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Smallville-Expanded - 02

Fatal Touch
von

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Prolog

Christian von Falkenhayn lachte über das ungläubige Gesicht seiner Freundin, Alicia Sterling, als er sich erhob und die beiden Latinas, Marina Espada und Conchita Morales fest in seine Arme nahm. Er und Alicia hatten sich im TALON getroffen. Doch dann waren Marina und Conchita aufgetaucht, hatten Christians Hände genommen und ihn vor ihren Augen auf die Wangen geküsst. Was danach passierte konnte Alicia kaum fassen. Zu ungeheuerlich war das Ganze. Demonstrativ küsste Christian beide Mädchen auf den Mund und meinte dann zu dem dunkelhäutigen Mädchen: „Ich kann nichts daran ändern, Alicia. Diese beiden Zuckerschnecken gefallen mir besser. Und ich kann meine Absichten, Hände und Augen nicht von ihnen lassen. Sie geben mir, wozu du noch nicht bereit bist.“

Beide Latinas blickten abschätzend auf Alicia Sterling und küssten den Jungen, den sie doch so sehr liebte, abwechselnd auf den Mund. Was war nur plötzlich in Christian gefahren, dass er sie so sehr verletzte. Erst vor zwei Tagen hatte sie ihren Eltern beigebracht, dass sie und Christian fest zusammen waren. Und nun dies.

Christians Hände legten sich auf die Pobacken beider Mädchen. Während sie sich eng umschlungen entfernten, hörte Alicia noch, wie Conchita sagte: „Warum gibst du dich überhaupt mit der ab?“ Wie vom Donner gerührt blickte Alicia, mit Tränen in den Augen, den Dreien hinterher.

Samantha Collins hatte die gesamte Szene verfolgt, und wütend auf Chris, den sie bisher immer als einen genauso tollen Typen wie Clark Kent angesehen hatte, setzte sie sich neben ihre beste Freundin und legte geschwisterlich ihren Arm um sie. „Vergiss diesen Idioten“, fauchte sie zornig, als Alicia sich an sie lehnte und in Tränen ausbrach.

Von all dem hatte Christian nichts mitbekommen. In bester Laune war er mit Conchita in den Font von Marinas Wagen gestiegen. Heftig mit Conchita knutschend bekam er kaum mit, wie Marina lachend von vorne meinte: „Hey, wartet wenigstens mit dem Striptease, bis wir bei mir sind. Meine Eltern sind für eine Woche weggefahren und wir drei haben sturmfreie Bude.“

„Dafür kann ich nicht garantieren, wenn du hier noch länger herumtrödelst“, konterte Christian zwischen zwei heftigen Küssen, wobei sich seine Rechte unaufhaltsam unter Conchitas Pullover voran tastete.

Conchita stieß einen schrillen Seufzer aus, während Marina den Wagen mit quietschenden Reifen beschleunigte. In weniger als fünf Minuten waren sie da.

Als sie wenig später in Marinas Zimmer standen, entkleideten sie sich gegenseitig, bis sie alle drei splitternackt waren. Eng umschlungen erregten sie sich, wobei Christian beide Mädchen an sich drückte und mal die Eine, mal die Andere heftig küsste. Dabei glitten seine Hände über die nackten, geschmeidigen Körper der beiden Mädchen. Alicia war nun vollkommen aus seinem Gedächtnis verbannt.

Die Mädchen bewegten sich mit Christian lachend zum Bett hinüber und glitten wie Schlangen hinein, wobei sie ihn mit sich zogen.

Christian fühlte sich wie berauscht. Längst wusste er nicht mehr, welches Mädchen er gerade küsste, oder streichelte. Er spürte nur ein unheimlich befriedigendes Gefühl, während die beiden Mädchen ihn endlich auf den Rücken drehten und das Kommando übernahmen.

Lustvoll bäumte er sich auf, als die Latinas spielerisch ihre Hände über seine Männlichkeit wandern ließen. Gleichzeitig sandten seine eigenen Hände Feuer über die Haut der beiden Mädchen. Sanft liebkoste er die festen Brüste beider Mädchen und ließ seine Finger dann über ihre flachen Bäuche nach unten gleiten.

Ein doppeltes erregtes Seufzen war die Antwort. Auf Spanisch frivole Worte in seine Ohren flüsternd schmiegten sich die Mädchen an Christian, der sie leidenschaftlich auf Mund, Hals und Brüste küsste.

Der Junge spürte deutlich seine wachsende Erregung, und er war sich darüber im klaren, dass er diese Nacht mit den beiden bezaubernden, nackten Geschöpfen in seinen Armen sicherlich nie vergessen würde. Sie würden ihm geben, wozu Alicia noch nicht bereit zu sein schien...

Training

Zwei Wochen zuvor...

 

Das afroamerikanische Mädchen und der Junge aus Deutschland standen sich im, noch spärlich eingerichteten, Trainingsraum gegenüber und sahen sich lächelnd an. Beide trugen Trainingshosen und ein Trägerhemd. Der Junge in blauen Farben, das Mädchen in Schwarz und Rot. Beiden Jugendlichen sah man an, dass sie sich sportlich sehr engagierten. Während die Statur des Mädchens die einer Leichtathletin war, merkte man dem Jungen sehr deutlich an, dass er Kampfsport bevorzugte.

Am Vortag waren sie gemeinsam beim Spiel der Schulmannschaft im American-Football gewesen. Für beide war der Tag sehr schön gewesen und im Anschluss hatte Christian von Falkenhayn, der bei den meisten Einwohnern von Smallville nur unter dem Namen Chris Falken bekannt war, das Mädchen nach Hause gebracht.

Alicia Sterling hatte ihn zum Abschied auf die Wange geküsst, und dasselbe hatte auch Christian bei ihr getan. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die wussten, wer er wirklich war, und warum diese Tarnung für ihn notwendig war. Irgendwie hatte sie es, als sie später in ihrem Bett gelegen hatte, bedauert, dass sie beide sich nicht mehr getraut hatten. Aber was nicht war konnte ja noch werden...

Zu Beginn hatten sie einige Streck- und Dehn-Übungen gemacht. Jetzt blickten Alicias dunkle, fast schwarze Augen fragend in die strahlend blaue Augen des Jungen, und neugierig fragte das Mädchen: „Bekomme ich keine Handschuhe, Chris?“

„Für dieses Mal brauchen wir keine“, erklärte der Blonde und fügte an: „Für heute beginnen wir ganz ruhig und üben zuerst das Atmen und dann den richtigen Stand, bevor es dann beim nächsten Mal richtig zur Sache geht.“

„Ich kann schon atmen“, grinste Alicia augenzwinkernd.

„Nicht so“, widersprach Christian ernsthaft. „Bitte etwas mehr Ernsthaftigkeit und Respekt vor der Philosophie des Muay Thai.“

„Komm schon, das war ein Scherz.“

„Damit scherzt man nicht“, meinte Christian ironisch, erwiderte aber ihr vorheriges Zwinkern, was seinen Worten die Spitze nahm. Dann begab er sich hinter Alicia, die ihm mit ihrem Blick folgte.

„Nimm bitte den Kopf geradeaus und schließe deine Augen“, verlangte der Junge.

Alicia zögerte einen Augenblick, bevor sie der Bitte nachkam. Sie zuckte kurz zusammen, als Christian seine Hände sanft auf ihre Schultern legte. Dann entspannte sich ihre Haltung langsam und sie hörte die leise Stimme des Jungen.

„Sehr gut, Alicia. Habe keine Angst und stelle dich innerlich deinen Dämonen, auch wenn es vielleicht anfangs Überwindung kostet. Und jetzt mache dich von allem was dir durch den Kopf geht frei und atme langsam durch die Nase ein, und durch den Mund aus. Einatmen... Und ausatmen... Und einatmen... Und ausatmen...“

Alicia kam das Ganze im ersten Moment etwas lächerlich vor, doch sie kam den Aufforderungen des Jungen nach. Und ganz allmählich spürte sie, wie sich alles in ihr löste. Eine seltsame Ruhe überkam sie, und sie hörte nur noch die einschmeichelnde Stimme des Jungen. All der Druck, der letzten Tage wurde etwas schwächer und ohne dass sie es bewusst bemerkte straffte sich ihre gesamte Haltung.

„Das machst du sehr gut“, lobte Christian sie nach einer geraumen Weile und ließ ihre Schultern los. Dann stellte er sich wieder vor sie und blickte direkt in ihre Augen. „Jetzt werden wir uns über den richtigen Stand und einige Grundsätzlichkeiten unterhalten.“

Hatte Alicia das Training am Beginn noch ziemlich locker gesehen, so war sie nun mit Konzentration bei der Sache. Christians Worte schienen fast etwas Hypnotisches zu besitzen. Und das faszinierte sie.

„Okay, Alicia, stelle dich nun seitlich zu mir, die Füße etwa schulterbreit auseinander, und die linke Schulter mir zugewandt. Damit verkleinerst du dein Profil und der Gegner hat es schwerer dich zu treffen.“ Der Junge korrigierte die Fußhaltung etwas und sagte dann: Hebe jetzt zur Verteidigung deine Hände und balle sie zur Faust. Achte darauf, dass deine Daumen dabei nicht vor Zeige- und Mittelfinger liegen, sondern mit den Spitzen seitlich am Zeigefinger. Gut den linken Arm etwas weiter vor und die Rechte etwas höher.“

Alicia kam seinen Kommandos nach.

Christian schritt zu ihr und bewegte ihre linke Hand an eine Position, die sich aus ihrer Sicht auf Höhe ihrer rechten Schläfe befand. Dabei erklärte er: „Die meisten deiner Gegner werden mit Rechts zuschlagen. Deshalb zwinge sie, wenn sie dein Gesicht treffen wollen, mit ihrem Arm an dieser Seite deines linken Arms vorbei, damit du ihn nach Außen abwehren kannst. Damit ist dein Gegner dann für deine Gegenattacke ungedeckt.“ Der Junge bemerkte die Anspannung des Mädchens und meinte: „Zu dieser ersten Abwehr, die für viele Gegner bereits abschreckend wirkt, kommen wir gleich noch – jetzt umkreise ich dich erst einmal langsam und du wirst mir in dieser Verteidigungshaltung immer dein kleinstes Profil zu weisen, okay?“

„Okay, Chris.“

Langsam schritt Christian nun, wie ein lauernder Panther um das Mädchen herum. Dabei fiel es ihm schwer konzentriert zu bleiben, denn Alicias Anblick gefiel ihm über alle Maßen gut. Nach einer kompletten Umrundung nickte er zufrieden. „Das war für den Anfang schon sehr gut. Jetzt kommen wir zur Praxis, damit diese erste Trainingseinheit nicht zu trocken für dich wird.“

Die Anspannung stand Alicia ins Gesicht geschrieben. Sie beobachtete, wie Christian näher kam, ihre Haltung nochmal leicht korrigierte und wieder etwas auf Abstand ging. „Okay, wir gehen die Bewegungen zuerst ganz langsam durch. Ich simuliere dabei später mit meiner rechten Hand einen Faustschlag gegen dein Gesicht. Du wirst meinen Arm mit dem Rücken deines linken Arms nach außen weg schlagen und dann versuchen meinen Solarplexus zu treffen.“ Er legte seine Hand auf die entsprechende Stelle seines Oberkörpers. „Diesen Punkt zu treffen ist wirkungsvoller, als ein Schlag in das Gesicht deines Gegners, und für dich als ungeübte Person einfacher.“

Alicias Herzschlag beschleunigte sich, als Christian nun dicht hinter sie trat. Er legte seine Hände um sie herum an ihre Unterarme. „Sobald du die Abwehrbewegung mit dem linken Arm ausgeführt hast, machst du mit Rechts einen Schritt nach vorne und führst dabei, mit deinem gesamten Körper den Schlag mit Rechts aus. Wir gehen nun langsam den gesamten Bewegungsablauf durch.“ Dabei führte der Junge langsam den linken Arm zur Seite. Als er ihren rechten Arm nach vorne führte, machte sie den Schritt vor und führte den Schlag gegen einen imaginären Gegner so aus, wie Christian es ihr erklärt hatte.

„Okay, das war in Ordnung soweit.“ Christian stellte sich nun wieder vor sie und forderte: „Ausgangsstellung.“ Er nickte zufrieden und fuhr fort: „Jetzt werden wir den Ablauf üben, wobei ich den Gegner darstelle. Zuerst genauso langsam, wie zuvor, dann langsam immer schneller. Und lenke deine rechte Faust gegen die Stelle meines Oberkörpers, die ich dir eben gezeigt habe.“

Alicia nickte und ihre Züge wirkten dabei gleichermaßen angespannt und entschlossen. Als Christian wie in Zeitlupe seine rechte Faust nach vorne führte, wehrte sie seinen Arm, wie vorher gezeigt nach außen ab und sie führte ihre Rechte bis dicht vor die Brust des Jungen.

Der nickte und meinte: „Du solltest meinen Angriff etwas eher abfangen, ansonsten war das nicht schlecht. Wir gehen es jetzt durch, wobei ich jedes Mal etwas schneller werden werde, okay. Bleibe einfach konzentriert und erschrecke nicht, wenn wir das später immer schneller machen, ich haue ja nicht wirklich zu. Dir passiert also nichts.“

Alicia nickte angespannt.

Sie gingen nun die Übung immer wieder durch, wobei Alicia jedes Mal mehr Vertrauen in sich selbst bekam und ihr die Bewegungen nach und nach in Fleisch und Blut übergingen. Gleichsam fühlte sie sich dabei immer sicherer und bekam ein Gefühl für die richtige Haltung ihres Körpers. Schneller und schneller übten sie, wobei die Spannung etwas von dem Mädchen abfiel.

Christian bemerkte dies nicht, als er, mittlerweile etwas über dem Durchschnitt eines guten Angreifers liegend, seinen nächsten simulierten Angriff ausführte.

Alicias etwas nachgelassene Spannung verursachte in ihr instinktiv das Gefühl, seine Attacke könne sie diesmal treffen. Sie wehrte den Angriff mit aller Entschlossenheit ab und vergaß dabei, ihren eigenen Angriff rechtzeitig zu stoppen. Voll durchziehend traf sie Christian auf den Solarplexus. Der unvorbereitete Junge taumelte einige Schritte zurück, umschlang seinen Oberkörper und krümmte sich zusammen.

Obwohl Alicia gespürt hatte, dass sie Christian hart getroffen hatte, dachte sie bei seinem Anblick zuerst, er würde scherzen. Erst als er mit tränenden Augen und gerötetem Gesicht zu ihr aufsah und heiser krächzte: „Das... hat gepasst...“, wurde Alicia bewusst, dass er nicht simulierte. Schnell kam sie zu ihm und fragte erschrocken: „Oh Gott, Chris, was habe ich angerichtet?“

Sich langsam wieder aufrichtend schnappte der Junge nach Luft und nach einer Weile normalisierte sich seine Gesichtsfarbe und sein Atemrhythmus wieder. Er lächelte gezwungen, wobei er die Tränen abwischte und immer noch etwas heiser meinte: „Ich schätze, du hast das Grundprinzip erfasst, Alicia. Da war ordentlich Musik drin.“

Während sich der Blonde die Brust rieb, legte Alicia ihre Hand auf seine und blickte ihn schuldbewusst an. „Das wollte ich nicht, aber ich war bei deinem letzten Angriff etwas überrascht und dachte, du würdest mich treffen.“

Christian lächelte, nun etwas befreiter. „Und du hast sehr schnell und instinktiv reagiert. Aber bitte vergiss nächstes Mal nicht, dass ich einer von den Guten bin. Für heute reicht es, würde ich sagen.“

Alicia nickte, erleichtert, dass es Christian wieder besser ging, und sie ihn nicht ernsthaft verletzt hatte. Sie blickte ihn an und schien auf etwas zu warten.

Christian, der den Blick bemerkte, ließ sie einen Moment lang schmoren. Natürlich hatte er ihr gestriges Gespräch nicht vergessen, in dem er versprochen hatte, sie heute beim Training um ein offizielles Date zu bitten. Als er bemerkte, dass sie unruhig zu werden begann, lächelte er offen und fragte: „Kannst du reiten, Alicia?“

„Hey, wer von uns beiden ist auf einer Farm aufgewachsen? Wir hatten früher sogar eigene Pferde, doch vor drei Jahren mussten meine Eltern sie verkaufen. Seitdem komme ich nur noch sehr selten zum Reiten.“

Christian lächelte zufrieden. „Was würdest du sagen, wenn wir uns nächste Woche zu einem längeren Ausritt verabreden? Mein Onkel und meine Tante besitzen einige sehr schöne Reitpferde. Wie wäre es am nächsten Dienstag?“

Alicias Augen begannen zu leuchten. „Das wäre toll, Chris. Aber sag einmal: Wo hast du denn das Reiten gelernt?“

Christian erklärte: „Die Eltern von einem meiner Schulfreunde besitzen einen Bauernhof, mit angrenzendem Hotel und Restaurant. Sein Vater brachte mir bei, wie man reitet und später sind wir dann regelmäßig ausgeritten. Leider kann man in den Hagener Wäldern nur sehr spärlich mal im gestreckten Galopp reiten, und auch nur über kurze Strecken. Und die Weiden, die zu dem Bauernhof gehören sind nicht so weitläufig.“

Alicia blickte etwas irritiert und fragte: „Was ist ein Bauernhof.“

„Ach so. Ich meinte natürlich eine Farm.“

„Also so nennt ihr das in Deutschland“, stellte Alicia fest. Dann trat sie ganz dicht an den Jungen heran und legte ihre Hände auf seine Schultern. Dabei sagte sie vage lächelnd: „Gestern Abend, da habe ich mich nicht getraut, das zu tun.“ Sie legte ihre Lippen auf seine, bevor Christian fragen konnte, wie sie ihre Worte gemeint hatte.

Er erwiderte ihren Kuss und legte dabei, beinahe vorsichtig, seine Arme um sie. Erst nach geraumer Weile wagte er es sie fester an sich zu ziehen.

Ein wohliges Gurren des Mädchens war die Antwort darauf. Sie versank ganz in dem Kuss, von dem sie gehofft hatte, dass er genau so sanft und liebevoll von Chris erwidert werden würde. Auch sie schlang fest ihre Arme um Christian, wobei sie sich wünschte, dieser erste Kuss zwischen ihnen würde niemals enden. Die Zeit schien stillzustehen, und als sie sich schließlich doch widerstrebend von ihm löste, da war ihr, als erwache sie aus einem rosaroten Traum. Verliebt sah sie in die Augen des Jungen und sagte leise: „Das hätte ich nie gedacht, als ich vor der Schule so garstig zu dir war.“

„Du wirst es kaum glauben, aber ich auch nicht.“

Alicia gab ihm einen sanften Nasenstüber. „Nicht ganz so ironisch bitte.“

Christian lachte vergnügt. „Gewöhne dich lieber daran, mein Engel.“ Dann küsste er sie, bevor sie Einspruch erheben konnte. Als er sich wieder von ihr löste, meinte er leise: „Komm, ich zeige dir das Gästebad.“

Freundschaften

Clark Kent wollte sich ausschütten vor Lachen, als er sich am Freitag-Nachmittag mit Christian auf dem Boden der Scheune aufhielt, in der er es sich gemütlich eingerichtet hatte. Anders als auf der anderen Seite, wurde diese hier offensichtlich nur von Clark genutzt. Als sich der Schwarzhaarige wieder beruhigt hatte fragte er beinahe vergnügt: „Alicia hat dir ein richtiges Ding verpasst?“

„Für einen Moment habe ich Sterne gesehen, in allen Farben des Regenbogens. Sie hat exakt den Punkt getroffen. Anfängerdusel, oder so ähnlich...“

„Und wie war euer Date am Dienstag?

Christian lächelte zufrieden. „Einfach toll. Alicia ist mit mir zum Kratersee geritten. Da oben waren wir ungestört. Clark, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick? Ich dachte immer, das wäre Unsinn, aber ich glaube bei Alicia hatte es mich bereits erwischt, als ich sie das erste Mal so hilflos in der Gießerei habe liegen sehen.“

Clark blickte Christian prüfend an. „Bist du ganz sicher, dass es nicht irgendein Samariter-Effekt ist, der dich zu ihr hin zieht?“

Christian nickte. „Ziemlich sicher, Clark. In ihrer Nähe fühle ich mich... ich kann es kaum beschreiben. Einfach, wie ein Supermann. So, als könnte ich fliegen.“ Er blickte in Clarks blau-graue Augen und meinte dann: „Das klingt sicherlich reichlich albern.“

„Nicht so sehr, wie du vielleicht denkst“, entgegnete der Schwarzhaarige nachdenklich schmunzelnd. „Aber ich würde sagen, dass es dich voll erwischt hat. Ich freue mich für dich, Chris. Ihr seid also jetzt fest zusammen?“

„Ja. Heute Abend sind wir im TALON verabredet. Ich hoffe, sie und Samantha übertreiben es nicht mit dem Shoppen in Metropolis.“

„Sie wird sich sicherlich ein paar neue Klamotten für ihren Geburtstag, in acht Tagen, kaufen. Lana macht das auch immer so.

Nachdenklich antwortete Christian: „Bestimmt. Schaust du nachher auch vorbei?“

„Ich weiß noch nicht“, antwortete Clark vage.

