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Cursed Fighter

Prolog
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
An alle die sich hier her verirrt haben ein „Herzlich Willkommen“
Es ist mir eine Ehre euch hier alle zu meiner neuesten Arbeit begrüßen zu dürfen, an die ich sehr lange schon sitze und alles mehrfach überarbeite…
Es ist mein größtes Projekt und ja, jetzt ein paar Fakten und vermutlich auch unwichtige Dinge die eh keinen interessieren, hehe.

Das Coverbild gehört Luu Kitami. Sie hat es extra für mich angefertigt.

Meine Fans werden hier sehen, dass sich einiges in der Optik dieser FF getan hat und womöglich auch an meinem Schreibstil (zumindest im Laufe der Zeit). Die neuen Leser werden hoffentlich auch noch ein Fan von zumindest dieser Geschichte.

Hierin steckt mein ganzes Herzblut. Jede freie Minute die ich aufbringen konnte habe ich mit meinem Stift und einem Zettel verbracht und daran herum gewerkelt. Deswegen bitte ich im Voraus, dass auch die Schwarzleser sich dazu durchringen können mir wenigstens ein Review zu schreiben. Es muss ja nicht jedes Kapitel sein. Meiner Meinung nach gehört sich das einfach so und anderen geht es bestimmt nicht anders. Für Kritik werde ich niemandem den Kopf abreißen.

So. Und jetzt zu meiner Geschichte. In diesem Fall werde ich vermutlich noch öfters den Titel verändern, denn der gefällt mir nicht ganz. Ihr könnt mir gerne Vorschläge unterbreiten und vielleicht ist ja was dabei, das mich umhaut.
Es wird eine Romanze werden und auch Lime darin vorkommen (was ich aber vorher ankündigen werde falls das Jemand nicht unbedingt lesen möchte).
Natürlich gibt es auch sehr viiiieeeel Drama, denn ich bin halt eine wandelnde Drama - Queen auf zwei Beinen, manchmal auch auf Vier.
Im Vordergrund wird aber dieses Mal die Action stehen, der Krieg und auch viele Real Life Momente, wie es sich für D. Gray - man halt gehört. Das Ganze spielt ungefähr nach dem 24 Band, aber manches wurde abgeändert. Wie die Sache mit Howard Link, da ich die Geschichte angefangen habe wo es diesen Band noch nicht gab. Erst später habe ich dann die Informationen aus dem 24. Band mit hinein gebracht. Aber es wird trotzdem nicht unlogisch oder verwirrend sein. Ich habe euch glaube ich gerade verwirrt, nicht wahr?
Es wird zwei OC´ s geben. Dazu noch zwei aus der Serie No.6 und einer aus der Serie Amnesia, der aber zum Teil ziemlich OC gemacht wird.

Was die Paarings betrifft verrate ich nur eines, denn das kann man ja schon am Anfang durchschauen. Und zwar Lavi und Kanda.
Es wird noch welches geben. Außerdem wird es dieses Mal auch noch eines geben von dem ich noch nie etwas verfasst habe und auch noch nicht einmal daran gedacht habe. Die Idee habe ich wegen einer der Geschichten von Maehilamm, die mich irgendwie fasziniert hat…
Ich erzähl schon wieder zu viel, aber ich bin gleich fertig, ja? Noch jemand hat mich inspiriert und zwar mit dem Thema Schlangen. Danke, Knuti-chan. Nur wegen dir hatte ich endlich mal Ideen wie ich meine jahrelang geplante Geschichte in die Tat umsetzten konnte.
Aber genug sonst hat keiner mehr Lust diese FF zu lesen, falls das nicht schon passiert sein sollte.

Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen und auf eine schöne Zeit zusammen.
Bis bald.
Yuki-kun

PS: Wenn ich Kekse hätte würde ich sie ganz sicher mit euch teilen und euch welche vorbei schicken, aber ich habe keine. Schade.


Disclaimer: (wollt ich schon immer mal schreiben, keine Ahnung weshalb)
Außer Lacey und Helios, teilweise auch Shin, gehört mir keiner der Charaktere und ich verdiene auch kein Geld damit. Ich leihe sie mir lediglich aus. Sie gehören alle der guten Katsura Hoshino- sama. Die beiden aus No. 6 gehören Atsuko Asano, die Erfinderin und Hinoki Kino, die Zeichnerin. Und Shin gehört Nanaone oder wie sie heißt.
Nun, das sind sehr viele Namen. Zum Glück wirkt das in der FF nicht so verwirrend und erdrückend. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyyy.
Ein neues Kapitel von mir und ich sehe schon ich habe einen Fan. Danke dir Lenonie. Ich hoffe dir wird diese Story auch weiterhin gefallen.
Ansonsten muss ich noch sagen, dass die Charas von No.6 erst ein Weilchen später auftauchen werden und bis Dato noch ein wenig Land vergehen wird. Komplett anzeigen

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Auftakt

Prolog

 

Ich darf nichts fühlen, darf nicht lieben.

Aber was darf ich dann?

Ich kann nicht schlafen, denn ich wälze mich hin und her.

Ich habe keine Ahnung weshalb ich diese Schmerzen erleide.

Doch wenn ich dich sehe wird mir ganz anders.

Ich liebe dich, doch ich darf es nicht.

Mein Herz verlangt nach dir, aber es müsste still stehen. Nur für mein Leben schlagen.

Ich fühle, doch ich darf es nicht.

Ich liebe, doch es verdirbt mich.

Ich hasse es. Aber was soll ich dagegen machen?

Ich weine, dabei darf ich keine Tränen vergießen.

Innerlich schrei ich, obwohl es mir verboten ist.

Was soll ich sagen? Ich bin verflucht.

Und wahnsinnig vor Gier nach dir.

Ich breche sämtliche Regeln und bereue es nicht, wenn ich in deiner Nähe sein kann.

Denn ich liebe dich…

 

„Ein Grund mehr dich zu hassen“, keifte Kanda. Er bereute es gerade Mugen nicht dabei zu haben. Aber wer konnte auch ahnen, dass sich einn liebeskranker Hase im Wald befand, wo sich außer ihm Niemand, wirklich Niemand hin wagte? Was wollte er? Reichte es diesem Idioten denn nicht, dass er ihm bein Essen und bei den Missionen schon den letzten Nerv raubte, musste es jetzt auch schon während dem Baden sein, wo er eigentlich entspannen wollte? Wirklich? Anscheinend, denn Lavi machte nicht den Eindruck als wolle er sich so leicht abwimmeln lassen. Ist halt Lavi. Kanda war zu einem nahegelegenden See gegangen, um zu Baden, da die Bäder im Hauptquartier ja mal wieder besetzt worden waren. Wie sollten auch sechs Bäder für über dreihundert Leuten reichen? Und alle ließen sich Zeit bis zum geht nicht mehr. Sie nannten es Entspannung. Kanda nannte es Nerv tötend und mies. Komui hätte sich etwas überlegen können um dieses Problem zu beseitigen, aber nein der werte Herr musste von dem Geld, welches ihnen der Vatikan zur Verfügung stellte, für den Bau seiner Roboter ausgehen oder für andere nichtsnutzige Sachen wie kleine Fläschchen, die die Schnelligkeit fördern sollten, jedoch das genaue Gegenteil bewirkte. Und dieser Mann war ihr Abteilungsleiter...

 

Unmöglich, dass das für alle reichen soll. Dieser dämliche Vatikan sollte sich mal um solch wichtige Dinge kümmern als darum welchen Kuchen sie als nächstes Backen sollten. Die sollten Komui in den Arsch treten... falls sie überhaupt wissen was hier manchmal abgeht. Ich wage es zu bezweifeln.

 

Normalerweise war er immer allein im Wald und konnte an jeden erdenklichen Ort dort bleiben ohne gestört zu werden, denn es traute sich ja Niemand hier her. Es kursierte sogar das Gerücht im Hauptquartier, dass es dort spuckt. Lächerlich. Vor allem wenn Miranda es war die das behauptete. Einmal war sie nämlich dort gewesen, hatte sich unsehen wollen, bis ein Geist aus dem Busch gesprungen kam. Später fand Kanda heraus, dass Crowley der angebliche Geist gewesen war, aber ihm wollte keiner Glauben und Crowley wusste nicht was alle von ihm wollten. So hatte Kanda den ganzen Wald halt für sich beansprucht, aber anscheinend gab Lavi auch nichts auf die Gerüchte oder er dachte Kanda würde ihn beschützen. Einen Scheiß würde er tun. Er wollte wieder alles so haben wie vor Lavis Erscheinen. Dann könnte er wieder ungestört  am See das Plätschern des Wassers genießen und das Singen der Vögel hören. Er könnte die angenehme Stille vernehmen und den Wind durch die Blätter rauschen hören. Hier könnte er entspannen. Seine Ruhe finden, jedoch war dieser Ort jetzt Entweiht worden. Wie Lavi es geschafft hatte ihm unaufmerksam zu Folgen blieb dem Samurai ein Rätsel. Sonst hatte er so etwas immer gleich gespürt und dementsprechend handeln können. Dieses Mal jedoch nicht.

Kanda hatte genüsslich seine Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt, als ein:,, Yu- chaaan“, die Stille rapide gestört hatte. Kanda hatte die Augen aufgerissen und fragte mies gelaunt, schon bevor Lavi in Sichtweite kam:,, Was machst du hier? Und nenn mich nicht so, Baka Usagi.“
 

Dem Rotschopf störte der unfreundliche Klang in der Stimme seines besten Freundes nicht. Er war mittlerweile daran gewöhnt und machte sich nichts daraus. Er war endlich dort angekommen wo sich der Langhaarige aufhielt, dank seiner Stimme, die er folgen hatte können.

„Ich muss mit dir reden“, erwiderte er. Er hatte sich vor Kanda am Ufer gestellt und sah auf die nackte Schönheit herunter. Das Wasser war kristallklar und von unendlicher Reinheit, selten gab es heutzutage noch solch sauberes Wasser, was Kanda jedoch wenig interessierte. Lavi wurde rot als er in Kandas Körpermitte schaute. Schnell schnappte er sich das Handtuch neben des Japaners Klamotten und schmiss es diesem zu. Dieser fing es auf, bevor es auch nur mit einem Millimeter im Wasser landen konnte und band sich das Handtuch um die Hüften, nachdem er sich erhoben hatte.
 

Die schwarzen, nassen Haare lagen offen über seinem Rücken und verklebten ihn stellenweise. So hatte Lavi ihn noch nie gesehen. Er sah verdammt sexy aus. Okay, Junior war auch nicht gerade unattraktiv, hatte selbst einen gut gebauten Körper, ein wunderschönes grünes Auge und ein hübsch geschnittenes Gesicht, dazu noch die roten Haare, die einem Feuerlöscher glichen, jedoch war er gegen Kanda echt eine Niete.

 

Wieso wird mir nur gerade so heißt? Ich hätte Yu- chan niemals nackt sehen dürfen. Das hat mich aus der Bahn geworfen, dabei wollte ich ihm endlich alles gestehen.

 

Er ließ sich ins Gras fallen, während Kanda sich mit einem zweiten Handtuch die Haare gewissenhaft abtrocknete, um sie anschließend in seinem üblichen Zopf zu befestigen. Selbst ungekämmt waren sie sehr ordentlich und schauten aus wie immer, nur halt nass. Danach wickelte er sich das Handtuch von den Hüften und trocknete seinen Körper damit ab. Die ganze Prozedur über stand er mit dem Rücken zu Lavi, so dass dieser dessen Hintern betrachten konnte und das auch ausgiebig tat und das auch noch ohne gleich ermordet zu werden. Wie konnte man nur so gefährlich durchtrainiert sein? Das war doch unnormal.
 

Kanda dachte sich nichts dabei. Sie waren schließlich beide vom männlichen Geschlecht und besaßen die gleichen Genitalien. Er konnte ja nicht ahnen, was das bei Lavi hinterließ. Sein Gesicht glühte. Sein Körper war erhitzt. Verlangen und Sehnsucht spiegelten sich in seinem Auge wieder. Er wollte nicht, dass Kanda sich anzog. Er wollte ihn lieber weiterhin begutachten dürfen. Ihn am besten noch berühren, doch daraus wurde nichts, denn Kanda zog sich seine schwarze Boxershorts an und seine Hose. Die Uniform hatte er anscheinend zusammen mit Mugen auf seinem Zimmer gelassen.
 

Er gab sich ganz seinen Tagträumen hin. Lavi schwelgte regelrecht in seiner Fantasie und blühte richtig auf. Er stellte sich vor wie es wäre dem Schwarzhaarigen über die Brust zu streicheln, darüber zu lecken. Er konnte dessen Haut richtig unter seinen Fingernägeln fühlen…

Kanda setzte sich neben Lavi, der mit geweiteter Pupille in die Ferne sah:,, Was willst du?“

Der Angesprochene schreckte auf und wurde apathisch. Er wandte sein Kopf zur Seite, damit Kanda die Röte im Gesicht nicht bemerken konnte. Oh Gott, war das peinlich.

„Na ja…“

„Wenn es nichts Wichtiges ist werde ich dich an den Ohren zu meinem Zimmer schleifen, mir Mugen holen und dich entzwei Teilen“, drohte der Exorzist und seine Augen funkelten dabei begierig auf. Lavi jedoch sah es nicht.

 

Verdammt. Ich liebe dich. Ich  habe es schon immer, doch du zeigst mir ja ständig wie sehr du mich hasst. Ich will dich und stelle mir oft vor wie es wäre dich zu besitzen. Ich zerre dich jedes Mal in mein Zimmer und reiße dir die Kleider vom Leib. Ich fresse dich regelrecht mit meinen Blicken auf. Das wollte ich dir nur sagen, aber du wirst mich töten wenn ich es dir sage. Oder? Oder?

 

Lavi hatte seinen Kopf gesenkt und stand auf. Es hatte keinen Sinn ihm seine Gedanken zu vermitteln. Außer heftige Prügel würde es ihm nichts einbringen. Vielleicht ein paar Knochenbrüche und das Ende einer Freundschaft, aber nicht das wonach er sich sehnte. Zudem war er Bookman und durfte sein Innerstes niemals preisgeben. Damit würde er sich in die Geschichte einmischen. Das war Tabu!

„Komui hat einen Auftrag für dich.“

Er traute es sich einfach nicht. Wie gut, dass Komui ihn vorher wirklich los geschickt hatte, sonst sähe er jetzt alt aus. Er würde niemals eine Chance bei Kanda haben. In diesem Leben nicht und auch in den anderen nicht.
 

Yu runzelte die Stirn. Etwas stimmte nicht, das sah er in Lavis Gesicht als dieser sich umdrehte und gehen wollte. Und das konnte er an der Aura vernehmen, die urplötzlich in den Keller gesackt war. Wo war sein typisches Grinsen abgeblieben? Das passte dem Japaner mal so gar nicht. Er erhob sich, rannte Lavi hinterher und packte ihn am Handgelenk. Junior drehte seinen Kopf nach hinten:,, Yu- chan, was…?“

„Du wolltest mir etwas anderes sagen, Baka Usagi. Du weißt wie sehr ich Feiglinge hasse also spuck es aus oder ich köpf dich.“
 

Lavi wusste, Kanda machte seine Drohungen nicht wahr. Sie verliefen meistens ins Leere. Das kannte er auch nur zu gut und deswegen ließ er sich nicht einschüchtern und blieb standhaft.

„Es ist nicht wichtig, Yu- chan. Ich möchte nicht noch einmal Bekanntschaft mit Mugen machen“, sagte Lavi und blickte auf seinen Arm, der immer noch von Kanda festgehalten wurde.

 

Lüge.

 

Ein Kribbeln machte sich in ihm breit. Es war Elektrisch. Nur die Vernunft würde ihn noch retten können. Er schaute wieder in die Seelenspiegel Yus. Sie erinnerten ihn an einem Sturm, der die Wellen gegen die Felsen schlagen ließ. An etwas Gefährliches und doch so sanftes. Es war schwer sich wieder zu fassen, aber er schaffte es irgendwie.

„Das wirst du, wenn du nicht sofort sagst warum du wirklich hier bist. Und zwar am besten, bevor ich meine Geduld verliere.“

„Ich kann nicht. Es tut mir leid“, entgegnete Lavi. Er riss sich los und rannte aus dem Wald, hinein in den Orden. Kanda sah ihm knurrend hinterher. Wieso sagte der Kerl nicht einfach was ihn bedrückte? Gut, er hasste es wenn ihn jemand mit seinen Problemen belastete, aber noch mehr hasste er es wenn man es andeutete und ihn dann im Regen stehen ließ. So schlimm konnte es außerdem doch gar nicht sein, oder? Es musste etwas sein, was mit ihm zu tun hatte, dessen war er sich sicher. Seine Neugier war geweckt. Ja, so etwas besaß er. Er würde es aus dem Rotschopf quetschen, aber zuerst musste er zu Komui gehen und seine Mission entgegen nehmen. Sollte Lavi doch heulen gehen. Sich von Moyashi trösten lassen. Dies allerdings versetzte Kanda einen Stich. Warum? War er eifersüchtig auf den verfluchten, weißhaarigen Allen? Quatsch. Aus so ein Ding brauchte man gar nicht neidisch zu sein.
 

Lavi rannte aus dem Wald, dabei wischte er sich mit einem Arm über seinem Smaragd grünem Auge. Er durfte doch nicht weinen. Einem Bookman war das verboten. Wenn das sein Meister wüsste. Wieso hatte der Panda auch dermaßen viel Geduld mit ihm? Er war es gar nicht würdig eine derart wichtige Ausbildung zu bekommen. Geheime Informationen zu bekommen, für die andere Menschen töten würden. Er brach sämtliche Regeln. Die Wichtigsten. Er weinte. Und er liebte. Das durfte nicht sein, doch was sollte er dagegen machen können? Gegen Gefühle war jedermann machtlos.
 

Junior eilte auf sein Zimmer. Die Tränen waren getrocknet. Er schmiss sich auf sein Bett und bemerkte erst jetzt, dass er nicht allein war.

„Hast du etwa geweint, Lavi?“, fragte Bookman, dem die Röte um dem Auge seines Schülers sofort auffiel. Der Lehrling setzte ein Lächeln auf:,, Nein. Irgendein Finder hat mir eine Zwiebel zum Schneiden gegeben.“

Bookman war nicht überzeugt:,, Und wieso bist du außer Atem?“

„Es sollte ja niemand sehen wie mir die Tränen kommen“, war die Antwort Lavis, obwohl er wusste, dass er Bookman niemals täuschen konnte. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Allemal.
 

Vorerst gab sich sein Meister anscheinend zufrieden, oder er wollte nicht ewig lange mit Lavi diskutieren, denn er widmete sich wieder seiner Arbeit. Er saß auf dem Boden und sortierte irgendwelche Dokumente über die Lavi gerade gestolpert war. Er wusste, dass sein Schüler log. Lavi hatte bestimmt wieder versucht zu Kanda zu gehen. Er war nicht blöd. Selbst wenn er kein Beobachter wäre hätte er gesehen wie Lavi diesen Burschen nahezu an schmachtete. Er wusste um dessen Gefühle. Dieser Idiot! Bookman musste den Rothaarigen aus dieser misslichen Lage wieder herausholen. Wie gerufen fiel ihm ein Dokument in die Hand. Es war eher ein Steckbrief als ein solches.
 

„Lavi, ich bin mal kurz weg. Sortiere du indessen weiter diesen Krempel“, sagte der alte Mann in die unangenehme Stille und verließ den Raum ohne ein Antwort ab zu warten. Er eilte zu Komuis Büro und wartete bis er herein gebeten wurde.

„Ah, Bookman. Sie hatte ich nicht erwartet. Wollen Sie etwa Kandas Mission in Thailand übernehmen?“

„Nein…Warten Sie. Sagten Sie Thailand?“

„Ja, wieso?“

„Wo genau?“

„In einem Dorf namens Kleis. Was ist denn los?“

„Ich brauche Ihr Telefon.“

Verwirrt deutete Komui neben sich:,, Nur zu.“
 

Dankend nahm Bookman den Hörer zur Hand und tippte die Nummer ein, die er aus dem Stück Papier ablas. Komui wunderte sich was es war, sagte jedoch nichts, sondern lauschte nur. Vielleicht würde er ja während des Telefonats etwas erfahren. Zu seiner Enttäuschung sagte Bookman nichts Bestimmtes.

„Guten Tag. Ich bin es Bookman… Nein, indirekt gibt es kein Problem…. Nun gut. Mein Schüler ist das Problem, auf mich hört er nämlich nicht mehr… Ach so… wen schickst du dann…? Ist gut… jemand vom schwarzen Orden holt ihn ab… wie meinst du das an meiner Seite bleiben…? Die Lehre ist beendet… Ja, bis bald“, meinte der Bookman zum Schluss und legte auf.
 

Er spürte den fragenden Blick im Rücken:,, Könnte Kanda noch jemanden mit nehmen?“

„Wen denn?“, bohrte Komui nach, dem das Verhalten des Chronikers echt ein Rätsel war. Panda überlegte:,, Er trägt auf jeden Fall Innocence in sich. Es ist ein Schüler gewesen.“

„Was meinst du mit `Mein Schüler ist das Problem´?“

„Komui- san. Kann Kanda ihn mitnehmen oder nicht? Zufällig wohnt er auch in Kleis. Dahin führt doch sein Ziel.“

„Ja, wenn er Innocence hat kann Kanda ihn gerne mitbringen.“

Wieso machte er aus der ganzen Sache ein so großes Geheimnis? Komui würde wohl auf seine Antworten warten müssen. Wenigstens bekommen sie einen neuen Exorzisten, obwohl Komui insgeheim hoffte, dass Kanda ihn nicht fand. Denn dann würde er nicht leiden müssen und nicht kämpfen.

Keiner wusste, dass die Person, die Kanda abholen sollte einer Person alles nehmen sollte, damit keiner mehr etwas für ihn empfand. Kanda würde es vermutlich niemals herausfinden.

Lassen wir das Schicksal entscheiden wie es weiter gehen soll…
 

Fotsetzung folgt...

Sehnsucht nach der Freiheit

Kapitel 1: Sehnsucht nach der Freiheit

 

Kurz nachdem Bookman das Büro verlassen hatte kam auch schon der Nächste herein. Mit einer stinksauren Miene und lauter Flüchen, die seine Lippen verließen. Es war Kanda. Dies hatte Komui schon gehört noch bevor dieser den Raum betreten hatte. Denn er hatte fast gebrüllt. Was wohl passiert war? Irgendwie waren alle heute seltsam drauf. Lag es daran, dass es Freitag der 13. war?

Wie immer war der Asiate schlecht drauf. Schlechter als sonst und das nicht weil er gute Laune hatte. Doch als Komui genauer hinsah konnte er die Sorgenfalte auf seiner Stirn sehen. Seit wann sorgte er sich? Und vor allem um wen? Oder was? Hing das Ganze mit dem Bookman zusammen?

Der Abteilungsleiter beschloss das alles zu ignorieren. Aber etwas war komisch. Der eine hatte ein Geheimnis, der andere sorgte sich. Wirklich sehr seltsam.
 

Welches abgekartete Spiel wird denn jetzt schon wieder gespielt? Und weshalb weiß ich davon noch nichts? Das finde ich nicht nett. Nicht einmal Lenalee hat es mir gesagt. Haben sie sich gegen mich verschworen. Wieso?
 

„Was ist mein neuer Auftrag?“, fragte Kanda ohne Umschweife. Komui reichte ihm das Logbuch, ein wenig beleidigt:,, In Thailand gibt es ein kleines Akuma Problem. Nichts Weiteres und auch nicht schlimm, deshalb bekommst du keine Begleitung von einem anderen Exorzisten oder einen Finder.“

Kanda wandte sich zum Gehen als Komui ihm noch etwas zu rief:,, Außerdem sollst du noch eine Person von dort abholen.“

Genervt fragte Kanda nach:,, Wen?“

„Ich weiß es nicht genau. Der Bookman meinte nur, dass er ein Innocnece Träger ist. Vermutlich gibt es deswegen dort die Akuma“, überlegte er laut und legte sich einen Finger an den Mund.
 

„Wo?“

„Auch das weiß ich nicht.“

Kanda kam betont langsam wieder zurück und schlug Komui anschließend auf den Kopf:,, Du Trottel hast nichts in Erfahrung gebracht? Wie soll ich diese Person finden? Zumal ich kein Babysitter bin.“

„Na so wie sonst auch, schätze ich.“

„Che“, der Schwarzhaarige hatte die Nase voll. Er schnappte sich Koffer und Logbuch und verließ grummelig das Büro. Komui, der recht lädiert aussah seufzte laut. Was konnte er denn dafür wenn Bookman ihm nichts verriet? Er hatte es schließlich mehrmals versucht, doch er wurde mit den Worten:,, Das wirst du später erfahren“, abgewiesen.
 

Vor dem Gebäude knurrte Kanda lautstark. Jetzt regnete es auch noch und er hatte keine Kapuze an seiner Uniform. Er war nicht Abergläubisch und würde damit jetzt ganz sicher nicht anfangen, nur weil es regnete, er eine Person finden musste von der er Nichts wusste und Lavi ihm nichts sagen wollte. Es war einfach nur ein Scheiß Tag. Es war egal ob es Freitag der 13. War oder nicht. Es war Johnnys Schuld. Dieser Idiot. Alles waren sie Idioten. Unfähig.

Die Zentrale sollte sich endlich mal neue Mitarbeiter suchen. Kurz darauf warf er einen Blick in das Logbuch, um sich schlau zu machen wann und mit welchem Zug er fahren musste. Dabei hielt er seinen Mantel, den er leicht geöffnet hatte, hoch, so dass es nicht nass werden konnte. Das fehlte ihm ja nicht auch noch. Er erfuhr, dass er anschließend mit einem Schiff weiter reisen musste. Die Arche hatte er nicht benutzen dürfen, was er als Sauerei ab titelte. Allen durfte sie benutzen, doch er musste im Regen auf den Zug warten. Toll. Sehr toll. Da möchte man doch mal wissen warum er nicht den kürzesten Weg nehmen durfte.

Na ja. Wenigstens hatte er eine Zeitlang seine Ruhe vor diesen ganzen Nichtskönnern.
 

Während sein Golem seelenruhig durch die Luft flatterte sah Kanda aus dem Fenster der alten Lokomotive. Seine Sachen waren etwas feucht, denn der Mantel war nicht ganz dicht gewesen, doch das machte ihm nichts aus. Wenigstens seinen Mantel hatte er ablegen können. Vielmehr störte er sich daran die Eskorte zu spielen. Bei Johnny damals war es freiwillig gewesen, doch da hatte er Allen suchen wollen und jetzt hatte er eben keine Lust dazu. Er wollte allein sein. War das Rekrutieren von neuen Exorzisten nicht Sache der erfahreneren Marschälle? Und was zum Teufel hatte der Bookman damit zu tun? Er brauchte dringend Antworten und dies schleunigst bevor Unschuldige unter seiner Wut zu leiden hatten, was ihm aber vollkommen Jacke wie Hose war.
 

Allmählich ermüdete der junge Mann und schloss seine Augen. Er verabscheute es schlafen zu müssen. Dann träumte er immer irgendwelche schrecklichen Sachen. Und doch… es war Nacht und er brauchte dringend den Schlaf, denn seit Tagen hatte er diesen nicht mehr bekommen aus Angst dann wieder von Lavi zu träumen. Er hielt sich immer mit Absicht wach und versuchte alles Mögliche damit es funktionierte. Außer Kaffee. Diesen vermied er tunlichst. Dieses Gebräu konnte er nicht ausstehen. Was fanden die Leute an der Plürre so lecker? Er bekam außerdem schon Probleme durch den stetigen Schlafmangel und das war überhaupt nicht lustig. Er würde Probleme bei seiner Mission bekommen und wäre verwundbar. Er wollte seinen Feinden keine leichte Beute sein, die ohne darauf zu achten in ihr Netz ging.

Morgen gegen Abend würde die Fähre übers Meer gleiten, da hatte er dann noch genug Zeit sich die Unterlagen etwas genauer an zu sehen.
 

Zwei Tage später stand er am Geländer des riesigen Schiffes. Er hatte seine Beine leicht überkreuzt und sah hinaus auf das weite Meer. Für ihn bedeutete es Freiheit. Das Meer war frei, konnte fließen wohin es wollte, wenn auch manchmal mit Gewalt. Er wünschte sich manchmal so frei zu sein. Damals hatte er oft mit Alma über das Meer geredet. Sie hatten es einmal besuchen wollen, kamen jedoch nie dazu. Sie waren ja Gefangene gewesen. Gefangene ihrer sogenannten Freunde.

Eine leichte Brise wehte durch Kandas langes Haar. Die Sonne war gerade am Untergehen und hinterließ wundervolle Lichter. Es zauberte dem stoischen Japaner ein kaum merkliches Lächeln auf die Lippen. Es war keiner da, der ihn dafür verurteilen konnte. Er war unter sich. Die Leute hatten bessere Sachen zu tun als sich den Sonnenuntergang an zu sehen. Doch nichts von den Lichtern beeindruckte ihn mehr wie das Meer. Es endete nie. Es war das Einzige was jemals frei sein dürfte von allen Dingen auf der Welt. Es hörte sich komisch an, aber er beneidete das Wasser. Ihm war klar geworden, nachdem Alma endgültig verschwunden war und somit der Wunsch diese Frau zu suchen, dass er nicht alleine war mit dieser Sehnsucht Frei zu sein. Auch wenn er kein Exorzist wäre würde er trotzdem nicht frei sein. Niemals. Ja, er hatte erfahren wessen Seele in Wahrheit Almas war. Und seitdem hatte er entschieden sich einen anderen Grund zu suchen um am Leben zu bleiben. Es war seltsam. All die Jahre hatte er gelebt um seine Verlobte zu suchen, doch es war vorbei. Er lebte nur noch für den Orden. Und seine Freunde…
 

Die Menschheit würde niemals frei sein. Sie waren in sich selbst gefangen. Waren Marionetten Gottes und bemerkten dies nicht einmal. Sie konnten weder schweben noch richtig Leben. Sie hatten Regeln, die ihnen auferlegt worden waren. Das beste Beispiel dafür war doch Lavi. Bei ihm war es noch stärker ausgeprägt als bei vielen anderen, aber es war dasselbe Prinzip. Das Meer jedoch kannte keine Regeln, würde sie auch nie kennen lernen. Es floss einfach nur.

Lavi…

Kanda schlug sich gegen die Stirn und wunderte sich im gleichen Moment seit wann er solch eine Geste machte. Das hatte er noch nie gemacht.

 

Wieso denke ich an diesen dämlichen Hasen? Schon wieder. Was stimmt nicht mit ihm? Und mit mir? Verdammt. Das letzte Mal habe ich so gefühlt als ich SIE gesucht habe. Die Frau ohne Namen. Ich will, dass das jetzt aufhört.

Hör auf!

VERDAMMT LASS MICH IN FRIEDEN!

Ich will nicht an ihn denken. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn.
 

Der Schwarzhaarige schlenderte mit ruhiger Miene auf einen Arbeiter zu, der gerade an Deck gekommen war. Er zeigte nicht wie es in ihm tobte. Wie er innerlich schrie nach Erlösung.

Der dreckige Mann hatte Kanda etwas zu Essen geben wollen, was dieser abgelehnt hatte. Nun hatte er es sich jedoch anders überlegt. Er versperrte dem Arbeiter den Weg und blickte auf ihn hinab:,, Ich will mein Essen!“, forderte er.

Der Blond haarige nickte und verschwand für einen Moment. Dann tauchte er wieder auf und reichte ihm den Teller mit dem Sandwich. Es war nicht viel, aber was anderes hatten sie nicht an Bord. Angewidert aß Kanda auf, ignorierte, dass er beobachtet wurde und fragte:,, Wo ist die Dusche?“

„Unten Sir“, antwortete der Mann, der eine Menge Respekt vor dem Schwertkämpfer hatte. Mit dieser Ausstrahlung kein Wunder.
 

Kanda sah ihm an, dass er schwer geschindert hatte den ganzen lieben langen Tag. Irgendwie musste das Schiff ja instand gehalten werden. Da Kanda nur Gast war würde dieser keinen Finger rühren. Er war kein Wohltäter. Dies hatte er auch schon am Anfang zu Allen gesagt. Bei ihrer ersten Mission in Mathel. Nein. Er sagte:,, Wir sind keine Wohltäter.“

Damit hatte er den Orden gemeint. Er hatte sich selbst nicht daran gehalten. Er hatte aus unerfindlichen Gründen nachgegeben und diesen armen Seelen geholfen.

Die Wangen des Japaners waren von dem Dreck ganz verschmiert und wiesen einige Risse auf. Ebenso seine Arme und die kaputten Fummel die er trug. Es waren mal gute Sachen gewesen, schlicht, aber dennoch gut. Nun waren sie nur noch zum Wegschmeißen zu gebrauchen. Nur seine heiligen Haare glänzten wie immer. Nicht einmal der Zopf war verrutscht. Man konnte auch keine Spur von Schweiß daran erkennen. Es war perfekt.
 

Im eigentlichen Sinne hatte Kanda keine Probleme damit zu arbeiten. Tat er doch den ganzen Tag nichts anderes. Setzte sein Leben obendrein noch aufs Spiel. Zudem lenkte die Arbeit ihn ein wenig ab und er konnte den Kopf frei bekommen. Wahrscheinlich war das der Grund warum er geholfen hatte. Seit ein paar Tagen fühlte er sich nämlich ziemlich beklommen. Und die Dunkelheit die sein Herz umgab wollte ihn nicht mehr schützen. Er hasste das Licht, denn für ihn spendete es keine Wärme oder Sicherheit. Nur die völlige Finsternis tat dies, doch nun schwand sie jedes Mal wenn Lavi in seiner Nähe war und er hatte keine Ahnung wie er bewerkstelligen sollte, dass es aufhörte. Nur mit dessen Tod hätte er seine Ruhe. Wohl eher nicht. Lavi konnte einem selbst wenn er ein toter Mann war nicht in Frieden lassen.
 

Das kalte Wasser rann über seinen nackten Körper. Kühlte ihn ein wenig ab und reinigte damit seine unreine Haut. (ich bin der Wassertropfen in seinem Haar und wandere am ganzen Körper herunter. Der Kommi von mir musste gerade sein)

Er wollte verdammt noch mal frei sein, hatte sogar mit dem Gedanken gespielt sich das Leben zu nehmen oder sich von den Akuma töten zu lassen. Wäre da nur nicht sein Stolz was Letzteres anging. Außerdem wäre er selbst im Tod ein Gefangener.

