 

Das war eindeutig der moralische Schub, nach dem die 3. Offizierin gesucht hatte. Zu schade, dass es auf Kosten seines geschundenen Hinterns war.
 

Er machte sich bereit, hob Zabimaru und warf die gezahnte Klinge förmlich Byakuya entgegen. Auf der anderen Seite der Arena wich Byakuya, bei dem noch nicht einmal ein verdammtes Haar an einer anderen Stelle lag, leicht zur Seite aus. Ok, das machte Renji nervös. Was hatte er vor?
 

Renji nutze Shunpō, um nah an ihn heranzukommen und holte aus. Scheiße! Nicht schon wieder. Die Barriere kam hervor und erwischte ihn. Er erhaschte einen Blick auf Byakuyas Gesicht – war das ein amüsiertes Grinsen? Dann war er außer Reichweite und ließ Renji wieder im Dreck zurück.
 

Auch wenn er es nicht wollte, fühlte er sich mehr wie ein Stier, der einen Matador verfolgte. Doch er setzte wieder an. Dieses Mal ließ die Parade ihn durch die Luft fliegen. Er schleuderte zurück und zog eine Furche durch den Boden. Als er wieder auf den Beinen war, hörte er Byakuya etwas aufsagen.
 

„Wände aus eisernem Sand, eine priesterliche Pagode, blitzende Schlange, zehrt vom himmlischen Band, stößt nach vorne und wird real.“
 

Was auch immer es war, Renji kannte die Worte nicht. Doch er spürte den Kraftanstieg, wie eine Gewitterwolke, die sich formte. Er hörte ein kollektives Einatmen von den Zuschauern, als Fesseln aus Licht und Reishi aus Byakuyas erhobenen Handflächen kamen. Renji hatte keine Chance, es zu blocken. Er konnte ja kaum atmen.
 

Aus bloßem Instinkt griff er nach Kraft, um sich zu schützen. „Ban-kai!“
 

Zabimaru schlängelte sich eng um Renji, doch es war nicht genug. Die Fesseln hatten ihn und da war noch mehr – was noch Größeres? – das sich seinen Weg bahnte. Doppelte Beschwörungsformel?
 

„Leuchtende gepanzerte Glühwürmchen. Stehen aufrecht, still bis zum Ende.“
 

Ein zerschmetternder Schlag erschütterte den Boden. Staub waberte in der Luft. Renji konnte spüren, wie Zabimaru zusammenbrach, unter dem Druck anfing, zu brechen. Nein! Zieh dich zurück. Rette dich selbst!
 

Ein wütendes, trostloses Heulen füllte Renjis Ohren. Doch dann war er plötzlich alleine, hatte Mühe unter dem immensen Druck der kombinierten Bakudō zu atmen, die nur dazu beschworen waren, das Leben aus ihm zu pressen.
 

Als sich die Luft klärte, lag Renji mit dem Gesicht im Dreck. Er rollte sich zur Seite, um Zabimaru mit seinem eigenen Körper zu schützen. Vage bemerkte er, dass der Zauber gelöst wurde und Byakuya seinen Namen rief.
 

Eine Hand, sanft und vorsichtig, berührte seine Schulter. „Verdammt“, murmelte Byakuya. „Ich hätte wissen müssen, dass du es durchziehst. Je stärker der Widerstand ist, desto mehr engt der Zauber ein.“
 

Renji erhob sich mit bebenden Armen. Doch er schüttelte sich und setzte sich auf seinen Hintern. „Ich bin in Ordnung.“
 

Jubel ging durch die Zuschauer.
 

„Und Zabimaru?“, fragte Byakuya mit einer Spur Nervosität. Er hockte neben Renji und blickte unruhig in sein Gesicht. „Hast du ihn noch früh genug zurückrufen können?“
 

Renji nahm sein Zanpakutō auf und legte die versiegelte Waffe quer über seinen Schoß. Da war noch nicht einmal ein Kratzer. Zum Glück. Dennoch konnte er Zabimarus verletzten Stolz spüren. Renji rieb sich du Schulter. „Ja, aber heilige Scheiße! Womit haben sie uns erwischt?“, fragte er launisch.
 

Als die 3. Offizierin auf sie zukam, stand Byakuya auf. Er nahm sich einen Moment, um sich zu fassen, als würde er sich plötzlich an sein öffentliches Auftreten erinnern. Er blickte auf Renji hinunter und setzte wieder seine bekannte, emotionslose Maske, mit einem Hauch Verachtung für das Publikum, auf. „Das war eine kombinierte Attacke: Sajō Sabaku und Gochūtekkan“, erklärte er laut.
 

„Es war scheiße“, sagte Renji mit einem streitlustigen Schnauben und stand auf. „Für mich jedenfalls“, murmelte er.
 

„Ich denke, darum ging es“, bemerkte Byakuya trocken.
 

„Nun ja, dann hat es geklappt“, sagte Renji grummelig, auch wenn er dann kurz im Geheimen Byakuya liebevoll anlächelte.
 

Der 3. Offizier war außer Atem vor Bewunderung, als sie an Renji vorbeibrauschte, damit sie um Byakuya herumscharwenzeln konnte. „Das war eindrucksvoll. Kommandant Kuchiki, sie müssen uns versprechen, dass sie wiederkommen und noch ein paar Einheiten leiten!“
 

Renji erkannte Byakuyas leichtes Nicken, als er sich wegdrehte. „Du kannst solche Dinge mit meinem Adjutant besprechen.“
 

Als Byakuya aus dem Hof ging, spürte Renji den Wunsch der Menge, Byakuya zu folgen und ihren tiefen Respekt, der sie davon abhielt, ihn überhaupt anzusprechen.
 


 

So geschah es, dass Byakuya wesentlich früher zurück in der 6. Division wie Renji war. Nachdem er sich den Rest der Schreibarbeit des Tages von ihrem 3. Offizier abgeholt hatte, machte sich Renji auf den Weg zu Byakuyas Büro. Seine Hände waren so voll, dass er seinen Kopf benutzen musste, um an die Tür zu klopfen, als er seine Sandalen nur mithilfe seiner Füße auszog.
 

„Musst du das wirklich tun, Renji?“, hörte er Byakuya von der anderen Seite der Tür fragen. „Es wäre töricht, wenn du dich nur wegen Höflichkeit verletzt.“
 

„Was soll ich ihrer Meinung nach stattdessen tun, einfach nur rufen oder reinkommen?“, fragte Renji, während er mit den Zehen die Tür öffnete und hinter sich wieder schloss. „Wirkt selbst auf mich unhöflich.“
 

Byakuya blickte von seinem Schreibtisch auf. „Es ist schön, dich statt des 3. Offiziers zu sehen.“ Doch dann glitten Byakuyas Augen zu Renjis Füße. „Renji, du trägst keine Socken.“
 

„Ja, hab sie irgendwie in der 5. verloren. Vermutlich in der Kantine. Ich hatte noch keine Zeit, beim Quartiermeister zu halten, doch das werde ich noch.“ Er durchquerte den Raum, ließ sich auf den Boden fallen und legte einen großen Stapel vor Byakuya ab. „Wenn wir schon von der 5. Division sprechen, es hat Ewigkeiten gedauert, da wegzukommen. Du hast über 50 Anfragen für Schüler, ein Dutzend oder mehr Transferanfragen“, sagte Renji und tippte auf etwas ganz oben auf dem Stapel. „Und zu guter Letzt einen Heiratsantrag.“
 

Byakuya hob das Papier an und starrte darauf. „Machst du Witze?“
 

„Es ist mehr ein umfangreicher, epischer Liebesbrief, aber das war meine Schlussfolgerung.“
 

Byakuya runzelte über das Papier die Stirn und legte es nach einer Weile auf seinen Tisch. „Ich könnte niemals meine Hand jemand mit einer solch schrecklichen, hochgestochenen Prosa geben.“
 

„Wirklich?“, fragte Renji und drehte das Papier, um es noch einmal zu lesen. „Denn ich habe echt gedacht, dass sie es mit der Alabasterhaut und dem fließenden, ebenholz farbenen Haar Mist getroffen hat. Auch wenn da viele Steingleichungen sind. Wir haben Marmor… und Obsidian… und ich habe keine Ahnung, was das Wort bedeutet“, Renji hielt es für Byakuya hoch und deutete mit dem Finger darauf.
 

Byakuya blinzelte für einen Moment und sagte dann mit einem Schniefen: „Perlmuttartig. Zumindest nicht Stein, aber niemand sollte eine Haut in diesem Farbton haben. Es klingt kränklich.“
 

Renji grinste über Byakuyas eingeschnappten Ton. „Ich denke, dann solltest du besser jemanden prüfen lassen und sichergehen, dass deine geheime Verehrerin keine Tattoos und rote Haare hat.“ Er nahm das Papier auf und wedelte damit Byakuya zu. „Denn deine Tante wird das wahrscheinlich gefallen.“
 

„Grundgütiger“, sagte Byakuya und schnappte sich den Liebesbrief. Er blickte mit einem Hauch ernsthafter Sorge darauf. „Wir müssen es verbrennen.“
 

Renji kicherte. „Ich habe das Gefühl, dass sie noch mehr schicken wird.“
 

„Das ist der Grund, warum ich solche Sachen niemals mache“, murmelte Byakuya.
 

Renji begann, die ernsthaften Anträge, die Byakuyas Aufmerksamkeit benötigten, auszusortieren und übergab sie ihm. „Weil du so einen Haufen Anhänger findest? Ja, das ist bitter.“
 

Byakuya blickte kurz auf. Er sah aus, als würde er etwas auf Renjis Spott erwidern wollen, doch schüttelte dann nur mit einem kleinen Lächeln den Kopf. „Dennoch sind so viele Wechselanfragen beunruhigend.“
 

Renji zuckte mit den Achseln und blickte den Stapel erneut durch. „Sie sind einfach abzulehnen. Unsere Einheit ist mehr als voll nach der ersten Welle, direkt nachdem alles den Bach runter ging. Dennoch wäre es nett, unsere spezielle Kidō-Kampftruppe aufzufüllen, die wir entwickeln. Leider habe ich da schon geschaut. Da ist nur eine Anfrage von jemand, der interessiert ist, von dir zu lernen und ich habe generell keine Ahnung, wie ich die Fähigkeiten bewerten soll.“
 

Byakuya blickte durch die Anfragen, nachdem Renji sie erledigt hatte. „Sind es alles Frauen?“
 

„Einen Haufen Möchtegern-Schüler ebenfalls“, bestätigte Renji. „Du warst heute der Renner bei den Damen, Kommandant.“
 

„Und du bist dir sicher, dass nur ich es war?“
 

„Ich habe keine Liebesbriefe erhalten“, bemerkte Renji.
 

„Und doch hat vielleicht jemanden deine Socken als Andenken genommen“, deutete Byakuya trocken an. „Vielleicht ist es ganz gut, dass du so selten Unterwäsche trägst.“
 

Renji spürte, wie die Röte in sein Gesicht kroch und kratzte sich hinter dem Ohr. „Uh, ja, das erinnert mich… Das Seminar im Laden ist morgen Nacht.“
 

Byakuya hatte wieder damit begonnen, die Formulare durchzuschauen und zu unterschreiben. Er blickte noch nicht einmal auf. „Und?“
 

„Wir gehen immer noch hin, oder?“
 

„Natürlich“, sagte Byakuya. „Ich hoffe, du hast Vorkehrungen bezüglich den Gigais gemacht?“
 

„Ja, schon vor Längerem“, Renji erwähnte nicht, dass er auch mit Lady Yoruichi gesprochen hatte, um sicher zu gehen, dass die wiedergeborene Hisana immer noch in Ordnung war und nicht in der Nähe von Karakura war.
 

„Wo liegt dann das Problem?“
 

„Kein Problem, Kommandant“, sagte Renji. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass du immer noch, du weißt schon, dazu bereit bist.“
 

Byakuya legte die Papiere zu seinem ordentlichen Stapel zusammen und gab Renji den ersten Schwung zurück. Ihre Augen trafen sich kurz, während Byakuya sprach. „Ich freue mich bereits eine lange Zeit darauf.“
 

„Ja, ich mich auch“, sagte Renji und übergab den nächsten Stapel. Doch die Wahrheit lag irgendwo dazwischen, denn er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Manchmal machte ihn die Vorstellung von nackten Demonstrationen an und manchmal vermutete er einfach, dass es langweilige Lektüren in einem Raum voll von Sonderlingen und Perversen waren.
 

Sie waren still, während sich Byakuya durch die Papiere arbeitete. Renji stand auf und holte ein neues Fässchen Tinte und klingelte auf dem Rückweg nach einem Diener. Byakuya würde bald seinen Tee wollen.
 

Der Schwarzhaarige seufzte zufrieden, als Renji geschickt das alte Tintenfässchen auswechselte. „Du bist in solchen Sachen so viel besser, als der 3. Offizier. Ich wäre bereits von unsinnigen Fragen durchlöchert worden. Es ist eine Schande, dass du so bald wieder das Schlachtfeld betrittst.“
 

Renji hätte beinahe das Fässchen fallen lassen, als er es zum Mülleimer bringen wollte. „Was?“
 

„Ich hatte es erwartet“, sagte Byakuya, seine Stimme gleichmäßig, während er methodisch die Formulare durchging. „Ein Höllenschmetterling kam von der 1. Division, während du noch weg warst. Vizekommandant Sasakibe wird dich irgendwann morgen informieren. Du solltest froh sein. Es klingt, als hättest du in einer Weise die Befehlsgewalt oder zumindest hast du das Privileg, dein eigenes Team auszuwählen. Ich vermute, dass von dir erwartet wird, einen weiteren Offizier mit Kommandantenlevel, neben dir, auszuwählen. Jemand mit offiziellem Rang. Wie auch immer, ich bin mir sicher, dass Sasakibe dir alles erklären wird. Das Einzige, was mich bekümmert ist, dass du nicht viel Zeit haben wirst, das Fußballturnier zu organisieren.“
 

Das Einzige, was ihn bekümmert? Irgendwie bezweifelte Renji das, da Byakuya sich weigerte, ihn anzusehen.
 

Die Dienerin erreichte das Büro. Es war Aio, die dort kniete und höflich die Tür aufschob. „Was benötigt mein Herr?“
 

„Es ist Zeit für Tee, Aio“, sagte Renji. „Sag Miki, dass der Kommandant sich heute durch unterdurchschnittlichen Tee quälen musste und dass er was von ihrem guten Zeug benötigt.“
 

Sie blickte noch nicht einmal zu Byakuya, um sich eine Bestätigung zu holen. Sie beugte nur ihren Kopf, um das leicht amüsierte Lächeln zu verstecken. „Natürlich, Vizekommandant.“
 

„Möchten sie sonst noch etwas?“, fragte Renji. Als sich ihre Augen über den Raum hinweg trafen, konnte der Rothaarige sie lesen, als hätte er es laut ausgesprochen. Sein Blick war weit, sehnsüchtig und wünschend. Er schien zu sagen: Dich. Hier. Für immer an meiner Seite.
 

Stattdessen blickte er weg. „Nein. Alles in Ordnung“, sagte er.

When No One is Looking

Renji war sich nicht ganz sicher, wie es passierte, doch schlussendlich war er diese Nacht in seinem Quartier.
 

Sein Raum stank nach einer Kombination aus Vernachlässigung und schalem Bier. Er hatte vergessen, nach der spontanen Feier aufzuräumen und nun erinnerte ihn sein schmaler Raum eher an das Quartier der Rangoffiziere in der 11. Division. Inklusive den leeren Flaschen, die er im Dunkeln aus Versehen durch den Raum getreten hatte.
 

Nachdem er das Gröbste gesäubert hatte, seufzte Renji. Byakuya war in einer seltsamen Laune gewesen, nachdem er seinen Tee getrunken hatte. Er war still, was normal war, doch die Stille hatte einen in sich gekehrten, nachdenklichen… fast schon traurigen Eindruck hinterlassen.
 

Es hatte auch nicht geholfen, dass mittendrin Renjis Körper sich dazu entschieden hatte, zu schmerzen. Kater, Gesichtsbremsung und Kidō-Abreibung hatten ihn endlich mit aller Macht eingeholt. Also hatte er nicht mehr die Energie, Byakuya aus dem, was auch immer für ein, Mist zu ziehen, in den er scheinbar gefallen war.
 

‚Was auch immer für ein Mist‘. Als würde er es nicht wissen, schnaubte Renji über sich selbst, als er die letzten leeren Flaschen in eine Tüte legte. Es war die kommende Mission. Keiner der beiden wollte sich damit befassen, dass er bald gehen würde und wie Scheiße das war.
 

Gerade jetzt, wo sie anfangen, die Sache glatt zu bügeln.
 

Renji öffnete mit dem Ellbogen seine Tür und stellte die Tüte mit dem Abfall nach draußen, um sich am nächsten Morgen damit weiter zu befassen. Er hielt für einen Moment inne und blickte in den sternenklaren Himmel. Mondlicht schien auf das hintere Tor der Division und das dahinterliegende Gelände des Kuchiki-Anwesens. Er konnte fast, wenn er sich anstrengte, das höchste, gebogene Dach des Hauptgebäudes sehen, welches über den Kronen der Kirschbäume thronte. „Ich habe keine Ahnung, warum du heute Nacht alleine sein wolltest“, sagte Renji, als könnte ihn Byakuya vielleicht hören.
 

Er hatte immerhin angeboten, zu bleiben.
 

Doch Byakuya hatte Yachiru als Ausrede verwendet. Sie würde am Morgen kommen und hatte die kindliche Tendenz, all die unangenehmen Fragen zu stellen. Oder zumindest glaubte das Byakuya. Renji wusste es besser. Die kleine Vizekommandantin behielt einen Haufen Geheimnisse und wusste sehr viel mehr darüber, wie ein Haufen Krawallbrüder zusammenlebten, als Byakuya glaubte… Oder ihm vermutlich angenehm war, es zu wissen.
 

Also hatte Renji den Punkt nicht mehr angesprochen.
 

Außerdem wäre da der Druck von Sex gewesen, wenn er auf dem Anwesen übernachtet hätte. Und, so komisch es schien, war Renji dafür nicht zu haben. Nicht in dieser Nacht. Nicht, wenn sein Körper bereits so mitgenommen war. Vielleicht, wenn Sex eine einfachere Angelegenheit wäre, aber alleine der Gedanke daran, mit Striemen über den Striemen aufzuwachen, klang… erschöpfend. Es war eine Schande, dass Kazu wohl kein Interesse an einem Dreier hatte. Es wäre ein netter Tapetenwechsel gewesen, einfach nur Spaß und rummachen mit jemanden, ohne die Notwendigkeit von Ausrüstung oder Sicherheitswort.
 

Renji war sich noch nicht einmal mehr sicher, wie das war.
 

Noch einmal atmete er die frische Luft ein und ging dann zurück in sein Quartier. Er ließ die Tür leicht geöffnet, um ein bisschen Luft hineinzulassen. Er legte Zabimaru auf das Fußende, doch noch in seiner Reichweite. Nachdem er dann seine Kleidung ausgezogen und in eine Ecke geworfen hatte, ließ er sich auf das Bett fallen.
 

Er drehte sich um und blickte an die Decke. Sie würden nächste Nacht das Seminar haben, wie man gemeinsam Sex hat. Renji schnaubte. So kompliziert ist die Sache schon geworden. Traurig.
 

Er schob seine Hände unter seinen Kopf und schloss die Augen.
 

Wie würde das Seminar überhaupt aussehen? Er war sich nicht sicher, ob er sich darauf freuen oder sich fürchten sollte. Aber zumindest freute er sich darauf, Byakuya wieder außerhalb der Soul Society ausführen zu können. Byakuya war anders, wenn er glaubte, dass niemand guckte. Und in der Welt der Lebenden verzehnfachte sich das. Mit ihm in einem Klub tanzen!? Das war wunderbar gewesen. Das Liebeshotel und selbst all das andere Zeug… Es war schön gewesen, zu beobachten, wie sich Byakuya etwas öffnete und spielte, seine Fantasien derart teilte.
 

Und er hatte auch Dinge über sich selbst gelernt.
 

Stellte sich heraus, dass Renji Schläge mochte, aber bei Rollenspielen versagte. Nun ja… vielleicht könnte er sich mit etwas Übung bei Letzterem verbessern. Vielleicht musste er einfach ein wenig trainieren. Heh. Er konnte fast alles mit genug Training.
 

Renji drehte sich auf die Seite und zog die Decke über seine Schultern. Er schlief mit einem verrückten Grinsen auf den Lippen ein.
 


 

Trotz der Tatsache, dass er zu einer angemessenen Zeit ins Bett gegangen war, fühlte sich die Sonne wie ein Vorschlaghammer auf Renjis Kopf an. Er richtete sich mit einem Grunzen auf und verfluchte die Grauschnäpper, die einen solch verdammt fröhlichen Lärm in den Ästen machten.
 

Er hielt sich den Kopf und schielte zum Sonnenlicht, das sich durch die Tür in seinen Raum ergoss. So sehr er sich einfach wieder zurückfallen lassen und noch 7.000 Stunden mehr schlafen wollte, hatte er ganz schön viel zu erledigen am heutigen Tage. Nicht zuletzt ein neues Paar Socken zu organisieren.
 

Er kramte 10 Minuten durch seine Truhe, bevor er sich daran erinnerte, dass seine Lieblingsrobe, die mit den Kirschblüten, auf dem Anwesen war und fein säuberlich in einem von Byakuyas Kleiderschränken hing. Schwerfällig und nackt setzte er sich auf den Boden und murmelte ein niedergeschlagenen „Scheiße“, bevor er sich wieder aufrichtete und die Kleidung vom Vortag anzog.
 

Es würde ein langer Tag werden.
 


 

Renji war nicht in der Stimmung, sich den Mist des Quartiermeisters anzuhören. Scheiße, verdammt. Er hatte noch nicht einmal Tee getrunken.
 

„Ich kaufe kein weiteres neues Set“, sagte Renji und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich gehe einfach ohne Tabi und du kannst dem Kommandanten erklären, warum sein Vizekommandant nicht angemessen gekleidet ist.“
 

Es war überraschend, wie schnell der Quartiermeister bei dem Gedanken kuschte. Tatsächlich war Renji mit 2 Paar Socken gegangen. Gratis.
 

Die Dinge verbesserten sich danach unglaublich, denn Renji hatte sich entschieden, sich von seiner schlechten Laune tragen zu lassen. Nachdem er die Schlange für das Frühstück in der Kantine sah, entschied er sich wieder einmal dafür, dass die beste Antwort einfach war: ‚Scheiß drauf.‘ Statt sich also mit den Ellbogen seinen Weg an den Anfang der Schlange zu bahnen, nutzte er Shunpō, um schnell zum Anwesen zu gelangen. Er ließ sich selbst durch die Küchentür hinein.
 

Sein Timing war perfekt. Miki lud gerade den Rest der Teesachen auf das Tablett.
 

„Ich nehm das mit hoch“, bot er an. Als er all den Kuchen und die Früchte sah, fragte er: „Ist Vizekommandantin Kusajishi bereits da?“
 

Es schien ekelhaft früh für jemanden von der 11. Division, um bereits ansprechbar zu sein, doch Miki nickte, als sie die 3. Teeschale auf das überladene Tablett setzte. „Es sollte genug für alle da sein. Du findest sie in der Bibliothek.“
 

Renji hatte sie bereits gehört, bevor er sie gefunden hatte. Vom anderen Ende der Bibliothek kam helles Gekicher. Der Rothaarige folgte den Geräuschen, bis er an einer Reihe Laken vorbei kam, die zwischen den Bücherregalen und einem niedrigen Tisch, scheinbar willkürlich, gespannt waren.
 

Durch eine Lücke in den Laken konnte Renji Byakuya und Yachiru auf dem Boden liegen sehen. Sie spielten ein Spiel, das Kreisel beinhaltete. Byakuyas Haare waren offen und er trug den Kimono mit den versteckten Fröschen. Offensichtlich war der Schwarzhaarige gerade am Zug bei den Kreiseln, denn Yachiru krabbelte freudig zu ihm hinüber und zählte die Frösche. Dabei kicherte sie über jeden neuen Fund. „Zwanzig“, rief sie fröhlich.
 

„Sehr gut. Aber da sind noch 8 mehr“, erinnerte er sie in seinem normalen, zurückhaltenden Ton.
 

Renji war sich ziemlich sicher, dass sein Mund, bei dem Anblick wie Yachiru auf Byakuyas Hintern saß und mit ihren kleinen Finger gegen die Lilienblätter stupste, als könnte sie einen weiteren Forsch hervorlocken, offen stand. Byakuya hingegen wirkte erstaunlich entspannt, als sei es völlig normal, dass er auf dem Boden lag und Spielzeug überall verteilt war.
 

Yachiru blickte von ihrer Position aus hoch und erspähte Renji. „Oooh, Frühstück! Kann Renji das Tablett in unser Fort bringen, Byakuya? Darf er auch mitspielen?“
 

Fort? Yachiru musste die Laken meinen.
 

Byakuya blickte über seine Schulter Renji an. „Ich sehe nichts, was dagegen spricht. Aber der Vizekommandant muss vorsichtig sein, damit die Wände nicht über uns einbrechen.“
 

„Ja, Kommandant“, war alles, was Renji sagen konnte. Er setzte das Tablett ab und schob es unter einen der Tische durch, in die unruhigen, gierigen Hände von Yachiru. Aber in den ‚Fort‘ zu gelangen, schien fast unmöglich. Der Aufbau war locker und zufällig. Als seine Schulter an einem Ende hängen blieb, musste Renji eines der Laken auffangen und es weiter unter den Stapel Büchern stecken, die es am Platz hielten. Am Ende saß er gebeugt unter den Laken, eins über seinen Pferdeschwanz drapiert, als wäre er eine Zeltstange.
 

„Nun ja, ich vermute, das gibt uns ein wenig mehr Platz“, sagte Byakuya mit einem kleinen Lächeln. Er stützte sich weit genug auf die Ellbogen ab, um nach dem Tee zu greifen. Dann stellte er die 3 Schalen auf den Boden und schenkte vorsichtig ein. Er reichte eine Renji. Dann reichte er eine Schale Yachiru. „Die Köchin hat dir sicher auch Milch und Honig mitgeschickt.“
 

„Oh, Tee!“, sagte sie. „Lasst uns so tun, als wäre das eine Teezeremonie.“
 

„In Ordnung“, sagte Byakuya sehr ernst. „Aber wenn das eine Teezeremonie ist, musst du extravagante Kleidung tragen oder ich wäre furchtbar eingeschnappt. Lauf und such Eishirō. Er wird dir was Nettes holen. Und wenn du wieder da bist, haben Renji und ich alles für die Zeremonie vorbereitet.“
 

Yachiru hastete aus dem Fort, krabbelnd auf Händen und Füßen. Dabei hätte sie beinahe den Tee aus Renjis Hand geschlagen, während sie quietschte: „Eine Kostümparty!“
 

“Na also“, seufzte Byakuya. „Das sollte sie für eine Weile beschäftigen. Hilf mir, die Sachen wegzuräumen.“
 

„Uh… sicher“, Renji angelte nach den verteilten Spielzeugen auf dem Boden. Sie waren schön. Geformt aus konischen Muscheln und mit Wachs gefüllt, jedes einzelne war individuell und einmalig.
 

Byakuya musste Renjis Interesse bemerkt haben. „Vermutlich glaubst du, dass ich albern bin, da ich solch kindische Sachen behalte.“
 

Renji legte die Kreisel vorsichtig in ihre Box und zog dann die Laken über ihre Köpfe weg. „Nein, natürlich nicht“, sagte er, während er den Tisch von dem Stoff befreite. „Außerdem musst du sie aufheben, um sie deinen…“
 

Renji unterbrach sich und blickte zu Byakuya, der gerade das Tablett auf den freigeräumten Tisch stellte. Renji hatte keine Ahnung, ob Kinder ein heikles Thema waren. Es war möglich, dass Byakuya bereits Kinder hatte, die bereits auf ihren eigenen Beinen standen und irgendwo anders wohnten. Doch das klang unglaubwürdig, wenn man bedachte, dass seine Tante ihn konstant unter Druck setzte, wieder zu heiraten. Aber wenn man an seine Vergangenheit dachte… Byakuya hätte auf tragische Weise eines verlieren können. War Hisana schwanger gewesen, als sie starb?
 

Renji wollte sich gerade aus Reflex entschuldigen, als Byakuya ansetzte. „Das bereue ich am meisten. Ich hätte mir ein Kind zur Erinnerung an Hisana gewünscht.“
 

Nun sprach er seinen Gedanken aus, auch wenn es eine wirklich lasche Antwort im Vergleich zu Byakuyas Kummer war: „Das tut mir leid. Das ist… scheiße. Du wärst ein toller Vater.“
 

Byakuyas Lippen waren dünn zusammengepresst, als er die Bücher wieder auf ihre Plätze in den Regalen stellte. „Vielleicht“, sagte er düster. Er blickte kurz zu Renji hinüber und brachte eine halbe Grimasse und ein halbes Lächeln zustande. „Doch ich denke, dass ich ein besserer ‚Onkel‘ für die Kinder anderer abgeben würde. Ich vermute, ich bin zu fordernd, um selbst Kinder zu haben.“
 

Renji konnte das nachvollziehen. Er faltete ein Laken und legte sie auf den Flur. Dann griff er nach dem nächsten und hätte dabei beinahe ein Bücherregal umgeworfen. Zum Glück konnte er es schnell genug stabilisieren. „Das ist ein verrücktes Ding, euer ‚Fort‘. Ich kapier das nicht. Warum braucht ihr so etwas? Ihr seid bereits drinnen.“
 

„Hast du niemals Fort gespie…?“, nun war Byakuya an der Reihe, unbeholfen innezuhalten. „Nein, natürlich nicht“, sagte er und blickte auf den Boden. „Ich vermute, dass du niemals die Zeit hattest für frivole Aktivitäten.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Aw, es war nicht immer so. Wir haben unsere Wege gefunden. Wir haben ‚Darumasan ga Koronda‘ und ‚Onigokko‘ und andere Dinge gespielt, für die man kein spezielles Zeug brauchte. Und wir haben viele eigene Spiele entwickelt, wie alle Kinder.“
 

Bei Renjis Antwort schien sich der Schwarzhaarige zu entspannen. Er lächelte leicht, als er den Kopf schüttelte. „Onigokko. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dieses Spiel hasse.“
 

Renji lachte. „Ja, aber du hast es mit einer echten Höllenkatze gespielt. Fangen ist kein Spaß, wenn du nie jemanden fängst.“
 

„Ich muss dich wissen lassen, dass ich sie gelegentlich gefangen hatte“, schnaubte Byakuya. „Nun ja, zumindest ein Mal.“
 

„Sicher, Kommandant“, sagte Renji liebevoll und griff nach dem letzten Laken. „Sicher.“
 

Doch Byakuya blickte durch die geöffnete Tür in den besinnlichen Garten, offensichtlich in Gedanken verloren. „Es war ein fürchterliches Spiel“, sagte er wie zu sich selbst. „Immer wenn ich anfing, aufzuholen, war sie verschwunden.“
 

Renji runzelte über die Traurigkeit in Byakuyas Stimme die Stirn. Er wusste nichts darüber, warum Yoruichi am Ende die Soul Society verlassen hatte. Außer natürlich die vagen Gerüchte über ihre Verbindung zu Uraharas Flucht und all den Ärger über illegale Hollowfikationsmöglichkeiten, die er angeblich erfunden hatte. Und all das schien mehr und mehr Teil von Aizens Machenschaften gewesen zu sein. Es ist Renji niemals in den Sinn gekommen, dass Byakuya überhaupt etwas über Yoruichis ‚Verrat‘ empfand.
 

Renjis Augen suchten den Raum nach einem guten Platz für die Lackbox mit den Kreiseln ab, doch hielt sie dann einfach nur Byakuya hin. Als sich ihre Augen über der Box hinweg trafen, wollte sich Renji wieder entschuldigen, doch er fand keine Worte. „Standen du und Lady Yoruichi euch nahe?“, fragte er stattdessen.
 

Byakuya nahm die Box und schien eingehend über die Frage nachzudenken. Seine Augen fokussierten das eingelegte Bild von fliegenden Schwänen und seine Finger fuhren abwesend die Ecken aus, die sich mit den Jahren etwas abgenutzt hatten. „Ich vermute, dass wir in Wahrheit nicht mehr als Bekannte waren. Sie war viel älter als ich und ihre Loyalität lag klar woanders, aber ich… Ich hatte keine… Das heißt, ich hatte wenige Ebenbürtige. Aber meine Familie hatte viel mit den Shihōin zu tun, also haben wir uns ab und zu besucht. Vor ihrem Exil habe ich über sie sehr liebevoll gedacht, wie von einer älteren Schwester. Einer oftmals Nervenden, aber… dennoch“, er stellte die Box zur Seite auf eines der nahegelegenen Bücherregale. Der Schwarzhaarige schien einen Moment zu benötigen, um tief durchzuatmen, doch dann blickte er wieder zu Renji. „Yoruichi hat wahrscheinlich anders gedacht. Ich habe wohl nicht den besten Eindruck gemacht. Ich war etwas starrsinnig in meiner Jugend.“
 

„Starrsinnig?“, Renji musste grinsen. „Heh. Ist das nicht dein Wort für mich?“
 

Byakuyas Hand legte sich auf Renjis Wange. Kühle Finger fuhren den Wangenknochen nach. „Das ist es.“
 

Renji beugte sich vor, um sich einen kurzen Kuss zu stehlen. Er blieb aber nah genug, um in Byakuyas Ohr zu schnurren. „Das ist schwer vorzustellen. Ich meine, du und ‚eigensinnig‘. Wie muss das überhaupt gewesen sein?“
 

Byakuya machte einen spöttischen ‚das-weißt-du-ganz-genau‘-Laut, doch legte die Hände an Renjis Brust, um weitere Intimitäten zurückzuhalten. „Yachiru wird jeden Moment zurückkommen. Wir müssen den Garten vorbereiten.“ Er drehte sich um, doch blickte noch einmal kurz über die Schulter. „Wir haben für uns heute Nacht jede Menge Zeit.“

Tea and Thee

Renji fand, dass obwohl er ein ziemlich großartiger Teehüttenerbauer war, er niemals wirklich gut im so-tun-als-ob war. Also lehnte er sich zurück und beobachtete Byakuya und Yachiru fasziniert, wie sie ihre Vorkehrrungen im zeltähnlichen Unterschlupf trafen, den er aus Laken und tiefhängenden Ästen einer Zeder errichtet hatte.
 

Byakuya hielt Yachirus Hand, während sie herumsprang, um mehrere Lagen verschiedenster Kimono zu zeigen. Sie schwamfast in Seide. Das Meiste des Kimonos hing auf dem Boden und ihre kleinen Arme waren in den Ärmeln verloren. Die Stoffe hatten die verschiedensten Blautöne, der oberste Kimono war schon fast elektrisierend Azurblau und schimmerte in der frühen Morgensonne. In die Seide war ein Muster von weißen Blumen gewebt, die diagonal über Vorder- und Hinterseite zu fließen schienen. Irgendwie hatte der Hausverwalter auch einen breiten, rosanen Obi gefunden, der perfekt zu Yachirus Haaren passte. Renji konnte kaum glauben, dass Byakuya es aushielt zu sehen, wie so teure Seide durch den Gartendreck gezogen wurde, besonders da die Kleider einer weiblichen Verwandten irgendwann gehört haben mussten. Doch wenn es ihn störte, zeigte er es nicht.
 

Tatsächlich schien Byakuya die Möglichkeit sehr ernst zu nehmen, Yachiru zu lehren, was wirklich von ihr erwartet werden würde, wenn sie einmal auf eine echte Teezeremonie eingeladen werden würde. Es gab eine Vorstellung und jede Menge Verbeugungen. Renji fühlte sich schon seltsam fehl am Platz, als er Eishirō winkend an der Tür zur Bibliothek sah. Renji versuchte nicht dankbar für die Ausrede auszusehen, um zu verschwinden, als er hinüberging um herauszufinden, was er von ihm wollte.
 

Vizekommandant Sasakibe war an der Tür.
 

Ihr Spiel unterbrechend, wandte sich Byakuya an ihn. „Es ist nicht nötig, dass ihr zurück in die Division dafür geht, Renji. Du kannst das Studienzimmer meines Vaters nutzen. Eishirō, sorge dafür, dass die Vizekommandanten Tee und Frühstück bekommen.“
 

„Ja, mein Herr.“
 

Damit folgte Renji Eishirō zu einem Raum, der 2 Türen weiter als die Bibliothek lag. Das Studienzimmer von Byakuyas Vater war ein großer, luftiger Raum. Eine Ecke ragte in den Garten vor und die Türen waren aufgeschoben, um den Blick auf den Garten freizugeben, wo Byakuya und Yachiru spielten. Sie wurden fast vollständig von der Zeder verdeckt, doch Eishirō positionierte die Türen so geschickt, dass sie Byakuyas Privatsphäre schützten.
 

„Wenn sie hier warten würden, Vizekommandant“, sagte Eishirō, als er ging. „Ich hole Vizekommandant Sasakibe.“
 

„Danke“, Renji nickte Eishirō zu, als er sich an der Tür verbeugte.
 

Der Raum roch nicht unangenehm nach alten Büchern und frischer Tinte. Das Büro von Byakuya hatte einen kleinen, niedrigen Tisch und einige Kissen verteilt auf dem Boden. Da waren Bücherregale entlang der Wand, die nach einer Sammlung von Philosophie und Poesie aussahen, stellte Renji mit einem neugierigen Blick fest. Es gab auch Pinsel und Tinte aller Art. Tatsächlich fühlte sich der Raum mehr nach dem Atelier eines Künstlers an, als nach dem Büro eines Mitglieds des Militärs.
 

Dutzende von wunderschönen, handgeschriebenen, kalligraphischen Kōan hingen an der Wand. Renji versuchte immer noch den Aufwändigsten zu entziffern, als Eishirō Sasakibe ankündigte.
 

Sasakibe steckte seinen Kopf vorsichtig durch die Tür und sah damit einem silbernen Fuchs ziemlich ähnlich. Sein schmales Gesicht, durchdringender, bernsteinfarbener Blick und stahlgraue Haare ragten von seinem Kopf, schon fast wie Ohren, auf. Als er Renji sah, nickte er und betrat den Raum. „Vizekommandant“, grüßte er.
 

Auch wenn Byakuya ihm den Raum für das Treffen überlassen hatte und er so hinter dem Tisch sitzen konnte, um einen Hauch Autorität auszustrahlen, deutete Renji an, dass sie auf den Kissen im Sonnenlicht, in der Nähe der geöffneten Türen, Platz finden sollten. „Der Kommandant hat mir gesagt, dass du eine Mission für mich hast“, redete Renji nicht lange um den heißen Brei herum.
 

„Ja, um den stellvertretenden Shinigami in der Welt der Lebenden zu unterstützen. Wir haben aufklären können, dass Aizen bereits 2 Mitglieder seiner neuen Armee aufs Schlachtfeld entsendet hat.“ Sasakibe händigte ihm einen Packen Papiere aus. Renji begann, sie durchzusehen, doch es war offensichtlich, dass Sasakibe noch über andere Dinge sprechen wollte. „Du wurdest mehrfach für diese Mission empfohlen. Wir brauchen Leute auf dem Niveau von Kommandanten, um uns gegen diese neuen Hybride zu stellen.“
 

Kommandanten-Niveau. Richtig.
 

Renji legte die Dokumente in seinen Schoß, auch wenn er gerade an den interessanten Teil gekommen war, wo es um sogenannte ‚Arrancar‘ ging. „Versuchst du etwas zu sagen, Sasakibe?“
 

„Jetzt, wo du Bankai hast, planst du, Kommandant zu werden?“
 

„Nein. Du?“
 

Sasakibe blinzelte überrascht und beugte dann den Kopf, als hätte Renji nichts gesagt. „Es wird empfunden, dass du dich gut in der 5. Division machen würdest.“
 

Aizens Division? Keine verschissene Chance. „Ich empfinde anders.“
 

„Es gibt Bedarf, Abarai“, presste Sasakibe hervor. „Ein verzweifelter Bedarf.“
 

Nicht so verzweifelt, dass du dich bewirbst. Renji begegnete Sasakibes Blick und hielt ihn standhaft. „Wenn der Generalkommandant mich zum Kommandanten ernennen möchte, dann ist das vermutlich sein Recht. Doch das muss er dann über meinen Protest hinweg tun. Ich bin gerade einmal etwas mehr als 2 Monate Vizekommandant und habe es in der Zeit geschafft, öffentlich Ungehorsam zu zeigen. Und wenn du die Sache falsch sehen willst, dann durch Hochverrat. Ihr wollt wirklich, dass ich jetzt eine eigene Division führe? Wie wäre es damit, dass wir warten, bis ich von dieser Mission zurückkomme und Aizens blutigen Kopf in meinen Händen serviere? Dann übernehme ich seine verdammte Division.“
 

„Also… geht es um den Zeitpunkt?“
 

Renji zuckte die Achseln und schaute wieder die Dokumente durch. „Wer weiß, wie das alles ausgehen wird? Wenn es am Ende eine Soul Society zum Zurückkehren gibt, werde ich es mir überlegen.“
 


 

Es war unmöglich, das hämmernde Gefühl von Kenpachi Zarakis Reiatsu am Haupteingang des Anwesens zu ignorieren, doch Byakuya versuchte es dennoch.
 

Yachiru war es schnell langweilig geworden, Teezeremonie zu spielen. Sie war nun hoch oben in den Ästen der Zeder und warf mit wachsender Begeisterung Kieferzapfen auf Byakuyas Kopf hinunter, während dieser an seinem Tee nippte. Er tat so, als würde er sich ärgern, als ein weiterer von seiner Schulter kullerte und erfreute sich am Laut ihres Gekichers.
 

Obwohl der Erste eine wirkliche Überraschung dargestellt hatte, wenn er ehrlich war.
 

Sie hatte ihr Vorhaben mit Kidō verdeckt. Hochrangigem Kidō. Sie hatte sich heimlich hinter seine Verteidigung geschlichen und ihn vollkommen überrumpelt. Es war ein Schock gewesen und sein ungespielter, fassungsloser Gesichtsausdruck hatte sie vor Freude aufquieken lassen. Er vermutete, dass er es hätte besser wissen müssen, doch manchmal war es schwierig für Byakuya, sich daran zu erinnern, dass dieses kleine Ding eine trainierte… Vizekommandantin war.
 

„Ken-chan ist hier!“, bemerkte sie und hüpfte geschickt vom Baum, auch wenn sie aufgrund des schweren Kimono ein wenig strauchelte.
 

Bevor sie hinfallen konnte, hatte Byakuya sie bei der Schulter genommen und sich hingekniet, um den komplizierten Knoten der Robe zu lösen. „Ja, das ist er“, sagte er. „Lass uns dich aus diesen Dingern holen, damit du bereits bist, zu gehen.“
 

„Aw“, schmollte sie und hielt ihre, von Stoff umhüllten, Arme in die Luft, um die Seide im Sonnenlicht zu bewundern. „Aber es ist so schön! Und schimmernd!“
 

Das war es. Tatsächlich standen ihr die Farben von den Kimonos seiner Mutter sehr gut. Er würde Eishirō bitten, sie für Yachiru auf Seite zu legen und schauen, ob Rukia gewillt war, zu teilen, was eigentlich ihr Erbe sein sollte. „Wenn du eine erwachsene Frau bist, darfst du sie vielleicht behalten.“
 

Ein Schatten fiel über sie und da war ein unhöfliches Grunzen. „Huh, habe niemals gedacht, dass ich dich auf deinen Knien im Dreck sehen würde, Kuchiki.“
 

Atemlos und einige Sekunden zu spät kam Eishirō angekrabbelt und verbeugte sich tief. „Mein Herr! Der Kenpachi ist eingetroffen.“
 

Die heulende Wut von Kenpachis Zanpakutō schob alle Gedanken aus Renjis Gehirn. „Uh“, er blinzelte zu Sasakibe und stand wie von selbst auf. „Belassen wir es dabei. Ich sollte vielleicht sichergehen, dass die beiden sich nicht gegenseitig umbringen.“
 

Sasakibe nickte. „Viel Glück damit.“
 


 

Byakuya verweigerte, angetrieben zu werden. Auch wenn das bedeutete, dass er weiterhin auf den Knien vor diesem Barbaren war. Er löste den Obi, während Yachiru glücklich mit ‚Ken-chan‘ über all die Dinge plapperte, die sie den Morgen über gemacht hatten. Und das auf eine Weise, die Byakuya dankbar sein ließ, dass er kniete und offene Haare hatte, da sie die Röte in seinem Gesicht verdeckten, während sie ihre verschiedenen Spielchen, dem nun glucksenden Zaraki, beschrieb.
 

„Hey, hast du sie zumindest gut gefüttert?“, forderte Zaraki auf, als Yachiru schlussendlich von den Stoffen befreit war, die nun von ihrer Schulter glitten. „Nicht nur mit Kuchen und Früchten?“
 

Byakuya faltete die Seite und legte sie über einen Arm. Er stand langsam und bedächtig auf. „Das Küchenpersonal der Kuchiki ist das Beste in der Soul Society.“
 

Zaraki legte den Kopf schief, was diese nervenden Glöckchen zum Klingeln brachte. Er grinste Byakuya furchterregend schelmisch an. „Ja, aber das ist nicht, was ich gefragt habe. Oder?“
 

Zarakis Scharfsinnigkeit war sowohl ärgerlich als auch überraschend. Byakuya klopfte einen imaginären Schmutzfleck von seiner Schulter. „Es ist das Vorrecht eines Gastgebers, seine Gäste zu verwöhnen“, sagte er einfach.
 

„Wir hatten Kuchen!“, bestätigte Yachiru. „Und Marmelade!“
 

Zaraki lachte schnaubend. Er zeigte unhöflich mit seinem Finger auf Byakuya. „Du bist so ein verdammtes Weichei, Byakuya Kuchiki.“
 

Von jedem anderen hätte Byakuya diesen Spott einfach ignorieren können. Doch es war etwas an diesem Mann, das ihm immer alle Knöpfe drückte, um ihn an den Rand des Zorns zu bringen. Byakuya spürte, wie sein Reiatsu aufloderte. An seinen Seiten ballten sich die Fäuste. Es brauchte all seine Willenskraft, um nicht Zarakis Hand zur Seite zu schlagen und die Hakuda-Fähigkeiten dieses Unmenschen zu testen.
 


 

Renji spürte den plötzlichen Ansteig im spirituellen Druck und das Grollen von Kenpachis Reiatsu, als unbewusste Antwort. Er schob den Shoji zur Seite und ging in den Garten. „Hey, Kommandant“, rief er.
 

Beide Köpfe drehten sich in Renjis Richtung.
 

So furchterregend es war, die brodelnde Aufmerksamkeit von zwei der stärksten Kommandanten in den Hofgarden zu haben, wenigstens starrten sie sich nicht mehr gegenseitig an. Byakuya drehte sich sogar vollkommen weg von ihm. Wäre Byakuya eine Katze, wäre sein Rücken vor Ärger aufgestellt.
 

Daher verstand Renji sofort, was er zu tun hatte. Er lächelte und nickte zu Kenpachi. „Kann ich euch raus begleiten, Kommandant?“
 

Kenpachi grunzte. „Solltest du vermutlich. Dieser Ort ist ein verkacktes Labyrinth.“
 

„Oooh, Kenny, ich kenne den Weg!“

Anticipation... Is Makin' Me Wait

Sobald Kenpachi und Yachiru den Weg nach draußen gefunden hatten, verbrachte Renji den Rest des Tages damit, den Abend herbeizusehnen. Er beschäftigte sich selbst, vergrub sich in Papierkram, schaute bei der Division vorbei und begann damit, dass Fußballturnier zu organisieren.
 

Als er bei Matsumoto hielt, um zu schauen, ob sie vielleicht daran interessiert sei, bei der Fußballsache auszuhelfen, war sie hellauf begeistert. Sie versprach, bei dem Anwerben von Mitspielern und dem organisieren der Mannschaften zu helfen. Renji vermutete, dass nun alles in trockenen Tüchern war, denn alle echten Kerle würden ab jetzt Schlange stehen, um ihr zu assistieren. Außerdem war sie vielleicht nicht so für die Arbeit in der Division zu haben, doch diese Frau war jederzeit für Aktivitäten außerhalb der Arbeit zu haben. Als sie anfing, über diverse Details zu reden, unterbrach sie Renji mit einer kurzen Frage. „Wer ist dein männlicher Gegenpart? Welcher Typ schafft es, dass alle Mädels mit dabei sind?“
 

„Ukitake“, sagte sie ohne Zögern. „Er ist super heiß.“
 

Und super schwul. Renji wollte es sagen, doch er hatte ja keine Fakten dafür, nur dass er offensichtlich in Kyrōraku verliebt war, seit… Jahrhunderten. „Ok, also wenn wir einen oberkörperfreien Kommandant Ukitake versprechen, werden die Damen kommen?“
 

„Oh, definitiv“, stimmte sie zu. „Es sei denn, natürlich, dass du deinen Kommandanten dazu bekommen könntest, etwas Haut zu zeigen.“
 

„Ha!“, Renji lachte bei dem Gedanken. „Ja, ok. Ich werde sehen, was ich tun kann, um Ukitake für die Sache zu gewinnen.“
 


 

Es war niemals schwer, Ukitake zu treffen, wenn es ihm gut ging.
 

Die 13. Division war auf der gegenüberliegenden Seite von der 6., um ihren Kommandanten vor Außenstehenden zu schützen. Tatsächlich schlenderte Renji vollkommen unbehelligt durch das Tor und fand die Tür des Kommandantenbüros sperrangelweit geöffnet vor.
 

Renji steckte vorsichtig seinen Kopf durch die Tür, da er den Kommandanten nicht bei seiner Arbeit stören wollte. Doch es saß niemand am Tisch. Stattdessen saß Ukitake auf einem Haufen Kissen in der Ecke und sprach mit einem leisen, ernsten Ton mit Rukia und trank währenddessen Tee. Doch als er Renji sah, lächelte er breit. „Vizekommandant Abarai!“, sagte er fröhlich. „Komm rein.“
 

„Hey, Renji“, sagte Rukia. „Was bringt dich hierher?“
 

„Fußball“, sagte Renji.
 


 

Ukitake war aufregt, mit eingespannt zu werden und schien besonders eifrig dabei, Kommandant Hitsugaya mit einzubinden. Am Ende ihres Gespräches hatte Renji das Gefühl, als hätte er bei der Planung wirkliche Fortschritte gemacht. Er wollte sich gerade verabschieden, um vielleicht noch jemanden von dem Projekt zu begeistern, als Ukitake ihn zur Seite nahm. „Geh doch bitte eine Runde mit mir, Vizekommandant.“
 

Renjis Eingeweide zogen sich zusammen. Er schluckte ein ‚Bin ich in Schwierigkeiten, Kommandant?‘ unter und tauschte stattdessen einen Blick mit Rukia aus. Sie zeigte ihm ein ‚Ja, das soll genau das bedeuten und ich habe keine Ahnung, was du getan hast‘-Achselzucken.
 

„Ich komm später mal vorbei“, sagte sie und ihre Augen fügten ‚Dann kannst du mir alles darüber erzählen‘ hinzu.
 

Renji versuchte, sich irgendwie aus der Sache herauszuwinden. „Uh, ich muss wirklich noch ein paar Divisionen abklappern, bevor es Abend wird….“
 

„Es benötigt nur eine Minute deiner Zeit, Vizekommandant.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji und folgte Ukitake pflichtbewusst durch die Tür in das Sonnenlicht. Als sie am Trainingsplatz vorbeigingen, war klar, wie sehr der Kommandant von seinen Soldaten respektiert wurde. Jeder stoppte und nahm Haltung an, als sie in Reichweite waren, bis er ihnen andeutete, mit dem Training weiterzumachen.
 

Sie gingen schweigend und Renji folgte dem Weißhaarigen einen Pfad hinunter, der zum großen See führte. Große Rohrkolben rasselten im Wind. Libellen flatterten über die glatte Oberfläche und ließen sich auf dünnem Farnkraut nieder. Nur ein paar Schritte von ihnen entfernt, sprangen Frösche ins Wasser. Die Luft war warm und schwer vom sumpfigen und fruchtbaren Geruch des Matsches am Ufer. Renji begann, sich zu entspannen, doch sobald die niedrigen, hölzernen Umrisse des Ugendō in Sichtweite kamen, wusste Renji, warum er hinausgebeten wurde.
 

„Wenn es wegen letzter Nacht ist“, sagte Renji, während sie einem ausgetretenen Pfad entlang gingen, der von hohem Gras am Ufer des Sees umrahmt wurde. „Lassen sie mich nur sagen, dass mir mein Benehmen Leid tut. Ich denke, ich habe etwas sehr Unhöfliches zu ihrem Partner gesagt. Ich werde als Nächstes zu ihm gehen und mich dort entschuldigen. Ich… uh… sollte wirklich nichts trinken. Niemals.“
 

„Was ist mit deinem Kinn passiert, Renji.“
 

Scheiße. Er hatte das vollkommen vergessen. Er rieb sich die Verletzung, spürte die rauen, schorfigen Striemen und seufzte. „Es ist jedenfalls nicht das, was sie denken. So viel ist sicher.“
 

Ukitake hielt an und drehte sein Gesicht zu Renji. „Ich möchte nur die Wahrheit.“
 

Renji hob eine Augenbraue. „Ok, die Wahrheit? Ich war stockbesoffen, als ich mich im Blitzschritt versucht und mit meinen Gesicht gebremst habe.“
 

„Ich verstehe“, sagte Ukitake. „Du bist gestolpert und gefallen.“
 

Gottverdammt noch Mal. Renji wusste, dass alles, was er sagen würde, am Ende zu einer schwachen Ausrede reduziert werden würde. „Ja, das ist richtig. Ich bin gestolpert und gefallen. Sie wollten doch die Wahrheit? Ich habe sie ihnen gesagt. Es gibt auch gar nichts, was ich sagen kann, um sie vom Gegenteil zu überzeugen, habe ich Recht?“
 

Der Blick in den meergrünen Augen sagte deutlich, wie enttäuscht er von Renjis Antwort war. „Ich vermute, es gibt nichts, was ich sagen kann, um dich davon zu überzeugen, dass du nicht bei jemand bleiben musst, der dich verletzt.“
 

Was sollte er zu dieser knorrigen Masse von gebauter Scheiße sagen?
 

Er nahm sich einen Moment und hatte sichtlich Mühe, sich zu entspannen – seine Schultern wieder zu straffen und seine Fäuste zu öffnen. Es würde nicht helfen, nun herumzuschreien. Er würde nur aussehen, als sei er in die Enge gedrängt worden und das schaufelte Byakuya und ihm nur noch ein tieferes Grab.
 

Renji atmete tief durch und blickte Ukitake fest an. „Schauen sie, Kommandant. Ich verstehe wirklich, was sie sagen. Aber ich habe jetzt Bankai. Ich bin nirgendwo gefangen. Wenn ich möchte, könnte ich eine andere Division übernehmen. Der Generalkommandant hat mir gerade erst heute Morgen die 5. Einheit angeboten. Ich habe Möglichkeiten. Ich bleibe nicht an einem Ort, an dem ich nicht sein möchte.“
 

Ukitake nickte. „Das ist gut. Es ist wichtig, einen Ausweg zu haben“, sagte er. Er schien sichtlich erleichtert, doch seine dunklen Augenbrauen waren immer noch zusammengezogen. „Ich habe bereits ausgedrückt, wie ruhelos ich mit deiner Situation bin. Doch ich vermute, dass ich nicht mehr tun kann, als zu vertrauen, dass du weißt, was das Beste für dich ist.“
 

„Danke, Kommandant. Sie haben keine Ahnung, was mir das bedeutet.“
 


 

Als Renji losging, um Kyōraku zu treffen, schaffte er es noch nicht einmal durch das Tor. Ise kam herausgehuscht, um Renji auf der Straße abzufangen. „Der Kommandant ist beschäftigt, aber ich kann ihm etwas mitteilen, wenn du willst.“
 

Beschäftigt? Vermutlich eher schlafen. „Ja, ok“, sagte er, blickte zum Dach der Division und fragte sich dabei, ob er irgendwo einen großen Kerl schnarchend rumliegen sah. „Sag ihm einfach, dass ich vorbeigekommen bin, um mich für letzte Nacht zu entschuldigen und wenn er Details möchte, soll er seinen Partner fragen.“
 

„Ich glaube weniger, dass du derjenige bist, der vorbeikommen sollte, um sich zu entschuldigen“, sagte sie und rückte ihre Brille zurecht.
 

