Zum Inhalt der Seite

Lieblos

(sasu/saku)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alles

Geplagt von schlimmen Alpträumen fuhr Sasuke im Bett hoch. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf seine Hände, aber in der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Er glaubte, den Geruch von Blut in der Luft wahrzunehmen. Unsicher griff er nach der Nachttischlampe und das Licht flackerte grell auf. Er unterdrückte den Impuls, die Augen zu schließen, und starrte ungläubig auf seine Hände. Sie waren sauber. Er war der festen Ansicht gewesen, Blut an seinen Händen zu haben.
 

Ungeduldig schlug er die Bettdecke beiseite und stand auf. Es war nun schon zwei Wochen her und trotzdem träumte er jede Nacht denselben Traum. Die Erinnerung an den erbitterten Kampf gegen Itachi, den er letzten Endes gewonnen hatte. Er hatte immer davon geträumt, sich an seinem Bruder zu rächen. Und nun, da er am Ziel seiner Träume zu sein schien, da fühlte er sich nur leer. Er verspürte nicht das Gefühl der Befriedigung, das er erwartet hatte. Nicht einmal eine Art von Erleichterung. Nur diese Leere.
 

Und die Bilder, die in seinem Kopf herumspukten. Die letzten Minuten seines Bruders. Wie er versucht hatte, ihm die Morde zu erklären, kurz vor seinem Tod. Ich habe es getan, damit wir frei sein konnten, Sasuke! Sie haben mich gehasst, und auch dich fürchteten sie bereits! Weil wir zu stark waren. Ich wollte uns befreien!
 

Es waren nur Lügen gewesen, dessen war Sasuke sich sicher. Und trotzdem gab es da die nagende Stimme in seinem Hinterkopf, die sich für immer fragen würde, ob Itachi vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte. Er würde es nie mit absoluter Gewissheit sagen können.
 

Er verließ seine kleine Wohnung ohne sich die Mühe zu machen, sich etwas anzuziehen. Die Nachtluft war kühl, aber er beachtete es gar nicht. Bald würde es schneien.
 

Der Verband um seinen Kopf störte ihn. Seit Monaten hatte er das Stirnband von Konoha nicht mehr getragen, er war das Gefühl, etwas um den Kopf gebunden zu haben, nicht mehr gewöhnt. Eigentlich hätte er noch im Bett bleiben sollen. Tsunade hatte sich nach dem Kampf um ihn gekümmert, sonst wäre er vermutlich an seinen Verletzungen gestorben. Nicht, dass ihn die Vorstellung beunruhigen würde. Jetzt, wo er sein Ziel erreicht hatte, hatte sein Leben sowieso keinen Sinn mehr.
 

Etwas Licht schien auf ihn herab und er hob den Kopf. Die Wolken hatten sich für einen Moment geteilt und der Mond schien strahlend hell vom Himmel. Sasuke seufzte leise. Warum fühle ich mich so leer? Er hatte den Eindruck, überhaupt nichts mehr fühlen zu können.
 

„Sasuke-kun?“
 

Überrascht drehte er den Kopf. „Sakura?“ Er war erstaunt, sie noch zu spät auf der Straße zu sehen. Es hatte den Anschein, als wäre sie auf dem Weg zu ihm gewesen. „Wolltest du zu mir?“, fragte er.
 

Sie errötete leicht und nickte. „Ich wollte nach dir sehen.“
 

Er nickte, mehr zu sich selbst. Jetzt erinnerte er sich. In der ersten Woche, als er mit Fieber im Bett gelegen hatte, und sich von den Wunden des Kampfes erholt hatte, war sie oft an seinem Bett gesessen. Wenn er zwischendurch aufgewacht war, war Sakura da gewesen, hatte lächelnd das nasse Tuch auf seiner Stirn gewechselt, oder war leise schlafend bei ihm gesessen. Er suchte in seinem Herzen vergebens nach einem Gefühl von Wärme oder Dankbarkeit.
 

„Du solltest nicht so allein in der Kälte rumlaufen, Sasuke-kun“, sagte sie zärtlich und kam an seine Seite. „Ich bringe dich nach Hause, bevor du dir was einfängst. Tsunade sagt, dein Körper ist noch zu schwach.“
 

Er ließ es sich gefallen, dass sie ihn an der Hand nahm und zurück zu seiner Wohnung führte. Ohne ersichtlichen Grund musste er an den Tag denken, als sie Kakashi kennen gelernt hatten und der sie nach ihren Träumen gefragt hatte. Ich weiß nicht, ob man es einen Traum nennen kann, hatte er damals geantwortet. Aber ich muss noch einen Mann töten. Und unseren Clan wieder neu aufbauen.
 

Er sog scharf die Luft ein. Vielleicht war es das. Den Clan wieder aufbauen... vielleicht würden seine Gefühle dann zurückkehren.
 

Sakura öffnete die Tür zu seiner Wohnung und machte Licht. Er schloss bedächtig die Tür, während sie bereits in der Küche verschwunden war. „Ich mach dir einen Tee“, rief sie fröhlich. Sie war immer an seiner Seite gewesen. Als Kakashi und Naruto ihn verraten und versucht hatten, seine Rache zu vereiteln, da war nur sie ihm zur Seite gestanden. Er erinnerte sich daran, was sie zu ihm gesagt hatte, als er damals zu Orochimaru gegangen war.
 

Ich liebe dich von ganzem Herzen, Sasuke! Bitte, bleib bei mir! Und wenn du gehen musst, dann nimm mich mit dir, ich werde mit ganzer Kraft versuchen, dir zu helfen! Ich bitte dich, Sasuke! Ich würde alles für dich tun!
 

Er ging in die Küche, während sich eine Idee in seinem Kopf formte. „Sakura...“, sagte er. Sie drehte sich um und lächelte. Manchmal wirkte ihr immerwährendes Lächeln fast aufgesetzt. Für wen spielte sie die Fröhliche? Für ihn?
 

„Ah, Sasuke-kun! Frierst du denn nicht?“, rief sie. „Warte, ich hole dir was zum anziehen.“ Sie lief an ihm vorbei aus dem Zimmer und er schaute zum Herd, wo sie einen Kessel mit Wasser aufgesetzt hatte. Kurz darauf kam sie zurück mit einem Hemd über dem Arm. Er ließ es zu, dass sie ihm das Hemd um die Schultern legte. Sie lächelte fürsorglich.
 

„Sakura...“, fing er noch mal an, aber sie drehte sich wieder um und bereitete zwei Tassen vor. „Sakura, weißt du noch, was du damals zu mir gesagt hast?“
 

Überrascht drehte sie den Kopf. „Was meinst du, Sasuke-kun? Was habe ich wann gesagt?“
 

„Als ich das Dorf verlassen habe“, erklärte er geduldig. Langsam nervte es ihn, dass sie sich lieber mit den Teetassen beschäftigte als ihm zuzuhören. „Du sagtest damals zu mir, du würdest alles für mich tun.“
 

Sie hielt inne und sagte, ohne sich umzudrehen: „Das war die Wahrheit.“
 

„Gilt das noch immer?“, fragte er ernst. Sie nahm eine Tasse in die Hand und er verlor die Geduld. Vorsichtig packte er sie bei den Schultern und drehte sie zu ihm um. Sein Hemd rutschte ihm von den Schultern. Sie schaute ihn überrascht an. „Ich habe eine Bitte, Sakura. Erfülle sie mir.“
 

Trotzdem antwortete sie ohne zu zögern: „Alles, was du willst, Sasuke.“
 

Sie vertraute ihm in ihrer Naivität total. „Versprichst du es?“, fragte er.
 

„Ich verspreche es.“ Ihre Augen wurden größer. Sie spürte den Ernst in seiner Stimme.
 

Er packte sie fest bei den Schultern. „Heirate mich, Sakura.“ Krachend fiel die Tasse auf den Boden und zerbrach in tausend Scherben.
 

...tbc...
 

***
 

WICHTIG: Ich will NICHT, dass diese Story ohne mein Wissen oder ohne meine Erlaubnis irgendwo anders veröffentlicht, gepostet oder sonstwie weiterverbreitet wird. Links sind gern gesehen, alles andere wird Konsequenzen haben. Ist das jetzt klar?!
 

Inzwischen hasse ich den Titel über alles, aber was soll man machen... wer mich kennt weiß eh, dass Titel nicht unbedingt meine Stärke sind. Egal.

Sakuras Antwort

Sakura fand keine Worte. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben war sie absolut sprachlos. Ein Witz!, schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Er muss Witze machen! Aber Sasuke machte nie Witze. Außerdem sah sie deutlich den Ernst in seinen Augen. Es war ihm todernst mit seiner Bitte.
 

„Sasuke...“, flüsterte sie entsetzt. Sie hatte ihr Herz damals vor ihm ausgebreitet und er hatte ihr nie einen Hinweis gegeben, dass er in ihr etwas anderes eine nervige Kameradin gesehen hatte. Dabei hatte sie sich schon fast damit abgefunden, dass Sasuke nichts für sie empfand. Hatte sie sich geirrt? Es musste so sein, sonst hätte er ihr doch nicht diesen Antrag gemacht.
 

Aber seine Augen waren kalt und leer. Er wartete ohne Nervosität auf eine Antwort. Dabei hatte sie ihm die Antwort schon gegeben. Sie hatte ihm alles versprochen, nicht wahr? Trotzdem fragte er nach: „Was sagst du?“
 

Leise antwortete sie: „Ja...“
 

Er atmete aus, wirkte irgendwie erleichtert. Seine Reaktion überraschte sie trotzdem. „Gut“, sagte er schlicht.
 

Nächtelang hatte sie sich diesen Moment vorgestellt. Hatte sich vorgestellt wie Sasuke sie um ihre Hand bitten würde und sie dann umarmen und küssen und nie mehr loslassen würde. Die Realität war ernüchternd. ‚Gut’? War das alles? Mit zitternden Beinen kniete sie nieder und sammelte die Scherben auf. Als ein paar Hände dazukamen und ihr halfen, sie einzusammeln, hob sie überrascht den Kopf. Sasuke sah ihr nicht in die Augen.
 

Gemeinsam hoben sie das was von der Tasse übrig war auf, dann nahm Sasuke sein Hemd und zog es an.
 

Sakura beobachtete ihn wortlos. Er hatte ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht, verdammt! Und das einzige was er seitdem zu ihr gesagt hatte, war ‚gut’!!! Sie war überwältigt. So viele Gedanken rasten durch ihren Kopf. Sie nahm den Kessel vom Herd und stammelte: „Wir sollten... morgen... darüber reden, ja? Ich geh lieber nach Hause...“
 

Ohne ihn antworten zu lassen rannte sie an ihm vorbei nach draußen. Verwirrt stürmte sie durch die Nachtluft, bis sie nach Hause kam. Sie schloss zittrig die Tür auf und begegnete auf dem Weg in ihr Zimmer ihrer Mutter, die sie überrascht fragte: „Was ist denn mit dir los, Sakura? Du bist ja ganz durcheinander!“
 

„Nichts“, rief sie und knallte die Zimmertür zu. Und als es ruhig im Zimmer wurde, hatte sie endlich genug Zeit, darüber nachzudenken. Sasuke wollte sie heiraten. Es war alles, wovon sie immer geträumt hatte. Ihre Hände zitterten. Vielleicht sollte sie einfach abwarten, bis es Sasuke besser ging. Vielleicht war das ja bloß so dahingesagt gewesen. Sie würde morgen noch mal mit ihm reden. Bis dahin war es das Beste, gar nicht darüber nachzudenken.
 

Etwas tropfte auf ihren Oberschenkel. Und dann kamen einfach die Tränen. Sie wusste selbst nicht, ob sie vor Freude weinte, oder wegen seiner Kälte.
 


 

Wie sie es sich vorgenommen hatte, ging sie am nächsten Tag noch mal zu Sasuke. Sie brachte all ihren Mut auf und fragte ihn, ob er es ernst gemeint hatte. Alles was er sagte, war: „Ja.“ Und damit es offiziell.
 

Sakura hatte keine Ahnung, wie sie es den anderen beibringen sollte. Sie entschied sich, zuerst mal mit Kakashi und Naruto darüber zu reden. Deswegen lud sie die beiden zu Ramen ein.
 

Wie gewohnt stopfte Naruto die Nudeln in sich hinein, Kakashi dagegen schien keinen Hunger zu haben. Er schaute Sakura etwas misstrauisch an und fragte: „Du hast uns lange nicht mehr eingeladen... kann es sein dass du uns irgendwas sagen willst?“
 

Sakura zögerte. „Es gibt Neuigkeiten, und ich wollte zuerst mal euch beide um Rat fragen... Ihr seid meine besten Freunde.“ Sie holte tief Luft. „Sasuke hat... er hat... er hat mich gestern gefragt ob ich ihn heiraten will.“
 

„WAAAAAAS?“ Naruto spuckte sein Essen quer über den Tisch. Kakashi wölbte nur sorgenvoll die Augenbrauen. Während Naruto nach Luft rang, fragte Kakashi bedächtig: „Ist das dein Ernst? Ich wusste nicht, dass ihr zusammen seid.“
 

„Waren wir auch nicht...“, flüsterte sie verlegen. „Er hat mich einfach so gefragt.“
 

Kakashi sah nicht sehr erfreut aus. „Und was hast du gesagt?“
 

„Ich hab gesagt, dass ich ihn heiraten werde“, entgegnete sie mit gesenktem Kopf. Sie wollte weiterreden, aber unvermittelt starrte sie in ein weit aufgerissenes paar blauer Augen.
 

„Sakura-chaaaaan!“, winselte Naruto. „Du willst Sasuke heiraten? Diesen eiskalten Typ?! Das kannst du mir doch nicht aaaantun!“
 

Sie hatte mit so was gerechnet. Immerhin war er schon sehr lange in sie verliebt, auch wenn er in der letzten Zeit öfters mit Hinata ausgegangen war. „Du hast doch noch Hinata“, sagte sie beschwichtigend.
 

Er schob die Unterlippe vor und schmollte. Kakashi mischte sich ein: „Hast du dir das gut überlegt, Sakura? Du weißt, dass Sasuke nicht gerade der herzliche Typ ist...“
 

Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen. „Er hat mich trotzdem immer beschützt, und er würde mich ja nicht ohne Grund bitten, ihn zu heiraten! Ich habe immer davon geträumt, mit Sasuke eine Familie zu haben.“
 

„Ihr wollt Kiiinder?“, heulte Naruto dazwischen.
 

Sakura verpasste ihm eine Kopfnuss und sprach weiter: „Er zeigt es nicht, aber ich weiß dass er in Wirklichkeit sehr warmherzig ist. Ich liebe ihn und ich will ihn heiraten.“
 

Kakashi seufzte leise, dann lächelte er unter seiner Maske, klopfte ihr auf die Schulter und sagte: „Na dann wünsche ich euch alles Gute! Darf ich bei der Hochzeit die Tischrede halten?“
 

„Sie kommen sowieso immer zu spät...“, maulte Sakura. Sie warf einen Blick auf die Uhr und stand ruckartig auf. „Meine Güte, so spät schon!“, rief sie. „Ich wollte noch mit meinen Eltern sprechen solange sie Mittagspause haben. Sie haben noch keine Ahnung! Wünscht mir Glück!“ Sie wirbelte herum und rannte los, ließ die beiden Männer sprachlos zurück.
 

Kakashi schaute Naruto an, der seine Ramen nicht mehr angefasst hatte. „Willst du nicht essen?“
 

Er schob die Schüssel weg und sagte bedrückt: „Ich habe keinen Hunger.“ Als Sakura noch bei ihnen gesessen war, hatte er wie immer den Clown gespielt. Aber jetzt sah er einfach nur traurig aus.
 

„Ich dachte, du hättest dich inzwischen damit abgefunden, dass Sakura in Sasuke verliebt ist“, sagte Kakashi.
 

Mit gesenktem Kopf antwortete der Junge: „Habe ich auch.“ Er legte seine Essstäbchen beiseite und unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Kakashi hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach. Ihm gefiel diese Idee von der Hochzeit nicht. Sasuke hatte nie besonderes Interesse an Sakura oder irgendeinem anderen Mädchen gezeigt. Woher kam dieser plötzliche Antrag? Lag es daran, dass er Itachi besiegt hatte?
 

„Sie sah nicht sehr glücklich aus“, sagte Naruto unvermittelt. Überrascht schaute Kakashi zu ihm rüber. Der junge Ninja lächelte traurig. „Sakura-chan. Sie sah nicht glücklich aus.“ Im Grunde sprach er genau das aus, was Kakashi auch die ganze Zeit gedacht hatte. Also hatte er sich das nicht nur eingebildet.
 


 

Leise seufzend öffnete Sasuke sein Fenster und stieg auf die Brüstung des Balkons. So leise wie möglich kletterte er daran nach unten und ließ sich dann die letzten Meter auf den Boden fallen. Am Vordereingang hörte er ein paar Mädchen miteinander reden und er verdrehte die Augen gen Himmel. Seit Sakura mit ihren Eltern über die Hochzeit gesprochen hatte, hatte er keine ruhige Minute mehr. Die Nachricht hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet und seitdem standen ständig Mädchen vor seiner Tür um ihn persönlich zu fragen ob das Gerücht der Wahrheit entsprach.
 

Er hasste diese kreischenden, unreifen Gören. Konnten sie ihm nicht wenigstens abends seine Ruhe lassen?
 

Deshalb mochte er seine Wohnung, weil er in solchen Fällen immer auch anders nach draußen kam. Er hörte wie die Stimmen lauter wurden und machte, dass er vom Haus wegkam. Seit er Sakura spontan um ihre Hand gebeten hatte, hatte er kaum Ruhe gehabt. Er brauchte etwas Zeit, um seine eigenen Gedanken zu ordnen. Und um herauszufinden, warum er sie überhaupt gefragt hatte. Gestern war er bei Tsunade gewesen und hatte offiziell um Erlaubnis für die Heirat gebeten. Es war eigentlich eine reine Formalität, aber da er jetzt das Oberhaupt des Clans war (selbst wenn er auch gleichzeitig das einzige noch lebende Mitglied war), musste die Hokage zustimmen.
 

Tsunade war sehr erfreut gewesen und hatte sich bereiterklärt, die Zeremonie selbst durchzuführen. Sasuke hatte dazu nichts gesagt. Er hoffte auf eine kurze, schnelle Heirat, denn er hatte keine Lust sich um den ganzen anderen Unsinn zu kümmern. Sakura sollte einfach nur seine Frau werden.
 

Er kam an der Ninja Akademie vorbei und musste unwillkürlich daran denken, wie es früher gewesen war. Sakura war noch ein Kind gewesen. Aber inzwischen war sie erwachsen geworden. Besonders ihr Einsatz bei der Chuunin Prüfung, und ihr Kampf gegen Ino, hatten ihn beeindruckt. Wahrscheinlich hatte er unbewusst schon damals beschlossen, sie zu heiraten. Sie war schön, das ließ sich nicht bestreiten, außerdem war sie stark und sehr erwachsen. Sie war ideal für seine Pläne.
 

Sein Blick fiel auf die Schaukel, die neben der Akademie an einem Baum hing. Damals war Naruto dort gesessen, nachdem er wieder durch die Prüfung gefallen war. Sasuke stockte, als die Schaukel sich bewegte. Jemand saß auf ihr, mit gesenktem Kopf. Überrascht näherte Sasuke sich der Schaukel und fragte in die Nacht hinein: „Naruto? Bist du das?“
 

„Ich hab dich gesehen“, sagte Naruto ohne Begrüßung. „Bist du gar nicht bei Sakura?“
 

„Sie ist zu Hause“, sagte Sasuke cool.
 

Naruto gab ein ungeduldiges Geräusch von sich. „Wie ein verliebtes Pärchen das bald heiratet wirkt ihr aber nicht.“
 

„Eifersüchtig?“, fragte Sasuke mit einem triumphierenden Lächeln.
 

Der blonde Ninja warf ihm einen düsteren Blick zu. „Lass den Scheiß. Ich hab schon lange begriffen, dass sie mich nicht liebt. Aber du hast dich nie für sie interessiert und ihr immer bloß wehgetan. Ich trau dir nicht, Sasuke.“ Er stand von seiner Schaukel auf und packte Sasuke vorn am Hemd. Der ließ es sich erstmal gefallen. „Wenn du ihr wehtust, dann mache ich dich fertig. Hast du verstanden?“
 

Gelassen befreite Sasuke sich und spottete: „Setz dich lieber wieder auf deine Schaukel, Dobe. Gegen mich kommst du nicht an, also spar dir deine leeren Drohungen.“
 

„Seit du zurück bist, bist du so kalt, Sasuke“, sagte Naruto. „Früher warst du distanziert, aber du hast dich um deine Freunde gesorgt und ich dachte immer, du hättest ein gutes Herz. Aber jetzt bist du so anders... Deswegen mache ich mir Sorgen um Sakura.“
 

„Hn“, machte Sasuke gelassen.
 

„Ich möchte, dass du mir ehrlich eine Frage beantwortest“, sagte Naruto. „Liebst du Sakura?“
 

Sasuke warf ihm einen eisigen Blick zu. „Nein.“
 

...tbc...

Hochzeitsglocken

Ein bisschen genervt schlenderte Sasuke rüber zu Sakuras Wohnung. Dieses Gespräch mit Naruto beschäftigte ihn. Seit wann konnte Naruto überhaupt so ernst sein? Und was ging ihn das ganze an? Pah. „Fragt mich, ob ich in Sakura verliebt bin... unglaublich“, murmelte er verdrossen. „Das hat ihn überhaupt nicht zu interessieren.“
 

Er versuchte sich einzureden, dass ihm diese merkwürdige Unterhaltung nichts ausmachte, andererseits musste er dauernd darüber nachdenken. Am Ende würde Naruto sich vielleicht noch einmischen und ihm seine Pläne zunichte machen. Er musste die ganze Sache etwas beschleunigen.
 

Bei Sakuras zu Hause angekommen klopfte er und sie kam zur Tür. „Sasuke-kun!“, rief sie. „Äh, komm doch rein.“ Das Haus wirkte leer.
 

„Wo sind deine Eltern?“, erkundigte er sich. Er war nicht eben scharf darauf, ihre Familie zu treffen. Solche Dinge waren ihm seit dem Tod seiner Eltern einfach unangenehm.
 

„Auf Geschäftsreise“, antwortete sie knapp. „Die kommen erst in zwei Wochen wieder zurück. Zum Abschied haben sie bloß gesagt, dass sie dich sehr sympathisch finden und ich tun soll was ich für richtig halte.“
 

Ah, das passte ganz hervorragend. Sakura deutete auf eine bequem aussehende Couch und sie setzten sich beide. Ihm fiel der leichte Abstand auf, den sie zu ihm hielt. Früher hätte sie sich so nah wie nur möglich zu ihm gesetzt. „Kann ich dir was anbieten, Sasuke-kun?“, fragte sie freundlich.
 

„Danke nein“, murmelte er. Irgendetwas störte ihn hier. Dieses Haus war groß und hell, der Raum war angenehm warm und alle Lichter brannten. Sie schmerzten in seinen Augen, aber darauf achtete er nicht. Das hier war ein Haus in dem eine Familie lebte. Genauso hatte es damals auch bei ihnen zu Hause ausgesehen, bei seinen Eltern. Jetzt hasste er diese falsche Idylle, die Familien, die ihn immer höhnisch auszulachen schienen. Er allein wusste, wie zerbrechlich dieses Glück sein konnte. Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Nur einen kurzen Augenblick lang empfand er brennenden Hass auf Sakura, die das Glück einer liebenden Familie hatte und es für selbstverständlich hielt.
 

„Sasuke?“, fragte sie und brachte ihn wieder zurück in die Realität. Er zuckte leicht zusammen und musste das Gefühl der Wut mühsam zurückdrängen. „Sasuke-kun, gibt es einen Grund warum du mich besuchst?“
 

Ah. Er hatte es fast schon wieder vergessen. „Sakura, ich bin gekommen um dich abzuholen.“
 

„Abholen?“
 

„Ich möchte, dass du von jetzt an bei mir wohnst.“
 

Sie wurde ziemlich blass. „Was? Ich soll... ich soll zu dir ziehen?“, stammelte sie. „So schnell?“
 

Er zuckte die Schultern. „Worauf willst du warten? Ich gehe gleich morgen zur Hokage und organisiere die Heirat. Ich halte es für besser wenn du gleich bei mir einziehst. Also pack deine Sachen.“ Erst nachdem er es gesagt hatte, fiel ihm auf, dass es vielleicht ein bisschen ruppig gewesen war.
 

Sie zögerte und er glaubte schon, sie würde ablehnen. Aber dann hellte sich ihre Miene auf und sie sagte: „Klar. Hier ist es sowieso langweilig, ohne meine Eltern.“ Manchmal war sie ihm ein Rätsel, aber er hatte nicht die Nerven, darüber nachzudenken. „Ich packe erstmal eine Tasche, den Rest können wir ja immer noch holen.“
 

„In Ordnung.“
 


 

Ein wenig zögernd betrat Sakura den Raum. Sie war erst einmal hier gewesen und da hatte sie nicht die Nerven gehabt, sich seine Wohnung wirklich einzuprägen. Der Gedanke, dass dies ihr neues zu Hause war, erschreckte sie ein wenig. Sie stellte ihre Tasche ab und zog sich die Schuhe aus. Sasuke schloss gründlich die Tür ab und schlüpfte ebenfalls aus seinen Schuhen. Ihr fiel auf, dass er das Licht nicht anmachte. Es war draußen noch hell genug, deswegen war es nicht zwingend notwendig. Allerdings wirkte sein Wohnzimmer irgendwie gespenstisch leer in diesem Zwielicht.
 

Ein wenig unsicher machte sie ein paar Schritte in den Raum hinein. Es war kahl hier drin. Alles war sauber aufgeräumt. Auf den Möbeln standen keine Gegenstände oder Fotos. Auf dem Fensterbrett an der großen Fensterfront stand eine einsame Topfpflanze, und selbst die wirkte fehl am Platz in dem sonst so sterilen Zimmer.
 

„Komm mit“, sagte Sasuke neben ihr. Er hatte ihre Tasche in die Hand genommen und führte sie rüber zum Schlafzimmer. Auch dieses Zimmer wirkte so karg wie die anderen. Sie war schon mal hier gewesen, als Sasuke nach seinem Kampf mit Fieber im Bett gelegen hatte. Damals hatte sie nicht gemerkt, wie bedrückend dieser Raum war. Ein einziges Foto stand auf einem kleinen Tisch, und als sie es in die Hand nahm, musste sie lächeln. Es zeigte sie selbst, Sasuke und Naruto. Kakashi hatte dieses Foto mal gemacht, sehr zu Sasukes Missfallen, aber dass es auf seinem Tisch stand, bewies doch, dass es ihm etwas bedeutete.
 

„Sakura.“ Seine kühle Stimme riss sie aus den Gedanken und sie stellte den Rahmen zurück. Er hatte den großen Schrank geöffnet und ihre Tasche davor abgestellt. Neugierig schaute sie in den Schrank und stellte fest, dass darin viel zu viel Platz für ihn allein war. Seine Sachen belegten grade mal drei Fächer, der Rest war kahl und leer. „Du kannst deine Sachen einräumen, wenn du magst“, murmelte er. „Ich bin im Wohnzimmer.“
 

„Okay“, machte sie und schaute ihm nach. Als er weg war, war das Lächeln auf ihrem Gesicht wie weggewischt. Als erstes griff sie nach dem Lichtschalter und machte das Licht an. Endlich. Wie sollte sie sich an diesem Ort jemals zu Hause fühlen? Resignierend beugte sie sich runter und öffnete ihre Tasche.
 


 

Sasuke schaute nach draußen und wartete geduldig. Durch den Türspalt drang Licht, und er erinnerte sich daran, dass er der einzige war, der das grelle Licht im Moment nicht ertragen konnte. Seine Augen waren noch immer sehr empfindlich. Itachi hatte ihm beinah das Augenlicht genommen als er den überraschenden Lichtblitz erzeugt hatte. Seine Augen brauchten Zeit, um sich zu erholen. Auch deswegen war er im Moment meist nachts unterwegs.
 

Sakura kam nach etwa zehn Minuten zurück ins Zimmer. „Geht es deinen Augen noch immer nicht besser?“, fragte sie besorgt als sie von dem hell erleuchteten Raum in das triste Wohnzimmer kam.
 

Er schüttelte den Kopf. „Es wird besser.“
 

Sie kam zu ihm an den Tisch und nahm seine Hand. Er wusste nicht, was sie vorhatte, ließ es sich aber gefallen. Ihre Hand fühlte sich kühl an. Sie zog ihn in die Höhe und schaute ihn ernst an. „Sasuke...“, sagte sie und zögerte kurz. Er hatte das Gefühl, sie hatte sich überwinden müssen, um ihn nicht wie früher ‚Sasuke-kun’ zu nennen. „Küss mich.“
 

Überrascht sah er ihr in die Augen. Nachdem sie so lange geschwiegen hatte, verwunderte ihn diese Bitte jetzt doch. Sie nahm all ihren Mut zusammen und wiederholte: „Küss mich bitte.“ Er zögerte. Solche Dinge wie ein Mädchen küssen, damit hatte er sich nie beschäftigt. Er hatte immer seine Rache im Kopf gehabt. Aber er wollte sie heiraten, nicht wahr? So etwas gehörte dazu. Er kam zu ihr und nahm sie bei den Schultern.
 

Sie schloss die Augen und er beugte sich runter. Für einen Augenblick berührten sich ihre Lippen und er fragte sich, wie lange so ein Kuss wohl dauern musste. Er dachte darüber nach, ob er auch alle Vorbereitungen getroffen hatte. Außerdem geisterte ihm das Gespräch mit Naruto noch im Kopf herum. Plötzlich öffnete Sakura ihre Augen und schaute ihn an, sah, dass er in eine andere Richtung blickte und zog sich zurück. Sie drehte sich um. „Wir sollten schlafen gehen, denkst du nicht?“
 

„Ja…“, machte er. Es wunderte ihn, dass sie nichts zu dieser lausigen Version eines Kusses gesagt hatte. Er ging vor ins Schlafzimmer, während sie im Bad verschwand. Rasch machte er das grelle Licht aus und zog sich um. Zum Schlafen trug er meistens seine engen, schwarzen Shorts. Er schlüpfte hinein und legte sich auf das Bett. Jetzt war er ziemlich froh, dass sein Bett etwas größer als normale Betten war. Der Gedanke, in Zukunft neben ihr zu schlafen, war sehr merkwürdig. Er wohnte schließlich seit seinem siebten Lebensjahr alleine.
 


 

Sakura fuhr sich noch ein letztes Mal durch die Haare und schaute sich im Spiegel an. Sie hatte sich ihren weitesten Schlafanzug angezogen, warum auch immer, und fühlte sich jetzt bereit um ins Schlafzimmer zu gehen. Vielleicht war Sasuke ja schon eingeschlafen.
 

Vorsichtig schlich sie sich durch die Dunkelheit und schob die Tür zum Schlafzimmer auf. Sie wusste ja, dass er kein Licht mochte in seinem momentanen Zustand. Als sie in der Dunkelheit allerdings gegen den Schrank rannte, seufzte Sasuke genervt und machte das Licht an. „Entschuldige“, sagte sie leise. Unschlüssig blieb sie in der Mitte des Zimmers stehen. Sein Bett war größer als ein normales Bett, vielleicht war es das Ehebett seiner Eltern, das er sich in dieses Zimmer gestellt hatte.
 

„Was ist?“, fragte er ungehalten. „Komm schon. Ich bin müde.“ Auf der freien Seite des Bettes lagen ein Kissen und eine Decke. Sie atmete tief ein und kletterte auf das Bett. Schüttelte sich das Kissen auf und kroch unter die Decke. „Fertig?“, knurrte er.
 

„Ja“, antwortete sie und er machte rasch das Licht wieder aus. Ihre Augen brauchten einen Moment um sich an die Dunkelheit wieder zu gewöhnen. Sasuke legte sich wieder hin und hielt sich ruhig. Langsam beruhigte sich auch ihr klopfendes Herz. Sie stellte fest, dass es sehr kalt in diesem Zimmer war. Eigentlich in der ganzen Wohnung, wenn sie darüber nachdachte. Es war bedrückend. Seine Wohnung war genauso kalt wie er, und so leer wie seine Augen.
 

Sie fror, trotz der Decke. Sasuke schien von der Kälte nichts zu merken. Sie rückte näher an ihn heran und legte schüchtern eine Hand auf seine nackte Brust, um sich an ihn zu lehnen. Er machte ein unwilliges Geräusch und drehte sich zur Seite, mit dem Rücken zu ihr.
 

Sakura verstand die Botschaft und legte sich zurück auf ihre Seite. Nachdenklich starrte sie an die graue Decke. Ja, so hatte sie es sich immer vorgestellt, wenn sie mal neben Sasuke in seinem Bett liegen würde. Wunderbar.
 


 

Als Sasuke gegen acht wach wurde, stand Sakura schon in der Küche und machte Frühstück. Er nahm diese Tatsache gelassen hin und setzte sich an den Tisch. Er wünschte ihr nicht einmal einen guten Morgen. Und Sakura war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihm wie sonst immer freudestrahlend einen wunderschönen guten Morgen zu wünschen.
 

Die ganze Sache war irgendwie verdreht. Früher hatte sie sich immer gewünscht, mal bei Sasuke in der Küche zu stehen und für ihren Liebsten Frühstück zu machen, vielleicht nach einer gemeinsamen, romantischen Nacht... Die Träume waren geplatzt, noch vor der Hochzeitsnacht. Auf einmal fühlte es sich nur noch merkwürdig an, ihn dort am Tisch sitzen zu sehen und für ihn das Essen zu machen. Sie wusste, er hätte es nie von ihr verlangt. Er würde in dieser Ehe nichts von ihr verlangen, was man vielleicht von einer Hausfrau erwartete. Aber wer sollte es sonst machen? Es war eine komische Vorstellung. Sah so ihre Zukunft aus? Zu Hause bleiben und auf ihn warten, während er auf einer Mission war, und später dann die Kinder hüten? Auf einmal war dieser Gedanke nicht mehr wie ein schöner Traum. Eher wie ein Alptraum.
 

Denn da war diese nagende Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie vor dieser Heirat warnte. Die sie seit dem Antrag verdrängte. Da gab es etwas in ihr, das sie noch nicht wahrhaben wollte. Das sie nicht einmal in Gedanken begreifen wollte, geschweige denn es laut auszusprechen.
 

Auch gestern, als sie von ihm verlangt hatte, sie zu küssen, war es dieses beklemmende Gefühl gewesen, das sie dazu getrieben hatte. Ein Teil von ihr wollte Gewissheit. Und obwohl er sie so ohne Gefühl geküsst hatte, verschloss sie ihre Augen weiter vor der Wahrheit. Sie hatte es gesehen. Seine Augen, während dem Kuss. Er hatte irgendwo anders hin geblickt, war in Gedanken weit weg von ihr gewesen.
 

Sie schüttelte den Gedanken ab und füllte die Teller auf. Als sie alles zum Tisch brachte, sagte sie fröhlich: „Es gibt Frühstück, Sasuke-kun.“
 

Er zog den Teller zu sich heran und sagte nur: „Du musst das nicht tun, weißt du?“
 

„Ich weiß. Aber ich wollte es so.“
 

Er nahm einen Bissen und sagte nach kurzem Schweigen: „Wir müssen um zehn bei Tsunade sein. Ich geh noch mal kurz weg, wir treffen uns dann dort, okay?“
 

„In Ordnung.“
 


 

Genau fünf Minuten vor zehn war es, als Sasuke vor dem Büro von Tsunade auftauchte. Sakura wartete schon fast seit einer halben Stunde auf ihn. Sie hatte ihre besten Sachen angezogen, während er sein normales Ninja Outfit trug, die schwarze, kurze Hose und das schwarze Hemd mit dem weiten Kragen. Sie hatte es aber auch nicht anders erwartet.
 

Als er bei ihr ankam, grüßte er sie mit einem einfachen Kopfnicken.
 

Stumm nickte sie zurück. Sie hatte eben eine halbe Stunde Zeit gehabt zum Nachdenken und in ihr waren immer mehr Zweifel aufgekommen. War es richtig, was sie hier tat? Nur weil sie es ihm versprochen hatte? Weil sie in ihn verliebt war?
 

Er ging an ihr vorbei zur Tür, aber im letzten Moment packte sie ihn am Handgelenk und hielt ihn zurück. „Sasuke-kun! Warte einen Moment“, rief sie und er blieb stehen. Sie konnte sich nicht länger vor der Wahrheit verstecken. Sie musste sich Klarheit verschaffen, bevor sie dieses Zimmer betrat und diese Sache offiziell machte. Sie schaute ihm direkt in die Augen und sagte: „Ich möchte, dass du mir eine Frage ganz ehrlich beantwortest.“ Er nickte und sie sprach das aus, was ihr seit Tagen auf der Seele lastete: „Warum hast du mich gebeten, deine Frau zu werden?“
 

Ohne zu zögern erwiderte er: „Um den Uchiha Clan wiederherzustellen.“
 

Genau diese Antwort hatte sie erwartet. Und trotzdem tat es weh, sehr weh. „Liebst du mich, Sasuke-kun?“
 

Seine Augen schauten sie kalt an, und sie kannte die Antwort, noch bevor er es aussprach: „Nein.“
 

Sie nickte, gleichsam schockiert und in ihrer Furcht bestätigt. Sie hatte es erwartet. Schon seit seiner gleichgültigen Reaktion nachdem sie den Antrag angenommen hatte, hatte sie es geahnt. Und nach seinem Kuss hatte sie es gewusst. „Ich habe so sehr gehofft, ich hätte mich getäuscht“, sagte sie enttäuscht.
 

„Willst du die Sache absagen?“, fragte er. In seiner Stimme lag keinerlei Emotion. Ihm bedeutete diese Hochzeit gar nichts, wenn sie absagte, war es allenfalls unbequem für ihn, weil er sich eine andere suchen musste.
 

Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab es dir doch versprochen“, sagte sie tapfer. „Ich musste das nur klären, bevor wir das tun.“
 

Diesmal nahm er sie bei der Hand und zog sie zur Tür. „Dann komm.“ Er schob die Tür auf und drinnen wartete schon Tsunade auf sie.
 

„Ihr seid etwas spät“, sagte sie. „Ich dachte schon, Sasuke-kun hätte kalte Füße bekommen.“ Sakura schaffte sogar ein schwaches Lächeln. Sie kamen beide vor zu Tsunades Schreibtisch. „Wie sieht’s aus, wollt ihr das ganze drum und dran, oder sollen wir es kurz machen?“
 

„Kurz, bitte“, sagte Sasuke schnell. Sakura schwieg dazu.
 

Tsunade holte eine Schriftrolle aus der Schublade und öffnete sie. Sie enthielt immer wenige Schriftzeilen mit einigen Unterschriften darunter. „Es ist eine Art Stammbaum der Uchiha Familie“, erklärte sie. „Das Oberhaupt schreibt kurz hinein wen er heiratet und dann unterschreiben das Brautpaar und die Zeugen. Leider gibt es niemand mehr aus der Familie, darum müsst nur ihr beide unterschreiben.“
 

„Das ist alles?“, fragte Sakura leise.
 

„Ah, nicht ganz.“ Sie öffnete ein schwarzes Kästchen, das auf ihrem Schreibtisch stand, und brachte zwei silberne, schlichte Ringe zutage. „Das sind die Ringe, die deine Eltern getragen haben, Sasuke-kun. Sie waren Familienerbstücke und dein Vater war sehr stolz auf sie. Sarutobi-sensei hatte sie für dich aufbewahrt und ich dachte mir, heute ist die richtige Gelegenheit, sie dir zurückzugeben.“
 

Sasuke warf einen undeutbaren Blick auf die Ringe. Eine Emotion flackerte über sein Gesicht für einen kurzen Augenblick, es mochte Traurigkeit sein aber vielleicht auch Zorn. „Ich hatte sie ganz vergessen“, sagte er tonlos.
 

Er nahm die Ringe aus dem Kästchen und schaute sie sich genauer an. Dann steckte er den größeren von beiden unzeremoniell in seine Hosentasche und gab Sakura den kleineren. Tsunades Gesicht verdüsterte sich bei diesem Anblick, aber sie sagte kein Wort. Sakura bewunderte das kleine Schmuckstück und steckte es sich bedächtig an den Finger.
 

Tsunade reichte Sasuke etwas zum schreiben. Er las sich die anderen Texte auf der Schriftrolle durch und schrieb dann einfach das Datum hinein und „Uchiha Sasuke, Oberhaupt des Clans, heiratet Haruno Sakura.“ Dann setzte er seine Unterschrift darunter und reichte Sakura den Schreiber. Ihre Hände zitterten, als sie sich über das Papier beugte und ihre Unterschrift darunter setzte.
 

Tsunade nickte zufrieden und sagte fast spöttisch: „Dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Ich gratuliere euch.“
 

Sasuke schaute teilnahmslos drein. Sakura bedankte sich höflich und verließ dicht hinter ihrem frisch angetrauten Ehemann den Raum, der sie keines Blickes würdigte und schnellen Schrittes voranging. „Sakura!“, rief Tsunade hinter ihr her und sie blieb noch mal stehen und schaute sich um. Die fünfte Hokage lächelte, aber sie wirkte bedrückt. „Pass auf dich auf, ja?“
 

Sakura setzte ihr bestes Lächeln auf und antwortete: „Klar.“
 

...tbc...

Hochzeitsnacht

Sakura beeilte sich, um zu Sasuke aufzuholen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, auf sie zu warten, nachdem Tsunade sie noch kurz zurückgerufen hatte. Sie holte ihn ein und sagte mit gespielter Fröhlichkeit: „Was machen wir denn jetzt so als Mann und Frau?“
 

Er warf ihr einen fast verächtlichen Blick zu und würdigte die Frage keiner Antwort. Sie selbst fühlte sich sehr eigenartig. Die Erkenntnis, dass sie jetzt verheiratet war mit dem Mann ihrer Träume wollte nicht so recht zu ihr durchdringen. In ihren Träumen hatte sie sich das Ganze freilich ganz anders vorgestellt.
 

Sie griff nach seiner Hand, und er ließ es sich gefallen. „Sasuke“, sagte sie ernst. „Ich erwarte nicht von dir, dass du mir den liebenden Ehemann vorspielst. Ich erwarte gar nichts von dir. Aber ich bitte dich darum, mit mir zu reden. Wenn dich etwas bedrückt, oder wenn ich dir auf die Nerven gehe, dann sei ehrlich und sag es mir einfach. Wir sind jetzt verheiratet. Ich möchte dich kennen lernen. Ich möchte alles über dich wissen.“
 

Bevor er antworten konnte, sagte eine hämische Stimme: „Jetzt trifft man euch schon Händchen haltend in der Öffentlichkeit?“
 

Sakura versuchte, nicht die Kontrolle zu verlieren. Ausgerechnet jetzt musste Ino auftauchen, ausgerechnet ihre ewige Rivalin um Sasukes Liebe. Bisher hatte Ino sie zum Glück verschont, aber jetzt war es wohl soweit. Sakura schaute ihr direkt in die Augen. „Hallo, Ino.“
 

„Als ich gehört habe, dass ihr euch verlobt habt, wollte ich es nicht glauben“, giftete Ino. „Ich gratuliere dir, Sakura.“ Sie schaute sich um. „Was wolltet ihr bei Tsunade? Schon dabei, die Hochzeitsvorbereitungen zu treffen?“
 

„Eigentlich“, murmelte Sakura unsicher und hielt ihre Hand mit dem Ring hoch, „haben wir gerade eben geheiratet.“ Ino wurde kreidebleich. Sakura hätte diesen kleinen Triumph über Ino gerne genossen, aber Sasuke stand noch immer neben ihr und sagte kein Wort. Wenn er was dazu sagte, würde auch Ino schnell kapieren, dass was faul war.
 

Ino hatte sich inzwischen wieder ein wenig gefangen und stammelte: „Das glaube ich einfach nicht! Du erzählst doch Märchen, oder? Sasuke, sag dass das nicht wahr ist!“
 

Sakura schwitzte Blut und Wasser, als Sasuke zu einer Antwort ansetzte. Er ließ ihre Hand los und sie ahnte Schlimmes. Aber anstatt Ino eine patzige Antwort zu geben, legte er einen Arm besitzergreifend um Sakura und sagte ruhig: „Wir haben vor ein paar Minuten geheiratet.“ Er schaute Sakura an. „Sakura-chan, gehen wir nach Hause ja? Ich möchte dich für mich haben.“
 

Sakura räusperte sich verlegen und versuchte, über Ino’s entsetzten Gesichtsausdruck nicht zu lachen. Sie ließ sich von Sasuke an ihrer alten Rivalin vorbei in Richtung zu Hause führen und rief Ino nur noch ein schnelles „Bis bald mal!“ zu.
 

Als sie außer Hörweite waren, nahm Sasuke seinen Arm von ihrer Schulter und steckte die Hände in die Hosentaschen. Sakura wurde wieder ernst. Sie begriff noch nicht wirklich, was da gerade passiert war. Warum hatte Sasuke dieses Theater veranstaltet? Es war fast erschreckend, dass er vor anderen so arglos den liebevollen Ehemann spielte. Diese Seite von ihm kannte sie nicht. Und es passte nicht, denn vor Tsunade hatte er recht deutlich gezeigt, was für einen Grund diese Ehe hatte.
 

Also nahm sich Sakura die einzige Erklärung die sie fand. Sie hakte sich bei ihm unter und sagte: „Ich danke dir, Sasuke-kun. Nicht nur dafür, dass du mir geholfen hast, sie loszuwerden, sondern auch... sondern... ach, schon gut.“
 

Er befreite sich von ihrem Griff und sagte bloß: „Ich geh trainieren.“
 

Sie blieb unschlüssig zurück. Sein Verhalten war ihr ein Rätsel. Er machte ja nicht mal den Versuch, sich ihr anzunähern.
 


 

Als es draußen langsam dunkel wurde, stand Sakura vor dem Spiegel, aber diesmal nicht, um sich schön zu machen. Sie starrte einfach hinein, starrte ihr Gesicht an. Nichts hatte sich verändert. Sie sah immer noch so aus wie vorher, mit dem einen Unterschied, dass sie nicht lächelte. „Uchiha... Sakura...“, sagte sie leise vor sich hin. Sie hatte diesen Namen früher oft heimlich ausgesprochen und sich gefreut, weil es so schön klang. Jetzt hatte dieser neue Name einen seltsamen Beigeschmack.
 

Sasuke war gleich nach der Hochzeit verschwunden, hatte sich nur mit einem knappen „Ich muss noch trainieren!“ verabschiedet. Sakura hatte zuerst daheim ihre restlichen Sachen gepackt und mitgenommen, um in Sasukes Wohnung zurück zu kommen, die von nun an ihr zu Hause sein sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich in diesen sterilen Zimmern jemals zu Hause fühlen zu können.
 

Jetzt hör endlich auf, Trübsal zu blasen!, schrie die innere Sakura. Sie hatte sich schon gewundert, wann sich ihre innere Stimme mal wieder zu Wort melden würde. Du hast es geschafft! Du bist mit SASUKE verheiratet!! Also schau nicht so als hättest du heute dein Todesurteil unterzeichnet! Sasuke hat dich gefragt und keine andere! Das heißt, du bedeutest ihm was. Alles andere wird sich schon noch ergeben!
 

Sie lachte. Endlich ein positiver Gedanke, der Erste seit Tagen.
 

Das Lachen verschwand aus ihrem Gesicht, als sie die Tür zuschlagen hörte. Sasuke war zurückgekommen. Irgendwie hatte sie beinah Angst. Nicht vor ihm, aber vor dieser Nacht. Hochzeitsnacht... Würde er, nein, konnte er überhaupt zärtlich sein? Wo er doch nichts für sie empfand?
 

Nervös blieb sie vor dem Spiegel stehen, versuchte, sich noch etwas zurecht zu machen. Sie wollte ihm gefallen. Während sie unruhig an ihren Haaren herumzupfte, hörte sie ihn im Schlafzimmer hantieren, vielleicht zog er sich um.
 

Dann ging die Tür zum Bad auf. Sakura blieb ruhig stehen. Im Spiegel sah sie, wie er zu ihr kam und sich hinter sie stellte, wie immer mit diesem unlesbaren Ausdruck im Gesicht. Sakura schaute ihn einfach nur an. Er sah wirklich sehr gut aus, mit seinen schwarzen Augen und dem rabenschwarzen Haar und im Kontrast dazu die blasse Haut. Damals hatte sie sich in diese tiefschwarzen Augen verliebt. Dann waren sie in dasselbe Team gekommen und es war noch etwas anderes dazugekommen. Sie hatte sich ein zweites Mal verliebt, in den wahren Sasuke, zwar nach außen hin kühl und distanziert, doch im Inneren warmherzig und loyal.
 

Was war von diesem Sasuke noch übrig? Der Kampf gegen seinen Bruder hatte ihn verändert. Auch unter seiner stolzen Maske konnte sie seine warmherzige Seite nicht mehr entdecken. Übrig geblieben war nur noch, in was sie sich ganz am Anfang verliebt hatte... war das genug?
 

