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Vampires and Humanity

My Devil on the Bed
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin zurück *Fähnchen schwenk*

Gut 2 Monate nach Beendigung von Vampires vs. Humanity beginnt nun die Fortsetzung. Hier erst mal der kleine Prolog. Viel Spaß :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass ihr zwei Wochen warten musstest aber ich wollte doch ein bisschen Zeit verstreichen lassen, damit nicht der Anschein entsteht, dass es doch wieder jede Woche ein Kapitel gibt ;D Hab euch zu sehr verwöhnt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch an dieser Stelle entschuldige ich mich nochmal für meine Abwesenheit.
Ich hatte kurze Zeit, nach dem letzten Kapitel, so viel im RL zu tun, dass ich keine Zeit mehr zum Schreiben hatte aber...mich hat leider auch das weniger werden des Feedbacks ziemlich frustriert. Ich rede gerne mit meinen Lesern über ihre Gedanken und Emotionen. Das war ein weiterer Grund, weshalb ich mich erst mal von der FF distanziert habe.
Viele Kapitel habe ich nicht mehr auf Lager und, ich kündige es schon mal an, ich weiß nicht, wann ich Zeit finden werde um weiter zu schreiben und auch hochzuladen. Ein weiteres Kapitel ist wohl so gut wie fertig. Wir werden sehen.
Erst mal viel Spaß beim Lesen ~(^3^)v Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es wird wohl zur Regel, dass ich mich vor jedem neuen Kapitel entschuldige.
Aktuell habe ich noch Urlaub und konnte die Zeit finden, dieses Kapitel zu Ende zu schreiben.
Vielleicht schaffe ich auch noch 1-2 Kapitel an diesem Wochenende.
Leider habe ich unter der Woche so gut wie keine Zeit mehr zum Schreiben. Die liebe Arbeit.
Allerdings hoffe ich, dass ich diese FF bald zu einem Ende führen kann. Dauert aber noch ein wenig ;)
Ich hoffe, ihr habt viel Spaß beim Lesen des neues Kapitels. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hello Folks!

nun, mein Vorhaben, an jedem Wochenende ein Kapitel zu schreiben hat jetzt leider nicht sehr gut geklappt. Ich habe generell nur am Wochenende wirklich Zeit für sämtliche Dinge und da ging die FF leider unter. Jetzt habe ich es aber geschafft und gebe mir die größte Mühe, es auch weiterhin hinzubekommen :D
Viel Spaß beim Lesen und achtet doch noch auf den Autorenkommentar am Ende des Kapitels ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nimmt mir die Entschuldigung eigentlich noch jemand ab? :'D Ich habe leider echt null Zeit zum Schreiben. Die Arbeit frisst mich auf oder eher meine Wegezeiten und die wenige Freizeit, die ich habe, verbringe ich meist mit Freunden und RPGs.
Jetzt bin ich allerdings krank und hatte Zeit, sowie auch Lust, um weiterzuschreiben. Ich war bisher sehr fleißig sodass ihr ein paar Kapitel bekommen werdet in der Zukunft.

Nun, langsam lichtet sich der Schleier, welchen Plan Aoi und Uruha eigentlich verfolgen.
Ich hoffe ihr habt viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Peace

Die Welt erholte sich langsam, seit die Menschen und Vampire einen Weg zum Miteinander gefunden hatten. Wie war es dazu gekommen? Eine rechte Antwort fand sich nicht. Viele, sowohl Menschen als auch Vampire, trauten dem Frieden nicht. Nie hatte es so etwas gegeben. Sie wurden gejagt, getötet und in die Dunkelheit verbannt. Ein Leben am Rande der Gesellschaft.

Das war nun vorbei.

Nun waren sie alle ein Teil vom großen Ganzen, bewegten sich unter den Menschen und bei Nacht, fielen die Meisten nicht mal mehr auf. Sie feierten, tranken, diskutierten, liebten. Eine Beziehung zwischen Mensch und Vampir war nichts ungewöhnliches mehr.

Dennoch, es gab Regeln. Natürlich gab es Regeln. Warum auch nicht? Gesetze wurden erlassen, Vampire in politische Ämter erhoben um die Bedürfnisse ihrer Spezies zu vertreten. Sie waren eine Einheit, geduldet aber nicht unbeobachtet. Phoenix war noch immer der mächtigste Konzern der Welt, auch wenn es ihnen nun verboten war, an Vampiren zu experimentieren. Es gab Freiwillige für diverse Tests, beobachtet durch vampirische Ausschüsse, damit jedes Recht gewahrt wurde. Vampire zahlten Steuern, arbeiteten und gingen wählen.

Doch irgendwo unter dieser friedvollen Fassade konnte man es spüren. Dieser Frieden würde nicht anhalten, denn der Grat zwischen Frieden und Krieg war schmal und gefährlich. Ihr Konstrukt stand auf einem ungefestigten Fundament und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich eine neue Gewalt erhob und erneut nach der Macht, über die Menschen, griff um sie endlich zu unterjochen...

Going on

Tiefe Bässe drangen durch das Mauerwerk, ließen es vibrieren und obwohl mein Büro absolut Schalldicht gemacht wurde, hörte ich die Musik noch immer. Sinnliche Musik, die einerseits meine Gäste andererseits auch die Mitarbeiter in eine gute Stimmung versetzen sollten. Ich persönlich hatte nicht sonderlich viel für diese Art von Musik übrig. Sie war laut und forderte einen förmlich dazu auf, sich die Kleidung vom Leib zu reißen und es mit irgendeinem Fremden zu treiben. Nun, es war nicht so, dass ich keinen Sex hatte aber im Vergleich zu so manch anderen Vampiren, galt ich wohl schon fast als untervögelt. Mir lag nichts mehr daran und wenn ich mich mal einem jungen Mann hingab, lief es rein mechanisch ab. Ausziehen, ein bisschen anheizen, miteinander schlafen, anziehen und gehen. Ganz einfach. Ich befriedigte meinen Trieb und das war es. Absolut unromantisch. Für Romantik hatte ich keine Zeit und mein Herz hatte sich noch immer nicht erholt. Noch immer blutete es, vergiftete meine Gedanken und ließ mich oft genug nicht schlafen, weil ich einfach keine Antwort auf meine Frage fand. Die wichtigste Frage überhaupt. Warum hatte ich nicht bemerkt, dass Hakuei mich so hinterging? Egal, wie oft ich mir darüber den Kopf zerbrach, ich würde zu keiner Antwort kommen. Hakuei war nicht mehr. Dafür hatte ich gesorgt. Leider.
 

Seufzend ließ ich den Kugelschreiber sinken und fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht. Das musste irgendwann aufhören, dessen war ich mir mehr als nur bewusst aber wie sollte man einen Mann aus dem Kopf und dem Herzen bekommen, wenn man ihn fast ein ganzes Jahrtausend geliebt hatte? Zwei Jahre glichen da höchstens einem Wimpernschlag und dieser reichte einfach nicht aus, um endlich abschließen zu können. Jedoch riss mich das Klingeln meines Telefons aus den Gedanken und ich schrak kurz zusammen. Es kam vom Barbereich. Leicht genervt über die Störung, hob ich ab.

"Ja?", meldete ich mich und rieb mir die Nasenwurzel.

"Chef? Da ist Jemand, der sich gerne bei uns vorstellen würde. Er hat die Anzeige gesehen.", erklärte mir einer meiner menschlichen Mitarbeiter, die ausschließlich hinter der Bar arbeiteten.

Anzeige? Ich öffnete nachdenklich die Augen, bis es mir wieder einfiel. Ja richtig. Ich hatte eine Anzeige geschalten, da ich Mitarbeiter hatte entlassen müssen und nun Ersatz brauchte. Mein Blick glitt zu dem Monitor zu meiner Linken. Ich tippte kurz auf der Tastatur herum und konnte nun den Barbereich erkennen. Ein junger Mann stand dort vor der Theke, sah sich neugierig um während ich meinem Mitarbeiter noch eine Antwort schuldig war.

"Chef? Sind Sie noch da?", hakte er mal nach und ich verdrehte die Augen.

"Ja. Ja schick ihn in mein Büro. Danke."

Somit legte ich auf und seufzte tief. Toll. Ein Bewerbungsgespräch. Na darauf hatte ich ja jetzt Lust aber was sollte es schon. Ich brauchte neue Mitarbeiter also musste ich da durch. Ich richtete kurz die Unterlagen auf meinem Schreibtisch und holte einen Fragebogen heraus. Der war Pflicht und je nachdem, wie der potenzielle Mitarbeiter antwortete, kam er in die engere Wahl oder eben nicht. Außerdem hatte ich mich auch an Auflagen zu halten, die damit gleich mal abgedeckt wurden.

Ich hatte noch nicht mal die Schublade richtig geschlossen, da klopfte es schon. "Herein.", sprach ich Richtung Tür, schob meinen Stuhl zurück und erhob mich. Die Tür ging auf und ich lief um den Tisch herum, entdeckte zuerst meinen Barkeeper und dann den Menschen, der sich hier vorstellte. Wow. Er war groß. Das hatte ich über die Bilder der Überwachungskamera nicht gesehen. Der Winkel war dafür auch nicht geeignet. "Danke, du kannst zurück.", wies ich den Anderen an und richtete meinen Blick wieder auf den Kandidaten. Hübsch. Wirklich hübsch. Interessante Ausstrahlung. Er hatte wahrlich Potenzial. Wofür auch immer.

Jedoch hielt er mir die Hand hin und lächelte. "Hallo. Schön Sie kennenzulernen. Ich bin Uruha.", plapperte er direkt drauf los und zunächst skeptisch sah ich, die mir angebotene, Hand an bevor ich sie ergriff und seine Hand schüttelte.

"Hallo. Nehmen Sie doch Platz." Ich deutete auf den Sessel vor meinem geräumigen Schreibtisch und umrundete diesen, um dahinter wieder Platz zu nehmen. Sein Blick glitt neugierig durch mein Büro aber es gab nicht viel zu sehen. Ich hatte nicht viele persönliche Gegenstände und die, die es gab, standen nicht hier sondern in meiner Wohnung.

"Also, Uruha.", begann ich und notierte direkt mal den Namen auf dem Formular während er mich noch immer interessiert anlächelte.

"Sie haben vermutlich die Stellenbeschreibung gelesen und trotzdem möchte ich Ihnen vorab nochmal ausführlich erklären, was Sie, im Falle einer Einstellung, zu tun hätten und wie Ihre Versorgung aussieht."

Der junge Mann nickte und sein Lächeln wurde kleiner aber es verschwand nicht. Da hatte aber heute Morgen wer ein bisschen zu viel Sonnenschein im Kaffee.

"Nun, wir sind ein Etablissement für Vampire, zumindest in erster Linie. Menschen kommen auch mal vorbei, trinken etwas aber sie sind die Minderheit. Ich verkaufe menschliches Blut an zahlende Kunden. Dies kann auf unterschiedliche Arten ablaufen. Entweder, der Kunde wünscht eine direkte Nahrungsaufnahme vom Körper und mit Körper meine ich auch diesen. Es gibt kein Körperteil, das nicht angezapft werden darf, bis auf den Intimbereich. Für Menschen mit diesem Fetisch, soll mir auch das Recht sein aber generell ist es nichts, das ich von vorne herein gewähre. Dann gibt es aber noch die Sorte Vampire, die das abgezapfte Blut bevorzugen. Das heißt, Sie werden auch zum Blutspender im eigentlichen Sinne. Doch nicht mehr. Sex mit Kunden ist nicht vorgesehen und auch nicht erwünscht. Dafür gibt es gesonderte...Etablissements. Es steht Ihnen natürlich frei, Kunden auch außerhalb der Arbeitszeiten zu treffen. Das geht mich nichts an, solange Sie mein Geschäft nicht sabotieren. Damit schneiden Sie sich nämlich ins eigene Fleisch. Soweit klar?"

Der Mensch hatte den Kopf geneigt und das lange honigblonde Haare legte sich in Strähnen um den schönen schlanken Hals. Ich sollte dringend etwas trinken, wobei es mir sehr gelegen kam, denn wenn sich der Mann vor mir eignete, würde ich der Erste sein, der von ihm trank. Sowas nannte ich Qualitätsprobe und es diente auch zu nichts anderem. Blut eines jeden Menschen schmeckte anders und ich musste meine Schäfchen nun mal kategorisieren. So lief das eben.

"Okay, nur Blut kein Sex. Verstanden, und was ist mit anderen sexuellen Handlungen?"

Bitte? Hatte ich mich verhört? Meine Brauen hoben sich überrascht und schon fast ein bisschen erbost.

"Nein. Keine sexuellen Handlungen. Wenn Sie das suchen, sind Sie hier falsch.", machte ich mit ernster Stimme klar und sofort hob der junge Mann abwehrend die Hände und schüttelte sein goldenes Haar. Eine schöne Haarfarbe. Konzentrier dich!

"Nein nein. Es tut mir leid. Ich wollte nur nachfragen weil ich genau das nicht mehr suche." Ich wurde hellhörig.

"Nicht mehr?", hakte ich, mit nur noch einer erhobenen Braue, nach und neigte den Kopf. Sein Herzschlag schwoll an und er wurde nervös, was sich auch in seinem peinlich berührten Lächeln wiederspiegelte. Soso. Eine ehemalige Bluthure.

So nannte man es, wenn ein Mensch sein Geld nicht nur damit verdiente, Blut zu lassen sondern auch gleichzeitig noch mit den Kunden schlief oder sonstige sexuelle Handlungen ausübte. Auffordernd sah ich meinen Gegenüber an, der sich verlegen im Nacken kratzte.

"Naja...also...wie soll ich sagen...", druckste er herum und ich seufzte leise.

"Schon gut. Ich verstehe, Sie haben vorher als Bluthure gearbeitet. Gut zu wissen.", gab ich schon fast gelangweilt und auch ein Stück weit genervt von mir und notierte es unter dem richtigen Punkt. Es stand eh auf der Liste, denn es war nicht wirklich unüblich. Mehr als die Hälfte meiner Mitarbeiter waren ehemalige Bluthuren, die keinen Sex mehr mit den Vampiren haben wollten aber dennoch ihr Blut geben konnten und auch weiterhin wollten.

"Ist das jetzt ein Minuspunkt?", erkundigte er sich und ich hob den Blick, sah ihm kurz in die dunklen Mandelaugen und legte dann den Stift beiseite.

"Nicht zwangsläufig. Sie sind nicht der Erste und werden wohl auch nicht der letzte sein.", antwortete ich wahrheitsgemäß und er schien völlig erleichtert, lachte sogar leise. Ein recht melodisches Lachen, nicht so künstlich wie die meisten.

"Nun, da wir das geklärt haben, gehe ich weiter zu den Sicherheitsvorkehrungen.", verkündete ich und Uruha lauschte mir wieder aufmerksam. Sicherheit ging vor. "Ich beschäftige nicht nur Menschen, sondern auch Vampire. Sie werden Ihnen aufgefallen sein. Männer in schwarzer Kleidung. Diese sind für die Sicherheit zuständig. Es gibt noch mehr von ihnen, ein Teil sitzt in einem Nebenraum und beobachtet das Geschehen, was mich zum nächsten Punkt führt. Videoüberwachung. Alles wird hier überwacht und es gibt da keine Ausnahme. Auch die Toiletten. Das mag unangenehm erscheinen aber ich habe sie anbringen lassen müssen. Das laufende Bildmaterial wird nur dann begutachtet, wenn zwei Personen in einer Kabine verschwinden sollten oder sich ein Zweiter versucht Zugang zu verschaffen. Ansonsten nicht. Darüber hinaus arbeiten wir mit Hämoxin. Ist Ihnen der Wirkstoff bekannt?" Uruha nickte.

"Gut. Dann kennen Sie ja die Wirkung. Es ist leider unumgänglich. Sie werden viel zu tun haben aber das kennen Sie ja schon. Nun wenn Sie, und das wird zu zwei Drittel der Nacht der Fall sein, in einem gesonderten Abteil sind, damit sich der Vampir von Ihnen nähren kann, finden Sie dort noch zwei Notfallschalter. Einer befindet sich in jedem Separee und einen tragen Sie dauerhaft am Körper. Für den Fall der Fälle, können Sie so sofort um Hilfe rufen."

Ich beugte mich zur Seite und öffnete eine weitere Schublade, holte eine Geldkassette heraus, die ich vor mir abstellte und dann öffnete. Mehrere silberne Ringe kamen zum Vorschein, alle gleich und doch einzigartig auf ihre Weise. Ich zog einen davon heraus und hielt ihn Uruha hin.

"Das ist Ihre zweite Lebensversicherung. Der Ring ist mit einem ähnlichen System wie der Notfallknopf in den Separees ausgestattet. Drücken Sie mal auf den Stein in der Mitte.", forderte ich ruhig und lehnte mich zurück. Uruhas Augen schienen aber zunächst noch an dem schönen Schmuckstück zu hängen bevor er kurz unsicher aufsah und schließlich den Stein drückte, wie ich es gefordert hatte. Der Stein war tatsächlich ein echter Diamant. Mein eigener Besitz aber ich machte mir nicht viel daraus, also hatte ich sie in die Ringe fassen lassen. Ruki hatte sie mir entworfen und es war kein Wunder, dass Uruha den Ring mit leuchtenden Augen begutachtete. Ein schmaler Ring mit silbernen Ornamenten und einem eingefassten, fast schon unauffälligen, Diamanten in der Mitte. Jedoch musste ich schmunzeln als die Tür lautstark aufging und zwei meiner Security in den Raum stürmten. Uruha erschrak sich und ich musste zugeben, dass ich mich jedes Mal aufs Neue königlich darüber amüsierte.

"Alles gut Jungs. Das war nur ein Test." Sie warfen mir einen grummelnden Blick zu und ließen uns dann wieder alleine. Ich beugte mich vor und hielt die Hand auf, wollte den Ring zurück aber der Mensch vor mir krallte sich fast schon daran. Na, da stand wohl Jemand auf hübschen Schmuck. Ich räusperte mich und mein Gegenüber lächelte wieder peinlich berührt und gab mir schließlich den Ring zurück.

"Wie Sie sehen, die Jungs sind innerhalb von Bruchteilen bei Ihnen.", kommentierte ich nun das Geschehene.

"Sie arbeiten nicht zufällig auch als Security?" Irritiert hob ich den Blick während ich die Geldkassette wieder schloss. War dieser verführerische Unterton Absicht gewesen? Ich hätte es herausfinden können und zwar ganz leicht aber ich hatte es mir abgewöhnt, in die Gedanken der Menschen zu sehen. Außerdem hassten sie es, wenn sie es denn rauskriegten und Uruha schien sein Interesse eh nicht sonderlich kaschieren zu wollen.

"Nein, wieso?", gab ich zurück. Uruha schürzte die Lippen und strich sich die Haare etwas aus dem Gesicht. "Nun, weil Sie ganz in schwarz gekleidet sind. Von Ihnen würde ich mich lieber retten lassen." Na holla. Schon wieder ein Fan. Gab es hier irgendwo ein Nest? Ich lächelte schwach und schob die Kassette beiseite, ließ das einfach unkommentiert.

"Nun, ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen. Das ist Pflicht.", kündigte ich an und arbeitete den Fragenkatalog ab. So ein unnötiger Schund aber was man nicht alles für die liebe Bürokratie tat.

Als das erledigt war, las ich mich nochmal durch die Antworten bevor ich mich zurücklehnte und ihn musterte.

"Und? Habe ich bestanden?" Seine Euphorie war mir unbegreiflich und doch konnte ich gerade noch verhindern, dass sie mich zum Lächeln brachte. Wenn ich zu sympathisch wirkte, tanzten mir die Menschen auf der Nase herum und das duldete ich einfach nicht. Es führte einfach nur zu Problemen.

"Nun, von meiner Seite aus spricht nichts dagegen. Sie sind gesund, haben Erfahrung und ein ansprechendes Äußeres." Gerade beim letzten Punkt schien er vor Stolz fast zu platzen, was mich dazu brachte, kurz die Augen zu verdrehen. "Stellt sich mir die Frage, ob Sie mit der Stelle im Ganzen, zufrieden wären."

"Hmm. Ja ich denke schon und ich brauche dringend einen Job, also wäre ich gerne an Bord. Solange ich mit keinem schlafen oder sonstiges tun muss, können Sie mir so viel Blut abzapfen wie Sie wollen.", lächelte er breit und ich schüttelte leicht den Kopf.

"Es gibt da schon Richtlinien, aber gut. Nun dann..." Ich öffnete eine weitere Schublade und holte zwei vorgefertigte Arbeitsverträge heraus. Lediglich seinen Namen und ein paar Daten musste ich eintragen bevor ich ihm die weißen Seiten reichte.

"Lesen Sie sich das in Ruhe durch und unterschreiben dann, wenn Sie mit allem einverstanden sind." Derweil öffnete ich wieder die Geldkassette, holte den Ring von eben heraus bevor ich alles wieder an seinem Platz verstaute. Jedoch wurde mir dann schon der Vertrag unter die Nase gehalten. Überrascht nahm ich diesen an mich, öffnete die letzte Seite und unterschrieb dann selbst. Das zweite Exemplar wurde von mir unterzeichnet und an ihn weiter gereicht.

"Unterschreiben Sie den auch noch. Der gehört Ihnen. Dann bekommen Sie jetzt noch was von mir."

Zu dem Ring gesellte sich noch eine Schlüsselkarte für den Hintereingang und ein kleines Regelwerk. Alles übergab ich dann meinem neuen Mitarbeiter, der sich wieder wie ein Schneekönig über den Ring freute und sofort anlegte. Kopfschüttelnd erhob ich mich und strich mir das Hemd glatt.

"Nun, dann zeige ich Ihnen mal die Räumlichkeiten.", kündigte ich an und öffnete die Tür, ließ Uruha vorgehen und folgte ihm dann.

Die Tour ging durch den ganzen Club. Ich zeigte ihm die kleine Überwachungszentrale, die Mitarbeiterräume, die kleine Küche und schließlich den großen Barbereich mit den Séparées .

"Die Hamoxindosis bekommen Sie immer an der Bar und ich möchte Sie bitten, den Ring hier in Ihrem Spint zu lassen, damit er nicht verloren geht. Die sind nicht billig und das tut auf der Gehaltsabrechnung dann wirklich weh.", schmunzelte ich und sah mich kurz um.

"Nun haben Sie noch Fragen oder können wir dann zum abschließenden Teil übergehen?" Uruha schien verwirrt und doch schüttelte er den Kopf. "Nein, ich habe ja alle Informationen im Vertrag aber welchen abschließenden Teil?" Da hatte Jemand den Vertrag nicht ordentlich gelesen. Was sollte es schon.

"Sie sollten sich angewöhnen Verträge richtig zu lesen. Ich werde von Ihrem Blut kosten um es kategorisieren zu können. Wir haben Menschen mit gewöhnlichem Blut und welche mit besonderem. Je nachdem steigt oder sinkt der Preis für die Mahlzeit." Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass er mich auf diese Art angrinsen würde, als ob er nur darauf gewartet hätte, mich einfach so am Handgelenk packte und dann zu einem der freien Separees zog. Das überraschte mich ziemlich und langsam hegte ich den Verdacht, dass mein neuer Mitarbeiter darauf stand gebissen zu werden. Nun, das würde wohl zumindest gewährleisten, dass er seine Arbeit auch ordentlich machte. Die Vorhänge waren schnell geschlossen und den Verlust seiner Jacke hatte ich nicht mal mitbekommen.

Allerdings merkte man doch schnell, dass er aus dem anderen Teil der Branche kam. Der verführerische Augenaufschlag, die geschmeidigen Bewegungen mit denen er auf mich zukam und den weiten Ausschnitt seines Oberteils wieder über seine Schulter zog. Die goldenen Strähnen schob er sich beiseite und es fehlte nur noch, dass er sich an mich schmiegte wie eine rollige Katze.

"Ich sehe, Sie haben keine Berührungsängste." Ich musste mich räuspern. Gut, es hatte Eindruck gemacht und ich war auch nur ein Mann. Hinsehen und genießen durfte man ja noch.

"Nein, habe ich nicht.", hauchte er mir entgegen. Himmel, der zog echt alle Register. Vermutlich würde ich mich vor dem Größeren in Acht nehmen müssen. Jedoch stand nun eben die Qualitätsprüfung an. Ich vermied es aber, den Menschen zu sehr zu berühren, neigte nur seinen Kopf noch etwas weiter zur Seite damit meine Zunge über die verdeckte Schlagader gleiten konnte. Sein Puls war ruhig, vielleicht nur etwas vorfreudig erhöht, was mich nicht weiter kümmerte. Solange er keine Angst hatte, war alles gut. Das hier war rein geschäftlich weshalb ich nun auch, so sanft wie möglich, zubiss. Nur mit dem Keuchen hatte ich nicht gerechnet, genauso wenig mit dem göttlichen Geschmack, der sich da in meinem Mund breit machte und mich die Augen schließen ließ. Ich schnaufte leise, öffnete die Augen aber wieder als ich seine Hände auf meiner Taille spürte, wie sie mich langsam näher zogen. Was sollte das denn werden? Ich musste mich lösen, musste aufhören aber sein Blut war so delikat, dass es mir wirklich schwer fiel. Dennoch, ich zog meine Zähne aus seinem Hals und leckte genüsslich über die Bisswunde, nahm die letzten Tropfen auf und löste mich dann von ihm.

"Hat's gemundet...Boss?", schnurrte Uruha mir zu und biss sich auf die Unterlippe. Ich hingegen leckte mir die letzten Reste von meinen und sog dabei meine Unterlippe kurz ein, fixierte einen Moment lang seinen Hals und nickte dann. "Gute Qualität, ja. Sie werden eine Menge verdienen.", versuchte ich so professionell wie möglich zu klingen. Ich sollte gehen bevor ich mich vergaß und über dieses köstliche Blut hermachte.

"Och komm schon...du willst mehr oder? Du hast so einen lüsternen Blick." Seit wann hatte ich ihm das 'Du' angeboten? War ich da kurzzeitig nicht anwesend gewesen? Scheinbar.

"Sie sollten sich jetzt anziehen. Morgen fangen Sie an und die Kleiderordnung ist Ihnen ja bekannt.", wimmelte ich ab und Uruha lachte wieder dieses melodische Lachen ehe er nach seiner Jacke griff und sich anzog.

"Schon gut. Ich weiß Bescheid. Dann bis morgen Boss.", grinste er und winkte mir elegant zu ehe er auch schon den Laden verließ.

Oh heilige Scheiße. Der Typ schien mir gefährlich werden zu können weshalb ich jetzt erst mal in meinem Büro verschwand und mir etwas Hochprozentiges einschenkte. Es war eine Schande diesen Geschmack mit teurem Whisky zu überdecken aber es musste sein. Ich exte mein Glas und ließ mich in den Sessel fallen. Das würde kein gutes Ende nehmen. Ich trank nie von meinen Mitarbeitern. Klar, ich genehmigte mir Blut aus unserer hauseigenen Blutbank aber ich hatte zusätzlich noch einen Menschen, der vorbeikam, wenn ich es wollte und von dem ich mich nährte, wenn es mal wieder frischer sein durfte. Meine Mitarbeiter waren wirklich Tabu aber Uruha schien es praktisch darauf anzulegen, was einfach nur bedeutete, dass ich mich ihm nicht nähern sollte und erst recht nicht, wenn wir alleine waren. Seine Anziehung war stark und die Chancen standen gut, dass ich mir doch den ein oder anderen Schluck genehmigte, obwohl ich es mir selbst verbot. Nein, das durfte und würde nicht passieren. Ganz einfach. Ich war einfach zu nett gewesen. Das würde ich bei Gelegenheit wieder ändern und erneut zu dem unnahbaren und kalten Boss werden, den meine Mitarbeiter sonst kannten. Ich war nicht herzlos aber auch nicht emotional und damit konnten alle sehr gut leben und auch Uruha würde es lernen. Hoffte ich zumindest.

Extravagate

Meine restliche Nacht war ziemlich unspektakulär verlaufen, so wie immer eben. Alles war ruhig, keine besonderen Zwischenfälle hatten sich ereignet. Ich war schon wirklich langweilig. Eigentlich hatte ich nur im Büro gesessen, meine Akten bearbeitet, eine neue für Uruha angelegt und mich ansonsten meinen Gedanken hingegeben. Leider kreisten die doch deutlich zu viel um den hübschen Neuzugang. Irgendwann hatte ich es dann geschafft nach Hause zu gehen. Immerhin musste ich meine Mitarbeiter nicht dauerhaft beaufsichtigen und konnte zumindest meinem Barkeeper vertrauen, dass er den Laden ordnungsgemäß abschloss wenn er ging. Allerdings spielte es keine große Rolle ob ich alleine zu Hause saß oder in meinem Büro. Mir fehlte der Antrieb und der Elan, irgendetwas zu unternehmen. Also lief es wie immer ab: Duschen, noch etwas lesen oder dumme Fernsehsendungen anschauen und dann schlafen. Ich war schon ein richtiger Draufgänger.
 

Ich schlief meist bis zum frühen Mittag, geisterte durch meine Wohnung oder nötigte mich nach draußen, ging ein bisschen Spazieren oder bummeln. Hin und wieder hatte ich auch Termine mit Geschäftspartnern aber da stand heute nichts an. Also langweilte ich mich und lief ziellos umher. Ruki hätte vermutlich schon sämtliche Läden leer gekauft, Jin war da vielleicht nicht besser. In letzter Zeit vermisste ich sie alle sehr, wünschte mir die Zeit zurück, in der wir alle gemeinsam unter einem Dach gelebt hatten. Irgendetwas war immer los gewesen aber damals war auch soweit noch alles schön gewesen. Gut, wenn man vom Krieg absah aber ansonsten schon. Seufzend schob ich meine Hände tiefer in die Manteltaschen und sah mich lustlos um. Es war doch recht viel los in der Innenstadt. Meistens blendete ich sämtliche Geräusche aus. Die ganzen Herzschläge, die Gespräche, die Gerüche. Sie würden mich nur ablenken. Leider gab es eigentlich nichts, auf das ich mich eher konzentrieren könnte aber so war es mir trotzdem angenehmer. Zumindest solange, bis sich ein bekanntes Lachen durch die Ausblendung fraß, die Mauern überwand und mich inne halten ließ. Etwas irritiert zog ich die Brauen zusammen. Ich hörte die Stimme und ein Schauer huschte mir über den Rücken. Na ganz toll. Die ganze Zeit über hatte ich meine Ruhe gehabt, wenn ich durch die Straßen lief und ausgerechnet heute, arbeitete sich diese eine Person in meine Gedanken, an die ich so überhaupt nicht denken wollte oder sollte. Ich kam trotzdem nicht umhin, mich umzusehen, ließ sämtliche Gerüche und Geräusche von ihm durchsickern und folgte der Spur bis zu einem Café. Dort saß er mit männlicher Begleitung und schien sich köstlich zu amüsieren. Sie schienen sich nahe zu stehen, berührten sich immer wieder und der Blick seiner Begleitung sagte selbst einem Menschen alles. Dafür musste man kein Vampir sein um zu verstehen, dass er mehr von dem blonden Schönling wollte. Ein Knurren kroch mir aus der Kehle, das mich aus meiner Trance holte. Erschrocken über mich selbst wandte ich mich ab, schob mich beiseite in den Eingang einer Gasse und atmete durch. Was war das denn gewesen? Ich konnte das Brennen in meinem Bauch spüren, legte eine Hand darauf und schloss tief seufzend die Augen. Was war das? Okay, ich stellte mich blöd, ich wusste ganz genau was das eben gewesen war aber eingestehen? No way. Niemals. Ich musste hier weg. Heute Abend, wenn er seine erste Schicht antreten würde, hatte ich hoffentlich genug zu tun, um ihm nicht zu begegnen. Mein Weg führte mich nicht in Normalgeschwindigkeit aus der Innenstadt sondern in erhöhter. Ich wollte weg und zwar zügig. Uruha konnte mir scheinbar gefährlicher werden als ich angenommen hatte. Ablenkung würde mir sicher helfen weshalb ich mein Handy zückte, als ich aus dem Gefahrenbereich heraus war, und eine Nachricht tippte. Ein bisschen frisches Blut würde nicht schaden. Ich bestellte Tomoki für heute Abend in den Club und verstaute mein Handy wieder. Ja, das würde sicher helfen.
 

Meinen Tag hatte ich irgendwie hinter mich bekommen indem ich meine Wohnung putzte. Gut, sonderlich schmutzig war es nicht aber es half meinen Kopf frei zu kriegen bis es Zeit war zur Arbeit zu gehen. Noch schnell warf ich mich in meine übliche schwarze Kluft und verließ meine Wohnung, die nicht weit vom Club entfernt lag. Eine hübsche loftartige Wohnung, die ich mir geleistet hatte. Bestimmt noch so etwas, mit dem ich Uruha ein Funkeln in die Augen hätte treiben können. Oh Gott! Konnte das mal aufhören? Ich sollte ihm vielleicht besser kündigen. Nein, er würde gute Arbeit leisten und im Konkurrenzkampf mit den anderen Clubs, sicher so einige Vorteile bieten. Also keine Kündigung.

Der Club war bereits geöffnet, mein Barkeeper war schon da und wischte gerade die Theke ab. "Guten Abend.", wünschte er mir und ich nickte höflich. "Guten Abend, ist letzte Nacht noch irgendetwas vorgefallen?", erkundigte ich mich aber er schüttelte nur den Kopf. "Nein, alles ruhig." Wie langweilig. "Gut. Ich bin in meinem Büro." Ich lief weiter und bog dann in den richtigen Gang ab, zückte meinen Schlüssel und schloss auf, machte das Licht an und gab der Tür einen kleinen Schubser, damit sie zufiel. Meinen Mantel hängte ich an die kleine Garderobe ehe ich mich auf meinen Stuhl sinken ließ, die Computer hochfuhr und mir erst mal etwas zu trinken einschenkte. Alkohol war ja nicht verkehrt vor allem, wenn man wusste, wer heute noch hier rumschwirren würde. Leider konnte ich mich nicht betrinken aber andererseits war das vermutlich auch besser so. Über die Monitore, die die Bilder der Sicherheitskameras übertrugen, entdeckte ich die ersten Mitarbeiter, die eintrudelten. Ich beobachtete das alles ziemlich gelangweilt bis mein Kryptonit auftauchte. Er schien gut gelaunt und öffnete die Tür. Ich verfolgte seinen Weg durch die Gänge, bis er bei den Mitarbeiterräumen angekommen war. Natürlich hatte ich keine Tonübertragung aber da es ja noch ruhig war im Club, hätte ich mich auf die Stimmen konzentrieren können. Das tat ich leider auch und lauschte gleichzeitig dem Gespräch. Er begrüßte die anderen jungen Männer, stellte sich vor aber die Begeisterung schien sich in Grenzen zu halten. Ja, Uruha schindete eine Menge Eindruck und hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, der nicht mal ich mich so richtig widersetzen konnte. Doch scheinbar stieß diese bei seinen Kollegen eher auf Abneigung aber sie taten wenigstens so, als würden sie sich freuen ihn kennenzulernen und blieben höflich. Stress unterhalb der Mitarbeiter sah ich nicht gerne. Sie sollten sich arrangieren. Niemand musste hier irgendwen heiraten, sie sollte nur keinen Stunk verbreiten. Nach der kleinen Begrüßungsszene verschwand der Neuzugang aus meinem Blickfeld. Es gab einen kleinen toten Winkel, in dem sich alle oftmals umzogen weshalb ich mir doch wieder meinen Whisky zu Gemüte führte, nach einer Zeit erneut zum Bildschirm sah und mich fast am teuren Alkohol verschluckte. Ich hustete kurz und doch klebten meine Augen an dem, was ich sah. War das sein Ernst? Ich presste die Lippen aufeinander und seufzte tief. Das Outfit war vom Regelwerk her nicht verboten aber es sah leider verboten gut aus. Hotpants, Overknees, Stiefel und scheinbar mochte er es, eine Schulter frei zu stylen. Die goldenen Haaren waren gewellt und leicht gelockt, umspielten seine Schultern. Dann schien er sich zu schminken. Gut, das taten hier eigentlich fast alle. Es war normal und doch wollte ich nicht weiter zu sehen. Das Makeup würde ich eh kaum erkennen und doch fiel es mir schwer, mich vom restlichen Anblick zu lösen weshalb ich kurzerhand den ganzen Monitor ausmachte und ergeben seufzte. Scheiße. Wann kam Tomoki endlich? Ich brauchte einen Snack und vielleicht etwas Aufmerksamkeit um dieses sündige Wesen aus meinen Gedanken zu vertreiben. Leider würde er erst in einer Stunde herkommen. Schöne Scheiße. Gut, ich würde es schon irgendwie überleben. Genau. Ich hatte hier noch Arbeit und der widmete ich mich jetzt auch.
 

Die Stunde verging leider nicht ganz so schnell wie erhofft aber der Betrieb ging nun los, was ich an der Musik feststellte und auch an den ganzen Stimmen, die dumpf an mein Gehör drangen. Doch ein Herzschlag kam näher bis es klopfte und ich von meiner Arbeit aufsah. "Herein.", bat ich ruhig und schob alles beiseite, wusste ja, wer dort stand und lächelte als mein Besuch den Raum betrat. Ein süßer hübscher Student. Ich hatte Tomoki in irgendeinem Club aufgegabelt und er war bereit mir sein Blut und vielleicht auch mal seinen hübschen Hintern zu schenken. Natürlich gegen Bezahlung aber die Sympathie war vorhanden. Anders hätte ich auch in diese speziellen Clubs gehen können, von denen ich nichts weiter hielt als Abstand. "Hey Kai.", flötete er und schloss die Tür hinter sich worauf ich aufstand und ihm die Jacke abnahm bevor wir uns zur Begrüßung umarmten. "Na, wie geht's dir? Wie läuft das Studium?", erkundigte ich mich als wir uns von einander lösten und zu der kleinen Sofaecke gingen. "Alles gut, ein bisschen stressig aber ich freue mich, dass du dich gemeldet hast. Ich kann ein bisschen Abwechslung vom ganzen Lernen vertragen." Ich lächelte wissend und deutete auf meine kleine Minibar, wollte wissen ob er etwas trinken mochte aber er schüttelte den Kopf, klopfte aufs Polster weshalb ich mich dann sinken ließ. Jedoch saß ich noch nicht richtig und hatte Tomoki schon auf dem Schoß sitzen. Aha. Mein kleiner Toyboy hatte Lust auf Sex. Es kam tatsächlich nicht so oft vor, dass wir miteinander schliefen aber hin und wieder passierten Szenen wie diese, in der er das Ruder übernahm und mir mehr als deutlich zeigte, was er für den heutigen Abend geplant hatte. Nun, ich hatte nichts dagegen, legte meine Hände an seinen schmalen Hüften ab und schmunzelte. "Ich verstehe...du brauchst auch ein bisschen Entspannung, hab ich recht?", kommentierte ich seinen Überfall worauf er eine süße Schnute zog und sich enger an mich schmiegte. "Sieht ganz so aus aber ich denke du hast nichts dagegen oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ganz und gar nicht aber zuerst..." Meine Finger glitten über seinen warmen Hals. "...genehmige ich mir ein paar Schlucke." Tomoki schnurrte und ließ den Kopf zur Seite kippen, schmiegte sich noch enger an mich wobei seine Hüfte sich bereits an meinem Schritt rieb, mich kurz aufseufzen ließ. Himmel, der Kleine war heute scharf und genau das brauchte ich jetzt.

Auf mir saß ein williger junger hübscher Mann, von dem ich mich nähren und ihm gleich das Hirn aus dem Kopf vögeln konnte. War doch alles wunderbar. Also zog ich ihn näher, ließ meine Zunge über die weiche Haut gleiten ehe meine Zähne sachte diese durchstießen. Tomoki zuckte nicht mal mehr, sondern keuchte mir lüstern ins Ohr, erhöhte seine Bemühungen mir ebenfalls einzuheizen indem er unsere Unterleiber noch etwas stärker gegeneinander bewegte bis ich seine warmen Finger an meinem Gürtel und Hosenbund spüren konnte. Sie waren hektisch und doch ließ ich ihn machen, trank genüsslich sein Blut wobei ich feststellen musste, dass es im Vergleich zu Uruhas schon fast minderwertig war. Uruhas Blut war wie ein alter kostbarer Wein während Tomoki eher Supermarktwein glich, den man im TetraPak kaufen konnte. Gut, es nährte mich, befriedigte meinen Hunger auch wenn der Geschmack nicht so der Brüller war. Dafür waren seine Hände sehr geschickt, die sich bereits durch zwei Lagen Stoff gearbeitet hatten und nun meine langsam erwachende Mitte bearbeiteten. Ich löste mich von seinem Hals, leckte über den Biss damit er heilte und lehnte mich zurück, nahm die letzte Reste mit der Zunge auf und sah ihm bei der Arbeit zu, keuchte angetan als er mich stärker bearbeitete und ließ mich einfach fallen. Tomoki wusste, was ich mochte und dafür war ich dankbar. Mein Hemd hatte er schnell aufgeknöpft, eine Hand wieder in meine Hose geschoben während sein hübscher Mund meinen Oberkörper bearbeitete und mir schon jetzt, zu einem gewissen Teil, Entspannung verschaffte. Entspannung, die leider nicht lange anhalten sollte. Denn noch bevor Tomoki mit diesem sündigen süßen Mund dort angekommen war, wo ich ihn haben wollte, hörte ich Stimmen, die diskutieren und Schritte, die näher kamen, bis angeklopft aber nicht gewartet wurde. Die Tür flog quasi auf und wer stand da? Mein Neuzugang inklusive meinem Barkeeper. Uruha starrte erst mich, dann Tomoki an und so weiter bis ihm klar wurde, wo er gerade hineingeplatzt war.

"Boss es tut mir leid, ich hab ihm gesagt, dass Sie beschäftigt sind aber er wollte nicht hören.", versuchte sich mein Stellvertreter zu erklären was mich nur grummeln ließ. Tomoki schmiegte sich wieder an mich, verdeckte somit meinen recht freigelegten Körper. Das schien Uruha allerdings so gar nicht zu gefallen. In seinen Augen konnte ich ein fast diabolisches Funkeln voller Abneigung erkennen, die sich auf meinen süßen Studenten konzentrierte.

"Es ist aber wichtig! Wobei ich ja sehe, dass du damit beschäftigt bist, Kinder zu vernaschen.", provozierte er, was meine Brauen soweit nach oben wandern ließ, dass sie schon fast meinen Ansatz küssten.

"Bitte was?" Tomoki plusterte die Wangen auf. "Ich bin kein Kind!", zischte er zurück und ich befand mich definitiv im falschen Film.

"Sicher? Ich wette du hast nicht mal ein Haar an deinem Sack und wo hast du die Schuluniform versteckt? Oder steht Kai nicht darauf?" Mir klappte der Kiefer auf. Ich war unfähig etwas zu sagen während die beiden sich anzickten, und zwar vom feinsten.

"Tsk, wenigstens weiß ich worauf er steht und so alte Kerle wie du, stehen da wohl nicht auf der Speisekarte.", wetterte der Jüngere zurück. Oh Hilfe.

"Hm...das schien mir gestern Abend aber ganz anders Kleiner." Nun wandte sich Tomokis Aufmerksamkeit wieder mir und er funkelte mich skeptisch an.

"Hast du noch jemanden von dem du trinkst?" Oh Wow. Mein Mund öffnete und schloss sich weil ich einfach nicht wusste, was ich sagen sollte.

"Was?", gab ich wenig intelligent zurück und sah zwischen Uruha und Tomoki hin und her.

"Ja du hast mich schon verstanden. Ich dachte das hier wäre etwas exklusives, nur zwischen uns aber wenn du dich dann doch auf sowas da einlässt, dann bin ich raus." Uruha grinste so böse, dass es schon wieder verführerisch aussah. "Wa-was? Nein! Ich...das ist jetzt einfach ein Scherz oder? Wie kommst du darauf? Ach...warum will ich mich eigentlich rechtfertigen!" Ich schob meinen Besuch von mir, stand blitzschnell auf und schloss meine Hose wieder. Die Erregung war eh verpufft. Ich drehte mich rum und schloss mein Hemd während Uruha mich so selbstgefällig und sogar etwas Stolz lächelnd ansah. Tomoki kochte.

"Gut, dann brauchst du dich nicht mehr melden, ich bin weg!", fauchte der Kleine, schnappte sich sein Zeug, funkelte meinen Neuzugang wütend an und verschwand. Ich stand nur, wie vom Donner gerührt, da und fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht, atmete tief durch.

"Was gibt es denn so wichtiges und wehe es ist nicht wichtig...", knurrte ich und ließ meine Arme sinken. Uruha beeindruckte meine Wut so überhaupt nicht. Etwas, das mich noch mehr nervte, als die Tatsache, dass er es geschafft hatte, mir meinen Toyboy zu vergraulen. Ganz toll.

"Ach das ja...da ist jemand...ein Vampir...nunja er stalkt mich und er hat mich jetzt schon wieder gefunden und er will nicht gehen." Es war schon wirklich unverschämt wie locker er mich einfach duzte obwohl es keiner durfte. Nicht mal der Barkeeper, der meine rechte Hand hier darstellte, außer wir waren alleine. Ich sah ihn an und er schien genau zu wissen, worauf ich hinaus wollte.

"Ich wollte die Security holen aber da ist er schon los gestürmt. Ich wusste ja, dass Tomoki hier ist oder naja...war.", versuchte er sich zu erklären. Ich seufzte tief und richtete meine Haare.

"Na dann. Ich bin nicht die Polizei, dass sollte Ihnen klar sein." Ja ich siezte ihn mit deutlicher Betonung. Es interessierte die blonde Schönheit nur nicht.

"Ich weiß aber er ist ein Vampir und du bist doch...naja...eindrucksvoller als die Anderen." Nun wurde ich skeptisch.

"Was meinst du damit?" Er winkte ab und griff stattdessen nach meinem Handgelenk um mich mitzuziehen. Es war unfassbar. Ich stolperte also hinterher bis wir im Barbereich ankamen und ich irgendwie wieder zu mir kam. Sofort löste ich seine Hand von meinem Handgelenk, was ihn dazu veranlasste stehen zu bleiben und mich anzusehen. Ich war wütend. Was sollte der ganze Mist? Scheinbar bemerkte mein Neuzugang nun, dass er es übertrieben hatte und sein Blick senkte sich schuldbewusst. Schnaubend richtete ich meine Sachen und sah mich um, entdeckte dann den Vampir, der schon auf uns zukam. Seine Augen klebten an Uruha, was mich leise seufzen ließ. Ich schob mich zwischen die Beiden bevor er ihn überhaupt berühren konnte und versuchte mich wieder zu beruhigen. Der Andere blieb stehen und sah mich irritiert an bevor er kurz zu Uruha blickte und seine Aufmerksamkeit dann wieder mir galt. "Wie kann ich Ihnen helfen?", versuchte ich es auf die höfliche Art. Immerhin hatten wir noch andere Gäste und die mussten keinen Streit mitbekommen, wobei das hier vermutlich eine gute Erinnerung daran war, dass in meinem Club Regeln herrschten. Gut, wenn man es genau nahm, galt Stalking nicht zu meinem Aufgabenbereich aber ich musste meine Mitarbeiter schützen und solange sie hier waren, würde ich das tun.

"Ich möchte zu Uruha. Ich weiß nicht wo das Problem liegt.", erklärte er sich ruhig aber sein Hals streckte sich mehrfach, als er immer wieder an mir vorbei schielte, Uruha fixierte bis ich mich wieder dazwischenschob um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ja, wo lag das Problem? Das wusste ich auch nicht so genau weshalb ich mich zu ihm umdrehte, ihn auffordernd ansah worauf er zu mir kam, sich aber etwas hinter mir hielt. Scheinbar hatte er tatsächlich Angst vor dem Vampir. Sein Blick verriet es und ich tat es nicht gerne aber ich klinkte mich in seine Gedanken und Erinnerungen ein, durchsuchte sie wobei ich damit nicht lange beschäftigt war. Ich fand die Informationen, die ich brauchte und zog die Brauen zusammen. Ich wandte mich von ihm ab und dem Vampir wieder zu.

"Nun, wenn ich es richtig verstehe, scheint Ihr Interesse an meinem Mitarbeiter ein gewisses Maß zu überschreiten. Das kann ich nicht dulden. Meine Mitarbeiter haben das Recht Kunden abzulehnen und in Ihrem Fall begrüße ich das sehr. Darüberhinaus empfehle ich Ihnen, mein Etablissement nicht mehr aufzusuchen. Ich spreche Ihnen hiermit das Hausverbot aus. Sollte ich mitgeteilt bekommen, dass Sie sich trotzdem Zugang verschaffen, werde ich andere Wege in Betracht ziehen. Sie wissen ja, dass es Regeln und Gesetze gibt, nicht wahr?", lächelte ich falsch aber bedrohlich. Solche Vampire waren eine Schande für meine gesamte Rasse. Am liebsten hätte ich ihn sofort ausgeschaltet aber das war nun wirklich keine gute Werbung für meinen Club. Vielleicht bekam ich noch die Gelegenheit, ich würde es noch sehen. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob der Typ es verstanden hatte. Seine Augen glitten immer wieder verräterisch zu Uruha und auch, wenn ich den Widerspruch in seinen Augen sah, ließ meine Ausstrahlung ihm deutlich machen, dass ich keine Widerworte duldete und eine Verletzung meiner Auflagen erst recht nicht. Er nickte, hob abwehrend die Hände und trat den Rückzug an bis er schließlich ganz verschwunden war. Gut so. Seufzend rieb ich mir die Augen und trat an die Bar zu meinem Stellvertreter. "Der Kerl hat Hausverbot, sollte er hier nochmal auftauchen, sag den Jungs Bescheid und die sollen sich dann darum kümmern." Er nickte und ich wandte mich Uruha zu, der mich unvorhergesehen umarmte. Absolut verwirrt stand ich nur mit hängenden Armen da und spürte sein wummerndes Herz sowie die Freude, die er zu empfinden schien.

"Danke wirklich. Ich hoffe er lässt mich jetzt in Ruhe." Resignierend nickte ich und klopfte ihm leicht auf den Rücken, damit er endlich losließ. Es war nicht so, dass seine Umarmung unangenehm war, ganz im Gegenteil und von seinem Geruch ganz zu schweigen aber eben deswegen sollte er mich loslassen, was er zum Glück auch tat. Seine dunklen Mandelaugen funkelten mich glücklich und dankbar an.

"Das war hoffentlich eine einmalige Angelegenheit. Ich bin kein Bodyguard damit das klar ist.", erwiderte ich fest und schüttelte den Kopf, schob mich dann an ihm vorbei und ließ ihn stehen um erst mal der Situation zu entfliehen. Außerdem hatte Uruha Arbeit und ich wollte meine Ruhe. Was für ein beschissener Abend. Ob ich das mit Tomoki nochmal hinbekam? Vermutlich nicht. Diesbezüglich würde ich mir Uruha wohl auch nochmal zur Brust nehmen müssen aber fürs Erste war ich somit ohne Toyboy. Ganz klasse.

Zurück im Büro schenkte ich mir erstmal einen doppelten Whisky ein und stürzte den Inhalt auf Ex hinunter. Ja, Rei würde mich schlagen aber er war nicht hier und so schüttete ich nochmal dieselbe Menge hinein, trank sie aber nun gemütlich. Daraufhin öffnete ich noch das Fenster um frische Luft hereinzulassen und griff zu meinen Zigaretten, zündete mir eine an und lehnte mich zurück. Geraucht hatte ich früher nicht aber irgendwie gewöhnte man sich das an, wenn man in dieser Branche arbeitete. Außerdem ließ es einen menschlicher wirken und schaden konnte es mir eh nicht. Ich musste erst mal runterkommen bevor ich weiter arbeiten konnte. Wenigstens hatte ich von Tomoki noch trinken können bevor Uruha reingeplatzt war. Ich beschloss Jin eine Nachricht zu schreiben. Mit irgendwem musste ich ja über diesen neuen Menschen reden und wer kannte sich in dieser Sache wohl besser aus, als ein ehemaliger Mensch? Eben. Jin hatte so gesehen, in Uruhas Schuhen gesteckt wobei die Situation damals eine ganz andere gewesen war und dennoch wusste ich, dass er sich seit ihrem ersten Treffen zu Byou hingezogen fühlte. Nun sie waren nach langen Irrungen und Wirrungen ein Paar und soweit glücklich. Wenn mir einer einen Rat geben konnte, dann wohl mein bester Freund.

Eine Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten aber seine Worte gefielen mir nicht. Ich schnaubte und legte Kopf schüttelnd das Handy weg bevor ich harscher antworten würde, als ich eigentlich wollte. Jin war der Auffassung, dass ich wieder in den Sattel steigen musste und da Uruha scheinbar Interesse hatte, solle ich doch die Gelegenheit beim Schopfe packen. So ein Blödsinn. Ich wollte keine Beziehung und erst recht nicht zu einem Menschen. Gefühle und Bindungen waren nicht mehr Teil meines Lebens, außer der Bindungen zu Jin, Byou, Ruki und Reita. Das war aber auch wieder etwas anderes und eigentlich dachte ich, dass Jin das verstehen würde. Bisher hatte er immer verstanden, warum ich mich einfach keinem mehr öffnen konnte. Nun schien er der Ansicht, dass genug Zeit vergangen war. Für ihn vielleicht, nicht für mich. Ich ließ die Antwort also einfach unkommentiert, nahm einen letzten Zug meiner Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Genug Ablenkung für einen Abend und der ganze Papierkram machte sich nun mal auch nicht von alleine.

Savior

An diesem Abend ging ich nicht früher nach Hause. Ich hatte mich in Arbeit vergraben und war soweit ganz glücklich damit, mal nicht an die honigblonde Schönheit denken zu müssen. Nur Zahlen und Daten schwirrten mir im Kopf herum und das war auch gut so. Aber als ob mich irgendwelche Götter hassten, blieb mir diese Ruhe nicht lange erhalten. Irgendwann klopfte es an meiner Tür und mein Blick glitt kurz zur Uhr. Es war tatsächlich schon spät und vermutlich war auch im Club nichts mehr los oder die letzten Gäste waren langsam am gehen.

"Ja?", rief ich abwesend während ich ein paar Dokumente bearbeitete. Die Tür öffnete sich und der leichte Luftzug verriet mir, wer da soeben mein Büro betreten hatte. Ich seufzte tief. Man bekam hier auch einfach keine Ruhe. Ich versuchte es einfach mit meiner kalten Art, sah nicht mal wirklich auf als er einfach nur da stand und mich anstarrte.

"Was gibt es?", fragte ich irgendwann als mir die Stille langsam zu blöd wurde.

"Ich möchte mich gerne für deine Hilfe bedanken und mich gleichzeitig wegen deinem...Besuch entschuldigen." Scheinbar hatte ihm ein anderes Wort, für Tomoki, auf der Zunge gelegen aber er tat gut daran, es bei seiner tatsächlich ausgesprochenen Bezeichnung zu belassen. Ich ließ den Stift sinken und lehnte mich zurück, sah ihn nun an und legte die Arme auf den Lehnen ab.

"So? Und wie soll das aussehen?", erkundigte ich mich. Ja, ich war interessiert aber ich versuchte diese Regung nicht durchsickern zu lassen. Ich hatte nicht vor, irgendwelche Gefallen anzunehmen. Uruha sah mir in die Augen und begann zu schmunzeln ehe er um den Tisch herumlief, mich samt Stuhl vom Tisch zurückzog und sich vor mich stellte.

