Kapitel 1
Mein Name ist Selene. Ich bin eigentlich ein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen, bis sich meine Welt komplett auf den Kopf stellt. Alles beginnt mit einem ganz normalen Tag in der Schule.
Meine Freundinnen und ich unterhielten uns wie immer über die gleichen eintönigen Themen zum Beispiel: heißester Lehrer, hässlichster Lehrer, nervigster Lehrer, heißester Junge, generell über Jungs und natürlich über das wichtigste Thema: Schminken (wo ich nie mitreden konnte).
"Hey Selene! Aufwachen! Ich hab dich was gefragt!"
"Hä ..... Was? Sorry Jenna. Ich hab dir grad nicht zugehört."
"Das ist mal wieder typisch. Na ja egal Hauptsache ist du hörst mir jetzt zu. Ich habe dich eben gefragt, warum du in letzter Zeit immer mit deinen Gedanken woanders bist und nie zuhörst?" Das ist eine gute Frage die Jenna mir da stellte. Warum eigentlich?
"Ich weiß es selber nicht, Jenna."
"Na wenn du das nicht weist wer denn dann?"
"Keine Ahnung ich..."
"Jenna ist dir nicht aufgefallen, dass Selene erst so geworden ist, seitdem wir wissen das wir einen neuen Lehrer kriegen?"
"Du hast recht Tris. OMG, ich glaub Selene braucht unbedingt einen Freund...nicht das sie sich noch an den neuen Lehrer ranmacht." Alle lachen, aber ich weis nicht worüber. Ich sollte am besten nicht fragen worüber sie lachen, sondern einfach mitlachen, vielleicht bemerken sie nicht das ich wieder nicht aufgepasst hab.
"Komisch das du noch keinen Freund hast, Selene. Bei dem Aussehen stehen die Jungs doch Schlange, oder etwa nicht?"
"Was soll das heißen, bei dem Aussehen? Ich sehe doch genauso aus wie du auch, Grace."
Grace lächelte verlegen: "Das stimmt doch gar nicht. Du hast zum Beispiel keine Augenringe, perfekte Wimpern. Keine von uns sieht annähernd so aus wie du." So gut sah ich doch eigentlich gar nicht aus. Na gut das was Grace gesagt hat trifft alles zu, aber das ist doch einerlei.
"Ich muss Grace recht geben du hast nicht einen Makel in deinem Gesicht, sogar deine Augen passen perfekt in dein Gesicht rein. Wenn irgendein Junge dir jemals schon in die Augen geschaut hat musste er sich doch in dich verlieben. In deinen dunkelbraunen Augen könnte man sich verlieren wenn man zu lange hinein sieht. Und deine Haare. Wie kriegst du das nur hin das die jeden Tag perfekt liegen?"
"Ach Tris das ist doch ganz leicht. Bei meinen Haaren muss man nicht viel machen. Da gibt es keinen Trick warum die jeden Tag perfekt liegen. Das einzige was ich nach dem Aufstehen mache ist einmal durchkämmen, mehr nicht."
"Und da liegen die so gut? Und stimmt das eigentlich, dass deine blauen Haare von Natur aus so ....... so blau sind?"
"Ja und Ja. Meine Haare sind von Natur aus so blau. Keine Ahnung wie das geht aber es stimmt."
Plötzlich kam Jasper zu unserer gesprächigen Runde dazu (nur mal so nebenbei bemerkt er ist der heißeste Junge an unserer Schule)
"Was willst du hier Jasper?! Ich dachte du gehst nie zu den Jüngeren?" fragte Jenna ohne auch nur zu bemerken, dass er sie nicht eines Blickes würdigt. Er starrte die ganze Zeit nur...mich an. Tris und Grace ziehen sicherlich schon voreilige Schlüsse, so wie die zwischen ihm und mir hin und her sehen. Dann ergriff Jasper plötzlich das Wort.
"Eigentlich stimmt das auch Jenna" sagte er ohne Jenna auch nur anzusehen "aber solange Selene bei euch ist, ist mir das egal. Außerdem bin ich hergekommen um Selene von den beiden netten Herren dort drüben" er zeigte auf seine Kumpel "zu sagen das sie mit dir ausgehen wollen genauso wie ich auch,"
Meine drei Freundinnen sahen mich mit großen Augen an.
"Sag ihnen ich hab keine Interesse mit auch nur einen von euch Idioten auszugehen und jetzt verzieh dich."
"Wenn du das so willst Selene dann soll es so sein." sagte Jasper noch und ging zu seinen zwei Freunden. Die Augen meiner Freundinnen weiteten sich noch mehr.
"Bevor ich noch irgendetwas haarsträubendes von dir hören muss geh ich mal auf Toilette. Wir sehen uns im Klassenraum, Mädels" verabschiedete sich Jenna und ging.
"Selene weist du was du da grad getan hast? Ist dir das bewusst?" fragte Grace mich völlig entgeistert.
"Ja ist es."
"Wirklich das du nicht schon wieder mit deinen Gedanken woanders bist?"
"Ja ich bin mir ganz sicher Tris."
"Gut dann sag uns doch mal was du grad getan hast." sagten Grace und Tris zusammen und warteten wirklich auf eine Antwort. Sie sahen mich mit großen Augen und eindringlich an.
"Wenn ihr es unbedingt hören wollt. Ich hab grad die drei heißesten Typen der Schule auf einmal abserviert. Wollt ihr noch irgendwas wissen was ihr schon wisst vielleicht meine Adresse, Körbchengröße oder war 's das jetzt?"
"Du hast die drei heißesten Typen der Schule auf einmal abserviert." sprach mir Tris wie ein Papagei nach. Eine lange Minute mussten meine zwei besten Freundinnen meine Antwort auf die Frage von Jasper überdenken. Wie lange soll ich denn noch warten bis die zwei wieder mit mir sprechen?
Da sagte Grace plötzlich: "Selene kann es sein das du ein bisschen durch den Wind bist seitdem du weist, dass wir einen neuen Lehrer kriegen?"
"Wieso sollte ich durch den Wind sein nur weil wir einen neuen Lehrer bekommen?"
"Ich weis ja auch nicht wie ich da grad drauf gekommen bin. Sorry aber ich kann 's immer noch nicht fassen, dass du grade den Jasper abserviert hast."
"Ist doch jetzt egal Mädels. Was passiert ist, ist passiert. So um jetzt mal das Thema zu wechseln: ich glaub der neue Lehrer ist da. Jenna hat ihn gesehen als sie grad auf dem Weg zum Klassenzimmer war." sagte Tris und auf einmal waren Grace und ich still geworden um Tris zu lauschen. "Jenna hat mir eben geschrieben. Er soll ziemlich heiß sein." Nachdem Tris das gesagt hat waren Grace und ich uns einig und sind von unseren Stühlen aufgesprungen, um den neuen Lehrer zu sehen. Auf Tris haben wir nicht gewartet. Komischerweise war ich die erste die ihn gesehen hat. Mit sehr weitem Vorsprung. Keine Ahnung wie ich das geschafft habe. Aber ich war die erste die den neuen Lehrer gesehen hat. Er war einfach hinreißend. Seine dunkelblauen Haare, seine dunkelbraunen Augen in denen man sich verlieren konnte, sein makelloses Gesicht, sein durchtrainierter Körper. Oh mein Gott ich glaub da macht jemand Jaspers Platz streitig.