„Sakura“, sagte er mit seiner Stimme, die so viel erwachsener klang als er aussah. Sie wusste, was er wollte. Immerhin hatte er sie nur deswegen geheiratet. Sie reagierte nicht. Selbst als er sie von hinten umarmte, sah sie ihm nur stumm aus dem Spiegel zu. Er schob ihr langes Haar zur Seite und küsste ihren Hals. Seine Augen waren geöffnet und blickten in die Ferne. Es war, als würde er bloß eine unbequeme, aber notwendige Übung ausführen. Sakura kämpfte mit den Tränen.
 

Sie wusste nicht, ob er das merkte oder nicht, jedenfalls hörte er plötzlich auf und schaute ihr in die Augen. „Sakura, willst du das alles wirklich? Ich kann und werde dich nicht zwingen.“
 

Es war zu spät für einen Rückzieher. Sie hatte ihm ein Versprechen gegeben. Sie fühlte sich ihm verpflichtet. Im Kampf hatte sie ihm nie beistehen können. Auf diese Weise konnte sie es wenigstens bei der Erfüllung seines Traumes. „Ich habe nur eine Bitte, Sasuke-kun“, sagte sie und nahm seine Hand ganz fest in ihre. „Tu so, als würdest du mich tatsächlich lieben.“
 

Sasuke nickte und sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. Sakura gab den Spiegel auf und drehte sich zu ihm um. Sie öffnete die Knöpfe ihres Kleides und streifte es sich über die Schultern. Er ließ seinen Blick über ihren fast nackten Körper gleiten, doch in seinen Augen zeigte sich keine Regung. Sakura hob zögernd den Arm. Mit zittrigen Fingern strich sie ihm eine Haarsträhne hinter sein Ohr. Er duftete gut. Kaum möglich, dass er tatsächlich beim Training gewesen war.
 

Sie zog ihm sein T-Shirt über den Kopf und hielt einen Augenblick inne, um seinen bloßen Oberkörper zu bewundern. Sakura wusste, dass er muskulös war. Aber davon sah man kaum etwas. Er war schlank, aber unter seiner Haut zeichneten sich kaum Muskeln ab. Sasuke war schon neunzehn, aber so wirkte er beinah kindlich. Ihm fehlte noch das männlich-muskulöse, das die erwachsenen Shinobi auszeichnete. Allein der Ausdruck seiner Augen zeugte davon, wieviel er in seinen wenigen Jahren auf dieser Welt schon erlebt hatte.
 

Sakura fühlte ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Es war fast so etwas wie Mitleid. Er hatte so vieles durchgemacht, mehr als sie sich vorstellen konnte. Man konnte es ihm fast nicht verübeln, dass er so geworden war. Was sie in jenem Augenblick fühlte war keine Liebe, aber Mitgefühl. Vielleicht war das genug um ihr Versprechen einzulösen.
 

Scheu legte sie die Hand auf seine Wange und küsste ihn zärtlich. Dann nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Sie konnte ihm nicht länger in die Augen sehen. Deswegen machte sie das Licht aus und entspanntes Halbdunkel entstand im Raum.
 

Sie hörte das Rascheln von Kleidung, als er sich auszog, also schlüpfte sie auch aus ihrer Unterwäsche. Früher hätte sie sich wohl Sorgen gemacht, ob sie ihm auch gefallen würde. Aber das war jetzt belanglos. Er führte sie rüber zum Bett und drückte sie mit einem Kuss in die Kissen. Sie legte sich hin. Gleich war es soweit. Irgendwie hatte sie Angst.
 

Er beugte sich über sie und drängte sich sanft zwischen ihre Beine. Sie war froh, dass es so dunkel war, dass er die Röte auf ihrem Gesicht nicht sehen konnte. Seine Hände fuhren unerfahren über ihren Körper, umfassten ihre Brüste und nach einer Weile spürte sie seine Erregung an ihrem Schenkel. Er küsste sie flüchtig auf den Mund und sie hatte den Eindruck, dass er das nur tat, weil er glaubte, dass es sich so gehörte. Dann fuhr ein unerwartet heftiger Schmerz durch ihren Unterleib, als er mit einer ruckartigen Bewegung in sie eindrang. Sakura schrie leise auf und legte die Hand verkrampft auf seine nackte Schulter. Er hielt inne. Wenigstens war er so rücksichtsvoll, abzuwarten, bis sie sich an das Gefühl gewöhnt hatte.
 

Als sie sich wieder etwas beruhigt und entspannt hatte, fing er an sich zu bewegen. Es tat weh. Nicht mehr so, dass sie hätte schreien müssen, aber es war unangenehm. Aber sie sagte nichts. Sie wollte das nur noch hinter sich bringen. Der Schmerz verebbte mit der Zeit, aber das Gefühl des Glücks, das Ino ihr damals nach deren erstem Mal beschrieben hatte, wollte sich nicht einstellen.
 

Auf einmal sah sie alles mit überraschender Klarheit. Sie hörte die erdrückende Stille des Raumes, und ab und zu seinen schweren Atem. Sah ihn über sich, wie sein schwarzes Haar sich mit ihm bewegte und beinah ihr Gesicht berührte. Spürte seine weiche, kühle Haut unter ihren Fingern, wo ihre Hand noch immer auf seiner Schulter lag. Schatten auf seinem Gesicht, nur das fahle Mondlicht, das sich auf seiner blassen Haut abbildete. Er war schön. Aber obwohl er ihr näher war als irgendein Mann zuvor, schien er mit den Gedanken irgendwo weit weg zu sein. Woran denkt er, wenn er mit mir schläft? Sein Herz war kalt.
 

Er öffnete einen Herzschlag lang die Augen und ihre Blicke trafen sich. Da war keine Leidenschaft in seinen Augen. Es wunderte sie fast, dass er überhaupt in der Lage war, mit ihr zu schlafen, wenn er gar nichts dabei empfand. Beinahe wie auf Kommando streifte seine Hand über ihre Brust, drückte sie. Seine andere Hand stützte sich auf dem Boden neben ihrem Kopf ab und sie als mit den Augen den Arm entlang wanderte, sah sie, wie die Muskeln schwach unter seiner perfekten Haut spielten. Sie wollte nicht mehr in sein schönes Gesicht sehen, das nichts als Leere widerspiegelte.
 

Sakura drehte den Kopf nach links. Ihr Blick wanderte über den Tisch bis rüber zum Fenster. Draußen leuchteten ein paar Sterne. Am Horizont war der Himmel noch blassrosa und färbte sich nur langsam schwarz. Es konnte noch nicht lange her sein, dass die Sonne untergegangen war.
 

Sasuke senkte seinen Kopf und stieß zwischen zusammengepressten Zähnen ein leises Geräusch hervor. Dann ließ er sich auf sie sinken und seufzte leise. Sakura schaute noch immer durchs Fenster nach draußen. Sasuke rollte sich von ihr runter, stand auf und verschwand im Bad. Sakura wickelte die Bettdecke um sich und ging zum Fenster. Irgendwie fühlte sie sich... schmutzig.
 

Während Sasuke seine Zeit im Bad brauchte, schaute sie nur nach draußen. Erstaunlicherweise war sie nicht mal traurig. In ihrem Kopf war irgendwie... Stille. Selbst ihre innere Stimme schwieg. Schlaf würde sie heute wohl keinen mehr finden.
 

Als die Tür aufging und Sasuke sich stumm wieder hinlegte, hatte Sakura sich schon wieder angezogen. Er schlüpfte unter die Decke und es war wieder still im Raum. Sie starrte an die Decke und obwohl sie mit ihrem einstigen Traummann in einem Bett lag, fühlte sie sich einsamer denn je. Zum ersten Mal kam ihr der bedrückende Gedanke, dass es ein großer Fehler gewesen war, Sasuke zu heiraten. Bald schon würde sie genauso einsam sein wie er, und das obwohl sie jetzt offiziell eine Familie waren.
 

...tbc...

Ich will es ja

Mit einem wilden Schrei setzte Sasuke sich im Bett auf und erschreckte Sakura fast zu Tode. Der Schrei hatte sie aus dem Schlaf gerissen und dank ihrer antrainierten Shinobi Instinkte hatte sie sofort an ihre Seite gegriffen wo normalerweise immer ein Kunai steckte.
 

Sasuke saß aufrecht im Bett und seine rechte Hand hatte er gegen die Narben an seiner Schulter gepresst. „Sasuke-kun?“, flüsterte Sakura besorgt. Er beachtete sie gar nicht. Er krümmte sich und sie hörte, wie er etwas sagte. „Sasuke? Was hast du gesagt?“, fragte sie leise und beugte sich vor um ihn verstehen zu können.
 

Blut...“, wisperte er entsetzt.
 

„Was?“, rief sie und dachte schon, er hätte sich irgendwie verletzt. Sie legte eine Hand auf seinen Arm. Das hätte sie nicht tun sollen. Sofort wich er zurück und funkelte sie an. Im ersten Augenblick wirkte er, als würde er sie gar nicht erkennen. Sie bekam richtig Angst wie er sie so anschaute.
 

Dann atmete er fest aus und entspannte sich. „Sakura... was tust du hier?“, fragte er leise.
 

Sie versuchte zu lachen, aber was dann dabei raus kam war mehr als kläglich. „Wir haben gestern geheiratet, hast du das vergessen?“
 

„Ach ja... ich erinnere mich...“, flüsterte er.
 

„Sasuke... wovon hast du geträumt?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
 

Er setzte sich aufrecht hin und starrte ins Leere. „Von Itachi“, antwortete er. „Von dem Blut meines Bruders, das an meinen Händen klebt.“
 

Sie legte die Arme um ihn, um ihn zu trösten. Aber er blieb wie erstarrt sitzen und es schien, als würde er die Umarmung kaum bemerken, geschweige denn aus ihr Trost schöpfen. Nach einer Weile schob er sie weg und verschwand im Bad.
 

Besorgt blieb Sakura zurück. Sie hatte nicht gewusst, dass er noch immer von seinem Kampf gegen Itachi träumte. Er hatte damals niemandem sagen wollen, was bei dem Kampf schließlich vorgefallen war. Er war danach total verändert gewesen. Erst seit er Itachi getötet hatte, war er so extrem kalt und gefühllos. Sie machte sich Sorgen um ihn. Seine Hände hatten so stark gezittert.
 


 

„Kalt ist es hier.“ Das war das erste, was Sakuras Mutter sagte, als sie die Wohnung betrat und es war nicht klar, ob sie wirklich die Temperatur oder vielleicht die karge Einrichtung meinte. Ihre Eltern waren eine Woche früher zurückgekommen und hatten sich quasi selbst eingeladen nachdem sie von der überstürzten Heirat ihrer Tochter gehört hatten.
 

„Ich weiß“, meinte Sakura dazu und forderte ihre Eltern auf, sich doch zu setzen. Sie brachte ihnen Tee und setzte sich zu ihnen.
 

Neugierig schaute ihre Mutter sich um. „Wo ist denn Sasuke? Ich wollte dem frisch gebackenen Ehemann noch gratulieren!“
 

„Der ist noch unterwegs. Naruto und er sind auf einer Mission, aber er dürfte bald zurück sein.“ Wenn sie ehrlich war, war Sakura sogar ziemlich froh darüber, dass Sasuke gerade nicht da war. Sie wollte es vermeiden, dass ihre Eltern auf ihn trafen.
 

„Erzähl doch mal“, forderte ihre Mutter. „War die Hochzeit schön? Irgendwie ist es ja schade, dass ihr nicht gewartet habt, bis wir zurückkommen.“
 

„Tja, Sasuke hatte es ziemlich eilig“, sagte sie und das war ja nicht einmal gelogen. „Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr früher zurückkommt. Ihr seid so selten im Dorf. Die Hochzeit war... schön.“
 

Ihre Mutter fragte sie noch ein bisschen aus und Sakura war froh, wieder einmal Gesellschaft zu haben. Sasuke war auch nach knapp einer Woche Ehe so kühl wie eh und je und ließ sie tagsüber meistens allein. Im Moment gab es nur wenige Missionen, deswegen hatte sie oft nichts zu tun. Ino war ihr noch böse, dass sie ihr ewiges Duell sozusagen gewonnen und sich Sasuke ‚geschnappt’ hatte. Deswegen war sie zurzeit ziemlich einsam.
 

Irgendwann ging dann die Tür auf und Sasuke stand da. Sakura erschrak gehörig, so früh hatte sie ihn nicht zurückerwartet. Er starrte ihre Eltern an und sie hätte schwören können, dass er einen Moment lang einen richtig hasserfüllten Blick hatte. Trotzdem begrüßte er ihre Eltern knapp und bevor Sakuras Mutter auf ihn einreden konnte, nahm er Sakura beim Handgelenk und sagte nur: „Ich muss kurz mal mit dir reden.“ Er zog sie ziemlich grob in die Küche und schob die Tür zu.
 

„Sasuke, du tust mir weh!“, zischte Sakura und riss sich los.
 

Er funkelte sie an. „Was tun sie hier?“ Bevor sie antworten konnte, stieß er hervor: „Hör zu, ich will keine Fremden in meiner Wohnung haben!“
 

„Das sind meine Eltern und keine Fremden!“, protestierte sie.
 

Er schnaubte verächtlich. „Du kannst sie so oft du willst besuchen, aber hier in meiner Wohnung möchte ich nicht gestört werden.“
 

„Was hast du denn? Ich will doch nur...“
 

„Dieses verlogene Getue kotzt mich an!“, knurrte er. „Macht woanders einen auf heile Familie.“ Ohne sie zu Wort kommen zu lassen, stürmte er aus dem Raum und verschanzte sich im Schlafzimmer.
 

Ziemlich verunsichert kehrte Sakura zu ihren Eltern zurück. „Vielleicht solltet ihr besser gehen. Sasuke ist wohl nicht gut drauf.“ Ihre Eltern waren natürlich überrascht und vor allem ihre Mutter wirkte misstrauisch. Trotzdem komplimentierte Sakura sie nach draußen. Als sie weg waren, lehnte Sakura sich erschöpft gegen die Wand.
 

Warum machte sie das alles mit? Sie verstand Sasuke schon lange nicht mehr. Warum ließ sie sich das gefallen? Er war ihr ein komplettes Rätsel. Sie stand vor dem Schlafzimmer und wollte anklopfen, doch dann ließ sie es bleiben.
 


 

Nachdem sie etwa eine halbe Stunde gewartet hatte, und Sasuke sich noch immer nicht wieder hatte blicken lassen, riskierte sie es doch: sie klopfte an der Tür und betrat sein Zimmer. Sasuke lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Aber er schlief nicht, man konnte es an seinem verbissenen Gesichtsausdruck sehen.
 

Und als ihr Blick über seinen Körper wanderte, begriff sie auch, warum. Er hatte sich einen ziemlich notdürftigen Verband um den rechten Oberarm geschnürt, auf dem sich Blutflecken gebildet hatten. Deswegen war er so dermaßen schlecht gelaunt gewesen. Er war verletzt. Sie hatte es gar nicht bemerkt, als er nach Hause gekommen war.
 

Sofort setzte sie sich zu ihm ans Bett. „Sasuke. Ich wusste nicht, dass du dich verletzt hast. Was ist passiert?“
 

Er öffnete genervt die Augen. „Es ist nichts weiter.“
 

Sein Verhalten ließ allerdings auf etwas anderes schließen. Sie zwang ihn, sich aufzusetzen und löste den provisorischen Verband. Was sie sah, ließ sie unwillkürlich entsetzt aufstöhnen. Ein tiefer, klaffender Schnitt prangte auf seinem Arm und nur dadurch, dass sie den Verband gelöst hatte, fing die Wunde wieder an zu bluten. Sie rannte ins Bad und holte ein Handtuch, um es auf die blutende Wunde zu pressen. „Sasuke, das muss genäht werden. Du musst zum Arzt“, sagte sie ernst.
 

„Ich hatte schon schlimmere Verletzungen“, protestierte er. „Ich gehe wegen so was sicher nicht zum Arzt.“
 

„Wenn du das nicht nähen lässt, bleibt sicher eine hässliche Narbe zurück, und außerdem...“
 

„Wen interessiert das?“, unterbrach er sie.
 

„Lass mich ausreden! Außerdem hast du länger Probleme mit der Wunde. Vielleicht musst du sogar die nächste Mission absagen. Willst du das vielleicht?“ Ihre Worte verfehlten die gewünschte Wirkung nicht.
 

Sein Körper versteifte sich und er dachte kurz darüber nach. „Na schön“, kam es dann von ihm. „Ich gehe zum Arzt.“
 

Sie grinste triumphierend. „Nein, wir rufen einen. Wenn du dich bewegst fängt die Wunde zu stark an zu bluten.“ Sie wies ihn an, das Handtuch weiter auf die Wunde zu drücken und verschwand dann im Nebenzimmer um zu telefonieren.
 

Als sie zurückkam, fragte er sie überraschend: „Warum tust du das? Ich habe deine Eltern praktisch aus der Wohnung geworfen und du...“
 

„Ich mache mir Sorgen um dich, Sasuke“, gab sie leichthin zurück. „Der Arzt hat gesagt, er ist gleich da.“
 


 

Sasuke zuckte leicht zusammen, als der Arzt etwas auf die Wunde sprühte, das wie Feuer brannte. Warum hatte er sich von Sakura überhaupt dazu überreden lassen? Er saß ziemlich unwillig auf dem Bett, ohne sein Hemd, während der Arzt gerade alles für das Nähen der Wunde vorbereitete. Einfach großartig. Sakura saß neben ihm und sagte gar nichts. Während sie gewartet hatten, hatte sie nur kurz nachgefragt, wobei er sich die Wunde zugezogen hatte.
 

Er hatte einen Übungskampf gegen Naruto ausgetragen um sich mit ihm zu messen und dabei hatte Naruto einen Messerstich ziemlich verzogen und ihm aus Versehen in den Arm geschnitten, und dazu noch so tief. Das war zumindest die Version, die er Sakura erzählt hatte. In Wahrheit war er sich gar nicht so sicher, ob Naruto das wirklich aus Versehen passiert war. Seit seiner Verlobung mit Sakura war der blonde Ninja nicht sehr gut auf ihn zu sprechen.
 

Der Arzt kam zurück zu ihm mit einer Nadel in der Hand und sagte nur: „Das kann jetzt etwas wehtun.“
 

Sasuke biss die Zähne zusammen, als die Nadel seine Haut durchstach und die Wunde wieder stechend zu schmerzen begann. Der erste Stich war nicht schlimm und auch der zweite nicht. Aber mit der Zeit wurde es doch ziemlich grässlich und er ballte die Hände zu Fäusten, um seinem Schmerz nicht Luft zu machen. Er wollte nicht, dass ihn irgendwer schwach erlebte. Erst recht nicht seine eigene Frau.
 

In seinem Schmerz registrierte er erst gar nicht, wie Sakura seine linke Hand in ihre nahm. Er fühlte die Wärme ihrer Hand und drückte zu, als der Arzt einen weiteren Stich führte. Um nicht schreien zu müssen, drückte er wohl ziemlich kräftig zu, aber sie sagte kein Wort, sondern lächelte ihm nur zu, als wollte sie ihm Mut machen. Er würde Naruto für diese Sache noch kräftig in den Hintern treten.
 

Irgendwann hatte er auch das überstanden und der Arzt wickelte einen professionellen Verband um seinen Arm, begleitet von ein paar guten Ratschlägen, an die Sasuke sich ganz bestimmt nicht halten würde. Sakura bedankte sich schwungvoll bei dem Arzt und als der seine Sachen gepackt hatte, meinte er nur, er fände schon selbst raus und verließ die Wohnung.
 

Sasuke und seine Frau saßen noch auf dem Bett. Er merkte, dass er immer noch ihre Hand festhielt. Er ließ los und drehte sich ein bisschen von ihr weg. Sakura setzte sich näher zu ihm hin, sodass ihre Beine links und rechts von ihm lagen, und umarmte ihn von hinten, immer darauf bedacht, nicht an die Verletzung zu kommen. „Sasuke...“, flüsterte sie ihm ins Ohr und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Weißt du, es ist okay auch mal Gefühle oder Schmerz zuzulassen. Für mich brauchst du nicht stark sein.“
 

Er drehte sich zu ihr um und wollte erst etwas sagen. Aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Bedrückt legte er seine Stirn an ihre Schulter, genoss ihre Zuneigung als sie ihre Wange in sein schwarzes Haar drückte und über seinen Nacken streichelte. Ich will es ja, Sakura. Aber ich kann einfach nicht.
 

Sie lehnte sich zurück und er ließ seinen Kopf auf ihrem Bauch ruhen. Sie ließ eine Hand auf seinem Kopf liegen und er entspannte sich. Er spürte es, wann immer sie ein- und ausatmete. Es hatte etwas ungemein Beruhigendes.
 

...tbc...

Ein neuer Job

Sakura lag auf der Couch und las ein Buch, als die Tür aufging. Sie war sehr überrascht, Sasuke schon zu Hause zu sehen. Sie sprang auf um ihn zu begrüßen. „Sasuke-kun, hallo! Ist irgendwas passiert? Du bist so früh wieder zu Hause.“
 

Er begrüßte sie knapp während er sich die Schuhe auszog und murmelte: „Ich bin nur gekommen um ein paar Sachen zusammenzupacken. Wir brechen heute Abend wieder auf. Ich werde ein paar Tage nicht nach Hause kommen.“
 

„Was? Wo gehst du denn hin?“
 

„Darüber darf ich nicht sprechen“, antwortete er. „Die Mission hat höchste Priorität und höchste Geheimhaltungsstufe.“ Er schob sich an ihr vorbei ins Schlafzimmer, wo er seinen Rucksack abstellte und ein paar Sachen aus dem Schrank suchte.
 

Sakura fühlte sich irgendwie überrumpelt. „Und das sagst du mir nur so nebenbei, dass du für ein paar Tage wegmusst?“
 

„Ich habe selbst eben erst davon erfahren“, murmelte er. Man sah ihm deutlich an, dass sie ihn nervte.
 

„Warum weiß ich nichts von dieser Mission? Ich wäre auch mitgekommen!“, protestierte sie.
 

Er hörte kurz auf, seine Sachen aus dem Schrank zu zerren und schaute sie düster an. „Das ist kein Kinderkram, Sakura. Die Mission ist sehr gefährlich.“
 

So schätzte er sie also ein. Sie hatte nicht gewusst, dass er so wenig von ihr hielt. Sie wollte etwas erwidern, da fiel ihr Blick auf seinen offenen Rucksack. „Was zum...?“ Sie griff nach der hölzernen Tiermaske, die darin lag und hielt sie Sasuke unter die Nase. „Was hat das zu bedeuten?!“
 

„Na was denkst du denn?“, giftete er und zog sich das Hemd über den Kopf.
 

„Du... du bist ein Mitglied der ANBU???“, rief sie entsetzt.
 

Er zog sich ein eng anliegendes, schwarzes Hemd aus dem Schrank und streifte es über. „Ja!“, antwortete er kurz und schlüpfte aus seiner kurzen Hose.
 

Diesmal war Sakura wirklich geschockt. „W-Wann hattest du vor, mir davon zu erzählen?“
 

„Ich weiß nicht!“, grollte er ungeduldig. „Tsunade hat mich heute Morgen gefragt, ob ich Mitglied der Anbu werden möchte. Offenbar brauchen sie meine speziellen Fähigkeiten. Ich hatte offen gesagt noch nicht sehr viel Zeit, darüber nachzudenken.“ Er schlüpfte in eine warme, einfache Hose und setzte sich dann aufs Bett um sich die weißen Bandagen um die Knöchel zu wickeln.
 

„Und du entscheidest so was, ohne mit mir darüber zu sprechen?“
 

Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Was geht dich das an?“ Sie biss sich wütend auf die Unterlippe. Als er fertig war, zog er sich eine schwarze Maske wie Kakashi sie immer trug über das Gesicht.
 

„Sasuke, ich weiß dass es ein Privileg ist, zum Mitglied der Anbu ernannt zu werden, aber weißt du, wie gefährlich das ist? Du hast Recht, das ist tatsächlich kein Kinderkram. Du könntest getötet werden.“
 

„So ist das Leben eines Ninja nun mal“, sagte er leichthin.
 

Verbissen starrte sie die Maske an, die sie noch immer in den Händen hielt. Sie war bemalt und zeigte den stilisierten Kopf eines Wolfes. Traurig musste sie lächeln. Das passte zu ihm. Tsunade musste einen zynischen Moment gehabt haben.
 

Als er fertig war, stand er auf und kam zu ihr. „Hör zu, ich habe jetzt besseres zu tun als mit dir darüber zu diskutieren.“ Er nahm ihr die Maske weg und steckte sie zurück in den Rucksack.
 

„Sasuke, ich will nicht, dass du verletzt wirst“, flüsterte sie.
 

Zuerst sah es aus, als würde sie einfach so stehen lassen, dann überlegte er es sich anders. Er zog sich die schwarze Maske runter, nahm sie bei den Schultern und küsste sie flüchtig auf den Mund. Als sie ihn ziemlich überrumpelt anstarrte, zog er die Maske wieder hoch und sagte: „So macht man das doch als Paar, oder? Du sagst mir, ich soll gesund zurück nach Hause kommen, und ich gebe dir einen Abschiedskuss und sage, du sollst dir keine Sorgen machen.“
 

Verletzt schaute sie weg. „Wir sind hier nicht in der Öffentlichkeit, wir müssen nicht das glückliche Paar spielen. In Wahrheit kümmert es dich doch nicht, ob ich mir Sorgen mache oder nicht.“
 

Anstatt ihr zuzustimmen, wie sie das erwartet hatte, löste er sein Stirnband und gab es ihr in die Hand. „Mach dir keine Sorgen.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten schob er sich an ihr vorbei zur Tür und zog sich seine Schuhe an.
 

Sie schaute ihm nach. „Komm gesund zurück.“
 


 

Wütend trat und schlug Sakura auf die Übungspuppe ein. Nachdem Sasuke sie so dermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt hatte und ihr dann auch noch vorgeworfen hatte, dass sie keine richtige Ninja war, hatte was zum abreagieren gebraucht. Deswegen war sie in den Trainingssaal der Ninja Akademie gekommen, um ein bisschen zu trainieren und angestaute Wut loszuwerden.
 

Es war schon richtig, mit ihm oder mit Naruto konnte sie nicht mithalten. Aber sie hatte sich gebessert. Sie hatte schon vor längerem die Chuunin Prüfung bestanden und sich für die Jounin Prüfungen angemeldet. Er hatte nicht das Recht, sie unfähig zu nennen. Und er hatte nicht das Recht, einfach so ein Mitglied der Anbu zu werden und sein Leben in Gefahr zu bringen.
 

DU BLÖDER SASUKEEEEEE!!!!, schrie ihre innere Stimme, während sie die Trainingspuppe traktierte.
 

„Sakura?“ Die Stimme überraschte sie und sie fuhr herum. Hinter ihr stand, sehr zu ihrer Überraschung, Kakashi. Ihn hatte sie schon einige Zeit nicht mehr gesehen. „Sakura, was trainierst du da? Sieht ja aus als wolltest du die Puppe in Fetzen reißen.“
 

Ein wenig peinlich berührt hängte sie die Puppe wieder gerade auf und erwiderte: „Ich wollte nur etwas Dampf ablassen.“
 

„Haha. Warte nur, bis du deine ersten Schüler unterrichtest“, spottete Kakashi. „Ich sag dir, DAS ist richtig nervenaufreibend.“
 

„So nervenaufreibend wie eine Ehe mit Sasuke?“, nuschelte sie leise. „Wohl kaum.“
 

„Was hast du gesagt?“
 

„Ah, nichts!“, rief sie schnell. Es musste ja nicht jeder wissen, wie es um diese Ehe stand.
 

„Sakura, Sakura, vor mir brauchst du doch keine Geheimnisse zu haben. Wo wir doch bald Kollegen sind, nicht wahr?“ Er legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter. „Was ist es? Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten bei euch zu Hause? Man hört ja so einiges...“ Er beugte sich zu ihr runter, um neugierig ihren Worten zu lauschen und seine Wangen färbten sich leicht rot. Wahrscheinlich hoffte er auf intime Details aus ihrem Sexleben. Perversling. Er konnte ja nicht wissen, wie armselig es – auch – darum stand.
 

„Kakashi-sensei!“ Verlegen schubste sie seine Hand weg. „Da gibt es nichts zu...“ Klick! „Kollegen? Wir sollen bald Kollegen sein?“, fragte sie erstaunt.
 

Er nickte. „Ich habe die Nachricht schon gehört, obwohl noch nicht viele davon wissen. Also brauchst du mir nicht die Überraschte vorspielen. Du wirst ab dem nächsten Studienjahr auch an der Akademie unterrichten.“
 

Ihr wurde ziemlich schwindlig. „Ich... werde... was??!“
 

Langsam dämmerte es ihm, dass sie nicht nur so tat als wäre sie überrascht. „Hm? Tsunade hat es doch selbst gesagt... Sasuke war vor kurzem bei ihr und hat gesagt, du möchtest nicht mehr als Ninja arbeiten, sondern an der Akademie unterrichten. Weil du ja bald schwanger werden könntest und so.“
 

Er packte schnell zu, weil sie sonst einfach umgekippt wäre. Wie eine Puppe lag sie in seinen Armen und murmelte: „Er hat WAS gesagt...?“
 

„S-Sakura?! Hallo?“, rief Kakashi ziemlich überfordert.
 

Sie versuchte, sich einigermaßen zu beruhigen und ließ sich von Kakashi wieder aufhelfen. „Entschuldigung, es geht schon wieder...“, behauptete sie. Kakashi sah ziemlich ernst aus und sie fügte schnell hinzu: „Er wollte mich wohl überraschen. Wir haben schon darüber geredet, aber ich war mir nicht ganz sicher...“
 

Kakashi musste ihr schiefes Lächeln wohl bemerkt haben. Und auch, dass zumindest die innere Sakura kurz vorm Explodieren war. „Na ja, wie auch immer... ich lass dich mal trainieren, ja? Wir sehen uns ja noch...“ Er zog sich in einer Rauchwolke zurück.
 

Sakura musste sich wirklich zusammenreißen um nicht laut loszuschreien. Wie konnte Sasuke es nur wagen, das hinter ihrem Rücken zu entscheiden? Ehemann hin oder her, dazu hatte er nicht das Recht! Zum ersten Mal war sie wirklich stinksauer auf ihn. Sie hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen.
 

So ist das also, ja? Wenn er den Anbu beitritt, ist das seine Sache! Aber er geht heimlich zu Tsunade und lässt dich in die Ninja Akademie versetzen!!! Das geht zu weit! Den knöpfen wir uns vor wenn er zurückkommt!!, keifte ihre innere Stimme.
 

Mit einem wilden Schrei wirbelte Sakura herum und verpasste der Puppe einen Tritt, bei dem der Kopf abriss und in hohem Bogen durch den Saal schoss. Es ging ihr ein bisschen besser, als sie schnaubend aus dem Übungssaal stampfte.
 

...tbc...

Freunde

Amüsiert beobachtete Sakura, wie Naruto sich über die dritte Schüssel Ramen hermachte. Als er ihr Grinsen bemerkte und sie fragend anschaute, meinte sie: „Du schlingst ja heute noch mehr als sonst. Anstrengenden Tag gehabt?“
 

Er nickte enthusiastisch. „Das Leben als Jounin ist nicht so leicht...“, erzählte er. „Wir mussten die Leibwache für so ein paar Irre stellen... immer wenn wir sie aus den Augen gelassen haben, haben die irgendeinen Blödsinn angestellt. Dabei waren sie wirklich in Gefahr...“ Er stellte seine Schüssel ab und seufzte zufrieden. „Jetzt geht’s mir besser. Ich bin die ganze Zeit nicht zum Essen gekommen.“
 

„Wusstest du eigentlich, dass Sasuke jetzt ein Mitglied der Anbu ist?“, fragte Sakura beiläufig.
 

„Tatsächlich?“ Ganz offensichtlich hatte Naruto es nicht gewusst. „Er hat es ja ganz schön weit gebracht...“
 

Bitter erwiderte sie: „Es mag ja eine Ehre sein aber ich mache mir Sorgen um ihn. Die Missionen der Anbu sind gefährlich. Er ist heute aufgebrochen und kommt erst in ein paar Tagen zurück.“
 

„Versteh ich“, machte Naruto. Dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „Anosa, anosa! Ich weiß was! Warum trommeln wir nicht ein paar Leute zusammen und feiern die Hochzeit sozusagen nach? Wir könnten sie morgen zu mir nach Hause einladen und feiern. Dann müsstest du morgen Abend nicht allein sein.“
 

Erst war sie nicht sehr begeistert von der Idee. Aber Naruto war Feuer und Flamme und letztlich ließ sie sich dazu überreden. Als sie sich für heute verabschiedeten, erinnerte er sie noch mal daran, morgen rechtzeitig zu kommen. Sie versprach es ihm und ging zurück in ihr leeres zu Hause. Vielleicht hatte Naruto Recht. Es tat ihr nicht gut, allein zu sein.
 


 

Als sie um acht bei Narutos Wohnung auftauchte, schallte ihr schon von draußen lautes Stimmengewirr entgegen. Sie schob die Tür auf rief ein Hallo in den Raum. Naruto hatte tatsächlich zumindest die aufgetrieben, die nicht außerhalb des Dorfes zu tun hatten. Mit ihm am Tisch saßen Ino, Shikamaru, Hinata, Choji und noch einige andere die Sakura nur vom Sehen kannte. Später gesellte sich sogar Lee zu ihnen.
 

Ino hatte eine Flasche Sake mitgebracht und Sakura großzügig eingeschenkt. „Wir müssen doch die Braut feiern!“, sagte sie und ein bisschen Eifersucht schwang in ihrer Stimme mit. „Lass uns anstoßen auf das Brautpaar. Auch wenn der Bräutigam heute fehlt.“
 

Sakura grinste schwach und nippte an ihrem Glas.
 

Über den Abend verteilt trank sie noch ein paar Gläser und dachte überhaupt nicht daran, dass sie normalerweise keinen Alkohol trank. Als es auf Mitternacht zuging, und die anderen noch fröhlich am Tisch saßen und über alles Mögliche redeten, war Sakura sturzbetrunken. Und das nur wegen drei Gläsern. Aber sie hatte heute wegen dem ganzen Ärger um Sasuke noch kaum was gegessen.
 

Ihr schwirrte der Kopf und ihr war schwindlig, aber auf eine angenehme Weise. Es war schön, mal nicht an Sasuke denken zu müssen, und wenn sie es doch tat, musste sie bloß lachen. Es war befreiend. Alles war ihr egal. Ihr war einfach nur so schön schwindlig.
 

Naruto bekam ihren Zustand mit der Zeit mit und brachte sie in sein Bett, wo sie sich eine Weile ausruhen sollte. Sakura gehorchte ihm und er ließ sie in Ruhe. Erst starrte sie an die Decke und ihr ging so viel durch den Kopf, was sie sonst immer so ernst nahm und worüber sie plötzlich lachen konnte.
 

Als Naruto mal kam um nach ihr zu sehen, fragte sie ihn: „Naruto? Liebst du Hinata?“
 

Die Frage überraschte ihn ein wenig, aber er antwortete trotzdem: „Ja ich hab sie sehr gern.“
 

Sie lachte darüber und setzte sich auf. Schlang locker die Arme um seinen Nacken um nicht umzukippen. „Weißt du, ich liebe Sasuke.“ Sie kicherte. „Hab ich zumindest gedacht. Weißt du, warum er mich geheiratet hat? Um seinen Clan wiederherzustellen! Ist das nicht witzig? Ich soll ihm ein paar Kinder kriegen, denn sonst tauge ich ja auch nichts. Ich bin keine richtige Shinobi, wozu soll ich auch die Jounin Prüfung machen? Hihihi.“ Sie lachte immer noch, obwohl sie sich nicht danach fühlte.
 

Er versuchte, sie wieder auf das Bett zu legen, aber sie wollte nicht. „Sakura-chan, du bist betrunken. Komm leg dich hin und schlaf ein bisschen.“
 

„Ich bin nicht betrunken“, protestierte sie, obwohl sie genau wusste, dass sie es doch war. „Ich trinke nie was.“
 

„Mh. Na wie schön, dass du gerade im richtigen Moment damit angefangen hast“, murmelte er.
 

Sie gab endlich nach und legte sich wieder hin. Er deckte sie zu und gesellte sich wieder zu den anderen. Aber sobald er aus dem Zimmer war, schlug sie die Decke zurück und ging über die Balkontür nach draußen. Frische Nachtluft wehte ihr entgegen. Sie beugte sich über die Brüstung und schaute nach unten. Es waren drei Stockwerke bis runter auf die Straße.
 

Sie stützte sich auf dem breiten Holz ab und setzte sich auf die Brüstung. Dann drehte sie sich vorsichtig um bis ihre Beine über dem Abgrund baumelten.
 

„Sakura?“, fragte jemand aus dem Zimmer und kam auf den Balkon. Es war Ino. Als sie ihre Freundin auf dem Balkon sitzen sah, rief sie: „Spinnst du? Du fällst noch runter!“ Sie packte Sakura bei der Hand und wollte sie bewegen, von der Brüstung runter zu steigen.
 

„Lass mich“, protestierte Sakura. „Ich bin doch nicht blöd genug hier das Gleichgewicht zu verlieren.“
 

„Wenn du nüchtern wärst, würde ich dir das vielleicht glauben“, sagte Ino düster. Sie hielt Sakura weiterhin am Handgelenk fest, machte aber keine Anstalten, sie auf den Balkon zu ziehen.
 

Ein paar Momente der Stille gingen vorbei, dann fragte Sakura leise: „Ino? Bist du glücklich mit deinem Leben?“
 

„Hä? Was soll die Frage?“ Als Sakura darauf nichts sagte, erwiderte Ino: „Na ja... nicht immer, aber meistens schon. Ich meine, du hast dir Sasuke gekrallt und das verzeihe ich dir nie, aber ich denke es ist schon okay so wie es ist. Und du? Bist du glücklich mit ihm?“
 

„Ja klar“, log sie. Nach kurzem Schweigen erzählte sie: „Manchmal wacht er mitten in der Nacht schreiend auf. Dann ist er wie ausgewechselt, wenn er mich mit diesen Augen anschaut, habe ich furchtbare Angst vor ihm.“ Sie schaute runter auf das schwarze Pflaster mehrere Meter unter ihren Füßen. „Manchmal frage ich mich...“ Ino schaute sie interessiert an, aber sie beendete den Satz nicht. „Denkst du, er würde um mich weinen, wenn ich von diesem Geländer falle und mir das Genick breche?“
 

„Was sagst du denn da, Sakura?“
 

„Nichts, Ino... war nur ein Scherz.“ Sie drehte sich wieder um und hopste ungelenk auf den Balkon. „Ich sollte nach Hause gehen. Danke euch allen für die Party.“ Sie verließ das Schlafzimmer und ging an den anderen vorbei zur Haustür. Naruto und Lee boten ihr an, sie nach Hause zu bringen, aber sie winkte ab. Es war ja auch nicht so weit. Sie verabschiedete sich und taumelte dann nach Hause.
 

Bei ihrer Wohnung angekommen schloss sie die Tür hinter sich ab und stolperte dann über die erste Stufe am Eingang. Sie blieb am Boden im Wohnzimmer liegen, krümmte sich zusammen und schlief erschöpft ein.
 

...tbc...

Konfrontation

„Sakura.“
 

Müde öffnete sie die Augen und schaute erstmal auf bandagierte Knöchel. „Hmm?“, machte sie und rieb sich die Augen. Verschlafen drehte sie den Kopf und schaute hoch zu dem, der sie geweckt hatte. „Oh... Sasuke...“, murmelte sie.
 

Er schaute kühl auf sie runter. „Schläft es sich bequem auf dem Fußboden?“, fragte er und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass die Frage nicht scherzhaft oder spöttisch gemeint war.
 

Ruckartig setzte sie sich auf und rieb sich den brummenden Kopf. „Ich war gestern so müde, da bin ich wohl gleich hier eingeschlafen...“, erwiderte sie verlegen, aber er hatte an ihrer Erklärung kein besonderes Interesse. Sie stand wieder auf und versuchte, das Schwindelgefühl zu ignorieren. „Sasuke, schön dass du wieder da bist. Wie war der erste Auftrag als Anbu?“
 

Ein Blick auf ihn reichte eigentlich als Erklärung schon aus. Er hatte nicht einen Kratzer, selbst seine Kleidung war fleckenlos. Trotzdem antwortete er: „Erfolgreich.“
 

Sie seufzte innerlich. Er war ja wieder unglaublich gesprächig. Ihr Blick fiel durch das Fenster und sie schätzte, dass es ungefähr Mittag war. „Äh, weißt du schon wann du das nächste Mal wegmusst?“
 

Er schüttelte bloß den Kopf. Dann erregte irgendwas seine Aufmerksamkeit, jedenfalls rümpfte er die Nase. „Hast du getrunken?“, fragte er angewidert.
 

„Oh.“ Sofort senkte sie den Kopf. „Wir haben gestern ein bisschen gefeiert und ich habe die Wirkung von Sake etwas unterschätzt.“
 

„Hn.“ Er ging an ihr vorbei ins Schlafzimmer.
 

Ihr fiel wieder ein, warum sie eigentlich so deprimiert gewesen war am Vortag und lief hinter ihm her. „Sasuke, warte mal. Ich muss mit dir sprechen.“
 

„Nicht jetzt. Ich bin müde, ich werde mich etwas ausruhen.“ Er zog sich die schwersten Sachen aus und ließ sich müde aufs Bett sinken.
 

„Es ist wichtig!“, sagte sie wütend. „Ich habe gestern erfahren, dass du bei Tsunade warst und mit ihr über mich geredet hast!“ Selbst diese Eröffnung brachte keine Regung in sein stoisches Gesicht. „Sasuke, hast du ihr gesagt, sie soll mich als Lehrerin an die Akademie versetzen?“
 

„Ja“, antwortete er unbeteiligt.
 

Sie musste sich zusammenreißen um nicht die Fassung zu verlieren. „Sag mal, was fällt dir ein? Wie kannst du so was einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden?!“
 

Er löste die Bandagen um seine Knöchel und antwortete gelassen: „Kannst du dir das nicht denken? Wenn alles nach Plan verläuft, bist du schon bald schwanger.“ Er blickte ihr in die Augen. „Denkst du, ich lasse dich als Ninja arbeiten, wenn du mit einem Uchiha Erben schwanger bist?“
 

Seine Ruhe regte sie nur noch mehr auf. „Und was ist mit meinen Gefühlen? Habe ich kein Recht, selbst über mich zu entscheiden?“
 

„Hattest du vor, mit dickem Bauch weiterhin auf Missionen zu gehen?“, fragte er trocken. „Vielleicht die Leibwache stellen? Hochschwanger? Unsere Auftraggeber wären sicher begeistert.“ Sein beißend arroganter Tonfall war kaum zu ertragen. „Du bist jetzt meine Frau und ich habe dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit bist.“
 

„Das... das verstehe ich ja!“, rief sie aufgebracht. „Aber es geht darum, dass du das einfach entschieden hast ohne mich zu fragen! Ich bin nicht dein Eigentum, Sasuke! Ich habe einen eigenen Willen, und wenn du es noch einmal wagst, Entscheidungen für mich zu fällen...“
 

„Was dann?“ Seine Augen funkelten gefährlich.
 

Ihr schossen wütende Tränen in die Augen. Sie konnte sich nicht beherrschen, sie holte aus und wollte ihm eine Ohrfeige verpassen. Mit Leichtigkeit fing er den Schlag ab und hielt sie am Handgelenk fest. Das Unerträglichste war das Grinsen auf seinem Gesicht. „BASTARD!!!“, kreischte sie hysterisch und riss sich los. Bevor er eine weitere beißende Antwort geben konnte, stürmte sie aus der Tür und rannte aus der Wohnung.
 


 

Sakura rannte die Treppe runter und stürmte aus dem Haus. Sie heulte vor Wut, weil es nichts anderes gab, das sie tun konnte. Sie war so beschäftigt mit sich selbst, dass sie nicht auf die Umgebung achtete, und prompt mit jemand zusammenstieß, der das Haus gerade hatte betreten wollen.
 

Sie wurde durch den Aufprall nach hinten geworfen, aber bevor sie fallen konnte, packte der andere sie bei den Oberarmen und hielt sie fest. „Na, na, Sakura. Warum heute so stürmisch?“, hörte sie die leicht spöttische Stimme und öffnete die Augen.
 

„Kakashi-sensei...“, murmelte sie und wischte sich hastig über das Gesicht. Er sollte sie nicht weinen sehen. „Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst.“
 

„Kein Wunder, du siehst ziemlich fertig aus. Ist was passiert?“
 

Zögernd schaute sie ihn an. Er lächelte wohl unter seiner Maske, man konnte es an den Augen sehen. Kakashi war ein ausgezeichneter Lehrer und ein hervorragender Kämpfer, aber sie hatte ihn nie als den Typ angesehen, mit dem man über seine Probleme sprechen konnte. Mit seinem Markenzeichen, dem Flirtparadies, wirkte er nicht unbedingt vertrauenswürdig.
 

Er schien ihre Gedanken zu erraten und versicherte: „Du kannst mir ruhig vertrauen. Ich sag’s schon nicht weiter. Hast du dich mit Sasuke gestritten?“ Sie nickte nur. „Willst du’s mir erzählen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Soll ich dich wieder hochbringen, damit du mit ihm reden kannst?“ Sie schüttelte nochmals den Kopf. Bloß nicht.
 

Kakashi seufzte. „Ihr Frauen seid echt schwierig. Na dann komm mit zu mir, so wie du aussiehst kannst du dich ja nicht unter die Leute wagen.“ Erst jetzt erinnerte sie sich daran, dass sie sich ja seit gestern weder umgezogen noch gewaschen noch sich hübsch gemacht hatte. Sie sah garantiert furchtbar aus. Dass Kakashi bloß ihre geröteten Augen meinte, wusste sie nicht.
 

Jedenfalls nickte sie und folgte Kakashi einfach.
 


 

Seine Wohnung sah ganz anders aus, als sie es erwartet hatte. Irgendwie hatte Sakura damit gerechnet, dass Kakashi sich entweder mit Ninja Utensilien umgab, oder lauter Poster aus dem Flirtparadies an der Wand hängen hatte. Aber eigentlich sah seine gemütliche Wohnung ganz normal aus. Von der Einrichtung her hätte man nicht einmal denken können, dass hier so ein mächtiger Ninja wohnte. Sie sah nirgends auch nur einen Kunai.
 

Er verschwand kurz in der Küche und brachte ihr ein Glas Wasser. Dann setzte er sich zu ihr auf die Couch. „Also? Was ist passiert?“
 

Zuerst wollte sie es ihm nicht sagen. Aber sie brauchte jemanden, dem sie es erzählen konnte. „Diese Sache mit meiner Versetzung an die Akademie... ich wusste davon nichts. Sasuke hat das über meinen Kopf hinweg entschieden und mich nicht einmal gefragt.“
 

Sie wartete darauf, dass Kakashi anfing, Sasuke zu verteidigen. Aber stattdessen seufzte der: „So was habe ich mir schon gedacht.“ Er wirkte auf einmal ziemlich ernst. Das passte gar nicht zu ihm. „Sakura, darf ihr dir einen gut gemeinten Rat geben?“
 

„Ähm... ja... klar...“, stotterte sie. Sie hatte keine Ahnung, warum Kakashi so ernst war.
 

„Du solltest dich so schnell wie möglich von Sasuke trennen.“
 

...tbc...
 

***
 

An dieser Stelle ein herzliches Danke an alle Reviewer. Ich bin überwältigt über die Reaktionen und freue mich sehr.

Sasukes Wunden

„Du solltest dich so schnell wie möglich von Sasuke trennen.“
 

Sakura entgleisten die Gesichtszüge. „WAS?“, rief sie erschüttert. „Sensei, wie können Sie so etwas sagen?!“
 

„Das ist kein Scherz, Sakura. Ich habe Sasuke wirklich sehr gern, aber im Moment bin ich mehr um dich besorgt. Er ist nicht gut für dich.“
 

Sie fand kaum Worte, zu überraschend war sein seltsamer Ratschlag gekommen. „Ich verstehe nicht ganz...“
 

„Ich bin nicht dumm, Sakura. Du bist erst kurze Zeit mit ihm zusammen, und du hast dich bereits sehr verändert. Ich habe mich heute Morgen mit Ino, Naruto und noch so einigen anderen unterhalten.“
 

Auch das traf sie ziemlich unvorbereitet. Kakashi war nicht unbedingt der Typ, der sich um andere sorgte. In jedem Fall konnte sie sich schon denken, was Ino ihm so erzählt hatte. „Sensei, was ich da gestern zu Ino gesagt habe, das war doch nur Spaß...“
 

Er ignorierte ihren Einwand gänzlich. „Mach mir nichts vor. Ich habe dich beobachtet und Sasuke ist nicht gut für dich. Eigentlich wollte ich mir nicht schon nach so kurzer Zeit ein Urteil bilden, aber inzwischen denke ich, es ist besser, wenn du so schnell wie möglich wieder aus der Sache rauskommst. Versprechen hin oder her, du solltest ihn verlassen.“
 

„Sie wissen davon?“, murmelte sie.
 

