Zum Inhalt der Seite

Curse of the Nue

Byakuya x Renji
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorwort junko:
Also Leute, ich versuche jetzt, womöglich etwas, 'Verrücktes'. Die neue Serie dreht sich um Renji und Zabimaru und wird dort weitermachen, wo "The distance between us" aufgehört hat. Es wird zum Teil auch einige Inhalte aus der Geschichte geben.

Falls du zum ersten Mal in eines meiner Werke schaust, möchte ich darauf hinweisen, dass ich in meiner letzten Geschichte ("Demon Lover" aus "The distance between us"), Zabimaru/Renji als Nue (-Dämon) dargestellt habe. Der Titel dieser neuen Serie basiert auf der Tatsache, dass es in der japanischen Folklore heißt, dass es Unglück bringt, wenn man eine Nue sieht.

Eine der Inspirationen für diese Arbeit war, wie verrückt Renji war, als sie Rukia gesucht hatten. Er ist schlichtweg beängstigend und rücksichtslos und es war für mich ein Schock, als der Anime/Manga langsam klarstellte, dass sie beiden beste Freunde/potenzielle Liebhaber waren. Ich habe mich gefragt: Wie konnte er so mit ihr umgehen? Das ist meine Antwort.


Ergänzung von yezz:
Keine Angst, die Beziehung zu Byakuya kommt nicht zu kurz ;)

Und wenn wir bei kurz sind... Die ersten 3 Kapitel sind recht kurz. Das tut mir wirklich leid. Aber ich verspreche euch, danach gibt es nur noch eine Ausnahme unter den 35 weiteren Kapiteln dieser Reihe! xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ist ja schon gut... Ausnahmesweise gebe ich heute einen aus. Mittwoch kommt dann Kapitel 3 ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu :)

hier das Bonuskapitel, dank der richtigen Antwort von MaiRaike (Animexx).

LG und bis Samstag ;)
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da sind wir wieder :)

Diese Woche gibts eine Frage, denn: Nächste Woche ist der 15. ein Samstag. Also Bonuskapiteltag. Allerdings gibts das Kapitel schon etwas früher (peile den Mittwoch an), da 2 auf einen Schlag doch irgendwie doof sind ;)

LG, viel Spaß und ein schönes Wochenende!
eure yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

ja, die Frage wurde richtig beantwortet. Daher hier ein Bonuskapitel. Ich glaube, für nächsten Samstag muss ich mir was Schwierigeres einfallen lassen xD

Dankesschreiben bitte an die beiden, die die richtige Antwort hatten: MaiRaike und Tsurugi-sann.

Und jetzt viel Spaß *nicht ganz so anzüglich grins, wie beim Adult-Kapitel* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

die dieswöchigen Dankesschreiben und -kuchen bitte Tsurugi-sann schicken.

Viel Spaß beim Lesen ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

auch dieses Bonuskapitel ist Tsurugi-sann zu verdanken.

Liebe Grüße
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo allerseits,

bitte entschuldigt das späte Hochladen des Kapitels. Aber es ist ja noch Mittwoch. Also viel Spaß ;)
Die richtige Antwort kam übrigens von MaiRaike! *Applaus*

Viele Grüße
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist mal wieder Zeit für ein neues Kapitelchen :)
Diese Woche gibt es keine Frage, denn am Dienstag ist der 15. da gibt es ja eh immer ein Bonuskapitel. Ich glaube allerdings, ich muss zukünfig doch mal schwierigere Fragen stellen xD

LG und viel Spaß ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen meine Lieben :)

Bonuskapitel-Tag. Und heute lohnt es sich. Finde ich zumindest ;D

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist schon wieder Samstag... Wie die Zeit vergeht... ;)

Und lasst mich euch einen Tipp geben: Das potentielle Bonuskapitel lohnt sich. Das heutige aber auch richtig! :D Generell geht es jetzt immer mehr zur Sache :D

Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da stellt man einmal eine "schwere" Frage, da antworten auf ff.de gleich 3 Leute drauf... Prima...

Also dann viel Spaß damit. Und gebt mir nicht die Schuld dafür! xD

LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

zugegeben, die Bonusfrage war relativ simpel. Aber wir wollen ja auch vorwärts kommen, richtig? xD

Also viel Spaß mit einem interessanten Kapitel. Es ist der Startschuss zu einer... nennen wir sie einfach 'besondere Phase' xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

hier sind wir wieder :D

Noch eine kurze Begriffserklärung, da er das ein oder andere Mal in Zukunft vorkommen wird. EA heißt "eigenmächtige Abwesenheit". junko hat im Original AWOL verwendet. Also „Absent Without Official Leave“ = Abwesend ohne offizielle Erlaubnis. Das ist mit dem Deutschen EA mehr oder weniger gleichbedeutend.

Liebe Grüße
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

wir kommen dem Höhepunkt der Reihe langsam näher. Langsam beginnt das letzte Drittel und es hat einiges zu Bieten :D

Zurzeit mache ich gegenüber junko ziemlich Boden gut. Vielleicht übersetze ich eines Tages aktuelle Werke von ihr xD

Ich möchte euch übrigens darauf aufmerksam machen, dass sich das nächste Bonuskapitel durchaus lohnen könnte. Also strengt euch an! Ich war mal so frei und habe daher eine schwierige Frage genommen. xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

ein weiterer Schritt in der Reihe ist getan. Und heute wird es ein wenig schmutzig, daher hier auch die zensierte Fassung.

Viel Spaß beim Lesen

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

vorweg - nein, es hat niemand die Frage korrekt beantwortet. Warum ich trotzdem das Kapitel hochlade? Weil ich kein Unmensch bin xD
Von AnubisBride von FF.de habe ich die Info bekommen "Renji schreit nach bzw. wegen seinem alten Taicho und schreit Kenpachis Namen". Nunja. Das ist nur halbwegs korrekt. Ja, er schreit wegen ihm, allerdings nicht den Namen. Ich zitiere:

Aus "The Distance between us" Kapitel 15: Romance at the Hanami: Saturday Morning, in the Gardens

[...] "Außerdem ist dein Schnarchen außergewöhnlich zart für solch einen riesigen Pavian – fast schon niedliche kleine Schnüffel-Geräusche. Ich glaube, ich habe dich zudem etwas über 'schelten' murmeln hören?"

"Schellen", Renji unterdrückte ein Gähnen. "Das war möglicherweise ein Traum über Kenpachi. Er hatte die Angewohnheit anstatt einer Überraschungsinspektion zufällige Mitternachtsüberfälle zu veranstalten. Noch heute wache ich manchmal schweißgebadet auf und rufe 'Die Schellen! Die Schellen!'. Das ist beschämend." [...]


Ich drohe aber bereits vorab: Ab jetzt drücke ich kein Auge mehr zu ;)

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

natürlich habe ich euch nicht vergessen ;)

Das heutige Kapitel ist aber bedauerlicherweise etwas kurz. Aber keine Angst, dafür kommen auch wieder längere Kapitel. Gönnt mir ein wenig die Ruhe ;)

LG
yezz

Vorwort von junko:
Du möchtest über das Kapitel vielleicht als ein Omake (Extra-Kapitel) zu „Curse of the Nue“ denken… Ich tue es.
Ich habe es hauptsächlich deshalb geschrieben, weil mir es in den Sinn kam. Ich kann nicht widerstehen, das zu schreiben, was in meinem verrückten, kleinen Kopf passiert. Wie auch immer, es passt nicht wirklich in die Atmosphäre/Situation des aktuellen Verlaufs der Geschichte. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist Mittwoch und da die liebe Kuraiko die richtige Antwort wusste, gibt es auch tatsächlich ein neues Kapitel. Und nun gehen wir in die heiße Phase. :D
Aus diesem Grund wird es hier und da noch ein Vorwort von junko herself geben, ich wollte euch gerne an ihren Gedanken teilhaben lassen ;)

LG
yezz
----------------------------------------------------------------------------------------------------​----------------------------------------------------------------------------------------------------​----------

Vorwort junko:
Was nun folgt ist meine Erklärung, was beide bei diesem Schlüsselmoment dachten. Eure Meinung, ob ich richtig oder falsch liege ist, wie immer, willkommen.

Für diejenigen, die der Reihe nicht vollständig folgen: Das Einzige, was ihr wirklich wissen musst, bevor ihr es lest ist, dass Byakuya und Renji, sagen wir „Machtspielchen“ bezüglich Zabimaru (besonders in einer bösen Szene, über die Renji nur als „Allee“ spricht) hatten.

Ebenso liegt Byakuya eher falsch, was seine Verschwörungstheorie zu Rukia und Aizen/Ichimaru angeht. Wie auch immer, mein Plan ist, dass diese erste Idee in auf den richtigen Pfad führt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

heute ist mal wieder Kommandantin Unohana mit von der Partie. Sicherlich hat der ein oder andere noch den Anfang dieser Geschichte im Kopf xD

Vielen Dank an AnubisBride, Kuraiko und Midigeria für die Kommentare :3

LG und viel Spaß ;)
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

da am Dienstag sozusagen Bonusbonuskapitel-Tag war folgt nun der "normale" Bonuskapiteltag. Samstag gibt es wie gewohnt das nächste Kapitel inkl. Bonusfrage für nächsten Mittwoch. Man, habt ihr es gut bei mir xD

Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

die Geschichte beginnt mit einem Kinderreim über die großen Testikel des Tanuki, wie sie sich im Wind bewegen. Auf Wunsch schicke ich euch auch gerne eine Übersetzung xD

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Mittwochmorgen allesamt!

Es ist mal wieder Zeit für ein kleines Kapitelchen. Und da ich Volltrottel am Samstag schön brav die Bonuskapitelfrage angekündigt, aber dann grandioser Weise vergessen habe, heute mal ein Kapitel ohne euer zutun ;)

Es folgt nun ein, in meinen Augen, sehr interessantes Kapitel. Mit ganz viel Renji und Zabimaru :)

Viel Spaß beim Lesen.

LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

heute bin ich extra früh aufgestanden, um euch heute noch mit dem Kapitel zu beehren! xD

Denn wieder einmal ein sehr schönes, wenn auch etwas trauriger Teil dieser Geschichte. Heute steht Byakuya mehr im Fokus.

Und auch an eine Bonuskapitelfrage habe ich gedacht! xD

Liebe Grüße, einen schönen Tag und viel Spaß mit dem Kapitel!
Eure yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine Damen und Herren, Freunde des Longdrinks,

es ist Zeit. Das Bonuskapitel, und damit vorletzte Kapitel dieser Reihe, habt ihr dieses Mal AnubisBride feat. Kuraiko (beide von ff.de) zu verdanken xD

Und damit lasse ich euch schon mit dem Vorwort von junko alleine. Sie hat nämlich zu diesem Kapitel auch noch etwas Informatives zu sagen xD

Liebe Grüße
yezz

---------------------------------------------------------------------------------------

Vorwort junko:
Es ist überraschend schwierig, Informationen über Nue/Nue-Dämonen im Internet zu finden. Ich habe gelernt, dass Nue in einigen Fällen mit Stürmen assoziiert werden (daher vielleicht auch die Vorlieber unserer Jungs für Blitze?) und, dass sie sich in schwarze Wolken verwandeln können. Außerdem sollen sie wohl die Stimme einer Lerchenart haben . Offensichtlich hat dessen japanischer Name (nuye) mit der Bezeichnung Nue (der Dämon) in einer gewissen Art etwas damit zu tun. Es gibt auch der Aberglaube, dass wenn man das Lied dieses Vogels hört, es Unglück bringt. Wie der Besuch eines Nue. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen zusammen,

seid ihr bereit für das letzte Kapitel vor dem Reihenfinale (auch genannt Epilog)? Fein, denn es ist angerichtet ;)

Wie schon in der letzten Vorschau erwähnt ist dieses Kapitel mehr eine Ansammlung von Drabbles zwischen der Storyline.

Am Mittwoch kommt der Epilog, auch wenn das Kapitel den Titel evtl. weniger verdient hat. Es ist dann einfach das wirklich letzte Kapitel. Und dann drehe ich den Spieß rum. Es gibt eine "Bonuskapitelfrage", mit der ihr euch den Start der neuen Reihe am Samstag "verdienen" könnt. Aber keine Angst. Keine Kimono- oder Teekannenfrage. Sie wird einfach sein und ich glaube sogar, dass jeder Kommi-Schreiber die gerne beantwortet ;)

Und jetzt, viel Spaß ;)

LG
yezz Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The Nue's Curse

Renji stand steif in Byakuyas Büro, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Er konnte sich gerade so daran erinnern, zu atmen. Seine Gedanken waren ein einziges Durcheinander und er konnte nicht ein einziges Wort seines Kommandanten verarbeiten.
 

Zum ersten Mal schien Byakuya gewillt, sich zu wiederholen. "Lass mich dich erneut fragen: Wenn ich dir befehle, Rukia zu töten, wirst du es tun, Vizekommandant?"
 

"Aber, Kommandant, sie können nicht ernsthaft denken..."
 

Der Schwarzhaarige hob seine Hand, um Renjis Worte zu stoppen. "Ich werde keine Fragen und kein Zögern tolerieren. Antworte mir: Ja oder nein."
 

Renji hatte keine Antwort darauf. Nichts außer einen vollständigen Schock. Rukia war Renjis beste Freundin. Schon immer. An manchen Tagen dachte er sogar, dass er sie lieben würde. Sie töten? Das lag über seiner Vorstellungskraft. Ein Gedanke wie dieser – das Bild wie die gezackten Ecken von Zabimaru ihren zarten Hals schnitten – schien ihn in den Wahnsinn zu treiben. Um ehrlich zu sein, hing sein Kopf noch einige Schritte hinterher. Wie hatte es dazu kommen können? Was, zum Teufel, ist Rukia in der Welt der Lebenden passiert, dass der Kommandant sich genötigt fühlte, diese Abscheulichkeit in Erwägung zu ziehen?
 

Er wusste, was auf dem Papier stand. Was sie angeblich getan hatte. Byakuya und er hatten den vollständigen Report gemeinsam gelesen. Renji hatte es auch noch zum zweiten Mal gelesen. Und ein drittes Mal.
 

Egal wie oft er diese Worte gesehen hatte, sie machten nie einen Sinn.
 

Genauso wie die Frage, die ihm Byakuya gerade stellte.
 

In der Zwischenzeit blickte der Schwarzhaarige weiter teilnahmslos auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. „Letzte Nacht hast du mir versichert, dass du ein Dämon bist, Renji. Vielleicht sogar ein außergewöhnlich Seltener und Kraftvoller.“, sagte er leise. „Heute Nacht, abhängig davon, was wir vorfinden, benötige ich vielleicht eine solche Kreatur. Würdest du das für mich sein?“
 

Für ihn?
 

Der Kommandant wusste bereits, dass Renji an jeden Befehl gebunden war und befolgen musste, also nach was fragte Byakuya ihn hier? Was sollte 'für ihn' bedeuten?
 

Byakuya hob seine Augen in diesem Moment und fixierte Renji mit einem direkten Blick. Der Kommandant hatte Renji niemals mit dieser Art und Weise angeschaut. Mit so vielen Emotionen in diesen grauen Augen. Ihre Intensität nahm dem Rothaarigen die letzte Luft. Irgendwie, ohne ein einziges Wort zu sagen, verstand Renji die Verzweiflung des Schwarzhaarigen. Seine Bitte um Hilfe.
 

Byakuya Kuchiki hatte Angst.
 

Er hatte Angst davor, dass trotz seiner üblichen Erbarmungslosigkeit auf dem Schlachtfeld, er den Befehl, seine Schwester zu töten, nicht ausführen könnte.
 

Der Kommandant versuchte verzweifelt zu erfahren, ob, in dem Moment wo er selbst ins Stocken geraten würde, Renji das tat, was er selber nicht konnte.
 

Verdammt, dachte Renji. Nach alldem. Nach all den Malen, die du mir dein Herz hättest zeigen können. Einen Hinweis darauf geben könntest, dass du mich benötigst... Tust du es nun auf diese Weise.
 

Renji hatte Byakuya bereits gesagt, dass er ihn liebte. Nun fragte Byakuya: Wie sehr?
 

Schlecht für Rukia, dass Renji bereits die Antwort auf diese Frage wusste.
 

Renji beugte seinen Kopf, am Boden zerstört vom potenziellen Verlust eines Freundes. Und mit ihr auch ein Stück von seiner eigenen Seele, da er damit leben musste, dass ihr Blut an seinen Fingern kleben würde.
 

Er verfluchte Gott, da das Schicksal sie ihn diese furchtbare Lage gebracht hatte. Plötzlich weiteten sich Renjis Augen. Still fragte er: Ist das unser Fluch, Zabimaru? Das Unglück, welches wir überbringen?
 

Das Zanpakutō an seiner Hüfte grummelte.
 

Es ist möglich, zischte eine Stimme.
 

Wenn es so ist, fügte die tiefere Stimme hinzu, werden wir es gemeinsam tragen.
 

Vom Versprechen Zabimarus getröstet, fand Renji endlich seine Stimme. Sie war kratzig und rau. „Es ist meine Pflicht, Kommandant. Ich werde genau das sein, was sie benötigen.“ Auch wenn sein Kopf immer noch gebeugt war, blickte er kurz grimmig auf. Er spürte, wie Zabimarus spirituelle Energie sich mit seinem Reiatsu vermischte. Sein Mund kräuselte sich zu einem wilden, breiten Grinsen. „Rukia wird tot sein, bevor sie uns überhaupt kommen sieht.“

Taming the Demon

Renji kauerte auf dem Tisch, seine Füße hatten den Bericht zerstört, den Byakuya am Schreiben gewesen war.
 

"Ich brauch was zum Vögeln.", knurrte er und beugte sich zu Byakuyas Gesicht vor. Dieser konnte den heißen Atmen Renjis spüren, der auf seiner Stirn kribbelte. "Oder etwas zum Zerstören."
 

"Das ist kein guter Augenblick dafür.", sagte Byakuya, seine Augen immer noch auf die Tinte gerichtet, die von Renjis Tabi verschmiert wurde. Central benötigte seinen Bericht am Morgen und er musste perfekt sein. Wenn er nur die richtigen Worte finden würde, könnte er vielleicht ein Schlupfloch finden. Einen Weg, Rukia vor der Exekution zu bewahren. "Werde deine Energie irgendwo anders los."
 

Renji vergrub seine Finger in Byakuyas Schulter. Überraschend hart. Der Schwarzhaarige vergaß immer, wie stark sein Vizekommandant eigentlich sein konnte.
 

"Nein", sagte Renji. "Du fütterst den Dämonen. Du warst derjenige, der ihn wollte."
 

Bei diesen Worten blickte der Kommandant auf. Renjis Pupillen waren kaum größer als Stecknadeln und die Iriden schienen in einem dunklen Blutrot. Das Grinsen in seinem Gesicht hatte nichts Verspieltes, nur wilden Hunger.
 

So wie es schien, hatte Zabimaru fast vollständig von Renji Besitz ergriffen.
 

Es war zermürbend gewesen, zu sehen, mit welcher Bösartigkeit 'sie' Rukia in der Welt der Lebenden attackiert hatten. Besonders, da sich der Dämon an dem einen Moment zu laben schien, an dem Byakuya Schwäche zeigte. Als Byakuya Rukia beim Namen gerufen hatte. Sie zu ihm gerufen hatte, damit sie sich zu ihm umdrehte und er das Gesicht sehen konnte, welches er so anbetete... Als Renji hervorsprang und ihr in die Wange schnitt, sodass ihr Blut aus der Wunde quoll. Es war zwar schockierend, aber es war keine ernst zu nehmende Attacke gewesen. Eher, dass der Dämon ihn verspottete. Ihm sagen wollte 'Sieh her, ich werde sie töten. Wie du mich darum gebeten hast, weil du zu schwach bist, es selbst zu tun.'
 

Sie bluten zu sehen, war wie ein Schnitt in sein eigenes Fleisch. Doch noch schmerzhafter war die Wahrheit. Er war schwach. Rukia war Byakuyas größte Schwäche. Seine Achillessehne. In genau diesem Moment wäre er bereit gewesen, die Mission abzublasen. Er hatte sich bereits in der Sekunde seines Zögerns, einen Plan in seinem Kopf zurechtgelegt: Er würde Rukias Geheimnis decken, Central 46 belügen. Sie hätten ihm geglaubt und Renji wäre loyal ihm gegenüber gewesen.
 

Aber nein, verdammt noch mal. Er hatte sich selbst überlistet.
 

Er hatte sein eigenes Scheitern erwartet und hatte deswegen vorgesorgt. Einen Plan B geschmiedet, welcher nun auf seinem Tisch saß, wie ein wildes Tier, heftig und drängend atmete. Und es sah so aus, als wäre es seine Pflicht, Renji zurückzubringen, den Dämon in diesem Mann zu zähmen.
 

Byakuya seufzte innerlich. Vielleicht, wenn einmal das Biest zufriedengestellt war, könnte er zur Arbeit zurückkehren und versuchen, die Frau zu retten, die sie beide als ihre einzige wahre Familie betrachteten. Das Mädchen, die sie beide liebten.
 

Er legte behutsam den Pinsel zurück in die Halterung. Dann nahm er sich die Zeit, das Tintenfässchen zu verschließen, um das zu schützen, was vom Report übrig war. Er stand langsam auf. „Also gut.“
 


 

Einen Dämon zu zähmen war wesentlich härter und ermüdender, als Byakuya es für möglich gehalten hätte. Eine große Anzahl an Möbelstücken waren dem zum Opfer gefallen. Ein Original-Aquarell war ruiniert, dessen Rahmen zerbrochen, ohne Chance auf Reparatur. Stofffetzen lagen überall auf dem Boden. Größtenteils war es unmöglich festzustellen, was nun einmal Shihakushō und was Laken gewesen waren. Byakuyas Körper war von blauen Flecken übersäht, genauso wie von Striemen und Bissspuren.
 

Er würde den Schal seines Großvaters tragen müssen, bis diese Spuren verschwunden waren, oder die Leute würden denken, dieser dumme Junge, Ichigo Kurosaki, hätte ihn tatsächlich während ihres Kampfes berührt. Byakuya hatte eigentlich geplant, bescheidener gekleidet, wie ein gewöhnlicher Shinigami - als normaler Soldat - vor den Rat zu treten. Aber vielleicht würden die Symbole seines Ranges und Stellung, sein Erscheinen als Kuchiki ein wenig an ihren Herzen rühren. Vielleicht würden sie dann Gnade walten lassen.
 

Die Entscheidung war jedoch nun gefallen. Der Dämon hatte dafür gesorgt. Byakuya erschauderte bei der Erinnerung daran, wie sich Renjis große, kraftvolle Hände um seine Kehle schlossen. Wenn ich jemals noch einmal Renji in diesem Stadium entgegentrete, dachte Byakuya, werde ich nicht so lange zögern, Kidō zu nutzen. Anders war er nicht zu stoppen, es gab sonst keine Chance, das Monster in ihm zu unterwerfen.
 

Schlussendlich hatte Byakuya es geschafft, seinen Vizekommandanten zurückzubringen. Tretend und schreiend von dem, was auch immer in ihn gefahren war.
 

Und tatsächlich hatte Byakuya sofort den Moment erkannt, als sich das Blatt gewendet und er den Kampf gewonnen hatte. Als die Leidenschaft Fetzen diverser Flüche aus Renjis Mund lockte, spürte der Schwarzhaarige die Veränderung. Das verrückte Lachen und Anstacheln waren verschwunden. Es hatte sich zu einer überraschend unschuldigen und hinreißenden Schamesröte gewandelt.
 

Endlich war es wieder der Mann, der neben ihm lag und schwer atmete.
 

Der Dämon war gesättigt, befriedigt.
 

Als Renji zufrieden schnarchte, blieb Byakuya noch einen Augenblick, um über Renjis fiebrige Stirn zu streicheln. Es war eine schwere Bürde, die sein Vizekommandant trug. Auch wenn er selbst es nicht zu wissen schien.
 

Er drückte einen letzten Kuss auf eine der Stellen auf Renjis Stirn, die nicht mit Tattoos übersäht war. Byakuya betete für die Seele des Rothaarigen, dass er vielleicht in seinem nächsten Leben Trost und Frieden erleben durfte.
 

"Es tut mir leid, mein Geliebter.", flüsterte er, als er sich erhob, um zur Arbeit zurückzukehren. "Ich hätte das niemals von dir verlangen dürfen. Ich kann nur noch hoffen, dass mein Fehler nicht mit Blut vergolten wird."

Illusions of Love

Gin Ichimaru lag nackt auf dem Bett und beobachtete seinen Liebhaber, wie er über den Tatami, des Kommandatenquartiers der 5. Einheit, wanderte. „Sōzuke-chan, habe ich dir schon einmal gesagt, wie schön du bist, wenn du in Panik bist? Du siehst dann so… wie war das Wort?“, Gin tat so, als würde er einen Augenblick nach dem passenden Wort suchen. Er tippte währenddessen mit seinem langen, knochigen Finger gegen seine Lippe. „Ah, ja. ...ehrlich aus.“, sagte er dann.
 

„Halt die Klappe, Gin.“, gab Sōzuke zurück, ohne sich zu dem anderen umzudrehen oder seinen Marsch durch das Zimmer zu unterbrechen. Er trug einen simplen Kimono aus grüner Seide, den ihm Gin gekauft hatte, da er seine schönen, kastanienbraunen Augen unterstrich. „Das ist unglaublich ernst. Ich kann nicht fassen, wie sehr ich mich geirrt habe. Verdammter Byakuya Kuchiki. Hat er wirklich kein Herz? Ich dachte, er würde für seine Schwester schwärmen! Ich war von seiner Tugend und seinem Pflichtgefühl gegenüber seiner Familie abhängig. Er sollte den Tod dieses kleinen Kümmerlings vortäuschen und ihren Gigai mit zurückbringen, als Beweis für ihre Hinrichtung. Das war der Grund, warum ich ihm die Option ‚tot‘ oder lebendig gab. Er sollte den Tod wählen!“
 

Gin seufzte und strich das leere Kissen an seiner Seite glatt. Er war auch ziemlich sauer auf Byakuya Kuchiki in diesem Moment. Er und Sōzuke sollten eigentlich jetzt Sex zur Feier ihres Triumphes haben. Er hatte sich auf diesen Abend gefreut, an dem er diesen massiven… Stolz… von Sōzuke streicheln konnte. Stattdessen wollte sein Möchtegern-Liebhaber viel lieber einen anderen Mann heimsuchen. Nun ja, dachte er, zumindest ist es jemand anderes als sonst.
 

„Kuchiki, Kuchiki“, sang Gin spöttisch. „Rücksichtsloser als du gedacht hattest.“
 

Sōzuke beendete seinen Gang. Er stand in einer dunklen Ecke, das Mondlicht reflektierte sich in der falschen Brille, die er trug, da sie seine wahre Natur auf geschickte Weise versteckte. „Ich hasse es, übertrumpft zu werden.“
 

Oh, Gin wusste das nur zu gut. All die Nächte, in denen er ‚aus Versehen‘ in der Agonie der Leidenschaft Kisuke genannt wurde oder in denen Sōzuke ihm nicht ohne Zufall die Haare genauso über seiner Nase arrangierte hatte. „Armes Baby.“, sagte er ohne Mitleid. „Komm jetzt ins Bett. Du kannst mich in deiner ganzen Frustration nehmen. Oder“, Gin grinste breit. „Ich könnte dir den Hintern versohlen, weil du so ein unartiger, dummer Junge gewesen warst.“
 

Bedauerlicherweise ignorierte Sōzuke das entzückende und spaßige Angebot und fokussierte sich auf seine Intrigen, Verschwörungen und Pläne. „Wir müssen einen Weg finden, sie zu töten, aber den Hōgyoku bewahren.“
 

„Klingt kompliziert.“, sagte Gin und streckte sich mit einem Gähnen. „Vielleicht sollten wir aufgeben.“
 

Dies schien den Anderen so zu schocken, dass er ihm endlich wieder Aufmerksamkeit schenkte. „Was?“
 

„Gib auf.“, wiederholte der Weißhaarige und richtete sich etwas auf. „Dein Plan ist wie immer zu komplex und ohne Fundament, Liebling. Außerdem, egal was das für ein Ding ist, was du aus all dem erhalten willst, es ist es nicht wert.“
 

„Natürlich ist es das! Denk an die Macht…“
 

Gin rollte sich zur Seite und ignorierte ihn. Und so weiter und so sofort. Bla, bla, bla. Er hatte diesen Mist bereits tausende Male zuvor gehört. Sōzukes Plan sollte angeblich nur davon handeln dieses Gerät zur Hollowifikation zu erhalten, aber es war ganz klar nur ein weiterer Versuch an den Mann heranzukommen, an den der Braunhaarige ständig dachte. Sōzuke schwang große Reden über grenzenlose Macht und all dem Mist, aber es ging eigentlich um Rache. Es ging darum, Kisuke Urahara ein für alle Mal auszutricksen. „Lügen, Lügen, Lügen, Lügen, Lügen.“, sang er über Sōzukes Hasstriade, bis dieser aufhörte und Gin anstarrte.
 

„Wenn du darauf bestehst, jemanden etwas vorzuspielen, mein Freund.“, begann Gin und klopfte auf das Bett. Dabei schenkte er dem aufgeschreckten Sōzuke sein verführerischstes Lächeln. „Dann beginne bei mir mit dem Vorspiel.“
 

____________________________________________________________________________________________

The Taste of Blood and Sins

Renji wachte, auf der Seite liegend auf. Er war nackt, lag auf dem Fußboden und hatte den eisenhaltigen Geschmack von Blut in seinem Mund. Vom Stand der Sonne, die durch das Fenster schien, erkannte er, dass es spät war. Weit nach Mittag. Er dachte, dass er vielleicht im Quartier des Kommandanten war, aber der Ort war vollkommen verwüstet.
 

Er hatte davon… geträumt, einen nervigen, zimperlichen Jungen mit Brille, einer Einkaufstasche und ziemlich seltsamen Superkräften umgebracht zu haben. Oder… war es vielleicht passiert… hmmm. Naja, da war auch noch so ein bescheuerter, menschlicher Junge gewesen – oder war es ein Shinigami? – der ihm mit einem überdimensioniertem Zanpakutō den Hintern aufriss. Es war nur ein furchtbarer Albtraum. Es musste ein Traum sein, nicht wahr? Dieses riesige Schwert musste ganz klar irgendwie freudianisch sein.
 

Er hoffte, dass zumindest ein Teil seiner Erinnerung Träume gewesen sein mussten. Denn Renji hoffte, dass er Rukia nicht ins Gesicht geschlagen hatte.
 

Oder… Versucht hatte seinen Kommandanten zu missbrauchen.
 

Mit einem Stöhnen schaffte es Renji, sich auf seinen Rücken zu drehen. Himmel, hatte er Schmerzen. Kaum ein Muskel schmerzte nicht und jemand hatte ihn geschnitten. Mehr als einmal. Schwere, tollpatschige Finger fanden einen schmalen, höhnischen Schnitt an seinem Kinn.
 

Oh Scheiße. Diese kleine orange-haarige Rotzgöre war echt.
 

Warte, hatte Byakuya dieses Kind nicht mit dem coolen-Angriff-ohne-Namen umgebracht? Hmm… Dann war wohl alles in Ordnung.
 

Byakuya…
 

Renji hob seinen Kopf und blickte sich um. Es war definitiv einmal das Quartier des Kommandanten gewesen, bevor es zu einem Kriegsschauplatz geworden war. Da war dieses unermesslich teure, antike Aquarell von einem Fischreiher… in zwei gerissen und der Rahmen vollständig zerstört. Seide im Wert eines Vermögens lag in Fetzen verstreut im Raum. Teile der Uniform lagen zerrissen oder zerknittert an jedem nur erdenklichen Ort. Ein einzelner Tabi hing von einem Balken an der Decke. Die Kommode war umgekippt und sein Inhalt, zerbrochen und zerstört, lag überall verstreut. In all dem Schutt fixierten Renjis Augen, warum auch immer, die kleine, juwelenbesetze Holzbox, in der normalerweise Byakuyas Kenseikan aufbewahrt wurde. Sie schaute aus, als wäre sie zertrampelt worden.
 

„Uh, Kommandant?“, rief Renji hoffnungsvoll. „Leben sie noch?“
 

Als keine Antwort kam, setzte sich Renji auf. Scheiße, sogar der Futon wurde beschädigt. Der Rahmen war verzogen und aus der Matratze ragte ein Teil der Füllung in großen Klumpen hervor.
 

Renji sah bereits eine dicke Gehaltskürzung auf sich zukommen.
 

Falls er nicht wegen Mord vor dem Kriegsgericht enden würde.
 

Er fing langsam an, sich wirklich Sorgen zu machen. Er überlegte, was er tun könnte, um eine Reaktion von seinem Kommandanten zu provozieren, selbst wenn dieser nur noch einen Atemzug in sich übrig hätte. „Yo, Byakuya! Wo bist du, Kumpel? Blutest du irgendeine Ecke voll?“
 

Keine Antwort. Als Renji aufstand und mit einer hektischen Suche nach Körperteilen beginnen wollte, glitt ein Zettel langsam zu Boden. Renji blinzelte einen Moment dümmlich, bis er die sorgfältige Schrift des Kommandanten erkannte.
 

Er beugte sich hinunter und hob es auf. Es war eine Notiz. Es sah so aus, als hätte sie auf der verwundeten Stelle seiner Schulter gelegen.
 

Dort stand: Nimm den Tag frei.
 

Renji schaute auf die andere Seite und hoffte auf mehr.
 

Sie war leer.
 

Er drehte das Papier erneut und überflog die Notiz erneut und versuchte diesmal, dabei zwischen den Zeilen zu lesen. War es ein ‚Nimm den Tag frei, du hast es dir verdient‘ oder ‚Nimm den Tag frei, ich will dich nicht sehen‘?
 

Es war unmöglich, das zu sagen.
 

Renji war an einem Punkt angelangt, an dem er manchmal Byakuyas kleinste Veränderungen in der Mimik sah oder die verborgene Nachricht in seinem Tonfall. Aber mit dieser technisch perfekten, unpersönlichen Kalligraphie konfrontiert, hatte er keine Ahnung. Noch nicht einmal ein Anhaltspunkt. Trotzdem versuchte Renji verzweifelt das Rätsel zu lösen, suchte nach etwas mehr in diesen spärlichen Worten.
 

Doch leider hatte Renji niemals davon gehört, dass Byakuya jemanden mit einem freien Tag für gutes Verhalten belohnte. Auf der anderen Seite hatte Byakuya vermutlich auch noch niemanden gefragt, sein Höllenhund zu werden.
 

Die gute Nachricht ist, dachte Renji und ließ den Zettel zu dem Rest des Chaos fallen, ich habe Byakuya zumindest soweit ganz gelassen, dass er schreiben kann. Die Schlechte: Er kann auch immer noch von seinem Schwertarm Gebrauch machen.
 

Renji stand eine lange Zeit auf der Stelle, überblickte den Schaden und fragte sich, was zum Teufel er nun mit sich anstellen wollte. Er überlegte, ob er in Byakuyas Bett krabbeln und versuchen sollte zu schlafen. Er zuckte mit den Achseln, die Idee war so gut, wie jede andere. Vorsichtig ging er zum Bett und versuchte, nicht noch mehr kaputt zu machen.
 

Als über dem Futon stand, starrte Renji finster auf die zerrissenen, beschmutzten Laken. Es war absolut verstörend zu sehen, dass Byakuyas Seite den meisten Schaden erlitten hatte. ‚Seine‘ Seite war seltsamerweise unberührt. Es war, als wenn er selbst in dem Zustand, in dem er sich befunden hatte, daran gedacht hatte, wo er schlief.
 

Das ist auch der Grund, warum ich die Box zerstört habe. Ich hasse dieses beschissene Kenseikan.
 

All das Zeug des Kommandanten, alles… Teure.
 

Renji schüttelte den Kopf. Er konnte Zabimaru nicht dafür verantwortlich machen. Das waren seine eigenen Dämonen.
 

Ein sanftes Rütteln an der Tür ließ ihn zusammenfahren. Renji war schon fast an der Tür, als er sich daran erinnerte, dass er nackt war. „Wer ist da?“
 

„Sanitäter der 4. Einheit.“, antwortete eine männliche Stimme. „Kommandant Kuchiki hat nach mir verlangt. Wenn ich richtig verstanden habe, sind sie verwundet, Vizekommandant.“
 

„Verschwinde.“, sagte Renji. „Alles in Ordnung, mir geht es gut.“
 

Auf der anderen Seite der Reispapier-Tür war es still, aber Renji konnte immer noch das ruhige, beständige Reiatsu spüren. Der Sanitäter räusperte sich. „Der Kommandant hat mich vollständig instruiert, Vizekommandant. Es wird mich nicht schockieren.“
 

Vollständig instruiert? Was zum Teufel? Irgendwie konnte sich Renji nicht vorstellen, wie Byakuya ruhig sagte: ‚Schau nach meinem Vizekommandanten, ich habe ihn nackt und blutend in meinem Quartier zurückgelassen‘. Aber je mehr Renji darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass Byakuya vermutlich die einzige Person in der ganzen Soul Society war, der so etwas sagen konnte ohne Gegenfragen zu erhalten. Niemand würde es wagen.
 

„Ich habe ihr Gewand.“, bot der Sanitäter an, als Renji nicht antwortete. „Kommandant Kuchiki hat es persönlich vorbei gebracht.
 

Renji runzelte die Stirn. Er ging näher zur Tür und starrte das Reispapier an, als könnte er hindurchblicken. „Mein Gewand?“
 

„Ja, der Hübsche mit den Blumen. Ich muss sagen, er sieht sehr behaglich aus.“
 

Renji öffnete die Tür. Der Sanitäter hatte das typische Aussehen der Mitglieder der 4. Einheit. Er war klein, bescheiden und schien traditionell veranlagt zu sein. Sein langes, schwarzes Haar war mithilfe eines Pferdeschwanzes aus seinem angenehmen und harmlosen Gesicht gebunden. Das Haar ging ihm fast bis zur Mitte seines Rückens. Er blinzelte noch nicht einmal, als sich Renjis nackter Körper vor ihm aufbaute, doch seine Augen schienen sofort die Verletzungen zu lokalisieren.
 

„Gute Wahl, Vizekommandant.“, sagte er und überreichte ihm die Robe. „Ziehen sie sich an. Ich nehme den Rest meiner Utensilien.“
 

Renji stoppte ihn mit einer Hand auf der Schulter. „Bleib stehen. So lautet die Abmachung.“, begann der Rothaarige. „Du kannst reinkommen, aber dafür erzählst du mal alles, was der Kommandant zu dir gesagt hat. Jedes einzelne Wort.“
 

„Das ist die einzige Möglichkeit, sie zu verarzten?“
 

Renji nickte ernst.
 

„In Ordnung.“
 


 

Renji setzte sich auf ‚seine‘ Seite des Bettes während der Sanitäter seine Brust und Taille bandagierte. Er hatte kein Wort verloren, nur eine Augenbraue schockiert gehoben, als er den Zustand des Zimmers bemerkt hatte. Doch er musste dem Typ Respekt zollen, denn er behielt seine Meinung für sich.
 

„So, jetzt komm schon.“, sagte Renji, als er es leid war, seine Arme in so einer unangenehmen Position zu halten. „Ich war geduldig mit dem ganzen Heilmist. Jetzt sag mir, was der Kommandant gesagt hatte.“
 

„Lasst mich nachdenken.“, meinte der Sanitäter. Er setzte sich neben Renji und verknotete die losen Enden der Verbände. „Vermutlich ist das interessanteste Detail, meiner Meinung nach, dass Kommandant Kuchiki eigentlich wollte, dass unser Kommandant zu ihnen kommen sollte. Doch sie überzeugte ihn, wie auch immer, dass es für die Diskretion, die er beabsichtigte, besser war, wenn sie nicht vor Ort wäre. Dass könnte sonst dazu führen, dass ihre Einheit…“
 

„Tratscht?“, bot Renji an, als es schien, dass der Sanitäter nicht sicher war, welches Wort er verwenden sollte.
 

„Ich wollte eigentlich ‚sich sorgt‘, sagten. Aber ja. Und was ihre Verletzungen angeht, nun ja, da kennen sie ihn wohl besser als ich. Es schien sehr typisch für Kommandant Kuchiki. Er sagte lediglich, dass sie während ihrer Mission in der Welt der Lebenden verwundet wurden und an einer Art posttraumatischem Zusammenbruch leiden.“
 

„Zusammenbruch? Fein.“, murmelte Renji. Dennoch musste er zugeben, dass es geschickt um die Wahrheit herumgeredet war.
 

„Oh und keine Sorge, Vizekommandant. Ihr Kommandant hat darauf bestanden, dass kein Wort in ihrer offiziellen Akte darüber verloren wird. Er hat mich ebenso gewarnt, dass sie eventuell noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen hätten und hat mich zur Vorsicht ermahnt. Er hat mir auch im Privaten gesagt, dass er sie hätte überwältigen müssen und, nun ja, ihr Gewand benötigen würden.“
 

Der Sanitäter wurde knallrot. Renji hingegen blickte finster. „Überwältigen? Er hat das Wort benutzt?“
 

„Ja.“, stimmte der Sanitäter etwas ängstlich zu.
 

„Überwältigen, ernsthaft? Und du hast dich nicht gefragt, wie das damit enden konnte, dass ich nackt bin?“
 

„Oh, um Gottes willen, nein, Vizekommandant! Das hat mich nicht zu interessieren.“
 

„Verdammt richtig.“, sagte Renji und fixierte den Sanitäter mit einem festen Blick. „Und wenn ich nur ein…“
 

Sein Gegenüber unterbrach ihn, in dem er die Hände hob. „Kein Grund für Drohungen, Vizekommandant. Das hat bereits Kommandant Kuchiki erledigt. Und, ohne sie beleidigen zu wollen, Vizekommandant, aber er ist wesentlich furchteinflößender als sie.“
 

Renji grunzte wissend und zur Bestätigung.
 

Als der Sanitäter seine Utensilien einpackte, streckte Renji seine Arme und drehte seinen Oberkörper etwas, um die Festigkeit der Verbände zu testen. Nachdem er seine Robe aus seinem Schoß genommen hatte, stand er auf und schlüpfte hinein. „Ja, nun gut. Danke dafür.“, sagte er und klopfte leicht auf die Sichtbaren Bandagen unter dem Stoff. „Du hast gute Arbeit geleistet.“
 

„Danke, dass sie mich hineingelassen haben.“, entgegnete der Sanitäter. „Ich weiß, dass es schwierig für sie war.“
 

Renji überdeckte seine leichte Röte mit einem Grunzen. „Treib es nicht zu weit. Verschwinde, sonst schmeiß ich dich raus.“
 


 

Renji begann, etwas im Quartier des Kommandanten aufzuräumen, gab jedoch nach einer halben Stunde auf. Byakuya hatte Diener für diese Art von Dingen und es war auch zu demoralisierend für ihn. Er wollte außerdem versuchen, Rukia zu sehen.
 

Gerade als er bereit war, zu gehen, erkannte er Zabimaru… versteckt.
 

Das Zanpakutō lag unter dem Bett, nur sein Griff schaute leicht heraus, als würde es sich nicht trauen, herauszukommen. Der spirituelle Druck war unterdrückt, als würde es versuchen, sich unsichtbar zu machen. „Ach, komm schon. Es ist alles in Ordnung.“, sagte Renji und kniete sich nieder, um seine Waffe an der Hülle herauszuziehen. „Ich gebe dir keine Schuld.“
 

Wir haben ihm nur das gegeben, wonach er gefragt hat, sagte eine tiefe Stimme, dennoch klang sie etwas bekümmert.
 

„Eh, hör auf dir Sorgen zu machen.“, sagte Renji und richtete sich auf. „Es wird dadurch Konsequenzen geben. Vielleicht bringt ihm das zum Nachdenken, bevor er noch einmal so viel von uns verlangt.“
 

Er ging zur Tür. Er musste Zabimaru in seinem Quartier lassen, wenn er nach Rukia schauen wollte. Doch er musste sicher gehen, dass sein Zanpakutō wusste, dass die kurzzeitige Trennung keine Bestrafung darstellen sollte. Denn er hatte nicht gelogen. Er glaubte wirklich, dass nichts davon Zabimarus Schuld war. Dieses spezielle Biest wütete immer in Renjis Seele, nah an der Oberfläche sein.
 

Wie auch immer. Jetzt wo er wusste, dass er den Kommandanten nicht wirklich verletzt hatte, bedauerte er die letzte Nacht wesentlich weniger. Byakuya dachte vielleicht, dass er den Dämon kontrollieren konnte, aber das nur, weil er niemals einem echten begegnet war. Er hatte niemals einen eigenen gehabt, der Besitz von ihm ergriff.
 

Byakuya wollte es immer grob. Jetzt verstand er vielleicht, warum Renji nicht.

Windows to the Soul

Byakuya schien es, als sei heute der Tag seiner Fehltritte. Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er in die Augen von Kommandantin Retsu Unohana geblickt hatte. Von allen Menschen, auf denen nur eine Sekunde sein Blick ruhte...
 

Wie hatte er nur so töricht sein können?
 

Schlussendlich trat er ein paar Schritte zurück, aber es war zu spät. Sie hatte bereits zu viel gesehen. Viel zu viel. In seinen Augen. Byakuya wollte seine Schritte eigentlich beschleunigen, wollte aber nicht den Eindruck erwecken, er würde vor einer schlanken, harmlosen Frau flüchten.
 

Leider traf diese Beschreibung keineswegs auf sie zu.
 

Wenn Renji bloß hier wäre.
 

Renji würde sofort einschreiten und erstaunlicherweise genau wissen, was der Schwarzhaarige gerade brauchte und wie er sie auf Abstand hielt. Aber Renjis Abwesenheit war genau der Grund, warum er eigentlich hierher gekommen war. Und zu viel riskiert hatte. Er konnte immer noch nicht seinen Impuls verstehen, beim Quartier seines Vizekommandanten zu halten und den dämlichen, zerschlissenen Kimono mitzubringen. Aber er hatte nichts anderes, um Renji als Signal mitzugeben. Eine Geste der Versöhnung.
 

Er seufzte. Seine Zuneigung für diesen Mann würde noch sein Untergang sein.
 

"Kommandant Kuchiki.", rief Unohana. "Bitte warte."
 

Sie gab ihm keine Chance. Er stoppte und drehte sich um. Während er den Kies des Gartens der 4. Einheit anstarrte, bereitete er sich innerlich auf die Interaktion vor. Es würde kompliziert werden. Unohana war extrem scharfsinnig, auch wenn sie absolut unschuldig wirkte. Er durfte sich nicht entspannen oder in die sanften, freundlichen Augen blicken. Sonst würde er vielleicht einknicken und ihr genau sagen, wie sehr er verwundet war. Das durfte niemand erfahren.
 

Allerdings schien sie es bereits zu wissen.
 

"Du hast dich um deinen Vizekommandant gekümmert.", sagte sie, als sie vor ihm stand. "Nun sollte ich mich um dich kümmern."
 

"Nein.", sagte er schärfer, als es seine Absicht war. Er nahm einen tiefen Atemzug und versuchte es erneut. "Vielen Dank für deine Sorge, aber ich muss mich auf den Weg machen. Ich muss meinen Bericht persönlich zu Central 46 bringen."
 

Er versuchte sich umzudrehen und zu gehen, doch sie schnappte sich seinen Arm. Sie berührte ihn! Sofort erstarrte er. Wieviel konnte sie unter ihrem Griff spüren? Wieviele Geheimnisse aufdecken?
 

"Kommandantin Unohana.", sagte er vorsichtig. Er war kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. Es benötigte eine erhebliche Menge an Mühe, seinen Arm nicht einfach loszureißen. "Ich muss darauf bestehen, dass du mich loslässt."
 

"Und ich muss darauf bestehen, dass du dich von mir behandeln lässt. Kommandant Kuchiki, wenn du dies nicht tust, wirst du vielleicht zusammen brechen, bevor zu Central erreicht hast.“
 


 

Byakuya saß auf dem Bett und starrte durch das Fenster in den Garten der 4. Einheit. Er versuchte, sich zu entspannen. Senbonzakura sang beruhigend, aber er konnte sich nicht ausreichend fallen lassen, damit er von dem beruhigenden Einfluss profitieren konnte.
 

Zumindest schien Unohana Byakuyas Verlangen nach vollständiger Privatsphäre zu verstehen und hatte ihn zum Glück nicht aufgefordert, sich auszuziehen. Ihr Reiatsu drang jedoch in seine Intimsphäre ein. Zu seinem Überraschen und Ärger musste er feststellen, dass sie zu stark war, um sie zurückzuweisen und so biss er die Zähne zusammen und ertrug ihr Eindringen.
 

Sie schnalzte mit der Zunge, in dieser Nerv tötenden, mütterlichen Art und Weise. „Du bist genauso schlimm wie Kenpachi, Kommandant Kuchiki. Bitte hören sie auf, sich gegen meine Heilung zu widersetzen.“
 

Er musste tief einatmen, damit er Unohana nicht anflehte, ihn nicht mit diesem Barbaren zu vergleichen.
 

„Also.“, begann sie und stoppte ihre Bemühungen, um ihm leicht die Hände auf die Schultern zu legen. Er schaffte es, nicht zusammenzuzucken. Sie lehnte sich zu seinem Ohr vor, ihre Stimme sanft. „Es tut mir leid, aber die Art deiner Verletzungen veranlasst mich, das zu fragen: Fühlst du dich zu Hause sicher?“
 

Er blinzelte. „Ich verstehe die Frage nicht.“
 

„Dein Liebhaber geht sehr grob mit dir um, Kommandant. Ist dies im beiderseitigem Einverständnis?“
 

Byakuyas Mund öffnete sich, aber keine zusammenhängenden Worte kamen hinaus. Sie konnte ihn das unmöglich wirklich fragen und andeuten, dass der Oberhaupt der Kuchikis eine kauernde, missbrauchte Person sei.
 

Natürlich verstand sie seine Reaktion und die Stille falsch. „Du brauchst nichts zu sagen.“, sagte sie sanft und tätschelte weiter seine Schulter. „Ich verstehe, wie schwierig es für einen Mann ist, besonders jemanden wie dich, um Hilfe zu fragen. Aber, bitte Kommandant Kuchiki, du brauchst dich nicht seinen Misshandlungen zu beugen, weil du ihn liebst.“
 

Liebe…?
 

Misshandlungen…?
 

Zu viel von Unohanas Worten konnten von seinem Gehirn nicht wirklich verarbeitet werden. Nicht im Geringsten.
 

Byakuya schloss seine Augen und versuchte wieder Herr über seine bebenden Muskeln und seine Atmung zu werden. Wenn er sich nicht zusammenreißen konnte, würde sie sich nur in ihrer Meinung bestätigt sehen. Er hob das Kinn und ging kurz in sich, bevor er sprach. „Schiebe deine Ängste beiseite, Kommandant Unohana. Alles ist in beiderseitigem Einverständnis.“
 

„Ah, ich verstehe.“, sagte sie und klang plötzlich ein bisschen aufgeschreckt, vielleicht sogar missbilligend. Ihre Hände verließen ihn endlich. „Dann musst du mir zumindest versprechen, dass du in Sicherheit bist.“
 

Es war sich sehr klar darüber geworden, dass nichts, was mit seiner Beziehung zu Renji zu tun hatte, als sicher bezeichnet werden konnte. Auch wenn er wusste, dass sie seine Lüge durchschauen würde, sagte Byakuya: „Natürlich.“
 

Sie drehte sich um und kramte in einer Schublade. Als sie endlich fand, wonach sie gesucht hatte, stellte sie es neben Byakuyas Hand, die die Bettkante fest im Griff hatte. Er öffnete die Augen und schielte dorthin. Güter Himmel, sie gab ihm Gleitmittel! Schlimmer noch, es war das billige Zeug, das immer kostenlos und in großen Mengen auf Festivitäten ausgeteilt wurde. Und in der 11. Einheit.
 

„Wenn du das nimmst,“, sagte sie. „Fühle ich mich besser.“
 

Wenn ich das nehme, fühle ich mich schlimmer. Dennoch war es wohl die einzige Möglichkeit, diese fürchterliche und beschämende Diskussion zu beenden.
 

Als er sich überwunden hatte, danach zu greifen, drehte sie sich um. „Brauchst du Anweisungen dafür? Ich habe eine Broschüre.“
 

Sein Geduldsfaden riss. Schnell stand er auf und griff nach dieser fürchterlichen, kleinen Flasche. „Stop!“, sagte er und ballte die andere Hand, um sich davon abzuhalten, die Stimme zu erheben. „Ich weiß genau, wie man dieses… Produkt nutzt.“
 

„Sehr gut.“, sagte sie mit einer überraschenden Schärfe in der Stimme. „Dann solltest du zukünftig auch erwägen, es entsprechend zu verwenden, Kommandant Kuchiki, oder dein Partner wird ihnen eventuell permanenten Schaden zufügen. Es gibt viele Wege solche Vorbereitungen interessant zu gestalten… Du kannst immer noch grob sein, aber sei vernünftig.“
 

Wenn sie weiterreden würde, würde er sterben. Oder sie töten. Er wusste, dass er langsam die Kontrolle verlor, als sein Reiatsu Blätter der medizinischen Unterlagen vom Tisch fegte. Er musste erneut tief und beruhigend einatmen. „Bist du dann fertig, Kommandant Unohana? Es gibt ernsthafte Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.“
 

„Also schön, es steht dir frei zu gehen.“, sagte sie und klang dabei schnippig. „Aber ihre sexuelle Gesundheit ist auch eine ernsthafte Angelegenheit, Kommandant Kuchiki. Es wäre gut, wenn du das beachten würdest.“
 


 

Byakuya war in einem fürchterlichen Zustand, als er Central erreichte. Bevor er die hohen, imposanten Tore erreichte, nahm er sich einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln.
 

Wenn er bloß nicht… alleine wäre.
 

Während des langen Spaziergangs, bemerkte Byakuya, dass er sich ausstreckte. Er streifte mit seinem Reiatsu herum, als suchte er einen starken, bekannten spirituellen Druck, von dem er langsam abhängig wurde, ihn an seiner Seite zu wissen. Gott, er vermisste seinen Vizekommandanten heftig. Renji hätte das ganze Gespräch mit Kommandant Unohana unglaublich komisch gefunden. Irgendwie hätte er es geschafft, dass Byakuya mit Humor darüber hinweg kam und es nicht so… schmerzvoll ernst nehmen würde.
 

Ohne ihn fühlte sich Byakuya erschüttert. Nicht einmal Senbonzakuras ermutigende und unterstützenden Lieder konnten ihm helfen.
 

Ausgerechnet an diesem Tag, wenn so viel von seinem Bericht abhing. Dennoch war er sich sicher, dass er ein Schlupfloch in den Regularien und Gesetzen gefunden hatte, um Rukia vor einer Hinrichtung zu retten. Sie musste vielleicht eine längere Haftzeit überstehen, aber sie würde leben. Er würde sie nicht vollständig verlieren. Nun musste der Rat ihm nur noch eine Audienz gewähren, denn er war absolut sicher, sie davon überzeugen zu können.
 


 

Doch ihm wurde nicht nur der Zutritt verweigert, er bekam auch eine neue Information. Es würde keine Begnadigung geben. Rukia würde sterben.
 

Byakuyas Herz zerbrach in tausend Teile und wurde vom Wind verweht.

Captain Unohana's Gift

Das Letzte, womit Renji gerechnet hatte, als er die Tür zum Büro des Kommandanten aufschob, war, von etwas am Kopf getroffen zu werden. Es war eine kleine Plastikflasche mit Gleitgel.
 

Noch bizarrer war, dass Byakuya diese nach ihm geworfen hatte.
 

"Ein Geschenk.", sagte dieser ohne von seinem Schreibtisch aufzublicken, als wäre das, was gerade passiert war, nichts Ungewöhnliches. "Von Kommandantin Unohana."
 

"Scheiße, Kommandant! Seit wann sind sie ein Scharfschütze mit einer Flasche? Sie hätten mir beinahe ein Auge damit ausgestochen."
 

"Ich habe lediglich beabsichtigt, dich an der Seite deines Kopfes zu treffen. Wenn ich vorgehabt hätte, dein Augenlicht zu beschädigen, dann hätte ich es getan."
 

"Richtig.", sagte Renji trocken und versuchte nicht mit den Augen zu rollen, als er sich vorbeugte, um nach der Flasche zu greifen. Ohne das Behältnis anzuschauen, war er sich bereits sicher, dass es eines dieser Gratismuster der 4. Einheit war, die es immer bei Festivitäten gab. Der Rothaarige war sich sogar ziemlich sicher, dass er noch einige dieser Flaschen in den Untiefen seiner Truhe hatte. Musste er beim nächsten Mal damit rechnen, einem Hagelsturm von bunten Kondomen ausweichen zu müssen?
 

Er blickte vorsichtig zu Byakuya. Der Kommandant kniete hinter seinem Tisch und fokussierte sich auf das, was auch immer er da gerade schrieb. Renji war zum ersten Mal erfreut, das Kenseikan an seinem Platz zu sehen, wie es das üppige, tintenschwarze Haar teilte. Denn das bedeutete, dass er letzte Nacht nur diese blöde Box zerstört hatte und nicht diesen lächerlich teuren Haarschmuck.
 

Renji stand langsam auf und steckte das Gleitgel in die Kisode. "Kommandantin Unohana, ja? Ziemlich billiges Geschenk. Sie hätte doch wenigstens das mit Schokoladen-Geschmack rausrücken können. Schreibst du eine Dankesnachricht?"
 

"Nein.", sagte Byakuya ohne aufzublicken. "Ich verfasse gerade einen offiziellen Protestbrief an Central 46. Versuche bitte dieses eine nicht auch noch zu verschmieren. Ich bin fast fertig."
 

Also... war der Besuch bei Central nicht so gut gelaufen. Aber sie hatten letzte Nacht schon ziemlich locker darüber gesprochen, bevor sie mit Gleitgel um sich geworfen hatten. Ein einfaches Gespräch, wie sie mit guten und schlechten Neuigkeiten umgehen sollten. Renji lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen und verschränkte wartend die Arme vor der Brust.
 

Auch, wenn es sein 'freier Tag' sein sollte, hatte sich Renji, irgendwann nach dem Mittagessen, vollständig in seine Uniform gekleidet. Er hatte es eigentlich früher machen wollen, aber das Gespräch mit Rukia hatte ihn aus der Bahn geworfen und er war schließlich in seiner geblümten Robe in der Mensa geendet. Die Hänseleien haben ihm ebenso wenig gefallen. Einige Leute schienen mit ihm als Vizekommandant nicht zufrieden zu sein. Aber sie sollten sich daran erinnern, etwas mehr Respekt zu zeigen, auch wenn er wie ein Idiot aussah, weil seine beste Freundin ihn vor den Kopf gestoßen hatte.
 

Tatsächlich kreisten noch immer einige Worte von Rukia unangenehm in seinem Kopf herum:
 

"In den knapp 40 Jahren, seit ich eine Kuchiki bin, hat er mich noch nicht einmal angeschaut."
 

"Ich kenne ihn... eher würde er mich selbst töten."
 

Schau ihn dir jetzt an, Rukia, und erkenne wie falsch du liegst, dachte Renji. Da gibt es kaum einen anderen Menschen in der Soul Society, der dich inniger liebt.
 

Nicht einmal ich, fügte Renji hinzu, ich im Besonderen nicht. Ich hätte dich für ihn getötet.
 

Renji hätte vielleicht versuchen sollen, das Ganze Rukia zu erklären. Aber sie hatte sofort damit angefangen, wegen seinen Augenbrauen-Tattoos zu pöbeln. Sie machte so etwas immer. Lenkte von dem ernsten Mist mit etwas Nervendem und Abstraktem ab.
 

Verdammt noch Mal. Er war zu ihr gegangen, um sich zu entschuldigen. Er wollte Rukia erzählen, dass er letzte Nacht nicht er selbst gewesen war. Auch wenn er vielleicht mehr ‚er selbst‘ gewesen war, als sonst. Wie auch immer, der Punkt war, es war sein wahres Ich ohne jegliche Zurückhaltung gewesen. Und es war gruselig und ein bisschen hässlich geworden. Er hatte den armen Jungen mit der Brille niedergemacht und wenn er daran zurückdachte, war er wohl, egal wie nervtötend, ein Freund von Rukia gewesen.
 

Zudem hatte sie im Gesicht verletzt.
 

Das war ein Stück weit persönlich und… es ging noch nicht einmal dabei um sie. Nicht einmal ein winziges bisschen. Rukia zum Bluten zu bringen, war nur um seine Loyalität zu Byakuya zu zeigen. Und wenn man auch hier zurückdachte, war es unangenehm und vielleicht etwas ekelerregend.
 

Zumindest war er es nicht gewesen, der den orangehaarigen Jungen getötet hatte, der so offensichtlich in Rukia verknallt war. Ihren Bruder in Aktion zu sehen, musste auch für sie ein Schock gewesen sein, egal wie kühl und tapfer sie danach getan hatte.
 

Vermutlich hätte Rukia nur gelacht, wenn Renji versucht hätte, sich dafür zu entschuldigen. Oder ihn einen Idioten genannt. Oder beides.
 

Byakuya hob das Papier hoch, las jedes einzelne Wort erneut und wartete darauf, dass die Tinte trocknete. Renji stieß sich von dem Türrahmen ab und ging hinüber, um es auch zu lesen. Er beugte sich vor und blickte, über Byakuyas Schulter, auf das Pergament. Las dabei langsam die Worte.
 

Wow.
 

Central würde ganz schön was zu hören… oder besser zu lesen bekommen.
 

„Sie wollten dich wirklich noch nicht einmal reinlassen?“, fragte Renji.
 

„Nein, es war schmachvoll.“, sagte Byakuya und legte das Papier zurück auf den Schreibtisch. „So viele Vorschriften in Bezug auf Recht auf Wiedergutmachung wurden verletzt. Es ist wirklich unglaublich. Jemand muss ihnen die Stirn bieten.“
 

„Und das bist du?“, fragte der Rothaarige etwas skeptisch. Er trat zurück und ging zu einem Regal, um das Teeservice zu holen. „Was ist mit der Befehlskette? Du gehst damit nicht zuerst zum Generalkommandanten?“
 

„Wo glaubst du, war ich den ganzen Tag?“, Byakuya klingelte nach einem Diener, als er Renjis Bemühungen wahrnahm. Dann begann er, seinen Schreibtisch freizuräumen.“
 

„Deinen Kopf gegen die Tür der 1. Einheit hämmern, vermute ich.“
 

„Genau das.“, sagte Byakuya und legte einen Stapel Papiere auf dem Boden ab. Seinen frisch geschriebenen Brief legte er vorsichtig oben drauf. „Ich kann nicht glauben, dass ich einen Vortrag über die Unantastbarkeit der Gesetze von einem Vizekommandanten erhalten habe.“
 

„Whoa, warte!“, Renji hätte beinahe das Geschirr fallen lassen. Das feine Porzellan klapperte, als Renji es mit Nachdruck auf den Tisch abstellte. „Sagst du mir etwa gerade, dass du noch nicht einmal zu Yamamoto gelassen wurdest? Du… DU musstest stattdessen mit Sasakibe reden? Was zum Teufel geht hier vor?“
 

„Das ist genau meine Frage.“, sagte Byakuya steif. Nach kurzer Zeit schob er die Papiere noch ein Stück weiter vom Tisch weg. Er blickte den Stapel noch einen Moment finster an. „Ich wünschte, du wärest dabei gewesen. Du hättest die Tore aufgetreten.“
 

„Verdammt richtig.“, stimmte Renji zu und ließ sich gemütlich gegenüber von Byakuya nieder. „Scheiß auf die Respektlosigkeit. Was für ein Spiel spielt der Generalkommandant? Glaubst du, er wusste, warum du da warst?“
 

Ein leises Geräusch kam von der Tür. „Herein.“, bestimmte Byakuya.
 

Sie warteten mit ihrem Gespräch bis der Tee vorbereitet war und das heiße Wasser in die Kanne gegossen wurde. Byakuya orderte, sehr zur Freude von Renji, etwas Dessert. Der Magen des Rothaarigen hatte den ganzen Tag geknurrt. Er schien nicht genug essen zu können. Letzte Nacht hatte ihm wohl viel abverlangt.
 

Als sie wieder alleine gelassen wurden und die Tür sich leise schloss, fuhr Byakuya fort. „Ich vermute, dass der Generalkommandant ganze einfach nichts mit der Sache zu tun haben möchte. Und Central gab ihm dafür die perfekte Ausrede. Gesetz ist Gesetz. Außerdem denke ich, dass der Vizekommandant davon ausging, dass ich, ohne dich an meiner Seite, nicht zu weit gehen würde.“
 

Renji grunzte und schaute ungeduldig nach dem Tee. „Das nächste Mal gibst du mir nicht den Tag frei.“
 

„Ich sollte wirklich nirgendwo mehr ohne dich hingehen. Nicht nur das Ganze mit Unohana, ich hatte auch noch eine äußerst ärgerliche Unterredung mit Ichimaru und Kenpachi.“
 

Renji hatte gerade wieder nach dem Tee geschaut und hatte noch den Deckel der Kanne in der Hand, als er zu Byakuya schaute. „Zusammen?“
 

„Ja, Eigenartig, nicht wahr?“, Byakuya nahm den Deckel aus Renjis Hand und legte ihn wieder auf die Kanne. „Darüber hinaus entschuldigte sich Ichimaru dafür, mich provoziert zu haben und zog Kenpachi weg.“
 

„Gin ist dazwischen gegangen?“, der Rothaarige konnte das nicht verarbeiten. „Und Kenpachi hat es zugelassen?“
 

„Ja. Ich bin mir unsicher, was davon mich mehr beunruhigen sollte.“
 

Renji grinste breit, als ihm ein Gedanke kam. „Und währenddessen hast du Unohanas Geschenk bei dir getragen?“
 

Byakuya schnaubte leicht, es hörte sich wie ein kleines, unterdrücktes Lachen an. Dann sah der Rothaarige, wie er etwas Farbe um die Nase bekam. So wunderschön.
 

„Ja.“, stimmte Byakuya zu. „Zu Central und zurück. Die ganze Zeit, selbst auf dem Weg zur 1. Division und während alledem, hatte ich dieses furchtbare Fläschchen in der Hand.“
 

„Heh, das ist wahnsinnig komisch.“

Byakuya schaute auf, nur um einen Moment Blickkontakt mit Renji aufzubauen. Da war etwas in diesen grauen Augen. Etwas, worauf Renji schon eine sehr lange Zeit gewartet hatte. Der Blick war sanft, zärtlich, fast… liebevoll. „Ich wusste, dass du so denken würdest.“
 

Renji hielt den Atem an, sein Herz schlug bis zum Hals. Überrascht, dass so eine simple Sache ihn so schwach fühlen ließ, so vollständig überwältigt.
 

Dann war es verschwunden.
 

Der Kommandant schob es beiseite und fokussierte sich stattdessen darauf, Tee auszuschütten. Renji wurde davon verschont, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, da einige Diener erschienen. Eine junge Dienerin stellte ihnen ein Tablett mit Etwas hin, was Renji noch nie gesehen hatte. Es waren mundgerechte Quadrate mit braunem Puder überzogen. Er dachte, sie hätten die geleeartige Konsistenz von Mochi, aber sie rochen nicht danach.
 

„Warabi Mochi, es wird aus Stärke vom Adlerfarn hergestellt und in gerösteten und gemahlenen Sojabohnen getunkt. Es ist nicht scharf.“
 

„Oh, ja. Ich hatte so etwas mal.“, Renjis Gesicht hellte sich auf, während er ein paar auf Byakuyas Teller legte, bevor er sich selbst bediente. „Nur waren sie rund und ich habe sie von einem Straßenhändler gekauft.
 

„Der extravagante Teller fügt noch eine spezielle Würze hinzu.“
 

Es brauchte ein paar Sekunden, bis Renji merkte, dass Byakuya einen Scherz gemacht hatte. „Sicher.“, sagte er dann mit einem kleinen Lächeln. „Alles schmeckt auf einem Teller besser. Ähm… denke ich. Ich habe nicht wirklich viel Erfahrung mit Tellern, um ehrlich zu sein. Die 11. Einheit hat sie nach ‚dem Vorfall‘ verboten.“
 

Byakuyas Augenbrauen hoben sich leicht, als er grazil von seinem Mochi abbiss. „Bitte sag mir, dass es ein Scherz ist.“
 

„Nein. Solche Utensilien waren danach nicht mehr erlaubt. Wer wusste denn auch, dass sie solch bösartige Vollidioten sind? Na ja, vielleicht hätte ich es wissen müssen. Ich dachte, es sei ein Versehen, dass es keine Essstäbchen und Geschirr in der Kantine gab. Niemand hat mir erzählt, dass sie verbannt wurden. Sie hätten das Blutbad sehen sollen. Es war… ehrlich gesagt wirklich fürchterlich.“ Renji erschauderte kurz bei der Erinnerung und deutete dann an eine Stelle an seinem Ellbogen. „Ich glaube, ich habe davon immer noch eine Narbe.“
 

„Von der Essenschlacht oder von Kenpachis Prügel?“
 

„Beides.“, sagte Renji. „Trotzdem habe ich etwas Wichtiges gelernt.“, er hob die Essstäbchen, als wolle er damit die Wichtigkeit unterstreichen. „DAS sind ernsthafte Waffen. Und gib niemals der 11. Einheit etwas Spitzes. Niemals!“
 

Renji trug das Tablett nach draußen und stellte das benutzte Teeservice samt Schalen daneben. Er stand zögernd an der Tür und fragte sich, ob der Kommandant noch etwas von ihm brauchte.
 

Offensichtlich ja.
 

Byakuya stand auf und stellte sich neben Renji, nah genug, dass der Rothaarige dessen Duft wahrnehmen konnte. Er lehnte sich nach vorne, um die betörende Kombination von Muskat und Jasmin einzusaugen. "Bleibst du?", fragte Byakuya.
 

Auch wenn er es eigentlich nicht wollte, begann er mit dem Thema. Er machte ein unbeholfenes, erstickendes Geräusch. "Nach letzter Nacht? Sie wollen mehr?"
 

"Ich frage nach Gesellschaft."
 

Oh. Nur schlafen.
 

Treffer.
 

Renji stellte fest, dass er wie eine Knalltüte strahlte. "Aber was ist mit ihrem Quartier? Es ist ziemlich... uh... zerstört."
 

"Da gibt es immer noch das Anwesen."
 

Der Rothaarige runzelte die Stirn. "Werden die mich überhaupt reinlassen?", fragte er, ohne vorher nachzudenken.
 

Byakuya seufzte. "Normalerweise nicht. Aber ich werde zusehen, dass sie eine Ausnahme machen.
 

Das Schlafzimmer roch immer noch nach Frau. Der Geruch war verblasst und staubig, aber es lungerte noch dort, wie eine verwelkte Rose. Als der Kommandant seinen Kleiderschrank nach einem Nachtgewand durchsuchte, ließ sich Renji vorsichtig auf das Bett nieder. Der hölzerne Rahmen knarzte unter seinem Gewicht, als wolle es protestieren.
 

Ja, Schwester. Ich höre dich. Ich bin mir auch nicht sicher, was er dabei dachte, mich in dein Bett zu lassen.
 

Er blickte mit einem Seufzen auf. In Erwartung der Rückkehr des Hausherren hatten die Diener eine große Anzahl an Fenster vom Schlafzimmer geöffnet. Mondlicht beleuchtete den Garten und der Anblick machte dem Garten des Kaisers Konkurrenz. Die Anlage war groß genug für einen See, einen, sich windenden Fluss und so viel Platz, dass Renji nicht sicher war, wo es aufhörte und das Firmament begann.
 

Kühle Luft wehte hinein. Grillen und Baumfrösche zirpten in der Dunkelheit. Trotz der Tatsache, dass dieser Platz nach jemanden anderen roch, versuchte er sich zu entspannen. Er fragte sich, was er im Bett anziehen sollte. Vielleicht würde das Shitagi ausreichen. Es war lang genug, dass es über seinen Hintern ging. Es war für ihn schlimm, dass er den verbleibenden Geruch von ihr mit seinem Schweiß überlagern würde. Also konnte er sich selbst nicht dazu bringen, nackt zu schlafen.
 

Es schien ihm respektlos.
 

Renji wollte Byakuya gerade fragen, ob das wirklich so eine gute Idee war, als der Kommandant ins Bett kam und sich auf seine gewohnte Seite legte. Er hatte nun einen hellblauen Schlafkimono an, der mit Lotusblumen bestickt war. Der Kenseikan war abgelegt, daher fiel das schwarze Haar ungebändigt in sein Gesicht. Normalerweise liebte Renji es, Byakuya so zu sehen. So greifbar und offen. Doch heute Nacht, fiel Renji auf, wie müde der Schwarzhaarige aussah. Wie geschlagen.
 

Er streckte eine Hand aus, um seine Hand sanft an Byakuyas Wange zulegen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Sein Atem stockte, als er die blauen Flecke an Byakuyas Hals sah.
 

„Heilige Scheiße.“, keuchte er entsetzt. „Ich habe das getan.“
 

„Das war dein Dämon.“, korrigierte Byakuya ihn sanft und zog Renjis Hand an seine Lippen.
 

Zum Teufel damit, dachte Renji schuldbewusst. Das war ich.
 

Er ließ es zu, dass Byakuya seine Handfläche küsste, wollte sie aber lieber zurückziehen. Hätte er nicht die Box gesehen, in der normalerweise das Kenseikan abgelegt wurde, hätte er niemals die Wahrheit gewusst. Zabimaru hat ihn vielleicht zu weit getrieben, aber Renji hatte gewusst, was er da tat. Er hatte alle teuren Sachen zerstört. Den Haori des Kommandanten in Stücke gerissen. Er war hinter all dem Zeug her gewesen, das er hasste.
 

Was hatte er Byakuya nur angetan? Er hatte ihn ohne Gnade genommen, jemand anderes die Scham fühlen lassen. Dafür gesorgt, dass sich jemand anderes schmutzig und benutzt fühlte.
 

„Es tut mir so leid.“, sagte Renji. Aber es war genau wie bei Rukia. Er konnte es nicht rückgängig machen. Die Sache war passiert. „Ich bin eine Bestie.“
 

„Es ist meine Schuld.“, sagte Byakuya. „Ich habe nicht wirklich verstanden, worum ich dich gebeten habe.“
 

„Niemand bittet um so etwas.“
 

Byakuya hielt immer noch Renjis Hand, doch ruhte diese mittlerweile an seinem Oberschenkel. Renji hatte sich so gedreht, dass er von dem Schwarzhaarigen abgewandt lag. Er schaute weg, zum Fenster hinaus, irgendwohin, wo er diese Verletzungen am Hals des Anderen nicht sehen konnte.
 

„Niemand tut das.“, sagte Byakuya nach einer Weile mit zärtlicher Stimme. „Aber du hast mir gesagt, dass du eine dämonische Seele hast. Ich konnte dir das nicht befehlen, aber ich habe in einer Art und Weise gefragt, bei der ich wusste, dass du nicht ablehnen konntest.“
 

Weil du bereits weißt, wie sehr ich dich liebe.
 

Renji schüttelte den Kopf und zog schlussendlich seine Hand weg. Dann begann er, seinen Obi aufzuschnüren. „Wenn du willst, dass ich bleibe, musst du aufhören zu reden. Du beginnst damit, mich davon zu überzeugen, dass du ein Bastard bist, der genau das bekommen hat, was er verdient.“
 

Byakuya lächelte leicht und schlug die Laken zurück, um sich vollständig ins Bett gleiten zu lassen. Er legte seinen Kopf auf das Kissen und schaute auf, um Renjis Blick zu treffen. Da war es wieder. Diese… Zärtlichkeit, diese Zuneigung.
 

Renjis Herzschlag beschleunigte sich und sein Atem wurde schneller. Falls Byakuya irgendwann einmal die Worte sagen würde, würde Renji auf der Stelle tot umfallen. Vielleicht war es auch das, wie seine Frau gestorben war… Byakuya hatte ihr endlich gesagt, dass er sie lieben würde und sie ist an Schock gestorben.
 

Mit stummen Entschuldigungen an die vorherige Besitzerin dieser Seite des Bettes, ließ er das Meiste seiner Uniform als Bündel auf dem Boden zurück und schlüpfte unter die Laken. Dann schmiegte er sich eng an Byakuya und legte ein Arm um ihn.
 

Etwas rollte aus dem Bett und schlug auf dem Boden auf. Renji drehte sich um und schaute hinunter. Auf dem Tatami-Boden, beleuchtet vom zarten Mondlicht, lag die Flasche Gleitgel. Kommandantin Unohanas Geschenk.
 

Er griff danach und stellte es auf den Nachttisch. „Deine Frau dreht sich im Grab um.“, murmelte der Rothaarige.
 

„Durchaus.“
 

__________________________________________________________________________________________________________________________
 

Vorschau zu Kapitel 7:

Renji hat Bedenken, in Hisanas Bett zu schlafen. Byakuya hat solche Bedenken nicht.

Silent Kisses

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Silent Kisses - zensiert

Renji wachte mit dem Gefühl auf, dass sich etwas aus Kidō um seine Handgelenke schloss. Er war desorientiert, hatte schlecht geschlafen in diesem seltsamen, neuen Bett, welches so sehr nach einer Frau roch. Und nach Byakuya. Als er es schaffte, seine Augen zu öffnen, bemerkte er, dass er vollkommen bewegungsunfähig war. Auch, wenn Renji ziemlich genau wusste, was los war, fragte er trotzdem. "Was machen sie da, Kommandant?"
 

Und bitte, lassen sie es. Nicht in ihrem Bett.
 

Als wäre es eine Antwort, setzte sich Byakuya rittlings auf ihn, seine Oberschenkel pressten sich an beiden Seiten gegen Renjis Taille. Still, ohne ein Wort der Begrüßung, begann der Schwarzhaarige die seitlichen Knoten von Renjis Shitage zu öffnen. Wie immer schien es dem Kommandanten zu gefallen, sich seine Zeit dabei zu lassen, Renji auszuziehen. Bewunderte jeden Streifen Haut, den er damit langsam freilegte.
 

Renji ächzte vor Frustration. Irgendwie waren seine Hände nun über seinem Kopf und Byakuyas Zauber hielt ihn fest. Er konnte weder nach etwas greifen, noch es berühren. Nicht, dass er geglaubt hätte, dass es ihm erlaubt wäre... Das war es nie.
 

Er wollte den Kopf schütteln und erklären: Du fütterst den Dämon mit dem Mist, ist dir das klar? Renji war sich verdammt sicher, dass es Byakuyas konstantes Bestehen darauf war, dass der Rothaarige die Hände bei sich behalten sollte, warum der Andere nun Abdrücke von Renji-großen Händen auf dem schlanken Körper trug. Und, auch da war sich Renji sicher, dass er auf Byakuyas Rücken Kratzspuren hinterlassen hatte.
 

Kein Wunder, dass Renji dieses Mal zurückgehalten wurde.
 

Womöglich würde er nie wieder die Chance bekommen und irgendwo festgebunden oder in einer anderen Art zurückgehalten werden. Renji versuchte nicht zu grinsen. Er war boshaftigerweise dankbar dafür, dass er die Möglichekit ausgenutzt hatte und letzte Nacht seine Hände über Byakuya hat gleiten lassen. Er lachte leise bei der Erinnerung, wie befriedigend es gewesen war, an dessen Haaren zu ziehen und ihm auf den Hintern zu schlagen.
 

Währenddessen ließen Byakuyas kühle und ruhige Hände Stoff von seinem straffen, bebenden Bauch gleiten. Der Kommandant klappte sorgsam die Seiten des Untergewands auf und begann damit, die Innenseiten aufzuschnüren.
 

Renji biss die Zähne zusammen. Das war eine vollkommen qualvolle Rache.
 

Da Byakuya offensichtlich kein Risko eingehen wollte, konnte Renji noch nicht einmal seine Beine bewegen. Er konnte seine Hüfte etwas drehen. Automatisch zerrte und wandte er sich, soweit es die Fesseln zuließen. Und natürlich betrog der Rest seines Körpers ihn, indem er Dinge machte, die er eigentlich vermeiden wollte. Und er fing langsam an, sich selbst dafür zu hassen. Es wäre schön, wenn er einmal dem Kommandanten sein Vergnügen verwähren könnte. Aber nein, Renji war bereits leicht errötet und atmete schwer. Für jemanden, der vor 5 Minuten noch nicht gewollt hatte, machte Renjis Körper nun einen Lügner aus ihm.
 

Es war ebenso unerträglich, dass Byakuya noch fast vollständig angezogen war. Er trug noch den Kimono, in dem er geschlafen hatte. Er war aus blauer Seide mit hellgrün-gelben Lotosblüten bestickt. Zumindest konnte Renji ihn anschauen, sehen, wie seine ungezähmten Haare ihm ins Gesicht fielen und die kleinsten Änderungen im Gesichtsausdruck erkennen, die die tiefgehende Leidenschaft des Kommandanten zeigten.
 


 

Byakuya erhob sich und ließ sich neben Renji auf die Seite fallen. Der Rothaarige konnte den heißen, schnellen Atem des Anderen an seinem Ohr und seinem Hals spüren. Der Kommandant legte schwerfällig einen Arm über Renjis Taille.
 

Dieser wollte sich umdrehen, um Byakuya ins Gesicht zu sehen, um mit ihm zu kuscheln, aber die Fesseln hielten ihn an Ort und Stelle. Er drehte sein Gesicht zu Byakuya und liebkoste mit der Nase dessen Stirn. Lippen pflanzten einen sanften Kuss auf dessen verschwitzte Haut.
 

„Ähm… der Zauber…? Lass mich los, ja?“
 

Aber Byakuya schnarchte bereits.
 


 

Renji driftete in einen unruhigen Schlaf, aber das leise Rascheln der Tür aus Reispapier ließ ihn sofort wach werden. Er war immer noch vollständig entblößt und bewegungsunfähig von Byakuyas Zauber, als eine Dienerin das Frühstückstablett hereinbrachte. Er hob den Kopf und begegnete den Blick des Mädchens, deren Augen die Größe von Servierplatten annahmen, als sie die Situation des Rothaarigen erkannte. „Hey, hast du vergessen, wie man klopft?“
 

Wie von Renji erhofft, ließ seine Stimme den Schwarzhaarigen erschrocken hochfahren. Nach einer kurzen Einschätzung der Situation schnipste Byakuya mit den Fingern, um den Kidō-Spruch aufzulösen und danach die Dienerin anzublicken. „Du wagst es, ohne Erlaubnis einzutreten?“
 

„Aber… aber, mein Herr. Es ist spät am Tag und…“
 

Während das Dienstmädchen vor sich hin stotterte, nutzte Renji die Gelegenheit, sich selbst mit seinem Shitage zu bedecken. Zum Glück musste er dafür nur die Seiten zuschlagen, denn seine Arme waren immer noch steif und das Kribbeln seiner eingeschlafenen Muskeln schmerzte bei der kleinsten Bewegung.
 

„Und nichts weiter.“, sagte Byakuya ruhig, doch der drohende Unterton war für Renji deutlich zu hören, wenn auch eventuell für das Mädchen nicht. Er setzte sich leicht auf und stütze sich auf einen Ellenbogen ab, während er über Renjis Körper hinweg das Dienstmädchen anstarrte. „Wenn ich Service möchte, rufe ich danach. Du bist in mein Schlafzimmer und meine Privatsphäre eingedrungen. Verschwinde. Sofort.“
 

Das arme Mädchen zitterte so sehr, dass Renji sicher war, dass sie gleich das Tablett fallen lassen würde. Außerdem wusste sie offensichtlich nicht, was sie nun tun sollte. Trotz Byakuyas Befehl.
 

Da Renji es zwischenzeitlich geschafft hatte, eine Seite des Shitage mit tauben Fingern zu verknoten, erhob er sich schnell vom Bett und stellte sich zwischen das Mädchen und Byakuyas Zorn. Er nahm ihr das Tablett mit einer Hand ab und steuerte sie mit der anderen Richtung Tür.
 

Als er sie an der Türschwelle hatte, lehnte er sich zu ihrem Ohr vor. „Ich werde es nicht zulassen, dass er dich feuert.“, sagte er leise. „Das ist offensichtlich nicht dein Fehler. Unten hat jemand Mist gebaut. Wenn du das, was du gesehen hast, für dich behalten kannst, sorge ich dafür, dass es die Person trifft, die das verbockt hat.“
 

„Oh! Vielen Dank, mein Herr.“
 

„Jetzt geh.“, sagte der Rothaarige und gab ihr einen sanften, ermutigenden Schubs. Als sie endlich davonstolperte, schloss er schnell die Tür. Er drehte sich herum und lehnte die Schultern gegen die Tür. „Nun ja, das war unangenehm.“
 

„Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mein Personal ist diskret.“
 

Renji nickte, als würde er zustimmen. Allerdings wusste er es besser. Im Gegensatz zu Byakuya verbrachte er einige Zeit mit dem Küchenpersonal des Kuchikianwesens. Sie waren furchtbare Tratschtanten. Und eine davon, Renji war sich sogar sicher wer, hat die Neue als Spion hochgeschickt, um zu erfahren, wen der Herr des Hauses im Bett seiner früheren Frau gehabt hatte.
 

Die Erkenntnis hatte ihn das Frühstück beschert. Alles war in doppelter Ausführung vorhanden. 2 Teeschalen, 2 Paar Essstäbchen und 2 Teller. Das Personal wusste, dass es einen Übernachtungsgast gab. Renji verdächtigte den Hausverwalter, der rücksichtslos genug schien, um einen Neuling zur Befriedigung seiner brennenden Neugierde zu opfern. Renji hatte schon länger die Vermutung, dass der Verwalter ihnen auf der Spur war und er schien auch genug Zeit zu haben, um hinter das Geheimnis zu kommen.
 

Auf der anderen Seite konnte es auch die Köchin sein. Sie hatte vielleicht nicht durchdacht, wie verärgert Byakuya dadurch sein könnte… Oder wen genau das Mädchen im Schlafzimmer vorfinden könnte. Wäre das Essen besonders ausgefallen, dann würde Renji wissen, dass es die Köchin war. Sie würde versuchen, den Gast zu beeindrucken, denn fälschlicherweise würde sie eine Frau vermuten. Entgegen des Verwalters hätte sie das Mädchen nicht böswilliger Weise hinaufgeschickt. Sie hätte vermutlich gedacht, dass Byakuya über den Fehler hinweg sah, da es sich hier um das neuste Mitglied des Personals handelte… Was zeigte, wie wenig die Köchin von ihren Herren verstand. In so vielen Ebenen.
 

Byakuyas Stimme durchschnitt seine Gedanken. „Riecht das Frühstück so schlecht oder denkst du über etwas nach?“
 

„Nachdenken.“, sagte Renji und ging mit dem Tablett durch den Raum. „Möchtest du im Bett essen oder…?“
 

„Bett ist gut.“
 

Das Bett war unordentlich und roch nach Männern und Sex. Aber Renji zuckte mit den Achseln. Er setzte sich ihm Schneidersitz ans Fußende und platzierte das Tablett zwischen den beiden. Neugierig hob er die Abdeckkörbe an.
 

Ah! Tamagoyaki! Süßliches, gerolltes Ei, das nach Reisessig, Zucker und Sake roch.
 

Allerdings wurde Renji dadurch ausgetrickst. Es schien einfallsreich genug, dass die Köchin die Übeltäterin sein könnte oder… der Verwalter könnte mit Renjis Vorlieben spielen, um ihm eventuell zu zeigen, dass er mit ihnen als Paar einverstanden sei.
 

Nein. Nicht sehr wahrscheinlich. Vermutlich dann doch die Köchin.
 

Renji legte ein paar der Eierrollen auf Byakuyas Tablett, während der Kommandant Tee ausschenkte. Der Rothaarige fand Rettich in einem der Körbe und teilte es ebenso unter ihnen auf.
 

„Du hättest es mit ihr zurückgehen lassen sollen.“, grübelte Byakuya mit einem Bissen Ei im Mund. „Sie glauben nun, dass sie uns weiterhin stören könnten.“
 

Renji schnaubte lachend und fragte sich, ob das Dienstmädchen sich jemals davon erholen würde, seinen, über das Bett des Hausherren ausgebreiteten, nackten und tätowierten Körper gesehen zu haben. Allerdings bezweifelte er, dass jemand, der nicht lebensmüde war, sie zu irgendeinem Zeitpunkt überraschen wollte. „Entschuldigen sie, Kommandant. Nächstes Mal. Wenn sie uns kein Tamagoyaki bringen.“
 

„Es ist auch besonders gut.“, sagte Byakuya, als wäre er davon selbst überrascht.
 

Nur, weil die Köchin glaubte, ich sei weiblich. Renji legte noch ein paar Rollen auf Byakuyas sich schnell leerenden Teller. Er war überrascht, dass Byakuya etwas Süßes förmlich verschlang. Eigentlich bevorzugte dieser ja schärfere Gerichte.
 

Der Morgen war strahlend und klar. Sonnenlicht strömte durch die offenen Fenster und brachte das Zwitschern der Mauersegler in der Traufe mit in den Raum hinein.
 

Renji trank seinen Tee und versuchte, nicht auf Byakuyas Kimono zu starren und dabei daran zu denken, was sie vielleicht 50 Minuten vorher getan hatten. Der Rothaarige begann zu realisieren, dass es einen Grund dafür gab, warum Byakuya immer so darauf versessen war, ihn so früh rauszuschmeißen. Besonders, da Byakuyas Haare ein einziges Durcheinander waren und er immer noch den Abdruck vom Saum von Renjis Shitage an der einen Seite seines Gesichts hatte, da er sich an den ihn gepresst hatte.
 

"Ich möchte dich wirklich gerne küssen.", sagte Renji.
 

"Oh?", murmelte Byakuya in seinen Tee. "Was hält dich auf?"
 

Vielleicht, weil du mich benutzt hast, wie eine Art lebendiges Sexspielzeug? Hast du mich dafür überhaupt gebraucht? Oder magst du es, mich dagegen ankämpfen zu sehen? "Nichts.", sagte er stattdessen.
 

Er lehnte sich über das Tablett, stützte sich mit einer Hand daneben ab und pflanzte einen langen, langsamen und süßen Kuss auf Byakuyas kühle, dünnen Lippen. Renji schwelgte im Geschmack von Tee und gezuckertem Ei. Seine Hand streckte sich aus, um einzelne Strähnen Byakuyas seidener Haare sanft hinter das Ohr zu streichen.
 

Wie immer würde es Renji bevorzugen, so bis alle Ewigkeit auszuharren. Den anderen kaum zu berühren, aber vollkommen eingehüllt vom Gefühl von Haut, Atem, Haare, Duft, Reiatsu... von allem von ihm. Doch dann hatte Renji vor Wochen entdeckt, dass trotz allem, er sich in diesen Mann verliebt hatte.
 

Renji zog sich zurück, um Byakuyas Reaktion zu sehen. Die Wimpern des Kommandanten hatten vielleicht etwas geflattert, aber er hatte weder seinen Kopf zurückgezogen, noch irgendein Geräusch von sich gegeben.
 

Warum nimmst du so viel und gibst so wenig?
 

Er ließ seine Fingerspitzen an der Seite von Byakuyas Gesicht verweilen, dort wo die Haut noch vom Schlaf und Renjis Untergewand verkrumpelt war.
 

Zumindest, dachte Renji mit einem traurigen Lachen, habe ich zumindest einen Abdruck hinterlassen.
 

Interessanterweise, von allem, was er gesagt oder getan hatte, war es Renjis tiefes Lachen, dass eine leichte Röte in Byakuyas Wangen trieb und ihn von der Berührung des Rothaarigen zurückziehen ließ. Renji blickte auf die, nun leere Hand, die immer noch zwischen ihnen in der Luft hing. Er sah, wie Byakuya schnell seine ausdruckslose Miene aufsetze und seinen Atem beruhigte.
 

"Ich mache dir Angst.", sagte Renji, als es ihn wie ein Blitz traf.
 

"Sei nicht lächerlich.", sagte Byakuya ernst, aber es war zu spät. Renji konnte die Wahrheit daran erkennen, wie der Kommandant nun steifer dort saß und sich selbst mit dem Tee beschäftigte. Und wie er seine Barriere wieder aufgebaut hatte.
 

"Ist es etwas wegen mir? Oder dem Dämon?", bestand Renji auf eine Antwort.
 

Byakuya atmete tief durch und faltete die Hände in seinem Schoß. Er saß im Schneidersitz, was er fast nie tat und schien das Bedürfnis zu haben, diese Anomalie mit einem Bettlaken zu bedecken.
 

"Weder noch. Manchmal... Wenn du mich berührst... Ich...", begann Byakuya und Renji beobachtete genau das Gesicht seines Gegenübers. Dort passierte etwas Eigenartiges. Es schien, als wäre er sich unsicher, als würde er nach etwas suchen. Ein Wort oder ein Gedanke. Er sah beinahe... angreifbar aus. Aber dann war es weg. Überlagert von einer leichten Verlagerung der Schultern und eines Heben des Kinns. "Es irritiert."
 

Renji runzelte die Stirn und kratzte sich die Koteletten. „Also... Darum magst du es nicht, wenn ich dich berühre? Es ist 'irritierend'?“
 

Byakuya verschob das Essen auf seinem Teller, bevor er antwortete. „Du hast die nervenaufreibende Fähigkeit, vieles von...“ Byakuya zögerte wieder und schien davon, was er ursprünglich sagen wollte, Abstand zu nehmen. „...sehr vieles mit einer einzigen Berührung zu übermitteln.“
 

Renji nickte und dachte, dass er es verstehen konnte. Vor längerer Zeit hatte Kommandant Kyōraku etwas gesagt, was ihm im Gedächtnis geblieben war. Es ging darum, dass Liebe eine aufreibende Emotion ist und wie sehr jemand wie Byakuya unter Umständen nicht fähig war, damit gut umzugehen, da er es nicht unter Kontrolle bringen konnte. Vielleicht war das, wovor Byakuya Angst hatte... sich zu verlieben.
 

Wenn das wahr war, war das Problem nicht ganz so übel.
 

"Ok.", sagte Renji mit einem akzeptierenden Schulterzucken. Er teilte die verbliebenden Tamagoyaki zwischen ihnen auf und suchte in den Körben nach weiteren, interessanten Köstlichkeiten. Als er nichts fand, schnaubte er. "Glaubst du, sie bringen uns Nachtisch?"
 

Byakuya blinzelte. "Du möchtest mehr Essen?"
 

"Ja. Bist du nicht auch noch hungrig?"
 

"Ich dachte wir würden...", Byakuya stoppte erneut und schüttelte dann ungläubig den Kopf. "Ja. Dessert wäre schön."

Family Matters

Byakuya nippte an seinem Tee, während er beobachtete, wie Renji aß. Renji Abarai war ein Mann, der keine halben Sachen machte. Er gab selbst beim Frühstück alles. Es schien Byakuya eine tiefgreifende Energieverschwendung zu sein und dennoch war es seltsamerweise fesselnd. Oder vielleicht eher störend.
 

Die Sonne stand bereits über dem See des Anwesens. Durch die geöffneten Fenster konnte Byakuya sehen, wie das Licht auf der glatten Oberfläche reflektiert wurde. Der Tag war bereits halb vorbei und er hatte noch gar nichts getan.
 

[style type="italic"]Nun ja[/style], dachte er mit einem kleinen, inneren Lächeln. [style type="italic"]Nicht exakt nichts, aber nichts Anständiges oder Nützliches.[/style]
 

Er erinnerte sich selbst daran, dass es nichts war, was dabei helfen würde, Rukia zu befreien. Auf dem See schwamm ein Schwarm Schneegänse. Bahnten sich gemütlich ihren Weg durch das seichte Gewässer. Eine lautstarke Reihe von Gänseküken war mit dabei, flankiert von beschützenden Gänsepärchen. Während Byakuya sie beobachtete, traf ihn das Schuldgefühl schmerzhaft. Was für ein älterer Bruder war er? Tiefer Scham grub sich durch seinen Magen bei der Erkenntnis, dass er sich von seinen eigenen, niederen Bedürfnissen hatte ablenken lassen, anstatt an seine Schwester zu denken.
 

Was war da an diesem Mann, der ihm Gegenüber auf dem Bett saß, halb über das Essen gebeugt, als würde er erwarten, dass es versuchen würde, zu fliehen? Dieser Mann, der nicht in der Lage war zu essen, ohne eine Vielzahl an ungehobelten und doch unterschwellig erotischen Geräusche von sich zu geben?
 