Plötzlich hörte ich hinter mir jemandem laut durchatmen. Als ich mich umdrehte sah ich Tris und Jenna auf mich zu rennen und hinter ihnen kam Grace nur leicht außer Atem.
"Ganz......kurze......Frage......Selene......wie zur Hölle kannst du so schnell rennen?! Wir waren eben noch auf der anderen Seite der Schule und du bist schon seit fünf Minuten hier. Wie geht das?" fragte mich Jenna völlig außer Atem.
"Wir waren auf der anderen Seite der Schule? Ernsthaft? Das kann doch gar nicht sein. Ich war doch innerhalb von zwei Minuten hier." Waren wir eben wirklich noch auf der anderen Seite der Schule? Seit wann kann ich so schnell laufen?
"Ist doch egal jetzt erstmal zu dem Lehrer. Hab ich 's nicht gesagt. Der ist doch heiß!"
"Oh ja, du hast recht Jenna, aber ist dir mal aufgefallen das er fast genauso aussieht wie Selene?" Jetzt wo Tris es sagte, sie hatte recht er sah fast genauso aus wie ich. Mir klappte der Mund runter. Die drei mussten sich ein Lachen verkneifen weil sie es lustig fanden das ich es jetzt erst bemerkte.
"Ehm Selene mach den Mund mal wieder zu nicht das dir noch eine Fliege rein fliegt." sagte Tris und unterdrückte ein Lachen was ihr nicht gut gelang denn der neue Lehrer hatte uns bemerkt. Sofort machte ich den Mund zu und lächelte ihn an. Er lächelte mir mit seinen strahlend weißen Zähnen zurück und kam auf uns zu. Ich bekam Schnappatmungen und meine Freundinnen amüsierte es wie ich nur darum bettelte mich zu blamieren. Dann stellte sich Jenna vor mich um mit dem neuen Lehrer zu sprechen und mich vor seinem Blick zu verbergen damit ich mich nicht blamiere. Tris tut es Jenna nach und stellte sich ebenfalls vor mich, während Grace mich beruhigte und auf Toilette begleitete um mich wieder zu konzentrieren.
"Selene was war da eben mit dir los?" fragte mich Grace.
"Ich weis nur eins, ich darf mich diesem Typen nicht nähern."
"Wieso? War es so schlimm?" Ich wartete mit antworten bis die beiden Mädchen die eben noch mit ihren Handys gespielt hatten gegangen sind.
"Es ist so wenn der Typ sich mir nähert bekomme ich so einen Druck auf der Brust und meine ganze Luft wird rausgedrückt so das ich nach Atem ringen muss. Und ich fühle mich so komisch wenn ich ihn sehe. Ich kann dieses Gefühl nicht einordnen. Es fühlt sich einfach fremd an." sagte ich und Grace hat mich nicht einmal unterbrochen sie hat mir einfach nur zugehört und mich ernst angesehen. Ein bisschen zu ernst das kenne ich gar nicht von Grace.
"Hab ich irgendwas falsches gesagt Grace?"
"Nein, nein ich hör dir nur aufmerksam zu mehr nicht."
"Naja weil du so ernst guckst das kenne ich nicht von dir deswegen habe ich gefragt."
"Ich darf doch auch mal ernst gucken oder nicht!?! Lass uns jetzt zu den anderen zurück gehen." Grace hat mich förmlich angeschrien. Ich frag mich was mit ihr los ist. Grace und ich gingen schweigend nebeneinander zurück in das Klassenzimmer und hofften Tris und Jenna dort vorzufinden. Was auch der Fall war.
"Und...... geht 's dir wieder besser Selene?"
"Ja mir geht 's gut. Danke der Nachfrage Tris und danke das ihr beiden euch vor mich gestellt habt das wäre sonst peinlich für mich gewesen. Und wie lief 's mit dem Lehrer?"
"Einfach grandios. Er ist sympathisch, nett, cool, durchtrainiert und einfach nur heiß. Ach ja und er heißt Ezra Devil. Ein cooler Name oder irre ich mich da?"
"Nein Jenna du irrst dich nicht das ist ein cooler Name. Der coolste den ich je gehört hab, aber ich will nichts mit ihm zu tun haben."
"Was wieso nicht? Wie kann man mit sojemanden nichts zu tun haben wollen?"
"Das erzähl ich euch irgendwann anders. Lasst uns jetzt erstmal den Tag beenden. Okay?"
"Ja, okay. Aber vergiss es nicht Selene. Ich warne dich."
"Ja, ja ist ja schon gut Tris. Ich werde es euch irgendwann erzählen. Wartet nur ab." Das war die erste Begegnung mit Ezra Devil und es sollte nicht die letzte sein.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen wachte ich auf, ohne auch nur eine Sekunde gut geschlafen zu haben. Ich ging ins Bad um mich für die Schule fertig zu machen. Der erste Blick in den Spiegel war erschreckend. Ich sah nicht mehr so aus wie gestern. Ich habe Augenringe bekommen. Meine Augen waren blutunterlaufen und meine Haare haben komischerweise ihre Farbe gewechselt. Sie waren nicht mehr blau sondern blutrot. Was ist nur mit mir los?
Plötzlich klingelt es an der Tür. Oh mein Gott wenn das eine von meinen Freundinnen ist. Die dürfen mich so nicht sehen. Trotzdem ging ich zur Tür, weil meine Neugier mich zwang. Kurz nachdem ich die Tür geöffnet hatte, klappte mir der Mund genauso wie gestern herunter. Vor mir stand unser neuer Lehrer Ezra Devil.
"Hallo Selene. Du siehst heute irgendwie verändert aus. Kann ich reinkommen?" Ohne das ich ihm antworten konnte, ist er an mir vorbei, geradeaus ins Wohnzimmer gegangen.
"Hübsch hast du es hier, Selene." Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, hab ich die Tür zugeknallt und bin ins Wohnzimmer gestürmt. Und schon wieder kam dieses fremde Gefühl und ich bekam Schnappatmungen.
"Geht es dir gut Selene? Du bist auf einmal so ...... so bleich."
"Mir geht 's klasse Mr Devil. Was wollen sie hier und woher wissen Sie wo ich wohne?"
"Ach das ist ganz leicht. Schließlich bin ich jetzt Lehrer bei dir an der Schule. Als Lehrer weiß man nämlich so einiges über die Schüler, weißt du."
"Und was wollen sie nun hier?"
"Ich wollte nur mal mit dir reden. Mehr nicht."
