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Matchball

One Shot Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hab ich mich während des Schreibens voll eingerostet gefühlt. :') In diesem One Shot sind dafür so viele Eindrücke und persönliche Ansichten verarbeitet, über die ich in den letzten Wochen wieder intensiv habe nachdenken müssen, dass ich mich fast schon schlecht fühle, das alles auf die armen Jungs abgewälzt zu haben. Zumal ich das Gefühl habe, als wäre Noya mir total misslungen, weil ich ihn als Ventil missbraucht habe. orz Aber lässt sich auch nicht mehr ändern. Jedenfalls werden Leute, die mich gut kennen (*hust*Jasmin*hust*), bestimmt die ein oder andere Sache wiedererkennen. xD Komplett anzeigen

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Lift (Tanaka/Nishinoya)

Dass Tanaka und Nishinoya sich in der Pause unter dem großen, alten Baum in einer kaum besuchten Ecke des Pausenhofes trafen und gemeinsam zu Mittag aßen, war bereits an ihrem ersten gemeinsamen Schultag zu einem Ritual geworden. Mittlerweile waren die meisten ihrer Abläufe so eingespielt und von den beiden verinnerlicht, dass selbst ihre Teamkameraden sie manches Mal damit aufzogen. Nishinoya war immer der Erste von ihnen der eintraf, und das lag nicht nur daran, dass Tanakas Lehrer grundsätzlich etwas später den Unterricht beendeten oder dass Nishinoya in einen Sprint ausbrach, sobald er das Gebäude verlassen hatte (er würde gerne schon bei Verlassen des Raumes losrennen, aber dafür hatte er bereits mehr als ein Dutzend Verwarnungen kassiert, also benahm er sich lieber).

Ganz häufig versuchte Tanaka vor der Pause noch, sich mit Mädchen zu verabreden, wobei »verabreden« vermutlich das falsche Wort dafür war und selbst »reden« noch wie eine maßlose Übertreibung schien. Es war nicht so, dass ihm die Stimme versagte, wenn er mit Mädchen sprach, oder gar dass er vor lauter Angst keinen Ton herausbekam. Vielmehr lag es daran, dass er unverständliche Phrasen und zusammenhangslose Sätze vor sich hin brabbelte, sodass die meisten Damen gar nicht verstanden, worum es ihm ging und ihn einfach stehen ließen. Nishinoya tat es leid, dass sein Freund keine Erfolge verbuchen konnte, aber sie beide hatten sich mit der Zeit daran gewöhnt. Gut, Tanaka hatte sich ungern an die routinemäßige Abfuhr vor dem Mittagessen gewöhnt, aber es lag ja von vornherein nicht an mangelndem Engagement von seiner Seite, also reichte es eigentlich, wenn Nishinoya ihm gut zusprach, ein Päckchen Milch ausgab und das Gespräch in eine andere Richtung lenkte.

Nur heute war es irgendwie anders als sonst. Heute dauerte es fast zehn Minuten, bis Tanaka zu ihm stieß, und als er es endlich tat, hatte er die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und sah aus, als hätte man ihm soeben mitgeteilt, dass seine Großmutter gestorben war. Nishinoya versuchte, seinen knurrenden Magen auszublenden – er wartete immer auf Tanaka, ganz gleich wie hungrig er war – und warf dem anderen einen fragenden Blick zu, sowie dieser ihn ansah.

»Sorry, Noya-san«, nuschelte Tanaka kleinlaut und hob halbherzig die Hand zum Gruß, ehe er sich neben seinen Freund ins Gras fallen ließ. Bevor Nishinoya sich davon abhalten konnte, verzog er das Gesicht, doch zu seinem Glück war Tanaka mehr damit beschäftigt, sein Essen auszupacken, als ihn anzusehen. So schlimm war es noch nie gewesen, und wenn er ehrlich war, wusste Nishinoya nicht, ob seine üblichen Aufmunterungsmethoden diesmal helfen würden. Etwas anderes blieb ihm aber erst einmal nicht übrig, also seufzte er lautlos, griff ebenfalls nach seinem Essen und begann ihr Gespräch auf die gleiche Art wie sonst auch.

»Haben sie dich wieder stehen gelassen? Du weißt, dass du darauf nichts geben musst, Ryuu.«

Darauf schwieg Tanaka zunächst, und hätte Nishinoya nicht ohnehin schon bemerkt, dass etwas anders war als sonst, wäre es ihm spätestens jetzt aufgefallen. Tanaka war niemals still. Wobei, richtiger wäre: er war niemals still, wenn Nishinoya ihn nach den Details seiner Abfuhr fragte. Für gewöhnlich erklärte er ihm genau, was geschehen war, mit jedem peinlichen Satz seinerseits und inklusive der Anzahl der Augenpaare, die ihn skeptisch gemustert hatten. Tanaka war dann laut und empört und weinte bittere Tränen, die aber nur in den Augen schmerzten und nicht im Herzen. Tanaka durfte in solchen Situationen nicht still sein, damit wusste er nicht umzugehen.

Eine gefühlte Ewigkeit später – es waren knapp zwölf Sekunden; Nishinoya hatte im Kopf mitgezählt, um sich zu beschäftigen – schüttelte Tanaka kurz den Kopf.

»Nein, haben sie nicht«, setzte er an. »Das wäre ja noch menschlich gewesen.«

»Inwiefern?«, fragte Nishinoya und bereute es sofort. Zwar hörte er sich Tanakas vermeintliche Liebestragödien immer geduldig an, doch das bedeutete nicht, dass er ihm damit auch weiterhelfen konnte. Wenn die Kränkung wirklich tief saß, war Nishinoya sich unschlüssig, wie er am besten damit umzugehen hatte. Umso erleichterter war er, als Tanaka erst noch eine Weile schwieg und sich sammelte, obwohl ihn die Warterei fast in den Wahnsinn trieb.

»Diesmal haben sie mich ausgelacht«, antwortete Tanaka irgendwann, ohne ihn anzusehen.

Das ging ja noch. Sein Freund verfügte über eine beachtliche Portion an Selbstbewusstsein, da dürfte ihn ein lausiger Kommentar nicht aus der Bahn werfen.

»Haben gefragt, was ich mir überhaupt einbilden würde, jeden Tag ein anderes Mädchen zu belästigen.«

Gut, vermutlich ging er dem weiblichen Teil ihrer Schule damit schon ein wenig auf die Nerven. In gewisser Weise konnte Nishinoya das nachvollziehen, auch wenn sie das sicher netter hätten ausdrücken können.

»Und dass ich es gar nicht verdienen würde, dass eine von ihnen mit mir ausgeht«, fuhr Tanaka mit einem so niedergeschlagenem Ausdruck in den Augen fort, dass Nishinoya unwillkürlich ein Laut zwischen Knurren und Zähneknirschen entwich. Von da an blendete er die Stimme seines Freundes aus, wollte nicht wissen, welche gemeinen, an den Haaren herbeigezogenen Dinge Tanaka sich hatte anhören müssen, oder wie schrecklich es sich angefühlt hatte, zurückgewiesen zu werden.

Nishinoya wollte nicht hören, wie man seinem Freund – den er für den warmherzigsten, liebenswertesten, witzigsten Menschen auf dem gesamten Planeten hielt –, das Lächeln aus dem Gesicht gestohlen hatte. Sonst würde er nämlich irgendwann jemanden anzünden müssen, und diese Seite von ihm (von der er nicht einmal wusste, woher sie kam oder wo sie sich die meiste Zeit über verbarg) vertrug sich so gar nicht mit dem gutgelaunten Optimisten, der er für gewöhnlich war.

»Alles Unsinn«, begann er aus Reflex, ohne wirklich zu wissen, wie er fortfahren wollte. Es passierte nicht oft, dass Nishinoya die Worte fehlten, auch wenn das in diesem Fall zum Teil daran liegen mochte, dass er von vornherein nicht richtig zugehört hatte. Hastig steckte er sich einen großen Bissen Hähnchen in den Mund und kaute bestimmt, aber langsam darauf herum, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen.