Die klare Flüssigkeit erinnerte ihn wieder an Lavi. Das Hauptthema Nummer eins in letzter Zeit. Nicht einmal auf Mission hatte er seine Ruhe vor diesem schwachsinnigen Kerl, der jede Frau mit einem lauten „Strike“ begrüßt. Seit dem er davon gerannt war aus dem Wald dachte er über ihn nach.
 

Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit, immer dann, wenn er an die Nervensäge dachte. Er konnte dieses Gefühl beim besten Willen nicht einordnen. Er wollte es auch nicht. Es sollte nur wieder verschwinden, denn er hatte Angst davor. Angst vor der wohligen Wärme. Angst vor dem Kribbeln. Und vor allem aber Angst davor, dass seine ganze Welt aus dem Ruder geriet. Seine mühsam aufgebaute Welt. Er hatte Angst, dass Lavi hinter seine Maske blicken konnte auf seine wahre Seele, die gebrochen, zerschunden und misshandelt worden war. Davor hatte er Angst. Wieso war das Leben, sein Leben immer so verdammt kompliziert? Wieso schaffte er es nicht seine Gefühle einfach ab zu schalten? Sie nervten. Sie standen ihm nur im Weg. Als Waffe Gottes brauchte er keine Gefühle und dennoch besaß er sie.
 

Kanda spürte wie das kalte Wasser langsam seinen Verstand vernebelte. Er konzentrierte sich nur noch darauf. Schaltete sämtliche Emotionen und Gedanken ab. Für heute hatte er genug davon gehabt. Er achtete gar nicht erst auf irgendwelche Gefühle. Er würde seine Mission erledigen und sich dann Lavi zur Brust nehmen. Er wollte wissen was dieser Baka Usagi ihm verschwieg. Sagte er es nicht riss er ihm den Kopf ein. Sollte er überhaupt in der Lage sein mit ihm zu sprechen. Ja, er wollte ein Gespräch mit Lavi, damit er ihn aus seinem Kopf bekam. Aber zuerst die Akuma und diese Person, wer auch immer das sein sollte…
 

Fortsetzung folgt...

 

 

Innocence Träger

Kapitel 2: Innocence Träger

 

Erschöpft erreichte er schließlich das Dorf. Es war ziemlich groß für ein solches aus. Es könnte eher eine Stadt sein. Eine ziemlich herunter gekommene Stadt, für Kandas Geschmack. Was trieben die bloß den ganzen Tag, dass sie ihre Häuser vernachlässigten? Sie waren aus alten Backsteinen gebaut worden und sahen so aus als wenn sie mindestens drei Kriege durchlebt hatten. Heftige Kriege wohlgemerkt. Das Dorf an sich war von einem Wald umgeben. Welche Trottel waren scharf auf so etwas und töteten Unschuldige? Akuma waren echt nicht die Hellsten Leuchten.
 

In diesem Moment fragte Kanda sich wieso er seinen Golem dabei hatte wenn er doch sowieso allein unterwegs war. Er grunzte kurz und betrat die Stadt, nein Pardon, das Dorf- Viele Leute warfen neugierige Blicke auf den Asiaten wegen seiner Kleidung. Manche dachten er mache ein Cosplay, andere verschanzten sich vor Angst. Kanda ignorierte alles gekonnt und durchquerte den Markt auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, was keineswegs einfach war. Er brauchte einige Zeit bis er fündig wurde. Er war sogar schon daran vorbei gelaufen, weil er das staubige Schild übersehen hatte. Mit einem mulmigen Gefühl betrat er die Bruchbude und wurde nicht enttäuscht. Das Innere des Gebäudes sah genauso aus wie er es erwartet hatte: Schäbig. Die Wände waren nicht mehr weiß sondern grau. Der Rezeptionist schlief, anscheinend hatte er kaum Gäste die ein Zimmer haben wollten. Kanda genügte dies allerdings. Er schrie ihn unsanft an woraufhin der Mann mit den gelben Zähnen und einigen Kronen aus seinem Schlaf schreckte.
 

Verwirrt sah er den Samurai an:,, Was kann ich für Sie tun?“

Kanda verdrehte die Augen. Jedes Mal dieselbe Leier.

„Ein Zimmer.“

Schlagartig war der Mann hellwach:,, Sie kommen nicht von hier. Was treibt sie in einem solchen Kaff, wo Sie doch so schön sind.“

Der Schwarzhaarige hasste es. Komplimente. Sie waren irrelevant und taugten nichts. Kurz angebunden gab er seine Antwort:,, Arbeit!“

„Ah… nun gut“, der Mann wühlte in einer Schublade und förderte einen verrosteten Schlüssel zu Tage, mit der Ziffer 3017:,, Gehen Sie doch bitte den Gang rechts entlang zu dem Zimmer 3017. Das Motel ist leer also brauchen Sie nicht zu fürchten, dass es hier lauter wird. Das macht dann…“

„Egal. Ich bezahle morgen das Doppelte“, entgegnete Kanda, riss dem Mann den Schlüssel aus der Hand. Er wollte endlich seine Ruhe haben.

„Ist gut.“

Lange sah der Rezeptionist dem Fremden hinterher, rammte ihm regelrecht seine Augäpfel in den Rücken. Er wollte ihm das Doppelte zahlen? Für Nichts? Der hatte wirklich keine anderen Probleme.
 

War mir klar, dass sich keine Menschenseele hier in diesem Drecksloch aufhalten wird. Mich wundert es, dass es überhaupt noch steht und nicht schon längst abgerissen wurde oder wenigstens renoviert. Mir kann es egal sein, solange ich meine Ruhe habe.

 

Kanda legte seinen Koffer auf das Bett und schaltete seinen Golem ab. Lavi würde sich bestimmt darüber aufregen wo sie gelandet waren, doch ihm machte das nichts aus, denn…

Abrupt ging Kanda aus dem Zimmer. Er brauchte dringend irgendeine Ablenkung. Dieser Typ machte ihn noch wahnsinnig. Hatte er nicht vor kurzem eine Bar gesehen? Natürlich. Zielstrebig machte er sich auf den Weg und fand bald was er suchte.

Klingelnd öffnete sich die Holztür. Wieder zog Kanda alle Blicke auf sich und wieder ignorierte er sie gekonnt. Er setzte sich auf einen Barhocker an den Tresen und wartete auf den Barkeeper. Nicht das Kanda übermäßig Alkohol zu sich nahm oder gerne, aber ab und zu brauchte er mal so etwas, vor allem wenn ein Esel mit dem Namen Lavi in seinen Gedanken herum wuselte.

„Was möchten Sie?“, fragte ihn eine kalte Stimme auf Thailändisch, die keinerlei Gefühl aufwies und er sofort platzten könnte vor Neid, wenn er sie denn verstanden hätte. Erstaunt und über so viel Selbstbeherrschung hob Kanda den Blick, sah direkt in zwei paar dunkelgrüne Augen, die ihn stechend musterten.

Lavi…
 

„Shit“, entfuhr es Kanda leise. Wie kam er jetzt schon wieder auf diesen vermaledeiten Kerl? Lavi hatte hellere Augen und davon auch nur eines. Zudem strahlte es auch nicht so eine extreme Kälte aus, die ihn frösteln ließ. UND, was der alles entscheidende Punkt war, er war definitiv nicht weiblich. Ja, das gefühllose Wesen vor sich war eine weißhaarige Barkeeperin. Eine Frau mit einer gehörigen Portion Schönheit und reifen Zügen. Sie trug einen sehr hohen Zopf und hatte sich eine Haarsträhne um genau diesen Zopf gebunden. Ihre Gesichtszüge wirkten sehr feminin. Allen… sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. Sie sahen beide sehr weich aus und hatten weiße Haare, nur war sie mehr Eisklumpen als er selbst.
 

„Moyashi“, knurrte er laut, was nicht beabsichtigt war und fügte schnell noch etwas an:,, Sprechen Sie kein Englisch?“

Die Frau sah ihn finster an. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen:,, Kann ich. Können Sie kein Englisch oder was war da eben?“

Kanda bereute seinen Ausrutscher. Sie hatte es doch gehört und wohl so aufgefasst wie er es gemeint hatte, aber zu jemand anderen, als Beleidigung. Er war zwar Japaner, doch im Hauptquartier wurde nur Englisch gesprochen wegen der verschiedenen Kulturen. Er fand Mirandas Sprache am schlimmsten. Deutsch. Er mochte diese Sprache nicht. Sie klang merkwürdig. Er schüttelte seine Gedanken ab und gab seine Antwort:,, Nichts. Ein Bier!“

„Welches?“

„Egal.“

Die Frau drehte sich um und zapfte ein Bier. Kanda musste ehrlich sein: Sie sah verdammt gut aus. Wenn nicht zu sagen Sexy. Sie war noch sehr jung, kaum älter als er, doch um Längen reifer und Gebildeter. Mit den unreifen Mädchen wie Lenalee gar nicht zu vergleichen. Sie trug ein knappes Oberteil und eine knielange Hose. Ihr Waschbrettbauch war durch ein Tattoo verziert, welches sich eher um ihre Hüfte schwang. Es war eine grüne Schlange, die genauso bedrohlich aussah wie sie selbst. Als sie sich wieder zu Kanda umdrehte knallte sie ihm das große Bierfass vor die Nase. An Freundlichkeit mangelte es ihr definitiv. Ihr Pony fiel ihr dabei ins Gesicht und verdeckte kurz ihre Augen. Sie hatte ihn erkannt. Anhand seiner Uniform. Wie gut, dass er in diesem Moment nicht das wilde Leuchten in ihren Augen gesehen hatte.
 

Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihren Chef bedroht hat und der sie dann freiwillig eingestellt hat. Dass dieser Schuppen überhaupt Gäste hat ist nicht nachvollziehbar. Wahrscheinlich sind die bloß hier, weil sie die Barkeeperin in ihr Bett haben wollen. Pah, als ob sie sich mit denen abgeben würde.
 

Er nippte an seiner Bestellung die gar nicht mal übel schmeckte. Natürlich kam ihm der Gedanke, dass die Kleine mit dem mittelgroßen Busen etwas wusste was ihm weiter helfen konnte. Ein Barkeeper hatte viele Kontakte. Zudem plauderten die Gäste gerne und vielleicht hatte sie ja jemand versprochen und etwas gesagt, was ihm zu Gute kam. Dann müsste er morgen nicht mehr so viele Nachforschungen anstellen. Mit einem leisen Poltern stellte er das schwere Glas wieder auf den Tresen. Ein Glück waren die Kunden alle bedient, also konnte er die Frau ein wenig für sich beanspruchen und sie in aller Ruhe ausfragen. Wenn er Allen wäre würde er es vorsichtig angehen lassen, aber er war Yu Kanda und der kam gleich auf den Punkt. Er wartete bis die Thailänderin mit dem außergewöhnlichen Haar wieder da war und sich dem Abwasch widmete. Sie hatte ihm den Rücken zu gedreht, ignorierte ihn anscheinend. Normalerweise regte er sich darüber auf, doch mit dieser temperamentvollen Persönlichkeit musste er vorsichtig umgehen.

,,Haben Sie von irgendwelchen Angriffen in der letzten Zeit gehört? Vielleicht jemand der zu Tode gekommen ist und man konnte die Ursache dafür nicht heraus finden?", brachte Kanda sein Anliegen vor. Er war sich sicher, dass die Weißhaarige nicht vor Angst gleich im Boden versinken wollte. Er sollte Recht behalten. Er glaubte, dass sie ihn jetzt fragen würde ob er ein Detektiv oder so etwas war, doch er wurde enttäuscht. Sie drehte sich ganz lässig um, trocknete nebenbei ein Weinglas ab und überlegte was sie sagen sollte.

 

,,Ja. Viele in diesem Dorf sind deswegen bewaffnet und laufen wie Furien durch die Gegend. Kein Mensch ist hier noch unbewaffnet oder lässt seine Familien im Stich. Ich hasse diesen Ort, dieses Dorf und bin nur nachts hier, um ein wenig Geld zu verdienen, deswegen bekomme ich von diversen Angriffen nichts mit und halte das alles für sehr unwahrscheinlich", erwiderte die Frau und funkelte ihn mit leeren Augen an. Sie log. Kanda kannte die Anzeichen einer Lüge, aber er hatte keine Ahnung was gelogen war. Er vermutete, dass es der letzte Satz war. Sie schien ganz genau zu wissen was hier vor sich ging.
 

Was verbirgt sie vor mir? Und wie hat sie es geschafft ihre Gefühle ab zu schalten? Ist sie überhaupt ein Mensch, denn langsam glaube ich sie ist ein Akuma. Dennoch... sie bewegt sich menschlich. Nichts deutet daraufhin, dass sie keiner ist.

 

Kanda versuchte sich wieder zu konzentrieren und stellte die nächste Frage:,, Wo warst du dann? Es klingt alles sehr verdächtig. Das nächste Dorf befindet sich nämlich ein Tagesmarsch von hier entfernt."

,,Hey, hören Sie auf mich zu Duzen, als wären wir jetzt vertraute. Es geht Sie nichts an, aber bevor Sie mir ewig auf den Leim gehen.... Ich wohne im Wald. Dort habe ich meine Ruhe und kann meiner Arbeit nachgehen."

,,Schon gut", Kanda bemühte sich nicht die Kontrolle zu verlieren:,, Als was Arbeiten Sie denn noch, wenn ich fragen darf?"

,,Das geht Sie nichts an. Ich habe viele Berufe, die ich ausführe und für die meisten bekomme ich keine Bezahlung. Außer als Barkeeper", damit ließ die Frau ihn sitzen und machte sich auf zu einen neuen Kunden, der soeben Platz genommen hatte. Er misstraute der Frau. Er glaubte nicht wirklich daran, doch wieder keimte die Frage auf ob sie ein Akuma war. Dennoch. Sie war böse. Vielleicht ein Mensch, der auf der Seite des Grafen stand, so wie die Nonne aus dem Waisenhaus wo sie Timcanpy gefunden hatten?! Kanda würde sie auf jeden Fall im Auge behalten.
 

Irgendwann kam die Barkeeperin wieder:,, Es wird Zeit zu bezahlen, ich mach gleich den Laden dicht."

Kanda holte seine Brieftasche aus der Uniform- Tasche und wollte das Geld raus holen, griff jedoch ins Leere. Er schaute rein und noch einmal, dann erst begann er leise zu fluchen. Wieso wurde er immer beklaut wenn er in einer Bar hockte? Zumal er dieses Mal nicht einmal eingeschlafen war. Er bemerkte doch sonst immer jeden Pups. Entschuldigend sagte er:,, Ich kann nicht bezahlen."

Ihm war die Sache furchtbar peinlich, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.

,,Ich wurde beklaut."
 

Wieder mal. Sehe ich denn nicht bedrohlich aus, so dass sie mich in Ruhe lassen? Jeder hat Angst vor mir. Bin ich seit Almas tot echt dermaßen verweichlicht? Das ist doch abnormal!
 

In der Stimme der Frau klang eine leichte Verhöhnung mit:,, Nicht einmal auf Ihr Geld können sie aufpassen?"

Er antwortete nicht auf die Frage. Er hasste es irgendwo Schulden zu haben. Dem Japaner wurde beinahe schlecht als er seinen Vorschlag äußerte:,, Ich kann morgen kellnern, bis das Geld abbezahlt ist."

Die Barkeeperin schüttelte leicht den Kopf:,, Ich habe da eine bessere Idee, denn Hilf brauch ich hier nun wirklich nicht. Sie kommen morgen zu meiner Hütte und dann gehen wir jagen!"

,,Jagen?", echote Kanda stirnrunzelnd.

,,Ja. Tiere. Der Metzger brauch neues frisch geschlachtetes Fleisch."

,,Du bist also auch Jägerin", stellte Kanda fest und konnte die Ungläubigkeit aus seiner Stimme nicht fern halten.

,,Morgen um Sieben. Seien Sie pünktlich, sonst lasse ich Sie hinter Gitter bringen wegen Unterschlagung."
 

Das ist also der andere Beruf von dem sie geredet hat. Das kann ja lustig werden. Ich werde ihr zeigen wer mehr auf dem Kasten hat. Jagen, Che. Das wird ein Kinderspiel.

 

.-.

 

Es war bereits spät in der Nacht. Genau genommen Mitternacht. Das Dorf schlief. Die Akuma nicht. Ein weiblicher Dämon hatte sie zu sich gerufen:,, Ich habe heute etwas sehr interessantes heraus gefunden."

Die Level Einser warteten. Schweigend, denn sie konnten ja nicht reden, was der weibliche Akuma äußerst belustigend fand.

,,Was denn?", fragte statt dessen ein Dreier gespannt:,, Ist der Schüler aufgetaucht? Ich meine unser neues Akuma?"

,,Nein. Ich habe etwas viel besseres herausgefunden. Ein Innocence- Träger ist hier. Ich habe ihn vor einer Weile in der Bar gesehen!"
 

Der Dreier staunte:,, Ein Exorzist? Dann können wir ihn ja töten. Lasst uns aufbrechen. Er schläft bestimmt schon."

Die Frau sah ihn böse an. Sie mochte es nicht wenn jemand versuchte sie zu befehligen. Trotzdem ließ sie es ihm ausnahmsweise durch gehen. Sie brauchte ihn im Kampf. Er konnte danach immer noch bestraft werden.

,,Vergiss es. Ich will mit ihm kämpfen und ihn nicht im Schlaf töten. Das wäre äußerst langweilig. Ich habe ihm sein Geld geklaut und mein Plan ging auf."

,,Erzähl schon. Was hast du geplant?"

,,Er wird morgen im Wald jagen. Dort werden wir ihn überfallen. Gegen uns wird er keine Chance haben. Ein ganzes Dorf mit Einer, Zweier und Dreier kann er gar nicht besiegen. Ich freu mich schon darauf sein Blut fließen zu sehen, ihm die hübsche Visage zu polieren. Ich werde sein Blut trinken. Ihn fressen. Er wird leiden. Hahahahahahahhaha."

Das grausame Lachen hallte auch noch am Morgen an den Wänden des Dorfes nach, doch Kanda schlief in Seelenruhe, denn sein Tag war sehr anstrengend gewesen.
 

Fortsetzung folgt...

 

Jagen und Kämpfe

Kapitel 3: Jagen und Kämpfe

 

Zwei Monate, bevor Lavi Kanda am See aufsucht
 

Lenalee und Allen folgten ihrem Freund die Treppe nach oben, bis Erstere es nicht mehr aus hielt. Die angespannte Atmosphäre. Der traurige Ausdruck in des Rotschopfs Seelenspiegel. Sie hielt nahm zwei Stufen auf einmal, hielt Lavi auf, indem sie ihn ganz direkt fragte:,, Was ist los mit dir, Lavi- san?"

Das waren die Worte, die den Angesprochenen alles vergessen ließen. Sich vergessen ließ. Ruckartig drehte er sich um und verengte sein Auge zu einem Schlitz. Ohne ein Wort ging er weiter, schloss seine Zimmertür auf und schaute noch einmal zu seiner Kollegin. Er bemühte sich um einen ruhigen Ton:,, Könntest du mich und Allen eine Weile allein lassen? Ich möchte mit ihm reden."

Angeschlagen nickte Lenalee, entfernte sich vom Hotel. Sie nahm ihre Umgebung gar nicht wirklich wahr. Sie wollte wissen was Lavi bedrückte und weswegen er nicht mir ihr darüber reden wollte. Es stimmte sie missmutig. Lavi war wütend, doch auf wen?
 

Lavi... Mit mir kannst du doch genauso gut darüber sprechen wie mit Allen- kun. Wir haben so viel gemeinsam durch gemacht. Ich bin dir so oft auf die Nerven gegangen, weil ich Allen- kun wieder sehen wollte. Du hast mir beigestanden und versucht mir zu helfen. Jetzt, da ich hätte dir helfen können weichst du mir aus. Das finde ich nicht fair.

 

Mit einmal schlug etwas Hartes auf ihren Hinterkopf, was sie Sterne sehen ließ. Sie schaffte es nicht einmal mehr sich herum zu drehen, denn sie verlor augenblicklich das Bewusstsein.

 

.-.
 

Bescheiden setzte sich Allen neben seinem besten Freund auf das Bett. Er wollte was sagen, doch Lavi kam ihm dieses Mal zuvor. Er klang ziemlich bedrückt und nervlich am Ende. Das ging schon eine ganze Weile so. Irgendetwas belastete ihn in letzter Zeit. Es war etwas, dass er unbedingt vor Bookman geheim halten wollte. Allen vermutete, dass Lavi sich zu jemanden hingezogen fühlte. Nur zu wem? Lenalee?

,,Hast du eine Ahnung wie schlimm es ist ein Geheimnis zu haben und dies aussprechen zu dürfen? Es wegsperren zu müssen, weil es gravierende Folgen mit sich ziehen würde?"

Lavi sprach in Rätseln, dennoch verstand Allen was er meinte. Er ahnte, dass Lavi mehr zu seinem Problem nicht sagen würde oder konnte. Keineswegs wollte Allen ihn bedrängen, also gab er seine Antwort ab:,, Ja."

In der Tat konnte er Lavis Gefühle gut nachvollziehen, denn ihm ging es eigentlich genauso, nur war er erfolgreich darin es sich nicht anmerken zu lassen. Er schleppte auch ein Geheimnis mit sich herum. Es lag in weiter Ferne, da es in seiner Kindheit geschehen ist. Er hatte jemanden im Stich gelassen, nur um ein besseres Leben zu bekommen, gemeinsam mit Mana. Er hatte egoistisch gehandelt. Er bereute diesen Schritt manchmal, auch wenn er Mana dann nie richtig kennen gelernt hätte, doch dann hätte er jemand anderen ganz sicher näher kennen gelernt. Trotzdem konnte er es nicht mehr ändern. Sein Blick haftete an der Wand vor ihm, spürte wie Lavi ihn verwirrt musterte. Ein Lächeln bereitete sich auf Allens Lippen aus. Ein Lächeln voller Kummer und Leid.

,,Da kann ich dir nicht helfen, nur einen Rat geben. Du hast genau zwei Möglichkeiten. Zum einen kannst du dein Geheimnis preisgeben und zum anderen du behältst es für dich und musst damit zu Recht kommen. Beides hast du dir bestimmt  schon selbst gedacht, aber eine andere Lösung gibt es nicht."

Nach einer Weile erwiderte Lavi auf Allens Satz, nachdem er sich Gedanken darüber gemacht hatte, dass er Allen in Wahrheit gar nicht wirklich kannte:,, Danke, Allen. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen und dann eine Entscheidung treffen."
 

Verzeih, aber wirklich geholfen hat mir der Rat auch nicht. Es hat eigentlich alles nur noch verschlimmert.

 

.-.

 

Langsam kam Lenalee wieder zu sich, hatte mega starke Kopfschmerzen, als befinde sich ein scharfes Messer in ihrem Hinterkopf. Sie schaute sich Nase rümpfend um, erkannte schnell, dass sie sich in einem Keller befand. Auf dem kalten, unbequemen Boden musste sie sitzen. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken an einem Rohr, vermutlich das Abflussrohr, gefesselt.  Ihre Beine und ihr Mund waren verschont geblieben. Sie könnte um Hilfe rufen, jedoch unterließ sie es. Bestimmt konnte sie eh keiner hören. Außerdem wusste sie nicht was ihr blühte, wenn ihr Kidnapper sie schreien hörte. Schon Mist wenn man ein Innocence besaß in den Beinen und nicht in den Armen. Befreien konnte sie sich also auch nicht. Die Luft war stickig, roch nach schimmligen Kartoffeln, die sich in irgendeiner Ecke zu Berge stapelten. Sie war zudem nicht allein! Ihr Gegenüber saß ein Junge, eher ein junger Mann, Mitte Zwanzig. Er hatte das Vergnügen gefesselt auf einem Stuhl zu sitzen. Leise flüsterte Lenalee ihm etwas zu, wusste hinterher selbst nicht mehr was genau sie sagte. Der Inhalt verschwand einfach. Es war eh vergebens. Sein Kopf hing schlaff nach unten, also konnte er ohnehin nicht antworten. Er schien ohnmächtig zu sein oder zumindest nahe dran. Alle wirkte wie ein normales Kapital- Verbrechen, weswegen Lenalee nicht einmal Gebrauch von ihren Dark Boots machen konnte. Sie durfte keinen Menschen damit verletzten und sie auch nur im Kampf gegen die Akuma und Noah einsetzen.
 

Die eiserne Tür schwang auf. Anfangs sah man nur eine Silhouette, aber mit der Zeit wurde sie deutlicher. Es war ein weiterer Mensch, völlig in schwarz gekleidet und einer Maske im Gesicht. Er betrat den Keller und hatte ein höhnisches Grinsen im Gesicht was die Exorzistin kaum sehen konnte. Anhand der stämmigen Figur, den breiten Schultern und der bulligen Stimme erkannte sie, dass es sich um eine weitere männliche Person handelte. Ohne auf sie zu achten trat er an den Jungen heran, nahm ihm den Knebel aus dem Mund und versetzte ihm brutal die Faust in das Gesicht, so dass mindestens die Nase brach. Sofort wurde die Stelle rot und Blut quoll aus der Nase.

,,So, du beschissener Polizist dein letztes Stündlein hat geschlagen. Aber damit es spannend bleibt habe ich dir die Kleine hier mitgebracht. Recht süß, finde ich."
 

Klein? Ich werd dir gleich klein!

 

Lenalee verhielt sich ruhig, auch wenn es sie fassungslos gemacht hatte, dass der Fremde keinerlei Skrupel kannte. Am liebsten würde sie dem armen Jungen helfen, doch das durfte sie nicht. Noch nicht. Sie musste noch eine Weile abwarten. Noch wollte sie ihre Identität nicht preisgeben. Sie war noch nie in den Fängen eines Verbrechers gewesen. Klar in Tykis, aber er war kein normaler Mensch. Das war etwas ganz anderes. Offensichtlich war sie bloß zufällig als Opfer ausgewählt worden. Da war sie froh, dass es kein kleines Kind getroffen hatte, sondern nur sie. Das konnte alles ja sehr heiter werden.
 

,,Du hast gelogen. Es hat nie ein Kind gegeben, das Gefangen war, stimmt’s? Du hast mich in eine Falle gelockt", fragte der Gefesselte auf dem Stuhl mit sehr schwacher Stimme. Er war verprügelt worden, was die Striemen in seinem Gesicht und am Körper nur zu deutlich bewiesen. Auch das Lila angelaufene Auge sprach für sich. Lenalee empfand tiefes Mitleid mit ihm, wollte ihn helfen.

,,Dumm bist du ja nicht, da eilt dir dein Ruf ja nicht voraus", stellte der Maskierte fest:,, Genjiro Nakamura."

,,Warum machen Sie das?", hakte Genjiro nach. Er bemühte sich um einen harten Klang. Er dachte noch immer Diplomatisch, schließlich befand nicht nur er sich in Gefahr. Der Fremde kratzte sich kurz am Kopf:,, Ich hasse Leute wie dich. Es macht mir Spaß euch zu jagen, zu foltern und zu töten."

So genau hatte Genjiro dies nicht wissen wollen. Dem Verbrecher war die Lust aufs Plaudern vergangen. Sein Vorhaben schob er um ein paar Stunden auf. Er hatte etwas vergessen. Unsanft knebelte er seinen Gefangenen wieder, warf Lenalee einen vernichtenden Blick zu und ließ sie dann wieder allein.

Er drehte den Schlüssel in dem Schloss zwei Mal herum und zog ihn heraus.
 

Die Dunkelhaarige war eine Kriegerin, kämpfte jeden Tag und trotzdem fürchtete sie sich vor der makabren Situation. Das war unlogisch. Während sie versuchte nicht am ganzen Körper zu zittern, versuchte Genjiro sich zu befreien. Er wollte nicht, dass Lenalee womöglich noch Kollabierte. Er wollte sie in Sicherheit wissen. Viele Gedanken strichen dem Mädchen durch den Kopf. Eigentlich hatte sie doch bloß kurz die Jungs allein gelassen. Sie würden sie nie finden.

,,Ich bin doch schon fast am Limit", flüsterte sie leise. Aufgeben würde sie nicht, dennoch war sie sich nicht sicher, dass sie dort wieder heraus kam. Aus dieser Misere. Heftig zerrte sie an dem Seil, welches ihre Hände langsam aufscheuerte, bis sie plötzlich nach vorn ruckte und mit dem Gesicht gen Boden flog. Sie setzte sich benebelt wieder auf und besah sich ihre Hände. Der Knoten war gar nicht so fest gewesen wie angenommen, bloß halbherzig gemacht. Der Fremde war also noch ein Anfänger. Oder er hatte angenommen, dass Lenalee nicht versuchen würde sich zu befreien. Genjiro dagegen hatte seine Versuche bereite aufgegeben, beobachtete seine Zellengenossin wie sie ihre Fesseln von den Händen streifte. Sie erhob sich, löste vorsichtig den Knebel vom Mund des Anderen. Sogleich hauchte dieser:,, Binde mich schnell los, dann kann ich das Schloss knacken."

Sie nickte, versuchte ihr Glück, aber da sie viel zu nervös war machte sie nur einen weiteren Knoten rein. Sie hörten beide nicht wie Jemand die Tür leise wieder aufschloss, erst als sie ein Brüllen vernahm zuckte Lenalee erschrocken zurück.

,,Du dreckige Schlampe!," schrie der Fremde, der wieder gekehrt war. (Der weiß echt nicht was er will. Trottel...)
 

Entsetzt verharrte Lenalee mitten in der Bewegung. Ihre Augen weiteten sich ein Stück weit. Sie wurde gepackt, konnte sich nicht einmal mehr wehren. Sie spürte die Wand, die ihren Rücken zu zerbersten drohte und sackte zusammen. Sie musste durch den harten Aufprall keuchen und das Gesicht vor Schmerz kurz verziehen, was den Täter zur Genugtuung reichte. Benommen blickte sie hoch, befand sich noch immer in der sitzenden Position. Der  Maskierte lächelte wie ein entlaufener Psychokiller, was wirklich nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er zückte ein Messer aus seiner Hosentasche, machte einen unglaublichen Satz nach vorn und rammte das Messer in die Brust seines Opfers. Genjiro schrie leise auf, schaute auf die ihm zugefügte Wunde, wie sich das Blut in seiner Kleidung saugte und sie hässlich einfärbte. Lenalee stieß einen schrillen Schrei aus. Jetzt ahnte sie wie Allen sich fühlen musste, wenn er ein Akuma nicht retten konnte...

Unbändige Wut und Verzweiflung packte sie. Es war ihre Schuld. Sie hätte früher einschreiten sollen. Was machte bitte Spaß daran anderen Menschen Schmerz zu zufügen, oder sie gar zu töten? Eins war ihr klar. Der Maskierte benahm sich eindeutig wie ein Akuma und war auch wie einer zu behandeln! Sie schaffte es beim zweiten Versuch auf zu stehen und einigermaßen auf den Beinen zu bleiben. Adrenalin begann ihr den Schmerz zu nehmen.

,,Sie werden hinter Gittern wandern", murmelte sie leise und selbstsicher. Viel zu lange hatte sie sich schon von den anderen beschützen lassen. Vor allem von Lavi und Kanda. Das musste schleunigst geändert werden.
 

Sie machte einen Schritt auf ihren Kidnapper zu. Er fuchtelte daraufhin mit dem Messer vor ihrem Gesicht herum:,, Das würde ich nicht machen. An deiner Stelle würde ich mich jetzt brav hinsetzten und abwarten. Vielleicht bin ich ja gnädig mit dir."

Der Typ laberte ihr eindeutig ein wenig zu viel. Lenalees Miene war ernst, schlimmer noch wie damals bei ihrem Kampf gegen das Level 3, welches das Schiff zerstören wollte. Sie ballte ihre Hand zur Faust und sagte:,, Innocence. Aktivieren."

Sie musste diesen Satz nicht sagen, doch sie war es noch immer gewöhnt und außerdem war der komische Blick des Fremden irgendwie Gold wert. Augenscheinlich leuchteten ihre roten Ringe um die Knöchel auf, verwandelten sich in ihre Dark Boots, die ihr damals immer so wehgetan hatten und jetzt leicht wie Federn waren. Das entsetzte den Mann. Magie. So etwas gab es doch gar nicht. Wirkte die Droge etwa, die er vor einer Stunde tief eingeatmet hatte? Doch so? Das Outfit des Mädchens war ihm von Anfang an seltsam vorgekommen, aber die Verwandlung der Ringe war ihm eine Nummer zu hoch. Er erstarrte, ließ das Messer fallen. Das nutzte Lenalee und trat ihm in die Lenden. Er flog durch die Luft durch die offene Tür und blieb draußen liegen. Er lebte noch. Egal wie böse er war, einen Menschen würde sie dennoch niemals das Leben nehmen.
 

Stürmisch rannte sie zu Genjiro, der unter Schmerzen immer wieder aufstöhnte. Angewidert riss das Mädchen ein Stück von ihrem T- Shirt ab, welches sich unter der Uniform befand und verband damit notdürftig die Wunde. Sofort färbte sich der weiße Stofffetzen rot. Lenalee legte ihre Hand darauf, drückte leicht zu, damit sie die Blutung stoppen konnte. Sie fummelte mit einer Hand in ihrer Tasche herum, die sie sich vorher mit dem Fuß hatte ran ziehen müssen und fand was sie suchte. Es war selten, dass sie eine kleine Tasche bei sich trug, doch es war ein Geschenk ihres Bruders gewesen und sie hatte ihm so eine kleine Freude machen wollen. Sie aktivierte den Golem und funkte Lavi an, der sich sogleich mit besorgt klingender Stimme meldete:,, Yo, Lenalee. Wir suchen dich schon überall. Wo bist du? Ist dir was...?"

,,Alles in Ordnung. Ihr müsst mich suchen. Ich stecke in einem Keller mit einem schwer Verletzten und kann ihn nicht von hier fort bringen."

,,Was?", kam es von Lavi und Allen gleichzeitig. Letzterer musste zugehört haben, befand sich aber ein bisschen abwärts von Lavi, wie Lenalee bemerkte.

,,Keine Zeit für Erklärungen, denn", Lenalee sah zu ihrer Hand, die verschmiert von dem Lebenssaft war:,, Genjiro hat nicht mehr lange zu leben."

,,Okay. Wir zapfen deinen Golem an und kommen so schnell wir können."
 

