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Hands of blood

Zabuza/Haku
von

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Demon

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kennel

Mit zusammengebissenen Zähnen hatte sich der Junge zusammengerollt, die Arme um seinen dünnen Körper geschlungen. Obwohl er größer als andere Kinder in seinem Alter war, fühlte er sich gerade schwach und erbärmlich. Wann immer die Fäuste auf ihn nieder regneten, zog er den Kopf dichter an die Brust, schützte die empfindlichen Stellen ebenso mit Armen und Knien. Mit rasendem Herzen harrte er aus, wartete, bis der Mann sich abreagiert hatte…es dauerte, bis es soweit war.

“Mach, dass du verschwindest, du Stück Dreck!“, lallte dieser und taumelte von ihm weg – nicht ohne ihn ein letztes Mal in die Seite zu treten.

Der Junge starrte ihn vernichtend an, voller Hass und Abscheu, ehe er sich mühselig aufrappelte. Irgendwann wäre er erwachsen, groß und kräftig genug, um diesem Scheißkerl alles heimzuzahlen. Doch gerade eben war er nur ein Kind, gerade mal 7 Jahre alt…er hatte seinem Vater nichts entgegenzusetzen, wenn dieser mal wieder im Suff die Kontrolle verlor. Er versuchte, keinen Laut von sich zu geben, als er Richtung Haustür hinkte – er musste hier raus, brauchte frische Luft.

Es war immer dasselbe und er hatte keine Lust, sich noch länger anhören zu müssen, dass er ein nichtsnutziger Bastard war. Seine Mutter war auch nicht besser – er wusste nicht mal, wo sie gerade war, vermutlich setzte sie sich in irgendeiner Ecke die nächste Spritze, ehe sie wieder anschaffen ging. Sie waren beide Versager.

In den Sommernächten konnte er auch draußen pennen, auf den Schrottplätzen zum Beispiel, und das würde er auch in dieser Nacht tun. In die Schule musste er nicht, war nie da gewesen, weil man ihn gar nicht erst angemeldet hatte. Er war laut seinen Eltern ja sowieso zu dumm, warum sollten sie also Geld für ihn ausgeben? Es wunderte ihn ja schon, dass die zwei ihn als Baby nicht einfach von der Brücke geworfen hatten…verächtlich schnaubte er, schlug den Weg zum Schrottplatz ein.

Außer ein paar streunenden Katzen war dort eigentlich niemand – es sei denn, die Dealer verabredeten sich dort, doch die ließen ihn meistens in Ruhe. Wenn nicht, musste er halt die Beine in die Hand nehmen…das war er schon gewöhnt.

Sich ein Keuchen verbeißend, humpelte er zu einem schmuddeligen, roten Fahrzeug, an dem der Lack schon rostete. Na gut, für die Nacht sollte der reichen, wenigstens bekam er dann mal ein paar Stunden Schlaf. Dann war er ausgeruht genug, um sich am nächsten Tag das Frühstück klauen zu können.

Er riss die quietschende Tür auf, wollte sich gerade auf die Rückbank werfen, als etwas aus dem Wagen sprang und ihn zu Boden riss. Er stöhnte vor Schmerz auf, weil seine Blutergüsse bei dem Sturz zusammengequetscht wurden.

„Was willst du hier?! Das ist mein Schlafplatz, klar?!“, wurde er angezischt und sah blinzelnd zu dem Angreifer hoch.

Dieser konnte zu seiner Verwunderung nicht viel älter als er selbst sein…stechend grüne Augen fixierten ihn, wirkten wie die eines Raubtiers. Sein Gesicht war grobkantig und ebenso demoliert wie sein eigenes, doch das war in diesem Bezirk keine Seltenheit. Der Junge machte einen noch bulligeren Eindruck als er selbst und er war stark, was es schwierig machte, sich aus dem Griff zu befreien.

„Pfoten weg, du Arschloch!“, blaffte er ihn an, wand sich, trotzdem es aussichtslos schien. „Der Platz gehört dir nicht! Ich bin immer hier!“

„Ist mir doch egal, jetzt ist es mein Platz, also verschwinde!“

„Verschwinde du doch!“

„Bist ja ziemlich frech für ne halbe Portion…“

„Du bist doch selbst eine!“

„Fresse!“

Sie rangelten miteinander, schlugen sich schließlich sogar, wobei der größere Junge bessere Chancen hatte. Keuchend wurde er wieder festgenagelt, spürte das Blut aus seiner Nase tropfen und der Hass sprühte aus seinen Augen…zuhause wurde er schon genug erniedrigt – hier würde er das nicht mitmachen! Sein Gegner funkelte ihn belustigt an, ignorierte, dass er an der Lippe blutete.

„Wenigstens schlägst du nicht wie n Mädchen“, meinte er und erhob sich. „Trotzdem…such dir gefälligst ne eigene Karre!“

„Fick dich!“, grollte der Kleinere und rappelte sich schwerfällig auf.

Sein Gegenüber musterte ihn mit diesem stechenden Blick – er erinnerte ihn unweigerlich an einen Hai. Ihre Blicke hakten sich ineinander, unnachgiebig…dann schnaubte der Hai-Junge und wischte sich das Blut von der Lippe, ehe er ihm den Rücken kehrte. Ein Fehler, denn schon wurde er mit einem Schrei von hinten angesprungen und zu Boden gerissen.

Man konnte es den Beginn einer wunderbaren Freundschaft nennen…
 

Als er erwachte, war er allein. Er lag auf seiner Pritsche in der Zelle, in der er in letzter Zeit öfter vor sich hinvegetierte. Von der Decke tropfte die Nässe, da die Rohre undicht waren und generell war es kalt, ähnlich wie in einem Kerker. Anscheinend hatte man ihn wenigstens versorgt, denn er war notdürftig vom Blut gereinigt und seine Wunden versorgt worden. Unzufrieden kratzte er an dem Verband, der ihn schon jetzt störte, während er sich ächzend aufzusetzen versuchte.

„Na, doch noch unter den Lebenden?“

Er verengte die Augen, warf einen Blick zur Seite, wo ihm ein breites Grinsen begegnete. Das Grinsen eines Hais. Viel hatte sich über die Jahre nicht verändert…außer, dass sie tatsächlich Kumpels geworden waren. Die kleine Schlägerei war am Ende unentschieden ausgegangen, so dass sie sich den Respekt des jeweils anderen hatten sichern können.

„…sahst echt beschissen aus, als die dich zurückgebracht haben“, fuhr der Mann, der durch die Gitterstäbe spähte, fort. „Du hast einen von den Gaffern angesprungen? Ernsthaft?“

Das Geplapper nervte ihn im Moment eher, als dass er es amüsant fand. Ihm dröhnte der Schädel und er hatte Durst…doch er konnte kein Wasser in der Zelle entdecken. Vermutlich war das Absicht, sicher gab es bis morgen früh nichts.

„Ja“, erwiderte er schließlich doch noch und sein Zellennachbar begann laut zu lachen.

„Oh man…nicht schlecht“, kommentierte dieser und rang ihm damit ein mürrisches Zucken der Mundwinkel ab. „Ich hätte das zu gern gesehen…hat sich der Kerl nassgemacht?“

„Fast“, brummte er heiser und räusperte sich. „Hab ihn leider verfehlt…“

„Na ja, vielleicht besser so“, meinte der Hüne von nebenan. „Die hätten dich sonst totgeprügelt, Zabuza.“

Der Angesprochene hatte dafür nur ein abfälliges Schnauben übrig.

„Sollen sie doch…fängt langsam an, mir egal zu werden. Ist doch eh immer dasselbe, tagein, tagaus. Also lass mich in Ruhe, Kisame.“

Sein Kumpel schwieg einen Moment, wobei das Grinsen aus seinen Zügen wich und er nachdenklich wurde. Die meisten sahen in ihm nur das Monster, hielten ihn vermutlich auch noch für primitiv und dumm, doch die kannten den Hai nicht wirklich. Kisame war alles andere als ein hirnloser Schläger – noch einer der Gründe, warum sie seit Jahren befreundet waren. Nun, vieles war auch Eigennutz, denn es war viel wert, wenn man jemanden hatte, auf den Verlass war.

„Mach keinen Scheiß, Zabuza“, brummte Kisame ihm leise zu. „Ich hab dir gesagt, dass ich…vielleicht ne Möglichkeit hab…“

Zabuza gab einen spöttischen Laut von sich.

„Da glaubst du doch selbst nicht dran. Wir sitzen hier seit Jahren fest…und du setzt deine Hoffnung in…sowas.“

Ein wütendes Knurren folgte auf seine Worte.

„Ich vertraue ihm, klar? Doch wenn du dich lieber umbringen willst…mach halt, du Idiot!“

Zabuza setzte sich mit grimmiger Miene auf, wobei er jeden Knochen im Leibe fühlte. Hoffentlich hatte er nicht morgen direkt wieder einen Kampf – und wenn, dann besser nicht auf Leben und Tod. Andererseits hatte er es doch eben gesagt – was gab ihm das Leben noch?

„Solltest aber nicht vergessen, dass das jemandem nicht egal wäre – und damit meine ich nicht mich!“
 

Die Worte gaben Zabuza zu denken, auch wenn er es äußerlich nicht zeigte. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, Abstand davon zu nehmen – es hatte keinen Sinn. In ihrer Welt aus Dreck und Blut gab es keine Hoffnung auf etwas Besseres und für ihn schon mal gar nicht. Wie lange saß er nun schon hier fest? Er war in dem schlimmsten Randbezirk von Kiri aufgewachsen, Raub, Mord und Vergewaltigungen standen auf der Tagesordnung…man wurde praktisch als Verbrecher großgezogen. Wobei Kisame und er sich das meiste selbst hatten beibringen müssen, um zu überleben – nachdem sie damit aufgehört hatten, sich gegenseitig die Fresse zu polieren. Zusammen hatten sie sich immer irgendwie über Wasser halten können, auch wenn die Zeiten hart gewesen waren, doch nun formte sich langsam die Sackgasse, der sie bisher entronnen waren.

Seit Jahren kämpften sie hier, anfangs war es tatsächlich der Nervenkitzel gewesen, der sie hergetrieben hatte. Sie waren gerade volljährig gewesen, hatten sich freiwillig auf diese Art von Kämpfen eingelassen. Das Geld war so verlockend gewesen, ebenso wie die Anerkennung, der Jubel der Menge, wenn man über einen Gegner triumphierte. Es schien, als gehörte der Untergrund ihnen…doch wie so vieles im Leben war es lediglich ein Trugbild gewesen.

Nie hätten sie sich auf diesen Deal einlassen sollen, der ihr Schicksal besiegelt hatte. Einen Sponsor hatte sich dieses Arschloch genannt, ihnen mehr Geld, mehr Frauen und Erfolg versprochen – natürlich war es ein Trick gewesen. Sie hatten sich diesem Scheißkerl verschrieben, der ihre Kohle einsteckte und ihnen nur einen geringen Prozentteil zukommen ließ. Als sie dies durchschaut hatten, war es bereits zu spät gewesen.

Im Endeffekt waren sie zu Hunden degradiert worden, die zurück in den Zwinger kamen, wenn sie ihre Leistung gebracht hatten. Die Köter, die nicht gehorchten, wurden abgeknallt – es wäre nicht das erste Mal, dass dies vor ihren Augen geschah. Eine Warnung für diejenigen, die sich nicht beugen wollten, und Zabuza war bewusst, dass Kisame und er selbst nur noch lebten, weil sie so viele Kämpfe gewannen. Der Hai und der Dämon waren beliebt beim Publikum, es kamen immer viele Leute, wenn einer von ihnen kämpfte. Ein paar Mal hatten sie auch gegeneinander antreten müssen, doch nie bis in den Tod, schließlich würden die Umsätze sinken, wenn einer von ihnen starb. Bisher hatte man ihnen ihre Aufmüpfigkeit aus diesem Grund noch immer verziehen, doch ihre Bewegungsfreiheit war eingeschränkt worden.
 

„Was meinst du, wie lange lassen sie uns diesmal hier drin verrotten?“

Zabuza schnaubte bei der gelangweilt klingenden Frage, zuckte dann mit den Schultern; die Bewegung sandte den Schmerz erneut durch seinen Körper.

„…nicht zu lange“, erwiderte er nach einem kurzen Moment des Schweigens. „Können die sich nicht leisten.“

Kisame runzelte die Stirn.

„So oft, wie wir schon die Regeln gebrochen haben?“

„Die können uns nicht ewig einsperren.“

„Aber ein paar Wochen…das weißt du.“

„Und wenn schon…“

Zabuza ließ sich zurück auf die Pritsche fallen, wobei er die nagenden Gefühle von Hunger und Durst zu verdrängen versuchte.

„Du nimmst das ja sehr gelassen“, hörte er Kisame brummen.

„Was soll ich sonst machen? Mich aufregen? Ist doch jedes Mal das gleiche Spiel…und im Endeffekt bringt es nichts.“

Kisame lachte rau auf.

„Tja, braucht eben mehr, welche von unseren Kaliber klein zu kriegen.“

Zabuza nickte zustimmend und sah aus den Augenwinkeln, wie sich sein Kumpel ebenfalls wieder auf seine Pritsche legte. Er wusste, dass er es besser haben könnte, wenn er sich beugte…diesen Arschlöchern brav gehorchte, doch das war nicht seine Art. Er war keiner von diesen heuchlerischen Schleimern, da saß er lieber hier unten – ausgebeutet wurde er sowieso und gehen konnte er auch nicht. Er schloss die Augen, wollte noch ein wenig ausruhen, bevor es wieder losging.

Visit

“Zieh den Lumpen aus…wird’s bald?“

Zabuza gab sich keine Mühe, seine Stimme etwas weicher klingen zu lassen. Immerhin war er keins von diesen Weibern, die beim Anblick des Häufchen Elends vor sich halb in Tränen ausbrachen. Er hasste Kinder und wenn er von hassen sprach, dann meinte er es auch so. Sie nervten, egal in welcher Altersstufe sie waren, und deswegen war er hier auch vollkommen fehl am Platz. Gereizt sah er zu, wie sich der Bengel von etwa 8 Jahren langsam auszog, den Blick gesenkt haltend. Na wenigstens gehorchte er, denn er wollte das hier schnell hinter sich bringen. Seine kalten Augen glitten über den dürren Leib, die Blutergüsse und das Zittern entgingen ihm ebenfalls nicht.

„Komm her…“, forderte er das Balg auf, das man auch für ein Mädchen hätte halten können.

Mit tapsigen Schritten bewegte sich der Kleine auf ihn zu und er hob ihn grob unter den Armen hoch, ehe er ihn in die Wanne plumpsen ließ. Der Kurze tauchte für ein paar Sekunden komplett unter, ehe er nach Luft japsend wieder hoch kam, sich an den Rand klammerte. Er wusste gar nicht, was der für ein Problem hatte…das Wasser war warm und sauber. Schnaubend griff er nach der Shampoo-Flasche und ließ einen großen Klecks auf den zerzausten Mopp tropfen. Der Junge wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, presste fest die Lippen aufeinander.

„Halt still jetzt, sonst läuft’s dir in die Augen…ist dann nicht mein Problem, wenn’s brennt!“

Ohne auf eine Antwort zu warten, massierte er das Shampoo ein, rümpfte die Nase über den süßen Duft. Irgendwas mit Kirschblüte…ihm wurde schlecht davon, doch er sagte nichts. Abermals fragte er sich, warum er hierzu degradiert worden war. Okay, er hatte einem der Bodyguards, die immer um seinen Chef herumscharwenzelten, die Nase gebrochen – aber aus gutem Grund! Das Arschloch hatte ihn schließlich provoziert!

Er hielt inne, als der Junge wimmerte…oh. Anscheinend riss er zu heftig an den nassen Zotteln, aber er war ja auch Grobmotoriker und kein Kindermädchen.

„Sorry…“

Der Kleine sagte nichts, sondern harrte bewegungslos aus. Brav war der ja, machte auch kein Geschrei, sondern ergab sich seinem Schicksal. Es milderte seine schlechte Laune ein wenig und als er sich daran erinnerte, dass der Junge hier niemanden kannte, bemühte er sich, etwas weniger grob zu sein. Das Wasser war mittlerweile nicht mehr so sauber wie am Anfang…der Vater des Jungen hatte ihn wohl nicht nur geschlagen, sondern auch noch verwahrlosen lassen – kam ihm bekannt vor. Nur dass sein Alter ihn nicht an zwielichtige Typen verkauft hatte, um seine Schulden zu tilgen…es gab diesbezüglich also tatsächlich noch eine Steigerung. Vielleicht war es sogar besser, dass der Kleine hier war und nicht mehr bei seinem Erzeuger. Wozu auch immer er nützen sollte. Es war nicht seine Angelegenheit…er sollte den Pimpf baden und sich um ihn kümmern, bis man sich einig war, wohin mit ihm. Super durchdacht.
 

„Hier, wasch dich selbst…glaub kaum, dass ich das machen soll oder?“

Er drückte dem Kurzen den Schwamm in die Hand, woraufhin er mit großen Augen angesehen wurde…ein Kopfschütteln folgte. Zögerlich begann sich das Kind zu waschen und Zabuza wandte sich ab, musste ihm nicht dabei zusehen. Er war froh, wenn er das Balg abschieben konnte…und wieder in die Arena durfte. Es juckte ihm in den Fingern, seine aufgestauten Aggressionen an jemandem auszulassen, der ihm gewachsen war. Der Zwerg, der zusammengesunken in der Wanne saß und ihn schüchtern anblickte, war es nämlich ganz sicher nicht.

„Fertig?“, fragte er knapp und sah den Jungen nicken. „Gut, dann raus mit dir.“

Er nahm sich ein Handtuch und wickelte seine ungewollte Last darin ein, rubbelte ihn grob trocken. Der Junge taumelte unter den ruppigen Bewegungen, bis er…einfach gegen ihn kippte und Zabuza damit erstarren ließ. Die dünnen Ärmchen klammerten sich an ihm fest, konnten seinen Torso aber nicht mal halb umfassen…er spürte den Kopf des Jungen an seiner Brust, dessen Wärme. Sein erster Impuls war es, das Kind wegzustoßen und anzublaffen, doch dieses blieb ganz still. Hatte der keinen Schiss, dass er ihn packte und ihm den Hals umdrehte? Der Pimpf hatte ihm nicht das Geringste entgegen zu setzen.

„Was wird das?!“, knurrte er, doch der Junge blieb angeschmiegt. „Hey!“

Der Kleine hob langsam den Kopf, lugte unter dem Handtuch hervor, das über seinem braunen Haarschopf lag…und dann lächelte er ihn an. Zabuza stockte merklich, wusste nicht, was das nun sollte…oder wie er darauf reagieren sollte.

Warum lächelte der Hosenscheißer denn jetzt? War der nicht ganz richtig in der Birne? Oder fasste er es falsch auf, dass sich Zabuza um ihn kümmerte? Er tat das sicher nicht aus Sympathie, sondern weil man ihn sozusagen dazu zwang.

„Was soll das dämliche Grinsen?“, grollte er und packte den Jungen unsanft an den schmalen Schultern, drückte ihn ein Stück von sich weg.

Entgegen seiner Erwartungen zuckte dieser nicht zurück oder fing an zu heulen…er lächelte einfach weiter. Zabuza drohte der Kragen zu platzen, er fühlte sich provoziert…doch irgendwas hielt ihn davon ab, ihm eine zu tafeln. Möglicherweise die Tatsache, dass es sich um ein schwaches Kind handelte. In diesem Moment machte der Junge zum ersten Mal den Mund auf und die Worte ließen Zabuza versteinern.

„Du bist wie ich.“

Das Lächeln wich nicht. Ein ehrliches, liebes Lächeln…eines, dem Zabuza nichts entgegen setzen konnte. Sein Griff lockerte sich, wortlos starrte er sein Gegenüber an, nicht fähig, etwas zu erwidern…doch eines wusste er – der Kleine hätte nicht falscher liegen können.
 

Erst das sanfte Streicheln schlanker Finger über seine Stirn ließ ihn langsam erwachen. Etwas kitzelte seine Haut und Zabuza registrierte, dass er auf etwas Weichem lag – er riss die Augen auf, als ihm bewusst wurde, dass er nicht allein war. Aus jahrelangem Reflex heraus packte er die Hand, die ihn berührte, und drückte so fest zu, dass er ein Keuchen vernahm. Im selben Moment bemerkte er den vertrauten Geruch, der dezent nach Jasmin duftete…er lockerte seinen Griff augenblicklich, ließ aber nicht los.

„…du?“, entkam es ihm mit rauer Stimme, als er nach oben blickte.

Ein zärtliches Lächeln begegnete ihm aus einem hübschen, femininen Gesicht und nun wusste Zabuza auch, was ihn da kitzelte. Er hob die freie Hand und strich ihm die langen, dunklen Haare hinters Ohr, während er ihm in die Augen sah. Haselnussbraun. Nicht leer, auch nicht angsterfüllt…da war ein Schimmern in ihnen, das ihm gefiel. Als seine Hand zu seiner Wange glitt, die helle Haut untypisch sanft berührte, legte sich ein ehrliches Lächeln auf die zartrosa Lippen.

„Du hast mir heute Sorgen bereitet, Zabuza-san“, hörte er den Jungen, der so viel jünger als er selbst war, wispern.

Seine Stimme war angenehm samtig, doch der Unterton darin entging ihm nicht. Zabuza musterte ihn abermals, bis hin zu seiner Kleidung…es war noch derselbe, rosafarbene Yukata, den er während seines Kampfes bereits getragen hatte. Es ließ ihn noch weiblicher wirken, doch das war es nicht, was Zabuza so daran störte – auch wenn er ihm in Hosen besser gefiel. Etwas anderes störte ihn sehr viel mehr und als er sich in dem Stoff verkrallte, diesen ein Stück zur Seite zog…die Male auf seiner blassen Haut erkannte, schürte es die Wut in ihm.

„Das sagt der Richtige…“, brummte er, doch das Lächeln wankte nicht.

Seine große Hand wurde von den feingliedrigen Fingern umfasst und gestreichelt, dann zu seinem Mund geführt…sachte geküsst. Zabuza erschauderte und kurz war er nicht fähig, sich dieser Berührung zu entziehen – doch dann kam er zur Vernunft.

„Lass das, Haku…“, knurrte er nicht ganz so finster, wie er gewollt hatte.

Der Genannte gehorchte auch, jedoch blieb er bei ihm sitzen, streichelte ihm weiter durch die Haare. Zabuza fragte sich, wie er es hier aushalten konnte, in dem Dreck…mit dem Geruch von Schweiß und Blut, doch dann erinnerte er sich daran, was der Junge vermutlich sonst erdulden musste.

„…hast du Schmerzen?“, fügte er grimmig an und Haku lächelte nachsichtig.

„Nein“, erwiderte er und musterte ihn nun seinerseits. „Keine nennenswerten im Vergleich zu deinen.“

Zabuza ahnte, dass er log, doch er wollte nicht weiter darüber diskutieren. So angenehm es war, im Schoß des Jungen zu liegen, so sehr ärgerte es ihn.
 

„Du solltest nicht mehr herkommen.“

„Verzeih.“

„Wenn du dich ständig hier reinschleichst-“

„Es gibt nur eines, das mir wirklich Angst macht.“

Zabuza wollte es gar nicht erst hören, er wollte eigentlich gar nichts mehr hören. Wie schon damals hatte Haku dieses Talent, Worte zu wählen, die ihn aus der Fassung brachten. Er war immer viel zu ehrlich…im Gegensatz zu ihm selbst.

„Ich habe dir Wasser mitgebracht“, riss ihn die leise Stimme aus den Gedanken und er blickte auf, als ihm die Flasche an die Lippen gehalten wurde.

Wasser…der Junge musste wirklich ein Engel sein, so wie er über ihn wachte. Im nächsten Augenblick widerte ihn dieser kitschige Gedanke an und er war froh, dass Kisame zu schlafen schien, sie beide nicht beobachtete. Die Flüssigkeit benetzte seine trockene Kehle und er schluckte gierig, spülte den eisenhaltigen Blutgeschmack herunter. Er trank so hastig, dass er sich verschluckte und sich daher aufsetzen musste. Vorsichtig rieb Haku mit seinen zierlichen Händen über seinen breiten Rücken…ehe er seine Wange an seine heiße Haut schmiegte, die Arme um ihn legte. Nicht zu fest, vermutlich wegen seiner Wunden…Zabuzas Unterleib zuckte bei der Berührung.

„Haku…“

Doch dieser ließ ihn nicht los, trotz des mahnenden Untertons…stattdessen drückte er sich nur enger an ihn. Es war nicht so, dass Zabuza ihn nicht gern in seiner Nähe hatte, allerdings traute er sich in diesem Fall selbst nicht.

„Lass mich los, Haku“, knurrte er – erneut erfolglos.

Er nahm wahr, wie der Atem des Jungen über seine Haut blies.

„…warum?“

Die Frage konnte man verschieden deuten, doch Zabuza meinte, den Sinn dahinter zu verstehen. So viele Male hatte er ihn zurückgewiesen…er kannte ihn, seitdem er acht Jahre alt war. Trotz allem war er immer noch ein Kind…es war nicht richtig.

„Frag nicht und verschwinde!“

Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann spürte er, wie sich Haku von ihm löste. Zabuza wehrte sich nicht, als der Jüngere aufstand – jedoch nicht, um zu gehen, sondern um sich vor ihn zu stellen. Er blickte ihm in die Augen, nicht wissend, was jetzt kommen würde. Warme Handflächen schlossen sich um seine Wangen, hoben seinen Kopf ein Stück an…die Daumen streichelten ihn. Der Blick war intensiv, fesselnd…die Lippen näherten sich den seinen…und Zabuza stellte nicht zum ersten Mal fest, dass Haku viel zu schön war. Es fiel ihm schwer, doch er drehte den Kopf ruckartig weg, ließ den Jungen in seinen Bewegungen erstarren.

„Geh jetzt!“, grollte er und hoffte, dass der andere nicht bemerkte, wie schwer ihm der Befehl fiel.

Haku starrte ihn an, mit leicht geröteten Wangen…und Zabuza konnte sich den verletzten Ausdruck in den haselnussbraunen Augen nur zu gut vorstellen, sah absichtlich weg. Es war ja nicht das erste Mal, dass er ihn fortschickte. Es war besser so – für sie beide.

Eine Antwort erfolgte nicht, nur ein Nicken, dann wandte sich der Junge um. Seine Schritte waren kaum hörbar, ebenso wie das leise Klicken, als er die Zelle wieder verschloss. Es wurde wieder still in seinem Gefängnis.
 

„Du bist so ein Vollidiot.“

Zabuza warf einen finsteren Seitenblick zu Kisame, der auf seiner Pritsche lag und an die Wand blickte. Also hatte er doch noch nicht geschlafen.

„Ich hätte ihn nicht gehen lassen.“

„Kümmere dich um deinen Scheiß, Kisame“, raunzte er zurück, doch der andere lachte nur rau auf.

„Mein Scheiß ist geklärt – auch wenn du nicht dran glaubst.“

„Tse…“

Er hörte die harte Matratze knarzen, als sich der Mann aufsetzte und zu ihm rüber blickte.

„Andere würden sich darum reißen, so viel Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen.“

„Schön für die anderen.“

Er funkelte Kisame warnend an – sie waren hier immerhin nicht allein, er wollte nicht, dass jemand etwas mitbekam. Ohnehin rankten sich schon genug Gerüchte um seine Beziehung zu Haku. Wenn es ernst wurde, würden sie ihn seine Fehler ausbaden lassen.

„Wie auch immer…halte dich bereit!“

Die grünen Raubtieraugen leuchteten in der Dunkelheit auf, ein breites Grinsen ließ scharfe Zähne aufblitzen. Wie auch er selbst hatte Kisame schon viele Kehlen zerfetzt…sie waren Mörder. Der Abschaum der Welt…im Vergleich zu ihnen war Haku so rein wie ein Neugeborenes. Sie beide hatten die Wahl gehabt und sich für diesen Weg entschieden – auch wenn sie durch ihre Kindheit in gewisse Bahnen gelenkt worden waren. Selbst wenn Kisame Recht behalten sollte, sein Plan aufging…was würde das für Menschen wie sie bedeuten?

Außerhalb dieses Lochs waren sie nichts. Sie hatten keinen vorzeigbaren Lebenslauf, keine Ausbildung, kein Geld…nicht mal mehr einen Ruf. Zabuza konnte sich nicht erklären, wieso Kisame so verdammt überzeugt davon war, dass es dort draußen besser sein würde. Wenn sie Pech hatten, wanderten sie direkt in den nächsten Knast.

Wieso sollte ihnen jemand helfen wollen? Jemand, der normal war…der all das war, was sie beide nicht waren, und all das besaß, was sie beide nicht besaßen…so naiv kannte er seinen Freund nicht. Er traute niemandem…außer Kisame und Haku. Und gerade Letzteren musste er so gut beschützen, wie es ihm möglich war.

„Wenn du Recht hast und es funktioniert, dann nimm ihn mit.“

Kisame hob eine Braue, ließ ihn aber ausreden.

„Egal, was passiert…kümmere dich um ihn, klar? Er ist noch jung…und an seinen Händen klebt kein Blut. Er ist nicht wie wir…er verdient was Besseres.“

Ein paar Sekunden lang schwieg Kisame, dann nickte er knapp und Zabuza ließ sich zurück auf die Pritsche fallen. Das reichte ihm. Mehr konnte er nicht tun…nur weitermachen.

Desire

“Stell dich gerade hin!“

Zögernd kam er dem Befehl nach, auch wenn er sich unwohl fühlte – schließlich waren sie hier nicht allein. Die anderen Männer machten ihm Angst, wie sie ihn anstarrten, ihn mit Spott bedachten. Er atmete durch, versuchte sich nur auf den Mann, dem er vertraute, zu konzentrieren.

Ein paar Meter weiter drosch ein muskelbepackter Kerl wie von Sinnen auf den Boxsack, der von der Decke baumelte, ein. Es erinnerte den Jungen an all die Schläge, die er in seinem Leben schon hatte erdulden müssen, und es kostete ihn Mühe, nicht jedes Mal zusammenzuzucken.

„Sieh mich an…gut“, hörte er die raue Stimme sagen. „Wir machen es wie beim letzten Mal…verstanden?“

Ein zaghaftes Nicken erfolgte…letztes Mal hatte er es nicht geschafft, die Übung zu meistern. Er war seinem Gegenüber nun mal unterlegen, doch angeblich war das nicht von Bedeutung. Die Technik war entscheidend, nicht die Kraft. Also wartete er, beobachtete, wie sich der Ältere näherte, bedrohlich vor ihm zum Stehen kam und sich herunter beugte. Kräftige Finger legten sich um seinen Hals, drückten jedoch nur leicht zu – dennoch reichte es, um ihn zu betäuben.

„Na los!“, wurde er angeraunzt und er keuchte erschrocken auf.

Nur halbherzig riss er den Arm hoch und ließ ihn mit zu wenig Schwung auf das Handgelenk niedersausen, während er sich gleichzeitig zur Seite drehte. Der Griff lockerte sich, jedoch wurde er direkt wieder am Kragen gepackt und zu Boden geworfen. Er schluckte hart, während er betreten auf die Füße des anderen starrte – schon wieder versagt.

„Der Ansatz war gut…aber du hast zu schnell aufgegeben“, hörte er ihn sagen und presste beschämt die Lippen zusammen.

Still blieb er sitzen, traute sich nicht, aufzuschauen, doch da kniete sich der Hüne schon vor ihn. Der Junge wehrte sich nicht, als sich die Pranke um sein Kinn schloss, dieses anhob und Blickkontakt erzwang. Graue Augen fixierten ihn ernst, jedoch nicht wütend…dabei hatte er schon wieder gepatzt, stellte sich unfähig an. Er wollte ihn doch nicht enttäuschen.

"Du hast zu viel Angst, Haku.“

Die Worte trafen ihn, denn es stimmte. Er hatte Angst…und diese Angst lähmte ihn im entscheidenden Moment so sehr, dass er sich einfach nur auf den Boden fallen lassen und zusammenrollen wollte. So wie damals, wann immer er verprügelt worden war.
 

„Vielleicht solltest du ihn einfach lassen, Zabuza. Du merkst doch, dass er es nicht drauf hat…das ist vergeudete Zeit.“

„Halt dich da raus, Kisame! Das geht dich nichts an!“

Der Mann mit dem Hai-Gesicht schnaubte leise.

„Sieh dir den Knirps an…selbst wenn er ein paar Tricks kann, wird ihm das nicht viel bringen. Du weißt genauso gut wie ich, wo er enden wird.“

Haku schauderte unter den harten Worten, auch wenn er nicht wusste, was Kisame meinte; wo würde er enden? Wieso blickte Zabuza nun noch finsterer drein? War er wütend auf ihn? Doch der Hüne sagte nichts, erhob sich nur und zog ihn dann mit einer Hand auf die Beine.

„Komm…wir versuchen es noch mal“, meinte er mit einer Geduld, die untypisch für ihn war. „Und diesmal wehrst du dich…von mir aus kannst du mir das Knie in die Eier rammen, aber du machst was, klar? Du stehst nicht einfach nur so da und lässt dich angrapschen!“

Haku nickte steif, auch wenn es ihm widerstrebte, Zabuza dorthin zu treten. Generell wollte er nicht mit diesem Mann kämpfen, auch wenn sie nur übten; er verabscheute Gewalt zutiefst. Im Hintergrund sah er Kisame den Kopf schütteln und was von "sturer Hund" brummen, ehe er sich wieder den Hanteln zuwandte.

„Vielleicht solltest du auf deinen Kumpel hören, Zabuza“, mischte sich jemand Drittes ein, kaum dass sie wieder in Position gegangen waren.

„Fresse, Raiga…sonst polier ich sie dir!“

Der Mann namens Raiga lache höhnisch, fixierte ihn dabei mit seinen kalten, blauen Augen. Etwas in dem Blick des Mannes machte ihm noch mehr Angst, als der Gedanke an eine erneute Tracht Prügel. Da war etwas Lauerndes…etwas, das ihm unwohl werden ließ.

„Kisame hat gar nicht so Unrecht…so hübsch wie er ist, wird er bestimmt einigen Männern das Bett wärmen dürfen. Wer weiß…vielleicht kann ich ihn mir schnappen, bevor der Erste seinen kleinen, süßen A-“

Haku war zu entsetzt, um auch nur einen Laut von sich zu geben – Zabuza war es nicht. So schnell, wie dieser herumgefahren war und Raiga seine Faust ins Gesicht gerammt hatte, konnte dieser gar nicht reagieren. Er krachte durch den Schlag gegen die Wand, hielt sich die blutüberströmte Nase und stieß nasale Flüche aus. Haku hörte Kisame rau auflachen, während Zabuza ein verächtliches Schnauben ausstieß.

„Bevor du ihn auch nur mit einem Finger anrührst, breche ich dir jeden einzelnen!“, grollte er mit tödlichem Blick, unter dem sich Raiga dann doch lieber schimpfend verzog.

Haku wusste nicht, was überwog – das warme Gefühl in seiner Brust, weil Zabuza ihn wie selbstverständlich verteidigte oder das Grauen über die Worte, deren Sinn er trotz seines jungen Alters erahnen konnte. Mit einem Mal meinte er zu verstehen, warum Zabuza ihm so dringend beibringen wollte, wie er sich verteidigen konnte.

„Geh wieder in Position…los!“, knurrte dieser ihn an und Haku gehorchte.

Vielleicht war es an der Zeit, dass er sich überwand…auch wenn er nicht wollte. Aber welche Wahl blieb ihm schon? Er sollte Zabuza danken, dass sich dieser so viel Mühe mit ihm gab…und diese Mühe sollte nicht vergeudet werden!
 

Langsam hob er die bleischweren Lider, die braunen Pupillen glitten durch das Zimmer, welches noch in Dunkelheit lag. Nicht unüblich, denn er schlief selten bis zum Morgen durch. Die Decke war halb von seinen Hüften gerutscht, entblößte die Male auf seiner hellen Haut. Tief atmete er durch, ehe er den Stoff ergriff und ihn um seinen Körper schlang, sich wie in einem schützenden Kokon darin einwickelte. Erst dann setzte er sich auf, schwang die Beine lautlos über die Bettkante. Hinter sich vernahm er gedämpftes Schnarchen, während er sich die langen Haare über die Schultern schob und sich erhob. Barfuß verließ er das Schlafzimmer, warf keinen Blick zurück.

Haku hatte nicht gelogen, er verspürte keinen Schmerz…das unangenehme Ziehen in seinem Unterleib war nicht der Rede wert. Es kostete ihn jedes Mal Überwindung, doch er wehrte sich nicht mehr dagegen. Solange er mitspielte, behandelten sie ihn gut. Er bekam genügend zu essen, durfte sich relativ frei bewegen und er wurde nicht geschlagen.

Als er ein Kind gewesen war, hatte er geglaubt, die Misshandlungen durch die Hände seines Vaters wären das Schlimmste, das es geben konnte – er hatte sich geirrt. Es hatte wehgetan, sehr sogar, doch was ihn seit einiger Zeit quälte, übertraf seinen gewalttätigen Vater bei Weitem. Sein Herz zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und er verspürte eine Sehnsucht, die ihn schier in den Wahnsinn trieb.

Haku ließ sich auf die Couch sinken, spürte das teure Leder unter seinen Fingern…alles hier war von ungeheurem Wert. So sehr die Kämpfer ausgebeutet wurden, so sehr stopften sich die feinen Herren ihre Taschen voll. Der Boden war mit schwarzem Marmor gepflastert, die Wände mit anthrazitfarbenem Naturstein verkleidet…die Dekoration edel. Haku empfand sie als kalt und trist…passend zu seiner melancholischen Stimmung. Nicht selten verspürte er den Wunsch, all das hier niederzubrennen und mit dem einen Mann, den er liebte, davon zu laufen. Es war ein dummer, naiver Wunsch, der sich niemals erfüllen konnte.

Zabuza schien in ihm noch das Kind von damals zu sehen…nicht den jungen Mann, der sich nach ihm verzerrte. So einige Männer hatte er im letzten Jahr beglückt…nun war er 16 Jahre alt und kannte mehr Praktiken, als ihm lieb gewesen wäre. Er hatte es nie auf diese Weise gewollt, aber wenigstens hatte man bis zu seinem 15. Lebensjahr gewartet, damit er nicht zerbrach. Er war nicht gebrochen, auch wenn es vielleicht den Anschein machte – doch wie hieß es? Stille Wasser waren tief? Auch wenn es bei ihm eine etwas andere Bedeutung hatte. Man hatte ihm Versprechungen gemacht, dass man ihn belohnen würde…doch alles, was er wollte, war Zabuzas Nähe. Deswegen durfte er bei den Kämpfen zusehen, deswegen duldete man es, wenn er sich manches Mal heimlich nach unten schlich, um bei ihm zu sein. Bei Zabuza fühlte er sich wohl und geborgen, mehr als es je bei seinem schrecklichen Vater der Fall gewesen war.

Was für furchtbare Angst er damals gehabt hatte, als ihn sein Erzeuger verkauft hatte, um seine Schulden zu tilgen. Bis heute wusste er nicht, was mit seiner Mutter passiert war. Eines Tages war sie einfach verschwunden und mittlerweile war er sich sicher, dass auch daran sein Vater die Schuld getragen hatte. Sein Leben war von Gewalt und Angst geprägt gewesen…doch dann hatte man ihn Zabuza überlassen.

Zuerst hatte Haku ihn gefürchtet, doch aus Erfahrung hatte er gewusst, dass Weinen und Betteln nichts brachte. Sein Vater hatte jedes Mal nur noch härter zugeschlagen, ihn angebrüllt, dass er es gefälligst stumm ertragen sollte.
 

Zabuza war anders gewesen, von Anfang an. Zwar war er gewiss kein Lamm, sondern eher ein Wolf – oder Dämon –, aber er hatte etwas in seinem Blick gesehen. In seinen Augen. Die Augen einer verlorenen Existenz, die Narben einer schmerzhaften Vergangenheit. Etwas an diesem grobschlächtigen Kerl hatte Haku dazu gebracht, über seinen Schatten zu springen und ihm sein Vertrauen zu schenken. Natürlich hätte es genauso gut sein können, dass Zabuza ausholte und ihn zu Brei schlug…doch er hatte es nicht getan. Nicht einmal hatte er ihn geschlagen, seitdem sie sich kannten – nicht einmal beim Training.

Viel hatte er anfangs nicht zu tun gehabt, war mehr als Laufbursche eingesetzt worden, aber das war schon in Ordnung gewesen. Seine Wunden waren schnell verheilt und keine neuen hinzugefügt worden. Schmunzelnd dachte Haku daran zurück, wie Zabuza diesem Widerling Raiga seinetwegen die Nase gebrochen hatte. Das warme Gefühl der Zuneigung durchflutete ihn, wärmte ihn von innen, so viel mehr, als die Decke es zu tun vermochte.

Seitdem man ihn für…besondere Dienste benutzte, schien Zabuza sich jedoch immer mehr von ihm zurückzuziehen und dieses abweisende Verhalten schmerzte ihn.

Widerte er ihn an? Verständlich wäre es wohl…vielleicht glaubte Zabuza ja auch, dass er es genoss, die begehrte Hure zu spielen. Er spürte, wie ihm die Magensäure hochkam, verzog das Gesicht. Er wollte nicht, dass Zabuza so von ihm dachte.

Ein Wort von ihm würde reichen, um Haku zu einer gemeinsamen Flucht zu bewegen – so aussichtslos diese auch sein mochte. Das Netz im Untergrund erstreckte sich über die ganze Stadt, was bedeutete, dass selbst eine gelungene Flucht keine hundertprozentige Sicherheit versprach. Sie müssten untertauchen, konnten sich beide nicht ausweisen, hatten keinen Lebenslauf zu verzeichnen. Haku wusste, dass Zabuza ein ähnliches Schicksal wie er selbst teilte…geboren in irgendeinem Ghetto und schließlich in die moderne Sklaverei verkauft.

Rechtlich gesehen konnten sie natürlich Anzeige erstatten, doch wie würde das ausgehen? Zabuza hatte so viele Menschen getötet, dass er sich selbst belasten würde. Im schlimmsten Fall steckten sie ihn ins Gefängnis und Haku in eine psychiatrische Einrichtung. Oder sie schoben ihn ins Kinderheim ab, weil er noch nicht volljährig war.

Vielleicht drehten sie es auch so, als hätte er selbst ihm Gewalt angetan. Es gab solche, die die Polizei infiltriert hatten, das wusste er. So gesehen hatte es auch Vorteile, die Reichen und Mächtigen zu bedienen, denn diese hielten ihn meistens für zu einfältig, als dass er etwas mit ihrem Gerede anfangen könnte.

Aus diesen Gründen war der Weg in die Freiheit ein Hoffnungsschimmer, aus dem niemals mehr werden würde. Ein schöner Traum, der unerreichbar war.

Dies bedeutete allerdings nicht, dass er sich von Zabuza fernhalten würde – im Gegenteil, vielleicht musste er nur deutlicher werden. Zabuza hielt ihn entweder für ein Kind oder eine Hure…er musste ihm beweisen, dass er mehr als das war. Dass er seine Zuneigung immer noch verdiente…nur wie? Er seufzte leise, während er sich den Kopf darüber zerbrach…doch letztendlich blieb ihm nur eine Möglichkeit. Er würde es bei nächster Gelegenheit versuchen, auch wenn es nicht ganz ungefährlich war. Andererseits wussten diese Leute doch bereits, dass Zabuza sein Schwachpunkt war – deswegen konnten sie ihn so einfach gefügig machen.

Haku senkte die Lider wieder, rollte sich auf der Couch zusammen und dämmerte weg…in einen unruhigen Schlaf.

Shark

Man sagte immer, dass alles im Leben einfacher wurde, wenn man sich erst einmal überwunden hatte. Irgendwann setzte die Routine ein und es wurde natürlich. Er selbst hatte diese Erfahrung gemacht, konnte diese Theorie also nur bestätigen. Mord war da keine Ausnahme.

In den Kämpfen ging es oftmals ums Überleben und er war niemand, der einfach aufgab. Zeitweilen hatte es ihm sogar einen gewissen Kick gegeben…die Macht, das Adrenalin…er hatte es genossen. Wenn er jetzt daran zurückdachte, kam ihm das karge Frühstück wieder hoch und er fühlte sich widerwärtig. Es war nichts Neues, dass Blut an seinen Händen klebte…aber es war neu, dass es sich um das Blut eines Kindes handelte. Es war diesmal kein Mann gewesen, den er zu Brei schlagen sollte…sondern ein Halbwüchsiger, um die 15 Jahre alt, und obwohl das Balg Talent gehabt hatte, konnte er natürlich nicht gegen ihn bestehen. Es war von vornherein klar gewesen, wie das ausgehen würde, und bereits zu Beginn des Kampfes hatte sich alles in ihm gesträubt, sich darauf einzulassen. Der Junge war kein Gegner für ihn gewesen, auch wenn er sich gut gewehrt und einige Treffer gelandet hatte…trotzdem hatte er ihm im Eifer des Gefechts relativ schnell das Genick gebrochen. Es war nicht mal Absicht gewesen…und er erinnerte sich mit Grauen daran, wie die Menge gejubelt hatte. Sie hatten sich darüber gefreut, wie er dieses Balg zusammengeschlagen hatte…wie das Blut gespritzt hatte. Warum hatte er sich nicht geweigert? Ja, der Junge hatte ihn ernsthaft, beinahe verzweifelt angegriffen…es war teilweise Reflex gewesen, ebenfalls zuzuschlagen. Er hatte kurz vergessen, wie leicht junge Knochen brachen – das Knirschen hallte in seinem Kopf wieder und er wankte in eine Seitengasse, erbrach sich geräuschvoll zwischen den Mülltonnen.

Während er sich auskotzte, fiel der Regen auf ihn herab, durchnässte seine zerrissene Kleidung, an welcher noch das Blut klebte. Er sank auf die Knie, würgte trocken...und hasste sich sowohl für seine Schwäche, als auch für seine Tat. Es war beinahe so, als würden ihn die toten Augen daran erinnern, dass er Abschaum war. Fahrig wischte er sich über den Mund, keuchte schwer…und er fragte sich, wie lange sie brauchen würden, um ihn wieder einzufangen.

Seine Flucht war ein reiner Impuls gewesen…er hatte es dort nicht mehr ausgehalten, hatte mehrere Wachmänner zusammengeschlagen und war getürmt. Ohne einen Gedanken an seinen Kumpel zu verschwenden, war er geflohen. Seine Gedanken schweiften zu dessen Schützling, der ungefähr im selben Alter wie der Junge, den er umgebracht hatte, war. Was würde Zabuza sagen, wenn er davon hörte? Kisame lachte heiser auf, seine Kehle brannte – und direkt erbrach er sich erneut.

Anscheinend hatte er die Spitze der Unmenschlichkeit erreicht, dabei hatte er gedacht, er könnte nicht tiefer sinken. Der Regen fiel immer noch, rauschte in seinen Ohren und durchnässte ihn bis auf die Knochen. Er zitterte, doch ob dies an der Kälte lag, war fraglich…und vollkommen egal.

Dann stoppten die Tropfen plötzlich und zuerst dachte er, es hätte vielleicht aufgehört, doch als er nach oben schaute, stutzte er.

Dunkle Augen fixierten ihn ruhig unter langen Wimpern, das hübsche Gesicht war ausdruckslos, das schwarze Haar ordentlich im Nacken zusammengebunden. Der junge Mann trug einen akkurat sitzenden, anthrazitfarbenen Anzug mit weinrotem Hemd darunter…man konnte seine schlanke Gestalt erahnen. Ein Regenschirm, im gleichen Rotton wie das Hemd gehalten, schwebte über dem Kopf des zusammengesunkenen Hünen, der immer noch wortlos starrte.
 

„Können Sie aufstehen?“

Die Stimme klang angenehm tief und sogar ein wenig besorgt. Kisame war im ersten Moment zu keiner Antwort fähig, kniete nur da…und wischte sich rasch übers Kinn, falls dort noch Erbrochenes kleben sollte. Er wollte gar nicht wissen, wie er aussehen musste, in dieser Gasse hockend, zwischen den Mülltonnen und in seinen abgerissenen, blutigen Klamotten. War der junge Mann lebensmüde, dass er ihn ansprach?

„Soll ich einen Krankenwagen rufen?“

Erst da kam wieder Leben in Kisame und er schüttelte heftig den Kopf, rappelte sich taumelnd auf. Sein Gegenüber wich nicht zurück, musste sich nun aber mehr bemühen, den Schirm über sie beide zu halten – Kisame überragte ihn um mindestens einen Kopf.

„Nein“, stieß er krächzend hervor. „…nein…es ist…schon gut…“

Sein rebellierender Magen und das Zittern seiner Muskeln teilten ihm das Gegenteil mit und der junge Mann schien ebenso zu denken. Dieser bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick, ehe er leise seufzte.

„Es geht Ihnen nicht gut“, stellte er ernst fest.

„Passt schon.“

„Soll ich jemanden anrufen?“, überging der andere seine Worte.

„Da gibt’s keinen…“, brummte er und war langsam genervt.

Der Typ sollte sich gefälligst um seinen Scheiß kümmern und ihn in Ruhe lassen. Er wollte sich an diesem vorbei schieben, wankte dabei aber wieder, so dass er halb gegen die Mauer sank…es ging ihm wirklich ziemlich beschissen. Knurrend verharrte er so, spürte wieder den kalten Regen im Gesicht…und den durchdringenden Blick des Fremden.

„Dann begleite ich Sie nach Hause“, fing dieser wieder an und trat neben ihn. „In Ihrem Zustand schaffen Sie es allein nicht weit.“

Kisame wollte ihn anblaffen, dass er sich verpissen sollte, doch in dem Moment packte der Typ seinen Arm und schlang ihn um seine Schultern. Wollte der ihn stützen? So schmal wie der war, würde er doch unter ihm zusammenbrechen…allerdings bemerkte er dann, dass der Fremde trotzdem eine gewisse Kraft in den Armen hatte. Der sah gar nicht so aus…in seinem gestriegelten Anzug.

„Haben Sie getrunken und sich geprügelt?“

Verdutzt schaute Kisame den Kerl an, glaubte, er hätte sich verhört. Was erlaubte der sich eigentlich?

„So ähnlich“, wich er verärgert aus, ehe er anfügte: „Können Sie’s überhaupt riskieren, dass ich Ihnen auf den Anzug kotze?“

Der junge Mann hob lediglich eine Braue.

„Ich habe eine gute Reinigung“, erwiderte er schließlich und zuckte mit den Schultern. „Also…wohin?“

Der meinte das wohl tatsächlich ernst, wollte ihn heim schleppen. Heim…als hätte er sowas.

„Unter die nächste Brücke“, murrte er unfreundlich und fing sich einen irritierten Blick ein.

Jetzt hielt der ihn wohl auch noch für einen mittellosen Penner. Sollte er doch, vielleicht machte er sich dann endlich vom Acker und ließ ihn zufrieden. Allerdings kam keine solche Aussage, der andere schien zu überlegen, ehe er nickte und ihn leicht anstieß, damit er sich in Bewegung setzte.

„Kommen Sie.“

„Wohin?“, fragte Kisame zweifelnd. „Haben Sie nicht zugehört?“

Oder hatte er einfach nicht verstanden, dass er kein Zuhause hatte?

„Zu mir. Sie sollten sich waschen…und aufwärmen, sonst steigt Ihr Fieber.“

„Fieber?“, wiederholte der Hüne perplex. „Sind Sie Arzt oder was?“

„Nur ein guter Beobachter.“

Jetzt, wo der Fremde es erwähnt hatte, bemerkte Kisame, dass ihm abwechselnd heiß und kalt wurde…und er sich wirklich fiebrig fühlte. Sein Gewissen hatte ihn wohl komplett eingenommen gehabt, so dass es ihm gar nicht aufgefallen war. Schöne Scheiße…jedoch wehrte er sich nicht mehr, als der seltsame Kerl ihn durch die Straßen schleifte – woher nahm der mit seiner Statur die Kraft dafür? Na ja…sei es drum…er würde bis zum nächsten Tag bleiben und dann verschwinden. Vielleicht konnte er sich in der Zwischenzeit überlegen, wie es weitergehen sollte – nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte.

„Ich bin übrigens Itachi.“

„Aha…“

„…“

„Kisame“, brummte er, als er einen auffordernden Seitenblick erhielt.

Ein Nicken folgte und dann wurde es wieder still zwischen ihnen.

Kisame ahnte nicht, dass aus einer Nacht ein Monat werden würden…und er ahnte nicht, wie gut ihm die Nähe dieses Anzugträgers tun würde. Ebenso ahnte er nicht, dass diese Begegnung Folgen haben würde, die sein Leben verändern könnten.
 

Ein grausiges Grinsen überflog Kisames blutbeschmiertes Gesicht, als er daran zurückdachte…an ihre erste Begegnung. Tatsächlich hatte ihn der hübsche Mann täuschen können, ihn dazu gebracht, ihm zu folgen, obwohl er es hätte besser wissen sollen. Niemand, der noch ganz bei Trost war, nahm einfach so einen Kerl von seinem Kaliber bei sich auf – er hätte Itachi das Genick mit nur einer Handbewegung brechen können.

So wie er sich nun auf seinen Gegner stürzte und ihm die Faust in den Bauch rammte – gleichzeitig traf ihn ein Schlag gegen die Schläfe. Kisame grollte, als ihn der Treffer aus dem Gleichgewicht brachte, ihn taumeln ließ. Dennoch konnte er abblocken, verhinderte noch einen Schlag und lange selbst zu. Es riss den anderen Hünen mit der dunklen Haut von den Füßen, ließ ihn Blut spucken.

Kisame gab ihm Zeit, sich aufzurichten – nicht weil er fair war, sondern weil es ihm noch nicht reichte. Dieser Typ vor ihm war mal wieder eine richtige Herausforderung, an ihm konnte er sich abreagieren…und es war diesmal kein Kampf auf Leben und Tod. Er musste ihn nur ausknocken, möglichst viel Blut fließen lassen und Knochen brechen, damit die Menge aus dem Häuschen geriet. Es wäre gelogen gewesen, wenn Kisame behauptet hätte, dass es ihm gar keine Genugtuung gab. Das hier war gewissermaßen alles, was er je gelernt hatte…es ließ sein Blut kochen, sein Adrenalin hoch schießen. Er lebte dafür…für den Kampf, die Menge…das Töten.

Der Metallring um seinen Hals wurde enger, als er die Muskeln erneut anspannte und die Zähne bleckte. Es ging in die zweite Runde und er zögerte nicht, sich auf den dunkelhäutigen Hünen zu stürzen – zwei schnelle Hiebe hintereinander trafen ihn in die Brust – verfehlten den Solarplexus nur knapp. Glück gehabt, denn das hätte ihn außer Gefecht gesetzt, er musste mehr auf seine Deckung achten!

Rasch schoss Kisame nach vorn, verpasste dem Kraken einen Kinnhaken, der dessen Zähne aufeinander prallen ließ. Mit seinem ganzen Gewicht setzte er nach und riss den Mann zu Boden, grub die mächtigen Kiefer in dessen Schulter und riss so heftig an dem Fleisch, dass sein Widersacher aufbrüllte und wie von Sinnen auf seinen Rücken einprügelte.

Als der Hai den Kopf hob, war sein Gesicht noch blutiger als zuvor und grinsend spuckte er Haut und Fasern zur Seite aus. Blut versickerte im Boden unter ihnen und Kisame zögerte nicht, nachzusetzen, nun ebenfalls auf ihn einzudreschen. Es war schwer, den anderen unten zu halten, doch dessen Bewegungen erlahmten mit jedem weiteren Schlag – er hörte die Nase brechen und das Zucken und Winden unter ihm erschlaffte schließlich.

Kisame hörte nicht auf, auf ihn einzuschlagen…der Blutrausch benebelte seine Sinne, das Adrenalin pulsierte…es war viel zu gut. Heftig keuchend wurde er schließlich von dem Mann heruntergerissen, zum Sieger erklärt und die Menge tobte. Sie schrien seinen Namen im Chor, klatschten und reckten die Fäuste…sie feierten ihn wie einen Helden.

Kisame spuckte roten Speichel zur Seite aus, hob nicht mal triumphierend die Faust...er stand nur da und lauschte, während er langsam wieder zur Besinnung kam. Er war der Hai…der Killer…das Monster in dieser Arena. Ein trockenes Auflachen entrann seiner Kehle und er lehnte den Kopf in den Nacken, schloss kurz die Augen, weil ihm dabei ein Gespräch einfiel, das noch nicht allzu lange zurücklag.
 

“Was weißt du eigentlich über Haie?“

„…ist das wichtig?“

„Nennen sie dich nicht so?“

„Ja.“

„Warum tun sie das?“

„Weil ich sie daran erinnere…du möchtest mich nicht im Blutrausch erleben. Ich bin aggressiv, zerfleische…töte…wie der Hai. Menschen fürchten sich vor uns.“

„Haie sind nicht grundsätzlich aggressiv, Kisame. Sie sind Jäger, wie viele andere Tiere auch, und sie töten, um sich Nahrung zu beschaffen. Doch im Allgemeinen sind sie eher vorsichtig, intelligent und sie sind nützlich, weil ohne sie die Ordnung des Meeres durcheinander geraten würde. Sie sind ein wichtiger Bestandteil davon – aber weil der Mensch sie dazu gemacht hat, sind sie für die meisten nichts weiter als blutrünstige Monster.“

Eine Weile herrschte Stille, die Worte brannten sich in sein Gedächtnis, denn so hatte er es noch nie gesehen. Die Erkenntnis war jedoch sehr bitter und er machte sich keine Mühe, dies in seinem Tonfall zu verbergen, als er dem anderen seine Gedanken mitteilte.

„Tja…scheint, als hätten sogar Haie ihren Platz im Leben.“

Eine Hand legte sich warm an seine Wange und der Impuls, sich dagegen zu lehnen, war viel zu stark, als dass er es hätte lassen können. Die dunklen Augen gaben ihm das Gefühl von innerem Frieden, obwohl er sonst immer unruhig war. Plötzlich rückte alles andere in weite Ferne und er wünschte sich nur eines – hier verweilen zu können.

„Manche brauchen länger, um ihren Platz zu finden…das ist kein Grund aufzugeben.“

Ein sanftes Lächeln wurde ihm zuteil und er schloss die Hand um die schlanken Finger an seiner Wange, drückte diese ganz fest.
 

Kisame hätte es niemals ausgesprochen, aber er sehnte sich gerade jetzt danach, diese Finger erneut auf seiner Haut zu spüren. Die Berührungen waren ganz anders, als alles, was er in seinem Leben erfahren hatte. Doch hier drin konnte er ihm niemals nahe sein…was das anging, beneidete er Zabuza, denn dieser hatte die Möglichkeit, Haku zu sehen, ihn anzufassen…und was tat dieser Narr? Er stieß den Jungen von sich, quälte diesen und sich selbst damit, obwohl Haku doch so deutlich machte, was er wollte.

Während man ihn in Richtung der Bäder begleitete – er hatte sich zu viel geleistet, als dass man ihn lange unbeaufsichtigt lassen würde –, stellte er sich die Frage, ob er nicht vielleicht zu viel versprochen hatte. Ein Teil von ihm wollte Itachis Worten glauben, auf den jungen Mann vertrauen…doch ein anderer dachte ebenso pessimistisch wie Zabuza es tat.

Die Tür wurde hinter ihm geschlossen und er blickte sich um – anscheinend hatte er sich mit seinem Sieg eine Belohnung errungen. Während er die Fetzen seiner Hose auf den Boden schmiss, dachte er darüber nach, wie die Zukunft aussehen könnte. Sie hatten nichts in der Hand, würden es schwer haben…so wie damals. Zabuza und er hatten geklaut, sich geprügelt und einige krumme Dinger gedreht, um sich über Wasser zu halten. Würde es wieder so sein? Wollte er, dass es so sein würde?

Er ließ sich in das große, mit heißem Wasser gefüllte Becken sinken, streckte seine schmerzenden Glieder aus. Wahrlich eine Wohltat, wenn er es mit den Dusch-Zellen verglich, aus denen immer nur kaltes Wasser strömte. Nicht, dass er ein Problem damit gehabt hätte, doch das hier war wesentlich entspannender und er ahnte, dass man ihn einzuwickeln versuchte. Bestechung funktionierte bei vielen Kämpfern, weswegen sie die braven Schoßhunde mimten und sich unterwarfen.

Kisame stützte seine Unterarme auf dem Beckenrand ab, atmete aus…Zuckerbrot und Peitsche traf es wohl ganz gut. Doch wollte er ewig eine dressierte Töle sein? Er wurde langsam älter und irgendwann würden die körperlichen Beschwerden zu groß sein…jüngere, stärkere Gegner würden kommen und eines Tages würde er sterben. Es machte ihm keine Angst, das war der Lauf der Dinge…doch auf was würde er zurückblicken können? Er besaß nichts.

Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und er blickte auf, stöhnte innerlich. Die schlanke Gestalt eines jungen Mädchens schob sich durch die Tür, den Blick gesenkt haltend…nur mit Bademantel bekleidet. Kisame blieb, wo er war, sagte kein Wort…und die Kleine ließ zittrig die Hüllen fallen. Warum schickte man ihm so ein unerfahrenes Ding? Die brach doch unter ihm zusammen, wenn er sie nur schief anguckte…dann konnte sie wohl nicht viel wert sein.

Körperlich schien sie zwar ausgereift zu sein, doch die zaghaften Bewegungen machten deutlich, dass sie das noch nicht oft hatte tun müssen. Er sagte immer noch nichts, als sie einen Schwamm zur Hand nahm und zögerlich ins Wasser glitt…sich auf ihn zubewegte.

Sie war schön, das musste er zugeben, und sie war sein Typ, dennoch spannte er sich an, als sie mit zurückhaltenden Bewegungen begann, seine Haut von Schmutz und Blut zu reinigen. Dabei presste sie die Lippen zusammen, mied seinen Blick…sie schämte sich offensichtlich vor ihm. Mut hatte sie ja, dass sie trotz ihrer Ängste weitermachte – oder aber sie fürchtete Strafen. Er konnte das nicht beurteilen, doch als sie mit hochroten Wangen mit dem Schwamm in seinen Schoß gleiten wollte, hielt er ihr Handgelenk fest.

Sie stieß ein erschrockenes Keuchen aus, sah ihn ängstlich aus fliederfarbenen Augen an. Nein…sie war wirklich mehr Kind als Frau, egal, wie weit ihr Körper entwickelt war.

„Setz dich in die Ecke da drüben und lass mir meine Ruhe“, brummte er und entließ sie aus seinem Griff. „Deine Dienste werden nicht benötigt.“

Mit großen Kulleraugen wurde er angestarrt…dann nickte sie scheu, nuschelte leisen Dank und verzog sich in die Ecke. Kisame beachtete sie nicht weiter, sondern lehnte sich deutlich entspannter zurück…schloss die Augen. Auch wenn sie eine richtige Frau und fähig gewesen wäre, hätte er sie verschmäht. Seit einer Weile widerte ihn der Gedanke an diese Art von erzwungenem Verkehr regelrecht an…es gab ihm keine Zufriedenheit mehr.

Anscheinend wurde er langsam weich auf seine alten Tage…und daran konnte er nur einem Menschen die Schuld geben.

Training

“Du bist verletzt…“

Zabuza schnaubte nur, als er die leise Kinderstimme hörte. Als wäre es was Neues, dass er mit Wunden zurückkam – und trotzdem war der Junge jedes Mal wieder erschrocken. Dass sich jemand um ihn sorgte, kannte er sonst nur von Kisame, wobei sie damit eher schroff umgingen.

„Nur ein Kratzer“, erwiderte er und ließ sich auf der Bettkante nieder.

So ein kleiner, silberhaariger Bastard hatte ihn im Käfig ziemlich in die Mangel genommen, auch wenn er es ungern zugab. Wie ein Monster hatte ihn dieser Irre angesprungen, ihn umzubringen versucht, doch letztendlich hatte Zabuza gewonnen. Sein Kontrahent lebte ebenfalls noch, auch wenn Zabuza ihn liebend gern tot gesehen hätte. Ein paar seiner Verletzungen hatten genäht werden müssen und er schwor sich, dass er diese kleine Ratte beim nächsten Mal erwürgen würde.

Er blickte auf, als es unter der Bettdecke raschelte und der Neunjährige näher kam, bis er neben ihm saß. So in die Decke gewickelt sah er aus, wie eine Raupe im Kokon und der Gedanke ließ seine grimmige Miene wanken.

„Solltest du nicht längst schlafen, Haku?“, brummte er und lehnte sich zurück, so dass er auf der Matratze lag.