Christian ahnte, dass er vermeiden wollte, Lana zu sehen. Seit er wusste, dass sie im Sommer nach Paris reisen würde, war es zwischen ihnen sehr ruhig geworden. Der Blonde wechselte das Thema und sagte: „Alicia macht sich etwas Gedanken, wegen der anstehenden Verhandlung gegen die drei Verbrecher, die sie vergewaltigen wollten. Ihr graut davor, das alles vor Gericht nochmal haarklein erzählen zu müssen. Und ich kann das verstehen.“ Sein Blick verfinsterte sich. „Weißt du, Clark: In der Fabrikhalle, als ich Alicia so daliegen sah, da hatte ich kurz das Verlangen, alle drei umzubringen und zu behaupten es wäre Notwehr gewesen. Es war erschreckend, aber heute glaube ich manchmal es wäre fast besser gewesen, es tatsächlich zu tun. Dann müsste Alicia das nicht alles nochmal durchleiden.“

Clark blickte mitfühlend. „Du hast richtig entschieden. Dass du glaubst, anders wäre es vielleicht besser gewesen, liegt daran, dass du dich um Alicia sorgst. Was beweist, dass deine Gefühle für Alicia sehr stark sind.“

Christian nickte. „Du hast recht, das sind sie.“

Schmunzelnd hakte Clark nach: „Und was ist mit Marina und Conchita? Wenn meine Mom eben beim Essen nicht übertrieben hat, dann wäre die ganze Sache am letzten Wochenende fast aus dem Ruder gelaufen.“

Christian lachte: „Ja, ich bin wie ein Derwisch aus dem TALON gerannt, nachdem ich ihnen einen Korb für das Spiel der Crows gegeben hatte – die beiden Latinas direkt hinten dran. Die Flucht gelang nur knapp, sage ich dir.“ Er wechselte schnell das Thema und meinte: „Ich finde deine Eltern toll, aber ich hatte den Eindruck, dass sie nicht davon begeistert sind, dass ich einen Teil deines Geheimnisses kenne. Sie scheinen zu befürchten, ich könne reden.“

Clarks Blick wurde bittend. „Das musst du verstehen. Seit sie es selbst herausgefunden hatten, gaben sie sich alle Mühe dieses Geheimnis zu wahren, um mich zu beschützen. Sie haben am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es manchmal sein kann, nicht ein Wort darüber verlieren zu dürfen. Und sie wollen nicht, dass ich anderen Menschen eine so schwere Last aufbürde, die sich nicht zurücknehmen lässt.“

„Ja, so in etwa habe ich mir das gedacht.“ Christian blickte Clark offen an. „Ich glaube, dass alle Eltern, die ihre Kinder lieben, das ähnlich sehen würden. Tatsache ist, dass ich einen Teil davon nun kenne. Aber egal was auch immer du sonst noch so drauf hast, Clark, ich käme nie auf den Gedanken, das für mich auszunutzen. Sonst hätte ich dich längst gebeten, mir bei der Einrichtung meines Trainingsraumes zu helfen. Der Punkt ist, dass ich das auch allein schaffe, wenn auch vielleicht nicht ganz so schnell. Und es wäre dir gegenüber nicht fair, und auch nicht richtig.“

Clark erwiderte den Blick des Jungen prüfend, bevor er entschlossen durchatmete und eine Entscheidung traf. Leise erklärte er: „Christian, ich komme nicht aus der unmittelbaren Umgebung von Kansas. Im Oktober 1989 bin ich mit einem kleinen Raumschiff, während des Meteoritenregens, auf der Erde gelandet. Erst vor kurzer Zeit habe ich herausgefunden, dass der Planet, von dem ich losgeschickt wurde, nicht mehr existiert. Sein Name war Krypton. Offensichtlich kam es dort zu einer Katastrophe und meine Eltern schickten mich kurz davor hierher. Das andere Spektrum der irdischen Sonne ist der Grund dafür, dass ich hier auf der Erde besondere Kräfte besitze. Einiges hast du selbst erlebt. Neben meiner Kraft besitze ich die Fähigkeit, durch feste Materie zu sehen, besonders gut zu hören, und mit meinem Blick Hitze zu erzeugen. Außerdem kann ich mich schneller bewegen, als Gewehrkugeln fliegen können, und bin zumeist unverwundbar.“

Sprachlos hatte Christian zugehört. Erst nach einer Weile antwortete er: „Ich glaube, der hierzulande gebräuchliche Fachbegriff dafür lautet: Wow...“ Dann bekam sein Blick eine nachdenkliche Note. „Aber es scheint einen Haken dabei zu geben. Sonst wärst du doch an meiner Stelle in die Fabrik gerannt. Du sagtest eben: zumeist unverwundbar.“

Clark nickte. „Eigentlich gibt es sogar zwei Haken. In der Gießerei liegen sehr viele Meteoritentrümmer, und in ihnen eingeschlossen sind grüne Kristalle, die mich schwächen und meine Kräfte aufheben. Es gibt auch rotes Kristall, das mir meine Hemmungen nimmt. Dann mache ich Dinge, die ich normalerweise nie tun würde.“

Christian nickte in Gedanken. „Mir wird jetzt Einiges, über das ich in den letzten Tagen nachgegrübelt habe, sehr viel klarer.“ Sein Blick bekam eine entschlossene Note: „Ich danke dir für dein Vertrauen, Clark, und ich versichere dir, dass ich dies alles für mich behalten werde, selbst Alicia gegenüber. Es ist schon seltsam, aber du bist sehr viel menschlicher, als viele Menschen dieses Planeten. Ist das nicht paradox?“

Clark lächelte fein. „Das verdanke ich der Tatsache, dass ich hier so tolle Eltern gefunden habe. Vielleicht wäre ich ein Anderer, wenn nicht sie mich aufgezogen hätten.“

Christian erwiderte das Lächeln. „Ja, das mag stimmen. Ich schätze, dass wir in dieser Hinsicht beide Glück hatten.“ Ein melancholischer Zug überflog sein Gesicht. Dann sagte er: „Clark, ich verstehe nicht ganz, dass du mit mir so ungezwungen darüber redest, während du es vor Lana geheim hältst. Sie kennst du doch sehr viel länger. Und du wirst sie vielleicht verlieren, wenn du ihr nicht gleichfalls vertraust, das sollte dir klar sein.“

„Jetzt hörst du dich schon an, wie mein Freund Lex. Aber um auf das Thema Mädchen zurück zu kommen: Du meinst es also wirklich ernst mit Alicia? Seid ihr schon... ich meine: habt ihr...“

„Nein!“, erwiderte Christian schnell, als er ahnte, worauf Clark anspielte. „Wir haben noch nicht mit einander geschlafen. Ich werde es auch nicht überstürzen, um Alicia nicht zu verschrecken oder unter Druck zu setzen. Momentan bin ich einfach nur glücklich, dass es so ist, wie es ist.“

Clark seufzte schwach. „Ich wünschte, dass es auch für mich so einfach wäre.“

„Das wird schon“, versicherte Christian aufmunternd. „Irgendwo da draußen gibt es die richtige Frau für dich, Clark. Das oftmals Schwierige ist es, ihr zu begegnen und sie auch zu erkennen, denke ich.“

„Vielleicht hast du Recht“, räumte Clark ein. „Es ist nur so, dass es für mich einfacher ist, mit dir darüber zu reden, als es mit Lana zu tun. Möglicherweise deshalb, weil sie meinem Herzen näher steht.“

„Ich hatte es befürchtet“, seufzte Christian ironisch. „Du liebst mich also nicht.“

Sie lachten und Clark meinte kopfschüttelnd: „Wir könnten immer noch Freunde sein. Deine besondere Art und dein Humor gefallen mir nämlich.“

Christian stimmte grinsend zu: „Abgemacht.“ Er streckte seine Hand aus.

Clark ergriff jedoch nicht sie, sondern seinen Handgelenk, und Christian tat es ihm nach. Dabei sagte der Schwarzhaarige: „Also sind wir ab jetzt Freunde.“

„Das sind wir“, bestätigte Christian, ohne dabei auch nur entfernt zu ahnen, dass diese Freundschaft zukünftig einige harte Belastungen und Spannungen würde aushalten müssen aber dennoch ein Leben lang halten sollte.

 
 

* * *

 

Als Christian später an diesem Nachmittag das TALON betrat, kam ihm Pete entgegen, der im Begriff war, das Café zu verlassen.

Der dunkelhäutige Junge begrüßte ihn knapp und zwängte sich schnell an ihm vorbei.

Nachdenklich blickte Christian ihm hinterher und schritt weiter in Richtung der Bar, wo er Chloe Sullivan erkannte. Alicia hingegen war noch nicht zu sehen. Offensichtlich dauerte ihre Shopping-Tour mit ihrer Freundin Samantha doch etwas länger.

Das blonde Mädchen lächelte ihm entgegen, als er sich näherte. „Hi, Chris. Willst du mir nicht erzählen, wie dein heutiges, erstes Training mit den Crows war?“

„Hi, Chloe. Wie immer auf der Suche nach einer Story, was?“ Er setzte sich neben sie an die Bar. „Aber lass mich bitte zuerst einen Kaffee bestellen, bevor du mich ausfragst.“ Er grüßte Lana freundlich und gab seine Bestellung auf. Dann meinte er: „Was ist eigentlich mit Pete los? Er schien eben irgendwie neben den Schuhen zu stehen.“

Chloe nickte nachdenklich. „Das ist mir heute Mittag auch aufgefallen. Wir hatten einen kleinen Eklat, weil er irgendwie gereizt auf meine Fragen dazu reagierte. Offensichtlich will er nicht darüber reden.“

„Möglicherweise vertraut er sich erst Clark an“, vermutete Christian. „Immerhin sind die beiden die besten Freunde, wenn ich dich letzte Woche richtig verstanden habe.“

Chloes Laune besserte sich und sie erwiderte: „Vielleicht hast du Recht. Aber jetzt erzähle mal: Wie war das Training?“

Christian zahlte seinen Kaffee und nahm einen Schluck, bevor er antwortete: „Ziemlich anstrengend. Dass die Jungs des Teams derart fit sind, hätte ich nicht gedacht. Und der Coach hat mich ziemlich ran genommen.“

Chloe grinste vergnügt. „Ist das nicht die Aufgabe eines Coaches?“

„Doch, das ist es.“ Er verschwieg dabei, dass es vielleicht deshalb so anstrengend gewesen war, weil erst am Montag die Fäden einer genähten Messerwunde gezogen worden waren, und sie ihn noch etwas bei seinen Bewegungen limitierte. „Er schien ganz zufrieden zu sein, aber er wird mich zunächst einmal als Backup auf die Bank setzen.“

Chloe fragte: „Du hast doch nicht ernsthaft damit gerechnet, dass du sofort zum Einsatz kommen wirst?“

Christian schüttelte den Kopf. „Nein, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“

„Optimist!“

Christian nickte lachend. Aus den Augenwinkeln sah er ein bekanntes Gesicht am Eingang. Er sah hin und erkannte Alicia, die sich ihm näherte. Als sie ihn erreicht hatte, begrüßte sie kurz Chloe und wandte sich dann lächelnd dem Blonden zu. Sie umarmten sich und gaben sich einen zärtlichen Kuss. Erst als sie sich wieder von einander lösten, bemerkten sie, dass Chloe sich unauffällig entfernt hatte.

„Ich hoffe, dass Chloe dich nicht angraben wollte“, meinte Alicia gespielt finster. „Sonst wäre ich sehr ungehalten.“

„Kein Grund, die Krallen auszufahren, wir haben uns nur ganz ungezwungen unterhalten“, erklärte Chris und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Wie war deine Einkaufstour mit Samantha?“

Ein leises Seufzen war die Antwort. „Wir haben so viele tolle Sachen in Metropolis gesehen, dass wir uns kaum entscheiden konnten. Einer der Läden war besonders toll. Am liebsten hätte ich den leer gekauft.“

„Und vermutlich hättest du selbst dann überhaupt nichts anzuziehen“, spöttelte Christian gutmütig. „Aber ich nehme dich auch in einem Kohlensack, Honey.“

„Du bist ein Charmeur.“

„Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“ Erneut küssten sie sich. Dann erzählte er Alicia, wie das Training gelaufen war, und was der Coach ihm gesagt hatte.

„Dieser Coach sollte froh sein, für jeden neuen Spieler“, beschwerte sich Alicia. „Die Truppe, die momentan auf dem Platz steht, hat bisher nicht viel gerissen. Unsere Abwehr könnte wirklich einen guten Spieler brauchen.“

„Wer sagt, dass ich gut bin, Alicia?“

Das Mädchen strahlte ihn an und erklärte: „Ich glaube an dich.“

Christian drückte sie und fragte dann: „Feuerst du mich auch kräftig an, falls ich irgendwann doch zum Einsatz kommen sollte?“

„Nur dich“, versprach das Mädchen.

„Das wollte ich hören.“ Er musterte Alicia forschend, so als warte er auf etwas Bestimmtes. Dann meinte er leichthin: „Und was gibt es sonst noch Interessantes?“

„Du meinst, außer dass ich heiß in dich verliebt bin?“

Christian lächelte unwillkürlich. „Ja, außer dieser Tatsache.“

Alicia lächelte unbefangen und erklärte: „Nichts, das der Rede wert wäre. Außer, dass mein Vater nächste Woche, von Mittwoch bis Freitag, für drei Tage in Metropolis sein wird um neue Geräte für die Farm anzuschaffen. Endlich kann er sie sich leisten. Er will dieses Jahr noch ein Feld mehr bestellen, welches seit zehn Jahren brach liegt, um den Ertrag der Farm etwas zu steigern.“

„Und wie kommst du dann zur Schule?“

„Samantha nimmt mich in den drei Tagen mit“, erklärte Alicia und wich dabei dem fragenden Blick de Jungen aus.

Ein seltsames Gefühl überkam Christian mit einem Mal. Ablenkend fragte er: „Was hältst du von einem Spaziergang? Hier drin wird es mir etwas zu warm.“

Das Mädchen nickte und sie machten sich auf den Weg. Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, als sie, Hand in Hand, die Straße hinunter schritten. Erst nach einer ganzen Weile ergriff Christian das Wort und fragte: „Warum hast du nicht mich gefragt? Ich hätte dich gerne mit der Maschine von Zuhause abgeholt, und nach der Schule wieder zurück gebracht. Das hätte sich angeboten, wo wir zudem Nachbarn sind.“

„Als mir das einfiel hatte ich bereits Samantha zugesagt“, antwortete Alicia ausweichend. Sie blickte ihn dabei nur flüchtig von der Seite an.

Stärker als bereits zuvor breitete sich in Christian das Gefühl aus, dass irgend etwas nicht stimmte. Er blickte Alicia von der Seite an und fragte dann geradeheraus: „Was ist denn los, Alicia? Und warum hast du mir verschwiegen, dass du am nächsten Samstag Geburtstag hast? Ich verstehe das nicht so recht.“

Fast erschrocken blickte Alicia den Jungen an.

„Clark erzählte davon“, fuhr Christian fort, als Alicia keine Anstalten machte sich dazu zu äußern. „Er ging wohl davon aus, ich wüsste davon. Hör zu, falls es deswegen sein sollte, dass du deinen Geburtstag nicht groß feiern willst, dann verstehe ich das. Ich hätte es nur sehr gerne gewusst, Alicia.“

Beschämt blickte das Mädchen zu Christian, der bei diesem Blick zu ahnen begann, dass er nicht auf der richtigen Fährte war. Alicia wand sich, bevor sie leise sagte: „Doch, ich gebe eine kleine Feier, aber...“

Ungläubig starrte Christian Alicia an. Zu ungeheuerlich war die logische Schlussfolgerung aus diesen Worten. Dann fragte er fassungslos: „Du willst mich nicht dabei haben? Aber warum...?“

Fast flehend blickte Alicia zu Christian. „Chris, ich... ich hatte Angst, dass du mir etwas zum Geburtstag kaufen wirst. Und dass ich dabei nicht mithalten kann, wenn du dann Geburtstag hast. Du und deine Familie – ihr denkt da bestimmt in ganz anderen Dimensionen und ich...“

„Hör auf damit, Alicia!“ Das Gesicht des Jungen drückte Unwillen aus und seine Augen funkelten in einem hellen Feuer. „Ich habe dir bereits erklärt, dass weder ich, noch mein Vater die Menschen danach bewerten, was sie besitzen, oder danach beurteilen, was sie sind oder welche Hautfarbe sie haben, sondern nur danach, wer sie sind. Dass du immer wieder damit anfängst ist sehr verletzend, denn damit tust du uns Unrecht.“

Alicia wich seinem Blick schuldbewusst aus. „Ich glaube dir, wenn du das sagst, aber bist du sicher, dass dein Vater ein schwarzes, ärmliches Mädchen vom Land wirklich akzeptieren würde?“

Zorn loderte in Christians Augen auf, als er seltsam kühl antwortete: „Jetzt mach aber einen Punkt, Alicia. Und um deine Frage zu beantworten: Ich bin vollkommen sicher, dass er dich mögen wird. Erst heute Vormittag habe ich über eine sichere Leitung mit meinem Vater telefoniert. Dabei habe ich ihm ausführlich von dir erzählt. Seine Reaktion darauf war, dass er sich für mich gefreut hat, mir viel Glück wünschte, und die Absicht äußerte, dich irgendwann kennenlernen zu wollen. So ist mein Vater, Alicia.“

Das Mädchen blieb stehen und blickte Christian bittend an. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie fast flüsternd sagte: „Ich bin so ein Dummkopf. Aber ich habe einfach Angst, dass... ich meine...“

Christian ließ ihre Hand los und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Eindringlich versicherte er: „Alicia, du bist das Mädchen, in das ich verliebt bin, und zwar bis über beide Ohren. Aber ich möchte mich deswegen nicht permanent dafür entschuldigen müssen, dass meine Familie reich ist. Und ich möchte auch nicht jedesmal überlegen müssen, ob ich dich vielleicht auf einen Kaffee einladen darf, oder ob das vielleicht falsch ankommt. Und ich möchte nicht, dass du jedesmal gleich das Aschenputtel heraushängen lässt.“

Tränen rannen über Alicias Wangen. Als Christian sie ganz vorsichtig weg küsste, klammerte sich Alicia eng an ihn und flüsterte: „Bitte verzeih mir. Ich habe mich wohl ziemlich dämlich aufgeführt?“

„Sehr richtig“, erwiderte Christian aus vollem Herzen. Dann küsste er Alicia schnell, bevor sie darauf eingehen konnte.

Sportlicher Einsatz

Alicia Sterling war glücklich darüber, dass es durch ihre Narretei nicht zu einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen ihr und Christian gekommen war. Einmal mehr war sie froh, dass er ein so besonnener Typ war.

An diesem Samstagmorgen hatte sie, in angenehme Gedanken versunken, geduscht, sich angekleidet und danach gemeinsam mit ihren Eltern gefrühstückt. Danach hatte sie ihre Sporttasche gepackt und sich fröhlich von ihren Eltern verabschiedet, mit dem Hinweis, dass sie mit Christian trainieren würde.

Nachdem sie zur Tür hinaus war, blickte Jerome Sterling seine Frau an und meinte nachdenklich: „Alicia scheint in der letzten Zeit richtig gut drauf zu sein. Nach dem Überfall hatte ich zuerst Angst, dass sie in ein seelisches Loch fallen würde.“

Cassidy Sterling trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Schmunzelnd meinte sie dann: „Unsere Tochter ist verliebt, Schatz.“

Jeromes Reaktion fiel in etwa so aus, wie es sich seine Frau zuvor in Gedanken ausgemalt hatte. Verwundert fragte er: „Verliebt...? Alicia...? Wann...? Wer...?“

Entsagungsvoll verdrehte seine Frau die Augen. „Oh, komm schon Jerome. Du willst doch nicht sagen, du hättest nicht bemerkt, dass sie seit einiger Zeit nur noch vom Neffen der Falkens schwärmt. Er hat ihr offensichtlich den Kopf verdreht.“

Jerome Sterling wirkte etwas ratlos, als er meinte: „Aber Alicia ist doch erst...“

„Sie ist fast Siebzehn, Liebling, und langsam solltest du dich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie dabei ist erwachsen zu werden. Wie lange, dachtest du denn, bleibt sie deine kleine Tochter?“

Melancholisch stützte Jerome Sterling sein Kinn auf die Hände und seufzte. „Na ja, zumindest bis sie Achtzehn oder Neunzehn... oder Neunzig... ist...“

Bei seinem traurigen Hundeblick begann Cassidy schallend zu lachen. Dann setzte sie sich zu ihm und nahm ihn in ihre Arme. Tu mir einen Gefallen und freue dich für sie, dass sie sich in einen Jungen, wie den Neffen der Falkens verliebt hat. Er macht nämlich einen sehr anständigen Eindruck auf mich.“

Der Mann nickte in Gedanken. Dann fiel ihm siedend heiß etwas ein und seine Haltung verspannte sich. „Aber, wenn die beiden gar nicht trainieren, sondern bei ihm drüben etwas ganz anderes machen?“

Cassidy lächelte mitfühlend: „Dann bist du der Letzte, der davon erfährt. Wenn du davon erfährst...“ Sie weidete sich an seinem Blick und beruhigte ihn dann. „Alicia ist aufgeklärt, und darüber hinaus kein Früchtchen, das gleich überstürzt mit jedem Jungen ins Bett hüpfen würde. Wir haben sie nämlich zu einer verantwortungsbewussten, jungen Frau erzogen. Wenn es geschieht, dann wird sie darauf achten sich zu schützen.“

Jerome blickte seine Frau fragend an. „Ich habe dich nie gefragt, wie alt du bei deinem ersten Mal warst.“

Cassidy lächelte in Gedanken und sagte leise: „In Alicias Alter war ich bereits seit mehr als einem Jahr schon keine Jungfrau mehr. Es war ein romantischer Sommerflirt, den ich damals für die große Liebe hielt.“

„Hast du es irgendwann bedauert?“

Cassidy schüttelte den Kopf. „Nein, niemals. Denn letztlich gibt es nie eine Garantie dafür, ob eine Beziehung funktionieren wird, oder nicht.“ Sie küsste ihren Mann liebevoll, bevor sie meinte: „Und jetzt komm mit, mein Wagen repariert sich nicht von alleine.“

 
 

* * *

 

Alicia ahnte nichts von diesem Gespräch ihrer Eltern, als ihr Christian an diesem Vormittag einige Kombinationen beibrachte. Zuerst hatten sie die Bewegungsabläufe genau einstudiert, bevor sie zum Sandsack hinüber gingen. Lachend hatte Christian dabei gemeint: „Bevor du mir wieder so ein Ding verpasst, lass es lieber an diesem Gerät aus.“ Dabei stellte er sich hinter den Sandsack um ihn festzuhalten und blickte seitlich daran vorbei zu Alicia.

Alicia bemerkte die fragende Note und neugierig erkundigte sie sich: „Ist irgend etwas, Chris? Wenn es wegen gestern ist, dann...“

„Nein, kein Gedanke“, versicherte der Blonde hastig. Dann rückte er damit heraus: „Ich habe mich nur gefragt, ob du schon einmal mit einem Jungen zusammen warst.“

Das Mädchen gab die bereits eingenommene Haltung auf und antwortete: „Nicht wirklich. Es gab da mal einen netten Jungen, vor zwei Jahren. Aber außer Knutschen ist nichts gelaufen. Das Ganze ging nur einige Wochen lang.“

Christian nickte und meinte: „Dann können wir ja loslegen.“

Alicia grinste hintergründig. „Nicht so hastig, mein Lieber. Was ist mit dir? Hattest du schon eine Freundin in Deutschland?“ Sie nahm wieder ihre Grundhaltung ein, während sie auf die Antwort des Jungen wartete.

Christian sagte sich, dass er damit hatte rechnen müssen, dass auch Alicia neugierig sein würde, nachdem er mit diesem Thema begonnen hatte. Er blickte sie offen an und antwortete: „Ja, vor etwa zwei Jahren war ich mit einem Mädchen zusammen.“

Alicia landete einen Treffer und der Junge war etwas von der Wucht ihres wütenden Schlages überrascht. „Hast du sie geküsst?“

„Ja.“

Alicia feuerte die Kombination von zwei Schlägen ab, die Christian ihr gezeigt hatte. „Und habt ihr auch...“

„Ja, das Erste Mal habe ich mit ihr erlebt. Es war auf einer Klassenfahrt.“

Erneut schlug Alicia auf den Sandsack ein und versetzte ihm zusätzlich einen kräftigen Tritt, der Christian spürbar erschütterte und aus dem Gleichgewicht brachte. Ein seltsames Funkeln lag in ihrem Blick.

„Was ein wenig zusätzliche Motivation doch bewirken kann“, spöttelte Christian fein und blickte Alicia fragend an. Dann erklärte er: „Du wolltest es wissen, Alicia, und ich kann nichts dafür, wenn dir die Antwort nicht gefällt. Wollen wir es für heute gut sein lassen? Wir könnten stattdessen bei mir etwas Musik hören und vielleicht...“

„Was tun...?“ Alicia kam mit neugierigem Blick näher, bis sie dicht vor Christian stand. „Hattest du vielleicht an etwas Bestimmtes gedacht?“

„Darf ich darauf antworten, nachdem wir uns geduscht und umgezogen haben“, fragte der Blonde ablenkend.

Alicia nickte. „Aber auf diese Weise kommst du nicht aus dieser Nummer. Du schiebst die Antwort nur hinaus.“ Damit nahm sie ihre Sporttasche und machte sich auf den Weg zum Gästebad.

Länger als sonst nach dem Training mit Christian blieb sie unter der Dusche und im Gegensatz zu sonst legte sie ein dezentes Make-Up auf. Als sie ihre Jeans angezogen und ein sattgelbes Träger-Shirt übergestreift hatte, drehte sie sich vor dem Spiegel – zufrieden mit dem, was sie sah. Dann schlüpfte sie schnell in ihre Sportsocken und Turnschuhe und begab sich zum Zimmer des Jungen, in dem Christian schon auf sie wartete.

Im Hintergrund lief ein Mix der momentan angesagten Songs.

Er hatte eine Flasche Mineralwasser geöffnet und mit einem Lächeln reichte er Alicia eines der gefüllten Gläser. Dabei beobachtete er sie dabei, wie sie trank und ihn über den Rand des Glases hinweg ansah. Er selbst nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser und stellte das Glas dann auf den Tisch der Sitzecke.

Alicia tat es ihm nach und näherte sich ihm dann langsam, wobei sie den Kopf nach vorne neigte, und ihn von Unten herauf verführerisch ansah. „Nun, an was hattest du jetzt genau gedacht?“ Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und Christian stieg der Duft des blumigen Parfums in die Nase, das sie extra zuvor aufgelegt hatte. Außerdem fiel dem Blonden auf, dass ihre Augenlider nun einen goldenen Schimmer aufwiesen, der ausgezeichnet zu ihr passte.

Bevor der Junge etwas sagen konnte, hatte Alicia ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gehaucht und fragte leise: „Hattest du vielleicht an so etwas gedacht?“

Endlich fand Christian seine Sprache wieder und rau antwortete er. „Ja, das war mit bei den Gedanken, die mir so durch den Kopf gingen.“

„Und was ist hiermit?“, hauchte sie, wobei ihre Hände sich unter sein T-Shirt schoben und darunter auf Wanderschaft gingen.