"Und in der Schule können wir nicht reden? Ich hab jetzt nämlich wirklich keine Zeit. Ich muss mich noch fertig machen."
"Lass dir ruhig Zeit ich kann warten."
"Nein können Sie nicht. Ich möchte Sie bitten jetzt meine Wohnung zu verlassen!"
"Okay dann warte ich halt draußen." sagte Ezra noch und ging. Was erlaubt der sich nur mich morgens vor der Schule zu besuchen und mit mir reden zu wollen?! Der ist seit gestern erst bei mir an der Schule. Dazu kommt noch das er ein Lehrer ist. Mich hatte vorher noch nie ein Lehrer besucht und da war ich auch froh drüber. Und jetzt kommt dieser neue Lehrer und besucht mich gleich an seinem ersten Arbeitstag bei mir zu Hause. Das war etwas ungewöhnlich.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das ich nur noch zehn Minuten hatte mich fertig zu machen. Wie konnte das sein ich hatte doch noch eine halbe Stunde Zeit. Und was mir jetzt erst auffiel, ich stand halb nackt, heißt nur in Unterwäsche, im Wohnzimmer. Dann musste mich Ezra also halb nackt gesehen haben. Ich lief rot an. Wie konnte mir das nicht auffallen?
Na ja egal ich hatte jetzt eh nur noch fünf Minuten. Heißt so viel wie: keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Ich rannte ins Bad und sah noch einmal in den Spiegel. Was zur Hölle ist nur mit mir los?!? Meine Haare waren doch eben noch blutrot jetzt sahen sie wieder so aus wie immer. Und auch mein Gesicht sah wieder normal aus. Keine blutunterlaufenen Augen und keine Augenringe. Wie kann das sein?
Ist jetzt egal. Ich musste mich fertig machen, nicht das ich noch zu spät komme. Ich hatte mich angezogen und mich fertig gemacht. Als ich vor die Haustür trat dachte ich schon Ezra Devil wäre weg und ein leichter Seufzer ging mir über die Lippen, bis ich die Tür hinter mir zuschloss, dann drehte ich mich um und er stand genau vor mir, nur ein paar Zentimeter von mir entfernt.
Ich bekam wieder Schnappatmungen. Warum steht der so nah vor mir? Er drängte mich an die Tür. Was hat er vor? Er kam immer näher. Hilfe!
Und als ob Grace meinen unausgesprochenen Hilferuf gehört hätte kam sie um die Ecke und ließ mit offenem Mund ihre Tasche fallen. Ich quetschte mich an Ezra vorbei, woraufhin er mit dem Kopf gegen die Tür geknallt ist weil er die Augen zu hatte. Ich verkniff mir ein Lachen und ging schnell zu Grace.
"Lass uns gehen Grace! Sofort!" Sie hörte gleich auf mich und wir gingen schnellen Schrittes zur Schule ohne auch nur ein Wort über den Vorfall zu verlieren. Als wir in der Schule ankamen war Ezra Devil schon da. Ich blieb kurz stehen und wunderte mich wie er so schnell hier her kam. Grace ließ das aber unbeeindruckt und sie ging schnurstracks an ihm vorbei. Ich frage mich was nur mit Grace los ist? Sie ist seitdem er hier ist so komisch zu uns allen.
Während ich darüber nachgedacht hatte ist mir nicht aufgefallen das Ezra sich mir genähert hat.
"Guten Morgen Selene. Lange nicht gesehen." sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. Was mich aber unberührt ließ. Ich ignorierte ihn und wollte an ihm vorbei gehen. Dieser Reaktion bewusst stellte er sich auch noch so hin das ich nicht vorbei konnte.
"Was wollen sie von mir?"
"Wie ich ja vorhin schon sagte möchte ich nur mit dir reden. Mehr nicht."
"Und warum kommen sie da einfach bei mir vorbei?! Wir können doch auch hier in der Schule reden. Da brauchen sie nicht extra morgens vor der Schule bei mir vorbeikommen!"
"Ich glaube nicht das wir das in der Schule besprechen können."
"Wieso nicht? Um was geht 's denn?"
"Wie gesagt wir können nicht hier darüber sprechen."
"Ist mir jetzt auch egal. Ich will nichts mit ihnen zu tun haben. Und tschüss."
Ich wendete mich von ihm ab und war dabei zu gehen, bis er mir noch hinterher rief: "Du willst nichts mit mir zutun haben. Tja dann kann ich dir auch nicht sagen was heute Morgen mit dir los war."
Wie angewurzelt blieb ich stehen. Wenn er wirklich weiß was heute Morgen mit mir los war. Aber nein ich darf mich ihm nicht nähern. Trotzdem drehte ich mich nochmal um und er war......weg. Einfach verschwunden. Was ist nur mit mir in letzter Zeit los? Ich sollte einfach in meinen Klassenraum gehen und so tun als wäre nichts geschehen, was sich einfacher anhörte als es war.
"Selene wo warst du? Wir haben uns schon Sorgen gemacht." flüsterte mir Jenna zu um den Unterricht nicht noch mehr zu stören.
"Ich wurde aufgehalten. Hab ich was verpasst?"
"Nicht wirklich. Der hat uns nur irgendwas unwichtiges über Aristoteles erzählt."
"Also was unwichtiges würde ich das nicht nennen. Schließlich schreiben wir darüber eine Arbeit, das muss dir klar sein Tris."
"Ist doch gut. Das was der uns grad erzählt hat kann man auch im I-net nachlesen."
Während Jenna und Tris sich darüber stritten ob es wichtig war unserem Ethiklehrer zuzuhören kam Grace unbemerkt zu mir rüber. "Von wem wurdest du aufgehalten?"
Sie hat mich so sehr erschreckt das ich beinahe vom Stuhl gefallen wäre.
"Warum schleichst du dich so an mich ran?"
"Ich hab dich was gefragt!"
"Ist doch gut Grace. Ezra Devil hat mich aufgehalten. Warum bist du seitdem er da ist so kalt zu uns?"
"Erstens: Halte dich von Mister Devil fern, und zweitens: Ich bin nicht kalt zu euch. Über was hast du mit Mister Devil gesprochen?"
"Nichts wichtiges."
"Und was war das heute Morgen?"
"Bist du eifersüchtig oder soll das ein fürsorglicher Blick sein?"
"Selene lenk nicht vom Thema ab, was war das heute Morgen?"
"Na gut ich erzähl 's dir aber nicht jetzt, nicht hier."
"Okay ich komm heute nach der Schule vorbei und dann erzählst du mir alles was heute Morgen passiert ist, verstanden?"
"Ja Grace ich hab verstanden."
"Dann ist ja gut. Ach eins noch: bevor du nicht mit mir über heute Morgen gesprochen hast darfst du nicht ein Wort mit Mister Devil sprechen. Das darfst du nicht vergessen, hast du mich da verstanden?!?"
"Ja, ja ich hab dich klar und deutlich verstanden."