Sein Vizekommandant konnte man unmöglich nicht wahrnehmen. So viel war sicher. Selbst wenn Renjis Haare in diesem furchtbaren Pferdeschwanz gebunden waren, wurden Byakuyas Augen förmlich von der Farbe angezogen. Welche Farbnuance war es überhaupt? Natürlich irgendeine Art Rot, aber es war sowohl reichhaltig als auch wild und auffällig. Eine Farbe, bei der sich Byakuya sicher war, dass sie niemals in der Natur vorgekommen war, bis sie irgendwie auf diesem Mann hervorgekommen war.
 

Und dann waren noch all diese Tätowierungen… Als wäre der Körper des Anderen nicht ablenkend genug. Byakuya bewunderte, wie die mächtigen Muskeln des Unterarms bei jeder Bewegung arbeiteten, während sich Renji reichlich Nahrung in den Mund schaufelte.
 

Oh und wenn Byakuya zu lange auf diesen Mund schaute… würde sein Kopf auf sehr böse Gedanken kommen. Sehr beschäftigende und verwirrende Gedanken, von denen er sich aktuell nicht ablenken lassen durfte. Zumindest nicht mehr an dem heutigen Tag und am besten auch nicht, bis Rukia wieder frei war. Byakuya räusperte sich. „Sobald du fertig bist, haben wir Arbeit zu erledigen.“
 

Der Rothaarige legte die Essstäbchen auf die Seite und streckte sich. Lange und gebeugt und so… massiv. Er streckte die Arme so weit, bis Schultern und Rücken knacksten. „Richtig.“, sagte er und stand mit weiteren Knirschen und Knacksen auf. „Ich kümmer mich darum.“, sagte er und deutete auf das Tablett, welches die Reste des Frühstücks enthielt. „Dann treffe ich dich im Büro.“
 

Byakuya nickte zur Bestätigung, seine Augen folgten den Streifen auf Renjis Wade, während dieser die Reste seiner Kleidung zusammensuchte und das Tablett wieder aufnahm.
 

Ja, es war gut, dass Renji ging. Alles an ihm war einfach zu ablenkend.
 


 

Als der Vizekommandant angezogen das Zimmer verließ, klingelte Byakuya nach dem Verwalter des Anwesens. Als er gerade dabei war, seine Utensilien für das Badehaus zusammenzusuchen, klopfte jemand höflich an die Tür. „Herein.“, sagte der Schwarzhaarige, während er weiter nach einer anständigen Bürste suchte. „Ich brauche dich dafür, dass du mit dem Haushalt meiner Tante Masami alles Weitere arrangierst. Wir planen, sie diesen Nachmittag zum Tee einzuladen. Sehe zu, dass sie keine großen Forderungen stellen oder mit einem großen Gefolge aufkreuzen. Es muss diesen Nachmittag und so privat wie möglich sein. Verstanden?“
 

„Ja. Natürlich, mein Herr.“, sagte der Verwalter und händigte Byakuya genau die Bürste aus, die er gesucht hatte. Wie schafften es die Diener, den Inhalt seiner eigenen Kommode besser zu kennen, als er?
 

„Leere das Badehaus für mich.“, sagte Byakuya und stand auf. „Und stelle sicher, dass sich die Köchin an alle Vorlieben Masas erinnert. Oh und organisiere etwas – ein kleines Geschenk, welches sie sicher freut. Irgendein Haarschmuck oder so etwas. Und verpacke es schön. Sie liebt diese Art von Detail.“
 

„Wie sie wünschen, mein Herr.“
 


 

Natürlich kam die Dame Masami Kuchiki mit einem Schwarm Mädchen an. Byakuyas Tante wurde immer von schnatternden und aufgeregten Frauen umgeben. Zumindest stellte der Steward jede Einzelne vor, sodass Byakuya ein wenig Hoffnung hatte, sich an ihre Namen, Titel und Verbindungen zu erinnern.
 

Lady Kuchiki war in einem Strudel von goldener Seide gekleidet, welche mit weißen, tanzenden Kranichen und blutroten Chrysanthemen-Blüten gemustert war. Der Obi hatte die Farbe von poliertem Kupfer und passte zum bernsteinfarbenen Schmuck, welcher in ihren silber-weißen Haaren gesteckt war. Byakuya beugte den Kopf leicht und nahm die Hand, die sie ihn anbot. „Meine Tante.“, sagte er.
 

„Ich hoffe sehr, Byakuya-chan, dass du eines Tages die Bedeutung von angemessenen Manieren erkennst. Ich beschuldige den ungünstigen Zeitpunkt des Todes deiner Mutter und die Tatsache, dass du von groben, unkultivierten Männern des Militärs aufgezogen wurdest. Dein Vater und Großvater haben es versäumt, dir selbst die einfachsten Dinge beizubringen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwer es für mich war, einen solch kurzfristigen Besuch zu arrangieren?“
 

Byakuya spürte bereits den Kopfschmerz, der sich hinter seinen Augen ausbreitete. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, meine Dame. Ich hoffe, dass ich die Chance erhalte, mich zu erklären, damit du die Zweckmäßigkeit des Besuches schätzt.“
 

Natürlich konnte man so keine schnelle Teezeit einlegen. Jeder musste sich setzen und bedient werden. Viel zu viele nervende und nichtige Nettigkeiten mussten ausgetauscht werden. Man musste sich höflich nach Freunden und Familie erkundigen. Die Mädchen mussten angemessen bewundert werden.
 

Und dann musste er auch noch die kleinen Sticheleien ertragen.
 

„Du könntest zumindest einmal etwas anderes tragen, als diese fürchterliche Uniform.“, seufzte Masami. „Sie passt nicht wirklich zu deinem Teint, mein Liebling.“
 

„Ich werde deine Bedenken beim Generalkommandanten in der nächsten Kommandantensitzung vortragen, in Ordnung?“, sagte Byakuya und schaffte es nicht, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu verbannen. „Vielleicht hat er Mitleid, mit uns Hellhäutigen und gestaltet den Haori entsprechend neu.“
 

„Zumindest ist es dir erlaubt, den Kenseikan zu tragen.“, sagte sie und ignorierte dabei seine Anspielung.
 

„Ja, zumindest das.“, stimmte er trocken hinzu und fragte sich, was sie sich sonst noch wünschen könnte. Vielleicht eine Krone? In Byakuyas Augen war bereits der Kenseikan zu viel. Wenn er nicht die Funktion hätte, seine Haare aus den Augen zu halten, hätte er das Erbstück wahrscheinlich bereits auf dem Anwesen gelassen. Es symbolisierte vielleicht seinen Rang, aber als geeignete Ausrüstung für das Schlachtfeld war es wohl kaum geeignet.
 

Die Tante hob missbilligend eine Augenbraue. "Also dann. Dann kannst du auch gleich zum Punkt kommen. Was ist deine lächerliche Ausrede, wofür du dieses Treffen tatsächlich arrangiert hast? Du lädst mich niemals in dein Anwesen ein, wenn du nicht irgendetwas möchtest, Kind. Was ist es?"
 

Byakuya biss die Zähne zusammen, da er genau wusste, wie sie reagieren würde. "Ich muss dich um einen Gefallen bitten."
 

"Oh, wirklich?", schnurrte sie. "Schon wieder... und so bald schon. Ist er genauso lästig, wie die letzten beiden? Hast du einen neuen Streuner gefunden, der adoptiert werden möchte? Vielleicht möchtest du diesen bestalischen Vizekommandant auch zu einem Kuchiki machen? Oder soll die Familie einfach einer offenen Einladung an alle Straßenköter aus Inuzuri aussprechen?"
 

Byakuya konnte nicht verhindern, dass sich seine Hände auf seinen Knien zu Fäusten ballte. Sein Blick glitten zornig nach oben. Das würde nicht einfach werden. Er musste die Beleidigungen irgendwie ignorieren, die grausamen Worte schnitten tief in sein Herz. Er spürte einen schmerzhaften Stich in seiner Liebe, seinem Stolz und seiner Freude. "Du pflegst immer noch Kontakte zur kaiserlichen Familie, richtig?"
 

"Natürlich.", rümpfte sie die Nase. "Das würdest du auch, wenn du dich nicht konsequent gegen eine Heirat sperren würdest."
 

Er ignorierte sie. Sie war von diesem einen Thema wohl regelrecht besessen. “Ich muss den Beschluss von Central 46 übergehen. Eine kaiserliche Begnadigung setzt Rukias Hinrichtung außer Kraft."
 

"Du erwartest, dass ich einen Gefallen beim Kaiser für diese Schlampe einlöse?"
 

Byakuyas Körper bebte unter der Anstrengung, seiner Tante nicht ins Gesicht zu schlagen. Er musste seinen Blick in seinen Schoß lenken, damit sie nicht sehen konnte, wie sehr er durch ihre Worte verletzt worden war. Nach einem tiefen Atemzug war seine Ton ebenmäßig. "Unabhängig von deiner Meinung, Rukia ist meine Schwester und eine Kuchiki."
 

"Schwester?", Tante Masamis sonst so kontrollierte Stimme war fast ein Kreischen. "Ich weiß genau, was sie ist, Junge. Wen sie ersetzt. Es ist kein Wunder, dass du keine Heirat in Erwägung ziehst, wenn du diese Klon-Kopie so nah ein deiner Seite behältst. Es ist ekelerregend, was du getan hast und wir waren Narren, die Kuppler für dein lasterhaftes Leben zu spielen!"
 

Byakuya stand blitzschnell auf und riss damit das Teeservice zu Boden. "Genug!" Trotz seiner Anstrengungen wirbelte eine Welle Reiatsu um seine Füße. Die anwesenden Mädchen kreischten beim plötzlichen und starken Anstieg des spirituellen Drucks. Er benötigte einen langen Augenblick, um sich zu beruhigen. Dann drehte er sich um. "Ich vertraue darauf, dass du den Ausgang selbst findest, meine Tante. Falls nicht, werde ich eine Eskorte bereitstellen."
 


 

"Ich vermute, es ist so gut gelaufen, wie es zu vermuten war, mein Herr?", sagte der Verwalter, als er sich bückte, um einige Gegenstände aufzuheben, die Byakuya in einen ungewohnten Anfall von Tobsucht durch das Herrenzimmer geschmissen hatte. Er hatte mit 15 Jahren das letzte Mal so viele Antiquitäten zerstört. Zumindest hatte er die Weitsicht, die hässlichen Sachen zu zerstören.
 

Byakuya presste sich eine kalte Kompresse gegen den schmerzenden Kopf, während er ausgestreckt auf einer Bank lag. "Haben wir irgendwelche Kontakte zur kaiserlichen Familie?"
 

"Ich befürchte, die Einschätzung von Frau Kuchiki war korrekt, mein Herr. Hätten sie zumindest einen dieser Briefe eurer zahlreichen Bewunderer am Hofe beantwortet, hätten sie vielleicht eine direkte Verbindung."
 

"Ich vermute, ich könnte noch eine öffentliche Bitte verfassen.", seufzte er.
 

"Ja. So viel ich gehört habe, ist euer Auftreten auf dem diesjährigen Hanami sehr gut verlaufen. Offensichtlich haben einige Familien ihr häufiges Erscheinen sehr geschätzt. Lediglich ihre Wahl der Begleitung war etwas ungeschickt."
 

Immer kam man darauf zurück. Gott, wie er diese Politik der Oberschicht hasste. Er weigerte sich schlichtweg zu bereuen, Renji zu dem Kirschblütenfest mitgenommen zu haben. Es wäre absolut unerträglich ohne ihn gewesen.
 

"Also gut.", sagte er. "Schau, was du tun kannst, um mir eine kaiserliche Audienz zu beschaffen."
 


 

Byakuya hatte gehofft, während des Tages auf Renji zu treffen, doch dieser hatte wohl andere Pläne. Er wusste, dass sein Vizekommandant im Büro gewesen war, da ein feinsäuberlich gestapelter Turm Formulare auf seinem Schreibtisch auf seine Unterschrift wartete. Entgegengesetzt was andere vielleicht aufgrund seines Äußeren vermuten würden, war Renji bei weitem der kompetenteste Vizekommandant, den Byakuya jemals gehabt hatte. So viel besser als diesen lächerlich ehrgeizlosen und unmotivierten Ginjirō Shirogane, der sich vielmehr um seine Verpflichtungen außerhalb der Einheit gekümmert hatte.
 

Nicht, dass Byakuya ihm es vorwerfen konnte, dass bei Ginjirō die Familie an erster Stelle stand. Das war der einzige Grund gewesen, warum er dafür gesorgt hatte, dass er ehrenhaft ausgemustert wurde, ohne einen Eintrag in seiner Akte. Er hätte es nicht erlaubt, dass sein Vizekommandant wie ein Deserteur behandelt wird und aus der Seireitei gejagt worden wäre. Nur weil er die Bürde trug, sich alleine um seine Tochter kümmern zu müssen.
 

Er hatte Ginjirō diesbezüglich lange gedeckt, doch war Byakuya dankbar gewesen, dass Renji so schnell die Angelegenheiten der Division hatte alleine regeln können. Das war damals der einzige Grund seines Zögerns gewesen, Renji zum Vizekommandanten zu ernennen. Er hatte wirkliche Bedenken gehabt, dass ein 6. Sitz, besonders von der 11. Einheit, überhaupt die Möglichkeit hatte, die komplexe und auch, ehrlich gesagt, ermüdende Arbeit zu übernehmen, eine Einheit zu führen und am Laufen zu halten. Aber vom ersten Tag an hatte Renji den Job übernommen, als wäre er dafür geboren. Von allen Fähigkeiten, die er mitgebracht hatte, war diese die Willkommenste. Und Beeindruckendste.
 

Byakuya hatte erwartet, dass Renji ein hervorragender Kämpfer war. Es war einfach nicht möglich, dass er solch einen Fortschritt in der 11. Division verzeichnen konnte, wenn er in einem Kampf nicht seinem eigenen Mann stehen konnte. Trotz seines groben Äußeren mochten ihn die meisten Leute. Seine warmherzige Großzügigkeit war unter den Bewohnern der Seireitei bekannt und Renji hatte weit mehr als die notwendigen Empfehlungen und Referenzen angehäuft. Dass sich die Moral in der 6. Einheit unter ihm verbessert hatte, war, dank seiner ungestümen Art und der Tatsache, dass er niemanden bevorzugte, nicht wirklich überraschend.
 

Das Einzige, was Byakuya nicht erwartet hatte, war Renjis Bereitschaft, die manchmal Migräne auslösende Bürokratie der 13 Hofgarden mit derselben unerschütterlichen Leidenschaft anzugehen, die er auch bei allem anderen an den Tag legte. Es hatte nur ein paar Tage und einige Fragen über die Präferenzen der 6. Einheit gedauert, bis Byakuya einer Ordnung in seiner Division vorgefunden hatte, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Niemals war etwas überfällig oder falsch abgeheftet. Er war wirklich extrem erstaunlich.
 

Renji verwendete sogar einige Mühen darauf, sicherzustellen, dass die Dinge so erledigt wurden, wie Byakuya es mochte. Seine Papierarbeit, zum Beispiel. Immer genau dort, wo Byakuya diese sehen wollte. Direkt rechts neben dem Tintenfässchen, nach Wichtigkeit sortiert.
 

Es war so einfach, mit seinem Vizekommandanten zu arbeiten, dass Byakuya es oft als Schande empfand, dass Renji so offenkundig ehrgeizig war. Er würde ihn schon bald an eine offene Kommandantenstelle verlieren. Es gab keinen Zweifel, dass es nur eine Frage der Zeit war. Der Mann hörte niemals auf zu trainieren, drängte und griff danach… Und so nah, wie er seinem seltsam gesprächigen Zanpakutō stand, konnte sein Bankai nicht weit weg sein.
 

Byakuya runzelte die Stirn, als er zum letzten Formular kam, dass seine Aufmerksamkeit benötigte. Es war eine offizielle Anforderung eines Wärters der 4. Einheit, welcher sich um Rukias Betreuung im Wachhaus kümmern sollte. Natürlich hatte Renji daran gedacht, sich um sie zu kümmern. Dennoch zögerte Byakuya. Kein anderer Häftling würde eine solch spezielle Behandlung erhalten. Würde es als Vetternwirtschaft oder Bevorzugung gelten?
 

Aber am Ende könnte es das Einzige sein, was ich für sie tun kann. Zumindest ihre letzten Tage angenehm gestalten.
 

Mit diesem Gedanken unterschrieb Byakuya das Formular und legte es in Renjis Ablage.
 

Der Verwalter zuckte zusammen, als er die Nachricht des kaiserlichen Palastes beim Abendessen überreichte. „Es tut mir furchtbar leid, mein Herr. Sie wurden abgewiesen.“
 

Byakuya nahm das Papier an sich und überflog die Wörter, doch nahm sie kaum zur Kenntnis. Seine Brauen zogen sich wütend zusammen. „Was? Bin ich nicht das Oberhaupt eines der 4 größten Adelshäuser? Wie kann mir eine Audienz verwehrt bleiben?“
 

Der Verwalter räusperte sich und verbeugte sich tief. „Ich vermute, das kommt immer noch von ihrer Anfrage, eine Bürgerliche zur Adligen zu erheben.“
 

„Das ist ein halbes Jahrhundert her und sie war meine Ehefrau! Unter keinen Umständen sollte sie sich vor irgendwem verbeugen müssen, vor allem nicht vor dem Personal, im Privaten in unserem zu Hause.“
 

„Verständlich, mein Herr.“, sagte der Verwalter, sein Kopf war immer noch fast auf seine Knie gepresst. „Dennoch ist es so etwas, wobei man Federn lässt.“
 

„Wie können sie das immer noch gegen mich verwenden? Sie haben es erst nach ihrem Tod bewilligt.“, Byakuya seufzte laut und erlaubte sich die Genugtuung, dass kaiserliche Siegel in seiner Faust zu zerstören. „Verdammt seien sie alle.“, sagte er leise.
 

„Durchaus, mein Herr.“
 

Byakuya stand auf und gab den Brief seinem Verwalter zurück. „Ich gehe nach draußen. Ich brauche… Da gibt es Dinge, die meine Aufmerksamkeit in der Division erfordern.“
 

„Ah, ja. Natürlich.“, sagte der Verwalter wissend. „Euer Quartier in ihrer Einheit wurde… ähm, neu möbliert, sollten sie den Wunsch haben, den Abend dort zu verbringen, mein Herr.“
 

Byakuya schaute seinen Angestellten einen Augenblick an und versuchte zu ergründen, wie viel er von seiner Beziehung zu Renji erahnte. Er entschied sich, dass er es nicht wissen wollte. Er verließ das Zimmer ohne eine weitere Antwort.

The Hounds of War

Renji folgte seinem Instinkt, um durch das Labyrinth aus Treppen und Gängen für die Diener, zur Küche des Anwesens zu gelangen. Er winkte dem Mädchen kurz zu, die abspülte und stellte ihr mit einem entschuldigenden Lächeln das Frühstückstablett hin. Zum Glück hatte sie noch einige Dinge zum Abwaschen, dennoch bekam er ein „Hey, was denkst du eigentlich, wer du bist?“
 

„‘Tschuldige.“, sagte er. „Kommt von oben.“
 

„Oben? Und du bringst es hier her?“, sie lächelte ihn lasziv an. „So, so.“
 

Er antwortete mit einem leichten Schulterzucken. Was sollte er auch schon sagen? Es war ja nicht so, als wäre er hinunter gekommen, um alles abzustreiten. Er wollte sich erst einmal einen Überblick verschaffen, bevor er irgendein Gerücht bestätigte oder leugnete.
 

Sein Blick fiel auf die Person, weswegen er überhaupt hier war. Die Köchin. Ihr Name war Miki und sie trotzte dem Klischee eines Kochs, da sie jung und schlank war. Ohne irgendwelche Kurven missen zu lassen. Denn diese waren alle genau an den richtigen Stellen, soweit es Renji beurteilen konnte. Ihre Haare waren ein Haufen hellblonder Locken und sie versuchte sie stets mit Zöpfen unter Kontrolle zu bringen. Aber immer wieder glitten Strähnen hinaus und ringelten sich in alle Himmelsrichtungen. Renji fand sie wirklich umwerfend. Aber ihre Schönheit war nicht alles, was ihm an ihr gefiel. Renji mochte noch mehr, dass sie das Kommando in der Küche mit scharfer Zunge und eiserner Hand übernahm, wenn es notwendig war. Er hatte vor einer Weile damit angefangen, mit Miki zu flirten, um an Reste aus der Küche zu kommen. Aber das war nie einfach.
 

Miki hatte ihn noch nicht gesehen. Sie war über einen Holztisch gebeugt und bereitete das Gemüse vor. Renji schlenderte zu ihr hinüber, stellte sich hinter sie und nahm ihr behutsam das Küchenmesser aus der Hand.
 

„Oh! Renji!“, kicherte sie und duckte sich unter seinem Arm hindurch, um ihm Platz zu machen, damit er das Gemüse weiterschneiden konnte. „Du hast mich überrascht! Ich hab die Tür gar nicht gehört.“
 

„Das kommt daher, dass er von oben kam.“, sagte die Abwascherin und betonte das vorletzte Wort übermäßig.
 

Miki blickte sie finster an. „Was willst du damit andeuten, Suzume? Weißt du denn überhaupt nichts? Renji ist der Vizekommandant des Hausherren.“
 

Renji hob leicht die Augenbraue, während er sich über die Möhren beugte um diese für Miki zu schneiden. Vielleicht musste er gar nicht so viel Schadensbegrenzung betreiben. Miki lehnte sich nach vorne und stubste seinen Arm leicht mit ihrer Schulter an. „Also… weißt du, wer unser Übernachtungsgast war?“
 

Er öffnete gerade den Mund, um so zu tun, als wisse er von nichts, als die kleine Dienerin reingerauscht kam. Ihr Gesicht war noch nach der Begegnung ein Stockwerk höher errötet. „Oh, Mädels! Ihr werdet nie erwarten, was ich eben gesehen habe!“, begann sie, als sie Renji erkannte. „Ah! Du! Wie bist du so schnell hier runter gekommen?“, quietschte sie erschrocken.
 

Renji steckte das Messer in das weiche Holz der Schneidunterlage und zeigte mit seinem Finger auf sie. „Und wie kommst es, dass du deinen Schnabel so weit aufreißt, wenn ich dir gesagt habe, dass du es für dich behalten sollst? Magst du deinen Job? Vielleicht freust du dich auch darauf, dahin zurückzukehren, woher du gekommen bist?“
 

„Oh, das kann sie nicht, Renji.“, schritt die Köchin ein. Miki klammerte sich mit einer Verzweiflung an Renjis Arm, die der Rothaarige nur allzu gut kannte. „Ihre Familie… Sie sind auf das Gehalt angewiesen, dass sie ihnen zusendet.“
 

Renji nickte mit ernstgemeintem Mitleid. Dann schüttelte er Mikis Umklammerung ab. „Genau.“, schnaubte er mit einem eindeutigen Blick auf das Mädchen, die nun wie Espenlaub zitterte. „Das ist auch der Grund, warum niemand von uns über den nächtlichen Besucher spricht, nicht wahr?“
 

Das mehrstimmige ‘Ja, Herr‘ wäre vermutlich enthusiastischer ausgefallen, wenn er wirklich was in der Küche zu sagen hätte. Ihm wurde ebenso klar, dass seine harsche Reaktion schnell auf ihn zurückfallen könnte und mehr Tratschereien verursachen konnte.
 

Er atmete tief ein und fing wieder an, die Karotten zu bearbeiten. „Hört zu, mir ist das alles wirklich scheiß egal, aber ihr kennt ihn, richtig?“, er blickte die Treppe nach oben verzweifelt an und schüttelte den Kopf. „Wir könnten alle unseren Job verlieren.“
 

Glücklicherweise wurden weitere Diskussionen zu diesem Thema im Vorhinein unterbunden, da ein atemloser Verwalter die Küche betrat. „Der Herr hat zum formalen Tee eingeladen. Wir werden die Dame Masami Kuchiki empfangen.“, kündigte er mit schriller Stimme an.
 

In der Küche brach Hektik aus. Zufrieden, dass die Frauen nun zu beschäftigt waren, um zu tratschen, ging Renji Richtung Hinterausgang. Dabei wich er mehrfach hektischen Dienstleuten aus.
 


 

Als Renji zurück in der Division war, war er etwas darüber enttäuscht, dass es nicht mehr Arbeit zu erledigen gab. Er wünschte sich wirklich einen großen Haufen, todlangweiligen Papierkram, damit er sich fühlte, als habe er etwas erledigt. Aber das, was dort auf seinem Schreibtisch lag, hielt ihn höchstens eine halbe Stunde auf. Der 3. Offizier hatte bereits das Training auf dem Hof begonnen. Also war Renji auch nicht die Möglichkeit vergönnt, seine Einheit rumzuscheuchen. Er vermutete, dass er auch einfach den Jungen zur Seite schubsen und das Training übernehmen konnte, aber es war gut zu sehen, dass er auch mal ein wenig Initiative zeigte. Daher ließ ihn Renji gewähren.
 

Es war bereits zu spät am Tag, um ins Badehaus zu gehen, aber Renji brauchte wirklich dringend ein Bad. So sammelte er seine Sachen zusammen und ging zum Badehaus, dass von der 11. Einheit in Anspruch genommen wurde. Es war einfach wesentlich billiger, auch wenn es um diese Zeit vermutlich überfüllt war.
 

Als Renji dem Angestellten des Badehauses, der tatsächlich ein wenig beunruhigt aussah, den gewünschten Betrag zahlte, wusste er bereits, dass das Badehaus aus allen Nähten platzte. Die geballte Ansammlung von Reiatsu ließ keinen Trugschluss zu.
 

Kenpachi Zaraki war unter normalen Umständen schon ein kraftvoller und furchteinflößender Mann. Aber nackt war er absolut schreckenserregend.
 

„Abarai?“, brüllte der Kommandant, als Renji ins Wasser glitt. „Was zum Henker, Junge? Warum mischst du dich unters gemeine Volk, wenn ihr eure eigene verdammte heiße Quelle habt?“
 

Zumindest bestand Zarakis Frisur ausnahmsweise nicht aus diesen bizarren, mit Glöckchen gespickten, Stacheln. Nass hing das glatte, schwarze Haar wie ein zerlumpter Vorhang im narbigen Gesicht. Das machte sein Aussehen ein wenig sanfter, doch mit der Augenklappe sah er immer noch aus wie eine Art verrückter Dämonen-Pirat.
 

Die anderen drehten sich ebenfalls herum und blickten Renji irritiert an. Natürlich waren auch Ikkaku und Yumichika anwesend. Manchmal fragte sich Renji, ob Zaraki aufs Scheißhaus gehen konnte, ohne dass die beiden ihm folgten.
 

Um die Frage des Kommandanten zu beantworten, deutete Renji auf seine Brust. „Denken sie, ich bekomme irgendwelche Sonderrechte, Kommandant? Es sind keine Tätowierungen erlaubt.“
 

„Ernsthaft? Du bist der Vizekommandant, oder nicht? Man könnte meinen, dass er für seinen Vize eine Ausnahme macht… Was für ein Korinthenscheißer.“, murmelte der Kommandant und drückte wie beiläufig den Kopf eines Streithahns unter Wasser. Renji zählte leise und hoffte, er würde den Krawallmacher wieder loslassen, bevor dieser ertrank. Es war knapp. „Wenn wir schon über den blassen Drecksack sprechen. Hast du schon was erreicht?“
 

Renji war gerade dabei, einen Ellbogen auszuweichen, aber Zarakis Frage ließ ihn in der Bewegung innehalten, sodass der Ellbogen gegen seinen Kiefer krachte. „Hurensohn!“
 

Zaraki wartete geduldig, während Renji einen oder zwei Vergeltungsschläge platzierte. „Ich wette nicht.“, mutmaßte der Kommandant. „Wahrscheinlich ist die Lage drüben ziemlich angespannt. Was ist mit der kleinen Schwester im Knast?“
 

Renji hatte den Übeltäter in den Schwitzkasten genommen, stoppte aber kurz, um zu antworten. „Der Kommandant kümmert sich drum. Wie es vom Anwesen aus heißt, zieht er gerade alle Register.“
 

Zaraki grunzte. „Viel Glück damit. Diese aufgeblasenen Arschgesichter werden einen Teufel tun, um Kuchikis Schlampe aus dem Knast zu retten. Das ist ihre Chance, sie loszuwerden und ihren noblen Namen wieder reinzuwaschen.“
 

Plötzlich konnte Renji nicht mehr atmen. Die Worte des Kommandanten hatten ihm die Luft genommen. Er ließ den Rüpel aus seinem Griff gleiten.
 

Er hatte selbst nicht realisiert, dass er sich aus dem Wasser erhoben hatte und zur Tür lief, bis Zaraki ihm hinterherrief. „Wo läufst du plötzlich hin, Junge?“
 

Das Einzige, was den Weg über seine Lippen fand, war ein abwesendes, verzweifeltes „Rukia…“
 

Kurze Zeit später lehnte er gegen die Gitterstäbe der Zelle und wünschte sich, dass Rukia ein kleines bisschen weniger wie ihr Bruder wäre. All dieses stoische-gegen-die-Wand-starren und ihm den Rücken zudrehen, machte ihn verrückt. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob sie in den letzten 2 Tagen von ihrem Stuhl aufgestanden war. „Ernsthaft“, sagte er. „Du musst etwas essen. Ansonsten vegetierst du hier vor dich hin und stirbst. Dann verpasst du deine eigene, verdammte Hinrichtung.“
 

Selbst darauf gab sie keine Antwort, was wirklich seltsam war. Renji machte sich gedanklich eine Notiz, jemand von der 4. Einheit anzufordern, damit er ein Auge auf zu behalten konnte.
 

„Ok.“, seufzte er. „Lass uns über was anderes reden. Ich habe gehört, dass dein Bruder heute Tante Masami unterhält.“
 

Das machte sie neugierig. Sie drehte den Kopf herum, ihre violetten Augen waren weit aufgerissen. „Tante Masa? Ist Byakuya verrückt geworden? Warum würde er so etwas tun? Sie ist der personifizierte Schrecken!“
 

Renji gluckste vor sich hin, als er sich an sein eigenes Aufeinandertreffen mit der legendären Frau Lady Kuchiki erinnerte. „Ich weiß, ja? Wie auch immer, ich kann mir nur vorstellen, dass er versucht, deine Familie um dich zusammenzuziehen.“
 

Sie machte ein schnaufendes Geräusch und drehte sich entmutigt zur Wand um. „Das ist die Tat eines Narren. Sie hassen mich.“
 

„Na und? Du bist einer von ihnen, nicht wahr? Ich dachte, ihr Kuchikis besteht nur aus Bindungen und Pflichten der Familie gegenüber.“
 

Rukia war für eine lange Zeit still. Dann sagte sie etwas, was eine imaginäre kalte Hand um sein Herz schließen ließ. „Da gibt es keine Möglichkeit, dass du das verstehst, Renji. Sie sind nicht wie wir. Sie haben nicht die Art von Loyalität, die wir als Familie angesehen haben. Für diese Leute bedeutet Familie etwas vollkommen anderes. Das Einzige, was für sie zählt, ist Abstammung. Für sie war ich niemals eine Kuchiki, weil ich nicht so geboren wurde.“
 

Die wir als Familie angesehen haben? Trotz der Distanz zwischen ihnen, dachte Renji immer noch von Rukia als seine Schwester. Seine einzige Familie.
 

Renji steckte seinen Kopf, so weit wie möglich, durch die Gitterstäbe. „Ich sage immer noch, dass das kein Grund ist. Du trägst ihren Namen, Rukia. Für sie gibt es nichts Wichtigeres, als diesen sauber zu halten. Sie werden es nicht zulassen, dass du hingerichtet wirst und damit ihr schöner, verschissener Name befleckt wird.
 

„Das ist ein schöner Traum.“, sagte sie mit dumpfer Stimme. „Zu schade, dass es nur Fantasie ist.“
 

Renji runzelte die Stirn, es brach ihm das Herz, den Schmerz in ihrer Stimme zu hören. Dann drehte er ihr den Rücken zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wann bist du so pessimistisch geworden?“, grunzte er.
 

„Wann bist du zum loyalen Schoßhund der Kuchikis geworden?“
 

„Hey!“, er drehte sich schnell herum und griff durch die Gitterstäbe, als könnte er sie mit seinen Händen erreichen. „Komm hierher und sag mir das noch einmal ins Gesicht!“
 

Sie drehte sich herum und streckte ihm die Zunge heraus. Dann wackelte sie mit ihren Händen hinter den Ohren. „Wuff! Wuff! ‚Geh und schnapp dir Rukia, Renji! Guter Junge!‘“
 

Ok. Das tat weh.
 

Und nebenbei war es viel zu nah an dem, wonach ihn Byakuya gefragt hatte.
 

„Leck mich am Arsch!“, schnaubte er. Während er sich umdrehte und mit langen Schritten den Gang entlang lief, rief er „Gut gemacht. Jetzt freu ich mich schon fast darauf, dich hängen zu sehen, Mädchen.“
 


 

Das war natürlich eine Lüge. Vom Gespräch mit Rukia noch vollständig aus der Bahn geworfen, wütete Renji durch die Division. Er fühlte sich erst besser, als er mit Zabimaru eine ganze Reihe Gegner den Allerwertesten aufgerissen hatte. Doch auch danach vibrierte Zabimaru noch vor Energie und seinen Geheul hallte in seinem Kopf wie in einem Fiebertraum wider. Während er schwer atmend in der Mitte des Trainingsplatzes stand, spürte Renji es. Sie standen an der Schwelle zu etwas Großem. Er konnte es fast sehen, wie ein Schatten in der Ferne....
 

Bankai.
 

Das war nicht gut. Warum sollte gerade jetzt Bankai kommen. Es gab keinen Gegner zum Bekämpfen. Nichts, indem er seine Zähne verbeißen konnte. Zu doof, dass sein Kommandant den orangehaarigen Taugenichts zum Verbluten in den Straßen der Welt der Lebenden zurückgelassen hatte. Es wäre nett, eine Revanche gegen so jemanden zu haben.
 

Zabimaru knurrte hungrig.
 

Vertrautes und kraftvolles Reiatsu betrat das Gelände durch die schweren Tore und Renji drehte sich schnell um. Zabimaru leicht gehoben, als würde er den Neuankömmling herausfordern wollen.
 

Byakuya blickte ihn kurz in die Augen. Dann ließ er den Blick über den Trainingsplatz gleiten und erblickte dabei besiegte und erschöpfte Körper, die verstreut lagen. „Du erinnerst dich, dass es gegen die Regeln in Friedenszeiten ist, deine Untergebenen zu töten. Nicht wahr, Renji?“, fragte der Schwarzhaarige trocken, doch ein Hauch Humor lag in seiner Stimme. „Es wäre hilfreich, wenn nicht jeder meiner Soldaten im Krankenhaus landet.“
 

„Entschuldigen sie, Kommandant.“, sagte Renji, doch Zabimaru fauchte und zischte weiterhin.
 

Byakuya stand einen langen Moment still. „Und dennoch bist du weit davon entfernt, befriedigt zu sein.“
 

Ja, zischte Zabimaru gierig.
 

Die andere Stimme beendete den Satz, kämpfe gegen uns!
 

Doch stattdessen drehte sich Byakuya um. „Sobald du das erledigt hast, treffe mich in meinem Büro.“
 


 

Nicht viel später hatte es Renji geschafft, über seine Unruhe Herr zu werden. Als Zabimaru schlussendlich eingewilligt hatte, aus dem Shikai zurückzuwechseln, machte er sich auf den Weg zu Byakuyas Büro.
 

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Anschließend schlüpfte er aus seinen Waraji, als die Tür aufgeschoben wurde. Byakuya blockierte den Eingang und schien ihn für eine Weile kritisch zu mustern. „Besser?“, fragte er und trat zur Seite.
 

„Ich glaube.“, antwortete der Rothaarige und ließ seine verspannten Schultern kreisen. Aber er war froh, als er sah, dass der kleine Tisch bereits mit Nachtisch gedeckt war. Er durchschritt den Raum und setzte sich hin.
 

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, kam Byakuya zu ihm hinüber. „Was hat dich dieses Mal in diesen Zustand versetzt?“
 

Was ist immer Schuld daran? Du und deine verdammte Familie. Doch Renji behielt den Gedanken für sich und schnaubte unverbindlich. Er hob die Abdeckung an und sein finsterer Blick verdüsterte sich noch einmal. Er sah eine Vielfalt von Namagashi. Extravagante Süßigkeiten, die man beim Tee aß.
 

"Scheiße.", entfuhr es dem Rothaarigen und er legte den Deckel deprimiert auf das Körbchen. Er hatte sich noch nicht einmal etwas herausgenommen, auch wenn er den Geruch von Bohnenpaste wahrgenommen hatte. Sein Magen hatte sich bei diesem Anblick zusammengezogen und er war nicht mehr hungrig. "Ich nehme an, dass es mit deiner Tante nicht gut gelaufen ist."
 

"Wie du siehst, haben wir es noch nicht einmal zum Nachtisch geschafft."
 

"Rukia wird sterben, nicht wahr?"
 

"Es wird immer wahrscheinlicher."
 

Renji hob seinen Blick und versuchte, etwas aus Byakuyas ausdruckslosem Gesicht herauszulesen. "Aber das wirst du nicht zulassen, richtig?"
 

"Mir gehen die legalen Wege aus."
 

"Und was ist mit den Illigalen?"
 

"Gerede über Hochverrat wird nicht toleriert, Vizekommandant."
 

Renji schnaubte. Seine Finger griffen so fest in sein Hakama, dass seine Knöchel weiß wurden. Aber nur so konnte er sich davon abhalten, über den Tisch zu greifen, um seinen Kommandanten zu würgen. Ihre Blicke kreuzten sich.
 

"Du hast scheinbar nicht die vollständige Kontrolle über dich selbst, Renji.", sagte Byakuya. "Geh, bevor ich gezwungen bin, dich hinter Schloss und Riegel zu bringen."
 

Renji sprang, mit der Hand am Griff seiner Waffe, auf. "Fordere dein verschissenes Glück heraus."
 

Byakuya stand langsam auf und der Rothaarige spürte, wie sich mit ihm die Wucht seines Reiatsus bewusst langsam verstärkte. Er wollte Renji demonstrieren, wie einfach es für ihn werden würde. "Du hast noch eine Chance. Verschwinde oder ich werde dich hinauswerfen."
 

In Renjis Ohren erklang das Kreischen eines wilden Pavians, doch er war sich nicht vollkommen sicher, ob nicht er dieses Geräusch gemacht hatte. Dennoch drehte er sich herum und stürmte aus dem Büro.

The Illusion of Control

Bei dem Lärm, den die Tür erzeugte, als sie zurück gegen den Rahmen geknallt wurde, erschauderte Byakuya innerlich.
 

Er sollte ihm hinterher gehen. Renji war ganz klar in diesem wilden Zustand, der Dämon schien eindeutig wieder die Oberhand zu gewinnen. Mit diesem verrückten Ausdruck in den Augen und dieser Stärke... Wer wusste, welchen Schaden Renji so anrichten konnte? Welches Leid er sich selbst oder anderen zufügen würde?
 

Byakuya konnte nicht einfach zur Seite treten und es geschehen lassen. Er war immer noch für all das verantwortlich. Er hatte danach gefragt, ob Renjis Dämon einspringen würde, falls er selbst scheitern sollte. Weil er von seiner verzweifelten Sehnsucht wusste, Rukia trotz Befehle, trotz des Gesetzes, zu beschützen. Der Plan hatte perfekt funktioniert. Doch im Rückblick vermutlich viel zu perfekt. Rukias Schicksal war nun besiegelt. Sie war für sie beide verloren.
 

Der andere unglückliche und unvorhergesehene Nebeneffekt war diese verhängnisvolle Nacht. Seitdem schien Renji mehr und mehr die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Nun war sein Reiatsu stets wild und aufgewühlt.
 

Es war... beängstigend.
 

Byakuya war nie wirklich ernsthaft wegen etwas in seinem Leben ängstlich gewesen. Vor allem hatte er dies nie gegenüber einem Untergebenen gespürt. In seiner Jugend hatte sein Großvater ihn in Schrecken versetzt. Absolut tiefliegender Schrecken. Aber seit der Akademie hatte ihm niemals mehr ein menschliches Wesen Angst eingejagt.
 

Vielleicht war das das Problem.
 

Sein Liebhaber verwandelte sich in etwas... Unmenschliches, Wildes. Langsam schob er die Tür auf und beobachtete Renji, wie er über den Trainingsplatz stürmte. Gereizt trat er Dinge weg, die in seinem Weg lagen. Abwesend glitt Byakuyas Hand an seinen Nacken, zu den verblassenden Striemen, die unter seinem Schal versteckt lagen.
 

Er musste völlig den Verstand verloren haben, als er dieser Beziehung zugestimmt hatte. Es gab Gründe, warum es diese strikten Regularien bezüglich Unzucht mit Untergebenen gab.
 

Was ist, wenn ich euch sagen würde, dass ich euch liebe?
 

Manchmal, komplett ungebeten, kamen diese Worte Byakuya wieder in den Sinn. Oder wie aus dem Nichts spürte er die sanften Küsse auf seine Augenlider und die starken Arme, wie sie ihn hielten. Es war keine sexuelle Handlung gewesen, ja. Aber... Liebe? Verstand so ein grober und unkultivierter Mann wie Renji überhaupt, was Liebe war? Wie wertvoll und gefährlich sie war?
 

Es war nie geplant, dass Liebe zwischen ihnen eine Rolle spielen sollte.
 

Nie.
 

Byakuya hatte dem Ganzen zugestimmt, weil er sich körperlich zu Renji hingezogen gefühlt hatte. Außerdem, auch wenn es etwas ungewöhnlich war, war es absolut legitim und akzeptabel für jemanden mit seinem Status, sich einen erwachsenen, männlichen Liebhaber von einer niederen Gesellschaftsschicht zu nehmen. Doch es gab dabei Regeln. Regeln die zu beachten waren und Renji brach diese fortwährend. Nein, er missachtete jede Einzelne von ihnen. Die Meisten davon, ohne dabei nachzudenken, ohne jegliches Gefühl für sein Fehlverhalten. Noch schlimmer, Renji hatte seinen feierlichen Schwur gebrochen. An diesem Tag im Badehaus hatte Renji versprochen, genau das zu sein, was Byakuya von ihm wollte. Er hatte geschworen, ihm auf dem Schlachtfeld und im Schlafzimmer zu gehorchen.
 

Aber Byakuya hätte es besser wissen müssen. Renji bekämpfte... alles. Zu denken, dass er Renjis Gehorsam vertrauen konnte, war der Schachzug eines Narren gewesen. Er hatte schon vor seinem Zug verloren gehabt.
 

Und dann hatte dieser verdammte, willige Mann auch noch Liebe in diesen, bereits schon unbeständigen, Mix geworfen.
 

Was sollte Byakuya nun mit ihm machen?
 

Die Sache entzog sich bereits der Kontrolle des Schwarzhaarigen. Rukia glitt ihm aus seinem Griff und Renji nun auch...
 

Nein. Byakuya würde es nicht zulassen, dass Renjis Dämon ihm seinen fähigen Vizekommandanten stehlen würde... seinen Gefährten, seine einzig verbleibende Stütze. Wenn er Rukias Verlust verkraften musste, dann musste er damit leben. Aber er wäre verdammt, würde er auch noch Renji verlieren.
 

Er war zu nachsichtig gewesen. Es war an der Zeit, die Bestie wirklich zu zähmen. Es dem Gesetz zu unterwerfen.
 


 

Sōzuke Aizen hätte niemals geglaubt, über eine solche Szene zu stolpern.
 

Normalerweise wäre er an solch einem späten Abend in seiner Division. Aber es war Zeit, ein bisschen Politik zu spielen und der 6. Einheit einen Überraschungsbesuch abzustatten. So lange er höflich war, würde sich Kuchiki nicht verweigern. Und ohne das Treffen vorher abgesprochen zu haben, würde er ihn irritieren und auf dem falschen Fuß erwischen. Natürlich wusste er von all dem Stress, den Kuchiki mit Central hatte und er hoffte darauf, den mitfühlenden Zuhörer mimen zu können. Vielleicht könnte er auch so herausfinden, warum der andere so versessen darauf war, das Gesetz einzuhalten. Unter Umständen würde er vielleicht auch eine Ahnung davon bekommen, was er tun müsste, um eine Reaktion bei ihm auszulösen, sodass er einer seiner Schachfiguren werden würde.
 

Doch stattdessen, fand er das...
 

Natürlich hatte Gin ihm von den Gerüchten, sehr leisen Gerüchten, erzählt, die den Kommandanten umgaben. Gin hatte angedeutet, dass es vielleicht eine etwa zu freundschaftliche Beziehung mit seinem ungezügelten, tätowierten Vizekommandanten gab. Aber es war viel heißer und viel... abartiger, als Sōzuke es sich hätte vorstellen können. Vor allem, da er sich sicher gewesen war, dass Gin das Gerücht noch ein wenig aufpoliert hatte. Es schien gar nicht zu dem, sonst so würdevollen und eleganten Kuchiki, zu passen. Sōzuke hatte gedacht, dass er wie er selbst war. Eiskalt und leidenschaftslos.
 

Wiedereinmal hatte er ihn überrascht. Es schien, als habe der Kuchiki Leidenschaft. Eine dunkle, brennende Leidenschaft. Und ihr Name war Renji Abarai.
 

Wenn er nur näher ran käme.
 

Aber leider waren beide Bastarde viel zu empfindlich für Reiatsu und er traute Kuchiki zu, dass er den Kidō-Spruch aufspüren konnte, mit dem Sōzuke seinen spirituellen Druck unterdrückte. Auch wenn er auf einer sehr hohen Ebene war.
 

Grundgüter, da brat mir doch einer einen Storch!
 

Was machte Byakuya gerade mit Renji, dass dieser mitleidserregende Geräusche von sich gab? War es Lust oder Schmerz?
 

Er konnte nur schemenhaft das verblassenden Leuchten des Kidōs erkennen. Renji wurde von etwas zurückgehalten und kämpfte wie verrückt. Man hörte frustiertes Grunzen und... Stöhnen. Kehliges, absolut leidenschaftliches Stöhnen. Sie ließen auch Sōzuke hauptsächlich asexuell-funktionierendes Gehirn nicht unberührt.
 

Sex war eine Waffe für Sōzuke. Politik sein einziges Vergnügen.
 

Auch wenn er gerne mal Sex als Politik verwendete, um die Leute bei Laune zu halten. Aber normalerweise nicht wie... das. Nein, nein, für Sōzuke war es etwas, das sorgfältig verteilt werden musste. Als Belohnung oder vielleicht im Privaten als eine kleine Demütigung, um für Motivation zu sorgen. Oder jemanden enger an sich zu binden.
 

Er wusste, dass Gin Sex in dieser Weise benutzte, gefüllt mit Schmerz und Scharm, aber die Resultate waren durchaus abweichend. Gin machte fürchterliche Sachen, da er es genoss, Dinge zu zerstören und zuzuschauen, wie die Einzelteile zu Boden fielen. Sōzuke hätte niemals geglaubt, dass Kuchiki wie Gin war. Hieße das, dass Renji genau so kaputt und verzweifelt nach echter Zuneigung und Freundlichkeit war, wie dieser erbärmliche, kleine Kira?
 

Das wäre interessant.
 

Aber es schien nicht, als hätte Kuchiki sein Spielzeug bisher zerstören können. Nicht, wenn Renji immer noch derart dagegen ankämpfte. Nicht mit all diesem Fluchen und Zähnefletschen. Nein, sie waren noch ganz am Anfang, rangen um die Kontrolle und die Würde. Renji hatte noch nicht aufgegeben. Er war noch nicht an den Abgrund gebracht worden. Es spielte für ihn noch eine Rolle, wem er gehörte. Der Rothaarige sträubte sich noch gegen sein Halsband.
 

Vielleicht war Kuchiki auch aus irgendeinem Grund verzweifelt. Denn... draußen? Wirklich? Kuchiki musste wirklich vor Begehren den Verstand verloren haben, wenn er so indiskret war. Oder... Vielleicht war es auch aus irgendeinem Grund Teil von diesem Bestrafungsspielchen? Es könnte sein, dass Kuchiki Renji zeigen wollte, dass er bereit war, ihn in der Öffentlichkeit zu nehmen. Um ihm einen Vorgeschmack darauf zu geben, wie es wäre, wenn er vor allen gedemütigt werden würde.
 

Oh, das wäre überraschend garstig von Kuchiki.
 

Und grausam, wenn er nur irgendetwas über seinen Partner wusste.
 

Was auch immer da vor sich ging, es war offensichtlich, dass Renji es liebte/hasste. Vielleicht war es Teil ihrer Partnerschaft, dass er irgendwie ausnutzen konnte.
 

Moment. Jetzt sprachen sie. Was sagte Kuchiki zu Renji?
 

Meine Güte! Ein Gespräch über Gehorsam.
 

So, so. Das könnte nicht besser sein. Diese beiden problematischen Schachfiguren waren mit einem Mal viel einfacher zu führen.
 


 

„Lass mich gehen.“, keuchte Renji. Warum waren das in letzter Zeit immer seine letzten Worte? „Verdammt noch Mal, Byakuya, das Spiel ist vorbei. Lass mich jetzt gehen.“
 

„Spiel?“, Byakuya hob seine verschwitztes und errötetes Gesicht aus Renjis Nacken. In Mondlicht schienen seine grauen Augen aus flüssigem Silber zu sein. Doch sie waren gefährlich verengt. „Welcher Teil davon fühlt sich für dich nach einem Spiel an? Muss ich dich wirklich noch mehr verletzten, bis zu begreifst?“
 

„Begreifen?“, wiederholte Renji und runzelte die Stirn. Seine Augen suchten hektisch Blickkontakt. „Was begreifen?“
 

„Deinen Platz.“
 

Renjis Herz wurde schwer. Es fühlte sich an, als wäre es auf den Boden gefallen und lag nun neben dem Hakama, welches noch um seine Knöchel hing. Er knurrte und begann wieder, sich gegen die Fesseln zu wehren. Doch dieses Mal mit Verbissenheit. „Meinen Platz? Verarschst du mich? Es ging dabei nur darum, mich zu erniedrigen?“
 

„Ist das nicht der Weg, wie man Hunde trainiert?“, sagte Byakuya kühl und entfernte sich einige Schritte. Er strich sein Shihakushō glatt, zog sein Hakama hoch und richtete seine Uniform. „Der Herr muss seine Peitsche und unerschütterliche Disziplin verwenden.“
 

Renji biss die Zähne zusammen. War das sein Ernst? Nein, Byakuya konnte diese Herr/Hund-Scheiße nicht ernsthaft so meinen. Das war nur seine sexuelle Vorliebe, ein Antörner, richtig? „Vielleicht klappt das bei einem verängstigten kleinen Welpen.“, sagte Renji. „Aber gerade du solltest wissen, dass ich kein Hund bin.“
 

Als kühle Finger die Linie seiner Wangenknochen nachmalten, zuckte Renji zusammen. „Ah.“, lächelte Byakuya. „Dein Dämon hat dich also wieder verlassen.“
 

Unbewusste drehte Renji seinen Kopf herum und versuchte, Zabimaru unter dem Müll am Ende der Allee auszumachen. Byakuya hatte wortwörtlich sein Zanpakutō an sich gerissen und es zur Seite geworfen. Es hatte auch eine Welle Kidō abgekommen, denn es war schwierig für Renji, Zabimarus Gegenwart zu spüren. Es war fast so, als hätte Byakuya einen Weg gefunden, ihre seelische Verbindung zu unterbrechen. Dies war das Fürchterlichste an der ganzen Sache. Der gewalttätige Sex... egal. Das war bereits zu oft vorgekommen, als dass es für Renji noch länger bizarr gewesen wäre. Aber Zabimaru in dieser Art und Weise auszusperren, war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht gewesen.
 

Renji war vom Sex viel zu abgelenkt gewesen, um sich darüber Gedanken zu machen. Bis jetzt. Bist du in Ordnung, Kumpel?
 

Bevor er eine Antwort erhaschen konnte, gruben sich Finger in die Haut um seinen Kiefer und sein Kopf wurde gedreht. „Ich habe dir erlaubt, es trotz der Regeln während des Friedens zu tragen. Soll ich es dir verwehren?“
 

„Nein.“, sagte Renji sofort. „Das kannst du nicht.“
 

„Ich kann und ich werde es. Bis du gelernt hast, wie du dich zu benehmen hast.“
 

„In Ordnung.“, sagte Renji und hasste sich gleichzeitig für seine Schwäche. Aber er war sich sicher, dass er sterben oder wahnsinnig werden würde, wenn er zu lange von Zabimaru getrennt werden würde. Besonders, wenn es gegen seinen Willen war. Er versuchte, reuevoll zu klingen, aber war sich sicher, dass er gescheitert war. „Du hast gewonnen. Was auch immer du möchtest, es ist in Ordnung.“
 

„Küsse meine Füße.“
 

Renjis riss die Augen auf. „Was?“, fragte er scharf.
 

„Zeige mir deine Gehorsam und küsse meine Füße, wenn ich dich frei lasse.“
 

„Wie wäre es, wenn ich dir den Arsch aufreiße?“
 

„Wie du wünschst. Du lässt mir keine andere Wahl.“, sagte Byakuya und bewegte sich in Richtung des Abfalls am Ende der Straße. Dort wo irgendwo Zabimaru lag.
 

„Nein, warte! Also gut, in Ordnung. Ich küsse deine gottverdammten Füße.“ Und dann werde ich dich töten.
 

Byakuya schnippte mit den Fingern. Ein dumpfes Geräusch hallte in der dunklen Allee wider. Renjis Arme fielen zur Seite und er verharrte dort für einen Augenblick und knirschte mit den Zähnen. Byakuya wartete, doch hatte er einen seine Finger gehoben.
 

Ich kann ihn nicht ohne Zabimaru überwältigen und nicht, bevor er noch einen seiner verschissenen Zauber gewirkt hat.
 

Renji ging langsam auf die Knie. Als er seinen Kopf beugte, redete er sich selbst ein, dass das Alles nicht real war. Das war nur Teil von Byakuyas verschrobener Art von Sexspielchen. Er spielte nun erst einmal mit, damit Zabimaru sicher war. Aber das war’s. Nicht mehr.
 

Geben war die eine Sache. Renji hatte viel zu geben und das hätte er auch weiter getan. Wenn Liebe ein Teil davon gewesen wäre. Wenn dies alles nur Spaß sein sollte, auch wenn es ein wenig nah am Abgrund war, könnte Renji sich damit arrangieren, dass Byakuya diese Fantasien ausspielen wollte. Aber es war einfach nicht möglich, dass jemand der ihn liebte, so mit ihm umgehen würde.
 

Nicht wirklich.
 

Es war vorbei.
 

Vielleicht wusste er es noch nicht, aber das war Byakuyas Abschiedskuss. Besonders, als der Schwarzhaarige den Fuß anhob und ihn zwang, einen Kuss darunter zu platzieren. Sein Fuß über Renjis Gesicht presste ihn leicht in den Dreck.
 

Ich habe es dir einmal gesagt, Byakuya: Ich lasse mich von niemanden erniedrigen.
 

Niemanden.
 


 

Sōzuke konnte dem wunderbaren Anblick von Renji auf seinen Knien nicht widerstehen. Er schlich sich nah genug heran, um das Bild, dass sich ihm bot, vollständig erfassen zu können: Kisode und Shitage waren geöffnet und enthüllten ein paar Stellen der Tinte auf seiner Brust und seinem Bauch. Der Hakama war auf dem Boden zurückgelassen worden, als er nach vorne getreten war, um die Füße seines Kommandanten zu küssen. Die Füße seines Herren.
 

Prachtvoll! Solch ein kraftvoller Mann in absoluter und vollständiger Unterwürfigkeit... Oder zumindest schien es so an der Oberfläche.
 

Kuchiki war ein Idiot, wenn er glaubte, dass er diese atemberaubende Bestie unterworfen hatte. Renji hatte etwas gesagt, was Sōzuke nicht hatte aufschnappen können. Er war immer noch zu weit von den beiden entfernt und sie sprachen so leise, dass er die Details nicht aufschnappen konnte. Etwas, was Byakuya gegen ihn in der Hand hatte. Aber was war das?
 

Es war etwas, was Renji wichtig war. Etwas oder jemand, wofür er bereit war, seine Würde zu opfern.
 

Herauszufinden, was es war, stieg auf den ersten Platz seiner Prioritätenliste. Wenn er es von Byakuya bekommen könnte, würde Renji ihm gehören. Und Kuchikis Liebhaber gegen ihn zu verwenden würde sein eigener, kleiner Leckerbissen werden.
 


 

„Gut.“, sagte Byakuya in einem sanften, fast schon erleichtertem Ton. „Jetzt komm. Lass uns ins Bett gehen.“
 

Bett? Zusammen? War er verdammt noch mal verrückt geworden? Renji blickte hinauf, sein Gesicht war noch halb in den Schmutz der Allee gedrückt. Nein, Byakuyas Ausdruck war ernst, fast schon... hoffnungsvoll.
 

„Uh.“, machte Renji und richtete sich auf seinen Knien auf, während er sich über die Seite seines Gesichts wischte, um sich des Schmutzes zu entledigen. Nach dieser Szene war es nicht wirklich so, dass er Byakuya nun sagen könnte, dass er sich ins Knie ficken solle. Er musste also noch eine Weile mitspielen. Er versuchte seine Stimme ruhig zu halten. „Klar. In Ordnung. Geh schon einmal vor.“
 

„Oh? Wo gehst du hin?“
 

„Nach Hause.“, antwortete der Rothaarige und blickte die Allee hinunter. „Ich muss noch Zabimaru aufsammeln und zurück in mein Quartier bringen. Dann ziehe ich mich um und treffe dich in... 20 Minuten, vielleicht etwas mehr.“
 

„Sehr gut.“, Byakuya drehte sich herum und entfernte sich.
 

Renji beobachtete auf den Knien, wie der Kommandant ging. Als dieser um die Ecke gebogen war, um zur Straße zurückzugelangen, stürzte sich Renji in den Haufen Müll. Er schmiss alles zur Seite, bis er Zabimaru gefunden hatte. Das leichte, pinke Leuchten von Byakuyas Kidō, das seine Waffe umgab, schwand langsam. Er nahm den Griff in seine Hand. Rede mit mir.
 

Unerwartet, grummelte eine tiefe Stimme.
 

Blödes Kidō, zischte die Andere.
 

Renji atmete erleichtert durch. Was auch immer Byakuya getan hatte, es war nur vorübergehend gewesen. Er spürte, dass Zabimaru es abschüttelte, während er mit seiner Waffe zusammen dorthin ging, wo sein Hakama auf dem Boden lag.
 

Ok, hör zu, sagte er zu Zabimaru, während er es gegen eine Mauer lehnte. Renji klopfte den Staub aus seinem Hakama und zog ihn an. Er fand schließlich sein Obi und begann ihn zu binden. Wir werden für eine Weile kürzer treten, verstanden? Er hat recht. Ich muss dich nicht tragen, wenn Frieden herrscht. Ich möchte, dass du sicher bist.
 

Sicher ist es an deiner Seite, knurrte eine tiefe Stimme.
 

Die Zweite zischte zustimmend, Sicherheit, Inuzuri-Hund, ist im Rudel.
 

Renji richtete seine Uniform und steckte Zabimaru an seinen Platz. Dieses Mal nicht.
 

Es beunruhigte Renji, dass Zabimaru Inuzuri angesprochen hatte. Denn das letzte Mal, dass sich der Rothaarige so in die Ecke gedrängt gefühlt hatte – so hilflos – war in den Straßen dieses Höllenlochs gewesen.
 

Vielleicht war das der Grund, warum sein erster Gang ins Wachhaus führte.
 

Rukia saß immer noch auf ihrem Stuhl und starrte aus dem Fenster zum Mond. „Es muss fast Mitternacht sein, Renji. Was tust du hier?“
 

„Würdest du von deinem verdammten Stuhl aufstehen und mir für einen Augenblick deine Hand geben?“
 

Vielleicht lag etwas in seiner Stimme, aber sie drehte sich zu ihm herum, ihre violetten Augen geweitet vor Sorge. Langsam, als hätte sie Angst davor, ausgetrickst zu werden, ging sie zu ihm hinüber und nahm die Hand, die er durch die Gitterstäbe gestreckt hatte.
 

Seine Finger schlossen sich sanft um ihre. So klein. So zerbrechlich.
 

Alles, wofür er so lange gekämpft hatte.
 

„Du musst mir zuhören, Rukia.“, sagte er sanft. „Du hattest recht mit Byakuya. Er ist nich das, was ich von ihm gedacht habe.“
 

„Was ist passiert? Warum sind deine Haare offen? Bist du in einen Kampf geraten? Oh! Bitte sag mir, dass du nicht gegen meinen Bruder gekämpft hast. Nein.“, sagte sie schnell zu sich. „Du lebst. Hattet ihr einen Streit?“
 

„Nichts davon is jetzt wichtig.“, sagte Renji. „Was ist mit Ukitake? Er ist dein Kommandant. Kann ich zu ihm gehen? Wird er für dich kämpfen?“
 

„Ich... ich weiß es nicht.“, gab Rukia zu und hörte sich plötzlich ängstlich an. Ihre andere Hand fand den Weg zu Renjis Griff und schloss sich verzweifelt darum. „Woher kommt der plötzliche Wandel, Renji? Warum willst du es mir nicht sagen?“
 

„Ich red mit Ukitake.“, sagte er mit einem Nicken und legte sich einen Plan zurecht. „Hast du noch andere Freunde hier?“
 

„Hier? Nein, ich habe keine Freunde hier.“
 

Renji nickte und verstand den Kummer in ihrer Stimme. Ihren Schmerz. Er hätte ihr Freund hier sein sollen, aber er hatte ihre gemeinsame Vergangenheit für Byakuya weggeschmissen. Für das, was er glaubte, was Liebe sei. Und ihre Liebe... der arme Junge war vermutlich tot. „Dieser Junge, richtig? Das ist noch eine Sache, für die wir Byakuya danken können. Du weißt, dass ich mich für diesen Quincy-Jungen entschuldigen wollte. Er war auch dein Freund gewesen, auch wenn er gesagt hatte, dass er nur ein Klassenkamerad gewesen war. Aber er war bereit gewesen, für dich zu sterben. Und ich glaube, das hat er auch getan.“
 

„Ich mache dich nicht dafür verantwortlich, Renji. Du hattest Befehle.“
 

„Nun ja, vielleicht mach ich mich selbst dafür verantwortlich.“, Renji entzog sich Rukias Griff. „Ich sprech mit der 13.. Habn paar Verbindungen, sodass es niemand auffallen sollte. Vielleicht könnt's etwas länger dauern, ja? Ich steh unerwarteter Weise selbst mitm Rücken anner Wand. Ich muss mich da irgendwie durchmogeln. Du kannst dich sicherlich erinnern, wies läuft, richtig? Aber das bedeutet auch, dass du nicht auf mich zählen kannst, verstanden? Aber es ist noch nich vorbei.“, sagte er und sein Inuzuri-Slang kam stärker dabei durch, als es normal für ihn war. Er hob die Hand und deutete auf Rukia. „Gib verdammt nochma nich auf, Rukia!“
 

„Ich... Ok, Renji. Das werde ich nicht.“
 


 

Ah, ich dachte mir schon, dass es so sein könnte, Sōzuke lächelte, während er sich gegen die Wand des Wachhauses presste und beobachtete, wie Renji hinausstürmte. Es war dieses Mädchen.
 

Zu schade, dass all die Kidō-Sperren ihn entdeckt hätten. Sonst wäre er dem Rothaarigen gefolgt, um dessen kurzes Gespräch mitzubekommen. Aber es war nicht wirklich wichtig, was die beiden geplaudert hatten. Dass Renji direkt nach dem Vorfall in der Allee zu ihr gegangen war, sagte ihm eigentlich alles. Das Mädchen war der Schlüssel. Sie hatte nicht nur den Hōgyoku, sondern auch Renjis Herz. Sie war die Sache, die Byakuya besaß, wofür Renji freiwillig auf die Knie ging und gehorsam die Unterseite von Byakuyas Füßen küsste.
 

Jetzt musste Sōzuke nur noch wissen, welche Knöpfe er genau drücken musste, damit er der neue Herr dieser Bestie werden würde.

His Side of the Bed

Renji hatte gehofft, dass Byakuya bereits schlafen würde, als er das Quartier des Kommandanten betrat. Stattdessen spürte er jedoch das bekannte Reiatsu hinter der Tür aus Reispapier. Er konnte hören, wie der Kommandant sich bewegte und fürs Bett vorbereitete.
 

Bett.
 

Es war eigentlich zu Renjis Lieblingsplatz auf der ganzen Welt geworden. Seine Seite von Byakuyas Bett. Doch nun zog sich sein Magen bei dem Gedanken zusammen, dort hineinzugehen. Byakuya ohne Kleidung zu sehen, seine Haare ungebunden. Wenn er so normal aussah. So... wundervoll.
 

Renji zögerte weiterhin vor der Tür. Er durchfuhr mit den Fingern seine offenen Haare und spürte den Schmutz der Allee in seinen verworrenen Strähnen.
 

Küsse meine Füße.
 

Wie gestört war das?
 

Er hatte Mühe, das Ganze zu begreifen. Dass das, was passiert war, tatsächlich geschehen ist. Auch wenn Renji es in seinem Kopf immer und immer wieder durchging.
 

Und, dass er es getan hatte.
 

Er wollte eigentlich nicht zu sehr darüber nachdenken, aber langsam wurde es ihm klar, warum er sich selbst so verraten hatte. Es war das Gleiche wie zuvor, das Gleiche wie immer. Er hat es getan, weil er keine andere Möglichkeit hatte, nicht wenn er Körper und Seele zusammen halten wollte. Manchmal machte man Dinge, um zu überleben. Man kann es nicht bereuen, nichts davon. Nicht, wenn man immer noch Luft in der Lunge hatte, nicht wenn man wieder aufstehen und weitergehen konnte.
 

Renji trat seine Schuhe weg. Es war Zeit, weiterzugehen. Durch diese Tür zu gehen und dem gegenüber zu stehen, was nun kam.
 

Aber, wenn all dieser verdammten Götter auch nur irgendetwas für ihn übrig hätten, würde Byakuya ein oder zwei Flaschen Sake im Schlafzimmer haben, sodass er sich besinnungslos trinken und diesen ganzen verwirrenden Mist vergessen konnte.
 

Er schob die Tür mit einem Grunzen und einem "Hey" zur Seite.
 

Als Byakuya ihn sah, stand er von seinem Stuhl vor der Kommode auf und lächelte. Ein echtes herzerweichendes und atemberaubendes Lächeln zierte sein Gesicht. "Du hast dich dafür entschieden, hineinzukommen. Dann...", sagte er. "bin ich froh."
 

Byakuya war fürs Bett gekleidet. Er hatte einen tiefblauen Kimono an, der um den Saum mit fliegenden, weißen Schwänen verziert war. Er trug sein Keinseikan nicht mehr in den Haaren und auch den Schal hatte er abgelegt.
 

Kein Symbol für Rang oder Stand. Es war nur Byakuya selbst, wie Renji ihn liebte.
 

Der Rothaarige konnte ihn nicht anschauen. Er riss seine Augen von dem Anblick weg und blickte so ziemlich alles andere in dem Raum an. "Gibts ne Möglichkeit, dass du hier irgendwo eine Flasche hast? Ich könnt was zum Trinken brauchen."
 

"Das dachte ich mir bereits. Ich habe die Diener bereits beauftragt, uns etwas Sake zu bringen."
 

Endlich mal ein wenig Glück. Er blickte auf, um zu sehen, dass ihn Byakuya zum Bett winkte. Auf einem neuen Beistelltisch stand eine Flasche mit 2 Schalen. Als Renji den Raum durchquerte, bemerkte er den Rest der neuen Möbel. Das Fischreiher-Aquarell war von einem Gemälde von einer Libelle in einem Garten mit Glockenblumen ersetzt worden. Die Kommode konnte gerettet werden, auch wenn sie nun ohne Spiegel war. Da war eine neue Bank an der Wand unter dem Fenster. Sie war mit bernsteinfarbener Seide bezogen und mit weichen Kissen ausstaffiert. Es war farbenfroher als das frühere Zeug und irgendwie sah es auch teurer, aber auch persönlicher aus.
 

„Mir gefällt, was du mit dem Raum gemacht hast.“, sagte Renji und setzte sich auf eine Ecke des Bettes.
 

„Ein Großteil der vorherigen Möblierung gehörten meinem Großvater. Ich hatte mir niemals die Mühe gemacht, sie zu ersetzen. Diese Dinge sind von meiner privaten Sammlung.“
 

Das erklärte es. Renji nahm die Schale, die ihn Byakuya reichte, trank sie in einem Schlag aus und hielt sie ihm zum Nachfüllen hin. Der Schwarzhaarige hob kurz eine dünne, dunkle Augenbraue bevor er ihm nachschenkte.
 

„Ich glaube, wenn du in dieser Geschwindigkeit weiter trinkst, kannst du dich selbst bedienen.“, sagte Byakuya während er die Flasche zurückstellte.
 

„Prost.“, sagte Renji und kippte die nächste Schale hinunter. Dann stellte er die Schale ab und nahm die Flasche. Er legte den Kopf etwas zurück und schluckte so viel er konnte, bevor er wieder Luft holen musste.
 

Byakuyas Lippen wurden dünner, während er Renji beobachtete. Doch als Renji innerhalb weniger Sekunden auch noch den Rest der Flasche hinuntergekippt hatte, klingelte er lediglich nach einem Diener. Er ging zum neuen Bücherregal hinüber und begann die Bücher zu inspizieren. „Ich werde eine Weile lesen und mich dann schlafen legen. Es steht dir frei, dich zu mir zu gesellen, sobald du dich in einen Rausch getrunken hast.“
 

Renji war schon angetrunken genug, um zu fragen. „Warum binsch hier?“
 

„Weil du mir gehörst und ich dich hier haben möchte.“, sagte Byakuya ruhig. Er hatte scheinbar das Buch gefunden, welches er gesucht hatte, denn er stand auf und brachte es zum Bett hinüber.
 

„Oh.“, machte Renji. Er ließ den Blick fallen, während er die leere Flasche in seinen Händen drehte. Das Glas reflektierte sein müdes und erschöpftes Gesicht. „'s richtig.“
 

„Versuche nicht so viel zu trinken, dass du dich übergeben musst.“, sagte Byakuya, während er die Laken zurückzog und sich im Bett niederließ. Kurz hielt er inne. „Aber mach das, was du brauchst.“, sagte er sanft.
 

Um darüber hinweg zu kommen.
 

Scheiße. Es war tatsächlich so gestört wie alles andere. Er stellte die Flasche auf dem Boden ab und lehnte seinen Kopf gegen das niedrige Kopfende des Bettes. Dabei schob er sich mit den Händen die Haare aus dem Gesicht und starrte an die Decke. „Erinnerst dich an die Nacht, als ich betrunken hier aufgekreuzt war? Ich habn beschissenes Gedicht für dich aufgesagt. Das war nett.“
 

„Das war es.“
 

„Du hast mich auch mit zum Kirschblütenfest am kaiserlichen Palast genommen. Ich war niemals zuvor an nem solchen Ort gewesen.“
 

Byakuya sagte nichts, machte nur ein verstehendes Geräusch.
 

„Deine Tante is'n Stück Arbeit. Ich vermut, dass is so ne Eigenschaft der Kuchikis, eh?“
 

„Renji...“, der Ton war warnend.
 

Dem Rothaarigen blieb es erspart, so zu tun, als würde er seine letzten Worte bereuen, da die Dienerin erschien. Renji erhob sich etwas aus dem Bett und überrascht, wie schwerfällig und tollpatschig er sich bereits fühlte. Vielleicht war eine zweite Falsche gar keine so gute Idee. Wenn er bedachte, was für Sachen bereits aus seinem Mund gekommen waren, wäre zu viel Alkohol vermutlich viel zu gefährlich. Also lehnte er sich vor, als er zur Tür trat um diese aufzuschieben, um dem Mädchen zu sagen, dass sie wieder gehen konnte.
 

Er war jedoch absolut perplex und sprachlos, als die Dienerin auf dem Boden kniete und auf Befehle wartete. Etwas Kaltes stach in Renjis Eingeweide, als er sie dort mit gebeugtem Kopf knien sah.
 

Verdammt noch Mal, das war das, woran er gewöhnt war. Was er von jedem erwartete.
 

„Was benötigt mein Herr?“, fragte die Dienerin furchtsam, als Renji dort nur herumhang, etwas schwankte und nicht in der Lage war, etwas zu sagen und sie nur in stillem Schrecken anstarrte.
 

„Eine weitere Flasche Sake für meinen Vizekommandanten.“, sagte Byakuya vom Bett aus.
 

„Nein.“, sagte Renji schnell und riss sich zusammen. „Streich das. Ich bin bedient. Vielleicht... Aio, weißt du, ob Miki noch irgendwelche Reste hat?“
 

Aio schaute auf, als sie bei ihrem Namen angesprochen wurde. Sie blinzelte mit ihren großen, braunen Augen und war sichtlich irritiert, direkt mit Renji und nicht mit Byakuya zu reden. Ihre Augen weiteten sich noch ein Stück, als sie ihn in seinem Gewand sah. Er war fürs Bett gekleidet. „Uh... Ich bin mir nicht sicher, mein Herr.“, schaffte sie es zu stottern und riss ihren Blick von seiner unbekleideten Brust. „Vielleicht etwas kaltes Hühnchen?“
 

„Wenn sie das da hat, wär's toll. Aber einfach irgendwas, was sie nich noch machen muss. Sag ihr, es' für Renji, nicht für den Chef. Dann weiß se, dass sie nichts zu Würziges schicken soll.“
 

Aio nickte mehrfach und machte sich dann auf den Weg. Renji torkelte zurück zum Bett. „Glaubst du, dass du während all deiner Renovierungsarbeiten auch den Boden hier erneuern kannst?“, fragte er, als er endlich das Bett erreicht hatte und sich schwungvoll darauf fallen ließ. „Ich schwör dir, dein Tatami hasst mich.“
 

„Ich schaue, was sich machen lässt.“, sagte Byakuya trocken und blickte von seinem Buch auf.
 

Renji schaute zu dem Schwarzhaarigen hinüber und erkannte ein kleines Anzeichen eines Lächelns. Vor ein paar Wochen hätte er sich noch vorgelehnt und ihm einen Kuss dafür gegeben, so niedlich und zimperlich zu sein. Traurig schüttelte er den Kopf. „Zu schade. Ich hätt dir wirklich gut tun können, weißt das? Ich wünscht, du hätt'st die Sache nich so verkackt.“
 

Dann rollte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Er hatte nicht mehr herausgefunden, was Miki noch aus der Küche anzubieten hatte, denn innerhalb von wenigen Sekunden schnarchte er bereits.
 


 

Byakuya realisierte, dass er den selben Absatz bereits zum siebten Mal las und immer noch nicht wusste, was darin stand. Er schloss das Buch und schaute hinüber auf Renjis Rücken. Sanft legte er eine Hand auf dessen Schulter. Auf die verschlissene, pinkgeblümte Robe, die er so liebte. Er spürte, wie sich der Körper beim Schlafen hob und senkte.
 

Ja, es war wirklich eine Schande.
 

Aber was passiert war, war passiert. Renji würde irgendwann darüber hinweg kommen. So ekelerregend wie es auch gewesen war, es schien auf seine eigene Art geklappt zu haben.
 

Renji war fast genauso wie sonst. Scharfe Bemerkungen durch die Blumen, betrunkenes Schnarchen und all das.
 

Doch es gab eine neue Sache und Byakuya war sich nicht sicher, was er davon halten Sollte. Renjis Sprache entglitt ihm.
 

Sein Dialekt war stärker als normal und auch seine Grammatik war auch etwas schlampiger. Natürlich wurde Renji niemals sein Inuzuri-Dialekt abtrainiert, wie es bei Rukia der Fall gewesen war, aber er war für gewöhnlich umsichtig bei seiner Satzstruktur und vorsichtiger bei der Konjunktion von Verben. Es war keine große Veränderung, aber Byakuya hatte dies in ein paar Momenten im Quartier aber auch in der Allee festgestellt.
 

Vielleicht war es auch nur, weil er sich so schnell betrunken hatte. Vorher war es vielleicht, um einen die Wichtigkeit seiner Meinung zu unterstreichen.
 

Denn wenn es ein Zeichen für etwas Bedrohlicheres war, konnte Byakuya nicht ergründen, was es sein könnte.
 

Zumindest hatte Byakuya es geschafft, den Dämonen in die Flucht zu schlagen. Es schien vielversprechend, dass Renji Zabimaru zurückgelassen hatte.
 

Byakuya runzelte die Stirn, als er das Licht ausschaltete. Er fand es widerwärtig und ungehörig, auf das Zanpakutō des Anderen eifersüchtig zu sein. Er hasste es, dass auch er mehr oder weniger eine Beziehung zu Zabimaru führen musste. Renji war kompliziert genug, als dass er noch mit mit einer anderen, willenstarken Persönlichkeit... oder Persönlichkeiten, in diesem Fall, umgehen wollte.
 

Vielleicht würden sich die Dinge verbessern, wenn dieses fürchterliche Ding auf ihrem Bett blieb.
 

Der Schwarzhaarige kuschelte sich an Renji und schloss die Augen, um auch etwas Schlaf zu finden.
 


 

Renji wachte auf und war von kaltem Schweiß gebadet. Keiner seiner Hiebe hatte irgendwas außer Luft getroffen und er spürte nur vage, dass Byakuya ihn zurief, dass er aufwachen sollte. Er saß aufrecht und blickte sich hektisch um, ob irgendwo Gefahr drohte, als er Byakuyas Stimme hörte. "Du hast geträumt."
 

Der Rothaarige rang nach Atem. Es war immer noch so real. Er konnte das Blut riechen, hören, wie Katsuo seinen Namen rief. Dieser Tag war schon so lange her und es überraschte Renji, dass die Erinnerungen so lebendig gewesen waren.
 

Byakuya stand auf und holte eine Schale Wasser aus dem Bad. Als er ihm diese hinhielt, blickte er auf ihn hinunter. "Bist du... anfällig für Albträume?"
 

„Nein.“, sagte er und wusste, dass Byakuya eigentlich damit fragen wollte, ob er eine Art posttraumatisches Stressproblem habe.
 

„Nur, dass ich dich bereits von Kenpachis Glöckchen habe murmeln hören, richtig?“
 

Renji trank die Schale in einem tiefen Zug aus und stellte sie auf die andere auf dem Nachttisch. „Genau, wenn ich irgend'nen Nervenzusammenbruch hätte bekommen sollen, dann in der 11.. Der Ort war'n Kriegsschauplatz 24/7.“
 

Byakuya setzte sich neben ihn auf das Bett. „Ich habe gehört, dass manchmal die Ruhe alles zurückbringt.“
 

Ruhe? Na, dann würde es hier nicht passieren, was? Da er sich selbst nicht traute, zu sprechen, schnaubte er nur nichtssagend.
 

Renji spürte, wie Byakuya ihn anschaute und Blickkontakt aufbauen wollte. Aber der Rothaarige blickte entschlossen auf seinen Schoß, auf seine Hände, die er fest ineinander verschränkt hatte. Byakuya wusste es besser, als ihn in diesem Moment zu berühren. Doch konnte Renji spüren, dass der Andere dies eigentlich wollte. Spürte das leichte, tastende Reiatsu, dass sich jedoch schnell wieder zurückzog. „Worum ging es?“, fragte Byakuya sanft.
 

Um dich. Zumindest indirekt. Es ging um das letzte Mal, in dem ich auf die Knie gezwungen wurde. „Nich viel.“, Renji zuckte mit den Schultern. „Nur alter Scheiß.“
 

„Ich vermute... Ich vermute, es gibt eine Menge davon?“, sagte Byakuya und klang untypischerweise unsicher.
 

„Jep.“, stimmte Renji zu. Doch mit Inuzuri, welches in seinem Kopf herumschwirrte, bemerkte Renji, dass er kurz zur Tür blickte. Er gab seinem kurzen Drang zur Flucht nicht nach. Während er seinen Blick wieder auf seine Hände lenkte, bemühte er sich um einen unbekümmerten Ton. „Sag, ist's für dich ok, dass ich'n Augenblick alleine bin? Du weißt schon, auslaufen.“
 

„Natürlich.“
 

Renji entwirrte sich aus den Laken. Er war ziemlich darin eingewickelt, aber er schaffte es dennoch, sich daraus zu lösen, ohne den Stoff zu zerreißen oder Byakuya anzustoßen. Mit einem Grunzen schaffte er es auf die Füße. Er war gerade dabei, Richtung Tür zu gehen, als Byakuyas Hand seine eigene umschloss. Renji hielt den Atem an.
 

„Lass es mich wissen, wenn du irgendetwas brauchst.“, sagte Byakuya und ließ ihn dann los.
 

Renji runzelte die Stirn. Verwirre mich nicht mit diesem Mist. „Ja.“, sagte er stattdessen. „Und ob.“
 


 

Renji dachte daran, zurück zu Rukia zu gehen. Aber es würde sie nur terrorisieren, wenn er all seine Last bei ihr abladen würde. Sie hatte genug eigene Sorgen. Sie musste nicht noch seiner Heulerei zuhören.
 

Außerdem war Katsuo lange vor ihrer Zeit gewesen.
 

Und ehrlich gesagt war er vermutlich immer noch ein wenig betrunken, da er eine lange Zeit benötigt hatte, um die Treppe zu überwinden und sein Quartier zu finden. Er konnte sich jederzeit seinen Zugang zum Wachhaus erarbeiten, aber er hatte seine Leute gut genug trainiert, dass sie ihn zurückhalten konnten, wenn er seine Verteidigung vernachlässigen sollte.
 

Als er sein Quartier erreicht hatte, krabbelte er auf sein Bett und zog Zabimaru fest an sich. Sein Zanpakutō machte ein wenig Wirbel um sein Auftauchen, da es ganz klar davon irritiert war, noch vor Kurzem von ihm zurückgelassen worden zu sein. Dennoch konnte Renji spüren, wie auch Zabimaru seine Nähe suchte und ihn mit dem Gefühl von Sicherheit und Kraft einhüllte.
 

Du wirst niemals mehr alleine sein mit uns, erinnerte ihn eine tiefe Stimme.
 

Die andere zischte zustimmend, zusammen können wir uns allem entgegenstellen.
 

Die Dinge wären mit Sicherheit anders gewesen, wenn er schon in Inuzuri Zabimaru an seiner Seite gehabt hätte. Diese Yakuza-Gestalten wären diejenigen gewesen, die ihr Leben in den Straßen ausgeblutet hätten. Nicht der arme Katsuo. Renji konnte sich noch nicht einmal daran erinnern, was sie gemacht hatten, um diese Gangster zu verärgern. Vermutlich war es irgendetwas Bedeutungsloses gewesen. Diese Typen waren einfach bösartig. Wenn man sie komisch anschaute, töteten sie dich. Einfach so. Weil sie es konnten.
 

Sie konnten es und sie taten es.
 

Es war das erste Mal gewesen, dass Renji gezwungen gewesen war, einen Kampf aufzugeben. Er war in eine Ecke gedrängt worden, sodass er nur 2 Möglichkeiten gehabt hatte. Tot oder Ergeben. Die überlegene Stärke eines anderen anerkennen.
 

So viele Jahre später schmerzte es immer noch. Er hätte der große Bruder sein sollen, derjenige, der sie alle beschützte. Doch er war ganz alleine. Keine Rukia, kein Zabimaru. Er war gar nicht in der Lage dazu gewesen. Es waren einfach zu viele gewesen. Erst in diesem Moment hatte Renji realisiert, was passiert war. Das es zu spät für eine Flucht gewesen war. Zu spät um irgendwen zu retten.
 

Renji fühlte sich immer noch schuldig. Es hätte ihn treffen müssen.
 

Katsuo war ein dummes Großmaul gewesen, der die Gangster provoziert hatte, doch er war dennoch nur ein Kind gewesen. Natürlich waren sie alle nur Kinder gewesen, aber Katsuo hatte es nicht verdient gehabt, zu sterben, während er um sein Leben bettelte. Er hatte in seinen Augen das Flehen gesehen, dass Renji in retten sollte, wie er es sonst immer in der Vergangenheit getan hatte.
 

Und dann, als Renji gedacht hatte, diese fürchterliche Sache wäre vorbei, waren diese Bastarde doch noch nicht zufrieden gewesen. Sie wollten Renji und den Rest seiner Truppe auf ihren Knien sehen, wie sie Respekt zeigten.
 

Wie er sich nur gewünscht hatte, sich zu widersetzen. Dass sie ihn töten, wie sie es drohten. Aber das war der Zeitpunkt gewesen, als er zum ersten Mal realisiert hatte, dass manchmal der Tod weder nobel noch ehrenvoll war. Tatsächlich war es der Ausweg eines Feiglings. Sterben war nur der Weg zum Aussteigen, Verantwortung abzugeben und die harten, schmerzvollen Entscheidungen jemanden anderen zu überlassen.
 

Oder, noch schlimmer, den Überlebenden zu zeigen, dass Sterben das Richtige war. Jeden und absolut alles an die Torrheit zu verlieren – an den dummen Stolz.
 

Renji war auf die Knie gegangen, um die anderen zu retten. Die Yakuza-Leute hattenversucht ihm einzureden, dass er es tat, weil er schwach war oder seinen eigenen Hals retten wollte.
 

Er hatte es selbst da besser gewusst.
 

Nicht, dass es ihn irgendwie besser fühlen ließ. Und offensichtlich hatte ein Teil seiner Seele damit immer noch keinen Frieden geschlossen. Mit Katsuo. Er hatte sich damals geschworen, dass er niemals mehr jemanden unter seiner Obhut sterben lassen würde. Aber... er war nicht in der Lage gewesen, sein Versprechen an sich selbst zu halten. Er hat einen Freund nach dem anderen an Inuzuri verloren.
 

Bis nur noch Rukia und er übrig geblieben waren.
 

Und nun verlierte er auch noch sie.
 

Nein.
 

Er war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. Byakuya hielt ihn vielleicht an der kurzen Leine, doch hatte er sich ihn jetzt noch nicht vollständig zum Feind gemacht. Byakuya hatte bewiesen, dass er ein beschissener Lebensgefährte war, aber er würde ihm keine Steine bei Rukias Rettung in den Weg legen. Tatsächlich glaubte Renji immer noch, dass Byakuya Rukia retten wollte, doch musste er dafür über seinen Schatten springen.
 

Byakuya hatte verboten, über Verrat zu reden. Aber das bedeutete nicht, dass Renji darin nicht verwickelt sein dürfte, so lange er die 6. Kompanie und Byakuya außen vorlassen würde. Es gab immer noch Ukitake. Dieser Typ war alt. Sicher hatte er einen Weg oder irgendwelche Verbindungen, die er nutzen konnte. Renjis Plan war, das Netzwerk der Bediensteten zu nutzen. Sie unterstanden offiziell nicht den Hofgarden, da sie nur den einzelnen Adelshäusern dienten, die sich solche Angestellte leisten konnten. Aber die wussten alles, was rund um die Quartiere ihres Herren passierte. Er hatte gute Verbindungen zum Personal der Kuchikis. Sie mochten ihn und sahen ihn als einen der ihren an, sogar manchmal als schützende Hand. Vielleicht konnte Miki es einrichten, dass er mit Ukitakes Leuten sprechen konnte. Der Kommandant der 13. Einheit war zurzeit krank, aber sie brachten ihm Essen. Und jemand konnte in diesem Zuge sichergehen, dass Ukitake wusste, was er tun musste, wenn er wieder fit genug dazu war.
 

Dank der Frist bis zur Hinrichtung hatte Ukitake noch viel Zeit, um sich zu erholen.
 

Es würde dieses Mal nicht so enden wie bei Katsuo, verdammt noch Mal. Renji war dieses Mal nicht alleine.
 

Ja, zischte Zabimaru.
 

Wir stehen hinter dir, fügte die andere Stimme hinzu.
 

Und vielleicht, wenn wir Glück haben, dann wir hinter Rukia, dachte Renji und schloss seine Augen.

Simple Genius

Gin stand am Türrahmen gelehnt und seufzte. „Du grübelst schon wieder, Liebling.“
 

Es war immer so ermüdend. Sōzuke lief langsam aber sicher eine Mulde in den Tatami des Kommandantenquartiers der 5. Division, so konstant wie er immer den selben Weg wählte, während er Ränke am schmieden war. "Ich muss einen Weg finden, das Mädchen zu benutzen.", sagte er. "Sie auf die richtige Weise behandeln, sodass Renji aufspringt und seinen Meister beißt."
 

Gin schüttelte den Kopf. Warum musste Sōzuke alles immer so schwierig machen?
 

Das Mädchen töten. Den Hōgyoku nehmen. Das war es, was wirklich passieren soll.
 

Aber so etwas geradliniges würde niemals den lieben, bescheuerten Sōzuke befriedigen. Es wäre um so vieles schlauer, einfach in das Wachhaus zu schleichen und sie umzubringen.
 

Sie hatten dem Mädchen einen Stuhl gegeben. Sie einfach, aber wundervoll wäre es, wenn sie entdeckt würde, erhängt an ihrem eigenen Obi, den sie ihr niemals abgenommen hatten. Würde es nicht nach einem tragischen und verzweifelten Selbstmord aussehen? Aber da du ja scheinbar die intensive Hitze benötigst, um dieses dumme Hollowfikation-Gerät zu bekommen, flüsterst du in das Ohr ihres Bruders, dass eine Einäscherung genau das ist, was ihren Tod am meisten ehrt. Und nachdem alles erledigt ist, kannst du durch die Asche wühlen, während jeder andere mit Bett liegt und ihre Tränen trockneten. Und Viola: Mission erfüllt.
 

Selbst wenn Fehler gemacht werden würden, niemand schaute sich einen Selbstmord genau an. Selbstmord war furchtbar peinlich und nebenbei wäre es offensichtlich gewesen, dass sich das arme kleine Ding schuldig gefühlt hätte, da sie über die Adelsfamilie Schande gebracht hätte. Das würde zu gut zu einer schäbigen und unwürdigen Inuzuri-Schlampe passen. So fürchterlich... durchaus.
 

Alles wäre in einem Tag erledigt und ohne irgendein Risiko für sie.
 

Und es war das Letzte, woran Sōzuke denken würde.
 

„Hmm, ja. Brillant, kleiner Dummkopf.“, murmelte Gin, während der Braunhaarige weiter über seine zu komplizierten Pläne brütete. „Es sei denn, du bringst uns damit beide um. Sich mit Byakuya Kuchiki anzulegen endet damit, dass er dich bei den Eiern hat.“
 

„Was?“, Sōzuke stoppte für einen Moment und blinzelte ihn wie eine Eule hinter diesen lächerlichen Brillengläsern an. „Sei nicht bescheuert. Das ist nur etwas, um alle abzulenken, wie mein vorgetäuschter Tod.“
 

„Oh, ja.“, sagte Gin und lachte laut. „Der vorgetäuschte Tod. Bester. Plan. Jemals.“
 

Sōzuke runzelte die Stirn. Er sah immer so süß dabei aus, so ernst. „Verspottest du mich?“
 

Gin liebte es, dass Sōzuke das nie heraushören konnte. „Nein, nein. Natürlich nicht, Liebling. Deine Großartigkeit macht mich nur manchmal etwas albern. Du solltest wirklich herkommen und mich küssen. Ich fühle mich aus den Socken gehauen und schwach in den Knien.“
 

„Du bist ein Arsch, Gin.“
 

„So, sehr gut. Du kannst natürlich auch meinen Hintern küssen, wenn du das bevorzugst.“ Gin drehte sich um und wackelte mit seinem Hintern. „Aber warum nur beim Küssen bleiben? Du könntest eine Menge verrückter Sachen mit meinem Hintern anstellen.“
 

„Hmm... Nettes Angebot, aber ich kann es mir jetzt nicht erlauben, abgelenkt zu sein.“, er ließ seine Hände kurz durch die weichen, braunen Locken gleiten. Mit den braunen Strähnen aus seiner Stirn sah er fast... echt aus.
 

Gin schnurrte seinen besten Verführungsplan. „Ich trage auch den Hut. Du könntest mich aus Versehen 'Kisuke' nennen. Du weißt, dass ich darauf stehe.“
 

„Ich kann jetzt nicht spielen, Gin. Geh Heim und drangsaliere Kira, wenn du Spaß haben möchtest.“
 

Gin schüttelte traurig den Kopf. „Der ist fast kaputt. Ich brauche bald ein neues Spielzeug.“
 

„Zu schade, dass du nichts von Renji weißt, was? Er wäre eine Herausforderung für dich.“
 

Gin lachte schnaubend. Sein Liebhaber war solch ein dummer Hase. Byakuya Kuchiki war der einzige für Renji Abarai. Das war auch der Grund, warum Renji sich auch die ganze Scheiße von Byakuya gefallen ließ. Renji würde niemals in Gins Bett kommen, nicht in eine Millionen Jahren oder für alles Gold des Himmels. Renji hatte seinen Blick auf eine Person gerichtet. Und nur auf diese Person.
 

Und Sōzuke glaubte wirklich, dass er sie ausspielen konnte. Törichter, törichter Mann. Das war kein Spiel, auf das Gin wetten würde. Für einen reichen Jungen, hatte Byakuya nur wenige schöne Dinge. Jeder konnte sehen, wie einsam er war. Wie sehr er Renjis Hingabe benötigte. Wenn man ihn dazu trieb, würde er vermutlich sogar dafür kämpfen. Er schien seine Schwester aufzugeben, aber seinen Liebhaber...? Das würde bedeuten, dass alle seine Schätze weg wären.
 

Dennoch, wenn Sōzuke richtig damit lag, was er meinte gesehen zu haben, machte Byakuya gerade einen guten Job dabei, seinen Schatz selbst von sich zu stoßen.
 

Gin war versucht, Byakuya zur Seite zu nehmen und ihm die Kunst zu erklären, wie man einen perfekten Untergebenen formte. Sie nur zu verletzen, ging zu weit. Tatsächlich würde durch zu viel Schmerz und Demütigung das Ganze nach hinten losgehen und jemand wie Renji würde wütend und verbittert dadurch werden.
 

Nein, was man benötigte, um wahre Loyalität zu erreichen war Liebe.
 

Menschen liefen für Liebe durchs Feuer.
 

Angst trieb sie nur soweit, wie ihre Leine sie ließ. Und danach lief man in Gefahr, dass die Leine riss.
 

Aber Liebe... Liebe war grenzenlos.
 

Und es kostete nichts, sie zu geben. Wenn man seinen Liebhaber mit perfekter Güte behandelte und ihnen sanfte Zuneigung zeigte, dann schaffte es ein plötzlicher und unerwarteter Schlag mit der Peitsche, dass sie wirklich sprangen. Es war wunderschön. Wirklich wunderschön. Und wenn du dann in der nächsten Sekunde wieder zur Zärtlichkeit zurückgingst, wäre es die perfekte Gehirnwäsche.
 

Byakuya musste weniger drücken und stattdessen mehr ziehen. Näher an sich ziehen, kuscheln, die Sache versüßen.
 

Und, wie immer, hatte Sōzuke die Situation in der Allee missinterpretiert, die er ihm so atemlos vorgetragen hatte. Byakuyas Leine erreichte das Ende. Wenn er seine Taktik nicht bald ändern würde, würde sie reißen.
 

Aber zumindest hatten Gin und Sōzuke die Szene in der Allee nachgespielt. Der Braunhaarige hatte so erregt die Rolle des Meisters eingenommen. So ein perfektes Spiel für jemanden, der so ein großes Ego hatte, das gestreichelt werden musste.
 

Ah! Natürlich! Statt des Hutes hätte Gin das noch einmal vorschlagen sollen!
 

„Oh, ja. Renji auf seinen Knien.“, sagte Gin und täuschte dabei Atemlosigkeit vor. „Kannst du mir alles noch einmal erzählen, was du dort gesehen hast? Es ist... Ich kann davon einfach nicht genug bekommen.“
 

Endlich. Das hatte Sōzukes Interesse – und auch andere Dinge – geweckt.
 


 

Am nächsten Morgen machte sich Renji kurz nach der Frühstückszeit auf zur Küche des Kommandanten. Byakuya schien heute länger zu schlafen, denn sie waren immer noch dabei Chawanmushi vorzubereiten, eine Eiercreme mit Gingko-Samen. Er blickte über Mikis Schulter und schnüffelte anerkennend, als sie Shitake-Pilze hinzufügte. „Etwas ausgefallen zum Frühstück, oder?“
 

Sie gab ihm einen verspielten Ellbogenstoß in die Rippen. „Und es ist nicht für dich, Renji Abarai. Also musst du auch deine Nase daraus halten.“
 

Er schritt zurück und hob schuldbewusst die Hände. „Ich würd niemals einer so begabten Köchin dazwischenfunken.“
 

„Hmpf. Nun gut.“, sagte sie und tat immer noch so, als sei sie sauer auf ihn, aber das Kompliment hatte ganz klar beschwichtigt. „Vielleicht habe ich auch ein wenig zu viel für nur den Herren gemacht. Wenn du warten kannst, ist vielleicht was übrig.“
 

Er lächelte und setzte sich neben den Tresen mit dem halb gefüllten Tee-Service. Er sah zu, wie sie eine Lilienwurzel nahm und überlegte, ob er anbieten sollte, sie zu reiben. Aber Miki war nie zu schüchtern, um Renji um Unterstützung zu bitten.
 