„Ich hasse es irgendwie, dass du scheinbar bereits alles weißt“ sagte Renji und blickte sie finster an. Aber Ise war letzte Nacht da, mehr oder weniger. Sie war diejenige, die ausgesandt worden war, um Byakuya zu sagen, wo Renji war. Er zuckte mit den Achseln und entschied sich, dass er gar nicht wissen wollte, woher sie diese Informationen hatte. Also beschloss er, das Thema zu wechseln. „Irgendeine Möglichkeit, dass du mithelfen würdest, ein Fußballturnier zu organisieren?“
 

Sie lächelte leicht und zeigte ihm ihr Klemmbrett, auf dem die Regeln für die Ausscheidungsspiele vermerkt waren. „Ich bin bereits dabei.“
 

„Richtig. Natürlich bist du das.“
 


 

Endlich war es Abend und damit Zeit für das Rendezvous mit Byakuya am Kuchiki-Senkaimon. Ausnahmsweise war Byakuya vor ihm da. Renji eilte zu ihm. „Es tut mir wirklich leid, Kommandant. Das Treffen des Fußballturniers der Shinigamifrauen-Vereinigung hat länger gedauert, als ich gedacht hatte.“
 

Byakuya drehte sich leicht und hob eine elegante Augenbraue. „Fußballturnier der Shinigamifrauen-Vereinigung?“
 

Renji lächelte nur hilflos. „Sobald Vizekommandant Ise und hier Klemmbrett involviert waren, habe ich jegliche Kontrolle verloren. Ich bin nur dankbar, dass ich den Laufburschen für sie spielen darf.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya. Renji konnte an der Stimmlage hören, dass Byakuya sich das Grinsen verkniff. „Sie können eine sehr einnehmende Macht sein.“
 

Renji zuckte mit den Achseln, als sie durch das geöffnete Portal gingen. „Verdammt richtig. Und ich weiß genug, um einem überlegenden Krieger aus dem Weg zu gehen.“
 


 

Es regnete in Karakura. Nebel hüllte die Straßenlaternen ein und verdunkelte den grauen Gehweg unter ihren Füßen. In die Gigais zu schlüpfen fühlte sich an, als würden sie eine nasse Badehose anziehen. Fleisch und Haut hingen schwer an Renjis Seele.
 

Immerhin hatte Urahara ihnen Regenschirme da gelassen und eine Notiz für Byakuya. „Neuigkeiten von Hana, vermute ich“, sagte Byakuya und blickte den farbigen Umschlag an, als sie sich angezogen hatten. Er legte ihn zurück, mitten auf dem Boden des Lagers. „Ich lese es nach unserer Rückkehr.“
 

Renji bemerkte, wie Byakuyas Augen kurz auf dem Fleck auf der Straße fiel, an dem sie die Reinkarnation seiner Frau zum ersten Mal gesehen hatten, doch Byakuya straffte seine Schultern und griff nach Renjis Hand, um diese zu drücken.
 

„Bist du bereit?“, fragte Byakuya als sie sich gemeinsam unter den Schirm kauerten. Sein Atem dampfte weiß in der kühlen Luft.
 

„Ich habe keine Ahnung“, gab Renji zu. „Aber das hat mich noch nie aufgehalten.“
 


 

Renji hatte nicht erwartet, sofort von Byakuya getrennt zu werden. Er hatte ebenfalls kein Fragebogen erwartet… Einem bei dem er sich, trotz mehrfacher Zusicherung, fühlte, als würde er total versagen.
 

Was zum Teufel war überhaupt ‚Ageplay‘? Zum Glück gab es eine Auswahlmöglichkeit für ‚Ich habe keine Ahnung, was das ist/habe keine Ahnung, ob es mir gefällt‘. Doch er fühlte sich langsam wirklich bescheuert, da er dieses Kästchen relativ häufig bereits angekreuzt hatte. ‚Menschliches Pony‘? Ja, ok, er konnte sich vorstellen, was das war. Nun musste er ‚Nein, habe ich noch nicht gemacht‘ und ‚1‘ auf der Skala, wie sehr er glaubt, es zu mögen ankreuzen. Was nicht sonderlich viel war. Auch wenn er, wie immer, kurz mit dem Stift über ‚0‘ schwebte, was so viel bedeutete wie ‚Habe kein Interesse, aber für dich würde ich es tun‘.
 

Er blickte zu den anderen in seiner Gruppe. Sie saßen alle auf Klappstühlen um einen Tisch in der Ecke herum, auf dem Halsbänder und Leinen ausgestellt waren. Einige Köpfe waren pflichtbewusst über die Fragenbögen gebeugt. Es gab auch einen Teller mit Matcha-Cookies mitten auf dem Tisch, doch niemand außer Renji hatte sie bisher probiert.
 

Alle kritzelten still vor sich hin. Vorher gab es eine halbherzige Vorstellungsrunde, bei der Renji realisiert hatte, dass er vermutlich einer der Wenigen war, der echten Namen auf das Namensschild geschrieben hatten, das nun auf seinem Shirt klebte. Die meisten hatten Decknamen wie ‚Seiner‘. Renji war froh, dass er es früh genug festgestellt hatte, also hatte er Byakuya angeboten ‚Taicho‘ zu nehmen, somit würde ein nur allzu bekanntes Problem gelöst werden und jeglichen Ausrutscher auf Renjis Seite abdecken.
 

Die meisten der Personen, die um ihren Tisch saßen, waren Frauen. Tatsächlich war Renji einer von 2 Kerlen. Der andere Typ hatte zerzauste und intensiv violette Haare und eine Tonne Piercings – durch Nase und Ohren und eine Reihe von Ringen über seinen dunklen Augenbrauen. Er hatte ein schweres Halsband, nicht ganz dem unähnlich, dass Byakuya für Renji gekauft hatte. Da die Ärmel vom Shirt abgerissen waren, konnte Renji auf jedem Bizeps ein Tattoo sehen. Auf der einen Seite war ein christlicher Engel, auf der anderen Seite ein Teufel.
 

Auch Renji zeigte ein wenig Tinte. In der Lagereinheit war er, trotz dem Regen und der Kühle, seinem eigenartigen Impuls gefolgt, sich etwas lockerer zu kleiden. Er trug eine enge, blaue Jeans und ein schwarzes Muskelshirt, über das er eine Lederjacke geworfen hatte. Im Inneren des Ladens war es warm genug, dass er nun seine Lederjacke über die Rückenlehne gelegt hatte. Byakuya hatte gemurmelt, dass Renji wie ein Ganove aussehen würde, doch hatte dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen – besonders, nachdem Renji seine Haare offen auf die Schultern hatte fallen lassen. Natürlich sah Byakuya aus, als wäre er gerade aus einer Werbung für hochqualitative Männerkleidung gestiegen. Urahara musste Byakuyas Vorlieben bemerkt haben, denn dieses Mal hatten wesentlich mehr Anzüge zur Auswahl gestanden.
 

Renji hoffte, dass Byakuya ohne ihn klar kam. Diejenigen, die als ‚Doms‘ identifiziert wurden, hatte man in ein Hinterzimmer geführt. Sie hatten ihr eigenes, spezielles Gespräch über gegenseitiges Einverständnis.
 

Das Mädel neben ihm starrte weiter Renjis Tattoos an. Sie hatte einen Pixieschnitt und ihre Haare weiß gefärbt. Zudem hatte sie einen kleinen Stern aus Henna unter ihrem linken Auge. Als er sie dabei erwischte, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf den Fragebogen.
 

Richtig.
 

Ok… Wie würde er finden, wenn jemand Essen für ihn auswählt?
 

Hmmm… Essen war immer sexy für Renji. Er entschied sich dafür ‚!‘ anzukreuzen für ‚Es ist mir peinlich, wie sehr mich der Gedanke anmacht‘.
 

‚Wäscheklammern‘? Scheiße, zurück zu ‚ Ich habe keine Ahnung, was das beinhaltet‘.
 


 

Als Renji mit seinen Fragebogen fertig war, stand er auf und bediente sich selbst an einem Tisch voller Getränke. Er fand Soda mit Currygeschmack und öffnete die Flasche. Alle ‚Subs‘ sprachen durcheinander, während sie auf die ‚Doms‘ warteten, damit der nächste Teil beginnen konnte. Die Leiterin des Seminars kam lächelnd herbei und blickte auf Renjis Namensschild. Sie betrachtete seine Brust für eine Weile interessiert und blickte dann zu dem Hinterzimmer, in dem Byakuya verschwunden war. „Also, wenn du die zweite Liebe bist, wer war die Erste?“
 

„Seine Frau“, sagte Renji und schob sich eine Strähneaus dem Gesicht und trank einen großen Schluck. „Doch unangenehmerweise ist Renji mein echter Name und kein Pseudonym.“
 

„Oh, das ist unangenehm. Tut mir leid“, sagte sie entschuldigend. Die Leiterin trug jede Menge glänzendes, schwarzes Material, dass sich ablenkend eng um ihre Hüften legte. „Du bist mit einem extrem hübschen, hinreißend schüchtern aussehenden Schwarzhaarigen gekommen, richtig?“
 

Schüchtern? „Ich nenne ihn reserviert, aber ja. Warum?“
 

„Ich dachte nur… nun ja. So wie er seine Augen bei sich gehalten hatte und hinter dir hergegangen ist, dachte ich, du wärst du drüben und er hier.“
 

Byakuya unterwürfig… Renji wünschte sich, dass er sich den Fragebogen zurückholen könnte, um ‚!‘ und ‚5‘ anzukreuzen. ‚5‘ für ‚Das liebe ich/Kann es nicht erwarten, es auszuprobieren‘. Doch da die Leiterin immer noch auf eine Antwort zu warten schien, zuckte Renji mit den Achseln. „Buch nicht nach dem Umschlag beurteilen und so.“
 

Sie tippte mit einem langen Fingernagel gegen ihre stark geschminkten Lippen. „Dennoch. Warum ist irgendetwas an dir, was mich denken lässt, dass du wirklich geschickt mit einer Peitsche bist?“
 

Tief in seinem Inneren hörte er Zabimarus rasselndes Zischen. Konnte er irgendwie seine wahre Natur erkennen? „Heh“, Renji grinste sie vorsichtig an. Es war wahr, doch normalerweise mit einem tödlichen Ergebnis. „Das bin ich tatsächlich. Doch wie können sie so etwas nur vom Anschauen wissen?“
 

„Eine besondere Fähigkeit“, lächelte sie mysteriös, als sie wegging.
 

Renji setzte sich in Bewegung, um ihr zu folgen und zu fragen, was sie genau meinte. Doch in diesem Moment kamen Byakuya und die anderen endlich aus dem Hinterzimmer.

A Hard No

Byakuya kam aus dem Vortrag heraus und sah… Renji war sich nicht sicher. Überwältigt aus, vielleicht? Renji setzte sein Curry-Getränk ab, an dem er noch genippt hatte und ging hinüber. „Bist du ok?“
 

Byakuya hatte nicht die Zeit, mit mehr als nur einem Nicken zu antworten, bevor die Leiterin die Teilnehmer dazu aufrief, sich in Pärchen zusammenzufinden. Ihnen wurde gesagt, dass es egal war, wen sie dabei wählten. Sie sollten die Gesprächsführung üben, auch wenn es dabei Ideal wäre, immer einen Dom und einen Sub zu haben, war es nicht unbedingt notwendig. Was wichtig war, war über Vorlieben und Abneigungen sowie harten und weichen ‚Neins‘ zu sprechen. Sie sollten den Fragebogen der Subs als Startpunkt verwenden.
 

Das war wirklich wie Unterricht, dachte Renji und fand für ihn und Byakuya einen etwas abgelegenen Platz. „Also, wie war es bei dir?“, fragte Renji, als er 2 Klappstühle in der Ecke fand, wo Ballknebel und Masken ausgestellt wurden.
 

„Es war… informativ. Wie auch immer, ich habe mich gefühlt, als würde ich einiges verpassen, da ich mich in dem Jargon nicht auskenne.“
 

„Das kannst du laut sagen“, sagte Renji und setzte sich auf einen der Stühle. Dabei händigte er seinen Fragebogen Byakuya aus. „Ich habe 9 von 10 Malen ‚unschlüssig‘ angekreuzt.“
 

Byakuya begann, die 3 Seiten durchzuschauen und Renji setzte sich auf dem Stuhl zurecht. Es war eine eigentümlich vertraute Szenerie. Renji fühlte sich, als sollte er mit den Neuigkeiten über das Tagesgeschäft der Division weitergeben. Doch stattdessen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Das Leder der Jacke knirschte und die Verschlussschnallen klimperten. Byakuya dort so formell sitzen zu sehen, in seinem seidenen Hemd und dem teuren Anzug, konnt Renji nicht widerstehen, seinen Fuß auszustrecken und damit über Byakuyas Wade streichen zu lassen.
 

Rauchgraue Augen blickten ermahnend auf und wendeten sich dann wieder dem Fragebogen zu.
 

Falls Byakuya geglaubt hatte, dass Renji sich von diesem Blick entmutigen ließ, lag er falsch. Besonders, da in dem Blick deutlich ‚Lenk mich nicht ab‘ stand. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen fuhr er mit dem Fuß verführerisch höher und dann wieder langsam hinunter.
 

„Er ist starrsinnig, nicht wahr?“
 

Renji blickte zur Seminarleiterin hinauf. Sie stand neben Byakuyas Stuhl und lächelte auf sie hinunter. Byakuyas Augen waren auf den Fragebogen gerichtet und sagte trocken: „Genau meine Worte.“
 

Sie blickte zu Renji hinüber, der eilig seinen Fuß wegzog. „Vielleicht kann ich Gehorsamkeitstraining empfehlen?“, schnurrte sie Byakuya zu.
 

Renji bemerkte, dass er immer noch in den Vorgaben des Fragebogens dachte: ‚?+‘ für ‚Klingt furchteinflößend, aber ich möchte es vielleicht versuchen‘.
 

„Das kannst du“, Byakuya blickte sie neugierig an. „Doch Renji hat keine besondere Vorliebe für Dinge, die an Hunde erinnern.“
 

„Also habt ihr bereits etwas besprochen?“, lächelte sie, auch wenn Renji dachte, dass es ein wenig gezwungen aussah. „Von weitem sah es nämlich so aus, als würdet ihr euch nur anschweigen.“
 

In Byakuyas versteinerter Miene konnte Renji sofort einen Hauch Zorn erkennen. Das größte Problem am Unterricht? Byakuya mochte es ganz klar nicht, belehrt zu werden. Und generell war sich Renji sicher, dass es den Herrn Familienoberhaupt wahnsinnig machte, dass sie so über ihm stand, während er selbst saß. „Aw, geben sie uns eine Minute, ja? Taicho möchte sich die Dokumente durchlesen, bevor er unterzeichnet. Vertrauen sie mir, ich bin es gewohnt, auf ihn zu warten“, sagte Renji also.
 

„Also nennst du ihn wirklich ‚Kommandant‘? Ich bin an Dinge wie ‚Meister‘ oder ‚Herr‘ gewohnt und dachte erst, dass es sich irgendwie dämlich anhört, aber aus irgendeinem Grund funktioniert es, wenn du es sagst“, sie lächelte dabei aufrichtig Renji an. „Seid ihr schon lange zusammen?“
 

„Eigentlich nicht wirklich. Es läuft seit 3 Monaten“, sagte Renji mit einem kleinen Achselzucken. Doch dann lächelte er Byakuya leicht an. „Aber ich war eine lange, lange Zeit hinter ihm her.“
 

Die Seminarleiterin schien das auch entzückend zu finden, denn sie nickte anerkennend. „Ich habe keinen von euch bisher hier in der Gegend gesehen. Seid ihr neu in diesem Lifestyle?“
 

Renji schob sich die Haare aus dem Gesicht. „Ja, vollkommen. Ich kenne noch nicht einmal die Hälfte von der Liste. Ich fühle mich wirklich wie ein Dummkopf.“
 

„Es gibt keinen Grund, sich töricht zu fühlen, Renji. Das bedeutet nur, dass es mehr für uns gibt, das wir entdecken können“, versicherte ihm Byakuya.
 

„Ganz genau!“, die Leiterin klatschte in die Hände. „Und der beste Weg, damit anzufangen ist, darüber zu reden.“ Sie lehnte sich vor um über Byakuyas Schulter zu schauen. „Es sieht so aus, als hätte dir Renji viele Notizen gegeben, mit denen du arbeiten kannst. Das ist gut. Aber Kommunikation ist kritisch. Wenn ich zurückkomme, möchte ich sehen, dass ihr beide auch tatsächlich miteinander sprecht oder ich sehe mich gezwungen, mich einzumischen!“ Sie sprach die letzten Worte in einem Singsang aus. Mit einem entschlossenen Blick auf Byakuya fügte sie mit falscher Fröhlichkeit hinzu: „Und ich weiß, dass du das nicht möchtest, Kommandant!“
 

Renji spürte, wie Byakuya ein Schauder unterdrückte, also winkte der Rothaarige der Leiterin zum Abschied. „Wir schaffen das. Danke.“
 

Als sie endlich ging, um ein anderes Pärchen zu drangsalieren, beugte sich Renji vor. „Hey, möchtest du türmen? Wir könnten zum Hintereingang raus“, wisperte er.
 

Byakuya sah bei dem Angebot sowohl überrascht, als auch verlockt aus. „Aber Renji, wir sind den ganzen Weg hierhergekommen…? Möchtest du diese Dinge nicht besprechen?“
 

„Das möchte ich, aber wir brauchen nicht hierzu bleiben, um das zu tun“, Renji hob die Hand und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf das grelle Licht, die ungemütlichen Metallstühle, den Preisschildern und all der Ausrüstung. „Wir könnten irgendwo hin gehen, wo es privater ist und über einen kleinen Wein das Ganze besprechen.“
 

Die Erleichterung war Byakuya ins Gesicht geschrieben. „Mein Gott, du kennst mich so gut.“
 


 

Renji spielte Wache, während Byakuya hinter die Regale in Richtung Hinterausgang schlüpfte. Er behielt die Seminarleiterin genau im Auge und hätte sich beinahe verschluckt, als die Schellen der Vordertür läuteten und ein bekanntes Gesicht herein kam. Es war unmöglich, die violett-schwarzen Haare und das kecke Stolzieren nicht zu erkennen.
 

Lady Yoruichi! Heilige Scheiße! Und was zum Teufel trug sie, einen glänzenden Cat Suit aus Leder? Oh mein Gott, sie sah so… unglaublich heiß aus. Und wer war der strohblonde Kerl, der hinter ihr herumschlich? Konnte das der berühmt-berüchtigte frühere Kommandant Urahara sein? Und führte sie ihn wirklich mit Halsband und Leine hinter sich her?
 

Schnell duckte sich Renji und prüfte Byakuyas Fortschritt. Zum Glück sah es so aus, als hätte der Kommandant bereits seine Flucht vollendet. Byakuya würde nicht glücklich sein, seine alte Freundin aus Kindheitstagen hier zu sehen. Besonders nicht hier.
 

Die Neugierde überwältigte ihn, sodass er nicht widerstehen konnte, noch einmal hinzuschauen. Yoruichis Outfit würde ihn für immer durch seine Fantasien verfolgen, besonders, wie sich das Material um jede Kurve ihres kraftvollen Körpers schmiegte. Sie zeigte genug der nussbrauen Haut, um Renjis Vorstellungskraft zu Überstunden zu bewegen, in dem er sich ausmalte, wie er seine Hände darüber gleiten ließ. Außerdem grüßte die Seminarleiterin Yoruichi, als wären sie alte Freunde… oder in Anbetracht des anhimmelnden Blicks der Leiterin, Liebhaber. Der Gedanke von 2 heißen Frauen gemeinsam ließ Renjis Gehirn aussetzen und seine Kinnlade hinunterklappen. Auch wenn seine Augen an Yoruichi klebten, fühlte sich Renji plötzlich beobachtet. Er blickte zu dem schlauen Blick von Yoruichis blonden Gefährten, der ihn wie ein Falke anblickte.
 

Scheiße. Renji kauerte sich wieder hin und entschied sich, einen kurzen Blitzschritt zu riskieren. Im nächsten Augenblick war er an der Hintertür und glitt schnell hindurch. Er schaute nicht zurück, doch er wusste, dass sie ihn gesehen hatten, sobald sich seine Haare im Nacken aufgestellt hatten.
 

„Lass uns gehen“, sagte Renji zu Byakuya, als sie gemeinsam in der regennassen Straße standen.
 

„Stimmt etwas nicht?“
 

Renji nahm nur Byakuyas Hand und führte ihn die Straße hinunter, um ein Taxi anzuhalten. „Nein“, log er. „Ich kann es nur wirklich nicht mehr erwarten, mit dir alleine zu sein.“
 


 

Byakuya überraschte Renji, indem er sich mit dem Taxifahrer über die mögliche Restaurantauswahl sprach. „Mich verlangt es nach einem guten, authentischen Curry.“
 

„Da kenne ich genau den richtigen Ort“, versicherte ihnen der Taxifahrer.
 

‚Genau der richtigen Ort‘ stellte sich auf eine Art unkonventionelles Restaurant namens ‚Bombay Bazaar‘ heraus. Renji war sich vollkommen uneinig über das Restaurant im Erdgeschoss mit einer einzelnen, nackten Glühbirne, die über dem Eingang hing. In ähnlicher Weise wurde er von dem Schild mit einer mysteriösen Sprache abgeschreckt, das über der Tür hing. Doch Byakuya ging kühn voran.
 

„Bist du dir dabei sicher?“, fragte Renji, während er Byakuya an einer Skulptur mit hängenden Vogelnestern vorbei und einer Treppe hinunter in einem hellbeleuchteten Raum folgte. Es war ein moderner Raum, der voll mit einer Ansammlung von Tischen und Stühlen im westlichen Stil stand, die vollständig aus wiederverwerteten Materialien zu bestehen schienen.
 

„Es sieht vielleicht seltsam aus, aber es riecht richtig“, sagte Byakuya mit einem kleinen Lächeln. „Sicher kannst gerade du es verstehen.“
 

Wenn Renji irgendeinen Gespür für Gewürze hätte, wahrscheinlich. Doch es roch nicht falsch, also zuckte der Rothaarige mit den Achseln und stellte sich hinter Byakuya, während sie auf den Kellner warteten. Es brauchte nur einen Moment, bis sie zu einem Tisch an der Wand geführt wurden und das Menü ausgehändigt bekamen. Renji schlüpfte aus der Jacke und legte sie über die Rückenlehne.
 

Zwei Frauen an einem benachbarten Tisch blickten kurz auf Renjis Tattoos und begannen dann, ernst miteinander zu tuscheln.
 

Byakuya schaute sich währenddessen glücklich die Speisekarte durch. „Oh, Renji“, sagte er. „Sie haben hier Gavthi. Ich hatte seit einem halben Jahrhundert kein Gavthi mehr!“
 

„Gibt es hier irgendetwas, was nicht scharf ist?“, fragte Renji nervös.
 

„Natürlich“, versicherte Byakuya ihm. „Hähnchen Korma oder Pasanda wären eine gute Wahl, denke ich.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Schau, wenn der Kellner zurück ist, würdest du dann einfach für uns bestellen? Und wann bist du überhaupt auf den Geschmack von Curry gekommen?“
 

Byakuya setzte seine Karte ab und faltete seine Hände darüber. „Es ist wichtig, dass jeder Shinigami zumindest etwas mit der Welt der Lebenden vertraut ist, da wir ja geschworen haben, sie zu schützen. Nebenbei war ich am Anfang meiner Karriere in der 13. Division stationiert. Es wurde erwartet, dass ich das Gleiche tue, was alle anderen Mitglieder der Division machten.“
 

Renji blickte Byakuya ungläubig über den Nasenrücken an. „Du sagst, dass Kommandant Ukitake das Familienoberhaupt der Kuchiki auf normale Missionen in die Welt der Lebenden entsendet hat? Hatte dein Großvater keinen hysterischen Tobsuchtanfall?“
 

„Natürlich hatte er das“, sagte Byakuya und nahm sich einen Augenblick, um seinen Blick durch das Restaurant gleiten zu lassen. „Es gab, wie immer, einen unglaublichen Streit zwischen den beiden. Dann kam Kommandant Ukitake mit einer schlauen Lösung. Ich wurde weiter weg stationiert. Ich habe meine Dienste in einem Land verrichtet, was man zu dieser Zeit den indischen Subkontinent nannte. In der Hauptstadt von Britisch-Indien, Kalkutta.“
 

Renji kannte fast nichts von der Geschichte der Welt der Lebenden, doch es klang wunderbar exotisch. „Britisch? Sprichst du überhaupt die Sprache?“
 

„Sprachen“, korrigierte ihn Byakuya mit einem leisen Lachen. „Du wärst von der schieren Menge an Sprachen überwältigt, die in Indien gesprochen werden. Ich habe nur einen Bruchteil davon kennengelernt. Doch, um ein angemessener Hirte der Seelen zu sein und die Einheimischen vor Hollows zu schützen, musste ich in einer gewissen Anzahl bewandert sein.“
 

„Verdammt“, war alles, was Renji dazu sagen konnte. Als er den Kellner sah, winkte Renji ihn zu ihnen hinüber.
 

Der Kellner kam auf sie zu und stockte dann, mit Blick auf Renjis Tattoos. Er blickte sich nervös um und kam dann vorsichtig näher. Seinen Notizblock hatte er fest gegen die Brust gedrückt, als wäre es ein Schild. Nervös blickte er dabei Renji an. „Wir wollen keinen Ärger.“
 

„Und wir wollen nur bedient werden“, sagte Byakuya weich.
 

Der Kellner schien Byakuya plötzlich zu bemerken. Der Rothaarige beobachtete, wie die Augen des Kellners zwischen Tattoos und Maßanzug hin und her sprangen, als versuchte er sich zu entschieden, wer von ihnen gefährlicher war. Nur um besonders gemein zu sein, deutete Renji auf Byakuya und formte mit dem Mund ‚mein Boss‘. In diesem Moment sah der Kellner aus, als würde er jeden Moment umkippen, doch schaffte es schwer zu schlucken und – nun vollkommen auf die Bewegungen des Schwarzhaarigen fixiert – fragte: „Uh, was kann ich ihnen bringen, mein Herr?“
 

Danach bestellte Byakuya das Essen und der Kellner huschte davon.
 

Der Schwarzhaarige zog Renjis Fragebogen aus der Innentasche seiner Jacke und lächelte. „War es das? Ich habe Essen für dich ausgesucht.“
 

„Heh“, Renji grinste. „Vielleicht. Doch meine Fantasien beinhalten viel mehr aus der Hand füttern und mich auf den Knien. Und, ähm… Ich weiß nicht, vielleicht ein bisschen Betteln.“
 

„Oh, ich verstehe“, sagte Byakuya und starrte auf den Fragebogen, als wäre er plötzlich viel interessanter geworden. „Ich glaube nicht, dass wir das hier machen können.“
 

„Vermutlich nicht“, sagte Renji und nickte dem Kellner zu, der offensichtlich mit jemanden über sie redete, der der Geschäftsführer sein könnte. „Besonders da ich mir nicht sicher bin, wie willkommen wir sind.“
 

Byakuya folgte Renjis Blick und verursachte, dass die beiden Männer auseinandersprangen und sich schnell wieder an ihre Arbeit machten. „Sie denken, wir seien Yakuza wegen deinen Tattoos.“
 

„Ja“, sagte Renji und fühlte sich plötzlich auffällig. Er rieb sich die Arme. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir irgendwo anders hingehen, außer dem Laden und vielleicht dem Klub. Sonst hätte ich mich vielleicht ein bisschen… ähm, mehr angezogen.“
 

Der Kellner erschien wieder und stellte Tee auf ihren Tisch.
 

Byakuya blickte zu ihm auf. „Was ist das? Wir haben kein Tee bestellt.“
 

„Das geht aufs Haus, mein Herr. Ein… Geschenk.“
 

Eine Bestechnung, dachte Renji. Damit wir friedlich bleiben.
 

Mit zittrigen Händen begann der Kellner, den Tee wieder aufzunehmen. „Aber wenn sie etwas anderes bevorzugen…?“
 

Renji unterbrach ihn. Es war zu spät, um die Wahrheit zu erklären. „Das ist akzeptabel, doch was mein Kommandant am meisten möchte, ist Privatsphäre. Verstehst du?“, sagte er daher.
 

Der Kellner wurde aufgrund Renjis absichtlicher Verwendung von ‚Kommandant‘ blasser. Es war nicht ganz ‚oyabun‘, doch das könnte es genauso sein und es schien die schlimmsten Befürchtungen des Jungen wahr werden zu lassen. Byakuya hob eine Augenbraue, nickte jedoch.
 

„Ja, wir haben kein Verlangen danach, euch Sorgen zu bereiten“, Byakuya richtete dabei sehr geflissentlich das Silberbesteck, gab seinen Worten so einen Hauch Drohung. „Wir sind nur einfache Männer, die sich eine ruhige Nacht draußen erhoffen.“
 

Renji lächelte leicht über Byakuya, da er so einfach in die Rolle eines Mafiabosses geschlüpft war. Der Rothaarige war sich ziemlich sicher, dass Byakuya ‚Rollenspiele‘ auf seinem Fragebogen eine ‚5‘ geben würde.
 

Der Kellner zitterte wie Espenlaub, vollkommen von Byakuyas langsamen und behutsamen Vorkehrungen hypnotisiert. „Hey“, sagte Renji. „Du hast den Kommandanten gehört. Verschwinde.“
 

Wenn die Menschen zu Shunpō in der Lage wären, hätte der Kellner es sofort verwendet, so schnell war er verschwunden.
 

„Du bist furchtbar, Renji“, sagte Byakuya und schüttete ihnen Tee ein.
 

„Aw, du weißt, dass du es mochtest. Ich habe dich und Yachiru heute beobachtet. Du magst es, zu spielen.“
 

„Das tue ich“, sagte Byakuya, als überraschte er sich damit selbst, es zuzugeben. Er blickte auf den Fragebogen, der immer noch über seinen leeren Teller lag. „Ist das auch mit hier drauf?“
 

„Ist es“, bestätigte Renji, griff über den Tisch, um die Seiten umzuschlagen und darauf zu deuten. „Du siehst, dass ich sage, dass ich es in gewisser Weise auch mag. Doch ich habe dazugeschrieben, dass ich es nicht sonderlich gut bewerte, weil ich glaube, dass ich schlecht darin bin.“
 

„ Aber du hast gerade gute Arbeit geleistet“, bemerkte Byakuya.
 

„Ja, aber Schläger der Mafia ist nicht weit von der Wahrheit weg, oder?“, sagte Renji und lehnte sich zurück. „Ich habe einen Haufen echter Erfahrungen in Situationen wie dieser, also ist es nicht schwer. Doch ich denke nicht, dass ich so tun kann, als wäre ich ein Lehrer oder Krankenschwester, verstehst du?“
 

„Hmmm“, sagte Byakuya. „Eine Krankenschwester? Das ist jedoch seltsam anziehend.“
 

„Du möchtest mich in diesem kleinen, aufgebretzelten, weißen Outfit? Und dem Hut?“
 

Byakuya nahm sich einen Augenblick und blätterte wieder durch den Fragebogen, bis er den Punkt fand. „Ah, ich sehe, du hast nur wenig Interesse an cross-gender kostümieren, doch du würdest es für mich tun. Aber nein, das war es nicht. Ich vermute, ich habe daran gedacht, wie du dich um mich gekümmert hast, als ich verletzt war. Schließlich hast du genau das gemacht und es war… angenehm.“
 

‚Angenehm?‘ Byakuyas Röte betrog die milde Wortwahl. „Ja, es war eine eigenartig gute Zeit, huh? Ich meine, besser, du wärst nicht wirklich verletzt worden.“
 

Byakuya nickte und trank von seinem Tee. Er schien angenehm überrascht von Geschmack zu sein. Dann stellte er die Tasse ab und blickte Renji sehr ernst an. „Das war ein Geständnis von mir, nun musst du mir sagen, was eine deiner Fantasien ist.“
 

Renji zögerte noch nicht einmal. „Dich unterwürfig.“
 

Byakuya sog zischend die Luft ein, als hätte man ihn unerwartet in die Magengrube geschlagen. Dann griff er über den Tisch und legte seine Hand auf Renjis. „Oh, Renji. Es tut mir leid. Das ist eine Sache, die ich niemals tun könnte“, sagte er sehr traurig.
 

„Nicht mal ein bisschen? Könnten wir nicht nur so tun?“, fragte Renji und versuchte dabei nicht so enttäuscht zu klingen, wie er sich fühlte. Als Byakuya still blieb, fügte Renji hinzu: „Ok, ich habe es verstanden. Das ist ein ‚festes Nein‘. Das habe ich zu respektieren. Doch könntest du zumindest sagen, warum?“
 

Sie wurden von der Ankunft des Essens unterbrochen. Byakuya schien die Gelegenheit zu nutzen, seine Gedanken zu ordnen. Nach einem langen Augenblick, um sein Essen auf dem Teller herumzuschieben, erklärte Byakuya einfach: „Ich habe Probleme mit der Kontrolle.“
 

„Was?“, platzte aus Renji heraus. „Du bist die kontrollierteste Person, die ich jemals kennengelernt habe! Über alle Maße kontrolliert!“
 

„Das ist nur, weil ich es muss“, sagte Byakuya. „Du bist dir nicht darüber im Klaren, was für eine zerstörerische Kraft ich sein kann, wenn ich… freigesetzt bin. Oder, wie ich einmal entdeckte, wenn ich kurz in Panik gerate, wenn ich… ähm, freigesetzt bin.“
 

Zum zweiten Mal in dieser Nacht kam Renjis Gehirn quietschend zum Stehen. Das Einzige, was aus Renjis Mund kam, waren unzusammenhängende Geräusche, als er versuchte, sich das vorzustellen. „Nun ja, ich denke, eine Reiatsu-Explosion ist ein gewaltiges Sicherheitswort“, sagte er endlich, als er dazu in der Lage war.
 

Statt seinen Humor zu finden, sah Byakuya schmerzerfüllt aus. „Nicht so sicher für meinen Partner. Er wurde getötet. Sofort.“
 

Renjis Mund hing offen, als er Byakuyas Worte verarbeitete. „Getötet?“
 

Byakuyas Augen waren auf den Tisch gerichtet, doch Renji konnte das Aufflackern von Emotionen sehen, als er leise flüsterte. „Ja.“
 

„Warte, das kannst du nicht ernst meinen“, sagte Renji mit Mühe, seine Sprache wiederzufinden. „Dein Reiatsu alleine hat jemanden getötet? Ist das überhaupt möglich?“
 

Byakuya presste seine Lippen fest aufeinander. „Mir wurde vom anwesenden Heiler gesagt, dass die Vibrationen der Schockwelle seine Knochen pulverisiert und sein Hirn verflüssigt hatten. Es war nur eine Sekunde, Renji. Ein einzelner Augenblick ohne Kontrolle.“
 

„Nein, das hatte nichts mit Kontrolle zu tun“, sagte Renji schnell. „Du sagtest, es war ein einzelner Moment der Angst. Einen Moment ohne Vertrauen. Es würde anders sein, wenn du wirklich jemanden vertrauen würdest. Mir vertrauen würdest.“
 

Byakuya schien für einen Moment von diesem Gedanken ein wenig erschreckt zu sein, doch schüttelte dann den Kopf. „Nein, Renji. Hast du nicht zugehört? Was passiert ist, war unbewusst, achtlos, eine Reaktion aus dem Bauch heraus, das Gefühl der Hilflosigkeit für einen Bruchteil von einer Sekunde. Ich kann das niemals erneut riskieren. Mit niemanden, doch besonders nicht mit dir.“
 

Renji setzte seine Gabel ab. „Wie alt sind wir? War der Typ überhaupt ein Shinigami? Du musst mittlerweile so viel mehr Kontrolle besitzen und ich bin auf dem Niveau eines Kommandanten, ich kann widerstehen…“
 

Byakuya schnitt ihm scharf die Worte ab. „Ich werde mich über solch sinnlose Details nicht mit dir streiten. Die Angelegenheit ist beschlossen.“
 

Da war es: Ein festes Nein.
 

Mit Mühe ließ Renji das Thema fallen. Er nahm seine Gabel wieder und probierte ein bisschen vom Lamm. Es war mild genug, doch trotzdem geschmackvoll. Nach einem langen Moment der Stille versuchte es Renji erneut. „Ok, also ich kann dich nicht festbinden. Irgendeine Möglichkeit, dass ich dich auf deinen Knien sehe?“
 

Zu Renjis vollkommenem Schock sah er ein kurzes Lächeln. „Vielleicht.“

Naming Demons

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Soul Sister

Renji pfiff fröhlich vor sich hin, als er sich anzog. Er zog sich seine Unterwäsche und Jeans hoch und stand nun vor den Kleiderständern auf der Seite der Lagereinheit und überlegte sich, welches Oberteil er anziehen sollte. Wenn sie tanzen gehen würde, wollte er vermutlich etwas anderes als das sperrige Leder.
 

Er drehte sich zu Byakuya, um ihn zu fragen, ob er sich immer noch danach fühlte, mehr Zeit in der Stadt zu verbringen, nur um zu bemerken, dass der Kommandant immer noch im Seiza auf den kalten, harten Boden saß. Er hatte die Karte geöffnet, die Urahara für ihn hinterlassen hatte und las sie. Renji kam heran und hockte sich hinter ihm, um über seiner Schulter mitzulesen.
 

Die Notiz war in einer Art pinker Tinte geschrieben, die glitzerte. Es war auch in eine Halloween-Karte geschrieben, die Byakuya einen ‚Spuktakuläre Feiertag‘ wünschte. Dort stand:
 

Sehr geehrter Kommandant Kuchiki,
 

nur eine kurze Information zu unserer gemeinsamen Freundin. Sie ist sicher und, nun ja, weit weg von Karakura. Meine Nachforschungen beförderten eine ordentliche Liste an Gläubigern, bei denen ich mir die Freiheit nahm, sie auszubezahlen (Rechnung anhängend) und ihr laufendes Konto damit belastet (Rechnung anhängend). Andere Ausgaben; Kleidung, Transport, Unterbringung, wurden alle von ihrem Budget abgedeckt, welches, wie ich sagen muss, ziemlich großzügig war. Für einen Kuchiki.
 

Längerfristig glaube ich, dass wir darin übereinstimmen, dass jeder Kontakt zwischen ihnen beiden unweise wäre, wie auch immer, ich kann sagen, dass die junge Dame viele Gemeinsamkeiten mit ihrer Schwesterseele hat. Sie sehnt sich nach Schnee und tanzen zu lernen, also habe ich ihr beides ermöglicht. Meine Stunden für Karriere- und Persönlichkeitsberatung habe ich, natürlich, zu aktuellen Marktpreisen berechnet (Rechnung anhängend).
 

Ihr, im Sinne des Geschäfts,

Urahara Kisuke
 

Während Byakuya die Belege und Rechnungen durchschaute, las Renji es noch einmal. ‚Schwesterseele‘, das war eine komische Verwendung einer Phrase, oder?
 

Er wusste nichts über den mysteriösen, früheren Kommandanten Urahara, doch Aizen hat es sich anhören lassen, als dachte er von dem Mann als einen Rivalen. Außerdem schien es für Renji unwahrscheinlich, dass jemand der hinterlistig und schlau genug war, etwas durchzustreichen und doch die Beleidigung stehen zu lassen, während er sie eigentlich ‚relativiert‘ hatte, aus Versehen ein ‚n‘ vergisst.
 

„Was stört dich daran, Renji?“, fragte Byakuya und steckte die losen Papiere zurück in die Karte. Er schob alles wieder zurück in den knallorangenen Umschlag und steckte sie in die Innentasche seiner Anzugsjacke, während er eine Grimasse schnitt. „Neben der Preistreiberei?“
 

Renji stand wieder auf. Eine Menge Dinge störten ihn, inklusive die Erinnerung an einen scharfen Blick wie ein Falke, doch es fühlte sich so an, als würden ihm noch einige Teile zum Puzzle fehlen. Er kämmte mit den Fingern durch die Knoten seiner Haare und schob Strähnen weg, die vor seine Augen gefallen waren. Schlussendlich zuckte er mit den Schultern. „Vertrauen wir diesem Urahara?“
 

„Yoruichi hat ihm schon immer im großen Maße Vertrauen geschenkt und seit er sich gegen Aizen verbündet hat, glaube ich, dass wir das müssen.“ Byakuya stand auf und klopfte die Knie seine Hose ab. „Machst du dir Sorgen wegen Hisana?“
 

Renji schüttelte den Kopf. Da er die kühle Luft spürte, durchsuchte er die Kleidung für ein Oberteil, während er sprach. „Nein, ich denke, dass er sich gut um sie kümmert, selbst wenn es nur dafür ist, dass du dich nicht einmischst. Ich weiß nicht, ist es nicht seltsam, wie viel Hisana und Rukia gemein haben?“
 

Byakuya hatte versucht, einen Fleck von der Schulter seiner Anzugsjacke zu reiben, und hielt nun inne. „Ist es“, stimmte er zu. „Aber ich scheitere daran zu erkennen, was Urahara damit zu tun haben könnte.“
 

Er fand ein gestreiftes Shirt, das ihm gefiel und streifte es vom Bügel. Als er es über seinen Kopf zog, beschloss er, dass er vielleicht paranoid war… doch er hatte das Gefühl, dass auch wenn er nicht die Ursache war, Urahara vielleicht einen Hinweis auf seine Theorie im Brief hinterlassen hatte. „Der Typ ist Wissenschaftler oder so, richtig?“
 

Byakuya zog die Anzugsjacke aus, um den Fleck zu inspizieren. „Ja. Er hat die Forschungs- und Entwicklungsabteilung gegründet. Soweit ich das verstanden habe, hat er die 12. Division zu dem gemacht, was es heute ist.“
 

„Gruselig?“
 

Byakuya machte einen zustimmenden Laut und hielt seine Anzugsjacke Renji hin. „Riech daran. Was habe ich da abbekommen?“
 

Renji lachte tief, denn er brauchte nicht daran zu riechen, um die Antwort zu kennen. „Mich.“
 

Das Heben einer Augenbraue und das irritierte Kopfschütteln war Byakuyas einzige Antwort. Er drehte sich um, um die Jacke in den Wäschekorb zu legen und begann, nach einem Ersatz zu suchen. „Deutest du an, dass da irgendwelche wissenschaftlichen Verbindungen zwischen Rukia und Hisana vorhanden sind?“
 

„Nah“, sagte Renji und schaute nach etwas, dass er über dem Shirt anziehen konnte. „Ich denke nur, dass wenn so etwas vorhanden ist, es vermutlich Urahara weiß. Ich meine, da gibt es bestimmt einen Grund, warum er damals Rukia ausgesucht hatte, irgendwas neben einem dummen Zufall. Also dieses Hōgyoku-Ding. Es ist wirklich verflucht wichtig und er hat es echt gut für über ein Jahrhundert vor Aizen versteckt. Warum es geradewegs zurück zur Soul Society senden, direkt in die Hände des Typen? Und warum Rukia benutzen? Und wie genau hat er das getan – Etwas im so vollständig Inneren der Seele von jemanden verstecken, dass niemand es bemerkte, selbst als wir durchs Senkaimon gingen. Ich kapiere nichts davon.“
 

„Wir wissen nicht, ob Aizen es nicht bemerkt hat. Er hatte immerhin bereits das Kommando über Central zu diesem Zeitpunkt.“ Byakuya hielt eine Jacke an seine Hose, als wolle er gucken, ob die beiden Farben zusammenpassten. Er musste entschieden haben, dass dies nicht der Fall war, denn er hängte sie wieder weg. Er ging so die Reihe ab, die Bügel kratzten gegen die metallene Kleiderstange, als er sie zur Seite schob. „Doch ich vermute, falls Urahara die Notwendigkeit gesehen hatte, den Hōgyuku zu bewegen, dann war sein vorheriges Versteck tatsächlich nicht mehr sicher. Aizen musste Wind davon bekommen haben, wo er ihn aufbewahrte. Rukia war zumindest ein sich bewegendes Ziel. Sicher hatte Urahara vorausgesehen, dass wir wahrscheinlich geschickt werden, um sie abzuholen und dachte, dass wir sie beschützen.“
 

Renji schnaubte. Das hatte nicht so gut geklappt, oder? „Doch das klingt immer noch seltsam. Ich meine, falls Urahara wusste, dass Aizen hinter dem Ding her ist, warum es in eine Person stecken, besonders in jemand, der nicht nur zurück in die Soul Society ging, sondern auch noch innerhalb der Mauern der Seireitei, wo es noch viel einfacher für Aizen war, seine dreckigen, kleinen Hände daran zu bekommen?“
 

„Vielleicht“, sagte Byakuya trocken und fand eine Anzugsjacke in einer Komplementärfarbe. "Sind die Gerüchte über Uraharas Genie gewaltig übertrieben und er wurde ganz einfach von einem überlegenen Verstand ausgetrickst."
 

Heh. Guter Konter. Renji konnte nicht verhindern, dass er in die Ecken zu schauen, um Urahara ein wissenden Blick zu schenken. Als wollte er sagen: 'Der Kommandant hat dir gerade deine Geizhals-Beleidung zurückgegeben.'
 

Er wandte sich wieder zu den Kleiderständern um und sah einen Hoodie mit falschem Fellbesetz am Saum, der ziemlich cool aussah. Er schlüpfte hinein.
 

Byakuya schien aber irgendwie dagegen zu sein. "Du kannst das nicht tragen, Renji. Es sieht aus, als würde ich einen Minderjährigen begleiten. Ich mochte das Leder lieber. Außerdem hat mir eine Dame aus meinem Kurs über einen speziellen Klub erzählt, der interessant für uns sein könnte. Dort wäre die Jacke viel angemessener."
 

So viel zu die ganze Nacht das Sagen haben. Renji nickte nur und zog den Hoodie aus. "Ja, Kommandant."
 


 

Die Art, wie der Taxifahrer weiter Renji angrinste, bestätigte es. Er fläzte sich in den Vinylsitz und schnaubte: "Du hast mich angezogen wie einen Strichjungen."
 

"Sei nicht lächerlich", sagte Byakuya und beobachtete mit einem Stirnrunzeln, wie die Lichter der Stadt an ihnen vorbeihuschten, als wolle er herausfinden, ob der Taxifahrer den effizientesten Weg nahm. "Ich denke, du siehst attraktiv aus."
 

Eher geschmacklos. Renji blickte auf das Netzoberteil hinunter, das unter der Lederjacke herausschaute. Es war so transparent, dass Renjis Brustwarzen und Tattoos deutlich sichtbar durch den Stoff waren. "Nur, weil du mich halb nackt und... schlampig magst."
 

"Hey, wenn du es hast, zeig es", bot der Taxifahrer vergnügt an, als er am Bordstein anhielt. Er drehte sich um und lehnte seinen Ellbogen am Fenster zur Fahrgastkabine, während er mit den buschigen Augenbrauen wippte. "Wenn es das wert ist, Kumpel, zahle ich auch dafür."
 

"Super. Einfach super", murmelte Renji, als er an dem Türöffner zog, um die Tür des Taxis zu öffnen und auf die belebte Straße trat. Er schlang das Leder enger um seinen Körper, um die Kühle und das Gefühl abzuwehren, entblößt zu sein. Er blickte sich um, während Byakuya die Rechnung beglich. Sie schienen in einem Stadtteil zu sein, der besoffene Krawallmacher anzog, die lachten und sich, unter den grellen, blitzenden, elektrischen Neonlichtern, gegenseitig anschrien.
 

Eine Frau im Lederkorsett, engen, hohen Stiefeln und nicht viel mehr, winkte Renji heran. Ihre Augen waren knallgrün und in einem Pferdeschwanz zu beiden Seiten ihres Kopfes zusammengebunden. Ihr Gesicht war in einer Weise angemalt, die Renji an Kommandant Kurotsuchi erinnerte. Sie hielt eine Handvoll Gutscheine hin. "Rabattmarken!", verkündete sie. "Für Hardcore-Spaß!"
 

Byakuya ging auf die Frau zu und fragte: "Ist das für den 'Dungeon Club'?"
 

Kerker? Klang das nach Spaß? Doch offensichtlich war das der Name ihres Ziels.
 

Die Frau gab ihnen 2 Gutscheine und lenkte Renji und Byakuya ins Innere eines Gebäudes zu Aufzügen, die sie in den 8. Stock bringen sollte. Zum Glück hatten sich andere Leute auch in dem Aufzug versammelt, sodass Renji rufen musste "Die 8 für uns, bitte" und jemand anderes musste die Arbeit übernehmen. Als sich die Kabine bewegte, war Byakuya erschrocken genug, dass er kurz nach Renjis Hand griff. "Es ist beunruhigend, nicht zu sehen, wo wir uns hinbewegen", sagte Byakuya leise.
 

Renji schüttelte den Kopf. "Vertrau mir, mit Fenstern sind sie schlimmer."
 

Der Aufzug ließ sie auf einem großen Atrium heraus, das in der Mitte geöffnet war, um einen Blick auf die Stockwerke unter ihnen freizugeben. Gedämpfte Geräusche von späten Kunden hallten durch die Halle. Sie liefen auf einem genoppten Teppich an verschiedenen Fast-Food-Restaurants und geschlossenen Läden vorbei, folgten dem Klang eines rhythmischen Basses, bis sie am Vordereingang des Klubs ankamen. Die Wände waren schwarz angemalt und eine Art geformtes Plastik war um den Eingang angebracht, damit es aussah, als würden sie in eine Höhle gehen. Ein großes Schild ermahnte: 'Verbanne alle Hoffnungen, der du hier eintrittst'.
 

„Ich dachte, das wäre ein Kerker, nicht die Hölle“, murmelte Renji.
 

Ein Angestellter prüfte die gefälschten Ausweise, die Urahara ihnen besorgt hatte. Es war nicht überraschend, dass sie ohne Probleme hineinkamen. Selbst mit den Rabattmarken musste er noch 4.000 Yen Eintritt für jeden bezahlen und Renji suchte lange genug in seinen Taschen, bis er genug zusammen hatte. Schon von der Tür aus konnte Renji den Schweiß von hunderten menschlichen Körpern riechen, die dort hineingezwängt wurden, vermischt mit einem Hauch von Blut.
 

Das Letzte ließ ihn innehalten.
 

Wurde da drinnen wirklich jemand verletzt?
 

Aber Byakuya ging bereits hinein, also nahm Renji automatisch seinen Platz hinter ihm ein. Es war dunkel genug, dass Renji kurz desorientiert war, besonders, da wahllos helles Licht durch die Dunkelheit schnitt, wie Blitze und somit seinen Augen nicht erlaubte, sich vollständig zu gewöhnen. Die Musik war schon fast schmerzhaft laut. Und es gab zu viele Gerüche, dass Renjis Gehirn sie alle ausmachen konnte – Leder, Rauch, jemandes Aftershave, der chemische Geruch von Haarspray und viel zu viele Dinge, bei denen er keine Hoffnungen hatte, sie zu identifizieren.
 

Byakuyas Augen schienen durch den überfüllten Raum zu gleiten und Renji versuchte zu erkennen, was von all den Geräuschen aus dem Wirrwarr Byakuyas Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Im Handumdrehen hatte er es herausgefunden. Scheinwerfer erhellten niedrige Podeste, die groß genug für 2 bis 3 Leute waren. Auf jeder Plattform waren verschiedene... Shows. Kaum gekleidete Männer und Frauen waren an verschiedenen Vorrichtungen gebunden und wurden versohlt, gepaddelt oder ausgepeitscht.
 

„Du solltest nicht stehen und starren, wenn du auf der Tanzfläche bist. Du sollst tanzen“, schnurrte eine weibliche Stimme in Renjis Ohr und jagte ihm einen Schrecken ein.
 

Er blickte hinüber, um zu sehen... nun ja, zuerst sah er, wie gummiartiges Material zwei üppige, nussbraune Brüste anhob und betonte. Doch dann, mit einem Hauch Verlegenheit, erkannte Renji sie. Ein Blick in die reflektierenden, gelben Augen, bestätigten es. „Lady Yoruichi!“
 

„Schnapp dir Klein-Byakuya und bring ihn zu unserem Tisch hinüber. Er bringt sich selbst in Verlegenheit, so wie er sabbert“, neckte sie mit einem breiten Grinsen, das deutlich machte, dass sie es eigentlich gut fand. „Sag ihm jedenfalls, dass er einen besseren Blick auf die echte Show von dort aus hat, wo wir sind.“
 

Wir?
 

Er war sich sicher genug, dass er über den Köpfen der Besucher, strohblondes Haar gesehen hatte, das vom Licht reflektiert wurde. Und einen grellpinken Fächer. Das alles in einer Tischnische: Urahara.
 

„Ja, ok“, stimmte Renji zu, griff nach dem perplexen Byakuya, schlängelte sich einen Weg durch die Menge und versuchte dabei, die dunkelvioletten Haarbüschel im Auge zu behalten, die so sehr nach Katzenohren aussahen. Offensichtlich waren sie und ihr Kerl direkt vom Sex Shop hierhergekommen, vermutlich in der Hoffnung, dass Renji und Byakuya auch herkommen würden.
 

Hinterhältige Bastarde, dieses Pärchen.
 

Offensichtlich hatten die beiden das Ziel, sie zu verfolgen. Nicht das Renji glaubte, dass sie viele Chancen hätten, ein echtes Gespräch an diesem Ort anzufangen, doch es war vielleicht nützlich, den früheren Kommandanten so nah zu sehen. Natürlich hatte er Urahara zuvor getroffen, doch Renji war so traumatisiert davon gewesen, sich mit der wiedergeborenen Hisana befassen zu müssen, dass er sich wirklich nicht mehr viel an ihn erinnerte. Neben einem grün-weiß gestreiften Anglerhut und diesem lächerlichen, ständig flatternden Fächer.
 

Als er in Sichtweite kam, bemerkte Renji, dass Urahara heute Nacht vollkommen anders gekleidet war. Tatsächlich war sich Renji sogar unsicher, ob er ihn erkannt hätte, wäre da nicht der schlaue Blick. War es schon immer so groß und schlank? In Straßenkleidung wirkte er weitaus tödlicher, als ein gewöhnlicher Ladeninhaber oder Wissenschaftler. Die Art, wie seine Haare über die Nase fielen, ließen ihn schüchtern wirken, als würde er spielerisch viele Geheimnisse verstecken.
 

Es war ein gutes Aussehen. Fast... heiß.
 

„Wo bringst du mich hin?“, wollte Byakuya endlich wissen. Doch sie standen nun vor der Tischnische und Byakuya blinzelte, da er Yoruichi und Urahara sah. „Oh, ich verstehe“, sagte er kalt.
 

Urahara rutschte zur Seite. Fröhlich erklärte er: „Wenn sie sich neben mich setzen, Kommandant Kuchiki, dann bekommen sie den unglaublichsten Blick auf die Hauptbühne!“
 

Sowohl Renji als auch Byakuya folgten Uraharas Gestik mit dem Fächer. Tatsächlich war da eine noch größere, besser beleuchtete Bühne, auf der alle Sorten von 'Vorführungen' geschahen. Renji war sich ziemlich sicher, dass er nun 'menschliches Pony' wesentlich besser verstand und es war viel mehr... faszinierend, als Renji gedacht hätte.
 

Byakuya sank auf seinen Platz, seine Augen auf die Vorstellung fixiert.
 

Yoruichi zwischenzeitlich, schob Renji schon fast in die Tischnische und setzte sich dann neben ihm, blockierte damit einen Ausweg. Sie kam nah genug, dass sich ihre Beine aneinander pressten und ihre Position bot Renji eine perfekte Aussicht auf ihren reichlichen Besitz. Sie versuchte nicht einmal, es wie ein Zufall klingeln zu lassen. „Ich habe mir erhofft, euch beide zu treffen“, flötete sie.
 

Byakuyas Blick verließ niemals die Show. „Durchaus. Ich sollte hoffen, dass du einige Gründe hast, meine Freizeit zu stören?“
 

Wie Byakuya den 'Hausherren' mitten im Fetisch-Klub heraushängen lassen konnte, war Renji ein Rätsel, doch das 'Es sollte besser triftig sein' war offensichtlich in seinem knappen und formalen Ton. Renji lehnte sich in seinem Sitz zurück, zufrieden damit, dass Byakuya das Gespräch übernahm. Er streckte den Arm an der Rückseite der Nische aus, um sich selbst ein wenig mehr Raum zu geben. Yoruichi schien das als Angebot zu sehen, sich näher an ihn heranzukuscheln. Sie legte sich wie beiläufig zurück in die Kuhle seines Arms, als wäre er ihr persönliches Kissen. Diese violetten Haare von ihr waren direkt unter seiner Nase und Renji roch einen Hauch von etwas, was deutlich... sexy war. Es war eine Art männlicher und tierischer Geruch, das all die richtigen Nuancen für ihn traf.
 

„Wann setzen sich die Hofgarden in Bewegung?“, fragte sie. „Wer wird das koordinieren?“
 

Dabei konnte Renji nicht anders, als etwas zu reagieren. Er verlagerte leicht das Gewicht, worauf sie ihn sofort inspizierte.
 