„Nun, so in etwa...“

Das Mädchen küsste ihn – diesmal richtig, doch sie hielt ihn dabei etwas auf Distanz, als er sie zu sich heranziehen wollte. Lächelnd löste sie sich wieder von ihm und schob sein Shirt nach oben, bevor sie es ihm über den Kopf auszog. Dabei sagte sie leise: „Ich möchte noch etwas warten, bevor ich mit dir schlafe, Chris. Aber ich möchte dich streicheln und von dir gestreichelt werden.“ Damit zog sie ihr eigenes Shirt aus und warf es achtlos auf einen der Sessel, bevor sie sich schnell an den überraschten Jungen schmiegte. „Ich finde, dass Siebzehn kein schlechtes Alter für das erste Mal ist.“

Christian lächelte sie an und erwiderte raunend: „Ja, das klingt sehr gut.“ Er legte seine Arme um sie und seine Hände bewegten sich langsam und sehr zärtlich über Alicias Rücken. Dabei fluchte er gedanklich auf seine enge Jeans.

Während Alicia den blonden Hünen sanft zum Bett hinüber schob, fragte sie: „Sind wir hier auch wirklich ungestört?“

Mein Onkel und meine Tante kommen nur herein, wenn die Tür geöffnet ist. Zu bedeutet: Bitte nicht stören.“

„Eine gute Regelung.“

Die beiden Jugendlichen sanken eng umschlungen auf das weiche Lager. Es dauerte eine Weile, bis Alicia schließlich ihre anfängliche Scham etwas abgelegt hatte und sie sich langsam auf den Rücken drehte, wobei sie eine Hand des Jungen auf ihre linke Brust legte.

Christian streichelte sie sanft. Dann küsste er sie auf den Mund, den Hals und die dunklen Spitzen ihrer straffen Brüste.

Alicia legte ihre Hände über den Kopf und war ganz weg von Christians Zärtlichkeiten. Schließlich zog sie ihn an den Schultern zu sich herauf und küsste ihn sehr lange und ausdauernd.

Als sie sich atemlos von einander lösten, drehte sie den Jungen, mit sanfter Gewalt auf den Rücken und bettete ihren Kopf auf seine Brust. Dabei flüsterte sie glücklich: „Ich bin so verliebt in dich, dass ich schreien könnte.“

Christian streichelte über ihr Haar. „Ich weiß, was du meinst. Mir geht es genauso. Dabei dachte ich nach unserem ersten Gespräch, du wärst eine Furie.“

Alicia lachte leise: „Na ja, ich habe auch alles getan, um den Eindruck zu bestätigen, fürchte ich. Mein Vater war davon gar nicht begeistert. Weißt du, er hatte mir gleich an der Nasenspitze angesehen, dass wir Streit hatten, nachdem du weg warst und ich in den Wagen eingestiegen war. Und er kann sehr hartnäckig fragen.“

„Daher hast du das also“, lachte Christian vergnügt. Dann erkundigte er sich: „Was sagt er dazu, dass du einen Freund hast?“

Alicia schluckte. „Er weiß es noch nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Mom etwas ahnt. Sie machte einige seltsame Bemerkungen in der letzten Zeit. Mein Dad ist da etwas schwerfälliger. Ich bringe es ihm nachher, bevor wir zum Spiel fahren, bei. Es ist nur so: Er hängt sehr an mir, und ich möchte nicht, dass er leidet.“

Zuerst machte Christian eine etwas unwillige Miene, aber dann sagte er sich, dass es Alicia vielleicht schwerer fiel mit ihren Eltern darüber zu reden. Und er hatte schon von der manchmal komplizierten Vater-Tochter-Beziehung gehört. Darum küsste er Alicia nur sanft auf den Mund und sagte: „Ich denke, dass er sich am Ende für dich freuen wird.“

Alicia küsste ihn auf den Hals und schmiegte sich dann wieder eng an Christian. Dabei flüsterte sie fast unhörbar: „Du glaubst an die Menschen und dafür liebe ich dich.“

 
 

* * *

 

Nach dem Mittagessen, fuhren sie mit dem Motorrad erst bei Alicias Eltern vorbei. Christian hatte Alicia angeboten bei seinem Motorrad auf sie zu warten, doch sie bestand darauf, dass er mitging. Ihn an die Hand nehmend meinte sie: „Ich werde nicht länger Versteck mit meinen Eltern spielen, und sie müssen einsehen, dass ich kein Kind mehr bin.“

Sie betrat mit ihm das Haus, ohne ihn loszulassen.

In der Küche trafen sie Cassidy und Jerome Sterling an, die lachend dabei waren, zu kochen. Neugierig blickten sie zu den beiden Jugendlichen auf, und grinsend stupste die Frau ihren Mann dabei an. „Ich habe die Wette gewonnen“, flüsterte sie. Dann sagte sie: „Hallo, ihr beiden. Ihr wollt uns also beibringen, dass ihr fest zusammen seid?“

Alicia blickte von ihr zu ihrem Vater und nickte entschlossen. „Ja, ich möchte keine Heimlichkeiten haben.“

Erst, als Jerome Sterling sanft lächelte, fiel die Spannung von den beiden Teenagern ab. Schmunzelnd meinte Alicias Vater: „Das finde ich sehr gut, mein Schatz. Wir wussten ohnehin schon Bescheid denn wir kennen dich ja.“

Ich wusste Bescheid“, verbesserte seine Frau feststellend und warf Christian dabei einen warnenden Blick zu, der ihn davon abhielt zu breit zu grinsen. So als wären die beiden Jugendlichen gar nicht im Raum, meinte sie zu ihrem Mann: „Findest du nicht auch, dass die beiden ein hübsches Paar abgeben?“

„Das muss an dem hübschen, glücklich strahlenden, Mädchen liegen“, hieb Jerome Sterling in dieselbe Kerbe, nachdem ihm seine Frau zu gezwinkert hatte.

„Mom...! Dad...!“

Alicias Eltern lachten und schließlich meinte Jerome zu Christian gewandt: „Dann werde ich ab jetzt nicht mehr Mister Falken sondern Chris zu dir sagen.“

Cassidy blickte ihn an und fragte: „Bleibt ihr zum Essen?“

Alicia war es, die sichtlich erleichtert antwortete: „Nein, Mom, wir wollen zum Spiel der Crows. Chris sitzt als Free-Safety-Backup auf der Bank.“

„Sehr günstig, wenn man Cheerleader ist, nicht wahr?“

Alicia wirkte verlegen. Dann konterte sie: „Kann schon sein, Mom.“ Sie verschwand schnell nach oben, holte ihre Tasche mit dem Cheerleader-Dress und war einen Moment später wieder da. Schnell nahm sie Christian bei der Hand und sagte, zu ihren Eltern gewandt: „Bye!“

Erst als sie mit Christian draußen war, atmete Alicia erleichtert auf und blickte Christian vergnügt und erleichtert zugleich an. „Yeah, ich habe es hinter mir. Wenn ich geahnt hätte, dass es so leicht sein würde, dann hätte ich nicht so lange gezögert“ Sie küsste den Jungen überglücklich auf den Mund.

Christian zwinkerte nur, nachdem sie sich wieder von einander gelöst hatten. Dann bestiegen sie das Motorrad und fuhren los.

 
 

* * *

 

Während der ersten Halbzeit hatte Chris das Spiel aufmerksam verfolgt. Obwohl er nur auf der Bank saß, versuchte er das Verhalten der gegnerischen Angriffsspieler zu analysieren, und dabei etwas zu lernen. Zudem beobachtete er sehr genau die verschiedenen Angriffszüge und versuchte Muster im Verhalten der gegnerischen Offense zu erkennen. Dabei warfen sich er und Alicia zwischen den Spielzügen immer wieder verstohlene Blicke zu, wenn sie sich unbeobachtet fühlten.

Er fieberte mit den Crows, doch sie lagen, weniger als drei Minuten vor dem Ende des vierten Quarters, immer noch mit 14:20 hinten. Und die Offense des Gegners hatte den Ball durch eine Interception auf Höhe der Mittellinie erobert. Bei der heutigen Abwehrleistung der Crows konnte man das Spiel bereits abhaken, denn dass die Cobras nochmal punkten würden stand bei dieser Crows-Abwehr so gut wie fest. Doch dann gelang der Defense der Crows an der Line zwei gute Spielzüge und so hieß es nun 3rd Down und 17. Eine kritische Situation für die Cobras, denn falls sie mit dem nächsten Spielzug kein neues erstes Down schafften, dann würden sie den Ball wieder abgeben müssen, und die Crows würden noch einmal in Spiel zurück kommen können.

Christian beobachtete, wie der Coach Neil Fender, den Free-Safety, vom Feld winkte, einige Worte mit ihm wechselte, und dann zu seiner gelinden Überraschung auf ihn selbst deutete. Er sprang förmlich von der Bank und eilte mit seinem Helm zum Trainer der Crows.

„Chris Falken, du wirst für Neil übernehmen. Die werden einen langen Pass versuchen, oder aber einen Fake – wie auch immer, ich brauche einen schnellen Mann hinten, und dass du schnell bist, hast du im Training gezeigt. Das ist deine Chance dich im Spiel zu beweisen, also geh raus und sieh zu, dass die kein neues First-Down erreichen, Okay?“

Christian strahlte überrascht. „Klar Coach. Danke, Coach.“ Er setzte seinen Helm auf, schloss ihn und rannte auf das Spielfeld, zum Chef der Abwehr. Nach einer kurzen taktischen Besprechung der Mannschaft nahmen sie ihre Positionen ein, wobei sich Christian seiner Aufgabe entsprechend ins Backfield, seitlich versetzt, etwas hinter den Strong-Safety, orientierte. Innerlich bis zum Zerreißen angespannt wartete er auf den Start des Spielzuges. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie der gegnerische Center den Spielzug begann und den Ball an den Quarterback übergab. Mehrere Wide-Receiver rannten zu ihm ins Backfield und Christians Blick richtete sich auf den gegnerischen Quarterback, der nun seinen designierten Passempfänger anvisierte. Als er ausholte, rannte Christian auf den vermutlichen Empfänger des Passes zu. Er war sich mit einem Mal ganz sicher, wer den Ball bekommen sollte.

Der gegnerische Passempfänger hatte bereits einen Cut nach Innen gemacht, und wandte ihm seinen Rücken zu.

Christian nutzte diesen Umstand und sprintete von schräg hinten auf ihn zu. Doch nicht um ihn zu tackeln, nein, er wollte mehr. Er behielt im Laufen den Ball im Auge und rannte auf einen Punkt zu, an dem der Ball ankommen musste bevor er gefangen werden konnte.

Wie eine Rakete kam der Ball heran geschossen, und für einen Augenblick überfiel Christian das Gefühl, dass er sich verkalkuliert hatte. Dann würde der Gegner mit dem Ball in die ungedeckte Endzone laufen, denn der letzte Mann in der Verteidigung war er selbst. Verzweifelt sprang er nach Vorne und streckte seinen Körper. Er bekam die linke Hand, vor dem überraschten Receiver, an den Ball und zog ihn heran.

Ein Toben drang von der Tribüne zu ihm herab, weil er den Ball abgefangen hatte, doch Christian nahm es nur als dumpfes Hintergrundrauschen wahr. Als er den Ball sicher an seine Brust gedrückt hatte, nahm er den Blick vom Ball und rannte nach Vorne. Noch war Zeit auf der Uhr und die eigene Offense konnte jeden Yard, den er gutmachen würde, dringend gebrauchen.

Die Line-Spieler der Crows hatten bemerkt, was sich ereignet hatte, und zwei von ihnen blockten geistesgegenwärtig eine etwa zwei Meter breite Lücke für Christian frei. Er rauschte hindurch, übersprang einen Gegner, der nach seinen Fußgelenken greifen wollte und rannte weiter.

Er bemerkte einen Gegner, der sich ihm seitlich Links näherte. Mit einem schnellen Blick zur Seite bemerkte er einen eigenen Mitspieler, der langsam aufholte. Ganz zur Außenlinie ausweichend deutete er ihm an, dass er diesen letzten Gegner vor der Endzone übernehmen sollte. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sein Begleiter zum halbhohen Tackle ansetzte, und der Gegner mit einem Überschlag auf dem Rücken landete.

Der Weg in die Endzone war frei.

Mit einem unbeschreiblichen, geradezu berauschendem Gefühl überlief Christian die Goalline und stoppte erst als er fast unter den Fieldgoal-Stangen stand. Er reckte lachend den Ball in die Luft, bevor er ihn nach hinten weg fallen ließ und seinen heranstürmenden, jubelnden Mitspielern entgegen sah. Schnell warf er einen Seitenblick zu Alicia, die begeistert ihre Cheerleader-Mannschaft puschte und stolz dabei zu ihm herüber sah.

Dann erreichten die ersten beiden Mitspieler ihn, und gleich darauf hatten sie ihn in ihrem Freudentaumel umgerissen und unter sich begraben. Sie hatten den Spielstand tatsächlich ausgeglichen.

Der Extrapunkt zum 21:20 gelang. Motiviert von dem Interception-Touchdown brachten die Crows den nächsten Drive der Cobras zum Stehen und konnten dann ihrerseits die Uhr herunter ticken lassen. Sie hatten das Spiel tatsächlich gedreht, und nicht wenige Spieler der Crows liefen zu Christian, um ihm zu gratulieren. Selbst der Coach kam lächelnd auf ihn zu und klopfte ihm mit der Faust stolz auf das Shoulderpadd. „Das hast du sehr gut gemacht, Falken. Das Publikum liebt dich!“

Erst jetzt wurde Chris das Publikum bewusst, das aufgestanden war und auf den Rängen den knappen Sieg feierten. Er nahm seinen Helm ab und winkte ihnen zu, bevor er seinen Kameraden in die Katakomben folgte.

Im Umkleideraum herrschte ein unbeschreiblicher Trubel, als er herein kam und beinahe jeder Mitspieler wollte ihn abklatschen.

Christian, dem eine derartig ausgelassene Begeisterung fremd war lächelte, beinahe etwas verlegen, und nahm die Glückwünsche seiner Kameraden entgegen. Als er endlich seinen Spind erreicht hatte, setzte er sich erst einmal auf die Bank und atmete tief durch. Er kam sich vor, wie in einem Traum. Erst als sich jemand vor ihm aufbaute, blickte er auf. Christian erkannte, dass es Neil war. Mit verschlossener Miene blickte der untersetzte, kräftige Junge zu ihm herab, und Christian befürchtete, dass er sauer auf ihn war, weil der Coach ihn aus dem Spiel genommen hatte.

Doch dann lächelte Neil, der seinen Abschluss bereits in diesem Sommer machen würde, und reichte ihm die Hand. „Das war ein sehr guter Fang und ein noch besserer Lauf, Falken. Aber es wird nicht immer so glatt laufen.“

Christian ergriff die Hand seines Gegenübers. „Danke Neil. Ich denke, dass ich bis zum Sommer noch sehr viel von dir lernen kann. Der Coach wird uns beide brauchen.“

Neil nickte verzweifelt lachend: „Ja, bei der Offense ganz sicher.“

Christian atmete erleichtert auf, als sich Neil entfernte, und zögernd erlaubte auch er sich ein zufriedenes Lächeln.

Bienen und Blumen

Nach dem Spiel war Marina mit Conchita zum Kratersee hinauf gefahren. Unterwegs hatte sie einige seltsame Andeutungen über eine besondere Art von Wildrose gemacht, die sie ausbetten, und mit nach Hause nehmen wollte. Als sie den Wagen abstellte und sie ausstiegen, nörgelte Conchita: „Was ist eigentlich so interessant an dieser Wildrose, dass wir zu dieser Zeit hier herauf fahren. Wir könnten im TALON den Sieg der Crows, und Chris´ Interception feiern. Aber nö... Statt dessen eiern wir hier oben in der Dämmerung herum, auf der Suche nach einer Wildrose.“

„Ich vermute mal, dass es dir dabei mehr um Chris geht, als um die Siegesfeier. Aber das kannst du abhaken, Schwester. Er hat sich für Alicia entschieden.“

„Das ist nur ein momentanes Hindernis. Die beiden sind nicht verheiratet.“

Marina grinste spöttisch. „Benimm dich.“

„Benimmst du dich denn?“, konterte Conchita. „Komm schon, ich sehe doch, dass du ihn genauso gern hast, wie ich, und ihm schöne Augen machst.“

Verwundert blickte Marina zu ihrer besten Freundin. „Ach, sieh an. Ich dachte Chris wäre nur ein lockerer Flirt für uns beide. Habe ich mich da etwa geirrt?“

Conchita blickte die Freundin unwillig an. Marinas Frage hatte eine klingende Saite in ihr berührt. „Das war auch so. Anfangs...“

„Aber irgendwie ist es bei dir mehr geworden?“

Conchita blickte auf. Zögernd antwortete sie: „Ich weiß selbst nicht wie, aber seit ich weiß, dass Chris und Alicia...“

Marina nickte mitfühlend. „Willkommen im Club.“

Conchita kam verwundert näher. „Soll das bedeuten, du auch?“

Marina nickte stumm. Während sie Conchita mit sich zog fragte sie: „Glaubst du, die beiden haben bereits... ich meine... miteinander...“

„Hey, Baby, hör damit auf den Dolch auch noch in der Wunde zu drehen!“, fauchte Conchita und schritt schneller aus.

Schweigend gingen sie neben einander und Marina übernahm schließlich wieder die Führung. Es dauerte eine ganze Weile, bis Marina endlich anhielt und zu einer Stelle am Waldrand deutete. „Dort vorne, etwas in den Wald hinein, ist es.“

Die Dämmerung hatte nun bereits voll eingesetzt und es war nur schwer etwas zu erkennen, doch unbeirrt zog Marina ihre Freundin mit sich. Als sie stehenblieb sah auch Conchita, den Wildrosenstrauch. Seltsamerweise schienen die Blütenblätter halb transparent zu sein und von Innen heraus rötlich zu glühen.

Währenddessen nahm Marina die mitgebrachte Handschaufel aus einer Plastiktüte, und begann damit, den Strauch vorsichtig freizulegen. Nachdem sie es geschafft hatte, schaufelte sie Erde in die Tüte und bettete die Pflanze vorsichtig hinein, bevor sie die Tüte mit Erde auffüllte.

Dabei bückte sich Conchita und sagte erstaunt: „Es scheint so, als wäre der Strauch auf rotem Meteoritengestein gewachsen.“

Marina bückte sich und nahm etwas von dem Gestein um es ebenfalls in die Tüte zu stecken. Dann hob sie die Tüte, mit der Pflanze an und sagte zufrieden: „Das war es. Wir fahren gleich zu mir und pflanzen sie dort in eine Schale ein. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird ein paar Ableger davon zu ziehen.“

„Glaubst du, diese Pflanze könnte einzigartig sein?“, erkundigte sich Conchita neugierig. „Das wäre ziemlich cool.“

Marina nickte. „Ja, das wäre es. Komm, es wird schnell dunkel hier oben.“

 
 

* * *

 

Zum ersten Mal, seit er in der Mannschaft der Crows war, trug Christian die Jacke des Football-Teams. Neil hatte ihm, nach dem Duschen erklärt, dass es einem Fauxpas gleichgekommen wäre, sie als Spieler der Crows nicht zu tragen, und einmal mehr machte Christian die Erfahrung, dass hier in Smallville sehr viel mehr darauf geachtet wurde, was man tat und was nicht. Darum verzichtete er auch darauf, sich dagegen zu sträuben, dass man ihn und seinen Lauf, der den Sieg gebracht hatte, feierte. Wenigstens hatte er verhindern können, dass man ihn auf den Schultern trug.

Das TALON schien ein Meer aus rot-gelben Farben zu sein.

Traditionell kamen die Cheerleaders in ihren knappen, bauchfreien Kostümen und Christian schenkte Alicia ein strahlendes Lächeln, als sie neben ihm auftauchte, und ihm einen schnellen, flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. „Auf den Matchwinner.“

„Du siehst hinreißend aus“, raunte Christian schnell zurück, bevor er von seinen Mitspielern wieder fort gezogen wurde.

Erst eine ganze Weile später legte sich der Hype um den Gewinn des Spiels etwas und erleichtert saßen Christian und Alicia mit Lana Lang und Clark Kent an einem der Tische.

„So, so, du warst also Spieler bei den Hagen-Oaks“, schmunzelte Lana.

Christian nickte vergnügt. „Wie ich dir am ersten Schultag bereits sagte: Wir geben uns große Mühe.“

Lana wechselte einen schnellen Blick mit Clark und legte dann zwei eingepackte Schokoladen-Bienen auf den Tisch. Eine von ihnen war größer als die andere, die dafür in hübscheres und bunteres Papier gewickelt war. Dabei fragte Lana irgendwie amüsiert: „Chris, wenn du dich zwischen diesen beiden Objekten entscheiden müsstest, auf welches würde deine Wahl dann wohl fallen?“

Christian blickte Lana fragend an. Dann meinte er: „Ich stehe nicht so auf Schokolade.“

Lana ließ hingegen nicht locker und meinte: „Ja, aber wenn nun dein Leben davon abhinge, dich zwischen ihnen zu entscheiden.“

„Dann würde ich die Große nehmen“, erklärte Chris.

Lana schüttelte entsagungsvoll den Kopf. „Das war leider die falsche Antwort.“

Christian hob fragend die Augenbrauen. Bei einem Blick in die Runde stellte er fest, dass nicht nur Lana, sondern auch Clark und Alicia sich ein Lachen kaum verkneifen konnten. Dann sagte Lana, mit einem schnellen Seitenblick auf Alicia, zu ihm: „Bei den Smallville-Crows ist es Tradition, sich für die hübscheste Biene zu entscheiden.“

„Ha, ha...“, machte Christian. „Kalauern kommt kurz vor´m Klauen.“

Dann lachten sie vergnügt und unterhielten sich über das Spiel.

 
 

* * *

 

Als Marina die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen, und das Licht eingeschaltet hatte, blickte sie zu Conchita und ging mit ihr zu einer großen Blumenschale, die sie bereits am Vortag vorbereitet hatte.

Conchita half ihrer Freundin dabei, die Tüte, über der Schüssel zu entfernten und die Pflanze dann vorsichtig einzutopfen, wobei Marina das mitgenommene Meteoritengestein unter den Wurzeln der Pflanze vergrub.

Zufrieden mit ihrem Werk blickte Marina ihre Freundin an und meinte: „Sie ist wunderschön und ihre Blütenblätter leuchten im Dunkeln. Wenn das kein Verkaufsschlager werden sollte, dann weiß ich es auch nicht.“

Conchita fragte: „Du willst sie züchten? Etwa hier?“

„Zuerst einmal“, bestätigte Marina. „Wenn diese Pflanze tatsächlich gedeiht, dann werde ich mich natürlich nach einem Gewächshaus umsehen müssen. Irgendwer in Smallville wird mich schon unterstützen dabei. Und wenn ich mich an Lex Luthor wenden müsste.“

Conchita meinte kopfschüttelnd: „Mir wäre wesentlich wohler bei dem Gedanken, dass du Onkel Fester da heraus lassen würdest.“

Marina lachte und warf ihrer Freundin einen tadelnden Blick zu. „Das war jetzt aber nicht besonders galant, Schwester. „Lass ihn das bloß nicht hören.“

„Wäre bestimmt nicht das erste Mal, dass er so etwas zu hören bekommt“, konterte die Freundin trocken. Dann fragte sie drängend: „Können wir jetzt endlich ins TALON fahren. Ich möchte unbedingt noch unseren Held des Tages antreffen. Nur um ihm zu gratulieren natürlich.“

„Natürlich“, spöttelte Marina augenzwinkernd. „Aber zuerst waschen wir uns die Hände, damit wir uns nicht blamieren.“

Sie begaben sich ins Bad und zogen kurz darauf in bester Laune los, ohne zu ahnen, dass das Verhängnis bereits kurze Zeit später seinen Lauf nehmen sollte.

Rosenduft

Als Christian am Sonntagmorgen erwachte, wurde ihm bewusst, dass er ein ziemlich großes Problem hatte.