"Nimm das nicht auf die leichte Schulter Selene. Das ist wichtig was ich dir heute Nachmittag zu sagen hab. Sehr wichtig." Ich frag mich was so wichtig sein kann das ich unter keinen Umständen mit Mister Devil sprechen soll. Ich werde es ja heute Nachmittag erfahren.
Nachdem die erste Stunde vorbei war ohne das ich auch nur einmal aufgepasst hab, weil ich mal wieder mit meinen Gedanken woanders war, sind meine Freundinnen und ich den gewohnten Tagesablauf nachgegangen. Ein-, zweimal ist mir aufgefallen das mich Mr Devil mit seinen Blicken durchlöcherte. Ich frag mich was er von mir wollte? Ich bin aber nicht zu ihm gegangen um ihn zur Rede zu stellen sondern hab ihn gekonnt ignoriert, sowie Grace es mir gesagt hat.
Nachdem ich zu Hause nun schon zwei Stunden warten musste wurde ich langsam ungeduldig. Wo bleibt Grace denn nur? Ob ihr irgendwas passiert ist? Sie verspätet sich doch sonst nie.
Gerade als ich sie anrufen will klingelt es an der Tür. Ich gehe hin und öffne sie, was ich auch kurz darauf bereuen sollte.
"Darf ich reinkommen Selene?" fragte mich Mr Devil. Er wartete wirklich auf eine Antwort.
Naja was soll ich anderes machen wenn so ein heißer Typ vor meiner Tür steht auch wenn er mein Lehrer ist? Ich hab ihm die Tür geöffnet und ihn reingelassen.
"Was wollen Sie hier?"
"Wie ich dir heute Morgen schon sagte möchte ich nur mit dir reden. Mehr nicht."
"Und was war das heute Morgen an der Haustür?! Ich glaub nicht das sie da nur mit mir 'sprechen' wollten!"
"Gehst du mir deswegen aus dem Weg Selene?"
"Nicht nur deswegen." Mittlerweile bereue ich meine Entscheidung ihn reingelassen zu haben.
"Weswegen gehst du mir denn noch aus dem Weg?"
"Das ist egal. Ich möchte sie bitten jetzt zu gehen."
"Und ich möchte wissen warum du mir aus dem Weg gehst!" er schrie mich jetzt schon förmlich an und ich wurde wütend.
"Hören Sie auf so zu schreien." flehte ich ihn an und kauerte am Boden. Er hörte aber nicht auf. Er sagte etwas was ich nicht mehr hörte. Ich sah rot.
Ich wusste nicht was ich da tat, aber ich hatte auf einmal Ezra bewusstlos vor mir liegen. Und die Komode war in seine Einzelteile zerlegt. Einen kurzen Moment später, während ich noch am überlegen war was ich da gerade getan habe, kam auch schon Grace in mein Haus zusammen mit zwei seltsamen Männern die mich genau beobachteten. Ich sah sie nur kurz. Dann bin ich zusammengebrochen.
Kapitel 3
Plötzlich wachte ich auf. Ich lag in meinem Bett. War das eben alles nur ein Traum?, dachte ich. Ich versuchte aufzustehen aber es ging aus irgendeinem Grund nicht. Irgendetwas hielt mich fest. Dann bemerkte ich erst den Mann der neben mir lag. Ruckartig zuckte ich weg nachdem ich genauer hingesehen hatte.
Es war Ezra der neben mir lag und meinen Arm allen Anschein nach als Kuscheltier benutzte. Ich versuchte mich zu befreien aber es ging nicht. Also blieb ich liegen und hoffte das Grace vielleicht kommen würde um mich aus dieser Lage zu befreien.
Auf einmal ging die Tür auf es war aber nicht Grace sondern einer dieser Männer die ich in meinem Traum gesehen hatte. Er hatte seinen Blick starr auf Ezra gerichtet. Ezra wachte auf. Seinen Augen starrten ins leere und er stand auf. Immer noch mit dem gleichen starren Blick. Eh ich mich überhaupt wundern konnte warum sein Blick so leer war, merkte ich schon das irgendwas mit mir passierte. Ich drehte mich zu dem Fremden um und bekam noch mit wie sein Blick starr auf meine Stirn gerichtet war. Danach wurde mir schwarz vor Augen.
Als ich wieder aufwachte saß ich in einem Sessel aus dem Wohnzimmer mit Blick auf die zerstörte Kommode. Jetzt wurde mir klar, dass das kein Traum gewesen sein kann. Ich sah Grace neben mir. Sie lächelte mich an. Wie konnte sie jetzt lächeln?
"Wie kannst du jetzt lächeln? Nein. Andere Frage, was hab ich getan? Warum lag Ezra neben mir im Bett? Warum hatte Ezra eben so einen leeren Blick nachdem einer dieser Männer ihn angesehen hat?"
"Selene, Fragen über Fragen. Ich kann dir nicht alle beantworten. Du darfst dir zwei Fragen aussuchen die werde ich dir beantworten. Die anderen zwei wird dir Ezra beantworten. Wähle weise."
Nachdem sie das sagte lächelte sie mich weiter an. "Zwei Fragen, sagst du, wirst du mir beantworten? Ich soll weise wählen..."
"Ja."
"Ich weiß welche ich dich frage. Die erste: Warum hatte Ezra eben einen leeren Blick nachdem dieser Mann ihn nur angesehen hat?!" ich zeigte auf denjenigen von beiden, der sich gerade zu uns gesellte. Er hatte braune Haare, eine Narbe durch sein rechtes Auge gehend und einen Anzug an. Er war generell sehr maskulin gebaut.
Erst jetzt viel mir auf das sein Blick wieder starr auf meine Stirn gerichtet war. Mir wurde unwohl und ich wandte mich wieder ab. Grace lächelte immer noch. Ich würde jetzt zu gerne wissen was in ihrem Kopf gerade vorgeht.
"Deine erste Frage ist warum Ezra so einen leeren Blick hatte? Komische Frage aber ich werde sie dir beantworten. Wenn ich dir jetzt sagen würde das die beiden Männer dahinten und ich Vampire sind, würdest du mir glauben?"
Ich schaute sie ungläubig an. "Ist das dein ernst? Dann beweis es mir, stell dich ins Sonnenlicht und fang an zu glitzern oder werd zu einer Fledermaus." Ich hatte keine Ahnung warum ich ausgerechnet solche Beispiele für Vampire ausgesucht hatte, aber das waren die einzigen die mir zu diesem Zeitpunkt sinnvoll erschienen.
Grace lachte. "Selene du glaubst doch nicht wirklich das richtige Vampire sich wie Graf Dracula in Fledermäuse verwandeln können oder wie in dem Film 'Twilight' anfangen zu glitzern wenn sie in die Sonne gehen." Sie lachte weiter.
"Ich möchte trotzdem ein Beweis das du ein Vampir bist. Irgendwas muss die Vampire doch von den Menschen unterscheiden."