„Du?“, fragte sie erst skeptisch, doch dann nickte sie. „Keine vollkommen schlechte Wahl. Zumindest magst du den Jungen. Wird es einen vollständige Einheit sein? Werden sie unter deinem Kommando stehen?“
 

Renji versuchte Blickkontakt mit Byakuya aufzubauen, doch die Aufmerksamkeit des Kommandanten war komplett auf die Bühne gerichtet. „Ich denke nicht, dass ich... ähm, Kommandant?“
 

Gerade in dem Augenblick hob Urahara seinen Fächer, lehnte sich vor und flüsterte etwas in Byakuyas Ohr. Was auch immer es war, es ließ Byakuya ein wenig aufschrecken, doch dann nickte er mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen.
 

„Komm schon, lass uns tanzen!“, sagte Yoruichi plötzlich, griff nach Renjis Hand und zog ihn aus der Nische. In der nächsten Sekunde fand er sich in der dichten Menschenmenge wieder, weit weg von dem Ort, an dem Byakuya und Urahara geblieben waren. Während Renji überlegte, ob er wieder zurück zu ihnen gehen soll, legte Yoruichi kühn ihre Hände an seine Hüften und begann, sie beide zu drehen. Fröhlich rief sie: „Ungefähr so!“
 

„Ich weiß, wie man tanzt“, schnaubte Renji und versuchte immer noch herauszufinden, was in der Nische vor sich ging. Selbst mit dem Vorteil seiner Größe war es in der Menschenmenge und mit dem seltsamen, blitzenden Licht fast unmöglich. Schlimmer noch, die Drängelei in der Menschenmenge drängte sie immer weiter weg.
 

„Mach dir um sie keine Sorgen“, meinte Yoruichi, sie musste schreien, um die Musik zu übertönen. Sie begann, verführerisch hin und her zu wiegen, ihre Hüften unterstrichen den Staccato-Rhythmus in einer Weise, der Renjis Aufmerksamkeit auf sich zog. „Sie werden nicht viel reden. Sie sind beide zu vertieft.“
 

Renji konnte sie auch nicht sehen. Er hasste es, Byakuya mit einem unbekannten Faktor zurückzulassen, besonders da er Byakuya niemals so offensichtlich abgelenkt gesehen hatte. Aber Renji wusste es besser, als den Kommandanten zu unterschätzen. Wenn sich jemand auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren konnte, dann war das Byakuya. Er wird schon klar kommen.
 

Außerdem liebte Renji es, zu tanzen. Keine Chance, dass Byakuya hier mit ihm Walzer tanzen würde. Es war kein Platz dafür und er hatte Gesellschaft. Renji konnte also es genauso gut genießen, solange er konnte. Also gab er mit einem Achselzucken nach. Er ließ sich von der Musik mitreißen und seinem Körper den Rhythmus finden.
 

Yoruichi grinste zustimmend. Sie war eine gute Tänzerin. Das Gedränge in der Masse zwang sie, nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt zu sein. Sie hätten oft kollidieren oder zusammenstoßen können, doch jeden seiner Stöße parierte sie – in einer Weise, die Renji an einen wirklich guten Schwertkampf erinnerte… oder an Sex.
 

Wäre da nicht eine Show auf dem Podium, hätte er alles um sich vergessen können. Renji fand es besonders schwierig, dem Typen zuzusehen, wie er mit einer Peitsche herumhantierte. Immer wenn seine Augen dorthin glitten, überkam ihm der Wunsch, sie von dem Idioten zu packen und zu zeigen, wie man sie richtig verwendete. Diese Wahllosigkeit konnte seinem Partner keinen Gefallen sein. Tatsächlich war sich Renji sogar ziemlich sicher, dass von dort der Geruch des Blutes herkam.
 

Zabimaru grummelte zustimmend.
 

„Ich denke, dir wachsen Fangzähne“, Yoruichis amüsierte Stimme kitzelte in seinem Ohr. „Nicht ganz deine Szene?“
 

„Amateure kotzen mich an“, antwortete er, überrascht zu entdecken, wie nah sie sich an ihn presste, während sie zu der Musik herumwirbelten. Es waren keine Zentimeter mehr, sondern nur noch Millimeter. Und es war nicht länger möglich, mit den Bewegungen nicht gegeneinander zu stoßen. Renji spürte einige Male, wie sie sich an ihn presste.
 

Ein Finger fuhr verführerisch über seiner Brust nach unten. „Oh? In welchem Teil bist du Experte?“
 

Renji nickte in die Richtung, in die er entschlossen nicht gucken wollte. „Ich denke, ich habe eine bessere Präzision als dieser Idiot da.“
 

„Mmm? Ist das so? Ich dachte, du wärst unten.“
 

Renji war sich nicht sicher, ob er den Gedanken mochte, als das eine oder andere abgestempelt zu werden, daher sagte er grummelig: „Ich bin ein Multitalent.“
 

Ihr Lächeln war nun sehr lasziv und wann waren überhaupt ihre Hände unter seine Jacke geglitten? Ihre Fingernägel waren wie Krallen, folgten seinen Rippen nach unten. „Oh, ja. Ich kann mir die Vorteile darin denken.“
 

Renji war gerade dabei, ihre Hände körperlich zu entfernen, als Byakuya neben ihnen auftauchte. Zu Yoruichi sagte er: „Musst du immer versuchen, mit meinen Dingen wegzulaufen?“

Practice Makes Perfect

Renji hatte keine Ahnung, wie Byakuya das machte, doch irgendwie zeichnete er sich auf der überfüllten Tanzfläche bedrohlich ab. Vielleicht war es der Anstieg im Reiatsu, die ihn größer und gefährlicher wirken ließ, als er sagte: „Musst du immer versuchen, mit meinen Dingen wegzulaufen?“
 

Trotz dem Gedränge der Körper, versuchte Renji bereits schuldbewusst zurückzutreten.
 

Yoruichi hingegen trat auf ihn zu, um zu Byakuya aufzublicken. Dann hielt sie eine Hand hinter ihr Ohr, neigte sich nach vorne zu ihm, imitierte das Benehmen einer alten Dame. „Oh? Was war das? Ich konnte dich nicht hören! Sprich lauter, Klein-Byakuya.“
 

Renji erwartete, dass die nächsten Worte an ihn gerichtet sein würden, so etwas wie ‚Wir gehen‘ oder noch einfacher ‚Genug‘, doch Renji hörte niemals Byakuyas Antwort.
 

Eine andere Hand griff nach seiner und zog ihn weiter auf die Tanzfläche. Sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit, nahe des Shunpō, doch verblüffender Weise schafften sie es, zu vermeiden, in jemanden hineinzukrachen. Als sie endlich hinter in einem geschützten Areal hinter einer Reihe Lautsprecher zum Stehen kamen, flatterte ein Fächer auf, um das Gesicht von Renjis vermeintlichen Retter/Entführer zu verstecken und eine weiche Singsang-Stimme sagte: „Aber, aber, ich bin so unhöflich! Aber ich konnte einfach nicht warten, dich für mich alleine zu haben.“
 

Renji verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Urahara finster an. Er hatte Schwierigkeiten in der dunklen Ecke zu sehen, sie waren seltsam entrückt von den Geräuschen und den Lichtern des Klubs und Renjis Augen hatten nun mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen, als draußen auf der Tanzfläche, die vom Blitzlicht erhellt wurde.
 

Urahara trug eine graue Hose und ein dunkelgrünes Hemd, das fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war, dabei helle Haut und einen steinharten Körperbau entblößte. Seine blonden Haare war ein Wirrwarr und sahen aus wie ein Haarschnitt, der vernachlässigt wurde. Die Enden, die beinahe die Schultern berührten, standen ab und eine lange Strähne fiel über das Gesicht und spaltete sich an der Nase. Da war ein ungepflegter, blonder Bartansatz an seinem Kinn, wie der Ansatz für einen Unterlippenbart. Sein Outfit war voller Anachronismen. Der Fächer sah sehr traditionell aus, als wäre es etwas, was man auch in der Soul Society finden könnte, was bedeuten könnte, dass es hier eine Antiquität war. Und doch war an seiner Hand, der den Fächer hielt, eine Uhr mit schwarzem Band und einem grellpinken ‚Hello Kitty‘-Gesicht. Er schien Geta an den Füßen zu tragen und ein Nietenhalsband um seinen Hals.
 

Mit einem leichten Lächeln und einem scharfen Blick aus seinen falkenähnlichen, grauen Augen, beobachtete er, wie Renji ihn musterte.
 

Renji konnte nicht viel Reiatsu bei ihm spüren, was zumindest verwirrend war. Sicherlich war er sehr schlau dabei, es zu verschleiern, denn das war nicht nur der Typ, den Aizen als Rivale betrachtete, sondern auch ein früherer Kommandant… und Ichigos Trainer.
 

„Ok“, sagte Renji dann. „Jetzt hast du mich. Was willst du mit mir?“
 

Der Fächer flatterte für einen Moment nachdenklich. Dann klappte Urahara ihn zu und gestikulierte faul in die Richtung, in der Yoruichi und Byakuya gewesen waren. Es war unmöglich, sie in der Menschenmenge zu sehen, doch Renji konnte sich die Szene vorstellen: Yoruichi spottete über einen beunruhigten, wenn auch äußerlich stoischen Byakuya. „Er ist ein Neugieriger“, bemerkte Urahara, als könne er sie irgendwo im dunklen, höhlenähnlichen Klub ausmachen. „Yoruichi hat es klingen lassen, als wäre Kommandant Kuchiki ein ziemlich hitziger Jugendlicher gewesen. Ein bisschen auf der eifersüchtigen Seite, aber das kann man heute kaum erkennen, oder? Ich vermute Disziplin und Kontrolle sind Teil seiner eindrucksvollen Stärke.“
 

Renji grunzte bestätigend. Worauf wollte der Typ hinaus?
 

Der Fächer öffnete sich wieder. „Aber höre mir weiter zu“, wandte er ein. „Sicher, es muss einer dieser Vorteile sein, wenn man einen Liebhaber als Lehrer hat – all seine Schwachstellen zum Ausgleich kennen. Müsste euch beide wirklich stärker machen. Liebhaber bilden die besten Teams, in meiner bescheidenen Meinung.“
 

Jedes Wort war wie eine dünne Klinge von Senbonzakura, schnitten tief. Team? Renji und Byakuya hatten niemals als Team gekämpft, noch nicht mal im Training. Und Training…? Byakuya war bestenfalls ein ungeduldiger Lehrer, doch er trainierte kaum jemanden von der Division, noch weniger Renji.
 

Tatsächlich hatte Renji keinen Trainingspartner, der ihn herausforderte, seit er Ikkaku in der 11. Division zurückgelassen hatte. Niemand brachte Renji nun noch bei, wie man kämpfte, außer Zabimaru. Er fuhr natürlich weiter damit fort, Byakuyas Technik zu studieren, doch neben einer großen und desaströsen Ausnahme, war es immer aus der Distanz gewesen. Bankai zu erreichen, hatte ihn nicht näher an sein Ziel gebracht. Als Rivale war Byakuya immer noch unerreichbar.
 

Wenn überhaupt hatte Renji eher das Gefühl, dass die Distanz größer geworden ist, sein Ziel weiter weg.
 

In Byakuya verliebt zu sein bedeutete für Renji nicht, nicht mehr besser werden zu wollen, um ihn eines Tages zu übertreffen. In vielen Belangen fühlte es sich sogar noch wichtiger als, als jemals zuvor. Wenn er eines Tages beweisen könnte, dass sie auf einer Stufe auf dem Schlachtfeld stehen würden, vielleicht…
 

Vielleicht wären dann die Dinge weniger kompliziert.
 

„Ich muss stärker werden“, sagte Renji und spürte plötzlich die Verzweiflung in dieser Richtung. Noch überraschender für ihn selbst war, als er sich verbeugte und bescheiden fragte: „Würden sie mich trainieren, Kommandant Urahara?“
 

„Ich?“, es war fast ein Quietschen. Urahara war nun fast vollkommen hinter dem Fächer versteckt. „Nein! Ich bin nur ein einfacher Ladenbesitzer! Was könnte ich einen bewährten Krieger wie dich lehren, das Byakuya Kuchiki nicht könnte?“
 

„Vielleicht nichts“, gab Renji zu und richtete sich auf. „Aber du möchtest gegen Aizens Armee gewinnen, oder etwa nicht?“
 

Ein cleveres Auge glitzerte in der Dunkelheit, als er den Fächer etwas fallen ließ. „Oh und du bist unsere größte Hoffnung, ja?“
 

„Nein“, gab Renji zu. „Ich bin Unterstützung. Dein Junge braucht starke Unterstützung, richtig?“
 

„Das braucht er“, bestätigte Urahara vorsichtig. „Doch ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich für dich tun kann. Du hast die Hilfsmittel der ganzen Soul Society zur Verfügung, Vizekommandant Abarai. Nutze diese. Das ist der viel bessere Weg für dich.“ Der Fächer wedelte kokett. „Außerdem ist es ein bisschen unangenehm über Liebhaber und Training zu reden und plötzlich wirfst du dich auf mich. Was soll ich da denken?“
 

Während er sich an einem Ohr zog, beugte Renji ein wenig den Kopf, um seinen Rotschimmer zu verbergen. Der Impuls, so schamlos nach Training zu bitten war plötzlich über ihn gekommen und war unangenehm, doch Renji konnte es nicht verhindern. Er war zutiefst neidisch auf Ichigo. Als er Ichigo zum ersten Mal bekämpfte, kannte das Kind noch nicht einmal den Namen seines Zanpakutō. Und am Ende hatte Ichigo Bankai und die 2 Kommandanten besiegt, die Renji am meisten bewunderte: Kenpachi und Byakuya.
 

Es war unglaublich. Und irgendwie war Urahara bei all dem die Schlüsselfigur.
 

Die Wahrheit war, dass Renji bereits jedes Hilfmittel in der Soul Society genutzt hatte, Überstunden gemacht – Verpflichtungen in Blut, Schweiß und Tränen für mindestens ein halbes Jahrhundert nachgekommen war . Er hatte Bankai erreicht und doch bekam er immer noch innerhalb von Minuten den Arsch von ihm versohlt.
 

Und selbst Ichigo, der der massiven Kraft von Kikōō trotzden konnte, war nichts gegen Aizen. Seine Attack wurde von einem Finger gestoppt.
 

Wenn sie nicht alle ein gutes Stück Stärker wurden in einer verflucht kurzen Zeit, dann würden sie diesen Krieg verlieren.
 

„Ich möchte nur eine Chance“, sagte Renji mit einem Achselzucken. „Etwas gutzumachen. Dem Schwachkopf Aizen echten Schaden zufügen zu können. Er hat Menschen verletzt, die mir wichtig sind. Er darf nicht gewinnen. Es wäre das Ende von Allem.“

Urahara beobachtete Renji für einen Moment mit neugierigen Augen, dann wedelte der Fächer in Renjis Richtung, als wolle er einen schlechten Geruch vertreiben. „Ich vermute, wenn du im Laden vorbeikommst, gäbe es da etwas, was du tun kannst, doch ich verspreche nichts. Ich betreibe kein Dojo, ich verkaufe Süßigkeiten! Wenn du kommst, kannst du dir so viel Ika holen, wie du dir leisten kannst! Ich mag noch nicht einmal Training! Ich verliere zu viele Hüte!“ Mit einem genervten Schlag klappte er den Fächer zu und straffte seine Schultern. „Wir suchen besser nach unseren Partnern. Wer weiß, was für ein Blödsinn sie gemacht haben ohne uns!“
 


 

Kälte kroch in Renjis Magengegend, als er Byakuya und Yoruichi sah. Sie waren in die Nische zurückgekehrt und hatten eine Horde… Buhlerinnen angezogen? Hostessen? Renji war nicht sicher, doch was er sah, war, dass da eine kärglich angezogene Frau auf Byakuyas Schoß saß. Sie hatte tiefschwarze Haare in einem Bob-Haarschnitt frisiert und etwas darin, was es glitzern und funkeln ließ, sobald das Blitzlicht es erfasst hatte. Ihr Rock war ultra kurz und sie hatte einen schulterfreies Ledertop an, das nicht mehr als ein enganliegender BH war. Da waren noch 2 andere Frauen, saßen je an einer seiner Seiten und sie schienen zu kichern.
 

Was Renji innehalten ließ, war, dass Byakuya tatsächlich mit der Frau auf seinem Schoß zu reden schien. Sein Gesichtsausdruck war wie gewöhnlich reserviert kühl, doch er schien mit ihr ziemlich locker umzugehen, fast schon… natürlich. Er war sogar vielmehr ziemlich aufmerksam ihr gegenüber.
 

Yoruichi hingegen war von fürsorglichen Frauen umgeben, auch wenn einer ihrer Anhänger ein Jüngling war, dessen Geschlecht man nicht erkennen konnte.
 

„Oh je!“, seufzte Urahara, als er neben dem erschütterten Renji anhielt. „Sie haben ohne uns begonnen. Jetzt wird nichts mehr außer Reste übrig sein. Ah nun ja, zumindest sind die Krümel von Yoruichi-san immer schmackhafte Häppchen!“
 

Urahara gesellte sich kühn dazu und zwang die anderen, für ihn Platz zu machen. Dieses Mal setzte er sich neben Yoruichi und begann mit der Person zu reden, dessen Geschlecht Renji nicht sofort ausmachen konnte. Byakuya blickte bei der Störung auf und blickte sich um, als würde er Renji erwarten.
 

Renjis erster Impuls war, wegzugehen, doch Byakuya sah ihn und winkte hin zu sich. Stattdessen machte er nun einen Schritt vorwärts, gerade genug, dass Byakuya dachte, er wäre auf dem Weg. Als Byakuyas Aufmerksamkeit wieder zu den Frauen zurückkehrte, drehte sich Renji auf dem Absatz um und begab sich weiter in die Tanzfläche hinein. Die Musik hatte sich verändert und der Rhythmus hatte etwas, worin sich Renji einfach verlieren konnte.
 

Also… ließ er sich von der Musik wegtreiben.
 

Denn weg war gut. Hier spürte Renji nur den Knoten in seinem Magen und er fühlte sich dämlich, eine solche viszerale Reaktion zu haben. Er wusste es besser, als zu glauben, dass Byakuya ihn für irgendein Mädchen in den Wind schoss, die er vor 2 Sekunden getroffen hatte – eine Frau, die ohne Zweifel dafür bezahlt wurde, zu flirten und die Kundschaft zu unterhalten. Aber selbst wenn sie hoffte, einen Treffer zu landen, glaubte Renji nicht wirklich daran, dass sie irgendeine echte Bedrohung darstellte.
 

Sie war eine Fremde, aber… sie war eine Frau.
 

Und jede Frau war in Renjis Kopf Hisana. Unerreichbar, heilig und Darstellung eines Teils von Byakuya, bei dem er keine Hoffnung hatte, eine Verbindung aufzubauen, keine Chance hatte, es überhaupt zu verstehen. Das Thema Byakuya und Frauen war emotionaler Treibsand für Renji. Wenn er hineinrannte, war es immer unerwartet und schluckte in vollkommen. Je mehr er dagegen ankämpfte, desto mehr zog es ihn runter. Er wusste, er sollte sich einfach entspannen und es so belassen, doch das Gefühl zu ertrinken, machtlos zu sein, überwältigte ihn.
 

Byakuya hatte eine Frau geheiratet. Er hatte all diese traditionellen Dinge getan, die ein Mann mich einer Frau machen soll und, ungeachtet von sich selbst, machte sich Renji Sorgen, dass es immer Byakuyas natürliche Neigung sein wird.
 

Es ist sicher einfacher, gesellschaftlich akzeptabler.
 

Nicht, dass Renji wirklich gut in Byakuyas Schoß passen würde, doch er konnte sich keine Situation vorstellen, in der Byakuya erlauben würde, dass Renji ein Arm über die Schulter legen würde, wenn sie in der Öffentlichkeit, vor Freunden waren.
 

Und es half nicht, dass Byakuya nicht nur die Zurschaustellung von Zuneigung tolerierte. Er schien es auch zu genießen.
 

Das schmerzte, doch es war dumm und irrational und Renji hasste die Weise, wie sich die Angst an seine Eingeweide klammerte. Er wollte nicht der Typ sein, der mit so etwas harmlosen nicht umgehen konnte. Etwas, bei dem er es besser wissen müsste, als darauf eifersüchtig zu sein. Er wollte nicht Byakuyas Spaß mit seiner kleinlichen, lächerlichen Verunsicherung ruinieren. Besonders nicht, da Byakuya vor nicht ganz 20 Minuten für ihn auf die Knie gegangen war. Da war nichts, worüber er sich verfluchte Sorgen machen musste.
 

Doch er konnte nicht da sitzen und zugucken. Es würde ihn zerstören.
 

Besser, einfach nur zu tanzen.
 

Besser, nur seine Augen zu schließen und nicht an die Tatsache denken, dass Byakuya eines Tages dem Druck seiner Familie nachgeben und wieder heiraten musste. Renji wollte nicht daran denken, wie es ist, zu wissen, dass es seine Pflicht war, zur Seite zu treten und es geschehen zu lassen. Er würde ihnen alles Gute wünschen, auf der Hochzeit aufstehen und den Nachwuchs mit einem Lächeln auf den Lippen willkommen heißen müssen. Genauso wie er Rukia für ein besseres Leben losgelassen hatte. Er musste Byakuya auch loslassen.
 

Es gab keine Zukunft für ihn und Byakuya.
 

Sie waren vielleicht immer noch Liebhaber. Vielleicht fand Byakuya eine Frau, die sie beide wollte oder zumindest eine, die gewillt war, in die andere Richtung zu gucken, wenn sie sich trafen. Doch, selbst wenn das passieren würde, würde es niemals eine Zeit geben, in der Renji die Person war, für die Byakuya in der Öffentlichkeit schwärmte.
 

Renji bezweifelte nicht, dass Byakuya ihn auf seine eigene Weise liebte, doch Byakuya war nicht so ein Typ. Er konnte niemals derart die Traditionen brechen. Renji würde immer das schmutzige, kleine Geheimnis bleiben, der Liebhaber an der Seite.
 

Und es ging noch nicht einmal um die Frauen.
 

Byakuya war immer noch ein Kommandant; Renji war immer noch sein Vizekommandant. Was zum Teufel hatte sich Renji überhaupt dabei gedacht, sein Herz so schnell an jemanden zu verlieren, der so gewaltig unerreichbar war? Und Renji hatte sein Herz auch schon verloren… vor langer, langer Zeit. Er konnte noch nicht einmal vorgeben, dass er aufhören könnte, Byakuya zu lieben. Selbst wenn er wusste, dass es ihm nichts brachte. Renji hatte alle Risiken von Beginn an gekannt, doch er vermutete, dass war der Grund, warum die Leute davon sprachen ‚Wo die Liebe hinfällt‘. Es war wie ein Unfall, ein episches Stolpern mit der Geschwindigkeit von Shunpō, dass einen zerschlagen, blutend und verletzt fühlen ließ.
 

Im Chaos der Musik und der Menschenmenge hörte Renji seinen Namen von Byakuyas Lippen. Er öffnete die Augen und sah Byakuya vor ihm stehend. „Renji“, er rief. „Möchtest du nach Hause gehen?“
 

Nach Hause.
 

Huh. Wow.
 

„Ich… ich weiß es nicht“, schrie Renji zurück. „Möchtest du? Hast du keinen Spaß?“
 

In diesem Augenblick drängelte sich das Mädchen mit den glitzernden Haaren ihren Weg durch die Menge, um ihren Arm besitzergreifend um Byakuyas zu legen. Byakuya blickte kurz verärgert auf sie hinunter. „Komm zurück zum Tisch“, bettelte sie. Dann sah sie Renji, blickte ihn kurz anerkennend und abschätzend an und lächelte. „Ooooh und bring deinen Freund mit.“
 

„Renji ist mehr als…“
 

Renji schnitt Byakuya das Wort ab. „Geh schon. Mir ist es nicht nach sitzen. Ich möchte tanzen.“
 

Byakuya warf ihm einen hilflosen Blick zu, als die Frau anfing, ihn am Arm zurück zum Tisch zu ziehen. Es war offensichtlich, dass Byakuya unsicher war, was er tun soll. Tanzen war nicht seine Stärke, das wusste Renji. Er konnte es für Byakuya einfacher machen und einfach zustimmen, dass sie gingen, doch Renji weigerte sich, derjenige zu sein, der den Abend enden ließ, nur um zu zeigen, dass er es konnte. Außerdem wusste er, dass er es konnte. Wenn er fragen würde, würde Byakuya sogar versuchen, zu tanzen. Doch Renji wollte nicht erzwingen, was nicht natürlich war. Es schien bemitleidenswert.
 

„Schau“, sagte Renji zu dem immer noch zögernden Byakuya. „Wir können in ein paar Minuten gehen. Kehre zu deinem Spaß zurück.“
 

„Aber Renji, ich bin mit dir hierhergekommen.“
 

„Ja und du wirst auch mit mir wieder gehen“, sagte Renji bedeutungsvoll. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen, Kommandant. Ich sorge mich darüber auch nicht. Wirklich, es ist in Ordnung.“
 

„Wenn du dir sicher bist?“
 

Renji nickte. „Geh“, sagte er und lächelte ermutigend. Er war sich nicht sicher, ob Byakuya ihn überhaupt über den hämmernden Bass hören konnte, doch er fügte hinzu: „Ich lasse dich gehen.“
 

Denn, vielleicht, wird es einfacher, wenn ich es übe.

Demons from the Past

Byakuya begann sich zu fragen, ob er jemals wirklich Renji zufriedenstellen konnte.
 

Während sie durch den Dangai gingen, versuchte Byakuya darauf zu kommen, was genau er getan hatte, um diesen mürrischen, schmollenden Gefährten zu verdienen. Renji stapfte neben ihm, starrte missmutig und grimmig, trug dabei das, was Byakuya als sein 'Denkergesicht' bezeichnete. Es war kein gutes Aussehen. Renjis Stirntattoos taten ihm dabei kein Gefallen, ließen den finsteren Blick wilder und animalischer wirken. In dem schaurigen Licht des Ortes zwischen den Welten, hatte seine Haare die Farbe von gegossenem Blut. Er hatte sie in seinem gewohnten Pferdeschwanz gebunden, also sah es aus wie eine zackige Krone.
 

Um genau zu sein hatte Byakuya es als eine Art Zeichen empfunden, als Renji vorher die Haare zurückgezwirbelt hatte – Ein Symbol auf einen Streit zu zusteuern.
 

Ironischerweise konnte Byakuya endlich Renjis Stimmung effizient lesen. Und doch fühlte er aus irgendeinem Grund immer noch den Nachteil, dass er keine Ahnung hatte, was er getan haben könnte, um es zu provozieren.
 

Sie waren eine Stunde oder länger im Fetischklub gewesen. Die meiste Zeit davon auf Yoruichis und Uraharas Beharren und nun dachte Byakuya, dass dies irgendwie ein Fehltritt von ihm gewesen sein musste. Im Nachhinein war er sich sicher, dass er hätte versuchen sollen, mit Renji zu tanzen, denn auch wenn Renji oft den Coolen und Entspannten über solche Dinge spielte, waren sie immer letztlich doch eine große Sache.
 

Vielleicht hätte Byakuya einen weiteren Ausflug in das 'Liebeshotel' vorschlagen sollen? Denn die Shows in dem Klub hatten in ihm eine Vielzahl an Ideen und Wünschen entfacht, es wäre kein Mühsal gewesen. Tatsächlich hatte er sogar etwas vermutet, dass es Teil von Renjis Plan gewesen war. Vielleicht hatte Renji dieses Mal erwartet, dass Byakuya den Schritt machte?
 

Um wirklich ehrlich zu sein, hatte Byakuya es nicht vorgeschlagen, denn er war sich nicht sicher gewesen, solchen Aktivitäten so früh nach einem Seminar nachzukommen, das sie größtenteils verpasst hatten. Tatsächlich kam sogar ein gewisser Druck für die Durchführung auf, die Dinge 'richtig' zu machen. Das schiere Volumen der Möglichkeiten, die Renjis Fragebogen eröffnet hatten, waren ein bisschen zu viel für einen Fortschritt gewesen. Also hatte Byakuya eine freie Nacht geplant, stattdessen ein bisschen Zeit, einen ruhigen Moment, um wieder auf einer persönlicheren Ebene zusammenzukommen, um, wie Renji es sagen würde, 'zu kuscheln'.
 

Doch nun schnaubte Renji wie ein Pitbull.
 

Und Byakuya war sich nicht sicher, wie nah er kommen konnte, ohne dass er gebissen oder nach ihm geschnappt wurde.
 

Konnte dieser Mann jemals so einfach sein, wie er vorgab?
 

Endlich passierten sie das letzte Tor zum Grundstück des Anwesens. Die Senkaimon-Wachen verbeugten sich bei ihrer Ankunft tief und, wie immer, sah Renji ein bisschen nervös darüber aus, die gleiche Ehrerbietung zu empfangen, da er einfach so nahe bei Byakuya stand. Eishirō war dort, um sie ebenfalls mit einer Verbeugung und einem "Mein Herr?" zu begrüßen.
 

Renji sah aus, als würde er sich Entschuldigen und fliehen, also entschloss sich Byakuya, dass er nun eine schnelle, ausführende Entscheidung benötigte. Er wandte sich zu dem Hausverwalter. "Der Vizekommandant bleibt über Nacht. Bring Tee in meine Räumlichkeiten und sorge dafür, dass die Kohlen im Irori entzündet sind. Der Regen in der Welt der Lebenden hat uns ausgekühlt. Stelle sicher, dass das Wohnzimmer bequem hergerichtet ist, wir werden für eine Weile wach sein und reden."
 

"Ja, mein Herr", sagte Eishirō mit einer Verbeugung.
 

Renjis Protest kam hervor, doch wurde mit einer Art grunzendes Seufzen hinuntergeschluckt.
 

Zuversichtlich, dass Renji pflichtbewusst folgen würde, ging Byakuya hinein. „Denn wir werden, Renji“, sagte er ihm ernst mit einem Blick über seine Schulter. „reden. Du wirst mir sagen, was dich so beschäftigt.“
 

Renji ließ ein kleines Wimmern hinaus. „Es ist dumm. Ich bin nur dumm.“
 

„Dann können wir darüber gemeinsam lachen“, beharrte Byakuya.
 

Ein kleines, geschlagenes Seufzen: „Ja, Kommandant.“
 


 

Byakuya zog sich bis auf die weiße Shitage und Hakama aus und stand nun vor seinem Kleiderschrank und überlegte, was er zum Schlafen anziehen sollte. Er hing sein Haori auf und entfernte den Kenseikan. Das und der Schal wurden in ihre entsprechenden Boxen gelegt.
 

Renji lehnte gegen den Türrahmen, in seiner zerschlissenen Kirschblüten-Robe. Er band das rote Haar in einen schludrigen Zopf, doch Byakuya war froh, das zu sehen. Ein Zopf bedeutete, dass Renji zugestimmt hatte, die Nacht zu bleiben. Noch besser sogar war, dass der finstere Blick zu seinem etwas zusammengekniffenen Ausdruck verschwunden war, doch nicht annähernd so feindselig. Mit einem Gähnen bemerkte Renji: „Das ist der Vorteil, wenn man absolut nichts besitzt. Ich muss mich niemals entscheiden, was ich tragen soll.“
 

Byakuya blickte zum Kimono hinüber, der für ihn bereitgelegt worden war. „Genau genommen brauche ich das auch nicht.“
 

„Und dennoch magst du nie das, was Eishirō aussucht."
 

"Wenn es nach meinem Hausverwalter geht, würde ich ausschließlich die Farben der Kuchiki tragen, geschmückt mit dem Familienwappen. Doch es gibt Zeiten, in denen ich tanzende Hühner bevorzuge."
 

"Huh?"
 

Byakuya hielt den Kimono hoch, um ihn Renji zu zeigen. Er vermutete, dass es eigentlich Wachteln sein sollten, doch der gefärbte Stoff war weit entfernt von realistisch und die fetten, stilisierten Vögel könnten ehrlich gesagt alles sein. Doch Byakuya stellte sie sich schon immer als glückliche, braune und gelbe Hühner vor, die auf der Rückseite der bronzefarbenen Robe und den weiten Ärmeln herumtollten. Es war ein sentimentales Lieblingsstück und erinnerte ihn an den Kinderreim, den Seine Mutter gesungen hatte.
 

"Heilige Scheiße", sagte Renji in einer weise verständnisvoll verblüfft. "Das ist... wow. Was soll das überhaupt darstellen? Hühner, sagst du?"
 

"Tanzende Hühner und ich mag sie sogar ziemlich", gab Byakuya zu. Er legte den Kimono zur Seite, entknotete den Obi, der seinen Hakama hielt, und wickelte ihn ab. "Ich finde, sie sind süß."
 

"Nun ja... uh, sicher", sagte Renji und rieb sich den Nacken. "Ich glaube, sie sind... irgendwie in Ordnung. Sie könnten süß sein."
 

"Du bist ein furchtbarer Lügner, Renji Abarai", sagte Byakuya liebevoll. Er reckte sein Ohr in Richtung Wohnzimmer. Es klang, als wären die Diener dort fertig. Er zog sich schnell aus und glitt in den Hühner-Kimono. "Trink Tee mit mir."
 

"Richtig", sagte Renji mit einem Nicken und Seufzen. "Ich hatte irgendwie gehofft, dass du das vergessen hast."
 

"Das hättest du gerne", sagte Byakuya, auch wenn er das mitleidige Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte, und drückte Renjis Hand leicht, als er an ihm vorbei ins Wohnzimmer ging.
 

Kissen waren um die eingelassene Feuerstelle ausgelegt. Byakuya ließ sich auf einen der Kissen in der Nähe des Teetisches, welcher in einer angenehmen Distanz von der Feuerstelle entfernt aufgestellt war, nieder. Asche glimmte wärmend und beleuchtete den Raum mit einem goldenen Schimmer.
 

Renji ließ sich gegenüber von ihm auf den Boden plumpsen und trug einen resignierten Gesichtsausdruck, wie ein störender Schuljunge, der zum Direktor gebracht wurde.
 

"Wirklich?", Byakuya kräuselte die Lippen über Renji, als er Tee in ihre Schalen schüttete. "Ist es so schlimm?"
 

"Es ist nur dumm und ich möchte nicht wirklich darüber reden, ok?"
 

"Unakzeptabel", keifte Byakuya und hielt dabei kaum den plötzlichen Anfall von Frustration zurück. Realisierte oder schätzte Renji nicht, wie hart Byakuya diesen Abend gearbeitet hatte? Er schaffte es, sein Temperament im Restaurant trotz der Beleidigungen, die ihm Renji entgegen geschleudert hatte, im Zaun zu halten. Und genau genommen hatte er all seinen Stolz zur Seite geschoben, um Renjis Sorgen aufmerksam zuzuhören. Er hatte sogar im guten Glauben Anstrengungen unternommen, um Renji zu besänftigen und war mehr als nur gewillt gewesen, sich in einer Öffentlichen Allee zu entwürdigen, um die Dinge zwischen ihnen richtig zu stellen. Er hatte angenommen, dass sie im Lager zu einem akzeptablen Kompromiss gekommen waren, was ebenfalls ohne Zweifel bedeutete, dass dieser perverse Urahara ein entsprechendes Hofgarden-Sexvideo in seinem Besitz hatte, dass ihre beiden Karrieren in einer Lawine von Skandalen zerstören würde. Und doch war nichts davon genug für Renji. „Ich habe Torheit satt. Sag es mir. Jetzt.“
 

„Himmel, entspann dich, ja? Du machst es nur schlimmer“, sagte Renji mit tiefroten Wangen. Er zog an seinem Ohr. „Hör zu, ok, es ist so. Ich habe... mich gefragt, du weißt schon, siehst du dich selbst mehr als schwul oder Hetero?“
 

Byakuyas Mund klappte auf. Warum in aller Welt war solch eine Sache von Bedeutung?
 

„Siehst du, ich sagte doch, es ist dumm“, grummelte Renji, verschränkte seine Arme und starrte aus dem dunklen Fenster.
 

Byakuya war immer noch baff. „Ich denke noch nicht einmal in diesen Festsetzungen, Renji.“
 

„Ich weiß“, sagte Renji mit einem Seufzen. Er nahm die Teeschale und runzelte über den Inhalt die Stirn. „Aber... nun ja... könntest du?“
 

Also war es wichtig. „Also schön“, Byakuya sammelte für einen Moment seine Gedanken. Wenn es das war, was Renji sorgte, dann sollte er sich vermutlich Mühe geben, eine Antwort zu suchen. Nachdem er einen Schluck Tee getrunken hatte, begann er. „Ich hatte viele Liebhaber. Einige waren Männer, einige waren Frauen. Ich habe jeden mit gleicher Leidenschaft und Einsatz geliebt. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass ich die eine oder andere Sache bin. Vielleicht bin ich beides. Was ist mit dir?“
 

„Mir?“, Renji schien überrascht zu sein, dass er das Gleiche gefragt wurde. „Ich vermute, ich bin nicht so wählerisch beim Sex. Vermutlich, wenn man alles aufzählen würde, wären da mehr Typen auf der Liste, doch ich mache meine frühere Einheit dafür verantwortlich. Mädchen sind total verängstigt, wenn ein großer Schläger von der 11. interessiert zu sein scheint, weißt du?“ Er drehte die Teeschale in seinen Händen und schüttelte den Kopf über die Erinnerungen, fuhr dann jedoch fort. „Aber... uh, die Sache ist die, dass ich viel Sex hatte, doch ich habe mich nur zwei Mal in meinem ganzen Leben verliebt.“ Er blickte auf. „Und nur um das klarzustellen, ich habe niemals Rukia geküsst. Nicht einmal. Also vermute ich, dass du der erste Liebhaber bist, den ich liebe, wenn du weißt, was ich damit sagen will?“
 

Byakuya verstand das Konzept, doch er konnte nicht wirklich die Verbindung herstellen. Er hatte einfach nicht viele einfache Affären gehabt. Fast alle seine Beziehungen hatten zu einer gewissen Weise hofieren beinhaltet und damit einher ging zumindest eine minimale emotionale Bindung. Noch wichtiger, er hatte für mehr als einem Jahrzehnt dafür gesprochen.
 

Nach einem weiteren Schluck Tee, grub Byakuya am zugrundeliegenden Problem. „Du bist eifersüchtig auf meine tote Ehefrau? Du bist wirklich ein Narr.“
 

Renji sah verletzt aus. Und bevor Byakuya erklären konnte, dass dies in einer liebevollen, neckenden Art gemeint war, gab es Aufruhr im Flur. Byakuya konnte Eishirō rufen hören. "Sie können da nicht reingehen, Herr! Das sind private Quartiere!"
 

Renji stand bereits auf. Auf dem Weg zu Tür griff er nach Zabimaru. Er schob die Tür weit genug auf, um sich hindurch zu quetschen und schloss sie mit einem Knall hinter sich. "Hey, was zum Teufel geht hier draußen vor?"
 

Es war offensichtlich, dass Renji, trotz all seiner Fehler, Byakuyas persönliche Würde verteidigte. Byakuya würde dieses Geschenk nicht vergeuden. Er stand sofort auf und machte einen kurzen Shunpō zum Ankleidezimmer.
 


 

Renji war darüber erschrocken, den 7. Offizier Yuu Kinjo zu sehen, wie er auf den Kuchiki-Tatami blutete. Sein Shihakushō hing in Fetzen, mehr Stoff gerissen, als zerschnitten.
 

„Renji, Gott sei Dank!“; sagte er in seiner ewig kratzigen Stimme. Kinjo schien einen Moment zu brauchen, um Renjis entkleideten Zustand zu bemerken und meldete: „Unsere Streife wurde im Rukongai aus dem Hinterhalt überfallen, Vizekommandant. Fujimoto ist tot.“
 

„Was?!“, sagte Renji, sein Herz hämmerte bis zu seinem Hals, während er sich an eine schüchterne, aber talentierte 11. Offizierin mit großen, grünen Augen und einem sanften Lachen erinnerte. Er hatte geplant, sie zu befördern, bevor er auf Mission ging. „Was ist passiert? Hollow?“
 

„Nein, Vizekommandant, das ist der Grund, warum wir versucht haben, sie zu finden! Es war eine Gruppe von Rukongai-Ratten. Wir haben einen Teil der Bastarde gefangen. Einer der Deppen denkt, er ist clever. Er behauptet, er sei ein Abarai. Er sagt, er wäre ihr Bruder Seichi.“
 

Seichi.
 

Heilige Scheiße.
 

Das war ein Name, den Renji lange, lange Zeit nicht mehr gehört hatte. Er sog die Luft ein. „Wo haltet ihr ihn gefangen?“
 

Kinjo blinzelte. „Also, warten sie... er ist wirklich ihr Bruder?“
 

„Was hat das zu bedeuten?“, Byakuyas Stimme, hinter Renjis Schulter, hatte einen tiefen und scharfen Tonfall. „Was ist passiert?“
 

Renji drehte sich herum zu erklären, doch bevor er überhaupt seinen Mund öffnen konnte, nahm Kinjo Haltung an und verbeugte sich. „Kommandant! Verzeihen sie, dass ich so hereinplatze, Kommandant, doch 11. Offizierin Fujimoto wurde bei einem hinterhältigen Angriff im Rukongai getötet. Einer der Typen, die wir schnappen konnten, ist der Bruder des Vizekommandanten, Seichi Abarai.“
 

„Bruder?“, Byakuya wandte sich zu Renji um und starrte. „Ist das wahr?“
 

„Seichi war Teil der Abarai-Truppe, also im Grunde ja, er kann sich so nennen“, sagte Renji mit einem Seufzen. Er war erleichtert, dass Byakuya die Gelegenheit genutzt hatte, um sich anzuziehen. Er war in voller Uniform, auch wenn er sich nicht mit dem Kenseikan oder den extravaganten Handschuhen beschäftigt hatte. „Aber ich habe seit über 70 Jahren nichts mehr von ihm gehört. Ich dachte, er wäre immer noch im Gefängnis.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya ruhig. „Aber du sagst, er trägt deinen Namen legitim.“
 

„Ich denke, das kann ich nicht abstreiten“, sagte Renji, auch wenn er sich das irgendwie wünschte. Seichi hatte von Anfang an nur Ärger gemacht. „Er hat genauso viel Recht dabei, sich Abarai zu nennen, wie ich. Doch er verdient diesen Namen nicht, wenn er einen meiner Leute getötet hat.“
 

Byakuya blickte über Renjis Schulter zu Kinjo. „Gibt es Zeugen, die sahen, wie dieser Abarai Fujimoto ermordet hat?“
 

Renji drehte sich früh genug um, um zu sehen, wie Kinjo sich verlegen räusperte, während er den Kopf leicht und frustriert schüttelte. „Nein... nicht genau. Es war dunkel und chaotisch. Doch, verflucht noch mal, das war eine grundlose Attacke, Kommandant! Die verdammten kleinen Rukongai-Ratten kamen aus dem Nichts. Wir hätten sie alle töten sollen und ihre Körper als Warnung von den Mauern hängen sollen.“
 

Renji nickte abwesend. Es war eigentlich ein Wunder, dass es Kinjo nicht getan hatte. Doch diese Art von Ruf war nicht Byakuyas Grundsatz und Kinjo war als Soldat gut genug, um das zu wissen.
 

Byakuya schien plötzlich Kinjos Verletzungen zu bemerken. „Gehe zur 4. Division, 7. Offizier. Du bist von dienen Pflichten entlassen. Wir übernehmen die Dinge ab jetzt.“
 

Kinjo warf Renji einen Blick zu, begann den Mund zu öffnen doch klappte ihn mit einem „Ja, Kommandant“, wieder zu.
 

Renji beobachtete, wie Kinjo ging und ihm noch ein paar bedeutungsvolle Blicke in seine Richtung warf. „Scheiße“, sagte Renji mehr zu sich selbst, als zu jemanden anders. „Ich werde Seichi selbst hinrichten. Nach der Sache mit Rukia können wir nicht wirklich nachsichtig mit dem Kerl sein. Nicht, dass ich das möchte. Fujimoto war ein gutes Kind. Ich sollte Seichi mit meinen eigenen Händen strangulieren.“
 

„Du kennst nicht die Ausmaße der Beteiligung deines Bruders“, sagte Byakuya. „Wenn er bei der Attacke teilgenommen hat, aber sie nicht getötet hat, gibt es keinen Grund für eine öffentliche Hinrichtung. Er könnte zurück ins Gefängnis gehen.“
 

„Ja, doch auch wenn er nur unschuldig vorbei gegangen ist, würde es ihm niemand abkaufen. Sie werden glauben, dass ich seinen Versagerarsch schütze.“
 

„Dennoch würde ich ihn gerne sehen.“
 

Renji hob skeptisch eine Augenbraue. Was sollte das bedeuten? Renji war sich nicht sicher, ob er jemals Seichi sehen wollte. Es war vielleicht klüger, einfach wegzugehen und die Räder der Gerechtigkeit ihr Ding machen lassen, auch wenn es hieße, dass sie Seichi überrollen würden. „Du weißt, dass er nicht blutsverwandt ist, oder?“
 

„Es ist trotzdem eine seltene Gelgenheit.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Du wirst nicht beeindruckt sein. Ich ziehe mich an und dann können wir zusammen gehen.“
 


 

Es war ein unangenehmes Déjà-vu, das Wachhaus zu betreten und einen alten Freund hinter den Gitterstäben sitzen zu sehen. Es wurde sogar noch seltsamer, als beim Anblick von Renji, Seichis sanfte braune Augen weiteten und ein breites Grinsen sein Gesicht teilte. „Heilige Scheiße, Mann! Was hast du mit deinem Gesicht gemacht? Krass verrückte Augenbrauen, Kumpel!“
 

Seichi spindeldürr und viel kleiner und optisch jünger, als Renji gedacht hätte, wie er nach all der Zeit aussehen würde. Es war, als wäre er im Laufe der Zeit nicht viel gewachsen. Seichi konnte nicht größer als Yumichika sein, auch wenn Renji vermutete, dass Yumichika einen Vergleich verschmähen würde, denn offen gesagt, sah Seichi aus wie Scheiße. Er trug einen zerschlissenen, gräulichen Leinenkimono, der nur etwas mehr als dreckige Lumpen war und seine hellbraunen Haare waren ein heilloses Durcheinander. Es fiel in matten, gewellten Klumpen auf seine Schultern und er hielt es mit einer Reihe verknoteter Stofffetzen aus seinem Gesicht. Sein Gesicht war verschrammt und zerschnitten, ohne Zweifel von den Schlägen, die er auf den Weg hierher hatte einstecken müssen.
 

Doch er grinste Renji an, als hätte sich nichts verändert.
 

„Doch ernsthaft, du siehst gut aus, Kerl“, sagte Seichi und kam herüber, um vor den Gittern zu stehen. Seine Handgelenke sahen schwach und zerbrechlich aus, wo die Handfesseln sie zusammenhielten. Auch seine Knöchel waren geschwollen und wund. Er hatte gekämpft. Er grinste Renji weiter an. „Du bist etwas gewachsen, eh? Scheiße, guck dich an. Du bist verschissen gigantisch, Renji. Verdammt.“
 

Renji war perplex, unsicher, wie er reagieren sollte. Während des gesamten Weges zum Wachahus mit Byakuya, hatte sich Renji darauf vorbereitet, die kärglichen Reste von seinen Freunden zu sehen, die er einst hatte. Er hatte erwartet, einen hartgesottenen Kriminellen vorzufinden, jemand, der von den Jahren hartem Umgang im Knast gebrochen war. Tatsächlich hatte er sogar gedacht, dass er Seichi womöglich gar nicht erkannte. Doch dieses... Kind... Er war genau so, wie er ihn von vor all den Jahren in Erinnerung hatte. Ein bisschen älter vielleicht, doch immer noch im glänzenden Augen und rauflustig.
 

Seichi beobachtete ihn, seine Stimme begann zu kippen. „Renji? Du machst mir Angst. Sag was.“
 

„Hast du meine Streife heute Nacht attackiert? Hast du Fujimoto getötet?“
 

Seichis Lachen war dünn. „'Deine' Streife? Was, bist du jetzt Kommandant oder so was?“
 

„Vizekommandant“, sagte Renji. „Tu nicht überrascht, Seichi. Du weißt ganz genau, dass der einzige Grund, warum du immer noch lebst, die Tatsache ist, dass wir uns einen Namen teilen. Sonst hättest du ihn nicht meinen Leuten zugerufen, als sie dich hergebracht haben.“
 

Seichis Augen glitten zur Tür, wo Byakuya in einer höflichen Distanz, nahe der großen Doppeltüren, stand. „Oh“, sagte er, sein Blick bezog die nahestehende Wache mit ein, dessen Armband ihn als Teil der 6. Division auswies. Er drehte den Körper leicht und ließ seine Stimme auf ein Flüstern kippen. „Ich verstehe. Der Herr hat seine Hunde unter strenger Bewachung.“
 

Renji öffnete den Mund, um zu schnauben, doch Seichi tippte zweimal bedeutungsvoll auf die hölzernen Fesseln und zogen so Renjis Blick auf sich. Mit den Fingern formte er in Zeichensprache: Wir reden, sobald du deinen Schwanz los bist.
 

Renji wurde rot. „Seichi“, knurrte er im warnenden Ton zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich denke nicht, dass du es verstanden hast. Einer meiner Leute ist tot. Du steckst in ernsthafter Scheiße. Wenn du irgendeinen Teil an Fujimotos Mord beigetragen hast, bist zu erledigt.“
 

Hinter ihnen konnte er spüren, wie Byakuya auf sie zukam. Natürlich fühlte sich der Kommandant gerade in diesem Moment gezwungen, einzuschreiten. Er musste den Hundekommentar mitbekommen haben und war wohl besorgt um Renjis Temperament. „Renji, bleib zurück“, befahl er. „Es gibt keinen Bedarf, deinen Bruder zu befragen.“
 

„Kommandant“, Renji nickte kurz. Er versuchte zu vermeiden, dass der Scham sich nicht in seine Eingeweide fraß, da er so offensichtlich von Byakuya zurückgepfiffen worden war. Er ging wortwörtlich einen Schritt zurück und sog die Luft ein, um seine rasenden Emotionen zu kontrollieren. Nah am Körper, damit es niemand sehen konnten, formten Renjis Finger: Spiel es clever. Zeig dem hier Respekt.
 

Seichi gestikulierte ein blitzschnelles 'Nachricht erhalten' und gab ein kaum merkliches, bestätigendes Nicken.
 

Renji war sich nicht sicher, warum er das getan hatte. Die Demonstration über das Wissen der Zeichensprache war an sich schon ein strafbares Verbrechen. Um den Impuls im Zaum zu behalten, verschränkte er die Arme vor der Brust, presste die Hände gegen seine Brust und blickte fest zu Boden.
 

Verflucht sei Seichi, dass er immer noch so war, wie früher. So sehr Renji sich selbst dafür hasste, genauso war er auch insgeheim dankbar für die Möglichkeit, seine unerschütterliche Loyalität gegenüber den Hofgarden und den Gesetzen der Soul Society zu zeigen. Hier, in seinem eigenen, kranken Weg, war die Möglichkeit, alles öffentlich wieder gut zu machen, was rund um Rukia geschehen war. Wäre Seichi nur ein Arschloch ohne Gewissen, voller Gift für Shinigami und dem Gesetz, dann hätte Renji sein Herz aussperren und ihm beim Sterben zusehen können. Wie Seichis Blut Renjis Sünden wegwusch.
 

Aber scheiße, wenn er nicht gerade in einem Konflikt steckte.
 

Das würde viel, viel schwerer werden, als er gehofft hatte.
 

Byakuya stand vor der Zelle und betrachtete Seichi mit seinem kühlen, ungerührten Gesicht. „Da gibt es gewisse Ähnlichkeiten“, bemerkte er.
 

Renji schnaubte. Netter Versuch, Kommandant. Doch in der einzigen Sache, in der sie sich vage ähnelten waren Herkunft und Einstellung. Doch Seichi nahm Renjis Warnung ernst und trat von den Gitterstäben mit einer tiefen Verbeugung zurück. Tatsächlich setzte er sich in der Mitte der Zelle auf die Knie und presste den Kopf auf den Boden.
 

Renjis Finger zuckten zu den Zeichen: Du übertreibst bei deinem Schwindel.
 

Doch Byakuya schien beeindruckt. Adlige waren immer einfache Ziele für schmeichelnde Spielereien. „Dennoch ist dieser nicht im Geringsten das, was ich erwartet habe“, sagte Byakuya zu Renji. „Er sieht kaum aus, als wäre er in der Lage, die vermeintlichen Verbrechen begangen zu haben.“
 

„Lassen sie sich durch die Größe nicht täuschen, Kommandant“, sagte Renji. „Inzuri schärft alle Klingen.“
 

„Durchaus. Ich werde mich hüten, jemals einen Abarai zu unterschätzen“, sagte Byakuya mit einem privaten Lächeln. „Wie auch immer, ich sollte neugierig sein, wie genau so jemand unseren 7. Offizier überwältigen und unsere 11. Offizieren ermorden kann. Sicher sollte ein einzelner unserer Soldaten mit einem Asauchi in der Lage sein, einen unbewaffneten Mann aus dem Rukongai zu besiegen. Wie konnte eine gesamte Einheit, viele mit benannten Zanpakutō, so niedergeschlagen werden?“
 

Es war eine angemessene Frage. Es war nicht so, als würde Renji seine Leute nicht für alle möglichen Kampfsituationen trainieren. In der Vergangenheit hatte es genug Kämpfe wie diesen gegeben, um sich ein solches Szenario vorzustellen. Da war vermutlich ein ganzer Haufen von ihnen und trotz Training konnten einige Soldaten gefangen werden, wenn sie zögerten oder einfach nicht die Waffe gegen menschliche Wesen heben konnten. Besonders nicht gegen verhungernde, ausgemergelte Wesen. Dennoch hätten seine Leute eine bessere Figur abgeben müssen. Byakuya hatte Recht.
 

„Ja, da gibt es einige Fragen“, stimmte Renji zu. „Wie zum Beispiel, was jemand von 78. Distrikt so nahe an den Gebieten macht, wo unsere Leute patrouillieren.“
 

„Richtig und was hat den Überfall provoziert?“, nickte Byakuya. „Es scheint, als wäre eine vollständige Untersuchung notwendig. Doch wegen den Umständen muss ich darauf beharren, dass wir die Angelegenheit an die 2. Division übergeben.“
 

Renji versuchte, nicht zu wimmern. Trotzdem war es nicht so, als wäre Seichi niemals Gast eines Bestrafungstrupps gewesen. Renji blickte rechtzeitig in die Zelle, um zu sehen, wie Seichi mit einer Verbeugung wieder auf die Füße kam und die Finger gegen seinen Oberschenkel heftig gestikulierte: Lass mich nicht hängen. Die Revolution wird scheitern.
 

Revolution?
 

Ah, Scheiße.

The Benefit of Blood

Sie waren direkt zurück zur Division gegangen, nachdem sie Renjis Bruder Seichi im Wachhaus gesehen hatten. Kinjo, der 7. Offizier, hatte im Büro auf sie gewartet und gab nun einen vollständigen Bericht über die Attacke. Kinjos Worte hatten tatsächlich ein sehr grimmiges Bild beschrieben. Byakuya hörte schon fast, wie Renji während der Beschreibung des ganzen chaotischen Debakels mit den Zähnen mahlte.
 

Es schien, als wäre ihre 11. Offizierin Fujimoto zu Tode geprügelt wurden.
 

Kein einziger Angreifer war mit mehr als Stöcken und anderen Alltagsgegenständen bewaffnet gewesen. Ihr Vorteil war offensichtlich die Überraschung und die schiere Anzahl gewesen. Wenn Kinjos Einschätzung korrekt war, hatte Fujimoto noch nicht einmal genug Zeit, ihr Zanpakutō zu ziehen, bevor ein Steinhagel sie besinnungslos genug geschlagen hatte, dass die Marodeure ihren Job beenden konnten.
 

Die Tragik dabei war, dass dies den Besten von ihnen geschehen konnte. Ohne viel spirituellen Druck waren die Angreifer nahezu unaufspürbar, bis sie bereits angriffen. Es war ein verschlagener Weg, ihren Nachteil geschickt einzusetzen.
 

Es war ekelerregend, sich vorzustellen, dass ein Shinigami so abscheulich von denen misshandelt wurde, denen sie geschworen hatten, sie zu schützen. Zumindest hatte es die Einheit geschafft, nicht nur den beteiligten Abarai festzusetzen, sondern auch noch einige seiner Kameraden. Mit so vielen zum Befragen würde die 2. Division auf den Grund der Sache kommen und, mit Sicherheit, Gerechtigkeit walten lassen.
 