Was sollte er Alicia zum Geburtstag schenken?

Christian grübelte den gesamten Vormittag darüber nach, wobei er sich fragte, warum es immer wieder so verdammt schwer war, etwas Passendes und gleichzeitig Besonderes für den Geburtstag eines weiblichen Wesens zu finden. Das musste eines jener Mysterien sein, die bis in alle Ewigkeit ungelöst bleiben würden.

Als er gegen Mittag rücklings, quer über dem Bett lag und sein Handy zur Hand nahm, fiel ihm etwas ein. Er wollte ohnehin seinen Vater, über eine sichere Leitung, anrufen; und dabei konnte er ihn auch gleich um seinen Rat in dieser Angelegenheit fragen. Schnell drückte Christian die Kurzwahltaste und wartete, bis die Verbindung endlich zustande kam. Als sich sein Vater am anderen Ende der Verbindung meldete, überzog Freude sein Gesicht.

„Hallo Dad, wie geht es dir?“

Sein Vater lachte trocken. „Du gewöhnst dir den hiesigen Slang an, wie mir scheint. Mir geht es gut, und was ist mit dir? Wie läuft es mit deiner Freundin, Alicia?“

„Prima. Das gilt für beide Fragen.“ Christian machte eine kleine Pause und meinte dann: „Alicia hat in einer Woche Geburtstag, und ich überlege krampfhaft, was ich ihr schenken könnte.“

„Hm...“, machte sein Vater am Telefon. Dann sagte er: „Mach dir darüber mal keine Gedanken, mir ist da gerade genau das Richtige in den Sinn gekommen. Besorge nichts, ich schicke dir etwas passendes für sie. Ich denke für deine Alicia wird es genau das Richtige sein, mein Junge.“

„Das klingt geheimnisvoll“, meinte Christian.

Sein Vater gab ein amüsiertes Geräusch von sich, bevor er fragte: „Und wie kommst du ansonsten in Smallville klar?“

Christian begann davon zu erzählen, was am Vortag beim Spiel gelaufen war und mit welchen Leuten er in Smallville zusammen unterwegs war.

Geduldig hörte sein Vater zu, lobte ihn für seine Leistung beim Football-Spiel und meinte dann: „Ich höre heraus, dass du dich in Amerika wohl fühlst. Trotzdem vermisse ich dich hier, und ich erwarte, dass du spätestens in den Ferien zu Besuch kommen wirst. Und wenn es sich einrichten lässt, dann bringe Alicia doch mit, damit ich sie kennenlernen kann.“

„Glaubst du wirklich, dass man die Terroristen bis dahin geschnappt hat?“, fragte Christian überrascht.

Sein Vater zögerte mit der Antwort. „Ich weiß es nicht, und ich darf nicht über die laufenden Ermittlungen sprechen, aber momentan scheint es so. Zumindest lauten die Aussagen der Verantwortlichen beim BKA ziemlich zuversichtlich.“

Christian atmete heftig ein und aus, bevor er erklärte: „Das wäre schön. Ich mag es nicht sonderlich, mich vor den Leuten als ein anderer auszugeben, als der ich bin.“

„Ich dachte, Alicia wüsste Bescheid?“

„Weiß sie auch. Aber ich will auch allen Anderen nichts vormachen müssen.“

„Ja“, erwiderte Gernot dunkel. „Ich verstehe das. Aber leider ist es momentan noch unumgänglich, mein Junge. Das verstehst du doch.“

„Ja, das verstehe ich“, antwortete Christian mit resignierendem Tonfall. „Aber darum muss es mir ja nicht gefallen.“

„Nein, das bestimmt nicht, Christian.“

Sie unterhielten sich noch zwanzig Minuten über die jeweiligen aktuellen Vorkommnisse in Hagen und Smallville, bevor sie das Gespräch beendeten. Als er aufblickte, erkannte er, dass seine Tante im Türrahmen stand. Fragend blickte sie zu ihrem angeheirateten Neffen während sie näher kam. „Wie geht es deinem Vater?“

Christian setzte sich auf die Bettkante und blickte zu ihr auf. „Ganz gut. Zumindest behauptet er das. Aber ich habe trotzdem heraus gehört, dass auch ihn die momentane Situation bedrückt.“

Seine Tante setzte sich neben ihn, schüttelte ihr langes, schwarzes Haar zurück und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Du fehlst ihm, besonders nach dem schweren Verlust, den ihr zwei erleiden musstet. Dich quasi auch noch für eine gewisse Zeit zu verlieren ist ganz sicher nicht leicht zu ertragen.“

Christian blickte in die eisgrauen Augen der Frau und erwiderte: „Er fehlt mir genauso, Tante Mary. Ich bin deshalb sehr froh, dass ihr euch so rührend um mich kümmert, und hier alle so nett zu mir sind.“

Mary Falken lächelte aufmunternd. „Das liegt daran, dass du selbst so ein netter Typ bist, den man einfach gern haben muss. Jason und ich sind sehr froh, dass du bei uns bist. Und mir graut bereits jetzt schon vor dem Tag, an dem du uns wieder verlassen wirst.“

„Noch bin ich eine Weile hier, Tante Mary.“ Er zögerte, bevor er nachdenklich sagte: „Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, ob ich nicht meinen Schulabschluss hier machen, und anschließend in Amerika studieren soll.“

Seine Tante lächelte wissend. „Das liegt nicht zufällig an einem hübschen Mädchen, das identisch mit der Tochter unserer Nachbarn ist, und mit dem man dich in der letzten Zeit auffallend oft zusammen sieht?“

„Vielleicht zu einem Teil“, gab Christian offen zu. „Aber da ist noch mehr als das. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben in Hagen nicht mehr meine Welt ist, seit Mutter starb. Ich hatte, schon vor meiner Ankunft hier, dringend das Gefühl, von dort weg zu müssen. Papa wäre der einzige Grund für mich, wieder dorthin zurück zu fahren. Die Privatlehrer, das ständige umsorgt werden – all das habe ich so satt. Ich bin zum ersten Mal seit langer Zeit richtig glücklich, weil ich ein ganz normaler Schüler unter vielen bin.“

„Ich verstehe dich, Christian.“ Mary Falken drückte seine Schulter fester, bevor sie hinzufügte: „Überlege dir das gut, und wenn du tatsächlich beschließen solltest hier bleiben zu wollen, dann werde ich mich sehr darüber freuen. Und Jason auch.“

Christian drückte die Hand seiner Tante. „Danke.“

Die Frau erhob sich. „Und nun komm, das Essen ist gleich fertig.“

 
 

* * *

 

In den nächsten zwei Tagen musste sich Christian Mühe geben, sich gegenüber Alicia nicht anmerken zu lassen, wie unruhig er innerlich war, weil er darauf brannte endlich zu erfahren, was sein Vater ihm als Geschenk für sie schicken würde. Sein Zustand änderte sich erst, als er am Mittwochnachmittag nach Hause kam und Jason Falken ihm ein etwa handgroßes Päckchen überreichte.

„Darauf scheinst du gewartet zu haben“, schmunzelte der Mann, als er sah, wie die vorherige Anspannung von seinem Neffen abfiel. „Darf ich wissen was drin ist?“

„Das weiß ich selbst nicht, Onkel Jason. Papa hat mir ein Geschenk für Alicias Geburtstag zukommen lassen, aber er wollte nicht verraten, was es ist.“

„Das sieht dem alten Knaben ähnlich“, brummte Christians Onkel augenzwinkernd und meinte dann. „Hauptsache es gefällt Alicia.“

Christian nickte nur in Gedanken. Er nahm sich einen Apfel aus der Schale, die auf dem Küchentisch stand, und eilte nach oben, auf sein Zimmer. Dort angekommen legte er den angebissenen Apfel achtlos auf den Tisch, sank in einen der beiden Sessel und riss ungeduldig die Verpackung auf. Zu seiner Enttäuschung war das Päckchen bereits in kostbares Geschenkpapier verpackt, mit einer kleinen Karte auf der Frontseite. Christian warf einen Blick hinein und stellte fest, dass nichts darin stand. Dann sagte er sich kopfschüttelnd, dass es natürlich seine Sache war, etwas hinein zu schreiben. Vorsichtig wog er das Päckchen in seiner Hand, was wenig über seinen Inhalt verriet, und legte es ebenfalls auf den Tisch. Erst jetzt fiel sein Blick auf einen beigefügten Briefbogen. Neugierig öffnete er ihn und las:

 

Lieber Christian

Ich schicke dir die Lieblingskette deiner Mutter, mit der Bitte, sie dem Mädchen zu schenken, für dass dein Herz schlägt. Der Gedanke, sie hier in einer Kommode verstauben zu lassen ist mir ebenso unerträglich, wie der Gedanke, sie zu verkaufen. Andererseits hängen mit dieser Kette für mich so viele persönliche Erinnerungen zusammen, dass ich sie gleichfalls nicht in meiner Nähe haben mag.

Der Gedanke, dass sie wieder einer jungen Frau gehören soll, die mit einem jungen Mann aus unserer Familie zusammen ist, hat hingegen etwas Tröstliches. Die Vorstellung, dass mit ihr demnächst wieder positive Erinnerungen zusammenhängen werden, hat mich bewogen, sie herzugeben. Ich bin ganz sicher, dass wäre auch im Sinne deiner Mutter.

Gib deiner Alicia bitte von mir einen Kuss auf die Wange, wenn du sie ihr schenkst und sage ihr, dass ich mich darauf freue, sie irgendwann persönlich kennenzulernen und dabei mit dieser Kette um den Hals zu sehen.

Die rote Rose, die du Alicia dazu überreichst, wirst du wohl selbst organisieren können. Ich hoffe, Alicia wird dein Geschenk gefallen.

Dein Vater

 

Nachdem Christian die Zeilen seines Vaters gelesen hatte, standen Tränen in seinen Augen. Natürlich kannte er die Lieblingskette seiner Mutter, ein silberfarbener Anhänger mit weißen und blauen Steinen, in Form eines A´s, an einer ebenfalls silberfarbenen Kette. Seine Mutter hatte Andrea geheißen und es war wohl ein besonderer Zufall, dass der Name seiner Freundin gleichfalls mit einem A begann. Leise flüsterte er: „Danke, Papa.“

 
 

* * *

 

Etwa zur selben Zeit traf sich Marina mit Conchita bei sich Zuhause. Ihre Eltern waren für eine Woche nach Peru gefahren um Verwandte zu besuchen, und so wollte sie mit ihrer besten Freundin Pläne schmieden, dies auch zu nutzen. Allerdings dachte sie dabei weniger an eine spontane Party, als sie sich vor dem mannshohen Spiegel in ihrem Zimmer drehte – nur mit Spitzenunterwäsche bekleidet, die sie vor wenigen Tagen gekauft hatte.

Auch Conchita trug nichts weiter, als einen knappen Stringtanga und einen dazu passenden, halb-transparenten Spitzen-BH. Allerdings nicht in sündigem Rot, wie ihre Freundin, sondern in unschuldig wirkendem Weiß. Anders, als Marina, die mit Körbchengröße B auskam, brauchte sie selbst C und selbst dann hob es ihre üppigen Brüste mitunter etwas aus den Körbchen heraus.

„Sehen wir gut aus, oder was?“, lachte Conchita und zwinkerte Marina, die sich ihre schulterlangen, glatten Haare neuerdings goldblond färbte, lustig zu. Sie selbst trug ihr langes, leicht gewelltes Haar lieber in einem nussbraunen Farbton. Ihr Blick fiel zufällig auf die Pflanze, die sie vor einigen Tagen vom Kratersee hierher gebracht hatten. Erstaunt meinte sie: „Hey, die Wildrose sieht prächtig aus. Das Umsetzen scheint ihr nicht geschadet zu haben, wie es scheint.“

„Und sie hat seit gestern einen tollen Duft entwickelt. Rieche mal dran.“

Neugierig näherte sich Conchita der Pflanze. Marina trat neben sie und beobachtete die Freundin dabei, wie sie einige Blüten vorsichtig mit den Händen zusammenzog und an den Blüten roch. Tief atmete sie ein und richtete sich mit beinahe ätherisch verzückter Miene wieder auf.

Etwas verwundert über diesen Effekt, tat es Marina ihrer Freundin nach, und auch sie schloss ihre Augen in sichtlicher Verzückung. In ihr breitete sich eine solche Leichtigkeit und Sorglosigkeit aus, dass es fast berauschend wirkte. Beinahe euphorisch blickte sie zu Conchita, die ihr in diesem Moment beinahe überirdisch schön und gleichzeitig begehrenswert vorkam. Nur für einen Gedankenblitz löste dieses Gefühl Verwunderung in ihr aus. Dann schritt sie auf die Freundin zu, die sie gleichfalls mit wollüstiger Begierde in den Augen, ansah, und mit fließenden Bewegungen zog sie ihre beste Freundin in ihre Arme. Im nächsten Moment lagen ihre Lippen auf denen von Conchita. Ihre Lippen kamen ihr beinahe wie aus Samt vor. Fordernd schob sich ihre Zunge vor und ein elektrischer Schlag schien durch ihren erregten Körper zu zucken, als sie sich mit der Zunge der Freundin vereinigte.

Conchita gab ein erregtes Seufzen von sich und ihre Hände glitten über Marinas straffen, schlanken Mädchenkörper. Beide Mädchen fühlten keinerlei Scham dabei, als sie sich zärtlich streichelten und küssten, obwohl sie beide auf Jungs standen. Irgendetwas anderes, das man nicht mit Worten beschreiben konnte, hatte die Kontrolle übernommen. Ihr Atem ging gleichermaßen heftig, und ohne es zu wissen atmeten die beiden Mädchen dabei weiter jene Pollen der Pflanze ein, die für ihren momentanen Zustand verantwortlich waren.

Hätten die Augen der Mädchen die Fähigkeit besessen auch mikroskopisch kleine Objekte zu sehen, dann wären sie Zeuge eines erstaunlichen Vorgangs geworden. Winzig kleine, kristallin glänzende, rote Blütenpollen schwebten wellenartig auf die Nasen- und Mundöffnungen der Mädchen zu, drangen in den Körper ein und setzten sich dort fest. Sie sandten jene Botenstoffe in die Körper der Mädchen, die für ihr zügelloses Verhalten verantwortlich waren. Aber das war noch lange nicht alles. Sie veränderten auch die Wirkung der körpereigenen Botenstoffe der beiden Mädchen. Dadurch verstärkte sich das gegenseitige Verlangen der Frauen nach einander bei jeder Berührung ihrer Haut, wobei ihre Hände jedes mal ein sanftes Glühen dort aussandten, wo sie den Körper der anderen berührten.

Eng umschlungen bewegten sich die beiden Latinas auf das Bett im Zimmer zu. Dabei entkleideten sie sich gegenseitig bis sie beide splitternackt waren. Gemeinsam sanken sie auf das Bett hinunter, wobei beide Mädchen mit ihren Händen und Zungen, jeden Zentimeter Haut der Anderen erkundeten. Sie wanden sich, eng umarmt, auf dem weichen Lager und auf dem gemeinsamen Höhepunkt schrien sie ihre Lust einfach hinaus. Dann sanken ihre schweißglänzenden, nackten Körper erschöpft auf das Lager und fast übergangslos fielen sie in einen tiefen und angenehm süßen Schlaf.

 
 

* * *

 

Mit einem leichten Schwindelgefühl behaftet, wachte Conchita später an diesem Tag wieder auf. Zwischen ihren schlanken Schenkeln lag etwas weiches. Noch nicht wieder ganz bei sich wollte sie das Kissen von dort entfernen.

Was war überhaupt passiert? Warum war sie eingeschlafen?

Sie öffnete ihre Augen und fand sich in den Armen ihrer besten Freundin wieder. Erst jetzt realisierte sie, dass es kein Kissen war, das ihre Hand ertastet hatte, sondern einer von Marinas straffen Schenkeln. Für einen Moment glaubte sie, sich immer noch in einem Traum zu befinden, doch als sie sich kniff, da tat es weh. Außerdem schmeckte sie einen Hauch Minze in ihrem Mund. Marinas Kaugummi-Sorte.

„Oh, mein Gott“, hauchte sie, während gleichzeitig die volle Erinnerung an die Ereignisse zurückkehrte. Dann riss sie ihre Augen weit auf, fuhr in die Höhe und schrie mit schriller, überschlagender Stimme: „Oh, mein Gott!“

„Hier“, murmelte Marina, noch im Halbschlaf, und eine ihrer Hände tastete nach Conchitas Pobacken.

„Hör sofort auf damit, du Flittchen!“, schrie Conchita, endgültig wieder munter werdend, sie aufgebracht an und schlug die Hand weg.

„Aua“, beschwerte sich Marina, setzte sich im Bett auf und blickte fragend in das fassungslose Gesicht ihrer besten Freundin. Dann kehrte auch ihre Erinnerung zurück.

Im nächsten Moment klatschte es scharf, als Marina ihrer Freundin eine schallende Ohrfeige gab. Fassungslos sagte sie: „Du verrücktes Luder hast mit mir geschlafen.“

Conchita musterte Marina konsterniert und konterte scharf: „Ach was! Ich war´s also ganz allein! Du warst natürlich vollkommen unbeteiligt, weshalb du dich auch so unheimlich gesträubt hast, nicht wahr?!“

Erst jetzt realisierte Marina, dass ihre Freundin zurecht aufgebracht war, denn sie selbst war nicht weniger aktiv gewesen, als Conchita. Verwirrt sagte sie: „Ich kapiere das nicht, Schwester. Ich bin sicher, dass ich auf Jungs stehe.“

„Dann sind wir uns zumindest in dieser Hinsicht schon einmal einig“, fauchte Conchita mit langsam abklingendem Zorn. Neugierig hob sie ihre Augenbrauen. „Aber was ist dann in uns beide gefahren. Das war ein ziemlich wilder Trip.“

„Ein hoch erotischer, wilder Trip“, verbesserte Marina und blickte mit seltsam blassen Gesicht ihre Freundin an. Sie erhob sich vom Bett, würgte und sagte schwach: „Ich glaube, ich muss...“ Dann rannte sie ins Bad, und gleich darauf hörte Conchita, wie sie sich übergab. Ironisch meinte sie zu sich selbst: „Tja, Baby, der Gedanke kam mir auch schon.“ Als sie hörte, wie die Tür zum Bad geschlossen wurde und gleich darauf das Rauschen der Dusche zu hören war, fügte sie in Gedanken hinzu: Den Trick, sich als Erste ins Bad zu mogeln, muss ich mir unbedingt merken.

Während Marina duschte, grübelte Conchita darüber nach, was mit ihnen beiden passiert war. Sie hatten beide an der Rose gerochen und dann... Ja, was war dann passiert...? Je mehr sie darüber nachdachte, desto stärker setzte sich in ihr der Gedanke fest, dass es irgend etwas war, das von den Rosen ausging. Sie erinnerte sich wieder daran, dass die Pflanze auf Boden mit rotem Meteoritengestein gewachsen war. Natürlich hatte sie im Laufe der letzten Jahre einiges von rätselhaften Vorfällen in Bezug auf menschliche Mutationen in Verbindung mit dem zumeist grünen Meteoritenkristallen gehört. Vielleicht waren diese roten Kristalle schuld an dem, was sich ereignet hatte.

An diesem Punkt von Conchitas Überlegungen trat Marina, frisch geduscht und in ein flauschiges Badetuch eingewickelt. aus dem Bad. Sie blickte zweifelnd zu Conchita, als diese ihr ihren Verdacht mitteilte. Ungläubig fragte sie: „Du glaubst, diese Rosen erzeugen ein nicht zu unterdrückendes Verlangen nach Sex, sobald man an ihnen riecht?“

„Na, wie würdest du denn erklären, was da zwischen uns ablief“, fragte Conchita spitz. „Auch wenn es dich enttäuscht, aber die ganz große Liebe war´s bestimmt nicht.“

„Vielleicht sollte es eine von uns nochmal probieren. Ich bin bereit dazu. Wenn es stimmt, und ich dich anmache, dann knallst du mir eine.“

„Überhaupt kein Problem, du hast ohnehin noch was gut bei mir, Baby.“

Marina warf ihrer Freundin, wegen der letzten Bemerkung einen tadelnden Blick zu. Dann begab sie sich zu der Pflanze und roch, wie bereits zuvor an den Blüten. Langsam drehte sie sich dann zu Conchita um.

„Und?“

„Nichts.“

Conchita machte eine grüblerische Miene. „Ich hätte vorher darauf gewettet, das es diese Pflanze war, die...“

Marina berührte die Freundin mit der Hand, und sie beobachtete etwas Unheimliches. Ein rötliches Glühen entstand unter ihrer Hand und Conchitas Blick wurde glasig. Erschrocken ließ Marina sie sofort wieder los, und der Blick der Freundin klärte sich. Dabei fragte sie unsicher: „Was ist mit dir, Schwester?“

Conchita blickte zu Marina und erklärte abwesend: „Es war seltsam. Als du mich berührt hast, da war sofort wieder das Verlangen nach dir da, als meine Haut unter deiner Hand aufleuchtete. Und als du deine Hand wieder weggenommen hast, da verschwand dieses Verlangen wieder. Aber nicht sofort. Vielleicht war die Berührung zu kurz.“ Ihre Augen blickten durch Marina hindurch, während sich hinter ihrer hübschen Stirn die Gedanken jagten. Dann überflog ein Lächeln ihre roten Lippen, das mehr und mehr in die Breite wuchs. Von dem, was sie eben gedacht hatte fasziniert meinte sie: „Marina, was wäre wenn wir mit dieser Fähigkeit einen Jungen anfassen würden? Einen, der uns beide fasziniert?“

„Dann passiert entweder gar nichts, oder aber wir erleben eine so erotische Achterbahnfahrt, dass das von eben dagegen wie Spielerei wirkt.“ Man merkte Marinas Worten deutlich an, dass ihr dieser Gedanke sehr gefiel. Dann sagte sie mit zitternder Stimme: „Ab mit dir unter die Dusche, Schwester, und dann gehen wir auf die Jagd.“

„Ja“, gurrte Conchita, wobei sie an denselben Jungen dachte, wie die Freundin. An einen Jungen mit blonden Haaren und blauen Augen.

Talisman

Es war erst zwei Tage her, dass der indianische Student, und zukünftiger Häuptling der Kawatchen, Jeremiah Holdsclaw, den Dolch von Naman aus der, von Clark Kent entdeckten, Kawatchen-Höhle entführt hatte. Aber bereits jetzt war er dem Einfluss des heiligen Dolches, Palak, verfallen. Vor einigen Minuten erst hatte er mit diesem Dolch, der ihm schier unglaubliche Superkräfte verlieh sobald er ihn in seiner Hand hielt, Clark Kent erstochen, der gewagt hatte zu behaupten, er wäre der wahre Naman, und Retter der Kawatchen. Doch das war gelogen, auch wenn dieser Clark ohne den Dolch dieselben Kräfte besaß, wie er selbst nun. Doch Clark Kent war Geschichte. Er würden den Gegenspieler Namans, Sageeth, bald zur Strecke gebracht haben. Nach seiner Ansicht steckte der Dämon in der Gestalt des Industriellen, Lionel Luthor. Noch befand sich der Milliardär im Krankenhaus von Smallville und er, der wirkliche Naman, würde ihm auf der Straße nach Metropolis auflauern. Aber zuvor gab es noch etwas anderes zu erledigen. Ein Gefängnistransporter sollte am heutigen Abend drei Männer in das Gefängnis von Metropolis überführen. Sie hatten versucht, ein Mädchen zu vergewaltigen. Solche Elemente, befand Jeremiah Holdsclaw, waren mindesten ebenso schlimm, wie Sageeth, und sie gehörten gleichfalls getötet. Und er, Naman, würde das Werkzeug der Vergeltung sein.