"Es gibt zwei Sachen die nur Vampire können. Erstens nur Vampire können die Gedanken von jeglichem Geschöpf lesen und sie nach ihrem ermessen verändern. Vampire können auch jegliches Geschöpf kontrollieren, es machen lassen was er will. Insgesamt heißt das eigentlich, nur Vampire sind in der Lage sich in das Gehirn der verschiedenen Geschöpfe einzuklinken."
"Und wie kannst du das nachweisen? Ich habe eine Idee. Durchforste meine Gedanken und suche einen Gedanken raus den ich noch niemandem erzählt habe oder ich denke mir jetzt eine Zahl zwischen 1 und 1000 und du errätst welche es ist."
"Selene, ganz ruhig das ist nicht so einfach. Ich kann mich in dein Gehirn nicht einklinken."
"Ich dachte..."
"Ich bin auch die einzige die sich bei dir nicht einklinken kann."
"Wieso kannst du das nicht?" sie kam näher und flüsterte mir etwas ins Ohr.
"Das werde ich dir wann anders erklären. Frag doch mal die beiden netten Herren dort drüben ob sie das vielleicht mit dir machen. Apropos die beiden sind einmal mein Bruder..." sie nickte kaum merklich mit dem Kopf in die Richtung des vermutlich jüngeren. Er hatte rote Haare und auch wie der andere einen Anzug an, jedoch war er nicht so maskulin gebaut. Er war das genaue Gegenteil. Als ob er gleich umfallen würde. "...und der andere ist mein Vater, mit dem hast du ja schon Bekanntschaft gemacht. Ach ja und am besten hälst du dich mit deinen Gedanken während ich weg bin zurück. Sie können alles lesen."
Sie wollte gerade aufstehen als ich sie wieder zurück zog. Noch näher und unsere Lippen hätten sich berührt. Plötzlich hörte ich Bewegung hinter mir. Ich drehte mich um und ihr Vater wie ihr Bruder schauten uns an und waren bereit sofort aufzuspringen. Ich drehte mich mit geschlossenen Augen wieder um als ob ich schlafen würde.
Ich habe meinen Kopf zu weit gedreht. Ich spürte irgendetwas auf meinen Lippen. Ich öffnete meine Augen und sah Grace direkt vor mir. Sie lief rot an. Ich sehr wahrscheinlich auch aber ich konnte mich nicht abwenden. Was passierte hier gerade? Warum fühlt sich das so gut an? Ich muss aufhören, warum geht es nicht. Langsam fing sie an ihre Lippen zu bewegen. Ich war wie erstarrt.
Plötzlich bewegte sich hinter mir wer und Grace ließ von mir ab bevor ihr Vater und ihr Bruder bei uns waren.
"A...also ich sollte dann mal los. Ich bin gleich wieder da." Sie wendete sich mir noch einmal zu. Sie schaute mich zu lange an weshalb ihr Vater sehr wahrscheinlich meine Erinnerung las, jedenfalls wurde mir unwohl.
"Warte ich bring dich noch raus!" rief ich bevor sie zur Tür kam. Sie blieb stehen. Ich stand auf, zog mir schnell Schuhe an und ging zu ihr, den Blick auf den Boden gerichtet während sie mich unentwegt ansah. Aus irgendeinem Grund blieben ihr Bruder und ihr Vater im Wohnzimmer. Wo ich auch froh drüber war. Ich spürte ihre Blicke trotzdem noch bis ich die Haustür hinter mir zumachte.
Grace hatte mir gerade den Rücken zugekehrt als sie sich wieder umdrehte und sagte: "Was war das eben? War das beabsichtigt? Warum hast du nicht aufgehört?... Warum hat sich das so gut angefühlt? Warum kann ich deine Gedanken nicht lesen?" Die letzten zwei Fragen stellte sie leiser, sehr wahrscheinlich stellte sie, sie sich selbst.
"So viele Fragen Grace. Ich werde sie dir nicht beantworten können." ich lächelte sie an. Sie lächelte zurück und sagte noch: "Bis gleich. Und halte diese Erinnerung bitte vor meinem Bruder und vor allem vor meinem Vater verschlossen."
"Mach ich." sie lächelte mich an und ging. Nachdem sie aus meinem Blickfeld verschwand lehnte ich mich gegen die Haustür und dachte nach.
Sie...sie hat mich geküsst. Ich fuhr mit meinem Finger über meine Unterlippe. Ich konnte es einfach nicht glauben. Sie hat mir meinen ersten Kuss geraubt oder war es doch meine Schuld?
Mein Innerstes war zwiegespalten. Einerseits konnte ich ihr jetzt nicht mehr ohne rot zu werden unter die Augen treten, andererseits frage ich mich warum es sich so gut angefühlt hat. So ein starkes kribbeln hatte ich noch nie verspürt.
Aber das kann doch nicht sein. Ich bin ein Mädchen, sie ist ein Mädchen und dazu noch ein Vampir. Erst jetzt fielen mir ihr Bruder und ihr Vater wieder ein die sehr wahrscheinlich noch im Wohnzimmer saßen. Ich versuchte diese Erinnerung so gut wie möglich zu verstecken, sammelte mich und ging wieder rein.
Wie ich es mir dachte, die beiden saßen immer noch auf dem Sofa und unterhielten sich leise. Als sie mich sahen verstummten sie. Erst jetzt bemerkte ich das Ezra auch bei ihnen war. Hellwach, ohne starren Blick. Sie sahen mich alle an. Ob sie jetzt meine Gedanken lesen? Ich darf nicht an eben denken.
Denk an süße kleine Hundebabys, süße kleine Hundebabys. Plötzlich fing der Bruder an zu kichern. Was war denn so lustig ich dachte doch nur an süße kleine Hundebabys. Ob er alle meine Erinnerungen gelesen hat? Dann müsste die von eben auch dabei gewesen sein. Die Szene lief wieder in meinem Kopf. Wenn sie mich jetzt lesen wissen sie es. Ich muss hier schnell weg.
Ich drehte mich in Richtung des Badezimmers, was glücklicherweise gleich neben der Haustür war, riss die Tür auf und ging sofort rein. Kaltes Wasser müsste jetzt helfen, dachte ich mir. Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt mein Gesicht drunter.
Als ich es abtrocknen wollte fielen mir meine Haare in die Augen. Sie sahen anders aus nicht mehr so blau wie sonst. Ich schaute in den Spiegel und schon wieder sah ich das meine Haare ihre Farbe geändert haben. Sie waren jetzt lila nicht mehr blau.
Ich sollte Grace mal fragen, ob sie weiß was es damit auf sich hat. Allein wenn ich an sie denke werden meine Wangen rot. Jetzt bemerkte ich erst das die Farbe intensiver wurde. Wie geht das? Ich muss das Grace unbedingt fragen wenn sie wieder da ist. Wann kommt sie eigentlich wieder?