Renjis Gesicht wurde während der Erzählung der Geschehnisse immer härter. Er war am Ende angespannt genug, dass Byakuya den 7. Offizier schnell wegschickte, mit dem Vorwand dem Transfer der Gefangenen zu folgen und ebenfalls Kommandant Soi Fon Bericht zu erstatten. Doch wahrheitsgemäß hatte Byakuya einige unterschwellige Spannungen zwischen Kinjo und Renji gespürt und es hatte als das Beste geschienen, sie zu trennen, bevor Renji zuschnappte.
 

Er und Renji waren über Nacht im Büro geblieben, um sich um die Angelegenheiten der Division zu kümmern, die mit solch einem unglücklichen Unfall kamen. Byakuya hatte gedacht, dass die viele Arbeit vielleicht Renji ein wenig besänftigen könnte, doch, falls überhaupt, hatte das Kümmern um die Probleme die Sache noch schlimmer gemacht.
 

Renji fand Fujimotos Beförderungspapiere in dem Stapel und legte ihn auf den Tisch vor Byakuya. „Was machen wir hier mit?“, fragte er, seine Stimme angestrengt und müde. „Verleihung post mortem? Oder ist das… Ich weiß nicht… unverschämt? Die Sache ist die, ihre Familie könnte die bessere Pension brauchen. Sie ist, ähm, verdammt noch Mal, war die einzige Unterstützung für einen Haufen Geschwister draußen…“
 

Was zwischen ihnen unausgesprochen und schwer hing war: ‚Im Rukongai‘.
 

Die Ironie davon war fast niederschmetternd.
 

Byakuya legte seinen Pinsel zur Seite und schaute zu Renji hinauf. Renji starrte fest auf das Dokument zwischen ihnen auf dem Tisch. Auch wenn er zurück in vollständiger Uniform gewechselt hatte, waren seine Haare immer noch geflochten, als wollte er ins Bett gehen. Teile der roten Strähnen hingen aus den Zopfsegmenten und einige lange Strähnen hatten sich gelöst und ihnen nun in seinem Gesicht, was seinen geschlagenen und erledigten Aussehen nur unterstrich.
 

„Renji, du solltest ins Bett gehen“, bot Byakuya nicht zum ersten Mal an. Die Sonne begann den Himmel zu erhellen und sie hatten die ganze Nacht hier verbracht. „In diesem Stadium nützt du hier niemanden.“
 

Renji bewegte sich nicht. Sein Kopf blieb gebeugt. „Sie ist wegen ihm tot. Ich muss…“, er hielt inne. Sein Mund arbeitete eine Weile weiter, doch er sagte nichts. Dann hob er mit einem tiefen Atemzug seinen Kopf. Da war eine Intensität in seinem Blick, den Byakuya immer daran erinnerte, von dem entrückten Blick eines Wolfes fokussiert zu werden. „Ich sollte meinen eigenen Bericht bei der Zweiten machen.“
 

„Niemand kann erwarten, dass du über deine eigene Familie aussagst, Renji“, sagte Byakuya ernst. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass der Bestrafungstruppe eine sehr viel bessere Ahnung hat, was aus deinem Bruder im Laufe der Jahre geworden ist, wenn man bedenkt, dass er so lange inhaftiert war. Hör auf dich selbst zu quälen. Das ist unnötig.“
 

Renji grunzte und sagte flach: „Seichi hat mir ein Geheimnis zukommen lassen.“
 

„Was? Wann?“, Byakuya war von dem Geständnis überrascht. Er war während dem ganzen Gespräch präsent gewesen. „Wie?“
 

„Das ist es eben“, ächzte Renji und richtete sein Blick auf die Tür, als wolle er dadurch verschwinden. „Ich werde mich damit selbst belasten müssen. Ich verletze das einheitliches Gesetzbuch der Militärgerichtsbarkeit, Statut 27, Artikel 9, Unterpunkt ‚d‘: ‚Kein Offizier der 13 Hofgarden darf an kriminellen Handlungen beteiligt sein, inklusive, doch nicht limitiert, auf den Gebrauch von geheimen oder illegalen Sprachen, besonders diese, die von Dekret des Seelenkönigs verboten sind…‘.“
 

Es war immer beeindruckend, in welchem Ausmaß Renji sich die Regeln eingeprägt hatten, doch Byakuya verstand es nicht. „Aber ich habe weder dich noch deinen Bruder ingo oder einen besonders ungebräuchlichen Inuzuri-Dialekt reden hören.“
 

Renji wollte Byakuya immer noch nicht in die Augen gucken. „Handzeichen“, sagte er einfach.
 

Byakuya war sich sicher, dass trotz seiner Fähigkeiten der Schock auf seinem Gesicht zu sehen war, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Das Geständnis darüber, überhaupt die Zeichensprache zu beherrschen war gleichbedeutend mit einem Eingeständnis, dass man Mitglied einer organisierten Verbrecherbande ist. Deswegen war die Bestrafung unangemessen streng. Sobald es Byakuya geschafft hatte, sich zu fassen, legte er die Papiere zur Seite. „Ich verstehe und was für ein Geheimnis von Seichi ist so wichtig, um derart viel zu riskieren?“
 

„Er sagte, dass ich verhindern soll, dass er zur 2. Division gebracht wird, denn“, Renji machte eine schnelle Reihe von Symbolen mit den Fingern, die nicht unähnlich dem Anfang einer komplizierten Kidō-Beschwörungsformel waren. „Es bedeutet ‚Versammlung‘ aber damit kombiniert…“, er machte eine Faust zur Demonstration, „… ist es mehr wie ‚kollektive Aktion‘ oder ‚Revolution‘. Ich vermute, er wollte mir sagen, dass die Revolution scheitern wird, wenn er gezwungen wird, Informationen preiszugeben.“
 

Da war etwas an der Weise, wie sich ihr Gespräch gedreht hatte, dass abgrundtief beunruhigte. Nicht zuletzt, dass die kriminelle Unterklasse einen Grund hatte, ein Zeichen für ‚kollektive Aktion‘ und/oder Revolution hatte.
 

Byakuya hatte immer angenommen, dass der Großteil der Wörter in dieser geheimen Sprache Alltagsdinge beschrieben, wie zum Beispiel einen Betrug durchzuziehen oder illegale Güter zu handeln. Es konnte nichts Gutes verheißen, dass es mehrere komplexe Ausdrücke für aufrührerische Atkionen gegen oberste Herrscher.
 

Vielleicht war das der Grund, warum es vom Seelenkönig selbst namentlich verboten wurde.
 

Byakuya empfand es auch als ähnlich erschreckend, dass Renji genau vertraut mich solchen Dingen war. Das war eine neue Ebene von Renjis Vergangenheit in Inuzuri, die sehr, sehr unziemlich war. „Warum, wenn ich fragen darf, vermutet sein Bruder, dass du ein verständnisvoller Empfänger einer solchen Nachricht wärst?“
 

Renji wimmerte. „Ich habe ihm vielleicht glauben lassen, dass ich ihm helfe, als ich ihm sagte, dass er dir Respekt erweisen soll.“
 

Ah, das erklärte auch die überraschende Ehrerbietung und Gehorsam. Es war enttäuschend zu hören, dass das Benehmen seines Bruders geschult war. Es hatte eine Menge Sympathie erzeugt, die Byakuya nun schnell in Luft auflösen fühlte. „Wie umfassend war dieses Gespräch? Weißt du, worüber er gesprochen hat? Weißt du, worum es bei seiner ‚Revolution‘ geht?“
 

Renji blickte Byakuya von der Seite an und schien anzudeuten, dass die Antwort offensichtlich sein sollte. „Das gewöhnliche Zeug, denke ich“, Renji zuckte mit den Achseln. „Wie auch immer, ich sollte es der Zweiten sagen. Es ist zumindest ein Motiv für eine Attacke, wenn nicht sogar noch mehr.“
 

„Du wirst es der 2. Division nicht sagen“, blaffte Byakuya. Soi Fon konnte vernünftig sein, doch sie hatte auch eine akute Besessenheit, ihren Wert der herrschenden Klasse zu beweisen. Byakuya vertraute weder Renji, nichts zuzugeben, noch Soi Fon, dass sie nicht fröhlich die Gelegenheit ergreifen würde, um ihre eigenen Ambitionen zu stärken. „Wir werden die angemessene Befehlskette einhalten, Renji. Du hast es mir erzählt, ich werde es ihr sagen.“
 

Renji schüttelte den Kopf und sein Mund wurde zur dünnen Linie. „Ich hasse das. Ich sollte gehen und ihnen alles erzählen und mit Abfall klarkommen. Mich derart in Schutz zu nehmen scheint eine so schlechte Idee. Das könnte in so vielen Arten in die Luft gehen.“ Er kaute auf dem Ende seines Zopfes für einen Moment, bevor er ihn wieder ausspuckte. Dann suchte er wieder nach Byakuyas Blick und fügte hinzu: „Kinjo hat was bemerkt, weißt du. Er hatte nach mir gesucht und hat mich in deinem Schlafzimmer, kaum angezogen, gefunden. Außerdem wetzt er immer noch die Messer. Er wollte, dass du mich der Desertion beschuldigst. Jeder glaubt, dass ich einfach davon gekommen wäre und, ehrlich gesagt, haben sie nicht Unrecht damit. Wie auch immer, Kinjo ist vielleicht dumm, aber er kann zwei und zwei zusammenzählen.“
 

Das war also zwischen ihnen. In einer Weise war es besser, als Byakuyas erste Vermutung: Dass sie Ex-Liebhaber waren. Auf der anderen Seite war es schlimmer. „Du glaubst wirklich, dass einer meiner Soldaten ihren Kommandanten in einer solchen der Unzucht bezichtigen würde? Du denkst, dieser Kinjo wünscht sich, dass gerade jetzt eine weitere Division ihrer Führung beraubt wird? Uns beide ans Kriegsgericht zu verlieren würde die gesamten Hofgarden massiv destabilisieren.“
 

„Ja, nun ja, ich sagte, dass er zusammenzählen kann“, sagte Renji, seine Augen glitten wieder weg. „Ich sagte nicht, dass er clever ist. Das ist es, was ihn so gefährlich macht. Er ist hinter mir her und denkt nicht an dich oder die Division oder die Soul Society als Ganzes. Schau, vielleicht können wir das Ganze vermeiden, wenn du mich nur mit der 2. Division reden…“
 

„Nein!“
 

Byakuya stellte fest, dass er nun stand. Er war auf seine Füße gesprungen, Fäuste an seinen Seiten geballt und mit hämmerndem Herzen.
 

Er musste einen tiefen, beruhigenden Atemzug nehmen, damit seine Hände aufhörten, zu zittern.
 

Renji starrte ihn an. Offensichtlich verstand er die Reaktion nicht. Doch Byakuya hatte dem Szenario in der Vergangenheit viel zu oft zusehen müssen. Renji glaubte, er hätte Leute, die ihm Gegenüber auf Vendetta schworen, doch sie waren nur geringfügig im Vergleich zu dem Groll vieler, selbst einiger in den Hofgarden, gegenüber dem Namen Kuchiki.
 

Zweifellos glaubte Renji, dass er als Shinigami beschützt werden würde. Im Auge des Gesetzes sollte er das auch. Doch gab er zu, dass er die Handzeichen kannte und einer dieser Leute würde Wind davon bekommen, könnten ihm der Rang genommen werden und mit Dataki bestraft werden. Ohne dem Schutz seines Ranges konnte Renji als Bürgerlicher bis zu 100 Peitschenhieben entgegen sehen müssen. Renji war stark, doch das würde ihn töten. Diese Menge an Schaden konnte jeden töten. Byakuya hatte es gesehen.
 

Byakuya hingegen war nicht nur durch Rang sondern auch durch Geburt geschützt. Niemandem wäre es jemals erlaubt, die Hand gegen einen Kuchiki zu erheben, egal, was das Verbrechen war. Nur das aller, aller schlimmste würde in den Erwartungen eines Seppuku resultieren, was natürlicherweise selbst durchgeführt wurde.
 

Niemand konnte ihn jemals berühren.
 

Das war der Teil, was ihm so viel Hass bescherte, so viele Versuche, sie mit allem, was möglich war, zu verletzen.
 

Wenn sie vorsichtig deswegen waren, würde nichts herauskommen. Selbst eine öffentliche Anklage, einen Untergebenen zu schützen, der aus der Vergangenheit den Umgang mit krimineller Sprache kannte, wäre eine kleine Sache, die Byakuya tragen konnte. Selbst wenn Soi Fon besonders rachsüchtig sein sollte, konnte sie nach nicht mehr als einer Geldbuße fragen und da gab es Grenzen für. Wichtiger war, es würde auf den Wert von Renjis Leben basieren – und das war, ehrlich gesagt, selbst als Shinigami mit Rang, nicht wirklich viel. Sie könnten niemals eine Geldstrafe für seinen Wert erheben. Renji war es einfach nicht wert.
 

Vielleicht… vielleicht konnte Byakuya in diesem Moment das Verlangen nach einer Revolution verstehen. Denn da gab es kaum einen Preis, den er nicht für Renji zahlen würde. Für Byakuya war Renji alles Gold des Himmels und noch so viel mehr wert.
 

Byakuya wandte sich zur Wand und versuchte sich, zusammenzuraufen. „Ich möchte nichts mehr davon hören. Das ist ein direkter Befehl, Vizekommandant: Du wirst das Wissen über die Handzeichen nur zugeben, wenn dich jemand, der höher im Rang ist als ich, dich direkt danach fragt.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji mit brüchiger, kaum hörbarer Stimme.
 

Byakuya drehte sich herum und setzte sich vorsichtig und bedachtsam. Renjis Kopf war wieder gebeugt und er starrte in seinen Schoß. Lose Strähnen fielen in einer geraden Linie vor sein Gesicht. Es war herzzerreißend, ihn so zu sehen. „Es tut mir leid, Renji“, sagte Byakuya und wünschte sich, er könnte seine Hand ausstrecken und anbieten, seine Hand zu halten. „Aber ich habe meine Gründe. Du musst mir hier vertrauen.“
 

„Ich habe es verstanden“, sagte er und sprach immer noch mit seinem Schoß. „Es ist nicht so, als wüsste ich nicht, wie ernst das ist. Ich habe Leute dafür sterben sehen.“
 

Byakuya nickte. Er streckte sich, um nach einem Diener zu klingeln. Wenn sie noch länger wachbleiben mussten, brauchten sie einen guten, starken Tee. „Erzähl mir alles, was du und dein Bruder gesagt haben. Ich muss in der Lage sein, einen detaillierten Bericht an Soi Fon zu geben.“
 

Renji blickte auf und hob seine Schultern leicht. „Es war ein ziemlich langweiliges Gespräch, bis zum Ende. Das erste Zeichen war das Signal dafür, wenn man versteht, dass der andere nicht frei sprechen kann, aus was für Gründen auch immer. Ich habe nicht wirklich geantwortet, denn ich dachte nicht, dass es wahr war, doch als du zu uns kamst, habe ich…“, Renjis Wangen färbten sich leicht bei der Erinnerung. „Ich weiß nicht, warum ich das getan hatte. Ich denke, ich war besorgt, dass er wie sonst ein Volltrottel ist, irgendetwas Dummes sagt und es damit noch schlimmer macht. Also sagte ich ihm, es ruhig hinunter zu spielen. Ich deutete ihm, dass er dich behandeln soll wie einen großen Oyabun, dem Boss eines Bosses. Dann, als du darüber geredet hast, ihn zur 2. Division zu schicken, ist er ausgetickt und hat gezeigt, dass er dafür nicht sterben darf, denn die Rebellion würde scheitern.“
 

„Also hat er wichtige Informationen. Glaubst du, dass er ihr Anführer ist?“, fragte Byakuya.
 

Renji lachte. „Seichi?“ Er schob sich die Haare aus dem Gesicht und hielt sich die Hände gegen die Seite seines Kopfes um zu überlegen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht. Der Typ, den ich kannte, hat immer große Töne gespuckt, eine Riesennummer abzuziehen, doch er hatte nie den Grips, um das alles anzuleiern, wenn du weißt, was ich meine?“
 

Byakuya dachte, dass er es vielleicht tat. Aio erschien an der Tür und Byakuya bestellte Tee und Frühstück für beide. Dann wandte er sich wieder an Renji. „Doch nach unserem Essen, möchte ich dich im Bett haben. Schlafend“, fügte Byakuya noch schnell hinzu, nachdem er bemerkte hatte, wie das ansonsten klang. Er glättete den Saum seines Ärmels und versuchte, den aufkommenden Rotschimmer zu unterdrücken. „Glaubst du wirklich, dass der 7. Offizier Anklage gegen uns erheben wird?“
 

Renji seufzte. „Zum Teufel, ich hoffe nein. Wir haben keine Chance, dagegen anzukommen. Alles, was man tun muss, ist dein Personal zu befragen.“
 

Das Personal konnte, wenn es absolut notwendig war, ersetzt werden… wenn auch nur kurz. „Sonst wer?“
 

„Nun ja, der 3. Offizier ist der festen Überzeugung, dass ich die ganze Zeit auf dem Anwesen bei Rukia war.“
 

Eine Menge Leute würden das glauben, vermutete Byakuya. Besonders nach dem Ärger vor kurzem. Byakuya würde sich niemals derart erniedrigen, um seine Schwester als Deckung für seine Verfehlungen zu nutzen, doch angesichts der Tatsache, dass sie auch auf dem Anwesen lebte, wäre es sehr einfach, sich vorzustellen, dass Renjis nächtliche Besuche ihr galten. Die beiden waren bekannt dafür, dass sie früher sehr aneinander gehangen hatten. Es wäre wirklich die allgemeine Vermutung. Zumindest würde ein Ankläger mit einer anderen Sicht einen harten Kampf haben, um es durchzusetzen.
 

Renji rieb sich den Nacken. „Ich habe vielleicht Ichigo im Vollrausch davon erzählt und, ah, scheiße, Rikichi war auch in der Nacht da. Ja und Rukia natürlich auch.“
 

Byakuya zermarterte sein Hirn, doch es blieb leer. „Rikichi?“
 

Renji lächelte halb verlegen. „Du weißt schon, der Junge, der mit ständig folgt? Er hat Perlen im Haar und Augenbrauen-Tattoos.“
 

„Ah, ja, natürlich. Ranglos, oder?“
 

„Ja“, stimmte Renji zu.
 

Die Sache war nicht ganz so schrecklich. Sie waren töricht indiskret in der Welt der Lebenden gewesen, doch einige Fehltritte konnten vielleicht die öffentliche Nachforschung zufrieden stellen. Glücklicherweise war der Gedanke daran, dass der Generalkommandant überhaupt eine solche Sache in Kriegszeiten unterstützen würde, aberwitzig. Vor allem bei dem tragischen Verlust, den die Hofgarden bereits erlitten hatten. Selbst wenn der 7. Offizier sich wagte, seinen eigenen Kommandanten und Vizekommandanten anzuprangern, sie würden niemals angeklagt werden, bevor sich nicht der Staub von Aizen gelegt hatte.
 

Natürlich nur, wenn Renji die Wahrheit nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr ausschwatze. Byakuya lächelte ihn liebevoll an. „Muss ich dir auch befehlen, niemand von uns zu erzählen?“
 

Renji sah geschockt aus. „Nein, Kommandant“, sagte er schnell.
 

„Ich bitte dich nicht, zu lügen, Renji“, sagte Byakuya. „Wenn du gefragt wirst, muss du tun, was dein Gewissen von dir verlangt, doch ich hoffe auf deine Diskretion in dem Teil.“
 

„Ja, Kommandant.“
 

„Bitte“, Byakuya hob eine Hand. „Ich meinte das als eine neckende, sanfte Erinnerung als dein Liebhaber. Es ist nicht wirklich ein Befehl, Renji. Das könnte ich nicht.“
 

„Oh… richtig“, stimmte Renji mit einem kleinen Nicken zu, doch er schien nicht überzeugt.
 

Byakuya runzelte die Stirn. Dachte Renji wirklich, dass er seine Macht derart missbrauchen würde, um ihn zum Schweigen zu zwingen? Es war eine Sache, wenn es den Alltag bei den Hofgarden anging, aber eine ganz andere, wenn es um ihre Beziehung ging.
 

Renjis Antwort war mindestens störend.
 

Er dachte zurück und bemerkte verstört, dass es vollkommen möglich war, dass Renji nicht absolut… bereitwillig am Anfang war. Vom allerersten Kuss an hatte es Gründe gegeben, weshalb Byakuya die weitere Verfolgung angenehm war, doch da wurden auch Befehle geäußert.
 

Himmel.
 

Byakuya schüttelte den Kopf, um den Schrecken zu verbannen, der seine Wirbelsäule heraufkrabbelte. Renji hatte einige eigene Angebote gemacht und manche waren sehr explizit gewesen. So war es nicht – Zumindest nicht mehr. Doch plötzlich kam Byakuya die Erkenntnis, dass er vielleicht unbedacht gewesen war. Dass er sich selbst vergessen lassen hat, wie es für Renji sein musste, seinen Kommandant als Liebhaber zu haben.
 

Er hätte es bemerken müssen.
 

Trotz seinem Angebot von vor Monaten, hatte Renji ihn fast nie beim Namen genannt. Es war immer Kommandant. ‚Kommandant‘ hing in ihren Interaktionen, selbst in den intimen, privaten Momenten. Byakuya hatte es lieben gelernt, es als eine Bezeichnung der Zärtlichkeit zu betrachten. Vielleicht war es keine so gute Sache gewesen, wie er gedacht hat.
 

Da war ein höfliches Klopfen an der Tür. Frühstück und Tee kam und aufgeregt an Aios Fersen erschien eine hektische Rukia. „Nii-sama!“, rief sie und dann fielen ihre Augen auf die ganze Szene. Renji zu sehen, brachte eine sichtbare Erleichterung auf ihr Gesicht. „Oh, Renji! Gott sei Dank!“
 

Renji hatte begonnen, wegen der Ankunft des Tees aufzustehen und Rukia hätte ihn beinahe mit ihrer stürmischen Umarmung umgeworfen.
 

„Aber“, sagte sie und musterte Renjis Gesicht verwirrt. „Sie sagten, du wärst in einem Mord im Rukongai verwickelt.“
 

„Nein“, erklärte Byakuya und stand auf, um Aio zu deuten, dass sie das Frühstückstablett hereinbringen und noch eine Schale und Teller für Rukia holen soll. „Ein anderer Abarai. Sein… Bruder, Seichi.“
 

Renji blickte über die Schulter zu Byakuya. „Seichi war vor Rukias Zeit, Kommandant. Sie kennt ihn nicht.“
 

Das war eine Erleichterung. Aber da war dieses ärgerliche ‚Kommandant‘ wieder. Byakuya vermutete, dass es absolut angemessen im Büro war, doch er mochte den automatischen Klang plötzlich nicht.
 

Byakuya drehte sich leicht weg, um ihnen ihre Privatsphäre zu geben. Trotz der Tatsache, dass sie Renji in Sicherheit vorgefunden hatte, schien Rukia unwillig, Renji loszulassen. Renji hatte sich ebenso dankbar um sie geschlungen und hatte den Kopf zu ihr hinunter gebeugt, die losen Strähnen ergossen sich über ihren Kopf. Ein kleiner Schmerz von Eifersucht traf Byakuya. Er konnte schon fast spüren, wie ihre Liebe zueinander aus ihrem Reiatsu strömte und sie so behaglich gemeinsam waren, wie es Geschwister sein sollten.
 

Er war sich nicht sicher, ob er jemals Rukia umarmt hatte. Mit Sicherheit hatten sie nie so sehr an einander gehangen, als wären sie das Einzige, was sie davor bewahrte, in die stürmische See hinausgetrieben zu werden.
 

Vielleicht musste er Renji befehlen, ihn so zu halten, dachte Byakuya bitter.
 

Endlich lösten sie sich und Byakuya war in der Lage, Rukia einzuladen, zum Frühstück zu bleiben. „Bitte, ich bestehe darauf“, sagte er, als sie versuchte, abzulehnen. „Ich habe bereits nach einem zusätzlichen Gedeck geschickt.“
 

Sie blickte sich im Büro um. „Aber ihr arbeitet. Ich hätte niemals so hereinplatzen dürfen. Ich war nur so besorgt.“
 

„Das ist verständlich“, sagte Byakuya und bedeutete ihnen, sich hinzusetzen. Aio hatte das Tablett vom Schreibtisch weg- und auf eines der nahen Bücherregale gestellt, in einer Ecke, in der sie oft aßen, wenn sie lange blieben. „Es besorgt mich etwas, Rukia, dass du oder jemand anderes, mit dem du gesprochen hast, eine Vermutung anstellen würde, dass Renji Schuld an dem Mord an einem seiner Leute hat.“
 

„Es ist nicht ohne Grund, Kommandant“, sagte Renji verdrießlich. „Mein Ausbruch hat viel Schaden angerichtet.“
 

„Aber keine Verluste. Das ist ein wichtiger Unterschied“, bemerkte Byakuya. Der Tee begann, gut zu riechen, doch er hielt sich aus Höflichkeit zurück, bereits auszuschenken. Es war jedoch schwierig, sich selbst zurückzuhalten. Er spürte, wie sich der Kopfschmerz hinter seinen Augen aufbaute. Er hoffte, dass sich Aio mit der 3. Schale beeilen würde. „Müssen wir uns in meine Quartiere zurückziehen“, fragte Byakuya und versuchte erfolglos, nicht schnippisch zu klingen. „Ich bitte dich, auf Titel zu verzichten, wenn wir innerhalb der Familie sind, Renji.“
 

„Oh! Ähm, tut mir leid, K… Tut mir leid“, sagte Renji mit einem Blick auf Rukia, als wäre er von der Bitte überrascht.
 

Rukia schritt ein, um zu erklären: „Natürlich habe ich nicht geglaubt, dass Renji schuldig ist, Nii-sama! Ich habe nicht gewusst, dass es noch andere Abarai gibt, die noch lebten. Es waren nur wir zwei, als wir zur Akademie aufbrachen.“
 

„Müllrennen“, erklärte Renji ihr.
 

„Was ist das?“, fragte Byakuya und hasste, wie Rukia im sofortigen Verständnis nickte.
 

„Seichi wurde außerhalb des Distrikts erwischt“, sagte Renji und schielte in die Körbchen. Byakuya konnte einen gebackenen Lachs sehen, der sofort seinen Magen knurren ließ. Renji fuhr bei seiner Inspektion des Frühstücks fort und sagte: „Wenn die Dinge schlecht standen, haben einen Haufen von uns einen großen Rudel gebildet und sind durch ein paar Distrikte gelaufen, um den Müll nach möglichst viel essbarem Abfall abzusuchen. Es ist eine lange Tradition in dem Distrikt. Es ist ein Teil, wie wir zu dem ganzen Streuner-Namen gekommen sind. Wir wurden immer aus den Straßen der Leute gejagt.“
 

„Ich verstehe. Und Seichi wurde während eines dieser illegalen Vorstöße verhaftet?“, fragte Byakuya, nur um sicher zu gehen, dass er verstand. „Ihr wart gezwungen, ihn zurückzulassen?“
 

„Ja“, Renji sah miserabel dabei aus. Rukia streckte ihre Hand aus und drückte seinen Oberschenkel mitleidig.
 

Endlich erschien Aio an der Tür mit einem kleinen Tablett für Rukia. Byakuya nahm die Teekanne auf und schenkte Renji ein. „Und du hast gedacht, dein Bruder wäre immer noch nach all dieser Zeit inhaftiert?“
 

„Es ist eine lebenslange Strafe“, erklärte Renji.
 

Byakuya konnte nicht ganz vermeiden, dass er überrascht nach Luft schnappte.
 

Renji nickte verstehend. „Ja, aber denk drüber nach. Wäre die Bestrafung nicht hart, würde niemand in Inuzuri bleiben.“
 

„Einige Leute sprachen davon, zu versuchen, dass man sie fängt. Dachten, das würde Schutz und Essen bedeuten“, sagte Rukia und hielt ihre Schale hin, während Byakuya sie füllte. „Doch es ist harte Arbeit und Wasserrationen.“
 

Doch… wenn die Leute verzweifelt genug waren, um Müll nach etwas Essbaren zu durchsuchen, mussten sie genug spirituellen Druck haben, um den Hungerschmerz zu spüren. „Das ist grausam“, realisierte Byakuya.
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Eh, so ist es nun mal.“
 

Und der Grund, dachte Byakuya mit einem Schauder, dass Revolution geschürt wurde.

Ribbons of Fate

War außerhalb des Distrikts zu sein wirklich die einzige Straftat deines Bruders?“, fragte Byakuya Renji.
 

Renji hatte das Frühstück zwischen den Dreien aufgeteilt. Er hatte gerade ein Stück gebackenen Lachs auf Rukias Teller gelegt und war dabei, sich selbst zu bedienen. Er schnaubte ein kleines Lachen über Byakuyas Frage. „Nun ja… Das ist die einzige Sache, bei dem sie ihn erwischt haben, wenn du weißt, was ich sagen will?“
 

Er konnte nicht anders, als noch einmal einen Blick mit Rukia auszutauschen. Sie beide hatten wohl einige Zeit im Gefängnis für all die Sachen verdient, die sie gestohlen hatten. Doch Inuzuri war ziemlich frei von Gesetzen. Wovor du dich hüten musstest, war nicht die Behörden, denn es gab dort keine. Was du versuchen musstest, zu vermeiden, waren die großen Bosse, die Leute, die dir Sachen stahlen, die du gestohlen hast.
 

Jeder in Inzuri stimmte immer überein damit, dass Shinigami weitaus furchterregender waren, als die Yakuza. Die Leute fielen in ihrer Anwesenheit in Ohnmacht. Nicht nur das, sie konnten auch jemanden mit ihren Zaubern und ihren Dämonenschwertern umbringen und man sah sie niemals kommen, da ihre Schnelligkeit sie unsichtbar machte.
 

Shinigami waren der Stoff, aus dem die Albträume gemacht waren. Butzemann.
 

Und wenn du mal wirklich auf einen trafst, warst du im Arsch. Shinigami waren das Gesetz und das war noch unvernünftiger, als der Durchschnittsgangster. Ein cleverer Kerl konnte einen Schläger überreden, die Strafe abzumildern. Doch man konnte nicht mit Shinigami diskutieren. Ihre Macht war absolut. Sie ließen Leute verschwinden. Sie schickten Leute zum Pranger oder in die Sekiseki-Mine oder weiß Gott noch wohin. Niemand war jemals zurückgekommen, um die Geschichte zu erzählen.
 

Du legst dich einfach nicht mit Shinigami an.
 

Renji schämte sich nicht dafür, dass dieser Teil auch ein Reiz zum Einschreiben gewesen war. Rukia war immer diejenige mit glänzenden Augen gewesen, wenn sie über heroische Pflichten und epische Schlachten und Gerechtigkeit und Ehre sprach. Renji wollte einfach nur raus… Eine Chance, der Stiefel, anstatt der Absatz zu sein.
 

Zumindest am Anfang.
 

In der Akademie drehte sich dann alles darum, Zabimaru zu erringen und sich seines Zanpakutō, seinem Rang und seiner Uniform würdig zu erweisen. Heh. Er vermutete, dass das noch nicht ganz vorrüber war. Er wollte immer noch der Beste und Stärkste sein, um sein Zanpakutō stolz zu machen.
 

Das war der Grund, warum die Sache mit Seichi so beschissen war. Er hatte nicht mehr an Shinigami als böse Typen gedacht, seit…
 

… seit, Scheiße, vor ein paar Wochen.
 

War es wirklich nur ein paar Wochen her? Verdammt.
 

Renji blickte wieder zu Rukia. Als Central gewillt schien, Rukias Leben wegen so etwas Geringfügigem wegzuwerfen, erinnerte er sich wieder daran, auf welcher Seite er am Ende des Tages stand… Und das war nicht die Seite des Gesetzes gewesen. Er hatte entschieden, dass sie wichtiger als sein Stolz oder jeder Aufstieg war. Die Shinigami und ihr dummes, striktes Gesetz konnten sich selbst ins Knie ficken… Und das hatte Byakuya mit eingeschlossen.
 

Besonders Byakuya.
 

Renji blickte zu seinem Kommandant. Byakuya hatte die vollständige Uniform und den Haori an, doch kein Kenseikan oder Schal. Da war ein seltsames Bild von ‚Liebhaber‘, das ‚Kommandant‘ überlagerte. Byakuya hatte der Sache mit seinen Befehlen und Nicht-Befehlen nicht geholfen. Besonders wenn die Botschaft die Gleiche war: ‚Setz dich und halt die Klappe.‘
 

Komm bei Fuß, Renji. Sei ein guter Junge.
 

Renji rieb sich den Kopf.
 

Er atmete tief ein und versuchte das Gewirr an Emotionen zu bezwingen, die durch seinen Kopf gingen. Er war erschöpft und ausgebrannt, dass Fujimotos Mord auf das Konto von idiotischer Rukongai-Politik ging. Er war wütend auf Seichi, dass er bekloppt und idiotisch genug war, um sich wieder schnappen zu lassen. Er hasste besonders, wie sehr Seichi die alte Bitterkeit in ihm aufkommen hat lassen, das Gefühl der Ungerechtigkeit und die Schande, die Renji dazu trieb, schnappen und beißen zu wollen, sobald Byakuya an seiner Leine zog. Es machte Renji wahnsinnig, wie widersprüchlich und verdreht er sich in seinen Eingeweiden fühlte. Wenn Byakuya ihn nur gehen und mit der 2. Divison reden lassen würde, dann könnte er zumindest das Richtige tun. Aber nun mit diesem Befehl in seinem Nacken, bedeutete es ein guter Soldat zu sein, dass er sich mundtot machen ließ und sich nah an Byakuyas Seite hielt.
 

Verdammte Scheiße.
 

Byakuyas Finger berührten sein Knie und Renji realisierte, dass er seinen Kopf in die Hände gelegt hatte und die Ellbogen scharf in seine Oberschenkel drückten. „Renji, bist du in Ordnung?“
 

„Nein, nicht wirklich“, gab er zu.
 

„Du brauchst Schlaf“, beharrte Byakuya.
 

„Vermutlich“, stimmte Renji zu. Er blickte zu Rukia, die ihn besorgt anblickte. Er rang sich für sie ein kleines Lächeln ab. Dann atmete er tief durch und schüttelte sich. „Doch selbst wenn ich zurück zum Quartier gehe, werde ich keinen Schlaf bekommen. Ich ende nur dabei, die Wand anzustarren.“
 

Byakuya nickte, als würde er verstehen. „Wenn ich dich nicht davon überzeugen kann, zu schlafen, dann solltest du zumindest mehr Tee trinken“, sagte er und füllte Renjis Schale wieder auf.
 

Rukia legte währenddessen etwas mit Eisauce überzogenen Reis auf Renjis Teller.
 

„Danke“, sagte er ihnen beiden, ein bisschen überrascht von den Gesten. Er hatte vergessen, dass er hier im Büro vom Rang her über Rukia stand. Sie trug die Uniform, also war sie Nachwuchsoffizier einer anderen Division. Renji hatte sich an die Regeln des Anwesens gehalten, beiden Kuchiki zuerst zu geben.
 

Natürlich schenkte Byakuya wie immer den Tee aus und hatte es bereits eine lange Zeit zuvor getan. Und freiheraus war es verflucht irritierend.
 

Dennoch. Wenn jemand einen verdammten Beweis für ihre Beziehung haben wollte, dann musste er einfach nur zu schauen, wie die beiden gemeinsam aßen. Im Moment, in dem Byakuya Kuchiki, 28. Oberhaupt der Familie, die Teekanne hob und Renji einschenkte, war alles so klar wie Kloßbrühe. Ironischerweise würde jeder, der sie beobachtete, glauben, dass Renji auch ernsthafte Privilegien im Schlafzimmer genoss. Den Tee auszuschenken war die ehrerbietende Geste einer Frau gegenüber ihrem Mann, einem Untergebenen gegenüber seinem Kommandant.
 

Warum Byakuya es weiterhin machte, auch wenn die Dinge niemals zwischen ihnen so sein würden, wusste Renji nicht.
 

Gottverdammt, Renjis Kopf tat weh.
 

„Ich habe eine Frage an euch beide“, sagte Byakuya und stellte die Teekanne ab. „Die Ankunft des anderen Abarai hat mich neugierig über eure Familienstruktur gemacht. Ich denke, ich habe mir immer vorgestellt, dass ihr beide von Beginn an zusammen wart. Ich habe niemals gehört, wie ihr euch getroffen habt.“
 

Unangenehm.
 

Wenn Renji sagte: ‚Oh, weißt du, Rukia hat meine Truppe davor gerettet, dabei erwischt zu werden, wie wir den Ladenbesitzer, dem wir Wasser geklaut hatten, vermöbelten? Ja, ich habe sie getroffen, als sie meine Straftaten förderte und unterstützte und habe gedacht „Hey, sie könnte uns helfen, noch mehr Zeug zu stehlen!“‘?
 

Rukia schaute Renji mit einem ‚Hilf mir hier raus!‘-Blick an.
 

„Ah, Rukia hat sich den Weg in unsere Herzen schikaniert. Nicht wahr, Mädel?“, Renji streckte die Hand aus, um ihr durch die Haare zu wuseln.
 

Sie schlug die Hand spielerisch weg und schoss zurück: „Ich habe dir eher den Arsch gerettet.“
 

„Ja, so war das. Du hast das immer gemacht“, gab Renji mit einem liebevollen Lächeln zurück, seine Schultern entspannten sich ein wenig bei den Erinnerungen und dem Anblick der strahlenden, großen, violetten Augen. Byakuya war vielleicht nun ihr großer Bruder, doch Renji konnte immer noch auf sie Acht geben. „Wir waren damals ein gutes Team.“
 

Sie lächelte und nickte.
 

Renji bot Byakuya etwas Fukujinzuke, eingelgte, knackige Aubergine, Rettich und Gurke, bevor er sich selbst etwas mehr nahm. „Aber ja, nein“, sagte Renji. „Rukia kam nicht viel früher in mein Leben, bevor wir zur Akademie aufbrachen. Ich weiß allerdings nicht genau, wann das war. Die Zeit draußen im Rukongai ist immer etwas verschwommen, aber wann?“, er blickte zu Rukia um sich bestätigen zu lassen. „Eine Dekade? Zwei?“
 

Rukia runzelte die Stirn, ihr Gesicht zog sich beim Denken zusammen. Dann schüttelte sie den Kopf und zuckte mit den Achseln. „Ich glaube. Es ist schwer, sich genau daran zu erinnern“, sagte sie.
 

Byakuya nickte den beiden zu. Er schob für einen Augenblick ein wenig Reis auf seinem Teller herum, als überlegte er etwas. „Renji, wie lange hast du vor der Akadamie in Inuzuri gelebt?“
 

„Wie ich schon sagte, ich weiß es nicht wirklich“, sagte Renji und schob Strähnen zurück, die sich aus dem Zopf gelöst hatten und in seinem Gesicht hingen. „Ich bin mir nie wirklich sicher, wie alt ich bin. Lass mal überlegen, 50 oder 60 Jahre in den Hofgarden, dann die Jahre in der Akademie… Hmmm, 100 Jahre vielleicht, plus ein bis zwei Dekaden? Warum?“
 

Byakuya starrte auf seinen Teller, als wäre er etwas, dass er noch niemals im Leben gesehen hatte. Ein schneller Blick zu Rukia schien voller tiefer Verlegenheit oder etwas derartigem zu sein. Doch da Renji den Ausdruck noch nie zuvor auf Byakuyas Gesicht gesehen hatte, konnte er sich nicht sicher sein. Sehr leise sagte Byakuya dann: „Ihr beide musstet für eine lange Zeit furchtbar hungrig gewesen sein.“
 

Das fiel ihm erst jetzt auf?
 

Nein, das schämte ihn nur jetzt erst.
 

Rukia sah wieder hilflos aus, doch Renji schüttelte den Kopf. Er hatte nichts zu erwidern. Wenn sie den plötzlichen Schmerz von gescheiterten noblen Verpflichtungen besänftigen wollte, sollte sie das tun.
 

Byakuya wollte ihn mundtot? Gut, jetzt war ein geeigneter Zeitpunkt zu üben, den Mund geschlossen zu halten. Denn nur Gott alleine wusste, was da wieder ausgespien wurde, wenn er ihn öffnete. Renji fand einen Platz auf dem Frühstückstablett, einen Wirbel im Holz, und starrte.
 

Rukia sagte etwas. Plapperte weiter und weiter, darüber, dass niemand etwas für all die verloren Seelen im Rukongai tun könnte und dass es nicht die Verantwortung einer einzelnen Person ist und dass Byakuya sich nicht mit solch kleinen Dingen plagen sollte und all die Platitüden, Schwachsinn und Lügen.
 

Renji zählte die Spiralen und versuchte sich daran zu erinnern, zu atmen.
 

Doch er konnte Byakuyas Blick spüren, wie etwas Heißes und Scharfes, das sich durch seinen Schädel bohrte. Renji wusste, dass er etwas sagen sollte oder sein Schweigen ihn genauso verdammen würde.
 

Als Rukia ruhiger wurde, sagte Renji: „Du hast mich vorher gefragt, ob ich wüsste, worum es bei Seichis Revolution geht. Ich denke, du hast deine Antwort.“
 

„Mir wurde immer gesagt“, sagte Byakuya, seine Stimme gemäßigt und sanft, „dass der größte Teil der Seelen im Rukongai keinen Hunger fühlten.“
 

„Ja, nun ja, du wurdest belogen“, sagte Renji und fokussierte weiter den Tisch.
 

„Renji!“, Rukias Stimme war erschrocken und voller Warnung.
 

Richtig. Mund halten. Tat es denn irgendetwas Gutes? Rukia hatte da schon Recht. Selbst wenn Byakuya sich plötzlich verpflichtet fühlte, alles Hab und Gut der Kuchiki zu verkaufen und die Hungernden zu füttern, konnte er sich nicht für immer um sie kümmern. Dafür waren es zu viele.
 

„Dein Bruder“, fragte Byakuya vorsichtig, „hat er irgendwelchen signifikanten spirituellen Druck?“
 

Renji blickte dabei auf. „Es ist schwer zu wissen. Vielleicht schon. Er könnte auch mittlerweile weg sein. Man kann ihn aushungern. Ich hätte es beinahe. Wir haben besser gegessen, nachdem Rukia zu uns kam und als wir zur Akademie aufbrachen, war ich gut einen Kopf größer und konnte wieder mein Zabimaru nach mir rufen hören.“
 

Wieder? Ja, das war richtig.
 

Ja, zischte Zabimaru. Wir waren schon vor der Zeit zusammen und wir werden es bis zum Ende der Tage sein.
 

Nun, wo Renji aufblickte, blickte Byakuya zu Boden.
 

Rukia mochte offensichtlich diese Spannungen nicht. Sie blickte zwischen Byakuya und Renji hin und her, ihre Augen bebten. „Nii-sama, was soll das bedeuten? Warum redest du über Revolution, Renji?“
 

Renji begann zu antworten, doch erinnerte sich dann an den Schweigebefehl.
 

„Etwas, dass Renjis Bruder sagte, während er in unserer Obhut war“, antwortete Byakuya. „Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen solltest, Rukia. Die 2. Division wird mit der Untersuchung beauftragt. Wie auch immer, ich muss zugeben, ich bin… bestürzt von dem, was ich gelernt habe. Es dürfte es wert sein, meine eigenen Nachforschungen anzustellen.“
 

Der Kommandant hatte gesprochen. Diskussion beendet.
 

Renji nahm die Essstäbchen auf, die er in die Halterung gelegt hatte und sagte: „Also, was ist mit dem Fußballturnier, huh? Bist du beim Team der Frauenvereinigung dabei, Rukia, oder machst du mit deiner Division mit?“
 

Sie sprachen über Belanglosigkeiten, während sie das Frühstück beendeten. Endlich fand Renji eine Ausrede, sich zu entschuldigen. „Ich vermute, ich sollte wirklich versuchen zu schlafen“, sagte er. „Ich bin am Nachmittag offiziell zurück im Dienst.“
 

Rukia beglückwünschte ihn dazu und sie standen alle auf und gingen zur Tür. Doch bevor Renji hinausschlüpfen konnte, sprach Byakuya. „Noch einen Augenblick deiner Zeit, Vizekommandant.“
 

Byakuya verbeugte sich und ging.
 

„Kommandant?“
 

„Rukia“, sagte er und hielt seine Stimme leise, während er beobachtete, wie sie unter der Kolonnade verschwand. „Kann sie irgendwelche Handzeichen?“
 

Sie kannte ‚Lauf‘ und ‚Verstecken‘. Renji hatte es ihr selbst beigebracht. Doch er schüttelte den Kopf. „Nicht ein Wort.“
 

Byakuya schien einen Moment zu überlegen, bevor er nickte. „Die Bedeutung ist auch gering. Sie ist nun eine Kuchiki.“
 

Ja, ok. Danke für die Erinnerung, Kommandant. Renji zwickte sich die Stelle zwischen den Augen. „Ist das alles, Kommandant?“
 

Byakuya schien ungewöhnlich zögernd. Es war fast, als wolle er ihn berühren, doch sie standen mit gutem Blick zum Übungsplatz. Renji hatte auch diesen Blick noch nie gesehen. Es war, als fand Byakuya nicht die Worte, um etwas auszudrücken. Endlich schien Byakuya den Kampf mit einem Seufzen aufzugeben. „Nein“, sagte er. „Ruh dich aus. Pass auf dich auf.“
 


 

Irgendwie musste Renji dann doch eingeschlafen sein, denn er wachte warm und verschwitzt auf. Sein Mund war trocken und pelzig, als hätte er einen Kater. Er blinzelte den Schlaf aus seinen Augen, löste den Zopf und band die Haare zu seinem üblichen Pferdeschwanz zurück. Er suchte nach seinem Bandana und knotete es anschließend auch an seinen Platz. Er war in seiner Uniform eingeschlafen, doch er war spät dran, daher schüttelte er nur kurz die Knitter aus. Dann griff er Zabimaru und ging Richtung Büro.
 

Der 3. Offizier konnte kaum seine Freude darüber verbergen, nun offiziell vom Titel stellvertretender Vizekommandant befreit zu sein. Renji half ihm, das zu feiern, indem er ihm den Auftrag gab, eine Kanne starken Tee aus der Kantine zu holen.
 

Dann verbrachten die beiden einen guten Teil des restlichen Tages damit, Renji auf dem aktuellen Stand zu bringen und die Angelegenheiten der Division zu beschleunigen. Der Tag ging seinem Ende hinzu, als daran dachte, zu fragen: „Hat bereits jemand Fujimotos Familie informiert?“
 

„Uh, ich habe gerade erst den Brief geschrieben, Vizekommandant.“
 

„Perfekt“, sagte Renji. Er schob sich vom Schreibtisch weg und stand auf. Sein Rücken schmerzte, da er zu lange in einer Position gesessen hatte. „Und das Sterbegeldpaket? Alles zusammen?“
 

„Ja, der Kommandant hat die Beförderung heute Morgen persönlich vorbeigebracht, während sie geschlafen haben. Also ist alles fertig.“
 

„Gib sie mir.“
 

„Vizekommandant?“
 

Renji hielt die Hand auf und blickte den 3. Offizier ernst an. „Kinjo hat es unversehrt von der 2. Division zurückgeschafft?“
 

„Uh, ja, Vizekommandant. Er ist schon seit Stunden zurück. Aber…“
 

„Super, er wird mit mir kommen.“
 

„Mit ihnen…?“, der 3. Offizier sah verschreckt aus. „Sie denken doch nicht ernsthaft daran, nach gestern Nacht in den Rukongai zu gehen?“
 

Tat er. Das war genau das, was er tun musste. Wenn Byakuya ihm nicht die Sache bei der 2. Division klarstellen ließ, konnte er zumindest die Nachrichten Fujimotos Familie persönlich überbringen. Es war immerhin seine Pflicht. Niemand konnte ihn dafür rügen. Sie war hoch genug im Rang gewesen, dass sie sich seine Anwesenheit verdient hatte.
 

„Tue ich“, sagte er dem zeternden 3. Offizier. „Ich denke, dass es tatsächlich wichtig ist, unser persönlichen Respekt und Beileid zu zeigen. Wir müssen klar machen, dass wir unsere Leute ehren, egal woher sie kommen.“
 

Kinjo schien ein bisschen erschrocken und misstrauisch zu sein, als Renji auf das Trainingsgelände kam und einfach rief: „Zu mir, 7. Offizier. Sofort.“
 

Doch da war kein Zögern, als er kam. „Vizekommandant?“
 

„Wir überbringen die Nachricht an Fujimotos Familie. Du hast 10 Minuten, um dir die Ausgehuniform anzuziehen. Ich brauche dich, um Fragen zu beantworten, wenn sie welche zu letzter Nacht haben. Also bereite dich darauf vor. Du weißt schon, genug erzählen, aber nicht zu detailliert sein? Um sie gut aussehen zu lassen? Das ist nicht, wie ein Bericht abliefern, verstehst du mich? Denk daran, wie es sich für Zivilisten anhört.“
 

Das Blut schwand aus Kinjos wettergegerbtem Gesicht. Seine dauerhaft kratzige Stimme klang unsicher. „Mit ihrer Familie reden? Aber ich… wüsste nicht, was ich sagen soll… Ich habe so etwas niemals zuvor getan.“
 

Renji legte eine Hand auf Kinjos Schulter. „Mit etwas Glück wirst du es auch niemals wieder tun. Keine Sorge. Ich überbringe die Nachricht. Du brauchst nur an meiner Seite zu stehen, es sei denn, sie wollen etwas wissen, was ich nicht beantworten kann. Das wird schon klappen. Die Meisten wollen keine Details. Außerdem brauche ich jemanden bei mir, der die Warnsignale von einem Hinterhalt kennt. Auch wenn wir nur zum westlichen 2. Distrikt gehen, sollten wir uns besser kameradschaftlich verhalten, weißt du?“
 

Renji hasste es, die Seireitei zu verlassen. Auch wenn die 11. Division regelmäßig die Izakaya und Tattookünstler vom nördlichen 1. Distrikt terrorisierten, musste Renji immer einen Schauder unterdrücken, wenn er spürte, wie er die Kidō-Barriere in den Rukongai überschritt.
 

Kinjo spukte auf den Boden. Auf Renjis Blick hin, zuckte er die Achseln. „Es ist ein Ritual. Ich habe geschworen, niemals zurückzukehren.“
 

Renji nickte, da er das Gefühl nur allzu gut kannte. Er tätschelte Zabimaru und sagte Kinjo, was er auch sich sagte: „Das sind unsere ‚Passierscheine‘. Jidanbō muss uns zurück lassen.“
 

Kinjo lachte schnaubend. „Passierscheine? Was, bist du immer noch in der Akademie?“
 

„Halt die Klappe, ja?“, gab Renji spielerisch schnippisch zurück. Dennoch blickte er über seine Schulter zurück, bevor er in den Shunpō überging.
 


 

Es war nicht überraschend, dass das plötzliche Auftauchen von zwei bewaffneten Shinigami in voller Ausgehuniform – einer von ihnen mit nicht weniger als dem Abzeichen eines Vizekommandanten am Arm – einen Aufruhr erzeugte. Obwohl Renji versucht hatte, den Schock damit zu minimieren, indem sie bereits einen guten Kilometer vor dem Distrikt ihren Shunpō beendet hatten. Es war offensichtlich, dass sie erwartet wurden. Als sie den staubigen Weg entlang gingen, der nicht mehr war, als ein Haufen Dreck zwischen Reisfeldern, kam eine Horde kleiner Kinder fast schon sofort auf sie zugerannt. Die Kinder quietschten vor Aufregung und bettelten gleichzeitig um Almosen.
 

„Ihr wisst, dass wir euch offiziell nichts geben dürfen“, tadelte Renji sie mit einem kleinen Lächeln. Er griff in die Tasche seines Hakama und holte eine Handvoll Kaki no tane, Reiskräcker mit Sojasaucengeschmack, hervor, die er aus der Kantine hatte mitgehen lassen. „Aber der Erste, der uns den Weg zum Haus der Fujimotos sagt, bekommt die hier.“
 

Ein kleines Mädchen, nicht größer als Yachiru, aber mit einer wilden Mähne aus tiefschwarzen Locken, schnappte sich das Essen geschickt aus Renjis ausgestreckter Hand. „Ich kenne die Fujimoto-Mädchen. Ich bring euch hin!“
 

Die anderen Kinder stöhnten enttäuscht. Doch Renji war erfreut zu sehen, dass auch wenn ihre Führerin sofort den Löwenanteil sich in den Mund steckte, den Rest zum Teilen hinhielt. Es gab ein paar Zankereien, doch fast jeder hatte etwas bekommen. Aber das war auch ein verhältnismäßig reicher Distrikt. Die Luft roch nach Landwirtschaft und Industrie.
 

Der Großteil der Kinder rannte, da sie bekommen hatten, was sie wollten, zurück zu ihren Spielen oder Arbeiten. Ein paar folgten ihnen eine Weile und beobachten sie mit großen, strahlenden Augen. Ihre Führerin brachte sie zu einer engen Straße und sie gingen an mehreren Reihen Geschäften und Händlern vorbei. Als sie an einem vollen Izakaya vorbeigingen, verstummten die Gespräche der Personen, die draußen auf der Veranda saßen. Einer der Erwachsenen, ein älterer Mann mit kurzem, silbernen Haar, stand auf und rief: „Wo bringst du sie hin, Mädchen?“
 

„Fujimotos!“
 

Die Leute in der Kneipe tauschten Blicke aus, doch niemand gab ein Protest von sich. Der silberhaarige Mann zuckte mit den Achseln und setzte sich wieder. Dennoch schien Kinjo alarmbereit und hielt Ausschau nach einem Anzeichen. Renji ließ ebenfalls seine Hand auf Zabimaru fallen und war wachsam. Endlich stoppte das Mopp-haarige Mädchen vor einer Tür in der Mitte eines hölzernen Hauses deren zerschlissene und gewobene Front zeigte, dass es ein Reisladen war. Das Mädchen klopfte an die Tür und rief: „Tai! Eri! Ihr haben Besuch!“
 

Sie blickte zu Renji auf, als würde sie eine finale Bezahlung erwarten.
 

„Hau ab“, sagte er hier und drehte seine Taschen auf links zum Beweis. „Ich bin blank.“
 

Sie schob die Unterlippe nach vorne und blickte sie trotzig an. „Geizhals“, murmelte sie, bevor sie wegrannte.
 

„Das passiert, wenn sie denen Zeug geben, Vizekommandant“, murmelte Kinjo. „Die kleinen Scheißer erwarten immer mehr.“
 

Renji grunzte. Er wusste, dass es gegen die Grundsatz war, doch aufgrund der Dinge, die er nun wusste, war es ihm lieber, dass ein paar Leute im Rukongai über Shinigami als Gönner dachten. Auch wenn es nur im kleinen Anteil war.
 

Kinjo drehte sich und achtete darauf, was hinter ihnen passieren könnte, während sie auf eine Antwort warteten. Endlich hörte Renji Bewegungen im Laden. Da war ein Scharren der Schlösser und Verschlüsse und dann glitt die Tür vorsichtig auf. Eine junge Frau mit hellblonden Haaren in einer Art Pixie-Schnitt steckte ihren Kopf heraus. "Der Laden ist geschlossen. Kommt morgen innerhalb der Geschäftszeiten zurück."
 

"Meine Dame", sagte Renji und legte seine Hand auf die Tür, bevor sie diese vor seiner Nase zuknallen konnte. "Sind sie eine Verwandte von Chiyo Fujimoto?"
 

Sie beäugte Renji misstrauisch. Sie blickte seine Fingerknöchel an der Tür besonders fest an, als überlegte sie, wie hart sie die Tür zuknallen musste, dass er loslassen würde. "Ich bin ihre Schwester, warum?"
 