Sie blickte ihn an. „Hast du einen Kater? Du siehst so underdressed aus... Oh! Ich weiß, was fehlt! Wo ist dein Zanpakutō?“
 

„In meinem Quartier. Wir haben Frieden, weißt du.“
 

„Ich weiß, aber du trägst es sonst auch immer. Ohne es siehst du irgendwie... naja, schludrig aus.“
 

Renji war sich nicht sicher, was er dazu sagen sollte. Als er noch nach einer Antwort am Suchen war, musste er etwas zur Seite gehen, um einem Bediensteten Platz zu lassen, damit er das Tee-Service auf ein Tablett stellen konnte. Jemand brauchte sogar frische Blumen aus dem Garten. „Du gehst wirklich in die Vollen, Miki. Was is der Grund?“
 

Miki blickte ihn über die Schulter an, ihre Haare wie immer ein Gewirr an orange-blonden Locken, die nur halbwegs von einem dicken Zopf zusammengehalten wurden. „Spiel nicht den Dummen, Renji. Du weißt ganz genau, wie deprimiert der Herr wegen der Situation von Frau Kuchiki ist.“
 

Für einen Moment hatte Renji nicht realisiert, dass Miki Rukia meinte. Frau Kuchiki. Verdammt.
 

Miki ließ den Inhalt des Topfs einen Moment köcheln und musterte Renji einen Moment ernst von oben bis unten. „Er hat dich letzte Nacht hier behalten. Mit einer ganzen Flasche gutem Sake.“, mahnte sie mit einem Kopfschütteln und wackelte mit einem Finger. „Und du hast noch nicht einmal das gegessen, was ich dir hochgeschickt habe. Ich weiß nicht, warum er dich solche Dinge tun lässt. In einem privaten Quartier einschlafen! Die Leute bekommen einen falschen Eindruck, weißt du.“
 

Offensichtlich hatte Aio nicht erwähnt, dass er bereits fürs Bett gekleidet gewesen war. Er musste einen Weg finden, wie er sie heimlich für ihre Diskretion belohnen konnte. Renji zuckte mit den Achseln. „Es ist, wie du’s gesagt hast. Ich schätze, der Kommandant braucht Gesellschaft.“
 

„Oh.“, machte sie und ihre Irritation verpuffte plötzlich. „Armes Lämmchen.“
 

„Kann ich dich was fragen? Wie denkst du über das ganze Dilemma mit Rukia... ähm Frau Kuchiki?“
 

Miki drehte sich wieder um und rührte im Topf, während sie sprach. Der Geruch, der von der Creme kam, ließ Renjis Magen knurren, auch wenn er bereits in der Kantine gegessen hatte. Sie schnalzte mit der Zunge. „Es ist eine furchtbare Tragödie. Ich befürchte, das wird den Herren zerstören. Es war vor deiner Zeit, Renji, aber er war so niedergeschlagen nach dem Tod seiner Frau. Das Einzige, was ihn wieder aufmunterte, war Lady Kuchiki an seiner Seite zu haben. Und nun... ich traue mich gar nicht, daran zu denken! Nebenbei, ich habe sie immer gemocht. Sie war immer so freundlich zu uns Angestellten. Sehr stilvoll, eine echte vornehme Dame und so elegant.“
 

Renji nickte, es war eines der Dinge, die er auch an Rukia bewunderte. Wie sie selbst in der Hölle von Inuzuri Würde und Haltung bewahrte. „Ich glaub, wir könnten ihr ein wenig helfen. Ich möcht nichts tun, was den Kommandanten Ärger einbringen könnte, verstehst du, aber ich frag mich, ob du was dem Personal der 13. Einheit zukommen lassen könntest...“
 

Renji hatte Miki den ganzen Plan erklärt. Sie stimmte zu, dass es keinen Schaden anrichten würde, Menschen Rukias Not wissen zu lassen, die sich um sie sorgten. Und scheinbar waren ein paar der Leute, die Byakuya gefeuert hatte, in Ukitakes Anwesen untergekommen. „Er hat sie genommen, weißt du. Ukitake ist so sanftmütig. Und ehrlich gesagt kann der Herr etwas übertrieben mit seiner Interpretation, was angemessen ist, sein. Sie waren verliebt! Denk doch einmal nach, wie hart es für sie geworden wäre, für ein Baby zu sorgen, wenn sie zurück in den Rukongai geschickt worden wären!“
 

„Yeah.“, stimmte Renji zu. Er schälte Süßkartoffeln, die Miki ihm hingestellt hatte. „Er kann ein richtig...“
 

Renji wurde durch Aios Ankunft unterbrochen. „Änderung der Pläne.“, sagte sie zu Miki, während sie wieder zu Atem kam. „Frühstück für zwei.“
 

„Zwei?“, fragte Renji und legte das Schälmesser hin. „Wer's beim Kommandanten?“
 

„Oh, ich bin froh, dass du hier bist, Renji.“, sagte Aio. „Der Herr sagte, wir sollen etwas bringen, was Kommandant Aizen mag. Er war mal dein Kommandant, richtig? Weißt du, was er mögen könnte?“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Aizen? Der steht nicht auf der heutigen Liste. Warum zum Teufel kommt er einfach unangekündigt vorbei? Was, verdammt noch mal, is mit dem 3. Offizier passiert?Steht das Tor für Eindringlinge offen?“
 

Aio schüttelte nervös den Kopf. „Ich... Ich weiß es nicht. Ich wusste, dass es ein Fehler gewesen sein musste. Du bist immer so gut über den Zeitplan informiert, dass du uns wissen lässt, was uns erwartet. Aber bitte Renji: Was mag Aizen?“
 

Ärger verursachen, das mochte er. Renji schnaubte zu sich selbst. „Wie sollte ich das wissen? Ich habe niemals mit ihm gefrühstückt, als ich in seiner Einheit war. Ich hatte noch nicht einmal einen Rang.“ Aber alle schienen kurz vor einer Panik zu sein, also hob Renji die Hände, um sie zu beruhigen. „Aber schaut. Mikis Chawanmushi riecht, als wärs für einen König gemacht. Also wird es auch gut genug für...“, eine Schlange wie diesen Bastard sein, „... einen unangekündigten Besucher sein.“
 


 

Aizen und dazu noch um diese Uhrzeit. Byakuya blinzelte immer noch irritiert bei dem Anblick dieses sanftmütigen Lächelns des Kommandanten. Was auf der Welt hatte Aizen veranlasst, dass er ihn noch vor dem Morgentee sehen wollte? Er hatte dem Dienstmädchen ein zusätzliches Gedeck für das Frühstück aufgetragen und nun ging ihm so langsam die belanglosen Themen aus. Würde er gezwungen sein, über das komplette Frühstück ein Gespräch mit diesem Mann aufrecht zu halten?
 

Byakuya hasste bereits seine Geste, Aizen in sein Quartier eingeladen zu haben. Er hätte es bevorzugt, ihm in seinem Büro zu begegnen. Auch wenn das hier wohl eher eine soziale Interatkion werden sollte. Hier gab es keinen Schreibtisch, um dahinter zu sitzen, keine Distanz, die er damit aufbauen konnte. Nun musste Byakuya neben Aizen auf der gepolsterten Bank sitzen. Es fühlte sich nicht nur zu vertraut an, sondern auch seltsam verletzlich.
 

Der Schwarzhaarige musste einfach fragen. „Hatten wir eine Verabredung, Sōzuke? Hat mein Vizekommandant vernachlässigt mir...“
 

„Nein, nein.“, Aizen lächelte weiterhin sanft. Irgendwas an diesem Lächeln brachte Byakuya in den letzten 20 Minuten immer näher an den Abgrund. „Ich befürchte, ich bin einfach vollkommen unangekündigt erschienen. Ich mache mir Sorgen um dich.“
 

„Du? Sorgen um mich? Wegen was?“
 

„Das ist eine fürchterliche Geschichte mit deiner Schwester.“, sagte der Braunhaarige, seine Stimme triefte vor Mitgefühl. „Es muss sehr schwierig für dich sein.“
 

„Ah.“, Byakuya stand mit der Absicht auf, Aizen aus der Tür zu scheuchen. „Ich wäre dankbar, wenn du dich nicht in die Angelegenheiten meiner Familie einmischen würdest.“
 

„Aber Byakuya“, sagte Aizen, ignorierte die Absicht des anderen und blieb entschlossen sitzen. „Das betrifft mehr als nur deine Familie. Deine Schwester ist ein Mitglied der Hofgarden. Sie wird von jedem gemocht und wir alle möchten euch beiden helfen, wo wir nur können. Vielleicht könnten wir gemeinsam zu Central gehen und...“
 

„Nein, vielen Dank.“, sagte Byakuya und starrte nun zur Tür, in der Hoffnung, dass Aizen die Bedeutung dieser Geste verstehen würde. „Ich war bereits bei Central.“
 

„Und? Sie mussten doch Verständnis haben. Werden sie das Urteil abmildern?“
 

Renji kam die Treppe hinauf. Byakuya konnte seine Gegenwart und sein Vorhaben spüren. Er musste endlich von Aizens Besuch gehört haben.
 

Byakuya blickte auf den sitzenden Aizen. „Mir wurde noch keine ausreichende Antwort gegeben.“
 

„Oh?“
 

Es war eine Halbwahrheit, aber alles, was Aizen wissen musste. Byakuya hatte nicht die Absicht diesem Mann davon zu erzählen, dass er noch nicht einmal hineingelassen wurde.
 

Renji unterbrach sie genau in diesem Moment, gab Byakuya damit einen Grund, sich nicht mehr dazu zu äußern. Kühn klopfte er nur kurz, bevor er die Tür aufschob. „Kommandanten.“, sagte der Rothaarige und verbeugte sich kurz anerkennend.
 

Als er sich aufrichtete, suchte er Byakuyas Blickkontakt und hielt ihn für einen kurzen Moment. Byakuya deutete ein leichtes Nicken an. Ja, ich benötige eine Rettungsaktion.
 

„Richtig.“, Renji nickte verstehend. „Entschuldigen sie mein Eindringen, meine Herren. Ich befürchte, ich muss meinen Kommandanten fort rufen. Wir haben einen engen Terminplan heute, Kommandant. Wir können uns Verspätungen nicht leisten.“
 

„Ich bedauere es zutiefst, Sōzuke, aber es scheint so, als müsste ich diesen Besuch kürzen.", sagte Byakuya.
 

"Das verstehe ich natürlich.", entgegnete Aizen und erhob sich endlich von seinem Platz. "Die Pflicht ruft."
 

"Ja, ich befürchte, dass dem so ist. Renji würdest du den Kommandanten hinausbegleiten?"
 

"Es ist mir ein Vergnügen, Kommandant."
 


 

"Wenn sie wirklich ein Gespräch mit ihm wollen, sollten sie besser die entsprechenden Wege gehen.", sagte Renji am Tor. "Lassen sie Momo... ähm Vizekommandantin Hinamori mich das nächste Mal kontaktieren. Ich setze sie dann auf den Terminplan."
 

"Ja, ich glaube so langsam, dass dies der einzige Weg ist.", nickte Aizen höflich und verließ das Gelände der 6. Division.
 

Nun ja, das war enttäuschend gewesen. Er hatte nicht viel aus Kuchiki herausbekommen können. Wenn es zwischen dem Kommandanten und seinem Vizekommandanten böses Blut gab, nachdem was in der Allee passiert war, war es nach Außen hin nicht zu erkennen. Sie arbeiten immer noch absolut hervorragend miteinander. Es war daher umso wichtiger, ihren Zusammenhalt zu zerreißen.

Of Tea and Ceremony

Nachdem Renji sicher gegangen war, dass Aizen auf der Straße verschwunden war, die weg von der 6. Division führte, machte er kurz Halt im Hauptbüro, um nach dem 3. Offizier zu sehen. Er wollte sicher gehen, dass sich nicht noch mehr Überraschungen anbahnten und dem Jungen die Meinung geigen. Danach ging er zurück, um zu schauen, wie sehr Byakuya, nach so einer unangenehmen und unerwarteten Lücke in ihrer Verteidigung, ausgetickt war.
 

"Ich hab keine Ahnung, wie's passieren konnte, Kommandant. Kommandant Aizen muss hindurch geschlüpft sein, als alle in der Kantine warn. Aber vertrauen sie mir, der 3. Offizier weiß' jetzt besser.", sagte Renji als Entschuldigung.
 

Byakuya nickte und winkte ihn hinein, um ihm beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
 

Scheiße, dachte Renji während er seine Sandalen auszog, um sie vor der Tür zu lassen. Er wollte eigentlich nur seinen Kopf hineinstecken und hoffte damit, einen ausgiebigeren Umgang mit seinem Kommandanten zu vermeiden. Ich kann diese Intimität nicht ertragen.
 

Besonders da Byakuya noch so... knuffig aussah.
 

Er trug natürlich seine Uniform. Anders hätte er niemals Aizen empfangen. Er trug auch sein Kenseikan in den Haaren und diesen lächerlich teuren Schal um den Hals. Doch der Kommandant hatte diesem grummeligen 'Ich-habe-noch-keinen-Tee-getrunken'-Gesichtsausdruck, an den Renji zärtliche Erinnerungen vom Hanami hatte. Natürlich würde niemand anderes dies an ihm sehen. Sie würden nur Byakuyas gewöhnliche, unerschütterliche und königlich entrückte Mimik sehen. Doch Renji konnte die leicht zusammengepressten Lippen erkennen und die Müdigkeit hinter seinem Blick. Es war ein goldiger irritierter Ausdruck am frühen Morgen, der immer das Verlangen in Renji auslöste, den Schwarzhaarigen leicht anzustupsen. Nur ein wenig, um ihn zu ärgern.
 

Renji blickte bei dem Gedanken finster und durchquerte den Raum zum niedrigen Tisch. Zu dem bekannten Platz, den er so oft schon beschlagnahmt hatte.
 

Die frühe Sommersonne schien hell und warm und durch die geöffneten Fenster strömte der leichte Duft von Blauregen. Die Morgensonne unterstrich die Farben der neuen Möbel, die nun im Quartier des Kommandanten standen. Seine private Sammlung, eh? Da war ein Hauch von einer Eigenschaft in dem neuen Zeug, was einen Teil von Byakuya andeutete, den Renji in letzter Zeit nicht oft zu Gesicht bekommen hatte. Eine verspieltere, unbeschwertere Seite.
 

Mit einem reuevollen Seufzen ließ sich Renji im Schneidersitz auf den Boden fallen. Es wäre eine wundervolle Art, so den Morgen so zu starten. Doch die Dinge hatten sich geändert. Zabimaru lag in seinem Quartier, weil... Byakuya ein Arschloch war, verdammte Scheiße.
 

Er durfte nicht daran denken. Nicht, wenn er es durch das Frühstück schaffen wollte. „Ich entschuldige mich noch mal für den Morgen.“, sagte Renji und brauchte dieses Mal nicht unter die Abdeckungen zu schauen. Denn dieses Mal war er in der Küche gewesen, während das Tablett beladen wurde war. Renji nahm die Schnittblumen und steckte sie in eine Vase auf Byakuyas Bücherregal, damit sie aus dem Weg waren. „Ich bin anderen Pflichten nachgegangen, während der 3. Offizier nich aufm Posten war.“
 

„Durchaus.“, sagte Byakuya missbilligend. Er setzte sich im Seiza gegenüber von Renji und griff über den Tisch, um Renji Tee auszuschenken, bevor er seine eigene Schale füllte. „Doch kann ich mich nicht allzu sehr beschweren, wenn du so schnell zur Rettung zur Stelle warst. Immerhin wurde mir erspart, Aizen durch das Frühstück zu unterhalten. Ich bevorzuge deine Gesellschaft um einiges mehr.“
 

Renji nickte abwesend. Er hatte nur vage die Worte des Kommandanten mitbekommen. Stattdessen klebten seine Augen auf dem Tee, den ihm Byakuya ausgeschenkt hatte.
 

Was zum Teufel? Und dann noch so beiläufig? Als hätte Byakuya immer noch einen Funken Respekt, trotz der Geschehnisse der letzten Nacht.
 

Küsse meine Füße.
 

Er zum Teufel fragte nach so etwas, drehte sich dann herum und schenkte einem am nächsten Tag Tee ein?
 

„Ist etwas mit dem Tee nicht in Ordnung?“, Byakuya nahm seine Schale und hielt ihn unter die Nase. Er roch zaghaft daran und ließ ihn dann irritiert im Gefäß kreisen, blickte dabei zu Renji. „Du siehst so aus, als würdest du ihn jeden Moment anknurren.“
 

„Oh, uh. Nah, der Tee ist ok.“, brachte Renji hervor. Was falsch daran war, dass ausgerechnet Byakuya dieses Ritual beibehielt. Selbst nach der Allee hatte er von 'du gehörst mir' und 'ich möchte dich hier haben' geredet. Und nun bot ihm Byakuya die erste Tasse Tee an, als wäre es keine besondere Geste?
 

Womöglich war es auch keine.
 

Vielleicht, sagte sich Renji bedrückt, war es das nie gewesen.
 

Genauso wie das Angebot, seinen Namen zu verwenden, könnte die ganze Tee-Sache ein berechnendes 'Geschenk' von Byakuyas Seite aus gewesen sein, etwas, was er einfach geben konnte, da Renji niemals einen Vorteil darauf bekommen würde.
 

„Bist du dir sicher?“, fragte Byakuya und beäugte immer noch kritisch seinen Tee. „Nur du hast so eine feine Nase und einen guten Instinkt. Wenn etwas verdorben ist, solltest du mir es sagen.“
 

Etwas verdorben ist? Verdammte Scheiße, diese ganze Beziehung hatte ihre Haltbarkeit überschritten. Renji erhob sich mit einem Mal.
 

„Ich muss gehn.“, sagte er schnell, bevor der Kommandant protestieren konnte. Als er über die Türschwelle huschte, sagte er über die Schulter, „Da is noch Mist... Dinge, um die ich mich kümmern muss.“
 


 

Byakuya bemerkte, dass Renji sich noch nicht einmal die Zeit nahm, seine Waraji anzuziehen. Er hatte sie nur über die Schulter geworfen als er floh. Und dann seine Sprache schon wieder... Die kleinen Fehler waren extrem beunruhigend.
 

Der Schwarzhaarige nahm einen Löffel, um etwas von seiner Eiercreme zu nehmen und blickte dabei auf den leeren Platz, wo eben noch Renji gesessen hatte. Ein Gedeck für zwei mit Tee, der auf Renjis Platz kalt wurde. Byakuya musste wegschauen, sich auf seinen eigenen Teller konzentrieren, um sich von der plötzlichen, überraschend schmerzhaften Abwesenheit seines Vizekommandanten abzulenken.
 

Renji hatte noch nicht einmal sein Essen angerührt. Es passte gar nicht zu ihm.
 

Aber er war wieder ohne Zabimaru gekommen. Das war eine Verbesserung.
 

Byakuya fragte sich, ob das Fehlen seines Zanpakutō Teil von Renjis Problem, seiner Angespanntheit war. Erklärte es auch seine Ausdrucksweise, seinen schlampigen Satzbau? Renji und Zabimaru standen sich in Byakuyas Augen zu nah. Daher konnte sich Byakuya auch gut vorstellen, dass Zabimaru Renji möglicherweise davon abhielt, wieder in die Art abzufallen, wie man in Inuzuri sprach. Sie hatten sich in der Akademie kennengelernt. Dort, wo Renji hart dafür arbeitete, die Spuren seines Dialekts zu verwischen. Es war diese Sache, die ihn als jemanden von weit außerhalb, dem Rukongai, brandmarkte.
 

War es möglich, dass sich Renji, ohne sein Zanpakutō an seiner Seite, leichter vergaß?
 

Daran zu denken, dass ein Mann so abhängig von seinem Zanpakutō war, störte Byakuya hochgradig. Aber es schien in diesem Fall durchaus möglich. Als Byakuya die Wahrheit über Renjis Tattoos kennengelernt hatte, was er mit seinem Körper für diesen Dämonen getan hatte...
 

Ehrlich? Er war angewidert gewesen. Es war schwer für ihn, auf Renjis Körperkunst auf die selbe Art und Weise, wie vorher zu schauen. Byakuya war immer sehr fasziniert davon gewesen, aber nun... es war mehr als unakzeptabel, sich so dem Willen seiner Waffe zu beugen, dass man gewillt war, seine eigene Haut zu transformieren, um mehr wie sein Zanpakutō zu sein.
 

Wer sollte der Meister sein? Das Schwert oder der Mann?
 

Renjis Antwort war in der Nacht erschreckend klar gewesen, als er ihn gefragt hatte, ob er Rukia töten könnte, falls er es verlange. Byakuya hat es mit eigenen Augen gesehen: Zabimaru hatte Renji kontrolliert, nicht anders herum. Es war gegen die natürlichen Regeln und die Beziehung zwischen Renji und Zabimaru waren in Byakuyas Augen die wahre Perversion.
 

Und vielleicht, wirklich vielleicht, wenn Byakuya sie weiterhin trennen konnte, würde er den Mann bekommen, nicht den Dämon.
 


 

Renji hätte beinahe den Sanitäter der 4. Kompanie über den Haufen gerannt, den sie geschickt hatten, um ein Auge auf Rukia zu haben. Schnell konnte er dem Jungen noch ausweichen. „Hey, schau dahin, wo du hinläufst!“
 

Auch wenn es Renji gewesen war, der in Gedanken gewesen war und der kleine Offizier fast einen halben Meter kleiner war als Renji. Der Rothaarige konnte ihm auf den Kopf spucken. Wortwörtlich. Er war gerade schon dabei, sich für seinen unfairen Anschiss zu entschuldigen, als der Junge sich in eine hastige Verbeugung flüchtete. „Oh! Entschuldigen sie, Vizekommandant.“, stammelte er nervös mit einer weiteren Verbeugung, sodass er beinahe den Inhalt des Tabletts umkippte, dass er mit sich trug.
 

Renji betrachtete ihn mit einem Kopfschütteln. Wie war der Name von diesem Trottel? Tarō oder so etwas? Nein, es war etwas Lustiges, etwas Weibischeres. Und Länger. Hanatarō? Ja, das war es.
 

„Gib mir das.“, sagte Renji und schnappte sich mühelos das Frühstückstablett aus seiner Hand. Er hielt es mit einer Hand und blickte unter die Abdeckhaube. Als er sah, dass es fast leer war, ließ er den Atem hinaus, den er unbemerkt angehalten hatte. „Sie isst. Gott sei Dank.“
 

„Ihnen sei dank, denke ich.“, sagte Hanatarō mit einer weiteren, respektvollen Verbeugung. „Ich habe gehört, dass sie ihr letzte Nacht einen Besuch abgestattet hatten, Vizekommandant. Und nun fängt Frau Kuchiki sogar an, ein wenig mit mir zu reden.“
 

„Das hat sie?“
 

Hanatarō nickte enthusiastisch. Er hob die Hände, um nach dem Tablett zu greifen, zog sie aber nervös zurück. „Könnte ich...? Ich meine, ich sollte wirklich zurück zu meiner Arbeit gehen, Vizekommandant.“
 

„Ich begleite dich ein Stück.“, bot Renji plötzlich an, als ihm eine Idee kam. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“
 

Sie gingen in Richtung Divisionstor und es war gut, dass Hanatarō nicht mehr das Tablett trug, denn er stolperte ein wenig. Er zeigte schüchtern auf seine Nase, seine blauen Augen waren geweitet. „Ein Gefallen, Vizekommandant? Von mir?“
 

„Jep.“, sagte Renji und nickte einem vorbeigehenden, grüßenden Offizier der 6. Einheit zu. „Aber lass uns draußen darüber reden.“
 

Es wäre gefährlich, wenn viele es mitbekommen würden, was er sagen wollte. Nichts, wonach Renji bisher gefragt hatte, war in die Richtung des Hochverrats gegangen, aber er wollte so vorsichtig wie möglich sein. Was hatte Miki heute Morgen gesagt? 'Und ehrlich gesagt kann der Herr etwas übertrieben mit seiner Interpretation, was angemessen ist'. Das war wahr genug und Renji wäre keine Hilfe für Rukia, wenn er sich auch hinter Schloss und Riegel befand.
 

„Also, der Gefallen.“, begann Renji, als sie sich im geschäftigen Treiben der Straßen der Seireitei befangen. „Es ist wirklich einfach. Falls sich Rukia dir etwas öffnet, du weißt schon... Dir darüber erzählt, was in der Welt der Lebenden passiert ist, schau, ob sie von einem orangehaarigen Jungen spricht, den sie zurückgelassen hat. Derjenige, den der Kommandant getötet hat.“
 

Hanatarō wurden immer größer.
 

„Die Sache ist die“, fuhr Renji fort. „Er war wichtig für sie. Und, nun ja, vielleicht kannst du ihr helfen, damit abzuschließen, was passiert ist. Bevor...“, er musste stoppen. Auch wenn er danach gefragt hatte, mochte Renji den Gedanken, dass in einer möglichen Zukunft Rukia sterben würde und sie ihr Schicksal akzeptieren müsse, überhaupt nicht.
 

„Ihr Bruder hat ihren Geliebten getötet?“, fragte Hanatarō mit Tränen in den Augen.
 

„Sinngemäß.“, sagte Renji, auch wenn er keine Ahnung hatte, ob Rukia mit dem Jungen so weit gegangen war. Sie liebte ihn. Das schien zumindest klar.
 

„Oh, das ist tragisch.“, sagte Hanatarō. „Viel schlimmer, als ich dachte! Jetzt vermissen sie sich! Er wurde hier wiedergeboren und sie geht zurück in die Welt der Lebenden. Sie werden sich immer vermissen, so lange wie sich das Rad des Schicksals und Wiedergeburt dreht. Das ist grausam.“
 

„Yeah.“, sagte Renji und blickte bei dem Gedanken finster. Der orangehaarige Junge würde hier wiedergeboren werden? Würde das überhaupt passieren, nachdem Byakuya sein Seelenband durchschnitten hatte? Oder wäre er in seinem Scheitern, Rukia zu schützen gefangen und steckte nun in der Welt der Lebenden fest und würde eventuell zum Hollow werden?
 

Huh. Renji hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass der Junge jetzt gerade auf den Straßen Rukongais herumlaufen könnte. Selbst wenn er nur mit der Hälfte seiner Shinigami-Kräfte hierher gekommen wäre, würde er immer noch einen guten Gegner darstellen. Byakuya meinte, dass der Junge keine Kräfte mehr hätte, nachdem er seine namenlose Aktion ausgeführt hatte, aber der Junge war unberechenbar gewesen. Renji kannte niemanden, der sein Reiatsu so plötzlich in dieser Stärke erhöhen konnte, wie der Orangehaarige es konnte. Es konnte nicht alles von Rukia stammen...
 

Aber wenn Hanatarō richtig lag, könnte der Junge jetzt schon auf den Weg hierhin sein.
 

Denn Renji glaubte nicht, dass er Rukia aufgeben würde. Nicht nachdem er so für sie gekämpft hatte...
 

Scheiße. Wusste er, dass er in der Seireitei suchen musste? Wusste er, dass Rukia bei den Hofgarden war? Wie viel hatte sie ihm von der Soul Society erzählt?
 

Und was würde Renji dagegen unternehmen?
 

Nichts, entschied er plötzlich.
 

Auch wenn der Junge hier aufkreuzen und verlangen würde, Rukia zu sehen. Er würde niemals durch die Tore kommen. Die Seireitei hatte allen Invasionsversuchen jahrhundertelang standgehalten. Und er war nur ein Junge, ganz alleine. Selbst mit seiner Entschlossenheit würde er alleine nicht weit kommen.
 

Nebenbei wusste Renji auch nicht, ob der Junge bereits hier angekommen war. Vielleicht starb er immer noch langsam in einem der Krankenhäuser.
 

Es war eine seltsame und untypische Güte gewesen, dass Byakuya ihm nicht den Todesstoß verpasst hatte. Der Kommandant konnte kleinlich dabei sein, für was er Senbonzakura freisetzte, aber das Zanpakutō war bereits mit Blut besudelt gewesen. Hatte Byakuya es durchdacht? Wollte er sicher gehen, dass Rukia ihrem Urteil ins Auge blickt, bevor der Junge in der Soul Society auftaucht und Rache suchte?
 

"Sind die in Ordnung, Vizekommandant?", fragte Hanatarō und riss Renji aus seinen Gedanken. „Wir standen jetzt eine Weile in der Mitte der Straße und... ähm... die Leute starren.“
 

„Oh“, sagte Renji. „Ja, hör zu. Danke, dass du dich um Rukia kümmerst, Hanatarō. Mach weiter so. Ich... Sollte zurückgehen.“
 

Als Renji wegging konnte er hören, wie Hanatarō geschockt sagte, „Er konnte sich an meinen Namen erinnern. Niemand erinnert sich an meinen Namen.“

Teaching a Dog New Tricks

Der 3. Offizier hatte Renji den seltsamsten Blick des Morgens gegeben. Renji hatte die normalen Übungen übersprungen und dem 3. Sitz gesagt, dass alle an ihren Kidō-Fähigkeiten arbeiten sollten, während er seitlich an Übungsplatz stand und still wegen seinem Kater litt. Kurz vor der Mittagspause, als sie alleine im Hauptbüro waren, ergriff der Offizier ängstlich das Wort. "Tragen sie streng genommen ihre Uniform nicht vollständig? Ist irgendwas nicht in Ordnung mit Zabimaru?"
 

Aus Reflex glitt Renjis Hand an seine Seite, nur um diese leer vorzufinden. Er versuchte, es zu überdecken, indem er sich dort kratzte, doch ihm war klar, dass der 3. Offizier ihm das nicht abkaufte. "Ich werd ein paar Hakuda-Übungen am Mittag leiten. Warum gehst du jetzt nich Mittag essen?"
 

"Waffenloser Kampf? Aber..."
 

Der 3. Sitz wollte eindeutig noch einmal auf den Grund von Zabimarus Abwesenheit zu sprechen kommen, aber Renji belegte ihn mit einem ernsten Blick. "Ich sagte: Mach Pause."
 

Renji war vielleicht erst für 2 Monate der Vizekommandant, aber jeder der Einheit kannte diesen Ton. "Ja, Vizekommandant."
 


 

Der Kommandant kam am späten Nachmittag dazu, um das Training zu überwachen. Renji wurde von Byakuyas Aufmerksamkeit und belustigten Hauch in dessen Reiatsu ein wenig aus dem Konzept geworfen. Während einer kurzen Trinkpause, stand der Schwarzhaarige vor Renji. "Vielleicht sollte ich eingreifen, Vizekommandant. Du scheinst meinen Leuten die Kunst der Kneipenschlägerei beizubringen."
 

"Der Kopfstoß is ne richtige Attacke.", verteidigte sich Renji. "Es hat nen Namen und all das, Kommandant."
 

"Das hat es.", stimmte Byakuya zu. Renji konnte erkennen, dass der Kommandant Schwierigkeiten hatte, ein Lächeln zu unterdrücken. Denn sie beide wussten, dass er 'Super-Stoppelbart-Kopfstoß' hieß. Dennoch atmete Byakuya langsam aus. „Wie auch immer, deine Technik ist weit davon entfernt, präzise zu sein.“, fügte er etwas kühler hinzu.
 

Renji zuckte mit den Achseln und trank den letzten Schluck Wasser, bevor er wieder zum Übungsplatz ging. „Das is der Grund, warums Training heißt, Kommandant.“
 


 

Aber offensichtlich konnte Byakuya es nicht aushalten, Renjis Variante anzuschauen, denn nach ein paar Minuten, ging er zum Trainingsplatz, zwang Renji zurückzutreten und beäugte seine Einheit. Das einzige Problem war nur, dass, während Byakuya ganz klar ein Meister im Hakuda war, er ein ungeduldiger Lehrer war. Fast niemand konnte seinem Beispiel ohne Anweisungen folgen. Selbst für Renji war es schwer und Byakuya war schnell irritiert, da er sich immer wieder wiederholen oder Schritte in einer langsameren Geschwindigkeit demonstrieren musste.
 

„Also schön. Ich sehe, ich muss es euch mit einem Gegner zeigen. Renji.“, seufzte der Kommandant schließlich.
 

Renji schüttelte leicht mit dem Kopf, um anzuzeigen, dass er dachte, dass das eine ganz schlechte Idee war und sein Kommandant jemanden anderen auswählen sollte. Aber natürlich schaute Byakuya ihn gar nicht erst an und Renji konnte schlecht vor der versammelten Einheit eine Diskussion anfangen. Aber genau das war das Problem an dieser Stelle. Er brauchte jetzt nicht auch noch eine Tracht Prügel vor der Nase seiner Division.
 

Nicht mit all dem zwischen ihnen. Nicht mit dem 'Küsse meine Füße'-Mist, der immer noch ungelöst zwischen ihnen stand.
 

Aber es schien, als hätte er keine Wahl. Er rappelte sich auf, um vor seinem Kommandanten Haltung anzunehmen. Er versuchte dabei begeistert auszusehen.
 

Byakuya im Kampf gegenüber zu stehen, war immer einschüchternd. Doch ohne Zabimaru an seiner Seite fühlte sich Renji extrem angreifbar. Schlimmer noch, er wusste bereits, dass er dessen Schritte nicht vorhersehen oder Kontern konnte, auch wenn der Kommandant seit gut 10 Minuten versucht hatte, ihnen das beizubringen. Renji würde mit seinem Hintern im Dreck enden und auf Byakuyas verschissene Füße starren.
 

„Beginne.“, befahl der Schwarzhaarige und Renji stürmte hervor.
 

Er war sich sicher, dass er ein wenig herumgewirbelt worden war, nachdem sich Renji auf dem Rücken wiederfand. Byakuya schaute von oben auf ihn hinunter. Als sich ihre Augen trafen, konnte Renji das Knurren nicht unterdrücken, welches sich auf seine Lippen legte. Er schüttelte es schnell ab und richtete sich auf und nahm wieder Haltung an.
 

Byakuya beobachtete ihn mit kaum wahrnehmbarer Vorsicht. Der Rothaarige dachte für einen Augenblick, dass Byakuya ihn zur Seite nahm für seinen kleinen Ausbruch, aber nach einem angespannten Herzschlag drehte sich der Kommandant um und begann etwas zu erklären, was diese in diesem Gewirr hätten bemerken sollen.
 

Alle schauten ihn in perplexer Irritation an. Schließlich sprang Renji ein. „Die habn keine Idee, wovon sie reden, Kommandant. Niemand kann ihnen dabei folgen, was sie da tun. Sie sind zu schnell. Sie müssens langsamer vorführen. Viel langsamer. Schritt für Schritt.“
 

„Wenn ich derart verlangsame, musst du bei deiner eigenen Niederlage mithelfen. Wirst du dich auf den Rücken werfen, wenn ich es anzeige?“
 

Byakuya musste nach so etwas fragen. Könnte er sich mehr als Hund fühlen, wenn er gefragt wurde, sich vor allen auf den Rücken zu werfen? Renji biss die Zähne zusammen, damit er nicht wieder knurrte. „Natürlich, Kommandant.“
 

Also gingen sie die Attacke Schritt für Schritt durch, während Byakuya Renji in den verschiedensten unangenehmen Positionen hielt, während er die Einzelheiten der Technik erklärte. An einem Punkt fand sich Renji wieder, wie er auf Byakuyas Schritt starrte, vorgebeugt mir einer Hand auf seinem Rücken. In nächsten Moment, in dem sie stoppten, war Byakuyas Hüfte genau vor seiner und sein Körper wurde fest an den Hintern des Kommandanten gepresst. Er konnte den Geruch von Byakuyas Haaren und den Hauch von Schweiß wahrnehmen. Es erinnerte Renji an Sex.
 

Endlich kam der Augenblick, in der Renji eine Rolle vollführte und rückwärts auf den Boden fiel. Er schlug hart auf dem Boden auf und war dankbar, dass es nun vorbei war.
 

„Übt das.“, sagte Byakuya über ihm. „Renji, komm mit mir.“
 

Nein. Verschwinde. Lass mich alleine, knurrte Renji in Gedanken. Er zog sich selbst auf die Füße und folgte pflichtbewusst seinem Kommandanten vom Trainingsplatz weg, während der 3. Offizier ihren Platz einnahm und die Einheit in Trainingspärchen einteilte.
 

Während sie unter der Kolonnade entlang gingen, fragte Byakuya, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Was machst du? Änderst du deinen Kampfstil?“
 

„Nein, Kommandant. Ich dacht nur, es wär gut, wenn wir es n wenig vermischen. Sie möchten keine gesamte Einheit mit meinen Schwachpunkten.“
 

„Daher auch das Kidō-Training heute morgen?“
 

„Ja, Kommandant.“
 

„Wenn es dir ernst mit diesem Training ist, sollten wir ein Seminar mit einem Hakuda-Experten arrangieren. Ich bin kaum dafür geeignet.“
 

„Ernsthaft?“, Renji war überrascht zu hören, dass Byakuya auch nur eine Schwachstelle zugab.
 

„Ja. Wenn wir einen wirklichen Meister wie Suì-Féng dazu bekommen könnten, könnten wir alle etwas Wertvolles lernen.“
 

Renji hielt bei dem Gedanken inne, dass Byakuya tatsächlich an einem Training mit der Division teilnahm. Es wäre durchaus eine Schub für deren Moral. „Sie glauben wirklich, sie zeigt uns ihre Geheimnisse?“, fragte Renji.
 

„Unsere anderen Möglichkeiten wären Aizen oder Komamura.“, Byakuya überlegte einen Augenblick. „Oder der General-Kommandant.“, fügte er dann hinzu.
 

„Scheiße.“, sagte Renji. „All die Typen sind erschreckend.“
 

„Durchaus.“, erwiderte Byakuya. Auch wenn Renji sein Gesicht nicht sehen konnte, konnte er die Belustigung heraushören. „Schau, was du erreichen kannst.“
 


 

Also machte sich Renji später in der Nacht auf zu einem Izakaya in der Nähe der 7. Division. Er kaufte eine Flasche und brachte sie zu Iba, der mit ein paar Typen an einem Tisch in der Ecke saßen. Natürlich nahm Iba immer den 'Mafia'-Platz. Dort, von wo man alle Aus- und Eingänge beobachten konnte. Er machte einen imposanten Eindruck mit der dunklen Brille und seinem quadratischen Haarschnitt. Als er ihn ansah, erinnerte Renji sich daran, wie er beinahe ausgeflippt war, als er zum ersten Mal Ibas Rückentattoo gesehen hatte. Damals war er mit der 11. Einheit im Badehaus gewesen.
 

Der Typ war ein absoluter Yakuza.
 

Zum Glück schien Iba an keine Familie gebunden zu sein, die in Inuzuri ihre Geschäfte betrieben. Dennoch hatte Renji immer einen großen Bogen um ihn gemacht. Renji war erleichtert gewesen, als Iba zum Vizekommandanten der 7. Einheit befördert wurden war. Doch durch ihre Verbindung aus der 11. hoffte Renji nun, dass er besser an Komamura rankommen könnte.
 

Renji knallte die Flasche auf den Tisch, genau vor Iba. „Ich hab nen Vorschlag für dich.“, sagte er.
 

Iba lachte herzhaft. „Schlimmste Anmache überhaupt, Abarai. Ich brauche ein bisschen mehr Romantik als das!“
 

„Was?“, sagte Renji. „Du verarschst mich, richtig? Die Box im Bad sagt, dein Preis is ne Flasche Sake.“
 

„Das ist eine alte Werbung. Heutzutage bin ich mindestens 2 Flaschen wert.“
 

Renji nickte, als würde er es ernsthaft in Erwägung ziehen, zog sich dann ein Stuhl heran und setzte sich zu ihnen. „Huh. Also, verdammte scheiße, du bist scheinbar außerhalb meiner Preisklasse.“, er griff zur Flasche und öffnete sie. „Glaubst du, ne Flasche reicht, um dich um nen Gefallen zu bitten?“
 

„Vielleicht.“, sagte er langsam, es war klar, dass eine Vorsicht zurückkehrte. „Woran denkst du?“
 

„Deinen Chef.“, sagte der Rothaarige, während er Ibas Schale füllte und ging dann um den Tisch, um den anderen auch einzuschenken. „Glaubst du, wir könnten ihn uns für ein Hakuda-Seminar borgen?“
 

Ibas Augenbrauen kamen unter der dunklen Sonnenbrille hervor, als er diese hob. „Ernsthaft. Dafür bist du hierher gekommen?“
 

„Ja. Was denkst du?“
 

„Ich denke, das kostet dich mehr als Sake. Ich glaube, wir wollen etwas als Gegenleistung.“
 

Renji rieb sich das Kinn. Er würde die Nacht ständig Rückblenden aus Inuzuri haben, wenn Iba weiterhin so redete. Besonders in dieserdunklen Ecke der Bar mit dem Geruch von schalem Bier und Männern. „In Ordnung.“, sagte Renji. „Nenn mir den Preis.“
 

„Eine Kidō-Demonstration von deinem Kommandanten.“
 

Scheiße. Würde Byakuya zu so etwas zustimmen? „In Ordnung. Ich bring das Angebot zurück zur 6.“
 

„Gib mir morgen deine Antwort und ich werde alles in die Wege leiten.“
 

Da es von einer anständig geführten Verhandlung verlangt wurde, zumindest von dort, wo sie beide herkamen, verbrachte Renji den Rest der Nacht damit, Sake auszuschenken und mit Iba und seinen Männern zu trinken.
 


 

Renji schnitt das Thema beim Frühstück am nächsten Morgen an. Trotz seines schmerzenden Kopfes war er früh genug aufgestanden, um die Küche zu informieren, dass sie genug für 2 bringen sollten. Aber dann hatte er so lange mit Miki geredet, dass es nur Sinn gemacht hatte, dass er selbst das Tablett mitnahm, Byakuya und er saßen an ihrem gewöhnlichen Platz auf dem Boden und aßen gegrillten Lachs. Renji schaffte es gerade so, nicht zusammenzuzucken, als ihm der Schwarzhaarige Tee ausschenkte. „Also.“, sagte er, nachdem er die Absprache erklärt hatte. „Bist du dazu bereit?“
 

„Ich glaube, dass hängt davon ab, wie tiefgreifend die Demonstration sein soll.“, grübelte Byakuya und knabberte an seinem Fisch. Er trug einen grau-blauen Kimono mit gestickten silbernen Drachen, die über seine Schultern tanzten. Die Farben betonten einen blassen, blauen Hauch in Byakuyas grauen Augen, den Renji bisher nie bemerkt hatte. „Vielleicht wenn es kurz ist.“, seufzte er.
 

„Erinner dich dran, dass Iba seine Finger im Spiel hat. Es ist ein Handel. Wenn du nur wenig gibst, werden wir noch weniger zurückbekommen.“
 

„Können sie nicht anfangen?“
 

Renji lächelte. Auch wenn Byakuyas Stimme ruhig und gleichmäßig war, konnte er das leichte, bockige Jammern des anderen heraushören. Verdammt, er war wirklich niedlich, wenn er seinen Tee noch nicht hatte.
 

„Nein. Sie tun uns den Gefallen. Erinnerst du dich?“, sagte Renji und griff über den Tisch, um ein bisschen eingelegtes Gemüse mit seinen Stäbchen zwischen ihnen aufzuteilen. „Und nebenbei, vertrau mir: Sie wollen Iba nich betrügen. Er würde es ihnen nich vergessen, bis es Vergeltung gab. Rache.“
 

„Wahrhaftig. Vielleicht solltest du nach einem etwas weniger furchteinflößenden Unterhändler suchen.“
 

„Du meinst wie Momo? Ich bin mir sicher, dass Aizen sogar umsonst hierher kommen würde. Wir könnten einfach die Tore öffnen und ihn hineinmarschieren lassen.“
 

Byakuya schüttelte leicht den Kopf, offensichtlich genauso von Renjis Idee verstört, wie der Rothaarige selbst. „Ich dachte an den aufgeblasenen Clown, den Suì-Féng als Vize hat."
 

Renji schaufelte sich mehr Reis auf seinen Teller. "Yeah, ich könnte ihn sicherlich bequatschen, wenn ich gewillt bin, sein Ego etwas zu streicheln. Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass er den Aufwand nicht wert ist. Sie würde niemals etwas machen, zudem Ōmaeda zugestimmt hat. Wenn du sie möchtest, musst du sie direkt ansprechen.“, er brach ein rohes Wachtelei auf und gab es über seinen Reis, bevor er es verrührte. „Wir können es auch einfach vergessen, weißt du. Es war nur eine Idee. Deine Idee, wenn ich das hinzufügen darf.“
 

„Ja, ich glaube, dass war es.“, Byakuya nippte an seinem Tee. „Also schön. Wenn du mein Demonstrationspartner bist, mache ich es.“
 

„Warte, was?“, Renji zeigte auf seine Nase. „Du wirst mich mit Kidō beschießen?“
 

„Eher fesseln.“, sagte Byakuya leichtfertig, als würden sie über das Wetter reden. „Byakurai könnte selbst deine dicke Haut beschädigen, fürchte ich.“
 

Kidō-Fesseln?
 

Wie während des Sex?
 

Heilige Scheiße, was wäre, wenn es ihn anmachte? Eine Art Bondage-Demonstration vor der 7. Division? Es war schon schwierig genug gewesen, durch Byakuyas Hakuda-Demonstration zu kommen. Was wäre, wenn er mitten in der Vorführung einen Steifen bekommen würde? Das wäre mehr als unangenehm.
 

Und was sollte er dagegen tun? Einfach hinlegen und es hinnehmen? Renji war sich nicht sicher, dass er nicht dagegen ankämpfen würde. Dann wären alle Leute in der Lage zu sehen, wie hilflos er dagegen war... Es wäre wie in der Allee... Nur vor einer Menschenmenge.
 

Er war dabei, von der ganzen Sache zurückzutreten, als der Kommandant kurz nickte. „Ja. Das wäre perfekt. Bring Zabimaru mit. Wir werden es interessant gestalten.“
 

Etwas Kaltes breitete sich in Renjis Magengegend aus. Er wollte nicht, dass Byakuya Zabimaru mit Kidō bekämpfte. Nicht nach dieser einen Nacht.
 

„Ja. Na schön.“, sagte Renji und schaute nach einem Ausweg. „Kommandant Komamura wurde bisher noch nicht eingeweiht. Ein Typ, der sich hinter einem Korb versteckt möchte vielleicht nicht in der Öffentlichkeit eine Vorstellung geben.“
 

Byakuya hob eine dünne Augenbraue, als wolle er Renji warnen, nicht so einfach ein schwerwiegendes Geheimnis des Kommandanten anzusprechen. „Ich bin mir sicher, dass er das wird. Soweit ich weiß, hat er nur wenige Freunde. Ich glaube, er würde es genießen, ein paar Bewunderer zu gewinnen.“
 


 

„Nope. Tut mir leid, er wird es nich tun.“, sagte Renji und stellte eine Flasche vor Iba ab. „Mein Kommandant ist zu schüchtern.“
 

„Eher zu verschwiegen.“, sagte Iba. „Ich hätte eh nicht damit gerechnet.“
 

Renji nickte und und trank seinen Sake. Er hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. Er war ein fürchterlicher Lügner, aber er würde Iba niemals die Wahrheit sagen. Dass er zurückzog, weil er Angst hatte, gegen Byakuya zu kämpfen.
 

Und zu verlieren.
 

In der Öffentlichkeit.
 

Sie tranken eine Weile ohne zu sprechen. Renji überlegte gerade, wie er aus der Situation kommen würde, bevor er zu betrunken war, denn er hatte immer noch einen leichten Kater. „Bist du in Ordnung, Abarai? Ich habe gemerkt, dass du Zabimaru nicht bei dir trägst.“, riss ihn Iba aus den Gedanken.
 

Und wieder glitt seine Hand an seine Hüfte, bevor er sich selbst stoppen konnte. „Yeah, nun ja. Ich versuche... friedlich zu sein.“
 

„Es steht dir nicht.“, lachte Iba. „Es passt nicht zu dir.“
 

„Nein?“, Renji blickte resigniert auf.
 

„Nein. Was zum Teufel, Mann! Du bist ein Krieger. Hast du den alten Leitfaden vergessen? 'Kämpfe!'“, sagte Iba und knallte dabei seine Schale auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. All seine Jungs nickten und grunzten zustimmend. Ein paar prosteten Renji zu oder klopften ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

Renji bedachte Ibas Männer mit einem 'Fass-mich-nicht-noch-einmal-an-wenn-du-deinen-Arm-behalten-möchtest'-Blick. „Na ja, es ist viel... komplizierter als das. Die Lage drüben ist aktuell angespannt.“
 

„Oh, ja. Ärger mit dem Kuchiki-Mädchen.“, sagte Iba mit einem Nicken. „Auch eine Freundin von dir, aus der alten Zeit, richtig?“
 

„Richtig.“, bestätigte Renji. Er blickte auf den Boden und realisierte, dass es Zeit war, aus dem Gespräch zu kommen. Noch bevor er etwas Dummes sagte oder zu viel preisgab. „Es tut mir leid, dass ich eure Zeit vergeudet habe.“, er stand dabei auf.
 

„Mach dir darüber keine Sorgen.“, sagte Iba und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Reiß dich zusammen und lege dein Zanpakutō wieder an, Trottel.“
 


 

„Es ist schon wieder mitten in der Nacht, Renji.“, sagte Rukia von ihrem Stuhl aus. Sie drehte sich um, damit sie ihn direkt anblicken konnte. Ihre großen, violetten Augen bebten ein wenig. „Sollte ich mir Sorgen machen?“
 

„Nein.“, antwortete Renji und lehnte sich mit den Schultern gegen die Gitterstäbe. „Ich wollt nur reden. Hören, wie dein Tag war.“
 

Sie lachte. Es war ein süßes, selbstironisches Geräusch. „Mein Tag war scheiße, Renji. Wie war deiner?“
 

„Meiner war seltsam.“, gab er zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Er starrte ausdruckslos auf das Muster der großen, verschlossenen Tür. „Dein Bruder hasst mein Zabimaru.“
 

„Was? Warum?“
 

Renji drehte seinen Kopf, um sie anzublicken. Doch sie hatte ihm wieder den Rücken zugedreht und schien nach oben auf den Mond zu schauen, welcher durch das vergitterte Fenster schien. „Ich denke, Byakuya hat Angst vor ihm. Vor Zabimaru.“
 

„Schwachsinn!“, sagte Rukia fest und drehte sich so plötzlich herum, dass der Stuhl auf dem blanken, sauberen Boden quietschte. Ihre Hände umgriffen die Ecken fest. „Mein Bruder hat vor nichts Angst.“
 

„Ich weiß es nich, Rukia.“, sagte er sanft und freundlich. Er hat darüber bereits tagelang nachgedacht, meist unbewusst. Es war etwas, dass unter der Oberfläche wandelte und an ihm nagte. „Ich denke, Byakuya war in den letzten Tagen ständig verängstigt. Ich weiß, dass er Angst hat, dich zu verlieren.“
 

Sie schüttelte den Kopf, ihr Stirnrunzeln vertiefte sich und stahl sich auch an die Stelle zwischen ihren Augen. „Du kennst ihn kein bisschen. Sein Herz ist bereits verschlossen, abgeschirmt. Er wird keine einzige Träne für mich verlieren.“
 

„Vielleicht nich.“, stimmte Renji zu. „Aber vielleicht, weil sein Herz bereits gebrochen ist. Ich bin mir nich sicher, ob er in der Lage ist, nach dem Tod seiner Frau, jemanden zu lieben. Ich weiß nich, ob er überhaupt weiß, wie. Vielleicht hat sie all die Arbeit erledigt. Ich kann mir vorstellen, wie sie ihn an die Hand nahm und ihn durch die ganze Sache führte.“, der Rothaarige lachte leise darüber, auch wenn es irgendwie Sinn machte. Hisana musste die Geduld einer Heiligen gehabt haben, um es mit Byakuyas Reizbarkeit aufzunehmen. Aber wer wusste, wie er damals wirklich gewesen war? „Weißt du, ich hab überlegt, ob er nich vielleicht auch Angst davor hat, zu lieben. Er kann es nich ausstehen, selbst kleine Kämpfe zu verlieren. Liebe muss ihn absolut verängstigen, denn du kannst sie nich einfach festhalten. Du kannst sie deinem Willen nich unterwerfen. Du musst loslassen, einverstanden sein, es fallen zu lassen und dass sie dich mit ihr hinunterreißt.“
 

Als Rukia nicht antwortete, drehte Renji seinen Kopf, um sie direkt anzuschauen. Sie starrte ihn mit geöffnetem Mund an.
 

„Was?“, fragte er und nahm etwas Haltung an, als sie ihn weiterhin so anschaute.
 

„Wann hast du so viel über Liebe gelernt?“
 

„Ich war schon einmal verliebt, weißt du.“, sagte Renji. Seine Augen glitten von ihr weg und er entspannte sich etwas. Dabei blickte er wieder die Tür an. „Und ich musst loslassen. Manchmal muss man das, wenn man jemanden so sehr liebt.“
 

Sie sagte nichts. Das hatte er auch nicht erwartet. Es war ein offenes Geheimnis. Eine Sache, über die sie nie geredet hatten, aber immer da war.
 

„Aber weißt du, was ich gelernt hab?“, fuhr Renji wie zu sich selbst fort. „Liebe verschwindet nich, wenn du sie aufgibst. Ich denk sogar, je mehr du gibst, desto größer wird sie, umso mehr hast du der nächsten Person zu bieten.“ Nachdem er diesen tiefgründigen Gedanken formuliert hatte, seufzte er. „Was gut ist, denn, dass schwöre ich, die nächste Person ist ein absoluter Gefühlskrüppel.“
 

Rukia war für eine Weile still. „Triffst du dich mit Kira?“, fragte sie dann plötzlich.
 

Renji schnaubte. „Scheiße, Rukia. Du weißt, dass Kira nich mein Typ ist. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Wir warn nur Zimmergefährten. Warum glaubst du mir nie?“
 

„Weil das ein Codewort ist. Und er ist liebenswert. Ich finde, ihr beide würdet ein tolles Pärchen abgeben.“
 

„Nur in seinen kranken, kleinen Fantasien.“, zog er sie auf. „Kira war noch nich einmal in Kerle interessiert, als wir auf der Akademie waren. Er war total in Momo verknallt.“
 

„Das wäre niemals etwas geworden.“, Rukia stützte ihr Kinn auf der Rückenlehne ab. So entspannt hatte sie seit ihrer Rückkehr zur Soul Society nicht mehr ausgesehen. Es wärmte Renjis Herz ein wenig, sie so voller Leben zu sehen. So wie sie eigentlich war. „Momo braucht jemanden, der ihr Anweisungen gibt.“
 

„Huh. Das ist etwas grob.“
 

„Ich meinte nicht während dem Sex!“, aber dann überdachte es Rukia einen Augenblick. „Vielleicht auch dabei. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie während ihrer Akademie Jungfrau gewesen war.“
 

„Ich hab das auch immer vermutet.“, stimmte Renji zu.
 

Danach fielen sie in eine angenehme Stille. „Wird alles in Ordnung werden, Renji?“, fragte Rukia nach einem langen Augeblick.
 

„Ich weiß es nich.“, gab er zu. Er drehte den Kopf, um sie anzublicken. Sie kniete auf ihrem Stuhl und schaute ihn an. Ihre Hände auf ihren Rücken. Hoffnung und Angst waren in ihren Augen zu erkennen. Das Mondlicht verpasste ihrem Haar einen silbernen Schimmer. Aber sie sah so klein und schwach aus. Er riss sich zusammen, sah ihr in die Augen und hielt den Blickkontakt. „Aber wir geben nich auf, keiner von uns. Verstanden?“
 

Sie gab ihm ein kleines, schüchternes Lächeln, als wüsste sie, was er da tat. „Ja, Vizekommandant.“
 


 

Am nächsten Morgen stand Byakuya unter der Kolonnade, nippte an seinem Tee und beobachtete Renji auf dem Trainingsplatz. „Bist du dir sicher?“, fragte er. „Denn als ich mit Komamura gesprochen hatte, schien er eher begeistert gewesen zu sein.“
 

Die Morgenluft war kühl und feucht vom Gewitter in der späten Nacht. Renji umgriff die Teeschale fest, damit sie seine Hände wärmte. Er hatte nicht erwartet, dass Byakuya so weit gegangen war. Er nahm einen Schluck, um zu verdecken, dass er sich eine Strategie zurecht legte.
 

„Ich weiß es nich. Vielleicht ist was dazwischen gekommen oder Iba hatte was dagegen.“, es war eine lächerliche Lüge und er hasste es, Iba derart dazwischen zu werfen, doch es war das Beste, was Renji in der kurzen Zeit eingefallen war.
 

„Ich werde noch einmal mit dem Kommandanten direkt reden.“, sagte Byakuya. „Wir können nicht zulassen, dass unsere Vizekommandanten einen beidseitig hilfreichen Austausch unterbinden.“
 

„Richtig.“, seufzte Renji.
 

Er war so erledigt.

The Knife of Regret

Renji hatte gelogen. Soviel war für Byakuya absolut klar. Aber eine Frage bleib: Warum?
 

Byakuya hatte Renji vor einigen Minuten gerade heraus darauf angesprochen, während sie zusammen zu Abend aßen. Die ganze Sache drehte sich um eine simple Hakuda-Demonstration von der 7. Division, für die sie im Gegenzug eine mit Kidō hätten veranstalten sollen. Doch Renji hatte Iba gesagt, dass Byakuya nicht mitwirken würde. Warum würde er das tun? Besonders, da Byakuya so einfach zugestimmt hatte? War das eine Art deplatzierter Wunsch, Byakuyas Ehre zu schützen? Da Renji wusste, dass er es hasste, in der Öffentlichkeit Dinge vorzuführen, kämpfen ohne einen echten Gegner?
 

Oder war es etwas anderes?
 

„Renji, ich habe dich etwas gefragt.“
 

Renji starrte weiter auf die frittierten Austern auf dem Teller vor ihm und runzelte für eine Weile die Stirn. Schlussendlich blickte er auf. „Sex. In Ordnung? Es is wegen Sex.“, begann er schroff. „Ich möchte nich, dass du mich vor eine Menschenmenge fesselst, ok? Vor allem nich mit Kidō. Das ist unangenehm.“, er schüttelte den Kopf, um einige Erinnerungen wegzufegen. „Scheiße. Was ist, wenns mich anmacht?“
 

Byakuya versteckte ein Lächeln hinter der Teeschale. „Um Himmels willen, Renji. Warum hast du das nicht früher gesagt?“
 

Renjis Blick glitt zur Tür, als sei er besorgt, dass jemand hineinplatzen und den privaten Moment zerstören könnte. „Weil“, schnaufte er. „Es peinlich is.“
 

„Genauso wie die Tatsache, dass du lieber Iba anlügst, als mit mir zu sprechen.“, entgegnete Byakuya und stellte seine Schale auf den Tisch. „Du hast mich dumm aussehen lassen.“
 

Renjis Augenlider schlossen sich, bebten ein wenig, als wäre er... ängstlich. Sein Kiefer malmte und er versuchte es abzuschütteln. „Ich hab die Sache vermutlich nich durchdacht.“, seine Stimme stockte nur ein wenig, als er schnell hinzufügte, „Tut mir leid, Kommandant.“
 

Byakuya beobachtete seinen Vizekommandanten für einen Moment, bemerkte, dass zu Renji zum ersten Mal seinen Blick nicht begegnete. Byakuya spürte den Schmerz, als würde ihn ein kleines Messer in den Körper gerammt. Reue. Er mochte selbst dieses kleine bisschen Kauern bei Renji nicht. Es passte nicht zu ihm.
 

Nicht im Geringsten.
 

„Es ist erledigt.“, sagte Byakuya scharf. Er war auf sie beide wütend, dass diese unangenehme Spannung zwischen ihnen herrschte. „Wir akzeptieren einfach den Verlust einer Gelegenheit. Ich werde Suì-Féng fragen. Ihr Hakuda ist unvergleichlich und sie wird vermutlich keine Demonstration von uns im Gegenzug haben. Du wirst also verschont werden von... Peinlichkeiten.“
 

Renji nickte, blickte jedoch weiter auf seinen Teller. Er schien flach zu atmen und er hatte sein Essen noch nicht angerührt.
 

„Ist da sonst noch etwas?“, fragte Byakuya und runzelte leicht die Stirn. „Beunruhigt sich irgendetwas?“
 

„Was? Nein, alles gut.“, sagte der Rothaarige.
 

Eine weitere Lüge.
 

Byakuya hatte gewusst, dass er lieber Sake anstatt Tee geordert hätte. Renji war ganz klar noch nicht über diese Nacht hinweg und brauchte etwas, um die schroffen Kanten zu glätten.
 

So sehr Byakuya diese Erkenntnis hasste, es war offensichtlich, dass Renji ohne Zabimaru an seiner Seite nicht der selbe war.
 

Dennoch hat die letzte Zeit ohne sein Zanpakutō ihn auf dem Trainingsgelände erfinderisch gemacht. Die Division lerne eine Menge Techniken neben Zanjitsu. Er schien zu planen, dass Kidō ein fester Bestandteil des täglichen Trainings wurde. Renji hatte sich auch große Mühe dabei gegeben, Mitglieder der Einheit zu finden, dessen Fähigkeiten besonders herausragend waren und eventuell von einer Förderung Byakuyas profitieren konnte. Eine Art hochspezialisierte Kidō-Truppe für den Kampf. Gleichzeitig hatte er die mir wenig bis gar keinem Talent für Kidō, wie ihm selbst, aussortiert und übte mit ihnen mehr den Kampf mit und ohne Waffen.
 

Byakuya hätte niemals diese Denkensweise von Renji erwartet. Es war eine phänomenal kreative Idee.
 

Es würde ihnen die Möglichkeit geben, auf dem Schlachtfeld kleine Einheiten innerhalb der Division zu bilden. So konnten sie sich auf die verschiedenen Arten der Kampfmethoden fokussieren. Während der Abwesenheit von Zabimaru, schien sich Renji geradezu in die Arbeit zu werfen, mit sehr positiven Resultaten. Byakuya konnte nicht erfreuter darüber sein, wie sich Renji in der Division anstellte.
 

Zu schade, dass sich das genaue Gegenteil im Schlafzimmer bewahrheitete.
 

Ohne Zabimaru zu sein, führte nicht zu mehr Enfallsreichtum dort. Tatsächlich sogar schien es schwierig für Renji, überhaupt genug Enthusiasmus aufzubringen, um überhaupt über Nacht zu bleiben. Er guckte ständig zur Tür, als würde er seine Flucht planen.
 

Dann waren da noch das gelegentliche Zusammenzucken, der nach unten gerichtete Blick und das... Kauern.
 

Byakuya fing an, es zu hassen.
 

Er begann zu bereuen, wie hart er Renji in der Allee behandelt hatte. Es hatte zu diesem Zeitpunkt notwendig geschienen und es hatte zumindest den Dämonen in seine Schranken verwiesen. Seit Tagen war nicht einmal ein Funken dieses Dämons in Renjis Augen gewesen.
 

Wenn er den Dämonen zerstört hatte, war es das wert gewesen.
 

Dennoch...
 

Byakuya blickte wieder zu Renji. Sein Vizekommandant schien endlich etwas zu essen. Die Austern waren sehr gut. Es war überraschend, wie lange Renji ihnen widerstehen konnte. Ihn nun so zu sehen, wie er sein Essen auf diese barbarische Art, die sein Eigen war, genoss, ließ Byakuya lächeln. Es ließ den Wunsch aufkommen, dass Renji über Nacht blieb. Sie mussten gar nichts tun, es wäre nur schön, wenn sie wieder zusammen wären.
 

Mit Rukia, die im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartete, hasste es Byakuya, alleine zu sein. Besonders in den Nächten, in denen er... verzweifelt Arme brauchte, die ihn umschlangen, ihm Halt gaben, ihn fest hielten. Jemand der ihn anlügte und sagte, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
 

Wenn er über etwas lügen musste, warum konnte er nicht über Rukia lügen? Das war die Art von Lüge, die Byakuya gerade jetzt hören wollte. Diese kleinen, tröstenden Nichtigkeiten...
 

Byakuya öffnete den Mund, um Renji zu fragen, ob dieser es übers Herz bringen konnte, wenigstens diese Nacht zu bleiben, als Renji genau in diesem Moment wieder zur Tür blickte.
 

„Wenn du irgendwo anders sein solltest, Vizekommandant...“, sagte Byakuya stattdessen, da er nicht in der Lage war, ihm die Erlaubnis zum Gehen zu geben. Nicht, wenn er ihn so sehr bei ihm wollte, auch wenn es offensichtlich gegen seinen Willen war.
 

„Richtig.“, sagte Renji und stand sofort und ohne Zögern auf. „Ich seh dich dann am Morgen.“
 

Byakuya traute sich nicht, zu sprechen. Er nickte nur, versuchte nicht auf das Geräusch seines schmerzenden Herzens im Knarzen des Tatamis unter Renjis Füßen zu ignorieren.
 

Er ist vor mir geflüchtet. Noch vor dem Nachtisch. Ich habe also doch zu sehr verletzt.
 


 

Renji lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und versuchte, zu Atem zu kommen. Er war getürmt wie ein gottverdammtes Kaninchen.
 

Und seine Hände zitterten immer noch.
 

Es war der Ton, die ganze 'Du hast mich dumm aussehen lassen'-Sache. Renji hasste es, wie sehr der Gedanke daran, Byakuya zu verärgern, ihn selbst beängstigte. Und keine 2 Minuten später hatte Byakuya wieder diesen Blick... Dieser eine, der ihn anflehte über Nacht zu bleiben. Wie könnte Renji das überhaupt in Erwägung ziehen, wenn er so Angst vor... einer Bestrafung hatte.
 

„Scheiße.“, wisperte er zu sich selbst und schüttelte sich. Er stieß sich mit einem Knurren von der Wand ab und ging Richtung Dojo. In solchen Momenten war Training das beste Mittel. Er musste etwas vermöbeln. Oft. Er würde sich besser fühlen, je mehr Schweiß und Striemen hinzukam.
 

Ach, scheiß drauf. Er ging Zabimaru holen, um echtes Training zu absolvieren.
 


 

Byakuya hatte in seine Abendgarderobe gewechselt, als er vom Trainingsplatz Geräusche hörte.
 

Ah, aber natürlich, dachte er bitter, als er über das Geländer blickte. Er hat mich für dieses verdammte Zabimaru verlassen.
 

Und plötzlich schwangen sich stählerne Zähne hinauf und trafen nur Zentimeter von seinen Händen, die auf dem Geländer ruhten, das Holz. Das Gelände knarzte und splitterte, als das gezahnte Schwert sich mit einem Fauchen und Zischen zurückzog.
 

„Was zur Hölle?“, Renji schaute Byakuya überrascht zu Byakuya und ihre Augen tragen sich im Mondlicht. „Heilige Scheiße, Kommandant. Ich hab sie dort nich gesehen. Ich weiß nich, wie das passieren konnte. Es ist, als hätte er nur...“
 

„Es ist in Ordnung.“, unterbrach Byakuya Renji kalt, drehte sich um und ging zurück in sein Quartier. „Die Empfindungen beruhen auf Gegenseitigkeit.“

Zabimaru's Complaint

Renji lag in seinem Quartier und starrte an die Decke. Er fragte sich, ob er Byakuya hätte nachlaufen und sich entschuldigen sollen. Renji hatte nicht auf ihn gezielt, aber irgendwie entwich Zabimaru aus seiner Kontrolle und krachte nur wenige Zentimeter neben dem Kommandanten in das Geländer. Byakuya hatte sich verärgert in seine Räumlichkeiten zurückgezogen. Ganz klar war er kurz vorm Ausflippen gewesen. Renji hätte ihm vielleicht sofort folgen und erklären sollen, wie es zu dem Zwischenfall gekommen war und seine Besserung gelobt.
 

Aber, verdammt noch mal, er war vor Angst wie gelähmt gewesen.
 

Renjis erster Impuls war gewesen, wegzulaufen.
 

Er konnte den Gedanken nicht ertragen, auf seinen Knien zu enden. Unterwürfig um Gnade winselnd.
 

Schon wieder.
 

Und nun, während er beobachtete wie das Mondlicht Schatten durch die Risse in der Decke verfolgte, fühlte er sich wie ein Feigling.
 

Es war nicht zu spät. Er könnte sich noch aus seinem Feldbett erheben und nach oben gehen. Das Quartier des Kommandanten war nur einige Schritte entfernt. Er musste nur aufstehen und diese Schritte machen.
 

Er schloss die Augen, um die nötige Stärke zu sammeln, als er fühlte, wie etwas an seiner Stirn schnüffelte. Etwas schnaubte gegen ihn, wie eine Schnauze eines großen Tieres. Heißer Atem schien seinen Geruch zu prüfen.
 

Renji öffnete ein Auge einen Spalt und sah Fangzähne. Große, gelbliche Zähne und die intelligenten Augen eines Albino-Pavians, die auf ihn hinunter starrten. Eine weiße Schlange glitt in sein Sichtfeld. Ihre schwarzen, liderlosen Augen glitzerten im Dunkeln.
 

Vielleicht hätte er ausflippen sollen, als er sah, dass sich ein Dämon über ihn manifestierte. „Und was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, huh? Was zum Teufel ist da draußen passiert?“, fragte er aber nur stattdessen.
 

Der Nue setzte seine riesige, schwere Hand auf Renjis Feldbett. Die Last ließ das Holz knarzen. Dann verlagerte es sein Gewicht, damit sein Kopf neben Renjis Kopfkissen ruhen konnte. Etwas an seiner Haltung ließ Renji sich aufrichten und seine Hand ausstrecken, um das raue Fell hinter dem Ohr zu kraulen. Der Rothaarige war sich nie sicher, was passieren würde, wenn er Zabimarus Manifestation berührte, aber seine Finger fühlten Haut unter dem Fell und selbst ein paar Hautschuppen traten durch sein Kraulen hervor. Der Körper des Tieres hob und senkte sich mit jedem schnüffelnden Atemzug. Nichts daran schien eingebildet oder abstrus. Es war ein echter Dämon, der in sein Zimmer gekommen war und sich neben ihn niedergelassen hatte. „Wir mögen ihn nicht.“, grummelte die tiefe Stimme des Pavians. „Er hält uns von dir fern.“
 

„Und du hast Angst vor ihm.“, zischte der Schlangenschwanz unglücklich.
 

„Das habe ich nicht.“, beharrte Renji, aber die Skepsis in der menschenähnlichen Mimik des Paviangesichts leicht zu lesen. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und kraulte das dicke Fell weiter. „Also schön, in Ordnung. Aber das heißt nicht, dass du ihn beißen sollst. Er ist immer noch mein Kommandant.“
 

Sie saßen für eine Weile still zusammen, während Renji abwesend Zabimaru streichelte. Im Mondlicht zogen die dunklen Linien auf den Schultern, Renji in seinen Bann. Auch wenn es immer so gewollt gewesen war, traf ihn die Ähnlichkeit mit seinen eigenen Tattoos.
 

„Weißt du, was lustig ist?“, sagte Renji nach einer Weile. „Du warst derjenige, der mich ermutigt hat, als ich dachte, er sei zu viel Arbeit.“
 

„Hmm.“, grunzte der Dämon-Pavian, seine Augen halbgeschlossen. Er genoss offensichtlich die Streicheleinheiten.
 

„Er kann immer noch abgelöst werden.“, sagte die Schlange ruhig. Sie war herum gekommen, um ihren schmalen, pfeilförmigen Kopf an Renjis Unterarm abzulegen. Ihre Schuppen waren überraschend sanft an seiner Haut.
 

„Du würdest ihn mögen.“, zog Renji die Schlange leicht auf. „Genauso kaltblütig wie eine Schlange.“
 

Die Schlange zischte daraufhin, zeigte ihre Fangzähne und die gespaltene Zunge.
 

Der Dämon schüttelte seinen Paviankopf. „Nein. Byakuya Kuchikis Blut ist heiß wie Lava. Aber genauso wie bei einem Vulkan, wütet es unter der Oberfläche.“
 

„Was?“, fragte Renji ungläubig. „Reden wir immer noch über dieselbe Person? Was veranlasst dich dazu, so etwas zu sagen?“
 

„Senbonzakura.“, sagte der Schwanz, dabei rollte sie das 's'. „Sie singen davon.“
 

„Das ist der Grund, warum wir uns zu ihm hingezogen fühlen.“, sagte der Pavian, seine Stimme war ein tiefes Grummeln. „Er ist mehr wie wir, als er weiß.“
 

Renji legte sich wieder hin, sein Kopf ruhte an der warmen Flanke des Tieres. „Wirklich? Also warum ist der dann so verkorkst?“
 

„Trauer.“, sagte Renji. „Trauer hat ihn gebrochen.“
 

„Ja.“, stimmte die Schlange zu. Sie glitt über Renjis Schulter und presste ihren Kopf unter sein Kinn, nah an seiner Kehle. Die Zunge kitzelte, während sie nach vorne schnellte. „Es ist an uns, ihn wieder herzustellen.“
 

„Das können wir nicht tun, wenn du Angst vor ihm hast.“, sagte der Pavian. „Wir können es nicht, wenn er uns hasst. Geh jetzt.“, er stieß mit seinem Kopf sanft und ermutigend gegen Renjis. „Mache mit ihm Liebe. Bringe ihn zurück zu uns.“
 

„Ich weiß es nicht.“, sagte Renji. Obwohl ihm die Idee gefiel, zögerte er noch. „Wir haben noch nie wirklich Liebe gemacht.“
 

„Glaubst du nicht, dass es dann einmal Zeit dafür ist?“
 

Zabimaru suchte sich diesen Moment aus, um zu verschwinden. Renjis Kopf fiel zurück auf sein Kissen.
 


 

Byakuya wachte auf, als die Tür aus Reispapier leise zur Seite geschoben wurde. Er hielt den Atem an, als Renji erschien. Der Rothaarige stand an seiner Seite des Bettes und zog sich langsam aus. Das Mondlicht bot ein verlockendes Bild, silbernes Licht beleuchtete straffe Muskeln und die dunkle Streifen der Tattoos. Als Renji nach oben griff, um seinen Zopf zu lösen, konnte Byakuya nicht anders, als diese wilden, dicken Strähnen zu beobachten, wie sie nach unten fielen.
 

Renji krabbelte neben ihn, seine Nase glitt über seine Haut bis hin zum Ohr. Als er sprach, war seine Stimme leise und heiser. „Ich werde jetzt Liebe mit dir machen. Nett und einfach. Versau es nicht, indem du mich unten hältst. Keine verdammten Machtspielchen, verstanden? Und kein Kidō.“
 

Der Nervenkitzel bebte tief in seinem Inneren, als der den Befehlston Renjis hörte. Mit dieser Reaktion überraschte sich Byakuya selbst. Es war schwierig, zu vermeiden, dass sein Atem schneller ging. Er nickte. „Also gut.“
 

Renji richtete sich selbst auf, um auf den Schwarzhaarigen hinunter zu schauen. Er schien für einen Moment nach etwas in Byakuyas Augen zu suchen, also hielt er Augenkontakt und hoffte, dass sein Blick das sagte, was er selbst nicht sagen konnte. Renji muss etwas gefunden haben, was er mochte, denn er lächelte. Finger berührten das schwarze Haar leicht, strichen es sanft aus dem Gesicht. Byakuya schloss seine Augen, erfreute sich an dem Gefühl von rauen, schwieligen Händen, die sich so behutsam und zärtlich bewegten.
 

Sanfte Küsse strichen über seine Stirn, seine Augenlider. Byakuya musste plötzlich scharf Luft holen.
 

Liebe.
 

'Was ist, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich liebe?'
 

„Renji, warte...“, begann Byakuya. Aber er schaffte es nicht, die Wahrheit zu sagen: Ich bin noch nicht bereit dafür.
 

Pflichtbewusst wich Renji etwas zurück, doch seine Stimme war enttäuscht und traurig. „Du lässt mich dich noch nicht einmal küssen? Verdammt noch mal, Byakuya. Würde es dich wirklich umbringen, mal für 5 Minuten loszulassen?“
 

Seine Stimme war nur ein Wispern und es kam von einer gebrochen Stelle, tief in seinem Innern. „Du hast keine Ahnung.“
 

„Nein, das habe ich nicht.“, bestätigte Renji mitfühlend, seine Finger strichen abwesend durch das schwarze Haar. Seine Lippen kitzelten am Ohr, sendeten Schauer entlang Byakuyas Wirbelsäule. „Aber du könntest sie dir von mir für eine kurze Weile nehmen lassen. Wir könnten die Bürge gemeinsam tragen.“
 

Byakuya schüttelte stumm den Kopf. Wie könnte er erklären, dass das erdrückende Gewicht seines Schmerzes unmöglich machte, sich auch nur ein klein wenig zu öffnen? Wenn er auch nur einen kleinen Tropfen hinaus lassen würde, würde alles herauskommen und sie alle ertränken.
 

Renji beugte den Kopf, als wäre er besiegt worden. Seine langen Haare kitzelten Byakuyas nackte Haut. „In Ordnung.“, seufzte er. „Ich gehe. Ich habe wirklich keine Ahnung, was sich Zabimaru dabei gedacht hat. Ich kann das nicht reparieren. Ich versteh es nicht einmal.“
 

Er begann sich zurückzuziehen, aber Byakuya streckte eine Hand aus, griff nach Renjis Arm. „Bleib.“, sagte er. Er spürte, wie der Rothaarige sich unter seinem Griff anspannte. „Bitte.“, fügte er daher leise hinzu.
 

Renji zögerte, sein Kopf immer noch gebeugt. Dann ließ er ein kleines grunzendes Lachen heraus. „Bitte, huh? Das ist ein Anfang.“
 

Byakuya wäre normalerweise empört über eine solche Antwort, doch Renji rollte zurück und schlang seine Arme um ihn. Er zog den Schwarzhaarigen fest an seine breite Brust. Wie vollständig eingehüllt er war! Unterstützung und Stärke schien aus Renji hevorzuströmen und umgab Byakuya wie ein sicherer Kokon. Es war plötzlich schwierig zu atmen... es schien ihm, als würde er ersticken vor so viel...
 

Liebe.
 

Er legte seine Hände an Renjis Brust im Vorhaben, sich wegzudrücken. Doch er hielt sich selbst mit einiger Mühe zurück. Das war es, was er wollte. Dass Renji blieb und ihn hielt. Er musste einen Weg finden, es zu akzeptieren.
 


 

Renji konnte es einfach nicht glauben. Byakuya kämpfte gegen eine einfache Umarmung an. Was war falsch mit dem Typen, dass er noch nicht einmal eine solch simple Zuwendung akzeptieren konnte. Der Rothaarige löste seinen Griff leicht, aber ließ ihn nicht los. Er wurde mit seinem leisen, erleichterten Seufzen belohnt.
 

Liebe machen? Zabimaru hatte seinen dämonischen Verstand verloren. Sie schafften es noch nicht einmal annähernd dahin.
 

Aber Byakuya hatte es geschafft, ihn zu fragen, ob er über Nacht bleiben würde. Sogar in gewisser Art und Weise freundlich. Er hatte er versucht. Renji liebte es immer, wenn Byakuyas Kopf so gegen ihn gedrückt war. Dessen Haare direkt unter seiner Nase. Der warme Atem gegen seiner Haut. Dieser verdammte, berauschende Geruch von ihm, welcher die Luft mit einer Kombination aus Mann und Jasmin füllte. Renji hätte sofort einschlafen können, aber Byakuyas Atem war so ungleichmäßig und schwerfällig. Was bekämpfte er? Versuchte er verzweifelt, etwas bei sich zu behalten oder herauszulassen?
 

„Es ist in Ordnung.“, flüsterte Renji und ließ seine Finger entlang der seidigen Laken auf Byakuyas Rücken gleiten. „Ich hab dich.“
 

Renji war sich nicht sicher, ob er das Richtige oder das Falsche gesagt hatte, als ein erstickendes Geräusch Byakuyas Lippen entfloh. Aber anstatt wegzuziehen, vergrub Byakuya seinen Kopf tiefer gegen Renjis Brust.
 

Der Rothaarige strich über Byakuyas Hinterkopf und sagte ihm, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
 

An einem Punkt schien er es geglaubt zu haben, denn schlussendlich driftete er in den Schlaf ab.
 

Renji blieb die meiste Zeit der Nacht wach, wiegte Byakuya liebevoll, strich durch seine Haare, über seine Haut und seinem Körper. Er verbrachte die Zeit mit Nachdenken, versuchte sich über alle gegensätzlichen Emotionen klar zu werden, die der Schwarzhaarige in ihm auslöste. Kurz bevor die Morgendämmerung ansetzte, blieb nur noch ein einziger Gedanke übrig. „Ich wünschte...“, murmelte er. „Ich wünschte, du würdest mich an dich heran lassen, mich dich berühren lassen.“
 

Byakuya rührte sich beim Laut von Renjis Stimme. „Hmmmm?“
 

„Nichts.“, sagte er. „Schlaf wieder ein, Byakuya.“
 

„Ah.“, sagte Byakuya mit einem komischen, glücklichen Seufzer. „Es ist schön zu hören, dass du endlich meinen Namen für etwas anderes als Flüche nutzt.“
 

Renji lachte leise. „Ja. Nun ja, vielleicht würde es öfters passieren, wenn du aufhören würdest, so ein Depp zu sein.“
 

„Hmmmm.“, machte er wieder und streckte sich mit einem tiefen und entspannten Gähnen. „Ich schau, was ich tun kann.“
 

Er rollte sich auf die andere Seite und drehte Renji den Rücken zu. Aber der Rothaarige wusste, dass es eine Abweisung war, sondern mehr seine bevorzugte Schlafposition. Also gluckste er leise und kuschelte sich gegen Byakuya. Derart angeschmiegt – warm, vertraut und behaglich – fand auch endlich Renji ein wenig Schlaf.
 


 

Renji wachte vom Gefühl auf, beobachtet zu werden. Aufgrund des intensiven, irritierenden Gefühls konnte es nur Byakuya sein. Doch Renji kam nicht darauf, was einen solchen Blick so früh am Morgen provoziert hatte. „Habe ich geschnarcht oder so?“
 

„Letzte Nacht.“, begann Byakuya sofort ohne Umschweife. „Hast du angedeutet, dass es Zabimarus Idee war, zu mir zu kommen?“
 

Renji rollte sich hinüber, um zu Byakuya zu schauen, der auf seiner Seite des Bettes saß. Seine Beine hingen über der Bettkante und seine Arme waren unter den weiten Ärmeln seines Kimonos gekreuzt. Der Kommandant trug die meergrüne Robe, die er bereits zum Schlafen angezogen hatte. Sie war mit gelben und orangenen Kois bestickt, die entlang der Ärmel und des Saumes plantschten. Die Stickereien sahen aus, als würden sie aus dem Wasser springen. Byakuyas Haare waren ein wunderschönes Durcheinander, wie immer vor dem Kämmen und dem Kenseikan. Doch seine Mimik war bereits abgehärmt und entrückt.
 

„Ja.“, sagte Renji. „Das war es.“
 

„Nach der Sache mit dem Geländer?“
 

Renji streckte sich, bis sein Rücken knackste. „Oh, ja. Ich sollte sicherstellen, dass es repariert wird. In der Zwischenzeit kann ich eventuell etwas zurechtbasteln. Zum Beispiel die groben Holzsplitter...“
 

„Renji!“, unterbrach ihn Byakuya scharf. „Warum schlägt Zabimaru so etwas vor, nachdem es mich beinahe geköpft hat?“
 

„Er war nicht an eurem Kopf interessiert, Kommandant. Herrgott.“, sagte Renji und rollte mit den Augen. Er setzte sich auf und schob seine Haare mit den Händen aus dem Gesicht. „Und überhaupt. Er mochte euch schon immer. Manchmal mehr als ich.“
 

Byakuya drehte sich um und blickte aus dem Fenster. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Zuneigung eines Dämonen begrüße.“
 

„Es ist verdammt noch mal klar, dass sie es nicht begrüßen.“, sagte Renji, die Worte waren einfach aus ihm hinausgesprudelt. Bevor Byakuya etwas erwidern konnte, hob Renji die Hände, um eine Tirade oder einen Wutausbruch zu stoppen. Er verließ das Bett. „Vergiss, dass ich das gesagt habe. Ich ziehe mich jetzt einfach an und verschwinde von hier, solange wir uns noch mögen, in Ordnung?“
 

„Ich habe Frühstück für 2 geordert.“
 

Hatte er? Auch wenn sie schon wieder miteinander gestritten hatten? Renji seufzte und schnappte sich sein Hakama. „Du machst mir Kopfschmerzen.“
 

„Durchaus.“

Shattered Peace

Renji war gerade dabei, seine Haare zurückzubinden, als die Bedienstete mit dem Frühstück eintraf. Ihre Augen waren geweitet und ihre Schritte zögerlich, als sie den Raum betrat. Er nahm ihr das Tablett ab. „Is was passiert, Aio?“, fragte er.
 

„Das Geländer, Vizekommandant“, sagte sie und blickte kurz über die Schulter, als würde sie erwarten, dass die Holzsplitter vor der Tür sich aufrichteten und einen Überraschungsangriff starten würden. „Es ist...“
 

„Ja, ganz schön angefressen“, stimmte Renji zu, als sie scheinbar nach Wörtern suchte, um den schartigen Riss zu beschreiben, der so offensichtlich von Zabimaru stammte. „Hör zu, mach dir keine Sorgen. Ich bin dran. Ich werd dafür sorgen, dass es bis zum Nachmittag repariert is. Sei einfach nur in der Zwischenzeit vorsichtig, in Ordnung?“
 

Sie nickte abwesend und blickte dorthin, wo Byakuya an der Kommode saß und das Kenseikan anzog. Als sie ihn dort sah und das verkrumpelte, ungemachte, aber dennoch intakte Bett bemerkte, atmete Aio erleichtert aus. „Oh, ich dachte, da wäre wieder ein…“, sie unterbrach sich selbst und ihre Hände flogen förmlich nach oben, um ihren Mund zu bedecken. Die Geste wirkte, als wolle sie versuchen, so ihre Worte zurückzunehmen.
 

„War’s auch. Jetzt ist alles in Ordnung“, Renji hatte sich vorgelehnt, um ihr leise ins Ohr zu flüstern.
 

Sie lächelte Renji mit leichtem Rotschimmer an, ihre Augen glitten wieder zum Bett des Vizekommandanten. Dann beugte sie pflichtbewusst wieder ihren Kopf und ging zurück zur Tür. Als sie an der Türschwelle kniete, fragte sie, „Gibt es noch etwas, was mein Herr wünscht oder benötigt?“
 

„Nein, Aio. Vielen Dank“, sagte Byakuya.
 

Sie sog überrascht die Luft ein, bevor sie sich verbeugte und die Tür leise schloss. Als Renji mit dem Tablett den Raum durchquerte, um es an ihren üblichen Platz zu stellen, beobachtete er Byakuya aus den Augenwinkeln. Einem Diener namentlich danken? Er hatte sie zwar immer noch nicht angeschaut, aber verdammt… Der Kommandant sollte wesentlich öfters umarmt werden.
 

Das Frühstück schien dieses Mal aus Onsen Tamago zu bestehen. Langsam und leicht gekochte Eier, die in einer Fischbrühe serviert wurden. Dazu gab es wie gewöhnlich Reis, eingelegtes Gemüse und ein bisschen geräucherter Milchfisch. Renji legte einige Happen auf den Teller des Kommandanten, als Byakuya sich im Seiza zu ihm setzte und sich um den Tee kümmerte. Still gingen sie ihrer Routine nach.
 

Renji konnte Byakuyas Laune nicht enträtseln. Der Kommandant war schockierend freundlich zur Dienerin gewesen, aber seine Lippen waren nun zu einer dünnen Linie verzogen. Der Rothaarige vermutete, dass er immer noch etwas irritiert über den Gedanken war, dass Zabimaru ihre Zusammenkunft letzte Nacht vorgeschlagen hatte. Er kaute ein wenig auf dem cremigen Ei herum, während er darüber nachdachte, etwas zu sagen. Ein einfaches Gespräch aufzubauen. Doch all die üblichen Themen schienen potenzielle Landminen zu sein. Irgendeine Diskussion über die Einheit würde Renji daran erinnern, dass Zabimaru immer noch in seinem Quartier wartete und den Allee-Unsinn wieder hochkochen lassen. Alles, was mit Rukia zu tun hatte, war ebenso gefährlich. Die Hakuda-Demonstration hatte den gestrigen Streit begonnen… Renji seufzte und legte ein bisschen von dem Gemüse auf Byakuyas Teller, bevor er sich selbst bediente.
 

Es wäre das Einfachste, die Ruhe nicht zu stören. Aber was hatte Zabimaru gesagt? Renji musste versuchen, Byakuya vom Abgrund wegzuziehen. Davon wegbringen, was auch immer ihn so zerstört hatte.
 

Trauer.
 

Renji schüttelte stumm den Kopf – und Byakuya glaubte, ein Dämon würde von Renji Besitz ergreifen. Das Biest von Byakuya schien um so Einiges dunkler, gefährlicher und vor allem verzehrte es Byakuyas eigene Seele und riss ihn langsam mit sich hinunter. Geradewegs in die Hölle.
 

Wenn es nicht schon passiert war.
 

Wenn man bedachte, wie sehr er sich gegen eine einfache Umarmung gesträubt hatte.
 

„Haben sie gut geschlafen, Kommandant?“, fragte Renji endlich und schob mit einem Noriblatt den Reis zusammen. Aber was er wirklich fragen wollte, war: ‚Bist du in Ordnung?‘
 

„Ja, sehr gut. Danke“, erwiderte er und teilte noch ein wenig Fisch zwischen ihnen auf. Er stoppte mit seinen Stäbchen über Renjis Teller. „Unabhängig wie es dazu kam, war deine Gesellschaft erwünscht“.
 

Renji hätte sich beinahe am Reis verschluckt, auf dem er gerade herumgekaut hatte.
 

„Ich habe nachgedacht“, fuhr der Kommandant fort, nachdem er einen bisschen Fisch genommen hatte und kurz zu Renji geschaut hatte, als dieser erstickend hustete. „Vielleicht sollte ich veranlassen, dass die heiße Quelle den Morgen über geschlossen wird. Wir könnten zusammen hingehen“.
 

Heilige Scheiße.
 

„Allerdings“, sagte Byakuya mit einem kleinen Lächeln. „Solltest du mich weiter anstarren, wie ein zu groß geratener Pavian, werde ich annehmen müssen, dass du nicht interessiert bist“.
 

„Nein“, sagte Renji schnell, nachdem er sich geräuspert hatte. „Ich bin interessiert. Sehr sogar“.
 


 

Nachdem sie fertig gegessen hatten, traf Renji Vorbereitungen, um Byakuya im Badehaus wieder zu treffen. Er hielt kurz in seinem Quartier, holte ein paar Dinge und dankte Zabimaru mit einem großen Kuss auf die Schneide, direkt unter dem Griff.
 

"Du hattest recht, wie üblich", sagte er seinem Zanpakutō und lehnte es gegen die Wand.
 

Hmmm, murmelte es verschlafen, aber auch skeptisch. Dennoch sind wir noch nicht an deiner Seite.
 

„Nur noch ein klein bisschen länger“, versprach Renji und glitt sanft mit den Fingern über seine Waffe, bevor er die Tür hinausging.
 

Er hielt auch kurz im Hauptbüro, um die Sache mit dem Geländer mit dem 3. Offizier zu besprechen. „Schau“, sagte Renji mit einem Seufzer, als er ihm das entsprechende Formular reichte. „Ich hab das selbst verbockt, also solltest du die Kosten von meinem Gehalt abziehen. Die Division soll nicht für meine Fehler zahlen. Oh, und schick noch jemanden von den handwerklich begabteren Leuten dorthin, damit das Chaos beseitigt und es bis zur Reparatur sicher is. Vielleicht Utako? Sie war vor ihrem Eintritt Tischler“.
 

Der 3. Offizier schien nur halb zu zuhören. Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, während er das Papier in seiner Hand betrachtete. „Erst tragen sie ihr Zabimaru fast eine Woche nicht und nun verfehlen sie derart ihr Ziel? Was ist los, Vizekommandant?“
 

Renji zog es in Erwägung, dem Jungen zu sagen, dass es ihn nichts angehen würde, aber die Augen des 3. Offiziers waren vor Sorge geweitet. „Es is persönlich“, gab er grummelig zu.
 

„Hat es etwas mit dem Kommandanten zu tun? Es ist nur so, ich konnte nicht anders, als zu bemerken, dass sie ihr Ziel direkt außerhalb seiner Quartiertür 'verfehlt' haben“.
 

Mit einem Mal war die Spannung in der Luft förmlich greifbar.
 

Dass der 3. Offizier, sich nicht vorstellen konnte, dass er und Zabimaru ihr Ziel verfehlten, freute Renji seltsamerweise. Trotz der versteckten Andeutung. Der Rothaarige vermutete, dass jeder die Löcher, die offensichtlich durch Fangzähne entstanden waren, an eben diesen Platz zu deuten wusste. Es war das Beste, es nicht zu leugnen. „Ja. Das is eine Sache zwischen dem Kommandanten und mir“, sagte er. „Aber wir arbeiten dran“.
 

Sein Gegenüber biss die Zähne zusammen. „Ich möchte nur erneut sagen, Vizekommandant, dass ich denke, dass Frau Kuchiki zur 13. Division verlegt werden sollte“, sprudelte es aus ihm heraus. „Sie gehört in die Obhut ihrer eigenen Einheit. Es ist auch nicht gut für die Moral, sie hier zu haben. Und wenn ich offen sprechen darf...“
 

„Nein, das darfst du nich“, unterbrach ihn Renji scharf. „Wir haben das immer wieder besprochen. Ich hab dir bereits gesagt, dass Rukia genau hier bleibt, unter meiner Beobachtung bis von Central offiziell der Transferbefehl kommt“.
 

„Aber es ist offensichtlich, dass der Ärger zwischen ihnen und dem Kommandanten begann, als sie sie aus der Welt der Lebenden mit zurück gebracht haben. Er wird mit jedem Mal kühler, wenn du sie besuchst und ehrlich, Vizekommandant, das machen sie viel zu oft. Vor allem, da jeder vermutet, dass sie und sie...“
 

„Hey, nochn Wort und du bist derjenige, der verlegt wird! Verstanden?“
 

Der 3. Offizier öffnete den Mund, hielt dann jedoch inne. Er beugte seinen Kopf geschlagen. „Ja, Vizekommandant“.
 


 

Etwas war passiert. Byakuya konnte es daran hören, dass Renji die Türen knallte und im Umkleideraum herumstampfte. Er würde in Kürze davon hören, also lehnte er seinen Kopf gegen den Beckenrand und schloss die Augen.
 

„Brauchen wir nen gottverdammten 3. Offizier?“, schnaubte Renji. Er stand vor den Stufen, die in die heiße Quelle führten und war vollständig entkleidet. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt. Seine Haare waren feucht von einer schnellen Dusche und ließen sein Gewirr an roten Haaren noch dunkler erscheinen. Wassertropfen glitzerten entlang seines Körpers und die dunklen Linien seiner Tätowierungen konkurrierten untereinander um Byakuyas Aufmerksamkeit. „Kann er sich nich meinen Befehlen einfach fügen?“, beschwerte sich der Rothaarige weiter.
 

„Ich vermute, das könnte er. Allerdings arbeitet er schon viel länger mit mir, als du, Renji“, sagte Byakuya. Seine Augen waren weiter auf Renji gerichtet, als dieser sich in das Wasser begab. „Er war immer schon sehr loyal und tapfer, wenn nicht vielleicht etwas zu begierig. Ich hatte den Eindruck, dass ihr gut zusammenarbeitet“.
 

Renji schnaubte ablehnend und blies eine dicke Strähne nach oben, die vor seine Augen gefallen war. „Er is nervtötend und dickköpfig. Ich sollt ihm in den Arsch treten“.
 

„Das ist dein Recht. Tu es, wenn es nötig ist“, sagte Byakuya trocken. Aber lass mich zusehen, fügte er still hinzu. Nichts war atemberaubender anzusehen, wie Renji zähnefletschend in Aktion.
 