Beeilt euch bitte. Ich will nicht Schuld an dem Tod eines Menschen sein. Nicht schon wieder. Es reicht, dass ich die Last tragen muss, weil mein Eltern mich beschützen wollten. Ich bin es Leid nichts machen zu können, aber ich werde mich irgendwie ändern.

 

Lenalee wandte sich nach ein paar Minuten wieder an den Verletzten:,, Nicht sterben. Bitte."

Seine Wunde musste genäht werden. Schnellstmöglich. Er würde sonst Verbluten.

Plötzlich konnte sie Lavi hören, der auf sie zu stürmte. Sogleich band er Genjiro endgültig los, legte ihn sanft, mit Lenalees Hilfe, auf den Boden. Er wickelte den Stoff ab, den Lenalee ihm umgebunden hatte, riss die Sachen Genjiros entzwei und besah sich die Wunde genauestens. Dann holte er Nadel und Faden hervor, gab seiner Freundin weitere Anweisungen, die sie aber nicht hörte. Sie hatte nur Augen für das Nähzeug, wo Lavi gerade den Faden an der Nadel befestigen wollte.

,,Kannst du das?", fragte Lenalee geschockt. Lavi musste lächeln, kurz:,, Durch meine Ausbildung zum Bookman besitze ich medizinische Grundkenntnisse."

Er setzte die Nadel präzise an die Haut und begann sein blutiges Werk, ohne eine Miene zu verziehen. Er war wahrlich ein Mann, auch wenn er sich nie wie einer benahm! Nebenbei sprach er mit Lenalee, um sie ein wenig ab zu lenken.

,,Einmal habe ich das mit mir selbst gemacht."

,,Du hast dich selbst genäht?"

Lavi zog den Faden lang:,, Natürlich. Ich war auf mich selbst gestellt und wäre heute tot. Die schlimmste Herausforderung war bei Bewusstsein zu bleiben."

Lenalee hatte nun ein wenig aus Lavis Vergangenheit erfahren. Dies war zwar nur ein kleines unbedeutendes Stück, aber ihr bedeutete es sehr viel, denn er gab nichts Preis, was mit seinem Leben vor dem schwarzen Orden zu tun hat. Auch zeigte er jetzt nichts mehr von den Gefühlen von vorhin, wo sie sich so viel um ihn gesorgt hatte. Er wirkte wieder wie der Alte.
 

Die Dunkelhaarige hielt die Hand von dem längst ohnmächtigen Genjiro. Um diese unheimliche Stille zu unterbrechen stellte sie einfach die nächste Frage, die ihr in den Sinn kam:,, Wo ist eigentlich Allen- kun?"

,,Er sucht einen Arzt auf, aber jetzt sag was passiert ist."

Lenalee deutete zur Tür:,, Ich wurde zufällig entführt. Genjiro, so heißt er hier sollte ermordet werden, keine Ahnung weshalb. Ich konnte mich befreien und nun liegt der Kerl dort draußen."

Lavi runzelte die Stirn, beendete seine Arbeit und besah sich die Wunde, die nun schief zusammen genäht war:,, Dort war keiner."

Lenalee schnalzte mit der Zunge:,, Verdammt! Dann konnte er doch noch fliehen!"

,,Scheint so. Übrigens, ich bin fertig."

Im gleichen Moment kam Allen mit dem angekündigten Arzt in das dunkle Kellergewölbe geeilt. Der Doktor hatte einen Assistenten und eine Trage dabei, auf die sie Genjiro nun mit vereinten Kräften rauf hievten. Danach halfen die Exorzisten die Trage zu der Kutsche zu bringen und sie darauf zu verladen. Jetzt konnten diese nichts mehr für Genjiro tun. Lenalee bedankte sich bei ihren Freunden, ließ sich von Fragen durchlöchern, obwohl sie selbst welche hatte über deren Alleinsein, doch sie behielt sie für sich, denn eine Antwort würde sie wohl in näherer Zukunft nicht bekommen.
 

Ich hoffe du wirst wieder gesund und kannst fröhlich weiter leben, Genjiro. Alles Gute.
 

Extra Ende. (Jetzt geht das richtige Kapitel los. Erst...)

 

Früh, sehr früh, wachte Kanda am nächsten Morgen auf, knurrte, da ihm sein etwas zu langer Pony die Sicht versperrte. Er musste ihn sich dringend wieder schneiden lassen. Sofort hielt er sich den Kopf und verzog das Gesicht, vergaß seinen Pony gleich wieder. Kopfschmerzen, super. Der Japaner konnte sich nicht vorstellen mit diesem Schädel jagen zu gehen und für eine Tablette war er sich viel zu fein. Er war ein stolzer Mann. Dabei würde das gar keiner bemerken, wenn er eine kleine Pille schluckte. Typisch Kanda. Wieso hatte er überhaupt zugestimmt mit dieser reizenden Dame auf Jagd zu gehen? Ach ja, weil er nicht in den Knast wollte, denn das würde zu mächtigen Zündstoff im Orden sorgen und er wollte bestimmte nicht das Gesprächsthema Nummer Eins sein. Und außerdem konnte er so die Frau im Auge behalten. Und noch ein guter Aspekt war, dass er durch das Jagen nicht mehr trainieren musste und mal etwas anderes tat, als seine außergewöhnlichen Übungen, die ihn langsam langweilten. Außenstehende mochten sie als sehr interessant finden, er jedoch nicht. Es diente nur um fit zu bleiben, weswegen er auch nie großartig viel aß und auch nur das Gesündeste. Niemals aß er sich wirklich satt, störte sich noch nicht einmal an dem knurrenden Magen, den er manchmal hatte. Es musste schließlich nicht nur der Magen sein. Es konnte auch der Darm sein. Kanda kannte sich mit seinem Körper bestens aus, wollte auch seine Figur halten, obwohl sie ihm nicht ganz so wichtig war. Es gab wichtigere Dinge, wie zum Beispiel die Akuma aus der Welt zu tilgen.
 

Geschwind zog er sich seine Uniform an, prüfte ob auch alles angemessen saß um sich nicht selbst zu behindern, wenn es zum Kampf kommen sollte.  Danach suchte er Mugen, welches neben seinem Bett stand und band es sich auf den Rücken. An die neue Scheide hatte er sich noch immer nicht gewöhnt, ebenso wie an seiner neuen Stellung im schwarzen Orden. Er wollte nicht Frühstücken. Konnte es ohne Geld auch gar nicht. Das einzige was er noch aß, war ein Apfel, den er sich selbst mitgebracht hatte. Hoffentlich würde er die Hütte finden. Er hatte nicht übel Lust zu spät zu kommen, denn das könnte wirklich dumme Folgen nach sich ziehen. Eine Karte oder eine Skizze oder einen anderen Wegweiser hatte sie ihm auch nicht mitgegeben, was Kanda noch frustrierter werden ließ als er ohnehin schon war. Kanda war zwar durch den Wald hier her gekommen, hatte aber keine Hütte gefunden, außerdem war es dort noch nicht so düster gewesen wie jetzt, was er mit einem Blick nach draußen feststellte. Dabei war es doch relativ spät. Gut, es konnte hier auch gerade Winterzeit herrschen...
 

Kanda schob die Äste beiseite, musste sich teilweise ein wenig bücken, damit er sie nicht ins Gesicht bekam. Dieser Weg war ihm völlig Neu, denn auf dem Hinweg waren ihm noch nicht so viele Äste entgegen gekommen und wollten nach ihm schlagen. Außer seinen leisen Schritten, das Rascheln der Bäume und ein paar Geräusche der einheimischen Tiere war hier so gut wie gar nichts zu hören. Jeden Winkel sah er sich genauestens an, hielt seine Hand immer in der Nähe von Mugen. Er hatte das starke Gefühl beobachtet zu werden. Vielleicht war das ja eine Falle und die Frau entpuppte sich wirklich als Akuma. Kandas Miene blieb unbewegt als ein Eichhörnchen vor ihm aufkreuzte. Er wollte drüber steigen, doch das Tier flüchtete schon tiefer in den Wald. Ein leises Plätschern ließ ihn aufhorchen. Eine Wasserquelle. Kanda war sich sicher, dass das Gebäude ganz in der Nähe sein musste, denn ein Mensch brauchte ja immerhin Wasser um zu trinken und sich zu waschen. Er fischte eine Heidelbeere von einem Baum, wischte sie an seiner Uniform ab und aß sie. Er schluckte sie angeekelt runter. Die war ekelerregend süß.
 

Er stapfte durch den Matsch, es musste in der Nacht geregnet haben. Zu seiner Erleichterung trat die Hütte bald tatsächlich in Sicht, hätte glatt übersehen werden können. Sie war aus derselben Farbe wie die Bäume, ziemlich klein und durch die Pflanzen gut getarnt. So konnte man Räubern entkommen, oder aber sie in eine Falle locken. Praktisch. Fast schon freudig eilte er darauf zu und musterte die Frau vor sich. Anscheinend hatte sie schon auf ihn gewartet, mit verschränkten Armen. Sie stand auf der Terrasse, der Blick war der Gleiche wie in der Bar, kein Fünkchen Gefühl war darin zu erkennen und das trieb Kandas Aggressionsspiegel wieder enorm in die Höhe. Sie warf Kanda einen Gegenstand hin, den sie von einem kleinen Tisch genommen hatte. Kanda hatte ihn nicht einmal auffangen können. Ein wenig entblößt beugte er sich nach unten, hob es auf und knirschte mit den Zähnen. Nicht einmal Moyashi konnte ihn mehr reizen wie diese Frau. Einen zweiten Gegenstand behielt sie. Verwundert betrachtete Kanda den Holzbogen und dann den von ihr. Er war weitaus beeindruckender als seiner. Kein einfaches Holz.
 

Wo bleibt eigentlich die Begrüßung?

 

Die Frau ging an ihm vorbei und drückte ihm einen Köcher mit Pfeilen in die Hand:,, Folge mir! Aber leise, sonst verscheuchst du die Tiere!"

Kanda gehorchte obwohl es ihm mehr als missfiel. Er war generell ein ziemlich leiser Mensch, also war der Kommentar überflüssig, aber sie hatte etwas gesagt. Das allein war doch schon einmal etwas Wert, zumindest wenn nicht Kanda sondern jemand anderes hier gewesen wäre. Er versank wieder in Gedanken, wie so oft schon in letzter Zeit. Plötzlich streckte die Fremde einen Arm aus und der Samurai wäre beinahe dagegen geprallt.

,,Was...?"

Mit einem warnenden Blick brachte sie Kanda zum Schweigen. Sie kniete sich nieder, verfolgte eine Fußspur von einem Reh, versteckte sich hockend hinter einem Busch, als sie ihre Beute erblickt hatte, was Kanda ihr schweigend gleich tat.

Die Barkeeperin hatte noch nie Begleitung beim Jagen gehabt, was sie dazu getrieben hatte wusste Kanda nicht. Wollte es auch nicht wissen.

,,Spann deinen Bogen!"

Kanda versuchte sein Bestes, aber die Weißhaarige war nicht damit zufrieden. Sie robbte näher an ihn heran, schob seinen linken Unterarm etwas höher und drückte seinen Rücken durch.

,,Verkrampf dich nicht, sonst geht der Schuss daneben", flüsterte sie. Ihre Berührung versetzte ihm einen Schauer an den Stellen. Er mochte Nähe von anderen Menschen nicht gerade, sagte jedoch nichts dazu.

,,Warte, ich mache es dir einmal vor und dann bist du dran."

Sie schnappte sich ihren weißen Bogen, aus irgendeinem robusten Eisen gefertigt. Man merkte, dass sie sehr im Einklang mit dieser Waffe war, genau wie Kanda mit Mugen. Der Bogen war mit einer Ranke verziert und sah um einiges schwerer aus als Kanda seiner.
 

Was soll das hier werden? Eine Art Wettbewerb? Oder will sie mich einfach nur bloß stellen? Ich schwöre, dass ich bald gehe wenn sie weiter so macht. Das hält kein Mensch aus.

 

Der Jägerin machte das Gewicht anscheinend nichts aus. Sie fokussierte das Reh vor sich an und schloss ihr rechtes Auge. Ein Bein lag auf dem Boden, das andere hatte sie aufgestellt, ehe sie den los ließ und der Pfeil mit einer Blitzgeschwindigkeit im Kopf des Rehs landete. Die Fremde zuckte nicht einmal mit der Wimper. Leben geben und Leben nehmen, so lautete anscheinend ihr Motto. Kanda beobachtete wie das Tier umfiel und auf dem Boden sich eine Blutlache bildete. Ihre Stimme riss Kanda von dem Bild los. Er hatte schon viel Blut gesehen, aber irgendwie versetzte es ihn gerade ein wenig in Schock. Tiere waren keine Menschen. Das war es. Sie waren unschuldig und führten kein Krieg, der die Erde zerstörte.

,,Wenn du woanders triffst wird es Qualen leiden, also mach es richtig", sagte sie und stand auf:,, Komm. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, Frischling."
 

Gemeinsam suchten sie das nächste Tier auf, fanden es nicht unweit von ihrem ersten Opfer. Dieses Mal war es kein Reh, sondern ein Warzenschwein. Kanda verzog das Gesicht. Die Tiere stanken beinahe schlimmer als das Stinktier und waren zudem auch noch Pott hässlich (Kandas Meinung, nicht meine. Ich mag alle Tiere, vor allem Spinnen und Katzen). Er schaffte es nicht, dass Tier richtig zu treffen, den er trat auf einen Ast und verscheuchte es somit. Sein Pfeil ging dementsprechend auch ins Leere. Nicht einmal dies löste in der Frau auch nur einen Hauch von Bitterkeit aus. Sie stand einfach auf und ging zurück zu ihrem Tod geschossenen Reh, an dem sich inzwischen ein Adler hermachen wollte. Die Fremde zischte, fuchtelte mit den Armen. Der Vogel verschwand mit einem Kreischen. Sie kniete sich neben das tot Tier:,, So. Zuerst ziehen wir ihm die Haut ab, das verkaufe ich anschließend an Markthändler, die daraus Pelze machen und die dann weiter verkaufen. Die Organe und das Fleisch stecken wir jeweils in verschiedene Plastikbeutel, damit es frisch bleibt und es nicht schlecht wird."

Sie reichte Kanda ein Messer, welches sie sich aus ihrer Gürteltasche genommen hatte. Da Kanda nicht als ein Weichei dastehen wollte half er ihr die Haut zu entfernen, auch wenn ihm das überhaupt keinen Spaß machte. Dann schnitten sie den Bauch auf und fischten die Organe heraus. Kanda rümpfte die Nase, reichte der Jägerin das Zeug, die sie in Beutel legte ohne mit der Wimper zu zucken. Beide waren an den Händen blutverschmiert, Kanda auch im Gesicht, weil er sich mit einer Hand den Schweiß weg gewischt hatte.  Besaß sie denn wirklich gar keine Gefühle? Sein Anblick musste doch furchterregend sein.
 

,,Oi? Wieso habe ich noch keinerlei Gefühlsregung an die wahrgenommen?"

Die Angesprochene hielt inne, antwortete ihm mit ihrer klaren Stimme:,, Huh...? Ich darf nichts fühlen in meinem Beruf. So ist es Vorschrift und so habe ich es gelernt."

Als was arbeitet sie denn nur? , fragte sich Kanda. Wieder fühlte er sich an Lavi erinnert. Er durfte auch keine Gefühle haben. Eigentlich.

Ah, Fuck

, ging es dem Asiaten durch den Kopf. Er sah an sich herab. Er schaute wirklich schlimmer aus als wenn er hunderte von Akuma niedermetzelte. Sein Körper war nun komplett besudelt von der roten Flüssigkeit des Rehs. Sein ganzer Mantel war hinüber. Wie gut, dass er ihn drüber gezogen hatte, sonst wäre seine Uniform auch nicht mehr zu retten gewesen. Das Einzige was verschont geblieben war, was er aber nicht sah, waren seine Haare. Seine Begleiterin dagegen war steril. Kein Tröpfchen Blut haftete an ihr. Nicht einmal der Walddreck war an ihr zu sehen. Sie war kein Anfänger in dem was sie tat.
 

Die Barkeeperin stand auf:,, Gut. Jetzt brauchen wir noch ein paar Vögel. Andere Landtiere werden wir wohl nicht mehr finden, wegen dem Lärm den du veranstaltet hast", sie nickte mit den Kopf zwischen den Baumkronen zu einer Schar von Vögeln:,, Schau mal."

Kanda folgte ihrem Finger gen Himmel.

,,Die kommen doch wie gerufen. Los schieß! Zeig, dass du kein Loser bist."

Der Exorzist seufzte. Loser hatte ihn wirklich noch nie jemand genannt. Nicht einmal Moyashi. Er hob den Bogen. Dieses Mal viel selbstsicherer. Er hatte schon längst seine Mission vergessen. Die Akuma und der Neue. Er war irgendwie glücklich. Fühlte sich ein Stück freier. Die Natur hatte schon immer diese Wirkung auf ihn gehabt. Er kam sich Lebendiger vor. Die Weißhaarige war anscheinend doch keine so schlechte Begleiterin, auch wenn sie ihm mit ihren Kommandos auf den Senkel ging. Ansonsten jedoch war sie sehr still, nervte ihn nicht mit Nichtigkeiten, sprach nur wenn es wirklich nötig war. Er konnte einfach bei ihr abschalten, ob nun Akuma oder nicht.
 

Er spannte den Bogen wie sie es ihm vorgegeben hatte, schloss ein Auge um besser zielen zu können und ließ den Pfeil dann los. Er traf sein Ziel. Ein Vogel stürzte zu Boden, während die Schar panisch auseinander brach und anschließend wieder zusammenfand und weiterflog. Langsam. Die Jägerin indes beugte sich über das geschossene Tier:,, Es zuckt noch. Du hast den Herzmuskel verfehlt. Nun gut, versuch es noch einmal."

Er schwieg, gehorchte bloß. Sah aus den Augenwinkeln wie seine Gefährtin das Jagdmesser in den Leib des Vogels versenkte. Öfters musste sie das machen, da Kanda fast immer daneben zielte. Einmal legte sie das Messer beiseite und brach dem Tier mit bloßen Händen das Genick. Einfach so.

Gerade als Kanda den Bogen erneut hob, sich sicher war, dass er dieses Mal treffen würde, ertönte ein ihm fremdes Geräusch. Yu ließ den Bogen achtlos zu Boden fallen und bewaffnete sich mit einer schwereren Waffe, für die er auch geschaffen war. Seine Nahkampf Waffe namens Mugen. Etwas hatte die Frau gegen einen Baum geworfen, was ein lautes Knacken verursachte. Sie musste sich mindestens eine Rippe gebrochen haben, falls sie nicht schon tot war. Sie rutschte zu Boden und hinterließ eine Blutspur am Baum. Ihr Kopf fiel nach vorn über. Reglos blieb sie sitzen. Ihr Haar verdeckte ihr Gesicht. Ihr Bogen lag noch immer in ihrer Hand, die sich jedoch geöffnet hatte.
 

Mit Sicherheit wusste er jetzt, dass sie garantiert kein Akuma gewesen war. Und mit Sicherheit war sie gerade getötet worden. Er hätte besser aufpassen sollen, dann wäre kein unschuldiger Mensch zu Schaden gekommen. Das war nicht fair. Wieso musste jeder Mensch sofort sterben? Wieso gönnte man ihm nicht einmal seine Ruhe und ein wenig Freude am Leben? Er spürte das Wesen auf, welches die Barkeeperin getötet hatte. Es trampelte durch die Büsche, versuchte ihn zu verwirren. Zu Täuschen. Anscheinend kannte es keine Schwertkämpfer. Er unterschätzte ihn, denn ein Kanda ließ sich nicht so leicht in die Irre führen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Fußtritte, die ein normal hörender vermutlich nicht auseinander halten könnte. Er schon. Bald schon wusste er wo sich das Vieh befand. Sein Feind. Er aktivierte die zweite Phantomform und stürzte sich auf den Dämon.
 

Er riss es mit sich zu Boden. Lag für kurze Zeit auf ihm, bis er sich aufsetzte, auf dem Akuma saß. Mugen steckte in dessen Brust. Sein Gegner grinste:,, Es wartet noch eine Überraschung auf dich, womit du bestimmt nicht gerechnet hättest."

Ohne eine Antwort zu geben sprang Kanda von dem Akuma weg, welches vor seinen Augen explodierte, sein Gesicht kurz in ein helles Licht tauchte. Er wischte Mugen an seinem Umhang ab, einen Unterschied machte es auch nicht mehr. Er ging vorsichtig wieder zurück zu dem Busch, trat hervor und das Erste was er sah war der Baum. Eine Blutspur zierte den Baum. Wie er es noch in Erinnerung hatte. Die Frau jedoch fehlte. War nirgendwo zu entdecken. Stattdessen tummelten sich Akuma im Wald, umzingelten Kanda. Dieser knurrte. Das soll ein "kleines" Akuma Problem sein? Das waren alle Menschen aus dem Dorf, das wurde ihm allmählich klar. Das würde auch erklären wieso er sich die ganze Zeit über so komisch gefühlt hatte. Das war wahrlich eine Überraschung.
 

Die Barkeeperin war mit Sicherheit unter seinen Feinden. Sie hatte ihm eine Falle gestellt. Hatte ihn in den Wald gelockt. Bloß warum hatten sie ihn nicht in der Nacht überfallen? Oder schon bei seiner Ankunft? Waren die Akuma wirklich so dumm?

Ja...

Entschlossen hob Kanda sein Schwert über den Kopf, schwang es kurz. Dann rannte er auf die Akuma zu und wich gleichzeitig gekonnt ihren Angriffen aus. Einige konnte er töten, hatte er sie allerdings komplett unterschätzt. Mehrmals wurde er getroffen. Fluchend versteckte er sich auf einem Baum. Sein Atem kam Stoßweise. Schweiß glänzte auf seiner Stirn mit dem Blut des Rehs um die Wette. Seit wann waren Akuma denn so stark? Es waren immerhin alles nur Level zwei und drei Akuma. Kein Vergleich zu einem noch höheren Level. Er schaute auf seine Verletzungen. Warum heilten sie nicht? Zumindest nicht so schnell, wie sonst. Ging es mit ihm wirklich langsam zu Ende? Mit einer Hand hielt er sich die schmerzende Brust. Sein Herz schlug viel zu heftig. Seine Wunden verursachten ihm einen höllischen Schmerz, den er selten in diesem Ausmaß erleben durfte. Sein Illusions- Schwert hatte sich aufgelöst. Von unten drangen Stimmen durch das Dickicht zu ihm herauf.
 

Kanda holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und sprang von dem Baum. Elegant landete er vor den Akuma, Seine Wunden waren endlich dabei sich halbwegs zu schließen. Damit würde er noch kämpfen können. Sein Auftrag stand über seine Gesundheit! Er aktivierte die vierte Phantom- Form, spürte wie sie ihm einiges an Energie kostete, seine Lebensenergie. Er metzelte weitere Dämonen nieder und fragte sich ob er die Frau auch schon vernichtet hatte. Trotz seiner Erholung waren die Dämonen immer noch zu stark. Nicht ganz. Er war einfach zu schwach. Seine Gedanken schwächten ihn. Sie würden sein Ende bedeuten.

Er kämpfte verbissen weiter, rutschte aber immer mehr in die Bewusstlosigkeit. Driftete ab, obwohl er sich zwang standhaft zu bleiben. Er hatte zu viel Blut verloren. Er merkte durch die verschwommene Sicht nicht wie ein Akuma ihn direkt Angriff, denn seine Deckung war längst hinüber. Er würde sterben.

Da stellte sich Jemand vor ihn und knirschte mit den Zähnen:,, Seid ihr Exorzisten etwa alle solche Schwächlinge?"

Kanda riss seine Augen auf. Vor ihm stand Jemand den er sehr gut kannte. Nun ja, vom Sehen her zumindest:,, Du...?"

,,Siehst du doch!"

Das Letzte was ihm in seinem Gedächtnis blieb, bevor er völlig zu Boden glitt und das Bewusstsein verlor, war ein weißer Haarschopf.
 

So schwach kann doch gar keiner mehr sein. Das dürfen die anderen nicht erfahren. Ich hasse es. Dieses Leben. Dabei begann ich gerade ein wenig Glück zu finden. Diese Akuma werden mir alle büßen, dass sie mir mein Leben zerstört haben. Ich werde sie alle vernichten, aber vorerst brauch ich noch ein wenig meine Ruhe. Ich will jetzt schlafen...

 

Fortsetzung folgt...

 

 

Schüler(in)

Kapitel 4: Schüler(in)

 

Kanda öffnete langsam seine Augen. Er fühlte sich schwach auf den Knochen und rieb sich über die Irden. Etwas war anders. Nur was? Was war es? Er grübelte eine Weile lang, blieb einfach nur liegen, schaute sich nicht um. Mit einem Schlag war er plötzlich hellwach. Die Akuma! Er wollte aufstehen wurde aber unsanft wieder auf das Bett gedrückt und mit kalten Worten begrüßt.

,,Auch mal wach?"

Entsetzt schaute Kanda zu der Person hoch, erinnerte sich wieder an die letzten Sekunden vor seiner Bewusstlosigkeit.

,,Warst du nicht tot? Und wo sind die Akuma?"

Das war alles unlogisch, ergab überhaupt keinen Sinn. Er wollte antworten und die wurden ihm auch nicht verweigert.

,,Du siehst, ich lebe. Auf die zweite Frage, denke ich, reicht ein Wort: Tot."

,,Normale Menschen...", begann er zu nuscheln, kam aber nicht sehr weit.

,,Klappe."

Wut packte den Japaner. Er hatte wieder zu sich gefunden. Zu seinem alten Ich.

,,Che. Ich rede wann ich es will. Als ob so ein Egoist wie du ihn mir verbieten könnte", meinte er trotzig wie ein kleiner Junge.
 

Die Barkeeperin zog ihm ohne zu fragen die Decke weg und zog sein Shirt hoch, was Kanda dazu veranlasste sich wie in einem schlechten Porno- Film zu fühlen. War das alles etwa ein Scherz von Komui und er wollte ihn umschulen lassen? In einen Porno Sternchen? Andeutungen hatte er ja öfters darüber verlauten lassen.
 

Ich schmeiß mich gleich aus dem Fenster und zünde mich freiwillig an. Noch besser ist ich bring ihn um. Definitiv. Dieses Mal ist er fällig. Lenalee wird mich nicht noch einmal davon abhalten können.
 

Die junge Frau verzog nicht ein bisschen ihr Gesicht als sie die geschlossene Wunde sah. Jeder normale Mensch hätte sich darüber gewundert. Sie nicht. Es kam ihm so vor als wüsste sie bestens über ihn Bescheid Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ihm seine gesamte Uniform ausgezogen hatte. War sie es gewesen, die ihn her gebracht hatte? Diese Frau Sie hatte ihn bestimmt hinter sich her geschleift, denn tragen konnte sie ihn bestimmt nicht. Und wer war sie überhaupt? Beim besten Willen schaffte er es nicht das zu erklären. Sie war keine Exorzistin, das stand fest. Er würde sie sonst auf jeden Fall kennen. Wie ein Finder sah sie nun wirklich gar nicht aus. Also was war sie dann? Fakt war, dass sie auf jeden Fall mit dem Orden in Verbindung stehen musste, denn kaum ein Mensch weiß von ihrer Existenz und er erinnerte sich noch genau an ihre Worte.
 

Seid ihr Exorzisten etwa alle solche Schwächlinge?

 

Pah. Diese Frage war mehr als bescheuert gewesen. Natürlich waren die Meisten Schwächlinge, wie zum Beispiel diese Bohnenstange. Aber er gehörte keineswegs dazu. Er war einer der Besten, gehörte auch zum besten Team. Zumindest war das mal so gewesen, doch jetzt gehörte er nicht mehr Tiedolls Einheit an. Dafür war ein dicker Klumpen eingetreten der sich Chaoji nennt. Was für eine Pfeife. Er stellte die Frage laut, die ihm am meisten auf der Zunge brannte.

,,Wer bist du in Wirklichkeit? Was ist dein ach so geheimnisvoller Beruf?"

Er erntete einen spöttischen Blick ihrerseits was ihn ein wenig aufheiterte, wenn auch nur von kurzer Dauer.
 

Na bitte. Sie besitzt ja doch Gefühle. Bestimmt bin ich einer der Ersten der ihr eine Gefühlsregung entlockt hat.
 

Er würde sich jetzt ein wenig stolz damit brüsken, unterließ es jedoch.

,,Bist du wirklich so blöd, Kanda- san?"

,,Woher weißt du wie ich heiße?", stellte Kanda die Gegenfrage, gemischt mit seinem üblichen Todesblick.

,,Also ja. Du bist wirklich blöd in der Birne. Erst vermasselst du deine ganze Mission und dann schaffst du es nicht einmal deine Gehirnzellen an zu strengen."

Jetzt reichte es. Endgültig. Kanda sprang mit einem Satz aus seinem Bett, packte die Frau an der Gurgel und drückte sie gegen die nächstgelegene Wand. Niemand, aber auch wirklich niemand, durfte es wagen ihn, Kanda Yu, zu beleidigen ohne mit den Konsequenzen leben zu müssen. Das war eine Sünde.

,,Mach dich nicht über mich lustig, sonst töte ich dich", demonstrativ hielt er ihr Mugen an die Kehle, welches er sich gegriffen hatte, als er aus dem Bett gesprungen kam. Sie war eine Fremde und da hatte er keine Skrupel. Er meinte seine Drohung mehr als ernst. Egal ob sie nun eine Frau oder ein Mann war. Rücksicht existierte in seinem Wortschatz nicht.
 

Die Weißhaarige neigte den Kopf, soweit sie es konnte wegen Kandas Griff, und hielt ihre Hand an die Klinge, verzog keine Miene als es ihre Haut aufriss und das Blut daran herunter lief. Ihre Stimme hatte einen bedrohlichen Klang, passte nicht zu dem was sie nun sagte.

,,Es wird viel über dich geschrieben. Du bist einer der Stärksten. Da frage ich mich wie schwach die anderen erst sind, wenn du solch eine einfache Aufgabe nicht meistern kannst."

Kanda ließ von ihr ab, trat zurück. Zum ersten Mal in seinem gesamten Leben hatte es Jemand geschafft ihn wirklich Mundtot zu bekommen. Mit Ausnahme von einer. Lenalee. Konnten das etwa alle Frauen, die ein wenig Mumm besaßen? Er setzte sich auf sein Bett und schwieg. Mugen steckte er wieder in die Scheide und betete es auf seinem Schoß. Die Wut stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, doch die Unbekannte störte sich nicht daran. Ganz relaxt nahm sie ihre Tasse mit der blutigen Hand vom Tisch und leerte sie in einem Zug. Musste die Wunde nicht unheimlich brennen? Dieses Wesen war beinahe ein schlimmeres Monster als ein Noah.
 

Sie blieb an der Wand stehen und sagte:,, Gut. Ich glaube ich sollte es dir sagen. Von selbst kommst du ja doch nicht drauf."

Sie provozierte ihn auch noch! Diese Frau war Moyashi so ähnlich, aber gleichzeitig auch das genaue Gegenteil von ihm. Er war zu jedem Idioten nett und glaubte jeden Scheiß den man ihm auftischte. Das hasste Kanda so an ihm. Die Jägerin dagegen zeigte kaum Gefühle, ließ sich von gar nichts beeindrucken. Das hasste Kanda sogar noch mehr, weil er wusste, dass er sie nicht zur Weißglut bringen konnte.
 

Die hübsche Frau mit dem Herz aus Eis stellte sich an die Tischkante, starrte die Wand an als wäre sie das interessanteste der Welt:,, Du solltest zusätzlich zu deiner eigentlichen Mission noch Jemanden abholen-"

,,Woher weißt du davon?"

,,-mich", beendete sie ihren Satz, ohne sich von dem Zwischenruf aus der Bahn werfen zu lassen. Kanda schnappte wie ein Ertrinkender nach Luft:,, WAS? Die Rede war von einem Schüler gewesen!"

,,Na und? Ich bin eben eine Frau. Willst du mich deswegen diskriminieren?"

,,Ach, vergiss es. Du bist dann also unsere neue Exorzistin?! Dann ist ja alles klar. Nur wer war dein Meister?"

Die Frau entgegnete:,, Nein, bin ich nicht. Und ich hatte auch keinen von euren Marschällen als meinen Meister."

Kanda war vollends überfordert, was sehr selten vorkam:,, Aber du besitzt doch Innocence oder etwa nicht?"

(hehe, dieses Fräulein bringt Kanda wirklich noch um den Verstand. Sie bringt ihn dazu richtig viel zu reden. Sonst ist er immer so stumm... Das ist doch der beste Start für eine richtig gute Freundschaft, findet ihr nicht? Die lieben sich jetzt schon, rein platonisch versteht sich, immerhin sind die Paarings ganz anders vorgesehen... :D)

,,Mag schon sein, dass ich dies besitze, dennoch werde ich kein Exorzist werden. Ich habe andere Beweggründe dem schwarzen Orden beizutreten. Ich führe meinen Beruf als Bookman bei euch fort."
 

Das musste erst einmal sacken.

,,Bookman? Ich dachte das werden auch Männer. Nur Männer."

Obwohl Lavi kein Mann ist, sondern eine Memme , fuhr es Kanda durch den Kopf.

,,Langsam nervst du. Normalerweise sind es auch nur Männer, aber mein Meister fand sehr viel Potential in mir. Vor kurzem meinte er ein Kollege habe angerufen und gefragt ob er vorbei kommen kann. Er lehnte ab. Er ist sehr beschäftigt, außerdem besitzt er kein Innocence, so wie ich. Er befahl mir hier auf dich zu warten. Er verschwand und sagte ich würde Bookman unterstützen seinen Schüler zu erziehen."

,,Lavi?", fragte Kanda, der sich insgeheim freute dieser Frau doch einige menschliche Dinge ab zu ringen, immerhin sagte sie sie sei genervt von ihm. Er machte Fortschritte.

,,Heißt er so? Egal. Der Typ ist eine Schande. Bookman dürfen keine Gefühle haben. Und dieser verdammte Hase zieht das einfach in den Schmutz. Schämen sollte er sich. Momentan habe ich 51 Kriege beobachtet und aufgezeichnet und das wird der 52. werden. Ich werde diesem Lavi seine Gefühle rauben und sie in alle Winde zerstreuen."
 