"Ich befürchte, ich habe eine schlechte Nachricht. Es geht um ihre Schwester. Chiyo starb letzte Nacht bei einem Hinterhalt, bei unsere Patrouille im westlichen 22. Distrikt. Können wir reinkommen, meine Dame?“
 

Alles Blut wich aus dem Gesicht der Frau, bis das Gesicht fast der blassen Farbe ihrer Haare glich. Für einen langen Moment stand sie da, ihre Knöchel wurden weiß, wo sie die Tür umgriffen hielt, vollkommen still und ihr Mund hing offen. Dann wurden ihre Augen hart. Sie knallte die Tür fest gegen Renjis Hand. „Nein!“, schrie sie, ihre Stimme war roh vom Kummer. „Geh weg! Ich möchte es nicht wissen!“
 

Trotz des Schmerzes von ihren wiederholten Schlägen hielt Renji seinen Griff um die Tür aufrecht. „Meine Dame, es tut mir leid, aber wir können nicht gehen. Wir haben ein paar Dinge, die wir euch geben müssen. Sie hat ihrer Familie eine große Pension hinterlassen und ich muss erklären, wie sie sie abholen können. Es ist ebenso erforderlich, dass ich ihnen die Tsuka ito aushändige und bin verpflichtet, sicherzustellen, dass sie nicht auf sich alleine gestellt sind, dass sie jemanden bei sich haben oder zu dem sie gehen können.“
 

„Verpisst euch!“, schrie sie und schlug die Tür immer wieder gegen Renjis aufgeschürfte Knöchel. „Ich wollte niemals, dass sie auf eure dumme Akademie geht! Ich habe ihr gesagt, dass es so enden würde!“
 

Da war eine andere Stimme aus dem hinteren Bereich. „Eri! Was zum Teufel ist da los?“
 

„Sie sagen, Chi-chan ist tot!“, sagte sie und ihr Zorn schmolz endlich zu Schluchzern. Sie ließ die Tür los und drehte sich zum Innenbereich, hinterließ die Tür, fast geschlossen, in Renjis Hand. Sie konnten sie immer noch wehklagen hören. „Tai, sag mir, dass es nicht wahr ist! Sag mir, dass es eine Lüge ist! Nicht unsere kleine Schwester! Bitte Gott, nicht mein Liebling Chi-chi!“
 

Renji hielt sich an der Tür fest, doch beugte den Kopf. Das würde niemals einfacher werden.
 

Neben ihm hörte er Kinjo leise und verzweifelt wispern: „Scheiße.“
 


 

Die andere Schwester, Tai, nahm die Sache etwas besser auf. Als Renji sich selbst und Kinjo vorstellte, liefen ihr konstant die Tränen das Gesicht hinunter, doch sie war in der Lage, sie nach drinnen einzuladen. Es war etwas an ihr, dass Renji ein wenig an Kommandantin Unohana erinnerte, vielleicht war es der Versuch eines sanften, traurigen Lächelns oder der dicke, dunkle Zopf, der über eine ihrer Schultern hing und bis fast zur Taille ging.
 

Sie hatte sich ein wenig mehr im Griff, doch auch sie bot ihnen keinen Sitzplatz an oder führte sie durch den Laden in den Wohnbereich. Typisch für diese Art von Häusern war, dass der Raum tiefer als weit war. Die blonde Schwester mit der Pixie-Frisur, Eri, war in den hinteren Teil geflüchtet, hinter Shoji-Wänden, in ihren Wohnbereich. Renji konnte erstickte Schluchzer und hämmernde Fäuste gegen erdige Wände hören.
 

Von der Innenseite seiner Kosode holte Renji den Brief und das Paket hervor, dass der 3. Offizier vorbereitet hatte. Oben auf dem Paket hatte er das symbolische Stück des Tsuka ito platziert, das dekorative Band vom Griff von Fujimotos Zanpakutō.
 

Renji hielt es ihr hin. Ihre Augen fokussierten das weiße und violette Band. Ihre Augen wurden größer mit einer Art Horror und sie schüttelte ihren Kopf. Also legte Renji eine Waagschale zur Seite, um das Paket auf einen der nahestehenden Ladentheken zu stellen.
 

"Kannst du lesen?", fragte er, während er das Band des Tsuka ito glatt strich. Als sie still nickte, sagte er: "Gut. Das meiste, was ihr wissen müsst, steht da drin. Möchtet ihr ihren Körper zu eurem Familiengrab überführt haben?"
 

"Wir... wir haben keins", sagte Tai durch ihre Tränen hindurch.
 

Renji nickte. "Fujimoto war ein Offizier mit Rang, unsere 11. Offizierin, um genau zu sein. Sie kann ein Ehrenbegräbnis auf Kosten der Division bekommen. Du und deine Schwester könnt Pässe für die Zeremonie erhalten. Ihr müsst für eure Anreise sorgen, aber..."
 

Die Tür öffnete sich mit einem Knall. Kinjo wirbelte herum und zog automatisch sein Zanpakutō. Ein junger Mann mit langen, glatten braunen Haaren stand keuchend im Türrahmen. "Ihr!", rief er ihnen zu und es schien ihn nicht zu kümmern, dass Kinjo zwei Schritte davon entfernt war, ihm die Kehle aufzuschlitzen. "Geht von ihr weg! Wenn ihr sie angerührt habt, schwöre ich bei Gott, dass ich euch mit bloßen Händen töten werde!", seine Augen suchten hektisch die Umgebung ab. "Scheiße! Wo ist Eri?!"
 

Sie angerührt? Was zum Teufel...? Doch Renji merkte, wie die Wut des Jungen Kinjo anstachelte. "Whoa, whoa, whoa", rief er, auch wenn er seine Finger auf Zabimaru ruhen ließ. "Alle beruhigen sich! Wir sind nicht hier, um jemandem wehzutun. Kinjo, senke deine Waffe jetzt sofort!"
 

Renji blickte zu Tai zur Unterstützung, doch ihre Tränen schienen ihr die Fähigkeit zu sprechen geraubt zu haben. Renji konnte sehen, dass dies vielleicht böse aussah und Kinjos Knurren half nicht wirklich viel. "Meine Dame?", sagte er zu ihr bittend. "Sagen sie es ihm."
 

Falls sie es nicht tat, hätten Kinjo und er den ganzen Distrikt am Arsch.
 

Ein paar angespannte Herzschläge vergingen, bis Tai endlich hervorbrachte: "Ich bin ok. Eri ist ok. Aber... Aber Chiyo ist tot! Sie... kamen, um die Neuigkeit zu überbringen."
 

Dann, als hätte das ihr alle Kräfte geraubt, sank sie auf die Knie. Trotz der Gefahr von Kinjos nacktem Stahl, rannte der junge Mann an ihnen vorbei zu ihrer Seite. Er kniete sich neben sie und zog sie fest an sich. Sie kollabierte gegen seine Schulter, schluchzte heftig, während er sie weiter anblickte.
 

„Verschwindet von hier!“, schrie der Junge Renji an. „Könnt ihr nicht sehen, dass ihr bereits genug getan habt?“
 

Renji musste zustimmen. Doch er musste es noch bestätigen lassen, was er glaubte, eben gehört zu haben. „Ich muss dich etwas fragen, Junge. Warum bist du den ganzen Weg hierhin gerannt? Was dachtest du, würdest du hier vorfinden?“
 

Seine Augen glitten weg und sein Gesicht wurde verschlossen. „Da gibt es Gerüchte.“
 

„Ja“, presste Renji hervor. „Und das wären?“
 

Er umgriff Tais Kopf beschützend. „Dass Frauen nicht sicher bei euch Gesocks sind.“
 

Scheiße.
 

Doppelte verfluchte Scheiße.
 

„Das sind besser gottverdammte Gerüchte und nicht wahr“, knurrte Renji großteils zu sich selbst. Er nickte Kinjo zu, um anzudeuten, dass sie gehen sollten. „Meine Dame, nur noch eine Sache: Sie brauchen nur ihre Entscheidung zum Begräbnis zum Westtor zu schicken. Wenn wir von ihnen in 4 Tagen nichts gehört haben, wird sie bei uns beerdigt. Egal was, ich werde sichergehen, dass gut um sie gesorgt ist.“
 

Überraschend brachte Tai ein „Vielen Dank, Vizekommandant“ hervor.
 

Renji nickte und verbeugte sich leicht. „Mein aufrichtiges Beileid, meine Dame.“ Zu Kinjo sagte Renji: „In der Sekunde, in der die Tür aufgeht, gehst du sofort in den Shunpō über, hast du das verstanden? Wenn die Glauben, dass wir aus diesem Grund hier sind..."
 

Doch Kinjo war bereits an der Front, nahe der Tür, zog eine Lamelle der Jalousie hinunter, um auf die Straße zu blicken. Er hatte immer noch sein Zanpakutō gezogen, auch wenn er es an seiner Seite nach unten gerichtet hatte. "Soweit ich sehen kann, ist die Luft rein."
 

"In Ordnung. Dann lass uns hier verschwinden, so lange wir es noch können", sagte Renji. "Ich brauch was zu trinken."

Heir Apparent

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Moonlight and the Man

Renji hatte nicht gewollt, dass er sofort einschläft, doch es musste passiert sein, denn er wachte von Byakuyas genervten Geräuschen auf, während dieser versuchte, ihn zu bewegen. Er tat so, als würde er ihn nicht „warmer, schwerer, dummer Pavian“ murmeln hören und ließ ihn noch für einen oder zwei Momente kämpfen. Dann eroberte er Byakuyas Lippen mit einem schnellen Überraschungskuss und rollte sich dann flink zur Seite, um ihm jede Menge Platz zu geben.
 

„Wie lange bist du wach?“, fragte Byakuya anklagend, während er an den Decken zog und die Kissen neu anordnete.
 

„Wer sagt, dass ich wach bin?“, grummelte Renji in seine Seite des Bettes hinein und schloss seine Augen wie zur Demonstration fest. Doch als die Matratze unter Byakuyas Bewegungen, um das Bett zu verlassen, knarzte, drehte sich Renji um und setzte sich auf. Er blinzelte den Schlaf aus seinen Augen und unterdrückte ein Gähnen. „Gehst du irgendwo hin?“
 

„Ich bin schmutzig. Ich brauche ein Bad.“
 

Schmutzig? Er war atemberaubend. Mondlicht, entschied Renji, war für Byakuya Kuchiki gemacht. Das silberne Licht umschlang die Konturen seiner blassen, nackten Haut und ließ es scheinen wie ein Opal oder eine feine, kultivierte Perle. Die Dunkelheit ließ seine Haare zu seidenen Schatten werden. Renji bewunderte wie zerzaust es war, frei vom Kenseikan und immer noch an Hals und Wange klebend. Dazu kam noch der seltene Anblick von voll entblößtem Körper und der Geruch von Sex erfüllte den Raum. Renji hungerte und sehnte sich danach, ihn wieder anzufassen.
 

Doch Byakuya begann bereits, sich wieder zu bedecken.
 

Renji beobachtete mit einem Anflug von Traurigkeit, wie der dunkelblaue Kimono angezogen wurde und alle Spuren der seltenen Schönheit von Byakuya nackt, offen und… ungeschützt verdeckte. Renji starrte ihn an und versuchte sich daran zu erinnern, ob er den ungezügelten Sex geträumt hatte. Nein, das Bett stank danach. Also wie war das überhaupt passiert? Welches Wunder war geschehen, dass Byakuya empfänglich und… all das, gemacht hatte? Und sollten sie es wirklich so belassen? Mit Byakuya, der sich davon schlich, um alleine zu sein, offensichtlich genervt und sich schmutzig fühlend…?
 

„Warte“, sagte Renji und schälte sich aus den Decken. „Ich komme mit dir. Ein langes Einweichen in den heißen Quellen klingt super. Ich schrubbe dir auch den Rücken.“
 

Byakuya drehte seinen Kopf leicht in Renjis Richtung, seine Augen auf den Boden gerichtet. Für einen Moment hielt Renji den Atem an und erwartete, dass er zurückgewiesen wird. Vielleicht sogar gesagt bekommt, dass er bereits zu viel getan hatte und er besser verschwinden und weit, weit weg gehen sollte und sich niemals wieder wagen sollte jemanden anzurühren…
 

Doch stattdessen schlich sich ein weiches, liebevolles Lächeln auf Byakuyas dünne Lippen. „Ich hatte nicht geplant, den ganzen Weg zum Onsen zurückzulegen. Doch, wie immer, verführst du mich zum Übermut.“
 


 

Sie hingen ihre Roben draußen an die Haken, in der geschützten Nische, die ein privates Bad und Dusche beherbergte, direkt neben dem Privateingang zu den heißen Quellen. Die frühmorgendliche Luft war kühl durch den beginnenden Herbst und verursachte bei Renji Gänsehaut. Dampf stieg hoch, als Byakuya das Wasser anstellte. Der plötzliche Lärm überraschte eine zusammengedrängte Gruppe von Felsentauben, die losflatterten. Sie drehten eine Runde und kehrten dann zurück, um sich an einer wärmenden Öffnung vom Dach des Onsen, mit Murren und mahnendem Gurren, niederzulassen.
 

Trotz der Dunkelheit des noch nicht begonnenen Sonnenaufgangs fand Renji in einem Kästen an der Wand Seife. Byakuya hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, um unter die Dusche zu gehen, doch Renji hing unsicher hinterher.
 

Auch wenn Byakuya während der kurzen Strecke auf dem taubedeckten Gartenweg seine Hand gehalten hatte, wartete Renji auf den großen Knall. Das Byakuya sich verschloss und einigelte. Er hatte Angst, nach zu viel zu früh zu fragen. Also deutete er mit dem Kopf in die Richtung der öffentlichen Duschen im Innenbereich. „Du weißt, dass wenn du Zeit alleine haben möchtest, dass ich…“
 

„Was redest du da, Renji? Hast du dich selbst eingeladen, nur um jetzt zu gehen?“, Byakuya drehte sich, das Wasser strömte in Rinnsalen über seinen Körper. Wasser, Mondlicht und nackter Byakuya waren eine berauschende Kombination. Renji konnte seinen eigenen Atem in Wölkchen sehen, die nur noch häufiger auftraten, als Byakuya hinzufügte: „Was ist mit dem Rückenschrubben, das du mir versprechen hast?“
 

„Oh. Ja, tut mir Leid, richtig“, plapperte Renji wie ein Idiot mit einem Grinsen, das vermutlich viel zu begierig und dankbar war. Aber zwei Mal in einer Nacht? Einmal seine Hände auf einen nackten Byakuya zu legen war schon ziemlich phänomenal, aber jetzt der nackte, nasse Byauya…? Lieber Gott! Doch so aufgeregt er bei dem Anblick war, Renji wollte nicht über das Ziel hinausschießen und es später heimgezahlt bekommen oder alles in die Luft jagen. „Ich meine… wenn du dir sicher bist?“
 

Byakuya präsentierte seinen Rücken, als wollte er damit zeigen, dass er bereit war.
 

Renji seifte seine Hände ein und trat unter die Dusche. Zaghaft glitt er mit seinen glitschigen Händen über Schultern hinunter zu starken Armen. Renji war, wie von Beginn an, erstaunt, wie viel Kraft diese geschmeidige und schlanke Form verbarg. Es war unmöglich für ihn, diesen Mann nicht zu bewundern. Der Mann, der augenscheinlich alles hatte: Anmut, Schönheit, Geschick und Intellekt.
 

Er fuhr mit den Händen zurück zu Byakuyas Schultern und drückte leicht mit den Handflächen, um nach Verspannungen zu suchen – einen Hinweis, wie Byakuya über eben fühlte. Da waren ein paar Verhärtungen, also nahm sich Renji Zeit, sie hinauszureiben.
 

Mit einem Seufzen schien sich Byakuya in Renjis Massage zu entspannen. „Das ist sehr angenehm“, gab er zu.
 

Er spürte, wie die Muskeln unter seinen Handflächen weicher wurden und murmelte: „Sag mir nur, wenn es zu fest ist.“
 

„Mir würde es nichts ausmachen, wenn du etwas… gröber wärst.“
 

Renji sog die Luft ein. Redeten sie immer noch über das Rückenschrubben? Er übte ein wenig mehr Druck aus. „Uh, meinst du so?“
 

Byakuya machte ein sehr glückliches Geräusch, dass Renji ermutigte, energisch Byakuyas Schultern und Rücken auf und ab zu reiben. Während er sich darauf fokussierte, alle Verspannungen und Verhärtungen herauszuarbeiten, die er fand, runzelte Renji die Stirn.
 

Vor Monaten, vor dem Dämon und der Allee, schien Byakuya den Gedanken von Renjis gröberer Seite zu genießen. Es war auch tatsächlich zu ihrem großen Problem geworden. Da hatte es nicht viele Einschränkungen gegeben, doch mehr… Vermutungen, über Renjis Natur. Byakuya schien damals einen Inuzuri Bad Boy haben zu wollen, bei dem Renji nicht wirklich sicher war, dass er das war… Nun ja, er hatte gewusst, dass es in ihm war, doch er hatte auch gewusst, dass es viel düsterer war, als das es sicher war, damit zu spielen.
 

Was Byakuya auf die harte Tour gelernt hatte.
 

Wofür Renji bis jetzt bezahlen musste.
 

Aber so… bedeutete es, dass Byakuya nach einem bisschen der alten Dynamic fragte? Und wie war das überhaupt gewesen? Renji versuchte sich daran zu erinnern. Es schien ihm, dass es nur ein wenig Kontrollspielchen mit grober Befreiung gegeben hatte. Kidō und andere Fesseln, ja, aber mit mehr Knurren von seiner Seite aus… Da hatte es eine Duschwand am Hanami gegeben, mit Byakuya, der darum gebettelt hatte.
 

Hmmm, das wäre nicht so schlecht.
 

Das Fesseln war für gewöhnlich… nervend und gelegentlich demütigend gewesen, auch wenn der Vorteil überwältigender Sex gewesen war. Es war auch normalerweise nicht immer so gewesen. Es war keine Notwendigkeit von Beginn an, mehr als eine Gewohnheit… mehr als etwas, worauf Byakuya stand, weil er es mochte, zu sehen, wie es Renji winden, schnauben und betteln ließ.
 

Wenn all das Fesseln mit ein paar Nächten mehr als die Letzte belohnt werden würden, könnte Renji sich mehr fühlen, als das nur eine Hand die andere wusch. Das es… gerechter war. Besonders wenn der Unterton von Musstrauen verschwand. Wenn Renji sich fühlen konnte, als würde er nicht angebunden, weil Byakuya sauer war oder Angst vor dem Dämon hatte, sondern weil es… nun ja, sein Ding war. Das wäre um so vieles besser. Scheiße, vielleicht könnte Sex sogar wieder spaßig sein. Ah, das war nicht fair. Es war immer Spaß, aber vielleicht ein bisschen weniger furchteinflößend und kompliziert.
 

Nun… wie sollte er es Byakuya sagen?
 

Vielleicht konnte er es heute Nacht nicht.
 

Vielleicht ginge es heute Nacht nur darum, durch die Sache zu kommen, ohne irgendetwas zu vermasseln, an einem Beispiel zu zeigen, dass man ihm in diesen ungeschützten Augenblicken vertrauen konnte. Auch, wenn Renji verzweifelt mehr von Byakuyas Körper erkunden wollte, erlaubte er sich selbst nur an die Stellen zu gehen, wohin er explizit eingeladen wurde. Als Byakuyas Rücken komplett massiert und eingeseift war, nahm er seine Hände zurück.
 

„So“, sagte er und schritt zurück, als wolle er seine Arbeit bewundern. „Das ist gut.“
 

Zu Renjis vollkommener Überraschung drehte sich Byakuya um. Seine Augen waren wegen dem Wasser geschlossen, seine Haare klebten nass an Wange und Hals. „Hmmm, ja, sehr gut. Wie wäre es nun mit dem Rest?“, sagte er träge.
 

Ungewollt entfloh Renjis Lippen ein Stöhnen der Lust. Aber er würde sich mit Freuden noch viel mehr blamieren. Tatsächlich könnte Renji sich jetzt sofort hinknien und Byakuyas Füße küssen, für eine Art erfreulichen, allee-gegenteiligen Moment.
 

Huh.
 

Vielleicht sollte er das.
 

Spontan ließ Renji seine Knie einknicken. Dann beugte er seinen Kopf zu den Fliesen und küsste Byakuyas Füße. Das Wasser prasselte auf ihn ein, doch er schloss die Augen und küsste und leckte wie ein liebeshungriger Welpe. Er sollte vermutlich von sich selbst geschockt sein, doch, scheiß drauf. Vielleicht war es das, was sie brauchten. Renji genoss es jedenfalls. Er bemerkte, wie er bei der dummen Ernsthaftigkeit von all dem grinste.
 

Außerdem war er überrascht, als sich Byakuya schnell hinhockte und nach seinem Gesicht griff, ihn hochzog und damit aufhielt. „Renji! Was machst du?“
 

„Ich küsse deine Füße“, erklärte er, blinzelte dabei das Wasser und seine Haare aus den Augen. „Wie in der Allee… Nur dieses Mal, weil ich es möchte.“
 

Byakuya starrte ihn für einen langen Moment an, sein Mund hing offen und seine Augen weit vor Schock. Sie suchten den Blick des jeweils anderen und dann küsste Byakuya ihn plötzlich, hart und leidenschaftlich. Tatsächlich warf er sie beide um und drückte Renji zurück, bis seine Schultern gegen die Wand des Onsens klatschte und sein Hintern fest gegen die, mit Brettern verdeckte, eingelassene Badewanne drückte. Byakuyas Körper räkelte sich zwischen seinen ausgebreiteten Beinen, presste sich gegen ihn, warm, glitschig und schwer.
 

Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, umschlang Renji Byakuya mit seinen Armen und küsste zurück. Er drückte Byakuyas Zunge zurück in seinen Mund. Dann drang er in Byakuyas Mund ein, saugte den Geschmack von ihm auf und zwang Byakuya unter seine Führung.
 

Dann knurrte er als Zugabe.
 

Renji konnte schon fast spüren, wie Byakuya auf ihm in einem Schauer des Wohlbehagens dahinschmolz. Also… wollte er das… zumindest ein wenig. Aber wie zum Teufel sollte Renji wissen, wann es zu viel war?
 

Renji gab dem Kuss nach und ließ seine Finger sanft, der Länge nach, über Byakuyas Wirbelsäule gleiten. Er konnte sich nicht komplett vom Kuss zurückziehen, denn Byakuya drückte ihn mit seinem Körper nieder. Renji entspannte sich und erlaubte sich selbst, die Erkundungen von Lippen, Zunge und Zähnen zu genießen. Hände strichen sacht über nasse, auskühlende Haut… und Renji versuchte sein Reiatsu mit all seinen Gefühlen von Liebe, Behagen und… Freude zu füllen.
 

Diese Momente liebte Renji für gewöhnlich. Er liebte es über alles, sich in den Empfindungen für diesen Mann zu verlieren: Wie er schmeckte (heute Nacht nach etwas Bittersüßem und Reichhaltig, wie Schokolade), wie er roch (leicht parfümierte, minzige Seife), die Geräusche, die er machte (ein fast unhörbares, kehliges Gemurmel) und wie seine Finger drängend an Renjis Hals und in seine Haare griff.
 

Als sich Byakuya schlussendlich von dem Kuss löste, um durchzuatmen, kribbelten Renjis Lippen. Sein Rücken begann von der verkrampften Position, halb auf dem Boden und halb gegen der Wand, zu schmerzen. Doch er würde sich nicht beschweren.
 

Doch Byakuya tat es. „Mir wird kalt.“
 

Renji lachte. „Ich habe gehört, es gibt hier irgendwo eine heiße Quelle.“
 

„Aber dann muss ich aufstehen“, sagte Byakuya mit einem kleinen Seufzen.
 

„Ja“, stimmte Renji zu. Er ließ seine Finger durch Byakuyas nasse Haare gleiten und war beeindruckt, dass sich die Strähnen irgendwie nicht im Geringsten verheddert hatten. „Doch beim Rücken wird bald brechen, wenn wir es nicht tun.“
 

Byakuya schien plötzlich zu realisieren, wie viel Gewicht er auf Renji gepresst hatte. Er erhob sich schnell und entschuldigend, doch als sich ihre Körper trennten und die kühle Luft zwischen sie kam, hätte ihn Renji beinahe wieder an sich gezogen. Stattdessen ließ er ein trauriges, kleines Wimmern heraus.
 

„Das war nett“, sagte Renji und stellte sich auf die Füße, während Byakuya die Dusche ausstellte. „Das alles war… wirklich nett.“
 

Byakuya nahm den Schlüssel vom Haken und öffnete den Privateingang. „Ja, das war es. Vielleicht hat Rukia Recht. Vielleicht gibt es noch Hoffnung für uns.“
 

„Rukia?“
 

Feuchte, heiße Luft kam ihnen entgegen, als Byakuya die Tür zu den heißen Quellen aufzog. „Hat Eishirō dir nichts gesagt? Wir sind gemeinsam Abendessen gegangen.“
 

Renji folgte Byakuya ins Innere. Die Luft hatte fast schon einen würzigen Geschmack vom geringen Salzgehalt und den Mineralien im Wasser. In der Leere des Morgens konnte Renji das gurgelnde Geräusch der natürlichen Quelle hören, die das Onsen speiste. Innen war es dunkler als draußen, bis Byakuya das Fusuma mit dem Bild vom Berg Fuji und ein anderen Shoji direkt dahinter auseinanderschob, um den Blick auf die Gärten freizugeben. Die Laternen entlang dem Pfad ließen ein sanftes Licht hinein und der Himmel hatte sich in einen tiefen violett aufgehellt. Der schläfrige Laut von zirpenden Grillen im Busch kam hinein. Renji seufzte, als er sich ins heiße Wasser gleiten ließ.
 

„Auswärts essen?“, zog Renji ihn auf, als sich Byakuya ihm gegenüber ins Wasser niederließ. „Du hast wirklich die Nacht zum Tag gemacht.“
 

„Das habe ich“, stimmte Byakuya etwas zu. Er tauchte seinen Kopf kurz unter Wasser, um seine Haare auszuschütteln. „Wir hatten volle 15 Gänge. Außerdem hat der Koch auf einen zusätzlichen Nachtisch bestanden, der speziell für Rukia und mich gemacht wurde. Der Gastwirt hofft darauf, sich das Kuchiki-Siegel zu verdienen.
 

15-Gänge-Abendessen? Das konnte sich Renji noch nicht einmal vorstellen. „Das Kuchiki-Siegel? Was ist das?“
 

Byakuya winkte ab, als sei es unbedeutend, erklärte jedoch: „Uns ist es erlaubt, einige ‚Royale Zertifikate der Ernennung‘ im Interesse des Seelenkönigs an Einrichtungen zu verleihen, die uns besonders zu Diensten sind. Ich habe niemals mein Recht genutzt, um eines zu verleihen, doch ich führe einige von meinem Großvater fort.“
 

Renji nickte, als würde er verstehen, doch die ganze Sache war ihm zu hoch. Er gähnte und streckte sich, bis seine Gelenke knacksten. „Also wirst du es ihnen geben? War das Essen denn so gut?“
 

„Sehr“, nickte Byakuya. „Ich erwäge ihren Antrag ernsthaft. Vorausgesetzt, alles ist wirklich in Ordnung, sollte ich es vielleicht tun. Natürlich muss ich dafür noch einmal hingehen, um von der Qualität überzeugt zu sein. Vielleicht willst du mich begleiten?“
 

Renji blickte ihn skeptisch an und streckte seine Arme über den Rand des Beckens, um sie etwas abzukühlen. „Du glaubst, es ist ein Ort für mich?“
 

„Ich sehe nichts, was dagegen spricht“, beharrte Byakuya.
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Könnte Spaß machen. 15 Gänge, huh? Das ist eine Menge Essen.“
 

„Es ist nicht so viel, wie du denkst“, sagte Byakuya. „Viel davon ist… nun ja, künstlerisch, würde ich sagen. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich gerne deine Meinung dazu hören möchte. Vielleicht bin ich blind für einige Fehler und dein Geruchssinn ist außergewöhnlich scharf.“
 

Renji lachte. „Du weißt, dass ich früher Müll gegessen habe, ja? Ich bin nicht wirklich das, was du einen ‚anspruchsvollen Gaumen‘ nennst.“
 

Byakuya kräuselte die Lippen. „Dennoch. Wir könnten für die Nacht bevor du zu einer Mission aufbrichst reservieren. Es wäre ein guter Abschied.“
 

Renji wollte eher ein paar Biere mit den Jungs trinken, doch Byakuya plante ein Date für sie… innerhalb der Seireitei. Das war eine große Nummer. „Ja, ok. Ich meine, sicher, warum nicht?“
 

Mit einem Kopfschütteln seufzte Byakuya, als würde er merken, dass seine Bemühungen bei Renji vergeudet waren. „Wie ist dein erster Tag verlaufen?“
 

„Beschissen“, sagte Renji und fuhr mit seinen Fingern durch die Knoten in seinen Haaren. „Kinjo wird ein richtiges Ärgernis. Der Typ hat ein ernsthaftes Problem mit seiner Schnauze. Du würdest den Mist nicht glauben, den er ausspuckt.“
 

„Er hat also einen Umweg genommen, um unhöflich zu dir zu sein… wegen uns?“
 

Renji seufzte. Er sollte vielleicht Byakuya etwas über den unautorisierten Ausflug sagen. „Nah, ich habe ihn mitgenommen, als ich die Tsuka ito an Fujimotos Familie überbracht habe. Das ist auch nicht gut verlaufen. Wir hatten ein wenig Ärger mit den Einheimischen. Da sind einige hässliche Gerüchte, die im westlichen, 2. Distrikt über Shinigami umhergehen.“ Byakuya versteifte sich, sah besorgt aus. Renji hob seine Hände. „Ich habe Kinjo bereits geschickt, um Soi Fons Leuten davon zu erzählen. Alles, was ich sagen kann, ist, dass es besser nicht wahr ist. Es sind unsere Leute, die in den westlichen Distrikten patrouillieren.“
 

„Und die 7. und 9. Division“, erinnerte Byakuya ihn.
 

Neunte? Tōsen. Scheiße. Natürlich. Renji hatte gewusst, dass er irgendwie Aizens Finger darin finden würde. Doch er schüttelte seinen Kopf. „Aber nicht Hisagi. Er würde niemals so etwas geschehen lassen.“
 

„Von was für einer Art Gerücht reden wir?“, fragte Byakuya. Er stand auf und ging aus dem Wasser, um sich abzukühlen.
 

„Vergewaltigung“, sagte er einfach und drehte seinen Kopf um zuzusehen, wie Byakuya einen Krug ins Becken mit kühlem Wasser tauchte und sich damit übergoss. „Zumindest ist es das, was der Freund der Geschwister andeutete. Ich bin mir nicht sicher, wie man sonst ‚Unsere Frauen sind nicht sicher bei euch Gesocks‘ verstehen könnte. Besonders da der Typ aussah, als würde er sich ohne einen weiteren Gedanken auf Kinjos Waffe werfen würde.“
 

„Es beunruhigt mich, dass einer von Aizens Verbündeten das gleiche Gebiet kontrolliert“, sagte Byakuya. Er nahm ein Tuch aus einem Kasten an der Wand und rieb sich sein Gesicht. Dann setzte er sich an den Rand des Beckens und ließ seine Füße im Wasser baumeln. „Doch es gibt auch ein wenig Trost, dass die Gerüchte sich vielleicht als Lügen oder Illusionen statt als Wahrheit herausstellen könnten.“
 

„Ja“, stimmte Renji zu, auch wenn er sich nicht sicher war, wie eine Illusion besser sein könnte. Es war schwierig, eine Sache als Ungeschehen zu begreifen, wenn du sicher warst, sie gesehen zu haben. Selbst wenn du sicher bist, dass sie gefälscht war. Das wusste er. Außerdem war es gruseliger, herauszufinden, dass unser den Kräften der Shinigami eine war, die einen alles sehen und vermutlich auch tun ließ.
 

„Bist du nicht überhitzt, Renji?“, fragte Byakuya.
 

Er lächelte stolz. „Nah, das tut für eine Weile gut.“
 

Byakuya schüttelte liebevoll den Kopf. Dann stand er auf und ging hinüber, um sich hinter Renji zu knien. Renji versuchte sich zur drehen, um zu schauen, was Byakuya tat, doch eine feste Hand drehte seinen Kopf wieder zurück. Ein Kamm erschien vor seinem Gesicht, während Byakuya erklärte: „Ich werde versuchen, dein Haar zu entwirren. Hin und wieder packt mich die Herausforderung und ich merke, dass ich nicht widerstehen kann. Auch wenn ich weiß, dass ich zum Scheitern verdammt bin.“
 

Renji lachte schnaubend, auch wenn er seltsam gerührt von der fast poetischen Empfindung dahinter war. Während der Kamm sich verhedderte und zog, schloss Renji die Augen und die Wärme der heißen Quelle ging tief in seinen Körper.
 

„Tōsen ist ein Rätsel für mich“, sagte Byakuya, während er sich auf einen ganz besonders hartnäckigen Knoten konzentrierte. „Weißt du viel über ihn? Sein Vizekommandant ist ein Freund von dir, oder nicht? Ah, ja“, fügte Byakuya plötzlich hinzu, als der Kamm fest genug zog, um Renji wimmern zu lassen. „Wie konnte ich das vergessen? Deine Lehrerfantasie: Shūhei Hisagi. Mein Rivale.“
 

„Whoa, nein, du hast keine Rivalen! Nicht einen“, sagte Renji schnell. „Wie auch immer, Shūhei ist meistens hetero. Er hat sich in Matsumoto verguckt, erinnerst du dich?“
 

Der Kamm verfing sich wieder. „Denke nicht, dass ich den Begriff ‚meistens‘ nicht bemerkt habe.“
 

Die Sache war, wenn Shūhei betrunken genug war, konnte man ihn zu einem Blowjob in einer dunklen Gasse oder einem schludrigen Herumfummeln überreden. Aber das galt für eine überraschende Anzahl von Leuten und Renji machte sich das normalerweise nicht zum Vorteil… Außer wegen dem Scharfheitsgrad. Shū war so verdammt scharf. Renji spürte, wie sein Gesicht rot wurde und das kam nicht nur von dem Dampf der heißen Quelle, also sagte er: „Können wir uns auf Tōsen konzentrieren oder, ich weiß nicht, auf die Probleme im 2. westlichen Distrikt?“
 

„Wir sollten uns das berufliche für das Büro aufsparen“, sagte Byakuya. „Ich denke, ich möchte eher deine Zuneigung gegenüber diesem Mann besprechen, dem du wohl nahe genug stehst, um über ihn mit seinem Vornamen zu sprechen. Ist das eine unerwiderte Sache? Du redest, als würde es das vielleicht sein.“
 

Renji seufzte. Byakuyas Eifersucht war immer so überraschend, wenn sie so aufkam. „Schau, ich dachte, ich hätte das bereits erklärt. Shūhei war der sexy Oberklässler, der all die Sachen hatte, die ich auch wollte: Eine Position in den Hofgarden, ein nettes Zanpakutō und all den Mist. Er war vielleicht auch mein erster, ernsthafter Schwarm, aber es ist nie etwas draus geworden. Denn, ernsthaft, ich habe irgendwie das Interesse verloren, als ich herausfand, wie er über Kazeshini fühlt, weißt du?“
 

„Oh? Und das wäre?“
 

„Er hasst ihn, soweit ich das beurteilen kann. Ruft ihn nicht, bis es keine andere Möglichkeit mehr gibt“, sagte Renji und hatte immer noch Probleme mit dem Wissen, dass jemand, den er bewundert hatte, solch eine kaputte Beziehung zu seiner eigenen Seele haben konnte. „Dann sagt er so furchtbare Sachen über Kazeshini. Das macht mich traurig. Man kann da auch nicht mit ihm reden. Das habe ich auf die harte Tour gelernt.“
 

„Renji!“, Byakuyas Ton war entsetzt. Der Kamm wurde mit einem schmerzvollen Ruck weggezogen. „Die Beziehung eines Mannes und seinem Zanpakutō ist höchst persönlich…“
 

Renji schnitt Byakuya die Worte ab. „Ja, das war das, was er mit gesagt hat. Doch mit mehr ‚Fick dich’s.“ Renjis Zehnen begannen, sich zu runzeln. Noch länger in dieser Hitze und er würde seine Potenz aufs Spiel setzen. Er stand auf und ging zu den Stufen. „Also ja, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich mit Shū durchbrenne. Es ist nett, ihn anzuschauen und all das, aber ich könnte solch einen Typen nicht lieben. Niemals.“
 

Byakuya beobachtete ihn, als er sich mit einigen Krügen kaltem Wasser aus dem anderen Becken abkühlte. „Ich vermute, du hast Meinungen über Senbonzakura.“
 

Renji fing Byakuyas Blick auf. Die Sonne war weit genug aufgegangen, um den Raum mit dem sanften Licht der Dämmerung zu füllen. „Das habe ich“, gab er zu. „Doch keine davon ist schlecht. Wie könnte ich? Ich habe gesehen, wie nah ihr euch steht. Ich habe die Lieder gehört.“ Sowohl versiegelt, als auch im Kampf. Renji würde niemals ihre Rage vergessen, als sie ihn geschnitten hatten. Er schüttelte den Gedanken mit Mühe ab und fuhr fort. „Wie auch immer, ich weiß, dass du niemals ohne es in deinem Kopf und Herzen bist. Du verfluchst es nicht und lehnst es nicht ab. Nebenbei hast du bereits Bankai erreicht. Das wird Shūhei niemals.“
 

Mit einem Nicken schien Byakuya das zu akzeptieren. „Wenn du so stark darüber fühlst, wie konntest du aushalten, so eng mit Zaraki zusammenzuarbeiten? Du respektierst deinen früheren Kommandanten, oder nicht?“
 

„Das habe ich. Das tue ich“, sagte Renji und schlang ein Handtuch um seine Hüfte. „Keiner der Bastarde hat einen Namen und ohnehin ist es offensichtlich, dass Kenpachi seinem Zanpakutō näher steht, als selbst er realisiert. Hast du es angeschaut? Es sieht für mich nicht nach einem Asauchi an. Es ist freigesetzt, also bedeutet es, dass Kenpachi es irgendwo in seinem tiefsten Inneren bereits gerufen hat. Ich habe sie kämpfen gesehen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht nur Shikai ist, mit dem er herumläuft.“
 

Byakuya stand langsam auf. „Sagst du etwa, das du glaubst, dass Kenpachi Zaraki immer im Bankai ist?“
 

„Hast du seinen spirituellen Druck gespürt? Wenn es dazu noch ein Aufwärts gibt, dann sind wir alle ernsthaft im Arsch.“
 

Byakuya war für eine Weile still. Dann blickte er mit einem nachdenklichen Ausdruck in den Garten. „Durchaus.“
 


 

Als sie das Badehaus abschlossen und zurück zum Anwesen gingen, war Renji schon fast wieder ausgekühlt. Der heiße Tee, mit dem Eishirō auf sie wartete, fühlte sich gut in seinen Händen an. Er und Byakuya zogen sich in die Räumlichkeiten des Hausherrn zurück. Die Feuerstelle war geschürt worden, doch die Wandschirme waren in Richtung Balkon geöffnet, um den Blick zum Kirschbaumgarten freizugeben.
 

Das Frühstück war auch bereits serviert worden. Renji blickte unter die Körbe, um zu sehen, ob die Dinge so gut waren, wie sie rochen. Miki musste eifersüchtig darauf gewesen sein, dass Byakuya letzte Nacht auswärts gegessen hatte, denn sie hatte sich diesen Morgen besonders ins Zeug gelegt. Da war, wie immer, Reis, aber selbst die Miso-Suppe war mit der Zugabe von Muscheln aufgewertet worden. Die schönen Schalen waren gedämpft worden, bis sie sich geöffnet hatten. Der Fisch war in Salz gebratene Makrele mit einer Art Soße aus eingelegten Pflaumen, die Renji nur beim Anblick schon das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. „Wow“, sagte Renji und legte etwas Fisch auf Byakuyas Teller, während ihnen Byakuya die Suppe ausschöpfte. „Du solltest öfters ausgehen.“
 

„Offensichtlich“, lachte Byakuya leise. Als alles aufgeteilt war und er ein kleines ‚Dankeschön‘ über das essen gesagt hatte, nippte Byakuya nachdenklich an seinem Tee, bevor er fragte: „Wie kam es, dass du so… fokussiert auf anderer Leute Zanpakutō bist?“
 

Renji konnte die leichte Missbilligung spüren, die Byakuya versuchte, aus seiner Stimme zu halten, also zuckte er die Schultern. „Eh, woher habe ich sonst alle meine schlechten Angewohnheiten? Die Elfte.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Verbindung verstehe.“
 

„Schau, keiner von diesen Typen ist zur Akademie gegangen“, erklärte Renji, mit einem Bissen Fisch im Mund. „Die wissen es nicht besser. Und was sollte ich tun? Den Kerlen mit den verrückten, zwanghaften Träumen nicht sagen, dass sie nicht durchdrehten, sondern dass ihre Zanpakutō vielleicht versuchten, mit ihnen zu reden?“ Renji konnte sehen, wie Byakuya die Augenbraue hob. Das war genau das, was er wohl erwartet hatte. Also hob Renji wieder die Schultern. „Es war eine andere Kultur, ok? JEDER redete darüber, sprach es laut aus. Über dem Frühstück, betrunken, über Frühstück und betrunken… Niemand wusste, dass es ein Tabu war, jemandem zu erzählen, wir toll ihre innere Welt war und es mit anderen zu vergleichen.“
 

Byakuya sog entsetzt die Luft ein und verschluckte sich beinahe an der Suppe. „Du hast solch intime Details geteilt?“
 

„Alles, was ich gesagt habe ist, dass ich viel mehr über die dunkle, gewundene Schattenseite von Ikkakus Seele weiß, als ich jemals wissen wollte“, sagte Renji und versuchte zu entscheiden, ob die Zugabe einer echten, eingelegten Pflaume zu viel für den Fisch wäre. Er entschied, dass Miki vermutlich wusste, was sie tat, also tat er es… hmmm, salzig, aufgebretzelte Göttin der Geschmacksknospen!Gute Entscheidung. „Aber, weißt du, ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht geholfen hätte, mich ein wenig besser zu verstehen. Ich weiß, dass es dich anwidert, aber ich denke, es hat uns alle stärker gemacht. Ich wusste genau, womit wir kämpften.“
 

Außerdem war es manchmal hilfreich, Dinge auszusprechen – darüber zu denken, wie anders oder gleich von der Waffe jemand anders war – doch er wusste es besser, als Byakuya das zu sagen, der jetzt schon ziemlich komisch dreinblickte.
 

„Es ist barbarisch“, sagte Byakuya mit einem Schauder.
 

„Ja“, stimmte Renji zu, und nahm sich noch ein bisschen mehr Reis. Als Byakuya überrascht über die Zustimmung aussah, stellte Renji klar: „Kannst du es dir nicht denken? Grunzende Höhlenmenschen mit Zanpakutō. So haben sie es vermutlich früher gemacht, richtig? Du weißt schon, vor der Akademie und dem Zeug.“
 

„Ja, doch selbst vor der Akademie waren da Meister und Schüler. Eine Intimität von zweien. Kein Geschnatter von… Wüstlingen, die zu viele Informationen preisgeben.“
 

„Mörder“, korrigierte Renji. „Wie Krähen, keine Gänse.“
 

Byakuya sah erschrocken aus und lachte dann. „Ja, du hast natürlich Recht. Die 11. Division reist als ‚Mörder‘.“
 

„Verdammt richtig.“

The Hornet's Nest

Renji hatte Nachmittagsschicht, also ging er, nachdem er sich im Anwesen verabschiedet hatte, zurück zu seinem eigenen Quartier in der Division, um ein Nickerchen zu machen. Byakuya hatte ihm einen unangenehmen Kuss auf die Wange gegeben, als er gegangen war und das Versprechen aus Renji herausgeholt, dass er am Abend zurück ‚nach Hause‘ kommen würde.
 

[style type="italic"]Nach Hause.[/style]
 

Renji war sich immer noch nicht sicher, wie er deswegen fühlen sollte, aber wenn er den Zustand seines Quartiers betrachtete, fing er an zu denken, dass es vielleicht doch nicht so furchtbar war, Diener rufbereit zu haben. Er öffnete die Tür leicht, um den Raum zu lüften, denn irgendwie, auch wenn er sauber gemacht hatte, hing immer noch ein Hauch saurer Milch und schalem Bier in der Luft.
 

Er hatte es geschafft, einige Stunden Schlaf zu tanken, bevor das Geräusch von rennenden Füßen auf dem Holz der Veranda ihn aufspringen ließ. Zeitgleich mit einer hämmernden Faust an seiner Tür hatte Renji Zabimaru in der Hand und sich die Robe über die Schultern geworfen, bereits fast zusammengeschnürt. Er riss die Tür auf, um auf einen keuchenden, 3. Offizier hinabzublicken. „Es gibt keinen Alarm“, sagte Renji, als er die Tatsache plötzlich realisierte. „Also was zum Teufel ist los?“
 

„Kommandantin Soi Fon ist in ihrem Büro, Vizekommandant.“
 

„Warum weckst du mich deswegen? Ich habe nicht die Autorität, um mich mit ihr zu befassen. Der Kommandant ist im Dienst, oder nicht?“
 

„Sie hat nach ihnen gefragt. Persönlich.“
 

Richtig. Der dumme Bruder. Renji legte Zabimaru zur Seite und griff nach den Haaren, die in sein Gesicht gefallen waren. „Schau, ich soll eigentlich nicht mit ihr reden. Hol den Kommandanten, er versteht die Situation…“
 

„Aber ich bin nicht sicher, ob ich das tue“, sagte Soi Fon ruhig, als sie in Sicht kam. Trotz ihrer schmalen Statur konnte Renji die Stärke in ihrem kraftvollen, selbstsicheren Gang sehen. Eine Brise zog am Saum ihres Haori, ließ den Stoff um ihre schlanke Form aufblähen, was sie größer und eindrucksvoller wirken ließ. Ihre Zöpfe wurden auch vom Wind erfasst und schlugen hinter ihr, wie eine doppelte Peitsche. Die goldenen Ringe klirrten zusammen, wie ein Windspiel. Der knallgelbe Obi, den sie um ihre Wespentaille geschlungen hatte, schien wie ein Lichtsignal im grellen Licht des Nachmittags und zog die Augen an. Als würde jemand eine Erinnerung daran benötigen, dass sie zusätzliche Autorität als Kopf der Onmitsukidō und dem ausführenden Militär besitzt.
 

Renji bemerkte, dass er einen Schritt zurück machte.
 

„Himmel, Kommandantin, ich bin noch nicht einmal angezogen!“, protestierte Renji und schob die Tür fast zu. Er wollte sie eigentlich komplett zuknallen, doch sie brauchte nicht zu wissen, dass er Angst vor ihr hatte. „Geben sie mir eine Minute, ja? Gehen sie zurück ins Büro. Ich rede dort mit ihnen. Mit dem Kommandanten“, sagte Renji, fing den Blick des 3. Offiziers auf und sagte sehr deutlich: „Geh und hol den Kommandanten.“
 

„Ich rede hier mit dir“, beharrte sie. Ihre Hand legte sich auf die Schulter des 3. Offiziers. „Es ist nicht notwendig, den Kommandanten zu stören.“
 

Renji schloss die Tür vollständig und begann, sich die Kleidung so schnell wie möglich überzuwerfen. Über die Schulter fuhr er mit seinem Protest fort. „Der Kommandant wird nicht gestört, es ist seine Schicht momentan. Hier wird Protokoll großgeschrieben, erinnern sie sich?“ Scheiße! Er rutschte beinahe aus, als er in den Hakama sprang. Er stabilisierte sich an seiner Truhe. „Ich werde noch nicht einmal fragen, wie sie über unsere Verteidigung gekommen sind, Kommandantin, auch wenn ich hoffe, dass sie freundlich genug sind, uns einen detaillierten Bericht darüber zu geben, damit wir irgendwelche offensichtlichen Löcher beseitigen können.“ Er ließ Zabimaru an seinen Platz gleiten, zog aber immer noch an den Enden der Kosode, als er die Tür wieder aufschob. „Können wir das bitte korrekt machen, Kommandantin? Ich habe keinen Bedarf daran, meinen Arsch auszuliefern, weil ich die Befehlskette übersprungen habe.“
 

Renji machte eine scheuchende Bewegung zum 3. Offizier mit der Hoffnung, dass er es als Wiederholung von ‚Hol den Kommandanten‘ sah. Offensichtlich verstand er die Nachricht, denn er duckte sich unter Soi Fons griff hinweg und rannte in Richtung der Büros.
 

Sie neigte ihren Kopf nach oben, um Renji anzuschauen. Ihre Augen waren verengt und scharf, als sie ihn musterte. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst und dann sagte sie: „Der Abarai hat zugestimmt, zu kooperieren, doch er will nur mit dir sprechen.“
 

„Nope“, sagte Renji. Als er mit den Kopf schüttelte, fielen ihm die Haare über die Augen und er bemerkte, dass er sie noch nicht zusammengebunden hatte. Er grub in seinen Taschen in der Hoffnung, ein Band zu finden. Seine Finger umschlossen ein Stück Band, also begann er, sich die Haare auf seinem Kopf zusammenzubinden. „Tut mir leid, Kommandantin, aber das wird nicht geschehen.“
 

„Und warum nicht?“, verlangte sie zu wissen.
 

„Ich denke, es ist offensichtlich, Kommandantin. Sie etwa nicht? Ich meine, niemand hier möchte eine Wiederholung von Rukia. Ich werde ein Stück weit beschützerisch, bei den meinen.“
 

„Stehst du unter Befehl in dieser Angelegenheit?“
 

Ein paar Haare glitten heraus, also musste Renji sie wieder aufnehmen. Renji sagte nichts, um es zu bestätigen oder abzustreiten, doch er war sicher, dass er einen Blick aufgesetzt hatte, der nach ‚Was glaubst du?‘ aussah.
 

„Ich verstehe. Dein Kommandant vertraut dir so wenig?“, sagte sie unverwandt, doch es war offensichtlich, dass sie versuchte, ihm eine Reaktion zu entlocken.
 

Renji band seine Haare fertig zusammen und zuckte mit den Schultern. „Scheint so.“
 

„Nun dann, es scheint mir, dass ich mit ihm sprechen muss“, sagte sie und entließ damit Renji. Sie drehte sich um und machte sich auf dem Weg zum Büro. Schnell rannte Renji zurück ins Quartier, griff nach Bandana, Socken und Schuhe, um ihr dann hinterher zu gehen.
 

Renji hüpfte immer noch in seine Socken, mit Bandana zwischen seinen Zähnen, als Soi Fon und Byakuya aufeinander trafen, fast schon miteinander kollidierten, als sie in gegensätzliche Richtung um die letzte Ecke zum Kommandantenbüro gingen.
 

„Kommandantin Soi Fon, um sie zu sehen, Kommandant“, brachte Renji hervor, ließ seine Sandalen fallen, trat hinein und spuckte dann sein Bandana aus. Er ignorierte den feuchten Fleck und band ihn schnell. „Und ich glaube, ich melde mich früher zum Dienst, Kommandant.“
 

Byakuya blickte Soi Fon mit eisigem Blick an. „Wie komme ich zu der Ehre, Kommandantin?“

Sie verschränkte die Arme vor ihrer schmalen Brust und sagte: „Du hast deinem Vizekommandanten verboten, mit seinem Bruder zu sprechen. Warum?“
 

Himmel, was war das? Das 1 Mal 1 des Verhörs? Renji unterdrückte den Drang, zu rufen ‚Das hab ich nicht gesagt!‘ und fuhr fort, seine Uniform zu glätten. Er musste aufgeben. Es würde niemals richtig aussehen, bis er die Möglichkeit hatte, die Kosode und Shitage anständig zu knoten. Er musste mit einem etwas freizügigeren Stil zurechtkommen. Er ging an den beiden Kommandanten vorbei, zum gaffenden 3. Offizier, und schob die Tür zum Büro auf. Mit seinem Kinn und einem leisen „Tee. Und mach das gute Zeug. Sie ist auch ein Familienoberhaupt“, schickte er ihn weg.
 

Als Renji sich vor der geöffneten Tür verbeugte, rauschte Byakuya in sein Büro. „Es ist ein einfacher Konflikt von Interessen, Soi Fon. Du musst verstehen, warum ich in dieser Angelegenheit zurzeit vorsichtig bin.“
 

Soi Fon blickte Renji aus verengten Augen an, als sie an ihm vorbei in den Raum ging, als wäre sie enttäuscht, dass ihre Geschichten übereinstimmten.
 

Renji wartete im Türrahmen auf Byakuyas Signal. Da Byakuya ihm keine Andeutung gab, nahm Renji Haltung an, bis sich die beiden Kommandanten gegenüber dem Anderen gesetzt hatten und kniete dann an der Tür. Sobald der Tee ankommen würde, würde er ihn hineinbringen und dann die Position hinter Byakuya einnehmen. Für den Moment war er nicht eingeladen, aber auch nicht entlassen. Er hielt seinen Kopf gebeugt, doch beobachtete sie.
 

„Der Bruder will nur mit Abarai sprechen“, sagte Soi Fon in ihrem üblichen forschen und gradlinigen Ton. Sie saß im Seiza, ihr Rücken steif wie ein Rambock, wie eine zusammengedrückte Sprungfeder, bereit um aufzuspringen. „Aber er behauptet, dass er unter der Bedingung vollständig kooperiert. Ich mag selbst solch eine geringe Forderung nicht, doch wir haben alle Methoden ausgeschöpft, um an Informationen zu kommen.“
 

Byakuyas Augenbrauen hoben sich leicht. „Alle? Und dennoch entzieht er sich euch?“
 

Renji konnte Soi Fons Gesicht nicht stehen, aber er konnte ihren Abscheu in ihrer Stimme hören. „Er ist überraschend… belastbar. Vielleicht ist zähe Haut eine Familieneigenschaft – oder eine aus Inuzuri.“
 

Die Muskeln von Renjis Kiefer spannten unter der Bemühung an, ein Schnauben zu unterdrücken… und ein Schauder bei dem Gedanken, was Seichi vermutlich durchleben musste.
 

„Trotzdem“, fuhr Soi Fon mit einem kleinen, ungeduldigen Seufzer fort. „Setze ich mich herab, um nach deiner Hilfe in dieser Angelegenheit zu fragen. Glaube mir, das würde ich lieber nicht. Doch, wenn du uns deinen Vizekommandanten übergibst, können wir uns schnell um die Angelegenheit kümmern.“
 

„Nein“, sagte Byakuya ohne zu zögern. Tatsächlich war es sogar so schnell und fest betont, dass sowohl Renji als auch Soi Fon überrascht aufblickten.
 

Soi Fon erholte sich genug, um herauszuplatzen: „Du verweigerst Hilfe?“
 

„Nein“, erklärte Byakuya. „Doch wenn mein Vizekommandant geht, dann unter meinem Kommando.“

Sie drehte sich und blickte zu Renji, der an der Tür kniete. Er beugte schnell seinen Kopf, um seine Augen zu verstecken. Er konnte spüren, wie ihr Blick über ihn glitt, als sie sagte: „Es gibt keine Möglichkeit des Ungehorsams unter meiner Autorität. Er und sein Bruder würden während des Austauschs vollkommen überwacht werden.“
 

„Zweifellos“, sagte Byakuya. „Wie auch immer, er wird an meiner Seite gehen oder gar nicht.“
 

[style type="italic"]Himmel, es war schwierig, sich daran zu erinnern, wer hier der Gefangene war: Sein Bruder oder er![/style] Renji kämpfte gegen das Erröten an. Warum war Byakuya überhaupt so beharrlich deswegen?
 

Soi Fon beobachtete Renji noch einen Moment länger, drehte sich dann jedoch wieder zu Byakuya. „Gibt es einen Grund für die kurze Leine? Vielleicht erinnere ich dich daran, dass die 2. Division auch für alle internen Angelegenheiten autorisiert ist? Wenn du bei deinen Untergebenen Fehlverhalten vermutest, kann unsere Division helfen, jeden Fehltritt aufzudecken.“
 

Byakuya hob seine Hand. „Das ist es nicht. Ich interessiere mich für einige Einzelheiten zu diesem Fall. Ich möchte es vollständig durchschauen können.“
 

Sie wird das dir nicht abkaufen, Byakuya, dachte Renji mit einem leichten Kopfschütteln. Und, scheiße, ich tue das auch nicht.
 

Der Tee kam an. Nun war Renji nicht sicher, was er tun sollte. Er sollte vielleicht dort bleiben, wo er war und Soi Fon nicht sein Gesicht studieren konnte, doch auf der anderen Seite würde das verdächtig aussehen, wenn er die Anstandsregeln nicht befolgte. Resigniert stand er auf, nahm das Teetablett vom 3. Offizier und wisperte: „Danke.“
 

„Alles in Ordnung?“, wollte der Offizier wissen.
 

Renji schüttelte den Kopf und hob gleichzeitig die Schulter, als wolle er ‚Mittelmäßig‘ sagen.
 

Dann brachte er das Tablett hinein und stellte es zwischen die Kommandanten. Er kniete sich hin, um die Schalen auszuteilen und spürte dabei, wie heftig die Spannung zwischen ihnen war. Byakuya war kalt und undurchdringlich wie immer, doch Soi Fon schien zu versuchen, mit ihrem scharfen, argwöhnischen Blick ein Loch in seine Verteidigung zu bohren.
 

Renji schenkte Tee für Byakuya und dann für Soi Fon aus und nahm dann seinen Platz, einige Meter hinter Byakuyas linker Seite, ein. Er legte die Hände auf die Oberschenkel und hielt seinen Kopf respektvoll gebeugt. Renji konnte spüren, wie Soi Fon jede seiner Bewegungen beobachtete.
 