 
 

* * *

 

Seit einer halben Stunde fuhr Deputy Conley hinter dem Gefangenentransporter durch die Dämmerung, die das Land bereits in fast völlige Dunkelheit getaucht hatte. Sheriff Nancy Adams, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und den Rest des Kaffees trank, den sie bei einem kurzen Stopp am TALON gekauft hatte, blickte ihn von Zeit zu Zeit von der Seite an. Schließlich sagte sie grimmig: „Es gefällt mir nicht, dass man ein solches Aufheben um diese drei Verbrecher macht. Ich weiß, dass es politisch inkorrekt ist, aber manchmal wünsche ich mir jene Tage zurück, in denen man solche Ungeheuer am nächsten Baum aufgeknüpft hätte. Wenn ich daran denke, dass diese Monster vielleicht die Leben vieler anderer Mädchen durch ihre brutalen Verbrechen zerstört haben, dann könnte ich zur rasenden Furie werden. Klingt das verrückt, Conley“

„Nein, Sheriff“, antwortete Conley dumpf. „Meine Tochter wird nächsten Monat Vierzehn. Wenn ihr jemand etwas antun sollte, dann weiß ich nicht was ich tun würde. Ich glaube, ich könnte für nichts garantieren.“

„Ich verstehe, was Sie meinen“, antwortete die Polizistin rau. „Wissen Sie, meine Tochter starb mit fünfzehn Jahren an Leukämie. Das war sehr schlimm, aber ich glaube, dass eine Vergewaltigung fast ebenso große seelische Narben hinterlässt. Immerhin lebe ich in der Gewissheit, dass meine Tochter Frieden gefunden hat. Zu wissen, dass sie lebt aber vielleicht nie wieder Frieden finden könnte, wäre mir unerträglich.“

Conley nickte und konzentrierte sich dabei auf die Straße. „Ein Glück, dass dieser junge Bursche, wie heißt er doch gleich...“

„Clark Kent.“

„Richtig. Ein Glück, dass dieser Clark Kent zufällig in der Nähe war, und das Mädchen retten konnte.“

Nancy Adams zerknüllte den Pappbecher in ihrer Hand. „Mister Conley, ich glaube nicht daran, dass es so etwas wie Zufälle gibt. Nach meiner Ansicht gibt es nur Pläne, die andere Leute machen, ohne mir davon zu erzählen.“

Conley erlaubte sich ein feines Schmunzeln. „Oder so.“

Die blonde Polizistin, die ihr schulterlanges Haar wie immer zu einem kurzen Zopf zusammengebunden hatte, blickte Conley wieder von der Seite an, bevor sie rätselhaft meinte: „Ich bin gar nicht sicher, dass es wirklich dieser Kent-Bursche war, der Alicia Sterling gerettet hat. Ich bin lange genug Polizistin um zu bemerken, wann jemand versucht, mir einen Bären aufzubinden, Conley. Ich spüre in jedem Knochen, dass diese rätselhafte Rettung des Mädchens anders abgelaufen ist.“

„Ich dachte, sie hätten diesen jungen Kent nochmal am Morgen danach vernommen.“

Nancy Adams nickte grimmig. „Das habe ich auch. Aber er blieb bei der Geschichte, und ich kann nicht das Gegenteil beweisen. Und wissen Sie was? Solange der Richter aufgrund seiner Aussage, diese drei Verbrecher dort vorne im Transporter für einige Jahre hinter Gitter bringt, kann ich damit sehr gut leben. Dennoch...“

Conley nickte verstehend. „Es macht Sie wahnsinnig, zu wissen, dass der Fall höchstwahrscheinlich anders liegt, habe ich Recht?“

Der Blick der Polizistin wurde stechend, als sie ironisch fragte: „Wer hat Ihnen erlaubt meine Gedanken zu lesen, Deputy?“

„Es wird nicht wieder vorkommen, Sheriff“, grinste Conley, der wusste, dass Nancy Adams für solche Bemerkungen bekannt war. Sie erreichten die Bundesstraße und beide Autos fuhren nun schneller. Nachdem der vorherige Abstand zu dem Transporter wieder hergestellt war, fragte Conley: „Haben Sie einen Verdacht, wie sich die Ereignisse wirklich abgespielt haben könnten?“

„Wenn ich den hätte, dann säße ein gewisser Clark Kent mächtig in der Tinte“, knurrte die Frau grimmig. „Dann würde er... He! Passen Sie auf, Conley!“

Conleys Augen weiteten sich, als der Transporter vor ihnen, von einem Moment auf den Anderen vollkommen abstoppte. Aber das war unmöglich. Der Mann trat die Pedalen von Bremse und Kupplung gleichzeitig durch, während Nancy Adams neben ihm, den Pappbecher fallen ließ und die Arme gekreuzt vor das Gesicht hielt. Reifen quietschten, und im nächsten Moment erfolgte ein fürchterlicher Schlag, der die beiden Insassen des Streifenwagens gegen die Wagenarmaturen schleuderte und sie bewusstlos werden ließ.

 
 

* * *

 

Jeremiah Holdsclaw stand vor der völlig zerknüllten Front des Gefängnistransporters. Er wusste nicht, ob die beiden Polizisten im Innern zu Schaden gekommen waren, als er auf die Straße gerannt war, und den heranrasenden Wagen mit seinen Superkräften zum Stehen gebracht hatte. Es war ihm auch egal. Diese drei Gefangenen im hinteren Bereich des Transporters mussten sterben.

Zielstrebig begab er sich zur Rückseite des Transporters, auf den der begleitende Streifenwagen gekracht war. Er schob den Wagen mit nur einer Hand zurück. Dann riss er eine der rückwärtigen Türen aus ihrer Verankerung und warf sie achtlos auf den Asphalt. Er trat ins Innere des Gefangenenbereichs.

Die drei gefesselten Gefangenen lagen bewusstlos auf dem Boden. Der größte von ihnen begann jedoch bereits sich wieder zu rühren.

Mit einem beinahe satanischen Lächeln hob der Kawatche den Dolch Palak und seine spitze, silberne Klinge, die ein auffallendes Rautenprofil besaß, und in die Schriftzeichen geschlagen worden waren die auf der Erde keiner lesen konnte, glänzte kurz golden auf. Dann beugte sich der Indianer über den ersten Gefangene um sein Werk zu vollenden...

 
 

* * *

 

Als Nancy Adams wieder zu sich kam hatte sie einen metallenen Geschmack in ihrem Mund. Sie musste sich beim Aufprall des Streifenwagens auf den Transporter auf die Zunge gebissen haben. Dafür sprachen auch die Schmerzen, als sie leise aufstöhnte.

„Scheiße, Conley, wo haben Sie fahren gelernt?“, ächzte die Frau, deren ohnehin schon herbe Gesichtszüge noch eine Steigerung erfahren zu haben schienen.

Neben ihr begann Deputy Conley sich bereits wieder zu rühren. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn davongetragen, als diese etwas zu heftig mit dem Lenkrad in Berührung gekommen war. „Verdammt, was war das? So abrupt bleibt doch kein Auto stehen. Das ist schlicht unmöglich.“

„Dafür, dass es unmöglich ist, hat es mich ziemlich beeindruckt“, erwiderte Nancy Adams, sichtlich gereizt, wobei sie den Wagenschlag aufstieß. „Kommen Sie, Conley. Sie schauen nach Tom und Bill, während ich nach den Gefangenen sehe.“ Noch beim Aussteigen zog sie ihre Waffe, eine wasserdichte Glock-Automatik, und näherte sich der Seite des Transporterhecks, an der die Tür fehlte. Sie fragte sich, wie es die Tür aus der Verankerung gerissen haben mochte. Mit der Pistole im Anschlag zog sie eine handliche Taschenlampe von ihrem Gürtel und leuchtete in das Innere des Transporters. Obwohl es sich nach ihrer Meinung um menschliche Monstren handelte, erschauderte sie beim Anblick, der sich ihr bot.

Die Gefangenen lagen in einer Lache von Blut. Jemand hatte ihnen tiefe, rautenförmige Stichwunden genau über dem Herzen beigebracht. Hier kam jede Hilfe zu spät.

Von draußen rief ihr Deputy: „Ich rufe einen Krankenwagen, die Fahrer sind eingeklemmt, aber sie leben. Vorläufig wenigstens.“

„Verstanden!“, rief Nancy Adams laut zurück. „Die sollen drei Leichenwagen mitbringen – Jemand hat die Gefangenen abgestochen. Und Irgendwer soll uns abholen und den Streifenwagen abschleppen.“ Sie verließ nach einer Weile den Transporter und schritt nachdenklich zu ihrem Deputy, der über das noch intakte Funkgerät des Streifenwagens Hilfe orderte. Als die Polizistin neben ihm stand, blickte Conley sie an und meinte: „Auf die Gefahr hin pietätlos zu erscheinen, aber für die drei Toten tut es mir nicht leid, Sheriff.“

„Vergessen Sie dabei nur nicht, dass eine dreifacher Mord ein Kapitalverbrechen ist und bleibt“, riet die blonde Frau ihm, gefährlich leise. „Auch dann, wenn es vielleicht zufällig mal die Richtigen getroffen hat, müssen wir einen wahnsinnigen Mörder stoppen. Bedenken Sie das, bevor Sie nochmal so einen Spruch ablassen.“

„Ja, Sheriff“, erwiderte Conley kleinlaut. Dann blickte er zu dem Transporter und erläuterte: „Übrigens, was immer den Transporter gestoppt hat, es muss stärker als ein Schlachtschiff gepanzert gewesen sein, so wie die Front des Wagens aussieht. Aber es gibt auf dem Asphalt keine Spur was es war.“

Nancy Adams nickte nachdenklich und raunte leise: „Rätsel in der Finsternis...“

Doppelte Versuchung

Die Stimmung im TALON war an diesem Abend ziemlich ausgelassen. Alicia hatte ihre Freundin Samantha mitgebracht. Zuerst hatte sich Christian mit beiden Mädchen unterhalten, bis Neil aufgetaucht war, und sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte.

Christian blickte Neil dankbar an, weil er Samanthas Aufmerksamkeit auf sich zog und er selbst sich eingehender mit Alicia beschäftigen konnte. Eng beisammen sitzend fragte Christian sie, während er ihre Hand hielt: „Bist du bereits aufgeregt, wegen deines Geburtstages am Samstag?“

„Etwas“, gab Alicia lächelnd zu. „Daran bist aber du schuld. Ich glaube, ich habe mich bisher noch nie so sehr auf eine Geburtstagsfete gefreut.“

Leise raunte Christian in ihr Ohr: „Das ist ein beachtlicher Fortschritt zu dem ursprünglichen Plan, mich nicht dabei haben zu wollen.“ Dann küsste er sie schnell auf das Ohrläppchen und zwinkerte ihr ironisch zu.

„Hey, ihr zwei, hört auf hier so herum zu turteln“, beschwerte sich Samantha schmunzelnd. „Oder wollt ihr, dass ich rot werde.“

„Mit deinen blonden Haaren wäre das sicherlich ein interessanter Kontrast“, spöttelte Christian wobei er ihre Grimasse ignorierte. „Im Übrigen glaube ich nicht, dass du ein so stilles Wasser bist, wie du immer vorgibst.“ Er grinste belustigt, bis er feststellte, dass Samantha nun tatsächlich rote Ohren bekam. Entschuldigend blickte er sie an und sagte schnell: „Aber das kann auch täuschen.“

Als sich die Durchblutung ihrer Gesichtshaut nun nochmal deutlich steigerte, schlug Neil Christian grinsend auf die Schulter und erklärte: „Da hast du ganze Arbeit geleistet. Komm, wir besorgen den Mädchen einen Kaffee.“ Damit erhob sich Neil und zog Christian mit sich, bevor er Einwände erheben konnte.

An der Bar, blickte Christian kurz über die Schulter zurück zum Tisch, wo Alicia und Samantha ihre Köpfe zusammen gesteckt hatten und meinte dann: „Kannst du mir verraten, was das eben war, Neil?“

Der ein Jahr Ältere grinste offen. „Tja, Alicia ist nicht wirklich die Einzige, die dich so ein klitzekleines Bisschen toll findet, würde ich sagen.“ Sein Grinsen wurde etwas breiter, bevor er sagte: „Ich kenne Sam seit etwa drei Jahren und deshalb weiß ich, dass sie nie versuchen würde, dich ihr auszuspannen. Aber dass sie für dich schwärmt war wohl nicht zu übersehen, als du sie aus der Reserve gelockt hast.“

„Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich meine Klappe gehalten.“

„Davon gehe ich mal aus“, antwortete Neil noch immer belustigt und orderte die Getränke für die Mädchen und für sie beide. Als sie, jeder mit zwei Tassen bewaffnet, wieder zum Tisch zurückkehrten, riet Neil: „Hefte die Sache im Ordner für peinliche Momente ab und vergiss es dann.“

„Das wäre eine Maßnahme“, stimmte Christian zu und sammelte sich, bevor sie den Tisch erreicht hatten. Mit unbekümmerter Miene, so als wäre nichts gewesen, stellte er die Tassen ab und setzte sich wieder zu Alicia, dankbar dafür, dass Neil es übernahm Samantha in eine heitere Unterhaltung zu verstricken.

Alicia drückte Christian einen schnellen Kuss auf die Wange und flüsterte dabei leise lächelnd: „Autsch, Honey.“

Christian grinste schief. Dabei blickte er kurz zum Eingang, wobei er feststellte, dass Marina mit Conchita das TALON betrat. Bei sich dachte er, dass ihm diese beiden quirligen Mädels gerade noch gefehlt hatten und er hoffte dabei inständig, dass sie auf ihre übliche Flirterei mit ihm verzichten würden.

Gerade so, als hätten die beiden Latinas seine Gedanken gehört, blickten sie in diesem Moment zu ihm herüber und setzten ein verführerisches Lächeln auf. Für einen Moment blickte er sich verzweifelt um und überlegte ernsthaft, wohin er mit Alicia flüchten konnte, bevor sie bei ihnen waren.

Bevor der Junge einen Plan entwickeln konnte, hatten die Freundinnen den Tisch erreicht, und zogen von einem nicht belegten Nebentisch zwei Stühle heran. Dabei gurrte Conchita heiser: „Hi, mi corazón. Hast du uns vermisst?“

Christian warf Alicia einen verzweifelten Blick zu und wollte sich gerade an Conchita wenden um ihr etwas zu sagen, als Marina ihre Hände von Hinten über seinen Hals und den Schulteransatz gleiten ließ. Dabei flüsterte sie in sein Ohr: „Komm, lass uns gehen, Chiquillo.“

Niemand achtete dabei auf das schwache, rötliche Glühen zwischen Marinas Händen und Christians Haut, dort wo ihre Hände ihn berührten. Nur einen Augenblick später ging eine erstaunliche Veränderung mit Christian vor. Er ließ achtlos Alicias Hand los und erhob sich, wobei er seinen Arm um die schlanke Hüfte der Latina legte.

Von der anderen Seite schmiegte sich Conchita an ihn und streichelte sanft seine Wange, gerade so, als sei sie völlig allein mit ihm.

Christian lachte amüsiert über das ungläubige Gesicht seiner Freundin, während er die beiden Latinas fest in seinen Armen hielt.

Fassungslos blickte Alicia zu ihm auf und Tränen glitzerten in ihren Augen. Zu ungeheuerlich war das Ganze, das sich hier vor ihr abspielte. Demonstrativ küsste Christian beide Mädchen auf den Mund und meinte dann zu dem dunkelhäutigen Mädchen: „Ich kann nichts daran ändern, Alicia. Diese beiden Zuckerschnecken gefallen mir besser. Und ich kann meine Absichten, Hände und Augen nicht von ihnen lassen. Sie geben mir, wozu du noch nicht bereit bist.“

Beide Latinas blickten abschätzend auf Alicia Sterling und küssten den Jungen, den sie doch so sehr liebte, abwechselnd auf den Mund. Was war nur plötzlich in Christian gefahren, dass er sie so sehr verletzte. Erst vor zwei Tagen hatte sie ihren Eltern beigebracht, dass sie und Christian fest zusammen waren. Und nun dies.

Neil, der mittlerweile aufmerksam geworden war, erhob sich und blickte Christian ungläubig an: „Hey, was für ein dämliches Spiel soll das sein, Mann?“

Christians Hände legten sich auf die Pobacken beider Mädchen. Er schien Neils Frage überhaupt nicht gehört zu haben denn er runzelte nur die Stirn. Als er und die beiden Latinas sich eng umschlungen entfernten, hörte Alicia noch, wie Conchita sagte: „Warum gibst du dich überhaupt mit der ab?“ Wie vom Donner gerührt blickte Alicia den Dreien hinterher.

Samantha hatte die gesamte Szene sprachlos verfolgt, und wütend auf Chris, den sie bisher immer als einen genauso tollen Typen, wie Clark Kent, angesehen hatte, setzte sie sich schnell neben ihre beste Freundin und legte geschwisterlich ihren Arm um sie. „Vergiss diesen Idioten“, fauchte sie zornig, als Alicia sich an sie lehnte und in Tränen ausbrach.

Von all dem bekam Christian nichts mehr mit. In bester Laune war er mit Conchita in den Font von Marinas Wagen gestiegen. Heftig mit Conchita knutschend bekam er kaum mit, wie Marina lachend von vorne meinte: „Hey, wartet wenigstens mit dem Striptease, bis wir bei mir sind. Meine Eltern sind für eine Woche weggefahren und wir drei haben sturmfreie Bude.“

„Dafür kann ich nicht garantieren, wenn du hier noch länger herumtrödelst“, konterte Christian zwischen zwei heftigen Küssen, wobei sich seine Rechte unaufhaltsam unter Conchitas Pullover voran tastete.

Conchita stieß einen schrillen Seufzer aus, während Marina den Wagen mit quietschenden Reifen beschleunigte. In weniger als fünf Minuten waren sie da.

Als sie wenig später in Marinas Zimmer standen, entkleideten sie sich gegenseitig, bis sie alle drei splitternackt waren. Eng umschlungen küssten sie sich, wobei Christian beide Mädchen an sich drückte und mal die Eine, mal die Andere heftig küsste. Dabei glitten seine Hände über die nackten, geschmeidigen Körper der beiden Mädchen. Alicia war nun vollkommen aus seinem Gedächtnis verbannt.

Nur unterbewusst bekam er mit, dass überall im Zimmer rote Windlichter brannten. Außerdem hatten die Mädchen das gesamte Zimmer mit knallroten, Helium gefüllten, Herzchenballons angefüllt, die überall im Zimmer durch die Luft schwebten oder unter der Zimmerdecke hingen.

Die Mädchen bewegten sich mit Christian lachend zum Bett hinüber und glitten wie Schlangen hinein, wobei sie ihn mit sich zogen.

Christian fühlte sich wie berauscht. Längst wusste er nicht mehr, welches Mädchen er gerade küsste, oder streichelte. Er spürte nur ein unheimlich befriedigendes Gefühl, während die beiden Mädchen ihn endlich auf den Rücken drehten und das Kommando übernahmen.

Lustvoll bäumte er sich auf, als die Latinas spielerisch ihre Hände über seine Männlichkeit wandern ließen. Gleichzeitig sandten seine eigenen Hände Feuer über die Haut der beiden Mädchen. Sanft liebkoste er die vollen Brüste beider Mädchen und ließ seine Finger dann über ihre flachen Bäuche nach unten gleiten.

Ein doppeltes erregtes Seufzen war die Antwort. Auf Spanisch frivole Worte in seine Ohren flüsternd schmiegten sich die Mädchen an Christian, der sie leidenschaftlich auf Mund, Hals und Brüste küsste.

Der Junge spürte deutlich seine wachsende Erregung, und er war sich darüber im klaren, dass er diese Nacht mit den beiden bezaubernden, nackten Geschöpfen in seinen Armen sicherlich nie vergessen würde. Sie würden ihm geben, wozu Alicia noch nicht bereit zu sein schien.

Sie erregten sich gegenseitig immer mehr, doch als Conchita sich auf den Rücken drehte, und ihn über sich ziehen wollte, da sperrte sich etwas in ihm. Ganz tief in seinem Herzen war ein Widerstand, etwas das ihn, trotz der Infektion mit den mutierten Pheromonen der die beiden Mädchen, nicht tun ließ was er instinktiv als falsch ansah.“

Nachdem Conchita auch bei ihrem zweiten Anlauf keinen Erfolg hatte, übernahm Marina das Kommando und versuchte sich rittlings auf ihn zu setzen, aber auch jetzt reagierte Christian mit Abwehr. Ein wildes Gerangel zwischen den drei nackten Jugendlichen entstand, und unzählige Male glühten Handflächen und Körperstellen auf dabei. Irgendwann gerieten sie übergangslos außer Atem, so als hätten sie gerade einen Marathon absolviert. Mit einem enttäuschten Seufzen brachen die splitternackten, erhitzten Mädchenkörper über Christian zusammen. Dann umfing auch ihn eine ungewisse, alles einhüllende, Dunkelheit...

 
 

* * *

 

Draußen war es dunkel, als Christian mit stechenden Kopfschmerzen erwachte. Für einen Moment war er vollkommen orientierungslos und verwirrt blickte er sich um. Er hatte nicht die leiseste Ahnung wo er war, oder wie er hergekommen war. Nur ganz allmählich kehrte ein Bruchteil seiner Erinnerungen zurück.

Wenn nur dieser rasende, stechende Kopfschmerz nicht gewesen wäre.

Verwundert blickte er an sich herunter als er bemerkte, dass ein leiser Windhauch durch eines der angelehnten Fenster über nackte Haut strich. Was machte er splitternackt in einem Bett, von dem er nicht wusste, wie er überhaupt hinein gekommen war?

Erst als er sich bewegte, bemerkte er, dass er nicht allein war. Neben und halb über ihm lagen Marina und Conchita. Aber warum? War er nicht mit Alicia verabredet gewesen? Wo war sie? Hatte er etwa mit den beiden Latinas geschlafen?

An diesem Punkt seiner Überlegungen fing alles um Christian herum an, sich zu drehen, und der stechende Kopfschmerz drohte ihm die Sinne zu rauben. Aber er musste bei Bewusstsein bleiben und herausfinden, was hier vorging. Er schüttelte sich bis er wieder einigermaßen zu klarer Überlegung fand.

Marina an der Schulter rüttelnd versuchte er, das Mädchen wach zu bekommen. Doch sie lag da wie tot. Nur am langsamen heben und senken ihrer straffen Brüste erkannte er, dass sie noch lebte. Nach einigen erfolglosen Versuchen probierte er es bei Conchita, aber auch sie war nicht wach zu bekommen. Das war absolut nicht normal.

Er angelte nach seiner Unterhose, nachdem er sie in dem herrschenden Tohuwabohu gefunden hatte, schlüpfte hinein und suchte seine Jeans. Als er sie endlich in seinen Händen hielt, angelte er zuerst das Handy aus einer der Hosentaschen und wollte einen Krankenwagen rufen, bis ihm einfiel, dass er gar nicht wusste wohin. Fluchend suchte er seine Klamotten zusammen, zog sich an, und wankte dann zwei Treppen hinunter, bis er auf der Straße stand. Nachdem er endlich eine Straßenbezeichnung gefunden hatte, wählte er den Notruf und bestellte einen Krankenwagen. Danach wankte er zurück, wobei er sich an den Kopf fasste, als der stechende Schmerz wieder anschwoll – diesmal noch stärker, als zuvor. Er kam noch bis zum Hauseingang, bevor er bewusstlos zusammenbrach.

Fragen und Antworten

Jonathan Kent blickte verwundert zu seiner Frau, als es an der Tür klingelte. Sie hatten an diesem Abend ausnahmsweise einmal ferngesehen und sie erwarteten um diese Zeit keinen Besuch mehr. Mit etwas ratloser Miene erhob sich der Mann von der Couch und ging zur Haustür. Durch die Scheibe erkannte er Sheriff Nancy Adams und grimmig dachte er, dass diese Person langsam begann lästig zu werden. Dann sammelte er sich, öffnete die Tür und bat die späte Besucherin herein. Die Tatsache, dass sie ohne Begleitung gekommen war, und dass die Leuchten auf dem Dach des Streifenwagens abgeschaltet waren, wertete er dabei als ein gutes Zeichen. „Guten Abend, Sheriff. Was kann ich für Sie tun?“

Die Polizistin kam herein und nahm ihren Hut ab, bevor sie sorgenschwer sagte: „Sie können leider gar nichts für mich tun, Mister Kent.“ Sie sah sich kurz um und fragte: „Ist Ihr Sohn Zuhause?“

Während Jonathan Kent nach Clark rief, kam Martha langsam näher und fragte: „Ist Clark in Schwierigkeiten?“

„Nur wenn Sie mehr wissen, als ich“, konterte die blonde Uniformierte müde. Dann wandte sie sich dem schwarzhaarigen Jungen zu, der die Treppe von der ersten Etage herunter kam und sich zu seinen Eltern gesellte.