Ich zuckte zusammen als plötzlich jemand an die Tür klopfte.
"Alles in Ordnung Selene? Du bist schon ziemlich lang da drin." Ohne einordnen zu können wer es war antwortete ich der Männerstimme.
"Ja mir geht 's gut. Ich komm gleich raus."
"Okay. Aber beeil dich Grace müsste gleich wieder kommen."
Als die Männerstimme Grace erwähnte lief ich wieder rot an. Warum eigentlich? Ich habe sie doch nur einmal geküsst. "Anscheinend einmal zu oft" sagte ich leise zu mir selbst.
"Und wir wollten noch etwas mit dir besprechen." Als er das sagte öffnete ich die Badezimmertür. Gegenüber der Badezimmertür lehnte der Vater.
Er sah mich an, bloß diesmal wurde mir nicht unwohl. Anscheinend stocherte er nicht in meinem Kopf rum. Was ich sehr gut fand, weil meine Gedanken nicht geordnet waren und meine Erinnerungen von vorhin (was mindestens eine Stunde her sein musste) wieder hervor kamen.
"Wie gesagt wollten wir mit dir sprechen. Am besten noch bevor Grace zurück ist." Erst jetzt viel mir auf was er für eine weiche Stimme hatte. Der man stundenlang zu hören könnte. Diese Stimme passte gar nicht zu seinem Körperbau.
"Selene könnten wir bitte erst mal reden bevor du dich über die Stimme meines Vaters den Kopf zerreißt." rief mir der Bruder aus dem Wohnzimmer zu. Während ich zu ihm sah bemerkte ich auch Ezra der seinen Blick, so wie vorhin, unverändert auf mich richtete.
"Na los schon Grace kommt in zehn Minuten wieder und das was wir dir jetzt sagen werden ist nicht für ihre Ohren bestimmt."
Kapitel 4
"Also was wolltet ihr mir sagen?"
"Wir wollen dir sagen was du bist."
"Wie mir sagen was ich bin? Ich bin eine 16-jährige Highschoolschülerin."
"Nein das bist du eben nicht. Du bist zwar eine Highschoolschülerin aber auch noch etwas anderes. Ich weiß jetzt nicht wie ich dir das erklären soll." "Versuch es doch mich kann sowieso nichts mehr überraschen."
"Das glaub ich eher weniger. Ehm. Also...Vater kannst du bitte übernehmen?"
"Ja. Es ist wohl, denk ich mal, besser wenn ich das erkläre" er wendete sich mir zu.
"Erstmal möchte ich uns beide vorstellen. Wir sind, wie dir Grace bereits gesagt hat, Bruder und Vater von ihr. Ich bin ihr Vater, Aaron Lachance. Und das ist mein Sohn, Ethan Lachance." Erst jetzt fällt mir auf das die beiden eigentlich gleich alt aussehen. Wie können das Vater und Sohn sein?
"Du fragst dich jetzt sicherlich wie wir Vater und Sohn sein können, obwohl wir gleich aussehen, stimmt 's?"
"Ja ganz genau. Woher..." Dann viel mir wieder ein, die beiden konnten ja Gedanken lesen.
"Der Grund warum wir gleich alt aussehen ist, dass wir ab dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr nicht mehr altern. Dies ist ein Fluch wie gleichzeitig auch ein Segen."
Ich starrte ihn ratlos an "Was daran ist bitte ein Fluch?"
"Das ist eine Frage die wirklich jeder stellt der neu in unsere Sippschaft aufgenommen wird. 'Was ist so schlecht daran unsterblich zu sein' oder 'Warum freut ihr euch nicht darüber das ihr unsterblich seit'. Das ist ganz einfach zu beantworten: alle fünf Jahre muss man seine sterblichen Freunde verlassen und umziehen ansonsten würde auffallen das wir nicht altern. Und wir überleben all die sterblichen was meistens sehr schmerzhaft ist." Er unterbrach kurz und sah Ethan an. Was ihn dazu brachte aufzustehen und zu schauen ob Grace schon in Sichtweite war.
Diese kurze Pause nutzte ich um Aaron einige Fragen zu stellen, während Ezra immer noch seelenruhig neben ihm saß.
"Du sagtest ja am Anfang das diese Frage jeder stellt der in eure Sippschaft aufgenommen wird. Heißt das ich wurde in eure Sippschaft aufgenommen?"
"Ja das ist eine Sache die ich dir sagen wollte. Das heißt aber nicht das du ein Vampir bist. Du bist nämlich etwas anderes. Jetzt kommt das was ich dir schon am Anfang habe sagen wollen also höre mir genau zu. Du bist die letzte noch lebende weibliche Gestaltwandlerin."
"Warte mal. Wie bitte? Waaaaas?! Ich bin eine Gestaltwandlerin? Ja na klar und gleich kommt ihr mir noch damit das es Einhörner gibt und ihr, die Vampire, auf ihnen reitet." Ich habe eindeutig zu viel Oblivion gespielt, schüttelte diesen Gedanken aber sofort wieder ab weil er einfach nicht dazu gehörte.
"Einhörner gibt es wirklich aber nur noch sehr wenige. Wir reiten aber nicht auf ihnen. Das macht niemand. Dafür sind sie viel zu wild. Allein ihr Horn ist so spitz wie ein geschärfter Dolch." Rief Ethan mir von der Tür zu. Mein Mund klappte mir runter.
"Ach ja Vater, Grace nähert sich du müsstest dich langsam mal beeilen wenn du ihr noch was zu sagen hast."
"Da hast du recht Ethan. Eins ist da noch Selene." Er sah mir jetzt direkt in die Augen. Ich musste mich anstrengen nicht weg zu sehen.
"Gestaltwandler können auch unsterblich werden aber dafür gibt es eine Bedingung. Gestaltwandler müssen sich vor ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahr verlieben und zwar so das die Liebe zwischen dem Partner und in dem Fall dir unsterblich ist. Dies ist die Bedingung wie du unsterblich werden kannst. Wenn du es denn wissen wolltest."
"Also heißt das wenn ich unsterblich werden wollte müsste ich mich unsterblich in eine Person verlieben und diese Person müsste sich dann auch unsterblich in mich verlieben. Hab ich das richtig verstanden?" fragte ich Aaron.
"Ja du hast es richtig verstanden."
"Nur mal so 'ne Frage nebenbei. Ist es egal ob die Person in die ich mich unsterblich verliebe eine Person meines...Geschlechts ist?" fragte ich ihn verlegen.
"Ehm...also, ich weiß nicht. Das war vorher noch nie der Fall gewesen, aber ich denke mal schon das das bei einem gleichgeschlechtlichen Partner genauso geht."
"Okay, gut weil ich sehr wahrscheinlich schon verliebt bin." Als ich das sagte kam Grace zur Tür rein. Ich war mir nicht sicher ob sie es gehört hat, aber sie lächelte mich an. Ich lächelte zurück.