Mit all der kalten Wut im Bauch, die nur immer weiter zunahm je mehr er über eine Antwort nachdachte, fiel es ihm jedoch schwer, des Fleisch herunter zu schlucken, geschweige denn, sich eine ordentliche Erwiderung zurechtzulegen. Er musste wohl so wütend aussehen, wie er sich fühlte, denn Tanaka schaute nun vielmehr besorgt als niedergeschlagen aus.

»Noya-san? Alles in Ordnung?«

Trotz aller Proteste seines Magens zwang er sich, den mittlerweile geschmacklosen Klumpen in seinem Mund zu schlucken. Gerne hätte er etwas getrunken, doch dafür blieb ihm in seiner Empörung keine Zeit.

»Nichts ist in Ordnung! Was fällt denen eigentlich ein?!«

Für einen kurzen Moment vergaß Tanaka, dass er eigentlich traurig war und starrte sein Gegenüber stattdessen verwirrt an.

»Eh?«

Nishinoya konnte sich gerade davon abhalten, mit den Augen zu rollen.

»Was die dir da für einen Mist einreden wollen, von wegen, du hättest keine Freundin verdient!«

Für ihn war das gleichbedeutend mit der haltlosen Behauptung, Tanaka hätte keine Form von Zuneigung verdient. Bei jedem anderen hätte er daran vielleicht noch einen ernsthaften Gedanken verschwendet, aber für ihn war Tanaka einer der Menschen, die alles Glück und alle Liebe der Welt verdient hatten. Deswegen musste er sich auch zurückhalten, nicht vor lauter Frustration zu schreien, als der andere nur betrübt den Kopf hängen ließ.

»Ganz Unrecht haben sie damit nicht.«

Als er dabei zusah, wie Tanaka lustlos mit den Essstäbchen in seinem Essen herumstocherte, war mit einem Mal auch ihm der Appetit vergangen. Nie hätte Nishinoya gedacht, dass er sich seinem besten Freund gegenüber einmal so hilflos fühlen würde. Wobei es nicht nur Hilflosigkeit war, die da in ihm köchelte. Er mochte es nicht, wenn seine Freunde sich selbst bemitleideten oder gar schlecht von sich redeten. Solche Dinge machten ihn als lebensfrohen Optimisten, der nach jeder Niederlage aufzustehen und weiterzugehen wusste, unglaublich wütend und trafen im Regelfall nur auf Unverständnis, ganz gleich wie sehr er sich bemühte, ihren Standpunkt nachzuvollziehen.

Aber Tanaka war ihm so wichtig, wie vermutlich kein zweiter Mensch, also wollte er sich Mühe geben, verständnisvoll zu sein. Selbst mit der leisen Stimme im Kopf, die ihm zuflüsterte, dass er das ohnehin nicht schaffen würde.

»Übertreibst du nicht ein wenig?«

Jeder andere Mensch hätte die Frage vermutlich nicht so aufgefasst, wie Nishinoya sie gemeint hatte. Aber er und Tanaka kannten sich in- und auswendig, also schwieg Tanaka erst einmal, legte ein wenig verwirrt den Kopf schief und wartete, dass sein Freund fortfuhr. Auch, wenn er daran, wie Nishinoya unbewusst die Stirn in Falten legte, erkennen konnte, dass die folgenden Worte vermutlich nicht das sein würden, was er in diesem Moment gerne hören würde.

»Eigentlich hast du doch nicht einmal richtiges Interesse an den Mädchen als Individuen.« Nishinoya zögerte erst noch, wurde aber mit der Zeit sicherer. »Du sagst immer nur, dass du eine Freundin willst, aber nicht, dass du mit einer bestimmten zusammen sein willst, weil du irgendwelche tieferen Gefühle für sie hegst.«

Und eigentlich dürfte er sich darüber gar nicht so aufregen. Eigentlich wusste Nishinoya, dass die Art, wie er auf diese Situation reagierte, ein wenig überzogen und für seine vermeintliche Position als bester Freund unpassend war. Aber er war auch schon vor einiger Zeit zu der Erkenntnis gelangt, dass es für ihn mehr als bloße Freundschaft war, und aufopferungsvolle Phrasen wie »Solange Ryuu glücklich ist, ist mir egal, mit wem« passten so gar nicht zu ihm.

Gerade deswegen hielt er sich in diesem Moment vermutlich auch nicht zurück, achtete nicht mehr auf seine Wortwahl und sprach genau das aus, was er dachte, ohne vorher zu überlegen, ob er sich angebracht verhielt oder nicht.

»Weißt du überhaupt, wie die Schnepfe heißt, die dich hat abblitzen lassen?«

Die für Nishinoya sehr untypische Wortwahl und sein patziger Unterton ließen Tanaka perplex die Augenbrauen hochziehen. Irgendwas an dem Gesichtsausdruck seines Freundes überraschte ihn so sehr, dass er nicht einmal dazu kam, sich zu rechtfertigen.

»Wenn's passieren soll, passiert es«, fuhr Nishinoya indes ungerührt vor, die Arme vor der Brust verschränkt und energisch mit dem Kopf nickend. »Du musst dir doch nicht immer freiwillig einen Korb geben lassen, das hast du nicht nötig.«

Wenn Tanaka das anders sah, sagte er es zumindest nicht. Stattdessen stellte er sein Mittagessen beiseite, schlang die Arme um seine nun angewinkelten Beine und richtete den Blick gen Himmel.

»Aber findest du es nicht auch einsam manchmal?«

Der ihm fremde Unterton in Tanakas Stimme ließ Nishinoya aufhorchen und alles bereuen, das bisher aus seinem Mund gekommen war.

»Wie, einsam?«

Nishinoya hatte sich in seinem Leben bisher vor gar nichts gefürchtet, also konnte er nur vermuten, dass sein plötzliches Unwohlsein daher rührte, dass er Angst vor Tanakas Antwort hatte. Wie gebannt starrte er dessen Profil an und wartete darauf, dass er fortfuhr.

»Na, wenn du abends kurz vorm Schlafen noch im Bett liegst und einfach mit jemandem reden willst. Erzählen willst, wie dein Tag war, oder einfach nur zuhören willst, oder meinetwegen auch nur mit jemandem zusammen schweigen willst.«

Bei dem sehnsüchtigen Funkeln, das für einen kurzen Augenblick in Tanakas Augen trat, zog sich ihm der Magen zusammen. Beiläufig stellte er sein Mittagessen beiseite, ohne seinen Blick vom anderen abzuwenden.

»Oder wenn das Letzte, das du vorm Schlafen hörst, ist, wie viel du einem anderen Menschen bedeutest.«

»Du kannst auch einfach mich anrufen«, erwiderte Nishinoya mich flacher Stimme, ohne wirklich über seine Worte nachzudenken. Bevor er jedoch eine hastige, gelogene Erklärung hinzufügen konnte, sah Tanaka ihn erstaunt an.

»Oh, stimmt. Das ginge«, meinte dieser nach einigem Überlegen zufrieden. Nishinoya hatte erwartet, ein empörtes ›Das ist nicht das Gleiche!‹ zu hören, und dass dem nicht so war, ließ ihn unwillkürlich lächeln. Als Tanaka in einen Schneidersitz wechselte und nachdenklich die Arme vor der Brust verschränkte, fühlte Nishinoya, wie ihm leichter ums Herz wurde. Die Art, wie sie jetzt wieder miteinander umgingen, hatte etwas Vertrautes, sodass es fast schon so war, als hätte es die letzten paar Minuten nie gegeben.

»Wobei wir sowieso fast den ganzen Tag miteinander verbringen. Viel Neues gäbe es da nicht zu bereden«, gab Tanaka nach einer Weile zu bedenken, doch Nishinoya schnalzte darauf nur mit der Zunge und erwiderte fast schon beleidigt: »Glaubst du ernsthaft, uns würden die Gesprächsthemen ausgehen?«

»Stimmt auch wieder.«

Und dann lachte Tanaka. Laut und fröhlich und genau so, wie Nishinoya es kannte und liebte. Er konnte gar nicht sagen, wie froh er war, dieses vertraute Geräusch wieder zu hören. Für einen kurzen Moment dachte er, dass alles wieder in Ordnung wäre, bis:

»Aber verübeln kann man es ihnen nicht.«

Nishinoya ahnte, in welche Richtung das ging. Innerlich jede ihm bekannte Gottheit anflehend, konnte er nur hoffen, dass Tanaka von nun an schwieg, dass er einfach hinunterschluckte, was er noch sagen wollte, und das obwohl er nichts lieber hörte als die Stimme seines Freundes. Aber natürlich war sein Hoffen vergebens.