Fragend blickte der Junge sie an. „Warum wollen Sie mich sehen, Sheriff?“

Die Polizistin musterte ihn eingehend, bevor sie erklärte: „Ich wollte ihnen nur mitteilen, dass die drei mutmaßlichen Vergewaltiger, die Alicia Sterling überfallen haben, nicht mehr leben. Während der Überführung zum Gefängnis von Metropolis kam es zu einem Zwischenfall. Ein bisher Unbekannter hielt den Transporter an und tötete die drei Männer mit einem ziemlich eigenartig geschliffenen Messer, oder Dolch.“

Clark blickte noch immer neugierig. „Was habe ich damit zu tun, Sheriff. Ich war den gesamten Abend über hier und habe gelernt. Meine Eltern...“

Nancy Adams hob ihre Hände und unterbrach den Redeschwall des Jungen. „Sie stehen nicht unter Verdacht, Mister Kent. Ich bin nur hier um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ihre Aussage vor Gericht, im Zuge dieser jüngsten Ereignisse, nicht mehr benötigt werden wird. Vielleicht freut Sie das ja?“

Während die Polizistin scharf auf die folgende Reaktion des Jungen achtete, sagte dieser: „Alles was mich daran freut ist, dass Alicia damit eine erneute Konfrontation mit den traumatischen Ereignissen erspart bleibt.“

Nancy Adams presste ihre Lippen zusammen und meinte dann: „Ja, das ist das einzig Positive an dieser rätselhaften Geschichte.“ Langsam, fast bedächtig setzte sie sich ihren Hut wieder auf.

Jonathan Kent, der bisher schweigend zugehört hatte, fragte nun: „Sie sagten, dass die verwendete Waffe eigenartig geschliffen war, Sheriff? Wie meinten Sie das?“

Die Uniformierte, die bereits im Begriff gewesen war, sich zu verabschieden, wandte sich dem Mann zu. „Nun, Mister Kent: Die verwendete Klinge hinterließ ein auffälliges Rautenprofil in den Körpern der Opfer. Kennen Sie vielleicht jemanden, der eine solch auffällige Waffe besitzen könnte?“

Einmal mehr wurde Jonathan Kent bewusst, wie gefährlich diese Frau war, und dass man sie nie unterschätzen durfte. Sie hatte ihn mit ihrer Art beinahe eingeschläfert, nur um plötzlich, wie aus dem Nichts, diese Fangfrage abzufeuern. Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Es tut mir leid, Sheriff.“

Die Polizistin nickte missmutig und ihre Statur schien etwas in sich zusammenzusinken. „Ich will Sie nicht länger stören, Mister Kent. Angenehme Nachtruhe.“

Damit verschwand sie zur Tür hinaus.

Drinnen blickten sich die Kents an. Doch erst als sie den Streifenwagen davonrollen sahen, fragte Jonathan Kent: „Kann das der Dolch gewesen sein, von dem auch du gestern verletzt wurdest, Clark?“

„Es scheint fast so“, antwortete der Junge besorgt. „Ich muss Jeremiah finden, bevor er noch mehr Leute umbringen kann.“

Bevor seine Eltern etwas erwidern konnten, klingelte das Telefon und Martha nahm ab. Jonathan und Clark bekamen mit, wie sie sagte: „Nein, bei uns ist er nicht. Hast du es einmal bei den Falkens versucht? Seltsam. Keine Ursache, Alicia. Ich bin sicher, er meldet sich bald. Auf wiederhören.“ Sie wandte sich mit sorgenvoller Miene um. „Chris Falken ist verschwunden und meldet sich nicht.“

Clark blickte seine Mutter fragend an. „Hat sie von Zuhause angerufen?“

Martha Kent nickte.

„Das ist seltsam. Ich muss ihn suchen, vielleicht ist er Jeremiah begegnet“, entschied Clark, nahm seine Jacke vom Haken und war gleich darauf in der Dunkelheit verschwunden.

 
 

* * *

 

Clark blickte auf seine Uhr. Es war bereits nach 22:00 Uhr, doch er beschloss dennoch die Sterlings aufzusuchen um zuerst Alicia zu fragen, was sich genau ereignet hatte. Er fand es sehr eigenartig, dass sie nicht zusammen waren. Soweit er informiert war, wollten sie den Abend gemeinsam verbringen.

Als er an die Haustür klopfte, öffnete Alicia. Anscheinend hatte sie geweint, denn ihre Augen waren stark gerötet und schimmerten verdächtig feucht. An ihrer Seite stand ihre beste Freundin, Samantha, die von Clark mit einem Nicken begrüßt wurde.

Dann fragte der Junge mit beruhigendem Tonfall: „Was ist passiert, Alicia? Ich hatte gedacht, du und Chris – ihr würdet den Abend gemeinsam verbringen.

Das Mädchen schluckte und erklärte leise: „Das wollten wir auch, aber...“ Sie konnte nicht weitersprechen deshalb sprang Samantha ein und fauchte wütend: „Der Blödmann hat vor Alicias Augen, im TALON, plötzlich mit Marina und Conchita herum gemacht. Dann hat er sie einfach sitzen gelassen und ist im Clinch mit den beiden verschwunden.“

„Das klingt gar nicht nach dem Chris, den ich kennengelernt habe“, überlegte Clark nachdenklich. „Ist denn zuvor etwas vorgefallen?“

Alicia, die sich wieder einigermaßen im Griff hatte, schüttelte heftig den Kopf und antwortete mit zittriger Stimme: „Nein, es war alles perfekt. Bis diese beiden... diese beiden Luder auftauchten. Er war mit einem Mal wie verwandelt, nachdem Marina ihn am Hals berührt hatte.“

Der Schwarzhaarige horchte auf. „Und du sagst, dass ihm vorher nicht das Geringste anzumerken war? Das ist wirklich seltsam.“

„Ja – seltsam dämlich!“, schimpfte Samantha aufgebracht und legte ihren Arm um Alicias Schultern.

Clark wirkte für einen Moment unentschlossen, bevor er fragte: „Und im Krankenhaus ist er nicht?“

„Im Krankenhaus?“ Samantha blickte ihn an wie ein Wundertier. „Da haben wir nicht angerufen. Der hängt doch sicher noch mit diesen Schlampen ´rum.“

„Samantha, bitte“, mahnte Clark. „Vielleicht ist wirklich etwas passiert. Etwas, das vielleicht sogar sein Verhalten erklären würde. Da ruft man doch zuerst an.“

Samantha verdrehte die Augen, bevor sie zweifelnd seufzte: „Na schön, ich werde mal bei denen nachfragen.“ Sie zog ihr Handy aus der Tasche, wählte die Auskunft und ließ sich mit dem SMALLVILLE-MEDICAL-CENTER verbinden.

Clark und Alicia standen abwartend bei ihr und bekamen mit, wie die Blonde sich nach Christian erkundigte. Sie wurden hellhörig, als Samanthas Haltung sich plötzlich anspannte und sie nachfragte: „Der ist also wirklich bei Ihnen? Was ist denn passiert?“

Nach einer Weile dankte Samantha und beendete das Gespräch. Überrascht wirkend erklärte sie Clark und Alicia: „Christian wurde tatsächlich ins Krankenhaus eingeliefert. Zusammen mit Marina und Conchita. Alle drei sind ohne Bewusstsein.“

Alicia blickte die Freundin erschrocken an. „Wir fahren sofort hin. Du bist doch mit dem Auto da.“

Samantha nickte.

Zu dritt fuhren sie los und sie erreichten den Parkplatz des Krankenhauses eine Viertelstunde später. Eilig begaben sie sich zum Empfang, wo es Clark übernahm sich nach Christian zu erkundigen. Umsichtig fragte er gleich auch nach dem Zimmer, auf dem Marina und Conchita untergebracht waren. Als sie das Zimmer erreichten, auf dem Christian lag, kamen gerade Jason und Mary Falken, mit einem Arzt aus dem Raum. Die Augen der Frau waren gerötet und auch Jason Falken machte eine ernste Miene. Voller dunkler Vorahnungen ging Alicia ihnen entgegen und fragte mit banger Stimme: „Mister und Misses Falken, was ist mit Chris?“

Jason Falken, der seinen Arm um seine Frau gelegt hatte, entgegnete leise: „Wir hatten gehofft, dass du uns das sagen könntest. Er wollte sich doch mit dir treffen?“

„Er... Wir haben uns recht früh getrennt. Was danach war weiß ich nicht. Was sagt denn der Arzt? Was hat Chris?“

Jason atmete tief durch bevor er antwortete: „Die Ärzte wissen es nicht. Es sieht aus wie eine Vireninfektion, aber es ist keine und niemand hat bisher etwas dagegen tun können.“

Der begleitende Arzt, der bisher geschwiegen hatte, ergänzte: „Es sieht sehr ernst aus. Wenn wir nicht ganz schnell herausfinden können was es ist, dann bleiben ihm maximal zwölf Stunden.“

Alicia schlug erschrocken die Hände vor den Mund und auch Samantha blickte den Arzt ungläubig an. Mit Tränen in den Augen, fragte Alicia: „Darf ich zu ihm?“

Der Arzt nickte.

Alicia spürte beim Eintreten in das halbdunkle Krankenzimmer, dass sich ihre Beine unterhalb der Knie jämmerlich schwach anfühlten. Wie betäubt setzte sie sich an das Krankenbett, in dem Christian mit geschlossenen Augen lag. Schläuche ragten aus seinem Mund und einer seiner Finger war mit einem Sensor gekoppelt, der seine medizinischen Daten auf einem kleinen Bildschirm wiedergab. Ihre Gedanken jagten sich, als sie die andere Hand des Jungen vorsichtig in ihre nahm. Tränen rannen über ihre Wangen, als sie ihn so daliegen sah. Leise sagte sie: „Ich liebe dich, Chris.“ Dann sank sie mit der Stirn auf die Bettdecke und weinte zum Gott erbarmen.

 
 

* * *

 

Draußen auf dem Gang drehte sich Samantha nach Clark um, doch der Junge, der eben noch hinter ihr gestanden hatte, schien plötzlich wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Unschlüssig stand sie einen Moment da, bevor sie sich den Falkens anschloss, die hinüber zum Wartebereich schritten, wo es einige bequeme Sitzgelegenheiten gab.

Währenddessen war Clark, in Supergeschwindigkeit in den zweiten Stock des Krankenhauses gerast und hatte unbemerkt das Zimmer der beiden Latinas betreten. Nachdem sein Röntgenblick bei Christian keinerlei Anhaltsspuren gefunden hatte, versuchte er hier sein Glück. Langsam die Kraft seines Blickes verstärkend sah er schließlich in die Körper der Mädchen. Auf ihren Lungen leuchteten merkwürdige, rote Punkte. Er überlegte fieberhaft. Sollte das etwa...

Er verließ in einer Geschwindigkeit, die über der eines Düsenjets lag, das Krankenhaus und suchte das Haus von Marinas Eltern auf. Nachdem er das Innere betreten hatte, stieg er zu Marinas Zimmer hinauf und sah sich dort um. „Das sieht nach einer wilden Party aus“, murmelte er zu sich selbst und wischte einige Luftballons zur Seite, die vor seinem Gesicht herum schwebten. Wieder aktivierte er seinen Röntgenblick und er erstarrte, als er schließlich die Blumenschale durchleuchtete und das rote Kryptonit bemerkte. Es war zum Glück nur in sehr geringer Menge in dem Gestein, dass Marina mitgenommen hatte, aber er spürte trotzdem einen leicht verführerischen Effekt. Sich nur sehr vorsichtig der Pflanze nähernd, griff er eine der Ballonschnüre und zog den Ballon gedankenverloren herunter. Dabei überlegte er intensiv. Wenn diese Blume die Eigenschaften des Gesteins angenommen haben sollte, also dafür sorgte, dass man seine Hemmungen fallen ließ, dann machte das Verhalten von Christian Sinn. Allerdings nur dann, wenn er zuvor mit ihr in Berührung gekommen wäre. Da er sich aber bereits im TALON verändert hatte, fiel diese Möglichkeit aus. Was also war dann passiert? Hatten sich zuerst die Mädchen an der Pflanze infiziert und es dann irgendwie auf Christian übertragen? Er dachte wieder an die Worte der Mädchen. Marina hatte Christian berührt, und dann kam es zur plötzlichen Veränderung. Die Ahnung, auf der richtigen Fährte zu sein, ließ Clark den Ballon in seinen Händen vergessen, und er erschrak, als dieser mit einem Knall unmittelbar vor der Pflanze zerplatzte, als er ihn zwischen den Fingern zerdrückte.

Im nächsten Moment weiteten sich die Augen des Jungen. Innerhalb weniger Sekunden ging die Pflanze ein und zerfiel zu grauem Staub. Sprachlos starrte er auf das, was er eben angerichtet hatte. Dann überfiel ihn die Erkenntnis, dass dies mit den seltsamen Fremdkörpern in den Lungen der beiden Latinas möglicherweise auch passieren würde, wenn man sie Helium aussetzte.

Fieberhaft wählte er auf seinem Handy die Nummer des Krankenhauses und ließ sich mit dem zuständigen Arzt verbinden. Es dauerte eine Weile, bis er dem Mann erklärt hatte, was sich hier zugetragen hatte, und in welcher Verbindung es mit den beiden erkrankten Mädchen stand. Nachdem er ihn davon überzeugt hatte, den beiden Latinas und Christian Helium zu ihrem Gasgemisch, mit dem sie beatmet wurden, beizumischen machte er sich wieder auf den Weg zum Krankenhaus.

Als er in den Gang zu Christians Zimmer einbog sprang Samantha von ihrem Sitz auf und rannte zu ihm. „Clark, die Ärzte haben ein Mittel gefunden. Bei unseren beiden Latinas hat es gewirkt, aber nicht bei Chris. Offensichtlich hat seine Erkrankung eine andere Ursache. Marina und Conchita sind nach Aussagen der Ärzte außer Gefahr.“

„Das verstehe ich nicht“, murmelte der Junge mit hängenden Schultern. Damit ließ er das ratlose Mädchen stehen und öffnete die Tür zu Christians Krankenzimmer. Drinnen standen immer noch drei Ärzte. Als sie ihn ansahen, fragte Clark: „Darf ich zu ihm?“

Einer der Ärzte nickte resigniert und sagte: „Es tut uns sehr leid, aber für diesen Jungen können wir nichts mehr tun. Nur ein gesegnetes Wunder könnte jetzt noch helfen.“

Clark überzeugte sich durch eine nochmalige Durchleuchtung des Jungen, dass er zuvor nichts übersehen hatte. Dann verließ er das Zimmer, sagte zu Alicia und Samantha gewandt, dass er kurz Luft schnappen würde und verschwand.

Sobald er allein war, schaltete er um auf Supergeschwindigkeit und raste zur Farm seiner Eltern. Um Christian zu retten musste er nun zu einer drastischeren Lösung greifen. Nur sein Blut konnte jetzt noch helfen. Es war zumindest den Versuch wert. Also rannte er in die Scheune, holte das Bleikästchen mit dem grünen, scharfkantigen Kryptonitsplitter und schoss zurück zum Krankenhaus, wobei er das Kästchen in seiner Jackentasche verbarg. Die ganze Aktion hatte weniger als eine halbe Minute gedauert.

So schöpfte auch Niemand Verdacht, als er wieder auf dem Gang des Krankenhauses erschien. Mitfühlend blickte er zu Alicia, die von Samantha und den Falkens getröstet wurde, und schritt weiter zu dem Krankenzimmer, in dem sein Freund lag. Nachdem er eingetreten war schloss er unauffällig die Jalousien der Fenster und begab sich dann schnell zum Krankenbett. Dort holte er das Bleikästchen hervor atmete tief durch und öffnete es. Sofort überfiel ihn das bereits bekannte Schmerz- und Schwächegefühl. Mit aller Willenskraft nahm er den Meteoritenkristallsplitter in die Hand und ritzte Christians Unterarm auf der Innenseite an. Danach wiederholte er dies an seinem eigenen Unterarm, wobei er sich den Schmerzschrei mühsam verkniff. Den Kristall in die andere Hand nehmend, damit sich seine Wunde nicht sofort wieder schloss, legte er nun seinen Unterarm so auf den des Freundes, dass sein Blut sich mit dem von Christian verbinden und in dessen Körper fließen konnte. Es dauerte einige Sekunden, bis er beinahe spürte, wie sich der Körper des Freundes zu regenerieren begann. Sicherheitshalber wartete er noch, bis sich Christian im Bett schwach zu regen begann, bevor er den Splitter endlich in sein Bleibehältnis zurück legte und den Deckel fest verschloss.

Schon im nächsten Moment reagierte Clarks Körper, und die Wunde verschloss sich selbsttätig. Erleichternd durchatmend blickte er auf die Wunde des Freundes. Es würde nicht leicht sein, sie den Ärzten zu erklären. Doch noch bevor er seinen Blick abwandte geschah das Unfassbare: So wie bei ihm selbst begann sich nun auch die Wunde an Christians Arm selbsttätig zu verschließen. Wenn auch etwas langsamer als bei ihm selbst. Einige Augenblicke später wirkte der Arm so unversehrt, als wäre er nie verletzt gewesen. Christians Atem schien regelmäßiger und kräftiger zu gehen und seine Augenlider begannen bereits zu flattern – ein sicheres Zeichen dafür, dass er schon sehr bald aus seinem Koma erwachen würde. Schnell begab sich Clark zu dem kleinen Waschbecken in der Zimmerecke und befeuchtete einige Papierhandtücher um das Blut von Christians und von seinem Arm zu waschen. Dabei blickte er zu Christian und murmelte leise: „Jetzt haben wir wohl ein ganz neues Problem.“

Dann eilte Clark aus dem Zimmer und rief, scheinbar aufgeregt: „Mister und Misses Falken, rufen Sie schnell einen Arzt. Ich glaube Chris kommt gerade zu sich!“ Danach zog er sich, wie schon so oft in solchen Momenten, etwas in sich selbst zurück und ließ den Dingen seinen Lauf.

Entschuldigungen

Schon am nächsten Nachmittag war Christian soweit wieder hergestellt, dass er aus der Klinik entlassen werden konnte. Bereits am Vormittag war seine Tante wieder bei ihm erschienen und hatte sich erleichtert gezeigt, dass es ihm wieder besser ging. Sie war es auch gewesen, die ihm davon berichtet hatte, dass Alicia gestern mit ihnen hier gewesen war.

Bei der Erwähnung des Mädchens hatte er tiefe Schuldgefühle verspürt und jetzt, da er sich seltsamerweise wieder an fast alles was gestern Abend passiert war erinnern konnte, fragte er sich verzweifelt, ob Alicia ihm je würde verzeihen können. Gerade sie so sehr verletzt zu haben bereitete ihm fast körperliche Pein. Er liebte sie aufrichtig und er wollte sie nicht verlieren.

Vor etwa einer Stunde war Clark bei ihm gewesen. Er hatte ihm versichert, dass es nicht sein eigener Wille gewesen war, der ihn so dämlich hatte handeln lassen, aber dadurch fühlte er sich nicht wirklich besser. Außerdem hatte Clark ihn darum gebeten dringend heute Nachmittag noch vorbei zu schauen wobei er sehr geheimnisvoll getan hatte.

Jetzt, wo er seine Sachen zusammen packte, verfolgte ihn wieder der unerträgliche Gedanke Alicia zu verlieren, und am Liebsten hätte er geschrien.

Als hinter ihm die Tür geöffnet wurde, wandte er sich unwillkürlich um. Er hatte schon mit seinem Onkel gerechnet, der ihn abholen würde. Aber es war Alicia, die zögerlich zu ihm herein kam und sagte: „Hi, Chris.“

„Hi, Alicia“, antwortete der Junge unbeholfen. Er wollte zu ihr hingehen und sie in seine Arme schließen, doch er fragte sich, ob er dazu überhaupt noch das Recht hatte. So blieb er traurig stehen und blickte sie bittend an. „Clark war vorhin bei mir. Er hat mir gesagt, was gestern passiert ist und dass ich dabei unter dem Einfluss einer rätselhaften Krankheit gehandelt haben muss.“

Auch Alicia blieb wo sie war und erwiderte: „Ja, ich habe gehört, wie die Ärzte gestern Nacht davon geredet haben.“

„Danke, dass du da warst. Auch wenn ich davon leider nichts mitbekommen habe.“

Alicia schluckte trocken. „Hast du Marina und Conchita schon besucht? Ich hörte, dass es sie etwas heftiger angegriffen hat, und sie noch einige Tage bleiben müssen.“

Christian schüttelte den Kopf. „Ich wollte kurz zu ihnen hereinschauen, wenn mein Onkel mich abholt. „Die Ärzte haben gesagt, dass auch sie nicht dafür verantwortlich gewesen sind, was sie taten. Auch sie standen unter dem Einfluss des Infektes. Vielleicht möchtest du mitkommen.“

Alicia nickte stumm. „Ich warte draußen auf dich.“

Christian blickte ihr nach und ein Stich durchfuhr sein Herz. Als er gerade seine Tasche fertig gepackt hatte, öffnete sich die Zimmertür erneut und sein Onkel kam herein. Herzlich umarmte er ihn und sagte dann: „Die Ärzte bezeichnen dich als ein medizinisches Wunder. Gestern Nacht wollten sie dir keine zwölf Stunden mehr geben.“

„Ja, Tante Mary erwähnte so etwas. Es tut mir leid, wenn ich euch Kummer gemacht habe, Onkel Jason.“

„Als wenn du mit Absicht krank geworden wärst“, wiegelte Jason Falken schnell ab. „Dafür konntest du doch nichts.“

Christian lächelte dankbar. Dann sagte er: „Bevor wir gehen, möchte ich mit Alicia noch zu den beiden Mädchen hinauf, die ebenfalls an dem Erreger erkrankt waren. Sie gehen mit mir in die Schule.“

„Dann nehme ich schon einmal deine Tasche mit und warte unten in der Halle.“

Christian nickte und verließ mit seinem Onkel das Krankenzimmer. Zusammen mit Alicia begab er sich zum Treppenhaus, während sein Onkel den Lift nach unten benutzte. Vor dem Krankenzimmer der beiden Mädchen, hielt Alicia Christian am Oberarm zurück und sagte leise: „Vielleicht möchtest du allein reingehen?“

„Nein“, erwiderte Christian entschlossen. „Ich möchte keine Geheimnisse vor dir haben. Und ich...“

„Das regeln wir später, Chris.“ Sie sagte Alicia so bestimmt, dass Christian nur zustimmend nickte, bevor er klopfte und die Tür öffnete.

Momentan war außer den beiden Latinas niemand Anderes zugegen. Von Clark wusste Christian jedoch, dass am Vormittag die Eltern von Conchita dagewesen waren.

Die Mädchen lagen wach und schauten zur Tür, als die beiden Mitschüler eintraten. Ein verlegenes Lächeln lag auf ihren Lippen.

Auch Christian wusste im Moment nicht, was er sagen sollte, bis er schließlich meinte: „Hi, ihr beiden. Wie geht es euch?“

„Beschissen“, antwortete Conchita geradeheraus. „Nicht nur wegen des Infektes, sondern auch wegen dem, was ohne unser Wollen danach passierte.“

Marina nickte zustimmend. „Wir beide waren völlig weggetreten. Weißt du, was mit dieser dämlichen Pflanze passiert ist?“

„Die richtet kein Unheil mehr an“, versicherte Christian aufmunternd. „Clark hat sie versehentlich mit einer Ladung Helium aus einem der Luftballons eliminiert. Das war euer Glück, denn so kam Clark auf die Idee, das was euch befallen hatte auf dieselbe Weise zu bekämpfen.“

Die beiden Mädchen nickten. Dann erklärte Conchita ernst: „Chris, die Flirterei zwischen uns dreien muss aufhören. Wir haben das zwar immer nur als einen Spaß angesehen, aber wir haben erlebt, wie schnell daraus ein heilloses Chaos entstehen kann. Und dass wollen wir alle drei nicht, richtig?“

„Sehr richtig“, stimmte Christian ernsthaft zu.