"Nun...ich nehme an der Kleine war deine Person für einsame hungrige Stunden und weil ich ihn scheinbar vergrault habe, würde ich dir anbieten, dass ich diesen Platz einnehme.", schnurrte er und ließ sich ganz dreist auf meinem Schoß nieder. Eine meiner Brauen wanderte in die Höhe und obwohl in meinem Inneren nun eine Party geschmissen wurde, blieb ich nach außen hin cool. Scheiße. Das war ein äußerst verführerisches Angebot und meine Augen wanderten leider kurz zu diesen hübschen Schenkeln, in die man sicherlich wunderbar seine Zähne schlagen konnte aber nein! Was dachte ich denn da? Augen wieder nach oben. Ich zwang mich, wieder in sein Gesicht zu sehen und versuchte die Hände zu ignorieren, die über meine Brust strichen. Was ich aber nicht ignorieren konnte war die Tatsache, dass er nun begann mein Hemd aufzuknöpfen. Alles an ihm strahlte gerade puren Sex aus. Ich wusste, dass er mich wollte und ich hatte so eine Ahnung, dass er spürte, wie stark ich auf ihn reagierte oder eher, dass ich es überhaupt tat.

Als er bei der Hälfte angekommen war, schnappte ich mir seine Handgelenke und hielt ihn davon ab weiterzumachen, zog seine Arme etwas auseinander damit ich mich nach vorne lehnen konnte. Ich sah ihm dabei fest in die Augen, ignorierte die Tatsache, dass unsere Gesichter sich viel zu nah kamen.

"Hör mir mal zu Uruha. Ich bin immer noch dein Boss und ich dachte, ich hätte mich ganz klar ausgedrückt. Kein Sex in diesem Club. Darüberhinaus vögel ich nicht meine eigene Belegschaft, nur damit das mal klar ist. Ich kann also gut und gerne auf dein kleines Angebot verzichten. Allerdings muss ich dazu sagen, dass du mir definitiv die Tour versaut hast. Wegen dir habe ich tatsächlich mein kleines Spielzeug verloren und ziehst du so eine Nummer nochmal ab, lernst du mich kennen und glaub mir, das möchtest du nicht. Habe ich mich da dieses Mal klar ausgedrückt?"

Es war mein voller Ernst und das drückte ich auch aus wobei sich das leider auch auf seine Handgelenke auswirkte. Ich sah, wie sich sein schönes Gesicht verzog und er einen kurzen Schmerzenslaut ausstieß. Sofort ließ ich von ihm ab und seufzte tief. Das hatte ich nicht gewollt aber vielleicht unterstrich es ja meine Aussage und Uruha verstand nun endlich, wo sein Platz war. Er rieb sich auch kurz seine Handgelenke und schien zu schmollen.

"Aber warum denn? Es wäre doch total einfach. Du würdest immer an der Quelle sitzen und ich weiß ganz genau, dass du auf mein Blut stehst und naja...was die andere Sache angeht...ich denke da würde der Fall ähnlich aussehen." Selbstbewusst war der Kerl allemal worauf ich mir über die Augen rieb.

"Es ist einfach so und basta. Diskutier nicht mit mir. Das sind meine Regeln und die werden eingehalten. Wenn es sonst nichts weiter gibt dann geh jetzt bitte. Ich habe noch zu tun.", bat ich noch in einem ruhigen aber dennoch fordernden Tonfall. Uruha ließ genervt seufzend die Arme sinken und schüttelte den Kopf bevor er von mir runter stieg.

"Oh man. Du bist echt stur und verklemmt aber ein Gutes hat es...scheinbar sind wir nun beim 'Du'.", grinste er triumphierend und ich erstarrte. Moment mal. Oh scheiße. Richtig. Ich hatte ihn geduzt und diese Grenze nun überschritten, die ab jetzt unerreichbar war. Ich konnte es nicht mehr zurücknehmen. Ganz großes Kino.

"Verschwinde jetzt oder ich vergess' mich.", knurrte ich und Uruha lachte wieder leise und huschte schnell aus meinem Büro. Immerhin hatte er wohl verstanden, dass ich gerade nicht zum Scherzen aufgelegt und ein Rückzug der bessere Schachzug war. Genervt stöhnend lehnte ich mich zurück und rieb mir das Gesicht. Ich hatte es versaut, aber so richtig. Uruha hatte es praktisch provoziert und ich war darauf angesprungen. Vielleicht sollte ich ihm ja doch kündigen.
 

Ich saß bestimmt eine halbe Stunde einfach nur da und starrte ins Nichts. Diese Szene mit Uruha ging mir nicht aus dem Kopf, spielte sich immer von vorne ab weil ich jedes Mal, wenn meine Fantasie das Geschehene weiterspinnen wollte, abbrach. Ich wollte nicht davon fantasieren, was passiert wäre, wenn ich die warmen Hände nicht davon abgehalten hätte, mich weiter auszuziehen. Ein Schauer huschte mir über den Rücken und ich seufzte tief. Wenigstens holte mich das Klopfen an der Tür aus den Träumereien. Ich hörte schon am Herzschlag, dass es dieses Mal nicht Uruha war. Besser so. "Ja?" Mein Barkeeper trat ein und überreichte mir die Abrechnung der Bar, die er sonst nur auf meinen Schreibtisch ablegte weil ich normalerweise zu dieser Zeit nicht mehr hier war.

"Danke Aki. Du kannst gehen, ich schließe heute ab.", verkündete ich und er nickte dankend.

"Okay, gute Nacht.", wünschte er und verließ dann mein Büro. Aki durfte mich duzen aber nur, wenn sonst niemand, außer uns beiden, anwesend war. Wir kannten uns ja schon eine Weile und er war immerhin mein Stellvertreter. Ein gewisses Vertrauensverhältnis sollte da durchaus herrschen.

Ich sah mir die Unterlagen an und legte sie beiseite. Ein kurzer Blick auf die Übertragungen der Videokameras bedeutete mir, dass alle weg waren. Gut. Also wurde es auch für mich Zeit endlich aufzubrechen. Ich fuhr sämtliche Geräte runter oder schaltete sie aus, schlüpfte in meinen Mantel und griff mir mein Zeug bevor ich durch die Räume ging und nachsah, ob auch wirklich niemand mehr hier war. Es war kein Herzschlag zu hören und keiner meiner vampirischen Angestellten lungerte noch herum. Ich verschloss alles und verließ den Club durch den Hintereingang, den ich ebenfalls abschloss und in den Himmel sah. Es war kaum zu sehen aber langsam verfärbte sich das Schwarz und kündigte den baldigen Sonnenaufgang an. Ein Vampir erkannte das dunkle Blau, das mit dem Schwarz verschmolz. Mir war es egal. Ich konnte auch bei Tag raus, was für die meisten meiner Gäste aber nicht galt. Deshalb war der Club auch bis maximal eine Stunde vor Sonnenaufgang geöffnet. Die Zeiten verschoben sich natürlich je nach Jahreszeit. Offiziell hatten wir noch Winter aber der Frühling kündigte sich bereits an. Es war mir gleich. Den Mantel trug ich eh nur zur Tarnung. Ich hätte auch nackt durch die Straßen laufen können und mir wäre nicht kalt gewesen aber das ließ ich natürlich bleiben.

Draußen zündete ich mir noch eine Zigarette an und setzte mich langsam in Bewegung. Die kühle Luft half mir, den Kopf ein bisschen frei zu bekommen weshalb ich beschloss noch eine kleine Runde spazieren zu gehen. An schlafen war gerade eh nicht zu denken und ich musste ja keine Panik vor der Sonne haben. Genauso wenig wie meine Kinder und mittlerweile auch die Vier, die ich irgendwie zu meinen Kindern zählte, auch wenn ich sie nicht erschaffen hatte. Allerdings war ich im entfernten Sinne ihr Vater, ihr Erschaffer, da bei mir alles begonnen hatte. Zumindest auf diesem Kontinent. Ich hatte Ruki und Reita nachträglich von meinem Blut trinken lassen um mit ihnen in Verbindung bleiben zu können und ihnen wieder das Sonnenlicht zu schenken. Sie waren dankbar dafür, wussten aber auch, dass sie sich in der Öffentlichkeit keine Schnitte oder gar Bisse zufügen sollten. Ihr Blut war nun genauso anziehend wie meines, wobei es in meinem Fall eine noch größere Anziehung ausübte als bei ihnen. Ich musste mich dringend mal wieder mit allen treffen. Vielleicht sollte ich sie mal zu mir einladen, in meinen Club damit wir uns mal wieder austauschen und etwas Spaß miteinander haben konnten. Ja, das wäre doch eine Idee, die sicher auf Zuspruch stieß. Später würde ich das in Angriff nehmen und allen schreiben oder zumindest Jin und Ruki, die es ja eh weitertrugen.

Was mich allerdings noch immer störte war, dass Manabu nach wie vor verloren schien. Ich hatte eine ganze Zeit lang selbst nach ihm gesucht und suchen lassen aber seitdem Aoi ihn gefangen gehalten hatte, gab es keine Spur mehr, die verwertbar war. Selbst jetzt, mit dem Frieden, schien er Manabu an solch einer kurzen Leine zu halten, dass er keinen Kontakt aufnehmen konnte. Wie auch. Wir waren nicht durch das Blut verbunden und lebten in unterschiedlichen Städten. Dennoch, er lebte, da war ich mir sicher. Irgendwann würden wir ihn finden oder er uns. Je nachdem.
 

Ich lief also wieder ziellos durch die Straßen bis Stimmen an mein Ohr drangen. Panik lag in der Luft, Wut und Erregung. Ich hob eine Braue und wollte mich davon abwenden. Es war nicht meine Sache hier nachts Polizist und Retter in der Not zu spielen auch wenn ich es locker gekonnt hätte. Ich wollte auf die gegenüberliegende Straßenseite wechseln und weiterlaufen als ich dann doch den Hauch eines Geruchs wahrnahm, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Uruha. Schnell zählte ich Eins und Eins zusammen, machte auf der Stelle kehrt und folgte dem Geruch sowie den Geräuschen bis ich ihre Quelle gefunden hatte. In einer Gasse, im Dunkeln sah ich sie. Der Stalker hing an seinem Hals, trank, was ich an dem schwachen Blutgeruch ausmachte. Uruha wehrte sich nicht oder besser gesagt, nicht mehr. Sein Herzschlag war schwach, viel zu schwach und doch hörte der Vampir nicht auf. Mit einem Satz war ich bei ihnen, packte ihn am Nacken und zog ihn von dem Menschen runter, der nun kraftlos zu Boden sank. Darum kümmerte ich mich gleich aber zunächst flog der andere Vampir erst mal gegen die nächstbeste Ziegelsteinmauer. Die oberste Schicht bröckelte ab, begleitet von einem schmerzlichen Zischen des Gepeinigten. Er hatte keine Zeit zum Reagieren als ich wieder vor ihm stand, ihn an der Kehle packte und meiner ganzen Frustration freien Lauf ließ. Meine Augen mussten rot glühen, denn der panische Ausdruck in seinen eigenen und das Gezappel, ließen keinen anderen Schluss zu.

"Hatte ich nicht etwas klar gemacht du kleine Made, hm?" Meine Stimme zerschnitt die Luft und der Jüngere sah sich panisch um, seine blutigen Lippen öffneten sich, unfähig etwas zu sagen. Er keuchte nur angestrengt weil ich ihm gerade den Hals zudrückte.

"Was...was...bis...", versuchte er gurgelnd herauszubringen und ich grinste ein diabolisches Lächeln.

"Dein Tod. Das bin ich. Du bist eine Schande für meine Rasse, also radiere ich dich aus meinem und seinem Dunstkreis. Sei froh, dass er nicht tot ist, ansonsten würdest du jetzt so lange leben bis die Sonne aufgeht und ich dich Stück für Stück dieser opfern würde, bis du qualvoll verbrennst. " Nun fing er richtig an, sich zu wehren, versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Leider recht erfolglos. Ich war ein Urvampir und er nur ein kleiner Vampir der xten Generation. Keine Gefahr für mich. Jedoch holte mich Uruhas Wimmern aus meinen bösartigen Gedanken weshalb ich den Kopf leicht zu ihm drehte. Ich musste mich beeilen sonst starb er wirklich noch weshalb ich mich wieder dieser Schande von Vampir zuwandte und den Kopf neigte.

"Bitte...nicht...", keuchte er und ich zuckte nur mit den Schultern, holte mit der Hand aus und setzte seinem untoten Leben ein Ende. Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an und mit einem letzten gurgelnden Geräusch zerfiel der Körper zu Staub, den eine leichte Brise in der Welt verteilte. Ich verzog angewidert das Gesicht. Sein Blut hatte mir den Ärmel versaut und nun klebte auch noch seine Asche daran. Wundervoll. Ich wischte mir die Hand soweit am restlichen Mantel ab, der musste sowieso gereinigt werden. Ich wandte mich Uruha zu, ging vor ihm in die Hocke und nahm ihn auf die Arme. Er lehnte an meiner Brust, sein Herzschlag wurde schwächer weshalb ich seinen Kopf etwas drehte, damit ich an den Biss kam, der noch immer blutete, leckte darüber, damit dieser wenigstens schon mal heilte und er nicht noch mehr Blut verlor.

"Keine Angst...gleich geht es dir besser.", sprach ich sanft, versuchte ihn zur beruhigen und rannte mit unmenschlicher Schnelligkeit durch die Straßen. Keine zwei Minuten später waren wir an meinem Wohnhaus angekommen. Ich zog meine Schlüsselkarte hervor, gab den Code ein und betrat dann den Komplex. Den Aufzug sparte ich mir, nahm stattdessen in derselben Geschwindigkeit die Treppe, öffnete die Tür zu meiner Wohnung und trat ein. Die Tür schubste ich mit dem Fuß zu und brachte ihn erst mal in mein Schlafzimmer. Die Couch im Wohnzimmer hätte es zwar auch getan aber der Raum war gerade näher gewesen. Ich streifte meinen Mantel ab, warf ihn nur beiseite und verschwand im Badezimmer. Ich besaß einen Medizinschrank, der auch gut gefüllt war. Für den Fall der Fälle hatte ich auch ein Notfallprodukt der Hämoxinlinie bei mir zu Hause. Allerdings wurde es per Injektion verabreicht um schnell wirken zu können. Ich suchte die kleine schwarze Tasche raus, nahm mir die Ampulle und eine Spritze, zog etwas von der rötlichen Flüssigkeit auf bis die richtige Dosis erreicht war, drückte noch etwas Luft heraus und ging damit zurück zu Uruha. Der lag einfach nur auf meinem Bett, kurz vor der Bewusstlosigkeit und dem eintretenden Tod weshalb ich ihm die Jacke auszog, den Ärmel seines Pullovers hochschob und auch ohne Abbinden die richtige Vene traf. Er zuckte nicht mal als die Nadel seine Haut durchstieß und ich bezweifelte, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. Ich drückte die Flüssigkeit nach und nach in seinen Körper bis alles verabreicht war und ich die Nadel herauszog. Ich leckte über den Einstich und schmiss die gebrauchte Spritze in den kleinen Abfalleimer, der neben dem Nachttisch stand. Es dauerte nicht lange, da schlug sein Herz wieder kräftiger und auch sein Körper wurde wieder wärmer, seine Hautfarbe etwas rosiger. Das Zeug war wirklich stark und eigentlich musste man über dessen Benutzung Meldung machen aber da ich in Selbstjustiz gehandelt hatte, würde ich wohl dafür bluten müssen und darauf hatte ich gerade keine Lust. Ich war nicht als Urvampir bekannt, zumindest nicht mehr. Ich hatte sämtliche Daten gelöscht und jeden umgebracht, der in jener Nacht bei der Villa gewesen war. Alle bis auf Aoi und warum der mich nicht verpfiffen hatte, war mir bis heute unklar. Vermutlich verfolgte er eigene Ziele, was mich nicht sonderlich überraschen würde aber das war gerade auch nicht wichtig.

Als sich Uruhas Atem beruhigte erhob ich mich und ging ins Badezimmer, entledigte mich meines Hemdes, das ebenfalls die Waschmaschine von innen sehen würde und wusch mir den Arm gründlich. Ich würde noch duschen gehen aber erst wenn mein Gast über den Berg war. Ich ging zurück und streifte mir erst mal ein Shirt über, das ich gestern Abend getragen hatte und das noch im Bad lag.

Zurück im Schlafzimmer wachte der Mensch langsam auf und ächzte. Vermutlich hatte er Kopfschmerzen. Das waren Nebenwirkungen des Blutverlustes und auch des Mittels. Es konnte gut sein, dass mein Neuzugang für den nächsten Tag ausfiel wobei ich ihm so oder so frei gegeben hätte, nachdem er fast gestorben wäre. Er öffnete die Augen und sah mich an, blinzelte ein paar Mal um vermutlich klar sehen zu können ehe kurz die Panik wieder in ihm hoch kroch. Er wollte aufspringen, was ich zu verhindern wusste und ihn auf die Matratze drückte.

"Ssch. Ist alles gut. Du bist in Sicherheit.", beruhigte ich ihn aber sein Blick glitt panisch umher bis er scheinbar realisierte, dass er nicht mehr auf der Straße sondern in einer Wohnung war. Die kannte er zwar auch nicht aber es schien ihn zu beruhigen weshalb er sich wieder entspannte und mich ansah.

"Dieser Mistkerl...er hat mir aufgelauert..." Ich schüttelte den Kopf.

"Hör auf zu reden. Du musst dich ausruhen. Er hätte dich fast umgebracht. Du solltest schlafen , ich habe dir etwas gespritzt damit du schnell wieder auf den Beinen bist aber fürs Erste wirst du hier bleiben bis das der Fall ist.", erklärte ich ruhig und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er griff nach meiner Hand und drückte sie zart.

"Danke Kai...wirklich...scheinbar bist du doch mein Bodyguard.", lächelte er geräuschvoll und seufzte dann. Ich sah, dass er müde war. Sein Körper brauchte Schlaf damit er sich besser regenerieren konnte.

"Scheint so aber ich wäre dir dankbar, wenn das wirklich nicht zum Dauerzustand wird.", erwiderte ich leicht lächelnd. Er nickte und machte doch wieder Anstalten sich aufzurichten.

"Hey! Was wird das?" Er sah mich an, schürzte die Lippen und zuppelte leicht an seiner Kleidung.

"Ich kann so nicht schlafen...die Sachen sind schmutzig...", erwiderte er und ich verstand nun, was er vorhatte.

"Ich helfe dir...", murmelte ich und hätte mich schlagen können. Ich wollte das einfach schnell hinter mich bringen, schob den dünnen Pullover nach oben, versuchte aber die Haut nicht zu berühren, die wunderbar weich aussah. Professionell bleiben! Mit ein bisschen Unterstützung konnte ich ihm den Pullover ausziehen, legte ihn beiseite bevor die Jeans dran war. Er hatte sich natürlich wieder umgezogen bevor er den Club verlassen hatte. Doch ich griff nun zuerst nach den Stiefel bevor ich ihm die Jeans über die Hüften zog und die makellosen langen Beine enthüllte. Oh Himmel. Die Socken streifte er sich umständlich selbst ab und kickte sie auf den Boden bevor er sich leise ächzend unter die Decken schob. Nun lag er in meinem riesigen Bett inmitten von tausend Kissen und einer dünnen und einer dickeren Decke. Er lag zunächst auf der Seite und sah mich müde an, die Haare lagen etwas wirr um sein Gesicht und trotzdem sah er wunderschön aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass er ein Vampir war. Die Schönheit war wirklich nicht menschlich.

"Legst du dich zu mir?", fragte er mit diesem flehenden Unterton, der mich absolut weich werden ließ. Ich war schon drauf und dran zu bejahen, da meldete sich ein Rest meines Verstandes und verbot es mir.

"Ich...muss noch was machen. Vielleicht später.", stellte ich einfach mal in Aussicht und er schien damit erst mal zufrieden zu sein. Außerdem würde er es eh nicht merken, denn schon jetzt fielen dem Menschen die Augen zu und er war eingeschlafen. Ich erhob mich nun vorsichtig, sammelte seine Sachen auf und ging zum Schrank, holte mir einen Hausyukata heraus und nahm einen weiteren für Uruha, den ich auf einem Stuhl ablegte. Seine Sachen würde ich waschen, damit er sie später wieder anziehen konnte. Im Yukata sollte er eher nicht nach Hause, wobei bei Tageslicht sowieso keine Vampire unterwegs waren. Zumindest außer mir. Ich verzog mich erst mal aus dem Schlafzimmer, lehnte die Tür an und ging ins Bad. Die Klamotten, inklusive meiner flogen in die Maschine, die ich natürlich auch sofort anstellte und mich dann selbst unter die Dusche stellte. Ich wusch mir die ganzen Ereignisse des Tages vom Körper. Gott, seitdem Uruha aufgetaucht war, hatte sich die Geschwindigkeit meines Lebens drastisch erhöht. Es schien fast so, als ob das Schicksal mich unbedingt an ihn binden wollte. Unsere Wege kreuzten sich nun schon fast im Sekundentakt und trotzdem, das Schicksal konnte mich mal. Ich entschied ob und wann ich mich auf jemanden einließ und nicht irgendeine Macht, die ich nicht mal sehen oder greifen konnte. Basta.
 

Nach einer ausführlichen Dusche und meiner Hygieneroutine hüllte ich mich wieder in Unterwäsche und den Yukata ehe ich das Badezimmer verließ und die Küche betrat. Ich musste noch etwas trinken und tat das auch sogleich. Ich nahm mein Glas mit auf den Balkon, ließ mich in den komfortablen Sessel fallen und zündete mir eine weitere Zigarette an während ich dem Himmel dabei zusah, wie der Tag langsam seine Schwingen ausbreitete und alles in warme Farben tauchte. Nebenbei lauschte ich Uruhas Herzschlag, der stetig und ruhig war während er schlief. Toll. Jetzt hatte ich ihn in meine Wohnung und sogar in mein Bett geholt. Keine gute Basis. Bestimmt schürte das nur seine Bemühungen und irgendwann würde ich dem erliegen. Das wusste ich jetzt schon. Noch war ich stark aber das ging nicht ewig so. Ich musste dem irgendwie einen Riegel vorschieben aber ich hatte keine Ahnung wie. Also war es definitiv nötig, dass meine Freunde herkamen und mir halfen. Ich war einfach noch nicht soweit. Das mussten sie alle einsehen.

So kam es, dass ich bis zum Sonnenaufgang auf dem Balkon saß, mein Blut trank, diverse Zigaretten vernichtete und nachdachte. Ich bekam nicht mit, dass Uruha wach wurde und mich suchen kam. Erst als sein Herzschlag direkt an mein Ohr drang, erwachte ich und drehte mich um. Da stand er, in die dünne Decke gehüllt mit zerzaustem Haar und müden Augen, die er sich rieb. Er war so schön und alles schrie förmlich danach, dass er mein Partner war, der mich nun suchen kam, weil es alleine im Bett so einsam war. Eigentlich wickelten sich nur Frauen eine Decke so um den Körper aber Uruha stand das auch verdammt gut.

"Du solltest schlafen.", sprach ich ruhig worauf er mich ansah und sich durch die Haare fuhr.

"Bin aber wach geworden...was machst du hier? Bist du nicht müde?", murmelte er verschlafen und ich biss mir auf die Unterlippe, zuckte mit den Schultern. Ja, ich war müde aber ich konnte mich ja schlecht zu ihm legen.

"Ich sitze hier einfach. Geh wieder schlafen, du siehst schon besser aus aber etwas mehr Schlaf wird dir gut tun. Falls du was trinken willst, dann bring ich dir was.", erwiderte ich ruhig aber zuvorkommend worauf Uruha den Kopf schüttelte, was seine honigblonden Locken tanzen ließ ehe sie sich wieder wie ein Wasserfall um seine Schultern legten. Er rieb sich die Augen und kam zu mir, ließ sich erneut ungefragt und vor allem ungebeten, auf meinem Schoß nieder. Unfähig etwas dagegen zu unternehmen, ließ ich ihn gewähren, sah ihm dabei zu wie er sich die Decke über die Schultern zog und sich an mich schmiegte. Er hatte dieselbe Position eingenommen wie vorhin, als ich ihn hergebracht hatte. Ich ergab mich der Situation und legte meine Arme locker um ihn. "Du kannst mit ins Bett kommen oder wir bleiben beide hier...", murmelte er gegen meine Brust und ich konnte nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Wie machte der Jüngere das? Er setzte mir die Pistole auf die Brust, ließ mir keine Wahl und ich ergab mich dem einfach so. Uruha war wahrlich mein wunder Punkt und das schon nach zwei Tagen. Das war nicht gut aber ich hatte leider ein viel zu gutes Herz und da ihm so zugesetzt worden war, würde ich ihm halt diesen Wunsch erfüllen. Mir war bewusst, dass ich das bereuen würde aber langsam war ich auch müde und für den Fall, dass er wieder schnell eingeschlafen war, konnte ich immer noch auf die Couch wechseln. War vielleicht die bessere Wahl, damit er nicht auf falsche Gedanken kam.

"Gut...du hast gewonnen.", erwiderte ich leise, erhob mich samt dem Menschen, den ich nun schon wieder durch die Gegend trug. Ich konnte in der Spiegelung der Balkontür genau sein Lächeln sehen. Er freute sich wie ein Schneekönig darauf, mit mir die restliche Nacht oder den Morgen zu verbringen. Oh man. Ich schloss die Tür hinter uns, zog die Vorhänge zu und brachte ihn wieder in mein Schlafzimmer. Er wurde gleich etwas munterer, schob die dünne Decke wieder unter die dickere und schlüpfte darunter ehe er mich auffordernd ansah und neben sich klopfte. Ich seufzte leise und entledigte mich meiner Kleidung um mich dazuzulegen. Dann musste ich nicht mehr viel tun. Uruha wandte mir den Rücken zu, griff nach hinten zu meinem Arm und zog ihn einfach zu sich, sodass ich gezwungen war, diese schützende Position einzunehmen. Tonlos seufzend zog ich die Decke höher und ergab mich meinem Schicksal, spürte wie seine Wärme auf meinen Körper übergriff und sein Duft mich förmlich einlullte. Er strich sich die Haare etwas beiseite, damit sie mich nicht störten und präsentierte mir schon etwas seinen Hals und den Nacken. Ich schloss einfach die Augen und hoffte, dass ich bald aus dieser Situation herauskam, die sich leider viel zu gut anfühlte, was ich aber nie zugeben würde. Doch bevor ich auch nur noch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, war ich auch schon eingeschlafen und somit waren alle guten Vorsätze mit einem Mal dahin.

Tension

Einige Stunden später, ungefähr um dieselbe Zeit wie immer, erwachte ich langsam aus meinem tiefen Schlaf. Ich beschloss meine Augen noch nicht zu öffnen, sondern einfach noch etwas liegen zu bleiben. So richtig wach war ich eh noch nicht und darüberhinaus war es gerade so wunderbar kuschelig unter der Decke und der Geruch, der meine Nase umgarnte, lud sowieso dazu ein, noch länger liegen zu bleiben.

Hatte ich mein Waschmittel gewechselt? Nein, eigentlich nicht. Hin und wieder tauschte ich den Weichspüler aus aber den nutzte ich eh nicht allzu häufig. Der Geruch störte, auf Dauer, einfach die empfindliche Nase eines Vampirs. Dennoch roch es hier einfach himmlisch weshalb ich einfach beschloss nicht weiter darüber nachzudenken sondern mich wohlig seufzend tiefer ins Kissen zu kuscheln.

Ich wollte gerade wieder abdriften, da spürte ich eine Berührung an meiner Hand. Was war das? Ich runzelte die Stirn und da war es. Ganz plötzlich bemerkte ich den anderen Herzschlag, der mir vorher irgendwie entgangen war. Ein leises Seufzen war zu hören weshalb ich schlagartig die Augen öffnete und einen honigblonden Hinterkopf entdeckte. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich einfach nur darauf, unfähig zu denken oder zu handeln. Nur langsam kehrte meine Erinnerung zurück und meine Panik verflog. Nein, ich hatte keinen Stalker und Uruha auch nicht mehr - dank mir. Ich schluckte und schloss für einen Moment die Augen um wieder runterzukommen. Verdammt. Er lag immer noch in meinem Arm und gottverdammt, er lag immer noch in meinem Bett. Doch das schlimmste war nicht mal, dass er immer noch hier lag sondern, was ich dabei empfand. Ich fühlte mich so unglaublich friedlich und ruhig. Es war als ob ich endlich Frieden gefunden hätte und das nur, weil er hier neben mir in meinem Arm lag. Ich öffnete die Augen und sah wieder zu ihm, runzelte erneut die Stirn und presste die Lippen aufeinander. Mir fiel noch etwas ein. Ich hatte nicht schlecht geträumt. Gewöhnliche Vampire träumten nicht, ich schon. Früher hatte ich immer von verschiedenen Abschnitten meines langen Lebens geträumt aber seit zwei Jahren träumte ich immer wieder denselben Traum. Er veränderte sich immer mal wieder aber der Sinn blieb derselbe.

Jede Nacht träumte ich von Hakueis Verrat, spielte es immer wieder in diversen Szenarien durch, was es mir unmöglich machte, überhaupt erholsamen Schlaf zu finden. Nun war es anders. Ich hatte gar nicht geträumt. Nein. Ich hatte einfach geschlafen. So selig und friedlich wie ein Baby. Ich erinnerte mich ja nicht mal daran überhaupt eingeschlafen zu sein. Leise seufzend stützte ich mich vorsichtig auf meinen anderen Arm, bewegte mich so wenig wie möglich um ihn nicht zu wecken. Eigentlich wollte ich aufstehen aber mein Körper hatte andere Pläne. Ich schob mich weiter über seinen Körper, der sich plötzlich bewegte, was mich erschrocken innehalten ließ. Uruha drehte sich auf den Bauch, schmatzte kurz wirklich süß und schlief weiter. Erst als sich alles wieder beruhigte führte ich meine Bewegung fort, griff nach seinen Strähnen und schob sie beiseite, damit ich in sein Gesicht sehen konnte. Ich lag quasi auf ihm, stemmte mein Gewicht aber überwiegend mit den Armen, damit er nicht aufwachte während ich, wie ein Aasgeier, über ihm lungerte. Ich betrachtete seine entspannten Züge, die schönen geschwungenen Lippen, die leicht geöffnet waren, die feine Nase, die geschlossenen Mandelaugen und der kleine dunkle Ansatz, der sich unterhalb der blonden Mähne bildete. Langsam beugte ich mich weiter zu ihm runter, ließ meine Nase sachte über seine Schulter gleiten und schloss die Augen, als ich seinen Duft ganz bewusst einatmete. Es war so, als raste er durch jede Zelle, ließ sie leuchten und gleichzeitig prägten sie sich auf ihn. Ich verstand es nicht. Was machte ihn so besonders? Wieso jetzt? Ich hatte nicht das Gefühl, mich ihm überhaupt entziehen zu können und genau das war der Punkt, der mir so dermaßen missfiel. Ich hatte schon mal meine Macht aus den Händen gegeben und was war passiert? Man hatte mich verraten und verkauft. Liebe war etwas für die Schwachen und ich wollte nie wieder schwach sein aber bei Uruha hatte ich die Befürchtung, dass ich es werden würde und selbst wenn nicht, dann würde er zu meiner neuen Schwachstelle werden. Wenn mir jemand schaden wollte, würde er immer meinen wunden Punkt darstellen. Das hier durfte einfach nicht sein, auch wenn es sich so gut anfühlte.
 

Ich bemerkte nicht, dass mein Gast wach war und mich aus leicht geöffneten Augen beobachtete, wie ich meine Nase gegen seine Haut drückte.

"Dir scheint zu gefallen, was du da riechst...das hoffe ich zumindest...", sprach er mit verschlafener aber amüsierter Stimme. Ich erstarrte sofort zur Salzsäule. Oh nein. Nein! Nein! Nein! Er war wach und hatte mich erwischt. Scheiße. Was machte ich denn jetzt?

"Das braucht dir nicht peinlich zu sein...", fügte er noch an und ich öffnete die Augen, sah ihn aber nicht an sondern ging sofort von ihm runter, rollte zur Seite und sprang förmlich aus dem Bett. Scheiße war mir das unangenehm. Ich rieb mir über's Gesicht und durch die Haare, hörte das Rascheln der Bettwäsche.

"Och Kai...jetzt sei doch nicht so...ist doch nicht schlimm. Du scheinst meinen Geruch zu mögen. Ist wohl das Mindeste, das ich dir geben kann um dir für letzte Nacht zu danken." Mögen war untertrieben. Er hatte keine Ahnung, was sein Geruch in mir auslöste und dabei würde es auch bleiben.

"Ich brauche keine Gegenleistung.", erwiderte ich kurz angebunden. Ich kam mir wie ein absoluter Frischling vor, der keine Ahnung hatte, was er nun zu tun hatte. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken herum und gleichzeitig auch keiner. Es war beängstigend schon wieder so hilflos zu sein. Ich wollte das nicht und doch nutzte Uruha diesen Moment, erhob sich und trat vor mich, legte seine warmen Hände an meine Arme und strich sie hinauf bis sie mein Gesicht umrahmten.

"Warum wehrst du dich so dagegen? Ich weiß, dass du es spüren kannst, diese Anziehung zwischen uns." Sein Blick war ehrlich fragend. Nichts an ihm deutete gerade Ironie oder Spaß an. Er wollte eine ehrliche Antwort darauf, die ich ihm nicht geben würde. Ich sah zur Seite und presste die Lippen aufeinander ehe ich tief durchatmete, ihm wieder in die schönen dunklen Mandelaugen sah. Sie verlangten noch immer eine Antwort.

"Das geht dich nichts an und da ist keine Anziehung. Ich weiß nicht, was du dir da einbildest aber...da ist nichts und da wird auch nie etwas sein Uruha. Ja, ich habe dir geholfen, dich auch gerettet aber...das hat nichts zu bedeuten. Du solltest dich nicht in etwas hineinsteigern, das so nicht existiert." Gott, was war ich doch für ein Arschloch aber meine Angst, erneut hintergangen zu werden, nahm mich einfach so sehr ein, dass ich ihn von mir stieß, egal wie gut mir seine Anwesenheit tat. Kurz konnte ich den Anflug von Schmerz in seinen Augen lesen, bis diese wieder weich wurden und er sachte lächelte.

"Wenn das so ist...", warf er ein und bevor ich es hatte kommen sehen, lagen seine Lippen auf meinen. Er hielt mich im Nacken bei sich aber ich konnte mich gerade eh nicht bewegen. Warme, weiche Lippen verlangten nach meinen, nippten an ihrem Gegenstück und ich wurde weich. Mein ganzer Widerstand brach einfach so zusammen. Ich gab nach, erwiderte den Kuss und erlaubte mir diesen einen Moment der Schwäche, den ich sicherlich tierisch bereuen würde. Meine Arme schlangen sich um den schmalen Körper, drückten ihn an meinen während sich unsere Lippen so zärtlich kosten, dass es mir fast den Verstand raubte. Ja, nur fast. Irgendwann schaltete sich der Teufel ein, klopfte an und fragte mich, was ich hier eigentlich tat. So viel zu dem Vorsatz, ihn nicht an mich ranzulassen. Ich öffnete die Augen, löste den Kuss und schob ihn von mir, schüttelte den Kopf und brachte erst mal ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. Ich konnte seine Verwirrung riechen, hob aber eine Hand als ich hörte, dass er näher kommen wollte.

"Nicht...komm nicht näher...bitte. Es ist besser, wenn du jetzt gehst...du...du musst heute Abend nicht zur Arbeit kommen. Komm wieder wenn du fit bist." Es war erstaunlich wie weh es mir selbst tat, das auszusprechen. Ich war schon wirklich verkorkst aber ich ertrug das gerade nicht, kam nicht klar. Meine Welt drehte sich viel zu schnell und niemand war da um sie anzuhalten. Ich kannte nur den Rückzug und den trat ich nun an, verließ schnellen Schrittes das Schlafzimmer und ging ins Bad. Dort lagen Uruhas Sachen. Ich hatte sie noch in der Nacht in den Trockner geworfen, aus dem ich sie nun holte und darauf ablegte. "Deine Sachen sind im Bad.", rief ich aus dem Flur und ging ins Wohnzimmer. Unruhig lief ich auf und ab, fuhr mir immer wieder durch die Haare und seufzte tief. Ich verließ den Raum erst, als ich die Tür des Badezimmers hörte und ging ins Schlafzimmer. Sein Duft erschlug mich förmlich, als ich eintrat. Für einen Moment musste ich innehalten, bis ich meinen Weg zum Kleiderschrank fortsetzen konnte. Ich holte mir schnell ein paar frische Klamotten heraus und zog sie über bevor ich die Fenster aufriss. Gerade ertrug ich meine eigene Wohnung nicht und wäre am liebsten gegangen aber noch war Uruha hier, also hieß es bleiben.
 

Ich verließ das Schlafzimmer und wanderte zurück ins Wohnzimmer zum Balkon, öffnete die Tür und trat hinaus. Der Himmel war wolkenverhangen und passte perfekt zu meiner Stimmung. Seufzend stützte ich mich auf das Geländer und sah in die Ferne. Ich hätte ihn nie hier her bringen dürfen. Nun rächte sich das alles und das schlimmste war, dass ich es vorhergesehen hatte. Ich hatte all das hier gesehen und trotzdem war es geschehen, weil ich es nicht aufgehalten hatte. Dumm, ich war einfach nur so dumm. Jedoch dauerte es nicht lange, da hörte ich seinen schnellen Herzschlag, der näher kam. Doch er tat gut daran, im Türrahmen stehen zu bleiben. Ich wollte ihm nicht weh tun aber Nähe war gerade nichts, das ich ertrug.

"Ich...ich komme heute Abend zur Arbeit. Es geht mir ja gut und...danke für deine Hilfe. Ich lasse dich dann mal alleine." Seine Niedergeschlagenheit machte mir das Herz schwer und doch nickte ich nur. "Ist gut.", erwiderte ich knapp und spürte noch für einen Moment, wie sich seine Augen in meinen Rücken brannten bevor ich Schritte vernahm und er sich entfernte. Wenige Momente später fiel die Tür ins Schloss und ich sank tief seufzend auf den Sessel, stemmte meine Arme auf die Knie und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hatte Scheiße gebaut und zwar richtig.
 

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, schnappte ich mir meinen Laptop und benachrichtigte Ruki und Jin, fragte an ob sie eben Zeit für eine kleine Videokonferenz hatten. So war es leichter, als sie einzeln zu fragen, wann sie denn Zeit hatten und das dann zu koordinieren. Es dauerte auch nicht lang, da kamen beide online. Ich schickte ihnen eine Einladung, wartete darauf, dass angenommen wurde und nippte an meinem Whisky. Für einen Menschen war es noch viel zu früh für Alkohol aber das konnte mir ja egal sein.

"Oh, du bist aber schon früh dabei.", hörte ich Rukis Stimme sagen, begleitet von einem zustimmenden Brummen seitens Reita. Ich hob eine Braue, ließ das Glas sinken und lächelte leicht, zuckte mit den Schultern. Dann nahm auch Jin an, der nach Byou rief oder mehr schrie.

"Ups. Ich hab wohl zu früh angenommen.", lachte er verlegen und winkte allen zu.

"Kein Ding. Wie geht's euch?", fragte ich in die Runde.

"Gut gut, nur Byou treibt mich in den Wahnsinn aber das ist ja nichts neues.", zuckte der mittlerweile erblondete Vampir mit den Schultern als sein Partner auch endlich mal auftauchte.

"Du liebst das doch an mir Babe.", lachte der Ältere und brachte mich zum Schmunzeln. Wie süß sie sich ankeiften aber man sah ihnen ihre Liebe an, auch wenn man glaubte, dass sie stritten.

"Hey Kai, alles gut bei dir? Du siehst angeschlagen aus." Von allen drei Personen kam ein Zischen und sein Name wurde in einem ermahnenden Tonfall ausgesprochen. Jin gab ihm auch noch einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Ey was denn? Schaut ihn euch doch an. Er sieht voll fertig aus." Ich rieb mir über die Augen. Na ganz toll.

"Ja, aber wir fallen nicht mit der Tür ins Haus du Holzkopf. Gott ey. Jin...bring dem Kerl doch mal Vernunft und Anstand bei.", bat Ruki genervt.

"Vergiss es, da ist Hopfen und Malz verloren aber was solls...er hat ja recht aber weshalb wolltest du uns sprechen?"

Ich sah wieder auf und lächelte leicht.

"Naja wenn wir jetzt damit fertig sind, mein überarbeitetes Aussehen zu beurteilen...ich wollte euch einladen herzukommen. Es ist schon viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben und ich finde, das sollten wir ändern." Stille. Die Paare sahen sich kurz, wie abgesprochen, an und nickten dann.

"Klar, warum auch nicht? Ich könnte mal ein bisschen Urlaub vertragen. Ich komm im Labor gerade eh nicht weiter.", verkündete Jin worauf Byou nur zustimmend nickte.

"Wir sind auch dabei. Wann soll die Party steigen?" Ich zuckte mit den Schultern.

"Am Wochenende? Dann kann ich noch eine Unterkunft für euch organisieren.", schlug ich vor und alle nickten.

"Ja klingt gut. Lernen wir dann auch den neuen Menschen kennen?" Jins Grinsen wurde breit, bis er begriff, dass er das nicht hätte sagen sollen. Er schlug sich eine Hand vor den Mund worauf die anderen Drei ihn fragend ansahen bevor sie sich scheinbar mir zuwandten. Ich zog die Brauen zusammen und grummelte vor mich hin.

"Kai es tut mir leid...das ist mir jetzt so rausgerutscht.", entschuldigte sich mein bester Freund aber ich konnte nur schnauben. "Jaja...", murrte ich und es war klar, dass sich da alle drauf stürzten wie die Aasgeier.

"Menschen? Uhhh Kai...sag bloß du hast dir ein nettes Menschlein aufgerissen? Erzähl!", forderte Ruki mit funkelnden Augen.

"Jin...warum tust du mir das an...das war privat...", seufzte ich enttäuscht und sah dann zu Ruki.

"Nein hab ich nicht und da gibt es auch nichts zu erzählen. Ich habe nur einen neuen Mitarbeiter, der etwas schwierig ist. Mehr nicht.", log ich aber Ruki schien nicht zufrieden, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit diesem Blick an, der einem bedeutete, dass er gerne die Wahrheit hören würde und nicht irgendeinen Blödsinn.

"Naja, so ganz stimmt das ja nicht...", murmelte Jin und ich hätte beinahe das Glas in meiner Hand zerbrochen.

"Boah hältst du jetzt wohl mal die Klappe?! Dir kann man echt gar nichts mehr erzählen oder?" Jetzt wurde ich wütend, denn wenn ihm etwas rausgerutscht war, dann legte man eigentlich nicht noch nach, sondern hielt sich bedeckt. "Doch...oh man es tut mir leid, ehrlich aber du holst uns doch bestimmt auch zu dir, wegen ihm oder? Wir sind doch alle für dich da Kai."

"Na jetzt lass doch mal Jin in Ruhe. Der klärt uns wenigstens mal auf, was man ja von dir nicht behaupten kann. Also? Ich höre." Ruki nahm Jin in Schutz und ich fühlte mich gerade enorm in die Ecke gedrängt.

"Nicht jetzt okay? Von mir aus können wir drüber reden wenn ihr da seid aber gerade möchte ich diesbezüglich meine Ruhe. Könnt ihr damit leben?" Ich sprach eigentlich nur mit Ruki, der mir sonst eben keine Ruhe lassen würde und auch, wenn ich ihm ansah, dass es ihm nicht gefiel, stimmte er zu.

"Na gut, wie du willst aber wenn wir da sind, will ich die ganze Story hören ja? Und keine Ausflüchte! Jin hat nämlich Recht, wir sind alle für dich da." Ich nickte ergeben.

"Jaja ist ja gut. Am Wochenende, aber lasst mich jetzt damit in Ruhe. Wenn wir dann soweit alles geklärt haben, würde ich gerne Schluss machen und mich um den Rest kümmern. Ich geb euch dann Bescheid wegen der Unterkunft. Ich freu mich trotzdem, auch wenn ihr mir wegen der Sache sicher tierisch auf die Nerven gehen werdet.", lächelte ich schief aber Ruki grinste nur Stolz.

"Wissen wir doch und wir freuen uns auch. Also dann bis Samstag.", verabschiedete sich Ruki zwinkernd und auch das andere Paar verließ, nach einem kurzen Abschied, die Videounterhaltung. Jin würde ich mir definitiv noch zur Brust nehmen. Das stand fest.
 

Manabu POV
 

"Aoi." Weckversuch 1 scheiterte. "Aoi! Hallo! Aufstehen!" Weckversuch 2 zeigte tatsächlich Wirkung. Na immerhin. Er brummte und drehte sich auf den Rücken, legte sich den Unterarm über die Augen und doch konnte ich sehen, dass er die Augen einen Spalt breit geöffnet hatte.

"Aufstehen Herzchen, es wird Zeit.", lächelte ich so liebevoll ich konnte, nämlich gar nicht. Aoi seufzte tief, wobei es einem Knurren gleich kam.

"Fick dich.", erwiderte er nur, was mich schmunzeln ließ. Ich rutschte zurück ins Bett, hing über ihm und zog ihm den Arm von den Augen.

"Das hast du schon letzte Nacht übernommen und nun beweg deinen Arsch aus dem Bett. Ich hab keine Lust, dass du mich wieder anmachst, weil du spät dran bist.", hauchte ich ihm entgegen und musste grinsen, als er schmunzelte.

"Du stehst doch drauf." Ich zuckte leicht mit den Schultern.

"Vielleicht aber das ändert nichts an der Tatsache. Du hast genug zu tun und dir bleiben noch genau...", ich warf einen Blick auf den Wecker "...37 Minuten um dich fertig zu machen." Das hatte gewirkt. Aois Lider öffnete sich schlagartig und der Schalk war aus seinem Gesicht gewichen.

"WAS?!" Seine Stimme war viel zu schrill und tat mir in den Ohren weh, was ich mit einem Zischen kommentierte.

"Warum hast du mich denn nicht früher geweckt. Och man Manabu...", zeterte er los, wie fast jeden Morgen. Seufzend ging ich beiseite und erhob mich, strich mir die Kleidung glatt und konnte meist mitsprechen was danach kam.

"Ich komme wieder zu spät zur Arbeit - wegen dir! Du bist ein Vampir und schaffst es nicht mich aufzuwecken? Was ist nur los mit dir? Gott verdammt..." Ich wandte ihm den Rücken zu, verdrehte die Augen und sprach stumm mit. Jeden Morgen dasselbe. Er würde sich beruhigen. Spätestens nach einer Dusche und einem Kaffee, der bereits auf ihn wartete. Da huschte er auch schon an mir vorbei ins Bad und die Tür fiel knallend zu. Jaja. Ich schüttelte den Kopf und lief durch die dunkle Wohnung. Das Sonnenlicht bekam mir nicht so gut, weshalb alles verdunkelt blieb, bis es Nacht wurde. War zwar ätzend aber Aoi hatte sich daran gewöhnt. Wegen ihm war ich ja überhaupt erst hier. Nun, wenn ich es recht betrachtete hatte ich die erste Zeit in einem Keller verbracht, an die Wand gekettet und war gerade so am Leben gehalten worden. Wie sich die Zeiten doch änderten.

Mein Weg führte mich in die Küche. Ich hatte gelernt Kaffee zu kochen der auch schmeckte genauso wie ein kleines Frühstück zuzubereiten, für das man kein Sternekoch sein musste. Eine Tasse stand bereit in die ich den gekochten Kaffee füllte und dann noch das Essen servierfertig machte. Kurz sah ich auf die Uhr und grinste, ging zum Waschbecken und schaltete das Wasser bis zum Anschlag an. Innerlich zählte ich runter. Drei. Zwei. Eins. Schrei. Bingo. Ich lachte leise und stellte das Wasser wieder ab. Aoi lag dem Vermieter seit Wochen in den Ohren, dass etwas mit unserer Wasserleitung oder dem Durchlauferhitzer nicht stimmte, dabei war das meine kleine persönliche Rache für sein Verhalten am Morgen. Es wirkte wahre Wunder. Jedes Mal.

Während ich also mit einer Tasse Blutkaffee, ja es handelte sich dabei eher um Blut mit einem Schluck Kaffee als umgekehrt, darauf wartete, dass der Herr aus dem Bad kam, schaltete ich mal den Fernseher an. Ich langweilte mich tierisch über Tag, konnte ja nicht raus während Aoi zur Arbeit ging. Schließlich öffnete sich die Tür zum Badezimmer und er kam in Arbeitskluft in die Küche.

"Dieses Badezimmer regt mich auf.", motzte er und ich kaschierte mein Grinsen mit meiner Tasse.

"Wieso?", murmelte ich unschuldig und er sah mich an.

"Ist schon wieder eiskalt geworden. Als ob das immer nur passiert, wenn ich unter der Scheiß Dusche stehe.", wetterte er weiter und nahm sich seine Tasse um einen Schluck des schwarzen Goldes zu trinken.

"Stimmt, ist echt merkwürdig." Ja total. Er würde mich umbringen, wenn er das je erfuhr aber ich ließ mich ja nicht erwischen.

"Wann kommst du heute?", fragte ich beiläufig während ich zum Fernseher sah.

"Weiß noch nicht. Hab heute Abend noch eine Besprechung. Ich schreib dir." Ich nickte, gab einen verstehenden Laut von mir und seufzte tonlos. Wieder sah ich zur Uhr aber da hörte ich schon das Klirren vom Geschirr. Aoi war fertig und kurz darauf schlangen sich zwei starke Arme um mich und seine Lippen legten sich auf meinen Nacken, was mich doch leicht lächeln ließ.

"Danke und tut mir leid." Ich drehte den Kopf ein wenig.

"Was tut dir leid?" Er besserte sich.

"Ich weiß, dass ich ein Morgenmuffel bin und dich zu unrecht anmache." Oha. Wir besserten uns wirklich. Vielleicht konnte ich ja doch bald die Notabkühlung sein lassen. Dann bekam auch der Vermieter endlich seine Ruhe.

"Ich weiß, ich bin es gewohnt. Schon gut.", erwiderte ich und doch drehte er mich auf meinem Stuhl, sodass ich ihn ansehen musste.

"Ich besser mich, versprochen." Ich nickte während er eine Hand in meinen Nacken legte und mich dann innig küsste. Leise seufzend erwiderte ich den Kuss, schmiegte mich an ihn bis er sich von mir löste.

"So jetzt muss ich aber wirklich los.", lächelte er und strich mir über die Wange, löste sich gänzlich von mir und schnappte sich sein Zeug.

"Dann bis später Zicke.", grinste er und ich konnte nur den Kopf schütteln.

"Verpiss dich endlich Arschloch.", schmunzelte ich und hörte dann wie die Tür ins Schloss fiel. Amüsiert schnaubend drehte ich mich wieder rum und nahm einen Schluck aus meiner Tasse. So ein Idiot, aber er war mein Idiot und was sollte ich schon sagen? Es war nun mal unsere ganz spezielle Art uns zu sagen, dass wir uns lieben. Normal konnte doch jeder und normal war unsere Beziehung sowieso nicht.

Death Point

Seit dem Morgen mit Uruha waren schon ein paar Tage vergangen. Lange mühsame Tage. Solche, die einen absolut erschöpften. Wir gingen uns aus dem Weg oder eher ich ging ihm aus dem Weg. Eigentlich verließ ich das Büro gar nicht mehr, wenn es nicht unbedingt nötig war.

Wir sahen uns nicht, wenn er seine Schicht begann und auch nicht zwischendrin. Ich hatte mir angewöhnt kurz vor Schluss, wenn alle eigentlich schon weg waren, erst zu gehen um ein Aufeinandertreffen zu vermeiden. Ja, absolut kindisch aber gerade wusste ich einfach nicht, was wir uns zu sagen hätten. An sich war er auch einfach nur ein Angestellter. Wir waren ja keine Freunde, oder gar mehr. Nein. Dennoch, seitdem war der Wurm drin.

Ich hatte Probleme mit Lieferanten, einer meiner Mitarbeiter lag mir auf einmal mit unnötigem Kleinkram in den Ohren und dann war zur Krönung auch noch die Aufsicht da gewesen. Unangekündigt. Ich fürchtete mich nicht vor einer Kontrolle, immerhin lief bei mir alles rechtens. Dennoch war es etwas, das ich hasste und für absolut unnötig befand, zumindest wenn es schon zum zweiten Mal in einem Monat stattfand. Reine Schikane, warum auch immer. Nun, es gab nichts zu beanstanden. Meine Mitarbeiter waren gesund, die Verträge sicher und alles entsprach der Verordnung. Ich war trotzdem einfach froh, dass das Wochenende vor der Tür stand und meine Freunde heute ankommen würden. Ich hatte ihnen zwei kleine Ferienwohnungen gemietet, die sie für ihren kurzen Aufenthalt beziehen würden. Vermutlich waren sie dort sogar schon eingetroffen. Ich selbst war noch daheim, würde mich aber bald auf den Weg in den Laden machen. Leider hatte ich vorab keine Zeit, um sie zu empfangen. Ein unvorhergesehener Termin hatte sich dazwischen geschoben weshalb wir uns alle im Club treffen würden. Sie wussten ja, wo der war. War schließlich nicht ihr erster Besuch.

Also machte ich mich auf den Weg, war auch zügig dort und begrüßte Aki, der bereits den kleinen VIP-Bereich hergerichtet hatte. Es gab eine Lounge, für Gäste mit etwas mehr Anspruch, die ihre Privatsphäre schützen wollten. Immerhin wanderten nicht nur Ottonormalmenschen auf dem blutigen Pfad, sondern es gab genug, die ebenfalls den Promistatus inne hatten. Heute war er allerdings für uns reserviert. Ein kleiner Bereich, erreichbar über eine Treppe, die einen guten Ausblick über den ganzen Clubbereich bot aber dennoch schwer einzusehen war. Perfekt für uns. Dennoch führte mich mein erster Weg in mein Büro, in dem ich meine Sachen ablegte und die paar Dokumente durchging, die auf meinem Schreibtisch lagen. Die Arbeit würde eben nicht warten.
 

Etwa eine Stunde später klopfte es an meiner Tür ehe diese aufging und Aki eintrat.

"Sie sind da und warten in der Lounge.", verkündete er mir und ich nickte.

"Ich komme gleich." Damit schrieb ich meine Notiz noch zu Ende und ließ die Arbeit für einen Abend mal Arbeit sein ehe ich aus meinem Büro trat und direkt in Uruha hineinlief. Der kam gerade aus der Umkleide und sah viel zu gut aus. Ich ertappte mich dabei, wie ich seinen heutigen Look etwas zu intensiv studierte und ihm blieb das natürlich auch nicht verborgen. Schnell erinnerte ich mich daran, dass ich mich von ihm fernhalten wollte und lächelte höflich bevor ich an ihm vorbei ging. Er hatte etwas sagen wollen aber ich ignorierte es, tat so, als hätte ich ihn nicht gehört und setzte meinen Weg fort. Die Stufen waren schnell erklommen und ich hörte sie bereits quatschen wie Schulmädchen. Lächelnd trat ich nach oben worauf das Gespräch verstummte, sie aber alle nacheinander an mich herantraten. Alle bis auf Jin, der mich noch immer ziemlich reumütig ansah. Richtig so. Ich hatte ihn schmoren lassen. Der Jüngere hatte mich mit Nachrichten bombadiert in denen er sich entschuldigte und versprach, sich zu bessern. Ich hatte nie reagiert.