„Abarai scheint sich gut genug zu benehmen“, bemerkte Soi Fon. „Wenn auch ein bisschen unordentlich. Und doch bist du nicht gewillt, ihn mir für sein eigenes Anerkenntnis zu übergeben.“
 

„Ich bin nicht gewillt, meine Autorität über jeden meiner Leute zu übergeben“, erklärte Byakuya einfach.
 

Soi Fon nahm einen tiefen Schluck von ihrem Tee. Zumindest einer der beiden trank etwas. Renji hielt seine Augen fest auf den Boden gerichtet, versuchte dabei nicht zu bemerken, wie tief der Ausschnitt seines Shihakushō war und wie viel von seiner Brust und Tattoos entblößt waren. Nach einem Moment fuhr Soi Fon fort. „Dein Benehmen erscheint mir seltsam, Kommandant. Ich denke, hier geht mehr als das vor.“
 

„Denke, was immer du wünschst“, sagte Byakuya und stand auf. Renji kam auch auf die Füße. Soi Fon folgte, trotz Byakuyas höherem sozialem Rang, bemerkbar später, als weigerte sie sich, gescheucht zu werden. Als sie endlich auf ihren Füßen stand, fuhr Byakuya mit einem Hauch Verärgerung in seiner Stimme fort. „Du kannst uns gerne informieren, wenn du gewillt bist, den Vizekommandanten und mich mit deinem Gefangenen treffen zu lassen.“ Er nickte entlassend. „Bis dahin, Kommandantin.“
 

„Ja“, sagte sie nachdenklich. „Deine Kooperation in dieser Angelegenheit ist zur Kenntnis genommen.“
 

Renji mochte den Wortlaut nicht, doch er verbeugte sich tief, als sie ging. Zum Glück erschien sofort der 3. Offizier, um sie hinauszubegleiten. Sobald die beiden außer Hörweite waren, fragte Renji: „Was zum Teufel sollte das?“
 

„Ich bin mir nicht sicher. Doch ich habe den Begriff ‚übergeben‘ in Verbindung mit dir misstraut. Ich hatte das Gefühl, dass es etwas viel zu gefährliches andeutete, als das ich es leichtsinnig außer Acht lassen könnte“, Byakuya starrte immer noch nachdenklich zur Tür hinaus. Dann drehte er sich, um Renji über die Schulter anzublicken und schnalzte mit der Zunge. „Schau dich an. Du fällst aus deiner Uniform.“
 

„Oh, Entschuldigung, Kommandant“, entschuldigte sich Renji und zog an den Ecken der Kosode, um zu versuchen, den Ausschnitt zu schließen. „Kommandantin Soi Fon hat mich heute Nachmittag absolut überfallen. Ich habe tief und fest geschlafen. Ich hatte Glück, dass der 3. Offizier es zuerst zu mir geschafft hat, sonst hätte sie mich komplett in die Enge getrieben.“
 

„Ich glaube, wir sollten für kleine Wunder dankbar sein“, nickte Byakuya mit einem finsteren Blick bei dem Gedanken daran. Dann glitten seine Augen zu Renjis entblößtem Bauch und er lächelte leicht. „Du bist so sehr ablenkend. Komm her und lass mich dir helfen. Wenn du dich um den Obi kümmerst, kann ich die Knoten erledigen.“
 

Renji löste den hastig gewickelten Obi, als Byakuya näher kam, um die Oberteile zu glätten und zu richten. Byakuyas Kopf war über die Aufgabe gebeugt und Renji konnte nicht widerstehen, den Duft von Byakuyas Haaren tief einzuatmen. Wie immer versuchte seine Nase den komplexen Duft von Byakuya zu analysieren und er begann zu glauben, dass der blumige Duft, von dem er dachte, es sei Jasmin, tatsächlich eines der Minerale aus dem Onsen war.
 

„Hör damit auf“, sagte Byakuya leise, doch ohne echte Warnung. Tatsächlich lächelte er, als er die andere Seite des Untergewandes zuzog und mit den Knoten anfing.
 

Renji hielt seinen Obi und Hakama fest und versuchte dabei nicht davon erregt zu sein, wie nah Byakuya war. Schlussendlich konnte er es nicht mehr aushalten. Er setzte seine Lippen an Byakuyas Ohr und knurrte neckend: „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass du mir IN meine Kleidung hilfst.“
 

„Hmmm, durchaus“, Byakuya war gerade dabei, seinen Mund für einen Kuss zu heben, als ein Räuspern von der Bürotür kam.
 

„Ähm, Kommandant?“
 

Renji blickte über Byakuyas Kopf hinweg und sah den 3. Offizier im Türrahmen stehen. Er sah… betroffen aus. Auch wenn sich Byakuya schuldbewusst versteifte, knotete er Renjis Oberteil fertig zusammen und sprach, ohne sich umzudrehen. „Du benötigst etwas, 3. Offizier?“
 

„Ich… ähm, ich bin nur zurückgekommen, um zu schauen, ob sie wünschen, dass ich sie noch für ein paar Stunden vom Dienst ablöse, Vizekommandant.“
 

„Ich bin jetzt wach. Du kannst genauso gut früher Feierabend machen“, sagte Renji und versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen, während Byakuya die Schultern seiner Uniform abklopfte, als wäre es absolut normal, dass sie so, Renji mit wortwörtlich heruntergelassenen Hosen, erwischt worden wären. Errötet brachte er etwas Luft zwischen sie und begann, den Obi zu wickeln. „Ich meine, wenn sie zustimmen, Kommandant?“
 

Byakuya drehte sich daraufhin um. „Ich vermute, Soi Fon vermied das Tor und kam über die Mauer?“
 

„Ja, Kommandant… also, ich denken es“, stotterte der 3. Offizier und blickte weiterhin zwischen Renji und Byakuya hin und her, Hitze entflammte seine Wangen.
 

„Sieh zu, dass die Lücke gefunden wird“, sagte Byakuya. „Setze deine besten Leute darauf an, bevor du Feierabend machst.“
 

„Ja, Kommandant!“
 

Der 3. Offizier zögerte noch für einen Moment, bis Byakuya mit einem „Entlassen“ klar machte, dass er besser gehen sollte.
 

Dann, nach einem kurzen Blick zu Renji, der klar machte, dass er viel zu viel gesehen hatte, drehte sich der Offizier schnell auf dem Absatz und floh, als wären alle Dämonen der Hölle hinter ihm her.
 

„Mist“, sagte Renji und schaute kopfschüttelnd zu, wie der 3. Offizier verschwand. „Dieser Tag wird wirklich immer besser.“
 

Byakuya seufzte. „Ist er das nicht schon?“

Between a Rock and a Third Place

Den restlichen Nachmittag hatte sich Byakuya auf das zögernde Klopfen vorbereitet, das nun endlich an seiner Bürotür zu hören war. Selbst wenn er sich so bereit fühlte, wie es nur möglich war, schlug bei dem Geräusch sein Herz bis zum Hals.
 

Byakuya stand auf und nahm sich einen Moment, um seinen Shihakushō zu glätten und ebenso seine Gedanken zu ordnen. Er erinnerte sich an seinen Beschluss, keine Ausflüchte zu machen und keine Verteidigung ihres Verhaltens anzubieten, auch wenn er versuchen könnte, seine Unschuld vorzutäuschen, obwohl die Situation vage genug gewesen war. Er hatte lediglich Renji geholfen, sich anzuziehen, es gab keine Gründe zu gestehen… Byakuya schüttelte den Kopf. Der 3. Offizier hatte der 6. Division bereits zu Zeiten seines Großvaters treu gedient. Der Mann verdiente alle Ehrlichkeit und Anstand, die Byakuya aufbringen konnte.
 

„Herein“, sagte Byakuya daher entschlossen.
 

Die Tür glitt nur ein Stück auf, als wollte der 3. Offizier noch nicht einmal eintreten.
 

„Ich…“, begann er und nahm dann Haltung an. „Kommandant, der 4. und 5. Offizier wurden damit beauftragt, zu ermitteln, wie Kommandantin Soi Fon unserer Verteidigung ausweichen konnte.“
 

„Sehr gut“, nickte Byakuya bestätigend, auch wenn er wusste, dass sie sich glücklich schätzen konnten, wenn sie nur irgendeine Spur finden würden. Sie war nicht umsonst der Kopf der Onmitsukidō. Da er die Nachricht übermittelt hatte, begann der Offizier, die Tür wieder zu schließen. „Vielleicht solltest du für einen Moment eintreten, Miisho.“
 

Der 3. Offizier stockte und blickte beim Klang seines Namens auf, doch sein Gesicht verhärtete sich, als ihre Augen sich trafen. „Ich bin mir nicht sicher, was sonst noch zu sagen wäre, Kommandant.“
 

So verlockend es war, zuzustimmen und die Dinge einfach ungelöst zu lassen, deutete Byakuya auf den Platz ihm gegenüber. „Bitte.“
 

Miisho hing weiter am Türrahmen, seine Hand an der fast geschlossenen Tür. Währenddessen spiegelte sein Gesicht mehrere unausgesprochene Fragen wider. Byakuya wartete auf einen Entschluss. Endlich nickte er und trat ein. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und nahm gegenüber von Byakuya Platz. Er saß ohne Probleme im Seiza. Byakuya erinnerte sich, dass der Offizier aus einer ziemlich wohlhabenden Familie stammte und innerhalb der Seireitei geboren worden war. Wenn das bloß nicht der Fall gewesen wäre, dachte Byakuya und unterdrückte ein Seufzen. Immerhin hätte jemand vom Rukongai andere Standards, was Verhalten und Anstand anging. Noch wichtiger, jemand, der einmal menschlich gewesen war, würde einfacher eine entsprechende menschliche Schwäche vergeben.
 

Byakuya setzte und wünschte sich, dass Tee dagewesen wäre, um sich damit aufzuhalten. Er überlegte, nach welchen zu klingeln, doch das war nicht die Art von Gespräch, die er von Eintreffen und Gehen der Diener unterbrechen wollte, egal wie diskret diese waren.
 

Für einen Moment schaute Byakuya den 3. Offizier wirklich an. Miisho war so oft ein Teil des Hintergrundes gewesen, doch hatte es niemals geschafft, herauszustechen. So vieles an ihm war Durchschnittlich. Er war passabel attraktiv, hatte eine mittelmäßige Statur und war leicht größer, als die Meisten, doch nicht größer als 1,76m. Seine dunklen Haare waren kurzgeschnitten, über seine Ohren in einem perfekt geraden und pragmatischen Schnitt. Er hatte keine Verzierungen an seiner Uniform, alles an ihm war ordentlich, sauber und gewissenhaft. Ein wirklich idealer Soldat der 6. Division.
 

Das machte es auch schwieriger.
 

Viel schwieriger.
 

Plötzlich fand Byakuya es schwierig, Worte zu finden, auch wenn er in Gedanken durchgegangen war, was er sagen würde. Nun, da Miisho ihm gegenüber saß und ihn so offensichtlich verletzt und beschuldigend anschaute, endete Byakuyas behutsam ausgedachter Plan in einem hastigen „Es tut mir leid. Du musst sehr aufgebracht…“
 

„Aufgebracht?“, rief Miisho. „Ich bin angeekelt!“
 

Mit dem Schreck trat Byakuya die Schamesröte ins Gesicht. Ekel war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Er hatte sich auf Enttäuschung, Zorn, selbst auf Unmut und Eifersucht vorbereitet, doch… der vehemente Abscheu in der Stimme des 3. Offiziers hatte ihn kalt erwischt.
 

Ekel.
 

Es war lange her, dass jemand ihm das Wort an den Kopf geschmissen hatte. Und plötzlich fühlte sich Byakuya wieder wie 15, angreifbar mit seinen Händen und so vielem mehr am Stalljungen. Seine Augenlider glitten nach unten und er hatte Mühe, seinen Atem zu kontrollieren und seinen Herzschlag zu beruhigen.
 

„Ich wusste, dass Abarai an irgendwem im Anwesen sein Brunftverhalten rauslässt, doch ich hätte niemals in eine Million Jahre geglaubt, dass sie es sind. Es macht mich krank!“
 

Byakuya fühlte, wie sich beim Begriff ‚Brunftverhalten‘ sein Magen zusammenzog und er fest auf die Zähne biss.
 

Zumindest war Zorn eine viel hilfreichere Emotion, als Scham. Statt unkontrolliertem Beben in seinen Eingeweiden war Zorn wie ein Schlag in die Magengrube, der ihn auf das Schlachtfeld katapultierte. Er trat hinter das Schild von Senbonzakuras Liedern und spürte, wie er sich löste. Er ging die bekannte Litanei durch: Identifiziere deinen Feind, suche nach Schwächen und warte auf die Lücke.
 

Doch der 3. Offizier war weit davon entfernt, mit seiner Tirade fertig zu sein. „Wie können sie hier nur so sitzen? Sie sind eine Schande für die ‚noblen Grüne‘! Was würde ihr Großvater sagen?“
 

Für eine finale Attacke, war sie schwach.
 

Byakuya bemerkte, dass er einen einfachen, ehrlichen Konter hatte: „Ginrei wäre enttäuscht gewesen“, gab er ruhig zu. „Doch kaum überrascht. Ich bin konstant daran gescheitert, seinen Erwartungen, besonders in solchen Angelegenheiten, gerecht zu werden. Mein Herz war immer zu… eigensinnig, zu menschlich.“
 

Dieses persönliche Zugeständnis schien für einen Moment Miisho den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann griffen seine Fäuste in seinen Hakama. „Haben sie kein Schamgefühl? Überhaupt kein Schamgefühl? Was sie getan haben… was sie tun ist illegal, Kommandant. Ihr… Ihr…“, seine Lippen kräuselten sich. „…Liebhaber darf nicht ihr Untergebener sein. Sie müssen Abarai sofort versetzen.“
 

Byakuya blickte gleichgültig zum 3. Offizier. „Nein.“
 

Die Stimme des Offiziers war ein kreischendes Krächzen aus Ungläubigkeit. „Was?“
 

„Es besteht kein Bedarf“, erklärte Byakuya. „Es ist kein Geheimnis, dass Renji Bankai erreicht hat. Er wird die Kommandantenprüfung früh genug absolvieren. In der Zwischenzeit wird er auf einer Mission in der Welt der Lebenden, außerhalb meiner direkten, aufsichtsführenden Autorität sein.“
 

„Wa…? Das ist ihre Lösung? Nichts zu tun?“, Miishos Fäuste knallten auf den Tisch, ließ das Tintenfässchen klirren und einen Behälter mit Pinseln umkippen.
 

Byakuya nahm sich die Zeit, seine Gegenstände wieder zu richten. „Es scheint, als wäre die Frage, die uns stattdessen beschäftigen sollte, was du planst zu tun, 3. Offizier.“
 

„Ich…“, seine Augen blickten fest in Byakuyas. „Ich sollte damit zum Generalkommandanten gehen.“
 

„Ich würde nichts Geringeres erwarten“, sagte Byakuya mit einem Nicken. Zumindest verlief das genau so, wie er erwartet hatte. Er stand auf, um den 3. Offizier zu zwingen, es ihm gleichzutun. „Vielleicht ist es das Beste, wenn wir darüber nicht weiter sprechen, bis die formale Anklage eintrifft. Ich vermute, du würdest außerdem deine Versetzung bevorzugen?“
 

Miishos Augen wurden groß, suchten nach Byakuyas Mitleid, das er nicht finden würde. „Nein! Ich sollte nicht derjenige sein, der geht!“
 

Byakuya kräuselte die Lippen. „Durchaus. Ich hatte gehofft, dies zu vermeiden. Du hast der Division viele Jahre vorbildlich gedient. Ich hatte gehofft, dass wir zu einer Übereinkunft kommen, dass erlaubt hätte, deinen Rang unbefristet zu halten. Indes…“, indes, fügte Byakuya in Gedanken hinzu, hast du dir ausgesucht, mein Feind zu werden, also werde ich ohne Zögern zuschlagen. „… denke ich, dass meine Autorität untergraben wird von deinen Gefühlen von – was war es? Ekel. Du wünschst ohne jeden Zweifel, die Einheit sofort zu verlassen.“
 

Das Blut wich aus Miishos Gesicht. Er stand eine Weile mit offenem Mund und großen Augen da. Dann schüttelte der 3. Offizier den Kopf. „Das ist Bevorzugung. Und genau aus diesem Grund ist Unzucht mit Untergebenen gegen das Gesetz, Kommandant. Abarai kommt bei Ungehorsam und Pflichtversäumnis mit nicht mehr als ein Klaps auf die Finger weg und ich werde rausgeschmissen… und wofür? Dass ich in ihre Perversion hineingestolpert bin?“
 

„Niemand ‚schmeißt‘ dich raus, 3. Offizier“, sagte Byakuya ruhig, während er still hinzufügte: Auch wenn du es verdient hast. „Ich versuche lediglich nur dem nachzukommen, was ich von deiner Haltung her als deinen Wunsch annahm. Wenn du mir trotz deiner persönlichen Gefühle, ohne zu zögern, dienen kannst, dann darfst du es.“
 

Miisho rieb sich den Nacken. Er seufzte geschlagen, seine Schultern entließen hängend den Ärger. „Ich vermute… Ich muss darüber nachdenken, Kommandant.“
 

„Mach das. In der Zwischenzeit können wir deine Schichten so arrangieren, dass du minimalen Kontakt mit dem Vizekommandanten hast. Die 4. Offizierin ist in der Lage, deine normalen Pflichten zu übernehmen?“
 

Der Offizier schnaubte. „Ja, sie ist ein riesiger Renji-Fan.“
 

Gott sei Dank.
 

„Sie hat sich total in ihn verknallt“, fuhr der 3. Offizier wie zu sich selbst fort. „Ich frage mich, was sie denken würde, wenn sie es wüsste.“
 

„Vielleicht solltest du sie fragen“, sagte Byakuya scharf. „Doch ich erwarte, dass du die Anklage vorher öffentlich machst, bevor du das tust.“
 

„Oh, das werde ich“, sagte Miisho, sein Zorn kam mit einem angriffslustigen Schnauben zurück. „Darauf können sie zählen.“
 

Byakuya nickte verstehend. „Du bist entlassen, 3. Offizier.“
 


 

Aus dem Augenwinkel sah Renji, wie der 3. Offizier aus Byakuyas Büro stürmte. Er knallte die Tür laut genug zu, dass sich eine Handvoll Leute vom Trainingsplatz aus umdrehten. Während er sich über das Balkongeländer hinüberbeugte, warf der 3. Offizier Renji böse Blicke zu.
 

Scheiße. Offensichtlich ist es gut gelaufen.
 

Normalerweise wäre Renji dem Kerl nachgegangen, doch Miisho war immer Byakuyas erster Mann. Wenn der Kommandant ihn nicht beruhigen konnte, dann hatte Renji keine Chance.
 

Trotz der nagenden Sorge, würde Renji später erst herausfinden können, was passiert war. Er war mitten in der Trainingseinheit, die er fortführte, trotz der lauten Geräusche, die aus dem Quartier des 3. Offiziers kam. Doch als Miisho aus seinem Raum marschierte und seine Truhe hinter sich herzog, musste Renji die Übungen unterbrechen. Niemand war mehr aufmerksam. Alle Augen waren auf das Drama gerichtet, das sich dort ergab.
 

„Ich bin erst einmal aus persönlichen Gründen beurlaubt“, rief der 3. Offizier und kam auf Renji zu, der mitten auf dem Übungsplatz stand. Sein Gesicht war rot und seine Augen wild und voller Herausforderung.
 

Renji nickte Miisho zu und startete vorsichtig mit einem „Ok…“
 

Das war irgendwie die falsche Antwort, denn der 3. Offizier ließ die Truhe mit einem lauten Knall fallen. Er stand auf seinen Zehenspitzen, um in Renjis Sichtfeld zu kommen und stach mit seinem Finger zu, während er die Tirade losließ: „Du bist ein schmutziger, unanständiger Hund, Renji Abarai! Deine dreckigen Pfoten haben alles Gute dieser Division beschmutzt. Du ekelerregendes Stück Inuzuri-Müll! Das ist alles deine Schuld! Du hast die Ehre des Kommandanten geschändet, indem…“
 

Renji untebrach ihn mit einem schnellen Aufwärtshaken gegen den Kiefer, der seinen Kopf nach hinten fliegen ließ. Die Wunde auf Renjis Knöcheln ließ ihn hoffen, dass er dem Offizier irgendetwas gebrochen hatte.
 

Er griff Miisho am Uniformkragen und zog ihn zum Tor. „Ich habe keine Ahnung, was dein verfluchtes Problem ist, aber ich lass mir den Scheiß von keinem mehr gefallen, hast du mich verstanden?“ Renji öffnete das Tor, indem er den Offizier mit dem Rücken voran dagegen knallte. „Du möchtest eine Beurlaubung aus persönlichen Gründen? Versuchs doch mal aus Gesundheitlichen!“
 

Er ließ den Offizier in der Mitte der Straße liegen, doch nur lang genug, um seine Truhe zu packen. Er warf sie mit all seiner Kraft nach ihm und war seltsam erfreut, zu sehen, wie sie ihn direkt an der Brust traf. Die Kraft dahinter warf Miisho um, der gerade angefangen hatte, sich wieder aufzurichten, zurück auf den Boden, wo die Truhe aufbrach. Kleidung und persönliche Gegenstande verteilten sich überall.
 

Zu den Wachen auf seinem Weg schnaubte Renji: „3. Offizier Miisho Ōta ist ausgeschlossen. Ihr lasst ihn nicht wieder durch diese Tore, bevor er seinen Schwanz zwischen seinen Beinen eingeklemmt und eine Entschuldigung für mich hat.“
 

„Ja, Vizekommandant!“, sagten sie einstimmig.
 

Renji kam zum Übungsplatz zurück, wo ihn alle mit offenem Mund anstarrten. Doch Renjis Blick war nach oben gerichtet, wo Byakuya vor seinem Büro stand und hinunterblickte. Als sich Byakuya umdrehte und hineinging, wusste Renji, dass er herbeizitiert wurde. Er zeigte auf die 9. Offizierin. „Shimazaki, übernimm für mich. Ich muss herausfinden, was zum Teufel gerade passiert ist.“
 

Sie lachte nervös. „Wenn sie das haben, lassen sie uns es wissen, ja Vizekommandant?“
 

Er schüttelte den Kopf und trabte die Treppen hinauf. Byakuya würde ihn umbringen. Den Typen hinausprügeln, der in ihre spontane Rummach-Sitzung geplatzt war, war vermutlich nicht die beste Strategie. In der Sekunde, in der er die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann Renji: „Schau, ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen, aber was hätte ich tun sollen? Ihn da stehen lassen und all den abscheulichen Müll vor der ganzen Division abladen lassen sollen?“
 

Byakuya hob die Hände und schüttelte seinen Kopf. „Nein, du hast genau das getan, was ich wollte. Es wird uns nicht helfen, doch bei allen Göttern, es war unglaublich befriedigend, zuzusehen.“
 

Renji schüttelte fassungslos den Kopf. „War es das? Ich nehme das so, als hätte er dir den gleichen Kummer bereitet?“
 

Nachdem Byakuya nach einem Diener geklingelt hatte, setzte er sich schwerfällig hinter seinen Tisch. „Ich habe ebenfalls meine Beherrschung verloren“, gab er zu. „Er sagte mir, dass er denken würde, wir seien ekelerregend und würden ihn krank machen. Ich war… überrascht, wie sehr mich das getroffen hatte und ich… habe schlecht reagiert. Danach ging alles den Bach hinunter.“
 

„Ja, glaubst du?“, schnaubte Renji mit einem kleinen Lachen und kam heran, um Byakuya am Tisch Gesellschaft zu leisten. „Also… wie viel Schaden kann er anrichten?“
 

Byakuya ließ seinen Kopf in die Hände fallen. Byakuyas Arme zitterten tatsächlich bemerkbar und der Anblick davon brach Renji fast das Herz. Renji hatte ihn niemals so sichtbar besorgt gesehen. Alles, was er wollte, war über den Tisch zu springen und Byakuya in eine feste Umarmung ziehen und ihm sagen, dass alles gut werden würde.
 

Mit Mühe hielt er sich zurück. Das wäre vermutlich nun das Schlimmste, was er tun könnte. Sie waren im Büro. Das Letzte, was sie brauchten, war jemand anderes, der hereinkam und sie so sah.
 

Doch, gottverdammt, er musste zumindest seine Hand ausstrecken. Renji ließ seine Hand kurz über Byakuyas Haare streichen und drückte ihm dann fest und beruhigend die Schulter.
 

Als wäre Renjis Berührung alles, was er gebraucht hatte, fasste sich Byakuya mit einem tiefen Atemzug wieder. „Ich weiß es nicht“, gab er zu und hob seinen Kopf. Seine Hand hob sich, um Renjis Hand zu ergreifen und sie von der Schulter zu ziehen, doch er ließ sie nicht los. Stattdessen brachte er sie hinunter zum Tisch und hielt sie mit seinen beiden Händen. „Ich vermute, es kommt darauf an, wohin Miisho geht und wie einfach ihm geglaubt wird. Ich hoffe, er hält an seine Drohung fest und geht zum Generalkommandanten. Ich vermute, Yamamoto wird nur wenig Geduld für jemanden haben, der mit seinem Rang gebrochen hat, um über so eine Geringfügigkeit gegenüber dem Krieg mit Aizen zu petzen. Der Generalkommandant ist kein Narr. Er wird keine fähigen Soldaten in diesen Zeiten an das Kriegsgericht verschwenden wollen.“
 

Renji bemerkte, dass Byakuya nicht über ‚nach‘ Aizen sprach. Es war, als wäre da kein ‚nach‘. Er hatte die gleiche Resignation bei anderen gehört. Niemand schien gewillt, überhaupt zu versuchen, so weit in die Zukunft zu denken, als würden sie alle wissen, dass der aufkommende Krieg das Ende von allem sein könnte… und dass vielleicht lebend davon kommen würde.
 

Er schob den Gedanken für den Moment zur Seite und fokussierte sich auf die aktuelle Situation.
 

„Richtig, also lassen wir den 3. Offizier seine Anklage erheben und sitzen es aus“, nickte Renji, als wäre ihm der Gedanke nicht annähernd so angenehm, wie es für Byakuya schien. Aus irgendeinem Grund hallte die Szene vom Sōkyoku in seinem Kopf wieder, als er Rukia in seinen Armen hatte und Yamamoto herablassend schnaubte: „Er ist nur ein Vizekommandant. Er ist leicht entbehrlich.“
 

Entbehrlich.
 

Dann hatten sie auch noch diese leicht erschütternde Interaktion danach, als Yamamoto zustimmte, eine Bestrafung abzumessen – hart und schnell.
 

Byakuya hingegen war bereits zum nächsten Problem übergegangen. „Ja“, sagte er fest, ließ Renjis Hand los, als wolle er sagen, dass er in Ordnung war. „Wir werden einfach warten und sehen, was auf uns zukommt. Jetzt gerade müssen wir zusehen, dass unsere Division läuft, Renji. Du wirst bald gehen. Ich muss wissen, dass die Division auch ohne ihren Vizekommandanten und 3. Offizier funktioniert.“
 

„Ja, wir sind stabil aufgestellt“, versicherte Renji ihm. „Ehrlich gesagt, da waren Einige, die sich viel besser geschlagen haben, als der 3. Offizier, als die Kacke am Dampfen war. Das ist der Grund, warum ich Nanako den 4. Rang verliehen habe. Sie hat wirklich alles zusammengehalten – doppelte Schichten geschoben, Papierkram ausgefüllt, während die ganze, gottverdammte Welt gebrannt hat. Und es war noch nicht einmal ihr Verantwortungsbereich. Sie war zu der Zeit 6. Offizierin. Sie wird eine gute Vertretung für den 3. Offizier sein. Sie hätte bereits den Job, wenn es nach mir ginge.“
 

„Und sie ist in dich verliebt“, sagte Byakuya leise.
 

„Was?“
 

„Das hat Miisho gesagt“, lächelte Byakuya. „Doch ich sehe, dass die Bewunderung auf Gegenseitigkeit beruht.“
 

„Nanako ist ein guter Soldat. Ich respektiere das“, sagte Renji, auch wenn er spürte, wie die Hitze in seine Ohren stieg. Verliebt? Und wie kam es, dass der 3. Offizier das bemerkt hatte, aber er nicht?
 

„Ist sie Vizekommandanten-Material?“
 

„Uh, vielleicht“, sagte Renji, irritiert, wohin die Frage führte. „Sie hat ein starkes Shikai. Sie ist gut unter Druck. Aber… du braucht keinen neuen Vize, Kommandant.“
 

Byakuya blickte Renji ernsthaft an. Nach einem langen Moment sagte er: „Miisho liegt mit einer Sache richtig. Du solltest die Kommandantenprüfung ablegen. Es wäre besser für die Division. Es wäre besser… für uns. Würdest du nicht lieber als Kommandant in mein Bett kommen, Renji?“
 

Als Gleichgestellte.
 

Renji öffnete den Mund, doch keine Worte kamen heraus. Natürlich wollte er das… all das. Aber die Division verlassen?
 

Byakuyas Blick glitt weg, als er fort fuhr: „Doch ehrlich gesagt, ist es wahrscheinlich zu spät dafür. Wir waren töricht, an einander zu hängen, Renji. Du hättest die Gelegenheit zum Fortschritt sofort nutzen sollen, nachdem du Bankai erreicht hattest. Die Erste hat dir bereits die 5. Division angeboten. Du hättest sie nun führen können. Eine Anklage wegen Unzucht, auch wenn sie niemals formal geäußert wurde, könnte seine Chancen ruinieren, deine Glaubwürdigkeit zerstören…“
 

„Ich dachte, wir reden nicht über nach Aizen“, sagte Renji und unterbrach diese Diskussion. „Ich muss erst zurückkehren. Wir müssen alle erst zurückkehren.“
 

Das ließ Byakuya stutzen. Sein Kiefer verspannte sich kurz einen Moment und dann nickte er kurz. „Du hast natürlich Recht.“

Aio erschien, um Byakuyas Anweisung für Tee und Abendessen aufzunehmen. Sie blickte zu Renji, als wolle sie bestätigt haben, ob die Anweisung für 2 galt. Das veranlasste Renji, Byakuya anzublicken, während er wieder ansetzte. „Hör zu, ich habe die 9. Offizierin mit dem Training beauftragt. Ich werde wohl gehen müssen, um ein paar Schichten neu zu verteilen, damit wir sicher gehen können, dass wir unten abgesichert sind. Dann könnte ich zurückkommen, wenn du noch eine Weile länger bleibst?“
 

„Ja, natürlich“, sagte Byakuya. „Ich kann es heute genauso gut auch spät werden lassen. Wir sollten uns außerdem eine Strategie überlegen, wie wir mit Soi Fon umgehen.“
 

Renji stöhnte, da er sie und das Chaos mit seinem Bruder über den großen Knall mit dem 3. Offizier vergessen hatte. „Ich bin so schnell es geht zurück.“
 

Byakuya nickte entlassend und sagte Aio: „Lass das Abendessen erst einmal. Bring mir einfach viel Tee. Starken Tee.“
 

„Ja, mein Herr.“
 

Sie und Renji verbeugten sich, gleichzeitig und Byakuya stand auf, damit Renji gehen konnte. Er hielt Renji am Ärmel fest und sagte: „Es tut mir leid, dass sich die Dinge so komplett… entwirrt haben. Doch ich bereue dich nicht.“
 

Renji konnte nichts gegen das breite Grinsen machen, das auf sein Gesicht sprang, ebenso wenig wie gegen den spontanen Kuss, der folgte. „Ja, ich auch nicht.“

A Marriage of INconvenience

Renji verließ Byakuyas Büro und ging zurück auf den Übungsplatz. Er nahm die 9. Offizierin zur Seite und sagte ihr, dass sie so weitermachen und den Rest der nachmittäglichen Übungen leiten soll. Er hatte einige Schichten, die er neu einteilen musste als Nachwirkung des ziemlich öffentlichen Abgangs ihres 3. Offiziers, Miisho Ōta.
 

„Ist Miisho endgültig gegangen, Vizekommandant?“, fragte sie und klang dabei geschockt und untröstlich. Sie war blond, klein und trug ihre Haare in einem sehr mädchenhaften Stil.
 

Sie anzublicken, ließ Renji immer fühlen, als würde er mit einer jüngeren Schwester reden und er hasste den Gedanken, sie anzulügen… irgendeinen von ihnen anzulügen. „Ich weiß es nicht. Ich vermute, dass wir abwarten müssen und es dann sehen werden.“
 

„Was ist mit ihm passiert?“, versuchte sie ihn auszupressen. „Er war immer so ruhig und ausgeglichen. Ich habe ihn noch nie so explodieren sehen.“
 

„Ja, ich auch nicht“, stimmte Renji zu und spürte, wie eine plötzliche Welle der Erschöpfung an seinen Schultern zog.
 

„Er war ziemlich sauer auf dich wegen etwas, huh?“
 

„Ja, war er“, Renji blickte zum Rest der Einheit. Sie taten so, als würden sie nicht aufpassen, doch alle Ohren waren in ihre Richtung gedreht. „Ich kann darüber jetzt nicht reden“, sagte er ihnen allen. „Aber es scheint, als müsse ich eine Art öffentliche Ankündigung machen oder der Kommandant macht eine öffentliche Stellungnahme oder so etwas. Vermutlich am Morgen, sobald der Kommandant und ich eine Möglichkeit hatten, alles zu sortieren.“
 

Sie blinzelte ihn immer noch an, in der Hoffnung, mehr zu erfahren.
 

„Morgen, in Ordnung? In der Zwischenzeit, geh zurück an deine Arbeit.“
 

Sie verbeugte sich in Anerkennung des Befehls und kehrte auf ihren Platz auf dem Trainingsplatz zurück. Er beobachtete sie stirnrunzelnd, als sie ging. Was zum Teufel werden sie den Leuten erzählen?
 


 

Renji hatte die Schichtplanung fast abgeschlossen, als die 4. Offizierin Nanako Imai in seinem Büro erschien. Er blickte bei ihrem leisen Klopfen auf.
 

„Keine Überraschung. Wir konnten Soi Fons Lücke nicht finden“, berichtete sie und kam herein, um gegenüber von Renjis Tisch Platz zu nehmen. Sie war groß und schlaksig, mit einer tiefbraunen Haut und leuchtenden blau-grünen Augen. Ihre geraden, schwarzen Haare waren an den Seiten geteilt und fielen ihr fast bis zur Taille. Sie hielt ihre Haare mit zwei dünnen Zöpfen, rechts und links von ihrem Gesicht, aus den Augen, während der Rest frei ihren Rücken hinunterfloss. Die Zöpfe waren mit knallorangenen Bändern durchzogen, die zu dem Tsuka ito ihres Zanpakutō passten. „Ich hörte, ich habe eine ziemliche Show auf dem Trainingsplatz verpasst. Die Leute sagen, der 3. Offizier wäre durchgedreht und du hast ihn am Ende auf die Straße geworfen. Was ist passiert?“
 

Renji legte die Formulare zur Seite, um sie später ins Büro des Kommandanten mitzunehmen, und blickte Nanako für eine lange Zeit an. Mit einem Nicken fällte er eine Entscheidung. „Ich glaube, es ist besser, wenn du die Tür schließt.“
 

Sie blickte ihn von der Seite mit ihren schmalen, mandelförmigen Augen, an und stand dann auf, um sich darum zu kümmern. Sobald sie die Tür zugeschoben hatte, sagte sie: „Ist es so ernst?“
 

„Ja“, gab er zu. Sie nahm ihren Platz wieder gegenüber von ihm ein und er starrte sie an, versuchte dabei, alles in Worte zu fassen. Er wusste nicht, wie sie die Neuigkeiten aufnehmen würde, aber gottverdammt, es lag leider nicht in seiner Natur, nicht ehrlich zu sein oder keinen reinen Tisch zu machen. Renji fand einen Punkt auf dem Tisch, auf den er sich fokussieren konnte. „Ich habe keine Ahnung, was der Kommandant möchte, dass ich morgen der Division sage, aber du musst die Wahrheit kennen.“ Er blickte dann auf, um Nanako ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. „Du wirst nun die Verantwortung haben, weißt du. Sobald ich in der Welt der Lebenden bin, wirst du mehr oder weniger stellvertretender Vizekommandant sein. Mach es richtig und du kannst den Rang vielleicht behalten.“
 

„Den Rang behalten? Du meinst nicht als Vizekommandant, oder? Ist Miisho gegangen? Werde ich nun dauerhaft 3. Offizier?“
 

Renji versuchte die Zukunft fortzuwinken, für die er jetzt noch nicht bereit war. „Ja, wer weiß? Aber… bleib am Ball, ok? Nimm es ernst. Das ist eine Gelegenheit, die du nicht vergeuden solltest. Zum Teufel, es soll wenigstens etwas Gutes dabei rauskommen.“
 

Nanako blickte ihn für eine Weile stirnrunzelnd an, versuchte offensichtlich, alles zu verdauen und die Puzzleteile zusammenzusetzen. Schlussendlich fixierte sie ihn mit diesem unheimlichen, intensiven Blick aus ihren blau-grünen Augen. „Was ist passiert, Renji?“
 

Tausend Antworten gingen Renji durch den Kopf und ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Am Ende zuckte er mit den Schultern und senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich… uh, schau, es war so: Ich wurde mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Da gibt es vermutlich eine Anklage wegen Unzucht mit Untergebenen.“
 

Erst war Stille und dann ein verärgertes Seufzen. „Oh, Renji! Du dummer, dummer Kerl. Wie kannst du nur so…? Ugh!“ Also sie keine Antwort darauf hatte, schnalzte sie mit der Zunge und schüttelte ihren Kopf vorwurfsvoll. Nach einem Moment fuhr sie fort: „Also gut, das erklärt etwas davon, was ich gehört habe, dass der 3. Offizier gesagt haben soll, wie die ganze dreckiger-Hund-Nummer. Aber nicht, warum er davongestürmt ist. Ich bin sicher, du hast das Ganze beendet oder du wirst sie versetzen, richtig?“
 

Renji kratzte sich den Nacken. Zuckend sagte er: „Ja, schau, ich habe nicht wirklich die Autorität, das zu tun.“
 

„Natürlich hast du das! Tatsächlich ist das sogar deine Pflicht! Wenn es Unzucht ist, dann ist sie deine Untergebene und du musst…“
 

Renji unterbrach sie. „Tatsächlich sogar ist er mein Befehlshaber.“
 

„Dein Befehlshaber? Aber das macht keinen Sinn. Das ist der Kommandant…“, Nanako kam stotternd zum Halt. Ihr Mund formte ein perfektes ‚Oh‘ und ihre Augen wurden bei der Erkenntnis groß. „Der Kommandant? Du meinst…? Nicht du und der Kommandant! Auf… auf keinen Fall. Du, das könnte ich glauben… aber er?! Nein. Du nimmst mich auf den Arm.“
 

Renji sammelte einige Formulare seufzend ein. „Ja, nun ja. Fang an, dabei durchzublicken, 4. Offizier. Die Sache ist, dass es egal ist, ob du es glaubst oder nicht. Das wird die Anklage sagen, wenn sie eintrifft. Das ist, was die Gerüchte sagen werden. Und du musst wissen, dass es wahr ist.“
 

Nanakos Blick fiel auf ihren Schoß und sie schien nicht in der Lage, zu atmen.
 

Renji stand auf und suchte im Büro nach etwas, worin er den geänderten Dienstplan aufbewahren konnte. Er überließ Nanako ihren eigenen Gedanken und durchsuchte den Schreibtisch des 3. Offiziers nach Arbeit, die noch erledigt werden musste.
 

Einige Minuten vergingen, bis Nanako wieder sprach. Ihre Stimme war unsicher und leise, als sie fragte: „Verlieren wir dich, Vizekommandant?“
 

Renji schaute auf und über seine Schulter. Ihre braune Haut hatte einen aschenen Hauch und ihr gewöhnlich fester Blick bebte vor untypischem Zweifel. Er drehte sich um, um sie anzuschauen und lehnte sich mit dem Hintern gegen den Tisch des 3. Offiziers. „Ich weiß es nicht“, sagte er dumpf. „Ich habe keine Ahnung, wie sich das entwickeln wird. Der Kommandant macht keine sofortigen Pläne, um mich nach der Mission in der Welt der Lebenden zu versetzen. Danach…?“, er schüttelte den Kopf. „Danach ist es ungewiss.“
 

Ihr Gesicht verzog sich in einen abgehärmten Ausdruck. Sie stand auf und verpasste ihm eine harte Ohrfeige. Renji ließ zu, dass sich sein Gesicht bei dem Schlag drehte und ihre Worte auf ihn einprasselten. „Du hättest deine gottverdammte Hose anlassen sollen! Mit was, zum Teufel, hast du dir gedacht, Kerl? Denn es war nicht mit deinem Kopf!“
 

Er nickte nur. Leise, mit immer noch weggedrehten Kopf, sagte er ihr: „Du wirst ein toller Vizekommandant abgeben, Nanako.“
 

„Halt die Klappe! Ich möchte das jetzt nicht hören. Ich bin sauer auf dich. Ich habe dich wirklich… wirklich respektiert und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.“
 

Das war gerecht. Er atmete tief durch und fand die Kraft, ihr wieder in die Augen zu blicken. Er stand auf und ließ sie damit einen Schritt zurückgehen. „Das ist der Grund, warum ich dich vorwarnen wollte. Die Division braucht einen starken Rückhalt, wenn das alles ans Tageslicht kommt. Es ist mir egal, was du am Ende über mich entscheidest, denn ich bezweifle keine Sekunde, dass du hinter der Division stehst. Du wirst tun, was auch immer richtig für die Sechste ist. Ich weiß, dass du mir wahrscheinlich jetzt gerade nicht glaubst, aber das ist auch das, was ich möchte. Das ist, was der Kommandant möchte.“
 

„Das ist der Grund, warum es so weh tut, Renji“, sagte sie. „Ich verstehe nicht, warum du uns so etwas antun kannst. Warum würdest du… nur für… nur für was, ein Quickie auf dem Schreibtisch des Kommandanten?“
 

„Ich liebe ihn“, sagte Renji einfach. „Ich bin in ihn verliebt.“
 

Ihre Augen musterten sein Gesicht, als wolle sie versuchen, die Wahrheit darauf zu lesen. „Besser wäre das. Das ist die einzige Möglichkeit, wie das überhaupt Sinn ergeben könnte“, sagte sie dann.
 

Renji nickte. Es schien, als würde eine Art Entspannung zwischen ihnen für einen Moment herrschen, also sagte er: „Hör zu, du wirst es nur noch für ein paar Tage mehr mit mir aushalten müssen. Dann bin ich weg und der Kommandant und du haben alle Zeit, die ihr braucht, um die Dinge zwischen euch klarzustellen. Du musst nur aushalten, bis ich weg bin.“
 

„Du verstehst es nicht, oder?“
 

Er tat es nicht. Also wartete er darauf, dass sie ihm auf die Sprünge half. Nanakos Fäuste waren auf Höhe ihrer schmalen Hüften geballt und Renji beobachtete sie behutsam, nur für den Fall, dass sie ihn noch einmal schlagen wollte. Einen hatte er eingesteckt, ein zweiter war an der Grenze zum Ungehorsam.
 

„Ich möchte nicht, dass du gehst“, sagte sie endlich, Wut klang in ihrer Stimme mit. „Ich möchte nicht, dass das kaputt geht. Das ist das Beste für die 6. Division, Renji: Du und der Kommandant, Seite an Seite. Das ist, was sein selbstsüchtiges Rumgevögel zerstört. Wir sollten alle zusammen sein, als ein Team und nun ist das nicht möglich.“
 

Renji wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Der Gedanke daran, all das zu verlieren, brachte ihn auch um. Als zur Hitze ihres Blicks auch noch das Feuer ihres Zanpakutō hinzukam, ob Renji friedvoll die Hände. Er wollte nicht mehr kämpfen, vor allem, weil er nicht gewinnen konnte. „Ich habe das kapiert, wirklich“, sagte Renji ruhig. „Aber ich kann nicht aufhören, ihn zu lieben, Nanako. Es ist selbstsüchtig – denn, auch wenn ich könnte, würde ich nicht damit aufhören.“
 

Ihre Augen schienen etwas weicher zu werden. „Du meinst es ernst mit der Liebe? Du bist schon so weit?“
 

Renji nickte. „Ich bin verloren. Hoffnungslos.“
 

„Ich habe dich niemals so gesehen“, gab sie zu und trat noch einen Schritt zurück, um ihn von oben bis unten zu mustern. „Es tröstet mich ein wenig mehr zu denken, dass du deinem Herzen und nicht nur deinem Schwanz gefolgt bist.“
 

Nun ja, das einem folgte dem Anderen, doch das würde er ihr nicht sagen. „Kannst du hier übernehmen?“, fragte er sie. „Ich meine, zumindest für heute Nacht? Wenn du Zeit brauchst, um darüber nachzudenken, kann ich zusehen, dass…“
 

„Nein“, sie unterbrach ihn scharf. „Geh. Wir haben bereits einen 3. Offizier verloren. Es wird nicht noch ein 4. folgen. Ich kümmere mich um alle.“ Sie blickte ihn fest an. „Du weißt, dass ich das tue, egal was. Ich werde das im Auge behalten.“
 

Renji hatte nicht weniger erwartet. „Der 5. Offizier löst dich um 22:00 Uhr ab.“
 

Sie ging bereits hinter seinen Schreibtisch. Sie schüttelte über ihn den Kopf, was ihre Zöpfe umherwirbeln ließ. „Geh schon, du und der Kommandant solltet das besser klären. Es ist ein ganz schönes, verdammtes Chaos.“
 

Renji sammelte alle seine Sachen auf und ging zur Tür. Auch wenn er wusste, dass sie ihn anmeckern würde, sagte er: „Danke.“
 


 

Renji streifte vor dem Kommandantenbüro seine Sandalen ab. Er hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, seine Hand zum Klopfen zu heben, bevor Byakuya sagte: „Komm rein, Renji.“
 

Er schob die Tür auf und schob den Ordner mit den Dienstplänen, um sie Byakuya zu zeigen. „Ich denke, ich hab die meisten Dinge geklärt, doch als ich Miishos Schreibtisch durchsucht habe, habe ich gemerkt, dass wir ein potenziell ernstes Loch haben.“
 

„Oh?“, Byakuya war aufgestanden, um nach einem Diener zu klingeln, doch nun dirigierte Renji ihn mit einer Geste zurück zum Schreibtisch. „Was ist es?“
 

„Deine Familie und dein Personal“, sagte Renji. Er warf den Ordner auf Byakuyas Schreibtisch und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. „Miisho war unser Verbindungsglied. Ich habe niemals etwas davon gemacht. Ich weiß noch nicht einmal, was das alles beinhaltet, aber sein Journal ist voll mit dem Zeug.“ Renji zog es aus dem Stapel und legte es nach oben.
 

„Verdammt“, zischte Byakuya durch die Zähne, nachdem er das Buch genommen und die Seiten durchgeblättert hatte. „Ich hatte keine Ahnung, dass der 3. Offizier so gut mit so vielen meiner Verwandten bekannt ist. Aber, natürlich, hätte ich mich daran erinnern sollen, dass die Division die Sicherheit ihrer Reisen übernimmt.“
 

Renji konnte sehen, wie Byakuyas mentale Zahnräder bezüglich der Familienpolitik, ineinander griffen, während er durch die Seiten blätterte und die Einträge begutachtete. Renji fühlte sich fehl am Platz. Er fand eine zusätzliche Schale auf dem Teetablett und schenkte sich selbst ein. „Ja, aber er wird wohl nicht irgendwen von selbst kontaktieren, oder? Er ist…“, Renji versuchte sich daran zu erinnern, ob er überhaupt irgendetwas von Miishos Hintergrund wusste, fand aber nichts. „Warte, was? Er ist nicht adlig, oder?“
 

„Nein, noch nicht, doch schau dir das an“, Byakuya hielt eine gefaltete Notiz hoch, die Renji als einfaches Lesezeichen missverstanden hatte. „Persönliche Korrespondenz mit Tante Masama. Sie sind Freunde, Renji. Nicht nur das, sie hat auch eine Ehe für sie arrangiert. Sogar eine sozial Vorteilhafte. Wusstest du überhaupt, dass Miisho mit meiner Cousine 5. Grades verlobt ist?“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Ich habe nie mit dem Typen rumgehangen. Wir haben es rein beruflich gehalten.“
 

Um ehrlich zu sein hatte Renji den 3. Offizier auf einer persönlichen Ebene nie wirklich sehr gemocht. Sie waren miteinander ausgekommen und er war extrem kompetent in seinem Rang, doch Zabimaru hatte Miishos Zanpakutō, Hōmushi, sofort nicht gemochte. Auch wenn sein echter Name ‚Krieger des Rechts‘ war, hatte Zabimaru es immer abfällig bei seinem Homonym genannt, ‚Kleiner Blattkäfer‘.
 

Byakuya las den Brief noch einmal genau durch. „Ich weiß noch nicht einmal, was eine Cousine 5. Grades ist. Ist das eng verwandt?“, fragte Renji, nachdem er an seinem lauwarmen Tee getrunken hatte.
 

„Nicht wirklich“, erklärte Byakuya, seine Augen glitten immer noch unruhig über das Journal. „Doch sie hat ihm damit eine große Ehre erwiesen, vor allem indem sie ihn zum Kuchiki macht.“
 

„Aber sie sind noch nicht verheiratet“, bemerkte Renji.
 

„Nein, aber es ist arrangiert. Es gibt einen Vertrag“, sagte Byakuya, brachte abwesend seine Teeschale an die Lippen und schien überrascht davon zu sein, dass sie leer war. Er setzte die Schale wieder ab und suchte Renjis Blick. „Er wird direkt zu ihr gegangen sein. Yamamoto wird nicht unser Problem werden, Renji. Sondern meine Tante.“
 

Irgendwie stach die Neuigkeit wie eisige Spitzen in Renjis Eingeweide.
 


 

In Byakuyas Kopf drehte es sich. Sie hatte einen Spion. In der Mitte seiner eigenen Division, direkt unter seiner Nase… Die ganze Zeit hatte Tante Masama einen Spion.
 

Und Byakuya hatte keine Ahnung gehabt, dass der 3. Offizier sozial ambitioniert gewesen war. Miisho war immer so ausgeglichen gewesen, eher ein uninteressanter Soldat. Hoch genug positioniert, aber mit keinem wirklichen Wunsch, noch weiter zu gehen. Byakuya hatte immer vermutet, dass Miisho bereits so weit gekommen war, wie er gewollt hatte. Doch offensichtlich hatte er seine Kraft in eine andere Richtung von Fortschritt gesetzt.
 

Nun, nachdem Renji ihn auf die Straße geworfen hatte, würde er direkt in die einladenden Arme von Tante Masama laufen.
 

Zu Byakuyas Familie.
 

Seine Familie…
 

Seine Familie wurde von einem weiteren Partner aus Inuzuri hören.
 

Doch dieser würde all das sein, wovor sie sich immer gefürchtet hatten. Es würde kein gutes Zureden geben, indem man ihnen einen Gefährten mit perfektem Verhalten, sanfter Stimme, Demut und Gehorsam zeigte. Nein. Renji mit seinen Tattoos, schnoddrigen Manieren und unleugbarer Kraft würde sie bis ins Mark verängstigen.
 

Das Fehlen irgendeiner Kraft hatte Hisanas Gnade gerettet. Sie hätte niemals eine große Bedrohung darstellen können, so fragil und kränklich. Doch selbst davor, hatte Hisana als leuchtendes Beispiel dafür gedient, was seine Familie von jemandem erwartete, der aus dem Rukongai kam. Unterwürfigkeit und Dankbarkeit. Sie haben Rukia viel stärker abgelehnt, da sie bewaffnet mit einem Zanpakutō und Akademie-Training kam, doch Byakuya hatte sie überzeugt, dass sie niemals einen Rang erreichen würde und war durch viel Schmerz gegangen, um sicherzugehen, dass sie vor ihnen immer angemessen trainiert im Kimono erschien. Und ohne Sode no Shirayuki. Es half, dass sie so sehr nach Hisana aussah: klein, filigran und… weiblich.
 

Renji auf der anderen Seite…
 

Gott bewahre, wenn sie ihn jemals in Aktion sahen, Zabimarus Gebrüll hörten.
 

Sie wären absolut verschreckt. Es würde nicht helfen, dass Miisho vor ihnen erschien, verletzt und geschlagen, von Renjis Hand. Byakuyas Familie würde jeden Kratzer auf Miishos Körper als persönliche Attacke gegen ihre Adligkeit ansehen. Byakuya konnte schon fast ihren Aufschrei hören. Renji wäre nicht würdig, ihren Saum zu berühren, wie konnte er sich wagen, eine Faust gegen einer der ihren zu erheben.
 

Gott sei Dank würde Renji in der Welt der Lebenden sicher sein.
 

Denn sie würden ihn wie einen Streuner niederschlagen wollen. Und trauriger Weise würde kaum ein Adelshaus nicht zustimmen.
 

Byakuya bekam nur am Rande Renjis Stimme mit, wie er mit der Dienerin Aio sprach. „Ich denke nicht, dass er viel essen wird, doch wir sollten versuchen, irgendetwas in ihn hereinzubekommen. Vielleicht kannst du Miki sagen, irgendetwas Einfaches zu machen, wie sie mir gestern Abend gemacht hat?“
 

„Mein Herr?“
 

Byakuya winkte sie weg. „Hör auf den Vizekommandant. Ich kann über solche Details gerade nicht nachdenken.“
 

Nach einem Augenblick sagte Renji sanft: „Siehst du, was ich meine, Aio? Vielleicht kannst du auch eine Flasche Sake für ihn bringen, ja? Es war ein harter Tag.“
 

Renji klang so erschüttert, wie sich Byakuya fühlte. Byakuya blickte, von seinem unfokussierten Starren auf die Blätter des 3. Offiziers, auf. Renji stand an der Tür, ein Arm ruhte am Türrahmen und lehnte sich hinunter, während er zu Aio sprach, die pflichtbewusst draußen kniete. „Sake, ja“, sagte Byakuya. „Sag Eishirō, ein einfacher Muroka, egal welcher Sorte, wird ausreichen.“
 

Aio schien sehr erleichtert darüber zu sein, eine genaue Aussage direkt von Byakuya zu bekommen. Sie verbeugte sich und schritt etwas zurück, um die Bitten auszuführen. Renji beobachtete, wie sie ging und etwas für einen Moment auf dem Trainingsplatz sah. Tiefe Traurigkeit trat in ihr Gesicht, bevor sich behutsam die Tür schloss. Renji ging zurück auf seinen Platz gegenüber von Byakuya und ließ sich schwerfällig sinken. Er sah so aus, als würde er seinen Kopf auf den Tisch fallen lassen, doch stattdessen straffte er seine Schultern mit einem kleinen Schütteln. „Also wird deine Familie ausrasten, huh?“
 

Byakuya konnte nicht anders, als kurz zu lachen. „Ein wenig. Aber das ist meine Sorge, Renji. Auf einer praktischen Ebene gesehen, kann Tante Masama nicht in weniger als einen Tag anreisen und das setzt voraus, dass sie nichts packt und ohne ihr übliches Gefolge aufbricht. Du wirst wahrscheinlich weg sein, wenn sie ankommt.“
 

Renji sammelte die Sachen vom Tee zusammen, um sie auf das Tablett zu stellen. „Ich vermute, das ist eine gute Sache“, sagte er. „Aber du wirst ihnen dann alleine gegenübertreten müssen.“
 

Byakuya musste daraufhin einfach lächeln. „Du wünschst dir also, in meinem Interesse zu intervenieren, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut gehen würde. Du?“
 

Renji lachte schnaubend, als er die letzte Schale auf das Tablett stellte. „Ja, nein. Nicht mit meinem Temperament.“
 

Exakt. Byakuya würde genug Mühe damit haben, seine eigenen Emotionen zu kontrollieren. Renji nahm das Tablett mit dem Tee und setzte es vor die Tür nach draußen. Byakuya bewunderte, wie schnell Renji verstanden zu haben schien, was für ein Benehmen von ihm erwartet wurde. Mit Sicherheit war es von ihm niemals verlangt worden, etwas Derartiges für Kenpachi Zaraki zu tun. Er musste all das in den paar Monaten gelernt haben, die er hier im Dienst war. Würde doch nur seine Familie diese Seite des Mannes sehen…
 

Aber das würden sie nicht.
 