Das Pochen seiner Wunden ignorierte er dabei, es würde vergehen, so wie immer. Haku kam näher gerobbt, kuschelte sich schüchtern an seine Seite.

„…ich wollte auf dich warten.“

Zabuza legte die Stirn in Falten, ehe er die Hand hob und diese in den schulterlangen Haaren vergrub. Grob wuschelte er ihm durch diese und musste schmunzeln, als Haku quietschte, sich aber gleichzeitig seiner Hand entgegen drückte. Der Bengel war das einzig Gute hier drin und sein Sanftmut war jedes Mal wie Balsam für seine Seele, die vermutlich längst dem Teufel gehörte. Nun, da er nicht gläubig war, konnte er zumindest darauf scheißen.

„Zabuza-san?“

Er gab ein Brummen von sich, das bedeutete, dass er zuhörte.

„Du…lässt mich doch nicht allein oder?“

Er stockte, als er die Frage vernahm, und sah irritiert zu dem Knirps runter. Dieser blickte ihn verunsichert an, wartete mit zusammengepressten Lippen auf eine Antwort. Was sollte er denn dazu sagen? Dass es nicht in seiner Hand lag? Dass er jeden Tag drauf gehen konnte? Jedoch brachte er es aus irgendeinem Grund nicht über sich, Haku die Worte ins Gesicht zu schleudern.

„Nein...und jetzt quatsch nicht und schlaf endlich!“, raunzte er ihn an, doch das erleichterte Lächeln konnte er damit nicht ersticken.

Zufrieden nickte Haku und kuschelte sich noch enger an seine Seite, die eigentlich verletzt war. Zabuza konnte ihn dennoch nicht wegschieben, sondern harrte aus…legte nach ein paar Sekunden den Arm um seinen Schützling und zog die Decke über sie beide.

„Ich hab dich lieb, Zabuza-san.“

Zabuza erstarrte, als er das hörte – was hatte er da soeben von sich gegeben? Er konnte sich nicht erinnern, dass man ihm sowas schon mal gesagt hatte. Daran merkte man eben, dass Haku ein Kind war…er war entwaffnend ehrlich.

„Dummes Kind“, murrte er, doch es klang nicht halb so böse, wie es sollte.

Haku erwiderte nichts und Zabuza beließ es dabei, seinem ruhigen Atem zu lauschen. Gegen Hakus Freundlichkeit war sogar der gefürchtete Dämon machtlos.
 

Eine ganze Woche hatte man ihn in Ruhe gelassen, ihn mit ein paar der Idioten dort unten sitzen lassen. Langer Zeitraum, vor allem ohne Kisame, ohne den ihn die Langeweile aufzufressen schien. Er hatte sich mit Liegestützen abgelenkt, sobald sich sein Körper einigermaßen erholt hatte, doch nun wurde er allmählich unruhig. Es warf erneut die Frage auf, was er mit einem Leben außerhalb dieser Gitterstäbe anfangen sollte…könnte er draußen zufrieden sein? Ohne den Kampf, das Adrenalin und das Blut? Welchen Sinn hätte sein Leben?

Unwirsch schob er die Frage beiseite, denn sie war überflüssig, solange er hier vor sich hinvegetierte. Auch Haku war kein weiteres Mal heruntergekommen und Zabuza war sich nicht sicher, ob er es bedauerte. Ein Teil von ihm wollte die Worte zurücknehmen, ihn bei sich wissen, an sich ziehen und…der andere, vernünftigere Teil ließ ihn sich dafür schämen. Dieser innere Konflikt war ihm nicht neu, doch bisher hatte er sich immer kontrollieren können.

Seit er den Jungen kannte, ihn aufwachsen gesehen hatte, hatte er um ihn gefürchtet. Er war kein Idiot, hatte gewusst, welchen Zweck er erfüllen würde, sobald er alt genug war. Dennoch hatte er ihn so nah an sich rangelassen, angefangen, sich um ihn zu kümmern…ihn zu schützen. Nun, diesbezüglich hatte er versagt, denn er hatte natürlich nicht verhindern können, dass sie ihn benutzten. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Auch wenn er Haku unter seine Fittiche genommen und ihn alles gelehrt hatte, so reichten seine Kampfkünste letztendlich nicht, um seine Schönheit in den Schatten zu stellen. Er war kein Schwächling mehr, doch sein Körper auf Dauer nicht robust genug, um im Käfig mehr als ein-zwei Siege zu erringen. Zumal er nicht imstande war, jemanden zu töten. Dazu war er zu sanft.

Zabuza blickte auf, erhob sich direkt von seiner Pritsche, als er Schritte vernahm. Vielleicht war sein Arrest fürs Erste vorbei…er hoffte es, auch wenn er es nicht laut ausgesprochen hätte. Liegestütze hin oder her, er musste im Training bleiben, durfte nicht abbauen. Wie es aussah, hatte er Glück, denn die beiden Gorillas vor seiner Zelle musterten ihn nur kurz voller Abscheu, ehe einer den Schlüssel rausholte und aufschloss.

„Hoffe, das war dir eine Lehre…“

Zabuza funkelte den Mann vor sich an, der rechte Mundwinkel zuckte kurz – dann ging er an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Es fiel ihm schwer, ihm nicht vor die Füße zu rotzen. Was dachten sich diese Lackaffen nur immer? Dass sie was Besseres waren, nur weil sie einen verdammten Anzug trugen? Sie waren Lakaien, Schoßtiere…es war lächerlich, wie sie sich aufspielten.

„Wohin willst du?!“, rief ihm der andere nach, doch Zabuza ignoriere sie.

„Trainieren“, brummte er, ohne langsamer zu gehen.

Immerhin kannte er den Weg und außerdem war sein Vorhaben ja wohl nicht verboten. Im Gegenteil, wenn er nicht in Form blieb, würde ihr Boss eine ganze Menge Geld verlieren. Mit Häme dachte er an den kleinen, dicken Wichtigtuer, der ohne seine Gorillas keinen Schritt machte. Wenn Zabuza nicht gewusst hätte, dass es nichts ändern würde, ihn umzulegen, hätte er es schon längst getan. Doch er würde dadurch keine Freiheit erlangen – es würde einfach ein anderer Arsch kommen und ihn ersetzen. Es würde so weitergehen und entweder würden sie ihn hinrichten oder Haku dafür büßen lassen. Das durfte nicht passieren.
 

Zabuza bemerkte zufrieden, dass ihn die Idioten in Ruhe ließen – gut, er konnte ja sowieso nicht weg. Die Ausgänge aus dieser Hölle waren gut bewacht, die meisten konnte man nur mit Zugangscodes öffnen…und sie befanden sich unter der Erde. So raffiniert versteckt, dass man gar nicht darauf kam, was sich alles unter diesem schicken Millionärsviertel verbarg. Die hohen Herrschaften waren zum Teil Bankiers, Anwälte, Politiker…halt der reiche Abschaum, der sich alles erlauben konnte – auch Menschenhandel. Die Bullen bekamen oft nicht einmal dann einen Durchsuchungsbefehl genehmigt, wenn es einen gerechtfertigten Verdacht gab. Vitamin B zählte da mehr als Recht und Zabuza war lange genug im Geschäft, um es zu wissen. Er fragte sich, wer Kisame ins Hirn geschissen hatte, dass dieser plötzlich einem von diesen Gesetzeshütern traute.

Sei es drum…solange er Haku nicht hier drin verrotten ließ, wenn es tatsächlich klappen sollte, würde er sich nicht querstellen. Er hatte für sich noch keine Entscheidung getroffen und zog es sowieso lieber vor, nicht darüber nachzudenken.

Am Ende des Ganges bog er ab, musste sich auch hier wieder prüfenden Blicken unterziehen.

„Bist schon wieder raus aus dem Arrest?“, brummte ihm der Kerl zu und musterte ihn argwöhnisch.

Die anderen beiden taten es ihm gleich, doch Zabuza grinste nur spöttisch.

„Enttäuscht?“, erwiderte er und trat näher, funkelte ihn an. „Lass mich rein da!“

Der Mann knirschte mit den Zähnen, dann aber öffnete er die Tür, trat beiseite. Zabuza ließ es sich nicht nehmen, ihn beim Eintreten grob anzurempeln. Gelassen sah er sich um, entdeckte Kisame aber nicht unter den Männern – generell war kaum jemand hier. Fand gerade wieder ein Kampf statt? Einige von ihnen durften zusehen, hing ganz davon ab, wie man sich benahm und welche Leistung man brachte. Er nickte Mangetsu, einem drahtigen Kämpfer, der gerade seine Kondition auf dem Laufband trainierte, knapp zu, ehe er an ihm vorbei zur Hantelbank ging. Sich wohl bewusst, dass der Raum kameraüberwacht war, begann er die Gewichte einzustellen. Das war noch so eine Sache…dass man nie seine Ruhe hatte, mal für sich war. Immer wurde man überwacht, ob durch Geräte oder Menschen…zum Kotzen. Er schnaubte leise, legte sich rücklings auf die Bank, ehe er mit seinen schwieligen Händen die Eisenstange packte und diese hochstemmte.

Es war ein gutes Gefühl, endlich wieder etwas für seinen Körper tun zu können. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig, während er seine Muskeln arbeiten ließ. Als er zehn Züge gemacht hatte, pausierte er eine Weile, sah an die Decke, wobei er seine Gedanken schweifen ließ.

Mangetsu und sein Bruder Suigetsu waren schon ein paar Jahre hier und wohl schon recht früh hierher verkauft worden. Auch der jüngere Bruder trainierte seit dem Kindesalter, würde bald seine ersten Kämpfe dort draußen ausfechten. Lange würde er wohl nicht mehr so quirlig und unbeschwert sein. Manche geilten sich regelrecht daran auf, wenn das Frischfleisch durch die Mangel genommen wurde…nicht selten war es nicht nur der erste, sondern auch der letzte Kampf. Vielleicht war Mangetsu deshalb immer so angespannt, denn während er sich einen Namen im Käfig gemacht hatte, war sein Bruder noch ein unbeschriebenes Blatt. Musste ein ziemliches Scheißgefühl für den Älteren sein.

Zabuza erinnerte sich noch daran, als Kisame vor einiger Zeit einen Minderjährigen umgebracht hatte. Er war danach geflohen, weil es ihn so stark mitgenommen hatte, dass er keinen Kampf mehr hatte bestreiten wollen. Irgendwann war er dann zurückgebracht worden…und er hatte sich verändert. Nicht auf den ersten Blick erkennbar, doch für Zabuza deutlich präsent; da brannte ein Hass in ihm, der sehr viel tiefer war, als es zuvor der Fall gewesen war.

Zabuza konnte es nachempfinden, auch wenn sein Antrieb zum Umdenken kein totes Kind gewesen war, sondern ein Lebendiges, das ihm wie ein Küken gefolgt war. Wie konnte sich jemand wie Haku in seiner Nähe aufhalten, ohne ihn zu verurteilen? All das Blut, das an seinen Händen haftete…doch der Kleine hatte sich nie vor ihm gefürchtet.
 

Zabuza umfasste abermals die Stange, wobei seine frisch abgeheilte Haut leicht ziepte. Vermutlich würden sich an den Stellen weitere Narben bilden, doch das fiel schon lange nicht mehr auf. Nebenbei vernahm er das Zuschlagen der Tür und auf einmal war es ganz still. War er etwa der Einzige hier? Na, seinetwegen…dann hatte er wenigstens seine Ruhe. Ob es wohl schon spät war? In der Zelle hatte er keine Uhr gehabt und hier drin schien kein Tageslicht, doch er hatte vor nicht allzu langer Zeit etwas zu essen bekommen, also war es zumindest Nachmittag.

Nachdem er zehn gezählt hatte, entspannte er seinen Körper wieder, atmete tief durch und schloss die Augen. Eigentlich war Unaufmerksamkeit untypisch für ihn, aber sein Instinkt würde ihn schon warnen – jedenfalls dachte er das.

Er zuckte leicht, als er die fremde Präsenz in seiner Nähe spürte, riss auch sofort die Augen auf und…war fassungslos. Hatte er sich nicht klar genug ausgedrückt?

„Was tust du hier, Haku?“

Der Angesprochene ließ sich von seinem Knurren nicht beeindrucken, blieb hinter ihm knien, halb über ihn gebeugt. Diesmal trug er die Haare zu einem Dutt gebunden, nur zwei längere Strähnen umrahmten sein schönes Gesicht. Auch die Kleidung war nicht so feminin wie sonst, er trug Hosen. Was ihm aber am meisten auffiel, war dieser Blick…er wirkte ernster als sonst.

„Trainier mit mir!“

Es war ungewohnt, eine Forderung aus Hakus Mund zu hören und Zabuza stutzte merklich, zog die Stirn in Falten.

„Was soll der unverschämte Tonfall?“, grollte er warnend, doch der Jüngere fixierte ihn weiterhin.

„Du hast kein Interesse an meiner Nähe“, erwiderte er ruhig. „Das muss ich akzeptieren…aber einen Übungskampf können wir ausfechten, richtig?“

So forsch kannte er den sanften Jungen nicht und er wusste ehrlich gesagt nicht, wie er darauf reagieren sollte. Sie hatten früher auch zusammen trainiert, als Haku noch an seiner Seite hatte bleiben dürfen, doch jetzt…

„Wenn du was abbekommst, krieg ich den Anschiss.“

Es war eine Ausrede und Haku durchschaute sie natürlich, denn er lächelte.

„Ich bitte dich…du hast mich in all den Jahren nicht einmal verletzt, Zabuza-san.“

„Blaue Flecke holst du dir auch, wenn ich dich auf die Matte werfe.“

„Und wenn ich gegen einen Tisch laufe…oder eine Treppe runterfalle…oder-“

„Also gut!“, unterbrach er den Jungen schroff und setzte sich auf. „Schön…ich hab’s begriffen. Aber du weißt schon, dass wir beobachtet werden?“

„Die greifen nur ein, wenn es eine Schlägerei gibt“, tat Haku seine Bedenken ab. „Außerdem habe ich heute Abend keinen…Termin.“

Das Lächeln wankte, doch seine Haltung tat es nicht, als er sich erhob. Er meinte es also wirklich ernst. Wollte er so sehr bei ihm sein, dass er sogar diesen Weg wählte? Wie war der Knips überhaupt an den Gorillas an der Tür vorbeigekommen? Ach, was sollte es…
 

„Heul nicht, wenn du nachher unter mir liegst.“

Im selben Moment bereute er seine Worte, denn es klang viel zu zweideutig – und Haku wusste das natürlich. Das kleine Aas legte den Kopf schief und schenkte ihm ein so liebliches Lächeln, dass Zabuza alle Mühe hatte, seine verfluchte Verlegenheit zu unterdrücken.

„Unterschätze mich nicht, Zabuza-san…ich bin kein Kind mehr“, wies er ihn auf das Offensichtliche hin.

„In Übung bist du aber auch nicht“, raunzte er zurück und ging in Position.

Haku schmunzelte, erwiderte aber nichts mehr darauf. Dass er Recht hatte, wussten sie wohl beide gut genug, dennoch war Zabuza gespannt, was das hier werden würde. Wie viel hatte Haku noch von seinen Lektionen behalten? Nein, ein Kind war er wirklich nicht mehr…und da war auch keine Angst mehr in seinen Augen, sondern Entschlossenheit. Was wollte er hier eigentlich beweisen? Nun, er musste es wohl herausfinden…auch wenn er sich zurückhalten würde.

Als sich der Junge nicht rührte, ging er auf diesen los, wollte ihn an der Gurgel packen, um ihn auf die Matte zu knallen. Jedoch hatte er sich das wohl zu einfach vorgestellt, denn Haku wich schneller als erwartet aus, indem er sich duckte und die Lücke nutzte, um ihm seine Faust gegen das Kinn zu rammen – und zwar so fest, dass Zabuzas Zähne schmerzhaft aufeinander schlugen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Haku ihm ernsthaft eine verpassen würde…oder dass es schmerzen würde.

Knurrend rieb er sich den Kiefer, während der Jüngere wieder Abstand gewann, ihn dabei nicht aus den Augen ließ.

„…dachte, du wärst gegen Gewalt?“, brummte Zabuza und erntete ein seichtes Lächeln. „Damals hast du schon rumgeheult, wenn du mich nur abwehren solltest.“

„Ich möchte nur, dass du mich ernstnimmst.“

„Tse…“

Zabuza funkelte ihn finster an, ehe er erneut auf den Jungen zu preschte und nach diesem griff. Allerdings nur zum Schein, denn noch bevor er ihn berührte, änderte er seine Taktik und versuchte ihm mit einem Triff die Beine wegzuziehen. Haku keuchte auf, als er den Halt verlor, rollte sich jedoch rasch am Boden ab und sprang auf, noch bevor Zabuza ihn packen konnte. Fest schlug der Hüne nicht zu, weswegen Haku seine Schläge abwehren konnte. Zugegeben…der Kleine war flink, was es schwierig machte, ihn zu treffen, doch dann erwischte der Hüne ihn, hielt seine Handgelenke schraubstockartig fest und zog ihn nahe an sich heran.

Ein triumphales Grinsen zog sich über seinen Mund, während Haku verärgert drein schaute. Zabuza wollte ihm gerade mitteilen, dass er es ihm ja gesagt hatte, als Haku ihm im gleichen Atemzug das Knie in den Magen rammte. Der Hüne hatte sich nicht angespannt, nicht damit gerechnet und geriet somit ins Taumeln, was Haku nutzte, um ihm nun die Beine wegzuziehen.

Zabuza packte ihn noch im Fallen an der Schulter und riss ihn mit sich, was sie beide zu Fall brachte. Ein schneller Ruck und der Hüne befand sich über dem zierlichen Jungen, welcher daraufhin keuchend unter ihm lag. Zabuza fixierte ihn mit seinem Gewicht und indem er die Hände über seinem Kopf festpinnte. Tatsächlich hatte ihn der Kleine gefordert und Zabuza gelang es nur mühsam, ein stolzes Grinsen zu unterdrücken, denn das hier hatte er ihn gelehrt. Er musterte den Jungen, der ihn aus seinen braunen Augen abwartend anschaute.

Ein paar Haare hatten sich aus seinem Dutt gelöst und seine Wangen waren gerötet, während der Atem über seine leicht geöffneten Lippen blies. Zabuza nahm erst jetzt richtig wahr, wie nahe sie sich waren…und es ließ ihn abrupt erstarren.

Eigentlich hätte er ihn sofort loslassen und sich von ihm entfernen sollen, bevor die Situation noch seltsamer wurde. Er konnte nicht…und Haku nahm ihm die Entscheidung einer angemessenen Reaktion ab, indem er die letzten Zentimeter überbrückte und ihm mit aller Intensität die Lippen aufdrückte. Zabuza gefror an Ort und Stelle, weitete die Augen leicht, während Haku seine geschlossen hielt. Es war falsch…mehr als falsch…und dennoch konnte Zabuza nicht anders, als die Berührung zu genießen. Fest presste er Haku mit seinem Körper auf den Boden, übernahm die Führung in diesem Kuss, der ihn sich fühlen ließ, als hätte er irgendwelche Drogen genommen…er konnte sich selbst nicht mehr stoppen.

Und vielleicht wollte er es auch gar nicht.
 

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Cliffhanger...aber wenn alles gut geht, geht's nächstes Wochenende weiter... :)

Danke für die lieben Kommis, hab mich wahnsinnig gefreut. ^^
 

LG

Different

Irgendwas war anders gewesen. Schon den ganzen Tag hatte er dieses seltsame Gefühl gehabt, ähnlich einer bösen Vorahnung. Es war nicht so, dass jemand etwas gesagt hätte – hier erfuhr man sowieso nur das Nötigste, wenn man nicht zu denen gehörte, die außerhalb des Käfigs saßen. Zabuza schnaubte leise, ehe er sich auf den Weg zu dem Zimmer machte, welches ihm zugeteilt worden war – zumindest wenn er mal nicht in einer Zelle im Keller hockte. Heute hatte er einmal mehr einen Sieg errungen und ausnahmsweise keinen Ärger gemacht, also hatte man ihn soweit in Ruhe gelassen. Er hatte gut gegessen, hatte ein heißes Bad für seine strapazierten Muskeln genommen und sich dann notdürftig versorgen lassen. Der Boss hatte ihm Honig ums Maul geschmiert, für den er den fetten Gnom am liebsten erdrosselt hätte, doch auch das hatte er durchgestanden.

Man konnte es beinahe einen friedlichen Tag nennen. Haku würde sich vermutlich freuen, wenn er mal in einem Stück zurückkam. Vorausgesetzt, der Junge war überhaupt schon zurück…meistens kam er erst abends zu ihm, da er tagsüber Drecksarbeiten wie Waschen und Putzen übernahm. Nun, solange sie ihn nur dazu gebrauchten, war Zabuza beruhigt.

Es war eigenartig, wie sehr er sich an den Kleinen gewöhnt hatte…an seine unschuldige Art und sein sanftes Gemüt. Mit Haku war es anders…nicht wie mit Kisame. Haku war so zart, dass Zabuza jedes Mal das Gefühl bekam, ihn beschützen zu wollen. Er regte etwas in ihm, machte ihn irgendwie…menschlicher. Er konnte sich nicht mal darüber beschweren, dazu genoss er die Nähe zu dem Jungen wohl zu sehr. Es war beinahe wie eine Aufgabe und hatte er dies damals als lästig empfunden, so nahm er es nun als selbstverständlich an.

Zabuza war jedes Mal stolz, wenn er sah, welche Fortschritte Haku bei ihren Übungen machte. Zudem war er klug, ehrlich und…mittlerweile noch schöner geworden. Etwas verkrampfte sich in seiner Brust und er drängte den Gedanken rasch beiseite. Schließlich war Haku vor wenigen Tagen 15 Jahre alt geworden und bisher war nichts passiert. Andere mussten sich schon im Kindesalter prostituieren…vielleicht hatten sie keine Verwendung für einen Jungen, sondern nur Freier, die Mädchen wünschten. Zabuza klammerte sich an diese Hoffnung, auch wenn sie naiv war und ihm damit gar nicht ähnlich sah.

Seine Hand schloss sich um die Klinke, drückte dieser runter und er spähte ins Zimmer. Es war leer. Er warf einen Blick zurück, wo die Gorillas auf dem Gang patrouillierten…Lackaffen. Er schnaubte leise und schloss die Tür hinter sich. Für heute hatte er dann wohl erstmal Feierabend…er ließ sich aufs Bett fallen und starrte an die Wand, während er an dem Halsband drehte. Das Eisen schürfte seine Haut wieder auf, doch das leichte Brennen kümmerte ihn nicht. Er streckte sich einmal, ehe er die Augen schloss…er würde ein wenig dösen, bis Haku zurückkam.

Schließlich kam er immer zu ihm, wenn er nicht im Kerker saß…und selbst dort schlich er sich runter, um ihn zu sehen. Zabuza schmunzelte kurz, denn Haku war wirklich flink geworden. Kaum einer wäre darauf gekommen, dass die Nadeln, die er in seinem Haar platzierte, nicht nur Schmuck waren.

Ja, er hatte wohl gute Arbeit mit dem Kurzen geleistet...von dem ängstlichen Kind war nicht mehr viel übrig geblieben. Bei einigen Kämpfern war Haku ebenfalls beliebt geworden – und er meinte damit nicht solche Schweine wie Raiga, die ihm an die Wäsche wollten. Manchmal half Haku beim Versorgen der Verletzungen, sie sahen ihm beim Training zu…der Junge hatte seine eigenen Methoden, um sich Anerkennung zu beschaffen. Sogar Kisame hatte seine anfangs abwertenden Worte vor einer Weile zurückgenommen und gemeint, dass sich der Zwerg gemacht hatte.

Zabuza legte sich etwas bequemer hin, ließ die Gedanken Revue passieren…doch Haku schien sich Zeit zu lassen. Nicht, dass er diesbezüglich eine Wahl gehabt hätte, doch es dauerte…es dauerte ungemein lange. Ungewöhnlich lange. Er wurde unruhig…und als er schließlich aufstand, um den Jungen zu suchen…da registrierte er, dass seine Tür abgeschlossen worden war.

Er war eingesperrt worden. Schon wieder…doch dieses Mal hatte er sich dafür nichts geleistet. Zabuza spürte, wie ihm die Kehle eng wurde und zornig schlug er mit der Faust gegen die Tür. So eine verfluchte Scheiße...
 

Als Zabuza sich löste, fühlte er sich immer noch wie in einen Rausch versetzt…dass er soeben mit seinen Prinzipien brach, änderte nichts daran. Haku lag immer noch unter ihm, schaute aus verklärten Augen zu ihm auf…und er lächelte. Es fuhr ihm durch Mark und Bein…ließ ihn schaudern. Niemand konnte ihn so ansehen, wie dieser Junge…und solche Gefühle bei ihm erzeugen. Er hasste es und verzehrte sich gleichermaßen danach. Dabei wusste Zabuza nicht einmal, wann es begonnen hatte. Irgendwann im letzten Jahr…es war ihm nicht einmal bewusst gewesen, war schleichend gekommen und wenn Haku ihm keine solchen Signale gesendet hätte, hätte er seine zweifelhaften Gedanken mit ins Grab genommen.

Sein Griff löste sich, doch bevor er sich zurückziehen konnte, hielt Haku sein Handgelenk fest. Da war wieder dieser entschlossene Gesichtsausdruck, der ihm so sehr gefiel.

„Nicht.“

Hakus Stimme war leise und dennoch brachte sie den Hünen zum Innehalten. Kurz zögerte er…dann beugte er sich vor, lehnte die Stirn an die des Jungen.

„…was wir tun, ist gefährlich“, murrte er. „Das weißt du.“

Hakus Blick trübte sich nicht, im Gegenteil, er funkelte ihn an.

„Deine Kämpfe sind gefährlich, Zabuza-san“, erwiderte er ruhig. „Du könntest jeden Tag sterben…und ich könnte es nicht verhindern, müsste vielleicht sogar zusehen.“

Die warme Hand des Jungen legte sich an seine Wange, streichelte darüber.

„Du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist“, wisperte er. „Zu wissen, dass du in diesem Käfig um dein Leben kämpfst, während ich mich Nacht für Nacht zur Hure machen lasse.“

Zabuza spürte, wie ihm bei den Worten übel wurde; es war das erste Mal, dass sie so direkt darüber sprachen.

„Es widert mich an“, hörte er Haku sagen und war nicht fähig, ihn zu unterbrechen. „Und würde es dich nicht geben, würde ich nicht mal wissen, für was ich das überhaupt noch mitmache.“

„Haku…“, begann er, doch der andere schnaubte nur.

„Es sind deine Hände, die ich auf meinem Körper begehre…es sind deine Lippen, die ich küssen möchte…ich wollte immer nur dich, Zabuza-san!“

Haku Stimme nahm einen verzweifelten Ton an, er schlang die Arme um seinen Nacken und drückte sich noch enger an ihn – Zabuza war nicht fähig, ihn wegzustoßen. Jedes Wort war wie ein Messerstich, nahm ihm die Luft.

„Ich hasse es, wenn du mich wegschickst…ich will bei dir sein, so wie früher! Ich will, dass du mich ansiehst…“

Zabuza schauderte, als der warme Atem gegen seine Halsbeuge blies. Es war eine Tortur, hier mit ihm zu liegen…seinem Geständnis zu lauschen. Eine Hand verkrallte sich in Hakus Haar, hielt ihn bei sich.

„…ich würde dich verletzen“, erwiderte er matt, doch es klang selbst in seinen eigenen Ohren nach einer lahmen Ausrede.

„Würdest du nicht…und selbst wenn, es wäre mir egal!“, widersprach Haku ihm heftig und hob den Kopf, um seinen Blick zu suchen. „Oder…meidest du mich wegen…anderer Dinge?“
 

Zabuza knurrte, ehe er Hakus hübsches Gesicht in beide Hände nahm und ihn ernst ansah.

„Denk sowas nicht einmal, klar?! Ich weiß, dass du keine Wahl hast…und es macht mich wütend, dass sie dich dazu zwingen! Ich würde ihnen am liebsten allen die Kehle rausreißen, für das…was sie mit dir machen…“

Haku lächelte traurig, schmiegte sich jedoch dicht an ihn und Zabuza konnte nicht anders, als diese Nähe zu genießen. Er wusste, dass er das hier unterbinden sollte…doch er tat es nicht. Das hier konnte ihm das Genick brechen und was noch viel schlimmer war, es konnte auf Haku zurückfallen. Was Zabuza seit jeher am meisten fürchtete, war, dass sie den Jungen benutzten, um ihn mürbe zu machen. Haku mochte schön sein, doch er war trotz allem ersetzbar. Gute Kämpfer zu bekommen, war schwieriger, als Jungen und Mädchen für sexuelle Dienste ranzuschaffen.

Zabuza atmete durch, schloss kurz die Augen…dann richtete er sich auf.

„Komm!“

Er packte Hakus Hand und zog ihn auf die Beine, wollte sich hier nicht länger aufhalten. Der Junge sah ihn fragend an, doch er winkte ihn nur mit sich, ging mit ihm nach hinten, wo sich die Duschen befanden. Es war niemand außer ihnen da, auch wenn sich das bestimmt bald ändern würde. Als er sich ungehemmt auszog, fiel sein Blick auf Haku, der ihn geradezu anstarrte.

Ein wenig amüsierte es den Hünen, schließlich sah er ihn nicht zum ersten Mal nackt. Damals, als Haku jünger gewesen war, hatten sie auch oft zusammen geduscht. Er hatte sich zu dem Zeitpunkt keine Gedanken um Scham gemacht, immerhin war er nur ein Kind gewesen. Doch war er das nicht auch jetzt noch? Egal, was Haku sagte, er war minderjährig…und er wurde missbraucht. Ging der Kuss von eben nicht bereits zu weit? Wie sicher konnte er sein, dass Hakus Gefühle für ihn nicht nur daher kamen, dass er sich nach jemandem sehnte, der ihn gern hatte? Nutzte er ihn nicht nur aus, wenn er sich darauf einließ?

Wie jedes Mal, wenn er auf diese Weise über Haku nachdachte, fühlte er sich wie ein Schwein. Es kam ihm wie ein Verbrechen vor, Haku so anzusehen oder anzufassen, wie dieser es sich angeblich wünschte. Musste er nicht schon genug erdulden?
 

„Woran denkst du?“, wurde er aus den Gedanken gerissen und sah zu seinem Schützling, der sich soeben entkleidete.

„…nichts von Bedeutung“, brummte er und wandte sich um.

Er drehte an einem der Hähne und stellte sich unter den Duschkopf, spürte, wie das kalte Wasser auf ihn herunterprasselte. Es jagte ein Zittern durch seine Muskeln und er genoss es, denn es kühlte sein erhitztes Gemüt ab – und das andere auch. Jedoch brachte es nicht lange Linderung, da er im nächsten Moment einen schlanken Körper spürte, der sich an ihn schmiegte. Das Wasser wurde wärmer…und Zabuza blickte herunter, direkt in braune Reh-Augen.

„Etwas beschäftigt dich.“

Nasse Haare fielen Haku ins Gesicht und er konnte nicht anders, als sie beiseite zu streichen, während er nach einer Antwort suchte.

„…vielleicht will ich einfach nur nicht der nächste alte Sack sein, der dich ausnutzt“, knurrte er schließlich und erwartete, dass Haku vor ihm zurückwich.

Er tat es nicht. Stattdessen zog er die Stirn in Falten, blickte ihn lange an. Dann griff er nach der Shampoo-Flasche und gab sich etwas davon auf die Hände. Er sagte kein Wort, als er sich streckte, um seinen Oberkörper einzureiben. Zabuza wusste nicht, was er davon halten sollte, doch die sanften Berührungen gefielen ihm – hoffentlich nicht zu sehr.

„Du bist anders“, murmelte Haku nach einer ganzen Weile und bohrte seinen Blick fest in den seinen. „Das warst du immer…also sag nicht solche Dinge.“

Zabuza schnaubte.

„Nenn mir den Unterschied!“, forderte er ihn auf.

Haku seufzte und klang zu seiner Überraschung ein wenig genervt.

„Der Unterschied ist, dass du niemals etwas tun würdest, was ich nicht will...und dass du mich als Mensch achtest. Der Unterschied ist, dass mir von deinen Berührungen nicht dermaßen schlecht wird, dass ich mich übergeben möchte. Du siehst mich nicht an, wie andere Männer es tun…du behandelst mich, als sei ich wertvoll. Du gibst mir das Gefühl, nicht allein zu sein…reicht dir das als Begründung?“

Zabuza verzog daraufhin das Gesicht.

„…du siehst mehr in mir, als ich bin“, wich er aus, weil ihn die Worte beschämten.

„Nein. Du suchst einfach nur Gründe, die dagegen sprechen, dass ich für dich empfinde.“

Hakus Ton ließ keinen Zweifel zu und Zabuza fragte sich unweigerlich, warum er es ihm so schwer machte. Es ließ ihn zögern und als Haku ihn erneut so entschlossen ansah, wollte er ihn instinktiv wieder packen und küssen. Dieses Mal widerstand er dem Drang jedoch.

„…und ich verstehe nicht, warum du das tust“, sprach er weiter, während seine Hände auf seiner Brust ruhten. „Wenn du nicht dasselbe für mich fühlst…warum hast du es dann genossen?“

Und damit hatte er ihn, denn es gab nur eine plausible Erklärung dafür. Zabuza seufzte, ließ die Schultern ein Stück sinken und sah auf den Jungen runter. Das Wasser rauschte in seinen Ohren, als er eine Hand an Hakus Wange legte und diese mit dem Daumen streichelte. Direkt lehnte sich der Kleinere dagegen, senkte halb die Lider.

„Du musst mich nicht beschützen, Zabuza-san“, hörte er ihn wispern. „Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufpassen zu können…was ich brauche, bist du!“

Zabuza schwieg immer noch, während er ihm zuhörte. Es gab keine Worte, die gepasst hätten, weswegen er es dabei beließ. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Hakus Lippen und er lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Er wollte gerade die Arme um ihn legen, als er Schritte vernahm und ihn infolgedessen lieber von sich schob. Haku verstand direkt, stellte sich neben ihn unter eine eigene Dusche und senkte den Blick.
 

„Oho~ was geht denn hier ab?! Wolltest die Kleine gerade knallen, Zabuza? Macht ruhig weiter, ich guck zu, ey, gar kein Ding!“

Zabuzas Miene verfinsterte sich noch mehr, als er die silberhaarige Pest erkannte. Vor sieben Jahren hatte er diesen Spinner das erste Mal getroffen und seitdem schneite das Miststück alle paar Monate hier herein und provozierte, so viel er konnte. Er hätte ihm schon im Alter von 15 Jahren den verdammten Hals umdrehen sollen. Ungeniert schmiss der Neuankömmling seine Klamotten in die Ecke und stellte sich breitbeinig vor sie, musterte Haku dabei intensiver, als es Zabuza gefiel.

„Wow, bist ja schon wieder hübscher geworden, Schnecke! Richtig ansehnlich…“

Zabuza ballte die Fäuste und hätte Haku ihm nicht seine Hand auf den Unterarm gelegt, hätte er ihn jetzt an der Gurgel gepackt und gewürgt. Der Junge lächelte gezwungen, schien den Knilch vor sich nicht ernst zu nehmen.

„Hallo Hidan…“

Der winkte ab, stellte sich einfach neben Haku und drehte am Wasserhahn, woraufhin seine zurückgegelte Frisur außer Form geriet und einzelne Strähnen in sein Gesicht fielen. Belustigt blitzten die violetten Iriden in ihre Richtung, ein breites Grinsen auf den Lippen.

„Lass mal die Floskeln, Haku-chan~“

Zabuza verengte die Augen bei dem bescheuerten Suffix – Haku war zu alt dafür und auch kein Mädchen. Hidans bescheuerte Art nervte ihn jedes Mal wieder, vor allem dieses alberne Flirten. Zu seinem Glück gehörte der Kerl nicht hierher, sondern war Privatbesitz, was bedeutete, dass er zu bestimmten Kämpfen angemeldet und hergebracht wurde.

„Geh deinem Herrchen auf die Nerven!“, grollte er, was Hidan auflachen ließ.

„Ne, lass mal…der hat mich oft genug an der Backe, ehrlich. Siehste das?“

Der Silberhaarige deutete auf seinen Hals, an dem sich um das Halsband herum violett verfärbte Würgemale abzeichneten. Nicht, dass dies besonders auffällig gewesen wäre, denn Hidans Körper war nicht weniger vernarbt als Zabuzas.

„Da is‘ ihm die Hand ausgerutscht…“

Haku sah ihn mitleidig an, während Zabuza die Augen verdrehte; Hidan war sehr viel robuster, als es auf den ersten Blick wirkte. Schon bei ihrer ersten Begegnung war ihm der Blutdurst des Jungen aufgefallen. Hidan war ein Biest und er genoss das Kämpfen ebenso sehr, wie die damit verbundenen Schmerzen auf eine regelrecht kranke Weise. Unweigerlich fragte er sich, was Freiheit für jemanden wie Hidan sein könnte…und ob er irgendwann auch zu dem Schluss kam, dass es nicht reichte.
 

„Wahrscheinlich hast du’s verdient“, brummte er schließlich und Hidan grinste.

„Bisschen vielleicht…ich hab ihn gebissen“, erklärte er und begann sich mit dem Shampoo einzureiben. „Musste hinterher genäht werden.“

„Das hört sich furchtbar an…“, murmelte Haku, doch der Silberhaarige zuckte nur mit den Schultern.

„Er hat was gesagt, was ich nicht so toll fand, da hab ich ihn ziemlich übel beleidigt, er wollte mich schlagen – und ich hab halt zugebissen. Passiert.“

„Oh ja, klingt nach einer gesunden Beziehung“, spottete Zabuza und stellte dabei das Wasser aus.

„Sagte der Pädophile…“

„Was hast du gesagt?!“

Zabuza verengte die Augen, wollte Hidan eigentlich direkt an die Gurgel gehen – anscheinend hatte der schon wieder eine Tracht Prügel nötig. Bevor er jedoch etwas machen konnte, wurde er von Haku zurückgehalten.

„Nenn ihn nicht so!“, wandte er sich mit ernstem Blick an Hidan.

„Ja, ja…regt euch ab!“, erwiderte dieser gleichgültig. „Weiß doch jeder hier, dass da was zwischen euch läuft…“

„Da läuft überhaupt nichts!“, grollte Zabuza und schob Haku zur Seite. „Also halt deine scheiß Fresse!“

Bewusst blendete er den Blick des Jungen aus, wollte diesen gerade nicht ansehen. Er log ja nicht mal…da lief wirklich nichts. Dieser scheiß Kuss war ein dummer Ausrutscher gewesen. Er hätte es nicht zulassen dürfen.

„Wenn du das sagst“, entgegnete Hidan bloß, doch es war klar, dass er ihm nicht glaubte.

Haku blickte ihn immer noch so intensiv an, er konnte es spüren…doch äußern tat er sich nicht.

„Ich sollte gehen“, sagte er nach einer Weile und ging zu den Handtüchern.

Zabuza schaute ihm absichtlich nicht nach, auch wenn er wusste, dass er Haku damit verletzen würde. Schon wieder dieser Zwiespalt, das würde wohl nie enden. Einerseits wollte er drauf scheißen und ihm folgen, ihm sagen, dass da sehr wohl etwas war…andererseits war da sein quälendes Gewissen, das ihn daran hinderte…die fiese Stimme in seinem Kopf, die ihm denselben Vorwurf wie Hidan machte.

„Wow…und da sagen die Leute immer zu mir, ich wäre ein taktloses Arschloch!“, kommentierte Hidan, als Haku verschwunden war. „Respekt…von dir kann ich noch was lernen!“

„Halt einfach dein Maul!“, knurrte Zabuza und griff ebenfalls nach einem Handtuch.

„Ich mein ja nur…der Kleine sah schon ein bisschen traurig aus. Also, wenn du so scheiße warst, weil ich dich Pädo genannt hab…ist doch halb so wild? Du bist bestimmt sehr viel geiler, als die alten Säcke, die er sonst so hat…“

Zabuzas Antwort bestand darin, herumzufahren und seine Faust in Hidans Gesicht zu versenken. Leider war der Mistkerl flink, so dass er sich rechtzeitig duckte und Zabuzas Knöchel die Wand rammten. Allerdings rutschte Hidan im selben Moment auf den nassen Fliesen aus und knallte mit dem Kopf gegen die Kacheln, woraufhin er sich schimpfend den Schädel hielt.

„Fuck! Das tut weh, verdammt!!“

„Heul doch…“, kam es trocken von Zabuza, ehe er sich anzog und den Raum verließ.

Natürlich war Haku längst verschwunden, doch vermutlich war das auch besser so. Kurz kreuzte sein Blick Kisames, ein Nicken folgte, ehe sich sein Kumpel wieder dem Box-Sack widmete. Zabuza entgingen die neuen Wunden nicht, also war der letzte Kampf wohl heftig gewesen…doch das war Alltag. Hier unten zu verrotten und verbissen wie ein Köter ums Leben zu kämpfen…das war Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Hakus Worte kamen ihm wieder in den Sinn…und als er den Trainingsraum verließ und weggeführt wurde, hatte er wieder diesen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge. Wahrlich, ein Teufelskreis.

Soul

Es vergingen Stunden…viel zu viele Stunden und es konnte kein Zufall sein. Zufälle gab es hier drin nicht, das wusste er nur zu gut. Während er unruhig im Zimmer auf und ab tigerte, immer gereizter wurde, wurden seine Befürchtungen mit jeder Sekunde schlimmer. Er hätte randaliert, wenn es hier drin nicht so spärlich eingerichtet gewesen wäre. Was sollte er kaputt schlagen? Das Bett? Er hatte ein paar Mal gegen den Nachttisch getreten, dann wieder gegen die Tür gehämmert und gebrüllt…vergeblich.

Zabuza knirschte mit den Zähnen; es machte ihn wahnsinnig, so machtlos zu sein. Gleichzeitig wusste er, dass es ein Fehler war, seine Wut so offen zu zeigen, denn er bot ihnen damit Angriffsfläche. Vielleicht war es nur eine Vorsichtsmaßnahme, weil er sich in letzter Zeit öfter widersetzt hatte. Möglicherweise waren sie immer noch misstrauisch, nachdem Kisame so lange verschollen gewesen war. Knurrend setzte er sich wieder aufs Bett, starrte finster die Tür an. Er musste runterkommen…vielleicht sorgte er sich umsonst und – er stockte, als er ein Klicken im Schloss vernahm.

Direkt sprang er auf, wollte zur Tür hechten, doch…abermals hielt er inne, als sich eine schmale Person durch den Spalt schob. Im ersten Moment wusste er nicht, was er sagen sollte. Klicken – wieder waren sie eingeschlossen. Stille folgte.

Zabuza spürte, wie sich sein Hals zuschnürte, je länger er den Jungen ansah. Dieser trug einen beigefarbenen Yukata, die langen Haare hingen ihm feucht über die Schulter, fielen ihm ins blasse Gesicht. Die Haltung war eingesunken und so, wie er zitterte, erinnerte er Zabuza an damals…als er hergekommen war. Ihm wurde speiübel, denn er wusste, was passiert war. Das, was niemals hätte passieren dürfen…und er war nicht da gewesen.

Er wollte toben, herumschreien…fluchen und drohen…wollte die Verantwortlichen zusammenschlagen, ihr Blut sehen…doch letztendlich konnte er nichts von alldem tun. Ebenso wenig wie er sich traute, Haku anzufassen…ähnlich einer unsichtbaren Barriere schwebte die Distanz zwischen ihnen. Sollte er etwas sagen? Nachfragen? Nichts davon erschien ihm richtig. Dennoch…er musste etwas sagen oder nicht? Also räusperte er sich, machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, bevor ihn schon wieder die Hilflosigkeit überkam – er konnte mit so etwas nicht umgehen.

Normalerweise nahm Haku ihm das ab, da der Junge ihm gegenüber keine Berührungsängste mehr hegte, doch nun…?

Beinahe war er erschrocken, als Haku plötzlich auf ihn zukam…der Blick war immer noch gen Boden gerichtet. Verwirrt sah er auf den Jungen runter, der vor ihm stoppte und wortlos die Arme um ihn schlang. Weich und bebend schmiegte sich der schlanke Körper an den seinen, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Angespannt harrte er aus, brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen...doch dann erwiderte er die Umarmung, hielt Haku ganz fest. Wie kalt der Kleine war…Zabuza zögerte, ehe er einen Schritt zurückmachte, seinen Schützling aber nicht losließ.

„…willst du dich hinlegen?“, fragte er unbeholfen.

Ein Nicken folgte und Zabuza ließ ihn kurz los, um die Bettdecke zurückzuschlagen. Haku wich seinem Blick weiterhin aus, während er darunter kroch und zuließ, dass Zabuza ihn zudeckte. Er beobachtete, wie sich der Junge auf die Seite drehte, sich dabei schützend zusammenrollte. Der Hüne blieb bei ihm sitzen, nicht wissend, was er noch für ihn tun konnte und durfte.

Schließlich hob er ganz langsam die Hand, legte sie auf Hakus Kopf und begann, ihm durch die Haare zu streicheln. Keine Regung, der Jüngere blieb liegen, zuckte nicht vor ihm zurück, sondern sah ins Nichts.

Das Schlimmste war, dass es nicht vorbei war…wenn Haku wirklich so etwas angetan worden war, dann würde er von jetzt an öfter herhalten müssen. Er würde ihn nicht davor bewahren können, sondern es geschehen lassen müssen. Er würde zusehen müssen, wie der Junge daran zugrunde ging. Genau deswegen hielt er nichts von sozialen Bindungen…sie brachen einem hinterher das Genick.
 

Zabuza hielt inne, als die schmalen Finger mit einem Mal nach seiner Hand griffen, diese festhielten. Bedeutete das, dass er ihn nicht anfassen sollte? Zabuza wollte seine Hand zurückziehen, doch Haku ließ ihn nicht. Stattdessen zog er ihn am Gelenk näher, schmiegte sich geradezu gegen seine Handfläche.

„Haku…“

„Legst du dich zu mir?“, wurde er unterbrochen.

Die Stimme des Jungen klang bittend, so dass Zabuza nur ein Nicken zustande brachte, ehe er sich zu ihm legte, ihn von hinten umarmte. War das in Ordnung? Er wollte ihn nicht bedrängen, doch Haku schien kein Problem mit seiner Nähe zu haben. Er ließ ihm seine Hand, streichelte ihn mit der anderen. Nie zuvor hatte er sich so um jemanden bemüht, doch gerade wollte er es. Er fühlte sich schuldig…und wütend.

„Ist schon gut.“

Er schnaubte leise, als er das hörte.

„Nichts ist gut“, knurrte er und zog das in die Decke gewickelte Bündel noch weiter an seine Brust.

„Es war nicht…so schlimm…“

Eine Lüge. So wie Haku zitterte, musste es schrecklich gewesen sein.

„Hast du Schmerzen?“, fragte er leise, bekam ein Kopfschütteln zur Antwort.

„Nein…geht schon. Es…ich…wurde versorgt…es wird vorbei gehen…“

Wie er sich hier zusammenriss, obwohl er jedes Recht hatte, hysterisch zu werden, zu heulen oder ihn anzubrüllen. Haku war viel zu beherrscht, dafür, dass er vermutlich heute Nacht die Hölle durchlebt hatte. Seine zierlichen Finger krampften sich um seine, ehe er spürte, wie Haku kurz seine Lippen auf seinen Handrücken drückte.

„…wir…wussten doch beide, dass es…irgendwann…hm…es ist okay. Ich schaffe das. Vielleicht…mit der Zeit…es wird schon alles werden.“

Zabuza konnte nicht begreifen, wie er sich ein Lächeln abringen konnte. Dennoch tat Haku es, als er über seine Schulter zu ihm hoch sah…doch er konnte in seinen Augen erkennen, wie sehr es ihm wirklich zusetzte. So eine verfluchte Scheiße…er wollte sie allesamt abschlachten! Was für ein mieser Hurensohn hatte es gewagt, etwas so Reines wie ihn anzufassen?! Er würde diesen Kerl in die Hölle prügeln…

„Versprich mir nur, dass du bei mir bleibst.“

Er hielt in seinen Mordgelüsten inne, sah Haku irritiert an.

„…ich kann dir nicht helfen“, gab er zerknirscht zu, doch der Junge lächelte lediglich sanft.

„Du hilfst mir gerade viel mehr, als du denkst, Zabuza-san.“

„Tse…“, machte er nur, doch Haku ignorierte es.

„Danke, dass…du für mich da bist.“

„Rede keinen Unsinn.“

Was für eine Hilfe war er schon? Er konnte nicht mal vernünftig Trost spenden, dazu war er einfach zu…unsensibel. Bisher hatte er nie jemandem gut zugesprochen, niemand war ihm wichtig gewesen – abgesehen von Kisame, doch der musste ganz sicher nicht getröstet werden.

Er runzelte die Stirn, als sich Haku samt seiner Decke herumdrehte und das Gesicht an seiner Brust vergrub. Sein Körper zitterte immer noch etwas, aber das war wohl im Anbetracht der Situation normal. Zurückhaltend strich er ihm über den Rücken…sagte nichts, sondern hielt ihn nur.

Auch, als er nach einer Weile etwas Nasses an seiner Brust spürte, schwieg er…die Zeit musste er ihm wohl geben. Es würde wieder werden…hoffentlich würde es werden. Doch eigentlich…wusste er, dass diese Hoffnung für den Arsch war.

Hier drin gab es keine Hoffnung. Für niemanden.
 

„Pennst du jetzt schon mit offenen Augen?“

Zabuza knurrte nur leise, warf seinem Kumpel einen gereizten Blick zu – natürlich ließ sich der andere davon nicht einschüchtern.

„Schlechte Laune? Ist ja mal was ganz Neues…“, quatschte Kisame einfach weiter, während er sich dehnte.

Zabuza tat es ihm gleich, blickte dabei finster vor sich hin. Vielleicht war es besser, wenn er die Fresse über den Vorfall mit Haku hielt. Wenn Kisame wüsste, dass er ihm nachgegeben hatte, würde er gar keine Ruhe mehr haben. Aus irgendeinem Grund war sein Freund der Meinung, dass er auf Haku eingehen sollte, wenn dieser darauf bestand. Angeblich würde er ihn doch auch wollen…tja, war leider kein kompletter Schwachsinn.

„Suigetsu hat heute seinen ersten Kampf“, hörte er Kisame sagen und klang plötzlich nicht mehr so heiter wie zuvor. „Mangetsu darf zusehen – schätze, dass er das noch bereut.“

„Dachte, der Psycho kämpft heute?“, brummte Zabuza zurück.

„Du meinst Hidan? Der ist danach dran…wäre andersrum vielleicht günstiger für den Kurzen – nach Hidan ist der Bedarf an Blut erstmal gedeckt.“

„Hn.“

„…ist irgendwas passiert?“

Zabuza zuckte nur mit den Schultern, ließ den Blick kurz schweifen; es war nicht viel los, vermutlich weil die Kämpfe soeben begannen. Einige, die es sich verdient und sich nicht so viele Schnitzer wie sie beide erlaubt hatten, durften ebenfalls zusehen. Trotzdem wollte er nicht mit Kisame darüber sprechen…oder? Er schnaubte leise, bückte sich dann nach den Hanteln, überprüfte das Gewicht.

„Haku hat mich geküsst.“

Kisame hob eine Braue, wirkte aber ansonsten nicht sonderlich überrascht. Natürlich nicht.

„Und du hast ihn zurückgeküsst?“

„Sieht so aus.“

„Und?“

„Und was?“, knurrte er und erhob sich wieder, begann zu pumpen.

„War’s gut?“, fragte Kisame amüsiert, während er es ihm gleichtat und zu den Hanteln griff.

„…darum geht’s nicht.“

„Ach ja…du hast dich ja dazu entschieden, edelmütig jeglicher Versuchung zu widerstehen“, spottete sein Kumpel und fing sich einen bösen Blick dafür ein. „Mal ehrlich, Zabuza, das wird so langsam lächerlich.“

„Ich hätte einfach die Fresse halten sollen…“

Kisame lachte rau auf.

„Oh nein, ist gut, dass du’s erzählt hast…so kann ich dir mal den Kopf waschen.“

„Du kannst mich mal.“

„Bist nicht so mein Typ, wenn ich ehrlich bin…“

„Stimmt, du vögelst lieber die gute Seite, ich vergaß…“

„…kein Wort darüber, klar?“, warnte Kisame ihn mit einem Blick auf die anderen Kämpfer. „Und außerdem…habe ich ihn nicht gevögelt.“
 

Zabuza ließ die Hanteln sinken, blinzelte seinen Freund ungläubig an.

„Was?“

„Glaub es oder nicht, da lief nichts.“

„Ernsthaft?“

„Ja…hat sich nicht so ergeben.“

Zabuza hätte nie gedacht, dass Kisame ihm mal ausweichen würde, schon gar nicht, wenn es um Sex ging. Um Sex mit einem verdammten Gutmenschen…so gesehen sollte es ihn vielleicht ja doch nicht wundern.

„Igitt…bist du verknallt oder was?“

„Schnauze…und lenk nicht von dir selbst ab!“, murrte Kisame, was Zabuza auch verstummen ließ.

Nicht, weil er ihn mundtot gemacht hatte, sondern weil sie nicht so offen über Kisames kleines Techtelmechtel reden durften.

„Da gibt’s nichts zu sagen“, wehrte er Kisames Versuch ab.

„Ach ja? Also noch mal…jeder hier weiß, wie nahe Haku und du euch steht. Denkst du, nur weil du ihn eine Weile aus Selbstlosigkeit gemieden hast, vergessen das alle? Am Arsch, mein Freund. Dein Schwachpunkt ist bestens bekannt…und seiner auch. Wenn die euch an den Eiern packen wollen, dann tun die das auch, Zabuza.“

Leider stimmte das auch noch, doch wer wollte sich die Wahrheit schon freiwillig antun?

„Und das gibt mir das Recht, ihn auszunutzen?“

„Du nutzt ihn nicht aus.“

„Lass das einfach meine Sorge sein, kapiert? Du bist nicht mein beschissener Seelsorger, man!“

„Wäre ich das, würde ich wenigstens Geld für den Scheiß hier kriegen…“, raunzte Kisame unzufrieden. „Aber gut…mach, was du willst. Bist ja eh unbelehrbar.“

„Endlich hast du’s geschnallt.“

Kisame verdrehte nur die Augen, doch Zabuza wusste, dass er es ihm nicht übel nahm. Sie stritten eigentlich nie, weil sie weder Zeit noch Lust dazu hatten. Gab genug Arschlöcher hier drin, gegen die man zusammenhalten musste. Eine Weile war es still zwischen ihnen, dann brach Kisame diese.

„Denkst du, er überlebt es?“, fragte er leise und Zabuza wusste direkt, wer gemeint war.

„Ja“, erwiderte er knapp. „…du kennst ihn doch.“

„Mit ner großen Fresse kommt man hier nicht weit…“

„…er hat aber mehr als ne große Fresse. Das weißt du.“

Obwohl Zabuza seinem Kumpel eher positiv zusprach, glaubte er selbst nicht wirklich dran. Suigetsus Gegner war kein leichtes Kaliber und wenn sie den Jungen bluten sehen wollten, würden sie ihn bis auf den letzten Tropfen durch die Mangel nehmen lassen. Es kam ganz darauf an, wie gut die Meute da draußen gelaunt war…und darauf, wie gut sich Suigetsu anstellte. Lieferte er eine sehenswerte Show, würde das vermutlich sein Leben retten. Es kam darauf an, bei den ersten Kämpfen im Gedächtnis zu bleiben, sich einen Namen zu machen. Hidan hatte damals auch gegen ihn verloren und dennoch hatte er die Leute für sich gewinnen können.

„Mach dir keinen Kopf drüber.“

„Ich bin kein Weichei“, grummelte Kisame zurück.

„Nein…aber seitdem du diesen Knirps umgelegt hast, gehen dir alle toten Blagen nahe.“

„Kennst du diesen Glashaus-Spruch?“

„Leck mich!“

„Lass mal…wie gesagt, bist nicht mein Typ…“

Zabuza gab ein Grunzen von sich, ehe er sich wieder aufs Training konzentrierte. Jedoch nicht lange, denn in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und einer der Neuen stürmte hinein – gehetzt wie ein Tier auf der Flucht und bleich wie der Tod. Wie hieß der Junge noch gleich? Zabuza hatte seinen Namen schon wieder vergessen, weil er so unscheinbar war.

Sofort wurde es still im Raum und alle sahen angespannt zu dem Neuankömmling, der die Kämpfe heute mitansehen durfte.
 

„Mangetsu ist tot.“

Zabuza ließ die Hanteln sinken, starrte den Zwerg ungläubig an; was hatte er da gesagt? Es war nicht so, dass Mangetsu und er die besten Freunde gewesen wären, aber er war okay. Außerdem war das, was der Junge sagte, Schwachsinn.

„Mangetsu hat heute nicht gekämpft“, knurrte er in die Stille hinein und nun wandte sich der Kleine ihm zu.

Zabuza musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass der Junge es niemals weit bringen würde. Zu schwach, zu weich…den würden sie irgendwann auch als Kanonenfutter benutzen.

„Ich…das weiß ich, aber…“

„Was ist mit Suigetsu?“, fiel ihm Kisame so ruppig ins Wort, dass der Junge zusammenzuckte.

„Er ist sehr schwer verletzt…beinahe wäre er…aber er lebt!“, beeilte er sich zu sagen. „Es…Mangetsu konnte nicht länger zusehen…er…ist ausgerastet und wollte eingreifen. Da…haben sie ihn…zusammengeschlagen…aber er hat nicht aufgehört…und da…haben sie ihn totgeprügelt…“

Das war wirklich eine bittere Nachricht. Mangetsu war ein guter Kämpfer gewesen und damit auch gutes Kapital, doch wenn man einen Aufruhr während einer Show veranstaltete, schädigte das das Geschäft. Zabuza wusste das selbst nur zu gut, immerhin hatte er schon öfter aus der Reihe getanzt und dafür Prügel bezogen. Mangetsu hatte wohl übertrieben und dafür bezahlt.

Unweigerlich stellte Zabuza sich vor, wie es ihm ergangen wäre, wenn er an seiner Stelle gewesen wäre…wenn Haku dort gestanden und um sein Leben gekämpft hätte. Hätte er sich zurückgehalten? Nein…er hätte getobt wie ein Berserker und sich durch nichts aufhalten lassen, um sein Leben zu retten. Bitter, dass sich Hakus Prostitution auch positiv auswirken konnte.

Die bleierne Stille löste sich langsam, sie redeten durcheinander…es würde nicht lange dauern, bis sie alle den Vorfall vergessen würden. Der Tod war hier Alltag, alle waren sich dessen bewusst – na gut, der Junge vielleicht nicht, denn der stand immer noch da wie ein Häufchen Elend.

Zabuza wandte sich ab, warf dabei einen Blick zu Kisame, der ausnahmsweise einmal schwieg. Kein spöttischer Kommentar, doch das war wohl nicht verwunderlich, da es um Suigetsu ging. Sein Kumpel blickte ernst vor sich hin, schien in Gedanken versunken. Als er seinen Blick bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern.

„Keiner von uns ist unsterblich“, brummte er scheinbar teilnahmslos und Zabuza konnte nur nicken.

Trotzdem war er sicher, dass Kisame soeben seine Wut unterdrückte. Nicht, weil ihm Mangetsus Tod sonderlich nahe ging…das war es nicht, bei keinem von ihnen. Es war mehr die Erkenntnis, dass ihre Leben hier drin einen Scheiß wert waren – jedes Leben.

Und dass sie sich für diesen Weg einst entschieden hatten, machte es nur noch schlimmer. Sie waren selbst schuld daran, dass sie nun wie dressierte Tölen hier festsaßen. Zabuzas Kiefer malmte, während er die Hanteln zur Seite schmiss und zum Box-Sack ging – er musste sich abreagieren.

Beast

Lauernd wie ein Tier hockte er dort, blitzte ihn aus bösartigen Amethysten an, als wäre er Beute. Der Eisenring schnitt in seinen Hals, noch war die Kette nicht gespannt, hing lose an der Wand hinab. Probeweise machte er einen Schritt vor und direkt schoss der Junge nach vorn, wobei er sich selbst würgte, die Kette spannte sich klirrend. Die Muskeln unter der blassen Haut zitterten vor Ungeduld und er bezweifelte keine Sekunde, dass ihm der kleine Bastard an die Kehle springen würde, sollte er die Gelegenheit bekommen. Da glomm so ein brennender Hass in seinen Augen, dass es sogar ihn schauderte – und er war niemand, der sich einschüchtern ließ.

Sein Blick glitt über die vielen Narben und Blutergüsse auf seinem Körper…angeblich waren einige davon selbstverschuldet. Der Junge war ein Psychopath, daran gab es keinen Zweifel – ein Blick in die violetten Augen reichte, um das zu erkennen – und damit war er genau das, was er suchte.

Der würde nicht leicht kaputtzumachen sein…und er brauchte jemanden, der so robust war, dass er sehr lange durchhielt. Immerhin wollte er eine sinnvolle Investition tätigen…und so fiel seine Entscheidung schnell. Er hoffte nur, dass er sie nicht bereuen würde…
 

Hidans Kämpfen zuzusehen, hatte etwas Faszinierendes an sich. Vergleichbar mit einem Autounfall - nicht wirklich schön, aber wegsehen ging auch nicht. Wie immer, wenn Hidan im Käfig kämpfte, glich er mehr einem tollwütigen Tier, als einem Menschen. Er lechzte nach Schmerzen – ob er sie erlitt oder zufügte, das war nicht wichtig. Selten hatte er jemanden wie diesen Jungen erlebt, nein, eigentlich war Hidan ein Unikat. Boshaft und selbstmörderisch genug, um schon als Halbwüchsiger erwachsenen Männern gefährlich zu werden – und sein Potenzial war nicht vergeudet worden. Hidan tötete selbst dann, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Es machte ihm Spaß und das war sowohl widerlich, als auch nützlich. Nachdenklich betrachtete er die Wunde an seiner Hand, da, wo ihm die Zähne die Haut aufgerissen hatten…dann glitt sein Blick wieder zu dem Silberhaarigen. Dieser suhlte sich in der Blutlache seines Kontrahenten, dem nicht mehr zu helfen war – nicht, dass es jemanden kümmern würde. Hidan hatte einen Ruf und vermutlich hatte die Mehrheit ihr Geld auf den Irren gesetzt, der soeben die blutigen Fäuste reckte und breit grinsend in die Menge sah. Die violetten Iriden verengten sich, erfassten nun ihn…und das unverschämte Grinsen wurde noch breiter.

Na gut, zugegeben, der kleine Mistkerl machte ihn unheimlich reich…und hatte so seine Qualitäten. Eine tickende Zeitbombe blieb er trotzdem, auch wenn er natürlich keine Angst vor Hidan hatte. Ab und zu musste er an seine Position erinnert werden, aber im Allgemeinen spurte er ganz gut bei ihm. Hatte auch lange genug gedauert.

Er erhob sich ohne Eile, um sein Goldstück in Empfang zu nehmen. Hidans Augen leuchteten auf und er stellte das Beißen auch sofort ein, als er ihn erkannte. Die beiden Männer, die ihn festhielten, wirkten erleichtert…Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. Hidan war eben kein leichtes Kaliber und es amüsierte ihn gelegentlich, wie viele Probleme er den Leuten hier machte. Nicht, dass er ihm selbst keine Probleme gemacht hätte, aber er bekam das Biest meistens schnell genug in den Griff.

„Hast du das gesehen?!“, sprudelte es aus Hidan heraus. „Hast du gesehen, wie ich ihm das Ohr abgebissen hab?! Meine Fresse, der hat gejault wie ne Töle oder?!“

Die blutverschmierten Finger gruben sich in sein weißes Hemd, ruinierten es damit, doch er blieb ruhig. Es war nur Stoff und außerdem musste man auf sowas gefasst sein, wenn man Hidan seinen Besitz nannte. Als wäre er die Ruhe selbst, fasste er dem Jüngeren in den Nacken, kraulte ihn sanft. Hidan gab einen Laut von sich, der an eine schnurrende Katze erinnerte…jedoch abrupt endete, als er fester zupackte und ihn an der gespannten Haut wie ein Karnickel hinter sich her zog.

„Au – aua, verdammt!! Das tut weh!“, hörte er ihn jammern, doch er hatte dafür nur ein abfälliges Schnauben übrig.

„Als würden dir Schmerzen noch etwas ausmachen.“

„Es geht ums Prinzip, du Scheißkerl!“

„Sicher.“

Ohne auf Hidans Gezeter einzugehen, schleifte er ihn hinter sich her – sich wohl bewusst, dass der andere sich mühelos aus seinem Griff hätte befreien können. Innerlich seufzte er, als er daran dachte, wie lange es gedauert hatte, diesen Idioten zahm zu bekommen. Auch wenn es nie eine Garantie dafür gab, was die Wunde an seiner Hand bewies.