„Er hat es mir erzählt. Es ist ihm völlig egal, wie es dir bei der Sache geht. Sasuke denkt einzig und allein an sich. Wenn du dich unglücklich machen willst, ist das deine Sache. Aber das alles endet in einer Katastrophe, wenn ihr so weitermacht. Genauso wie es damals mit Sasukes Familie passiert ist.“ Sie hätte gerne nachgefragt, was genau er damit meinte, aber er sprach weiter: „Ich hätte dich schon am Anfang warnen sollen. Aber ich dachte wirklich, du könntest ihm helfen.“
 

„Ihm helfen? Was meinen Sie?“
 

Sein Blick verdüsterte sich noch mehr. „Sasuke hat sich sehr verändert. Er wurde tief verletzt. Er wollte uns nicht sagen, was bei seinem Kampf gegen Itachi vorgefallen ist, aber es besteht wohl kein Zweifel, DASS etwas Entscheidendes passiert ist. Itachi muss irgendwas gesagt oder getan haben, aber darüber können wir nur spekulieren. Als er dich gebeten hat, seine Frau zu werden, da dachte ich, vielleicht ist er ja auf dem Wege der Besserung. Ich dachte, du könntest vielleicht zu ihm durchdringen und ihm helfen, das alles hinter sich zu lassen und seine Vergangenheit ein für alle mal zu vergessen.“
 

Sie hätte gerne widersprochen, aber es stimmte. Sie hatte es ja selbst auch gemerkt, wie Sasuke sich verändert hatte. Und es war ihr nicht gelungen, daran etwas zu ändern.
 

„Vielleicht ist es für Sasuke zu spät. Aber für dich noch nicht. Wenn du bei ihm bleibst, zerstört er dich und du wirst genauso gefühlskalt wie er. Wenn du es merkst, hast du vielleicht schon ein Kind von ihm und dann ist es zu spät, ihn zu verlassen. Also tu es jetzt, solange noch Zeit ist.“
 

Das war wirklich schwer zu verkraften. Was Kakashi sagte, machte Sinn. Aber es gab Dinge, die sie zurückhielten. Das Versprechen. Aber auch die alte Liebe, die sie noch mit Sasuke verband. Und der Wunsch, ihm zu helfen.
 

Auch das schien Kakashi zu ahnen. „Denk einfach darüber nach, okay?“
 

Auf einmal fühlte sie sich etwas unwohl. Ausgerechnet von Kakashi diesen merkwürdigen Rat zu bekommen, das war schon sehr beunruhigend. „Warum tun Sie das alles eigentlich?“, fragte sie.
 

Er beugte sich vor und küsste sie – durch die Maske - auf die Stirn. „Weil ich mir Sorgen um dich mache, Sakura-chan.“
 

Sakura lief knallrot an und stammelte: „I-Ich werde mal ein bisschen spazieren gehen und vielleicht nach Hause gehen, wenn Sasuke nicht da ist. Danke für die Hilfe...“ Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln und floh regelrecht aus der Tür.
 

Als sie weg war, lachte Kakashi leise. „Süß.“ Sein Gesicht verfinsterte sich. „Viel zu schade für jemanden wie Sasuke.“
 


 

Wider besseren Wissens kehrte Sakura zurück nach Hause. Sie hatte gehofft, er wäre schon wieder weg, aber er lag im Bett und versuchte, Schlaf zu finden. Den würde er jetzt jedenfalls nicht kriegen, erst musste sie noch mal mit ihm reden. Kakashi hatte Recht, so konnte es nicht weitergehen. Sie baute sich vor dem Bett auf und sagte laut: „Sasuke. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“
 

Er öffnete die Augen und schaute sie an. „Was willst du noch?“, fragte er und setzte sich auf.
 

„Ich will, dass du mir zuhörst!“, sagte sie wütend. Er sagte dazu nichts, schaute sie aber erwartungsvoll an. „Sasuke, es geht so nicht weiter. Versprechen hin oder her, ich werde nicht noch mal zulassen, dass du dich derart in mein Leben einmischst.“
 

Er zog eine Augenbraue hoch und gab mit ironischem Tonfall zurück: „Wir sind verheiratet, oder seh ich das falsch? Es ist jetzt unser Leben. Ich wollte nur verhindern, dass dir was passiert.“
 

„Komm mir nicht so!“, rief sie. „Es gibt kein wir und das weißt du! Ich interessiere dich doch kein Stück! Du hast mich ja auch nicht gefragt, als du zum Anbu ernannt wurdest. Ich sage es noch mal: ich lasse dich so was nicht noch einmal machen. Beim nächsten Mal...“
 

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und fragte lauernd: „Beim nächsten Mal was?“ Seine Überheblichkeit brachte sie schon wieder fast zum Überkochen. Die innere Sakura randalierte bereits.
 

„Beim nächsten Mal lasse ich mich scheiden, hast du kapiert?!“, schrie sie ihn an.
 

Sie hatte seine übliche Reaktion erwartet, nämlich gar keine, aber er stand aus dem Bett auf und baute sich vor ihr auf. Auf einmal kam sie sich vor als wäre sie mindestens einen Kopf kleiner als er, sein finsterer Blick machte ihre Knie weich. „Spar dir deine Drohungen“, knurrte er. „Wenn du mich verlassen wolltest, hättest du es längst getan.“
 

Ihre innere Stimme schrie aus vollem Hals. Das reicht jetzt! LASS DIR DAS NICHT GEFALLEN!!!
 

Sie schluckte das mulmige Gefühl runter und starrte ihm direkt in die Augen. „Jetzt hör mir mal genau zu!“, fauchte sie und legte ihren Finger auf seine Brust. „Ich bin nicht dein Eigentum und ich verlange, dass du mich ab jetzt mit Respekt behandelst!“ Er wich vor Überraschung einen Schritt zurück. Sie zog nach und bohrte ihren Finger mit jedem Wort in seine Brust. „Und solange du mich nicht in JEDER Hinsicht wie deine Frau behandelst, komm mir nie wieder so, sonst verlasse ich dich noch am selben Tag und du kannst von mir aus Ino heiraten und lauter kleine, arrogante Uchiha Bälger mit ihr zeugen!!!!“ Den letzten Teil hatte sie geschrieen.
 

Der Ausdruck von Überraschung wich schnell aus seinem Gesicht und er schlug ihre Hand beiseite. „Ich lasse mich von dir nicht erpressen, hast du das verstanden?“, sagte er gefährlich ruhig und nun war Sakura es, die einen Schritt nach hinten machte. „Du wusstest, worauf du dich einlässt. Wenn es dir nicht passt, wie es ist, dann geh von mir aus zurück zu deinen Eltern, aber komm mit deinen lächerlichen Problemen gefälligst nicht zu mir! Du bist dümmer als ich dachte, wenn du wirklich denkst, ich wäre in irgendeiner Hinsicht auf dich angewiesen!“
 

Das brachte das Fass zum überlaufen. Sakura stieß ein ziemlich unflätiges Schimpfwort aus, das direkt von ihrer inneren Stimme kam, und schlug mit der geballten Faust nach ihm. Wie beim letzten Mal fing er den Schlag ab, aber diesmal machte sie nicht den Fehler, sich davon überraschen zu lassen. Stattdessen riss sie ihr Knie hoch um damit seine empfindlichste Stelle zu treffen... nur leider war er auch dafür zu schnell und blockte ihr Knie mit seiner freien Hand ab. Dann ließ er sie abrupt los und verschwand aus ihrem Blickfeld, nur um am Boden wieder aufzutauchen, wo er sie mit einer gezielten Drehung von den Füßen riss.
 

Sakura prallte auf den Boden, aber sie war noch nicht gewillt, aufzugeben. „Arschloch!“, schrie sie und wollte aufspringen. Aber er stieß sie zurück nach hinten und im nächsten Augenblick saß er rittlings auf ihr und drückte ihre Handgelenke auf den Boden. „Lass mich los!!“, kreischte sie und wand sich unter ihm, aber er schüttelte nur den Kopf. Sie musste einsehen, dass es keinen Sinn hatte, und gab schließlich auf.
 

Einen Augenblick lang kehrte Stille ein und man hörte nur sie beide angestrengt ein- und ausatmen. Sakura hatte sich ziemlich verausgabt, weil sie so viel wütende Kraft in ihre Schläge gesteckt hatte, aber auch Sasuke hatte der Kampf wenigstens nicht ganz kalt gelassen. Das mochte damit zusammenhängen, dass er gerade von einer anstrengenden Mission zurückgekehrt war, trotzdem tat es gut zu sehen, dass auch er nicht unverwundbar war.
 

„Hast du dich beruhigt?“, fragte er kühl und sie verzog beleidigt das Gesicht. „Gut, dann hörst du mir jetzt mal zu. Ich werde nicht mehr über deinen Kopf hinweg über Dinge entscheiden, die mich nichts angehen, dafür kümmerst du dich in Zukunft auch nicht mehr um meine Angelegenheiten.“ Sie antwortete nicht, aber er sprach trotzdem weiter: „Ich lasse mich von dir nicht erpressen. Wenn du mich verlassen willst, bitte, tu dir keinen Zwang an. Ich habe dich nie zu irgendwas gezwungen, erinnerst du dich? Aber ich weiß zu schätzen, dass du dein Versprechen gehalten hast.“
 

„Lügner“, sagte sie traurig. Ihre Wut war verflogen, zurückgeblieben war allenfalls eine bedrückende Traurigkeit. Sie bedeutete ihm überhaupt nichts, er war jederzeit bereit, sie durch eine andere zu ersetzen. „Bitte, lass mich los“, flüsterte sie.
 

Aber er ließ sie nicht los. Stattdessen fragte er: „Was erwartest du von mir, Sakura? Du hast von Anfang an gewusst, worauf du dich einlässt. Ich kann und werde nie etwas für dich empfinden.“
 

„Warum hast du ausgerechnet mich gefragt?“, fragte sie zurück. „Warum nicht Ino oder irgend ein anderes Mädchen das dir nachläuft? Ist es, weil ich die einzige bin, die dumm genug war, auf dich zu warten?“
 

Er runzelte die Stirn. Hatte er das etwa nicht gewusst? Ino hatte sich mit 16 Shikamaru zugewandt und die beiden hatten bis heute eine merkwürdige Beziehung, von der Ino alle paar Monate verkündete, dass sie vorbei war, solange, bis die zwei sich doch wieder zusammenrauften, und das obwohl sie wohl nie ganz über Sasuke hinweg gekommen war. Und auch die anderen Mädchen, die Sasuke hinterhergelaufen waren, hatten irgendwann einen Freund gefunden, der ihre Gefühle auch erwiderte. Sasuke war immer noch DER Mädchenschwarm, bei dessen Blick die Mädchen und Frauen schwach wurden, aber sie waren alle erwachsen geworden, hatten sich weiterentwickelt und ihn irgendwann aufgegeben. Nur Sakura hatte es irgendwie nie geschafft, sich von ihm zu lösen und eine Beziehung einzugehen. Sie hatte sich für ihn aufgespart, immer in der Hoffnung, er würde sich ändern. Sie war wohl doch nicht so klug, wie sie immer gedacht hatte.
 

„Ich bin ein Idiot“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm. „Ich hätte wenigstens einmal mit Lee-san ausgehen sollen, oder mit Naruto. Dann wüsste ich jetzt vielleicht, wie es ist, wenn man mit einem Mann zusammen ist, der einen auch wirklich gern hat.“
 

„Ich habe dich gefragt, weil du an mich geglaubt hast“, sagte er auf einmal. „Weil du für mich da warst als sich alle anderen von mir abgewandt hatten. Deshalb.“
 

„Mit anderen Worten, weil ich so ein Idiot bin, nicht wahr? Weil du wusstest, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann. Jetzt lass mich bitte los.“ Er ließ sie los und stand auf. Sakura setzte sich auf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Ihr wuchs das alles über den Kopf, sie wusste nicht, was sie noch tun sollte.
 

Zu ihrer Erleichterung verkündete Sasuke mürrisch, dass er noch ein bisschen trainieren würde. Er verließ das Haus und sie atmete erleichtert auf. Dann ging sie rüber in die Küche. Sie hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Sie öffnete die Kühlschranktür, aber sie hatte eigentlich keinen Hunger. Wenn es ihr schlecht ging, dann brachte sie einfach nichts runter. Sie wollte den Kühlschrank wieder zumachen, da fiel ihr Blick auf die Flasche Sake. Sasuke hatte sie irgendwann mal mitgebracht, vermutlich hatte ihm die irgendwer geschenkt. Er selbst trank keinen Alkohol, deswegen stand die Flasche immer noch unberührt im Kühlschrank.
 

Sie dachte daran, wie sie sich gefühlt hatte, nachdem sie auf der Feier getrunken hatte. Für eine kleine Weile waren ihr all die Sorgen und Probleme egal gewesen. Trotz des brummenden Schädels hinterher, dieses berauschende Gefühl war großartig gewesen. Sie stellte die Flasche auf den Küchentisch und holte ein Glas aus dem Schrank. Sie schenkte sich ein und nahm einen Schluck. Nicht unbedingt ihr Geschmack, aber wenn es versprach, all ihre Probleme vergessen zu machen...
 

Sie trank das Glas mit einem Zug leer. Grässlich. Trotzdem schüttete sie sich ein zweites Glas ein.
 

Und als Sasuke am frühen Abend nach Hause kam, war die Flasche leer. Und Sakura war betrunken.
 

Schon an der Tür schien Sasuke irgendwas zu merken. Er rümpfte die Nase. Aber spätestens als Sakura wackelig aufstand und ihm einen schönen Abend wünschte, wusste er, was los war. „Du bist ja betrunken“, sagte er ohne Gefühlsregung.
 

Sie grinste und schlang die Arme um seinen Nacken. „Das bin ich, Sasuke-kun! Wie war dein Taaag?“
 

Er schob sie weg. „Finde ich dich morgen wieder schlafend auf der Türschwelle?“, fragte er und zog sich die Schuhe aus. „Sakura, lass mich los.“
 

Ohne Grund fing sie an zu lachen, einfach weil sie sich danach fühlte. Sasuke verschwand in der Küche und machte sich etwas Einfaches zu essen. Sakura verbrachte derweil ihre Zeit damit, sich auf dem Bett hin und her zu werfen und irgendetwas Unverständliches vor sich hin zu murmeln. Es war fast komisch. Sie war sturzbetrunken und selbst das hatte ihm keine Gefühlsregung entlockt. Vielleicht gab es nichts, was ihn schockieren oder verärgern konnte.
 

Als ihr das Warten zu langweilig wurde, hopste sie ins Bad und versuchte mit ungeschickten Fingern ihr Haar zurechtzuzupfen und putzte sich die Zähne, um die Alkoholfahne ein bisschen abzuschwächen. Dann zog sie sich splitternackt aus, warf einen Blick auf ihr grinsendes Ich im Spiegel und kam zurück ins Schlafzimmer.
 

Auf dem Bett saß Sasuke und zog sich gerade aus. Als sie nackt ins Zimmer kam, wirkte er tatsächlich einen Moment lang überrascht. Dann verfinsterte sich seine Miene und er fragte: „Was soll das?“
 

Irgendwas in ihr drin schrie. Aber ihr Kopf fühlte sich leicht an, alles war so leicht, so unbeschwert... Sie kam zu ihm ans Bett und setzte sich auf seinen Schoß. „Was ist denn, Sasuke-kun? So wolltest du mich doch, oder? Du willst ein paar Kinder zeugen, nun, das kannst du nicht, wenn du nicht mit mir schläfst, oder? Und ich bin noch nicht schwanger. Wir sollten uns ranhalten.“ Er drehte fast angewidert den Kopf zur Seite, als sie versuchte, ihn zu küssen. „Was ist aus deinem Plan geworden, Sasuke-kun? Du wolltest den Uchiha Clan neu aufbauen, oder nicht?“ Sie wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, ihn so zu provozieren. „Oder hast du plötzlich Angst gekriegt? Was ist mit deinem Clan?“
 

Er schaute sie an und sagte: „Du hast recht.“
 

Auf einmal fand sie sich rücklings auf dem Bett wieder, mit beiden Armen über ihrem Kopf ins Kissen gedrückt. Seine Augen blickten kalt auf sie runter. Seine Hand umfasste ihre Brust, während die andere ihre Handgelenke mit eisernem Griff festhielt.
 

Sakura hatte erreicht, was sie wollte, aber auf einmal fühlte sie sich nicht mehr schwerelos und glücklich. In einem einzigen Moment kippte ihre Stimmung um und lastete tonnenschwer auf ihrem Herzen. „Sasuke, lass mich los!“, bat sie ihn. „Ich will das nicht.“
 

„Du solltest dich mal entscheiden“, raunte er ihr ins Ohr. Man konnte an seiner Stimme hören, dass er es darauf anlegte, sie zu provozieren, so wie sie ihn provoziert hatte. Seine Hand fasste grob zwischen ihre Beine und sie gab einen erschreckten Laut von sich.
 

„Sasuke, lass das! Ich will das nicht!“, rief sie wütend. Ihre Stimme klang schwach und wackelig vom Alkohol. Er hörte nicht auf und sie gab es auf, dagegen zu protestieren. Sie wehrte sich nicht, als er ihre Handgelenke irgendwann losließ, sondern blieb einfach teilnahmslos liegen und starrte zum Fenster hinaus. Die Sterne waren wunderschön heute Abend.
 

Während er sich zwischen ihre Beine drängte, versuchte sie, für jeden Stern am Himmel einen Grund zu finden, warum sie Sasuke liebte. Seine Augen, sein schwarzes Haar, eine Stärke, seine coole Art, seine Güte, versteckt unter all dem Hass, seine Zielstrebigkeit, seine Loyalität, seine Freundschaft, das verlassene Kind, das er eigentlich ist.
 

Als sie den Blick von den Sternen abwandte und ihn anschaute, wie er auf ihr lag und ihr nicht in die Augen blickte, während er mit ihr schlief, sah sie, dass er noch immer schöne, schwarze Augen hatte, und noch immer sehr gut aussah. Aber alles andere, was sie mal an ihm geliebt hatte, war verschwunden. Sie konnte sein ebenmäßiges Gesicht nicht mehr ansehen, ohne dabei an all die Schmerzen zu denken, die er ihr zugefügt hatte. Ihr Blick wanderte zurück zum Fenster, wo die Sterne noch immer strahlten. Langsam begriff sie, dass sie begonnen hatte, Sasuke zu hassen.
 

...tbc...
 

***
 

Wie immer vielen Dank für all die lieben Reviews! Ich konnts kaum erwarten, das Kapitel zu posten, es ist eins meiner liebsten. Nich wegen dem am Ende, das ja doch eher... traurig ist... aber wegen der Szene wo Sakura Sasuke stellt und ihm endlich auch ma die Stirn bietet.

Endlos

Wochen zogen vorbei, ohne dass sich etwas änderte. Alltag kehrte ein. Sakura hatte sich ihrem Schicksal gefügt und sich auf die Akademie versetzen lassen. Meistens morgens war sie jetzt mit Schülern unterwegs oder unterrichtete im Klassenzimmer die Jüngsten. Sasuke war sehr unregelmäßig zu Hause, seine Aufträge waren unberechenbar, manchmal war er tagelang da, andererseits wurde er manchmal nach seiner Rückkehr gleich wieder losgeschickt.
 

Die meiste Zeit lebten Sakura und er nebeneinander her. Sie hatte es aufgegeben, sich ihm nähern zu wollen, mit ihm zu sprechen oder seine körperliche Nähe zu suchen. Er blieb verschlossen wie am ersten Tag. Wenn er Nachts zu Hause war und mit ihr schlief, ließ sie es jedes mal geschehen, aber sie wurde einfach nicht schwanger. Sasuke wartete darauf mit Ungeduld, aber Sakura war sich nicht sicher, ob sie ein Kind in diese lieblose Ehe bringen wollte.
 

Ab und zu traf sie sich mit Naruto oder Ino. Aber sie wollte nicht darüber reden, was zu Hause los war und ihre Freunde wirkten ziemlich hilflos. Manchmal wurde sie darauf angesprochen, wie schlecht sie aussah. Sie konnte nicht mehr richtig essen in letzter Zeit, und obwohl Sasuke es missbilligte, betrank sie sich manchmal, einfach um mal abzuschalten.
 

Auch wenn sie es anderen gegenüber nicht zugeben konnte, sie war todunglücklich mit ihm.
 


 

Sasuke stand vom Bett auf und schlüpfte in seine Shorts. Er drehte sich um und sah zu, wie Sakura sich die Decke überzog und sich darin vergrub. Sie hatte sich in der letzten Zeit verändert. Wie immer wenn er mal abends zu Hause war, hatte sie ihn einfach machen lassen und leblos wie eine Puppe in seinen Armen gelegen. Aber wenigstens hatte sie heute nichts getrunken.
 

Sasuke schlurfte ins Bad. Er spritzte sich Wasser ins Gesicht und als sein Blick in den Spiegel fiel, hielt er inne. Hasserfüllt blickte er sein Selbst im Spiegel an. Er wusste, dass das, was er tat, nicht richtig war. Das Herz dieses Mädchens brach unter seinen Augen, wegen ihm, und er nahm es einfach so hin. Nur weil sie ihm ein Versprechen gegeben hatte. Es war nicht fair, ihr gegenüber. Sie wünschte sich Zuneigung und alles was er ihr gab war seine Ablehnung.
 

Er nutzte Sakura nach Strich und Faden aus. Sasuke hatte den Ausdruck in ihren Augen bemerkt, wenn er mit ihr schlief. Aber er brauchte einen Erben, sonst würde er nie Ruhe finden. Itachis Tod hatte ihm keinen Seelenfrieden gebracht. Aber die Weiterführung des Uchiha Clans würde, nein musste ihm endlich Frieden bringen. Und selbst wenn er Sakura dafür benutzen musste, er würde sein Ziel erreichen.
 

Zu seiner Verwunderung schlief sie schon, als er aus dem Bad kam. Sonst lag sie immer lange wach, schlief meist weit nach ihm ein wenn er zu Hause war. Er überlegte einen Augenblick lang, dann setzte er sich zu ihr. Sie war wohl ziemlich erschöpft gewesen. Sie lag auf der Seite, ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Hand lag sanft auf dem Kopfkissen. Zum ersten Mal fiel ihm wirklich auf, wie hübsch sie war, trotz der Veränderung, die sie durchgemacht hatte. Sie war dünner geworden. Wirkte immer irgendwie erschöpft. Wie lang war es her, dass er sie hatte lächeln sehen?
 

Sasuke hob die Decke an, um sich auch darunter zu legen, da drehte sie sich im Schlaf auf den Rücken. Er ließ die Decke wieder los und schaute sie einfach an. Beobachtete, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Irgendwie hatte er das Gefühl, ewig so dasitzen zu können und ihr nur beim schlafen zuzusehen. Zum ersten Mal begriff er, dass er für sie und ihren Zustand verantwortlich war. Er hätte sie beschützen müssen. Vielleicht... wäre es tatsächlich besser, sie würde sich von ihm trennen.
 


 

Unsicher taumelte Sakura durch die Wohnung. Schon den ganzen Tag über fühlte sie sich schlecht, sie hatte keinen Bissen runtergebracht. Eigentlich hatte sie nur ein Glas Sake getrunken, aber trotzdem schwirrte ihr der Kopf. Ihr war übel. Sasuke war zu Hause, er bereitete sich gerade auf eine weitere Mission vor und packte seine Sachen. Eigentlich hatte sie sich zusammenreißen wollen bis Sasuke gegangen war. Aber ihr war so schlecht, sie fühlte sich zu müde um ihm was vorzuspielen.
 

Um die Übelkeit zu verdrängen, öffnete sie das Fenster im Wohnzimmer weit und lehnte sich nach draußen. Die frische Luft half nicht wirklich. Sie setzte sich auf die Fensterbank und hielt sich am Fenster fest.
 

„In deinem Zustand fällst du noch aus dem Fenster“, sagte Sasuke und sie drehte den Kopf. Da war keinerlei Besorgnis in seiner Stimme. Er hielt seinen Rucksack in der Hand und starrte sie an, erwartete eine Antwort. Heute trug er die Anbu Uniform, er hatte sogar sein Hemd mit dem Uchiha Emblem abgelegt.
 

Mit belegter Stimme gab sie zurück: „Was kümmert dich das? Dich würde es nicht mal interessieren wenn ich da unten tot auf der Straße läge.“
 

„Du nervst mich, Sakura“, gab er düster zurück. Der Satz traf irgendwie einen wunden Punkt. Es war das dritte mal, dass er das zu ihr gesagt hatte, und es tat noch genauso weh wie damals.
 

„Warum hast du mich geheiratet?!“, schrie sie und rutschte an die Kante der Fensterbank. „Wenn ich dir so auf die Nerven gehe, warum hast du mich gebeten, deine Frau zu werden? Du kannst in diese Ehe doch keine Kinder bringen! Hast du kein Gewissen?“
 

Er warf ihr nur einen gleichgültigen Blick zu und setzte sich auf die Stufe an der Tür um seine Schuhe anzuziehen. „Sasuke! Warte!!“ Sakura hatte nicht vor, ihn so gehen zu lassen, ohne eine Antwort. Sie sprang von der Fensterbank und kam dabei so ungeschickt auf, dass ihr Fuß umknickte. Haltlos stürzte sie auf den Boden. Warum ging denn bloß alles schief in ihrem Leben? Die Tränen schossen ihr in die Augen. Sie wollte aufstehen, da stand Sasuke vor ihr. Es war alles zu viel. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Sie hatte getrunken, sie sah schlecht aus, und sie konnte kaum noch alleine aufstehen.
 

„Sasuke...“, schluchzte sie und zerrte am Zipfel seiner schwarzen Hose. Unter Tränen schaute sie hoch zu ihm. „Hilf mir...“ Und sie meinte damit nicht nur, dass er ihr hochhelfen sollte. Sie bat ihn um seine Hilfe, aus all diesem Elend wieder herauszufinden. Im Grunde wollte sie nur die Wärme seiner Hand spüren und vielleicht nur einmal von ihm umarmt werden.
 

Er schaute auf sie runter, mit Eiseskälte in seinem Blick. Und dann sagte er: „Erbärmlich.“ Sie riss die Augen ungläubig auf. Irgendwas zerbrach in ihr in diesem Moment. Sasuke riss sich los und ließ sie einfach so liegen. Sie hörte die Tür knallen und dann war er fort. Sakura schlang die Arme um sich selbst, krümmte sich am Boden und weinte leise.
 

Jetzt hatte sie den Tiefpunkt erreicht. Sie hatte sich vor Sasuke gedemütigt und er hatte sie eiskalt zurückgewiesen. „Ich kann nicht mehr...“, wimmerte sie. Eine schiere Ewigkeit lag sie so da, und fühlte sich genauso, wie er sie genannt hatte... erbärmlich.
 

Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde und dann hob sie jemand vorsichtig auf den Arm. „Sasuke?“, flüsterte sie, obwohl sie schon ahnte, dass er es nicht sein konnte.
 

„Nein“, sagte jemand bedauernd. Es war Kakashi. „Sakura, es geht so nicht weiter. Ich bringe dich weg von hier, damit du dich erholen kannst.“ Sie wollte protestieren, aber sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. Zum ersten Mal seit langem spürte sie wieder die Wärme eines anderen Menschen, der sich um sie sorgte. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen.
 

Ihr wurde schwindlig, als er sich in Bewegung setzte und sie aus dem Haus trug, aber sie sagte kein Wort. Wie ein kleines Kind trug Kakashi sie auf dem Arm und nach einer kleinen Ewigkeit legte er sie auf ein weiches Bett. „Schlaf dich aus. Wir reden morgen darüber“, sagte er und sie tat einfach, was er ihr sagte. Erschöpft fiel sie in einen traumlosen Schlaf.
 

...tbc...
 

***
 

Das hier ist auch ein Kapitel, das ich besonders gerne mag. Ich weiß noch, wie es war als ich das geschrieben hab. Ich wollte ein einziges Mal nicht kitschig sein, denn die Schnulzenautorin in mir hätte das ganze am liebsten anders geschrieben... Sakura stürzt, Sasuke kniet sich neben ihr hin, hilft ihr auf und nimmt sie in den Arm... aber ich wollte zeigen, wie kalt er wirklich sein kann. Und wie sehr Sakura tatsächlich unter ihm zu leiden hat. Denn die Szene wo er sie erbärmlich nennt ist für mich echt der Höhepunkt der Gefühlskälte und Grausamkeit.
 

Der Sasuke in meiner Story ist nicht an sich grausam (das würde ja irgendein Gefühl voraussetzen), sondern einfach grenzenlos egoistisch und auch irgendwie – meistens jedenfalls - blind für das Leid anderer.

Wahrheit

Die Sonne stand wieder – oder immer noch – am Himmel, als Sakura in dem fremden Zimmer aufwachte. Sie trug noch ihren Schlafanzug, in dem sie gestern gestürzt war. Ihr linker Fuß schmerzte, als sie aus dem Bett aufstand, aber noch mehr schmerzte ihr Kopf. Sie schob die Tür auf und wurde mit einem freundlichen: „Guten Morgen, Sakura-chan! Du hast ewig geschlafen!“ begrüßt.
 

„Kakashi-sensei...“
 

„Du sollst mich doch nicht mehr so nennen. Ich bin nicht mehr dein Lehrer. Sag einfach Kakashi, das reicht“, schalt er sie freundlich. Aber sie hatte nicht unbedingt die Nerven, darüber zu diskutieren. Ihr Blick fiel auf das Sofa, wo noch eine Decke und ein Kissen lagen. Er hatte wohl ihr das Bett überlassen und auf der Couch geschlafen. Wie lieb von ihm...
 

Sie setzte sich auf einen Stuhl und er holte ihr ein Glas Wasser. Es half ein bisschen gegen die Kopfschmerzen und die grässlichen Magenschmerzen. Er saß ihr gegenüber und sagte erstmal gar nichts. Ihr war das Ganze ziemlich peinlich. „Es tut mir leid...“, murmelte sie.
 

„Was denn?“
 

„Ich muss einen ziemlich erbärmlichen Eindruck gemacht haben, gestern“, sagte sie bedrückt. „Ich war sehr froh, dass Sie... dass du da warst.“ Es fühlte sich merkwürdig an, ihn zu duzen. Dabei fiel ihr etwas ein. „Warum warst du eigentlich überhaupt da?“
 

„Eigentlich wollte ich mit Sasuke etwas besprechen, es ging um einen Auftrag. Er kam grade aus dem Haus und sagte mir, ich solle mal nach dir sehen.“ Wieder sah er so ernst aus. „Sakura, siehst du jetzt ein, dass ich Recht hatte? Du musst dich von ihm trennen.“
 

Sie schüttelte den Kopf. Eigentlich wollte sie widersprechen, aber sie konnte es nicht. Im Grunde hatte er Recht. Sie hasste Sasuke ja schon beinah.
 

Kakashi seufzte und stand auf. „Komm mit.“
 

Sie schaute ihn an. „Was?“
 

„Komm einfach mit. Ich muss dir was zeigen.“ Sie folgte ihm und er führte sie ins Bad. Dort nahm er sie bei den Schultern und stellte sie vor einen Spiegel. Sie sah wirklich furchtbar aus. Er sagte ernst: „Sieh dich an, Sakura. Du warst so hübsch. Du konntest so schön lächeln. Und jetzt? Du bist viel zu dünn, deine Augen sind ständig gerötet, deine Haut ist blass. Ist es das, was du willst?“ Er hatte Recht, mit jedem Wort. Sie hasste ihr Spiegelbild. Vor allem diesen verbitterten Zug um den Mund, den Sasuke auch hatte. „Weißt du noch, was du irgendwann mal zu mir gesagt hast? Du hast gesagt, du magst dich selbst, wenn du bei ihm bist. Ist das immer noch so, Sakura? Magst du dich immer noch, so wie du geworden bist?“
 

Energisch schüttelte sie den Kopf. „Nein! Ich hasse diese Person im Spiegel. Und ich hasse... ihn. Das was aus ihm geworden ist.“
 

„Warum tust du dir das dann noch an?“
 

„Ich habe ihn geliebt. Und irgendwas von dieser Liebe ist immer noch da. Ich kann ihn nicht verlassen“, sagte sie ehrlich. „Ich habe ihm versprochen, ihm zu helfen. Er hat immer für mich gekämpft. Jetzt kämpfe ich für ihn, für seine Träume.“
 

„Er wird nie glücklich werden. Solange er die Vergangenheit nicht loslässt, kann auch eine Familie, ein neuer Uchiha Clan, ihm nicht helfen. Verstehst du das nicht?“, redete Kakashi auf sie ein. „Wenn Naruto hier wäre, würde er dasselbe sagen. Bevor er aufgebrochen ist hat er mich gebeten, auf dich aufzupassen.“
 

Das erklärte, warum Kakashi sich so um sie kümmerte. Sie nickte. „Ich bin mir selber nicht sicher, wie es weitergehen soll. Ich möchte nicht zu meinen Eltern. Ist es in Ordnung, wenn ich eine Weile hierbleibe? Nur bis es mir etwas besser geht und ich eine Entscheidung treffen kann.“
 

„Natürlich. Solange du willst.“
 


 

Sakura bereute ihre vorläufige Entscheidung nicht. Sasuke einige Tage einfach mal nicht sehen zu müssen, nicht unter seinem kalten Blick leiden zu müssen, tat ihr richtig gut. Kakashi war selbst meist nicht da, aber wenn er da war, sprach er mit ihr, er tat sogar so, als würde er sich dafür interessieren, was sie zu sagen hatte. Er schaute jedenfalls nicht durch sie hindurch, wie ihr eigener Mann es tat.
 

Im ganzen Haus gab es keinen Alkohol. Zuerst war sie versucht, sich welchen zu kaufen, dann erinnerte sie sich daran, warum sie hier war. Sie wollte nicht noch einmal so enden. Sie wollte sich nie wieder von Sasuke demütigen lassen. Sie schwor sich, keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren. Egal, wie schmerzhaft es war, es musste auch ohne gehen.
 

Nach ein paar Tagen schaffte sie es sogar, wieder etwas zu essen. Bei Kakashi zu wohnen war so entspannend, dass sich auch ihr Magen wieder beruhigte und sie nahm wieder ein bisschen zu. Zwischenzeitlich kehrte Naruto kurz zum Dorf zurück und bot ihr gleich an, bei ihm zu übernachten, was sie dankend ablehnte. Er sagte ihr auch, wie viel besser sie schon aussah und dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte. Es tat gut. Es tat so gut, endlich wieder von jemandem gesehen zu werden, jemanden zu haben der sich um einen sorgte.
 

Natürlich war es kein Dauerzustand, bei Kakashi zu übernachten. Und auch zu Naruto konnte sie nicht, der hatte ja auch bloß ein Bett. Zu ihren Eltern wollte sie keinesfalls, und nach Hause... ja das war so ein Thema für sich. Sasuke ließ sich die ersten Tage nicht blicken. Es war nicht so, dass er nicht da war... von seinem Auftrag kehrte schon nach zwei Tagen wieder zurück. Aber es schien ihn nicht zu kümmern. Sakura war froh darüber, ihn nicht sehen zu müssen. Aber es war auch verletzend zu sehen, dass ihr Fehlen ihn nicht störte.
 

Dann, nach acht Tagen, stand er abends plötzlich vor Kakashis Tür. Kakashi öffnete und als Sakura Sasukes Stimme hörte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie war gerade in der Küche gewesen, also hatte er sie nicht gesehen. Sie versuchte, ruhig zu bleiben und lauschte dem Gespräch der beiden Männer.
 

„Ich weiß, dass sie hier ist“, sagte Sasuke ungeduldig. „Ich will mit ihr sprechen!“
 

„Aber Sakura will nicht mit dir sprechen.“, entgegnete Kakashi und Sakura konnte sich sein überhebliches Grinsen (unter der Maske) praktisch bildlich vorstellen. Hoffentlich machte es Sasuke stinkwütend. Sollte der ruhig mal von seiner eigenen Medizin kosten.
 

„Spar dir das, Kakashi“, knurrte Sasuke. „Ich möchte meine Frau sprechen, also geh mir aus dem Weg oder hol sie an die Tür.“
 

Sakura stand immer noch in der Küche und wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Einerseits wollte sie sich anhören, was er zu sagen hatte. Andererseits hatte sie auch Angst davor, sich wieder mit ihm einzulassen. Der Klang seiner warmen Stimme versetzte ihr einen Stich und sie fühlte eine unbestimmte Sehnsucht, die ihr die Kehle zuschnürte. Unschlüssig stand sie in der Küche und hörte Kakashi sagen: „Du solltest Sakura eine Weile in Ruhe lassen.“
 

„Behalte deine Ratschläge für dich, alter Mann“, zischte Sasuke. Dann besann er sich wohl doch, dass es besser war, sich mit Kakashi nicht anzulegen, und schnaubte: „Dann sag meiner Frau, sie soll mir verdammt noch mal Bescheid sagen, wann ich sie wieder stören darf.“ Sakura konnte es sich bildlich vorstellen, wie Sasuke sich ohne Abschiedsworte auf dem Absatz umdrehte und davon marschierte. Wie um ihre Theorie zu bestätigen schloss Kakashi die Tür. Sasuke war gegangen.
 

Jetzt stürzte Sakura aus der Küche. Sie hätte doch an die Tür gehen sollen. „Sasuke!“, rief sie halbherzig und rannte zum Fenster. Sie sah bloß noch, wie er hinter der nächsten Straßenecke verschwand. Draußen regnete es. Er war sicher schon durchnässt. Kakashi kam zu ihr und sie fragte besorgt: „Habe ich das Richtige getan? Ich hätte doch mit ihm reden sollen.“
 

„Wenn er mit dir sprechen will, kann er auch zur Akademie kommen“, sagte Kakashi achselzuckend. „Allerdings wird ihn sein Stolz daran hindern.“
 

„Stimmt“, murmelte sie und legte die Finger auf das Fensterglas. „Es muss ihn schon Überwindung gekostet haben, hierher zu kommen.“ Sie lehnte sich mit dem Kopf gegen das Fenster. „Ich verstehe mich selber nicht mehr. Einerseits verabscheue ich ihn, und andererseits glaube ich, dass ich ihn irgendwie noch liebe... Was soll ich bloß tun?“
 

...tbc...

Untreu

Nachdem Sasuke gegangen war, entschloss Sakura sich, einen Spaziergang zu machen und dabei vielleicht auf andere Gedanken zu kommen. Dass es regnete, machte ihr herzlich wenig aus, sie borgte sich eine Regenjacke von Kakashi und ging trotzdem raus. Sie brauchte einfach ein paar Minuten allein, um nachzudenken.
 

Sie musste sich jetzt bald entscheiden, am besten, noch bevor Sasuke sie abpasste. Sie konnte nicht ewig bei Kakashi wohnen. Diese ganze verfahrene Situation musste nun mal geklärt werden. Sie spazierte ziellos durch das Dorf und passierte schließlich den Ausgang. Sie hatte nicht vor, weit vom Dorf wegzugehen. Aber sie wollte nicht gestört werden, von irgendwem. Dass ihr jemand gefolgt war, merkte sie nicht.
 

Sie kam zu dem kleinen Bach, der sich ziemlich nah an Konoha vorbei zog. Die Böschung runter zu dem kleinen Gerinnsel war steil und größtenteils zugewachsen. Sie fand trotzdem eine Stelle, wo sie runter ins Wasser schauen konnte.
 

Nachdenklich hob sie einen Stein auf und warf ihn ins Wasser. Es regnete inzwischen ganz schön, sie war schon ganz nass, trotz der Regenjacke. Aber dem schenkte sie keine Beachtung. Sie war aufgewühlt und durcheinander. Und wütend. Auf Sasuke, aber mehr noch auf sich selbst. Sie hatte gewusst, worauf sie sich eingelassen hatte. Er hatte ihr nichts vorgemacht, er hatte nie behauptet, sie auch nur gern zu haben. Er war ein Eisblock, wie Naruto es immer gesagt hatte. Sie war wütend auf sich selbst, darauf, dass sie noch immer Gefühle für ihn hatte und ihm helfen wollte.
 

Mit einem Schrei warf sie einen weiteren Stein ins Wasser. „Du blöder Sasuke!“, schrie sie in die Nacht hinein. „Du gefühlloser Idiot!!“ Sie sah nicht, dass, angelockt von ihrem Wutgeschrei, jemand zwischen den Bäumen auftauchte und dort stehenblieb. In einem Anfall blinder Wut fiel ihr Blick auf ihren Ehering und sie zerrte ihn sich vom Finger. „Warum hab ich dich geheiratet? Warum hast du mich gefragt, wenn du mich nicht liebst? WARUM?“ Sie ballte die Hand zur Faust und holte aus, wild entschlossen, den Ring ins Wasser zu schmeißen. Sie hatte ihn doch bloß wegen ihrem Versprechen geheiratet. Er hatte sie überlistet. Sie musste das nicht länger ertragen. Kakashi hatte mit allem Recht gehabt.
 

Aber sie führte die Bewegung nicht zu Ende. Sakura verließ der Mut und sie ließ die Hand wieder sinken. Sie schaute runter auf den unscheinbaren, silbernen Ring und seufzte. „Du bedeutest mir immer noch etwas, Sasuke“, sagte sie leise. Sie wollte sich den Ring wieder anstecken, da rutschte er ihr aus den nassen Fingern und fiel irgendwo in den Schlamm. Sakura kreischte entsetzt und stürzte ohne nachzudenken hinterher. Zum Wasser ging es steil runter und der Boden war aufgeweicht. Es kam, wie es kommen musste, plötzlich rutschte sie ab und fiel unsanft auf den Hintern, direkt in den Schlamm. Und der war so rutschig, dass sie noch weiter nach unten direkt ins Wasser schlitterte.
 

Mit einem wütenden Schrei sprang sie auf und watete im eiskalten, knietiefen Wasser zurück ans Ufer. „So eine blöde Scheiße!“, schrie sie ungehalten. Normalerweise sprach sie so was nicht aus, aber das war wirklich mehr Pech an einem Tag, als sie verkraften konnte. Da reichte ihre innere Stimme nicht mehr aus, um dem Ärger Luft zu machen. Sie stieg aus dem Wasser und rutschte gleich wieder im Schlamm aus.
 

Die Person im Schatten der Bäume machte einen Schritt vorwärts, um ihr zu Hilfe zu kommen, da tauchte plötzlich noch jemand in der Dunkelheit auf. Er stand oben an der Böschung und schaute runter auf den Fluss. „Hallo? Ich habe Schreie gehört... Brauchst du Hilfe?“
 

„Kakashi?“, rief sie erleichtert. „Ich komm hier nicht mehr hoch!“
 

„Ach da bist du, Sakura!“, hörte sie ihn rufen. „Ich hab mich schon gewundert wo du abgeblieben bist.“ Er kletterte geschickt runter, legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie dann mit sich, hoch auf den Weg.
 

Von weitem schaute Sasuke den beiden unentdeckt zu. Er hatte ihr zu Hilfe kommen wollen. Aber jetzt war Kakashi da.
 

„Kakashi! Bin ich froh dass du vorbeigekommen bist. Ich hab schon ganz eiskalte Finger von dem eisigen Wasser“, sagte Sakura erleichtert.
 

„Ich wollte dich suchen“, gab er zu. „Ich dachte, vielleicht bist du Sasuke begegnet und ihr streitet euch mal wieder. Aber… was machst du bei dem Wetter im Bach?“
 

„Mein Gott, der Ring!“, schrie sie und wäre am liebsten gleich wieder nach unten geklettert. „Ich habe meinen Ehering verloren! Ich muss ihn...“
 

„Das hat doch keinen Sinn!“, rief er und hielt sie zurück. „Es ist schon zu dunkel. Wir suchen ihn morgen, okay?“
 

„Aber wenn er weggespült wird...“, protestierte sie. „Ich muss ihn wiederfinden!“
 

Er sah sie plötzlich fast mitleidig an. „Sei doch vernünftig, Sakura. Ich verspreche dir, du kriegst deinen Ring wieder. Morgen. Komm schon, ich bringe dich nach Hause.“ Er wollte sich in Bewegung setzen, aber sie blieb stehen. „Sakura? Was ist los?“
 

„I-Ich weiß auch nicht... was soll ich bloß tun?“ Sie wischte sich übers Gesicht, als ihr wie von selbst die Tränen kamen. Sie war es nicht mehr gewöhnt, zu weinen. Aber noch viel mehr überraschte es sie, dass Kakashi sie einfach in den Arm nahm. Er war eigentlich nicht der Typ, der weinende Mädchen tröstete.
 

Ein paar Minuten lang weinte sie einfach nur und er hielt sie geduldig fest. Dann ließ sie ihn los und machte einen Schritt zurück. Überall wo sie ihn angefasst hatte, war er jetzt schlammbeschmiert. Sakura murmelte: „Jetzt hab ich dich schmutzig gemacht...“
 

Er sah an sich runter und schien erst jetzt zu merken, dass sie beide voller Schlamm waren. Er schaute wieder zu ihr hoch und grinste zuerst, dann fing er an zu lachen. „Bring mich nicht um, aber irgendwie erinnert mich das an eine Geschichte aus dem Flirtparadies…“ Er lachte laut unter seiner Maske. Irgendwie war es ansteckend. Zuerst grinste sie und dann stimmte sie in das Gelächter mit ein. Es tat unendlich gut, wieder mal laut zu lachen, bis einem die Lachtränen übers Gesicht liefen.
 

Als sie sich beruhigt hatten, nahm Kakashi sie bei der Hand und sagte: „Es wird kalt. Gehen wir nach Hause.“
 

Drüben, im Schatten der Bäume, stand Sasuke, der die ganze Szene beobachtet hatte. Er hatte mit ihr reden wollen, aber nachdem Kakashi sich eingemischt hatte, hatte ihn der Mut verlassen. Nachdem die beiden außer Sichtweite waren, ging er zu dem kleinen Bach und kletterte wesentlich geschickter als seine Vorgänger nach unten, auf der Suche nach dem Ring.
 


 

Zurück in der Wohnung saßen Kakashi und Sakura auf der Couch. Nach einer heißen Dusche war ihr endlich nicht mehr kalt und sie fühlte sich wieder sauber. Kakashi war dann auch duschen gegangen und gerade zurückgekommen. Seine Haare waren noch feucht und sie bekam jetzt mit, warum sein silbernes Haar immer so unordentlich aussah. Er hatte seinen Fön selbst wohl noch nie benutzt. Sie musste grinsen, als sie ihn so ansah, ohne sein Stirnband aber immer noch mit der Maske.
 

Als er ihren Blick bemerkte, sagte er: „Ich bin froh, dass du wieder fröhlich bist.“
 

„Das verdanke ich dir. Ich habe schon lange nicht mehr so lachen können…“
 

Was sie auch gleich zum leidigen Thema Sasuke brachte. Ernst fragte Kakashi: „Hast du schon darüber nachgedacht, was du jetzt machen willst?“ Sie schüttelte bedrückt den Kopf. Es tat gut, mit jemandem darüber sprechen zu können, aber zu einer Entscheidung musste sie selbst finden. „Er hat dich nicht verdient“, sagte Kakashi und sie schaute ihn verblüfft an.
 

„Kakashi…“
 

Täuschte sie sich, oder saß er auf einmal viel näher bei ihr als vorher? „Quäl dich nicht länger. Er wird sich nicht ändern. Es gibt andere Männer, die dich besser behandeln würden, wenn sie die Chance dazu hätten.“ Sie hatte ihn wohl noch nie so ernste, liebe Dinge sagen hören. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich... beachtet, geschätzt und vielleicht sogar… begehrt.
 

Er schaute ihr tief in die Augen und ohne nachzudenken hob sie den Arm und legte ihre Finger auf seine Maske. „Darf ich…?“, fragte sie leise und er nickte. Langsam zog sie die Maske runter und sah zum ersten Mal das Gesicht ihres ehemaligen Lehrers. Sie schluckte. Er sah gut aus, sehr gut sogar. Er hatte ein ebenmäßiges Gesicht aber männlicher als das von Sasuke und ihm fehlten die bitteren Züge, ein schelmisches Grinsen umspielte stattdessen seinen Mund. Es war seltsam, mit diesem jugendlichen Grinsen sah Kakashi fast jünger aus als der ernste Sasuke. Es war, als wäre ER der Teenager und Sasuke der Erwachsene, der schon so viel erlebt hatte.
 

Ihr Herz klopfte, als sie ihn musterte, und dann lehnte er sich nach vorne, bis er ihr so nah war, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Er legte eine Hand auf ihre Wange und küsste sie zärtlich. Und sie ließ es zu. Der Kuss fühlte sich so anders an, ganz anders als wenn Sasuke sie küsste. Mit so viel Gefühl und Zuneigung und Vorsicht… es war unbeschreiblich. So also fühlte sich ein echter Kuss an. Er fuhr mit seiner Hand durch ihr langes Haar. In seiner Berührung lag nur Zuneigung, und nicht Berechnung wie sie es von Sasuke kannte.
 