Eine Weile blieb es still im Zimmer, bevor Conchita wieder das Wort ergriff: „Chris, wir würden gerne noch etwas mit Alicia klären. Allein, wenn du verstehst.“

Der Junge blickte von den beiden Latinas zu Alicia, die unmerklich nickte und verließ den Raum, nachdem er sich verabschiedet hatte.

Drinnen sagte Marina rau: „Bitte setze dich zu uns, Alicia, denn dieses Pollenzeug hat unsere Atemwege angegriffen und es schmerzt wenn wir laut reden müssen.“

Langsam näherte sich das dunkelhäutige Mädchen und setzte sich zwischen die beiden Krankenbetten.

Erneut war es Conchita, die für beide Latinas sprach: „Alicia, alles was wir eben gesagt haben ist wahr. Wir hatten nie vor, dich und Christian auseinander zu bringen. Und es hätte auch keinen Zweck, denn er liebt keine von uns, sondern dich.“

„Da bin ich nicht so sicher“, murmelte Alicia traurig.

„Aber ich“, entgegnete Conchita leise. „Weißt du, wir hatten Christian, durch die Veränderung unserer Botenstoffe durch diese Pflanze, vollkommen unter Kontrolle. Aber irgend etwas hat ihn dazu gebracht sich dennoch mit Händen und Füßen zu wehren, als wir mit ihm schlafen wollten. Ganz tief in ihm muss es etwas gegeben haben, das stärker war, als das, womit wir ihn infiziert hatten. Und ich denke, ich weiß was es ist, Alicia. Irgend etwas in ihm hat sich gewehrt, weil er in dich verliebt ist.“

Ungläubig blickte Alicia von Conchita zu Marina. „Ihr habt nicht... Ich meine, Chris hat nicht mit euch geschlafen?“

Marina schüttelte den Kopf. „Nein, dass hat er nicht.“ Tränen der Scham rannen über ihre Wangen. Dann sagte sie fast flehend: „Alicia, ich möchte dich darum bitten, ihm zu verzeihen, ich erwarte nicht, dass du es bei uns beiden tust. Und ich möchte dich darum bitten, dass du dich nicht, wegen uns, von ihm trennst. Das könnte ich nicht ertragen. Wenn du ihn wirklich liebst, dann vergiss was er im TALON gesagt hat. Es ist nicht wahr.“

Auch Alicias Augen schimmerten feucht.

Conchita beobachtete, wie Christians Freundin sich langsam erhob, leise Danke sagte, und sich dann schnell abwandte. Nachdem sie aus dem Zimmer geschlüpft war, blickte sie eine Weile unter die Decke, bevor sie zu Marina sah, die vereinzelt leise, schluchzende Geräusche von sich gab. Tröstend flüsterte sie: „Die Wahrheit schmerzt manchmal, aber nur mit ihr können wir leben.“ Sie wartete, bis sich die Freundin beruhigt hatte, bevor sie ihr schwach zulächelte und meinte: „Chris ist vergeben, aber ich kenne da einen schwarzhaarigen, gutaussehenden Jungen mit verträumten Babyaugen. Ich glaube Clark Kent ist wieder solo und er könnte ihn vergessen machen.“

„Nur wenn du ihn vor mir in die Finger kriegst“, erwiderte Marina trotzig. Dann lächelte sie tapfer und versicherte schwach: „Kampflos bekommst du den nicht.“

 
 

* * *

 

Vor der Zimmertür schritt Alicia zu Christian. Sie blickte ihn mit undurchdringlicher Miene an und fand auch jetzt keinen Weg ihm wieder näher zu kommen. Deshalb sagte sie nur: „Bitte komm heute Abend gegen 19:00 Uhr bei mir vorbei, Chris. Meine Eltern sind nicht da, du kannst dann also gleich herein, und zu mir nach oben, kommen.“

Schweigend begaben sie sich nach unten in die Halle, wo Jason Falken zu ihnen sagte: „Kommt, ich bringe euch beide nach Hause.“

Die Fahrt verlief schweigend. Erst nachdem sie Alicia bei sich Zuhause abgesetzt hatten fragte Jason Falken neugierig: „Irre ich mich, oder herrscht gerade Eiszeit bei euch beiden? Ihr hattet euch nicht gerade viel zu erzählen.“

„Ich besuche sie heute Abend“, erklärte Christian ausweichend. „Vorher wollte ich noch zu Clark Kent.“

„Ihr scheint euch gut angefreundet zu haben?“, erkundigte sich sein Onkel. „Das finde ich prima, denn Clark und seine Eltern sind wirklich sehr guter Umgang.“

„Ja, die Kents sind in Ordnung“, stimmte Christian zu.

Als sie vor dem Haus das Auto verließen, nahm der Junge seinem Onkel die Tasche ab und meinte: „Ich brauche jetzt erst einmal eine heiße Dusche und andere Klamotten. Und dann etwas Ruhe, bevor ich Clark besuche.“

Sein Onkel nickte lächelnd. „Das kann ich mir denken.“

Als Christian später, frisch geduscht und umgezogen auf dem Bett lag, schloss er seine Augen und alle Ereignisse der vergangenen Tage zogen vor seinem inneren Auge vorbei. Bereits jetzt, so schien es ihm, hatte er in Smallville mehr erlebt, als sonst in einem ganzen Jahr. Dieser Ort war wirklich stressig.

Es war bereits nach 17:00 Uhr, als er sich schließlich hinunter zur Küche begab, einen Apfel aß und sich dann mit seinem Motorrad auf den Weg zur Kent-Farm machte. Als er sie erreichte, trat Clark gerade aus dem Haus auf die Veranda hinaus. Sein Blick wirkte bedrückt. Erst als er Christian erkannte erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Christian winkte ihm zu, stellte sein Bike am Zaun ab und kam Clark dann entgegen. Fragend blickte er zu ihm. „Du wirktest eben etwas bedrückt, Clark. Hast du Sorgen?“

„Nein“, antwortete der Schwarzhaarige einsilbig. Dann meinte er: „Lass uns etwas weg von den Gebäuden gehen.“

Etwas befremdet folgte Christian Clark zu einer Stelle des Weidenzauns, an der eine Vogelscheuche stand. Gegen den Zaun gelehnt forderte Clark ihn auf: „Sieh dir diese Vogelscheuche an, Christian.“

„Okay...“

„Und jetzt versuche sie in Brand zu setzen.“

Christian schüttelte seinen Kopf, so als habe er sich verhört. „Ich soll was tun? Vielleicht sollte ich dir erzählen, dass ich Nichtraucher bin.“

Clark blieb unbeirrbar. „Ich meine es vollkommen ernst, Chris. Sieh die Vogelscheuche an und versuche, sie mit deinen Blicken zu entzünden. Gestern im Krankenhaus, da habe ich deinen und meinen Arm aufgeritzt und dann unser Blut in einander laufen lassen.“

„Du hast diese Winnetou und Old Shatterhand Nummer durchgezogen?“ spöttelte Christian. „Dann sollte ich dich nur noch als meinen Bruder bezeichnen.“

Clark, der nur die Hälfte von dem wirklich sinngemäß verstand, was der Freund eben gesagt hatte ging nicht darauf ein, sondern sprach ruhig weiter. „Mein Blut besitzt auf Menschen heilende Wirkung, Chris. Es war die einzige Möglichkeit dich nicht sterben zu lassen. Aber das weiß nur ich - die Ärzte denken es wäre ihre Helium-Behandlung gewesen. Danach geschah aber etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Nicht nur meine Verletzung schloss sich anschließend selbsttätig, sondern auch deine. Darum vermute ich, dass du nun auch andere meiner Fähigkeiten besitzt – wie den Hitzeblick. Und ich möchte nicht, dass dir passiert, was mir widerfuhr, bevor ich von dieser Fähigkeit wusste.“

„Was passierte denn?“

Clark umriss, wie er während der Vorführung eines Aufklärungsfilms die Leinwand abgefackelt hatte, was Christian zum Lachen reizte. Erst dann erfasste der Blonde die volle Konsequenz seiner Worte und fragte erschrocken: „Dann besteht die Gefahr, dass ich Alicia verletze, wenn es etwas zu heiß zwischen uns zugeht?“

„Nicht, wenn du diese Fähigkeit kontrollieren kannst. Deshalb müssen wir sie üben. Also konzentriere dich auf die Vogelscheuche.“

Christian fasste sie erneut ins Auge.

„Und jetzt denke an Alicia und versuche, die Vogelscheuche zu entzünden. Oder wenn das nicht genug ist, denke an die Nacht mit den Latinas.“

„Na dann, Feuer frei“, meinte Christian ironisch. Er konzentrierte sich intensiver und kniff seine Augen etwas zusammen. Doch nichts geschah. Schließlich entspannte er sich und sagte spöttisch: „Das reicht bestenfalls für eine Medaille im Einhundert-Meter-doof-Gucken, Clark. Ich schaffe es nicht.“

„Seltsam. Und du spürst auch sonst nichts?“

„Du meinst, außer Kopfschmerzen vom Starren?“

Clark machte ein nachdenkliches Gesicht. „Vielleicht habe ich mich geirrt und das Ganze war nur momentan.“ Er holte ein Taschenmesser aus der Hosentasche, öffnete es und schnitt Christian in die Hand, bevor er sie wegziehen konnte.

„Aua! Das hat weh getan, Clark!“

Irritiert blickte Christian auf den Schnitt. Gleich darauf ließ der Schmerz nach und vor seinen Augen schloss sich die kleine Wunde. Zurück blieb ein Tropfen Blut. „Okay, das ist jetzt doch etwas unheimlich.“ Er saugte gedankenverloren den Bluttropfen von der Hand.

Clark nickte. „Das ist es. Und verwirrend, weil ich angenommen hatte, dass das Messer dich überhaupt nicht verletzen würde.“

Ironisch stimmte Christian zu: „Ja, das ist echt enttäuschend.“

Clark schien fast erleichtert zu sein, als er sagte: „Wenn diese Selbstheilung deine einzige Fähigkeit ist, die du durch meine Behandlung erhalten hast, dann kann ich damit zufrieden sein. Ich dachte das Problem wäre größer. Du musst wissen, dass es gar nicht so einfach ist, Superkräfte zu kontrollieren. Komm mit in die Scheune.“

Christian folgte dem Freund hinauf in seine Festung der Einsamkeit, wie Jonathan Kent jenen Bereich nannte, den Clark sich dort sehr behaglich eingerichtet hatte. Nachdem sie sich auf der Couch niedergelassen hatten, berichtete Clark, wie schwer es mitunter gewesen war, seine Kräfte nicht unkontrolliert freizusetzen.

Christian nickte verstehend, und er begann zu ahnen, weshalb Clark so besorgt gewesen war.

Nach einer Weile begann Clark davon zu berichten, was Sheriff Adams ihm gestern verraten hatte. Er erzählte Chris auch die Legende von Naman und Sageeth, und davon, dass Professor Willowbrook der Meinung war, das er, Clark, mit der Person Naman identisch sei. Er endete mit den Worten: „Bevor du kamst gelang es mir, Jeremiah aufzuspüren und ihm den Dolch Palak zu entwenden. Wie es die Prophezeiung der Kawatchen vorhersagte, löste er sich auf, als Sageeth ihn berührte. Allerdings weiß ich nicht, ob es Lionel oder Lex war, der den Dolch zuerst berührte.“

„Dann nimm dich vor ihnen beiden in Acht, Clark“, riet der Blonde. „Ich kann dir dabei helfen zumindest auf Lex ein Auge zu halten, denn er möchte, dass wir uns gelegentlich zum Degenfechten treffen.“ Er lehnte sich auf der Couch zurück. Dabei fiel sein Blick auf das gerahmte Bild eines hübschen, blonden Mädchens mit großen, braunen Augen. Neugierig erkundigte er sich: „Wer ist das, Clark?“

Ein melancholischer Zug überflog das Gesicht des Jungen. „Ihr Name ist Alicia Baker. Für eine Weile dachte ich, sie wäre die Richtige für mich. Jetzt befindet sie sich in der Nervenheilanstalt, Belle Reeve.“

„Hier heißen wohl alle hübschen Mädchen Alicia“, scherzte Chris und streckte seine Hand aus. Bevor er wusste, was passierte, flog der Bilderrahmen mit beachtlicher Geschwindigkeit auf ihn zu und im nächsten Augenblick hielt er ihn in seiner Hand.

Clarks Augen weiteten sich. „Wie hast du das denn gemacht?“

Vollkommen ratlos blickte Christian von seiner Hand, die den Bilderrahmen hielt, zu Clark. Dann sagte er verunsichert: „Ich weiß es nicht. Ich hatte das Verlangen den Bilderrahmen in die Hand zu nehmen. Was passiert mit mir - wird aus mir jetzt Darth Falken, oder so etwas?“

„Ich weiß es nicht, Chris. Aber ich weiß, dass ich diese Fähigkeit nicht habe.“ Ein seltsamer Zug lag auf seinem Gesicht, als er schließlich sagte: „Aber ich habe eine Vermutung. Möglicherweise hat das, was die beiden Latinas auf dich übertragen haben damit zu tun, und du besitzt deshalb andere Fähigkeiten als ich. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass du kein Kryptonier bist, sondern ein Mensch.“

„Dann könnten sich noch andere Fähigkeiten bei mir entwickeln?“

Clarks beredtes Schweigen besagte eine ganze Menge. Dann meinte er zögerlich: „Ich vermute es fast. Vielleicht solltest du nochmal versuchen, ob sich nicht doch etwas mit deinen Augen getan hat.“

„Aber wie, wenn wir nicht sagen können, was genau?“

Clark überlegte. „Wir könnten einige Dinge ausprobieren. Versuche mal, ob du deinen Blick zoomen kannst, wie eine Kamera.“

Christian fasste verschiedene Objekte in der Scheune ins Auge und schüttelte dann den Kopf. „Das fällt schon mal aus.“

„Irgendwie schade“, lächelte Clark und ging zum Geländer. Nach unten blickend meinte er zu Christian: „Denn irgendwo hier hat meine Mom heute Früh ein kleines Silberarmband verloren.“

Christian trat neben ihn und blickte in die Tiefe. Nach einem Moment deutete er zwischen zwei Strohballen und fragte: „Kann es die da hinten sein?“

„Ich weiß nicht, was du da siehst, Chris. Dort ist es vollkommen finster.“

„Na, jetzt übertreibe es nicht.“ Christian streckte seinen Arm aus. Im nächsten Moment schwirrte etwas Glitzerndes durch die Luft und ein dünnes, silbernes Armband landete in der Hand des Jungen.“

Clark blickte den Freund fragend an. „Wie konntest du sie dort sehen, wenn selbst ich es nicht konnte?“

Christian drückte ihm die Kette in die Hand. Dann verlangte er ahnungsvoll: „Lösche das gesamte Licht in der Scheune, Clark.“

Der Schwarzhaarige kam seinem Wunsch nach, und im nächsten Moment war es fast völlig finster in der Scheune.

Doch nach einem Augenblick erkannte Christian, schnell deutlicher werdend, die Konturen der Objekte in der Scheune. Zuerst dachte er an eine Sinnestäuschung, doch dann wurde das Bild vor seinen Augen immer deutlicher. Und farbintensiver. Aus dem einheitlichen Grau der Nacht wurde eine Umgebung aus Violett, Ultrablau, Dunkelgrün, Braun und Rauchgrau, mit Reflexen aus helleren Ockertönen und düsterem Rot. Überwältigt entfuhr es Christian: „Clark, was ich sehe ist unbeschreiblich schön. Ich habe nicht gewusst, dass die Nacht mehr Farben haben kann, als der Tag. Es ist wunderbar.“

Clark schaltete das Licht an und erkannte den Zug unbeschreiblichen Staunens auf dem Gesicht des Freundes. „Ich denke, jetzt wissen wir, was deine Augen können.“

Wie benommen setzte sich Christian wieder auf die Couch. Erschüttert sagte er: „Ich wünschte, jeder Mensch könnte die Nacht so sehen, wie ich gerade eben. Dann würde sie ihren Schrecken verlieren. Es war beinahe berauschend.“

Clark, der sich verständnisvoll neben ihn setzte, legte seine Hand auf die Schulter des Freundes. „Beruhige dich erst einmal.“

Christian zuckte zurück. Mit großen Augen sah er den Schwarzhaarigen an. „Du fühlst eine große Trauer, stimmt das?“

Beinahe beunruhigt musterte Clark den Blonden. „Willst du sagen, du hättest das gespürt, als ich deine Schulter berührt habe?“

Christian nickte schwach. „Okay, jetzt hatte ich so viel Überraschendes, wie ich an einem einzigen Tag vertragen kann.“

Clark blickte forschend. „Deine Kräfte sind so ganz anders, als meine. Und ich bin Schuld daran. Es tut mir sehr leid, aber ich hatte gestern keine Wahl, und ich konnte nicht ahnen, was ich damit anrichten würde.“

Christian atmete tief durch. „Du hast mir das Leben gerettet, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Und hey, es gibt weitaus Schlimmeres, als das, schätze ich. Irgendwann werde ich mich daran gewöhnen, mit diesen Fähigkeiten zu leben.“

„Das hoffe ich“, seufzte Clark. „Das bringt mich auf etwas Anderes. Glaubst du, du kannst im Football-Team bleiben, mit deinen telekinetischen Fähigkeiten?“

Im ersten Moment verstand Christian nicht, worauf der Freund hinaus wollte. Doch dann setzte sich die Erkenntnis und er fragte ungläubig: „Du denkst doch nicht etwa, dass ich auf die Idee kommen könnte, zu bescheißen?“

„Drücken sich alle Deutschen so kraftvoll aus?“, entgegnete Clark. „Ich glaube an deine Ehrlichkeit, aber es könnte auch unbewusst geschehen, dass du einen unfangbaren Ball dennoch in deine Hände bekommst.“

Christian erhob sich und schritt zum Scheunenfester. Dann wandte er sich mit ernster Miene um. „Komm zu den Spielen, Clark. Solltest du den Eindruck haben, dass auch nur eine einzige Aktion merkwürdig verläuft, dann sagst du es mir und ich werde direkt zum Coach gehen und ihm sagen, dass ich aufhöre.“

Clark lächelte. „Das nehme ich als ein Versprechen, Chris.“ Dann blickte er ernst und sagte: „Aber ich fürchte, dass ich dich mit noch etwas konfrontieren muss.“ Damit erhob er sich, holte ein Bleikästchen und reichte es dem Freund. Dann machte er einige Schritte zurück und verlangte: „Öffne es.“

Christian blickte neugierig. Das Kästchen war beeindruckend schwer. Langsam öffnete er den Deckel und blickte hinein. „Ein grüner Kristall. Ist etwas damit?“

Mit gelindem Erstaunen erwiderte Clark: „Spürst du denn nichts?“

Christian schüttelte den Kopf. „Sollte ich das?“

„Eigentlich schon“, sagte Clark nachdenklich. „Auf mich wirkt es stets schwächend. Selbst hier kann ich noch den Einfluss dieses Kristalls spüren.“

„Hm...“ machte Christian. „Da wäre vielleicht ein sanftes Kribbeln auf der Haut. Aber nichts, das unangenehm wäre.“

Clark blickte ihn an und antwortete: „Okay, dann kannst du das Kästchen schließen. Offensichtlich hat es keine negative Wirkung auf deinen Körper.“

Christian blickte erleichtert. „Wenigstens etwas. Glaubst du, ich kann mit der Zeit die empathische Fähigkeit genauso beherrschen, wie die anderen beiden?“

„Bestimmt. Du wirst es sicherlich bald herausfinden.“

Christian blickte auf seine Uhr und meinte: „Ich bin spät dran, Clark. Ich wollte um 19:00 Uhr bei Alicia sein, um mit ihr zu reden.“

Clark zwinkerte ihm zu. „Viel Glück.“

„Kann ich brauchen.“ Damit schritt Christian die Treppe hinab und verließ die Scheune, wobei ihm tausende von Gedanken durch den Kopf gingen, über das, was er hier eben erlebt hatte.

 
 

* * *

 

Auf der Fahrt zu Alicia hatte Christian noch schnell an einem Blumenladen angehalten und einen bunten Strauß besorgt. Vorsichtig war er danach weitergefahren, und als er die Farm der Sterlings erreicht hatte, war er froh, dass die Blumen die Fahrt unbeschadet überstanden hatten.

Wie Alicia ihm gesagt hatte, trat er ein und blickte sich um. Alicia hatte einige Kerzen angezündet, wie es schien, damit er den Weg nach oben erkennen konnte. Bedächtig stieg er die schmale Treppe hinauf und begab sich zu einer Tür, an der in großen Lettern aus buntem Papier der Name Alicia stand. Mit einem Blick auf seine Uhr stellte Christian fest, dass er es geschafft hatte, einige Minuten vor der verabredeten Zeit hier zu sein. Er klopfte sachte an die Tür und öffnete sie dann.

Alicia, die offensichtlich noch nicht jetzt mit seinem Erscheinen gerechnet hatte, stand, nur mit einem leuchtend roten Kimono bekleidet, an einem Sideboard, auf dem sie dutzende kleiner Gläser mit Kerzen angeordnet hatte und war dabei die letzten von ihnen anzuzünden. Außerdem hatte sie einige Räucherstäbchen entzündet. Als Christian herein kam, löschte sie schnell den Zündstab, legte ihn zur Seite, und wandte sich mit einem zaghaften Lächeln zu ihm um.

Christian, der die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickte überrascht auf ihre Erscheinung und fragte, etwas unsicher: „Hattest du mich später erwartet? Wenn du dich noch umziehen musst, dann warte ich draußen.“

„Nein, bleib hier“, erwiderte Alicia leise. Dann schritt sie langsam auf ihn zu.

Etwas verlegen legte Christian die Blumen auf einen kleinen, runden Tisch und blickte wieder zu Alicia, die dicht vor ihm stehen blieb und zu ihm aufsah. Dann sagte sie leise: „Du hast zwar gesagt, dass du unter einem fremden Einfluss gestanden hast, aber ich glaube, dass es vielleicht trotzdem noch einen weiteren Grund gab, warum du so willig mit Marina und Conchita mitgegangen bist. Du sagtest, dass sie dir geben würden, wozu ich nicht bereit bin. Aber das stimmt so nicht...“

Sprachlos beobachtete Christian, wie Alicia, mit zitternden Fingern, langsam den Gürtel des Kimonos löste und ihn zu Boden gleiten ließ. Dann öffnete sie ganz langsam das Kleidungsstück.

Christian, der bemerkte, dass Alicia am gesamten Körper zu vibrieren schien, legte schnell seine Hände auf ihre und führte sie sanft wieder zusammen. Ihr tief in die Augen blickend erklärte er: „Es ist nicht so, dass ich mir das nicht sehnlich wünschen würde, Alicia, aber ich muss das dennoch verhindern. Zumindest hier und jetzt.“ Er bückte sich, hob den Seidengürtel auf und legte dann seine Arme um ihre Taille. Ganz sacht schlang er den Gürtel um ihre schmalen Hüften und band ihn, etwas unbeholfen, zusammen bevor er das Mädchen liebevoll in seine Arme zog. Dabei flüsterte er leise: „Wir sollten damit warten, bis du Siebzehn bist. Wenn du mich dann noch willst werde ich bestimmt nicht nein sagen.“

Er küsste sie sanft auf die Wange.

Als er sie wieder losließ, blickte Alicia den Jungen an und fragte leise: „Woran kannst du dich noch erinnern, nachdem du aus dem TALON verschwunden warst?“

Verlegen erwiderte Christian ihren Blick. Dann begann er stockend: „Na ja, wir sind zu Marina gefahren. Ich weiß nur noch, dass wir nackt auf dem Bett lagen und wild mit einander herum gemacht haben. Alles was dann war, fällt unter den Begriff: Filmriss. Ich kann mich danach erst wieder daran erinnern, dass ich im Krankenhaus aufwachte, mit einer Traube aufgeregter Menschen um mich herum.“

Alicia streichelte sanft seine Wange. „Dann weißt du es gar nicht?“

„Was weiß ich nicht?“

„Als ich vorhin allein mit den Mädchen war, da sagte mir Conchita, dass du...“

Christians Augen blitzten zornig auf. „Sie hat dich gequält indem sie dir Einzelheiten erzählte? Nur um dich zu verletzen? Gleich morgen werde ich ins Krankenhaus fahren und dann reiße ich das Zimmer ein, unter ihrem hinterhältigen kleinen Hintern!“

„Chris...“

„Die wird sich morgen wünschen mich nie...!“

„Christian!“

Verwundert hielt der Junge in seiner Tirade inne und blickte Alicia aus großen Augen an. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, hatte sie ihn mit seinem richtigen Namen angesprochen.