„Kuzu!! Pfoten weg jetzt!“, knurrte Hidan und begann sich zu winden. „Ich kann alleine laufen!“

„Quatsch nicht rum und komm!“, erwiderte Kakuzu genervt und ohne stehen zu bleiben.

Wie hieß es? Ab einem gewissen Alter wurde man ruhiger und sah die Welt mit anderen Augen? Musste wohl was dran sein, denn vor ein paar Jahren hätte er Hidans Kopf bei jedem Widerwort gegen die Betonwände gehauen – und wenn er dabei bewusstlos wurde, hatte er halt Pech.

Junge war eigentlich nicht mehr die richtige Bezeichnung für Hidan, aber er benahm sich immer noch so pubertär, dass Kakuzu ihn nicht als Mann ernstnehmen konnte. Lag vielleicht auch daran, dass er mit seinen 45 Jahren sein Vater hätte sein können…nicht, dass er jemals einen Sohn in Hidan gesehen hätte. Der Gedanke war absurd – in jeder Hinsicht.
 

Kakuzu schubste Hidan durch die nächste Tür, nachdem er ein paar Worte mit den Wachleuten gewechselt hatte. Diese nickten ihm zögerlich zu, ehe sie sich wieder vor der Tür postierten. Vermutlich befürchteten sie, Hidan könnte ihn da drin umbringen und dann türmen, um ein Gemetzel anzurichten. So unwahrscheinlich war das nicht mal, doch auch wenn Kakuzu seine besten Jahre hinter sich hatte, wurde er mit dem Balg noch allemal fertig.

Er schloss die Tür hinter ihnen und sah zu Hidan, der schon dabei war, sich den Überresten seiner Kleidung zu entledigen. Im Käfig nannten sie ihn das Biest…ein treffender Name. Wortlos tat es Kakuzu dem Jüngeren gleich und begann sich auszuziehen, während er den Blick schweifen ließ. Der Komfort hier ließ wirklich nicht zu wünschen übrig…schwarze Marmorfliesen, ein Becken mit heißem Wasser, das mit einem angenehm duftenden Aroma versetzt war. Nicht jedem wurde das hier zuteil, eigentlich nur Leuten wie ihm, die genug Geld besaßen, um ab und an eine kleine Spende entbehren zu können…oder zur Bestechung der Kämpfer.

Nun, Hidan verdiente die kleine Belohnung definitiv, wenn er an die Show zurückdachte. Er sah ihm zu, wie er mit einem Satz ins Wasser sprang, dieses leicht rötlich färbte. Prustend tauchte er wieder auf, wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und blickte breit grinsend zu ihm auf.

„Kommst du jetzt mal in die Gänge, alter Mann?“

Das freche Mundwerk hatte er ihm bis heute nicht abgewöhnen können, doch irgendwie gehörte das wohl zu Hidan. Schweigend ließ auch er die letzten Hüllen fallen, ehe er zu ihm ins Wasser stieg. Es fühlte sich angenehm an, entspannte seine Muskeln und er lehnte sich gegen den Rand, fixierte Hidan aus seinen grünen Augen. Dieser funkelte ihn an, während er auf ihn zu schwamm, obwohl er im Wasser stehen konnte und die Größe des Beckens nur für wenige Züge reichte.

Reflexartig legte er einen Arm um Hidans Taille, spürte die ausgebildeten Muskeln unter der unebenen Haut. Hidan mochte nicht so ein breites Kreuz wie er selbst haben und er war auch mindestens zehn Zentimeter kleiner, doch er war gut trainiert. Das musste er auch sein, wenn er nicht drauf gehen wollte. Die kräftigen Arme legten sich um seinen Hals – Kakuzu musste unweigerlich daran denken, dass Hidan ihm das Genick mit einem Ruck brechen konnte, doch er blieb ruhig.

Die freie Hand legte er an das Kinn des Jüngeren, drehte dieses von links nach rechts…ein paar neue Schrammen, die Unterlippe war aufgerissen worden…doch der Schaden hielt sich in Grenzen. Viele Prellungen am Oberkörper…er würde ihn hiernach noch einmal medizinisch durchchecken lassen.
 

„Ey…“

Kakuzu hob den Blick wieder, wurde sich erst jetzt bewusst, dass Hidans Gesicht sehr nahe an seinem war.

„…noch sauer?“

Die Frage ließ ihn die Brauen zusammenziehen und er nahm sich einige Sekunden Zeit für die Antwort.

„Wenn du mir von jetzt an wieder gehorchst, vergesse ich den…Vorfall.“

Hidan gab ein unwilliges Schnauben von sich, die violetten Iriden verengten sich. Es passte ihm nicht, das wusste Kakuzu, doch er hatte kein Mitspracherecht. Hatte er nie gehabt.

„Ich bin nicht dein Schoßhund, klar? Ich muss nicht alles hinnehmen!“

Kakuzu schwieg abermals, ließ seine Finger an Hidans Kinn hinabgleiten…Richtung Hals, da, wo der eiserne Ring seine Haut wundgescheuert hatte. Die Würgemale, die er ihm zugefügt hatte, hatten sich bunt verfärbt. Hidan begriff sofort, obwohl er sonst schneller mit dem Sprechen war, und seine Miene verfinsterte sich.

„Ich bin nicht dein Sklave!“, zischte er ihn an, was Kakuzus Mundwinkel zucken ließ.

„Ist das so…“, entgegnete er gleichmütig, provozierte Hidan damit noch.

„Ja, verdammt!“

„Dann ist das hier wohl nur eine hübsche Kette, hm?“

Er ließ die Finger gegen den eisernen Ring tippen und sah zufrieden, wie sich Hidans Muskeln anspannten. Innerlich musste er vor Wut kochen, doch er würde es nicht wagen, schon wieder aufzubegehren. Noch einen Ausrutscher konnte er sich nicht leisten, das wusste er selbst.

„Laber nur weiter so eine gequirlte Scheiße, Arschloch“, grollte Hidan, kam dabei noch näher. „Ich hab nichts vergessen, klar? Ich will auch nichts vergessen…und ich bin auch kein Idiot!“

Eigentlich war er das schon, doch Kakuzu sprach den Gedanken nicht aus. Genau genommen wollte er nicht einmal mehr diskutieren, weswegen er die Finger an Hidans Hüfte hinabgleiten ließ, ihm fest in die Augen sah. Schöne Augen hatte er…ausdrucksstark, immer eine Emotion darin. Es waren diese violetten Augen gewesen, die ihn damals davon überzeugt hatten, dass Hidan eine lohnende Investition sein würde.

„Ich will jetzt nicht ficken!“

Kakuzu lachte trocken auf, als er den bockigen Ausruf hörte.

„Natürlich nicht…“, spottete er herablassend.

„Ist mein Ernst!“

„Schön. Es gibt hier drin genügend Nutten, die willig ihre Beine spreizen…“

„Und die vermutlich tausend Krankheiten haben! Viel Spaß mit den Sackratten…und wenn du danach auch noch Herpes kriegst, komm ja nicht bei mir angeschissen!“

Kakuzu hatte ihn wohl nicht heftig genug gewürgt, wenn er sich das so anhörte. Nun gut, sei es drum…Hidan würde für immer verzogen bleiben, das bekam niemand mehr in den Griff. Wäre ja auch langweilig gewesen. Er strich ihm die Ponysträhnen zurück, suchte erneut seinen Blick. Innerlich zählte er die Sekunden, bis er nachgeben würde…es flackerte bereits in den violetten Iriden.

Schließlich krallte Hidan seine Finger in seine Haare und riss seinen Kopf grob zu sich, drückte ihm mit heftigem Verlangen die Lippen auf. Rau und ungezähmt…nun, ein Sklave war er…sein Sklave…aber mit Sicherheit kein devoter.
 

Es war immer wieder ein Erlebnis, Hidan zu bändigen…wobei das vielleicht das falsche Wort war. Träge lag er auf dem Jüngeren, der dadurch gegen den Beckenrand gepresst wurde und immer noch keuchte, als hätte er soeben einen weiteren Kampf bestritten. Kakuzu blieb noch etwas in ihm, fühlte, wie sich die Muskeln um seinen Schwanz langsam wieder entspannten. Es war so angenehm, dass Hidan ausnahmsweise seine Fresse hielt und einfach nur genoss. Kakuzus Kinn ruhte auf der Schulter des Silberhaarigen, während er unter halbgeschlossenen Lidern vor sich hinsah.

Tatsächlich fühlte er sich im Moment merkwürdig zufrieden, obwohl er wusste, dass es genug Probleme gab. Immer. In jeder Sekunde. Seine Narben schienen zu pochen, auch wenn er sicher war, dass er sich die Schmerzen nur einbildete. Sie konnten gar nicht mehr wehtun, so lange, wie es schon her war. Die grünen Augen verengten sich leicht, eine steile Falte bildete sich dazwischen und ohne es zu merken, krallte er die Hände in Hidans Hüften, was diesen knurren ließ.

„Ey!“, moserte er, wehrte sich aber nicht. „Dachte, du bist zu senil für ne zweite Runde…“

Kakuzu schnaubte bloß.

„Das hat nichts mit senil zu tun.“

„Ach, laber nicht…“

„Pass auf, was du sagst.“

Kakuzu kniff Hidan in den Hintern, als dieser ihn leise nachäffte, löste sich dann aber. Immerhin waren sie nicht hier, um sich ein paar angenehme Tage zu machen. Er spürte Hidans Blick auf sich, als er aus dem Wasser stieg und sich abtrocknete. Seinetwegen konnte der Junge noch eine Weile hier bleiben…er würde ihn später in seinen Zwinger zurückbringen lassen. Die sahen es nicht gern, wenn der kleine Spinner ohne Aufsicht hier rumrannte – was er letztens schon wieder unerlaubt getan hatte. Davon abgesehen war Hidan geschwätzig und auch, wenn er ihm natürlich nichts von seinen Geschäften mitteilte, bekam er zu viel mit. Innerlich seufzte Kakuzu, während er seine Hose schloss und nach dem mit Blut besudelten Hemd griff; er würde sich gleich noch mal umziehen müssen.

„Wie viele Kämpfe hab ich noch?“

Kakuzu drehte sich nicht um, schloss die Knöpfe seines Hemds.

„Zwei.“

„Hm…“

Die fehlende Euphorie machte ihn nun doch stutzig. Sonst überschlug sich Hidan beinahe vor Freude, wenn er in den Käfig und sich abreagieren durfte.

„Zu wenig?“, fragte er daher und warf einen Blick über die Schulter.

Hidan sank noch etwas tiefer ins Wasser, blickte ihn trotzig über seine Nasenspitze hinweg an, während er ins Wasser pustete und ein paar Blasen erzeugte. Vielleicht kam da ja noch etwas, also wartete er, bis Hidan den Mund wieder über Wasser hielt.

„…daran liegt’s nicht“, brummte er. „Und das weißt du auch.“

Ja, das wusste er, dennoch hatte er geglaubt, dass die Aussicht auf Blut und Knochenbrechen Hidan beschwichtigen würde. Eigentlich tat es das sehr oft…wobei, sollte er sich wundern, dass es diesmal nicht so war?

„Dir sollte klar sein, dass mir egal ist, was du denkst“, meinte er nur und wandte sich ab, denn für ihn war das Thema damit erledigt.

Das hatte man davon, wenn man sein Kapital mit einbezog; es brachte nur Komplikationen mit sich. Er hätte einfach gar nichts sagen sollen.

„Klar“, erwiderte Hidan gedehnt und der Sarkasmus war deutlich rauszuhören. „Deshalb versuchst du auch, mich bei Laune zu halten, ne?“

„Purer Eigennutz…du bringst bessere Leistung, wenn du zufrieden bist.“

„Fick dich!“

Kakuzu ließ das unkommentiert, zog sich die Schuhe an und ging Richtung Tür.

„Wir sehen uns später“, gab er knapp zurück und verließ den Raum.
 

Einer der Wachmänner warf ihm einen skeptischen Blick zu, woraufhin er noch einmal stehen blieb.

„Gib ihm noch etwas Zeit…dann bring ihn in eine der Zellen“, teilte er dem Mann mit. „Ich hole ihn später ab.“

„Verstanden!“

Kakuzu konnte innerlich nur den Kopf schütteln; dass dem Kerl nicht wohl war, weil es um Hidan ging, war ihm anzusehen. Vermutlich hielten sie ihn ebenfalls für ein Monster, weil er diesen Irren im Griff hatte. Sollten sie nur, das brachte ihm Respekt ein – auch wenn er den schon allein für die Summen, die er hier investierte, bekam. Geld war das Einzige, auf das man sich verlassen konnte, das hatte er auf die harte Tour lernen müssen und nun war er fast am Ziel. Es fehlte nicht mehr viel…und irgendwie fühlte es sich seltsam an; er konnte sich nicht mal richtig freuen.

Dass das an Hidan liegen könnte, daran wollte er nicht mal denken. Sei es drum, es gab Wichtigeres, weswegen er sich in seine Räumlichkeiten zurückzog, um sich umzuziehen. Er hatte gleich noch ein wichtiges Meeting…
 

Im Endeffekt war es wie jedes Mal, viel falsches, förmliches Gerede um den heißen Brei, doch er war es gewohnt. Genau genommen war er einer der Besten, wenn es darum ging, sich in diese dubiosen Geschäfte einzufügen und seinen Vorteil rauszuschlagen. Seitdem er über ein ansehnliches Vermögen verfügte, fraßen ihm diese Geier aus der Hand…und außerdem hatte er Hidan.

Es war sein Glück gewesen, dass er ihn gekauft hatte, als er noch nicht viel wert gewesen war. Heute hätte er einen ziemlichen Batzen Geld für ihn verlangen können, doch das wäre dumm gewesen und er war nicht dumm. Zwar gab es auch hier Kaliber, die mit Hidans Wert mithalten konnten, doch der Junge war immer noch besonders. Niemand genoss die Kämpfe mehr als er…was würde passieren, wenn sie ihm das wegnehmen würden?

Kakuzu nippte an seinem Drink, ließ sich den Geschmack auf der Zunge zergehen, während er der Diskussion zweier Männer wachsam folgte. Sie würden hier bald fertig sein, es war alles gesagt worden…und er hatte wieder einiges investiert. Kakuzu musste nur noch den Scheck unterschreiben und hätte wieder einige Gefallen gut. Also stellte er sein Glas auf den Tisch und holte sein Scheckbuch hervor, um einen unter den erwartungsvollen Blicken der anderen Männer auszufüllen.

Mit einem berechnenden Lächeln überreichte er den Scheck seinem Gegenüber und dieser gab sich gar nicht die Mühe, das breite Grinsen zu verbergen. Nicht, dass Kakuzu den Mann gemocht hätte, aber dieser zog die Fäden hier, hielt alles in seiner Hand – mit solchen Leuten musste man sich gut stellen.

„Dann sind wir uns also einig“, schloss Gato und er nickte knapp.

„Sieht so aus.“

Ein Handschlag folgte und die anderen Männer neben ihnen verstummten. Gato schob den Scheck zufrieden in die Tasche seines Jacketts und machte dann eine wegwerfende Handbewegung.

„Es ist alles gesagt, meine Herren.“

Kakuzu wollte sich erheben, auch wenn er nicht davon ausging, dass er damit gemeint war. In der Regel gab es für die besten Männer immer noch eine Belohnung. Heute setzte er darauf, dass es so war – auch, wenn das Hidan nicht gefallen würde. Aber wie war das noch? Dessen Meinung kümmerte ihn einen Scheiß.

„Sie nicht, Asano-san…bleiben Sie noch.“

Wie erwartet…und er setzte sich mit einem schmalen Lächeln, das seine Narben dennoch spannen ließ. Sie warteten, bis die anderen Männer gegangen waren…erst dann faltete Gato die Hände auf dem runden Tisch in der Mitte, lehnte sich dabei in seinem Sessel etwas vor. Die dunkle Brille verdeckte den Ausdruck in seinen Augen, doch das dreckige Grinsen sagte schon genug aus.

„Sie ermöglichen es mir schon wieder, mein Imperium auszuweiten…ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich Sie dafür schätze.“

Womit er natürlich nicht als Person gemeint war, sondern der Stand seines Bankkontos. Kakuzu wusste das und es war ihm egal, er lächelte nur kühl.

„Sicher“, entgegnete er und blickte sich nicht um, als es klopfte.

Gato reagierte nicht darauf, dennoch wurde die Tür geöffnet, doch der Mann sprach weiter, als wäre nichts.

„Ich hörte, dass Sie hübschen Jungs nicht abgeneigt sind…?“

Na gut, es war kein besonders gut gehütetes Geheimnis, dass er Hidan vögelte. Warum sollte er auch eines draus machen? Immerhin gehörte Hidan ihm und er war durchaus ansehnlich.

„Ich schätze, das kann man so sagen“, erwiderte er und widerstand dem Drang, einen Blick über die Schulter zu werfen.

Das musste er aber auch nicht, denn die Person an der Tür trat nun mit leisen Schritten näher. Kakuzu zog die Brauen zusammen, während er den Jungen musterte – und im Gegensatz zu Hidan war das wirklich noch ein halbes Kind. Vielleicht 15-16 Jahre alt? Und er sah aus wie ein Mädchen, sehr hübsch, sehr schlank…mit Haaren, für die ihn jede Frau beneidet hätte. Das war also Haku…er hatte nie einen Blick für die Huren gehabt, aber Hidan hatte ihm schon von dem Kleinen erzählt. Und nicht nur er…

„Dann sollten Sie ihn unbedingt ausprobieren. Er wird alles tun, was Sie wollen…das versichere ich Ihnen.“

Unglücklicherweise reizten Kakuzu devote Huren nicht sonderlich und das aufgesetzte Lächeln gefiel ihm ebenfalls nicht. Er hatte sich Hidan genommen, weil ihn der Hass in seinen Augen gereizt hatte…eine echte Herausforderung eben. Doch das hier…das war nur ein hübsches Püppchen. Aber wie war das? Einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul und er wollte Gato nicht beleidigen, indem er das Angebot ablehnte…zumal er noch andere Gründe hatte, das hier anzunehmen.

„Den Gang runter, das erste Zimmer auf der rechten Seite ist für Sie reserviert. Genießen Sie es!“

„Oh, ich bin sicher, das werde ich…“

Erneut ein Handschlag, dann erhob er sich und stellte zufrieden fest, dass ihm das Püppchen folgte. Lieber hätte er einen anderen Gefallen gefordert, aber das durfte er nicht zu oft tun. Kakuzu drehte sich nicht um, während er den Gang hinab lief, doch er wusste, dass Haku hinter ihm war.

Erst als sie im Zimmer angekommen waren und er die Tür hinter ihnen abgeschlossen hatte, besah er sich den Jungen wieder. Er war wirklich jung, wurde vermutlich noch nicht lange für diese Art von Arbeit genutzt…sei es drum, das war nicht sein Problem. Wenigstens verfügte er über eine gute Selbstbeherrschung, denn obwohl er mit Sicherheit Angst hatte, blieb er ruhig vor ihm stehen, abwartend.

„Ausziehen!“

Unruhe mischte sich in Hakus braune Augen, ein kurzes Aufflackern des Widerwillens – er war also noch nicht gebrochen –, doch dann legte sich das und er gehorchte stumm. Kakuzu öffnete langsam seinen Gürtel, während er sich ihm näherte; manchmal musste man für seine Ziele halt Opfer bringen.

Dieses hier war annehmbar – zumindest für ihn.

Precious

Es wurde spät an diesem Tag – sofern er noch ein wenig Zeitgefühl übrig hatte, denn es war lange her, dass er die Sonne gesehen hatte. Man musste sich auf das verlassen, was einem gesagt wurde…oder auf die Kämpfe, die immer am Abend stattfanden. Zabuza schlug die Hand des Anzug-Typen von seiner Schulter, woraufhin dieser ihn böse ansah, jedoch nichts sagte. War auch besser so, denn Zabuza hatte derart schlechte Laune, dass er ihm bei der kleinsten Provokation eine reingezimmert hätte.

Von Suigetsu hatten sie nichts mehr gehört, aber bestimmt würde er es überleben – er war zäh. Sicher würde er auch den Verlust seines Bruders verkraften…es würde ihn sogar stärker machen, da er sich nun nicht mehr auf seinen Beschützer verlassen konnte. Es sei denn, Kisame plante, so etwas wie sein Ersatz-Bruder zu werden. Mit seinem Kumpel stimmte wirklich was nicht, seitdem der eine Kostprobe des normalen Lebens bekommen hatte. Was hatte dieser Typ mit ihm gemacht, wenn sie nicht mal in der Kiste gewesen waren?

Andererseits…was hatte Haku mit ihm gemacht? Zabuza betrat das Zimmer und stutzte sogleich; wenn man vom Teufel sprach. Wobei das zusammengerollte Knäul unter seiner Decke alles andere als der Teufel war. Hinter ihm ertönte ein Klicken, das deutlich machte, dass er schon wieder eingeschlossen worden war. Super, jetzt konnte er nicht mal mehr verschwinden.

Hoffentlich knüpfte der Junge nicht bei der Sache im Trainingsraum an…das konnte er nicht gebrauchen. Egal, was Kisame ihm da einzutrichtern versuchte – es war falsch. Innerlich grummelnd zog er seine Hose aus und legte sich nur mit Shorts bekleidet ins Bett. Dabei versuchte er, Haku nicht zu berühren und somit zu wecken, doch dieser hatte wie immer einen leichten Schlaf.

Blinzelnd schaute er zu ihm hoch und…waren das Tränenspuren auf seinen Wangen? Sofort war Zabuza alarmiert, denn Haku heulte selten – auch wenn er oft einen Grund dazu hatte. Er war der Typ Mensch, der alles mit einem Lächeln abtat, obwohl es ihm schlecht ging.

„…mh…du bist spät…“, hörte er Haku murmeln.

Der Jüngere wischte sich einmal übers Gesicht, ehe er sich Zabuzas ernstem Blick bewusst wurde. Kurz zögerte er, dann robbte er näher zu ihm heran, lehnte sich an seine Seite. Ein Schaudern ging durch Zabuzas Körper, es war angenehm vertraut…und doch wünschte er sich, Haku würde Abstand halten. Dabei hatten sie damals immer zusammen geschlafen, aneinander gekuschelt…er hatte Haku so vieles durchgehen lassen, was er niemand anderem erlaubt hätte.

„Ist was passiert?“, fragte er und überwand sich, eine Hand in Hakus Haaren zu vergraben.

Er kraulte ihn sanft, versuchte, sich nicht so verkrampft anzustellen. Er musste Haku Wunsch nach intimer Nähe nicht nachgeben, aber ihn in so einem Moment von sich zu stoßen, das ging auch nicht. Andererseits heuchelte er Haku mit seinem Verhalten Sicherheit vor…was falsch war. So ein Gewissen war doch echt der letzte Scheiß – skrupellos lebte es sich eindeutig leichter.

„Das Übliche“, erwiderte Haku schließlich leise und Zabuza spannte sich an.

„Bist du verletzt?“, entkam es ihm, bevor er sich bremsen konnte.

Hatte er sich nicht distanzieren wollen? Von Haku? Von dem, was dem Jungen ständig passierte? Er wollte ihm keine unnötigen Hoffnungen machen und ihn ebenso wenig missbrauchen.

Allerdings machte Haku es ihm nicht einfacher, als er nach seiner freien Hand griff und diese unter die Decke führte. Zabuza gefror innerlich, als seine Hand an der Hüfte des anderen hinabgeführt wurde…und ihn feststellen ließ, dass da kein Stoff war, der diverse Stellen bedeckte. Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt.
 

Haku war nackt.

Die Erkenntnis brachte ihn vollkommen aus dem Konzept, so dass er ihn nur anstarren konnte…während es in seiner unteren Region recht eindeutig zuckte. So eine verdammte Scheiße. Er zwang sich zur Ruhe, bevor hier noch etwas passierte, was er später bereuen würde. Was fiel Haku überhaupt ein, so etwas zu bringen und ihm jetzt so seelenruhig in die Augen zu schauen?

Was dachte er von ihm? Dass er ein Tier war, das sich bei so einer Provokation ohne Selbstbeherrschung auf ihn stürzte? Na gut, es war nicht so, dass er noch nie in seinem Leben mit dem Schwanz gedacht hätte, aber das hier war Haku!

„Was wird das?“, grollte er daher erbost, was den Jungen traurig lächeln ließ.

„Du wolltest wissen, ob ich verletzt bin.“

Bevor er antworten konnte, schob Haku die Decke beiseite und…Zabuza musste hart schlucken, als er die Hämatome sah. Irgendein Drecksack musste den Jungen ziemlich hart angefasst haben und am liebsten wäre er aus dem Zimmer gestürmt, um diesen Typen tot zu prügeln. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie er da unten aussehen mochte…der Gedanke ließ ihn vor Wut kochen.

Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, musterte er Hakus Körper von oben bis unten – und das nicht bloß, um die Verletzungen festzustellen. Er sah die helle Haut und den flachen Bauch…die fein definierten Muskeln und die langen Beine. Schon letztens in den Duschen war es ihm aufgefallen…Hakus Schönheit, die sogar viele Mädchen in den Schatten stellte. Seine Finger ruhten immer noch auf den schmalen Hüften, er konnte die weiche Haut fühlen…strich vorsichtig über die geröteten Stellen. Erst als er Hakus Schaudern spürte, hielt er inne, begriff, was er hier tat.

Rasch wollte er seine Finger wegziehen, doch Haku ließ ihn nicht, hielt sein Handgelenk fest und suchte seinen Blick. Moment mal…versuchte der gerade, ihn zu verführen? Unmöglich…Haku war nicht so…billig, dass er so etwas auf diese Weise zu…bekommen versuchte. Oder?

Zabuza wusste nicht, wie er reagieren sollte…doch Haku nahm ihm die Entscheidung ab, indem er sich noch näher an ihn schmiegte und ihm einfach die Lippen aufdrückte. Wie schon beim letzten Mal fegte es seinen Kopf leer…und jagte ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper.

Verdammt noch mal, das war doch nicht normal oder? Zuerst wollte er Haku wegdrücken, allerdings verabschiedete sich seine Konsequenz relativ schnell, als der Junge plötzlich so nahe war, dass sich ihre Unterleiber berührten.

Die Berührung ließ ihn unweigerlich erzittern…und die Vorsätze waren vergessen, als er Haku so dicht bei sich spürte. Und wenn er es wirklich wollte?

Aus einem Impuls heraus packte er Haku an den Hüften und presste ihn an sich, während er nun endlich den Kuss erwiderte…und ihn dominierte. Sein Puls schien in die Höhe zu schießen und Zabuza war sicher, dass das nicht nur daran lag, dass er schon eine Weile auf Sex hatte verzichten müssen. Scheiße, wen versuchte er hier eigentlich zu verarschen? Er hegte Gefühle für Haku…und ihn so zu halten, ihn so berühren zu dürfen, war unglaublich.

Haku keuchte leise gegen seine Lippen, schlang aber die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an sich. Wie er sich an ihn schmiegte, ihn den Kuss dominieren ließ…es entlockte Zabuza ein zufriedenes Brummen, denn er mochte es, wenn er die Führung übernehmen konnte. Fahrig glitten seine Finger an Hakus Seiten entlang und er stellte erneut fest, wie zierlich er war.

Wenn er wollte, könnte er seins sein…Zabuza spürte, wie ihn der Gedanke erregte. Sehr sogar…wie lange hatte er sich zurückgenommen? Aber Haku schien einverstanden zu sein…es tatsächlich zu wollen, immerhin war er mit dieser Absicht hierhergekommen. So verwerflich er es eben noch gefunden hatte, so sehr stachelte es ihn nun an und dabei entging ihm, wie sich der Junge unter ihm immer weniger bewegte. Zabuza drückte seinen Mund auf die entblößte Kehle, er biss nicht zu, saugte jedoch an der empfindlichen Haut…er wollte etwas hinterlassen, es berauschte ihn geradezu.

Haku spannte sich unter ihm an, doch mit Sicherheit würde sich das gleich geben – er würde schon dafür sorgen. Für wenige Sekunden wollte er nachgeben…so dringend seinem Verlangen nachgeben, dass er Haku ungeduldig in den Schritt fasste.
 

Es war diese Berührung, die ihn mit einem Mal wach werden und begreifen ließ, was er tat…und er löste sich sofort von Haku, von dem ein ersticktes Geräusch kam. Glasige, braune Augen begegneten ihm, doch sie schauten ihn nicht direkt an…Haku schien abwesend…und er zitterte. Natürlich zitterte er. Zabuza kam es vor, als hätte man einen Eimer mit Eiswasser über ihm entleert, als Haku den Kopf wegdrehte, dabei die Lippen fest aufeinander presste. Langsam richtete sich der Hüne auf, den Blick nicht von dem Jungen lassend, ihn aber nicht weiter berührend. Dann griff er nach der Decke und schmiss diese über den entblößten Körper, während er ein Stück wegrutschte. Haku sah aus, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen…und das machte Zabuza fertig. Sein eigener Anflug von primitiver Erregung war in dem Moment verflogen, als er gefühlt hatte, dass sich bei Haku da unten rein gar nichts regte.

„…es…tut mir leid“, hörte er ihn wispern und konnte es nicht fassen.

Eine Weile schwieg er einfach nur, weil er keine Worte fand, die ausdrücken konnten, was er fühlte. Auf jeden Fall war da eine gehörige Portion Wut…auf diese Männer, diesen Drecksack von Boss, auf sich selbst…und ein wenig auch auf Haku. Das war aber nicht alles, denn wenn Zabuza ehrlich war, war er langsam überfordert. Gereizt fuhr er sich durch die Haare, warf einen Seitenblick zu dem Jungen.

„Denkst du, du musst das tun, damit ich bei dir bleibe? Dich mir…anbieten?“, fragte er zornig. „Ich bin keiner deiner Freier!“

Wie hatte er auch nur annehmen können, dass Haku ihn tatsächlich auf diese Weise mochte? Er hätte es besser wissen müssen…schließlich war er nur ein Kind, das misshandelt wurde. Da steckte keine ehrliche Zuneigung hinter, sondern vermutlich nur der Wunsch, seine Bezugsperson nicht zu verlieren…denn nichts anderes war Zabuza für ihn. Und was hatte er getan? Er war drauf eingestiegen, wie einer dieser beschissenen Perverslinge, um…sich an ihm zu befriedigen. Er machte sich gerade selbst krank.

Haku starrte ihn derweil erschrocken an, ehe er hastig nach seiner Hand griff. Direkt wollte Zabuza sie ihm entziehen, doch das ließ der Junge nicht zu.

„Nein!“, entkam es ihm hastig. „Nein…ich…so war das nicht gemeint!“

Zabuza schnaubte bloß.

„Ach nein? Was sollte die Scheiße denn dann? Kommst hierher, ziehst dich aus…denkst du, du musst das tun? Damit ich dich hier dulde?“

„…nein“, murmelte Haku und er wirkte so verletzlich, dass er ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. „Ich…wollte mit dir…schlafen, weil…ich dich liebe.“

Die Worte fühlten sich an wie ein Schlag in die Fresse – und er fuhr herum, funkelte den Jungen an, der nun beinahe ängstlich wirkte.

„Willst du mich verarschen?“, grollte Zabuza. „Du bist noch ein Kind…du weißt doch nicht mal, was Liebe ist, verdammt! Außerdem hab ich gemerkt, dass du das ganz sicher nicht wolltest, klar?“

Haku wurde noch blasser, als er das sagte. Aufgelöst schüttelte er den Kopf, versuchte ihm zu widersprechen.

„…doch…wenigstens einmal wollte ich…aber es…das hat nichts mit dir zu tun, Zabuza-san…“, stammelte er und Zabuza versuchte, kein Mitleid mit ihm zu haben.

Haku sollte sich diesen Mist endlich aus dem Hirn schlagen…und er selbst ebenso.

„Nur so zur Info…wenn man mit jemandem in die Kiste will, bekommt man einen hoch…also spar dir den Unsinn!“

„Das ist aber kein Unsinn!“, entfuhr es dem Jungen plötzlich heftig und er funkelte ihn an. „Ich…ich habe nicht gelogen! Ich will bei dir sein, weil…du der wichtigste Mensch für mich bist. Deshalb…wollte ich mit dir…aber ich habe Angst bekommen. Nicht…vor dir…aber…“

Er atmete durch, musste eine kurze Pause machen.

„…ich…hab einfach Panik bekommen…da…sind zu viele Erinnerungen…“

Das Letzte kam nur noch erstickt aus ihm heraus, ehe die ersten Tränen an seinen Wangen hinabperlten. Zabuza hatte ihn eigentlich anblaffen wollen, dass es nun reichte…aber die Reaktion machte ihn mundtot. Er hasste Tränen…vor allem bei Haku…und ganz sicher wollte er nicht schuld daran sein. Nicht mal abhauen konnte er, musste sich dieser unangenehmen Situation stellen...und er wusste nicht wie.

„Haku…“, knurrte er und der Junge fuhr sich sofort übers Gesicht.

Als könnte er seine Tränen damit verbergen…vor allem kamen direkt neue. Er beobachtete, wie er die Lippen fest zusammenpresste, sich wohl wirklich zu beherrschen versuchte. Was war denn heute nur los mit ihm? War ja nicht so, als sei er das erste Mal missbraucht worden – und ja, er wusste, dass er unsensibel war. Trotzdem konnte sich Haku sonst immer zusammenreißen; hatten sie ihn etwa doch noch gebrochen?

Ihm drehte sich bei diesem Gedanken der Magen um und sein Blick glitt wieder zu dem Häufchen Elend, das sich gerade noch mehr in die Decke wickelte. Schämte er sich etwa? Nach allem, was da gerade zwischen ihnen passiert war? Zabuza atmete durch, versuchte sich zu beruhigen…er hatte Haku schon genug fertig gemacht.

Was war das nur für eine verquere Scheiße…
 

„Jetzt beruhig dich endlich…meine Fresse…“, raunzte er ihn an, weil er sich nicht anders zu helfen wusste. „Du bist doch kein Mädchen!“

Die richtigen Worte waren es zwar nicht, aber Haku bemühte sich sichtlich, die Tränen zu unterdrücken. Würde er wieder losflennen, wenn er ihn jetzt in den Arm nahm? Vermutlich würde er damit auch noch falsche Signale senden und es käme wieder zu Missverständnissen. War es überhaupt ein Missverständnis gewesen, als er ihn vorhin so intim angefasst hatte? Wohl kaum…so gut konnte nicht mal er sich selbst belügen. Er hatte es gewollt…hatte Haku gewollt. Anscheinend war er ein noch schlechterer Mensch, als er gedacht hatte.

Zabuza seufzte stumm, ehe er dem Jungen, der dort in die Decke gewickelt saß und immer wieder die Tränen runterschluckte, leicht gegen die Schulter schlug. Haku wischte sich abermals über das verheulte Gesicht, hielt den Blick aber stur gesenkt. Na klasse...

„Hey…“, murrte er, versuchte dabei nicht allzu unfreundlich zu klingen. „Ich…also…ich hätte dich nicht so zusammenscheißen sollen – auch, wenn du selbst Schuld bist. Ich meine…was soll das? Im Ernst, Haku...denkst du, es wird besser, wenn du dich zu solchem Mist zwingst?“

Wieder schluckte der Jüngere, sah starr auf seine Finger, die er ineinander verflochten hatte.

„Denkst du, ich bin wie die?“, fragte er weiter, woraufhin Haku ihm einen Seitenblick zuwarf.

„Nein“, erwiderte er leise. „Und das weißt du auch…trotzdem hat es dir gefallen.“

„Ich-“

„Sag, was du willst…aber eben hättest du mitgemacht“, unterbrach Haku ihn ungewohnt kühl. „Und ich wollte, dass du mitmachst…ich wollte das wirklich! Ich habe dir das schon letztes Mal gesagt…aber du ignorierst es. Egal, was ich sage oder tue…du weist mich zurück. Ich weiß nicht, was Liebe ist? Und du? Weißt du es? So, dass du mir sagen kannst, was ich fühle oder nicht?“

Die Schlagfertigkeit war dann doch zu viel für Zabuza, so dass ihm im ersten Moment die Worte fehlten. Es wäre halb so tragisch gewesen, wenn Haku nicht vollkommen Recht gehabt hätte. Er hätte sich tatsächlich drauf eingelassen…und er hatte keinen Plan von Gefühlen. In sowas war er nie gut gewesen.

„Spielt keine Rolle“, grollte er ausweichend, aber es brachte nichts.

Haku hatte seinen Ausbruch wohl überwunden, auch wenn seine Augen immer noch feucht und gerötet waren. So kämpferisch kannte er ihn gar nicht…aber es war ihm lieber, als wenn er heulte.

„Doch. Für mich spielt es eine Rolle“, widersprach er und funkelte ihn an. „Ich weiß, was mit Suigetsu und seinem Bruder passiert ist. Das könnte dir auch passieren.“

„Die haben nichts mit uns zu tun!“, erwiderte er schroff, doch Haku ließ sich nicht einschüchtern.

„Mag sein…aber es ändert nichts daran, dass es irgendwann vorbei ist. Du bist stark…aber nicht unsterblich – und ich bleibe auch nicht ewig jung.“

Den Argumenten hatte Zabuza nichts entgegenzusetzen, denn es stimmte. Zerknirscht blickte er den Jungen an, der plötzlich gar nicht mehr so zerbrechlich wirkte. Hakus innere Stärke war etwas, das ihm immer gefallen hatte…und insgeheim war er erleichtert, dass er sie nicht verloren hatte.
 

„Ich erwarte keine Liebesschwüre von dir…oder dass du mit mir schläfst, wenn du…das nicht willst“, hörte er ihn sagen. „Ich…dachte nur, das sei der einzige Weg, wie ich dir beweisen kann, dass ich es ernst meine, nachdem du…mich letztes Mal schon abgewiesen hast...“

Zabuza wollte etwas erwidern, doch da legte Haku die Hand an seine Wange und blickte ihn aus seinen haselnussbraunen Augen fest an. Er hätte gelogen, wenn er behauptet hätte, dass ihn das kalt ließ.

„Ich will bei dir sein. In deinen Armen schlafen, wenn ich kann…dich küssen…und berühren…“

Zabuza spürte, wie sich etwas in ihm regte, als Haku bei diesen Worten errötete; es war verdammt noch mal nicht fair. Wie sollte er sich denn so von ihm distanzieren? Aber…musste er das überhaupt? Er wollte Haku nicht ausnutzen, ihm keine falsche Sicherheit vermitteln…und ihn gleichzeitig beschützen. Ihm kamen Kisames Worte in den Sinn…und auch Haku hatte gemeint, er müsse ihn gar nicht beschützen, nur bei ihm sein. Er musste nicht mal mit ihm schlafen…also nutzte er ihn auch nicht aus. Machte er es ihnen wirklich so schwer? Seine Anspannung legte sich langsam, er merkte, wie er innerlich ruhiger wurde.

Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Haku vielleicht doch wusste, was er da sagte. Vielleicht wusste er es sogar besser als Zabuza. Konnte er ihn wirklich auf diese Weise wollen? Gefühle waren für ihn überflüssiger Kitsch, doch Haku erwartete das überhaupt nicht. Er erwartete eigentlich gar nichts…nur dass er bei ihm blieb und ihm zeigte, dass er ihn mochte.

Zabuza tat mehr, als ihn zu mögen. Würde er sich unter Kontrolle haben? Vorhin war er auf Haku eingegangen, obwohl er zuvor die Wunden gesehen hatte…doch der Junge nahm es ihm nicht übel. Er war kein Schwächling…weil Zabuza dafür gesorgt hatte. Plötzlich fühlte es sich an, als fiele ihm eine Last von den Schultern…und er lehnte sich gegen die warme Handfläche.

„…erwarte nichts von mir.“

Enttäuschung verdunkelte Hakus Augen, doch diese verschwand, als er ihn wieder an seine Seite zog und ihm kurz die Lippen auf die Stirn drückte. Er wollte es nicht wieder direkt übertreiben, sondern ihm nur zeigen, dass er verstanden hatte. Zabuza hatte nie eine Beziehung gehabt und er bezweifelte, dass er mit Haku hier drin eine führen könnte. Zwischenmenschliches war nicht sein Gebiet, es war immer nur ums Körperliche gegangen…aber Haku hatte seine Prinzipien sowieso schon zerstört. Seit damals, als man ihn ihm überlassen hatte, war nichts mehr so, wie er es kannte. Was machte er sich überhaupt vor? Auch wenn er versucht hatte, auf Distanz zu gehen, hatte er Haku nie aus seinem Kopf verbannen können. Erst nur, weil er sein Schützling gewesen war, doch wie lange wollte er noch leugnen, dass seine Gefühle nicht darüber hinausgingen?

Nun, bis eben hatte er vorgehabt, das bis an sein Lebensende durchzuziehen…aber Haku hatte mit seinen Worten nicht zum ersten Mal seine Zweifel geweckt. Der Junge ging viel zu weit, um bei ihm sein zu dürfen und er strafte ihn mit Missachtung. Zabuza ahnte, dass das hier ein böses Ende nehmen würde…es war einer der Gründe, wegen denen er sich von Haku hatte fernhalten wollen.

Wenn er jedoch an die Wunden zurückdachte, fragte er sich plötzlich, ob es überhaupt ein böses Ende brauchte…Haku lebte doch bereits in der Hölle und er wünschte sich nur seine Nähe. Verdammt, er war selbst dann ein Arschloch, wenn er mal versuchte, nicht wie eins zu handeln.
 

„Nur, dass du bei mir bleibst“, wisperte Haku gegen seinen Hals und Zabuza sah zu ihm runter. „…solange du kannst.“

Wie er ihn anschaute, so eindringlich und doch bittend; anscheinend war es wirklich sein Ernst. Zabuza fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viele dieser Schweine in Haku nur ein hübsches Ding sahen, so wie er oft nur geile Weiber in den Frauen, mit denen er schlief, gesehen hatte. Wenn er so zurückdachte, hatte er sich auch nie viel darum geschert, was dahinter lag, solange er seinen Spaß gehabt hatte. Haku war mit Sicherheit nicht der Einzige, der so ein Schicksal nicht verdient hatte…aber er war der Einzige, bei dem es Zabuza wirklich kümmerte. Für ihn war er etwas Besonderes.

Anstatt einer Antwort, gab er nur ein zustimmendes Brummen von sich und Haku lächelte ihn auf eine Weise an, die ihm seltsam zumute werden ließ. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor, so etwas gefühlt zu haben…und als Haku sich so vertrauensvoll an ihn lehnte, sich von ihm halten ließ…glaubte er, einen Eindruck davon zu haben, wonach der Junge sich sehnte.

Und Zabuza stellte fest, dass es ihm nicht anders ging.

Sleepless

“Bist du wach?“

Zur Antwort bekam er nur ein leises Stöhnen zu hören, nahm das als Ja. Wortlos stellte er die Schüssel mit Suppe auf den Nachttisch, bevor er sich zu dem Mann ans Bett setzte. Bei dessen Größe war es vielleicht gut, dass er sich damals für ein Doppelbett entschieden hatte. Kurz musterte er die markanten Züge des Hünen, vernahm seinen rasselnden Atem, der deutlich machte, dass es ihm nicht gut ging. Wenn es noch schlimmer werden würde, müsste er einen Arzt rufen, etwas, das er lieber vermieden hätte.

Itachi hob den Arm – und zuckte eine Sekunde später zusammen, als die Finger sein Gelenk schraubstockartig umfassten. Fiber hin oder her, anscheinend verfügte der Mann immer noch über sehr gute Reflexe. Glasige Raubtieraugen fixierten ihn, die Pupillen geweitet…doch dann schien er zu verstehen. Itachi widerstand dem Drang, sich das gequetschte Handgelenk zu reiben, kaum dass er losgelassen wurde, und nahm stattdessen den nassen Lappen von der erhitzten Stirn.

Abermals ein Stöhnen, als er seine kalte Handfläche auf die glühende Haut legte. Kaum zu glauben, dass sich dieser Mann, Hoshigaki Kisame, von einem Fieberschub niederstrecken ließ. Nachdenklich beobachtete er, wie der Hüne unter seiner Berührung ruhiger zu werden schien. Nun, das war interessant…er hätte mit mehr Aggression gerechnet.

„Kisame?“

Ein Schnaufen ertönte, als sich der Angesprochene auf die Seite drehte, sich dabei gegen seine Hand lehnte. Lag das am Fieber? Eigentlich spielte es keine Rolle…das hier war sein Job, nichts weiter. Er zog seine Finger zurück, erntete dafür ein unwilliges Murren.

„Kannst du essen?“

„Hm…geht schon…“, kam die genuschelte Erwiderung und er sah zu, wie sich Kisame mühsam in eine sitzende Position aufrichtete.

Normalerweise hätte er den Hünen als so robust eingeschätzt, dass diesen nichts so leicht umhauen konnte. Allerdings erinnerte er sich noch gut an die ersten beiden Nächte, in denen Kisame im Fiebertraum Dinge vor sich hingemurmelt hatte, bei denen es Itachi den Magen umdrehte. Es musste ihm schwer auf der Seele liegen, so dass es auch seinen Körper angreifbar machte. Still sah er zu, wie Kisame nach der Schüssel griff, diese auf seinen Beinen platzierte und dann den Löffel zur Hand nahm.

„…ich hasse Suppe.“

Itachi blinzelte, als er das hörte…und er spürte seine Mundwinkel gegen seinen Willen zucken; nun klang er mehr nach einem trotzigen Kind. Drei Tage war Kisame nun schon bei ihm und irgendwie konnte der Uchiha ihn nicht so sehr verachten, wie er gern wollte. Der Mann hatte mehr als ein Menschenleben auf dem Gewissen, er war ein Mörder…und dennoch irgendwie auch ein Opfer. Außerdem wirkte er verzweifelt, etwas, das nicht zu diesem Mann passen wollte.

„Sie wird dir gut tun.“

Kisame warf ihm einen Seitenblick zu, ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen…dann begann er zu essen. Itachi wollte keine Sympathie oder Mitleid für ihn fühlen, das erschien ihm falsch…doch er konnte es auch nicht abstellen. Es wäre einfacher gewesen, wenn der Hüne genauso widerlich gewesen wäre, wie er sich ihn vorgestellt hatte. Ein dummer Prolet, der Spaß an Mord und Totschlag hatte und seine Fehler nicht einsah. Nun…dies schien nicht der Fall zu sein. Anscheinend gab es auch hier Grauzonen, was einerseits bedauerlich war und ihm andererseits Perspektiven eröffnete, die er vorher nicht miteinkalkuliert hatte.
 

„…hey!“

Itachi hielt in seinen Überlegungen inne, sah zu seinem Patienten. Dieser hielt den Löffel gesenkt, warf ihm einen relativ klaren Blick zu, jedenfalls soweit es sein Zustand zuließ.

„Ich…also, ich weiß nicht, warum du das machst…mir helfen und so…“, brummte Kisame nach kurzem Zögern. „…aber ist mir auch egal. Du bist in Ordnung…also…danke…dass du mich nicht liegen gelassen hast und dich…na ja…kümmerst.“

Itachi starrte ihn einfach nur an – ungläubig und nicht wissend, was er dazu sagen sollte. Damit hatte er ganz sicher nicht gerechnet.

„Hat sich schon ne ganze Weile keiner mehr um mich gekümmert…genau genommen noch nie…nicht so, verstehste? Also…ich meine nur…ach, vergiss es einfach. Nicht so wichtig…“

Itachi beobachtete, wie sich der Hüne wieder der Suppe zuwandte, ihn auch nicht mehr ansah. Plötzlich fielen ihm Shisuis Worte ein, dass Menschen nicht immer von Grund auf schlecht waren…angeblich bekamen einige nur keine richtige Chance. Vielleicht hatte sein Cousin und bester Freund ja damals Recht gehabt…an dem Gedanken haftete ein bitterer Beigeschmack.

Wie auch immer…er würde wachsam bleiben…abwarten, wie sich das alles entwickelte, bevor er sich entschied.

Von diesen Bedenken ließ er jedoch nichts nach außen dringen, als er ein Lächeln aufsetzte und seine Hand für einen Moment auf Kisames Unterarm legte.

„Schon gut“, erwiderte er. „…du solltest aufessen und dich dann weiter ausruhen.“

Das Merkwürdige daran war, dass er sich gar keine Mühe geben musste, sich so verständnisvoll zu verhalten. Tatsächlich erschien es ihm beinahe…normal…und das war wirklich beunruhigend.
 

„Du bist immer noch wach?“

Itachi blinzelte, als er unerwartet aus seinen Erinnerungen gerissen wurde. Er löste den Blick vom Laptop, der auf seinem Schreibtisch stand und drehte sich samt Bürostuhl der Person zu, die ihm Türrahmen stand. Der vorwurfsvolle Blick aus dunklen Augen, die seinen so ähnlich waren, ließ ihn seufzen.

„Anscheinend bist du ja selbst noch nicht im Bett“, bemerkte er und unterdrückte mit aller Macht ein Gähnen.

Wie lange saß er hier überhaupt schon? Vielleicht sollte er sich noch einen Kaffee machen…was dann der Dritte an diesem Abend wäre.

„Ich bin keine fünf mehr, Itachi.“

„Und ich bin der Ältere von uns beiden“, erwiderte er und strich sich die Ponysträhnen aus dem Gesicht.

Sasuke schnaubte leise, stemmte dabei einen Arm in die Hüfte.

„Hast du mal in den Spiegel gesehen? Bald hast du Augenringe, wie Madara…“

Itachi seufzte innerlich, als er an ihren Onkel dachte, der zu allem Überfluss auch noch sein Vorgesetzter war. Sein Vater war immer noch angefressen, dass er nicht Polizist geworden war…was bedeutete, dass der Druck von allen Seiten kam. Großartig.

„Auch wenn ich es nett finde, dass du dich um mich sorgst, ist es nicht nötig“, gab er schließlich zur Antwort und rang sich ein Lächeln ab. „Du kannst also morgen zurück zu unseren Eltern.“

Sasukes Ausdruck wurde eine Spur zerknirschter, als er das hörte. Na ja, der Junge war in der Pubertät…da war es vermutlich normal, dass man ein Problem mit den Eltern hatte. Wobei Itachi sich nicht erinnern konnte, dass er damals sonderlich anstrengend gewesen war. Er war schon immer ruhig und vernünftig gewesen…auch wenn er dafür mit anderen Dingen zu kämpfen gehabt hatte.

„Du hast gesagt, ich kann das Wochenende hier bleiben!“

„Ich meine ja nur…“, setzte er an, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen.

„Und eigentlich dachte ich, wir würden auch mal was zusammen machen…so Brüder-Zeugs halt! Aber so wie es aussieht, bist du ja mit deiner Arbeit verheiratet…“

Das Letzte klang schon ein bisschen zu abfällig, wenn man bedachte, dass Itachi mit seiner Arbeit durchaus Sinnvolles tat. Beispielsweise Menschen helfen…doch für Sasuke schien das wenig Unterschied zu machen.

„Ernsthaft, seit das mit Shisui passiert ist, vergräbst du dich darin!“

„Sasuke…“

Es war wirklich nicht fair, seinen wunden Punkt zu treffen, auch wenn da etwas Wahres dran war. Er hatte lange an dem Verlust zu knabbern gehabt, vermisste ihn auch jetzt noch oft…und das würde sich vermutlich niemals ändern.

„Ich verlange gar nicht viel, das weißt du…wir könnten morgen vielleicht ins Kino gehen oder so. Du brauchst eine Pause und ich bin zufrieden. So einfach ist das.“

Wenn Itachi ehrlich war, klang das plausibel…und nach einer einfachen Lösung. Die Frage war nur, ob er die Zeit erübrigen konnte, denn der Fall war wirklich überaus wichtig – und er war so nah dran, ihn abzuschließen. Wenn er damit fertig war, würde er nachts vielleicht wieder schlafen können.

Niemand würde dann mehr behaupten, dass er seinen Posten seines Namens wegen bekommen hatte. Itachi wusste, dass er fähig war, und das hatte nichts mit seiner bekannten Familie zu tun. Allerdings war es nicht mal der Ehrgeiz, der ihn trieb, sondern die Möglichkeiten, die an seinem Erfolg anknüpfen würden. Er könnte noch weitaus mehr bewirken, als es jetzt der Fall war, denn entgegen der allgemeinen Meinungen behandelte Madara ihn nicht viel anders, als seine übrigen Mitarbeiter. Manchmal kam es ihm sogar so vor, als hätte er es dadurch noch schwerer, da er die Erwartungen jedes Mal übertreffen musste.
 

„Nii-san? Hörst du mir überhaupt zu?“

Itachi stutzte, sah in das verärgerte Gesicht seines kleinen Bruders…ehe er sich ein gequältes Lächeln abrang.

„Ein andern Mal vielleicht…nach diesem Fall…okay?“

Sasuke stieß ein Schnauben aus, was Itachi dazu brachte, von seinem Stuhl aufzustehen und auf ihn zuzugehen. Unter dem bösen Blick hob er die Hand und tippte dem Jüngeren gegen die Stirn, lächelte dabei entschuldigend.

„Ein anderes Mal“, wiederholte er ruhig. „Ich verspreche es dir…einverstanden?“

„Hmpf…na gut…aber nach diesem Fall! Wehe, du hältst dich nicht dran!“, gab dieser zurück und Itachi war erleichtert, dass er nicht weiter auf ihn einredete.

„Ich werde mich dran halten.“

Abermals wurde er aus dunklen Augen prüfend angesehen, dann nickte Sasuke und wandte sich um.

„Dann gute Nacht…“, meinte er im Gehen. „…falls du überhaupt mal schläfst.“

Itachi schüttelte leicht den Kopf, während er ihm nachsah; wann war sein Bruder eigentlich so zynisch geworden? Irgendwie war es einfacher gewesen, als er noch klein und niedlich gewesen war. Itachi musste schmunzeln, als er daran zurückdachte, wie er ihm stets nachgelaufen war…ähnlich einem Küken. Nie hätte Sasuke etwas infrage gestellt, was sein großer Bruder von sich gab…tja, jetzt wo er langsam erwachsen wurde, konnte Itachi das vergessen. Wobei das nicht selten seine eigene Schuld war, aber er war nun einmal sehr beschäftigt und wenn er ehrlich war, wollte er das nicht ändern, auch wenn er Sasuke natürlich liebte und gern Zeit mit ihm verbrachte.

Er beschloss, sich doch noch einen Kaffee zu machen und machte sich somit auf den Weg Richtung Küche. Als er dabei am Wohnzimmer vorbei ging, fiel ihm wieder etwas ein…
 

Bereits eine Woche war Kisame jetzt bei ihm und mittlerweile hatte er sich auskuriert. Es war eigenartig, wie schnell man sich an einen Menschen gewöhnen konnte…sogar an einen völlig Fremden. Sie saßen wie so oft zusammen auf der Couch und schauten fern, redeten nur ab und zu miteinander…trotzdem war es kein unangenehmes Schweigen. Itachi war selbst davon überrascht, wie harmonisch es zwischen ihnen ablief. Dennoch entging ihm nicht, dass Kisame oft nachdenklich war, dass er manches Mal wohl etwas sagen wollte, nur um dann doch wieder einen Rückzieher zu machen. Eigentlich war es klar, dass das hier nur die Ruhe vor dem Sturm war.

„Warum bin ich immer noch hier?“

Die Frage kam plötzlich, doch Itachi hatte sie bereits erwartet.

„Du kannst jederzeit gehen“, erwiderte er ruhig und Kisame warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Das meine ich nicht“, brummte er, während im Hintergrund die Nachrichten liefen. „Du hast mich sofort mit zu dir nach Hause genommen, obwohl du nichts über mich weißt. Ich war voller Blut…und hätte dir sonst was antun können.“

Itachi hob eine Braue, ließ Kisame aber ausreden, ehe er sich äußerte.

„Noch hast du nichts dergleichen versucht.“

Der Hüne verengte die Augen, sagte aber nichts, sondern musterte ihn nur. Die Stille dehnte zwischen ihnen sich langsam aus, nur der Fernseher lief weiter. Itachi sah es kommen, noch bevor sich der andere bewegte und für eine Sekunde spannte er sich an – dann entschied er, es drauf ankommen zu lassen. Kisames Gewicht drückte ihn in das Couchpolster, ließ ihn nach Luft schnappen, die ihm jedoch sofort abgeschnürt wurde. Kraftvoll schlossen sich die Finger um seine Kehle und Itachi schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er ihm sehr leicht den Hals umdrehen könnte. Seinen Überlebensinstinkt zurückhaltend, ließ er es geschehen, legte nur eine Hand auf Kisames, versuchte sie aber nicht wegzudrücken. Der Hüne packte seine andere Hand am Gelenk und platzierte sie fest über seinem Kopf.

„Bis jetzt nicht“, hörte er Kisames raue Stimme und blickte in ein Paar funkelnder Raubtieraugen. „…denk nicht, ich wäre undankbar.“

Der Griff um seine Kehle lockerte sich soweit, dass er nicht mehr das Gefühl hatte, erwürgt zu werden. Dennoch würde er sich nur schwer befreien können, wenn es drauf ankam. Er hatte sich entschieden und Kisame damit eine Chance gegeben.

„Ich bin nur nicht der Idiot, für den du mich hältst, Itachi-san.“

Kisames Höflichkeit hätte nicht unpassender sein können, doch noch immer schwieg Itachi, ließ ihn einfach reden – schon allein, weil er ihn nicht provozieren wollte.

„…du weißt, wer ich bin, oder? Wo ich herkomme…und was ich tue. Antworte!“

Das letzte Wort wurde ihm entgegengespuckt und Itachi überlegte wirklich, ob er versuchen sollte, zu lügen. Den Gedanken verwarf er allerdings direkt, als er in das wütende Gesicht seines Gegenübers blickte. Nein, keine Lügen.

„Ja.“

Jede Emotion unterdrückend sah er Kisame an, wartete auf die mögliche Eskalation. Diese blieb zu seiner Verwunderung aus, doch er wurde weiterhin festgehalten. Tief atmete Kisame durch, schien zu überlegen, ob er ihm den Hals umdrehen sollte oder (noch) nicht.

„…wozu dann der ganze Scheiß, huh?“, knurrte er schließlich. „Wenn du so viel über mich weißt, warum hast du mich dann nicht da liegen gelassen?!“

„Weil ich dich brauche.“

Die Antwort schien Kisame zu irritieren und auch die Finger um seinen Hals hielten still.

„Was?“, brachte er nur perplex hervor.

„Ich brauche deine Hilfe…und du brauchst meine“, sprach Itachi weiter. „Warum sonst bist du von dort geflohen? Ich weiß, wer du bist, Kisame…und was du tust. Und ich weiß auch, dass du so etwas nicht mehr tun möchtest.“

Der Hüne wirkte verunsichert, schien nicht wirklich zu wissen, was er darauf erwidern sollte. Es bestärkte Itachi nur in seiner Meinung und er fuhr fort.

„Andernfalls wärst du nie gegangen…und hättest mir längst etwas angetan.“

„Wer sagt dir, dass ich dich nicht ausgenutzt habe, solange es mir schlecht ging?“

Ihre Blicke bohrten sich beharrlich ineinander.

„…Instinkt?“

Kisame starrte ihn einfach nur an, war anscheinend fassungslos über diese unsinnige Antwort. Dennoch sorgte es dafür, dass er losgelassen wurde, auch wenn Kisame immer noch auf ihm saß. Itachi rieb sich den schmerzenden Hals, versuchte aber nicht, den Älteren von sich runterzuschieben.
 

„Du bist lebensmüde.“

Der Uchiha zuckte mit den Schultern.

„…ich habe meine Ziele und für die gehe ich sehr weit.“

„Verstehe…also war deine Nettigkeit nur gespielt“, brummte Kisame und Bitterkeit klang in seiner Stimme mit. „Hätte ich mir denken können…im Leben gibt es nichts umsonst, nicht wahr? Menschen belügen einander, weil sie stets auf ihren Vorteil bedacht sind.“

Der Hüne schnaubte verächtlich, ehe er sich von ihm herunter bewegte und sich wieder auf die Couch fallen ließ. Itachi ließ ihn nicht aus den Augen, während er sich aufsetzte. Sein Hals brannte und an seinem linken Handgelenk würde sich wohl ein blauer Fleck bilden.

„Ja“, gab er ihm Recht. „…so ist es.“

Kisames Miene verfinsterte sich noch ein wenig mehr, doch Itachi ignorierte das, als er ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter legte.

„Das muss aber nicht bedeuten, dass ich dich nicht leiden kann.“

Kisame lachte trocken auf, schlug seine Hand aber nicht weg.

„Was bist du? Bulle? Die kommen ja bekanntlich so gut mit Mördern wie mir klar, nicht wahr? Wenn du über mich Bescheid weißt, wieso solltest du mich dann mögen? Und wieso sollte das jemandem wie mir wichtig sein?“

Itachi hob eine Augenbraue.

„Nun, du hast mir vorhin nicht den Kehlkopf zerquetscht.“

„Wenn du danach deine Freunde auswählst, bist du ziemlich gestört.“

„Du willst mit mir befreundet sein?“

Itachi verbiss sich mit aller Macht ein belustigtes Zucken der Mundwinkel, als er sah, wie Kisame die Mimik entgleiste. So konnte man ihn also aus dem Konzept bringen? Interessant…

„Das…ich habe nicht…ich meine-“

„Wie auch immer“, schnitt er dem Hünen das Wort ab, wofür dieser ihm anscheinend auch noch dankbar war. „Ich schlage vor, dass du mir nicht noch mal an die Kehle gehst…und ich verspreche dir im Gegenzug, ehrlich zu sein. Akzeptabel?“

Eigentlich wusste er bereits, wie Kisames Entscheidung ausfallen würde. Eine Woche war nicht viel Zeit, umeinander richtig zu kennen…aber ihre Zeit war nun einmal knapp bemessen. Es musste reichen…und in diesem Fall konnte er nur auf seinen Instinkt vertrauen.

„Akzeptabel“, willigte Kisame schließlich wie erwartet ein.
 

Als Itachi eine Weile später wieder vor seinem Laptop saß, ging er gedanklich noch einmal alles durch. Der Plan war gut ausgearbeitet und dennoch voller Lücken…auf jeden Fall würde er seine Opfer fordern. Was hatte er zu Kisame gesagt? Er ging sehr weit für seine Ziele…und das war die Wahrheit. Er war jedoch ebenso gründlich, wie zielorientiert…und bald würde sich zeigen, ob all das, was er in Bewegung gesetzt hatte, ausreichte. Lieber hätte er sich aktiv an allem beteiligt, anstatt Anweisungen zu geben, doch sein Gesicht war viel zu bekannt, genau wie sein Name.

Es wäre Selbstmord gewesen, sich in den Untergrund schleichen zu wollen…und es hätte alles zunichte gemacht. Demzufolge war er es den anderen mehr als schuldig, Überstunden zu machen…es war das Mindeste. Itachi rieb sich die brennenden Augen, ehe er sich zusammenriss und dann wieder den Laptop fokussierte.

Er hatte noch eine lange Nacht vor sich…

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Ramponiert war kein Ausdruck für den Zustand des Mannes, der soeben in die Zelle neben ihm gestoßen wurde. Durch die Gitterstäbe fixierte er den anderen, sah das Blut, das aus den frischen Wunden rann…sie mussten ihn heftig in die Mangel genommen haben. Doch sollte ihn das überhaupt noch kümmern? Wenn er so tat, wäre er nichts weiter als ein Heuchler.

Mit kühlem Blick wartete er ab, sah zu dem Hünen am Boden, wie dieser sich langsam und ungewohnt schwerfällig aufrappelte. Oh ja, sie hatten ihn geschlagen…und wie sie das getan hatten. Das Gesicht war besonders stark betroffen und er wettete, dass sie dem anderen ein paar unwichtige Knochen gebrochen hatten. Es interessierte ihn schon, was sein sogenannter Kumpel diesem Pack erzählt haben mochte…denn so wie es aussah, hatten sie nicht vor, ihn für seine Flucht umzubringen.

„Willkommen daheim“, spottete er, obwohl dies sonst nicht seine Art war.

Das breite Grinsen des anderen entblößte scharfe Zähne – und wieder floss ihm Blut aus dem Mund. Mit abgehackten Bewegungen ließ sich Kisame auf die Pritsche fallen und keuchte, als wäre er einen Marathon gelaufen.

„Ich hab dich auch vermisst“, raunte er und spuckte kurz darauf roten Speichel zur Seite aus.