„Sakura!“ Die Tür wurde ungeduldig aufgestoßen und dann stand Sasuke mitten im Raum. Und vor seinen Augen saßen seine Frau und sein ehemaliger Lehrmeister auf der Couch, versunken in einem Kuss. Sofort wichen sie auseinander, aber er hatte es trotzdem gesehen.
 

Entsetzt starrte sie ihn an. „Sasuke...kun...“, stammelte sie. Was machte er hier? Wie war er reingekommen?
 

„Sasuke“, sagte Kakashi gefasst. „Ich wollte…“
 

„Glaub mir, ich bin absolut im Bilde“, sagte Sasuke eisig. Er kam auf sie zu und blieb vor Sakura stehen. „Entschuldige uns, ich möchte mit meiner Frau reden.“ Er packte sie beim Handgelenk und zerrte sie in die Höhe.
 

Sakura war viel zu überrascht, um zu widersprechen und ließ sich von ihm aus Kakashis Wohnung zerren. Draußen in der kalten Nachtluft fand sie dann die Sprache wieder und versuchte, es ihm zu erklären. „Dieser Kuss hatte nichts zu bedeuten, Sasuke-kun. Das war nur...“
 

Er drehte den Kopf und warf ihr einen düsteren Blick zu. „Das interessiert mich nicht.“ Sofort verstummte sie. Natürlich. Ihn kümmerte es nicht, was sie tat, selbst wenn sie einen anderen küsste. Aber warum war er dann so wütend?
 

Ohne sie loszulassen zerrte er sie bis zu ihrer gemeinsamen Wohnung und erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ er ihr Handgelenk los. Er hatte ganz schön fest zugepackt. Sie war sehr gespannt, was er jetzt sagen würde.
 

...tbc...

Geh nicht

Sasuke rang nach Worten. Er hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, als er in die Wohnung gestürmt war. Und als er die zwei bei dem Kuss erwischt hatte, da hatte er Sakura einfach nur da wegholen wollen. Immerhin war sie seine Frau.
 

Er schaute sie an. Sie stand fast trotzig gegen die Wand gelehnt und wartete darauf, dass er etwas sagte. Sasuke räusperte sich. „Ich habe gesehen, wie du geweint hast. Drüben im Wald. Bist du so unglücklich mit mir?“
 

„N-Nein...“, stammelte sie, offensichtlich überrascht über seine direkte Frage. „Ich weiß nicht... es ist schwer zu beschreiben, Sasuke.“
 

„Du hast ihn angelächelt“, sagte er abrupt.
 

„Was?“, entfuhr es ihr.
 

„Seitdem du mich geheiratet hast, hast du nicht mehr gelächelt, Sakura“, sagte er. Überrascht sah sie ihn an, brachte aber kein Wort heraus. Er hatte es selbst erst begriffen, als er es ausgesprochen hatte. Mit seiner eiskalten Berechnung hatte er ihr Lächeln zerstört. Irgendwie machte es ihn ein wenig traurig. Er nahm eine ihrer Haarsträhnen, die über ihre Schulter fiel, in die Hand und ließ das weiche Haar durch seine Finger gleiten. „Ich mochte dein Lächeln“, sagte er ehrlich und ihre Augen weiteten sich. Er ließ die Hand wieder sinken. „Das habe ich begriffen, als ich dich mit ihm gesehen habe. Er hat dich zum Lachen gebracht. Ich habe verstanden, dass ich nicht gut für dich war.“
 

Endlich konnte sie ihm antworten: „Was willst du damit sagen, Sasuke?“
 

Er hatte lange darüber nachgedacht und sich eigentlich anders entschieden. Doch jetzt kamen die Worte einfach und er konnte sie nicht zurückhalten. „Ich gebe dich frei, Sakura. Ich verlasse das Dorf und du kannst wieder glücklich sein.“
 

„S-Sasuke, nein...“, stammelte sie fassungslos.
 

Er zuckte die Schultern, als machte es ihm nichts aus. „Ich habe dich ausgetrickst. Ich habe Unmögliches von dir verlangt, und trotzdem hast du dein Versprechen gehalten. Das weiß ich zu schätzen, aber es war nicht richtig. Ich habe dich bloß benutzt, von Anfang an. Das möchte ich wieder gutmachen. Bleib in der Wohnung, solange du möchtest. Ich werde eine Weile lang nicht zurückkommen.“ Er drehte sich um und ging zur Tür.
 

Aber als er nach der Türklinke griff, hielt er überrascht inne. Sie hatte von hinten ihre Arme um ihn geschlungen und drückte sich an ihn. „Warte, Sasuke“, sagte sie und drückte ihr Gesicht an seinen Rücken. Er spürte ihren Atem im Nacken. Sie hielt ihn so fest, als ginge es um ihr Leben. „Ich habe mich damit abgefunden, dass du mich nicht liebst. Aber ich liebe dich noch immer, auch wenn ich selbst nicht verstehe, warum. Gerade hast du mir bewiesen, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe. Ich möchte bei dir bleiben. Ich möchte deinen Traum erfüllen.“
 

Zum ersten Mal seit langer Zeit berührte etwas sein Herz. Er fühlte ungeweinte Tränen in seinen Augen brennen und seine Hände zitterten. Er hätte sie gerne in den Arm genommen. Endlich hatte er ihre Gefühle verstanden. Vielleicht würde er irgendwann in der Lage sein, sie zu erwidern. Er senkte den Kopf und flüsterte: „Danke, Sakura.“
 

Sie küsste seinen Nacken und ließ ihn los. „Ich möchte wieder bei dir wohnen, Sasuke.“ Als er sich umdrehte, da lächelte sie. Es war wunderschön und es war nur für ihn. So wie früher.
 

Ihm fiel etwas ein und er griff in seine Hosentasche. „Uh, Sakura...“ Er wischte es an seiner Hose ab, reichte es ihr und sie starrte überrascht auf seine Hand.
 

„Mein Ehering! Woher hast du ihn?“, rief sie.
 

Er wich ihrem Blick aus. Er hatte eigentlich nicht die Absicht, zuzugeben, dass er selber auch noch runter zum Bach geklettert war. Allerdings sprach die Tatsache, dass er bis zu den Waden schmutzig war, eine eigene Sprache. „Uhm... du hast ihn wieder, das reicht doch, oder?“, murmelte er uncharmant.
 

Sie steckte ihn sich wieder an. „Danke, Sasuke“ Dann fiel ihr etwas ein. „Ich muss noch schnell Kakashi anrufen, damit er sich keine Sorgen macht.“ Sie rannte rüber zum Telefon.
 

Sasuke war sehr wohl aufgefallen, dass sie Kakashi nicht mehr Sensei nannte. Und dass sie ihn geküsst hatte, war ihn ein Dorn im Auge. Er fühlte ein stechendes Gefühl in der Brust, konnte es aber nicht wirklich benennen. In jedem Fall nahm er sich vor, seine Frau in Zukunft erstmal von Kakashi fernzuhalten. Immerhin gehörte es nicht unbedingt zu seinem Plan, sich Sakura mit noch jemand zu teilen. Und er hatte ganz sicher nicht vor, einen Bastard von einem anderen Mann, noch dazu von Kakashi, großzuziehen. Andererseits hätte er den Plan eben fast selbst zunichte gemacht. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Seit wann war ihm etwas so banales wie „ihr Lächeln“ wichtiger als seine eigene Zukunft?
 

Mürrisch verzog er sich ins Schlafzimmer und zog sich um, während Sakura diesen Kerl anrief. Es dauerte ziemlich lange und er fragte sich unwillkürlich, was es wohl zu besprechen gab. Als sie dann endlich fertig war und zu ihm ins Bett krabbelte, erlaubte es ihm sein Stolz nicht, danach zu fragen.
 

Sie kuschelte sich in die Decke und tastete nach seiner Hand. Er musste dem Impuls widerstehen, sie wegzuziehen. „Es tut mir leid, dass ich ihn geküsst habe“, flüsterte sie. „Es ging nicht um ihn, sondern nur... um Wärme. Zuneigung. Etwas, das ich von dir nicht bekommen kann.“
 

„Hn“, machte er und drückte ihre Hand. Mit der anderen Hand griff er nach dem Ring, den er stets an einer Kette um seinen Hals trug. Sakura war sehr viel stärker, als er es gedacht hatte. Es war wohl dennoch ein Fehler gewesen, bei ihr zu bleiben. Aber sein Wunsch, den Clan neu aufzubauen, wog schwerer als die blasse Erkenntnis, dass er Sakura ins Unglück stürzen würde.
 


 

Es war dunkel und im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Sein eigener Schrei hallte in seinen Ohren und er krümmte sich. Fühlte die Bettdecke unter seinen Fingern und nahm den vertrauten Geruch frischer Bettwäsche wahr. Er war zu Hause, in seinem Bett. Sicher. Es war nur ein Traum gewesen, derselbe, der ihn Nacht für Nacht quälte.
 

Flammend ging das Licht an und er schloss die Augen. „Sasuke? Alles in Ordnung?“, hörte er sie leise fragen. Sakura. Er hatte sie ganz vergessen. Sie war hier. Sie war immer noch hier. Sie rutschte rüber zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
 

Wie ein verwundetes Tier wich er reflexartig zurück und zischte: „Fass mich nicht an!
 

Erschrocken zog sie die Hand zurück und schaute ihn an. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus, bis sich seine Atmung wieder beruhigt hatte. Aber er vermochte die düstere Vision seines Traumes noch immer nicht ganz abzuschütteln. Die Finsternis und die Stimmen, die ihm wieder und wieder sagten, dass er ein Mörder war. Und dass alles, was geschehen war, ganz allein seine Schuld war.
 

Er schaute sie an. Sie war da. Lebendig. Unwissend. Sie konnte nicht wissen, was in ihm vorging. Und trotzdem verachtete er sie in diesem Augenblick, für alles, was sie hatte und ihm verwehrt geblieben war. Für ihre Unwissenheit, ihre Unschuld. Sie hatte nie jemanden sterben sehen, den sie liebte. Wie konnte sie den Versuch wagen, ihn zu verstehen? Sie würde es niemals begreifen.
 

„Was ist nur los mit dir, Sasuke?“, fragte sie traurig. „Fast jede Nacht wachst du schreiend auf. Und dann siehst du mich so an... was ist los?“
 

„Nichts“, sagte er leise. Nichts was du auch nur im Entferntesten verstehen könntest. Er schlug die Bettdecke beiseite und stand auf. Zornig knallte er die Tür zum Schlafzimmer zu und stand einen Augenblick lang unschlüssig im Wohnzimmer.
 

Warum war sie noch hier? Warum hatte sie ihn zurückgehalten? Er hasste sie und doch konnte er irgendwie nicht mehr ohne sie. Warum war sie noch da und schaute ihn mit ihren großen, grünen Augen so an, als könnte sie in seinen Augen eine Antwort auf ihre Fragen finden? Warum hatte sie alles und er gar nichts? Warum quälten ihn die Träume noch immer, obwohl er dabei war, eine Familie zu gründen? WARUM?!
 

Er packte eine kleine Vase, die sie auf den Tisch gestellt hatte, und schleuderte sie mit einem wütenden Schrei gegen die Wand, wo sie krachend zerplatzte und das Wasser darin sich auf den Boden ergoss. Weil er so viel Kraft in den Wurf gelegt hatte, stolperte er nach vorn und fiel auf die Knie.
 

Verzweifelt schloss er die Augen, aber im gleichen Augenblick sah er das Bild seines Bruders vor sich. Seine rechte Hand schloss sich um den Kunai, den er selbst im Schlaf bei sich trug, und zog ihn aus der dazugehörigen Tasche. War er überhaupt noch am Leben? Er, der einzige, der das Massaker am Uchiha Clan überlebt hatte? Er glaubte, gar nichts mehr fühlen zu können.
 

Er stieß einen leisen Schrei aus, als die Klinge des Messers sich ins Fleisch seines linken Unterarms bohrte. Blut. Uchiha Blut, das nun auf den Boden tropfte. Es floss noch in seinen Adern und der Schmerz bewies ihm, dass er noch lebendig war.
 

Wütend zerrte er den Kunai aus der kleinen Wunde und schleuderte ihn quer durch den Raum. Ich lebe noch! Ich lebe! Ich lebe! Er schlug mit der Faust auf den Boden und krümmte sich. Warum fühle ich mich dann nicht lebendig? Warum kann selbst sie mir nicht helfen?
 


 

Im Schlafzimmer stand Sakura, eng gegen die Tür gedrückt, wo sie verzweifelt seinem Wutausbruch gelauscht hatte. Eine halbe Ewigkeit lang wagte sie es nicht, ihr Zimmer zu verlassen.
 

Als sie lange Zeit nichts mehr von ihm gehört hatte, nahm sie ihren Mut zusammen und öffnete vorsichtig die Tür. Er saß in der Mitte des Raumes und starrte ins Nichts. Etwas Blut lief über seinen Arm und tropfte auf den Boden. Sie sah sich um. An einer Wand erkannte man die Stelle, gegen die Sasuke die kleine Vase geschleudert hatte, und die jetzt in Scherben auf dem Boden davor lag.
 

Sakura verstand nicht, was mit ihm los war. Sie holte ein Taschentuch und kniete bei ihm nieder. Er hob den Kopf und sah sie ausdruckslos an. „Entschuldige“, murmelte er, ohne es wirklich zu meinen. Notdürftig wickelte sie das Taschentuch um die kleine Verletzung an seinem Arm.
 

„Komm wieder ins Bett“, sagte sie tonlos. „Ich werde dir keine Fragen stellen.“
 

Er nickte und stand wieder auf. Sie warf einen Blick auf die Scherben und entschied dann, sie erst morgen aufzuräumen. Sie folgte ihm ins Schlafzimmer und setzte sich zu ihm. Er wirkte verwirrt, ja sogar verunsichert. Aber sie selbst war erschüttert. War das derselbe Sasuke, der ihr vor ein paar Stunden gesagt hatte, dass er ihr Lächeln mochte? Der bereit gewesen war, für sie das Dorf zu verlassen? Immer öfter ließ er sie einen Blick in sein Inneres werfen. Und es machte ihr Angst. Sie konnte ihm offensichtlich nicht helfen, aber sie konnte es auch nicht ertragen, ihn so zu sehen. Und sie konnte es nicht begreifen.
 

War es wirklich normal, wie er sich benahm? War er noch normal?
 

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schaute er sie an und sagte: „Ich wollte nicht, dass du das siehst.“ Sie wusste nicht, ob er das ernst meinte, oder ob es für ihn nur eine weitere hohle Phrase war.
 

Schüchtern legte sie ihre Hand auf seinen rechten Arm. Als er nicht vor der Berührung zurückwich, legte sie ihre Arme um seinen Nacken und umarmte ihn. „Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen, Sasuke-kun“, flüsterte sie bedauernd. Bis eben hatte sie geglaubt, mit seinen Worten heute hätte er diese Beziehung gerettet. Aber sie war dennoch dabei, auseinander zu brechen. Sakura wünschte sich von Herzen, ihm helfen zu können, aber sie konnte es nicht. Und mit der Zeit würde sie anfangen, ihn zu hassen. Oder er würde sie mit sich reißen in seine finstere Welt, wo es keine Freude gab sondern nur Leere. Vielleicht war der heutige Tag kein Neuanfang, sondern der Anfang vom Ende.
 

Kakashi hatte Recht gehabt. Sasuke würde niemals glücklich werden, auch nicht durch eine Familie. Sie ließ ihn los und lehnte sich ein Stück zurück, ließ ihre Arme aber lose auf seiner Schulter liegen. Sie schaute den Mann an den sie liebte, und traf gleichzeitig den Entschluss, egoistisch zu sein und ihn zu verlassen, wenn die Dinge sich nicht bessern würden. Zärtlich küsste sie ihn auf den Mund und er ließ es geschehen, ohne darauf zu reagieren. Für sie war es in diesem Augenblick kein Ausdruck der Zuneigung, sondern eine Art Entschuldigung. Dafür, dass sie nicht in der Lage war, ihm zu helfen.
 

Sie wollte sich wieder hinlegen, aber als ihre Arme von seiner Schulter rutschten, legte sich sein Arm um ihre Taille und hielt sie fest. Sie blinzelte verwundert, ließ ihm dann aber seinen Willen und schmiegte sich an seine Brust. Warum konnte es nicht immer so sein wie in diesem Augenblick? Sie schloss die Augen und genoss diesen Moment der Ruhe. Obwohl der Raum hell erleuchtet war und sie sich mit Gedanken an eine Trennung quälte, schlief sie in dieser Nacht in seinen Armen ein.
 


 

„Versucht mal, mich anzugreifen“, sagte Sakura zu ihren Schülern. Sie hatte fünf junge Schüler aus dem letzten Jahr der Akademie um sich geschart. „Ich möchte, dass ihr mir zeigt, was ihr gelernt habt.“ Sie hatte sie auf die Lichtung gebracht, wo Kakashi damals diese merkwürdige Prüfung mit den Glöckchen mit ihnen veranstaltet hatte. Sakuras Schüler waren natürlich noch lange nicht so weit, aber sie wollte mal sehen, wer von ihnen das theoretisch gelernte auch praktisch anwenden konnte. Sie schaute die fünf ernsthaft an und sagte: „Es geht los. Versteckt euch und versucht, mich zu treffen.“
 

Die fünf verschwanden irgendwo im Gebüsch und Sakura blieb mitten auf der Lichtung stehen. Sie brauchte nicht lange zu warten. Eine Reihe von Wurfsternen raste auf sie zu und sie schloss die Augen, um hören zu können, aus welcher Richtung sie kamen. Im letzten Moment duckte sie sich darunter hinweg. Sie hörte bereits Schritte, eines der Kinder kam auf sie zu gelaufen und schlug mit einem Messer nach ihr. Sakura blockte den Stoß mit Leichtigkeit und versetzte dem Kind einen leichten Tritt, um es sich vom Hals zu schaffen. „Was ist mit deiner Deckung?!“ Ihre Schüler waren noch unerfahren und genau deswegen wollte sie ihnen zeigen, wie wichtig Teamarbeit war.
 

„Wenn ihr mich so direkt angreift, habt ihr keine Chance!“, sagte sie streng. „Ich habe euch doch beigebracht, dass ein guter Kampf vor allem gute Taktik braucht. Ihr wisst, dass ich stärker bin als ihr. Also müsst ihr einen Vorteil finden, den ihr mir gegenüber habt.“ Hoffentlich begriffen die Kleinen, was sie meinte.
 

Sie fühlte, wie sich ihr jemand näherte. Aber diesmal war es anders. Sie konnte nicht feststellen, woher es kam. Seltsam. War einer von ihren Schülern schon so gut? Sie suchte die Gegend ab, bis sie plötzlich im Augenwinkel sah, dass jemand direkt hinter ihr stand. Unglaublich! Das konnte keiner ihrer Schüler sein! Sie fuhr herum, bereit um sich gegen einen Angriff zu wehren... und stutzte.
 

Vor ihr stand Sasuke, mit ernstem Gesichtsausdruck und gepacktem Rucksack auf dem Rücken. „Sasuke!“, rief sie. „Du hast mich erschreckt!“
 

„Solltest du nicht deinen eigenen Rat beherzigen und besser auf deine Deckung achten? Ich hätte dich leicht töten können.“
 

Sie runzelte die Stirn. „Das sind bloß Kinder gegen die ich da kämpfe. Was willst du? Du solltest lieber aus dem Weg gehen, bevor sie dich angreifen.“
 

„Ich wurde einem wichtigen Anbu Team zugeteilt“, sagte er. „Du kennst den Teamleiter, es ist Neji Hyuga.“ Sie nickte, allerdings verstand sie nicht ganz, warum er ihr das erzählte. „Wir brechen in wenigen Minuten auf. Die Mission ist...“ Er stockte und nahm den Kopf hoch, als spürte er etwas. Dann hörte Sakura es auch. Das Geräusch von fliegenden Wurfsternen. Sakura wollte ausweichen, aber er sah ihr in die Augen und sie begriff, dass sie in seiner Nähe nichts zu befürchten hatte. Drei Wurfsterne kamen aus dem Gebüsch auf sie beide zugerast, und anstatt auszuweichen nahm Sasuke bloß den Arm hoch und fing sie alle drei. Dann schaute er in die Richtung, aus der sie gekommen waren und sagte: „Du solltest deinen Schülern beibringen, sich nicht mit Jounin anzulegen.“ Er warf sie fast leichtfertig zurück und aus dem Gebüsch kam ein erschrockenes Kreischen. Bevor sie sich Sorgen machen konnte, sagte er: „Du sollest deine kleine Schülerin bei Gelegenheit vom Baum losmachen.“
 

„Wir sollten vielleicht woanders reden, diese Kinder...“
 

„Ich habe nicht viel Zeit, Sakura. Hör mir nur kurz zu“, sagte er und man sah ihm an, dass es wichtig war. „Die Mission ist gefährlich. Ich werde einige Zeit fort sein. Wenn uns etwas passiert, ist auch das Dorf in Gefahr.“ Er nahm sie bei den Schultern und küsste sie auf den Mund. „Ich wollte mich nur verabschieden, falls ich nicht zurückkomme.“
 

Sie war ziemlich sprachlos. Und bevor sie ihre Stimme wieder finden konnte, stürmten gleich zwei der Kinder auf sie beide zu. Bevor die jungen Ninja-Anwärter ihnen auch nur nahe kommen konnten, erzeugte Sasuke sichtbares Chakra um ihn herum. Die jungen Ninja wurden von den Füßen gerissen, ohne dass er sie auch nur berührt hatte. Sakura erkannte den himmelweiten Unterschied, der zwischen ihm und ihr lag. Er brauchte solchen Angriffen nicht mal mehr ausweichen. Er war wirklich stark geworden. Das beruhigte sie etwas. Wahrscheinlich hatte er ihr es genau deshalb gezeigt. Sie brauchte sich keine Sorgen um ihn zu machen. Er ließ sie wieder los. Sie sagte leise: „Komm gesund zurück.“
 

Er erwiderte: „Mach dir keine Sorgen.“ Und verschwand so spurlos wie er gekommen war.
 

Sie ging zu ihren Schützlingen und half ihnen auf. „Verflucht, was war das?“, fragte einer von ihnen.
 

Sie lächelte. „Das war wahre Ninjakunst. Er ist ein Jounin. Vielleicht ist es gut, dass ihr gesehen habt, was jemand wie er fertig bringen kann. Ihr dürft einen Gegner nie unterschätzen.“
 

„So ein Mist“, zischte der zweite. „Wir sollten Mina losmachen. Sie wurde mit ihren eigenen Wurfsternen an den Baum geheftet...“
 


 

Sein Team wartete bereits auf ihn, als Sasuke zum Dorfeingang zurückkehrte. „Damit sind wir vollzählig“, sagte Neji. Sie alle hielten ihre Masken bereits in den Händen. „Ihr wisst, was diesmal auf dem Spiel steht.“ Die anderen nickten. Neji sah Sasuke an. „Bist du bereit?“
 

Er nickte nur. Einer vom Team fragte: „Hast du deiner Frau lebwohl gesagt?“
 

„Warum sollte ich?“, fragte er gleichgültig. Sein Privatleben ging niemanden etwas an.
 

„Du weißt genau wie ich, dass das eine Selbstmordmission ist. Wahrscheinlich kommen nicht alle heil zurück.“
 

Gleichgültig setzte Sasuke sich die Maske auf. „Ich denke nicht, dass wir Zeit für diese Spielchen haben. Neji?“
 

Der Rest setzte sich ebenfalls die Masken auf und Neji, der Anführer des Teams war, lief voraus. Sasuke hatte sich zwar von Sakura verabschiedet, aber er hatte nicht vor, sich von den Typen, auf die sie angesetzt waren, umbringen zu lassen.
 

Aber er sollte Konoha für sehr lange Zeit nicht wieder sehen.
 

...tbc...
 

***
 

Das war mal ein langes Kapitel, oder? Hihi. Ich mag die Stelle, wo Sasuke aus seinem Traum erwacht, weil man da deutlich sieht, warum er zwar manchmal einen Schritt auf Sakura zu geht, dann aber gleich wieder einen Rückzieher macht. Sasukes Egoismus ist stärker als die Erkenntnis, dass er ihr nicht guttut. Und obwohl er sie irgendwo auch beschützen möchte, hasst er sie, hasst er alle, die eine Familie haben und die - im Gegensatz zu ihm - glücklich sind.

Spurlos

Hyuga Neji, der Anführer des Teams, war nach drei Tagen der einzige, der von einem insgesamt fünfköpfigen Team zurückkehrte. Und auch er war in bemerkenswert schlechtem Zustand. Irgendwie hatte er es trotz schwerster Verletzungen geschafft, sich bis zum Dorfeingang zu schleppen. Dort hatte er sich den erstbesten Einwohner geschnappt und ihm befohlen, so schnell wie möglich Tsunade herbeizurufen.
 

Trotz seines Zustandes hielt er sich aufrecht und wollte sich nicht helfen lassen, bis Tsunade kam. Er musste ihr erst Bericht erstatten. Sie waren beim Angriff auf die Zielperson in einen Hinterhalt geraten. Gleich zwanzig feindliche Shinobi hatten sie umzingelt und zeitgleich angegriffen. Das Team war getrennt worden und obwohl Neji alles versucht hatte, um seine Kameraden wiederzufinden, hatte er schließlich umkehren müssen, um der Hokage von dieser dramatischen Entwicklung zu berichten. Denn es war zu befürchten, dass die Zielperson noch mehr Leute um sich geschart hatte, und damit wurde sie zur Bedrohung für ganz Konoha.
 

Neji machte sich dennoch schwere Vorwürfe, dass er die ihm unterstellten Teammitglieder dort zurückgelassen hatte. Einer tauchte zwei Tage später auf, in der Nähe des Kampfschauplatzes, mit abgetrenntem Kopf. Die anderen drei, unter anderem ein gewisser Sasuke Uchiha, blieben verschwunden.
 

Nachdem er Tsunade alles erzählt hatte, brach Neji mitten auf der Straße zusammen, geschwächt von seinen Verletzungen. Die Wachposten Konohas wurden verstärkt und es wurden Teams ausgesandt um nach den Vermissten zu suchen. Als die Teams jedes Mal mit leeren Händen zurückkamen, verlor man die Hoffnung, die Vermissten jemals wiederzufinden. Nach einiger Zeit gab man enttäuscht auf und Sasuke Uchiha und seine Teamkameraden wurden für tot erklärt.
 


 

Schon seit Stunden stand Sakura am Fenster und schaute nach draußen, beobachtete die Straße vor dem Haus, in dem ihre Wohnung lag. Es war schon über eine Woche her, seit man Sasuke für tot erklärt hatte. Aber sie konnte, wollte nicht daran glauben. Man hatte nie eine Leiche gefunden. Sasuke war bloß verschwunden. Er war zäh, immerhin war er ein Uchiha. Er ließ sich nicht so einfach umbringen.
 

Sie hatte es von Anfang an gewusst. Den Anbu beizutreten war ein Fehler gewesen. Er hatte sich in Gefahr gebracht und wenn er sie tatsächlich verlassen hatte, würde sie es ihm bis in den Tod nicht verzeihen. Nacht für Nacht stand sie am Fenster und wartete auf seine Rückkehr. Wartete darauf, dass er eines Nachts vielleicht einfach in der Tür stehen und sie gleichgültig anschauen würde. Aber er kam nicht.
 

Auch die anderen beiden waren nicht mehr aufgetaucht. Sakura konnte nicht begreifen, wie das hatte passieren können. Sie verfluchte Hyuga Neji, der sich als einziger gerettet hatte, dafür, dass er als Führer des Teams nicht besser auf seine Leute aufgepasst hatte. Es war seine Schuld, dass Sasuke verschwunden war. Wäre doch Sasuke an seiner Stelle zurückgekehrt! Zwar lag Neji noch immer im Krankenhaus, doch er war wenigstens zurückgekehrt und irgendwann würde er sich erholen. Und Sasuke?
 

Aber am meisten Vorwürfe machte sie sich selbst. Vor der schrecklichen Nachricht, die Neji gebracht hatte, hatte sie tatsächlich Kakashis Vorschlag ernsthaft in Betracht gezogen. Sie hatte darüber nachgedacht, Sasuke zu verlassen. Sie hatte ihn sozusagen verraten und sie fühlte sich schuldig. Jetzt wollte sie nur noch, dass er nach Hause zurückkehrte. Zurück zu ihr.
 

Sie vermisste ihn. Zum ersten Mal seit der Heirat spürte sie ganz deutlich, dass sie ihn noch liebte. Seine Wohnung war groß und leer ohne ihn. Sie fühlte sich in dem riesigen Bett einsam und wünschte sich plötzlich, er würde wieder durch die Tür kommen und sie mit einem strafenden Blick ärgern. Wie ein Eisblock neben ihr liegen und sich vielleicht wenn er nicht zu erschöpft vom Training war dazu herablassen, mit ihr zu schlafen. Stumm am Frühstückstisch sitzen und ihr Essen ohne ein Dankeswort in sich reinschaufeln. Sie hatte das alles gehasst, doch es war besser als diese Einsamkeit. So durfte er nicht enden, das hatte er nicht verdient.
 

Sie fühlte sich erschöpft. Seit Sasukes Verschwinden hatte sie kaum geschlafen, kaum gegessen und mit niemand sprechen wollen. Ino, Naruto und sogar Kakashi hatten versucht, mit ihr zu reden, aber sie hatte alle abgewimmelt. Im Moment wollte sie niemanden sehen. Sie wollte von ihnen nicht hören, dass Sasuke tatsächlich tot war. Dass praktisch keine Chance bestand, dass er noch lebte. Sie wusste, dass es nicht stimmte. Es durfte nicht wahr sein.
 

Erschöpft schlurfte sie ins Schlafzimmer und ihr fiel sein Hemd ins Auge, das er achtlos über einen Stuhl gehängt hatte. Sie nahm es und legte sich aufs Bett. Verzweifelt umarmte sie sein Hemd. Es duftete schwach nach ihm. „Sasuke...“, schluchzte sie in die Dunkelheit hinein. „Bitte komm zurück.“
 

Mit seinem Hemd im Arm weinte sie sich in den Schlaf.
 


 

Irgendwo, in einem geheimen Versteck, kauerten zwei junge Männer in einem dunklen, abgeschlossenen Raum. Es war kalt und beide zitterten, doch nicht allein wegen der Kälte. Man hatte sie gefoltert, ihnen schwerste Wunden am ganzen Körper zugefügt. Der Arm des einen war gebrochen und stand in schiefem Winkel ab. Der andere hatte Striemen über den ganzen Körper verteilt.
 

„Warum tust du nicht endlich etwas?“, zischte der mit dem gebrochenen Arm. „Ich weiß, dass du es kannst!“ Der andere, mit den schwarzen Haaren, antwortete nicht. „Willst du hier vielleicht verrecken? Ich kann uns nicht hier rausbringen, aber ich kann uns vor ihren Blicken schützen, sobald wir draußen sind!“
 

Der Schwarzhaarige gab keine Antwort.
 

„Verflucht!“, schrie der junge Mann. Seine blauen Augen versuchten, eine Regung im Gesicht seines Kameraden zu entdecken. „Glaubst du vielleicht, jemand aus Konoha kommt uns zu Hilfe? Wir wissen nur eines mit Sicherheit, nämlich dass zwei unserer Kameraden tot sind! Vielleicht haben sie Neji-san auch erwischt! Niemand weiß wo wir sind. Wir müssen uns selbst helfen, sonst sterben wir hier.“
 

„Ich werde es nicht tun“, sagte der Schwarzhaarige ruhig.
 

„Verdammt! Was glaubst du, wer du bist! Du bist ein Anbu, verdammt! Du hast die Pflicht, dich mit aller Kraft für den Auftrag einzusetzen! Benutze verdammt noch mal diesen Fluch und BRING UNS HIER RAUS!!“
 

„NEIN!“, schrie er und presste die Hände vor sein Gesicht. „NIEMALS! Ich werde Orochimarus Macht nie wieder benutzen um zu töten!“
 

„Dann willst du hier sterben? Dich zu Tode foltern lassen für Informationen über unser Dorf? Willst du nicht zu deiner Frau zurückkehren?“ Der Kopf des Schwarzhaarigen ruckte hoch. Hin und her gerissen starrte er in die kalte Dunkelheit des Raumes. Der andere fasste wieder etwas Mut. Endlich hatte er eine schwache Stelle gefunden. „Tu es, Sasuke! Bring uns hier raus und ich schwöre dir, ich bringe dich zu ihr nach Hause!“
 

Die Tür wurde aufgerissen und jemand knurrte: „Was brüllt ihr hier so rum? Habt ihr euch entschieden mit uns zu kooperieren oder sollen wir noch mal einen von euch ‚befragen’?“
 

„Tu es, Sasuke!“, zischte er. „Tu es jetzt!“
 

Sasuke krümmte sich und presste die Hände gegen seinen Kopf. Er schien sich dagegen zu wehren, dennoch breiteten sich schwarze Symbole wie eine lebendige Tätowierung auf seiner Haut aus. Der andere beobachtete das Schauspiel mit Erleichterung. Und als der gesamte Körper des jungen Mannes mit schwarzen Malen bedeckt war, nahm er die Hände runter und stand auf. Er starrte den Kerl in der Tür an und grollte: „Du bist so gut wie tot.“
 

...tbc...

Kalt

Ein letztes Mal kontrollierte Sakura ihr Gepäck, dann schulterte sie ihren Rucksack und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie hatte ihre übliche Kleidung gegen ein praktisches Ninja Outfit getauscht, ganz in schwarz und nicht unbedingt kleidsam, dafür aber gespickt mit Taschen und Verstecken für diverse Waffen. Nach endlosen Tagen zwischen Hoffnung und Resignation hatte sie beschlossen, selbst etwas zu unternehmen. Sie musste Sasuke selbst suchen, auch wenn sie nicht mal wusste, wo sie mit dieser Suche anfangen sollte. Zu Hause hielt sie es jedenfalls nicht mehr aus.
 

Als sie mit allem zufrieden war, band sie sich das Konoha Stirnband um, aber nicht ihr eigenes, sondern das, das Sasuke zurückgelassen hatte, und verließ danach die Wohnung. Sie hatte sich eines geschworen, nämlich nicht eher in das Dorf zurückzukehren, bevor sie Sasuke gefunden hatte.
 

Gerade als sie das Haus verließ, kam jemand von der anderen Straßenseite auf sie zu gerannt und schrie ihren Namen. Sie stellte erstaunt fest, dass es Naruto war. Was machte er hier, um diese Zeit? Es war mitten in der Nacht! „SAKURA!“, brüllte er aus vollem Hals und weckte wahrscheinlich sämtliche Nachbarn. Er kam zu ihr und war von der Rennerei erstmal so fertig, dass er nur nach Luft schnappte.
 

„Was ist denn los?“, erkundigte sie sich. „Ich habe jetzt keine Zeit für Kindereien. Ich werde das Dorf verlassen.“
 

Er schüttelte heftig den Kopf, atmete tief ein und stieß dann hervor: „Sasuke ist wieder da!!“
 


 

Zögernd betrat Sakura das kleine Zimmer und ihr Blick fiel auf das Bett. Ihre Hand presste sich auf ihren Mund und Tränen schossen ihr in die Augen. Tatsächlich. Da auf dem Bett lag Sasuke. Er sah furchtbar aus, aber er war am Leben. Sie kam ans Bett und streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, und für einen Moment hatte sie große Angst dass dies nur ein Traum wäre und sobald sie ihn berührte, würde er verschwinden. Doch als sie ihre Hand auf seine Stirn legte, passierte nichts. Sie fühlte nur seine erhitzte Stirn und sein schweißnasses Haar unter ihren Fingern.
 

„Sasuke...“ Ihr liefen Freudentränen über das Gesicht und sie griff nach seiner Hand. Er war nicht bei Bewusstsein, trotzdem sagte sie noch mal seinen Namen.
 

„Er und noch ein Mitglied des Teams wurden kurz vor dem Dorfeingang gefunden“, sagte Tsunade, die auf der anderen Seite des Bettes stand und über Sasukes Gesundheitszustand wachte. „Wir wissen noch nicht, was passiert ist, sie waren alle beide in einem dermaßen schlechten Zustand, wir konnten sie noch nicht befragen. Aber bis auf einige Narben wird Sasuke vollkommen wieder gesund werden. Ich denke, dass er schon bald wieder zu sich kommen wird. Er war kurz wach und hat nach dir gefragt.“
 

„Ich bin so unglaublich froh...“, flüsterte Sakura. „Darf ich bei ihm bleiben?“
 

„Natürlich. Er braucht dich jetzt. Ich würde sagen, sobald er erwacht untersuche ich ihn noch mal und dann nimmst du ihn am besten mit nach Hause und pflegst ihn gesund.“
 

Eifrig nickte Sakura und setzte sich zu Sasuke ans Bett. Er sah wirklich mitgenommen aus. Sie hörte kaum noch, wie Naruto und Tsunade den Raum verließen.
 


 

Die halbe Nacht lang saß Sakura am Bett ihres Mannes und wachte über ihn. Kurz vor dem Morgengrauen dann erwachte er. Als er die Augen aufschlug und sie ihn anlächelte, wirkte er verwirrt. „Sakura?“
 

Sie nickte. „Ich bin’s. Du bist wieder zu Hause.“
 

„Ist das ein Traum?“
 

„Nein... du bist in Sicherheit, Sasuke-kun. Man hat dich und deinen Kollegen vor dem Dorf gefunden.“ Sie hielt immer noch seine Hand. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Angst ich um dich hatte.“
 

Obwohl sie versuchte, es zu verhindern, setzte er sich im Bett auf. Er schaute sich um, stellte aber keine Fragen darüber, wo er sich befand. Sein Körper zitterte leicht. „Bin ich wirklich wieder in Konoha?“ Er starrte auf seine Hände.
 

„Sschh, Sasuke. Ich weiß, du hast viel durchgemacht. Aber du bist daheim, glaub es mir.“ Sie umarmte ihn und fühlte dabei, wie sehr er zitterte. „Sasuke, was ist denn los? Warum zitterst du so?“
 

„Mir ist kalt...“, entgegnete er. „So kalt...“
 

„Ich hole Tsunade. Sie wollte dich sowieso noch mal durchchecken“, sagte sie, aber als sie aufstehen wollte, packte er sie beim Handgelenk und hielt sie zurück.
 

„Ich will nach Hause“, verlangte er. Sie wollte widersprechen, aber in seinen Augen konnte sie sehen, wie ernst es ihm war. „Sakura, bitte!“
 

Schweren Herzens fragte sie: „Kannst du aufstehen?“
 

Mit ihrer Hilfe schaffte er es, vom Bett aufzustehen. Sie legte seinen Arm um ihre Schulter und stellte erschrocken fest, dass er fast mit seinem ganzen Gewicht auf ihr lastete. Normalerweise hätte er sich lieber auf allen Vieren fortbewegt, als dermaßen Schwäche zu zeigen.
 

Sie schleppte ihn aus dem Zimmer und sagte irgendwem Bescheid, dass sie Sasuke nach Hause brachte.
 


 

Dort angekommen steckte sie ihn gleich wieder ins Bett und er protestierte nicht einmal. Sie holte ihm frische Sachen zum Anziehen und was zu Essen, aber er rührte nichts an. Er saß aufrecht im Bett und zerrte die Decke enger um sich. Tsunade hatte gesagt, es würde ihm bald besser gehen, aber Sakura machte sich Sorgen. Er war leichenblass und zitterte immer noch so stark. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, ihn nach Hause zu bringen.
 

Sie setzte sich zu ihm ans Bett und deutete auf das Essen, das auf dem Nachttisch stand. „Du solltest wirklich was essen, Sasuke-kun. Du musst wieder zu Kräften kommen.“
 

Er schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“ Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Sie konnte es spüren. Die grässlichen Striemen auf seiner Haut waren stumme Zeugen dessen, was er durchlebt hatte, aber Sasuke war nicht der Typ, der sich von so was so erschüttern ließ. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geglaubt, er hatte schlicht und einfach Angst. Er schaute sie hilflos an. „Sakura... ich friere...“ Er zitterte am ganzen Körper, und sämtliche Decken im Haus konnten ihn nicht wärmen.
 

Sakura verzweifelte fast. Sie wollte Tsunade holen, sie musste sich geirrt haben, irgendwas musste doch mit Sasuke verkehrt sein wenn er so fror. Aber er ließ sie nicht aufstehen. „Ich brauche keinen Arzt“, beteuerte er stur und sie musste ihm versprechen, Tsunade nicht zu rufen. Sie fühlte seine Stirn und seine blasse Haut war heiß. Er hatte Fieber.
 

„Sasuke, leg dich wenigstens hin“, flüsterte sie. „Du musst dich ausruhen...“
 

Er schüttelte wieder den Kopf. „Ich kann nicht.“ Sie war zutiefst besorgt. Nie hatte sie Sasuke in so einem erbärmlichen Zustand gesehen. Selbst nach seinem Kampf gegen Itachi, als er von Alpträumen geplagt ans Bett gefesselt gewesen war, war er nicht in einem so furchterregenden Zustand gewesen. Sein unablässiges Zittern und seine trüben Augen machten ihr schlichtweg Angst.
 

Eine Ewigkeit lang saß sie an seiner Seite und schwieg, versuchte, einfach nur für ihn da zu sein. Er saß einfach nur da, in Decken gewickelt, und starrte ins Nichts.
 

Irgendwann tastete seine Hand nach ihrer. Es war wohl das erste mal, dass er von sich aus ihre Nähe suchte. „Sakura...“, murmelte er. „Geh nicht weg...“
 

Sie umarmte ihn, vorsichtig um ihm nicht wehzutun, und antwortete: „Ich werde nicht weggehen. Ich verspreche es.“
 

...tbc...

Es war nicht deine Schuld

Als sie erwachte, fühlte sie sich merkwürdig. Zuerst konnte sie nicht glauben, dass sie wirklich wach war. Es war warm und sicher, der unverkennbare Duft ihrer ersten Liebe Sasuke lag in der Luft und sie spürte eine Hand, die auf ihrem Kopf lag und ihre Wange streichelte. Sie blinzelte und hörte ein unbekanntes, gleichmäßiges Geräusch. Sie konnte es nicht sofort einordnen, aber es war sehr beruhigend. Bis sie merkte, dass es sein Herzschlag war.
 

Sie richtete sich verunsichert auf. Die zärtliche Hand rutschte von ihr runter. Eigentlich hatte sie wach bleiben und sich um Sasuke kümmern wollen, aber sie hatte nicht viel geschlafen in der letzten Zeit. Sie schaute ihn an. Er saß immer noch aufrecht im Bett, man sah ihm an, dass er im Gegensatz zu ihr keinen Schlaf gefunden hatte.
 

„Verzeih mir“, sagte sie verlegen. Er schaute sie aus tiefschwarzen Augen fragend an. „Ich bin wohl eingeschlafen, dabei wollte ich doch für dich da sein...“ Sie schaute kurz aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel, sie mochte vielleicht eine oder zwei Stunden geschlafen haben.
 

Noch immer fragte sie sich, ob sie wirklich schon wach war. Sie spürte noch die Erinnerung seiner liebevollen Berührung in ihrem Gesicht. War das wirklich passiert? Sie war einfach eingeschlafen, bei ihrer Erschöpfung auch kein Wunder, aber dass er sie nicht geweckt hatte... Jetzt wo sie darüber nachdachte, hatte sein gleichmäßiger Herzschlag sie bis in ihre Träume begleitet.
 

Er zitterte endlich nicht mehr. Sie wollte seine Stirn fühlen und dabei fiel ihr eine Decke von den Schultern. Sie konnte sich nicht erinnern, für sich selbst auch eine Decke besorgt zu haben. Das alles hier war seltsam unwirklich. Sie tastete nach seiner Stirn und stellte erfreut fest, dass sein Fieber gesunken war. Er fühlte sich nicht mehr so heiß an obwohl er immer noch leichenblass war.
 

Sasuke zupfte an ihrem schwarzen Hemd. „Was hattest du vor?“, fragte er knapp. Sie schaute an sich runter und zögerte. Aber er war nicht dumm. „Wolltest du das Dorf verlassen?“
 

„Ich wollte dich suchen“, antwortete sie ehrlich. Ein Ausdruck von Schmerz huschte über sein Gesicht aber sie konnte nicht wirklich verstehen, warum. „Sasuke... was ist mit dir passiert als du fort warst?“
 

Er presste die Lippen aufeinander. Es sah fast auf, als wollte er auf jeden Fall vermeiden, auch nur ein Wort über seine Lippen kommen zu lassen.
 

„Sasuke. Ich bitte dich, rede darüber“, sagte sie energisch. „Du hattest richtig Angst, als du hier angekommen bist, nicht wahr? Wovor?“ Sein Kopf ruckte zur Seite, er starrte stur an die Wand. Sie fuhr über eine langgezogene Wunde, die sich über seinen Arm zog, und fragte: „Sie haben dich gefoltert, nicht wahr? Dich und den anderen.“
 

Er nickte zögernd. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Vielleicht war es nicht gut, die Erinnerungen an das, was auch immer passiert war, wieder hochzubringen. Andererseits musste Sasuke doch darüber sprechen. Er konnte nicht für immer allen Schmerz in seinem Inneren einschließen. Sie biss sich auf die Unterlippe, überlegte noch, ob sie weitersprechen sollte oder nicht, da kam es leise von ihm: „Ich habe sie getötet.“
 

„Was? Wen?“, fragte sie.
 

„Diese Leute... die uns gefangen genommen hatten.“ Seine Hände packten die Decke so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich Orochimarus Fluch benutzt und sie alle umgebracht. Als ich zu mir kam, waren sie tot.“
 

Vorsichtig nahm sie seine Hand und löste den verkrampften Griff um die Decke. „Das ist okay, Sasuke. Du musstest sie töten, um dein Leben und das deines Kameraden zu retten.“
 

„Nein!“, rief er aufgebracht. „Ich habe mir geschworen, den Fluch niemals wieder zu benutzen. Du hast doch gesehen, was aus mir wird, wenn ich ihn freilasse.“
 

„Wenn du dank des Fluchs zu mir zurückgekommen bist, dann bin ich froh, dass es ihn gibt“, sagte sie ehrlich.
 

Sein Kopf ruckte hoch und er starrte sie hasserfüllt an. „Du weißt ja nicht, wovon du sprichst!“ Er riss seine Hand los. Sakura spürte, dass sie an einem entscheidenden Punkt angelangt war. Wenn sie jetzt weiterfragte, würde das Band, dass sie beide noch verband, vielleicht endgültig zerreißen. Dieser plötzliche Hass in seinen Augen war unerträglich. Aber sie begriff auch, dass der Hass gar nicht ihr galt.
 

Sie entschloss sich, alles zu riskieren und nahm wieder seine Hand. Er versuchte, sie wegzuziehen, aber sie ließ nicht los. Sie war auf eine Abfuhr vorbereitet, sogar darauf, dass er sie gewaltsam von sich stoßen würde, als sie mit fester Stimme bat: „Dann erklär es mir. Sag mir, was passiert ist.“
 

Erdrückende Stille breitete sich im Raum aus, aber sie konnte und wollte jetzt nicht mehr zurück. Sie hielt seinem Blick stand, obwohl seine Augen bis in ihre Seele zu blicken schienen, und vielleicht war es ihre Entschlossenheit, die ihn schließlich zum sprechen brachte. „Itachi...“ Es war nur ein Wort. Aber für sie bedeutete es die Welt.
 

Er zögerte, dann erzählte er: „Ich habe den Fluch benutzt um meinen Bruder zu töten.“ Er drückte fest ihre Hand und murmelte: „Ich träume jede Nacht davon, wie ich ihn töte. Wie meine Hand auf seiner Brust liegt und ich über und über mit seinem Blut beschmiert bin... dem Blut meines Bruders...“ Er hob den Kopf und schaute mit dunklen Augen ins Nichts. „Er hat sich nicht gewehrt, Sakura.“
 

„Was…“
 

„Er wollte, dass ich ihn töte.“ Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie hatte Itachi selbst nicht getroffen, aber aus den Erzählungen der anderen hatte sie sich sein Ende nicht so vorgestellt. Trotzdem sagte Sasuke: „Er hat mich gereizt. Deswegen hat er immer diese Sachen gesagt und mich den Tod meiner Eltern wieder und wieder durchleben lassen. Die ganze Zeit... die ganze Zeit wollte er nur, dass ich ihn töte. Er hat zufrieden gelächelt, kurz vor seinem Tod.“
 

„Aber... wieso?“, fragte Sakura erschüttert. „Wieso, Sasuke?“
 

„Er hat gesagt, er hätte unsere Eltern getötet, um uns zu befreien... um MICH zu befreien...“, stammelte Sasuke. „Er sagte, sie hätten uns gehasst und gefürchtet, wegen unserem Erbe. Ich konnte, nein, ich WOLLTE das nicht glauben. Ich habe ihn getötet. Er stand einfach so da, als ich auf ihn zu rannte, er hat sich nicht gewehrt, als ich ihn mit dem Chidori getroffen habe.“ Er kämpfte mit sich, brauchte einige Zeit, bis er weiterreden konnte. „Meine Hand lag noch auf seiner Brust... er lächelte mich an und sagte mir, dass er es sich nicht verzeihen konnte, was er getan hat. Er hätte... hätte... all die Jahre nur darauf gewartet, dass ich erwachsen werde und ihn töte. Ich sollte derjenige sein, der ihn richtet, für den Mord an unseren Eltern.“ Er krümmte sich und wütende Tränen tropften auf das Bettlaken.
 