Zuerst begrüßte ich allerdings Byou, der mich freundschaftlich umarmte ehe Ruki und Reita folgten. Jin rührte sich noch immer nicht weshalb ich auf ihn zuging und ihn einfach in meine Arme zog. Ein erleichterter Seufzer seinerseits ließ mich lächeln und sofort schlangen sich zwei Arme um mich. Ich hielt ihn für einen Moment bevor ich ihn losließ, lächelte und ihm dann durch die blonden Haare wuschelte. "Ey!", protestierte er und versuchte das Chaos wieder zu richten, was mich nur lachen ließ.

"Setzt euch endlich.", deutete ich auf die gemütlichen Sofas worauf sie meinem Ruf folgten.

"Es ist schön, dass ihr da seid. Wie war die Fahrt?", erkundigte ich mich und begann die bereitgestellten Getränke auf Gläser aufzuteilen.

"Alles gut bis auf die Tatsache, dass Ruki fährt wie eine besengte Sau und ich tatsächlich Angst um mein Leben hatte. Sonst war alles super. Au!" Ich musste grinsen, warf ihnen kurz einen Blick zu. Ruki hatte die Wangen aufgeplustert, seinem Freund wohl eine starken Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Reita rieb sich den zumindest.

"Ruki war schon immer ein grauenvoller Fahrer.", kommentierte ich nur amüsiert worauf er beleidigt schnaubte.

"Dann können er und Byou sich zusammen tun. Er hat sich verfahren, kam mit dem Navi nicht klar und hat es kurzerhand aus dem Fenster geworfen weil ihm, ich zitiere: die Stimme total auf den Sack geht.", grummelte Jin.

"Hey, die war auch ätzend. Bist du deshalb echt beleidigt? Wir sind doch da. Ich mach es später wieder gut okay?", beschwichtigte er den Blonden, der nur beleidigt die Nase reckte. Das nahm Byou als Kampfansage und stieß den Kleineren auf das Sitzpolster um sich an seinem Hals zu vergehen. Jin kicherte nur und ich schüttelte den Kopf.

"Hey Kinder...hört auf. Ihr könnt euch später so viel bespaßen, wie ihr wollt aber jetzt stoßen wir erst mal an.", schob ich dem Ganzen den Riegel vor und Byou gab sich geschlagen. Ich verteilte die Gläser und hob mein Glas.

"Auf uns!" Wir stießen miteinander an und jeder trank einen Schluck, wobei Reita nickte.

"Du weißt was ich mag." Ich grinste.

"Ach komm, hör schon auf. Du hast darauf bestanden meine Spirituosen auszuwählen und mir gedroht, wenn ich je was ändere, fackelst du meinen Club ab." Ganz unschuldig zuckte er mit den Schultern.

"Unfälle passieren.", grinste er.

"Aber mach dir keine Sorgen. Ich bin zufrieden." Ich verneigte mich leicht vor ihm.

"Oh es freut mich, dass Euer Lordschaft MEIN Club gefällt.", lachte ich leise und schüttelte erneut den Kopf.

"Jaja Reita spinnt wieder ein bisschen aber da fällt mir was ein..." Ruki zog die Tasche zu sich, die er dabei hatte und holte einen flachen schmalen Behälter heraus, der verdächtig nach Schmuck aussah. Er reichte mir diesen. Etwas perplex nahm ich ihn entgegen und spitzte die Lippen.

"Was ist das?"

"Eine Lunchbox. Mensch, mach es auf, dann findest du es heraus.", lächelte er versonnen und ich wagte den Schritt, öffnete den Behälter, der tatsächlich Schmuck enthielt. Eine Kette um genauer zu sein. Vorsichtig löste ich sie heraus und legte die kleine Box beiseite, hielt das gute Stück auf meiner Hand und betrachtete die verschiedenfarbigen Ringe.

"Ich hab sie für dich gemacht. Schau dir die Ringe an.", bat er ruhig und ich kam dem nach und konnte eine Gravur entdecken. Nach und nach sah ich durch die fünf Ringe wobei ich beim letzten, einem rosegoldenen, inne hielt und sich mein Blick etwas trübte. Sachte strich ich darüber. Manabu. Auf jedem Ring stand ein Name mit einem Datum. Jedes Datum stand für den Tag, an dem sich unsere Leben miteinander verwoben hatten. Drei waren gleich, die von Reita, Ruki und Manabu. Nur Byous und Jins waren anders. Lächelnd sah ich auf und musste aufpassen, dass ich nicht in Tränen ausbrach.

"Danke Ru...das ist wirklich eine süße Idee." Sofort löste ich den Verschluss und legte sie mir an, strich darüber und erhob mich nochmal um zu ihm zu gehen. Ich zog den Kleineren auf die Beine und umarmte ihn nochmal, drückte ihn eng aber sanft an mich. Er wusste was ich sagen wollte weshalb ich mich wieder löste und hinsetzte. Die Schatulle legte ich beiseite. Ich würde Manabu finden, das war sicher. Nur der Zeitpunkt war ungewiss aber ich würde ihn finden.

"Also wollen wir dann feiern oder sind wir in Trauerstimmung?" Byou war wieder unglaublich sensibel aber er hatte Recht. "Lasst uns feiern."
 

Ja und das taten wir. Der Alkohol floss in rauen Mengen, auch wenn er uns nicht beeinflussen konnte. Irgendwann war es soweit, dass Nachschub hermusste aber Aki war gerade mal nicht an der Bar. Vermutlich machte er eine kurze Pause weshalb ich mich kurz entschuldigte und nach unten ging. Hinter der Bar besorgte ich ein paar neue Flaschen, öffnete den Kühlschrank um ein paar Blutbeutel herauszuholen und als ich wieder aufstand, war da erneut Uruha. Unsere Blicke trafen sich und für einen Moment wurde alles still. Ich wandte mich schnell wieder ab, um alles zusammen zu tragen, was ich mitnehmen wollte als er mir den Weg versperrte.

"Kai?" Ich seufzte.

"Können wir bitte endlich miteinander reden?" Ich seufzte erneut.

"Uruha, es gibt nichts zu bereden. Wenn du irgendein Anliegen wegen deinem Job hast, hättest du längst zu mir kommen können. Wenn es nichts damit zu tun hat, haben wir auch kein Problem.", antwortete ich abweisend und ein wütendes Funkeln trat in die hübschen Mandelaugen.

"Wir haben kein Problem? Stimmt, wir nicht aber du! Du hast mich einfach rausgeworfen! Nur wegen einem Kuss. Wir haben nie darüber geredet." Ich senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf.

"Weil man das nicht besprechen muss. Es war ein Ausrutscher. Ein einmaliger und das wars. Außerdem habe ich dich nicht rausgeworfen. Ich habe dich gebeten zu gehen. War schließlich meine Wohnung oder? Wie auch immer, würdest du mich jetzt bitte vorbei lassen? Ich habe Gäste und die möchte ich nicht warten lassen." Uruha setzte an etwas zu sagen, ließ es aber und machte schließlich Platz.

"Danke." Ich lief an ihm vorbei, ließ ihn stehen und seufzte leise als Ruki mir mit Jin entgegen kam.

"Wo wollt ihr denn hin?", fragte ich verwundert.

"Die Nase pudern.", grinste Ruki und winkte ab.

"Jin hat geschusselt und ich helf ihm nur beim Rauswaschen.", deutete der Vampir auf das helle Shirt des Anderen.

"Oh soll ich helfen?", bot ich direkt an aber sie schüttelten beide den Kopf. Auffällig. Sie waren beide auffällig.

"Nö, geh nur zu den Anderen. Wir sind gleich zurück.", lächelten sie und Ruki klopfte mir auf die Schulter. Ich sah ihnen kurz nach und ging nach oben. Na die heckten doch was aus. Oben stellte ich den Nachschub ab und ließ mich aufs Sofa sinken.

"Was haben die beiden Tussis vor?", fragte ich ganz direkt in die Runde. Beide sahen mich groß an und zuckten mit den Schultern.

"Was meinst du? Jin kann nicht trinken und hat sich vollgesaut. Ich hab ihm ja mein Shirt angeboten aber er war nicht so begeistert davon, dass ich meinen Prachtkörper dann für alle zur Schau stelle.", grinste Byou ein bisschen eingebildet worauf ich die Augen verdrehte und Reita mit diesem Blick ansah, der keine Lügen duldete.

"Was siehst du mich so an? Ist halt so. Wenn die was planen, dann haben sie uns nicht eingeweiht, was wirklich gemein ist.", warf er mal so ein.

"Stimmt. Jetzt, wo du es sagst...Jin hat in den letzten Tagen häufiger mit Ruki geschrieben aber ich weiß nicht was. Er hat einfach ganz dreist seine PIN geändert. Als ob er mir nicht vertrauen könnte, er ist doch die Plaudertasche und nicht ich.", schmollte der Andere und ich seufzte. Na super. Also heckten nur die Beiden etwas aus oder Byou und Reita waren zu guten Schauspielern geworden. Das bezweifelte ich allerdings stark.

"Apropos. Wo ist eigentlich der neue Mensch hm? Du hast versprochen uns alles zu erzählen." Ich nahm einen Schluck von meinem Whisky und zuckte mit den Schultern.

"Arbeiten, wie ich doch schwer hoffen will. Er wird nicht dafür bezahlt irgendwo seine Zeit abzusitzen. Es ist genug los.", antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Du weichst aus. Also, was ist mit dem? Hat er dir den Kopf verdreht? Ist er heiß ja?" Ich stöhnte leise und sah hilfesuchend zu Rei, der sich da aber raushielt.

"Ich helfe dir nicht. Mich interessiert es selbst. Also sprich!" Ich hatte zumindest ein kleines Fünkchen Hoffnung gehabt, dass ich dem entgehen konnte aber wie mir schien, war dem nicht so.

"Also gut, ihr habt gewonnen. Sein Name ist Uruha und ja Byou, er ist heiß...", seufzte ich und rieb mir über die Augen. "So ist er das ja? Wie sieht er denn aus? Beschreib mal.", bohrte Byou nach.

"Uff...beschreiben? Na gut. Naja er hat unglaublich lange Beine...anbetungswürdige Beine, die er leider viel zu oft zeigt. Volle rosige Lippen, dunkle Mandelaugen und lange honigblonde Haare. Die sind weich, sag ich dir...und wie er riecht...", ich schloss für einen Moment die Augen um mir den Geruch in Erinnerung zu rufen.

"Ich kann das nicht beschreiben. Sein Geruch ist absolut beruhigend. Ich...puh. Ich weiß nicht ob ihr das kennt wenn ihr Jin oder Ruki im Arm habt, eigentlich total gestresst seid und einfach nur die Nase in ihr Haar drückt oder sonst wohin und wieder total friedlich werdet. So ist es ungefähr. Also ja.", stammelte ich ein wenig und strich mir durch die Haare. Die Schwärmerei war mir dann doch ein bisschen peinlich. Ich wusste ja, wie ich mich anhörte.

"Hm, er scheint ein wirklich guter Fang zu sein wenn du so sehr schwärmst.", warf Reita ein und ich seufzte leise.

"Ohja und bei den Beinen hast du echt nicht übertrieben.", ergänzte Byou und ich nickte zunächst bis mir seine Worte nochmal durch den Kopf gingen. Langsam hob ich den Blick, zog die Brauen zusammen, bemerkte dieses typische Grinsen. Was? Sein Blick wanderte hinter mich und mich beschlich so ein komisches Gefühl.

"Er steht hinter mir oder?", sprach ich resignierend und vergrub das Gesicht in meinen Händen als ich Ruki und Jin kichern hörte. Das Polster gab etwas nach als Ruki sich darauf schmiss.

"Kai-chan, komm schon."

"Nenn mich nicht so.", brummte ich und funkelte ihn kurz an bis ein altbekannter Geruch an meine Nase drang und ich mich wirklich zwingen musste, nicht zu reagieren.

"Ich weiß nicht, was das soll. Also ihr beide seid echt nett aber...ich habe Kunden.", hörte ich Uruha sagen. Ohja das stimmte.

"Was? Nein nein. Wir sind jetzt deine Kunden. Wir sind fünf hungrige Vampire also setz dich hin und feier ein bisschen mit uns.", schaltete sich Ruki sofort ein und ich wäre am liebsten gegangen. Ging ja nur schlecht. Ich konnte sie ja nicht so hier sitzen lassen aber die Aktion war einfach scheiße. Ich hob den Blick und betrachtete die Szenerie. Uruhas Wangen waren leicht gerötet, woher auch immer aber es sah süß aus. Oh Gott. Er hatte alles gehört. Ich wollte mich erschießen. Fragend sah er zu mir, schien unsicher zu sein und sich eine Zusage von mir abholen zu wollen. Meine Gedanken rasten. Ja oder nein? Bleiben oder gehen? Noch bevor ich das richtig durchdacht hatte, nickte ich leicht und stimmte zu. Er lächelte und begann zu strahlen. Ohje. Mein nächster Untergang. Das würden sie mir alle büßen.

"Ihr wisst, dass ich euch hasse oder?", zischte ich jedem, außer Uruha, zu. "Quatsch. Du liebst uns und manchmal muss man dich halt zu deinem Glück zwingen. Aber da er ja nun Bescheid weiß, können wir ja zusammen feiern und alles ist gut. Außerdem riecht er echt lecker. Ich würde gerne mal probieren." Ruki schürzte interessiert die Lippen und am liebsten hätte ich es ihm verboten, einfach nur, weil ich es konnte aber ich ließ jeden Vampir von Uruha trinken, der dafür zahlte also konnte ich es Ruki wohl kaum verwehren.

"Kein Problem.", meinte ich nur und deutete mit einer Handbewegung an, dass Uruha gehen sollte. Das war immerhin sein Job und er kam dem nach, stand ja eh noch rum wie bestellt und nicht abgeholt. Dennoch beobachtete ich das mit Argusaugen wie er sich neben Ruki sinken ließ, ihm sein Handgelenk anbot, der es umfasste und schließlich zubiss. Ich konnte die Schönheit aufseufzen hören und presste kurz die Lippen aufeinander. Sein Blut roch verführerisch und lange trank der Andere nicht von ihm, verschloss die Wunde und schnurrte angetan.

"Oh heilige...das hat mich gerade echt viel gekostet um aufzuhören. Jin, wenn du wissen willst, wie du ungefähr geschmeckt hast, dann trink von Uruha. Dann weißt du warum ich dich fast umgebracht habe." Uruha sah etwas skeptisch zu dem Angesprochenen.

"Keiner bringt hier irgendwen um.", beteuerte ich und im nächsten Augenblick hingen nun Reita und Ruki aufeinander oder ineinander, so genau konnte ich das nicht sagen und fraßen sich fast auf.

"Ey! Hebt euch das für später auf. Hier gibt es keinen Sex." Ich stieß Reita an, der fragend aufsah, sich über die Lippen leckte.

"Was? Eh, ja. Entschuldige.", räusperte er sich und glättete sein Hemd. Uruha schmunzelte nur und fixierte mich mit seinem stechenden Blick. Ich sah weg und exte meinen Whisky.

"Nein ich mag aber nicht.", motzte Jin, was meine Aufmerksamkeit erregte.

"Warum denn nicht? Mensch Jin, du musst das irgendwann mal hinter dich bringen.", erwiderte Byou.

"Um was geht's?", erkundigte ich mich.

"Ach Jin will Uruha nicht beißen. Er beißt keine Menschen und trinkt nicht von ihnen, was totaler Blödsinn ist."

"Wenn er nicht will, lass ihn doch. Das Blut gibt es auch als Konserve.", gab ich tonlos zurück und zuckte mit den Schultern aber Uruha war schon aufgestanden und hatte sich zu Jin gesellt, flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr bevor er ihm sein Handgelenk anbot. Unsicher sah der Blonde zwischen diesem und Uruhas Augen hin und her ehe er ergeben seufzte, es umfasste und schließlich zubiss. Byou grinste zufrieden und legte den Arm um seinen Freund, als dieser zum ersten Mal von einem Menschen trank. Es dauerte allerdings nicht lange, da ließ er von ihm ab und verschloss die Male, leckte sich die Lippen und schloss die Augen.

"Scheiße Kai, du solltest ihn wegsperren und für dich behalten. Wie kannst du nicht von ihm trinken wollen? Ich würde wahnsinnig werden. Abgesehen davon seid ihr jetzt Schuld, wenn ich Konserven scheiße finde und Ruki, ich versteh total warum du mich fast umgebracht hast. Ist vergeben und vergessen." Uruha lächelte nur und erhob sich wieder, kam direkt auf mich zu und mir schwante böses. Noch ehe ich aufstehen konnte, war er bei mir und drückte mich an der Brust wieder zurück auf meinen Platz. Es lag ein schelmisches Funkeln in seinen Augen, was mich trocken schlucken ließ. Alle Augen waren auf uns gerichtet und natürlich verhielt sich Uruha so aufdringlich wie immer. Er schob sich rittlings auf meinen Schoß, strich sich die langen honigblonden Wellen auf eine Seite und präsentierte mir seinen schlanken Hals. Sein Blick sagte alles, funkelte mich auffordernd an während seine Hände auf meinen Schultern lagen, sich eine in meinen Nacken schob um mich näher zu ziehen bis er neben meinem Ohr verharrte.

"Trink von mir Kai...wir wissen beide, dass du es willst und ich will auch...es ist nur Blut. Hab keine Angst davor.", flüsterte er mir sanft ins Ohr ohne aufdringlich zu wirken. Seine Worte waren das genaue Gegenteil von seiner kleinen Show, die er vor meinen Freunden abgezogen hatte und doch schien er mir irgendwie helfen zu wollen. So wirklich Sinn ergab das für mich nicht aber sein Duft stieg in mir auf und brachte mich dazu, kurz die Augen zu schließen. Sein Geruch hing noch immer in meiner Bettwäsche. Ich hatte sie wechseln wollen, war sogar schon dabei gewesen als ich mich dabei ertappt hatte, wie ich meine Nase hineindrückte. Also war die Bettwäsche noch immer dieselbe. Sollte ich hier genauso nachgeben wie bei der Bettwäsche? Nun, der Stoff würde mich nicht stalken und versuchen mit mir zu sprechen oder mir schöne Augen zu machen. Uruha vermutlich schon. Dennoch hatte er recht. Ich wollte es. Hunger war nicht wirklich mein Problem aber würde gut als Ausrede fungieren. Also entwich mir ein tiefer Seufzer als ich meine Arme um ihn legte, eine Hand in seinen Nacken schob und seinen Kopf noch etwas weiter zur Seite kippen ließ. Ich wusste wo ich zubeißen musste, leckte über die Stelle ehe meine Fänge die weiche Haut durchstießen. Ich hörte, wie Uruha angetan die Luft einsog und eine seiner Hände sich in meinen Haaren verkrallte, mich an sich drückte. Ja, er hatte gewonnen. Zumindest jetzt. Doch sein Geschmack war so unglaublich exquisit, dass ich gar nicht aufhören wollte von ihm zu trinken. Allerdings war ich nicht mehr jung und wusste, wann es genug war, löste meine Zähne und fing die letzten Reste mit der Zunge ein, heilte den Biss und leckte mir die Lippen.

"Siehst du? War doch gar nicht so schlimm oder?", lächelte die Schönheit mir zu und kämmte mir mit den Fingern durch die Haare. Ich schnaufte leise, sah ihm in die Augen und ließ das einfach unkommentiert, bemerkte aber sein triumphierendes Lächeln. Das verschwand aber recht schnell als ich ihn von mir schob. Nur weil ich von ihm getrunken hatte, würde sich nichts ändern. Das machte ich damit klar und warf meinen Freunden abwechselnd einen bösen Blick zu. "Geh besser an die Bar und hol dir eine neue Dosis. Du siehst blass aus." Es war keine Bitte und Uruha verstand, nickte und verabschiedete sich dann von den Anderen bevor er uns alleine ließ. Mein Kiefer malmte während ich nach den richtigen Worten suchte. Ich fand sie nicht.

"Spinnt ihr eigentlich?!", stieß ich aufgebracht aus und fixierte Ruki sowie auch Jin. Byou und Reita nahm ich tatsächlich ab, dass sie nichts hiervon gewusst hatten. Das roch auch viel zu sehr nach Ruki.

"Was soll der Mist hm? Jin, du wusstest ganz genau, was mich beschäftigt und dann machst du da mit? Wer hat euch eigentlich erlaubt, euch so dermaßen in mein Leben einzumischen? Er hat das alles gehört und jetzt wird er mich nicht mehr in Ruhe lassen, verdammt nochmal! Ihr wolltet mir Fragen dazu stellen und ich hätte euch geantwortet aber so eine Nummer ist mehr als nur durchtrieben." Ich hob mein Glas, exte den Inhalt und erhob mich. "Ihr seid alle nicht besser als Hakuei. Im Hintergehen und verletzen seid ihr Weltmeister. Viel Spaß noch."
 

Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen, denn es stimmte nicht mal ansatzweise aber in diesem Moment hatte ich sie verletzen wollen. Meine Worte hingen schwer und kalt in der Luft als ich mich abwandte und ging, sie geschockt zurückließ und mein Büro ansteuerte. Für heute war ich einfach nur fertig. Ich hatte mich wirklich auf einen tollen und entspannten Abend gefreut und ich verstand ja auch den Grund für ihr Handeln aber ihre Respektlosigkeit mir und meinen Wünschen gegenüber, die verstand ich nicht. Ich griff mir meine Sachen, hüllte mich in meinen Mantel und schloss mein Büro ab. Aki hatte eh alles im Griff weshalb ich mich zur Hintertür begab an der mich jemand am Arm festhielt.

"Kai? Wo willst du hin?" Uruha. Den brauchte ich gerade wie eine Warze am Arsch.

"Geht dich nichts an. Zurück an die Arbeit!", zischte ich und entzog ihm meinen Arm, ohne ihn auch nur ein einziges Mal anzusehen und verschwand dann in die Nacht. Ich musste mich erst mal abreagieren. Alleine.

Resurrection

Uruha POV
 

Ich starrte noch eine ganze Weile die Tür an, durch die er verschwunden war ehe ich betreten den Blick senkte. Kai schien wirklich verärgert und aufgebracht, was mich leise seufzen ließ. Kurz strich ich mir über den Hals, wo er mich gebissen hatte als ich eine bekannte Stimme vernahm. Zumindest mehr oder weniger bekannt.

Jin hieß der blonde Vampir, wenn ich mich recht erinnerte.

"Hast du Kai gesehen?" Er schien ihn zu suchen. Ich nickte.

"Ja er ist eben gegangen. Er wirkte ziemlich wütend." Ich rieb mir kurz die Hand und sah in sein betretenes Gesicht. Er war hübsch aber sein Gesicht drückte deutlich die Sorge aus, die er sich scheinbar um Kai machte.

"Scheiße. War er gemein zu dir? Du siehst so aus.", erkundigte er sich und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Bin ich gewohnt. Mach dir keine Gedanken aber ich muss dann auch mal wieder...", deutete ich mit einem Fingerzeig in Richtung des Innenraumes. Jin schüttelte den Kopf und griff nach meiner Hand, zog mich einfach hinter sich her.

"Du kommst mit zu uns, wir bezahlen auch dafür falls es das ist, was dir Sorgen macht.", sprach er genau das an, was mir durch den Kopf ging. Ich wollte Kai, der ja auch mein Boss war, nicht noch zusätzlich verärgern indem mein Umsatz einbrach.

Schnell waren wir wieder oben aber die Stimmung wirkte gedrückt. Alle saßen ziemlich nachdenklich da und lösten sich erst aus ihren starren Posen, als sie mich erblickten.

"Kai ist abgehauen. Er kann uns doch nicht einfach sowas an den Kopf werfen und dann verschwinden!", zeterte Jin und deutete dann auf den Platz, auf dem noch kurz zuvor Kai gesessen hatte. Ich ließ mich langsam sinken und überschlug die Beine, beschloss erst mal einfach nur zuzuhören.

"Siehst du doch, dass er das kann.", erwiderte Ruki.

"Wir sollten ihm vielleicht hinterher und das klären." Jin hatte die Schultern gestrafft aber sein Freund hielt ihn zurück, schüttelte den Kopf.

"Lass ihn. Er muss sich abreagieren. Ich kenne ihn ein bisschen länger als du. Wenn du ihm jetzt nachgehst, selbst wenn du ihn finden solltest, wird er nicht mit dir reden geschweige denn zuhören.", erklärte der Vampir. Jin verschränkte genervt die Arme vor der Brust.

"Aber...er kann uns doch nicht einfach mit Hakuei vergleichen. Das ist nicht in Ordnung. Gut, ich gebe zu, Ruki und ich haben vielleicht etwas übertrieben aber wir dachten, wir müssen ihn vielleicht einfach nur zu seinem Glück zwingen, ein bisschen nachhelfen. Ich sehe ja ein, dass das falsch war aber uns gleich als Verräter hinstellen? Das ist nicht okay!"

Ich verstand gar nichts. Kai hatte aber auch nie mit mir gesprochen. Soweit waren wir nicht und ich glaubte auch nicht mehr daran, dass es sich je ändern würde.

"Das wird ihm auch klar werden aber erst mal, muss er den Kopf frei kriegen. Gib ihm etwas Zeit. Allerdings hast du Recht, ihr habt euch echt nicht mit Ruhm bekleckert. Wie seid ihr überhaupt auf diese beschissene Idee gekommen?", warf nun der andere Vampir in die Runde, der ein Stück Stoff im Gesicht trug. Mich interessierte durchaus wofür das war, ob es einen Zweck hatte oder lediglich ein modisches Accessoire sein sollte.

"Es war meine Schuld okay? Ich hab Jin überredet. Wir wollen nur das Beste für Kai und es wird einfach Zeit, dass er mit dem ganzen Mist abschließt und wir dachten, als er von Uruha gesprochen hat, dass das ein Zeichen ist. Du hast ihn doch gehört, wie er von ihm geschwärmt hat. Ich wollte ihm nur helfen, wir wollten es. Es ist mir selbst klar, dass das nach hinten losgegangen ist.", seufzte Ruki niedergeschlagen. Okay, ich war immer noch nicht schlauer.

"Womit abschließt?", platzte es dann doch aus mir heraus. Ich biss mir auf die Unterlippe und knetete meine Finger, lächelte entschuldigend als zunächst alle mich und dann einander ansahen.

"Sorry, ich wollte mich nicht einmischen. Es geht mich auch nichts an.", hob ich die Hände und war drauf und dran doch wieder zu gehen. Doch der Mann mit dem Accessoire schüttelte den Kopf und wandte sich mir zu.

"Schon gut. Ich denke, da es aktuell auch um dich geht, sollten wir dich vielleicht aufklären. Es wird Kai nicht gefallen aber du wirst das doch sicher für dich behalten können oder?" Sein eindringlicher Blick ließ mich nicken worauf er leicht lächelte, sich vorbeugte und nach seinem Glas griff, einen Schluck trank.

"Nun, es ist einfach so, dass Kai noch nicht über seine letzte...naja Beziehung hinweg ist oder eher wie sie geendet hat. Hakuei. So hieß er.", begann der Vampir und ich lauschte ihm aufmerksam. Er kam nicht darüber hinweg?

"Wie lange waren sie denn zusammen?" Reita lächelte.

"Frag lieber, wie lange Kai gelebt hat und nicht mit ihm zusammen war. Kai ist alt. Sehr alt. Fast so alt, wie wir alle zusammen. Hakuei war nicht nur sein Partner sondern auch sein Kind. Vor zwei Jahren, als der Krieg noch in vollem Gange war, hat Hakuei uns alle verraten und an die Phoenix Corporation verkauft. Vor allem Kai. Warum spielt keine Rolle aber es war so. Wir saßen damals in der Falle. Die Leute von Phoenix hatten unsere Villa umstellt, es gab Verluste an beiden Seiten als sich herausgestellt hat, dass das alles auf Hakueis Mist gewachsen ist. Er wollte einen hohen Posten haben wenn der Krieg vorbei sein würde. Tatsächlich kam es ja auch so, dass recht zeitnah ein Waffenstillstand und schließlich das Ende des Krieges eingeläutet wurde. Kai hat Hakuei eigenhändig aus dem Leben befördert. Seitdem ist er...nicht mehr der Alte." Reita lächelte schief und ich sank etwas zusammen. Wow. Das klang übel.

"Das tut mir leid. Es klingt wirklich beschissen aber ich kann verstehen, dass er dann so sauer wird. Es ist sicher nicht okay, euch mit diesem Typen zu vergleichen aber wenn er wirklich so viele Jahrhunderte eine Person geliebt hat, dann sind zwei Jahre wohl eher gar nichts.", gab ich nun meinen Senf dazu und leckte mir über die Unterlippe.

"Aber ich bin auch nicht besser. Ich habe ihn ziemlich unter Druck gesetzt, war aufdringlich weil ich es nicht verstanden habe, dass er sich so wehrt. Eigentlich hab ich gedacht, er würde nicht auf Kerle stehen und verhält sich deshalb so." Byou lachte leise.

"Nein ehrlich jetzt. Ich habe gedacht er wäre hetero und hätte nun Angst davor, schwul zu sein, weil er bei mir etwas empfindet. Gibt genug solcher Leute. Dann hab ich ihn aber mit seinem kleinen Toyboy erwischt. Ein Kind. Okay er war auf jeden Fall volljährig aber trotzdem. Naja wegen mir ist der Kleine weg.", grinste ich verlegen und zog kurz die Schultern an.

"Oh echt? Wie hast du das denn angestellt?", erkundigte sich wieder Byou.

"Weiß ich nicht so genau. Also ich geb zu, mir hat das Bild nicht gefallen, weil er mich hätte haben können und sich lieber mit diesem komischen Jüngling abgibt. Naja der Kleine ging ziemlich ab, hat getobt wie eine Furie und ich hab nur sagen müssen, dass Kai ein einziges Mal von mir getrunken hat und da war bei dem schon der Ofen aus. Kai hat nicht mal so von mir getrunken, das war rein geschäftlich vor meiner Einstellung.", erklärte ich wahrheitsgemäß aber Byou grinste nur und schüttelte den Kopf.

"Ich nehme an, dass er dir das ziemlich übel genommen hat? Ich hätte nicht gedacht, dass Kai sich einen Toyboy hält. Wer ist er? Ein A-Promi?", lachte er und ich musste schmunzeln.

"Er war zwar nicht begeistert aber ich hatte ihn zu dem Zeitpunkt auch nur gestört wegen meinem Stalker.", erklärte ich und sog kurz meine Unterlippe ein. Sollte ich ihnen vom Rest erzählen? Kurz sah ich in die Runde und beschloss, dass es wohl nicht verkehrt sein konnte. Sie hatten mir schließlich auch von Kais Vergangenheit erzählt.

"Ja ich hatte einen Stalker. Der ist mir schon ziemlich lange gefolgt und war extrem anhänglich. Naja er hat ihn verjagt und ich hatte wirklich die Hoffnung, dass ich ihn erst mal los wäre aber noch am selben Tag hat der mir aufgelauert. Ich wäre fast gestorben wenn Kai mich nicht gefunden hätte. Er war einfach so da, hat den Typen von mir runtergezogen und...naja. Er ist nicht mehr und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Kai hat mich mit zu sich nach Hause genommen und sich so unglaublich liebevoll um mich gekümmert. Er hat mir irgendwas gegeben, damit ich mich erhole. Sein Bett ist wirklich gemütlich, muss ich sagen. Irgendwann bin ich wach geworden und hab nach ihm gesucht, ihn auch gefunden und...überredet mit mir ins Bett zu kommen. Also ich hab ihm keine Wahl gelassen und er war sogar noch schneller eingeschlafen als ich. Er sah so friedlich aus. Ich hab ihn noch ein bisschen beobachtet bevor ich wieder eingeschlafen bin und als ich aufgewacht bin hat er...lacht aber nicht...an mir gerochen. Ihm schien total zu gefallen, was er da riecht und naja nach ein paar gewechselten Worten und seiner Flucht aus dem Bett haben wir uns geküsst. Also ich hab ihn geküsst aber er hat mitgemacht. Danach hat er mich rausgeschmissen oder wie er sagen würde: er hat mich gebeten zu gehen. Seitdem geht er mir aus dem Weg, beteuert, dass es nichts zu reden gäbe und ich muss mich damit irgendwie arrangieren. Jetzt kenne ich wenigstens den Grund für sein abweisendes Verhalten.", beendete ich meine Erzählung und erwartete in betretene Gesichter zu sehen aber stattdessen grinsten oder schmunzelten sie alle. Ihr Verhalten irritierte mich ziemlich. Warum grinsten die denn alle so dämlich?

"Du solltest nicht aufhören ihn weiter zu belagern. Irgendwann knickt er schon ein.", riet mir Ruki.

"Ja genau, und mir die ganze Zeit eine Abfuhr nach der anderen abholen? Nein danke. So toll ist er dann auch wieder nicht.", murrte ich.

"Das ist gelogen und dafür muss ich kein Vampir sein um das zu erkennen.", kommentierte Byou und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich grummelte in meinen nicht vorhandenen Bart und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Gut, dann ist es vielleicht gelogen aber dennoch, ich habe keine Lust mir jedes Mal einen Korb zu holen. Wie lange soll ich das denn machen? Irgendwann verfliegt auch mein Interesse oder was ist, wenn er mir kündigt? Er ist immer noch mein Boss." Das hatten sie wohl alle nicht bedacht weshalb sie sich auch ansahen bevor eine nachdenkliche Stille eintrat. "Stimmt aber dann treff ihn halt außerhalb der Arbeit. Er kann dir schlecht kündigen, nur weil ihr euch außerhalb der Arbeit seht. Wobei, er könnte schon aber das macht er nicht. So ist Kai einfach nicht." Ich war nicht wirklich überzeugt und kaute auf meiner Unterlippe herum.

"Das ist doch bescheuert. Ich kann doch nicht anfangen ihn zu stalken. Ich hab auch noch ein Leben, dass sich nicht nur um ihn dreht." Jaha. So war das nämlich.

"Und wie sieht das aus?", fragte Reita ganz dreist nach und wirkte dabei absolut gelassen. Mein Mund öffnete sich überrascht und jedes Mal wenn ich glaubte eine Antwort zu haben, verwarf ich sie kurz darauf wieder.

"Ehh...also ich habe Pflanzen.", warf ich ein und wusste, wie lächerlich sich das anhörte vor allem, weil ich nicht mal welche besaß. Die Dinger überlebten bei mir nicht lange und landeten schließlich im Müll.

"Gelogen. Nächster Versuch.", warf mir Byou an den Kopf, den ich nun böse anfunkelte aber er schenkte mir nicht mal Beachtung sondern nuckelte an einem Bier.

"Komm schon Uruha. Verlangt ja keiner, dass du ihn stalken sollst, das wäre wohl auch etwas übertrieben aber du kannst durchaus herausfinden, wo er sich so rumtreibt." Ich seufzte tief.

"Das weiß ich doch schon.", murmelte ich und riss die Augen auf. Ups. Das hatte ich nicht sagen wollen.

"Wie du weißt das schon?", hakte Jin nach und ich stöhnte auf, ließ kurz den Kopf hängen.

"Ja also ich stalke ihn nicht, wirklich. Ich wollte, nach der Sache in seiner Wohnung, einfach Gewissheit haben ob es vielleicht nicht jemand anderes gibt okay? Hätte ja sein können. Zwar hab ich keine plausible Antwort dafür gefunden, weshalb er mir das nicht einfach hätte sagen können aber ich wollte dem nachgehen und wie sich herausstellt, ist Kai wenig unterwegs. Die meisten Zeit verbringt er in seiner Wohnung, trifft sich vermutlich mit Geschäftskunden oder geht mal etwas einkaufen aber das war es auch schon. Wie soll ich da denn bitte an ihn rankommen?", erklärte ich mit ahnungslos erhobenen Händen, die ich wieder fallen ließ.

"Es geht nicht anders. Der Club ist halt der einzige Angriffspunkt aber wenn er mir kündigt, weil ich auf euch gehört habe, dann zahlt ihr mir den Lohn solange, bis ich einen neuen Job gefunden habe. Damit das mal klar ist!" Mein Tonfall war unmissverständlich als ich jeden von ihnen ansah bevor sich eine Hand in mein Sichtfeld schob.

"Deal!", meinte Ruki und wartete wohl darauf, dass ich seine Hand ergriff um zuzustimmen. Seufzend reichte ich ihm die Hand und ergab mich meinem Schicksal.

"Das wird sowas von nach hinten losgehen."
 

Eine halbe Ewigkeit hatte ich draußen in der Nacht verbracht, fernab der Stadt. Ich brauchte einfach Ruhe und Abstand von alldem. Ich hatte meine Wut förmlich weggerannt. Es war einfach himmlisch gewesen mal wieder in meiner natürlichen Geschwindigkeit durch die Wälder zu rennen, zu sehen wie alles um mich herum verschwimmt und nicht mehr zu existieren schien. Ich war ewig gelaufen bis ich irgendwann einen kleinen versteckten Teich entdeckt hatte. Er lag im Wald und doch schien das Mondlicht sanft auf die Wasseroberfläche. Die Baumkronen behinderten es nicht und so nahm ich auf einem umgestürzten Stamm Platz und starrte auf das Wasser. Es war so unglaublich friedlich hier. Alles, was ich hörte, waren die Bewohner des Waldes, die hier lebten aber sich nicht stören ließen. Es war sogar fast schon romantisch, was mich leise seufzen ließ. Meine vier engsten Vertrauten oder eigentlich nur zwei von ihnen, hatten mich einfach hintergangen ohne mich zuerst anzuhören. Ich lag doch im Recht. Schließlich hatte ich noch vor einigen Tagen zugestimmt mich ihren Fragen zu stellen und was geschah? Sie waren kaum da und machten einfach was sie wollten. Es war egoistisch. Keiner dachte dabei wirklich an mich und an das, was ich wollte. Okay, sie dachten schon an mich, das verstand ich ja, aber doch nicht so! Die Dinge, die ich Byou und Reita erzählt hatte, waren nicht für Uruhas Ohren bestimmt gewesen. Er würde mich doch nur noch belagern und ich hatte nicht mal mehr eine Grundlage um ihm fernzubleiben. Von ihm zu trinken war eine Kurzschlussreaktion. Mir war danach gewesen aber es hatte rein gar nichts damit zu tun, was er mir zugeflüstert oder der Rest gewollt hatte. Ich wollte sein Blut trinken, weil es gut schmeckt und ich Appetit hatte. Vielleicht sollte ich tatsächlich aufhören ihn in der Hinsicht abzuweisen. Zwar widersprach ich damit meiner eigenen Regel aber sie war ja nicht mal eine Hausregel, nur meine persönliche und wenn ich recht darüber nachdachte, totaler Schwachsinn. Warum sollte der Chef einer verdammten Blutbar nicht auch davon Gebrauch machen? Uruha hatte sich mehr als einmal angeboten und was tat ich? Hielt mir lieber einen blutjungen Toyboy.

Natürlich war es auch hin und wieder zu mehr gekommen, als nur einem einfachen Snack. Etwas, das ich nicht mit Uruha tun wollte. Okay, nicht wollte war falsch. Ich wollte es, sehr sogar aber ich widerstand dem Drang, ihn mir einfach zu nehmen. Sex war so persönlich. Bei Tomoki war es das irgendwie nicht. Er war einfach nur irgendein junger Mann gewesen, den ich kennengelernt hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Sein Verlust schmerzte nicht, nein er interessierte mich nicht mal sonderlich. Es gab tausende Kerle wie ihn. Er war nur einer von vielen. Ganz im Gegensatz zu Uruha.

Er war mehr, roch nach mehr, schmeckte sogar nach mehr. Und genau das war es, das mir solche Angst machte. Dieses 'mehr' machte mir Angst.

Gerade mal zwei Jahre waren vergangen, wie konnte ich da schon wieder an etwas festes denken? Wobei, eigentlich war es nicht meine Schuld gewesen, dass meine letzte Partnerschaft geendet hatte. Hakuei war Schuld und war es eigentlich nicht so, dass er trotzdem irgendwie gewonnen hatte? Ich hielt mich von Personen fern, die mir auf emotionaler Ebene gefährlich werden konnten, die eventuell die Leere in meinem Herzen füllen könnten, wenn ich sie denn ließe. Die Vier spielten da keine Rolle. Es gab sie schon vorher und ohne sie, hätte ich niemanden mehr auf dieser Welt, auch wenn ich sie gerade am liebsten verprügelt hätte.

Mein Blick glitt wieder über den stillen Teich. Was sollte ich nur tun? Sollte ich Uruha in mein Leben lassen? Was wusste ich denn schon von ihm, außer den Dingen, die ich beim Einstellungsgespräch erfahren hatte? Gar nichts. Das ließ sich ändern aber ich wollte ihm irgendwie auch keine Hoffnungen machen. Ich hatte ihn gerne in meiner Nähe, das war mir klar geworden, als ich neben ihm aufgewacht war. Die Anziehung zwischen uns war wirklich stark. Es kostete mich jeden Tag enorme Kräfte, nicht einfach zu ihm zu gehen und irgendetwas zu tun, was ich in dem Moment tun wollte.

Stöhnend fuhr ich mir durch die Haare. Gab es vielleicht einen Kompromiss? Ich würde ihm nicht versprechen können, mich jemals zu 100 Prozent zu öffnen aber wir könnten uns kennenlernen. So wie ganz normale...Menschen. Ich war zwar keiner aber das spielte ja keine Rolle. Wir könnten Zeit außerhalb des Clubs miteinander verbringen und sehen wie es sich entwickelt, vollkommen unverbindlich. Ja, das war doch eine Option oder nicht? Nur gab es da natürlich dieses Problem mit der Anziehung. Ich war stark aber Uruha nicht und wenn er nicht widerstehen konnte, riss er mich mit in den Abgrund, was dann zu solchen Momenten, wie diesen in meiner Wohnung führte. Ich sog meine Unterlippe ein und kaute etwas auf ihr herum. Der Kuss. Er hatte etwas in mir bewegt und allein diese Tatsache hatte mir so viel Angst bereitet, dass ich ihm erst recht ausgewichen war. Seine Lippen waren wunderbar weich und er schmeckte süß, irgendwie nach Pfirsichen und mehr. Es würde wohl, früher oder später, dazu kommen, dass wir im Bett landeten. Das wäre wohl ein kalkuliertes Risiko aber andererseits könnte man das auch besprechen. Wir mussten ja nicht ständig aneinander kleben, auch wenn das Uruha offensichtlich schwer fiel. Seine Hände klebten schneller an mir, als ich es verhindern konnte und dann war es fast schon zu spät aber so war es eben. So war es also beschlossen. Ich würde Uruha eine Chance geben, wohin sie führte, würden wir wohl beide sehen. Wenn es nicht gut ging, dann hatten wir wenigstens beide Gewissheit und alles war super. Was die Anderen betraf, da würde ich mich zwar für eine Aussage entschuldigen aber so leicht kamen sie mit der Aktion nicht davon. Für sie würde ich mir noch irgendetwas ausdenken. Dennoch es gab keinen Grund mehr noch länger hier, an diesem idyllischen Ort, zu bleiben weshalb ich mich erhob, mir den Mantel etwas abklopfte und den Weg zurück antrat.
 

Ich war einige Stunden weg gewesen und in gut einer Stunde würde die Sonne aufgehen. Erste Anzeichen entdeckten meine scharfen Augen bereits am Nachthimmel, unsichtbar für die eines Menschen. Dennoch war ich unschlüssig ob ich zurück in den Club oder direkt nach Hause gehen sollte. Ich stand bereits vor dem Hintereingang des Clubs, starrte das Schloss an und spielte mit der Schlüsselkarte in meiner Manteltasche. Ja, nein, vielleicht oder doch erst morgen? Die Entscheidung wurde mir abgenommen als sich die Tür öffnete und wie sollte es anders sein, stand Uruha da und sah mich aus großen Augen an. Sein Herz schlug schnell, vermutlich weil er sich erschrocken hatte. Der Klang hallte in meinen Ohren nach und ich schluckte trocken. Keiner von uns sagte etwas, wir starrten uns einfach nur an bis er schließlich doch seine Lippen öffnete.

"Kai? Was...wieso stehst du hier draußen?", fragte er leise und trat nun langsam die zwei Stufen nach draußen auf mich zu.

"Ehm...ich wollte gerade reinkommen." Ich zückte meine Schlüsselkarte und lächelte leicht. Er neigte den Kopf und sah mich skeptisch an.

"So? Wieso lügst du mich an?" Ich blinzelte überrascht und senkte den Blick.

"Wie kommst du darauf? Ich wollte wirklich gerade reinkommen." Er kam näher und drückte mir seinen Zeigefinger gegen die Brust.

"Was glaubst du warum ich die Tür aufgemacht habe hm?" Das war eine gute Frage.

"Zufall?", erwiderte ich und sah auf seinen Finger bevor ich meinen Blick in seine Augen hob.

"Nein, ich hab dich auf den Überwachungsmonitoren gesehen du Held. Was soll ich denn auch hier draußen?" Jetzt hatte er mich wohl. Ich seufzte leise.

"Ja okay, ich stehe hier schon eine Weile. Bist du jetzt zufrieden?", entgegnete ich worauf er nur lächelte.

"Geht doch. War doch gar nicht so schwer oder? Jetzt komm endlich mit rein." Er nahm den Finger von meiner Brust und öffnete die Tür, hielt sie mir auf weshalb ich mich langsam in Bewegung setzte. An der nächsten Kreuzung wollte er den Weg zurück ins Innere des Clubs einschlagen aber ich griff dieses Mal nach seinem Arm.

"Komm bitte mit.", kommentierte ich mein Tun. Uruha wirkte zwar überrascht, nickte aber weshalb ich losließ und zu meinem Büro ging, es aufschloss und langsam eintrat. Sofort schlüpfte ich aus meinem Mantel und drehte mich dann wieder zu ihm um , lehnte mich dabei an die Kante meines Schreibtisches.

"Also ich habe nachgedacht und ich möchte, dass du mich aussprechen lässt okay?" In den dunklen Mandelaugen begann es zu funkeln und auch, wenn er versuchte das Lächeln zu unterdrücken, gelang es ihm nicht. Er nickte und sah mich nun neugierig an weshalb ich tief durchatmete.

"Gut, ich gebe zu, dass zwischen uns eine ziemlich starke Anziehung herrscht, gegen die ich mich wohl besser wehren kann als du aber das sei nun dahin gestellt.", schüttelte ich den Kopf und suchte nach den Worten, die ich mir auf dem Weg zurück, zurechtgelegt hatte.

"Nun ich hatte einige Zeit zum Nachdenken. Ich möchte dir einen Kompromiss anbieten. Wir lernen uns kennen, so wie es zwei Personen eben machen. Vollkommen unverbindlich. Es hat seine Gründe, dass ich so bin, wie ich bin auch dir gegenüber und vielleicht, erzähle ich dir irgendwann davon aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich dir jemals vollständig öffne. Damit musst du leben können. Außerdem...möchte ich ganz gerne auf Körperkontakt verzichten. Du weißt so gut wie ich, dass wir ziemlich schnell im Bett landen würden und das ist gerade nicht mein Ziel. Bist du soweit damit einverstanden? Willst du irgendetwas hinzufügen?" Gott, es auszusprechen hatte mich eine Menge Überwindung gekostet. Ich fühlte mich wieder so verwundbar, nur weil ich die Option des Kennenlernens überhaupt in den Mund genommen hatte. Eine kleine Stimme flüsterte mir immer wieder ins Ohr, dass er mich genauso verraten und hintergehen würde aber ich war geneigt sie wenigstens ein einziges Mal zu ignorieren.

"Ich halte das für eine gute Idee, wirklich und ich bin froh, dass du dich dazu entschlossen hast. Allerdings möchte ich in der Tat etwas hinzufügen. Zwei Dinge, um genauso zu sein. Nummer Eins ist, dass du zu mir kommst, wenn du Blut brauchst. Also nicht immer, es ist ja kein Zwang aber wenn es frisch sein soll, dann kannst du es auch von mir haben okay? Deine Regel ist nämlich so ziemlich für den Arsch.", lächelte er amüsiert und trat dann noch einen Schritt näher an mich heran.

"Okay, von mir aus. Wie lautet Nummer zwei?", erkundigte ich mich und betrachtete ihn erwartungsvoll. Sein Grinsen wurde zu einem Schmunzeln als er dicht vor mir stehen blieb und seine Hände auf meine Brust legte.

"Nummer zwei ist, dass wir auf alles körperliche erst hiernach verzichten..." Seine Stimme war mehr ein Flüstern und doch verstand ich alles kristallklar. Uruha schob eine Hand in meinen Nacken und zog mich an sich bevor sich unsere Lippen wieder vereinten. Ich seufzte ergeben in den Kuss, schlang die Arme um seinen schmalen Körper um ihn an mich zu drücken. Ich spürte das kleine Lächeln, das er auf den Lippen hatte und doch küsste er mich mit solch einer Leidenschaft, dass mir schon fast schwindelig wurde. Ohne es zu bemerken, prägte ich mir seinen Geschmack und die Weichheit seiner Lippen ein. Bestimmt war das hier ein Versuch mich davon zu überzeugen, es doch zuzulassen aber ich würde standhaft bleiben. Dieser eine Kuss, nicht mehr und nicht weniger. Nur wie lange er anhielt, das hatte Uruha nicht gesagt weshalb wir uns auch eine gefühlte Ewigkeit küssten, unsere Zungen miteinander tanzen ließen bevor sich unsere Lippen wieder trafen. Doch alles hatte ein Ende weshalb es auch ich war, der diesen Kuss langsam beendete. Noch ein paar kleine Küsse hauchte ich ihm auf die vollen Lippen bevor ich die Augen öffnete und ihn ansah. Er lächelte, seine Augen strahlten und doch schien er meine Entscheidung zu respektieren, nahm wieder etwas Abstand, auch wenn es ihn Mühe kostete. "Gut...dann ist ja alles klar. Ich eh...muss dann mal wieder.", lächelte Uruha ein bisschen verstrahlt und deutete mit dem Daumen hinter sich, lief rückwärts und als er sich umdrehte lief er erst mal gegen die Tür.

"Oh...hast du dich verletzt?" Ich war zwei Schritte nach vorne gelaufen aber er winkte bereits ab.

"Alles gut, keine Sorge.", lachte er peinlich berührt und öffnete dieses Mal die Tür.

"Ach sag, sind die Anderen noch da?" Uruha schüttelte den Kopf.

"Nein, sie sind vor einer halben Stunde oder so gegangen. Sie meinten, dass du dich melden sollst, wenn du reden willst." Ich nickte verstehend.

"Okay, danke.", lächelte ich und Uruha verließ schließlich mein Büro, schloss die Tür hinter sich und ließ mich alleine. Noch immer etwas abwesend hob ich die Finger an meine Lippen, glitt mit den Spitzen darüber und schüttelte lächelnd den Kopf. Mit Sicherheit würde Uruha immer wieder ein Schlupfloch dafür finden, mich küssen zu können und ich musste leider zugeben, dass ich schon neugierig darauf war, wie dieses aussehen würden.

Damned

"Ein Date? Ist das dein Ernst?"

Ich wusste nicht, ob ich schockiert sein oder mich freuen sollte. Skeptisch sah ich von dem Prospekt auf, den Uruha mir auf den Schreibtisch gelegt hatte.

"Ja ist es und naja wenn dir die Bezeichnung zu...einengend ist, dann können wir auch einfach sagen, dass wir nur was unternehmen. Halt gemeinsam weil wir uns mögen.", versuchte er die Situation zu retten.

"Also ein Date.", fasste ich leicht schmunzelnd zusammen und nahm nochmal den Prospekt zur Hand um ihn aufzuklappen und die Beschreibung zu überfliegen.

"Ja okay, wenn du darauf bestehst dann ist es wohl ein Date."

Meine Brauen hoben sich amüsiert als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Er hob unwissend eine Hand, trat um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Kante, verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

"Okay lassen wir das einfach mal so stehen aber...warum zur Hölle willst du mit mir in einen Onsen? Das ist etwas...unkonventionell für ein Date, nicht wahr? Vor allem, wenn es das Erste ist.", murmelte ich zum Schluss worauf er mir den Prospekt aus der Hand nahm und selbst nochmal durchblätterte.

"Weil ich da schon immer mal hinwollte? Klar ist es jetzt vielleicht nicht ins Kino gehen oder irgendwo essen oder gar feiern in einem Club aber ich glaube letzteres möchtest du auch nicht wirklich.", grinste er worauf ich mich zurücklehnte und ihn betrachtete.

Er sah heute schon wieder so verführerisch aus, auch wenn die Outfits sich immer ähnelten. Ich wusste gar nicht wie viele verschiedene Shorts ein Mann besitzen konnte, aber ich mochte es. Zumindest bei der Arbeit.

"Kai? Hallo? Ich weiß, ich seh zum Anbeißen aus aber hör mir doch mal zu."

Uruha wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich blinzelte. Ups.

"Eh tut mir leid und schlechter Wortwitz. Was hast du gesagt?", entschuldigte ich mich wobei er nur grinste.

"Ich fand den gut. Also ich finde du könntest einen Kurzurlaub gebrauchen. Die haben hübsche Zimmer und ein breites Massageangebot. Du musst mal richtig durchgeknetet werden damit du mal lockerer wirst. Also was sagst du hm? Komm schon...zwei Tage hm? Das wird toll.", lächelte er ganz euphorisch aber so richtig war ich noch nicht überzeugt. Das roch schon so nach Sex und wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden. Aber irgendwie ging mir das auch zu schnell.

"Aber ich kann die Anderen nicht erst herholen und sie dann alleine lassen. Das ist nicht sehr nett. Wobei...sie könnten doch mitkommen. Ein bisschen Entspannung wäre sicher nicht verkehrt.", schlug ich vor und Uruhas Miene drückte deutlich sein Missfallen aus.

Er warf mir böse Blicke zu, worauf ich nur ganz unschuldig die Hände hob.

"Ehrlich jetzt? Du willst deine Freunde mitschleppen? Was soll das werden? Ein vierfacher mobiler und extrem bissiger Keuschheitsgürtel?"

Meine Mundwinkel zuckten amüsiert aber Uruha fand das so gar nicht witzig weshalb ich den Blick senkte und seufzte. "Nein ich brauche sowas gar nicht. Außerdem, wir sind doch keine Kinder und schlafen alle im selben Zimmer aber...wir haben uns darauf geeinigt uns kennenzulernen. Sie gehören zu mir, sind meine Familie und du magst sie doch. Lass dich drauf ein und wir fahren gemeinsam, für zwei Tage, in den Onsen.", gab ich mich geschlagen während Uruha mich immer noch mit zusammen gekniffenen Augen ansah. Den Prospekt legte er beiseite und positionierte seinen Körper mir gegenüber ehe er sich etwas vorbeugte und mir seinen Zeigefinger gegen die Brust drückte.

"Nur wenn wir uns ein Zimmer teilen."

Was? So viel zu meinem Keuschheitsgürtel.

"Uruha..."

Er hob den Zeigefinger an meine Lippen.

"Na na.", tadelte er mich. "Kai sowas nennt man einen Kompromiss. Ich ignoriere die Tatsache, dass wir nie alleine sein können weil sie uns andauernd an den Hacken kleben aber dafür, bekomme ich ein Zimmer mit dir. Vergiss nicht, wir wollten uns ja kennenlernen. Ich habe nichts davon, wenn ich weiß was Jin früher am liebsten gegessen hat oder welche Blume er toll findet, wenn ich dann trotzdem nichts über dich weiß. Also? Wobei...warum frage ich eigentlich? Wir machen das so. Basta."