»Was sollten sie auch mit mir wollen? Es gibt Millionen bessere Kerle da draußen.«

Auch wenn er wusste, dass Tanaka das vermutlich nur im Scherz gesagt hatte, einfach als Abschluss für dieses Thema, konnte Nishinoya nicht anders, als wütend das Gesicht zu verziehen und den anderen mit so intensivem Blick zu mustern, dass er fast fürchtete, einer von ihnen würde in Flammen aufgehen.

»Jedes Mädchen, das dir keine Chance gibt, ist selbst schuld.«

Es tat ihm in den Ohren weh, wie bitter Tanaka bei seinen nächsten Worten klang.

»Natürlich sagst du das, Noya-san, schließlich sind wir Freu—«

»Auch wenn wir keine Freunde wären«, unterbrach er ihn mit Nachdruck, während er seinen Oberkörper ein bisschen mehr in Tanakas Richtung drehte, um ohne Schwierigkeiten den Blickkontakt zu ihm zu halten.

»Die wissen doch gar nicht zu schätzen, was sie an dir hätten. Du bist begeisterungsfähig, loyal und kümmerst dich so sehr um deine Freunde. Überleg mal, wenn ich irgendwann mal nachts vor deiner Haustür auftauchen würde, mit fremdem Blut überströmt und mit einem Messer in der Hand, wäre dir egal, was ich wem angetan hätte. Vermutlich würdest du mich in eine Decke einwickeln und verstecken, wenn die Polizei vorbeikäme.« Sowie Tanaka verwirrt die Stirn in Falten lag, fügte er hinzu: »Die wüssten natürlich, dass sie mich bei dir finden, weil wo würde ich sonst zuerst hinlaufen? Aber auch das würdest du mir verzeihen.«

Nishinoya wartete ein wenig, bis sein Gegenüber die Bedeutung hinter seinen Worten registriert hatte, zum einen, um zu beobachten, wie sich seine Wangen kaum merklich rot färbten, und zum anderen, um seinem Herz, das wie wild in seiner Brust schlug, Zeit zu geben, sich zu beruhigen.

»Weißt du eigentlich, wie stolz ich darauf bin, einen besten Freund wie dich zu haben, der niemals aufgibt und auf den ich mich immer verlassen kann?«

Peinlich berührt wandte Tanaka den Kopf ab, wollte sich nicht ansehen lassen, dass er nicht wusste, ob er vor Rührung weinen oder vor Scham im Erdboden versinken sollte. Aber Nishinoya hatte sich so viel Mut angeredet, dass er ihm noch eine weitere Sache sagen wollte.

»Ich könnte mir keinen besseren Partner wünschen«, gestand er mit einer Stimme, die so leise war, dass Tanaka sie nur verstand, weil er ein überdurchschnittlich gutes Gehör besaß.

»Partner im Sinne von«, er schluckte, wusste nicht, wohin er gucken sollte, »Liebespartner?«

»Ja.« Voller Überzeugung verschränkte Nishinoya die Arme vor der Brust, schloss die Augen und nickte eifrig. Für etwa drei Sekunden. Dann bemerkte er, was er da eigentlich gesagt hatte, riss die Augen wieder auf und sah seinen Freund unbeholfen lächelnd an. »O-oh. Das klang jetzt unheimlich, oder? Entschuldige.«

Eilig schüttelte Tanaka den Kopf, vielleicht ein wenig zu eilig, aber er konnte es nicht ertragen, den anderen so verunsichert vor sich sitzen zu sehen. Es passte einfach nicht zu ihm.

»Quatsch! Mit einem Partner wie dir könnte ich mich echt glücklich schätzen!«

Ohne groß darüber nachzudenken, setzte Tanaka zu seiner Erklärung an.

»Wir verstehen uns ja nicht umsonst so gut. Du bist der zuverlässigste, ehrlichste Mensch, den ich kenne, und mit niemandem sonst kann ich so viel Spaß haben. Ich weiß nicht mal, ob ich bei irgendwem sonst so sehr ich selbst sein kann wie bei dir.«

Er stockte, überlegte nun doch kurz. Bei seinen nächsten Worten wurde Tanakas Gesichtsausdruck entspannter, sanfter.

»Du hörst dir seit wir uns kennen mein Gejammer an und erwartest nichts im Gegenzug. Wenn irgendeines der Mädchen, das ich nach einem Date gefragt habe, auch nur ansatzweise so wäre wie du, wäre ich vermutlich der glücklichste Mann auf der Welt.«

Darauf schwiegen sie beide, wagten es nicht, dem jeweils anderen in die Augen zu sehen. Eine Weile rutschten sie nervös umher und beschäftigten sich mit anderen Dingen; Tanaka fummelte am Saum seiner Schuluniform und Nishinoya wechselte alle paar Sekunden seine Sitzposition. Irgendwann hielt Tanaka es allerdings nicht mehr aus.

»Noya-san?«

»Hm?«

Nishinoya neigte seinen Kopf in Tanakas Richtung, sah ihn aber nicht an. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, die Stimme seines Freundes über sein laut pochendes Herz hinweg überhaupt zu verstehen.

»Ich glaube, von nun an werde ich mittags nicht mehr zu spät kommen.«

»Gut.«

Nishinoyas Stimme klang heiser, und keiner von beiden wusste ob vor Glück oder weil er versuchte, Tränen zurückzuhalten. Er traute sich nicht, in Tanakas Richtung zu gucken, aber er vermutete, dass es ihm ähnlich ging. Sie saßen noch einige Augenblicke schweigend und beschämt nebeneinander, beide mit hochroten Köpfen, bis Tanaka schließlich vorsichtig nach Nishinoyas Hand griff. Zunächst zögerte er, doch dann drückte er leicht und konnte sein erleichtertes Aufseufzen, als Nishinoya es ihm gleichtat, nicht unterdrücken.

»Ich… ruf dich dann heute Abend an?«, flüsterte Tanaka unsicher, hoffnungsvoll, und obwohl Nishinoya diese Tonlage nicht von ihm kannte, gefiel sie ihm in diesem Moment sehr.

»K-klingt gut, ja.«

Um sein leichtes Stottern zu überspielen – und, weil er es wollte –, verschlang Nishinoya ihre Finger miteinander. Sie schafften es immer noch nicht, einander in die Augen zu sehen, aber dafür wurde das Lächeln auf ihren Gesichtern immer breiter. Auch den Rest des Tages würden sie sehr viel weniger sprechen, als es sonst der Fall war, aber das störte beide nicht. Schließlich würden sie von nun an vorm Schlafen noch genug Möglichkeiten haben, die Stimme des anderen zu hören.

Choking (Ushijima/Oikawa)

Die Luft in Ushijimas Zimmer war stickig, fühlte sich an, als würde sie in den Lungenflügeln kleben bleiben und lebenswichtige Körperfunktionen einschränken. Jeder Atemzug kostete Überwindung, war schwerfälliger als der vorherige und stellte sich als einer der Kraftakte heraus, die man nur bewältigen konnte, wenn man Sportler war. Dennoch atmete Oikawa tief ein – nahm hinter all der inhaltslosen, warmen Luft noch schwach einen ihm vertrauten Geruch wahr – und schloss kurz die Augen, weil ihm blitzende Sterne die Sicht erschwerten.

Sobald das unangenehme Schwindelgefühl abgeklungen war, öffnete er die Augen wieder und ließ seinen Blick schweifen. Ushijimas Zimmer war spärlich eingerichtet, aber alles andere hätte ihn auch überrascht. Die Möbel waren einfarbig, entweder schwarz oder weiß gehalten, und selbst nach all den Malen, die er bereits hier gewesen war, konnte er die Anzahl der ansatzweise persönlichen Gegenstände an einer Hand abzählen. Momentan war das Fenster geschlossen, vermutlich um die heiße Sommerluft fernzuhalten, doch Oikawa war sich sicher, dass es bei ihnen schwüler war, als draußen. Durch die Jalousienschlitze fiel Sonnenlicht in schmalen Strahlen auf den Zimmerboden und eine Wand, tauchte die einfarbige Einrichtung in ein kräftiges Orange.