Sakura fühlte, wie ihre Hände zitterten. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie Sasuke sich gefühlt haben musste. Die eigenen Eltern durch den Bruder zu verlieren musste schlimm genug gewesen sein. Aber am Ende zu erkennen, dass Itachi doch nicht ohne Reue gewesen war, und das, nachdem er ihn tödlich verletzt hatte... es war unvorstellbar. Kein Wunder, dass er an seiner 'Rache' zerbrochen war. „Oh, Sasuke...“, flüsterte sie und fing selber an zu weinen. Sie umarmte ihn und diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Er vergrub das Gesicht an ihrer Brust und kämpfte gegen die Tränen.
 

„Ich habe meinen Bruder getötet. Er tötete unsere Eltern, aber ICH habe IHN getötet. Ich habe meinen eigenen Bruder umgebracht. Wie konnte er mir das antun?“ Seine Hände, die sich hilfesuchend in Sakuras Hemd krallten, zitterten wieder.
 

Sakura drückte ihn fest an sich und flüsterte: „Er hat dir keine Wahl gelassen, Sasuke. Du hast ihm einen Dienst erwiesen, glaub mir. Wenn er all die Jahre nur darauf gewartet hat... es muss schrecklich für ihn gewesen sein. Er hat dich geliebt, auf seine eigene Weise. Du hast das Richtige getan. Es ist nicht deine Schuld, nichts davon ist deine Schuld.“
 

Als er das hörte, da schien etwas ihn ihm aufzubrechen und lange zurückgehaltene Gefühle brachen durch. Er weinte einfach nur und Sakura erkannte, dass er genau das hatte hören müssen. Dass es nicht seine Schuld war.
 

Sie wartete geduldig ab, bis er sich beruhigt hatte. Und endlich fand er den lange entbehrten Schlaf, in ihren Armen.
 


 

Zwei Tage, nachdem Sasuke wieder aufgetaucht war, kam er zusammen mit Sakura ins Büro der fünften Hokage. Tsunade war sehr überrascht. Obwohl sie nicht genau sagen konnte, woran es lag, fand sie, die beiden wirkten verändert. Sasuke hatte denselben, unlesbaren Ausdruck im Gesicht wie immer, und unglückseligerweise hatte auch Sakura diese Eigenschaft angenommen, auch in ihrem Gesicht konnte man nicht lesen was sie vorhatte. Aber bemerkenswert war, dass die beiden nebeneinander ins Büro kam, anstatt wie sonst Sakura irgendwo hinter Sasuke herlief, der auf ihr Tempo keine Rücksicht nahm.
 

„Sasuke, es ist schön zu sehen, dass du auf dem Wege der Besserung bist“, sagte sie freundlich. „Wie geht es dir?“
 

„Gut“, antwortete er knapp. „Aber deswegen bin ich nicht gekommen.“ Er schaute ihr geradeaus in die Augen und wieder hatte sie das Gefühl, dass etwas anders war. „Ich möchte dir berichten, was damals passiert ist, als ich Itachi besiegt habe.“ Sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Er hatte sich immer strikt geweigert, davon zu erzählen. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht und er warf Sakura einen kurzen Blick zu. „Und danach möchte ich, dass du einen Bannspruch schreibst und meinen Fluch für immer versiegelst.“ Sakura stand neben ihm und lächelte stolz.
 

...tbc...
 

***
 

Ursprünglich, vor langer, langer Zeit, war das eigentlich als das letzte Kapitel gedacht. Ich wollte die FF unbedingt ohne Kitsch schreiben, und es mit dem Moment enden lassen, wo Sakura es schafft, Sasuke diese Bürde von der Seele zu nehmen und er dank ihr wieder in der Lage ist, in die Zukunft zu schauen. Jetzt wirds unweigerlich mit Kitsch weitergehen, und ich bitte dies zu verzeihen... ich konnte halt doch nich anders... Egal. Ich mag's jedenfalls und es werden noch viele Kapitel folgen ^^

Freiheit

Der Felsen ragte hoch über das Dorf hinaus. Sasuke hatte sich die höchste Stelle ausgesucht, direkt auf dem in Stein gemeißelten Kopf des vierten Hokage. Der Wind spielte mit seinem Haar, das mal ausnahmsweise nicht von seinem Stirnband zurückgehalten wurde. Er hatte es zu Hause gelassen und trug heute mal ganz normale Kleidung die weder praktisch für einen Kampf war noch irgendwelche versteckten Taschen für Waffen hatte.
 

Die Sonne schien warm auf das kleine Dorf, seine Heimat, runter und wärmte seine kühle Haut ein bisschen. Er wusste selbst nicht genau, wieso er hergekommen war. Zum ersten Mal seit Wochen war ihm, als wäre er aus diesem Alptraum erwacht. Er war heute morgen aufgewacht neben seiner Frau, und er konnte sich nicht an seine Träume erinnern. Keine Szenen blutiger Kämpfe, nicht mehr die grausamen letzten Worte seines Bruders.
 

Sasuke streckte die Arme aus und genoss das Gefühl der Sonne und des Windes auf der Haut. So fühlte es sich also an, frei zu sein.
 

Er wusste, dass die Träume wiederkommen würden. Aber sie verfolgten ihn nicht mehr. Er fühlte sich befreit, als wäre ihm eine schwere Last von der Seele genommen worden. Und das verdankte er... ihr. Sakura. Er hätte ihr diese Beharrlichkeit nie zugetraut. Wenn er jetzt an sie dachte, überkam ihn ein Gefühl von Dankbarkeit. Er würde die Dinge mit ihr bald klären müssen. Aber nicht jetzt. Jetzt wollte er einfach die Freiheit genießen.
 

Nachdem er die Natur um ihn herum einige Minuten einfach genossen hatte, setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden. Er hätte diese unangenehme Sache gerne zu Hause beendet. Aber er wollte nicht, dass sie ihn noch einmal dermaßen erschüttert und verzweifelt erleben musste. Und hier, wo er seinen schwersten Kampf ausgefochten hatte, war vielleicht sowieso der richtige Ort um endgültig damit abzuschließen.
 

Bedächtig schloss er die Augen und ließ die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Zum ersten Mal seitdem das alles passiert war, ließ er die Erinnerungen wieder zu, anstatt sie tief in sich zu vergraben.
 

Sein Bruder war kurz nach Sasukes Geburtstag plötzlich im Dorf aufgetaucht. Er hatte niemanden angegriffen und auch nicht versucht, Naruto zu entführen. Niemand, außer Sasuke, hatte ihn gesehen. Aber Sasuke hatte seine Anwesenheit gespürt und war der Spur bis hierher, zum Denkmal der Hokages, gefolgt.
 

Und dort hatte Itachi sich ihm gezeigt. Wie er es gewohnt war mit dem überheblichen Blick und der eisigen Kälte in seinen Augen. Trotzdem war irgendwas an ihm anders gewesen, aber das hatte Sasuke erst sehr viel später gemerkt. Wie schon einmal hatte der bloße Anblick seines Bruders seinen Zorn entfacht. Er hatte sich Itachi mit einer wütenden Drohung entgegengeworfen und ein erbitterter Kampf hatte begonnen.
 

Zuerst war Sasuke erfreut gewesen zu sehen, dass er Itachi nicht mehr unterlegen war. Sie waren beinah ebenbürtig und sein Sieg war zum greifen nah gewesen. Er war sogar bereit gewesen, sein Leben für sein großes Ziel zu opfern.
 

Nur einen Moment lang war Itachi unachtsam. Sasuke duckte sich unter dem Schlag seines Bruders hinweg und ließ seinen Fuß nach vor schnellen. Wie geplant wurde Itachi voll getroffen und fiel nach hinten, genau mit dem Rücken gegen den großen Baum, den Sasuke anvisiert hatte. Blitzschnell rannte er hinterher und zog sein Messer. Itachi war nur einen Moment lang benommen, aber Sasuke sah endlich seine Chance.
 

Mit einem Schrei packte er das Handgelenk seines Bruders, drückte es gegen den Baum und dann stieß er voller Hass die Klinge seines Kunai in die rechte Handfläche seines Bruders. Das Messer durchstieß den Handrücken und bohrte sich in das harte Holz. Itachi schrie auf und Sasuke grinste. „Jetzt ist es Zeit, Itachi. Du hast verloren. Ich borge mir mal eben deine linke Hand aus, ja?“
 

Er nahm die linke Hand seines Bruders und drückte seine Finger gegen die Itachis um ein bestimmtes Zeichen zu formen. Er hatte diese Technik von Orochimaru gelernt, nur für diesen einen Zweck. Es bedeutete zwar, dass auch er sein Leben verlieren würde, aber wenigstens konnte er Itachi unschädlich machen. Er grinste seinen Bruder an, dessen Augen sich erschrocken weiteten. „Kinjutsu?“, keuchte er.
 

„Allerdings!“, triumphierte Sasuke.
 

Gerade wollte er sein Chakra für die finale Attacke freilassen, da riss Itachi mit einem Schrei seine rechte Hand los. Das Messer bohrte sich zuerst noch tiefer in seine Hand, aber er zerrte solange daran, bis die Klinge sich vom Baum löste. Bevor Sasuke es verhindern konnte, formte Itachi vor seinem Körper mit der verwundeten Hand ein Fingerzeichen, und dann explodierte ein greller Lichtblitz, der sich schmerzhaft in Sasukes Augen fraß. Er schrie auf und stolperte nach hinten, weg von Itachi. Er wollte die Augen wieder aufmachen, aber wenn er es versuchte, dann wütete dieser furchtbare Schmerz in seinen Augen und fraß sich bis in seinen Kopf hinein.
 

Jetzt im Nachhinein konnte Sasuke es nicht mit Sicherheit sagen, aber er war inzwischen fast überzeugt, dass Itachi diesen Lichtblitz erzeugt hatte, um ihn von der verbotenen Technik abzuhalten. Kinjutsu waren immer ein zweischneidiges Schwert, und wenn er es geschafft hätte, die Schlangenattentattechnik auszuführen, wäre auch er dabei gestorben. Vielleicht hatte Itachi es deswegen verhindert. Wollte er, dass ich am Leben bleibe?
 

Der Gedanke, dass er die endgültige Wahrheit nie erfahren würde, tat noch immer sehr weh.
 

Sasuke wimmerte leise und hörte dann die Stimme seines Bruders: „Du solltest die Augen in nächster Zeit lieber nicht öffnen. Sonst erblindest du vielleicht, und es würde keinen Spaß machen, gegen einen Blinden zu kämpfen.“
 

Seine grenzenlose Wut auf seinen Bruder ließ Sasuke den Schmerz fast vergessen. Nein, es war noch nicht vorbei. Noch nicht. Er hatte noch eine Trumpfkarte. „Glaubst du, ich brauche meine Augen um dich zu besiegen?“, fragte er herausfordernd. Er ließ zu, dass sich die schwarzen Male auf seinem Körper ausbreiteten, und stand langsam auf.
 

Trotz der Schmerzen zwang er sich, seine Augen zu öffnen. Er dachte keinen Moment lang an die Konsequenzen. Das einzige was zählte, war, Itachi zu vernichten und seine Eltern zu rächen. Zuerst sah er nichts und spürte nur Schmerz. Aber dann sah er wieder ein Bild, vielleicht auch nur weil er die Sharingan aktivierte. Und während seine Augen sich wieder normalisierten, sammelte er in seiner rechten Hand Chakra für das Chidori.
 

Vielleicht zehn Meter weit weg stand Itachi, aufrecht und gelassen. Sasuke blinzelte. Täuschte er sich, oder war das ein Lächeln auf dem Gesicht seines Bruders? Warum? Was hatte er übersehen? Vielleicht war es eine Falle, aber es war zu spät für einen Rückzieher. Sein Körper war nun gänzlich mit den Malen bedeckt und er spürte die Finsternis in seinem Herzen, den brennenden Wunsch, zu töten. Da war wieder diese Stimme in seinem Herzen, die Blut sehen wollte. Jetzt war es Zeit für den Showdown. Es musste hier enden.
 

Er schaute seinem Bruder in die Augen und dann stürmte er los, seine verkrampfte Rechte dicht an seinem Körper. Blaues Chakra waberte um diese Hand, so viel hatte er noch niemals für eine einzige Attacke gebraucht. Das Chidori speiste sich auch durch den Fluch. Itachi hob die Hände zur Verteidigung und Sasuke machte sich bereit, seine Deckung zu zerschlagen.
 

Kurz vorher stieß er sich ab und sprang auf seinen Bruder zu. Er riss die Hand vor und in seinem Inneren schwoll die Stimme zu einem Chor an Stimmen heran, die nach Blut und Tod und Schmerz schrieen. Das war nicht einfach ein Kampf, und es ging auch nicht mehr nur um Rache. Es gefiel ihm. Er wünschte sich nichts mehr, als seinen Bruder tot zu sehen.
 

Und dann passierte das Unfassbare. Im letzten Moment breitete Itachi seine Arme weit aus. Sasuke begriff nicht, was geschah, aber selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er seinen Angriff nicht mehr stoppen können.
 

Seine Hand raste vor und stieß Itachi vor die Brust. Blut bespritzte Itachis Gesicht, als die Angriffskraft des Chidori sich in seinem Brustkorb entlud und ihn von innen heraus zerfetzte. Itachi stolperte einen Schritt nach hinten, aber kippte nicht um.
 

Und dann war es still. Sasuke stand in Angriffsposition vor seinem Bruder, die Handfläche noch auf dessen Brust, und starrte ihn fassungslos an. Überall war Blut. Es tropfte von Itachis Gesicht auf Sasukes ohnehin schon besudelten Arm, es war auf seiner Kleidung und in seinem eigenen Gesicht. Doch am meisten Blut war an seiner Hand.
 

Entsetzt starrte er seinem Bruder in die Augen und stellte die stumme Frage nach dem Warum.
 

Itachi sah... zufrieden aus. Abgehackt sagte er: „V...Verzeih mir...“ Sasuke wusste nicht mehr, wie ihm geschah. Was passierte hier? Itachis Atem rasselte, beim Ausatmen lief Blut aus seiner Nase. Er würde sterben. Seine Lungen füllten sich mit Blut und er würde buchstäblich in seinem eigenen Blut ertrinken. Er sah diese leuchtend roten Augen, die tief bis in seine Seele zu blicken schien und seine Knie zitterten. „Sasuke... ich habe es für dich getan... nur für dich...“ Eine klamme Hand legte sich auf seine Wange. „Ich habe es getan, damit wir frei sein konnten“, sagte Itachi mit dem letzten Rest an Kraft, den er noch besaß. Sasuke konnte nicht antworten. Er konnte kaum BEGREIFEN, was hier passierte. „Sie haben mich gehasst, und auch dich fürchteten sie bereits! Weil wir zu stark waren. Ich wollte uns befreien!“ Er griff nach Sasukes Arm und starrte ihm in die Augen, in der verzweifelten Hoffnung, darin Vergebung zu lesen. Aber er fand keine. Sasuke hatte keine Gefühle mehr übrig.
 

Itachi taumelte plötzlich und Sasuke ließ seine Hand sinken. Langsam sank Itachi auf die Knie. Sasuke machte stumm einen Schritt vor, bis er direkt über seinem sterbenden Bruder stand. Er senkte den Kopf und kniete dann nieder, schaute Itachi wie betäubt an. „Ich wollte dich stark machen, Sasuke. Damit du mich für meine Taten bestrafst.“ Er sah so erleichtert aus, obwohl er wissen musste, dass es zu Ende ging. Sein Atem wurde schwerer. Gequälter.
 

Er hob seinen Kopf und sah Sasuke an. „Bring es endlich zu ende...“
 

Und Sasuke verstand. Er griff nach dem Schwert, das unbenutzt auf Itachis Rücken geschnallt war. Itachi nickte langsam. Sasuke dachte nicht nach. Er reagierte wie eine Puppe, und setzte die Schwertspitze auf Itachis Brust. Sein Bruder starrte ihm direkt in die Augen. „Freiheit... Sasuke... Ich wollte frei sein...“, sagte er.
 

Und dann trieb Sasuke die Schwertklinge mit aller Kraft durch den Körper seines Bruders. Für einen Moment waren sich ihre Gesichter ganz nah und er starrte in die weit aufgerissenen Augen seines Bruders. Itachis Augen waren schwarz, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Sasuke begriff, dass Itachi nicht mehr am Leben war. Langsam ließ er den Schwertgriff los und stand auf.
 

Wortlos starrte Sasuke auf den toten Körper hinab. Er konnte nichts denken, nichts fühlen. Alles in ihm war wie tot. Noch wollte sein Kopf nicht begreifen, was Itachi da gesagt hatte. Und auch nicht, dass er sein großes Ziel, seine Rache, nun vollendet hatte. Da war kein Gefühl von Triumph in ihm. Nur Leere. Es war noch nicht einmal Platz für einen rationalen Gedanken.
 

Langsam drehte er sich um. Setzte einen Fuß vor den anderen, weg von der Leiche seines Bruders. Er wollte nach Hause. Keine zehn Schritte schaffte er, dann brach er einfach zusammen. Und so fanden ihn die Dorfbewohner später.
 

Sasuke hob den Kopf. Tränen brannten in seinen Augen, aber diesmal weinte er nicht. Er hatte schon um Itachi geweint, nämlich in Sakuras Armen. Es war vorbei. Erst jetzt, nachdem schon so viel Zeit vergangen war, sickerte die Erkenntnis langsam zu ihm durch, dass es nicht seine Schuld war. Itachi hatte das alles von langer Hand geplant und Sasuke war nur sein Werkzeug gewesen. Vielleicht würde er das Blut nie von seinen Händen waschen können, aber ihn traf keine Schuld, dass die Dinge so gekommen waren.
 

Vielleicht hatte Sakura Recht, und er hatte Itachi einen Dienst erwiesen. Er hatte zufrieden ausgesehen. Frei.
 

Kann ich jetzt auch endlich frei sein?
 

Er stand auf und warf noch einmal einen Blick auf das Dorf. Es fühlte sich an, als hätte sein Leben gerade erst begonnen. Er würde zurück zu seiner Frau gehen, die zum ersten Mal seit langem Gefühle in ihm geweckt hatte. Vielleicht würde er es wirklich schaffen, ihr zu vertrauen.
 


 

Als er zurück nach Hause kam, konnte er Sakura zuerst nirgends finden. Bis er sie am Tisch im Schlafzimmer hinter einem Stapel Papieren entdeckte. Sie war über der Arbeit eingeschlafen, und das am helllichten Tag. Aber das war ja auch kein Wunder. Sie waren beide noch erschöpft von dem Stress der letzten Tage.
 

Er wollte sie eigentlich schlafen lassen und sich im Wohnzimmer beschäftigen, aber er konnte sich irgendwie nicht dazu bewegen, das Zimmer zu verlassen. Er schaute sie an, wie sie unruhig schlief. Ob sie von ihm träumte? Wenn, dann waren es sicher keine guten Träume. Langsam wurde ihm so richtig bewusst, was er ihr alles zugemutet hatte. Es war wie ein Wunder, dass sie immer noch da war. Er hatte wirklich genug unternommen, um sie zu vertreiben.
 

Und obwohl er ihr sehr dankbar dafür war, was sie für ihn getan hatte, wusste er nicht, was jetzt weiter passieren würde. Er hatte immer noch Angst, irgendwen zu nah an sich heran zu lassen. Die einzigen Menschen, die er wirklich bedingungslos geliebt hatte, waren tot. Einen davon hatte er mit seinen eigenen Händen umgebracht. Er wollte diese Schmerzen nicht noch einmal durchleben.
 

Nur, was sollte er jetzt tun? Er war verheiratet. Er wollte sie nicht wegschicken, aber er konnte ihr auch nicht sein Herz öffnen. Aber das würde sie noch merken. Er wusste sehr wohl, dass Kakashi und Naruto versuchten, sie dazu zu bewegen, sich von ihm zu trennen. Er konnte nichts tun außer die Dinge so weiterlaufen zu lassen wie sie waren. Irgendwann würde Sakura ihm eine Entscheidung abnehmen, dessen war er sich sicher.
 

Sakura murmelte irgendwas im Schlaf und versuchte, sich zu drehen. Dabei wäre sie fast vom Schreibtisch gerutscht. Sasuke erbarmte sich und hob sie aus dem Stuhl, legte sie ins Bett. Dann fiel sein Blick auf das Blatt Papier, über dem sie gesessen war. Interessiert hob er es auf und las es sich durch. Es war eine Anmeldung für die Jounin Prüfung. Sehr interessant. Eigentlich hatte er ja gedacht, sie hätte seine Entscheidung akzeptiert und das Dasein als aktive Shinobi aufgegeben. Offenbar hatte er sich geirrt. Er fasste das obere Ende des Zettels mit beiden Händen, um ihn zu zerreißen, hielt aber dann doch inne.
 

Wenn ihr so viel daran lag... vielleicht war es gar nicht so schlecht, sie die Prüfung machen zu lassen. Sie würde in jedem Fall davon profitieren und stärker werden. Vor seinem inneren Auge sah er seinen Bruder, wie er über den toten Körpern ihrer Eltern stand. Wären seine Eltern stärker gewesen... vielleicht, wenn seine Mutter auch eine echte Shinobi gewesen wäre, hätte sie sich wehren und seinem Vater helfen können und alles wäre ganz anders ausgegangen... Er schüttelte den Gedanken ab und entschloss sich, das Formular doch nicht zu zerreißen.
 

„Mmmh... Sasuke?“, murmelte Sakura verschlafen und er drehte sich zu ihr um. Er hatte sie wohl doch aufgeweckt. Sie schaute ihn verwirrt an und ihr Blick fiel auf den Zettel in seinen Händen. „Ich möchte gerne an der Prüfung teilnehmen.“, sagte sie ehrlich. „Ich werde trotzdem an der Akademie bleiben, aber ich will mir selbst beweisen, dass ich es könnte.“
 

Vielleicht war das eine Möglichkeit, ein bisschen von dem was er getan hatte wieder gut zu machen. „In Ordnung.“ Er legte den Zettel zurück. „Tsunade hat mir für ein paar Wochen Urlaub gegeben...“, murmelte er. Eigentlich stimmte das ja nicht so ganz, es handelte sich mehr um eine Art Zwangsurlaub, den sie ihm aufs Auge gedrückt hatte. Er wäre lieber wieder losgezogen, aber davon hatte die Hokage nichts hören wollen. „Und ich dachte mir... damit ich auch was zu tun habe... ich könnte dich trainieren für die Prüfung...“ Irgendwie war ihm das unangenehm.
 

Aber Sakura war sofort begeistert. „WIRKLICH?“, rief sie. „Du würdest mich trainieren!? Sasuke, das ist... danke!!“ Sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. Er unterdrückte den Impuls, sie wegzuschieben, aber sie merkte trotzdem, dass es ihm unangenehm war. „Entschuldige“, machte sie ein bisschen verlegen und ließ ihn los. „Ich freue mich einfach.“
 

„Mh, schon gut.“
 

...tbc...

Verlass mich nicht

„Nein!“, brüllte Sasuke frustriert und Sakura zuckte zusammen. „Denk nach! Ich habe die Sharingan, du KANNST mich mit so was nicht besiegen! Der einzige Vorteil den du gegen mich hast, ist Taijutsu! Also setz das ein! Nahkampf! Wenn du auf Abstand gehst, hast du schon verloren!“
 

„Ich weiß ja!“, rief Sakura zurück und hielt sich den schmerzenden Arm, wo er gerade eben einen Treffer mit dem Fuß gelandet hatte. „Aber du bist stärker als ich! Wie soll ich im Nahkampf gegen dich gewinnen?“
 

„Setz deinen Verstand ein“, sagte er ungeduldig. „Überliste mich!“ Ohne weitere Vorwarnung stieß er sich ab und setzte mit einem Salto über sie hinweg. Sie fuhr herum und riss im letzten Augenblick die Arme hoch, um seinen Tritt abzuwehren. Sie schrie trotzdem auf, als sein Fuß gegen ihre überkreuzten Arme krachte und sie dachte bei sich, dass das wohl einen weiteren blauen Fleck geben würde. Sie stolperte nach hinten und sah seinen gelassenen Gesichtsausdruck. Sie war kein Gegner für ihn, und genau dieser Gedanke machte sie wütend. Er sollte es nicht wagen, sie zu unterschätzen!
 

Sie formte ein Fingerzeichen und erzeugte zwei Doppelgänger von sich. Der erste stürzte sich direkt auf Sasuke, der zweite diente erstmal nur zur Tarnung. Während Sasuke mit einem Hieb den ersten Doppelgänger verpuffen ließ, preschte der zweite vor, und hinter ihm die echte Sakura, durch den Klon vor Sasukes Blick geschützt. Als Sasuke nach dem Klon schlug und ihn verpuffen ließ, duckte sie sich blitzschnell und sprang vor. Sasuke war auf diese Taktik nicht gefasst, sie bekam seine Beine zu fassen und riss ihn mit sich zu Boden.
 

Sie stemmte sich hoch und warf sich auf ihn, um ihm einen Schlag mit dem Ellbogen zu verpassen, nur drehte er sich im letzten Moment zur Seite und ihr Stoß ging ins Leere. „Verdammt!“, zischte sie und zerrte einen Wurfstern aus der Tasche, den sie nach ihm warf. Er stieß ihn mit seinem Kunai zur Seite und grinste sie triumphierend an, bevor er sich anschickte, wieder aufzustehen. Nein, sie musste diesen Moment nutzen!
 

Mit einem Schrei sprang sie vor und packte ihn, und wie sie es erwartet hatte, sauste seine Faust auf sie zu. Diesmal wich sie behände aus und führte seine Faust an sich vorbei ins Leere. Er war überrascht durch ihre rasche Reaktion und stolperte nach vorn. Den Moment nutzte sie, um ihn beim Handgelenk zu packen und es in ihre Richtung zu reißen. Sasuke wurde durch die Wucht seines eigenen Tempos von den Füßen gerissen und überschlug sich einmal in der Luft, bevor er mit einem sicherlich schmerzhaften Sturz auf den Boden knallte.
 

Wuhahaha, das geschieht dir recht, wenn du mich unterschätzt!!!, tobte ihre innere Stimme, angeheizt durch den Adrenalinstoß des Kampfes.
 

Sakura nahm sich nicht die Zeit, sich noch länger über den gelandeten Treffer zu freuen. Sie zog ihren Kunai, sprang in die Höhe und zielte dann auf seinen Brustkorb. Als sie den Stoß bereits nicht mehr bremsen konnte, da merkte sie, dass er gar keine Anstalten machte, sich zu wehren. Die Klinge bohrte sich in seine Brust, aber sein Gesicht blieb unverändert. „Was zum...?“, keuchte Sakura verwirrt. Der junge Mann auf dessen Brustkorb sie saß grinste böse und sagte heiser: „Kawarimi!“ Dann schmolz sein Körper und übrig blieb nichts als ein Haufen Schlamm.
 

„MIST!“, kreischte sie und fuhr herum. Wo war der echte Sasuke? Hektisch sah sie sich um, die Nerven zum zerreißen gespannt. Und trotzdem wurde sie letztlich ganz und gar unvorbereitet von den Füßen gerissen. Sie sah einen Wirbel aus Farben und kam dann auf dem Boden auf. Ehe sie aufstehen konnte, saß Sasuke schwer auf ihr und presste ihre Hände auf den Boden. Er grinste. „Du hast verloren.“
 

Sie verzog wütend das Gesicht. Einen Augenblick lang hatte sie wirklich gedacht, sie hätte eine Chance gehabt um ihn zu besiegen. Stille kehrte ein, unterbrochen nur vom heftigen Ein und Ausatmen der beiden ungleichen Gegner. Langsam verebbte der Adrenalinrausch des Kampfes und sie kam wieder zu sich. Merkte erst jetzt, wie nah sich ihre Gesichter waren. So nah, dass sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte.
 

Ihm schien es ebenfalls aufzufallen, denn er wölbte die Augenbrauen und beugte sich ein Stück runter, bis sich ihre Lippen fast berührten. Doch dann hielt er inne und besann sich schließlich eines Besseren. Er ließ sie los und stand auf. Er hielt ihr die Hand hin und zog sie in die Höhe. „Das war nicht schlecht. Lass uns weitertrainieren.“
 


 

Sasuke beobachtete seine Frau dabei, wie sie Fingerzeichen formte und dabei immer wieder ein paar Worte vor sich hin murmelte. Sie hatte ihr Chakra perfekt unter Kontrolle, und auch wenn sie nicht annähernd so stark war wie er oder Naruto, war das doch ein Vorteil, der sich vielleicht ausbauen ließ. Er wusste, für die Prüfung konnte so ein Vorteil nur nützlich sein. Aber die Prüfung war schon in einer Woche und Sakura fehlte noch etwas sehr Entscheidendes. Bisher hatte er sich darauf konzentriert, ihre Technik im simplen Nahkampf zu perfektionieren und die Basiskünste wie Kawarimi zu erweitern. Jeden Tag gegen zwölf trafen sie sich außerhalb des Dorfes um zu trainieren. Sakura war eine erstaunlich gelehrige Schülerin. Wieder musste er feststellen, dass er sie unterschätzt hatte.
 

Sakura beendete die Fingerzeichen mit dem Zeichen des Tigers und öffnete ihre Augen. Gespannt schaute Sasuke ihr zu. „Katon! Gokakyuu no Jutsu!!“, rief sie und holte tief Luft. Und diesmal klappte es. Sie spuckte Feuer. Sogar ein ziemlich großer Feuerball schoss aus ihrem Mund und verbrannte den nächstbesten Baum. Sakura fuhr herum und kreischte: „Ich hab’s geschafft!“
 

Er grinste. Eigentlich war diese Technik eine Spezialität der Uchiha Familie die keinem Außenstehenden gezeigt wurde, aber sie war ja jetzt auch ein Teil der Familie. Und er war stolz darauf, wie schnell sie gelernt hatte. Er nickte ihr zu. „Gut gemacht. Du bist tatsächlich sehr stark geworden, Sakura. Aber so kannst du die Prüfung nicht bestehen.“
 

Ihr Gesicht verfinsterte sich. „Wieso nicht? Bin ich immer noch nicht gut genug?“
 

„Das ist nicht das Problem. Die Prüfung besteht aus drei Teilen. Der erste Teil, eigentlich der simpelste, wird für dich zum Stolperstein. Die Regel lautet, dass man nur Jounin werden darf, wenn man eine eigene Technik entwickelt, etwas Einzigartiges, das nur wenige beherrschen, im Idealfall sogar kein anderer.“
 

Sie ließ sich schwer auf einen Baumstumpf fallen. „Davon höre ich zum ersten Mal.“
 

„Kein Wunder, eigentlich ist es ja auch ein Geheimnis“, erklärte er. Die Kandidaten, die an der Prüfung teilnahmen, wurden stets dazu angehalten, keine Details über die Prüfung bekannt zu geben. Sasuke kümmerten die Vorschriften allerdings herzlich wenig. „Als Jounin hast du nicht sehr hohe Chancen, zu überleben, wenn du keine eigene Technik entwickelst. Egal wie perfekt du in Ninjutsu, Taijutsu oder Genjutsu bist, es gibt immer jemand, der besser ist und für jeden bekannten Angriff gibt es auch eine Abwehr. Die einzig wirksame Waffe ist eine unbekannte, undurchschaubare Attacke. Für jemand wie mich ist es leicht, mein Sharingan ist als Bluterbe fast einzigartig, noch dazu wo die gesamte Familie ausgelöscht wurde. Naruto hatte sein Harem no Jutsu, obwohl sie sich ziemlich lange im Ausschuss gestritten haben, ob sie ihm das durchgehen lassen sollen.“
 

Sakura kicherte. „Ich kann’s mir direkt vorstellen. Unglaublich dass er mit so einem Blödsinn wirklich die Prüfung bestehen konnte.“
 

Sasuke sagte dazu nichts, nickte aber. Dem konnte er eigentlich nur voll und ganz beipflichten. „Das Problem ist, dass deine Eltern keine Shinobi sind. Deswegen gibt es keine Spezialtechniken in eurer Familie.“
 

„Und was soll ich dann machen? Heißt das, ich habe keine Chance, die Prüfung zu bestehen?“
 

„Dann hätte ich nicht so viel Zeit darin investiert, dich zu trainieren.“ Er zog sie wieder auf die Füße. „Ich will versuchen, dir eine besondere Technik beizubringen, die ich mal kopiert habe. Ich selbst brauche sie nicht, ich habe die Sharingan und das ganze ist fast zu aufwendig für den Kampf, aber es müsste reichen, um dich durch die Prüfung zu bringen.“
 

„Was für eine Technik ist das?“
 

„Wart’s ab“, sagte er. „Zuerst solltest du die Fingerzeichen lernen. Es sind eine ganze Menge.“ Er rief sie sich ins Gedächtnis und formte blitzschnell die Fingerzeichen. Sakura folgte seinen Bewegungen angestrengt. Er formte das letzte Fingerzeichen und schloss die Augen. „Jetzt... such dir irgendeine Position. Warte einen Moment und wirf dann den Kunai.“
 

Sie sagte nichts aber er spürte, dass sie nicht mehr vor ihm stand. Er konzentrierte sich und lauschte dem, was er in seinem Kopf hörte. Jetzt! Er riss die Augen auf und war blitzschnell an ihrer Seite und packte ihr Handgelenk.
 

Sakura schaute ihn überrascht an. „Woher wusstest du das...?“, murmelte sie. „Ich habe den Kunai noch nicht geworfen...“
 

„Aber das wolltest du genau in diesem Moment, nicht wahr?“, fragte er selbstsicher. In ihrem Gesicht konnte er lesen, dass er Recht hatte.
 

„Wie konntest du das wissen?“, fragte sie erstaunt. „Wenn ich ihn geworfen hätte, hättest du es hören können, aber meine Absicht fast noch vor mir zu erraten...“
 

„Das ist das Geheimnis. Es ist eine Art von Gedankenlesen um die Absichten des Gegners vorauszusehen, im besten Fall schneller als er selbst.“ Er ließ sie wieder los. „Ein Sharingan Meister kann das auch ohne dieses Jutsu, dann natürlich wesentlich effizienter. Aber für die Prüfung sollte es reichen.“
 

Sie schaute ihn entschlossen an. „Gut! Dann bring es mir bei!“
 


 

Zögernd schloss Sakura die Augen und formte die Fingerzeichen, die sie mühsam seit zwei Tagen auswendig gelernt hatte. Sasuke hatte recht gehabt. Dieses verfluchte Jutsu zu lernen war schwierig wenn nicht gar unmöglich. Sie schloss die Augen und versuchte, sich auf Sasuke zu konzentrieren.
 

Aber sie konnte nicht spüren, was seine Absicht war, was er gerade dachte. „Konzentrier dich!“, hörte sie ihn sagen. Wenn das so einfach wäre!!!, tobte die innere Sakura. Das einzige, was sie hörte, war ihr eigener Herzschlag. Vielleicht strengte sie sich auch zu sehr an. Sie versuchte, sich etwas zu entspannen und sich Sasuke ihr gegenüber vorzustellen. Es klappte nicht.
 

Sie wollte schon aufgeben, da war es, als würde ein Schalter in ihr drin umgelegt und dann stürzte ein wahres Chaos an Gedanken und Gefühlen auf sie herein. Zuerst wollte sie gar nicht glauben, dass diese Gedanken von jemand anders kamen, aber es musste so sein, sie sah Bruchstücke von Erinnerungen, Dinge, die sie selbst nie erlebt hatte. Sie taumelte, und fühlte wie weit entfernt seine starken Arme, die sie festhielten, und hörte seine Stimme wie durch Watte. Ihre Finger waren immer noch zu diesem finalen Zeichen verkrampft und sie schaffte es nicht, die Verbindung wieder zu kappen.
 

In ihrem Kopf herrschte wütendes Geschrei, es war schon schwierig genug, die eigenen Gedanken und ihr Alter Ego, die innere Sakura, unter einen Hut zu bringen, aber dann noch eine Person im Kopf zu haben und dessen ganze Gedanken, das war zu viel. Sie konnte es nicht ertragen. „Sakura!“, hörte sie ihn rufen und sie wusste nicht, ob er es nur dachte oder tatsächlich auch sagte. Immer stärker wurde ihre Angst vor all diesen Gefühlen und bevor sie die Kraft seiner Emotionen überwältigte, hörte sie deutlich zwei Gedanken aus diesem Chaos heraus: „Ich hasse dich...“ und „Verlass mich nicht.“ Dann brach sie leblos in seinen Armen zusammen.
 


 

„Sakura!“, rief er erschrocken, als sie plötzlich aufschrie. Er machte einen Satz nach vorne und fing sie auf, als sie das Gleichgewicht verlor. „Sakura, hör auf!“, rief er. Was auch immer da gerade passierte, etwas lief schief. Sie musste die Kunst wieder auflösen. Aber ihre Hände formten immer noch das letzte Fingerzeichen.
 

„Scheiße!“, zischte er und hob Zeige- und Mittelfinger für den Umkehrspruch. „Kai!“ Ihre verkrampften Finger lösten sich und sie sackte bewusstlos in seine Arme.
 

Er ging mit ihr in die Knie. Es war ein Fehler gewesen, ihr die verbotene Kunst beizubringen. Und ein noch größerer Fehler, sie sie ausgerechnet an ihm ausprobieren zu lassen. Daran hätte er denken müssen. Was hatte sie wohl gesehen?
 

Bevor er sich wirklich Sorgen machen konnte, stöhnte sie leise und kam wieder zu sich. Sie öffnete die Augen und schaute zu ihm hoch. Zu seiner Überraschung lächelte sie erschöpft und sagte: „Ich hab es geschafft.“
 

Erleichterung machte sich in ihm breit, aber dann legte sie eine Hand auf seine Wange und flüsterte: „Auch wenn du mich hasst... ich verlasse dich nicht.“ Erstaunt schaute er sie an, aber die Zuversicht in ihren Augen war unerschütterlich. Er hatte keine Ahnung, wovon sie da redete.
 

...tbc...
 

***
 

Kampfszenen kann ich nicht besonders gut schreiben... bitte dies zu verzeihen. Dieses und das nächste Kapitel mag ich nicht so sonderlich, war aber wichtig für die Entwicklung der Charaktere... um zu sehen, dass Sasuke sich nicht plötzlich in den Schmusekater Nummer 1 verwandelt (was komplett und total OOC wäre), aber sich doch subtil irgendwas geändert hat.

Prüfung

Dank Sasukes Training bestand Sakura den ersten Teil der Prüfung ohne besondere Schwierigkeiten. Auch durch den zweiten Teil kam sie mit Mühe und Not, dieses Jahr war ein Survival Training anberaumt worden, das sie mehr oder weniger gut überstanden hatte. Allerdings war der dritte Teil bei weitem der schwierigste. Die Aufgabe war simpel: um ein Jounin zu werden, musste man einen besiegen.
 

Sie waren beide ziemlich erleichtert darüber gewesen, dass nicht ausgerechnet Sasuke dazu auserwählt worden war, gegen sie zu kämpfen. Stattdessen hatte Tsunade sich für Kakashi entschieden. Das war ziemlich ungewöhnlich. Normalerweise wenn ein Kämpfer ausgewählt wurde, der eine persönliche Beziehung zu dem Anwärter hatte, meldete sich ein anderer freiwillig um einzuspringen. Dass Kakashi nicht wenigstens Gai gebeten hatte, ihn abzulösen, fand Sasuke merkwürdig.
 

Als der Kampf begann, standen er, Naruto und Tsunade oben auf der Galerie der Arena um zuzusehen und Sasuke fragte einfach nach. „Warum hast du ausgerechnet Kakashi ausgesucht?“, fragte er Tsunade.
 

Sie zuckte die Schultern. „Du weißt, dass das Los entscheidet. Sei froh, dass es nicht auf dich gefallen ist. Ich bezweifle, dass Sakura in der Lage wäre, dich anzugreifen.“
 

„Aber warum hat sich niemand anders an Kakashis Stelle gemeldet?“, erkundigte er sich misstrauisch.
 

„Das hätte ich auch lieber gesehen“, antwortete sie und beobachtete angestrengt den Kampf.
 

Naruto mischte sich ein: „Ich habe gehört, dass Kakashi die anderen gebeten hat, sich nicht zu melden. Er wollte gegen sie kämpfen. Obwohl ich keine Ahnung habe, wieso.“
 

Sasuke schaute runter zu seinem früheren Lehrmeister. „Merkwürdig...“
 

Dadurch, dass sie mit Sasuke trainiert hatte, hatte Sakura einen Vorteil. Sie hatte Gelegenheit gehabt, sich auf die Raffinessen eines Kämpfers dem ein Sharingan zur Verfügung stand, einzustellen. Sie wusste, dass sie Illusionstechniken gar nicht erst anzuwenden brauchte. Aber Kakashi war nicht irgendein Jounin, er war immerhin mal Mitglied der Anbu gewesen. Es sah nicht besonders gut für Sakura aus.
 

Der Kampf ging nun schon über 10 Minuten und während Kakashi praktisch noch unverletzt war, wirkte Sakura schon ziemlich fertig. Und dabei hatte Kakashi offensichtlich noch nicht einmal sein volles Potential ausgeschöpft.
 

„Sie wird verlieren...“, sagte Sasuke enttäuscht. Er hatte gehofft, sie hätte dank des Trainings bessere Chancen. Im Moment standen Sakura und Kakashi sich lauernd gegenüber, wartend auf den Angriff des jeweils anderen.
 

„Du solltest mal anfangen, mehr Vertrauen in sie zu setzen“, maulte Naruto neben ihm. Dann hob er die Hand und schrie: „Sakuraaa! Du schaffst es! Mach den Perversling fertig!!“
 

Sasuke verschränkte die Hände vor der Brust. Narutos Optimismus in Ehren, aber zu glauben dass Sakura eine Chance hatte, grenzte an Wahnvorstellungen. Kakashi war ihr um Längen voraus. Es war einfach enttäuschend. Wenn er ehrlich war, hatte er Sakura weit mehr zugetraut.
 

„Schau!“, rief Naruto, als Kakashi auf einmal aus ihrem Blickfeld verschwand. Überrascht aktivierte Sasuke seine Sharingan. „Wo... wo ist er?“ Es dauerte einen Moment, bis er seinen früheren Lehrmeister entdeckte, der von hinten auf Sakura zustürmte.
 

Sie merkte es im letzten Moment, fuhr herum und hob den Arm um den kommenden Schlag zu blocken. Ein kurzes Handgemenge folgte, bei dem Sakura beweisen konnte, dass sie doch ein bisschen was von Sasuke gelernt hatte. Sie steckte einiges ein, teilte aber auch ziemlich aus und Kakashi geriet ziemlich in Bedrängnis. Nachdem sie es unerwartet schaffte, ihm einen Faustschlag in den Magen zu verpassen, wich er wieder zurück. Was nicht gut war, Nahkampf war das einzige, wo sie einen Vorteil gegen ihn hatte.
 

Das gleiche dachte sie wohl auch, denn sie formte die wenigen Fingerzeichen und endete mit dem Tora Zeichen. „Katon! Gokakyuu no Jutsu!“ Sie erzeugte einen relativ beeindruckenden Feuerball, aber Kakashi war natürlich darauf vorbereitet und wich dem Feuerball einfach aus. Und nutzte die Gelegenheit natürlich, um sie anzugreifen. Sasuke, der noch immer seine Sharingan aktiviert hatte, grinste. „Gute Taktik...“, murmelte er.
 

Kakashi ging auf sie los, aber sie hatte einen Doppelgänger von sich erzeugt und die echte Sakura stand direkt hinter ihm. „HAB ICH DICH!“, hörte man sie rufen, als sie ihm den Kunai in den Rücken stieß. Sie zielte absichtlich nicht auf eine tödliche Stelle, was sie durchaus gekonnt hätte, wenn sie gewollt hätte. „YATTA!“, schrie Naruto begeistert.
 

„Freu dich nicht zu früh“, sagte Sasuke bedauernd. Er hatte es natürlich längst durchschaut. Was Sakura da angegriffen hatte war nicht der echte Kakashi sondern ebenfalls ein Doppelgänger. Als der verpuffte und sie es merkte, war es zu spät. Eine Reihe von Nadel Lanzetten zischten durch die Luft und trafen sie. Sie stürzte auf den Boden und Sasuke fühlte sich unangenehm an seinen Kampf gegen Haku erinnert. Kakashi hatte ebenfalls nicht auf lebenswichtige Stellen gezielt, allerdings durfte das reichen, um sie kampfunfähig zu machen.
 

Tatsächlich, als sie aufzustehen versuchte, gaben ihre Knie nach. Kakashi zog sich sein Stirnband wieder über das Auge und sagte: „Es ist vorbei. Du kannst kein Chakra mehr nutzen, und ich bezweifle auch, dass du noch aus eigener Kraft aufstehen kannst.“
 

„Ähm...“, machte Naruto bedrückt. „Welche Punkte hat er getroffen?“
 

Sasuke warf einen kurzen Blick auf das halbe Dutzend Nadeln, die an sechs wichtigen Punkten in Sakuras Körper steckten. Hals, Handgelenke, Knie. „Sechs wichtige Chakra-Flusspunkte. Er hat Recht, sie kann keine Künste mehr anwenden. Und für Taijutsu ist sie zu schwach. Dieser Kampf ist beendet.“
 

Er wollte sich umdrehen und die Arena verlassen, aber Naruto hielt ihn zurück. „Warte! Sieh dir das an!“ Neugierig schaute er wieder runter. Sakura stand wieder auf den Beinen! Erstaunlich, dass sie die Kraft dazu hatte. Sie schaute Kakashi entschlossen an und fauchte: „Der Kampf ist noch nicht vorbei!“ Sie riss eine der Nadeln aus ihrem linken Ellbogen und stürmte auf Kakashi zu. „WAHNSINN!“, schrie Naruto, hellauf begeistert. „Sakura, du packst das!“
 

Sie griff Kakashi direkt an und der wich ihr aus. Sie versuchte, ihn mit der Nadel zu verletzen, aber er fing den Angriff ab. Sie schlug mit der linken Hand gleich hinterher, aber auch das blockte er. Sie duckte sich unter einem Schlag hinweg und vollführte eine Drehung um ihn mit dem linken Fuß zu treffen, aber er fing ihren Fuß ab und hielt sie am Fußgelenk fest. Sie bäumte sich auf und schlug mit der Faust nach ihm, aber er riss den Kopf zur Seite und der Angriff lief ins Leere. Sein Gegenangriff dagegen war wirkungsvoll. Er packte ihren Fuß jetzt mit beiden Händen, holte Schwung und schleuderte sie meterweit von sich. Sie kam mit einem Schrei auf dem Boden auf.
 

Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte das nicht mehr mitansehen. Er machte einen Schritt vor um über das Geländer zu springen, aber Tsunade packte ihm beim Handgelenk und hielt ihn zurück. „Wenn du eingreifst, ist der Kampf vorbei, Sasuke.“
 

„Was für einen Sinn macht es, sie weiterkämpfen zu lassen?“, zischte er. „Sie hat schon verloren. Wenn das so weitergeht, wird sie noch ernsthaft verletzt.“ Erst nachdem er es ausgesprochen hatte, merkte er, wie widersinnig er sich verhielt. Es konnte ihm doch egal sein, was mit ihr passierte. Kakashi durfte sie nicht töten, so lauteten die Regeln. Alles andere würde schon heilen.
 

Sakura kam wieder hoch. Blut lief aus ihrer Nase. Ihre Knie zitterten, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Und trotzdem hatte sie eine ungewöhnliche Entschlossenheit in den Augen. Sie würde noch nicht aufgeben. Sasuke fühlte sich merkwürdig. Er war... stolz auf sie. Dass sie selbst jetzt nicht aufgab, wo jeder weitere Angriff ihr nur noch Schmerzen bereitete... Sie hatte sich so sehr verändert.
 

„Sie wächst über sich selbst hinaus...“, sagte auch Tsunade. „Ich hätte nie gedacht, dass Sakura so verbissen kämpfen würde.“
 

Sasuke nickte bloß. Neben ihm schrie Naruto immer noch und feuerte sie an. Er selbst blieb ruhig, aber seine Hand schloss sich um das Geländer. Du bist wirklich stark geworden, Sakura.
 