Nein, kommt nicht in Frage , schrie etwas in Kanda. Ein Lavi ohne Gefühle wäre... nicht akzeptabel. Klar, war er immer angepisst von diesem Grinsen, das wohl angenäht worden sein musste, aber er wollte nicht so etwas wie diese Frau haben. Er sollte nicht so werden wie diese Killer- Maschine vor ihm. Diese Hülle, wie die Fremde sie war. Ohne sein dämliches Lächeln. Seine naive Art. Kanda schüttelte seine unpassenden Gedanken ab:,, Das klärt immer noch nicht woher du meinen Namen kennst."

,,Ganz einfach. Schon lange studieren wir sämtliche Dateien des Ordens. Bookman schickte uns stets eine Kopie von seiner Arbeit. An deiner schroffen Art habe ich sofort erkannt wer du bist. Und deinem Schwert."

 

Kanda fiel noch etwas ein:,, Wieso hast du dich tot gestellt als du von den Akuma gegen die Wand geworfen worden warst?"

,,Habe ich nicht. Ich war lediglich bewusstlos. Und außerdem wollte ich sehen wie du kämpfst. Du warst so konzentriert und hast nicht einmal gemerkt, dass ich dich beobachtet habe, weil ich es wollte. Du brauchst dir auch nicht einzubilden, dass ich dich gerettet hatte. Ich brauche dich nur um nach London zu eurem Hauptquartier zu kommen. Ohne dich wird das nämlich nichts. Sie schöpfen Verdacht wenn ich ohne dich zurückgekommen wäre."

Kanda war fertig. Er hatte alles erfahren was er wissen wollte. Er stand auf und zog sich gemächlich die Uniform an. Dann sah er noch einmal zu der Frau:,, Eine Frage noch: Wieso haben die Akuma dich und deinen Meister nicht angegriffen?"

Die Neue hatte sich mit dem Rücken zu ihm gedreht. Sie packte ihren Koffer.

,,Weil wir vorher auf der Seite des Grafen gestanden haben."
 

Die Rückfahrt war ohne ein einziges Wort verlaufen, was dem Japaner nur rechtens war. Er hatte keine Lust gehabt noch mehr mit der Frau zu sprechen, von der er noch nicht einmal den Namen erfahren hatte. Es interessierte ihn auch nicht. Das ungute Gefühl, welches er bei ihr gehabt hatte war bestätigt worden. Er konnte es nicht nachvollziehen, dass Komui es duldete eine Feindin in sein Haus zu lassen. Auch wenn sie sagte, dass sie vorher auf der Seite des Grafen standen... Vielleicht wollte sie nur an Informationen kommen, die sie an den Grafen weiter leiten konnte. Was unlogisch war, dass sie und Bookman Kontakt hatten. Anscheinend war es ihnen wirklich egal auf welcher Seite sie standen. Sie wollten einfach nur ihre Arbeit vervollständigen. Dafür gingen sie über Leichen. Der Gedanke, dass Lavi auch eines Tages auf der Seite des Grafens stehen konnte behagte ihm ganz und gar nicht. Dort gehörte er nicht hin. Er gehörte zu Moyashi, Crowley und Lenalee. Zu ihm.
 

Nachdem sie den Orden betreten hatten wurden die beiden sofort empfangen. Eigentlich nichts Neues für den Asiaten mit dem eisernen Willen. Von Komui und Bookman. Kanda ignorierte den Abteilungsleiter. Auf das:,, Willkommen zu Hause", von Komui antwortete erst gar nicht. Er schlenderte ohne Gewissensbisse an ihm vorbei. Seine Mordpläne ihm gegenüber hatte er schon wieder auf Eis gelegt. Lenalee würde es nicht verkraften. Er wollte jetzt den Bericht schreiben gehen. Kanda brauchte außerdem Abstand zu dieser Frau.
 

Das wird eine ungeheuer schwere Zeit mit ihr werden. Selbst Moyashi ist ein besserer Geselle als diese unreife Göre.

 

Bookman sah seine Kollegin an. Lange Zeit hatte er sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das letzte Mal war sie noch viel Jünger gewesen. Komui stand ruhig daneben und musterte die Neue. Er wollte sich einen Eindruck von ihr machen und überließ dem alten Mann daher das sprechen.

,,Willkommen. Wie ist dein neuer Name?"

Er kannte ihren alten Namen noch zu gut, aber da sie sich hier auf einer anderen Seite befand brauchte sie auch einen anderen Namen.

,,Lacey. Einfach nur Lacey."

,,In Ordnung. Das ist Komui Lee unser Abteilungsleiter. Er wird dich ein  paar Tests zu deinem Innocence machen lassen, wie jeder von uns es hier auch tun musste. Nachher dann hole ich dich ab, denn ich muss noch mit dir reden und noch formale Sachen klären."

,,Ist gut", war die knappe Antwort. Sie war wieder in ihr gewohntes Schweigen verfallen. Das vorhin war nur eine Ausnahme gewesen.

Komui zwang sich zu einem Lächeln. Dieses Mädchen erinnerte ihn an Kanda, nur doppelt so schlimm.

,,Komm. Nach den Tests stelle ich dir Johnny vor. Er wird deine Maße nehmen und dir dann deine Uniform schneidern."

 

.-.
 

Kanda setzte sich in die Bibliothek und begann das Wichtigste auf das Papier zu bringen. Warum er nicht in seinem Zimmer war wusste er nicht. Seine innere Stimme meinte er sehnte sich nach dem roten Karottenkopf, was natürlich hirnrissig war. Der konnte ihm gestohlen bleiben. Er wollte in Ruhe seine Arbeit erledigen...

Leider war er weit davon entfernt seine Ruhe zu finden, denn kaum hatte er den Stift auf das Papier gesetzt, wurde er von hinten umarmt und ein ohrenbetäubendes Quietschen ließ Kandas Trommelfell schlackern.

,,Yuuuuu- chan."

Lavi zog den Geruch seines Kumpels tief in sich auf. Der Schwarzhaarige blieb stumm, fragte sich aber ob Lavis "Tage" endlich vorbei waren und er wieder der Alte war. Natürlich wollte er immer noch wissen was der Trottel ihm hatte sagen wollen, aber wenn er ihn bedrängte würde er es nie erfahren. Es musste von ihm aus sein.

Lavi setzte sich neben den jungen Mann und grinste süffisant. Er musste ja nicht zeigen wie er sich wirklich fühlte. Wie das Verlangen nach Yu seinen Körper zum Brodeln brachte. Wie sehr er darunter litt von seinem Meister ignoriert zu werden. Und vor allem der Schmerz, der ihn auffraß, weil er Kanda liebte.
 

Jedoch war Kanda ein sehr nachtragender Mensch. Er konnte es doch nicht einfach so lassen und musste ihn darauf ansprechen. Er funkelte den dummen Hasen an:,, Was war das vor ein paar Tagen? Was verschweigst du mir?"

Für einen Augenblick konnte Kanda den Schmerz in Lavis Auge sehen, was genauso schnell wieder verschwand. Er setzte sein breitestes Grinsen auf, was Kanda nie überzeugte, denn es erreichte seine Augen nicht. In ihnen lag immer noch der Glanz von Trauer und Schmerz.

,,Ich sagte doch bereits, es ist nicht so wichtig."

,,Sag es oder ich reiße dir den Kopf von den Schultern."

,,Ich darf es nicht sagen. Schließlich bin ich der Nachfolger von Bookman."
 

Tut mir Leid, Yu- chan. Du würdest es nicht verstehen.

 

Allmählich hing das Wort "Bookman" ihm zum Hals raus. Er hasste es. Wütend musterte er Lavi Er würde nichts gegen den Plan der Frau ausrichten können. Er durfte bloß hoffen, dass Lavi sich nicht ändern ließ. Er war der Einzige dem Kanda bedingungslos vertraute. (Dabei plappert er doch jedes Mal alle Geheimnisse raus. Shit... ich sollte langsam lernen mich hier raus zu halten, xD)

Kanda reichte ihm den Federkiel:,, Schreib du. Ich hab keine Lust mehr."

Der Rotschopf kicherte leise, bescherte dem Anderen damit eine leichte Gänsehaut. Er konnte alles. Kochen, kämpfen, böse Blicke werden. Aber schreiben, das konnte er nicht. Zumindest keine Berichte. Er las viel lieber. Lavi konnte in Kanda lesen wie in einem offenen Buch, wusste meistens was dieser fühlte. Es war nicht das erste Mal, dass Lavi für ihn die Berichte schrieb. Seitdem Komui ihn für seine Schreibweise kritisiert hatte wollte der Japaner keinen mehr verfassen.
 

Aufmerksam hörte Lavi zu was Kanda sagte und brachte es ordentlich auf das Papier, benutzte aber seine Schreibweise, da Kanda nicht wirklich gute Sätze verfasste, womit man auch was anfangen konnte. Ständig schaute der schöne Mann bei ihm vorbei und ließ ihn den Schreibkram erledigen, schließlich war das sein Beruf. Lavi hatte damit keine Probleme. Hauptsache er war bei ihm. Es tat ihm zwar weh und es wäre besser Abstand zu halten, doch er brachte es nicht übers Herz. Es wäre für ihn wie kalter Entzug. Er genoss die Stunden, auch wenn es ihn schmerzte all seine Gefühle für sich behalten zu müssen. Kanda überflog am Ende die schnörkelige Schrift:,, Wie kannst du nur so schnell schreiben?"

,,Ich bin Bookman", sagte Lavi schulterzuckend, als würde damit alles geklärt sein.

 

.-.
 

Lacey ließ sich von Bookman durch den Orden führen und landete anschließend in ihrem eigenen Zimmer. Sie hockte sich vor dem Älteren auf den Boden:,, Wieso seid ihr hergekommen, obwohl sie so wenige Gewinnchancen haben?"

,,Damit auch von ihnen eine Schrift entsteht. Von der feindlichen Seite und den Exorzisten."

,,Mmmh, das ergibt Sinn. Aber es nervt mich, dass ich jetzt als Exorzistin kämpfen muss."

,,Ich weiß, jedoch komme ich an meinen Schüler nicht mehr heran. Er lässt sich von mir nichts mehr sagen und geht seinen eigenen Weg. Er hat sich schon längst in seinen Gefühlen verrannt."
 

,,Das weiß ich bereits. Der Typ wird mich noch kennen lernen."

Bookman lächelte. Er wusste er hatte die richtige Wahl getroffen:,, Ich hoffe doch. Morgen werden wir Lavi von deiner Ankunft unterrichten und davon, dass ich die Seiten wechseln werde, um deinen Meister zu helfen."
 

Lacey nickte:,, Lässt der Orden das zu, ich meine du besitzt ein Innocence und bist somit unverzichtbar."

,,Ich werde nicht zusammen mit den Grafen gegen euch kämpfen, schließlich will ich kein Gefallener werden. Also ja, sie lassen mich gehen. Dafür haben sie jetzt dich. Wie viel beträgt deine Synchronsrate?"

,,88%"

,,Siehst du?!", merkte der Bookman an und erhob sich:,, Ich wünsche dir eine gute Nacht. Morgen geht der Ernst des Lebens los und du bist zum ersten Mal allein."

,,Dir auch Bookman."
 

Fortsetzung folgt...

Konsequenzen

Zuerst wünsch ich euch frohe Weihnachten den Rest über, hoffe, dass ihr viel Spaß mit euren Lieben habt und schenke euch meinerseits zwei Kapitel in der Srory.

Just for Fun, xDD

 

Hierzu muss ich sagen, dass wir endlich ein wenig in Laceys Innerstes schauen können. Das habe ich ja in den Kapiteln davor weg gelassen, weil sie so gesehen werden sollte wie Kanda sie sieht....

Ich hoffe das klang jetzt logisch.

Uuuuund, die Noahs bekommen ihren ersten Auftritt. Zwei…

Das war´s auch schon wieder, dieses Mal laber ich nicht so viel. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, wie auch immer.

 

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Kapitel 5: Konsequenzen

 

Lacey machte sich auf den Weg in die Cafeteria. Sie hatte sich gemerkt wo sich welcher Raum befand. Sie besaß wie Lavi ein Fotografisches Gedächtnis, was ihr solche Dinge ermöglichte. Sie hatte geduscht und sich ihre neue Uniform angezogen, die Johnny gleich nachdem er die Maße genommen hatte anfing zu nähen und am selben Tag noch fertig stellte. Hut ab. Ihre Uniform bestand aus einem knielangen Kleid und festgeschnallte Snickers- schwarz. Sie mochte diese Kleidung nicht, konnte aber damit leben. Ihr langes Haar hatte sie penibel in einem Pferdeschwanz befestigt, genauso wie Kanda. Sie duldete es nicht, dass auch nur ein Haar an der falschen Stelle saß. Ihr war aufgefallen, dass die Haarlänge identisch zu Kanda seiner war. Die Farben jedoch konnten unterschiedlicher nicht sein.
 

Ihre Waffe hatte sie in ihrem Zimmer gelassen. Sie hatte erfahren, dass sie sie noch nicht wirklich kontrollieren konnte, was sie als Humbug abtat. Diese Helvaska hatte anscheinend keine Ahnung. Sie war mit ihrem Bogen aufgewachsen und wusste wie er funktionierte. Das Wesen sagte auch, dass es nicht daran lag, dass sie es falsch einsetzte, sondern dass sie ihre wahre Kraft noch nicht kannte. Sie fühlte sich unwohl ohne ihre Waffe, die sie sonst immer trug, doch im Orden würde sie sie nicht benötigen. Sie zupfte ihre schwarzen Handschuhe zur Recht und betrat die überfüllte Halle. So gut wie jedes Gespräch verstummte. Alle schauten sie erwartungsvoll an. Gerüchte hatten die Runde gemacht. Jedes war anders. Keiner wusste wie sie nun wirklich war. Innerlich verdrehte Lacey die Augen. Als ob sie noch nie eine Frau gesehen hätten, die Stil besaß. Sie erspähte einen Tisch mit mehreren Exorzisten. Vier um genau zu sein. Ein Rotschopf, der Lavi sein musste. Kanda, der jeden ignorierte und sie ebenso. Bookman und ein Mädchen mit grünen Haaren. Vermutlich Lenalee. Es könnte auch durchaus Miranda sein, aber sie sah eher wie eine Chinesin aus und hatte Ähnlichkeit mit Komui, also konnte es nur Lenalee sein.
 

Aber wo war der Stärkste von ihnen? Der Zerstörer der Zeit, von dem sie so viel gelesen hatte? Sie hatte sich seinen Vornamen nicht merken können, nur den Nachnamen. Walker. Normalerweise vergaß sie nie etwas, nur dessen Vorname, warum auch immer. Sie war neugierig, das musste sie sich eingestehen. Nicht etwas weil er sie interessierte, sie wollte ihn nur in Aktion sehen. Seine Haare sehen, die ihre so ähnlich sein sollen. Sein Auge und sein Schwert. Lacey ging an die Essensausgabe. Von weiter hinten hörte sie ein lautes:,, Strike", und wusste, dass es nur von dem Nichtsnutz Lavi gewesen sein konnte. Dieser Schwätzer!
 

,,Hallo, meine Schöne. Du bist neu hier, oder? Was möchtest du denn Essen, Liebes?", fragte Jerry mit seiner seltsamen Stimme. Lacey passte der schwule Typ ganz und gar nicht. Er sollte sich mit seiner Wortwahl im Zaum halten. Auf sinnlose Spitznamen konnte sie getrost verzichten. Ihr Blick war wie immer ohne irgendeine Gefühlsregung. Daran hatte sie noch gar nichts geändert. Nur ihr Ton war schärfer als sonst:,, Ein japanisches Rindfleisch Donburi und Millefeuille aus Aprikosen und Motcha."

-Donburi: Reisschale mit gekochtem Rindfleisch

-Motcha: Grüner Pulvertee

Unwillkürlich fühlte sich Jerry an Kanda erinnert (er ist schon der Zweite). Nur das seine Aura nicht ganz so böse wirkte, wie die der Neuen. Schnell machte er sich an die Arbeit und ließ keinen Ton mehr von seinen Lippen entfliegen. Er wunderte sich nur seit wann Thailänderinnen weiße Haare hatten. Ob sie mit Allen Walker verwandt war? Neee, dann wäre sie garantiert genauso liebenswürdig und charmant wie er. Das musste purer Zufall sein.

 

Ungeduldig wippte Lacey mit dem linken Fuß auf und ab. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Tisch mit diesen Idioten. Tatsächlich schaffte sie es aus dieser Distanz ihrem Gespräch, welches sie wieder aufgenommen hatten, zu lauschen.

,,Yu- chan, weshalb hast du mir nicht gesagt, dass die Neue solch eine Granate ist?", fragte Lavi schmollend.

,,Che."

,,Panda, wir wäre es..."

Ruumms, Lavi hatte einer hinter die Löffel bekommen, woraufhin eine dicke Beule kurzzeitig an seinem Hinterkopf wuchs und die Lenalee verlegen lächelte. Kurz beschwerte sich der Hase, unterhielt sich dann aber wieder mit Lenalee. Jetzt wusste Lacey, was Bookman meinte.
 

,,Hier dein Essen", sagte Jerry nur. Seine Hände zitterten als er Lacey das Tablett hinschob. Diese öffnete die Augen, nahm das Tablett und ging zu den Deppen- Tisch. Sie würde dies ja lieber vermeiden, aber die Kantine war voll und nur noch zwei Plätze waren an dem Tisch der Idioten frei. Lavi war der allererste der aufsprang und ihr die Hand reichte:,, Willkommen, mein Name ist Lavi Bookman Junior. Aber die Meisten nennen mich nur Junior oder…“

Ohne die Hand zu ergreifen oder auch nur im Ansatz zu zuhören setzte sie sich neben Bookman. Dieser Freak hatte sie doch nicht mehr alle. Lenalee lachte nervös auf. Sie wusste sie sie Kanda Handhaben musste, aber ob es bei Lacey auch so war wusste sie nicht.

,,Ähhm, ich heiße Lenelee Lee, Schwester des Abteilungsleiters. Normalerweise sitzt hier auch noch Allen- kun, aber er ist zu Zeit auf eine wichtige Mission.“

Lacey beäugte ihr Essen, ignorierte das Mädchen geflissentlich und begann einfach zu essen. Alles nur Kindergarten. Und das sollen richtige Exorzisten sein? Die haben doch gar keine Ahnung wie man einen Krieg führt. Lacey konnte es eigentlich nicht Glauben was sie alles gelesen hatte über die Truppe. Schon gar nicht die Sache mit der Arche. Sie waren in ihren Augen Schwächlinge.
 

Das dachte sich wohl auch Kanda, mit dem Kindergarten oder er wollte ihr Lacey einfach nur aus dem Weg gehen, denn er stand ohne ein weiteres Wort auf und verschwand, nachdem er sein Geschirr weg gestellt hatte. Mindestens die Hälfte von seinem Essen würde nun weg geschmissen werden. Verschwendung. Lacey konnte das ja egal sein. Schließlich wusste er schon wer sie war, anders als die beiden anderen jungen Leute. Sie würde sich wohl nie hier heimisch fühlen. Das brauchte sie auch nicht. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Sie würde diese Leute im Krieg beobachten. Helfen oder gar beschützen jedoch nicht. Dafür war sie nicht hier. Entweder sie waren stark genug oder sie würden eben sterben. Nicht ihr Problem. Das gehörte halt alles zur Geschichte. Lavi ließ sich natürlich nicht unterkriegen, verlieh seiner Neugier Ausdruck. Eingeschüchtert war er kein bisschen:,, Wie heißt du?“

Lacey überlegte ihm gar keine Antwort zu geben, aber Bookman nickte kaum merklich ohne sie dabei an zu sehen, also sagte sie knapp ihren Namen. Kein Wort mehr.

,,Und weiter?“, bohrte Lavi nach.

,,Schnauze.“

,,Hey, ist ja mega krass. Du bist genauso wie Yu- chan. Bestimmt bist du tief in deinem Inneren auch so ein liebevolles Wesen und wir müssen es nur hervor kitzeln“, Lavi bereute es sogleich diesen Satz gesagt zu haben und wollte im Erdboden versinken. Unterm Tisch bekam er einen saftigen Tritt von Bookman, nahm ihn stumm hin, ebenso wie den seltsamen Blick von Lenalee. Lacey dagegen reagierte gar nicht darauf, auch wenn sie es am liebsten gewollt hätte und ihm gerne ordentlich eine übergezogen hätte. Jetzt hätte sie ihm gehässig auf die Nase binden können, dass Bookman sie bald verließ, doch dieser kam ihr zuvor.
 

,,Ich werde den Orden verlassen, Lavi.“

Lenalee und Lavi sahen auf. Entsetzt. Beide aus verschiedenen Gründen. Lavi, der nicht mehr weg wollte und Lenalee, weil sie sich wunderte warum Bookman  von der Einzahl sprach. Nur Lacey blieb lässig wo sie war und wartete nur darauf, dass ihr Essen den Weg in den Magen fand.

,,Aber wieso? Mein Innocence hat sich doch nicht weiter entwickelt“, versuchte Lavi seinem Meister von seinem Vorhaben ab zu bringen.

,,Idiot. Du verstehst mich mal wieder Falsch. Ich werde gehen. Du bleibst hier. Lacey ist ebenfalls Bookman. Sie wird dich weiter lernen und dir zeigen wie du dich wirklich zu verhalten hast in deinem Beruf. Ich war immer viel zu nachsichtig zu dir. Lacey allerdings ist es egal wie viel Strafen sie dir geben muss und wenn du den ganzen Tag die Regeln der Bookman abschreiben musst.“

Der alte Mann schaute zu Lacey und diese verstand seine Worte auch ohne etwas zu sagen.
 

,,Sag ihm nicht wo ich hingehe. Das würde ihn völlig aus der Bahn werfen und du hättest noch mehr zu tun. Belassen wir es bei dem ich werde gehen. Irgendwann wird er es eventuell erfahren. Versprichst du es mir?“
 

,,Keine Bange. Ihr Schüler wird nichts von ihrer Reise auf die andere Seite erfahren. Ich werde ihn nur eine gehörige Portion Manieren beibringen. Und zwar eine die sich gewaschen hat. Er zieht unseren Beruf nicht länger in den Dreck, das schwöre ich.“

 

Lavi sah fragend zu Lacey. Jetzt verstand er auch weshalb sie so kalt war und keine Gefühle besaß. Sie war das Ergebnis eines wahren Bookman. Ohne Gefühle. Er zog die Nase kraus. Falsch. Sie war ein Mensch und jeder Mensch besaß Gefühle. Das sah man an seinem Meister, der sich auch sorgen um seine Freunde machte oder mal lächelte. Lavi würde ihr zeigen wie sich die Freundschaft anfühlte, Die Liebe. Er würde ihr Glück geben. Leider lag er in allem daneben, genauso wie Lacey. Sie würden in ferner Zukunft nicht einmal sehr viel miteinander zu tun haben bei dem Unglück welches ihnen noch bevor stand…

Der Rotschopf seufzte nachgebend. Er hatte ja keine andere Wahl.

,,Und wohin gehst du?“

,,Das brauch dich nicht zu interessieren. Du wirst mich eh nicht mehr sehen. Noch heute werde ich meine Sachen packen und aufbrechen.“

Etwas in Lavi zerbrach. Wieder einmal verlor er etwas sehr Wichtiges in seinem Leben. Wie viel Schmerz und Leid sollte er noch erfahren? Er hatte seine Liebe zu Kanda doch unterdrückt. Was störte ihn dann an ihm? Bookman war für ihn immer wie ein Vater gewesen. Und jetzt sollte es das gewesen sein?

Er gab sich Mühe seine Stimme normal klingen zu lassen, was allerdings nicht funktionierte. Sie klang brüchig und fast schon bettelnd:,, Das kannst du nicht machen!“

,,Und ob. Es war deine Pflicht dich wie ein Bookman zu verhalten. Du hast es versaut. Nun siehst du was es für Konsequenzen mit nach sich zieht“, konterte Bookman ohne Mitleid.
 

Lavi wurde es zu viel. Er war am Boden zerstört. Langsam erhob er sich, donnerte aber noch einen Satz heraus, mit einer Wut, die man ihm gar nicht zugetraut hätte.

,,Ich kann auch beobachten mit Gefühle, schließlich bin ich ein Mensch und keine Maschine!“

Lacey platzte nun ebenfalls der Kragen. Den Mist hatte sie sich lange genug angehört. Ihre Geduld war am Ende ihrer Reserven angekommen. Sie stand kurz nach Lavi auf, um ihre Faust erbarmungslos in Lavis Gesicht zu versenken. Dieser hielt sich geschockt die brennende Wange, starrte Lacey fassungslos an. Er fühlte sich erniedrigt. Mehr als das. Er fühlte sich wie ein Stück Dreck, das man wegwerfen konnte wann man es wollte. Ihre Augen waren völlig leer. Ihre Haltung jedoch voller Verachtung. Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie ihm die Worte ins Gesicht, was wieder alle Gespräche zum Verstummen brachte und Lenalee Angst vor ihr bekam.

,,Du mischst dich in die Geschichte ein, obwohl uns das untersagt ist! Wir dürfen das nicht! Wir dürfen nicht fühlen! Diese Manschen sind nichts weiter als Tinte auf unserem Papier! Akzeptier das!“

,,Ich… kann das aber nicht.“

 

.-.
 

Reever zog die Stirn in Falten:, Wir haben doch einen Neuzugang, wo bleiben da die Vorbereitungen für die Feier?“

Komui hatte seine Hände auf den Tisch abgestellt und seinen Kopf darauf gebettet. Er schüttelte den Kopf:,, Es wird kein Fest geben.“

,,Wieso? Es gibt doch für Jeden eine kleine Feier?“

,,Anordnung von Lacey höchst persönlich. Sie will keine Feier, da sie ein Bookman ist. Es wäre peinlich wenn wir dort stünden nach dem Motto: Wie bestellt und nicht abgeholt.“

,,Noch ein Bookman? Und dann auch noch ein Weiblicher?“, Reever fiel die Kinnlade wortwörtlich herunter.

,,Ja, der Alte wird uns dafür verlassen. Aber wolltest du wirklich deshalb zu mir?“

,,Eigentlich nicht. Ich habe eine Meldung von Toma bekommen. In Jugoslawien ist ein Noah aufgetaucht…“

,,Na dann wollen wir mal sehen wie Lacey sich als Exorzistin so schlägt.“

 

.-.
 

Road Camlot quengelte wie ein kleines Mädchen. Nun ja. Sie sah auch aus wie eines, doch sie war die Älteste in ihrem Clan. Seit 35 Jahren war sie nicht mehr Wiedergeboren worden und irgendwie war ihr das peinlich, weswegen kaum einer ihrer Familie davon Bescheid wusste. Nur der Graf und Wisely. Letzteren hatte sie das aber nicht freiwillig erzählt. Er war so Rotzfrech gewesen und hatte sich in ihren Kopf “gehackt“. Am Liebsten wollte sie ihn umbringen, doch er hielt Dicht. Dafür musste sie ihm Versprechen ihn nicht für ihre Spiele zu missbrauchen, die sie gerne Betrieb. Denn sie sah nicht nur aus wie ein Kind. Sie spielte auch wie Eines. Nur waren ihre Spiele um einiges brutaler. Sie besaß einst viele Puppen, jedoch waren die jetzt ziemlich massakriert worden. Ihre Fantasie kannte keine Grenzen. Sie besuchte auch noch die Schule. Dort hatte sie keine Freunde wegen ihrem seltsamen Verhalten. Manches Mal wurde ein Klassenkamerad von ihr in dessen größten Ängsten eingesperrt und wenn sie wieder erwachten waren sie am Ende. Zwei hatten sich sogar schon das Leben genommen. Welch ein Spaß für die kleine Road.
 

Gerade hatte sie Tyki dazu verdonnert mit ihr zu spielen. Dieser Mann war wohl der Einzige dem etwas an den Menschen lag und Umgang mit ihnen pflegte. Deswegen war er wohl auch der Einzige der ein guten Umgang hatte. Er war charmant, sexy und zuvorkommend, doch hinter dieser Maske verbarg sich ein grauenhafter Killer, der seine menschlichen Opfer sehr gerne folgte. Road nannte ihn öfters den Ripper, was auch durchaus passen könnte. Der Kleinen störte das nicht. Sie fand das sogar süß. Dabei sein wollte sie allerdings nicht. Sie wollte keine ausgeweideten Menschen sehen, mit weit aufgerissenen Augen. Jedenfalls saß der Portugiese gelangweilt auf Roads Schaukelstuhl. Seit sie die Arche an den Exorzisten verloren hatten lebten sie in einem ganz anderen Viertel. In einer riesigen Villa. Sheryl, Roads Papa, arbeitete hart und stand auch öfters in den Zeitungen. Tyki manchmal auch. Aber nur weil er so gut aussah. Wirklich arbeiten tat er nicht. Er ging, wie es von ihm verlangt wurde, zu den anstehenden Bällen. Gefallen tat es ihm nicht unbedingt. Er spielte lieber Poker mit seinen Freunden und schinderte mit ihnen viel lieber in der Bergmiene. Keiner seiner Familie verstand es. Wer würde freiwillig diesen Job ausführen, wenn er einen besseren bekommen würde?
 

,,Tykilein, können wir bitte ein wenig ernster spielen?“, fragte Road und räkelte sich auf seinem Schoß. Der Angesprochene legte die Puppe mit dem fehlenden Arm zur Seite und musterte seine Cousine:,, Es tut mir Leid. Ich habe heute irgendwie keine Lust.“

Road sprang schmollend von seinem Schoß, drehte sich von ihm weg und verschränkte die Arme vor der Brust:,, Du hast nie Zeit für mich oder keine Lust. Das macht so keinen Spaß. Keiner will mit mir spielen.“

,,Ach komm, sei nicht sauer. Wie wäre es wenn du mal ausgehst und eine Freundin besuchst. Du hast doch vor kurzem von einer Karin gesprochen. Warum besuchst du die nicht? Das Gräflein hätte sicherlich nichts dagegen, wenn du dich amüsierst.“

,,Geht nicht. Karin hat sich letzte Woche vom Schuldach geworfen“, Road drehte sich wieder um. Ihr Gesicht hellte sich mit einem Mal wieder auf:,, Das war schön an zu sehen.“

Tyki hob eine Braue:,, So? Dann war es also deine Schuld?“

,,Wie kommst du darauf?“, fragte die Blauhaarige unschuldig. Der Auftragskiller lächelte:,, Weil ich dich kenne.“

,,Menno. Lenk nicht ab. Wann spielst du endlich wieder mit mir?“

,,Bald, meine Liebe. Aber ich habe noch einen kleinen Auftrag zu erledigen. Wenn ich wieder nach Hause komme bin ich sofort bei dir im Zimmer und nichts kann mich davon abhalten mit dir zu spielen.“

,,Juchuuuu.“

 

.-.
 

,,Nein, bitte nicht. Bitte lassen Sie mich am Leben“, flehte der Mann, dem mittlerweile die Beine fehlten. Er lag am Boden und robbte nur noch davon, doch seinem Feind war es egal. Er genoss es wie der Mann um sein Leben bettelte und dabei die Schmerzen nach hinten drängte. Die Blutspur die er hinter sich her zog wurde immer breiter. Der Dunkelhäutige war ein Killer. Das viele Blut war ein Reiz für ihn. Er grinste breit und leckte sich über den Mund. Nicht lange und sein Opfer würde verblutet sein…
 

Schade eigentlich, dabei machte es gerade solch ein Spaß. Warum der Graf ihm aufgetragen hatte diesen Mann zu ermorden war ihm schleierhaft, aber er hinterfragte seine Aufträge nicht. Er erledigte es einfach. Wenn es ein Exorzist gewesen wäre würde er seine Fähigkeiten einsetzten, um sich nicht schmutzig machen zu müssen, doch das war nur ein minderwertiger Mensch. Da konnte er sich nach Lust und Laune austoben. Er wartete bis der Mann aufhörte zu robben, sich nicht mehr bewegte und ihn mit erstarrten Augen ansah. Er war ins Reich der Toten geglitten. Auftrag erledigt. Er wollte sich dennoch noch ein wenig hier herum treiben. Mal schauen was er hier noch alles finden konnte. Tyki Mikk zog seinen Zylinder tiefer ins Gesicht. Seine Kleidung war trotz der Sauerei noch einigermaßen sauber. Und das bisschen Blut würden die Menschen sicherlich für Farbe halten. Was für Flachzangen!

Er verließ die Gasse und machte sich auf den Weg ins Getümmel.
 

Er bemerkte nicht, dass Jemand ihn entdeckt hatte. Ein Finder stand zufällig nicht unweit von ihm entfernt und konnte die dunkle Haut des Noahs erkennen. Er war sich nicht sicher ob er es auch wirklich war, vermutete es aber, denn er sah das rot auf der Kleidung. Er wollte nicht den Orden abrufen, dass die Exorzisten umsonst herkamen. Er wartete bis der Verdächtige um die Ecke gebogen war und rannte quer über die Straße, direkt in die Gasse hinein. Sofort hielt er sich eine Hand vor den Mund und musste sich übergeben. Er hatte sich bestimmt nicht geirrt. So grausam konnte kein normaler Mensch sein. Das war einer von diesen Noahs, über die die Sucher so wenig wussten. Schnell suchte er sich das nächstbeste Telefon und sagte hysterisch:,, Bitte melden, wir brauchen dringen Verstärkung.“

Am anderen Ende der Leitung war Komui, der versuchte ihn zu beruhigen:,, Holen Sie erst einmal Luft, Toma.“

,,Keine Zeit. Hier treibt sich ein Noah herum.“

Komui schaltete augenblicklich in den ernsten Modus um:,, Wo?“

,,Ich schick ihnen die Koordinaten.“

,,In Ordnung.“

Toma legte auf und tat was er gesagt hatte. Er wartete auf den Rückruf, wo er sich mit der Einheit treffen sollte und hoffte, dass dieser Noah ihn nicht schneller fand als die Exorzisten…
 

Fortsetzung folgt...

 

 

Mein zu Hause

Kapitel 7: Mein zu Hause

 

Noch nicht einmal zwei Stunden später stand Lacey in Komuis Büro. Ihre Miene war wie immer unbewegt, aber innerlich war sie gespannt wie das hier alles ablief. Kanda und Lavi waren ebenfalls anwesend. Das Lavi mitkam war ja okay, so konnte sie ihre Arbeit beginnen, doch der Japaner sollte dort bleiben wo der Pfeffer wächst. Er würde bloß im Weg herum stehen. Sie fand ihn unsympathisch und hatte das Gefühl er könne durch sie hindurch sehen. Sie fühlte sie entblößt. Kein Mensch hatte das Recht zu erfahren was geschehen war, weshalb sie wirklich so geworden war. Ihre Vergangenheit. An ihr hing kein gutes Haar. Wenn sie sich öffnen würde würde man sie hassen. Sie verachten, dabei benötigte sie dringend den Respekt.
 