Obwohl er gelegentlich auf die Uhr auf Ushijimas Schreibtisch blickte, hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Auch seine Sinne gehorchten ihm nicht so gut wie sonst, was zum einen daran liegen konnte, dass er in den letzten Stunden zu wenig getrunken hatte, aber zum anderen auch daran, dass die Hand in seinem Nacken, die unbestimmte Muster auf seine verschwitzte Haut zeichnete, beinahe seine volle Aufmerksam in Anspruch nahm.

»Hast du dir je gedacht, dass wir einfach hiermit aufhören sollten?«, fragte Oikawa irgendwann in die drückende Stille hinein, nicht überrascht, wie heiser und brüchig seine Stimme klang. Sie hatten beide in den letzten Stunden nicht geredet, wenn überhaupt gestöhnt und atemlos geflüstert. Er hatte diese Frage schon oft gestellt, besonders in Momenten wie diesen, in denen sie zusammen im Bett lagen, sein Kopf auf Ushijimas Brust gebettet (weil ihn sein Herzschlag beruhigte, aber das würde er niemals zugeben), die langen Finger des anderen in seinen braunen Haaren vergraben.

Ushijimas Antwort fiel immer gleich aus; er zog träge an den weichen Strähnen, ehe er ihm mit kreisenden Bewegungen die Kopfhaut massierte. Mit Worten antwortete er ihm nie, weil er anders als Oikawa nicht wusste, wie man richtig mit ihnen umging. Aber dass er niemals eine zufriedenstellende Antwort bekam, war nichts, das Oikawa wirklich verstimmte, denn er wusste selbst nicht einmal genau, was er mit ›hiermit‹ überhaupt meinte.
 

Es hielt ihn allerdings nicht davon ab, diese Frage zu stellen, immer und immer wieder. Für gewöhnlich war es fast schon lächerlich einfach für Oikawa, andere Menschen zu verstehen. Mit nur einem geübten Blick herauszufinden, was sie dachten oder wie sie sich fühlten, herauszufiltern, wo ihre Stärken und Schwächen lagen, ob nun auf dem Spielfeld oder im alltäglichen Leben. Oikawas hervorragende Menschenkenntnis hatte dazu geführt, dass er sich in so gut wie jeder Situation sicher fühlte, weil er insgeheim wusste, dass die Kontrolle in seiner Hand lag.

Bei Ushijima gab es dieses eigene Gefühl von Sicherheit nicht, denn er war der einzige Mensch, dessen Handlungen er noch nie hatte nachvollziehen können. Er hatte es versucht, seit sie das erste Mal aufeinandergetroffen waren, und war stets gescheitert. Wenn er mit Ushijima zusammen war, musste er sich auf das fremde Gefühl von Geborgenheit verlassen, das er nur bei ihm spürte, aber das ihm gleichzeitig so unbekannt war, dass er nicht wusste, ob er ihm trauen konnte oder nicht.

Oikawa war ein misstrauischer Mensch, wenn es um neue, ihm unbekannte Dinge ging, also genoss er seine Beziehung – oder was auch immer da zwischen ihm und Ushijima war – mit Vorsicht und Distanz. Zumindest war das sein Plan gewesen, ehe er haltlos gefallen war und nun nicht mehr wusste, wie er ohne die Berührungen des anderen überhaupt funktionieren sollte. Es machte ihm Angst; von der Existenz eines anderen Menschen abhängig zu sein, war etwas, das er nie gewollt hatte. Nicht zu wissen, wie wichtig die eigene Existenz für diesen Menschen war, fühlte sich jedoch an, als würde man ihm die Luft zum Atmen rauben. Als würden sich lange, starke Finger nicht in braunem Haar verfangen, sondern um einen schlanken Hals legen und so fest zudrücken, dass man nur die Augen schließen und aufgeben konnte.
 

Vielleicht wäre alles anderes gelaufen, wenn Oikawa damals in seinem letzten Jahr in Kitagawa Daiichi nicht nach ihrem Match auf Ushijima getroffen wäre. Obwohl er den Best Setter Award gewonnen hatte und unglaublich stolz darauf war, fühlte er sich dennoch nicht so, als würde er die Turnierhalle als Sieger verlassen. Die Niederlage gegen Ushijimas Team saß zu tief, schmerzte zu sehr, als dass ihn die Auszeichnung hätte trösten können.

Als er seinem neu gefundenen Rivalen im Gang begegnete, fühlte sein Körper sich mit einem Mal furchtbar schwer an. Wie gebannt starrte er Ushijima an, all seine Muskeln gespannt und die Augen vor Schreck aufgerissen. Er wollte schreien, toben, weinen und ihm am liebsten die eingerahmte Auszeichnung in seiner Hand entgegenwerfen, die nur noch nicht aus seiner Hand geglitten war, weil sein Körper dafür zu angespannt war. Letzten Endes tat Oikawa nichts von alledem, wusste nicht einmal, auf welche Weise er Ushijima überhaupt ansah.

Sein erster Impuls, als Ushijima zögernd auf ihn zukam, war, die Flucht zu ergreifen. Doch er bewegte sich keinen Zentimeter, sondern sah ihn einfach nur an. Scheinbar ratlos blieb Ushijima mit etwa einer Armlänge Entfernung vor Oikawa stehen, hielt seinen Blick und hob irgendwann die Hand. Für einen wahnwitzigen Moment dachte Oikawa sogar, er würde ihn schlagen, obwohl die bloße Annahme vollkommen haltlos war. Dennoch zuckte er erschrocken zusammen, als er eine große Hand auf seinem Kopf spürte, die unsicher durch seine Haare strich.

»Gutes Spiel«, murmelte Ushijima kaum hörbar, und wenn Oikawa auf etwas anderes hätte achten können, als auf sein laut pochendes Herz, hätte er bemerkt, dass seine Wangen sich rot gefärbt hatten. Doch er hatte ihren Blickkontakt längst unterbrochen, fixierte den Boden zwischen Ushijimas Füßen und überlegte beinahe panisch, wie er darauf antworten sollte.

»Nächstes Mal besiegen wir euch«, kündigte er mit viel zu lauter Stimme an, nachdem der andere schon wieder weitergegangen war. Seine Stimme klang fremd, als sie an den hohen Wänden abprallte, und wie erwartet erhielt er darauf keine Antwort. Zwischen all den Fragen und dem Chaos in seinem Kopf war der einzig klare Gedanke, wie warm sich Ushijimas Hand auf seinen Haaren angefühlt hatte.
 

Danach waren sie sich immer wieder über den Weg gelaufen. Es waren nach außen hin zufällig scheinende Begegnungen gewesen, doch vielleicht hatte Oikawa sie provoziert, indem er sich absichtlich an Orten aufgehalten hatte, von denen er wusste, dass Ushijima sie häufig besuchte. Ihre zweite offizielle Begegnung als Kapitäne ihrer jeweiligen Teams war jedoch beim Inter High Vorentscheid gewesen. Nach ihrer Niederlage war Oikawa noch eine Weile allein in ihrer Umkleide geblieben, hatte gewartet, bis die Tränen soweit versiegt waren, dass er unaufmerksamere Menschen mit einem Lächeln täuschen konnte. Als er den Raum verließ und nach Hause gehen wollte, lehnte Ushijima an der gegenüberliegenden Wand, so als hätte er geduldig auf ihn gewartet.

Doch Oikawa wollte ihn jetzt nicht sehen, nicht so kurz nach seiner Niederlage. Er rührte sich nicht, sah den anderen nur ausdruckslos an. Auch Ushijima sagte nichts; natürlich nicht. Das Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, war anders als sonst und bereitete Oikawa Unbehagen. Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, und bevor er sich davon abhalten konnte, fing er an zu lachen. Es war ein gehässiges, mitleidiges Lachen, von dem er unter normalen Umständen nie gedacht hätte, dass er dazu fähig war.