Uruha stellte sich wieder vor mich, stemmte die Hände in die Hüften und nickte stolz. Mir klappte der Kiefer auf.

"Echt jetzt? Ich habe kein Mitspracherecht?"

Empörung stieg in mir auf. Damit war ich absolut nicht einverstanden.

"Nein hast du nicht. Ich hatte auch kein Mitspracherecht als du mich einfach rausgeworfen hast. Dann sind wir quitt und ich werde es nie wieder erwähnen.", lächelte er wie ein Honigkuchenpferd und ich ließ resigniert den Kopf hängen.

"Okay okay. Gut, du hast gewonnen. Gemeinsames Zimmer für uns beide.", seufzte ich worauf er mir freudig auf den Schoß hüpfte.

Oh das war viel zu nah. Wir hatten da eigentlich so eine Regel mit dem Sicherheitsabstand, die Uruha aber gerne ignorierte. Hatte ich ja schon geahnt. Schmunzelnd schlang er die Arme um meinen Nacken.

"Du wirst sehen, das wird ganz toll. Wir werden eine Menge über uns erfahren."

"Ja...während wir nackt sind." Uruha grinste breit und dreckig.

"Ohja vor allem während wir nackt sind. Das ist der Plan. Nackt und unverfälscht."

Ich schüttelte den Kopf. Uruha war wirklich unmöglich aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein.

"Soll ich den Anderen dann Bescheid geben?", fragte ich und sah ihm kurz in die dunklen Mandelaugen. Die Schönheit zog eine Schnute.

"Brauchst du nicht. Sie haben schon längst zugesagt und gebucht ist auch schon?"

Mir entgleisten sämtliche Züge bevor mir der Unterkiefer aufklappte.

"Aw jetzt schau doch nicht so..."

Ich war fassungslos. Wirklich. Diese Bande trieb mich noch in den Wahnsinn. Alle Vier hatten beschlossen über das Wochenende hinaus zu bleiben und einfach etwas Urlaub zu machen. Nun hatte ich den Salat und Uruha vier Verbündete mehr. Womit hatte ich das nur verdient.

"Ihr macht mich fertig...auf wessen Mist ist das dieses Mal gewachsen?"

Uruha strich mir über die Brust.

"Auf meinen, ehrlich und du glaubst gar nicht, wie fertig ich dich noch machen kann...", deutete er grinsend an worauf ich eine Braue hob.

"...ja ich bin ziemlich gelenkig und du weißt ja, dass ich ganz weiche Haut habe und diese Lippen können nicht nu-u..."

Ich hatte Uruha im Nacken gepackt, an mich gezogen und eben jene Lippen mit meinen verschlossen damit er die Klappe hielt. Er wusste ganz genau, wie verführerisch er war und wie das alles auf mich wirkte. Das war unfair. Also gab ich ihm den Kuss, missachtete meine eigene Regel.

Natürlich schnurrte der Honigblonde, schmiegte sich gleich enger an mich und nach kurzer Zeit war schon wieder vergessen, was er soeben gesagt hatte. Ich verlor mich in dem Kuss, glitt mit der freien Hand über seinen Rücken, hielt ihn an der Hüfte fest während unsere Zungen miteinander kämpften.

Seine Hände gruben sich in mein Haar, zerzausten es ein wenig aber das war mir egal bis es kurz klopfte und die Tür dann einfach aufgerissen wurde.

"Kai? Hast du U-....ruha gesehen...oh. Ups. Tut mir leid. Ich eh... wollte nicht stören. Macht ruhig weiter, ich warte draußen oder so."

Unser Kuss hatte sich gelöst und ich starrte zur Tür. Jin. War so klar. Er deutete in sämtliche Richtungen und verzog sich dann, zwinkerte mir zu und hob dann erfreut den Daumen ehe er ging.

Seufzend ließ ich die Stirn gegen die Schulter des Menschen sinken.

"Du solltest zu ihm gehen...", murmelte ich und hob den Kopf etwas an, ließ meine Nase leicht über die nackte Schulter gleiten und inhalierte seinen Duft. Ja. Das Gefühl war immer noch dasselbe.

"Hm bist du sicher? Ich kann auch bleiben und dir noch mehr Fläche zum Schnuppern geben."

Ich musste grinsen.

"Klingt verlockend aber nein. Ich muss arbeiten, du musst arbeiten und Jin will was von dir. Vermutlich wegen dem Ausflug, der schon längst geplant ist.", brummte ich worauf er meinen Kopf anhob.

"Hm na gut. Aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Dann geh ich mal und lass meinen Boss arbeiten.", schmunzelte er und schob sich von meinem Schoß, stahl sich aber noch einen Kuss. Beinahe hätte mich dieser erneut verführt, doch ich konnte mich rechtzeitig zurücklehnen, warf ihm einen mahnenden Blick zu.

"Verschwinde jetzt.", nickte ich Richtung Tür und gab ihm, im Vorbeigehen, einen ordentlichen Klaps auf den Hintern, sodass er einen überraschten Laut von sich gab.

"Mhh, so einer bist du also ja?"

"Uruha!", warnte ich und er hob die Hände.

"Bin schon weg." Er winkte mir zu und ließ mich dann alleine.

Resigniert stöhnend bettete ich den Kopf auf meinen Armen. Oh man, in seiner Nähe konnte ich mich einfach kaum kontrollieren. Es war wie ein Zwang ihn anzufassen, zu küssen. Schrecklich. Jetzt wollte er auch noch in einen Onsen. Man war nackt und dann auch noch das gemeinsame Zimmer. Gott. Wir würden sowas von miteinander schlafen.

Das ließ sich ja gar nicht vermeiden. Ganz toll. Vielleicht sollte ich mich einfach darauf einlassen.

Ja, vielleicht wurde diese Anziehung sogar besser? Vielleicht war der Sex ja auch total grauenvoll. Moment! Es würde Uruha sein, lange schlanke Beine und ein himmlischer Kussmund.

Oh, was versuchte ich mir hier einzureden. Es würde fantastisch werden und ich war sowas von geliefert.
 

Ich war gerade am Packen als es an der Haustür klingelte. Erst einmal, dann mehrfach.

Stöhnend lief ich zur Haustür, aktivierte die Gegensprechanlage samt Kamera und sah sie alle da stehen. Das war jetzt nicht ihr ernst? Seufzend ließ ich sie rein, öffnete die Tür und wartete dort im Türrahmen. Sie nahmen den Aufzug, vermutlich aus Rücksicht auf Uruha, der sich nicht unmenschlich schnell durch das Treppenhaus bewegen konnte.

Die silbergrauen Stahltüren öffneten sich und sie kamen, einer nach dem anderen, heraus, lächelten worauf ich ihnen Platz machte.

"Warum seid ihr alle hier? Ich dachte wir treffen uns beim Club?", verkündete ich meine Verwirrung und schloss die Tür hinter ihnen.

"Ja aber wir sind alle schon fertig und dachten, wir kommen dich abholen.", erklärte Ruki.

Sie gingen durch ins Wohnzimmer und verteilten sich auf die Sitzmöglichkeiten.

"Ihr hättet anrufen können. Ich bin noch nicht fertig." Ruki winkte ab.

"Ist doch nicht schlimm. Wir warten und du packst in Ruhe. Viel brauchst du ja eh nicht. Also husch husch. Wir wollen los.", grinste er mir frech entgegen.

Resignierend warf ich die Hände in die Luft und verzog mich zurück ins Schlafzimmer. Warum hatte ich sie nochmal eingeladen? Achja richtig, weil ich sie vermisste. Langsam fing ich an das zu bereuen.

Leise vor mich hin grummelnd ging ich wieder zum Schrank und holte ein paar Kleidungsstücke heraus, die ich dann in meine Reisetasche packte als es leise am Türrahmen klopfte. Natürlich stand dort Uruha, den ich kurz ansah und dann weiter einräumte.

"Tut mir leid, dass wir dich so überfallen. Ich wollte es ihnen ausreden." Ich lachte hohl.

"Netter Versuch. Hättest du dir auch sparen können. Diesen Flohzirkus kann man nicht kontrollieren.", erwiderte ich und Uruha nickte.

"Ja, ich fange an das zu verstehen. Nun, es war nicht meine Idee sie mitzunehmen.", schmunzelte er und ging zu meinem Kleiderschrank, blieb davor stehen und betrachtete interessiert den Inhalt.

"Danke, ich weiß selbst, dass das eine blöde Idee war.", murrte ich und beobachtete ihn kurz dabei, wie er sich durch die verschiedenen Kleidungsstücke arbeitete, die alle auf einem Bügel hingen, bis er etwas gefunden hatte, das seine Aufmerksamkeit erregte.

"Oh den musst du mitnehmen." Er zog meinen Yukata heraus, den ich schon ewig nicht mehr anhatte.

"Ich muss?", hakte ich nach und trat ein paar Schritte an ihn heran.

Er nickte nur begeistert und drehte sich zu mir um, hielt mir den Bügel samt Stoff an den Körper und nickte erfreut. "Definitiv. Außerdem sind dort eh keine normalen Klamotten erlaubt. Es ist doch alles auf Entspannung getrimmt. Mal abschalten vom Alltag, den Anzug im Schrank lassen und so. Deshalb brauchst du auch gar nicht so viel packen und der hier kommt mit.", bestimmte er einfach mal so und ging damit zu meiner Tasche, holte das gute Stück vom Bügel und packte ihn, ordentlich zusammen gelegt, hinein.

"Wie ich sehe hast du sonst alles. Dann fehlt ja nur noch Hygienekram oder?"

Ich schloss den Kleiderschrank und drehte mich um.

"Ja Mama."

Ich verbeugte mich leicht und verließ das Schlafzimmer, ging dafür ins Bad und begann meinen Kram zu packen, den ich so brauchte. Alles wanderte in meinen Kulturbeutel, den ich dann mitnahm und wieder das Schlafzimmer betrat.

Uruha saß auf meinem Bett und ließ den Blick schweifen ehe er mich wahrnahm.

"Wir können das auch abblasen wenn du keine Lust hast.", schlug er schließlich mit ernster Miene vor.

Zunächst sagte ich dazu nichts, schmiss den Kulturbeutel in die Reisetasche, die ich daraufhin verschloss bevor ich ihn ansah.

"Sieht es so aus, als ob ich das möchte? Außerdem, wenn ich das nun mache, reißen sie mir den Kopf ab. Nein danke. Ich bin dann soweit fertig.", verkündete ich und nahm mir meine Tasche, die ich im Flur abstellte um dann die Rasselbande einzusammeln.

"So Kinder, ich bin fertig. Wir können los."

Sofort standen sie alle und huschten an mir vorbei in den Flur. Im Gänsemarsch. Das war schon irgendwie ein witziger Anblick. Ich folgte ihnen kopfschüttelnd, schlüpfte in Schuhe und Mantel, griff mir alles, was ich so brauchte und steckte es ein. In aller Ruhe verschloss ich meine Tür wobei Ruki mich schon wieder hetzen wollte.

"Komm schon Kai. Trödel doch nicht so.", jammerte er.

Ich hob lächelnd meinen Mittelfinger und nahm die Treppe während der Rest mit dem Aufzug fuhr. Wäre eh zu eng geworden und ich war schließlich auch schneller unten als sie. Lächelnd wartete ich an dem Van, den sie gemietet hatten. Mit zwei Autos zu fahren war sinnlos aber für eines waren wir einfach zu viele Personen.

Ich lehnte mich gegen den Wagen und winkte ihnen zu.

"Auch schon da?"

Nun zeigte Ruki mir den Mittelfinger und schloss den Wagen auf, damit ich meinen Kram in den Kofferraum werfen konnte. Dann hielt ich den Giftzwerg davon ab, auf den Fahrersitz zu steigen.

"Du fährst nicht. Ich will da lebend ankommen. Schlüssel!", befahl ich liebevoll mit ausgestreckter Hand.

Grummelnd übergab der Kleinere mir die Schlüssel. Immerhin wusste Ruki, dass Diskussionen mit mir sinnlos waren. Also nahm ich auf dem Fahrersitz Platz, schnallte mich an und siehe da, Uruha saß scho auf dem Beifahrersitz. Das wunderte mich so gar nicht. Ich startete den Wagen und fuhr los, damit wir irgendwann auch noch dort ankamen.
 

Nach guten drei Stunden kamen wir endlich an und meine Nerven lagen blank. Zwar konnten meine lieben Kinder nicht alle fünf Minuten nach einer Toilette schreien aber sie nervten trotzdem. Hinter mir war so einiges los gewesen.

Jin und Ruki hatten sich gegenseitig per Handy zu Kämpfen herausgefordert und kommentierten dies lautstark.

Reita las, auch wenn ich mich fragte, wie er das bei dem Krach schaffte.

Byou hatte seine Rübe andauernd nach vorne geschoben und sich mit Uruha unterhalten. Hin und wieder wurde ich auch miteinbezogen, vor allem, da es oftmals auch um mich ging aber es hatte meine Freunde noch nie gestört über mich, in meiner Anwesenheit, zu sprechen als ob ich gar nicht anwesend wäre.

Zum Glück hatte Jin irgendwann nach seiner Aufmerksamkeit geschrien und das bescherte uns wenigstens etwas Ruhe. Ich schwor mir, nie wieder gemeinsam irgendwo mit ihnen hin zu fahren. Sie benahmen sich wirklich wie Kinder.

Jin konnte ich das vielleicht noch verzeihen aber Ruki war schon ziemlich lange auf dieser Erde, aber das schien ihn nicht davon abzuhalten, sich wie ein Kindskopf zu verhalten. Also war ich absolut dankbar, angekommen zu sein.

Das versprach doch endlich etwas Entspannung.

Wir stiegen aus und ich streckte mich erst mal, ließ den Blick durch die Umgebung gleiten. Wirkte eigentlich ganz nett und wirklich ruhig. Ein äußerst schönes Ambiente.

Am Kofferraum sammelten sich die Anderen, holten ihr Zeug heraus ehe ich auch nach meiner Tasche griff.

"Ruki? Warum hast du zwei Koffer dabei?"

Das war mir vorhin gar nicht aufgefallen.

"Wir sind nur zwei Tage hier...in einem Onsen, nicht zwei Wochen in Fashion-Metropolen."

Der Kleine sah seine Koffer an und zuckte mit den Schultern.

"Wer sagt denn, dass da Klamotten drin sind.", erwiderte er völlig trocken und schmunzelte dann doch ziemlich dreckig. Ohje. Ich verdrehte die Augen und wandte mich ab, verschloss den Van damit wir das Hotel betreten konnten. Wirkte wirklich alles sehr traditionell.

Es war hübsch, erinnerte mich aber irgendwie an die Vergangenheit und ob mir das gefiel , würde sich zeigen.

Am Empfang lächelte uns eine Dame freundlich an, begrüßte uns dann höflich. Ich wollte mich gerade fragend an die Anderen wenden, da trat Uruha neben mich und klärte die Sache mit der Reservierung. Da war ich nicht wirklich eingeweiht worden.

Die Dame schenkte uns kurz einen skeptischen Blick als sie bemerkte, dass wir drei Doppelzimmer reserviert hatte aber unsere Gruppe aus sechs Männern bestand. Was das bedeutete, war ihr wohl auch klar. Sie sagte aber nichts. Stattdessen übergab sie uns die Schlüssel, ein paar Prospekte und Übersichten, was man wann machen konnte, welche Regeln es gab, die Kleiderordnung und noch vieles mehr. Dankend nahm ich die Schlüssel an mich während Uruha den ganzen Papierkram nahm. Die Dame wies uns den Weg und wir setzten uns ins Bewegung.

Ich wollte schon mal die Schlüssel verteilen, wobei sie mir förmlich aus der Hand gerissen wurden und schon waren Jin und Ruki verschwunden. Ich seufzte leise.

"Ich komme mir vor wie bei einem Ausflug mit Kindergartenkindern.", brummte ich worauf mir Reita nur aufmunternd auf die Schulter klopfte.

"Entspann dich. Du kennst sie doch. Treffen wir uns dann gleich alle bei euch um die Tagesgestaltung zu planen?"

Ich nickte.

"Ja ist gut."
 

Zuerst verließ uns Byou, dann Reita bevor wir zu unserem eigenen Zimmer kamen. Ich schloss auf und betrat den großzügigen Raum, der aber äußerst spartanisch eingerichtet war. Ruhe eben.

Uruha schloss die Tür und sah sich danach ebenfalls mit großen Augen um, stellte seinen Koffer ab und ging direkt zu dem kleinen Balkon, öffnete die Tür und trat hinaus.

"Oh schau mal Kai.", winkte er mich zu sich weshalb ich meine Tasche sinken ließ und seinem Ruf folgte.

"Oh wow.", entwich es mir.

Das Außenareal war wirklich riesig. Überall war viel Grün und diverse blühende Büsche. Es gab mehrere heiße Quellen, die man aber schlecht einsehen konnte. War aber besser so. Man wollte ja ungestört sein und nicht gestalked werden.

Auf dem Balkon selbst, entdeckte ich zwei Stühle und einen Tisch, darauf stand ein Aschenbecher bereit. Sehr gut. Jedoch ging ich wieder rein. Es war wohl Zeit auszupacken.

Allerdings konnte ich den Blick nicht von den beiden Futons abwenden. Sie wirkten nicht wirklich klassisch sondern etwas luxuriöser. Wie gut, dass ich keine Rückenprobleme hatte und doch, mir wurde etwas mulmig zumute, wenn ich daran dachte, dass wir dort gemeinsam schlafen würden. Kurz schielte ich zu Uruha, der begeistert Fotos schoss und seufzte leise. Teufels Küche. Ja in der war ich gelandet.

Ich griff mir meine Tasche und lief zu einem der kleinen Kleiderschränke um mein Zeug hineinzulegen. Den Yukata hängte ich auf, damit er nicht total zerknitterte und als soweit alles ausgepackt war, stopfte ich die leere Tasche ganz unten in den Schrank und schloss ihn.

Uruha kam wieder rein und lächelte, begann nun ebenfalls seinen Koffer auszupacken, was mich neugierig machte und doch ließ ich mich erst mal auf ein kleines Sofa sinken, um mir die Prospekte und Regeln anzusehen. Nur konnte ich es nicht verhindern immer wieder zu meinem Zimmergenossen zu sehen, wie er auspackte und dabei wirklich nicht viel zu Tage förderte.

Scheinbar war der Koffer größer als dessen tatsächlicher Inhalt. Ich bemerkte, dass er zwei verschiedene Yukata auspackte, wobei sie eher einem Kimono glichen, wenn man sich das Muster und die Farbe so ansah. Deshalb wollte er sicher, dass ich meinen mitnahm. Partnerlook. Wieder leise seufzend las ich mich also durch die Zeilen.

Keine Straßenklamotten, keine Badebekleidung, keine Schuhe außer speziellen Loafern, die nach einem bereit gestellt wurden und bis zur Abreise bei einem blieben. Es gab diverse Massageangebote. Bei so einigen Namen wusste ich nicht mal, was sich dahinter verbergen sollte. Fotografieren war natürlich verboten. Logisch. Genauso wie störende Geräusche, die zum Beispiel durch Handys verursacht wurden. An sich konnte man den Onsen so lange und oft besuchen, wie man wollte. Es gab natürlich auch ein Restaurant in dem traditionelle Speisen und Getränke gereicht wurden.

Das hieß also Sake in Hülle und Fülle. Und wieder war ich froh, dass Alkohol mich nicht beeinflusste.

Das Restaurant konnte man von acht Uhr morgens bis 22 Uhr abends besuchen. Klang gut. Immerhin musste Uruha essen.

Wenigstens würden wir es alle können, rein zur Tarnung. Wobei mir da etwas einfiel.

Es war Tag und Uruha wusste, dass wir Vampire waren. Verdammt. Er hatte mich auch damals auf dem Balkon gesehen. Für mich war es so selbstverständlich in der Sonne umherzulaufen, dass ich total vergaß, dass es keine normale Eigenschaft eines Vampires war. Ich sollte dringend herausfinden, warum er nie nachgefragt hatte.

Doch dann klopfte es und ich verschob das auf später. Die Schönheit öffnete die Tür und meine Freunde traten ein weshalb ich die Prospekte auf dem kleinen Tisch ablegte.

"Oh wie gemein. Wieso habt ihr so einen tollen Ausblick? Wir schauen auf die Straße.", schmollte Jin und lief auf den Balkon ehe er grummelnd wieder reinkam.

"Geht da nicht raus, sonst werdet ihr neidisch.", brummte er weiter was mich schmunzeln ließ.

"Wenn du halt so ungeduldig sein musst, bekomme eben ich das beste Zimmer. Hab ich eh verdient.", nickte ich zufrieden und streckte mich nochmal.

"Jaja wie auch immer. Was machen wir? Sollen wir direkt mal den Onsen ausprobieren? Was meint ihr?", schlug Byou vor, der es wohl kaum erwarten konnte, blank zu ziehen.

"Naja deshalb sind wir hier oder? Dann ziehen wir uns nun alle um und erkunden mal die Umgebung, damit wir uns zurechtfinden. Dann können wir baden gehen.", verkündete ich und die Bande zog nickend wieder ab. Oh man, wir würden uns alle nackt sehen. Das war bisher noch nie vorgekommen und eigentlich hatte ich nie vorgehabt, das je zu ändern. Naja, es gab immer ein erstes Mal.
 

Am Kleiderschrank angekommen öffnete ich diesen und sah mich dann fragend um. Hm. Es gab hier gar keinen abgetrennten Bereich oder eine Rückzugsmöglichkeit zum Umziehen. Nachdenklich kaute ich mir auf der Unterlippe herum bis meine Augen sich an Uruhas Körper festsogen. Heilige Scheiße. Der war praktisch schon nackt, bis auf seine hautenge Unterwäsche, die er sich aber auch gerade über die Hüften streifen wollte als er mich bemerkte.

Sofort sah ich weg, was ihn lachen ließ.

"Bist du etwa verlegen? Du kannst ruhig schauen. Ich hab nichts zu verstecken.", schmunzelte er und es war, als lockten mich seine Worte und ich schielte wieder hin. Oh Himmel dieser Hintern. Wohlgeformt, knackig und straff, genau richtig. Ich zwang mich dazu, wegzusehen und musste wohl in den sauren Apfel beißen. Also zog ich mich langsam aus, legte die Sachen in den Schrank und zögerte bei meiner Unterwäsche, sah mir über die Schulter und blinzelte irritiert. Uruha trug bereits diesen hübschen Yukata in royalem Blau mit goldenen Blüten. Er band sich gerade den Obi und betrachtete mich vollkommen ungeniert. Das war dem noch nicht mal peinlich. Er grinste nur und ich seufzte.

"Zier dich nicht so Kai. Sei ein Mann und lass die Hose fallen.", schnurrte er mir zu.

"Oder muss ich dir zur Hand gehen?" Ich riss die Augen auf und war so schnell aus meiner Unterwäsche raus und in den Yukata rein, dass Uruha sich vor Lachen schon krümmte.

"Ich könnte jetzt beleidigt sein aber ich finde es süß.", kicherte er noch immer und fächerte sich Luft zu.

"Schön, dass ich dich amüsiere.", murrte ich und band mir den blutroten Obi wobei er auf mich zukam und mir den Stoff aus der Hand nahm.

"Du machst das falsch.", klärte er mich auf und begann den Stoff neu zu binden. Ich sah ihm ins konzentrierte Gesicht, neigte den Kopf ein wenig während ich seine feinen Gesichtszüge studierte. Dabei sah er mir immer mal wieder lächelnd in die Augen.

"So. Fertig. Der steht dir richtig gut. Solltest du häufiger tragen.", lächelte er und strich mir mit flachen Händen über die Schultern, befreite meine langen Strähnen, die im Kragen festhingen.

"Danke. Dir steht deiner aber besser. Wäre vielleicht mal eine Idee für den Club. Wobei die Reinigung wäre teuer.", verwarf ich es gleich wieder und lief langsam zur Tür.

"Komm schon.", nickte ich worauf er mir folgte und wir gemeinsam das Zimmer verließen.

Es dauerte auch nicht lange da kam der Rest aus seinen Zimmern. Sie trugen alle dieselbe Kluft, nur in unterschiedlichen Farben und Mustern. Reita hielt es klassisch einfarbig, Ruki schwarz aber mit Blüten, Jins war violett und ebenfalls mit Blüten. Byou trug einen schwarzen mit modischen Klecksen als Muster.

"Wir müssen später unbedingt ein Foto machen, also bei einem von uns.", klatschte Ruki in die Hände, der sichtlich angetan, von unseren Outfits, war.

"Ja später. Lasst uns mal in die Richtung.", deutete ich hinter uns worauf wir alle mal los trotteten.

Oh man, so ohne Unterwäsche unter dem Yukata, war doch alles ziemlich luftig. Das war ungewohnt und schon fast unangenehm. Vielleicht hätte ich die Unterwäsche doch anlassen sollen, damit sie mich spätestens beim Waschen auslachen konnten. Naja, ich würde es wohl überleben.

"Oh, hier ist das Restaurant. Sieht doch ganz nett aus. Scheint einzelne Räume zu geben, da werden wir sicher unsere Ruhe haben.", verkündete ich und lief dann weiter.

Wir kamen bereits zu den Waschräumen worauf ich die Lippen spitzte.

"Okay die Tour war klein aber dann mal rein Kinder und schön waschen.", deutete ich mit einer einladenden Geste an und sah dann definitiv zu viel nackte Haut.

Ohje. Byou war natürlich der erste nackte.

"Oh Byou verdecke bitte deine Scham." Ich warf ihm eines der kleinen Handtücher entgegen.

"Was? Wieso denn? Sind doch nur wir da oder bist du neidisch?", wippte er mit den Brauen.

"Eh? Ich glaube nicht.", schüttelte ich den Kopf, öffnete den Obi und band mir dann schon mal das Handtuch um bevor der Yukata wich.

Ich musste nun mal nicht jedem alles präsentieren. Deshalb war ich noch lange nicht prüde. Der Rest hielt es ja auch so, wobei Reita sehr offen war aber noch lange nicht so provokant wie Byou. Jin konnte einem schon leid tun.

Unsere Sachen verstauten wir in den offenen Schränken worauf ich mir die Haare hochband. Ein Großteil von uns musste das tun, bis auf Reita aber der war mir gerade total egal.

Uruha sah selbst mit hochgesteckten Haaren wunderschön aus und ich musste mich wirklich zusammenreißen um ihn nicht noch länger anzustarren sondern mir endlich einen Platz zu suchen und mich zu waschen.

Die Seifen waren klein und einzeln verpackt. Wie hygienisch. Es überraschte mich und doch brachte ich es stumm hinter mich, duschte mich ab, natürlich ohne Handtuch und wickelte es mir dann wieder um. Dann erst ging es weiter und ich entdeckte die Loafer für den Außenbereich worauf ich mir welche nahm und hinein schlüpfte.

"Hier sind die Schuhe.", deutete ich auf zwei Regale und ging dann etwas weiter. So wie es aussah, konnte man es sich auch hier draußen gemütlich machen und etwas trinken. Die Bar war besetzt aber zuerst wollten wir sicher erst mal entspannen.

Als dann alle soweit waren suchten wir uns ein etwas kleineres Becken aus und stiegen nach und nach hinein. Natürlich ohne Handtuch und ich musste mich erneut beherrschen, Uruha nicht mit den Augen aufzufressen.

Allerdings war jeder mit sich selbst beschäftigt und ein bisschen peinlich war es ja auch. Ich brauchte die Genitalien meiner Freunde nicht sehen. Es gab wichtigeres und so stieg ich ebenfalls in das Becken.

Und das Wasser war absolut herrlich, wirklich wunderbar warm weshalb ich mir einen Platz suchte und kurz die Augen schloss.

"Ist das nicht klasse? Seht ihr? Kai entspannt schon.", lachte Ruki und ich öffnete ein Auge, setzte mich wieder ordentlich hin und nickte.

"Ein Problem damit?", erwiderte ich aber er schüttelte den Kopf.

"Quatsch. Deshalb sind wir ja da. Ist wirklich toll hier."

Ich nickte und sah dann auf meine Hand, die von Uruha ergriffen und auf seinem Schenkel abgelegt wurde, während er sie hielt.

Wie gut, dass ich nicht rot werden konnte aber ich lächelte ihm leicht zu. Er wirkte zufrieden und lauschte der Unterhaltung der Anderen während er meine Hand hielt.

Mir wurde warm, nicht nur, weil das Wasser so schön warm war, sondern auch weil er meine Hand so fest hielt. Ich musste mich ablenken, sonst würde ich mir darüber das Hirn zermartern, obwohl ich doch einfach nur genießen wollte.
 

Wir blieben eine ganze Weile im Onsen sitzen, genossen das warme Wasser und ruhige Unterhaltungen. Außer uns waren auch noch ein paar andere Gäste in dieser Anlage unterwegs weshalb wir es sowieso nicht übertreiben durften. Jin und Ruki waren bereits ermahnt worden. Nicht so toll, wenn einem der Rausschmiss drohte. Aber sie hielten sich daran, lachten und unterhielten sich leise.

Wir beschlossen, dass wir nach unserem ausgiebigen Bad ins Restaurant wandern wollten, damit Uruha was zu essen bekam. Er hatte zwar nichts gesagt, dafür aber sein Bauch, der lautstark grummelte. Zumindest für mich. Meine Hand hatte er die ganze Zeit über nicht losgelassen während er der Unterhaltung folgte, sich hin und wieder auch einbrachte.

Ich lauschte ihnen einfach nur und genoss dieses Zusammensein. Es fehlte mir wirklich aber wir waren mittlerweile so verstreut, dass es fast unmöglich schien, wieder unter einem Dach leben zu können. So rein organisatorisch.

Einerseits hielt nur mich etwas an einem Ort. Der Club. Den Rest hielt eigentlich nichts an ihren Städten. Jin konnte sein Labor durchaus auch nach Tokyo verfrachten und eine Stelle als Dozent fand er sicher auch dort. Immerhin wirkte der Kleine zwar nicht so aber er war intelligenter als wir alle zusammen. Dennoch war es vermutlich besser, wenn wir nicht mehr alle auf einem Fleck lebten. Das hatte sich vor zwei Jahren als großer Nachteil herausgestellt.

Nun, es wusste keiner, wer wir wirklich waren. Wir hatten alle falsche Identitäten und dafür gesorgt, dass unsere alten aus dem System verschwanden. Wir waren ja nicht mal als Vampire gelistet und nur wenige wussten tatsächlich Bescheid. Immerhin konnten wir uns am Tag bewegen, weshalb die menschliche Tarnung ziemlich perfekt war.

Jedoch war es natürlich von Nachteil, dass in meinem Club so ziemlich alle Mitarbeiter wussten, dass ich ein Vampir war. Sie sahen mich zwar nie bei Tageslicht aber wenn etwas durchsickerte, war ich am Arsch. Gut, sie hatten eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet aber wen würde das daran hindern doch zu plaudern, wenn vielleicht ein nettes Sümmchen drin war?

Dennoch hatte ich Vertrauen in meine Mitarbeiter und gab ihnen am besten nie einen Grund, einen Groll gegen mich zu hegen. Das half immer noch am besten. Nur Uruhas fehlende Neugier machte mich skeptisch. Warum hatte er nie gefragt? Hier saßen fünf Vampire, die allesamt das Tageslicht aushielten und das war für ihn nicht Grund genug nachzufragen? Es musste einen Grund dafür geben und ich wollte ihm wirklich nicht misstrauen aber nach Hakuei fiel es mir wirklich schwer, fremden Personen auch nur irgendwie zu vertrauen. Ich wollte es aber wirklich versuchen. Deshalb würde ich das ansprechen, wenn wir zurück auf unserem Zimmer waren. Das musste nicht jeder mitkriegen.

Scheinbar hatte keiner von ihnen daran gedacht und das war auch okay. Es gab ja mich, der auf sie aufpasste.
 

Also begaben wir uns aus dem Onsen, trockneten uns soweit ab und schlüpften wieder in unsere Yukata bevor wir die Handtücher abgaben. Der nächste Halt war das Restaurant in dem wir tatsächlich, aufgrund unserer Gruppenstärke, einen separaten Raum bekamen. Wir durften uns solange darin aufhalten, wie wir wollten. Ein bisschen feiern war also nicht verkehrt.

Wir aßen gut, tranken noch mehr und spielten Karten. Es war eine wirklich gesellige Runde und zum ersten Mal seit Wochen, war ich wirklich entspannt und sogar wieder glücklich. Ich konnte den ganzen Mist einfach mal vergessen, den Club hinter mir lassen und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass ich über die Sache mit Hakuei hinweg kommen würde. Ich würde damit abschließen können. Es war nun mal so geschehen, ich konnte es nicht mehr rückgängig machen und die Frage nach dem Warum würde immer bestehen bleiben. Es gab darauf keine Antwort und dauerhaft in der Vergangenheit zu leben, brachte niemandem etwas.

Während wir hier so saßen, spielten und tranken, fasste ich einen Entschluss. Zurück in Tokyo würde ich mit Hakuei abschließen und zwar endgültig. Ich hatte auch schon so eine Idee, wie mir das gelingen würde und danach wollte ich wieder nach vorne sehen. Am wichtigsten war es wohl, dass ich mir wieder erlaubte glücklich zu sein.

Mein Blick fiel auf Uruha, der so wunderschön aussah, wenn er lachte. Er gewann eine Runde nach der anderen und die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Unsere Blicke trafen sich und ich hielt den Kontakt aufrecht, lächelte sanft und sah dann auf den Kartenstapel, der mir zugeschoben wurde. Ich war wohl mit mischen dran.

"Kai! Dein Freund ist blöd! Der zockt uns voll ab! Mach mal was!", jammerte Ruki, der schon einiges an Geld verloren hatte. Ja, wir spielten um Geld. Zuerst hatten wir besprochen, dass der Verlierer trinken muss aber bei fünf Vampiren würde das kaum Spaß machen. Also ging es um Geld. Davon hatten wir an sich genug, bis auf Uruha vielleicht, aber da er eh abräumte, war das wohl kaum das Problem.

"Tut mir leid Ruki, dagegen kann ich nichts machen.", schmunzelte ich während des Mischens.

Er brummte während Uruha seine Scheine sortierte und dabei unglaublich zufrieden grinste.

"So meine Herren, ich setze mal aus. Das Bier möchte raus.", schmunzelte der Honigblonde und steckte das Geld in seinen Obi bevor er sich erhob.

Er musste also mal aufs Klo. Das war nicht weiter verwunderlich und so verteilte ich die Karten bis auch Jin aufstand.

"Wo willst du denn hin?", hakte ich nach. Jin nickte zur Uhr.

"Ich muss mal kurz auf's Zimmer. Einer meiner Studenten hat eine Frage und wir haben uns zu einem kurzen Videochat verabredet. Das ist doch okay oder?"

Ich schürzte die Lippen und nickte dann.

"Klar, kümmer dich mal um die Zukunft des Landes."

Er zwinkerte mir zu und ließ uns dann alleine. Jin hatte eben immer Arbeit aber es war gut, dass er für seine Studenten immer erreichbar war, selbst im Urlaub.
 

Jin POV
 

Es war zwar schon blöd, dass ich nun unsere lustige Runde verlassen musste aber ich hatte meinen Studenten schon vor meiner Abreise eine Hausarbeit aufgebrummt. In einer Rundmail hatte ich verkündet, noch ein paar Tage länger abwesend zu sein weshalb sie mich bei Fragen, auch gerne kontaktieren konnten. Das war geschehen und ich konnte mich ja schlecht nicht an meine eigenen Aussagen halten.

Also verließ ich das Restaurant und machte mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Jedoch sah ich nicht wirklich vorzeigbar aus weshalb ich mir kurz meinen Kulturbeutel schnappte und nochmal zum gemeinschaftlichen Badezimmer der Etage ging. Auf den Zimmern gab es sonst nichts. War bestimmt Absicht, damit das Chi oder so nicht gestört wurde. Gerade wollte ich die Tür des Raumes öffnen, als eine bekannte Stimme an mein Ohr drang. Interessiert reckte ich das Kinn und zog die Brauen zusammen. War das nicht Uruha? Was machte der denn hier? Er hatte doch erzählt, dass er auf die Toilette wollte und eben jene gab es auch beim Restaurant.

Ich beschloss dem nachzugehen und folgte dem Gang bis dieser sich nach links abzweigte, und blieb an der Ecke stehen, schielte darum und konnte am Ende einen kleinen Balkonbereich entdecken.

Dort stand Uruha und telefonierte. Mir kam das äußerst komisch vor und ich überlegte, wie ich näher herankam ohne aufzufallen, als ich eine Nische entdeckte, in der eine Pflanze stand. Die war perfekt. Gerade als er dem Gang den Rücken zuwandte, huschte ich in übermenschlicher Geschwindigkeit in die Nische und lauschte weiterhin. Ich blieb einfach hier und hörte zu. Uruha hatte gelogen und ich wollte herausfinden weshalb. Allerdings verstand ich natürlich nur, was der Mensch erzählte und nicht, wer da am Telefon mit ihm sprach. Da hatte es auch nichts gebracht, näher ran zu gehen.

"Ja. Ja bisher läuft alles gut.", hörte ich ihn sagen und meine Braue hob sich.

Was lief gut? Mit wem sprach der Andere denn da nur?

"Hetz mich doch nicht so. Ich arbeite daran. Es dauert so lange wie es dauert okay? Kümmer du dich um deinen Auftrag und ich mich um meinen, klar? Du musst mir nicht andauernd erklären wie wichtig das ist. Ich bin nicht schwer von Begriff.", motzte Uruha und ich verstand langsam gar nichts mehr.

Auftrag? War Uruha etwa gar kein ganz gewöhnlicher Mann? Scheiße. Ging es hier schon wieder um uns oder gar um Kai? War die Tarnung aufgeflogen?

"Wir fahren morgen Abend zurück...was? Warum denn? Oh man, na schön okay. Wo? Nein sicher nicht in meiner Wohnung. Dich sollte da Niemand sehen. Friedhof? Um 12? Willst du mich verarschen? Jaja ist ja gut. Okay ich werde dort sein. Ich muss jetzt Schluss machen, sonst fällt es noch auf, dass ich ewig weg bin. Ja bis dann."

Uruha legte auf und ich verfiel in leichte Panik. Ohje. Ich kroch hinter die Pflanze und machte mich unsichtbar, schielte an dem riesigen Topf vorbei als ich Schritte hörte.

Sie gingen geradewegs an mir vorbei. Scheinbar war ich unentdeckt geblieben. Ich lauschte den Schritten weiterhin bis ich sie kaum mehr hörte und kam dann langsam aus meinem Versteck. Die Luft war rein weshalb ich schnell ins Badezimmer rannte und schwer schluckend auf meiner Unterlippe herum kaute. Verdammt. Uruha hatte irgendetwas vor und er schien nicht der Mann zu sein, der er vorgab zu sein. Sollte ich Kai davon erzählen? Ich musste eigentlich, aber andererseits, was wenn ich mich irrte? Ach Schwachsinn. Das, was ich gehört hatte, stank zum Himmel. Hier stimmte etwas nicht und wenn wir morgen Abend zurückfuhren, würde ich Uruha folgen und herausfinden, was dieser verbarg. Ich würde das Geheimnis lüften und es dann den Anderen erzählen wenn ich Beweise hatte. Ja, das klang nach einem guten Plan.

I Burn in you

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Self-Deception

Ein wohliger Geruch umspielte meine Nase als ich langsam erwachte. Leise seufzend schmiegte ich mich enger an die Wärmequelle, die da in meinen Armen lag während ich meine Nase gegen seinen Nacken drückte, seinen Duft tiefer aufsog. Gott ich hatte geschlafen wie ein Stein. Gut, wir hatten es auch ordentlich krachen lassen. Es glich wirklich einem Wunder, dass sich niemand beschwert hatte, denn obwohl wir versucht hatten uns zu beherrschen, war das ein oder andere Stöhnen doch ungefiltert durch den Raum gewandert. Wir hatten es vier Mal getan, bis Uruha absolut erschöpft gewesen war und nicht mehr konnte. Ich erholte mich schnell von den Strapazen, ein Mensch allerdings nicht aber es war auch vollkommen okay gewesen.

Es waren wundervolle Stunden gewesen und im nachhinein hätte ich mich dafür schlagen können, vor dem so lange geflüchtet zu sein. Mit Uruha zu schlafen war himmlisch, fühlte sich so vertraut und intim an, auch wenn es noch immer einen bitteren Beigeschmack hatte. Ganz konnte ich die vergangenen Geschehnisse eben nicht vergessen und hin und wieder, sickerten sie durch. Immer wieder dachte ich daran wie verletzlich ich nun wäre, wenn ich mich weiter auf ihn einließ, welche Gefahren das mit sich brachte und doch war da wieder diese andere Stimme, die mir sagte, dass es gut so war, dass mir Uruha gut tat und der Richtige war um wieder von vorne anzufangen. Ich wollte dieser Stimme vertrauen und die andere endlich ignorieren, die mich zwei Jahre lang begleitet hatte. Uruha konnte mich glücklich machen und ich wollte endlich wieder glücklich sein, einen Lebensinhalt haben.

Also öffnete ich die Augen ließ den Blick über seine Haut wandern, erhob mich ein wenig und betrachtete ihn. Er schlief tatsächlich noch, was mich lächeln ließ. Vorsichtig strich ich ihm ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht als er die Nase leicht kräuselte, gefolgt von einem kleinen Seufzen. Scheinbar war er am Aufwachen. Sein Herz schlug etwas schneller und seine Lider hoben sich ein wenig, schielten zu mir worauf ich lächelte er aber nur leise brummte, sich zu mir rumdrehte um sich an meine Brust zu kuscheln. Dabei zog er einen wirklich süßen Schmollmund. Scheinbar hatte die Schönheit noch nicht vor aufzustehen, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Mir war auch noch nicht danach weshalb ich ihn in die Arme schloss, ihm durchs Haar kämmte und den Rücken entlang streichelte. Leise schnurrend schmiegte er sich enger an mich, schien aber etwas unzufrieden weshalb er mich geradewegs auf den Rücken drückte und sich so, zufrieden schmatzend, halb auf mich legen konnte. Ich lächelte geräuschvoll und machte mit dem weiter, was ich da gerade tat. Sonst hatte ich immer so bei Hakuei gelegen, nun tat es Uruha bei mir. Schon komisch aber ich fühlte mich so doch wesentlich wohler. Ich hatte die Macht, die Kontrolle und das war mir lieber als mich jemandem zu unterwerfen. Das konnte ich einfach nicht mehr.

"Müssen wir aufstehen?", murrte Uruha leise und kraulte mir etwas über die Brust, drehte den Kopf und blinzelte mich durch seine blonden Strähnen an. Lächelnd strich ich sie ihm aus dem Gesicht und schüttelte leicht den Kopf.

"Wir müssen nicht aber sollten es vermutlich irgendwann.", antwortete ich ruhig und fuhr die Kontur seines Gesichtes nach.

"Mhm...dann ist ja gut...ich will nämlich noch nicht aufstehen obwohl ich hunger hab.", verkündete er leise mit diesem süßen Schmollmund. Wieder musste ich leise lachen.

"Dann sollten wir aber besser aufstehen bevor du noch verhungerst. Du musst deine Kraftreserven wieder auffüllen."

Ich schmunzelte anzüglich worauf er grinste, sich langsam erhob und auf meine Brust stützte, mich dabei ansah.

"Das stimmt wohl. Du hast mich echt fertig gemacht.", kicherte er leise. Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern.

"Nun, ich hab dir gesagt, dass du schreien wirst, ich hab dabei nie gesagt wie oft."

Uruha schob sich auf meine Hüfte und lag dann schmunzelnd auf mir.

"Ich weiß und ich habe jedes einzelne Mal sehr genossen.", schnurrte er und malte kleine Kreise auf meine Brust.

"Ich auch, keine Sorge aber jetzt...wird es Zeit für eine Dusche und etwas zu essen für dich.", schmunzelte ich und erhob mich worauf sich auch Uruha aufsetzen musste, der sofort wieder die Arme um meinen Nacken schlang.

"Hm, da werden Erinnerungen wach.", schnurrte er und haschte nach meinen Lippen, verwickelte mich in einen innigen Kuss, den ich gerne erwiderte bevor ich mich löste.

"Na na. Du willst mich doch nicht schon wieder verführen?" Ich sah ihn amüsiert aber mahnend an worauf er die Unterlippe vorschob und mir über die Schultern strich.

"Hm nein...aber was wäre wenn doch?" Ein freches Blitzen glitzerte in seinen Augen was mich leise lachen ließ.

"Dann schleppe ich dich nackt zum Speisesaal, damit jeder sehen kann wie willig du doch bist." Uruha zuckte mit den Schultern.

"Mach doch, ich habe kein Schamgefühl.", grinste er weshalb ich eine Braue hob und mir seine Beine packte, mich kurzerhand erhob und zur Tür lief.

"Was? Kai?! Ah nein bitte nicht! Ist ja gut, schon okay. Keine Verführung." Breit grinsend hielt ich an und sah ihm in die Augen bevor ich ihn runterließ.

"Geht doch. Zu Hause hätte ich dich durchaus unter der Dusche genommen aber hier gestaltet sich das schwierig und deshalb, gehen wir jetzt ganz gesittet duschen und dann etwas essen." Er nickte brav und hauchte mir einen Kuss auf die Schulter bevor er an mir vorbeiging und ich es einfach nicht lassen konnte ihm einen Klaps auf den Hintern zu geben. Ein überraschter Laut kam ihm über die Lippen bevor er mich sinnlich über die Schulter hinweg ansah.

"Hm mach das beim nächste Mal ruhig fester, ich mag das." Uruha leckte sich über die Lippen und ich musste durchaus an mich halten, nicht das Gegenteil meiner eigenen Worte umzusetzen.

Also lief ich zu meinem Schrank und holte meinen Kulturbeutel heraus, hüllte mich wieder in meinen Yukata bevor ich in die Schlappen schlüpfte und dann auf Uruha wartete. Lächelnd öffnete ich die Tür, nahm das Schild wieder an mich und verließ gemeinsam mit ihm den Raum. Aus den Badezimmer trat gerade Byou, der sich gerade mit eine Handtuch durch die Haare fuhr als er uns entdeckte und dreckig grinste.

"Naaa ihr beiden. Man ihr habt es so krachen lassen, dass Jin wegen euch sehr leiden musste." Ich schmunzelte.

"Als ob er gelitten hat." Er wog den Kopf leicht.

"Och, ich hab ihn ein bisschen gequält aber es geht ihm gut.", winkte der Vampir ab worauf ich nur den Kopf schütteln konnte.

"Schläft er noch?" Byou nickte.

"Jup. Wie ein Baby, aber gleich nicht mehr. Dann viel Spaß beim Duschen aber bleibt artig.", hob er mahnend den Zeigefinger und grinste dann, klopfte mir zwinkernd auf die Schulter ehe er seiner Wege ging.

"Gott wie peinlich. Sie haben uns also alle gehört?" Uruha war knallrot, was absolut niedlich war. Ich strich ihm durchs Haar.

"Mach dir keinen Kopf. Das ist nicht so ungewöhnlich. Früher kam das andauernd vor und das, obwohl die Wände viel dicker waren und wir auf mehreren Etagen verteilt gelebt haben. Byou ist außerdem sehr direkt. Gewöhn dich dran.", lächelte ich sanft und zog ihn dann mit mir in das Gemeinschaftsbadezimmer.
 

Nach einer ausgiebigen Dusche, einem anschließenden Frühstück und gemütlichem Zusammensitzen wurde es schließlich Zeit, dass wir packten. Jin und Byou hatten sich vorab noch einen Massagetermin geben lassen während Ruki und Reita nochmal im Onsen baden waren. Uruha und ich hatten die restliche Zeit gemeinsam auf dem Futon verbracht. Es hatte keinen Sex aber dafür lange und innige Küsse gegeben. Ich konnte gar nicht genug von ihm bekommen und doch hatten wir nicht darüber gesprochen, ob das nun etwas änderte. Natürlich hatte sich meine Einstellung zum großen Ganzen verändert aber mein Wunsch, es langsam anzugehen, bestand eigentlich noch immer. Okay, wir hatten mehrfach miteinander geschlafen, lagen hier wie ein verliebtes Pärchen, das sich fast auffraß und doch, ich wollte noch keine feste Bindung eingehen. Ich war einfach noch nicht soweit diesen Schritt zu gehen. Vermutlich ahnte der Jüngere, dass es noch kein Thema war, über das wir ernsthaft sprechen sollten, weshalb er es erst gar nicht ansprach.

Wir küssten und streichelten uns, genossen das Beisammensein und redeten höchsten über die Erlebnisse während unseres Urlaubes. Das taten wir so lange bis es wirklich Zeit wurde zu packen. Wir mussten uns notgedrungen von einander lösen und es erinnerte mich irgendwie schon an die Anfangszeit mit Hakuei. Ich war so unglaublich verliebt gewesen, hatte ihn gar nicht mehr aus dem Bett gelassen und so waren wir wirklich mehrere Tage lang im Bett geblieben. Nur hin und wieder hatten wir aufstehen müssen um uns zu nähren aber danach waren wir immer wieder im Bett gelandet und dort geblieben. Wiederholte sich das etwa mit vertauschten Rollen? Ich sah kurz über die Schulter zu ihm, beobachtete wie er den Yukata wieder gegen normale Kleidung tauschte, als er mich bemerkte. Ich konnte das glückliche Glitzern in seinen Augen sehen, das mich lächeln ließ. Anscheinend war ich wirklich glücklich, fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr weshalb ich die Gedanken an Hakuei verdrängte und mich nun ebenfalls umzog, alles weitere in meiner Tasche verstaute um dann nochmal alle Fächer durchzusehen, ob ich auch nichts vergessen hatte.

Alles war leer weshalb ich die Tasche schloss und zur Tür trug. Ich lief nochmal durch das Zimmer, sah auch in den restlichen Bereichen nach, ob nichts mehr herumlag und ging zufrieden zurück. Mein Blick blieb wieder am Futon hängen. Oh man. Hoffentlich bekamen sie die Wäsche sauber. Immerhin hatten wir es wirklich krachen lassen. Uruha tauchte neben mir auf und lehnte sich an mich worauf ich ihm einen Arm um seine Schultern legte und ihn leicht an mich drückte. "Das sollten wir wiederholen.", sprach er leise und sah zu mir auf. Ich nickte zustimmend und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe bevor ich von ihm abließ.

"Ja sollten wir aber jetzt machen wir erst mal das Zimmer frei und fahren zurück." Wieder gab ich ihm einen Klaps auf den Hintern, allerdings einen etwas stärkeren, der ihm einen überraschten Laut entlockte ehe er mich schnurrend ansah.

"Sei vorsichtig, sonst muss ich dich zum Abschluss nochmal verführen." Grinsend öffnete ich die Tür und griff nach meiner Tasche.

"Klingt verlockend aber wir müssen los." Mit einer höflichen Geste deutete ich nach draußen worauf er schmunzelnd an mir vorbei lief worauf ich ihm folgte. Gemeinsam gingen wir durch den Gang, verabschiedeten uns höflich an der Rezeption und traten hinaus. Jin und Byou warteten bereits, wobei ersterer wie wild auf seinem Handy herum tippte, aber damit aufhörte, als er uns bemerkte. Sein Blick hing kurz misstrauisch an Uruha, was ich nicht wirklich verstehen konnte. Dennoch schloss ich erst mal den Wagen auf und beförderte die ganzen Koffer und Taschen hinein, ließ offen weil Reita und Ruki noch fehlten während wir alle noch eine Zigarette rauchten. Ich wollte Jin fragen, was los war aber nicht vor den Beiden. Irgendwie überkam mich das Gefühl, dass er es mir sowieso nicht vor ihnen mitteilte also ließ ich es ganz. Dafür war später noch Zeit. Schließlich kamen auch Ruki und Reita, die fast ein bisschen gehetzt wirkten. Außerdem war Reitas Hemd falsch geknöpft weshalb ich den Kopf neigte und beide dreckig schmunzelnd betrachtete.

"Na? Wurde die Zeit knapp oder seid ihr erwischt worden?" Ruki brummte nur und warf seine Koffer ins Innere bevor er in den Wagen einstieg. Also sah ich Reita erwartungsvoll an, der tief seufzte.

"...sind erwischt worden...und demnach etwas unbefriedigt.", murrte er leise und öffnete sein Hemd um es in der richtigen Reihenfolge wieder zu schließen.

"Ohje, so ein Pech aber auch. Wehe ihr vögelt auf der Fahrt!", deutete ich mit erhobenem Zeigefinger an und hörte nur ein empörtes Schnauben von der Rückbank.

"Naja dann mal rein mit euch.", deutete ich mit einer Handbewegung an und schloss die Klappe des Kofferraums, lief um den Wagen herum um einzusteigen. Es wurde bereits dunkel weshalb ich langsam los wollte. Natürlich sah ich auch währenddessen sehr gut aber viele andere Autofahrer nicht und ich wollte einen Unfall vermeiden.
 

Jin POV
 

Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, Uruha immer wieder skeptisch zu mustern. Irgendetwas war an dem Kerl, das mir nicht Geheuer war. Was verbarg er? Ich wollte Kais Glück nicht zerstören, er wirkte wirklich so unglaublich entspannt, fast schon verliebt und auch Uruha sah ihn auf die gleiche Weise an aber dennoch, ich konnte dieses Telefonat nicht ignorieren. Ich hatte begonnen alles, das ich gehört hatte, aufzuschreiben und festzuhalten. All das stand in einer Mail, die an Kai adressiert war und zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschickt werden würde, wenn ich es nicht verhinderte. Ich war ja nicht blöd. Nicht nochmal, würde es hier irgendeine Entführung geben und keiner wusste von gar nichts. Nein, ich war vorbereitet und fest entschlossen heute Nacht herauszufinden mit wem er sich nachts auf einem Friedhof traf und vor allem, weshalb.

Die Fahrt an sich war ruhig, ganz abgesehen davon, dass wir nach einer kurzen Pause in der Uruha mal auf die Toilette musste, die Sitzreihen des Vans etwas umgebaut hatten, damit man sich lang machen konnte. Irgendwie waren die meisten recht müde, alle bis auf meine Wenigkeit. Okay fast alle. Byou lag mit dem Kopf auf meinem Schoß und während ich ihm abwesend durchs Haar strich, hörte ich verdächtige Geräusche hinter mir. Irritiert hob ich eine Braue und drehte langsam den Kopf, streckte mich etwas um über den Sitz hinweg sehen zu können als sich meine Augen weiteten. Was zur Hölle? Mit offenem Mund starrte ich Reita und Ruki an, die es gerade miteinander trieben. Man sah sie von vorne nicht, man hörte sie nicht mal wirklich. Es lief dazu noch das Radio und die Beiden waren wohl Meister darin, absolut keinen Ton von sich zu geben. Ruckartig sah ich wieder nach vorne und schluckte schwer. Oh holla. Die Beiden waren aber auch dreist und doch machte es mich schon ein bisschen an. Na ganz toll. Nun hatte ich die ganze Zeit ihr angestrengtes Atmen im Ohr weshalb ich das Fenster etwas öffnete um das Fahrgeräusch zur Unterstützung zu haben ehe ich mir eine Zigarette anzündete.