,,Ihr fragt euch bestimmt warum ich euch drei auf Mission schicke, da drei Exorzisten ja doch schon eine hohe Zahl ist. Es ist auch keine einfache Mission, denn es wurde ein Noah gesichtet. Er hat einem Menschen das Leben geraubt. Einen Grund haben wir noch nicht gefunden und deshalb schicken wir gleich drei von euch dorthin.“

,,Verstanden“, sagten die zwei Männer, während Lacey nur stumm mit verschränkten Armen ein Nicken andeutete. Kanda warf ihr kurz einen Verachtenden Blick zu. Sein Partner Lavi dagegen mied sie komplett. Er war immer noch ein wenig angeschlagen Er konnte seinem Meister nicht einmal mehr Lebewohl sagen. Kanda knurrte und nahm das Logbuch entgegen. Er war sauer, weil er keine Lust auf zwei Schreiberlinge hatte und Lacey sah man weiterhin nichts an. Komui fand das überhaupt nicht gut. Er machte sich Sorgen um alle Drei. Wenn der Auftrag daneben ging könnte er sich das nie verzeihen. Im Leben nicht. Andere Möglichkeiten hatte er jedoch nicht, denn die meisten Exorzisten waren alle fort gegangen.
 

Lacey- chan hat wohl einiges erlebt, dass sie so geworden ist. Ich hoffe nur, dass die Jungen sich nicht zu sehr auf sie verlassen werden…

 

Er räusperte sich mit vor dem Mund gehaltener Hand:,, Die Arche wird für euch fertig gemacht. Ihr werdet genau in Jugoslawien landen. Anschließend müsst ihr noch ein Stück weit mit dem Zug fahren. Viel Glück und kommt mir heil wieder nach Hause“, sagte Komui. Lacey nahm sich ihre Unterlagen entgegen und verließ den Raum. Sie eilte zu Reever und holte sich ihren Golem ab, den sie benötigte um Kontakt zu halten. Dann erst packte sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Sie wurde bereits von Kanda und Lavi erwartet, da Reever sie noch einige Minuten belehrt hatte, obwohl sie alles über das Funkgerät wusste. Schweigend stellten sie sich vor die Arche. Während sie warteten sagte Lacey, dann doch etwas. Es war eher eine Vorwarnung auf das Kommende.

,,Bildet euch bloß nicht ein, dass ich einen von euch retten werde. Schon gar keinen Exorzisten.“

Kanda blickte sie nur Mord lüstern an. Als ob ihm das interessieren würde! Er konnte schließlich selbst auf sich aufpassen. Ihm fiel der Bogen auf ihrem Rücken auf und verengte die Augen zu schlitzten. Das war also ihr Innocence. Er hatte die Waffe schon einmal gesehen. Bei der Jagd. Es gab schon einmal einen Exorzisten, der einen Bogen besessen hatte, aber er hatte nicht lange gelebt, da man mit dieser Waffe nicht sehr viel anstellen konnte und kaum entwickeln konnte. Eventuell die Schnelligkeit des Pfeils, aber das war reine Übungssache. Er gab ihr ein paar Wochen, dann würde sie den Abgang machen. Obwohl er sich nicht sicher war, immerhin hatte er Moyashi auch deutlich unterschätzt. Der Name von ihr war ihm auch noch Unbekannt. In der Kantine hatte er nämlich nicht wirklich zugehört. Es war ihm auch egal ob sie nun Gretel oder Sockenschuh hieß. Er wollte keine Freundschaft mit ihr schließen, sondern Lavi vor ihr retten. Zugeben würde er das zwar nicht, aber das war auch nicht von Belang. Wie sollte er das jedoch anstellen ohne seinen Ruf zu verlieren? Sollte er sie wenn sie in Gefahr sein sollte einfach sterben lassen? Das war ein bisschen zu viel aufgetragen, aber sie machte doch auch keinen Hehl daraus sie über die Planke springen zu lassen. Ein Unmensch wie sie war er dennoch noch lange nicht. (Das sieht aber ganz anders aus, Kanda- chan, du böser Bub)

 

.-.
 

Reever sah gerade noch wie die kleine Gruppe durch das Tor verschwand und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Bookman war wenigstens noch lustig gewesen, anders als diese Lacey. Sie war noch weitaus unfreundlicher als Kanda und das will schon was heißen. Wieso hatten sie getauscht? Hätte Bookman nicht wegen seinem Innocence bleiben müssen? Kein Träger durfte von der Zentrale aus den schwarzen Orden einfach so verlassen. Diese Frau… konnte sie wenigstens gut kämpfen? Musste sie wohl, sonst hätte sie Kanda nicht beschützten können oder wie auch immer sie das nennen mag. War sie genau aus diesem Grund nicht trotzdem von ihnen zu akzeptieren? Es würde auf jeden Fall sehr schwer werden. Vielleicht musste sie sich auch einfach nur eingewöhnen und wurde dann etwas lockerer. In Kandas Bericht jedoch stand, dass sie schon dort so Nichtssagend gewesen ist. Nur selten gesprochen hat. Der Australier fuhr sich durch die Haare:,, Das ist doch alles Mist hier.“

 

.-.
 

,,Crooooowley“, der schrille Schrei hallte durch das alte Gestein. Jagte dem Jungen, der diesen ausgestoßen hatte einen eiskalten Schauer über den Rücken und ließ ihn kurz erzittern. Das durfte alles nicht so enden! Der Junge mit den weißen Haaren rannte durch die engen Gänge, so schnell er nur konnte. Sein verfluchtes Auge aktiviert, sein anderes Panik hin und her schauend. Er war auf der Suche nach seinem Freund und Kollegen, den er verloren hatte. Es war nicht aus zu halten. Crowley war allein und bestimmt mittendrin von Akuma. Er hätte seinen Freund nicht verlieren dürfen. Wenn er ohne ihn zurück kam würden sie ihn wieder hassen und das wollte der Junge auf gar keinen Fall, zumal Crowley einer seiner besten Freunde war. Seit er es geschafft hatte den Noah aus sich heraus zu filtern, wofür er sehr lange gebraucht hatte, denn kein Plan wollte richtig funktionieren, arbeitet er wieder im schwarzen Orden unter strengster Beobachtung. Es war klar, dass ihm kaum noch eine Seele dort vertraute. Er war immerhin vor ihnen geflüchtet und trug etwas sehr Böses in sich. Dachten zumindest alle. Er war da ganz anderer Meinung. Sicher war der Noah in ihm nicht so gewesen wie die anderen. Er wollte einfach nur Vergeltung für irgendetwas haben, jenes hatte der Junge ganz genau gespürt. Er erinnerte sich noch genau daran. Es war teilweise Howard Link zu verdanken gewesen. Er hatte Kanda und Johnny bis zu ihm verfolgt und ihm dann seine Idee unterbreitet hatte. Ursprünglich sollte Link ihn einfach nur beobachten, vor allem Nea, doch er hatte Mitleid mit Allen, der sich nur gequält hatte. Er hatte ihn eine Weile zur Seite stehen müssen und empfand so etwas wie richtige Vatergefühle.
 

Nachdem er sich zu dem bewusstlosen Allen gesetzt hatte und ihm ins Ohr geflüstert hatte was er tun könnte, war er wieder verschwunden um sich den Zorn von Kanda nicht aufziehen zu müssen. Als Allen dann wieder wach wurde, hatte er diese Idee im Kopf gehabt und sie sogleich ausprobiert. Es hatte geklappt, obwohl es sehr geschmerzt hatte. Er hatte geschrien, sich gefühlt als würde er durch heißes Feuer gehen, was seine Haut zerfleischte. Außer ihm wusste Niemand ob Nea auf der Suche nach einem neuen Wirt war oder was anderes tat. Vielleicht gar nicht mehr existierte. Allen war ins Koma gefallen und erwachte erst wieder im Krankenhaus des schwarzen Ordens. Was in der Zwischenzeit passiert war wusste er nicht. Gleich nachdem er wieder auf den Beinen war kam Luberie und wollte wissen was passiert war. Allen schilderte ihm die Sachlage, ließ jedoch aus, dass Link es war der ihm den Tipp gegeben hatte. Der Inspektor war mehr als nur erbost gewesen, zwang Allen zu probieren ob er die Arche noch steuern konnte. Das war der Fall gewesen. Er war zwar kein Noah mehr, doch er besaß durch die lange gemeinsame Zeit noch ein paar der Fähigkeiten. Luberie glaubte ihm nach dieser Aktion kein Wort und befahl, dass man ihn weiterhin beobachten ließ. Allen fühlte sich immer elend wenn er nicht alleine sein konnte und hatte viel nachdenken können. Damals hatte er sich immer gefragt wieso Kanda freiwillig seine Freiheit aufgegeben hatte. Heute wusste er, dass Kanda niemals frei gewesen war. Er hatte die Schuld an ihm begleichen wollen, wofür Allen ihm im Nachhinein sehr dankbar war. Und außerdem hatte er Lavi bestimmt sehr vermisst, denn dieser konnte durch ihn hindurch blicken, wie Allen fand.
 

Nach seiner Rückkehr hatte Kanda alles dran gesetzt, um Lavi zu finden und aus den Fängen der Noahs zu befreien. Niemals hatte er geglaubt, dass Lavi tot war. Der Japaner hatte sich erneut auf der Suche gemacht, dieses Mal jedoch nicht um Allen zu finden, sondern Lavi. Allen aber wollte ihn begleiten, denn Lavi war auch sein Freund. Sie hatten sich beide so ins Zeug gelegt ihren Freund zu finden… Sie wussten, dass sie dafür bestraft werden würden, denn sie sollten sich auf das Wesentliche konzentrieren. Zudem war ihnen Lavi wichtiger. In dieser Zeit hatte Allen einen ganz anderen Kanda kennen lernen dürfen. Die Maske war nicht mehr ganz so kalt wie er immer tat und Allen wurde klar, dass er nicht nur daraus bestand, sondern dass es nur eine Maske war.
 

Schon als er in des Samurais Erinnerungen gefangen war, weil Wisely solch ein Schussel gewesen war, hatte sich sein Bild gegenüber Kanda sehr stark verändert. Er konnte ihn endlich verstehen. Seine Mauer. Setzten sich doch beide Masken auf um sich zu schützen. Sie waren sich in den meisten Punkten so ähnlich. Hatten beide ihren liebsten Menschen getötet. Nur war es bei Kanda einen Ticken schlimmer gewesen. Lavi kannte den Schwarzhaarigen seit dem er mit Bookman dort angekommen war. Allen wusste um Lavis Gefühle. Er ahnte, dass Kanda ebenfalls etwas für Junior empfand, doch da wollte Allen sich nicht einmischen. Diesen Krieg mussten sie ganz alleine austragen.

 

Flashback:

 

Sie hatten eine Spur. Endlich. Ohne Umschweife machten sich die beiden Exorzisten auf den Weg. Hoffentlich kamen sie noch rechtzeitig. Sie betraten quasi die Höhle des Löwen. Die Waffen fest umklammert schlichen sie die dunklen Flure entlang, achteten darauf nicht gefunden zu werden. Sie brauchten nicht weit laufen um ihr Ziel zu erreichen. Schon von weitem konnten sie die kaputte Wand sehen. Und die Blutspur, die mittlerweile eingetrocknet war. In dem Raum, den sie betraten, befand sich nichts außer zwei Sessel. Zwei Noah waren anwesend. Allen erkannte sie dank des Wissens von Nea. Der eine war Fiddler, ein Gegner der nicht viel sprach, und Sheryl, Roads Vater.
 

Kanda wollte Mugen zücken, doch Allen hielt ihn davon ab, in dem er einen Schritt nach vorne machte. Seine Augen waren vor Schreck und Angst geweitet. Die Noahs waren nicht allein. Sie hatten noch zwei Gäste, wovon der eine mehr tot als Lebendig aussah. Bookman saß auf einem der Sessel, an sich sah er unverletzt aus, doch er schien mit sich selbst zu kämpfen. Mit einer Entscheidung. Sein Schüler, Lavi, dagegen schaute weitaus schlimmer aus. Außer das Lavis Haar um einiges länger geworden war und mittlerweile beide Augen verdeckte. Sie waren blutverkrustet und verfettet. Es war überhaupt ein Wunder, dass er noch am Leben war. Deutlich konnte Allen den schwachen Atem seines Freundes ausmachen, beim flüchtigen hinsehen könnte man meinen er sei schon gestorben.
 

Es war klar, dass ihre Anwesenheit sofort auffiel, denn Allen hatte sich ja nicht gerade versteckt gehalten. Er wollte noch einen Schritt auf Lavi zu machen, hatte seine Feinde längst vergessen, bis die ihn in die Wirklichkeit zurückholten.

,,Stehen bleiben, sonst wird Fiddler den Rotschopf und Chaoji- kun töten“, sagte Sheryl mit fröhlicher Miene. Er gehörte doch in die Klapse. Vor allem… was hatte Chaoji mit dem Ganzen zu tun? Er befand sich doch derzeitig im Orden. Allen tat wie ihm geheißen. Er blickte zu dem Noah hinüber, sein Blick trüb und glasig:,, Warum quälst du Lavi so sehr? Und was ist mit Chaoji?“

,,Oh, damals hat Fiddler seine lieben Parasiten in den Körper von Chaoji und Lavi injiziert, um den Orden aus spionieren zu können. Bis jetzt hat es noch nichts gebracht, da der Kerl ständig auf Mission oder im Krankenpflügel liegt. Der ist anscheinend kein sehr fähiger Kämpfer. Und was deine erste Frage angeht… Bookman will seine Aufzeichnungen einfach nicht raus rücken, über den 14. Der Kleine ist nur das Opfer. Ihm hätten viele Schmerzen erspart werden können, aber nein der werte Herr meint nur Lavi würde das schon durch stehen.“

,,Ich muss dich enttäuschen. Nea ist nicht mehr da“, erwiderte Allen, hatte kaum Hoffnung, dass die Noahs sie einfach so gehen lassen würden. Wie sollte er Lavi und Chaoji retten?

,,Töte die beiden, es hat keinen Sinn mehr“. Befahl Sheryl. Hinterfragen wollte er nichts mehr. Er glaubte dem Jungen. Er glitt mit einer fließenden Bewegung von der Sessellehne auf der Lavi ruhte und verschwand durch eine von Roads Türen.
 

Fiddler grinste. Lange Zeit hatte er darauf gewartet. Keiner der Exorzisten würde rechtzeitig bei ihm sein können. Er wollte gerade etwas sagen und streckte seine Zunge raus, als er unterbrochen wurde. Eine schwache, brüchige Stimme ertönte von dem anderen Sessel, die sowohl Kanda als auch Allen erstarren ließ.

,,Heaven Compass“, Bookman’s Finger zitterten. Ihm ging es gar nicht gut.

,,East Crime…“

Wenn auch alles an ihm schwach wirkte, so trafen die Nadeln ihr Ziel und bedeckten Fiddlers Zunge, hinderten ihn somit vorerst daran Lavi und Chaoji zu töten.

,,Los, Junge.“

Allen wusste, dass dies seine Chance war und nickte. Er verhüllte seinen Körper mit dem weißen Mantel:,, Crown Belt.“

Kanda wollte nicht untätig herum stehen, das kränkte seinen Stolz. Als wenn er Moyashi alles alleine machen lassen würde. Er zog sein Schwert aus der Scheide und ging in Angriffsstellung. Es erinnerte ihn stark an ihre erste Mission wo sie auch ihre Kräfte gebündelt hatten und damit sehr stark waren.

,,Mugen zieh blank. Acht Blüten der Gottesanbeterin!“
 

Man könnte meinen die drei hätten den Noah besiegt. Waren sie gemeinsam doch unschlagbar. Ihr liegt falsch. Fiddler war nicht dumm. Woher auch immer holte er eine Axt und schlug sich die Zunge ab. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, doch er hatte nun keine Kontrolle mehr über die beiden Jungen, denn die Parasiten flossen aus ihren Mündern. Allen konnte es sehen und unterdrückte einen Würgereiz. Als er dann auch noch sah, dass Fiddlers Zunge wieder nachwuchs, eilte er in eine Ecke und übergab sich. Fiddler indess verschwand. Allen wischte sich über den Mund und rannte zu Bookman:,, Alles in Ordnung?“

,,Mmh.“

Der Junge legte sich einen von Bookmans Armen um die Schultern und stützte ihn beim Laufen. Allen sah zu Kanda, der schon bei Lavi angekommen war. Er würde schon allein klar kommen. Allen machte sich auf den Rückweg.
 

Kanda war das nur Recht. Er kniete sich neben den Rotschopf und fragte leise:,, Baka Usagi? Kannst du mich hören?“

Allen konnte diesen Satz noch hören und erkannte deutlich die Panik in dessen Stimme. Leicht rüttelte er Junior an der Schulter, eine Reaktion bekam er dennoch nicht. Mit einem Mal wich Kanda zurück. Aus Lavis Körper flossen wieder glitschige blau- graue Murmeln, die aussahen wie Augen. Sie flossen geradewegs auf Kanda zu und war dann urplötzlich verschwunden.
 

Allen war stehen geblieben und hatte sich noch einmal umgedreht:,, Das… waren Fiddlers Parasiten.“

Sein Blick hing wieder an Lavi, der zusammen gekauert an der Wand saß. Kanda schob sein Pony hoch und erkannte das blaue Auge, die gebrochene Nase. Aus den Ohren quoll Blut und sein Arm musste verstaucht sein. Er hatte zahlreiche Prellungen und Entzündungen. Er wusste nicht wirklich was er machen sollte. Als dann auch noch Lavis Atem vollends versagte brach in Allen die Panik aus. Kanda jedoch war die Ruhe selbst und wusste nun was er machen sollte. Er zog Lavi an den Beinen, so dass dieser auf dem Boden lag. Er beugte sich über ihn und begann mit der Herzdruckmassage. Danach legte er seine Lippen auf die es angehenden Bookman. Sie schmeckten süße, was Kanda hasste, war aber nicht abgeneigt. Er wollte mehr, musste sich jedoch beherrschen, denn Allen würde das sonst noch sehen können.
 

Ohne jemals damit gerechnet zu haben wieder sein Auge auf zu schlagen tat er, Lavi, genau das. Das erste was er wahrnehmen konnte war der Schmerz seiner Wunden, vor allem die am Hinterkopf, jedoch wurde dies von etwas anderem Übertönt. Etwas Weiches lag auf seinen Lippen. Sein Smaragd grünes Auge weitete sich ein Stück weit. Wer küsste ihn da? Er war doch mit Bookman allein gewesen und den Noahs. Hatte er was verpasst? Sein Auge wanderte nach unten, erkannte lange, seidige dunkle Haare. KANDA? Wie…? Was…? Er hob seine schwachen Hände, berührte Kanda an den Schultern und drückte den jungen Mann sanft aber bestimmt von sich.

Er war verwirrt und angeschlagen als Kanda ihm mit einem leicht ängstlichen Blick ansah. Träumte er etwa? War er schon tot?

,,Wie… was machst du… hier?“

Kanda antwortete nicht, Allen war es der anfing zu jubeln:,, Du lebst!“

Junior hob vorsichtig seinen Kopf und wunderte sich nur noch mehr. Er blickte sich um, wollte feststellen wo er sich befand. Er war immer noch dort bei seinen Folterern. Aber wo waren die? Plötzlich ging ein stechender Schmerz durch seinen gesamten Körper. Er bäumte sich auf und kreischte. Die Verletzungen machten sich nun doppelt so viel bemerkbar, wie die ganze Gefangenschaft über. Er erinnerte sich nicht an alle seine Folterungen, die er durchleben musste. Am Ende war er nur noch Ohnmächtig gewesen. Und auch jetzt verlor er an Besinnung. Jedoch nicht ohne ein verschmitztes Lächeln von sich zu geben. Ihm wurde etwas bewusst, dass sein Leben veränderte.

Er liebte Kanda. Der Kuss hatte es ihm noch klarer vor Augen geführt.
 

Kanda fackelte nicht lange. Er hievte sich Lavi über die Schultern, dessen Kopf auf gegen seinen leblos gedrückt. Der Rotschopf brauchte Hilfe, denn lange hätte er sonst nicht mehr zu leben. Kanda gab Allen einen Wink sich in Bewegung zu setzten und das schnellstens. Natürlich machten sie sich auch Sorgen um Bookman, doch dieser schwebte nicht unbedingt in Lebensgefahr. Alle im Orden würden in Aufruhr sein und hetzten, um Lavi die dringende Medizin zu reichen, die er benötigte.

 

Flashback Ende.
 

So hatten sie Lavi befreit. Er hatte sich schnell erholt und war trotzdem nicht mehr derselbe. War ja auch zu erwarten gewesen. Er hing an Kanda wie eine Klette. Sein Grinsen wirkte nicht mehr echt. Damals war es teilweise auch nicht echt gewesen, sah aber realer aus als jetzt. Seine Arbeit erledigte er auch nicht mehr so wie er sollte, als wäre es ihm egal geworden. Und doch zeigte sein Auge mehr Glanz, wenn er Kanda ansah. Er war glücklich seine Gefühle endlich deuten zu können.
 

Immer noch eilte Allen durch die Gänge, verdrängte seine Erinnerungen. Er musste sich auf seinen verloren gegangenen Freund konzentrieren. Er hatte Crowley nämlich immer noch nicht gefunden. Das Level Drei Akuma hatte ihn mit sich gerissen. Warum war es dann aber die durchgehend so still? Allen deaktivierte seine Waffe, hielt seine Klauen jedoch bereit. Erst als es begann zu Poltern rannte er wieder schneller in der Richtung aus der die Geräusche an sein Ohr drangen, bis er in Jemanden hinein lief, nach hinten taumelte und gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wieder fand. Die Miene des Jungen hellte sich auf:,, Alistair“, rief er aus. Er war erstaunt, sehr erstaunt:,, Wo ist das Akuma?“
 

Der Exorzist griente breit:,, Jetzt bin ich satt.“

Er wischte sich mit dem Ärmel vom Mantel über den blutigen Mund. Seine Eckzähne bildeten sich zurück, langsam. Jeden würde es Angst machen, doch seine Kollegen hatten sich daran gewöhnt. Auch an seine seltsame Art.

,,Es war kein leichtes sich zu befreien, aber es hat geklappt“, entgegnete er auf Allens gedachte Frage. Normale Menschen hätten sich vor Crowleys Fähigkeiten geekelt, nicht aber Allen. Wieso sollte er auch abgeneigt sein? Seine damalige rote Hand sah auch nicht viel besser aufs. Leicht lächelte Allen:,, Na dann haben wir unsere Mission erledigt.“

,,Ja, auf nach Hause.“
 

Ich hab es gesagt! Ich hab es gesagt! Ich habe es endlich gesagt! Und ich fühle mich wohl damit. Allen hatte Recht, das Schloss ist nicht länger mein Heim. Ich habe neue Freunde gefunden, eine Familie, die mich so akzeptiert wie ich bin. Irgendwie danke ich Cross, dass er diese Blume in mein Schloss gebracht hat. So habe ich keine Langeweile mehr und erlebe ein Abenteuer nach dem anderen, kann sogar noch Menschen helfen. Ich habe ein neues zu Hause: Der schwarze Orden…
 

Fortsetzung folgt...

Der Traum eines Kindes

Kapitel 7: Der Traum eines Kindes

 

,,Tut mir Leid, hier steht keine Buchung vom schwarzen Orden drinnen. Die einzige Buchung am gestrigen Tag wurde von einem Ehepaar gemacht“, meinte der Rezeptionist an die drei müden Exorzisten gewandt. Er war ein wenig eingeschüchtert von den Blicken Laceys und Kandas. Soe schienen einen Wettstreit der bösen Blicke gestartet zu haben, nur dass die beiden sich nicht einmal beachteten. Nur Lavi empfand er als relativ freundlich, obwohl dieser sehr geknickt wirkte. Immer noch. Die ganze restliche Zeit, die sie mit dem Zug fahren mussten hatten sie kein Augen zu tun können. Der Grund? Ein gewisser Rotschopf namens Lavi Bookman Junior. Um sich abzulenken hatte er das getan was er am Besten konnte und was er immer auf Reisen tat. Die ganze Fahrt über hatte er irgendwelchen Schrott von sich gegeben von hübschen Frauen- nicht ahnend, dass diese Sätze in Kandas Herz Löcher bohrte, was dieser versuchte zu ignorieren. Noch nicht einmal Mugen hatte ihn stoppen können oder Laceys bitterböse Drohung. Er gab ihr die Schuld an Bookmans Entschluss und würde ganz sicher nicht auf sie hören. Und die Klinge von Kandas Schwert war er schon gewöhnt. Der Japaner würde ihn eh nicht die Kehle durch schneiden, dafür war er viel zu wertvoll für den Orden. Kanda hatte große Probleme mit ihm gehabt, anders Lacey. Ihr Glück war, dass sie gelernte Bookman war. Sie hatte nach ihrer Drohung die Umgebung völlig abgeschaltet und sich in den Unterlagen zu ihrer Mission vertieft. Das war einer der besonderen Gaben mit der die Gelehrten ausgestattet waren.
 

Verdammt ist der Typ vielleicht nervig! Jetzt verstehe ich was Bookman die ganze Zeit über meinte, das ist ja nicht zum Aushalten. Wenn er wirklich verliebt ist, wieso quatscht er dann die ganze Zeit nur von Frauen und kann nicht einmal die Klappe halten? Ich versteh es einfach nicht. Den gesamten Kerl kann ich einfach nicht verstehen geschweige denn überhaupt ernst nehmen. Was legt der bloß für ein Verhalten an den Tag? Ich staune echt, dass der noch nicht den Abgang gemacht hat. Wahrscheinlich quatscht der seine Gegner immer so voll, dass sie freiwillig die Biege mache, was ich genauso machen würde. Wenn ich könnte. Was ist in seinem seinem Kopf überhaupt drinn? Wasser? Erbspüree?

 

Kanda stand in der Mitte der kleinen Gruppe, die ziemlich angespannt war. Er durchbohrte den Mann vor sich mit tödlichen Blicken. Lavi plus Müdigkeit waren keine gute Kombination für ihn und schon gar nicht Lacey!

,,Heißt das Sie haben nichts für uns?“, wetterte er. Der Rezeptionist wich ängstlich ein wenig zurück und nickte:,, Ja… Sir.“

Knurrend wandte Kanda sich ab, nicht ohne sich über das “Hindernis“ zu beugen und den armen Mann Bekanntschaft mit seiner Faust machen zu lassen. Ein ekelhaftes Knacken verriet, dass sie zu 100% gebrochen sein musste. Lavi sperrte sein Mund weit auf, um etwas zu sagen, unterließ es jedoch als der Asiate sich umwandte und ihn kurz mit seinem Haar streifte ohne es zu bemerken.
 

Wie unfähig ist dieser Typ eigentlich?“ fragte sich Lacey und verdrehte die Augen. Während Kanda sich zum Gehen wandte und schon fast bei der Tür angekommen war, trat die Bogenschützin an den Tresen. Sie setzte ein sexy- Lächeln auf, welches ihre beiden Begleiter nicht sehen konnten. Lavi könnte schon, aber er blickte lieber seiner großen Liebe hinterher und trauerte um sie.

,,Dieser Kerl hat heute einen sehr schlechten Tag, leidet unter heftigen Durchfall.“

Schon von weitem hörte man das:,,Che, was soll dieser Scheiß? Mir geht es gut“, des jungen Mannes. Er war zutiefst gekränkt. Durchfall? Was war das denn für ein mieser Spruch? Dafür würde er sie noch zur Rechenschaft ziehen. Lacey ihrerseits gab sich wenig beeindruckt und beugte sich weiter über den Tresen, so dass der Mann einen guten Blick in ihr Dekolleté werfen konnte.

,,Wenigstens ein Zimmer werden Sie doch noch haben oder? Weiter gibt es hier kein Hotel und wir drei können uns eins teilen.“

(sorry Leute, aber bei der Vorstellung bekomme ich gerade einen roten Kopf. Ich bin so pervers also echt mal, kann mich jemand mal schlagen?)
 

Der Rezeptionist war völlig überrascht von Laceys plötzlicher Wandlung von eiskalt zu diesem netten, sexy Benehmen und dann auch noch diese erotische Stimme. Er musste sich wohl in ihr getäuscht haben und der Mann mit dem Durchfall hatte ihre Stimmung auf den Grund des Sees gebracht. Er bemühte sich nicht zwischen ihren Busen zu schauen was allerdings sehr schwierig war. Seine Nase begann vor Aufregung zu bluten, was er nicht einmal mitbekam.

,,Leider nein. Aber wie Sie sicherlich wissen gibt es hier ein Bauernhof, welches zu diesem Hotel gehört. Es ist nicht sehr viel, aber das ist besser als euch auf der Straße zu lassen. Das kann mein Gewissen nicht vereinbaren… ich rede von dem Stall. Es riecht komisch, aber es ist dort sehr warm und es kostet euch nichts.“

Lacey fand dieses Verhalten von diesem Mann mehr als nur pervers. Das erinnerte sie kurzzeitig an eine Zeit, die sie lieber verdrängte. Dafür könnte sie ihm den Schädel spalten, jedoch hielt sie sich zurück.

,,Gut, damit können wir schon Leben“, erwiderte Lacey. Hastig eilte der Perversling um den Tresen herum und an die drei vorbei:,, Wenn die Herrschaften mir bitte folgen würden.“

Kanda, der aus reiner Neugier doch stehen geblieben war, setzte sich nun mürrisch in Bewegung, denn ein Stall war nun wirklich nichts für ihn. Lavi dagegen setzte ein unechtes Lächeln auf. Er würde sich nicht mehr unterkriegen lassen. Sein Meister war fort und ewig konnte er nicht so schlecht drauf sein und ständig Bookman murmeln. Er hatte es satt. Er würde seinen Plan Lacey in die Kunst der Gefühle ein zu weihen umsetzten und dafür musste er sie nun einmal akzeptieren, denn Schuld trug sie nun wirklich nicht, auch wenn er sich dies eingeredet hatte. Er eilte neben Lacey, die beide hinter dem Samurai waren.

,,Sag mal, wie hast du das gemacht?“, fragte er freundlich. So etwas hatte er noch nie gesehen. Lag das an dem weiblichen Charme? Wo war er dann bei ihr?
 

Kanda wunderte sich, dass Lavi so schnell über Bookmans verschwinden hinweg gekommen war. Seine größte Sorge galt aber dem Stall, zu dem sie gerade gingen. Er hatte ein Bild davon im Auge und wie es ihm verführerisch zu rief:,, Kanda- san, komm zu mir. Ich warte nur auf dich.“

Manches Mal hatte er solche Gedanken und wusste nicht worauf dies zurück zu führen war. Vielleicht war Lavi daran schuld? Das musste es sein.

Lacey beantwortete derweil Lavis Frage mit eine Menge Widerwillen:,, Alle Männer stehen doch auf große Brüste. Du bist doch der beste Beweis“, damit lief sie schneller und überholte Kanda. Junior wollte ihr hinterher rufen, dass er gar nicht auf Brüste stand, sondern dass dies eine Masche war um seine wahre Zuneigung zu verdecken. Rechtzeitig überlegte er es sich anders und pfiff einfach nur anerkennend.
 

Scheiße. Ich muss es für mich behalten. Ich bin ein Bookman und kein Mensch der lieben darf. Wenn ich ehrlich bin bereue ich meine Wahl ein wenig…

 

Der Geruch war abartig. Abstoßend. Das Stroh war kratzig und ungemütlich. Kanda hatte sich weit weg von Lavi und Lacey gelegt, doch auf unerklärlicher Weise lagen sie beide nicht weit von ihm, als ob sie näher gerückt waren nur um ihn zu ärgern. Bei Lavi konnte er es sich gut vorstellen, bei Lacey allerdings nicht. Sie legte keinen Wert auf so etwas. Sie bewegte sich kaum. Sie schien zu schlafen oder zumindest keine Lust zu haben es sich bequem zu machen. Lavi dagegen spielte mit einem kleinen Plüschball. Er warf ihn hoch und fing ihn mit der rechten Hand wieder auf. Was für ein hirnverbrannter Idiot! Beide Männer waren hundemüde konnten dennoch keinen Schlaf finden. Aus vermutlich verschiedenen Gründen.
 

,,Yu- chan?“, flüsterte Lavi, um Lacey nicht zu wecken. Er hatte sie eine Weile lang betrachtet und festgestellt, dass sie gar nicht so finster aus schaute. Friedlich jedoch war ihr Schlaf auch nicht. Eher unruhig, denn ihre Augenlider wanderten immer hin und her und sie schwitzte sehr viel. Kanda drehte sich auf die rechte Seite, um den Rotschopf wütend an zu zischen:,, Nenn mich nicht so!“

,,Wieso nicht? Ich glaube dir nicht, dass du es zu mädchenhaft findest. Es ist wegen der Bedeutung dahinter, und wegen deiner Vergangenheit, stimmt´s?“
 

Volltreffer.
 

Ein Wiehern wie von Pferden ertönte. Kanda verengte die Augen zu schlitzen:,, Halt den Rand, Baka Usagi.

,,Ich habe deinen Name in einem Kochbuch gefunden.“

Kandas Gesicht lief rot an. Nicht das auch noch. Es stimmte. Zwei Gründe weswegen er seinen Namen hasste. Einmal waren es die Erinnerungen an Alma, die ihn mit diesem Namen verbanden und auch wegen der Bedeutung an sich.

,,Sag jetzt nichts, wenn du am Leben bleiben willst!“

,,Warum? Niemand weiß was er bedeutet. Mit Ausnahme vielleicht Jerry. Ich finde es nicht schlimm, dass du Fisch heißt“, am Ende gluckste er vergnügt.

 

Wieder wurde er rot und war froh, dass er sich mit dem Rücken zu Lavi gedreht hatte. Jerry wusste es wirklich, denn sein Blick wenn er Kanda sah sprach Bände. Lavi setzte sich auf und suchte seinen orangenen Schal. Den hatte er seit einer halben Ewigkeit nicht mehr um den Hals getragen, jedoch immer in der Tasche gehabt. Er band sich ihn um und warf den Stoffball in Kandas Richtung:,, Was denn hat es dir die Sprache verschlagen? Keine Morddrohung heute?“

Der Angesprochene war zu verwirrt um zu antworten oder ihn gar zusammen zu stauchen, weil der Ball ihn mitten im Kreuze erwischt hatte. Diese Aussage von Lavi… sie hatte ihn irgendwie verletzt. Niemand konnte einen Kanda Yu verletzten! Empfand man dieses Gefühl nicht sowieso nur bei Freunden oder Geliebten?