Der Rothaarige schüttelte den Kopf, das warme Wasser schien sein Gemüt ein wenig abzukühlen. Er nahm seine Arme hoch und legte sie über den Beckenrand. „Nein. Das Problem is, dass er vermutlich richtig liegt. Ehrlich gesagt, möcht ich mich nich darum kümmern, wenn er wirklich richtig liegt. Es ist verdammt noch mal zu kompliziert“.
 

„Ah“, machte Byakuya. Er war ein wenig irritiert, worum es wohl ging, doch vertraute er Renji, dass er tun würde, was notwendig war. Es war nur etwas enttäuschend, dass es so schien, als wäre 'in den Arsch treten' kein Teil mehr davon.
 

Während sein Vizekommandant den Dampf des Wassers finster anstarrte, bewunderte Byakuya Renji verstohlen. Die dunklen, dicken Linien auf seiner Brust waren wie ein ineinandergreifendes Puzzle. Es war unmöglich, es nicht lösen zu wollen. Byakuyas Augen glitten immer wieder zurück, um dieses Labyrinth zu lösen. Jedes Mal, wenn er damit begann, lenkte ihn wieder etwas ab. Dieses wahnsinnige, ungezähmte Gewirr rubinroter Haare; Oder die ebenso fesselnden Linien auf seinen Rippen, die seine Statur betonten, den straffen Bauch; Oder das seltsam aufregende Glitzern von Gefahr, das immer in seinen Augen zu sein schien.
 

So faszinierend schön und dennoch so viel... Ärger.
 

Ihre Augen trafen sich kurz. Byakuya hielt in solchen Momenten, wenn Renji ihn in seinem Blick gefangen nahm, die Luft an. Die Augenbrauen-Tattoos und das schmal geschnittene Gesicht erinnerte Byakuya daran, vom kämpferischen, wilden Blick eines Wolfes fixiert zu werden. Sein Herz schlug schneller und Byakuya bemerkte, dass er der Intensität dieses Augenblickes nicht standhalten konnte. Seine Augenlider schlossen sich bebend.
 

Und wie bei einem Tier, wählte Renji diesen Moment, um sich zu bewegen. Überraschend schnell und leise schloss er die Distanz zwischen ihnen. Kraftvolle Arme umgriffen den Beckenrand an beiden Seiten von Byakuyas Kopf. Renjis Beine spreizten seine und der massive Körper beugte sich vor, sodass Byakuya ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. „Wir haben auch noch etwas Unerledigtes, nicht wahr?“, sagte er leise.
 

„Das haben wir“, stimmte Byakuya zu.
 

„Du wirst mich dich küssen lassen. Dich anfassen lassen“, sagte Renji fest. Dafür verwendete er denselben Befehlston, den Byakuya in der Nacht überraschend erregend gefunden hatte.
 

Aber nun, am Tag, wusste Byakuya, dass er der Sache ein Ende setzen musste. Er konnte es sich nicht leisten, verwundbar zu sein. Vor allem nicht wegen jemanden, der es schafft, dass er... so viel fühlte. So viele widersprüchliche Dinge.
 

Auf jeden Fall waren Renjis Motiv für den Annäherungsversuch klar. Es war eine Reaktion auf die Allee, ein Versuch, ihn auf gleicher Ebene wie Byakuya zu stellen. Würden sie irgendwie ebenbürtig werden, wäre es furchtbar gefährlich. Es würde die Tür öffnen für die Möglichkeit der...
 

Liebe.
 

Lieben bedeutete verlieren. Und Byakuya würde Renji nicht verlieren.
 


 

Renji hatte sich gerade ein wenig vorgebeugt, um nach einen süßen, sanften Kuss zu angeln, als eine harte Ohrfeige sein Gesicht zur Seite riss.
 

Perplex stolperte er einen Schritt zurück. Das Wasser spritzte auf, als er auf seinen Hintern fiel. Renjis Hand hob sich langsam zu der Wange, als wolle er damit das Geschehene versuchte zu bewerten. Aber die Tatsache wurde durch das leicht stechende Kribbeln auf seiner Haut bestätigt. Byakuya hatte ihm eine Ohrfeige verpasst. „Für was zur Hölle war das?“
 

„Du kannst dich mir nicht nähern, als wären wir Gleichgestellte“, sagte Byakuya, während er sich langsam und bedächtig aufstellte.
 

Das schon wieder. Renji verstand es nicht. Nicht wirklich zumindest. Er wusste, dass Byakuya dieses Auftreten aufrecht halten musste, aber sie waren alleine. Konnte der Kommandant nicht einmal hier loslassen, wenn sie vollkommen alleine waren. Er seufzte. „Warum nich?“
 

Byakuya schien für einen Moment von der Frage irritiert zu sein, doch dann schüttelte er den Kopf. „Aus dem Grund, Renji,“, sagte er, als würde er etwas erklären, was nur allzu offensichtlich hätte sein müssen. „dass ich dich als einen Wakashū ausgewählt habe. Nicht als Geliebten“.
 

Kein Geliebter? Was hatten sie denn die ganze Zeit getan? War das ein exzentrisches, hochtrabendes Wort für Fickfreund? Renji rieb sich den Kiefer und blickte Byakuya finster an. „Ich hab niemals von so einem Ding gehört. Was soll’s bedeuten?“
 

„Ah, ich verstehe. Dann ist es mein Fehler, dich nicht angemessen unterrichtet zu haben.“, sagte Byakuya. „Wakashūdo ist der einzige Weg für uns, in einer angemessenen Weise mit einem erwachsenen Mann zusammen zu sein. Wir brauchen nicht unsere Stellung zu vergessen und du bist immer derjenige der erhält“.
 

Erhält? Oh, richtig. Unten.
 

„Idealerweise wärst du wesentlich jünger, aber es ist akzeptabel, da du aus der Unterschicht kommst.“
 

Unterschicht? Er hätte es wissen müssen. Es kam immer wieder darauf zurück, nicht wahr? Renjis Finger glitten durch seine Haare. „Also, lass mich schauen, ob ich richtig verstanden hab, was du da gerade sagst“, begann er. „In dieser, wie auch immer du sie nennst, Beziehung, bekommst du einen netten, 'aufnahmebereiten' Diener und ich werde durchgevögelt, richtig?“
 

„Natürlich nicht“, schnaubte Byakuya. „Dies ist, ein für beide Seiten erhebendes Zusammenkommen. Wir bemühen uns, für den jeweils anderen ein besserer Mann zu sein. Unsere Bindung fördert Loyalität, Hingabe...“
 

„Bindung? Das ist der einzige Teil, der bislang wahr klingt. Du magst diesen ganzen Fessel-Scheiß, in Ordnung“, unterbrach ihn Renji und konnte nur knapp das Knurren unterdrücken, das in ihm heranwuchs.
 

Kein Wunder, dass das alles so kaputt war. Byakuya hatte in der verdammten Allee gesagt, dass er ein trainierter Hund sei. Doch Renji hatte es nicht glauben wollen. Er legte seine Hand auf seine Wange, um sich selbst noch einmal an die Ohrfeige zu erinnern. Wann würde es schlussendlich untergehen? Wie oft musste er noch erniedrigt werden, um die Wahrheit zu verstehen?
 

Byakuya liebte ihn nicht.
 

Er konnte es nicht.
 

Er schien es noch nicht einmal wirklich versuchen zu wollen.
 

Nach letzter Nacht war Renji blöd genug gewesen, um sich wieder Hoffnungen zu machen. Er hatte gedacht, dass wenn er ihm vielleicht genug Zeit und Geduld entgegen brachte, könnte er sich vorsichtig unter Byakuyas Mauern hindurchducken. Ihn dazu bekommen, dass er sich öffnete und... Scheiße. Hör dir diesen Mist an. Was war er – irgendeine Frau -, dass er dachte, er könnte diesen Mann ändern, in dem er ihn nur genug liebte?
 

Byakuya würde sich niemals ändern. Renji konnte ihn nicht ändern. Wie denn auch? Byakuya dachte ja noch nicht einmal, dass sie Geliebte wären. In Byakuyas Kopf waren sie schon die ganze Zeit diese andere Sache. Eine Art idealisierte Herr-Sklave-Sex-Beziehung, die Adelige sich ausgedacht hatten, um sich herauszureden, dass sie jeden vögeln konnten, den sie wollten.
 

Renji schüttelte den Kopf. Er saß immer noch auf seinem Hintern im seichten Wasser. Er zog seine Beine an und lehnte sich, von seinem Armen abgestützt, zurück. Er blickte in Byakuyas ausdrucksloses Gesicht und versuchte, daraus zu lesen. War dort irgendetwas, was aus den Worten eine Lüge machen würde? Bewegten sich die Augen etwas, während er teilnahmslos auf das plätschernde Wasser starrte? War da irgendein Anzeichen des Zögerns um seinen Kiefer? Könnte zumindest ein Hauch von Sorge auf diesen dünnen, grausamen Lippen liegen?
 

„So ist es also, huh?“, fragte Renji. „Sag mir die Wahrheit, Byakuya. Dieses Wakashū-Ding... Is es wirklich das, was du willst?“
 


 

Nein. Er wollte nichts dergleichen.
 

Byakuya wollte Renji nicht so, wie er ihn in der Allee gehabt hatte. Das war schrecklich gewesen. Das fürchterlich Hündische und ekelerregende Kauernde. Renji war nicht sexy, wenn er Angst hatte, auf seinen Knien war und im Dreck unter Byakuyas Füßen zitterte.
 

Das, was Byakuya mochte, war die Art fordernde Keckheit, die nur Renji herausholen konnte, während er ausgebreitet, zurückgeschlagen und besiegt dalag. Nackt und ungeschützt.
 

Wie konnte jemand solche Stärke und Vertrauen ausstrahlen, wenn er so angreifbar war?
 

Es war betörend und auch ein klein wenig angsteinflößend.
 

Byakuya wünschte sich verzweifelt, dass Renji ihm beibringen könnte, wie man stark und offen sein konnte.
 

Aber wie konnte er so etwas sagen? Er hatte gerade darauf bestanden, dass sie keine echten Liebhaber waren.
 

Byakuya wollte Renji die Wahrheit sagen. Er hatte Renji auf Armlänge von sich gehalten und gesagt, dass er ihn nur als Wakashū sah. Damit hatte er wahre Zuneigung ausgeschlagen, um sich selbst zu schützen. Wenn er jemanden an sich heranlassen würde, das geben würde, was von seinem Herzen übrig war, könnte er damit verschwinden.
 

Ihn alleine lassen.
 

Leer.
 

Erneut.
 

Aber würde er zustimmen, dass er nichts mehr als ein Wakashūdo wollte, würde das niemals jemanden wie Renji zufrieden stellen.
 

Er würde ihn genauso verlieren.
 

Es würde keine weitere Nacht mit starken Armen geben, die ihn beruhigten und die Dunkelheit in Schach hielt.
 


 

Renji beobachtete Byakuya, während die Stille den Raum füllte. Es war leichte Unsicherheit in Byakuyas Mimik zu erkennen. Seine Lippen zuckten ganz leicht und er blinzelte langsam, als wolle er etwas unterdrücken.
 

Oder bildete er sich das nur ein, weil er ihn so sehr wollte?
 

„Ok“, sagte Renji. „Lass es mich wissen, wenn dus herausgefunden hast. Ich geh arbeiten.“
 

Byakuya sagte nichts. Natürlich. Kein Protest, keine Bestätigung in die eine oder andere Richtung.
 

Renji erhob sich schwerfällig und begann, die Stufen hinaufzusteigen. Er stoppte jedoch am oberen Ende, als er aus dem Wasser war, drehte er sich um und blickte Byakuya lange an. „Da du nich redest, werd ichs tun. Ich sag dir, was ich denke. Ich denke, diese Wakashūdo-Sache is eine riesige Ladung Bockmist. Es is ein Deckmantel, ein Schild. Ich glaub, tief in deinem Inneren möchtest du mich lieben, aber du bist so zerfressen von Trauer und deiner kaltherzigen Erziehung, dass du noch nich einmal weißt, wie du damit anfangen sollst. Ich schwör, bei allem was mir wichtig ist, ich helf dir, würdest du mich nur einfach fragen. Aber du musst aufhören, mich wie Scheiße zu behandeln.“
 

Dann ging er fort.
 


 

Nachdem die Tür mit einem Knall geschlossen worden war, erlaubte Byakuya seinen Knien, nachzugeben. Er sank zurück ins warme Wasser.
 

Trauer. Wie konnte Renji von seinem heimlichen Schmerz wissen?
 

Ist mein Herz bereits offen gelegt, dass er mich so einfach lesen kann? Bin ich bereits verloren? Wie kann ich ihn lieben? Er wird mich überwältigen, meine Verteidigung zerstören. Und selbst wenn ich ihn niederschlage und demütige, ist er immer noch stark.
 

Es tat weh. Liebe schnitt tief, schnitt bis zum Knochen, um sein Herz zu durchbohren. Byakuya legte eine zittrige Hand auf seine Brust und hatte schon fast erwartet, dass Blut aus dieser Stelle hinausströmte.

Enter Ryoka

Der Tag wurde heiß und schwül. Renji hatte sich dazu entschlossen, eine verfrühte Mittagspause einzulegen und saß nun auf der Treppe, von der er den leeren Trainingsplatz überblicken konnte. Er grübelte. Vermutlich hätte er dem Rest der Division in die Kantine folgen sollen. Stattdessen blickte er auf den, in der Sommersonne schimmernden, festgetretenen Boden. Ein kleiner Schwarm Rötelammer zwitscherten und badeten im Staub.
 

Er konnte immer noch Byakuyas Ohrfeige auf seiner Wange spüren.
 

Wer tut so etwas?
 

Alles war er wollte, war ein netter, kleiner Kuss. Vielleicht ein bisschen sanftes Liebemachen. Aber Byakuya konnte damit nicht umgehen, oder? Nein, er musste ins Bizarre ziehen. Mal wieder. Wie immer. Der einzige Grund, denn sich Renji vorstellen konnte, warum ihn Byakuya so heftig zurückwies, war, dass er ihm bereits so nah gekommen war, dass etwas Ernstes daraus entstand.
 

Vielleicht halfen sanfte Annährungsversuche wirklich.
 

Es war schwer zu sagen, bei diesem Mann.
 

Allerdings gab es da auch echte Fortschritte. Byakuya war nicht in der Lage gewesen, auf Renjis Frage hin zu antworten. Das war eine seltsame Weise des Fortschrittes, seit ihrem letzten Gespräch in einem Onsen über ihre Beziehung. Beim letzten Mal war es aus Renji hinausgeplatzt und er hatte Byakuya gesagt, dass er ihn lieben würde. Alles, was er damals zurückbekommen hatte, war ein 'warum würdest du so eine dumme Sache tun?'. Aber diese Antwort kam sofort, fast ohne Zögern.
 

Dieses Mal zumindest...
 

Scheiße.
 

Hör dir diesen Mist an. Dieser verdammte Byakuya Kuchiki hatte es geschafft, dass er dankbar für sein Schweigen war!
 

Gott, er machte sich für diesen Mann zum Trottel. Er sollte wirklich seinen Mann stehen und gehen, jemanden finden, mit dem er reden konnte. Jemanden, den er in die Stadt ausführen und sich mit ihm zeigen konnte. Mitten auf der Straße küssen konnte...
 

Aus den Augenwinkeln sah Renji, dass Rikichi auf ihn zukam. Der kleine ranglose Offizier trug 2 Bento Boxen, Schalen und einen Krug mit einer Flüssigkeit darin. Die Perlen in seinem Haar schlugen aneinander, wenn er ging und er hatte ein zaghaftes, aber hoffnungsvolles Lächeln auf den Lippen. „Ich habe Mittagsessen mitgebracht...“, es klang wie eine Frage.
 

Renji wollte mit seinen Gedanken alleine sein, doch es war schwierig, kostenloses Essen abzulehnen. Besonders, wenn ihn der Junge offensichtlich anhimmelte.
 

„Ja, klar.“, sagte Renji und klopfte auf den leeren Platz auf der Stufe neben sich. Dann deutete er auf die Boxen. „So lange da nichts Scharfes drin ist.“
 

„Nein, Vizekommandant. Natürlich nicht.“, sagte Rikichi und ließ sich neben Renji nieder.
 

Es stellte sich heraus, dass der Krug mit gekühltem, grünen Tee gefüllt war, vom dem sich Renji dankbar etwas in die Schale füllen ließ. Er öffnete die Box und war angenehm überrascht, nichts komplizierteres als Reis, ein bisschen eingelegtes Gemüse und gegrillten Fisch vorzufinden. „Schau mal einer an. Du weißt, wie man einen Kerl behandelt.“, sagte Renji und schaffte es noch, sich zu stoppen, bevor er 'Ich sollte mit dir ausgehen' hinzufügte.
 

„Vielen Dank, Vizekommandant.“, sagte Rikichi mit einer kleinen Verbeugung und beeilte sich, Renjis Schale nachzufüllen, die er in einem Zug hinuntergekippt hatte.
 

Renji wusste, dass es nun ein fabelhafter Augenblick war, um dem Jungen etwas Inspirierendes auf den Weg zu geben. Etwas Bedeutungsvolles, aber ihm fiel nichts anderes ein als 'Was immer du mit deinem Leben machst, um Gotteswillen, angel dir keinen Liebhaber, der gebrochen ist'.
 

Nicht wirklich ein Schlachtruf.
 

Also saßen sie für eine Weile da, aßen nur und sprachen nichts. Doch Renji spürte, wie er sich selbst entspannte. Die Spannungen verließen langsam seine Schultern. Zumindest so lange, bis Rikichi sich räusperte. „Wie lange wollen sie noch ohne Zabimaru sein?“
 

„Warum fragt mich das jeder?“, Renji blickte den Jungen lange von der Seite an. „Weißt du, ich beginne zu glauben, dass die Leute mein Zanpakutō lieber mögen, als mich.“
 

„Nun ja, die Wahrheit ist, Vizekommandant, dass Zabimaru sehr viel Charakter besitzt.“, sagte Rikichi einfach, während er Reis kaute. „Er ist irre vielseitig und schwierig zu schlagen. Jeder kennt seinen Namen, auch außerhalb der Division. Sie ohne ihn zu sehen... naja, es ist irgendwie nervenaufreibend. Es ist, als seien sie nur halb anwesend.“
 

Der Teil fühlte sich wahr an. Aber Renji konnte ein kleines Lachen aufbringen. „Glaubst du, ich werde ihn noch einmal hinauslassen, nachdem ich das gehört habe? Wenn er herausfindet, dass er so einen großen Fanclub hat, steigt ihm das zu den Köpfen.“
 

„Köpf...en?“
 

„Sicher“, sagte Renji mit leichtem Achselzucken und nippte am kühlen Tee. „Der Schwanz hat auch einen Kopf.“
 

Rikichis Augen weiteten sich und es schien, als hätte er Schwierigkeiten zu verarbeiten, was der Rothaarige gerade gesagt hatte. „Auch? Ich dachte... Ich meine, heißt es nicht 'Schlangenschwanz'?.
 

„Heh, ja. Aber das war nur der Teil von mir, der fehlte.“, sagte Renji und tätschelte Rikichis schmale Schultern grob. Doch der Junge war nicht auf diesen Schock vorbereitet: „Zabimaru ist ein Nue-Dämon“.
 

„Das ist so...“, Rikichi sah blass aus und der Mund war für einen Moment geöffnet. Dann begann er langsam zu lächeln. „Das ist so... verdammt beeindruckend!“
 

Renji lachte über Rikichis Enthusiasmus, aber seine eigenen Wörter verfolgten ihn.
 

'Aber das war nur der Teil von mir, der fehlte'.
 

Verdammt noch mal, dass war der Teil, der immer noch fehlte.
 

In diesem Moment ertönte der Alarm.
 


 

Da er noch darauf warten musste, dass Rikichi Zabimaru aus seinem Quartier holte, trafen Renji und der Stoßtrupp direkt hinter Gin Ichimaru ein.
 

„Whoa“, machte Renji, als er mit seinen Leuten noch eine Strecke vom Tor entfernt waren. Renji konnte Ichimaru in der Mitte der Straße sehen. Das Kanji für '3' auf dem Haori, welches in der leichten Brise flatterte und die Sonne, die kalt vom silber-weißen Haar reflektiert wurde. Der Rothaarige konnte spontan keinen weiteren Shinigami von dessen Einheit ausmachen, aber vielleicht war es ja auch eine abgesprochene Formation. „Sieht aus, als würde sich die 3. Division schon drum kümmern. Wir bleiben zurück. Aber warum verteilt ihr euch nicht und sucht euch vorsichtshalber gute Verstecke, von denen aus man angreifen kann? Wir haben keine Ahnung, wie viele Feinde hier sind oder wie hoch die Bedrohung einzustufen ist. Also stellt sicher, dass das ganze Areal abgedeckt ist, verstanden? Mischt euch nicht in die Aktivitäten der 3. Einheit ein. Da ihr Kommandant hier ist, haben sie einen Plan. Also wenn euch einer von ihnen einen Befehl gibt, befolgt ihn. Aber...“, Renji hatte keine Ahnung, warum er den letzten Satz hinzufügte. „bleibt außer Sichtweite“.
 

„Ja, Vizekommandant“, das Dutzend Offiziere verteilte sich, wie befohlen.
 

Bei fast jedem anderen Kommandanten wäre Renji sofort an dessen Seite getreten und hätte seine Unterstützung angeboten. Oder zumindest den Kommandanten wissen lassen, dass er die 6. im Rücken hatte. Aber in diesem Fall schlich Renji geduckt durch die Seitenstraßen. Er hielt nach Mitgliedern der 3. Division Ausschau und erwartete, als er näher kam, dass ihn wer stoppte. Aber er lief in keine anderen Soldaten. Noch nicht einmal, als er schon fast parallel zu Ichimaru stand. Wo war seine Einheit? War Ichimaru wirklich alleine gekommen?
 

Renji schlich durch eine, im Schatten gelegene, Allee. Er presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und sagte Zabimaru, dass er seine spirituelle Energie so weit wie möglich unterdrücken soll.
 

Es war ein eigenartiger Impuls, sich derart zu verstecken, vor allem, da sie auf derselben Seite kämpften. Sie verteidigten die Seireitei gegen Eindringlinge, doch sein Instinkt sagte ‚warte ab und schau zu‘.
 

Da war natürlich jede Menge Aufruhr auf der anderen Seite des Tores. Jidanbō legte gegen jemanden alles in die Waagschale. Ichimaru zwischenzeitlich stand einfach nur in der Mitte der Straße, mit seinen Händen an seiner Seite, lächelte zu sich selbst und wartete geduldig auf irgendetwas.
 

Was zum Teufel passierte hier?
 

Als Jidanbō tatsächlich das Tor anhob, wäre Renji beinahe vor Überraschung und Neugierde auf die Straße gegangen. Ichimaru sprach mit jemandem. Renji blickte um die Ecke der Allee. Heilige Scheiße! Es war der orangehaarige Junge, Rukias Freund, Ichigo Kurosaki. Er sah ziemlich lebendig aus, immer noch in der Uniform eines Shinigami gekleidet und trug dieses verrückte, kraftvolle und übergroße Zanpakutō. Ichigo sah aus, als wäre nichts passiert. Als hätte ihn Byakuya nicht zurückgelassen, damit er in der Gosse sein Leben ausblutete. Wie konnte er das nur überlebt haben? Und was war er nun? War er tot zur Soul Society gekommen oder irgendwie anders?
 

Wen kümmert’s?, zischte Zabimaru.
 

Wir wollen eine Revange, schnurrte der Dämon aufgeregt.
 

Glaubt mir, ich auch. Aber, Renji schüttelte den Kopf, wir kriegen nur die Chance, wenn Ichimaru nicht…
 

Aber Ichimaru hatte bereits. Shinsō hatte sich blitzschnell ausgedehnt, um Jidanbōs Arm aufzuschlitzen. Blut tropfte von oben herab, spritzte überall hin. Und dennoch kämpfte der Riese, um das Tor offen zu halten. Doch wieder dehnte sich das Zanpakutō schnell aus und die Mauer brach mit einem Grollen zusammen, das die Straßen erschütterte. Renji konnte nicht sagen, ob Kurosaki getroffen wurde, doch so wie er den Jungen einschätzte, hatte er an vorderster Front gestanden und versucht, den Riesen zu schützen.
 

War es das? War alles vorbei?
 

Ichimaru dachte zumindest so, als er sich umdrehte. Renji presste sich wieder gegen die Wand, als Ichimaru verschwand. War es nur sein Eindruck oder sah der Kommandant besonders erfreut über sich selbst aus?

Komisch war immer noch, dass kein Shinigami erschien, um seinen Kommandanten zu flankieren. Es schien wahr zu sein. Ichimaru war alleine gekommen, ohne Verteidigung. Er hatte noch nicht einmal seinen Vizekommandanten mitgebracht.
 

Was zum Teufel?
 

Renji hatte lange überlegt, ob er sofort melden sollte, was er gesehen hatte. Er hatte nicht den Rang, um die Methoden eines Kommandanten zu kritisieren, genauso wenig wie jemand anderes aus der Division. Niemand seiner Leute hatte ein Mitglied der 3. Einheit gesehen. Wäre also jemand vor Ort gewesen, waren sie vollständig versteckt geblieben. Grundsätzlich war kein Schaden dadurch entstanden, aber die ganze Situation war absolut falsch verlaufen.
 

Er war sich sicher, dass Ichimaru irgendetwas plante.
 

Aber… Renji hatte Byakuya diesen Morgen noch nicht gesehen. Es war typisch für den Kommandanten, im Verborgenen zu blieben, wenn die Dinge zwischen ihnen angespannt waren. Das erschwerte die normale Arbeit und machte es unangenehm. Normalerweise hätte Renji Byakuya schmollen lassen. Aber wenn dieser Kurosaki-Junge tatsächlich in der Soul Society und bereit war, gegen die Tore der Seireitei zu drängen, war er eine potenzielle Bedrohung für Rukias Sicherheit.
 

Zu sehen, dass Byakuyas Bürotür offen stand, ermutigte Renji, den Kopf hindurchzustecken. „Entschuldigen sie die Störung, Kommandant. Aber haben sie von dem Aufruhr am Westtor gehört?“
 

Byakuya blickte von den Papieren auf, die er gerade las. „Ich weiß, wir waren darin involviert, aber ich habe erwartet, dass ich deinen Bericht heute Abend bekomme. Kommst du direkt von dort? Ist etwas passiert?“
 

„Etwas in der Art.“, sagte Renji und betrat das Büro. „Allerdings bin ich mir nicht sicher, was es heißt.“
 

„Fahre fort.“, erwiderte Byakuya, legte die Papiere zur Seite und schenkte Renji seine volle Aufmerksamkeit.
 

Renji erzählte von den Geschehnissen am Tor, die er beobachtet hatte und beschrieb sie so präzise er konnte, ohne Urteil oder Vorwurf.
 

Byakuya hörte vorsichtig zu, rief aber an einem Punkt nach einem Diener. Als sie an der Tür erschien, orderte der Kommandant Tee. „Lass mich einen Augenblick die Informationen verarbeiten. Sobald der Tee da ist, werden wir formloser weitersprechen“, sagte er zu Renjis Überraschung.
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji und wartete, während Byakuya scheinbar wieder zu seiner normalen Tätigkeit überging. Als die Dienerin erschien, unterdrückte Renji den Drang, ihr das Tablett abzunehmen, was er sonst für gewöhnlich immer tat. Stattdessen stand er stramm, bis sie alles abgeladen hatte und Byakuya ihn zu sich winkte.
 

„Jetzt erzähl mir, was du wirklich denkst“, sagte der Schwarzhaarige und ließ sich im Seiza nieder, um Tee auszuschenken.
 

Renji bemerkte eine Schale getrockneter Früchte und Nüsse, sowie frische, warme Dorayaki. Pfannkuchen mit roter Bohnenpaste gefüllt. Es war eines seiner Lieblingsspeisen… War es eine zufällige Wahl gewesen? Kam es von der Küche oder von Byakuya? Renji teilte das Essen unter ihnen auf. „Ich habe keine Ahnung, was Ichimaru geplant hatte, Kommandant. Ganz alleine in einer Notfallsituation aufzukreuzen… Ich meine, es hat ja alles funktioniert, soweit ich es sagen kann. Aber, nun ja, ich war froh, dass unsere Leute an den Flanken gewartet haben. Wir haben Kurosaki bereits gegenübergestanden. Er kann unberechenbar sein“.
 

„Bist du dir sicher, dass es Kurosaki war?“
 

„Ich hatte keinen guten Blick auf ihn, aber ja. Wer sonst hat solche Haare und ein riesiges Zanpakutō?“
 

„Hat ihn Ichimaru beseitigt?“
 

„Das kann ich nicht wirklich sagen, Kommandant“, gab Renji zu. „Dieses verdammte Shinsō hat sich so schnell und weit ausgedehnt, dass es unmöglich ist, es genau zu sagen“.
 

Byakuya kaute gedankenverloren auf seinem Dorayaki herum. „Das macht es komplizierter. Ich werde den Generalkommandanten informieren müssen“.
 

Renji nickte. Das hatte er bereits vermutet, auch wenn er bezweifelte, dass der Generalkommandant sich ernsthaft um die mögliche Bedrohung, die Kurosaki verursachen könnte, sorgte. Wenn Renji dem Jungen nicht selbst gegenübergestanden hätte, wäre es selbst für ihn schwierig, zu glauben, wozu er in der Lage war. „Dennoch verstehe ich immer noch nicht, was Ichimaru bezwecken wollte“, sagte Renji und nippte an seinem Tee. Es war nett, so mit Byakuya wieder reden zu können. Strategien entwerfen und zusammen laut denken. Renji hatte vergessen, wie gut sie zusammen arbeiten konnten. „Was ich nicht verstehe: Warum hat er keine echte Verteidigung aufgebaut? Was wäre gewesen, wenn eine Armee draußen am Tor gewartet hätte, statt nur eines Jungen? Selbst mit unseren Leuten auf ihren Positionen hätten wir überwältigt werden können“.
 

„Was waren seine Gründe, als du mit ihm gesprochen hast?“
 

„Uh“, Renji und hielt mit den Essstäbchen auf dem halben Wege inne. „Ich habe mich nicht genähert, Kommandant. Er wusste nicht, dass wir da waren“.
 

„Was?“, fragte Byakuya scharf. „Es ist deine Pflicht, einem Ranghören Offizier deine Ankunft zu melden.“
 

„Ich kenne meine verdammte Pflicht“, gab Renji zurück. „Aber hören sie, Kommandant, irgendwas an der ganzen Sache, schien faul zu sein. Also habe ich meinem Bauchgefühl vertraut und unsere Leute verdeckt, aber bereit zum Angriff, warten lassen“.
 

Byakuyas Lippen waren dünn. Sein Blick fiel auf Renjis Seite. „War es dein Bauchgefühl?“
 

„Ja, meiner“, beharrte Renji, auch wenn seine Hand nach unten glitt, um Zabimaru abzuschirmen.
 

„Dein ‚Bauch‘ hört sich mehr nach Feigheit an“, sagte der Schwarzhaarige kühl. „Du hast sich vor einem Kommandant in Nöten versteckt?“
 

„Hey, ich wäre sofort eingeschritten, wäre Ichimaru jemals ins Schwanken geraten oder hätte nach Hilfe gerufen. All unsere Leute hätten das getan. Ich habe sie extra darauf hingewiesen, jegliche Anweisungen der 3. Einheit Folge zu leisten. Aber Ichimaru war niemals in Nöten gewesen, Kommandant. Er hat den Wächter des Tores außer Gefecht gesetzt und dann Kurosaki. In 2 Attacken. Und ehrlich? Wenn überhaupt, hat es mehr so ausgesehen, als würde er mit ihnen spielen. Als wäre die ganze Angelegenheit ein amüsantes Spielchen“.
 

Byakuya hob die Augebraue. „Durchaus. Sag mir, dass dein Eindruck nichts mit deiner Vergangenheit mit ihm zu tun hat“.
 

Renji stellte seine Schale mit Nachdruck ab. „Das kann ich nicht. Sie wissen, was ich über ihn denke. Er ist ein wieselgesichtiger Widerling. Dennoch müssen sie mir glauben, dass ich ihn niemals aus Verachtung hätte hängen lassen. Es wäre vielleicht befriedigend, sich zurückzulehnen und zu schauen, wie Kurosaki ihm in den Arsch tritt. Ich würde aber niemals Eindringlinge in die Seireitei lassen, nur um meinen persönlichen Groll gegen eine Person zu stillen“.
 

„Sehr gut“, sagte Byakuya schlussendlich. „Aber von nun an, wirst du den Regeln folgen. Hast du verstanden?“
 

Renji konnte mit Mühe verhindern, dass er die Augen rollte. „Ja, Kommandant.“
 


 

Zumindest hatte der Generalkommandant dieses Mal zugestimmt, ihn zu sehen. Auch wenn er Byakuyas Sorgen nicht sehr ernst nahm. Tatsächlich schien er sich nur auf ein Detail in der früheren Vergangenheit zu versteifen.
 

Yamamoto strich durch seinen dicken Bart, während er auf einem Kissen saß. „Du hast ihm nicht den Todesstoß verpasst?“
 

„Nein“, sagte Byakuya erneut von der Stelle, wo er kniete. „Wie ich bereits erklärt habe, Generalkommandant, der Junge war so gut wie tot. Meine echte Sorge richtet sich auf Kommandant Ichimaru und die Missachtung…“
 

„‘So gut wie‘? Wirst du schlampig, Kommandant Kuchiki?“
 

Byakuya biss die Zähne zusammen. „Generalkommandant, wenn wir uns auf die heutigen Geschehnisse konzentrieren könnten?“
 

„Hast du wegen deiner Schwester gezögert? Hat sie darum gefleht, den Jungen zu verschonen?“
 

Byakuya zählte stumm bis Zehn. Verdammt sei dieser alte Mann. Natürlich hatte er es für Rukia getan. Wäre Renji nicht da gewesen und hätte auf seine Ehre geachtet, hätte Byakuya ihren Tod vorgetäuscht und sie irgendwo vor den Hofgarden versteckt. Er nahm einen tiefen Atemzug, bevor er zur Erklärung ansetzte. „Meine Befehle lauteten, Rukia entweder für ihre Verbrechen zu töten oder sie der Justiz zu übergeben, was ich auch getan habe. Das Einmischen des Jungen war bedeutungslos. Ich habe mich in der Weise darum gekümmert, die ich als angemessen ansah“.
 

„Und dein Fehler kam nun zurück, um uns zu jagen“.
 

Byakuya schaffte es gerade so, seine Hände nicht zu Fäusten zu ballen. „Dann lass uns hoffen, dass Ichimaru uns von diesem Ärgernis erlöst hat. Wenn dem so ist, hat er heute zumindest eine Sache getan, die ich wirklich wertschätzen würde“.
 

Der Generalkommandant schien, aufgrund der Vehemenz in Byakuyas Worten, ein wenig zurückzuweichen. Natürlich hatte Byakuya diese sehr sorgfältig gewählt und war darauf Bedacht gewesen, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Der alte Mann blinzelte ein wenig und runzelte die Stirn. „Was passierte heute, was seinen Unmut erregt hat?“
 

Byakuya seufzte und begann die Geschichte erneut zu erzählen.

Love and Loyalty

Byakuya wurde immer genervter. War es wirklich so ungewöhnlich, dass er durch seine eigene Division ging, dass jeder so geschockt aussah und sofort stramm stand, wenn er in einen Raum trat? Auch der 3. Offizier zitterte wie Espenlaub. Was, um Himmels willen, machte ihn so ängstlich? "Rühr dich", sagte er ruhig. "Ich suche nach Vizekommandant Abarai".
 

"Renji? Oh, er ist vermutlich bei...", der 3. Offizier verstummte plötzlich und wurde blass. "Uh, ich meine, ich bin sicher, dass er jeden Augenblick zurück ist".
 

Byakuya runzelte die Stirn. "Was wolltest du gerade sagen? Mit wem ist er gerade unterwegs?"
 

"Frau Kuchiki", sagte sein Gegenüber und blickte ihn nervös und schuldbewusst an.
 

"Ah, ich verstehe", sagte Byakuya und war sich unsicher, was er von dieser Neuigkeit zu halten hatte. Er konnte ja wohl kaum eifersüchtig auf seine eigene Schwester sein. Aber dennoch war er es auf eine Art und Weise. Ihre Bindung zu einander war um so vieles stärker, als er mit einem von ihnen hatte. Und Renji... ging weiterhin zu ihr, auch wenn er sie vermutlich verlieren würde. Byakuya konnte nicht verstehen, wie er das tun konnte. Sie so oft zu sehen, würde ihm immer und immer wieder das Herz brechen.
 

Byakuya bemerkte, dass der 3. Offizier ihn immer noch nervös anstarrte.
 

"In Ordnung", sagte der Schwarzhaarige. "Sende ihn zu mir, wenn er zurück ist."
 

"Ja, Kommandant."
 


 

Natürlich wollte Rukia als Erstes über den Aufruhr informiert werden. Renji hasste es, sie anzulügen. Also versuchte er, das Thema zu wechseln. "Ich bin sicher, die Befehle zum Transfer kommen bald. Wirst du dann bereit sein?"
 

Er wusste, dass er es nicht war. Sobald sie in Senzaikyū war, konnte er sie nicht mehr jeden Tag besuchen. Und es war so sicher wie das Feuer in der Hölle, dass es kein Vorbeischauen mitten in der Nacht geben würde. Keine Gespräche mehr über den Sinn des Lebens oder Erinnerungen an ihre Akademie-Zeit. Außerdem würde es die ganze Sache wieder real machen. Er musste der Wahrheit ins Auge sehen: Sie würde hingerichtet werden. In der Öffentlichkeit.
 

"Wie kann ich für so etwas bereit sein?", schnaubte sie verärgert. "Was ist heute passiert? Warum möchtest du mir nicht sagen, wofür der Alarm geläutet wurde? Ich hörte, die 6. war darin involviert. Du warst dort, nicht wahr?"
 

Er musste sie ablenken. Renji drehte sich, um sie anzuschauen. Sie kniete wieder auf ihrem Stuhl und blickte ihn an. "Hör mal, hast du davon gehört, ob sich dein Bruder vorher schon einmal einen Wakashū genommen hat?"
 

"Ein was?", sie runzelte verärgert die Stirn. Renji dachte, er müsste die Frage vielleicht noch einmal wiederholen, aber dann schien sie die Worte verstanden zu haben. Rukias Gesicht wurde langsam blasser und ihre Augen weiteten sich. Dann flogen ihre Hände förmlich nach oben, um ihren Mund und einen Rotschimmer über ihrer Nase zu bedecken. "Oh! Warte, 'vorher'? Sagst du etwa, er hat jetzt einen?"
 

Renji konnte garnichts sagen, er errötete nur.
 

"Oh! Oh mein Gott, ein Wakashū! Aber ich sollte glücklich sein, oder?", sagte Rukia, klang dabei aber stattdessen eher etwas atemlos und hysterisch. "Ich meine, das ist ein Fortschritt, nicht wahr? Er hatte für so lange niemanden. Ich vermute, es ist gut, dass er nicht mehr alleine ist, aber ein Wakashū?! Heißt das, dass sein Partner 15 oder so ist?"
 

"Oder von der Unterschicht kommt", grummelte Renji.
 

"Da gibt es wirklich jemanden! Wow. Ich hätte nur niemals gedacht, dass es ein Junge sein wird."
 

"Wirklich?", fragte Renji interessiert. "Warum nicht?"
 

"Nun ja", sie legte ihr Kinn auf ihren Hände ab, die sie über die Rückenlehne gefaltet hatte. Auch wenn Renji nicht sagen konnte, ob sie weinte, war ihr Gesicht nachdenklich. "Es ist nicht so, als könnte ich ihn mir überhaupt nicht mit einem Kerl vorstellen. Es ist mehr, dass ich mit diesem ganzen Wakashū-Ding Probleme habe. Ich weiß nicht wirklich, worauf ihr Typen steht, aber würdest du nicht eher einen Mann, als einen Jungen, haben wollen? Ich weiß, ich würde...", sie hustete, als würde sie ihren peinlichen Gedanken damit verdecken wollen.
 

Renji zuckte die Achseln. Er würde jedenfalls seine eigene Vorliebe preisgeben, noch würde er ihre bereden wollen. Besonders da er wusste, dass sie sich wohl mehr oder weniger in einen Jüngeren verliebt hatte. Er glaubte nicht, dass sie eine Frötzelei deswegen wertschätzen würde. Besonders, da sie glaubte, er sei tot.
 

„Nun ja. Das ist es, was er sagt“, erklärte Renji. „Ich kaufe ihm das nicht ab.“
 

„Oh?“
 

Renji drehte ihr den Rücken zu, da er sich sicher war, dass sie die Wahrheit in seinen Augen lesen könnte. „Ich denke, dein Bruder ist mit jemand zusammen, den er in irgendeiner Sicht als ‚unangemessen‘ erachtet. Jemand, den er nicht vollständig respektiert. Jemand, bei dem er denkt, dass er unter ihm steht. Und das ist es, wie er es sich selbst verkauft.“
 

„Das wäre durchaus möglich“, sagte sie ruhig.
 

Da war natürlich mehr, aber Renji war sich nicht sicher, wie er es erklären sollte, ohne die Wahrheit zu sagen. Er hasste es, ein Geheimnis vor ihr zu haben. Aber er wusste nicht, was sie davon halten würde, dass er etwas mit ihrem Bruder hatte. Renji konnte Ratschläge von jemand brauchen, der Byakuya kannte. Aber er wollte auch nicht, dass sie hingerichtet werden würde, wenn sie einen von ihnen beiden hasste.
 

„Ich kann verstehen, was dich ärgert, Renji.“
 

„Was?“ Hatte sie es bereits erraten? „Wie kommst du darauf?“
 

„Du bist derjenige, der es gesagt hat. Er hat jemand von der Unterschicht gewählt, jemand vom Rukongai, nicht wahr? Und du stehst nun da und musst mit ansehen, dass mein Bruder den Typen schlecht behandelt, richtig? Es muss dich wütend machen.“
 

Renjis Schultern entspannten sich wieder. „Ja, so etwas in der Art.“
 

„Belaste dich nicht zu sehr damit, Renji“, sagte sie sanft. „Es wird nicht halten. Dieser Mann, wer auch immer es ist, wird es nicht lange mit dem selbstgefälligen Verhalten meines Bruders aushalten. Und wenn es wahr ist, dass er ihn nicht respektiert… Nun ja, der Clan wird eventuell dem Ganzen ein Riegel vorschieben und er würde es zulassen. Besonders, wenn er sich nichts aus dieser Person macht.“
 

Renji überlegte einen Moment und grunzte dann. „Das ist deprimierend.“
 

„Ist es das?“
 

„Ja, ich meine, was ist, wenn sie verliebt sind?“
 

„Verarsche dich nicht selbst. Sie können eine solche Beziehung nicht führen. Zumindest nicht beide. Mein Bruder würde sich niemals in jemanden verlieben, den er nicht respektiert. Wenn jemand verliebt ist, dann der andere Typ.“
 

‚Byakuya würde sich niemals in jemanden verlieben, den er nicht respektiert‘? Scheiße. Renji war sich ziemlich sicher, dass nun auch noch Respekt im Spiel ihrer Beziehung hinzukommen würde. Vielleicht gab es tatsächlich keine Hoffnung für sie. Entweder das oder Renji musste herausfinden, wie er Byakuya dazu bringen könnte, ihn zu respektieren. Hmpf, dann könnte er gleich versuchen, einen Berg zu verschieben.
 

Rukia fuhr fort. „Mir tut der Wakashū auch leid. Dieser arme Trottel. Wenn dieser Kerl zur Seite gestoßen wird, wo soll er hingehen? Er hat das Leben im Anwesen der Kuchiki kennengelernt und dann muss er zurück ins Elendsviertel? Beschissenes Los.“
 

Renji lachte schnaubend. „Ja, meine Rede.“
 

„Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, aber misch dich nicht ein, Renji. Es geht dich nichts an“, mahnte Rukia. „Mein Bruder denkt vielleicht von diesem Waskashū als sein Eigentum und du könntest ihn wütend machen, wenn du versuchst, dich zwischen sie zu stellen. Und überhaupt, der Kerl ist auch nicht schuldlos. Er hat seine Wahl getroffen.“
 

„Ja, ich vermute, das hat er“, bestimmte Renji zu. „Wenn er daraus will, muss er seinen Mann stehen.“
 

„Absolut“, sagte Rukia. Es war für einen Augenblick ruhig, bevor Rukia ihre Frage an ihn richtete. „Und nun erzählst du mir, was heute passiert ist, richtig?“
 

„Wie die Zeit vergeht!“, sagte Renji und stieß sich von den Gitterstäben ab, um zur Tür zu gehen. „Tut mir leid, ich muss gehen.“
 

Er winkte ihr zum Abschied über die Schulter und lachte, als sie ihre Faust hob und rief: „Das hast du mit Absicht gemacht. Du bist ein Bastard, Renji Abarai!“
 

„Hab dich auch lieb, Rukia“, rief er zurück.
 


 

So vieles von dem, was Rukia gesagt hatte, schwirrte noch in seinem Kopf herum, als Renji den Rückweg zum Hauptbüro der Division antrat. ‚Mein Bruder denkt vielleicht von diesem Waskashū als sein Eigentum‘ und ‚Mein Bruder würde sich niemals in jemanden verlieben, den er nicht respektiert‘ hatten ihn besonders getroffen. Byakuya hatte ihn wirklich teilweise behandelt, als wäre Renji sein Eigentum – auch all diese Forderungen während des Sexes. Aber wie viel war davon diese bescheuerte Waskashū-Sache und wieviel war einfach nur… die Art, wie der Kommandant eben war. Es half überhaupt nicht, dass all das auch noch mit ihrer Arbeit als Kommandant und Untergebener verstrickt war.
 

Renji war so in Gedanken, dass er der 3. Offizier beinahe umgeworfen hätte. „Oh, der Himmel sei Dank! Da sind sie, Vizekommandant. Kommandant Kuchiki war gerade eben hier und hat nach ihnen gesucht.“
 

„Hier? Du meinst, er war wirklich hier unten?“
 

„Ja“, sagte der Offizier nervös. „Es tut mir leid, Vizekommandant. Ich musste ihm sagen, dass sie bei Frau Kuchiki sind. Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen hat… Ich habe ihnen gesagt, sie sollten aufhören, seine Schwester zu sehen.“
 

Renji hätte dem 3. Offizier für diesen Spruch gerne eine runtergehauen, aber er atmete stattdessen lieber tief ein und aus. „Was wollte der Kommandant?“
 

„Ich weiß es nicht, Vizekommandant. Das sagte er nicht, aber er meinte, dass er sie sofort sehen möchte.“
 

„Schön“, sagte Renji, überließ dem Offizier weiterhin die Führung und ging die Treppe hinauf. Es war vielleicht nichts Wichtiges. Vermutlich war es wohl nur das Ergebnis von Byakuyas Treffen mit dem Generalkommandanten. Dennoch fühlte er, dank dem 3. Offizier, auch ein wenig Furcht. War Byakuya wirklich sauer, weiler bei Rukia gewesen war? Er war sich nie wirklich sicher gewesen, ob der Schwarzhaarige es schätzte, dass seine Schwester weiterhin eine enge Bindung zu jemand aus ihrem vergangenen Leben in Inuzuri pflegte. Aber sicher würde der Kommandant für Rukia wollen, dass sie den Trost eines Freundes in ihren letzten Tagen bei sich hatte, oder? Er hatte ja immerhin das Formular zur Unterstützung durch die 4. Einheit unterschrieben.
 

Die Tür des Büros war verschlossen, doch konnte Renji die Präsenz des anderen durch die Tür spüren. Er entledigte sich seiner Schuhe und klopfte an die Tür.
 

„Komm herein, Renji“, hörte er die Stimme des Kommandanten.
 

Als er das abgedunkelte Büro betrat, nahm sich Renji wie immer einen kurzen Moment, um den Schwarzhaarigen zu bewundern. Byakuya war so wunderschön wie immer – seine blasse Haut, schien im sanften Licht fast zu glühen und das Schwarz seiner Haare war fast wie flüssige Dunkelheit. Renji hatte sich gefragt, ob der ganze Mist, der zwischen ihnen stand, die Fähigkeit Byakuya zu würdigen schmälern würde. Aber das schien niemals der Fall zu sein. Selbst mit dem Kenseikan, welcher die Haare zurückhielt, und all den steifen Symbolen seines Rangs, wie dem Schal und Haori.
 

Immer noch so beschissen unvergleichlich.

Zu schade, dass genau das ein Teil unseres Problems ist. Wenn du nur von mir denken könntest, wie ein Gleicher. Ein Ebenbürtiger.
 

„Haben ihre Ohren geklingelt, Kommandant?“, fragte Renji und entschied sich, Kopf voran in den Krieg zu ziehen, wenn es einen geben sollte. „So oft wie Rukia ‚mein Bruder‘ hier und ‚mein Bruder‘ da gesagt hat…“
 

Byakuya war gerade dabei gewesen, etwas zu schreiben, doch sein Pinsel stoppte abrupt. Er blickte nicht auf, aber er hörte sich leicht überrascht an, als er sprach. „Sie spricht von mir?“
 

Renji kam durch den Raum und stellte sich vor den Schreibtisch. „Natürlich. Sie sind ihr älterer Bruder. Rukia vergöttert sie.“ Es ist etwas, was wir gemeinsam hatten, bevor ich anfing, mit dir zu schlafen, fügte Renji in Gedanken hinzu.
 

„Das ist bedauerlich“, sagte Byakuya kühl. „Die Hinrichtung wurde vorgezogen. Sie wird morgen transferiert und in 14 Tagen hingerichtet.“
 

„Scheiße“, entfuhr es Renji, bevor er es verhindern konnte. Doch Byakuyas Worte waren wie ein Hieb in die Magengegend für ihn gewesen. Etwas schnürte ihm plötzlich die Luft ab, aber er schaffte es, sich unter Byakuyas Blick zusammenzureißen. „Ich möchte darum bitten, Rukias Ehrengarde während des Transfers zum Senzaikyū zu sein, Kommandant.“
 

Nun entfuhr dem Kommandanten ein erstickender Laut, doch er war sehr leise und er überdeckte es schnell. Nun schaute er Renji für eine lange Zeit an. „Renji… bist du dir sicher?“
 

„Ja. Ich möchte nicht, dass sie alleine geht.“
 

Byakuyas Blick fiel zurück auf den Tisch. Dann überraschte er Renji, in dem er zugab: „Genauso wenig wie ich“, er legte seinen Pinsel zur Seite. „Ich werde sicherstellen, dass es möglich ist.“
 

„Vielen Dank, Kommandant“, sagte Renji förmlich.
 

Jetzt, wo er sich von dem Schock langsam erholte, schwirrten Fragen in Renjis Kopf. Warum hatte Central 46 so eine verdammte Eile damit, Rukia hinzurichten? Es schien schon fast so, als könnten sie sich nicht entschließen, wie hart ihre Strafe ausfallen müsse. Und jedes Mal, wenn sie es besprachen, wurde es schlimmer. Wollten sie aus irgendwelchen Gründen ein Exempel an ihr statuieren? Sollte sie nicht zumindest dem Kriegsgericht vorgestellt werden? Der Beweis dafür, was sie getan hatte, war offensichtlich in der Tatsache, dass Sode no Shirayuki verschwunden war. Aber da waren auch sicherlich strafmildernde Umstände zu berücksichtigen. Sollte sie nicht zumindest die Möglichkeit haben, sich zu erklären, bevor sie der finalen Bestrafung gegenüberstehen musste?
 

Renji wusste es besser, als Byakuya eine dieser Fragen zu stellen. Auch wenn der Kommandant sich vermutlich das Gleiche fragte. Nachdem er alle legalen Wege ausgereizt hatte, schien er den Kampf bereits aufgegeben zu haben. Könnte er nicht zumindest versuchen, das neue Datum anzufechten? Oder steckte Renjis Schilderung, Kurosaki am Tor gesehen zu haben, hinter den neuen Befehlen?
 

Scheiße. Es würde ihn umbringen, wenn es sein Fehler gewesen war, dass Rukia den Sōkyoku nun früher begegnete. Aber die Wahrheit war, dass er sich schon bald damit auseinandersetzen musste, dass die ganze Sache seine Schuld war. Er war derjenige gewesen, der sie zurückgebracht hatte. Natürlich hatte er Befehle zu befolgen, aber sein Handeln war für den Tod seiner besten Freundin verantwortlich. Den Tod der Frau, die er mehr als sein eigenes Leben liebte.
 

„Es gibt aber auch eine kleine, gute Neuigkeit“, sagte Byakuya leise und unterbrach damit Renjis dunkle Gedanken. „Es scheint so, als würde sich Ichimaru ein Kommandanten-Treffen bezüglich seiner Nachlässigkeit entgegen stellen müssen.“
 

„Ja. Ich glaube, das ist gut“, sagte Renji.
 


 

Es war absolut klar, dass beide von den Neuigkeiten niedergeschmettert waren. Byakuya konnte es in Renjis Stimme hören, in seinen Augen sehen, sein Gesicht, seiner Körpersprache, in seiner… in allem. Es war nie schwierig für ihn gewesen, seinen Vizekommandanten zu lesen, denn dem Rothaarigen stand jede Emotion ins Gesicht geschrieben. Alle Welt konnte sie sehen.
 

Und dennoch nahm Renji irgendwoher die Stärke, Rukia zum Senaikyū zu begleiten. Byakuya konnte nicht anders, als dies zu bewundern, besonders, da es außerhalb seiner Verpflichtungen lag. Renji zeigte unerschütterliche Loyalität gegenüber Rukia. Trotz der Tatsache, dass sie sich seit ihrer Akademiezeit nur noch selten gesehen hatten.
 

Würde er das auch für mich sein?
 

Byakuya hoffte es, doch war es schwer für ihn zu vertrauen. Vor allemzu Krisenzeiten. Jeder hatte ihn verlassen: seine Eltern, Yoruichi, Hisana… Es war nie von Bedeutung gewesen, wie sehr er jemanden gebraucht hatte, Unterstützung benötigt hatte… Er musste allem alleine gegenübertreten.
 

Er musste auch dies alleine überstehen.
 

Denn nachdem er ganze Arbeit geleistet hatte, Renji am Morgen davonzujagen… Wie konnte er da fragen, ob er die Nacht bliebe?
 


 

Renji wartete darauf, dass der Kommandant fragte.
 

Wenn Byakuya eine Umarmung brauchte, dann war das heute Nacht. Verdammt, Renji könnte es doch genauso brauchen! Er hatte es nach dem Schlag am Morgen angeboten, aber es musste von ihm aus kommen. Er sollte auch besser damit anfangen, sich zu entschuldigen. Oder zumindest einer Erklärung, was ihm da durch den Kopf gegangen war, als er von diesem Waskashū oder was auch immer gesprochen hatte.
 

Aber es kam gar nichts. Es war so still, dass es sogar schien, als würde Byakuya nicht einmal atmen.
 

Sollte Renji wirklich überrascht sein? Er war es nicht, aber warum tat es immer noch so verdammt weh?
 

Lass uns gehen, wisperte Zabimaru.
 

Lass uns andere Arme suchen, die uns willkommen heißen.
 

Renji war über die Worte etwas überrascht. Du sagst mir, ich soll ihn verlassen?
 

Es fehlt ihm an Courage, uns zu verdienen.
 

Seltsamerweise war es Renji, der sich weigerte zu gehen, ohne Byakuya noch eine Chance zu geben. „Es sei denn, es ist noch etwas, Kommandant?“
 

Byakuya blickte auf. Renji konnte es sehen, glasklar in seinen Augen. Die bebende Sehnsucht, das verwundbare Bedürfnis.
 

Komm schon, verdammt noch mal, Renji legte sein Flehen in seinen Blick. Sag etwas. Scheiße, frag doch einfach und ich sage ‚ja‘.
 

Doch Byakuya ließ den Blick auf den Tisch gleiten und starrte diesen ausdruckslos an. „Es steht dir frei, zu gehen, Vizekommandant.“
 

Renji seufzte enttäuscht. Trotz der Entlassung starrte er in Byakuyas teilnahmsloses Gesicht. War es Feigheit, wie Zabimaru andeutete oder einfach zu viel Stolz? Nur Gott wusste es, aber es war Byakuyas eigener, verdammter Fehler, wenn er heute Nacht alleine war.
 

„In Ordnung“, sagte Renji schlussendlich und drehte sich weg. „Wie sie wünschen.“

A Quiet Strength

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

A Quiet Strength - zensiert

Renji war betrunken – sehr, sehr betrunken.
 

Vor ein paar Schalen hatte er zu sich selbst gesagt, dass das keine gute Idee war. Dass er stoppen sollte, so lange er noch einigermaßen geradeaus gucken konnte. Morgen würde ein Scheißtag werden und ein Kater würde das Ganze auf keinen Fall besser machen.
 

Aber er fand wieder einmal seinen Weg zur 11. Division. Dort wo die Party im vollen Gange war. Es war eine viel größere Versammlung als für gewöhnlich. Außerdem schien jemand Geburtstag zu haben. Da war Gesang, viel Gesang und Bänder hingen von den Laternen des Vordaches. Obwohl es sich bei näherer Betrachtung herausstellte, dass es einfach nur Toilettenpapier war. Jemand drückte Renji einen Kuchen mit pinkem Zuckerüberzug in die Hand und es waren mindestens eine Myriade an Menschen von anderen Divisionen auf dem Gelände unterwegs.
 

Der Sake war gut und reichlich vorhanden.
 

Trotzdem konnte Renji nicht herausfinden, wessen Party es war. Selbst absolut betrunken konnte er sich an die wichtigsten Geburtstage seiner früheren Division erinnern. Yumichika war nicht vor September dran. Der Kommandant und Ikkaku hatten beide im November Geburtstag und normalerweise lag Schnee auf dem Boden, wenn Yachiru im Februar feierte. Er war fast schon so besoffen, dass er sich fragte, ob es bereits Zeit für seinen Geburtstag war, aber es war immer noch früher Sommer. Außerdem war er ja auch nicht mehr in dieser Einheit. Es wäre auch ziemlich unhöflich gewesen, ihm eine Geburtstagsparty zu schmeißen, ohne ihn einzuladen.
 

Schlussendlich wurde das Rätsel gelöst, als Kommandant Kyōraku angetaumelt kam und einen Arm um Renji warf. "Gibst du dem Geburtstagskind einen Kuss?", fragte er leiernd.
 

"Sie sind zu groß für mich. Schlimm genug, dass ich schon ihre pelzigen Barthaare küssen muss. Da freue ich mich nicht sonderlich drauf", Kyōraku schaute nach den Worten so enttäuscht, dass Renji überlegte. "In Ordnung, vielleicht, wenn ich sie nach hinten beugen darf."
 

"Oh, ich würde sofort in Ohnmacht wegen dir fallen, Herr Renji", lachte Kyōraku. "Aber kannst du mein Gewicht halten?"
 

"Behaupten sie, ich könnte nicht? Fordern sie mich heraus?"
 

Kyōraku grinste teuflich. "Warum nicht? Ja, ich glaube, das tue ich."
 

Also griff Renji wie automatisch um Kyōrakus Taille, beugte ihn zurück und pflanzte einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss auf dessen Lippen. Der Bart war nicht annährend so fürchterlich, wie er befürchtet hatte. Tatsächlich war er sogar eher weich und kitzelte leicht. Und der Kommandant hatte auch all diese opulenten Locken, in die sich Renjis Finger langsam schlichen. Er roch auch adlig. Sehr männlich, doch auch mit einem Hauch von etwas Schwerem. Wie Räucherwerk. Sein Reiatsu war überraschend kraftvoll und intensiv und er schmeckte nach teurem Sake.
 

„Whoa, whoa! Hört auf! Das ist ein Divisionsgebäude und kein Bordell“, donnerte Zaraki. „Und überhaupt, wenn ihr beide so weitermacht, könnte ich noch eifersüchtig werden.“
 

„Oh? Auf wen?“, Kyōraku unterbrach den Kuss und klimperte mit den Wimpern, während er Zaraki anblickte. Er hielt sich mit einer Hand den Hut und hatte die andere locker über Renjis Schulter geworfen. Als der Rothaarige all die Haare auf Kyōrakus breiten, muskulösen Armen sah, realisierte er, was er da gerade tat und hätte den Kommandanten beinahe fallen gelassen.
 

Währenddessen neigte Zaraki seinen Kopf und tippte sich mit dem Finger gegen die Kippen, als würde er überlegen. „Ich weiß es nicht“, sagte Zaraki dann und beobachtete, wie sich Renji ungeschickt von Kyōraku befreite. „Ich meine, wer hätte gedacht, dass du so männlich bist, Abarai? Und dennoch ist da immer der Wille, einen hübschen, adligen Kommandanten zu erobern.“
 

„Oh, ich wäre viel zu einfach zu erobern und würde nie lange deine Aufmerksamkeit behalten können, Kenpachi“, sagte Kyōraku und winkte dabei ab. Doch als er sich zu Renji umdrehte und in dessen leuchtend rotes Gesicht blickte, fügte er hinzu: „Aber durchaus! Wer hatte geahnt, dass du so heißblütig bist, Herr Renji? Das war vermutlich der beste Geburtstagskuss, den ich jemals von jemanden, mit dem ich nicht geschlafen habe, bekommen habe.“
 

„Ja, naja. Tut mir Leid deswegen. Ich bin vielleicht etwas frustiert“, gab Renji betrunken zu. „Ich habe einige aufgestaute ‚Heißblütigkeit‘ zurzeit.“
 

„Oh, verdammte Scheiße, Abarai. Nicht schon wieder das!“, sagte Zaraki mit einem grunzenden Seufzer. Er kam zu ihnen herüber und lehnte sich an das Geländer der Veranda. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich damit gegen eine hölzerne Dachstütze. Die Glöckchen in seinem Haar klingelten leise und er fixierte Renji mit einem intensiven Blick aus seinem unverdeckten Auge. „Hör auf hinter zimperlichen, gefühlsverkrüppelten Dummköpfen herzurennen.“
 

„Hey, mein Kommandant ist kein Dummkopf!“, sagte Renji und ging einen Schritt auf den anderen zu, bereit, um Byakuyas Ehre zu verteidigen. „Er würde dir jederzeit in den Arsch treten.“
 

„Lass es ihn versuchen“, lachte Zaraki. „Aber gib es zu, Abarai. Du hast den Rest nicht abgestritten. Selbst du denkst, dass er zimperlich und ein Gefühlskrüppel ist.“
 

Renji zuckte griesgrämig mit den Schultern. „Eh. Das ist Teil seines Charmes.“
 

„Das kannst du vielleicht dir erzählen“, erwiderte der Kommandant. Dabei richtete er sich auf und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Aber dann musst du dich selbst fragen, warum du den Typen so heftig küsst.“
 

„Hallo? Das ist, weil ich charmant und unwiderstehlich bin“, warf Kyōraku mit einer Hand auf seiner Brust ein.
 

Zaraki ignorierte den Braunhaarigen und zeigte mit dem Finger auf Renji. „Du brauchst einen echten Liebhaber.“
 

„Oh wirklich? Bieten sie sich an?“, fragte Renji streitlustig.
 

„Ha! Du bist ziemlich zäh, aber du kannst nicht damit umgehen, was ich zu bieten habe. Nebenbei hast du dich bereits zu oft gebückt.“
 

Renji blinzelte die Bilder zurück, die gerade seine Gedanken überfielen. „Oh, so ist das.“
 

„Ja, du siehst es also ein“, Zaraki stand auf und kam zu Renji hinüber, um ihn unsanft den Arm zu tätscheln. „Du bist nicht wirklich gut dabei, unten zu liegen. Nicht wahr, Junge? Es steckt zu viel Kampfgeist in dir.“
 

Renji war bereits betrunken genug, um hinzuzufügen: „Und ich hasse es, angebunden zu werden.“
 

„Gut zu wissen“, Zaraki nickte weise, als würde er sich für später gedankliche Notizen machen. „Ich kann mir nicht erklären, wie Kuchiki das nicht über dich wissen kann. Er ist ein beschissener Kommandant und ein noch bekackterer Liebhaber, wenn er so etwas Grundlegendes in deiner Persönlichkeit nicht versteht.“
 

„Fick dich“, sagte Renji. „Er ist der beste Kommandant überhaupt.“
 

„Sicher, in Ordnung. Aber offensichtlich ein beschissener Partner“, sagte Zaraki freundlich. Er legte einen Arm um Renji. Es war ein seltsames Gefühl, so unter dem Arm des Kommandanten zu stecken. Er fühlte sich im Vergleich zu so einem riesigen Typen ungewohnt klein. Aber als er ihm so nah war, stellte er fest, dass Zaraki nicht ansatzweise so gut wie Kyōraku roch. Tatsächlich stank der andere nach Schweiß und Staub und Renjis Nase erkannte einen Hauch des kupfernen Geruchs von vergossenem Blut. Zaraki steuerte Renji durch die weit geöffnete Tür der Kantine. Dorthin, wo der Hauptteil der Party stattfand und einige mit Tabletts voller Leckereien und vollen Schalen Sake umhergingen. Er gestikulierte ausholend. „Also hast du die Wahl. Wen nimmst du mit nach Hause, Abarai?“
 

Renji ließ seinen Blick über den Raum gleiten. Kyōraku, den sie unhöflicher Weise auf der Veranda zurückgelassen hatten, war umzingelt von einer großen Anzahl Gratulanten. Alle üblichen Verdächtigen waren anwesend. Die meisten der Vizekommandanten, ein paar Kommandanten und, natürlich, alle Mitglieder der 11. Einheit. Renji konnte sehen, wie Hisagi versuchte, Matsumoto nahe zu kommen. Die wiederum flirtete ausgiebig mit Ikkaku. Ausgerechnet mit Ikkaku! Sie ließ sich weder von Hisagis verzweifelten Kampf um ihre Aufmerksamkeit, noch von Yumichikas bösen Blicke beirren. In der hintersten Ecke saß Kira zusammengesunken auf einer Bank und schaute furchtbar aus. Währenddessen versuchte Momo offenbar alles, um ihn aufzuheitern. So wie Renji sie kannte, versuchte sie es vermutlich mit einigen ihrer ‚du-glaubst-gar-nicht-wie-toll-Kommandant-Aizen-ist‘-Geschichten. Und wenn man von Leuten sprach, die deprimiert und fehl am Platz aussahen… Kyōraku Vize Nanao Ise und Kurotsuchis Klontochter Nemu standen etwas abseits und starrten die Menge an, als seien sie ein Pärchen Mauerblümchen. Währenddessen wanderte die schlaksige Vizekommandantin der 4. Einheit, Isane Kotetsu, tapfer mit einem Tablett Konfekt und Süßigkeiten durch die Menge.
 

„Ich hab die anvisiert“, entschied Renji plötzlich und deutete auf Kotetsu. „Nebenbei bin ich hungrig und sie hat Essen dabei. Wenn Kotetsu nicht funktioniert, nehm ich mir den Klon vor.“
 

„Richtig so“, lachte Zaraki und schubste Renji in die richtige Richtung. „Das ist Kampfgeist!“
 


 

Renji musste jedoch feststellen, dass er etwas aus der Übung war, was Flirten mit Frauen anging. Er war kühn genug, um sich bei ein paar Süßigkeiten von Kotetsus Tablett zu bedienen und schaffte es zudem, sie am Weitergehen zu hindern. Aber nun wusste Renji nicht, wie er weitermachen sollte. Zumindest war ihr offensichtlich bewusst, dass er interessiert war, denn sie hatte einen leichten Rotschimmer und blickte ihn schüchtern an.
 

Er versuchte es mit dem Standard. „Hat dir eigentlich schon einmal jemand gesagt, wie wunderschön du bist?“
 

„Ja“, gab sie zurück. „Doch normalerweise sind sie dabei auf Schmerzmittel. Ich glaube sogar, dass du mir einmal einen Antrag gemacht hast.“
 

„Das hab ich?“, fragte Renji etwas überrascht. Obwohl er sich ziemlich gut vorstellen konnte, wie das passiert war. Er hat recht viel Zeit in der Einrichtung der 4. Einheit verbracht. Er hatte vage Erinnerungen, dass er mal allen Krankenschwestern, inklusive den männlichen, einen Antrag gemacht hatte. Er nahm das letzte Erdbeer-Daifuku von ihrem Tablett und steckte es sich in den Mund. „Und wie ist es verlaufen?“
 

„Weniger gut, da du nur ein aggressiver Offizier mit niedrigem Rang in der 11. warst“, gab sie zu.
 

„Aber nun, da ich Vizekommandant bin, wäre es besser?“
 

„Vielleicht“, sie klimperte mit den Lidern. „Hat dir dein Aufenthalt in der 6. beigebracht, wie man eine Dame behandelt?“
 

Renji kratze sich den Nacken und zuckte mit den Schultern. „Nein. Nicht im Gerinsten. Tief in meinem Innersten bin ich immer noch ein Rowdy. Tatsächlich sogar so etwas, was du vermutlich ‚Bad Boy‘ nennen würdest. Um ehrlich zu sein, hatte ich nur geplant, dich ordentlich ranzunehmen und morgen wieder zu vergessen.“
 

Der Rotschimmer breitete sich aus. Renji konnte nicht sagen, ob sie das erschreckend oder erregend fand. „Oh, uh… nun ja“, stammelte sie. „Das hat einen gewissen… Reiz.“
 

„Wirklich?“, Renji grinste sie breit an und lehnte sich zu ihrem Ohr vor. „Denn ich kenne einen Ort, wohin wir gehen könnten.“
 

Ihre schlanken Finger griffen nach vorne und fing seine Hand, um sie auffordernd zu drücken. „In Ordnung.“
 


 

Sie huschten in einen Versorgungsraum der 11. Einheit und standen nun hinter einem großen Stapel Kisten ‚Sanitätsartikel‘. Zabimaru hatte er gegen die Wand neben der Tür gelehnt, als würde es Wache stehen.
 

Renji mochte es, dass Kotetsu groß war. Sie war sogar etwas größer als Byakuya. Außerdem schien sie Küssen viel mehr zu genießen, als es Byakuya jemals getan hatte.
 

Tatsächlich waren sie bisher nicht viel weitergekommen, als dass Renji seine Hand in ihre Shitagi hat gleiten lassen und ihre kleinen Brüste erkundete. Er hatte schon fast die Vorzüge von Brüsten vergessen gehabt. Es machte Spaß, damit zu spielen. Er wusste, dass die meisten Kerle auf solche riesigen Dinger wie bei Matsumoto standen. Enorm und hervorspringend. Aber Renji hatte immer eine heimliche Vorliebe für die Kleineren und Festeren gehabt. Tatsächlich sogar, kam Kotetsu recht nah an sein Ideal für einen weiblichen Körper. Schlanke Hüften und leicht knabenhaft.
 

Er unterbrach den Kuss, um seinen Obi zu lösen. Er wollte ihren freien Oberkörper sehen, aber es war an der Zeit, auch etwas zurückzugeben. Dank Byakuyas Vorliebe war Renji recht gut im aufreizend ausziehen. Also beschloss er, Kotetsu etwas zum Gucken zu geben. Ihre Augen wurden riesig, als sie seine Tattoos sah. „Oh“, machte sie, ihre Hände griffen nach seiner Brust und glitt über die Schultern und dann die Arme hinunter. „Ich habe vergessen, wie viele es sind.“
 

„Und da sind noch mehr“, versprach Renji. Er griff nach seinem Hakama, doch sie unterbrach ihn.
 

„Warte“, sagte sie mit einem süßen Lächeln. „Lass mich erst den Gefallen zurückzahlen.“
 

Sie errötete stark, doch ihre Hände zögerten nicht, als sie das Oberteil ihrer Uniform abstreifte. Als sie oben ohne im Mondlicht stand, blickte sie ihn verwegen an, auch wenn er glaubte, etwas Angst vor einer Abweisung erkannt zu haben. Er lächelte sie an. Welcher Idiot würde einen solchen Körper nicht wertschätzen?
 

Er sie für einen weiteren Kuss heran und arbeitete sich an ihren feinen und grazilen Kurven hinunter. Als er über ihren Körper leckte und küsste, wurde er von den ganzen Geräuschen, die sie machte angestachelt. Kotetsu hatte ihn damit überrascht, dass sie so laut dabei war, doch das spornte ihn nur umso mehr an. Er nahm sich Zeit, war jedoch bald auf seinen Knien und schlang seine Arme um ihre Hüfte. Mit einem Grinsen zog er ihren Hakama mitsamt Unterwäsche hinunter.
 


 

Es waren immer die Stillen, nicht wahr?, dachte er mit einem Grinsen, als sie sich von einander lösten. Er legte sich neben ihr und zog sie an sich.
 

„Du bist gar kein Bad Boy“, sinnierte sie nach einer Weile abwesend, während ihre langen Finger seine Tattoos am Hals nachfuhren. „Tatschlich warst du sogar sehr, sehr gut.“
 

„Genauso wie du“, gab er zurück, küsste ihre Stirn und vergrub seine Nase in den grauen Locken.
 

„Beim nächsten Mal, wenn du mir einen Antrag machst, sage ich 'Ja'.“
 

Renji lachte leise. „Was würden die Leute sagen? Jemand aus der 4. treibt sich mit einem Schläger aus der 11. Division herum?“
 

„Du bist jetzt in der 6. Einheit“, erinnerte sie ihn und tippte leicht gegen seine Haut. „Du bist absolut akzeptabel.“
 

„Ich glaube nicht, dass du mich bereits gut genug kennst, um das mit Sicherheit zu sagen. Ich könnte immer noch ein wirklich schlimmer Typ sein.“
 

„Hmmm“, murmelte sie schläfrig. „Vielleicht. Aber ich glaube, das mag ich.“
 


 

Renji dachte darüber nach, ob er gehen sollte, sobald sie in seinen Armen eingeschlafen war. Aber er musste feststellen, dass er doch zu nett dafür war. Außerdem fand er es unverantwortlich, eine nackte Frau in der 11. Einheit alleine zu lassen.
 

Irgendwann bei Morgendämmerung verabschiedeten sie sich. Renji hatte die Befürchtung gehabt, dass sie sich nach dem Aufwachen an ihn hängen und ein weiteres Treffen verlangen würde. Aber auch hier überraschte sie ihn. Sie schien nichts weiter zu erwarten und war auch gar nicht darüber verbittert. Tatsächlich ließ sie ihn mit einem freundschaftlichen Kuss und einem Wink über die Schulter am Tor zurück.
 

Vielleicht hatte sie wesentlich mehr Erfahrung mit Typen wie ihm, als es schien. Vielleicht könnte er sie eines Tages noch einmal treffen. Das eigenartige war jedoch, dass Renji keinen Kater hatte. Er fühlte sich frisch... fast wie geheilt. Als hätte Isane Kotetsus stille Stärke ihn ausgefüllt, seine Haut durchdrungen und sich um sein Herz gelegt.
 

Vielleicht könnte er Rukias Geleit zu diesem fürchterlichen Tor heute durchstehen. Und vielleicht konnte er sich endlich Byakuya gegenüberstellen...
 

Zabimaru schnurrte zufrieden an seiner Hüfte.

A Restless Night

Byakuya konnte nicht schlafen. Er hatte bereits vor einer Weile sein Buch fertig gelesen und lag nun im dunklen Raum und lauschte den Geräuschen der Nacht. Grillen zirpten und irgendwo, in einiger Entfernung, rief eine Eule. Er drehte sich um und blickte die leere, rechte Seite seines Bettes an.
 

Renji hatte das Gelände irgendwann nach dem Abendessen verlassen. Er war nicht wieder gekommen. Morgen wäre ein schwieriger Tag für ihn, wenn er Rukia zum Senzaikyū eskortierte. Byakuya hätte ihn niemals darum gebeten, doch Renji wollte ihr bei stehen. Seine Stärke in dieser Sache war erstaunlich. Aber dennoch wäre es nicht einfach. Daher war der übergroße Pavian vermutlich irgendwo unterwegs, um seine Sorgen zu ertränken.
 

Byakuya seufzte. Er wünschte, Renji wäre hier und würde dumme Sachen mit ihm machen. Aber Byakuya hatte Angst, dass er nun endlich ihre Beziehung zerstört hatte. Er sollte vermutlich sogar darüber nachdenken, zurück ins Familienanwesen zu ziehen. Er war nur im Quartier des Kommandanten geblieben um... verfügbar zu sein.
 

Vielleicht ist das nun nicht weiter erforderlich.
 

Er wünschte, er könnte Renji besser verstehen. Wenn er das tat, könnte er vielleicht das Chaos zwischen ihnen ein wenig ordnen.
 

Er gab auf, Schlaf zu finden und stand auf, zog seine Robe enger um ihn herum. Wenn er wirklich Renji verstehen wollte, musste er mit jemanden reden, der genau dies tat.
 


 

„Schon wieder nach Mitternacht, Renji? Du fängst an, mich wahnsinnig zu ma...“, begann Rukia mit dem Rücken zu ihrem Bruder. Doch als sie plötzlich dessen Reiatsu bemerkte, zog die scharf die Luft ein.
 

Byakuya stand im Schatten in der Nähe der Tür und fixierte die Zelle. Er konnte es nicht übers Herz bringen, näher heranzukommen. Konnte die paar Schritte nicht machen, die erforderlich wären, um über die Türschwelle zu treten. Das Mondlicht war ein kalter, silberner Streifen auf dem Boden und die Gitterstäbe brachen es mit dunklen, bedrohlichen Streifen.
 

Rukia drehte sich auf dem Stuhl herum und blickte ihn mit großen, bebenden Augen an. „Oh! Bruder! Du bist es wirklich.“
 

Byakuyas Herz bebte bei dem Anblick ihres grazilen, herzförmigen Gesichts und den großen, violetten Augen. Sie sah Hisana so ähnlich. Wie erfreut wäre sie gewesen, zu hören, dass sie ihn mit 'Bruder' anredete. Wie wütend sie wäre, wenn sie wüsste, dass er sie von sich stieß.
 

[style type="italic"]Aber ich schwöre, ich habe alles getan, was ich möglich war, meine Geliebte. Alles Legale.[/style]
 

„Es tut mir leid“, würgte sie hinaus. „Es ist alles mein Fehler. Ich habe Schande...“
 

„Nein“, sagte er und unterbrach sie scharf. Sie könnte niemals weniger als sein Stolz und seine Freude sein. Und selbst wenn es wahr war, wollte er nicht hören, dass sie solche Dinge sagte. Er holte tief Luft. „Lass uns über erfreulichere Dinge sprechen.“
 

Sie nickte, ihr Kopf wippte dabei, wie bei einem kleinen Mädchen. Weiße Finger griffen in ihren Hakama und sie blickte ihn herzzerreißend hoffnungsvoll an.
 

„Du wurdest beim diesjährigen Kirschblütenfest vermisst“, sagte er. „Viele Leute hatten nette Erinnerungen an dich und haben nach dir gefragt“. Und nächstes Jahr würde er ihnen alle erzählen müssen, dass sie von ihnen gegangen war. Öffentlich hingerichtet, wie eine gewöhnliche Kriminelle. Oder, vielleicht sogar noch schlimmer, es wäre wie nach Hisanas Tod... Alle flüsterten und starrten. Sagten nichts oder ratterten nur diese furchtbaren, schmerzvollen Plattitüden hinunter.
 

„Oh?“, sie versuchte zu lächeln. „Und wurdest du wieder von einem Haufen Verehrerinnen belagert, wie letztes Jahr?“
 

„Nein. Zum Glück hat sie Renji auf Abstand gehalten.“
 

„Renji?“, sie hörte sich überrascht an. „Du hast Renji mit zum Hanami genommen?“
 

„Natürlich. Wen sonst?“, fragte Byakuya. Hatte Renji ihr nichts von ihnen erzählt?
 

„Aber was ist mit deinem... Lehrling?“
 

„Meinem was?“
 

„Dein... ähm... Wakashū."
 

Byakuya starrte sie sprachlos an. Renji hatte davon erzählt, aber nicht angedeutet, dass es um ihn ging? War ihm ihre Beziehung peinlich? Der Schwarzhaarige vermutete, dass er erfreut darüber sein musste, dass Renji ihr Privatleben nicht überall in der Soul Society herumerzählte. Dennoch war er sich sicher gewesen, dass wenn Renji darüber mit irgendwem sprach, wäre es Rukia.
 

Rukia blickte ihn fragend an.
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Du bist falsch informiert. Ich habe keinen Wakashū.“
 

„Renji scheint aber zu denken...“
 

„Ich habe einen Liebhaber“, erklärte er ihr. „Eine ziemlich dumme und irritierende Person. Jemand, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, warum ich es weiter fortführe.“
 

Rukia blinzelte ihn an. Vielleicht war sie überrascht, dass er so offen über sein Privatleben sprach, aber sie war seine Schwester. Seine einzige verbliebene, echte Familie. Wenn er mit ihr über solche Dinge nicht sprechen konnte, mit wem denn sonst? Sie lächelte ihn traurig an, doch in ihren Augen blitzte Humor. „Du klingst geschlagen, Bruder.“
 

Er war von dieser Erkenntnis überrascht. „Tue ich das?“
 

„Uh-huh“, sie nickte und ihre Augen glänzte immer noch Freude. „Diese Person weiß wirklich, wie sie dir unter die Haut geht.“
 

Nun ja, so viel war absolut wahr. Byakuya hatte nie darüber nachgedacht, dass die Tatsache, dass ihn Renji so sehr auf die Palme bringen konnte, auch ein Zeichen seiner Zuneigung zum Rothaarigen sein konnte.
 

„Würdest du mir von deinem Liebhaber erzählen?“, fragte sie hoffnungsvoll.
 

Wenn er das tun würde, würde sie ihn sofort erkennen. Aber Byakuya konnte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Außerdem war er mit dem Wunsch zu ihr gekommen, Renji besser zu verstehen. Wenn er Rukia ein paar Details erzählte, könnte Rukia im vielleicht helfen, ein paar Dinge für sich selbst herauszufinden.
 

Da waren natürlich diese körperlichen Dinge, aber auch wenn Rukia seine Schwester war, konnte er ihr nicht erzählen, wie fasziniert er von der Wildheit von Renjis Körper war. Von den verrückten, roten Haaren, das Gewirr an Tattoos und seine kraftvolle Statur... Selbst die Art und Weise, wie er sich mit Zabimaru in seiner Hand bewegte. Stattdessen nahm Byakuya einen tiefen Atemzug. „Ehrlich gesagt, habe ich niemals jemanden wie ihn zuvor kennengelernt.“
 

Bei den Worten entspannte sich Rukia sichtlich, ihre Finger lösten sich von dem Stoff ihres Hakama. Sie legte einen Arm über die Stuhllehne und bettete ihren Kopf darauf, als würde sie einer Gute-Nacht-Geschichte lauschen.
 

Also fuhr Byakuya weiter fort. „Ich war noch niemals in meinem Leben von einer Person mehr frustriert. Er ist so anders als ich, dass ich mich manchmal frage, ob wir überhaupt irgendetwas gemeinsam haben. Er fordert mich auf, zu geben, aber selbst wenn ich gar nichts habe, weigert er sich, uns aufzugeben. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte niemals geglaubt, dass jemand das Loch ausfüllen könnte, das zurückgelassen wurde von...“, er unterbrach sich selbst, bevor er Hisana erwähnte. Byakuya war sich sicher, dass Rukia zu jung war, um irgendwelche Erinnerungen an ihre Schwester zu haben, aber er wollte es nicht riskieren. Er seufzte leise. „...und das tut er auch nicht. Nicht im Geringsten. Stattdessen scheint es so, als würde er mehr und mehr eine Brücke darüber bauen und drum herum arbeiten.“
 

Sie war so leise, dass sich Byakuya kurz fragte, ob sie eingeschlafen sei. Aber dann hörte er wieder ihre Stimme. „Renji lag falsch. Er scheint zu glauben, dass du diesen Kerl nur benutzt. Doch du bist offensichtlich verliebt.“
 

[style type="italic"]Liebe?[/style]
 

Byakuya hat sich dagegen die ganze Zeit gesträubt. Doch nun musste er zugeben, dass es sich wirklich genauso anhörte. „Vielleicht.“
 

„Danke, dass du mir etwas über ihn erzählt hast, Bruder“, sagte sie, hob aber nicht ihren Kopf. „Es ist ein großer Trost für mich, wenn...“, sie stoppte, unfähig, den Gedanken zu Ende zu bringen. „Ich bin froh, dass du nicht alleine sein wirst“, fügte sie hinzu.
 

Aber das würde er sein. Renji würde ebenso trauern. Rukia zu verlieren würde nur dazu führen, dass sich der Graben zwischen ihnen nur weiter vergrößerte.
 

„Sei kein Narr“, sagte er scharf und wandte sich zum Gehen um. „Es wird keinen Trost für die Zurückgebliebenen geben“, sagte er über die Schulter.
 

Als er ging, glaubte er, Rukia noch eine letzte Entschuldigung flüstern zu hören.
 


 

Byakuyas Füße trugen ihn zum Garten seines Anwesens. Er setzte sich auf eine niedrige Holzbrücke, seine Beine hatte er durch das Gelände hindurchgestreckt und die Füße baumelten im Wasser. Das hatte er als Kind sehr oft gemacht. Fische sprangen hoch und schnappten nach Stechmücken, die im Schwarm über der Wasseroberfläche flogen. Die Landung der Fische ließ das Wasser zwischen den Seerosenblättern nach oben spritzen.
 

Er hatte immer gehofft, dass das Soldatendasein das Ende seiner... Einsamkeit sei. Seine Akademiezeit war eigentlich mehr Kurzprogramm für den Kuchiki-Erben gewesen. Wenn er nicht gerade mit diesen ewig kriecherischen Lehrern hatte fertig werden müssen, die immer wieder versucht hatten, in der Nähe eines Mitgliedes einer der ersten, wahren Familien zu sein. Währenddessen waren all diese schultypischen Dinge außerhalb seiner Reichweite gewesen. Feiern, Romanzen, Gezanke mit den Zimmergenossen und was sonst noch alles. Es geschah immer alles weit weg von seinen privaten Gemächern. Auch wenn er sich unter die normalen Schüler begab, traute sich niemand an ihn heran.
 

Nicht, dass er irgendein Angebot der Freundschaft akzeptiert hätte.
 

Das hätte er nicht tun können. Dafür war er nicht stark genug.
 

Sein Vater war nur einige Monate vorher gestorben. Seine Mutter kurz danach. Yoruichi war, nur kurz vor seinem Eintreten in der Akademie, aus der Soul Society verschwunden. Da blieb keine Zeit, das Ganze zu verarbeiten, denn dann stand auch schon das Genpuktu vor der Tür. Die Zeremonie, dass er das Alter erreicht hatte, um die Verantwortung, die er einmal als Clanoberhaupt bekommen würde, zu akzeptieren. Sein Großvater, so vollkommen anders, als sein liebevoller Vater, hatte nichts weiter zu ihm gesagt, als ernste Wort, die seine Erwartungen nur unterstrichen.
 

Byakuya war, offen gesagt, starr vor Schreck gewesen.
 

Er war so wütend, so verletzt, so ohne Möglichkeit gewesen, es herauszulassen. Alles was er hatte tun können, war die Kraft seiner emotionalen Aufruhr in sein Reiatsu zu legen. Der einzige Trost während dieser Zeit war das Wiedersehen mit Senbonzakura gewesen. Die einzige Seele, die er genug vertraute, um alles mit ihr zu teilen. Die ihm half, die Bürde zu tragen. All der Schmerz wurde seine größte Stärke. Seine enge, einzigartige Beziehung mit seinem Zanpakutō war einer der Gründe gewesen, warum er so schnell Bankai erreicht hatte und die Prüfung zum Kommandanten bestanden hatte
 

Sein Großvater besaß die Dreistigkeit, stolz auf diesen Erfolg zu sein. Aber für Byakuya war es nur ein Zeichen dafür, wie wenig er hatte.
 

Er tauchte einen Zeh ins kalte Wasser und trat Wassertropfen in die Luft. So viel zu besitzen und doch so wenig zu haben, war die größte Ironie seines Lebens.
 

„Oooh, da bist du ja!“, hörte er eine Stimme aus den Büschen. „Warum bist du nicht mit allen anderen auf Blümchens Geburtstagsfeier?“
 

„Wer ist da? Zeig dich!“
 

Yachiru, die kleine, pinkhaarige Vizekommandantin der 11. Einheit, kam unter einem Hortensienbusch hervor und kam ans Flussufer. Sie schien eine Art Haarreif mit Katzenohren zu tragen und hatte aufgemalte Schnurrhaare auf ihrem runden Wangen. Sie winkte Byakuya und sprang den Pfad entlang bis zur Brücke. Dann ließ sie sich neben ihn auf die Holzbrücke plumpsen.
 


 

„Das ist ein privates Anwesen“, ermahnte er sie leicht.
 

„Ich weiß! Ich musste die Mauer hinaufklettern“, sagte sie, als sei sie über diese Tatsache verärgert. Sie legte ihr Kinn auf die unterste Strebe der Brüstung und blickte über das Wasser. „Du machst es den Leuten sehr schwer, herzukommen und diesen wunderschönen Garten zu genießen.“
 

„Das ist der Sinn hinter 'Privat'“, sagte Byakuya trocken. „Damit die Leute draußen bleiben.“
 

Sie schien das sehr ernst in Erwägung zu ziehen, kratze sich dabei am Kopf, sodass die Katzenohren wippten. Dann starrte sie ihn mit ihren großen, leuchtenden Augen an. „Aber wenn du die Leute immer draußen lässt, wie kannst du überhaupt Freunde haben?“
 

Byakuya seufzte. Er imitierte ihre Pose auf der mittleren Strebe, bevor er wieder ansetzte. „Durchaus. Das habe ich mich gerade selbst gefragt.“
 

„Möchtest du zu einer Feier gehen?“
 

„Ich befürchte, ich bin kaum für eine soziale Verpflichtung gekleidet“, erwiderte Byakuya und deutete auf sein Schlafkimono.
 

„Oh, aber sein Kimono ist großartig. Es sind sogar Blumen drauf“, beharrte Yachiru strahlend und strich vorsichtig über die lavendelfarbene Seide, welche mit weißen Apfelblüten bestickt war. Sie griff nach seiner Hand und stand auf. „Außerdem ist es Kenny egal. Also komm!“
 


 

Er musste kurzzeitig dem Wahnsinn verfallen sein, dass er sich von Yachiru zur 11. Division zerren ließ. Während er nur sein Schlafkimono trug. Zumindest schien die Party langsam abzuflauen. Dennoch blickten viele 2 Mal hin. Offensichtlich hatten sie Schwierigkeiten ihn ohne Uniform und Kenseikan zu erkennen.
 

Yachiru plauderte während ihres Spaziergangs unermüdlich vor sich hin. Das meiste davon waren alberne bis liebenswürdige Belanglosigkeiten. „Weißt du überhaupt, wie alt Shunsui ist? Er muss doch irgendwas um eine Myriade Jahre alt sein. Und trotzdem feiert er mit Freude seinen Geburtstag. Ich möchte auch mal so sein wie er, wenn ich steinalt bin.“
 

„Vielleicht kannst du ihm zum Geburtstag ein wenig Respekt zeigen und ihn als Kommandant Kyōraku anreden. Oder zumindest als Shunsui-san."
 

Yachiru blinzelte zu ihm auf. "Du bist lustig, Byakuya-chama."
 

'Chama', hatte Byakuya gelernt, war Yachirus eigene Version der Ansprache. Es kombinierte das kindlisch familiäre 'chan' mit der Achtung von 'sama'.
 

Sie erreichten das Übungsgelände der 11. Division. Eine große Anzahl an Soldaten lag dort herum, schliefen bereits oder hatten sich zu einem Haufen zusammengerottet, um zu spielen, saufen oder andere Dinge zu tun. Bedacht auf seine nackten Füße stieg Byakuya über den jungen Mann, der in seinem eigenen Erbrochenem, nahe der Treppe, lag. Er hielt Yachiru lange genug an, um sicher zu gehen, dass der Soldat noch atmen konnte und nicht in Gefahr lief, zu ersticken.
 

„Warum hast du das getan? Kenny würde das nicht stören“, sagte Yachiru, als sich der Schwarzhaarige wieder aufrichtete.
 

„Es sollte die Pflicht eines Kommandanten sein, die Gesundheit seiner Soldaten zu beachten. Nebenbei wäre es eine lächerliche Art, einen Soldaten einer Einheit zu verlieren“, bemerkte er.
 

Sie nahm wieder seine Hand und führte ihn ins Innere. Die Kantine schien den Hauptteil der Partygäste zu beherbergen. Zumindest die, die noch nüchtern genug waren, um noch gerade zu stehen. Der Kenpachi hielt eine Art Ansprache und hatte eine Schar Leute um sich versammelt. Seine bombastische Singstimme erinnerte Byakuya an die traurigen Schreie eines verwundeten Tieres.
 

„Oh! Kuchen!“, rief Yachiru und zeigte auf etwas im Raum und zog ihn mit sich.
 

Sie waren gerade erst ein paar Schritte gegangen, als Kyōraku zu ihnen gestolpert kam. Er lächelte betrunken unter seinem Hut. "Oh, Yachiru. Du hast mir ein Geschenk mitgebracht. Wer ist dieser hübsche, junge Nachzügler...?" Kyōrakus Augen fixierten endlich Byakuyas Gesicht und er schien schockiert davon, was er sah. "Grundgütiger. Herr Byakuya! Du hast keine Schuhe an! Deine Füße sind voll Dreck und du scheinst dein teures... Gepäck zurückgelassen zu haben."
 

Da gab es nichts, was Byakuya darauf hätte erwidern können. Es war ohne Zweifel irritierend, ihn so unformell gekleidet zu sehen. Also ignorierte er die Kommentare. "Alles Gute zum Geburtstag Shunsui-san. Ich muss mich für das Fehlen eines Geschenkes entschuldigen. Bis vor ein paar Minuten wusste ich noch nichts von deiner Feier.“
 

„Oh, ich danke Gott für diese steife Formalität“, atmete Kyōraku erleichtert aus und nahm seinen Hut, um sich Luft zuzuwedeln. „Oder ich hätte geglaubt, ich sei in ein Wurmloch und in eine alternative Realität gefallen, in der Byakuya Kuchiki keine Schuhe trägt.“
 

„Ich hole Kuchen“, verkündete Yachiru, ließ Byakuyas Hand los und verschwand.
 

Byakuya wollte ihr nachrufen, dass sie es mit den Süßigkeiten nicht übertreiben solle, aber schluckte diesen Anflug von elterlichen Gefühlen hinunter. Sie war immer noch die Vizekommandantin hier. Sie konnte tun, was sie wollte. Währenddessen schaute ihn das Geburtstagskind weiterhin neugierig an. Aus irgendeinem Grund schien er von Byakuyas schmutzigen Füßen fasziniert zu sein.
 

„Kein Geschenk, eh? Natürlich fühle ich mich furchtbar, furchtbar vor dem Kopf gestoßen“, begann Kyōraku und setzte den Hut wieder auf. „Ich vermute, es wäre zu viel verlangt, wenn ich nach einem Geburtstagskuss von dir fragen würde? Ehrlich gesagt, war ich überrascht, dass dein Vizekommandant einwilligte.“
 

Renji hatte Kyōraku geküsst? Wie betrunken war er genau? Und was für ein Anblick das gewesen sein musste! Byakuya hielt seine Mimik ausdruckslos. „Mein Vizekommandant ist sehr willig“, sagte er flach.
 

„Und du?“, fragte Kyōraku lasziv.
 

„Sehr viel weniger.“
 

„Ah, nun gut“, seufzte sein Gegenüber. „Ein Junge kann träumen.“
 

„Durchaus“, Byakuya bemerkte, dass Ukitake nirgendwo zu sehen war. Er fragte sich, was der Kommandant der 13. Einheit von dessen kleinen Liebeleien hielt. Doch schien seine Frage nach Küssen ziemlich harmlos, so wie die Sache stand. Und wenn Kyōraku Mitglieder der 13 Hofgarden nicht sexuell belästigte, war das Universum tatsächlich aus den Fugen geraten.
 