Ich war so überaus dankbar, als wir endlich ankamen. Zwar waren Ruki und Reita irgendwann fertig gewesen und kuschelten eng umschlungen aber dennoch, ich wollte hier endlich raus. Es kribbelte in meinem Unterleib und doch hatte ich keine Zeit um an Sex zu denken. Ich würde herausfinden, was Uruha wirklich im Schilde führte. Zuerst wurden wir vier abgesetzt, da unsere Ferienwohnungen genau nebeneinander lagen. Kai hatte verkündet noch in die Bar zu gehen und nach dem Rechten zu schauen. Was mit Uruha geschah, wusste ich nicht aber ich war mir sicher, dass er um 12 am Friedhof sein würde. Wir verabschiedeten uns von den Beiden, wobei es mir schwer fiel, gute Miene zum bösen Spiel zu machen aber scheinbar kaufte der Größere mir das ab. Byou war noch immer etwas müde und deshalb auch recht schweigsam, was mir nur entgegen kam. Wir betraten die kleine Wohnung und machten uns erst mal daran unsere Sachen auszupacken worauf ich in die Küche ging und uns ein Glas Blut einschenkte. Kai hatte den Kühlschrank gut füllen lassen. Immerhin saß er ja praktisch an der Quelle. Zurück im Schlafzimmer, lag Byou mit dem Gesicht nach vorne auf dem Bett. Schmunzelnd setzte ich mich zu ihm worauf er den Kopf drehte und mich müde ansah.

"Hier trink was." Ich bot ihm das Glas an worauf er sich langsam erhob und mir dieses aus der Hand nahm. Ich selbst trank ruhig, brauchte bei weitem nicht mehr so viel Blut wie noch am Anfang. Es hatte sich bereits ein halbes Jahr nach meiner Wandlung, deutlich gebessert und jetzt, nach über zwei Jahren, war ich auf einem ähnlichen Level wie Byou. Allerdings brauchte er durchaus noch weniger aber er trank immer genug um so fit wie möglich zu bleiben.

"Bist du gar nicht müde? Ich weiß nicht, was los ist aber ich könnte nur noch schlafen.", gähnte er wieder, was mich den Kopf neigen ließ. Wenn ich es recht bedachte, war es wirklich merkwürdig. Noch vor der Fahrt war alles in Ordnung gewesen. Byou und ich hatten uns noch eine Massage gegönnt, in Ruhe gepackt und noch eine kleine Nummer auf dem Balkon geschoben aber von Müdigkeit war da keine Spur gewesen. Ruki und Reita hatten auch geschlafen, nachdem sie ihren Trieben erfolgreich nachgegeben hatten. Nur ich war so gar nicht müde. Kai und Uruha auch nicht. Skeptisch sah ich zur Seite ehe mein Freund sich wieder hinlegte und ich ihm zärtlich durch die Haare strich.

"Dann schlaf einfach Liebling. Ich räum noch ein bisschen auf und komm dann auch." Er brummte leise, schien nicht wirklich zufrieden mit der Aussicht, nickte aber schließlich.

"Na dann auf. Ziehen wir dich aus.", schmunzelte ich und auch er musste wieder grinsen.

"Ja zieh mich aus...", schnurrte er und ich half ihm gewissenhaft aus seinen Klamotten während er sich unter die Decke legte. Einen zärtlichen Kuss später war er auch schon friedlich eingeschlafen. Leise verließ ich das Schlafzimmer, lehnte die Tür an und rieb mir nachdenklich über das Gesicht. Warum waren alle so müde? War es Kai vielleicht auch und ich hatte es nur nicht mitbekommen? Da stimmte etwas nicht. Mein Blick fiel auf die Uhr im kleinen Wohnzimmer und ich beschloss, dass es Zeit war aufzubrechen.
 

Ich hatte mich lautlos durch die Nacht bewegt. Es war noch relativ viel los, obwohl es doch unter der Woche und verdammt spät war. Dennoch bewegte ich mich unter den Menschen, als ob ich mich nicht von ihnen unterscheiden würde. Erst als ich die Innenstadt weit hinter mir gelassen hatte und schließlich in den Bereich kam, in dem der Friedhof lag, war es schon fast gespenstisch still auf den Straßen. Hier und da brannte Licht in den Häusern aber es war keiner auf der Straße. Wie gut, dass ich mir deshalb nicht mehr in die Hose machte. Ich war selbst zur Gefahr geworden, die nachts in den dunklen Gassen lauerte und sich die Unschuldigen schnappte. Also mochte man meinen, auch wenn dem nicht so war. Schließlich betrat ich den Friedhof, der aber verdammt groß war. Super. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo sich Uruha mit dem Fremden treffen würde. Leise seufzend lief ich etwas zwischen den Gräbern umher. Vielleicht sollte ich mich auf Herzschläge konzentrieren? Es sollten, wenn möglich, nur zwei menschliche auf diesem Friedhof zu hören sein. Hoffte ich mal. Doch es war gar nicht nötig. Ich sah wie Jemand den Friedhof betrat und versteckte mich hinter einem Grabstein, schielte um die Ecke und bemerkte, dass es Uruha war. Gut, er würde mich also zum Treffpunkt führen. Ich folgte ihm unauffällig in der Dunkelheit, versteckte mich immer wieder hinter Grabsteinen und Figuren bis er vor einem kleinen Schrein stehen blieb und sich umsah. Scheinbar war das der Treffpunkt. Doch wo war derjenige, mit dem er sich treffen wollte?

Ich suchte die Umgebung ab bis sich ein Schatten löste und auf Uruha zuging. Verdammt. Ich konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Es war ein Mann, das konnte ich anhand der Statur abschätzen. Er war kleiner als Uruha, was jetzt auch keine Kunst war und unterhielt sich mit ihm. Ich musste näher ran. Das Plätschern von Wasser störte mich ungemein aber ich wollte mich auch nicht verraten. Ich sah wie Uruha dem Anderen etwas reichte. Es blitzte nur kurz und war dann verschwunden. Was war das nur gewesen? Ich ging näher ran und hockte hinter einem Grabstein um einfach nur zuhören zu können.

"Mehr konnte ich nicht gefahrlos besorgen, sollte aber reichen. Allerdings glaube ich, dass Jin misstrauisch geworden ist. Ich weiß nicht weshalb aber er hat sich komisch benommen. Außerdem schien er von dem Gas so gar nicht müde geworden zu sein. Alle Anderen waren verdammt müde, selbst Kai hat Zeichen von Müdigkeit gezeigt.", hörte ich Uruha sagen. Aha! Ich wusste es doch. Tzja, da wusste wohl Jemand nicht komplett Bescheid. Mittlerweile hatte sich meine Immunität ausgeprägt und ich war teilweise sogar gegen körperliche Manipulation immun. Komplett hatte ich es nicht ausgetestet aber scheinbar zählte dieses Gas auch dazu. Ich hörte einen nachdenklichen Laut des Fremden.

"Jin war schon immer besonders." Ich stockte. Moment mal. Die Stimme kannte ich doch. In mir stieg Panik auf. Unmöglich. Ich schüttelte leicht den Kopf und lauschte genauer. Das konnte doch nicht sein, dass diese beiden unter einer Decke steckten? Verdammt. Warum sagte Niemand etwas? Ich hob vorsichtig den Kopf und schielte über den Grabstein hinweg, hinter dem ich mich versteckte aber als ich zu dem kleinen Schrein sah, war dort Niemand mehr. Meine Augen weiteten sich. Scheiße! Wo waren sie hin? Ich wurde nachlässig und gab meine Deckung auf, suchte die Umgebung mit den Augen ab aber ich fand sie nicht. Konnte ich auch nicht bis sich etwas metallisches gegen meinen Kopf drückte und ein Klicken ertönte.

Ich erstarrte, hob langsam die Arme während ich vor mich starrte. Verdammt. Ich wusste schon, warum ich immer die Laborratte gewesen war. Meine Fähigkeiten im Außeneinsatz waren einfach grauenvoll.

"Hallo Jin.", hörte ich Uruha sagen und schluckte schwer.

"Uruha.", erwiderte ich und versuchte ruhig zu bleiben.

"Falls du überhaupt so heißt. Was hast du jetzt vor? Mich einfach erschießen?" Ich hörte ihn amüsiert schnauben.

"Nein. Das hätte ich schon vor einer halben Stunde gekonnt. Du bist wirklich ein ganz mieser Beschatter. Nein, wir nehmen dich mit.", erklärte er während ich mir auf der Unterlippe herum kaute.

"Wir?", fragte ich nach als er die Waffe von meinem Kopf löste, dafür aber zwei Hände auf meinen Schultern platziert wurden.

"Ja Jin...wir. Schlaf gut. Wir unterhalten uns später.", flüsterte mir eine allzu bekannte Stimme ins Ohr. Eine Gänsehaut überkam mich bevor ich schmerzlich aufkeuchte als mir eine Nadel in den Hals gerammt wurde. Kurz knickte ich ein bisschen weg aber der Arm des zweiten Unbekannten schlang sich um meine Taille, hielt mich fest. Mir wurde ganz komisch, schwindelig und ich sah kaum noch klar.

"Wa-was? Ich...", flüsterte ich kraftlos als ich schließlich das Bewusstsein verlor und von zwei starken Armen daran gehindert wurde, auf den Boden aufzuschlagen. Hatte ja alles super funktioniert.
 

Als ich erwachte, dröhnte mir der Schädel und ich fühlte mich absolut benommen. Leise stöhnend wollte ich mir an den Kopf fassen aber es ging nicht. Irritiert zog ich die Brauen zusammen und öffnete langsam meine schweren Lider, erkannte den Grund dafür, dass ich mich kaum rühren konnte. Ich war an einen Stuhl gefesselt, der unglaublich unkomfortabel war. Ich zog an den Fesseln aber ich fühlte mich so schwach, dass ich sie nicht zerreißen konnte. Hätte ich vermutlich eh nicht gekonnt. Wer einen Vampir festhalten wollte, arbeitete nicht mit den handelsüblichen Handschellen aus dem örtlichen Sexshop. Nur langsam klärte sich meine Sicht und ich lehnte mich zurück, ließ angespannt den Blick schweifen bis ich Schritte vernahm. Eine einzige Person betrat dieses alte Industriegebäude. Es roch nach Öl, Metall und Staub. Ich selbst befand mich in einem kleinen Raum und als die Tür aufging erkannte ich Uruha, der mit etwas Blut in der Hand, eintrat. Ich lächelte falsch.

"Oh sag bloß, das ist für mich." Meine Stimme klang rau und trocken. Ich hatte wirklich unglaublichen Durst und am liebsten hätte ich mir den Menschen vor mir geschnappt um ihn leer zu trinken. Verdient hätte er es.

"In der Tat. Ich brauche es wohl kaum. Du sollst ja bei Kräften bleiben. Du hast doch Hunger oder?" Ich knurrte leise und er schmunzelte, hielt mir den Schlauch der Konserve hin damit ich ihn in den Mund nehmen konnte. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich wäre nicht an seinen Arm herangekommen um meine Zähne darin zu versenken weshalb ich einfach den Schlauch, der als Strohhalm diente, in den Mund nahm und gierig das Blut trank, das viel zu langsam in meinen Mund gelangte. Nach der Hälfte entzog er mir den Beutel, was mich genervt brummen ließ ehe ich mir über die Lippen leckte. Das Blut half mir, die Nebenwirkungen des Zeugs zu verarbeiten, das mir gespritzt worden war.

Das schwammige Gefühl im Kopf legte sich langsam und nun konnte ich ihn besser ansehen.

"Was hast du vor? Wieso bin ich hier?" Er schürzte die Lippen.

"Du bist eigentlich nur hier, weil du mich belauscht hast und ja unbedingt herausfinden musstest, was hier eigentlich Sache ist.", seufzte er leise und klang fast schon traurig. Ich nahm ihm das nicht ab.

"Spar dir die Mitleidsnummer. Was hast du mit Kai vor?", forderte ich zu erfahren worauf er mich mit einem undefinierbaren Blick ansah.

"Jin das hier hätte wirklich nicht sein müssen. Ausgerechnet du. Ich hätte mit Ruki gerechnet aber nicht mit dir obwohl es mir eigentlich hätte klar sein müssen. Du bist sein bester Freund, so bemüht ihn wieder glücklich zu sehen." Ich zischte. "Ja, war offensichtlich ein großer Fehler dich für sein Glück zu halten. Weißt du eigentlich was du ihm damit antust? Du wirst ihn brechen!", fauchte ich ihn verzweifelt an und für einen kurzen Moment meinte ich so etwas wie Trauer in seinen Augen lesen zu können bevor sein Gesicht erkaltete.

"Er ist auch nur ein weiterer Vampir mit einer tragischen Geschichte. So kindisch sich deshalb so aufzuführen, wenn du mich fragst. Es spielt doch absolut keine Rolle ob der Expartner mit einem anderen in die Kiste geht oder ob er von seinem Partner verraten wird. Es läuft aufs selbe hinaus." Das war jetzt nicht sein Ernst oder? Uruha verglich jetzt nicht wirklich Hakueis Verrat mit Untreue? Ich schüttelte den Kopf und lachte leise.

"Du scheinst keine Liebe zu kennen. Untreue ist bei weitem nicht so schlimm, als von dem Mann verraten und verkauft zu werden, den man liebt. Für wen arbeitest du? Du machst das doch nicht aus Spaß an der Freude, wobei ich nicht mal weiß, was du hier überhaupt machst." Er stieß sich von einem kleinen Tisch ab und blieb vor mir stehen, sah mich einfach nur an.

"Stimmt, mache ich nicht aber mein Auftrag geht dich nichts an, genauso wenig wie dessen Zweck und wer mich beauftragt hat. Ich bin freischaffend und arbeite für denjenigen, der mich bezahlen kann. Nicht mehr und nicht weniger." Ich hob eine Braue und betrachtete ihn, hörte seinen Herzschlag und schmunzelte.

"Das ist eine Lüge Uruha. Für wen arbeitest du wirklich? Phoenix oder? Wer sonst sollte Interesse an Kai haben? Du weißt wer er ist oder?" Ertappt sah mich der Blonde an und rieb sich den Nacken. Da hätte er auch gleich einfach zustimmen können.

"Ich weiß wer ihr alle seid und ja, ich arbeite für Phoenix. Es hat lange gedauert euch überhaupt zu finden. Schon ziemlich clever euch als Menschen in das System zu speisen, falsche Namen, verändertes Aussehen aber manche Dinge ändern sich eben nie. Du bist noch immer ein brillanter Wissenschaftler und als wir dich erst mal hatten, war der Rest kinderleicht." Ich schnaubte.

"Dennoch habt ihr zwei Jahre gebraucht um uns zu finden.", grinste ich triumphierend.

"Bist du dir da sicher?" Ich stockte worauf er leise lachte.

"Jin, nach dem Friedensabkommen war es nur eine Frage der Zeit und wir haben euch dauerhaft überwacht. Ihr habt es nicht mal mitbekommen."

"Bis auf jetzt. Du warst leichtsinnig. Anscheinend bist du einfach zu nah dran, sympathisierst du etwa mit uns oder...empfindest du wirklich etwas für Kai?" Es blitzte wieder etwas in seinen Augen auf bis er es erstickte und mir ein Messer an den Hals hielt. Ich spürte das Kribbeln. Silber. Es berührte mich noch nicht mal wirklich und doch konnte ich es bereits spüren.

"Wag es nie wieder, mir so etwas zu unterstellen. Es ist nur Mittel zum Zweck. Ich könnte niemals einen Vampir lieben, ich bin nicht so erbärmlich wie du. Ich verrate nicht meine eigene Rasse.", spie er mir entgegen und doch konnte ich in seinen Augen lesen, dass er log. Er empfand tatsächlich etwas für Kai und trotzdem blendete ihn dieser blinde Gehorsam, auf den Phoenix so viel wert legte.

"Okay...naja ich habe es mir nicht ausgesucht. Das Schicksal hat für mich entschieden und ohne ihn, wäre ich heute nicht hier, sondern tot. Du solltest dir wirklich gut überlegen ob es das wert ist, wofür du kämpfst. Geh in dich und hinterfrage was Phoenix wirklich will und ob du das durchziehen kannst, ob du es willst." Ich musste einfach an die Gefühle appellieren, die er scheinbar für Kai hegte. Natürlich würde ich diese Ratte umbringen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekam aber gerade war es das einzige, das ich tun konnte. Er schnaubte und löste das Messer, steckte es weg.

"Hör auf mit den Spielchen, die ziehen bei mir nicht. Ich stehe voll und ganz hinter meiner Mission. Ich freue mich auf die Zukunft. Sie wird glorreich.", lächelte der Andere und entfernte sich wieder, nahm das Blut mit und ging zur Tür.

"Genug geplaudert. Ich muss dann mal nach Hause und mich ausruhen. Immerhin muss ich ja morgen wieder arbeiten und meinen Boss verführen.", schmunzelte er selbstsicher worauf ich wieder knurrte und an meinen Fesseln riss. Er lachte nur und schloss die Tür hinter sich als er ging. Ich konnte ihn noch eine Weile lachen hören bevor ich auf dem Stuhl zusammensank und schwer atmete. Das konnte nicht wahr sein. Kai, er tat mir so leid. Schon wieder hinterging ihn ein Mann und dabei war er gerade dabei, sich ihm zu öffnen, Hakuei zu vergessen und endlich damit abzuschließen. Es würde ihn zerstören. Nie wieder würde er sich einem anderen öffnen. Jedoch fiel mir ein, dass ich die Email vorbereitet hatte, die würde ihn warnen und ebenfalls mein Verschwinden ankündigen. Gott Byou. Hoffentlich überlebte ich das hier. Ich konnte ihn nicht alleine lassen, wollte es auch nicht aber gerade ging es um Kai. Wir würden uns wiedersehen, sie würden nach mir suchen. Mal wieder.

Everything falls apart

Ich war doch erst recht spät aus dem Büro gekommen. Wenn ich erst mal an meinem Schreibtisch saß und die Akten vor mir hatte, konnte ich nicht einfach aufhören. Nein, ich musste sie durcharbeiten und war dementsprechend müde und platt nach Hause gekommen. Ich hatte nicht mal mehr ausgepackt sondern war direkt ins Bett gewandert, in dem ich schlief wie ein Stein.

Einige Stunden später wurde ich allerdings mehr als unsanft geweckt. Ein nerviger Ton penetrierte mein Gehör, den ich irgendwann als meine Klingel erkannte. Stöhnend zog ich mir die Decke über den Kopf, hoffte so dieses nervige Geräusch aussperren zu können. Ich wollte schlafen, nur der Quälgeist sah das anders, zumindest klingelte er nun Sturm. Knurrend warf ich die Decke beiseite und polterte durch die Wohnung, ging an die Gegensprechanlage und fauchte hinein.

"Was?!" Ich bekam die Augen kam auf und rieb mir diese als ich Byous Stimme vernahm.

"Kai? Lass mich rein, sofort! Irgendwas ist passiert. Jin ist weg."

Sofort war ich hellwach und betätigte den Summer, damit mein Freund ins Haus kam, griff dann nach der Klinke und da stand er schon. Er wirkte absolut aufgelöst und panisch, trat ein und schlüpfte aus seiner Jacke und den Schuhen, fuhr sich immer wieder durch die Haare. Ich stand hier immer noch in Unterwäsche aber was sollte es schon.

"Hey hey, beruhige dich. Jetzt mal ganz langsam. Was ist los? Was ist mit Jin?", versuchte ich ihn zu beruhigen aber da war nicht viel zu machen. Scheinbar hatte diese Situation alte Wunden wieder aufgerissen. Ich erinnerte mich noch lebhaft an den Abend, als ich feststellen musste, dass Jin weg war. Keine Notiz hatte er zurückgelassen, war scheinbar einfach gegangen. Byou war außer sich gewesen und nun war es ähnlich.

"Ich weiß nicht. Er ist einfach weg. Er war nicht im Bett, seine Seite war unberührt. Gott ich war so müde letzte Nacht und wir haben noch was getrunken und er meinte er käme später ins Bett, würde noch aufräumen und als ich heute aufgewacht bin war er nicht da. Ich hab versucht ihn anzurufen aber es geht sofort die Mailbox dran. Kai es ist irgendwas passiert."

Die Sorge um seinen Partner fraß ihn förmlich auf und auch mich besorgte Jins Verschwinden enorm.

"Okay warte. Ich zieh mir schnell was an."

Ich bedeutete ihm mit dem Zeigefinger, dass er warten sollte und griff mir einfach ein paar Klamotten, stieg schnell hinein und kehrte zu ihm zurück. Zuerst brachte ich ihn ins Wohnzimmer, nahm mir mein Handy und rief selbst bei Jin an. Byou lief unruhig im Zimmer auf und ab, was mich ganz wahnsinnig machte aber ich konnte ihn wohl kaum dazu überreden, sich hinzusetzen. Die Mailbox ging dran. Mist. Also rief ich bei Ruki an. Der meldete sich recht verschlafen, wirkte nicht sonderlich begeistert über meinen Anruf.

"Ru? Ist Jin bei euch?"

Stille.

"Ne, warum sollte der hier sein? Wir schlafen noch...also wir haben geschlafen...", brummte er und ich schluckte schwer, schüttelte den Kopf als Byou mich so hoffnungsvoll ansah ehe er seinen Weg durch mein Wohnzimmer fortsetzte.

"Wieso was ist denn los?", murmelte der Jüngere ins Telefon.

"Jin ist weg." Es raschelte kurz ziemlich am anderen Ende.

"Wie er ist weg? Schon wieder?" Seine Stimme klang nun nicht mehr so verschlafen. Es ging ihm wohl so ähnlich wie mir. Nebenbei hörte ich wie er Reita weckte, der nur irgendetwas murrte bis ich Ruki leise sagen hörte, dass Jin verschwunden war. Das weckte wohl auch seine Lebensgeister.

"Keine Ahnung. Byou sagte er hat gar nicht in der Wohnung geschlafen. Scheiße...", fluchte ich leise und rieb mir über das Gesicht.

"Okay okay. Wir kommen...eh ja wo bist du?", fragte er nach. Da war jemand noch nicht wach.

"Zu Hause. Byou hat mich aus dem Bett geklingelt."

"Okay wir kommen hin. Sind gleich da." Dann legte er auf und ich ließ das Handy sinken.

"Ruki und Reita kommen her. Bei ihnen ist er auch nicht. Hat er irgendetwas zu dir gesagt? Hat er sich komisch verhalten oder so?" Er schüttelte den Kopf.

"Nein gar nichts. Ich...ich mach mir solche Vorwürfe. Wäre ich nicht so müde gewesen dann wäre er erst gar nicht verschwunden. Kai, wir müssen ihn finden." Er hatte die Hände auf meine Oberarme gelegt und krallte sich hinein. Es schmerzte ein wenig aber ich sagte und tat nichts, legte ihm die Hände mitfühlend auf die Schultern.

"Wir werden ihn finden. Es geht ihm bestimmt gut, okay? Du musst dich beruhigen, auch wenn es dir schwer fällt aber so nützt du uns nichts. Ja?"

Ich sah wie feucht seine Augen glitzerten. Jin hatte ihn auf keinen Fall verlassen, nicht ohne seine Sachen. Die waren scheinbar noch in der Wohnung. Was konnte nur passiert sein? Doch ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es klingelte. Für einen Moment ließ ich Byou alleine, betätigte erneut den Summer und öffnete die Tür. Auch Reita und Ruki standen schon kurz darauf in meiner Wohnung. Sie sahen ziemlich zerstreut aus. Der Kleinere war nicht mal geschminkt. Ziemlich untypisch aber dafür hatten sie keine Zeit gehabt. Sie gingen direkt ins Wohnzimmer durch worauf Rei seinen Freund umarmte, der diese fest erwiderte, sich fast schon an ihn klammerte.

"Also was wissen wir?", erkundigte sich Ruki und strich sich durch die Haare, versuchte erfolglos das Chaos zu richten.

"Nicht viel, eigentlich gar nichts. Byou hat nur gemeint, dass sie gestern, nachdem sie zurück waren, noch was getrunken haben und weil er so müde war, ist er schon mal ins Bett. Jin war wohl nicht so müde und wollte noch aufräumen, dann aber nachkommen. Das ist aber nie passiert.", klärte ich ihn auf und Ruki nickte nachdenklich, tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen.

"Moment. Byou du warst auch so müde? So richtig müde?" Der Angesprochene hob kurz den Kopf und nickte.

"Ja ich hab schon während der Fahrt geschlafen aber ich konnte die Augen kaum noch offen halten. Ich war schon ewig nicht mehr so müde, wieso?" Ruki schien etwas entdeckt zu haben weshalb ich ihn fragend und auffordernd zugleich ansah.

"Ich weiß nicht aber das ist merkwürdig weil...naja also sei nicht sauer aber Rei und ich haben es im Van getrieben, nur irgendwann fing es an, dass wir beide müde wurden. Wir hätten es fast nicht zu Ende gebracht und haben ja dann auch beide geschlafen. Ich war so unglaublich müde und Rei hat es fast nicht ins Bett geschafft. Wie war es bei dir?", wandte er sich fragend an mich aber ich konnte dieses Erlebnis nicht wirklich teilen.

"Nein also ja, ich war ein bisschen k.o. aber ansonsten war ich jetzt nicht so müde, dass ich im Stehen hätte schlafen können und Jin hat eigentlich auch sehr fit gewirkt." Ruki gab einen nachdenklichen Laut von sich und begann nun ebenfalls, in ruhigeren Schritten, auf und ab zu gehen.

"Was war mit Uruha? War er müde?" Ich versuchte mich zu erinnern, schüttelte dann aber den Kopf.

"Nein, nicht wirklich. Also ich habe nichts bemerkt. Worauf willst du hinaus?" Meine Brauen zogen sich skeptisch zusammen aber Ruki schüttelte nur den Kopf.

"Ich weiß nicht. Es ist einfach nur merkwürdig. Warum sind drei von uns unglaublich müde aber die anderen nicht? Das verstehe ich nicht. Es passt irgendwie nicht zusammen." Ich nickte zustimmend aber im ersten Moment entstand für mich kein direkter Zusammenhang zwischen dieser Tatsache und Jins Verschwinden.

"Hm, Jin war irgendwie komisch. Schon seit gestern Abend. Ist euch das aufgefallen? Er war doch weg wegen dem Gespräch mit seinem Studenten und als er wieder da war ja...da war er irgendwie anders. Das hat sich irgendwie nicht gelegt. Er hat es zwar versucht zu kaschieren aber irgendwie, nein. Er hat irgendwas verheimlicht." Byou sah mich groß an.

"Was sollte er denn verheimlichen? " Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich habe keine Ahnung Byou. Ich weiß nur, was mir aufgefallen ist. Eigentlich wollte ich ihn ansprechen aber es kam nicht dazu."

Es bestand einfach kein Zusammenhang. Was war es, dass diese Dinge verband? Konnte ich es nicht sehen oder hatte ich einfach keine Ahnung? Ich sah auf, als mein Handy leise piepte, sah auf das Display und erkannte, dass der Akku fast leer war. Anscheinend hatte ich vergessen meine mobilen Daten auszustellen. Allerdings fiel mir dann das Nachrichtensymbol auf, das ich aufrief. Vermutlich nur Werbung oder Spam aber als ich den Absender sah, erstarrte ich. "Leute! Ich...hab eine Nachricht von Jin." Sofort kam Byou zu mir und wurde hektisch.

"Was steht drin? Komm schon Kai!" Ich hielt seine Hände fest und sah ihn an.

"Beruhig dich! Ich habe keine Ahnung." Reita tat mir den Gefallen und hielt Byou fest worauf ich die Mail öffnete und vor Aufregung fast einging.
 

Hallo Kai,
 

wenn du diese Mail bekommen hast, dann hab ich das zwei Stunden Limit wohl überschritten und vermutlich bin ich nicht nach Hause gekommen. Ich muss dir erzählen, dass ich Uruha bei einem Telefonat belauscht habe. Es war purer Zufall. Weißt du noch, als er angeblich zur Toilette musste? Ich wollte mit meinem Studenten sprechen, mich kurz frisch machen und da habe ich ihn gehört. Er hat mit jemandem geredet...über dich. Alles würde nach Plan laufen. Viel habe ich nicht mitbekommen aber ich habe gehört, wie er sich mit der Stimme, am anderen Ende, verabredet hat.

Heute Nacht, um Mitternacht, wird er sich am Friedhof mit ihm treffen. Ich gehe dort hin um herauszufinden, was er vor hat. Kai...ich sage das ungerne, du weißt wie sehr gerade ICH dir dein Glück wünsche aber du kannst Uruha nicht trauen. Er hat irgendetwas mieses vor. Ich glaube er hat irgendetwas in den Van geschmuggelt weshalb alle so müde wurden. Du warst nicht müde und er auch nicht. Ich glaube ich bin es nicht, weil ich doch irgendwie besonders bin. Ich weiß nicht, was er damit bezwecken wollte aber ich werde es herausfinden. Ich weiß auch, dass du denkst wie fürchterlich dumm ich bin und warum ich mich alleine in Gefahr begebe aber ich passe auf mich auf. Hoffe ich zumindest. Wenn du das hier liest...naja dann habe ich wohl versagt. Dann weiß Uruha auf jeden Fall wo ich bin. Ich hoffe einfach so sehr, dass er dich nicht hintergeht. Sag Byou, dass ich ihn liebe und ich hoffe, es wird alles wieder gut. Ich muss los.
 

Jin
 

Ich starrte die Mail an und war für einen Moment nicht anwesend. Meine Beine zitterten weshalb ich mich in einen Sessel fallen ließ. Was sollte das bedeuten? Ich konnte Uruha nicht trauen? Wieso? Was? Ich verstand nicht und schüttelte immer wieder den Kopf. Jemand nahm mir währenddessen mein Handy aus der Hand.

"Die Nachricht wurde um zwei Uhr nachts zugestellt. Er hat gesagt um Mitternacht wollte sich Uruha mit irgendwem treffen. Dann hat er sich also tatsächlich zwei Stunden Zeit gelassen um diese Mail aufzuhalten, je nachdem wie lange das Treffen gedauert hätte. Scheiße. Wir müssen zu diesem Friedhof. Vielleicht finden wir Anhaltspunkte."

Ruki hatte Recht aber egoistischer weise konnte ich gerade nur daran denken, dass mich schon wieder ein Mann hinterging. Wieder kannte ich das Motiv nicht aber es zerriss mir das Herz. Ich hatte mich doch gerade erst auf ihn eingelassen, mir Gefühle zugestanden, mir erlaubt glücklich zu sein und nun das.

"Nicht schon wieder...", flüsterte ich als sich eine Hand auf meine Schulter legte, sachte zudrückte.

"Kai?" Ich sah langsam auf und direkt in Byous feuchte Augen.

"Bitte...wir müssen ihn finden...", flehte er leise und ich schluckte, nickte und legte meine Hand auf seine.

"Ja...tut mir leid. Lasst uns gehen." Langsam erhob ich mich und schüttelte den Schmerz ab, vergrub ihn fürs Erste und ging in den Flur. Jin hatte Vorrang. Er vertraute darauf, dass wir ihn finden würden. Dieser Idiot. Warum hatte er mir nicht früher geschrieben? Ich wäre dem doch nachgegangen. Nein stattdessen zog er wieder eine Ein-Mann-Show ab und nun war er verschwunden. Im Flur schlüpften wir alle in Jacken und Schuhe, ich nahm mein Handy wieder an mich obwohl der Akku fast leer war.
 

Unten angekommen, stiegen wir gemeinsam in Rukis Wagen, der uns in einem mörderischem Tempo durch die Stadt brachte.

"Ruki hör auf Tokyo Drift zu spielen oder wir haben bald die Polizei am Arsch.", forderte ich harsch und er drosselte tatsächlich die Geschwindigkeit. Ich wollte auch so schnell wie möglich zum Friedhof aber dennoch keinen Unfall provozieren.

Als wir dann endlich dort ankamen, stand der Wagen noch nicht richtig und wir waren alle ausgestiegen um das Gelände zu betreten und zu erkunden.

"Verteilt euch! Ruft, wenn ihr was gefunden habt!", befahl ich und huschte selbst über den Friedhof.

Alle verteilten sich, suchten den Friedhof ab aber weit und breit keine Spur von Jin. Ich fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare und sah mich um. Wo hätte sich Uruha mit dem Fremden treffen können? Jin musste dort gewesen sein. Ich entdeckte den Schrein und lief darauf zu. Allerdings konnte ich nichts verdächtiges entdecken. Es war halt einfach nur ein kleiner Schrein weshalb ich die Wege weiter absuchte und etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Mit zusammen gezogenen Brauen lief ich darauf zu und ging davor in die Hocke, erstarrte. Vorsichtig hob ich das Armband auf, das dort lag.

"Leute!", rief ich und befreite es von etwas Erde als sie alle nacheinander bei mir ankamen. Sofort riss mir Byou das Armband aus der Hand.

"Jin...er war hier. Jin!" Er rief den Namen seines Freundes und sah sich um aber ich glaubte nicht, dass er noch hier war. "Byou hör auf. Er ist sicher nicht mehr hier." Mein Kiefer malmte während ich angestrengt nachdachte. Das war definitiv sein Armband. Das legte er eigentlich nie ab, außer beim Baden oder ähnlichen Situationen. Byou hatte es ihm zum Geburtstag geschenkt gerade, als sie sich nach Jins Wandlung wieder angenähert hatten. Er liebte dieses Armband und hätte es niemals freiwillig zurück gelassen..

"Kai? Wo wohnt Uruha? Ich glaube dem sollten wir mal einen Besuch abstatten." Rukis Stimme war schneidend, seine Augen glommen rötlich, worauf ich nur nickte.

"Ja das sollten wir. Kommt, wir fahren in den Club. Ich war nie bei ihm.", forderte ich und legte Byou eine Hand auf die Schulter.

"Bewahr das gut auf. Er wird es wiederhaben wollen.", lächelte ich leicht worauf er nickte und das Armband einsteckte ehe wir gemeinsam zurück zum Auto gingen. Hier gab es sonst keine Hinweise mehr. Uruha ahnte vermutlich von nichts oder würde den Unwissenden spielen. Doch so gerne ich Jin, für seine leichtsinnige Aktion, eine verpasst hätte, so war ich doch auch Stolz auf ihn. Er hatte sich rückversichert mit dieser Mail. Natürlich hätte das auch nach hinten losgehen können aber zum Glück hatte ich sie bemerkt, weshalb wir nun in einem zügigen aber nicht mehr so mörderischen Tempo zum Club fuhren. Dort angekommen ging ich voran zum Hintereingang, zog meine Schlüsselkarte durch den Leser und öffnete die Tür. Sie folgten mir durch den dunklen Gang bis in mein Büro, das ich erst aufschließen musste bevor wir hinein konnten. Sofort ging ich zum Aktenschrank, suchte Uruhas heraus und ging die Daten durch.

"Okay, hab sie." Ruki trat an mich heran, las die Adresse ebenfalls und nickte dann, worauf wir den Club wieder verlassen wollten, ich aber doch nochmal inne hielt.

"Wartet." Sie hielten an und warfen mir fragende Blicke zu.

"Was ist? Lass uns los.", hakte Ruki nach aber ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Ihr wartet hier. Ich werde alleine gehen." Nun sah ich Unverständnis in ihren Gesichtern.

"Wenn Jin dort ist werde ich einen Scheiß tun und hier bleiben." Ich hob abwehrend die Hände.

"Nein darum geht es mir nicht. Was ist, wenn die Adresse falsch ist? Was, wenn wir da alle gesammelt hingehen, er gar nicht dort wohnt, die Adresse aber im Blick hat? Warum sollten wir alle auf einmal zu ihm wollen? Außerdem sehen wir nicht gerade so aus, als ob wir nur einen Kaffee mit ihm trinken wollen oder? Es würde ihn aufscheuchen und wir verlieren die einzige Option herauszufinden, wo Jin ist.", gab ich zu bedenken und die Gesichter wurden nachdenklich. Ruki aber nickte.

"Du hast Recht. Geh alleine. Wir werden hier warten."

"Aber..." Ruki hob die Hand und ließ Byou verstummen.

"Kai hat Recht. Scheinbar ist Uruha durchtrieben und organisiert. Er hat es geschafft einen ausgewachsenen Mann, einen Vampir mit dem Blut eines Urvampirs in den Adern, zu überwältigen und wegzuschaffen. Ich denke wir wissen alle wonach das riecht. Selbst wenn er dort ist, könnte das durchaus auch eine Falle sein. Wenn ja, dann sollten sie uns nicht alle auf einmal kriegen."

"Phoenix.", knurrte Byou, holte aus und schlug gegen die Wand des Nebengebäudes.

"Ja. Mal wieder. Bleibt hier. Ich werde zu der Adresse gehen und so tun, als ob ich ihn besuchen will. Los rein. Ich muss mich etwas herrichten." Also gingen wir doch wieder in die Bar, in der ich das Licht anschaltete, damit sie nicht im Dunkeln saßen ehe ich in meinem Büro verschwand und in meine Notfall-Wechsel-Kleidung schlüpfte. Auf den Toiletten machte ich mich etwas frisch, damit ich nicht mehr so zerzaust wirkte bevor ich wieder in meinen Mantel schlüpfte und nochmal zu den Anderen ging.

"Trinkt etwas, ihr müsst fit sein. Ich geh dann jetzt. Ich melde mich." Ich verlor keine Zeit und machte mich auf den Weg zu der Adresse. Ich besorgte sogar etwas zu essen, damit es authentisch wirkte. Ein kleines Mittagessen zu zweit. Die Tüte mit dem Logo des Ladens war auffällig genug. Also betrat ich die Wohngegend und versuchte so normal wie möglich zu sein, tauschte mein angespanntes Gesicht gegen ein lockeres. Ja ich tat sogar so, als ob ich mich freute und als ich das Haus erreicht hatte, ging ich auf die Tür zu, besah die Klingelschilder und entdeckte seinen Nachnamen. Also klingelte ich und richtete mir die Haare, sah mich ein wenig fragend um. So wie man es eben tat, wenn man darauf wartete, dass man eingelassen wurde. Allerdings geschah das nicht weshalb ich noch zwei Mal klingelte bevor ich mein Handy zückte und so tat als würde ich Uruha anrufen. Allerdings ließ ich das Mobiltelefon sinken und grummelte.

"Scheiß Akku...", murrte ich leise. Fake. Noch war mein Akku nicht leer und doch seufzte ich leise, kratzte mich am Kopf und ging dann wieder. Gut. Ich glaubte nicht daran, dass diese Wohnung bewohnt war weshalb ich mich vom Haus entfernte und in die nächste Gasse einbog um es zu umrunden. Allerdings konnte ich mir nicht sicher sein ob die Hinterseite nicht vielleicht auch überwacht wurde. Stellte sich halt die Frage, wie ich in das Haus kam ohne, dass mich jemand sah. Jedoch tat sich mir keine Option auf und alles weitere wäre zu gefährlich gewesen. Ich konnte einfach nicht riskieren, dass er Wind von der Sache bekam und beschloss hier abzubrechen. Die Anderen warteten sicher schon darauf, dass ich endlich zurückkam. Nur leider hatte ich keine guten Neuigkeiten. Wir würden warten müssen bis Uruha zur Arbeit kam. Lange qualvolle Stunden lagen vor uns.
 

Aoi POV
 

Als ich das Lagerhaus betrat, das Jins vorübergehenden Aufenthaltsort darstellte, kam mir bereits einer meiner Männer entgegen. Er öffnete eine Sicherheitstür, die nur von innen geöffnet werden konnte, vorausgesetzt man hatte keinen Schlüssel und eine Ahnung, wo sich das passende Schloss dazu befand. Von außen wirkte das Lagerhaus mächtig herunter gekommen und abbruchreif aber das sollte es auch. An sich war das Gebäude perfekt verkabelt und sicher gemacht.

Ich nickte dem Mann zu als ich eintrat. Meine Stiefel hinterließen ein knirschendes Geräusch auf dem schmutzigen alten Boden und kleine Staubwölkchen säumten meine Sohlen, als ich direkt den Raum anvisierte, in dem mein Bruder gefangen gehalten wurde. Letzte Nacht hatte sich der Idiot doch tatsächlich fangen lassen. Ich wusste schon, warum Jin im Labor gesessen und ich dafür draußen die Drecksarbeit erledigt hatte. Der Jüngere war ungefähr so unauffällig wie ein bunter Papagei in einem Haufen Krähen.

An der Tür angekommen, sah ich auf den Monitor, der daneben hing und das Innere präsentierte. Mein Herz klopfte fast schon schmerzhaft gegen meine Rippen als ich ihn entdeckte. Ich war nervös. Merkwürdig. Das war ich vor zwei Jahren nicht gewesen. Nein, Wut hatte mich beherrscht. Wut und Trauer. Heute war das nicht mehr so. Dennoch atmete ich tief durch und zog meine Karte durch einen unauffälligen Schlitz, damit sich die Tür öffnete und ich eintreten konnte. Jin sah nicht auf, hatte den Blick gen Boden gerichtet, knurrte aber leise.

"Na, kommst du zurück um dich weiter über mich lustig zu machen Ur-..." Jin erstarrte als er mich sah und feststellen musste, dass ich nicht Uruha war.

"Aoi..." Der Klang seiner Stimme wirkte zwiegespalten. Einerseits hörte ich deutlich die Verachtung heraus, andererseits aber auch den Unglauben. Vielleicht hatte mein kleiner Bruder doch angenommen, sich letzte Nacht verhört zu haben. Dem war nicht so und das schien ihm nun auch wieder bewusst zu werden. Seine Züge verhärteten sich und ein abweisendes Glimmen funkelte in seinen Augen.

"Hallo Jin. Ich dachte du hast vielleicht Hunger.", begann ich tonlos ein Gespräch und hielt den Blutbeutel in die Höhe. Ich ging näher und blieb vor ihm stehen. Er konnte sich ja sowieso nicht großartig bewegen weshalb ich auch nichts zu befürchten brauchte.

"Steck dir das sonst wo hin. Ich trinke gar nichts. Bestimmt ist es mit irgendetwas versetzt und ich krepiere qualvoll. Nein danke. Da verhungere ich lieber.", spie er mir hasserfüllt entgegen und ich konnte ein leichtes Zusammenzucken nicht verhindern. Ich verstand seine Haltung, seufzte tief und legte den Beutel auf einem kleinen Tisch ab, der nicht weit von ihm entfernt stand.

"Ich kann dir versichern, dass es ganz normales Blut ist aber das wirst du mir, so oder so, nicht glauben. Ich wollte auch nur sehen, wie es dir geht. Das Mittel haut schon übel rein. Zumindest bei gewöhnlichen Vampiren. Wie wir fest gestellt haben, bist du das aber nicht mehr."

Jins Kiefer mahlten wütend aufeinander während ich seinen rötlichen Augen ausgeliefert war. Seine Wut kroch mir über die Haut und ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle als er an den Fesseln zerrte, die sich nur tiefer in sein Fleisch gruben, ihn leise zischen ließen.

"Du tust dir nur weh. Hör auf damit.", kommentierte ich seine Bemühungen worauf er hohl auflachte.

"Ich tu mir nur weh, ja? Halt doch dein verlogenes Maul Aoi. Der Einzige, der mir hier weh tun will, bist du und diese Gesellschaft. Ich dachte euch gibt es gar nicht mehr und was soll der ganze Aufriss eigentlich? Willst du mich mal wieder töten? Langsam wird das nämlich echt langweilig oder überlässt du das dieser Made?", fauchte er mir entgegen worauf ich mir seufzend durch die Haare fuhr und den Kopf schüttelte.

"Ach Jin. Das ist dein Problem. Du warst schon immer absolut ahnungslos. Hast du wirklich geglaubt, ihr wärt sicher? Klar, eure Tarnung war nicht übel, sie hat uns aufgehalten aber nicht daran gehindert, euch doch zu finden. Aber nein. Aktuell hege ich nicht das Bedürfnis dich umzubringen und Uruha genauso wenig. Du bist auch nicht das Ziel Jin. Nun, in der Tat bist du der Lockvogel. Sie werden kommen und dann kriegen wir, was wir wollen."

"Kai!", stieß er erstickt aus und biss sich auf die Unterlippe. Ich konnte nur nicken.

"Korrekt. Den Urvampir. Es ist wohl unbestreitbar, dass du sein Blut getrunken hast. Du kannst am helllichten Tag draußen rumlaufen, die roten Augen, wenn du wütend bist. Das Medikament hat auch nicht ganz so lange gehalten und du bist viel fitter. Mit Sicherheit hatte es noch ein paar andere nette Vorteile, nicht wahr? Ihr habt es alle getrunken."

Jedoch musste ich leise lachen, als ich das erschrockene Gesicht meines Bruders entdeckte.

"Was? Hast du etwa erwartet, dass wir nicht eins und eins zusammen zählen können? Es ist nur logisch und naja, wir wollen sein Blut und was wäre ein besserer Grund, sich in die Hände des Feindes zu begeben, als dich gefangen zu nehmen? Du bist aber auch wirklich selten dämlich Jin. So naiv. Du bist ein furchtbarer Soldat. Gut, das Massaker in der Hauptzentrale war schon wirklich respektabel aber ansonsten bist du nicht dafür gemacht. Du hast die Falle nicht mal gerochen, die wir dir in köstlichen Häppchen vor die Nase gelegt haben. Wie erwartet, bist du ihnen brav gefolgt und schließlich ins Netz gegangen. Es...ist traurig. Ich dachte, du hättest dazu gelernt."

"Was meinst du damit?"

Ich ging ans andere Ende des Raumes und besorgte mir einen Stuhl, den ich zu ihm brachte und mich ihm gegenüber setzte.

"Glaubst du wirklich, dass es purer Zufall war, dass du Uruhas Gespräch belauscht hast? War es nicht. Es war alles geplant und du bist drauf angesprungen. Wir hätten niemand anderen dafür wählen können, außer dir. Du bist einer, der sowas alleine durchziehen will. Sehr egoistisch wenn man nicht die nötigen Fähigkeiten dafür besitzt. Nun sitzt du hier und der Plan ging auf. Sie werden kommen, vor allem Byou. Wobei...hm. Vielleicht auch nicht.", zuckte er mit den Schultern.

Jin schnappte geschockt nach Luft, starrte wieder auf den Boden und schien das Gesagte erst mal verdauen zu müssen. Ja, er war ihnen eiskalt in die Falle gegangen. Nur sah er wieder auf, als es um Byou ging.

"Was hast du vor Aoi? Wenn du Byou auch nur ein einziges Haar krümmst, werde ich dir höchstpersönlich das Herz aus der Brust reißen.", knurrte mein Bruder und schmunzelnd neigte ich den Kopf.

"Das weiß ich und ich bin mir dessen bewusst, dass du es auch könntest. Ich krümme ihm kein Haar. Weißt du, Uruha ist ein wirklich fähiger Soldat. Am Anfang vielleicht etwas störrisch aber er hat sich wunderbar in seine Rolle eingelebt. Kai ist ihm sofort verfallen und naja, da auch im Club alles verkabelt und vernetzt ist, dürfte es nicht lange dauern, bis wir den Großteil schon mal in unserer Gewalt haben. Unter anderem natürlich auch Byou."

Nun zerrte Jin erneut an seinen Fesseln. Die Ketten klirrten und ein wilder Ausdruck lag in seinen Augen. Langsam bekam ich doch deutliche Zweifel, dass ihn diese halten würden. Byou war ein ganz wunder Punkt und das wurde mir nun auch klar.

"Entspann dich Jin. Er wird nicht sterben. Er bekommt dasselbe Mittel wie du auch und wacht dann vielleicht mit ein paar Kopfschmerzen auf. Kein Grund hier auf bösen Vampir zu machen.", versuchte ich meinen erblondeten Bruder zu beruhigen, der nur weiter knurrte, seine Bemühungen aber ein bisschen zurücknahm. Der Geruch von versengtem Fleisch war auch wirklich nicht sehr angenehm. Ein Grund, weshalb er es wohl auch gelassen hatte.

"Nun ich sollte dann wohl gehen. Mach es dir nicht zu bequem. Sobald wir vollständig sind, verlassen wir das Lagerhaus. Dann wird es etwas komfortabler.", lächelte ich leicht und erhob mich. Jin funkelte mich einfach nur an. Seine Abscheu versetzte mir einen Stich und doch ließ ich mir nichts anmerken als ich den Raum verließ. Es wurde Zeit. Vermutlich hatte Uruha die Sache schon über die Bühne gebracht und als hätte ich es geahnt, rief mich dieser auch schon an.

"Ja?", meldete ich mich knapp.

"Es ist erledigt. Sie schlafen friedlich im Club. Schickt die Kavallerie. Kai ist eben erst bei meiner Wohnung weg und ich weiß nicht, wie schnell er hier sein wird. Das wird sonst wirklich hässlich."

"Schon veranlasst. Sie sind gleich da und sammeln die drei ein. Du bist bereit für Kai?"

Ein leises Lachen drang an mein Ohr.

"Klaro. Ich kriege das schon hin. Ich bin doppelt abgesichert. Keine Sorge. Außerdem liebt er mich."

"Das hat ihn beim letzten Mal auch nicht davon abgehalten, seinem Lebensgefährten das Herz aus der Brust zu reißen aber gut. Ich hoffe es wirklich für dich. Pass einfach auf. Bis dann."

Ich legte seufzend auf und verließ das Lagerhaus. Na hoffentlich ging das auch wirklich alles gut.

Stay with me

Manabu POV
 

Unruhig tigerte ich durch unsere Wohnung. Aoi hatte sich schon seit gestern Abend nicht mehr gemeldet und langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Wenn er sich bis zum Sonnenuntergang nicht gemeldet hatte, würde ich einfach durch diese Tür spazieren und ihn suchen gehen. Ganz einfach. Gott verdammt. Ich machte mir wirklich zu viele Sorgen, um meinen Freund. Immerhin hatte er seine Fähigkeiten nicht verloren und war auch noch immer in Form, genauso wie damals, als ich gegen ihn gekämpft hatte.

Seufzend warf ich mich auf die Couch, ließ einen Arm auf meiner Stirn ruhen und starrte die Decke an. Wann war ich eigentlich so erbärmlich geworden, dass ich wie ein kleines braves Eheweib hier rumhing und vor Sehnsucht und Sorge fast einging? Vermutlich an dem Tag, an dem mir bewusst geworden war, dass ich mich in den Feind verliebt hatte.

Ich schnaubte leise aber amüsiert. Schon merkwürdig. Vermutlich würde man mich zum Hochverräter des Jahrhunderts küren, wenn andere Vampire davon erfuhren. Eine wirkliche Erklärung, wie es dazu kommen konnte, hatten wir beide nicht. Es war einfach passiert und uns schlagartig bewusst geworden, als sowohl mein Leben, als auch seines auf dem Spiel stand. Das Schicksal hielt manchmal wirklich merkwürdige Wege für uns bereit.

Dennoch gab ich mich meinen Erinnerungen hin, ließ mich von ihnen umspülen und schloss einfach die Augen, dachte an die Zeit in dem modrigen Keller zurück, in dem Aoi mich gefangen hielt bevor sich alles verändert hatte.
 

Flashback
 

Erschöpft und kraftlos saß ich auf dem Boden und fristete mein Dasein in diesem verschissenen Keller. Mir war schleierhaft, wie viel Zeit vergangen war. Mein Zeitgefühl hatte ich komplett verloren. Ich hätte sowohl seit einem Monat als auch einer Woche hier sein können, denn genauer definieren konnte ich es einfach nicht. Ich wusste nur, dass ich gar nichts wusste.

Aoi, dieser Pisser von Phoenix, verriet mir so gut wie gar nichts. Nein, er quälte mich, folterte mich manchmal in der Hoffnung, Informationen aus mir heraus kitzeln zu können und manchmal tat er es wohl auch nur aus reiner Bosheit. Ich hatte mich für seinen Bruder geopfert. Hah. Wer hätte schon ahnen können, dass der Doktor und Mister Sadist verwandt waren. Ähnlichkeiten gab es da jetzt nicht. Aber ich hatte einfach nicht zulassen können, dass er seinen eigenen Bruder umbringt. Klar, ich konnte die Wut vielleicht nachvollziehen. Immerhin war Ruki derjenige gewesen, der meinem menschlichen Dasein ein Ende bereitet hatte. Doch ihn traf keine Schuld, sondern allein diesen Bastard, der uns beide erschaffen hatte. Jin und Byou waren glücklich und das musste ich akzeptieren. Glück war mir nicht vorher bestimmt. Nein, ich würde in diesem Keller verrotten bis Aoi mich nicht mehr brauchte und umbrachte. Ich sehnte diesen Tag herbei.
 

Ich konnte leise Schritte vernehmen, die mich doch kurz aufhorchen ließen. Das war merkwürdig. Für gewöhnlich trug mein Gefängniswärter immer seine Soldatenkluft mit den schweren Militärstiefeln. Doch danach hörte es sich gerade gar nicht an. Ich hob den Kopf ein wenig, nur so viel um durch mein strähniges rotes Haar blicken zu können, als er die Verriegelung löste und langsam die Stufen hinab stieg. Tatsächlich trug er gewöhnliche Kleidung. Keine Militarypants mit den tausend Taschen, kein schwarzes Langarmoberteil, dessen Ärmel er immer bis zu den Armbeugen hoch geschoben trug. Nein, er wirkte unglaublich gewöhnlich, so menschlich, fast schon langweilig in seinen Used-Jeans und dem schwarzen Pullover, der sich an seinen trainierten Körper schmiegte. Seine Füße zierten Boots aber eher die Sorte, die man in einem hippen Laden fand als bei einer Spezialeinheit. Er hielt einen Beutel Blut in der Hand und schob sich etwas in seine Gesäßtasche, das ich nicht sehen konnte. Das weckte mein Misstrauen umso mehr, weil er es scheinbar vor mir versteckte.
 

"Na, wie geht es meinem Lieblingsvampir heute?", hörte ich ihn fragen und verschluckte mich fast an meinem eigenen Speichel als ich Lachen und Atmen verbinden wollte.

"Aoi...keine Macht den Drogen. Hast du etwa wieder mit ihnen gespielt? Das ist so traurig...", schüttelte ich theatralisch den Kopf, hob diesen etwas und ließ ihn meine blassvioletten Augen sehen. Ich war unglaublich hungrig. Immerhin fütterte er mich nur alle paar Tage und dann nicht mal ausreichend. Es hielt mich am Leben aber hungrig war ich immer.

"Na komm. Du lebst noch also musst du wohl mein Lieblingsvampir sein. Sei doch nicht gleich so gemein. Immerhin habe ich dir etwas köstliches mitgebracht. Null Negativ. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du diese Blutgruppe besonders gerne magst."

Sein Lächeln machte mich wütend und doch war es irgendwie...hinreißend. Was zur Hölle? Hinreißend? Okay. Das lag sicherlich daran, dass ich kurz davor war, einfach zu verhungern. Ganz sicher. Ich fing schon an zu halluzinieren oder sowas.

"Ist das so? Seit wann scherst du dich darum, welche Blutgruppe ich präferiere? War dir sonst auch scheißegal. Außerdem, was ist hier eigentlich los? Keine Arbeitsklamotten? Mal wieder suspendiert worden Superboy?", lachte ich gehässig und hob den Kopf nun ganz, lehnte ihn gegen die kühle Wand und betrachtete ihn.

Hm, die Klamotten standen ihm wirklich gut aber eine Sache fiel mir erst jetzt auf - seine Haare waren kürzer. Gemein. Ich mochte die langen Haaren an ihm und er schnitt sie sich ab bevor ich die Möglichkeit bekam, meine Finger hindurch gleiten zu lassen. Ich erschrak erneut vor meinen eigenen Gedanken, was er zu entdecken schien. Langsam kam er näher, sah mich aus forschenden Augen an bevor er vor mir in die Hocke ging.