Zabuza verengte die Augen, fand das kein bisschen witzig. Schließlich hatte er hier gesessen und sich verdammte Sorgen um diesen Drecksack gemacht. Er war fast einen Monat verschollen gewesen und das bedeutete meistens…

„Ich dachte, du wärst tot.“

Kisame sah auf, was ihm schwer fallen musste, wenn man bedachte, dass ihm das Blut ständig in die Augen lief. Na ja, verbluten würde er deswegen schon nicht…hätten sie ihn umbringen wollen, hätten sie ihn jetzt nicht vom Haken gelassen, sondern ihn bis zum Ende leiden lassen.

„Nein“, hörte er ihn leise sagen und es klang irritierend selbstzufrieden. „So schnell lasse ich mich nicht umbringen.“

Zabuza gab ein verächtliches Schnauben von sich.

„Was für einen Scheiß du denen auch erzählt hast…dein Glück, dass sie dir glauben und dich nicht an den Eiern aufgehängt haben.“

Kisame gab ein ersticktes Geräusch von sich, das wohl ein Lachen sein sollte, allerdings mehr nach einem erbärmlichen Röcheln klang.

„Stimmt wohl…“, gab er zu und blickte in seine Richtung. „Hör zu, ich…das war nicht geplant…ich…bin durchgedreht…“

Zabuza hatte das zwar schon erwartet, dennoch war es nicht so einfach, zu nicken und die Sache abzuhaken. Irgendwie war es eine Art Vertrauensbruch…ihn sitzen zu lassen und sich zu verpissen. Dass er zurückgekommen war, änderte nichts daran.

„…was ist passiert?“, fragte er daher unterkühlt und Kisame seufzte.

„Ich hab den Bengel umgebracht.“

„Ich weiß…und wo ist jetzt das Problem? Bist ja keine Jungfrau im Töten oder?“, raunzte er zurück, was Kisame langsam den Kopf schütteln ließ.

„Nein…aber diesmal war es anders. Ich…es war…nicht direkt Absicht…ich kann es dir nicht erklären, ich bin einfach…ich musste raus hier. Weg…“

Wenn Zabuza ehrlich war, konnte er es nachvollziehen…es war eine Sache, einen ebenbürtigen Gegner zu bezwingen und ihn tot zu dreschen. Doch so eine halbe Portion? Er musste dabei direkt an Haku denken und kam sich widerwärtig vor. Ja, er verstand Kisame…und er wollte sich nicht wie eine beleidigte Tussi aufführen. Trotzdem…war es ein Schlag in die Fresse gewesen, als er davon gehört hatte, dass sein Kumpel getürmt war.

„Warum bist du wieder hier? Ich meine, du warst weg…raus hier…und du Idiot lässt dich fassen und zurückbringen? Ich weiß nicht, ob mich das nicht noch wütender macht, als die Tatsache, dass du Wichser mich hier hast sitzen lassen!“

Er packte einen der Gitterstäbe und funkelte Kisame böse an.

„Wer hat dir ins Hirn geschissen, huh?!“

Wieder war es eine Weile so still, dann verzog sich das Gesicht seines Kumpels zu einem erschöpften Lächeln.

„Hat schon seinen Grund…vertrau mir einfach.“

„Nachdem du dich schon mal verpisst hast?“

„Ich bin zurückgekommen oder nicht?“

„Tse…die sagen, dass Pain dich ausfindig machen konnte, weil du plötzlich in Gatos Gebiet rumgerannt bist. Noch dümmer geht’s nicht, was?“

Kisame grinste wieder dieses seltsame Grinsen und Zabuza hielt inne; was sollte das jetzt bedeuten? Skeptisch blickte er Kisame an, wissend, dass dieser eigentlich überhaupt nicht blöd in der Birne war – auch wenn das viele glaubten. Eine Menge Muskeln, gleichbedeutend mit wenig Hirn.

Sollte ihm das Grinsen sagen, dass es Absicht gewesen war? Vielleicht war er ja deshalb so wortkarg…weil es nicht jeder mitbekommen durfte? Die Sache wurde langsam ziemlich dubios, doch er verstand, dass gerade ein schlechter Zeitpunkt für einen Plausch unter alten Kollegen war. Er würde das verschieben müssen…so sehr es ihn auch wurmte.

„Wir reden noch mal darüber, wenn deine Visage nicht mehr wie Hackfleisch aussieht.“

Kisame schmunzelte leicht, nickte dann aber.

„Und dann entscheide ich, ob ich dir das vergebe, du Arschloch.“

Die Antwort des anderen bestand darin, sich nach hinten fallen zu lassen…vermutlich würde es eine Weile dauern, bis der Idiot wieder auf der Höhe war. Na ja, immerhin war er wieder da…auch wenn er ihn dafür verfluchte. Oder auch nicht. Freundschaft war halt kompliziert.
 

Es war beinahe unheimlich, welche Zufriedenheit Zabuza verspürte, wenn er auf diese Weise wach wurde. Vor allem, da es ja im Prinzip nichts vollkommen Neues für ihn war, dass er nicht allein schlief. Trotzdem konnte er das nicht mit früher vergleichen, als sein Schützling noch ein Kind gewesen war…oder gar mit einer der Schlampen, die er sich sonst ins Bett geholt hatte. Das hier war anders…und er begann langsam, es zu genießen.

Dabei passierte nicht mal etwas besonders Aufregendes…sie lagen einfach nur im Bett. Dicht aneinander geschmiegt, so dass er Hakus Atem hören konnte…jede Bewegung des Jüngeren wahrnahm. Doch im Gegensatz zu den zwei vorigen Nächten war Haku dieses Mal nicht von Albträumen geplagt worden, sondern hatte sich relativ ruhig verhalten. Nicht, dass Zabuza ihm je einen Vorwurf gemacht hätte, nur ging es ihm selbst nahe, wenn er von Hakus Wimmern aus dem Schlaf gerissen wurde.

Meistens beruhigte er sich schnell wieder, was aber nichts daran änderte, dass Zabuza es hasste, ihn so panisch zu erleben. In solchen Momenten wirkte er wieder wie das Kind, das ihm vor die Füße geworfen wurde. Hilflos, unschuldig…vom eigenen Vater misshandelt.

Bei dem Gedanken verhärtete sich Zabuza Miene; mit Arschloch-Vätern kannte er sich ja selbst sehr gut aus. Er schnaubte leise, begann dann, Hakus Rücken zu streicheln, spürte, wie dieser zuckte. Hatte er ihn geweckt? Das war eigentlich nicht seine Intention gewesen, der Kurze sollte den Schlaf ruhig genießen, wenn er ihn denn mal bekam. Bei den Gedanken überkamen Zabuza wieder die Zweifel, die ihn schon quälten, seit er Haku in seine Nähe gelassen hatte.

Was, wenn sie ihn ihm aus irgendeinem Grund wegnahmen? Oder ihn benutzten, damit er diesen Drecksäcken gehorchte? Nur daran zu denken, schnürte ihm die Kehle zu.

„…du siehst besorgt aus.“

Zabuza zuckte zusammen, als ihn die leise Stimme aus den Gedanken riss. Haselnussbraue Augen blickten zu ihm auf und Zabuza verfluchte es, dass er sich ertappt fühlte.

„Unsinn“, brummte er ausweichend.

Haku musterte ihn ein paar Sekunden lang, dann rückte er noch näher an ihn heran und Zabuza kämpfte den Impuls, ihn wegzuschieben, nur mühsam nieder. Es war nicht so, dass er es unangenehm fand, doch soeben wollte er am liebsten wieder einen Rückzieher machen. Die Bedenken konnte er eben nicht einfach verschwinden lassen.

„Du kannst mit mir reden.“

Zabuza schnaubte, wehrte sich aber nicht, als Haku nach seiner Hand griff und diese leicht drückte.

„…es gibt nichts zu reden.“

„Du willst nichts riskieren oder?“, kam die Gegenfrage.

„Ich glaube, ich riskiere gerade genug…“

Haku seufzte leise, blickte wieder zu ihm hoch.

„Das hatten wir doch schon…ich möchte lieber etwas riskieren, als dass wir es gar nicht versuchen…und nebeneinander her leben. Das finde ich viel furchtbarer…und jetzt sag mir nicht, dass dir das egal ist.“

Zabuza gab ein finsteres Brummen von sich, doch Haku konnte er damit nicht einschüchtern. Der Junge brachte es fertig, ihm einen amüsierten Blick zu schenken. Wie konnte Haku bei seinem Leben so eine beschissene Frohnatur sein? Das war ja nicht zum Aushalten…ach, wem machte er was vor, das war es ja gerade, was er so an ihm schätzte.
 

„Du quatschst zu viel Mist!“, murrte er und packte ihn sich, brachte ihn mit einem Ruck unter sich.

Haku keuchte auf, doch er wirkte nicht verängstigt, eher ein wenig perplex…und er wurde rot, als Zabuza ihn unter sich in die Laken drückte. Ach? Ihm ein paar Nächte zuvor an die Wäsche gehen wollen, jetzt aber einen auf schüchtern machen? Den sollte mal einer verstehen…

„Schiss, dass ich dir doch wehtue?“, fragte er direkt und schaute ihn prüfend an.

Haku lächelte entschuldigend, wich seinem Blick aber nicht aus.

„Nein…du machst mich nur nervös.“

Zabuza runzelte die Stirn, zögerte erst, doch dann beugte er sich zu ihm herunter. Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn, das er nie verstanden hatte.

„Du hast damals gemeint, dass wir uns ähnlich seien.“

Hakus Fingerspitzen glitten derweil über seinen Nacken, strichen sanft über die Haut, die nicht von dem eisernen Ring verdeckt wurde.

„Hm…“

„Wie kommst du auf sowas?“, fragte er weiter und hoffte, dass Haku nicht bemerkte, wie sehr er die Berührung genoss.

Der Jüngere musterte ihn langsam, wobei er nicht aufhörte, ihn zu berühren. Zabuza ließ es still geschehen, während er auf die Antwort wartete. Schließlich erklang von Haku ein leises Seufzen und er lehnte sich zurück, ließ die Hand nun auf seiner Wange ruhen. Im Gegensatz zu Hakus weicher Haut, war seine eigene rau, vernarbt und mittlerweile sicher sehr stoppelig.

„Deine Augen.“

Zabuza gab einen ungläubigen Laut von sich.

„Ganz bestimmt nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil das Schwachsinn ist!“

Haku lächelte ihn an, schien nur kurz über seine Antwort nachdenken zu müssen. Warm ruhte die Handfläche an seiner Wange und Zabuza lehnte sich ein wenig dagegen.

„…als du mir damals beim Waschen geholfen hast…dein Ausdruck war…anders, als du die Wunden gesehen hast.“

Zabuza stockte innerlich, doch Haku sprach schon weiter.

„Irgendwie…wissend und verbittert…und auch, wenn du so ruppig zu mir warst, hast du mich gut behandelt. Weil du es verstanden hast…nicht wahr? Du weißt, wie es ist…unter einem Menschen zu leiden, der einen eigentlich lieben und beschützen sollte…“

Die Worte trafen einen sehr empfindlichen Nerv, denn Zabuzas Vergangenheit gehörte zu den Dingen, die er lieber verdrängte. Seine Muskeln spannten sich an, doch er fuhr Haku weder harsch über den Mund, noch sorgte er sonst irgendwie dafür, dass er verstummte. Er wollte es nicht mal…auch wenn es ein unangenehmes Thema war.

„Der Kerl war nie mein Vater“, grollte er und die Abscheu triefte nur so aus seiner Stimme.

Haku nickte verstehend, schlang dann die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich herunter. Er spürte seinen Atem an seinem Hals, hörte die gemurmelten Worte…und blieb so. Mitleid wollte er nicht, hatte er nie gewollt oder gebraucht, doch bei Haku fühlte es sich nicht danach an.

„…weder du, noch ich haben uns das hier ausgesucht.“

Zabuza lachte freudlos auf.

„Du vielleicht nicht…ich war geil auf das Geld und die Nutten…ich hatte die Wahl.“

„Du wolltest überleben.“

„…das hätte ich auch anders gekonnt.“

„Aber das hier war dir vertraut, oder?“

„Gewalt und der Kampf ums Überleben? Ja…das war es.“

Haku löste sich leicht von ihm, nur um ihm einen kurzen Kuss auf die Wange zu drücken. Es reichte, um Zabuza warm werden zu lassen…ihm innere Ruhe zu geben. Ein keuscher Wangenkuss…wann hatte er so einen das letzte Mal bekommen? Er wusste nicht, ob es überhaupt schon mal der Fall gewesen war.
 

„…wieso hast du dich um mich gekümmert, wenn du es nicht kanntest?“

Die Frage war berechtigt…Zabuza hatte sie sich selbst viele Male gestellt; es war nicht seine Art, etwas ohne Hintergedanken zu tun. Doch für Haku hatten immer andere Regeln gegolten. Er erwiderte seinen Blick, besah sich sein hübsches Gesicht…von Anfang an hatte er gewusst, dass es sein Fluch sein würde…und dennoch hatte er sich seiner angenommen.

Haku war ihm wie ein Licht in der Dunkelheit erschienen…so unpassend in diesem dreckigen Loch voller schlechter Menschen, zu denen er sich selbst zählte. Vielleicht hatte er irgendwas gutmachen wollen…dem Jungen helfen wollen…

„Ich weiß es nicht“, erwiderte er nach einer Weile, doch Haku lächelte nur.

„Aber ich weiß es“, behauptete er und kuschelte sich wieder ganz dicht an ihn. „…du bist ein guter Mensch und ich bin dir dankbar…für alles, was du für mich getan hast.“

So viel Gefühlsduselei war eigentlich gar nicht seine Art, weshalb er auch nicht recht wusste, was er sagen sollte. Er war immer besser mit Taten gewesen, das hier war nicht sein Ding. Zumal er sich nicht als guten Menschen sah…dazu hatte er zu viel Scheiße im Leben gebaut. Warum sah Haku das alles nicht? Aber vielleicht sollte er einfach froh sein, dass der Junge nur seine guten Seiten sah…wenigstens einer.

„Du redest zu viel…“, meinte er daher nur, doch Haku schien ihm den genervten Tonfall nicht übelzunehmen.

Im Gegenteil…er wirkte fast schon glücklich, so wie er ihn anstrahlte. Wenn Haku so lächelte, war er noch schöner als sonst. Zabuza haderte mit sich selbst, doch dann konnte er es nicht lassen und drückte ihm die Lippen auf. Schon wieder so ein keuscher Anfängerkuss…aber das reichte ihnen beiden auch. Zabuza wollte auf keinen Fall wieder so eine Situation wie letztens heraufbeschwören, indem er Haku zu nahe trat.

Jedoch schien dieser mit dem Küssen keine Probleme zu haben, denn er wurde lediglich wieder rot und lächelte ihn zärtlich an. Am liebsten hätte Zabuza ihn einfach daran gehindert, das Bett zu verlassen…aber sie mussten bald los. Training mit den anderen Kämpfern für ihn und Haku…hatte gewisse Pflichten. Zabuza hasste es, doch es änderte nichts daran. Leider.

Sie waren immer noch die, die sie waren.
 

„Also…du kannst mir erzählen, was du willst…aber ich weiß genau, dass da irgendwas passiert ist, mein Freund!“

Manchmal war Kisames Neugierde anstrengend – und dabei hatte er schon seine Fresse gehalten. Was machte er denn bitte anders, dass sein Kumpel direkt davon ausging, er hätte sich etwas verändert. Er war doch immer noch genauso mürrisch wie sonst…oder nicht? Wenn nicht, würde er sich wohl ernsthafte Sorgen machen müssen…oder beim nächsten Kampf doppelt so brutal zuschlagen. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kam, er würde weich werden.

„Halt dein Maul und lass mich trainieren“, erwiderte er missmutig, was Kisame das breite Grinsen aber keinesfalls vergehen ließ.

Der sogenannte Hai stand hinter ihm und schaute ihm zu, wie er die Hantelbank drückte. Konzentration wäre da schon von Vorteil gewesen, aber das konnte er wohl vergessen.

„…der Kleine pennt wieder bei dir.“

Wenigstens hatte Kisame den Anstand, sich zu ihm runter zu beugen und leise zu sprechen.

„Hast du nichts zu tun?“

„Gerade nicht…also?“

„Ja, verdammt…tut er. Ist die Tratschtante in dir jetzt befriedigt?“, knurrte er und umfasste wieder die Stange.

Kisame neigte den Kopf zur Seite, schmunzelte deutlich.

„Geringfügig…aber da ich weiß, dass ich von meiner Busenfreundin nicht viel mehr erwarten kann, muss ich mich wohl damit zufrieden geben.“

„Scheint so…und jetzt verzieh dich!“

Kisame lachte, trat aber einen Schritt zurück, so dass Zabuza weitermachen konnte. Vielleicht hätte ihn die gute Laune seines Freundes misstrauisch machen sollen…immerhin plante der ja, die ganze Scheiße hier zu beenden. Andererseits verarschte dieser Typ Kisame möglicherweise nur…darauf verlassen hätte er sich zumindest nicht.

Wieder packte ihn das schlechte Gewissen, als er an Haku zurückdachte…so lange hatte er versucht, sich von dem Jungen zu distanzieren und nun machte er alles zunichte. Sie würden das mit Sicherheit gegen ihn verwenden…nicht heute, nicht jetzt…aber im entscheidenden Augenblick bestimmt.

Machte er also einen Fehler? Oder sollte Haku Recht behalten und es kam auf die wenige Zeit an, die sie zusammen hier drin hatten? Hoffentlich würde er darauf nie eine Antwort finden.
 

Kaum hatte er sich aufgerichtet, öffnete sich die Tür zum Trainingsraum und jemand, mit dem Zabuza ehrlich gesagt nicht so früh gerechnet hatte, trat ein. Neben ihm spannte sich Kisame an, machte aber ansonsten nicht den Eindruck, als würde ihm der Anblick sonderlich nahe gehen. Wie hieß es? Was einen nicht umbrachte, machte einen stärker?

Nun, Suigetsu schien dazu zu gehören, denn obwohl seine linke Gesichtshälfte aussah, als hätte man ihm eine Ladung Botox verpasst, funkelte das Auge, welches nicht zugeschwollen war, voll inbrünstigem Hass. Zabuza vermutete anhand der stockenden Bewegungen noch nicht verheilte Knochenbrüche – die Bandagen schauten unter seinem Shirt hervor, reichten bis zu den Handgelenken. Es hätte wirklich schlimmer kommen können, sah man einmal von Mangetsus Tod ab.

Die Veränderung war deutlich zu spüren, auch wenn keiner etwas sagte, sondern sich alle schnell wieder dem Training zuwandten. Der Junge war wohl endlich soweit, erwachsen zu werden…sollte er jedenfalls. Vielleicht war Mangetsus Tod Absicht gewesen, um den Jüngeren als tragischen Rächer zu vermarkten…wäre nicht ungewöhnlich.

Das Publikum liebte solche Geschichten…nicht umsonst trugen die bekanntesten Kämpfer unter ihnen Spitznamen. Welchen Namen sie wohl Suigetsu geben würden? Zabuza bemerkte das kurze Zucken neben sich, doch anscheinend hatte sich Kisame im Griff.

Anstatt dem Jungen, der soeben Richtung Laufband humpelte, zu folgen, wandte er sich ab und fixierte den Box-Sack. Besser so…Suigetsu machte nicht den Eindruck, als würde er Hilfe wollen oder benötigen. Es war gut, wenn er seine Trauer in Hass umwandelte und seine erste Nahtoterfahrung in Stärke. Anders funktionierte das Überleben hier drin nicht.

Threat

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Decision

Es war ihm zu Anfang nicht aufgefallen, doch nun, wo ihn nicht länger das Fieber quälte und sie die Fronten geklärt hatten, nahm er sich Zeit, sein Umfeld genauer zu betrachten. Die Wohnung war schön eingerichtet, auch wenn fast alles weiß oder schwarz war und es für sein Empfinden etwas zu aufgeräumt war. Das große Regal an der Wand war mit Büchern gefüllt, deren Titel ihm natürlich nichts sagten – er hatte schon damals lieber Filme geschaut. Nicht, dass er in letzter Zeit dazu gekommen wäre.

Was ihm besonders auffiel, waren die fehlenden Fotos…hatte er etwa keine Familie? Keine Freunde? Oder hatte er die Bilder entfernt, bevor er ihn hierher gebracht hatte? So berechnend, wie der andere bisher gehandelt hatte, traute er es ihm zweifellos zu. Noch immer war er sich selbst nicht sicher, ob er ihm vertrauen konnte…doch was stand für ihn schon auf dem Spiel? Nicht mehr, als er sowieso schon riskiert hatte, und außerdem würde er auf diese Weise etwas bewirken können.

Wenn er zurückkehrte, würde das bedeuten, dass er Zabuza nicht verraten hatte – denn diese Tatsache lag ihm immer noch äußerst schwer im Magen. Sein Kumpel war bestimmt stinksauer…jedenfalls hätte er es verstanden.

“Tut es weh?“

Kisame realisierte die Frage im ersten Moment gar nicht richtig, war viel zu sehr in seine Gedanken versunken gewesen. Irritiert sah er auf, begegnete dunklen Augen, die ihn prüfend musterten. Dann fiel Kisame auf, dass er die ganze Zeit an dem Eisenring an seinem Hals rumfummelte und er ließ die Hand sinken.

„Nein“, brummte er und richtete den Blick auf den Fernseher, der nebenbei lief.

Itachi blieb einen Moment im Wohnzimmer stehen, ehe er sich abwandte und in die Küche ging; vermutlich um ihnen etwas zu essen zu machen. So ein ruhiger Tagesablauf war immer noch neu für den Hünen – selbst vor der Zeit in der Arena hatte es das nicht gegeben. Allerdings fand er langsam Gefallen daran, bestimmen zu dürfen, was er wann tun wollte. Hier drin wurde ihm nichts verboten – außer die Wohnung zu verlassen oder irgendwen anzurufen, was er sowieso nicht getan hätte.

Er wurde weder tagsüber, noch nachts eingesperrt, bekam zumindest durch den Fernseher etwas von der Außenwelt mit und Itachi unterhielt sich mit ihm.

Auch wenn er ihm jedes Mal deutlich machte, dass er ihn für den Erfolg seines Plans brauchte, behandelte er ihn nicht von oben herab. Auch nicht wie einen Idioten oder den Mörder, der er war…und Kisame fragte sich, wie viel Mühe ihn das kosten mochte. Genauso fragte er sich jedoch, woher dieser Hass rührte, der manchmal unterschwellig in seinen Worten lauerte.

Es passte so gar nicht zu dem friedvollen, jungen Mann, als der er ihm zuerst begegnet war…doch vielleicht war diese Person gar nicht existent. Diese Überlegung brachte ihn wieder zu dem Punkt, an dem er sich fragte, ob er sein Schicksal wirklich in die Hände dieses Typen legen wollte.
 

„Du isst kein Fleisch?“

Itachi warf ihm nur einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder seinem Teller zuwandte.

„Nein“, lautete die knappe Antwort, die Kisame schon erwartet hatte.

So etwas war ihm neu, denn da, wo er herkam, war Fleisch das Hauptnahrungsmittel…immerhin mussten sie in Topform sein, um ihre Kämpfe zu gewinnen. Das Argument hier zu bringen, erschien ihm jedoch lächerlich, und so aß er das Curry, ohne sich zu beschweren – mal davon abgesehen, dass es wirklich gut schmeckte.

„…du hast mir übrigens noch nicht gesagt, warum du das tust“, bemerkte er nebenbei und beobachtete, wie der Jüngere abermals innehielt. „Ich meine, klar, anscheinend bist du so ein Gutmensch…Gerechtigkeit und so weiter…aber da ist noch was und das hast du mir bisher verschwiegen, nicht wahr?“

In Itachis Gesicht regte sich nichts, während er auf seinen Teller schaute. Kisame ahnte, dass er wohl gerade darüber nachdachte, was er ihm erzählen wollte.

„Du kannst mir jetzt natürlich ausweichen…oder mich anlügen, aber ich würde mir das zweimal überlegen“, fügte er noch hinzu.

Itachi verengte leicht die Augen, blickte ihn nun direkt an, doch damit schüchterte er Kisame nicht ein. Niemand konnte ihn einschüchtern. Ruhig beobachtete er, wie sein Gegenüber die Stäbchen beiseitelegte und den Teller ein Stück von sich schob.

„Mein Cousin ist für diese Mission gestorben.“

Kisame war doch ein wenig verblüfft, wie schnell und abgeklärt ihm der Satz über die Lippen gekommen war. Wenn er ehrlich war, hatte er nicht damit gerechnet, überhaupt etwas zu erfahren. Itachi hätte ihm auch irgendeine fadenscheinige Ausrede auftischen können.

„Und ich werde nicht zulassen, dass sein Tod umsonst war.“

Kurz schwieg der Hüne, überdachte die Worte einen Moment.

„Starb er im Kampf?“, hinterfragte er dann und Itachi schnaubte leise, was wohl als Nein zu deuten war.

„Er wurde vor seinem Tod gefoltert“, erwiderte er kühl. „Man fand seine Leiche in einer dreckigen Seitengasse.“

„Also ist er aufgeflogen, ja?“, stellte er die überflüssige Frage und konnte ein bitteres Lachen nicht unterdrücken. „Dann weißt du ja, was mir blüht, wenn ich dir helfe.“

Itachis Blick fixierte ihn scharf, doch seine Stimme hatte er unter Kontrolle.

„Für wen, denkst du, hat er sich in Gefahr begeben? Welchen Menschen wollte er helfen, bevor sie ihn erwischt haben? Realistisch betrachtet, Kisame, hilfst du nur dir selbst, wenn du mit mir zusammenarbeitest.“

Wenn er ihm wenigstens das Gefühl gegeben hätte, nur eine Schachfigur zu sein, das hätte es ihm leichter gemacht. Dummerweise hatte Itachi Recht und das wusste dieser genau.
 

„Ich werde dich nicht anlügen, indem ich dir verspreche, dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert – das steht nicht in meiner Macht. Was ich dir versprechen kann, ist, dass ich alles dafür tun werde, um diese Leute zur Rechenschaft zu ziehen. Es liegt an dir, zu entscheiden, ob du mir, dir und vielen anderen Menschen helfen willst oder nicht.“

Kisame spürte, wie ihm der Appetit verging, denn so vor die Wahl gestellt zu werden, war ein beschissenes Gefühl. Viele andere, huh? Für ihn waren diese anderen keine Namenlosen und Itachi musste das wissen, deshalb betonte er es ja so.

„Was macht dich so sicher, dass mir das alles nicht am Arsch vorbeigeht?“, gab er zurück. „Du schließt deine Tür nachts nicht ab, obwohl ich nur einen Raum weiter bin…ich könnte dich jederzeit umbringen und verschwinden. Ich habe oft getötet…sehr viel öfter, als du zu wissen glaubst, und es war mir egal, hat mir manchmal sogar Spaß gemacht. Warum setzt du dein Vertrauen in jemanden wie mich?“

Itachi hob lediglich eine Braue, dabei musste er wissen, dass Kisames Fragen berechtigt waren.

„Ist Kimimaro der Name des Jungen, den du getötet hast?“

Die Worte trafen diesen wunden Punkt in ihm und er spürte, wie seine Kehle eng wurde, was nicht an dem Eisenring lag. Er hatte das Gefühl, sein Essen erbrechen zu müssen, wenn er noch weiter in diese dunklen Augen sah. Es wäre überflüssig gewesen, Itachi zu fragen, woher er davon wusste. Auch wenn vieles verschwommen war, so erinnerte er sich daran, eine Menge Unsinn während des Fiebers vor sich hin gemurmelt zu haben. Aber selbst, wenn er es durch seine Quellen erfahren hatte, so spielte es letztendlich keine Rolle.

„Ja“, hörte er sich leise sagen. „Das war sein Name…“

Itachi nickte, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

„…warum hast du ihn getötet?“

Ruckartig hob Kisame den Kopf, funkelte ihn zornig an.

„Es…das war keine Absicht!“, knurrte er und glaubte sich selbst nicht. „Ich wollte nicht…es ist einfach…“

„Ein Versehen gewesen?“, half Itachi nach.

„…ich weiß es nicht“, gab er ehrlich zu und es nahm ihn mehr mit, als er zeigen wollte. „Ich…schätze, ich wollte einfach nicht verlieren…“

Im Endeffekt hatte er dadurch mehr verloren, als er geglaubt hatte, und Itachis Blick machte es ihm nur noch deutlicher.
 

„Wirst du es wieder tun, wenn du zurückgehst?“, hakte Itachi nach und Kisame wünschte sich, er würde das Verhör beenden.

Wenn er das jedoch verlangt hätte, wäre er nichts weiter als ein Feigling, der nicht zu seinen Taten stand…und er wollte kein Feigling sein. Also zwang er sich, Itachis mitleidlosen Blick zu erwidern und ihm zu antworten.

„Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich tun werde. Wenn man da unten steht und ums Überleben kämpft, ist einem alles egal…da ist nur das Adrenalin, das einen vorantreibt. Anfangs war es ein gutes Gefühl…dort zu stehen und zu siegen. Etwas zu machen, in dem man gut ist…einem Gegner gegenüberzustehen, der genauso ein Scheißkerl ist, wie du selbst. Da musste ich keine Skrupel haben…aber…der Junge…das war nicht das, was ich wollte.“

Es war, als hörte er die fragilen Knochen abermals unter sich brechen…und sein Magen verkrampfte sich. Dabei hatte er vor dieser ganzen Geschichte gedacht, er hätte keinen Funken Menschlichkeit mehr in sich. Warum schüttelte es ihn dann jetzt vor Ekel?

„Du hast Schuldgefühle“, durchbrach Itachi die Stille, wobei sein Ausdruck etwas milder zu werden schien. „Und das ist die Antwort darauf, aus welchem Grund ich dir vertraue.“

Kisame hatte nicht bemerkt, dass er die Hand zur Faust geballt hatte, doch als Itachi sich etwas vorbeugte und die Hand auf seine legte, entkrampfte er die Finger wieder. Die Berührung ließ ihn schaudern…und sie irritierte ihn, ebenso wie die Antwort. Allerdings machte sie ihm auch deutlich, was er würde tun müssen. Er zögerte einen Moment, dann schloss er seine Hand um Itachis – er würde das Risiko wohl eingehen und ihm ebenfalls vertrauen müssen.

Vielleicht hatte die Entscheidung sogar schon lange festgestanden.
 

Der Junge sah schlecht aus und das lag nicht allein an den Verletzungen. Eigentlich wusste Kisame, dass er ihn lieber in Ruhe lassen sollte, aber abhalten konnte es ihn dann doch nicht. Vielleicht trieben ihn die Schuldgefühle wegen Kimimaro dazu, auch wenn er wusste, dass er das niemals würde gutmachen können. Nichts, was er tun würde, konnte seine Morde ungeschehen machen – ob man ihn dazu gezwungen hatte oder nicht, das war unerheblich.

Irgendwann würde er dafür büßen, möglicherweise schon bald…doch bis dahin konnte er nur abwarten, bis es soweit war. Wortlos setzte er sich neben den Jungen auf die Bank, folgte seinem Blick, der die anderen Kämpfer beim Training beobachtete. In ein paar Wochen, wenn er nicht mehr bei jedem Schritt japste, würde er sich reinhängen müssen, um da anzuknüpfen, wo er aufgehört hatte. Seine Karriere fördern, nannte man das hier.

„Siehst immer noch beschissen aus“, bemerkte er, ohne ihn anzusehen.

Eine Weile kam nichts von dem Jüngeren, dann hörte er diesen schnauben. Er rutschte ein bisschen auf seinem Platz herum, schien aber keine schmerzfreie Position zu finden, so dass er es schließlich bleiben ließ.

„Ich brauch dein Mitleid nicht“, murrte er und Kisame grinste.

„Wer sagt, dass ich dich bemitleide?“

„Ich kapier, was du hier versuchst, Kisame-sempai…“

So abweisend kannte er den frechen Jungen nicht, doch es schreckte ihn nicht ab. Eigentlich war es sogar ein Wunder, dass der Kurze überhaupt noch sprach, so übel, wie ihm mitgespielt worden war.

„Dein Bruder war in Ordnung.“

Sensibel war das zwar nicht, aber hier herrschten raue Töne, warum sollte er sich also zurücknehmen? Suigetsu hatte jetzt niemanden mehr, mit dem er reden konnte, aber das musste er. Es irgendwie verarbeiten oder so…jedenfalls damit leben lernen.

„Ja…“, hörte er ihn murmeln. „…aber das hat ihm auch nichts genützt.“

Kisame warf ihm einen Seitenblick zu.

„Er wollte, dass du lebst.“

Für ein paar Sekunden rechnete der Hüne damit, dass der Junge aufspringen und sich auf ihn stürzen würde. Seine Haltung spannte sich an, er biss sich auf die kaputten Lippen…und da war wieder dieser Hass in seinen Augen. Allerdings erlosch der Ausdruck recht schnell wieder und Suigetsu ließ die Schultern hängen, blickte mit einem verbitterten Lächeln vor sich hin. Fast wünschte sich Kisame, er wäre auf ihn losgegangen.

„Ganz ehrlich? Ich wäre lieber tot, als mit dem Wissen weiterzumachen“, wisperte er jedoch nur.

„Du lebst aber noch!“, erinnerte Kisame ihn daraufhin schroff.

„Bis ich genauso totgeschlagen werde wie Mangetsu. Daran war nichts ehrenhaft, Sempai…es war einfach nur bemitleidenswert. Genau wie mein Kampf…ich hatte kaum ne Chance und glaub mir, ohne meinen Bruder wäre ich jetzt Matsch. Kein Schwein hätte das gekümmert…im Gegenteil, die haben sich gefreut, als klar war, dass ich abkacken werde. Haben rumgebrüllt, was mir der Kerl als nächstes brechen soll…“

Kisame hörte ihm zu, wissend, dass er Recht hatte…und dass es nichts Positives dazu zu sagen gab. Trotzdem konnte er es nicht so stehen lassen.
 

„Und?“, erwiderte er bloß. „Was willst du machen? Dich das nächste Mal nicht wehren, sondern einfach verrecken? Das würde Mangetsu sicher stolz machen…“

Er sah den Schlag kommen, wehrte ihn auch nicht ab…und er war kraftvoller, als er gedacht hatte. Anscheinend beeinträchtigten ihn die Verletzungen nicht so sehr, wie gedacht, auch wenn ihm das schwere Atmen natürlich nicht entging. Ohne den Jungen anzusehen, tastete er seine Lippe ab, schmeckte das eigene Blut. Dann grinste er, richtete die Raubtieraugen auf Suigetsu, in dessen Blick wieder Leben war.

„So gefällst du mir schon besser.“

Den Protest ignorierend, wuschelte er ihm durch die weißen Haare.

„Halt dein Maul und nimm deine Pfoten weg, ey!“, hörte er ihn krakeelen und war regelrecht erleichtert.

Das klang doch schon viel mehr nach dem kleinen Drecksack, den er kannte. Vielleicht machte er ihm hier gerade unnütze Hoffnungen, doch was war die Alternative? Ihnen lief die Zeit davon und er wollte nicht, dass der Junge gerade jetzt etwas Dummes versuchte.

„Ist ja wirklich niedlich, was ihr hier abzieht…da wird einem ganz warm ums Herz“, mischte sich jemand Drittes ein und Kisame verdrehte die Augen.

„Bist eifersüchtig oder was?“, gab er spöttisch zurück und sein Kumpel gab ein verächtliches Schnauben von sich.

„Darauf, dass du mit unserem Krüppel kuschelst…total…“, brummte Zabuza trocken.

„Ey! Ich bin kein Krüppel!“, beschwerte sich der Jüngste unter ihnen, was Kisame zum Grinsen brachte.

Es schien bergauf zu gehen, auch wenn es ein ganzes Stück Arbeit werden würde, den Kurzen wieder hinzukriegen. Wobei Kisame sich fragte, ob Suigetsu wirklich der Einzige war, der Hilfe brauchte. Ihm war bewusst, dass keiner von ihnen in irgendeiner Weise normal tickte, doch Itachi hatte ihm sein Wort gegeben, dass er sich um sie kümmern würde. Nicht nur um ihn, auch um Zabuza, Suigetsu, Haku…und die anderen Kämpfer und Nutten. Wie, das hatte er ihm nicht gesagt, doch er hatte ihm versprochen, Möglichkeiten für sie zu finden.

Im Gegenzug hatte er ihm alles erzählt, was er über diesen Ort wusste, wobei Itachi bereits erstaunlich gut informiert gewesen war. Es hatte nur bestätigt, was Kisame sich insgeheim bereits gedacht hatte – er musste noch mehr Leute hier unten eingeschleust haben. Namen hatte er ihm natürlich nicht genannt, aber das wäre auch ziemlich leichtsinnig gewesen. Zum richtigen Zeitpunkt würden sie sich schon zu erkennen geben, hatte er gemeint, was bedeutete, dass man über ihn Bescheid wusste. Ob das sein Nachteil sein würde, würde sich wohl noch zeigen…
 

Kisame hob den Kopf, als die Tür mit einem Mal aufgerissen wurde und gleich fünf der Anzugträger reinstürmten. Auch Zabuza und Suigetsu blickten irritiert auf, so wie der Rest der Männer, denn dass sie beim Training auf diese Art und Weise gestört wurden, kam nicht oft vor. Es gab ja nicht einmal eine Schlägerei, alles war ruhig und so, wie es sein sollte. Demnach waren sie nicht die Einzigen, denen die Verwunderung ins Gesicht geschrieben stand.

„Raus mit euch! Bewegt euch!“, blaffte der Erste von ihnen los und Kisame sah erst jetzt, dass er eine Knarre in der Hand hielt.

Schon der Anblick machte ihn aggressiv und er funkelte den Mann an.

„Erklärt ihr uns erstmal, was der Scheiß soll?!“, grollte er zurück und es kümmerte ihn nicht, dass sein Gegenüber die Waffe auf ihn richtete.

„Das geht dich nichts an!“, wurde er angefahren. „Runter in deine Zelle! Ihr alle verpisst euch jetzt in eure Käfige, klar?!“

Normalerweise wurden sie dort unten eingesperrt, wenn sie was verbrochen hatten. Kisame kannte das ja schon zur Genüge, immerhin spielte er ebenso selten nach den Regeln, wie es Zabuza tat. Doch soweit er wusste, hatte sich in letzter Zeit keiner von ihnen was zu Schulden kommen lassen…und in dem Fall hätte man sie bestimmt einzeln geholt, anstatt so einen Aufstand zu veranstalten.

„Wir sind nicht eure beschissenen Köter!“, hörte er Zabuza, der neben ihn getreten war, blaffen.

„Noch ein Wort und ich-“

Jedoch kam der Mann nicht mehr zum Weiterreden, da er plötzlich zur Seite gestoßen wurde.

„Gibt es hier ein Problem?“, fragte eine schneidende Stimme.

Kisame war der Mann mit den orangefarbenen Haaren nicht unbekannt, auch wenn er eher selten auf den Plan trat – gewöhnlich nur in Ausnahmefällen. So wie damals, als er ihn draußen gefunden und zurückgebracht hatte; ihm war, als fühlte er die längst verheilten Wunden bei seinem Anblick wieder schmerzen. Irgendwas lief hier gewaltig schief und er bemerkte, wie die anderen Kämpfer langsam verstummten. Vermutlich, weil der Mann namens Pain dafür bekannt war, seinem Namen alle Ehre zu machen.

„Wir wollen nur wissen, was der Scheiß hier bedeutet!“

Kisame warf seinem Kumpel einen kurzen Blick zu; er hatte das Gefühl, dass es besser war, wenn sie jetzt alle die Fresse hielten. Das hier roch nach ziemlichem Ärger…und er sollte Recht behalten. Pain verengte die grauen Augen und durch die ganzen Piercings in seiner Visage wirkte diese noch bedrohlicher.

„Wir suchen eine Hure.“

Kisame war nicht der Einzige, der bei den Worten stutzte; was hatten sie denn mit den Huren zu schaffen? Es sei denn…

„Na, hier werdet ihr sie wohl kaum finden“, warf Jinin gereizt ein.

„Gibt nur eine Nutte, die sich hierher traut…“, kommentierte Raiga und warf absichtlich einen höhnischen Blick zu Zabuza, der plötzlich blass wurde. „…also? Was hat die kleine Fotze angestellt? Sich ohne Lohn knallen lassen?“

Kisame reagierte schnell, als er herumfuhr und seinen besten Freund von hinten packte – gerade rechtzeitig, bevor dieser sich auf Raiga stürzen konnte.

„Lass mich los!“, wurde er angeschnauzt, während Zabuza sich wie ein wildes Tier gegen seinen Griff wehrte.

Kisame machte nicht den Fehler, loszulassen – Pain würde seinen Freund mit Sicherheit abknallen. Der hatte da schon immer wenig Skrupel gehabt, wäre nicht das erste Mal…und die anderen Anzugträger griffen auch schon nach ihren Knarren. Raigas Grinsen wurde noch eine Spur breiter, doch bevor er noch etwas Provozierendes von sich geben konnte, mischte sich Pain ein.

„Wer jetzt nicht sofort nach unten verschwindet, hat gleich eine Kugel im Hirn“, warnte er und entsicherte seine Pistole. „Abmarsch!“

Das reichte, um die Männer gehorchen zu lassen, doch Kisame ließ immer noch nicht locker. Er tauschte einen Blick mit Suigetsu, der mit unsicherem Ausdruck an ihnen vorbeihumpelte und an der Tür grob an der verletzten Schulter mitgezerrt wurde. Vermutlich stand da draußen Gatos halbes Personal, um sie wegzusperren…

„Lass mich endlich!“, blaffte Zabuza und warf sich mit so viel Wucht gegen ihn, dass Kisame ihn taumelnd loslassen musste.

Pain beobachtete sie beide ohne jede Regung in den kalten Augen, dann winkte er ab.

„Kisame, runter mit dir!“, befahl er und deutete anschließend auf Zabuza. „Du kommst mit…der Boss möchte sich mit dir unterhalten.“

Das sah übel aus…sehr, sehr übel und Kisame zögerte deutlich, warf einen Blick zu seinem Kumpel, der keine Ahnung zu haben schien. Wann war Haku überhaupt das letzte Mal bei ihm gewesen? War ihm was passiert?

„Ich wiederhole mich nicht noch einmal.“

Zabuza wirkte angespannt, doch er nickte ihm zu…und trotzdem hatte Kisame das beschissene Gefühl, ihn im Stich zu lassen. Wieder einmal…aber welche Wahl hatte er schon? Keine…und das machte ihn verrückt.

Accusations

„Runter auf die Knie mit ihm!“

Allein mit diesem Befehl trafen sie einen empfindlichen Nerv bei ihm, denn er kniete vor niemandem…schon gar nicht vor diesem kleinen, fetten Scheusal in seinem lächerlichen Anzug. Zabuza Kiefer malmte, als er von zwei Männern in die Knie gezwungen wurde und einer ihm die Pistole gegen den Hinterkopf drückte. Seine Hände waren hinter seinem Rücken in Handschellen gelegt worden, was seine Aggressionen nur noch mehr anfachte. Es gab besser eine gute Erklärung für diese Scheiße, vor allem was Hakus Verschwinden betraf. Wenn er ehrlich war, machte ihm das weitaus mehr Sorgen, als die Tatsache, dass er in diesem lächerlich protzigen Büro vor dem Schreibtisch hockte und eine Knarre auf ihn gerichtet wurde.

„Was soll der Scheiß eigentlich?!“, blaffte er und blickte dabei Pain an, der mit verschränkten Armen neben Gato stand und kalt zurücksah.

Der Mann war ihm weitaus sympathischer, obwohl er ein gefühlloses Arschloch war…aber wenigstens stand er dazu und machte sich selbst die Hände schmutzig. Auch wenn er ihn dafür verachtete, diesem Mistkerl zu gehorchen…nichts weiter, als ein Hund, so wie sie alle es waren.

Gatos Gesicht färbte sich schon rötlich, so wie immer, wenn er wütend wurde und direkt kam er näher, baute sich vor ihm auf. Zabuza hatte dafür nur ein spöttisches Grinsen übrig, auch wenn er ahnte, dass ihm das nicht gut bekommen würde. Allein mit ihm hätte der Kerl keine Sekunde überlebt, das wussten sie beide.

„Du hältst dich wohl für unantastbar, was?“, zischte er ihn an. „Aber das bist du nicht!“

Es bedurfte nur einer flüchtigen Handbewegung und einer der beiden Gorillas hinter ihm schlug ihm die Pistole gegen den Kopf. Zabuza biss die Zähne zusammen, auch wenn sein Schädel dröhnte, und konzentrierte sich darauf, den Mann vor sich tot zu starren.

„Aufmüpfig wie immer, ja, ja, das kenne ich ja schon…“

Zabuza schnaubte leise, sagte aber nichts dazu; sollte er doch labern und sich aufplustern, ihn interessierte nur eines.

„…ich habe dir und dieser Schlampe wirklich lange freie Hand gelassen“, redete Gato weiter und umkreiste ihn einmal. „Mir war egal, ob du ihn vögelst, wenn er nur brav die Beine breit macht und du die Kämpfe gewinnst.“

Stur fixierte Zabuza den aufwendig verzierten Schreibtisch, der sicher mehr als die Monatsmiete seiner damaligen Bruchbude gekostet hatte. Der ganze Raum war so kunstvoll gestaltet und zeigte nur mal wieder, wie die Verhältnisse lagen; Leute wie er kämpften um ihr Leben und bekamen dafür gerade mal das Nötigste, während die reichen Säcke sich ihr hübsches, kleines Imperium aufbauten.

Für die Worte wäre er dem Kerl am liebsten an die Kehle gesprungen, doch die beiden Gorillas hinter ihm würden das verhindern, also blieb er ruhig auf den Knien.

„Ich war gut zu euch…und wie dankt es mir deine kleine Fotze?!“

Zabuza schaute unberührt auf, als Gato die Faust auf den Schreibtisch knallen ließ – sollte ihn das jetzt beeindrucken? Oh ja, er zitterte bereits…als ob. Jedoch würde er jetzt vielleicht erfahren, was das Problem war.
 

„Wo ist er?!“

Zabuza gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen, als er den Blick durch die dunkel getönte Brille erwiderte.

„…woher soll ich das wissen?“, gab er schroff zurück.

Dieses Mal erfolgte ein Fingerschnippen und einer der Kerle schlug ihm hart mit der Faust gegen die Schläfe. Zabuza ächzte leise, als sein Schädel dröhnte, doch direkt wurde er an den Haaren gepackt und zurückgezogen.

„Verarsch mich nicht!“, fauchte Gato ihn an und wagte sich tatsächlich ein paar Meter näher an ihn ran. „Ihr…ihr beide steckt unter einer Decke!“

Nun, das taten sie wirklich – aber anders, als Gato das meinte.

„Ich weiß nicht mal, wovon du sprichst“, grollte er finster. „Was ist mit Haku?“

„Du wagst es…?!“

Bevor Gato jedoch weitersprechen konnte, mischte sich Pain in das Gespräch ein.

„Der Junge hat etwas Wichtiges entwendet, während er eine seiner Dienstleistungen erfüllt hat.“

Kein Muskel zuckte in Pains gepierctem Gesicht und auch seine Stimme war eine einzige Monotonie. Gatos Mimik war dagegen hasserfüllter denn je, was darauf schließen ließ, dass es tatsächlich um eine wichtige Sache ging.

„Als es auffiel, ist er anscheinend verschwunden…es ist unwahrscheinlich, dass er es hinaus geschafft hat, jedoch wäre er nicht der Erste.“

Zabuza hielt dem eisigen Blick der grauen Augen mühelos stand, auch wenn es ihm den Magen umdrehte; Haku war verschwunden? Und er hatte etwas gestohlen? Was lief hier ab? Die Anspielung auf Kisames Ausbruch hatte er schon verstanden, aber der Rest sagte ihm gar nichts.

„Wir wissen, dass er als letztes bei dir war...die Videoüberwachung zeigt dies deutlich. Was weißt du also darüber?“

Zabuza lachte trocken auf, einfach weil er es nicht fassen konnte; das musste ein schlechter Scherz sein. Jemand trat ihm fest in den Rücken, ließ das Lachen abrupt verstummen und er knurrte stattdessen seine Antwort.

„Gar nichts!“

„Lüge!“, zischte Gato und beugte sich zu ihm vor. „Du lügst! Sicher weißt du es!“

Hinter Gato schloss Pain kurz die Augen, als müsste er sich sammeln…oder überlegte er? Es war bekanntlich nie gut, wenn der Kerl nachdachte, denn vermutlich würde die Entscheidung nicht zu Zabuzas Unversehrtheit beitragen. Wenn er wenigstens gewusst hätte, ob Haku etwas verbrochen hätte oder es sich nur um ein beschissenes Missverständnis handelte…und wenn der Junge nicht als verschwunden gegolten hätte. Das war eigentlich das Schlimmste an der ganzen Geschichte. Wehe, dem Kleinen war was zugestoßen…er würde denjenigen eigenhändig kastrieren!
 

„Ich denke, wir haben genug gehört, Boss…“, hörte er Pains viel zu monotone Stimme.

Gato stampfte vor Wut mit dem Fuß auf und sein Kopf leuchtete rot, während er ihn weiterhin fixierte, als sei er die Pest.

„Er lügt!“, behauptete er zum wievielten Mal auch immer. „Selbstverständlich lügt er!“

Pain neigte leicht den Kopf, blickte ihn durchdringend an.

„Nun…“, meinte er betont langsam. „…das finden wir nur heraus, wenn wir etwas deutlicher werden.“

Zabuza verengte die Augen, während Gato zustimmend nickte und mit wichtigtuerischer Miene die Arme verschränkte. Er schluckte unwillkürlich, als Pain etwas aus seiner Tasche holte. Na ja, der Schlagring würde ihn nicht sofort töten, ihm aber zumindest ziemlich die Fresse demolieren. Beunruhigt sah er zu, wie Pain diesen über seine Hand streifte, während er selbst tief durchatmete. Nicht einknicken…er wusste nichts, also konnte er es nicht ändern. Davon abgesehen, dass er Haku niemals verpfiffen hätte. Bedrohlich hallten die Schritte auf dem Boden wieder, doch er zuckte nicht mal…auch nicht, als Pain sich über das Eisen an seinen Knöcheln rieb.

Jedoch schlug er nicht zu, denn in dem Moment ertönte ein penetranter Klingelton und Gato fluchte leise, ehe er an sein Handy ging. Pain warf ihm einen Blick zu, der deutlich machte, dass er ihm direkt nach dem Auflegen eine reinzimmern würde.

„Was?! Wo?! Ja…ja, natürlich!“

Oder auch nicht, denn irritiert sahen sie alle nun zu Gato, der viel zu freudig zu grinsen begann. Zabuza ahnte, dass diese gute Laune nichts Gutes bedeuten konnte…leider drückten die Gorillas ihn immer noch auf den Boden und die Knarre bohrte sich nach wie vor in seinen Hinterkopf.

„…bringt ihn hoch! Ich will ihn sehen! Sofort!“

Dann wurde aufgelegt und Gato wandte sich ihm zu…Gott, wie er diesen Kerl hasste, vor allem wenn dieser so widerwärtig grinste.

„So, so…du weißt also nicht, wo er ist?“, flötete sein Boss und Zabuza wurde schlecht. „Wir haben ihn gefunden…oh ja, das hast du wohl nicht erwartet? Jetzt werden wir ja sehen, ob du gelogen hast!“
 

Es dauerte auch nicht lange, bis es an der Tür klopfte und einer der Lakaien den Raum betrat – Haku an den Haaren hinter sich her zerrend. Ein Ruck ging durch Zabuzas Körper, doch sie drückten ihn gleich wieder runter. Wie ein Kaninchen wurde der Junge im Nacken gepackt und ebenfalls auf die Knie gedrückt. Panisch wirkte Haku nicht, genau genommen konnte Zabuza den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten. Er war angespannt, so wie er die Lippen aufeinanderpresste, aber ansonsten riss er sich am Riemen.

„So, so…da haben wir ja die kleine, diebische Hure…“, schnarrte Gato und beugte sich zu ihm runter.

Hakus Blick war pures Eis, doch kein Laut verließ seine Lippen – so kannte Zabuza ihn gar nicht. Jedoch schien ihrem Boss diese Reaktion zu missfallen, so dass er ausholte und seinem Schützling eine schallte Ohrfeige verpasste. Haku zuckte zusammen, doch in seinem Blick änderte sich nichts, er drehte nicht mal den Kopf weg.

„Fass ihn nicht an!“, entfuhr es Zabuza, woraufhin abermals Metall seinen Hinterkopf traf.

Hakus Blick traf ihn plötzlich und er sah es darin flackern, ehe sich seine besorgte Miene glättete und er wieder ausdruckslos zu Gato schaute. Seine Wange schimmerte rötlich, aber das war bei der hellen Haut auch kein Wunder.

„Wo ist es, du Hure?!“, wurde er angezischt, doch einschüchtern ließ sich der Junge davon nicht.

„Ich habe nichts entwendet“, lautete die leise Antwort und Zabuza hoffte wirklich, dass er nicht log.

Bei der zweiten Ohrfeige fletschte er die Zähne wie ein Hund; niemand hatte den Jungen anzurühren! Dieser nahm es hin, sah Gato abermals direkt an…was normalerweise ein Zeichen dafür war, dass man nichts zu verbergen hatte.

„Lüge! Du lügst…du hast mir irgendwas untergejubelt! Irgendwas ins Glas geschüttet! Und dann hast du mich dreist bestohlen!“

„…vielleicht war der Wein einfach zu viel?“, entgegnete Haku leise und schien damit das Fass zum Überlaufen zu bringen.

„Prügel die Wahrheit aus ihm heraus!“, befahl er Pain herrisch, doch dieser seufzte nur. „Und seine Unverschämtheit gleich mit!“

„Sicher?“, fragte er noch einmal nach. „Sein Körper ist Kapital…wäre doch eine Verschwendung, die sich vermeiden ließe.“

„Du wagst es, mir zu widersprechen?!“, plusterte sich Gato auf, was Pain aber nicht aus der Ruhe brachte.

„Ich rate Ihnen lediglich dazu, den Jungen nicht körperlich zu bestrafen, weil er danach zu nicht mehr viel taugen würde. Er ist nicht so robust…“, erklärte sich Pain und ließ den Blick zu ihm schweifen.

Ah…so wollte er Haku also zum Singen bringen, war vermutlich wirklich die bessere Option. Zabuza war es sowieso lieber, wenn sie ihn in die Mangel nahmen – auch wenn er nicht scharf drauf war.
 

Gato schien endlich zu begreifen und seine Wut legte sich direkt, denn nun zeigte sich ein maliziöses Grinsen auf seiner hässlichen Visage. Er rieb sich die Hände, als wäre es seine Idee gewesen, die Prügel auf Zabuza abzuwälzen.

„Ja!“, meinte er genüsslich. „…ja, das ist richtig. Immerhin war der da bestimmt eingeweiht, also muss er auch die Konsequenzen tragen!“

Haku schaute erschrocken auf, ehe er den Kopf schüttelte.

„Nein! Wir…wissen beide nichts! Wirklich nicht!“, beteuerte er erneut, doch keiner schien ihm das abzunehmen.

Zabuza rührte sich nicht, als Pain näher kam, sondern warf Haku einen warnenden Blick zu; der Junge sollte den Mund halten. Immerhin war er kein Weichei und konnte eine Menge ertragen, Pain würde ihn nicht schnell kleinkriegen. Innerlich hoffte er weiterhin, dass Haku von nichts wusste…dass das hier ein verdammtes Missverständnis war. Doch würde es das besser machen? Anscheinend war Gato davon überzeugt, dass Haku ihm irgendwas untergejubelt und ihn bestohlen hatte.

Das Knacken von Pains Knöcheln ließ ihn aufsehen – und in der nächsten Sekunde explodierte der Schmerz in seinem Gesicht. Gnadenlos traf das Eisen sein Nasenbein und es brauchte nur diesen einen Schlag, um es ihm zu brechen. Er stöhnte auf, kippte reflexartig zur Seite, da ihm kurzzeitig schwarz vor Augen wurde; er hatte nicht damit gerechnet, dass Pain schon am Anfang so hart zuschlagen würde. Grob wurde er an den Armen gepackt und hochgerissen, während ihm das Blut in den Mund lief. Er spuckte es Pain vor die Füße, doch diesem schien das vollkommen egal zu sein, so kalt, wie er ihn musterte.

Der nächste Schlag traf seinen Magen – und zwar nicht nur einmal. Bei jedem verstärkten Schlag schoss das Blut aus seiner Nase, was dafür sorgte, dass er schlechter Luft bekam. Jedoch hielt Haku den Mund, zwang sich sogar zum Hinsehen, auch wenn es in seinen Augen verdächtig schimmerte. Er konnte nichts damit zu tun haben…sonst hätte er doch längst was gesagt oder? Haku war ehrlich. Immer.

„Nun gut, ich denke, das reicht!“, meinte Gato plötzlich und Erleichterung zeigte sich in Hakus angespannter Mimik.

Pain runzelte die Stirn, ließ aber die blutige Faust sinken und wartete anscheinend auf einen weiteren Befehl.

„Erschießt ihn!“

Zabuza verschluckte sich vor Schreck an dem Blut in seinem Mund und er röchelte erbärmlich; das war nicht Gatos beschissener Ernst! Jedoch spürte er sehr deutlich, wie sich der Lauf der Pistole gegen seinen Hinterkopf presste und der Abzug gespannt wurde. Scheiße. So hatte er nicht sterben wollen…doch eine Wahl würde man ihm kaum lassen. Dennoch begann er, sich erneut zu wehren, biss und wand sich wie verrückt…er konnte Haku nicht allein lassen. Nicht jetzt…nicht so!
 

„…nicht! Lasst ihn in Ruhe! Er hat damit nichts zu tun!!“

Er hörte Hakus Rufen wie aus weiter Ferne, blinzelte einen Moment lang…dann kapierte er langsam, was die Worte bedeuteten. Nämlich, dass der Junge sehr wohl etwas damit zu tun hatte. Anscheinend verstand das sogar ein Vollidiot wie Gato – und Pain sowieso, denn dieser fuhr direkt herum.

„Wiederhol das!“, fuhr er Haku mit einer Schärfe an, die diesen zusammenzucken ließ.

„Ich…ich sagte nur, dass er nichts…nichts damit zu tun hat“, stammelte der Junge und Zabuza schloss resigniert die Augen.

Was auch immer Haku gestohlen hatte, es war wichtig. So wichtig, dass das hier übel ausgehen würde – wenigstens wurde die Pistole an seinem Hinterkopf gesenkt. Beinahe wünschte er sich, Haku hätte die Klappe gehalten…dann wäre ihm vielleicht nichts passiert. Sie konnten ihm eigentlich doch nichts beweisen oder? Gato würde sicher keine Überwachungskameras in seinen eigenen Räumlichkeiten installieren, um Beweise zu riskieren.

„Und das weißt du woher so genau?“, fragte Pain mit trügerisch sanfter Ruhe.

Als ob diese grauen Augen Mitleid kennen würden – und er war sicher, dass Gato ebenfalls kein Verständnis haben würde. Haku hatte seinen Fehler längst erkannt, das war ihm anzusehen, doch er schwieg auf die Frage hin. War vielleicht besser, denn sie würden ihm jetzt nichts mehr glauben. Zumindest nicht, dass er von nichts wusste. Verdammt, warum hatte er das überhaupt getan?

Pain kniete sich nun vor den Jungen, hob dessen Kinn an.

„Junge, meine Geduld hat Grenzen“, teilte er Haku, der weiß wie die Wand geworden war, mit. „Ich möchte dir nicht wehtun müssen, also sagst du mir besser, wo du es versteckt hast.“

Hinter ihm stapfte Gato vor Wut mit dem Fuß auf.

„Grenzen?! Die Grenzen hat er längst überschritten! Er hat mich hintergangen! Jawohl!“, machte sich der Mann Luft und trat neben Pain. „Wenn er gesteht, bekommt er höchstens einen nicht allzu schmerzvollen Tod! Das ist aber auch alles! Also spuck es aus, du verlogenes Flittchen!“

Hakus Blick huschte für einen Moment zu ihm und es lag so viel Reue darin, dass Zabuza ganz übel davon wurde. Warum jetzt? Wo es gerade so gut gelaufen war…das Gefühl der Hilflosigkeit schien seinen Brustkorb zu spalten. Haku bedeutete ihm so unglaublich viel...viel zu viel, als dass er es aushalten könnte, ihn zu verlieren.

Dann festigte sich Hakus Miene wieder und er schaute zu den beiden Männern auf.

„…Asano-san…hat mich gezwungen…“, flüsterte er so leise, dass es kaum zu verstehen war. „Er hat mich erpresst…wollte Zabuza etwas antun und-“

Gleich darauf ertönte ein hässliches Klatschen, als Pain dem Jungen einen Schlag ins Gesicht verpasste, der diesen umgerissen hätte, wenn er nicht festgehalten worden wäre. Blut tropfte von Hakus Unterlippe, doch lediglich ein leises Wimmern entwich ihm.

„Asano-san ermöglicht uns durch seine Beziehungen und sein Vermögen sehr viel. Warum sollte er uns also auf diese Weise hintergehen?“

Pains Stimme glich einer Klinge, leise und schneidend – die Frage war jedoch berechtigt. Das ergab einfach keinen Sinn…der Mann beteiligte sich seit Jahren an diesem dreckigen Geschäft.

„Ich…ich weiß es nicht“, murmelte Haku. „Aber es ist die Wahrheit!“

Vielleicht hatte er ebenfalls erkannt, dass er sich mit seinen Worten auf sehr dünnem Eis bewegte. Zabuza wusste, dass Kakuzu sich niemals auch nur den Hauch einer Schuld zuweisen lassen würde – selbst, wenn es stimmte, und er für seinen Teil glaubte Haku. Warum sollte sein Schützling plötzlich auf eigene Faust aufbegehren? Oder war es seinetwegen? Hatte er irgendwas getan, das Haku zum Widerstand animiert hatte? Diesbezüglich war er ein beschissenes Vorbild…aber was konnte Haku gestohlen haben?
 

„Holt Asano-san her…und sein verrücktes Monster ebenfalls!“, knurrte Gato, den die Neuigkeiten wohl ebenfalls ziemlich verstimmten.

Und das war noch milde ausgedrückt. Zabuza überlegte fieberhaft, wie sie hier rauskommen konnten, doch ihm fiel nichts ein, was die Situation hätte entschärfen können. Er suchte Hakus Blick, doch der starrte immer noch zu Boden. Wenig später öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und so langsam wurde es im Raum ziemlich voll.

Kakuzus Mimik ließ lediglich Verärgerung erkennen, doch Zabuza kaufte ihm nicht ab, dass er nicht wusste, was hier vor sich ging. Haku würde niemals einfach so lügen…und jemand wie Kakuzu war skrupellos. Dessen Anhängsel hörte dagegen nicht auf zu schimpfen und zu fluchen, was die ganze Scheiße hier sollte.

„…wer hat euch eigentlich ins Hirn geschissen, ihr verwahrlosten, schwanzlosen-“

„Hidan!“

Kakuzus Tonfall rollte wie ein Donnergrollen über die Flut aus Schimpfwörtern hinweg und stoppte sie somit. Gehorchen tat Hidan selten, doch sein Besitzer schien ihn im Griff zu haben. Letzterer richtete den Blick aus blutunterlaufenen, grünen Augen nun auf Gato, der gestresst wirkte. War natürlich ungünstig, dass einer seiner zuverlässigsten Investoren verdächtigt wurde – und Kakuzu wirkte auch nicht wie jemand, der eine falsche Beschuldigung einfach so auf sich sitzen lassen würde.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er ruhig, aber mit gereiztem Unterton.

Gato räusperte sich, straffte seine Haltung, doch gegen Kakuzu mit seinen breiten Schultern und der hünenhaften Statur, sah er immer noch jämmerlich aus. Dennoch war der Mann am Arsch, wenn sich rausstellte, dass er was mit der Sache zu tun hatte.

„Diese Nutte hier hat mich beklaut!“, erläuterte er und deutete auf Haku, dessen Blick weiterhin am Boden klebte.

Zabuza fiel erst jetzt auf, dass er zitterte…etwa, seit Kakuzu eingetreten war? Gezwungen hatte er ihn…und ihm fielen da einige Möglichkeiten ein. Hatte dieser Drecksack ihn etwa angefasst? Hätte man ihn nicht festgehalten, hätte er sich auf dieses Schwein gestürzt und ihm die Frankenstein-Fresse noch mehr demoliert.

„Und er behauptet, dass Sie ihn dazu angestiftet haben!“

Kakuzus vernarbter Mund verzog sich abschätzig, während er Haku eine Weile still betrachtete. Dann formten sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln, das sein Gesicht gruselig verzerrte. Der Kerl kam doch ebenso wie Hidan direkt aus der Hölle oder?