"Also ich denke sie weiß jetzt alles was sie wissen muss. Wir könnten jetzt gehen Vater, oder?" fragte Ethan seinen Vater.
"Ja ich glaube das ist eine gute Idee. Mister Devil bleiben sie noch hier oder..."
"Mister Devil geht mit ihnen!" rief ich dazwischen, weil ich nicht wollte das er auch nur eine Sekunde länger bliebe als er sollte.
"Okay. Na dann Mister Devil lassen sie uns gehen. Grace kommst du mit?"
"Ich glaube ich sollte mitkommen. Also..."
"Du kannst ruhig noch hier bleiben. Ich hab mit dir noch was zu klären." sie drehte sich zu mir um. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten aber ich glaube sie war erleichtert.
"Also bleibst du noch hier, Grace?"
"Ja Vater ich bleibe noch hier."
"Du kannst von mir aus auch über Nacht bleiben da ja morgen keine Schule ist." sagte ich zu Grace und versuchte gleichzeitig ihren Vater davon zu überzeugen.
"Darf ich Vater?"
"Ja Grace du darfst falls du das ganze Wochenende bleibst sag mir dann einfach Bescheid."
"Ja mach ich. Also bis morgen oder später Vater."
"Grace geh du schon mal hoch in mein Zimmer und mach 's dir bequem. Ich bring noch deinen Vater und deinen Bruder raus." Was mir in diesem Augenblick erst auffiel Mr Devil war schon weg.
"Okay ich geh dann hoch." sagte Grace und ging nach oben. Ich schaute ihr hinterher.
"Also wenn ich Sie bitten darf, nach Ihnen." sagte ich so höflich wie möglich und zeigte auf die Tür.
"Wir gehen ja schon." sagte Aaron. Ich hielt ihnen die Tür auf und wartete bis sie raus und außer Reichweite gegangen sind. Dann machte ich die Tür zu und ging hoch.
Kapitel 5
Oben angekommen bin ich gleich in mein Zimmer gegangen. Aber wo war Grace? Sie war nicht da.
"Grace? Wo bist du?"
"Ich bin hier hinten." rief es leise aus dem Arbeitszimmer.
Ich ging hinter und sie war tatsächlich dort. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und beobachtete sie wie sie die Bilder von mir und meinen Eltern betrachtete.
"Ich war lange nicht mehr bei dir und trotzdem hat sich nicht viel verändert. Wann war noch das letzte mal als ich hier war?" "Das letzte mal war vor zwei Jahren. Dann verschwanden meine Eltern spurlos. Du bist die erste seit zwei Jahren die überhaupt in diese Etage gehen darf, nach mir natürlich." ich lächelte aber sie lächelte nicht zurück.
"Stimmt das war auch der Grund warum du solange in der Schule gefehlt hast. Ich hab dich vermisst, weist du. Als du dann wieder kamst warst du nicht mehr dieselbe. Du hast niemanden in deine Nähe gelassen. Du hast viel durchgemacht, dass hat man dir angesehen."
Während sie das sagte kamen ihr Tränen in die Augen, woraufhin mir auch Tränen kamen.
"Ich bringe dich zum weinen. Obwohl, ich heul ja selbst."
"Stimmt doch gar nicht ich habe nur was in die Augen bekommen. Lass uns das Thema jetzt bitte nicht weiter vertiefen. Komm jetzt mit in mein Zimmer ich hab ja vorhin gesagt, ich hab mit dir noch was zu klären."
"Okay ich geh nur noch schnell ins Bad."
"Gut ich warte dann in meinem Zimmer."
Ich wandte mich ab und ging in mein Zimmer. Ich warf mich auf das Bett und überlegte was ich ihr eigentlich sagen wollte. Scheiße, ich hatte es vergessen. In dem Moment als mir das bewusst wurde kam Grace rein und setzte sich in den Sitzsack.
Ich musste mich mit meinem Kopf ans Fußende legen um sie direkt ansehen zu können.
"So, was wolltest du mit mir klären?" sie schaute mich gespannt an.
"Ehm also...eigentlich wollte ich nur das du hier bei mir bleibst."
"Mehr nicht? Na dann kann ich ja wieder gehen." sagte sie und wollte grade aufstehen als ich sie festhielt. Sie lächelte.
"Du glaubst doch wohl nicht das ich jetzt gehe." Ich lief rot an. Man warum muss ich mich auch so kindisch verhalten.
"Hey, warum bist du denn aufeinmal so rot. Hast du etwa Fieber?" Sie hielt ihre Hand an meine Stirn. Obwohl ihre Hand eiskalt war wurde mir warm, richtig warm.
"Du brennst ja fast, weist du was da hilft?" Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und plötzlich ohne das ich damit gerechnet hatte küsste sie mich.
"Na ist dir schon kälter?" Ich sah sie an auch sie war rot angelaufen.
"Nein." sagte ich kurz und knapp und diesmal küsste ich sie.
"Aber anscheinend hast du dich bei mir angesteckt." sagte ich und lächelte sie an.
"Warum sitzt du eigentlich im Sitzsack? Hier oben bei mir ist es wesentlich wärmer." sagte ich mit einem verschmitztem Lächeln. Dann stand sie auf und kam zu mir ins Bett.
"Ich glaube die Frage ob du im Gästezimmer oder hier bei mir schläfst wäre dann auch erledigt."
Ohne was zu sagen küsste sie mich wieder. Ich spürte etwas auf meinen Lippen und öffnete sie leicht. Kurz danach spürte ich ihre Zunge die liebevoll mit meiner spielte.
Als Grace wieder zurück ging sagte ich nur "Also schläfst du im Gästezimmer." ich lachte.
Anscheinend fand sie das nicht so witzig denn sie schaute mich entgeistert an.
"War doch nur Spaß. Natürlich kannst du mit bei mir schlafen, vorrausgesetzt dich stört es nicht wenn ich in Unterwäsche schlafe."
"Ob mich das stört. Hmm naja ich denke mal nicht, aber was soll ich denn anziehen?"
"Wir werden schon was finden aber wie wäre's damit, erstmal 'ne Kleinigkeit zu essen?" Genau in dem Moment als ich das Essen erwähnte knurrte auch schon ihr Magen.
"Ich glaube das wäre eine gute Idee."
Ich hatte für uns beide eine Tiefkülpizza in den Ofen geschmissen. Während sie immer noch in meinem Zimmer auf meinem Bett saß, zumindest vermutete ich das.
Während die Tiefkühlpizza im Ofen schmorrte hatte ich Zeit zum nachdenken.
Warum hatte ich solche Gefühle für Grace? Empfand sie wirklich das selbe für mich? Oh man, natürlich Selene sonst hätte sie dich doch nicht geküsst. Oder will sie vielleicht nur mit mir spielen?
Das zerbricht mir alles den Kopf. Ich kann nicht mehr klar denken. Gerade als ich in meine Gedanken vertieft war, klingelte die Eieruhr die ich für die Pizza gestellt hatte.