»Bist du gekommen, um mich auszulachen, Ushiwaka-chan?«

Die Frage war unfair, das wusste er. Ushijima würde weder ihn noch irgendeinen anderen Gegner jemals für eine Niederlage auslachen, aber in diesem Moment wollte Oikawa nicht fair sein. Vielleicht wollte er, dass der andere sich genauso schlecht fühlte, wie er selbst, aber nicht einmal das konnte er mit Gewissheit sagen. Ushijima hingegen kniff die Augenbrauen zusammen und musterte ihn mit festem Blick, obwohl Oikawa ihm ansah, dass er mit der Situation fast schon überfordert war.

»Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen.«

Darauf lachte Oikawa wieder, verzweifelter diesmal. Es schüttelte seinen Körper so sehr, dass er sich auf seinen Knien abstützen musste. Einige Augenblicke später blickte er auf und warf seinem Gegenüber einen undefinierbaren Blick zu.

»Seit wann interessiert uns denn, was der andere will?«

Oikawa bereute seine Worte, sowie er sah, wie sich Ushijimas Augen erstaunt weiteten. Mit einem Mal wollte er nur noch weg, doch der andere stieß sich kraftvoll von der Wand ab und war mit wenigen langen Schritten bei ihm. Vielleicht hatte er bemerkt, dass Oikawas Augen immer noch rot waren und dass seinem Blick die übliche Sicherheit fehlte. Vielleicht wollte er ihn auch einfach nur zum Schweigen bringen.

Was auch immer seine Gründe waren, sie wurden bedeutungslos, als er Oikawa an sich zog und fest umschlossen hielt. Zuerst wollte Oikawa sich aus seinem Griff befreien, doch als er merkte, dass in seinen Augen wieder Tränen brannten, vergrub er mit einem frustrierten Laut den Kopf in Ushijimas Brust. Er atmete tief ein, schloss die Augen und konzentrierte sich nicht auf sich, sondern auf die Arme um seinen Oberkörper, die sichere Wärme und den vertrauten Geruch. Er wusste nicht, wie lange sie dort gestanden hatten, doch irgendwann konnte er die Worte nicht mehr zurückhalten.

»Hast du dir je gedacht, dass wir einfach hiermit aufhören sollten?«

Oikawa hatte nicht die Kraft, seine Stimme zu heben, sondern murmelte seine Frage nur leise in Ushijimas Jacke. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt ausgesprochen oder nur gedacht hatte, geschweige denn, ob Ushijima sie gehört hatte. Mit Sicherheit konnte er nur sagen, dass er wieder keine Antwort erhielt.
 

Als Ushijima ihn nach seiner Niederlage gegen Karasuno im Gang traf, konnte er keine getrockneten Tränen auf Oikawas Gesicht erkennen. Das Einzige, das er hinter dem aufgesetzten Lächeln des anderen sehen konnte, waren Reue, Trauer und das Wissen, sein Ziel nicht erreicht zu haben. Ushijima wusste nicht einmal, wie er mit seinen eigenen Gefühlen umgehen sollte, also konnte er mit einem emotionalen Menschen wie Oikawa generell schlecht umgehen. Noch viel schlechter, wenn er ihn eigentlich trösten sollte und nicht wusste, wie das ging.

Sie standen sich eine Weile gegenüber und sahen einander nicht in die Augen, berührten sich nicht, weil sie nicht alleine waren und ihre Beziehung nicht klar genug abgesteckt war, als dass einer von beiden dem anderen hätte näher kommen können.

»Ich wollte endlich gegen dich gewinnen.«

Oikawas Stimme klang leer, obwohl sie voll war von nicht eingehaltenen Versprechen. Seine Brust zog sich zusammen, als Ushijima klar wurde, dass er ihm nicht helfen konnte.

»Beim nächsten Mal«, brachte er zwischen gepressten Lippen hervor, und Oikawa fragte sich, warum die einzigen Worte, die der andere in solchen Momenten herausbekam, immer Lügen waren. Oikawa hielt seinen Blick immer noch gesenkt, wartete verzweifelt darauf, dass die Menschen um sie herum verschwanden, auch wenn es sich so anfühlte, als würden es nur immer mehr werden.

»Hast du dir je gedacht, dass wir einfach hiermit aufhören sollten?«, fragte er trotzdem irgendwann laut, damit Ushijima ihn auch über den Lärm hinweg hören konnte. Als er auch nach fast einer halben Minute keine Antwort erhielt, sah er auf und stellte bitter lächelnd fest, dass Ushijima nicht mehr da war.
 

Oikawa hatte gewusst, dass es nur zwei Antworten auf seine Frage gab. Entweder, Ushijima schwieg eisern, sodass er irgendwann das Thema wechselte und alles wie zuvor blieb. Das war der übliche Ablauf; das, womit Oikawa rechnete. Doch es gab auch eine andere Möglichkeit, nämlich dass Ushijima ihm endlich eine eindeutige Antwort präsentierte und danach für immer aus seinem Leben verschwand.

Es war ungewöhnlich, dass sie bei Oikawa Zuhause waren, aber nachdem sie sich zufällig über den Weg gelaufen waren – zumindest so zufällig, wie Oikawa es hatte aussehen lassen wollen –, war es zu ihm einfach näher gewesen. Die Sonne ging gerade unter, spendete aber immer noch genug Wärme, um die Luft in seinem Zimmer auf ihren nackten Oberkörper heiß und stickig zu machen. Oikawa zog Ushijima mit sich aufs Bett, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihnen die Lippen wund. Er hatte gelernt, den Sommer zu hassen, denn er nahm ihm genauso den Atem wie Ushijima.

Als es sich wieder so anfühlte, als würden lange Finger sich um seinen Hals legen, schob Oikawa den anderen von sich und schnappte nach Atem. Einige Augenblicke starrten sie sich nur an, mit einer Mischung aus Verlangen und Unverbindlichkeit, die Oikawa fast die Galle hoch trieb. Seine nächsten Worte waren ein zittriges Flüstern, das zu lange in der trägen Luft stand.

»Hast du dir je gedacht, dass wir einfach hiermit aufhören sollten?«

Es war keine Frage mehr, sondern eine Entscheidung, vor die Oikawa ihn stellte, und noch während die Worte seine Lippen verließen wusste er, dass alles zwischen ihnen zu einem Ende gekommen war. Ushijimas Augen weiteten sich, und Oikawa konnte sich nur vorstellen, wie in die Enge getrieben er sich fühlen musste. Für einen kurzen Moment schien es so, als wolle er einfach weitermachen, so als hätte er ihn nicht gehört. Doch dann atmete Ushijima einmal tief durch, stand auf und griff nach seinem Shirt, das er noch vor wenigen Minuten achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. Er zog sich an, ohne ein weiteres Wort zu sagen oder ihn noch einmal anzusehen und verschwand dann.

Erst, als die Tür ins Schloss fiel, realisierte Oikawa, was geschehen war. Er versuchte, wieder Atem zu schöpfen, konnte aber sein Lachen nicht unterdrückten. Oikawa lachte, laut und unkontrolliert und mit Tränen in den Augen, bis es ihm die Kehle zuschnürte.
 

Aber Oikawa wollte nicht, dass es endete. Aufgeben lag nicht in seiner Natur, schon gar nicht, wenn er so viel Zeit, Energie und Gefühle in eine Sache investiert hatte. Also machte er sich am nächsten Abend auf den Weg, um Ushijima direkt nach seinem Training abzufangen, obwohl sein Atem flacher wurde, je näher er Shiratorizawa kam. Er wartete fast eine halbe Stunde am Eingangstor der Schule darauf, dass der Volleyballclub sein Training beendete, und nutze diese Zeit, um sich ein wenig zu beruhigen.

Doch sobald er Ushijima und die anderen ausmachen konnte, wie sie sorglos über den leeren Hof auf ihn zukamen, war der Kloß im Hals wieder da, wollte sein Körper wieder die Flucht ergreifen. Er zwang sich mit aller Kraft, stattdessen noch ein paar Schritte auf die kleine Gruppe zuzugehen.