"Ganz offensichtlich trage ich keine aber das scheint dir ja nicht zu missfallen. Du entwickelst doch nicht etwa ein Stockholm-Syndrom oder? Ich steh nicht auf Vampire Manabu und am liebsten sind mir immer noch ein Paar hübscher praller Brüste also versuch es erst gar nicht. Willst du jetzt was trinken oder nicht? Du kannst dich natürlich auch zu Tode hungern aber dann kommst du hier nie raus und ich bin eigentlich gekommen um dich aus deiner Gefangenschaft zu entlassen.", seufzte er leise. Ruckartig setzte ich mich gerade hin und suchte in seinen Augen nach dem Anflug einer Falle. Doch seine Augen verrieten nichts, genauso wenig wie sein Herz. Aoi war immer ruhig und das nervte.
 

"Gib mir das Blut!", forderte ich und öffnete die Lippen ein Stück weit worauf er mir einen der Schläuche öffnete und zwischen diese führte. Ich schloss meine Lippen um das medizinische Plastik und begann gierig zu trinken. Frei nach dem Motto 'Wenn ich schnell trinke, schaffe ich vielleicht den ganzen Beutel bevor er mir diesen wieder weg nimmt'. Natürlich eine ziemlich blöde Annahme. Immerhin saß er definitiv am längeren Hebel weshalb ich ihm auch dauerhaft in die Augen sah während ich gierig trank. Mein Körper erzitterte unter der Blutzufuhr, alle Zellen schienen zu pulsieren als sie mit neuer Kraft versorgt wurden und tatsächlich durfte ich den Beutel bis auf den letzten Tropfen aussaugen.
 

Seufzend ließ ich von dem Schlauch ab, lehnte mich wieder zurück und schloss für einen Moment die Augen. Ich konnte Aoi hören wie er sich wieder aufrichtete. Der blanke Estrich knarzte unter seinen Stiefelsohlen und plötzlich war er mir ganz nah. Ich musste die Augen nicht öffnen um das zu wissen. Sein Geruch umspülte meine Nase und die Wärme seines menschlichen Körpers streifte über meine Haut. Ich öffnete meine Augen erst, als ich spürte, wie er an den Fesseln herum werkelte, die Ketten leise zum Klirren brachte. Misstrauisch zogen sich meine Brauen zusammen als ich ihm dabei zu sah. Sein Gesicht wirkte angespannt, seine Finger nestelten nervös an dem Verschluss als ob er unter Zeitdruck stehen würde. In mir machte sich ein beklommenes Gefühl breit.

"Aoi? Was wird das? Ich mein, es ist nicht so, als ob ich die Zeit bei dir nicht genossen hätte aber ehrlich, was soll das? Dir ist bewusst, dass es gefährlich ist, was du da gerade tust. Wenn ich es richtig sehe, hast du nirgends eine Waffe versteckt und wärst mir schutzlos ausgeliefert."

Ich verstand es einfach nicht. Wollte der Soldat sterben? Das Tier in mir wetzte schon seine Krallen, lechzte nach dem Blut des Menschen um sich für alles zu rächen, was er mir angetan hatte. Aber da war auch diese feine Stimme, tief in meinem Hinterkopf, die mir etwas zuflüsterte. Etwas, dass gefährlich danach klang, ihm nichts zu tun. Warum auch immer.

"Redest du jetzt nicht mehr mit mir?", zischte ihm genervt zu weil er nicht den Anschein erweckte, auf meine Frage eingehen zu wollen.

"Das ist schon echt frech. Das bist du mir schuldig. Ich will wissen, ob ich nun zur Schlachtbank geführt werde oder nicht, was das hier soll und du hast mich...keine Ahnung wie lange hier unten festgehalten, mich gefoltert, aushungern lassen und was nicht noch alles und jetzt..."

"Pscht! Halt die Klappe!", zischte er mir zu und presste mir seine warme Hand auf den Mund, damit ich aufhörte zu sprechen. Mein Gesicht verzog sich wenig begeistert als ich es auch hörte. Ich lauschte in die Stille als ich Schritte hörte. Sie waren noch nicht sonderlich nah aber es waren mehrere Personen, das konnte ich heraus hören. Zwar waren sie bemüht, keinerlei Geräusche von sich zu geben aber ein Vampirgehör konnte man nicht so leicht überlisten.
 

"Shit...", hisste er und wurde wieder hektisch, nahm mir die Hand vom Mund als sich die erste Fessel löste und ich meinen Arm wieder frei bewegen konnte. Meine erste Handlung war es, Aoi am Kragen zu packen und zu mir zu ziehen. In meinen Augen spielte sich der Kampf zwischen meinem inneren Tier und etwas, für mich, undefinierbarem ab.

"Was. Ist. Hier. Los?", knurrte ich ihm leise entgegen. Unsere Gesichter waren sich so nah, dass sich sein warmer Atem mit meinem kühlen verband, sachte über meine Lippen strich und mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich ignorierte es, starrte nur in seine dunklen Augen.

"Ich habe keine Zeit dir das jetzt zu erklären aber du musst verschwinden, bevor sie dich finden. Ganz einfach und jetzt lass mich weiter machen sonst sind wir beide am Arsch, kapiert?!", sprach er leise, den Hauch von Panik nicht unterdrücken könnend. Ich hingegen starrte ihm weiter in die Augen, abwartend ob er auch wirklich die Wahrheit sprach aber ich konnte keine böse Absicht entdecken und das machte mir noch viel mehr Angst.

Vorher hatte er keinerlei Gefühlsregung gezeigt, wenn er mich folterte aber jetzt konnte ich die Furcht und noch viel schlimmer, die aufrichtige Sorge in seinen Augen lesen. Also löste ich meinen Griff und ließ ihn weiter machen. Die zweite Fessel war schnell geöffnet als ein lauter Knall durch die Luft getragen wurde. Wir erstarrten und schluckend sah ich zur Decke.
 

"Scheiße. Wir müssen uns beeilen. Los komm hoch!", forderte er, griff sich meinen Arm und half mir auf die Beine. Kurz wankte mein Körper bevor sich meine Muskeln wieder daran gewöhnten zu stehen, ich mich trotzdem etwas auf ihn stützte. Ich sagte gar nichts, beobachtete nur als er uns zum Eingang des Raumes brachte aber nicht zur Treppe ging, sondern links daran vorbei. Wir mussten uns ducken, damit wir uns nicht an den Stufen stießen. Meine Augen schalteten sofort um. Es war verdammt dunkel aber ich erkannte einen kleinen Gang, den er mit mir entlang ging bis wir durch eine Tür gingen. Wir standen in einem Abstellraum worauf er mich losließ und sich zu einer Wand begab. Er öffnete eine kleine Schmuckschatulle, die in einem Regal stand und in der sich ein Tastenfeld versteckte, tippte eine Nummer ein und verschloss das Kästchen wieder als sich auf einmal im Boden eine Luke öffnete. Was zur Hölle? Ich kam mir vor wie in einem Sci-Fi-Film. War das hier wirklich die Realität oder befand ich mich bereits im Delirium weil ich kurz davor stand, endgültig zu sterben? Wir sprachen nicht als er mich zu der Luke brachte. Ich konnte die Kanalisation riechen und ihre Bewohner genau hören. Natürlich verzog ich angewidert die Nase vor allem, weil ich keine Schuhe trug.
 

"Geh...folg dem Kanal in diese Richtung. Der Weg ist markiert mit Leuchtfarbe. Folge ihm bis zu einem Gullideckel am Rande der Stadt. Dort sollte dich niemand erwarten und dann verschwinde. Los jetzt!", drängte er mich, drückte mir eine kleine Taschenlampe entgegen. Verwirrt betrachtete ich das kleine Gerät und sah dann zur Leiter, die hinab führte bevor ich wieder Aoi ansah. Die Schritte wurden langsam lauter. Sie schienen das Gebäude oberhalb des Kellers abzusuchen. Es knallte wieder und ich zuckte zusammen als etwas Putz von der Decke rieselte.

"Manabu jetzt mach schon. Meine Fallen halten sie nicht ewig auf. Jetzt verpiss dich endlich. Du bist frei oder willst du sterben?", funkelte er mich aus wütenden Augen an aber das war nur die Emotion an der Spitze des Eisberges. Darunter verbarg sich so viel mehr und mein Herz krampfte als ich die Lippen aufeinander presste.

"Warum?", fragte ich leise. "Wer sind die?", hakte ich leise nach aber der Andere fuhr sich nur genervt die Haare.

"Weil...ich habe es halt so entschieden. Es hat seinen Grund aber der braucht dich nicht zu kümmern. Wir haben auch absolut keine Zeit für so ein Gespräch. Warum bist du noch nicht weg? Soll ich dich zwingen?", wand er sich um eine ordentliche Antwort, versuchte ihr auszuweichen, was mich umso kribbeliger machte.

"Ich..." Ein lautes Poltern war zu hören. Sie hatten den Keller gefunden.

"Fuck...jetzt geh schon!" Aoi drehte sich zu mir um, hob die Hände und stieß mich in den Abgrund. Erschrocken und mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an bis ich mit einem dumpfen Platschen unten aufkam. Ich starrte nach oben, zischte leise weil der Aufprall schon weh getan hatte aber viel schmerzhafter war das Gesicht des Menschen, der mich so lange gefangen gehalten hatte. Er hatte Tränen in den Augen.

"Lass mich nicht alleine...", bat ich und streckte die Hand nach ihm aus aber da schloss sich langsam die Luke.

"Aoi!", rief ich ihn aber er schüttelte nur den Kopf.

"Lebe Manabu. Wenn die Zeit kommt, werden wir uns wiedersehen.", sprach er mir zu bevor mich die Dunkelheit einhüllte.
 

Ich hatte nicht mal bemerkt, dass mir stumme Tränen über die Wangen liefen bis sich ein Schluchzer aus meiner Kehle löste. Überrascht und verwirrt hielt ich mir die Hand vor den Mund, lauschte und dann hörte ich Stimmen. Oh nein. Ich wollte hoch zu ihm, ihm helfen wer auch immer in das Haus eingefallen war. Ich verstand kaum etwas, die Decke war einfach zu dick aber ein paar Gesprächsfetzen bekam ich mit. Es ging um einen Gefangenen und wo er war. Folter. Mitnehmen. Doch, was ich ganz genau hören konnte, war Aois schmerzliches Stöhnen. Mein Herz zerbrach und ich wusste nicht mal warum. Ich weinte noch immer als ich mich aufrappelte und der Kanalisation folgte, die Taschenlampe anmachte, dann aber zurückzuckte. Es war UV-Licht. Warum das? Es konnte mich verletzen aber in der Ferne leuchtete etwas auf und ich verstand den Grund. Ich entdeckte einen Pfeil an der Wand, gemalt mit einer fluoreszierenden Farbe. Das hatte er also gemeint. Ich stellte die Lampe wieder ab und rannte in meiner unmenschlichen Geschwindigkeit, so gut es die tiefe Deckenhöhe zuließ. Mein Weg führte mich durch das Tunnelsystem der Kanalisation bis ich tatsächlich vor einer Leiter stand an deren Ende ein Gullideckel zu sehen war. Ich stieg hinauf, drückte den schweren Deckel auf und linste nach draußen. Es war Nacht und so ließ ich den Blick kurz skeptisch umher wandern aber es war totenstill. Also stahl ich mich in die Nacht, schloss den Deckel und rannte einfach. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand aber so wie es aussah, war das einer der Stadtteile, die nicht bevölkert waren. Die Häuser waren abrissreif und herunter gekommen, unbewohnt weshalb ich durch die Straßen rannte. Ich wusste zunächst nicht wohin ich lief bis ich Stimmen vernahm und meine Schritte verlangsamte, hinter einem Schuppen Deckung suchte. Vorsichtig spähte ich um die Ecke und entdeckte ihn. Erschrocken über mich selbst, ballte ich eine Hand über meinem Herzen zur Faust, konnte nicht glauben, dass ich scheinbar den Weg durch die Kanalisation an der Oberfläche zurück gegangen war. Aoi wurde gerade in einen Wagen gedrückt. Sein Gesicht blutete und er schien Schmerzen zu haben. Warum nur das alles? Waren das Soldaten von Phoenix? Ich konnte allerdings keines der typischen Abzeichen auf den Uniformen sehen. Nein, ich erkannte gar nichts. Was waren das für Typen und wo brachten sie ihn hin. Ich versteckte mich wieder hinter dem Schuppen und starrte ins Leere. Was scherte es mich eigentlich? Ich war frei, wie er gesagt hatte. Ich konnte endlich Ruki und die Anderen suchen, wieder zu ihnen gehören, konnte hingehen wohin ich wollte aber warum ließen mich diese tränengefüllten schwarzen Augen nicht los? Aoi hatte mich nicht gehen lassen wollen. Schmerz hatte sein Gesicht eingenommen und es ging mir ähnlich. Deshalb fasste ich einen Entschluss als ich mehrere Motoren hörte, die ansprangen und langsam los fuhren. Ich folgte ihnen unauffällig und mit genug Sicherheitsabstand. Sie fuhren nicht in die Innenstadt sondern hielten sich abseits bis sie einen weiträumig abgezäunten Bereich erreichten, diesen passierten. Weiter konnte ich nicht gehen. Der Komplex und auch die Zäune schienen gesichert und für meinen aktuellen Zustand waren sie viel zu hoch. Drüber springen war unmöglich. Mist.
 

Die darauffolgenden Wochen verbrachte ich damit, den Bereich zu observieren und einen Weg hinein zu finden. Es gelang mir nicht aber das musste ich auch gar nicht mehr. Irgendwann, wie so oft, verließ ein Wagen das Gelände, mit Aoi am Steuer. Er wirkte fokussiert als er die Straße entlang fuhr. Ich löste mich aus meinem Versteck und verfolgte den Wagen, der geradewegs zurück zum Haus fuhr. Als er aus dem Auto stieg, war er wieder in eine Soldatenkluft gehüllt, die ihm zwar wirklich gut stand aber alle Alarmglocken, in mir, zum klingeln brachten. Er betrat das Haus, vereinzelt gingen Lichter in den Räumen des zweistöckigen Gebäudes an. Ich näherte mich langsam der Tür, die nur angelehnt war und öffnete sie leise. Aoi hatte wohl nicht vor zu bleiben. Ich hörte Schritte von oben und ging langsam auf die Treppe zu, stieg sie Stufe für Stufe hinauf, den Blick hielt ich fest nach oben gerichtet. Dort angekommen führte mich mein Weg zu seinem Schlafzimmer, zumindest sah es danach aus. Er war gerade dabei einige Kleidungsstücke in einen Koffer zu packen. Der Boden knarzte leise, als ich einen weiteren Schritt tat und ruckartig wirbelte Aoi herum, zielte mit einer Waffe direkt auf mich. Sein Gesicht wirkte hart, die schwarzen Augen leer. Es war fast so, als würde er durch mich hindurch sehen. Mit erhobenen Händen blieb ich stehen.
 

"Aoi? Ich bin es...Manabu...ist...ist alles in Ordnung mit dir?" Meine Stimme klang unglaublich zerbrechlich und fremd aber ich sah, wie seine Hand etwas zu zittern begann, als ob er sich gegen den Drang wehren müsste, die Waffe weiter auf mich gerichtete zu halten. Ich nahm das Risiko in Kauf und ging weiter auf ihn zu, setzte einen Fuß vor den anderen. Etwas flackerte in seinen Augen, schien zu kämpfen.

"Bleib stehen Vampir!", zischte er mir kalt entgegen. Die freie Hand lag auf seinem Gürtel, bereit etwas zu greifen, das ich nicht sehen konnte. Mit Sicherheit irgendetwas, mit dem er mich einfangen oder verletzen konnte. Doch ich blieb nicht stehen. Ich war noch nie sonderlich klug oder taktisch bei sowas vorgegangen. Auch wenn man es nicht meinte, ich folgte einfach meinem Instinkt bis ich vor ihm stand. Die Mündung des Laufs ruhte direkt über meinem Herzen als ich zögerlich den Arm ausstreckte. Meine Hand zitterte genauso wie Aois, vermutlich aber aus einem anderen Grund. Seine schwarzen Augen flogen zwischen meinen und meiner Hand hin und her, unschlüssig, wo er eher hinsehen sollte, wie er diese Hand bewerten sollte. Gefahr oder nicht. Vorsichtig berührte meine Hand seine warme Wange und eine riesige Last schien plötzlich von seinen Schultern abzufallen, als der angespannte Körper sich merklich entspannte. Seine Lider schlossen sich aber der Griff um die Waffe, lockerte sich kaum. Stattdessen zitterte seine Hand noch immer.
 

"Aoi..." Meine Stimme glich dem sachten Geräusch einer zarten Brise. Ich fühlte mich kraftlos, panisch und so voller Sorge. Ich hatte die letzten Woche nicht darüber nachgedacht, warum ich nicht von ihm los kam. In der Tat, hatte ich jeden noch so kleinen Gedankengang sofort im Keim erstickt. Ich wollte nicht darüber nachdenken.

"Geh...du musst gehen bevor ich...mich nicht mehr kontrollieren kann..." Seine Stimme stockte, keuchte angestrengt als er seine Augen wieder öffnete und direkt in meine sah. Es erinnerte mich an den Moment, als er mich durch die Luke gestoßen und gerettet hatte. Vor wem auch immer.

"Nein...dieses Mal gehe ich nicht. Erschieß mich, wenn du musst aber ich werden nicht gehen. Was ist los mit dir?" Aoi lachte leise, schüttelte den Kopf.

"Gott Manabu...bist du wirklich so lebensmüde? Ich schenke dir die Freiheit und du kommst trotzdem wieder zu mir. Sie...haben mich einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich...ich habe den Drang dich zu töten und es fällt mir sehr schwer, diesen Befehl zu verweigern. Bitte geh...und komm nie wieder.", flehte er mich an. Gehirnwäsche?

"Phoenix war das oder? Aber wieso? Ich verstehe das nicht Aoi und ich werde dir helfen. Das kann man doch sicher rückgängig machen." Wieder lachte er leise.

"Das geht nicht. Du kannst es nicht rückgängig machen Manabu."

"Und wenn ich dich verwandel?" Seine Augen wurden groß als ich die Ablehnung entdeckte.

"Niemals. Ich will kein Vampir sein. Nie. Daran hat sich nichts geändert."

Es traf mich wirklich hart das so zu hören. Ich biss mir auf die Unterlippe als ich den Blick senkte. Ich hätte ihn auch einfach überwältigen können aber sicherlich hatte er wieder Silber im Blut. Das wäre ungünstig weshalb sich mein Blick trotzdem an seinem Hals festsog, als mir eine Unregelmäßigkeit auffiel. Meine Hand wanderte über seine Wange zu der Stelle an der ich etwas erfühlen konnte. Es saß seitlich am Hals, fast schon im Nacken, fühlte sich wie ein Chip an.
 

"Du musst mir jetzt vertrauen." Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Satz jemals sagen würde, gerade zu Aoi. Er schien mit sich zu ringen, seine Zähne mahlten aufeinander, die Kiefer angespannt.

"Was ist? Was hast du vor?", presste er zwischen seinen Zähnen hindurch. Es fiel ihm zunehmend schwerer, dem Drang zu widerstehen, mich einfach zu erschießen.

"Das wird vermutlich weh tun. Vertrau mir einfach.", erwiderte ich konzentriert, trat ganz dicht an ihn heran. Die Waffe ruhte noch immer an meiner Brust, zeigte aber mehr zu meiner Schulter als zu meinem Herzen als ich mich zu seinem Hals beugte, meine Zähne entblößte und die anderen Hand in seinen Nacken legte, ihn bei mir hielt als ich die Spitzen meiner Fänge in seine Haut tunkte, sie mit einem gerade Schnitt öffnete und mich wieder erhob. Aoi zuckte nicht mal, keuchte nicht. Er stand einfach zitternd da. Ich sammelte Speichel in meinem Mund und spuckte ihn auf den Boden für den Fall, dass doch etwas silberversetztes Blut an meinen Zähnen hing. Dieses sammelte sich nämlich gerade an dem Schnitt. Ich hob die freie Hand, sah ihm in die unsteten Augen, der Schweiß war ihm ausgebrochen, rann ihm über die Schläfen als ich seinen Blick suchte. Meine Finger drangen in die Wunde ein und nun zuckte er zusammen. Seine Lider blinzelten als sich sein Mund öffnete und er schmerzhaft keuchte. Eine Hand klammerte sich an meinen Oberarm und stoßweise verließen ihn schmerzliche Laute.

"Es tut mir leid...gleich...", entschuldigte ich mich bis ich den kleinen Chip zu fassen bekam. Sein Blut brannte auf meiner Haut als das Silber diese angriff aber da zog ich die Finger schon zurück und mit ihnen, riss ich den Chip aus seinem Körper. Aois Beine sackten weg, ich ließ den Chip fallen und fing ihn dafür auf.

"Aoi! Aoi! Was ist los?" Ich brachte ihn zum Bett, legte ihn darauf ab während sein Körper zuckte, die Waffe polternd zu Boden fiel bis er ganz ruhig wurde und einen tiefen Atemzug ausstieß. Ich schwebte über ihm, meine langen Haare berührten fast sein Gesicht während ich dieses mit den Augen abtastete. Hatte ich ihn etwa umgebracht? Oh Gott. Ich ließ den Kopf sinken, legte das Ohr auf seiner Brust ab um nach einem Herzschlag zu lauschen. Ich wusste nicht, wie sie es machten aber sie konnten alle ihre Herzschläge kaschieren aber wenn man ganz nah dran war, konnte man es hören. Ein erleichtertes Seufzen entwich mir, als ich einen steten Herzschlag vernahm. Gott sei Dank. Ich verharrte so für einen Moment, lauschte einfach nur dem Klang seines Herzens während ich eigentlich in einer ziemlich lustigen Haltung über ihm hing. Nebenbei wischte ich mir die prickelnden blutigen Finger an der Bettwäsche ab, damit das Silber meine Haut nicht mehr angreifen konnte.
 

Nach einer Weile wollte ich mich eigentlich aufrichten aber noch bevor ich den ersten Muskel hatte rühren können, schlangen sich zwei Arme um mich. Eine Hand ruhte sanft auf meinem Hinterkopf, die andere auf meinem Rücken. Ich lag mit aufgerissenen Augen da, starrte vor mich hin als er mich an sich drückte, leise seufzte.

"Danke..." Seine Stimme klang rau, als ob er schon seit Tagen nichts mehr getrunken hätte aber dem war sicher nicht so. Dennoch traute ich mich kaum, meinen Kopf so zu platzieren, damit ich ihn ansehen konnte. Ich hielt einfach nur so aus. Was hatte ich mir dabei gedacht? Jetzt lag ich hier, in den Armen des Mannes, den ich eine Ewigkeit lang einfach nur in kleine Fetzen reißen wollte und nun? Ich wusste es nicht. Soweit hatte ich irgendwie nie gedacht. Scheiße. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, unfähig etwas zu tun oder zu sagen aus Angst vor der knallharten Wahrheit, die ich immer verdrängt hatte.

"Manabu? Warum bist du zurück gekommen? Das war wirklich ziemlich gefährlich...nicht zu sagen sogar dumm.", rügte er mich mit einer Sanftheit in der Stimme, die mir eine Gänsehaut bescherte. Aoi schien nicht sauer zu sein und irgendwie machte es mich glücklich, ließ mich leicht lächeln.

"Ich bin nicht dafür bekannt, taktisch und klug vorzugehen.", erwiderte ich ruhig worauf seine Finger durch meine Strähnen glitten. Er schob mir die Haare beiseite, entblößte mein Gesicht und legte die Finger dann an mein Kinn, hob es an damit ich ihn ansehen mussten. Doch was ich sah, ließ mich harsch die Luft einsaugen. Sein Gesicht drückte so viel Wärme aus....so viel Zuneigung. Ich schluckte trocken und verspürte den Impuls zu fliehen. Diese Situation begann mich zu überwältigen. Ich hatte Angst vor dem, was kommen könnte und ebenso davor, was auch nicht.

"Ganz offensichtlich nicht aber...du hast mir meinen Willen zurückgegeben und dafür bin ich dir dankbar. Ich weiß zwar nicht, warum du zurück gekommen bist aber ich bin sehr froh darüber.", lächelte er sanft. Mir verschlug es einfach nur die Sprache. Ich nickte leicht, unfähig etwas zu sagen während wir uns tief in die Augen sahen. Ich verlor mich in der Schwärze seines Blicks als sein Gesicht meinem immer näher kam. Mein Blick löste sich langsam, heftete sich an die rosigen Lippen, die bereits einen Spalt breit geöffnet waren, zittrige Atemluft entließen. Ich konnte sie bereits auf meinen Lippen spüren aber bevor es dazu kam, dass sie sich berührten, löste ich mich hektisch aus seinen Armen und rollte polternd zu Boden.

Keuchend, weil ich blöd gelandet war, rieb ich mir den Arm, sprang dann aber auf meine Beine, fuhr mir nervös durch die Haare. Gerade fühlte ich mich so unfassbar klein und verletzlich. Aois Blick löste so viel in mir aus als er mich forschend ansah, sich langsam erhob und aus dem Bett stieg, direkt vor mir stehen blieb. Er ließ mir etwas Raum, spürte wohl meine Skepsis und Furcht während ich mir den Arm hielt und auf seine Hand sah, die er mir entgegen hielt, die Handfläche nach oben. Sie wirkte einladend, besänftigend und ungefährlich obwohl er mit dieser Hand, noch kurz zuvor eine Waffe auf mich gerichtet hatte.

"Manabu...ich werde versetzt und verlasse die Stadt. Ich...komm bitte mit mir...", bat er leise, die Worte so zerbrechlich wie Glas. Sie erschütterten mein Herz aus Eis, das schon lange nicht mehr so eisig war, wie ich geglaubt hatte. Ich starrte in sein Gesicht, doch fand seinen Blick nicht, den er selbst auf seine ausgestreckte Hand geheftet hielt.

"Wieso?", war alles, was ich heraus brachte und dann trafen sich unsere Blicke. Seine Augen drückten so viele Emotionen aus, ich konnte sie kaum mehr entschlüsseln, so schnell veränderte sich sein Ausdruck.

"Ich will dich nicht mehr alleine lassen. Also? Wirst du mit mir kommen?"
 

Es war als hätte mir jemand eine riesige Faust in den Magen gerammt. Ich schnappte nach Luft und spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Schluckend sah ich auf die Hand, blinzelte angestrengt bevor ich die eigene hob, unsicher zitternd, bevor ich mir einen Ruck gab und sie auf seine legte. Sofort schloss sie sich und im nächsten Moment fand ich mich an seiner Brust wieder. Unsere Hände noch immer verbunden als ich aufsah und in sein lächelndes Gesicht sah. Er versuchte nicht nochmal mich zu küssen, hauchte mir dafür aber einen sanften Kuss auf die Stirn, der mich sachte lächeln ließ.
 

"Dann lass uns gehen."

Black is the Soul

Uruha POV
 

Keine zwei Minuten, nachdem ich das Gespräch mit Aoi beendet hatte, trafen auch schon die Männer ein. Die drei Vampire lagen am Boden, tief schlafend und somit leichte Beute. Das Blut mit dem Mittel zu versetzen war ein wirklich genialer Schachzug gewesen. Hätte natürlich auch nach hinten losgehen können aber es war geglückt weshalb sie die Jungs alle mitnahmen und draußen in den Van packten, sie noch fesselten und dann abtransportierten.

Nun war ich wieder alleine, die Bar wirkte noch riesiger und die Stille fraß sich durch meinen Körper. Kai würde sicher bald wieder hier sein und ich konnte nicht leugnen, dass ich unfassbar nervös war. Immerhin waren die Anderen keine Urvampire. Sie profitierten nur von dessen Blut, mehr aber auch nicht. Kai hingegen war der letzte Urvampir, uralt und ebenso mächtig, auch wenn man es nicht meinen wollte. Mir gegenüber war er nie ernsthaft bösartig oder gewaltbereit gewesen und eigentlich hatte ich es auch nicht dazu kommen lassen wollen. Naja, was ich wollte war sowieso nicht wichtig. Ich agierte, wie es von mir verlangt wurde, egal ob es mir missfiel oder nicht.
 

Jedoch holte mich das Geräusch einer Tür aus meinen düsteren Gedanken. Schluckend festigte sich mein Stand und automatisch glitt meine Hand zu der Waffe, die in ihrem Holster griffbereit hing. Sie war mit Sedativa-Munition ausgestattet, demselben Mittel, mit dem das Blut versetzt worden war. Ich durfte jetzt keinerlei Schwäche zeigen wobei ich mich definitiv vor seinem Zorn fürchtete. Aois Worte waren nicht wirklich aufbauend gewesen und als ich ihn entdeckte, wie er den Raum betrat, erstarrte und nach etwas zu suchen schien, aber nur mich vorfand, konnte ich das dunkle Knurren hören, das von ihm ausging. Die roten Augen glühten mich an und es fehlte nur noch, dass er über die Theke sprang und mich direkt zerfleischte oder mir das Herz aus der Brust riss.

„Du sagst mir jetzt sofort wo sie sind oder ich werde dich Stück für Stück auseinander nehmen bis du mir diese Information gibst.“, forderte der Urvampir knurrend worauf sich der Griff um meine Waffe intensivierte. Ich konnte nicht anders, als Angst zu haben. Merkwürdig. Ich stand schon so vielen furchterregenden Vampiren gegenüber aber bei keinem hatte ich auch nur mit der Wimper gezuckt, als ich sie erledigte, geschweige denn davon, dass ich Angst gehabt haben könnte.

„Beruhige dich okay? Sie sind in Sicherheit, es geht ihnen gut. Wirklich.“, versuchte ich den Anderen zu beschwichtigen, der nur ein freudloses Lachen für meine Worte übrig hatte.

„Ach und das soll ich dir glauben Uruha? Ist das überhaupt dein Name? Du hast keine Ahnung, wie viel Kraft es mich gerade kostet, dir nicht den Kopf vom Körper zu trennen. Allerdings bist du der Einzige, der mich zu meiner Familie bringen kann und das wirst du.“

Innerhalb eines Wimpernschlages stand er vor mir, packte mich an der Kehle und drückte zu. Erschrocken keuchte ich auf, packte sein Handgelenk und starrte ihn aus großen Augen an. Mein Herz raste vor Furcht während mein Blick in seinen blutroten Seen versank. Ich verlor mich praktisch in diesen Augen, keuchte immer wieder weil ich zu wenig Sauerstoff bekam.

„Kai…bitte!“, krächzte ich in der Hoffnung, dass er etwas lockerer lassen würde aber tatsächlich drückte er fester zu, dabei ein diabolisches kaltes Lächeln auf den Lippen. All dem Hass zum Trotz, sah ich die Trauer in seinen Augen. Kai war verletzt, verletzt über meinen Verrat und über alles, was ich ihm vorgemacht hatte. Nunja, es war nicht alles gespielt. Nicht mehr.

„Wo sind sie?!“, forderte der Ältere erneut und ließ etwas lockerer worauf ich rasselnd nach Luft schnappte.

„Ich…bring…dich zu…ihnen…töte…mich bitte…nicht…“, flehte ich keuchend. Für einen Moment flackerte das tödliche Rot seiner Augen bevor es sich wieder festigte.

„Ob ich dich töte, hast du nicht zu entscheiden. Du wirst es mir sagen, so oder so. Spätestens wenn du kurz davor bist zu sterben.“
 

Meine Augen weiteten sich als ich die spitzen Fänge entdeckte, die er nun entblößte, wissend lächelte und sich mir entgegen beugte. Kai würde mich umbringen oder zumindest solange foltern bis ich ihm gab, wonach er verlangte und dann würde er mich töten. Irgendetwas davon würde es sein.

Als sich die Zähne schmerzhaft in mein Fleisch gruben, stöhnte ich gepeinigt auf, krallte mich in seinen Arm und weinte stumme Tränen. Es tat weh, unfassbar weh und da ich kein Silber im Blut hatte, konnte er so viel trinken, wie er wollte. Doch soweit würde es nicht kommen. Mit der freien Hand griff ich nach meiner Waffe und richtete sie auf den Älteren.

„Es tut mir leid…“, flüsterte ich erstickt und drückte ab.
 

Ein Ruck ging durch den Anderen als das Projektil traf, ich die Waffe anders positionierte und erneut abdrückte. Insgesamt brauchte es vier dieser Projektile damit er von mir abließ und langsam zusammen sackte. Keuchend presste ich mir die Hand auf den Biss, taumelte gegen die Wand, konnte mich kaum noch aufrecht halten. Kai indes zog die Projektile aus seinem Körper und sah mich aus unsteten Augen an. Die Einsicht tat unglaublich weh, die sich in seinen Augen wiederspiegelte. Er wusste, dass er verloren hatte.

„Ich hätte dir nie vertrauen dürfen…“, hauchte er mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen als sein Körper zu schwanken begann. Ich ließ mich vor ihm auf die Knie fallen, sodass er gegen mich sank. Das Mittel wirkte und langsam erschlaffte der Urvampir in meinen Armen.

„Ich liebe dich Kai…daran hat sich nichts geändert und…du wirst es verstehen.“, schluckte ich mit tränenerstickter Stimme. Doch der Vampir schlief bereits, hatte die Worte vermutlich nicht mehr gehört. Ich hielt ihn einfach fest, fuhr mit den Fingern durch sein weiches langes Haar und schluchzte leise. Er würde mir nicht vergeben, egal ob er die Wahrheit kannte oder nicht. Ich hatte ihn betrogen und war somit nicht besser als dieser Hakuei.
 

Ich beruhigte mich erst nach ein paar Minuten, wischte mir über die Augen und atmete tief durch. Daraufhin griff ich nach meinem Handy und gab das Signal, dass ich Kai hatte. Es dauerte wieder nicht lange als die Männer eintrafen und mir den schlafenden Mann abnahmen. Aoi betrat nach ihnen die Bar, sah sich um und entdeckte mich. Mit erhobener Braue trat er an mich heran, sah kurz nach rechts und links bevor er dicht vor mir stehen blieb.

„Er wird es verstehen. Du musst dich zusammen reißen Uruha sonst gefährdest du alles. Jetzt geh und bereite alles vor. Ich muss noch was erledigen.“

Ich nickte nur, wischte mir übers Gesicht und ging an ihm vorbei nach draußen, stieg in den Wagen ein worauf wir auch schon losfuhren.
 

Manabu POV
 

Okay, es langte nun wirklich! Aoi hatte sich nicht gemeldet und zu erreichen war auch nur seine Mailbox, die jedes Mal sofort ansprang, sobald ich ihn anrief. Wütend lief ich auf und ab. Wo konnte er nur sein? Ich wusste leider kaum, was er so trieb wenn er zur Arbeit aufbrach. Klar, er arbeitete nicht mehr für Phoenix, die gab es nicht mehr in dieser Form aber ansonsten machte er schon ein großes Geheimnis um seinen Job. Ich hatte nie nachgefragt aber jetzt prangten die Fragezeichen umso deutlicher über meinem Kopf. Was machte mein Freund eigentlich, wenn er nicht bei mir war?

Mein Blick fiel zur Treppe, die in den ersten Stock unserer Wohnung führte. Dort lag sein Arbeitszimmer und meine absolute Sperrzone. Ich durfte es nicht betreten und tatsächlich war es auch abgesichert. Allein das hätte mich misstrauisch machen sollen aber irgendwie…ich hatte es einfach ausgegrenzt, bewusst ignoriert.

Doch jetzt konnte ich es nicht mehr, ich musste wissen, was sich hinter der Tür verbarg weshalb ich auch schon im nächsten Moment davor stand und das Touchfeld anstarrte. Ich brauchte einen Code, den ich natürlich nicht hatte. Wer wusste schon, was geschah, wenn ich ihn zu oft falsch eingab. Mit roher Gewalt ging die Tür sicher nicht auf weshalb ich es wohl mit den Codes probieren musste. Also dachte ich nach. Geburtstage waren zu einfach, die kannte ja jeder, der sich etwas Mühe beim Suchen gab. Welche Daten kannte nicht jeder? Nachdenklich betrachtete ich die Nummern und kaute auf meiner Unterlippe herum bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Wobei…konnte er wirklich unseren Jahrestag genommen haben? Den kannte ich, aber vielleicht ging mein Freund auch davon aus, dass mir das als zu einfach erschien. Ich probierte es einfach, tippte die vier Zahlen an und bestätigte die Codefolge.

Angespannt starrte ich auf das Display, das von Rot zu Grün wechselte und mir mitteilte, dass ich die Tür erfolgreich geöffnet hatte.
 

Das war wirklich einfach gewesen, fast schon zu einfach weshalb ich das Büro auch nur vorsichtig betrat, das Licht anschaltete und mich umsah. Jedoch verstand ich schnell, weshalb er mich nie hier rein gelassen hatte. Ich rannte praktisch zu einer Wand, die voller Fotos meiner Freunde und meines Bruders war. Erstickt keuchend riss ich ein Bild von der Wand, das ihn und Reita zeigte, wie sie gemeinsam durch eine Einkaufsmeile liefen. Mein Blick glitt zurück an die Wand. Hinter den Bildern verbarg sich eine Landkarte, die diverse Städte markierte. Dorthin hatten sie sich verteilt. Aoi hatte sie also gefunden und mir nie etwas davon gesagt. Wieso nicht? Mein Herz verkrampfte. Was war hier eigentlich los? Ich legte das Bild von Ruki und Rei ab, ging dafür zum Laptop, den ich startete und der natürlich ein Passwort verlangte. Leider kam ich mit meinen Vorschlägen nicht weit und lehnte mich seufzend zurück. Ich musste wissen, was hier vor sich ging und als ob er mich gehört hätte, rief mich mein Freund an. Schluckend betrachtete ich das Display und entschied mich ranzugehen.
 

„Aoi.“, meldete ich mich und presste die Lippen aufeinander, krallte mich in die Armlehnen des Schreibtischstuhls. Ich konnte nur ein tiefes Seufzen am anderen Ende vernehmen.

„Ich wusste, ich kann dich nicht ewig anlügen aber…du hättest dir keinen ungünstigeren Tag aussuchen können als heute. Wenn du dir selbst einen Gefallen tun möchtest, vergisst du, was du da gesehen hast und wartest einfach auf mich. Da du aber nicht geduldig bist und vermutlich schon versuchst meinen Laptop zu entsperren, überlasse ich dir selbst die Entscheidung, ob du auf mich warten willst oder deine eigenen Schlüsse ziehen möchtest. Das Passwort lautet…Manabu. Ich komme in ein paar Stunden nach Hause. Ich werde sehen welche Entscheidung du getroffen hast. Ich…bis dann.“
 

Ich starrte einfach nur vor mich hin, lauschte dem gleichmäßigen Tuten am anderen Ende der Leitung. Er hatte einfach aufgelegt. Einfach so. Es stand mir frei auf ihn zu warten oder mir vorab eine Meinung zu bilden? Ich verstand gar nichts. Nur langsam ließ ich das Handy sinken, legte es beiseite und hob zittrig die Hände an die Tastatur um meinen Namen einzugeben. Der Laptop fuhr hoch und zeigte schließlich diverse Dateien. Wonach sollte ich denn suchen? Ich begann einfach am Anfang und klickte mich durch die Schriftstücke bis sich langsam ein Bild zusammen fügte, das mich erschrocken nach Luft japsen ließ. Phoenix agierte aus dem Untergrund, getarnt und doch ermordeten sie noch immer Vampire. Allerdings waren die Tode nie mysteriös. Meist waren es Unfälle beziehungsweise, man hatte es so aussehen lassen. Doch was ich dann lesen konnte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Für einen kurzen Moment verlor ich den Boden unter den Füßen als ich mich erhob, die Hände auf den Mund gepresst, auf und ab laufend. Das konnte nicht wahr sein. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Auf Aoi warten? Verschwinden? Er hatte mich nie festgehalten, was das betraf. Verstand ich es falsch? Ich wusste es nicht aber was ich wusste war, dass meine Freunde und Familie, sowie einfach alle Vampire in Gefahr schwebten. Ich musste etwas unternehmen bevor es zu spät war.
 

Aoi POV
 

"Dir ist bewusst, dass er nicht auf dich warten wird oder?"

Ich schob das Handy in meine Hosentasche und fuhr mir seufzend übers Gesicht.

"Ja das weiß ich.", erwiderte ich resigniert.

"Du bringst ihn damit in Gefahr. Er wird das hier finden und dann finden sie ihn auch."

"Uruha das weiß ich! Gott verdammt! Halt die Klappe und lass mich nachdenken.", blaffte ich den Blonden an, seufzte wieder tief. Er sah mich aus großen Augen an, hob abwehrend die Hände.

"Tut mir leid. Ich...wir müssen hier weg. Sie alle wegbringen. Jetzt. Manabu darf das hier nicht finden. Wenn sie ihn finden, bin ich aufgeflogen, dann ist das hier alles aufgeflogen und alles ist vorbei. Sorg dafür, dass alle transportbereit sind. Geb ihnen nochmal eine Dosis. Ich kümmer mich um den Rest." Uruha nickte, legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte freundschaftlich zu bevor er mich alleine ließ. So eine Scheiße. Das warf den kompletten Zeitplan durcheinander aber ich konnte es nun nicht mehr ändern. Also tätigte ich einen Anruf bei meinem Vorgesetzten.

"Wir sind bereit. Das letzte Paket ist nun eingetroffen.", erklärte ich mit fester Stimme.

"Gut, ich entsende den Trupp.", hörte ich die Stimme des Mannes sagen und doch hob ich eine Braue.

"Moment. Ich dachte wir verlegen alle in die Einrichtung?"

Mein Herz begann zu rasen. Waren wir doch aufgeflogen?

"Planänderung. Wir führen es vor Ort durch. Wir haben Grund zur Annahme, dass die Einrichtung enttarnt wurde. Bereite alles vor."

Die Leitung knackte als mein Vorgesetzter auflegte und erschrocken ließ ich das Handy sinken.

"FUCK!", schrie ich aus voller Verzweiflung und schlug mit der Faust gegen die nächste Wand. Ein stechender Schmerz zuckte durch meine Knöchel, den ich ignorierte. Ich musste etwas unternehmen und vor allem musste ich Uruha davon abhalten, die Anderen noch weiter zu sedieren.

Also nahm ich die Beine in die Hand und rannte direkt zu ihm. Er befand sich bereits bei den schlafenden Vampiren. Sie waren alle in Silberketten gelegt, lagen in Kisten damit es nicht so auffällig war sie zu transportieren. Ich schlug ihm das Gerät, zum Verabreichen der Dosis, aus der Hand, das krachend zu Boden fiel. Sein erschrockenes und ebenso verwirrter Blick traf meinen.

"Aoi? Was soll das?" Das war eine berechtigte Frage und die beiden Soldaten, die ebenfalls im Raum standen und näher getreten waren, sahen das wohl ähnlich. Für eine Sekunde sah ich zu beiden, dann wieder zu Uruha, nickte ihm kaum merklich zu als ich meine Waffe zückte und den Soldaten zu meiner linken erschoss. Doch es hallten zwei Schüsse durch den Raum und schlussendlich polterten zwei leblose Körper zu Boden.

"Wir müssen sie aufwecken und wegschaffen. Sie sind unterwegs. Die Einrich-..." Ich hielt inne als ich das Gefühl nicht loswurde, dass mich jemand beobachtete. Uruha betrachtete mich fragend und folgte meinem Blick, der suchend durch den Raum glitt bis ich die Quelle fand. Kai. Er war wach, so mehr oder weniger und wirkte alles andere als begeistert.
 

"Du solltest mir lieber schnell erklären, was hier vor sich geht bevor ich diese Ketten sprenge und euch gegenseitig dazu bringe, euch zu erschießen."

Selbst in diesem angeschlagenen Zustand spürte ich die Ernsthaftigkeit seiner Worte und ich hegte keinen Zweifel daran, dass er seine Drohung wahrmachen würde. Jedoch sah er gar nicht mich an, sondern Uruha. Das fiel mir erst jetzt auf. Gesprochen hatte Kai nämlich mit ihm, nicht mit mir. Doch dieser schien sich zu weigern ihn anzusehen. Sein Gesicht wirkte gequält und traurig. Ich hatte meinen Freund noch nie so gesehen aber es schien ihm wirklich nahe zu gehen. Konnte es sein, dass er sich tatsächlich in Kai verliebt hatte? War es nicht nur Fake gewesen?

Ich öffnete gerade meine Lippen als ich das rhythmische Geräusch pulsierender Rotorblätter vernahm. Geschockt sah ich zur Decke. Sie waren schon da.

"Weck sie auf. Sofort! Doppelte Menge.", forderte ich von Uruha der genauso überrascht wirkte, sich aber anschickte meinem Befehl Folge zu leisten ehe ich zu Kai ging, der mich nicht aus den Augen ließ.

"Du kannst mich töten wenn das hier vorbei ist. Falls wir überhaupt lebend hier raus kommen."

Ich öffnete die Schlösser, die die Ketten an Ort und Stelle hielten und kaum waren sie auch nur etwas gelockert, schloss sich eine eiserne Hand um meine Kehle. Röchelnd hielt ich mich fest. Es hätte mir klar sein müssen, dass so etwas passieren würde.

"Kai...bitte...", krächzte ich, sah zu Uruha der unschlüssig da stand, nicht wusste ob er mir helfen oder weitermachen sollte.

"Wenn du auf mich schießt ist sein Leben vorbei. Vielleicht ist seins dir ja etwas wert.", hörte ich seine kalte Stimme und sah wieder zum Angesprochenen, der deutlich zusammenzuckte sich dann aber abwandte um den Rest aufzuwecken. Er verabreichte den übrigen vier Vampiren die doppelte Dosis des Gegenmittels. Vermutlich würde es schnell wirken allerdings wurde meine Sicht schon langsam dunkler. Ich bekam kaum Luft, schnappte erfolglos danach während er mich einfach nur anstarrte. Nur dumpf drang eine bekannte Stimme an mein Ohr, die immer näher kam während ich immer weiter abdriftete.

"Kai lass ihn! Bitte! Er...er ist mein Freund."

Die dunklen Strähnen wirbelten herum, verschwammen zu Schlieren aber ich wusste wer da stand.

"Manabu? Wie...was? Ich verstehe nicht." Ich röchelte wieder und langsam erschlaffte meine Haltung als ich immer weiter abdriftete, der Unterhaltung nicht folgen konnte bis ich plötzlich hart auf den Boden aufschlug und laut keuchend die Luft in meine Lungen sog. Hustend hielt ich mir den Hals, sah auf als sich meine Sicht langsam wieder klärte.

"Manabu...ich dachte, ich hätte mehr Zeit...", keuchte ich schwer und als nächstes hallte ein Klatschen durch den Raum. Autsch. Meine Wange brannte und doch musste ich lächeln. Er hatte mir ganz ordentlich eine verpasst aber wohl nur mit einem Bruchteil seiner Kraft.

"Du bist ein riesiges Arschloch Aoi! Weißt du das eigentlich?"

Ich nickte nur und hob die Hand an seine Wange, streichelte die kühle Haut nachdem ich mich wieder soweit beruhigt hatte, auch wieder Luft bekam.

"Ja das weiß ich und du bist mehr als ich verdient habe."

The Change

Als die Tür aufsprang, war ein Teil von uns eigentlich wieder fit. Jin hatten sie dauerhaft an einen Tropf legen müssen. Die Anomalie, dass er gegen sämtliche Einflüsse immun war, wirkte auch bei Medikamenten. Deshalb war er auch schnell wieder auf den Beinen, als das Mittel nicht mehr durch seine Adern zirkulierte. Als nächstes folgte Byou und kurz darauf Ruki und Reita. Sie waren alle angeschlagen, selbst ich hatte Kopfschmerzen aber das war absolut unwichtig. Ich verstand rein gar nichts mehr. Manabu war zurück, er lebte noch und...sorgte sich um Aoi? Er war sein Freund? Was war hier nur los? Gerade fehlten mir die passenden Puzzleteile um das Bild des großen Ganzen aufzudecken aber dazu fehlte uns gerade leider auch die Zeit.
 

Soldaten betraten den Raum, verteilten sich und zielten mit ihren Waffen auf uns. Jeder hatte mehrere rote Punkte auf diversen Stellen seines Körpers, selbst Aoi und Uruha. Was ging hier nur vor sich?

Allerdings erkannte man den Anführer dieser Truppe sofort. Vermutlich eben jener Vorgesetzte, vor dem sich Aoi so gefürchtet hatte. Ganz klassisch in Soldatenkluft, kurzem grauen Haar und stechend dunklen Augen, betrat er den Raum voller Abscheu und betrachtete jeden einzelnen in unserer Reihe. Schnalzend trat er näher, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, versprühte reine Arroganz.

"Aoi, Aoi, Aoi.", tadelte er und blieb dann stehen.

"Ich muss ehrlich zugeben, dass es mich wahrlich bestürzt, wie leicht wir uns haben an der Nase herum führen lassen. Du hast deine Rolle hervorragend gespielt. Der noch immer hassende Phoenix Soldat. Hätte ich gewusst, dass du einen kleinen Vampir vögelst, hätte ich dich noch auf der Stelle in deinem Haus, von dieser Schmach befreit. Naja und diese Abartigkeit sowieso.", deutete er abfällig in Manabus Richtung, der Aoi festhielt weil dieser wohl Anstalten machte, sich auf die Soldaten oder ihren Anführer zu stürzen. Dummer Mensch.

Es waren bestimmt 20 Waffen auf uns gerichtet und wer wusste schon, wie viele noch in anderen Bereichen standen, getarnt und nur darauf wartend abdrücken zu dürfen. Ich konnte Rukis Mienenspiel verfolgen. Sein Bruder lebte noch und schlief ganz offensichtlich mit seinem Entführer. Ja, das löste auch in mir gemischte Gefühle aus. Davon durfte ich mich allerdings nicht ablenken lassen. Die Situation war ernst, mehr als das.

"Was soll dieses kleine Theater hier überhaupt?", mischte ich mich nun ein und trat einen Schritt nach vorne. Natürlich ruckten sämtliche Waffen zu mir und ich konnte einen wahren Pool an roten Lasermarkierungen auf meiner Brust ausmachen.

"Kai. Der letzte Urvampir. Ich muss gestehen, ich habe mich auf dieses Treffen gefreut wobei ich zugeben muss, dass du für einen Urvampir nicht sehr gefährlich aussiehst. Nun, ich weiß es ja zum Glück besser. Schließlich hast du meine Mannschaft in jener Nacht, vor zwei Jahren, ausgerottet. Wie dem auch sei...unser lieber Aoi hatte wohl die glorreiche Idee, euch vor mir zu verstecken. Das hat auch wirklich lange funktioniert. Ich bin umgeben von Inkompetenz, fürchterlich. Wir hätten euch schon lange finden können aber wenn die Suche manipuliert wird, gestaltet sich das natürlich schwierig. Andauernd gab es Falschmeldungen, die Suchparameter wurden verändert und all sowas. Langweiliger Kram. Naja, bis zuletzt. Uruha einzuschleusen war natürlich Aois Idee. So wie ich es verstanden habe, sah der Plan vor, euch gefangen zu nehmen aber in Sicherheit zu schaffen bevor ihr in meine Hände gelangt. Hat allerdings nicht geklappt."

Mir fiel alles aus dem Gesicht. Konnte ich auf die Wahrheit in seinen Worten vertrauen? Hatten Aoi und Uruha dieses Spiel gespielt um uns zu beschützen?

"Bullshit. Das klingt nicht nach Jägern der Phoenix, das klingt danach, als ob du definitiv zu viele Sience-Fiction-Filme gesehen hättest. Aoi wollte sogar seinen eigenen Bruder töten, also wieso sollte er sich diese Mühe machen? So wie ich das sehe, ist es auch absolut irrelevant. Wir haben hier wohl ein anderes Problem. Wir werden uns nicht ergeben und ihr werdet uns nicht gehen lassen. Was machen wir also mit dieser Ausgangssituation?"

Der Anführer lachte nur.

"Oh es gibt keine Verhandlungen, keine Deals. Eigentlich brauche ich auch nur dich. Der Rest ist mir egal. Ich hätte sie einfach ausgeschaltet aber Aoi hat insistiert und so gute Argumente für ihre Festnahme ausgearbeitet, dass er mich überzeugen konnte. Allerdings liegt der Fall nun anders. Ich habe kein Interesse mehr an ihnen, nur an dir. Wobei...lass uns ein Spiel daraus machen. Dich ausgenommen, seid ihr zu siebt. Das ist schon mal einer zu viel. Die kleine Hure muss weg, sie ist sowieso unwichtig und nicht von Bedeutung."

Meine Augen weiteten sich als ich verstand, wen er meinte und auf wen der Soldat zielte, schlussendlich auch abdrückte. Es ging viel zu schnell, selbst für die Reaktionen eines Vampirs. Ehe ich verstand, was passierte, hallte der Klang eines Schusses durch die Halle und ein Körper glitt zu Boden, gefolgt von dem Geruch nach Blut.

Jedoch blieb es nicht bei diesem einzigen Schuss. Eine ganze Reihe an Schüssen wurde abgefeuert. Doch anstatt uns anzugreifen, fielen die Gegner reihenweise zu Boden bis nur noch der Kopf der Organisation übrig war. Mein Blick glitt zu den Männern, die aus sämtlichen Winkeln kamen, sogar von der Decke - nationale Task Forces. Doch woher kamen die ganzen Leute? Wer hatte sie gerufen? Mein Blick glitt wieder durch die Reihen und blieb an den beiden Personen hängen, die das alles nicht interessierte.
 

Aoi POV
 

Mein Chef war schon immer ein Arschloch gewesen. Sadistisch, unberechenbar und eine wirkliche Plage. All das hatte auch ich einst verkörpert. Nun nicht mehr. Ich hatte mich in den Feind verliebt, in meinen eigenen Gefangenen und meine ganze Rasse verraten. So wie Jin. Falsche Entscheidungen lagen wohl in der Familie.

Keuchend sah ich zu Manabu auf, dessen Tränen mir aufs Gesicht fielen, mich blinzeln ließen. Er versuchte verzweifelt das Blut aufzuhalten, das unaufhörlich aus meiner Wunde floss, egal wie fest er zudrückte.

"Manabu...", hauchte ich kraftlos und lächelte doch. Ich wusste, dass mein Vorgesetzter ihn erschießen würde. Manabu war der Grund für meinen Verrat und darüber hinaus unnütz. Er hatte nie Kais Blut getrunken, war noch ein stinknormaler Vampir und konnte deshalb eliminiert werden. Der Grund weshalb ich mich noch im selben Augenblick vor meinen Freund geschoben und die Kugel abgefangen hatte, die zwar nicht mein Herz aber dafür eine wichtige Arterie getroffen hatte. Ich blutete stark, spürte meine Gliedmaßen schon nicht mal mehr und in meinem Kopf wurde alles schon ganz dumpf. Ich starb und der einzige Mann, den ich je geliebt hatte, weinte um mich. Es stand ihm nicht.

"...sschh...nicht reden. Wir kriegen das hin, hörst du? Du wirst leben. Ja? Ich kann dich wandeln." Die Hoffnung in seiner Stimme versetzte mir einen Stich und mit letzter Kraft schüttelte ich den Kopf.

"Nein...ich will kein Vampir sein...ich...", meine Worte wurden durch einen Schwall Blut gestoppt, den ich hustete. Oh super. Anscheinend reichte es nicht, dass ich bereits aus der Brust blutete. Rasselnd schnappte ich nach Luft, was Manabu umso lauter schluchzen ließ.