Plötzlich spürte Byakuya, wie das Reiatsu von Kenpachi bedrohlich auf ihn zukam. Er nutzte Shunpo um sich noch rechtzeitig umzudrehen, um einen Schlag von Zarakis gigantischer Hand auf den Rücken zu verhinden. „Heilige Scheiße, du bist es wirklich! Was mischst du dich unter das gemeine Volk, Kuchiki? Du bist ja fast halb nackt und wo sind deine verdammten Schuhe?“
 

„Ich habe nicht bemerkt, dass Schuhe für das Erscheinen erforderlich sind“, Byakuyas Blick deutete auf Zarakis blanke Füße. „Dennoch entschuldige ich mich, nicht entsprechend gekleidet zu sein.“
 

„Ich hab ihn her gebracht, Kenny“, flötete Yachiru, als sie plötzlich auf ihren gewohnten Platz auf Zarakis Rücken erschien. „Er sah einsam und traurig aus. Ich dachte, eine Party würde ihn aufheitern.“
 

„Einsam und traurig, eh?“, wiederholte Zaraki und durchlöcherte Byakuya mit einem Blick, den der Schwarzhaarige ganz und gar nicht mochte. „Na ja, scheint mir so, als wäre es seine eigene, verdammte Schuld. Abarai sah vor 20 Minuten aus wie ein verprügelter Hund. Bevor er sich einen Freund gesucht hatte.“
 

„Kenpachi!“, schimpfte Kyōraku. „Das war kaum notwendig.“
 

Renji hatte mit jemanden anderes die Party verlassen? Schon? Wer? Wer hatte ihn so schnell ersetzt?
 

In der Zwischenzeit haute Yachiru mit ihren kleinen Fäusten auf Zarakis Kopf ein. Sie hinterließ Spritzer von pinker Glasur auf seiner Stirn. „Das war nicht nett, Kenny. Jetzt machst du Byakuya-chama schon wieder ganz traurig.“
 

„Es ist kein Thema“, schaffte es Byakuya zu sagen. „Die Angelegenheiten meines Vizekommandanten sind seine eigenen.“
 

„Verschissener Schwachsinn“, sagte Zaraki mit hämischen Grinsen.
 

Yachiru bearbeitete wieder Zarakis Kopf, hinterließ dieses Mal ein fast perfekter Handabdruck aus pinker Glasur. „Kenny, du hast mir gesagt, es sei ein Geheimnis.“
 

„Nein. Ich habe gesagt, dass meine Meinung, Kuchiki sei viel zu sehr Eisprinzessin, als das es funktionieren könnte, ein Geheimnis ist.“
 

„Oh, richtig“, sagte sie und leckte den Rest der Glasur von ihrem Daumen.
 

Um Himmels willen, hatte Renji diesen Schlägern der 11. Einheit alles erzählt, was er Rukia nicht sagen konnte? Hat sein Vizekommandant denn absolut keinen Sinn dafür, das Risiko zu minimieren? Von allen Leuten in der Soul Society, waren das die Letzten, von denen Byakuya wollte, dass sie über sein Sexleben Bescheid wussten.
 

„Komm schon, Herr Byakuya“, sagte Kyōraku freundlich. „Ich hol dir eine Schale Sake. Er ist von meinem privaten Vorrat.“
 

Vertraue Shunsui, selbst betrunken bot er dir einen Fluchtweg.
 

„Das wäre nett, vielen Dank“, sagte Byakuya und nutzte die Gelegenheit, um Kyōraku zu folgen. Weg von Zaraki und Yachiru, die über den Stand der Dinge diskutierten und über was nicht in der Öffentlichkeit geredet werden sollte.
 

Als er ihm eine Schale reichte, sagte Kyōraku: „Leg nicht so viel Wert darauf, was Kenpachi sagt. Er lebt dafür, Ärger zu machen. Besonders bei dir.“
 

Byakuya nickte, doch es änderte nicht die Tatsache, dass Renji herumstreunte. Byakuya fragte sich, ob er, wenn er die hinteren Räume des Geländes absuchte, er Renji vorfinden würde, wie er es bereits getan hatte. Zwischen verschwitzten, erledigten Körpern zweier Männer? Oder hatte dieses Mal eine Frau seine Aufmerksamkeit erregt? Oder vielleicht zwei oder drei?
 

„Du solltest auch nicht Herrn Renji Vorwürfe machen“, begann Kyōraku wieder. „Immerhin war er betrunken genug, um mich zu küssen.“ Byakuya öffnete seinen Mund, um zu sagen, dass es keine Entschuldigung sei, als Kyōraku hinzufügte: „Und du weißt, dass er verletzt war.“
 

„Was? Was hat er dir gesagt?“
 

„Nichts, aber es war offensichtlich in der Art, wie er mich geküsst hat.“
 

„Oh? Und die wäre?“
 

Kyōraku blickte ihn an, als müsse Byakuya wissen, was er damit sagen wollte. Als er jedoch nicht zu begreifen schien, seufzte der Braunhaarige langgezogen. „Als wäre er eine lange Zeit nicht mehr befriedigt worden.“
 

So viel Wut kam in Byakuya bei der Behauptung auf, dass er Renji nicht glücklich machen konnte. Sein Reiatsu rüttelte an den Tellern auf den Tischen, bevor er es wieder unter Kontrolle bringen konnte.
 

2 Sekunden später spürte er es. Irgendwo in der Nähe hatte Renji gerade seinen Höhepunkt erreicht.
 

„Bitte entschuldige mich“, sagte Byakuya und drehte sich um. „Ich muss gehen. Der morgige Tag gestaltet sich mehr und mehr zu einem Schwierigen.“

Changing the Locks

Byakuya nutzte Shunpo, um zurück zum Gelände der 6. Einheit zu kommen. Dabei hätte er beinahe der Wache einen Herzinfarkt beschert, als er plötzlich vor ihr auftauchte. Sie griff nach ihrem Zanpakutō. „Wer ist dort?“, rief sie.
 

„Byakuya Kuchiki, Kommandant der 6. Division“, antwortete er so ruhig er konnte.
 

Sie blinzelte im Mondlicht. Es war schon gut nach Mitternacht und es war ihr nicht erlaubt, jemanden Zugang zu gewähren. Auch keinem Vorgesetzten. Zumindest nicht nach der Sperrstunde. Also glaubte sie offensichtlich nicht, dass es wirklich ihr Kommandant war, da sie nicht sofort zur Seite trat und ihm den Zutritt gewährte. Stattdessen glitten ihre Augen ungläubig von seinen blanken Füßen über den lavendelfarbenen, geblümten Kimono bis hin zu seinen offenen Haaren.
 

„Tritt zurück“, sagte er. „Ich befehle dir dein Zanpakutō loszulassen oder ich werde dich entwaffnen.“
 

Es war vermutlich eine zu große Drohung, wenn man die Situation bedachte. Aber er war wütend, wahnsinnig zornig, auf diesen läufigen Hund, der sein Vizekommandant war. Schläft bereits mit jemandem anderen? Der Staub von ihrem letzten Kampf hatte sich noch nicht einmal gelegt. Renjis Untreue machte ihn wahnsinnig und war absolut intolerabel.
 

Die Wache zögerte weiterhin. Byakuya setzte seine Drohung in die Tat um, nutzte die Hakuda-Technik, die er erst kürzlich auf dem Trainingsgelände demonstriert hatte und ließ sie unsanft auf den Boden aufprallen. Ihre Waffe lag nun in seiner Hand und er warf sie in die andere Richtung. Dann nutzte er Kidō, um das Tor zu öffnen und den Alarm auszuschalten.
 

Als das Tor aufschwang, kamen sofort 3 weitere Nachtwachen hinzu. Renji schien sie gut trainiert zu haben. Wenigstens einer von ihnen erkannte seinen Kommandanten, im Gegensatz zur entwaffneten Wache. „Kommandant! Was bedeutet das?“
 

„Ersetzt die Wache“, befahl Byakuya und deutete auf sie Soldatin am Boden. „Du bringst sie wegen Verweigerung eines direkten Befehls ins Wachhaus“, fügte er, an einen der anderen beiden Wachen gerichtet, hinzu. Dann wandte er sich an den letzten Soldaten. „Du wirst zum Anwesen gehen und den Hausverwalter Eishirō wecken. Schicke ihn umgehend zu meinem Quartier.“
 

Sie stoben schnell auseinander, um ihren Aufgaben nachzukommen. Byakuya ging in sein Quartier und begann zu packen.
 


 

„Ich ziehe zurück ins Anwesen“, informierte Byakuya den schlaftrunkenen Hausverwalter und war seine erste Tasche in dessen Richtung. Ihm war es egal, ob Eishirō sie fing oder nicht. „Ich möchte, dass all meine persönlichen Gegenstände entfernt werden.“
 

„Natürlich, mein Herr“, sagte der Hausverwalter in einem Ton, den jemand anschlug, wenn er die Launen eines bockigen Kindes ertrug. „Wünschen sie, dass ihre Räumlichkeiten vollständig ausgeräumt werden oder sollen wir nur ihre Schlafutensilien entfernen?“
 

„Wenn du mich weiter bevormundest, wirst du dies als ehemaliger Angestellter der Kuchiki-Familie durchführen.“
 

„Ich bitte vielmals um Entschuldigen, mein Herr. Mein Urteilsvermögen ist verschleiert durch ein Mangel an Koffein.“
 

Die tiefe Verbeugung des Verwalters war Byakuya peinlich. Seine Antwort war mehr tadelnd, als die bevormundende Frage gewesen war. Er nahm einen tiefen Atemzug. „Es ist in Ordnung“, sagte er ruhig. „Sieh nur zu, dass es erledigt wird. Ich werde mich ins Anwesen zurückziehen.“
 

„Ja, mein Herr. Vielleicht wünschen sie in Kürze einen kleinen Kräutertee in ihren Räumlichkeiten?“
 

Er würde sich in eines der bereits eingerichteten Zimmer zurückziehen und etwas suchen, was seine Nerven beruhigte. Er war froh, dass sich um alles Weitere gekümmert werden würde. „Sehr gut.“
 


 

Ständig anderen Leuten auszuweichen und nicht wirklich etwas zu tun zu haben, verbesserte Byakuyas Laune nicht wirklich. Er hatte seinen Tee mit auf den Balkon des Hauptschlafzimmers genommen, lehnte nun an dem Geländer und überblickte den, vom Mondlicht erleuchteten, Kirschbaumgarten. Das Hauptschlafzimmer war auf der Rückseite des großen Anwesens und tatsächlich eine Reihe von Räumen, die Byakuya nicht oft nutzte. Hisana hatte den östlichen Blick auf den See bevorzugt und in einer gewissen Art und Weise hatte er diese Räumlichkeiten immer als das Zimmer seiner Eltern angesehen.
 

Aus irgendeinem Grund hielt das Personal diesen Raum jedoch stets für ihn bereit.
 

Der Raum, den er als sein Schlafzimmer ansah, der Raum, den er mit Hisana und kürzlich auch mit Renji geteilt hatte, wurde vom Personal regelmäßig geschlossen und verriegelt. Vermutlich befolgten sie damit eine Anordnung, die er vor einiger Zeit gemacht hatte. Es zu öffnen würde mindestens ein paar Stunden Vorlauf benötigen.
 

Byakuya nippte an seinem Tee und versuchte sich zu beruhigen. Es war nicht einfach. Aber zumindest war hier das einzige, was leiden würde, wenn sein Reiatsu unkontrolliert in die Höhe schnellte, das feine Chinaporzellan, das die Dienerin mit dem Tee gebracht hatte. Immerhin lagen bereits 2 irgendwo zerschellt auf dem Boden unter dem Balkon, also sie vom Tablett in ihr Verderben gefallen waren.
 

Dieser treulose Köter.
 

Egal, ob ihr Streit Renji vielleicht in die Arme eines anderen getrieben hatte, war Byakuya tief verletzt, wie öffentlich Renji ihn gedemütigt hatte. Dass Zaraki alles über ihre sexuelle Vergangenheit wusste, machte Byakuya unglaublich wütend und dann hatte Shunsui angedeutet, dass Renji nur deswegen herumstreunte, weil er seinen Teil als Liebhaber nicht zufriedenstellend nachgekommen…
 

Ein weiteres Service zerbrach mit einem Scheppern.
 

Byakuya holte tief Luft und nippte an seinem Jasminblütentee. Vermutlich musste er Renjis Freiraum eingrenzen. Es war nicht so, dass sie bereits über Monogamie gesprochen hatten, doch Byakuya war davon ausgegangen, dass es offensichtlich gewesen war. Auch für einen brünstigen Pavian, wie es Renji war.
 

Byakuya fing die Teekanne auf, bevor sie über das Geländer fiel. Das Tablett hingegen kippte zur Seite. Vorsichtig schob er alles ein paar Zentimeter von der Kante weg.
 

All das hat Byakuyas Vermutung bestätigt, dass sich selbst erlauben, sich zu verlieben, nur zu mehr Kummer führte. Rukia hatte ihn noch Kurzem davon überzeugt, dass er vielleicht doch mehr als körperliche Anziehung für diesen idiotischen Mann verspürte. Und was hatte er vorgefunden? Wie sich Renji mit jemanden schmutzigen, widerwärtigen in der 11. Einheit vergnügte.
 

Liebe, schnaubte Byakuya. Er hätte Renji genauso gut ein Messer in die Hand drücken und erklären können, wo er es hineinrammen musste.
 

Schlimmer noch, Byakuya musste weiterhin mit ihm arbeiten. Er konnte Renji nicht einfach entlassen. Den einzigen Fehltritt, den Byakuya hätte anführen können, wäre der der Unzucht gewesen. Aber um das zu tun, müsste er seine Beteiligung daran gestehen. Das wäre ein Ende für sie beide und ein Urteil vom Militärgericht oder Ähnliches würde für immer seinen Namen beschmutzen. Und wenn er ehrlich war, war er der Ranghöhere in dieser Geschichte. Also wäre es seine Pflicht gewesen, das alles zu beenden. Dieses ganze Chaos war seine eigene verdammte Schuld.
 

Also war er gezwungen, sich zurückzuziehen.
 

Zum Glück war Renji als Vizekommandant so kompetent, wie er herumzuhuren schien. Die Division brauchte keinen Kommandanten, der auf dem Gelände lebte. Byakuya konnte zum Leben als Herr eines Anwesens zurückkehren. So hatte bereits sein Großvater die Einheit geleitet und der Kuchiki vor ihm. Und der davor. Und so weiter. Byakuya hatte immer gedacht, dass es Unverantwortlich war, aber vielleicht beherbergte all das Gerede, sich selbst von der Masse abzuheben, ein Funken Wahrheit.
 

Byakuya würde sich selbst in den goldenen Käfig sperren.
 


 

Da die Tore der Division am frühen Morgen bewacht und verschlossen waren und Renji keine Lust hatte, seine Abwesenheit über Nacht der Wache zu erklären, ging er zu seinem Lieblingsplatz, um über die Mauer zu klettern. Es war eine Schwachstelle in der Verteidigung der 6. Einheit, eine, die er wirklich beseitigen sollte. Allerdings hatte sie ihm schon gute Dienste erwiesen, wenn es darum ging, sich nach einer abenteuerlustigen Nacht zurückzuschleichen. Die Stelle war außerdem auch nicht wirklich verteidigungslos, da sie am äußersten Rand des Kuchiki-Anwesens grenzte. Genau in dieser Ecke wuchs ein dorniger, grüner Robinienbaum. Die Mauer dort hinaufzuklettern barg demnach ein Risiko.
 

In der Sekunde, als Renjis Füße den Boden der Division berührten, spürte er die Veränderung. Byakuya war nicht da. Aus irgendeinem Grund war der Kommandant nicht in seinem Quartier oder, soweit es Renji spüren konnte, irgendwo auf dem Gelände. Der Rothaarige machte sich auf in Richtung Kantine, um den ersten Offizier anzusprechen, den er traf. Es war Utako, ein Neuling auf den Renji einige Hoffnung setzte. Sie war immer früh auf, um zu trainieren und ein paar extra Übungen mit ihrem Zanpakutō zu machen. Sie erinnerte ihn an seine Anfangszeit. Sie trug ihr Shihakushō ärmellos und zeigte dabei ihre definierten Muskeln und ein Tattoo von einer Kamelienblüte auf dem Bizeps.
 

„Hey, Utako“, rief Renji, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und bedeutete ihr, zu ihm zu kommen.
 

Sie steckte ihr Schwert zurück und eilte zu ihm, während sie mit dem Handrücken den Schweiß vom Ansatz ihrer braunen Locken wischte. Wie bei jedem Mitglied der Division, glitt ihr Blick sofort an ihm hinunter, um an seine Seite zu blicken. Als sie Zabimaru sah, unterdrückte sie ein Lächeln. „Vizekommandant?“, fragte sie nickend.
 

„Wo ist der Kommandant so früh am Morgen hin?“
 

„Im Anwesen, denke ich“, antwortete sie mit einem leichten Achselzucken. „Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich konnte beobachten, wie Diener all sein persönliches Zeug aus dem Quartier geholt haben. Sie sind überall herumgehuscht und sahen so aus, als würden sie drangsaliert werden. Der Kommandant muss eine ernste Stimmungslage haben.“
 

Renji rieb sich den Nacken. Byakuya hatte nichts davon gesagt, dass er zurück ins Anwesen ziehen würde. Er fragte sich, warum er das getan hatte. Plagte ihn Rukias Transfer oder etwas anderes? „Huh, na gut. Ich denke, ich sollte besser mal ein wenig herumschnüffeln.“
 

„Darauf zählen wir, Vizekommandant“, lachte sie. „Oh und es ist gut zu sehen, dass Zabimaru zurück ist.“
 

Er tätschelte wissend den Griff seines Zanpakutōs und winkte Utako zu, während er in Richtung Anwesen ging.
 


 

Renji ging geradewegs in die Küche. Miki wickelte gerade Onigiri mit in Algenblättern ein. Die ganze Küche roch nach Chili und Peperoni. Trostessen? „Ist irgendetwas mit meinem Kommandanten?“
 

Miki hatte die wilde Mähne von rot-goldenen Locken in einem dicken Pferdeschwanz gebunden. Ein blau-weiß gemusterter Schal war wie ein Tuch um ihren Kopf gebunden, damit die Haare ihr nicht ins Gesicht fielen. Sie lächelte, als sie ihn sah und legte das fertige Dreieck auf ein Tablett zu weiteren Köstlichkeiten.
 

„Oh, hi Renji“, sie bedeutete ihm, zu ihr zu kommen und auf der anderen Seite des Tisches den Rettich zu schneiden. Er kam ihrer unausgesprochenen Bitte nach. „Ich wollte dich dasselbe fragen. Der Herr stürmte mitten in der Nacht hierher zurück und alles ist absolut verrückt seitdem. Bis vor ein paar Stunden gab es kleine Erdbeben von spirituellem Druck. Aio ist am Boden zerstört, sie sagte, es schien so, dass er vollständig zum Anwesen zurückkehrt ist. Das bedeutet, dass sie ihren Job los ist.”
 

„Huh“, Renji schnitt die Wurzel vom langen, weißen Gemüse. „Mitten in der Nacht?“
 

„Ja. Ist etwas mit Frau Rukia passiert?“
 

„Die Hinrichtung wurde vorgezogen“, sagte Renji. Da er mit dem Schälen fertig war, schob er die Schalen zusammen und warf sie in die Schüssel mit Kompostmüll. „Ich werde sie bei ihrem Transfer zum Senzaikyū am späten Morgen begleiten.“
 

Miki schlug die Hand vor den Mund. „Oh nein! Ich dachte mir, dass es so etwas in dieser Richtung sein musste. Das erklärt, warum sich der Herr so sehr zurückzieht.“
 

Tut es das?
 

Vielleicht. Trotz alledem war sich Renji sicher, dass der Transfer Byakuya genauso sehr mitnahm, wie ihn selbst. Renji konnte sich bisher vormachen, dass Rukia bei ihnen sicher war. Auf dem Gelände der 6. Division. Bald war sie in den Händen von Central. Weit weg auf diesem furchtbaren Hügel und stand dem Sōkyoku gegenüber. Und plötzlich war nur noch so wenig Zeit mit ihr…
 

Aber war es das wirklich?
 

Renji begann damit, den Rettich zu schneiden. Nach den ersten paar Schnitten blickte er zu Miki. Als sie ihm mit einem Nicken bestätigte, dass sie Größe und Form in Ordnung war, fuhr er mit der Tätigkeit fort. Als er weitermachte, kehrten seine Gedanken zu dem Rätsel zurück, den der Umzug des Kommandanten ins Anwesen darstellte.
 

Könnte Byakuya vielleicht auch wegen gestern schmollen? Als Renji den Kommandanten vor dem Abendessen verlassen hatte, schienen sie zumindest auf einer professionellen Ebene miteinander auszukommen. Natürlich musste Byakuya immer noch seine Frage beantworten, die er nach der Ohrfeige im Badehaus gestellt hatte... Es sei denn, das war die Antwort.
 

Hatte Byakuya entschieden, dass wenn Renji bei dieser Wakashū-Scheiße nicht mitmachen würde, Schluss zwischen ihnen war?
 

Wie typisch für Byakuya, einfach die Tür zu schließen und zu gehen, ohne ihm zu sagen, was zum Teufel vor sich ging.
 

„Bist du in Ordnung, Renji?“, fragte Miki, als sie das nächste Onigiri fertig gerollt hatte. „Ich weiß, Frau Rukia war auch eine Freundin von dir.“
 

„Sie ist es“, sagte Renji, um die Vergangenheitsform zu korrigieren. Er weigerte sich schlichtweg, von ihr zu reden, als wäre sie bereits von ihnen gegangen. „Sie ist bereits vor der Akademie meine beste Freundin gewesen. Wir waren gemeinsam in Inuzuri.“
 

Miki lächelte. „Ich habe dich schon einmal davon sprechen hören, aber es ist so schwierig für mich, mir das vorzustellen. Frau Rukia ist immer so edel.“
 

Renji erlaubte sich selbst ein kleines Lächeln. „Sie war auch schon damals so. Ein Licht in der Dunkelheit. Vermutlich wird sie auch genauso elegant und würdevoll aussehen, wenn sie zu ihrer Hinrichtung geht.“
 

„Oh Renji“, sie hielt beim Rollen des nächsten Onigiris inne und blickte ihn mitleidig an. Ihre Augen waren voller unvergossener Tränen. „Es tut mir so leid.“
 

Um sich zu beschäftigen und nicht von der Traurigkeit in Mikis Blick angesteckt zu werden, griff Renji nach dem nächsten Gemüse, einer Lotuswurzel. „Ja, mir auch“, sagte er mit einiger Überwindung. „Das Schlimmste ist, dass ich nichts tun kann. Wie jeder weiß, ist sie schuldig. Das Gesetz scheint es herzlich wenig zu interessieren, unter welchen extremen Umständen es passierte. Stattdessen behandelt Central sie wie ein Haufen Arschgeigen. Und es ist mein verdammter, beschissener Job, für Frieden, Einhalt und Aufrechterhalten der Gesetze zu sorgen. Auch wenn es mich ankotzt“, Renji blickte in Mikis Gesicht und sah ihr entsetztes Gesicht. „Oh, entschuldige meine Ausdrucksweise.“
 

Mit einer Handbewegung wischte Miki die Entschuldigung fort. „Es ist verständlich, dass du unglücklich bist.“
 

„Weißt du, was die größte Ironie daran ist? Shinigami zu werden war Rukias Idee. Wenn es nicht für sie gewesen wäre, würde ich immer noch in Inuzuri sein. Mich dort mit Leuten anlegen. Vielleicht wäre ich auch in irgendeiner Yakuza-Familie gelandet und würde alles geben, um dieses vergessene Höllenloch noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. Ohne Rukia wäre ich niemals zur Akademie gegangen und hätte mich niemals bei den Hofgarden eingeschrieben. Und nun bin ich es, der Wache hält, während ihrer Karriere ein Ende gesetzt wird. Und ihrem… Leben“, er schüttelte den Kopf. Er legte das Messer ab und schaute Miki in die Augen. „Das ist nicht fair.“
 

„Was wirst du tun?“
 

Zabimaru grollte und in seinem Kopf hörte er das Kreischen eines wilden Pavians. Vor seinem Auge erschien für einen Augenblick das Bild von einer knöchernden Schlange, dessen Kopf mit einer Mähne aus purpurrotem Fell.
 

„Renji?“
 

Er blinzelte, da Mikis Stimme ihn zurück in die Realität holte und das Bild vor Renjis Augen verblasste. Nun erkannte er, dass er den hölzernen Tisch so fest umgriffen hatte, dass seine Knöchel weiß wurden. „Ich… Ich bin mir nicht sicher, was ich tun kann, außer meiner Pflicht nachzukommen.“
 

Zabimaru zischte mit einem warnenden Rasseln.
 

Miki beäugte ihn immer noch, als er sich aufrichtete. „Und wenn wir schon davon sprechen, ich muss los.“
 


 

Byakuya zog sich wirklich zurück, denn er war den ganzen Morgen nicht in der Division gewesen. Dennoch fand Renji alle Unterlagen zum Transfer auf seinem Schreibtisch. Inklusive dem Antrag, dass ein Vertreter der 6. Division den Gefangenen begleitete. Unterschrieben vom Kommandanten.
 

Er musste entweder sehr früh oder sehr spät hier gewesen sein, dachte Renji.
 

Hatte Rukias Lage ihn wirklich die ganze Nacht wachgehalten? Renji wünschte sich, dass er sie noch einmal sehen konnte, aber er hatte keine Zeit. Außerdem hatte er die Arbeit in der Division ein wenig vernachlässigt, während der Situation mit Rukia und… ihrem frustrierenden Bruder.
 

Der 3. Offizier rannte panisch in sein Büro. „Wo sind sie gewesen?“, fragte er fordernd. „Letzte Nacht war ein Desaster! Miyake ist im Wachhaus.“
 

Renji unterbrach sich beim Sortieren der Unterlagen nach Wichtigkeit und stand auf. „Was? Warum? Wer verdammt noch mal hat die Autorität, eine Wache ins Gefängnis zu stecken?“
 

„Der Kommandant.“
 


 

Renji erhielt einen vollständigen Bericht von Miyake, als er ihre Freilassung befahl. Sie machte sich immer noch Vorwürfe, als er sie in ihr Quartier begleitete. „Aber es ist immer noch mein Fehler“, sagte sie. „Ich habe einen direkten Befehl vom Kommandanten missachtet. Das ist ein Fall für das Militärgericht.“
 

Natürlich kannten alle Soldaten der 6. Einheit das Gesetzt in und auswendig. Renji seufzte. „Ist es. Aber deine erste Pflicht als Wache ist, jeden nach Sperrstunde abzuweisen. Jeden, Miyake. Das schließt auch den Kommandanten ein“, erinnerte sie der Rothaarige. „Nebenbei hätte ich genau dasselbe getan. Er hat ein Schlüssel für die Hintertür. Zum Teufel, es gibt unzählige Eingänge vom Anwesen aus, die er hätte nutzen können. Ich hätte geglaubt, das wäre ein Test unserer Verteidigung.“
 

„Bei dem ich immer noch versagt habe“, sagte sie kleinlaut. „Er hat mich entwaffnet, Vizekommandant. Fast sofort.“
 

„Ja“, stimmte Renji zu und tätschelte ihr mitfühlend die Schulter. „Darum sehe ich auch von einer offiziellen Maßregelung ab. Aber lass dich dadurch nicht fertig machen. Du hast gesehen, wie er dasselbe mit mir machte. Ich glaube nicht, dass irgendwer von uns ihn hätte aufhalten können.“
 

Zabimaru machte darüber einen wortlosen Kommentar.
 

„Weißt du,“, begann Renji, auch als Zeichen seiner Zustimmung an Zabimaru, „das ist ein guter Punkt. Wir sollten schauen, dass wir auch für eine Begegnung mit jemanden auf dem Niveau eines Kommandanten gerüstet sind. Ich werde mir da mal etwas überlegen.“
 


 

Nachdem er dieses Feuer ausgetreten hatte, musste sich Renji beeilen, um die Wachen des Senzaikyūs anzutreffen. Sie waren verdammt gruselig mit ihren langen, weißen Roben und den fast vollständig verdeckten Gesichtern. Renji glaubte, dass sie Teil der Bestrafungseinheit der 2. Division waren, doch niemand kannte die genaue Identität dieser Leute. Er spürte deren starken Reiatsu, es war wie Säulen… Oder vielleicht sogar mehr wie ein Pranger. Auch nachdem der Anführer der Gruppe Renji erklärt hatte, wie das Ganze verlief, diskutierte er noch mit ein paar Punkten.
 

„Es gibt kein Fluchtrisiko“, beharrte Renji. Dabei deutete er auf die seltsamen Stäbe, die scheinbar eine Art kranken Kidō-Fessel-Ausrüstung beinhaltete. „Das Zeug wird kaum notwendig sein.“
 

„Es tut mir leid, Vizekommandant“, sagte die Wache. „Aber ein Teil des Transfers ist als psychologische Strafe anzusehen. Der Gefangene soll ins Senzaikyū eintreten und dabei Schande und das Gewicht seiner Schuld spüren. So kann sie anfangen, ihre Straftaten zu reflektieren.“
 

Es schien ihm immer noch übertrieben, wenn man bedachte, dass es, inklusive Renji, 5 Wachen gab. Allesamt relativ große Jungs. Es war nicht so, als würden sie sie nicht einfangen können, falls sie beschloss türmen zu wollen. Vielleicht fürchteten sie auch eine andere Bedrohung? Aber wenn das wahr wäre, hätten sie ihn nicht gebeten, Zabimaru zurückzulassen? Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und blickte die Wache finster an. Dieser starrte gelassen zurück. Also ging es nicht wirklich um Sicherheit, trotz der ganzen Wachen und Fesseln. Es sollte nur demütigend für Rukia werden. Er seufzte und bereute, dass er zustimmen musste. „Dann erklär mir noch einmal die Kapuze.“
 

„Es hat zwei Gründe. Es ist beunruhigend und angsteinflößend und sie muss außerdem vertrauen, dass das Schicksal sie zu ihrer Bestimmung bringt.“
 

Nun, das schien nur grausam und eine volle Ladung Mist zu sein. Aber es war genauso klar, dass, wenn Renji Rukia begleiten wollte, er den Regeln und dem Vorgehen zustimmen musste.
 

„Falls sie keine weiteren Fragen oder Bedenken haben, Vizekommandant Abarai…?“
 

Er entfaltete die Arme wieder. „Ja, lasst es uns hinter uns bringen.“
 


 

Renji schaffte es, sich den ganzen langen Gang zu beherrschen. Es half auch, dass sie ihn vorne positioniert hatten. Er musste sie nicht gefesselt und hilflos sehen und er konnte sich selbst einreden, dass er sie immer noch beschützte. Immerhin tat er das in einer gewissen Weise. Während sie den Straßen entlang ging, begegnete er dem Blick jeder Person, die es wagte, zu urteilen. Er setzte ein Tempo an, der ihre Würde aufrechterhielt. Langsam genug, damit sie unter der Kapuze sicher voranschreiten konnte und schnell genug, um anzudeuten, dass sie nicht zögerte oder unter dem Druck schwankte.
 

Dennoch war es der längste Marsch seines Lebens.
 

Hätte der Anführer der Wache Rukia nicht gesagt, sie könnte aus dem Fenster gucken und Buße tun oder wenn sie nicht so am Boden zerstört gewirkt hätte, hätte der Impuls ihn nicht überfallen, ihr von den Ryoka zu erzählen. Und vor allem nicht über den einen, der nur ihr Ichigo sein konnte.
 

Er war immer noch dabei, das Ganze zu verarbeiten, als er jemanden ‚Hallo‘ sagen hörte.
 

Kommandant Aizen? Was tat er hier so plötzlich?

Incitement of Discontent

Renji rannte so schnell er konnte in Richtung 6. Einheit. Eine Kommandanten-Sitzung? Was zum Henker? Ging es da um Ichimaru oder gab es Neuigkeiten über Ichigo Kurosaki und die gescheiterte Ryoka-Invasion? Und warum klang es so verdammt dringend?
 

Es schien, als ginge es in den letzten Tagen immer nur darum, von irgendwo zurückzulaufen, um Zabimaru zu holen. Und dieses blöde Vizekommandantenabzeichen. Es war eine gute Sache, dass er für das Hanami eine Ausgehuniform hatte ordern müssen. Sonst würde er vermutlich nun beim Quartiermeister rumstehen und versuchen herauszufinden, was sie beinhaltete. Er zog eine Grimasse, während er an das Ding dachte. Er musste nun etwas tragen, was ihn an diesen furchtbaren Morgen erinnerte. Nachdem er sich zum ersten Mal zum Trottel gemacht hatte und Byakuya seine Liebe gestanden hatte.
 

Heh. Zum ersten Mal.
 

Das damals war so viel besser gewesen, als die letzten Male. Zumindest hatte er ihn damals nicht geohrfeigt oder wurde mit einem extravaganten, adeligen Ausdruck für Sexspielzeug betituliert.
 

Renji umkurvte eine Schlange aus wartenden Leuten vor einem Straßenhändler. Versuchte dabei, nicht in einen der Nachzügler zu krachen. Er quetschte sich durch eine Lücke, nachdem er für die Menschenmenge sein Tempo verlangsamt hatte.
 

Aizen. Doppeltes ‚was zur Hölle‘?
 

Renji konnte nicht glauben, dass Aizen die Tür geschlossen hatte und ihn versucht hatte, aufzuwiegeln. Ok, ja. Er stimmte ihm absolut zu, dass Rukia von Central falsch behandelt wurde. Aber ernsthaft! Hochverrat? Wirklich? Und er versuchte es noch nicht einmal zu verstecken!
 

Die Division war schon fast in Sichtweite, noch eine Kurve.
 

Ehrlich gesagt, war das noch nicht einmal der seltsamste Teil ihres Gespräches gewesen. ‚Wie lange ist es nun her, dass ich dich an die 11. verloren habe?‘
 

Verloren? Wie wäre es mit ‚im hohen Bogen hinausgeworfen‘? Verloren? Das Einzige, was verloren war, war Aizens Verstand. Glaubte er, dass es ihm irgendwas brachte, wenn er mit dem Vizekommandanten von Byakuya Kuchikis ‚ehrenhafter‘ Division über die Ungerechtigkeit des Gesetzes sprach? Besonders nachdem Renji dabei versagt hatte, Rukia persönlich zum Senaikyū Shishinrō zu begleiten? Renji hätte Aizens Arsch dafür am liebsten an die Wand genagelt. Das könnte man als 'Aufruhr stiften' nach Lehrbuch bezeichnen. Das nannte man dann ‚Anregung zur Missbilligung oder Widerstand gegenüber der gesetzgebenden Autorität‘.
 

Anregung zur Missbilligung. Zur Hölle, ja. Und, verdammt. Er hatte es erst vor kurzem nachgeschlagen, um sicher zu gehen, dass er vor Byakuya keinen Fehler machte.
 

Aizen.
 

Was zum Teufel?
 

Er hielt kurz an, um wieder zu Atem zu kommen, als er das Tor erreicht hatte. Er nickte beim wortlosen Salut der Wache und traf vor dem Tor den 3. Offizier. Er trug sein Abzeichen und, überraschend ehrfürchtig, Zabimaru. „Es tut mir leid. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihre Sachen zu holen, Vizekommandant“, sagte er mit einer Verbeugung und streckte die Hände aus. „Ähm, er hat mich so lange angeknurrt, bis ich ihm gesagt habe, dass ich ihn zu euch bringe.“
 

Renji lachte schnaubend, griff dann aber mit einer dankbaren Verbeugung nach Zabimaru. „Mach dir darüber keine Sorgen. Er ist in letzter Zeit etwas schnippisch. Ich würde ja sagen, dass sein Bellen wesentlich schlimmer ist, als sein Biss. Aber das ist nicht wahr.“
 

Zabimaru lachte teuflich, als der Rothaarige es an seinen Platz gleiten ließ.
 

Ja. Bereit zum Zuschlagen und Beißen, zischte eine Stimme.
 

Beruhig dich, tadelte Renji und nahm das Abzeichen. Es ist nur eine Kommandanten-Sitzung. Ich glaube noch nicht einmal, dass wir eingeladen sind.
 

Dann rannte er wieder los.
 


 

Byakuya rieb sich den Schlaf aus den Augen. Warum diese Ankündigung? Warum wurde nicht, wie sonst, ein Höllenschmetterling geschickt? Er stieg mit etwas Mühe aus dem Bett und klingelte nach einem Diener. Trotz der seltsamen Dringlichkeit dieser Ankündigung, weigerte sich Byakuya, gehetzt zu werden. Besonders, wo er doch wusste, um was es in dieser Sitzung vermutlich gehen würde. Ichimaru.
 

Der Diener kam mit einer Schale Tee hinein. Während er angezogen wurde, nippte er an seinem Getränk. Der Diener räusperte sich plötzlich und machte völlig untypische und unwillkommene Anstalten, ein Gespräch zu beginnen. „Die Köchin wird enttäuscht sein. Sie hat all ihre Lieblingsspeisen angerichtet.“
 

Wirklich? Woher kam all diese Fürsorglichkeit?
 

Der Diener glättet den Schal auf Byakuyas Schultern. „Vielleicht, wenn sie zum Anwesen zurückkehren, mein Herr?“
 

Natürlich würde er hungrig sein, sobald die Kommandanten-Sitzung vorüber war. Byakuya war sich nicht sicher, warum es plötzlich so wichtig für sein Personal war. Er vermutete die Neuigkeit dahinter, dass er nun wieder im Anwesen wohnte. Nach Hisanas Tod war er nicht oft dort gewesen. Er war immer nur zurückgekehrt, wenn die Pflicht gegenüber seiner Familie es erforderlich gemacht hatte. In seinem Anwesen zu sein, erinnerte ihn zu sehr daran, was er bereits alles verloren hatte.
 

Ohne nachzudenken, griff Byakuya zu der Box, die das Kenseikan enthielt, um dieses anzuziehen. Er zögerte.
 

„Mein Herr? Soll ich…?“
 

Tatsächlich war die Situation ihm viel zu intim gewesen. Neben der Tatsache, dass er näher bei Renji sein wollte, war er auch im Quartier des Kommandanten geblieben, weil er keinen Bedarf daran hatte, dass man Theater um ihn machte. Oder ihn wie eine Porzellan-Puppe behandelte. Außerdem hatte er bisher wirklich nur 2 Menschen mit seinen Haaren und dem Kenseikan betraut. „Nein. Ich mache das.“
 


 

Byakuya seufzte. Von allen Kommandanten, die früh in den Räumlichkeiten ankommen könnten, musste es dieser Barbar Kenpachi sein.
 

„Ich sehe, du hast deine Schuhe wiedergefunden“, bemerkte er mit einem Lachen. „Und dieses kranke Haarteil“, dabei gestikulierte er mit seinen Fingern an der Seite seines eigenen Kopfes, wo das Kenseikan bei ihm liegen würde. Das verursachte Byakuya das fürchterlichste Bild seit einigen Stunden.
 

„Wie ich sehe, bist du ohne deine Schuhe gekommen“, gab Byakuya zurück, nachdem er sich von den Worten des anderen erholt hatte, und starrte dabei bedeutungsvoll auf dessen Füße. „Oder einen anständig gewaschenen Haori.“
 

„Heh, ich möchte diese Blutflecken nicht verlieren. Sie betonen meine Augen“, lachte Kenpachi. „Und bist du deinem unartigen kleinen Jungen gestern Nacht noch auf die Spur gekommen?“
 

Auch wenn er damit gerechnet hatte, schmerzte es Byakuya, wie beiläufig er Renjis Untreue zum Thema machte. „Ich bevorzuge es, wenn du meine Privatsphäre in diesen Angelegenheiten respektierst.“
 

Das Grinsen wurde böse. „Darauf wette ich, Prinzessin.“
 

Ausgerechnet, von allen möglichen Leuten, trat Aizen zwischen sie. „Irgendeine Idee, warum die Sitzung einberufen wurde, meine Herren?“
 

Trotz seiner generellen und nicht ganz rationalen Abneigung gegen über diesen sanftmütig aussehenden Kommandanten, lenkte Byakuya dankbar seine Aufmerksamkeit auf dessen Frage. „Ohne Zweifel sind wir hier, um Zeuge der Maßregelung deines früheren Vizekommandanten Gin Ichimaru zu sein. So wie ich hörte, hatte er eine eher schäbige Verteidigung am westlichen Tor durchgeführt.“
 

„Oh? Was soll das bedeuten?“, fragte Kenpachi. Byakuya bemerkte, dass Komamura, mit seinem eimerförmigen Helm, sich zu ihnen gesellt hatte, um zuzuhören.
 

„Ja“, fuhr Byakuya fort. Er konnte keinen Grund dafür erkennen, warum er es geheim halten sollte. „Mein Stoßtrupp hat das Geschehen hinter der 3. Division betreten. Sie haben gemeldet, dass Ichimaru alleine war. Ohne Verteidigung. Er hatte noch nicht einmal seinen Vizekommandanten mitgebracht.“
 

Aizen schaute geschockt, aber dann schien ihn irgendetwas zu überraschen. Vielleicht war das ein Teil davon, was Byakuya an ihm nicht mochte. Es schien immer ein wenig, als würde Aizen seine Reaktionen spielen. Es schien immer, als würde er… übertreiben. Warum auch immer. Komamuras Meinung dazu war, aufgrund des Helmes, unmöglich zu lesen. Doch ein plötzliche Änderung dessen Körperhaltung ließ Byakuya glauben, dass der Kommandant seine Missbilligung für Ichimaru und seine Methoden teilte.
 

„Das ist schlimm… weswegen genau?“, wollte Kenpachi nun wissen. „Ich meine, er hat die bösen Jungs zur Strecke gebracht, richtig? Also wo ist das Problem?“
 

„Er hatte Glück“, sagte Komamura. Seine Stimme war ein dunkles Knurren. „Die Größe und Stärke des Gegners waren unbekannt. Es hätte eine Katastrophe werden können.“
 

„Das ist es! Die Eindringlinge sind keineswegs tot!“, schnaubte Mayuri Kurotsuchi, als er zur Versammlung hinzutrat. Sein bemaltes Gesicht war mit den wütenden, wulstigen Augen besonders hässlich. Seine Zähne schienen gelb im Vergleich zu dem reinen Weiß seiner Schminke. Er warf die Arme melodramatisch in die Höhe. „Ein Desaster. Wir hatten die Anzeige des Reiatsus der Ryoka, als sie am Tor waren. Nun sind die untergetaucht und vom Radar verschwunden. Sie könnten überall sein.“
 

„Huh, also hat Ichimaru sie noch nicht einmal getötet? Was für eine Knalltüte“, bemerkte Kenpachi mit einem spöttischen Schnauben. „Er zieht los, um mit ihnen zu spielen. Läd uns noch nicht einmal ein und beendet dann noch nicht einmal den Job? Erbärmlich. Ich finde, dieses Wiesel ist scheiße gruselig. Aber ich dachte zumindest, dass er ein kompetenter Schlächter wäre.“
 

Auf ein leichtes Räuspern von einer Frau drehten sie sich alle um. Retsu Unohana stand vor ihnen. „Durchaus. Ich für meinen Teil bin jedoch bestürzt über die Meldung von dem Beschuss durch eigene Truppen. Jidanbō Ikkanzaka wurde brutal angegriffen, da er die Tradition des Tores aufrecht erhalten hatte. Solch ein Wächter ist nicht leicht zu ersetzen und Jidanbō ist eine freundliche und sanfte Seele. Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob er noch lebt. Als wir Hilfe schicken wollten, wurden wir zurückgedrängt. Ich befürchte, Ichimaru hat für noch mehr Feindseligkeit gegenüber den Anwohnern von West-Rukongai gesorgt, als wir ohnehin schon hatten.“
 

Das war für Byakuya kaum vorstellbar. Er wusste von seinem Personal, dass es immer schwieriger wurde, Vorräte für das Anwesen unbehelligt durch West-Rukongai zu bekommen.
 

„Du bist viel zu besorgt um diese nutzlosen Seelen“, tat Kurotsuchi Unohanas Worte ab. „Und ich könnte einen viel effizienteren Wächter bauen, als diesen unbrauchbaren Idioten von Jidanbō.“
 

"Ja. Nur kein Reagenzglas-Wächter würde in die andere Richtung gucken, wenn meine Leute einen kleinen Heimaturlaub auf der anderen Seite des Tores brauchen", sagte Kenpachi.
 

"Ich hoffe, du deutest nicht an, dass deine Soldaten regelmäßig außerhalb der Seireitei EA gehen", erwiderte Byakuya. Wenn diese Schläger der 11. Division die Anwohner im ersten westlichen Distrikt terrorisieren, würde es natürlich erklären, warum sie so schlecht auf Shinigami zu sprechen waren.
 

„Andeuten? Ich denke, ich hab es klar genug gesagt. Aber sie gehen nicht 'eigenmächtig', wenn sie meine Erlaubnis haben“, sagte Kenpachi und ging einen Schritt vorwärts, um sich vor dem Schwarzhaarigen aufzubauen.
 

„Das ist unverantwortlich“, gab Byakuya kühl zurück. „Deine unzivilisierten Randalierer brauchen mehr Disziplin, nicht weniger.“
 

„Disziplin, eh? Klingt pervers“, Kenpachi grinste breit und für Byakuyas Geschmack viel zu wissend. „Ist es das, wie du dir deine bei Laune hältst? Nur habe ich gemerkt, dass es nicht so gut funktioniert. Er treibt sich weiter bei mir und meinen Leuten rum. Vielleicht mag er es nicht, angebunden zu werden?“
 

Was?! Byakuyas Augen richteten sich nach oben. Hatte Renji so ein intimes Detail gegenüber Kenpachi ausgeplaudert?
 

Kenpachi erwiderte seinen Blick und Byakuya meinte, in dessen Augen pure und plumpe Aufdringlichkeit zu erkennen. „Ein bisschen Kampfgeist in ihnen stört mich nicht so sehr“, sagte er und kam näher, um seine Lippen an Byakuyas Ohr zu führen. „Ich brauche niemanden festzubinden, denn ich bin Manns genug, um zu wissen, wer am Ende oben ist.“
 

„Du wirst nicht noch einmal mit mir über so etwas oder irgendeine andere Sache sprechen“, sagte Byakuya in einem ruhigen und eiskalten Ton. „Jemals.“
 

„Oder was?“, schnaubte Kenpachi herausfordernd.
 

Byakuya war ernsthaft am Überlegen, wie er Kenpachi am besten verwunden oder verstümmeln könnte. Wahrscheinlich hätte er es auch in die Tat umgesetzt, wenn nicht ein leises Zungeschnalzen von der Tür gekommen wäre. Tōshirō Hitsugaya lehnte dort am Türrahmen. Seine Arme waren vor der kleinen, schmalen Brust verschränkt und seine schneeweißen Haare standen in allen Richtungen ab. "Himmel, ihr beide... Nehmt euch ein Zimmer."
 

"Oh? Es scheint, als würde ich gerade zur rechten Zeit kommen! Die Dinge sind hier wohl etwas hitzig, was? Bitte, erzählt mir zwischen wem!“, ertönte Kyōrakus Stimme und er steckte seinen Kopf durch die Tür. Er tippte sich kurz auf den Strohhut und blickte die versammelten Kommandanten neugierig an. Er schien von einem Bauernhof oder ähnliches zu kommen oder vielleicht hatte er auch nach der wilden Geburtstagsparty dort geschlafen, denn er hatte einen ungewöhnlich langen Grashalm zwischen den Zähnen hängen und biss gelegentlich darauf herum.
 

"Kuchiki und Zaraki", sagte Hitsugaya gelangweilt und stieß sich vom Türrahmen ab, um in den Raum zu gehen. "Wer sonst?"
 

„Tatsächlich“, sagte Kyōraku und hob überrascht die buschigen Augenbrauen. "Aber, aber. Das darf man sich gar nicht vorstellen. So viel Gewalt!"
 

"Aus dem Weg, Junge", sagte Yamamoto in Kyōrakyus Rücken und schob dessen, im pinken Kimono gehüllte, Schulter mit seinem hölzernen Gehstock, der cleverer Weise sein Zanpakutō enthielt, zur Seite.
 

"Später, Kuchiki", sagte Kenpachi leise und ging einen Schritt zurück, nachdem der Generalkommandant den Raum betreten hatte.
 

Als Byakuya seinen Platz einnahm sagte er: "Ich freue mich drauf, Zaraki."
 


 

Byakuya wusste, dass er dem Generalkommandanten Yamamoto besser zuhören sollte, doch es brauchte all seine Konzentration, um die Mauern des Gebäudes nicht mit dem bebenden Zorn seines Reiatsus zum Erzittern zu bringen. Nicht 'Manns' genug? Durchaus!
 

Doch was ihn am meisten ärgerte, war der winzig kleine Hauch von Wahrheit. Byakuya fesselte Renji hauptsächlich aus... dem Bedürfnis nach Selbstschutz. Um ehrlich zu sein, wollte Byakuya gerne sehen, wie gut Kenpachi Zaraki tatsächlich mit Renji zurecht kommen würde, während dieser von seinem wildäugigen Dämon Zabimaru beherrscht wurde. Blutergüsse! Der Dämon hatte ihn gezeichnet, Klauenabdrücke auf seiner Haut hinterlassen und soviel von Byakuyas... Würde verletzt.
 

Natürlich würde Byakuya niemals erlauben, dass dies noch einmal passiert. Und er sich bestimmt nicht dafür schämen würde, anzuwenden, was dafür nötig wäre. Verdammt noch mal.
 

Zaraki würde vermutlich einfach Renji während oder danach töten. Byakuya hingegen bevorzugte eine weniger permanente Lösung bezüglich des Zabimaru-Problems. Tatsächlich wäre, wenn er nicht so ein widerwärtiger und sexbesessener Typ wäre, es durchaus hilfreich mit jemanden wie Kenpachi über diese Angelegenheit zu sprechen. Es wäre gut zu wissen, ob sein ehemaliger Kommandant dem Dämon jemals begegnet war und wenn ja, was er dagegen getan hatte.
 

"... Also bestraft mich, wie ihr es für richtig erachtet", Ichimarus seltsam erleichterte Worte und ein scharfer Anstieg von Aizens Reiatsu riss Byakuya aus seinen Gedanken. Was war los? Was kümmerte es Aizen derart, dass Gin sein Schicksal akzeptierte?
 

Als Aizen sprach, schwang echte Sorge mit in seiner Stimme. "Warte... Gin..." Glitt Aizens Hand tatsächlich gerade zu dessen Zanpakutō? Würde es einen Kampf geben? Aber warum genau, frage sich Byakuya.
 

Und wie aufs Stichwort brüllte der Eindringlingsalarm los.

The Illusion of Justice

Im Inneren der Blase von Kyōka Suigetsus entfesselter Form zu sein, machte Gin nervös. Also hielt er an seinem Lächeln fest. Alle standen um ihn herum, als sei die Zeit eingefroren. Gin konnte den Rest der Kommandanten sehen, die sich zu der Sitzung versammelt hatten. Niemand von ihnen, außer Kaname Tōsen würde wissen, dass Aizen überhaupt sein Zanpakutō gezogen hatte. Sie sahen gerade etwas anderes, hörten eine imaginäre Konversation.
 

Gin wollte sich zu Tōsen umwenden, nach dem Kragen seines Haoris greifen und 'Hilf mir!' schreien. Doch dieser friedenbesessene Bastard hatte sich schon umgedreht.
 

Gin war erledigt.
 

Und das von seinem Liebhaber.
 

Wie ironisch.
 

„Was tust du da, Gin?“, fragte Sōsuke in diesem angsteinflößenden, schnurrenden Ton, den er nur nutzte, wenn sie wirklich alleine waren und es niemand mitbekam. Er sah nun auch anders aus. Fast wie ein Wolf. Selbst hinter seinen falschen Brillengläsern, schienen seine Augen verengt und sein Blick bohrend. "Versuchst du einen Rückzieher zu machen?"
 

Ja, ja! Ich habe versucht, eine nette, sichere Gefängniszelle zu bekommen. Weit weggesperrt von dir und deiner dummen, selbstzerstörerischen Idee, die uns alle mit ins Verderben reißen wird! "Nein, Liebling, natürlich nicht", antwortet Gin in seiner besten 'Meinst-du-etwa-mich?'-Stimme. "Warum würde ich so etwas tun wollen?"
 

"Versuche nicht, mich hinters Licht zu führen", schnaubte Sōsuke und zeigte mit dem Finger auf Gin. "Was zum Teufel war das mit 'ich habe keine Entschuldigung dafür' und 'also bestraft mich, wie ihr es für richtig erachtet' Mist? Das ist nicht der Plan! Warum bist du den Ryoka alleine gegenübergetreten? Ich habe dir gesagt, dass sie nichts zur Sache tun. Sie würden eher für Ablenkungen sorgen!“
 

„Ich habe gehofft, dass sie mich töten“, gab Gin mit einem Lächeln zurück.
 

„Was?“, fragte Sōzuke zornig.
 

Das war der eigentliche Plan von Gin gewesen. Alleine hingehen und geduldig auf seinen Tod warten. Aber sein verdammter Überlebenswille war eingeschritten und, offen gesagt, war die Bedrohung auch nicht groß genug gewesen. Tatsächlich war er sogar sauer gewesen, als er sah, wem Jidanbō das Tor geöffnet hatte. Ein dummes Shinigami-Kind und ein Haufen minderbemittelter Menschen. Ernsthaft? Was hatte sich Kisuke Urahara dabei gedacht, diese Quälgeister zu schicken? Wenn man bedachte, wie sehr Sōsuke über Kisukes Brillanz schwärmte, hatte Gin auf eine Art Hakuda-Meister-Ninja gehofft oder zumindest ein Haufen gut trainierter Krieger. Doch alles was er hatte, war ein dummes, orangehaariges Rotzgör.
 

Verdammt. Waren all diese angeblichen Superhirne dümmer als ein Sack voller Ziegelsteine?
 

Hätte Kisuke einen Super-Ninja geschickt, hätte Gin als Held sterben können. Tapfer, aber gescheitert beim Versuch, die Seireitei zu verteidigen. In Ordnung. Niemand mochte ihn genug, um das Wort 'Held' zu verwenden. Vermutlich wäre er auch nachträglich vor einem Kriegsgericht geendet und ohne Feierlichkeit in ein Sammelgrab geworfen worden, aber... zumindest Rangiku hätte seinen Tod betrauert. Und nun... Verdammte Scheiße. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als diese lächerliche, überkomplizierte Verschwörung mitzuspielen und am Ende würde sie seinen Namen verfluchen.
 

Für immer.
 

Das brach ihm ein wenig das Herz. Von den wenigen Leuten, die ihn mochten, war sie seine einzige echte Freundin.
 

„Ich möchte aussteigen“, sagte Gin einfach. „Wie wäre es damit? Du kannst mich gehen lassen, ich verschwinde wortlos und lass euch eure Nummer hier abziehen. Dann komme ich wieder, sobald sich der Staub gelegt hat. Ich habe keinen Grund, irgendwem etwas zu sagen. Ich würde dich nicht aus Spaß verraten.“
 

„Nein“, sagte Sōsuke scharf. „Wir haben keine Zeit für Dummheiten. Reiß dich zusammen, Gin. Ich brauche dich. Du bist ein wichtiger Teil des Plans. Du musst so vorgehen, wie wir es besprochen haben.“ Er hielt die blanke Klinge von Kyōka Suigetsu nach oben, als wolle er Gin an seine Macht erinnern. „Und das wirst du. Ob du willst oder nicht.“
 

Es wäre selbst für Kyōka Suigetsu schwierig, überall gleichzeitig zu sein. Doch Sōsuke hatte recht. Jetzt gerade, während sie sprachen, wusste nur Gott alleine, was die anderen Kommandanten sahen oder hörten. Vermutlich würde Gin gerade jetzt wie ein Bösewicht aussehen, der kurz davor wäre, den sanftmütig, beliebten Kommandanten Sōsuke Aizen zu töten.
 

Es war bereits vorbei.
 

Es gab kein Entrinnen mehr. Gin musste auf eine andere Gelegenheit zum Aufgeben warten. Vielleicht könnte er dann zurückgehen und dem hübschen Irren den Rücken kehren.
 

Gin zuckte mit den Achseln. „Ah, na ja. Schon gut. Es war nur ein Gedanke.“
 


 

Renji lehnte seinen Kopf gegen die Wand des stickigen Konferenzraumes und schloss die Augen. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und seufzte. Er war tatsächlich durch die halbe Seireitei gerannt, um nun hier zu stehen und nichts zu tun? Sollten die Vizekommandanten nicht zumindest ein Punkt auf der Agenda in dieser Sitzung haben? Konnten sie denn nicht zumindest die Schwierigkeiten beim Ordern des Toilettenpapiers oder so etwas besprechen? Das hier schwang sich gerade zur unwirklichsten und unsinnigsten Sitzung in seinem Leben auf. Die wurde nur noch von der Divisions-Sitzung mit Yachiru getoppt. Damals hatten sie alle Tee-Party spielen müssen. Aber zumindest war es seltsam spaßig gewesen und es hatte Kuchen gegeben. Wenn auch nur imaginär.
 

Er öffnete die Augen einen schmalen Spalt um zu beobachten, wie Shūhei Hisagi eintrat. Es sah interessant aus, wie das Vizekommandantenabzeichen an seinem nackten Arm bebunden war und eines seiner Bänder verdeckte. Er nickte ihnen zu. „Tut mir leid, ich bin spät dran“, sagte er.
 

„Du solltest dich besser entschuldigen, Hisagi", schnaubte Renji sarkastisch. „Große Entscheidungen wurden getroffen. Oh und wir haben dich freiwillig gemeldet, die Toilettenbrigade zu überwachen. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.“
 

Shūheis Augen weiteten sich für einen Augenblick, während er versuchte, sich darüber im Klaren zu werden, ob er Renji ernst nehmen sollte. Doch dann schubste Iba Renjis Schulter an, sodass dieser beinahe gegen Momo gekippt wäre. „Beruhig dich, Abarai. So läuft das hier nunmal.“
 

„Ja und es ist die dümmste Art, eine Sitzung zu veranstalten“, schnaubte Renji und richtete sich wieder auf. „Eine totale Verschwendung meiner Zeit. Sollte es nicht das sein, was der Name sagt? Kommt auch mal der Vize vom Generalkommandanten und erklärt uns, was los ist?“
 

„Ja, weiß jemand, was passiert ist?“, fragte Kira. Er saß Momo gegenüber auf dem Boden.
 

Oh, unangenehm. Dennoch hatte Kira ein Recht darauf, es zu erfahren, falls sein Kommandant im Gefängnis landete. Oder noch Schlimmeres entschieden wurde. „Hört zu, ich glaube, ich weiß es“, sagte Renji und stieß sich von der Wand ab. „Ist es uns denn erlaubt, die Gerüchteküche zu bereden?“
 

Nanao schnalzte mit der Zunge. „Wenn du es 'Nutzung von Kontakten' nennst, würde ich es bevorzugen.“
 

„Also was glaubst du zu wissen, Renji?“, fragte Matsumoto und hob eine Augenbraue über den Rand ihres selbstgemachten Fächers, den sie aus einem Blatt Papier gefertigt hatte, um sich etwas Abkühlung zu verschaffen.
 

„Ich gehe davon aus, dass sie dort drin sind, um die Vorfälle am westlichen Tor zu besprechen“, begann Renji und blickte kurz zu Kira. Er war sich sicher, dass der Blonde sofort miserabel und leicht schuldig schaute. „Meine Leute und ich waren direkt nach der 3. Division dort und so konnte ich sehen, was sich ereignete.“
 

Bei der Erwähnung der 3. Einheit blickten sofort alle Kira an. Dieser schien gegen die Wand zu schrumpfen. Da Kira nicht sprach, wandte sich Nemu Kurotsuchi an Renji. „Und das war genau?“
 

„Uh, nun ja. Es sah aus, als sei Ichimaru alleine vor Ort“, fuhr Renji fort und bat leise darum, dass Kira eingreifen und sagen würde, dass sein Kommandant alles angemessen im Griff gehabt hatte. Dass dessen Einheit vor Ort gewesen war, nur komplett außerhalb seines Sichtfeldes.
 

„Wirklich?“, schnaubte Matsumoto. „Du glaubst wirklich, die Dringlichkeit hat was mit diesem unwichtigen Vorfall am Tor zu tun? Ich dachte eher, es ist eine disziplinarische Anhörung deiner Division, Renji.“
 

„Was?“, fragte Renji. „Wir? Warum?“
 

„Weil es absolut verrückt ist, dass du und dein Kommandant die Befehle für einen Gefangenen haltet, die zu euch beiden einen Bezug hat. Sie ist seine Schwester und deine...“
 

'Liebhaberin' sollte angedeutet werden, also beendete Renji ihren Satz. „Bester Freund. Und?“
 

„Natürlich, Renji. 'Freund', was auch immer. Sie sollte in der 13. Division sein und nicht unter eurer Beobachtung“, sagte Matsumoto und gestikulierte mit dem kleinen Papierfächer herum, während sie sprach. „Was zum Teufel hat sie mit der 6. Einheit zu tun? Gar nichts! Ihr hättet nicht ausgesandt werden dürfen, um sie abzuholen. Keiner von euch beiden. So viel hätte schiefgehen können! Tatsächlich gehe ich sogar davon aus, dass etwas schiefgelaufen ist. Denn was sollte der plötzliche Transfer zum Senzaikyū und die Vorverlegung der Hinrichtung anderes bedeuten?"
 

"Whoa", sagte Renji und ging einen Schritt auf sie zu. "Pass auf, wen du hier beschuldigst, Fräulein. In meiner Division arbeiten wir nach Vorschrift."
 

Hisagi stellte sich zwischen Renji und Matsumoto. "Tritt zurück, Abarai. Es ist nicht falsch, dass sie sich darüber wundert, was bei euch vorgeht. Es ist höchst unregulär, dass jemand, der deinem Kommandanten so nahe steht unter dessen Befehl eingesperrt ist."
 

Ja und es hat ihn auch fast zerrissen. Aber das konnte Renji nicht sagen. Iba legte mit Nachdruck seine Hand auf Renjis Schulter und zwang ihn, einen Schritt zurückzutreten. "Wir wissen alle, dass es hart für dich ist, Mann", sagte Iba. "Deine Freundin hätte von Anfang an zum Senzaikyū gebracht werden müssen."
 

"Die ganze Sache scheint so Falsch zu sein", murmelte Momo von ihrem Platz auf dem Boden. Sie zog ihre Knie gegen die Brust. "Rukia hat nichts Schlimmes getan oder etwa doch?"
 

"Es ist nicht unsere Aufgabe, das zu entscheiden", erinnerte sie Kira leise.
 

"Verdammt richtig", sagte Matsumoto, während sie weiter mit dem Fächer wedelte und ihre Haare zurückwarf. "Ich hatte schon begonnen zu glauben, dass die kleine Kuchikigöre einfach so davon kommen würde. Dank ihres großen, reichen Bruders, der die Fäden zieht und in seine Tasche greift."
 

"Hey", sagte Renji und wollte einen Satz nach Vorne machen, doch Iba hielt ihn zurück. "Der Kommandant macht so etwas nicht. Er nutzt niemals Bestechung, um am Gesetz vorbeizukommen."
 

Hisagi hatte seine Arme ausgebreitet, um Matsumoto zu schützen. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte Renji spöttisch an und wedelte mit dem Fächer in seine Richtung. "Oh, ich soll also glauben, dass er so kaltherzig ist und seine kleine Schwester hängen lässt? Glaubst du ernsthaft, dass einer von uns dir abkauft, dass er nichtmal einen Finger rührt, um zu versuchen, sie zu retten?"
 

Aber genau das machte er.
 

Byakuya hatte Rukia bereits vor Tagen aufgegeben.
 

Renji fühlte sich geschlagen und Verzweiflung überwältigte seinen Ärger. Er spuckte auf den Boden. "Fick dich, Rangiku."
 


 

Den Rest der Vizekommandanten-Sitzung beinhaltete eine Menge unangenehmes Schweigen und anklagende Blicke. Die Frauen huschten alle etwas schützend um Matsumoto herum, während die Männer alle Renji im Blick hatten, als wären sie bereit, einzugreifen, sollte der Rothaarige sich entscheiden, aufzuspringen und sie zu strangulieren. Hisagi hatte zusätzlich immer eine Hand auf Kazeshini, was Renji richtig anpisste. Dennoch war er gleichzeitig fasziniert und legte sich eine Strategie zurecht, wie er eine weitere Distanzwaffe wie Zabimaru bekämpfen würde.
 

Er würde sich wesentlich besser fühlen, wenn er sich bewegen dürfte, aber es war klar, dass wenn er nur einen Muskel rührte, der gesamte Raum unter seinem Hintern explodieren würde. Außer Momo vermutlich. Sie blickte ihn weiterhin mitfühlend an. Das machte die ganze Sache nur noch schlimmer.
 

Und dann ging der Alarm los und zerstörte den Moment und die Stimmung.

Captain's Orders

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Captain's Orders - zensiert

Byakuya traf außerhalb der Konferenzräume auf Renji. Der Rothaarige war ungewöhnlich ruhig und verdrießlich. Außerdem warfen eine überraschende Anzahl an Vizekommandanten den beiden deutlich böse Blicke zu. Als Rangiku Matsumoto weiter über die Schulter Byakuya anstarrte, fragte der Schwarzhaarige: "Was bedeutet das?"
 

"Nichts. Nur eine dumme Zankerei", zuckte Renji mit den Achseln. "Der Generalkommandant möchte uns also auf Gefechtsstation? Es sind die Ryoka, oder?"
 

"Es sieht so aus, auch wenn mich das Timing des Alarms interessiert", sagte Byakuya. Er blickte Renji einen langen Augenblick an. Er fragte sich, was der Grund für den Streit gewesen sein konnte und er wollte darüber reden, was sich zwischen Aizen und Ichimaru abgespielt hatte. Doch, schon auf dem ersten Blick war klar gewesen, dass Renji in seiner Uniform geschlafen hatte. Oder er hatte einfach nur sein Hakama im Knäuel in der Ecke liegen, während er...
 

Der Luftzug, der durch sein Reiatsu erzeugt wurde, ließen die Enden seines Schals flattern. Byakuya musste sich unterbrechen und einen tiefen Atemzug nehmen. Sich vorzustellen, was genau die Falten in Renjis Kleidung erzeugt hatte, war keine gute Idee.
 

„Whoa, Kommandant. Sind sie in Ordnung?“
 

Renji klang aufrichtig besorgt. Könnte es sein, dass er keine Ahnung hatte? Schön. Er würde das Problem seinem idiotischen Vizekommandanten erklären. „Du warst letzte Nacht unterwegs“, begann Byakuya, als sie den Rückweg zur 6. Division antraten. Renji lief wie immer einen Schritt hinter ihm. „Warst du auch auf Kommandant Kyōrakus Geburtstagsfeier?"
 

"Ich... uh, warte, was? Sie waren dort? Sie sind zur 11. Division gegangen? Wann?"
 

"Sehr spät", gab Byakuya kühl zurück. "Ich wurde informiert, dass du dort gewesen bist, aber bereits mit jemanden anderen gegangen bist."
 

Byakuya spürte, wie Renji plötzlich stillstand. "Oh, jetzt verstehe ich. Das ist der Grund, warum sie ins Anwesen gezogen sind."
 

Der Schwarzhaarige hielt an und drehte sich, um über seine Schulter zu blicken. Renji sah... angsterfüllt und fürchterlich schuldig aus. Etwas in Byakuyas Herz wurde schwer und kalt, als er Renjis gekränktes Gesicht sah. Sie waren auf der Straße, doch da der Alarm dröhnte und die Leute umherliefen, entschied sich Byakuya, frei heraus zu sprechen. "Es wäre ein kleines bisschen weniger schmerzhaft, wenn du wenigstens versuchen würdest, es zu leugnen, Renji."
 

Renji war kurz irritiert, doch sein Gesicht verzog sich sofort in ein Stirnrunzeln. "Warum zum Teufel sollte ich das tun!? Wir sind keine Liebhaber, Byakuya. Das ist, was du mir gesagt hast. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das bedeutet, dass ich mich herumtreiben kann, mit wem ich will."
 

Byakuya hütete seine Zunge. Leider hatte Renji recht. Wäre Renji wirklich sein Wakashū und nichts mehr, dann konnte er natürlich andere Leute sehen. Er konnte es auch. Überhaupt diese Idee von Wakashido auszusprechen, war ein furchtbarer Fehler gewesen. Nun war er dessen Regeln unterlegen oder musste Renji die Wahrheit sagen.
 

Der Rothaarige stand immer noch in der Mitte der Straße und starrte ihn zornig an. Byakuya wandte ihm sein Gesicht zu. Das Sonnenlicht war hell und ließ Renjis Zopf wie Feuer leuchten. Sein typisches, weißes Stirnband überdeckte fast alle seine Tattoos im Gesicht, doch die Augenbrauen machten seinen düsteren Ausdruck um so vieles wilder.
 

Unheilvoll, doch verführerisch wie die Sünde selbst.
 

"Ich möchte nicht, dass du jemanden anderen siehst", sagte Byakuya endlich mit einem kleinen Seufzer. "Ich möchte, dass du meins bist."
 


 

Es hätte ein wundervoller Moment werden sollen. Byakuya gab endlich zu, dass er etwas von ihm wollte. Doch das Wort 'meins' und die Weise, wie Byakuya es sagte, ließen Renji zusammenzucken. Es klang viel zu sehr danach, was er ihm schon einmal gesagt hatte. In dieser Nacht in der Allee. ' Weil du mir gehörst und ich dich hier haben möchte'.
 

Renji spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich und sein Mund trocken wurde. "Oh", war alles, was er herausbrachte.
 

Byakuyas Augenbrauen zogen sich kurz in Irritation zusammen. "Oh?"
 

"Ich meinte, toll. Ich meinte, yeah", Renji stoppte. Himmel, was war mit ihm los? Warum setzte es so dermaßen bei ihm aus, während Byakuya endlich über seinen Schatten sprang. Sie waren fast über diese Nacht hinweg, oder? Sie hatten sich umarmt und... uh, die Ohrfeige... ok, nein.
 

Was fehlte war eine Entschuldigung und vielleicht auch eine annehmbare Erklärung für die Fesslungsgeschichte. Für die Allee und, nun ja, für alles. Denn wenn dieser Augenblick bedeuten sollte, dass Renjis nicht Byakuyas waka-Sexspielzeug-was-auch-immer war, was zum Teufel sollte das alles?
 

"Dein Enthusiasmus überwältigt mich, Renji", sagte Byakuya trocken.
 

„Ich... Es ist nur so, dass ich glaube, dass wir reden müssen. Weißt du, irgendwann, wenn der Alarm nicht rumheult und eine potenzielle Invasion droht.“
 

„Ah. Also gut“, sagte Byakuya, drehte sich herum und ging in einem Wirbel aus Schal und Haori.
 


 

Sie fanden am späten Abend etwas Zeit.
 

Die Situation hatte sich nach ein paar Stunden beruhigt, da niemand auch nur eine Spur oder eine Lücke in den Verteidigungsmauern gefunden hatte. Einige der Divisionen hatten sich bereits zurückgezogen, da sie einen Fehlalarm vermuteten. Renji hingegen hatte sich dazu entschieden, vorsorglich Schichten zur Verteidigung ihres Teils der Seireitei einzuteilen. Wenn schon nichts anderes passierte, konnte er so zumindest die 11. Division daran hindern, wie kopflose Hühner durch sein Gebiet zu rennen. Es schien, als habe Kenpachi seine Truppen geteilt und in kompletten Panik-Modus versetzt. Jedenfalls schien es Renji so, als würde keine Invasion von irgendwem, außer der 11. Division, drohen. Zufrieden damit, dass seine Einheit gut vorbereitet für das war, was über Nacht eventuell kommen würde, erschien Renji wie versprochen im Anwesen.
 

Es war komisch, durch die Eingangstür zu gehen. Er war daran gewöhnt, den Eingang für die Dienerschaft zu verwenden. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er schon einmal in der großen Halle gewesen war oder gesehen hatte, wie majestätisch die Fusuma-Panelen des Anwesens waren. Alles war aus poliertem Kirschbaumholz und Seide. Es erinnerte Renji an die Gasträumlichkeiten, die sie während des Hanamis bewohnt hatten.
 

Der Hausverwalter führte ihn durch ein paar Räume zu einer kleinen, aber außergewöhnlich erlesenen Bibliothek. Der Raum roch leicht nach Rotfäule und brachte damit eine von Renjis liebevollsten Erinnerungen an die Akademie. Der Geruch von alten Büchern. Byakuya saß in einer gut beleuchteten Ecke auf einem Kissen. Er trug immer noch sein Kenseikan, doch hatte mittlerweile in einen hellblauen Kimono gewechselt, welcher mit einem fantastischen Arrangement aus Meereskreaturen in dunklen Blau- und Grüntönen bestickt war. Weiße Muscheln waren entlang des Saumes gestickt.
 

Er sah atemberaubend aus.
 

Warum fühlte sich Renji so seltsam fehl am Platz, während er hier stand? Um sein Gefühl zu überdecken, stand er gerade. „Unser Gebiet ist gesichert, Kommandant.“
 

„Gut. Rühr dich, Renji. Wir sind hier, um über andere Angelegenheiten zu sprechen“, erwiderte Byakuya und winkte ihn zu sich, damit er sich zu ihm setzte.
 

Renji durchquerte den Raum und setzte sich. Dabei versuchte er, eine komfortable Sitzposition zu finden, dass ihn nicht zu groß und globig fühlen ließ. Er hatte die Befürchtung, jeden Moment aus Versehen etwas unglaublich Teures zu zerstören. Es half ihm nicht, dass er Zabimaru in der Eingangshalle beim Hausverwalter gelassen hatte. Er hatte sich wieder daran gewöhnt, ihn an seiner Seite zu haben und nun fühlte er sich unvollständig und angreifbar.
 

Und da war Senbonzakura und lehnte gegen ein nahegelegenes Bücherregal. Sie saßen nah genug, dass Renji meinte, den mehrstimmigen, sanften Gesang zu hören. Kein Wunder, dass Byakuya die Ruhe bevorzugte. So konnte er den ständigen Gesang seines Zanpakutōs hören. „Muss schön sein“, sagte Renji mit einem verständnisvollen Lächeln.
 

„Was?“, fragte Byakuya, während er das Buch zur Seite legte.
 

Renji schloss die Augen und genoss das Geräusch für einen Augenblick, bevor er in Senbonzakuras Richtung nickte. „Es ist fast wie ein Schlaflied, oder?“
 

Baykuyas Arm streckte sich raus, um mit der Hand Senbonzakuras Griff zu verdecken, als wolle er die Musik dämpfen. Renji konnte sehen, wie sich seine Augenbrauen kurz zusammenzogen. „Wie kann es sein, dass du so etwas aus der Entfernung spüren kannst?“
 

Renji hatte gehofft, etwas für ein angenehmes Gespräch zu finden, doch er hätte wissen müssen, dass Zanpakutōs dünnes Eis waren. Er rückte von dem Thema weg, indem er die Hände hob. „Tut mir leid. Vergiss es“, sagte er. Um nach einer anderen Möglichkeit zu suchen, mit dem er ein Gespräch anfangen könnte, blickte er sich in der Bibliothek um. „Uh, also… Du hast ein hübsches Zuhause. Ich glaube, du müsstest sogar noch mehr Bücher haben, als die Bibliothek in der Akademie.“
 

„Wohl kaum“, schnaubte Byakuya. Dann blickte er den Rothaarigen fragend an. „Hast du jemals einen Fuß in die Bibliothek der Akademie gesetzt?“
 

Renji lachte leicht bei der triefenden Herablassung in Byakuyas Stimme. „Tatsächlich war ich sogar so oft da, dass die Bibliothekarin ein Feldbett im Lager für mich hatte.“
 

Byakuya runzelte wieder kurz die Stirn, doch dieses Mal schien es eher verwirrt. „Ernsthaft?“
 

„Ich weiß, schwer vorzustellen, nicht wahr? Aber ich habe oft bis spät in die Nacht dort gesessen um lesen zu lernen…. Und schreiben und… nun ja, weißt du, generell alles an Grundstoff versucht aufzuholen, was die meisten der Kadetten bereits wussten.“ Renji lächelte, als er daran zurückdachte. „Ich hatte mich total in die Bibliothekarin verknallt. Ich habe immer noch einen sexy-Bibliothekarinnen-Fetisch.“
 

Byakuya schüttelte amüsiert den Kopf, bevor er fragte: „War sie nicht eine kleine, alte Dame?“
 

„Vielleicht vor ein paar hundert Jahren“, sagte Renji mit einem Schulterzucken. „Meine war ziemlich heiß, doch es stellte sich heraus, dass sie eine Lesbikarin war. Also wenn ich mich jemals getraut hätte, sie anzumachen, wäre sie nicht daran interessiert gewesen.“
 

„Eine ‚Lesbikarin‘“, Byakuya rieb sich zwischen den Augen, direkt über der Nase. Es sah aus, als würde er plötzlich Kopfschmerzen bekommen. „Renji. Wirklich.“
 

„Was? Sie war es, die mir das Wort beigebracht hatte. Egal, sie war jedenfalls meine Heldin. Ich habe sie niemals beleidigt. Außerdem hättest du ihre Freundin sehen sollen“, Renji widerstand nur knapp dem Drang, Byakuya mit dem Ellbogen in die Rippen zu stupsen. Doch konnte er das laszive Grinsen auf seinem Gesicht spüren, als die Erinnerungen in seinem Kopf auflebten. „Ein ganzer Haufen neuer Fantasien. Heh.“
 

Byakuya schüttelte wieder den Kopf, doch lächelte er dabei leicht. Dann schien ihn ein Gedanke zu kommen und seine Mimik wurde wieder nüchtern. „Ich vermute, so bist du einfach.“
 

Renji dachte darüber einen Moment nach. Einfach? Ein scharfer Rothaariger? Vermutlich sollte er den Impuls beleidigt zu sein hinunterschlucken, denn Byakuyas Kommentar schien etwas wie ‚was kann ich von jemanden aus Inuzuri erwarten?‘ anzudeuten. Als würde die Tatsache, dass Renji von einem äußeren Distrikt kam ihn natürlicherweise mehr zu einer Schlampe machen.
 

Renji atmete tief durch und versuchte unverbindlich zu nicken. Alles in allem schien Byakuya zu versuchen, einen Weg zu finden, ihm das mit Isane zu verzeihen. Auch wenn Renji sich immer noch nicht sicher war, ob er eine Absolution für etwas brauchte, wofür er jedes Recht hatte. Sicher, er wusste, dass Byakuya mehr der besitzergreifende Typ von Person war. Er wusste auch, dass Byakuya gewollt hatte, dass Renji die Nacht geblieben wäre. Aber Renji war einfach diese halbherzige Beziehung zwischen ihnen satt gewesen.
 

Scheiß dich aus oder runter vom Pott, Kuchiki.
 

Wenn er nur auf Sex aus war, ok. Aber wenn Byakuya mehr wollte, musste er das auch sagen. Es war ja nicht so, als hätte Renji es nicht angeboten. Und alles, was er für seine Bemühungen bekommen hatte, war ein ‚warum würdest du eine solch dumme Sache tun?‘ und neulich erst eine gottverdammte Ohrfeige.
 

„Du hast wieder dein Denkergesicht aufgesetzt“, bemerkte Byakuya, seine Stimme war warm vor Zuneigung. „Sollte ich mir Sorgen machen?“
 

Ein cleverer Mann hätte den Vorteil in diesem Moment genutzt und sich vorgebeut, um ihn zu küssen. "Du wirst dich niemals dafür entschuldigen, dass du mich geschlagen hast, richtig?“
 

„Entschuldigung, was? Wann habe ich dich geschlagen?“
 

„Ok. Geohrfeigt. Was auch immer.“
 

Byakuyas Augenbrauen gingen in die Höhe. „Ich hätte nicht gedacht, dass solch eine kleine Sache jemanden wie dich stört.“
 

Kleine Sache? Jemanden wie ihm? Renji rieb sich den Kiefer und verdeckte mit der Hand seinen Mund, um sich vom zusammenhangslosen Fluchen abzuhalten. Er atmete durch die Nase und brauchte eine Weile, bis er überhaupt wieder etwas sagen konnte. Schlussendlich ließ er die Hand fallen. „Also ist das dann ein ‚nein‘.“
 

Die Augen des Kommandanten verengten sich. „Vielleicht bekommst du deine, wenn ich eine dafür bekomme, dass du unfähig warst, in der einzigen Nacht, in der wir getrennt waren, deine Hose bei dir zu behalten.“
 

Renji konnte es nicht vermeiden. Die Worte schossen einfach so hervor: „Ich hätte nicht gedacht, dass solch eine kleine Sache jemanden stört, der mich als Strichjungen benutzt.“
 

Der sofortige Anstieg des Reiatsus presste fast die Luft aus Renjis Lunge. Eine Vase klapperte auf dem Tisch und einige Bücher fielen aus den Regalen. Renji stählte sich selbst gegen den Schlag, der unweigerlich kommen würde. Doch Byakuya hob nicht die Hand. „Vielleicht solltest du gehen“, sagte er stattdessen.
 

„Ja. Vielleicht“, stimmte Renji zu. „Aber wir müssen das klären, Kommandant.“, sagte er und nutzte dabei absichtlich dessen Rang. „Wir müssen zusammenarbeiten.“
 

„Müssen wir?“
 

Oh. Richtig. Vermutlich mussten sie es nicht zwangsläufig. Er könnte auch versetzt oder… gefeuert werden.
 

„Tatsächlich“, fuhr Byakuya fort, „glaube ich, dass ich am Anfang sehr deutlich dabei war, dass dein Verbleib als Vizekommandant an deiner Fähigkeit zu gehorchen liegt.“
 

Die Worte des Kommandanten waren wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Natürlich hatte Renji eine vage Erinnerung daran, diesen Regeln zugestimmt zu haben. Er war auch mit einer Art blumig beschriebener, romatischer, loyal-bis-ans-Ende-wie-hoch-soll-er-springen Erklärung herausgeplatzt, um Byakuya ins Bett zu bekommen. Aber wirklich? Würde Byakuya wirklich seine Position dazu nutzen, um Renji damit zu drohen, nicht aus der Reihe zu fallen und damit ins Bett zu befehlen? Das konnte nicht sein. Byakuya war ein guter Kommandant.
 

Richtig?
 

Aber warum sah Byakuya so ernst aus, seine Lippen zu einer grimmigen und entschlossenen Linie gepresst?
 

Unmöglich. Renji würde diesen Bluff mitspielen. „In Ordnung. Wie sind also ihre Befehle?“ Er blickte an seiner Uniform hinunter. „Sie wollen mich nackt? Jetzt? Was?“
 

Byakuya entgegnete für einen atemberaubenden Moment seinen Blick. Renji fühlte sich vom Reiatsu des Schwarzhaarigen erdrückt, doch der Blick war viel intensiver… und furchteinflößender. „Oh, ich verstehe. Du denkst, das würde ich nicht tun“, sagte er endlich.
 

Richtig. Natürlich würde Byakuya das nicht tun. „Ich warte auf ihre Befehle, Kommandant“, sagte Renji also angriffslustig.
 

Renji dachte, die Runde ginge an ihn, da ein langes Schweigen auf seine Worte folgte. Gut. Vielleicht würde Byakuya nun realisieren, wie lächerlich diese Unterwürfigkeit war, die er von dem Rothaarigen forderte. Renji hatte gerade angefangen, sich zu entspannen, als Byakuya steif nickte. „Also gut. Ich werde Tee ordern“, sagte er und klingelte nach einem Diener. „Du kannst dich ausziehen.“
 

„Was…?“
 

„Ich glaube, ich habe dir einen direkten Befehl gegeben, Renji. Steh auf. Zieh deine Kleidung aus.“
 

Aber… das war so viel mieser, als Renji erwartet hatte. Es war eine Sache, sich vorzustellen, dass ihm befohlen wird, ihn zu küssen oder einen Blow Job zu geben, wenn sie alleine waren. Aber ein Diener war auf dem Weg! Erwartete Byakuya wirklich, dass Renji hier stand, splitterfasernackt und weiß Gott noch alles tat? Vor seinem Personal?
 

„Auf die Füße, Soldat.“
 

Zu viele Jahre Training ließen Renji bei diesen Worten aufstehen. Als er sein Gleichgewicht gefunden hatte, blickte er auf Byakuya hinunter und versuchte dabei immer noch dessen Gesicht zu lesen und wie weit er tatsächlich gehen würde. Sein Gesicht war regungslos – kühl und hart. Aber was war das in seinem Blick? Ein Funke Hunger, wie beim ersten Mal, als er ihm betrunken befohlen hatte, sich auszuziehen. Ausgerechnet in seinem Büro und nun schien es, als wäre es Jahre her.
 

Er spürte, wie ungewollt der Nervenkitzel durch seinen Körper raste und sich zwischen seinen Beinen ansiedelte. Sein Atem wurde flach und schnell. Verdammte Scheiße, er durfte nicht nachgeben. Er konnte nicht so tun, als würde er nicht darauf stehen, wenn sein Schwanz steif wie ein Brett war, wenn sein Hakama schlussendlich auf den Boden fiel. Er sollte sich vielleicht einfach eingestehen, dass er es ein Stück weit mochte, benutzt zu werden. Doch wo würde das hinführen?
 

Er auf seinen Knien, in mehr als nur einer Art und Weise.
 

Renji würde aufhören, Forderungen zu stellen und jeden Krümel, den Byakuya ihn anbot, annehmen.
 

Meh. Die alte Leier. Die alte Leier wieder.
 

Die Augen des Kommandanten ruhten auf ihm und starrten auf die größer werdende Beule in seinem Schritt. „Es scheint, dass zumindest ein Teil von dir gehorchen möchte“, bemerkte Byakuya. „Und der Rest? Muss ich mich wiederholen, Vizekommandant?“
 

„Nein, Kommandant“, sagte er und hasste sich selbst für die automatische Antwort und reflexive ‚Kommandant‘. Er atmete tief durch. Ok, es mussten bereits mehrere Minuten vergangen sein, richtig? Wenn er langsam genug war, hätte er vielleicht noch einen Fetzen Würde übrig, wenn der Tee endlich kommen würde. Er griff nach oben zu dem Stoff um seinen Kopf. Renji war stolz auf sich, dass er ihn, trotz seiner bebenden Finger, entknoten konnte.
 

Und du dachtest, du wärst es bereits gewohnt, seufzte er über sich selbst. Fing es nicht immer so an? Doch dieses Mal ließ ihn jedes Knarzen des Bodens oder Tatami zusammenzucken und zur Tür blicken. Als er den Stoff gelöst hatte, warf er es Byakuya zu. Zwang ihn damit, es entweder aufzufangen oder es würde ihn im Gesicht treffen. Der Kommandant schnappte es natürlich ohne Mühe aus der Luft. Noch nicht einmal ein überraschtes Blinzeln.
 

Bastard.
 

Nur deswegen entschied sich Renji, die Haare erst zum Schluss zu öffnen. Stattdessen zog er fest an der Kosode und versuchte sie herauszuziehen, ohne den Obi lösen zu müssen. In diesem Augenblick erschien der Diener an der Tür. Er wäre beinahe hochgesprungen, als sie sich räusperte. Scheiße, wenn das nicht Aio war.
 

„Mein Herr?“
 

„Tee“, sagte dieser simpel, seine Augen verließen Renji zu keinem Augenblick. „Für einen.“
 

Renji hielt den Atem an. Byakuya würde sich in seinen extravaganten Kissen zurücklehnen, Tee trinken und ihn beobachten. Heilige Scheiße. Und warum, warum nur, machte ihn dieser Gedanke so sehr an, dass er sich ein Ächzen unterdrücken musste?
 

Aio schien einen Schritt zurückzumachen. Renji spürte, wie sie ihn anschaute. Er stand dort, mit seinen Fäusten in seinem Oberteil, biss sich selbst auf die Lippe, um keinen Ton von Sich gegeben. Er hatte in einer offensichtlichen Auszieh-Geste innegehalten und sein Glied auffallend aufgerichtet. Seine eigenen Augen blieben bei Byakuya, auch wenn er spüren konnte, wie sich die Muskeln in seinem Kiefer verkrampften, je länger sie dort stand und die beiden angaffte. Gott sei Dank verbeugte sie sich bald. „Ja, mein Herr. Tee für einen.“
 

„Nächstes Mal“, sprach Byakuya, als die Tür leise geschlossen wurde. Seine Stimme war etwas lauter, als nötig. „Wirst du nicht aufhören, um zu warten, bis sie geht, Renji. Hast du mich verstanden?“
 

„In Ordnung“, entgegnete Renji matt und spürte, wie die Hitze in sein Gesicht stieg. Mit seinem erröteten Gesicht, richtete Renji seinen Blick auf den Boden, während er weiter an der sturen Kosode zog. Leider musste er dafür so viel Kraft aufwenden, dass die Shitage auch mit rutschte. Die Lagen rutschten etwas auseinander und entblößten einen Streifen seiner Brust und Rumpf. Die kühle Luft auf seiner Haut und Byakuyas heißer Blick ließen ihn erschaudern.
 

Renji war bereits so hart, dass alles, was er jetzt noch tun wollte, war, nach unten zu greifen und sich zumindest etwas zu erleichtern. Stattdessen stellte er sich zumindest vorläufig mit einem Wechsel seiner Haltung zufrieden und erlaubte sich ein kleines Stöhnen.
 

Byakuya schien es zu mögen. Seine Mimik änderte sich nicht viel, doch sein Mund war leicht geöffnet und sein Atem ging wohl etwas schneller.
 

„Worauf wartest du?“, fragte Byakuya harsch. „Ich will dich ausgezogen sehen, bevor mein Tee ankommt.“
 

Ugh.
 

Der Gedanke daran, dass Aio ihn nackt sehen würde, während er sich von Byakuya so vorführen und erniedrigen ließ, war zu viel. Er konnte sich trotz Befehl nicht beeilen. Er zog die Oberteile nacheinander aus und nahm sich auch den einen oder anderen Moment, um sie in Ruhe zu falten und auf Seite zu legen. Das würde ihm ein paar Minuten bringen. Wie lang würde es brauchen, Tee zuzubereiten und ihn hinaufzubringen? Es schien immer so schnell aufzutauchen, wenn er nicht darauf achtete. Wenn es nicht darauf ankam…
 

Renji atmete wieder tief durch, um sein hämmerndes Herz und seine wackeligen Beine zu beruhigen. Er ließ die Hand zwischen den Stoff an seiner Schulter gleiten, um vorsichtig die schwarze Kosode auszuziehen. Verdammt. Die Seide wollte nicht irgendwo hängen bleiben. Nach gefühlten Stunden hatte er es irgendwie geschafft und das Kleidungsstück war in seiner Hand. Er dachte daran, dass es am besten wäre, auch diese zu falten, doch seine verdammten Hände hatten vergessen, wie man die einfachsten Dinge beherrschte. Besonders, wenn er am liebsten sich selbst anfassen würde. Während er an dem Kleidungsstück rumfummelte, zuckten Renjis Hüften. Sie stießen unfreiwillig nach vorne, als sei sein Körper fest entschlossen ihn in Verlegenheit zu bringen.
 

„Schau dich an“, sagte Byakuya leise und klang sehr erfreut. „So ein beschämendes, gieriges Biest.“
 

Zischend atmete er aus. Gott, es war so wahr. Und das Tempo, dass er selbst festgesetzt hatte, machte das Ganze noch schlimmer. Er schwitzte. Er wollte verzweifelt den Rest seiner Kleidung sich vom Körper reißen, denn vielleicht, aber nur vielleicht, war ihm erlaubt, sich zu Byakuyas Unterhaltung selbst zu befriedigen.
 

Ein Knarzen im Gebälk ließ ihn einen Satz machen.
 

Renji konnte ein tiefes, grunzendes Wimmern nicht ganz unterdrücken. Er musste sich zusammenreißen. Der Tee würde jede Minute ankommen, nicht wahr? Es musste so sein. Wenn Aio einmal gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte Byakuya ihn benutzen, in welcher kranken und perversen Art und Weise er wollte. Einmal, Zweimal, Eintausend Mal. Renji kümmerte es in diesem Moment nicht. Aber er war nicht bereit dafür, sich zu bücken, sich selbst zu vögeln oder was auch immer, wenn er ein gottverdammtes Publikum hatte.
 

Besonders nicht Aio. Es waren hunderte von Leuten in diesem Anwesen. Warum musste es jemand sein, den er kannte?
 

Renji gab den Versuch auf, sein Kleidungsstück zu falten. Er ließ das schwarze Oberteil auf die Seite fallen. Denn er hatte Angst, dass wenn er sich vorbeugen würde, er damit anfangen würde, sich in den Kissen Erleichterung zu verschaffen. Zu diesem Zeitpunkt war es schon fast eine Erleichterung, einfach aus der Shitagi zu schlüpfen und die kühle Luft auf seiner heißen Haut zu spüren.
 

Zumindest wusste Renji, dass er eine Weile in diesem Aufzug bleiben konnte. Byakuyas Freude, seine Tattoos zu sehen, war offensichtlich… für Renji jedenfalls. Der Körper des Kommandanten bewegte sich keinen Milimeter und es schien, als hätte er vergessen zu atmen. Seine Erregung war ganz klar in der leichten Röte zu erkennen, die seine sonst so blassen Wangen schmückte und daran, dass seine Zunge kurz über dessen Lippen fuhr.
 

Renji blickte hoffnungsvoll zur Reispapiertür. Kein Anzeichen von Aio und dem Tee.
 

Seine Hände zögerten an seinem Obi. Er drehte sich wieder zur Tür. Konnte er das wirklich tun?
 

Doch da war noch eine Sache, die er tun konnte! Er griff nach oben, um seine Haare vom Band zu befreien. Sobald der Stoff entknotet war, nahm er sich einen Augenblick Zeit, um seine Haare auszuschütteln. Byakuya machte dabei das erste, hörbare Geräusch. Ein tiefes, fast klagendes Stöhnen.
 

Renji ließ die Finger durch die Haare gleiten und blickte noch einmal zur Tür. Waren das Schritte? Seine Hand ging langsam zum Obi. Was, wenn Aio gleich kommen würde? Würde Byakuya sie wirklich hineinrufen und sie alle mit Renjis Nacktheit beschämen? Ein Dienstmädchen hatte ihn schon ausgebreitet und nackt auf Byakuyas Bett gefunden, während er mit Kidō gefesselt war. Irgendwie dachte Renji daran, dass diese Situation ‚angenehmer‘ war, da sie bereits fertig waren. Im Privaten. All dieses brennende, schmerzvolle Verlangen erschien… dreckig und unanständig.
 

„Habe ich dir gesagt, dass du aufhören solltest?“, fragte Byakuya
 

Renji schaute ihn flehend an. „Ich kann nicht. Ich kann es nicht tun. Nicht hier. Nicht, wenn Aio zurückkommt. Es tut mir leid. Können sie mich nicht woanders hin bringen? Irgendwo…“
 

Der Rest von Renjis Worten gingen verloren, als plötzlich ein Bücherregel auf seinen Rücken stürzte. Renjis Kopf knallte gegen das Holz und die Bretter pressten sich in die Haut seines Rückens. Byakuya hatte Shunpo genutzt und hatte eine Hand auf die Mitte von Renjis Brust gelegt, hielt ihn damit fest an Ort und Stelle. Die andere Hand umfasste plötzlich Renjis Schritt.
 

Byakuya blickte ihn fast mitleidig an. „Dein Körper weiß sich besser zu benehmen als du.“
 

Trotz seiner Verzweiflung hörte Renji es: Ein leises Klopfen an der Tür.
 

„Nein“, japste Renji und versuchte plötzlich das Tempo zu wechseln, wand sich, um sich aus Byakuyas Griff zu lösen. Dieser jedoch griff fester zu, bevor er ruhig „Komm“ sagte. Es schien wie ein Befehl für sie beide.
 

Von irgendwoher, über dem Geräusch seiner eigenen, quälenden Lust, hörte er Aios Schrei und wie ein Tee-Service auf den Boden fiel. Byakuyas Gesicht wandte sich um, um das Dienstmädchen missbilligend anzustarren. Renji hing immer noch an ihm, wie ein schwacher Welpe und schnaufte gegen die kühle Haut des Kommandanten.
 

„Du wirst das umgehend sauber machen.“
 

„Ja, Kommandant“, murmelten Renji und Aio gleichzeitig kläglich. Auch wenn Aio anstatt ‚Kommandant‘ das übliche ‚mein Herr‘ verwendete.
 

„Nein, Renji“, sagte Byakuya sanft. „Du hast dich wundervoll benommen.“
 

Wenn das wahr war, warum wollte er sich dann übergeben? Und warum wollte Byakuya nicht aufhören, ihn zu begrabschen? Renji versuchte sich, aus dem Griff zu winden, nur um dabei hart gegen das Bücherregal zu stoßen. Einige kleine Manuskripte fielen auf die Erde.
 

Aio machte einen kleinen Laut der Verzweiflung und des Entsetzens.
 

„Stopp“, wisperte Renji.
 