Ein zaghaftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als sie erklärte: „Conchita und auch Marina, haben mir versichert, dass du gar nicht mit ihnen geschlafen hast, sondern dich mit Händen und Füßen gewehrt hast, als es soweit war, und sie zur Sache kommen wollten.“

Ein ungläubiger Zug lag auf Christians Gesicht. „Du meinst, ich habe gar nicht...?“

Alicia schüttelte den Kopf: „Nein, ihr habt nicht mit einander geschlafen. Die beiden dachten wohl, du wüsstest das noch, oder es war ihnen nur zu peinlich, in deinem Beisein nochmal davon zu erzählen.“

Im nächsten Moment hatte Christian das Mädchen hochgehoben. Er wirbelte Alicia im Kreis herum, bevor er sie vorsichtig wieder auf die nackten Füße stellte. „Entschuldige den Ausbruch aber das macht mich zu einem sehr glücklichen Menschen.“

„Ja mich auch.“ Alicia trat einen Schritt zurück. Seine plötzliche Nähe hatte sie sichtlich verunsichert und verwirrt. „Ich denke, du solltest jetzt gehen, Chris, ich brauche etwas Zeit um über all das nachzudenken. Du kommst doch zu meiner Geburtstagsfete?“

Etwas ernüchtert antwortete der Junge: „Ja, gerne. Er zögerte etwas, bevor er sich einen Ruck gab und Alicia einen Abschiedskuss auf die Wange gab. Dann wandte er sich widerstrebend ab und verließ schnell das Haus.

Die Fete

In den folgenden Tagen sahen sich Christian und Alicia nur in der Schule. Das Mädchen war dabei nur froh, dass sie durch die Vorbereitungen für ihren Geburtstag abgelenkt wurde.

Samantha ging ihr dabei tatkräftig zur Hand, wobei sie keine Gelegenheit ausließ, ihr in Bezug auf Christian einige klare Worte zu sagen, und ihre Bedenken kundzutun, als Alicia ihr erklärte, dass sie ihn dennoch zu ihrer Fete eingeladen hatte.

Nachdem Alicia ihr, als sie am Samstag Mittag allein in der Küche waren und bunte Lampions aufhängten, anvertraute, was sie vor einigen Tagen hatte tun wollen, und wie Christian darauf reagiert hatte, meinte Samantha, die immer noch sauer auf den Jungen war, wegen seines Auftritts im TALON: „Na, wenigstens war er anständig genug, die Situation nicht auszunutzen. Dadurch macht er aber nur ein paar Punkte bei mir gut. Bei nächster Gelegenheit, werde ich ihm sagen, was ich von seinem Verhalten im TALON halte.“

„Komm schon, Samantha. Dass er nichts dafür konnte haben selbst die Ärzte im Krankenhaus bestätigt.“

So schnell war das Mädchen, mit den jungenhaft kurzen, honigblonden Haaren nicht umzustimmen. „Das mag stimmen, aber ich möchte trotzdem von ihm selbst hören, was mit ihm los gewesen ist.“

Alicia seufzte schwach. „Versprich mir, dass du ihm nicht gleich den Kopf abreißen wirst. Die Fete soll vergnüglich enden, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Schon klar.“

Als sie am frühen Abend endlich fertig waren, begaben sich die beiden Mädchen in Alicias Zimmer, wo Samantha ihre Freundin dabei beriet, was sie anziehen sollte. Auch sie hatte sich für die Feier andere Klamotten mitgebracht, die sie nun anzog.

Gerade rechtzeitig waren sie wieder unten, um die ersten Gäste zu empfangen. Alicias Eltern hatten sich vor einer halben Stunde von ihr verabschiedet. Sie wollten nicht im Weg stehen, wie sie erklärt hatten und einen gemeinsamen Abend mit Übernachtung in Granville verbringen. Mit der Bitte, dass das Haus bei ihrer Rückkehr noch stehen möge.

Deine Eltern nutzen die Gunst der Stunde um einen kleinen, ungestörten Liebesabend zu verbringen, hatte Samantha anschließend augenzwinkernd zu ihrer Freundin gesagt.

Die Party war bereits in vollem Gange, als Christian die Tür öffnete, und herein kam.

Etwa dreißig Leute waren anwesend – die meisten kannte Christian aus der Schule. Unter ihnen erkannte er auch Clark Kent und Lana Lang. Partymusik lief und im Nebenraum wurde dazu getanzt.

Nicht gerade wenige der Anwesenden sahen zu ihm herüber, und ihre Mienen drückten dabei die verschiedensten Gemütszustände aus.

Etwas unwohl blickte sich Christian um, bis er Alicia endlich in der Menge entdeckt hatte. Mit seinem Geschenk und einer roten Rose näherte er sich ihr. Dabei stellte er bewundernd fest, wie zauberhaft sie in ihrem zart-rosa Trägerkleid aussah. Es betonte ihre schlanke Taille und passte wunderbar zu ihrem dunklen Teint.

Als sie ihn auf sich zu kommen sah, lächelte sie, offensichtlich erfreut, dass er gekommen war und schritt ihm entgegen. Christian erwiderte das Lächeln und überreichte ihr das Päckchen und die Rose. Dann fasste er sie vorsichtig bei den Schultern, küsste sie sanft auf die Wange und sagte dabei: „Alles Gute zu deinem Geburtstag, Alicia. Und gleichfalls von meinem Vater, soll ich dir Ausrichten.“

„Danke, Chris.“ Sie drehte das hübsch eingewickelte Päckchen in ihren Händen. „Was ist drin?“

Christian lachte. „Mach es auf.“

„Natürlich.“ Sie drückte Christian die Rose wieder in die Hand und entfernte die Schleife und das Geschenkpapier. Neugierig beäugte sie die weinrote Schachtel und öffnete sie schließlich. Als sie die Kette erblickte, die darin auf schwarzem Samt ruhte, sah sie zu Christian auf und sagte atemlos: „Die ist wunderschön, Chris.“

„Erlaubst du, dass ich sie dir umhänge?“

„Ja, klar.“

Während Christian die Kette nahm, gab er ihr die Rose wieder und wartete, bis sie ihm den Rücken zu gewandt hatte. Dann legte er ihr vorsichtig die Kette um und verschloss sie im Nacken, nachdem er sanft ihr Haar über ihre rechte Schulter gelegt hatte. Danach legte er es wieder in ihren Rücken und wartete, bis sie sich zu ihm umgedreht hatte. „Sie steht dir wirklich ausgezeichnet.“

„Das finde ich auch“, bemerkte Samantha, die sich ihnen unmerklich genähert hatte. „Die Steine sehen toll aus, was für welche sind das?“

„Saphire und Diamanten“, erklärte Christian wahrheitsgemäß.

„Ja klar, und ich bin der Osterhase.“ Damit ergriff sie den Oberarm des Jungen und meinte: „Kann ich dich kurz sprechen?“

Noch bevor Christian etwas erwidern konnte hatte sie ihn bereits mit sich gezogen. In der Diele, wo sie ungestört waren, blieb sie stehen und funkelte ihn an. „Du hast ganz schön Nerven, hier aufzukreuzen, nach dem, was du Alicia im TALON angetan hast. Ich akzeptiere Alicias Entscheidung, dich trotzdem zu dieser Party einzuladen, aber ich warne dich. Wenn du ihr nur noch einmal weh tust, dann lernst du mich kennen.“

Damit wollte das aufgebrachte Mädchen verschwinden, doch Christian hielt sie nun seinerseits am Arm zurück. Gefährlich leise erklärte er eindringlich: „Hör zu, Samantha: Ich wollte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, um all das, was ich Alicia angetan und verletzend gesagt habe ungeschehen machen zu können. Aber das liegt nicht in meiner Macht. Ich kann dir nur versichern, dass ich nicht ich selbst war, und dass ich Alicia aufrichtig liebe.“

„Du hast eine merkwürdige Art, das zu zeigen“, konterte das Mädchen und riss sich von ihm los.

Eine Weile starrte Christian ihr gedankenverloren nach, bevor er sich wieder nach nebenan zu Alicia begab.

Alicia bemerkte seinen Gemütszustand und blickte ihn fragend an.

„Samantha ist offensichtlich nicht gerade erfreut, dass ich gekommen bin“, bemerkte Christian missmutig. „Vielleicht sollte ich besser wieder gehen.“

Er wollte sich bereits abwenden, doch Alicia hielt ihn am Arm zurück. „Das kommt nicht in Frage, Chris. Es ist meine Party und nur ich entscheide, wer willkommen ist, und wer nicht. Wenn du gehst, dann kratze ich ihr die Augen aus.“

Sie blickte ihn dabei so bittend an, dass er schließlich durchatmend erklärte: „Okay, dann bleibe ich noch etwas.“

Alicia lächelte glücklich. „Tanzt du mit mir?“

„Was immer du möchtest, es ist dein Tag.“

Sie begaben sich in den angrenzenden Raum und ließen sich kaum aus den Augen, während sie sich zu den heißen Rhythmen bewegten. Dabei berührte Alicia ihn verstohlen von Zeit zu Zeit mit ihren Händen, wobei sie es wie zufällig aussehen ließ, glücklich darüber, dass er geblieben war.

Als später am Abend auch langsamere Musik gespielt wurde, tanzten sie Arm in Arm. Dabei blickte Alicia, ab und zu, zu ihrer besten Freundin, die sich mit Neil zu der Musik im Kreis drehte. Offensichtlich waren sich die beiden heute Abend etwas näher gekommen. Schließlich wurde wieder schnellere Musik gespielt und entschlossen nahm Alicia Christian an die Hand. Dabei sagte sie entschlossen: „Wir gehen jetzt zu Samantha und Neil, und dann reden wir Klartext. Ich will, dass ihr euch vertragt.“

Etwas verwundert über diese toughe Art nickte Christian nur zustimmend und folgte Alicia zu den beiden, die sich ein Glas Bowle besorgt hatten.

Clark, der mit Lana getanzt hatte, beobachtete die Vier etwas besorgt. Erst als ersichtlich war, dass sie ruhig mit einander redeten, wandte er sich wieder beruhigt ab.

Lana, die seinen Blick bemerkt hatte, meinte: „Die haben bestimmt eine Menge aufzuarbeiten.“

Clark blickte sie an. „Sie werden es hinkriegen, da bin ich ganz sicher.“

 
 

* * *

 

Alicia, Samantha, Neil und Christian hatten kaum gemerkt, wie viel Zeit verstrichen war. Erst als die meisten Gäste sich auf den Weg nach Hause machten, blickte Neil erstaunt in die Runde und stellte fest: „Hey, wir haben bereits weit nach Mitternacht.“ Er blickte fragend zu Samantha. „Soll ich dich heimfahren?“

„Eigentlich hatte ich Alicia versprochen, dass ich ihr beim Aufräumen helfe.“

„Das kann ich ja übernehmen“, sprang Christian spontan in die Bresche.

Neil nickte ihm dankbar zu, und Samantha bemerkte: „Mein Lieber, du holst beim Punkte-gutmachen ziemlich schnell auf.“ Ihr vergnügtes Lächeln verhinderte, dass ihre Worte boshaft wirkten. Nachdem sie sich, in Alicias und Neils Beisein ausgesprochen hatten, hatte sich die Lage zwischen ihr und Christian spürbar entspannt. Sie blickte schnell zu Alicia und fügte hinzu: „Ich danke dir, Chris.“

„Kein Problem“, entgegnete Christian, froh darüber, dass Alicia sie beide so nachhaltig dazu genötigt hatte, mit einander zu sprechen. „Viel Spaß noch.“

Neil nahm Samanthas Hand, zwinkerte Christian zu und verabschiedete sich zusammen mit dem Mädchen von ihm und Alicia.

Nachdem die beiden zur Tür hinaus waren meinte Alicia vergnügt: „Komm. Und beschwere dich ja nicht, denn du hast dich selbst angeboten aufzuräumen.“

„Das Mädchen sprach´s – der Knabe lief“, deklamierte der Blonde mit erhobenem Zeigefinger, bevor er amüsiert seufzte und sich an die Arbeit machte.

Sie arbeiteten zügig und nach einer halben Stunde hatten sie das Gröbste geschafft.

„So, das genügt“, erklärte Alicia schließlich. „Den Rest werde ich morgen erledigen.“

Etwas unschlüssig standen sie vor einander, und keiner von ihnen wusste so recht, was er nun tun, oder sagen, sollte. Schließlich trat Alicia dicht an Christian heran und nahm sanft seine Hände in ihre. Dabei stellte sie leise fest: „Jetzt bin ich Siebzehn, Chris.“

Fragend blickte der Junge sie an und erst, als sie ihre Arme um ihn legte und ihn sanft auf den Mund küsste verstand er.

Zärtlich nahm Christian Alicia in seine Arme und erwiderte glücklich ihren Kuss, der nach einer Weile fordernder wurde. Als sie sich widerstrebend wieder lösten und sich in die Augen sahen, flüsterte er: „Bist du dir auch wirklich sicher, dass du dazu bereit bist?“

„Ja, Christian. Ich habe in den letzten Tagen nochmal tief in mich hinein gehorcht. Und mein Herz hat mir immer wieder deinen Namen entgegen gerufen.“

„Das war das zweite Mal, dass du mich Christian genannt hast“, stellte der Junge fest. „Und es klang beide Male sehr süß. Aber bitte sage ihn nur, wenn, so wie jetzt, niemand sonst dabei ist.“

„Keine Sorge, ich verspreche es.“ Sie blickte ihn glücklich an. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich, die Treppe hinauf.

Oben in ihrem Zimmer angekommen, hielt sie sich nicht länger zurück. Mit geradezu wilder Leidenschaft küsste sie Christian immer wieder kurz und heftig, wobei sie zielstrebig sein schwarzes Seidenhemd aufknöpfte und es schließlich an seinen kräftigen Armen hinunter streifte. Achtlos warf sie es zur Seite. Dann öffnete sie ihr Kleid, unter dem sie nur einen farblich passenden Tanga trug, und ließ es zu Boden gleiten. Danach begann sie damit, die Jeans des Jungen zu aufzuknöpfen.

Als sie schließlich beide nur noch mit einem Slip bekleidet waren, zog Alicia Christian sacht mit sich zum Bett. Rückwärts stieg sie hinein und zog Christian an den Händen nach, wobei sie ihn nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Eng umschlungen sanken sie auf das weiche Lager und Christian ließ sich, mit einem wohligen Seufzer nach hinten sinken, als Alicia, mit zitternden Fingern seinen Slip abstreifte und vor das Bett warf.

Das Herz des Mädchens schlug bis zu ihrem Hals, als sie die Hände des Jungen unter dem Bund ihres rosa Spitzentangas spürte, den sie extra für ihn angezogen hatte, und er ihn, ganz langsam an ihren straffen Beinen hinunter streifte. Seine Hände und seine Lippen erkundeten jeden Zentimeter ihres Körpers und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich auf den Rücken drehte und ihn zu sich heranzog, denn ihre Lippen und ihre Hände waren nicht weniger wissbegierig, als die seinen.

Mit der linken Hand tastete sie dabei nach der oberen Schublade ihres Nachttischs und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie das kleine Päckchen, welches sie bereits einige Tage zuvor besorgt hatte, ertastete.

„Hey, du hast aber an alles gedacht“, flüsterte Christian heiser und küsste ihre Brüste. „Dabei wusstest du doch gar nicht, ob ich deiner Einladung überhaupt folgen würde.“

„Selbst dann hätte ich um dich gekämpft, wie eine Löwin“, erwiderte sie, mit Tränen in den Augen, während sie eins der Kondome aus der Schachtel nahm. „Außerdem hast du wohl vergessen, dass ich bereits am Mittwoch eindeutige Absichten hatte.“

Christian nahm es ihr sanft aus den Fingern, und streifte es über.

„Sei bitte vorsichtig“, bat sie leise und blickte ihn etwas unsicher an. Fast lautlos fügte sie dann hinzu: „Du weißt, ich bin noch Jungfrau.“

Christian blickte Alicia liebevoll an und küsste sie sanft, während er vorsichtig in sie eindrang. Als er den schwachen Widerstand spürte zögerte er einen Moment.

Alicia, die insgeheim befürchtete, er könnte es sich vielleicht noch einmal überlegen, legte entschlossen ihre Hände auf seinen Po und zog ihn nachdrücklich zu sich heran, während sich ihm, ihr Unterleib entgegen drängte, wobei sich ihre Fingernägel in seine Pobacken krallten. Ein kurzes, stechendes Ziehen durchzuckte ihren Unterleib und im nächsten Moment spürte sie, dass er ganz in sie eingedrungen war. Überglücklich presste sie Christian an sich, der ein leises Stöhnen von sich gab, und heiße Tränen rannen über ihre Wangen, weil es endlich passiert war. Mit einem Jungen, den sie mit Leib und Seele liebte. Noch immer hatte sie Angst, das alles könnte vielleicht nur ein schöner Traum sein. So fest sie nur konnte umarmte sie Christian, um sicherzugehen, dass sie wirklich nicht träumte. „Ich liebe dich!“ flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich liebe dich so sehr, dass ich es gar nicht beschreiben kann.“

Christian, der diese Reaktion bereits einmal erlebt hatte, streichelte zärtlich ihre Wange und küsste sie sanft. „Ich liebe dich auch, mein wunderschöner Engel. Aber ich dachte bisher, dass eine Entjungferung nur für das Mädchen schmerzhaft sei.“

„Das könnte dir so passen“, flüsterte sie grinsend zurück und bäumte sich leicht auf, als Christian sein Glied vorsichtig in ihr zurück und wieder vor bewegte.

„Hast du Schmerzen?“ raunte er besorgt in ihr Ohr.

Alicia schüttelte unmerklich den Kopf und gab lächelnd zurück: „Ist kaum noch zu spüren.“ Sie zog ihn zu sich herunter und küsste ihn verlangend. Als sie sich wieder lösten, bemerkte sie das Leuchten in seinen Augen und er war nicht in der Lage etwas zu sagen, aber sie verstand ihn auch ohne Worte. Vorsichtig begann er damit, sich zu bewegen während er sie dabei auf den Mund, den Hals und auf die Brüste küsste.

Nachdem das leichte Ziehen in ihrem Unterleib aufgehört hatte, gab sich Alicia ganz seinen Zärtlichkeiten hin und war vollkommen berauscht davon, mit ihm zu schlafen.

Christian war so zärtlich und liebevoll, wie sie es sich, für das erste Mal, immer gewünscht hatte. Alicia war ganz weg, von seiner verhaltenen Leidenschaft und hatte das Gefühl, als würde eine heiße Welle über ihr zusammenschlagen. Sie sank mit ihm hinab, in unbekannte Tiefen; ohne Angst. Schwerelos tauchten sie wieder auf.

Nachdem sie, fast gemeinsam, zum Höhepunkt gekommen waren, drängte Alicia ihren erhitzten Körper gegen den von Christian und hauchte glücklich: „Ich hätte nie gedacht, dass es so wahnsinnig schön sein würde. Ich bin so unsagbar glücklich, Christian, und ich bin froh, dass es endlich passiert ist; und vor allen Dingen, dass du es warst, mit dem es passiert ist. Am liebsten würde ich in dich hineinkriechen.“

„Na, das würde etwas geben!“ meinte Christian düster. „Bist du sicher, dass du meine dunkle Seele ertragen könntest?“

Alicia nickte nur und blickte ihn so überzeugt an, dass er lachen musste. „Ja, ich glaube, dass könntest du wirklich“, stimmte er schließlich zu und küsste sie erneut, sanft und ausdauernd. „Und du wärst die Einzige, die ich dort dulden würde.“

Sie blickte ihn forschend an und erkannte, dass er seine Worte ernst gemeint hatte.

Nachdem sie noch eine ganze Weile miteinander gekuschelt hatten, waren sie schließlich wieder so heiß aufeinander, dass sie gleich noch ein weiteres Mal miteinander schliefen.

Es war bereits nach zwei Uhr in der Früh, als sie erschöpft, eng aneinander gekuschelt, im Bett lagen, und Alicia leise fragte: „Was hältst du davon, wenn wir duschen, und danach eng an einander gekuschelt einschlafen? Meine Eltern kommen sicherlich nicht vor dem Mittag nach Hause.“

„Das klingt gut“, raunte Christian zustimmend. „Ich schreibe Onkel Jason nur schnell eine SMS, damit er sich keine Sorgen macht.

Alicia erhob sich und beobachtete Christian dabei. Danach begab sie sich mit ihm zum Bad hinüber, wo Christian die gebrauchten Kondome durch den Lokus entsorgte.

Es dauerte im Anschluss eine ganze Weile, bis sie geduscht hatten, weil sie es nicht lassen konnten sich immer wieder ausdauernd zu küssen und überall zu streicheln.

Als Sie endlich aus der Duschtasse stiegen und sich abtrockneten, warf Christian plötzlich geschickt sein Badetuch um Alicias Taille und zog sie zu sich heran, wobei er sie ernst ansah.

Alicia die seinen Blick nicht deuten konnte, erwiderte ihn unsicher, bis er leise sagte: „Ich bin bis über beide Ohren in dich verliebt, Alicia Sterling, und ich frage mich nur, warum ich so einen Mist gebaut habe.“

Alicia lächelte ihn glücklich an und antwortete leise: „Es war nicht deine Schuld. Mein Vater hat einmal zu mir gesagt, dass der schwierige Weg oft befriedigender ist, als der leichte, weil das Erreichen eines gesteckten Zieles dadurch an Wert gewinnt.“

Christian nickte, blickte in ihre wundervollen, dunklen Augen und meinte nachdenklich: „Dein Vater scheint ein kluger Mann zu sein.“

Sie begaben sich zurück auf Alicias Zimmer.

Als sie eng umschlungen unter der Bettdecke lagen, sagte Christian leise: „Wenn ich jemals wieder so einen Mist, wie am Mittwoch, verzapfen sollte, dann schmierst du mir bitte sofort eine. Aber fest.“

Alicia lachte unterdrückt. „So fest, wie ich kann. Doch jetzt lass uns lieber ein Ende finden, sonst werden wir in dieser Nacht gar keinen Schlaf mehr kriegen, und dann werden sich meine Eltern sehr wundern, wenn ich mitten am Tag im Stehen einschlafe.“ Sie kuschelte sich eng an Christian.

„Was werden deine Eltern sagen, wenn sie davon erfahren?“, fragte Christian schläfrig, und küsste Alicias Nasenspitze.

„Meine Mom wird es verstehen, aber ich befürchte, dass mein Dad zuerst dich, und anschließend mich umbringen wird.“

Christian lachte unterdrückt. „Das glaube ich nicht.“

„Stimmt“, meinte Alicia und fügte todernst hinzu: „Er wird nur dich umbringen, wenn ich es recht bedenke.“

„Danke“, spöttelte Christian. „Etwa so hatte ich mir das vorgestellt.“

Alicia schwieg einen Moment. Dann sagte sie leise: „Ich habe meinen Vater nur ein einziges Mal weinen gesehen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie er es wieder tut.“

Christian drückte Alicia zärtlich an sich. „Er liebt dich sehr. Vielleicht solltest du ihm sagen, dass sich deine Gefühle für ihn niemals ändern werden, ganz gleich, welche Gefühle du mir entgegen bringst.“

Alicia blickte auf und küsste ihn liebevoll. „Ich bin so unsagbar glücklich, dass du es bist, mit dem ich in diesem Moment hier bin, Christian.“

„Ja, ich weiß. Und dieses Gefühl ist auch mir nicht fremd“, raunte der Junge in Alicias Ohr. Dann bettete er ihren Kopf an seine Brust. Bereits einige Augenblicke später waren beide lächelnd eingeschlafen.

 

 
 

TO BE CONTINUED...
 



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