„Was wurde gestohlen?“, hakte er nach und klang dabei erstaunlich gefasst.

„Das…es ist…“, stammelte Gato und sah nervös von einem zum anderen. „…eine Zugangskarte.“

„Eine Zugangskarte…“, wiederholte Kakuzu langsam, als würde er überlegen. „Und inwieweit bringt mir diese Karte etwas? Welche Vorteile hätte ich, wenn ich die Schlampe da tatsächlich angestiftet hätte? Geld? Davon habe ich offensichtlich genug…und sofern sich zukünftig nichts daran ändert, kann ich hier ein- und ausgehen, wie es mir beliebt. Nicht wahr?“

Hidan untermalte die Worte seines Besitzers mit einem gehässigen Kichern, das jedoch nach einem scharfen Blick von diesem direkt verstummte.

Gato zögerte merklich und sein Gesicht färbte sich ein paar Nuancen dunkler, jedoch schien er die Anschuldigung nicht direkt fallen lassen zu wollen.

„Die Karte enthält die Zugangsdaten für jeden Raum…es existieren nur zwei. Man kann mit ihr in die Kontrollräume gelangen…“, erklärte er widerstrebend.

Zabuza sah wieder zu Haku, der keinen Laut mehr von sich gab und nur wie festgefroren da saß und vor sich hin schaute. Hatte der Junge fliehen wollen? Aber wieso war er dann noch da? Plötzlich kam es ihm eigenartig vor, dass Kakuzu diese Karte wollen könnte. Wozu? Warum sollte der Mann den Schuppen lahmlegen wollen? Oder ging es doch um mehr? Wenn man in jeden Raum gelangen konnte, gab es da vielleicht etwas zu holen, das Kakuzu haben wollte…doch was könnte er wollen, das man ihm nicht gegen die entsprechende Summe geben würde?

Und wenn Haku tatsächlich log? Zabuza drehte sich der Magen um, als ihm der Gedanke kam, dass der Junge vielleicht jemand anderen decken könnte. Hatte Kisame etwas damit zu tun? Er würde ihn umbringen, wenn sein Kumpel Haku in seinen Plan verwickelt hatte. Sicher würde Haku Kisame vertrauen, immerhin tat auch Zabuza dies…und deshalb konnte das nicht sein. Sein bester Freund wusste doch, wie wichtig Haku ihm war…er würde ihn da nicht mit reinziehen. Schon gar nicht ohne sein Wissen…oder?
 

„Soso…das klingt alles immer noch nicht danach, als würde es mir sonderlich viel nützen“, meinte Kakuzu und keiner schien ihm widersprechen zu wollen.

„Es sei denn, Sie sind ein Verräter.“

Fast keiner. Es war Pain, dessen graue Augen sich nun in Kakuzus bohrten – es war unmöglich zu sagen, wessen Blick todbringender war.

„Eine schwere Anschuldigung…besonders von einem Lakai“, konterte Kakuzu kalt.

„Sie ist gerechtfertigt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der Junge sonst sehr gehorsam ist.“

„Und natürlich macht ihn das zum Unschuldslamm…weil man Nutten auch so bedenkenlos vertrauen kann.“

Pain zog die Brauen zusammen, sah dann seitwärts zu seinem Boss.

„Ich hätte gern die Erlaubnis, Asano-sans Glaubwürdigkeit eingehender zu prüfen.“

Gato schien nicht zu wissen, was er davon halten sollte, doch er nickte schließlich. Offenbar war er froh, dass Pain das Gespräch in seinem Namen führte, obwohl der Mann unter ihm stand. Womit allerdings keiner gerechnet hatte, war, dass Pain seine Pistole zog und keine Sekunde zögerte, ehe er einen Schuss abfeuerte. Noch mehr Blut färbte den Boden rot…

Lies

„Verdammter Bastard!!“

Hidans Jaulen erfüllte den ganzen Raum, als er auf die Knie sackte und seinen Oberschenkel umklammerte. Das Blut siffte langsam durch den dunklen Stoff, besudelte den Boden, was aber keiner wirklich beachtete. Pain ließ nur langsam die Pistole sinken, mit der er Hidan soeben ins Bein geschossen hatte, doch sein Blick lag ruhig auf Kakuzu. Dieser blieb einer Statur gleich, das Gesicht unbewegt und auch seine Haltung wirkte gelassen, so als würde es ihn gar nicht betreffen.

„Du hast mein Kapital beschädigt“, war alles, was er über Hidans Fluchen und Jammern von sich gab. „Ich hoffe doch sehr, dass ich für seinen Ausfall bei den Kämpfen nachher entsprechend entschädigt werde.“

„Fick dich, Kakuzu, du Wichser!“, brüllte Hidan, dessen Hände mittlerweile blutrot leuchteten. „Der Scheißkerl hat auf mich geschossen, verdammt!“

„Ja“, erwiderte Kakuzu seelenruhig. „Das war ja nicht zu überhören…auch, wenn ich noch immer nicht verstehe, was das soll.“

Pains Miene blieb emotionslos, als er ein weiteres Mal die Waffe hob und auf Hidan richtete.

„Das war nur eine Warnung“, klärte er ihn auf. „Wenn Sie uns nicht sagen, was Sie hier spielen, wird ihn die nächste Kugel zwischen die Augen treffen.“

Zabuza dachte, er hätte sich verhört; was lief hier eigentlich ab? Auch Haku war bleich geworden und starrte Pain an, als hätte dieser den Verstand verloren. Hatte er vielleicht auch. Gato wurde jedenfalls zunehmend nervöser, doch noch schien er Pains Vorhaben zu tolerieren, denn er nickte hektisch.

„Genau! Sie…Sie sagen uns jetzt alles, was Sie wissen!“

Kakuzu zog die Brauen zusammen, was sein Gesicht noch finsterer wirken ließ.

„Ich wüsste nicht, was es da zu sagen gibt…aber nur zu, wenn Sie mir im Nachhinein die Kosten erstatten wollen.“

„Was heißt hier nur zu, du blöder Arsch?!“, keifte Hidan dazwischen und rappelte sich hinkend auf.

Kakuzu zog es vor, ihn zu ignorieren, was im Fall des Verrückten vielleicht ein bisschen gefährlich war. Viel bedeuten konnte ihm der Silberhaarige ja nicht, wenn er es riskierte, dass man diesen abknallte wie einen Köter. Zabuza wusste mittlerweile nicht mehr, was er noch glauben sollte, und entschied sich, vorerst gar nichts zu sagen. Solange die Aufmerksamkeit auf den beiden lag, waren sie aus dem Schneider…fragte sich nur, für wie lange.

„Dass mir das Flittchen dahinten einen Strick drehen will, ist ja wohl kein Wunder“, ergriff Kakuzu immer noch sehr gelassen das Wort. „Ich habe ihn wohl etwas zu hart rangenommen…und das trägt er mir nun nach, indem er die Schuld auf mich abwälzt.“

Haku schaute Kakuzu entgeistert an, während Zabuza aufspringen und ihm an die Kehle gehen wollte.

„Das…das ist nicht wahr…“, kam es kraftlos von seinem Schützling.

„Oh? Dann hat es dir also gefallen?“, fragte Kakuzu boshaft und Zabuza sah, wie Haku merklich schauderte. „Das dachte ich mir.“

Pain warf dem Jungen einen knappen Blick zu, ehe er wieder zu Kakuzu sah und den Abzug spannte.

„Sind Sie sicher, dass Sie uns nicht mehr erzählen wollen?“

Die unterschwellige Drohung in der sonst so monotonen Stimme verhieß nichts Gutes und Zabuza konnte wirklich nicht verstehen, wieso es auf Kakuzu nicht wirkte. Oder bluffte er, weil er glaubte, Pain würde ebenfalls nur bluffen – darauf verlassen hätte er sich ja nicht.

„Kakuzu…“, knirschte Hidan, doch keiner beachtete ihn.

„Die Drohungen sind vollkommen überflüssig, da ich nichts zu verbergen habe. Sie können meine Sachen gern durchsuchen…oder was auch immer.“

Auf diese Aussage hin herrschte erstmal Schweigen, doch Zabuza bezweifelte, dass die Situation damit entschärft war. Im Gegenteil…die Stille konnte Nerven zerreißen und innerlich hoffte Zabuza einfach nur, dass Kakuzu gestehen würde, dass das alles seine Idee gewesen war. Dann würden sie Haku vielleicht noch mal verschonen…wenn nicht…
 

Besagtes wenn nicht erledigte sich, als Pain ein weiteres Mal abdrückte und Hidan eine zweite Kugel in den Körper jagte. Nicht zwischen die Augen, sondern in sein anderes Bein, so dass sich der Silberhaarige schreiend zusammenkrümmte und auf dem Boden herumrollte.

„Fuck!!“, brüllte er voller Schmerzen los. „Fuck, ihr Hurensöhne!! Ich bring euch um!! Arg…Scheiße, tut das weh!!“

So würde er in der nächsten Zeit jedenfalls keinen Kampf mehr bestreiten können, das war eindeutig. Kakuzu stand einfach nur da und sah zu seinem Eigentum herunter, das immer noch aufheulend am Boden lag. Schließlich hob er den Kopf und funkelte Pain an, der soeben die Waffe wegsteckte und sich seinem Boss zuwandte.

„Ich denke, wir können ihm glauben“, teilte er diesem schulterzuckend mit.

Gato schluckte einmal, ehe er schnell nickte und sich wohl um seine Autorität bemühte. Die kleinen Augen hinter den dunklen Brillengläsern huschten zu Kakuzu, der sichtlich erbost schien.

„Wir…mussten natürlich prüfen, ob Sie die Wahrheit sagen…aber…nun, verzeihen Sie. Wir werden für den Schaden selbstverständlich aufkommen!“, beeilte er sich zu sagen.

Kakuzu schnaubte.

„Das hoffe ich doch!“

Zabuza bemerkte, wie Haku bei den Worten in sich zusammensackte…und er selbst konnte nicht mehr still bleiben, denn das war sein Todesurteil gewesen.

„Habt ihr sie noch alle?!“, blaffte er und hatte direkt die Aufmerksamkeit der Anwesenden. „Dem Kerl ist Hidan doch scheißegal! Natürlich lügt er!“

Es war ihm egal, ob er Recht hatte oder nicht, das konnte er auf keinen Fall so stehen lassen! Er wand sich in dem Griff der beiden Gorillas und biss nach diesen, wofür er einen Schlag gegen seine gebrochene Nase erhielt. Aufstöhnend wehrte er sich weiter in dem Griff, auch wenn es erfolglos war. Pain schnalzte mit der Zunge, schüttelte gleich darauf den Kopf.

„Das, was er sagt, klingt plausibel“, behauptete er kurzangebunden und Gato nickte zustimmend.

„So ist es! Außerdem können wir auf eine verlogene Huren eher verzichten, als auf Asano-san…ich hätte Ihnen gleich glauben sollen. Es tut mir wirklich sehr leid…hoffentlich hat dieser Vorfall keinen Einfluss auf unsere gute Zusammenarbeit.“

Kakuzu besaß tatsächlich die Dreistigkeit, abzuwinken, als sei es nicht der Rede wert.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht. Solange ich entschädigt werde, kann ich darüber hinwegsehen…und damit meine ich sowohl Geld, als auch seine Versorgung. Auch wenn er ein großes Maul und schlechte Manieren hat, ist er leider in vielerlei Hinsicht unersetzlich für mich.“

Er deutete mit dem Kopf auf Hidan, der leise schimpfend die Beine an den Körper gepresst hielt und diese umklammerte. Das viele Blut um ihn herum war bedenklich, doch Zabuza war es scheißegal, wie es dem Spinner ging; Hakus Schicksal war besiegelt. Wie in Trance sah er zu, wie sie Hidan wegschleiften, um ihn zu versorgen…er musste etwas unternehmen. Irgendwas, damit sie seinen Schützling in Ruhe ließen.
 

„Aber ja, Sie bekommen alles, was Sie wünschen.“

Gato pausierte kurz, wobei er sich das Kinn rieb.

„Was unsere Hure hier angeht…ich denke, eine angemessene Strafe wird ein gutes Exempel statuieren.“

Jetzt, wo sich der Fall geklärt hatte und er nicht mehr zwischen zwei Stühlen stand, schien er zu seiner alten Selbstherrlichkeit und Arroganz zurückgefunden zu haben. Zabuza wollte kotzen, doch sein Blick ruhte auf Haku, der ihn mit geweiteten Augen anschaute. Scheiße.

„Wir können so etwas nicht einfach vergessen…und da Hidan ja nun leider ausfällt, muss jemand seinen Platz einnehmen.“

Selbst Pain und Kakuzu schienen angesichts dieses Vorschlages überrascht, doch sie sprachen sich auch nicht dagegen aus. Zabuza hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen, konnte nicht fassen, was er da hörte. Das war nicht deren beschissener Ernst…?!

„Ich!“, stieß er hervor und schluckte die Magensäure, die ihm soeben hochkam. „Ich nehme seinen Platz ein! Ich kämpfe!“

Gato lächelte so ekelhaft falsch, dass es Zabuza direkt wieder hochkam.

„Aber nicht doch, Zabuza…Pain hat dir so arg zugesetzt, da solltest du dich lieber ausruhen. Aber du darfst gern zusehen, wie Haku sich bei seinem ersten Kampf bewährt.“

Zabuza musste nicht zu dem Jungen rüber sehen, um zu wissen, dass diesem das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand – und ihm selbst ging es genauso.

„Du hast ihm doch so viel beigebracht…im Kampf hoffentlich genauso viel, wie im Bett. Da hat er sich nämlich sehr talentiert angestellt…ich bin fast traurig.“

„Du kranker Hurensohn!“, bellte Zabuza und riss sich für einen Moment tatsächlich los.

So schnell wie möglich stürzte er sich auf Gato, würde ihm seinen fetten Hals mit den Zähnen zerfleischen! Jedoch verhinderte Pain das, indem er ihm mit einem gezielten Schlag gegen die demolierte Nase und einem anschließenden Tritt in den Magen zu Boden beförderte. Zabuza spuckte Blut, als er ihm noch zweimal in die Seite trat und seinen Fuß anschließend auf sein Genick stellte.

„Bleib unten oder ich breche es dir.“

Ein Grollen entwich Zabuzas Kehle, doch ansonsten blieb er ruhig – er hatte ja auch keine andere Wahl. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie Kakuzu ein paar Schritte auf Haku zumachte, vor diesem stehen blieb. Er würde diesen alten Bastard töten…ihn in Fetzen reißen.

„Ich weiß nicht, was du dir da ausgedacht hast, Püppchen“, hörte er ihn mit seiner finsteren Grabesstimme sagen. „…aber es hat nicht funktioniert. Zu schade um dein hübsches Gesicht.“

Mit Mühe hob Zabuza den Kopf, fletschte die Zähne und sogleich zog Pain den Fuß weg, woraufhin ihn die zwei Männer erneut festhielten. Hakus Ausdruck schwankte zwischen Verzweiflung und Wut, während er den Blick erwiderte.
 

„…du hast es versprochen.“

Kakuzu zog eine Braue in die Höhe, sah ausdruckslos zu dem Jungen herunter. Dieser zitterte noch heftiger, hielt die Hände zu Fäusten geballt.

„Du hast…versprochen, dass du uns die Freiheit kaufst…“

Etwas in Zabuzas Innerem verkrampfte sich bei den Worten und er beobachtete, wie Pain und Gato synchron zu Kakuzu schauten. Dieser reagierte erst gar nicht…bevor er sich ein freudloses Lachen erlaubte.

„Junge…ich sage es noch einmal“, widerholte er leiser. „Ich habe hiervon absolut keinen Nutzen…es bringt dir also rein gar nichts, mich in diese Geschichte mit reinzuziehen.“

Pain schnaubte leise.

„Vielleicht weiß Haku ja einen Grund, der uns unbekannt ist…“

Alle Anwesenden fassten daraufhin den Jungen ins Auge, doch dieser sank nur noch mehr in sich zusammen, schien keine Antwort darauf zu haben. Zabuza tat es fast körperlich weh, wie er stumm die Lippen bewegte, aber keinen Ton hervor brachte. Wie hatte er nur auf dieses Schwein hören können?!

„Das dachte ich mir“, meinte Kakuzu knapp und wandte sich Gato zu. „Ich werde dann mal nach Hidan sehen…“

Pain runzelte die Stirn, schaute ebenfalls zu seinem Boss.

„Ich begleite ihn.“

Anscheinend trauten sie ihm doch nicht vollständig, wenn Pain sich an seine Fersen heften würde. Vermutlich durchsuchten sie gerade schon seine Räumlichkeiten, doch Zabuza ahnte, dass sie nichts finden würden. Kakuzu wäre nicht so einfältig, irgendwelche Beweismittel zu hinterlassen…und sie würden letztendlich Haku für all das büßen lassen.

Gato nickte und rieb sich geschäftstüchtig die Hände.

„Tu das“, bestätigte er und das Grinsen verhieß nichts Gutes. „Erscheint pünktlich bei den Kämpfen.“

Zabuza sah den beiden nach, als sie das Zimmer nach einem kurzen Nicken verließen. Das war nicht gut…ganz und gar nicht gut. Er funkelte Gato an, als dieser den Wachmännern befahl, sie nach unten zu bringen.

„Ey!“, blaffte er los, auch wenn ihm dafür eine Faust in die Seite gerammt wurde. „Ngh…hey!“

Gato ließ ein genervtes Seufzen verlauten.

„Was ist denn noch?“

Zabuzas Kiefer malmte, doch er versuchte sich zu beherrschen; er konnte das hier nicht zulassen! Auf gar keinen Fall!

„Das kannst du nicht bringen!“, knurrte er, obwohl er wusste, dass dieser Mistkerl alles tun konnte. “Haku würde nie…er ist nützlich, verdammt noch mal! Du kannst ihn da nicht runterschicken! Das wäre sein Tod, zur Hölle noch mal!“

Es machte ihn schier rasend, wie dieser Fettsack da stand und sich nachdenklich übers Kinn strich. Dann schnippte er mit den Fingern und Haku wurde grob hochgerissen.

„Eine ungehorsame Hure nützt mir nichts“, erwiderte er abwertend. „Wird Zeit, dass der Müll rausgetragen wird…“

Zabuza schoss vor, begann wie ein Wilder um sich zu schlagen – und es war ihm egal, wie viele Schläge er einstecken musste. Es war ihm so scheißegal, dass seine gebrochene Nase ein weiteres Mal getroffen wurde oder dass sie auf ihn einprügelten, bis er kaum noch Luft bekam…ohne Haku würde nichts mehr Sinn machen!
 

„Hört auf!“

Er keuchte auf, als sich etwas an seine Brust warf, ihm ein weiteres Mal den Sauerstoff aus den Lungen presste. Egal…denn es war Haku…und er schlang die Arme um ihn, als könnte er ihn so vor allem schützen. Es war sinnlos…aber er konnte nicht anders. Der Junge war alles für ihn und der Gedanke, ihn zu verlieren…er drehte sich weg, würde ihn mit seinem Körper abschirmen und ihnen die Kehlen raus reißen, wenn sie ihn ihm nehmen wollten!

„…Zabuza…“

Wie er sich an ihn klammerte, wie er zitterte…seinen Namen sagte.

„…es hat keinen Zweck.“

Die Worte erreichten ihn zuerst gar nicht richtig…vielleicht wollte er sie aber auch einfach nicht verstehen. Er packte Haku mit rasendem Herzen an den Schultern, sah ihn fassungslos an.

„…was?“, brachte er nur hervor, doch im selben Moment fiel ihm auf, dass Haku den Tränen nahe war.

„Es tut mir so leid…ich…ich hätte niemals…ich war so dumm“, wisperte er und seine schmalen Schultern bebten.

„Haku, ich…“

„Bitte…ich will nicht, dass man dir noch mehr Schmerzen zufügt…“, unterbrach ihn der Junge und sah ihn flehend an. „…ich…werde kämpfen…und alles anwenden, was du mir beigebracht hast! Ich werde nicht einfach sterben!“

Doch so entschlossen, wie er wirken wollte, war er ganz sicher nicht. Zabuza sah es ihm an…jeder hätte es sehen können. Die Angst, die dem Jungen in den Knochen steckte…die ihn so zum Zittern brachte.

„Das ist alles meine Schuld…“, hörte er ihn sagen und umarmte ihn nur noch fester. „…bitte sei nicht böse…ich…verzeih mir.“

Zabuza schluckte hart, schmeckte den eisenhaltigen Blutgeschmack in seinem Mund. Nein…nein, verdammt, er wollte nicht, dass es so ausging!

„Haku…ich kann nicht…“

Er zuckte zusammen, als jemand hinter ihnen in die Hände klatschte und direkt fuhr er herum, funkelte Gato so hasserfüllt wie möglich an.

„Sehr rührend.“

Dieses Grinsen…er wollte es ihm aus seinem hässlichen Gesicht schlagen!

„Doch jetzt wird es Zeit, euch zu trennen…also, komm her, Haku. Sei brav…zum letzten Mal, mh?“

Allein zu fühlen, wie sich Haku anspannte, war furchtbar; Zabuza würde einen Teufel tun und ihn einfach loslassen. Als könnte er ihnen den Jungen einfach so übergeben…doch dieser löste sich von ihm, woraufhin Zabuza seinen Griff wieder verstärkte.

„Zabuza, bitte…“

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er ihn schon seit einer Weile nicht mehr mit dem höflichen Suffix ansprach; als wäre ihm das jemals wichtig gewesen. So nahe, wie sie sich standen, war das schon lange überflüssig gewesen. Scheiße noch mal, wenn er tatsächlich lieben konnte, dann tat er dies mit jeder verdammten Faser…als würde er sich von ihm trennen lassen.

„Nur über meine Leiche“, knirschte er und meinte es todernst.

„Nun, das lässt sich bestimmt einrichten“, überlegte Gato und es verfehlte seine Wirkung nicht.

Haku schob sich ihm noch näher entgegen und drückte ihm die Lippen auf, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Es war das erste Mal, dass Zabuza ernsthaft nicht wollte, dass Haku ihn küsste, denn es kam ihm wie ein Abschied vor. Unter dem Blutgeschmack konnte er Haku kaum wahrnehmen, seine Lippen fühlten sich spröde an, nicht so weich wie sonst. Im nächsten Moment war es auch schon vorbei, denn sein Schützling schlüpfte kurzerhand unter ihm hinweg und entfernte sich ein paar Schritte von ihm.

Sofort waren die Gorillas an seiner Seite und packten ihn, versuchten ihn unter Kontrolle zu bekommen – was er ihnen nicht einfach machte. Zabuza war der Dämon, zur Hölle noch mal, und er wehrte sich wie einer!

„Wenigstens einer ist vernünftig“, hörte er Gatos ekelhafte Stimme. „Nehmt ihn mit!“

Zabuza brüllte vor Wut auf, als sie den Jungen grob an den Armen packten und ihn aus dem Raum schleppten.

„Haku!!“

Seine Kehle brannte, aber das hielt ihn nicht davon ab, alles zusammenzuschreien. Nichts konnte ihn davon abhalten, sich hiergegen zu wehren. Niemals würde er Haku einfach aufgeben! Er hörte erst auf zu toben, als man ihm mit etwas Hartem ins Genick schlug – es war der dritte Versuch, denn er wurde von den beiden Schlägen gegen seinen Hinterkopf nicht bewusstlos. Zabuza spuckte Blut, gleichzeitig schoss es ihm aus der Nase…sein Körper pochte vor Schmerz…aber er wollte nicht in die Ohnmacht sinken. Er wollte nicht…Haku…er musste ihn beschützen…und dennoch konnte er nicht verhindern, dass er zur Seite kippte wie ein nasser Sack. Dunkelheit legte sich über seine Augen und die Laute um ihn herum verstummten.

Promise

Es war die letzte Nacht, die er hier verbringen würde…und er kam nicht umhin, dies zu bedauern. Er hatte sich in der kurzen Zeit daran gewöhnt, die Abende mit Itachi auf der Couch zu verbringen. Manchmal saßen sie nur so da, Itachi mit dem Laptop auf seinem Schoß und er mit der Fernbedienung in der Hand. Nicht immer sah er dabei zur Mattscheibe, sondern beobachtete den anderen dabei, wie er konzentriert arbeitete. Obwohl Itachis Züge für einen Mann recht weich wirkten, war da diese steile Falte zwischen seinen Augenbrauen, wenn er auf etwas fixiert war. Es ließ seine Mimik härter aussehen, irgendwie entschlossen und das gefiel Kisame, denn er hatte immerhin vor, sein Schicksal in seine Hände zu legen.

Trotzdem die schlanken Finger in einem beständigen Rhythmus über die Tastatur glitten, wirkte er dabei nie hektisch. Seine ganze Art strahlte eine angenehme Ruhe aus, die auf Kisame überging, so dass er sich bequem zurücklehnen und dem Fernseher lauschen konnte. Nach Itachis Geschichte mit dessen Cousin hätte er gedacht, dass sich der junge Mann vor ihm zurückziehen würde. Schließlich war Kisame wieder gesund, kannte seine Beweggründe und hatte einer Zusammenarbeit zugestimmt – er musste ihm kein Verständnis mehr vorheucheln. Umso mehr irritierte es Kisame, dass Itachi auch weiterhin keine Berührungsängste ihm gegenüber zu haben schien.

Es blieb alles beim Alten; Itachi beschönigte nichts, was er sagte, er behandelte ihn allerdings auch nicht wie einen Aussätzigen. Vielleicht bildete Kisame es sich nur ein, aber es kam ihm im Gegenteil eher so vor, als würde Itachi ihn doch recht häufig berühren. Es war jedes Mal flüchtig, dauerte nie besonders lange…und Kisame war schon eine ganze Weile aus der Pubertät raus, so dass es ihn nicht kümmern sollte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er je Händchen gehalten hatte…dazu war er zu schnell erwachsen geworden. Wie alt war er bei seinem ersten Mal gewesen? 15 Jahre? Irgendwas in der Richtung und richtig verliebt war er sowieso nie gewesen, dazu hatte er nie Zeit oder Lust gehabt.

Was war bei ihm schief gelaufen, dass er plötzlich so ein nervöses Kribbeln im ganzen Körper spürte, wenn Itachi zum Beispiel im Vorbeigehen seine Schulter mit den Fingern streifte? Sie kannten sich kaum, er wurde von ihm benutzt…und dennoch beobachtete er ihn viel zu oft.

An diesem Abend war es noch schlimmer als sonst, denn der Jüngere hatte sich zu ihm auf die Couch gelegt, andersherum, doch ihre Beine lagen trotzdem übereinander. Schon wieder so vertrauter Körperkontakt…er musste nur den Arm ausstrecken und er würde Itachis Wade anfassen können.

Allmählich fragte er sich, ob das wirklich Zufall war…und ob er sie nicht mehr alle beisammen hatte. Normalerweise hatte er Gedanken, die nicht jugendfrei waren, wenn er auf etwas scharf war…und sinnierte nicht darüber, ob er ein Bein durch die Hose streicheln könnte oder damit zu weit ging.

Der Laptop fehlte ausnahmsweise mal, stattdessen hatte der Jüngere den Kopf auf den Handrücken gestützt und blickte abwesend zum Fernseher, wo gerade die Nachrichten liefen. Kisame interessierte es einen Scheiß, wer irgendeine beknackte Pop-Show gewonnen hatte und nun seine erste Single veröffentlichen würde. Er konnte nicht aufhören, Itachi zu mustern…man, nicht mal Haku hatte so lange Wimpern.
 

Beinahe wäre er zusammengezuckt, als sich die dunklen Augen plötzlich auf ihn richteten und seinen Blick erwiderten. Warum fühlte er sich denn jetzt ertappt? Schließlich hatte er nicht einmal einen Versuch gestartet, dem anderen an die Wäsche zu gehen. Oder wollte Itachi das insgeheim? Wartete er nur darauf? Es kostete ihn Mühe, den Kopf nicht wegzudrehen…und das Kribbeln in seinen Wangen ließ ihn an seinem Verstand zweifeln. Das war nicht mehr normal.

Zu allem Überfluss sagte Itachi keinen Ton, sondern hob die Hand und legte sie auf seinen Unterschenkel. Selbst durch die Stoffhose konnte er die Wärme spüren und er musste ein wohliges Schaudern unterdrücken. Vollkommen verwirrt bemerkte er, wie Itachi den Kopf wieder zum Fernseher wandte…wobei seine Finger massierend über sein Bein fuhren.

Okay, so langsam wurde es ihm unheimlich, was der andere mit ihm abzog…und dass er nur so passiv da lag, ihn machen ließ…das nervte ihn selbst. Warum hatte er die Gelegenheit eigentlich bislang nie genutzt? Er hätte Itachi nur an den Hüften packen und ihn von hinten gegen die Küchenzeile drücken müssen…es wäre bestimmt machbar gewesen, ihm die Hose samt Shorts herunterzuziehen und sich in ihm zu versenken. Er hätte dafür sorgen können, dass es ihm gefiel…wobei, wahrscheinlich nicht. Nicht, wenn er sich gewehrt hätte.

Vielleicht war das der springende Punkt…denn Kisame bezweifelte, dass Itachi einfach mitgemacht hätte. Er war keine von den Nutten, die man ihm sonst zur Verfügung stellte, und selbst die schluckten hart, wenn sie ihn zum ersten Mal sahen. Es gab nichts, das ihn mehr abturnte, als ein zitterndes, heulendes Frauenzimmer. Er war kein verdammtes Monster – zumindest in der Hinsicht nicht. Oder nicht mehr, denn in der Vergangenheit hatte er durch seine impulsive Art schon den einen oder anderen Fehler begangen. Und das nicht ausschließlich bei Weibern…

Dabei hatte er niemals wie sein Vater werden wollen, das hatte er sich seit jeher geschworen. Jedes Mal, wenn das Dreckschwein seine Mutter vor seinen Augen vergewaltigt hatte…oder irgendwelche jungen Dinger. Letzteres war meistens passiert, wenn sie mal wieder für ein paar Tage zu ihrer drogenabhängigen Schwester abgehauen war. Ohne ihn. Weil er sie an diesen Scheißkerl erinnerte, der sie misshandelte.
 

„Was beschäftigt dich?“

Kisame blinzelte, hatte gar nicht gemerkt, wie er abgedriftet war. Nun ja, ein Gutes hatte es, denn nach den Bildern, die er eben vor Augen gehabt hatte, war ihm die Lust gehörig vergangen. Die dunklen Iriden fixierten ihn durchdringend, während im Hintergrund die Werbung eingeblendet wurde. Sollte er ihm was Langweiliges vorlügen? Vermutlich würde er das Gespräch damit ziemlich schnell beenden, also gab er ihm lieber was zum Nachdenken.

„Familie, Fehler…“, zählte er auf und erwiderte den Blick fest. „…Sex.“

Itachi hob eine Braue, schwieg einen Moment. Es war ihm nicht anzusehen, ob ihn die Antwort schockierte.

„In der Reihenfolge?“

Kisame grinste schief.

„Genau andersherum.“

Mit gerunzelter Stirn wurde er gemustert, dann neigte der andere leicht den Kopf.

„Bedenklich.“

„Die Reihenfolge?“

„Eher die Kombination…und der Zusammenhang.“

Kisame entging nicht, wie Itachis Blick kurz zu der Hand huschte, die immer noch auf seiner Wade lag. Vielleicht war ihm gerade aufgefallen, was er da provozieren könnte. Trotzdem ließ er die Finger liegen, wo sie waren.

„Hast du noch Familie?“, fragte Itachi nach einer Weile des Schweigens.

Nun, die Frage hatte er ja praktisch provoziert, also sollte er sich nicht wundern, dass sie jetzt gestellt wurde. Eigentlich war Kisame niemand, der darüber sprach, doch Itachi hatte ihm von seinem toten Cousin erzählt…vielleicht sollte er ihm entgegen kommen. War besser, als wieder stumm fernzusehen und außerdem konnte er ihm dann vielleicht auch noch ein bisschen auf den Zahn fühlen.

„Schätze schon“, erwiderte er daher und sein Gegenüber hob eine Braue.

„Du weißt es nicht?“

„Nicht wirklich…ich kenne nur meinen gewalttätigen Erzeuger und seine drogenabhängige Alte. Hab die beiden nicht mehr gesehen, seit ich mich gegen den Kerl gewehrt hab und von da abgehauen bin. Geschwister oder so hab ich nicht.“

Er grinste schief, als er die Skepsis in Itachis Mimik erkannte.

„Ich weiß, das ist das typische Klischee, ne? Das miese Elternhaus treibt den verkommenen Sohn auf die schiefe Bahn…tja, die haben vielleicht die Weichen gestellt, aber verzapft hab ich den Mist schon selbst – da kann ich mich nicht rausreden.“

Die Selbsterkenntnis schien den Jüngeren wohl zu überraschen, doch Kisame war nie jemand gewesen, der sich gern als Opfer darstellen ließ. Das wäre gelogen, denn aus der Rolle war er lange raus und er war auch nie allein gewesen, seitdem er Zabuza kannte. Sie hätten die Kurve kriegen können, wenn sie wirklich gewollt hätten – aber es war so viel einfacher, Gewohnheiten nachzugeben.

„Weißt du, was ich nicht verstehe?“, unterbrach Itachi seine Gedanken und er blickte ihn abwartend an.

„Sag’s mir.“

„Du bist offensichtlich kein Dummkopf.“

„Nett“, kommentierte Kisame trocken.

„…du bist in der Lage, deine Fehler zu erkennen, anstatt sie auf andere zu schieben. Du bezeichnest dich als blutrünstigen Hai, weil man dich so nennt, und leidest dennoch unter deinen Taten. Du bist manchmal ausfallend, aber wenn du willst, kannst du dich vernünftig ausdrücken.“

Kisame schnaubte leise.

„Das macht mich nicht zu einem besseren Menschen oder?“

„Nein, aber es ist eine gute Voraussetzung.“

„Wofür?“

„Dein Leben noch auf die Reihe zu bekommen.“
 

Kisame wusste zuerst nicht, was er darauf sagen sollte; wollte der ihn veralbern? Er setzte sich auf und zog sich somit von dem anderen zurück, wich ihm absichtlich aus. Es war doch nicht mal sicher, dass er aus der ganzen Geschichte heil rauskam. Und selbst wenn…mit seinem Lebenslauf hatte er seine Zukunft vor die Wand gefahren.

„Ich hätte dich nicht für einen Optimisten gehalten“, meinte er daher spöttisch. „Oder ist das deine Art, mich für deine Zwecke zu motivieren?“

Der sollte mal nicht so tun, als kümmerte es ihn tatsächlich, was aus ihm wurde. Ernst blickte er dem anderen in die dunklen Iriden, doch Itachi sah nicht weg. Tat er eigentlich nie.

„Ich weiß genau, was mich erwartet, wenn ich deinen Plan überlebe.“

„Und das wäre?“

„Der Knast“, brummte Kisame und beobachtete die ausbleibende Reaktion des anderen. „Für Mord wird man nicht belohnt – und ich habe einige Kerle auf dem Gewissen.“

„Die du töten musstest“, ergänzte Itachi wie die Ruhe selbst.

Es brachte Kisame zum Lachen, auch wenn da keinerlei Freude drin steckte.

„Sicher musste ich das…“

Itachi sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an.

„…ich würde sagen, das ist Auslegungssache.“

„Ach ja?“

„Denkst du, dass ich dein Leben gefährde, ohne mich am Ende dafür zu revanchieren?“

Wenigstens klang er nicht pikiert oder gar verletzt – dann hätte Kisame ihn wirklich ausgelacht. Sie waren keine Freunde, sondern nur Partner, wenn man das so sagen konnte.

„Keine Ahnung…du hast mich aus dem Regen geholt und mich gepflegt. Schulde ich dir dafür nicht sowieso etwas?“, entgegnete er ruppig und sah zu, wie sich Itachi etwas näher zu ihm setzte.

Er müsste sich nur zur Seite lehnen und ihre Schultern würden sich berühren, doch die nächsten Worte sorgten dafür, dass er das lieber unterließ.

„Wie du weißt, gehörte das zum Plan.“

Sehr nüchtern, doch das sollte er ja mittlerweile gewohnt sein.

„Tja…zumindest bist du ehrlich.“

„Das war die Abmachung, nicht wahr?“

Abermals trafen sich ihre Blicke, bohrten sich ineinander und schließlich nickte Kisame ganz langsam. Und schon wurde er ihm wieder sympathischer…verdammt. So intelligent konnte er ja nicht sein, wenn er auf dieses Gequatsche reinfiel. Wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn er Itachi zu allem Überfluss nicht noch attraktiv gefunden hätte.

„Du hast einen Freund erwähnt“, sprach dieser ungerührt weiter. „Und einen Jungen, der euch beiden nahe zu stehen scheint.“

Kisame nickte erneut, wollte nicht viel mehr dazu sagen. Er wusste nicht, ob es gut war, von Zabuza und Haku zu erzählen…jemand wie Itachi, der aus einer heilen Welt kam, würde es nicht verstehen…oder? Vermutlich würde er Zabuza ebenfalls für einen Kinderschänder halten, wenn er wüsste, dass die beiden was füreinander übrig hatten, das über Freundschaft hinausging.

„Ich habe Verbindungen zur Polizei, Kisame. Gute Verbindungen und wenn ich etwas für euch tun kann, werde ich das tun. Das ist ein Versprechen.“

Das klang so selbstverständlich, dass Kisame es wirklich glauben wollte. War Itachi einflussreicher als die allgemeinen Gesetze? Hatten seine Worte so viel Gewicht, dass sie nicht von einem Käfig in den nächsten wandern würden? Na ja, er hatte gesagt, wenn er etwas tun konnte
 

Seine Raubtieraugen fixierten den Jüngeren, der ihn so fest ansah, dass er ihm Glauben schenken wollte. Dabei hatte er gedacht, dass er nie wieder einem anderen Menschen vertrauen könnte. Zabuza war der Einzige, dem er den Rücken kehrte, ohne ein Messer zu erwarten…und nun kam dieser Typ mit seinem hübschen Gesicht daher und warf alle seine Vorsätze über den Haufen. Er hatte sie doch nicht mehr alle beisammen.

Kurz zögerte er, dann überwand er sich dazu, sich doch gegen den Jüngeren zu lehnen. Nur leicht, so dass es nicht gleich wirkte, als wollte er ihn auf dem Couchtisch flachlegen. Netter Gedanke, doch er bezweifelte, dass Itachi das mit machen würde…und wenn Kisame ehrlich war, musste es auch nicht sein. Ein fragender Blick traf ihn, doch als er nichts erwiderte, beließ es Itachi auch dabei.

Kisame zuckte leicht, als er spürte, wie Itachi den Kopf gegen seine Schulter lehnte…irgendwie…fühlte sich das gut an. Abermals zögerte er, dann legte er einen Arm um den Dunkelhaarigen, der ihn immer noch gewähren ließ. Kisame kam sich nicht zum ersten Mal wie ein verunsicherter Teenager vor, als er sich zurücksinken ließ. Da saßen sie nun…Itachi mit dem Rücken gegen seine Brust gelehnt, er einen Arm um ihn gelegt. Nicht mehr und nicht weniger…und schauten zum Fernseher, wo noch der Film lief. Keiner hatte mehr darauf geachtet, doch nun blickten sie beide wieder auf die Mattscheibe. Seltsames Gefühl.

„Ich denke, ich könnte anfangen, dich zu mögen“, durchbrach er nach ein paar Minuten die Stille.

Itachis Antwort bestand darin, eine Hand auf seinen Unterarm zu legen und diesen zu streicheln. Es reichte, um Kisame die Anspannung zu nehmen…und auf die versprochene Zukunft zu hoffen.
 

Im Endeffekt war nichts zwischen ihnen gelaufen, doch wenn Kisame ehrlich war, war er froh darüber. Es hätte ihrer Beziehung, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, nur geschadet. Immerhin konnte er es nun als etwas Besonderes ansehen, da es das erste Mal gewesen war, dass er jemandem auf diese Weise nahe gekommen war, ohne dass sie Sex gehabt hatten. Es war eine neue Erfahrung gewesen und er hatte es genossen. Würde es so sein können, wenn er das hier überlebte? Würde er überhaupt so leben können? Oder würde es ihn langweilen, ihn verfolgen, weil er nie ein normales Leben gehabt hatte? Das war die Frage, die er sich noch immer nicht beantworten konnte. Wenn er jedoch an Itachis schlanken Körper in seinen Armen dachte, wie er so gleichmäßig atmete, verflüchtigten sich seine Sorgen allmählich – auch wenn er ahnte, dass sich der Jüngere durchaus wehren konnte.

Andernfalls wäre Itachi das Risiko nicht eingegangen, ihn mit nach Hause zu nehmen. Nein, Itachi war bestimmt niemand, der beschützt werden musste, und das gefiel Kisame durchaus. Zabuzas und Hakus Beziehung im Laufe der Jahre mitzuerleben, hatte ihm gereicht. Er konnte sich nicht vorstellen, in ständiger Sorge um jemanden zu leben, der einem derartig nahe stand. Nicht, dass er sich niemals um Zabuza, der für ihn wie ein Bruder war, gesorgt hätte, aber er wusste, dass sich sein Kumpel durchboxen konnte. Ebenso wie es Hoffnung für Suigetsu gab…hatte es je Hoffnung für Haku gegeben?

Die Frage sickerte durch seine Gedanken, während er auf der Pritsche in einer der Zellen saß und dem Tumult, der draußen herrschte, lauschte. Er hatte von den Wachen gehört, was passiert war…sie zerrissen sich das Maul über die Geschichte. Nie hatte es ihn so viel Selbstbeherrschung gekostet, wie in diesem Moment, als Zabuzas und Hakus Namen gefallen waren. Nun ergab alles Sinn…und bis zuletzt hatte man ihn in Unklarheit gelassen, ihm nur das Nötigste gesagt.

Vielleicht sollte er Itachi dafür hassen, dass er seinen besten Freund und dessen Schützling in solche Gefahr gebracht hatte, doch war das alles wirklich sein Wirken? Er konnte sich das einfach nicht vorstellen, zumal es nichts brachte, jetzt alles infrage zu stellen.

Er hatte eine Aufgabe, hatte zugestimmt, sich für diesen Plan zu verbürgen, und er würde Itachi vertrauen müssen.
 

Kisames schwielige Finger schlossen sich fester um den kleinen Schlüssel in seiner Hand, die mittlerweile ganz schwitzig war. Sei es drum, er hatte hier eine Aufgabe zu erledigen. Die Wachmänner regten sich immer noch auf, waren so abgelenkt, dass ihn keiner beachtete. Allerdings war es auch ein Ausnahmezustand, denn es kam selten vor, dass so viele Kämpfer unten eingeschlossen wurden. Diese Typen ahnten ja nicht, wie sehr ihm das in die Hände spielte, denn auch wenn sie allesamt ihre Differenzen miteinander hatten, befanden sie sich in derselben Lage.

Kisame war nicht der Einzige, auf den Itachi setzte, das war ihm bewusst. Jedoch war er der Einzige, der direkten Kontakt zu den Männern hier unten aufnehmen konnte…und das hatte er getan. Zu viel verraten hatte er nicht, nicht mehr, als er Zabuza erzählt hatte. Er hatte vage Andeutungen gemacht, Reaktionen abgewartet…und natürlich nur denen gegenüber, die nicht von Raigas Schlag waren. Dem Arschloch traute er nämlich kein Stück.

Auf ein Zeichen musste er nicht länger warten, weswegen er sich ganz langsam erhob…zur Tür ging. Niemand nahm Notiz von ihm…die Wachleute hatten andere Sorgen. Anscheinend wurde während der Einleitung des nächsten Kampfes die komplette Einrichtung überprüft. Nun, dann sollte er die Unterbesetzung der Idioten hier unten für sich nutzen…und ihnen noch mehr Ärger machen. Sie konnten nicht jeden einfach erschießen – eigentlich durften sie niemanden ohne Erlaubnis abknallen…und Pain war ebenso wenig präsent wie Gato.

Wenn Kisame erstmal diese Zellen hinter sich gelassen hatte, musste er sich beeilen. Bestimmt war die Kontaktperson, die Itachi hier unten eingeschleust hatte, bereits auf dem Weg. Es wurde Zeit.

Fight

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rescue

Es war still in dem kleinen Raum, in dem sich nur ein Tisch aus Metall und vier Stühle befanden. Das grelle Licht einer einzelnen Neonröhre über seinem Kopf verursachte in diesem noch mehr Schmerzen. Starr blickte er vor sich hin, fixierte ausdruckslos einen Punkt an der Wand, während er die Hände in seinem Schoß immer wieder zu Fäusten ballte. Das Brennen seiner Gelenke wurde dadurch nicht gelindert, doch es verhinderte, dass er zu sehr abdriftete. Langsam wurde er mürbe, doch er hatte ja auch bestimmt zwei Stunden lang hier drin getobt. Ungeachtet seiner körperlichen Verfassung hatte er gegen den Tisch getreten, an den daran befestigten Handschellen gerissen und sich heiser gebrüllt. Niemand war bisher zu ihm gekommen, doch er ahnte, dass sie ihn durch die verspiegelte Scheibe beobachteten. Seine Schulter pochte unangenehm, was wohl an der Kugel lag, die er sich eingefangen hatte…man hatte sie ihm ohne Narkose entfernt und ihn dann notdürftig versorgt. Ein breites Pflaster klebte über seiner gebrochenen Nase, seine Blutergüsse schwollen langsam an…und mittlerweile meinte er zu spüren, dass mehrere Rippen durch waren. Es behinderte ihn beim Atmen, doch das war das geringste Problem; schlimmer war es, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was mit Haku war. Die Erinnerungen der letzten Stunden zerrten an seinen ohnehin schon malträtierten Nerven…alles war so schnell gegangen, dass er es selbst jetzt nicht begreifen konnte. Während er hier drin saß und mit der Übelkeit kämpfte, zermarterten ihm die Geschehnisse das Hirn…und Zabuza wusste nicht mehr, was er glauben sollte.
 

Der Schuss hallte durch die Halle, ließ das Getöse für einen Moment verstummen. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er mit, wie Warajis massiger Körper wie in Zeitlupe zur Seite kippte. Die Kugel hatte ihn genau zwischen die Augen getroffen…und als er endlich seinen Blick lösen konnte, fuhr er herum. Fassungslos starrte er den Mann an, der immer noch die Pistole in der Hand hielt, die kalten Augen zeigten keine Emotion. Er beobachtete, wie Gato unheimlich blass wurde und direkt zu seiner eigenen Waffe griff – wohl, um sich gegen den Verräter zu verteidigen.

Ausgerechnet der Mann, der sich einen Namen, bei dessen bloßer Erwähnung die meisten schon zusammenzuckten, gemacht hatte, hatte dieses blutige Schauspiel binnen einer Sekunde beendet. Zabuza wusste nicht, wie lange der Kerl diesem Schmiersack schon zur Seite stand, doch er hatte dessen vollstes Vertrauen genossen – bis jetzt.

„Pain! Was fällt dir ein, du dreckiger-“

Kein Wort trat über die Lippen des Mannes, die Miene blieb hart – ungeachtet dessen, dass die Wachmänner gerade ihre Waffen hoben und auf ihn zielten. Plötzlich ertönte ein Scheppern, das die ganze Halle in Aufruhr brachte. Durch alle drei Eingänge stürmten bewaffnete, schwarz Uniformierte hinein – und die diskutierten nicht, sondern schossen direkt ins Publikum. Leute schrien durcheinander, sprangen auf und stießen sich gegenseitig zu Boden…trampelten einander nieder. Panik machte sich breit und schaukelte sich so schnell hoch, dass es einem regelrechten Horrorszenario glich – Mann oder Frau, es machte keinen Unterschied, jeder konnte sich eine Kugel einfangen. Nicht, dass sich Zabuza auch nur ein bisschen um diese Menschen sorgte…

„Was…was….geht hier vor?!“, japste Gato zutiefst schockiert und Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn.

Die Waffe in seiner Hand zitterte heftig und er schien nach einer Lücke zu suchen, durch die er entfliehen konnte. Doch dann riss er die Pistole hoch und feuerte einen Schuss auf Pain ab – traf dessen Brust. Pain taumelte heftig zurück, verzog zwar das Gesicht, doch er blieb auf den Beinen.

„Was…?“, stammelte Gato, doch weiter kam er nicht.

Kakuzu, der sich bisher zurückgehalten und das Geschehen verfolgt hatte, riss dem perplexen Gato die Waffe aus der Hand und nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten. Der Mann mochte einige Jahre auf dem Buckel haben, aber er hatte die Statur eines Ringers – von daher war es kein Wunder, dass von Gato nur ein ersticktes Röcheln kam.

„W-Wieso…?!“

Hart wurde ihm die Pistole gegen die Schläfe gedrückt, dann ließ sich Kakuzu mit ihm nach hinten fallen, drückte sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe.
 

„Auf den Boden!“, zischte er Zabuza mit seiner Grabesstimme zu.

Spätestens jetzt kapierte er gar nichts mehr, doch als eine Kugel an ihm vorbei sauste, ließ er sich knurrend auf die Knie fallen. Während er so geduckt kniete und den Schreien und Schüssen lauschte, ließ er Haku nicht aus den Augen. Da war Blut, viel zu viel Blut…und Haku lag unter diesem toten Scheißkerl begraben. Atmete er überhaupt noch? Zabuza spürte, wie ihm wieder ganz schlecht wurde…jemand musste ihm helfen. Diese Leute da…die waren doch dazu da oder nicht? Das musste auf Kisames Konto gehen…und auf das von diesem Kerl…oder? Haku würde Hilfe bekommen…sie würden ihn nicht sterben lassen!

Die Hoffnung brannte so sehr in seiner Brust, dass sie regelrecht schmerzte…aber dann begriff er, dass sich niemand um Haku kümmerte. Keiner beachtete ihn auch nur im Geringsten…diese Fremden trieben die Zuschauer zusammen, erschossen diejenigen, die auch nur einen Versuch zur Flucht wagten. Das hier, begriff er, das war keine Rettungsaktion…das war eine Hinrichtung – und er hätte nichts dagegen gehabt, wenn sein Schützling nicht dort gelegen hätte. In seinem eigenen Blut…und dem Tode nahe.

Seine Hände krampften sich zitternd um die Stangen…und es war ihm gerade scheißegal, warum Pain und Kakuzu sich plötzlich gegen Gato stellten. Auch, wenn er sich damit vermutlich lächerlich machte, begann er erneut zu schreien.

„Ey! Ey, ihr da, verfluchte Scheiße!“, rief er so laut er konnte. „Helft dem Jungen! Da liegt noch jemand! Ey!“

Neben ihm ertönte ein amüsiertes Schnauben.

„Die kugelsicheren Westen haben was für sich oder?“

Pain ließ auf die Feststellung hin nur ein abfälliges Geräusch ertönen.

„Pass lieber auf, dass der da keine Dummheiten macht.“

Kalte Abscheu lag in seiner Stimme, während sein ganzer Hass in dem Blick, mit dem er Gato bedachte, zu stecken schien. Dieser ruderte hilflos mit den Armen, schien sich dem Griff Kakuzus jedoch nicht entziehen zu können.

„Oh, keine Sorge…“, erwiderte der mit einem bösartigen Lächeln. „Das würde mir als Letztes einfallen.“

„W-Warum…?!“, japste Gato verzweifelt. „…ich…wir sind…doch…P-Partner!“

Während dem Mann der Schweiß auf der Stirn stand, schien das finstere Funkeln in Kakuzus Augen noch dunkler zu werden. Dieser machte sich einen Spaß daraus, ihm den Lauf immer wieder gegen die Stirn zu schlagen, wobei seine Geisel jedes Mal zusammenzuckte.

„Wir waren nie Partner“, hörte er ihn raunen. „Keine Sekunde.“

„Aber…aber warum…?!“

Kakuzu schnaubte verächtlich.

„Ich gebe dir einen Denkanstoß…für mehr fehlt mir die Zeit und die Geduld“, meinte er kalt. „Du hast da einen Jungen auf dem Gewissen…nun, vermutlich mehr als einen.“

Zabuza spannte sich an, auch wenn ihn das natürlich nicht wunderte. Er musste nur einen Blick zu Haku werfen, um zu wissen, was Gato für ein Scheusal war. Nicht zu vergessen all die anderen Kinder, die in dieser Arena schon gestorben waren…oder sich umgebracht hatten.

„Sein Name war Taki.“
 

Zabuza zuckte zusammen, als Pain die Knarre hoch und einem der Angreifer in den Bauch schoss. Einem weiteren rammte er die Pistole ins Gesicht und warf ihm mit geübtem Griff zu Boden, wo er ihn hielt und ihm solange die Luft abdrückte, bis sich der Mann nicht mehr regte. Kakuzu war zwar mit Gato beschäftigt, aber das hinderte ihn nicht daran, ebenfalls zu schießen, so dass der Orangehaarige sich wenig Sorgen um seine Deckung machen musste.

„I-Ich kenne…niemanden…der so heißt…“, wimmerte Gato, doch Kakuzu schien es nicht zu interessieren.

Abermals schlug er ihm mit dem Lauf gegen die Schläfe, spielte ein wenig mit dem Abzug. Pain warf dem Alten einen mahnenden Blick zu, während er dem Toten die Pistole entwendete und dann den Blick schweifen ließ.

„Hn…ich sehe nach dem Jungen“, brummte er an Kakuzu gewandt, der mit den Schultern zuckte.

„Von mir aus.“

„Bleibt unten!“

Zabuza sah verwirrt zu, wie Pain seine Waffen hob und sich dann durch die Menge bewegte, geduckt – und schießend. Gleich zwei weitere Lakaien Gatos verloren durch ihn sein Leben und Zabuza begriff erst ein paar Sekunden später, dass Pain von Haku gesprochen hatte.

Ein spöttischer Seitenblick aus grünen Augen wurde ihm zuteil und Zabuza packte die kalte Wut. Wie konnte der Mistkerl es wagen, ihn zu verhöhnen, wo er doch an allem Schuld war?! Er hatte Haku in diese Lage gebracht…egal, was er gerade tat – das würde nichts ändern.

„Ich bring dich um, wenn er draufgeht!“, grollte er und wünschte sich, er könnte die wenigen Zentimeter zwischen ihnen überbrücken.

Kakuzu funkelte ihn belustigt an.

„Sicher doch.“

Zabuza stieß üble Flüche aus, während er wieder zur Arena sah – und einfach nur hoffte, dass Pain rechtzeitig da war, um ihm helfen zu können. Haku lag immer noch so regungslos da, was kein gutes Zeichen war…er wünschte, er könnte zu ihm…doch dazu müsste er die verfickten Handschellen loswerden.

„Mach mich los!“, raunzte er Kakuzu an, doch dieser schnaubte nur.

„Selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Sehe ich lebensmüde aus?“

„Ich muss zu ihm! Scheiße, mach mich los!“

„Mich anzubrüllen, wird meine Meinung nicht ändern.“

Kakuzu blieb die Ruhe selbst, während er Gato beobachtete, dessen Gesichtsfarbe langsam ins Ungesunde abdriftete. Seufzend lockerte er den Griff ein wenig, ohne ihm die Chance zu geben, ihn entkommen zu lassen.

„Dich spare ich mir auf…“, hörte er ihn leise sagen, woraufhin nur ein verzweifeltes Gurgeln ertönte.

Im nächsten Moment weitete Kakuzu die Augen und er riss seinen Gefangenen wie einen Schutzschild hoch – die Kugel traf jedoch weder ihn, noch Gato…sondern durchbohrte Zabuzas Schulterblatt. Er gab einen abgehackten Aufschrei von sich, während die Kugel in seinem Fleisch stecken blieb. Scheiße…er sank gegen die Gitter, sah keuchend nach hinten, wo einer der Schränke stand und gerade wieder abdrücken wollte. Der Schuss hallte in Zabuzas Ohren wieder – doch er traf keinen von ihnen. Der Mann kippte zu Boden – die Kugel hatte seinen Hinterkopf getroffen. Den jungen Typen, der dort mit gehobener Waffe stand, kannte er nicht…doch das Weibergesicht erinnerte ihn schmerzlich an Haku.

Die harten Züge ließen das Feminine etwas in den Hintergrund treten, ebenso wie seine Stimme, die zwar angenehm war, jedoch unüberhörbar autoritär klang. Etwas, das Zabuza hier drin zu hassen gelernt hatte.

„Du solltest längst draußen sein“, wandte er sich kühl an Kakuzu.

Dieser zuckte mit den Schultern.

„Will Madara dich denn im Kreuzfeuer wissen, Junge?“, gab er hämisch zurück und direkt verengte der junge Mann die dunklen Augen. „Also weiß er nicht, dass du mitmischst.“

„Das ist mein Auftrag. Ich gehöre hierher“, stellte er unmissverständlich klar. „Wo ist Pain?“

„Er trägt gerade das Püppchen aus der Gefahrenzone…und bringt dabei ein paar Leute um die Ecke.“

Sofort fuhr Zabuza wieder herum, ignorierte dabei die Schmerzen; es war alles nicht wichtig, solange Haku nur geholfen wurde. Und tatsächlich sah er einen orangenen Schopf, der sich durch das Chaos bewegte – über seiner Schulter hing die leblose Gestalt Hakus. Obwohl das nichts hieß, durchströmte Zabuza die Erleichterung.
 

„Hat dein Schoßhündchen also brav seinen Teil erledigt?“

Der junge Mann runzelte verärgert die Stirn, während er bei ihnen blieb und dabei zielte. So, wie es aussah, gab er ihnen nun Deckung.

„Nenn ihn nicht so…und ja. Kisame war erfolgreich. Andernfalls wären wir zu spät gekommen…er hat uns die Türen geöffnet.“

„Allein ja wohl kaum…also haben sie einander gefunden.“

„Scheint so.“

Bei der Erwähnung seines Kumpels horchte Zabuza auf und fassungslos starrte er den Fremden an. Das war er also? Der Kerl, dem Kisame vertraute…der sie hier rausbringen sollte? Wut loderte in ihm auf, denn nun begriff er, warf sich gegen die Fesseln – dass er damit seine Wunde noch vergrößerte, war ihm scheißegal.

„Du…“, knurrte er zornig. „Du bist daran schuld?! Ihr Pisser steckt unter einer Decke?! Was ist Haku für euch gewesen?! Ein verficktes Opferlamm?! Euretwegen ist er halbtot geprügelt worden! Ich bring euch beide um!!“

Der junge Mann hob eine Braue, schenkte ihm aber nicht viel Aufmerksamkeit.

„…hiernach müssen wir reden, Kakuzu“, meinte er nur kurzangebunden.

„Aber natürlich, Itachi.“

Es schien nicht so, als würde sich der Alte vor Angst in die Hosen machen – eher, als würde er ihm gar nichts können. Itachi ging nicht weiter darauf ein, sondern musste soeben einer Kugel ausweichen, bevor er wieder schoss – sehr zielsicher, wie sich herausstellte.

Zabuza blinzelte leicht, als er merkte, wie seine Sicht langsam verschwamm. Heftig schüttelte er den Kopf, sackte aber trotzdem etwas in sich zusammen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich sein Rücken mittlerweile ziemlich nass anfühlte. Anscheinend machte sich der Blutverlust bemerkbar…er kniff die Augen zusammen, schluckte den eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund herunter. Auch seine Hände waren ganz glitschig vom Blut seiner aufgescheuerten Gelenke…natürlich reichte es nicht, um die Fesseln abzustreifen, dafür waren seine Hände zu groß. Er stöhnte unterdrückt und lehnte sich schwer atmend gegen die Gitter, während er benommen nach Haku suchte. Wo war Pain mit dem Jungen hin?

„Beweg dich nicht zu viel.“

Zabuza murrte auf die Worte des Dunkelhaarigen hin nur ein „Fick dich“, das jedoch ignoriert wurde. Es machte ihn wahnsinnig, dass er weder wusste, wohin Pain seinen Schützling verschleppte, noch wie es ihm ging. Er hatte längst den Überblick verloren…da war nur Chaos…und Blut…und Menschen, die er nicht von Freund oder Feind unterscheiden konnte.
 

Irgendwann war es ruhiger geworden…die Menschen in der Arena waren zum größten Teil unbewaffnet gewesen, da es den Zuschauen verboten war, Pistolen oder ähnliches mit sich zu führen. Gatos Lakaien waren ohne ihren Boss oder Pain, der ihnen sagte, was sie zu tun hatten, relativ planlos gewesen und hatten sich schließlich ergeben. Zabuza wusste nur noch, wie ihn diese Typen, die unter Itachis Kommando gestanden hatten, hochgerissen und mitgeschleift hatten. Bisher war er nicht viel anders behandelt worden, als es bei Gato der Fall gewesen war.

Grob hatten sie ihm ihre Knarren ins Gesicht gehalten und ihn mit Gewalt ruhig gestellt, als er sich gewehrt hatte. Dann war er hierher verschleppt worden, wo sie ihm in einem anderen, steril wirkenden Raum die Kugel entfernt und die Wunden desinfiziert hatten. Mit keiner Silbe hatte man ihm verraten, was nun passieren würde, sondern ihn stattdessen hier angekettet und eingesperrt. War es daher ein Wunder, dass er nach wenigen Minuten ausgerastet war? Die Angst um Haku machte ihn fertig, ebenso wie das Unwissen, wie es nun weitergehen würde. Das hier…das sah nicht nach Freiheit aus, sondern nach Verhör mit anschließendem Gefängnisaufenthalt.

Zabuza drehte sich der Magen um, als er daran dachte, dass er wieder eingesperrt werden würde und dieses Mal ohne Haku. Falls der Junge überlebte, würde man ihn sicher in so ein betreutes Scheiß-heim stecken…und Zabuza kannte einige Geschichten über solche Einrichtungen. Er wollte verdammt noch mal wissen, wie es Haku ging und ihn nicht irgendwelchen Fremden überlassen!

Gereizt sah er auf die weißen Verbände an seinen Handgelenken, die allerdings schon ziemlich durchgesifft waren, weil er einfach nicht ruhig bleiben konnte.

Wo hatten sie überhaupt Kisame hingebracht? Auch in so einen Verhörraum? Oder bekam der die Sonderbehandlung, weil er seinen Teil hierzu beigetragen hatte? Lebte Kisame überhaupt noch? Würden sie ihn beseitigen, weil er zu viel wusste? Hatte er davon gewusst, dass Haku Teil des Plans gewesen war? Zu viele Fragen…und keiner hielt es für nötig, ihn aufzuklären.
 

Zabuza hatte sich gerade wieder auf den Stuhl fallen lassen, als die Tür aufging – und er sprang, wie von der Tarantel gestochen, sofort auf. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit einer Frau und er konnte nicht anders, als die hübsche Blauhaarige anzustarren. Irgendwoher kannte er ihr Gesicht, war sich sicher, dass er ihr schon mal begegnet war.

Seine Ahnung bestätigte sich, als ihm auffiel, dass sie unter dem schwarzen Mantel gleichfarbige Strapse trug. Es gab dort unten so viele Huren, dass er sich die Namen nie merkte, aber an die…ja, an die erinnerte er sich. Das war Pains Mädchen. Seine Privatnutte, sagte man sich, weil er angeblich auf Kurven stand und sie nicht zu jung mochte. Zabuza ahnte, dass da mehr hinter steckte und es machte ihn unheimlich wütend, weil er sich gerade wie ein Idiot vorkam.

„Ich habe keine Nutte bestellt“, raunzte er die Frau an, deren Namen er immer noch nicht auf die Reihe bekam.

Ihre bernsteinfarbenen Augen wurden eine Spur schmaler, doch sie reagierte ansonsten nicht auf die Provokation. Stattdessen nahm sie ihm gegenüber Platz und überschlug die langen Beine, den Blick fest auf ihn gerichtet.

„Bist du nicht zu alt für Blümchen?“, versuchte er es weiter, sah zu der weißen Papierblume in ihrem Haar.

Na ja, allzu weiß war die auch nicht mehr, denn bei genauerem Hinsehen erkannte er ein paar rote Flecken…Blut? Auch in ihrem blauen Haar klebte etwas…

Ihre vollen Lippen mit dem kleinen Piercing darunter zuckten nur ganz leicht, ehe das angedeutete Lächeln wieder verebbte. Abermals wurde die Tür geöffnet und auch dieses Mal erschien kein Fremder. Fertig sah er aus, noch blasser als bei ihrem ersten Aufeinandertreffen und er hielt den rechten Arm so, als würde er schmerzen. Geschah ihm Recht, wenn er auch etwas abbekommen hatte!