»Wakatoshi!«, rief Oikawa und hoffte, dass die Lautstärke seine Unsicherheit überspielen konnte. Es war das erste Mal, dass er den anderen nur beim Vornamen rief, aber es fühlte sich richtig an. Er ließ sich nicht durch die Anwesenheit der anderen Spieler einschüchtern, sondern reckte sein Kinn ein wenig in die Höhe und sah Ushijima versucht furchtlos an.

»Was macht denn Oikawa hier?« Goshiki verzog das Gesicht und schnalzte mit der Zunge, während Tendou Ushijima einen Arm um die Schulter legte und ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. »Uuh, ist er extra wegen dir hierher gekommen, Wakatoshi-kun~?«

Ushijima ignorierte den neckenden Unterton, schob Tendous Arm beiseite und beschleunigte seinen Schritt. Etwa zwei Meter von Oikawa entfernt blieb er stehen und sah ihn eine Weile ratlos an.

»Was willst du hier?«, fragte er irgendwann leise, ohne dabei anklagend oder überrascht zu klingen. Oikawa hätte ihn am liebsten angeschrien und geschüttelt, um ihm eine emotionalere Reaktion zu entlocken, doch dafür hätte er die Distanz zwischen ihnen verringern müssen, und dazu war er momentan nicht in der Lage.

Stattdessen ballte er die Hände zu Fäusten und funkelte ihn wütend an.

»Sag mir, was wir hier eigentlich machen! Ist das für dich nur ein Zeitvertreib, oder ist es in Ordnung, wenn ich ernsthafte Gefühle in diese Beziehung investiere?«, verlangte er mit fester Stimme und blendete alles um sie herum aus. Ushijima schaute ihn fast schon erschrocken an, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Oikawa Schuldgefühle, weil er ihn einer Situation aussetzte, mit der er vermutlich nicht umzugehen wusste. Dann dachte er an den letzten Abend, dachte daran, wie er so lange gelacht hatte, bis er nicht mehr hatte atmen können, und schon waren die Schuldgefühle vergessen.

»Ich kann das nicht mehr. Was auch immer es ist.«

Fast schon hilflos mit den Händen gestikulierend, suchte Oikawa nach Worten, um ihm verständlich zu machen, worum es ihm ging.

»Wenn du nicht bei mir bist, fehlt mir die Luft zum Atmen, und wenn ich bei dir bin, fühlt es sich an, als würde mich jemand erwürgen«, erklärte er mit heiserer Stimme, aus der man mit Leichtigkeit seine Unsicherheit heraushören konnte. Oikawa schloss kurz die Augen, holte so tief Luft, wie es ihm möglich war, und schaute den anderen dann wieder direkt an.

»Sag mir doch endlich, was ich für dich bin.«

Aber Ushijima konnte es nicht sagen, hatte es noch nie gekonnt, und mittlerweile war Oikawa auch egal, ob er es jemals können würde. Er hatte ihm mitgeteilt, was ihm seit ihrer ersten Begegnung auf dem Herzen lag, und auch, wenn es zunächst kaum merklich war, konnte er jetzt ein weniger freier atmen. Er wartete noch ein paar Augenblicke auf Worte, von denen er wusste, dass er sie niemals zu hören bekommen würde, ehe er trocken auflachte.

Aber als er sich umdrehen und gehen wollte, griff Ushijima ihn am Handgelenk und hielt ihn zurück. Bei jedem anderen Menschen hätte er reflexartig ausgeholt oder zumindest versucht, sich loszureißen. Doch Ushijimas Haut auf seiner hatte schon immer beruhigend auf ihn gewirkt, also sog er nur scharf die Luft ein, wandte sich ihm wieder zu und sah ihn herausfordernd an.

Ihm stockte kurz der Atem, als Ushijima seine Finger flüchtig an seinem Hals entlang nach oben gleiten ließ, ehe er sanft sein Kinn fasste und ihn an sich zog, um ihn zu küssen. Oikawa war so erschrocken, dass er vergaß, die Augen zu schließen, doch der Kuss war ohnehin so schnell wieder vorbei, wie er begonnen hatte. Das Rauschen in seinen Ohren übertönte die übermütigen Pfiffe der anderen Spieler, als Ushijima ihm ein schwaches, hoffnungsvolles Lächeln schenkte, seine Hand fest umschlossen hielt und ihn mit sich zog.

Sie schwiegen die ganze Zeit; auf dem Weg zu Ushijimas Haus, auf den Treppen hoch in sein Zimmer, als er Oikawa erst so fest umschlungen hielt, dass keiner mehr wusste, wessen Herzschlag zu welchem Körper gehörte, und auch, als Ushijima ihn in der stickigen Sommerhitze auf sein Bett drückte und seine klamme Haut mit federleichten Küssen übersäte. Vielleicht, dachte Oikawa später am Abend, als er seinen Kopf auf Ushijimas Brust gebettet hatte und dieser mit seinen Finger durch sein Haar fuhr, vielleicht funktionierte ihre Beziehung gerade weil Ushijima der Einzige war, der ihm die Luft zum Atmen nehmen konnte.

If I Had You (Kuroo/Bokuto)

Bokuto und Kuroo kannten sich seit mehr als zehn Jahren, und obwohl er nicht mehr wusste, an welchem Tag genau er in sein Leben getreten war, konnte Bokuto sich umso besser an die Umstände erinnern. Es war ein warmer Tag Anfang Mai gewesen, und an solchen Tagen – sofern es am Wochenende war – verließ er das Haus früh am Morgen und kam erst dann zurück, wenn die Sonne sich schon längst schlafen gelegt hatte. Er hatte das Glück, dass sein Haus nur acht Minuten Fußweg von einem Fluss entfernt lag – fünf Minuten, wenn er rannte, und Bokuto rannte immer –, also verbrachte er einen Großteil der warmen freien Tage dort. Obwohl er so gut wie immer mit anderen Kindern in seinem Alter spielte, gab es niemanden, mit dem er gut befreundet war, aber es reichte ihm, dass sie zusammen Piraten oder Abenteurer sein konnten. Auch, wenn er schnell vergaß, ob Ken-chan jetzt der Junge mit der Brille oder der Zahnlücke war.

Noch mehr als die Spiele mit anderen Kindern mochte Bokuto die seltenen Tage, an denen er fast allein war und nach Herzenslust toben und schreien konnte, ohne von seinen Spielkameraden schräg angeguckt zu werden. Es war an so einem Tag gewesen, dass er Kuroo das erste Mal getroffen hatte. Kuroo, den hageren Jungen mit windzerzausten schwarzen Haaren und einem so verschmitzten Grinsen, dass andere Kinder sich sofort eingeschüchtert fühlten. Er war sogar noch früher am Fluss als Bokuto und hockte am Ufer, den aufmerksamen Blick auf das klare Wasser gerichtet. Als er Bokuto bemerkt hatte, hatte er aufgesehen, ein schelmisches Blitzen in den Augen und ein selbstbewusstes Grinsen auf den Lippen. Bokuto hatte ihn sofort gemocht.

Er dachte gerne an diese Zeit zurück. Damals, als er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft mit jemandem geschlossen hatte. Damals, als Bokuto noch ein bisschen pummelig gewesen war für einen Jungen, der den ganzen Tag durch die Gegend rannte. Damals, als Kuroo noch kleiner gewesen war als er und sich mit jedem angelegt hatte, obwohl seine Arme kaum dicker waren als Streichhölzer und seine Schläge ungefähr so weh taten wie die von der dreijährigen Tochter der Freundin seiner Mutter, wenn man ihr das Lieblingsspielzeug wegnahm.

Damals, bevor Kuroos Familie weggezogen war und er nur noch gelegentlich mit ihm sprechen konnte, aber dafür über alles mögliche. Wie unverschämt teuer Süßigkeiten waren, welche Position beim Volleyball die coolste war, warum Mädchen ab einem bestimmten Altern anfingen, merkwürdig zu kichern, und wie es sich anfühlte, wenn man sich verliebte.