Er war ja nicht nur verletzt, sondern auch mega enttäuscht. Kanda gab leise ein Geräusch von sich. Was machte Lavi nur mit ihm? Die Nähe von ihm… wieso fühlte er sich dort wohl? Er versuchte gleichgültig zu klingen bei seiner Antwort:,, Verrate es Jemanden und du bist dran.“

,,Oh, Yu- chan. Bis du aus der Übung, das klang nämlich nicht sehr originell Aber ich verspreche dir ich werde es für mich behalten.“

Leichte Zweifel plagten Kanda. Er warf einen Blick in die Richtung wo Lacey schlief. Hoffentlich tat sie das wirklich.
 

Am nächsten Morgen war Lacey früher wach als sonst. Man könnte es auch eigentlich noch Nachts nennen, denn es war immer noch dunkel. Wieder startete sie traumlos in den Tag. Nein, zuerst hatte sie wie immer diesen einen Albtraum gehabt, der sie jede Nacht verfolgte. Ihre Augen wanderten zu den beiden jungen Männern. Kanda war schon wach, denn er war nicht auf zu finden. Wahrscheinlich trainierte er draußen. Lavi war der Einzige, der noch in seinem Strohballen ein gemurmelt war und grunzte. Genervt riss sie ihm die Decke weg:,, Steh auf!“

Fast gleichzeitig hauchte Lavi im Schlaf:,, Ich liebe dich…“

Wie ein Stein verharrte Lacey mitten in der Bewegung. Ihre Augen hatten sich geweitet. Zum ersten Mal stand seit Jahren stand ihr wieder ein Gefühl in den Augen geschrieben. Angst. Sie spiegelte sich in ihren Seelenspiegeln wieder. Ihre Hand begann automatisch zu zittern. Ein Bild entstand vor ihrem geistigen Auge. Eine Art Erinnerung, die sie erfolgreich verdrängt hatte und nun wieder ans Tageslicht kam. Die rote Flüssigkeit klebte an ihren Händen. Der dicke Mann vor ihr lächelte höhnisch:,, Ich liebe dich meine Kleine.“
 

Sie schrie laut auf, konnte es einfach nicht unterdrücken. Dies war der Typ weswegen sie ihre Gefühle weitestgehend abgestellt hatte, nicht wegen ihrem Beruf. Selbst Lavis Meister besaß sie. Jeder Mensch hatte sie in sich. Auch sie, Lacey, doch sie wollte nichts fühlen, denn es machte ihr Angst. Wahnsinnige Angst.
 

Kanda stand vor dem Stall und schwang sein Schwert als er den Schrei hörte und riss die Tür auf. Dort blieb er stehen und starrte auf die Szene die sich ihm bot. Es war jedenfalls keine worüber man lachen konnte. Ein Stich fuhr ihm geradewegs durch sein Herz und verwirrte ihn auf ein Neues.
 

Lavi schlug die Augen auf. Seine Decke! Er setzte sich auf und sah zu Lacey, die sie in der Hand hielt, sie fest um klammerte. Sein Blick wanderte nach oben direkt in Laceys panisches Gesicht und schoss hoch. Er packte sie an den Schultern und rüttelte sie:,, Hey, was ist los? Was hast du?“

Die Weißhaarige schreckte aus ihrer Erinnerung hoch. Sie wurde sich ihrer Umgebung bewusst. Hastig stieß sie Lavi von sich weg, der auf den Boden fiel. Er hatte Mitleid mit ihr! Das wollte sie nicht. Sie hasste es wenn ein Mensch Mitleid mit ihr hatte. Sie setzte wieder ihre Maske auf. Undurchdringlich. Gleichgültig. Doch in ihrem Inneren stürmte es immer noch.

,,Wir haben Arbeit, Junior.“

Lavi plusterte seine Wangen:,, Weshalb bist du so?“

,,Weil ich ein Bookman bin. Gefühle gehören dort nicht hin.“

,,Wir sind beide Menschen. Und Menschen fühlen. Freundschaft, Liebe…“

Lacey drehte sich um. Sie ertrug das nicht. Dieser Junge… er hatte sie schwach gesehen. Schwach und verängstigt. Jetzt musste sie ihn irgendwie wieder von sich stoßen.

,,Liebe existiert nicht! Sie bringt dich nicht weiter! Entweder du vergisst sie oder du bist es nicht wert einer von uns zu sein.“

,,Aber…“

„Schweig! Ich werde keine Worte mehr dulden. Lass uns aufbrechen“, sie wandte sich ab und sah Kanda. Hatte er das etwa auch alles gesehen? Innerlich stöhnte sie und stapfte dann an ihm vorbei. Das konnte ja noch was werden.

 

.-.
 

Ein kleines Mädchen saß weinend auf den Boden. Ihr Körper lebte, ihre Seele aber war für immer fort. Sie war von ihrer Mutter übernommen worden. Sie war einst gestorben an einer heftigen Lungenentzündung. Das Mädchen hatte ihre Mutter nicht gehen lassen können. Doch dafür war sie jetzt tot und ihre Mutter gefangen in des kleinen Mädchens Körper. Der Traum des Kindes war zerbrochen. Für immer. Sie hatte nur mit ihrer Mutter zusammen leben wollen. Sie wollte später mal heiraten, Kinder bekommen und Ärztin werden, doch ihr Körper war zu einem Diener des Bösen geworden. Sie war jetzt ein Akuma, mit einem Auftrag. Einem Neuen.
 

,,Hör auf zu weinen. Das gehört sich nicht für ein Akuma, ihr seid nur Maschinen“, sagte Tyki sadistisch und griff sich ins Haar:,, Was entwickelt der Graf nur für schreckliche Akuma? Die werden in letzter Zeit immer Grottiger.“

Das Mädchen nahm die Hände aus dem Gesicht. Sie drehte ihren Kopf leicht nach hinten. Ihre Stimmung besserte sich schlagartig als sie den Wuschelkopf erblickte. Er zauberte ihr ein Lächeln auf den Lippen, obwohl er sie verachtend von oben herab musterte.

,,Tyki? Was gibt es? Was machst du in meiner Stadt?“

Der Noah zog sich seinen Zylinder von dem Kopf:,, Sollte ich das nicht fragen, du unfähige Pappschachtel?“
 

„Pappschachtel?“

,,Egal. Ich war unterwegs, um einen Mann zu töten, da ist mir zu Ohren gekommen, dass gestern drei Exorzisten vor Ort eingetroffen sind. Was sagt man dazu, sie haben mich oder dich unbemerkt entdeckt. Ich denke eher letzteres, du…du…, ach vergiss es.“

,,Ein großer Ansturm. Bist du sicher ich, dass ich es war, denn ich war die ganze Zeit über hier.“

Tyki schaute sie verärgert an, weswegen sie schnell fort fuhr:,, Meinst du wir könne sie töten?“

Der Noah verlor langsam die Geduld:,, Nein, du dummes Blechteil. Konzentriert euch nur auf EINEN von ihnen. Achtet gar nicht erst auf die anderen. Ich habe extra Verstärkung geholt, damit du nicht ganz alleine bist und das auch schaffst.“

Das Akuma war tief gekränkt. Sie schwärmte für diesen Mann, wurde dabei immer wie Dreck behandelt. Ihr war es egal:,, Und du?“

Nun schenkte er ihr ein gehässiges Grinsen:, Das werden wir sehen wenn es soweit ist. Such die anderen Blechdinger, die sich hier umsehen und stürzt euch in den Kampf. Einer von ihnen ist im Wald und trainiert dort. Ich denke die anderen beiden versuchen derweil Nachforschungen an zu stellen.“

,,Blechdinger? Was sind das?“

,,Stell dich nicht so blöd an. Akuma, meine ich! Ich bringe mich gleich selbst ins Grab, das schwöre ich dir. Ich gebe dir eine Aufgabe und du hast nichts Besseres zu Fragen als das.“
 

Das wird auf jeden Fall noch ein Akt werden. Ich bin gespannt was hier noch alles passieren wird in diesem Chaos...
 

Fortsetzung folgt...

Tränen der Angst

Kapitel 8: Tränen der Angst

 

Sofort spürte Kanda die negative Aura. Ein Déjà-vu, wie der Asiate fand. Er aktivierte Mugen, mit welches er ein wenig trainiert hatte, das er auf die Gesellschaft von seinen Begleitern verzichten konnte und duckte sich als das Feuer los ging. Für ihn stand zwar die Mission an erster Stelle, aber die Nachforschungen konnten die beiden auch allein erledigen. Hatte Komui nicht etwas von einem Noah gefaselt? Wo blieb der denn nur? Die Kerle waren doch nicht so blöd und rochen aus fünf Kilometer Entfernung wenn ein Exorzist sich an dem gleichen Ort wie sie befand. Stattdessen attackierten ihn Akuma! Die waren für ihn keine Herausforderung. Als er eine Art Drachen- Akuma tötete, bemerkte er nicht die Seele, die in den Himmel stieg und sich bei ihm bedankte. Allen hätte sie dagegen gesehen. Er hätte das:,, Danke“, hören können. Die Seele der Mutter verblasste langsam. Endlich konnte sie wieder bei ihrer Tochter sein, dem kleinen Mädchen und ihr sagen, dass sie keinerlei Schuld trug.

 

.-.
 

Lavi trottete hinter Lacey her. Wieder einmal. Er traute sich nicht mit ihr zu reden, wusste nicht was er sagen sollte. Immerhin hatte er etwas gesehen was nicht für seine Augen bestimmt gewesen war. Mit einmal hörte er laute Schüsse und hob den Kopf. Woher er das hatte wusste er nicht, aber er fühlte sich mit einem Mal sehr unbehaglich:,, Yu- chan.“

Er achtete nicht mehr auf seine Begleiterin, rannte so schnell er konnte einfach nur zurück. Er zückte unterwegs seinen Hammer, packte Lacey am vorbei düsen doch noch am Kragen und rief:,, Ching,.“

Die junge Frau war wirklich erstaunt was sie allerdings natürlich nicht zeigen wollte. Sie hatte noch nie fliegen können und es war ein angenehmes Gefühl. Es war als wäre sie für den Moment Frei. So frei es eben ging. Sie kannte Lavis Fähigkeiten, aber sie Live mit zu erleben war eine andere Sache. Sie kannte die Sprache nicht, vermutete aber, dass es Japanisch war und Ching so etwas wie “Streck“ dich oder so etwas hieß.
 

Sie schaute in Lavis ernstes Gesicht:,, Da unten!“

Dieser lenkte den Hammer, so dass die beiden auf den Boden landeten. Lacey erkannte sogleich Kanda, der sie gar nicht erst bemerkte. Sie hob ihren Bogen und strich die Sehne mit ihrem Daumen:,, Innocence zeig dich.“

Ihre Waffe wurde von grünem Licht eingehüllt, bis nur noch die Sehne leuchtete. Sie zückte einen Pfeil. Während sie ihn einspannte verschwand sie mit einem Sprung auf einen Baum.

,,Blitzpfeil.“

Der Pfeil sauste, nach dem sie ihn losgelassen hatte, nach unten. Einige Akuma wurden durch Blitze getötet, andere von dem Pfeil, welcher wie ein Boomrang zu seinen Besitzer zurückkehrte. Auf den Japaner achtete sie gar nicht erst. Sollte er doch alleine zusehen wie er mit dem Hintern an die Wand kam. Sie hatte einen Auftrag und dazu gehörte diese hässlichen Akuma zu zerstören.
 

,,…Großer Hammer, kleiner Hammer, wachse, wachse, wachse. Feuersiegel“, Lavis Feuer ließ sämtliche Bäume umfallen, die in ihrer Nähe standen. Das hatte den Vorteil, dass die Akuma sich nicht mehr verstecken konnten. Aber auch Laceys Deckung war dahin und sie fluchte leise. Sie sprang von dem umfallenden Baum, direkt in einen Kreis aus Akuma. Ihr Bogen würde ihr auch nicht helfen können. Sie war in der Falle. Für Nahkampf war konnte sie ihre Waffe nicht einsetzten. Kanda warf Mugen zu einem Akuma, der Lavi gerade hinterrücks angreifen wollte. Er rannte zu seinem Schwert und durchtrennte gleich den nächsten Dämon. Auf ihre Kollegin achtete im Augenblick keiner der Beiden.
 

Lacey knurrte. Sie schloss ihre Augen. Sie musste wohl mit der Waffe kämpfen, die sie nicht wirklich mochte. Sie hatte sehr lange gebraucht um mit ihr zu Recht zu kommen, aber nie wirklich Wert auf sie gelegt.

,,Innocnece. Waffe Zwei.“

Sie konnte spüren wie der Bogen sie veränderte, bis sie ihre Nahkampf- Waffe in den Händen hielt. Sie öffnete wieder ihre Augen und positionierte sich. Lavi machte sich Sorgen um Lacey, suchte ein wenig Schutz hinter den am Boden liegenden Bäumen, und suchte sie mit dem Auge bis er sie mitten in einem Kreis ausfindig machen konnte. Er wollte gerade zu ihr sprinten als ihm der Gegenstand in ihrer Hand auffiel der ganz plötzlich erschienen war. Wie aus dem Nichts. Sie hielt ein ganz anderes Instrument in der Hand. Eine Schlagwaffe. Eine Ninja Waffe, sehr begehrt bei den Genannten. Bestehend aus zwei schwarze, gleichlange Stöcke, wenn er schätzen müsste etwas dreißig Zentimeter, die mit einer Kette verbunden wurden. Die Kette leuchtete die ganze Zeit über Grün und war eventuell mehr als zehn Zentimeter lang. Nunchakus. Sie schmetterte die japanische Waffe elegant und mit einem Hauch Erotik über ihren Kopf hinweg. Wirkte dabei wie ein Profi und nicht wie Jemand, der diese Waffe selten benutzte. Sie war beeindruckend und Lavi war fasziniert von ihrer Kampfaustrahlung. Sie hatte einen Stil an sich, der keine Mitleid erzeugte oder gar ein Funke Gefühl zeigte. Im Alltag mochte ihn das nerven, im Kampf dagegen passte es.  Mal würgte sie ihre Gegner mit einem aggressiven Blick bis sie explodierten. Mal stieß sie zu oder wirbelte den schwarzen Gegenstand durch die Gegend. Hatte Helvaska sich nicht doch geirrt und Lacey war schon am Limit und kannte ihre Waffe Bestens? Aber sie hatte sich noch nie geirrt.
 

Sie wechselte wieder zu ihrem Bogen, blitzschnell als wenn sie sie jahrelang trainiert hatte, und schoss weitere Akuma aus einiger Entfernung nieder. Ständig wechselte sie die Waffen. Sie bewegte sich fast noch eleganter als Kanda. War überall und doch half sie keinem ihrer Kollegen wie sie es voraus gesagt hatte. Sie mussten sich selbst helfen. Lacey würde sich nicht in ihr Schicksal einmischen. Sie vertiefte sich wieder so in den Kampf, dass sie die Gestalt hinter sich nicht bemerkte. Auf einmal wurde sie von unzähligen lila farbenden Viechern angegriffen. Schmetterlinge. Sie versperrten ihr die Sicht. Sie schlug mit ihren Nunchakus auf die Wesen ein, wusste zwar von wem die nur sein konnten, realisierte es aber nicht wirklich. Dann spürte sie einen Griff um ihren Körper und erstarrte. Ihre Nunchakus landeten auf den Boden, wurden wieder zu ihrem Bogen. Sie wollte sich wehren, doch sie konnte nicht. Das würde wohl ihr Ende bedeuten. Die Schmetterlinge würden sich töten. Wollten sie töten. Das bewiesen die Mäuler die sich stetig öffneten, nur um dann nach ihr zu schnappen. Sie schloss die Augen und erinnerte sich unfreiwillig wieder komplett an ihre Vergangenheit. Woran es genau lag konnte sie nicht sagen, aber sie wurde davon plötzlich übermannt und es spielte sich wie ein Film vor ihren Augen ab. Ein unechter Film, wo sie nur ein Zuschauer war, obwohl sie die Hauptrolle in diesem Akt spielte. An ihr Leben vor ihrem Bookman Dasein. An die schrecklichen Sachen…
 

Zu Beginn der Hölle ein paar Jahre zurück (manche sagen auch einfach Flashback, aber ich muss mal wieder irgendwelchen Stuss schreiben):

 

Sumika Yukika. So hieß die kleine Thailänderin mit ihren zarten sieben Jahren. Sie war eine Außenseiterin. Ein Straßenkind. Schuld daran waren ihre weißen Haare und ihre dunkelgrünen Augen. Bei ihrer Geburt waren alle außer sich gewesen. Eine Thailänderin durfte keine weißen Haare haben. Das war unnatürlich. Das war ein Zeichen dafür, dass sie ein Dämon war. Ihre Mutter wurde wegen Ehebruch und Hexerei gehängt, obwohl sie ihren Mann niemals betrügen würde. Sie hatte nicht einmal daran gedacht. Sumika wurde draußen in der Gasse abgesetzt. Als Baby. Es gaben Leute, die sie mitnahmen, sie bis zu ihrem sechsten Lebensjahr groß zogen, ihr jedoch nichts weiter beibrachten als wie man ein Haus reinigen konnte. Doch die Kleine weigerte sich dennoch. Sie wollte ihnen nicht dienen. Sie wollte spielen und lernen. Deswegen flüchtete sie aus dem Haus und lebte seit jeher auf den Straßen. Allein.
 

Viele mieden das Kind. Verachteten sie. Manche bewarfen sie mit schimmligen Obst und schrien:,, Verschwinde, Dämon.“

Da Sumika kein Wissen besaß wusste sie nicht, was das hieß, doch trotzdem war sie verletzt. Ein einziges Kind kümmerte sich um sie. Ein junger Knabe, der ebenfalls verstoßen worden war, wegen seiner verkrüppelten Hand. Er war tagelang durch die Welt gereist, von seinem Heimatland bis nach Thailand und wollte dort eigentlich auch wieder weg, aber dann fand er Sumika und freundete sich mit dem Mädchen an, welches kaum zwei Wörter sprechen konnte. Er kniete sich neben das verängstigte Kind und lächelte sie sanft an. Sumika kannte so etwas nicht und schenkte ihm sogleich ihr Vertrauen. Er nahm sie an der Hand und rannte mit ihr durch die Straßen Thailands zu seinem Schlafplatz, den er wenige Tage zuvor gefunden hatte. Er betüttelte das kleine Wesen wo es nur ging. Er schenkte ihr all seine Liebe und Zuneigung und brachte ihr das Sprechen bei. Sumika war sehr wissbegierig und hing regelrecht an seinen Lippen. Er erzählte ihr von seiner Heimat London und wieso er geflohen war. Sumika wurde dann immer traurig und erzählte noch leicht stotternd von ihrer Geschichte. Sie war fast zwei Jahre älter als der Junge, aber er wirkte viel Älter und reifer.
 

Eines Tages jedoch wurde ihm eine bessere Möglichkeit geboten als sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Er begegnete einem Clown als er in einem Zirkus für ihr Überleben gearbeitet hatte. Er war fünf Jahre alt, und verstand sich nicht gut mit dem Clown, bis dieser ihm anbot ihn mit sich zu nehmen. Das stimmte den Jungen irgendwie um. Er flehte ihn an Sumika mit sich zu nehmen. Der Mann willigte ein, sagte aber, dass er sich weiterhin um die Kleine kümmern musste. Er kannte nichts anderes als sich um seine Freundin zu kümmern. Er lebte nur noch für sie.
 

Der Junge besaß keinen Namen und wurde von dem Clown liebevoll Allen getauft. Sie reisten sehr viel und Sumika konnte immer besser sprechen, liebte es sich die große weite Welt an zu sehen. Doch das Glück der Kinder war nur von kurzer Dauer, denn Mana Walker verstarb alsbald an einer Krankheit. Der Braunhaarige hatte Sumika nicht mit zum Friedhof genommen, denn diese wehrte sich, wollte nicht wahrhaben, dass ihr Adoptievvater verstorben war. Es wäre vielleicht gar nicht so verkehrt gewesen sie mit zu nehmen, denn dann wäre er vielleicht zwar dem Grafen zum ersten Mal begegnet aber Sumika hätte ihm helfen können nicht zu zu stimmen. Eigentlich ist es unlogisch, denn sie wünschte sich Mana mehr als Allen zurück, aber sie würde ihn nie wieder ins Leben holen. Wer tot war sollte auch tot bleiben. Allen allerdings kannte diesen Satz nicht. Er zerstörte seinen Vater wieder, der dank ihm ein Akuma geworden war. Lange weinte er, auch vor Schmerzen. Cross fand den Verfluchten, obwohl nie klar war ob zufällig oder ob Mana es ihm aufgetragen hatte. Er wollte sich gezwungenermaßen um Allen kümmern, aber nicht um Sumika. Er wollte sie einfach nicht mitnehmen. Sagte sie würde nur ein Klotz an Bein sein.
 

Allen gab sich geschlagen. Es war egoistisch von ihm, aber er hatte Mana etwas versprochen. Und mit Sumika konnte er dieses Versprechen wohl kaum halten, denn mit ihr würde er nicht vorwärtskommen, sondern an der Stelle stehen bleiben. Und er wollte ein Exorzist werden, um noch mehr Menschen zu befreien, die wie sein Vater leiden mussten. Cross wollte ihn lehren. Ein letztes Mal ging er zu Sumika, um sich von ihr zu verabschieden. Er legte ihr einen Brief und ein Bild von sich, Mana und der Kleinen dazu. So würde sie ihn niemals vergessen. Seit diesem Tag war Sumika wieder auf sich selbst gestellt gewesen. Sie schrie, weil sie nach vier weiteren Tagen am Verhungern war und Allen ihr nie gezeigt hatte wie man Essen stahl. Er wollte nicht, dass sie kriminell wurde. Sie hörte gar nicht mehr auf zu schreien, fragte immer wieder wieso Allen sie verlassen hatte. Ihr Freund. Ihr Bruder. Ihre Gefühle begannen sich in Hass zu verwandeln, doch leiser wurde sie immer noch nicht, bis ein Reiter vorbei kam. Eigentlich war er ein Gauner. Er sah das mittlerweile achtjährige Kind und grinste fies. Mit ihr könnte er sehr viel Geld machen.
 

Er sprach mit säuselnder Stimme auf sie ein, bis sie nach gab und sich von ihm auf sein Pferd hieven ließ. Verwundert sah er den Briefumschlag an den die Kleine fest an sich drückte. Er wollte dem Mädchen es nicht nehmen, denn sonst würde er ihr kleines Fünkchen vertrauen wieder verlieren. Er ritt einfach los, während Sumika sich an ihm klammerte. Solch ein außergewöhnliches Kind mit diesen hübschen Haaren würde bei der Männerwelt bestimmt sehr gut ankommen. Er würde sie aber gleich einweihen müssen, sonst verlor sie mit dem Alter an Wert.

 

.-.
 

Der Mann drückte das schreiende Kind auf sein Bett. Wieder einmal. Er fesselte ihre dünnen Ärmchen am Bettpfosten. So fest, dass es ihr unheimlich weh tat und die Fesseln sich in ihre Haut einschnitten, wo sie schon einige Striemen hatte. Die Beine waren zu klein um ans Bettende gefesselt werden zu können. Nein, anders. Sie war zu Klein und füllte nicht das ganze Bett aus. Er sah Sumika lustvoll an. Sie wusste was jetzt kommen würde. Sie lebte nun zwei Monate bei ihm. Im Ersten war der Mann noch nett und zuvorkommend gewesen, im Zweiten jedoch änderte er sich gänzlich. Er begann sie zu Vergewaltigen. Jeden Tag aufs Neue. Sie hatte dabei immer Schmerzen. Immer. Sie wollte einfach nur wieder auf die Straße, doch all das Betteln half nichts. Es führte nur dazu, dass er ihr noch schlimmere Schmerzen zufügte als ohnehin schon. Was hatte der Earl nun schon wieder mit ihr vor? Sie wollte weder in diesem Zimmer sein, noch auf dieses Bett. Sie wollte wieder zu ihrem Bild, wo sie Trost fand. Warum war Allen nur so gemein zu ihr gewesen? Sie hasste ihn! Sie wollte, dass er gemeinsam mit ihrem Peiniger starben. Am Besten durch ihre Hand.
 

Langsam begann der Herr des Hauses seine Gefangene zu entkleiden. Er setzte sich auf ihr und beugte sich zu ihr herab. Seine widerlich feuchte Zunge glitt über ihren Körper. Sabberte sie voll. Er selbst war schon längst entkleidet. Vor Scham drehte Sumika ihren Kopf wie immer zur Seite. Sie erlitt an diesem Tag unendliche Schmerzen. Schlimmer als sonst. Ihre Unschuld hatte sie schon vorher verloren. Niemand würde sie mehr anfassen wollen. Sie würden sich alle vor ihr ekeln.

,,Ich liebe dich, meine Kleine“, hauchte der Earl fröhlich als er fertig war und strich dem Mädchen sachte durch die Haare. Sumika wusste, dass dieser Mann keine Ahnung hatte was das Wort Liebe eigentlich bedeutete. Er sagte es vermutlich zu jedem seiner Spielzeuge. Definierte dieses Wort mit seinem unbändigen Drang sich an kleine Kinder zu vergehen.
 

Sumika rannte, sobald sie nicht mehr ans Bett gefesselt war, durch die Gänge des Anwesens. Sie war nackt, hatte ihre Kleidung nicht aufsammeln können so schnell war sie aus dem Raum gerannt. Weinend warf sie sich auf ihrem Bett:,, Allen… hilf mir… bitte. Wieso hast du mich allein gelassen…? Wieso bist du nicht bei mir geblieben und rettest mich. Sei mein Held, bitte.“

Ihm ging es bestimmt gut. Besser als ihr. Wieso immer sie? Diese Frage stellte sie sich immer wieder. Lag es an den weißen Haaren? Sumika trat nach etlichen Stunden in die Küche. Dort suchte sie das größte Messer, betrachtete es als würde sie sich damit die Kehle durchschneiden wollen, woran sie auch im ersten Moment dachte und es sich vorstellte. Sie hatte keine Ahnung wieso sie es sich anders überlegte und schnitt sich wütend die langen Haare, bis sie kaum noch welche besaß. Gerade als sie die Küche verlassen wollte, fiel ihr Blick nach draußen. Auf dem Sperrmüll lag etwas was sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte und was sie sofort faszinierte. Ein weißer Bogen. Sie wusste nicht wieso, aber er zog sie auf unerklärlicher Weise magisch an und schien zu ihr zu sprechen. Ihr zu sagen, dass er zu ihr wollte und sie beschützen wollte. Noch nie hatte sie die oberste Regel dieses Hauses gebrochen: Verlass niemals das Gebäude.

Eventuell waren sie ja dafür da um gebrochen zu werden, dachte sie sich.

Wie in Trance brach sie diese erbärmlichen Regeln. Sie kniete sich neben den Bogen. Wer warf so etwas Schönes weg? Und wo waren die Pfeile? Sumika fuhr behutsam über das Metall, fast schon mit mehr Respekt als sie diesem Perversling schenkte und schreckte zurück. Die Waffe fing an zu glühen. Drei glänzende Pfeile erschienen, lagen in ihren Handflächen.
 

Das Mädchen rieb sich die Augen mit der freien Hand. War das Magie? Sie schüttelte den Kopf. So etwas gab es nicht, sonst wäre sie nicht hier…

Plötzlich wurde sie an den Oberarmen gepackt. Sie hatte ihn nicht kommen hören!

,,Das gibt eine gehörige Strafe. In mein Zimmer. Sofort!“, keifte der Mann, der sich Earl nannte und warf sich Sumika über die Schultern. Sie wusste was ihr blühte. Sie wehrte sich mit aller Kraft, doch war sie viel zu schwach. Sie schrie:,, Nein, bitte nicht. Bitte…“

Alles flehen und betteln nützte nichts. Er würde ihr wieder wehtun. Mehr als sonst!
 

Wieder begann sie zu weinen, aus Angst. Sie waren bei der Tür angekommen, als sie all ihren Mut aufbrachte und lautstark schrie.

,,HILFE!“

,,Niemand wird einem Flittchen wie dir helfen“, höhnte der Mann. Er stieß die große Tür auf, schritt aber nicht hinein. Er hielt inne. Begann lautstark zu husten. Etwas spritzte dem über Kopf hängendem Mädchen mitten ins Gesicht. Sie hob einen Arm und wischte es sich aus den Augen, blickte auf die Spitze, die aus dem dicken Bauch heraus ragte. Danach brach der Mann zusammen und Sumika knallte hart auf den Boden auf. Einen Moment röchelte sie. Ihr fehlte die nötige Luft. Verwirrt schaute Sumika zu dem Mann. Die Spitze war weg. Das Kind wusste es war einer von den glänzenden Pfeilen gewesen. Sie sah sich nach Jemandem um. Es war aber Niemand da. Die Pfeile lagen wieder dort wo sie gelegen haben. Wer hatte den Earl umgebracht? War sie es gewesen? Hatte sie sich mit reiner Willenskraft gerettet? Oder wollte diese Waffe sie wirklich beschützen und hatte sich Selbstständig gemacht?
 

,,Das ist ungewöhnlich.“

Erschrocken wandte Sumika ihren Kopf in die andere Richtung. Ein älterer Mann hatte sich neben ihrem Vergewaltiger nieder gelassen.

,,Seit wann tötet Innocence normale Menschen? Hat es Angst um seinen Träger gehabt?“

Sumika robbte weiter weg, sprang auf und schnappte sich den Bogen, der wie auch immer genau neben ihr lag, obwohl sie ihn nicht hatte mit rein genommen:,, Kommen Sie mir nicht zu nahe.“

Lächelnd hob der Mann die Hände:,, Ich bin ein Bookan. Ein Beobachter. Ich bin anders als dieser Mann hier. Ich kann dir alles zu dem Bogen und seine Macht beibringen. Du könntest bei mir in die Lehre gehen.“
 

,,Kommt gar nicht in Frage! Ich hasse die Menschen!“, antwortete Sumika. Ihre Augen hatten sich verengt. Sie hatte ihre Gefühle ganz tief in sich versteckt mit dem Tod ihres Peinigers. Mit ihm war auch ein weiterer Teil in ihr gestorben und würde es auch bleiben. Sie hatte ihre Gefühle eingesperrt. Verschlossen. Das war ihr Entschluss den sie eben gefasst hatte. Sie würde sonst wieder Leiden müssen. Nie wieder würde sie schwach werden. Der Ältere lächelte immer noch:,, Was hast du nur mit deinen schönen Haaren gemacht? Das steht dir nicht, du wirkst so entstellt. Du solltest sie ganz lang tragen.“

Sumika ließ den Bogen ein wenig sinken:,, Aber ich bin eine Thailänderin.“

,,Du bist etwas Besonderes. Deine Haare sollten dein Markenzeichen sein und nicht von dir als Fluch angesehen werden.“
 

Noch nie hatte Jemand so etwas gesagt zu ihr. Sie ließ ihren Bogen sinken, wusste nun was sie in ihrem Leben erreichen wollte und zwar die Macht dieser weißen Waffe, damit sie nie wieder schutzlos irgendwem ausgeliefert war:,, Ich muss nur noch etwa erledigen. Dann komme ich mit.“

Das Mädchen rannte zurück in dieses Höllen Haus. Sie holte den Brief und das Bild. Mehr benötigte sie nicht. Sie düste zu den Bediensteten und teilte ihnen mit, dass sie frei waren, woraufhin alle in Jubel ausbrachen. Sumika jedoch verließ das Haus. Sie zündete ein Streichholz an und ließ es auf den toten Earl fallen. Emotionslos sah sie zu wie er von den Flammen zerfressen wurde. Erst als er verbrannt war drehte sich ihm den Rücken zu. Sie vergaß ihre Vergangenheit und nahm ständig andere Namen an.

Sumika Yukika war tot. Für immer.

 

Ich habe es immer wiederholt, habe dich immer nur traurig gemacht.

Bestimmt habe ich selbst dich verletzt

Ich kann mich immer noch nicht rühren.

Warum schmerzt es nur so, dich zu berühren?

Bestimmt hatte ich Angst davor, dieselben Fehler erneut zu begehen und dich ganz zu verlieren.
 

Ohne etwas von mir hören zu wollen, hieltest du meine Hand.

Ich wich nicht von deiner Seite, um die Tage,

die ich nicht vergessen kann, zu verdrängen.

Selbst wenn morgen deine Gefühle für mich vergehen, werde ich dich unverändert lieben.

Selbst wenn ich dich morgen nicht mehr sehen kann, werde ich dich unverändert lieben.
 

Ich werde mit dir zusammen, in die nicht versprochene Zukunft gehen.

Lass uns gemeinsam in die Zukunft gehen, in welcher du bist.
 

Selbst die schwierigen Zeiten vergesse ich,

wenn ich an dich denke.

Wenn ich die Nächte zähle, in denen wir uns nicht sehen,

sehnt mein Herz sich nach dir.

Die Einsamkeit wächst, wenn wir nicht beieinander sind

doch bitte weine nicht, wenn du alleine bist.

Egal wie sehr wir auch von einander entfernt sind

lass uns die zwei bleiben, die aneinander glauben können.
 

Ich möchte weiterhin so lachen.

Lass mich dich nicht mehr verletzen

Ich will nie wieder dasselbe fühlen, wie damals

Als die Zeit verging, ließ es nach

Selbst wenn morgen deine Gefühle für mich vergehen, werde ich dich unverändert lieben.

Selbst wenn ich dich morgen nicht mehr sehen kann, werde ich dich unverändert lieben.

Bitte sieh nur mich an.

[Ich möchte gemeinsam sehen]

Bitte lass uns unsere Hände nicht mehr voneinander lösen.

[Ich möchte gemeinsam gehen]
 

Ich werde mit dir zusammen, in die nicht versprochene Zukunft gehen.

Lass uns gemeinsam in die Zukunft gehen, in welcher du bist.

In die Zukunft, in welcher du bist.
 

Fortsetzung folgt...