„Also gut“, sagte Byakuya und ließ ihn so plötzlich los, dass Renji das Gleichgewicht verlor. Als Byakuya seine Hände abschüttelte, glitt Renji zu Boden und landete unsanft mit dem Hintern auf den Boden. Byakuya drehte sich um und durchquerte den Raum in Richtung der geöffneten Tür. Er hielt kurz bei Aio an, die nervös die Scherben aufsammelte. „Ich werde meinen Tee in meinen Räumlichkeiten zu mir nehmen. Sieh zu, dass Vizekommandant Abarai den Weg dorthin findet, sobald er dazu in der Lage ist.“
 

Aio blickte zu Renji, der jedoch wegschaute. Sie musste genickt oder anderweitig den Befehl bestätigt haben, denn Byakuya verließ den Raum.
 

In der Lage? Renji war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch einmal in der Lage war, den Weg in Byakuyas Schlafzimmer zu finden. Er fühlte sich so gedemütigt.
 

Nein, dachte Renji mit einem Seufzer, als er auf die Füße kam. Er würde sich nicht weiter anlügen. Er stand darauf. Der Beweis dafür wurde kalt, klebrig und ekelig in seiner Hakama. „Uh, hey, Aio“, sagte er, während er sich am Bücherregal aufstützte. „Glaubst du, es gibt eine Möglichkeit, dass jemand vom Anwesen zurück in mein Quartier geht und meine Kleidung und eine neue Uniform holt?“
 

Sie schaute mit Tränen in ihren Augen zu ihm auf. „Ich… oh Renji, natürlich.“
 

„Cool.“ Trotz seiner Entschlossenheit, musste er wegschauen. „Und gibt es da irgendwo ein Bad zwischen diesem und seinen Räumlichkeiten?“
 

Renji kam vor dem Tee an und überraschte Byakuya damit. Er hörte ihm von der Tür aus murmeln. „Himmel, ist das hier riesig. Wie viele Räume braucht eine Person, um darin zu schlafen?“
 

Byakuya legte sein Buch auf dem Nachttisch ab. „Folge meiner Stimme“, schlug er vor.
 

Renjis Glucksen war fast schon überraschender, als die Tatsache, dass er überhaupt gekommen war. „Was ich brauche ist eine gottverdammte Landkarte. Oder vielleicht Brotkrümel.“
 

Schon bald blickte Renji um die Ecke. Es schien, als habe er sich die Zeit genommen, sein Gesicht zu waschen, denn ein paar Strähnen der roten Haare klebten feucht an Wangenknochen und Hals. Sonst war es das übliche Gewirr, welches in dicken Locken hinunterfiel. Renji hatte den Hakama ausgezogen und nutzte nur die weiße Shitagi als notdürftige Bekleidung. Mit nur den Bändern, die es zusammenhielt und ohne Obi, hing das Kleidungsstück weit offener und tiefer, als es mit der Uniform normalerweise tat. Dabei entblößte es verlockende Abschnitte dunkler Tattoos auf Brust und Bauch.
 

„Da bist du ja“, Renji lächelte, als er in den Raum trat.
 

Ein Lächeln?
 

Nicht exakt die Begrüßung, mit der Byakuya gerechnet hatte, auch wenn es nicht unwillkommen war. Der Schwarzhaarige rutschte etwas in dem riesigen Bett, um für Renji Platz zu machen, auch wenn er bereits unbewusst etwas Raum für ihn auf der rechten Seite gelassen hatte. Wie immer.
 

„Weißt du“, begann Renji und krabbelte ins Bett. Dabei platzierte er einen kleinen Kuss auf Byakuyas Wange. „Du hättest zumindest Essen für 2 ordern sollen. Ich verhungere.“
 

Byakuya beobachtete Renji, wie er die Kissen aufschüttelte und die Bettdecke anhob, um darunter zu gleiten. Hätte er gewusst, dass Renji so reagieren würde, hätte er sich nicht so schnell um seine eigenen Bedürfnisse gekümmert. Und… es war noch frustrierender, dass es schwer war zu wissen, ob Renji überhaupt wirkliche Scham für die Situation empfand. Denn das sollte er. Es war eine Bestrafung für die öffentliche Demütigung gewesen, die Byakuya in der 11. Division aufgrund Renjis Seitensprung erleiden musste.
 

„Ist das ein Balkon? Das muss im Sommer großartig sein. Was ist der Ausblick? Der Kirschbaumgarten?“, fragte Renji während er hinaus ins Dunkle blickte. Mit einem lang gezogenen Gähnen und strecken der Muskeln rollte er sich auf den Rücken und blickte zu Byakuya auf. „Wie kommt es, dass wir noch nie in diesem Raum geschlafen haben?“
 

„Diese Räumlichkeiten haben meinen Eltern gehört“, sagte Byakuya. „Ich neige immer noch dazu, über dieses Bett als ihr Bett zu denken.“
 

„Whoa!“, Renji richtete sich hektisch auf und starrte die Laken an, als würden sie ihn beißen wollen. „Scheiße!“
 

Byakuya konnte ein kleines Glucksen nicht zurückhalten. „Sie sind schon lange von uns gegangen, Renji. Ich bin mir sicher, dass es ihnen nichts ausmacht.“
 

„Ich weiß nicht“, sagte Renji mit einem Kopfschütteln und schaute immer noch auf die Laken, als würde er erwarten, dass jeden Moment ein rachsüchtiger Geist aufsteigen würde. „Ich vermute, sie würden es nicht billigen.“
 

„Es ist schwierig, das zu wissen“, sagte Byakuya leise. „Ich habe immer gedacht, dass mein Vater vielleicht mein Verbündeter gewesen wäre, als ich Hisana meiner Familie vorstellte. Er hatte wesentlich weniger… Bedenken, was die Herkunft anging. Womöglich hätte er vor allem dich gemocht. Er mochte Kompetenz… bei jedem, aber besonders bei Soldaten. Mein Vater war der Vizekommandant der 6. Division, verstehst du, unter meinem Großvater. Von allen Erzählungen und schriftlichen Aufzeichnungen aus, war er ein sehr guter Vizekommandant. Die Sorte von Person, an die sich Soldaten wenden konnten, um einen Rat zu erfragen. Sehr praktisch, verbunden mit seinen Truppen, freundlich, warm.“
 

„Huh“, machte Renji und entspannte sich wieder etwas. Byakuya konnte Renjis irritierten Blick spüren. Der Blick, der fragte: ‚Wie kommt es, dass du nicht so bist?“
 

„Ich komme mehr nach meiner Mutter“, erklärte Byakuya. „Sie war mehr beurteilend und exakt. Ein furchtbarer Lehrer. Kein bisschen geduldig. Sie hatte wenig Interesse an Dingen, die nicht bereits perfekt waren. Aber sie war auch eine bekennende Romantikerin. Wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich mich verliebt hätte, hätte sie einen Weg gefunden, euch beide willkommen zu heißen.“
 

Renji sank zurück auf die Matratze und hatte seine Augen geschlossen, während er genau zuhörte. „Ich wette, sie war wunderschön.“
 

„Sehr“, gab Byakuya zurück. „Auch wenn mir gesagt wird, ich wäre ein Ebenbild meines Vaters.“
 

Renji öffnete ein Auge und grinste Byakuya breit an. „Verdammt. Eine ganze Familie voller Schönheiten.“
 

Byakuya erlaubte sich bei diesem Kompliment ein Lächeln. „Durchaus.“
 

Während Renji ein weiteres Gähnen unterdrückte, steckte er die Arme unter den Kopf. „Sie hören sich nett an. Ich wünschte, ich hätte sie kennenlernen können.“
 

Byakuya griff hinüber, um ihn ein paar verirrte Strähnen aus Renjis Gesicht zu streichen. „Hmmm, vielleicht. Doch ohne Zweifel hat die Zeit meine Erinnerungen sanfter gemacht. Es ist genauso möglich, dass sie dich verabscheut und mich enterbt hätten.“
 

Renji nickte abwesend, sah aus, als würde er jeden Moment einschlafen.
 

Also küsste Byakuya sanft dessen Stirn. „Du hast verstanden, dass ich nicht möchte, dass du mit jemanden anderen schläfst, ja?“
 

Renji schnaubte und rollte sich zur Seite. „Ja. Ich habe das verstanden.“
 

„Ich meine es ernst, Renji.“
 

„Oh, auch das habe ich verstanden. Laut und deutlich.“
 

„Gut.“

The Demon's Stare

In Byakuyas Albtraum wurde er hinuntergedrückt, unten gehalten von etwas Heißem, Pelzigen und Unbeweglichem. Als er erschrocken aufwachte, sah Byakuya es. Ein riesiger Albino-Pavian. Seine unmenschlichen Augen sahen ihn aufmerksam an, als würde er seine Beute beobachten. Eine massive Hand mit Klauen ruhte auf Byakuyas Brust. Er konnte schwören, dass er den Druck des Gewichts spürte. Krallen schienen leicht durch die Seide der Laken und seines Kimonos zu stechen, pikste in seine Haut. Byakuya hielt den Atem an, er hatte Angst, sich unter dem intelligenten, affenartigen Blick zu bewegen. Besonders, da es seine gelben Fangzähne langsam und bedrohlich zur Schau stellte. Ihre Augen trafen sich für einen langen Moment und Byakuya spürte die heulende Wut aus roher Kraft. Es schien zu versuchen, mit ihm zu reden, seinen... Unmut auszudrücken.
 

Mit einem raschelnden Zischen verschwand es aus seinem Blick.
 

Als sich seine Sicht klärte, realisierte er, dass Renji über ihm lag und ihn unten hielt. Renjis offene Haare waren über Byakuyas Gesicht ausgebreitet, kitzelten ihn unter der Nase und fanden ihren Weg in seinen Mund. Byakuya wischte die roten Strähnen irritiert weg und krabbelte unter Renjis schweren Armen und Körper hindurch. Doch nun hing Byakuya am Rand des Bettes, was eigentlich groß genug sein sollte, dass eine komplette Einheit komfortabel darin schlafen konnte. Auch mit Renji, der sich in die Laken wickelte. Auch wenn die Luft ohne Decke kühl war, lag Byakuya für einen Augenblick dort, unterdrückte ein Schaudern und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
 

[style type="italic"]War das... Zabimaru gewesen?[/style]
 

Oder war die Erscheinung bloß eine Fortsetzung von Byakuyas Albtraum gewesen? Sicher war es für das dämonische Zanpakutō unmöglich, sich zu materialisieren, wenn Renji noch nicht einmal wach war. Besonders nicht, wenn die Waffe nicht in der Nähe war. War es überhaupt auf dem Anwesen? Renji hatte sein Schwert nicht getragen, als er letzte Nacht in der Bibliothek gewesen war, doch dieser verdammte Alarm hatte die ganze Soul Society in Alarmbereitschaft versetzt und seitdem trug es Renji wieder ständig.
 

So oder so, konnte es einfach nicht sein. Es war einfach nicht möglich.
 

Noch nicht einmal er, der Senbonzakura mit bloßen Gesten führen konnte, konnte das Erscheinen so unbedacht, völlig unbewusst herbeiführen. Der Dämon musste ein Streich seiner eigenen Vorstellungskraft gewesen sein. Das war die einzige sinnvolle Erklärung. Er drehte sich zur Seite und beobachtete Renji im Dunklen. Selbst im friedlichen Schlaf schienen die Tätowierungen Renjis Gesicht hart und wild zu machen. Wie bei einem Tier… wie bei einem Dämon.
 

Mit einem bebenden Atemzug rutschte Byakuya zurück und verließ das Bett. Das Licht zeigte sich nur leicht am Horizont. Eine leichte azurfarbene Linie bildete sich über den Kirschbaumgarten und schien durch die Fenster. Er zog den Stoff seiner Schlafkleidung fester um sich und ging in einen benachbarten Wohnraum. Auch wenn es noch sehr früh war, würde jemand wach und in der Küche sein. Also klingelte Byakuya nach einem Diener. Er brauchte den Trost von Tee.
 

Ein lautet Schnarchen kam aus dem Schlafzimmer, als Renji sich umdrehte und neu positionierte. In diesem Moment wurde ihm unangenehm bewusst, dass er bei dem Geräusch… zusammengezuckt war.
 

Letzte Nacht, nachdem Renji ein wenig intimes Bettgeflüster über Byakuyas Eltern herausgekitzelt hatte, hatte der Schwarzhaarige angefangen, sein Bedürfnis zu bereuen, seinen Vizekommandanten beherrschen zu wollen. Und nun…
 

Byakuya erschauderte unkontrolliert. Nun schien es notwendiger als jemals zuvor.
 

Ein leises Klopfen kam von der Tür und schreckte ihn auf. Byakuya atmete tief durch, bevor er zum Sprechen ansetzte. „Herein.“
 

Es war der Hausverwalter, Eishirō, der trotz der Uhrzeit herausgeputzt und alarmbereit wirkte. Byakuya wusste nicht, wie alt Eishirō wirklich war. Er war erst vor Kurzem zum Hausverwalter befördert worden, irgendwann in den letzten 50 Jahren oder so, doch er arbeitete bereits seit einigen Generationen für die Kuchiki-Familie. Er sah nicht viel älter als 20 Jahre aus, mit langem, dunklem Haar, dass aus der Stirn gekämmt und durch einen simplen Pferdeschwanz gehalten wurde. „Was benötigt mein Herr?“, doch bevor Byakuya antworten konnte, fügte er besorgt hinzu, „Sind sie in Ordnung, mein Herr? Sie sehen blass aus.“
 

„Mir geht es gut“, gab Byakuya kühl zurück. „Wenn ich medizinischen Rat benötige, rufe ich jemanden aus der 4. Einheit. Was ich benötige ist Tee.“
 

„Ah, natürlich, mein Herr“, sagte er mit einer tiefen Verbeugung. Noch mit tiefgebeugtem Kopf fragte er etwas verschlagen „Nur für sie?“
 

„Da ich der Einzige bin, der offensichtlich wach ist, ja“, sagte Byakuya immer noch ein wenig schnippisch. „Vielleicht werden wir später Frühstück für 2 auf den Balkon anrichten lassen. Ich befürchte, ich muss außerdem danach fragen, dass jemand zur 6. Einheit hinübergeht, um die Robe meines Vizekommandanten, die mit den Kirschblüten, und eine frische Uniform in seiner Größe zu holen.“
 

Eishirō räusperte sich und schien etwas verlegen. „Das wird nicht nötig sein, mein Herr. Es wurde bereits erledigt.“
 

„Oh?“
 

„Ja, mein Herr. Vizekommandant Abarai stellte letzte Nacht die gleiche Anfrage. Wir… ich meine, ich habe entschieden, dass sie es als angemessen erachten, dass das Personal seine Wünsche erfüllt.“
 

„Ich verstehe“, gab Byakuya irritiert zurück. Das Personal folgte also nun Renjis Befehlen? Warum dieser Wandel? War es aus Mitleid? Wie konnten sie nur einen Funken Respekt für ihn übrig haben, wenn man die Gerüchte bedachte, die unter den Bediensteten sich wie ein Buschbrand verbreiteten? Und Renji! Aio schien vollkommen in sich zusammengesunken, am Boden zerstört. Hatte Renji wirklich die Dreistigkeit, ein Anliegen in dieser Situation letzte Nacht weiterzugeben?
 

Er musste keinerlei Schamgefühl haben. Oder ein wahrer seelenloser Dämon sein.
 

Und warum brachte der Gedanke ein kleines Lächeln auf Byakuyas Lippen, noch bevor er es kontrollieren und sich selbst daran erinnern konnte, dass es höchstwahrscheinlich kein gutes Zeichen war?
 

Eishirō beugte erneut seinen Kopf. „Ich… hoffe ich habe meine Befugnis nicht überschritten, mein Herr.“
 

„Nein, nicht im Geringsten“, sagte Byakuya mit einer entlassenen Handbewegung. Wenn Renji so stark war, so… belastbar, dann könnte er ihn auch dafür belohnen. „Renji wird eventuell von Zeit zu Zeit ein Gast auf dem Anwesen sein. Bitte ermöglicht ihm jegliche Privilegien, die anderen Gästen ebenso zustehen.“
 

„Es wird uns eine Freude sein, mein Herr.“
 


 

Der Hausverwalter hatte gerade die Tür geschlossen, als Byakuya hörte, wie sich Renji hinter ihm regte. Als er sich umdrehte, sah er den Rothaarigen gegen den Raumtrenner gelehnt. Es sah aus, als würde er nur dank diesem gerade stehen. Er blinzelte benebelt und seine Haare waren ein größeres Desaster als sonst. Seine rubinroten Strähnen standen in alle Richtungen ab und in einigen Fällen schien es sogar, dass sie die Schwerkraft überlisteten. „Hab ich ein Glück“, murmelte er. „Es wird wieder Tee für einen sein, richtig?“
 

„Ich kann ihn zurückrufen“, bot Byakuya an.
 

Renji rieb sich den Schlaf mit der Handrückseite aus den Augen. „Du hast doch bestimmt eine zusätzliche Teeschale hier irgendwo versteckt, oder?“
 

„Du kannst aus der Vase trinken“, zog ihn Byakuya auf. Als Renji das teure, antike Stück ansah, als würde er es in Erwägung ziehen, schüttelte er den Kopf. Er stand auf, um erneut nach einem Diener zu klingeln. „Sei nicht idiotisch. Es ist viel einfacher, den Hausverwalter zurückzurufen.“
 

Renji verlagerte das Gewicht, um selbstständiger zu stehen. Die Shitagi war lang genug, um Renji zu bedecken, aber auch nur gerade so. Viele seiner Tattoos auf den Oberschenkeln waren deutlich sichtbar, genauso wie die Streifen auf seinen Waden. Der Stoff hing skandalös weit offen, zog Byakuyas Augen auf die wohlgeformten Muskeln und bot fesselnde Ausblicke auf die Linien auf Brust und Bauch. Renjis Hand glitt durch seine Haare, seine Finger blieben in einen Knoten hängen, die er gleichzeitig mit der Geste löste. „Jetzt muss der arme Kerl den ganzen Weg zurücklaufen und die Treppen wieder hinauf.“
 

Renji klang wie Hisana, wenn er solche Dinge sagte. „Ja. Aber so kann er dir auch deinen Kimono oder deine Uniform bringen. Was auch immer du bevorzugst.“
 

Genauso wie sie, schien Renji den Vorzügen solcher Annehmlichkeiten zu widerstehen, doch wirkte es so, als wolle er weiteren Protest für sich behalten. Renji blickte zum Balkon, schielte zu dem Himmel, der nun auch einen Hauch Pink und Orange mit einem etwas helleren Blau zeigte. „Himmel, was ist das? Morgengrauen?“
 

„Ungefähr“, stimmte Byakuya zu.
 

Renji blickte ihn unter dem Vorhang seiner Haare und wilden Tattoos an. Sein Blick war durchdringend und intensiv. „Konntest du nicht schlafen?“
 

Byakuya schaute weg. Könnte Renji das Erscheinen des Dämons gespürt haben? Oder hatte er tatsächlich für dessen Erscheinen gesorgt? Um sein Unbehagen zu überdecken, sagte er: „Wie üblich hattest du das ganze Bett belagert. Ich sah mich gezwungen, zu flüchten, so lange ich noch am Leben war.“
 

Renji lachte schnaubend und entspannte sich sichtlich. „Ja, hey. Tut mir leid. Es ist eine alte Angewohnheit von Inuzuri. Ich neige dazu, von Körperwärme angezogen zu werden. Besonders, wenn das Wetter sich ändert. Es war unangenehm, als ich noch kein Offizier war und auf dem Boden geschlafen habe. Ein Haufen Typen haben das falsch verstanden, wenn sie mich in ihrem Bett fanden.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya. Auch wenn es sicherlich nicht geplant war, gingen ihm durch Renjis Worte einige Bilder durch den Kopf, wie er in widerlicher Art und Weise an Rukia angekuschelt, in irgendeiner schmutzigen Seitenstraße lag. Byakuya schüttelte den Gedanken mit etwas Mühe ab.
 

Renji schien das nicht wahrgenommen zu haben, denn er lächelte ihn breit an. „Aber du riechst um Längen besser, als jeder dieser Kerle. Besonders als die von der 11. Division. Das sag ich dir nicht umsonst.“
 

„Durchaus“, Byakuya konnte sich das vorstellen.
 

Doch, wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung in diesen Dingen. Er war schon immer ein Offizier gewesen. Byakuya war direkt nach der Akademie 3. Offizier geworden. Selbst wenn er das nicht geworden wäre, hätte er niemals in einem herkömmlichen Raum geschlafen. Es wäre sowohl ungebührlich als auch ungehörig gewesen.
 

Der Hausverwalter erschien wieder in der Tür. „Mein Herr“, fragte er, als Byakuya ihn hineinbat. Doch als er Renji sah, hellte sich Eishirō verstehend auf. „Ah, Tee für zwei, vermute ich? Vielleicht kann ich dem Herrn auch seine Robe bringen?“
 

Byakuya drehte sich zu Renji, welcher, trotz seiner früheren unerschütterlichen Angeberei, nun wegschaute und zum Balkon hinausschaute. Seine Haare verdeckten die leicht erröteten Wangen. „Renji?“
 

„Sicher“, sagte er. „Was auch immer.“
 

„Ja“, bestätigte Byakuya. „Außerdem kann der Koch sobald wie möglich mit dem Frühstück anfangen. Da nun mein Vizekommandant wach ist, bin ich mir sicher, dass er hungrig ist.“
 

„Mein Herr“, sagte der Hausverwalter und schloss mit einer Verbeugung die Tür.
 

„Hast du das gehört?“, fragte Renji, als die Schritte im Flur langsam verhallten. Es schien als müsste er sich selbst kneifen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich mit der Hüfte gegen den Raumtrenner. Seine Augen blickten immer noch auf etwas in der Ferne. „‘Herr‘. Das war ein erstes Mal. Du kennst Eishirō vom 3. Distrikt, oder? Das muss wehgetan haben.“
 

„Du solltest dir ins Gedächtnis rufen, dass du der Vizekommandant der 6. Division bist, oder bist du das nicht?“
 

Renji warf Byakuya einen langen, wütenden Blick zu. Gefolgt von deiner düsteren Grimasse. „Ja, stell dir vor, ich erinnere mich daran.“
 

Ah, Zähnefletchen. Das hat nicht wirklich lange gedauert.
 

Auch wenn Byakuya wusste, dass es ein abrupter Wechsel des Themas war, konnte er nicht anders. „Ist Zabimaru hier irgendwo? Hast du ihn letzte Nacht auch mit in den Raum gebracht?“
 

Renji löste seine verschränkten Arme und blinzelte Byakuya an. „Auch? Auch als was?“
 

„Genauso wie du mein Personal Befehle gibst. Aber das geht am Thema vorbei. Ich möchte wissen, ob dein Zanpakutō hier, unter meinem Dach ist.“
 

„Unter deinem Dach?“
 

[style type="italic"]Musste sein idiotischer Vizekommandant jede einzelne Frage wiederholen, die er stellte?[/style] „Ja, das sagte ich. Also antworte mir: Ist Zabimaru auf dem Anwesen, Renji? Ja oder nein?“
 

„Ja“, sagte Renji.
 

Byakuya wirbelte herum und suchte nach dem unverwechselbaren, rotbebänderten Griff.
 

„Entspannen sie sich, Kommandant“, tadelte Renji spöttisch. „Er wird nicht hervorspringen und sie beißen. Ich habe ihn letzte Nacht bei Eishirō gelassen.“
 

„Wie weit entfernt?“
 

„Was? Woher zum Teufel soll ich das wissen?“
 

Byakuyas Augen verengten sich. „Weil du es weißt, Renji. Du weißt es immer.“
 

„Also schön“, sagte Renji mit einem Schulterzucken. „Er lehnt gegen die Wand der großen Halle, nicht weit vom Ort entfernt, wo ich gestern Abend angepisst wie sonst was, hereingekommen bin. Wollten sie das hören?“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya stimmlos. Also… hatte sich der Dämon über ihm materialisiert. Er war wütend auf ihn. Seine Hand glitt nach oben zu seinem Hals, als wolle sie bereits verheilte Striemen verdecken. Als er realisierte, was er gerade tat, unterbrach er sich sofort. Byakuya drehte sich um und schämte sich für seine derzeitige Schwäche. „Wenn der Hausverwalter mit deinen Sachen kommt, geh.“
 

„Gehen? Was, jetzt schon? Was hab ich dieses Mal gemacht? Was hat Zabimaru getan?“
 

Byakuya wirbelte herum. „Wie kannst du nur so eine Frage stellen? Hast du überhaupt keine Kontrolle über dein Zanpakutō? Kannst du nicht verhindern, dass der Dämon aus der Leine rutscht? Oder bist du derjenige mit dem Halsband, der seinem Kommando vollkommen unterlegen ist?“
 

„Whoa, whoa, whoa“, machte Renji und deutete mit den Händen nach unten. „Ich weiß nicht, von was sie verdammt noch mal sprechen, aber halten sie ihren Bondage-Fetisch von meinem Zabimaru fern.“
 

„Das ist ernster als all das, Renji Abarai“, sagte Byakuya, der Luftstrom, der von seinem Reiatsu erzeugt wurde, zog am Saum seines Kimonos. „Dein Dämon ist außer Kontrolle.“
 

Renji sagte nichts, starrte nur Byakuya mit verengten Augen und kleinen Pupillen an. Mit dem Anstieg des Reiatsus konnte der Schwarzhaarige es spüren. Die Kreatur, in Renji brodelte. War es eine optische Täuschung des Lichts, oder schien Renjis Schatten kurz als schlangenschwänzige Bestie aufzuflimmern?
 

„Du hast Nerven“, sagte Renji mit tiefer und leiser Stimme. Ein bösartiges, rotes Glänzen blitzte durch Renjis Augen, als er mit einer unheimlichen Ruhe fortfuhr. „Es ist nicht meine Schuld, dass du nicht möchtest, worum du gebeten hast.“
 

Ihre Blicke trafen sich und Byakuya konnte es fühlen. Den Blick von Zabimaru. Doch dieses Mal, glaubte er, die Worte des Dämons hören zu können.
 

Du kannst uns nicht einsperren, Mensch. Versuch es noch einmal und du wirst sterben.
 

Ein Klopfen an der Tür brach den Bann. Byakuya zuckte ungewollt zusammen. Verstohlen blickte er zu Renji und sah ein verrücktes, zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht. „Ich mach das, Kommandant“, sagte er. „Ich gehe ja sowieso.“
 

Byakuya traute sich nicht, zu sprechen. Er hielt nur den Atem an, bis der Dämon verschwand.

Treasonous Illusion

Byakuyas Morgen bestand aus einem Desaster nach dem anderen. Natürlich war da zuerst das Erwachen, weil Renjis Dämon auf ihn hinabgeatmet und mit dem Tode bedroht hatte. Dann, als er endlich entschieden hatte, was er Renji sagen wollte und in der Division angekommen war, um mit ihm zu reden, waren Eindringlinge wortwörtlich vom Himmel gefallen.
 

Doch Byakuya war sehr stolz auf seine Einheit. Trotz des Chaos waren Renji und sein Team sehr effektiv vorgegangen.
 

Doch nun wurde er förmlich von Schadensberichten überrollt. Die Seireitei wurde ernsthaft angegriffen. In einer Größenordnung, die er in Jahrhunderten nicht erlebt hatte. Sie verloren Leute.
 

Seine Leute.
 


 

Renji traf sich mit einigen anderen Vizekommandanten bei der 4. Division, um eine Schadensmeldung zu erhalten. Die Dinge standen schlecht. Das Krankenhaus war überfüllt. Sie hatten auch gehört, dass sowohl Ikkaku als auch Yumichika als im Kampf vermisst galten. Vermutlich gefallen. So schockierend unmöglich es schien, dass was Renji schier umbrachte, war viel persönlicher. Vor 2 Minuten nahm ihn ein Sanitäter zur Seite und informierte ihn kurz über die Lage seiner Soldaten. Und hat ihm Utako gezeigt. Sie hatte einen Angriff abbekommen und es gab keine Hoffnung auf Wiedergenesung.
 

Keine Hoffnung.
 

Die Sanitäter hatten alles getan, was möglich war. Es tat ihnen sehr leid, doch sie würde sterben.
 

Fassungslos sank Renji in den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. „Kann sie mich hören?“
 

„Wir müssen es hoffen, Vizekommandant. Aber ich fürchte, viel Zeit ist nicht mehr“, sagte der Sanitäter. „Sie hat darum gekämpft, durchzuhalten. Vielleicht wartet sie auf etwas… oder auf jemanden.“
 

„Ich glaube, ich weiß auf wen. Doch ich bin es nicht.“
 

Der Sanitäter zog sich mit einer tiefen Verbeugung zurück, um Renji ein bisschen Privatsphäre zu geben.
 

„Hör zu, Utako. Ich bin es, Renji. Dein Vizekommandant. Da gibt es ein paar Dinge, die ich dir sagen muss, bevor du… bevor gehst. Ich habe dich bei deinem Training beobachtet und bin unglaublich stolz auf dich. Ich habe erwartet, dass du schnell aufsteigst und vielleicht sogar eines Tages 3. Offizier bei uns wirst. Du bist ein guter Soldat, verdammt. Einer der Besten. Aber du musst jetzt nicht mehr kämpfen. Du hast meine Erlaubnis zu… abzutreten“, Renji versuchte, die Fassung zu behalten, als er aufstand. „Es war eine Ehre, mit dir zu dienen.“
 

Als er sich vorbeugte, berührte Renji mit 2 Fingern leicht den Griff ihres Zanpakutō, welches sie fest gegen ihre Brust gedrückt hielt. „Wisse dies: Utako hat dich geliebt. Das nächste Mal, wenn sie hier ist, wird sie deinen Namen rufen. Du musst sie jedoch jetzt loslassen. Aber wenn du auf sie wartest, bis sie zurückkehrt, schwöre ich dir bei meinem Leben, dass sie die Chance bekommt, dich richtig kennenzulernen“, wisperte er.
 

Auch unseren Schwur hast du, zischte Zabimaru leise.
 

Dann richtete sich Renji auf, um zur Sitzung zu gehen, bei dem Yasochika Iemura die Namen der Toten, kritisch Verwundeten, Verletzten und Verstümmelten verlas. Renji hörte sich all die Namen an - einige taten weh, doch keiner so sehr wie Utako – und war fest entschlossen, Ichigo Kurosaki zu töten.
 

Persönlich.
 


 

Die gutgeölte Maschinerie der 6. Division begann auseinanderzubrechen. Als sich Byakuya deswegen dem 3. Offizier näherte, fing dieser an zu stammeln. „Wir wurden überwältigt, Kommandant. Die Eindringlinge scheinen von allen Seiten und komplett zufällig zu attackieren. Schlimmer noch, jeder ist so in Panik, dass wir auch viele Angriffe von übernervösen Soldaten anderer Divisionen einstecken müssen. Besonders dieses Dreckspack der 11. Einheit. Sie schlagen alles, was sich bewegt für ‚die Ehre Kenpachis‘ nieder. Und… und Vizekommandant Abarai wird vermisst, Kommandant. Wir brauchen ihn hier. Ich… Wir wissen nicht, was wir ohne ihn tun sollen.“
 

„Beruhig dich. Du bist absolut dazu in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen, 3. Offizier“, sagte Byakuya. „Hast du bereits einen Höllenschmetterling nach dem Vizekommandanten geschickt?“
 

„Ja“, sagte der Offizier. „Wir haben keine Antwort erhalten.“
 

Keine Antwort? Könnte es sein, dass Renji auch verwundet wurde? Byakuyas Herz schlug bis zu seinem Hals. „Ist der Stoßtrupp involviert?“
 

„Nein, Kommandant. Deswegen bin ich so besorgt. Sie sind hier, warten auf ihn – auf Befehle. Vizekommandant Abarai kam nicht von der Sitzung in der 4. Division zurück. Wo er auch ist, er ist alleine.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. Renji war waghalsig, doch er war ein guter Soldat. Es sei denn… er wurde überwältigt von seinem… Instinkt. Dieser verdammte Dämon muss ihn zu etwas Dummes getrieben haben. Byakuya war bereits an der Tür, als er sagte „Renji muss in der 4. Division aufgehalten worden sein. Ich werde nach ihm sehen.“
 


 

Das Gefühl, dass ein fremdes, Reiatsu auf Niveau eines Kommandanten sich neben seinem Feldbett niederließ, weckte Ikkaku mit Unbehagen. Dann blinzelte er mehrmals schnell, um herauszufinden, ob die Krankenschwester ihm vielleicht eine Extraportion Schmerzmittel gegeben hat oder ob er wirklich das sah, was es zu sein schien. Was war überhaupt los? Was sollte diese Kommandantenparade? Erst dieser bekloppte, wie für ein Kabuki geschminkter, Wissenschaftler, der versuchte, ihn zu ‚befragen‘ und scheinbar auch gerne ein paar bizarre Experimente gemacht hätte, wenn Kenpachi nicht eingeschritten wäre. Und jetzt dieser Typ? Hier? Wirklich?
 

Doch wenn er bedachte, was Ichigo ihn gefragt hatte, machte zumindest dieser Besuch ein wenig Sinn.
 

„Byakuya Kuchiki, ernsthaft?“, fragte Ikkaku und blickte ungläubig zu dem ernsten und herrschaftlichen Kommandanten, der an der Seite seines Bettes saß. Er sah aus wie ein unkonventioneller Engel der Barmherzigkeit, mit seinem wehenden Schal und seinem mädchenhaften Haaren. Yumichika würde ausrasten, wenn Ikkaku ihm von dem Besucher erzählen würde. „Wie komme ich zu der… uh, Ehre?“
 

„Entschuldige mein Eindringen in deine Ruhe und Gesundung, 3. Offizier Madarame“, sagte dieser. „Doch da gibt es etwas, dass ich dich fragen muss.“
 

Ikkaku schüttelte den Kopf und drehte sein Gesicht weg. „Ich habe ihnen nichts zu sagen. Ich habe nichts gesehen, nichts gehört. Meine gesamte Interaktion mit dem Ryoka war ein einziges Gewirr.“
 

„Von einem Krieger deines Kalibers ist das schwierig zu glauben“, sagte Byakuya geradeheraus. War das tatsächlich ein Kompliment von Byakuya Kuchiki? Vielleicht schwebte Ikkaku tatsächlich von den Medikamenten auf einer Wolke, wenn man die ganze Situation berücksichtigte. Doch der Kommandant fuhr fort. „Wie auch immer. Die Ryoka sind zurzeit nicht meine Sorge. Ich bin hergekommen, um dein Verhältnis zu deinem früheren Kollegen, Renji Abarai, zu besprechen.“
 

Ikkaku drehte seinen Kopf überrascht zurück. „Renji? Ist er in Ordnung?“
 

„Er wurde bisher nicht in die 4. Division gebracht. Es scheint, als wäre er… EA.“
 

Ikkaku schnaubte. „EA? Renji? Eher im Kampf vermisst. Sie sind derjenige, der was genommen hat, wenn sie glauben, dass Renji in so einer Zeit den Schwanz einzieht.“
 

Byakuya kräuselte die Lippen. „Wegen dir und ihm – Du stehst meinem Vizekommandanten nahe, richtig?“
 

Nahe? Jeder wusste, dass sie Freunde waren. Oder fragte Byakuya nach mehr? Das kam ihm eigenartig vor. Warum gab Byakuya überhaupt einen Rattenarsch dafür, um zu wissen, wer Renji ‚nahestand‘? Oh, aber da gab es doch diese Situation vor kurzem, als Renji zurück zu ihnen kam, scharf und genervt und Yumichika und er und… warte, war nicht auch Byakuya in dieser Nacht aufgekreuzt, um nach Renji zu gucken? „Oh mein Gott! Nein! Ich hab ihn niemals angerührt. Nicht einmal. Die Person, die sie umbringen möchten ist Yumichika Ayasegawa. Soll ich ihnen das buchstabieren? Yumichika wird sagen, dass ich auch dort war und das war ich auch, aber ich habe nichts gemacht. Ich habe Abarai schon einige Male betrunken und nackt gesehen, um zu wissen, dass er nicht mein Typ ist, in Ordnung? Er gehört ganz ihnen.“
 

„Durchaus“, sagte Byakuya. „So erleuchtend das alles auch ist, das ist nicht, was ich meinte. Ich möchte wissen, ob du jemals gesehen hast, wenn ihn sein Dämon beherrschte, sein… Zabimaru.“
 

„Oh.“ Ok, das war unangenehm. Er hatte gerade eben Yumichika umsonst unter den Bus geworfen. Schlimmer noch, Byakuya schien einer dieser Typen, die sich Notizen für spätere Revanche machten. Ikkaku bewegte sich etwas in seinem Bett und kratzte sich den Kopf. Natürlich durchzog ihn sofort der Schmerz, doch er überdeckte seinen Wunsch, zu Stöhnen mit einem Husten. „Uh, ja, sicher. Ich habe Renji und Zabi einige Male so gesehen. Wir haben es immer ihre Berserkerwut genannt.“
 

Die Augen des Kommandanten weiteten sich merklich. „Ist das so?“
 

„Ja“, sagte Ikkaku, legte sich wieder zurück und dachte daran zurück. Es war schwer zu vergessen. „Ich erinnere mich an das erste Mal am besten. Es war in dem Jahr, als Renji ernsthaft begann, sich seinen Weg in die Top Ten zu erkämpfen“, er pausierte für eine Erklärung. Ikkaku hatte vor einiger Zeit gelernt, dass es große Unterschiede zwischen der 11. und anderen Divisionen gab, wenn es darum geht, Ränge zu erhalten. Das machte die 11. Einheit einzigartig. „Verstehen sie, bei uns gibt es keine festgesetzte Herausforderungszeit, also sind die Ränge immer im Spiel. Verstehen sie? Immer. Zum Beispiel könnte jetzt jemand ohne Rang mich herausfordern. Und wenn er mich besiegt oder tötet? Dann ist er der 3. Offizier, bis jemand ihn besiegt. Die einzige Ausnahme ist, wenn man bereits in einem Kampf ist. Keine Anschläge während einer Herausforderung. Aber in der Sekunde, in der sie vorbei ist…“
 

„Selbst während man verletzt ist und sich erholt? Das ist verrückt.“
 

„Was auch immer, so wird es eben gemacht. Besoffen, nüchtern, verletzt, schlafend, vögelnd. Spielt keine Rolle. Worauf ich hinaus will, ist, dass ich nicht glaube, dass sich Renji in diesem Winter eine Pause gegönnt hat. Es war absolut übel. Fast jeden Tag oder Nacht, manchmal sogar 2 bis 3 Mal am Tag hat er jemanden herausgefordert oder umgekehrt. Und sie kennen ihn, richtig? Wenn er einen Schnitt abbekommt, kommt er zurück und schlägt doppelt so hart zurück in der Sekunde, in der es passierte. Er hat nicht mal eine Pause eingelegt, wenn er ernsthaft verwundet wurde. Also… Ehrlich? Ich glaube, er hatte zu einem Punkt die Kontrolle verloren oder er war zumindest kurz davor, unterzugehen und von Zabimaru kontrolliert zu werden. Alles, was ich weiß ist, dass es plötzlich total verrückt wurde.“ Ikkaku erinnerte sich mehr als alles andere an den Laut, der aus Renji herauskam. Es war unmenschlich gewesen. Die Erinnerung ließ ihn erschaudern. „Das Einzige, was uns vor einer kompletten Auslöschung gerettet hat, war, dass Yumichika herausfand, dass wenn er so drauf war, man sich am besten auf den Boden legte und totstellte. Niemand traute sich mehr, Renji nach seiner großen Schau zu belästigen und er wurde als 6. Offizier nicht herausgefordert, bis er uns verließ. Ich bin nur froh, dass es Renji wohl nicht auf Anweisung kann. Kenpachi feiert den Moment immer noch und, wenn Renji in der Lage gewesen wäre, die Nummer öfters zu bringen, hätte er meinen Rang. Dieses Arschgesicht.“
 

Byakuya schien ernsthaft darüber nachzudenken, auch wenn Ikkaku nicht wirklich sagen konnte, ob der Kommandant überhaupt noch wach war, denn er hatte die Augen geschlossen und sein Gesicht war vollkommen emotionslos.
 

„Kenpachi wollte Renji nicht zu ihnen lassen, wissen sie. Er wollte das behalten. Mein Kommandant hat eine Schwäche für Dämonen. Er mag diese Art unkontrollierbare Verrücktheit“, sagte Ikkaku. „Aber ich habe den Kommandanten überredet mit der üblichen Rederei über ‚wie gut es doch sei, Soldaten in verschiedenen Einheiten zu haben, die uns gegenüber loyal sind‘. Aber, um ehrlich zu sein, war ich nur froh, seine Kehrseite zu sehen. Die Herausforderung habe ich nicht gebraucht.“
 

„Durchaus? Ich habe gedacht…“, Byakuya schien kurz irritiert zu sein, erlangte aber schnell seiner Fassung wieder. „Er hat immer von dir als seinen Lehrer gesprochen.“
 

„Heh, nun ja. Das war ich am Anfang. Aber, verdammt, was kann ich einem Dämon beibringen?“, fuhr Ikkaku fort, mehr zu sich selbst. Er legte sich eine Hand auf die Brust und blickte in den Garten der 4. Einheit hinaus und ließ seine Gedanken zu den vergangenen Tagen gleiten. „Ich meine, wir haben immer noch jeden verdammten Tag geübt, denn so ist Renji nun mal. Er wusste nie, wann es genug war. Aber ich hatte nichts Neues, was ich ihm beibringen konnte. Ich dachte mir, wenn er jemals diesen Dämon auf Vollzeit rauslassen kann, wird er sich wünschen, ihren Hintern in einer Schlinge zu sehen.“
 

„Meinen? Glaubst du wirklich, der Dämon ist so stark?“
 

„Ich weiß, dass sie es sind. Ich habe ihren Blutdurst gesehen“, sagte Ikkaku. Es ist mit Zabi wie 3 gegen 2. Zwei Köpfe sind besser als einer und so weiter. Und überhaupt, viel Glück dabei, es mit einem Nue aufzunehmen. Mein Geld wette ich jederzeit auf die augenrollende Höllengeburt, als auf liebliche Kirschblüten.“
 

Byakuyas Lippen waren dünn. „Ich bin ein Kommandant. Ich habe Bankai.“
 

„Ja, gut für dich, Kumpel. Das ist deine einzige Rettung. Dein lilienweißer Hintern ist so geliefert, wenn Renji seins hat und das kann nicht mehr lange dauern. Er war nahe dran, als er uns verlassen hat.“
 

Byakuya stand auf. „Wie ist es möglich, dass du so etwas spürst, 3. Offizier?“
 

„Wie ist es möglich, dass sie es nicht können, Kommandant?“
 


 

Das war wohl eine der verstörensten Gespräche in Byakuyas Leben gewesen. Nahe an Bankai? Renji? Nein, 3. Offizier Madarame musste sich täuschen. Wie konnte jemand unter dem Rang eines Kommandanten die Fähigkeit haben, einen solchen Anstieg der Kraft zu spüren? Und, überhaupt, so intim wie Renji und er waren, hätte Byakuya es sicher als Erstes erkannt.
 

Renji war noch nicht bereit für Bankai. Er konnte noch nicht einmal Zabimaru in der einfachsten Weise kontrollieren.
 

Byakuya machte sich auf den Weg zum Divisionsgelände, als er hörte, wie jemand seinen Namen rief. Er schaute auf, um zu sehen, dass Aizen auf ihn zukam. Er hatte einen dringlichen Ausdruck auf seinem sonst lächelnden Gesicht. Byakuya blieb stehen, damit der andere Kommandant aufholen konnte. „Sōsuke?"
 

"Da bist du ja!", sagte Aizen. "Gott sei Dank habe ich dich gefunden. Ich befürchte, dass ich dir das geben muss...", er hielt ihm Renjis Vizekommandanten-Abzeichen hin. Das Kanji der 6. Einheit, wie eine Träne in der Mitte des schildförmigen Abzeichens.
 

Für einen Moment konnte Byakuya nicht atmen. Renji musste in einen Kampf geraten sein und... undenkbar... besiegt worden sein. War er tot? War diese Ratte von Aizen, dieser Bastard etwa das Letzte, was Renji gesehen hatte anstatt Byakuya? Der Schwarzhaarige wollte das Abzeichen aus Aizen schmutzigen Fingern reißen und es sich an die Brust drücken. Stattdessen starrte er darauf und fürchtete, dass Aizen sehen würde, wie sehr seine Hände zitterten und wie wenig er seine Emotionen in diesem Moment unter Kontrolle hatte. "Was bedeutet das? Wo ist mein Vizekommandant?"
 

"Ich glaube... uh, ich meinte, dass Momo mir gesagt hat, dass sie es gefunden hat."
 

"Gefunden hat?"
 

"Ja, es scheint, als hätte Renji es nach der Sitzung in der 4. Einheit absichtlich zurückgelassen. Momo hatte die verrückte Idee, dass dein Vizekommandant aus dem Fenster geschlüpft sei. Ich habe ihr gesagt, dass es närrisch wäre, solch eine Sache über unseren Renji Abarai zu vermuten. Doch sie bestand darauf, dass es wahr ist und ist in Tränen ausgebrochen. Sie schwörte, dass sie mir niemals etwas davon erzählt hätte – tatsächlich hatte ihr Kira auch davon abgeraten – aber sie macht sich Gedanken um Renji. Weißt du, Momo sagte, da gab es gestern einen Streit bei der Vizekommandanten-Sitzung wegen deiner Schwester. Renji war... nun ja, ich hörte, ziemlich böse und ging auf Matsumoto los, sodass sie ihn zurückhalten mussten. So zornig war er über alles, was mit seiner alten... ähm Freundin passiert", Aizen blickte Byakuya an. Ihm schien es, als wolle der andere sicher gehen, dass er die Andeutung verstanden hatte, dass Renji und Rukia ein Paar gewesen wären. Byakuya hatte niemals einen von beiden danach gefragt und hatte auch keine Intention, dies zu tun. Allerdings musste er zugeben, dass der Gedanke, wie Renji Rukia befummelte, ihn mehr ein wenig störte.
 

Aizen räusperte sich und fuhr fort. "Du glaubst doch nicht, dass Renji versucht, die Ablenkung zu nutzen und Rukia versucht zu befreien oder...?"
 

"Kein Wort mehr", unterbrach ihn Byakuya scharf. "Ich toleriere derartige Verleumdungen über den Charakter meines Vizekommandanten nicht."
 

Aizen beugte seinen Kopf, doch als er sich wieder aufrichtete, blickte er Byakuya in die Augen. „Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Doch du und ich wissen, wie schwierig es ist, Renji zu... disziplinieren. Wir beide wissen, wozu er in er Lage ist, Byakuya. Es wäre nicht das erste Mal, dass er Probleme hat, den Regeln zu folgen. Dank seinem Ungehorsam, musste ich ihn zu den Wölfen in der 11. Division werfen und auf das Beste hoffen. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Vielleicht haben sie auch nur das Schlechte in ihm gefördert und haben ihn noch sturer gemacht. Noch härter zu führen.“
 

„Renji gehorcht mir. Er gehorcht dem Gesetz.“
 

Byakuya mochte den Ausdruck nicht, der Aizens Gesicht zu sehen war. Es erschien ihm zu wissend, zu durchbohrend. Warum schien ihn das kleine Lächeln zu verspotten? „Natürlich tut er das, Byakuya. Ohne Zweifel ist er bei dir anders. Ich konnte ihn nicht an der kurzen Leine lassen, sodass er mir in die Waden gebissen hat. Aber ich fand ihn zu charmant und sympathisch, vielleicht war ich auch zu duldsam. Nicht so wie du. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er unter deiner Kontrolle herumalbert.“
 

Byakuyas Hand schloss sich endlich um Renjis Abzeichen. „Entschuldige mich. Ich habe einen fehlgeleiteten Soldaten zu finden.“
 

Als er ging, hätte er schwören können, dass er Aizen mit einer hämischen Stimme hörte. „Ich wette darauf, dass du das hast.“

Strutting Peacocks

Yumichika öffnete langsam seine Augen, als der Klang seines Namens, gesprochen in solch einem feinen und schweren Ton, ihn erreichte. „5. Offizier Yumichika Ayasegawa. Ich möchte mit dir sprechen.“
 

Yumichika seufzte aufgrund der Anwesenheit eines solchen schönen, wenn auch zornigen Mannes. Der immense spirituelle Druck, der sie beide einhüllte, war wie Balsam für Yumichikas Wunden. „Ah, Kommandant Byakuya Kuchiki! Wie nett von dir, an meine Seite zu eilen, sobald du von meiner Verwundung erfahren hast. Und dann noch mit einer Erklärung wahrer Liebe und nichts weniger. Ah, nun kann ich glücklich sterben und auf ein vollendetes Leben zurückschauen.“
 

Wie vorherzusehen war, teilte der Kommandant Yumichikas Humor nicht. Stattdessen lächelte er spöttisch. Es stand ihm nicht wirklich, aber es war immer noch ein Stück weit befriedigend für Yumichika. „Dein Leben wird verwirkt sein, wenn du noch einmal meinen Vizekommandanten anfasst.“
 

Oh, ja. Das. Nun ja, darauf hatte er schon gewartet. Yumichika hatte schon angefangen zu glauben, dass Renjis Besessenheit gegenüber den Kuchikis vollkommen einseitig wäre. Offensichtlich hatte Rukia andere Interessen. Und nach der einen Nacht, in der Renji zu ihm gekommen war, hatte er sich offensichtlich nach einem anderen Mann verzehrt. Doch Yumichika hatte gedacht, dass der arme Kerl nur in Renjis Fantasie existierte.
 

Es schien, dass Renjis hartnäckige Versuche, die eisige Festung der Prinzessin Kuchiki durchbohrt hatte. Wie entzückend!
 

Byakuya blickte ihn immer noch missmutig an. Oh, stimmt. Der Kommandant erwartete, dass er Angst hatte. „Entschuldigung, hast du etwas gesagt?“, fragte er. „Ich hab vergessen, zuzuhören.“
 

„Verstehe meine Worte nicht als leere Drohung, 5. Offizier.“
 

„Uh-huh“, machte Yumichika und klimperte mit den Wimpern. „Sehr furchteinflößend, doch du jagst mir keine Angst ein. Wenn du gegen mich kämpfst, würde ich gewinnen.“ Denn wenn es einen Sieg gab, für den er sein Geheimnis der Welt offenbaren würde, wäre es dafür, Byakuya Kuchiki besiegt zu sehen. Auf den Boden liegend, sein gesamtes Reiatsu aus- und leergesaugt. Yumichika würde alles dafür geben, selbst Ikkakus und Kenpachis Respekt. Denn bei allem, was ihm heilig war, das war es ihm wert! Mit Byakuyas Reiatsu um sich herum, konnte er es fast schmecken. Es war süß und blumig, als würde man Tau von Kirschblüten saugen. Er leckte sich über die Lippen.
 

Byakuya schien etwas zu spüren, denn seine eleganten, dunklen Augenbrauen zogen sich leicht zusammen.
 

Zum Glück wusste Yumichika genau, wie er ihn ablenken konnte. Es war zu einfach, den richtigen Knopf bei dem Kommandanten zu drücken. Es brauchte nur eine kleine Schwachstelle und der ganze Ärger würde förmlich explodieren. Yumichika winkte ab. „Wie auch immer, du hast mein Mitleid. Ich weiß, wie schwierig es ist, Renji bei Laune zu halten. Man kann ihn so einfach ablenken und, nun ja, ich glaube, dass du weißt was ich meine… für eine Person steckt viel in ihm. Hör zu, Süßer, ich habe eine Menge Erfahrung mit Typen wie ihn. Ich würde mich freuen, dir zu helfen und dir meinen Rat anzubieten. Vielleicht können wir uns beim Tee einmal austauschen.“
 

Byakuyas Reiatsu schob sich in Yumichikas Richtung. Selbst ohne die Hilfe von Ruri'iro Kujaku könnte er spüren, wie die Wärme ihn durchströmte und ihn heilte.
 

„Ooooh“, Yumichika konnte das genüssliche Stöhnen nicht unterdrücken. „Ahhhh, ja! Bitte gib mir mehr davon!“
 

„Du bist eine schmutzige, ekelerregende Kreatur.“
 

Ok. Das tat weh. Doch für einen Moment so nahe an Byakuyas Herzen gewesen zu sein, war zu schön, um es nicht zu genießen. Als der Kommandant wegging, warf ihm Yumichika eine Kusshand hinterher. „Ich wusste schon immer, dass du tiefe Gefühle für mich hegst.“

Chaos and Conspiracy

Als Renji Richtung Senaikyū Shishinrō rannte, fragte er sich, ob es richtig war, sein Vizekommandanten-Abzeichen zurückzulassen.
 

Doch Byakuya hätte niemals seinen Plan befürwortet. Renji bewegte sich weit außerhalb des Protokolls. Es war nicht direkt illegal, aber es war falsch genug, dass Byakuya ihn gestoppt hätte. Er hätte Renji gesagt, dass er die Dinge langsam und vorsichtig angehen sollte. Schlimmer noch, der Kommandant hätte ihn vermutlich dazu gezwungen, noch mehr Leben aufs Spiel zu setzen, in dem er den Stoßtrupp noch involviert hätte. Außerdem hatte Renji seine Leute viel zu gut trainiert. Sie hätten niemals zugelassen, dass Renji die Ryoka töten würde. Sie bestanden auf Gefangennahme. Denn, das war das Richtige.
 

Tja… Streich das.
 

Das Richtige zu tun, funktionierte nicht mehr.
 

Renji hatte nicht vor, die Eindringlinge zur Rechenschaft zu ziehen. Er würde diesen Ichigo Kurosaki zur Strecke bringen und es würde der befriedigendste Moment seines gesamten Lebens werden. Und nein, nicht nur aus Rache – auch wenn das süß schmecken würde. Nein, diese menschliche Rotzgöre umzubringen wäre toll, denn Renji hatte endlich herausgefunden, wie er Ichigo töten und Rukias Leben retten konnte. Gleichzeitig.
 

Als Renji seinen Weg zum Senaikyū antrat, hatte er nur daran gedacht, seine Leute zu rächen. Doch eine Idee war ihm in den Sinn gekommen, als der Sōkyoku in Sicht kam. Es kam ihm bei der Trauer über Utako und den für sie noch namenlosen Zanpakutō. Er hatte realisiert, dass das Verbrechen mehr als nur Rukia betraf. Es war auch gegen Sode no Shirayuki. Utakos Tod hat Renji verstehen lassen, warum es eine solche Straftat war. Rukia musste innerlich sterben, weil sie so lange von ihrer Waffe getrennt gewesen war. Wenn Ichigo Kurosaki Sode no Shirayuki in sich aufgenommen hatte, aus was für egoistischen Gründen auch immer, würde… er hatte Rukia ein Stück ihrer Seele herausgerissen. Dann war er verschwunden und hatte sie zurückgelassen, während eine Hälfte von ihr fehlte. Auch wenn er nur ein paar Tage von Zabimaru getrennt gewesen war, konnte sich Renji vorstellen, wie es sich anfühlen musste. Wie sehr es schmerzte. Für Renji hatte es dieser niedere Dieb Ichigo Kurosaki verdient, für seine Taten einen furchtbaren, schmerzvollen Tod zu erleiden.
 

Rukia tat es mit Sicherheit. Sie war das Opfer. Sie hatte bereits genug Schmerz ertragen.
 

Und es war noch nicht einmal Rukias Schuld.
 

Dieses Kurosaki-Kind war an Rukias „Straftat“ schuld. Er hatte es getan. Er war der Schuldige, nicht sie. Würde Renji diesen orangehaarigen Taugenichts töten, bekam Rukia Sode no Shirayuki zurück. Central müsste ihre Sichtweise anhören, wenn Renji ihnen den kalten, toten Körper des wirklichen Kriminellen präsentieren könnte. Besonders, da sich Renji sicher war, dass der Junge Rukia dazu gezwungen haben musste, Sode no Shirayuki aufzugeben. Unter keinen Umständen hätte sie ihr Zanpakutō jemanden freiwillig übergeben. Nicht mal ihrem Liebhaber. Mit Sicherheit wäre sie lieber gestorben. Der Junge musste sie bedroht haben oder sogar noch schlimmer… so etwas, wie zwischen ihm und Byakuya in der Allee war geschehen.
 

Der Gedanke ließ Renjis Blut in den Adern gefrieren.
 

Wenn dieser Rotzbengel sich gewagt hatte, Rukia oder ihr Sode no Shirayuki nur im Entferntesten anzufassen wie… das, würde Ichigo bezahlen. Renji wollte den Preis in Blut. Er würde dem Jungen die Lunge hinausreißen. Renji hat vielleicht darin versagt, Utako die Möglichkeit zu geben, den Namen ihres Zanpakutō auszusprechen, aber, bei allen tatsächlichen und eingebildeten Göttern, er würde alles in seiner Macht stehende tun, um Rukia und Sode no Shirayuki wiederzuvereinigen.
 

Renji blickte die langen Stufen zum Sōkyoku hinauf. „Halte durch Rukia. Du weißt, wie langsam ich sein kann, aber ich hab es nun verstanden. Ich habe endlich verstanden, was ich tun muss. Zabimaru und ich werden dich und Sode no Shirayuki retten.“
 


 

Byakuya hatte vorgehabt, das Gelände der 4. Division zu verlassen. Er wollte zurück zu seiner Einheit, als neue Verwundete eintrafen. Byakuya war ihnen gefolgt, denn er hatte kurz gedacht, Renjis Haare und Tattoos gesehen zu haben.
 

Aber es war nur eine Frau aus der 9. Einheit gewesen. Und ihre Haare waren noch nicht einmal nahe an der richtigen Farbe gewesen.
 

Nun stellte er fest, dass er in der Falle saß. Er konnte kaum mehr als einen Schritt machen, bevor er wieder an ein Bett gerufen wurde. Er sollte eigentlich hinausstürmen, Renji hinterherjagen… Aber wie konnte er, wenn hier so viele Soldaten lagen, verletzt und mit Schmerzen?
 

So viele von seinen eigenen.
 

Und sie alle schauten zu ihm auf, suchten nach Stärke und Führung. Wie konnte seine Einheit nur so zerschlagen worden sein? Ohne Renji schienen sie, als hätten sie das Herz verloren. Sie befolgten Befehle, doch sie hatten keine Hoffnung, keinen Zusammenhalt. Renji sollte hier sein, sie zum Sieg führen, den Schlachtruf der 6. Einheit rufen und ihre Herzen und Gedanken auf den Gegner richten. Er war unglaublich gut bei so etwas. Wenn er hier wäre.
 

In Byakuya brodelte der Ärger, wurde mehr mit jeder Person, die seinen Namen rief. Anders als Renji ließ Byakuyas Pflichtgefühl seine Leute nicht abstoßen.
 

Doch musste Byakuya zugeben, dass er sich schuldig fühlte. Die Kampfübungen mit seiner Truppe waren keine seiner natürlichen Stärken. Doch zumindest hätte Byakuya sie damit motivieren können, wenn er immer mal eine Weile dabei gewesen wäre. Nun saß er bei ihnen, hörte sich an, was sie zu erzählen hatten. Ließ ihnen die Möglichkeit, ihrem Ärger und Frustration freien Lauf zu lassen. Und ihren Ängsten. Einer, der noch sehr jung war, griff sogar nach seiner Hand. Er ließ es zu. Byakuya war geschockt, wie viele Soldaten aus den eigenen Reihen verwundet wurden. Dieses Chaos schien ansteckend und äußerst gefährlich. Der Junge, der gerade seine Hand, mit knochigen Fingern, fest umschlossen hielt, wurde von jemand aus einer anderen Division niedergestreckt.
 

„Ist die vom Vizekommandanten?“, keuchte der Junge, als sein Blick auf das Abzeichen in Byakuyas Hand fiel. Seine Augen wurden größer, sein Griff noch fester. „Renji! Oh nein!“
 

„Beruhig dich. Vizekommandant Abarai ist, meinem Wissen nach, nicht unter den Verletzten“, sagte Byakuya. Noch nicht, dachte er und biss die Zähne aufeinander. Doch wenn ich ihn finde, werde ich ihm Zentimeter für Zentimeter seiner Haut abziehen und sein elendiges, miserables Leben ein Ende setzen, weil er die Pflicht gegenüber seinen Leuten missachtet hat.
 

„Aber… warum haben sie sein Abzeichen?“
 

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, gab Byakuya zu. Er legte das Abzeichen in seinen Schoß und fuhr die Ecken mit den Fingern seiner freien Hand nach. „Es wurde auf einer sehr indirekten Art und Weise von einer Person gegeben, der ich nicht sonderlich traue.“
 

„Sie glauben, jemand hat es auf Renji abgesehen? Aber warum?“
 

Das war nicht wirklich das, was er gesagt hatte, doch Byakuya dachte ernst über die Frage des Jungen nach. „Ich weiß es nicht. Es klingt nach einem unwahrscheinlichen Szenario.“
 

„Ja“, stimmte der Junge zu. „Jeder mag Renji.“
 

„Niemand ist ohne Feinde“, ermahnte Byakuya den Burschen leicht. „Nicht einmal unser geschätzter Vizekommandant.“
 

Irritiert blinzelte der Junge mit seinen großen, grünen Augen. Doch dann keifte er matt: „Ich glaube euch nicht! Nennen sie einen!“
 

Normalerweise würde Byakuya nicht dulden, in solch einer aggressiven Manier von einem Untergebenen angesprochen zu werden. Doch etwas im wilden glitzern der Augen und dem herausfordernden Schmollen ließ Byakuya antworten. „Ich kann Zwei nennen: Die Kommandanten Aizen und Ichimaru.“
 

„Sie? Unmöglich! Warum?“
 

Er hatte bereits viel zu viel zu jemand von solch niedrigem Rang gesagt. Doch da Renji EA war, musste Byakuya feststellen, dass er verzweifelt nach einem Gesprächspartner suchte. Trotz seiner Jugend, hatte dieser kleine, hitzige Soldat offensichtlich kein Problem damit, eine gegensätzliche Meinung kundzutun. „Ich werde es dir sagen, aber nur unter strikter Vertraulichkeit. Hast du verstanden?“
 

Der Junge ließ endlich Byakuyas Hand los. Er zog die Laken um seine Schultern, als versuche er so zu zeigen, dass er bereit für eine solch ernste Aufgabe war. Dann nickte er energisch. „Ja, Kommandant!“
 

„Mir war Renjis Transfer zur 11. Division lange ein Rätsel. Ich weiß nicht, ob du das von deinem Vizekommandanten weißt, aber er hat mit Bestnoten die Akademie abgeschlossen. Er wurde mit summa cum laude ausgezeichnet, war der Drittbeste in der kompletten Klasse. Renji muss vom nächsten Teil der Geschichte nichts wissen“, sagte Byakuya und sah, wie sich die Miene des Jungen aufhellte. „Ich bin beschämt zugeben zu müssen, dass es nach dem Abschluss Streitereien unter dem Kommandanten um ihn gab. Das schließt mich auch mit ein. Aizen hat hart um Renji gekämpft und nicht nur ihn, sondern gleich alle 3 Jahrgangsbesten für sich gewonnen. Uns blieb nichts anderes übrig, als den Rest unter uns aufzuteilen. Ich persönlich habe Kommandanten Aizen nie wegen seiner Gier und seines Egoismus verziehen.“
 

„Wow“, sagte der Junge. „Das ist so cool, aber… ich wusste gar nicht, dass Renji in der 5. Einheit war. Warum würde jemand, der so hart um ihn gekämpft hat, ihn gehen lassen?“
 

„Genau das ist die Frage. An Aizens Stelle hätte ich es niemals getan.“
 

„Was ist passiert?“
 

„Das ist nicht ganz klar. Ich habe Renjis Transferanordnung genau unter die Lupe genommen. Doch das Formular sagt nur ‚aus Gründen‘. Renji hat niemals mit mir darüber gesprochen.“
 

„Niemals?“, als Byakuya den Kopf schüttelte, griff der Junge wieder nach vorne und drückte Byakuyas Hand, dieses Mal jedoch nur kurz. „Also glauben sie, es ist etwas zwischen ihm und Kommandant Aizen vorgefallen?“, wisperte er verschwörerisch.
 

„Durchaus. Oder zwischen Renji und dem damaligen Vizekommandanten. Das wäre dann Ichimaru“, Byakuya wusste, dass Renji Ichimaru getreten hatte, aber sein Gegenüber brauchte ein solches Detail nicht zu wissen. „Es gab einige Annahmen über die Art von Renjis Verfehlung, als er zur 11. Division ging, doch es wurde niemals eine offizielle Anklage oder Beschwerde erhoben. Ich habe ihn gefragt. Er hat nicht abgestritten, dass zu einer heftigeren, körperlichen Auseinandersetzung gekommen ist, aber er hat mir niemals den Grund dafür gesagt, warum er so gehandelt hat.“
 

Zumindest nie einen sinnvollen Grund. Renji hatte nur mit den Achseln gezuckt, gesagt, dass er Ichimaru nicht sonderlich mochte und hatte es dabei belassen. Doch Renji war zu dieser Zeit ohne Rang. Und es war sein Vizekommandant gewesen. Das war nicht die Sorte von Geschehnissen, die einfach mal so passierten. In keiner Division, außer vielleicht der 11.. Zumindest hatte er nichts in der Richtung gehört. Besonders besorgte ihn, dass Renji niemals für ‚Ungehorsam‘ oder ‚Angriff gegen einen Offizier‘ zur Rechenschaft gezogen wurde. Denn in beiden Fällen wäre er schuldig gewesen.
 

Byakuya hatte lange Zeit vermutet, dass Aizen aus einem bestimmten Grund Renji niemals vor das Militärgericht gestellt hat: Er wollte etwas decken. Etwas viel schlimmeres.
 

Byakuya war sich sicher, dass dieser schleimige Ichimaru mit irgendetwas wirklich Abscheulichem schuldig gemacht hatte. Denn was immer es auch war, es hatte verursacht, dass Renji öffentlich gegen Ichimaru angegangen war. Trotz dem Risiko, trotz der großen Kluft zwischen ihrer Stärke. Es musste etwas sein, das Aizen geheim halten wollte, etwas, was vor dem Militärgericht aufgeflogen wäre.
 

Aber was konnte es sein?
 

Renji würde Ichimarus Geheimnis nicht freiwillig für sich behalten. Doch wenn man bedachte, wie ambitioniert Renji war, würde er es vielleicht tun, um bei den Hofgarden bleiben zu können. Vielleicht war es ein Handel gewesen: Du hältst deinen Mund und wir werfen dich nicht zurück in den Rukongai. Wenn man bedachte, dass er zu diesem Zeitpunkt gerade erst die Akademie abgeschlossen hatte, musste das Leben in Inuzuri immer noch eine frische Erinnerung in seinem Kopf gewesen sein. Und die Rückkehr eine angsteinjagende Aussicht. Und auch wenn er noch keinen Rang hatte, hätte er Zabimaru zurücklassen müssen oder sein Leben als Gefangener im Madennest verbringen müssen.
 

Nein, für einen Mann wie Renji gab es da keine Wahl.
 

Also was war das Geheimnis, dass er all die Jahre mit sich rumträgt?
 

Und warum wollte plötzlich Aizen Unruhe zwischen ihm und Renji stiften? Warum jetzt, nach all dieser Zeit? Was hatte die Situation geändert?
 

Rukia.
 

Was könnte es sonst sein? Rukia war die eine Sache, für die Renji töten würde. Er war bereit, gegenüber Byakuya Hochverrat anzudeuten. Was war schon Ungehorsam gegen Hochverrat?
 

Und nun, wenn Byakuya es bedachte, Ichimaru war ihm aus dem Weg gegangen, um Byakuya wegen Rukia zu verspotten. Und auch Aizen war an diesem Morgen unangemeldet aufgetaucht, so voller Sorge und hatte ihm Tipps bezüglich Rukia gegeben.
 

Warum hatte sie ihm nicht gesagt, dass er Schwierigkeiten hatte? Byakuya schnaubte zu sich selbst: Warum wohl? Rukia dachte vermutlich törichterweise, ihn zu schützen.
 

Doch Rukia war dazu verdammt, zu sterben. Sicher würde das Geheimnis, wenn sie darin involviert war, mit ihr sterben. Aber was war mit Renji? Aizen hatte Renjis Abzeichen. War das eine Art Machtdemonstration, eine Art zu signalisieren, dass sie gegen ihn vorgingen? War Renji in Gefahr?
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. Das war zu weit hergeholt, zu verworren. Trotzdem schlug sein Herz, klopfte unruhig in seiner Brust. Byakuya stand plötzlich auf.
 

„Kommandant?“, quietschte der Junge erschrocken.
 

„Ich bitte um Entschuldigung“, sagte er. „Es ist dringlicher denn je, dass ich Renji finde.“
 


 

Der Höllenschmetterling erreichte Byakuya kurz nachdem er die 4. Division verlassen hatte. Renji war an den Stufen zum Senaikyū Shishinrō von den Vizekommandanten der 3. und 5. Einheit gefunden worden. Er war von den Ryoka ernsthaft verletzt worden. Zabimaru war gebrochen, besiegt. Sie waren in einem kritischen Zustand, überleben ungewiss.
 

Der Schmetterling flatterte in der Luft und wartete auf Byakuyas Befehle. Benommen starrte er auf den leichten Glanz, der von der Nachmittagssonne auf den schillernden Flügeln erzeugt wurde, während die Flügel vor ihm auf und ab schlugen. Er konnte noch nicht einmal die Idee davon verarbeiten, dass Renji besiegt worden war. Nahe am Tod. Byakuyas Gedanken glitten zu einem Detail von diesem Bericht.
 

Gefunden von der 3. und 5.?
 

Konnte das wirklich nur ein Zufall sein?
 

Doch was könnte Byakuya tun? Wie konnte er seinen Vizekommandanten von weiterem Leid bewahren. Besonders da die Vizekommandanten sicherlich den Bericht ihrer Befehlskette an Ichimaru und Aizen weitergegeben hatten. Die beiden konnten bereits auf dem Weg zu Renji sein, um ihm den Rest zu geben. Warum war Renji so töricht gewesen, sich selbst in diese angreifbare Situation zu bringen?
 


 

Als Byakuyas Ärger bei diesem Gedanken wieder hochkochte, wusste er, was er tun könnte. Niemand wäre argwöhnisch, wenn er hart über Renji urteilte. Tatsächlich wären sogar mehr argwöhnisch, wenn er es nicht tat.
 

Er würde Renjis Entlassung beantragen. Er hätte es verdient, da er in Kriegszeiten EA gewesen war. Er war, wenn man es genau nahm, ein Deserteur. Gerade durch den Fund seines zurückgelassenen Abzeichens. Aber für das Kriegsgericht müsste man warten, bis der Frieden wieder eingekehrt war. Also würde Renji zum Wachhaus der 6. Einheit transferiert werden, um auf das Urteil zu warten. Byakuya konnte Wachen aufstellen. Seine Wachen.
 

Jede Menge Wachen.
 

Byakuya wandte sich wieder zum geduldig wartenden Schmetterling. „Überbringe diese Worte dem 3. Offizier: Vizekommandant Abarai ist wegen Missachtung seiner Pflichten in Kriegszeiten, Desertion, unter Arrest zu stellen. Beauftrage den Stoßtrupp mit dem sofortigen Transfer. Sie sollen Shunpō nutzen, da es sich um einen Ernstfall handelt. Niemand von außerhalb der 6. Division hat Renji Abarai anzufassen. Besonders nicht die 2 Vizekommandanten und ihre Kommandanten“, sagte Byakuya zum Schmetterling, auch wenn er vor dem Trupp ankommen würde.
 

Als er in den Blitzschritt wechselte, sagte Byakuya zu sich selbst, dass er sich nicht sorgen sollte. Renji würde nicht sterben. Das konnte er nicht. Renji würde sich ein solch schmachvolles Ende nicht erlauben. Genauso wie sein Dämon.
 

Byakuya hielt vor der Tür des Raumes, in dem Renji untergebracht worden war. Er konnte hören, wie Kira und Hinamori im Raum wisperten. Er spürte ebenfalls, wie Ichimarus Reiatsu irgendwo in der Nähe lauerte. Der Schwarzhaarige ließ sich von dem Zorn über den Gedanken, dass irgendwer Renji Schmerzen zufügte, in den Raum tragen. Er schob die Tür mit einem Knall auf.
 

Doch er war nicht darauf vorbereitet, dass Renjis Zopf im Kampf aufgegangen war. Byakuyas Atem stockte. Er musste seine Hände zu Fäusten ballen, damit sie nicht bebend nach vorne gingen, um diese roten Strähnen zu greifen. Es schmerzte so sehr, dass er in die Knie gehen und die blasser werdenden Lippen mit seinen eigenen berühren wollte. Seine Augen erfassten den Anblick von all dem Blut. Schockierende Mengen davon, das immer noch aus den Wunden rann. Renjis Leben glitt mit jedem Tropfen weiter weg.
 

Byakuya konnte es nicht ertragen.
 

Der Gedanke, Renji zu verlieren, war zu schmerzhaft. Seine Entschlossenheit begann zu bröckeln. Doch dann sah er, wie ihn Kira anblickte. Angstvoll, besorgt. Sie beide schienen zu spüren, wie langsam Ichimarus spiritueller Druck näher kam.
 

Also stellte sich Byakuya steif und kalt über Renji und ließ die Worte aus seinem Mund kommen. Zornige, hässliche Worte. Doch er schaffte es, etwas mit der Bedeutung ‚werft ihn ins Gefängnis‘ zu sagen. Denn er wusste, dass er dem Höllenschmetterling eine klare Anweisung gegeben hatte. Das Team seiner Einheit würde bald hier sein. Das war gut, denn Byakuya konnte keine weitere Minute an diesem Bett stehen, ohne zu zittern. Er musste gehen, bevor er zusammenbrach.
 

Er war fast an der Tür. Aizens Vizekommandantin fauchte etwas zornig und Byakuya hielt an, um zu erfahren, was sie sagen würde. Ob sie vielleicht einen Teil von Aizens Plänen enthüllen würde.
 

Er würde vorsichtig zu hören, doch wenn Hinamori sich wagen würde, sich zwischen ihn und Renji zu stellen, würde er sie ohne Gnade niederstrecken.
 

Obwohl sie Byakuyas Reiatsu hatte spüren müssen, war die kleine Vizekommandantin dazu bereit, ihn herauszufordern. Kira hielt sie zurück.
 

Als Kiras Augen in Byakuyas blickten, spürte der Schwarzhaarige das Verständnis zwischen ihnen. Kiras bebender Blick schien zu versuchen, seine Bestätigung auszudrücken, dass Byakuya das Richtige tat. Das es richtig war, Renji vor seinem Kommandanten zu schützen. Das Monster, das im Schatten lauerte.
 

Als er spürte, dass sowohl der Kommandant der 3. Einheit als auch sein Stoßtrupp erschienen, drehte sich Byakuya um und verließ den Raum. Während er aus dem Raum ging, versuchte er stumm seine Gedanken an Renji zu senden. Es tut mir leid, mein Geliebter. Du wirst mich für die Fesseln hassen, aber ich muss es tun. Ich weigere mich, dich an jemanden anderen zu verlieren… oder, bei allen Göttern, an deine eigenen Dummheit. Bitte vertrau mir, dass ich für deine Sicherheit sorge.
 

Nun konnte er nur noch dafür beten, dass ihre Vergangenheit nicht zwischen ihnen stehen würde. Und dass Renji ihm vertrauen konnte.

Captain Unohana's Threat

Halb bei Bewusstsein konnte Renji hören, wie diskutiert wurde.
 

Eine vage bekannte, weibliche Stimme sagte: „Schließe die Tür für mich auf, junger Mann. Mir ist es egal wie gefährlich er laut ihnen ist, er ist immer noch verletzt.“
 

„Sagen sie das den 3 Soldaten, die er verhauen hat, als wir versucht haben, Zabimaru zu entfernen.“ Das war der 7. Offizier Yuu Kinjo. Anführer von Renjis Stoßtrupp. Renji erkannte die fortwährend kratzige Stimme und ernste Haltung. „Es tut mir leid, Kommandantin Unohana. Ich kann das nicht tun.“
 

Doch seine Worte machten überhaupt keinen Sinn. ‚Was ist los, Jungs?‘, wollte Renji sagen, doch er war noch viel zu benebelt, um seine Lippen richtig bewegen zu können. Also versuchte er, Zabimaru zu erreichen. Doch er bemerkte, dass seine Hände in etwas Festem und Unbeweglichem steckten. Schlimmer noch, er könnte die Präsenz seines Zanpakutō nur gedämpft und entfernt spüren. „Nein“, grunzte er schwach. „Zabimaru.“
 

„Sehen sie?“, sagte Kinjo. „Er sollte eigentlich unter einem Schlafzauber stehen. Wir können ihn verdammt noch mal einfach nicht unten halten.“
 

Himmel, Kinjo. Fluche nicht vor Kommandantin Unohana, wollte Renji seinen Soldaten ermahnen, während er immer noch blind nach Zabimaru suchte.
 

Doch Kinjo sprach weiter. „Das ist der Grund, warum ich sie nicht reinlassen will, Kommandantin. Wir mussten ihn bewaffnet lassen. Dort ist es nicht sicher für sie.“
 

„Ich begrüße ihre Besorgnis, 7. Offizier, aber ich bin ein Kommandant und ebenso bewaffnet. Öffne die Tür.“
 

„Ihre Beerdigung.“
 

Das quietschende Geräusch einer Gittertür, die aufschwang, irritierte Renji genug, um ein Auge zu öffnen und so aus dem dunklen Nebel in seinem Kopf hinauszutreten. Warum war Kinjo im Gefängnis? Nein, warte, er war auf der anderen Seite der Tür. Renji schaffte es, seinen Kopf weit genug zu heben, um sich kurz umblicken zu können. Er blinzelte, als er seine Handfesseln sah.
 

Oh. Ich bin es. Ich bin derjenige, der eingesperrt ist.
 

Er ließ seinen Kopf zurück auf das Kissen fallen. Bei Bewusstsein zu sein, brachte auch eine Welle des Schmerzes mit sich. Renji hatte noch nicht einmal realisiert, dass er Geräusche von sich gegeben hat, bis eine kühle Hand seine Stirn berührte und ihm einige Strähnen aus dem Gesicht strich. „Sei beruhigt, du bist in Ordnung.“
 

Aber das war er nicht, oder? Ichigo hatte ihn mit etwas erwischt… zersplittert… „Zabimaru.“
 

„Dein Zanpakutō wird mit dir heilen“, erinnerte sie ihn. Ihre großen blauen Augen blickten ihn freundlich an, als sie fortfuhr. „Aber ich benötige deine Kooperation, Vizekommandant. Deine Soldaten scheinen zu denken, dass du versuchen wirst, mich zu verletzen, doch du kannst dich besser benehmen, nicht wahr?“
 

„Ja, Kommandantin“, sagte Renji, auch wenn es an seinen Nerven kratze einen weiteren Kommandanten verlangen zu hören, dass er sich ‚benahm‘.
 

„Kannst du dich für mich aufsetzen?“
 

Sie könnte ihn genauso gut danach fragen, einen Berg zu verrücken. Doch er versuchte es und schaffte es mit ihrer Hilfe. Als er sich vom Feldbett erhob, gab es ein feuchtes, schmatzendes Geräusch. Mit ihren Händen auf seinem Körper spürte er, wie der Schmerz schwand, als würde er sich an einen weit entfernten Ort verkriechen. Renji wusste, dass er wohl aufgrund des Schmerzes heulen musste. Und irgendwo in einer Ecke seines Kopfes tat er es vermutlich auch.
 

Sie hielt ihn an der Kante des Bettes aufrecht und wandte sich an Kinjo. „Entferne die Fesseln.“
 

„Nein“, sagte er. „Ich habe bereits die Befehle meines Kommandanten missachtet, indem ich sie herein gelassen habe. Nebenbei, haben sie eine gottverdammte Idee, wie schwierig es war, sie anzulegen?“
 

„Achte auf das, was du sagst, 7. Offizier!“, bellte Renji, sein Kopf immer noch gebeugt. Seine Stimme war viel stärker, als der Rest seines Körpers. „Fluche noch einmal vor der Kommandantin und ich werde dein Gehalt kürzen lassen, verstanden?“
 

Kinjo ballte die Faust und schob sie durch die Stäbe hindurch. „Hey, ich befolge keine Befehle von einem feigen Deserteur. Abarai, du hast hier keine Autorität mehr. Du wurdest entlassen.“
 

Ein Deserteur?
 

Der Gedanke schnitt wie ein kaltes Messer durch Renjis Herz. Byakuya hatte ihn entlassen? Wegen Fahnenflucht? Wie konnte das sein? Verletzung der Pflichten vielleicht… Aber Desertion? Das war ein Kapitalverbrechen. Byakuya wollte, dass er hingerichtet wird? War dieser verdammte Kommandant dabei, alle umzubringen, um die er sich sorgte?
 

Nein, erinnerte er sich reumütig. Byakuya fickt mich nur. Er sorgt sich nicht um mich.
 

Renji konnte spüren, wie seine Fingerknöchel um die Ecke des Feldbettes weiß wurden und seine Arme zitterten. Doch… Moment. Er konnte nicht wegen Desertion belangt werden, bis sich etwas radikal änderte. Mit Mühe hob er den Kopf und blickte in Unohanas sanften, blauen Augen. „Sind wir im Krieg?“
 

Ihre Hand ruhte immer noch auf seiner Schulter und er konnte die Wärme ihres Reiatsu spüren, wie es sich in ihm ausbreitete und beruhigte. „Das sind wir. Der Generalkommandant hat vor ein paar Stunden den Ryoka den Krieg erklärt.“
 

Renji versuchte aufzustehen. Er stellte seine Füße auf den Boden und begann, sich aufzurichten. Er musste hier raus, er musste seine Leute organisieren und das Gelände für den Kampf vorbereiten.
 

Unohana nahm ihre Hand von seiner Schulter. Der Schmerz überrollte ihn und Renji kollabierte sofort, aufgrund dieser Höllenqual war er nicht in der Lage, zu atmen. Ihre sanfte Stimme zerschnitt den Vorhang aus Schmerz. „Bitte versuchen sie nicht aufzustehen, Vizekommandant. Du kannst nichts tun, bis du vollständig geheilt bist.“
 

Doch trotz der Tatsache, dass er vor Schmerz nur noch Rot sah, rollte er sich von dem Feldbett und begann auf seinen Ellbogen Richtung Tür zu krabbeln.
 

Irgendwo über ihn, befahl Unohana etwas. Die Tür wurde aufgerissen und Schritte ertönten. Hände hoben ihn hoch. Renji versuchte, dagegen anzukämpfen, doch mit Handfesseln konnte er nur willkürlich durch die Gegend schlagen. Er spürte, wie sein bereits verletzter Rücken auf das Bett geknallt wurde und schrie vor Schock und Schmerz.
 

Eine Welle, nein ein Tsunami aus Reiatsu presste ihn hinunter und er war sofort bewegungsunfähig. Die Hände, die ihn nach unten drückten, schienen wie erstarrt. „Hört sofort auf“, befahl Unohana sanft, doch ihre Stimme war wie ein Hammer, der alle Gegenwehr zerschmetterte. „Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn noch weiter verletzt.“ Sie bahnte sich ihren Weg durch die Soldaten und umfasste Renjis Gesicht mit kühlen Händen. „Schau mich an, Vizekommandant Abarai. Du wirst dich beruhigen. Ich würde es bevorzugen, wenn du bei Bewusstsein bleibst, während ich dich behandle, doch das ist nicht notwendig. Wenn du dich nicht kontrollieren kannst, werde ich dich zurückhalten.“
 

Wie ein Hund.
 

Falsche Wortwahl.
 

Es verging eine längere Zeit, bevor Renji wieder wach wurde.
 


 

Ein leises, unerwartetes Klopfen kam von Byakuyas Tür. Er schaute auf. Es war schon sehr spät und so musste er den gewohnten Impuls unterdrücken, Renjis Namen zu rufen und ihn hereinzubitten. „Herein“, sagte er, während er den Pinsel zur Seite legte.
 

Die Tür schob sich zur Seite und gab den Blick auf Kommandantin Unohana frei. Sie lächelte sanft, als sie höflich ihren Kopf beugte, bevor sie eintrat. „Bitte entschuldige, Kommandant Kuchiki, dass ich deine Arbeit zu solch einer Stunde störe, aber es ist eine schwierige Zeit für und bei all dem, was vor sich geht. Hast du etwas Zeit für mich? Ich möchte dir einen Statusbericht geben.“
 

„Natürlich, mach es dir bequem“, Byakuya stand auf, um ihr einen Platz anzubieten. „Es war aber nicht nötig, dass du selbst vorbei kommst, Kommandantin. Ich wäre auch mit einem schriftlichen Bericht zufrieden gewesen.“
 

„Das ist sehr zuvorkommend“, sagte sie und ließ sich im Seiza ihm gegenüber nieder. „Aber ich befürchte, ich muss etwas Privates mit dir besprechen.“
 

„Wirklich?“, Byakuya setzte sich wieder und klingelte nach einem Diener.
 

„Es geht um Vizekommandant Abarai“, sagte sie und richtete ihren Blick nach unten.
 

Byakuya versuchte seine Reaktion unter Kontrolle zu behalten, doch sein Herz schlug ihm bis zum Hals vor Angst. Bitte lass es nicht die Neuigkeiten sein, vor die er sich bereits seit Stunden fürchtete. „Ich hoffe, er ist wohlauf?“
 

Sie lächelte ihn sonderbar an. „Tust du das? Hoffen? Gut. Das macht es einfacher, zu sagen, warum ich gekommen bin. Du musst seine Wiedereinsetzung erlauben.“
 

„Das kann ich nicht“, sagte Byakuya fest. Aizen hatte Byakuya abgefangen, als Renji offenbar von Ichimaru verfolgt worden war. Aizen hatte seine üblichen, unschuldigen und besorgten Erklärungen abgegeben, doch Byakuya hatte ihn dieses Mal sorgfältig beobachtet. Da war eine Bedrohung hinter dem sanftmütigen Aussehen. Er war sich sicher.
 

Unohana schaute Byakuya immer noch mit offenem Mund an.
 

Byakuya nahm das Abzeichen des Vizekommandanten, das er neben seinem Tintenfässchen aufbewahrte und legte es vor ihr ab. „Das ist der Beweis für seine Absicht zu desertieren. Er hat es entfernt, absichtlich, bevor er sich alleine und gegen Befehle den Ryoka gegenüber gestellt hat. Er hat seinen Posten und Kommandanten in Kriegszeiten verlassen.“
 

„Aber der Krieg wurde erst nachdem er verwundet wurde erklärt. Sicher ziehst du in Betracht, seine Strafe auf Vernachlässigung der Pflicht zu reduzieren.“
 

„Solche Argumente interessieren mich bis zum Kriegsgericht nicht“, sagte Byakuya kühl. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Formular vor sich und nahm den Pinsel auf. „Natürlich kannst du eine offizielle Beschwerde an den Generalkommandanten richten. Doch ich glaube nicht, dass das etwas bringt. Kommandanten haben die ultimative Autorität über ihre Division.“
 

„Und ihre Liebhaber?“
 

Byakuyas Hand zuckte unkontrolliert und verschmierte seine Unterschrift.
 

„Wünschst du, dass ich diesen Kommentar meiner Beschwerde hinzufüge, Kommandant Kuchiki?“, fragte sie mit süßer Stimme.
 

Vorsichtig stellte er den Pinsel wieder in die Halterung. Dann faltete er seine Hände im Schoß. „Drohst du mir, Kommandantin?“
 

„Noch nicht“, sagte sie einfach, ihre Augen beobachteten ihn ruhig. „Aber ich hätte gerne eine Versicherung, dass Vizekommandant Abarai nicht misshandelt wird. Dass dies keine Vergeltung für den groben Umgang ist, den du als ‚in beiderseitigem Einverständnis‘ bezeichnet hattest.“
 

Byakuya schloss die Augen und versuchte das Zucken seiner Muskeln im Kiefer zu unterdrücken. Grober Umgang? Er flehte alle Götter an, dass niemals mehr die vornehme Kommandantin Unohana solche sinnträchtige, groben Begriffe in den Mund nahm. Zumindest in seiner Gegenwart. Doch als ihn der Rest ihrer Worte traf, riss er die Augen wieder auf. „Misshandeln? In welcher Weise wird der Vizekommandant misshandelt?“
 

„Fesseln, Kommandant Kuchiki? Wirklich? Dein Vizekommandant ist verletzt. Er kann sich kaum ohne Hilfe bewegen und ist bereits hinter Schloss und Riegel.“
 

Byakuya hatte tatsächlich eine Antwort dafür. „Renji hat Mitglieder seiner eigenen Truppe attackiert, als sie versuchten, sein Zanpakutō zu entfernen. Da wir ihn nicht von seiner Waffe trennen konnten, wurde entschieden, dass dies notwendig war um seine Sicherheit und auch die der Wachen zu gewährleisten.“
 

„Und der Schlafzauber?“
 

„Ich habe gehört, dass du etwas Ähnliches anwenden musstest, als du dort warst“, konterte Byakuya.
 

Sie kräuselte die Lippen, ein erstes Zeichen für Unbehagen. „Ja, das habe ich“, musste sie zugeben. „Wie auch immer, es war für mich offensichtlich, dass, als er erfahren hat, dass wir uns im Krieg befinden, Vizekommandant Abarai versucht hat, auf seinen Posten zurückzukrabbeln. Um seine Soldaten und seine Einheit zu verteidigen. Das würde ich nicht das Handeln eines Deserteurs nennen.“
 

Der Gedanke an Renji, wie er versucht, auf seinen Posten zurückzukehren, wärmte sein Herz. Es sollte keine Überraschung sein, dachte er. Renji ist immer loyal. Byakuya musste wegschauen, damit sie seine Gedanken nicht in seinem Blick erkennen konnte. „Du kannst deine Behauptungen gerne beim Gericht niederlegen. Du wirst eine exzellente Charakterbezeugung für seine Verteidigung machen, da bin ich sicher. Bis dahin wird er wegen Desertion festgehalten.“
 

Sie war für einen langen Moment still. „Geht es wirklich nur darum, Kommandant?“, fragte sie dann spitz.
 

Er konnte nicht zulassen, dass sie weiterhin die Idee unterhielt, dass er Renji für ein sexuelles Missverständnis bestrafte. Es war weit jenseits der Peinlichkeit, sich vorzustellen, dass er sich dahingehend vor dem Generalkommandanten erklären müsste. Er könnte solche Anschuldigungen abstreiten und Unohana des Verleumnung beschuldigen. Doch niemand würde ihm glauben. Sie war so viel älter als er, wie eine Mutter oder Großmutter. Sie konnte ihn wie einen notgeilen Teenager vor den gesamten 13 Hofgarden dastehen lassen. Vielmehr würde Kenpachi vermutlich fröhlich kooperieren und in der Öffentlichkeit breittreten, wie Renji betrunken Zugab, dass Byakuya ihn 'disziplinieren' würde und wie sehr Renji das hasste.
 

Es war ein Desaster.
 

Byakuya hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, dass er es zugelassen hatte, dass sie ihn anfasst. Noch weniger hätte er zustimmen sollen, geheilt zu werden.
 

Die Dienerin kam und er bestellte Tee für beide. Kommandantin Unohanas Augen fixierten weiterhin Byakuya. Es war offensichtlich, dass sie es ernst meinte. Sie würde niemals aufgeben. Sie würde ihre Drohung in die Tat umsetzen und seine Möglichkeiten Renji zu schützen verringern.
 

„Da ist mehr“, sagte Byakuya, als die Dienerin gegangen war. Er stand auf und entfernte sich von seinem Schreibtisch, um zu einer informelleren Ecke des Raumes zu gehen. „Aber es ist nicht das, was du denkst, Kommandantin. Bevor du losgehst und die Anschuldigung zur Unzucht zur dreckigen Wäsche meines Vizekommandanten hinzufügst, würde ich bevorzugen, wenn du mir erlaubst, es dir zu erklären.“
 

Sie kam zu ihm auf seinen Wink hinüber. Dennoch beobachtete sie ihn behutsam. „Das ist genau das, was ich hören wollte, Kommandant Kuchiki.“
 

„Durchaus“, gab er zurück. Er schaute nach einem bequemen Kissen für sie, bevor er selbst Platz nahm. „Bedauerlicherweise sind viele Verdachte unbestätigt, doch ich glaube, die Kommandanten Aizen und Ichimaru haben meinen Vizekommandanten zum Verrat angestachelt, in der Hoffnung, eine alte Rechnung zu begleichen.“
 

Es hörte sich tatsächlich wie die wahnwitzigste Verschwörungstheorie überhaupt an. Er schaute Unohana an und erwartete, dass sie ihm sagte, dass er aufhören sollte von Tatsachen abzulenken. Er stählte sich selbst für die Rückkehr zur demütigenden Thematik über sein Sexleben, als sie fragte: „Also beschützt du Vizekommandant Abarai? Oh natürlich! Warum hast du das nicht direkt gesagt, Kommandant Kuchiki?“
 

„Ich habe einfach den guten Namen zweier Kommandanten beschmutzt. Dabei habe ich nicht mehr als ein schlechtes Gefühl und ein paar unbewiesene Vermutungen“, gab er zu. „Ich habe, ehrlich gesagt, nicht erwartet, dass du mir glaubst.“
 

Der Tee kam. Auch wenn er nach der Kanne griff, zögerte Unohana nicht, um ihm einzuschenken, als die Dienerin den Raum verließ. „Sei nicht dumm, Kommandant. Ich bin lange genug im Dienst und habe mit genug Leuten über die Jahrhunderte gedient, dass ich eine Ratte riechen kann. Und Aizen und Ichimaru sind 2 von dieser Art. Sie stinken.“
 

Byakuya hatte Schwierigkeiten seine Belustigung darüber zu verdecken, eine solch würdevolle Person derart schroff sprechen zu hören. „Dann stimmen wir überein, Kommandantin Unohana.“
 

Also erzählte Byakuya ihr alles über Tee und Gebäck.

Midnight Visitations

Einen wunderschönen guten Morgen!
 

Ja, ist denn heute schon Mittwoch oder der 15.? Nein. Aber die wundervolle AnubisBride (von ff.de) und ich hatten einen Deal und jetzt ist es an mir, meinen Teil der Abbmachung zu halten.

Und falls ihr wissen wollt, was der Inhalt unseres Deals war: Fotos von ihrem Tag auf der Chizuru! Auf ihrer Facebook-Seite zu finden
 

Das Bonuskapitel kommt dann am Donnerstag :3
 

LG

yezz

____________________________________________________________________________________________________________________________
 

Als Renji das nächste Mal wach wurde, hatte ihn jemand etwas aufgerichtet und kämmte seine Haare. Zuerst stand er so neben sich, dass er dachte, er sei wieder in Inuzuri und Rukia durchsuchte seine Haare nach Ungeziefer. "Ach, hör doch einfach auf", sagte er ihr zärtlich. "Ich weiß, dass du es nicht wahrhaben möchtest, Kleine, aber wenn Läuse drin sind, kommen sie ab."
 

"Läuse?", hörte er eine unbekannte, männliche Stimme. "Ich freue mich, ihnen sagen zu können, dass dies eine der wenigen Dinge ist, an denen sie nicht leiden."
 

Er versuchte seinen Kopf zu drehen, um zu sehen, wer da sprach. Aber irgendwas zog tief in ihm und japste beim plötzlichen Schmerz, der ihn durchfuhr.
 

"Ruhig", eine Hand ruhte dann auf seiner Schulter, durchflutete ihn mit heilendem Reiatsu. "Ich bin der 10. Offizier Souta Tokaji, Sanitäter von der 4. Division. Sie erinnern sich an mich, oder Vizekommandant? Vor einigen Tagen habe ich ihnen ihr Kimono gebracht. Den einen mit den Kirschblüten."
 

Renji schnaubte. Er hatte nur diesen einen. Nebenbei würde er vermutlich nichts vergessen, was an diesem Tag geschehen war. Es war dieser Morgen danach gewesen, als er sich selbst ausgebreitet und nackt in den Trümmern wiedergefunden hatte, was einmal Byakuyas Quartier dargestellt hatte. Er hatte immer noch Geschmack von Blut im Mund gehabt. Beim Thema Kleidung fiel ihm auf, dass das Oberteil seiner Uniform fehlte. Als er nach dem Laken greifen wollte, krachten seine Handschellen gegen das Ende seines Feldbettes.
 

Richtig. Immer noch wegen Desertion im Gefängnis.
 

Renji schaute durch die Gitterstäbe. Er konnte erkennen, dass er wohl lange genug weg gewesen war, dass zumindest ein Schichtwechsel stattgefunden hatte. Der Anführer des Stoßtrupps war durch den 5. Offizier ersetzt worden. Sie war eine große Frau mit stacheligem, tiefschwarzem Haar und erschreckend blauen Augen. Renji hatte immer gewusst, dass diese Augen verheerend für einen Mann sein konnten. Nun wusste er es sogar, da sie Renji sehr wütende und extrem böse Blicke zuwarf. Offensichtlich durch das Geräusch ihrer Stimmen alarmiert, nahm sie ihre Position an der Zellentür ein. Sie stand misstrauisch dort, ihre Finger um Kokurai, ihrem Zanpakutō, gelegt als würde sie einen Anlass sehen, es jederzeit ziehen zu können.
 