Bokuto hatte sich den Moment, in dem er realisierte, dass er verliebt war, seitdem immer ganz besonders ausgemalt. Er hatte immer gewollt, dass ihm langsam und schleichend klar wird, wie viel ein anderer Mensch ihm bedeutete. Er wollte subtile, süße Dinge, flüchtige Berührungen, die sein Herz dazu anspornten, einen Marathon in seiner Brust zu schlagen. Und wenn es dann soweit war, wenn er es endlich realisierte, dann wollte er Rosenblüten überall, rot und intensiv und duftend. Gut, die Rosenblüten waren erst vor geraumer Zeit dazugekommen, nachdem Bokuto angefangen hatte, Shoujo-Manga zu lesen. Deswegen war er sich auch eigentlich bewusst, wie unrealistisch dieser Wunsch war, aber das hielt ihn nicht davon ab, es sich dennoch auszumalen.

Dass dieser Moment jedoch eintrat, als er gerade auf dem Bett in seinem Zimmer lag und die Mix-CD hörte, die derzeit in ihrem Team herumgereicht wurde, war furchtbar desillusionierend für ihn. Zumal er kaum etwas von dem englischen Text verstand, den dieser ominöse Adam Lambert sang. Irgendwie fühlte es sich jedoch so an, als würde der werte Herr von Dingen singen, die er gut nachvollziehen konnte, also beschloss er, nach dem Songtext – und wenn möglich nach einer Übersetzung – zu suchen.

Doch als er nach seinem Handy griff, bemerkte er, dass Kuroo ihm vor einigen Minuten eine Nachricht bei Line geschickt hatte, und mit einem Mal machte alles Sinn. Bokuto starrte die Nachricht bestimmt eine ganze Minute lang an (es war einer der vielen Katzen-Sticker, die Kuroo über die Jahre hinweg bei Line angesammelt hatte), ehe er leise zu sich selbst murmelte.

»Scheiße, ich glaub ich bin verliebt.«

Er fand sich, zu seinem eigenen Erstaunen, schnell mit der Situation ab, wenngleich er immer noch ein wenig geknickt war, dass man ihn seiner idealistischen Rose beraubt hatte. Die Unterlippe zu einem leichten Schmollen vorgeschoben begann er, nach dem Songtext zu suchen. Als er ihn gefunden hatte und zum ersten Mal aufmerksam las, musste er lachen, weil es so gut zu passen schien. Lächelnd kopierte er eine kurze Passage und schickte sie Kuroo. Dessen Sticker ignorierte er; es war ohnehin nur eine jahrelange Floskel, die Kuroo benutzte, um ein Gespräch zu initiieren.

›But if I had you, that would be the only thing I'd ever need

Yeah if I had you, then money, fame and fortune never could compete

If I had you, life would be a party, it'd be ecstasy‹

Sekunden verstrichen in denen sein Lächeln sich allmählich zu einem Gesichtsausdruck wandelte, der von purem Horror sprach. Wie kam er eigentlich auf die bescheuerte Idee, Kuroo so etwas zu schicken? Würde er es ernst nehmen oder als Scherz abstempeln? Würde er überhaupt darauf antworten? Und warum machte er sich so viele Gedanken darüber, jetzt, wo er realisiert hatte, dass er verliebt war?

Bokuto zuckte zusammen, als das Handy in seiner Hand vibrierte, verzog aber umgehend genervt das Gesicht, als er Kuroos Nachricht las.

›verstehst du überhaupt, was das heißt?‹

Immer noch ein wenig missmutig tippte er seine Antwort, lächelte aber wieder, nachdem er sie abgeschickt hatte.

›o(`◇´)○‹

›wow, eine wütende eule, wie bedrohlich‹

Er wusste, dass Kuroo in diesem Moment grinste, vermutlich auf seinem Bett sitzend, und gespannt auf das wartete, das für gewöhnlich passierte, wenn einer den anderen antextete.

›Treffen?‹, tippte Bokuto, zufrieden damit, dass Kuroo nur einen Herzschlag brauchte, um ihm zu antworten.

›yo, komm vorbei‹
 

Erst, als Bokuto sich bereits auf dem Weg zu Kuroo befand, bemerkte er, dass ihm der andere gefehlt hatte. Mit einem Mal wurde ihm klar, wie sehr er sein Lächeln vermisste, das streng genommen mehr Grinsen als alles andere war, oder das Blitzen in seinen Augen, wenn er einen von Bokutos Spikes blocken konnte. Das warme Gefühl in seiner Magengegend, wenn Kuroo ihm eine Hand auf die Schulter legte, oder wie er sich nonchalant an ihn lehnte, wenn sie im Zug nebeneinander saßen.

Der Gedanke an all diese kleinen Dinge ließ sein Herz schneller schlagen und ihn seine Schritte noch einmal beschleunigen. Mittlerweile kannte er den Weg zu Kuroos Haus in und auswendig, und da seine Mutter ihn selbstverständlich nicht vergessen hatte, konnte er praktisch ein- und ausgehen, wie es ihm beliebte. Sie grüßte ihn kurz aus der Küche, als er eintrat und sofort auf die Stufen zusteuerte, die ein Stockwerk höher und somit zu Kuroos Zimmer führten. Bokuto nahm zwei Stufen auf einmal und öffnete die Zimmertür, ohne anzuklopfen.

Kuroo grüßte ihn mit einem selbstsicheren Grinsen und zeigte lässig auf seinen Laptop, aus dessen Lautsprechern leise das Lied von Adam Lambert klang, dessen Text Bokuto ihm zuvor geschickt hatte.

»Netter Song«, merkte er an und deutete mit dem Kopf auf den Platz neben sich auf seinem Bett. »Ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass du den Text nicht verstanden hast.«

Bereitwillig ließ Bokuto sich neben ihn aufs Bett fallen, sodass er flach auf dem Rücken lag und die Zimmerdecke anstarrte.

»Jetzt tu nicht so, als ob dein Englisch so viel besser wäre als meins«, maulte er gespielt beleidigt. Nur knapp konnte er ein glückliches Glucksen unterdrücken, als Kuroo wie selbstverständlich den Kopf auf seinen Bauch legte und ebenfalls die Decke betrachtete. Geduldig wartete er auf eine Antwort, doch sein Freund machte es sich nur ein wenig bequemer und begann nach einigen Augenblicken, prüfend auf Bokutos Bauch herumzudrücken.

»Du hast mehr Bauchmuskeln bekommen«, stellte er trocken fest, sodass Bokuto zunächst nicht wusste, ob das als Anschuldigung oder Kompliment gemeint war.

»Echt?«

Seine Stimme zitterte leicht, was zu einem Großteil daran lag, dass Kuroo sich nun auf seine Ellbogen gestützt und Bokutos Shirt hochgeschoben hatte, um die Muskeln des anderen genauer zu mustern.

»Jepp. Siehst du?«

Sein Finger glitt federleicht über Bokutos Haut, fuhr jede Erhebung nach. Das Lied war bereits zu Ende, und wenn Kuroo gehört hatte, wie er scharf die Luft einsog, zeigte er es zumindest nicht. Dafür war Bokuto aber seinerseits auch zu sehr mit seinen Hormonen beschäftigt, als dass er hätte bemerken können, wie sein Freund ihn aufmerksam auf dem Augenwinkel beobachtete.

Als Bokuto nicht antwortete, sondern nur peinlich berührt den Blick abwandte – eine Reaktion, die er noch nie hervorgerufen hatte und die deshalb umso interessanter war –, fuhr Kuroo scheinbar ungerührt fort.

»Wenn du noch attraktiver wirst, bist du der Erste von uns, der einen Freundin finden wird.«

Endlich reagierte Bokuto.

»W-was?!«

»Ich sagte, wenn du noch attraktiver wirs—«

»Das hab ich schon verstanden!«, unterbrach Bokuto ihn mit viel zu hoher Stimmer, die Kuroo zum Grinsen brachte.

Es war nicht das erste Mal, dass Kuroo mit ihm flirtete. Sie beide taten das manchmal, aus welchen Gründen auch immer, und früher hatten sie sich nicht viel dabei gedacht. Mittlerweile war die Grenze zwischen scherzhaft gemeinten Flirtversuchen und Ernst jedoch so sehr verschwommen, dass Bokuto mit jedem Wort merkte, wie sein Gesicht immer wärmer wurde.