„Haben Sie sich beruhigt?“

Zabuza gab ein verächtliches Schnauben von sich, starrte den jungen Mann, der sich soeben neben die Frau setzte, todbringend an. Dieser nahm es gelassen auf, legte mit der linken Hand irgendwelche Akten vor sich auf den Tisch – vermutlich das wenige, das er in Gatos Schreibtisch zusammengeklaubt hatte. Zabuza besaß keinen Ausweis, keinen Lebenslauf und auch sonst war so gut wie nichts über ihn bekannt.

„Die Höflichkeit kannst du dir sonst wohin stecken!“

Itachi überging seinen Tonfall geflissentlich, sah aber auch nicht weg, sondern begann die Frau und sich selbst vorzustellen.

„Dies ist Hanami Konan und mein Name ist Uchiha Itachi.“

„Schön für euch…seid ihr Bullen oder was?“, gab Zabuza zurück und machte sich keine Mühe, seine Abneigung zu verbergen.

Itachi hob eine Braue.

„Wir kooperieren ab und zu mit der Polizei, sollte es sich ergeben, aber wir gehören nicht dazu. Unsere Organisation befasst sich mit Fällen wie diesen und arbeitet im Alleingang.“

„Also knallt ihr die Leute immer ab oder verschleppt sie, nachdem ihr Kinder ans Messer liefert?“, versetzte der Hüne bitter und spürte Genugtuung, als Itachi kurz den Blick senkte.

Der Pisser wusste also genau, wovon er sprach.
 

„Itachi…“

Konan warf dem jungen Mann einen regelrecht mahnenden Blick zu, ehe sie das Wort ergriff.

„…wir handeln extremer und opfern mehr, als die Polizei oder das FBI, doch wir haben dieselben Ziele.“

„Hast du dich deshalb als Nutte ausgegeben?“, fragte Zabuza schroff, doch Konan schien es nicht zu treffen.

„Das war die einzige Möglichkeit, mich einzuschleusen…und wie du siehst, hat es funktioniert. Ich schäme mich nicht dafür, falls du das denkst. Es hat dazu beigetragen, Menschenleben zu retten.“

Zabuza hätte ihr am liebsten ins Gesicht gespuckt, denn er sah bei dem letzten Satz Hakus leblosen Körper vor sich.

„Leben retten“, spie er verächtlich aus und Itachi sah wieder auf.

„Es war nicht geplant, dass der Junge miteinbezogen wird, falls du das meinst. Kakuzu hat eigenmächtig gehandelt, doch er hatte auch nicht besonders viele Möglichkeiten.“

„Und dass er ihn gefickt hat?“, zischte Zabuza bebend vor Wut. „War das auch nicht geplant? Oder dachtet ihr Schweine, dass einmal mehr nichts ausmachen würde?!“

Itachi blieb einen Moment still, ebenso wie Konan.

„Ich heiße nichts davon gut, was er getan hat“, stellte er dann klar, doch für Zabuza waren es nur leere Worte. „Er hatte die Aufgabe, seine Tarnung zu wahren…und er hat Gründe, die ihn vertrauenswürdig machen. Ich kann nicht rückgängig machen, was passiert ist…auch wenn es mir leidtut.“

Zabuza ließ seine Fäuste auf die Tischplatte krachen, doch keiner der beiden zuckte zusammen.

„Die Ausreden könnt ihr euch sparen!“, knurrte er aggressiv. „Wo ist Haku?! Wie geht es ihm?!“

„In der Notaufnahme“, antwortete Itachi ohne Umschweife. „Sie tun für ihn, was sie können…Pain ist bei ihm und überwacht seinen Zustand. Er ist nun in Sicherheit.“

„Fahr zur Hölle!“, blaffte Zabuza zurück. „Sicherheit…ihr seid genau solche Scheißkerle wie das restliche Pack! Eigentlich seid ihr sogar noch schlimmer – Gato und seine Lakaien geben wenigstens zu, dass sie Arschlöcher sind! Aber ihr tut so, als wärt ihr die Guten…ihr macht mich krank!“
 

Für ein paar Sekunden herrschte frostiges Schweigen im Raum, dann schnaubte Konan.

„Wir haben auch Opfer gebracht, Zabuza“, erwiderte sie leise. „Glaub nicht, dass es für uns einfach war. Pain und ich haben in der Vergangenheit einen Freund verloren, der sich nach dem Missbrauch das Leben genommen hat…und Itachis Cousin wurde von Gato umgebracht. Wir sind Menschen wie du und wir sind bestimmt nicht fehlerlos, aber nichts tun, bringt einen nicht weiter.“

Itachi neben ihr nickte langsam.

„Es wäre mir lieber gewesen, der Junge hätte rausgehalten werden können…aber er hat Kisame und Konan Zeit verschafft, um sich ins System zu hacken. Wir haben alle Daten, die wir brauchen, um die Zweigstellen und nicht anwesende Beteiligte ausfindig zu machen. Sie werden alle das bekommen, was sie verdienen.“

Zabuza lachte trocken auf.

„Also kommen Kisame und ich in den Knast oder was?“, kommentierte er und Konan funkelte ihn an.

„Tatsächlich seid ihr Mörder, Zabuza, und habt es Itachi zu verdanken, dass wir euch nicht wie viele andere direkt erschossen oder der Polizei übergeben haben.“

„Wie gnädig…“

Itachi schien sich weniger als Konan an seinem Sarkasmus zu stören, denn er fuhr fort: „Wir können euch aber auch nicht einfach gehen lassen. Dafür seid ihr zu gefährlich.“

Zabuza verengte die Augen, blitzte sein Gegenüber zornig an.

„Gefährlich, ja? Ich kann dir gern mal zeigen, wie gefährlich ich bin…“

Schade, dass der Kerl kein Stück auf seine Drohung reagierte, auch nicht, als er ruppig an den Handschellen riss und die Fäuste abermals auf den Tisch knallte, sich dabei vorbeugte. Konan schien dieselben Nerven aus Stahl zu haben, denn auch sie blieb ruhig sitzen und sah ihn kühl an. Er konnte ihre Abneigung gegen ihn zehn Meilen gegen den Wind riechen, doch warum sollte er sich auch mit den beiden gutstellen und einlenken? Hakus Zustand ging auf die Kappen dieser Typen – und ihm war scheißegal, was für Opfer die gebracht hatten. Kakuzu hatte den Jungen missbraucht und bedroht, Pain hatte ihn geschlagen…dass er diesen Waraji abgeknallt hatte, änderte nichts.

„Ich verstehe deinen Groll“, hörte er Itachi sagen und grub die Nägel in die Handflächen. „Du solltest jedoch bedenken, dass dein weiteres Leben nun davon abhängt, wie du dich uns gegenüber verhältst.“

„Soll das eine Drohung sein?!“, blaffte Zabuza ihn an, was Itachi seufzen ließ.

„Nein…es soll ein Rat sein. Wir können niemanden frei herumlaufen lassen, der eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Ich möchte, dass du dir das vor Augen hältst…und dir überlegst, was du bereit bist zu tun, um eine zweite Chance zu bekommen.“

Zabuzas Kiefer malmte geräuschvoll, während er sich die Worte anhörte. Allerdings schien Itachi nicht sofort eine Antwort zu erwarten, denn er blätterte stattdessen eine der Akten durch.

„Über dich ist so gut wie nichts bekannt…und bei Kisame ist das nicht viel anders. Wir können euch Papiere ausstellen, die richtigen Kontakte haben wir dafür.“

Immer noch saß er nur da und funkelte den jungen Mann an.

„Wie du weißt, gibt es nichts im Leben umsonst, also tun wir das selbstverständlich nicht ganz uneigennützig. Kisame hat mit seiner Hilfe schon einiges beigetragen…jedoch gibt es noch eine Forderung.“

„Musste ja nen Haken geben!“, kommentierte er trocken.

„Du kannst darauf eingehen oder nicht“, sprach Itachi ungerührt weiter. „Und natürlich bekommst du ein wenig Bedenkzeit. Deshalb sind wir direkt gekommen und haben dich nicht länger warten lassen.“

Zabuza lehnte sich zurück…immer noch kochte die Wut in ihm, doch er hatte ja keine andere Wahl, als sich den Mist anzuhören. Jedoch…ließ ihn dieser Mist ziemlich schlucken. Eine Chance wurde ihnen tatsächlich geboten…aber was er da verlangte, zog ihm endgültig den Boden unter den Füßen weg.

Meat

Die Menge jubelte…die Leute schrien durcheinander, feierten ihn wie einen Held, während er in der Blutlache stand und das Adrenalin auf sich wirken ließ. Ganz langsam hob er den Fuß – nur um ihn mit Wucht auf das Genick des am Boden Liegenden sausen zu lassen. Ein Knacken ertönte und das erbärmliche Gezappel war vorbei. Im Gegensatz zu einigen anderen Kämpfern verspürte er keine Freude oder Zufriedenheit…da war nur diese Leere in ihm, die sich mit nichts füllen ließ. Das Gefühl der Macht hatte ihn schon lange verlassen, denn wenn er sich umsah, erkannte er, dass er nur ein Ding war. Wie lange war es her, dass man ihn auf der Straße eingesammelt hatte? Er musste 11 oder 12 gewesen sein…und nun war er 15 Jahre alt. Viele andere in seinem Alter waren längst tot, doch er hatte sich durchbeißen können. Aber wofür lebte er? Eigentlich hatte er nie hierher kommen wollen, doch es hatte ihn ja auch keiner gefragt…gepackt hatten sie ihn und ins Auto gezerrt. Die Widerwehr hatte man ihm schnell mit Prügel ausgetrieben, doch den lodernden Hass hatten sie ebenso geschürt.

Er beschwerte sich nicht über die grobe Behandlung, als sie ihn packten, um ihn zurück in die Zelle zu schleifen. Wie ein Tier…und er fühlte sich auch genauso verwahrlost. Die, die sich einen Namen gemacht hatten, wurden besser behandelt…doch bei ihm war es noch nicht soweit. Einen Namen…den hatte er, doch es gab niemanden, der sich nicht darüber amüsierte. Es war ihm lieber, wenn sie ihn mit Schimpfwörtern betitelten. Meistens taten sie das, denn er hatte hier drin keine Freunde. Jeder war sich selbst der Nächste.

Still kauerte er sich in die Ecke der Zelle, kaum dass diese geschlossen worden war. Der Gestank nach Blut, Schweiß und Dreck war widerlich, daran würde er sich nie gewöhnen können. Andererseits war sein vorheriges Leben auch nicht viel besser gewesen…er kam aus ärmlichen Verhältnissen, hatte sich mit Diebstahl über Wasser halten müssen. Schläge waren daher nichts Neues…wenigstens konnte er hier unten nicht erfrieren und bekam etwas zu essen. Dankbarkeit konnte er trotzdem nicht empfinden.
 

„Der da ist es?“

Er hob schwach den Blick, sah ausdruckslos durch die Gitterstäbe und entdeckte einen jungen Mann, den er um die 25 Jahre schätzte. Unangenehmer Kerl…und er glaubte, sein Gesicht schon mal gesehen zu haben. Als hinter ihm ein wesentlich älterer Mann auftauchte, erinnerte er sich…dass da war der Sohn vom Boss. Angeblich sollte der das Geschäft bald übernehmen und somit konnte er sich eine ganze Menge erlauben.

„Sieht schwächlich aus…ich meine, so im Vergleich…ey du!“

Bloße Provokation, so wie er da stand und an den Stäben rüttelte, ihn dreckig angrinste. Doch er ließ sich nicht provozieren – nie. Vielleicht hatte er deshalb noch keinen Namen, weil er selten die Nerven verlor…er tötete effizient, zielgerichtet. Auch wenn sie ihn wie ein Tier behandelten, so war er keins – er hatte das, was vielen hier drin fehlte, nämlich seine Intelligenz.

„Komm schon her, du Halbaffe!“, wurde er weiter beleidigt. „Oh man…dem müssten mal wieder die Haare geschnitten werden…sieht echt heruntergekommen aus!“

Der Mann hinter ihm lächelte grimmig.

„Tu mit ihm, was du willst…sieh ihn als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk“, meinte er und winkte ab. „Er ist von minderem Wert.“

Die kleinen, bösartigen Augen funkelten auf und das konnte einfach nichts Gutes bedeuten. Äußerlich zeigte er keine Regung, doch innerlich verknoteten sich seine Eingeweide. Dass der Boss seinen Spross nun allein mit ihm und den beiden Bodyguards ließ, machte es nicht besser. Minderer Wert...ein Geschenk…die Herabstufung ließ ihm übel werden, doch er wahrte seine Beherrschung. Einer seiner Grundsätze war, ihnen niemals zu zeigen, was er fühlte. Gefühle bedeuteten Schwäche, sie machten angreifbar…doch bei dem breiten Grinsen fiel es ihm schwer, so ruhig zu bleiben.

„Ich frage mich, ob er einen Kampf gegen eine richtige Bestie überleben würde…hey, ihr da!“

Die beiden Lakaien sahen aufmerksam auf.

„Holt die Hunde! Ich möchte mich ein bisschen amüsieren!“

Das Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren, kaum dass er den Befehl vernommen hatte; Hunde?! Was zur Hölle hatte er verbrochen, dass man ihn so bestrafte? Er hatte seine verdammten Kämpfe immer gewonnen, hatte sich dem Leben hier unten angepasst.

„Weißt du“, hörte er den jungen Mann sagen. „…ich konnte dich noch nie ausstehen. Bist mir ein bisschen zu abgeklärt…dann wollen wir doch mal schauen, was es braucht, um dich aus der Fassung zu bringen.“

Er hörte das Knurren der Hunde, noch bevor diese den Keller betreten hatten…und er hatte alle Mühe seine aufkeimende Panik zu verbergen. Die Viecher würden ihn zerfleischen…und er konnte ihnen nicht entkommen. Kurz kam es ihm in den Sinn, um sein Leben zu flehen…doch er verwarf den Gedanken sofort wieder. Es würde nichts bringen. Das hier würde sein Ende sein. Er sah es in den bösartigen Augen, die ihn voller Vorfreude anblitzten.

„Viel Glück…Taki. Du wirst es brauchen.
 

30 Jahre waren seitdem vergangen und er würde nie vergessen, wie er in dieser schäbigen Zelle um sein Leben gekämpft hatte. Wenn er daran zurückdachte, erinnerte er sich noch genau an die Schmerzen, als ihn die drei scharf gemachten Pitbulls zerrissen hatten. Ganze Fleischstücke hatten sie ihm aus dem Körper gerissen, sein Gesicht so schlimm zerbissen, dass es nur noch eine blutige Maske gewesen war. Einen hatte er töten können, indem er ihm das Genick gebrochen hatte. Gato hatte die Hunde erst zurückgepfiffen, als er nur noch regungslos am Boden gelegen hatte. Amüsiert hatte er sich über seinen entstellten Körper und seine Lakaien angewiesen, ihn fachgerecht zu entsorgen. Ein dummer Fehler von ihnen, ihn in irgendeinen Fluss zu werfen, denn auch wenn er halbtot gewesen war – er hatte überlebt. Jemand hatte ihn aus dem Wasser gezogen und einen Notdienstwagen gerufen. Die Ärzte hatten ihn zwar retten können, doch er hatte danach wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm ausgesehen. Zwar war er nie eitel gewesen, aber das, was man mit ihm veranstaltet hatte, übertraf jede Vorstellung. Natürlich gab ihm niemand Arbeit, so dass er wieder auf die Straße zurückgekehrt war – weit entfernt von dem Ort, an dem man ihn einst aufgelesen und in diese Hölle verschleppt hatte. 5 Jahre hatte er sich so durchgeschlagen, ohne etwas zu erreichen…er war am Ende gewesen und das mit gerade mal 20 Jahren. Ziellos und ohne Perspektiven, das Einzige, das ihm geblieben war, war der Hass.

Der Wunsch nach Rache war immer präsenter geworden, doch wie hätte er das anstellen sollen? Dann hatte er etwas aufgeschnappt...den Namen einer Organisation namens Akatsuki, die noch Mitglieder suchte. Nun, er hatte nichts zu verlieren gehabt, also hatte er nach Informationen über diese Organisation gesucht…und Uchiha Madara gefunden. Sie waren ungefähr im selben Alter gewesen und er hatte sich gewundert, dass jemand so junges schon eine eigene Organisation leitete.

Doch bald war ihm klar geworden, dass Madara außer einem bekannten Familiennamen und seinem scharfen Verstand auch über eine Menge Geld verfügte. Überraschenderweise hatte er sich weder über seinen Namen, noch über seine entstellte Visage lustig gemacht.

Stattdessen hatte er ihm ein Angebot unterbreitet, das er niemals hätte ausschlagen können. Für ihn arbeiten sollte er, dubiose Geschäfte abwickeln und wenn er sich gut anstellte, würde er aufsteigen können. Er würde mächtig sein…und sich einen Namen machen können. Einen, auf den er stolz sein konnte.

Zum Zeichen seines guten Willens hatte er sich bereit erklärt, ihm sein Geld für Operationen zu leihen. Er würde Potenzial in ihm sehen und es schade finden, wenn ihm sein Gesicht im Wege stünde. Lange hatte er nicht überlegen müssen, um den Deal einzugehen, denn er musste wie ein Mensch aussehen, wenn er irgendwas erreichen wollte. Es hatte gedauert und einige Narben waren ihm geblieben, doch das war in Ordnung.

Wenn Asano Kakuzu nun in den Spiegel sah, erinnerte ihn nichts mehr an sein altes Selbst. Niemand hätte den dreckigen Straßenjungen noch in ihm erkannt – nicht einmal Gato selbst. Doch es hätte ihn wohl nicht wundern sollen, schließlich waren viele Jahre vergangen, ehe sie sich wiedergetroffen hatten. Dank Madara hatte er all das nachholen können, was ihm in seinem vorherigen, erbärmlichen Leben verwehrt geblieben war. Allein der erworbene Abschluss hatte ihm viele Türen geöffnet und sein Fleiß hatte sich schließlich bezahlt gemacht. Er hatte gemerkt, dass ihn die Verwaltung von Finanzen besonders interessierte und sich mit Madaras Kapitel etwas aufgebaut.

Kakuzus Beherrschung, seine Skrupellosigkeit und seine Intelligenz hatten dafür gesorgt, dass er seine Rolle im Untergrund perfekt hatte spielen können. Es hatte ihm eine Art perverser Freude bereitet, Gatos Machenschaften zu infiltrieren und sich auszumalen, wie er ihm den Gnadenstoß versetzen konnte. Der erste Schritt war getan, doch richtig auskosten würde er es erst können, wenn er das Verhör übernahm – und das würde nicht mehr lange dauern. Er würde ihn nicht töten dürfen, aber das war kein Problem. Mit diesem letzten Auftrag hatte er sowohl seine Schulden abbezahlt, als auch seine Rache erfüllt. Er war jetzt sozusagen ein freier Mann – auch wenn er bezweifelte, dass er die Verbindung zu Akatsuki jemals würde kappen können. Madara würde da vermutlich etwas gegen haben, aber nun, sie waren ohnehin Geschäftspartner. Das ging schon in Ordnung.
 

Das leise Knurren riss Kakuzu aus seinen Gedanken, ließ ihn den Kopf heben und die Person anblicken, wegen der er hier saß. Nach all den Jahren empfand er Krankenhäuser immer noch als unangenehm, doch er war es dem Jungen schuldig, bei ihm zu sein. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm das Aas irgendwann wichtig sein könnte, denn eigentlich hatte er ihn als Kanonenfutter gekauft. Sozusagen als Beleg dafür, dass er wirklich voll und ganz hinter Gatos Politik stand.

Der kleine Mistkerl hatte ihn viele Nerven gekostet und nie hatte er ihn zähmen können, doch schlussendlich hatte genau das seinen Reiz ausgemacht. Nebst der Tatsache, dass es Hidan scheißegal war, wie Kakuzu aussah. Auch, wenn sein Gesicht kein blanker Horror mehr war, wirkte er wohl immer noch ziemlich gruselig. Selbst die geübteste Nutte zuckte zusammen, sobald er das Zimmer betrat. Er hatte lange versucht, sich einzureden, dass es ihm egal sei.

Ihr erstes Mal war mehr ein Unfall gewesen – und eine Vergewaltigung. Ihm war der Kragen geplatzt, was viel bedeutete, denn schließlich rühmte sich Kakuzu seiner Fassung. Die wenigsten wären aber wohl ruhig geblieben, wenn sie hinterrücks beinahe stranguliert worden wären. Also hatte er ihn sich geschnappt und ihn versucht zu brechen…hatte er ahnen können, dass das kleine Scheusal darauf stehen würde? Nein. Fazit war aber, dass es ab diesem Punkt bergauf gegangen war, denn es hatte Hidan ruhig gestellt. Schmerzen und körperliche Nähe – egal, welchen Ursprungs – schienen ihn ebenso zu befriedigen, wie ein Kampf auf Leben und Tod.

Normal war das zwar nicht, aber wieso sollte er etwas infrage stellen, das funktionierte? Außerdem…konnte er Hidan kaum einen Vorwurf machen, nachdem man ihn so abgerichtet hatte. Der Junge war ohne Frage wahnsinnig und er hatte seine Störung absichtlich gefördert. Umso seltsamer waren die Stunden, in denen sie eine Nähe teilten, die sich nicht ausschließlich auf Sex beschränkte. Wenn Hidan erschöpft war, konnte er ausgesprochen zutraulich werden…etwas, an das sich Kakuzu hatte gewöhnen musste, denn er mochte Berührungen nicht sonderlich.

Beim Verkehr war er damit immer sparsam umgegangen, keine Küsse, kein Streicheln…grob und ohne Gefühle, so hatte er es gewollt. Nun, Hidan nahm sich, was er wollte…und irgendwann hatte Kakuzu es zu mögen begonnen. Es war selten wirklich harmonisch zwischen ihnen und er hätte Hidan auch nicht als Partner bezeichnet – er stand unter ihm. Trotzdem wollte er ihn behalten, selbst jetzt, wo die Scharade vorbei war…und auch, wenn er ihn an Gato und die Kämpfe erinnerte.
 

„Hurensohn…“

Kakuzu erwiderte nichts, musterte den Jungen lediglich…man hatte ihn ans Bett gekettet, damit er keinen Unsinn machte. Pain hatte nichts Wichtiges verletzt, also würde er auch wieder laufen können, wenn die Wunden erst einmal verheilt waren. Ausgemacht hatten sie nichts und auch Hidan hatte lediglich von ihm die Anweisung bekommen, etwas für ihn zu erledigen. Zum Beispiel, eine geeignete Nutte aufzutreiben, die als Sündenbock herhalten konnte. Hakus Bindung zu Zabuza hatte ihm perfekt in die Hände gespielt…nun, Hidan war nicht begeistert gewesen, aber er hatte gehorcht.

Ebenso wie er den Schlüssel für die Zellen und die Zugangskarte, die ihnen von der kleinen Schlampe zugespielt worden waren, Kisame und Konan hatte zukommen lassen. Man durfte nicht alle Informationen in einen Korb stecken – zumindest in dieser Hinsicht waren Itachi und er sich einig.

„Dieser Pisser hat auf mich geschossen, verdammt!“

Kakuzu blickte ruhig in die violetten Iriden, in denen die Wut Flammen schlug. Ein bisschen hatte Hidan ihn damals, als er ihn gekauft hatte, an ihn selbst erinnert…doch hauptsächlich waren es seine Augen gewesen, die ihn überzeugt hatten. Auch nach so vielen Jahren konnte er sich daran nicht satt sehen…nicht, dass er den Fehler machen würde, dies Hidan jemals mitzuteilen.

„Und du hast nur daneben gestanden und mach doch gesagt! Dafür bist du so fällig, du alter Wichser! Und mach die scheiß Fesseln ab!“

Kakuzu beobachtete, wie Hidan daran riss und innerlich seufzte er; es war so angenehm still gewesen, als er noch bewusstlos gewesen war. Sei es drum…er kannte den kleinen Mistkerl lange genug, um zu wissen, dass er ihm das niemals austreiben könnte. Aber nun ja…irgendwie schätzte er den Idioten ja doch ein bisschen.

„Deine Wunden gehen auf, wenn du dich weiter so viel bewegst“, wies er ihn auf das Offensichtliche hin.

Hidan ließ sich wieder zurückfallen, doch immer noch sah er aus, als würde er ihm gleich an die Kehle gehen – wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Allerdings hatte Kakuzu geglaubt, sie wären inzwischen über diesen Punkt hinaus. Vorsicht war zwar immer besser als Nachsicht, aber er selbst sah sich durch Hidan eigentlich nicht mehr gefährdet. Zumindest würde er ihn nicht umbringen, dazu war der Junge zu abhängig von ihm geworden.
 

„Ich hab dir vertraut.“

Kakuzu hob eine Braue; er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit solchen Worten. Normalerweise neigte Hidan eher zu Wutausbrüchen mit begleitenden Schimpftiraden…aber Vorwürfe dieser Art waren dann doch eher ungewöhnlich.

„Pain ist ein Komplize und wusste über den Plan Bescheid“, teilte er ihm mit. „Es war nie seine Intention, dich zu töten.“

„Oh, da bin ich aber beruhigt“, frotzelte Hidan und sein Blick glühte. „Aber mir die Beine wegzuschießen, das ist okay, ja?!“

„Du hast deine Beine noch und du wirst wieder laufen können. Ich habe mit den Ärzten gesprochen.“

„Ey, darum geht’s gar nicht!“, fauchte ihn der Jüngere an. „Du hast mir keinen Ton davon gesagt, dass Piercing-Fresse und du Homies seid! Du hast mir einiges nicht gesagt! Aber du hast mich schön die Drecksarbeit machen lassen, während du Schneeflittchen gevögelt hast!“

„Das beschäftigt dich?“

Hidan gab einen Laut von sich, der an ein tollwütiges Tier erinnerte.

„Mich beschäftigt so einiges!“

„Erstaunlich…und ich nahm an, dich beschäftige nur der Gedanke daran, in möglichst vielen Gedärmen herumzuwühlen.“

„Verarsch mich nicht, Kakuzu!“

Er lächelte kühl, als er die Warnung vernahm, denn nach wie vor saß er am längeren Hebel. Das wussten sie beide. Dennoch war es amüsant, wie sich Hidan aufplusterte.

„Was willst du hören?“, wurde er dann aber wieder ernst. „Du neigst nicht selten dazu, erst zu sprechen, bevor du deinen Grips benutzt. Hätte ich dir zu viel gesagt, hättest du dich verplappert – und streite das jetzt nicht ab!“

Hidans Mund schloss sich abrupt wieder, doch sein Blick blieb finster.

„Und auch, wenn es dich nichts angeht, ist mir diese Hure egal. Hätte der Junge keinen Nutzen gehabt, hätte ich ihn nicht angefasst. Du musst also nicht eifersüchtig auf ein Kind sein.“

Oh, wurde da jemand rot? Ob vor Wut oder vor Scham, das konnte Kakuzu nicht beurteilen, aber es war interessant. Aus solchen Gründen war Hidan einzigartig für ihn…man konnte so gut sehen, was er dachte und fühlte. Ihm fehlte tatsächlich jegliches Talent zum Lügen – und Kakuzu gefiel das.

„Laber keine Scheiße…“, brummte er und wich seinem Blick nun aus. „Ich hab nur kein Bock, dass dein Schwanz in so dreckigen Nutten steckt…widerlich, ey!“
 

Kakuzu schwieg einen Moment, dann hob er die Hand und legte sie in Hidans Nacken, kraulte ihn dort. Kurz spannte sich der Jüngere an, was Kakuzu befürchten ließ, dass er ihn beißen wollte…doch er ließ es bleiben. Stattdessen neigte er leicht den Kopf, ließ sich anfassen.

„Nun, dann sollte es dich freuen, dass mein Schwanz nicht in ihm war.“

„Hä?“, kam es nicht sehr intelligent zurück. „Boah, lüg mich nicht an! Er hat’s selbst zugegeben!“

Kakuzu zuckte mit den Schultern.

„Sicher hat er das…ich habe ihm einiges angedroht, wenn er es nicht macht.“

„…kapier ich nicht. Hast keinen hochgekriegt oder was?“

„Wenn du das glauben willst“, erwiderte Kakuzu gleichgültig. „Sagen wir, ich habe mich genügend mit ihm beschäftigt, so dass niemand daran gezweifelt hätte, dass ich meinen Spaß hatte.“

Er hatte nicht vor, Hidan seine Beweggründe zu erklären…und er bezweifelte, dass er es irgendwann tun würde. Tatsächlich hatte Haku kaum einen Reiz auf ihn ausgeübt, doch er hatte ohnehin nur nach einer Gelegenheit gesucht, ihn allein zu sprechen. Kakuzu war lange genug im Geschäft, um das Prinzip der Überwachung zu kennen, so dass er sich keinen Fehler erlaubt hatte. Nun, zugegeben, das Püppchen hatte überzeugend mitgespielt…woran vielleicht auch die Finger in seinem Hintern Schuld gewesen waren. Er war nicht sanft mit ihm umgegangen, hatte ihn gedemütigt und ihm wehgetan – doch sollte er sich deswegen jetzt schlecht fühlen? Es hatte seinen Zweck erfüllt und wäre es nötig gewesen, hätte er ihn sich auch ganz genommen. Es war wohl Hakus Glück, dass er mitgespielt hatte…wobei da bestimmt nicht nur Krokodilstränen geflossen waren.

Hidan schien langsam zu merken, dass er nicht vorhatte, mehr dazu zu sagen. Vielleicht beruhigte es ihn aber auch, dass er den Jungen nicht gevögelt hatte. Nun, für Haku so wie auch für Zabuza würde das kaum einen Unterschied mache, aber was interessierte ihn schon deren Meinung? Weniger als Dreck.

„…und jetzt?“, murrte Hidan plötzlich.

„Hm?“

„Na, was jetzt passiert!“, wurde er nachdrücklicher. „Wie’s weitergeht! Ich hab dir gesagt, dass ich mit dem ganzen Scheiß kein Problem hatte…dass ich’s brauche! Das Kämpfen und...Töten…ich bin gut drin, Kuzu! Du weißt, dass ich nicht…nicht anders kann! Ich will nicht, dass sich was ändert, verdammt!“

Und als er ihn wieder ansah, wirkte er regelrecht verzweifelt. Unwillkürlich musste er daran denken, wie er sich die Narbe an seiner Hand zugezogen hatte…
 

“Ich habe Pläne…“

„Die hast du doch immer…und es interessiert mich nicht.“

Ein provokatives Gähnen folgte, während Kakuzu mit der Hand das silberweiße Haar durchstreifte; eine ungewöhnliche Haarfarbe.

„…sie betreffen dich aber ebenso wie mich.“

„Ach ja?“

Das klang gelangweilt, aber gut, er wusste ja, wo Hidans Prioritäten lagen – und momentan lagen sie darin, dicht an ihn geschmiegt zu liegen und sich kraulen zu lassen. Noch vor ein paar Jahren wäre dies undenkbar gewesen, da der Junge keine Sekunde hätte verstreichen lassen, ohne ihn anzufallen.

„Es wird sich bald einiges ändern“, brummte er und schaute an die Decke.

Das große Doppelbett knarzte, als sich Hidan mit mehr Schwung als nötig auf den Bauch drehte und sich mit den Ellenbogen abstützte, um ihn ansehen zu können.

„Hat das was mit dem Kerl zu tun, mit dem du dich triffst? Dieser arrogante Pisser mit den Augenringen und der Sturmfrisur?“

Kakuzu ließ ihn reden, auch wenn er selbst diesen Mann sehr schätzte, aber was erwartete er von Hidan? Der Junge hatte keine Ahnung und so sollte es nach Möglichkeit auch bleiben. Zu viele Informationen wollte er ihm nicht anvertrauen, auch wenn er zweifellos zu ihm gehörte, was er auch nicht ändern wollte, wenn er ehrlich war. Seine rauen Finger glitten über den von unzähligen Narben gekennzeichneten Rücken…sie waren lange nicht so präsent, wie die, die er selbst trug. Es mochte daran liegen, dass Hidans Haut sehr hell war und seine eigene eher dunkel…und dass Hidan in der Regel seine Gegner zerfleischte, anstatt sich so etwas antun zu lassen.

„Ja.“

Eine simple Antwort, doch Hidan schien sie zu missfallen, so wie er die ausdrucksstarken Augen verengte.

„Ich kann den nicht ausstehen…“

„Er dich auch nicht.“

„Mir doch egal!“

Manchmal machte der Junge den Eindruck eines trotzigen Kindes und Kakuzu schluckte sein Seufzen mühsam herunter, als er sich aufsetzte. Er wurde langsam zu alt, für solchen Mist.

Hidan ließ ihn nicht aus den Augen, blieb neben ihm liegen und funkelte ihn an, wobei er ein bisschen zu auffällig die Narben auf seiner nackten Brust betrachtete. Unzählige Male hatte er versucht, etwas darüber zu erfahren, doch Kakuzu hatte stets geschwiegen. Er sprach nicht darüber.
 

„Warum müssen wir überhaupt über den Wichser reden, huh?!“, beschwerte sich Hidan und zog eine lächerlich aussehende Schnute. „Kannst mich lieber noch mal in den A-“

„Weil du etwas für mich tun sollst“, überging er die vulgären Worte und Hidan runzelte die Stirn.

„…aha…und das wäre?“

„Nenn mir noch mal den Namen dieser Hure.“

„…eh…du meinst Haku?“, hinterfragte Hidan verwirrt. „Was willst du von dem?“

„Genau das ist der Punkt, Hidan“, umging er die Frage und legte die Hand an die Wange des anderen. „Du wirst einfach tun, was ich dir sage – ohne es infrage zu stellen und ohne darüber zu reden.“

Ein paar Sekunden verstrichen, in denen Hidan nur ungläubig blinzelte und immer noch nichts verstand. Natürlich nicht…dennoch glaubte er nicht, dass er ihm Probleme machen wollte. Nach so vielen Jahren konnte er das recht gut einschätzen – dachte er zumindest.

„Bist du bescheuert?“

„…“

„Sehe ich aus wie dein scheiß Lakai oder was?! Ich soll dir gehorchen wie so ein treudoofer Köter, ohne dass du mir sagst, was du überhaupt vorhast?! Sag mal, geht’s noch?! Wer hat dir eigentlich ins Hirn geschissen?!“

Kakuzus Griff wurde fester, schloss sich mit mehr Druck um das Kinn des Jüngeren.

„Ja, Hidan. Genau das erwarte ich von dir. Absoluten Gehorsam!“, zischte er kalt zurück. „Weil du für mich nicht mehr als das bist. Ein dummer Köter, der mir gehört und der zu gehorchen hat!“

Mit einem Schlag war die vertraute Stimmung weg – und Kakuzu war nicht sicher, ob er das gewollt hatte. Er sah das rebellische Funkeln in Hidans Augen, noch bevor dieser den Mund aufmachte.

„Ey, du bist so ein Heuchler!“, fauchte dieser ihn an. „Vor diesen Anzug-Pissern behandelst du mich wie Scheiße, aber nachts nicht ohne mich können, eh? Und jaah, rede dir ruhig ein, dass du mich nur gern fickst oder quälst oder dass ich dir nur viel Geld einbringe!“

„Hidan-“

Die Warnung ging unter, weil der andere ihm direkt das Wort abschnitt.

„Tu ruhig so, als hätte ich die scheiß Probleme!“, keifte er weiter. „Aber du bist genauso krank wie ich! Machst einen auf harten Macker, tust so, als sei Geld alles, was dich interessiert…tse, kann dich ja nicht sonderlich glücklich machen, wenn du hier mit mir rumkuschelst!“

„Es reicht“, warnte er ein zweites Mal, doch die Schärfe in seiner Stimme entging Hidan wohl.

„Mir reicht’s auch! Bist du echt so beknackt, dass du glaubst, ich gehorche dir, weil ich das muss?! Dass ich dir meinen Arsch hinhalte, anstatt dir die Kehle mit den Zähnen zu zerreißen, weil ich Schiss vor dir habe?! Wenn ich wollte, könnte ich dir deine Visage zer-“
 

Es war der Punkt, an dem er seine Grenzen erreicht hatte – und Kakuzu ihm ins Gesicht schlug, nur damit er endlich den Mund hielt. Hidan schien mehr aus Reflex zu reagieren, als er die Zähne in seine Hand grub – und nicht mehr losließ. Kakuzu reagierte schnell, als er Hidan, der sich festgebissen hatte, in die Laken drückte und ihm die Faust in den Magen rammte. Er nutzte das Keuchen und riss seine Hand los, schloss sie um den Hals des Jüngeren und drückte zu. Hass und Wut zeichneten sein vernarbtes Gesicht, als sich seine Finger um die Kehle schlossen…das Halsband hatte er ihm zuvor abgenommen. Adrenalin schoss ihm durch die Adern, während sie einander hasserfüllt anstarrten…und Kakuzu überkam ein unangenehmes Déjà-vu.

Dass sich Hidan nicht mal wehrte, ließ es sich falsch anfühlen. Das Blut machte seine Finger glitschig, doch er hatte ohnehin aufgehört, den Jungen zu würgen. Dieser blickte ihn unverwandt an, während er röchelnd nach Luft schnappte. Kakuzu fiel nicht sofort auf, wie schwer er selbst atmete…und dass ihm soeben die Kontrolle entglitten war. Seine Wunde blutete weiter…Hidan schien ihm die Haut recht tief aufgerissen zu haben. Für wenige Sekunden wusste Kakuzu nicht, wie er reagieren sollte und vielleicht war es gut, dass Hidan ihm die Entscheidung abnahm, indem er ihm keuchend die Lippen aufdrückte.

Vielleicht hätten sie darüber reden sollen. Das wäre vernünftig gewesen…doch stattdessen hatten sie sich ein zweites Mal in den Laken gewälzt. Erst danach hatte Kakuzu die Wunde an seiner Hand genäht, wobei er lediglich etwas Sake zum desinfizieren und Hidans Hilfe benötigt hatte. Schließlich hatte er schon ganz andere Schmerzen überstanden – da war das eine Nichtigkeit.
 

Danach war es…entspannter zwischen ihnen gewesen, so unrealistisch das auch klingen mochte. Es war wie ein Austesten der Grenzen von beiden Seiten gewesen und vielleicht…war es längst mal wieder überfällig gewesen. Tatsächlich war wohl keiner von ihnen normal, das musste er sich eingestehen, doch großartig kümmern tat es ihn auch nicht.

Kakuzu kam nicht zum ersten Mal der Gedanke, dass nicht jeder Gefangene froh war, wenn man ihn befreite. Hidan kämpfte von klein auf, er war darauf gedrillt worden…und es war alles, was er je gekonnt und gehabt hatte.

„Und komm mir bloß nicht mit ner scheiß Therapie! Ich brauch keine Therapie und ich…ich will mich auch nicht ändern! Es war alles gut, wie es war! Und…ich will auch nicht weg von dir, Hölle noch mal!“

Er musste schon zugeben, dass Hidans Worte etwas für sich hatten; noch nie hatte jemand freiwillig an seiner Seite bleiben wollen. Nicht, dass Kakuzu je nach einem Partner oder einer Partnerin gesucht hätte, dafür hatte er keinen Kopf gehabt. Einsamkeit war etwas, das sich gut mit den Annehmlichkeiten von Macht und Geld verdrängen ließ.

„Niemand hat gesagt, dass du das musst.“

Hidans violette Iriden funkelten ihn an.

„Ich glaub dir kein beschissenes Wort, du Penner!“, brummte er. „Bestimmt werde ich weggesperrt…anfangs kommst du mich noch besuchen und dann hast du keinen Bock mehr auf mich! Oder du verkaufst mich…was weiß ich!“

„Habe ich dazu einen Grund?“, entgegnete Kakuzu, ohne seine Hand aus seinem Nacken zu nehmen.

Ein misstrauischer Blick traf ihn, doch eine Antwort bekam er nicht. So wie sich Hidan verhielt, schien er tatsächlich zu fürchten, dass er ihn abschieben würde. Vor ein paar Jahren hätte er es sicher getan, schließlich konnte er Hidan jetzt eigentlich nicht mehr gebrauchen. Für die Kämpfe im Käfig war er ein Hauptgewinn gewesen, aber fürs Geschäft war er unnütz, vielmehr eine Belastung, weil er sich nicht benehmen konnte.

Nun, er würde sich schon etwas überlegen, was er mit ihm anfangen konnte – außerhalb des Schlafzimmers. Komplett auf ihn verzichten wollte er wirklich nicht und außerdem hatte er eine Menge Geld für ihn bezahlt.

„Hätte ich keine Verwendung mehr für dich…“, raunte er ihm zu und beugte sich vor. „…wärst du bereits auf dem Weg ins Leichenschauhaus, Hidan.“

Etwas flackerte in den violetten Iriden – vielleicht überlegte der Junge, ob er ihm die Nase abbeißen sollte. Wie die Ruhe vor dem Sturm starrte er ihn an, nachdenklich…dann presste er kurz die Lippen zusammen und nickte.

„Und jetzt ruh dich aus“, befahl er ihm und drückte ihm für einen Moment die Lippen auf die Stirn. „Ich habe noch etwas zu erledigen…danach komme ich dich abholen.“

„…wehe, wenn nicht“, brummte der Jüngere.

Na, wenigstens machte er kein weiteres Drama, vielleicht ging es ihm schlechter als angenommen. Doch so robust, wie Hidan war, würde er schnell wieder auf den Beinen sein.

Unkraut verging ja bekanntlich nicht…und er hatte noch ein wichtiges Gespräch mit Madara offen. Unter anderem…

Chance

Zu behaupten, dass das hier die verdammte Hölle war, wäre untertrieben gewesen. Es war laut in den Gängen, ein regelrechtes Chaos war ausgebrochen, als sie die Zellen gestürmt hatten. Geschrei, ab und zu fielen Schüsse…doch Kisame ahnte, dass sie niemanden töten würden. Wenn doch, konnte er nur hoffen, dass es die richtigen Leute traf – um Raiga wäre es beispielsweise nicht schade gewesen. Er schnaubte leise, während er sich durch die Gänge bewegte, dabei versuchte, den Wachen zu entgehen…Hidan hatte ihm nur gesagt, dass er zu den Huren sollte, mehr wusste er nicht.

Grob kannte er den Weg, immerhin hatte er sich ein paar Mal eine von ihnen aussuchen dürfen…damals, als er nicht so viel aufbegehrt hatte. Lange war es her und er hoffte, dass sein Gedächtnis nicht irrte. Gleichzeitig versuchte er die Sorge um Zabuza und Haku zu verdrängen, doch es fiel ihm schwer. Wie hatte es so weit kommen können? Er fühlte sich schuldig, immerhin hatte er behauptet, dass Hilfe kommen würde. Kisame war sich sehr wohl bewusst, dass Zabuza sein eigenes Leben egal wäre, wenn er nur Haku heil hier rausbekommen könnte. Doch er konnte gerade keinem der beiden helfen, musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren.

„Nicht…lass das! Bitte!“

Kisame stockte, als er um die Ecke bog und die Stimme einer Frau hörte. Das Blut gefror ihm in den Adern, denn wenn er eines hasste, dann waren es solche Geräusche. Weinen, wimmern…flehen…es ekelte ihn zutiefst an, ließ den Hass in ihm hochkochen. Für einen Moment vergaß er, dass er auf seine Deckung achten musste und fuhr herum.

Es war das, was er erwartet hatte, und er spürte die Wut in sich aufsteigen. Anscheinend nutzten manche Wachmänner das Chaos lieber dazu, sich an den Huren zu vergehen.

„Hättest halt nicht abhauen dürfen, Schätzchen…schön brav…dann petze ich nicht.“

Kisame konnte das Gesicht der Frau nicht erkennen, weil der Typ es mit seinem massigen Körper verdeckte, doch er reagierte schnell. Ohne Vorwarnung warf er sich von hinten auf diesen und riss ihn herum, wobei er ihn mit seinem eigenen Gewicht zu Boden rang. Er drückte ihm die Luft ab, verstärkte seinen Würgegriff so sehr, dass der Mann nicht mal mehr die Geistesgegenwärtigkeit hatte, zu seiner Waffe zu greifen. Er krampfte, geriet in Panik…und Kisame wusste, dass er gewonnen hatte. Skrupel verspürte er keine, als das Zucken langsamer wurde, irgendwann gänzlich verebbte.

Die Frau kniete mit gesenktem Blick auf dem Boden…doch er konnte sie nicht mal fragen, ob alles in Ordnung war, denn in diesem Moment ertönten Schritte hinter ihnen.

„Was zur…du verdammter Bastard!“

Ein weiterer Wachmann erschien genau hinter ihm und als Kisame den Kopf hob, über seine Schulter sah, wusste er, dass er gleich tot sein würde. Er sah noch, wie der Mann seine Pistole hob und konnte nicht mal schnell genug aufspringen. Der Schuss hallte an den Wänden wieder, ließ ihn zusammenzucken…doch die Kugel traf nicht ihn. Wie gelähmt sah er zu, wie der Wachmann getroffen wurde und leblos zu Boden sank – glatter Kopfschuss.

Als er hinter sich sah, blitzten ihn zwei kalte Bernsteine aus einem hübschen Gesicht an. Die Frau kniete immer noch, die entwendete Waffe in ihrer Hand zitterte kein Stück, als sie sich erhob. Sie trug ein schwarzes Negligé, das ziemlich viel von ihren Kurven preisgab, und gleichfarbige Strapse mit hochhackigen Schuhen. Ihr Haar war blau und ebenso einzigartig hier drin, wie die Papierblume in ihrem Haar und das kleine Piercing unter ihrer Lippe. Er kannte sie, stellte er perplex fest.
 

„Du hast dir Zeit gelassen“, murmelte sie und zupfte die Reizwäsche zurecht. „Lange hätte ich den Kerl nicht mehr ausgehalten.“

Und in diesem Moment begriff er zwei Dinge: erstens, sie hatte nicht eine Sekunde lang seine Hilfe gebraucht, und zweitens, sie war diejenige, die er treffen sollte. Die Kontaktperson. Konan. Pains Lieblingsnutte. Kisame war nicht so blöd, dass er eins und eins nicht zusammenzählen konnte, und er hoffte, dass Pain tatsächlich auf ihrer Seite war und Zabuza und dessen Schützling irgendwie helfen konnte.

„Willst du da noch länger rumstehen oder sollen wir los?“, fragte Konan ihn und schien sich nicht dafür zu schämen, dass sie halbnackt vor ihm stand.

„…von mir aus“, brummte er überrumpelt, doch es schien ihr zu reichen.

„Wenn wir uns beeilen, können wir deine Freunde retten.“

Kisame verengte die Augen, während er ihr folgte – sie schien genau zu wissen, wo sie lang musste.

„Mach dir lieber Sorgen, was passiert, wenn nicht“, knurrte er verstimmt, doch sie erwiderte nichts.

Stattdessen hob sie ein weiteres Mal die Waffe und schoss dem Mann, der gerade um die Ecke hechtete, ohne zu zögern in den Bauch, ehe sie mit der Faust nachsetzte. Für eine Frau war sie wirklich gnadenlos, das musste er ihr lassen.

„Oh, die mache ich mir nicht“, murmelte sie und warf ihm die Waffe des Toten zu. „Nimm die und gib mir Deckung – von einer Frau erwarten sie nichts.“

„Du meinst, von einer Nutte erwarten sie nichts.“

Konan schenkte ihm ein eisiges Lächeln, als sie sich erhob.

„Richtig – und jetzt komm!“

Er entschied sich, den Befehlston nicht weiter zu beachten und lieber an Zabuza und Haku zu denken. Sie würden frei sein…er musste nur daran denken, dass sie hier rauskommen würden. Alles andere war nebensächlich. Es musste nebensächlich sein.
 

Tatsächlich machte es einiges aus, dass Konan voranging, denn niemand nahm sie ernst, bis sie in den Lauf ihrer Waffe sahen. Wobei sie auch körperlich nicht zart besaitet zu sein schien, so wie sie zuschlug. Kisame hatte deswegen nicht weniger zu tun, aber es war gut, dass er sich nicht um sie kümmern musste.

„Sempai?“

Er erstarrte merklich, als er die Bezeichnung hörte und fuhr herum. Auch das noch…er hatte gehofft, dass sich der Junge irgendwo verstecken würde. Dieser lehnte schwer atmend an der Wand, was bei seinen Verletzungen kein Wunder war, doch ansonsten schien er okay zu sein. Suigetsu stützte sich ab, schien ihnen entgegen kommen zu wollen, wobei er eher humpelte.

„Was geht hier für ne Scheiße ab?!“, brummte er und sah verunsichert zu Konan, die die Waffe nur langsam senkte.

Er spürte ihren Blick, der deutlich machte, dass das hier ungünstig war – als wüsste er das nicht selbst.

„Schrei nicht so rum!“, knurrte er den Jungen an, der plötzlich stehen blieb und ihn entgeistert ansah.

Sowohl er als auch Konan fuhren herum – und sie schossen gleichzeitig. Allerdings schien da jemand Verstärkung gerufen zu haben, denn schon kamen mehr Wachleute nach, schossen auf sie.

„Runter!“, brüllte er in dem Kugelhagel und ließ sich fallen.

Weder er noch Konan hörten auf zu schießen, während sie flach und nahe beieinander am Boden lagen. Sie schossen zuerst in die Beine, um die Männer – drei waren es – zu Fall zu bringen. Erst im Nachhinein wurde ihm klar, dass er Konan mit seinem Körper geschützt hatte. Die Frau wusste, wie sie ihre Vorteile nutzen konnte, so viel war klar, denn als er sich aufrappelte, hatte er mehr als einen Streifschuss, während sie nicht einen Kratzer aufwies. Er verbiss sich ein Ächzen, auch wenn er die Pistole nun nur noch mit der Linken würde halten können…Scheiße. Konan verzog keine Miene, sondern schoss noch zweimal auf die Männer, wohl um sicherzugehen, dass sie wirklich tot waren, ehe sie sich ihre Waffen nahm.

Jedoch hatte Kisame ganz andere Sorgen, denn als er endlich wieder stand, sah er zu Suigetsu…und den hatte es übel erwischt. Anscheinend hatte er nicht rechtzeitig geschaltet und sich in Sicherheit gebracht. Ihm wurde ganz schlecht, als er sah, wie der Junge langsam an der Wand hinabrutschte…und sich die Hand auf seine Brust drückte, wo immer mehr Blut zwischen seinen Fingern hindurchsickerte.

Er stützte ihn, bevor er hinfallen konnte, nicht wissend, was er sagen sollte. Vorsichtig schob er die Hand des Jungen weg…und unterdrückte ein Würgen. Nicht, weil er das Blut nicht sehen konnte…nein, sondern weil er wusste, dass die Lunge getroffen worden war. Die Kugel hatte sich viel zu weit oben ins Fleisch gebohrt und Suigetsus rasselnder Atem bestärkte seine Vermutung. Blut tropfte nun auch aus seinem Mund, die Lider flatterten panisch…und Kisame wusste, er würde das nicht überleben. Er würde an seinem Blut ersticken.
 

Er zuckte zusammen, als ein Paar Absätze in sein Blickfeld traten, und als er aufsah, schaute er in Konans Bernsteine, die ihn mitleidig anblickten. Natürlich wusste er, was er tun musste, um Suigetsus Leiden zu beenden…er wusste es und dennoch...zitterte er nur bei dem Gedanken. Das erstickte Röcheln wurde immer schlimmer und es ließ ihm keine Wahl. Nicht mal mehr reden konnte der sonst so freche Junge…er litt.

Kisame schloss ihn fest in die Arme, wiegte ihn ein wenig, während er ihm leise Worte zu brummte.

„Ruhig…es wird alles gut. Beruhig dich…ja…gut…das wird wieder, klar? Ich bin da, Kurzer…du kommst wieder in Ordnung.“

Lügen hatte ihn noch nie so sehr angewidert wie in diesem Moment.

„Scht…ruhig…versuch ruhig zu atmen…das geht gleich wieder…“

Die violetten Augen starrten ihn an, viel zu wissend…ängstlich.

„…denk an deinen Bruder…bist doch kein Mädchen oder? Ganz ruhig…“

Er wusste, dass er keine Zeit hatte, weil sie jederzeit wieder unter Beschuss geraten konnten, doch das hier…das konnte er nicht einfach so. Er streichelte dem Jungen durch das helle Haar, flüsterte ihm weitere Lügen zu, bis dieser ruhiger wurde. Bis Kisame seinen Griff um den Hals gefestigt hatte und sicher war, dass es schmerzfrei vonstattengehen würde.

Und dennoch fühlte er sich wie ein Monster, als er Suigetsu mit einer ruckartigen Bewegung das Genick brach. Der rasselnde Atem stoppte, der zitternde Körper erlahmte…und wie eine leblose Marionette fiel er in sich zusammen. Es war vorbei. Zumindest für ihn.
 

Danach hatte Kisame eine so unbändige Wut gepackt, dass er sich im Nachhinein nicht einmal mehr erinnerte, wie sie zum Kontrollraum gelangt waren. Konan hatte die Zugangskarte bei sich gehabt und war anscheinend ziemlich begabt in solchen Dingen. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt…und trotzdem konnte sich Kisame nicht darüber freuen, dass er heil aus der Sache rausgekommen war.

Er hatte tun müssen, was er niemals wieder hatte tun wollen. Zum zweiten Mal hatte er jemanden umgebracht, der nicht hätte sterben dürfen. Dass er Suigetsus Leiden beendet hatte, machte es kein bisschen besser. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er die Leiche des Jungen vor sich…und es quälte ihn, dass er ihn in diesen dreckigen Gängen hatte liegen lassen müssen.

Es war ihm mittlerweile egal, wo er sich befand…vor allem, nachdem er Zabuza für einen kurzen Moment wiedergesehen hatte. Auch diese Erinnerung ging ihm an die Substanz, ließ ihn eine Verzweiflung fühlen, die er das letzte Mal nach dem Tod von Kimimaro verspürt hatte.
 

Er war in Handschellen abgeführt worden, wie ein Verbrecher – und auch wenn er wusste, dass er dies war, so machte es ihn wütend. Wie ging es den anderen? Wurden die auch so behandelt? Auch die Jüngeren? Sie bedrohten ihn, führten ihn ab…in einen Behandlungsraum, wo sie seine Wunden versorgten. Erst danach würde man ihn verhören…und allein der Begriff ließ ihm die Galle hochsteigen. Wo war Itachi? Wann wollte er zu ihm kommen und ihm erklären, was das alles sollte? Wann sagte man ihm, wie es Zabuza und Haku ging?

Grob wurde er durch die Gänge dieses Ortes getrieben, wusste nicht wo er war oder wer die Menschen um ihn herum waren. Er fühlte sich wieder eingesperrt, sah keine Verbesserung der Situation – bis die Tür des Raumes, in den sie ihn wohl bringen wollten, aufgestoßen wurde.

Eine riesengroße Last fiel von ihm ab, als er Zabuza erkannte, den sie, genau wie ihn selbst, in Handschellen herausführten. Es ging ihm gut…zumindest lebte er und er wollte irgendwas sagen, auch wenn ihm nichts Passendes einfiel.

Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sich Zabuza, kaum dass der ihn erblickt hatte, losreißen und ihm die eisernen Handschellen ins Gesicht rammen würde. Er war zu geschockt, um sich zu wehren, ließ sich zu Boden reißen und schlagen.

„Verdammtes Arschloch!“

Kisame hatte Zabuza schon oft wütend erlebt, auch schon gegen ihn…aber nie hatte er ihn so hasserfüllt angesehen. Das Blut, das aus seiner Nase schoss, interessierte ihn ebenso wenig wie die Schmerzen. Wie betäubt starrte er Zabuza an, den sie nur mit Mühe von ihm runterziehen konnten. Wie ein wildes Tier wehrte sich sein bester Freund und seine scharfen Worte konnte er nicht wie sonst einfach wegstecken…

„Was bist du für ein beschissener Freund?! Ich schwöre dir, Kisame, ich bring dich um, wenn Haku stirbt!! Ich bring dich um, wenn er wegen deiner verlogenen Schlampe da drin nie wieder gesund wird!! Ich werde…hör dir seinen Dreck ruhig an, du Arschloch!! Wie kann man so scheiße dämlich sein und so einem vertrauen?!“

Zabuzas Gebrüll war erst verstummt, als man ihn endgültig aus seiner Reichweite gebracht hatte. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Temperament fühlte Kisame eine schmerzhafte Leere in sich. Widerstandlos ließ er sich noch einmal in den Behandlungsraum bringen, ließ zu, dass sie seine frischen Wunden versorgten. Er begehrte nicht mehr auf und er fragte auch nicht mehr…dazu fehlte ihm die Kraft.
 

Und nun saß er hier in diesem kleinen Raum mit dem Metalltisch, an dem er auch noch angebunden war. Es war nicht so, dass er Zabuza nicht verstand, denn alles, was dieser gesagt hatte, war richtig gewesen. Er hatte Itachi blind vertraut…ihrer aller Schicksal in seine Hände gelegt, ohne zu wissen, ob es das Richtige war. Weil er Itachi hatte glauben wollen, dass diesem etwas an ihnen als Menschen lag. Vielleicht war er wirklich dämlich gewesen, sich darauf einzulassen…

Kisame blickte still auf, als die Tür geöffnet wurde und derjenige eintrat, dem er das alles zu verdanken hatte. Wenigstens war er allein, auch wenn Kisame insgeheim damit rechnete, dass sie abgehört wurden. Oder gab es das nur in Filmen? Sei es drum, spielte ja auch keine Rolle mehr.

Kein Laut verließ seine Lippen, während sich Itachi ihm gegenüber setzte und irgendwelche Unterlagen auf dem Tisch ausbreitete. Anscheinend hatte er auch etwas abbekommen, denn er sah mitgenommen aus. Sein Blick war nicht so fokussiert wie es damals der Fall gewesen war…nein, diesmal war er unruhig. Kisame konnte es fühlen, auch wenn sich sein Gegenüber bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Eine Weile saß er nur so da und schaute ihn an, wartete wohl darauf, dass er den Mund aufmachte. Tja…was sollte er denn sagen? Kisame entschied sich, stumm zu bleiben, während Itachi sich seine Zeit damit vertrieb, die neuen Verletzungen in seinem Gesicht zu studieren. Vermutlich würde er ein hübsches Veilchen unter dem linken Auge bekommen und eigentlich hatte er noch Glück gehabt, dass seine Nase nicht gebrochen worden war oder ihm ein paar Zähne fehlten.

„Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“

Kisame hob unbeeindruckt eine Braue; wenn der glaubte, dass das reichte, hatte er einen ziemlichen Knall. Merkwürdigerweise war ihm nicht nach Schreien und Toben zumute…er fühlte sich einfach nur elend.

„Wofür?“, entgegnete er daher tonlos.

Eigentlich konnte er Itachi gar nicht für alles verantwortlich machen, wenn er nicht mal wusste, was alles auf seinem Mist gewachsen war. Alles, was sie besprochen hatten, war auch genauso passiert…bis auf die Geschichte mit Haku. Davon war keine Rede gewesen.

„Dafür, was mit diesem Jungen passiert ist.“

Kisame schnaubte leise, während er dem Blick der dunklen Augen standhielt. Wie schon damals wirkte alles an Itachis Art ehrlich…so dass er geneigt war, ihm zu glauben.

„Mit welchem?“, brummte er und Itachi zögerte merklich.

„Konan hat mir erzählt, was…du tun musstest.“

„Tja…zumindest dafür kannst du nichts“, erwiderte Kisame, auch wenn ihm bei dem Gedanken an Suigetsu die Magensäure hochkam. „Der Junge hatte Pech…“

Ihm entging nicht, wie Itachis linke Hand zuckte, so als wollte er über den Tisch greifen und die seine nehmen. Kisame war ihm dankbar, dass er das unterließ. Das Letzte, das er jetzt gebrauchen konnte, war Trost von einer Person, die er nicht mal richtig kannte.

„Mir tut auch leid, was Haku widerfahren ist.“

Ab diesem Punkt wurde es interessant und sofort verdüsterte sich Kisames Miene. Er konnte Zabuza sehr gut verstehen, nahm ihm seinen Ausraster nicht einmal krumm – er hätte ebenso reagiert, wäre er an seiner Stelle.

„War Haku Teil des Plans, weil ich dir von ihm erzählt habe?“, fragte er direkt nach und er wünschte sich so sehr, dass es nicht so wäre.
 

Itachi machte den Eindruck, als würde er nicht wissen, wie er darauf antworten sollte.

„Nein…das nicht“, gab er schließlich zurück. „Kakuzu hat schon früher von ihm erfahren…aber mir war bewusst, dass wir noch jemanden aus seinem…Bereich brauchen. Kakuzu hat ihn ausgewählt, weil er leicht zu erpressen war. Er hatte freie Hand, was seine…Arbeitsweise anging.“

Kisame spürte, wie seine Haut zu prickeln begann und hätte Itachi nicht direkt weitergesprochen, hätte er ihn spätestens jetzt angeschrien.

„Ich will mich nicht aus der Verantwortung stehlen, Kisame“, nahm er ihm den Wind aus den Segeln. „Was passiert ist, war unvermeidlich…wir brauchten jemanden, der die Zugangskarte beschaffen konnte, ohne dabei aufzufallen.“

„Und deswegen liegt er jetzt im Sterben…klasse.“

Die Bitterkeit in seiner Stimme konnte und wollte Kisame nicht überspielen, auch wenn er wusste, dass er unfair war. Itachi hatte anscheinend wirklich das Beste im Sinn gehabt und er hatte sie rausgeholt, doch er trug dennoch eine Mitschuld an Hakus Zustand.

„Er ist bei den besten Ärzten, Kisame. Er wird durchkommen…und danach wird man ihm helfen.“

Kisame gab ein abfälliges Schnauben von sich.

Wer wird ihm helfen? Irgendwelche Fremden, vor denen er Schiss hat, weil er ihnen nicht vertraut? Wenn du ihm was Gutes tun willst, lass Zabuza zu ihm.“

Itachis Schweigen dauerte ihm dieses Mal ein wenig zu lange und er verengte die Augen.

„Was?!“, raunzte er unfreundlich, weil er den Ärger bereits witterte.

„…ich habe Zabuza bereits darum gebeten, Abstand von ihm zu nehmen. Genau genommen ist es eine der Bedingungen meines Angebots.“

Das waren ja ganz neue Töne und sie missfielen dem Hünen mehr als nur ein bisschen.

Bedingungen?“, betonte er es angewidert. „Für wen hältst du dich, dass du so eine Bedingung stellen kannst, Itachi? Du kennst weder Zabuza, noch kennst du Haku…wie kannst du verlangen, dass sich die beiden trennen? Sieh mir ins Gesicht…denn sowas passiert, wenn man Zabuza Haku nimmt.“

Itachi verzog keine Miene, ließ ihn ausreden, bevor er sich äußerte.

„Ich halte ihn nicht für einen schlechten Menschen“, begann er dann. „Ich glaube nur nicht, dass es dem Jungen gut tun würde, weiter bei ihm zu bleiben. Pain hat mir bereits berichtet, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen – und bevor du etwas sagst, ich weiß, dass Zabuza ihn nicht gezwungen hat.“

Kisame schloss den Mund wieder, blickte ihn aber immer noch sehr finster an.

„Darum geht es auch nicht…sondern darum, dass Haku ein eigenes Leben aufbaut, das sich nicht nur um jemanden dreht, der selbst genug Probleme hat.“

„Und deshalb steckst du ihn in so eine Klapse oder was?“, spie Kisame aus, denn so langsam reichte es ihm.

Itachi schüttelte den Kopf.

„Nein…er wird natürlich einen Therapeuten brauchen und vermutlich auch eine Rehabilitation, wenn man nach seinen Verletzungen geht, aber er wird dort nicht bleiben.“

„Ach? Und wo soll er sonst hin?“, blaffte Kisame und es war ihm sowas von egal, dass er sich nicht mehr zurückhalten konnte.
 

„Zu meiner Familie.“

„…wie?“

„Ich habe bereits mit meinen Eltern gesprochen und sie sind einverstanden. Mein Zimmer steht leer, seit ich ausgezogen bin, und meine Mutter arbeitet von zuhause aus, er wäre also nicht allein. Sie könnte ihn zur Therapie fahren und er könnte dieselbe Schule wie mein Bruder besuchen, sobald es ihm besser geht und er sich an alles gewöhnt hat.“

Kisame war immer noch zu verdutzt, um sich großartig dazu zu äußern. Itachis Familie also…er war immer noch skeptisch, aber für ihn hatte die Familie auch noch nie etwas Gutes gebracht. Trotzdem wäre Haku bei Fremden, denen er nicht vertrauen würde.