Soutas Hand verließ Renjis Schulter wieder und wandte sich zu den Knoten in seinen Haaren. "Sie meinten es nicht ernst, dass sie ihre Haare abschneiden lassen wollen, oder Vizekommandant? Es ist nur so, wenn ich das sagen darf, es ist eine wundervolle Haarfarbe. Machen sie irgendetwas daran?"
 

"Heh, du notgeiler Bastard. Gerade du solltest wissen, dass ich ein natürlicher Rothaariger bin. Du hast mich nackt gesehen", zog Renji ihn auf. Er musste gar nicht in der Lage sein, sich umzudrehen, um zu spüren, wie der andere aufgrund seiner Worte errötete. Armer Souta. "Hey, Mann. Das war nicht so gemeint. Ich mach dir nur dein Leben schwer. Ich brauche keinen Haarschnitt. Binde es nur mit irgendwas zusammen. So trag ich es normalerweise."
 

"Du kannst es dir genauso gut direkt abrasieren lassen, Abarai", schnaufte der 5. Offizier. "Sie werden es später im Madennest so oder so machen."
 

Er hörte, wie Souta hinter ihm scharf die Luft einsog. Er schien sich selbst auf einen Kampf vorzubereiten. Doch Renji grinste nur breit. "Nah, ich werde niemals im Madennest enden. Für gewöhnlich hängen sie Deserteure."
 

"Also gibst du es zu?", sagte sie und ihre Streitlust wich der Kränkung. Ihr Gesicht wurde blass und ihre Hand verließ den Griff ihres Schwertes, um ihren Mund zu verdecken. "Du hast uns wirklich verlassen, Renji? Du bist von deinen Pflichten weggerannt?"
 

Der Schmerz in ihrer Stimme tat Renji mehr weh, als seine Wunden. Wie konnte er sich ihr erklären? Oder allen anderen? Er hatte keine Chancen darauf, ihre Herzen zurückzugewinnen. Oder diese Angelegenheit überhaupt klarzustellen. Er hatte sein Abzeichen zurückgelassen. Jedes Tribunal würde dieses Handeln als ein Beweis dafür sehen, dass Renji mit Absicht seinen Posten verlassen hatte.
 

Was er tatsächlich auch getan hatte.
 

Also was konnte er denn überhaupt sagen? Würde sie jemals verstehen, wie viel Sinn es zu diesem Zeitpunkt gemacht hatte - als er dachte, dass es einfach wäre, Ichigo zu besiegen und sicher war, innerhalb kürzester Zeit wieder an der Front zu sein? Würde sie es verstehen, wenn er es versuchte, ihr zu erklären, dass er ihnen nicht den Rücken gekehrt hatte und nur Rukia retten wollte?
 

Nein, das machte ihm nur zum Deserteur und Verräter.
 

Renji hätte aufgrund der Schande den Kopf hängen gelassen, wäre Souta nicht gerade dabei gewesen, seine Haare zurückzubinden.
 

Vor dem Tribunal zu stehen würde richtig scheiße werden. Doch zumindest würden sie ihn für seine Taten töten und damit würde er nicht noch mehr Zeit damit verbringen müssen, solche Blicke von Leuten zugeworfen zu bekommen, die ihm vertraut haben. Die unvergossenen Tränen des 5. Offiziers stachen Renji in die Magengegend, riss die Wunden wieder auf, die durch Utakos Tod verursacht worden waren. Die Schuldgefühle und dass er an seinen Pflichten gescheitert war, überwältigten ihn. Sie alle verraten hatte. Seine Entschlossenheit verließ ihn und er brach in kaltem Schweiß aus. Sein eigenes Reiatsu musste Souta geholfen haben, die Situation in Griff zu behalten, denn plötzlich traf ihn der Schmerz wie eine Wand. Ein Zischen entfloh ihm, trotz zusammengebissener Zähne. Dunkle Punkte tanzten vor seinen Augen. Renjis gefesselte Hände landeten auf der Ecke des Bettes und er konnte sich gerade noch so aufrecht halten.
 

"Sie sollten sich hinlegen, Vizekommandant Abarai", sagte Souta.
 

"Es heißt nicht mehr Vizekommandant", sagte er und ließ sich mit Soutas Hilfe und der Erdanziehungskraft aufs Bett legen. "Es ist nur Renji."
 

"Versuchen sie zu ruhen", sagte Souta und deckte ihn sanft mit den Laken zu.
 

"Verflucht seist du, Renji Abarai", keifte der 5. Offizier zur gleichen Zeit.
 

Ihre Stimme war das Einzige, was er hörte, als er langsam wieder in die Bewusstlosigkeit abdriftete.
 


 

Byakuya verfasste eine Liste. Dort standen Namen der Leute, die sich für Renjis Wiedereinstellung ausgesprochen hatten. Er hoffte, es würde ihm helfen herauszufinden, wer ihre Feinde waren. Doch die Liste war verstörend lang. Aizen war der Erste, der einen öffentlichen Einspruch für Renji erhoben hatte. Das hatte Byakuya erwartet. Doch nachdem Aizen seine Stellung bezogen hatte, schien jeder auf den Wagen mit aufzuspringen und es wurde unübersichtlich. Da waren einige, die Byakuya sofort ausgeschlossen hatte. Zum Beispiel Zaraki oder diesem, offengestanden, weichherzigen Sack von Kyōraku. Unohana hatte er auch erwartet, aber wie passten da Tōsen und Komamura hinein? Dann war da diese Petition mit der Vizekommandantin Matsumoto gestern aufgekreuzt war. Fast alle Vizekommandanten der 13 Hofgarden hatten unterschrieben. Sogar diese gruselige Clontochter von Kurotsuchi. Sie verbürgten sich alle für Renjis Loyalität und Charakter.
 

Und nun hatte sich offensichtlich Vizekommandant Sasakibe auf dem Divisionsgelände angekündigt. Mit einer offiziellen Angelegenheit des Generalkommandanten. Er wollte niemanden anderes als Byakuya persönlich sehen. Also machte er sich schnell zum Haupttor auf, wobei er von einem nervösen 3. Offizier flankiert wurde. Dieser fummelte an dem Kenseikan herum, als sie vorangingen. Zum Glück hatte Byakuya schon oft genug mit diesem dummen Haarschmuck gekämpft, dass er es ohne viel Mühe zurück an den richtigen Platz bekam.
 

Es war tatsächlich auch das einzige Teil gewesen, was er letzte Nacht entfernt hatte. Byakuya hatte nicht viel geschlafen. Bevor Unohana gegangen war, hatte sie Byakuya daran erinnert, dass die erste Nacht kritisch für Renji war, wenn er diese überleben würde, würde er sich auch vermutlich wieder erholen. Daher hatte Byakuya darauf bestanden, bei jedem Schichtwechsel einen Statusbericht über Renjis Zustand zu erhalten. Zum ersten Mal in seinem Leben, hatte Byakuya Kuchiki in seinem Büro und vollständig angezogen geschlafen. Vermutlich wäre er noch nicht einmal in der Lage gewesen, seine Augen zu schließen, wenn er nicht entschieden hätte, die Schlafmatte aus Renjis Quartier zu holen und sie auf dem Fußboden auszubreiten. An die Matte gekuschelt und umgeben vom Geruch des Rothaarigen hatte Byakuya es geschafft, wenigstens ein bisschen zu schlafen.
 

Nun stand Byakuya dem weißhaarigen, ernstblickenden Sasakibe gegenüber und fühlte sich etwas abgerissen und zerknittert. "Was für Angelegenheiten hast du mit der 6. Division, Vizekommandant Sasakibe?", fragte Byakuya.
 

"Befehle vom Generalkommandanten", sagte dieser und händigte Byakuya ein offiziellaussehendes Dokument aus.
 

"Befehle?", Byakuya überflog es, erwartete erst, dass es eine Art große und organisierte Kampfstrategie gegen die Eindringlinge war. Stattdessen fand er etwas höchst... Verdächtiges. Und tief Beleidigendes. "Was soll das bedeuten?"
 

"Vizekommandant Abarai ist wiedereinzustellen, mit sofortiger Wirkung."
 

"Ich kann lesen, Vizekommandant", sagte Byakuya und drückte das Dokument zurück an Sasakibes Brust. "Aber ich scheitere daran, zu erkennen, an welchem Punkt ich die Befehlsgewalt meiner Division und meiner Leute abgetreten habe. Ergreift der Generalkommandant das Kommando über die Alltagsabläufe der 6. Division? Tut er das auch in den anderen Divisionen?"
 

Sasakibe schaute irritiert, als er antwortete. "Uh... Nein, Kommandant."
 

"Dann soll er das auch hier nicht tun", sagte Byakuya und ließ das Dokument los. Da Sasakibe nicht danach griff, viel es auf den Boden der schmutzigen Straße. "So lange der Generalkommandant mich nicht aus meinem Büro entfernt, befehlige ich meine Soldaten, wie ich es als angemessen erachte und es mein Recht und meine Pflicht ist."
 

Als Byakuya sich umdrehte, machte er sich gedanklich eine Notiz. Die Dinge standen schlechter, als er vermutet hatte. Aizen Pläne waren tiefgreifend. Generalkommandant Genryūsai Shigekuni Yamamoto konnte nicht vertraut werden. Sein Name stand nun ganz oben auf der Liste.
 


 

Der Dämon war so weit von ihm entfernt, wie damals zur Akademiezeiten. In Renjis Fieberträumen jagte er Zabimaru durch die Gassen Inuzuris, grub sich durch Abfall, suchte hektisch unter Verdorbenem und Verrottetem. Er rannte, rannte immer, schrie Zabimarus Namen. Jedes Mal, wenn er nahe genug dran war, wenn er das weiße Fell des Rückens nur eine Straße weiter sah oder wie der Schlangenschwanz über die Dächer zischelte, stand jemand in Renjis Weg.
 

Manchmal war es Ichigo. Manchmal aber auch... Byakuya.
 

Eine Hand rüttelte ihn sanft wach. „Renji, du träumst.“
 

Der Mond schien durch das vergitterte Fenster. Renji blinzelte den Schlaf weg, nur um sich dann auf das Gesicht zu fokussieren, dass scheinbar direkt aus seinem Albtraum kam.
 

Doch anders als im Traum, war Byakuyas Haare vom Kenseikan befreit. Statt seiner Uniform und des Haoris trug der Kommandant den bernsteinfarbenen Kimono. Dieser eine mit den flatternden Kolibris, die entlang des Saums gestickt worden waren und Renji so sehr vom Hanami liebte. Sollte er daher annehmen, dass Byakuya als Liebhaber und nicht als Kommandant gekommen war? Doch warum fror das Blut in Renjis Adern vor Furcht? Er sank zusammen, blickte nervös in Richtung der Tür. Keine Wache war zu sehen.
 

„Ich habe Tanma Otoshi verwendet, den Tiefschlaf-Spruch", erklärte Byakuya ruhig. "Es darf keine Zeugen hiervon geben."
 

Oh Gott. Oder warte, war das ein Scherz? Die Antwort hatte sich erledigt, als sich der Kommandant hinunterbeugte und ihn küsste. Es war ein sanfter, zaghafter Kuss, voller Sehnsucht, aber dennoch vorsichtig wegen seiner Verletzungen.
 

Renji war so geschockt, dass er nicht antworten konnte.
 

Er konnte kaum atmen.
 

So viel... Zuneigung, so viel Leidenschaft in dieser Berührung. Er hatte niemals zuvor so etwas von Byakuya gespürt. Was sollte das bedeuten? Renji hatte seinen Frieden damit geschlossen, dass die Beziehung zu seinem Kommandanten unangenehmen und manchmal demütigenden Sex beinhaltete und mehr nicht. Und das war kein guter Zeitpunkt für Byakuya, um scharf und bereit aufzukreuzen. Vielleicht machten ihn die Handfesseln an? Aber selbst Byakuya wollte ihn nicht vögeln, wenn er verwundet war, oder etwa doch? Ok, einmal hatte er ihn als bewegungsunfähiges Sexspielzeug missbraucht aber... komm schon, er würde alles vollbluten und Renji glaubte nicht, dass Byakuya derart abartig war. Nebenbei hatte Byakuya nur den 'Tiefschlaf' verwendet, Renjis Schreie würden die Wachen wecken.
 

Byakuya zog sich zurück, als Renjis Lippen sich, trotz sanftem Necken und Saugen, weiterhin nicht bewegten. Seine Augenbrauen zogen sich kurz gekränkt oder besorgt zusammen. Oder wegen beidem. "Ich verstehe", sagte er und setzte sich steif auf. Eine Hand verschwand in den Falten seines Kimonos um das Vizekommandantenabzeichen herauszuholen. Er warf es auf Renjis Brust. "Also hast du vorgehabt, mich zu verlassen. Möchtest du es erklären?"
 

"Nein", sagte Renji. Byakuya hatte mit Sicherheit den vollständigen Bericht von wem auch immer bekommen, der ihn aufgelesen hatte. Er wusste, wo Renji gefunden wurde. Er musste erraten haben, was er vorgehabt hatte. "Tut nichts zur Sache, ich habe so oder so versagt."
 

Byakuyas Lippen teilten sich, nur leicht, als wollte er etwas sagen. Er unterbrach sich jedoch selbst und runzelte wieder die Stirn. "Ja", sagte er schließlich. "Das hast du. Doch wir sollten das als ein Segen betrachten, vermute ich. Sonst würdest du nun als Verräter angesehen werden. Was hättest du getan, wenn du es geschafft hättest, Ichigo Kurosaki zu töten? Hättest du Senaikyū Shishinrō gestürmt und Rukia befreit? Was dann? Wolltest du dann flüchten? Hast du nicht daran gedacht, dass alle Soldaten, die der Soul Society zur Verfügung stehen und sich auf dich stürzen würden, wie ein Schwarm Hornissen? Jeder einzelne von uns, Renji. Mich mit eingeschlossen.“
 

Natürlich hatte Renji nicht so weit vorausgedacht, also drehte er seinen Kopf weg. Er bemerkte, dass jemand – Kommandant Unohana? - ein zweites Feldbett hineingebracht hatte. Die zerbrochenen Teile von Zabimaru lagen darauf. Sein Zanpakutō sah fürchterlich aus. Es schmerzte Renji, dass er es nicht halten und näher bei sich haben konnte. Doch seine Hände waren gefesselt. Er konnte kaum seinen Kopf ohne Hilfe heben und er war verdammt noch mal gefesselt.
 

Byakuya drehte sich um, um zu schauen, was Renjis Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. „Ah, natürlich. Du hast also nach Instinkt gehandelt, liege ich richtig? Kein Denken erforderlich, Dämon an Bord.“
 

Verdammt, es tat weh, wenn Byakuya richtig lag. „Verpiss dich.“
 

„Kennst du den Namen derer, die du in die 4. gebracht hast, Renji? Hat dir jemand die Liste vorgelesen?“
 

„Tu es nicht“, sagte Renji. Er konnte es nicht ertragen, zu wissen, wen er verletzt hatte. Was wäre, wenn es jemand wie Rikichi war? „Lass es einfach. Das ist nicht fair. Ich erinnere mich noch nicht einmal daran.“
 

„Ich bin mir sogar sicher, dass du das nicht tust. Vielleicht sollte ich Zabimaru für die Tätlichkeiten und Körperverletzungen anklagen. Soll es auch für Desertion sein?“
 

Renji schüttelte nur den Kopf. Zabimaru lag dort, halb tot, und alle das war nur eine seltsame Eifersucht von Byakuya und solch eine alte, dumme Streiterei von ihnen. Eine, die sie niemals beseitigen könnten. Vielleicht, wenn Byakuya ihn lieben würde, aber... nun ja, der Weg war wohl eine Sackgasse. Schlussendlich, nachdem Renji eine lange Zeit die Decke der Zelle angestarrt hatte, sprach er. „Desertion ist ein Kapitalverbrechen, Byakuya. Planst du, von einer Hinrichtung zur nächsten zu gehen?“
 

„Nein“, sagte Byakuya leise. „Ich hoffe, zumindest dich retten zu können.“
 

„Aber Rukia nicht? Sie ist deine Familie!“, keifte Renji, seine Augen richteten sich wieder auf Byakuyas emotionsloses Gesicht. „Scheiß auf mich, ich sterbe, damit sie leben kann!“
 

„Offensichtlich. Und das ist genau der Grund, warum du hier bleibst, bis alles vorbei ist.“
 

Renji konnte nicht anders, als sich auf Byakuya zu stürzen. Doch es war nicht wirklich ein Angriff, denn seine Muskeln protestierten bei jeder Bewegung. Nähte und geheilte Wunden rissen auf und es war mehr als nur bisschen grobmotorisch, als er mit den gefesselten Händen ausholte. Byakuya wich, dank Shunpō, mit Leichtigkeit aus. Doch aus irgendeinem Grund, spielte es sich dieses Mal in Renjis Kopf ab. Es war, als könnte er fast sehen, wie er die Hand hob, um den Schlag abzulenken. Die flüssige Bewegung im selben Moment und dann die 3 Schritte, mit denen Byakuya ihn zurück auf das Feldbett drückte und immer noch die Fesseln umfasste. Es war ein goldener Brei aus Kimono, doch irgendwie hatte Renji es gesehen.
 

Der Druck von Byakuyas Knie, wie sie an beiden Seiten von ihm platziert waren, brachten ihn zurück in die Realität und ließen ihn aufschreien.
 

„Ich hatte eigentlich noch mehr Dinge, über die ich gerne mit dir gesprochen hätte, Renji“, sagte Byakuya und hielt ihn immer noch in dieser unangenehmen, verdrehten Position. „Doch wie ich sehe, muss das warten, bis du wieder klar denken kannst.“
 

Renji begann wieder, ohnmächtig zu werden. Er presste seine Zähne aufeinander, um die Oberhand über den Schmerz zu behalten. Alles verschwamm vor seinen Augen, doch er konnte schwören, dass er Byakuyas Lippen auf seinen Händen spürte und wie dieser wisperte: „Bleib am Leben und tue bitte einfach nichts Unbesonnenes.“
 

Warum?, versuchte Renji zu fragen. Ich habe alles verloren – meinen Posten als Vizekommandant, das Vertrauen meiner Soldaten, dich – also warum verdammt lebe ich überhaupt noch, wenn nicht für Rukia?

____________________________________________________________________________________________________________________________
 

Vorschau Kapitel 32:

Byakuya hat Tagträume von Renji, Renji Albträume von Byakuya...

Cherry Blossom Dreams

Während Byakuya seinem 3. Offizier zuhörte, der gerade den Statusbericht vorlas, realisierte er etwas Wichtiges über sich selbst. Er sagte vielleicht, dass er gutes Benehmen, einheitliche und ehrerbietige Offiziere bevorzugte. Doch das war eine Lüge. Diese Art von Gehorsam war tatsächlich sogar langweilig.
 

Es half keineswegs, dass dieser junge Mann kaum gewöhnlicher und unauffälliger hätte aussehen können. Nichts an ihm sprang einem ins Auge. Es war kein Feuer in seinen braunen Augen und er trug die Standarduniform eines Shinigami ohne persönliche Zusätze oder Änderungen. Um ehrlich zu sein hatte Byakuya, trotz des hohen Ranges, immer Probleme, sich an den Namen des 3. Offiziers zu erinnern. Selbst aus dem Zanpakutō des jungen Mannes konnte er keine Schlüsse ziehen.
 

Die Unterschiede zwischen dem 3. Offizier und Renji Abarai waren verblüffend. So viele Dinge kamen Byakuya in den Sinn, wenn er über Renji nachdachte. Die fantastische Farbe seiner Haare, die Tattoos, die konstante, knurrende Präsenz von Zabimaru, die immer unter der Oberfläche seines kraftvollen Reiatsus brodelte. Seine endlose Energie, dieser feste, trainierte Körper...
 

„Haben sie mich gehört, Kommandant? Ein Mitglied des Spionagekorps hat persönlich eine Nachricht abgegeben, dass Kommandant Aizen tot ist. Offensichtlich ermordet.“
 

Byakuya blinzelte die Tagträume über seinen Vizekommandanten weg. „Diese Einheit war involviert? Bedeutet das, dass Aizen außerhalb seiner Pflichten getötet wurde? Dass jemand anderes als die Ryoka dafür verantwortlich sind?“
 

„Das ist nicht bekannt, Kommandant. Uh, ich glaube, er wurde mit seinem eigenen Zanpakutō erstochen und an einer Wand hängen gelassen.“
 

„Das ist ziemlich grauenhaft“, stimmte Byakuya zu. „Es scheint nicht das, was man von einem Haufen chaotischer Eindringliche erwartet. Es scheint persönlich gewesen zu sein. Als wollte man an ihm ein Exempel statuieren.“ War das Rätsel um Aizen Pläne unlösbar? Wer würde davon profitieren, wenn er nicht mehr lebte? „Und wer hat die Fähigkeiten einen Kommandanten derart zu entwaffnen?“
 

„Ich habe keine Ahnung, Kommandant.“
 

„Und Spekulationen? Die Gerüchteküche? Was sagt man sich auf der Straße?“
 

„Uh, ich weiß es nicht, Kommandant.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. Renji wäre noch nicht einmal zu ihm gekommen, bevor er nicht sorgfältig gelauscht und all den Tratsch von den anderen Vizekommandanten aufgesammelt hätte. Der 3. Offizier wirkte nervös, als wüsste er, dass er versagt hatte. Byakuya winkte dessen Bedenken weg. „Vergiss es. Was denkst du darüber?“
 

„Ich habe keine Ahnung, wer Kommandant Aizen töten wollte. Er machte mir immer den Eindruck, nett zu sein“, sagte der Offizier etwas hilflos.
 

„Nett?“, fragte Byakuya irritiert. „Wirklich? Welche Art von Erfahrungen lässt dich das sagen?“
 

„Sie denken nicht, dass er nett ist?“, der Offizier schien wirklich davon überrascht zu sein.
 

„Das bedeutet es nicht zwangsläufig. Ich bin bloß interessiert daran, dass du das sagst. Du bist seit deinem Abschluss von der Akademie bei mir. Was an Kommandant Aizen findest du so 'nett'?“
 

„Uh, nun ja... Da gibt es ein paar Jungs, die ich von der 5. Division kenne. Die sagen, er sei wirklich fair und manchmal sogar etwas zu nachsichtig. Außerdem scheint er ein sehr aktives Interesse zu haben... Sie wissen schon, er ist sehr sozial, gibt sich auch mit den Soldaten ohne Rang ab. Ist sehr ruhig und entspannt...“, der 3. Offizier verstummte verlegen.
 

„Ich verstehe“, nickte Byakuya. Er konnte sich gut vorstellen, wie die Gespräche verliefen. Ohne Zweifel beschwerte sich der 3. Offizier bei seinen Freunden über Byakuya. Über seine Härte, Unnahbarkeit und unnachgiebigen Anforderungen. „Ich bin mir dann sicher, dass er vermisst wird“, sagte Byakuya unaufrichtig. „Wir sollten unsere Beileidsbezeugung ausweiten.“
 

„Kommandant?“
 

Byakuya seufzte. Er hatte es als eine Art Scherz gemeint, doch diesen hätte nur Renji, der das Misstrauen gegenüber Aizen teilte, verstehen können. Dennoch kam ihm dabei eine Idee. „Ja, ich sollte mich mit dem, sicherlich tief betrübten Kommandanten Ichimaru treffen. Kontaktiere seinen Vizekommandanten und arrangiere meinen Besuch in deren Division.“
 

„Vizekommandant Kira ist im Gefängnis, Kommandant“, sagte der 3. Offizier. „Ich glaube, er geriet in einen Streit mit Vizekommandantin Hinamori am Ort des Geschehens. Sie hatte Kommandant Ichimaru attackiert und Kira ist eingeschritten.“
 

Byakuya wartete und nahm an, dass er weitere Einzelheiten erzählt bekam. Doch als der Offizier nicht weitersprach, hakte er nach. „Tut mir leid, aber warum ist Vizekommandant Kira im Gefängnis? Hat er nicht seine Pflichten gegenüber seines Kommandanten erfüllt?“
 

„Ja, so denke ich auch, Kommandant“, stimmte der 3. Offizier zu und entspannte sich nun endlich ein wenig bei dem Gespräch. „Dieser Teil scheint wirklich seltsam, besonders, da der Befehl zur Inhaftierung beider Vizekommandanten von der 10. Division kam, dem Kommandanten Hitsugaya. Es ist seiner und der Befehl des Generalkommandanten, dass der mobile Geheimtrupp mit der Nachricht von Aizens Tod beauftragt wurde.“
 

„Tatsächlich?“ Wenn Hitsugaya einen Weg gefunden hatte, die Vizekommandanten der 3. und 5. Einheit wegzusperren, dann war er vielleicht dem gleichen Geheimnis auf der Fährte. „Hört sich an, als wäre es vor Ort ziemlich chaotisch vorgegangen“, sagte Byakuya und stand auf. „Also gut. Zuerst möchte ich, dass die Wache während Renji Abarais Wiedergenesung verdoppelt wird. Zudem werde ich für den Rest des Nachmittags unterwegs sein und sozialen Verpflichtungen nachkommen und unser Beileid den Trauernden, die den Verlust eines solch feinen Kommandanten beklagen, aussprechen. Du hast das Kommando.“
 

Der Offizier nahm sofort Haltung an. „Ja, Kommandant!“
 


 

Renjis Träume, wie er Zabimaru hinterherjagte, gingen weiter. So frustrierend es war, immer einen Schritt hinter dem Nue zu sein, es war schlimmer, wenn der Traum sich verschob. Jetzt stand nicht nur Ichigo in seinem Weg, er hatte ebenso Zabimaru, anstatt seines übergroßen Zanpakutō, in der Hand. Er ging auf ihn zu und versuchte ihn zu packen, als Ichigo sich in Byakuya verwandelte. Renji wachte im Schock auf und spürte, wie ein Fangzahn Zabimarus – oder war es eine Kirschblüte? - in seine Schulter schnitt.
 

„Verdammte Scheiße“, rief der 7. Offizier Kinjo. „Ich wusste, dass das passiert. Gottverdammt, Abarai, geh da runter.“
 

Renjis Augen öffneten sich einen Spalt und fand sich mit den Gesicht nach unten auf dem Feldbett wieder, auf dem Zabimaru lag. Einige Hände hatten nach ihm gefasst und versuchten ihn, hochzuheben. Doch die gezackten, gebrochenen Kanten des Schwertes hatten sich in den Bandagen und im Hakama verfangen. Renji wollte helfen, indem er versuchte, seine Hände unter seinen Körper zu schieben, doch seine Arme waren taub von der Position, in der er geschlafen hatte. Und das immerhin noch in Handfesseln.
 

Als sie ihn unangenehm auf sein eigenes Feldbett manövriert hatten, grinste Renji Zabimaru stolz an. „Immer noch im Shikai. Das ist mein Junge.“
 

Kinjo runzelte die Stirn und blickte auf Renji herab. Seine violett gefärbten Haare zerzauster als sonst. „Was zum Teufel hast du da überhaupt getan? Dein Schwert begattet?“
 

„Ich kann nicht allzu wählerisch im Gefängnis sein, oder?“
 

Kinjo schnaubte, doch schüttelte den Kopf in einer fast zärtlichen Geste. Dann hockte er sich neben Renji, während die anderen Renji noch vernünftig ins Bett legten. „Ich habe gehört, dass ihr Rothaarigen ungezwungen seit, aber... verdammt. Du musst dich wesentlich besser fühlen, was Vizekommandant? Du hast es irgendwie geschafft, deinen bemitleidenswerten Hintern ohne Hilfe einen guten halben Meter durch den Raum zu tragen und nun machst du einen auf Klugscheißer. Fast wieder bereit, in den Kampf zurückzukehren, vermute ich.“
 

Wieder hatte sich etwas geändert. Das letzte Mal, als sie gesprochen hatten, hatte Kinjo ihn einen feigen Deserteur genannt. „Wenn nennst du Vizekommandant?“
 

„Dich, du Riesenidiot“, sagte Kinjo. „Der Generalkommandant selbst hat deine Wiedereinstellung befohlen.“
 

Renji wusste, dass er überglücklich hätte sein sollen, doch er runzelte die Stirn. Das war eine unerwartete Wendung. „Über den Kopf des Kommandanten? Byakuya muss Gift und Galle spucken.“
 

„Ich vermute, dass ist auch der Grund, warum du immer noch Handfesseln trägst. Achja, er hat auch die Wache verdoppelt.“
 

Nach dem fehlgeschlagenen Mitternachtskuss. „Nett.“
 

„Nun ja“, sagte Kinjo und tätschelt Renjis frisch verwundete Schulter, als er aufstand. „Zumindest denkt er, dass du es wert bist.“
 

Schwacher Trost, dachte Renji reumütig.
 

„Schau“, sagte Kinjo dann, als er die Tür schloss. „Ich verstehe immer noch nicht, warum du das getan hast, aber wenn der Generalkommandant gewillt ist, dir zu vergeben, dann bin ich es auch.“
 

Renji nickte dankbar, doch Kinjo hatte angedeutet, dass der Kampf immer noch im vollen Gang war. Wer wusste, was sich der Generalkommandant dachte? Vielleicht war die Wiedereinsetzung weniger ein Zeichen des Vergebens, als eine Bezeugung, dass sie jede verfügbare Person im Krieg brauchten. Außerdem hatte Renji vielleicht seinen Rang zurück, aber das war etwas anderes, als die Herzen und Köpfe seiner Division zurückzugewinnen, die dachten, er hätte sie verstoßen. Das schien ihm immer noch wie eine unüberwindbare und unmögliche Aufgabe.
 

Besonders, da Byakuya ihm im Weg stand.
 

Nebenbei war er vielleicht kein Verräter gewesen, als er losgelaufen war, um Ichigo zu bekämpfen, doch er hatte den Jungen angefleht, Rukia zu retten.
 

Er hatte seine Seite gewählt und es war nicht die der 13 Hofgarden.
 

Nicht mehr.
 


 

Der Schutzinstinkt von Vizekommandantin Matsumoto gegenüber ihrem Kommandanten erinnerte Byakuya, wie Renji es mit ihm handhabte. Dennoch war es absolut irritierend. „Diese Angelegenheit involviert dich nicht, Vizekommandant“, sagte Byakuya und ging an ihr vorbei, auf das Gelände der 10. Division.
 

Sie nutzte Shunpō, um sich wieder vor ihn zu stellen. Er war gezwungen, anzuhalten oder mit ihr zu kollidieren. „Haben sie nicht schon genug Ärger verursacht, Kommandant?“
 

„Ich scheitere daran, deine Andeutungen zu verstehen, Vizekommandant“, sagte Byakuya, doch ihm war klar, dass sie sauer über Renjis Entlassung war. „Ich wünsche nur einige wichtige Dinge im Privaten mit deinem Kommandanten zu besprechen. Das ist ein Privileg, von dem ich mir sicher bin, dass ich es besitze.“
 

Sie kaute für einen Moment an ihrer Unterlippe, als überlegte sie, was sie sagen sollte. In diesem Moment lehnte sich der junge Kommandant Hitsugaya über das Gelände der Kolonnade im 2. Stock. „Kommandant Kuchiki? Was tust du hier?“
 

„Könnte ich vielleicht ein wenig deiner Zeit beanspruchen, Kommandant? Ich glaube, wir haben Teile desselben Puzzles.“
 

Hitsugaya runzelte die Stirn und sah dabei aus, wie ein grummeliges Kind, trotz der abstehenden weißen Haare. „Geh ihm aus dem Weg, Matsumoto!“, bellte er dann.
 

Byakuya konnte ein leises, bockiges „Aw“, hören. Dann nahm sie Haltung an. „Ja, Kommandant!“
 


 

„Du meinst, sie arbeiten nicht zusammen?“, Byakuya runzelte die Stirn. Sie hatten sich nun schon einige Zeit ausgetauscht, während sie auf dem Boden des Kommandantenbüros saßen. Anstatt, dass Byakuya gegenüber Hitsugayas Schreibtisch sitzen oder stehen musste, wie ein Untergebener, hatte der Weißhaarige ihn zu seiner Ecke mit Sitzkissen geführt. Es war ein großes Büro, welches er sich offensichtlich mit seiner Vizekommandantin teilte. Ihr Papierkram war um einer Couch in der Nähe aufgetürmt und der junge Kommandant schien diese Ecke zum Lesen von... grafischen Romanen zu nutzen.
 

„Ich habe mitbekommen, wie Ichimaru Aizen bedroht hat. Ich glaube, er hat es getan. Dieser Widerling hat Aizen abgemurkst“, Hitsugayas türkisfarbene Augen blitzten, als er sprach. Der andere war offensichtlich überzeugt, doch anders als Byakuya hatte er keine Beweise.
 

Byakuya lehnte sich im Seiza ein wenig zurück und überlegte. „Nun ja, das macht meine Theorie nicht zunichte. Es bedeutet nur, dass Ichimaru vielleicht beschlossen hat, die Spuren zu verwischen. Inklusive die seines Mitverschwörers.“
 

„Und du glaubst, es hat was mit deiner Schwester Rukia zu tun?“
 

„Das tue ich“, sagte Byakuya. „Kira, Hinamori und mein Vizekommandant haben alle unter Aizen und Ichimaru gedient. Sie sind zurzeit alle im Gefängnis aufgrund verschiedener Arten von Gehorsamsverweigerung. Ich weiß nicht, wie Rukia da hineinpasst, aber vielleicht ist hier Renji der Schwerpunkt. Wenn es etwas gab, dass vertuscht wurde und Renjis Transfer verursacht hat und Rukia betrifft, dann ist wissen die beiden etwas davon.“
 

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Hitsugaya. Er saß im Schneidersitz und hatte die Hände auf seinen Knie abgestützt. „Vielleicht. Momo schien ziemlich sicher, dass Ichimaru an irgendetwas Schuld war. Aber warum würde Kira eingreifen, wenn er das auch wusste? Warum würde er nicht einfach zulassen, dass Ichimaru untergeht?“
 

„Warum würde sich jeder Vizekommandant zwischen seinen Kommandanten und der Gefahr stellen? Offensichtlich hat er entschieden, dass seine Pflicht an erster Stelle steht.“
 

Hitsugaya blickte Byakuya lange aus den Augenwinkeln an, als würde er sich fragen, ob das ein Scherz war. Dann schüttelte er den Kopf. „Oder Kira wollte eigentlich nur Momo beschützen. Ichimaru ist skrupellos“, Hitsugayas Finger tippten rastlos gegen eines seiner Knie. „Kira sieht neuerdings richtig scheiße aus.“
 

Byakuya nickte. „Ja, es sieht so aus, als würde er neuerdings unter seinem Kommandanten leiden. Dieses Geheimnis, was immer es ist, muss eine schwere Bürde sein. Es hat Renji dazu getrieben, Ichimaru zu attackieren, als er noch keinen Rang hatte. Und nun scheint es an Vizekommandant Kira zu zehren.“
 

„Also müssen wir nur herausfinden, was dieses Geheimnis ist und wer sonst noch darin involviert ist“, sagte Hitsugaya.
 

„Da stimme ich dir zu“, sagte Byakuya und nickte. Dann stand er auf. „Ich für meinen Teil werden sehen, was Rukia mir sagt, wenn ich sie damit direkt konfrontiere.“
 

Der Weißhaarige richtete sich ebenfalls auf. „Wie willst du in das Senaikyū Shishinrō gelangen?“
 

„Die 4. Division hat einen Schlüssel. Kommandantin Unohana ist in dieser Angelegenheit unsere Verbündete.“
 


 

Doch der Schlüssel war gestohlen worden. Byakuya machte sich auf den Weg zum weißen Turm um die Person abzufangen, die hinter Rukia her war. Er betete, dass es noch nicht zu spät war und er Ichimaru auf frischer Tat ertappen könnte, sodass sie endlich all ihre Theorien und Spekulationen beweisen konnten.
 

Er hatte nicht erwartet, diesen Shiba-Büffel vorzufinden oder nicht nur von Ichigo Kurosaki unterbrochen zu werden sondern auch noch Kommandant Ukitake. Nein, noch schlimmer war es, Lady Yoruichi nach so langer Zeit wiederzusehen. Sie sah immer noch genauso aus und spielte immer noch die gleichen Spielchen.
 

Als Byakuya wegging, fragte Ukitake, was er machte. Er sagte ihm er habe 'das Interesse verloren', doch hoffte er, dass Ukitake den Hinweis erkannte und mit Rukia verschwand, wie es Yoruichi mit Ichigo Kurosaki getan hatte. Ukitake war Rukias Kommandant – er musste sich verantwortlich für Rukias Sicherheit fühlen und wenn einer mit Hochverrat davon kommen könnte, war der der Goldjunge des Generalkommandanten.
 

Doch schien es, dass jeder Zug von Byakuya irgendwie vereitelt wurde. Es war nicht nur unmöglich gewesen, mit Rukia über das Geheimnis zu sprechen, sondern Ukitake hatte sie auch pflichtbewusst zurück in ihr Gefängnis gebracht.
 

Verdammt noch mal.

Loss of Fear/Fear of Loss

"Tan Tan Tanuki no kintama wa

Kaze mo nai no ni

Bura bura bura "…
 

Renjis Albträume begannen schlimmer zu werden, wie der Schmerz, wenn er wach war.
 

Dieses Mal, wenn er wieder aus einem der Träume wach wurde, in denen er Zabimaru verfolgte und gegen Ichigo/Byakuya kämpfte, war es tief in der Nacht. Vom Geräusch des gedämpften Gesprächs Jenseits der Gitterstäbe, schien es kurz vor Schichtwechsel zu sein. Renji legte sich auf seinen Rücken und blickte durch das vergitterte Fenster zum Mond, der quadratisches Licht auf die Zellendecke warf.
 

Er konnte sagen, dass es ihm besser ging. Auch wenn sein ganzer Körper noch schmerzte und jede Bewegung eine Naht aufzureißen schien, wurde Renji hungrig. Richtig, richtig hungrig.
 

Und er musste pinkeln wie ein Rennpferd.
 

Doch er wollte warten, bis die nächsten Wachen da waren, um nach Hilfe zu fragen. Er konnte hören, wie der 5. Offizier mit dem 8. Sprach und beide waren natürlich Frauen. Auch wenn das vielleicht sexistisch war, wollte Renji nicht wirklich weibliche Unterstützung bei solch einem persönlichen Anliegen haben. Er wusste ja noch nicht einmal, ob er mit den klobigen Holzfesseln überhaupt alles selbst erledigen konnte.
 

Er verlagerte auf dem Feldbett sein Gewicht. Hoffentlich würde der Schichtwechsel bald passieren.
 

Er blickte rüber zu Zabimaru. Der silber-weiße Teil des Schwertes glänzte in der Dunkelheit. Renji hatte es schon immer geliebt, wie sein Zanpakutō im Shikai aussah - losgelassen und zähnefletschend. Zabimaru wurde stärker, wenn er so bleiben konnte, selbst wenn Renji bewusstlos war. Also warum war er noch nicht zurück?
 

„Hey, schläfst du?“, fragte Renji Zabimaru.
 

Er lauschte aufmerksam, doch es kam keine Antwort vom Zanpakutō. Schmollte er? Oder waren seine Verletzungen wirklich so ernsthaft?
 

Furcht erfüllte ihn bei dem Gedanken, dass Ichigos Getsuga Tenshō vielleicht ihre Seelenverbindung zerrissen hatte, wie damals Byakuyas Kidō in der Allee. Aber es tröstete ihn, dass Zabimaru wieder intakt war. Endlich. Er war nicht mehr gebrochen. Er erholte sich offensichtlich.
 

Vielleicht brauchte es einfach Zeit.
 

Oder es war etwas anderes… Etwas neben diesen Wänden und Fesseln, dass ihn zurückhielt, von Zabimaru fern hielt.
 

Angst.
 

Darüber ging es in seinen Träumen wirklich. Es gab einen Grund dafür, dass Renji immer durch die Gassen und Straßen von Inuzuri lief. Es war, weil er sich an diesem Ort immer in die Ecke gedrängt fühlte, hilflos und schwach.
 

Ichigo stand ihm im Weg, denn… nun ja, weil Ichigo Renji in den Arsch getreten und ihn daran erinnert hatte, dass er immer zum Feigling wurde, wenn es darum ging, um Rukia zu kämpfen.
 

Angst.
 

Ichigo verwandelte sich manchmal in Byakuya, weil… Byakuya ihm damals in der Allee Zabimaru abgenommen hatte und dann verlangt hatte, dass Renji sein Gesicht in den Dreck drückte und seine Füße küsste. Dieser Moment mit Byakuya wurde zu einem vertrackten Chaos aus Angst, denn es hatte alte Erinnerungen aus Inuzuri hervorgeholt. Erinnerungen an Niederlagen, Scheitern und Machtlosigkeit. Es hatte Renji daran erinnert, wie es war, auf den Knien und gewillt zu sein, seinen Stolz aufzugeben, nur um seine Freunde zu retten.
 

Und das war ziemlich genau der Moment, an dem Ichigo ihn verlassen hatte.
 

Er war nicht wirklich auf seinen Knien gewesen, doch hatte Renji sich selbst damit beschämt, dieses Kind darum anzuflehen, Rukia zu retten.
 

Angst stand zwischen Renji und Zabimaru. Renji war sich sicher, wenn er seine Angst besiegen konnte, würde Zabimaru zurückkehren.
 

Aber wie zum Teufel sollte er das anstellen?
 

Als er endlich eine männliche Stimme hörte, schob Renji seine Beine aus den Laken und ließ sie über die Ecke des Feldbettes fallen. Blanke Füße berührten kühlen, glatten Stein. Er zog sich langsam in eine sitzende Position, behutsam wegen den Bandagen und Nähten. Er war erfreut von der einigermaßen ertragbaren Menge an Schmerz, den diese Bewegungen mit sich brachten. Renji saß für einen Augenblick da und versuchte, zu Atem zu kommen. Stehen würde auf jeden Fall hart werden. Besonders mies war es, weil seine Hände immer noch vor ihm in diesen hölzernen Fesseln steckten und er musste alle diese geschädigten Muskeln anstrengen, um sich selbst auf den Füßen zu halten.
 

Was hat sein Zanjutsu-Lehrer in der Akademie immer gesagt? ‚Ohne Fleiß, keinen Preis.‘
 

Also hievte er sich nach einem tiefen Atemzug und einer Art geknurrten Kampfschrei nach oben. Dann taumelte er zu den Gitterstäben hinüber und sofort kamen die Wachen gelaufen.
 

Oh, Gott sei Dank, war einer von ihnen 7. Offizier Yuu Kinjo. „Was zum Teufel tust du da, Vizekommandant?“, fragte er mit seiner dauerkratzigen Stimme.
 

„Ich muss pinkeln“, sagte Renji und versuchte nicht wie ein Betrunkener zu schwanken.
 

Die andere Wache war der 10. Offizier, Isoroku Shimazaki. Ein ruhiger, reservierter Typ mit kurzgeschnittenem grau-meliertem Haar und starrte mit offenem Mund auf Renjis Tattoos. Offensichtlich hatte Shimazaki ihn noch nie vorher ohne Oberteil gesehen. Um fair zu sein, hatten das hier noch nicht viele.
 

„Aw, Himmel“, sagte Kinjo und glitt mit seinen Fingern durch das violettgefärbte Haar. „Ernsthaft, Vizekommandant?“
 

„Was glaubst du, wie lange ich anhalten kann?“, fragte Renji. „Ich bin hier seit… ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie lange ich hier bin. Seit einer Ewigkeit?“
 

„Fast 2 Tage“, sagte Kinjo mit einem Lächeln und griff nach dem Schüssel in seiner Kosode.
 

Der 10. Offizier blickte Kinjo warnend an. „Was ist, wenn das ein Trick ist?“
 

„Was ist, wenn ich mich einnässe?“, fragte Renji. „Wie erbärmlich wäre das?“
 

Der 10. Offizier ignorierte Renji und legte eine Hand auf Kinjos Ärmel. „Der Kommandant bringt uns um, wenn er entkommt. Er mag es noch nicht einmal, dass er die 4. reinlassen muss.“
 

„So ist der Kommandant“, stimmte Renji zu. „Dennoch muss ich dringend pinkeln. Ich spar euch den Ärger und pullere drüben in die Ecke, dennoch brauche ich immer noch Hilfe.“ Er hob seine gefesselten Hände, um sie daran zu erinnern. „So kann ich schlecht meinen Obi entknoten, oder?“ Dann seufzte Renji laut. „Und ehrlich gesagt bin ich zu schwach, um mich lange hinzuhocken. Irgendwer muss mich aufrecht halten.“
 

Offensichtlich hatte das Pathos in Renjis Stimme selbst das harte Herz des 10. Offiziers erweicht, denn er stimmte zu, ihn zum Sōkōka zu bringen. Während dem langen und beschwerlichen Prozess hörte Renji eine Menge Tratsch. Aizen war tot. Jemand, viele glaubten dabei an die Ryoka, hatte Aizen wirklich dramatisch umgebracht. Ihn mit seinem eigenen Zanpakutō an einer Wand aufgespießt. Renji war dankbar, dass er zu sehr mit seinen körperlichen Funktionen beschäftigt war, sonst hätte er wohl ein ‚wurde auch Zeit‘ gemurmelt.
 

Erschütternder war die Nachricht, dass Kira und Momo wegen Ungehorsam – oder so - im Gefängnis waren. Kinjo und Shimazaki hatten dazu leider wenig Details. Es kam wohl zu einem Streit zwischen ihnen, was sich Renji eigentlich nur schwer vorstellen konnte. Da musste mehr hinter stecken.
 

Doch die Tatsache, über die die beiden absolut nicht hinweg kamen, war das einer der Ryoka – und Renji war sich verdammt sicher, dass er wusste wer – Berichten zufolge Kenpachi Zaraki besiegt hatte. Besiegt! In die 4. Division geschickt hatte!
 

Als er zurück ins Bett gebracht wurde und die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, versuchte Renji all die Neuigkeiten zu verarbeiten.
 

Heilige Scheiße, dachte er. Ichigo ist vielleicht wirklich in der Lage, es zu schaffen. Falls er wirklich Kenpachi besiegt hatte, hatte er wohl auch die unmenschliche Kraft, um Byakuya gegenüber zu treten. Das Problem war natürlich die Fähigkeiten und… Bankai. Byakuya hatte all das – Finesse, Kidō und Bankai. Ichigo wusste vermutlich noch nicht einmal halb so viel Zeug. Doch es schien zurzeit nicht so, als wäre seine Unwissenheit ein Handicap für den Jungen und seiner gefährlich-verrückten Fähigkeit, mit jedem Kampf exponentiell stärker zu werden. So schien es zumindest.
 

Kenpachi.
 

Verdammt.
 

Da hätte er gerne zugeschaut. Das muss ein großartiger Kampf gewesen sein.
 

Das quadratische Licht vom Gefängnisfenster war weiter die Wand hinunter gewandert. Renji war vom seinem Ausflug zur Toilette erschöpft. Er wusste, dass er versuchen sollte, zu schlafen, doch der Gedanke an einen weiteren Albtraum hielt ihn wach.
 

Verdammt, er war doch keine Memme, dass er jetzt Angst vor dem Schlafen hatte, oder? Renji blickte wieder zu Zabimaru und wünschte sich, dass er die Kraft hätte, in dessen Bett zu klettern. Er fand immer Ermutigung in Zabimarus Stärke, wenn sie zusammen waren. Niemand war bisher in der Lage gewesen, sie wirklich zu besiegen, bis Ichigo gekommen war.
 

Noch nicht einmal Byakuya.
 

Denn wenn Renji an die Allee zurückdachte, ohne diese ganzen mürbemachenden Gefühle aus Inuzuri, dann erkannte er die Wahrheit. Die Wahrheit war, dass Renji nicht auf die Knie gegangen war, weil Byakuya ihn gezwungen oder niedergekämpft hatte. Renji hatte es aus freiem Willen getan. Er hatte es getan, weil er dachte, er musste es tun, um Zabimaru zu schützen und in eine gewissen Weise auch für Byakuya. Denn er war dumm genug gewesen, um zu denken, dass so etwas wie Liebe zwischen ihnen möglich war.
 

Nun ja, ohne Liebe… Was hielt ihn auf? Wovor sollte er Angst haben?
 

Plötzlich fühlte Renji es. Eine Art Grollen tief in ihm, wie ein distanziertes Gebrüll.
 

Der Dämon wurde wach.
 


 

Die Sonne ging langsam auf, doch Byakuya hatte nicht viel Schlaf gefunden. Er dachte daran, auf dem Anwesen zu bleiben, doch das Bett dort fühlte sich zu groß und leer an. Also hatte er es verlassen und war stattdessen durch den Garten geschlendert. Während er barfuß über die taufeuchten Wiesen ging, versuchte er die Teile des Puzzles von Aizens Tod zusammenzufügen und was das alles für die 13 Hofgarden und die Soul Society bedeutete.
 

Doch irgendwie war er am Schrein des Tanuki angelangt und dachte an Renji. Die ungezähmte Wildnis dieser kleinen Insel stand im krassen Kontrast der perfekt gepflegten Gärten. Während er auf die lächerlich großen Testikel des Maderhundes blickte, fragte er sich wie so oft, welcher seiner Vorfahren solch eine starke Verbindung zu diesem tückischen Gott gefühlt hatte, dass sie oder er einen Schrein im Zentrum und Herzen des Geländes beauftragt hatte.
 

Kein anderer Kuchiki schien diese Vorliebe geteilt zu haben. Tatsächlich war der Tempel mittlerweile mehr eine Ruine und kaum noch zu reparieren. Moos hing in den Fugen der Dachziegel, Gräser weiteten die Risse in den Grundmauern. Im schwachen Mondlicht erschien das baufällige Gebäude mehr unheilvoll als heilig.
 

Byakuya setzte sich auf einen großen Felsen – er war Teil eines natürlichen, felsigen Ausläufers, den der Tempelgestalter integriert hatte. Er blickte zum Halbmond hoch, der über dem Tempel schien, wie es die Tanuki-Statue auch immer tat. Der Mond und der wilde Hund, im Mythos vereint. Für immer.
 

Tatsächlich.
 

Vermutlich hätte Byakuya hier um Renjis Gesundheit beten sollen, doch er konnte das nicht. Seit Hisanas Tod war er unfähig, mit den richtigen Worten um göttlichen Beistand zu flehen. Er war immer pflichtbewusst gewesen, was den Respekt der Götter früher anging und er hatte jeden Tag für Hisana gebetet. Jeden einzelnen Tag, hatte Byakuya die Götter darum gebeten, sie zu verschonen, hat sich für ein Wunder gedemütigt.
 

Nichts war gekommen.
 

Es schien sogar so gewesen zu sein, dass je mehr er gefleht hat, je mehr er angeboten hatte, desto kränklicher war Hisana geworden. Und an dem Tag, an dem er sein eigenes Leben im Austausch angeboten hatte, starb sie, wie eine Frühlingsblume, in seinen Armen.
 

Byakuya hatte seit diesem Tag nicht mehr gebetet. Auch wenn es seine Familie ärgerte, dass er sich weigerte an irgendwelchen Feierlichkeiten von heiligen Tagen teilzunehmen. Die Götter hatten ihn betrogen und er würde ihnen nichts mehr geben.
 

Und trotzdem verlangten sie immer noch Opfer. Sie wollten ihm in ein paar Tagen Rukia nehmen.
 

Nun ja, dachte Byakuya bitter. Sie können sie haben. Er hatte schon immer eine dunkle und geheime Abneigung gegen Rukia gehabt. Er hatte seine ganze Zeit und Energie damit verbracht, um Hisana zu retten, doch sie war gestorben, in Leid und Schmerzen. Rukia hatte überlebt – gesund und stark. Eine Fremde mit dem Gesicht seiner Frau. Es war, als würden die Götter ihn verspotten. Jeden Tag. Hisana hatte ihm das Versprechen geben lassen, Rukia Sicherheit zu bieten und sie in die Familie zu adoptieren, damit sie ihn ‚Bruder‘ nannte. Er hatte es getan, doch es kostete ihn viel, jeden Tag seine Frau in jemanden zu sehen, den er niemals haben konnte. Jemanden, den er noch nicht einmal kannte.
 

Jemanden, den er nicht kennen wollte.
 

Es war nicht Rukias Fehler, doch meistens konnte Byakuya es noch nicht einmal ertragen, sie anzusehen. In den letzten 40 Jahren verfolgte ihn seine Frau in jeder Bewegung, jedem scheuen, hoffnungsvollen Lächeln in Rukias Gestalt. Alles was er sollte, war sich um sie ein bisschen zu kümmern, doch Byakuya wollte Rukia nicht in seinem Leben.
 

Er wollte Hisana.
 

Er wollte Hisana für die Bürde ihrer, optisch so nahestehenden, Schwester verfluchen, doch wie könnte er? Woher hätte sie wissen sollen, wie sehr er litt, wie sehr ihre Schwester ihn an seinen Verlust erinnerte?
 

In einer kranken Art würde Byakuya erleichtert sein, wenn Rukia weg war. Er hasste sich selbst dafür, aber so war es. Wenn Rukia gegangen war, könnte er vielleicht endlich vorangehen und Hisana endlich Lebewohl sagen.
 

Tanuki grinste ihn unter seinem Strohhut an. Sein Grinsen schien neckend und spöttisch.
 

Der Tanuki lag richtig. Von allen Personen müsste Byakuya gerade wissen, dass nichts durch den Tod besser wurde. Wenn Rukia gegangen ist, würde Renji ihn hassen, weil er nicht mehr gekämpft hatte. Das Einzige, für das er wirklich gekämpft hatte, hatte er verloren: Renji. Er würde niemals verstehen, dass Byakuya zwischen den Stühlen saß: Seinem Versprechen an Hisana, dass er Rukia Sicherheit bot und seinem Versprechen an seinen Eltern, das Gesetz zu wahren.
 

Wie könnte er? Byakuya selbst konnte es auch nur schwer begreifen. Warum hatte er so einen törichten Fluch auf sich genommen und warum fühlte er sich so verpflichtet, es aufrecht zu halten.
 

Denn…
 

Ohne Gebete war das Einzige, was das Universum zusammenhielt, es vom Chaos abhielt, Ehre und Respekt gegenüber dem Gesetz.
 

Es war schwer für ihn gewesen, Rukia in seinem Leben aufzunehmen und doch, trotz des Schmerzes, hat sie ihm Freude geschenkt. Er liebte Rukia besonders, wenn sie sich von Hisana unterschied und ihn mit ihrem Humor überraschte. Mit ihrer Fürsorglichkeit und ihrer… Courage. Zu seinen Worten zu stehen, egal was es kostete, war das Richtige.
 

Also war es ein gutes Versprechen gegenüber seiner Eltern gewesen. Er hielt die Tradition, Ehre und das Gesetz aufrecht. Wenn er Rukia verstoßen hätte, nachdem er sie in die Familie aufgenommen hatte, weil sie ungeeignet wäre oder sie ihn stets an Hisana erinnerte, hätte er keinen dieser schönen Momente erleben können. Natürlich gab es auch Tage, an denen er ihr mit Freuden für immer den Rücken gekehrt hätte. Doch er musste an seine Versprechen denken, also hielt er durch.
 

Diese beiden Versprechen hatten bisher immer harmonisch gemeinsam funktioniert.
 

Nun war es unmöglich zu wissen, was er tun sollte. Um ein Versprechen zu halten, musste er das andere brechen.
 

Er seufzte. Es sei denn, er könnte herausfinden, was Aizens Verbindung zu Rukia war. Falls irgendwie Aizens oder Ichimarus Taten schlimmer waren als Rukias, gab es vielleicht einen legalen Weg sie zu…
 

Nein. Der Gedanke war falsch. Selbst wenn er herausfand, was Aizen vorgehabt hatte, bevor er ermordert worden war, würde Rukia immer noch für ihre Taten hingerichtet werden.
 

Und Renji würde ihn immer noch hassen.
 

Genauso wie er vermutlich gerade sauer auf ihn war, wegen all den Wachen, Fesseln und Inhaftierung. Byakuya würde vielleicht erklären können, dass es nur für Renjis eigene Sicherheit war, doch er würde es ihm immer noch übel nehmen.
 

Byakuya stand auf und blickte zum Tanuki. „Ich hasse dieses Chaos in meinem Herzen. Wenn ich mich um niemanden kümmern würde, würde es niemals wehtun, sie zu verlieren.“
 

Der Tanuki lächelte weiterhin und blickte wehmütig den Mond an, als wollte er sagen ‚Vielleicht denkst du das. Doch die Ironie ist doch, dass nur das Risiko nach unmöglichen Träumen zu greifen, deine Seele leicht und frei hält. Um wirklich im Leben gewinnen zu wollen, musst du bereit sein, alles zu verlieren‘.
 

Byakuya runzelte die Stirn. Hatte die Statue mit ihm gesprochen? Oder bekam er nun schon Halluzinationen von den ganzen schlaflosen Nächten? Aber wenn das so war, warum würde er sich eine solche Antwort erträumen, die ihn noch mehr verzweifeln ließ?
 

Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch das Gewirr von Bäumen und Byakuya starrte immer noch die lächelnde Gottheit an. Endlich schien es etwas ruhiger zu werden. Er drehte ihm den Rücken zu und ging fort. „Wir werden sehen, wilder Hund“, sagte er.
 

Durchaus, schien der Wind durch die Bäume zu flüstern, das werden wir.

Of Mice and Men

Renji war fertig mit den Handfesseln. Als der Sanitäter der 4. Division aufkreuzte, um ihn mit einem Löffel wie ein gottverdammtes Baby zu füttern, konnte er es nicht mehr ertragen. Renjis Frustration kochte und ging über in einen gigantischen Anstieg seines Reiatsu, was die Fesseln zum Splittern brachte. Vor Überraschung oder eventuell auch durch die Überbelastung von spirituellem Druck, wurde der Sanitäter ohnmächtig. Der kurze Aufschrei, den er dabei hinausließ und das Klappern das Tabletts auf den Boden, ließ 2 Wachen zur Tür eilen.
 

Doch es war zu spät für sie. Renji hatte innerhalb einer Sekunde Zabimaru in der Hand und zusammen kämpften sie sich durch Gitterstäbe, Wachen und die gesamte Division.
 


 

Etwas später, als Renji durch die Straßen rannte, musste er einen Gedanken aussprechen. „Wo laufen wir hin? Du weißt, dass Byakuya Recht hat, dass sie uns alle verfolgen werden.“
 

Wir kennen einen Ort, grollte Zabimarus tiefe Stimme.
 

Lass uns dich führen. Wir können sie beide dort spüren, stimmte die zweite Stimme zischend zu.
 


 

Renji kletterte die Leiter hinunter. „Möchte ich überhaupt wissen, woher du von dieser geheimen, unterirdischen Höhle weißt?“, fragte er.
 

Wir sind unserer Nase gefolgt, grummelte Zabimaru.
 

Die zweite Stimme murmelte, Zangetsu stinkt vor Reiatsu. Schwierig, ihn nicht zu finden.
 

Renji nickte. Die ganze Höhle vibrierte förmlich von diesem viel zu bekannten Reiatsu. „Stimmt.“
 

Es störte Renji noch nicht einmal zu sehen, wie Ichigo den Ort umpflügte. Offensichtlich arbeitete der Junge am Bankai, denn diese übelriechende, menschliche Manifestation schien Zangetsu zu sein. Und der Ort war übersäht mit tausenden von lächerlich großen Zanpakutō, die überall im Boden und in den Felsen steckten.
 

Doch es war ein Schock, Lady Yoruichi dort zu sehen.
 

Verdammt, der Junge hatte wirklich die besten Lehrer.
 

Kein Wunder, dass er jedem in den Arsch trat.
 

Yoruichi musste Renjis und Zabimarus Erscheinen gespürt haben, denn sie versuchte sie nicht zu töten, als er hinübergeschlendert kam, als kannten sie sich oder er nach den Fortschritten des Jungen fragen wollte. Letzteres machte keinen sonderlich guten Eindruck auf Renji. Dennoch war es seltsam ermutigend zu sehen, dass Ichigo mit etwas Probleme hatte. Offensichtlich war auch Ichigo nicht perfekt. Trotzdem gefiel es Renji nicht zu sehen, wie Ichigo immer und immer wieder seine Schwerter zerbrach. Immerhin baute er auf den Typen, was die Befreiung von Rukia anging. Er sollte es lieber mal angehen. Doch zumindest Yoruichi schien zuversichtlich.
 

Renji und Zabimaru verließen die Szenerie und suchten sich eine Stelle in der Höhle, die nicht von Ichigos Reiatsu belegt war.
 


 

Renji hatte noch niemals meditiert, um mit Zabimaru zu kommunizieren. Eher hatte er nie verstanden, worüber die Leute sprachen, wenn sie über eine ‚innere Welt‘ sprachen. Es gab keinen separaten Ort, in dem Zabimaru wohnte. Sie waren immer eins.
 

Es sei denn, sie waren es nicht. Wie jetzt.
 

Der Nue streckte sich an einem Fels, wie ein Löwe, der sich in der Sonne wärmte. Sein helles Fell wurde von der leichten Brise zerzaust und mit einem Gähnen zeigte er die riesigen, gelblichen Fangzähne. Der Schlangenschwanz schien sich auch zu sonnen, seine lidlosen Augen ohne Ausruck, als würde er schlafen. Zabimaru war eine stattliche Bestie, dachte Renji stolz. Doch er vermutete, dass er ein Dämon des Unglücks nicht gutaussehend finden sollte, aber wie konnte er diesen Teil von sich selbst nicht lieben? Diese Stärke, Furchtlosigkeit, Kühnheit, Zorn und Stolz?
 

„Warum bist du nicht rot?“, fragte Renji den Nue. „Ich meine, sollten wir nicht die gleiche Haarfarbe haben?“
 

„Wir sind nicht alles, was du bist“, schnaubte der Nue.
 

Der Schwanz wurde wieder munter und fügte hinzu: „Aber wir sind alles, was du sein kannst.“
 

„Ich vermute, auch seine eigene Sache“, sagte Renji. „Sagst du, es ist mein Schicksal, irgendwann weiße Haare zu haben?“
 

„Vielleicht sogar heute“, grummelte der Nue mit einem Lachen. „Nach dem ich dich zu Tode erschreckt habe.“
 

Renji hob den Teil von Zabimaru, das bei ihm geblieben war. Das Zanpakutō in seiner Shikai-Form. Er nahm Kampfhaltung an. „Also kämpfen wir?“, der Rothaarige deutete mit seinem Kinn in die Richtung, aus der der Klang von aufeinandertreffendem Stahl kam. „Wie die beiden?“
 

„Nein“, sagte der Nue und seine intelligenten Augen blitzten böse auf. „Ich werde dich verschlingen. Und wenn du Glück hast, wirst du auf der anderen Seite hinauskommen.“
 


 

So. Viel. Schmerz.
 

Renji hätte lieber den Dämon bekämpft, als das durchleben zu müssen. Kein Wunder, dass er Bankai bisher noch nicht erreicht hatte… Er hatte es immer falsch gemacht. Da war kein Beherrschen – nur loslassen.
 

Und das tat weh.
 

Wenn er nur einfach loslassen, sich entspannen könnte, wäre es einfacher. Das war zumindest das, was der Dämon sagte. Doch loslassen war noch nie einfach für Renji gewesen.
 


 

Tatsächlich war er nicht in der Lage gewesen, es beim ersten Versuch zu schaffen. Yoruichi war es wohl an einem Punkt zu viel geworden, Ichigo dabei zuzusehen, wie er mit dem Kopf durch die Wand wollte, denn als Renji seine Augen öffneten, stand sie über ihm.
 

Die violetten Haare waren im üblichen Pferdeschwanz zusammengefasst und 2 Strähnen waren dem Band entflohen und ragten wie Katzenohren in die Höhe. Das künstliche Sonnenlicht schien ihrer braunen Haut zu schmeicheln. Während er zum strahlend weißen, spöttischen Lächeln hinaufblickte, wurde Renji klar, dass wer auch immer diesen Ort erschaffen hatte, sie extrem lieben musste. Sie sah an diesem Ort bezaubernd aus, wie eine Wüstenkönigin oder Sonnengöttin.
 

Sie trat ihn leicht in die Rippen. „Bist du schon tot?“
 

„Natürlich“, gab Renji zurück. Er hob grunzend einen Arm und schützte seine Augen ein wenig von der künstlichen Sonne. „Ich bin schon seit Jahrhunderten tot.“
 

Darauf begann sie zu lachen. „Gutes Argument. Ich glaube, ich wollte eher fragen, ob du damit fertig bist, dich von diesem Dämon in die Mangel nehmen zu lassen.“
 

„Nein“, sagte er. „Noch nicht. Wie schaut es bei ihm aus?“
 

Sie hockte sich an Renjis Seite. „Ichigo gibt nicht so einfach auf.“
 

„Scheiße, erinnere mich nicht daran“, antwortete Renji. Er streckte seine schmerzenden Muskeln und versuchte mit einigen Mühen, aufzusitzen. Er legte einen Arm über sein Knie und blickte zur Kluft zwischen den Felsen in deren Richtung Zabimaru verschwunden war. „Wie auch immer, ich hatte keine andere Wahl. Zabimaru hat mich ausgespuckt. Jetzt ist er irgendwo schmollen, glaube ich.“
 

„Ja“, lächelte sie. Sie steckte ihren kleinen Finger ins Ohr und wackelte damit theatralisch herum. „Ich habe sein frustriertes Gebrüll über dich gehört.“
 

Das war auch eindrucksvoll und furchteinflößend gewesen – die brüllende Wut eines angepissten Nue, seine Fangzähne gebleckt und einen vor Rage zischenden Schlangenschwanz. Renji verdrehte die Augen bei der Erinnerung. „Verdammter Dramakönig“, murmelte er.
 

„Weißt du, hier gibt’s auch eine heilende, heiße Quelle“, sagte sie mit einem kleinen, verschmitzten Lächeln auf ihrem herzförmigen Gesicht.
 

Renji zog sich so schnell auf die Füße, wie seine protestierenden Muskeln es zuließen. „Zeig mir den Weg, Schwester. Dafür bin ich zu haben.“
 


 

Nun war es für ihn offensichtlich, dass Yoruichi gelächelt hatte, weil sie geplant hatte, ihm beim Baden zu begleiten. Nicht, dass es Renji schlimm fand. Sie war wirklich phänomenal schön, besonders nackt. Ihre Kleidung versteckte ihre perfekte, sanduhrförmige Figur und kecken Brüste, sodass es für Renji schwierig war, nicht zu starren, wie ein notgeiler Teenager.
 

Sie schien ihn aber auch gründlich zu mustern. „Das ist eine Menge Tinte“, sagte sie endlich. „Ich wette, du darfst nicht ins Badehaus der Kuchiki, eh?“
 

Er fuhr mit einer Hand durch das offene, feuchte Haar und grinste. „Ja, nein. Fast nie. Tatsächlich werde ich von den meisten Badehäusern ausgeschlossen, es sei denn, es ist niemand da. Oder die 11. ist schon da.“
 

„Hmmm, nun ja, es gibt auch eine Menge, die einen ablenkt“, grübelte sie und Renji überlegte, ob sie von mehr sprach, als von seinen Tattoos. Doch dann legte sie ihren Kopf schief, als würde sie immer noch über die Linien auf seinen Körper nachdenken. „Noch nicht einmal dein Dämon hat so viele Streifen.“
 

„Nun ja“, sagte Renji mit einem Achselzucken und blickte auf die Tigerstreifen auf seinen Armen. „Er ist bereits ein Nue, er muss nicht daran erinnern.“
 

Sie nickte, als würde sie verstehen und irgendwie glaubte Renji das auch. Während sie ihren Kopf gegen einen Felsen lehnte, starrte sie ihn weiter an. Ihre Haare waren offen, auch wenn diese kleinen ohrenartigen Strähnen immer noch an den Seiten ihres Kopfes abstanden. „Du bist Byakuyas Vizekommandant, richtig?“
 

Als würde sie das nicht wissen. Sie war doch diejenige, die das Badehaus der Kuchiki erwähnte.
 

„Uh, eigentlich… vermutlich nicht mehr“, sagte Renji. Er ließ sich weiter in das heiße Wasser gleiten, damit es auch seine schmerzenden Schultern heilen konnte. „Der Generalkommandant hatte die Wiedereinstellung befohlen, nachdem mein Kommandant mich entlassen hatte. Aber, nun ja, scheiße. Ich habe einen ganzen Schwadron auf meinem Weg nach draußen aufgerieben. Ich vermute, das bedeutet Hochverrat für mich.“
 

„Hochverrat ist der Hit“, sagte sie und berührte kurz mit gespreizten Fingern ihre Brust. „All die coolen Kinder machen das.“
 

Renji schnaubte. „Ich glaube auch.“
 

„Du wirst gegen ihn kämpfen? Byakuya?“
 

„Jep“, erwiderte Renji.
 

„Du wirst sterben“, versicherte sie ihm freundlich.
 

„Ich weiß. Aber ich muss es dennoch tun“, sagte er ernst.
 

„Warum?“
 

Sie schien wirklich irritiert, doch Renji wusste nicht, was er antworten sollte. Nicht, dass er ihr den ganzen komplizierten Chaos nicht erklären konnte. Doch wenn er sich ihm nicht stellte, würde er für immer unter dem Gewicht seiner eigenen Angst – und Feigheit - zerschmettert werden.
 

„Ich war eine Freundin, weißt du. Vielleicht seine beste Freundin, als er noch jünger war“, sagte sie, als Renji nicht direkt antwortete. Ihre gelben Augen waren halb geschlossen.
 

De Rothaarige hob die Augenbrauen. Es war schwierig, sich Byakuya jünger vorzustellen… oder mit Freunden. Doch auch wenn sie sich nicht so benahm, erinnerte Renji sich, dass Yoruichi auch das Oberhaupt einer dieser ‚ersten, wahren‘ Familien war. Das würde sie Byakuya ebenbürtig machen. Es gab nicht vieler solcher Leute, also machte es Sinn, dass die beiden sich kannten. Dennoch fand Renji es schwer, sich das vorzustellen. „Beste Freunde? Bist du sicher? Denn er hat dich niemals erwähnt.“
 

„Er hat dir sein Herz ausgeschüttet, Junge?“ Als Renji nur mit einem wissenden ‚hab-ich-nicht-recht?‘-Blick anschaute, seufzte sie. „Ich sollte nicht überrascht sein. Es ist schon lange her. Außerdem habe ich ihn ohne ein Wort verlassen“, Yoruichi hob leicht die Schultern zu einem Achselzucken. Es sah aus, als würde sie es bereuen, aber auch nicht weiter darüber nachdenken. Dann seufzte sie wieder, dieses Mal jedoch tiefer. „Genau dann, wenn er jemanden am Meisten gebraucht hätte.“
 

„Du bist also der Grund, warum er so verkorkst ist, eh?“
 

„Hey!“, sagte sie und sprang plötzlich auf die Füße. Sie starrte ihn an, mit den Händen in die Hüfte gestemmt, doch dann sah sie Renjis Grinsen und entspannte sich wieder und stimmte zu. „Vielleicht. Ein bisschen auf jeden Fall. Der Großvater des kleinen Knirpses war aber auch nicht hilfreich. Nicht wirklich väterlich. Kühl“, sie erschauderte und schlang ihre Arme um sich, versperrte somit Renjis Blick auf diese schönen Brüste. „Brrr, ich habe Sōjun immer lieber gemocht“, sagte sie und setzte sich zurück ins Wasser.“
 

„Wer ist Sōjun?“
 

„Du kannst Byakuya nicht wirklich nahe stehen, wenn du noch nicht mal den Namen seines Vaters kennst.“
 

Renji zuckte mit den Achseln. Es war ja nicht so, als hätte ihre Beziehung auf viel mehr als nur Sex beruht. Dennoch konnte sie Byakuya nicht wirklich gut kennen, wenn sie glaubte, dass er der Typ war, der persönliche Details teilte. Oder es bewies nur, wie anders Byakuya gegenüber Frauen war. Diese Idee deprimierte Renji, also tauchte Renji seinen Kopf ins Wasser, damit ein Kratzer quer über seine Nase geheilt wurde und damit er nicht direkt antworten musste. Doch dann kam ihm plötzlich etwas in Erinnerung. „Oh, hey! Byakuya hat seinen Vater einmal erwähnt. Der warmherzige Vizekommandant, richtig? Der, dem er bis aufs Haar gleicht.“
 

Der, der mich wahrscheinlich gemocht hätte.
 

Yoruichi schien kurz überrascht zu sein, doch schüttelte es schnell ab. „Ja, das ist richtig. Sōjun war ein wirklicher Schatz. Er hat mir jahrelang den Hof gemacht, doch ich war niemals der Typ, der sich niederlassen wollte. Aber wir sind trotzdem Freunde geblieben. Ich hab ihm sogar seiner Frau vorgestellt.“ Ihre Augen blickten ins Leere, während sie in Erinnerungen schwelgte. Dann runzelte sie plötzlich die Stirn. „Ihr Ableben war eine herzzerreißende Tragödie. Meiner Meinung nach hat es etwas tief in der Familie gebrochen. Sie waren wie das Herz und die Seele der Familie. Es war besonders hart für den Jungen, beide so unerwartet zu verlieren.“
 

Der Junge? Oh richtig, sie meinte Byakuya. „Himmel, wie alt war Byakuya, als all das passierte?“
 

„Gerade mal ein Teenager.“
 

„Huh“, Renji glitt wieder mit den Fingern durch seine Haare. Die Feuchtigkeit ließen die dicken Strähnen immer wieder in sein Gesicht fallen. „Wann bist du gegangen? Vor 100 Jahren? Also konnte er nicht viel älter gewesen sein, als er seine Frau verloren hat.“
 

„Frau?“, sie blickte ihn überrascht an. „Klein-Byakuya war verheiratet?“
 

„Schau mich nicht so an“, sagte Renji, da es offensichtlich war, dass sie mehr Details erwartete. „Ich hab auch keine Einladung erhalten. Es ist nicht so, als wüsste ich viel über sie. Er redet über so etwas nicht mit mir, erinnerst du dich? Die Details, die ich habe, kommen alle aus der Gerüchteküche der 13 Hofgarden. Ich weiß nur, dass es nicht wirklich lange gehalten hat, weil sie krank war oder so. Und als die Pflaumenbäume blühten, geriet Byakuya in eine ernstzunehmende Krise, trank zu viel und ging angeblich nicht gut mit seinen Untergebenen um.“
 

Renji war sich nicht sicher, warum er den letzten Teil hinzugefügt hatte, doch es war seltsam befriedigend, Informationen zu haben, die Lady Yoruichi, ehemalige Kommandantin der 2. Division, nicht hatte. Doch er hätte es besser wissen müssen. Immerhin hatte sie den Ruf, extrem gut in ihrer Arbeit gewesen zu sein.
 

„Oh. Jetzt versteh ich all die interessanten Seitenhiebe, Ärger und das tiefgreifendes Wissen. Du und Byakuya seid Partner“, sagte sie, als hätte es schon die ganze Zeit offensichtlich sein müssen. Sie blinzelte für einen Augenblick und Renji hatte das Gefühl, als würde sie gerade ihr inneres Bild zurechtrücken. Dann blickte sie Renji so durchdringend an, dass er das Gefühl hatte, bis auf die Zehenspitzen zu erröten. „Oder wart.“
 

„Ja, nun ja“, begann Renji. Durch die Verlegenheit wurde ihm noch heißer, als ihm durch das Wasser eh schon war. Er zog sich etwas aus dem Wasser und legte die Arme um den Rand der Quelle. Er spürte den Schmutz an seiner feuchten Haut kleben, aber das störte ihn nicht. „Waren. Jedenfalls so etwas in der Art.“
 

Sie blinzelte wieder. „So etwas in der Art? Wie kann man ‚so etwas in der Art‘ von Partnern sein?“
 

„Recht einfach, wenn da jede Menge Sex aber weniger Liebe ist“, Renji schnitt eine Grimasse. „Wie auch immer, du bist einer von denen, nicht wahr? Ihr Adligen wisst wahrscheinlich alle von diesem waku-was-auch-immer Scheiß.“
 

Yoruichi ergriff ohne nachzudenken das Wort. „Du bist viel zu alt, um jemandes Wakashū zu sein! Außerdem würde Byakuya so etwas niemandem antun! Nicht nachdem…“, sie unterbrach sich selbst. „Er würde es einfach nicht tun. Hat er dir gesagt, dass du das für ihn bist oder stellst du nur Vermutungen auf, verbitterter, kleiner Inuzuriwelpe?“
 

Renji schüttelte aufgrund des Tiefschlags nur mit dem Kopf. „Ja, das wünschst du vielleicht. Denn würde ich es mir nur einbilden, wäre sein Freund nicht so ein Drecksack.“
 

Sie runzelte über Renji eine Weile die Stirn, ihre Lippen bewegten sich lautlos. „In Ordnung“, sagte sie schlussendlich. „Schön. Ich möchte dir nicht glauben. Der Byakuya Kuchiki, den ich kannte, war zu ehrenhaft… um überhaupt in Erwägung zu ziehen, jemanden in dieser Weise zu benutzen.“
 

„Vermute, die Dinge haben sich geändert, huh?“, sagte Renji und blickte sie fest an. Nachdem er seine Arme wieder ins Wasser getaucht hatte, um den Schmutz los zu werden, zog er sich selbst aus der Quelle. Er stand auf den Felsen und schaute Yoruichi noch einmal an. „Ehrlich gesagt wünschte ich, den Jungen, mit dem du befreundet warst, kennengelernt zu haben. Der, der noch nicht vor lauter Trauer zerfressen war. Vielleicht hätte dieser mir nicht das Herz gebrochen.“
 

Sie starrte die Wasseroberfläche an und sah verletzt aus. Doch dann lächelte sie traurig zu ihm herauf. „Zumindest so kann ich dir aufrichtig viel Glück wünschen. Du hast meinen Segen, ihm ordentlich eine über zu ziehen.“
 

„Heh“, machte Renji mit einer leichten Verbeugung. „Es wäre mir eine Ehre, meine Dame.“
 


 

Doch Bankai klappte nicht.
 

Es war unbeschreiblich schmerzhaft, loszulassen. Es war, als würde er sterben und Renji konnte sich nicht wirklich dazu überwinden. Es fühlte sich zu sehr danach an, den Kampf aufzugeben, den Schwanz einzuziehen. Und Renji hasste nichts mehr als das.
 

Zabimaru war so wütend über den zweiten Fehlschlag, dass sein Gebrüll von den unglaublich hohen Decken widerhallte und er schob Felsen aus dem Weg, als er davon stampfte. Der Schlangenschwanz, schlug vor und zurück und starrte Renji an, während er in der Ferne verschwand.
 

Zumindest schien er stärker zu werden.
 


 

Nach einem zweiten Bad endete Renji dabei, sich selbst beim Abendessen von Ichigo und Yoruichi einzuladen. Er roch den Rauch eines Lagerfeuers und den Duft von gebratenem Fleisch. Vertraue in Yoruichi, dass sie irgendwo ein paar Kaninchen gefangen hatte. Renji stand außerhalb des Lichtkreises und versuchte nicht allzu erbärmlich und hungrig auszusehen, wie er sich eigentlich fühlte.
 

„Du kannst uns gerne Gesellschaft leisten, Abarai“, sagte Yoruichi. „Es sei denn, du willst, dass wir dir die Fetzen zuwerfen, Welpe.“
 

Er ignorierte ihre Anspielung. Sie war immer noch sauer, da Byakuya nicht der Mann war, den sie dachte zu kennen und Renji konnte das irgendwie verstehen. „Ich esse gerade alles“, gab Renji zu und setzte sich nahe genug ans Feuer, damit seine Knie warm wurden. „Ich hab irgendwie vergessen, Proviant einzupacken, als ich aus dem Gefängnis ausgebrochen bin.“
 

Ichigo lag flach auf seinem Rücken, die Knie angewinkelt und die Arme weit ausgestreckt. Entweder versuchte er noch zu Atem zu kommen oder er schnarchte. Oder beides zur gleichen Zeit. „Du hast Mäuse oder so gefangen, richtig?“, fragte Ichigo und bemühte sich noch nicht einmal, den Kopf zu heben. „Es ist mir egal, wie hungrig ich bin. Ich esse keine Mäuse.“
 

„Du solltest es probieren, bevor du es ausschlägst“, sagten Renji und Yoruichi gleichzeitig, danach blickten sie sich überrascht an.
 

Ichigo hob endlich seinen Kopf. „Grundgütiger! Ihr könnt das nicht ernst meinen! Essen wir wirklich Mäuse?“
 

„Es ist Kaninchen. Aber ich mag auch Mäuse“, sagte Yoruichi leicht eingeschnappt.
 

„Mäuse sind in Ordnung“, stimmte Renji zögerlich zu. „Allerdings würde ich jederzeit lieber Ratte, als Maus essen. Mäuse sind so verdammt klein und du musst schon die Knochen und alles mitessen, damit sich die Mühe überhaupt lohnt, die kleinen Drecksviecher zu fangen. Ratten sind fleischiger.“
 

„Oh, da stimme ich absolut zu“, Yoruichi nickte energisch. „Eichhörnchen sind auch super.“
 

„Hab ich niemals probiert“, sagte Renji und griff nach vorne, um den Bratenspieß zu drehen. „Es gibt nicht viele Bäume in Inuzuri. Aber ich habe auch Schlangen und Echsen gegessen. Frösche nur einmal, aber manchmal hatten wir Fisch, wenn wir weit genug gingen, um das Wasser zu erreichen. Habe jede Menge Käfer gegessen. Meistens mit Absicht.“
 

„Ooohh! Grashüpfer“, Yoruichi klatschte fröhlich in die Hände. „Beste Knusperchen überhaupt!“
 

„‘Meistens mit Absicht‘? Ugh, ich möchte es noch nicht einmal wissen“, Ichigo setzte sich vollständig auf und starrte die beiden mit offenem Mund an. Dann schlang er die Arme um seine Beine und die orangenen Haare glänzten wie Bernstein im Licht des Feuers. Dann deutete er mit dem Daumen auf Yoruichi. „Bei ihr versteh ich das. Aber warum isst du so ein Müll, Renji?“
 

„Weil es besser als nichts ist“, antwortete der Rothaarige.
 

„Oh“, Ichigo blickte zu Yoruichi, die ernst nickte. „Tut mir Leid, Kumpel.“
 

Yoruichi schlug mit der Handfläche gegen Ichigos Kopf. „Zeig etwas Respekt. Niemand muss sich für seine Taten, um zu überleben, schlecht fühlen.“
 

„Au!“, Ichigo duckte seinen Kopf unter seine Arme. „Hör damit auf, ja? Ich hab schon jede Menge Schrammen vom alten Mann.“
 

„Hey, ja“, sagte Renji und blickte sich in der dunklen Höhle um. „Wo ist Zangetsu?“
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Ichigo und zog eine Grimasse. „Er ist ein Rätsel. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht aufhöre, also ist er verschwunden. Und wo ist ein Schimpansen-Ding hin verschwunden?“
 

Yoruichi schlug Ichigo erneut. „Zabimaru ist kein Schimpanse. Hast du nicht seinen Schwanz gesehen?“
 

„Einen Schwanz? Oh ja, ich kann mir aber nie die Unterschiede zwischen Schimpansen und anderen Primaten merken. Heißt das, er ist ein Affe?“, fragte Ichigo und kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr. „Das ist ein ziemlich großer Affe.“
 

Yoruichi seufzte theatralisch und sah so aus, als würde sie Ichigo gleich wieder schlagen. Doch er duckte sich schnell. „Keinen Affenschwanz, einen Schlangenschwanz, du Idiot. Zabimaru ist ein Nue – eine Art von Dämon. Hattest du niemals Mythologie im Unterricht gehabt?“
 

Ichigo rückte näher an Renji heran, um aus Yoruichis Reichweite zu gelangen. Der Rothaarige dachte schon, er würde sich hinter ihm verstecken, doch dann streckte er die Zunge heraus. „Vielleicht, aber wann bin ich schon in der Schule?“, fragte er.
 

„Du solltest solche Dinge wissen“, sagte sie schmollend. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Sie sind wichtig.“
 

„Vielleicht würde ich öfters hingehen, wenn wir Wichtiges lernen würden“, stimmte Ichigo zu. Er ließ sich etwas zögerlich neben Renji nieder, als würde er befürchten, dass auch er ihn verprügeln würde. „Zum Beispiel: Streich Algebra, dafür ‚das 1 Mal 1 der Shinigami‘. Das wäre hilfreich. Oder vielleicht ‚Soul Society für Dummies‘ oder ‚Wie tötet man einen Hollow mit 2 oder weniger Angriffen‘.“
 

„Du wirst die Akademie mögen, wenn du dahin kommst“, nickte Renji mit einem freundlichen Lächeln. Da Ichigo ziemlich nervös wirkte, unterdrückte Renji den Drang, dem anderen durch das Haar zu wuscheln. „Aber du hast bereits Bankai. Vielleicht überspringst du das Ganze und wirst direkt Kommandant oder so. Solltest du dich bei deiner Ankunft an alles erinnern können.“
 

„Bankai. Scheiße. Ich werde niemals Bankai erreichen, wenn der alte Mann ständig verschwindet. Wie läuft es bei dir?“
 

Renji schüttelte nur zerknirscht den Kopf.
 

Beide starrten erbärmlich ins Feuer, bis Yoruichi sie anschrie, dass sie sich nicht selbst bemitleiden sollten und das geröstete Kaninchen unter ihnen aufteilte.
 


 

Renji hatte das Angebot, in ihrem Camp zu übernachten angenommen. Es fühlte sich besser an, in Gesellschaft zu schlafen, wenn es so schien, als würde man im Freien übernachten. Auch wenn es eigentlich eine versteckte Höhle war. Er lag auf dem Rücken und blickte zur sternenlosen Decke hinauf. „Dieser Ort ist seltsam“, sagte er schlussendlich. „Ist es wirklich auch draußen Nacht?“
 

„Nein“, sagte Yoruichi von ihrem Berg Kleidung aus, auf dem sie sich zusammengerollt hatte. Sie hatte sich kurz nach dem Abendessen in eine Katze verwandelt, was Renji vollkommen hatte ausflippen lassen. Er hatte nicht gewusst, dass sie ein Yokai war. Sie hatte nun auch eine männliche Stimme, doch daran konnte er sich schnell gewöhnen. „Der Tag/Nacht-Zyklus, der von Kisuke erstellt wurde ist vollständig zufällig. Doch ehrlichgesagt glaube ich, dass es so gemacht ist, dass es sich an die Gemütslage der Bewohner anpasst. Wir sind müde, also ist es Nacht.“
 

„Gruselig“, stellte Renji fest. „Aber irgendwie auch clever.“
 

„Das beschreibt meinen Kisuke schon ganz gut“, sagte Yoruichi und legte den Kopf auf ihre Pfoten ab.
 

„Die Person, die diese Höhle entworfen hat“, grübelte Renji. „Dein Liebhaber.“
 

Sie lachte leise. „So etwas in der Art“, sagte sie und spottete leicht über Renjis Wortlaut und die Art, wie er es vor ein paar Stunden gesagt hatte. Doch dann fuhr sie etwas ernster fort. „Manchmal. Ich bevorzuge meistens Frauen und er meistens…“
 

„Zu viele Informationen!“, rief Ichigo zu ihnen hinüber. Er lag auf der anderen Seite des Feuers. Er hatte vorher seine Augen geschlossen, doch jetzt aufgerissen.“
 

„… seine Spielzeuge“, sagte sie Renji.
 

„Oh! So viel schlimmer!“, sagte Ichigo und drehte sich von ihnen weg. Er kehrte dem Lagerfeuer den Rücken und legte die Hände über seine Augen. „Oh! Meine Augen! Mein Kopf! Warum? Warum tut ihr so etwas? Wie soll ich jemals wieder Urahara angucken, ohne an Spielzeuge zu denken! Spielzeuge! Verdammt, bei ihm könnte das alles bedeuten! Das ist nicht in Ordnung Yoruichi! Dinge, die man einmal weiß, kann man nicht vergessen!“
 

Urahara? Kisuke Urahara? Renji hatte etwas über einen Kommandanten Urahara gehört. Sie konnten unmöglich über denselben Meister-Meuchelmörder, Kidō-Experten und supergenialen Strategen sprechen, oder? Dennoch wäre so jemand wirklich dazu in der Lage, einen solchen Ort zu erschaffen.
 

Verdammt! Wenn Ichigo auch Urahara als Lehrer hatte… Scheiße, wie viel Glück kann ein Kind überhaupt haben?
 

Ichigo jammerte immer noch. „Wie soll ich denn jetzt schlafen?“
 

„Wir könnten über Renjis Liebhaber sprechen“, schlug Yoruichi schelmisch vor.
 

„Oh nein, können wir nicht“, Renji drehte den Kopf, um sie warnend anzuschauen.
 

Ichigo hatte sich jedoch zu ihnen umgedreht. Er war immer noch errötet, doch erholte sich offensichtlich schnell. Er richtete sich auf die Ellbogen auf und starrte Renji über das, nur noch glimmende, Feuer an. Seine Augen waren ein angenehmes Braun, fast wie geschmolzener Bernstein. Sein Blick war intensiv. „Es ist Rukia, oder?“
 

„Nein“, sagte Renji. „Sie und ich… so etwas war nie zwischen uns.“
 

„Aber du willst es, richtig?“, bohrte Ichigo weiter.
 

„Selbst wenn ich es wollte, ist es zu spät. Sie ist in jemand anderes verliebt“, schnaubte Renji.
 

Ichigos Gesicht war nun blass. „Wer?“
 

„Verarschst du mich?“, fragte Renji ihn. „In dich, du Hornochse. Wen den sonst?“
 

Ichigo ließ sich plötzlich wieder zurückfallen. Es schien ihm schwer zu fallen, es zu verarbeiten und verdeckte mit seinem Arm das Gesicht. „Oh.“
 

Renji wandte sich an Yoruichi und zeigte zu Ichigo hinüber. „Das sind Neuigkeiten für ihn? Ich habs herausgefunden, als wir in die Welt der Lebenden sind, um sie abzuholen.“
 

„Mädchenzeug ist neu für ihn“, sagte sie. „Er ist ein Mensch. Er ist wirklich erst 15 Jahre.“
 

„Hey, ich kann euch immer noch hören!“, beschwerte sich Ichigo, auch wenn er nichts abstritt.
 

„Also schön, dann lass mir dir mal einen Tipp geben, Junge“, sagte Renji. „Wenn sich eine unbewaffnete Frau zwischen dich und einem blutigen Schwert stellt, wird sie dich auf eine gewisse Art mögen. Wie zum Beispiel mehr als ihr eigenes Leben.“
 

„Du hättest sie nicht getötet“, sagte Ichigo und hob seinen Arm, um Renji anzuschauen. „Niemals.“
 

„Rukia wusste es besser, auch wenn du keinen blassen Schimmer hast“, gab Renji zurück und wich dem fragenden Blick Ichigos aus. Er rollte sich zurück auf den Rücken und fokussierte die Hände auf seiner Brust. Diese Hände hatten Rukia bereitwillig Schmerzen zugefügt, sie bluten gelassen.
 

„Du kannst das nicht ernst meinen“, sagte Ichigo dennoch. „Sie ist seine beste Freundin, oder? Du hättest sie nicht wirklich niedermachen können, nicht wahr? Zu was für einem Monster würde dich das machen?“
 

Zu einem Dämon. Zu dieser Zeit Byakuyas Dämon.
 

„Belass es dabei“, warnte Yoruichi.
 

Renji stand auf, denn er wusste, dass es Ichigo nicht tun würde. „Ich geh mal eine Runde. Bis später.“
 


 

Renji fand Zabimaru an seinem üblichen Platz. Der Nue öffnete ein Auge, welches bedrohlich in der Dunkelheit glänzte. Aber er machte etwas Platz, damit Renji sich an ihn kuscheln konnte. Er legte eine seiner gigantischen Pfoten um ihn und zusammen schliefen sie bis zum nächsten Morgen.

Over the White Kimono's Heart

Es war der Tag der schlechten Neuigkeiten für Byakuya.
 

Ein Höllenschmetterling hatte sein Frühstück unterbrochen, um ihn darüber zu informieren, dass Rukias Hinrichtung schon wieder nach vorne verschoben worden war. Nun hatte Central, in all ihrer Weisheit, entschieden, dass sie schon morgen sterben musste. Nahmen sie Horoskope oder Wahrsager zur Hilfe, um den möglichst besten Tag dafür zu finden? Es machte ihn wahnsinnig, vor allem, da die Seireitei angegriffen wurde.
 

Natürlich war das vermutlich der Grund. Die Neuigkeit musste irgendwie den Rat erreicht haben, dass die Ryoka in die Soul Society eingedrungen waren mit der Absicht, Rukia zu retten. Aber erkannten sie nicht, dass diese Ankündigung Ichigo Kurosaki und seine Verbündeten nur weiter dazu provozierte, noch verbissener anzugreifen? Und wenn sie dies berücksichtigten, warum befahl Central keinen koordinierten Gegenschlag? Sollten sie Rukia nicht als Köder verwenden oder, falls das nicht in Frage kam, sie in ein besser bewachtes Gefängnis bringen?
 

Der Schmetterling mit den schwarzen Flügeln schwebte weiter über Byakuyas Okayu, einem Reisbrei, als würde er eine Antwort erwarten. „Ich habe verstanden“, sagte er ihm. „Erwartet eine formale Beschwerde, wobei ich sicher bin, dass sie wieder unbeachtet bleibt. Dennoch muss ich als Familienüberhaupt anmerken, dass ich diese Behandlung gegenüber eines Mitgliedes der Kuchiki-Familie als unmenschlich und skrupellos erachte. Es müssen Beerdigungsvorbereitungen getroffen werden. Solche Angelegenheiten sollten nicht überstürzt erledigt werden. Ebenso, als Kommandant der 13 Hofgarden, empfinde ich die fehlende Führung vom Generalkommandanten und Central während einer Ryoka-Invasion ausgesprochen verantwortungslos. Wenn wir dies überleben, werde ich mich für eine Amtsniederlegung aller verantwortlichen Beteiligten aussprechen.“
 

Der Schmetterling schien unbeeindruckt, als er wegflog, um die Nachricht zu überbringen. Byakuya beobachtete ihn, während es in gemächlichen Spiralen aus dem Fenster seines Schlafzimmers flog.
 

Wer glaubte eigentlich, dass Schmetterlinge eine schnelle Methode der Korrespondenz waren? Byakuya schwörte, dass wenn er jemals das Amt des Generalkommandanten bekleiden würde, würde er das ganze System mit Falken ersetzen. Zur Not auch mit Brieftauben. Er seufzte und blickte finster auf seinen abkühlenden Reisbrei. Er war über die ganze Sache nur noch sauer – Rukia, Renji, das Chaos, welches von den Ryoka angerichtet wurde – auf alles.
 

Die eigenartige Interaktion mit Tanuki half da keineswegs. Was für eine Art Zen-Puzzle hatte ihm diese Gottheit hinterlassen? ‚Um wirklich im Leben gewinnen zu wollen, musst du bereit sein, alles zu verlieren‘. Was für ein Nonsens war das? Wenn man sich in einen Kampf begab und daran dachte, besiegt zu werden, war der Kampf bereits verloren. Doch Tanuki war nicht als ein Kriegsgott bekannt. Nein, dieser betrunkene, übersexuelle Hund war ein Betrüger. Also war das Rätsel vielleicht irgendeine Gleichung, die keine logische Antwort haben sollte, stattdessen aber zu einem erweiterten Zustand der Erkenntnis oder Aufmerksamkeit führen sollte.
 

Nun ja, dachte Byakuya bitter. Ich bin mir ziemlich bewusst, was für eine Ansammlung von Mist das ist.
 

Er nahm einen tiefen Atemzug, um seine schlechter werdende Laune abzuschütteln und klingelte nach dem Hausverwalter. Byakuya konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben. Eswar viel zu erledigen.
 

Eishirō war prompt zur Stelle. „Mein Herr? Ist etwas mit ihren Essen?“
 

Byakuya hatte es völlig vergessen. „Nein“, sagte er mit einer wegwerfenden Geste. Byakuya stand auf, um Eishirō zu erlauben, ebenfalls aufzustehen und den Raum zu betreten. „Die Hinrichtung wurde wieder geändert. Bitte hole meinen weißen Beerdigungskimono hervor und lass ihn waschen. Ich möchte ebenso die Näherin damit beauftragen, eine Schneeflocke zu Ehren von Rukia und Sode no Shirayuki hinzuzufügen.“
 

Der Schwarzhaarige hielt inne. Bald würde kein Platz mehr für weitere Zusätze auf dem Kimono sein. Es war bereits bestickt mit einer Schneeeule für seinen Vater, Schwänen für seine Mutter und einer weißen Pflaumenblüte für Hisana. Wo würde er Renjis Nue unterbringen, wenn es dazu kommen würde?
 