Sie würden niemals in der Lage sind, weiter als auf die raue Oberfläche zu blicken. Alleine die Tattoos würden sie ins Trudeln bringen.
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. Eine Krise nach der anderen. Das war der einzige Weg, durch all das zu kommen. Renji schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als er sich wieder auf den Platz Byakuya gegenüber fallen ließ. „Irgendetwas beunruhigt dich“, sagte Byakuya. „Was ist es?“
 

Renji schielte zu Byakuya hinauf und rieb sich dann den Nacken. „Was wird die offizielle Geschichte? Ich meine der Division gegenüber. Ich wurde bereits gefragt, was passiert ist.“
 

„Ich würde vorziehen, nichts zu sagen“, sagte Byakuya. Er setzte das Journal zur Seite, um es sich später durchzusehen. Wenn er es jetzt noch weiter anschauen würde, würde er psychisch krank werden.
 

„Ich vermute, dass ist dein Vorrecht, Kommandant“, Renji blickte den Dienstplan auf dem Tisch für einen Moment stirnrunzelnd an. Dann blickte er mit einem matten Lächeln auf. „Aber ich kann diese stille, unerreichbare Nummer, die du kannst, nicht durchziehen. Ich muss irgendetwas sagen. Was möchtest du, das ich den Leuten erzähle? Wir sollten uns irgendeine offizielle Verkündung überlegen, findest du nicht auch?“
 

Es war ein schwieriges Problem. Die Leute hatten den Beginn einer Anschuldigung gehört, die deutlich an Renji gerichtet war, auch wenn, glücklicher Weise, es vage genug gewesen war. Wie auch immer, sie würden bald den Gerüchten gegenübertreten müssen, auch wenn womöglich nicht durch das Militärgericht, es sei denn natürlich, dass der 3. Offizier seinen Einsatz absichern möchte und auch noch zu Yamamoto gehen würde.
 

Wie auch immer, sie sollten anfangen darüber nachzudenken, wie sie sich verteidigen würden. Die Wahrheit war, dass Unzucht eine schwierige Sache zum Beweisen war. Wenn die 12. Division keine geheime Kameras in Byakuyas privaten Gemächer installiert haben sollte, würde es für den 3. Offizier schwierig werden, körperliche Beweise zu finden, die die Anklage stützten. Natürlich waren sie in der Welt der Lebenden indiskret gewesen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass Miisho daran denken würde, den verstoßenen Kommandanten Urahara nach einem Sexvideo zu fragen, war gering.
 

Es war also ein Spiel des Rufes. Würde die Leute Miisho glauben?
 

Außerhalb der Division war Byakuya ohne jeden Zweifel, dass die Leute es ausdrücklich nicht tun würden. Die Leute schelteten Byakuya immer noch für seine gezeigte Härte, als Renji selbstständig Ichigo gestellt hatte. Byakuya hatte ihn eingesperrt und öffentlich seine Entlassung gefordert. Dann hatten sie einen sehr zerstörerischen, blutigen Kampf. Für einen außenstehenden Beobachter würde es aberwitzig erscheinen, dass sie jemals Liebhaber sein könnten.
 

Das einzige Problem war die Angelegenheit mit Renjis Bestrafung. Die war, offiziell auf dem Papier, perfekt in den vorgeschriebenen Parametern darüber, was ein Soldat erwarten konnte, wenn er für Ungehorsam und Dienstpflichtverweigerung belangt wurde. Allerdings konnte ein ziemlich starkes Argument sein, dass der ‚Hausarrest‘ offenkundig nicht durchgesetzt wurde, und damit ‚Ordnung und Disziplin‘ von Moral untergraben wurde.
 

Das würde ein schlechtes Urteil auf Byakuyas Seite aufzeigen, doch konnte es direkt mit Unzucht in Verbindung gebracht wurde? Nein, nicht so einfach.
 

„Vielleicht“, sagte Byakuya nach einer Weile. „Wir sollten einfach sagen, dass da eine persönliche Differenz zwischen euch beiden gewesen war. Der 3. Offizier war mit meiner Entscheidung unzufrieden und hat uns verlassen.“
 

Es war jedenfalls wahr, doch sehr vereinfacht. Das Schöne daran war, dass es perfekt zu jeder Anschuldigung der Bevorzugung passte, die, sollten sie erhoben werden, Byakuya einfach zugeben würde. Es ist zwar nicht korrekt, einen Soldaten anders als die anderen zu behandeln, aber es war per se keine Straftat. Byakuya war es erlaubt, seine Division so zu leiten, wie er es wollte. Es war schlecht für die Moral, doch es war innerhalb seiner Rechte, jemanden zu unterstützen, falls er es wollte. Andere Kommandanten benahmen sich auch immer so. In Anbetracht von Byakuyas Ruf würde es zwar ein kleiner Schock sein und Yamamoto würde sich vielleicht dazu verpflichtet fühlen, ihn zu maßregeln, doch es war nichts Illegales daran.
 

Renji blinzelte einige Male. Schlussendlich sagte er: "Das war’s? Das ist alles, was wir sagen? Er ist sauer geworden und ist gegangen?"
 

Byakuya konnte sofort sehen, wie schwierig es für Renji werden würde. "Ich mache die Verkündigung, Renji. Niemand wird mich in Frage stellen und du musst nur mein Wort aufrecht halten."
 

Renji sah sichtlich erleichtert aus. "Ja, ok. Ich glaube, das kann ich tun und zumindest ist es keine Lüge."
 

Aio kam mit dem Abendessen zur Tür und Byakuya nahm sich einen Moment Zeit, bevor er sie herein rief. Sie setzte das Tablett ab und bot ihm die Flasche Sake an, damit er sie begutachtet. "Ja, der es tun. Danke." Nachdem Aio sich verbeugt und sie verlassen hatte, öffnete Byakuya die Flasche. "Nun ist die einzige Sache, in der wir sofort handeln sollten, die mit deinem Bruder und Soi Fon."
 

Renji hielt seine Schale hin, damit sie gefüllt wird. In dem Moment, als Sake darin war, leerte er sie mit einem Zug und hielt sie erneut hin. "Ich möchte darüber nicht nachdenken", gab er zu. "Ich meine, was zum Teufel? Warum tut er mir das an? Es wird fürchterlich sein, da zu stehen und ihm als den Mist zu fragen, den die Zweite wissen will, während die uns beide beobachten. Weiß er denn nicht, dass ich härter über ihn richten muss, als fast alle anderen? Und wie soll ich das bitteschön anstellen? Er ist mein Bruder."
 

Byakuya nickte, während er Renjis Schale auffüllte. "Ich bin mir sicher, dass das genau der Grund ist, warum er auf dich wartet."
 

"Ja, toll. Er weiß, wie er mich erreichen kann", schnaubte Renji und stellte die Schale lang genug ab, um unter die Körbe zu blicken. Es schien, als hätte die Köchin Renji beim Wort genommen und sich für ein einfaches Suppengericht entschieden, einem Tonjiru. Eine Art Eintopf mit in Ingwer eingelegtem Schweinefleisch und verschiedenem Gemüse. Renji begann, ihnen das Essen auszuteilen, während er weiter grollte. „Die in der Zweiten müssen ihren Verstand verloren haben, wenn sie glauben, ich bin der Typ für den Job. Ich werde nicht in der Lage sein, das durchzuziehen, wenn sie... Ah, scheiße und du weißt, dass sie das auch wissen. Er wurde bereits durchgenommen. Ich sollte noch nicht einmal dorthin gehen. Es wird mich anpissen.“
 

„Ja“, stimmte Byakuya zu. Vielleicht war das der Grund, warum Soi Fon entschieden hatte, eine Art Transfer der Befehlsgewalt zu erfragen? Vielleicht wollte sie alle Autorität haben, Renji zu bestrafen, wenn er seinen Bruder nicht zum Reden bringen würde? Oder... hoffte sie, dass Renji seine Loyalität zugunsten seines Bruders aufgab? Dieser Gedanke ließ Kälte an Byakuyas Wirbelsäule hinaufklettern und bestätigte sein Gespür erneut, dass er das Richtige getan hatte, als er verlangt hatte, an Renjis Seite zu sein. „Aber ich weiß nicht, wie wir das vermeiden können. Du musst sehr, sehr vorsichtig sein, Renji.“
 

Nachdem er seine Schale zu den Lippen gebracht hatte, seufzte Renji. „Ich werde Glück brauchen. Ich konnte noch nicht einmal mein Temperament zurückhalten, als Miisho mit dem Hundemist anfing, den ich schon eine Millionen Mal gehört habe. Wie werde ich erst drauf sein, wenn ich Seichis eingeschlagenes Gesicht sehen werde?“
 

„Ich bezweifele, dass sie ihn an eine offensichtlichen Stelle verletzt haben. Das ist kaum ihre Art.“
 

Renji hielt mitten im Kauen inne und starrte Byakuya lange an. Dann schluckte er schwer. „Genau das ist der Grund, warum sie mir eine verfluchte Angst einjagen.“
 

„Das sollten sie auch“, stimmte Byakuya zu und probierte von dem Eintopf. „Ich werde mein möglichstes tun, um so viel der Situation zu kontrollieren, wie ich kann. Ich werde auf deine Wünsche beharren, wo ich nur kann, doch wir gehen in die Höhle des Löwens. Gib dich da keiner Täuschung hin.“
 

„Wann machen wir das in letzter Zeit nicht? Himmel, ich kann nicht glauben, dass ich mich darauf freue, gegen, was auch immer, Arrancars sind, zu kämpfen.“
 

Byakuya nickte. „Ich beneide dich. Ein direkter Feind wäre eine Erleichterung.“

So Close, Yet So Far Away

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Abandon All Hope

Byakuya stellte fest, dass während Soi Fons erster Schachzug ganz klar dazu gedacht war, ihn zu verärgern, der Zweite dazu diente, Renji aus der Fassung zu bringen.
 

Ōmaeda hatte sie zum Haupteingang des Gefängnisses geführt. Direkt dahinter lag eine große Erdspalte, die das Madennest von dem Rest der Division abtrennte. Eine lange, einsame Holzbrücke knarzte, während sie schwankte. Seine unheimlich, verlassenen Geräusche ließ Byakuyas Nackenhaare aufstellen.
 

Im Gegensatz zu dem Madennest war das Gefängnisgelände vor ihnen überirdisch. Durch das verschlossene Tor konnte Byakuya den großen Hauptturm sehen, von dem sich sternenförmig barackenartigen Holzgebäude ausbreiteten. Das Gelände war groß und trostlos, es waren keine Besonderheiten oder Pflanzen zu sehen. Staubwolken schwebten vom starken Wind hinauf, der auch an seinem Haori zog.
 

„Was willst du mir damit sagen, dass ich mein Zabimaru bei dir lassen soll?“, in Renjis Stimme, die eben noch ruppig, aber mit einem Hauch Humor durchzogen war, schwang nun etwas Panik mit.
 

Es half nicht, dass die Person, die ihre Hände ausstreckte, in voller Ausrüstung der Onmitsukidō gekleidet war. Die glatte, schwarze Kleidung betonte Muskeln und Sehnen, doch verhüllte ansonsten vollständig. Byakuya war sich noch nicht einmal vollkommen sicher, von welchem Geschlecht die Person war. Nicht, dass es von Bedeutung wäre. Die Einheit impliziert nur: Gefahr.
 

„Standardprozedere, Vizekommandant“, sagte der Agent mit einem gelangweilten Ton. Er oder sie zeigte Renji eine dicke Silberstulpe. „Und sie müssen das hier auch tragen.“
 

„Was zum Teufel ist das?“
 

Byakuya erkannte es. „Es ist eine Vorrichtung, die deinen spirituellen Druck dämpft. Ich vermute, du musst es tragen, damit sichergestellt wird, dass im Inneren des Gefängnisses kein Kidō genutzt wird.“
 

„Nun ja, dann sagen sie ihnen, dass ich so etwas nicht brauche, Kommandant“, sagte Renji und drehte sich, um Byakuya einen flehenden Blick zuzuwerfen. Seine Hand lag immer noch beschützend auf Zabimaru, welches er bisher noch nicht von seinem Obi entfernt hatte. „Mein Kidō ist Scheiße.“
 

„Tu, was sie wollen, Renji“, sagte Byakuya ruhig und wünschte sich dabei, Renji mit mehr als nur einem verstehenden Blick unterstützen zu können. Doch Ōmaeda lehnte gegen die Metallstäbe des Tores, seine Arme vor der massiven Brust verschränkt und grinste über Renjis Unbehagen. Den spöttischen Ausdruck zu sehen, stieß einen heißen Stachel durch Byakuyas Herz. Also sagte er: „Aber du kannst mir Zabimaru geben.“
 

„Eh?“, fragte Ōmaeda und stieß sich von dem Tor ab,um aufrecht zu stehen. „Was soll das?“
 

„Zabimaru wird bei mir bleiben“, beharrte Byakuya. Er hielt seine Hände auf, als sei die Angelegenheit entschieden.
 

Nun zögerte Renji nicht. „Ja, ok“, sagte er, als er das versiegelte Zanpakutō aus seinem Obi zog. Dann schien es, als würde er zu Zabimaru reden: „Ich weiß, dass ihr nicht immer die besten Freunde wart, aber es ist besser, als ein Fremder, oder?“ Byakuya hätte schwören können, dass er tatsächlich ein grollendes Gelächter hörte, als Renji die Waffe in Byakuyas geöffneten Handflächen legte. Renji wiederholte Zabimarus Ansicht mit einem dankbaren Funkeln in seinen Augen. „Sie hegen zurzeit keinen Groll, oder Kommandant?“
 

„Natürlich nicht“, sagte Byakuya und schaffte es, angemessen verächtlich dabei zu klingen.
 

Ōmaeda kratzte sich die kahle Stirn über ihren Austausch. „Ich schätze, das geht in Ordnung.“ Zu Renji sagte er dann: „Du weißt, dass dein Kommandant weiter weg sein wird, als das Fronttor, ja?“
 

Renji nickte, seine Augen blieben auf Zabimaru, während sich Byakuya rührte, um das Zanpakutō an seiner Seite, neben Senbonzakura, zu halten.
 

Ōmaeda hatte bereits auf dem Weg zum Gefängnis erklärt, dass sie getrennt werden würden. Byakuya würde von da zum Beobachtungsareal irgendwo im Hauptgebäude der Divison gehen. Soi Fon würde dort warten. Zusammen würden sie das Gespräch beobachten, indem sie irgendein Funk-Kamera-System verwenden, welches ohne jeden Zweifel von der 12. Division für sie erschaffen worden war. Byakuya hatte gehofft, körperlich näher an Renji zu bleiben, sollte eine Betreuung oder Rettung notwendig sein, doch offensichtlich hatte das Soi Fon vorausgesehen.
 

Es gab nichts, was sie noch dagegen tun könnten, außer zu hoffen, dass Soi Fon wirklich auf ihrer Seite war.
 

Byakuya konnte es nicht ertragen, Renji in irgendeiner Art gefesselt zu sehen, daher drehte er sich um und begab sich auf dem Weg zurück. Wie erwartet, huschte Ōmaeda zu seiner Seite. „Ich vermute, sie sind bereit zu gehen, huh, Kommandant?“
 

„Lass uns das hinter uns bringen“, stimmte er matt zu. „Ich habe weitaus wichtigere Dinge zu erledigen.“
 

Doch Byakuya umklammerte mit seiner Hand Zabimaru, um sich davon abzuhalten, beunruhigt zurückzublicken.
 


 

Renji wusste, dass er sich nicht sträuben sollte, aber gottverdammt, er schaffte es nicht, dass sie die Stulpe ohne einen Kampf um seinen Arm schlagen konnten. Er war froh, dass Byakuya gegangen war, so konnte der Kommandant nicht sehen, wie ein schändlicher Haufen von Onmitsukidō-Typen ihn in ihren geübten Griffen hielten, während drei von ihnen langsam seinen Arm griffen, um ihn auszustrecken. Die Haupttorwache hing fast schon über seinen Arm, während er durch zusammengebissenen Zähnen sagte: „Sie könnten wenigstens versuchen, etwas mehr zu kooperieren, Vizekommandant!“
 

Seine Muskeln hatten diesen Zeitpunkt ausgewählt, um aufzugeben, also war es eh egal. Die Stulpe rastete mit dem Laut von kaltem Metal ein.
 

Renji spürte, wie die anderen ihre Griffe lockerten. Er schüttelte sie ab und hatte gerade wieder angefangen, wieder zu Atem zu kommen, als die Stulpe an seinem Handgelenk anfing zu zischen und kleine, pinke Funken auszuspucken. Plötzlich wurden die Griffe um ihn wieder fester.
 

„Was ist das?“, fragte eine Wache und blickte in Renjis Gesicht. „Du bist Kommandantenlevel?“
 

Renji grinste sie knurrend an. „Das wusstest du nicht? Ich dachte, ihr Typen seid die Spionagetruppe.“
 

Die Wache ließ ein ganzes, blumiges Potpourri an Flüchen hinaus. „Du musst noch ein Zweites tragen.“
 

Also begann der Kampf von vorne.
 


 

Byakuya bemühte sich, Vizekommandant Ōmaedas konstantes Brabbeln während des Rückwegs auszublenden. „Du solltest wirklich mein Anwesen besuchen“, schlug er vor, während er seinen Ellbogen bedeutungsschwanger in Byakuyas Seite rammte. „Ich habe eine begehrte Schwester. Du bist jetzt schon lange genug Witwer, oder nicht?“
 

Zabimaru knurrte in seiner Hand. Byakuya konnte nur zustimmen. Eine weitere Minute und er wäre versucht zu gucken, ob Renjis Zanpakutō seine Zähne für ihn entblößen würde.
 

Ein bebendes und bejahendes Gezische ging durch Byakuyas Kopf.
 

Geschockt blieb er stehen. Er stand in der Mitte des hölzernen Weges und starrte auf Zabimaru. Ōmaeda fuhr einfach mit seinem Gerede fort, die die Optik seiner Schwester lobte, unbeirrt von der Tatsache, dass Byakuya nun eine Schritte hinter ihm war. Byakuya hob Zabimaru an. Das gesprenkelte Licht, dass durch die Baumkronen fiel, dämpfte das markante Blutrot, das um den Griff gebunden war. „Das würdest du?“, wisperte er. „Du würdest dein Shikai für mich freisetzen?“
 

Ja, zischte die Stimme, dieses Mal deutlicher.
 

Wenn das diesen Idioten zum Schweigen bringt, fügte eine zweite Stimme mit eigenartigem Klang hinzu. Doch du wirst niemals die Fähigkeit haben, uns zu kontrollieren. Es ist besser, wenn du uns versiegelt benutzt.
 

„So befriedigend es vielleicht wäre, aber ich kann ihn nicht wirklich töten“, sagte Byakuya trocken.
 

Leider!, zischte Zabimaru, doch einen Hauch Vergnüngen war in der kalten, reptilienartigen Stimme zu hören.
 

Ōmaeda hatte endlich realisiert, dass Byakuya nicht mehr neben ihm war. Er lief zurück und fragte: „Sind sie in Ordnung, Kommandant?“
 

Er blickte noch einmal auf Zabimaru und schüttelte dann verwundert den Kopf. Renji war bis ins tiefste Innere unorthodox. Zu Ōmaeda sagte er dann: „Ja, mir geht es gut. Wie auch immer, Zabimaru hat mich nur darüber informiert, dass er sie wesentlich weniger mag, wie ich es tue.“
 

Ōmaeda blinzelte Byakuya, mit dümmlich offen hängenden Unterkiefer, an. Dann kräuselten sich seine dicken Lippen zu einem Lächeln. „Haben sie gerade gesagt, dass sie mich mögen?“
 

Byakuya seufzte und stampfte an ihm vorbei.
 


 

Statt zu einem der Gefängnisbarracken zu gehen, wie Renji erwartet hatte, hatten sie ihn zu dem großen, zentralen Turm geführt. In den letzten paar Minuten waren sie im Inneren nach oben gegangen. Renji vermutete, dass sie nahe der Turmspitze sein mussten, nachdem sie mehrere Sicherheitspunkte durchschritten hatten. An jedem Punkt wurde Renji eingehend untersucht und die Reiatsu-unterdrückenden Armstulpen geprüft und überprüft. Selbst seine Eskorte fand die Routine ermüdend und begannen damit, die überraschte Frage vorauszuahnen und mit einem ungeduldigen „Ja, Kommandantenlevel“ zu beantworten.
 

Gitterstäbe öffneten sich und Renji und seine Eskorte passierten den letzten Sicherheitspunkt und kletterten eine schmale Treppe hinauf. Während sie aufstiegen wurde es offensichtlich, dass sie die Spitze des Turms erreicht hatten. Ein einziger, abgeschlossener Raum dominierte den runden Platz. In präzisen Abständen entlang der Wand standen Dutzende von vermummten Wachen, die in den Raum hineinblickten. Jeder mit einem Sponton und einem Zanpakutō bewaffnet.
 

Renji ließ seinen Blick über sie gleiten, zählte, überlegte. Ihre Uniformen und die versteckten Gesichter erinnerten Renji sofort an die Wachen, die Rukia zu einem anderen Turm gebracht hatten, dem Senzaikyū. Was war das überhaupt mit Türmen und seiner Familie?
 

„All das für ein halb verhungertes Kind auf dem Rukongai, huh?“, fragte er die Eskorte. „Scheint ein wenig übertrieben, oder nicht?“
 

„Wenn sie mir bitte folgen würden, Vizekommandant“, sagte die erste Wache. Vor der Tür des zentralen Raums hielt er an und zog etwas aus der Innenseite seiner Tasche im Shihakushō. Er hielt es zwischen Finger und Daumen ausgestreckt und Renji dachte, dass es aussah, wie eine kleine, schwarze Perle. „Das ist ein Ohrstöpsel“, erklärte die Eskorte. „Es erlaubt dir, Fragen von oder an das Hauptquartier zu stellen beziehungsweise zu richten.“
 

Renji nahm es vorsichtig und hob es zu seinem Ohr. Gerade, als er sich fragte, wie das Ding sicher im Ohr bleiben würde, spürte er, wie etwas wie Insektenbeine davon ausgingen. Er hätte es vor Überraschung fallen gelassen, doch es krabbelte bereits tiefer in sein Ohr, kitzelte dabei etwas so tief in seinem Ohrenkanal, dass er husten musste. „Was zum Teufel?“
 

Die Wache gab ihm ein mattes Lächeln. „Du kannst der Zwölften dafür danken.“
 

„Wunderbar“, murmelte Renji und befühlte den harten, insektenpanzerartigen Knopf in seinem Ohr mit einem Finger. „Weiß es, wann es wieder rauskommen muss?“
 

„Es reagiert auf Funkwellen“, nickte die Wache. „Sobald du online bist, werden wir weitermachen.“
 

Als wäre das der Einsatz gewesen, knisterte etwas in seinem Ohr, gefolgt von einem Gefühl, das einem Ploppen nicht ganz unähnlich war. Dann war da eine blecherne Version von Soi Fons Stimme: „Wir sind bereit, wenn du es bist, Vizekommandant.“
 

Bereit? Renji fühlte sich weit davon entfernt. Dennoch blieb ihn nicht viel mehr übrig, als sich Kopfüber hineinzustürzen. „Ja, ok. Legen wir los.“
 

Die Wache tippte sich gegen das Ohr und schien selbst ein Signal zu erhalten. Er nickte kurz als Antwort auf den stillen Befehl. Dann trat er auf Seite und schob die Tür für Renji auf.
 

Renji machte sich mit einem vorsichtigen Atemzug auf das Schlimmste gefasst und machte einen Schritt hinein. Das Innere des Raumes war überraschend hell, Sonnenlicht fiel durch eine Reihe Dachfenster an der hohen Decke hinein. Das war eine erfreuliche Sache daran. Der Raum war schmal und eng und roch nach Blut und dem kalten Hauch von Angst.
 

Seichi kniete auf dem Flur, sein Kopf tief gebeugt. Alles, was Renji sehen konnte, war das zerzauste hellbraune Haar, immer noch ein wahlloses Durcheinander von verzwirbelten, matten Klumpen, die mit einer Vielzahl von Fetzen und bunten Stoffstücken zusammengebunden war. Seine krumme Haltung sah sehr geschlagen aus, doch trotz der Tatsache, dass er ganz klar ein Bad brauchte, schien er ziemlich gesund.
 

Zwei weißgekleidete Wachen standen an jeder Seite von ihm, hielten jeweils einen Sponton, die Renji sofort in dem geschlossenen Raum aufspießen könnten. Seichis Handgelenke waren vor ihm gefesselt, eingeschlossen in hölzernen Handfesseln. Seine Finger waren auf dem Tatami gespreizt und zeichneten Zeichen: ‚Flipp nicht aus/Bleib locker‘.
 

Renji schnappte trotz der Warnung nach Luft, als Seichi sein Gesicht hob.
 

In der Mitte von Seichis Gesicht war ein dickes, schwarzes Tattoo – die Art, die verwendet wurde, um Kriminelle zu kennzeichnen. Es war ein einziges Wort.
 

Hund.
 

Diese verfickten Bastarde.
 


 

„Versuchen sie absichtlich meinen Vizekommandanten zu provozieren?“, keifte Byakuya.
 

Er saß mit Soi Fon vor einem großen, flachen Bildschirm, der aus der Wand gewachsen zu sein schien. Sogar mit pulsierenden Tentakeln. Der Raum hatte offensichtlich früher einmal Yoruichi gehört, denn es war sonst mit komfortablen, vornehmen Kissen gefüllt. Viele Fenster erfüllten den Raum mit warmem Sonnenlicht. Soi Fon sah absolut fehl am Platz aus, nicht in der Lage, ihre steife Haltung zu entspannen.
 

Byakuya hielt Zabimaru auf seinen Knien und spürte einen Anfall von Panik, als die Energie des Schwertes zu verdampfen schien. Plötzlich fühlte es sich an, als würde er kalten Stahl halten, nicht mehr als ein Asauchi.
 

Der Dämon.
 

Lieber Himmel, der Dämon kam zum Vorschein.
 

„Beende es augenblicklich“, sagte er und sprang auf die Füße. Er hatte Zabimarus leere Hülle fest in der Hand, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Ich fordere einen unverzüglichen Abbruch. Holt Renji sofort da raus.“
 

Soi Fon neigte ihren Kopf, um zu ihm aufzublicken. Ihre scharfen Gesichtszüge studierten Byakuya sorgsam. Ihre Stimme war weich und eben, als sie fragte: „Wovor haben sie Angst, Kommandant Kuchiki?“
 

„Das“, sagte er und deutete dabei auf den Bildschirm und die Kamera, die auf das Zeichen auf der Stirn von Renjis Bruder gerichtet war. „Es ist nun mehr als klar, dass du uns unter einem falschen Vorwand hierhergelockt hast. Die Revolutionäre sind nicht dein Ziel“, Byakuya könnte spüren, wie die Ruhe aus seiner Stimme wich. „Was kann mit dieser abgesprochenen Schikanierung erreicht werden?“
 

„Wir haben einen neuen Auftrag“, sagte Soi Fon einfach. „In Folge von Aizens Verrat ist es die Pflicht der 2. Division, potenzielle Bedrohungen innerhalb der Hofgarden aufzudecken.“
 

„Renji ist vollständig loyal gegenüber den Hofgarden“, beharrte Byakuya.
 

Sie blickte wieder zum Bildschirm, als würde sie ihn entlassen und sagte: „Dann sollten sie nichts zu befürchten haben, Kommandant.“
 


 

Hund auf seinem Gesicht und auf die Knie hinuntergedrückt.
 

Es war wie dieser Moment, vor langer Zeit, als Renji gezwungen war, einen weiteren Bruder sterben zu lassen. Nur dieses Mal würde er sie töten. Alle töten.
 

Er spürte, wie er selbst einsackte, während etwas anderes aufkam.
 

Die silbernen Armstulpen an Renjis Handgelenken begann einen Kurzschluss zu erzeugen und machten laute Summ- und Plopp-Geräusche. Pinke Blitze wölbten sich von Metall zu Haut und ließen Funken regnen. Doch dann, plötzlich, war er nicht mehr alleine. Selbst als Renjis Seele vor Wut aufheulte, legte sich eine übernatürliche Ruhe auf seine Schultern. Wie eine warme Berührung breite sie sich langsam durch seinen Körper aus, beruhigte bebende Muskeln, lockerten seinen zusammengebissenen Kiefer, entspannte seine Fäuste, die sich an seiner Seite geballt hatten.
 

Zabimaru.
 

Ruhig, zischte eine Stimme. Wir sind bei dir.
 

Seichis Stimme war angespannt und schwach, als er nervös anbot: „Ich vermute, wir passen jetzt zusammen, eh?“
 

Renjis erwidertes Grinsen war nur ein bisschen zu breit, doch er schaffte es, absolut ruhig zu klingen. „Ja, aber irgendein Amateur hat deine gemacht. Was zum Teufel, Bruder, die haben dir noch nicht einmal anständige Augenbrauen verpasst.“
 

Er beobachtete die Wachen vorsichtig, als er nach oben griff, um sein Bandana aufzuknoten. Als er jedoch einen Schritt nach vorne machte, waren 2 Spitzen auf sein Herz gerichtet. Er hob die Hände langsam, doch irgendwo in seinem tiefsten Inneren, zog ein Dämon seine Kreise.
 

„Ich leihe Seichi nur das, verstanden?“, sagte Renji in die Luft. Er blickte umher und fragte sich, ob die Kameras sehen konnten, wie seine Pupillen geschrumpft und sich rötlich gefärbt hatten oder ob dieses Vieh in seinem Ohr, die Schreie des Dämons empfangen konnte. Sicher konnten sie sehen, da er die Arme gehoben hatte, wie die Armstulpen so sehr spritzten und spuckten, dass sie sich von Pink zu Silber färbten. Doch die Ruhe kam durch den Nebel, trieben Renji an, zu sagen: „Ich bin hier, um einen Job zu erledigen, doch ich brauche eure Beleidigung nicht hinzunehmen, oder?“
 

Eine lange, angespannte Stille folgte. Die Spitzen der Sponton blieben auf sein Herz gerichtet.
 

„Sie möchten ihre Informationen, oder nicht, Kommandantin Soi Fon? Darum bin ich hier… Richtig?“, fragte Renji. „Lasst mir nur diese eine Sache und dann ist die Show ihnen alleine.“
 

„Also gut“, gleichzeitig zu Soi Fons Stimme, die in sein Ohr sprach, wurden die Waffen mit Präzision gehoben.
 

Nach ein paar Schritten vorwärts kniete Renji vor seinem Bruder. Mit bedachtsamen Bewegungen richtete Renji den Stoff. Seichis dicke Dreadlocks machten es schwierig, um seinen Kopf zu kommen, bis Renji ein paar zur Seite schob, um die über das Bandana zu legen. Als Renji sich vorbeugte, um es festzubinden, wisperte Seichi ängstlich: „Warum bist du hier, Renji? Ich habe ihnen bereits alle Fragen beantwortet… Ich habe ihnen gesagt, dass du nichts damit zu tun hast.“
 

Renji zog sich überrascht zurück. Er griff nach Seichis Schultern und suchte den Blickkontakt. „Was? Hast du diesen Blödmännern nicht gesagt, dass du nur mit mir redest?“
 

Die Wachen verlagerten leicht das Gewicht ihrer Füße. Seichis Mund schloss sich schnell und er beugte seinen Kopf tief. Renji brauchte nicht einmal das leichte Kopfschütteln zu sehen, um die Antwort zu wissen.
 

Er ließ Seichi gehen und stand auf. „Was zum Teufel ist das? Was geht hier vor?“
 

„Bist du bereit, die Fragen zu fragen, Abarai?“, fragte Soi Fons Stimme scharf.
 

Renji lachte, spürte wie der Dämon sich auflöste. Wie er sein Herz losließ und weg glitt, dorthin zurück versank, aus welchen Tiefen er auch immer gekommen war. „Sicher“, sagte er. „Warum nicht? Wir können genauso gut die Farce fortsetzen.“
 


 

„Siehst du?“, fragte Byakuya. Die Erleichterung erlaubte ihm, sich endlich zurück in die Kissen fallen zu lassen. Zabimaru fühlte sich immer noch leer an, doch plötzlich erfüllte ihn diese Tatsache nicht mehr mit Furcht. Stattdessen bemerkte er, dass er ein stilles Gebet des Dankes an den Nue richtete.
 

Soi Fons Gesicht war verbissen und frustriert, als sie warnte: „Es ist noch nicht vorbei.“
 

Doch das war es.
 

Byakuya entspannte sich in Yoruichis Kissen, nicht länger besorgt. Renji hatte Zabimaru und die Wahrheit. Das war alles, was er brauchte. Egal welche Provokation Soi Fon noch für ihn parat hatte, Renji und Zabimaru würden dem gemeinsam widerstehen. Vielleicht würde er später darüber wüten, wie erbärmlich Seichi als Köder für all das benutzt wurde, doch vielleicht würde Renji von dem Fakt getröstet, dass es offensichtlich war, dass Seichi ein Abarai war – Genauso tapfer und selbstlos wie sein Bruder.
 

„Du wusstest bereits, dass Renji nicht an der Revolution beteiligt war“, bemerkte Byakuya, hörte den Fragen nur halb zu. „Also auf was genau hast du gehofft?“
 

„Dein Vizekommandant hatte bereits seine Bereitschaft gezeigt, für seine Familie zum Verräter zu werden“, antwortete Soi Fon, ihre Augen suchten den Bildschirm ab.
 

„Und du hast gehofft, ihn noch einmal dabei zu erwischen“, nickte Byakuya verstehend. „Doch es ist nicht so, oder? Die Wahrheit ist, dass Renji einer der wenigen war, der nicht nur vermutet hatte, dass etwas faul an den Befehlen von Central war, sondern der auch die Nerven hatte, dagegen zu handeln. Zurückzudrängen und das Gesetz zu brechen, um das zu beweisen. Denke an meine persönliche tiefe Schande, als herauskam, dass er richtig lag und mir bewusst wurde, dass ich die Möglichkeit hatte, es mir anzuhören. Doch ich hatte abgelehnt.“
 

Leise richtete Soi Fon eine weitere Frage zu Renji durch ihr Mikrofon und drehte sich dann zu Byakuya um. „Er hatte Glück. Du gibst ihm weitaus mehr Vertrauen, als er verdient.“
 

Byakuya blickte auf Zabimaru in seinem Schoß hinunter. „Vielleicht“, gab er zu und strich mit den Fingerspitzen über die weiche Lederhülle. „Doch vielleicht habe ich ihm auch zu viele Vorwürfe gemacht.“
 

Sie runzelte die Stirn. „Was soll das bedeuten?“
 

„Ich habe etwas sehr wichtiges an Zabimaru missverstanden“, erklärte er. „Doch wie auch immer, das ist etwas zwischen meinem Vizekommandanten und mir.“ Er hob die Hand zur Scheinbefragung, die sich auf dem Bildschirm abspielte und fuhr mit dem Thema ihrer Unterhaltung fort. „Du siehst nun, dass Renji entsprechend handelt, wenn es um Gerechtigkeit geht. Er versteht, dass ein wahres Verbrechen bestraft werden muss. Auch wenn du seinen Bruder absichtlich auf die provokanteste Art, die überhaupt möglich war, verunstaltet hast, akzeptiert Renji das. Du kannst seine Loyalität gegenüber den Hofgarden nicht länger anzweifeln. Du musst das sehen, was ich sehe: Ein Soldat, der seine Pflicht ungeachtet der persönlichen Kosten verrichtet.“
 

„Das tue ich“, antwortete Soi Fon knapp. „Ich bin jedoch weniger überzeugt, dass er dieses Mal nicht einfach Glück hatte, aber ich muss deinem Punkt nachgeben.“
 

Byakuya nickte. „Ich schätze deinen Willen, dies zuzugeben.“
 

Sie sprach in das Mikrofon, um die Befragung zu beenden. Sie stand auf und richtete die Worte wieder zu Byakuya. „Du hast eine solche Bewunderung für ihn. Wirst du für seine Kommandantenprüfung stehen?“
 

„Wenn die Zeit kommt, werde ich das“, sagte Byakuya und erhob sich ebenfalls.
 

Sie ließ ein spöttisches Lachen heraus. „Wenn die Zeit kommt? Abarai hätte beinahe meine Armstulpen zerstört mit seinem Kraftanstieg. Was für ein Meilenstein muss er deiner Meinung nach noch überqueren?“
 

„Kontrolle“, sagte Byakuya ehrlich. Dann blickte er zu Zabimaru herunter und fügte hinzu: „Doch das ist nicht so weit weg, wie ich einmal befürchtet hatte.“
 


 

Renji schüttelte immer noch seinen Kopf, als die Wache die Tür aufschob. Die Stimmung hatte sich sofort gewandelt, als die Befragung angefangen hatte. Jeder außer ein armer, verängstigter und irritierter Seichi war gelangweilt und desinteressiert.
 

Sie hatten noch nicht einmal etwas gefragt, was Renji wirklich wissen wollte. Wie Seichi es getan hatte? War sein Bruder schuld an Fujimotos Mord? Was hatten die Rebellen dabei gehofft zu gewinnen, in dem sie eine Fußpatrouille der 6. Division attackiert hatten? War es eine zufällige Gewalttat oder waren sie hinter jemanden oder etwas Speziellem her gewesen?
 

Statt dessen war alles: ‚Wo warst du in der Nacht?‘, ‚Wo waren deine Gefährten?‘, ‚Kannst du die Szene beschreiben?‘ und ‚Wer ist alles in eurer Organisation…?‘. Dinge, die sie Seichi bereits eine Millionen Mal gestellt haben mussten.
 

Was zum Teufel.
 

Untersuchte überhaupt jemand Fujimotos Tod?
 

„Was ein Haufen Schwachsinn“, grummelte Renji. Er blickte zurück zu den Wachen, die Seichi auf seine Füße zogen. Renji deutete mit seinem Daumen dorthin und fragte: „Was passiert jetzt mit ihm?“
 

Die Wache, die die ganze Zeit am Freundlichsten gewesen war, hob die Schultern. „Wir bringen ihn zurück in seine Gefängnisbarracke und da bleibt er, bis ermittelt wurde, ob er Schuld an dem Mord ist oder nicht. Wenn er es ist, wird er gehängt. Wenn nicht, wird das Tattoo als Strafe genug erachtet und er wird freigelassen.“
 

„Warte, was? Also ihr Jungs wisst noch nicht einmal, ob er es getan hat?“
 

Die Wache hob friedvoll die Hände und sagte: „Ich bin nur die Wache, Kumpel. Du musst dich an die Ermittler wenden, wenn du Details wissen möchtest.“
 

„Wie ist es, wenn ich einfach ihn frage“, schlug Renji vor und deutete mit seinem Kopf in Richtung Seichi.
 

„Tu, was du nicht lassen kannst“, sagte die Wache. „Wir gehen eh alle in die gleiche Richtung. Hey, Yogi, komm rüber. Lass den Vizekommandanten ihn übernehmen.“
 

Yogi, einer der weißgekleideten Wachen sah überrascht aus, was entweder am Befehl lag oder am Laut seines Namens. Er schien einen Moment verwirrt, doch nickte dann und bot Renji dann an, seinen Platz zu übernehmen und einen von Seichis Armen zu halten.
 

Seichi blickte nervös zu Renji, doch dieser drückte den Arm beruhigend. „Ich möchte deine neue Bude sehen“, sagte Renji.
 

„Oh, du wirst furchtbar beeindruckt sein, Renji. Es hat sein eigenes Dach und alles“, sagte er, ein wenig von seinem vorherigen Humor kam zurück.
 

„Ein Dach, huh? Ich verstehe, wie das jetzt ist. Du bist jetzt Herr Bonze, eh?“
 

„Nun ja, ja. Schau dir mein Gefolge an“, Seichi deutete, in dem er die Handfesseln hob. „Offensichtlich bin ich der Prinz von dem Ort hier.“
 

Sie gaben tatsächlich eine imposante Parade ab: Zwei Mitglieder der Onmitsukidō am Anfang, Renji und ein weißgekleideter, Sponton-Halter auf jeder Seite von Seichi und der übriggebliebene Typ, Yogi, der hinter ihnen her trottete.
 

Der Hauptturm an sich war so viel dunkler, dass Renjis Augen einen Moment brauchten, um sich daran zu gewöhnen. Bald stapften sie die endlosen Treppen hinab, hielten an jedem Sicherheitspunkt. Doch rauszukommen, war viel müheloser, als hineinzukommen. Es gab keine Fragen, außer zu welcher Barrackennummer Seichi zurückkehren würde. Einige Wachen blickten Seichi nur an und notierten etwas mit den Worten „Zwanzig, richtig?“.
 

Offensichtlich hatte Seichi Renjis Stirnrunzeln nach einer diese Austausche bemerkt und erklärte: „Es gibt selbst hier eine Hierarchie. Niedrigere Distrikte bekommen die niedrigsten Nummern. Da sind genug von uns aus Inuzuri und Zaraki, dass wir einen eigenen Ort haben.“
 

„Nett“, murmelte Renji.
 

„Wie du dir vorstellen kannst, hat es alle neusten Annehmlichkeiten“, sagte Seichi.
 

Bedeutete also das Schlimmste vom Schlimmsten. Super. Renji hatte ein wenig Frieden mit alldem schließen können, doch nun begann es wieder, an ihm zu nagen.
 

Sie traten aus dem Turm hinaus, auf den staubigen Hof. Wind heulte an den Ecken des Gebäudes entlang.
 

„Aber vielleicht verdienst du Schlimmeres, huh?“, fragte Renji. „Hast du es getan, Seichi? Hast du meinen Soldaten umgebracht?“
 

„Ich war da“, sagte Seichi. Sein Lächeln fiel in sich zusammen und seine Stimme klang kühler, furchtsamer.
 

„Warum hast du das getan? Ich meine, was hat sie dir getan? Es ist nicht so, als würde unsere Patrouille Geld oder Güter transportieren. Da gab es kein Gewinn dran, oder?“
 

Seichi schüttelte den Kopf, sein Gesicht zusammengekniffen. „Ich hatte nichts davon gehört, dass du in der Sechsten bist, Renji. Ich schwöre, ich habe es erst herausgefunden, als es zu spät war“, sagte er sanft. „Wir wussten nur, dass sie zum Kuchiki gehören.“
 

Oh. Also ging es darum, die Adelshäuser zu treffen. Scheiße. Renji haute Seichi auf den Kopf, überraschte damit die Wachen und Seichi. „Die Soldaten, die du umgebracht hast, warum vom Rukongai, du Volltrottel“, sagte er. „Fast alle gewöhnlichen Soldaten sind das, besonders die, die im Feld sind, du verdammter Idiot.“
 

„Nenne ein besseres Ziel im Rukongai“, protestierte Seichi.
 

Renji kannte da ein paar, inklusive der Versorgungslinien für Essen und Güter, die direkt an die Adelshäuser statt den Hofgarden gingen. Natürlich waren das zivile Handelsleute, welche, die von den Hofgarden beschützt wurden. Doch selbst dann, diese Personen zu überfallen war nicht nur ein direkter Schlag gegen die Adeligen, sondern sie würden auch Güter erlangen, die man Essen oder mit denen man handeln konnte… Und dann waren da noch Einrichtungen, die direkt auf Adlige mit zu viel Geld und Zeit abzielten… also… „Warte, sagst du mir, dass du und deine dummen Kameraden sich überall im Rukongai umgeschaut hattet und dann euch gesagt habt: ‚Wisst ihr was? Diese eng verbundene, hoch trainierte Kampftruppe, die bis zu den Zähnen mit lebenden Waffen bewaffnet ist, scheint das perfekte Ziel. Denn, wisst ihr, wir haben Steine und Stöcke. Niemand kann gegen Steine was ausrichten!‘ Habt ihr Steine statt Hirne oder sonst was?“
 

Seichi errötete und schaute weg. „Du warst immer der Schlauere, Renji.“
 

Renji lachte. „Möge Gott dir beistehen. Aber man muss nicht schlau sein, um herauszufinden, dass das nicht nur eine schlechte Idee, sondern auch Selbstmörderisch ist. Wer hat dich dazu überredet, huh? Denn du kannst mir nicht sagen, dass keiner aus deiner Truppe auf die Widrigkeiten geguckt hat und ‚Keine verschissene Möglichkeit‘ gesagt hat.“
 

Die waren zu der hintersten Tür am Ende eines langen Barackengebäudes. Renji konnte die Geräusche eines Streits im Inneren hören. Genau wie er gedacht hatte, wurde der Ort hier angeführt von demjenigen, der am Stärksten war und die Wachen stellten nur sicher, dass niemand dem Gelände entkam. Er erschauderte. Es gab vermutlich auch ein Rattennest da drin. Es roch, wie ein Schweinestall und sie hatten noch nicht einmal die Tür geöffnet.
 

Seichis Mimik um den Mund herum war hart geworden. „Du würdest es nicht verstehen, Renji.“
 

„Da liegst du richtig, das tue ich nicht“, sagte er.
 

Sie standen vor der Tür zur Baracke, während einer der weißgekleideten Wachen einen Schlüssel hervorholte und Seichis Handfesseln öffnete.
 

Renji trat aus dem Weg, um sie übernehmen zu lassen. „Wer auch immer euch Idioten mit dem Rat gefüttert hatte, hat mich euch gespielt, Seichi. Die waren nicht Teil eurer Rebellion, sie stellten sicher, dass ihr gefangen genommen werdet. Scheiße, du Volltrottel kannst von Glück reden, dass ihr überhaupt jemanden töten konntet, bevor ihr abgeschlachtet worden seid. Wenn du deine Anführer schützt, werden sie dir todsicher den Gefallen nicht erwidern.“
 

„Er ist eh weg“, sagte Seichi. „Verschwunden. Wir sind nun auf uns alleine gestellt.“
 

„Und wie ist das gelaufen für dich?“, spottete Renji, doch der Spott erstarb in seiner Kehle, als die Fesseln entfernt wurden und ein dünnes Metallband an Seichis Handgelenk im Sonnenlicht glitzerte. Er griff nach Seichis Arm und schaute es sich an. Sicher, es war dünner, doch sonst sah es genau so aus, wie die, die er um den Arm tragen musste. „Was zum Teufel ist das?“, forderte er von der Wache zu wissen.
 

„Standardprozedere“, antwortete einer von ihnen.
 

„Hält sich davon ab, streitlustig vor Hunger zu werden“, sagte ein anderer.
 

Denn sie waren alle hungrig. Jeder in dem Gefängnis hatte genug spirituelle Energie, um zu kämpfen, also hatten sie natürlich auch Reiatsu. Renji suchte den Blick von Seichi. „Warum bist du nicht zur Akademie gegangen, als du die Möglichkeit hattest?“
 

„Mit meinem Strafregister hätten sie mich nicht genommen“, sagte Seichi. „Außerdem hat mich das nie interessiert. Ich möchte kein Werkzeug wie du werden, Renji. Ich möchte nicht im Himmel dienen – mich vor den Bastarden, die uns unten halten verbeugen und kriechen. Die uns absichtlich verhungern lassen, die uns leiden und sterben lassen. Scheiß darauf, Bruder. Scheiß auf all das.“
 

Die Wachen bewegten sich, um Seichi in die Baracke zu bringen und Renji war gezwungen, ihn loszulassen.

To Serve in Heaven

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Written in the Scars

Byakuya wachte von einem schmerzenden Kater und einem kleinen Befall von Höllenschmetterlingen auf, die seine Nase kitzelten. Ihre wilden Flügelschläge ließen ihn schwindelig werden, also wedelte er sie weitgenug weg, um sich zu orientieren.
 

Wo war er? Byakuyas Augen waren so verklebt, dass er kaum sehen konnte. Seine Zunge fühlte sich…pelzig?... an und alles schmeckte nach Staub und Fäule. Er hatte keine Ahnung wo oder mit wem er war. Doch jemand schnarchte neben ihm und dessen warmer, schwerer Arm war vertraut über Byakuyas Bauch drapiert.
 

Es musste Renji sein. Es war immer Renji. Und mit ein bisschen Glück würde es so für immer sein: Aufwachen mit Renji. Doch irgendwann wäre es nett, wenn er aus der Welt der Lebenden solche Nasen-Dinger mitbringen würde, die gegen das laute, schnaubende Schnarchen helfen sollen.
 

Die Flügel der Schmetterlinge kitzelten wieder Byakuyas Nase. Er versuchte mit schwerfälligen Fingern durch sein Haar zu gehen, nur um zu entdecken, dass er immer noch den Kenseikan trug. Das war seltsam. Nun ja, er dachte, dass es vermutlich besser war, als es zur Seite zu werfen oder, um Gottes willen, das verdammte Ding zu verlieren. Wie auch immer, die knöchrigen Kurven waren so verschoben, dass sie fest genug in die Haut seiner Stirn stachen, dass Byakuya befürchtete, dass dort ein blutiger Striemen war.
 

Flügel drängten sich wieder auf, kitzelten Byakuya genug, dass er niesen musste.
 

Mit einem Grunzen richtete er sich in eine sitzende Position auf. Die Bewegung veranlasste ihn, einige Momente mit dem Kopf zwischen dein Knien und stöhnend dort zu sitzen und die Hände an den Kopf zu legen. Wie viel hatte er getrunken? Und wann hatte sich alles in seinem Kopf zu Stein und in seinem Magen in Säure verwandelt?
 

Byakuya stabilisierte sich an der soliden Stärke von Renjis Schulter. Also Byakuyas Finger den Stoff des Shihakushō spürte, öffnete er seine verschlafenen, schmerzenden Augen, um zu sehen, wie Renji angewinkelt auf seiner Seite lag. Halb bedeckt von dem oberen Teil seiner Uniform. Seine roten Haare fielen ihm zerzaust ins Gesicht und ein… paillettenbesetztes Kissen? Ja, da waren kleine, reflektierende und bestickte Kissen überall auf dem Futon, genauso wie kunstvoll angerichtete Kissenberge auf dem Boden eines kleinen Raums mit niedriger Decke. Schimmerndes, hauchdünnes Material war in Wogen im Raum drapiert, um den Anschein einer Art Zelt zu erwecken oder… Byakuya war sich nicht sicher, aber es wirkte ein wenig kitschig im gebrochenen Tageslicht. Eine Tube Gleitgel mit der Aufschrift ‚ökologisch, vegan, Schokoladengeschmack‘ lag auf dem Boden und dennoch schien Byakuya fast vollständig angezogen, wenn auch ein bisschen zerknauscht. Lieber Himmel, er trug sogar noch seinen Haori. Es war furchtbar zerknittert… Warum hatte er ihn nicht ausgezogen? Er musste schrecklich aussehen.
 

Vier Höllenschmetterlinge flogen vor Byakuyas Nase, das Wirrwarr aus schwarzen Flügeln drehte ihm den Magen um.
 

„Ja, ja. Was ist?“, keifte er.
 

Plötzlich antwortete ihn eine Mehrzahl an Stimmen. Er musste sie verlangsamen, sie eine Sortierung nach Ankunft einnehmen lassen, sonst würde er sich übergeben. Doch zum Glück gehorchten sie schnell seinem scharfen Kommando. Einmal in einer Reihe, ließ er sie die Nachrichten überbringen.
 

Der Erste war von einer sehr wütenden 4. Offizierin, die sich fragte, wohin ihr Kommandant und Vizekommandant den ganzen Tag verdrückt hatten. Der Zweite war Soi Fon, die ähnlich angefressen klang, da sie mehrere hektische Nachrichten von der 6. Division erhalten hatte, die ihr vorwarfen, die beiden verhaftet zu haben. Der Dritte war von Tante Masama, die ihre Ankunft am Anwesen ankündigte. Der Vierte war ein sehr, sehr panischer Eishirō, der verkündete, dass die Ankunft von Tante Masama ein Tag früher als erwartet sein würde.
 

Byakuya fluchte.
 

Dieses Geräusch weckte Renji genug, um zu fragen: „Wa…? Die Apokalypse? Aizen?“
 

„Tantchen Masa“, erklärte Byakuya.
 

„Ah, Apokalypse“, stimmte Renji zu und rollte sich auf die andere Seite und schloss die Augen.
 

Byakuya lächelte. Er wollte anfangen, die Nachrichten zu beantworten, als Renjis Bewegung dazu führte, dass er einen dunklen, rostroten Fleck auf dem weißen Stoff von Renjis Shitage bemerkte. Der Fleck schien sich auch über Renjis inneren Oberschenkel zu ziehen. Blut? Byakuya sagte den Schmetterlingen, dass sie warten sollten und inspizierte den Fleck näher. Für einen kurzen Moment konnte sich Byakuyas schwerfälliges Hirn keinen Reim daraus machen, was er sah. Wie konnte Renji dort verletzt worden sein? Und dann schoss ihm die Röte ins Gesicht. Da gab es nur eine Antwort.
 

Er.
 

Byakuya musste es getan haben.
 

Er schüttelte Renji panisch an der Schulter. „Renji, wach auf. Etwas ist passiert.“
 

‚Etwas‘? Nein, er ist passiert.
 

„Was?“, Renji blinzelte. „Wie spät ist es? Was zum…? Hey, hier drinne ist eine Art Schwarm von Höllenschmetterlingen.“
 

„Das ist gerade egal“, sagte Byakuya und fühlte sich plötzlich sehr nüchtern. Er versuchte sich verzweifelt an die Details von letzter Nacht zu erinnern. Sein Magen zog sich zusammen, als die Bilder anfingen, zu ihm zurückzukommen. Kidō. Verdammt noch mal, er hatte nach all der Zeit wieder Kidō an Renji verwendet. Renji hasste das. Also warum? Warum hatte Byakuya Magie genutzt? Hatte er Angst vor etwas… vor Renji? Er erinnerte sich an eine Art von Kampf, doch nein, er war derjenige gewesen, der aggressiv gewesen war. „Renji, letzte Nacht… du… ich…“ Byakuya war zu erschrocken, um auszusprechen, was er befürchtete. Also stattdessen sagte er einfach: „Da ist Blut im Bett. Warum hast du nicht das Sicherheitswort benutzt?“
 

Renji rieb sich das Gesicht und zog am verknoteten Vorhang seiner Haare. „Wovon redest du?“
 

„Du bist verletzt.“
 

„Nein, bin ich nicht“, beharrte Renji.
 

„Bitte, ich denke, du bist es“, sagte er, wollte ihn berühren, seine Unterstützung anbieten, doch wusste nicht, wie er das tun sollte. „Schau an deinen Oberschenkel, Renji. Schau dir deine Shitage an.“
 

Renji setzte sich auf und blickte zwischen seine Beine, hob sich selbst etwas an und beugte sich komplett hinunter, um seinen Hintern zu begutachten. „Oh, nun ja. Es kann nicht ernst sein“, sagte er, nachdem er sich wieder ausgestreckt hatte. „Ich meine: Nichts tut heute Morgen weh.“
 

Byakuyas Augen waren bei der Andeutung groß geworden. „Aber das tat es letzte Nacht.“
 

Offensichtlich unbesorgt setzte sich Renji zurück und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Er warf die Lagen des Obergewandes über sich, um sich selbst zu verdecken. Dann blickte er Byakuya von der Seite an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wonach guckst du hier, Byakuya? Denn du weißt, dass es das tat.“
 

Wusste er das? Bis jetzt hatte er es nicht gewusst, doch nun… nun kam alles in einen fürchterlichen Schwall zurück.
 

Wonach er bei Renji suchte war eine einfache Aussage. „Versicherung“, sagte er. „Was ich will, ist eine Versicherung. Bitte sag mir, dass du in Ordnung bist.“
 

Renji verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und starrte an die Decke. „Und das macht es besser, huh? Ja, ich bin in Ordnung, denke ich. Ich bin noch in einem Stück. Aber weißt du was? Unser Sicherheitswort ist scheiße. Lass uns etwas ausgefalleneres nehmen, wie ‚Ikebana‘ oder ‚Ballerina‘, denn ich glaube nicht, dass du das Wort ‚Stopp‘ so hörst, wie du es vielleicht solltest.“ Er schüttelte traurig den Kopf. Dann ließ er die Arme nach unten gleiten, kratzte sich den Bauch und umschlang sich dann selbst in einer Umarmung. „Apropos, falls es noch niemand angemerkt hat: Du solltest wirklich nicht saufen und ficken.“
 

„Nein“, stimmte Byakuya zu, während sich das Entsetzen tief in seinen Magen grub. „Nein, sollte ich nicht.“
 

Byakuya versuchte Renjis Gesicht zu lesen, während er weiterhin zur Gaze an der Decke schaute. Sie saßen nah genug, dass sich ihre Schultern berührten, doch Renji umschlang sich fest, als sei er nicht gewillt, mehr von Byakuya zu berühren, als nötig.
 

„Habe ich…? Hast… du?“, Byakuya war sich nicht ganz sicher, was er fragen wollte, also fuhr er fort: „Ich meine, hast du Stopp gesagt?
 

„Sowas in der Art. Vielleicht. Ich weiß es nicht“, Renji zuckte mit den Achseln, als sei es keine große Sache. Doch seine Körpersprache sagte etwas anderes.
 