Mit einem wütenden Schrei warf sie sich Kakashi entgegen und hielt ihn einige Minuten mit simplem Taijutsu in Schach. Hätte sie irgendwelche Künste anwenden können, hätte er ihr mit dieser verbissenen Entschlossenheit sogar einen Sieg zugetraut. Aber so war es aussichtslos. Sie verpasste ihm einen letzten Tritt, der so kraftvoll war, dass Kakashi von der Wucht überrascht und in die Knie gezwungen wurde. Dann ließ er die offene Hand hochschnellen und traf sie mitten ins Gesicht. Sie fiel blutend auf die Knie. Aber anstatt diesen Kampf für beendet zu erklären, streckte er eine Hand aus und blaues Feuer bildete sich darin.
 

Ungläubig riss Sasuke die Augen auf. „Chidori?!“
 

„Was zum... will er sie umbringen?“, zischte Tsunade erschrocken. Kakashi holte bereits aus. „Scheiße, das wird knapp!“ Sie und Naruto setzten gleichzeitig zum Sprung an, um dazwischen zu gehen, aber Sasuke kam ihnen beiden zuvor.
 

Ohne nachzudenken stürzte er sich über das Geländer und stellte sich vor sie. Kakashis Arm sauste vor, er konnte den Angriff nicht mehr stoppen. Wutentbrannt schlug Sasuke seine Hand zur Seite, damit der Angriff ihn nicht traf, und rammte Kakashi dann erbarmungslos die Faust ins Gesicht. Der war so gar nicht darauf vorbereitet gewesen und fiel wie ein Stein auf den Boden. Die blauen Flammen des Chidori verloschen ungenutzt.
 

Es wurde auf einmal bedrückend still im Raum. Tsunade und Naruto waren stehen geblieben, als Sasuke sich dazwischen geworfen hatte. Kakashi setzte sich auf und rieb sich die blutige Nase. „Musstest du so zulangen, Sasuke?“, fragte er, so als wäre das alles ein Scherz.
 

„Was sollte das?“, schrie Sasuke wütend. „Wolltest du sie umbringen?“
 

Kakashi warf ihm einen düsteren Blick zu. „Nein. Ich wollte sehen, ob du eingreifst, wenn ihr Leben auf dem Spiel steht.“ Verblüfft ließ Sasuke die Arme sinken. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Kakashi stand langsam wieder auf und sagte: „Wenn du ihr nicht geholfen hättest, hätte Tsunade eingegriffen. Ich wollte sehen, wie du reagierst.“
 

Sasuke war so überrumpelt von dieser Entwicklung, dass er keinen Ton rausbrachte. Er hatte sie gar nicht beschützen wollen. Er hatte einfach instinktiv reagiert, genau wie damals als er im Kampf gegen Haku seinen Freund Naruto beschützt hatte.
 

Kakashi setzte sich in Bewegung und grinste wohl unter seiner Maske, aber seine Worte waren tödlicher Ernst. „Wenn du nicht dazwischen gegangen wärst...“ Er blieb stehen als er gleichauf mit Sasuke war und legte ihm die Hand auf die Schulter. Leise fügte er hinzu: „...hätte ich sie dir weggenommen.“
 

„Was zum...?“ Sasuke fuhr wütend herum, aber Kakashi ging einfach weiter. Er wollte sich diesen Kerl sofort vorknöpfen, aber dann fiel sein Blick auf seine Frau, die auf dem Boden lag und von Tsunade untersucht wurde. Er entschloss sich, die Sache mit Kakashi später zu regeln. Vergessen würde er das jedenfalls nicht, das stand fest.
 

Er kniete bei seiner Frau nieder und sie öffnete die Augen. „Sasuke... Ich habe verloren...“ Tsunade zog die letzte Nadel Lanzette aus Sakuras Körper und hielt ihre Hände einen Moment lang flach über die Brust der jungen Frau. Ein schwaches Licht entstand unter ihren Handflächen und Sakuras Atem wurde ruhiger.
 

„Okay, das war’s. Sie ist nicht schwer verletzt, du kannst sie mit nach Hause nehmen, Sasuke“, sagte die Hokage erleichtert. Sie stand wieder auf und ihre Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. „Und jetzt werde ich mal mit Kakashi reden. Ich bin sehr gespannt, was er für eine Erklärung hat.“ Sie folgte Kakashi nach draußen.
 

Sasuke nahm Sakura in den Arm und hob sie hoch. Ihre grünen Augen wichen seinem Blick aus. Auf dem Weg bis nach Hause sagte keiner von ihnen ein Wort. Nachdem er die Wohnung betreten hatte, bat sie ihn, sie runterzulassen. Dank Tsunades Hilfe konnte sie wieder aus eigener Kraft laufen, wenn auch noch etwas unsicher. Sie murmelte: „Ich bin im Bad, mir das Blut aus dem Gesicht wischen.“
 

Er zuckte die Schultern. Erst wollte er ein bisschen trainieren gehen, immerhin hatte er über eine Woche damit verschwendet, sie für eine Prüfung zu trainieren, die sie nicht bestanden hatte. Trotzdem konnte er es nicht wirklich bereuen, dass er sie trainiert hatte. Heute hatte er zwei wichtige Dinge begriffen. Nämlich erstens, dass sie wesentlich stärker geworden war als er das vermutet hatte, vor allem innerlich. Und zweitens, dass es ihm doch nicht so egal war, was mit ihr passierte.
 

Aus einem unerfindlichen Grund entschloss er sich, doch nicht trainieren zu gehen sondern schlurfte in die Küche und holte ihr ein Glas Wasser und eine Schmerztablette. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft die Einstiche von Nadellanzetten sein konnten, wenn der Kampf erstmal vorbei war. Als es ihm zu langweilig wurde, auf sie zu warten, kam er zu ihr ins Bad. Zu seiner Überraschung saß sie mit an den Körper gezogenen Knien auf den Boden und weinte leise.
 

„Was ist?“, fragte er und versuchte, seine Stimme neutral klingen zu lassen. „Hast du Schmerzen?“
 

Sie schüttelte den Kopf. Er sog scharf die Luft ein. Er hasste so was. Warum machte sie nicht einfach den Mund auf? „Sakura, was ist los?“
 

„Ich habe verloren!“, rief sie emotional. „Du hast bloß deine Zeit verschwendet, als du mit mir trainiert hast. Ich war für Kakashi kein Gegner, ich musste mich von dir retten lassen. Ich kann mit keinem von euch mithalten.“ Beschämt lehnte sie ihre Stirn gegen ihre Knie. „Ich habe alle enttäuscht. Ich habe DICH enttäuscht.“
 

Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Nein das hast du nicht.“ Wie erwartet reagierte sie darauf nicht. Er stellte das Wasserglas ab und kniete bei ihr nieder. „Sakura. Sieh mich an.“ Sie hob den Kopf und schaute ihn aus verheulten Augen an. „Ich bin stolz auf dich. Du hast tapfer gekämpft heute.“
 

„I-Ist das dein Ernst?“
 

Er nickte bloß und sie lächelte unter Tränen. Um diesem unangenehm emotionalen Moment zu entwischen nahm er das Glas Wasser und reichte es ihr zusammen mit der Tablette. „Nimm das. Und leg dich hin.“ Sie schluckte die Tablette und stand dann auf.
 

„Danke, Sasuke-kun“, sagte sie tonlos und schob sich an ihm vorbei um sich hinzulegen.
 

...tbc...
 

***
 

Ganz ehrlich, ich hasse dieses Kapitel. Miese Kampfszenen und - im Nachhinein - auchn paar Dinge, die mit dem Manga nicht zusammenpassen. Das nächste wird wieder besser.

Fieber

Einsam saß Sasuke im Wohnzimmer auf der Fensterbank und schaute nach draußen. Es war recht kühl im Raum, aber er trug nur eine kurze Hose die er meistens zum Schlafen anhatte. Ihm war heiß, was nicht nur daran lag, dass er eben mit Sakura geschlafen hatte. Deswegen hatte er sich auch ins Wohnzimmer zurückgezogen. Er wollte nicht, dass sie mitbekam, dass es ihm wieder schlechter ging. Seitdem er von seiner beinahe tödlichen Mission zurückgekehrt war, tauchte dieses seltsame Fieber immer mal wieder auf. Meistens hatte er dann eine Nacht lang oder manchmal auch bis in den Tag hinein leicht erhöhte Temperatur und fühlte sich schwach. Aber es ging auch immer wieder von selber weg, deswegen hatte er niemandem davon erzählt.
 

Er hörte Schritte und als er aufsah, stand Sakura im Raum, in die dünne Bettdecke gewickelt. „Was machst du?“, fragte sie. Er zuckte bloß die Schultern. Das war doch wohl offensichtlich, oder? „Kann ich mich zu dir setzen?“, erkundigte sie sich.
 

Eigentlich hatte er genau das vermeiden wollen. Trotzdem zuckte er wieder die Schultern. Sie kletterte auf die breite Fensterbank und setzte sich zwischen seine Beine. Zuerst saß sie ein bisschen so da und schaute nach draußen, dann fragte sie: „Darf ich mich bei dir anlehnen?“
 

Innerlich seufzte er. Aber er ließ sich nichts anmerken und antwortete ein weiteres mal mit einem gleichgültigen Schulterzucken, was für sie wohl gleichbedeutend mit einem Ja war. Sie lehnte sich zurück an seine Brust und gab einen wohligen Seufzer von sich. Sasuke verhielt sich still. Er wusste nicht, wie er damit umgeben sollte. Hätte er nicht die Wand im Rücken gehabt, wäre er sicher zurückgewichen.
 

Eine Weile lang starrten sie beide nach draußen, aber Sasuke konnte sich nicht mehr konzentrieren. Auf eine merkwürdige Weise fühlte es angenehm an, sie bei sich zu haben. Er starrte den Mond an und fragte unsicher: „Sakura? Warum bist du noch hier?“
 

„Hm? Was meinst du?“, kam es von ihr und er merkte erst jetzt, dass sie wohl schon am einschlafen gewesen war.
 

„Ich meine, warum bist du noch bei mir?“, sagte er und versuchte, unbeteiligt zu klingen. „Gibt es keinen Mann, der deine Gefühle erwidern würde?“
 

„Wieso kommst du plötzlich darauf?“
 

Er zuckte die Schultern. „Irgendwann müssen wir darüber reden, oder?“
 

Aus einem für ihn unerfindlichen Grund lachte sie leise darüber. „Es wundert mich nur, dass du damit anfängst.“
 

„Hn. Und? Wie geht es weiter?“
 

Sie schaute nach draußen, als gäbe es da etwas unglaublich Interessantes zu sehen. Sasuke wartete geduldig, bis sie ihm antwortete: „Wie schon? Du erkennst, dass du mich eigentlich wirklich liebst und behandelst mich besser. Wir kriegen ein paar Kinder und leben glücklich bis an unser Ende.“ Sie setzte sich auf und drehte sich halb zu ihm um.
 

Ziemlich fassungslos starrte er sie an.
 

Sie grinste verschmitzt. „Das war ein Scherz, Sasuke. Ich würde mir wünschen, dass es so endet. Aber das glauben wir doch beide nicht, oder?“ Er begriff, dass er diese Frau wohl niemals verstehen würde. Sie wurde wieder ernst und sagte: „Es gibt im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder das alles endet eines Tages in einer Katastrophe und wir trennen uns. Dann werde ich vielleicht sogar soweit sein, dass ich dich hasse. Oder du öffnest mir irgendwann dein Herz und wir lernen, miteinander zu leben. Ich weiß, dass man Liebe nicht erzwingen kann und damit habe ich mich abgefunden. Aber wir können nicht fünfzig Jahre nebeneinander her leben und wenn wir alt sind stelle ich irgendwann fest dass ich noch immer nichts über dich weiß.“ Sie zuckte die Schultern. „Eins steht fest: ich habe dich gern, und ich möchte bei dir sein, solange es geht. Alles andere wird sich ergeben. Wir können sowieso nur abwarten. Ich werde dich nicht bedrängen. Ob du es irgendwann zulässt, hängt ganz von dir ab.“
 

Sie lehnte sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Diese simple Geste der Zuneigung bewirkte einen wahren Sturm der Gefühle in ihm, aber bevor er sich auf diese seltsame Entwicklung einlassen konnte, sagte sie plötzlich: „Du bist ja ganz heiß... hast du etwa Fieber?“ Sie legte ihm ihre kühle Hand auf die Stirn. „Bist du krank?“
 

Rasch schüttelte er den Kopf. „Nein es ist nur ziemlich warm hier drin. Außerdem hast du kalte Hände.“
 

Sie schaute ihn misstrauisch an, ahnte aber wohl, dass er nicht darüber sprechen wollte. „Naja, mir ist jedenfalls ziemlich kalt. Ich lass dich wieder allein und gehe ins Bett. Gute Nacht.“ Sie schwang die Beine vom Fensterbrett und stand auf.
 

Bevor sie einen Schritt machen konnte, sackte sie ganz plötzlich zusammen. Sasuke sprang reflexartig vor und fing sie auf. „Sakura?“, sagte er und seine Stimme klang besorgter als er das geplant hatte. Ein bisschen desorientiert hing sie in seinen Armen und murmelte: „Huch? Was war das denn?“
 

„Das könnte ich dich fragen.“
 

„Irgendwie ist mir kurz schwindlig geworden“, sagte sie verwundert. Nach einer kurzen Pause schaute sie zu ihm hoch. „Du kannst mich jetzt loslassen. Es geht mir gut.“
 

Sofort ließ er sie los und sie stand wieder auf. Fragend sah er sie an.
 

Sie zuckte leichtfertig die Schultern. „Der Kreislauf. Manchmal hab ich das wenn ich zu schnell aufstehe.“
 

„Aha.“ Das war ihm noch nie aufgefallen. Aber er hatte ja nie viel auf sie geachtet. Sie schenkte ihm noch ein Lächeln und kehrte wieder ins Schlafzimmer zurück. Er setzte sich zurück auf seine Fensterbank und starrte ausdruckslos nach draußen. Was für ein seltsamer Abend das war.
 

Er lehnte sich mit dem Kopf an die Wand und schloss die Augen. Langsam kroch bleierne Müdigkeit in ihm hoch und er nickte ein.
 

Mama? Papa?
 

Lauf, Sasuke...Klammere dich an dein erbärmliches Leben und werde stärker...
 

Itachi-nii-san... Warum?
 

Er öffnete die Augen. Er entschloss sich, zu Sakura ins Schlafzimmer zurückzukehren. Er stand auf und ging langsam auf die Tür zu. Seltsam. Er glaubte, einen leichten Geruch von Blut in der Luft wahrzunehmen. Er legte die Hand auf die Türklinke und schob sie ein Stück auf. Der widerliche Geruch von Blut wehte ihm entgegen. Er wollte die Tür ganz aufmachen, aber seine Hand schien auf einmal tonnenschwer zu sein.
 

Was geht hier vor? Sakura?
 

Er ließ die Tür los und sie schwang von selbst auf. Das Schlafzimmer erschien ihm plötzlich riesengroß. Auf dem Holzfußboden in der Mitte kniete jemand. Sakura! Sie blutete stark, eine Blutlache bildete sich auf dem Boden wo sie kniete, obwohl er nicht sehen konnte, woher das Blut kam. Er war starr vor Entsetzen. Hinter ihr stand noch jemand, ein Shinobi, mit einem langen Schwert in der Hand.
 

Sasuke wollte ihr helfen, als der Fremde das Schwert hob, aber seine Beine waren wie festgewachsen. Das Messer zischte durch die Luft und bohrte sich durch Sakuras Körper. Sasuke wollte schreien, aber er konnte nicht. Der Geruch von Blut in der Luft erstickte ihn beinah und dann sah er die leuchtenden Augen des Mörders in der Dunkelheit. Itachi...? Nein, das... das kann nicht sein... du bist doch tot!
 

„Nein, Sasuke. Ich bin nicht Itachi. Ich bin....“ Er griff sich ins Gesicht und zog sich die Haut ab wie eine bloße Maske. Und darunter kam ein anderes Gesicht zum Vorschein, jung und ihm wohl bekannt. Sasuke riss die Augen auf, als er im Begriff war zu erkennen, wer Sakura getötet hatte...
 

Mit einem Schrei riss Sasuke die Augen auf und setzte sich ruckartig auf. Desorientiert sah er sich um, bis er begriff, dass er nur geträumt hatte. Das hier war die Wirklichkeit. Er saß noch immer auf der Fensterbank, allein. Er atmete ein paar mal tief ein und aus und erlaubte es sich dann, sich zu entspannen. Es war nur ein Traum gewesen. Aber er wusste nur zu genau, wie schnell so ein Alptraum Wirklichkeit werden konnte.
 

Der Gedanke, sie zu verlieren, schmerzte. Und er erkannte mit Entsetzen, dass er etwas gefunden hatte, das er nicht verlieren wollte. Eine Person, die ihm wichtig war. Er bekam Angst. Angst davor, sich auf sie einzulassen. Er würde sie verlieren, so oder so. Noch ein gebrochenes Herz würde er nicht überleben. Schon zweimal war er nahe daran gewesen, den Verstand zu verlieren und mit dieser Welt abzuschließen. Wenn er es zuließ, dass er Gefühle für sie entwickelte, würde alles in einer Katastrophe enden.
 

Ich kann, nein ich DARF mich nicht in sie verlieben.
 

Er stand auf und warf einen kurzen Blick ins Schlafzimmer. Sie war schon eingeschlafen. Er schlich sich in das Zimmer und packte rasch ein paar Sachen zusammen. Als sein Rucksack gepackt war, kam er zu ihr ans Bett. Sie schlief tief und fest. Zum Glück. Wahrscheinlich hätte er es nicht über sich gebracht, sie zu verlassen, wenn sie wach gewesen wäre und ihn gebeten hätte zu bleiben. Er streichelte über ihre Stirn, wegen der sie früher solche Komplexe gehabt hatte, und küsste sie vorsichtig. „Pass auf dich auf, Sakura. Ich hoffe, wenn ich zurückkomme, hast du jemanden gefunden, der dich glücklich macht.“
 

Nachdem er sie ein letztes mal angesehen und sich ihre Züge eingeprägt hatte, verließ er lautlos die Wohnung. Draußen vor dem mehrstöckigen Haus schaute er noch mal nach oben, dahin, wo die Fenster seiner Wohnung lagen. Er fasste sich an die Brust, krallte sich dort in sein Hemd. Auch wenn er nicht genau wusste, warum, es tat schrecklich weh, sie zu verlassen.
 

Bedauernd drehte er sich um und setzte sich in Bewegung. Er hatte auf einmal das Gefühl, beobachtet zu werden. Unauffällig sah er sich um, konnte aber zuerst niemanden entdecken. Bis in einer Rauchwolke jemand vor ihm auftauchte und ihn fragte: „Wo willst du hin?“
 

Sasuke verzog das Gesicht. „Dobe. Was machst du denn hier?“
 

Ein Grinsen huschte über das Gesicht seines Gegenüber als der antwortete: „Ich war drüben beim Ichiraku und habe was gegessen. Ich muss bald wieder los, deshalb hat Iruka mich noch mal auf eine Schüssel Ramen eingeladen.“
 

„So spät nachts?“
 

Er zuckte die Schultern. „Wir haben uns verquatscht.“ Sein Gesicht wurde ernst, als sein Blick auf Sasukes Rucksack fiel. „Und wieso bist du noch so spät unterwegs? Ich seh an deinem Gesicht, dass du nichts Gutes vorhast.“
 

„Ich werde das Dorf für eine Weile verlassen“, entgegnete Sasuke kühl. „Eigentlich wollte ich Tsunade gerade informieren, aber es passt mir gut dass du hier bist. Dann kannst du ihr ja ausrichten, dass ich gehe. Sag ihr, ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme. Ich möchte trainieren.“
 

„Und wohin gehst du?“
 

„Ich schätze, ich werde erstmal nach Amegakure gehen. Ich habe gehört, dein früherer Lehrmeister Jiraiya hält sich da auf und vertreibt sich die Zeit mit dem Schreiben von Schundheftchen“, gab Sasuke zurück.
 

Naruto kicherte. „Das ist typisch für ihn. Du wirst allerdings Schwierigkeiten kriegen, wenn du mit ihm trainieren willst. Er unterrichtet nicht gerne.“ Er machte ein verschwörerisches Gesicht und sagte: „Ich hab einen Tipp für dich. Wenn nichts funktioniert, dann versuch mein Sexy no Jutsu... das klappt auf jeden Fall.“
 

Sasuke verdrehte die Augen. „Ich ahne Schlimmes...“
 

„Was sagt Sakura eigentlich dazu, dass du so lange weg bleiben willst? Wird sie dich nicht vermissen?“
 

Sofort verdüsterte sich seine Stimmung. „Sie weiß es nicht. Ich bin einfach gegangen, sie schläft noch.“
 

„Warum tust du so was?“, fragte Naruto wütend. „Hat sie nicht schon genug gelitten?“
 

„Genau deshalb verlasse ich das Dorf. Es war nicht richtig, was ich getan habe. Ich hätte sie nicht heiraten dürfen.“ Er legte seinem alten Freund die Hand auf die Schulter. „Naruto... kümmere dich um sie.“
 

Er setzte sich in Bewegung und Naruto rief ihm hinterher: „Sasuke! Warte! Du kannst sie doch nicht einfach allein lassen! Was bist du für ein herzloser Mensch?“
 

Sasuke drehte den Kopf. „Das ist deine Chance, Naruto. Versuch doch, sie mir wegzunehmen...“ Er hob die Hand zum Abschied und sagte noch: „Wir sehen uns wieder, Dobe. Dann möchte ich endlich wissen, wer von uns beiden der Stärkere ist. Ich schulde dir noch was für die Narbe an meinem Arm...“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und setzte seinen Weg fort. Zu seiner Überraschung hielt Naruto ihn nicht auf.
 

...tbc...
 

***
 

Jaja... Da könnte alles gut werden und dann haut er ab. Irgendwie war ich der Meinung dass, wenn Sasukes großes Problem mal einigermaßen behoben ist, die Bindungsängste, Traumata, etc. mal zum Vorschein kommen... Ich bin fies, oder? ^^

Gefahr im Verzug

Zum ersten Mal seit Wochen wachte Sakura allein auf. Obwohl Sasuke sie auch im Schlaf nicht an sich ran ließ, spürte sie doch beim aufwachen den Unterschied, und ihre Vermutung bestätigte sich, als sie die Augen öffnete. Sasukes Seite des Bettes war leer. Sie hatte ein ungutes Gefühl, noch wusste sie aber nicht, woher es kam. Sie stand auf und zog sich rasch an, stellte fest dass er auch nicht im Bad war.
 

Verunsichert suchte sie die Wohnung nach ihm ab, aber er war nirgends zu finden. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Wahrscheinlich war er trainieren gegangen oder Tsunade um einen neuen Auftrag bitten oder so was. Er würde schon zurückkommen. Unruhig machte sie sich Frühstück und gerade als sie sich hingesetzt hatte, klopfte es an der Tür. Es konnte nicht Sasuke sein, er klopfte nie. „Die Tür ist offen“, rief sie.
 

Der unerwartete Besucher war Naruto. „Morgen, Sakura-chan“, sagte er und versuchte, fröhlich zu klingen. Aber man sah ihm deutlich an, dass ihn etwas bedrückte.
 

„Was machst du denn so früh hier?“, fragte sie und stand auf.
 

„Sakura... ich habe gestern Nacht Sasuke getroffen und er hat mich gebeten dir was auszurichten...“ Er zögerte, aber sie wusste schon, was er sagen würde.
 

„Er ist weg, nicht wahr?“, fragte sie traurig.
 

Trotzdem hoffte sie noch, dass sie sich irrte. Bis Naruto nickte. „Er sagte, er wollte trainieren. Er hat das Dorf verlassen und wollte nicht sagen, wann er zurückkommt.“
 

„Es ist meinetwegen, oder?“
 

„Ich denke schon“, antwortete der blonde junge Mann bedrückt. „Er klang besorgt um dich. Er meinte, es wäre besser für dich wenn er das Dorf verlässt und ich soll mich um dich kümmern.“
 

Sie kämpfte mit den Tränen. „Wie kann er mir das antun? Ich dachte wirklich, es hätte sich was geändert. Dieser gefühlskalte Mistkerl.“ Sie wischte sich über das Gesicht und versuchte, nicht zu weinen. „Weißt du vielleicht, was Tsunade zu seinem Vorhaben gesagt hat?“
 

„Er hat mich gebeten, es ihr zu sagen. Ich wollte heute gleich zu ihr gehen“, antwortete Naruto.
 

„Dann komme ich mit“, murmelte sie. „Am besten wir gehen sofort.“
 


 

Tsunade war alles andere als begeistert. „Er hat WAS?“, rief sie aufgebracht. „Dieser Kerl macht mir wirklich nur Schwierigkeiten!“ Sie atmete tief durch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ausgerechnet jetzt...“
 

Misstrauisch runzelte Sakura die Stirn. „Was meinst du mit ‚ausgerechnet jetzt’?“
 

„Es gab einen Grund warum ich ihn quasi zwangsbeurlaubt habe. Wir haben erfahren, dass Orochimaru hat ungewöhnlich viele Ninja rekrutiert. Ich habe so das Gefühl, er plant irgendwas. Deswegen wollte ich Sasuke eine zeitlang aus der Schusslinie halten und ihn hier im Dorf in Sicherheit wissen. Zumindest bis unsere Informanten wissen, was Orochimaru vorhat.“
 

„Denkst du, er hat es wieder auf Sasuke abgesehen?“
 

„Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Es ist zumindest möglich. Es muss ihm ein Dorn im Auge sein, dass Sasuke seinen Antrieb, stärker zu werden nach Itachis Tod verloren hat. Orochimaru war besonders an Sasuke interessiert und darum glaube ich nicht, dass er einfach aufgibt. Ich habe schon lange befürchtet, dass er wieder auftauchen könnte. Wenn er wirklich hinter Sasuke her ist, dann wird er ihn diesmal mit Gewalt mitnehmen, da Sasuke nicht länger aus eigenem Antrieb nach Macht strebt.“
 

Sakura wurde blass. „Das heißt, wenn Sasuke irgendwo ganz allein unterwegs ist, noch dazu so nahe an Otogakure, ist er praktisch auf dem Präsentierteller für Orochimaru.“
 

„Genau“, bestätigte sie. „Wenn Jiraiya ihn trainiert habe ich weniger Bedenken, aber Sasuke muss ihn erstmal finden.“ Sie schüttelte den Kopf und dachte kurz nach. „Nein, auch wenn ich nicht sicher bin, ich kann es nicht riskieren Sasuke an Orochimaru zu verlieren. Ich werde ein Team losschicken um nach ihm zu suchen und ihn – wenn nötig auch gegen seinen Willen – zum Dorf zurückbringen lassen.“ Sie warf Naruto einen Blick zu. „Das ist eine Klasse A Mission, denn es könnte im schlimmsten Fall sein, dass ihr auf Orochimaru selbst trefft.“
 

Naruto nickte entschlossen. „Kein Problem. Ich werde ein Team zusammenstellen und wir brechen so bald wie möglich auf.“
 

„Ich will mit euch kommen“, sagte Sakura und erntete dafür überraschte Blicke. „Das ist mein Ernst. Ich weiß, dass ich immer noch ein Chuunin bin, aber Sasuke ist mein Mann. Ich hab ihn einmal fast verloren, ich möchte dabei sein, wenn ihr ihn zurückholt.“
 

„Sakura...“, fing Tsunade an. „Du unterschätzt die Gefahr. Wenn ihr tatsächlich...“
 

„Das ist mir egal!“, fiel Sakura ihr ins Wort. „Wenn ich kein Mitglied des Teams sein kann, werde ich alleine losgehen und ihn suchen.“
 

„Wie ich sehe lässt du nicht mit dir reden... du bist schon genauso stur wie dein Mann“, seufzte die Hokage. „Na schön, Sakura. Geh mit, aber halt dich aus Streitigkeiten möglichst raus. Vielleicht bist du dir dessen nicht bewusst, aber du bist es zur Zeit, die Sasuke davon abhält, Orochimarus Angebot anzunehmen.“
 

Naruto schien weniger Bedenken zu haben. „In Ordnung, Sakura. Wir treffen uns heute Mittag am Dorfeingang, in Ordnung? Ich mache mich mal auf den Weg und suche mir ein Team.“ Er nickte Tsunade noch kurz zu und stürmte dann aus dem Raum. Sakura blieb unschlüssig stehen.
 

„Ist noch was?“, fragte Tsunade. „Du wirkst bedrückt... gibt es etwas, von dem ich nichts weiß?“
 

„Ich... ich weiß nicht, ob es eine Bedeutung hat, aber...“ Sakura nestelte an ihrem Hemdsärmel. „Seitdem Sasuke zurückgekommen ist... Ich glaube, er ist krank. Er hatte ab und zu Fieber, wenn auch nicht sehr hohes und es ging schnell wieder weg. Ich weiß nicht, wie oft, weil er es mir ja nie gesagt hat, aber ich habe es trotzdem gemerkt. Was hat das zu bedeuten, Tsunade-sama?“
 

„Ah, sowas hatte ich mir schon gedacht. Ich habe den Fluch in ihm eingeschlossen, und ich habe schon vermutet, dass es zu Nebenwirkungen kommen würde. Die negative Energie des Fluches wehrt sich gegen den Bannspruch und versucht, wieder hervorzukommen.“ Tsunade lächelte. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Er wird noch eine Weile mit diesem Fieber zu kämpfen haben, aber er schafft das schon und – mal vorausgesetzt, dass er Orochimaru nicht begegnet – dann hat er es überstanden und ist den Fluch los. Es kann sein, dass er am Ende ziemlich heftig krank wird, aber das ist nur ein Zeichen dafür, dass der Bannspruch gewirkt hat.“
 

„Danke, ich bin sehr froh das zu hören...“
 

„Geh jetzt lieber und mach dich fertig, wie ich Naruto kenne wird er nicht lange brauchen um ein Team zusammenzustellen.“
 


 

Einen halben Tag später hatte Naruto sein Team zusammengestellt. Es waren nicht sehr viele fähige Shinobi im Dorf gewesen und im Endeffekt hatte sich folgendes Team zusammengefunden: Naruto, Sakura, Neji, Shino und Shikamaru. Im Grunde waren Sakura und Shino mehr zur zahlenmäßigen Verstärkung dabei, die Hauptlast dieser Aufgabe lag auf Neji, Shikamaru und natürlich auf dem Anführer Naruto. Sollte es darauf ankommen, würden höchstens Neji und Naruto in der Lage sein, mit Sasuke mitzuhalten und ihn – wie Tsunade es gesagt hatte – gewaltsam nach Hause bringen.
 

Sakura ahnte schon, dass dies eine ereignisreiche Mission werden würde.
 

...tbc...

Komm zurück

Die Reise nach Amegakure dauerte für einen Shinobi mit mittlerem Tempo in etwa 3 Tage. Sasuke war natürlich schneller als das, aber da das fünfköpfige Team sich wesentlich schneller vorwärts bewegte, weil sie ihn einholen wollten und sich auch in der Nacht keine Pause gönnten, holten sie ihn am Nachmittag des nächsten Tages ein.
 

Er war allein. Als sie von oben aus den Bäumen sprangen, stand er auf dem Weg, weil er sie bemerkt hatte. Als die fünf sich im Kreis um ihn herum aufstellten, wirkte er doch überrascht. Naruto stand vor ihm und ihn sprach er an. „So ein Aufgebot hätte ich nicht erwartet“, sagte er betont cool. „Hab ich was verpasst oder warum taucht ihr hier zu fünft auf?“
 

„Du hast dir einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, Sasuke“, antwortete Naruto. „Tsunade hat uns geschickt um dich zurückzuholen. Offensichtlich besteht die Gefahr, dass du auf Orochimaru triffst.“
 

Er verzog das Gesicht. „Wie kommt sie darauf? Nur weil es Sound-nin waren, die unser Team vor ein paar Wochen angegriffen haben...“
 

„So oder so, wir haben den Befehl, dich mitzunehmen!“, fiel Neji ihm ins Wort. „Also kommst du freiwillig mit, oder sollen wir dich zwingen?“
 

Sasuke drehte den Kopf, um Neji direkt anzusehen. „Mich zwingen? Hast du eine Ahnung, mit wem du dich anlegst, Hyuga?“ Seine Sharingan Augen durchbohrten sein Gegenüber geradezu. Es war eine sehr wirkungsvolle Drohgebärde. Neji griff kampfbereit nach seinem Kunai.
 

„Hört damit auf, alle beide!“, schrie Sakura dazwischen. Sasuke drehte sich zu ihr um und schien erst jetzt zu merken, dass sie auch da war. „Sasuke, wir wollen dich nur schützen! Bitte komm zurück nach Hause!“
 

„Warum bist du hier?“, fragte er düster. Seine Augen waren noch immer Sharingan. Sie fürchtete diesen finsteren Blick.
 

„Bitte, Sasuke-kun. Orochimaru ist hinter dir her, du darfst nicht allein weitergehen!“
 

„Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten“, zischte er und drehte sich um. Er schaute Naruto direkt in die Augen. „Ich werde jetzt weitergehen. Ich warne euch, wenn ihr mir in die Quere kommt, kriegt ihr richtig Ärger.“
 

Er setzte sich in Bewegung, aber als er auf gleicher Höhe mit Naruto war, stürzte sich dieser auf ihn um ihn festzuhalten. Die anderen, Sakura mal ausgenommen, griffen ebenfalls ein und versuchten, Sasuke festzuhalten, der sich mit Händen und Füßen wehrte. Shikamaru zog grinsend einen Strick aus seinem Rucksack und nach einem kurzen Handgemenge gelang es den vier jungen Männern, Sasuke notdürftig zu fesseln.
 

„Ha!“, schrie Naruto, laut wie immer. „Du hättest dich eben nicht mit uns anlegen dürfen!“
 

„Du mieser kleiner Bastard!“, knurrte Sasuke, machte aber keine Anstalten, sich irgendwie zu befreien oder loszureißen. „Das wirst du mir büßen.“
 

Naruto grinste triumphierend. „Du solltest mich eben nicht unterschätzen. Du kommst mit zurück, ob du willst oder nicht.“
 

Sasuke verzog das Gesicht, nickte aber. Mit Sasuke in der Mitte, damit er nicht weglaufen konnte, zog die Gruppe wieder los. Sakura hatte ein ungutes Gefühl. Es passte so gar nicht zu Sasuke, sich so einfach zu ergeben, außerdem dürften ein paar Stricke kein Hindernis für ihn sein. Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Konnte es sein...?
 

Sasuke fing ihren misstrauischen Blick auf. Das Grinsen auf seinem Gesicht verhieß nichts Gutes. Sie wollte gerade etwas sagen, da murmelte er: „Vollidioten.“ Dann löste er sich in einer Rauchwolke auf und die Stricke fielen auf den Boden.
 

„Was zum..?“ Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte sie sicher laut gelacht über den unbezahlbaren Ausdruck auf Narutos Gesicht. Er schaute sich hektisch um. „War das Kawarimi??“
 

„Nein“, seufzte Neji. „Was wir da gefesselt haben war bereits ein Schattendoppelgänger. Verdammt! Ich hätte besser aufpassen sollen! Er kann nicht weit sein, ab einem gewissen Abstand verschwinden die Doppelgänger automatisch.“
 

„Wir müssen hinterher! Das wird er mir büßen!“, rief Naruto und wollte losstürzen.
 

Aber Sakura hielt ihn zurück. „Wartet! Bitte, lasst mich zuerst mit ihm sprechen! Ihr habt ja gesehen, dass er es euch nicht leicht machen wird. Ich möchte zuerst mit ihm reden, vielleicht kann ich ihn dazu bewegen, freiwillig zurückzukommen.“
 

Neji sah nicht begeistert aus und auch Naruto dachte kurz nach. Dann aber nickte er und sagte: „Okay. Wir warten zehn Minuten, wenn ihr bis dahin nicht zurück seid, greifen wir ein. Und diesmal schnappen wir ihn.“
 

„Danke dir, Naruto“, sagte sie eilig und lief dann weiter den Weg entlang, so schnell sie konnte. Sie wusste natürlich, dass Sasuke sich verstecken würde, aber allein hatte sie die Chance, ihn zu finden und vielleicht auch dazu zu überreden, mit ihr zurück zu kommen. Sie merkte nicht, wie kurz nachdem sie gegangen war sich ein halbes Dutzend Sound-nin ihren vier Verbündeten näherten.
 

Als sie zurück zu der Stelle kam, wo sie Sasuke angetroffen hatten, war er natürlich nicht mehr da. Sie schaute sich um, aber er war nirgends zu sehen. Am Himmel donnerte es und ein Blick genügte um zu sehen, dass das Wetter schlecht werden würde. Wie um ihre Vermutung zu bestätigen landete ein Regentropfen direkt auf ihrem Kopf. Na bestens. Sogar die Natur hatte sich gegen sie verschworen. Sie rannte los und folgte weiter dem Weg.
 

Nachdem sie etwa zwei Minuten lang gelaufen war, tauchte jemand aus den Schatten der Bäume auf und versperrte ihr den Weg. Sasuke stand mit finsterem Blick vor ihr. „Wo hast du die anderen gelassen? Denken sie vielleicht, du könntest mich umstimmen?“
 

„Ich wollte allein mit dir reden“, gab sie zu.
 

Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Spar dir die Mühe. Ich komme nicht nach Konoha zurück. Geh nach Hause und lass mich endlich in Frieden.“
 

„Warum hast du Konoha verlassen?“
 

„Es war mir einfach zu langweilig! Tsunade wollte mir ja keine Aufträge geben und ich wollte nicht länger die heile Familie mit dir spielen.“ Es fing an richtig zu regnen. Der Himmel war düster, und der Regen durchnässte sie beide langsam, aber keiner von ihnen nahm davon wirklich Notiz.
 

„Was ist mit Orochimaru? Offenbar ist er hinter dir her! Du kannst doch nicht riskieren, von ihm überrascht zu werden.“
 

Er zuckte die Schultern. „Selbst wenn, er kann seine Arme nicht mehr benutzen und hat damit all seine Jutsus verloren. So kommt er gegen mich nicht an. Und freiwillig komme ich nicht mit ihm, immerhin habe ich Itachi getötet. Die Macht die er mir anbietet brauche ich nicht mehr.“
 

„Nimmst du das ganze nicht etwas zu leicht?“ Egal was sie sagte, nichts schien ihn beeindrucken zu können. „Und wenn es nicht wegen Orochimaru ist, dann tu es für mich. Ich will dich bei mir haben, Sasuke-kun! Bitte!“
 

Sein Blick wurde noch kälter als er ohnehin schon war und er knurrte: „Lass mich in Ruhe! Ich komme nicht zurück und es ist meine Sache, was ich tue. Also verschwinde endlich!“ Er drehte sich um und machte einen Schritt weg von ihr.
 

„Sasuke! Hör mir zu!“, schrie sie. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr auch das noch antun musste. Sie hatte endgültig genug. Es war zu viel, dieses ewige hin und her. Immer wenn sie glaubte, ihn endlich für sich gewonnen zu haben, stieß er sie wieder weg. „Ich habe nie irgendwas von dir verlangt, Sasuke. Aber wenn du jetzt gehst, ist es vorbei. Dann wirst du mich nie wieder sehen“, sagte sie. Und es war ihr voller Ernst. Auch wenn es wehtat, wenn er sich jetzt wieder von ihr abwandte, dann war es ein für alle mal vorbei.
 

Er blieb wie angewurzelt stehen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und man konnte förmlich sehen wie sein Stolz gegen seine Gefühle kämpfte. „Sakura, ich... ich...“ Wenigstens schüttelte er ihre Worte nicht einfach ab und ging. Sie nahm das als Zeichen hin, dass sie ihm nicht so egal war wie er vorgab.
 

Sie rannte zu ihm und schlang die Arme um ihn. „Komm mit mir nach Hause! Das ist mein einziger Wunsch.“ Er zögerte. Sie drückte sich fester an ihn, hielt ihn so fest als ginge es um ihr Leben. „Bitte!“
 

Die Stille war bedrückend und die Sekunden, in denen er so eisern schwieg, kamen ihr wie eine kleine Ewigkeit vor. Er würde sie verlassen, sie wusste es. Doch dann überraschte er sie.
 

Seine Hand legte sich auf ihre und er nickte. „Du hast gewonnen... ich komme mit zurück.“
 

Sie stieß einen leisen Schrei der Erleichterung aus und drückte ihn noch mal schnell an sich, bevor sie seine Hand nahm und sagte: „Dann sollten wir zu den anderen zurückkehren.“ Sie warf einen Blick in den Himmel. „Das Wetter hat sich gegen uns verschworen, wie es aussieht. Wir sollten machen, dass wir alle nach Hause kommen.“
 

Dazu sagte er nichts sondern ließ sich von ihr mitschleppen. Aber sie hatte Recht, der schwarze Himmel versprach übles und auch der Wind fegte immer heftiger und auch merklich kälter über sie hinweg. Sie beeilten sich, zu den anderen zurückzukehren, aber als sie am vereinbarten Treffpunkt angelangt waren, bot sich ihnen ein unerwartetes Bild. Überall im Boden und in den Bäumen steckten teilweise blutige Kunais und Wurfsterne, der Regen vermischte sich mit den Blutspuren am Boden und mitten auf dem Weg lag eine Leiche, aber zum Glück keiner ihrer Freunde. Die waren wie vom Erdboden verschwunden. „Was war hier los?“, keuchte Sakura entsetzt. „Wo sind die anderen?“
 

Sasuke schrie auf und fasste sich an die linke Schulter. Mit Entsetzen erkannte Sakura die Stelle, auf der seine Hand lag. Und er bestätigte ihre Angst mit einem Wort: „Sound-nin.“ Er aktivierte die Sharingan und sah sich um. „Es scheint niemand in der Nähe zu sein... aber weit können sie noch nicht sein. Wir müssen Naruto und den anderen helfen.“ Bevor er sich vom Fleck rühren konnte, schrie er auf weil die alte Narbe schmerzte.
 

„Nein, Orochimaru ist vor allem hinter dir her!“, rief Sakura. „Du musst weg von hier, und wenn die Narbe wieder wehtut, kannst du ihnen sowieso nicht helfen! Du bist selbst in Gefahr, es muss so sein dass Orochimaru in der Nähe ist! Wir können nicht riskieren, dass das Siegel aufbricht und der Fluch erneut ausbricht!“
 

Er hätte gerne widersprochen aber sie hatte Recht. Er wollte seine Kameraden um keinen Preis im Stich lassen, aber wenn der Fluch wirklich erneut hervortrat, dann war Sakura in seiner Nähe in Gefahr und das wollte er nicht. Deswegen protestierte er nicht als sie ihn an der Hand nahm und einfach losrannte. Sie schlug einen kleinen Waldweg in irgendeine Richtung ein und beide liefen einfach. Der Regen machte es nicht eben leichter, und die Narbe auf seiner Schulter jagte brennenden Schmerz durch seinen Körper, aber er hielt sich aufrecht.
 


 

Versteckt in den Baumkronen standen zwei Männer und beobachteten, wie das Mädchen Sasuke an der Hand nahm und mit ihm losrannte. Der eine von ihnen, Orochimaru, fragte interessiert: „Dieses Mädchen hat eine gewisse Macht über Sasuke-kun. Sie kommt mir bekannt vor... war sie nicht mit dabei als ich ihm den Fluch geschenkt habe? Wer ist sie?“
 

Kabuto erwiderte: „Haruno Sakura. Sie ist eine unbedeutende Shinobi aus Konoha, aber Gerüchten zufolge hat Sasuke sie geheiratet.“
 

„So ist das also... sie muss der Grund sein, dass er sich mir nach wie vor verweigert“, schlussfolgerte der legendäre Ninja nachdenklich.
 

„Ihr müsst bedenken, dass er seinen Bruder getötet hat“, warf Kabuto ein. „Sein Ziel, Rache zu nehmen, existiert nicht mehr, also braucht er auch Eure Macht nicht länger.“
 

„Trotzdem gefällt es mir nicht, dass er jemanden wie sie hat.“ Orochimaru machte ein abfälliges Geräusch. „Ich habe dafür gesorgt, dass Naruto-kun und diese anderen eine Weile beschäftigt sind mit meinen Sound-nin, aber offenbar hat dieses Mädchen den größten Einfluss auf Sasuke-kun.“
 

„Und was habt ihr jetzt vor?“
 

„Ich könnte sie natürlich auch sofort töten, aber das wäre sehr unklug von mir. Ich will schließlich nicht, dass Sasuke-kun mich hasst. Wir lassen ihn für dieses Mal in Ruhe.“ Er schaute in die Richtung, in der die beiden verschwunden waren. „Sakura also, hm? Wenn ihn der Wunsch nach Rache nicht mehr antreibt, müssen wir eben improvisieren. Ich erwarte, dass du dich darum kümmerst, Kabuto. Und sorg dafür, dass du eine deutliche Handschrift hinterlässt. Er soll schließlich jemanden haben, den er dafür verantwortlich machen kann.“
 

„Ja, Orochimaru-sama.“
 


 

Nachdem sie etwa eine Viertelstunde gelaufen waren und Sakura sich sicher war, dass sie nicht verfolgt wurden, blieb sie stehen. „Was ist wohl mit den anderen passiert? Ob sie in Ordnung sind?“, fragte sie besorgt.
 

„Naruto und Hyuga sind stark, die können es mit ein paar Sound-nin durchaus aufnehmen“, erwiderte Sasuke mit belegter Stimme. Er war merkwürdig still gewesen seitdem sie den Schauplatz des Kampfes verlassen hatten. Und er hatte ihre Hand nie losgelassen. Merkwürdig. Sie schaute ihn an und merkte, dass seine freie Hand immer noch auf seiner Schulter lag.
 

„Sasuke...? Ist alles in Ordnung?“, rief sie.
 

Er schaute sie aus trüben Augen an. „Sakura... es geht mir... bestens...“ Und dann sackte er langsam in sich zusammen und fiel in ihre Arme.
 

...tbc...
 

***
 

Das Synonym für "keine fähigen anderen Shinobi im Dorf" lautet übrigens in meinem Wortschatz: "n paar von denen, die ich kenne, weil ich nämlich ganz grauenhaft im Ausdenken von Namen bin" (damals kannte ich nich so viele von den Jounin). Kakashi mitzunehmen wär jedenfalls keine gute Idee gewesen, weil die Konstellation Kakashi-Sasuke nich so prickelnd gewesen wäre und Sasuke sich von dem Typ der seine Frau geküsst hat ganz sicher nicht hätte zurückbringen lassen.
 

Vorm nächsten Kapitel muss ich jetzt schon warnen... wer zuckersüßen Fluff nicht mag, entweder überspringen oder beim Lesen Marilyn Manson hören *gg*

Hitze

Er sah diese leuchtend roten Augen, die tief bis in seine Seele zu blicken schien und seine Knie zitterten. „Sasuke... ich habe es für dich getan... nur für dich...“ Eine klamme Hand legte sich auf seine Wange und dann lief Blut über sein Kinn. „Danke... ich habe gewusst, dass du es sein würdest, der mich... vernichtet...“
 

Abrupt verschwand das Bild und das erste, was Sasuke fühlte, war Hitze. Sie schien seinen ganzen Körper einzuhüllen. Er seufzte leise und öffnete mühsam seine Augen. Was er sah, war die Decke eines fremden Zimmers. Warum war ihm so heiß?
 

Etwas schwirrte vor seinem Blickfeld herum und dann fühlte er angenehme Kühle auf seiner Stirn. Weit entfernt sagte eine Stimme: „Du bist wach, Sasuke-kun!“ Sakura? Er drehte den Kopf. Sanft lächelnd kniete sie bei ihm und tupfte ihm mit einem kühlen Tuch den Schweiß ab. „Du hast Fieber.“
 

„Sa... kura...“, murmelte er und wollte sich aufrichten.
 

Sofort drückte sie ihn wieder zurück. „Nein, bleib liegen. Du brauchst Ruhe.“
 

„Wo... wo sind wir?“, fragte er erschöpft.
 

Sie strich ihm über die Stirn. „Wenn ich das wüsste... Wir waren irgendwo im Wald als du zusammengebrochen bist. Wir sind in einem Lager von Zivilisten, es gibt hier nur ein paar Häuser im Wald. Ich habe es zufällig gefunden und sie haben uns ein Zimmer gegeben. Wir hatten wirklich Glück.“
 

„Wo sind die anderen?“, fragte er besorgt.
 