 

Song: The Gazette Cassis, deutsche Übersetzgung

Begegnungen

Kapitel 9: Begegnungen

 

Lacey riss die Augen weit auf. So weit sie konnte. Weiter ging es nicht mehr. Sie erinnerte sich! An jedes noch so kleine Detail was sich damals zugetragen hatte. Was sich abgespielt hatte. Und das war in dieser Situation wohl nicht gerade so gut, denn sie war in Lebensgefahr. Sie sollte im Moment nicht daran denken, sondern sich auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem hatte sie die Erinnerungen so schön verdrängt gehabt, weswegen sie mit ziemlicher, grotesker Stärke wieder auf sie einstürmten. Dennoch fand sie schnell wieder in die Realität zurück und tat einfach mal so als wäre nie etwas passiert. Sie spürte den Atem des Fremden neben sich

Er sprach als sei sie nie Abwesend gewesen. Als wären all diese Erinnerungen eben nie passiert.

,,Du bist neu, was? Schade, dass du jetzt leider schon gehen musst. Ich glaube mit dir hätte man eigentlich noch viel Spaß haben können."

,,W- wer bist du?", fragte Lacey ein wenig mitgenommen von den eben Geschehenen.

,,Oh, Verzeihung junge Lady. Wo habe ich nur wieder meine Manieren gelassen? Mein Name ist Tyki Mikk."

Mehr brauchte die junge Frau, die sich gerade mehr wie ein kleines Kind fühlte nicht zu wissen. Sie wusste nämlich schon alles was mit diesem Namen in Verbindung stand. Kannte seine Fähigkeiten und seine Berufung als Auftragsmörder eingesetzt zu werden. Wusste, dass er ein Noah war. Wenigstens würde sie bei Jemandem sterben, der viel stärker als diese Akuma waren und ihr ein ebenbürtiger Gegner in einem fairen Kampf gewesen wäre. So musste sie sich nicht fürchten von Leuten wie Yu Kanda ausgelacht zu werden, da sie ja schwach sei.
 

Die Hand verdeckte ihr die Sicht. Sie würde ihren Tod nicht bedauern. Es war eher eine Art Erlösung. Tyki würde ihr unbewusst damit einen Gefallen tun und sie von ihrem elendigen Leben erlösen, das gar keinen Sinn mehr machte. Noch nie gemacht hatte.

Die Schmetterlinge nagten an ihrem Körper. Zerfraßen ihre ungeliebte Uniform, ließen die Überreste zu Boden gleiten wie ein Blatt, welches im Herbst von einem Baum zu Boden segelte. Wenn sie es überlebt hätte müsste Johnny ihr eine neue Uniform nähen. Bestimmt sah sie aus wie ein durchlöcherter Schweizer Käse. Beinahe hätte sie über ihren eigenen Scherz gelacht. Beinahe. Endlich war Tease durch ihre Sachen gedrungen, nagten nun an ihrer Haut, was sich nicht schmerzhaft anfühlte, sondern eher als würden diese Fische- dessen Namen sie nicht mehr wusste- ihr die Hornhaut von den Füßen knabbern. Einige Stellen waren schon aufgerissen. Blut floss über ihre Haut, aber sie verspürte noch immer keine Schmerzen. Vielleicht weil diese körperlichen Schmerzen nichts waren im Vergleich zu den Seelischen, die sie hatte durchleiden müssen?!

 

.-.
 

Mit aller Kraft die er aufbringen konnte zerrte Lavi Kanda aus dem Strom von diesen menschenfressenden Schmetterlingen heraus- dessen Existenz er nicht nachvollziehen konnte- und starrten die Wesen an, achteten nicht darauf, dass sie einander fest hielten. Beide wussten, dass die Akuma alle zerstört waren und ihre Seelen in den Himmel empor gestiegen waren, was also wollte Tyki Mikk hier an diesem Ort noch? Was hielt ihn noch hier? Es war die Mission der Akuma- und Tyki nur als Jemand dort, der die Drecksarbeit machte- sich um die kleine Gruppe zu kümmern, aber sonst war er doch auch zu Feige und ließ die Akuma einfach allein zurück um sich anderweitig zu amüsieren. Welche zu foltern, die sich nicht wehren konnten und wo er auch eine Chance hatte zu siegen. Kanda nahm endlich Lavis Hand an seiner Uniform wahr und riss sich los, was dieser gar nicht mitbekam, da er sein Auge auf etwas anderes geheftet hatte und er darüber nur die Stirn runzeln konnte. Ihm war es aufgefallen, anders als seinem Partner, der rot angelaufen war wegen der Nähe von dem Rotschopf. Und sich mal wieder mit seinen Gedanken auseinander setzte, die alles andere als zu dem Kampf passen wollten.
 

,,Yu- chan... wo ist Lacey? Ich dachte sie sei bei dir?", fragte Lavi und klang eine Spur besorgt. Auch wenn sie keinen guten Start miteinander hatten gehörte sie zu ihren Kollegen und sollte beschützt werden, zudem hatte Junior sich etwas vorgenommen. Er würde sie nicht sterben lassen und seinen Plan ihr die schönen Dinge des Lebens zu zeigen nicht einfach aufgeben. Kanda drehte seinen Kopf wieder in Richtung Tease, antwortete erst gar nicht auf die Frage des Rotschopfs, die ihn leicht eifersüchtig hatten werden lassen. Seine Stirn wiesen jetzt Zornesfalten auf und die Röte war gänzlich verschwunden.

Diese Schnepfe, labert rum ich kann nichts, aber selbst versagt sie noch viel mehr als ich, dachte er bei sich und wollte sich schon auf diese kleinen Viecher stürzen. Lavi jedoch hielt ihn noch einmal kurz zurück:,, Erledige du diese Viecher, du hast mehr Ahnung von ihnen. Ich werde Tyki von Lacey wegholen. Falls sie noch am Leben ist."

Denn eines war ihm sicher: Tyki Mikk war nur noch wegen ihr hier, hielt sie für ein schwaches Wesen und vielleicht war sie das gerade auch.
 

Ich hoffe es doch, sonst war alles umsonst und ich mache mir ewig Vorwürfe. Dass habe ich schon damals, als ich dachte Allen sei gestorben durch Tykis Hand. Noch einmal möchte ich diese Schuld und die Angst in den Augen meiner Freunde nicht sehen. Aber ich frage mich wieso Lacey es nicht geschafft hat sich zu wehren gegen dieses Schwein… bei seinen Methoden sollte ich nicht fragen. Er hat selbst Allen damals in die Knie gezwungen.

 

.-.

 

Kanda wusste, dass er Tease nicht zu sich lenken konnte, denn sie waren auf Jemand anderen fixiert, auf wen konnte er sich denken. Sie sollten bestimmt andere davor bewahren Tykis Werk zu vollenden. Dass er Lacey in die Mangel genommen hatte, wusste er nicht mit Sicherheit zu sagen, aber wozu sonst sollten diese Dinger hier herum flattern wie eine Schutzhülle? Und außer ihr war Niemand anderes mehr hier. Der Aisate konzentrierte sich, beobachtete die kleinen Widerlinge, die nur mit den Flügeln schlugen, sich jedoch ansonsten nicht fort bewegten. Er legte den Kopf leicht schief, verengte seine Pupillen. Sie hatten sich alle einer Richtung zu gewandt, was Kanda ein Grinsen entlockte. Tyki war mehr als nur dumm! Er hätte Lacey gleich töten sollen und nicht noch spielen, es sei denn sie war schon tot und er wartete nur auf einen von ihnen, was Kanda nicht glaubte. Dazu war er definitiv zu blöd. Diese Noahs waren alle gleich. Einer Dümmer als der andere.

,,Lavi, dort hinten ist sie, auf vier Uhr!", rief er dem Rotschopf zu, den er nicht mehr sehen konnte, weil dieser auf die andere Seite stürmte. Im selben Moment sprang er in die Luft, Mugen weit von sich gestreckt:,, Kaizu Ichigen."

Das Schwert surrte, als seine seltsamen Schwertfische die Schmetterlinge innerhalb weniger Sekunden vernichteten. Das Feld war frei. Zumindest fast, denn alle konnte er nicht erledigen. Aber es sollte reichen. Eine stärkere Attacke benötigte er bei diesen Viechern nicht und die einzelnen waren harmlos.

 

.-.
 

Leise schlich sich Lavi von hinten an Tyki heran, den er nun dank Yu sehr gut im Blick hatte. Er wartete bis sein Hammer die vollste Größe erreicht hatte und schlug mit einem lauten Kampfschrei zu. Seine Waffe traf den Noah genau in den Rücken. Er hatte ihn nicht bemerkt! Das war sein Vorteil.
 

Hah! Selbst einen Noah kann man angreifen, wenn er unachtsam ist. Und ich dachte er würde meinen Angriff mit einer Hand abblocken oder mein Hammer ginge durch seinen Körper hindurch. Idiot.
 

Tyki flog mitsamt Lacey im hohen Bogen durch die Luft und blieb dann am Boden liegen. Seine Hand rutschte aus ihrem Körper raus und sie landete auf ihm drauf. Der Noah schien keineswegs überrascht, was Lavi verwirrte. Stattdessen seufzte er nur laut und fuhr sich durch das schwarze Haar. Er rollte Lacey von sich herunter, stand auf und richtete seinen Anorak, als wäre der das Wichtigste in seinem verkaterten Leben. Grinsend sprang er hoch in die Luft, landete auf Lelo, den Niemand bemerkt hatte und flog davon mit den Worten:,, Wir sehen uns wieder, hübsche Lady. Ich hoffe bis dahin kannst du mir das Wasser reichen."
 

.-.

 

Lacey hörte diesen Satz, achtete aber nicht darauf. Sie beschäftigte eine andere Sache. Sie lag auf den Rücken und wusste nicht was geschehen war. Sie sah zum Himmel und ließ alles erst einmal sacken, bis sich ihre Frage wie von selbst beantwortete. Ihre Miene verfinsterte sich, nachdem ein lächelnder Lavi sich über sie gebeugt hatte, direkt vor ihrem Gesicht!

,,Deine Organe noch alle dran?", er streckte ihr eine Hand entgegen und schmunzelte über seinen kleinen Scherz. Lacey sprang leichtfüßig auf die Beine, ohne zu zeigen wie schwindelig ihr war, oder ihre Schmerzen zur Schau zu stellen. Sie schenke Lavis Hand keinerlei Beachtung, die langsam wieder nach unten sank als sei sie enttäuscht, den Kontakt verweigert bekommen zu haben.

,,Ich brauche keine Hilfe", meinte sie barsch, sah ihren Kollegen nicht eine Sekunde lang an.
 

Ihr Bogen war nirgendwo zu finden. Lacey hatte auch keine Lust großartig danach zu suchen, denn sie war viel zu lädiert und die jungen Männer würden ihr spätestens dann anmerken, dass es ihr gar nicht so gut ging. Sie machte es sich einfach, hielt ihren Arm vom Körper entfernt:,, Innocence!"

Ihrer Aufforderung brav nachkommend schwebte ihre Waffe direkt in ihre Hand. Sie befestigte sie auf ihrem Rücken, blieb einfach stehen, mit dem Rücken zu Lavi. Dieser wirkte besorgt und richtete das Wort wieder an sie:,, Du siehst schlimm aus. Wir sollten dich zur Krankenstation bringen."

Ehe er sich versah und die Worte aus seinem Mund geflossen waren lag er schon mit dem Rücken auf dem Boden und hustete wegen des heftigen Aufpralls. Er blickte geradewegs in zwei dunkelgrüne Irden, die ihn böse anfunkelten. Lacey verpasste ihm eine schallende Ohrfeige:,, Du beklopptes, blödes Ochsenhirn hast wieder die Regeln gebrochen und das in meiner Gegenwart!"
 

Sichtlich verwirrt hakte Lavi nach:,, Wie kommst du darauf?"

,,Du hast mein Leben... gerettet", antwortete Lacey stockend, was der Rothaarige natürlich mit bekam, allerdings nicht darauf einging um sie nicht noch mehr zu verärgern:,, Na und?"

Lacey hatte sich noch nie helfen lassen und überlegte wie sie jetzt vorgehen sollte. Überlegte wie sie auch sonst handeln würde. Es fiel ihr unsäglich schwer wieder zu sich selbst zu finden. Ihr fiel nur eine Methode ein die am besten zu ihr passte.. Sie verpasste Lavi wieder Eine. Kanda wollte sich nun einmischen, doch das wäre gegen seine Art und außerdem kannte er die Regeln der Bookman kaum, als das es ihm erlaubt wäre sich in diese Angelegenheit einzumischen. Es war eine Sache die ihn keineswegs etwas anging. Derweil flippte Lacey völlig aus, verlor die Beherrschung die sie schon vorher nicht mehr gehabt hatte:,, Du hast dich in die Geschichte eingemischt und das wieder einmal. Wie oft muss man dir noch sagen, dass dies gegen die Regeln ist. Du hättest mich nicht retten dürfen, sondern mich meinem Schicksal überlassen müssen und darüber berichten sollen! Nichts weiter!"

Lavi schwieg einen Augenblick, bis es unangenehm wurde:,, Ich musste es tun, Lacey. Und außerdem heißt es nicht, dass Bookman Niemanden retten dürfen. Schon gar nicht seinesgleichen. Mein Meister hat auch Menschen gerettet, wir sind schließlich auch Exorzisten. Wir müssen beide Rollen spielen und dazu gehört es dann auch eine Person zu retten. Gib es zu, du bist es nicht gewohnt beschützt zu werden und fühlst dich in deiner Ehre gekränkt. Das ist doch der wahre Grund für deinen Ausraster."
 

Er hatte völlig ins Schwarze getroffen, aber Lacey würde ihm das ganz sicher nicht auch noch extra auf die Nase binden, in ihrem Zorn war sie unerbittlich:,, Halt dein verkapptes Maul! Ich wollte nicht gerettet werden, denn ich kann alleine auf mich aufpassen. Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich brauche Niemandes Hilfe."

Lavi lächelte schon wieder:,, Mit deinen Worten und deinem Verhalten bestätigst du nur meine Vermutung, auch wenn ich mich nicht an die Regeln halte bin ich immer noch ein guter Beobachter. Freunde retten sich nun einmal, deswegen habe ich dich getan."

Einen Moment war Lacey wirklich sprachlos. Kanda runzelte darüber die Stirn. Lavi brachte es bei jedem fertig, dass einem die Spucke fehlte. Er kannte es nur zu gut. Er blinzelte und da hatte Lacey sich schon wieder gefangen. Sie machte sich auf den Weg in Richtung Berghof. Ihre Stimme klang um einiges ruhiger:,, Wir sind keine Freunde, merk dir das! Kollegen, mehr nicht. Bild dir nicht ein, dass ich dir irgendetwas schuldig wäre, denn ich habe dich um nichts gebeten."

Lachend rappelte Lavi sich auf:,, Schuldig bist du mir wirklich nichts. Ich werde dich auch noch einmal retten, wenn es sein muss. Seinen Lehrer sollte man ja nicht verlieren. Du muss mir schließlich noch einiges beibringen."

Er schenkte ihr ein breites Grinsen und drehte ihr dann den Rücken zu. Das Gespräch war beendet und beide hatten ihren Standpunkt klar gemacht. Sie hatten denselben Beruf und doch war ihre Meinung so gänzlich unterschiedlich, dass Kanda nur Bahnhof verstand.
 

In der Tat, das muss ich wohl. Du musst noch sehr viel lernen, ehe du auch nur annähernd bereit bist ein Bookman zu werden... ich frage mich nur was das für ein warmes Gefühl ist, dass sich in mir ausbreitet seit du gesagt hast ich sei ein Freund von dir. Das kenne ich ja gar nicht... Was hat das zu bedeuten...?

 

.-.
 

Kanda eilte den anderen beiden hinterher. Ein Stich in seiner Brust. War das die berühmte Eifersucht? Er schüttelte den Kopf. Er mochte diesen Hasen nur als Kamerad, nicht als Geliebten oder Freund... oder? Und wenn schon, es gab keinen Grund eifersüchtig zu sein. Lavi wollte nur, dass Lacey sich anpasste. Komisch war, dass er dem anderen Gegenüber nie so fühlte, wenn sie mit Baka zusammen waren. Woran das wohl lag? Etwa an Laceys Ausstrahlung? Aber sie zeigte von allen Exorzisten am Meisten, dass sie Lavi nicht mochte.
 

Eines war ihm jetzt überdeutlich bewusst geworden: Er brauchte die junge Frau nicht beseitigen oder anders los zu werden. Er hatte erkannt, dass Lavi auch so ganz gut mit ihr zurecht kommen würde. Er setzte sich und seinen Willen durch. Egal gegen wen. Er war ihr gewachsen. Niemals würde er sich seiner Gefühle berauben lassen. Er war stark. Er würde eher Lacey die Gefühle zeigen oder die Welt würde vorher untergehen. Obwohl Lacey zwanghaft versuchte ihre Emotionen für sich zu behalten. Sie hatte aber welche, das wurde ihm klar, als er die Szene zwischen Lavi und ihr beobachtet hatte. Lacey hatte die Augen ein wenig gesenkt und hatte sich Sorgen gemacht, denn sonst hätte sie sich nicht dermaßen künstlich aufgeregt, dass Lavi sie gerettet hatte. Sie hatte sich um Lavis Gesundheit gesorgt… vielleicht war er deswegen eifersüchtig auf sie gewesen. Es war ihr zudem einfach Fremd, dass ein Mensch sich für sie einsetzte.
 

Beinahe hätte Kanda geschmunzelt, kannte er doch das befremdliche Gefühl, als er das erste Mal gerettet worden war und das obwohl er zu jedem Distanziert und Unfreundlich war. Lacey würde sicherlich noch lernen was das zu bedeuten hatte und bis dahin würde Lavi sie wohl weiterhin verwirren.

 

.-.
 

Im Zugabteil der Exorzisten- vier Stunden später- fand man statt drei- nur zwei Menschen. Die beiden Männer. Sie wussten nicht wo ihre Kollegin abgeblieben war, sie war gar nicht erst mit in ihr Abteil gekommen. Hatte auch kein Wort darüber verloren wohin sie gehen wollte, sondern war einfach abgetaucht. Kanda interessierte sich für ihren Aufenthalt nicht sonderlich. Lavi nahm dagegen an, dass sie über ihr Gespräch nachdachte. Er hoffte, dass sie eine völlig andere Person war, wenn sie wiederkam, obwohl er wusste, dass es nicht so einfach ging. Ob er ihr helfen konnte sich jemals zu öffnen und zu erkennen, dass es ganz schön sein konnte Menschen um sich zu scharen?
 

Lacey stand an eines der Fenster im Flur des Zuges. Sie schaute sich gar nicht wirklich die vorbeifliegende Umgebung an und selbst wenn sie es gewollt hätte, könnte sie es nicht sehen, da alles verschwommen war. Für Außenstehende allerdings mochte es so rüber kommen und das kam ihr ganz gelegen. Warum weinte sie? Wieso konnte sie es nicht stoppen wie sonst auch? Was war das für ein Gefühl, welches die Mauer durchbrochen hatte? Sie hielt etwas in der Hand, erkannte trotz den Tränen um was es sich handelte, weil sie diesen Gegenstand schon ihr ganzes Leben bei sich trug. Bei Wind und Wetter. Ausgerechnet jetzt? Was war nur los mit ihr? Ihr Daumen strich über das Gesicht des braunhaarigen Kindes auf ihrem Bild, welches sie jeden Tag betrachtete, aber nie mit diesen tiefen Empfindungen die sie heute hegte. Sie hasste ihn und doch wollte sie ihn so sehnlichst wieder sehen. Fragen warum er sie gegen einen anderen Menschen getauscht hatte. Sie wollte den Grund für sein Verschwinden wissen, ihn verstehen. Sie wollte ihn in allerseelenruhe Schlagen und ihm Vorwürfe machen. Ob er noch lebte? Irgendwo dort draußen? Dachte er ab und zu an sie? Erinnerte er sich noch an ihren Namen, den außer ihm keiner kannte?
 

Der Zerstörer der Zeit. Er hatte auch eine seltsame Hand, so wie der Junge auf ihrem Foto, seltsam verkrüppelt und mit einem Kreuz in der Mitte, doch konnte es unmöglich derselbe sein. Laut Unterlagen hatte er weißes Haar und noch ein komisches Auge (damit meine ich jetzt nicht, dass dieses Auge lustig sei, also nicht denken). Weshalb nur hatte sie sich seine Vergangenheit nicht durchgelesen in der Akte...? Ach ja, ihr Meister hatte die Ordner längst an den Bookman zurück geschickt, bevor sie weiter hatte lesen können. Er war es nicht. Konnte es gar nicht sein!

 

.-.
 

Nachdem die Drei ihren Bericht abgegeben hatten, völlig am Ende mit den Nerven wohlgemerkt, trennten sich ihre Wege. Lavi ging zu seinem Zimmer, weil er unbedingt duschen wollte. Kanda verschwand... wohin auch immer es ihn gerade trieb. Und Lacey verzog sich in die Bibliothek. Den einzigen Ort an dem sie sich wohl fühlte und alles hinter sich lassen konnte, was sie gerade bedrückte. Es war ein angenehmer Ort sich auf einem der Stühle zu setzen und sich in die Fantasie anderer Menschen zu vertiefen, die häufig ebenso viel erleiden mussten wie sie selbst.

Ein Finder, der dort gerade sauber machte, verneigte sich höflich vor ihr, was die Exorzistin lediglich mit einem Nicken quittierte. Sie landete in die Abteilung wo sämtliche Werke von Shakespeare und andere Künstler standen, die sehr viel mit Historie zu tun hatten. Bei Romeo und Julia verharrte sie. Liebe..., schon alleine dieses Wort ekelte sie an. Was brachte den Menschen die Liebe? Was schätzten sie daran? Sie verstand es nicht. Es gab nichts Positives an diesem Gefühl… glaubte sie zumindest.
 

Liebe löste Krieg aus. Krieg löste den Tod aus. Tod die Trauer und Trauer den Grafen mit seinen Akuma. Das war die wirkliche Definition von Liebe und nicht die ewigen Schnulzen. Lacey schüttelte den Kopf, kam sich in ihrem eigenen Körper verloren vor, weil sie die ganzen Emotionen immer noch nicht verdrängen konnte und die Erinnerungen erst...

Sie drehte sich um und blickte geradewegs in das Gesicht einer Frau mit großen Pandaaugen. Wie ein Fluch kam Lacey ihr Name in den Sinn: Miranda! Diese Monsterbraut verstand es immer wieder sich in den Schafott zu bringen.

Diese lächelte schüchtern:,, Hi, ich bin Miranda Lotto und..."

,,Ich weiß!", unterbrach Lacey sie schroff. Sie hatte keine Lust auf eine Konversation mit diesem Tollpatsch, wollte lieber ganz für sich sein und die Rolle der Hauptfigur in einem Buch übernehmen.

,,Woher...?"

,,Ich bin Bookman. Kann ich etwas Bestimmtes für die tun ansonsten möchte ich meine Zeit ungern weiter verplempern."

Miranda schreckte ein wenig zurück.
 

Kanda- san in weiblicher Form! Oh, mein Gott. Oh, Gott, oh, Gott.... Was mach ich nur, was... ich muss mich retten... bloß schnell weg...ich... aber wenn ich hinfalle lacht sie mich bestimmt aus, wie Kanda- san... das ist peinlich. Ich bin ja so ein Nichtsnutz... Ahhhh, Hilfe. (Sind ihre Gedanken ein wenig schräg? Oder einfach nur… schräg)

 

,,N- nichts... nichts", stammelte Miranda und machte einen Schritt rückwärts, was dazu führte, dass sie mit einem lauten Poltern hinfiel und das Bücherregal mit den Shakespeare- Romanen mit nahm. Nun lag Miranda genau darunter und krächzte verzweifelt Entschuldigungen. Lacey wandte sich zum Gehen, würdigte der armen Frau keines Blickes, jedoch hielt sie inne als sie Lenalees wütende Stimme hörte:,, Willst du ihr nicht helfen?"

Die Weißhaarige warf einen Blick über die Schulter:,, Tze. Das ist nicht mein Problem!", ohne ein weiteres Wort verließ sie die Bibliothek, überließ Miranda ihrem Schicksal. Sie schaute vorher auf die Uhr über der großen Eingangstür. Essenszeit. Endlich. Sie fand das Essen besser als von ihrem Meister (dort bekam sie nur Müslis- Riegel und ab und zu mal Haferschleim zu essen). Aber hier gab es reichlich Auswahl und auch Abwechslung. Sie bedauerte nicht lange, dass sie nicht hatte lesen können, den der Gedanke an einer schönen Speise verdrängte alles andere und sie sah kurz aus wie ein kleines Kind wenn es seine Leibspeise gab.
 

Sie hatte Glück, was sehr selten in ihrem Leben war. Lange musste sie nicht anstehen, da sie einer der Ersten war. Sie setzte sich nachdem sie ihr Essen bekommen hatte an den erstbesten Platz und begann ihre Gemüsesuppe zu verputzen. Dieses Gericht hatte sie noch nie gegessen und schmeckte, was vor allem an den Gewürzen liegen musste. Beim Essen blickte sie nicht einmal vom Teller auf, egal wie laut es mittlerweile geworden war. Erst als sie die Stimme der Nervensäge neben sich vernahm, hob sie ihren Kopf und starrte grimmig in Lavis Gesicht. Hatte wieder dieses Grinsen im Kopf, was sie so an ihm störte.

,,Lacey- chan, dürfen wir uns an deinen Tisch setzen?"

Sie wollte erst eine Beschwerde wegen dem ´Chan´ abgeben und dann ablehnen, als sie bemerkte, dass er ´wir´ gesagt hatte. Darauf konnte sie erst Recht verzichten. Bestimmt war es eine nervige Lenalee, die ihr noch eine Standpauke halten würde wegen der Sache mit Miranda, oder dieser Schwachkopf von Samurai. Dann jedoch fügte Lavi, keine Antwort abwartend, hinzu:,, Komm schon. Dann kannst du Allenchen kennen lernen. Du weißt bestimmt wer er ist? Ein Marschall und zwar der Jüngste. Das dürfte sogar für einen Eisengel wie dir interessant sein, immerhin hat ein Bookman nicht alle Tage die Gelegenheit den stärksten Krieger der Welt zu sehen", bestichelte er sie mit schleimiger Stimme.
 

Der Name kam ihr bekannt vor, doch sie wusste ihn nicht ein zu ordnen, was sie verwirrte, denn sie merkte sich eigentlich immer alles. Deshalb verwunderte es sie, dass dieses Mal ihr Gedächtnis zusehends versagte. Widerwillig sah Lacey an Lavi vorbei. Direkt in das Gesicht eines weißhaarigen Jungen. Die erste Frage die ihr durch den Kopf schoss war: Ob er auch solche Probleme mit dem Haar gehabt hatte? Ob er genau dieselben Sprüche hatte hören müssen wie sie schon?

Er lächelte als sei er ein Engel höchstpersönlich und reichte ihr die Hand:,, Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Allen Walker. Wir konnten nicht früher Bekanntschaft machen, da ich noch auf eine lang zweit Mission unterwegs war, aber ich habe sogleich gehofft dich zu treffen, nachdem ich hörte, dass es eine neue Person hier gibt und dann noch eine Weibliche."

Lacey erstarrte. Nicht etwa wegen der Ellen langen Rede. Dieser Name! Jetzt wusste sie woher sie ihn kannte. Das durfte alles nicht wahr sein. Sie wollte nicht weiter mit der Vergangenheit konfrontiert werden, sondern nach vorne blicken (Lacey, du siehst die ganze Zeit schon nur in die Vergangenheit.) Mana hieß mit Nachnamen Walker. Sie hätte auch dies als Zufall abgetan wenn da nicht  diese Stimme gewesen wäre, die ihr nur allzu bekannt war! Die sie in ihrem gesamten verfickten Leben niemals würde vergessen können.

Sie sprang ohne ein Wort auf, wusste sich nicht anders zu helfen, und rannte aus dem Speisesaal ohne darüber nachzudenken oder ihr Essen weg zu bringen. Sie konnte einfach nicht dort bleiben und weiterhin diese Kälte ausstrahlen, die man von ihr kannte.

Lavi sah ihr schweigend hinterher. Es war schon das zweite Mal, dass sie so geguckt hatte. Was steckte dahinter? Er schlug Allen kameradschaftlich auf die Schulter:, Sie taut langsam auf. Wir beide sind die Ersten die Gefühle an ihr entdecken konnten, das ist eine Sensation. Aber prall es bitte nicht im ganzen Orden umher sonst waren die ganzen Bemühungen umsonst. Lass und Essen."
 

Ich kann Geheimnisse für mich behalten. Lavi hat manchmal echt eine trantütige Seite, die ich nicht verstehe… aber… Lacey… sie strahlt eine Aura aus, die unheimlich und unendlich viel Schmerz beinhaltet…

 

Allen nickte schweigend und nahm Platz, zog sich Laceys fast unberührten Teller zu sich, um ihn auch noch zu vertilgen. Wieso hatte sie so auf ihn reagiert? Er aß seine 10- tages- Ration- einer- Fußballmannschaft ebenso ohne ein Wort zu verlieren, was Lavi wunderte und er sich unwillkürlich fragen musste: War heute Tag des seltsamen Benehmens? Warum wusste er von diesem Tag dann noch nichts?

Allen wusste nicht warum aber Lacey kam ihm irgendwie bekannt vor. Verrückt, aber nicht unmöglich. Vielleicht hatte er sie wirklich schon einmal gesehen. Auf irgendeinem Auftrag vielleicht wo er noch nicht gespürt hatte, dass sie ein Innocence besaß. Er wusste auf jeden Fall, dass sie wo er ihr begegnet war nicht dieses Leid ausgestrahlt hatte. Sie musste durch etwas ganz schön verändert worden sein.

Jedenfalls musste er sich jetzt sputen, denn er sollte bald wieder aufbrechen, um weiter nach Kompatiblen zu suchen, schließlich gewann der Orden nicht vom faul herum sitzen und nachgrübeln.
 

Fortsetzung folgt…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erste Veränderung

Lacey rannte in ihr Zimmer ohne Rücksicht auf Verluste, riss die Tür auf und ließ sich wie ein nasser Sack auf ihr Bett fallen, welches ein wenig ihren Aufprall federte. Sie fasste sich an die Stirn, stierte an die Decke und dachte an die Szene eben nach die sich abgespielt hatte. Sie zog das Bild aus ihrer kaputten Uniform (Sie würde spätestens morgen ihre neue Uniform bekommen), die sie noch nicht hatte wechseln wollen, egal ob man nun einen Teil ihres BHs sehen konnte. Kein Zweifel. Es war ein und derselbe Junge. Sie hatten beide dieses weiche Gesicht, dieses freundliche Lächeln was jeden Menschen zum Schmelzen brachte, sie ausgenommen. Die Stimme hatte genauso sanft geklungen. Hatte er sie verlassen wegen dem schwarzen Orden? War das die Antwort nach der sie sich so sehr verzehrte? Deshalb hatte er sie im Stich gelassen?! Um ein gottverdammter Held zu werden und damit angeben zu können! Dabei machte er nicht den Eindruck als wenn ihm Ruhm und Aufmerksamkeit sonderlich am Herzen lagen, sondern eher das wohl der anderen.
 

Jeder Mensch auf dieser Erde ist ihm wichtiger als ich. Ein damals noch unschuldiges Mädchen und nun mit blutbesudelten Händen. Seinetwegen ist meine Seele verseucht und mein Körper genauso. Er ist an allem schuld!
 

Lacey sah auf der roten Hand des Jungen. Die von Allen sah etwas anders aus. Ein schwarzes Tattoo welches sich über seinen gesamten Ar zog und skelettförmige Finger. Keine rote Farbe mehr auf seiner Hand. War das die Folge von der Weiterentwicklung, die er vollzogen hatte als sein Innocence zerstört worden war? Das würde zumindest diese Sache erklären. Sie verstand nicht viel von der Weiterentwicklung des Parasiten Typens, unabhängig davon wie viel sie schon gelesen hatte davon. Es war alles komplettes Neuland für sie, gehörte sie eigentlich nicht in den Orden, sondern im Untergrund zu dem Grafen. Sie hieß dessen Methoden nicht gut und schon gar nicht, dass er die Welt beherrschen wollte und dennoch wollte sie lieber wieder dorthin zurück. Dort war alles noch so einfach gewesen und sie musste sich nicht mit Dingen auseinander setzen, die sie schmerzten.
 

Wieso sieht er jetzt so anders aus? Wo ist seine schöne Haarfarbe hin? Und wo ist das seltsame Auge her? Wo ist der Mann auf dem Foto...? Mana. Was ist geschehen? Was habe ich all die Jahre nur verpasst?
 

Sie musste dringend zu Lavi und die Unterlagen von Allen einsehen. Vielleicht stand dort etwas drin, Antworten. Hoffentlich begegnete sie Allen nicht noch einmal. Zumindest vorerst nicht. Sie spürte es. Die Veränderung, die durch das Wiedersehen in Gang gesetzt wurde und das noch mehr als zuvor nach dem Erinnerungsfluss. Die Mauer, die sie um sich errichtet hatte drohte auseinander zu brechen, da viel zu viel passiert war seit sie sich an diesem Ort aufhielt. Das durfte sie nicht zulassen! Sie wollte nicht noch einmal verletzt werden. Niemals würde sie sich ändern und doch veränderte sich ihr Inneres bereits ungewollt.

Sie musste es aufhalten, was für Mittel sie dafür verwenden musste war ihr Gleichgültig. Hauptsache sie würde endlich wieder alles verdrängen können und ihrem Beruf ungestört nachgehen dürfen. 

 

.-.
 

Müde legte Lavi sich in sein Bett. Wann Lacey wohl anfangen würde ihn zu unterweisen? Bisher hatte sie es ja noch nicht getan, obwohl sie immer betonte, dass sie sich ihn vorknöpfen würde. Irgendwie würde es ihn freuen, wenn sie damit niemals anfing, denn ihre Ziele wollte er nicht erfahren und ihre Gewalt nicht mehr an seinem Körper spüren müssen. Ihre Kraft bezog sie aus dem Kummer, der sich in ihr breit gemacht hatte, sei jenem verhängnisvollen Tag und noch immer wollte er wissen weshalb sie sich anfing zu verändern und es dennoch nicht zulassen wollte.

(Vielleicht wird sie es ihm ja nie beibringen, wenn sie nicht alles wieder auf die Reihe bekommt... )

Er genoss seine Ruhe- wie es jedes normal denkende Wesen tat- trotzdem vermisste er seinen Meister. Er war nicht so... so eine Maschine wie Lacey. Im Grunde war Lacey noch nicht einmal das. Sie verbarg einfach nur ihr wahres Ich und versuchte sich mit ihrer Maske zu schützen, wie auch Yu und manchmal auch er und Allen. Aber wieso war es bei ihr so rapide ausgeprägt? Was verbarg sie ihnen allen nur? Was war in ihrem Leben passiert? 
 