Byakuya drehte sich, damit er Renji direkt anblicken konnte und streckte sich, um eine Hand auf Renjis Oberschenkel zu legen. „Es…“
 

„Nein, keinen Schritt weiter, mein Freund“, sagte Renji, zog sich zurück und schwang seine Füße vom niedrigen Futon. Er drehte sich leicht, um Byakuya fest anzublicken. „Wage dich nicht zu sagen, dass es dir leid tut, denn… das ist einfach nicht wahr, ok? Wäre das niemals zuvor passiert, wäre das was anderes. Die Sache ist die, dass ich mir nach der Bibliothek etwas eingestehen musste, dass mich diese Demütigungen und Misshandlungen etwas anmachen, doch ich denke nicht, dass du bisher solch einen Moment hattest… Wo du dir eingestehen musst, worauf du wirklich stehst.“
 

‚Stehen‘? Dachte Renji, dass Byakuya es genoss, ihn zu verletzen? Vielleicht… Nein, natürlich war da ein Teil von ihm, der davon erregt war, Renji in einer Art verfügbar zu sehen, die es nur gab, wenn er gefesselt war… doch Byakuya wollte ihn nie wirklich blutend, verprügelt oder wirklich verletzt sehen. Nein, ihn bereits einmal so der Gnade von Senbonzakura ausgeliefert zu sehen, war genug. „Ich habe dich niemals verletzen wollen. Das musst du mir glauben.“
 

Renji stand auf. Die Decke war niedrig genug, dass er sich vorbeugen musste. Er schlug die Lagen der Gaze weg. „Ich werde jetzt pissen gehen und schauen, ob ich meinen Hakama tatsächlich noch in der Öffentlichkeit tragen kann, ohne wie… ah, Mist, wo ist meine Hose?“
 

Wollte er gehen? Doch sie hatten noch so viel, über das sie reden mussten, so viel, für das sich Byakuya noch entschuldigen musste. „Wirst du zurückkommen?“
 

„Keine Ahnung. Weißt du, vielleicht ist es das Beste für uns, dass ich auf Mission gehe.“ Renji blickte finster die Treppen hinunter, während er die Seiten seiner Oberteile zusammenband. „Vielleicht brauchen wir keine Seminare. Vielleicht brauchen wir einen glatten Bruch.“
 

Einen Bruch? Nein, warte, wie waren sie nun so weit gekommen?! Renji konnte nicht ernst meinen, was er sagte. Byakuya zog sich von den Laken weg, seine Glieder fühlten sich schwer und unhandlich an. „Renji…? Sagst du das, was ich denke, was du sagst?“
 

Renji suchte herum, fand seinen Hakama und schüttelte ihn aus, um ihn danach zu begutachten. Er starrte auf seine Hose, während er sprach, blickte nicht in Byakuyas verzweifelte Augen. „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Ich denke nur, dass wir vielleicht ein bisschen Zeit benötigen, um das alles zu sortieren. Es scheint mir so, dass sobald ich anfange, mich behaglich mit dir zu fühlen, als würden die Dinge vielleicht alle gut werden, du das Bedürfnis verspürst, alles vollkommen mit deinem Domieren-Mist zu sabotieren.“
 

War es das? Grundgütiger, hatte Byakuya Renji absichtlich letzte Nacht erniedrigt, weil die Dinge zwischen ihnen zu gut liefen? Hatte er immer noch so viel Angst, diesen Mann zu lieben, dass er ihn lieber niederdrückte, als ihn fest an sich zu drücken?
 

Byakuyas Hände begannen zu zittern. Es war vielleicht vom Kater, doch Byakuyas Herz hämmerte. Er brach in kaltem Schweiß aus bei dem Gedanken an die Wahrheit darin, was Renji gesagt hatte. „Nein, Renji, bitte warte. Ich weiß, dass ich einen furchtbaren Fehler begangen habe. Ich weiß nicht, was über mich gekommen war. Ich…“
 

„Schau dir das an“, keifte Renji und hielt seinen Hakama in die Höhe. Da war ein langer Riss in der seitlichen Naht, das beinahe das ganze Hosenbein spaltete. „Was zum Teufel, Byakuya? Nun muss ich die ersetzen lassen. Weißt du überhaupt, wie viel das kostet? Der Quartiermeister lässt mich jedes verdammte Mal eine vollständige, neue Uniform kaufen. Die wievielte ist das? Die Dritte? Mir fehlt das Geld für den Mist. Scheiße, weißt du was? Ich war bis jetzt noch nicht dermaßen angepisst… nur traurig… aber verdammt: Du hast meine verfickte Hose zerrissen. Was ist los mit dir?“
 

Byakuya stand nun. Es war wackelig, doch er wollte näher an Renji sein, ihn zum Bleiben veranlassen, nach ihm greifen, falls er versuchte zu gehen und ihn dazu zwingen… Nein! Was dachte er da? Das wäre das Schlimmste, was er tun konnte.
 

Was war mit ihm los?
 

„Ich… ich weiß es wirklich nicht.“
 

„Nun, dann finde es heraus! Ich habe versucht dir zu helfen, meinen Hakama auszuziehen, aber nein! Ich habe Schläge kassiert, als ich es versucht hatte. Schau dir das an“, er wedelte mit dem Hakama wieder herum. „Du musst das nicht tun, ok? Das ist das, was mich kaputt macht, verstehst du? Ich komme mit dem Fesseln klar. Sogar mit dem gruseligen Klassenzimmer-Mist… manchmal. Ich habe sogar entschieden, dass es in Ordnung für mich war, dass du mich öffentlich vor meinen Freunden – deinen Dienern, was auch immer, gedemütigt hast! Aber reiß mir nicht mein Zeug kaputt! Ich habe nicht viel Eigentum! Verstehst du mich, Byakuya? Ich kann die Sachen nicht einfach so ersetzen! Ich habe keine gottverdammte Schneiderin in der Hinterhand, ja?“
 

„Aber…“, bot Byakuya vorsichtig an. „Ich habe das. Ich könnte sie das reparieren oder ersetzen…“
 

„Das ist nicht der Punkt!“, Renji machte einen undeutlichen, wütenden Laut. Dann begann er, in seinen Hakama zu stampfen, nur um mit beiden Beinen in einem Hosenbein zu enden. Er warf sie mit einem frustrierten Schnauben zurück auf den Boden und versuchte es erneut. „Nur weil du es dir leisten kannst, mein Zeug zu reparieren oder zu ersetzen gibt dir noch lange nicht das Recht, es kaputt zu machen. Das ist meins, Byakuya. Kapierst du es? Meins. Ich bin derjenige, der entscheidet, was ich damit mache und nicht du. Das sollte wirklich einfach sein. Warum ist das so schwer für dich zu verstehen?“
 

„Reden wir… reden wir noch über deinen Hakama?“
 

„Was denkst du?“, schnaubte Renji und gab bei den komplizierten Knoten auf. Er knüllte einfach den Großteil des Stoffes vor sich zusammen und zog den Hakama zur Taille hoch. Er sah aus, als würde er hinausstürmen, doch seufzte. „Die Sache ist die, dass wir es in einer Hinsicht tun. Das nervt mich wirklich, Byakuya. Du musst mir nicht die Hose zerreißen. Ich war bereit für Sex. Ich habe meinen Arsch gehoben, um es dir einfacher zu machen, mich zu vögeln. Ich habe sogar einen kleinen Witz über das Zeug im Seminar gemacht, darüber wie gerne ich zustimme, wenn du einfach fragst. Es hätte echt eine spaßige Nacht werden können. Ich hätte es wirklich genießen können… du weißt schon, dich machen lassen. Doch du wolltest mich noch nicht einmal eine einfache Sache auf meine Weise machen lassen und nun… nun, scheiße, ich muss mir einen neuen Hakama kaufen und alles ist zerstört.“
 

[style type="italic"]War es das?
 

Hatte er das wirklich gemeint?[/style]
 

„Alles?“
 

„Ja, alles“, sagte Renji traurig. „Schau, ich muss wirklich pinkeln und ich kann darüber nicht mehr nachdenken. Ich werde… dich sehen, bevor ich auf Mission gehe.“
 

Doch… da war eine Reservierung zum Abendessen für zwei. Heute Nacht hätte ihre letzte große Verabredung sein sollen, bevor Renji ging. Byakuya hatte geplant, Renji von seinen Plänen einen Erben zu ernnen, zu erzählen. Dass er so den Druck von ihnen nahm und sie endlich… „Renji, bitte geh nicht in dieser Weise.“
 

Doch Renjis war bereits die Treppen hinunter und verschwunden.
 

Schwarze, schillernde Flügel flatterten gegen Byakuya, drehten und wirbelten in ekelerregenden Spiralen, bis sein Magen endlich rebellierte und er sich übergab.
 


 

Zumindest war es einfach, mit einem zerrissenen Hakama zu pinkeln, stellte Renji fest, während er sich an einer abgelegenen Ecke des Izakayas erleichterte, die bereits offensichtlich von anderen Gästen für den gleichen Zweck genutzt worden war. Leider war es umso schwieriger, sich nicht selbst zu entblößen, als er fertig war. Er seufzte. Er sollte wirklich anfangen, Unterwäsche zu tragen.
 

Er war immer noch dabei, zu schauen, ob er einen Teil des Risses nicht zusammenbinden konnte, als er ein Räuspern höre. Renji sah auf, um den Hausherren von letzter Nacht zu sehen. „Oh“, sagte Renji und blickte zur Pfütze, die er hinterlassen hatte und versuchte, mit dem Fuß ein wenig Dreck drüberzuschieben. „Hey, tut mir leid wegen…“
 

Der Hausherr war ein kleiner Mann, mit schütter werdendem Haar, der aussah, als hätte er normalerweise tiefe Lachfalten, doch sein Mund war verzogen. Er verlagerte nervös das Gewicht von Fuß zu Fuß. Endlich spuckte er aus: „Dann sind sie in Ordnung?“
 

Renjis Mund öffnete und schloss sich einige Male, bevor er herausplatzte: „Das ist ein beschissener Zeitpunkt, um sich über mich Gedanken zu machen, alter Mann. Letzte Nacht zu beschäftigt, Geld zu zählen, was?“
 

Der Hausherr duckte seinen Kopf und rannte weg. Renji hörte ihn noch „Es tut mir leid“ sagen.
 

„Scheiß auf deine Entschuldigungen“, murmelte Renji. Er griff Zabimaru von dort, wo es gegen die Wand gelehnt stand und brach mit Shunpō Richtung Division auf.
 

Er hatte nicht wirklich das Geld-Thema aufnehmen wollen, aber verdammt. Das war ein Teil des Abends, worüber sich Renji nicht wirklich viele Gedanken machen wollte. Eine Menge Leute wurden in einer Weise bezahlt, die Renji wirklich den Magen umdrehte. Nicht nur, dass es Byakuya getan hatte, sondern auch, dass die Leute das Geld akzeptiert hatten. Renji wusste, dass Byakuya nichts wirklich Böses geplant hatte, aber was haben diese Leute gedacht, wofür sie bezahlt wurden?
 

Da er das eine Bein seines verdammten Hakamas halten musste, brauchte Renji 25 Minuten, bis er es zurück zur Division geschafft hatte. Die Torwachen grüßten ihn mit einem neugierigen Blick. Einer von ihnen lächelte ihn schief an und blickte auf seine offenen Haare und dem zerrissenen Hakama. „Raue Nacht, Vizekommandant?“
 

„So könnte man es sagen“, stimmte er unverbindlich zu.
 

Zum ersten Mal an diesem Tage hatte er etwas Glück, indem er einen zusätzlichen Hakama auf dem Boden seiner Truhe gefunden hatte. Er war eigentlich Teil der Ausgehuniform, doch es war nichts Besonderes daran, außer dem fortbestehenden Geruch von Feuchtigkeit. Er hob ihn zu seiner Nase und erinnerte sich an das Hanami. Das Wochenende war wundervoll gewesen bis Byakuya auch das zerstört hatte.
 

Oder vielleicht war Renji derjenige gewesen, der es zerstört hatte.
 

Es war schwer da noch mitzukommen.
 

Nachdem er sich seiner gewöhnlichen Morgenhygiene gewidmet hatte und ein schnelles Essen in der Kantine eingenommen hatte, beschloss Renji, sich schon früher auf die Arbeit zu stürzen. Mit ein wenig Glück war da ein großer Berg von überfälligem Papierkram.
 

Die 4. Offizierin, Nanako Imai, sprang auf, als sie ihn an der Tür sah. Trotz ihres normalerweise ernsten Auftretens, sah sie aus, als würde sie ihn umarmen wollen. „Oh, Gott sei Dank, sind sie in Ordnung, Vizekommandant. Ich dachte, Soi Fon hätte sie in den Knast geworfen.“
 

Renji lachte düster und schnaubend. „Das ist der andere Abarai.“
 

„Oh, richtig. Ähm, wie ist es gelaufen?“
 

„Beschissen“, sagte er und stellte die Schale mit Tee ab, die er sich von der Kantine mitgebracht hatte. „Bitte sag mir, dass es viel zu tun gibt.“
 

„Oh, immer, Vizekommandant“, lächelte sie. „Tatsächlich gibt es sogar einige Dinge, zu denen ich eine Frage…“
 

Plötzlich war da Aufruhr auf dem Trainingsplatz. Renji drehte sich rechtzeitig um, damit er sehen konnte, wie Kinjo an der geöffneten auftauchte. „Kopf hoch, Renji“, sagte er mit seiner kratzigen Stimme. „Kuchiki-Tantchen auf dem Kriegspfad!“
 

„Hier? In der Division?“
 

Kinjo zeigte mit dem Finger auf Renjis Brust und ein breites, verrücktes Grinsen trat auf sein schroffes Gesicht. „Yep und hält nach dir Ausschau, großer Junge. Ich vermute, sie hat die Neuigkeiten gehört. Sie wird dich umbringen.“
 

Scheiße.
 

Nun ja, dann konnte er genauso gut direkt die Suppe auslöffeln.
 

„Geh mir aus dem Weg“, sagte Renji und drückte sich an Kinjo vorbei. Er erkannte die weißhaarige, in Indigo und Silber gekleidete Figur, die sich den Weg durch den Staub des Trainingsplatzes bahnte. Gestandene Soldaten verstreuten sich beim Anblick ihrer schmalen Figur, liefen, um aus der Schussbahn zu sein. Renji straffte seine Schultern und trat ihr entgegen. „Lady Kuchiki“, er verbeugte sich, als er nah genug dran war. „Womit verdienen wir uns diese Ehre? Kann ich einen Rundgang durch die Division für sie und ihr Gefolge arrangieren? Brauchen sie einen Gutschein für die Kantine oder so etwas?“
 

„Sehr witzig“, schniefte sie. „Zumindest hat mein Neffe keinen Feigling gewählt.“
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Nah, nur einen Idioten.“
 

Der Wind von gestern hatte Wolken für diesen Morgen gebracht. Der Himmel war übersäht davon, doch sie Sonne versuchte trotzdem durchzubrechen. Die dunkelblauen Juwelen, die an den Haarnadeln von Lady Kuchiki herunterhingen, glitzerten im gedämpften Licht.
 

Die Division schien sie von einer sicheren Distanz zu beobachten. Alle Augen waren auf das Spektakel auf dem Trainingsplatz gerichtet, doch Renji bezweifelte, dass sie ein Wort verstehen konnten.
 

Lady Kuchiki schien eine Weile die Bedeutung von Renjis Antwort abzuschätzen. Doch mit einem Kopfschütteln, welcher die Juwelen klirren ließ, fragte sei: „Wie viel?“
 

Hatte er einen Teil ihres Gespräches verpasst? „Was?“
 

„Wie viel Geld wird es brauchen, dass du verschwindest?“
 

Renji schnaubte und dachte dabei an die Mission in der Welt der Lebenden. Er würde am Morgen bereits verschwinden und sie sagte nicht, für wie lange er verschwinden sollte. War das nicht typisch? Ein Kuchiki löste seine Probleme mit Geld. Also konnte er auch einfach fragen: „Wie viel bieten sie mir an?“
 

„Zehn Millionen Ken“, sagte sie.
 

„Verarschen sie mich? Einer seiner hässlichen Kimonos kostet mehr als das. Weiß Byakuya, dass sie ihn so billig verkaufen?“, Renji ergötzte sich an dem Entsetzen, der ihr Gesicht verzog, als er so locker Byakuyas Namen verwendete. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte von seiner Nase aus auf sie herab und schüttelte den Kopf. „Nein, wenn sie mich ausbezahlen wollen, dann muss es schon Eigentum sein.“
 

Ihr Gesicht wurde blass. „Was?“
 

„Ich könnte lang genug leben, um mich zur Ruhe zu setzen. Das könnte passieren“, erklärte Renji mit einem weiteren Achselzucken. Es war nicht typisch, aber manche Leute taten es. „Doch ich kann mich nicht zur Ruhe sitzen, wenn ich nirgends in der Seireitei hin kann. Selbst wenn ich genug Geld spare, darf ich kein Grundstück selbst kaufen – da ich nicht adlig bin, verstehen sie? Also müssen sie mir eine Besitzurkunde schenken.“ Er konnte sehen, wie Tante Masama anfing, über ihren Besitz nachzudenken, also hob er einen Finger. „Aber warten sie, da ist noch mehr. Ich möchte auch ein regelmäßiges Einkommen. Ich möchte einen Anteil an einem eurer Unternehmen.“
 

Ein tiefblauer Fächer kam aus einem ihrer Ärmel hervor und sie flatterte damit vor ihrem Gesicht, trotz dem kühlen Wetter. „Und… wenn ich das arrangiere würde, würdest du für immer verschwinden? Vollständig aus dem Leben meines Neffen bleiben?“
 

„Ich denke, es würde davon abhängen“, sagte Renji ehrlich, auch wenn es hauptsächlich in dem Moment von Byakuya abhängen würde.
 

Tante Masama schien für eine Weile etwas in Renjis Gesicht zu suchen. „Ich verstehe. Ich habe nicht erwartet, dass du so… vernünftig bist. Wir sollten uns auf das Anwesen zurückziehen, wenn du das ernst meinst. Geschäfte lassen sich am besten über einen Tee regeln. Sag mir, Vizekommandant Abarai, ist es das, wohinter sie die ganze Zeit her waren?“
 

„Nein, meine Dame“, sagte er und bot ihr seinen Arm an, auch wenn er wusste, dass sie ihn ablehnen würde. Er wandte sich in Richtung des hinteren Tores, welches direkt zum Gelände des Anwesens führte. „Es war nicht wirklich mein Plan, mich zu verlieben. An manchen Tagen wünsche ich mir sogar, dass ich es zurücknehmen könnte.“
 


 

Byakuya durchlebte den schlimmsten Tag seines Lebens. Es war viel schlimmer als der Tag, an dem sein Vater starb. Schlimmer als der Tag, an dem er von Yoruichis Abtrünnigkeit erfahren hatte und, wenn es überhaupt möglich war, fast genauso schlimm wie der Tag, an dem er Hisana verloren hatte.
 

Das Problem war sein Magen. Er konnte ihn nicht weit genug unter Kontrolle zu bringen, um sich mit Shunpō fortzubewegen. Also musste er, nach einem zutiefst demütigenden Moment, in dem er erwischt wurde, wie er sich in Yoruichis geheimem Boudoir in einer Ecke erbrach und damit einen überzogenen Betrag zahlen, um die ‚Reinigungskosten‘ zu decken, zum Anwesen zurück gehen.
 

Und es fing nun an, zu regnen.
 

Byakuya fand es schwer, seinen Kopf aufrecht zu halten. Unter seinem Kenseikan, der jedem Versuch ihn neu zu arrangieren zu trotzen schien und dank seinem Kater wollte Byakuya nur seinen Kopf hängen lassen und schluchzen. Es half nicht im Geringsten, dass er nur an Renji denken konnte.
 

Renji war nicht zurückgekommen.
 

Byakuya hatte das auch nicht erwartet, doch… er hatte es gehofft. Er hatte über alle Gründe hinweg gehofft, dass Renji in seinem Herzen etwas finden würde, um ihm seine rücksichtslose Dummheit zu verzeihen.
 

Doch er hatte es vielleicht schlussendlich geschafft. Byakuya hatte es vielleicht letztlich zu weit getrieben. Der ironische Teil des Ganzen war… dass er nüchtern schon so viel schlimmere Dinge getan hatte. Die Allee hätte unverzeihlich gewesen sein müssen und die Bibliothek und die anderen Momente, in denen Byakuya absichtlich ausgeholt hatte, in dem Versuch, Renji gefügig zu machen. Doch Renji hatte all dem getrotzt. Sie hatten es durch all dem geschafft, nur damit es von… Hosen widerrufen wurde.
 

Offensichtlich war es mehr als nur das. Der zerrissene Hakama war der wortwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Byakuya konnte nicht so tun, als würde er das wirklich verstehen, warum das der Fokus von Renjis Zorn geworden war, doch er hatte die Botschaft nichtsdestotrotz verstanden.
 

Renji würde ihn vielleicht verlassen. Aber zumindest war er wütend und verletzt gegangen.
 

Byakuya konnte das nicht geschehen lassen. Er musste ihn anflehen. Auf seine Knie fallen. Alles.
 

Als Donner über ihn zu hören war, beschloss Byakuya, dass er einfach Übergeben bei Höchstgeschwindigkeit riskieren musste. Er durfte nicht noch mehr Zeit verschwenden. Er musste mit Renji reden.
 

Als Eishirō Byakuyas Ankunft verkündete, erhoben sich Renji und Tante Masama. Renji war ein wenig schockiert bei dem Anblick von Byakuya, als die Tür aufglitt. Er war immer noch in Uniform, nur sein Haori war befleckt mit… mindestens mit Matsch. Seine Haare waren ein Chaos und der Kenseikan glitt von seinem Kopf. Statt seinem gewohnt ruhigen, gefassten Auftreten stürzte er in den Raum und schlang die Arme umd Renjis Taille. Während er gegen ihn kollabierte, wisperte Byakuya. „Oh, Gott sei Dank, du bist noch nicht gegangen.“
 

„Wir haben gerade darüber verhandelt“, sagte Tante Masama kühl. „Ich glaube, wir haben uns auf ein Hektar Farmland in der Seireitei und den Einnahmen eines unserer Teehäuser im Rukongai geeinigt.“
 

Byakuya hob den Kopf von Renjis Schulter, doch ließ ihn nicht los. Renji konnte die Übelkeit in seinem Atem und den sanften Duft seiner Haare riechen. Es erinnerte Renji an diese Nacht, an dem er Byakuya hierher zurückgebracht hatte.
 

Byakuya blickte zu seiner Tante. „Wovon redest du?“
 

„Dein… Mann. Er hat zugestimmt, für einen Preis zu verschwinden.“
 

Renji spürte, wie Byakuyas Atem schneller wurde und das Blut aus seinem Gesicht wich. Doch er starrte seine Tante weiter an. „Du lügst.“
 

„Du besitzt vier Teehäuser“, sagte Renji leise. Er hob die Hand, um eine verirrte Strähne wegzustreichen, doch er stoppte sich selbst. „Vier.“
 

Byakuya wandte sich, um zu Renji hinauf zu blicken, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt. Byakuyas Augen waren schockierend zittrig, offen… ängstlich. „Ja. Eines in jedem Quadraten“, sagte er. „Ich habe sie mit allem anderen geerbt. So habe ich Hisana getroffen. Ich dachte, du wüsstest das.“
 

Renji schüttelte seinen Kopf. „Ich hörte, sie werfen jährlich ordentlich Profit ab.“
 

„Tun sie. Sie sind für 20% unseres Reichtums verantwortlich“, stimmte Byakuya zu. „Willst du sie alle? Möchtest du, dass ich sie zerstöre? Renji, sie bedeuten mir nichts. Du aber schon.“
 

„Es ist kein Wunder, dass du mich so behandelst“, sagte Renji und gab schließlich dem Drang nach, Byakuyas durchnässte Strähnen zu sortieren. Seine Finger fuhren langsam und bedauernd die geliebten Konturen von Byakuyas Gesicht nach. „Hattest du jemals eine Beziehung mit jemandem, den du nicht besessen hast?“
 

„Hör damit auf!“, keifte Tante Masama. „So sprichst du nicht mit dem Familienoberhaupt!“
 

Byakuyas Stimme bebte, als er zurückkeifte. „Halte dich gefälligst da raus!“
 

Geschockt sog sie scharf die Luft ein und trat einen Schritt zurück.
 

Byakuya klammerte sich verzweifelt an Renjis Shihakushō. „Nein, habe ich nicht“, sagte er ehrlich. „Meine ersten Partner waren Diener, daran gebunden, jeder meiner Launen zu gehorchen oder ins Exil geschickt zu werden. Da waren einige geringere Adlige, doch die standen alle in der Schuld der Kuchiki. Hisana war eine Orian, deren Liebe und Ergebenheit ich gekauft habe, bis ich sie geheiratet habe. Du bist mein Soldat. Ich habe niemals die Liebe eines Gleichgestellten kennengelernt.“
 

Für Renji fühlte es sich an, als wurde ihm direkt ins Herz gestochen. „Aber das hast du. Du siehst mich nur einfach nicht als solchen.“
 

Byakuya sog zischend die Luft ein, als würde ihn sein Fehler selbst schmerzen. „Ich… du hast Recht, Renji. Das habe ich nicht, doch lass es mich bitte versuchen.“
 

Renji musste zugeben, dass er noch nie so oft an einem Tag ‚bitte‘ aus Byakuyas Mund gehört hatte. Doch er schüttelte den Kopf. „Ich gehe morgen“, sagte er. „Vielleicht wenn ich zurück komme.“
 

Ein Schluchzen entkam Byakuyas Mund. Er schloss die Augen und beugte den Kopf, bis er gegen Renjis Schulter fiel. Renji spürte die warme Feuchtigkeit von Tränen durch den Stoff. „Es tut mir so leid“, sagte er. „Bitte vergib mir.“
 

Renjis Finger entwirrten Byakuyas Haare, arbeiteten wie von selbst die Knoten hinaus, die sich in den Ketten des Kenseikan verfangen hatten. „Dieses Ding“, sagte Renji sanft, während er die bekannten Spangen freilegte. „Es steht uns immer im Weg.“
 

„Das tut es“, murmelte Byakuya an seiner Schulter. „Das ist der Grund, warum ich mich entschlossen habe, es loszuwerden. Wirst du mich zurück nehmen, wenn ich es niemals wieder trage?“
 

Renji zog sanft einen Klumpen Haarknoten frei. „Sag so etwas nicht, Byakuya. Du weißt, dass du es nicht einfach aufgeben kannst.“
 

Byakuya hob endlich das Gesicht von Renjis Schulter. Tränen liefen sein Gesicht hinunter. „Ich wollte dich heute beim Abendessen überraschen. Ich plane, einen Erben zu ernennen. Sobald er eingeführt wurde, bin ich von der Verpflichtung, mich fortzupflanzen, befreit. Ich würde nicht schleunigst wieder heiraten zu müssen. Oder ich könnte generell eine Heirat meiden und wir könnten zusammen sein… für immer.“
 

Renjis Herz setzte bei diesem Gedanken kurz aus. Er hatte immer gedacht, dass er eines Tages für eine Frau zur Seite treten müsste. Doch… Das war zu viel, zu schnell. Also konzentrierte er sich weiter darauf, den Kenseikan zu richten. Er schob das Seitenteil des Haarschmucks zurück an seinen Platz über Byakuyas Ohr und glättete die Strähnen, die dahinter hervortraten. „Aber“, sagte er vorsichtig. „Was wird es uns Gutes tun, wenn sich die Dinge nicht ändern?“
 

Byakuya rieb sich die Augen mit seiner Hand, wie ein kleiner Junge. „Vielleicht kann ich mich nicht ändern, aber ich möchte es ernsthaft versuchen“, flehte er. „Darf ich… darf ich dir Briefe schreiben, während du weg bist? Darf ich… Darf ich dich angemessen hofieren?“
 

Renji lachte schnaubend. „Ich weiß noch nicht einmal, was das bedeutet.“
 

„Lässt du es zu, dass ich es dir zeige?“
 

Der obere Teil des Kenseikan glitt unter Renjis Kommando einfach an seinen Bestimmungsort zurück. „Ja, ok“, sagte er und küsste den roten Abdruck, den das knöcherne Teil auf Byakuyas Stirn hinterlassen hatte. Nach dem er den hinteren Teil wieder befestigt hatte, küsste Renji die Tränen von Byakuyas Wangen. Als Byakuya sich vorbeugte, um zu versuchen, Renjis Lippen zu küssen, legte dieser ein Finger auf Byakuyas Mund, um ihn sanft aufzuhalten. „Keine Versprechen, aber ja, du kannst es versuchen.“
 

„Nun denn“, kam ein kühles, kleines Schnauben von Tante Masama. „Unser Geschäft ist geplatzt.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 2:
Renji beginnt zu realisieren, wie viel Chaos und Zerstörung durch Aizens Verrat angerichtet wurde und findet die eine Sache heraus, die hilft, dass sein Kommandant sich erholt.

Bonuskapitelfrage:
Was für ein Kimono trug Byakuya, als Renji zum ersten Mal an seinem Krankenbett stand? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 3:
Renji ist umgeben von Rukias neuen Freunden und realsiert, dass er sie loslassen muss… schon wieder. Währenddessen wacht Byakuya mit Senbonzakura auf. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 4:
Renji und Byakuya reden endlich… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 5:
Byakuya erzählt Rukia die Geschichte, wie er Hisana traf und erkennt die Freuden daran, dass Gesetz zu wörtlich zu nehmen, aber mehr auch nicht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 6:
Renji bekommt mehr als vereinbart, in der ersten Nacht in den Räumlichkeiten des Kommandanten. Doch durch die Einschränkungen einer Gesundheit, muss Byakuya kreativ sein. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 8:
Byakuya stellt seinen Hausverwalter zur Rede und benutzt unabsichtlich ein Wort mit 5 Buchstaben, als er mit Rukia über Renji redet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 9:
Renji grübelt über die komplexen Schwierigkeiten, die eine Beziehung zu Byakuya mit sich bringt und… entscheidet sich, dass es das Beste ist, nicht zu sehr darüber nachzudenken.

Bonuskapitelfrage:
Was ist 'Decorum'? (Ich bin heute mal nett und stelle eine einfache Frage xD) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung:
Natürlich hat junko bei der dem Traum über den Nue recherchiert. Nach einer Erzählung erkrankte der Konoe-tennō im Sommer 1153, nachdem er jede Nacht schreckliche Albträume hatte und eine dunkle Wolke um 2 Uhr morgens auf dem Dach des Palastes erschien. Der Samurai Minamoto no Yorimasa stieg eines Nachts auf das Dach und schoss einen Pfeil in die Wolke, aus der daraufhin eine tote Nue fiel.

Vorschau Kapitel 11:
Byakuya wacht auf und entdeckt eine geisterartige Form vor dem Bett stehen, das er mit Renji teilt. Und nachdem Byakuya in einem ungeschützten Moment der Zärtlichkeit wiederfindet, übernimmt Renji die Initiative…

Bonuskapitelfrage:
In der Nähe welcher Einrichtung ließ Byakuya (lt. dieser Geschichte) ein Haus für Hisana errichten? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 13:

Nach einer Reihe von Missverständnissen mit dem 3. Offizier, hat Renji eine erschütternde Begegnung mit Masama Kuchiki, Byakuyas Familien-Ehestifter. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 14:
Byakuyas hässlicher Kimono muss zerstört werden und Renji weiß genau, wie er das machen wird. Doch zuerst macht er ein Angebot, um den Kommandanten etwas zugänglicher zu machen… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 16:
Renji und Byakuya beginnen ihre Abenteuer in der Welt der Lebenden. Es ist ein bisschen früh, um das Nachtleben zu bereichern, also bietet Renji etwas anderes an… (Teil 2 von Renjis Geburtstagsgeschenk)


Bonuskapitelfrage:
Byakuya trug einmal einen Kimono, der bestickt mit weißen Apfelblüten war. Welche Farbe hatte er? (Die Frage könnte auch die beiden Vorgängerreihen betreffen) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 18:
Byakuya fühlt sich seltsam vertraut, während er sich die Drag-Show anschaute, doch wie wird er über ein Liebeshotel denken? (Teil 4 von Renjis Geburtstagsgeschenk)

Bonuskapitelfrage:
Rukia bevorzugt bekanntlich weniger ausgefallene Speisen. Was bekommt sie daher i.d.R. von Miki, der Köchin, zum Frühstück serviert? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Durch Zufall landeten Renji und Byakuya im Klassenzimmer des Liebeshotels, doch Renji ist sich nicht sicher, ob diese Fantasie für ihn funktioniert. Aber seine Bereitschaft zu vertrauen wird mit etwas Unerwartetem belohnt… (Teil 5 von Renjis Geburtstagsgeschenk) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 21:
Byakuya und Renji machen sich auf den Weg zurück in die Soul Society, als sie das Erscheinen eines Eindringlings bemerken. Als Byakuya die Lage überprüfen will, macht er eine erschreckende Entdeckung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 22:
Renji und Byakuya haben die wiedergeborene Hisana zur Kurosaki-Klinik gebracht, nur um dort auf Urahara und Yoruichi zu treffen. Renji hatte sich bis dahin zusammengerissen, doch er beginnt, so langsam seinen kühlen Kopf zu verlieren… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 23:
Byakuya entschied, dass das Schicksal einen Plan hatte, als es ihn und die wiedergeborene Hisana zusammengebracht hatte. Zwischenzeitlich merkt Renji, dass das Schicksal ihn wohl vergessen hat…

Bonuskapitelfrage:
Wo fand Renji Senbonzakura, nachdem es von Ichigo zerstört wurde? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 24:
Sensibilisiert dadurch, was mit der wiedergeborenen Hisana passierte, versucht Renji, alle Störungen zu vermeiden, als er und Byakuya zurück im Anwesen sind. Nur um kopfüber in Byakuyas Vergangenheit zu krachen… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 25:

In den Nachwehen seines Streits mit Renji, erhält Byakuya Einblick von einer überraschenden Quelle. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 26:
Endlich verbringt Renji ein wenig Zeit im ‚Hausarrest‘, also findet natürlich eine Party statt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung von junko:

Für die, die der Begriff interessiert, den Rukia nutzte, um Renjis sexuelle Präferenz zu beschreiben: ryōtōzuka habe ich aus dem Buch ‚Japanese Street Slang‘ von Peter Constantine und bedeutet ‚beide Schwerter nutzen‘. Da gibt es auch noch andere bunte Ausdrücke, die Rukia hätte nutzen können (tatsächlich hätte ich beinahe ‚ura-omote‘ als ‚bottom-top‘ verwendet), doch ich habe es nicht nur wegen der Militär/Schwert Andeutung genommen, sondern weil es mich an den lieben Kommandant Kyōraku als ein übergroßes, pinkfarbenes, kimonotragenendes Wortspiel denken lässt, der nicht nur in der Lage ist, ‚beide Schwerter‘ zu nutzen sondern sie auch mit beiden Händen nutzen kann ;-)
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Vorschau Kapitel 27
Byakuya denkt, er wäre den Kommandanten Kyōraku und Ukitake entkommen, doch er wurde ausgetrickst. Nun scheint es, als würde er seine eigene, improvisierte Party geben…


Wo ist die Bonuskapitelfrage?
Es wird diesmal keine geben. Hintergrund ist, dass ich am Dienstag eine Operation habe und nicht weiß, wie es mir mittwochs geht. Das Kapitel wird aber nachgeliefert, auch ohne Frage ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder einen umgangssprachlichen Begriff in Umlauf gebracht. Dieses Mal wurde Renji als 'Netachi' bezeichnet und könnte man vielleicht am besten mit 'geradeheraus handeln' übersetzen. Auch wenn es eigentlich eine Verschmelzung der Begriffe 'neko' (Empfänger, traditionell 'weibisch') und tachiyaku ('männlich', Aggressor). Also wäre es spöttisch ein 'weibischer Mann' oder 'männliche Frau'. Ich sollte anmerken, dass auch wenn es beleidigend klingt, weder von Kyōraku oder mir als Beleidigung unseres lieben Renjis gedacht ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kyōraku sich selbst auch so beschreiben würde (und ich hatte in den frühen 90ern ein Button an meiner Lederjacke, das mich selbst als 'Femmy Butch' (dt. Mannsweib) bezeichnet hat).

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Vorschau Kapitel 28:

Nachdem er von den Kommandanten Kyōraku und Ukitake sozial überfallen wurde, entscheidet ein etwas betrunkener Byakuya, dass er und Renji vielleicht ein paar Dinge haben, die sie besprechen müssen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 31:
Als Byakuya sein Versprechen hält, entscheidet Renji, dass er den Kommandanten Ukitake und Kyōraku was schuldet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 33:
Renji wird von Kyōrakus gutmütigen Humor um den Finger gewickelt, doch wird es ihn außer Kontrolle bringen...? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung von junko:

Entschuldigt den Cliffhanger, aber ich hatte so viel Spaß mit Shunsui und Jūshirō, dass ich irgendwie das Gefühl dafür verloren hatte, wie lang das Kapitel schon war. Und die Hereinnahme von Byakuya scheint Spaß und zusätzliche Spannung zu versprechen, wenn man bedenkt, wie betrunken Renji ist...


Vorschau Kapitel 34:
Renji findet sich zwischen 3 kraftvollen Persönlichkeiten gefangen. Doch diese Situation wäre um so vieles einfacher zu bewältigen, wenn er nicht sturzbetrunken wäre... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 35:
Renji und Byakuya verlassen Ukitakes Unterkunft und Renji schlägt betrunken Shunpō vor... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 36:
Byakuya und Renji nehmen Aizens altes Quartier für eine Nacht in Beschlag... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 37:
Renji hatte es ernst gemeint, als er Byakuya sagte, dass er nicht in Aizens Bett schlafen könne. Er konnte ihm nur einfach nicht alle Gründe dafür nennen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 38:
Nach einer schlaflosen Nacht in Aizens Bett in der 5. Division, rennt Renji in einen alten... ähm... Freund. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 39:
Renji überredet Byakuya dazu, seine Kidō-Fähigkeiten als moralischen Schub für die 5. Division zu demonstrieren. Der Preis? Renji muss zustimmen, der Demonstrationspartner zu sein… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 40:
Renji verbringt die Nacht alleine, ohne Byakuya. Doch der nächste Tag ist voller überraschender Enthüllungen über seinen Kommandanten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung von junko:
Tut mir leid, dass ich euch weiterhin wegen dem Seminar auf die Folter spanne, doch ich genieße wie immer maßlos den Alltag in den 13 Hofgarden. Da wird noch ein bisschen was kommen, bevor unsere Jungs auf ihre Kosten kommen, aber es ist in Arbeit, ich schwöre! (Aber mir verlangt es vorher noch nach ein wenig Kenpachi/Kuchiki-Interaktion…) Außerdem versuche ich den Teil ein wenig hinauszuzögern, an dem Renji auf Mission geht, damit ich eine Ausrede habe, das als eigene Reihe zu veröffentlichen.

Außerdem? Kann ich euch allen generell DANKEN, dass ihr meine ‚never-ending soap opera‘ ertragt. Es ist… ja… einfach DANKE.

Vorschau Kapitel 41:
Renji ist perplex, während Byakuya und Yachiru ‚Teezeremonie‘ spielen, doch er wird weggerufen, über die Mission in der Welt der Lebenden informiert zu werden… Nur damit das Treffen von der Ankunft Kenpachis gestört wird. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 42:
Diese Nacht ist die Nacht, in der Renji und Byakuya in die Welt der Lebenden gehen. Nachdem Renji ein paar lose Enden zusammengebunden hatte, machen sie sich endlich auf den Weg… Wird es all das sein, was sie sich erhoffen? (Teil 1 von „Das Seminar“) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 43:
Renji und Byakuya führen ihr ‚Date‘ auf dem Seminar fort. Doch auch wenn nicht alles nach Plan verläuft, fangen sie langsam an zu lernen, was dem Anderen wichtig ist. (Teil 2 von ‚Das Seminar‘) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 44:
Auch wenn Renji mit den Gedanken an Byakuyas Angebot beschäftigt ist, weiß er, dass sie vorher reden müssen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 46:
Im Fetisch-Klub wird Renji von Urahara vor Byakuya gerettet. Als er zurückkehrt, entdeckt er, was Byakuya und Yoruichi in ihrer Abwesenheit gemacht haben und ist… überrascht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 47:
Byakuya hat keine Ahnung, was er getan haben könnte, das Renji so mürrisch werden ließ. Gerade als er dabei ist, der Sache auf den Zahn zu fühlen, klopft ein Geist aus Renjis Vergangenheit an die Tür. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 48:

Während den Nachwirkungen der Entdeckung von Renjis lang verlorenem „Bruder“ und seinem Mitwirken bei dem Mord eines Shinigami der 6. Division, reden Byakuya und Renji. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 49:
Renji windet sich unter Byakuyas Befehl, nicht mit der 2. Division zu reden, wird er etwas Dummes tun, um seine Schuld zu lindern? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 50:

Während er mit Rukia auswärts zu Abend isst, macht Byakuya eine alarmierende Schlussfolgerung. Wird es der Anfang der Lösung für einige Probleme sein, die ihm und Renji gegenüber stehen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung von junko (vom 24.03.2013):
Fürs Protokoll: Ich bin nicht vollständig überzeugt, dass Renji mit seiner Vermutung über Zaraki richtig liegt (seit die aktuelle Storyline anzudeuten scheint, dass es noch ein ‚Aufwärts‘ gibt). Wie auch immer, es macht Spaß, so zu denken und er legt netterweise einige meiner eigenen Theorien aus, bei denen ich mich freue, zu sehen, dass sie entweder bestätigt oder widerlegt werden.

Außerdem, wie ich bereits meiner tollen Beta-Leserin Josey (cestus) sagte, erklärt Renji, warum ich mich so schwer tue, RenShuu zu schreiben. Ich neige dazu, sie als absolutes Gegenteil zu sehen, wenn es um die Beziehung zu ihrem Zanpakutō geht und das wirft mich immer aus der Bahn. Doch sie hat versprochen, mir zu helfen, darüber hinweg zu kommen ;-)
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Vorschau Kapitel 52:
Renji denkt, er wäre fertig für den Tag, nur um einen hektischen 3. Offizier vorzufinden, wie er gegen seine Tür klopfte und einen Überraschungsgast in der Division, der einige Probleme verursachen könnte… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 53:
Byakuya fürchtet das Klopfen an seiner Bürotür. Renji benötigt Glück, um sein Temperament im Zaum zu halten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 54:
Die Dinge entwirren sich weiterhin für Renji und Byakuya, während sie mit den Nebenwirkungen davon umgehen müssen, dass sie in einem intimen Moment vom 3. Offizier entdeckt worden waren… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 55:
In den Nachwirkungen der dramatischen Abreise des 3. Offiziers, müssen Renji und Byakuya besonders vorsichtig sein, um die Gerüchteküche nicht noch weiter anzufeuern oder an Beweis für die Anklage wegen Unzucht zu geben. Das macht die gemeinsame Arbeit... qualvoll. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung von junko:
Manchmal ist die Geschichte selbst die Muse. Als ich nach Informationen über Gefängnisse in der Edo-Periode in Japan geschaut habe, habe ich herausgefunden, dass Tattoos mal eine Bestrafung für bestimmte Verbrechen waren. Tatsächlich bin ich darüber gestolpert: ‚Straftäter wurden mit einer Vielzahl an Symbolen markiert, die den Ort bezeichnen, an dem die Tat begangen wurde. In einer Region wurde das Piktogramm für „Hund“ auf die Stirn der Täter tätowiert.‘ Quelle

Vorschau Kapitel 57:
Nach all dem Stress der Gefangennahme von Renjis Bruder Seichi und der Anklage wegen Unzucht, denkt Byakuya daran, Renji zur Entspannung anzubieten, ihm ein Bier in einem Izakaya nahe der 2. Division auszugeben. Renji erwartete nicht unbedingt das, was passiert, wenn Byakuya zu viel getrunken hatte… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung von junko:

Tantchen-Feuerwerk wird folgen.
Das ist das offizielle Ende der Reihe. Die Geschichte wird weitergehen, doch es scheint wie ein natürlicher Abschluss für dieses Segment. Es ist zu Bruch gegangen, doch es gibt noch einen Funken Hoffnung für sie. Ich werde die nächste Reihe wie dieses Kapitel nennen: 'Written in the Scars'. Also haltet Aussschau nach dem neuesten Teil unter diesem Namen. Natürlich wird es noch hier verlinkt, sobald die neue Geschichte startet.

Ich hoffe, ich konnte diejenigen zufrieden stellen, die ein wenig echte Reue von Byakuya und einen unnachgiebigen Renji sehen wollten. Meiner Meinung nach hat Byakuya immer noch einen langen Weg vor sich, doch ich denke, er ist nun wirklich bereit daran zu arbeiten. Vielen Dank an alle, die trotz des Kummers dabei geblieben sind.


Bemerkung yezz:

Wuhuuu! Das wars schon wieder! Nach knapp 6 Monaten ist nun auch Chasing Demons abgeschlossen. Die letzten 16 Monate, die ich mich mit junkos Werken rund um Renji und Byakuya befasse, sind wirklich sehr schnell umgegangen.
Ich danke allen, die Kommentare hinterlassen haben! Egal, wie das Feedback ausgefallen ist, ich habe mich immer sehr darüber gefreut. Kritik lässt einen besser werden und positive Rückmeldungen motivieren mich ungemein. Gerade, wenn es bei mir mal nicht so läuft. Immerhin bin ich beim Übersetzen ja auch nur ein Laie. Also namentlich ein riesiges Dankeschön an: memento mori, BlackLily, AnubisBride, Krongk, ramui, Kiba the Fang, Nue Abarei, Kuraiko Hoshigawa, knopfgesichttttt, Miaka, Kitai, JulchaLOVeChangmin, grimmilover666 und CuriousXX!
Vor allem auch vielen herzlichen Dank die 8 Leser, die der Geschichte bereits ein Sternchen gegeben haben. Und auch an jeden, der das noch vielleicht macht. Auch hier freue ich mich immer wie ein Schnitzel.

Nun bleibt mir noch, meiner unermüdlichen Beta-Leserin zu danken, die wirklich alle Hände voll zu tun hat mit mir. Vielen Dank, BlackLily! Du bist die Beste! Gerade während dieser Geschichte musstest du ein wenig leiden, da ich eigentlich ab Februar nicht mehr geschafft habe, ein Polster aufzubauen und die Gute daher oft ziemlich kurzfristig Korrekturlesen musste! Ich gelobe Besserung!

Samstag kommt der nächste Teil. Das erste Kapitel kommt am Samstag, im Laufe des Tages. Natürlich wird es dazu auch eine Info auf meiner [link href="https://www.facebook.com/ffyezz/"]Facebook-Seite[/link] geben.

Ich freue mich, wenn ich möglichst viele von euch dort wiedersehe!

LG
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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiRaike
2016-06-27T19:27:45+00:00 27.06.2016 21:27
Hallo!
Inzwischen bin ich eine sehr faule Kommischreiberin geworden. Außerdem hat meine Neugier mich überwältigt und ich habe das Original von junko vorgelesen...
Aber weiterhin vielen Dank, dass du diese Geschichten so fleißig übersetzt!
Antwort von:  yezz
29.06.2016 12:21
Huhu!

Ach, ich kenne das. Manchmal hat man eben keine Zeit oder Lust. Dennoch freue ich mich darüber, mal wieder was von dir zu lesen :3
Hihi, ja, es ist von Vorteil, wenn man es gut genug versteht. Ich kenne sowas. Da kann man einfach nicht widerstehen xD Hast du denn schon alles gelesen?
Natürlich. Mein teuflicher Masterplan muss ich in Erfüllung gehen! xD

LG
Antwort von:  MaiRaike
08.07.2016 12:28
Fast alles... Ich bin gespannt auf deinen teuflischen Masterplan :D
Von:  Schneekaetzlein
2016-04-16T14:56:41+00:00 16.04.2016 16:56
Danke, das du diese wunderbare Geschichte uebersetzt. :)
Sie ist lustig, spannend, traurig und einfach alles - Abwechslungsreich trifft es wohl am besten.
Ich warte schon sehnsuechtig auf das naechste Kapitel.
Antwort von:  yezz
18.04.2016 15:31
Hallo Schneekaetzlein,

gerne doch :3 Das ist aber auch ein wenig egoistisch von mir. Ich möchte nämlich endlich Leidensgenossen haben, während ich auf das nächste Kapitel von junko warte. D.h. mein Traum ist es irgendwann mit den Lesern gemeinsam dem nächste Kapitel entgegenzufiebern und dann schnellstmöglich übersetzen ;)
Aber das ist noch wirklich Zukunftsmusik xD Es freut mich auf jeden Fall sehr, dass sie dir gefällt :)
Das nächste Kapitel gibt es schon Mittwoch :) Also so lange musst du nicht mehr warten.

LG
yezz
Von:  Taiet-Fiona-Dai
2016-01-09T18:52:22+00:00 09.01.2016 19:52
Mal wieder ein soo tolles Kapitel. Ich mag das wen Renji sein dialekt bekommt XDD

Lg. Taiet
Antwort von:  yezz
10.01.2016 13:53
Hehehe, da geht es mir genauso. Wobei ich immer am Zirkeln mit, wie viele Buchstaben ich rausnehmen kann, ohne das es komisch wirkt, aber ab wann es als fieser Slang rüber kommt xD

Aber wart erst einmal auf Renjis Geburtstag. Da gibt ein paar sehr gute Kapitel xD

LG
Von:  Isimn
2016-01-09T13:46:56+00:00 09.01.2016 14:46
Tagchen Yezz :)
Bin in den letzten Wochen genüsslich durch all deine übersetzten Geschichten spaziert. Ich finde es wundervoll dass du dir die Arbeit machst, diese Stories von geradezu epischen Ausmaßen zu übersetzen.
Mein Kommentar bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Kapitel, sondern auf den Gesamteindruck bisher.(bin neu, keine Ahnung wo ich es dann hinschreiben soll, verzeih :D)

Die gesamte Geschichte von Renji; die Nue, Komamura,... es machte plötzlich alles so viel Sinn.. Mir fehlen die Worte. Mir gefällt es wie junko in die eigentliche Storyline so geschickt Byakuyas und Renjis Alltagsdrama einarbeitet und den Fokus darauf richtet, ohne wichtige Begebenheiten der "eigentlichen Haupthandlung" auszulassen. Oder du, ich kenne das Original leider nicht, welch Schande!
Man spaziert wortwörtlich durch die Geschichten, weil die beiden nicht auf Biegen und Brechen in jedem Kapitel ineinander enden müssen, es passiert ganz nebenher, weil es um die Koflikte geht, die sie zwangsläufig erleben müssen, weil sie so grundverschieden gleich sind und aufgrund von Rukia und ihrer Erlebnisse, ihrer Stellungen usw. irgendwie aneinander gebunden sind. Sowas ist mir bei keiner FF bisher passiert!

Anfänglich fand ich die Rendezvous von Byakuya und Renji ein klein wenig abartig, jetzt verstehe ich aber wieso Byakuya so ist wie er ist.

Ich hätte da aber ganz speziell an dich, yezz, noch ein paar Fragen; ich kenne junkos Version in Englisch ja nicht.
Bereiten die ihre Entscheidungen manchmal Schwierigkeiten? Würdest du dann gern ein paar Absätze selbst schreiben?

Lässt du dir manchmal etwas mehr Freiraum bei der Übersetzung oder wie handhabst du das?
Ich empfinde deine Sprache als sehr rund; wenn ich was übersetze wirkt es gerade bei Redewendungen oder typischen Floskeln, die man aber einfach nicht anständig ins deutsche übertragen kann, sehr sehr holprig.

Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel!
Liebe Grüße
Antwort von:  yezz
10.01.2016 13:51
Hallo Isimn,

vielen Dank :) Ich freue mich sehr, wenn sie dir (bisher) gefallen haben. Die Reihe von junko hat wirklich einen epischen Ausmaß, da gebe ich dir recht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich anfangs gar nicht so den Überblick, wie viele es tatsächlich sind :D

Ich freue mich sehr über ein gesammeltes Feedback. Daher gibt es keinen Grund, sich zu entschuldigen. Es ist für mich immer schön, wenn jemand seine Meinung dazu äußert, egal über welchen Kanal :)

Das ist tatsächlich alles junkos Werk. Und genau das hat mich auch daran so beeindruckt, dass ich es übersetzen möchte. junko spielt so wundervoll mit den Charakteren zwischen der Storyline, dass es in meinen Augen manchmal nur die einzige logische Möglichkeit dahinter sein kann. Zwar weiß ich nicht, was Tite Kubo sich da für Szenen ausgemalt haben, aber die Ideen von junko funktionieren für mich einfach super. Sicher gibt es da aber auch genug Leute, die es anders sehen. Aber das ist immer so und dafür gibt es ja auch Fanfictions :D
Und auch da stimme ich dir zu. Manchmal dominieren die Konflikte, manchmal das Zwischenmenschliche. In "Curse of the Nue" gab es relativ wenig Sex, aktuell holen sie es offensichtlich nach xD
(Du merkst vielleicht, dass ich eben halt auch ein Fan dieser Story bin. Darf ich ja auch, sie ist ja nicht von mir! xD)

Auch da gebe ich dir recht. Aber nach und nach erfährt man immer mehr Hintergründe zu den Charakteren, warum etwas so ist, wie es ist und es macht die Charaktere greifbarer und verständlicher.

Zu deinen Fragen :) Manchmal habe ich ein paar Punkte, wo es bei mir hängt. Zum Beispiel die Szene mit Ichigo und Renji bei Ukitake. Ichigo meinte, er wäre total gerne Renjis Saufkumpane. Die Stelle ist lustig, keine Frage. Aber irgendwie passt mir das nicht zu Ichigo. Aber gut. Damit muss und kann ich leben. Aber ich kannte ja den größten Teil der Geschichten, bevor ich angefangen habe zu übersetzen. Weil sie mir so gut gefielen, habe ich junko angesprochen, um sie zu übersetzen. Demnach stehe ich voll und ganz hinter der Geschichte. Natürlich würde man hier und da gerne etwas umschreiben, aber das fänge ich persönlich nicht fair gegenüber junko. Sie schenkt mir das Vertrauen und sie hatte sehr viel Arbeit damit. Sie recherchiert viel, um die Geschichte auf dieses Niveau zu heben. Daher ändere ich nicht ab und halte meinen Freiraum so gering wie möglich.
Manchmal versuche ich etwas zu umschreiben oder vom Schreibstil dann flüssiger lesbar zu machen. Allerdings ist es mir da wichtig, die Kernaussage des Satzes beizubehalten.
Aber da sprichst du wirklich einen schwierigen Punkt an. Viele Redewendungen, Mundarten oder Floskeln sind nicht einfach zu übersetzen. Manchmal hänge ich da wirklich sehr dran und suche nach passenden Alternativen. Das kommt dann sehr drauf an. Aber dafür habe ich auch meine Beta-Leserin oder andere Freunde, die die Reihe mögen, die mir dann auch mit Rat und zur Seite stehen.
Die einzige Szene, bei der ich absolut nicht weiterkam, war Renjis Gedicht. Daher habe ich es dann einfach im Englischen gelassen. Da sich bisher niemand bei mir beschwert hat, glaube ich, dass mir das verziehen wurde xD

Das nächste Kapitel kommt am Mittwoch. Und es ist sehr interessant xD Ich freue mich, wenn du weiterhin mit Spaß dabei bist :3

LG
yezz
Von:  Taiet-Fiona-Dai
2016-01-07T22:39:00+00:00 07.01.2016 23:39
XDD jetzt muss ich nach lägerem auch mal hier wieder ein Kommi lassen. Das Ende war einfach Göttlich ich musste mich zusammenreisen um nicht los zu lachen. Ich bin immer wieder erstaund wie gut du die Story übersetzt, sie ist echt Klasse. Und es freut mich sehr das du dir diese mühe machst. Sonst könnte ich diese tolle Story nicht verfolgen. Mach auf alle Fälle weiter.

LG. Taiet
Antwort von:  yezz
08.01.2016 11:59
Juhu, ich freue mich über jedes Kommi :3
Ohja, ich habe auch breit gegrinst, als ich das geschrieben hatte.
Vielen Dank :D Ich gebe mir Mühe und meine Beta-Leserin ist auch sehr fleißig. :D
Und das mache ich gerne, denn die Geschichten von junko sind einfach zu gut, um sie nicht mit anderen zu teieln xD
Auf jeden Fall werde ich weitermachen, allerdings weiß ich nicht, wie lange ich dieses Tempo hochhalten kann xD

LG
yezz
Von:  Luzie_
2015-12-05T12:15:53+00:00 05.12.2015 13:15
Wieder mal super und verständlich übersetzt. Danke fürs Übersetzen mach weiter so
Antwort von:  yezz
09.12.2015 11:32
Hallo Luzie,

das freut mich :) Und ich geb mein Bestes.

LG
yezz


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