„Wir wurden getrennt bei dem Angriff, erinnerst du dich?“, erklärte sie. „Ich hoffe, es geht ihnen gut. Ich habe noch nichts von ihnen gehört.“ Sie warf einen Blick aus dem Fenster. „Wo auch immer wir hier sind, wir können hier wohl nicht mit Rettung rechnen. Aber auch nicht mit Angriffen.“
 

„Gut“, murmelte er und fasste sich an die heiße Stirn. Es fühlte sich an, als würde er von innen heraus verbrennen. „Wir sollten so bald wie möglich weg von hier. Ich glaube nicht, dass die Sound-nin noch mal angreifen, aber man kann nie wissen, was Orochimaru tatsächlich vorhat.“ Er versuchte, einen Blick nach draußen zu erhaschen. „Wie schlimm sieht es draußen aus?“
 

„Es stürmt und regnet. Und du hast hohes Fieber, so können wir auf keinen Fall los. Du würdest dir den Tod holen.“
 

„Scheiße...“, murmelte er. „Dann machen wir uns auf den Weg, sobald es nicht mehr so schlimm aussieht.“
 

„Und wenn es dir besser geht“, fügte sie hinzu. „Ruh dich aus, Sasuke. Schlaf einfach, ich passe schon auf.“
 

Ihr sorgenvoller Blick machte ihn nachdenklich. Vielleicht war es das Fieber, aber er tastete nach ihrer Hand und fragte: „Warum tust du das? Ich wollte dich verlassen...“
 

„Ich bin deine Frau und mache mir Sorgen um dich.“ Sie drückte seine Hand und er beschloss, ihrem Rat zu folgen und noch etwas zu schlafen. Je schneller er dieses Fieber losbrachte, desto schneller konnte er sie nach Hause zurückbringen.
 

Sasuke schloss die Augen und versuchte, sich trotz der unerträglichen Hitze zu entspannen. Als er schon beinah eingeschlafen war, hörte er ein Geräusch und dann spürte er, wie Sakura sich über ihn beugte und ihn sanft küsste. Ein wenig überrascht öffnete er die Augen, aber sie merkte nicht, dass er noch wach war. Warum eigentlich nicht...?, dachte er bei sich. Selbst nach der langen Zeit hatte er sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnt, dass sie jetzt seine Frau war.
 


 

Immer wieder schrak Sakura hoch. Sie durfte nicht einschlafen, sie musste Wache halten. Sie wusste nicht, wie lange es her war, seit Sasuke das letzte Mal aufgewacht war. Er hatte mindestens den halben Tag durchgeschlafen. Ein Blick aus dem Fenster bewies ihr, dass es auf den Abend zuging. Bald würde es dunkel werden. Und draußen stürmte und regnete es immer noch. Und es wurde kalt. Sie hatte Sasuke in alle warmen Decken gepackt die sie in dem Lager aufgetrieben hatte. Sie dankte dem Himmel dafür, dass sie diesen Ort gefunden hatte. Die wenigen Männer und Frauen, die hier lebten, waren sehr freundlich zu ihr gewesen und hatten ihr geholfen, ihn in das freie Zimmer zu schaffen. Sie hatten ihr auf etwas zu Essen angeboten, aber sie hatte keinen Hunger. Für Sasuke stand allerdings etwas Kaltes bereit, falls er Hunger bekommen sollte. Für den Rest der Nacht hatte sie die Leute gebeten, sie mit ihm alleine zu lassen.
 

Sie rutschte rüber zu Sasuke, der nun am ganzen Körper zitterte. Sie nahm das Tuch von seiner Stirn und fühlte seine Temperatur. Er war immer noch fiebrig. Aber jetzt schien er zu frieren, er zitterte am ganzen Leib. „Sasuke-kun...“, flüsterte sie besorgt. Sie wusste ja, was Tsunade über das Fieber gesagt hatte. Aber sie waren Orochimaru vermutlich sehr nahe gewesen, vielleicht war der Fluch wieder stärker geworden. Aber es gab keinen Arzt in dem Lager. Sie musste wohl oder übel warten, in seinem Zustand würde sie Sasuke jedenfalls nicht durch den Regen jagen.
 

Sie zog die Decke enger um ihre Schultern. Ihr war kalt, und ihm auch. Sie war sich sicher, dass sie beide niemand angreifen würde. Sie hatte sich vorher bis auf die Unterwäsche ausgezogen weil ihre Kleidung im Regen nass geworden war, und die Decke um sich gewickelt. Jetzt legte sie sie weg und kletterte rasch zu ihm unter die Decke. Er stöhnte leise im Schlaf, erwachte aber nicht, als sie die Arme um ihn schlang und versuchte, etwas Schlaf zu finden.
 


 

Sakura schrak aus ihrem unruhigen Schlaf hoch, als sie eine ungewohnte Berührung in ihrem Gesicht spürte. Als sie die Augen aufriss, starrte sie direkt in ein Paar schwarzer Augen, die sie durchdringend ansahen. Im ersten Augenblick erschrak sie. Sie war nie so neben Sasuke aufgewacht. Dann fiel ihr wieder ein, was passiert war und wo sie waren.
 

Sie versuchte, die Hand zu heben um seine Stirn zu fühlen, aber sie lag so dicht an ihm, dass sie sich kaum bewegen konnte. Es war ungewöhnlich, dass er keine Anstalten machte, von ihr weg zu rücken. Eines hatte sie gemerkt – Sasuke hasste zu viel Nähe. Und man sah es an seinen Augen, dass es ihm besser ging. Das Fieber konnte es nicht sein. „Sasuke, wie fühlst du dich?“, fragte sie vorsichtig.
 

„Besser“, sagte er heiser. Sein Körper fühlte sich nicht mehr so fiebrig an wie vorher, aber immer noch etwas erhitzt. „Und trotzdem fühle ich mich... seltsam...“ Sakura konnte ihm nicht antworten. So nah bei ihm zu sein, ihm in die Augen zu sehen, fühlte sich plötzlich so anders an. Es war sehr viel passiert in der letzten Zeit und sie hatten sich beide verändert.
 

„Ich bin wirklich froh, dass es dir b-“ Weiter kam sie nicht denn abrupt rückte er vor und küsste sie. Sakura war davon so verblüfft, dass sie erstmal nur die Augen aufriss. „Sasuke-kun...“, flüsterte sie überrascht, als er den Kuss fast widerwillig beendete.
 

Er drückte seine Stirn gegen ihre und sagte leise: „Ich bin sehr froh, Sakura... dass du mich aufgehalten hast. Ich habe gelogen, als ich behauptet habe, ich wäre wegen der Langeweile gegangen. Eigentlich hatte ich nur Angst. Um ehrlich zu sein... ich... ich möchte bei dir bleiben.“
 

Sie lächelte glücklich. So etwas Schönes hatte er noch nie zu ihr gesagt. Sie befreite einen ihrer Arme und legte ihn locker um seine Taille.
 

Er stemmte sich auf den Ellbogen und stützte sich mit der anderen Hand neben ihrem Kopf ab, sodass er halb über ihr lag. Und küsste sie wieder. Mit so viel Gefühl. Seine Lippen strichen über ihre und bereitwillig öffnete sie ihren Mund. Er hatte die Augen geschlossen. Sakuras Herz pochte so heftig, dass sie glaubte, er müsste spüren, wie es gegen seine nackte Brust klopfte. Seine Hände streichelten über ihren Hals und seine langen Stirnfransen kitzelten auf ihrem Gesicht. So musste es sich anfühlen, wirklich geliebt zu werden. Und auch wenn er das vielleicht nur aus Schuldgefühlen tat, so konnte sie doch nicht anders als sich ihrem eigenen Traum hinzugeben. Dem Traum, dass Sasuke ihre Gefühle eines Tages doch erwidern könnte.
 

In dieser stürmischen Nacht war es so, wie es beim ersten Mal hätte sein sollen. Seine Hände suchten ihre und er schaute ihr tief in die Augen, hielt sie mit seinem Blick fest. Sie hatten schon sehr oft miteinander geschlafen und doch war es heute für sie beide beinahe wie das erste Mal.
 


 

Die ersten, schwachen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht weckten Sakura am nächsten Morgen. Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt, gleichzeitig aber auch sehr glücklich. Vielleicht so glücklich wie nie zuvor. Sie spürte seinen warmen Atem, der ihren Hals kitzelte. Sie versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, als sie ihn ansah, um ihn nicht zu wecken. Er sah wirklich erschöpft aus. Sie hatten sich beide gestern Nacht sehr verausgabt.
 

Sasuke war ganz anders als sonst gewesen. Zärtlich und liebevoll, aber auch leidenschaftlich. Irgendwie hatte er es geschafft, sie glauben zu lassen, er würde nicht nur mit ihr schlafen um einen Erben zu zeugen.
 

Sie strich sich über die Stirn und konnte einen leisen Laut der Freude nicht unterdrücken. Es war ein perfekter Morgen nach einer stürmischen Nacht. Erst dann kam sie darauf, dass der Sturm vorbeigezogen war. Draußen schien sogar schwach die Sonne. „Die Sonne scheint!“, rief sie erfreut.
 

Sein gleichmäßiger Atem stockte und er blinzelte müde. „Uh? Was?“ Nur sehr langsam wurde er wach.
 

Sie lachte leise. „Dir geht es besser und es regnet auch nicht mehr, wir können wieder nach Hause!“
 

„Ah...“, machte er, immer noch etwas verwirrt. Sie spürte etwas in ihrem Bauch. Ein lang entbehrtes Gefühl. Es waren die berühmten Schmetterlinge im Bauch, dieses prickelnde Gefühl der Verliebtheit, was sie früher gespürt hatte, wenn sie ihn nur angesehen hatte. Es war so schön, dass sie lachen musste. Er schaute sie verwirrt an. „Was ist los?“
 

„Ich bin einfach... glücklich“, antwortete sie lächelnd. „Können wir noch ein paar Minuten einfach so liegen bleiben, bevor wir uns auf den Weg machen?“
 

„Oh... Okay...“, machte er ein bisschen unsicher. Sie schmiegte sich an ihn und streichelte ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie lächelte fröhlich und schloss die Augen um die wohlige Wärme noch ein wenig länger zu genießen.
 

Mit den Fingerspitzen streichelte er ihr Gesicht und sie öffnete die Augen. Seine dunklen Augen schauten sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Sie wollte irgendwas sagen, aber sie konnte nicht. Zum ersten Mal seit Monaten konnte sie unter seiner Maske aus Stolz und Einsamkeit wieder einen verletzbaren Menschen mit Gefühlen erkennen. Seine Fingerkuppen strichen über ihre Wange, bis zu ihren Lippen, wo sie einen Moment lang verharrten. „Es tut mir leid...“, flüsterte er und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund. „Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.“
 

Eine Träne lief ihr über das Gesicht und er wischte sie mit dem Daumen weg. „Du weinst sehr oft in letzter Zeit...“
 

„Aber heute weine ich weil ich glücklich bin“, antwortete sie. „Ich wünschte, du könntest immer so sein. Wenn du mich so ansiehst, ist es fast so, als wären wir ein richtiges Liebespaar.“
 

Sie erwartete einen düsteren Blick, aber stattdessen legte er die Hand unter ihr Kinn und zog ihren Kopf hoch für einen scheuen Kuss. „Wir sollten langsam aufstehen und zusehen, dass wir nach Hause kommen. Ich muss wissen, ob Naruto und die anderen heil zurückgekommen sind.“
 

Sie stimmte ihm zu, obwohl es soo schön war so mit ihm dazuliegen. Sie ließen einander los und zogen sich an, zehn Minuten später verließen sie das Lager und machten sich im Eiltempo auf den Weg nach Konoha.
 

...tbc...
 

***
 

Was soll ich sagen....... findet noch wer, dass das verdächtig nach einem Schnulz-Kitsch-Liebesroman-Szenario aussah? Nichtsdestotrotz, vom Szenario mal abgesehen mag ich das Kapitel wirklich sehr. Süß halt. Fluffig.

Wovor ich mich fürchte

Als sie nach einem Tag und einer Nacht frühmorgens das Dorf erreichten, wurden sie mit großer Erleichterung empfangen. Sie erfuhren als erstes, dass Naruto und sein Team zwar mit einigen Blessuren aber doch größtenteils unversehrt am Vortag zurückgekehrt waren. Sie wurden gleich zu Tsunade geschickt und Sasuke erzählte ihr mit knappen Worten, was vorgefallen war.
 

Sie untersuchte ihn kurz und stellte dann fest: „Sieht so aus, als hättest du die Nachwirkungen des Bannspruchs überstanden. Wie ich gesagt habe, das Fieber war eine natürliche Reaktion darauf, aber es dürfte jetzt vorbei sein. Aber das heißt nicht, dass der Fluch nicht wieder ausbrechen kann. Wenn du Orochimaru begegnest, dann könnte er wieder hervorbrechen. Deswegen gebe ich dir hiermit den Befehl, vorerst das Dorf nicht zu verlassen. Hast du das verstanden, Sasuke-kun?“
 

Er machte zwar ein grimmiges Gesicht, antwortete aber: „Okay.“
 

Sowohl Sakura als auch Tsunade gaben sich mit dieser Antwort zufrieden. Tsunade fügte hinzu: „Wir wissen nicht, was er vorhat. Sicher ist, dass Naruto und sein Team von Sound-Nin angegriffen wurden, aber es ist mir ein Rätsel, warum sie die anderen attackiert und euch in Ruhe gelassen haben. Ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es bei der Sache um dich ging. Wir werden in der nächsten Zeit verstärkt Orochimarus Aktivitäten überwachen und die Sicherheitskräfte im Dorf verstärken. Ihr alle beide solltet in nächster Zeit vorsichtig sein.“
 

Das junge Paar nickte einträchtig und Tsunade scheuchte sie mit einem „Ich hab noch was zu tun, geht nach Hause!“ aus dem Büro. Wahrscheinlich war sie müde und wollte noch etwas schlafen, aber Sakura sparte sich eine Bemerkung.
 

Als sie das Haus verließen, wartete schon jemand auf sie. Naruto grinste breit und sagte: „Ich habe gehört, dass ihr wieder da seid, aber ich wollte mich davon überzeugen, dass es euch auch wirklich gut geht.“ Er hatte nur ein paar Kratzer bei dem Kampf abbekommen.
 

Sasuke schnaubte. „Wir waren nicht diejenigen, die sich von Sound-nin haben überraschen lassen, nicht wahr, Dobe?“
 

Naruto zog eine Grimasse und die beiden starrten sich gegenseitig an. Sakura verdrehte die Augen. „Echt, manche Dinge ändern sich nie. Ihr könnt ja gerne weiter streiten, aber ich lege mich jetzt erstmal hin. Ich bin todmüde!“
 

Sasuke warf ihr einen prüfenden Blick zu und gab schließlich zurück: „Ich habe Hunger, ich werde noch schnell irgendwo was essen, dann komme ich nach.“
 

„Okay, dann bis später“, flötete sie und winkte ihnen beiden zum Abschied.
 

Die beiden jungen Männer schauten ihr hinterher, und als sie weg war, verkündete Naruto: „Weißt du was, Sasuke? Ich lade dich auf eine Portion Ramen ein, wie wär’s?“
 

Er legte den Kopf schief und dachte kurz darüber nach. Eigentlich war es keine so schlechte Idee, Ramen waren schnell zubereitet und das kleine Restaurant war nicht weit weg. Also schob er die Hände in die Hosentaschen und nahm die Einladung an.
 


 

Als die zwei wenig später am Tresen saßen und die warme Nudelsuppe schlürften, nahm Naruto das Gespräch auf. „Warum bist du eigentlich zurückgekommen...?“, fragte er und zeigte mit den Essstäbchen auf Sasuke. „Du hast doch gesagt du wolltest weg, wegen ihr.“
 

„Sie hat mich gebeten, zu bleiben“, antwortete er. „Sie hat gesagt, wenn ich gehe, würde ich sie nie wieder sehen. Meine Füße wollten sich einfach nicht mehr bewegen.“
 

„Du stehst ja ganz schön unter ihrem Pantoffel“, sagte Naruto lapidar.
 

„Spar dir deine blöden Sprüche.“
 

Naruto lachte. „War nur ein Scherz. Ich bin froh, dass du wieder da bist. Sakura war wirklich fertig, als ich ihr gesagt habe, dass du weggegangen bist. Ich verstehe immer noch nicht, wie du ihr das antun konntest.“
 

„Weil du keine Ahnung hast“, erwiderte Sasuke finster. „Ich hab Scheiße gebaut, Naruto. Ich hätte nicht wiederkommen dürfen. Und damit nicht genug, ich habe ihr Hoffnungen gemacht. Als ich Fieber hatte, da hat sie sich um mich gekümmert und ich war irgendwie... dankbar. Nein, das ist nicht das richtige Wort. Ich habe mich hinreißen lassen, Dinge zu ihr zu sagen, die ich...“ Er schüttelte den Kopf. Zu behaupten, dass er all die Dinge nicht wirklich so gemeint hatte, wäre eine glatte Lüge gewesen.
 

Als Naruto begriff, dass er den Satz nicht beenden würde, fragte er: „Wovor hast du eigentlich Angst?“
 

„Wie bitte?“
 

„Du hast mich schon verstanden. Du magst Sakura doch, das merkt selbst ein Blinder. Anfangs hab ich wirklich gedacht, du hasst sie. Aber jetzt schaust du sie irgendwie so an... du hast sie gern, oder? Das ist doch wunderbar! Sie dich auch, und ihr seid verheiratet! Warum sträubst du dich so dagegen? Warum stößt du sie immer wieder weg? Wovor hast du Angst?“
 

Er hatte nicht mehr wirklich die Energie, sich eine gute Lüge auszudenken. Zögernd antwortete er: „Ich habe Angst, dass es wieder passiert.“ Auf Narutos erstaunten Blick hin fuhr er fort: „Ich fürchte mich davor, mich in sie zu verlieben. Davor, dass ihr etwas zustößt und ich nicht da bin, um sie zu beschützen. Oder dass sie mich verlässt, sich irgendwann gegen mich stellt so wie Itachi damals. Ich habe schon einmal alle verloren die ich geliebt habe. Nicht einmal meinem eigenen Bruder konnte ich vertrauen. Ich habe einfach Angst dass es noch mal passiert.“
 

Naruto tippte sich an die Stirn. „Weil du Angst hast, sie zu verlieren, bist du immer so gemein zu ihr? Das macht nicht wirklich viel Sinn. Wenn du sie jetzt wieder zurückweist, verlässt sie dich.“
 

„Ja, und ich kann von ihr loskommen anstatt mich in sie zu verlieben!“, sagte er und schob seine Schüssel weg. Er hatte keinen Appetit mehr. „Ich hab mir geschworen, niemanden mehr an mich heranzulassen. Aber sie hat mich unsicher gemacht.“
 

„Du machst dir zu viele Sorgen, Sasuke. Tu’s einfach. Vielleicht werdet ihr ja doch noch irgendwann das Traumpaar...“
 

Sasuke seufzte. „Ich hätte nicht gedacht, mir mal von dir Ratschläge geben lassen zu müssen. Naja, ich bin satt und müde. Danke für deinen Rat. Ich gehe schlafen, gute Nacht.“ Er hopste vom Hocker und machte sich auf den Weg zurück nach Hause.
 

„Hey! Erstens mal ist es früh morgens!“, schimpfte Naruto hinter ihm her. „Und zweitens, wie kannst du mich mit der Rechnung sitzen lassen?“
 

„Du hast mich eingeladen, schon vergessen?“, rief Sasuke und hob die Hand zum Abschied.
 

Er schleppte sich erschöpft nach Hause. Jetzt war er wirklich fertig, obwohl die Sonne hell schien, fühlte er sich müde wie spät Abends. Er schlüpfte auf dem Weg zum Schlafzimmer aus seinen Sachen und machte sich diesmal nicht die Mühe, sie vom Boden aufzuheben. Am Bett blieb er noch mal kurz stehen. Sakura schlief tief und fest. Sie musste auch sehr erschöpft gewesen sein. Er dachte an das, was Naruto gesagt hatte. Du machst dir zu viele Sorgen.
 

Er zuckte die Schultern. Gähnend kroch er zu ihr unter die Decke und legte zögernd seinen Arm um sie. Sie kuschelte sich im Schlaf an ihn und ihm fielen die Augen zu. Es dauerte nicht lange, bis auch er Schlaf fand und wenigstens für heute von den Träumen verschont wurde.
 


 

Sie waren beide so erschöpft, dass sie den ganzen Tag und auch noch die Nacht hindurch schliefen. Ab und zu stand einer von ihnen auf um etwas zu essen oder ins Bad zu gehen, aber wirklich wach wurde Sasuke erst durch die ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen.
 

Sakura lag halb auf ihm, sie war noch nicht wach. Er überlegte, ob er aufstehen sollte, aber dazu war es fast zu gemütlich im Bett. Außerdem hatte er ja sowieso nichts zu tun. Der Gedanke störte ihn, wenn er nicht arbeiten konnte fühlte er sich nutzlos. Nicht wegen dem Geld, davon hatte er durch sein Erbe ja reichlich, aber weil er es hasste, nichts zu tun.
 

Er streckte seine müden Knochen und dabei erwachte seine Frau. Erst seufzte sie leise, dann blinzelte sie und hob den Kopf, dann murmelte sie irgendwas von „Viel zu früh!“ und ließ den Kopf wieder auf seine Brust sinken.
 

Er wartete geduldig ab, bis sie einigermaßen wach war. Sie gähnte müde und öffnete dann zum zweiten Mal die Augen. Und schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. „Guten Morgen. Wie geht es dir?“, fragte sie ihn.
 

„Ich weiß nicht… gut?“, machte er. Er wusste eigentlich nie genau, wie es ihm gerade ging, über so was machte er sich keine Gedanken. Nur um irgendwie von dieser merkwürdigen Frage abzulenken, fragte er zurück: „Äh... und dir?“
 

„Mmm, sehr gut. Ich bin froh, dass du bei mir bist“, schnurrte sie und rückte ein Stück hoch bis ihr Gesicht über seinem war. Ihr langes Haar kitzelte ihn. „Und was machen wir jetzt schönes?“, fragte sie mit einem verführerischen Lächeln. Er grinste und hob den Kopf ein Stück um sie zu küssen. Sie schob sich rüber bis sie rittlings auf ihm saß. Er konnte wirklich nicht leugnen, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Als er nach dem Fieber mit ihr geschlafen hatte, das war so vollkommen anders gewesen als sonst, dass er es immer noch nicht glauben konnte. Es war etwas gewesen, von dem er glaubte, nie genug bekommen zu können. Er legte seine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich runter, um...
 

Die Klingel schrillte mit ohrenbetäubendem Lärm durch die Wohnung und riss die beiden abrupt auseinander. „Was zum...?“, fluchte Sakura. Gleich darauf klopfte es an der Tür und die hohe Stimme Narutos rief von draußen: „Wo seiiiiiid iiiiihr???“
 

Sasuke wollte was sagen, aber Sakura setzte sich auf und schwang die geballte Faust. „Naaruuutooooooo!!!!“ Sie stand auf und wickelte eine Decke um sich, Sasuke machte sich die Mühe nicht, er trug immerhin noch seine Shorts. Gemeinsam gingen sie zur Tür und Naruto wurde leichenblass, als er die wütenden Gesichter seiner Freunde sah und Sakura bereits die Knöchel knacken ließ.
 

„H-Hab ich euch... bei irgendwas gestört?“, murmelte er.
 

Sakura baute sich vor ihm auf und donnerte: „Du hast eine Minute um mir zu erklären was du so früh hier machst!“
 

Er wich zurück und murmelte: „Naja, ich wollte Sasuke fragen ob wir nicht ein bisschen trainieren können? Ich hab im Moment auch nichts zu tun und Tsunade hat gesagt ich soll auf ihn aufpassen! Und du musst doch sowieso gleich zur Schule, oder hast du keinen Unterricht heute?“
 

„Scheiße, das hab ich ganz vergessen!“, rief Sakura. „Das schaff ich nie in...“ Sie hob den Arm um auf ihre Uhr zu schauen, aber leider war es die Hand, mit der sie das Laken um ihren fast nackten Körper zusammenhielt. Das Laken löste sich und Sasuke knallte Naruto die Tür vor der Nase zu, bevor der irgendwas sehen konnte was nicht für seine Augen bestimmt war. Sakura verschwand im Bad und er öffnete die Tür kurz um Naruto zu sagen: „Na schön, lass uns trainieren. Ich bin in ein paar Minuten fertig.“
 


 

In den nächsten Tagen bürgerte es sich so ein, dass Sasuke täglich mit Naruto im Dorf trainierte. Meist blieb er bis Abends weg und kam erschöpft zurück, aber Sakura freute sich trotzdem, denn Sasuke wirkte immer zufrieden weil er, wie er sagte, durch die Übungskämpfe mit Naruto immer besser wurde.
 

Sakura hatte als Lehrerin an der Akademie selber viel zu tun und war wenn er heimkam meistens zu müde um sich viel mit ihm zu unterhalten. Auch wenn er sich sehr verändert hatte in der letzten Zeit war im Grunde gar nichts geklärt. Sie wusste nicht, ob er vorhatte, wieder wegzugehen sobald die Sperre aufgehoben war, außerdem konnte sie sein Verhalten nicht einschätzen. Es war durchaus möglich dass er seine Meinung irgendwann wieder ändern und sie wieder so kühl behandeln würde.
 

Hinzu kam, dass sie sich neuerdings so seltsam fühlte, ihr wurde ab und zu übel und sie war schon zweimal ohne ersichtlichen Grund umgekippt. Sie hatte die Vermutung, dass es nun endlich geklappt hatte und sie schwanger war. Sie hatte Sasuke noch nichts davon gesagt, denn erstens war sie noch nicht beim Arzt gewesen um ihren Verdacht bestätigen zu lassen und zweitens wusste sie selbst noch nicht, was sie davon halten sollte. Gerade jetzt, wo sich die Dinge wieder einigermaßen eingerenkt hatten, war sie womöglich schwanger. Ein Kind würde alles erneut durcheinander bringen und sie hatte keine Ahnung, wie Sasuke darauf reagieren würde. Oder wie sie es ihm beibringen sollte. Sie brauchte wirklich dringend etwas Zeit um mit ihm zu sprechen.
 

Sie saß gerade über ihren Arbeiten, als die Sonne unterging. Sie erwartete Sasuke eigentlich frühestens in zwei Stunden zurück, und hatte sich vorgenommen, heute mit ihm zu reden. Aber dann hörte sie ein Geräusch vom Wohnzimmer. Sie lauschte aufmerksam und hörte, wie die Haustür geschlossen wurde. Ihre Augen wurden groß und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das konnte nur Sasuke sein! Wie schön, dass er es früher geschafft hatte.
 

Strahlend sprang sie auf und rief seinen Namen. Sie riss die Tür zum Wohnzimmer auf, aber zu ihrer Überraschung empfing sie nur Dunkelheit. „Sasuke...?“, fragte sie in die trübe Dunkelheit hinein. „Hallo? Bist du das?“
 

Unvermittelt wurde sie von hinten gepackt und ehe sie sich wehren oder die Situation richtig begreifen konnte, wurde ein Messer gegen ihren Hals gedrückt und eine heisere Stimme sagte: „Es tut mir ehrlich leid.“ Sie wich zurück aber die Klinge wurde blitzschnell in die Höhe gerissen, bohrte sich in ihren Bauch und unterdrückte ihren entsetzten Schrei.
 

...tbc...

Mein Alptraum

Sasuke wollte die Tür zu seiner Wohnung aufschließen, stellte aber fest, dass nicht abgeschlossen war. Er schob die Tür auf und drinnen war es dunkel. Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Es war schon nach Mitternacht, kein Wunder dass sie nicht mehr wach war. Er zog sich die Schuhe aus und stellte seine Tasche neben die Tür.
 

Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase und er hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Es war seltsam kalt hier drin, als hätte jemand das Fenster offen gelassen. Als er die Tür zumachte, entdeckte er einen Fleck neben dem Türgriff. Und dann erkannte er auch den Geruch. Die Luft roch nach Blut. Sasuke erstarrte schier zu Eis.
 

„Sakura?“ hörte er sich selbst sagen. Er tastete mit zittrigen Fingern nach dem Lichtschalter, aber als er ihn umlegte, passierte nichts. Sasuke machte einen Schritt in den Raum hinein. Er entdeckte etwas Ungewöhnliches in der Mitte des Raumes am Boden liegen. Ein Mensch. Er wollte hingehen, aber seine Füße bewegten sich nicht. Er war wie erstarrt.
 

Es war genau wie damals. Als er nach Hause gekommen war und die Leichen seiner Eltern gefunden hatte. Die Luft hatte genauso gerochen. Sein Atem ging schwer und seine Hände zitterten. Nein. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein. Die Geschichte wiederholte sich. Es war genau wie damals. Es war, als steckte er mitten in seinem schlimmsten Alptraum. Nur dass es diesmal real war.
 

Mit äußerster Willenskraft zwang er seine Beine dazu, sich zu bewegen. Er verschwendete keinen Gedanken an Vorsicht und kam zu der reglosen Person am Boden. Es war eine Frau. Ganz langsam kniete er sich hin und drehte die Leiche auf den Rücken. Es war das Gesicht einer Fremden. Nicht Sakura.
 

Sofort schreckte seine Hand zurück und er stand wieder auf. Sein Blick fiel auf das Fenster. Das Glas war zerbrochen, kalte Luft strömte von Draußen herein. Sein Körper wollte sich nicht beruhigen. Er zitterte wie Espenlaub. Er zwang sich selbst, nach seinem Kunai zu greifen und sich dann langsam der Schlafzimmertür zu nähern. Er wusste, was ihn erwartete. Er kannte es schon, er hatte dies alles schon einmal erlebt. Sakura war tot, diese schreckliche Gewissheit schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte es nicht sehen. Er wollte weglaufen, nicht noch einmal diesen absoluten Horror erleben.
 

Und trotzdem legte sich seine Hand auf die Klinke und er öffnete quälend langsam die Tür. Im Schlafzimmer war der Geruch von Blut sogar noch stärker. Ihm wurde übel, er glaubte, sich gleich übergeben zu müssen. Auf dem Bett lag eine zweite Leiche. Nein... nein, es darf nicht sein! Er tastete nach dem Lichtschalter, aber das Licht ging auch hier nicht an. Es gab keinen Strom.
 

Von weit her drang ein leises Geräusch an sein Ohr. Er nahm es gar nicht bewusst wahr. Er sah nur die Leiche und wusste, dass er sich Gewissheit verschaffen musste. Er quälte sich zum Bett und streckte die Hand aus. Seine Augen waren weit aufgerissen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Sie durfte nicht tot sein. Es durfte nicht noch mal passieren.
 

Er packte die Leiche und drehte sie mit aller Willenskraft mit einem Ruck herum. Weit aufgerissene, blaue Augen starrten ihn an und er wich entsetzt zurück. Sie war es nicht. Der Tote war ein Fremder, es war nicht Sakura. Das Bett war blutbesudelt. Am Boden lag ein Fetzen ihrer Kleidung. Beruhige dich! Beweg dich!, schrie es in seinem Kopf. Such sie! Beruhige dich endlich!
 

Wieder hörte er das Geräusch und diesmal nahm er es bewusst wahr. Ein leises Wimmern, das von der dunkelsten Ecke des Zimmers kam. Er drehte den Kopf und sah, dass jemand unter dem Tisch kauerte und leise weinte. Er kam näher und krächzte: „Sa...Sakura?“
 

Im ersten Moment zuckte sie zusammen, dann hob sie ihren Kopf und flüsterte: „Sasuke?“ Und die düstere Vision seines Alptraums zerbrach in tausend Stücke.
 

Der Kunai fiel klirrend auf den Boden. Sakura war noch am Leben. Sie lebte. Er fiel auf die Knie. Tränen der Erleichterung strömten ungehindert über sein Gesicht. Sie war nicht tot. Es war, als wäre er aus seinem Alptraum aufgewacht. Sie schaute ihn aus weit aufgerissenen Augen an und wimmerte: „Ich habe... ich habe sie getötet! Sie waren einfach da und ich... ich...“
 

Sein Blick fiel auf ihr blutiges Hemd, und er riss die Augen auf. „Du bist verletzt! Sakura, beweg dich nicht!“ Er zerrte sie unter dem Tisch hervor und legte sie auf den Rücken. Vorsichtig zerriss er ihr Hemd und zum Vorschein kam eine stark blutende Stichwunde im Bauch. Verzweifelt presste er seine Hände auf die Wunde um die Blutung wenigstens ein wenig zu stoppen. Sie brauchte dringend Hilfe aber er wagte es nicht, sie alleine zu lassen. „Hab keine Angst!“, rief er. „Halt dich ruhig, das wird schon wieder!“
 

„Sasuke...“, wimmerte sie. Sie zitterte. „Es tut mir leid... ich war nicht stark genug, ich...“
 

„Schhht, spar dir deine Kräfte!“, sagte er leise. „Bleib ruhig liegen, ich hole Hilfe.“ Er wagte kaum, sie so liegen zu lassen, aber sie brauchte so schnell wie möglich einen Arzt. Er stand auf und rannte zum Telefon, um Hilfe zu holen.
 

Als er zu ihr zurückkam, presste sie die Hände auf ihren Bauch und murmelte irgendetwas Unverständliches. Er hatte ein Handtuch mitgebracht und presste es notdürftig auf die Wunde um den Blutverlust abzuschwächen. Er nahm sie mit der freien Hand in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. „Sakura...“
 

„Sasuke“, flüsterte sie an seiner Brust. „Was ist denn los? Du weinst ja...“
 

Er küsste ihre Stirn und sagte leise: „Ich liebe dich, Sakura. Ich liebe dich.“ Er hatte Angst, schreckliche Angst, dass dies die letzte Gelegenheit war, ihr diese Worte zu sagen. Er wiegte sie in seinen Armen und die Minuten bis endlich die alarmierten Shinobi in Begleitung von Tsunade auftauchten, erschienen ihm wie Ewigkeiten. Man zerrte sie aus seinen Armen und Tsunade kümmerte sich vor Ort um sie. Sasuke kniete daneben und hielt die Hand seiner Frau.
 

Bevor sie das Bewusstsein verlor, drückte sie seine Hand und sagte leise: „Versprich mir, dass du nicht gehst um dich.. zu rächen... versprich es mir!“
 

„Ich verspreche es!“, murmelte er und ihr Kopf kippte zur Seite. Er starrte ihre reglose Gestalt wortlos an, der Schock saß zu tief.
 


 

Etwa eine Stunde später kam Tsunade aus dem Zimmer, in das man Sakura gebracht hatte. Sasuke war seitdem vor dem Zimmer auf und ab getigert ohne zu wissen, was mit seiner Frau war. Als Tsunade dann endlich rauskam, packte er sie und fragte gepresst: „Wie geht es ihr? Ist sie in Ordnung?“ Bei dem traurigen Blick der Hokage zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Nein, es konnte nicht sein...
 

„Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“, behauptete Tsunade, aber sie lächelte nicht. „Ich habe sie operiert, sie hatte innere Verletzungen von dem Messerstich. Sie hat viel Blut verloren, aber zum Glück hast du sie so schnell gefunden. Ein bisschen später und sie wäre wahrscheinlich verblutet.“
 

Sasuke konnte sich nicht entspannen. Er wusste, dass irgendwas nicht stimmte. Dazu war Tsunade viel zu ernst. „Was hast du? Da ist doch noch etwas, oder?“
 

„Sie wird bald aufwachen. Du solltest bei ihr sein. Sie braucht dich jetzt.“ Er konnte etwas Unausgesprochenes fühlen, aber die Hauptsache war nun erstmal, dass es Sakura wieder besser ging. Er schob sich an Tsunade vorbei zur Tür, da spürte er ihre Hand auf seiner Schulter. „Sasuke.“, sagte sie zögernd. „Sakura, sie war... schwanger.“
 

...tbc...
 

***
 

Dieses Kapitel mag ich wirklich sehr, ich glaube es ist sogar mein Lieblingskapitel. Es zeigt, dass Sakura stärker ist als Sasukes Eltern es waren, weil sie es geschafft hat, sich gegen ein Todeskommando zu verteidigen. Und man sieht, wie stark Sasuke wirklich ist. Jeder andere würde auf dem Absatz Kehrt machen und weglaufen. Aber Sasuke überwindet seine Ängste und zwingt sich, sich seinem Alptraum zu stellen und rettet so Sakura das Leben. Außerdem hats mir unheimlich Spaß gemacht, die Szene zu schreiben, wo er ihr endlich sagt, dass er sie liebt.

Schlimme Nachrichten

„Sakura, sie war... schwanger“, sagte Tsunade bedrückt.
 

Sasuke fühlte, wie seine Knie weich wurden und er musste sich am Türgriff festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „War?“, wiederholte er heiser.
 

Tsunade nickte bloß und er verstand. Seine Hand schloss sich so fest um den Türgriff, dass die Knöchel weiß hervortraten. Zu wissen, wie nahe er der Erfüllung seines Traums gewesen war, war wie ein Dolch in seinem Herzen. Trotzdem sagte Tsunade leise: „Bitte gib Sakura nicht die Schuld. Sie konnte nichts dafür. Ich weiß, dass du sehr kalt zu ihr warst. Aber jetzt braucht sie dich.“
 

„Wer hat das getan?“, fragte er düster. „Wer waren diese Leute?“
 

„Wir wissen es noch nicht. Im ersten Moment dachten wir, sie kämen aus dem Sandreich. Inzwischen allerdings glauben wir, dass es Orochimarus Leute sind. Wir sind uns da noch nicht sicher. Ich werde es dich wissen lassen, sobald wir mehr wissen.“
 

Er schnaubte verächtlich und schob die Zimmertür auf. Drei Leute vom medizinischen Team waren noch im Raum und er scheuchte sie nach draußen. Im Krankenbett lag Sakura. Er setzte sich zögernd zu ihr. Unsicher schlug er die Bettdecke zurück und legte die dicken Verbände um ihren Bauch frei. Sie war schwanger gewesen. Wieso hatte sie es ihm nicht gesagt? Hatte sie davon gewusst? Selbst wenn, sie hatte das Kind verloren. Seine Chance auf einen neuen Anfang des Uchiha Clans war damit wieder in weite Ferne gerückt.
 

Er fühlte stechenden Schmerz in seiner Brust, als sein Blick über das Gesicht seiner Frau streifte. Sie war blass und hatte einen blauen Fleck, wahrscheinlich von einem Schlag ins Gesicht, unter dem linken Auge. Er erinnerte sich an den Augenblick, als er sie in seinen Armen gehabt hatte, blutend, kraftlos. Den wohl schlimmsten Augenblick seines Lebens. Sakura war am Leben und das war das Wichtigste. Er streichelte über ihren Kopf und spürte, wie sie sich verspannte. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah ihn an. „Sasuke“, hauchte sie schwach. Sie schaute sich um und fragte dann: „Was ist passiert?“
 

„Du wurdest in unserem Haus überfallen.“
 

„Ja. Ich erinnere mich“, murmelte sie. „Ich habe mich gewehrt, aber er war so schnell, ich konnte nicht... ich konnte ihn nicht aufhalten...“ Sie versuchte, sich aufzusetzen, fiel aber mit einem Schrei zurück. Schmerzerfüllt presste sie ihre Hand auf ihren Bauch.
 

Sasuke wollte irgendwas tun, aber er wusste nicht, was. Sie beruhigte sich wieder und sagte dann: „Tsunade sagte, ich war... ich war...“
 

„Ich weiß“, unterbrach er sie. „Du warst schwanger.“
 

Sie drehte den Kopf, um ihn nicht ansehen zu müssen. Er suchte nach Worten, weil er wusste, dass sie etwas hören wollte. Aber er hatte keine Worte für das, was in ihm vorging. Nach einer Weile hörte er sie leise weinen. Alles in ihm schrie danach, aus diesem Zimmer zu fliehen, in dem Krankheit und Tod in der Luft hingen.
 

„Sakura“, sagte er gepresst und war überrascht über den merkwürdigen Klang seiner Stimme. Er musste hier raus, die Stille drohte ihn zu erdrücken. Er konnte nur hoffen, dass sie es verstehen würde. Bewusst langsam stand er auf. Sie drehte den Kopf und sah ihn aus verheulten Augen an. Er beugte sich über das Bett und legte eine Hand in ihren Nacken. Vorsichtig zog er ihren Kopf hoch und küsste sie auf den Mund. „Verzeih mir, dass ich dich nicht beschützen konnte.“ Er wandte den Blick ab, ließ sie los und hielt auf die Tür zu.
 

„Sasuke!“, schrie sie. "Lass mich jetzt nicht allein!“
 

Er senkte den Kopf und verließ das Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, rannte er los. Er lief an Tsunade vorbei, ohne auf ihren Protest zu reagieren und stürmte aus dem Gebäude. Er rannte durch das Dorf bis zum nächsten Ausgang und weiter, immer weiter, bis er sich mitten im Wald wiederfand, und dort ließ er seinem grenzenlosen Zorn freien Lauf.
 

Mit einem wilden Schrei sammelte er sein Chakra und stieß einen gewaltigen Feuerball aus, der die Bäume in seiner nächsten Umgebung sofort in Brand setzte. Es half nichts. Er schrie seinen Zorn in den Himmel und sank dann erschöpft auf die Knie. Seine Hände zitterten. Am liebsten wäre er noch in diesem Moment aufgebrochen, hätte sich auf die Suche nach Orochimaru gemacht und dieser feigen Schlange eigenhändig den Hals umgedreht. Aber er hatte ihr geschworen, nicht fortzugehen.
 

Er ließ sich gegen einen Baum fallen und während über ihm die Baumkronen in Flammen standen und sein Gesicht in rötliches Licht tauchten, krümmte er sich und versuchte, auf seine eigene Art mit seinem Schmerz fertig zu werden. Während drüben im Dorf seine Frau in ihrem Bett lag und weinte und ihn mehr denn je an ihrer Seite gebraucht hätte.
 


 

Sasuke öffnete die Tür und betrat nach seiner Frau die Wohnung. Sie war nach Tagen endlich entlassen worden und er war froh, sie wieder bei sich zu haben. Wo sie wenigstens einigermaßen sicher war. Die letzten Tage hatte er damit verbracht, wie ein Wachhund um das Krankenhaus herumzuschleichen und nach möglichen Angreifern Ausschau zu halten.
 

Sakura lief rüber zum Fenster und schaute nach draußen. Unschlüssig stand Sasuke mit ihrer Tasche in der Tür und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Seit er sie abgeholt hatte, war sie so schweigsam gewesen. Das war er nicht gewöhnt von ihr. Er hatte erwartet, sie würde sich wieder bei ihm ausheulen. Aber seitdem er sie allein im Zimmer zurückgelassen hatte, hatte sie nicht mehr versucht, mit ihm über das was geschehen war zu sprechen.
 

Weil sie kein Wort sagte, ging er schließlich rüber ins Schlafzimmer und stellte dort ihre Tasche auf den Boden. Als er zurückkam, stand sie noch immer am Fenster und starrte nach draußen. Die Stille im Raum war plötzlich fast unerträglich.
 

Wie schon so oft drängte ihn sein Instinkt, vor der Stille zu fliehen. Aber diesmal unterdrückte er dieses Gefühl. Er erinnerte sich daran, wie er sie in seinen Armen gehalten und ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Es war die Wahrheit. Er konnte sich selbst nicht mehr belügen. Er liebte sie so sehr, dass es wehtat. Er wollte einfach glücklich sein. Warum machte ihm das Schicksal immer einen Strich durch die Rechnung?
 

Aber noch war nicht alles verloren. Mit schweren Schritten kam er zu ihr und drückte sich von hinten an sie, legte seine Arme um ihre Taille. Sie lehnte sich an seine Brust und fragte ihn leise: „Hasst du mich jetzt?“
 

„Warum sollte ich?“
 

„Ich war schwanger. Wäre ich stärker gewesen, könnte das Kind noch leben.“
 

Er schob den linken Arm hoch und legte die Hand auf ihre rechte Schulter. Er beugte den Kopf und drückte seine Wange in ihr duftendes Haar. „Du bist noch am Leben.“
 

„Das genügt aber nicht“, sagte sie bedauernd. Ihr Blick war noch immer starr nach draußen gerichtet. „Weißt du, warum ich trotz allem bei dir geblieben bin, Sasuke? Weil ich dir helfen wollte, deinen Traum zu erfüllen. Du wolltest einen neuen Clan gründen. Du hast mich so oft beschützt, dafür wollte ich dir etwas zurückgeben. Du warst so kalt zu mir und irgendwann sind meine Gefühle für dich schwächer geworden. Ich bin trotzdem geblieben, weil ich dachte, wenn ich schwanger werde, würdest du glücklich werden.“
 

Er hörte ihr stumm zu. Er hätte auch nicht gewusst, was er darauf antworten sollte.
 

„Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren?“, fragte sie traurig. „Als wir da draußen waren, während dem Sturm, da warst du so anders. Ich habe mich wirklich geliebt gefühlt. Diese Schmetterlinge im Bauch waren wieder da, sie sind es immer noch. Ich habe mich schon wieder in dich verliebt.“ Sie zitterte leicht. Weinte sie etwa? Sie löste seinen Arm von ihrer Schulter und drehte sich zu ihm um. Tatsächlich schwammen Tränen in ihren grünen Augen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog ihn zu sich runter für einen zärtlichen Kuss. Ein wilder Schmerz wühlte in seinem Bauch und endlich konnte er diesen Schmerz auch benennen. Liebe.
 

Aber dann ließ sie ihn wieder los und machte einen Schritt nach hinten, weg von ihm. „Tsunade hat gesagt, es besteht nur noch eine geringe Chance, dass ich jemals wieder schwanger werden kann. Ich werde wahrscheinlich keine Kinder bekommen können.“ Sie sagte es so ruhig, aber für ihn war es wie ein Schlag ins Gesicht.
 

Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, sagte sie entschlossen: „Jetzt bin ich wirklich nur noch ein Hindernis für dich. Ich gehe zurück zu meinen Eltern. Klär du das mit Tsunade, ich bin mit einer Scheidung bedingungslos einverstanden.“
 

Sie senkte den Kopf und drehte sich von ihm weg. Er sah ihr wortlos nach, wie sie ihre Tasche aus dem Schlafzimmer holte. Ohne ein Wort ging sie an ihm vorbei zur Tür. Sie wartete nicht darauf, dass er sie zurückhielt. Sie verließ ihn, einfach so. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Sie hatte ja Recht. Wenn sie keine Kinder bekommen konnte, dann war diese Ehe nur ein Hindernis. Nicht wahr? Sie zog sich ihre Schuhe an und schob die Tür auf. Und dann fiel die Tür ins Schloss und er war allein.
 

...tbc...

Sehnsucht

Die Arme fest um ein Kissen geschlungen saß Sakura auf dem kleinen Bett und weinte. Sie weinte schon den ganzen Tag lang und Ino hatte es bisher für besser gehalten, ihre Freundin allein zu lassen. Aber langsam machte sie sich ernsthaft Sorgen, deswegen war sie in das Zimmer gekommen und hatte sich zu ihr gesetzt.
 

„Sakura, hör doch auf dich selbst zu quälen. So kann es doch nicht weitergehen“, sagte sie vorsichtig.
 

„Lass mich bitte allein“, schluchzte Sakura und vergrub den Kopf im Kissen.
 

„Du warst schon viel zu lange allein“, entgegnete Ino und rückte näher an ihre Freundin heran. „Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“
 

Sakura schüttelte den Kopf und wischte sich ungeschickt über das Gesicht. Trotzdem sagte sie: „Ich kann.... keine Kinder mehr kriegen...“, stammelte sie. „Ich habe es ihm gesagt.“
 

Erschrocken rief Ino: „Und er hat dich rausgeworfen?“ Sie hätte nicht einmal Sasuke so viel Grausamkeit zugetraut. Ihre Hand ballte sich zur Faust und sie überlegte schon, wen sie anheuern konnte um Sasuke den Hals umzudrehen.
 

Da schluchzte Sakura: „Nein. Ich bin gegangen.“
 

„Wie bitte?!“
 

„Er kann mich doch jetzt nicht mehr gebrauchen! Ich kann ihm nicht helfen, ich bin...“
 

„Was redest du da?“
 

Sakura stieß einen frustrierten Schrei aus. „Er hat mich doch nur geheiratet, weil er ein paar Kinder zeugen wollte um den Uchiha Clan neu aufzubauen.“
 

Ino presste eine Hand vor den Mund. Das hatte sie nicht gewusst. Obwohl im ganzen Dorf bekannt gewesen war, wie kalt Sasuke seine Frau behandelt hatte, so etwas hatte sie nicht geahnt. Das war... grausam. Sasuke war ein kaltherziger Bastard. So eine Behandlung hatte Sakura nicht verdient. „Dann hat er dich gar nicht verdient!“, ereiferte sie sich. „Es ist gut, dass du ihn los bist.“
 

„Das hätte ich vor dieser Nacht in der Hütte vielleicht auch gedacht“, schluchzte Sakura und erzählte eine verrückte Geschichte von einer Außenmission, bei der sie und Sasuke von den anderen getrennt worden waren und die Nacht in einem Lager verbracht hatten. „Er war so lieb zu mir, ich dachte wirklich, er hätte mich gern! Und ich war blöd genug, mich schon wieder in ihn zu verlieben.“
 

„Wenn du so verliebt in ihn bist, dann verstehe ich nicht, warum du einfach gegangen bist. Hast du ihm überhaupt die Chance gegeben, etwas dazu zu sagen?“
 

„Nein. Ich wollte nicht, dass er mich rauswirft“, stammelte sie. „Oder mich einfach verlässt. Ich wollte ihm zuvorkommen.“ Sie drückte den Kopf in das Kissen und rief: „Es tut so weh. Ich liebe ihn so sehr dass es weh tut!“
 

„Oh, Sakura... ich verspreche, das wird wieder gut. Irgendwie wird bestimmt alles wieder gut.“, sagte Ino und nahm ihre Freundin in den Arm.
 