„Natürlich, mein Herr“, sagte Eishirō, doch die Emotionen waren deutlich in seinen Worten zu hören. „Sie wird wunderschön werden, wie die Dame selbst.“
 

Byakuya nickte. „Gut. Das Sargtuch soll ebenfalls so verziert werden. Ich werde die Trauerbekundung selbst verfassen, wenn sie fertig ist, lasse sie angemessen einrahmen und an das Haupttor des Anwesens anbringen. Ich würde gerne ebenfalls eine an Kommandant Ukitake senden.“
 

„Das ist sehr freundlich von ihnen, mein Herr“, sagte Eishirō. Er war unfähig, seine Tränen zurückzuhalten, sie rannen ihm die Wangen hinunter.
 

Byakuya musste sich umdrehen, um nicht auch noch zusammenzubrechen. „Dann ist da noch die Angelegenheit mit dem Sarg und dessen Transport zur Familiengrabstätte. Scheue keine Kosten. Da Rukia wie eine gewöhnliche Kriminelle sterben wird, erwarte ich Proteste meiner Familie. Erinnere sie daran, dass so lange ich Familienoberhaupt bin, meine Schwester mit aller Ehre und Respekt behandelt wird, wie jedes Mitglied der Familie, egal welcher Natur ihr Tod war. Ich vermute, wir sollten die Einleitung in diesem Zuge verlängern, auch wenn ich keine Antwort erwarte.“
 

„Mit Sicherheit werden sie kommen, um ihnen ihr Beileid auszusprechen, mein Herr.“
 

Byakuya schüttelte den Kopf. „Das werden sie nicht. Rukias Straftat gibt ihnen dazu die Entschuldigung. Außerdem war ich auch alleine, als Hisana beerdigt wurde. Es wird wieder genauso sein. Aber zumindest erwarte ich dieses Mal ihre Grausamkeit und es wird nicht solch ein Schock werden. Vielleicht, so Gott will, steht mir Kommandant Ukitake zur Seite. Stelle sicher, dass er und seine Division eingeladen wird.“ Er hörte, wie Eishirō seine Tränen zurückkämpfte und fügte spontan hinzu: „Und natürlich auch das Personal des Anwesens. Ich habe verstanden, dass Rukia sehr beliebt war.“
 

„Sehr, mein Herr. Vielen Dank.“
 

Er blickte leer in den Kirschbaumgarten, seine Hände ruhten auf der kühlen Fensterbank. „Wenn wir schon über Dinge sprechen, die meine Familie nicht befürworten wird. Ich wünsche, dass Rukias Name zum kaiserlichen Tempel gesendet wird, damit er neben Hisana an einem Ehrenplatz ruht. Zu dieser Anfrage erwarte ich noch mehr Widerstand, aber überhäufe die Priester mit Geld, bis sie einlenken.“
 

„Es wird geschehen, wie sie es sagen, mein Herr“, sagte Eishirō.
 

„Das wäre vorerst alles“, sagte Byakuya. „Ich bin mir sicher, dass ich ein paar Details vergessen habe, doch das Haus Kuchiki ist bewandert in der Beerdigung seiner Toten. Ich vertraue dir, dass du sie zum Besten erledigst, wenn etwas aufkommt.“
 

Nachdem Eishirō sich mit einigen tiefen Verbeugungen zurückzog, sich kniete, um die Tür zu schließen, erlaubte sich Byakuya die Tränen, die er zurückgehalten hatte.
 


 

Byakuya war mitten im Verfassen der zweiten Trauerbekundung, als ein atemloser 3. Offizier unangekündigt ins Wohnzimmer eindrang. Der Schwarzhaarige hatte geweint und keine Chance, sich zu sammeln.
 

„Vizekommandant Abarai ist entkommen“, schrie er und beugte sich unhöflich über den Schreibtisch, hinter dem Byakuya stand. „Er hat die Zellentür zerstört und hat beide Wachen überwältigt. Wir konnten ihn nicht aufhalten.“
 

Er nahm sich einen Moment, um mit dem Ärmel über sein Gesicht zu fahren. Dann legte Byakuya vorsichtig den Kaligraphiepinsel zur Seite und stand mit einem Räuspern auf. „Der Vizekommandant hat sich alleine befreit, bist du dir sicher?“
 

„Ich… was?“
 

„Ich möchte eine Zusicherung, dass der Vizekommandant nicht entführt wurde“, erklärte Byakuya ruhig. „Hast du Zeugen, dass er sich selbst befreit hat?“
 

Der Offizier schien verwirrt. „Uh, ja“, sagte er endlich. „Er nahm Zabimaru mit. Ich habe den Stoßtrupp mit der Verfolgung beauftragt."
 

„Widerrufe diesen Befehl“, sagte Byakuya schnell. „Wir werden ihn nicht verfolgen.“
 

„Was? Aber er hat…“
 

„Ja und wie ich Renji kenne, war das auch schon alles. Da gab es keine schwerwiegender Vorfälle, oder? Nur entwaffnen und außer Gefecht setzen?“, nachdem der 3. Offizier zustimmend nickte, fuhr Byakuya fort. „Wenn man die heutigen Neuigkeiten bedenkt, ist das Verhalten des Vizekommandanten nicht vollkommen unerwartet. Ich versichere dir, dass ich mich darum kümmern werde. Er wird sich zum Senaikyū Shishinrō begeben, wo ich einschreiten werde.“
 

Der 3. Offizier wippte auf den Beinen herum. „Werden sie ihn töten?“, sprudelte es aus ihm hervor.
 

So unhöflich. Byakuya schüttelte den Kopf, er konnte solch eine Frage nicht beantworten, doch der 3. Offizier sah so entsetzt bei dem Gedanken aus. „Ich werde tun, was notwendig ist, um Renji davon abzuhalten, sich noch mehr des Hochverrats schuldig zu machen. Jedenfalls hoffe ich, unserem Vizekommandant die gleiche Höflichkeit angedeihen zu lassen, die er unserer Division gegenüber hatte. Wenn ich ihn stoppen kann, indem ich ihn entwaffne und außer Gefecht setze, dann wird es so sein“, erklärte er.
 

„Ich werde unsere besten Leute bereit…“, begann der Offizier.
 

Byakuya unterbrach ihn. „Nein, ich werde alleine gehen. Niemand anderes hat die Chance Renji zu besiegen oder zu überwältigen. Ich alleine habe die Stärke und ich werde nicht zulassen, dass noch mehr meiner Leute wegen ihm verletzt werden.“ Und vielleicht gab es eine Möglichkeit, diesen idiotischen Pavian von seinem Kollisionskurs mit dem Schicksal abzulenken. Byakuya wollte es vermeiden, den Nue auf seinem Beerdigungskimono hinzufügen zu müssen, so lange es möglich war.
 

Der 3. Offizier zögerte immer noch. „Aber Kommandant…?“
 

„Du musst nach den Verwundeten sehen, 3. Offizier“, gab Byakuya scharf zurück. „Überlasse die Angelegenheit bezüglich des Vizekommandanten mir.“ Der 3. Offizier deutete eine schnelle Verbeugung an, doch als er sich zum Gehen umwandte, stoppte Byakuya, um ihn an etwas zu erinnern. „Du wirst nicht noch einmal in mein Anwesen stürmen, ohne angemessen aufgerufen zu werden. Und sollte ich herausfinden, dass aufgrund deiner Rücksichtslosigkeit mein Hausverwalter oder irgendein Mitglied meines Personals verletzt wurde, werde ich von dir einen Ausgleich verlangen, verstanden?“
 

„Uh… ja, Kommandant!“
 


 

Byakuya nahm sich die Zeit, um das Schreiben fertig zu verfassen, bevor er sich anzog. Als er Senbonzakura an seinen Platz schob, sang das Zanpakutō ein Klagelied.
 

Vor Verlassen des Anwesens, hielt er noch kurz im Quartier der Näherinnen. Das Personal war überrascht, ihren Herren an der Tür anzutreffen und mit mädchenhaftem Gequieke ließen sie sich hektisch auf die Knie fallen. Byakuya schaffte es noch, die alte Näherin aufzufangen, bevor sie auf den Boden fiel. Er zog sie sanft zurück auf die Füße. „Es tut mir leid, deine Arbeit zu stören, Obaasan, aber ich muss um einen Gefallen bitten.“
 

Sie starrte geschockt auf seine Hände, die ihre hielten. „Alles, mein Herr“, wisperte sie fast tonlos.
 

„Wenn es nicht bereits zu spät ist, möchte ich den Platz über meinem Herzen auf dem Beerdigungskimono frei lassen. Ich möchte diesen Platz und einen Abschnitt über der Schulter für einen Nue-Dämon reservieren. Sollte die Zeit kommen, sticke es in Silber, mit rubinroten Streifen.“
 

„Rot?“
 

Byakuya verstand das entsetzte Gesicht. Nicht nur, dass diese Farbe die perfekte Reinheit der Beerdigungsrobe zerstören würde. Rot wurde normalerweise nur für Hochzeiten verwendet.
 

„Ja“, sagte er. [style type="italic"]Rot für das Blut, das an meinen Händen kleben wird, für die Wunden, die meinem Herzen zugefügt werden und in Erinnerung an diese wilden und wunderschönen Strähnen.[/style] Byakuya half der alten Näherin zurück auf ihren Stuhl. „Lass uns beide beten, dass die Ergänzung nicht notwendig sein wird.“
 

Mit diesen Worten machte sich Byakuya auf dem Weg zum Senaikyū Shishinrō, um auf Renji zu warten.

Everything and Nothing

Uraharas ‚Sonne‘ spielte Zufallsprinzip, denn Renji war immer noch erschöpft, als er von hellen Sonnenstrahlen geweckt wurde. Er rollte sich auf die andere Seite, um sein Gesicht tiefer in Zabimarus Fell zu vergraben, wurde aber von einem tiefen Knurren des Dämons gestoppt. „Steh auf“, sagte er.
 

„Nur noch 5 Minuten“, grummelte Renji.
 

Der Nue sagte nichts, stattdessen schüttelte er sich. Als er aufstand, fiel Renji unelegant auf den harten Boden.
 

„Hey! Wofür war das denn?“, fragte Renji und klopfte sich den Staub aus seinem Hakama. „Wenn du es so verdammt eilig hast, hättest du mich auch im Schlaf verspeisen können. Das wäre vielleicht einfacher gewesen.“
 

Der Nue drehte sich von ihm weg und setzte sich schwerfällig auf seinen Hintern. Die Muskeln unter seinem weißen Fell zuckten irritiert. Der Schwanz schlug von einer Seite zur anderen. Die gelb-weißen Schuppen glänzten im Sonnenlicht wie Diamanten. Die Zunge der Schlange schnellte hervor, als würde sie die Luft probieren. „Wovor hast du Angst?“
 

Renji setzte sich hin und klopfte weiter seine Kleidung aus. Er schielte zu den dunklen, liderlosen Augen der Schlange. Sein erster Impuls war gewesen, ein schmollendes ‚Gar nichts‘ zu murmeln, aber das war immerhin Zabimaru. Er konnte sich nicht selbst anlügen. Zumindest nicht wirklich. Stattdessen dachte er nach. „Verlieren“, bot er nach einem Moment an.
 

Die Schlange schlängelte sich hypnotisierend durch die Luft, als warte sie auf eine weitere Erklärung.
 

Renji umarmte seine Knie. „Ich habe Angst davor, dass ich zu schwach für diesen Kampf bin.“
 

Der Pavian drehte endlich seinen Kopf. Seine intelligenten Augen fixierten Renji unter einem intensiven Blick. „Das bist du vielleicht“, sagte er. „Hast du Angst davor, für das, woran du glaubst, zu sterben?“
 

„Ich weiß es nicht. Ich habe immer dagegen angekämpft, zu sterben“, sagte Renji. Inuzuri war ein ewiger Kampf gegen den Tod gewesen. Renji hatte so viele Menschen aufgrund von Hunger, Durst, Krankheiten und Hoffnungslosigkeit sterben sehen, dass er niemals freiwillig aufgab. „Es ist eine Art Instinkt, ums Überleben zu kämpfen, glaubst du nicht auch?“
 

„Ist das alles, warum du kämpfst?“, zischte die Schlange. Der Nue schüttelte sein Fell irritiert und der Schlangenschwanz ließ sich auf den Boden nieder. Er zeichnete Muster mit einem Körper in den Staub und den Sand. Bevor Renji eine Antwort formulieren konnte, fragte der Pavian. „Du hättest für ihn getötet. Würdest du für sie sterben?“
 

Renjis Blick schnellte bei den Worten nach oben, doch er zögerte nicht. „Das würde ich.“
 

In diesem Moment schien Zabimaru in sich zusammenzubrechen. Er wurde zu einem schwarzen nueförmigen Nebel. Dann teilte sich der Nebel und umschloss Renji vollständig. Langsam verdeckte es die Sonne, bis um ihn herum völlige Dunkelheit herrschte. In der plötzlichen Schwärze hörte Renji das Lied eines Vogels und seltsam klar einen einzigen Ton einer Erddrossel. Es hörte sich an, wie ein Klingeln oder der klare Ton einer Flöte.
 

Dann öffnete sich das Universum und verschlang ihn in einem Stück.
 


 

Byakuya wartete am Senaikyū Shishinrō. Er stand auf einer Säule des Innenhofs und starrte auf den Hinrichtungsplatz. Die Sonne ging langsam unter und malte pinke und lilane Streifen in die Wolken am Horizont. Ein starker Wind riss an seinen Haaren und an dem Schal, doch Byakuya ignorierte es. Er konzentrierte sich stattdessen darauf, seine Sinne zu schärfen und auf jeden Hauch von Renjis Reiatsu zu achten.
 

Doch statt Renjis, fand Byakuya den spirituellen Druck von jemanden anderen, der hoffnungsvoll umhertastete.
 

Rukia.
 

Ihr Reiatsu traf sich zögerlich, wie Hände, die sich in der Dunkelheit streiften. Byakuyas erster Impuls war, sich von ihrem verzweifelten Bedürfnis zurückzuziehen, doch stattdessen erlaubte er ihr, sich mit ihrem Reiatsu an ihn zu klammern. Er schloss seine Augen und erinnerte sich an eine andere Zeit, als er auch derart Wache gestanden und geduldig auf den Tod gewartet hatte.
 

Eine Hand zum Halten.
 

Es war nichts, doch es war alles.
 

Es war das einzige Geschenk, das er ihnen beiden noch gewähren konnte. Also ließ Byakuya Rukia so lange an seinem Reiatu festhalten, wie sie es brauchte.
 


 

Wenn dies Sterben war, war sich Renji sicher, dass er es ertragen konnte.
 

Das Gefühl war nicht wirklich wie Fallen. Es war mehr, als von einem reißenden Fluss mitgerissen zu werden. Über Stromschnellen in die Dunkelheit. Renji fühlte sich, als sollte er sich an etwas festhalten, doch es gab nichts zum Greifen. Er spürte, wie sein Magen sich drehte, während er weiter nach unten gerissen wurde. Renji konnte immer noch nichts sehen und die Blindheit war beunruhigend. Er versuchte weiter, seine Augen zu öffnen, nur um zu realisieren, dass sie bereits geöffnet waren. Doch dann war er umhüllt von etwas Warmen und zum ersten Mal gab es nichts, was er bekämpfen musste. Alles, was er tun konnte war, Zabimaru zu vertrauen und sich dorthin bringen lassen, wo sie hin mussten.
 

Renji konnte geduldig warten, denn nun wusste er, dass er selbst im Tod nicht wirklich alleine war. Zabimaru war immer ein Teil von ihm. Egal, wohin er ging oder was passierte, niemand konnte sie jemals trennen.
 

Als er weiter ins Nichts rauschte, wurde Renji entschlossener denn je, Rukia Sode no Shirayuki zurückzubringen. Denn es war auch das Geschenk, das sie ihm einst gegeben hatte. Rukia hatte darauf bestanden, dass sie zur Akademie gingen. Und die Akademie hatte ihn mit Zabimaru wiedervereinigt.
 

Er schuldete ihr sein Leben.
 

Er schuldete Rukia seine Seele.
 

Sie war mehr als seine beste Freundin. Rukia war die Familie, die sie mitten in der Hölle erschaffen hatten. Sie hatte ihn vor so vielem bewahrt und er würde mit Freuden sein Leben geben, wenn es nötig war, um sich zu revanchieren.
 


 

Irgendwann nach Mitternacht war Rukia, eingehüllt in seinem Reiatsu, eingeschlafen. Als er zum Anwesen zurückgekehrt war, traf er Eishirō an der Tür. Er hatte eine heiße Schale Tee in der Hand. „Ist ihnen kalt, mein Herr?“
 

Kalt wie Stein, doch nicht vom Wetter. „Ist für morgen alles vorbereitet?“
 

Eishirō schien sofort aufgrund Byakuyas abrupter Frage zurückzutreten, doch sammelte sich schnell wieder und verbeugte sich tief. „So gut, wie es möglich war, mein Herr.“
 

„Ich weiß noch nicht einmal, was uns dort erlaubt sein wird“, sagte Byakuya. „Wird der Sōkyoku sie vollständig verschlingen, sodass noch nicht einmal Asche übrig bleibt, um sie aufzusammeln?“
 

Der Hausverwalter blickte von seiner Verbeugung auf. Seine Augen waren weit geöffnet.
 

„Und was soll ich tun? Auf dem Boden des Hinrichtungsplatzes herumkriechen, um etwas von ihr mit nach Hause bringen zu können?“, Byakuya verdeckte für einen langen Moment sein Gesicht mit seiner Hand. Dann ließ er den Arm fallen und straffte seine Haltung. „Wind und Schicksal wird ihr Grabtuch sein. Es wird genügen.“
 


 

Als Renji zu sich kam, stand er dem gigantischen, knöchernen Schlangenkopf aus seinen Träumen gegenüber. Es schrie mit einem gellenden, fremdartigen Schrei.
 

Renji grinste und betrachtete den knöchernen Griff in seiner Hand. „Ernsthaft? Das war alles, was ich tun musste?“
 

Nein, hörte er eine Stimme tief in sich. Du musst zum Paviankönig selbst werden.
 

Er wollte schon fragen, wie er das anstellen sollte, doch Renji wusste die Antwort bereits. Loslassen. Er musste all sein Reiatsu, all seine Wut, all seine Dämon… rauslassen. Nichts mehr zurückhalten. Sich von niemand unterdrücken lassen.
 

Niemand.
 

Nicht mal von sich selbst.
 

Eine gigantische Explosion erschütterte die unterirdische Höhle.
 


 

Morgen, dachte Byakuya, als er sich in sein Bett legte, werde ich meine Schwester begraben und meinen Geliebten töten.
 

Doch zumindest bei Rukia würden sie erwarten, dass er trauerte.
 

Renji Körper würde dort liegen bleiben, wo er gefallen war. Wer würde Byakuya erlauben, seinen Vizekommandanten nach Hause ins Anwesen zu bringen und ihn bei den ehrwürdigen Toten der Kuchiki zu begraben? Würde sich Byakuya trauen, Renjis Totenwache zu besuchen, würden Renjis Freunde nur seinen Mörder sehen? Byakuya würde dieses Mal mehr als nur alleine sein. Man würde ihn meiden.
 

Byakuya rollte sich zur Seite und schloss seine Augen.
 

So sei es.
 

Pflicht und Ehre verlangten von Byakuya, diesen Weg zu gehen. Er würde tun, was Notwendig war. Ohne Zögern oder Reue.
 


 

„Extravagantes Outfit“, rief Yoruichi spöttisch vom Felsvorsprung, auf dem sie hockte. „Du rockst die Fellstola, Welpe.“
 

Renji übte mit Hihiō Zabimaru, versuchte die Bewegungen zu verinnerlichen, die er brauchte, bevor er die Sicherheit der Höhle verließ. Er hielt inne und blickte sie ernst an. „Solltest du nicht besser Ichigo drangsalieren?“
 

„Er ist eigenartig fokussiert. Er benötigt nicht, dass ich an ihm klebe wie eine Glucke“, sie grinste Renji breit an, als sie behände hinuntersprang. „Du hingegen siehst als, als würdest du Hilfe benötigen.“
 

Er hielt immer noch das Ende von Hihiō Zabimaru, verschränkte dennoch seine Hände vor der Brust. „Wie willst du das herausgefunden haben? Ich habe jetzt Bankai.“
 

„Und es ist träge wie Sirup“, sagte sie. Als sie vor ihm zum Stehen kam, wedelte sie mit einem Finger in seinem Gesicht herum. „Wie willst du Byakuyas Schnelligkeit mit diesem klobigen Ding bekämpfen?“
 

Renji entspannte seine Arme langsam. „Uh… mit dem Überraschungseffekt?“
 

Yoruichi blickte ihn kurz mit offenem Mund an, doch dann ging ihr Blick in ein Lächeln über. „Ok, ja, du wirst unseren Klein-Buyakuya vermutlich vor Überraschung aus den Tabi hauen mit deinem riesigen, haarigen Monster. Aber das wird nur einmal funktionieren.“
 

„Ich hoffe ein Stück weit darauf, dass es nur einen Schuss benötigt“, gab Renji zu und kratzte sich peinlich berührt hinter dem Ohr.
 

Yoruichi rollte seufzend ihre Augen. „Du wirst sterben.“
 

Renji blickte sie finster an. „Weißt du, hör auf so etwas zu sagen. Du zerstörst meine Zuversicht.“
 

„Gut“, mahnte sie. „Byakuya ist ein eindrucksvoller Gegner. Du solltest ihn niemals unterschätzen.“
 

„Vertrau mir, das tue ich nicht“, sagte Renji fest. „Wenn überhaupt, ist es anders herum.“
 

Sie schaute ihn mit einer neuen Ernsthaftigkeit an, suchte in seinen Augen nach etwas. „Liebst du ihn?“
 

Die Frage überraschte Renji. Er brauchte einen Augenblick, um zu antworten. Neben ihm ging der knöcherne Schlangenkopf vor und zurück, als wäre er ebenso irritiert. „Uh. Nun ja… Ich habe es. Verzweifelt. Und weißt du, ich werde niemals aufhören, ihn anzuhimmeln. Ich habe niemals aufgehört, ihn lieben zu wollen. Oder darauf zu warten, dass er mich auch liebt.“
 

„Ich verstehe“, Yoruichis Augen und Lippen hatten sich zu dünnen Linien verzogen. „Bist du in der Lage dazu, ihn zu töten?“
 

Zabimaru brüllte.
 

Renji nickte bestätigend. „Lass uns eine Sache klarstellen: Ich kämpfe nicht, um Byakuya zu töten. Ich werde kämpfen, um Rukia zu retten. Wenn Byakuya mir im Weg steht – wenn mir irgendwer im Weg steht – werde ich sie niedermachen. Es geht nicht mehr um ihn. Es geht um sie. Ich habe mir selbst geschworen, dass ich mein bestes gebe, um sie zu retten. Und das werde ich auch.“
 

Yoruichi schielte für eine Weile in Renjis Gesicht. Dann nickte sie langsam. „Ok, gut“, sagte sie. „Dann lass mir dir ein paar Dinge über Byakuyas Blitzschritt und Senbonzakura beibringen. Der Junge hat einige Angewohnheiten und er ist zu faul, sie sich abzugewöhnen, da ich ihn nicht dazu dränge.“
 


 

Der Morgen kam zu schnell. Byakuya starrte die leere Seite seines Bettes an, in der Renji liegen sollte. Mit einem Seufzen stand er auf. Er zog sich an und ließ Senbonzakura auf den üblichen Platz an seiner Seite gleiten. Er tat so, als würde er frühstücken und verbrachte den Rest des Morgens damit, Worte der Entschuldigung für Hisana zu finden. Aber es war nicht seine Schuld, dass das Schicksal ein grausamer und anspruchsvoller Meister war. Dennoch wusste er, dass sie erwartete, dass er ein besserer Mann sein würde. Sie würde ihm sagen, dass er sich über sein Schicksal stellen sollte.
 

Und wäre sie noch an seiner Seite, hätte er vielleicht die Stärke dazu, es zu tun.
 

Eishirōs bedauernde Stimme informierte ihn von der Tür aus: „Es ist Zeit.“

Wildflower Silk Shroud

Als der Schal aus Windblumenseide hinunterglitt, um Renjis Körper zu verdecken, dachte Byakuya, Nicht nur ein würdiger Gegner, sondern immer um so vieles stärker, als ich erwarte.
 

Byakuya wusste, dass er sich beeilen musste, um zur Hinrichtung zu gelangen, doch er stand noch für einen Augenblick über Renji.
 

Renji starb, doch war noch nicht tot.
 

Byakuya sollte ihm den Todesstoß versetzen. Es war seine Pflicht, die Dinge mit Gewissheit zu beenden. Und nebenbei, das letzte Mal, als er aufgrund Rukias Beharren darauf verzichtet hatte, war bei Ichigo Kurosaki gewesen. Nur, dass dieser sture Bengel nicht gestorben, sondern viel stärker zurückgekommen war.
 

Dieser Gedanke ließ seine Hand innehalten.
 

„Würdest du?“, fragte Byakuya Renjis regungsloser Form. Byakuyas Hand hatte den Griff von Senbonzakura verlassen, um den Fleck über seinem Herzen nachzufahren, an dem Renjis Zanpakutō zerbrochen war. Er konnte es fast spüren. Ein Splitter, ein Fangzahn von Zabimaru hing dort wie ein heißer Stachel. Byakuya wusste nicht, ob etwas ihn wirklich durchbohrt hatte oder ob es nur die körperliche Manifestation seines gebrochenen Herzen war, was er spürte. „Nicht, dass du mir jemals gehorcht hättest, Renji Abarai. Aber höre nun zu und höre gut zu. Wenn ich weggehe, wenn ihr die diese letzte Gnade gewähre, wirst du dir deinen Weg zurück an meine Seite erkämpfen?“
 

Byakuya stand noch einen Augenblick dort, still und hoffnungsvoll.
 

Dann spürte er etwas. Eine kaum wahrnehmbare Vibration, wie ein tiefes Knurren. Und es hallte in seinem Herzen nach.
 

Es war genug, um sich sicher zu sein. „Wage es nicht, mich zu enttäuschen, Renji“, sagte er, als er sich umdrehte.
 


 

Außerdem, fragte sich Byakuya, während er die Stufen hinaufstieg, war es wirklich seine Pflicht, Renji zu töten oder musste er ihn nur daran hindern, Hochverrat zu begehen?
 

Eigentlich verlangte das Gesetz von Byakuya nur, dass seine Untergebenen nicht aus der Reihe tanzten. Das hatte er mehr als getan. Renji würde nicht so schnell wieder auf die Füße kommen, zumindest nicht schnell genug, um die Hinrichtung zu stören. Wenn Renji überleben würde, wäre es nicht, weil Byakuya Kuchiki das Gesetz missachtet hätte. Sondern vielmehr, weil Renji Abarai die wohl starrköpfigste Kreatur in der ganzen Soul Society war.
 

Hmmm, überlegte Byakuya als er oben angekommen war, eine seltsam zufriedenstellende Schlussfolgerung.
 

Er konnte bereits den Sōkyoku und einige versammelte Kommandanten sehen. Byakuya nahm sich einen Moment um sein Gesichtsausdruck und seine Gedanken zu beruhigen.
 

Ich möchte nicht sehen, wie sie stirbt.
 

Doch die große Ironie seines Lebens war, dass Byakuyas Familienehre auf seine Fähigkeiten ruhte, keine Zuneigung für seine Verwandtschaft zu zeigen. Seine Pflicht gegenüber dem Adel war, dabei zu sehen und gefühllos zuzuschauen wie seine Schwester, die seiner Frau so sehr glich, ihr Leben gab für… für was eigentlich?
 

Er atmete tief durch und wischte sich das Blut von seiner Wange. Er konnte sich nicht anmaßen, die Entscheidungen von Central in Frage zu stellen. Er musste das Gesetz unter allen Umständen aufrecht halten. Er konnte es nicht aufheben lassen. Pflicht und Ehre war alles, was ihm nun noch blieb.
 

Senbonzakura sang beruhigend und ununterbrochen. Byakuya ließ es zu, dass ihn die tausend Stimmen einhüllten, ihn beschützten. Sie waren immer sein größter Rückhalt gewesen und nun würden sie ihn weiter tragen. Er ließ Senbonzakuras Lied sein Zögern wegwaschen, als er ruhig voranschritt. Dorthin, wo Rukia wartete.
 

Ihre Augen trafen sich.
 

Die violetten Tiefen von Rukias Blick zitterten vor kaum zurückhaltbaren Emotionen. Byakuya blickte ruhig zurück und versuchte ihr die Stärke zu geben, ihrem Tod mit Würde entgegen zu treten.
 

„Eine perfekte Seele“, hatte ihm sein Großvater einst gesagt, „zeigt keine Spur von menschlichen Emotionen. Emotionen sind Schwächen, eine Kette, die uns unten hält. Sie trüben die Fähigkeit, schnell und ohne Zögern zu handeln.“
 

Rücksichtslos. Gnadenlos. Das waren noch die nettesten Worte gewesen, die man ihm in der Akademie angedacht hatte und sie hatten ihn auch durch seine Zeit als Kommandant begleitet. Und es gab noch so viele andere Wörter, die hinter seinem Rücken geflüstert wurden: kaltherzig, grausam… unmenschlich.
 

Aber es war nicht die Kaltherzigkeit, die ihn dazu gebracht hatte, hier bei Rukia zu stehen. Es war, weil sie ihn in seinem Reiatsu halten konnte, wie er es schon letzte Nacht getan hatte. Er konnte ihr Bruder sein. Ein letztes Mal. Eine Kraft, an die sie sich anlehnen konnte. Es war vielleicht sein Pflichtbewusstsein seiner gesamten Familie gegenüber, dass er zuließ, dass Central Rukias Leben für Nichts nahm, doch es war auch seine Pflicht als älterer Bruder, sicherzustellen, dass sie nicht alleine starb.
 

Er drehte sich um und stellte sich zu den anderen.
 

So wenige Kommandanten. Wo war Ukitake? War er so schwach, dass er noch nicht einmal an Rukias letztem Tag an ihrer Seite stehen konnte? Und warum, von allen Menschen, war dieser besoffene Kyōraku hier und warf Byakuya nervtötende, mitleidige Blicke unter seinem Strohhut zu? Dennoch würde sich Byakuya daran erinnern, wer am heutigen Tag erschienen war und wer nicht.
 

Er ließ sich weiter in Senbonzakuras Lied hineinziehen und wartete auf die Ankunft des Generalkommandanten und dem Anfang vom Ende.
 


 

Jemand hatte Renji geheilt und eine neue Uniform gebracht.
 

Byakuya wusste, dass seine Aufmerksamkeit auf dem Chaos liegen sollte. Kyōraku und Ukitake waren zu Verrätern geworden, beim Versuch Rukia zu retten. Dieser emporstrebende Ryoka, Ichigo Kurosaki, hatte den Sōkyoku zerstört und ihre heiligen Traditionen mit Füßen getreten. Tatsächlich stand dieser unerträgliche Junge wie beiläufig auf dem Sōkyoku und hielt Rukia wie ein Sack Reis und zankte sich mit Renji.
 

Doch, während er den Austausch zwischen Renji, Rukia und Ichigo beobachtete, war alles, woran er denken konnte: Renji hatte seine Haare zurückgebunden und war irgendwie an eines dieser lächerlichen weißen Bandanas herangekommen. Doch er sah… umwerfend aus. Das Sonnenlicht verfing sich in den feuerroten Haaren und reflektierte die Leidenschaft in seinen Augen. Nicht ein Kratzer von Senbonzakuras tausend Klingeln war noch auf ihm zu sehen. Selbst Zabimaru war wieder an einem Stück, optisch sowie akustisch.
 

Es war, als hätten sie überhaupt nicht gekämpft.
 

Warum wärmte dieser Gedanke Byakuyas Herz? Er sollte doch zumindest sauer sein, dass er es noch nicht einmal geschafft hatte, Renji zu verlangsamen.
 

Plötzlich war Rukia in Renjis Armen und er rannte davon. Der Generalkommandant sagte etwas mit dem Sinn ‚Lasst ihn laufen, er ist nur ein Vizekommandant‘. Es war absolut töricht und ein irregeführter Befehl, doch Byakuya war mehr als glücklich darüber, ihm zu gehorchen.
 

Suì-Fēng sendete ein paar Vizekommandanten hinter Kurosaki hinterher, doch Byakuya wusste, dass sie nicht annähernd stark genug waren.
 

Sollte er auf einen Befehl warten? Nein, Byakuya würde mit Freuden Kurosaki zur Strecke bringen. Er hatte es alles angefangen mit der Missachtung von Rukias Ehre. Nun würde er die Konsequenzen dafür tragen müssen, einen Kuchiki nicht zu respektieren.
 


 

„Der Kampf gehört dir.“
 

Byakuya war sich noch nicht einmal sicher, wo er gerade hinging. Es war schon schwierig genug, einen Fuß vor den anderen zu setzen, doch er ging weiter voran.
 

Sein Körper schmerzte, doch die Stille in seinem Kopf war schlimmer und beißender als jede Wunde.
 

Byakuyas Gedanken kreisten um die Stille. Er war schon seit über 100 Jahren nicht mehr ohne Senbonzakuras Lieder gewesen. Doch sein Zanpakutō war unter Kurosakis Wildheit zerbrochen. Es war eine Schwere in der Stille, doch Byakuya bemerkte, dass er ohne Senbonzakuras beruhigendem Einfluss das Gewirr seiner eigenen Gefühle nicht unter Kontrolle bringen konnte.
 

Hatte der Junge ein Argument außer der Waffe, die ihn durchbohrt hatte?
 

Byakuya hob sein Kinn trotz der schlappen Glieder. Nein, das Aufrechthalten der Gesetze und Traditionen war die oberste Pflicht eines Shinigami. Als das Oberhaupt einer der nobelsten Familien würde Byakuya dies niemals aufgeben.
 

Und doch ging er gerade. Er hatte Kurosaki gesagt, dass er Rukia nicht verfolgen würde. Das war ein einfaches Versprechen gewesen. Er hatte doch bereits Renji erlaubt, mit ihr wegzulaufen. Er betete sogar im Geheimen, dass er bereits weit, weit weg mit ihr war. Auch, wenn sie auf Widerstand stießen, wusste Byakuya, dass Renji immer und immer wieder sein Leben dafür einsetzen würde, Rukia zu beschützen. Und nun stand es Ichigo frei, sie ebenso zu beschützen. Wenn sie es trotz dem Gesetz schafften, dann war es in den Händen des Schicksals. Niemand konnte ihm vorwerfen, dass er nicht versucht hatte, den Jungen aufzuhalten. Senbonzakuras Niederlage war offensichtlich.
 

Genauso offensichtlich war, dass Ichigo unaufhaltsam war. Vielleicht konnte er aufgrund seiner immensen Leidenschaft für sie das Gesetz außer Kraft setzen.
 

Wenn Central unbarmherzig war und darauf bestand, sie weiter zu verfolgen, würde Byakuya das tun, was er schon von Anfang an hätte tun sollen: Wegen Befangenheit ablehnen. Wenn er musste, würde er sich vor Central stellen und ihnen die Wahrheit sagen: Er konnte Rukias Leben nehmen, genauso wenig wie sein eigenes. Ebenso konnte man nicht von ihm verlangen, Renji zu töten. Auch wenn es unvergleichliche Schande über seine Familie bringen würde, würde er vor allen zugeben, dass Liebe sein Handeln steuerte. Er liebte sie beide zu sehr, um verantwortlich für ihren Tod zu sein. Das müssten andere tun. Er nicht.
 

Wenn er seinen Rang als Kommandant deswegen verlieren würde… nun ja, dann wäre er die Enttäuschung, für die ihn sein Großvater schon immer gehalten hatte. „Es ist wahr“, sagte er dem Wind und der Erinnerung an das ernste Gesicht seines Großvaters. „Meine Emotionen machen mich schwach. Es zehrt mich auf. Doch kann eine Seele ohne Liebe wirklich perfekt sein?“
 

Nein. Er war niemals zuvor perfekter, als er Hisana in seinem Arm gehalten hatte. Für ihr Vermächtnis würde er nicht mehr zwischen Rukia und ihren Rettern stehen. Er würde nicht selbst das Gesetz brechen, doch er würde auch niemanden davon abhalten.
 

Dann spürte Byakuya den Tenteikūra.
 

Er hörte sich die Nachricht an und sein Herz glühte fast vor Zorn. Das Gesetz, für dessen Aufrechthaltung er so hart gekämpft hatte, war eine Lüge gewesen. All das war Teil von Aizens Verschwörung gewesen.
 

Rukia.
 

Er wechselte in den Blitzschritt. Vielleicht war immer noch Zeit, alles richtig zu machen. Vielleicht, wenn er schnell genug reagierte, würde sie ihm sogar noch vergeben können.
 


 

Renji wachte auf und sah, wie Kommandantin Unohana auf ihn hinunter lächelte. „Aber, aber“, sagte sie und ihre großen, freundlichen Augen glänzten. „Ist es Bankai, dass es dir erlaubt, dich so schnell zu erholen?“
 

„Uhh...“, Renji war sich nicht sicher, was die richtige Antwort war, aber er konnte Kommandantin Unohana auch nicht anlügen. „Vielleicht?“, sagte er daher nur.
 

Sie saß auf der Ecke eines nahestehenden leeren Bettes und hatte ihre Hände im Schoß gefaltet. „Ist es ein Geheimnis, dass du für dich behalten möchtest, wie dein Freund Madarame?“
 

„Was auch immer. Es kümmert mich nicht“, Renji machte eine abwinkende Geste. „Ist Rukia…?“
 

„In Ordnung“, lächelte sie und die Haut um ihre Augen legte sich in Falten. „Genauso wie dein Gefährte, der orangehaarige Ryoka. Ichigo ist sein Name, oder? Kommandant Kuchiki hingegen erholt sich nur sehr langsam. Ichimarus Zanpakutō ist vom Typ Gift.“
 

Renji hatte sich in eine aufrechte Position gekämpft. Er versuchte zu Atem zu kommen und lehnte den Kopf gegen das Kopfende seines Bettes. „Wann ist Kommandant Kuchiki dem Kampf beigetreten? Sagen sie, dass er… Wie wurde er von Ichimaru getroffen?“
 

Sie stand auf und bot ihm ihren Arm als Hilfe an. „Vielleicht möchtest du mit seiner Schwester sprechen? Ich bin mir sicher, dass Frau Rukia dir alle Fragen beantworten kann.“
 

Byakuya sehen? Renji war sich bei Unohanas Idee nicht wirklich sicher, doch er nahm trotzdem ihren Arm. „In Ordnung. Ich vermute, wenn sie wollen, dass ich es von Rukia höre, können wir gehen.“
 


 

Natürlich hatte Kommandantin Unohana Byakuya zurück zum Anwesen gebracht. Sie war schlau genug, um zu wissen, dass man sich dort gut um ihn kümmerte und es viel komfortabler als das überfüllte Krankenhaus war. Sie verließ Renji an der Tür und der Hausverwalter führte ihn durch einige Räumlichkeiten.
 

Renji folgte ihm still und war überrascht, als der Hausverwalter anhielt und sich räusperte. „Ich bin mir sicher, der Herr wird erfreut sein, zu sehen, dass es ihnen gut geht, wenn er erwacht.“
 

„Verarschst du mich?“, schnaubte Renji. „Wir haben versucht, uns gegenseitig umzubringen. Ich bin hier, um mit Frau Kuchiki zu sprechen und nicht den verschissenen ‚Herrn‘ zu sehen.“
 

„Oh, ich verstehe“, sagte der Hausverwalter kühl. Er stand vor einer Treppe und drehte sich zu Renji um. „Sie sind offensichtlich nicht im Bilde darüber, was für Vorkehrungen mein Herr für sie getroffen hat.“
 

„Vorkehrungen? Ja, da liegst du richtig. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
 

„Folgen sie mir“, forderte er Renji auf.
 

„Ich dachte, dass tue ich bereits“, murmelte Renji irritiert, als sich der Hausverwalter umwandte und ihn von den Stufen weg und in Richtung der Quartiere der Diener dirigierte. Mit einem Seufzen stampfte ihm Renji widerwillig hinterher. Bis endlich der Hausverwalter an einer Tür in einem Bereich stehen blieb, in der sich Renji bisher noch nie gewagt hatte. Nach einem leisen Klopfen bat sie die Stimme einer alten Frau hinein.
 

Von seiner Neugierde angestachelt, duckte sich Renji unter dem Türrahmen hindurch und betrat den Raum. Garnstaub füllte die Luft. Materialen aller Sorten häuften sich überall. Verschiedene Gegenstände – halb fertig – waren auf byakuyagroßen Schneiderpuppen ausgestellt. Schränke säumten die Wände, voller Garn, Perlen und Bänder. Zwischen all den Schmuckwaren stand eine gebeugte alte Frau. Ihre langen, weißen Haare waren in einem simplen Zopf zurückgebunden und sie trug den schwarzen Kimono des Kuchiki-Personals.
 

Sie zog behutsam Fäden von einem strahlendweißen Kimono, der eine dieser Puppen einhüllte. Renjis Augen wurden von dem leuchtenden Rot angezogen, das sie in Fäden hinauszog.
 

„Stopp“, keuchte Renji und ging zu ihr hinüber. Sie löste eine Stickerei von einem Nue mit silberner Mähne auf. Sein Mund war offen, fletschte die Zähne und schnaubte eine einzelne Pflaumenblüte an. Sein riesiger Körper wickelte sich über die Schulter des Kimonos. Der Schwanz, der mit perlenartigen Schuppen versehen war, schlang sich über den Rücken.
 

Die Näherin blinzelte Renji an und hielt den Faden, den sie gerade herausgezogen hatte, an seine Haare, als wolle sie es damit vergleichen. „Hmmm“, murmelte sie dabei. „Ich hätte noch eine Spur kräftiger nehmen sollen.“
 

Renji drehte sich mit der wortlosen Frage zum Hausverwalter um, der immer noch in der Tür stand.
 

„Sie hat damit begonnen, sobald uns das Wort erreicht hatte, dass sie im Krieg gefallen sind“, sagte der Hausverwalter.
 

Renji drehte sich wieder zum Kimono um. „Aber… es war seine Hand, die mich bezwungen hat.“
 

Der Hausverwalter beugte bestätigend den Kopf. „Und doch wäre es über seinem Herzen gewesen, wo sie geruht hätten.“
 

Renji konnte es nicht glauben. Er drehte sich wieder zum Kimono. Er vergewisserte, dass die Pflaumenblüte und der Nue sich den Platz über seinen Herzen tatsächlich geteilt hätten. Renji schüttelte den Kopf. „Wo wollte er das denn tragen? Niemand hätte dafür gezahlt, mich im Dreck zu vergraben.“
 

Der Hausverwalter schenkte ihm ein kleines, trauriges Lächeln. „Tatsächlich? Haben sie überhaupt eine Idee wie groß ihr Leichentuch geworden wäre? Der Seelenkönig selbst hätte Schwierigkeiten, da mitzuhalten.“
 

„Mein… was?“
 

„Ihr Leichentuch“, sagte der Hausverwaltung langsam, als würde er es einem Kind erklären. „Herr Kuchiki hat ihren Körper mit seinem Windblumenseidenschal gehüllt. Es wurde uns von einem Pflichtbewussten jungen Mann der 6. Einheit zurückgebracht. Wir im Anwesen haben die Signifikanz einer solchen Geste erkannt, auch wenn sie es nicht tun.“
 

Renji rieb sich den Nacken und schaute zwischen der Näherin und dem Hausverwalter hin und her. „Ok. Also, was bedeutet es?“, fragte er endlich.
 

„Es bedeutet, Vizekommandant Abarai, dass falls sie sich nicht erholt hätten, wir ihren Körper zum Anwesen gebracht hätten, um sie unter den ehrwürdigen Toten – den Toten der Familie – zur Ruhe zu betten. Es wäre von uns erwartet worden, sie mit jeglichem Respekt zu behandeln, der normalerweise nur für Familienmitglieder bestimmt ist.“
 

Renji war sprachlos. „Familie? Bist du dir sicher?“
 

„Oh. Ja, vollkommen“, der Hausverwalter schnüffelte unglücklich. „Glauben sie mir, der Gedanke hat mich die ganze Nacht wachgehalten und mich beten lassen, dass sie sich wieder vollständig erholen. Ich war noch niemals dankbarer in meinem Leben, sie gesund zu sehen. Ich bin auf Ewigkeit in der Schuld ihres Heilers. Er oder sie hat dem Hause Kuchiki endlose Schmach erspart.“
 

„Rot auf einer Beerdigungsrobe“, die Näherin schnalzte zustimmend mit der Zunge. „Gott sei Dank, dass du lebst, Junge. Mein Ruf wäre wegen solch einem sozialen Fauxpas ruiniert gewesen.“
 

„Heh“, schnaubte Renji. „Nun ja, gern geschehen, glaube ich.“
 

„Nun“, sagte der Hausverwalter und verbeugte sich zum Abschied vor der Näherin. „Lasst uns nach dem ‚verschissenen‘ Herrn sehen, sollen wir?“

Free of the Kenseikan

Der Hausverwalter führte Renji in die Räumlichkeiten des Hausherrn. Die Fusuma-Türen waren zum Balkon hin geöffnet und man konnte den Kirschbaumgarten überblicken. Spatzen zwitscherten in der Sommersonne. Trotz der schönen Einrichtung überkam einem das beklommene Gefühl, das für ein Krankenhaus so typisch war. Dankbar nickte er Eishirō zu, der ihn mit einer Verbeugung an der Tür zurückließ. Renji ging ein paar Schritte nach vorne und kam neben Rukia zum Stehen. Sie trug einen einfachen, blauen Kimono mit einem gestickten Kuchiki-Wappen auf den Ärmeln. Sie kniete vor dem Bett und hatte eine blasse, schlaffe Hand fest umschlossen.
 

Byakuya war bewusstlos. Seine Haare waren vom Kenseikan befreit und schlafend sah er besonders jung und verletzbar aus. Er atmete ruhig, doch hatte er einen aschfahlen Farbton in seinem Gesicht, der Renji ganz und gar nicht gefiel. Byakuya war locker in einem violetten Kimono gekleidet, der nicht dazu beitrug, dass er gesünder wirkte. Wenn überhaupt brachte es die dunklen Augenringe besorgniserregend zur Geltung.
 

Doch mehr als alles andere störte Renji jedoch, dass wer auch immer Byakuya ins Bett gelegt hatte, die falsche Seite genommen hatte. Byakuya lag da, wo Renji liegen sollte.
 

„Hey“, sagte Renji ruhig, da er Rukia, die offensichtlich in Gedanken war, nicht erschrecken wollte. Ihre dünnen Augenbrauen waren zusammengezogen und sie hatte sich vollständig auf Byakuya konzentriert. „Wie macht er sich?“
 

Rukia blinzelte einige Male, um ihre Gedanken zur Seite zu schieben. „Er kommt immer mal wieder zu sich“, sagte sie. „Doch wenn er wach ist, ist er wohl im Delirium. Dann murmelt er jede Menge Nonsens. Doch die Schwester meinte, dass es nichts ist, worum wir uns sorgen sollten. Es sei nur ein Nebeneffekt von dem Gift.“
 

„Wussten wir, dass Shinsō vom Typ Gift war?“, murmelte Renji. „Das kommt mir wie eine Neuigkeit vor.“
 

Rukia zuckte die Achseln. Sie starrte immer noch auf Byakuyas blasses Gesicht. „Bist du wirklich überrascht?“
 

„Nein, vermutlich nicht, wenn man Ichimaru kennt“, gab Renji zu und machte sich eine gedankliche Notiz, nach Kira zu schauen. Der Rothaarige schüttelte den Kopf. Er wusste, dass da etwas in der Beziehung falsch war. Er hätte sofort einschreiten sollen, als er zum ersten Mal vermutet hat, dass irgendetwas falsch lief. Und arme Momo. Himmel, all seine Freunde von der Akademie wurden von ihren Kommandanten verraten. Sogar Hisagi.
 

Scheiße.
 

Sie waren für eine Weile still. Renji war immer noch nicht sicher, was passiert war, nachdem Aizen ihn ausgeschaltet hatte. Er wollte Rukia fragen, was zum Teufel veranlasst hatte, dass Byakuya seine Meinung so drastisch geändert hatte, dass er sich tatsächlich zwischen Rukia und Ichimaru gestellt hatte. Doch Renjis Augen wurden von Byakuyas Haaren angezogen. Eine tintenschwarze Strähne war über die Nase gefallen und sah… unordentlich aus. Renji griff nach vorne, um sie ihm hinter das Ohr zu streichen, doch hielt inne, als er bemerkte, dass Rukia ihn anschaute.
 

„Mach das richtig, ja?“, sagte er und richtete sich schnell etwas auf, um seine Hand in die Tasche seines Hakamas zu stecken. Er fühlte sich ertappt. „Es macht mich wahnsinnig.“
 

Sie tat, wonach er gebeten hatte, blickte ihn dabei aber seltsam an. „Gewöhn dich daran. Ichigo hat sein Kenseikan zerstört.“
 

Renjis Augenbrauen schossen in die Höhe und er pfiff leise. „Verdammt. Ich bin froh, dass ich es nicht war. Ich würde meinen Sold niemals wiedersehen.“
 

„Und was ist mit all deinem Blut, das du auf ginpaku kazahana no uzugin vergoßen hast?“
 

Renji stieß mit den Daumen gegen seine Brust. „Ich? Hey, das ist nicht meine Schuld! Ich konnte nichts anderes als bluten. Er war derjenige, der mich verwundet hat und es dann über mich geworfen hat.“
 

„Himmel, Renji. Hör auf rumzuheulen. Er wird dich dafür nicht bezahlen lassen“, grinste Rukia neckend.
 

„Möchtest du wetten?“, Renji zog eine Grimasse. „Ich kann froh sein, wenn ich mich nicht nach einer neuen Stelle umgucken muss, sobald er wieder wach ist.“
 

Rukia blinzelte. „Glaubst du wirklich?“
 

Renji zuckte mit den Achseln. Da gab es den Beerdigungskimono mit dem Nue über seinem Herzen, aber damit ging er immerhin von einem anderen Ergebnis der ganzen Situation aus, richtig?
 

„Bei ihm ist das schwierig zu wissen“, sagte er ehrlich. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, direkt neben sie. Doch er hatte seinen Rücken zum Bett gewandt, damit er sich daran anlehnen konnte. Er ließ seinen Blick über den Kirschbaumgarten wandern und legte den Kopf gedankenverloren nach hinten. „Ich meine, es hat sich alles zu unseren Gunsten gewendet, aber nun ja, er hat mich immer noch für Desertion vom Rang enthoben“, begann Renji mit der Aufzählung seiner Fehltritte und hob dabei seine Finger, um die Anzahl aufzuzeigen. „Für das er, im Übrigen, sich geweigert hatte, zurückzunehmen, obwohl der Krieg zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklärt wurde, als ich damit beschäftigt war, in den Arsch getreten zu bekommen. Tatsächlich bin ich mir ziemlich sicher, dass es eine offizielle Beschwerde vom Generalkommandanten gab, der meine Wiedereinstellung gefordert hatte. Und das war noch bevor ich mir mit Gewalt meinen Weg durch das Wachhaus gebahnt habe. Wusstest du, dass der Punkt ein eigener Punkt in den Regularien hat? ‚Flucht aus Gewahrsam‘. Alleine dafür kann ich schon vor dem Gericht enden. Aber ich hab zudem noch ein paar meiner Leute ausgeknockt. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist, dass ich meinen Kommandanten mit einer echten Waffe angegriffen habe, mit der Absicht, ihn zu töten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass all das, außer der Flucht, ein Kapitelverbrechen ist. Und wenn er dabei noch ein Korinthenkacker sein möchte, ist noch die Tatsache, dass ich dir und Ichigo geholfen habe. Also gewöhn dich nicht daran, mich hier zu sehen. Ich könnte immer noch wegen Hochverrat im Madennest enden.“
 

„Hochverrat?“, Rukia schüttelte den Kopf. Sie lehnte sich etwas zurück und faltete sorgsam ihre Hände im Schoß. „Aizen hat das schon für sich beansprucht.“
 

„Sicher, für die meisten Leute. Doch wir reden hier über deinen Bruder. Es würde mich nicht überraschen, wenn…“, Renji war gerade dabei anzudeuten, dass Byakuya ihn vermutlich für jeden Fehltritt töten würde, doch sein Atem stockte. Byakuya hatte die Hand ausgestreckt und seine Finger fuhren abwesend durch Renjis Haare.“
 

Renji blickte zu Rukia hinüber, ihre Augen waren so groß wie Unterteller.
 

„Bruder?“, fragte sie irritiert und blickte zwischen den beiden Männern hin und her.
 

Renji wagte sich nicht, sich zu rühren. Byakuyas Finger begannen langsam und zärtlich den Zopf zu lösen. Der Rothaarige konnte nicht sehen, ob Byakuyas Augen geöffnet waren, doch er schien zumindest nicht vollständig bei Bewusstsein zu sein. Mit einem tiefen Seufzer ließ Byakuya seine Hand fallen. „Renji“, murmelte er und schien wieder eingeschlafen zu sein.
 

Renji risikierte einen Blick über seine Schulter. Byakuya lächelte sanft zu sich selbst.
 

„Oder… vielleicht hat er dir verziehen“, vermutete Rukia und klang dabei geschockt.
 

„Uh… ja“, stimmte Renji zu. Er war sich nicht sicher, ob alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen oder ob er hochrot angelaufen war. „Sieht vielleicht so aus, huh?“
 

Rukia lehnte sich wieder zurück. Ihre großen, violetten Augen bebten leicht. „Weißt du, ich kann es immer noch nicht glauben, dass er das für mich getan hat. Hat sich für mich verletzen lassen. Ich dachte… Ich meine, ich dachte wirklich, dass er mich eigenhändig töten würde“, sagte sie mit einem ungläubigen Kopfschütteln. „Und dann… dann entschuldigt er sich, Renji. Mein Bruder hat mir in die Augen geschaut und um Vergebung gebeten.“
 

Renji nickte. Es sah vielleicht für die meisten Personen nicht nach viel aus, doch sie beide wussten, dass die Veränderungen von Byakuyas Herzen ziemlich irritierend waren. Fast schon schockierend, als würde jemand seine Näherin darum bitten, einen Nue über seinen Herzen auf der Beerdigungsrobe zu sticken. Renji griff nach oben und ließ seine Finger durch die Haare gleiten, dort wo Byakuyas vor kurzem noch waren. „Er steckt in letzter Zeit voller Überraschungen. Hey, vielleicht, wenn es so bleibt, kannst du ihn bald Bruderherz nennen, huh?“
 

„Ja, richtig“, lachte sie. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und runzelte die Stirn, als würde sie versuchen, etwas aus ihrem Kopf zu bekommen. Doch dann seufzte sie. „Das wäre viel zu seltsam.“
 

Renji nickte und streckte seine Beine aus. Er fuhr mit seinen Fingern wieder durch die Haare. Während er seine Frisur wieder richtete, erhaschte er einen weiteren Blick auf Byakuya. Verdammt, wenn das mal nicht unangenehm intim gewesen war! Hatte es Rukia bemerkt? Oder dachte sie, dass es nur Teil von Byakuyas Fieberträume war?
 

Als er sich zu ihr umdrehte, sah die Schwarzhaarige ihn aufmerksam an. „Wusstest du, dass er mich im Gefängnis besucht hat?“, fragte sie.
 

„Nein“, sagte Renji. Er erinnerte sich an die Zeit zurück und überlegte, wann das gewesen sein konnte. Die einzige Nacht, die sie nicht gemeinsam verbracht hatten war der Abend, an dem er sich an Isane rangemacht hatte. Die Geburtstagsparty von Kommandant Kyōraku in der 11. Division. Es war die Nacht vor Rukias Transfer gewesen. „Oh? Wie war das?“
 

„Byakuya hat mir mitgeteilt, dass er einen Liebhaber hat.“
 

„Oh, ein Lieb- oh, ok“, sagte Renji und fühlte sich unwohl und nervös unter ihrem Blick. Außerdem war er sich absolut sicher, dass er gerade errötete, wie ein Schuljunge. „Warum erzählst du mir das?“
 

„Weil ich ihn nicht gesehen hab, Renji. Dieser Junge, dieser Wakashū, wo ist er?“
 

„Vielleicht… ist… er beschäftigt?“ Oh Gott, er hatte sich so lahm und unüberzeugend angehört. Selbst zu sich selbst. „Oder sie haben sich getrennt…?“
 

„Du trennst dich nicht von einem Wakashū, du Idiot. Es ist eine lebenslange Bindung. Aber mein Bruder sagte, dass sein Liebhaber nicht sein Schüler sei. Dass du diesen Teil falsch verstanden hast und, nun ja… So wie er über ihn geredet hat, habe ich mich darauf gefreut, ihn kennenzulernen. Oder, wohl eher, habe ich gedacht, dass es schade war, dass wir dazu niemals die Chance bekommen, da ich hingerichtet werden würde.“
 

Renji tätschelte ihr Knie. „Oh hey, sag so etwas nicht.“
 

Rukias Augen verengten sich. „Lenk mich nicht ab“, sie stieß ihren Finger in Renjis Brust. „Du weißt ganz genau, worauf ich hinaus will.“
 

Renji wusste es.
 

Sie versuchte, dass Renji zugab der Liebhaber ihres Bruders zu sein. Byakuya musste irgendetwas gesagt haben, was Rukia einen Hinweis darauf gegeben hatte. Doch Renji hatte nicht wirklich das Bedürfnis, ihre Vermutungen zu bestätigen. Renji hob die Hände, um die ganze Diskussion abzublocken. „Lass es einfach, Rukia. Du möchtest nicht so weit gehen. Also wie wäre es mit einem Pakt? Jetzt und hier! Wir werden niemals über das Sexleben deines Bruders reden. In Ordnung?“
 

Sie blickte den Rothaarigen lange und fest an, doch als ihr Blick an seinen Nackentattoos hängen blieb, schien ihr ein Gedanke gekommen zu sein. Irgendein Bild muss ihr durch den Kopf gegangen sein, denn sie wurde sofort blass und machte ein erstickendes Geräusch.
 

Renji bereute es plötzlich, dass Wort ‚Sex‘ verwendet zu haben, denn es hatte wohl etwas in ihrem Kopf hervorgekramt. Er versuchte gerade, einen Rückzieher zu machen, als sie energisch nickte.
 

„Ok“, sagte Rukia und ihr Blick wandte sich von Renji ab, als ein Rotschimmer ihre Ohren färbte. „Deal.“
 

Natürlich hatte Byakuya diesen Moment gewählt, um in seinem ruhelosen Schlaf zu murmeln. „Renji?“
 

„Ich bin hier“, sagte Renji und drehte sich um. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Byakuyas Augen sich kurz flatternd öffneten.
 

Byakuya schien sich auf Renjis Gesicht zu fokussieren. Seine Augen suchten Renjis, als er sprach. „Wenn wir beide tot sind, sind wir denn zumindest jetzt zusammen?“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji und ergriff die Hand, die sich nach ihm ausgestreckt hatte. „Egal wo du hingehst, ich bin immer ein Schritt hinter dir. Immer.“
 

Sie hielten noch für einen Moment den Blickkontakt, doch dann verloren Byakuyas den Fokus und er driftete wieder ab. Vorsichtig legte Renji Byakuyas Hand zurück auf dessen Brust. Dann drehte er sich um, um etwas zu Rukia zu sagen, auch wenn er sich nicht sicher war, was.
 

Doch sie war gegangen.
 


 

Eishirō ließ Renji versprechen, dass er so schnell wie möglich zurückkommen würde. „Dem Herrn ergeht es um so vieles besser, wenn sie an seiner Seite sind.“
 

Renji nickte. Es schien wahr zu sein. Ein bisschen Farbe war in Byakuyas Gesicht zurückgekehrt. Selbst in der kurzen Zeit, in der Renji dort war. „Ich muss kurz eine Runde drehen und mir etwas zu essen besorgen“, sagte Renji und fuhr fort, bevor Eishirō ihm anbieten konnte, im Anwesen zu essen. „Und noch ein paar Sachen überprüfen. Die Division ist das reinste Chaos, auch wenn das nicht lange so sein wird. Ich weiß, dass ihr hier gut auf ihn aufpasst, aber…“
 

„Ja“, stimmte Eishirō zu. „Er sollte… Freunde hier haben. Vielleicht könnten sie Frau Kuchiki zurückschicken, um bei ihm zu sein?“
 

„Uh, ja. Ich hoffe, sie zu sehen“, sagte Renji. „Du hast nicht zufällig gesehen, wohin sie gegangen ist?“
 


 

Als Renji in der Kantine der 6. Division erschien, erhielt er einen langen Applaus, welcher ihm ziemlich peinlich war. Nachdem er ihren Enthusiasmus bremsen konnte, berichtete Renji über die ernüchternde Tatsache, dass Byakuya immer noch außer Gefecht gesetzt war, doch dass er, sollte sich nicht etwas ändern, sich vollständig erholen würde. Er ermunterte alle, ihre Genesungswünsche an das Anwesen zu senden. Auch wenn er unbedingt Rukia finden wollte, damit sie zurück zu Byakuya ging, blieb Renji noch lang genug, sodass jeder seiner Soldaten noch etwas mit ihm reden konnte.
 

Der 3. Offizier versuchte zu kündigen, doch Renji unterbrach ihn. „Warte einfach ein paar Tage, in Ordnung?“, sagte Renji und platzierte eine Hand auf die schmale Schulter des Offiziers. „Wenn du das immer noch möchtest, wenn der Kommandant wieder bei Kräften ist, rede mit ihm. Doch jetzt brauche ich dich. Die Division benötigt Stabilität. Du bist der Einzige, der das sicherstellen kann.“
 

„Aber sie sind zu…“
 

„Nein, im Moment noch nicht wirklich“, Renji schüttelte mit dem Kopf. „Es sind immer noch ein paar unserer Leute in der 4., die ich ziemlich böse zugerichtet habe. Ein Haufen dieser Leute und ihre Freunde haben berechtigten Grund, sauer auf mich zu sein. „Ok, Aizens Verrat lässt mein Handeln wesentlich besser aussehen, aber ich hab es dennoch vergeigt. Es benötigt Zeit und… Arbeit von meiner Seite aus. Du jedoch hast bewundernswert die Stellung gehalten. Du warst für diese Soldaten da, als der Kommandant und ich es nicht waren. Deine Aufgabe ist es, hier zu bleiben und dadurch zu gehen. Du verdankst diesen Leuten so viel. Besonders jetzt.“
 

„Ich…“
 

Renji hob seine Stimme in die ‚Widersprech-mir-gefälligst-nicht‘-Tonlage. „Niemand wird weggehen. Nicht heute, verstanden? Wir hatten genug Mist von Aizen, Ichimaru und diesem gottverdammten Tōsen. Kapiert?“
 

Das schien den 3. Offizier einen Schritt zurücktreten zu lassen. „Ja, Vizekommandant.“
 

„Gut“, sagte Renji und wandte sich zum Gehen um. „Und übrigens: Es ist nicht so, als würde dir der Kommandant nicht sagen, wenn du einen neuen Karriereweg ausprobieren sollst. Geh und frage meinen Vorgänger.“
 

Rukia war genau da, wo Eishirō sie vermutet hatte. Mit Kommandant Ukitake in der 13. Division. Bedauerlicherweise war auch Ichigo da. So viel zu einem privaten Gespräch, dennoch steckte Renji seinen Kopf durch die offene Tür des Kommandantenbüros.
 

„Uh, entschuldigt die Störung“, sagte er. „Aber könnte ich vielleicht einen Moment mit Rukia…“
 

„Nein, nein, komm rein“, winkte ihn Ukitake freundlich hinein. „Wir haben Süßigkeiten!“
 

Die 3 hatten sich um einen niedrigen Text versammelt. Sie hatten Schalen mit gekühltem Anmitsu, eine transparente Götterspeisenart aus roten Algen, welcher mit Pfirsichen und gekochten Bohnen serviert wurde. Renji konnte selbst von der Tür aus den nussigen Duft von dem hochwertigen Tee riechen. Es war verführerisch. Das Essen sah gut aus und Ukitake lächelte breit. Doch Renji lungerte an der Tür herum und versuchte Blickkontakt mit Rukia herzustellen. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und schien mehr damit beschäftigt zu sein, Ichigo anzuschauen, anstatt ihn zu bemerken. Sie verhielt sich wie eine Kuchiki und das machte Renji wahnsinnig.
 

Sie hatte keine Ahnung, wie gut er mittlerweile mit der Kühle der Kuchikis auskam. Falls sie dieses Spiel spielen wollte, wusste Renji, wie er sich zwingen konnte. „Entschuldigen sie. Wie hart es auch für mich ist, kostenloses Essen abzulehnen, Kommandant, ich muss zurück“, sagte er zu Ukitake. „Ich habe mich nur gefragt, ob sie Rukia am späteren Abend entbehren können. Ich möchte sie gerne auf ein Bier ausführen, sie wissen schon, wegen den alten Zeiten.“
 

Sie wandte sich zu ihm um und zum ersten Mal in seinem Leben musste Renji feststellen, dass er ihren Gesichtsausdruck nicht lesen konnte. Doch er wusste auch, dass es viel zu unhöflich gewesen wäre, in Anwesenheit ihres Kommandanten – vor allem, weil Ukitake so großzügig und freundlich war. Es hätte Rukia das Gefühl gegeben, ein schlechter Mensch zu sein, wenn sie abgelehnt hätte. „Sicher, Renji“, sagte sie nach einer Sekunde Zögern, als wüsste sie, dass er sie in die Ecke gedrängt hatte. „Für die guten alten Zeiten. Ich werde mein Abendessen im Anwesen zu mir nehmen. Danach können wir gehen.“
 

Ichigo beobachtete den Austausch mit irritiertem Blick. „Was ist das für eine Spannung? Streitet ihr beide euch etwa?“
 

Zu intelligent für sein eigenes Wohl, der Junge. „Nein“, beharrte Renji. „Ich brauche nur einen Trinkkumpanen.“
 

„Das ist nicht fair, ich wäre absolut dein Trinkkumpane“, grummelte Ichigo und schob sich ein Teegebäck in den Mund. „Aber ich darf in keine Bar.“
 

„Du kannst die Nacht hier blieben“, bot Ukitake Ichigo an. „Wir können Spiele spielen. Ich habe Go.“
 

Ichigo sah aufgrund dieses Vorschlags gekränkt aus. „Uh, danke. Brettspiele. Denn das lässt mich viel erwachsener fühlen.“
 

Renji konnte ein kleines Grinsen über Ichigos Unbehagen nicht verkneifen und winkte zum Abschied. „Bis später dann, Rukia.“
 

Es stellte sich heraus, dass die Dinge, die Byakuya im Delirium murmelte, keineswegs Nonsens waren.
 

Renji hatte das realisiert, als er auf dem Bett lag, die Arme vorsichtig, aber kuschelnd um Byakuyas Rücken geschlungen. Sofort nach dem er sich auf der Matratze niedergelassen hatte, hatte der Schwarzhaarige die Kraft gefunden, sich zu ihm zu rollen und seinen Kopf unter Renjis Kinn zu stecken. Byakuyas Kopf war heiß vom Fieber und zum ersten Mal war Renjis Körper der Kühlere von ihnen.
 

Byakuya sprach fast unentwegt, was für so einen ruhigen und stoischen Kerl beunruhigend war. Ein klares Zeichen dafür, dass Byakuya krank und nicht er selbst war. Schlimmer noch, es war ein Durcheinander an privaten Gedanken, ein Strom an Wörtern und vieles davon unmöglich zu entschlüsseln, wenn man den Kontext nicht kannte. Vermutlich war vieles was Byakuya sagte nichts, was Rukia hören wollte.
 

Offensichtlich hätten Hisana und Rukia trotz des Altersunterschieds Zwillinge sein können. Es war hart für Byakuya gewesen, seine Frau so oft in der Erscheinung von Rukia gesehen zu haben. Byakuya hatte auch gestanden, dass er lange der Auffassung gewesen war, dass Hisanas Versessenheit, ihre Schwester zu finden, ihre Gesundheit weiter geschädigt hatte. All dies hatte dazu geführt, dass er es Rukia verübelte. Dieses Geheimnis hatte es ihm etwas leichter gemacht, seinem Versprechen gegenüber Hisana, Rukia zu beschützen, zu entsagen. Und er hasste sich selbst dafür.
 

„Es ist in Ordnung“, sagte ihm Renji, und streichelte Byakuyas schweißnasse Stirn. „Am Ende hast du das Richtige getan. Das ist, was zählt.“
 

Ebenso offensichtlich bereute er auch die Allee.
 

Byakuya murmelte Wortfetzen, die es beschämend klar machten, dass er Renjis gefesselte Leidenschaft unwiderstehlich fand und dass er es immer genoss, Renji zu beobachten. In jeder Situation. Wörter wie ‚rohe Kraft unter meinem Kommando‘ ließen Renji erröten und er versuchte, nicht von Byakuyas Halluzinationen erregt und geplagt zu sein. Wie unfair es doch war, dass Byakuya das beste und schmutzigste Gespräch ihrer Beziehung zuteil haben ließ und sich an kein einziges Wort erinnern würde.
 

Oder, dachte Renji als Byakuya eine weitere skandalöse Entdeckung murmelte, vielleicht war es auch gut so.
 

„Shh“, machte Renji endlich, als er dachte, dass Byakuya niemals mehr ein anderes Thema anschlug. „Du kannst all das mit mir machen, wenn du wieder zu Kräften gekommen bist. Ich werde dich lassen, Kommandant. Du weißt, dass ich das werde. Aber bitte, sag jetzt nichts mehr, denn du machst mich viel zu sehr an.“
 

Danach folgten noch einige seltsame und unzusammenhängende Beobachtungen. Danach kehrten Byakuyas Gedanken zurück zur Allee und er wisperte, dass er gewusst hatte, dass er zu weit gegangen war. Doch er hatte nach einem Weg gesucht, den erwachenden Dämonen in Renji zu kontrollieren. Einen Dämon, von dem er nun wusste, dass er ihn hätte niemals erfragen sollen, sich zwischen ihn und seiner eigenen Feigheit zu stellen.
 

„Niemand denkt, dass du ein Feigling bist, Byakuya“, sagte Renji.
 

„Doch ich bin es“, antwortete Byakuya in einer Klarheit, die Renji überraschte. War er wach? Renji versuchte Byakuyas Kopf unter seinem Kinn zu ziehen, doch der Kommandant presste sich tiefer gegen Renjis nackter Brust. „Ich hätte dich niemals nach etwas fragen dürfen, was ich selbst nicht tun konnte“, murmelte er gegen die gebräunte Haut.
 

„Ja, aber schau… Du hast gefragt oder nicht? Es war kein Befehl. Ich hatte eine Wahl und das bedeutet, dass es meine Entscheidung war und ich damit leben muss.“
 

Byakuya schien für einen langen Moment die Luft anzuhalten, doch seufzte dann leise. Renji wartete, dass der Schwarzhaarige noch etwas sagte, doch es schien, als sei er wieder bewusstlos.
 

Warm und zufrieden in ihrer Umarmung, schloss auch Renji die Augen und driftete in den Schlaf ab. Etwas später weckte ihn ein leichtes Rütteln an der Tür.
 

Eishirō Stimme war leise durch die Reispapiertür. „Frau Kuchiki ist zum Anwesen zurückgekehrt. Sie möchten sich vielleicht etwas vorzeigbarer kleiden.“
 

Du meinst, dich anziehen, schnaubte Renji still. „Ja, ok. Danke.“
 

Doch bevor er das Bett verließ, legte Renji Byakuya auf seine bevorzugte Seite. Er verließ ihn nach einem sanften Kuss auf die Wange und dem Versprechen, später in der Nacht zurückzukommen. Dann zog er sich wieder an und ging hinunter, um Rukia zu treffen.
 


 

Die Izakaya war gefüllt mit leisen, traurigen Betrunkenen. Doch das Bier war günstig und die Bedienung brachte Schalen mit gegrillten Hähnchenspießen und murmelte „Geht aufs Haus“.
 

Renji hatte Rukia überredet, direkt zu gehen, denn er war sich nicht sicher, ob einer von ihnen sprach ohne ein wenig flüssiger Courage. Rukias Körpersprache sagte alles. Sie hatte ihre Knie hochgezogen und ihre Arme darum geschlungen, umfasste das Bier und hielt es sich direkt unter die Nase, als sei es Tee oder heiße Schokolade.
 

Renji schaute sie an. Sie war für ihn immer noch genauso schön wie immer, aber auch genauso außer Reichweite.
 

Noch mehr.
 

Renji hatte bereits einige Biere getrunken, was nicht zuletzt an dem zusätzlichen Shoju lag, also konnte er nun das Wort ergreifen. „Ich möchte nicht, dass es unangenehm zwischen uns ist. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, richtig? Das werde ich immer. Es hat sich nicht geändert.“
 

„Es hat sich eine Menge geändert, Renji.“
 

„Aber nicht das“, sagte er. „Ich werde immer für dich da sein. Ich stehe immer hinter dir.“
 

Rukia starrte in die Tiefen ihres Glases, bevor sie es auf dem Tisch abstellte. Dann nahm sie ihren Schnaps, legte den Hals in den Nacken und kippte die Flüssigkeit weg. Ihr Blick fixierte weiterhin den Tisch. „Ich wünschte, du hättest früher etwas gesagt. Du weißt, wie du darüber fühl…“
 

„Nein, das wünschst du dir nicht“, unterbrach Renji sie sanft mit einem kleinen, traurigen Lächeln auf den Lippen. „Hätte ich gefragt, dann hättest du ‚ja‘ gesagt. Und es wäre nur aus falschen Gründen gewesen.“
 

Und ich wäre derjenige gewesen, der dich zurückgehalten hätte, fügte er in Gedanken hinzu. Das könnte ich nicht. Dafür liebe ich dich zu sehr.
 

Ihre Augen fokussierten immer noch den Tisch und er konnte ihre Worte kaum hören. „Es tut mir leid.“
 

Warum taten die einfachen Dinge, die sie sagte, immer so sehr weh? Sie hatte ihm gedankt, als er sie ziehen gelassen hatte und nun…
 

„Halt die Klappe, ja? Bedauere mich nicht, dass nervt mich“, sagte Renji und nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. „Ich bereue es nicht, dich zu lieben. Sei so nett und akzeptiere es einfach.“
 

Ihre Augen glitten bei den Worten endlich nach oben. „Aber, ich kann nicht…“
 

„Ich weiß“, unterbrach Renji sie, da er nicht wollte, dass sie aussprach, dass sie ihn nicht liebte. Zumindest nicht im gleichen Ausmaß. „Ich frage nach gar nichts, oder? Außerdem ist es nicht so, als sei es nicht offensichtlich, was du für Ichigo fühlst.“
 

Sie schnalzte mit der Zunge. „Er ist 15, Renji. Und ein Mensch.“
 

„Und der Letzte war verheiratet und es hat dich auch nicht aufgehalten.“ Als sie so aussah, als würde sie Renji gleich eine verpassen, fügte er schnell noch was hinzu. „Die Liebe ist halt eben so verrückt. Es ist nicht so, als würdest du dir aussuchen, in wen du dich verliebst. Schau mich doch nur an.“
 

Rukias Mund hing für eine Weile offen, als versuche sie zu entscheiden, was sie nun sagen könnte. „Also ist es nicht nur… Du bist verliebt?“, fragte sie endlich.
 

Renji leerte sein Glas und nachdem er abgestellt hatte, rieb er sich den Nacken. „Ja, bin ich. Ich habe es herausgefunden, als ich angefangen habe, Gedichte für ihn zu schreiben.“
 

Sie verschluckte sich beinahe an dem Bier, das sie gerade trank. „Gedichte? Du, Renji? Es ist also ernst!“
 

„Ich weiß, erinnerst du dich?“, lachte er.
 

Rukia schaute in ihr Bier, antwortete dann aber doch. „Aber… was ist mit ihm?“
 

Renji schüttelte den Kopf, kippte das Glas und war enttäuscht, dass sein Bier schon wieder leer war. „Tja, wer weiß? Da ist deine Vermutung genauso gut wie meine. Aber ich vermute, wir werden sehen, was passiert, wenn er wieder er selbst ist“, sagte Renji achselzuckend und trank den Bodensatz, „Aber wie auch immer, ich bin voll drin.“ Außerdem[/style], dachte er, während er in das herzförmige Gesicht blickte, ist es nicht so, als hätte ich nicht jede Menge Übung darin, Leute zu lieben, die meine Gefühle nicht erwidern.
 

Rukia blickte ihn seltsam an und ihre Finger fuhren am Rand ihres Glases entlang. „Ich hoffe, er ist dazu bereit“, sagte sie plötzlich. „Denn er könnte jemanden wie dich brauchen.“
 

„Denkst du?“
 

Sie lächelte schelmisch und verschwörerisch. „Du wirst dir nicht allen Mist meines Bruders gefallen lassen und er kann es brauchen, ab und an mal in den Hintern getreten zu bekommen.“
 

„Ich war es nicht, der das schlussendlich getan hat.“
 

„Ich weiß“, sagte sie. „Aber du versuchst es weiterhin.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 2:
Von der Mission auf der Welt der Lebenden zurückgekehrt, sieht sich Byakuya einem sehr großem Problem gegenüber… welches auf seinem Tisch sitzt.

Frage:
Was trägt Renji statt eines Hachimaki auch gerne auf dem Kopf?
Antwort: Sonnenbrillen (Dank geht an MaiRaike, Mittwoch gibt es also Kapitel 2) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 3:
Aizen ist frustriert, dass er sich verkalkuliert hat. Gin ist einfach nur frustriert. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 4:
Der heutiger Tag entwickelt sich zum schlimmsten ‘Tag danach’ in Renjis bisheriger Karriere. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 5:
Byakuyas Besuch bei der 4. Einheit, um dafür zu Sorgen, dass sich jemand um Renji kümmert, endet… unangenehm. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 6:
Renji ist sich nie sicher, was passiert, wenn er das Büro seines Kommandanten betritt. Aber diesmal passiert etwas… Unerwartetes. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 7:
Renji hat Bedenken, in Hisanas Bett zu schlafen. Byakuya hat solche Bedenken nicht.


Fast die Frage vergessen! Schande über mein Haupt! ;)
Es lohnt sich, denn das nächste Kapitel geht ein wenig zur Sache *g*

Die Frage bezieht sich auf die letzte Reihe, also 'The distance between us': Wen oder Was hätte Renji beinahe "umgebracht", während er über mögliche Partner von Byakuya nachgedacht hatte?

Bis Mittwoch 12:00 Uhr habt ihr für die richtige Antwort Zeit. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 8 (erscheint am 22.08.):
Im verzweifelten Versuch, Rukia vor der Hinrichtung zu retten, wendet sich Byakuya seiner größten Angst zu… Seiner Familie. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 9:
Renji beginnt daran zu zweifeln, ob Byakuya wirklich in der Lage ist, Rukia zu befreien. Ein Sturm braut sich zwischen ihnen zusammen...


Zeit, für die nächste Quizfrage. Und da ihr bereits 2 richtig beantwortet habt, wird diese (hoffentlich) richtig schwer! xD
Zu welchen Schlafkimono von Byakuya hat Renji extrem gemischte Gefühle?
Ich möchte sowohl die Farbe als auch die Art der Stickerei wissen, falls eine vorhanden ist xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 10:
In einem törichten Versuch, Renjis Dämonen zu zähmen, geht Byakuya schließlich zu weit. Aizen beobachtet es aus dem Schatten und schmiedet Pläne. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 11:
Trotz allem, was zwischen ihnen passiert ist, kehrt Renji in Byakuyas Bett zurück. Die Lage ist angespannt.


Bonusfrage:
Wenn ihr oben genanntes Kapitel bereits am Mittwoch lesen wollt, muss jemand bis Mittwochmittag folgende Frage richtig beantworten: Das wievielte Oberhaupt der Kuchikis ist Byakuya? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 12:
Also ernsthaft Aizen? Deinen eigenen Tod vortäuschen? Bring das Mädchen einfach um und nimm ihr Zeug. In Liebe, Gin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 13:
Renji kann es einfach nicht ertragen, Byakuya mit seinem süßen 'Ich-habe-noch-keinen-Tee-getrunken' Grummel-Gesicht. Und dann schenkte der Kommandant den Tee aus...

Bonuskapitelfrage:
Welche Paste mag Renji besonders gerne? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau auf Kapitel 14:
Renji hält Zabimaru seit dem Vorfall in der Allee von Byakuya fern und nun hat Renji Probleme damit, zu wissen, was er ohne Zabimaru an seiner Seite tun soll... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 15:
Byakuya realisiert, wie sehr er Renji verletzt hat, Zabimaru macht seine Meinung Byakuya gegenüber klar... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 16:
Als Renji erkennt, dass er Angst vor Byakuya hat, bietet Zabimaru seine Hilfe an. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau zu Kapitel 17:
Gerade als Renji glaubt, dass Byakuya sich etwas öffnet, zeigt der Kommandant sein wahres Gesicht.

Bonuskapitelfrage: Dass Renji Süßspeisen mit roter Bohnenpaste besonders mag, ist kein Geheimnis. Daher nennt mir doch bitte 5 Süßspeisen, in denen rote Bohnenpaste (auch Azukibohnen) als Zutat dazu gehören.
In einem Kommentar/PN müssen alle 5 Speisen drinstehen. Ob sie bereits genannt wurden, ist mir dabei egal. Es zählt nur, dass bis Mittwoch, 12 Uhr, eine Info bei mir vorliegt, in der 5 rote-Bohnenpaste-Speisen vermerkt sind ;)
Ich bin gemein, oder? xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 18:
„Sie machten eine Pause“

Renji und Rikichi machten Pause, als die Hölle losbrach. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 19:
Byakuya will Renji, weiß aber nicht, wie er danach fragen kann. Renji hingegen wartet auf ein Wort des Kommandanten.

Bonuskapitelfrage:
Was erhielt Byakuya als Geschenk von Kommandantin Unohana? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 20:
Total angepisst von der Sackgasse, in die er und Byakuya geraten waren, endete Renji bei eine Party in der 11. Dabei fällt er mit jemanden absolut Unerwarteten ins Bett. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung vom Autor:

Ich glaube tatsächlich, dass es viel Potenzial für 4./11. Division-Romanzen gibt. Wie auch immer, für dieses Paar habe ich eine Münze geworfen. Ich kann nachvollziehen, dass Renji Isane wertschätzt. Ihr Körperbau ist eine größere Version von Rukias. Dennoch verschieden genug, um neu und aufregend zu sein. Ich habe auch an das Paar Renji/Nemu gedacht. Einfach, weil das Mädchen das traurigste Leben überhaupt führt.

Fürs Protokoll: Ich hätte beinahe Renji/Zaraki genommen... Gott, steh und alle bei.
____________________________________________________________________________________________________​________________________

Vorschau Kapitel 21:
Byakuya ist alleine und denkt an Renji.

Bonuskapitelfrage:
In welchem Kapitel trug Byakuya einen Kimono aus blauer Seide mit gestickten, hellgrün-gelben Lotosblüten drauf? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 22:
Wütend auf das, was Byakuya als Renjis Betrug ansieht, beschließt der Kommandant… auszuziehen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 23:
Aizen spricht mit Renji über Hochverrat, während Kenpachi Byakuyas Männlichkeit beleidigt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 24:
Aizen stellt Gin zur Rede, während Renji die Vizekommandanten-Sitzung aufmischt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 25:
Als sich der Alarm als Falsch erweist, stachelt ein waghalsiger Renji Byakuya zu einigen unangenehmen und demütigenden Befehlen an...

Bonuskapitelfrage:
Wessen Geburtstag wurde mit 'Junmai Daiginjō-shu' in 'The distance between us' gefeiert? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 26:
Byakuya glaubt, er habe Renji erobert. Zabimaru widerspricht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 27:
Eindringlinge regnen vom Himmel und Byakuya verliert die Kontrolle über Renji… und so vieles mehr.

Bonuskapitelfrage:
Was schreit Renji in manchen Albträumen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 28:
Byakuya konfroniert den verletzten Yumichika, nur um festzustellen, dass sich das Blatt geschickt gewendet hat. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 29:
Renji denkt nach, während er losstürmt, um Ichigo gegenüber zu treten. Byakuya findet etwas Wichtiges heraus.

Bonuskapitelfrage:
Wo hat Renji Byakuya seine Liebe gestanden? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 30:
Renji kommt im Gefängnis zu sich; Kommandantin Unohana konfrontiert Byakuya mit einem empfindlichen Anliegen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kommandantin Unohana scheint sich für Byakuya immer mehr zur personifizierten Peinlichkeit zu entwickeln xD

Vorschau Kapitel 31:
Renjis Haare werden gekämmt; Byakuya macht eine Liste und geht diese zwei Mal durch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 33:
Renji wacht auf und denkt an Byakuya; Byakuya kann nicht schlafen und denkt an Renji. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 34:
Renji bricht aus dem Gefängnis aus und stellt fest, dass die Pläne von der Oberfläche zu verschwinden, bereits geschmiedet wurden… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kaptitel 35:
Byakuya bekommt die Nachricht, dass Rukias Hinrichtung am nächsten Tag sein wird. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 36:
Zabimaru verschlingt Renji, während die Trauer an Byakuya zehrt…

Bonuskapitelfrage:
Wieviele Teekannen sind im Verlauf von 'Curse of the Nue' zu Bruch gegangen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 37:
Ein paar Drabbles zwischen der Storyline, die Renji zu einer überraschenden Enthüllung führen…


Zum Abschluss noch Werbung in eigener Sache. Aufgrund akukter Langweile habe ich mir eine Facebook-Seite gebastelt xD
https://www.facebook.com/ffyezz
Ich freue mich über jedes Like ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 38:
Während sich Byakuya erholt, versuchen Renji und Rukia ihre Beziehungen zu entwirren – Vergangenheit und Gegenwart. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
[style type="bold"]Schlusswort junko:[/style]
Das ist nun der letzte offizielle Teil zu „Curse of the Nue“. Ich werde natürlich meine niemals endende Seifenoper fortführen, denn ich habe einige Gedanken zur nachfolgenden Zeit, die ich angehen möchte (zum Beispiel: Was tun sie mit Aizens Habseligkeiten?), aber das werde ich unter einem anderen Titel machen.

Außerdem, fürs Protokoll, bin ich persönlich der Meinung, dass Rukia auch Renji liebt, das ist auch der Grund, warum sie verschwand, als die beiden ihren großen Augenblick hatten. Sie war eifersüchtig. Ich denke, sie hatte immer gewusst, wie Renji für sie fühlt und war vielleicht ein wenig egoistisch und ihn vielleicht in der Hinterhand gehalten. Der Typ, mit dem du vielleicht endest, aber mehr, weil du dir die Optionen ausgingen, weißt du? Aber ich glaube auch nicht, dass sie ihm jemals wehtun wollte. Es ist einfach nur kompliziert. Aber da es aus Renjis Sicht ist, findet er es einfacher, zu glauben, dass er schon immer in der ‚nur-Freunde‘-Kategorie war. Ich habe seltsamerweise schon immer Renji/Rukia geshipped, auch wenn Renji/Byakuya mein OTP ist. Vielleicht, weil ich glaube, dass Renji der beste Liebhaber aller Zeiten für jeden wäre :-)


[style type="bold"]Schlusswort yezz[/style]
Und schon wieder ist eines meiner "Babies groß geworden". Ich sehe mich jetzt noch vor Freude durch die Küche hüpfen, als junko mir die Erlaubnis zum Übersetzen gegeben hat. Das ist jetzt schon wieder ein 3/4 Jahr her.
Dank dieser Geschichte habe ich auch einen Haufen netter Leute kennengelernt. Schon alleine das macht es die Mühe wert, das Ganze zu übersetzen.
An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an: meine Beta-Lese-Fee BlackLily, meine seelisch und moralische Unterstützungen, allen voran AnubisBride, Azumi und Kuraiko.
Dann natürlich an alle, die mir per Kommentar oder Nachricht ein Feedback gegeben haben und natürlich die Empfehlungen.
Selbstverständlich auch ein herzliches Dankeschön an alle, die die Geschichte gelesen haben und ein besonderes Dankeschön an diejenigen, die bei [style type="bold"]Chasing Demons[/style] wieder mit am Start sein werden!
Und nun folgt noch wie angekündigt, die [style type="bold"]Bonuskapitel"frage":[/style]
Ich brenne auf eurer Feedback. Was hat euch an "Curse of the Nue" besonders gefallen und was nicht?
Und da ich mir sicher bin, dass mindestens einer seinen Senf dazugeben wird *schielt zu AnubisBride*, gibt es dann Samstag den Start von der neuen Reihe. 58 Kapitel stark, nur so zur Info xD

*Kuchen da lass*

Bis Samstag!
Eure yezz Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (12)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Whateverx3
2015-12-02T10:49:47+00:00 02.12.2015 11:49
Ich habe auch deine FD davor totsl verschlungen und mitgefiebert *__*
Ich mag auch das paaring renruki, aber auch mittlerweile renbya *__*
Ich hoffe ich lese bald wieder was von dir
Antwort von:  yezz
02.12.2015 11:57
Das freut mich sehr :)
RenRuki finde ich persönlich sogar gar nicht so toll. Klar, von der gemeinsamen Geschichte her passen sie gut zusammen, aber in meinem kleinen, verschrobenen und verrückten Kopf gibt es nur einen logischen Partner: Byakuya xD

Natürlich gibt es bald wieder was von mir. Genau genommen am Samstag. Da startet die Fortsetzung namens Chasing Demons und ist 58 Kapitel lang xD

LG
Von:  MaiRaike
2015-09-26T13:00:03+00:00 26.09.2015 15:00
Hui, Ichigos Ankunft! Ich nehme an, bald haben sie andere Sachen zu tun als sich um ihre "Beziehung" zu kümmern... Schade eigentlich :D

Oh, und spielst du auf die kleine Plastikflasche mit dem Gleitgel aus dieser Geschichte an? Ich geb das einfach mal als Antwort ;)
Antwort von:  yezz
26.09.2015 21:14
Naja, erst einmal sind sie ja nun zurückgeschlagen wurden. Wir werden sehen, was passiert, während sie ihren nächsten Angriff planen xD

Ja, das ist die richtige Antwort xD
Von:  MaiRaike
2015-09-08T11:58:01+00:00 08.09.2015 13:58
Sweet bean! Und auf gar keinen Fall etwas scharfes! (Schon zu spät für die Antwort? Ich hoffe nicht :D)
Antwort von:  yezz
08.09.2015 20:50
Nein, Antwort ist noch nicht zu spät. Und das lasse ich auch so durchgehen.
Zwar war jemand auf ff.de schneller, aber du kannst dich immer noch mit dem Preis als Erste bei Mexx schmücken xD
Von:  MaiRaike
2015-08-29T09:08:53+00:00 29.08.2015 11:08
Die Antwort ist bereits im ersten Satz des Wiki-Artikels zu finden... Das 28ste!
Freue mich auf das nächste!
Antwort von:  yezz
29.08.2015 11:21
Yay, Richtig :)
Ich weiß. Es geht aber auch hier um das erste Bonuskapitel des Monats, also sollte die Frage entsprechend leicht sein ;)
Von:  MaiRaike
2015-08-15T09:19:45+00:00 15.08.2015 11:19
Ha! Habs rausgefunden: Das Bett!

Wundervolles Kapitel übrigens. Ich finde es sehr schön wie Renji bemüht ist vorsichtig und respektvoll mit den Erinnerungen an Byakuyas Frau umzugehen. Mal schauen ob die Beiden das Thema irgendwann einmal ansprechen.

Und über die geworfene Flasche am Anfang habe ich mich besonders gefreut. Wenn ich mir vorstelle, wie Byakuya damit durch die Gegend gelaufen ist :D
Antwort von:  yezz
15.08.2015 15:03
Genau! Das Bett/Die Laken.
Habe beides gelten gelassen. Also hast du mal wieder tatkräftig mitgeholfen, das Bonuskapitel zu bekommen ;) Den Ruhm musst du dir dieses Mal allerdings teilen. Habe da noch eine PN mit der Lösung erhalten.

Hihi, mir hat auch sehr der Anfang gefallen. Das Kopfkino ist da doch sehr ausgeprägt.

Aber ja. Renji hat da so seine Bedenken. Byakuya weniger. Das wirst du dann am Mittwoch sehen ;)
Von:  MaiRaike
2015-08-14T18:38:50+00:00 14.08.2015 20:38
Die Begegnung mit Unohana war einfach göttlich! Ich hoffe auf eine Szene wo er Byakuya das Gel zusammen mit den Ermahnungen von Unohana gibt :D
Ich fürchte aber jetzt wird es erstmal dramatisch statt lustig...
Antwort von:  yezz
14.08.2015 20:55
Du wirst es morgen sehen. Aber wie sage ich so gerne? Erstens, kommt es anders. Zweitens, als man denkt. ;)
Da diese Reihe 38 Kapitel 'stark' ist, bleibt viel Platz für alle möglichen Emotionen.
Von:  Cara_
2015-08-14T11:12:14+00:00 14.08.2015 13:12
Ach du meine Güte. Ein weinig Mitleid habe ich ja schon mit byakuya. Aber das mit rukia muss ihm ja dann auch passieren.....armer Kerl.
Wieder mal ein wunderbares Kapitel
LG
Cara_

Antwort von:  yezz
14.08.2015 19:50
Hihi, ich fand es sehr amüsant. Aber ja, etwas Leid tut er einem schon.
Aber keine Sorge. Das ändert sich bald wieder :)
LG
yezz
Von:  Cara_
2015-08-12T16:51:59+00:00 12.08.2015 18:51
Er hat ihn überwältigt *lach*
Einfach genial
Aber zabimaru ist echt voll süß wie er sich selbst die schuld gibt.
Wenn es für byakuya unangenehm endet freue ich mich erst recht auf das nächste Kapitel * schadenfroh lach*
LG
Cara_
Antwort von:  yezz
14.08.2015 19:52
Naja, ich denke, du hast anhand des neuen Kapitels festgestellt, dass dann doch nicht so viel mit "überwältigen" war ;)
Ja, die Szene mit Zabimaru ist voll süß.
LG
yezz
Von:  Cara_
2015-08-07T14:45:40+00:00 07.08.2015 16:45
Tja Aizen wenn du wüsstest...
Super Kapitel ich kann es tausend mal und mehr sagen, I love it!!!! Deine Übersetzung ist richtig, richtig,usw.... gut!!
LG
Cara_
Antwort von:  yezz
07.08.2015 19:57
Hallo Cara_
Aizen wird noch so einiges mitbekommen. Wenn du wüsstest, wie interessant Aizen in die ganze Geschichte verstrickt ist! ;)
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Heute Abend/Morgen früh gibt es Nachschlag. Un diesmal auch länger ;)

LG
yez
Von:  MaiRaike
2015-07-31T20:44:29+00:00 31.07.2015 22:44
KURZ!!! Da hab ich mich gefreut heute Abend NOCH mehr zu lesen und dann ist es nur so kurz. *grummel*
Verstehe ich den Ausblick richtig, das die Welt der Lebenden komplett übersprungen wird? Irgendwie schade, aber mal schauen wie es sich entwickelt... :)
Antwort von:  yezz
31.07.2015 22:47
Ja... Es tut mir wirklich leid. Wie schon im Vorwort erwähnt, sind die ersten 3 Kapitel echt kurz... Es tut mir leid, aber ich übersetze nur xD
Jein. Er wird thematisiert, aber mehr als Rückblende.
Hmm... Will da etwa jemand nicht davor sorgen, dass es Mittwoch ein Bonuskapitel gibt, hat sie das Nachwort nicht gelesen oder einfach keine Antwort auf die Frage? xD
Antwort von:  MaiRaike
31.07.2015 22:53
Keine Antwort...
Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal was ein Hachimaki ist. Google hat mir jetzt verraten, das es ein Bandana sein soll... Hm. Zopfgummi? Merkwürdige Sonnenbrillen?
Antwort von:  yezz
31.07.2015 22:54
Ja, Google hat da vollkommen recht.
Aber sind das Antworten oder Fragen? xD
Und bitte nur eine Antwort ;)
Antwort von:  MaiRaike
31.07.2015 22:59
Dann nehm ich die Sonnenbrillen...
Antwort von:  yezz
31.07.2015 23:00
Und damit kannst du dich bereits auf nächsten Mittwoch freuen, denn dann gibts ein Bonuskapitel ;)
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass die Antwort korrekt ist.


Zurück