„Zabuza und dir wird eine gemeinsame Wohnung gestellt. Mein Onkel wird dafür aufkommen und euch Papiere besorgen, sofern ihr zustimmt, innerhalb von drei Jahren eine Ausbildung zu absolvieren und euch unauffällig verhaltet.“

„…unauffällig?“

„Keine Vorstrafen durch gewalttätiges Verhalten oder dergleichen. Nach den drei Jahren könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr unter ihm arbeiten wollt. Wir brauchen Leute, die verlässlich sind und sich unter Kontrolle haben – deswegen die drei Jahre. Sieh es als eine Art Bewährung – ohne Gefängnis. Solltet ihr jedoch Schwierigkeiten machen, werdet ihr die Strafe bekommen, die euch eigentlich erwarten würde.“

Obwohl Itachi das so streng herunterratterte, war Kisame nicht so beschränkt, dass er nicht verstand, dass es sich hierbei um ein verdammt gutes Angebot handelte. Das war die zweite Chance, die er damals erwähnt hatte…die Kisame gewollt hatte. Auch, wenn er noch nicht wusste, ob er das packen würde, war die Aussicht auf ein normales Leben mehr als nur reizvoll. Allerdings durfte er seinen Kumpel dabei nicht außen vor lassen.
 

„Was hat Zabuza dazu gesagt?“, fragte er, obwohl er es ahnte.

Itachi senkte kurz den Blick, seufzte leise.

„Ehrlich gesagt möchte ich seine Beschimpfungen nicht wiederholen.“

Kisame nickte knapp, hatte es sich ja bereits gedacht.

„Er hat jedes Recht, wütend zu sein…sowohl auf dich als auch auf mich“, erwiderte er, fühlte sich nun etwas ruhiger. „Darf er Haku sehen?“

Itachi antwortete nicht sofort und Kisame wusste, warum er so zögerte.

„Er ist kein Monster, Itachi. Er hat sich jahrelang um Haku gekümmert, ohne ihn so anzufassen, wie du dir das vielleicht vorstellst. Er hat ihn nie misshandelt oder missbraucht. Haku kam von selbst zu ihm, weil er ihn braucht.“

„Und du nennst das Liebe?“, fragte Itachi, wobei er seinen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. „Glaubst du wirklich, dass es gut ist, die beiden Kontakt haben zu lassen? Unter solchen Umständen?“

Kisame schnaubte.

„Du denkst, dass Haku nur bei ihm sein will, weil er nichts anderes kennt?“

„Ich denke, man sollte ihm die Chance geben, sich ohne Angst und Trauma für Zabuza zu entscheiden – und ihn ständig in seine Nähe zu lassen, hilft dabei nicht sonderlich.“

Beinahe hätte Kisame bei seinen Worten laut losgelacht.

„Sowas in der Art hat der Idiot auch immer gesagt…hat es als Ausrede benutzt, ihm nicht mehr nahe zu kommen“, gab er zurück und sah, wie Itachi die Stirn runzelte. „Hör zu, ich sag’s dir, wie es ist…wenn Zabuza dein Angebot nicht annimmt, werde ich es auch nicht tun. Wir halten zusammen – und wenn ich dazu mit ihm in den Knast gehen muss, werde ich das tun.“

Itachi neigte leicht den Kopf, sah ihn an.

„…das dachte ich mir bereits“, murmelte er ein wenig resigniert. „Und es ist nicht das, was ich möchte. Ich bin kompromissbereit…wenn ihr euch an die Regeln haltet.“

Kisame hatte damit generell kein Problem, hörte ihm aber weiter zu.

„Ich bin auch kein Monster, Kisame…ich möchte keinem von euch schaden.“

Der Hüne stellte fest, dass er ihm schon wieder glaubte…trotzdem alles gerade ein bisschen sehr beschissen war. Er konnte eigentlich nur hoffen, dass Haku bald wieder in Ordnung sein würde und Zabuza sich beruhigte. Er selbst war müde von dem ganzen Scheiß und Itachis Angebot für einen Neuanfang war daher umso attraktiver. Ebenso wie Itachi selbst…und auch, wenn er gerade keinen Nerv dafür hatte, stellte er sich die Frage, ob der andere ihn wirklich nur benutzt hatte. Ob er ihn tatsächlich mochte oder es nur so daher gesagt war. Doch warum sollte er sich dann noch um ihn oder Zabuza oder Haku kümmern?

„Ist okay“, brummte er nach einer Weile und Itachi nickte.

„Gut…du solltest dich jetzt ausruhen.“

Kisame entging der gedehnte Tonfall nicht und er hätte gern gewusst, was der Uchiha eigentlich hatte sagen wollen. Soeben hielt er es jedoch für besser, nicht weiter nachzufragen…dafür war später – hoffentlich – noch Zeit. Er war wirklich erschöpft und wollte eigentlich nur schlafen…sofern er das konnte, denn sowohl die Sache mit seinem Kumpel und Haku, als auch Suigetsus Tod hingen ihm nach. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und diese leicht drückte.

„Es war nicht deine Schuld.“

Kisame blickte weiter vor sich hin, während er die Worte auf sich wirken ließ…was sollte man dazu auch sagen? Itachi schien sein Schweigen zu akzeptieren, denn er ließ ihn los und verschwand aus dem Raum. Nach wie vor war der Kerl ein Mysterium...ein Mysterium, dem er viel zu sehr verfallen war.

Pain

Es war ein scheußliches Geräusch, das er zu hassen gelernt hatte. Er wollte so sehr, dass es endlich aufhörte, doch er wusste, dass das nicht so bald der Fall sein würde. Es war dunkel in dem kleinen Raum, der schon eine halbe Ewigkeit ihr Zuhause war. Viel fehlte ihnen nicht, es gab sogar einen kleinen Nebenraum mit Toilette und sie bekamen dreimal täglich zu essen. Zum Baden wurden sie immer mit hochgenommen, oft einzeln…sie mochten es, wenn sie ihnen dabei zuschauen und „helfen“ konnten. In seltenen Fällen wurden sie alle drei geholt – das nannten sie „Party“ und meistens war es dann schlimmer als sonst. Still saß er in der Ecke, unter ihm lag der Futon, auf dem er normalerweise schlief. In dieser Nacht würde er überhaupt nicht schlafen können, das wusste er, weswegen er es nicht mal versuchte. Dazu schmerzte sein Körper im Moment einfach viel zu sehr, sogar der Stoff seines Pyjamas brannte auf seiner wunden Haut. Am schlimmsten war es zwischen seinen Beinen…auch wenn dieses Gefühl eigentlich noch relativ normal war. Es passierte so gut wie täglich.

Schweigend blickte er zu der Stehlampe in der Ecke, die jedoch nur dämmriges Licht abgab. Wieder ertönte das Schluchzen neben ihm und so langsam wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Seine Finger streichelten weiterhin durch die roten, halblangen Haare, die das verheulte Gesicht größtenteils verdeckten. Auch das passierte viel zu oft und es machte ihn mürbe, denn während er seine Gefühle zu kontrollieren gelernt hatte, wimmerte der Junge neben ihm immer bemitleidenswerter.

Er war nicht viel älter als der andere, trotzdem sah dieser wohl eine Art großen Bruder in ihm...obwohl er ihm nie helfen konnte.

„…d-denkst du…s-sie…sie…kann…?“

Solche Fragen hatte er gefürchtet, seitdem sie nur noch zu zweit hier drin saßen. Es war der Grund dafür, dass sie beide bestraft worden waren. Es wunderte ihn, dass sie nicht längst unter Drogen gesetzt und verschleppt worden waren. Vielleicht waren sich diese Scheißkerle aber auch zu sicher, dass das Mädchen nicht weit kommen würde…oder dass sie den Weg zurückfinden würde. Der Gedanke machte ihm weit weniger aus, als er vermutet hatte. Wenn wenigstens eine von ihnen diesem grässlichen Ort entkam, war es die Tracht Prügel wertgewesen.

Er wünschte sich nur, er könnte den anderen Jungen auch noch hier rausholen. Dieser hatte sich auf die Seite gerollt, sich in seine Stoffhose gekrallt und schniefte leise.

„Y-Yahiko…?“

Der Angesprochene schloss kurz die Augen, atmete tief durch.

„Es wird alles gut“, log er dann, weil er nicht anders konnte. „Schlaf ein bisschen, Nagato.“

Dabei wusste er nicht mal, wie lange sie schon weg war. Stunden…vielleicht auch schon einen Tag…hier unten verlor man so schnell das Zeitgefühl. Er wollte aber auch nicht darüber nachdenken, was aus ihnen werden würde, wenn sie nicht mit Hilfe zurückkam. Noch einmal würde sich ihnen so eine Chance nicht bieten, denn von nun an würden sie wachsamer sein.

„Ich…versuch‘s…“, nuschelte der Rothaarige leise und schmiegte sich noch näher an ihn.

Ohne den Halt, den sie sich gegenseitig gaben, wäre vielleicht keiner von ihnen mehr am Leben. Auch wenn man innerlich abstumpfte, brauchte jeder von ihnen diese ehrliche Zuneigung. Das, was sie von diesen Scheißkerlen bekamen, war einfach nur widerlich.

„Danke, Yahiko.“

Wofür sich Nagato ständig bei ihm bedankte, wusste er nicht wirklich. Er war ein Teil ihrer kleinen Familie hier unten…und seine Familie beschützte man, so viel wusste er auch ohne liebevolle Eltern. So wenig er auch zu geben hatte, das hier war das Einzige, das er tun konnte. Da sein.
 

Er war leicht weggedöst, als er plötzlich hektisches Gepolter über ihnen vernahm und sofort alarmiert aufschaute. Gröber als gewollt stieß er Nagato neben sich an, der zusammenzuckte und erschrocken japste. Als er jedoch die Geräusche vernahm, setzte er sich rasch auf – auch wenn er sich ein schmerzerfülltes Keuchen nicht verbeißen konnte. Da oben war etwas im Gange…und er hoffte so sehr, dass sie nun endlich hier raus geholt werden würden. Er sprang, ungeachtet seiner Schmerzen, auf und begann an die Metalltür zu hämmern – ihr Leben hing davon ab. Nagato folgte ihm taumelnd, schlug ebenfalls gegen die Tür. Sie schrien...brüllten, so laut wie möglich…irgendjemand musste sie hören und ihnen helfen. Das hier war die einzige Chance, er wusste es einfach.

Die Stimmen wurden lauter, er vernahm Schritte, die sich näherten…und obwohl er nicht sicher sein konnte, dass tatsächlich Hilfe nahte, trommelte er so heftig gegen die Tür, dass er sich die Knöchel aufschlug.

Nagato und er wichen keuchend von der Tür zurück, als das altbekannte Knarzen ertönte, das gewöhnlich immer ihre Peiniger ankündigte. Dieses Mal nicht, das erkannte er schon an der Uniform, die der Mann trug. Oben war es immer noch laut, doch der Mann war ganz ruhig – auch die Frau, die neben ihm stand, kam nicht direkt auf sie zugelaufen, sondern sah sich erstmal kurz um. Neben ihm begann Nagato zu zittern und die ersten Tränen kullerten seine blassen Wangen herunter.

Yahiko ballte die schmerzenden Fäuste, so fest er konnte, während er verbissen zu dem Mann schaute, der sich nun vor sie hinkniete und sie beide musterte. Die Frau mit den violetten Haaren tat es ihm gleich…und da war so viel Mitleid in ihren Augen, dass ihm ganz schlecht wurde. Plötzlich begann er ebenfalls zu zittern, auch wenn er es gar nicht wollte. Er war der Stärkere…er musste Nagato stützen.

„Mein Name ist Fugaku und das ist Yugao. Wir sind von der Polizei“, begann der Mann leise zu sprechen. „Eure Freundin ist in Sicherheit…Konan hat uns zu euch geschickt, um euch hier wegzubringen.“

Wie lange hatten sie darauf gewartet…wie viel Tage, Wochen…Jahre.

„Na kommt…wir bringen euch zu ihr.“

Die Frau, Yugao, lächelte sanft und hielt Nagato die Hand hin. Der Rothaarige blieb wie erstarrt stehen, ehe er den Kopf zu ihm drehte, ihn ganz aufgelöst anschaute. Sollten sie den beiden trauen? Waren sie wirklich von der Polizei? Sie sprachen von Konan…es musste wahr sein. Er wollte nichts anderes mehr glauben, also nahm er seinen ganzen Mut zusammen und ging auf den Mann zu.

Er sah freundlich aus…und er schaute sie nicht so an, wie diese Typen es getan hatten. Obwohl sich jede Faser seines Körpers dagegen wehrte, streckte er seine Hand aus, genau wie die Frau es getan hatte und wartete. Fugaku lächelte schwach, ehe er seine Finger ergriff – und ihn dann auf den Arm nahm. Automatisch spannte er sich an, hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen…doch es passierte nichts. Nein, immerhin waren die beiden hier, um zu helfen.

Mit bebenden Händen krallte er sich an dem Mann fest, ließ zu, dass dieser ihn hielt und sah über dessen Schulter zu Nagato, der von der Frau gehalten wurde.

„Keine Angst…diese Menschen werden euch nie wieder wehtun können.“

Trotzdem Fugakus Stimme so beruhigend und ehrlich klang und obwohl Yahiko ihm glauben wollte…fühlte es sich nicht wie die Realität an.

„Wir kümmern uns um euch…und bringen euch nach Hause.“

Also in ein Heim, denn keiner von ihnen hatte Familie…und die paar Verwandten wollten sie nicht haben. Für den Moment war es jedoch in Ordnung. Sie würden nicht hier drin verrotten müssen. Vielleicht würde wirklich alles gut werden…er wollte es glauben. So sehr wollte er vertrauen, dass er sich überwand und sich gegen die Brust des Mannes lehnte. Er war erschöpf vom stark sein…dennoch blinzelte er die Tränen weg. Es war vorbei. Endlich.

Die Erleichterung wollte dennoch nicht so einfach kommen…weil er wusste, dass er das hier niemals vergessen würde. Keiner von ihnen würde jemals ein normales Leben führen können. Das war die wahre Realität, die er erst viel später richtig begreifen würde.
 

Es mussten drei Tage vergangen sein, seitdem er mit dem Jungen im Krankenhaus aufgetaucht war. Ihm war bewusst gewesen, dass er seinen Posten verlassen hatte, doch seiner Meinung nach konnte der Alte auch sehr gut auf sich selbst aufpassen. Es war kein Geheimnis, dass sie einander nicht mochten, was wohl an ihren unterschiedlichen Ansichten lag. Natürlich hatte er sich nicht dem Kind zugewandt, um diesem Mistkerl eins auszuwischen, so unvernünftig war er nicht. Sie brauchten ihn noch, das war ihm bewusst, doch der Anblick des regungslosen Jungen hatte ihn einfach nicht losgelassen. Davon abgesehen, dass er Uchiha bereits in der Menge ausfindig gemacht hatte – er hatte geahnt, dass der Kerl sich nicht würde raushalten können. Mit etwas Glück würde der Boss nicht davon erfahren und selbst wenn doch, musste er nichts fürchten.

Pain war nicht nur der beste Auftragskiller innerhalb ihrer Organisation, sondern noch dazu sehr loyal. Er hinterließ keine Spuren, hatte seine Kontakte…und leitete ein beliebtes Tattoo-Studio im Herzen der Stadt. Die wenigsten wussten, was hinter seiner emotionslosen Fassade vor sich ging und kaum einer kannte seinen richtigen Namen. Nicht, dass er irgendwem außer Konan erlaubt hätte, ihn überhaupt so zu nennen.

Sie waren aus der Gosse gekommen, sie drei…Konan, Nagato und er. Straßenkinder, die man aufgesammelt und mit Lügen von einer Hölle in die nächste gelockt hatte. Wie alt waren sie damals gewesen? Vielleicht sechs oder sieben Jahre? Auf jeden Fall viel zu jung für die Dinge, die sie hatten tun müssen, um zu überleben. Gekannt hatten sie sich vorher nicht, doch ihr gemeinsames Schicksal hatte sie zusammengeschweißt und die grausamen zwei Jahre überstehen lassen. Konan und er selbst hatten immer über den stärkeren Willen verfügt, doch ohne Nagato wäre es ihnen nie gelungen, diese Scheißkerle auffliegen zu lassen. Sie beide hatten diese Kinderschänder abgelenkt und dem Mädchen somit die Flucht ermöglicht, woraufhin dieses Hilfe hatte holen können. Er würde nie vergessen, wie Nagato in Tränen ausgebrochen war, als die Polizei sie endlich aus diesem dunklen Keller geholt hatte. Die Sonne war ihm damals so hell erschienen…aber er hatte sie auch eine verdammt lange Zeit nicht mehr gesehen. Er hatte gedacht, dass es vorbei gewesen wäre…das alles in Ordnung kommen würde. In ein betreutes Heim waren sie gekommen, selbstverständlich nur bis zur Adoption.

Irgendein nettes Paar würde sie schon aufnehmen, hatte man ihnen versprochen, und jeder von ihnen hatte daran glauben wollen. Konan war als Erste abgeholt worden und tatsächlich hatte sie Glück gehabt, denn ihre neuen Eltern waren nicht nur herzensgut, sondern auch sehr wohlhabend. Nagato hatte ihn ein halbes Jahr später verlassen und er war allein zurückgeblieben.

Ein fröhliches Kind war Pain nie gewesen, aber die Erinnerung an diese Dreckschweine hatte ihn nie losgelassen. Er hatte sich nie bemüht, eine Pflegefamilie für sich zu gewinnen, vielleicht hatte ihn deshalb niemand gewollt. Irgendwann war er den meisten zu alt gewesen und hatte begriffen, dass das Heim sein Zuhause bleiben würde, bis er volljährig war. Entgegen seiner Befürchtungen hatte Konan ihn nicht vergessen und ihn daher regelmäßig besucht. Zu seinem Glück lebte das Paar, das sie adoptiert hatte, in der Nähe, so dass sie den Kontakt hatten halten können. Von Nagato hatten sie beide zunächst nichts mehr gehört, aber viele Gedanken hatte sich keiner von ihnen beiden darum machen wollen.

Erst drei Jahre später tauchte Nagato wie aus dem Nichts wieder auf – und zwar in den Nachrichten. Der Junge hatte sich vom Dach seiner Schule gestürzt, was sich zunächst keiner erklären konnte. Einer Lehrerin war irgendwann wieder eingefallen, dass Nagato des Öfteren Verletzungen aufgewiesen hatte. Er hatte nicht darüber reden wollen, sich mehr und mehr in sich verschlossen. Nach einer Durchsuchung der Polizei hatte man schließlich Bildmaterial in der Wohnung gefunden, das das nette Paar als pädophile Schweine entlarvt hatte. Für Nagato hatte die Hölle nie aufgehört…und dieses Mal war niemand für ihn da gewesen.
 

Pain schrak aus seinen Gedanken hoch, als sich kühle Fingerspitzen an seine Schläfen legten. Seine Anspannung fiel direkt wieder, als er die kreisenden Bewegungen auf seiner Haut vernahm. Das blumige Parfüm war ihm nur zu vertraut, so dass er für einen Moment die Augen schloss und den Kopf in den Nacken lehnte.

„Du bist blass, Yahiko.“

Er brummte auf die leisen Worte hin nur, hob die Lider ein Stück und blickte in die bernsteinfarbenen Augen seiner Freundin. Hübsch war sie immer gewesen, schon als Kind, doch die Angst und die Tränen hatten das oftmals verdeckt. Wenn er sie heute betrachtete, sah er eine selbstbewusste, schöne Frau, die ihren Stolz hatte und für ihre Ziele kämpfte. Der beigefarbene Mantel mit dem Gürtel stand ihr gut, betonte ihre schlanke Taille, ebenso wie die schwarze Hose. Er hatte sie lange nicht mehr in so viel Kleidung gesehen, denn bei dem Auftrag, den Madara für sie beide gehabt hatte, war sie meistens halbnackt gewesen. Pain war jedoch egal, was sie anhatte, ob Hosen oder Reizwäsche…er hasste nichts mehr, als Menschen, die in anderen Menschen nur Objekte sahen. Missbrauch hatte viele Facetten und er verachtete sie alle.

„…hast du überhaupt mal geschlafen?“, fragte sie, während sie weiterhin seine Schläfen massierte.

„Wenig“, antwortete er ehrlich und sie zog die Brauen zusammen.

„Du achtest zu wenig auf dich“, hielt sie ihm vor, ehe sie den Blick zu dem bewusstlosen Jungen im Bett schweifen ließ. „Es wundert mich, dass sie dich auf ihn aufpassen lassen.“

Pain spürte, wie die Finger in seinen Nacken wanderten, die Verspannungen dort mit den Daumen zu lösen versuchte. Eine wahre Wohltat.

„Ich habe Fugaku kontaktiert. Er hat das geregelt.“

„Weiß Madara davon?“

„Mittlerweile bestimmt.“

„Yahiko.“

„Ich hatte keine Zeit für Diskussionen“, wiegelte er ihre Mahnung ab. „Der Junge ist mir im Auto fast verblutet – und Madara meinte doch, dass es in Notfällen in Ordnung sei.“

Er ahnte, dass sie noch mehr dazu sagen wollte, doch stattdessen schüttelte sie nur den Kopf. Sie waren beide stur und relativ unnachgiebig, wenn sie sich im Recht fühlten. Vermutlich passten sie deswegen so gut zusammen, weil sie einander ohne Ausnahme verstanden.
 

„Er wird wieder…?“, erkundigte sie sich und obwohl man es ihr nicht ansah, war ihre Sorge echt.

Keiner von ihnen beiden blieb unberührt, wenn es um Kinder ging – dazu hatten sie die Gewalt viel zu lange am eigenen Körper gespürt. Es war eine Tortur gewesen, bei dieser Scheiße mitzumischen, doch genau wie Konan hatte er in seiner Rolle bleiben müssen. Sie beide lebten schon lange nach dem Grundsatz: Was einen nicht umbringt, macht einen stärker.

„Gibt kaum einen Knochen oder eine Rippe, die nicht gebrochen ist. Die inneren Blutungen haben sie in den Griff bekommen und sich auch um den Kieferbruch gekümmert. Wird dauern, bis er wieder auf den Beinen ist – oder was anderes als Suppe zu sich nehmen kann…und keiner weiß, wie traumatisiert er sein wird, wenn er zu sich kommt.“

Konan nickte verstehend, während sie seinen Nacken mit festen Bewegungen knetete und er atmete tief durch. Erst jetzt bemerkte er, wie erschöpft er eigentlich war, doch er wollte den Jungen nicht ohne Schutz lassen. Nagato hatte er damals nicht retten können, aber für Haku war es noch nicht zu spät.

Auch wenn es scheußlich war, ihn so daliegen zu sehen – an diverse Maschinen angeschlossen, mit den ganzen Schläuchen und Bandagen –, musste er immer daran denken, wie gut sich der Kleine geschlagen hatte. Er hatte nicht aufgegeben, sondern gekämpft…er würde es schaffen, den Willen dazu hatte er.

„Denkst du, es ist richtig, Zabuza von ihm fern zu halten?“

Pain schnaubte.

„Richtig? Ich habe keine Ahnung…vielleicht wäre Nagato heute noch am Leben, wenn man ihn nicht von uns ferngehalten hätte.“

Das betretene Schweigen zwischen ihnen hielt ein paar Sekunden an. Er ließ zu, dass Konan von hinten die Arme um ihn legte und ergriff einer ihrer Hände mit seiner eigenen. Ihre Berührungen waren die Einzigen, die er auf seiner Haut ertragen konnte…und die er wollte. Er würde nie eine andere Frau lieben können.

„Wir waren Kinder, Yahiko. Zabuza ist…“

„Ich habe gesehen, was er für den Jungen getan hat, Konan. Er wäre für ihn gestorben, wollte seinen Platz einnehmen...und Haku wollte ihn genauso schützen.“

„…denkst du, Haku liebt ihn?“

„Vielleicht…oder er denkt, dass er ihn liebt.“

„Itachi hält es für besser, wenn sie eine Weile getrennt sind.“

„Mag sein…er kann es ebenso wenig wissen wie wir.“

„Also soll er selbst entscheiden?“

„Ich kann mir darüber kein Urteil erlauben…keiner sollte das.“

Ihr Schweigen war stumme Zustimmung und er genoss es, wie sie ihren Kopf gegen seinen lehnte. Sie waren viel zu lange unter Beobachtung und Zwang gewesen, doch jetzt war dies vorbei. Zumindest bis zum nächsten Auftrag…wobei verdeckte Ermittlungen wohl erst einmal flach fielen. Dazu war die Sache einfach zu groß gewesen.
 

„Madara will uns morgen sehen. Uns alle“, murmelte Konan und er nickte mechanisch.

Natürlich konnte er sich davon nicht ausgenommen fühlen, nur weil er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, über den Jungen zu wachen. Itachi würde ihm das sowieso bald abnehmen…oder dessen Familie.

Pain kannte Uchiha Fugaku…nicht nur durch seine Verwandtschaft zu seinem korrupterem Bruder, sondern auch von damals. Er war einer der Polizisten gewesen, der sie vor ca. 20 Jahren aus diesem Keller geholt hatte…nun, er hatte sich seitdem gemacht, wenn man bedachte, dass er es zum Polizeipräsidenten geschafft hatte. Die Schuld an Nagatos Schicksal konnte und wollte er dem Mann nicht geben. Vermutlich war ihr toter Freund der Grund dafür, dass Fugaku Madaras Machenschaften nicht im Wege stand, sondern ihn sogar ab und zu unterstützte. Das, was Akatsuki tat, war nicht selten korrupt, doch es diente dem höheren Ziel…und Pain war der Meinung, dass das vieles entschuldigte. Auch wenn es da Ausnahmen gab…

„Hat er sich schon zu Kakuzus Aktion geäußert?“, wollte er wissen, obwohl er die Antwort erahnte.

Konan seufzte leise.

„Was denkst du?“

„Dass er damit durchkommt.“

„Du kannst nicht behaupten, dass wir es ohne seine Hilfe geschafft hätten.“

„Und du kannst nicht leugnen, dass er ein krankes Schwein ist.“

„…das will ich gar nicht leugnen.“

Pain schnaubte abfällig, ließ den Blick wieder zu Haku schweifen. Er hätte sich wirklich gewünscht, dass das anders gelaufen wäre…aber ihre Welt war nicht so einfach gestrickt. Es gab kein Gut und Böse, sondern nur Grauzonen in unterschiedlichen Abstufungen. Konan und er waren da keine Ausnahme.

„Fugaku wird sicher jemanden schicken, der vertrauenswürdig genug ist, um auf ihn aufzupassen“, hörte er seine Freundin sagen. „Ruf ihn an…und dann komm mit nach Hause.“

Er brummte widerwillig, woraufhin sie ihn auf die Wange küsste.

„Ich will nicht, dass du mir morgen umkippst, Pain.“

Wie er es hasste, wenn sie Recht hatte…

„Du brauchst deinen Schlaf…und ich brauche dich.“

Nun, zumindest das letzte Argument überzeugte ihn dann doch, so dass er sein Handy hervorkramte, während sie ihm geduldig die Schultern massierte. Nach der ganzen Scheiße, die sie durchgemacht hatten, heute wie damals…hatte er sich vielleicht doch etwas Ruhe verdient. Und ein paar Stunden mit der Frau, die er liebte.

Meeting

Manchmal war es Segen und Fluch zugleich, wenn man mit der eigenen Familie zusammenarbeitete. Nun, die meiste Zeit über empfand er es eher als positiv, auch wenn er sich stets besonders anstrengen musste, um sich die Anerkennung zu erkämpfen. Es gab jedoch auch Tage wie diese, an denen er sich wünschte, sein Vorgesetzter wäre nicht gleichzeitig sein Onkel.

Eben dieser stand mit dem Rücken zu ihm, kramte ein Feuerzeug aus der Jackentasche, während die Zigarette bereits zwischen seinen Lippen klemmte. Vor einigen Jahren, als er noch ein Kind gewesen war, hatte er seinen Onkel oft belehrt, wie ungesund das Rauchen war. Heute hielt er sich damit zurück, denn erstens hörte Madara in dieser Hinsicht sowieso nicht auf ihn und zweitens wusste er inzwischen, dass man auch als Nichtraucher einen ungnädigen Tod sterben konnte. Mögen würde er es dennoch nie.

Er beobachtete den aufsteigenden Qualm und war froh, dass sich der Gestank in Grenzen hielt, da sie auf dem Dach eines Krankenhauses standen. Sie trafen sich oftmals an solchen Orten, anstatt in Madaras Büro. Nun…vor der Polizei hatte keiner von ihnen Angst, denn offiziell gab es die Organisation Akatsuki nicht mal. Itachi blickte auf, als Madara die Zigarette wieder zwischen die Finger nahm und hörbar ausatmete, während er sich nun doch zu ihm umdrehte. Sein Onkel lehnte sich gegen das Metallgeländer, fixierte ihn dabei scharf aus seinen dunklen Augen.

„So…und jetzt verrate mir mal, was du dir dabei gedacht hast.“

Kühler Wind fuhr ihm durch die langen Haare und auch Madaras Mähne geriet in Bewegung. Es war nicht so, dass das Gespräch unerwartet kam, nein, Itachi hatte bereits damit gerechnet. Die anderen würden bald dazu stoßen, doch natürlich gab es zuerst ein Einzelgespräch für ihn.

„Ich war für die Mission verantwortlich“, erwiderte er ruhig, hatte sich die Worte bereits zurechtgelegt. „Also ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich den Leuten, mit denen ich arbeite, zur Seite stehe. Wäre ich nicht da gewesen, hätte Kakuzu keine Deckung gehabt.“

Nicht, dass Itachi das tatsächlich berührt hätte, aber wenigstens hatte er so ein Argument. Madaras rechte Braue zuckte, machte deutlich, dass er gereizt war.

„Eine Selbstverständlichkeit, huh?“, wiederholte er kühl. „Du meinst genauso, wie du diesen Typen von der Straße aufgegabelt und mit nach Hause genommen hast?“

„Darüber haben wir bereits gesprochen. Du weißt, dass er ein wichtiger Teil des Plans war“, antwortete Itachi und blieb dabei immer noch die Ruhe selbst.

Madara knurrte leise, ehe er noch einen Zug von seiner Zigarette nahm.

„Du hast genug Leute unter dir gehabt, die das hätten übernehmen können…auch das mit Kakuzu. Wo war Pain? Ach ja…er musste diesen halbtoten Jungen retten. Ich vergaß…“

Der Sarkasmus schlug Itachi unangenehm entgegen, doch er äußerte sich lieber nicht dazu. Was das anging, war er auf Pains Seite, doch er würde sich nicht einmischen. Madara war schon wütend genug, da musste er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Davon abgesehen, dass Pain keine Unterstützung brauchte, um seine Meinung zu vertreten.

„Wir hatten Erfolg“, erinnerte er ihn stattdessen. „Und mir ist nichts passiert.“

Madara schnaubte abfällig, funkelte ihn an.

„Komm näher…“

Itachi zögerte, als er den Befehl vernahm, doch eigentlich wusste er, dass er keine Wahl hatte. Leise seufzend gehorchte er und stieß gleich darauf ein Zischen aus, als ihm sein Onkel grob gegen den Oberarm schlug.

„Nichts passiert, ja?“, brummte dieser und Itachi warf ihm einen finsteren Blick zu. „Mag sein, dass das eine Kleinigkeit ist…aber genauso gut hätte dein Hirn auf dem Boden verteilt werden können. Ich habe verdammt lange gebraucht, um Fugaku weichzukochen, Itachi. Er ist so schon nicht begeistert, dass sein Goldjunge für mich arbeitet…wenn du draufgehst, kann ich seine Unterstützung in Zukunft vergessen.“

Itachi rieb sich den schmerzenden Arm, enthielt sich aber eines Kommentars. Es war nicht so, dass das nicht stimmte, dennoch widerstrebte es ihm, sich aus allem raushalten zu lassen.
 

„Denk nicht, dass ich nicht zu schätzen weiß, was du für den Auftrag riskiert hast“, sprach Madara weiter. „Ich weiß, dass du sehr gute Arbeit geleistet hast. Du vergisst nur immer wieder deinen Wert. Leute wie Pain und Konan sind wichtig, aber sie sind zu ersetzen – du bist das nicht.“

So bitter sich das anhörte, Itachi verstand, was er meinte.

„…es war nicht meine Absicht, Probleme zu machen“, wagte er sich vor und hörte Madara entnervt seufzen.

„Ich kenne deine Absichten“, murrte er und schmiss die abgebrannte Kippe auf den Boden, trat sie aus. „Dass sie gut waren, ändert aber nichts daran, dass du dich in Gefahr gebracht hast. Eigentlich sollte ich diese beiden Typen direkt in den Knast wandern lassen, anstatt dich zu belohnen und ihnen eine Existenz zu finanzieren.“

Itachi ahnte, dass er das nicht ernst meinte, dennoch missfiel es ihm.

„Das war das, was ich Kisame versprochen habe. Sagst du nicht immer, dass man sein Wort halten soll?“

„Bevor du hier den Klugscheißer spielst, halte dich mal lieber selbst daran!“

Itachi überging den rauen Ton seines Onkels geflissentlich, erwiderte seinen Blick fest. Ihm war wohl bewusst, dass die Summe, die er für Kisame und Zabuza sponserte, kein Betrag für ihn war. Ihre ganze Familie hatte Geld und Beziehungen – Madara durch seine teils illegalen Geschäfte noch mehr. Das war kein Problem. Hier ging es lediglich ums Prinzip.

„Ich gelobe Besserung.“

„Verarsch jemand anderen.“

„…“

„Ernsthaft, Itachi, noch so ein paar Aktionen und ich versetze dich in die Buchhaltung, klar?“

Das wollte Itachi als Letztes, auch wenn er nicht glaubte, dass es soweit kommen würde. Schließlich war sein Onkel mit ihm zufrieden und in der Buchhaltung würde er nichts bewirken können. Trotzdem neigte er gehorsam den Kopf, zum Zeichen, dass er es begriffen hatte.

„Verstanden.“

„Na hoffentlich…“, seufzte Madara und raufte sich die zause Mähne.

Itachi zögerte kurz.

„Du hast es ihm nicht erzählt?“

„Deinem Vater? Nein…und ich habe es auch nicht vor. Ich habe genügend andere Probleme.“

Na immerhin blieb ihm eine zweite Predigt erspart; darüber hinaus wollte er nicht, dass sich sein Vater noch mehr um ihn sorgte.

„Was mich aber noch interessiert…“

Itachi blickte auf, denn ihm gefiel das seltsame Funkeln in Madaras Augen nicht.

„…läuft da was zwischen dir und diesem Typen, den du aufgesammelt hast?“

Die Frage überraschte den Jüngeren nun doch, schließlich hatte er nie so etwas durchblicken lassen. Es war zwar kein großes Geheimnis, dass er dem anderen Ufer angehörte, aber das hieß ja nicht automatisch, dass er sich jedem Mann an den Hals warf. Was nicht bedeutete, dass er Kisame nicht mochte…doch bisher hatte er mehr berufliches Interesse an dem anderen gehabt. Und das Bedürfnis, die Sache mit diesem Jungen wieder gutzumachen.

Wobei er nicht leugnen konnte, dass da eine gewisse Anziehung war, die er sich bisher nicht hatte erlauben können. Er würde abwarten müssen, wie sich das Ganze entwickelte…und ob Kisame sein Angebot annehmen würde.
 

„Da ist nichts“, erwiderte er, als ihm auffiel, dass er schon eine Weile schwieg.

Madara war bereits im Begriff, sich eine zweite Zigarette anzuzünden.

„Hast ja lange für die Antwort gebraucht.“

„…“

„Na ja, ist deine Sache…wobei Fugaku sicher begeistert wäre. Und dann bin ich wieder Schuld“, seufzte er und Itachi fragte sich insgeheim, ob das Thema nicht langsam durch war.

Ganz Unrecht hatte Madara damit aber auch nicht, wie er zugeben musste. Als Itachis erster Freund eines Tages unangemeldet bei seinen Eltern aufgekreuzt war und ihn ohne seine Zustimmung geoutet hatte, war sein Vater aus allen Wolken gefallen. Die Beziehung hatte keine vier Monate gehalten, aber die sexuelle Orientierung änderte sich deswegen ja nicht. Da Madara seit jüngsten Jahren nie einen Hehl aus seinen Neigungen gemacht hatte, hatte sein Vater gehofft, dass er bloß seinem Onkel nacheifern wollte und sich das schon wieder legen würde. Irrtum.

Irgendwann hatte sein Vater das dann auch erkannt und seitdem war es in Ordnung. Davon abgesehen musste Itachi das nicht jedem auf die Nase binden. Tat Madara ja in der Regel auch nicht. Wobei seine Affäre mit diesem verheirateten Staatsanwalt schon eine halbe Ewigkeit bestand; bestimmt würde sich der Kerl doch noch von seiner Frau trennen, wenn er bis jetzt nicht von Madara losgekommen war. Aber da mischte sich Itachi nicht ein – zumal es Wichtigeres gab, das ihn interessierte.

„Was ist mit Kakuzu?“

Madara nahm einen Zug von seiner Zigarette, bevor er sich dazu äußerte.

„Ich nahm an, wir wären mit dem Thema durch.“

Itachi verengte die Augen.

„Er hat sich an dem Jungen vergangen…und diesen Hidan misshandelt er.“

„Oh, glaub mir…mit Hidan muss man kein Mitleid haben“, gab sein Onkel kühl zurück. „Das Miststück genießt diese sogenannte Misshandlung. Der Kerl ist gestört…und Kakuzu hängt an ihm, nachdem er ihn so lange für die Kämpfe gedrillt hat. Warum sollte ich eingreifen?“

Itachi schnaubte, machte sich nicht die Mühe, seine Verachtung zu verbergen.

„Dann hat er immer noch diesen Jungen vergewaltigt!“

„Und Pain könnte derjenige sein, der Shisui vor seinem Tod gefoltert hat, um seine Deckung zu wahren. Soll ich ihn in dem Fall auch kaltmachen, obwohl er mir gute Dienste leistet? Werde erwachsen, Itachi, dieses Geschäft läuft nicht auf die Gutmenschen-Tour, die du bevorzugst.“

Die Worte ließen es ihm eiskalt den Rücken runterlaufen, doch er wusste, dass es so war. Er würde das Konzept nicht ändern können…sonst hätte er Polizist bleiben müssen. Genau das hatte er nicht mehr gewollt…an Gesetze gebunden zu sein.

„Kakuzu ist radikal, aber er ist auch effizient. Er ist keine Schachfigur mehr, sondern hat sich mit meiner Hilfe etwas aufgebaut. Ich wäre ziemlich einfältig, würde ich jemanden aus dem Weg räumen lassen, der nicht nur intelligent, sondern auch mächtig ist. Er hat getan, was getan werden musste. Mehr werde ich dazu nicht sagen.“

Itachi zog es nur kurz in Erwägung, ihm zu widersprechen…dann verwarf er den Gedanken. Madara war nicht nur Familie, er war auch sein Boss – was bedeutete, dass er entschied. Seine Meinung wurde zwar angehört, aber ändern würde sie nichts. Aus diesem Grund verwarf er jeglichen Widerspruch und nickte bloß.
 

Das Gespräch war ohnehin beendet, da in diesem Moment der Rest von ihnen dazu stieß. Wobei sich heute nur diejenigen versammeln würden, die an der Mission beteiligt gewesen waren. Akatsuki verfügte über weit mehr Mitglieder, die sich in verschiedene Untergrund-Bereiche eingeschleust hatten. Madara hatte immer ein Gespür für talentierte Leute gehabt, das bewies er jedes Mal wieder.

Bei Pain und Konan war es nicht viel anders als mit Kakuzu gelaufen; unbedeutende Straßenkinder ohne Angehörige, denen Schreckliches widerfahren war. Die drei waren keine Einzelfälle, sondern machten den Großteil der Organisation aus. Sein Onkel hatte mal gemeint, dass Hass, wenn er gezielt genutzt wurde, der beste Antrieb war, um Unmögliches zu vollbringen.

Zwar konnte Itachi das in der Regel nicht von sich behaupten, doch es stimmte, dass er sich erst nach Shisuis Tod für einen Seitenwechsel entschieden hatte. Nicht, dass er das Leid vieler Menschen zuvor nicht bemerkt hätte, denn genau aus diesem Grund hatte er Polizist werden wollen.

Dadurch, dass er damals zwei Klassen übersprungen hatte, war er auch relativ früh mit der Ausbildung fertig gewesen, doch dann hatte sich alles verändert. Zumindest hatte er mit seinen 23 Jahren etwas vorzuweisen und auch, wenn er nicht mehr für das Gesetz arbeitete, konnte er das Gelernte nutzen.

Anstatt einer Begrüßung tat es Kakuzu seinem Onkel gleich und holte seine Zigaretten hervor.

„Feuer?“, erkundigte er sich, woraufhin Madara in seine Tasche griff und ihm sein Feuerzeug zuwarf.

Itachi fand es ziemlich zynisch, dass der Mann nur ein paar Stockwerke über dem Jungen, den er mit seinen Taten hierhergebracht hatte, stand und genüsslich qualmte. Ihm war Kakuzus Präsenz schon immer unangenehm gewesen…eine Art Abneigung, die sich jetzt erst recht bestätigte. Der Mann hatte kein Gewissen.

„Wie geht es Hidan?“, erkundigte sich Madara, trotzdem sowohl Kakuzu als auch Itachi wussten, dass es ihn nicht interessierte.

Kakuzu lächelte grimmig, was die Narben in seinem Gesicht verzerrte.

„Unkraut vergeht nicht“, erwiderte er und warf einen Blick zur Seite, wo Pain und Konan soeben erschienen. „Auch, wenn ich es nicht mag, wenn man mein Eigentum beschädigt.“

Pain verzog keine Miene, als ihm das Feuerzeug auf Kopfhöhe zugeworfen wurde. Er fing es mit einer Hand, während Konan die Schachtel aus ihrer Tasche kramte und zwei Zigaretten herausnahm.

„Und ich mag es nicht, wenn man sich an Kindern vergeht“, konterte der Orangehaarige tonlos.

Kakuzus Lächeln wurde eine Spur kühler, während Konan sich lediglich eine Kippe zwischen die Lippen schob und die andere Pain reichte.

„Seid ihr fertig mit der Begrüßung?“, unterbrach Madara den Wortwechsel gelangweilt. „Denn ich mag es nicht, wenn man mir wegen Belanglosigkeiten die Zeit stiehlt.“

Itachi fand nicht, dass es sich bei den gegenseitigen Vorwürfen um Belanglosigkeiten handelte, doch ebenso wie die anderen drei äußerte er sich nicht. Sie waren nicht hier, um Dinge wie Moral auszudiskutieren, das war ihnen allen klar. Es ging nur darum, was in Zukunft passieren würde.

„Ich nehme das als Ja“, sprach Madara weiter und sah in die Runde. „Zuerst einmal…ihr habt alle gute Arbeit geleistet – auch wenn die Sache viel Zeit in Anspruch genommen hat.“

Wenn man bedachte, wie groß das Netz war, das sie infiltriert hatten, war die Zeit wohl angemessen. Allerdings war der Seitenhieb auch zu verschmerzen, da war schon deutlich Schlimmeres auf sie zugekommen.
 

„Pain, Konan…ihr beide solltet solange untertauchen, bis wir sicher sein können, dass sich die Lage beruhigt hat. Zwar sollten wir die Daten aller Beteiligten vorliegen haben, aber sicher ist sicher.“

Ein knappes Nicken erfolgte von den beiden und Madara fuhr fort.

„Kakuzu wird seine Geschäfte von unserer Basis aus abwickeln…das sollte kein Problem sein. Ich hoffe für dich, dass du dein Eigentum im Griff hast.“

Das Zucken eines Grinsens huschte über Kakuzus Mundwinkel, doch die grünen Augen blieben davon unberührt.

„Er wird kein Problem darstellen“, erwiderte er bloß. „Dafür sorge ich. Was mir ein größeres Problem scheint, sind Itachis neue Freunde. Einer von denen kann es sicher nicht abwarten, mir die Kehle mit den Zähnen herauszureißen.“

Itachi warf ihm einen eisigen Blick zu, denn sein Mitleid hielt sich diesbezüglich arg in Grenzen.

„Möglicherweise gibt es dafür ja gute Gründe?“, gab er spitz zurück.

„Euch alle scheint dieses notwendige Übel ja wirklich mitzunehmen“, kommentierte Kakuzu dies. „Ich hoffe doch, dass euch klar ist, dass ich in meiner Rolle bleiben musste? Vor allem ihr zwei habt mir gar nichts vorzuwerfen, so viele Leute, wie ihr schon aus dem Weg geräumt habt.“

Itachi bemerkte erst jetzt, dass sowohl Pains als auch Konans Miene deutlich finsterer geworden war, doch Kakuzu nahm es scheinbar locker.

„Ich möchte eigentlich nur eines klarstellen“, fuhr dieser fort. „Und zwar, dass ich keinen Angriff auf mich dulden werde – und sei es nur der Versuch. Bring das deinen Schoßhündchen besser bei, sonst wird das ein sehr blutiges Ende nehmen – und dafür brauche ich Hidan nicht.“

Die Warnung hätte eindeutiger nicht sein können und obwohl Itachi innerlich die heiße Wut hochkochen spürte, ließ er nichts davon nach außen dringen. Jetzt unbeherrscht zu reagieren, würde nur ihm selbst schaden, das hatte Madara zuvor deutlich gemacht.

„Kein Grund, ihm zu drohen, Kakuzu“, warnte dieser den anderen.

„Ich will nur, dass er die Drohung weiterleitet, um Missverständnissen vorzubeugen, Madara.“

„Dazu besteht keine Notwendigkeit, da Itachi die zwei bereits über unser Abkommen und die Bedingungen informiert hat. Richtig?“

„So ist es.“

„Du hast es gehört. Es wird keinerlei Missverständnisse geben…von niemandem.“

Der Blick der schwarzen Augen glitt einmal reihum und das war mehr Warnung als alles andere. Itachi wusste, dass für ihn keine Ausnahmen gelten würden und er war nicht so dumm, es auch nur zu versuchen. So sehr es ihm widerstrebte, er würde Zabuza und Kisame einbläuen müssen, dass der Mann tabu war. Hoffentlich hatte er seine Hand nicht umsonst ins Feuer gelegt.

Zabuza erschien ihm weitaus problematischer als Kisame, was aber auch einfach am Zustand dieses Jungen liegen konnte. Oder weil er zu dem einen eine Bindung aufgebaut hatte, während der andere ihm noch nicht vorurteilsfrei begegnet war. Was es auch war, es änderte nichts daran, dass er beide in den Griff bekommen musste, sonst würde das auf ihn zurückfallen.

„Wenn das geklärt ist, können wir uns ja wichtigeren Dingen zuwenden…“
 

Ihr Gespräch dauerte nur eine Stunde und wirkliche Neuigkeiten gab es nicht – außer, dass Itachi die Anweisung bekam, sich ebenfalls fürs Erste bedeckt zu halten. Er ahnte, dass der Grund dafür nicht nur der war, dass man sein Gesicht hatte sehen können, sondern auch eine bloße Maßregelung, weil er noch wütend auf ihn war. Sei es drum, damit hatte er bereits gerechnet und somit musste er da durch.

Irritiert sah er auf, als er am Ende des weißen Ganges jemanden sah, den er sehr gut kannte. Eigentlich hätte es ihn nicht mal wundern sollen, immerhin waren ein paar Tage vergangen. Wortlos stellte er sich neben den Mann, blickte durch die Glasscheibe, wo der Junge lag. Es war genauso schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte…vielleicht noch schlimmer. Wie lange würde es dauern, bis er wieder in Ordnung kommen würde? Würde er das überhaupt jemals? Eine Garantie gab es dafür nicht, doch wenn er bis jetzt überlebt hatte, würde er es sicher irgendwie schaffen. Er musste.

„Vielleicht ist es besser“, begann sein Vater neben ihm leise. „…wenn ich nicht jedes Detail weiß.“

Itachi wartete einen Moment mit seiner Antwort, ehe er nickte.

„Vermutlich.“

„Madara hat mich bereits im Groben aufgeklärt. Gibt es etwas, das du mir sagen willst?“

„…nicht wirklich.“

„Sicher?“

Ein durchdringender Seitenblick traf ihn, doch die Zeiten, in denen das gewirkt hatte, waren längst vorbei. Itachi war mittlerweile in der Lage, ebenso emotionslos drein zu blicken wie Fugaku.

„Ein Dank ist wahrscheinlich angebracht“, wich er der Frage, die er natürlich verstanden hatte, aus.

„Dank…“, wiederholte sein Vater schnaubend. „Deiner Mutter tust du damit eher einen Gefallen.“

Nun, das mochte wahr sein, denn seit Sasuke ihre Fürsorge nicht mehr brauchte, schwärmte sie immer wieder davon, wie schön es gewesen wäre, ein drittes Kind zu haben. Nicht, dass sie nichts zu tun gehabt hätte, aber man merkte ihr doch an, dass ihr das Muttersein fehlte.

„Das wird nicht einfach werden“, gab er dennoch zu bedenken. „Und er ist kein Kleinkind.“

„Das ist deiner Mutter klar…aber du kennst sie. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es durch. Sie richtet jetzt schon dein altes Zimmer ein und sucht nach den besten Psychologen und Physiotherapeuten.“

Daran zweifelte Itachi nicht, kannte seine Mutter dafür zu gut. Er konnte nur hoffen, dass Haku all das helfen würde, sich ein halbwegs normales Leben aufzubauen. So, wie er da lag und lediglich zum Atmen fähig war, würde es ein langer Weg werden. Insgeheim fragte er sich, wie weit er die Kompromisse, die Kisame erwähnt hatte, eingehen sollte…oder wie er das seinen Eltern erklären sollte.

„Du bist in Ordnung?“

Er sah kurz zu seinem Vater, wusste, dass die Frage keine bloße Floskel war. Auch wenn seine Entscheidung, sich Madara anzuschließen, akzeptiert wurde, gefiel sie seinem Vater nicht. Würde sie vermutlich nie.

„Ja“, antwortete er und versuchte, ehrlich zu klingen.

Es war nicht so, dass ihm das alles nicht an die Substanz ging…er verbarg es nur lieber. Schon vor Shisuis Tod war das so gewesen…es war nur irgendwie alles noch schwerer geworden, seit sein bester Freund nicht mehr da war.

„Du weißt, dass du jederzeit mit mir reden…und deine Meinung ändern kannst?“

Itachi wusste, dass es nett gemeint war, doch er musste nicht mal überlegen; er würde nicht mehr zurückkönnen. Das Kapitel war abgeschlossen, seit er sich dafür entschieden hatte, unter Madara zu arbeiten.

„Danke, Vater…aber ich komme zurecht.“

Er hoffte, dass das nicht allzu abweisend klang, denn er schätzte seine Familie sehr. Plötzlich kamen ihm Kisames Worte wieder in den Sinn und er fragte sich, ob Familie immer blutsverwandt sein musste. Was wusste er von dem Hünen? Oder von Zabuza und Haku…zu wenig, um beurteilen zu können, was das Beste für sie war. Er hatte mitbekommen, wie weit Zabuza für dieses Kind ging…vielleicht hielt er sich zu viel ans Schubladendenken.

„Das akzeptiere ich.“

Itachi nickte, sah immer noch zu Haku…und er sah Zabuza vor sich, wie dieser ihn angeschrien hatte. Völlig Unrecht hatte er nicht. Er würde das alles noch mal überdenken müssen.

„Kommst du zum Abendessen? Dein Bruder fragt schon nach dir…“

Das Letzte ließ Itachi lächeln und er nickte abermals, nachdem er kurz gezögert hatte. Während dieser Mission hatte er so vieles vernachlässigt…das sollte er wohl auch ändern.

„Sag ihm und Mutter, dass ich da sein werde.“

„Mach ich.“

Vermutlich würde ihm das gut tun. Ein bisschen Normalität…bevor der düstere Alltag weiterging.

Somehow

Es war ein befremdliches Gefühl, den rostigen Eisenring nicht mehr zu tragen. Die Haut war immer noch entzündet und geschwollen, trotz der Salben und Bandagen, die vor Dreck schützen sollten, damit die Wunde besser abheilte. Die weiche Kleidung fühlte sich ebenfalls ungewohnt auf seiner Haut an…wann hatte er das letzte Mal ein T-Shirt angehabt? Oder richtige Hosen?

Ein neues Kapitel ihres Lebens würde beginnen…eines ohne Haku. Allein die Vorstellung, den Jungen nicht mehr sehen zu dürfen, zermürbte ihn innerlich. Er wollte und würde diese beschissene Bedingung nicht akzeptieren. Andererseits…was erwartete ihn, wenn er ablehnte? Der Knast, definitiv, da hatte sich der Uchiha deutlich ausgedrückt.

Es mussten mindestens fünf Tage vergangen sein, seitdem ihm der Deal angeboten worden war. Bedenkzeit sollte er bekommen, doch egal, wie lange er darüber nachdachte, er sah immer wieder den blutüberströmten Haku vor sich. Wie sollte er diesen Leuten vertrauen, die gemeinsame Sache mit diesem Schwein namens Kakuzu machten?

Zabuzas Blick glitt zur Seite, in die Zelle neben sich – ja, es hatte sich wirklich nichts verändert. Zugegeben, die Pritschen waren sauber und sie hatten richtige Decken und Kissen, doch Gefangene waren sie immer noch. Das hier war nicht der Knast, aber viel schlechter als hier drin würde es ihnen dort nicht gehen. Itachis Angebot beinhaltete eine eigene Wohnung und einen Job, solange sie sich gut führten…so langsam musste er sich entscheiden.

„Hey!“

Was er genau sagen wollte, wusste er nicht mal, doch nachdem er Kisame fast die Nase gebrochen hatte, herrschte zwischen ihnen eisernes Schweigen. Nun, wo sich die Wut ein bisschen gelegt hatte, wollte er wenigstens versuchen, diese Sache zu klären. Kisame saß auf seiner eigenen Pritsche, hob den Blick, als er an das Gitter trat. Irgendwas an ihm war eigenartig, ohne dass er es benennen konnte. Normalerweise hätte Kisame zurückgeschlagen, ihm Konter gegeben…doch er saß nur da und starrte ihn an. Richtig unheimlich.

„Das hast du verdient“, entkam es ihm fast schon ungewollt.

Keiner von ihnen war gut mit Worten, schon gar nicht in solchen Situationen. Er beobachtete Kisame, wie dieser nickte, keine Miene verzog. Mehr kam nicht? Er hätte schon mit einem schiefen Grinsen und einem Sorry gerechnet. Warum machte er es ihm so schwer?

„Pass auf…ich weiß, dass der Deal ne gute Chance ist“, zwang er sich zum Weiterreden und Kisame hob eine Braue. „Und dass dieser Typ vielleicht keine bösen Absichten hat…ich lasse mich aber trotzdem nicht von Haku fernhalten. Nicht nach der ganzen Scheiße, die er durchgemacht hat. Die sagen mir ja nicht mal, wie’s ihm geht, verdammt!“

„Zabuza“, brummte Kisame dunkel. „Denkst du nicht, dass ich Itachi genau dasselbe gesagt habe?“

Vermutlich sollte das keine Überraschung sein, schließlich waren sie Freunde. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, glaubte er Kisame, dass dieser nicht gewusst hatte, was Haku passieren würde. So war der andere nicht, da konnte ihm dieser Uchiha noch so schöne Augen machen. Dennoch war es passiert und die Folgen würde Haku tragen. Zabuza wäre es lieber gewesen, man hätte ihn selbst halbtot geschlagen, doch so war es nun mal nicht gekommen.

„Vergiss aber nicht, dass du Haku im Knast überhaupt nicht sehen wirst“, fügte der andere bitter an. „Ich hab versucht, Itachi davon zu überzeugen, dass du keine Gefahr für ihn bist. Keine Ahnung, ob er das verstanden hat…“

Zabuza schnaubte leise.

„Ich bezweifle es…“

„Zweifel bringen uns aber nicht weiter“, hörte er Kisame sagen. „Ich will nicht wieder weggesperrt werden…und du willst das auch nicht.“

Zabuza verengte die Augen, spürte schon wieder, wie der Zorn in ihm hochkochte.

„Ich wollte, dass Haku aus der Scheiße rausgehalten wird!“, grollte er. „Das war alles, was ich gewollt habe…dass es ihm gut geht und er heil aus der Sache rauskommt.“

„Denkst du, ich wollte das nicht?“, kam es genauso grantig zurück. „Haku geht mir nicht am Arsch vorbei, Zabuza!“

„Will ich auch für dich hoffen…“

Für ein paar Sekunden sagte keiner von ihnen etwas, sie starrten einander lediglich in Grund und Boden.
 

„Du wirst das Angebot annehmen“, mutmaßte Zabuza in die Stille hinein.

Kisame zuckte mit den Schultern.

„Ich will es annehmen“, erwiderte er dann. „Aber nicht ohne dich.“

„…und wenn ich ablehne?“

„Dann mischen wir wohl zusammen den Knast auf.“

Es war eine Erleichterung, als sein Kumpel dann doch noch auf die altbekannte Art grinste. Die feindselige Stimmung zwischen ihnen war ihm selbst unangenehm, doch sie konnten das Geschehene auch nicht komplett totschweigen.

„Klar“, entgegnete er spöttisch. „Mit dem kümmerlichen Rest unserer verhassten Kameraden, eh? Na, wenigstens Suigetsu wird da nicht landen. Finden bestimmt ein feines Heim für den kleinen Klugscheißer.“

Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit, als er sah, wie Kisame mit jedem Wort blasser wurde. Okay…irgendwas stimmte da nicht.

„…Kisame?“, fragte er nach, doch der schüttelte nur den Kopf.

Kein gutes Zeichen, doch er wartete einen Moment, bevor er weitersprach.

„Ist ihm was passiert?“

Abermals reagierte sein Kumpel nicht, doch man sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte. Vielleicht hätte er besser nicht gefragt, so wie Kisame mit sich rang…er konnte ihn nicht mal mehr ansehen. Das kannte er nicht von ihm.

„Er ist…es war ein…sie haben ihn angeschossen“, kam es schließlich stockend von seinem Freund. „Es…hatte keinen Sinn, deshalb musste ich…er wäre an seinem Blut erstickt.“

Eigentlich musste nicht mehr gesagt werden, denn Zabuza konnte es sich denken. Ihm war klar, wie sehr Kisame an dem Jungen gehangen hatte und einer der Gründe war mit Sicherheit dieser Kimimaro, den er umgebracht hatte. Er wusste, wie fertig Kisame danach gewesen war…und jetzt hatte er Suigetsus Leben beendet. Bestimmt hatte es keine andere Möglichkeit gegeben, doch ob Kisame damit zurechtkommen würde, war fraglich. Sie hatten viele Menschen auf dem Gewissen und um keinen trauerte Zabuza – Suigetsu dagegen war nur ein Junge gewesen. Er war wie Haku, nur dass er anders eingesetzt worden war. Der Kleine hätte die verdammte Chance auf ein besseres Leben verdient gehabt.

„Tut mir leid“, meinte er ehrlich und sah Kisame nicken.

„Ja…mir auch“, hörte er ihn leise sagen.

Plötzlich kam sich Zabuza wie das letzte Arschloch vor, denn er hatte bis jetzt nicht bedacht, dass auch sein Kumpel Opfer gebracht haben könnte. Das hieß nicht, dass ihm die Sache mit Haku egal war, doch sein Mitgefühl hatte Kisame dennoch. Wie lange wären sie noch am Leben geblieben, wenn alles ohne Veränderung weitergegangen wäre? Wie lange hätten sie sich behaupten können? Ein paar Jahre vielleicht…Suigetsu hätte möglicherweise nicht mal seinen zweiten Kampf überlebt. Und Haku? Wann hätten sie ihn gebrochen? Insgeheim wusste er, dass es nicht ewig so hätte weitergehen können.
 

„Der Deal…ich bin einverstanden.“

Perplex sah Kisame auf, schien nicht sicher zu sein, ob er sich verhört hatte. Dann schnaubte er leise, funkelte ihn mit unterschwelliger Wut an.

„Wenn du das jetzt aus Mitleid sagst, hau ich dir eine rein.“

„Da bin ich ja mal gespannt…“

„Ernsthaft, Zabuza…ich brauch so eine Scheiße nicht!“

„Solltest mich echt besser kennen. Das hat mit Suigetsu nichts zu tun…du hast halt einfach Recht. Im Knast hab ich gar keine Möglichkeit, Haku zu sehen. War mir eigentlich von Anfang an klar…ich war nur saumäßig angepisst.“

Kisame gab ein freudloses Lachen von sich, tippte sich an die violett verfärbte Nase.

„Ist mir gar nicht aufgefallen…“

„Ach, halt die Fresse.“

„Gleichfalls.“

Auch wenn es sich rau anhörte, war es eher ein Zeichen dafür, dass es sich zwischen ihnen wieder entspannte. Freundlichkeit wurde eindeutig überbewertet.

„Das ist deine endgültige Entscheidung, ja?“, hakte Kisame misstrauisch nach. „Auch wenn Kakuzu damit durchkommt? Du wirst dich nicht an ihm rächen?“

Noch so ein Knackpunkt, der ihm sauer aufstieß und seinen Kiefer malmen ließ. An ihm rächen…der war gut; am liebsten würde er diesen Drecksack lebendig häuten. Er atmete tief durch, versuchte seinen Hass niederzukämpfen.

„…solange sich dieses Arschloch von Haku und mir fernhält. Von mir aus.“

Kisames Blick wurde nicht weniger skeptisch und er hörte ihn seufzen.

„Wir sollten mit Itachi reden.“

Da war aber jemand fixiert…wunderte ihn nicht, immerhin hatte er das schon geahnt. So, wie Kisame von dem Uchiha gesprochen hatte, ließ das nur den Schluss zu, dass er sich in diesen verguckt hatte. Nett anzusehen war er ja, das musste er zugeben, aber für Zabuzas Geschmack war dieser Typ viel zu abgeklärt. Zu manipulativ…und dabei kannte er ihn kaum. Kisame sollte sich mal nicht verrennen, konnte ja sein, dass der Kerl nicht mal was für Männer übrig hatte. Wobei…so gepflegt, wie der aussah…mit diesen langen Haaren…schwer vorstellbar, dass der komplett hetero sein sollte.

Zabuza hatte nie was mit Männern gehabt…warum er auf Haku so reagierte, konnte er nicht sagen. Wahrscheinlich war es das Gesamtpaket…aber eigentlich war es auch egal, denn Fakt war, dass er den Jungen brauchte. Nach allem, was passiert war, würde er ihn jetzt nicht schon wieder fallen lassen. Das hatte er lange genug getan.

„Von mir aus“, erwiderte er, ohne seine Bedenken zu äußern. „Ich hab dem sowieso noch was zu sagen…“

Bedingungen, huh? Er hatte da auch noch eine und wenn Uchiha wollte, dass sie Freunde wurden, sollte er sie ihm besser gewähren.
 

Zugegeben, dass es so einfach werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte nicht mal viel diskutieren müssen, Itachi hatte sofort eingelenkt, kaum dass sowohl Zabuza, als auch Kisame eingewilligt hatten, diverse Dokumente zu unterzeichnen. Sie würden dazu, nach dem kurzen Abstecher ins Krankenhaus, in die neue Wohnung fahren, die auf einen fremden Namen lief und ihnen beiden gehörte. Zabuza kam der Gedanke, dass das alles verdächtig schnell ging – war Itachi so überzeugt davon gewesen, dass sie annehmen würden? Natürlich war er das.

Sie wären Idioten gewesen, den Knast vorzuziehen…auch wenn er das in seiner Raserei in Erwägung gezogen hatte.

Still sah er nach draußen, während die Umgebung an ihnen vorbeizog…damals hatte er sich nur in den Ghettos der Stadt rumgetrieben. Diese Welt hinter der Scheibe war eine ganz andere als die, die er kannte. Grünanlagen, gepflegte Straßen ohne Schlaglöcher, gut gekleidete Leute…er wusste schon jetzt, dass sie nicht dazu passen würden.

„…in Ordnung?“

Zabuza blinzelte, warf einen Blick nach vorn zum Uchiha, der den Wagen fuhr. Er hatte seinem Gespräch mit Kisame nicht zugehört, war abgedriftet.

„Was?“, brummte er unfreundlich und richtete seinen Blick auf den Rückspiegel, wo ihm ein dunkles Augenpaar begegnete.

„Ich sagte, dass eure Bewährung gerade jetzt anfängt.“

Zabuza gab ein abfälliges Schnauben von sich.

„Schade…ich wollte dem einen oder anderen Arzt noch kurz die Fresse polieren. Das wird mir in Zukunft fehlen.“

Es war Kisame, der über seine Schulter blickte, nicht anzusehen, ob er das tatsächlich witzig fand oder nur gute Miene zum bösen Spiel machte. Wenn Uchiha einen Stock im Arsch hatte, war das ja wohl nicht sein Problem. Dessen Ausdruck blieb weiterhin ruhig und auch seine Stimme war frei von jedem Gefühl. Spießer.