 

Schon seit geschlagenen fünf Minuten hämmerte jemand an die Tür und schrie Sasukes Namen. Aber Sasuke machte nicht auf. Er saß auf dem Fensterbrett und starrte in Gedanken versunken nach draußen, während vor der Tür sein Freund Naruto immer wieder brüllte: „MACH SOFORT AUF, SASUKE!!“ Er hatte jetzt wirklich keine Lust, irgendjemanden zu sehen, erst recht nicht Naruto.
 

Er hatte noch keine Zeit gehabt, die Ereignisse zu verarbeiten. Die ganze Nacht lang hatte er sich im Bett hin und her gewälzt ohne Schlaf zu finden, und nun saß er schon seit Sonnenaufgang auf dem Fensterbrett und grübelte, ohne wirklich weitergekommen zu sein. Nachdenklich spielten seine Finger mit dem silbernen Ring, dessen Gegenstück er an einer Kette um den Hals trug. Er hatte ihren Ehering heute morgen im Briefkasten gefunden. Es hatte ihm einen Stich versetzt, als er das Schmuckstück ohne eine weitere Nachricht vorgefunden hatte.
 

Es war alles ein bisschen viel gewesen. Was Sakura ihm da um die Ohren geworfen hatte war eine mittlere Katastrophe. Wenn sie wirklich keine Kinder bekommen konnte, dann gab es eigentlich wirklich nur diese eine Lösung, nämlich sich eine andere Frau zu suchen. Ihn interessierte dabei nicht, was die anderen im Dorf von ihm dachten. Aber da war noch etwas anderes. Sie. Er konnte sich plötzlich nicht mehr vorstellen, neben einem anderen Menschen aufzuwachen als neben ihr. Er liebte sie. War das genug, um seinen Traum aufzugeben? Wenn er bei ihr bliebe, würde der Clan mit ihm aussterben. Es würde in fünfzig Jahren keinen Uchiha mehr geben. Er musste sich zwischen Sakura und dem Clan entscheiden. Wie sollte er so eine Entscheidung treffen?
 

Seit Stunden zerbrach er sich den Kopf darüber und trotzdem fand er keine Antwort.
 

Und da war noch etwas anderes. Tsunade hatte ihn besucht. Wie vermutet waren die beiden Toten in seiner Wohnung Orochimarus Leute gewesen. Allerdings hatten sie Kleidung aus dem Sandreich getragen und auch dafür typische Waffen. Hätte Sakura die beiden nicht umgebracht, hätte alles nach einem Angriff von Sand-nin ausgesehen. Sasuke wusste, was Orochimaru sich da ausgedacht hatte. Wenn die beiden erfolgreich gewesen wären und Sakura umgebracht hätten, dann hätte er wieder ein Ziel für seine Rache gehabt. Und da die Spuren nicht zu Orochimaru sondern ins Sandreich geführt hätten, hätte ihn das direkt in Orochimarus Arme getrieben, auf der Suche nach genug Macht. Genau wie damals.
 

Orochimaru, diese hinterhältige Schlange, war für das alles verantwortlich. Er hatte Sakura das angetan und sie verstümmelt und ihnen damit die Chance auf Glück genommen. Sasuke war so wütend, der bloße Gedanke an Orochimaru reichte schon aus um seinen Zorn zu entfachen. Seine Nägel gruben sich schmerzhaft in sein Fleisch und der Schmerz und das Versprechen das er Sakura gegeben hatte waren alles was ihn davon abhielt, noch heute loszugehen und den Sannin eigenhändig umzubringen.
 

Aber er konnte sich nicht mal rächen, wenn er sein Wort halten wollte. Orochimaru hatte alles kaputt gemacht, und er konnte nur hier sitzen und grübeln, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Sakura war weiterhin in Gefahr, ebenso wie er selbst.
 

Das nervtötende Klopfen an der Tür hatte endlich aufgehört und er lehnte erschöpft die Stirn gegen das Fenster. Und was nun? Was sollte er jetzt tun?
 


 

"Es tut mir ehrlich leid", sagte eine heisere Stimme und dann raste entsetzlicher Schmerz durch ihren Körper. Sakura wollte schreien, aber sie konnte nicht. Ihre Knie gaben nach und sie brach zusammen, die Hände auf ihren Bauch gepresst. Blut sprudelte zwischen ihren Fingern hindurch. Wieso… wieso passierte ihr das?
 

Das Geräusch von Schritten riss sie aus ihrer Agonie. Eine Frau stand vor ihr, gekleidet wie ein Sand-Nin. Aus kalten, mitleidlosen Augen blickte die Frau auf Sakura herab. Mit grausamer Gewissheit wurde Sakura bewusst, dass die Frau sie töten würde. Es sind zwei, dachte sie, die Frau und hinter mir ein Mann. Langsam zog die Fremde ihren Kunai. Nur noch ein paar Sekunden und sie würde Sakura töten.
 

Sasuke…
 

Nein! Nein, so würde sie nicht sterben! Sakura kam auf die Füße und kämpfte den Schmerz nieder, das Gefühl, als würde ihr Inneres zerreißen. Mit dem Mut der Verzweiflung packte sie die Klinge. Die Tatsache, dass die Fremde mit ihrer Gegenwehr nicht mehr gerechnet hatte, kostete sie das Leben. Sakura machte einen Satz auf die Frau zu, drehte dabei den Kunai in deren Richtung und stach ihn ihr direkt ins Herz. Weit aufgerissene Augen starrten sie ungläubig an und dann fiel die Frau mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden.
 

Sakura rannte, in irgendeine Richtung, nur weg von ihrem zweiten Gegner. Blindlings stürmte sie zurück ins Schlafzimmer. Es war dunkel. Sie versuchte, die Tür zu schließen, aber das schwere Holz krachte gegen seine Finger, die sich bereits in den Türrahmen geschoben hatten. Der Mann brüllte vor Schmerz und Sakura taumelte weg von der Tür. Die unsäglichen Schmerzen drohten sie zu überwältigen. Es fühlte sich an als stünde sie an einem schwarzen, unendlich tiefen Abgrund und die Versuchung, sich einfach fallenzulassen war unheimlich verlockend.
 

Da waren schwere Schritte und plötzlich war er da, packte sie mit seinen großen, groben Händen. Sie wollte schreien, brachte aber keinen Ton zustande. Niedrigste Überlebensinstinkte gaben ihr die Kraft, sich noch einmal loszureißen und sie fiel mit dem Rücken gegen die Wand. Sie hatte den Kunai noch in der Hand, mit dem sie die Frau getötet hatte, und sie bemerkte es erst jetzt. Selbst wenn sie es gewollt hätte, sie hätte ihn nicht loslassen können, ihre Finger hatten sich wie ein Schraubstock um den Griff geschlossen und wollten nicht loslassen. Der Mann, er war so nah, sie konnte ihn nicht sehen, es war so dunkel, verschwommen, nur noch Schmerz und Furcht und… und… Sasuke. Ich kann Sasuke nicht alleine lassen! Ich kann hier nicht sterben!
 

Auf einmal schrie sie, aus vollem Hals. Sie hatte noch nicht begriffen, dass sie ein jutsu benutzt hatte, da taumelte der Mann rückwärts von ihr weg. Das Zimmer war plötzlich hell erleuchtet, er stand in Flammen und wie eine Fackel tauchte er den Raum in blutiges Licht. Er schrie, so wie sie auch noch immer schrie, ihre Stimmen vermischten sich zu einem Kanon von Schmerz und Todesangst. Er prallte gegen die Wand und während er auf das Bett stürzte, verlosch das Feuer, ohne auf einen der Einrichtungsgegenstände übergegriffen zu haben.
 

Plötzlich war es totenstill im Raum. Sakura wusste nicht, ob er tot war oder nicht. In Panik krabbelte sich vom Bett weg, bis sie in einer dunklen Ecke unter dem Tisch kauerte. Der Mann bewegte sich nicht. Sakura spürte die Tränen, die unablässig über ihr Gesicht liefen. Sie hatte so furchtbare Angst und es tat so unendlich weh…
 

Übergangslos war Sasuke da. Er sagte ihren Namen, zog sie unter dem Tisch hervor. Tränen rollten über seine Wangen. Er weinte…
 

Abrupt erwachte Sakura. Diese verfluchten Träume! Jede Nacht hatte sie diesen Traum und jedes Mal wieder wachte sie zutiefst erschüttert auf. Diese Nacht war ein grauenhafter, furchtbarer Alptraum gewesen und mehr als einmal hatte sie geglaubt, sterben zu müssen. Wenn Sasuke nicht gewesen wäre… Sie griff nach einem Kissen und umarmte es ganz fest. Sasuke… an ihn zu denken tat schrecklich weh, aber sie konnte nicht für immer weinen. Sie musste sich damit abfinden, dass sie Sasuke verloren hatte. Weil sie zu schwach gewesen war, sich zu wehren. Aber wenn es so wie jetzt draußen dunkel und sie alleine war, da kamen doch die Tränen.
 

Ino war nicht zu Hause, sie hatte irgendwas davon gefaselt, dass sie was im Laden vergessen hatte. Und Shikamaru war noch immer auf einer Mission. Sakura hatte die kleine Wohnung ganz für sich. Obwohl sie im Moment am liebsten nie alleine gewesen wäre. Sie umarmte das Kissen und dachte an Sasuke. Gab es wirklich keine andere Lösung? Tsunade hatte nicht völlig ausgeschlossen, dass sie schwanger werden konnte, nur waren die Chancen wesentlich geringer geworden. Sie hatte wirklich geglaubt, Sasukes Gefühle für sie hätten sich geändert. In dieser einen Nacht als er sie gefunden hatte, mehr tot als lebendig, hatte sie in seinen Armen gehalten und ihr gesagt, dass er sie liebte. War das eine Lüge gewesen? Sie seufzte leise. Sie durfte sich keine Illusionen machen. Hätte er sie zurückhaben wollen, dann wäre er schon längst bei ihr aufgetaucht. Er war wahrscheinlich froh, dass sie ihm die Entscheidung abgenommen hatte.
 

Frustriert warf sie das Kissen weg und stand auf. Sie wollte nicht wieder weinen. Das war er gar nicht wert, redete sie sich ein. Sie öffnete das Fenster und schaute nach draußen, hoch zu den Sternen. Diesmal fielen ihr für jeden Stern tausend Gründe ein, warum sie Sasuke so gern hatte. Aber auch für jeden Stern ein Grund, warum es nicht funktionieren konnte. Warum sie beide im Grunde nie eine reelle Chance gehabt hatten.
 


 

Freiheit... Sasuke... ich wollte frei sein...
 

Ruckartig riss Sasuke die Augen auf und fand sich in seinem Bett wieder. Aber etwas war anders. Vom Wohnzimmer her fiel Licht durch die offene Tür ins Zimmer. Und als seine Hand reflexartig die andere Hälfte des Bettes abtastete, begriff er, dass sie ihm fehlte.
 

Er setzte sich auf und fasste sich an den Kopf. Ein Blick auf den Wecker an seinem Bett zeigte ihm, dass es gerade mal zehn Uhr Abends war. Er konnte seit drei Tagen nicht schlafen. Ein Teil von ihm hoffte wohl, sie würde es sich anders überlegen und zurückkommen. Wie dumm von ihm. Sakura konnte so stur sein...
 

Sein Blick streifte das Bild auf seinem Nachttisch und er griff danach. Sakura hatte es vor einiger Zeit dorthin gestellt. Es war das einzige Foto nur von ihnen beiden, das existierte. Es war schon eine ganze Weile her, dass es aufgenommen worden war. Damals waren sie noch Schüler von Kakashi gewesen und sie hatte ihn quasi überlistet. Jetzt war er sehr froh, dass es das Foto gab. Die Wohnung war wieder leer. Sie hatte ihre Sachen hiergelassen, aber etwas fehlte trotzdem. Er war wieder allein, so wie früher. Dabei hatte er sich das oft gewünscht, nachdem sie bei ihm eingezogen war.
 

Mit dem Daumen strich er über das Bild, über die Stelle, auf der sie abgebildet war. Da hatte sie noch so schön lächeln können. Genau wie an diesem Morgen, als sie nach seinem Fieber im Lager aufgewacht waren. Dieses Lächeln... wieder schmerzte es in seinem Bauch und er begriff zum ersten Mal, dass Liebe auch wehtun konnte.
 

Bedauernd stellte er das Bild wieder weg und ein eisiger Hauch streifte seine Haut. Es war kühl hier drin. Warum war ihm das noch nie aufgefallen? Er überlegte, ob er wieder schlafen gehen sollte, aber dann fiel ihm ein, dass er wieder von Itachi geträumt hatte. Er wollte eine Fortsetzung des Traums nicht riskieren. Was hatte sein Bruder damals gesagt? Freiheit... ich wollte frei sein...
 

„Freiheit“, wiederholte Sasuke nachdenklich. Er hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen. Frei von was? Von den Zwängen und Pflichten der Eltern? Frei von Schuld? Davon, ein Uchiha zu sein? Er stockte. „Freisein... kein Uchiha mehr sein...“ Und endlich begriff er, was Itachi gemeint hatte. Die Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können. Er hatte sich diese Freiheit auch für seinen Bruder gewünscht. Und trotzdem hatte Sasuke sich an den Clan gefesselt. Nur deswegen hatte er Sakura nicht zurückgeholt. Er hatte sich an das feige Ziel geklammert, den Clan neu aufzubauen.
 

Er atmete einmal tief ein und aus. Freiheit. Der Clan war ein Gefängnis. Und sie war die Freiheit. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben traf er eine Entscheidung die ganz und gar für ihn selbst und nicht für den Clan war. Er sprang aus dem Bett und zog sich sein Hemd mit dem Uchiha Emblem über den Kopf. Er suchte sich das erstbeste aus dem Schrank das er finden konnte und streifte es sich über. Tief atmete er ein, fühlte sich plötzlich so leicht. Zuversichtlich verließ er das Haus und machte sich auf den Weg zum Haus ihrer Eltern.
 

...tbc...

Schnee

Ungläubig starrte Sasuke Sakuras Mutter an. „Was soll das heißen, sie ist nicht da?!“
 

Die Frau zuckte die Schultern. „Ich dachte, sie wäre bei dir. Habt ihr euch gestritten?“
 

„Heißt das, sie war die letzten drei Tage NICHT hier??“
 

Sakuras Mutter nahm das alles ziemlich gelassen. „Du musst sie ja ziemlich geärgert haben, wenn sie so lange nicht zu Hause war. Wir waren bis gestern auf Geschäftsreise und haben seit wir aufgebrochen sind nichts von ihr gehört. Tut mir leid Junge.“ Damit knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu und er begriff, dass Sakuras Eltern vielleicht auch nicht unbedingt die heile Familie repräsentierten. Scheinbar hatten sie noch nicht einmal mitbekommen, dass ihre Tochter vor ein paar Tagen angegriffen und verletzt worden war.
 

Also hatte er Sakura auch in dem Punkt Unrecht getan.
 

Er schüttelte den Gedanken ab und überlegte, wo sie sein mochte. Und ihm fiel auf Anhieb nur eine Person ein. Sein Gesicht verdüsterte sich. „Kakashi“, sagte er und setzte sich in Bewegung. Wenn dieser Perversling sich schon wieder an seine Frau rangemacht hatte, dann würde er diesmal sein blaues Wunder erleben.
 

Frierend eilte er durch die Nacht bis zum Haus seines ehemaligen Lehrers. Dort klopfte er energisch an die Tür und es dauerte erstmal eine Minute, bis ein verschlafener Kakashi öffnete. „Sasuke...“, gähnte er. „Es ist spät und ich muss morgen mit meinen Schülern auf eine Mission... was gibt es denn?“
 

„Ist sie bei dir?“, zischte Sasuke.
 

„Wer?“
 

„Meine Frau!“, knurrte er ungeduldig.
 

„Nein...“, sagte Kakashi und wirkte plötzlich ernst. „Ist ihr was passiert? Ich hab von dem Überfall gehört. Du solltest sie nicht alleine lassen.“
 

Sasuke murmelte missmutig: „Soweit ich weiß ist ihr nichts passiert. Sie ist nur nicht bei mir und ich suche sie.“
 

„Ah. Hier ist sie jedenfalls nicht. Versuch es mal bei Naruto. Oder bei ihren Eltern.“
 

„Hn“, machte er und drehte sich um. Dieser Tag war ja wie verhext. Als etwas Kühles auf seinem Arm landete, merkte er, dass es angefangen hatte zu schneien. Ausgerechnet jetzt! Er hatte sich natürlich nicht die Mühe gemacht, sich etwas Warmes anzuziehen. Frustriert setzte er seinen Weg zu Narutos Wohnung fort. Und die lag natürlich fast am anderen Ende des Dorfes. Er verdrängte die aufkommende Sorge um Sakura. Was, wenn sie auch nicht bei Naruto war? War ihr doch etwas passiert? Hatte Orochimaru noch jemand geschickt um sie zu töten?
 


 

Wütend und schlotternd vor Kälte stapfte Sasuke die Treppe zu seiner Wohnung hoch. Dieses blöde Wetter und dieser blöde Naruto und dieses blöde Dorf! Wo war seine Frau? Sie konnte ja wohl kaum verschwunden sein, schließlich ließ Tsunade zur Zeit weder ihn noch sie aus dem Dorf. Hatte Kakashi ihn doch angelogen? War sie bei ihm?
 

Er überlegte fieberhaft, bei wem sie noch stecken konnte. Hatte sie sonst noch Freunde? Nachdem er ihre Eltern einmal fast rausgeworfen hatte, hatte sie niemanden mehr mitgebracht. Er kannte ihre Freunde nicht, hatte sich nie dafür interessiert.
 

Frustriert steckte er den Schlüssel ins Schloss, stellte dann aber fest, dass die Tür offen war. Er hatte wohl vergessen abzuschließen. Er betrat frierend die Wohnung und machte das Licht an. Er zuckte zusammen als in seinem Kopf eine Alarmglocke schrillte. Jemand war hier. Hektisch sah er sich um und entdeckte die Person, die auf der Fensterbank saß. „Wer...?“, fing er an. Die Person stand auf und er erkannte sie. „Ino? Was willst du hier?“
 

Sie schaute ihn finster an. „Wo warst du? Ich wollte dich sprechen.“
 

„Was geht dich das an?“
 

„Ich habe gehört, dass ihr euch getrennt habt.“, sagte Ino langsam. „Und ich weiß auch warum.“ Er setzte zu einer bösen Antwort an, aber sie kam ihm zuvor: „Du bist ein verdammter Mistkerl, Sasuke Uchiha. Hätte ich gewusst, dass du sie nur geheiratet hast wegen deines Clans, hätte ich dir längst die Meinung gesagt und Sakura diese Schnapsidee ausgeredet. Aber jetzt ist es wohl zu spät.“ Sie zog etwas aus ihrer Hosentasche und kam zu ihm, um es ihm vor die Nase zu halten. Einen Schlüssel. „Sie ist bei mir. Die Wohnung über dem Yamanaka Blumenladen. Wenn du mit ihr sprechen willst, dann geh. Aber wage es nicht, ihr wehzutun. Sonst bring ich dich um.“
 

Er sah der jungen Frau in die Augen. Bei ihr hätte er Sakura nie vermutet. Mit einem leisen „Danke“ griff er nach dem Schlüssel und verließ eilig die Wohnung.
 


 

Sakura seufzte leise. Schnee. Draußen schneite es. Das passte irgendwie zu ihrer Stimmung. Langsam wurde es wirklich kalt im Raum deshalb kippte sie das Fenster. Die Kälte passte wenigstens zu dem Gefühl das sie quälte. Sie vermisste ihn. Aber diesmal würde sie nicht zurückkommen. Sie erwartete jeden Tag Nachricht von Tsunade die auf ihre Unterschrift unter einer Scheidungsurkunde wartete. Bisher war das nicht passiert aber es würde bald soweit sein. Sie überlegte verzweifelt, wen Sasuke sich jetzt aussuchen würde. Der Gedanke zerriss ihr schier das Herz, und trotzdem konnte sie ihn nicht abschütteln.
 

Auf einmal hörte sie ein Geräusch unten in der Wohnung. Sie horchte auf. Endlich war Ino wieder da. Sie drehte sich um und verließ das Zimmer. Draußen an der Treppe machte sie das Licht an, aber bevor sie Inos Namen rufen konnte, hielt sie inne. Sie starrte den unerwarteten Besuch unten an der Treppe erschrocken an. „Sasuke...“
 

Ihr Herz machte einen Sprung als sie ihn sah und in ihr erwachte wieder die Hoffnung, dass er gekommen war um sie zurückzuholen. Sofort unterdrückte sie diese Gefühle. Es würde nur noch mehr wehtun wenn sie sich schon wieder Hoffnungen machte. Er schaute zu ihr hoch und sagte: „Endlich habe ich dich gefunden.“
 

„Was willst du hier?“, fragte sie so eisig wie möglich. Diesmal würde er sie nicht weinen sehen. „Ich habe dir doch gesagt ich werde der Scheidung nicht im Weg stehen. Meine Sachen hole ich, sobald ich weiß wo ich jetzt wohnen werde. Sonst gibt es wohl kaum etwas zu besprechen.“ Noch bevor er antworten konnte drehte sie sich um und verschwand im Zimmer. Sie wollte ihn nicht sehen, denn das war wie ein glühender Dolch in ihrer Brust. Sie machte das Licht aus und schloss die Tür.
 

Sie setzte sich auf das Bett und lehnte den Kopf an die Wand. Es war sehr kalt im Zimmer. Angespannt wartete sie auf das Knallen der Tür, das das endgültige Ende ihrer Ehe bedeuten würde. Warum ging er nicht endlich? Warum quälte er sie noch so? Die unterdrückte Hoffnung, dass er sie vielleicht doch zurückhaben wollte, tat so weh.
 

Die Türklinke zu dem Gästezimmer wurde runtergedrückt und die Tür aufgeschoben. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und wagte nicht, sich umzudrehen. Traurig sagte sie: „Geh endlich.“
 

„Ist das die Rache, weil ich dich immer so kühl behandelt habe?“, hörte sie ihn fragen. Sie antwortete nicht. „Ich möchte mit dir reden, Sakura.“
 

„Dann rede“, sagte sie knapp. Verzweifelt schloss sie die Augen. Sie wollte das gar nicht hören. Sie wollte einfach von ihm hören, dass er sie zurückhaben wollte. „Aber mach es kurz. Ich bin sehr müde.“
 

Für kurze Zeit war es still im Raum. Sie saß noch immer mit dem Gesicht zur Wand und er stand unschlüssig in der Tür. Irgendwann sagte er: „Ich möchte frei sein, Sakura.“
 

Sie senkte den Kopf ein wenig. Nein, er würde sie nicht weinen sehen. „Ich weiß. Ich werde dich nicht aufhalten.“
 

„Nein du verstehst nicht...“ Sie hörte seine Schritte, als er zu ihr ans Bett kam. „Ich möchte mein Leben nicht länger vom Uchiha Clan bestimmen lassen. Ich dachte, ich würde glücklich werden, wenn ich den Clan neu aufleben lasse. Aber ich habe etwas gefunden, das mich wirklich glücklich macht.“
 

Sakura hielt den Atem an. Konnte es doch sein...? Er setzte sich auf das Bett, legte seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Ihr Herz klopfte heftig gegen ihre Brust. War das wirklich Sasuke? Zuerst blieb sie stocksteif in seinen Armen, hatte Angst, dass es nur ein grausamer Scherz war, den er sich mit ihr erlaubte. Oder dass sie gleich aufwachen und feststellen würde, dass das nur ein Traum war. Er umarmte sie und er war so wunderbar warm. Nur einen Augenblick lang wehrte sie sich noch, dann drehte sie sich zu ihm um und legte ihre Arme um seine Taille. Es war das erste Mal, dass er sie einfach so in den Arm nahm und einfach festhielt.
 

Er schaute zu ihr runter und sagte ungewöhnlich sanft: „Es ist mir egal, ob wir Kinder haben oder nicht. Ich will niemand sonst, nur dich.“
 

„Sasuke...“, flüsterte sie und drückte sich ganz fest an ihn. „Ist das dein Ernst?“
 

„Ja. Es tut mir leid, dass ich dich so gequält habe. Ich habe... sehr lange gebraucht, um zu begreifen, dass du mir mehr bedeutest als der Clan.“
 

Sie drückte ihre Wange an seine Brust und schloss die Augen. Und ihr wurde bewusst, dass ihr genau das gefehlt hatte. Ein bisschen Wärme von ihm, ein kleines Zeichen seiner Zuneigung. Sie musste schon wieder fast weinen. Danach hatte sie sich sehr lange gesehnt.
 

„Sakura?“, hörte sie ihn sagen. „Ich möchte, dass du wieder nach Hause kommst.“
 

„Das möchte ich auch“, murmelte sie und kuschelte sich enger an ihn. Sie spürte, wie er die Decke um sie beide legte. Das war kein Traum. Es war die Wirklichkeit und endlich spürte sie auch wieder ein bisschen Glück. Sasuke würde nie ein Bilderbuch Ehemann sein. Da würde immer eine gewisse Distanz sein, denn es war einfach seine Art, andere auf Abstand zu halten. Aber er hatte sich geändert. Für sie. Er hatte sie in sein Herz gelassen und das war mehr, als sie je erwartet hätte. Dafür liebte sie ihn nur noch viel mehr. Draußen fiel der erste Schnee und sie saß hier zusammen mit Sasuke in eine warme Decke gewickelt. Was konnte es schöneres geben?
 

Sie gähnte und hörte auf, gegen die Müdigkeit ankämpfen zu wollen. Und auch seine Umarmung löste sich etwas, als er sich entspannte. Begleitet von seinem stetigen Herzschlag fand sie endlich etwas Schlaf.
 


 

Als Ino sehr viel später nach Hause zurückkehrte und einen besorgten Blick ins Gästezimmer warf, konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Sakura und Sasuke saßen in inniger Umarmung in eine Decke gewickelt auf dem Bett und schliefen.
 

Kichernd schlich sie rüber zum Fenster und machte es zu, weil es doch ziemlich kalt war im Raum. Sasuke hob kurz den Kopf und sah sie zuerst verschlafen und dann düster an, und sie grinste ihn nur breit an und bedeutete ihm, doch weiterzuschlafen. Bevor er irgendwas sagen und Sakura damit aufwecken konnte, schlich sie wieder aus dem Zimmer und schloss die Tür von außen.
 

Sie konnte es kaum erwarten, Shikamaru zu erzählen, dass Sasuke und Sakura sich versöhnt hatten. Und das war alles ihr Verdienst, fand Ino.
 

...tbc...

Schachmatt

Furchtlos schob Sasuke die schweren Türen auf und betrat den riesigen Raum. Er verzog das Gesicht, als er den großen Stuhl in der Mitte des Raumes sah. Man mochte meinen, man befände sich hier in einem Thronsaal. Daneben stand eine riesige, steinerne Hand, die am Finger den Ring trug, den auch Itachi bis zu seinem Tode getragen hatte. Den Ring mit dem Symbol der Akatsuki.
 

Die Türen schlossen sich hinter ihm und er machte ein paar Schritte auf den Thron zu.
 

„Du kommst in die Höhle des Löwen, Sasuke-kun?“, fragte eine finstere Stimme und sie hallte an den steinernen Wänden wider. Eine Feuerzunge entstand aus dem Nichts und reckte sich etwa zwei Meter in die Höhe. Orochimaru hatte eine Schwäche für große Auftritte. Er entstieg den Flammen und machte einen Schritt auf Sasuke zu.
 

Sasuke reckte den Kopf in die Höhe. „Ich habe keine Angst vor dir, Orochimaru. Ohne deine Arme bist du nur noch ein armer, alter Mann.“
 

Die grünen Augen seines Gegenüber blitzten wütend auf, aber er kämpfte den Zorn nieder und sagte betont ruhig: „Bist du gekommen, um mein Angebot doch noch anzunehmen?“
 

Gelassen hielt Sasuke dem Blick des finsteren Shinobi stand. „Eine Zeitlang hat mich dein Angebot wirklich gereizt. Trotzdem muss ich es leider ausschlagen. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich nie mehr aus freien Stücken zu dir kommen werde.“
 

„Du weißt hoffentlich, dass ich dich nicht gehen lassen werde.“
 

Ein Lächeln umspielte Sasukes Lippen. „Doch, das wirst du. Ich weiß, dass du es warst, der den Angriff auf Sakura befohlen hat. Und ich weiß auch, dass du vorhast, es wieder zu versuchen, obwohl ich jetzt weiß, dass du dahinter steckst.“
 

„Nun, es ist mir lieber wenn du zu mir kommst um mich zu töten als wenn du gar nicht kommst“, gab Orochimaru zu.
 

„Ich bin nicht gekommen um mich zu rächen“, erwiderte Sasuke. „Ich bin gekommen um dir zu beweisen, dass du mich nie bekommen wirst. Egal was du tust. Solltest du Sakura töten, dann werde ich dich umbringen.“
 

Orochimaru lachte heiser. „Genau das wollte ich hören.“
 

Aber auch das konnte Sasuke nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen zog er sich sein Hemd über den Kopf. Orochimaru entgleisten für einen Moment die Gesichtszüge, als er das Symbol auf Sasukes Brust sah. Mit einer scharfen Klinge war ein Drache in seine Haut geritzt worden. „Erkennst du es wieder, Orochimaru?“, fragte Sasuke gelassen.
 

Der legendäre Shinobi war sichtlich überrascht, um nicht zu sagen geschockt. „Das- das würdest du nicht tun!“
 

Langsam nickte Sasuke. „Das würde ich. Du kennst das Symbol. Niemand kann es entfernen und ein einfaches Fingerzeichen und etwas Chakra reichen aus, um es zu aktivieren.“
 

„Wenn du es aktivierst, wirst du auch getötet.“
 

„Das weiß ich. Und alle Fähigkeiten meines Bluterbes werden durch dieses Symbol bei meinem Tod unwiderbringlich erlöschen. Gleichzeitig würde alles Leben im Umkreis von mehreren Kilometern mit mir in den Tod gerissen, aber das weißt du ja genauso gut wie ich. Diese Technik ist nicht umsonst verboten.“
 

Orochimaru zwang ein Grinsen auf sein Gesicht. „Also bist du gekommen, um dich zu opfern und mich zu vernichten?“
 

„Nein.“ Sasukes dunkle Augen fixierten Orochimarus Blick. „Ich bin gekommen um dir zu demonstrieren, wie ernst ich es meine. Solltest du Sakura töten, dann werde ich hierher zurückkehren. Und ich werde mein Leben opfern um dich endgültig zu vernichten.“ Der Hass in seiner Stimme erschreckte selbst Orochimaru, der Sasukes Worte bisher vielleicht für einen Trick gehalten hatte. „Ganz egal was du tust, dieses Zeichen ist die Garantie, dass du mich und meine Fähigkeiten nicht bekommst. Und ich bin bereit, hier und jetzt zu sterben um Sakura vor dir zu beschützen. Hast du mich verstanden?“
 

Der Sannin sagte kein Wort. Sprachlos starrte er Sasuke an, dessen schwarze Augen ihn voller Entschlossenheit anblickten. Dann drehte Sasuke sich um und schickte sich an den Raum zu verlassen. Blitzschnell tauchte Orochimaru direkt vor ihm auf und Sasuke blieb stehen. Er hatte das bereits erwartet.
 

„Du wirst nicht gehen, Sasuke-kun. Ich habe zu lange gewartet, als dass ich dich jetzt einfach aufgeben würde!“, zischte Orochimaru.
 

Sasuke lächelte, aber seine Augen blieben kalt. Sein Blick bohrte sich in den seines Gegenübers und er sagte düster: „Willst du meine Entschlossenheit auf die Probe stellen? Lässt du mich nicht gehen, dann benutze ich das Jutsu und wir sterben alle beide.“
 

Orochimaru machte keine Anstalten, beiseite zu treten.
 

Noch immer voller Gelassenheit formte Sasuke ein einfaches Fingerzeichen. Stille kehrte im Raum ein als die beiden ungleichen Männer einander in die Augen starrten und ein stummes Duell ausfochten. Bisher mochte Orochimaru geglaubt haben, dass das alles nur ein Bluff war. Aber spätestens jetzt sah er die endgültige Entschlossenheit in Sasukes Augen. Er begriff, dass er verloren hatte. Wenn er Sasuke nicht gehen ließ, würde der sie beide töten um Sakura zu beschützen, sein Blick ließ daran keinen Zweifel. Und wenn er ihn gehen ließ, hatte er ihn verloren. Sollte Orochimaru Sakura töten, würde Sasuke zurückkommen und im besten Fall sich selbst töten und das Geheimnis der Sharingan mit ins Grab nehmen, im schlimmsten Fall würde er Orochimaru gleich mit in den Tod reißen.
 

Schließlich wandte Orochimaru den Blick ab und gab sich geschlagen. Er trat zur Seite und sagte heiser: „Du hast gewonnen, Sasuke-kun. Das war ein guter Schachzug.“
 

Ohne ein weiteres Wort und ohne sich umzusehen, verließ Sasuke Orochimarus Thronsaal mit der Gewissheit, dass Sakura und er von nun an in Sicherheit waren. Er hatte den legendären Sannin besiegt.
 


 

Erschöpft schloss Sasuke die Tür hinter sich und zog seine Schuhe aus. Er legte den Lichtschalter um und warf seinen Rucksack in die Ecke. Eine Stimme sagte liebevoll: „Willkommen zu Hause.“ Lächelnd sah er rüber zu seiner Frau, die etwas verschlafen in der Schlafzimmertür stand. Sie kam zu ihm und umarmte ihn. „Wo bist du gewesen?“, fragte sie.
 

„Hattest du Angst, dass ich nicht zurückkomme?“, war seine Gegenfrage.
 

„Nein.“ Sakura ließ ihn los und begleitete ihn ins Schlafzimmer. Als er sein Hemd über den Kopf zog, fiel ihr Blick auf das Symbol. „Was ist das?“, fragte sie erstaunt.
 

Er setzte sich zu ihr auf das Bett und nahm ihre Hand. „Das ist die Garantie für deine Sicherheit“, antwortete er geheimnisvoll.
 

Sie umarmte ihn. „Du warst bei Orochimaru, oder?“
 

Sasuke nickte. „Ich habe dafür gesorgt, dass er uns in Zukunft in Ruhe lässt.“
 

„Tsunade wird dich morgen in Stücke reißen“, sagte sie. „Sie war wirklich sauer, dass du schon wieder einfach verschwunden bist.“ Er zuckte die Schultern und legte sich ihn. Sakura legte sich neben ihn mit dem Kopf auf seiner Brust. Er schloss die Augen und hörte sie sagen: „Jetzt bleibst du aber für immer bei mir, oder?“
 

Langsam öffnete er die Augen. Sie stemmte sich in die Höhe und schaute ihn erwartungsvoll an. Er sah Unsicherheit in ihren grünen Augen. Er legte seine Hand auf ihre Wange und sagte: „Wenn du das noch willst...“
 

Mit einem fast traurig wirkenden Lächeln antwortete sie: „Was denkst du denn?“ Sie nahm seine Hand und drückte sie ganz fest. „Ich wünsche mir, dass du mich nie mehr alleine lässt.“
 

Er musste auf einmal daran denken, was er ihr alles zugemutet hatte. Er hatte ihr so oft so weh getan und sie hatte das alles hingenommen und ihm immer Liebe entgegengebracht. Wie hatte er nur so dumm sein können, wie hatte er bloß übersehen können, was für eine wunderbare Frau er an seiner Seite hatte?
 

„Sakura“, sagte er ernst. Neugierig geworden setzte sie sich auf und schaute ihn erwartungsvoll an. Er griff nach der Kette um seinen Hals und löste vorsichtig den Verschluss. Im Moment baumelten zwei silberne Ringe daran, bisher hatte er keine Gelegenheit gehabt, den einen Ring seiner rechtmäßigen Besitzerin zurückzugeben. Er nahm das kleine Schmuckstück von der Kette und sah das Strahlen in ihren Augen, als er ihre Hand nahm. „Ich kann nicht so gut mit Worten umgehen, du weißt ja dass ich nicht viel zu sagen habe. Aber ich muss mich entschuldigen, für all den Schmerz den ich dir zugefügt habe. Damals habe ich dir diesen Ring aus den falschen Gründen gegeben.“ Er steckte ihr den Ring an den Finger, und obwohl es nur eine kleine Geste der Wiedergutmachung für eine lausige Hochzeit und seinen ganz und gar unromantischen Antrag damals war, hatte Sakura Tränen der Rührung in den Augen. „Lass uns noch mal von vorne anfangen, Sakura.“
 

Sie nickte, unfähig ein Wort zu sagen. So hatte er sie selten erlebt, für gewöhnlich war seine Frau um eine Antwort nie verlegen. Ihr Kopf sackte nach unten und Tränen tropften auf das Laken.
 

Erstaunt und ein wenig beunruhigt nahm er sie bei den Schultern. „Sakura? Alles in Ordnung?“
 

Wie ein kleines Kind wischte sie sich über das Gesicht und schluchzte: „Ich freu mich nur so.“
 

Er atmete erleichtert aus und erlaubte sich ein schwaches Lächeln. „Jetzt hab ich dich schon wieder zum weinen gebracht.“ Vorsichtig zog er sie in eine beschützende Umarmung und sie drückte sich an ihn. Auch wenn es für ihn noch ungewohnt war, diese Nähe zuzulassen ohne sie wegzustoßen, fühlte es sich doch merkwürdig angenehm an, sie bei sich zu haben. Er wollte sie gar nicht loslassen, wenn er ehrlich war. Viel zu sehr genoss er dieses Gefühl das sie ihm gab.
 

„Sasuke?“, hörte er sie leise sagen.
 

„Ja?“
 

„Kannst du es noch einmal sagen?“
 

„Was denn?“
 

„Du hast es nur ein einziges mal zu mir gesagt.“, antwortete sie. „Als du mich in der Wohnung gefunden hast. Ich lag in deinen Armen fast so wie jetzt, und da hast du es gesagt.“
 

„Ich dachte, du würdest vor meinen Augen, in meinen Armen, sterben“, sagte er ernst.
 

Sie seufzte und ihr warmer Atem kitzelte dabei seine nackte Haut. „Na schön. Ich weiß, du hast es nicht so mit Worten. Und ich bin dankbar, dass ich wenigstens einmal aus deinem Mund hören konnte dass du mich liebst.“
 

Darauf antwortete er nicht. Es war viel passiert und sie hatte ihn verändert, ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht. Aber er konnte trotzdem nicht aus seiner Haut. Er nahm das Wort Liebe nur äußerst selten in den Mund. Es hatte für ihn immer noch einen unguten Beigeschmack.
 


 

Nach einem mittelschweren Tobsuchtsanfall angesichts des kleinen "Ausflugs", den Sasuke zu Orochimaru unternommen hatte, hatte Tsunade den jungen Anbu für drei Wochen von jeglichen Missionen ausgeschlossen. Sasuke wusste ohne Arbeit nicht viel mit sich anzufangen, aber glücklicherweise war Sakura ebenfalls beurlaubt gewesen um sich von dem Angriff zu erholen. Diese drei Wochen waren wie ein sehr eigenartiger Urlaub für sie beide gewesen und sie hatten ihn die meiste Zeit über im Bett verbracht. Sasuke hatte zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass die Zeit wie im Flug vergeht, wenn es einem gutgeht.
 

Denn jetzt lagen sie in den frühen Morgenstunden gemeinsam im Bett und Sakura seufzte: "Es ist fünf Uhr. Eine Stunde noch, dann ist unser Urlaub offiziell vorbei." In einer Stunde musste er aufbrechen, es stand eine mehrtätige Mission an, bei der man dann wohl doch nicht auf ihn und sein Bluterbe verzichten konnte. Sie lag halb auf ihm und wirkte erstmal nicht so, als würde sie ihn in nächster Zeit aufstehen lassen. "Musst du wirklich gehen?"
 

"Ich kann nicht den Rest meines Lebens mit dir im Bett verbringen."
 

"Wieso eigentlich nicht? Du bist reich, habe ich mir sagen lassen." Er lachte leise. Sie stützte sich auf und verzog das Gesicht. "Na dann beeil dich wenigstens, komm schnell nach Hause."
 

"Willst du das denn überhaupt? Hast du nach drei Wochen immer noch nicht genug von mir?" Es sollte scherzhaft klingen, aber alte Unsicherheit schwang in der Frage mit.
 

„Natürlich will ich das!“, sagte sie mit gespielter Empörung. Sie stemmte sich hoch und setzte sich rittlings auf seine Hüfte. Sasuke beobachtete sie lächelnd. Sie lehnte sich nach vorne und packte seine Handgelenke. Er hätte sich natürlich jederzeit befreien können, aber erstmal wollte er sehen, was sie vorhatte. Sie beugte sich über ihn, bis ihr offenes Haar sein Gesicht kitzelte, und sagte: „Sasuke, sieh mich an.“ Er schaute ihr in die Augen und sie fragte: „Wirst du bei mir bleiben?“
 

„Ja.“
 

Sie beugte sich kurz runter und küsste ihn, so flüchtig dass er das Kinn in die Höhe reckte in der Hoffnung auf mehr. Aber sie verharrte wieder einige Zentimeter über ihm und fragte: „Liebst du mich?“
 

„Das weißt du doch“, antwortete er.
 

Enttäuscht seufzte sie und drückte ihre Stirn gegen seine. „Ich hätte es nur gerne wenigstens noch ein einziges Mal gehört.“ Sie hob den Kopf ein Stück und fragte: „Bist du glücklich, Sasuke?“
 

Er runzelte die Stirn, wusste im ersten Moment nicht, was er mit dieser Frage anfangen sollte. Er hatte sich selbst nie gefragt, ob er denn glücklich war oder nicht. „Ich glaube schon“, antwortete er. „Ja, das bin ich.“
 

Sie lächelte, nur für ihn, und gab ihn einen weiteren Kuss. Er reckte den Kopf in die Höhe für mehr, aber sie hob den Kopf ein Stück, damit er sie nicht mehr erreichen konnte. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und mit einer raschen Bewegung drückte er sie zur Seite bis sie von ihm runter fiel und stemmte sich dann hoch, bis er auf ihr saß. Er packte nicht ihre Handgelenke sondern nahm ihre Hände in seine und drückte sie auf das Bett.
 

Und im Gegensatz zu ihm konnte sie sich aus dieser Lage nicht so leicht befreien. Er fragte sie: „Wirst du bei mir bleiben?“
 

Sie lachte. „Ja.“
 

Er küsste sie kurz und sah ihr in die Augen, um die zweite, ernst gemeinte Frage zu stellen: „Bist du glücklich?“
 

Ohne zu zögern antwortete sie: „Ja.“
 

Genau wie sie beugte er sich wieder runter zu einem Kuss, aber er hatte nicht die Disziplin, gleich wieder aufzuhören. Sie öffnete bereitwillig den Mund und wie schon so oft in den letzten drei Wochen spürte er das wunderbare Chaos in seinem Inneren, das nur sie allein auslösen konnte. Sasuke musste sich zwingen, den Kuss zu beenden und sich wieder aufzurichten. Sie lag da und lächelte ihn an. Leise fragte er: „Liebst du mich?“
 

„Ja.“
 

Er schaute sie einen Augenblick lang an und er wusste, dass alles, was er durchgemacht hatte, sich gelohnt hatte für diesen Moment des Glücks. „Ich liebe dich auch“, sagte er und schenkte ihr ein seltenes, ehrliches Lächeln. Das hier war Freiheit wie Itachi es sich für ihn gewünscht hatte.
 

Es war ein wunderbares Gefühl, frei zu sein.
 

OWARI // ENDE
 

***
 

Das war's! Fast schade, dass es schon vorbei ist, oder? Aber das wäre ja langweilig geworden, wenn die zwei Helden weiterhin so einen Eiertanz umeinander gemacht hätten. Ich mag das Ende, obwohl ich mir nich so sicher bin, obs am Schluss nich schon zu sehr in Sasuke-untypischen Fluff verfällt. Egal. Er is halt benommen von 3 Wochen im Bett und das macht sogar den Eisklotz schmusig. Ehehe.
 

Das hier is für mich das richtige Ende der Fanfic. Ich finds gut, dass man nicht erfährt, was weiter passiert und ob sie vielleicht doch nochmal ein Kind haben werden oder nicht.
 

Ich danke allen meinen Reviewern!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (787)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...60] [61...70] [71...79]
/ 79

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  soelki89
2017-03-12T20:21:36+00:00 12.03.2017 21:21
Ich liebe deine FF. Ich glaube aber mal irgendwo ein "alternatives Ende" von dir hierzu gefunden zu haben oder irre ich mich? Deine FF ist meine allerallerliebste ♡
Lg Soelki89
Von:  Stevy
2016-07-18T09:07:30+00:00 18.07.2016 11:07
Wirklich schön, vor allem die entwicklung von sasuke ist dir wirklich perfekt gelungen 😊
Von:  Cosplay-Girl91
2015-01-31T20:05:53+00:00 31.01.2015 21:05
Eine wunderschöne FF :D
Ich bin froh, dass Sasuke und Sakura ihr Glück gefunden haben.
Aber ich konnte zwischen durch auch sehr gut Kakashi verstehen und Sakura in dieser Situation gar nicht mehr...
Aber so ist die Liebe wohl. Zwischen Schmerz und Geborgenheit, ist alles dabei.
Mach weiter so.
LG
Von:  _-tsuyokiss-_
2015-01-19T18:54:20+00:00 19.01.2015 19:54
Und heute hat es mich seit Jahren mal wieder nach Animexx verschlagen. Jetzt, wo Naruto beendet ist, packt mich die Nostalgie. Ich erinner mich noch an all' die schönen Stunden aus meiner Jugend, die ich vor'm Computer verbrachte habe und stundenlang Naruto geguckt oder SasuSaku Fanfictions gelesen habe xD Deine Geschichten sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Deswegen lese ich sie jetzt nochmal :) Ich möchte nochmal dieses Kribbeln von damals spüren, wenn ich mit Sakura mitfiebere, hihi.
Ich hoffe, du hast deine Schreibblockade mittlerweile überwunden und hast wieder Lust am Schreiben gefunden. Für die Zukunft wünsche ich dir alles Liebe und Gute :)
Von:  soelki89
2014-11-10T19:32:28+00:00 10.11.2014 20:32
<3 ich liebe diese FF so sehr <3 hab soie scchon unzählige Male gelesen und weiß auch das du ein alternatives Ende geschrieben hast, hast du das ebenfalls wo hochgeladen, irgendwo hab ich sie mal gelesen weiß nur nicht mehr wo :(
Von:  moonlit
2014-03-09T00:53:17+00:00 09.03.2014 01:53
ich glaub ich lese deine ff schon zum 3. mal und immer wieder gerne :) Ich weiß noch wie ich damals so angefangen habe zu weinen beim lesen und mich nicht mehr einkrkegen konnte (riesiges Kompliment) :) einer der besten ff's ;)
Von:  xxxlorenaxxx
2013-01-24T04:02:09+00:00 24.01.2013 05:02
heeeeeerrrliche geschichte. hat mir richtig gut gefallen:)
aber tja:D selbst der größte eisklotz wird glücklich wenn er drei wochen nur vö**** kann:DDD
ichkanns nur nochmal sagen..herrlich herrlich:D
Von:  Suzi_x
2013-01-16T02:23:01+00:00 16.01.2013 03:23
also mein 5tes mal....unterbewusst jedes Jahr einmal gelesen merk ich grad xD
ich liebe liebe LIEBE es einfach !!
Die erste und aller beste fanfic die ich gelesen habe <3
sie wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben :)
Zum fünften Mal...DANKE FÜR DIESES MEISTERWERK!!!
Von:  xxLikeTheWindxx
2012-09-13T16:48:44+00:00 13.09.2012 18:48
Ich habe diese ff bereits zweimal gelesen. Ich habe sie damals vor 4 Jahren enddeckt und habe sie geliebt. Es ist die beste ff die ich jemals gelesen habe und nur durch diese ff ist der Funke auf mich übergesprungen, auch zu schreiben. Es ist einfach GENIAL ich habe nichts an der ff auszusetzen ich liebe jedes einzelne Kapitel !
Von:  wheresthefood
2012-07-24T19:16:21+00:00 24.07.2012 21:16
Nachdem ich Favoriten-Listen von anderen Leuten gestalkt habe, ist mir deine Geschichte sofort aufgefallen und ich musste einfach reinlesen.

Der Prolog war super, fantastisch, phänomenal! - ich bin ohne worte. verdammt. Ich hab am Ende nur noch gequiekt und ich konnte mir das alles so gut vorstellen. Es ist einfach so nah an der originalen Serie. omg, ich werde gleich den ganzen Rest lesen und mich an deinem bezaubernden Schreibstil ergötzen.


Zurück