"Das ist mir egal! Jin wollte auch nie ein Vampir sein und doch hat Byou ihn einfach dazu gemacht. Ich liebe dich Aoi. Bitte, du darfst nicht einfach sterben...", flehte er mich an und doch hallten nur die vier wichtigsten Worte in meinen Ohren nach. In all der Zeit hatte er mir nie gesagt, dass er mich liebte. Wir hatten kein Wort darüber verloren, so verkorkst waren wir wohl beide.

Ich wollte etwas erwidern, kam aber nicht dazu als sich Kai in mein, sich stetig verkleinerndes, Sichtfeld schob. Seinen Blick konnte ich nicht lesen, so unergründlich waren seine dunklen Augen, die einfach nur meinen gefangen hielten. Er schien nachzudenken, abzuwägen ehe er seinen Ärmel hoch schob und sein Handgelenk entblößte.

"Kai nicht!" Eine blasse Hand schlang sich um jenes Handgelenk und ich erkannte meinen Bruder, der ihn voller Furcht davon abhalten wollte, etwas dummes zu tun. Doch er entzog ihm seinen Arm, murmelte etwas, das ich nicht verstand und widmete sich wieder meiner sterbenden Gestalt.

"Hör mir jetzt ganz genau zu. Es ist mir scheiß egal, ob du keiner von uns werden willst. Du hast mir einiges zu erklären und ich denke du bist dir dessen bewusst, was du mir angetan hast." Mein Blick glitt zu Uruha, der etwas entfernt stand, fest gefroren und unfähig etwas zu tun bevor ich wieder zu Kai sah, zustimmend blinzelte.

"Ich werde dir mein Blut geben, dich zu meinem Kind machen. Solltest du nicht stark genug sein und deinen Verstand verlieren, erlöse ich dich mit Vorliebe von deiner irdischen Existenz. Sollte dies aber nicht der Fall sein, wirst du dieses Geschenk annehmen...für ihn. Du wirst dafür sorgen, deine Schuld abzuleisten, wie das auch immer aussehen mag. Das ist meine Entscheidung."

Daraufhin biss sich der Urvampir in sein Handgelenk, öffnete eine Wunde, die er mir auf die geöffneten Lippen presste.

"Trink oder stirb. Deine Entscheidung.", offerierte er mir kalt und nach einem weiteren Blick in Manabus ängstliches Gesicht, beschloss ich zu trinken. Ich wusste nicht, ob er Angst davor hatte, dass mich Kais Blut verrückt werden ließ oder dass ich starb. Vermutlich beides. Jedoch klang es nach einem fairen Angebot weshalb ich einfach nachgab und an der Wunde saugte, das Blut trank, das mir dargereicht wurde. Zunächst schmeckte es metallisch, so wie Blut eben schmeckte bis es ein ungeahntes Kribbeln in mir auslöste, mich keuchen ließ und neue Lebensgeister in mir weckte. Ich packte sein Handgelenk, öffnete meine Augen und trank gierig weiter bis er mir den Zugang verwehrte. Die Wunde schloss sich noch in der Sekunde, als meine Lippen sie verließen und nach einer weiteren suchte mich ein, nie zuvor gekannter, Schmerz heim. Alles um mich herum verschwamm, die Stimme meines Freundes wurde leiser und leiser bis auch sie verschwand. Ich versank in der unendlichen Dunkelheit des Wandlungsprozesses.
 

Der Schmerz war vorüber, zumindest spürte ich ihn nicht mehr. Es war fast so, als hätte sich meine Seele gelöst, ihre körperliche Hülle verlassen und schwebte nun in der unendliche Schwärze von Raum und Zeit bis ich Bilder sah, Erinnerungen, die nicht meine waren. Ich erkannte das Kind und seinen Weg, seine Erlebnisse durch die Zeit. Kai.

Ich sah seine Geschichte voller Einsamkeit und einem unstillbaren Hunger nach menschlichem Blut. Ich sah Hakuei und die Hoffnung auf ein normales Leben, soweit das möglich war. Die Schuld erdrückte mich wortwörtlich, presste mich in einen freien Fall, dessen Ende nicht abzusehen war bis ich aufschlug. Ich befand mich in einer Art Arena, gesäumt von diversen hölzernen Türen, die allesamt verschlossen schienen. Zumindest solange bis sich eine öffnete. Das war es also, was Kai gemeint hatte. Ich verstand es nun.

Während des Wandlungsprozesses entschied sich, ob ich meine Dämonen besiegen konnte oder ihnen unterlag und auf ewig den Verstand verlor. Zunächst war es nicht schwierig. Meine 'Gegner' entsprangen allesamt einer Vergangenheit, die nicht mir gehörte. Ich kannte die Personen nicht, weshalb mir der Kampf nicht schwer fiel bis zu dem Moment als sich die letzte Tür öffnete und zwei Personen herauskamen, die sich als meine Eltern entpuppten. Ich erstarrte als sie auf mich zukamen, Blut befleckt, mich voller Abscheu anblickend. Sie sagten nichts und doch konnte ich ihre Stimmen hören, die meinen Geist vergifteten. Sie gaben mir die Schuld an ihrem Tod. Ich hatte geschworen ihren Tod zu rächen, die Vampire auszulöschen und nun befand ich mich im Wandel um zu diesem Feind zu werden. Ihre Worte erdrückten mich, machten mich klein und ich sank auf die Knie, hielt mir die Hände auf die Ohren.
 

Du hast uns getötet Aoi. Sieh es dir an!
 

Ich hob den Kopf und konnte zusehen, wie ich selbst am Hals meiner Mutter hing, ihr die Kehle aufriss und mich an ihrem Blut labte. Nein! So war das nicht gewesen, so würde es niemals sein. Ich schrie, schüttelte den Kopf bis ich plötzlich wieder stand und meinen Vater direkt vor mir hatte. Er hielt ein Jagdmesser in der Hand. Solche waren Teil meiner Ausrüstung. Er griff nach meiner Hand, legte den Griff hinein und drehte die Klinge so, dass sie direkt auf mein Herz deutete.
 

Tu es und erlöse dich. Mach uns Stolz Aoi. Komm zu uns.
 

Meine Hand zitterte als ich auf sie hinab blickte. Ich sollte sie Stolz machen. Ich musste meine Schuld doch ableisten. Immerhin hatte ich ihnen geschworen sie zu rächen. Ich wollte bei ihnen sein, das wollte ich wirklich und doch...etwas hielt mich davon ab. Mein Blick glitt zu meinem eigenen Handgelenk. Mein Ärmel war ein wenig hinauf gerutscht, entblößte mein Handgelenk an dem ich ein Armband entdeckte, das aus kleinen schwarzen Kugeln bestand, die ihm schwachen Licht glitzerten. Ich konnte mich nicht davon lösen, es hielt mich einfach gefangen während mein Vater immer weiter auf mich einredete aber ich hörte ihn gar nicht mehr. Ich sah den Grund weshalb ich es nicht konnte. Es gab jemanden, der auf mich wartete. Jemanden, der mich liebte und mich brauchte. Ich hatte eine Schuld zu begleichen aber nicht gegenüber meinen Eltern.

"Manabu...", hauchte ich, drehte das Messer in meiner Hand und stieß es meinem Vater ins Herz.

"Es tut mir leid...ich kann nicht bei euch sein...vergebt mir...", schluchzte ich leise und öffnete meine Augen. Die Schemen meiner Eltern verschwanden, auch das Messer. Die ganze Arena begann zu zerfallen bevor sich der Boden auftat und mich verschluckte. Wieder fiel ich in die schwarze Leere, versuchte nicht mich dagegen zu wehren und ließ es geschehen.

Als ich das nächste und letzte Mal aufprallte, öffnete ich schlagartig meine Augen, tat einen tiefen lauten Atemzug, setzte mich dabei auf und fasste mir an die Brust. Doch das erste, was ich erblickte, war keine neue Arena sondern zwei blassviolette Augen, die so unglaublich schön waren, wie nichts, was ich je zuvor erblickt hatte.

"Manabu."

My Heart is Broken

Einen Monat später
 

Ich saß, wie so oft, auf der Dachterrasse des Anwesens, das ich gekauft hatte und starrte in die Nacht. Die Sonne würde bald aufgehen nicht, dass das irgendeinen der Bewohner kümmerte. Sie waren alle immun gegen das Sonnenlicht. Nachdem sich der erste Schock etwas gelegte hatte, beschlossen wir gemeinsam, erneut zusammen zu leben. Die Trennung war nicht mehr nötig und ich musste zugeben, dass ich ihre Gesellschaft zwar vermisst hatte, mich aktuell aber nach etwas Ruhe und Einsamkeit sehnte.
 

Aoi hatte die Wandlung überstanden und war nicht verrückt geworden. Zumindest noch nicht. Allerdings bezweifelte ich, dass es noch dazu kam. Er war stark, stärker als Jin, der es nicht geschafft hätte. Da war Byou die bessere Wahl gewesen. Ich wusste nicht mal, warum ich damals so reagiert hatte. Manabu hätte ihn genauso wandeln können, vielleicht wäre es sogar so gekommen aber lieber zog ich den Hass des Jüngeren auf mich als das ihn Manabu abbekam. Wobei ich auch das ausschloss. Andererseits lag es nun in meiner Pflicht, Aoi anzuleiten, ihn zu trainieren und seinen Blutdurst zu kontrollieren. Die Anderen hatten sich noch nicht wirklich an ihn gewöhnt. Nun, bis auf Jin wobei selbst das Verhältnis der beiden Brüder noch etwas verhalten war. Sie näherten sich nur langsam wieder an und Aoi tat gut daran, ihm den Freiraum zu geben, den er brauchte.
 

Frieden war eingekehrt und ich war froh darüber. Kein Verstecken mehr, keine Furcht vor Phoenix. Zumindest vorerst. Die Anderen waren glücklich, vor allem Manabu, der seinen Geliebten bei sich hatte und endlich zurück war. Ich hatte ihn ebenfalls von meinem Blut trinken lassen, damit er sich komplett in die Familie integrieren konnte. Sie waren nun irgendwie alle meine Kinder. Ein merkwürdiges Gefühl. An sich schön und doch füllte es nicht die Leere in meiner Brust.

Ein tiefes Seufzen entwich mir als der Wind durch mein Haar wehte, es ein wenig herum wirbeln ließ bevor es sich wieder auf meine Schultern senkte und die Sicht auf eine Person Preis gab, die sich stumm neben mich gesetzt hatte, wenn auch mit Abstand.

Sein Duft wehte zu mir herüber, löste ein heftiges Verlangen in mir aus und doch widerstand ich, blieb reglos sitzen und beobachtete den heller werdenden Horizont. Ich mied ihn wo ich konnte. Es war mir noch immer schleierhaft, warum alle anderen seinem Einzug in das Anwesen zugestimmt hatten. Ich war dagegen, wurde aber überstimmt. So viel dazu, dass ich mal etwas zu sagen hatte. Uruha lebte hier mit uns. Es gab keinen Ort an den er sonst hätte gehen können, nun da die Untergrundaktivitäten von Phoenix offenbart worden waren. Das ganze Unternehmen war praktisch eingefroren worden während die Untersuchungen liefen. Nun war er der einzige Mensch in diesem Haus aber niemand störte sich daran. Mich störte auch nicht seine Rasse sondern eher seine bloße Existenz. Nein, ich hatte ihm nicht verziehen und seit dem Vorfall waren nur die nötigsten Worte gewechselt worden, zumindest was mich betraf. Es war nicht so, dass ich das Verlangen in seinen Augen nicht gesehen hätte. Er wollte mit mir sprechen, mir nah sein aber ich ließ ihn nicht und auch jetzt würde er es versuchen. Anscheinend war er es leid von mir ignoriert zu werden und suchte seit neustem immer wieder das Gespräch, vorausgesetzt ich ließ ihn.
 

Das war auch jetzt nicht der Fall. Ich wollte einfach nur alleine sein weshalb ich von dem kleinen Dachvorsprung stieg und den Weg zurück ins Innere antrat. Ich konnte ihn seufzen hören aber das änderte nichts an meiner Entscheidung. Mein Weg führte mich zurück in mein Zimmer, dicht gefolgt von Schritten, die mir unerschütterlich folgten. Es nervte mich und zwar gewaltig. Ich nutzte meine Fähigkeiten selten aus aber in diesem Moment lief ich dann doch in vampirischer Geschwindigkeit zu meinem Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Konnten sie mich nicht alle einfach in Ruhe lassen? Vor allem Uruha. Ich wollte ihn einfach nicht sehen. Manchmal kam es mir so vor als ob sie mich, durch seine Anwesenheit, aus dem Haus mobben wollten. Doch das machte keinen Sinn und vermutlich meinten sie es gut nur, dass mich einfach keiner fragte, was ich wollte.

Ich ließ von der Tür ab und ging ein paar Schritte, da schwang diese auch schon auf und knallte gegen die Wand. Uruha trat mit festen Schritten ein, knallte die Tür wieder zu und schloss ab. Es amüsierte mich, dass er den Schlüssel in seine Hosentasche schob und der festen Überzeugung war, dass ich mich ihm nun stellen musste. Niedlich.
 

"Dir ist bewusst, dass ich diese Tür auch ohne den Schlüssel aufbekomme oder etwa nicht?", kommentierte ich seine Bemühungen mit Arroganz. Seine trotzige Mimik verriet mir, dass er nicht soweit gedacht hatte. Ich schnaubte belustigt und wandte mich wieder ab, setzte meinen Weg fort, wurde aber zurückgehalten. Die Wärme seiner Hand durchdrang meinen Arm und ließ mich erstarren. Da war es wieder, dieses Ziehen in meiner Brust, das Brüllen meines Herzens, mit dem Quatsch aufzuhören und ihn mir endlich zu nehmen. Nur war die Stimme meines Verstandes lauter weshalb ich ihn auch anknurrte.

"Fass mich nicht an!", fauchte ich und entriss ihm meinen Arm, funkelte ihn an. Meine Augen glommen schon wieder in einem leichten Rot. Das taten sie häufiger wenn Uruha mich so in die Enge trieb. Bei ihm hatte ich mich kaum unter Kontrolle und das war nicht wirklich gut. Dennoch folgte er mir unbeeindruckt und griff andauernd wieder nach mir.

"Kai! Lass uns endlich reden! Verdammt nochmal...bleib doch endlich mal steh-..."

Ein Keuchen entwich seine Lunge als ich ihn gegen die nächstbeste Wand presste, voller Wut über sein nerviges und ungehobeltes Verhalten.

"...-en...", hauchte er und sah mir in die Augen. Nun erblickte ich die Furcht, die ich auslösen wollte. Er sollte Angst haben, sich von mir fernhalten und doch hielt dieser Zustand nicht lange genug an.

"Du kapierst es einfach nicht oder? Was soll ich noch tun hm? Ich habe es auf die nette Art versucht aber du scheinst es darauf anzulegen, dass ich dir Schmerzen zufüge. Ist es das was du willst ja?", spie ich ihm entgegen.

Er zuckte zusammen, senkte den Blick und seufzte tief, zuckte mit den Schultern.

"Wenn es dir hilft und du mir dann endlich zuhörst...dann ja."

Meine Brauen wanderten überrascht in die Höhe. Das entwaffnete mich durchaus. Ich würde ihn nicht verletzen, das war nicht meine Absicht und doch...ein Teil von mir wünschte es sich. Ich wollte ihn den Schmerz erleiden lassen, den er mir zugefügt hatte.

"Du hast keine Ahnung, was du da von dir gibst. Geh und komm nicht wieder. Ich will nicht hören, was du glaubst, mir zu sagen zu haben. Es ist unwichtig. Belästige mich einfach nie wieder oder ich bin das nächste Mal nicht so gnädig.", zischte ich ihm entgegen und ließ von ihm ab. Tief seufzend wandte ich mich erneut ab, setzte meinen Weg fort bis ich meine Minibar erreichte. Dort schenkte ich mir erst mal einen doppelten Wodka ein. Den exte ich auch sofort. Leider wirkte das Zeug ja nicht aber es brannte ganz angenehm auf dem Weg in meinen Magen.

"Ich werde nicht gehen. Töte mich, aber anders wirst du mich nicht zum Schweigen bringen können."

"Sei lieber vorsichtig mit dem, was du so von dir gibst.", knurrte ich und schenkte mir einen weiteren Drink ein. Vielleicht würde der Alkohol ja irgendwann wirken, wenn ich genug in mich hinein schüttete.

"Kai...es tut mir leid...ich weiß..."

Ich hob meine Hand und er hielt inne.

"Die Platte kenne ich schon und du weißt gar nichts Uruha!", warf ich direkt dazwischen und kippte das nächste Glas.

"Ja okay. Ich weiß gar nichts. Ich weiß nicht, wie du dich fühlst, wie du dich gefühlt hast als Hakuei dich verraten hat aber ich habe dich nicht verraten."

Bei dem Klang seines Namens wurde mir ganz anders. Ich stellte das Glas auf dem Tresen ab und presste die Lippen aufeinander.

"Richtig, du hast mich nicht verraten. Du hast mich verarscht. Du hast mich dazu gebracht dir zu vertrauen, mich dir zu öffnen nur damit du mir das Herz rausreißen kannst. Stimmt. Du bist noch schlimmer als er. Du bist der letzte Dreck."

Zum Schluss brüllte ich und sah zu, wie er kurz zurückwich. Ja, so war es gut. Vielleicht verschwand er ja endlich, wenn sonst schon nichts half.

"Ich...wollte das nicht. Ich wollte es dir sagen obwohl ich nicht durfte, wirklich. Das musst du mir glauben. Kai ich...ja ich war auf dich angesetzt. Ich sollte dich verführen, dein Vertrauen gewinnen aber...ich hätte nie erwartet, dass ich mich verliebe. Meine Gefühle waren echt...sind es noch immer. Ich liebe dich und ich wollte dich nie verletzen."

Seine Stimme klang tränenerstickt und doch hielt er sie noch erfolgreich zurück.

"Aber ich liebe dich nicht.", erwiderte ich kalt. Ja, vielleicht würde es wahr, wenn ich mir das nur oft genug einredete. Ich war für diese Sekunde abgelenkt, bemerkte zu spät, dass er an mich heran trat und mir, für einen Menschen, eine saftige Backpfeife verpasste.
 

"Das ist eine Lüge und das weißt du! Das wissen wir beide. Warum gibst du mir keine Chance, es wieder gut zu machen? Ich habe alles dafür getan, damit du nicht stirbst, damit sie dich nicht trocken legen um dein Blut gegen alle zu verwenden, die dir etwas bedeuten und auch nicht gegen die, die du gar nicht kennst. Du scheinst sogar Aoi verziehen zu haben aber ich werde gestraft? Warum?"

Uruha war dazu übergegangen auf mich einzuschlagen wobei die Intensität seiner Fäuste, die meine Brust trafen, immer schwächer wurde. Inzwischen schluchzte er, krallte sich in meinen Pullover und flüsterte immer wieder, dass ich ihm vergeben sollte.

Es tat mir weh ihn weinen zu hören und selbst mir stiegen Tränen in die Augen weshalb ich sie schloss. Ein paar Mal atmete ich tief durch, öffnete die Augen dann wieder, sah ihn aber nicht an.

"Du hast Recht. Es ist eine Lüge und eben weil ich dich liebe, kann ich dir nicht verzeihen. Du hast dich in mein Leben gedrängt, dich mir aufgedrängt, es provoziert, dass ich mich auf dich einlasse und am Ende...es war die Idee eines Anderen. Ich habe es Aoi per se nicht verziehen aber er hatte die Entscheidung. Sterben oder einer von uns werden plus die Chance, dass ich ihn töte wenn er den Verstand verliert. Er hat gewählt und sich seinem Schicksal gestellt. Demnach hat er seine gerechte Strafe erhalten und mein Urteil wurde vollstreckt. Ganz einfach. So geht das aber bei dir nicht."

"Wieso nicht? Mach mich zum Vampir, stell mich genauso vor die Wahl. Bitte! Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann um dir zu beweisen, dass nicht alles gelogen war.", flehte er mich an worauf sich mein Blick in sein verweintes aber noch immer hübsches Gesicht richtete. Ein Fehler. Definitiv. Es zog wieder in meiner Brust und ich konnte dem Drang, ihn zu küssen, kaum widerstehen.

"Nein. Ich würde dir damit nur einen Gefallen tun und du bist nicht stark genug für mein Blut. Es gibt nichts, das du tun könntest."
 

Uruha löste sich von mir und mein Herz brach erneut. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, griff in seine Hosentasche und zog einen kleinen schwarzen Stick hervor, den er mir in die Hand legte.

"Was soll ich damit?", fragte ich irritiert und betrachtete das kleine rechteckige Speichermedium.

"Sieh dir an, was darauf zu sehen ist oder wirf ihn weg. Es ist mir gleich. Ich kann dich nicht persönlich überzeugen...vielleicht kann es mein vergangenes Ich und...wenn das nicht klappt dann...dann lasse ich dich gehen."

Mit diesen Worten ließ er mich alleine, zog die Tür leise hinter sich ins Schloss und übergab mich der Stille meines Raums. Langsam sah ich den USB-Stick an, der auf meiner Handfläche ruhte. Uruhas vergangenes Ich? Wie hatte ich das zu verstehen? Nun, ich würde es wohl nur herausfinden, wenn ich dem Ganzen eine Chance gab. Tief seufzend legte ich den Stick erst mal beiseite und zog mich um, wechselte in etwas gemütlicheres bevor ich nach meinem Laptop griff und mich damit auf mein Bett verzog. Ein weiteres volles Glas Wodka stand neben mir. Vorsorglich zündete ich mir eine Zigarette an um die aufkommende Nervosität zu zerstreuen. Mir war schleierhaft warum ich gerade nervös wurde. Jedoch wurde es nicht besser als ich diverse Videos entdeckte, die alle mit Datum beschriftet waren. Ich beschloss das erste Video zu starten, der Tag an dem Uruha in den Club gekommen und sich um die ausgeschriebene Stelle beworben hatte.
 

Log 1

Ich habe das Zielobjekt, Kai, heute kennengelernt. Ich muss sagen, er sieht besser aus als auf den Fotos, die Aoi mir gegeben hat. Er ist ziemlich abweisend und bleibt professionell wobei ich glaube, dass ich ihm gefalle. Morgen fange ich an. Ich hoffe Aoi ist sich dessen bewusst, was er von mir verlangt. Ich hoffe ich schaffe das aber für die Mission ziehe ich es durch. Dabei hat es mir schon eine Menge abverlangt mich von ihm beißen zu lassen. Wobei...es hat nicht mal wirklich weh getan...er war wirklich zärtlich dabei und viel getrunken hat er auch nicht. Dennoch...es wird hart.
 

Log 2

Der Tag war wirklich anstrengend. Allerdings weiß ich nun, dass er auf meine Beine steht. Ihm sind ja fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Das Outfit behalte ich also bei. Den Toyboy habe ich auch aus dem Weg geräumt. Meine Störung und das absichtliche Legen von verdrehten Wahrheiten hat den Kleinen mächtig eifersüchtig abziehen lassen. War wirklich witzig und irgendwie...naja ich kann nicht behaupten, dass es mir missfallen hätte. Der war eh viel zu jung. Ich weiß zwar nicht, wie alt er ist aber definitiv zu alt für so ein Kind. Die Stalkernummer, die ich mir überlegte habe, hat auch gezogen. Mal sehen wie weit ich das treiben kann.
 

Log 3

Dieser verdammte Vampir hätte mich beinahe umgebracht...Ratte. Er hatte es eigentlich nur so aussehen lassen sollen aber naja...die Gelegenheit war wohl günstig. Kai hat mich gerettet und war wieder so...ich kann es gar nicht beschreiben wie zuvorkommend er war. Naja...der Typ ist nur noch Asche. Wer die Regeln bricht, muss mit sowas rechnen. Allerdings hat mich Kai mit zu sich nach Hause genommen. Es...ist eine schöne Wohnung und sein Bett ist wirklich bequem. Er hat sich auch so aufopferungsvoll um mich gekümmert. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so behandelt wurde. Irgendwie fällt es mir schwer in ihm etwas übles zu sehen. Ganz im Gegenteil. Allerdings hat er sich nicht zu mir gelegt. Das war schon schade...Gott was rede ich da. Ich glaube der Blutverlust macht sich doch bemerkbar. Vielleicht wirkt das Hämoxin nicht so richtig aber...ich habe die letzte Nacht genossen. Er riecht gut und seine Haut ist warm...ist das bei Urvampiren so? Und er ist stark, naja nichts ungewöhnliches für einen Vampir. Ich rede wirklich Quatsch.
 

Log 4

Mir geht einfach nicht aus dem Kopf wie er mich angesehen hat. Diese absolut tieftraurigen Augen. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sein muss schon so lange alleine auf der Welt zu sein und der einzige, der immer bei einem war, ist durch die eigene Hand gestorben. Ich habe es mit dem Kuss wohl übertrieben wobei er ihn erwidert hat, zumindest für einen Moment. Weggestoßen zu werden tat irgendwie weh. Bin ich kompromittiert oder ist es vielleicht gut, dass ich so empfinde? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fühle ich mich beschissen. Ich mochte den Morgen, mochte es wie er sich mir genähert hat in dem Glauben, dass ich noch schlafen. Er war zärtlich und neugierig, schien sich an meinem Geruch festsaugen zu wollen. Liegt das nur an meinem Blut? Allerdings hat er so überstürzt das Bett verlassen, dass es wohl nicht daran liegen kann oder? Ich rede wirklich Schwachsinn aber...ich muss mir einfach eingestehen, dass ich gerne in seinem Arm gelegen habe. Der erste Vampir bei dem ich mich wohl fühle...der erste Vampir, der mich nicht benutzt oder meine Hilflosigkeit ausnutzt. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Mal sehen wie es später läuft. Ich muss mir auf jeden Fall etwas überlegen um ihn wieder milde zu stimmen.
 

Log 5

Ich habe heute die Anderen kennengelernt. Sie sind tatsächlich vorbei gekommen und scheinen auch länger zu bleiben. Tatsächlich wirken sie gar nicht wie Killer. Sie sind erstaunlich witzig. Zwei von ihnen haben von mir getrunken und...Kai auch. Oh man...ich weiß nicht, was das ist, aber ich...mag es irgendwie. Erstaunlich, dass ich das mal sagen würde. Ausgerechnet ICH, aber es ist so. Allerdings verstehe ich nicht, warum er am Ende so gemein geworden ist. Er schien absolut wütend. Vielleicht lag das auch daran, dass seine Freunde ihn dazu gebracht haben so von mir zu schwärmen während ich hinter ihm stand. Ich...hm...mir wird immer noch warm wenn ich darüber nachdenke. Manchmal glaube ich, dass ich das hier nicht weitermachen kann. Ich bin jedes Mal kurz davor Aoi anzurufen und das alles abzublasen aber dann denke ich wieder an das Gefühl in seinen Armen zu liegen und mein Vorhaben gerät in Vergessenheit. Wo soll das nur hinführen? So wie es aktuell aussieht, wird das alles so schnell nicht nochmal passieren. Er ist mir nach dem Kuss ja schon aus dem Weg gegangen...
 

...
 

Log 13
 

Aoi meinte, dass es langsam Zeit wird mit dem Plan fortzufahren. Ich...ich weiß nicht so recht. Ich fühle mich nicht gut dabei. Er hat es mir erklärt, die Karten auf den Tisch gelegt aber meine Bitte abgelehnt, mit Kai darüber zu sprechen. Es würde wohl alles gefährden. Er glaubt, dass er sich zurückziehen würde, genauso wie die Anderen und dann wäre alles verloren. Der Urlaub soll ein kleiner Vorlauf sein. Die Anderen werden mitkommen. Dann können wir schon mal das Mittel testen. Ich fühle mich wirklich nicht wohl dabei. Am liebsten würde ich aussteigen aber das wiederum würde Kai gefährden. Der Chef erwartet Resultate und die müssen wir ihm liefern, ansonsten wird er nur misstrauisch. Das können wir uns nicht leisten aber ich habe das Gefühl, umso mehr Zeit vergeht, umso mehr reite ich mich in die Scheiße. Ich mag ihn wirklich. Einen Vampir...ich verfluche mich dafür. Wirklich. Ich...ach...ich kann mich doch nicht in einen verlieben. Gut, ich habe mich überreden lassen sie zu retten. Warum auch immer. Nach allem, was ich durchgemacht habe verrate ich nun meine eigenen Prinzipien aber...er ist anders. Sie sind anders. Sie sind nicht wie die von damals. Was soll ich nur tun? Ich muss es wohl durchziehen.
 

Log 14
 

Wir haben Jin entführt. Verdammter Jin. Das war alles viel zu früh. Also...Aoi meinte es wäre okay und, dass wir langsam in Aktion treten müssten. Es kam ihm gelegen. Er spielt das Spiel weiter und ich muss zusehen. Es ist nun kein Geheimnis mehr, dass ich nicht einfach nur ein Typ bin, der in einer Blutbar Arbeit gesucht hat. Scheiße...Kai wird mich umbringen. Er wird mir doch niemals glauben, dass er mehr ist als nur ein Auftrag. Ich weiß nicht wo das alles hinführen soll. Das kann doch nur schief gehen. Ich habe wirklich kein gutes Gefühl dabei.
 

Log 15
 

Ich habe ihn verloren. Der ganze Plan ist einfach nur schief gelaufen. Gut, wir haben sie trotzdem retten können und der ganze Konzern ist auf Eis gelegt worden aber seitdem spricht er nicht mehr mit mir. Er hat Aoi zum Vampir gemacht...es geht ihm eigentlich ganz gut. Er hat ja auch Manabu und Kai selbst hilft ihm auch, muss er wohl irgendwie. Trotzdem blockt er mich komplett ab. Er redet nicht mit mir, geht mir aus dem Weg. Es tut weh...ich hätte mich nie verlieben dürfen. Ich habe mit den Anderen gesprochen. Sie sind da wesentlich kooperativer. Zwar sind sie auch nicht begeistert von der ganzen Geschichte aber sie versuchen mir zu helfen. Nur ohne großen Erfolg. Jeder sagt mir, dass ich ihm Zeit geben soll aber wie viel denn noch? Ich halte das nicht mehr aus.
 

Log 16
 

Langsam drehe ich wirklich durch. Ich fühle mich wie ein Aussätziger und habe schon darüber nachgedacht einfach zu gehen. Das Militär hat mir einen Job angeboten. Ich könnte bei ihnen arbeiten aber...ich will hier eigentlich nicht weg. Ich würde nur weglaufen und in seinen Augen macht mich das sicher erst recht schuldig. Das will ich nicht aber langsam weiß ich nicht mehr weiter. Ich....versuche es noch ein letztes Mal. Vielleicht gebe ich ihm die ganzen Aufzeichnungen. Es könnte etwas bringen aber...wenn auch das zu nichts führt dann...ja dann nehme ich vielleicht wirklich das Angebot des Commanders an und gehe zum Militär. Ich will ihm nicht weiter zur Last fallen...
 

Das war die letzte Videoaufzeichnung. Mein Blick ruhte auf dem Bildschirm, der die letzte Einstellung zeigte bevor Uruha die Aufnahme abbrach. Er wirkte so niedergeschlagen, gebrochen. Anscheinend überlegte er wirklich zu gehen und das alles nur wegen mir. Es zog wieder in meiner Brust. Ich wollte nicht, dass er ging und sich so deplatziert fühlte. Jedoch gab es da ein paar Dinge, die ich nicht verstand. Er hatte sie immer nur angerissen. Vermutlich waren die Aufzeichnungen auch für Aoi gewesen oder sie waren tatsächlich privater Natur. Das wusste ich natürlich nicht. Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht, schloss den Deckel des Laptops und stellte diesen beiseite. Ich konnte nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen. Selbst der Rest konnte es nicht, zumindest nicht ganz. Allerdings hatten sie Aoi auch weitestgehend akzeptiert und er stellte den Initiator dieser Geschichte dar. Vielleicht ging ich zu hart mit Uruha ins Gericht und trotzdem...es war nicht von heute auf morgen wieder gut zu machen, so viel stand fest.

Next in Line

Aoi POV
 

Seit meiner Wandlung konnte ich gar nicht mehr aufhören Manabu zu betrachten. Seine ebenmäßige Haut, die schmalen geschwungenen Lippen, sein glänzendes langes Haar, das er wieder rot gefärbt hatte. Nun, ich war daran nicht ganz unschuldig aber ich mochte die Farbe an ihm, sie stand ihm fantastisch. Eigentlich hätte ich schlafen sollen aber ich konnte nicht. Es fiel mir noch immer schwer abzuschalten. Zwar hatte mir Reita beigebracht, wie ich mit der Flut an Geräuschen und Gerüchen klarkomme aber es wirkte alles noch immer sehr befremdlich, so neu. Ich war nun mal auch neu. Neu geboren. Mittlerweile konnte ich meinen Bruder doch etwas besser verstehen. Er hatte keine Wahl gehabt, ob er ein Mensch bleiben oder zum Vampir werden wollte. Die wurde ihm abgenommen, wie er mir erzählt hatte. So langsam kamen wir uns wieder näher aber es würde wohl noch eine ganze Zeit vergehen bis die Wunden verheilt waren, wenn sie es denn je sein würden.
 

Mit dem Rest verstand ich mich soweit gut. Selbst Kai war nett zu mir, falls man es so ausdrücken konnte. Ich war sein...Kind. Diese Bezeichnung war genauso befremdlich wie alles andere. Nun, mein Erschaffer war alt...verdammt alt und doch wirkte er jünger als ich, was mich nicht daran hinderte, seinen Befehlen Folge zu leisten. Eine wirkliche Wahl hatte ich nicht. Noch nicht zumindest. Außerdem wollte ich es mir nicht mit ihm verscherzen. Für ihn schien meine Strafe vollzogen. Ich musste mich mit meinem neuen ewigen Leben arrangieren und ich konnte nicht wirklich behaupten, dass ich mich zu 100 Prozent daran gewöhnt hatte. Es würde seine Zeit brauchen aber aktuell war ich zufrieden. Vor allem in diesem Moment, da Manabu in meinen Armen schlief und ich ungehindert sein Wesen studieren konnte. Am liebsten drückte ich meine Nase gegen seine Haut oder in sein Haar. Sein Duft war mir als Mensch nicht aufgefallen, zumindest nicht in all seinen Facetten.
 

Tatsächlich konnte ich den Sommer riechen, Kirschen, einen trockenen heißen Sommertag, Reisfelder und den Geruch von Stroh. Ich mochte die Kombination und konnte mich daran nicht satt riechen. Der Sex hatte sich auch verändert. Gott, es war kein Vergleich zu vorher. Nun brauchte sich Manabu nicht mehr zurückhalten und es beschämte mich noch immer, aber ich war nach den ersten zwei, drei Malen tatsächlich in Tränen ausgebrochen. Nicht, weil ich Schmerzen empfand oder es mir nicht gefiel...nein, meine Gefühle hatten mich übermannt. Man spürte so viel mehr, empfand so viel mehr. Ja, das haute selbst mich aus den Latschen. Mein Freund zog mich noch immer gerne damit auf, provozierte mich und bekam dafür seine Quittung. Natürlich im Bett, falls ich ihn nicht gerade damit ärgerte, ihn verhungern zu lassen. Allerdings wäre er nicht Manabu, wenn er sich nicht holte, was er wollte. Mittlerweile ergänzten wir uns wirklich gut und er half mir, wo er konnte. Gerade was das Trinken anging wobei Kai mir da am meisten half. Das Kind eines Urvampirs zu sein war tückischer als gedacht. Mein Hunger war...nagender...einnehmender und ich verlor viel schneller die Kontrolle als ein gewöhnlicher Vampir der X-ten Generation. Er half mir ruhig zu bleiben, das Tier in mir zu kontrollieren. Es ging langsam voran aber immerhin sah er Fortschritte. Das war gut. Ich wollte ihm wirklich nicht zur Last fallen vor allem, weil mir auffiel, wie sehr er zu leiden schien. Ich hätte ihnen wirklich gerne geholfen, auch Uruha aber ich wusste nicht wie. Die Beiden mussten das einfach unter sich ausmachen.
 

Es war, als ob er meine Gedanken gehört hätte, da hörte ich meinen Namen in meinem eigenen Kopf wiederhallen. Ein netter kleiner Haken. Kai konnte mich jederzeit via Gedankenkraft kontaktieren. Ich ihn aber auch, falls er gewillt war zu reagieren.
 

Aoi? Wenn du noch wach bist, wovon ich ausgehe...komm in mein Zimmer.
 

Tonlos seufzend sah ich zu Manabu, strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht worauf er langsam die Augen öffnete. Na toll. Das hatte ich nicht gewollt.

"Hey...warum bist du wach? Kannst du nicht schlafen?", murmelte er verschlafen, drehte sich zu mir herum und schmiegte sich an meine Brust, seufzte tief.

"Hm nein...aber Kai ruft nach mir. Schlaf weiter ja? Ich bin bald zurück.", sprach ich behutsam und fuhr ihm durchs Haar. Er murmelte nur irgendetwas zusammenhangloses und war dann auch schon wieder eingeschlafen. Lächelnd hauchte ich ihm einen Kuss aufs Haar und löste mich dann vorsichtig von ihm, deckte ihn wieder zu und stieg dann aus dem Bett. Erstmal musste ich mir was anziehen, schlüpfte in Unterwäsche und einen Hausyukata bevor ich mich auf den Weg zu Kai machte.
 

Das Anwesen lag still und friedlich da. Hier und da brannten indirekte Lichter, sorgten für ein wenig Helligkeit, die wohl keiner von uns brauchte...naja bis auf Uruha. Es war durchaus gefährlich einen Menschen in meiner Nähe zu haben aber ich schaffte es bisher ganz gut, ihn nicht anzufallen.

Als ich vor Kais Tür stand und anklopfen wollte, hörte ich schon die Bitte einzutreten. Natürlich in meinem Kopf. Also trat ich ein, schloss die Tür hinter mir und ging weiter bis zum Balkon. Der Geruch von Blut lockte mich dorthin und in der Tat stand eine Karaffe auf dem Tisch. Sofort meldete sich die Gier danach und ich hatte nur noch Augen dafür bis Kai mich ansprach.

"Aoi! Fokus.", sagte er nur und ich blinzelte, biss mir auf die Unterlippe und knurrte leise, zwang mich dazu ihn anzusehen.

"Gut. Setz dich.", deutete er auf den freien Sessel und ich kam dem nach, linste wieder zu der Karaffe und seufzte tief. Ich wollte etwas trinken. Naja, ich war nicht hungrig. Es war lediglich mein Blutdurst der mich verführen wollte.

"Hast du mich um diese Uhrzeit hergebeten um mich zu trainieren?", erwiderte ich ein wenig gereizt worauf er nur amüsiert schnaubte.

"Nein aber in der Tat ist der Zufall hier zugange. Praktisch. Ich wollte mit dir über Uruha reden. Du kennst ihn am besten."

Na das überraschte mich nun doch und brachte mich dazu, die Karaffe erst mal zu ignorieren und meinen Erschaffer mit erhobenen Brauen anzusehen.

"Naja...also ich weiß nicht, ob ich ihn am besten kenne..."

"Mit Sicherheit.", unterbrach er mich und für wenige Sekunden erhellte sich das Gesicht des Urvampirs, als er sich eine Zigarette anzündete und das Päckchen in meine Richtung auf den Tisch warf, der zwischen unseren Sesseln stand. Dankbar nahm ich mir eine und entzündete sie ebenfalls. War ja jetzt nicht mehr tödlich zu rauchen.
 

"Na gut, was willst du denn wissen?", gab ich nach. Mir war nicht klar, ob ich ihm wirklich alle Fragen beantworten konnte aber ich würde es versuchen. Hauptsache es half.

"Erzähl mir von ihm. Wie habt ihr euch kennengelernt, seine Vergangenheit, sein Werdegang. Alles."

Nun, das war schon recht präzise. Dennoch musste ich für einen Moment überlegen und rieb mir das Kinn, blies dabei den Rauch aus meinen Lungen.

"Hm. Also das erste Mal getroffen habe ich ihn, da war er noch in der Spezialausbildung bei Phoenix. Ich bin ja nachträglich abgeworben worden und erst später bei Phoenix gelandet. Er...hat dort gelebt. Phoenix hat ihn aufgenommen nachdem...also...das soll er dir selbst erzählen okay? Das ist etwas wirklich privates und ich werde es nicht vorweg nehmen. Dafür kannst du mich bestrafen, wie du willst aber ich sage es dir nicht.", machte ich deutlich und für einen kurzen Augenblick ruhten seine schwarzen Augen auf mir, durchlöcherten mich und ich wurde merklich kleiner. Gott, diese Erschaffer-Kind-Bindung war wirklich zum Kotzen.

"Schon gut. Erzähl weiter.", erwiderte er lediglich mit einer fortführenden Geste und wandte den Blick wieder ab. Ich gestattete mir erleichtert auszuatmen und sammelte mich.

"Ehm ja. Also...Phoenix. Er war einer der vielversprechendsten Kandidaten des Programms. Intelligent, schnell und tödlich. Als ich damals eine Auswahl für mein Team treffen sollte, wurde er mir wärmstens empfohlen aber ich war noch unsicher. Uruha war noch jung, voller Hass auf die Vampire, die ihn antrieb. Aber Hass kann tödlich sein. Ich beschloss ihn erst mal nicht zu nehmen, lieber noch ein Jahr zu warten worauf er höchstpersönlich bei mir vorgesprochen hat. Das war putzig. Andererseits hat es mich auch beeindruckt. Er wollte wohl unbedingt in mein Team, hat aber nie versucht mir Honig ums Maul zu schmieren. Nein, stattdessen hat er mir angeboten, in einem Kampf seine Fähigkeiten zu testen. Sollte ich unterliegen, würde ich ihn in mein Team aufnehmen, wenn nicht...dann nicht.", schmunzelte ich und sah kurz zu Kai, der allerdings keine Miene verzog. Okay, dann war es halt nur für mich witzig.
 

"Wie dem auch sei...ich habe zugestimmt und muss sagen, er ist ein harter Gegner gewesen. Beinahe hätte er mich gehabt aber naja...ich wäre nicht ich, wenn ich mich von einem Menschen besiegen lasse. Er unterlag und laut unserer Abmachung, war damit der Platz in meinem Team weg. Ich habe ihn trotzdem genommen. Er war so geschockt davon, dass all der Hass von ihm abfiel und den jungen Mann durchsickern ließ, der er eigentlich war. Es war ein schöner Moment. Von dem Tag an, trainierte er immer härter um mir ebenbürtig sein zu können. Wir machten daraus ein Spiel auch...naja im Vampire töten. Wer mehr in einer Nacht erledigte, würde beim Trinken nicht zahlen müssen. Naja, er musste echt viel zahlen.", lächelte ich schief. Es fühlte sich falsch an, so darüber zu reden aber so war ich gewesen. Das ließ sich nicht ausradieren. Kai indes lauschte einfach weiterhin, sagte nichts, rauchte einfach nur und saß da.

"Ansonsten, was kann ich dir groß erzählen. Wir haben uns natürlich angefreundet. Wir waren beide Soldaten und wo ich war, war auch Uruha. Wir waren eine Einheit bis zu dem Zeitpunkt, als ich die falsche Entscheidung getroffen und zur Strafe in den Call-Center-Dienst abgeschoben wurde. Uruha übernahm die Einheit und wir hatten nur noch mäßigen Kontakt. Das hat sich erst geändert, als...ich Jagd auf euch gemacht habe. Er wollte damals auch dabei sein aber ich hielt das für eine schlechte Idee. Ich hatte einfach so eine Ahnung, dass zu viele drauf gehen würden und ich wollte ihn nicht dazu zählen. Dafür war er noch nicht bereit. War ich ja nicht mal selbst. Manabu hat mich wirklich überrascht.", lächelte ich leicht. Ja, das hatte er wirklich. Es hatte mich fasziniert wie wenig ihn sein eigenes Leben interessierte und wie zäh er doch war, obwohl er so fragil wirkte.
 

"Dann hat sich ja sowieso alles geändert. Phoenix wurde zurückgestuft, die Jagd nach Vampiren beendet...zumindest nach außen hin. Eine Abteilung hat weiterhin verdeckt daran gearbeitet euch aufzuspüren. Ich war daran beteiligt aber durch Manabu, der ja bei mir zu Hause im Keller war, hat sich das irgendwann geändert. Okay...das interessiert dich natürlich nicht. Du hast ja nach Uruha gefragt. Nun nachdem ich..."

Kai unterbrach mich, drückte seine Zigarette aus und sah mich dann an.

"Nein. Erzähl es mir. Es hat zwar nichts mit Uruha zu tun aber es ist mir bis heute ein Rätsel wie aus euch beiden ein Paar werden konnte." Zum ersten Mal, sah ich ihn lächeln. Es war ein kleines Lächeln aber immerhin.

"Uns auch. Glaub mir. Ich...also ich bin nicht Stolz auf das, was ich ihm angetan habe. Die erste Zeit...ich will mich nicht mal daran erinnern aber...ich habe ihn übel gequält und gefoltert. Er hat streng rationiert Blut bekommen. Gerade so viel, dass er nicht stirbt aber nicht genug um satt zu werden. Ich weiß nicht, wie er das überstehen konnte. Irgendwann...ich weiß nicht wann...aber es hat mich fast wahnsinnig gemacht, dass aus ihm nichts rauszuholen war. Ich änderte meine Taktik. Ich wurde netter. Natürlich war Manabu misstrauisch. Er vertraute mir keinen Millimeter weit. Das brachte natürlich alles gar nichts. Dennoch hörte ich auf, ihn zu foltern. Stattdessen kam ich nicht mehr täglich zu ihm. Ich versuchte es mit Ignoranz. Das machte aber nicht nur ihn mürbe sondern auch mich. Ich begann von ihm zu träumen und mich...nach seiner rotzfrechen Art zu sehnen. Manabu ist wirklich kein Taktiker. Ich kann nicht erklären, wie es dazu kam aber irgendwann ging ich einfach nur noch zu ihm um bei ihm zu sein. Er hasste meine Anwesenheit, provozierte mich, aber ich...ich genoss es einfach nur. Ich mochte es, wie er versuchte mich zu beleidigen. Das ist schon wirklich krank aber es war so. Doch das erste Mal, als ich mich dabei erwischte, wie ich auch körperlich auf ihn reagierte....da wurde mir anders. Vorher hab ich einfach nur geglaubt, dass ich mich zu sehr an seine Anwesenheit gewöhnt hatte aber das! Das war etwas anderes. Ich wollte ihn. Einen Vampir, den ich unzählige Male auf üble Weise gefoltert hatte. Also hab ich versucht mich abzulenken. Sex mit diversen Partnern, keiner gab mir, was ich brauchte. Uruha hat etwas gemerkt. Er ist ein guter Beobachter, durchschaut die Leute sehr schnell. Natürlich hat er mich darauf angesprochen und ich habe ihm mein Geheimnis anvertraut. Er wusste von Manabu und meinen perversen kranken Gefühlen. Zuerst hat er mir eine rein gehauen. Mehrfach. Er konnte nicht verstehen, wie so etwas abartiges passieren konnte. Naja, am Ende hat er es irgendwie akzeptiert. Dann hat sich aber alles verändert. Irgendwie haben sie rausbekommen, dass ich einen Vampir bei mir gefangen halte. Ich...ich weiß nicht ob es Uruha war, ich glaube nicht aber ich musste etwas unternehmen. Ich musste Manabu frei lassen ansonsten würden sie ihn finden, ihn töten und mich vermutlich auch. Also fasste ich den Entschluss, plante alles für seine Flucht und...befreite ihn aber...er wollte gar nicht gehen. Er hat geweint und das hat mir das Herz zerrissen. Es ist so merkwürdig krank, dass man meinen könnte, diese Beziehung würde nicht auf Liebe basieren aber es ist so. Irgendwann hat sich das alles einfach gedreht. Ich habe ihn zwar festgehalten und nicht ausreichend genährt aber ich habe ihm nichts mehr angetan. Er hat mich sogar am Ende vor Phoenix gerettet. Sie verpassen eigentlich sämtlichen Soldaten einen Chip. Gerade denen, die nicht von vorne herein absolut anti eingestellt sind. Nun, das war ja jetzt bei mir der Fall. Ich war darauf programmiert Vampire zu töten und ich hatte die Waffe auf ihn gerichtet. Er hat mir den Chip entfernt und ab dem Zeitpunkt blieb er bei mir. Ich wurde versetzt und habe ihn gebeten bei mir zu bleiben und er blieb. Als freie Person, freiwillig. Ich will nicht behaupten, dass es einfach war aber...ich habe mich immer mehr in ihn verliebt. Er ist so eine Zicke aber es macht Spaß sich mit ihm zu streiten. Ich hätte ihn nie anlügen dürfen. Naja...durch das Zusammenleben mit ihm hat sich meine Sicht auf die Vampire grundlegend verändert. Ich kann sogar Jin verstehen. Die Aktivitäten im Untergrund blieben ja weiterhin und das Ziel wart ihr. Ich habe mitgemacht, aber meinen eigenen Plan verfolgt. Uruha hat Manabu sogar kennengelernt. Mehrfach. Ich wollte, dass er Vampire oder zumindest diesen einen mit anderen Augen sieht. Manabu hat sich natürlich von seiner Schokoladenseite gezeigt, zickig aber scheinbar war das menschlich genug für Uruha. Er war dabei, irgendwann zumindest. Also haben wir das gemeinsam durchgezogen."

Ich griff mir noch eine Zigarette und entzündete sie, fragte erst gar nicht. Kai hatte wohl nichts dagegen.
 

"Ich bin froh, dass Manabu endlich jemanden gefunden hat, der ihn ergänzt. Er war immer hinter Byou her. Deshalb hat er uns eigentlich verraten. Dämlich wie er war, hat er geglaubt so Jin loswerden zu können. Aber ich bin nicht sauer auf ihn. Er hat nur zur Aufdeckung beigetragen und selbst die Hölle durchgemacht. Da muss ich nichts mehr tun. Ruki hat sehr gelitten aber ich glaube er ist auch froh darüber, dass sein Bruder endlich den Frieden gefunden hat, den er selbst mit Reita erfahren konnte. Mach ihn nur nicht unglücklich sonst lernst du kennen, was es wirklich bedeutet mein Kind zu sein.", lächelte der Ältere durchaus diabolisch.

"Jaja schon klar. Ich habe nichts dergleichen vor. Entspann dich.", lächelte ich leicht nervös. Wer wusste schon, was Kai so alles imstande war mit mir zu tun. Ich wollte es nicht rausfinden.

"Naja aber zurück zum Thema...Ich habe Uruha auf dich angesetzt. Ich wusste ja irgendwann, wo ihr alle seid, habe die Suchen tatsächlich manipuliert, damit dieses Wissen gewahrt bleibt. Uruha war zunächst gar nicht begeistert. So überhaupt nicht...das liegt an seiner Vergangenheit aber ich habe recht bald festgestellt, dass er sich irgendwie verändert hat. Ich wollte das erst mal beobachten und er hat mir ja auch immer Bericht erstattet in Form von Videobotschaften. Vor mir hat er zwar immer abgestritten, dass da mehr ist aber sein Verhalten...er war da nicht so undurchschaubar wie ich. Das Problem war nur, dass er sich mir nicht geöffnet hat. Ich hab ihm das alles angesehen und er hat mich auch darum gebeten, dir erzählen zu dürfen, was eigentlich los ist aber ich hab das einfach nur für eine schlechte Idee gehalten. Du hättest uns doch niemals geglaubt und wärst verschwunden. Er wollte es dir wirklich sagen und im Nachhinein wäre das vielleicht auch besser gewesen. Ich weiß es nicht. Ich kann dir nur sagen, dass er wirklich leidet. Er liebt dich, aber...er wird nicht ewig bleiben. Er fühlt sich nicht zugehörig, ausgeschlossen in einem Haus voller Vampire als einziger Mensch. Also...was gedenkst du zu tun? Du hast mich ja nicht umsonst zur Märchenstunde eingeladen."
 

Mein Blick ruhte auf dem Älteren, der sich übers Gesicht rieb ehe er mich wieder ansah.

"Das geht dich nichts ans.", erwiderte er schlicht und abweisend, brachte mich zum Knurren.

"Es geht mich sehr wohl etwas an. Uruha ist mein Freund und ich bin Schuld daran, dass es so gelaufen ist. Ihr leidet doch beide und erzähl mir nicht, dass es dir gut geht. Das glaubt dir hier sowieso niemand."

"Aoi überschätz dich nicht. Du bist nicht in der Position mich zu bevormunden.", zischte er mir zu. Seine Augen glommen schon wieder leicht rötlich, was mich zwar zum Schlucken brachte aber nicht davon abhielt, ihm meine Meinung zu sagen.

"Ich bevormunde dich nicht, ich sage dir nur, was sie dir entweder alle sagen oder keiner, weil sie sich nicht trauen. Was weiß ich aber mir ist das egal. Dein Ego ist mir scheißegal Kai. Ja, vor zwei Jahren war der Schlag hart aber das war etwas vollkommen anderes als jetzt. Hakuei wollte euch alle tot sehen, sich selbst alle Macht einverleiben. Das war nie Uruhas Wunsch. Er wollte helfen euch zu schützen und hat sich in dich verliebt. Das ist nun der Dank dafür? Weißt du...dann bleib allein, versink doch in deinem Selbstmitleid aber zieh ihn da nicht mit rein oder reiß dich endlich zusammen und hol dir denjenigen, den du eh willst. Entweder das Eine oder das Andere. Entscheide dich lieber schnell ansonsten ist er weg und ich verspreche dir...wenn du ihn gehen lässt, wird er nicht wiederkommen. Er ist nicht Jin. Uruha zieht radikale Schnitte und ich lasse nicht zu, dass ich wegen dir, meinen besten Freund verliere!"

Ich würde wütend, wirklich wütend und meine Wut traf ebenfalls auf die Wut meines Erschaffers. Er starrte mich einfach nur an, rührte sich nicht aber das brauchte er auch nicht. Sein Blick reichte aus um etwas in mir zu erschüttern. Mein Wut verrauchte und langsam wurde ich immer kleiner, zischte leise und wandte den Blick ab.

"Tut mir leid...", entschuldigte ich mich unaufgefordert worauf er sich erhob. Ich tat es ihm gleich, blieb aber stehen.

"Nimm das Blut und geh." Sein Befehl war unmissverständlich und ich hatte ihm Folge zu leisten, nickte leicht und nahm mir die Karaffe bevor ich seinen Bereich verließ.

Erst eine Etage tiefer konnte ich wieder atmen, spürte wie dieser Druck von mir abfiel. Kai hatte seine Rache definitiv. Er konnte mit mir machen, was er wollte. Natürlich ging ich nicht davon aus, dass er diese Tatsache ausnutzen würde aber er machte davon Gebrauch, wenn er es für richtig hielt. So betrat ich das Zimmer, das Manabu und mir gehörte, schloss die Tür leise hinter mir und betrat erst mal den kleinen Barbereich.

Mehrere Gläser Blut später, stellte ich die Karaffe in unseren Kühlschrank als sich zwei schlanke Arme um mich schlangen. Lächelnd legte ich meine Hände auf diese, strich darüber.

"Tut mir leid, hab ich dich geweckt?"

Manabu schüttelte leicht den Kopf. Lügner. Natürlich hatte ich ihn geweckt. Ich wusste, dass mein Freund, ohne mich, nicht wirklich gut schlief vor allem, wenn mich Kai mitten in der Nacht rief.