Bei ihrer Aufnahme in den Orden hatte sie ihre Vergangenheit verschwiegen und deswegen stand dort überall ein Fragzeichen. Man wusste nicht einmal genau wie alt sie war, geschweige denn wann sie Geburtstag hatte, doch wahrscheinlich wusste sie dies selbst nicht. Sie meinte jedenfalls sie könne sich nicht erinnern, was Lavi ihr nicht abkaufte. Und noch etwas passte absolut nicht in dieses wirre Lacey – Puzzle, welches sie mit ihnen allen spielte. Sie hatte sich verändert. Ihre Haltung war nicht mehr so kalt wie anfangs, sondern eher… gebrochen. Er konnte es zwar nicht richtig deuten, hatte er allerdings das Gefühl, sie hätte sich an etwas erinnert als sie Allen sah und auch auf ihrer Mission wo sie so geschrien hatte. Eigentlich war dies für ihn Nebensache. Was ihn wirklich störte war ihre Reaktion auf Allen. Sie kannte ihn irgendwoher, aber er schien sie nicht zu erkennen... Er verstand dieses Wirrwarr nicht. Dieses gesamte Mysterium um Lacey wurde immer Größer. Er würde vermutlich nie herausfinden was ihr wiederfahren war und wenn er ehrlich war, wollte er es auf einer Seite gar nicht wissen, aber er wollte, dass Lacey endlich zu sich selbst stand, damit bei ihm Ruhe einkehrte und er nicht ständig über sie nachdenken musste.

Er hörte ein leises Geräusch- ein energisches Klopfen um genau zu sein-, runzelte die Stirn und blieb stumm. Er bat diese Person nicht herein, wollte eigentlich seine Ruhe haben, damit er etwas verarbeiten konnte.
 

Nachdem Lacey eine Minute die Tür angestarrt hatte und sich dahinter nichts getan hatte, obwohl sie sich denken konnte, dass Lavi sich da hinter stillschweigend zurückgezogen hatte betrat sie den Raum. Lavi lag ausgestreckt auf seinem Bett und musterte seinen Besucher mit einem Blick zur Seite, den er schon erwartet hatte, zu seiner Enttäuschung war es leider nicht Yu- chan, wie er insgeheim gehofft hatte. Er war die einzige Person, die er momentan noch ertragen würde.

Dennoch breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, übertünchte seinen Unmut ihr gegenüber:,, Na, Schreckgespenst. Du warst vorhin ziemlich schnell weg. Was war los?"

,,Das geht dich nichts an. Ich bin nicht hier um mit dir ein Palaver ab zu halten. Wo sind die Aufzeichnungen von dir und Bookman? Wo verstaut ihr die?" 

Lavi richtete den Körper zur Hälfte auf, so dass er deutlich seine Muskeln im Bauchbereich spüren konnte wie sie sich anspannten:,, Wieso?"

,,Frag nicht!", erwiderte Lacey böse, was nicht annähernd so klang wie zu Beginn ihres Aufenthalts hier. Lavis Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Er kam mit seiner Arbeit wirklich sehr gut voran. Kam seinem Ziel näher als Lacey Ihrem. Sie war ansonsten wieder die Alte, könnte man meinen, doch Lavi wusste es besser. Einem Bookman konnte man einfach nichts vormachen, sei es auch nur ein Lehrling.
 

,,Ohne einen guten Grund, darf ich das aber nicht einfach so rausrücken oder gar erzählen. Du kennst bestimmt die Schweigepflicht der wir unterstehen."

Lacey stöhnte auf:,, Jetzt hältst du dich plötzlich an Regeln, die mich gar nicht betreffen. Wie unsinnig bist du eigentlich? Sie gilt nicht für andere Bookman, du bettlägeriger Pfosten mit den Haaren einer Tomate!", endlich war ihr eine Lüge eingefallen und sie tat so als gäbe sie nach und dankte dem Rotschopf im Stillen, dass er einen dummen Spruch vom Stapel gelassen hatte:,, Von mir aus, du gibst ja doch nicht nach. Ich muss mir ein paar Akten mitnehmen, denn um meine Arbeit endlich richtig beginnen zu können brauche ich noch ein paar Informationen bezüglich einiger Dinge, die mein Meister mir bislang verwehrt hat, da ja keiner damit gerechnet hast, dass du keine Gehirnmasse besitzt"

Lavi war noch nicht ganz verblödet und durchschaute ihr Spielchen. Durchschaute sie. Ihre Beleidigungen waren schon Beweis genug, dass sie vom Thema ablenken wollte und ihn täuschen wollte.

,,Du willst die Akte von Allen haben. Darum geht es dir nämlich."

Lacey blieb kalt, hielt ihre Lüge weiterhin aufrecht:,, Unter anderem... Aber auch die von... Miranda..."

Ihr war nichts Besseres eingefallen, als diese eigenartige Frau.

Lavi bemerkte das Stocken am Ende und nutzte es für sich. Wenn Lacey Spiele spielen konnte konnte er das auch:,, Miranda? Kennst du die Aufzeichnungen denn nicht schon?"
 

Halt die Klappe und rück endlich die scheiß Akten heraus, bevor ich ins Archiv eindringe und sie mir von dort klaue. Ich weiß, dass ihr sie dort versteckt haltet, aber wenn ich das sage wirst du mich wieder mit Fragen löchern. Dabei brauche ich Antworten.
 

Diese Fragerei war lästig. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so nervig sein? Nervig und Naiv und noch dazu verkommen? 

,,Nicht ganz. Mein Meister hat mir einiges vorenthalten."

Wenigstens dieser Satz entsprach der Wahrheit, wenn auch nur über die Akte von Allen Walker, warum auch immer, Stephen ihr die nicht geben wollte und sie einen Teil heimlich lesen musste, bis sie beinahe erwischt wurde. Sie hatte geahnt, dass er ihr etwas verschwieg und nun erkannte sie allmählich warum. Anscheinend wusste er mehr über sie als er je zugegeben hatte. Ob er sie damals ausspioniert hatte? Unwillkürlich stellte sie sich die Frage ob er wirklich der Mensch war den er vorgab zu sein.

,,Aha", der Rotschopf war von dieser ganzen Unterhaltung nicht ganz überzeugt, wusste aber, dass es zwecklos war mit ihr weiter darüber zu diskutieren. Er ließ sich zurück in sein weiches Bett fallen, welches unter seinem Gewicht einen Müh nachgab:,, Die Akten über die Exorzisten sind im Archiv gelagert. Wir müssten zu Komui- san, um uns den Schlüssel zu holen."
 

Sehr schön! Da hätte ich gleich ins Archiv eindringen können als meine wertvolle Zeit mit diesem Trottel zu verplempern. Die heutige Lektion: Setze dein Vorhaben gleich in die Tat um und versuche nicht es anders zu probieren... Moment. Sagte der gerade `wir`? Denkt der Idiot, dass ich ihn dabei haben will?
 

,,Wir? Vergiss es. Ich mache das alleine."

Kopfschüttelnd verließ Lacey das Zimmer wieder, das gefährlich nach Käsesocken roch. (Lavi hat einfach seine dreckigen Strümpfe in die Ecke geworfen nach der Mission). Von innen vernahm sie ein Poltern und hoffte, dass nun endlich das Fenster

geöffnet wurde, damit dieser widerliche Geruch abziehen konnte. Falsch. Die Tür wurde aufgerissen. Ein leicht lädiert aussehender Lavi sah die junge Frau lächelnd an:,, Ohne mich wirst du aber nicht die Erlaubnis bekommen."

Das stimmte zwar nicht, doch Lacey schluckte es. Schlecht gelaunt folgte sie Lavi, der vorausgeeilt war, ins Büro des Abteilungsleiters.
 

Davor angekommen blieb Lavi stehen. Er bewegte sich keinen Millimeter, hatte die Hand erhoben Richtung Türknauf. Lacey grummelte vor sich hin, besah sich die Statur des Teenagers und musste feststellen, dass er den Kopf gesenkt hielt. Vermutlich erkannte man durch seinen Pony dessen Auge nicht einmal.

,,Wieso?“

Das brachte Lacey ein wenig aus dem Konzept:,, Wieso was?“

Lavis Schultern bebten, doch er weinte nicht wie die Weißhaarige bemerkte, denn Lavi drehte sich endlich zu ihr um. In seiner Miene entdeckte Lacey Mitleid und das war etwas was sie am allerwenigsten mochte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, setzte zu einer herablassenden Bemerkung an… Lavi war schneller.
 

Mit einem Satz war er bei ihr. Bevor sie sich versah spürte sie zwei starke Arme um sich, wie sie fest an dem warmen Körper vor sich gedrückt wurde. Es verwirrte sie, denn ein ungeahnt schönes Gefühl erfüllte sie, ließ ihr Blut in Wallung geraten. Im positiven Sinne. Sie kannte es nicht. Kannte es nicht wenn sie Jemand umarmte. Es war ihr vollkommen fremd. Nie hatte ein Mensch das Bedürfnis verspürt sie mit solch einer Geste zu überrumpeln oder gar aus dem Konzept zu bringen. Sie würde Lavi gerne von sich stoßen, ihn schlagen. Wenn sie gekonnt hätte, denn die Wahrheit war, dass es ihr unglaublich gut tat was er mit ihr anstellte. Sie wollte in diesem Augenblick nichts anderes außer in seinen Armen liegen, auch wenn sie die Umarmung nicht erwiderte, sondern ihre Arme irgendwo in der Luft hielt.
 

Ihr Kopf war auf Lavis Schulter gebettet, sein Haar kitzelte ihre Wange. Sein Körper spendete ihr Geborgenheit. Etwas was sie zu vergessen geglaubt hatte. Lacey bemerkte es nicht, doch eine einzelne Träne verließ ihre Augenwinkel, bahnte sich ihren Weg und zeigte somit das was sie nicht wahrhaben wollte: Dass sie Gefühle besaß. Kein Eisklotz auf zwei Beinen war.

Sie schmiegte ihren Kopf noch mehr in Lavis weiche Haut, gab sich dem inneren der Mauer hin, die für einen Moment ihre Pforten geöffnet hatte. Nur damit sie darin schnuppern konnte.
 

Wie macht Lavi das? Was stellt er mit mir an? 
 

Lavi dachte Lacey würde ihn von sich stoßen wie sie es oft tat, umso erstaunter war er als sie es unterließ und es hinnahm. Er wertete es wie ein gutes Zeichen und verstärkte den Druck um Laceys Hüfte. Er gab sich Mühe all seine Liebe in diese Umarmung zu legen. All seine Hoffnung. Im Grunde waren sie doch Gleichgesinnte, weshalb verhielten sie sich wie Feinde?

,,Verschieben wir es auf später. Die Antwort auf das Wieso“, flüsterte Lavi, wagte einen weiteren Schritt und vergrub seine Hand in ihr Haar. Es fühlte sich genauso weich an wie das von Kanda. Es war seidig und erfreute ihn ein wenig.

Lacey sagte nichts dazu. Sie schloss ihre Augen, wünschte sich für ein paar Sekunden Lavi schon viel früher begegnet zu sein. Dann hätte sich manches vielleicht anderes entwickelt.
 

,,Na, meine Kleine?“ 
 

Lacey riss abrupt die Augen auf. Panisch krallte sie sich in Lavis Hemd, schob ihn dann gewaltsam von sich. Äußerlich hatte sie in Sekundenbruchteile ihre Maske aufgesetzt, innerlich hatte dieser Satz verherrende Folgen nach sich gezogen. Ihr Peiniger zeigte ihr gerade wieder, dass er noch immer die Macht über sie besaß und sie niemals glücklich sein durfte.

,,Was hast du auf einmal?“

,,Halt dein Maul, Lavi- oder ich stopfe es dir“, konterte Lacey:,, Lass uns lieber endlich rein gehen.“

Die Warnung, dass er kein Ton über das eben Geschehene brauchte sie nicht laut aussprechen. Lavi hatte es auch so kapiert.

 

.-.
 

Komui schlief ausnahmsweise mal nicht sondern verteilte brav Autogramme auf den riesen Stapel Blätter, die ihm seine strenge Assistentin gegeben hatte. Sie war einfach viel zu penibel als das er seine Aufgaben schwänzen konnte. Als die Tür aufging dachte er erst es sei genau diese und rief:,, Ich bin noch nicht fertig, meine zwei Stunden können nicht schon vorbei sein. Seien Sie doch bitte ein wenig Gnädiger mit mir."

Er hob den Kopf und stieß einen leisen Seufzer der Freude aus. Erleichtert legte er den Stift zur Seite und streckte seine Hände ein wenig von sich, woraufhin er einen finsteren Blick von Reever erntete, welcher darauf wartete die Dokumente weiter an den Vatikan leiten zu dürfen, damit diese sich nicht immer beschwerten wie lange es doch dauerte. Er bekam dies ja immer ab und nicht der werte Mr. Lee.

Lavi winkte ihnen fröhlich entgegen:,, Hi, Leute."

,,Was gibt es Lavi- kun? Womit kann ich heute dienen?", fragte Komui in der Hoffnung auf ein längeres Gespräch. Ununterbrochen schaute er Lacey bei seiner Formulierung an, die wie ein Stein im Raum stehen geblieben war. Es verwunderte ihn, dass sie in Lavis Begleitung war und ihm das reden scheinbar überlassen hatte. Lavi dagegen plumpste mit seinem Gewicht auf einen Sessel. Frech klaute er Reevers Kaffeetasse, die einsam auf dem Tisch herum gammelte und leerte sie in einem Zug aus, ignorierte den empörenden Redeschwall Reevers. Lavi spuckte das Gebräu gleich quer durch den Raum, direkt in Komuis Gesicht:,, Wie kann man nur so etwas trinken?"

Er besah sich sein Werk in das Gesicht des Abteilungsleiters…

Dann brach er in schallendes Gelächter aus, bekam sich gar nicht mehr ein. Bei Komui dagegen brachen sämtliche Sicherungen durch (falls er überhaupt noch welche besitzen sollte). Er wischte sich den Kaffee von der Brille, seine Aura könnte man glatt mit Laceys oder Kandas vergleichen, wobei er immer noch harmlos gegenüber den beiden Genannten aussah:,, Ihhh, Lavi- Spuckeeeee. Ist das eekeeliggg. Dafür mach ich wieder ein Omelett aus dir, das kannst du wissen. Auf ihn, Komurin 4!"
 

Reever suchte Deckung, nachdem die Tür weg gebombt wurde und er sich fragte wie der Roboter die Rufe seines "Meisters" gehört hatte. Hatte er etwa schon auf der Lauer gelegen? Sähe Komui zumindest ähnlich. Sobald der Roboter Lavi erblickte, stürzte er sich auf ihn, jagte ihn quer durch das Zimmer, bis der Rotschopf es schaffte stolpernd den Raum zu verlassen. Lacey runzelte die Stirn. Außer ihr befand sich nur noch Reever im Raum, der hinter dem Bürostuhl des Kindskopfs hockte. Die Exorzistin musterte das Loch in der Wand, wo vorher noch eine Tür gestanden hatte:,, Was ist das für ein kindischer Scheiß? Ich dachte, das sei eine Dämonen- bekämpfende- Organisation und kein Kindergarten. Ihr übt den falschen Beruf aus fürchte ich."

,,Gewöhn dich daran. Das ist nämlich Standard hier. Meistens schafft es nur Lenalee die Roboter ihres Bruders zu zerstören... oder aber Kanda, wenn der Roboter es auf ihn abgesehen hat, ansonsten rührt der kein Finger um anderen aus ihrer Lage zu retten", fügte Reever hinzu, nicht sicher ob Lacey das überhaupt wissen wollte.

Er wagte sich aus seinem Versteck. Sie sahen sich schweigend an, bis sie beide unisono seufzten und sagten mit nur einer Sekunde Verzögerung:,, Was für ein Kindskopf!"
 

Lavi versteckte sich in der Küche. Dem einzigen Ort, den noch kein Roboter heimgesucht hatte. Irgendwie rannte jedermann durch die Gänge, aber nie versteckte sich ein Mensch in der Küche, wenn die Blechbüchsen wieder übermütig wurden. Er fragte sich wieso es immer wieder ihn traf. Es war mindestens das fünfte Mal, dass Komui seine Roboter auf ihn hetzte und das innerhalb von zwei Jahren. Konnten nicht die anderen darunter leiden? Die, die es wirklich verdient hatten?

Meistens war der Grund Lenalee, da er häufig mit ihr geflirtet hatte, jetzt aber war es nur ein Missgeschick gewesen... 

Er konnte dieses eine Mal überhaupt nichts dafür und dennoch wurde diese Kaffesaufende Maschine auf ihn angesetzt. Das Leben war unfair.

Er wollte nicht zu einem Omelett gemacht werden und in der Speiseröhre dieses Monstrums landen. Er malte sich aus, wie es wäre von dem Blechteil runtergeschluckt zu werden mit einem Haufen Spucke umwickelt und verzog das Gesicht:,, Bäähhh. Widerlich."

Darauf hatte er nun keine Lust. Sah er denn aus wie ein Schnitzel? (Nee, aber wie eine Tomate mit deinen Haaren)

Plötzlich wurde er hoch gehoben und baumelte in der Luft. 
 

Er zappelte wild herum, wollte seinen Hammer greifen, aber der befand sich leider auf seinem Zimmer. Ausgerechnet jetzt vergaß er ihn bei sich zu tragen:,, Ahhhh... ich bin noch zu jung und zu schön zum Sterben. Kann mir denn keiner helfen?"

Ein Entkommen gab es nicht. Außer Jerry war Niemand Anwesend. Dieser wollte seinen Kunden natürlich retten und lieferte sich ein Kochduell der Superlative mit dem Roboter, bloß das Jerry keinen Lavi brutzelte, sondern Fleisch von einem Tier benutzte. Der Inder hatte sich innerlich geschworen Lavi zu retten, der auch immer fleißig Nachschlag holte. Solch einen Kunden durfte er schließlich nicht an einer Blechbüchse verlieren:,, Halt durch, Lavi- san. Dein strahlender Held eilt zur Rettung der Prinzessin"

Lavi wollte kontern, dass er keine Prinzessin sei, doch wurde es nur ein Röcheln, da er hin und her geworfen wurde. Er hätte nie gedacht, dass er mal auf die Hilfe eines einfachen Kochs angewiesen war und feuerte diesen an, soweit es ihm möglich war, denn sehr oft kam nur ein:,, Aua", zu Stande.
 

Komui, der den Weg zur Küche gefunden hatte, fand das ganze aufregend lustig und versuchte die Pläne der Wissenschaftler fleißig zu durchkreuzen. Es war schwierig, da er die meiste Zeit nur dabei war zu lachen und sogar schon Bauchschmerzen bekam. Seine Kollegen fanden das allmählich überhaupt nicht mehr zum Lachen. Lenalee war nicht im Haus, also hatten sie Niemanden der Lavi jetzt noch zur Hilfe eilen konnte... Und Lacey würde keinen Finger rühren. Ihr war die Lust  das Archiv auf zu suchen gründlich vergangen und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Auf so einen Kindergarten konnte sie gut und gerne verzichten. Es gab wichtigere Dinge, die sie erledigen musste. Sie überlegte beim Laufen ob sie sich die heiligen Bücher vornahm und überarbeitete. Eine gute Idee.
 

Was für ein eigenartiger Ort das hier ist... ob ich mich jemals hier integrieren kann? Wohl eher nicht. 
 

Der Rothaarige indes kreischte wie ein kleines Mädchen welches man von ihrem Bonbon fern halten wollte, nur dass es bei Weitem viel dramatischer klang. Er war überschüttet worden mit Spiegelei. Wie ekelig war das denn bitte? Er hatte noch nie zuvor in Ei gebadet und es stand auch definitiv nicht auf seiner to- do- Liste.  Und vor allem wie sadistisch konnte Komui nur sein, ihn hier einfach seinem Schicksal zu überlassen? Manchmal fragte er sich ernsthaft ob der Chinese überhaupt noch ein Gehirn zum Nachdenken besaß und wirklich das Leben eines Exorzisten riskierte. Mit voller Absicht!!! Lavi versuchte sich auf zu rappeln, doch stand er auf glitschigem Ketchup und rutschte andauernd darauf aus. 
 

Enormer Krach hallte an den Wänden wieder. Sein Gekreische und das der Wissenschaftler, inklusive dem Gejammer seitens Komui müssten eigentlich den ganzen Orden in Aufruhr versetzen, doch Niemand kam vorbei um zu schauen was da vor sich ging. Anscheinend hatten sie die Schnauze gestrichen voll von Komuis sinnlosen Bauten. Lavis vergebliche Versuche stellten sich mit einmal von ganz allein ein. Ein Klirren, nahm seine Aufmerksamkeit direkt in Anspruch. Komuirin 4 hatte ein Messer gezückt:,, Lavi- Omelett auf den Teller servieren. Ein wenig roh, aber essbar."

Geschockt krabbelte Lavi in dem riesigen Topf herum, um dem scharfen Messer zu entkommen, welches ihn immer wieder nur knapp verfehlte. Meistens fehlte nur ein Müh und er würde vom Rand fallen, schaffte es gerade noch so sich wieder ein wenig in die Mitte zu robben.

,,Komuiiii, wie können Sie mir das antun????", schrie Lavi mädchenhaft und leicht in Panik versetzt. Er krabelte wieder nach hinten und sah das Messer mit weit geöffnetem Mund auf sich zu rasen, konnte sich keinen Millimeter mehr vom Fleck bewegen. Die Klinge blitzte auf und...

Es landete zwischen seinen gespreizten Beinen. Wie gut, dass er sie im letzten Moment geöffnet hatte, mehr aus Reflex als aus Verstand. Vermutlich würde sich sein Blut sonst mit dem Ketchup vermischen und ein neues Rezept hergeben.
 

Sein Gesicht war komplett verzerrt. Er vergaß, dass sein Hammer sich ja auf sein Zimmer befand und wollte wieder danach greifen, doch da bewegte sich das Messer wieder. Er nestelte an seinem nicht vorhandenen Gürtel, gab es jedoch schnell auf. Wieder war er auf der Flucht. Und wieder entkam er dem Küchengerät nur mit knapper Not. Langsam verstand er das wirklich nicht mehr als Spaß. Wo blieb nur seine Rettung? Die Puste verließ ihn langsam. Jerry hatte gegen den Roboter verloren und lag nun benommen am Boden, wegen einer Betäubungsspritze.

Gerade noch rechtzeitig machte Lavi einen Rückwärtssalto, landete dabei aber unsanft auf dem Hintern, weil er erneut ausgerutscht war. Lavi hatte nicht wirklich richtig gerechnet, als er einen Satz nach vorne wagte und auf den Griff des Messers springen wollte, um endlich seine Ruhe zu haben und baumelte nun schon wieder in der Luft herum. Verzweifelt klammerte er sich an den Topf Rand, der erstaunlich weit vom Boden entfernt lag. Wie riesig war dieses Viech eigentlich? Theoretisch gesehen würde ihm nichts passieren, wenn er einfach loslassen würde, denn er war sportlich und wusste wie man sich abfederte mit einer Rolle. Seine Panik allerdings machte ihn Dümmer wie sonst. Er war manchmal wahrlich ein dämlicher Hase.
 

Tschüss Welt. Ich werde gleich ins Jenseits rüber gleiten und die Freiheit genießen.

 

.-.
 

Wie immer verdrehte Kanda die Augen. Genervt. Wer wagte es ihm beim Soba- Essen zu stören? Was trieb Jerry da in der Küche, so dass der ganze Boden unter seinen Beinen vibrierte und der Lärm ihn verschreckte? Der Asiate hatte nicht gesehen wie ein Roboter die Küche betreten hatte, da dieser den Hintereingang benutzt hatte, die Kanda so nicht im Blickfeld hatte. Er erhob sich fluchend und folgte dem Krach. Das war ja nicht zum Aushalten. Da freute man sich einmal über ein wenig Ruhe und dann das! Angewurzelt blieb er im Rahmen der Tür stehen. Er hätte es ahnen müssen! Was sonst raubte ihm den Nerv und weckte ganz England mit einem lauten Knall? Komui, dieser Nichtsnutz! Jetzt hatte er schon einen kochenden Roboter erfunden! Was ließ der sich als nächstes Einfallen? Der schwule Inder am Boden brauchte keine Hilfe. Kanda wollte ihm keine Hilfe leisten und auch sonst keiner Seele, also drehte er sich wieder um, beschloss in den Wald zu gehen. Aber halt mal... er fuhr wieder zum Geschehen herum. Wer schrie da so in dem Topf des Ungestüms? Kanda schaute nach oben. Hoch zu dem dampfenden Topf. Er konnte nichts weiter außer Ei und noch irgendetwas anderes Riechen und rote Flüssigkeit auf dem Boden tropfen sehen. Er hatte unschwer Lust einen Finger zu rühren, aber wer auch immer sich dort oben befand schien zu dumm zum runter springen zu sein und wenn Kanda diesem Idioten half würde wenigstens wieder Ruhe herrschen.
 

Dieses Mal geht Komui zu weit. Ich mach definitiv Hackfleisch aus ihm, aber erst nachdem ich weiß wer oder was da oben so brüllt wie am Spieß. Die Stimme kommt mir zumindest wage bekannt vor...
 

Vorsichtig stellte Kanda sich- die erwartungsvollen Gesichter der Wissenschaftler ignorierend- unter den Topf, den der riesen Roboter in der Hand hatte und immerzu durch die Luft schwenkte. Etwas baumelte an diesem Kessel und dieses Etwas war es was den Fußboden so einsaute und schrie. Stirnrunzelnd fing Kanda einen Tropfen auf und leckte seinen Finger ab. Ei mit Ketchup. Den süßen, leicht tomatigen Geschmack vergaß Kanda nicht so schnell, da Jerry ihm vor nicht allzu langer Zeit ausversehen Ketchup auf das Essen getan hatte, obwohl der Asiate alles hasste was annähernd süß schmeckte und ihm somit den Teller an den Kopf geworfen hatte. Er beachtete die wilde Meute, die sich Wissenschaftler nannte erst gar nicht, trotz dass er sie für ihren Krach am liebsten mit Mugen entzwei teilen würde, denn sie nahmen wieder den Kampf mit Komui auf, der Kanda betäuben wollte. (Hahh. Als wenn mein Süßer sich so leicht außer Gefecht bringen lässt… oh das gibt Ärger, xD) Dass sie vergeblich versuchten an Komui vorbei zu kommen, entging ihm ebenso. Seine Sinne waren ganz auf den Topf gerichtet. Zu spät bemerkte er um was es sich handelte. Das Etwas zu identifizieren. Über ihm baumelten zwei Beine. Dieses Etwas war ein Mensch! Und genau dieser stürzte gerade ab und flog die paar Meter hinunter mit einem gellenden Schrei, der Kanda die Ohren klingeln ließ. Er würde auf den Boden landen, doch fand er sich ganz anderswo wieder.
 

Der schöne und brummige Japaner spürte den Dreck was man Essen nannte auf seiner Uniform und dachte sich schon perfide Morddrohungen aus. Kanda hätte ausweichen können, hatte es aber aus irgendeinem Grund nicht getan. Er bereute es dieses Etwas aufgefangen zu haben, doch auch wenn man es nicht glauben mochte auch er besaß ein Gewissen. Er hatte es zugelassen, dass dieses Etwas, wie eine Braut, in seinen Armen gelandet war.

,,B… Baka Usagi!“, rief Kanda aus, nachdem er erkannte wen er da eigentlich aufgefangen hatte. Leicht rot um die Nase wollte er ihn fallen lassen, schaffte auch dies nicht, als seien seine Glieder steif gefahren. Lavi hatte ihn ängstlich und glücklich zugleich angesehen und sich rein aus Reflex in den Arm des Mannes fest gekrallt. Sein Yu- chan hatte ihn gerettet…

Träumte er das etwa?

Es war zu schön um wahr zu sein. Und so romantisch. In Filmen würden sie sich jetzt nun küssen… nur befanden sie sich in der grausigen Realität.
 

Kanda war es unangenehm und stieß Lavi, nachdem er ihn- fast schon sanft- auf den Boden abgesetzt hatte von sich, sah den nun verletzten Ausdruck in des Rotschopfs Auge nicht. Seine Starre war nun vollkommener Frustration gewichen, die sich auf einen bestimmten Menschen richtete. Komui und die Anderen starrten die Zwei still an, waren wie festgefroren in ihrer Position verharrt, was bei manchen Knochenbrecherich ausschaute. Kanda hob Mugen, sprang unbeirrt über Lavi hinweg und zersäbelte Komurin, ohne zu wissen wie er gerade angeschmachtet wurde. Der Erschaffer Komui weinte sogleich Rotz und Wasser, was den Samurai nicht im Geringsten interessierte. Ihm war es immer noch peinlich, wie er Lavi in seinen Armen gehalten hatte und sich… wohl dabei gefühlt hatte. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, ihm wurde heiß. Wahnsinnig heiß… 

Keine Ahnung warum er es tat, aber er tat es einfach. Er packte Lavis Handgelenk:,, Wir müssen duschen.“

 

.-.
 

Schüchtern zog Lavi sich aus:,, Ähmm… Yu- chan, soll ich nicht lieber warten bis du fertig bist?“

Er war mindestens genauso rot wie Kanda noch vor kurzem im Gesicht und schlang seine Arme um seinen Körper, zeigte seiner großen Liebe nicht seinem Intimbereich, da Kanda mit dem Rücken zu ihm stand. Doch dieser drehte sich auf die Bemerkung hin um, so dass Lavi seinen Körper sehr gut erkennen konnte und noch roter wurde- falls das überhaupt noch möglich war-

Schnell senkte er den Blick.
 

Yu- chan ist wunderschön. Einfach nur sexy.
 

,,Hast du ein Problem? Wir sind beide Männer. Beeil dich lieber oder ich stecke dich mit dem Kopf in die Kloschüssel.“

Kanda würde seine Drohung wahrmachen, wie Junior ihm ansah. Er entledigte sich hastig der schmutzigen Sachen, indem er sie auf den Haufen von Kandas Wäsche Schmiss und atmete tief durch, stand nun- wie zuvor Kanda- mit dem Rücken zu ihm. Der Japaner musterte Lavis Hintern, der gar nicht mal so schlecht ausschaute und zum rein kneifen einlud oder gar zum reinbeißen…
 

Oh Scheiße, was denke ich denn da? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Wie oft stelle ich mir diese Frage eigentlich noch? Ich verliere meinen Verstand. Warum wollte ich eigentlich mit ihm zusammen duschen gehen? 
 

Zuerst stieg Lavi in die Dusche. Kanda folgte ihm ruhig. Er befand sich hinter dem Rothaarigen und begann sich und ihn mit der aufgedrehten Dusche nass zu machen. Lavi wollte sich mit einmal doch noch umdrehen, schämte er sich aber viel zu sehr für seine glühenden Wangen. Also stierte er weiter die Fliesen an, als seien sie furchtbar wichtig in seinem Leben. 

Plötzlich kniff ihm was in den Hintern. Kanda war ihm näher gekommen und reichte ihm ein Stück Seife. Er hatte Lavi gekniffen, dass der auch ja aufmerksam war. (jaja, der wollte doch bloß ausprobieren wie es ist in Lavis Popo zu kneifen, der notgeile Sack)

,,Wasch dich!“, befahl er und bemerkte gar nicht wie erotisch die Stimmung zwischen ihnen beiden gerade war. Ohne Wiederworte zu geben gehorchte Lavi. Danach kam wieder das lauwarme Wasser zum Zug, welches er sichtlich genoss. Er streckte seinen Kopf nach oben, mit seinem geschlossenen Auge.
 

Kanda befand, dass es genug war und stellte die Dusche aus, was Lavi enttäuscht aufseufzen ließ. Gerade wollte Kanda nach seinem Handtuch greifen, als er ausrutschte, Lavi mit sich zu Boden riss und irgendwie genau auf ihn landete. Sein Haar hing in dem Gesicht des Anderen, somit konnten sie sich nur in die Augen starren ohne den Körper zu sehen. Schnaubend über seine eigene Ungeschicklichkeit erhob der Schwertkämpfer sich wieder. Er suchte sein Handtuch und die schmutzigen Sachen, bevor er das Badezimmer ohne große Worte verließ. Er war froh, dass Junior ihn nicht gesehen hatte. Er war erregt gewesen, aber Holla. Wie hatte dieser Hase das nur angestellt? Das schaffte sonst Niemand. Hoffentlich würde er bald herausfinden, was mit ihm nicht stimmte und wie er diese aufkommenden Gefühle wieder loswurde. Um keinen Preis wollte er sich ihnen hingeben, nur um dann wieder verletzt zu werden…
 

Lavi hatte sich in die Duschkabine gesetzt, die Beine angezogen und den Kopf darauf gebettet. Er wollte Kanda! Wieso durfte er ihn nicht haben? Er wollte sich tief in den Japaner versenken und seinen Körper berühren. Warum musste er sich ausgerechnet in ihn verlieben? Wieso nicht Lenalee? Dann würde ihm nur die Sache mit seinem Bookman- Beruf im Weg stehen und nicht noch die abweisende Haltung des Asiaten. Zudem sah Kanda in ihm nur einen Kollegen, der kein Gehirn besaß. Eventuell auch einen Freund, aber mehr würde nie herauskommen! Lavi musste sich ablenken. Er musste vergessen. Hah! Da war schon der Haken. Er konntenichts vergessen. Er war ein Bookman.
 

Fortsetzung folgt...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi, ich melde mich noch einmal kurz. Habt ihr Verbesserungsvorschläge oder war alles gut durchdacht? Wenn ja könnt ihr es mir ja per Mail oder Review schreiben, damit ich es noch einmal ausarbeiten kann…
Ihr habt bestimmt gedacht die Knutschen sich gleich was? Hand heben? Gut es fängt sehr kitschig an, aber das ändert sich noch. Vertraut mir. Und Kleis ist selbst erfunden. Ich hab es nicht mit Karten studieren. Oder wartet mal. Es ist schon so lange her, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin ob ich das doch gegoogelt habe. Wenn es euch interessiert schaut bitte selbst nach…
Obwohl das dürfte unwichtig sein.
Okay. Ich verlasse euch in den wohlverdienten Feierabend und bis zum nächsten Mal. Komplett anzeigen

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