Ich stand auf, da ich es mir auf einem Stuhl bequem gemacht hatte, und versuchte die Pizza, mit sehr viel Ungeschick, auf einen Teller zu befördern. Nur so am Rande sie wäre mir fast dreimal runtergefallen. Nachdem ich es dann endlich gemeistert hatte, ging ich mit der Pizza, in meiner Rechten, und einer großen Flasche Wasser, in meiner Linken, wieder nach oben in mein Zimmer.
Als ich oben angekommen war und gerade meine Zimmertür öffnen wollte hörte ich Geräusche die aus dem Arbeitszimmer kamen. Das konnte doch wohl nich Grace gewesen sein, oder etwa doch? Vorhin ist sie ja auch ohne Erlaubnis dort reingegangen.
Ich ging in mein Zimmer und stellte dort den Teller und das Trinken ab.
Verdammt was ist wenn sie meine geheime Sammlung... Ein Schrei. Oh oh, ob sie meine Sammlung gefunden hatte?
Ich ging schnellstmöglich in das Arbeitszimmer und sah Grace vor mir die ängstlich in eines der Bücherregale schaute. Ich folgte ihrem Blick und...konnte einfach nicht anders als lauthals los zu lachen.
Grace sah mich böse an. "Selene! Das ist nicht witzig!" sagte sie zu mir.
"Das ist extrem lustig. Du schreist auf wie ein kleines Mädchen und dann ist da nur eine kleine Spinne. Ich dachte schon du hättest etwas anderes gefunden."
Bevor ich nachdenken konnte waren die Worte auch schon aus meinem Mund. Grace sah mich verwirrt an und sagte dann "Gibt es etwa Dinge die du mir verheimlichts? Vielleicht eine kleine Sammlung Schmud..." sagte sie mit einer so verführerischen Stimme das ich ihr fast verfallen wäre, aber nur fast.
Stattdessen unterbrach ich sie "Grace, ich bitte dich. Ich bin doch kein Kerl. Ich brauch solche Heftchen nicht." und wieder lachte ich los diesmal stimmte Grace mit ein.
Dies hielt aber nur kurz an, denn Grace scheinte sich wieder an die Situation zu erinnern in der sie zu diesem Zeitpunkt war.
"Ehm Selene? Wärst du bitte so freundlich?" sie zeigte mit ihrem Finger auf die Spinne.
"Hmmm da muss ich mal überlegen. Was springt für mich dafür raus?" sagte ich mit einem leicht verschmitztem Lächeln doch sie sah mich nur böse an.
Och manno ich hatte eine andere Reaktion erwartet, dachte ich und ging etwas enttäuscht auf das Regal zu, nahm ein Buch und legte es auf die Spinne.
Ich hörte wie Grace hinter mir leicht aufatmete. Ich drehte mich um und sie stand genau vor mir. Nur ein Stück näher und unsere Lippen hätten sich getroffen.
"Wollen wir da weitermachen wo wir vorhin aufgehört haben?" sagte sie und ich konnte ihren Atem auf meinen Lippen spüren.
Mir wurde heiß, verdammt heiß. Ich drehte meinen Kopf weg. "W-wie w-wäre es d-damit erstmal zu e-essen." Warum zur Hölle stotterte ich jetzt und warum ist mir das so verdammt peinlich???
Sie ging etwas von mir weg. Ich kühlte mich schon leicht wieder ab.
"Hast recht nicht, dass das Essen noch kalt wird. Was gibt's überhaupt?"
"Pi-pizza."
"Ich geh dann schon mal vor. Du kannst ja deine Sammlung nochmal verstecken die ich zuuuuufälligerweise gefunden habe." sagte sie mit einem zwinkern und ließ mich mit einem geschockten Gesichtsausdruck zurück. Ohne auch nur darüber nachzudenken ging ich zu dem Aktenschrank wo meine Sammlung drin versteckt war.
Es war noch alles unverändert. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten an der Tür lehnen. Ich wandte meinen Kopf langsam zur Tür und da stand sie.
Mir entfuhr ein leises "Verdammt!" Sie lächelte einfach nur und kam auf mich zu. Erst jetzt bemerkte ich das sie sich umgezogen hatte.
Naja was heißt umgezogen, sie hatte nur noch ihre Unterwäsche an...heute Nacht nicht mehr. Was denke ich mir da nur?!?
Ich wandte den Blick ab und tat so als würde ich irgendwas in dem Aktenschrank suchen.
Jetzt stand sie wieder genau neben mir. Ich spürte die Wärme die von ihrem Körper ausging und ein leichtes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit.
"Also hast du deine Sammlung in dem Aktenschrank." Diese Aussage klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage.
"J-ja h-hab ich, a-aber b-bitte sag niemanden d-das ich das sa-sammle."
Während ich das sagte konnte ich einfach nicht zu ihr schauen, ansonsten wäre mir noch heißer geworden.
"Warum sollte ich irgendjemandem sagen das du japanische Lesben-Comics liest?" flüsterte sie mir ins Ohr. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie noch näher gekommen ist.
Doch diesmal konnte ich mich kontrollieren, drehte mich zu ihr um und sah ihr in die Augen. In diese himmelblauen Augen.
"Das sind keine Comics. Das nennt man Manga. Und das sind keine Lesben-Manga sondern Yuri-Manga."
"Wo liegt darin der Unterschied? Also zwischen Mangas und Comics? Wird doch beides gezeichnet. Nur das Herkunftsland ist unterschiedlich, oder irre ich mich da?"
Verdammt ich musste Grace recht geben. Ich nickte nur.
"Na also. Wie sieht's denn jetzt eigentlich mit dem Essen aus? Na komm, nicht das es noch kalt wird." Sie nahm mich bei der Hand und führte mich in mein Zimmer. Wir ließen das Arbeitszimmer so wie es war.
Als wir in meinem Zimmer angekommen sind, konnte ich einfach nicht anders als zu fragen: "Wollen wir etwa auf dem Bett essen? Es wäre doch praktischer wenn wir uns an den Schreibtisch..." doch sie brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen.
Sie drückte mich langsam auf das Bett, immer noch spürte ich ihre Lippen auf meinen, und ihre Zunge die mit meiner spielte. Sie wurde immer fordernder und leidenschaftlicher.
Ich wusste gar nicht wie mir geschah und schon lag ich unter ihr auf dem Bett. Ich konnte merken wie mein Blut langsam in meinen Kopf stieg. Dann ließ sie von mir ab und lächelte mich an.
Sie hatte so ein wunderschönes Lächeln. Dieses Lächeln wollte ich eigentlich nicht unterbrechen, aber sie kam mir mit ihrem Kopf wieder näher. Ihre Haare fielen mir ins Gesicht und jetzt kam ich ihr näher. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen ab. Jetzt küsste ich sie. Leidenschaftlich und hungrig nach mehr. Ich war hungrig nach ihr und wenn es nur für eine Nacht war.