"Komm ins Bett...", murmelte er gegen meinen Rücken, ließ etwas locker damit ich mich rumdrehen konnte. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, strich ihm über die Wangen. Seine müden Augen sahen zu mir auf, fragend.

"Los, ab ins Bett.", würgte ich die Frage ab, die sich schon auf seinen Lippen abzeichnete, versiegelte diese lieber mit meinen eigenen und schob ihn danach zurück zum Bett. Ich ließ den Yukata auf den Boden fallen, kroch zu ihm worauf er mich auf den Rücken drückte, sich direkt an meine Seite schmiegte. Naja, er belagerte mich komplett, schob noch ein Bein zwischen meine und kuschelte sich an meine Brust. Lächelnd strich ich ihm durch die Haare.

"Schmusekatze.", schnaubte ich amüsiert aber liebevoll.

"Mhm...aber nur weil ich müde bin. Raubkatze trifft es eher, das weißt du.", murmelte er grinsend. Ich konnte es nicht sehen aber hören und musste leise lachen. Wie wahr. Manabu mochte es, mich blutig zu kratzen, wenn es ihm besonders gut gefiel, was ich so mit ihm anstellte. Nun, es heilte alles innerhalb von Sekunden. Das war ein riesiger Vorteil des Vampirdaseins.

"War Kai gemein zu dir?" Die Frage traf mich etwas unvorbereitet weshalb ich etwas verzögert reagierte.

"Wie kommst du darauf?"

"Du siehst mich immer nur so an, wenn irgendwas nicht stimmt oder dich was belastet."

Ich hatte wohl echt nachgelassen und war mittlerweile ein offenes Buch für meinen Freund. Naja, was sollte es schon.

"Er war nicht gemein. Er ist nur so unfassbar stur und weil ich ihm meine Meinung mitgeteilt habe...naja sagen wir, er hat seinem Kind gezeigt, wo sein Platz ist. Das ist alles."

"Okay...ich trete ihm morgen in den Arsch.", murrte Manabu und ließ mich wieder lachen.

"Schon gut. Ich habe ihm gesagt, was ich zu sagen hatte. Es liegt nun an ihm. Mach dir keine Gedanken.", beschwichtigte ich meine Schmusekatze. Er wirkte nicht sonderlich überzeugt, beließ es aber dabei, erhob sich aber für einen Moment aus seiner einnehmenden Haltung und betrachtete mich.

"Die kriegen das schon hin. Kai ist einfach nur ein gebranntes Kind. Er hätte dich nicht gerufen, und ich gehe mal davon aus, dass es um ihn ging, wenn es ihn nicht beschäftigen würde. Gib ihm noch etwas Zeit und dann klärt er das schon."

"Vermutlich hast du Recht. Ich kann nur hoffen, dass er meine Botschaft verstanden hat und es sich wirklich zu Herzen nimmt."

Sanft lächelnd strich ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, betrachtete ihn wieder, wie so oft.

"Ich liebe dich..." Es war immer noch schwierig es in Worte zu fassen aber ich besserte mich. Wir waren beide keine Personen, die andauernd mit ihren Gefühlen verbal um sich schmissen. Deshalb passten wir wohl auch so gut zusammen.

"Ich dich auch...und hör auf immer so rührselig zu werden, wenn sowas ist. Ist ja schlimm.", rügte er mich schmunzelnd.

"Ja ich weiß. Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor.", gelobte ich Besserung und zog ihn an mich. Seine Lippen fanden meine und ich versank einfach in den Kuss.

"Jaja...bis zum nächsten Mal...", murmelte er nur gegen meine Lippen.

"Halt die Klappe...", erwiderte ich nur lachend und ließ ihm einfach keine Chance mehr, etwas zu sagen sondern vereinnahmte seine Lippen in einem innigen Kuss und scheinbar waren wir uns wieder einig, dass jedes weitere Wort nur verschwendete Zeit darstellte, in der wir uns nicht küssen konnten.

Homecoming

Wenige Tage später saß ich am Schreibtisch in meinem Zimmer und las mich durch diverse Bewerbungen. Es war noch recht früh am Tag und wie immer, war ich eigentlich der Einzige, der schon auf war. Der Schlaf hielt sich von mir fern und wenn ich schlief, verfolgten mich Albträume. Insgesamt schlief ich, mit Unterbrechungen, nie mehr als fünf bis sechs Stunden. Nun, als Vampir musste ich nicht zwingend schlafen und doch machte es mich unruhig oder lag es mehr daran, dass mir Aois Worte nicht aus dem Kopf gingen? Diese bedeutungsschwangeren Worte, dass Uruha ging, wenn ich mich nicht bald entschied. Das setzte mich so unermesslichem Druck aus, dem ich mich versuchte zu entziehen indem ich mich in der Arbeit vergrub. Doch es half so gut wie gar nicht. Jede Zeile, jedes Wort verlor seine Bedeutung, egal wie oft ich sie las. Deshalb ließ ich die Akte auch vor mir auf den Schreibtisch fallen, stützte mich mit den Ellenbogen auf die Platte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Seufzend fuhr ich mir über die Haut. Sollte ich es einfach wagen? Sollte ich zu ihm gehen und es einfach...versuchen?

Ein weiterer Seufzer entwich mir als ich Aois Stimme in meinem Kopf vernahm. Ich beschloss ihn zu ignorieren. Gerade war mir nicht danach, mein Kind zu unterhalten und mich seinen Problemen zu widmen. Mein Kopf war voll aber der Gute verstärkte dieses Gefühl nur. Er rief mich weiterhin bis es aufhörte. Gut. Scheinbar hatte mein Schützling aufgegeben. So dachte ich zumindest - bis die Tür meines Bereichs quasi aufflog und hart gegen die Wand prallte. Sofort saß ich aufrecht, die Brauen deutlich missmutig zusammen gezogen als eben jener Schützling plötzlich wütend vor meinem Schreibtisch stand. Seine Augen glommen nicht mehr sondern sprühten schon rote Funken. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, schmetterte er ein Stück Papier auf meinen Schreibtisch, funkelte mich dabei weiterhin an.
 

"Lies das!", befahl er mir. Eine meiner Brauen löste sich aus ihrer zusammengezogenen Haltung und hob sich dafür.

"Aoi? Was soll diese Aktion? Ich habe jetzt ke-..."

"Halt deine verdammte Klappe und lies das endlich!", unterbrach er mich fauchend und deutete mit ausgestrecktem Finger auf die zusammengefaltete Seite. Wut kochte nun meinerseits hoch und ich war versucht ihm einen Vorgeschmack dessen zu geben, was ich ihm bereits in jener Nacht auf meinem Balkon angedroht hatte. Dennoch war meine Neugier größer, was mein Kind so aufgeregt hatte weshalb ich unseren kleinen Anstarrkontest beendete und nach der Seite griff, sie langsam öffnete und tief durchatmete.
 

Lieber Aoi,
 

wenn du das hier liest, bin ich bereits weg. Ich habe lange darüber nachgedacht ob ich mich mit einem Brief verabschieden soll oder nicht. Doch die Gründe, die dafür sprachen, haben einfach überwogen. Ich wusste, dass du mich niemals gehen lassen würdest, egal wie viele gute Argumente ich dir bieten würde. Bitte sei mir nicht böse aber ich kann nicht länger bleiben.

Ich habe alles, in meiner Macht stehende, versucht um Kai zu überzeugen. Mir ist nicht klar, ob er einfach nur stur ist oder ob er mir nicht verzeihen kann oder will. Ich gehöre hier nicht hin, du schon. Du bist einer von ihnen und ich bin froh darüber. Wirklich. Ich glaube, dass dir dieser Weg so vorherbestimmt war. Du bist aufgeblüht. Vielleicht siehst du das selbst nicht aber ich sehe es und ich freue mich so dermaßen für dich, nein für euch beide. Ihr seid zu Hause aber das gilt nicht für mich. Ich muss meinen Platz noch finden und deshalb gehe ich. Ich nehme das Angebot an und werde mich dem Militär anschließen. Dort ist mein Platz, das ist es, was ich kann. Ich bitte dich, versuche nicht mich umzustimmen oder mir nachzukommen. Außerdem möchte ich nicht, dass du einen Groll gegen ihn hegst. Es...ist wie es ist und es hat einfach nicht sein sollen. Vermutlich ist es besser so. Du weißt um mein gestörtes Verhältnis zu Vampiren und vermutlich wäre diese Beziehung niemals gut gegangen. Eines Tages sehen wir uns bestimmt wieder und ich freue mich schon auf diesen Tag. Bis dahin wünsche ich dir und Manabu alles erdenklich Gute. Grüß die Anderen von mir und überstürze nichts mit Jin. Ihr werdet wieder zueinander finden, da bin ich mir sicher.
 

Mach es gut mein Freund und danke für alles

Uruha
 

Mein Blick klebte an den Worten, die da schwarz auf weiß, auf dem Papier standen. Er war weg, still und heimlich abgehauen, damit er niemandem mehr zur Last fiel. Das war alles meine Schuld. Trocken schluckend ließ ich den Zettel sinken, starrte ins Nichts und begann leicht den Kopf zu schütteln. Wie konnte es nur soweit kommen? Aoi hatte mich gewarnt und nun war dieser Fall eingetreten. Andererseits hatte mir Uruha kaum Zeit gelassen aber auch das war mir angekündigt worden.
 

"Was sitzt du hier eigentlich noch rum hm? Hol ihn gefälligst zurück! Ich kann das nicht bewerkstelligen Kai. Tu endlich etwas...wenigstens ein einziges Mal in deinem ewigen gottverdammten Leben."

Aois Stimme überschlug sich vor lauter Wut bis nichts weiter aus seiner Kehle drang als ein ersticktes Keuchen. Langsam erhob ich mich aus meinem Stuhl, stützte mich auf meinem Schreibtisch ab, um das Zittern meiner Hände zu kaschieren. Ich musste etwas unternehmen weshalb ich wieder aufsah, direkt in Aois rote Augen während er sich den Hals hielt. Ich löste meine Macht über ihn worauf er röchelnd nach Luft schnappte, in die Knie ging und so verharrte.
 

"Das ist nur ein Vorgeschmack davon, was ich dir antun kann Aoi. Egal, ob du mit deiner Ansage Recht hast oder nicht aber bedenke deinen Platz. Du wärst nicht mal mehr da ohne mich also zeige gefälligst etwas Respekt und nun wirst du mir sagen, wo er hingeht.", machte ich meine Stellung deutlich. Es mochte zwar etwas deplatziert wirken aber man konnte in der Erziehung seiner Kinder nicht nachlässig sein. Einmal wurde man schwach und schon bildeten sie sich ein, dass sie jederzeit damit durchkamen. Dem musste ich sofort Einhalt gebieten.
 

"Der Stützpunkt außerhalb der Stadt, Richtung Norden.", antwortete er brav auf meine Frage worauf ich ihm nur ein Nicken schenkte und ihn dann alleine ließ.

Innerhalb eines Wimpernschlages war ich angezogen und bereits auf dem Weg nach draußen. Manabu kam mir auf halbem Wege entgegen. Ich schenkte ihm nur einen kurzen Blick.
 

"In meinem Zimmer.", mehr sagte ich nicht bevor ich das Anwesen verließ und rannte.

Ein Auto wäre sicherlich von Vorteil gewesen aber damit wäre ich nicht schnell genug am Stützpunkt angekommen. Der Verkehr würde mich nur aufhalten und in meiner vampirischen Geschwindigkeit war ich sowieso schneller als die gängigen Autos, die die Straßen unsicher machten. Ich war uneingeschränkt, was die Wahl meiner Wege anging und doch war ich einfach nicht schnell genug. Wer wusste schon, wie lange Uruha bereits weg war. Die Vorwürfe, die ich mir machte weil ich es nicht mal bemerkt hatte, begleiteten mich wie die Sonne, die auf mich hinab brannte.
 

Als ich endlich den Stützpunkt erreichte, von dem Aoi gesprochen hatte, konnte ich Uruha nirgends ausmachen. Wie auch? Das Gelände war abgesperrt und er blieb wohl kaum am Tor stehen, um auf mich zu warten. Schließlich war er still und heimlich verschwunden – wegen mir.
 

„Sir? Ich muss Sie bitten sich zu entfernen.“ Irritiert sah ich zu dem Soldaten, der an mich herangetreten war. Erstaunlich, ich hatte ihn nicht mal bemerkt.

„Ich suche Uruha. Er muss hier sein.“ Es wäre ein leichtes gewesen über das Tor zu springen oder es aus seinen Angeln zu reißen aber ich wollte nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig.

„Tut mir leid Sir aber ich weiß von keinem Uruha. Bitte gehen Sie jetzt oder ich muss sie entfernen lassen.“ Ich konnte meine Wut über diese Ignoranz kaum zügeln, knurrte leise und bemerkte, dass sich meine Augen wohl schon verändert hatten. Der Soldat sah mich aus schreckgeweiteten Augen an, sein Mund öffnete und schloss sich wie bei einem Fisch an Land. Mist. Ich musste mich beruhigen aber wie? Es konnte doch nicht sein, dass mich so ein blöder Soldat aufhielt. Ich war immerhin mächtig und alt. Drauf geschissen. Ich würde mir den Weg einfach frei machen. Der junge Mann tat gut daran, zwei Schritte zurückzugehen als ich meine Finger in den Maschendrahtzaun schob und an dem Tor zog. Es knirschte und quietschte aber bevor ich meine Tat zu Ende bringen konnte, spürte ich jemanden hinter mir. Ein bekannter Duft umschmeichelte meine Nase bis ich seine Stimme hörte.
 

„Kai?“

Hastig ich ließ vom Tor ab, drehte mich um und nun war es an mir, ihn aus großen Augen anzusehen. Scheinbar war Uruha noch gar nicht hier gewesen denn er hatte eine Reisetasche dabei und wie ich feststellte, fuhr sein Taxi gerade davon.
 

„Was tust du hier? Oh…Aoi hat gepetzt oder? Ach wie auch immer. Mir auch egal.“ Ich konnte die Resignation in seiner Stimme ausmachen. Es war ihm scheinbar wirklich egal. Er drängte sich sogar an mir vorbei um mit dem Soldaten zu sprechen. Eiskalt hatte er mich stehen gelassen.
 

„Uruha? Bitte geh nicht.“ Oh war das eben aus meinem Mund gekommen? Naja aus wessen wohl sonst? Genau deshalb war ich doch hier, oder etwa nicht? Ich war hier, um Uruha nach Hause zu holen. Seine schlanke Statur erstarrte und sein heftiger Herzschlag rauschte mir in den Ohren.

Doch er löste seine Haltung bald auf, ignorierte meine Bitte und zeigte dem Soldaten dann seinen Militärausweis und ein Schreiben, das wohl sein Auftauchen erklärte.
 

„Uruha!“, stieß ich nun ungehaltener aus, packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu mir herum, damit er mich wenigstens ansah. Gott, dieser Mann machte mich so sauer.

„Lass mich los verdammt nochmal!“

„Nein!“, erwiderte ich harsch und schlang meine Arme um ihn worauf mich eine Faust direkt ins Gesicht traf. Stöhnend ließ ich von ihm ab, hielt mir kurz die Nase und griff dann aber wieder nach ihm, bevor er noch weglaufen konnte.

„Uruha hör auf zu zappeln. Ich will doch nur mit dir reden. Man…es tut mir leid okay?!“
 

Es klang nur halb so aufrichtig, wie es gemeint war weil ich vollends damit beschäftigt war, den Honigblonden am entwischen zu hindern. Doch meine Entschuldigung schien etwas in ihm zu bewegen und schlussendlich wurde er ruhig, ließ sich von mir halten. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen weil er sich umgedreht hatte aber das machte nichts. Sein Herzschlag würde mir genug verraten. Der Soldat stand noch immer hinter dem Tor, glotzt uns verwirrt an. Vermutlich wusste er nicht, was er nun tun sollte.
 

„Geh besser.“, brummte ich dem jungen Mann zu und konnte mir gerade noch das Lachen verkneifen als er die Beine in die Hand nahm und verschwand.

„Du willst reden? Dann rede!“, zischte Uruha mir zu aber ich konnte nur meine Nase gegen seinen Nacken drücken, seinen lieblichen Duft tief in meine Lungen aufsaugen. Die Haare trug er zusammen gebunden weshalb ich diese empfindliche Stelle auch erreichen konnte.

„Kai!“, drohte er mir worauf ich mich nur minimal löste, dicht an seinem Ohr blieb.

„Es tut mir leid Uruha. Ich bin ein Idiot und das weiß ich nun. Bitte verzeih mir.“

„Was verzeihen? Drück dich mal etwas deutlicher aus.“ Noch immer war der Jüngere mir feindselig gesinnt aber das war okay. Schließlich hatte ich das verdient oder nicht?

„Verzeih mir mein Verhalten. Ich habe überreagiert. Ich war egoistisch und habe meine Gefühle für dich ignoriert. Du hast nichts Falsches getan. Naja zumindest nicht grundsätzlich. Ich hätte dir die Chance geben müssen, alles zu erklären ohne voreilige Schlüsse zu ziehen. Ich war nicht fair und dafür entschuldige ich mich. Bitte geh nicht. Ich brauche dich und ich will dich nicht verlieren.“
 

Was ich nicht sah war, dass das Gesicht des Blonden verkniffen war. Sein Blick war zu Tode betrübt und so verletzt, dass ich mich vermutlich auf den Boden geschmissen und ihm die Füße geküsst hätte, damit er mir verzieh.

„Ich liebe dich Uruha…ich habe dich vom ersten Moment an geliebt, als du dich so dreist in mein Leben geschmuggelt hast. Bitte bleib bei mir. Ich kann nicht wiedergutmachen, was ich dich habe durchleben lassen aber ich kann es versuchen.“

Langsam entspannte sich der Körper vor mir, nur um kurz darauf immer wieder zu zucken bis ich einen leisen Schluchzer hörte. Oh Gott nein. Jetzt weinte der Blonde auch noch.
 

„Uruha…“, hauchte ich besorgt, drehte ihn in meinen Armen und entdeckte sein tränennasses Gesicht, das ich mit meinen Händen umschloss. Er schluchzte erneut auf, als er meinen betrübten Blick ausmachte bevor er die Fäuste hob und diese auf meine Brust einhämmern ließ. Immer und immer wieder schlug er mich bis ihn die Kraft dazu verließ und er sich einfach nur in meine Arme fallen ließ. Natürlich drückte ich seinen schlanken Körper an mich, strich ihm über den Kopf und ließ ihn weinen.

„Sschhh…es wird alles gut. Das verspreche ich dir. Ich bin da…“, versuchte ich ihn zu beruhigen aber er schluchzte nur umso lauter auf.

„Du…bist ein…Arschloch…Kai…“, stammelte er zwischen mehrere Schluchzern, hickste sogar leicht weil er so aufgebracht war.

„Ich weiß.“

„Ich…hasse dich…“

Ich musste lächeln weil ich genau wusste, dass er das genaue Gegenteil tat.

„Nein tust du nicht.“, erwiderte ich sanft und sah ihm in die feuchten Augen, als er den Kopf hob.

„Warum hat das so lange gedauert?“

„Weil ich ein Idiot bin.“ Sein Lachen glitt mir durch Mark und Bein. Ich wollte ihn, das hatte ich schon seit dem ersten Tag gespürt. Er war mein, wie für mich gemacht und ich konnte Hakuei doch nicht gewinnen lassen.

„Komm, wir gehen nach Hause.“, sanft lächelnd beugte ich mich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dieser Kuss war ein Versprechen. Ich würde ihn so lange lieben, wie er es wünschte.

„Nach Hause?“ Seine Frage überraschte mich dann doch.

„Ja zum Haus. Nach Hause.“, erwiderte ich durchaus verständnislos.

„Das ist nicht mein zu Hause Kai. Ich bin ein Mensch.“

„Und?“ Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Was sollte das denn plötzlich?

„Jin war auch ein Mensch und hat mit uns zusammen gelebt.“

„Ja, die Betonung liegt auf ‚war‘.“, erwiderte er und wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht, löste sich aus meinen Armen und sah mich mit einer Ernsthaftigkeit an, die mir Sorgen bereitete.

„Uruha? Was soll das? Worauf willst du hinaus?“

„Du weißt ganz genau, worauf ich hinaus will Kai. Stell dich nicht dümmer als du bist.“

Tief seufzend fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, schüttelte leicht den Kopf.

„Ich werde dich nicht verwandeln.“, erwiderte ich fest und kurz darauf krallten sich zwei Hände in mein Oberteil. Uruha wirkte so verzweifelt, so verletzt. Es brach mir das Herz.

„Warum nicht? Aoi hast du auch verwandelt. Alle sind Vampire, nur ich nicht. Jeder wird eine Ewigkeit mit dem anderen haben und du willst mich nicht verwandeln? Kannst du mich nur ein Menschenleben lang lieben?“
 

Okay das hatte gesessen. Ich schnappte nach Luft, biss mir dann auf die Unterlippe und schloss die Augen. Ich wurde wütend. Diese Anschuldigung war sowas von haltlos und es tat mir weh, dass er so von mir dachte.

„Ich habe Aoi als Strafe verwandelt. Uruha…weißt du was mit dem Großteil meiner Kinder geschieht? Hm?“ Er schüttelte nur unwissend den Kopf.

„Sie werden verrückt. Ich rede hier nicht von ein bisschen gaga im Kopf sondern ich meine eine richtige mentale Störung. Meistens werden sie aggressiv. Sie erfreuen sich daran Menschen zu töten, aber sie töten sie nicht nur einfach. Oh nein. Sie jagen sie, spielen mit ihnen, tun ihnen schreckliche Dinge an und das alles nur zum Vergnügen. Ich habe eines meiner Kinder mal erwischt. Ein junger Mann, etwas jünger als du jetzt und er saß in den Eingeweiden einer Frau weil er nochmal das Gefühl erfahren wollte, wie es ist, in einem Mutterleib zu sein. Dieses verrückt meine ich. Ich habe Aoi mein Blut gegeben um ihn zu betrafen. Er wollte nie ein Vampir sein. Wäre er verrückt geworden, hätte ich ihn getötet. Da er es nicht wurde, steht er für immer unter meiner Fuchtel und muss sein Dasein als Vampir fristen. Dich will ich nicht bestrafen Uruha und mitansehen zu müssen, wie du durch mein Blut vielleicht verrückt wirst…nein. Das kann ich nicht.“
 

Sein Gesicht war blass und Erkenntnis schien sich in ihm breit zu machen. Scheinbar hatte er wirklich nicht um die Ausmaße meines Blutes gewusst, wenn es darum ging, Kinder zu zeugen.

„Aber…die anderen können es oder?“ Der Hoffnungsschimmer in seinen Augen entlockte mir ein tiefes Seufzen.

„Warum willst du so dringend ein Vampir werden? Du hasst sie doch oder nicht? Ich…ich würde deine Wärme vermissen Uruha und deinen Herzschlag.“

„Scheiß auf die Wärme und den Herzschlag. Du willst mich wirklich nicht für die Ewigkeit oder?“ Er stieß mich verletzt von sich, fuhr sich über die Augen und schüttelte erneut den Kopf.

„Das ist doch nicht wahr. Ich möchte die Ewigkeit mit dir verbringen aber ich bin mir nicht sicher ob du weißt, was das bedeutet. Hör zu. Ich mache dir einen Vorschlag okay? Wir fahren zurück und du beruhigst dich erst mal. Rede mit den anderen. Stell ihnen deine Fragen. Stell sie Jin oder auch Aoi. Frag die anderen nach der Ewigkeit und wenn du es dann noch immer willst, sehen wir weiter okay?“ Ich hatte seine volle Aufmerksamkeit und umso mehr er darüber nachzudenken schien umso weicher wurde sein Gesichtsausdruck.

„Okay aber wenn ich mich dafür entscheide, dann stehst du dem nicht im Weg und hilfst mir.“, stellte er seine Bedingungen.

„Ja, versprochen.“, lächelte ich sanft und hielt ihm die geöffnete Hand hin. Tatsächlich schien er kurz zu überlegen, legte seine Hand aber doch in meine worauf ich ihn an mich zog. Sofort fanden sich unsere Lippen bevor wir beide ein erleichtertes Seufzen ausstießen, uns aneinander drückten und erst mal eine schiere Ewigkeit lang küssten. Ich wusste, ich hatte viel wiedergutzumachen und wenn Uruha tatsächlich ein Vampir werden würde, hätte ich noch ein halbes Kind mehr. Natürlich würde ich ihn von meinem Blut trinken lassen, falls es je dazu kam. Doch erschaffen würde ich ihn nicht aber das stand wohl auch nicht mehr zur Diskussion. Ich war einfach nur froh, dass ich ihn wiederhatte und wahrscheinlich würde ich mich da tatsächlich bei Aoi bedanken müssen. Der Gedanke war furchtbar aber Ehre wem Ehre gebührt und mein Kind hatte sich wirklich mächtig weit aus dem Fenster gelehnt um mir endlich den Kopf zu waschen. Ausgerechnet er. Doch jetzt wollte ich nur noch nach Hause, gemeinsam mit meinem Freund.
 

„Lass uns gehen.“

„Ja bitte. Ich hab furchtbaren Hunger, kochst du mir was?“

Ich musste leise lachen als ich mir seine Tasche griff und langsam mit ihm loslief, einen Arm um seine Schulter gelegt während er sich an mich schmiegte.

„Na klar, ich koch dir was Schönes mein Liebling aber zuerst haben wir noch einen kleinen Marsch vor uns. Hältst du solange durch?“ Auf meine Frage boxte er mich in die Seite und ließ mich lachen. Natürlich hielt er das durch. Uruha war erprobter Soldat und so eine Strecke machte ihm wohl nicht viel aus und ich genoss einfach nur seine Nähe, drückte immer wieder die Nase in sein Haar. Vielleicht hätten wir doch ein Taxi rufen sollen aber was sollte ich schon sagen? Mir blieb doch alle Zeit der Welt, noch ausgiebig in seinem Duft zu baden und mich an seinen Körper zu schmiegen. Denn dies war erst der Anfang vom Rest unserer Ewigkeit.

A Love to Die for

Es dauerte nicht mal eine Woche, da hatte Uruha alle Recherchen abgeschlossen. Wir lagen gerade noch im Bett, die Sonne stand in den Startlöchern aber ich hatte nur Augen für meinen schlafenden Freund. Er war einfach wunderschön. Ich konnte gar nicht benennen, was ich am liebsten mochte. Das war auch verdammt schwer wenn man an diese, zum Küssen einladenden geschwungenen Lippen, die schönen mandelförmigen Augen, diesen anbetungswürdige Körper oder die seidigen honigblonden Haare dachte. Ich mochte jedes Details, jeden Leberfleck und ja, ich hatte seinen Körper ausreichend erkundet. Es gab wohl nichts mehr, das mir unentdeckt geblieben war.
 

Gerade streichelte ich zärtlich seinen Arm während er auf meiner Brust schlief, als sich seine Herzfrequenz etwas erhöhte. Oh. Er wurde wach. Schnell hielt ich inne, damit er nicht tatsächlich aufwachte. Heute war der Tag der Tage. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Heute würde Uruha sterben um wiedergeboren zu werden und der Gute schlief wie ein Baby. Mir war nicht klar, was mich wirklich daran störte. Vielleicht war ich der Ewigkeit überdrüssig geworden, sehnte mich nach der Sterblichkeit der Menschen. Ich war ziemlich menschlich, schließlich hatte Jin nicht erkannt, dass ich ein Vampir war. Ich besaß einen Herzschlag und menschliche Körperwärme und dennoch, es war nicht dasselbe. Ich wünschte mir tatsächlich ein sterbliches Leben für uns beide aber den Wunsch würde mir niemand erfüllen können. Also hatte ich, nach Abschluss seiner Befragungsrunden zugestimmt, dass er ein Vampir werden durfte. Dafür hatte ich Byou angesprochen, natürlich in Jins Beisein. Schließlich war er auch Byous Kind, wenn man es mal furchtbar genau nahm. Doch sein Freund war der Älteste des übrigen Haufens. Also würde Byou ihm sein Blut geben. Aber zuvor würde ich ihm sein Leben nehmen. Darauf hatte er bestanden. Mir gefiel es zwar nicht aber da er mich zwei Tage lang mit Argumenten dafür bequatscht hatte, konnte ich nicht anders, als zuzustimmen. Wenn er praktisch starb, dann nur in meinen Armen.
 

„Mmh…Kai? Bist du wach?“, hörte ich ihn verschlafen nuscheln. Sein Kopf hob sich etwas und seine müden Augen musterten mich bevor er sich noch enger an mich schmiegte und mit einem tiefen seufzen die Augen wieder schloss.

„Ja aber schlaf weiter.“, sprach ich behutsam und ließ meine Finger durch sein Haar gleiten.

„Sei nicht nervös…ich bins auch nicht…wird alles gut…ich liebe dich.“, murmelte er schon wieder im Halbschlaf. Mein Freund war definitiv tiefenentspannt. Ich hatte noch nie jemanden, vor einer Wandlung, so schlafen sehen aber die meisten wurden auch nicht vorher darüber informiert, dass man vorhatte sie zu wandeln.

„Ich liebe dich auch.“ Sachte hauchte ich ihm einen Kuss auf den Schopf. Er hatte sicher Recht. Ich würde mich einfach mal entspannen müssen. Es würde schon alles gutgehen.
 

Uruha POV
 

Gut, langsam wurde ich doch nervös. Ich würde heute sterben, so war es ausgemacht. Es war auch nicht so, dass ich kneifen wollte oder es mir anders überlegt hatte aber es war dennoch ein merkwürdiges Gefühl. Ich würde ja nicht so richtig sterben sondern wieder aufwachen. Trotzdem lief ich unruhig in Kais Bereich umher, der mittlerweile auch mir gehörte. Mein Freund war verschwunden und ich wusste nicht wohin aber ich sollte hier warten, so seine Anweisung. Gerade drehte eh meine Fantasie durch. Ich stellte mir vor, wie er gleich in einen schwarzen Umhang, mit tiefer Kapuze, gehüllt wiederkam, mir ein weißes Nachthemd brachte damit wir in den Keller zur Opferung gehen konnten. Gott ich hatte wirklich zu viele Filme gesehen. Als sich die Tür dann öffnete, machte ich fast schon einen Satz nach vorne weil ich mich so erschreckt hatte.
 

„Was ist los? Sag nicht, du kriegst kalte Füße.“, seufzte Kai genervt. Ich konnte verstehen, dass er nun keine Lust darauf hatte, dass ich meine Meinung änderte. Hatte ich aber auch nicht vor.

„Nein. Ich bin nur ein wenig nervös. Wer kann schon von sich behaupten zu wissen, wann er stirbt? Also so ganz exakt.“, erwiderte ich sarkastisch worauf Kai zu mir kam und mich an sich zog.

„Ich dachte schon, dass ich derjenige sein würde, der fast durchdreht aber scheinbar haben wir gewechselt, was unsere Stimmung betrifft. Mach dir keine Sorgen. Bevor es losgeht, habe ich noch etwas für dich.“
 

Ich sah fragend auf als er sich von mir löste und blickte auf eine kleine quadratische Schachtel. Sofort wurden meine Augen groß und ich hielt mir die Hände vor den Mund.

„Kai…ma-…machst du mir einen Antrag?“, hauchte ich überwältigt aber als seine Züge entglitten, legte sich meine Euphorie. Es war wohl kein Antrag. Kai kratzte sich verlegen am Nacken, sich die Auswirkungen seiner Handlung bewusst werdend.

„Ich…eh…nein…also nicht so richtig, denke ich. Gott…nein ich wollte dir eigentlich nur etwas schenken als Zeichen meiner Liebe und als Zeichen, dass du zu mir gehörst. Für immer.“

Mein Herz schmolz dahin. Wie konnte dieser Mann nur so verdammt süß sein? Ich verzieh ihm den kleinen Fauxpas und nahm die Schachtel an mich, öffnete sie worauf ich den Ring erkannte, den er mir damals gegeben hatte bevor ich bei ihm im Club angefangen hatte. Er war wunderschön aber nicht mehr ganz so, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
 

„Ist das…ein Diamant oder so? Ist etwas gelblich für einen Diamanten.“, hakte ich nachdenklich nach als ich den Stein inspizierte, der in der Mitte eingelassen worden war.

„Es ist ein Diamant. Ein champagnerfarbener. Er hat mich einfach an deine Haare erinnert.“, gab Kai verlegen zu und ich wurde doch tatsächlich rot.

„Oh…danke. Der war doch bestimmt teuer oder?“

„Spielt das eine Rolle?“

„Also war er teuer und nein.“, lachte ich leise und wollte mir den Ring an den Finger stecken als Kai ihn mir aus der Hand nahm. Überrascht sah ich in seine dunklen Augen, die mir so viel Wärme entgegenbrachten, dass es mir das Herz erwärmte. Ich ließ ihn also die Aufgabe übernehmen, mir den Ring an den Ringfinger zu stecken. Von wegen kein Antrag.
 

Allerdings sagte ich nichts dazu, lächelte nur glücklich ehe wir uns küssten. Schnell vertiefte sich unser Kuss als ich zum Bett zurückgetrieben wurde und überrascht keuchend darauf fiel. Die Überraschung war schnell überwunden worauf ich ein amüsiertes Lachen ausstieß, ihn sofort wieder auf mir begrüßte und erneut in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Eine meiner Hände hatte sich mit seinen Haaren verwoben, die andere ruhte unter seinem Oberteil. Ich wusste ganz genau, dass das hier nur die Ablenkung oder eher der Übergang war. Doch es funktionierte und ich ließ mich ablenken bis seine Lippen zu meinem Hals wanderten. Hier und dort leckte er über die weiche Haut, knabberte an so mancher Stelle bis er inne hielt.
 

„Ich liebe dich.“, hauchte er warm gegen meine Haut und biss dann so zärtlich zu, wie man es mit mörderisch scharfen Zähnen konnte. Ich zuckte nur kurz zusammen. Es war kein immenser Schmerz und darüber hinaus, war ich es ja gewöhnt, gebissen zu werden. Ich würde es Kai wohl endlich erzählen müssen, wenn das hier vorbei war.

Doch jetzt genoss ich sein Gewicht auf mir, sein schnurren und schmatzen als er an meinem Hals hing und mein Blut trank. Zuerst war es ein merkwürdiges Gefühl, dann erregend und zum Schluss wurde die Watte so dicht in meinem Kopf, dass ich meinen sterbenden Körper kaum noch wahrnahm. Ich atmete extrem flach und deutlich zu wenig als Kai sich löste. Seine Lippen waren blutig und dennoch war er wunderschön. Ein wunderschöner Todesengel. Nur kam der eigentliche Todesengel erst noch oder sollte ich ihn eher ewiges-Leben-Engel nennen? Das war bescheuert. Byou tauchte auf jeden Fall neben mir auf, biss sich ins Handgelenk und presste mir dieses auf den Mund. Es dauerte wenige Sekunden bevor sein Blut einen Effekt auf meinen Körper hatte. Als es soweit war, packte ich seinen Arm, schloss die Augen und trank von meinem persönlichen Jungbrunnen. Sein Blut war wie Feuer, setzte meinen ganzen Körper in Brand und mich selbst sogar in Erregung bis er mich abschüttelte. Ich war wieder hellwach, sah zu Kai auf, der mir aufmunternd zulächelte bis sich der erste schmerzhafte Krampf ankündigte. Ich wusste, wie die Wandlung ablief. Der Schmerz war ein Teil davon weshalb ich es eigentlich zulassen wollte. Das war nur nicht ganz so einfach wenn man das Gefühl hatte, der ganze Körper zerriss, nur um sich kurz darauf neu zusammenzufügen. Ich wand mich wie eine Schlange, schrie, krallte mich in Kais Arm bis mich endlich die erlösende Dunkelheit einfing und ich final starb.
 

Als ich erwachte, nahm ich einen röchelnden Atemzug. Meine Lunge schien das Atmen nicht mehr gewohnt zu sein und protestierte hartnäckig. Ich ignorierte es, blinzelte lieber mehrfach bis ich erkannte, dass es eigentlich dunkel war. Trotzdem konnte ich perfekt sehen und noch besser hören. Ich konnte sie alle hören und noch viel mehr.
 

„Hallo Liebling.“, sprach mich jemand behutsam an weshalb ich meinen Kopf drehte und Kai erkannte.

„Du hast sicher Hunger. Komm ich helf dir auf und dann kriegst du was zu trinken.“

Ich ließ mir aufhelfen. Meine Motorik war noch ziemlich grob und mein Kopf noch nicht so ganz da. Doch ich konnte das Blut riechen. Kai war aufgestanden und kam mit einer Karaffe und einem Glas wieder. Gläser wurden überbewertet. Dennoch blieb ich artig, fixierte mich aber auf sein Tun und nahm dann das Glas mit dem Blut in die Hand, schnüffelte daran worauf sich ein tiefes Knurren aus meiner Kehle löste. Ich erschrak kurz vor mir selbst aber Kai lachte nur leise.
 

„Trink jetzt. Du brauchst es.“, forderte er mich sanft auf und ich kam dem nur zu gerne nach. Mit wenigen Schlucken hatte ich das Glas geleert, hielt es Kai erwartungsvoll hin während ich mir mit dem Handrücken über den Mund wischte. Das Blut tat unglaublich gut aber ich brauchte mehr davon und Kai war nur allzu gerne bereit, es mir auch zu geben.
 

Nach zig weiteren Gläsern war ich soweit gesättigt, dass ich keinen Nachschub mehr wollte. Ging auch gar nicht, denn bis auf einen kleinen Rest, war die Karaffe leer. Kai kümmerte sich darum beides in Sicherheit zu bringen bevor er sich wieder zu mir setzte. Ich war noch immer etwas abwesend wobei ich mich im Raum, mit fast schon kindlicher Neugier, umsah. Alles war so scharf, hell und neu. Gefühlt tausend Gerüche prasselten auf mich ein und die Geräusche penetrierten mein Gehör. Ich wusste nun, was Reita gemeint hatte, als er mir versprach zu helfen sobald ich ein Vampir war. Es war fürchterlich. Als Mensch hätte ich vermutlich Kopfschmerzen bekommen aber davon blieb ich nun verschont.
 

„Wie fühlst du dich?“, hörte ich Kai leise fragen. Doch egal, wie leise er sprach, es war immer noch zu laut.

„Merkwürdig und neu. Ich…die ganzen Eindrücke…ich habe es mir nicht so schnell vorgestellt. Ich sollte mich mit Reita treffen.“

Kai legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte mitfühlend.

„Ich weiß aber mach langsam. Du bist noch nicht ganz da und musst dich erst daran gewöhnen.“

„Egal. Ich muss das loswerden sonst werde ich tatsächlich noch verrückt.“, erwiderte ich angestrengt.
 

Kai schien die Ernsthaftigkeit meiner Worte zu verstehen und nickte nur, bedeutete mir zu warten als er sich erhob und verschwand. Währenddessen ließ ich meine Finger über die Bettwäsche gleiten. Ich spürte wirklich alles. Jede Faser, die Weichheit des Stoffs aber ich hörte und roch auch eine Menge. Meine Finger taten schon fast ein kratzendes Geräusch als ich über den Stoff strich und der Geruch war ein Gemisch aus Waschmittel, Wasser, Kai, mir selbst und…Sex. Oh richtig. Kai würde sich jetzt nicht mehr zurückhalten müssen. Ich freute mich schon darauf aber erst, wenn ich damit fertig war, meine Sinne zu kontrollieren.

Tatsächlich traf dann auch Reita ein, der Kai im Schlepptau hatte.

„Na ausgeschlafen Dornröschen?“, scherzte der Ältere worauf ich ihm nur meinen Mittelfinger präsentierte. Es ließ ihn lachen und mir dafür die Ohren schmerzlich klingeln.

„Nicht so laut!“, presste ich angestrengt heraus und erhob mich dann. Mein Körper fühlte sich gut an. Stark, gestählt und unnachgiebig. Das gefiel mir doch sehr und doch folgte ich Reita, als er mich bat, mit ihm nach draußen zu kommen. Ich würde nun lernen, meine Sinne zu kontrollieren und alle Götter dieser Welt wussten, dass ich es kaum erwarten konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das erste Kapitel der Fortsetzung und somit herzlich Willkommen. Ich begrüße alle neuen Leser und diese, die mich schon seit dem Vorgänger begleiten :D

Nun, ich hoffe euch gefällt das erste Aufeinandertreffen von Kai und Uruha. Kai hat sich definitiv verändert, sollte aufgefallen sein aber mal sehen, ob das auch so bleibt ;)
Kommentare sind, wie immer, gerne gesehen aber kein Muss.

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hellow meine Lieben,

es hat nun gut zwei Monate gedauert, bis es endlich Nachschub gibt. Ich hatte ein ziemliches KreaTief und keine Ahnung, wie das hier alles weitergehen sollte oder wo es hinführt. Mittlerweile habe ich meine Kreativität und die Lust zum Schreiben wiedergefunden und siehe da...ein neues Kapitel ist am Start. Ein weiteres existiert auch bereits. Ob ich es direkt im Anschluss hochlade oder euch noch etwas schmoren lasse, weiß ich noch nicht. Ihr werdet es merken ;)

Ich hoffe euch gefällt der erste kleine Auftritt von Uruha, im nächsten Kapitel geht es sogar schon zur Sache. Wie das aussieht, verrate ich aber noch nicht.
Viel Spaß beim Lesen und ich würde mich über ein paar Kommis freuen :D

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab beschlossen euch den restlichen Verlauf der Nacht oder des Morgens, nicht länger vorzuenthalten ;)
Kai hat es schon wirklich nicht leicht mit Uruha und scheinbar wird er auch diese schicksalhafte Anziehung nicht los. Wir werden sehen, wie sich das weiter auswirkt und was noch so alles passieren wird. Mal sehen, wie lange Kai dem noch widerstehen kann ;)
Ich hoffe euch gefällt der Ausgang der Nacht und wie immer freue ich mich über eure Gedanken und Kommis :D

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hellow meine Lieben :3
so ein neues Kapitel ist da und leider...ja leider...Kai ist doof, ich weiß aber ihr müsst ihn verstehen. :/ Ich hoffe ja, dass ein kleines Wiedersehen mit unseren alten Freunden bei ihm Wunder wirkt. Wir werden es sehen.
Und ja, Manabu lebt noch haha. Gut, es überrascht euch vermutlich nicht, was ich aus ihm und Aoi gemacht habe. Memo an mich: Die Pairings erst nach und nach einspeisen x'D
Nun, sind sie nicht herzallerliebst? So sieht wahre Liebe aus! Keine Sorge, ihr werdet noch erfahren, wie es überhaupt dazu kommen konnte ;) Ich mach euch doch gerne heiß
Außerdem habe ich mich bewusst dazu entschieden, die POVs ebenfalls in der Ich-Form zu schreiben weil es mir persönlich leichter fällt und sich einfach flüssiger liest. Ein Wechsel zwischen 1. und 3. Form ist schon ziemlich anstrengend.

Wie immer freue ich mich über einen kleinen Kommi :D

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Boom! Ja, die Aktion ist wohl mächtig nach hinten losgegangen. Armer Kai. Ich weiß, ihr hasst mich sicher alle total weil ich ihm das Glück nicht gönne. Es tut mir leid *verbeug* aber ihr wisst ja, meine Charaktere müssen leiden.

Nun, ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen und freut euch, im nächsten gibt es dann endlich eine Wendung im Fall Kai vs. Uruha oder...vielleicht doch nicht? ;D Ihr werdet es lesen.

An dieser Stelle möchte ich mich schon mal für die 13 Favos bedanken. Das ist einfach Wow. Ebenso freue ich mich sehr, einige Leser wiederzusehen, die auch schon bei Vampires vs. Humanity dabei waren. Ich hoffe euch bereitet die Fortsetzung genauso viel Freude, wie mir <3
Ich freue mich auch, wie immer, über eure Kommis :D

Bis zum nächsten Mal
Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Wogen haben sich geglättet und tatsächlich haben die Vier oder besser gesagt Ruki und Jin, es doch geschafft, Kai zum Nachdenken anzuregen. War zwar nicht die feine englische Art aber hey, der Zweck heiligt die Mittel.
Ich habe Kai lange leiden lassen aber wer weiß, vielleicht ist das nächste Leid noch gar nicht weit entfernt *pfeif*

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen und bis zum nächsten Mal. Ich freue mich, wie immer, über einen kleinen Kommi :D

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, klingt das nach einem guten Plan? Man möchte meinen, dass Jin mit einem IQ von 160, intelligent genug wäre um eben genau solche Alleingänge zu vermeiden aber naja...der Gute hat wohl nicht so richtig aus der Vergangenheit gelernt.

Ihr werdet aber vermutlich am meisten darüber stöhnen, dass ich Kai aber auch wirklich gar nichts gönne. Ja...so bin ich. Meine Charaktere müssen leiden aber inwiefern Kai leiden wird und wie Uruhas Auftrag lautet, werdet ihr erst nach und nach erfahren. ;D

Dann noch eine kleine Information:
Das nächste Kapitel wird auf Adult eingestuft und es wird keine zensierte Version geben. Doch ihr braucht euch keine Sorgen machen, ihr verpasst keine storyrelevanten Inhalte und teilweise wiederhole ich, in Kais Gedanken, nochmal grob, was geschehen ist.
Das soll dann auch schon der Teaser für alle anderen sein (*3*)//

Über Feedback würde ich mich, wie immer, freuen.

Bis zum nächsten Mal
Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da wären wir. Die Katze ist so halb aus dem Sack. Wie unerwartet...ich weiß.
Außerdem bin ich sehr böse, weil ich Kai so etwas antue aber erst mal abwarten, bevor ihr mich erdolcht xD

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und wie immer, freue ich mich über euer Feedback.

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Was hat Aoi nur vor? Und was wird passieren wenn Kai in den Club kommt und alle weg sind?
Das erfahrt ihr vermutlich erst im übernächsten Kapitel, da das nächste dem verlorenen Schaf gelten soll :D
Bis zum nächsten Mal

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die volle Manabudröhnung, die ich ja schon mal angekündigt hatte. Ich weiß, manche von euch waren sicher enttäuscht, weil ich nicht an der Story des letzten Kapitels angeknüpft habe, aber ich empfand es an der Zeit, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Nun, eigentlich gibt es bestimmt noch tausend Fragen zu Manabu und Aoi, die ich aber erst so nach und nach in den weiteren Kapiteln beantworten werde.
Ich hoffe euch hat der kleine Flashback gefallen <3

Nun hätte ich eine kleine Ankündigung zu machen. Ich hatte eigentlich vor, ein FF-Cover einzuspeisen aber leider, habe ich einfach kein Bild gefunden, das mir zugesagt hat. Deshalb kam mir die wundervolle Idee, es einfach in einen kleinen Reader-Contest umzuwandeln. Sprich, ihr könnt zeichnen? Dann nur her mit euren Ideen zu einem hübschen Cover.

Stil: Portrait, Chibi, Manga, Digital
Motiv: Kai x Uruha; ihr könnt die Anderen aber auch einbringen, wenn es passt
Einsendeschluss: 23. Dezember 2016, 23:59 Uhr via ENS
Preis: Der Gewinner erhält einen eigens für ihn geschriebenen One Shot, der als kleine Sidestory der FF dienen soll. Dabei kann der Gewinner die Thematik und das Pairing selbst wählen.

Klingt doch eigentlich super oder nicht? Die Bilder, die es nicht geschafft haben, werden natürlich nicht vergessen sondern der FF als Illustration hinzugefügt, damit sie jeder sehen kann :D

Traut euch und schickt mir eure Bilder! Ich freue mich schon darauf.
Und ganz nebenbei freue ich mich natürlich auch immer über Feedback zum Kapitel.

So long.
Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist etwas kurz, die nächsten werden aber wieder etwas länger.
Im nächsten wird sich dann endlich komplett aufklären, was hier eigentlich los ist. Zumindest grob. Die feinen Details kommen später.
Ich würde mich über ein paar Kommentare sehr freuen.
So long,

Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist eher etwas kurz geraten aber ich wollte euch nicht vorenthalten, wie die Wandlung in Aois Innerem abläuft und wie es dazu kommt, ob ein Kind Kais verrückt wird oder nicht.
Vielleicht schiebe ich das nächste Kapitel noch nach, mal sehen ;)
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich freue mich, wie immer, über Feedback.

So long.
Tata~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt, dass ihr erst jetzt etwas von mir hört. Ich hatte recht viel Stress und da ich mir vorgenommen hatte, die Abstände nicht zu kurz zu wählen, habe ich es so weit rausgeschoben, dass es nun schon echt etwas zu lange her ist :'D Tut mir leid.
Nun wieder ein recht kurzes Kapitel aber ich schiebe direkt ein nächstes hinterher. Ansonsten bildet ihr noch eine Rebellion um mich auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen oder so xD

Ich hoffe euch hat der kleine Einblick in Uruhas Sicht der Dinge gefallen. Mir wurde selbst ganz schwer um's Herz. Hachja...ich bin schon böse.

Wie immer freue ich mich über Feedback :D
So long
Tata~

PS: Backgroundmusik und Titelgeber: Evanescence - My Heart is Broken Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soo noch eine kleine Einsicht in Aois neues Leben und ein sehr interessantes Gespräch zwischen Kai und Aoi. Vermutlich nur wenig neues und doch auch eine wichtige Sache für Kai.
Zu eurer Information, ich weiß nicht, wann das nächste Kapitel erscheinen wird. Ich muss ab jetzt erst mal wieder weiterschreiben aber bald sind Ferien und ich werde mir Urlaub nehmen. Da findet sich sicher die Zeit um das Ganze Drama um Kai und Uruha voranzutreiben oder endlich enden zu lassen? Who knows ;)

Ich hoffe es hat euch gefallen und ich freue mich über Feedback von euch :D

So long
Tata~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (56)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akikou_Tsukishima
2020-04-08T06:28:31+00:00 08.04.2020 08:28
Oh man

Das ist echt ein böser Cut. Und dass danach nix mehr kommt....

Neinnnnn!

Ich will doch aber wissen, Uruha so einen Hass auf Vampire hatte.

Besteht vllt noch die Möglichkeit auf ein bis zwei Kapitel oder zumindest ein Epilog.

Ich wäre dir wirklich sehr dankbar
Antwort von:  Nisshoku
08.04.2020 09:11
Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir meine FF bisher gefallen hat.
Ich sehe, dass der Bedarf an einem Abschluss groß ist und ich möchte eigentlich die FF auch nicht einfach so stehen lassen.
Ich gebe mir Mühe, sie demnächst zu beenden aber meine Muse lässt auf sich warten.
Wobei ich sogar die Erklärung zu Uruhas Hass schon aufgeschrieben habe, wenn ich mich recht entsinne.
Hab ein bisschen Geduld mit mir. Dann setze ich mich dran, sie zu beenden x3
Von:  Janine3878
2019-11-28T12:18:40+00:00 28.11.2019 13:18
Schreib bitte weiter, deine Vampir Storys sind so schön!!!
Antwort von:  Nisshoku
08.04.2020 09:12
Danke für deinen Kommentar und das Kompliment <3
und sry für meine späte Antwort :'D
Hab noch ein bisschen Geduld. Ich werde versuchen meine Muse wiederzufinden, und bald ein paar neue Kapitel oder zumindest einen Epilog zu liefern, um die Geschichte abzuschließen.
*bows*
Von:  Becci_heresy
2019-07-28T09:37:15+00:00 28.07.2019 11:37
Bitte schreib weiter 😱 Ich muss wissen wie es weiter geht !
Kai macht mich süchtig ! *_* Ich liebe seine Charakter , wie er sich verhält ... Von deinen Humor brauch ich Garnicht anfangen :'D Genial
Antwort von:  Nisshoku
08.04.2020 09:13
Vielen Dank für deine lieben Worte <3
Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte.
Ich versuche die Geschichte bald abzuschließen, da sie es ja auch fast ist. Hab bitte noch ein bisschen Geduld mit mir aber es wird etwas kommen. :D
Von:  Ruha_Ducky
2017-08-27T22:03:34+00:00 28.08.2017 00:03
Uhh~
Gleich zwei neue Kapitel :D
Wieder sehr schön geschrieben.
Nur schade das sich die Geschichte wohl langsam dem Ende neigt.
Antwort von:  Nisshoku
28.08.2017 13:44
Dankeschön x3
Ja das Ende ist nah. Alles Gute hat ein Ende, also nicht traurig sein x3 Es wird sicherlich auch in der Zukunft wieder was von mir geben.
Von:  Scorbion1984
2017-08-27T09:05:58+00:00 27.08.2017 11:05
Toll das es weiter geht ,ich dachte schon Du hättest diese FF vergessen !
Wieder sehr interessant diese Kapitel ,freu mich auf die nächsten Kapitel,falls Du weiter schreibst 😇!
Antwort von:  Nisshoku
28.08.2017 13:43
Nein hab ich nicht, keine Sorge. Mir hat leider nur die Zeit gefehlt plus ein kleines KreaTief.
Ich habe schon weitergeschrieben aber das nächste Kapitel ist noch nich fertig. Es wird evtl auch das letzte sein :)
Von:  Scorbion1984
2017-03-28T09:26:13+00:00 28.03.2017 11:26
Hoffe Kai kann Uruha verzeihen ,leiden tun sie doch beide !
Schön das sie es nun alle etwas ruhiger haben ,bloß ist das die Ruhe vor dem Sturm !?
Wäre schade !
Antwort von:  Nisshoku
28.03.2017 12:01
Jaa...wer weiß, wer weiß ;D
Wir werden sehen, was noch so passiert.
Von:  Scorbion1984
2017-03-27T14:07:18+00:00 27.03.2017 16:07
Schade ich dachte das nächste Kapitel wäre da ,aber leider nicht !
Also heißt es weiter warten !😱😖
Antwort von:  Nisshoku
27.03.2017 16:11
Ich hatte viel um die Ohren und habe heute gesehen, dass schon etwas zu viel Zeit verstrichen ist. Ich werde in den nächsten Tagen ein Kapitel hochladen. Keine Sorge :D
Von:  Arinya
2017-03-09T19:22:35+00:00 09.03.2017 20:22
Endlich ein Lichtblick in der Story ich wünsche Kai und Manabu so sehr ein Happy End! Aber auch schon wieder neue Fragen. Wie schlägt sich Aoi als Vampir? Was sagt Jin zu der Wandlung und dem Plan? Und und und bitte schreib schnell weiter ich bin schon ganz neugierig!
Antwort von:  Nisshoku
09.03.2017 21:03
Ja, das wünsche ich beiden auch x3 Die Fragen werden sich in den nächsten Kapiteln sicher beantworten. Weitergeschrieben habe ich schon, also ihr werdet versorgt ;)
Von:  Scorbion1984
2017-03-05T16:08:49+00:00 05.03.2017 17:08
Herrlich ,endlich eine kleine Auflösung der vielen grossen und kleinen Rätsel !
Freu mich auf die Fortsetzung !
Antwort von:  Nisshoku
05.03.2017 17:12
Vielen Dank :3 Freut mich, dass ich Licht ins Dunkel bringen konnte.
Von: abgemeldet
2017-03-05T11:01:36+00:00 05.03.2017 12:01
*kurz aus ihren Loch heraus schaut und Dankeschön Kekse da lässt für das tolle Kapitel*
Na Endlich ein paar Fragen weniger x3
Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel.
Liebe grüße und mach weiter so

Antwort von:  Nisshoku
05.03.2017 12:04
Ouh Kekse *w* Dankeschön dafür und die liebe Worte :D
Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat und du nun ein paar Fragen weniger auf der Liste hast xD


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