„Haku ist noch nicht bei Bewusstsein“, ignorierte er seinen Einwurf. „Es sieht schlimm aus, aber er ist außer Gefahr. Ich bitte dich daher, nicht wieder auszurasten.“

Zabuza knurrte.

„…hilft ihm ja auch nicht schneller gesund zu werden, wenn ich rumbrülle oder?“

„Eher nicht.“

„Dann geh mir nicht mit deinen Belehrungen auf die Eier!“, brummte er ungehalten. „Ich reiß mich schon am Riemen!“

Von vorn war ein resigniertes Seufzen zu vernehmen, das zweifellos von Itachi kam.

„Der ist immer so, ja?“

Aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie Kisame mit den Schultern zuckte.

„Nur, wenn er jemanden gern hat“, antwortete er und Zabuza hörte das Grinsen heraus.

Sollte der nur seine Witze machen, er hatte andere Sorgen und dementsprechend auch keine Lust, sich darüber aufzuregen.

„…schmeichelhaft“, kam es trocken von Itachi.

Ihm entging nicht, wie Kisame den Kopf in Richtung des Uchihas drehte und diesen musterte. Nach ein paar Sekunden flackerten die dunklen Augen zu seinem Kumpel rüber…der Ausdruck wurde sogar eine Spur weicher, doch dann wandte er sich wieder der Straße zu. Zabuza merkte, wie Kisame mit sich haderte, schlussendlich aber nichts sagte. Er hatte ja schon viel erlebt, aber das war ihm neu. Noch wusste er nicht, ob ihm das gefallen sollte…er tendierte zu nein.
 

Der kurze Spaß im Auto verging relativ schnell, als er das Krankenzimmer betrat. Er hatte gewusst, dass es übel sein würde, immerhin hatte er gesehen, was Waraji Haku angetan hatte…trotzdem wurde ihm vor Schock ganz schlecht. Viel konnte er vom Gesicht des Jungen nicht mehr sehen, da waren zu viele Verbände…unter der Decke sah es sicher nicht anders aus.

Wortlos holte er sich den Stuhl aus der Ecke und setzte sich ans Bett, wo er vorsichtig die kalten Finger streichelte. Dabei achtete er darauf, dass er keines von den Kabeln berührte, mit denen Haku an diese gruseligen Maschinen angeschlossen war. Zu behaupten, dass er sich unwohl fühlte, wäre untertrieben gewesen und das stetige Piepen im Raum machte es nicht besser – wenigstens zeigte es, dass Haku lebte.

Er betrachtete wieder sein geschundenes Gesicht…das bisschen Haut, das er sehen konnte, war bunt verfärbt. Ein Schlauch steckte in seiner Nase…und seine Haare waren ein Stück kürzer, als er sie in Erinnerung hatte. Vielleicht hatten sie die Ärzte beim Operieren gestört oder sie waren von all dem Blut vollkommen verfilzt gewesen…war eigentlich auch scheißegal.

Er hörte nicht, was Kisame und Itachi besprachen, kümmerte ihn auch nicht sonderlich. Sein Kumpel klopfte ihm leicht auf die Schulter, ehe der Uchiha und er den Raum verließen. Besser so…er hatte nur ein paar Minuten mit seinem Schützling verlangt, das war ja wohl kein Verbrechen.

Wie er so regungslos da lag…Zabuza wusste, dass manche Menschen ins Koma fielen und lange Zeit nicht mehr wach wurden. Manche nie wieder.

Der Gedanke bereitete ihm regelrecht körperliche Schmerzen – und das hatte nichts mit seinen eigenen Wunden zu tun. Nie wieder Hakus Lächeln und seine treudoofen Reh-Augen sehen zu können…sein Hals wurde ihm plötzlich eng. Noch nie hatte ihn jemand so angesehen oder ihm solche Sachen gesagt, wie der Junge.

Zabuza kannte niemanden, der so unschuldig und rein war, obwohl er aus dieser beschissenen Dreckswelt kam…und er kannte niemanden, der so viel Hoffnung gehabt hatte. Jemanden wie Haku gab es nur einmal…jemanden, der kein Arschloch in ihm sah, trotzdem er es war. Jemanden, der nicht den Mörder in ihm sah, sondern ihn akzeptierte…ihm vertraute…ihn zur Hölle noch mal liebte. Haku war für ihn einzigartig und er wusste nicht, wie es ohne ihn weitergehen sollte. Das Balg hatte sich in dem schwarzen Klumpen in seiner Brust eingenistet und nun konnte er sich nicht vorstellen, ohne ihn weiterzumachen. Er hatte ihn verändert und das auch noch zum Guten, etwas, das niemand sonst hätte schaffen können.

Zabuza hatte so lange gebraucht, bis er sich auf den Jungen eingelassen hatte und mittlerweile war es ihm gleich, ob es richtig oder falsch war. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, war für Haku da gewesen, ohne ihn zu missbrauchen, wie es diese Schweine getan hatten. Eigentlich war Sex für ihn wie Essen…es gehörte für ihn dazu, würde es auch immer. Bei Haku hatte er nie die Intention gehabt, es sich zu holen…nicht, weil er ihn nicht schön fand oder ihn nicht begehrte, sondern weil er ihm zu viel bedeutete, als dass er egoistisch sein wollte und konnte. Und wenn er ihn nie ranlassen würde, drauf geschissen – dann machte er es sich eben mit der Hand!

War sowieso sinnlos, im Moment über sowas nachzudenken…er wäre ja schon froh gewesen, wenn Haku nur in der Lage gewesen wäre, ihn anzuschauen. Sprechen würde er wohl erstmal nicht können…Itachi hatte was von Kieferbruch gefaselt, von Metalldrähten und Flüssignahrung. Zabuza vermisste seine angenehme Stimme…und er vermisste es, ihn im Arm halten zu können. Die Angst, die er die ganze Zeit während des Kampfes um Haku gehabt hatte, existierte immer noch. Sie würde auch nicht verschwinden, bis Haku ihn wieder ansehen und lächeln konnte. Zabuza atmete krampfhaft durch; seine Augen brannten auch schon wieder…so eine Scheiße.

Er versuchte, sich am Riemen zu reißen, während er sich grob die Nasenwurzel rieb, dabei die Augen zusammenkniff. Wenn die beiden anderen zurückkamen, wollte er hier nicht sitzen und wie ein Mädchen heulen.
 

„Wer sind Sie?“

Zabuza fuhr erschrocken zusammen, hatte gar nicht mitbekommen, dass jemand reingekommen war. Hastig sah er zu Haku runter, hatte versehentlich dessen Finger gepackt...glücklicherweise schien er nichts kaputtgemacht zu haben. Die Kabel waren noch dran, kein Schlauch abgerissen...innerlich atmete er auf, ehe er finster zu der fremden Person sah.

In der ersten Sekunde hatte er das Gefühl, einer noch weiblicheren Version des Uchihas gegenüber zu stehen. Allerdings handelte es sich bei der Person um eine Frau, die er spontan auf Anfang 40 geschätzt hätte. Krankenschwester war sie wohl nicht, immerhin trug sie Alltagskleidung. Die Frau musterte ihn nicht minder misstrauisch, kam aber näher.

„…könnte ich genauso gut fragen“, brummte er unfreundlich.

„Uchiha Mikoto“, erwiderte sie, wobei sie die fehlende Höflichkeit ignorierte. „Nun?“

„Mit Itachi verwandt, huh?“, entgegnete er, ohne sich vorzustellen. „Kannst dich beruhigen…er hat mich hergebracht. Haku ist…ich bin Zabuza und er ist mir wichtig.“

Mikoto musterte ihn immer noch so scharf, schien nicht zu wissen, ob sie ihm das glauben sollte. Kein Wunder…schließlich sah er nicht gerade aus, wie der nette Typ von nebenan. So würde es wohl jedes Mal laufen, wenn man Haku mit ihm sah.

„Ich bin Itachis Mutter…vielleicht wissen Sie das bereits, aber sobald er genesen ist, wird er bei uns einziehen.“

Er sah ihr zu, wie sie sich ebenfalls einen Stuhl heranzog, sich auf die freie Seite ihm gegenüber setzte. Sie wirkte zwar ganz nett, doch Zabuza bemerkte ihren energischen Unterton sehr wohl. Die schien ja keine Angst vor ihm zu haben, obwohl er sie locker umhauen konnte. Gefiel ihm irgendwie, also, dass sie sich als Beschützerin aufspielte. Waren alle Mütter so? Er kannte ausschließlich das Negativbeispiel.

„Wurde mir gesagt, ja“, murmelte er und sah wieder zu seinem Schützling runter. „Kann euch nur raten, ihn gut zu behandeln…hat keiner so verdient wie er.“

Mikoto schwieg einen Moment, doch er spürte ihren Blick auf sich ruhen. Vielleicht überlegte sie, ob er einer der Pisser war, die Haku in diese gottverdammte Lage gebracht hatten und ob sie den Sicherheitsdienst rufen lassen sollte.

„Woher kennen Sie ihn?“

Zabuza schnaubte verächtlich.

„Aus dem Drecksloch, wo wir beide herkommen. Er war mein Schützling…ist es wohl immer noch. Schwer zu erklären.“

„Also sind Sie eines der Opfer? Mein Sohn hat mich schon ein wenig aufgeklärt…es tut mir sehr leid. Für Sie und für den Jungen“, hörte er sie sagen und es klang auch noch ehrlich.

„Ich bin kein Opfer“, knurrte er zurück. „Höchstens ein Idiot, der sich auf falsche Versprechungen eingelassen hat und die eigene Scheiße ausbaden musste.“

„Nun…Sie haben gerade geweint“, bemerkte Mikoto ruhig und Zabuza funkelte sie an. „Dann scheinen Sie wenigstens ein sehr mitfühlender Idiot zu sein.“

Die Frau hatte Nerven, lächelte ihn auch noch an; konnte sie sich nicht denken, dass er kein netter Kerl war, der Mitleid verdient hatte? War sie wirklich so naiv?

„Schwachsinn…“

„Wenn Sie meinen…ich gebe Ihnen mein Wort, dass er es gut haben wird. Es wird bestimmt alles wieder in Ordnung kommen…auch für Sie.“

Zabuza fragte sich, wie sie das behaupten konnte? Sie kannte ihn ja nicht mal, konnte das also gar nicht beurteilen. Na ja…vielleicht sollte er froh sein, dass sie ihn nicht rauswarf.

„Aha…ich-“

Der harsche Spruch blieb ihm im Halse stecken, als er eine federleichte Berührung an seiner Hand spürte. Eine Gänsehaut überkam ihn und er sah zu Haku runter, dessen Zeigefinger zuckte…nur schwach, doch er bewegte sich. Angespannt sah er in das Gesicht des Jungen und auch da zuckten die geschlossenen Lider.

„Haku…“

Es passierte nichts weiter; Haku öffnete weder die Augen, noch bewegten sich seine Finger ein zweites Mal. Hatte er es sich nur eingebildet? Anscheinend nicht, denn auch Mikoto sah irritiert aus, ehe sich ihre Lippen wieder zu einem verständnisvollen Lächeln verzogen.
 

„Er bedeutet Ihnen wirklich viel, nicht wahr?“

Zabuza knirschte mit den Zähnen.

„Mehr als mein beschissenes Leben“, murrte er finster. „Er hätte nie…ist ja auch scheißegal. Wenn er wieder wird, ist das nicht wichtig. Ich will einfach, dass es ihm gut geht…dass er endlich mal ein Leben hat. Wenn er das noch will, dann mit mir…wenn nicht, ist’s auch okay.“

Er wusste nicht mal, warum er das einer Fremden erzählte, doch irgendwie tat es gut. Zumal sich diese Frau bald um seinen Schützling kümmern sollte.

„Er hat ziemlich viel in der Birne…wenn er die Möglichkeit kriegt, kann er sicher was aus sich machen. Er ist fleißig, zielstrebig...anständig. Schätze, er weiß gar nicht, was er alles drauf hat, weil diese Hurensöhne ihn lieber als Matratze benutzt haben.“

Er fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar, schüttelte den Kopf.

„Er ist viel mehr als das...und mir ist wichtig, dass er das weiß. Wenn er mit dem ganzen Mist abschließen und mich nicht mehr sehen will, verpiss ich mich freiwillig aus seinem Leben. Aber eigentlich…tja…ich bin nicht so der selbstlose Typ. Würde mir verdammt schwer fallen, ihn…gehen zu lassen, bei der ganzen Scheiße, die wir durchgemacht haben…“

Tief atmete er durch, warf einen Blick zu Mikoto, die ihm ruhig zuhörte. Sie lächelte nicht mehr, doch sie wirkte auch nicht verstört oder sowas in der Art.

„Ich hab ihn schon mal hängen lassen, weil ich dachte, dass es besser sei…das mach ich kein zweites Mal. Also, mich von ihm fernhalten, wenn er mich braucht. Daran hinderst weder du mich, noch dein Sohn.“

Und das war sein Ernst, egal, was sie darüber denken mochte. Zu seiner Verwunderung nickte sie verstehend, wirkte nicht mal beleidigt oder angewidert, so wie er es erwartet hätte.

„Das hört sich an, als würden wir dasselbe wollen“, erwiderte sie ernst. „Ich kenne Haku nicht…aber ich kenne viele ähnliche Geschichten von meinem Mann. Er ist Polizist, da ist sowas kein Einzelfall…das macht es aber nicht weniger schrecklich.“

Sie machte eine kurze Pause, so als würde sie die nächsten Worte lieber noch mal überdenken wollen, ehe sie fortfuhr.

„Ich möchte ihm gern helfen…und wenn Sie ihm wirklich gut tun, werde ich mich nicht dazwischen stellen.“

Zabuza sah sie perplex an, dachte, er hätte sich verhört.

„…obwohl du mich nicht kennst? Was, wenn ich auch bloß einer von diesen Kinderfickern bin? Ich weiß, wie ich aussehe“, gab er zu bedenken, doch Mikoto lächelte nur.

„Wie ich bereits sagte, mein Sohn hat mir einiges erzählt…natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass Sie gut zu ihm sind. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass Sie hierher kommen, in ein öffentliches Krankenhaus, zu einem bewusstlosen Jungen…an seinem Bett sitzen, seine Hand halten und sogar weinen-“

„Ich hab nicht geheult, verdammt!“, unterbrach er sie ruppig. „Und hör auf mich zu siezen!“

„…ich kann nicht glauben, dass du das alles tust, um ihm am Ende zu schaden.“

Zabuza blickte sie nur stumm an, nicht wissend, was er dazu sagen sollte.

„Falls doch, sei dir gewiss, dass du das bereuen würdest – ich weiß sehr wohl, wo mein Mann seine Dienstwaffe aufbewahrt.“

Und dabei klang sie so freundlich, als würde sie einen Plausch übers Wetter halten. Unfassbar.

„Es ist keine Seltenheit, dass eine Frau in Notwehr handelt…und der Angreifer danach unglücklicherweise kastriert ist.“

Okay…das war mal eine Drohung, die ihn hart schlucken ließ…und die er nicht vergessen würde. Und das von einem Weib, das aussah, als würde es eine brave Hausfrau am Herd sein. Die könnte er mögen. Bestimmt.

„Hab’s geschnallt.“

„Freut mich.“

Wenigstens musste er sich nun keine Sorgen mehr machen, dass niemand auf Haku aufpasste, während er sein Leben auf die Reihe zu kriegen versuchte. Vielleicht hatte Kisame Recht…und es würde alles irgendwie besser werden. Schlimmer als bisher ging eh nicht und das hier war ein guter Ansatz. Sie würden sehen.
 


 

„Warum hast du deine Meinung geändert?“

Schon die ganze Zeit wurmte ihn die Frage, doch erst jetzt war er dazu gekommen, sie zu stellen. Sie saßen in der Cafeteria des Krankenhauses und Kisame beobachtete die vorbeigehenden Menschen. Es war eigenartig, hier zu sitzen und einfach…nichts zu tun. Nur warten, bis Zabuzas Zeit mit Haku vorbei war und sie zu ihrem neuen Zuhause weiterfahren konnten.

Itachi blickte von seinem Kuchen auf, während Kisame es bei einer Cola belassen hatte. Er hätte gern endlich mal wieder ein Bier getrunken, aber er wollte es nicht gleich übertreiben.

„Das habe ich nicht“, erwiderte Itachi ruhig. „Du hast Kompromisse angesprochen und ich habe eingesehen, dass es ohne nicht funktionieren wird.“

Kisame runzelte die Stirn.

„…und wieso ist es dir so wichtig, dass wir dein Angebot annehmen?“

Anstatt einer Antwort wich Itachi seinem Blick aus, blieb eine ganze Weile still. Nicht gerade beruhigend, wenn man bedachte, dass er sich immer noch nicht sicher war, was er für den Uchiha war. Wollte er ihn nach den drei Jahren für seine Organisation benutzen? Vielleicht war bereits alles entschieden…Kisame wusste einfach nicht, woran er war. Hatte er bei Itachi nie gewusst.

„Mir ist wichtig, dass du mein Angebot annimmst.“

Okay, das waren mal ganz neue Töne und er blickte ihn verdutzt an.

„Und was bringt dir das?“

Itachi schwieg wieder und irgendwie kam es Kisame vor, als wollte er nicht direkt darauf antworten. Warum hatte er es dann überhaupt gesagt?

„Du wolltest ehrlich sein oder nicht?“, fügte er nachdrücklich an.

Itachi legte die Gabel beiseite, ohne dabei seinem Blick auszuweichen. Kisame erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er ihm zum ersten Mal begegnet war…damals im Regen. Viel hatte sich nicht verändert…nicht zwischen ihnen. Wie auch?

„Du hast Potenzial. Im Gegensatz zu Zabuza verfügst du über eine gute Beherrschung, du hast dein Bewusstsein für das Richtige nicht ausgeschaltet und du bist nicht nur sehr stark, sondern auch intelligent. Du wärst eine Bereicherung…deshalb würde ich dich gern im Team haben. Dass du verlässlich bist, hast du bereits bewiesen.“

Kisame zog die Brauen zusammen, versuchte das Gesagte zu verarbeiten; er wollte ihn also nicht vom Haken lassen. War das nun gut oder schlecht? Er konnte es nicht einschätzen, auch wenn er natürlich von den Worten geschmeichelt war. Itachi sah mehr in ihm, als er selbst es tat. Eindeutig.

„Das war’s also.“

Er verstand selbst nicht, warum er nach so vielen Komplimenten dermaßen verbittert klang.

„Mein Boss ist zudem der Meinung, ich sei zu…leichtsinnig.“

Konnte er schwer beurteilen, aber zumindest schien er zielorientiert zu sein. Das war doch eher positiv oder nicht?

„Und er wäre vermutlich beruhigt, hätte ich einen Partner an meiner Seite.“

Oh. Moment…meinte er etwa…?

„Mit der Voraussetzung, dass du deine Bewährung überstehst.“

Nun, das war ihm schon klar gewesen, aber…Partner? Das klang nicht nur gleichwertig, sondern auch danach, als wollte Itachi ihn bei sich haben. An seiner Seite. Wie war das noch? Er wollte nicht, dass er ins Gefängnis ging…Mann, bei dem Kerl zwischen den Zeilen zu lesen, war kompliziert. Lag vielleicht auch nur an seiner eigenen, ungewohnten Unsicherheit. Ätzend, irgendwie…aber auch irgendwie gut.

„Du musst dich nicht jetzt entscheiden. Wie gesagt, du hast drei Jahre Zeit…warten wir es ab, mh?“

Und da war es wieder…dieses seltene Lächeln, das ihn sich wie ein verdammter Vollidiot fühlen ließ. Das Lächeln, das ihn sich wieder wie ein Mensch fühlen ließ…und das ihm das Gefühl gab, das alles schon irgendwie in Ordnung kommen würde.

„Schätze, damit kann ich leben“, stimmte er zu und Itachis Lächeln schien noch ein bisschen wärmer zu werden.

Geklärt war immer noch nichts zwischen ihnen, aber er hatte das Gefühl, dass sich das alles noch entwickeln könnte. Eigentlich konnte er nichts erwarten…das hier musste reichen. Komischerweise war er zufrieden…mit Itachi hier zu sitzen und auf eine Zukunft zu hoffen, in der auch Zabuza und Haku vorkamen. Irgendwann vielleicht…

Together

Panik war das erste Gefühl, das ihn überfiel, kaum dass er die Augen aufgeschlagen hatte. Das Piepen klang furchteinflößend schrill in seinen Ohren wieder und die Tatsache, dass er sich wie gelähmt fühlte, machte es noch schlimmer. Die Schmerzen registrierte er nur nebenbei, denn der Schlauch in seiner Nase verängstigte ihn um einiges mehr. Wo war er? Wer waren die Menschen in den weißen Kitteln, die um ihn herumrannten und auf ihn einredeten? Ein erstickter Laut entwich seiner Kehle, die Augen füllten sich mit Tränen…und dann setzte irgendwas aus. Er bekam keine Luft mehr, sein Körper zuckte hin und her…das Gerede wurde lauter. Dann spürte er plötzlich einen Stich in seinem Arm und die Welt um ihn herum wurde in Watte gehüllt.
 

Als er das nächste Mal zu sich kam, fühlte er sich immer noch merkwürdig benommen. Er konnte keinen richtigen Gedanken fassen, blickte sich nur träge im Zimmer um. Weiße Wände…er blinzelte müde, während er langsam wahrnahm, dass jemand mit ihm sprach. Dumpf drang die raue Stimme an seine Ohren und er erkannte sie nicht direkt. Er war nicht fähig, den Kopf zu heben und drehte ihn daher langsam zur Seite.

Zabuza. Nur dieser eine Name manifestierte sich in dem Knäul aus Watte, doch es war genug, um sein Herz rasen zu lassen. Seine spröden Lippen bebten, er wollte etwas sagen, doch es tat zu weh…er konnte nur ein Ächzen hervorbringen. Warm und sanft wurden seine zitternden Hände umschlossen und festgehalten. Er verstand nicht, was Zabuza sagte, doch es war auch nicht wichtig…er war da. Immer noch. Schon wieder konnte er die Tränen nicht zurückhalten, spürte sie von seinem Kinn tropfen.
 

„…wird schon. Ich hau nicht ab…bist doch kein Mädchen…jetzt hör auf zu flennen. Ich bleibe.“
 

Er hätte gern gelächelt…aber stattdessen konnte er einfach nicht aufhören zu weinen. Er war so überfordert, so erschöpft…und unglaublich erleichtert. Jetzt musste endlich alles gut werden.
 

Im Endeffekt war alles wird gut ein sehr dehnbarer Begriff, wie er im Nachhinein festgestellt hatte. Nichts war plötzlich gut, nur weil sie es lebend aus dieser Hölle rausgeschafft hatten, aber es war ein Anfang. Der Neuanfang, den sie sich alle gewünscht hatten…und keine ihrer Befürchtungen war bisher eingetroffen.

Haku strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr, während er im Schatten eines Baumes saß, auf dem Schoß ein Buch aufgeschlagen. Eigentlich lernte er immer sehr konzentriert, doch die vereinzelten, warmen Sonnenstrahlen fühlten sich so angenehm an, dass sie ihn ganz schläfrig machten. Für einen Moment gab er nach und lehnte sich an die Rinde des Baumes hinter sich, fühlte das weiche Gras unter seinen Händen und ließ den Blick schweifen. Er liebte diesen großen Garten, den Mikoto liebevoll pflegte, so wie sie es auch mit ihrer Familie tat – und mit ihm. Sie erinnerte ihn an seine eigene Mutter, sowohl äußerlich als auch von ihrem Verhalten her. Jedoch hatte Haku schnell erkannt, dass Mikoto um einiges durchsetzungsfähiger war; sie war wie ein Fels in der Brandung und gleichzeitig hielt sie die Familie zusammen. Er hatte sich im Hause Uchiha nicht lange wie ein Fremder gefühlt, weil sie ihn alle ausnahmslos miteinbezogen.

Selbst Sasuke, der ihm zuerst mit unverhohlener Skepsis begegnet war, behandelte ihn nun wie einen festen Teil der Familie. Vorhin hatten er und seine Freunde gefragt, ob er mit zum See kommen wollte, doch er hatte abgelehnt. Haku ging mit Sasuke und ihnen in dieselbe Klasse und es war nicht so, dass er sie nicht mochte, nein, im Gegenteil…aber er fühlte sich hier einfach wohler.

Schon in der Schule überforderte ihn die Menschenmenge manchmal, doch da musste er sich zusammenreißen. Vom Sportunterricht war er bis auf weiteres befreit worden, auch wenn die Reha nach einem halben Jahr längst abgeschlossen war. Es war ihm nur recht und wer hinter seinem Rücken aus diesem oder einem anderen Grund schlecht über ihn sprach, bekam direkt eine Ansage von Sasuke, Naruto oder Sakura. Er musste schmunzeln, als er daran dachte; Zabuza musste sich wirklich nicht darum sorgen, dass er auf sich allein gestellt sein könnte.

Natürlich wollte er sich nicht sein Leben lang auf andere verlassen, sondern auch etwas aus eigener Kraft schaffen, doch Rückhalt konnte nicht schaden – und den bekam er von allen Seiten.
 

„Mutter sagt, ich soll aufpassen, dass du nicht dehydrierst…oder verhungerst.“

Haku blinzelte, hatte die Augen für ein paar Sekunden geschlossen gehabt, und sah zu der Person auf, die sich soeben neben ihn ins Gras setzte. Verdutzt fasste er das Tablett, das mit grünem Tee und kleinen Süßigkeiten gefüllt war, ins Auge…dann schaute er wieder zu dem Älteren, dessen Mundwinkel zuckten.

„Ich befürchte, sie will dich mästen.“

Haku musste abermals schmunzeln, ehe er nach einem der Dorayaki griff und es langsam aus der Folie schälte.

„Wie geht es dir, Itachi-san?“, fragte er freundlich.

Im Gegensatz zu Zabuza, der den Uchiha immer noch für seinen Zustand verantwortlich machte, hatte er ihm nie etwas nachgetragen. Ohne seine Einmischung hätte sich nichts verändert und außerdem hatte sich der Uchiha bei ihm entschuldigt. Haku wollte mit diesem Kapitel seines Lebens abschließen und die Therapeutin, zu der er einmal die Woche ging, arbeitete mit ihm darauf hin.

„Ich will mich nicht beschweren.“

Was bedeutete, dass Itachi immer noch passive Recherche-Arbeiten betrieb, anstatt sich aktiv in einem Fall einbringen zu dürfen. Natürlich redete der Uchiha nicht über seine Arbeit, aber er hatte die beiläufige Bemerkung vor einiger Zeit aufgeschnappt.

„Ich auch nicht“, erwiderte er mit einem Lächeln, woraufhin der Uchiha nickte.

„In der Schule kommst du zurecht?“

Haku biss einmal in das Dorayaki in seiner Hand, schmeckte die süße Bohnenpaste. Damals hatte er nicht entscheiden dürfen, was er zu essen bekam…jedenfalls nichts, was seiner schlanken Linie gefährlich werden konnte.

„In manchen Fächern mehr, in machen weniger…aber Sasuke hat sich schon angeboten, mir zu helfen.“

Itachi hob eine Braue, während er nun selbst nach den Süßigkeiten griff.

„Er verhält sich ja richtig erwachsen“, hörte er ihn murmeln.

Haku blickte ihn belustigt an; nicht nur wegen des Kommentars, sondern auch, weil der Ältere sich soeben sehr genüsslich das süße Zeug auf der Zunge zergehen ließ. Kisame hatte mal gemeint, dass das seine Schwachstelle war…was wirklich amüsant war, wenn man bedachte, wie beherrscht Itachi sich sonst gab.
 

„Bist du nur zu Besuch hier?“, fragte er offen und Itachi hielt kurz inne.

„Ja…“, erwiderte er gedehnt. „Ich bleibe aber nicht lange.“

Haku sah ihn abwartend an, doch es kam nichts mehr, so dass er es dabei beließ. Es ging ihn ja auch nichts an. Still saßen sie eine Weile nebeneinander und genossen die Sonne, wobei Haku wirklich überlegte, ob er kurze Hosen in Betracht ziehen sollte. Schon das Shirt hatte ihn Überwindung gekostet, denn er fühlte sich in dicken Pullovern um einiges wohler. Die Narbe an seinem Ellenbogen, wo der Knochen gebrochen worden war, erinnerte ihn immer daran, dass er beinahe gestorben wäre. Ebenso wie die kleinen Narben an seinem Kinn und über der Nase…seine Haut war sehr hell, da fiel es nicht so arg auf, doch sie waren da. Manchmal bekam er das Zucken in seinem linken Augenlid nicht unter Kontrolle, das war unangenehm, aber trotz allem war er glimpflich davongekommen.

Haku hob den Blick, als Mikoto an der Terrassentür auftauchte – und sie war nicht allein. Sein Herz machte einen Satz, so wie immer, wenn er diesen Mann sah. Natürlich freute er sich auch, Kisame zu sehen…er blickte zur Seite, als Itachi aufstand.

„Ich muss los. Bis bald“, verabschiedete er sich knapp und Haku sah ihm perplex hinterher.

Er beobachtete, wie Kisame dem Uchiha auf halbem Weg entgegen kam, ein breites Grinsen auf den Lippen, während Itachi sich wie immer sehr reserviert gab. Sie wechselten ein paar Worte, er sah Itachi nicken und dann verschwanden die beiden zusammen im Inneren des Hauses. Haku entging nicht, wie Kisame bei den letzten Metern nach Itachis Hand griff…und es sah nicht so aus, als würde dieser die Berührung lösen wollen.

Als die beiden weg waren, schaute er zu Zabuza, der noch mit Mikoto in der Tür stand und sich mit ihr unterhielt. Es wunderte ihn, wie gut sich die zwei verstanden, doch er war froh darüber, denn sonst wäre es wesentlich schwerer gewesen, sich zu treffen. Die Regeln waren einfach; Zabuza durfte ihn sehen, am Wochenende auch mal mit ihm weggehen, aber um 22 Uhr hatte Haku wieder zuhause zu sein. Sicher gab es Ausnahmen, aber auch sonst konnte er die Regeln akzeptieren…er war schließlich minderjährig und sogar Zabuza hatte sich nicht beschwert. Schon davor hatten sie sich nicht 24 Stunden am Stück sehen können und auch, wenn ihm die gemeinsamen Nächte oft fehlten, weil er manches Mal schlecht schlief, wollte er lernen, selbstständiger zu werden.

Zabuza versuchte es ja ebenfalls, kam vermutlich gerade von der Arbeit…und soweit er wusste, lief es bei ihm sehr gut. Wundern tat es ihn nicht, denn der Hüne konnte alles schaffen, wenn er wollte…an Willen und Kraft hatte es ihm nie gefehlt.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als Zabuza schließlich auf ihn zukam, während Mikoto wieder im Haus verschwand. Schon bei Kisame war es ihm aufgefallen…die beiden wirkten…anders. Imposant waren sie immer gewesen, würden sie auch immer sein, aber diese bedrohliche, angespannte Aura war verschwunden. Sicher, manchmal kam das aggressive Verhalten noch durch, doch es wurde besser. Haku gefiel die Ruhe, die Zabuza nicht mehr nur in seiner Nähe ausstrahlte, sondern auch, wenn er beispielsweise mit Mikoto redete. Es musste schwer sein, zu lernen, dass nicht jedes Wort Provokation oder Angriff war…so wie sich Haku daran gewöhnen musste, dass nicht jede Berührung anzüglich gemeint war. Naruto hatte ihn einmal überfallen, ihn von hinten ziemlich überschwänglich umarmt – und Haku damit den Schock seines Lebens verpasst. Danach hatte Sakura ihm eine Kopfnuss verpasst und auch Sasuke hatte seinen besten Freund ordentlich zusammengestaucht. Letztendlich hatte Haku ihn in Schutz genommen…er konnte es nicht wissen. Es lag an ihm selbst, damit umzugehen oder deutlich zu sagen, wenn er etwas nicht wollte. Er musste jetzt nicht mehr stillhalten oder schweigen…die Zeiten waren vorbei. Endgültig.
 

„Bist fleißig?“

Haku wandte sich Zabuza zu, der sich neben ihm ins Gras fallen ließ und einen Blick auf das Buch in seinem Schoß warf.

„Ein bisschen…“, gab er zurück und sah ihn interessiert an. „Wie war die Arbeit?“

„War angenehmer, als es noch nicht so verdammt heiß war…aber passt schon. Kisame und ich haben eher frei bekommen. Schätze, die meisten Leute hocken bei der Affenhitze lieber im Freibad, als in der Werkstatt…und es gab bisher keine Notfälle.“

Haku nickte verstehend, hörte ihm weiterhin zu. Es langweilte ihn nie, wenn Zabuza davon sprach, wie er an Autos rumschraubte…und er hatte auch nicht das Gefühl, dass dieser sich zwingen musste, ihm zuzuhören, wenn er die Schule erwähnte.

„Kisame und der Uchiha fahren wohl auch zum See.“

Haku seufzte innerlich.

„Und du wolltest nicht mit?“

„Allein? Und denen beim Flirten zusehen? Da mache ich lieber Überstunden, egal, wie heiß es ist…“, kam es abwehrend zurück.

Als Haku nichts dazu sagte, stöhnte Zabuza leise.

„Mich zwingt keiner, hier zu sein, Haku.“

„Ich weiß, aber…“

„Nichts aber. Ist gut so, wie es ist…und jetzt will ich nichts mehr davon hören.“

Haku erwiderte den ernsten Blick des Älteren und er wusste, dass dieser es auch so meinte. Etwas schön zu reden, war nicht Zabuzas Art…und eigentlich freute er sich ja auch, dass er da war. Anstatt weiter darauf herumzureiten, lehnte er sich mit einem Lächeln an die breite Brust des Hünen, der direkt einen Arm um ihn legte. Er schloss die Augen, als Zabuza mit seinen rauen Fingern seine Seite streichelte und seine Lippen für einen Moment auf sein Haar drückte.

„…sind schon wieder fast so lang wie früher“, hörte er ihn murmeln.

„Denkst du, ich wirke männlicher, wenn ich sie kurz schneiden lasse?“

„…wie kurz?“

„Weiß nicht.“

„Hm…ich denke nicht, dass das was ändern würde. Ist das wichtig?“

„Meine Haarlänge?“

„Männlich zu wirken.“

Haku schmunzelte, als er die Augen wieder öffnete und nach oben schaute. Die fehlende Begeisterung stand Zabuza nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Eigentlich…“, begann er und umfasste Zabuzas große Hand mit seiner eigenen. „…ist es mir egal, solange ich dir gefalle.“

Der Hüne blickte ihn verdutzt an…dann knurrte er dunkel, so wie immer, wenn er verlegen war.

„Quatschkopf…“

Sein Herz raste wieder, als Zabuza seine Stirn an die seine legte und ihm in die Augen schaute.

„…du gefällst mir immer.“

Nun war es an Haku, verlegen zu sein, was sich bei ihm jedoch deutlicher zeigte. Er spürte das Blut in seine Wangen schießen, abwenden konnte er sich trotzdem nicht. Er liebte das Kribbeln in seinem Bauch, wenn Zabuza ihn küsste…so wie jetzt. Mit einer Sanftheit, die man ihm nicht zutrauen würde…und dennoch mit etwas Druck, der deutlich machte, dass er sein war. Es war schön…und es kam ihm nicht eine Sekunde lang falsch oder dreckig vor. Jeder Blick, jedes Wort und jede Berührung dieses Mannes zeigte Haku, wie viel er ihm wert war…und er wollte es genießen.
 

Als Zabuza sich wieder von ihm löste, blieb er an ihn gelehnt, atmete durch. Das Herzklopfen verschwand nicht, das warme Gefühl in seinem Bauch ebenfalls nicht…doch gleichzeitig hatte er ein schlechtes Gewissen. Er ahnte, dass Zabuza seine Unschlüssigkeit nicht entging, so dass er es zur Sprache bringen musste.

„Ich…“, fing er an, aber der Hüne unterbrach ihn direkt.

„Darüber haben wir doch schon gesprochen“, meinte er nur, während er wieder seine Seite streichelte.

„Ja, aber…“

„Nichts aber. Wir haben Zeit“, schnitt er ihm erneut das Wort ab. „Eine Menge Zeit…und die nehmen wir uns. Für alles.“

„Hm…“

„Außerdem kastriert mich Mikoto, wenn ich dir jetzt noch mehr an die Wäsche gehe…“

Haku wurde rot, starrte den anderen ungläubig an.

„Ich würde doch nicht…also nicht hier…ich…“

Zabuza grinste angesichts seines Gestammels, schüttelte dann aber entschieden den Kopf. Haku schauderte, als der andere eine Hand an seine Wange legte und mit dem Daumen über sein Kinn streichelte. Instinktiv lehnte er sich dagegen, fühlte sich trotz des leidigen Themas wohl.

„Ich erwarte nichts von dir“, brummte Zabuza ihm zu. „So wie es ist, ist es gut.“

Haku glaubte es ihm und wenn er ehrlich war, war er wirklich noch nicht dazu bereit. Er konnte nicht abschätzen, wann er es sein würde…aber irgendwann wollte er es bestimmt. Zabuzas Nähe tat ihm so unheimlich gut, dass er nicht glauben konnte, dass es ihn nie danach verlangen würde. Nur eben…jetzt nicht. Er musste es dennoch von ihm hören, dass es okay für ihn war.

„Zabuza?“

„Hm?“

„Danke…für alles.“

Erneut wurde er ruppig an die breite Brust gedrückt und es ließ das Kribbeln zurückkehren. Nichts war perfekt und es gab noch so vieles, was auf sie zukommen würde…aber das hier war ein vielversprechender Anfang.

„Quatschkopf…“, wiederholte Zabuza und es ließ Haku lächeln.

Ja, so konnte es definitiv bleiben. Was die Zukunft auch bringen würde, sie würden es bewältigen. Mit einer Perspektive…und Unterstützung. Zum ersten Mal in ihrem Leben...und sie würden zusammen sein. Es war alles, was Haku je gewollt hatte…und er hatte so viel mehr bekommen. Es war schön…und er würde es genießen, solange er konnte. Seine Finger schlossen sich fester um Zabuzas größere Hand...nein, er würde nicht mehr loslassen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für die lieben Kommis. :)
Das motiviert mich immer so schön...daher kommt Kapitel 1 schon heute (und weil ich heute frei habe). ^^
Mal schauen, wie schnell ich mit dem nächsten bin... *pfeif*

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach diesem Kapitel kommt etwas mehr Interaktion zwischen Zabuza und Haku.
Danke für die lieben Kommentare! :)
*voll motiviert*

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hat länger gedauert...ich sag nur, Weisheitszähne ziehen lassen, ist total beschissen.
Und noch beschissener ist ein dadurch verursachtes Loch in der Kieferhöhle zu haben...nie wieder.
Aber na ja...Gejammer hin oder her...hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich denke, ein Kapitel vor Weihnachten geht noch. :)
Zumal ich auch bald Urlaub habe...
Endlich...das wird so Zeit, ich bin durch. x_x
Dann hab ich auch mehr Zeit zum Schreiben...yes! ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Einige hatten sich ja mehr zu Hidan gewünscht...tadaah. :)
Und ich bin sicher, die Meinungen zu Kakuzu spalten sich jetzt auch noch mal.
Im nächsten Kapitel gibt es dann gaaanz viel ZabuHaku...und danach bewegen wir uns auch schon auf den Höhepunkt zu, ich kann es kaum erwarten. *_*
Itachi hab ich natürlich nicht vergessen...doch alles zu seiner Zeit. Und ja, ich weiß, dass ich vermutlich mehr Fragen als Antworten aufwerfe. ^^
Seid geduldig mit mir und wenn wir uns nicht mehr schreiben, wünsche ich euch schon mal ein schönes Weihnachtsfest! :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohe Weihnachten und ich hoffe, dass ich euch hiermit eine Freude machen konnte. :)
Ich hatte ja ZabuHaku angedeutet...wurde ja auch mal wieder Zeit, da es das Hauptpairing ist.
Das hier ist vermutlich das herzigste Kapitel der ganzen FF.
Stellt euch auf baldiges Drama ein, denn immerhin ist das ja das Genre der FF. ^^
Und wie wir alle wissen, sind Zabuzas Bedenken ja keine reine Übertreibung...ich kann echt nicht abschätzen, wie viele Kapitel hier noch kommen werden, aber es geht jetzt allmählich in Richtung Finale und dann mal schauen, wie ausführlich ich das Ende gestalte.
Bis denne und rutscht gut ins neue Jahr! :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das letzte Kapitel in diesem Jahr und ich wünsche euch noch mal einen guten Rutsch!
Danke für die lieben, motivierenden Kommentare! :)
Und verflucht mich nicht zu sehr, weil das Kapitel wahrscheinlich schon wieder mehr Fragen aufwirft, als es erklärt. xD
Vielleicht bessere ich mich ja 2016...vielleicht aber auch nicht. ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's...
Schon wieder so ein harmonisches Kapitel...das werde ich wohl mal bald ändern müssen. :D
Danke für die Kommis und bis denne!

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wieder einen Schritt aufs Finale zu...ich hoffe, es ist spannend für euch. :)
Habe jetzt über eine ganze Woche gar nichts geschrieben...und die kleine Pause tat mir so verdammt gut.
Ich behalte den 2-Wochen-Rythmus vielleicht bei, weil ich einfach gemerkt habe, dass ich dann entspannter bin. Aber mal sehen, wie ich so Lust hab.
Eure Kommentare motivieren mich natürlich auch immer sehr! :)
Will ja wissen, was ihr so denkt...das nächste Kapitel klärt dann etwas auf...ich sitze schon dran, muhaha...freut euch also. ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Überraschung! Ein Cliffy! :)
Immerhin habe ich keine 2 Wochen gewartet...ob ich das jetzt tun werden?
Dumdidum...ich weiß es nicht. Kommt drauf an, wie schnell ich bin...motiviert mich! :D
Spaß...ich gebe mir echt Mühe, euch nicht zu lange warten zu lassen (außerdem bin ich ein Kommi-Geier)!
Bin echt gespannt, was ihr dazu sagt...und was ihr denkt, wer wen wie usw... xD

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's! :)
Ich muss euch noch etwas quälen...sagte ja, dass die schönen Zeiten vorbei sind.
Wobei ich darüber nachdenke, im nächsten Kapitel einen herzigen KisaIta-Flashi einzubauen...mh...mal sehen.
Danke für eure lieben Kommis!
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt - auch wenn's schon wieder ein böser Cliffy ist. :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's...an dem Kapitel hab ich echt ne Weile gesessen. X_x
Aber im Endeffekt bin ich ganz zufrieden, denk ich.
Noch mal was Fluffiges...bevor's ans Eingemachte geht - am nächsten Kapitel bin ich schon dran.
Ich bin sowieso mal gespannt, wie lang die FF noch wird. ôo
Bin zwar fast am Ende, aber irgendwie kommen mir ständig Ideen, die ich noch einbauen kann, ohne die Story-Line zu verändern. Hach ja... ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab mich so verdammt schwer mit dem Kapitel getan...im Endeffekt wollte ich dann doch dem Stil der FF treu bleiben und alles Weitere in Flashbacks rüber bringen.
Bedeutet, dass die nächsten beiden Kapitel auch so sein werden...bis es sich dann zusammenfügt.
Uff...ich bin echt geschafft. X_x
Ursprünglich hatte ich vor, das Kapitel zu splitten, weil es dann doch recht lang wurde und viel passiert...aber da ich plane, das nächste Kapitel aus Kakuzus Sicht zu schreiben und das danach aus Kisames, hab ich mir gedacht - ach, was soll's!
Vermutlich habe ich mal wieder mehr Fragen als Antworten in die Runde geworfen, aber immerhin weiß man jetzt, wer alles unter einer Decke steckt. Konan war seit Pains Erwähnung mit eingeplant - ich wollte einfach ne Frau an Bord haben und sie ist halt toll. :)
Mehr gibt's eigentlich nicht zu sagen...außer, dass ich hoffe, dass es so ankommt, wie ich's mir vorgestellt habe.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und da ist das nächste Kapitel. :)
Jetzt bin ich doch mal sehr gespannt, wie ihr darauf reagiert und obs den ein oder anderen doch noch überrascht, dass Kakuzu mal im Käfig steckte. Irgendein Motiv braucht der Gute ja, um so eine gewinnbringende Position aufzugeben...wobei Madara ja auch ein Plus-Partner ist.
Um ehrlich zu sein, war Kakuzus Geschichte von Anfang an im Plan...und es war so schwierig, es nicht herausblicken zu lassen, da einige Kapitel ja auch aus seiner Sicht waren.
Na ja, wie er hier selbst zugibt, er ist trotzdem ein Schwein und es ist ihm gleichgültig. Nur weil er sein Ding nicht in Haku hatte, bedeutet das nicht, dass er ihm keine Gewalt angetan hat...die Male, die Zabuza damals auf Hakus Haut gesehen hat, waren ja wirklich von Kakuzu. Er ist also kein armes Opfer mehr, sondern inzwischen ein ziemlich gefährlicher, intelligenter Scheißkerl, der das Recht des Stärkeren genießt. Es geht ihm nicht um falsch und richtig, sondern um seine Rache...und ob seine Umgangsweise mit Hidan so korrekt ist...na jaaaah...
So viel dazu...ich freu mich auf Kommis. :)

PS: Noch eine Woche arbeiten und dann...Urlaaaaaub!! *_*

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin relativ zufrieden dieses Mal...und wie leicht es mir von der Hand ging - mal ne richtige Wohltat. ^^
Vielleicht war das aber auch so, weil ich das Kapitel schon so lange im Kopf hatte und mich gewissermaßen drauf gefreut habe.
Tjaha...obwohl es viel Kisame und Itachi gab, gab es kaum KisaIta...hmmhm...ich hätte mehr als die vagen Andeutungen am Ende irgendwie übertrieben gefunden. Dass Itachi so reserviert ist, kam irgendwie automatisch - aber wer hätte jetzt auch mehr von ihm erwartet? Wie Kisame sagt, sie kennen einander kaum...auch wenn er angetan von dem "guten" Uchiha ist.
Ob sich da noch mehr entwickelt... *pfeif* ...und ich weiß immer noch nicht, wie viele Kapitel jetzt noch kommen. Vielleicht 5? Das wäre eine gute Zahl...aber ich bin nicht sicher, ob ich damit hinkomme. *sfz*
Das nächste ist jedenfalls schon geschrieben und Pain, Konan und Haku tauchen drin auf.
Da ich jetzt Urlaub hab, kann ich gechillt weiterschreiben...yeah! :D
Danke für eure lieben Kommentare, jeder geht runter wie Öl und motiviert mich so. *_*

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie versprochen ein PaiKo-Kapitel...und irgendwie wird's nicht fröhlicher.
Aber gut, die FF ist eben ein düsterer Ort...und Pain und Konan sollten seit ihres Auftauchens eine ziemlich scheußliche Vergangenheit haben, die aber nichts mit den den illegalen Menschenkämpfen zu tun hat.
Man merkt, dass Madara so einen sechsten Sinn für die richtigen Menschen hat...auch wenn er auf diese beiden durch Fugaku gekommen ist. Ich mag solche stillen Verbindungen.
Im nächsten Kapitel gibt sich der Big Boss von Akatsuki auch mal die Ehre...

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da bin ich wieder. :)
Es wird noch ein abschließendes Kapitel und einen Epilog geben - dann ist Sense.
Ich kann's immer noch nicht glauben...aber wenn man bedenkt, dass das hier eine kurze FF werden sollte, hab ich's ja weit geschafft. xD
Ich kalkulier' nie wieder was...wird nur peinlich.
Zum Kapitel...ich mag Madara hier irgendwie sehr gern - bedenkliche Entscheidungen hin oder her, ich hätte Kakuzu schon gern angeprangert, aber na ja...man kann nicht alles haben.
Er ist eben korrupt.
Ich danke euch hier noch mal für die lieben Kommentare...die motivieren so schön! ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das letzte Kapitel von "Hands of blood".
Es gibt noch einen Epilog, der hoffentlich alles beinhaltet, um diese FF würdig abzuschließen.
Ich bin gleichermaßen traurig und glücklich...traurig, weil mein Herz doch sehr an dieser Story hängt, mehr als gedacht, und glücklich, weil ich schon bald eine neue FF hochladen werden (KisaIta).
Es wird zu "Hands of blood" vielleicht den ein oder anderen OS geben...ich weiß es noch nicht und werde es wohl spontan machen. Falls ihr da Wünsche habt, teilt sie mir ruhig mit...vielleicht lässt sich da was machen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es also...hiermit endet "Hands of blood"...sanft und freundlich, so dass ich's selbst nicht fassen kann.
Na ja...ich denke, Zabuza, Haku und co. haben genug durchgemacht, so dass es auch mal ein gutes Ende nehmen kann. ;)
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...erstmal ein großes Danke an alle Leser und vor allem diejenigen, die diese FF treu kommentiert haben.
Das macht ein großes Stück meiner Motivation aus! Ich hoffe daher, ihr seid zufrieden mit dem Ende...ja, es sind bestimmt noch einige Fragen offen, aber ich wollte das Ende eigentlich von Anfang an so haben...als ich noch dachte, es würde mit 5 Kapiteln gut sein. xD
Nun sind es 25 geworden...und ich bin eigentlich recht zufrieden. :)
Bisher ist eine kleine Side-Story geplant...die wird sich allerdings mit Madara und seiner "Affäre" befassen...falls ihr noch kleine Wunsch-Einlagen habt, teilt sie mir gern mit, ich finde schon einen Weg, sie zu verbauen (KisaIta, ZabuHaku, KuzuHidan...)! :D
Im Juni wird's dann mit einem neuen KisaIta-Projekt weitergehen...ich hoffe, ich kann einige von euch auch dafür begeistern. :)
In diesem Sinne noch einen schönen Abend und noch einmal Daaaaanke!! <3

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Kommentare zu dieser Fanfic (83)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Gentaro
2016-11-14T19:33:02+00:00 14.11.2016 20:33
Okay, ich kam jetzt erst dazu die FF zu lesen, aber das Kapitel hier gefällt mir verdammt gut, ich könnte Mikoto gerade so feiern ;D
Das erste Mal, dass Zabuza jemandem Respekt zollt, beeindruckend ;D
Und die FF ist allgemein gut geschrieben, find sie super!
*widmet sich mal dem letzten Kapitel*
Von:  SoSobright
2016-06-14T12:26:57+00:00 14.06.2016 14:26
Ohhhhhhh <3
Sorry, ich hab alles in einem Abwasch durchgelesen, hab dafür 1,5 Tage gebraucht lol
Aber du hast einen Kommentar verdient, auch wenn ich ihn dir nur aufs letzte Kapitel schreibe, ich hoffe du verzeihst das.

Ich liebe deinen Schreibstil, wie du die einzelnen Personen darstellst und die Charakterentwicklung in der Geschichte.
Bei Suigetsus Tod hat es mir echt die Kehle zugeschnürt... Ich mag ihn :-/ und Kisame tat mir so leid.
Ich möchte auch Itachi, selbst wenn es mal eine etwas andere Form war, ihn darzustellen.
Außerdem war ich von Zabu/Haku begeistert... Es gibt so wenig Geschichten zu Ihnen und die Beziehung die sie bei dir hatten war so schön... Es passt einfach so gut zu Haku... Die wenigsten schaffen es ihn wirklich gut oder realistisch rüber zu bringen. Entweder er ist immer verheult oder er ist zu stark für seinen Charakter...
Ich bin verliebt in diese FF... Kompliment. Eindeutig eine der besten auf Animexx (so wie die meisten deiner Fics...)

Von:  Hinatara
2016-05-07T07:13:29+00:00 07.05.2016 09:13
So ein gutes Ende ist man von dir ja fast nicht mehr gewohnt ;3

Ich mochte die Story sehr :) Zwar muss ich gestehen, dass mich Zabuza und Haku nicht so sehr mitreißen wie andere Charaktere, aber es hat trotzdem Spaß gemacht zu lesen :) Ich finde es eh schön, dass du dich nie nur auf ein Pairing konzentrierst, sondern auch viele andere Charaktere mal ihre kleinen Auftritte haben.

Stellenweise war es für mein Empfinden schon fast etwas zu viel Drama, wobei es zum Grundton der Story definitiv gepasst hat. Aber wenn man in der "Hölle" so die Hintergründe aller Charaktere gelesen hat, dachte ich manchmal, dass diese Stadt wirklich nur von Kriminalität versumpft ist und etwas Gutes gar nicht mehr geschehen kann - was es für mich jetzt etwas schwierig macht, ein "alles wird gut"-Ende zu akzeptieren (und das, obwohl ich Hakus Schwierigkeiten mit dem normalen Leben echt gut dargestellt finde ><).

Trotz der kleinen Kritik wieder eine wundervolle Story von dir~ Freu mich auf die kommenden Projekte (und ein bisschen was von Familiensache und das MadaHashi habe ich ja noch vor mir :D)

(ja! Madara! Ich will Madara! /D)

LG
Antwort von: lunalinn
07.05.2016 09:23
Huhu! :)
Danke für deinen Kommentar, es ist schön, dass dir die Story gefallen hat.
Mit dem Drama hast du wahrscheinlich Recht...ich gebe da ordentlich Gas und muss mich vielleicht in der Hinsicht etwas bremsen. Andererseits finde ich es gar nicht so unrealistisch...vieles, was so im Untergrund passiert, bekommt man ja gar nicht mit.
Madara scharrt ja absichtlich diejenigen um sich, denen Schlimmes wiederfahren ist...abgesehen von Itachi, wenn man jetzt mal Shisuis Tod außen vor lässt.
Bei dem Ende habe ich wirklich überlegt...aber ausnahmsweise wollte ich es auch mal gut ausgehen lassen. Es ist ja teilweise offen...und ich weiß nicht, inwieweit ich Andeutungen in der Side-Story mache.
Ich mache hin und wieder gern mal einen Tapetenwechsel, damit mir KisaIta niemals langweilig wird - immerhin sind sie meine absoluten Favoriten. :)
Würde mich sehr freuen, wenn dir meine anderen Storys auch zusagen!

LG
Von:  Hinatara
2016-05-06T07:49:03+00:00 06.05.2016 09:49
Irgendwann musst du dringend mal eine FF aus Mikotos Sicht der Dinge schreiben *Fähnchen schwenk*

Die Story hat mir wieder wahnsinnig gut gefallen :) Gerade hier fand ich es gut, dass du dich mehr auf das Zwischenmenschliche der vier Hauptcharaktere konzentriert hast :)
Schade, dass es jetzt schon vorbei ist. Bin noch gespannt auf den Epilog und hoffe fast, dass er nach den drei Jahren spielt und man einen kurzen Einblick bekommt, was aus den Vieren geworden ist :)
Von:  Hinatara
2016-05-05T06:19:00+00:00 05.05.2016 08:19
Ich mag Madara :D
Es ist immer wieder schön zu lesen, wenn er und Ita ein "gutes" Verhältnis haben. Das Gespräch der beiden war toll <3 (und auch Fugaku und Ita :3 naw~)
Antwort von: lunalinn
05.05.2016 08:46
Da ich sie auch mag, müssen sie ja auch mal gut rüberkommen. ^^"
Schön, dass es dir gefällt. :)
Von:  Hinatara
2016-05-01T08:02:57+00:00 01.05.2016 10:02
nawwww~
Schon wieder so eine traurige Vergangenheit... und Nagato q______q man D:
Finds schön aber mehr von Pain und Konan zu lesen und wie nah sie sich stehen. Und Pains Innenleben mal zu erfahren. (Ich WUSSTE er ist ein netter Kerl :'D)
Sehr schön geschrieben~

Jetzt bin ich sehr gespannt auf Madara o_o
Antwort von: lunalinn
01.05.2016 18:34
Diese FF ist von Dramen gespickt... ;)
Pain und Konan hatten ja dann doch noch eine Rolle...da haben sie auch direkt die passende Vergangenheit bekommen, damit man sie besser verstehen kann.
Danke für deinen Kommi - ich hoffe, Madara sagt dir auch zu. :)

LG
Von:  Cosplay-Girl91
2016-04-26T17:08:21+00:00 26.04.2016 19:08
Interessante Geschichte.
Jedoch immer nur der gleiche der kommentiert.
Komisch...
die Umsetzung naja.
Es gibt bessere.
Boys Love nicht mein Geschmack.
Umsetzung ist auch nicht mein Ding!!
Antwort von: lunalinn
26.04.2016 19:20
Lerne doch bitte einmal konstruktive Kritik...das sollte in deinem Alter ja möglich sein.
Was gefällt dir an der FF nicht?
Wie habe ich sie umgesetzt?
Gibt es etwas am Schreibstil auszusetzen?
Das Hauptpairing ist nun mal Boys Love - das steht in der Beschreibung.
Wenn du etwas kommentierst, solltest du dich dabei nicht darauf beziehen, wer oder wie viele Leute meine FF kommentiert haben - das macht im Übrigen auch keine gute FF aus.
Mit deinem Kommentar kann ich absolut nichts anfangen.
Antwort von:  Cosplay-Girl91
26.04.2016 19:35
Die gesamte FF gefällt mir nicht.
Und es ist wohl meine Sache zu schreiben,was ich für richtig halte und es hängt nicht mit dem Alter zusammen!
Ich habe in meiner FF Kisame so beschrieben wie ich es richtig halte und nicht wie im Manga. Sonst bräuchte man ja auch keine FF schreiben, wenn die Person so wie im Manga sein soll.
Denn es geht ja auch um die eigene Fantasie !!
Antwort von:  Cosplay-Girl91
26.04.2016 19:37
Aber bei dir muss ja alles so wie im Manga sein... so....
Antwort von: lunalinn
26.04.2016 19:39
Ich glaube, du verstehst den Sinn einer FF nicht...und das Wort Kritik kennst du auch nicht.
Du löscht meine Kritik, die wirklich höflich und ernsthaft ausgedrückt war, bist nun wütend und kommentierst ca. eine halbe Stunde später meine 23 Kapitel lange FF mit so einem Kommentar.
Das ist unverschämt. Mach dir bitte mal Gedanken über dein Verhalten.
Antwort von:  Cosplay-Girl91
26.04.2016 19:53
Nö wieso ?
Ich habe angefangen und fand es ...
Ich verstehe es , aber niemanden der nur Boys Love schreiben kann!!
Und ich kann ja auch machen was ich will , auf meiner Seite.
Viel Spaß noch beim schreiben. Einen schönen Abend!!!!
Antwort von: lunalinn
26.04.2016 19:57
Aber oben hast du doch geschrieben, dir gefällt die "gesamte FF" nicht...seltsam.
Im Übrigen schreibe ich nicht ausschließlich Boys Love...aber spielt ja auch keine Rolle.
Mach mal schön, was du willst.
Mein Abend ist ganz wundervoll, Dankesehr. :)
Antwort von:  Gosick
28.04.2016 13:24
Ich muss das einfach kommentieren, Tschuldigung xD
Aber ich hab mich einfach scheckig gelacht bei Cerousi's Kommis und bin der Meinung, dass du solche Armleuchterkommis einfach löschen solltest :'D

(Btw, ich lese naher mal in die Story rein. Auch wenn "Boys Love" nicht mein Fall ist, oh the Ironiie ~ mir geht es ja um die FF an sich.)
Kann mir vorstellen, dass dein Abend lustig war danach xD
Antwort von: lunalinn
28.04.2016 14:28
Es freut mich, dass du dich amüsiert hast...ich mich auch. ;)
Kann man nicht ernstnehmen...von daher juckt es mich recht wenig.
Vielleicht gefällt dir die FF ja..würde mich freuen. Und bei ernsthafter Kritik...immer raus damit!. :D
Von:  Veku
2016-04-25T09:55:09+00:00 25.04.2016 11:55
Hi,

Freundschaft war halt kompliziert.

Wie wahr. Und man muss eigentlich den Hut davor ziehen, dass sie es in solch einer Umgebung überhaupt schaffen, Freunde zu sein und zu bleiben. Trotz Kisames Flucht ist Zabuza nach wie vor auf seiner Seite. Genauso sind ihre Gespräche weiterhin sehr derb, aber ich mag diese Art, wie sie miteinander umgeben. Oft muss ich dabei sogar lächeln, weil es förmlich nach typisch Mann schreit. Bloß nicht zu viele Gefühle offenbaren. Jedenfalls ist es schön, wie die beiden "streiten", in der Vergangenheit wie Gegenwart.

Aber allein bei dieser Rückblende fühle ich mich in meiner Annahme vom letzten Kapitel bestätigt, da ist auf jeden Fall irgendwas im Gange.

„Du hast damals gemeint, dass wir uns ähnlich seien.“

Das diese Aussage noch mal aufgegriffen wird, finde ich wunderbar. Das macht deutlich, wie sehr Zabuza sich damit auseinander gesetzt hat. Rein von der Story müsste dieser Satz ja ca. 7-8 Jahre zurückliegen. Und die Antwort auf diese Äußerung fand ich sehr passend. Allgemein finde ich, dass du Haku sehr gut handeln und antworten lässt. Bei jeder seiner Erwiderungen meint man, dass es die einzig wahre Antwort ist, man nimmt es ihm einfach ab. Wirklich gut.
Antwort von: lunalinn
26.04.2016 19:29
Hi - und wow...du schreibst ja echt fleißig Kommentare. :)
Vielen Dank erstmal, es freut mich sehr, dass dir meine FF so gut gefällt, dass du dir die Zeit dafür nimmst.
Ich habe vor allem bei Kisame und Zabuza immer sehr viel Spaß, die beiden darzustellen...wenn das das richtige Wort ist. Ich mag diese harte Männerfreundschaft, in der ein Schlag gegen die Schulter mehr sagt als tausend Worte. ;)
Haku ist, wie ich finde, auch im Manga sehr reif...vermutlich, weil er schnell erwachsen werden musste und das ist hier nicht anders. Er versteht vieles...manchmal sogar schneller als Zabuza.

LG
Von:  Veku
2016-04-25T09:34:42+00:00 25.04.2016 11:34
Hi,

schön, das wieder ein Kapitel zu Itachi und Kisame gekommen ist. Und genauso toll war es, dass du eine Szene der beiden Uchiha Brüder eingebaut hast. Irgendwie süß, wie Sasuke in seiner trotzigen Phase nicht nur ein wahres Wort spricht.

Itachi wollte keine Sympathie oder Mitleid für ihn fühlen, das erschien ihm falsch…doch er konnte es auch nicht abstellen.

„Du willst mit mir befreundet sein?“

Diese beiden Stellen haben mich irgendwie auch an das Kennenlernen und "Freundschaft schließen" von Kisame und Zabuza erinnert. Vertrauen ist ein kostbares Gut und mir gefällt es, wie du das Annähern jeweils langsam aber auch eindeutig erzählst. Es ist toll zu sehen, wie sich die Charaktere bei dir stets weiter entwickeln, auch miteinander. Ist sicherlich nicht leicht, all diese losen Fäden im Auge zu behalten, aber du meisterst das sehr gut.

Es hat mir auch gefallen, dass du in diesem Kapitel wieder Rückblenden mit eingebracht hast, irgendwie hat es im vorherigen Kapitel doch ein wenig gefehlt. Und ja, irgendwie beschleicht mich ja das Gefühl, dass dieser Plan von Itachi irgendwas mit der "Auflösung" der Dinge im Untergrund zutun hat. Würde mich wundern, wenn dem nicht so wäre. Würde im Umkehrschluss natürlich bedeuten, dass die Begegnung mit Kisame nicht ganz zufällig war... oder?
Von:  Veku
2016-04-25T09:16:36+00:00 25.04.2016 11:16
Hi,

„Nur, dass du bei mir bleibst“, wisperte Haku gegen seinen Hals und Zabuza sah zu ihm runter. „…solange du kannst.“

Es ist aber auch traurig mit den beiden. Die Umstände machen Haku und Zabuza immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Aber dieses Kapitel war insofern einfach nur wunderbar, da sie sich endlich getraut haben, offen zueinander zu sein. Ist sicherlich wie ein Befreiungsschlag. Du hast die Spannung gut aufgebaut, eigentlich hatte man als Leser geglaubt, sie kommen sich noch näher, auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, das etwas schief gehen könnte... und so war es dann auch.

Mir gefällt es nach wie vor, wie du die beiden miteinander agieren lässt, welche Gedanken sie quälen und wie sie doch versuchen, eigentlich nur das richtige zutun. Die Szene oben fand ich sehr prägend. Schließlich kann für Haku und Zabuza jederzeit der letzte Tag (zusammen) sein. Ja... wirklich herzzerreißend.

An dieser Stelle würde ich wirklich gern mal wieder die Situation von Hakus Seite aus lesen, jetzt kam viel aus der Sicht von Zabuza, aber ich warte einfach mal ab, ich bin mir sicher, dass du mich in der Hinsicht nicht enttäuschen wirst =)


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