So gerne er solche Komplimente auch hörte – vor allem von Kuroo –, so fand er es doch angebracht, die Grenzen wieder etwas klarer abzustecken. Das Letzte, was er wollte, war ihre Freundschaft zu gefährden, nur weil er Dinge sah, die nicht sein konnten.

»Wenn du mir weiterhin so schmeichelst, könnte das hier in eine ganz andere Richtung gehen«, warnte er, den Blick weiterhin auf alles gerichtet, das keine schwarzen Haare und viel zu aufmerksame Augen hatte. Auf der einen Seite versuchte er so, sein rotes Gesicht weniger auffällig zu machen, aber auf der anderen Seite wusste Bokuto auch nicht, ob er diese Worte überhaupt über die Lippen hätte bringen können, wenn er dabei in das viel zu attraktive Gesicht seines Freundes geblickt hätte.

»Oho~?« Kuroos Stimme war tief, fast wie ein Schnurren, und klang nicht ansatzweise so überrascht, wie es in dieser Situation angebracht gewesen wäre. Bokuto lief ein wohliger Schauer über den Rücken; etwas, wofür er sich gerne selbst geohrfeigt hätte.

»Und wenn ich das will?«

Bokuto ruckte seinen Kopf so heftig in Kuroos Richtung, dass es schmerzte, und starrte ihn fassungslos an. Erst jetzt fiel ihm das Grinsen auf, das der andere ihm schamlos präsentierte.

»Hast du etwa—«

»Darauf abgezielt, dich zu verführen? Möglich.«

Im ersten Moment blinzelte Bokuto nur verwirrt, brauchte eine Weile, bis er die ganze Situation greifen konnte. Schließlich brach er in schallendes Gelächter aus.

Scheiße, schoss es ihm durch den Kopf, und in diesen Dreckssack hab ich mich verliebt.

Kuroo wartete geduldig darauf, dass er sich wieder beruhigte, und vertrieb sich die Zeit derweil damit, unsichtbare Muster auf Bokutos nackten Bauch zu zeichnen.

»Hör auf zu lachen, sonst klingt es so, als würdest du mich auslachen«, beschwerte Kuroo sich halbherzig. Am Klang seiner Stimme – und an dem nun zufriedenen Grinsen auf seinem Gesicht – erkannte Bokuto leicht, dass er nicht wirklich beleidigt war. Dennoch versuchte er, sich zügig zu beruhigen.

»Ich freue mich einfach, lass mich«, erklärte er, während er sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischte und ebenfalls grinste. Kuroo ließ seine Hand auf Bokutos Bauch ruhen.

»Natürlich tust du das. Wer würde das auch nicht?«

»Selbstverliebter Blödmann.«

Bokuto lächelte und legte seine eigene Hand auf Kuroos. Als dessen Lächeln noch ein wenig breiter wurde, ahnte Bokuto, was er sagen würde – er hatte schließlich genug Shoujo-Manga gelesen.

»Aber dein selbstverliebter Blödmann«, verkündete Kuroo mit einer Selbstverständlichkeit, die Bokuto unsagbar glücklich machte. Als er ihre Finger miteinander verschlang, kam Bokuto zu dem Schluss, dass er auch ohne Rosenblüten leben konnte.

Ein Telefonat entfernt (Yaku/Sugawara)

Zu sagen, dass Sugawara und Yaku sich gut verstanden, war streng genommen eine Untertreibung sondergleichen. Obwohl sie auf unterschiedlichen Positionen spielten, nahmen sie in ihrer jeweiligen Teamdynamik den gleichen Platz ein. (Yaku hatte sich zwar insgeheim gefreut, als Lev ihn aus Versehen Mama genannt hatte, sah es aber als notwendig an, ihn dafür in den Hintern zu treten.) Sie hatten ähnliche Meinungen zu den meisten Dingen, und ab und an war es einfach angenehm, sich mit weitestgehend normalen Menschen zu unterhalten, wenn diese im eigenen Team Mangelware waren.

So hatten sie bereits nach ihrem ersten Match ihre Nummern ausgetauscht, auch wenn es eine Weile gedauert hatte, bis sie anfingen, sich zu schreiben. Vor allem Sugawara war sich nicht sicher, was und wie oft er schreiben sollte, also ließ er es aus Angst, zu aufdringlich zu wirken, vorerst bleiben. Bis er eines Abends nach dem Essen in sein Zimmer zurückkehrte, nach seinem Handy griff und eine Nachricht von Yaku vorfand.

›Mein Kouhai hat mich vorhin Mama genannt.‹

Sugawara musste lächeln und antwortete ohne zu zögern.

›Bitte sag mir, dass du ihn nicht getreten hast.‹

›Das kann ich leider nicht... (。◝‿◜。)‹

›Wie gemein~‹

Darauf schrieb Yaku erst einmal nichts mehr, und Sugawara wunderte sich, warum er darüber so enttäuscht war. Es dauerte mehr als fünf Minuten, in denen er einfach nur sein Handy anstarrte, ehe die nächste Nachricht kam.

›Können wir telefonieren?‹

Er war überrascht, freute sich jedoch gleichzeitig. Sugawara hatte schon immer lieber telefoniert, als dass er Nachrichten schrieb, obwohl er in diesem Fall auch mehr als bereit gewesen wäre, einen Kompromiss einzugehen. Ihm gefiel es einfach, die Stimmen seiner Freunde zu hören.

›Gerne.‹
 

Die beiden telefonierten sehr viel häufiger, als dass sie sich texteten. Ab und an schrieben sie tagsüber, wenn etwas Besonderes oder Lustiges geschehen war. Meistens hoben sie sich solche Geschichten jedoch für ihre Telefonate am Abend auf. Sugawara hatte festgestellt, dass es ihm unglaublich leicht fiel, mit Yaku über so gut wie alles zu sprechen. Einige Themen besprach er sogar lieber mit ihm als mit Daichi oder Asahi, was vermutlich daran lag, dass sie ähnlich dachten. Was auch immer es war, Sugawara hatte schnell gemerkt, dass er sich manchmal mehr auf ihre Telefonate freute als auf das Training mit seinem Team, und wenn er nicht so glücklich gewesen wäre, hätte er sich vielleicht Gedanken darüber gemacht, warum dem so war.
 

»Wir haben unser Match heute gewonnen.«

»Ich habe ehrlich gesagt nichts anderes von euch erwartet.«

»Wenn du das so sagst, werde ich noch rot.«
 

»Noya fragt die ganze Zeit, wann ihr wieder mal auf ein Match vorbeikommt, damit er erneut gegen dich antreten kann.«

Schweigen.

»Yaku-kun?«

»Entschuldige, ich musste mich kurz schütteln.«
 

»Kuroo hat sich heute so heftig an seiner Milch verschluckt, dass sie ihm zur Nase rausgespritzt ist. Yamamoto hat ein Foto geschossen, ich schick's dir nachher.«

»Oh Gott, der Arme.«

»Er hätte ja nicht so hastig trinken müssen.«

Sugawara überlegte kurz, ehe er antwortete. »Habe ich dir je von Daichi und der Perücke erzählt?«
 

»Gratulation zum Sieg!«

»Danke, die Jungs haben alles gegeben.«

»Nicht nur sie, du auch.«

»Ich habe sie doch nur angefeuert.«

»Das ist auch wichtig.« In der kurzen Pause, die folgte, konnte Sugawara bildlich vor sich sehen, wie Yaku die Stirn kraus zog. »Ich will dich als Setter spielen sehen.«
 

»Tut mir leid, dass ihr verloren habt.«

»Ist schon okay, danke.«

Yaku wusste, dass Sugawara ihre Niederlage vermutlich nur deswegen verschmerzen konnte, weil er endlich als Setter auf dem Feld hatte stehen und Seite an Seite mit seinem Team hatte antreten können, also wechselte er unauffällig das Thema.

Das war einer der Gründe, aus denen ihre Telefonate immer angenehm waren; sie verstanden einander, wussten, wann man ein Thema besser ruhen lassen und wann man genauer nachfragen sollte. Sugawara war so ein aufrichtiger Mensch, dass es leicht für Yaku war, seiner Stimme anzuhören, wie es ihm ging. Bei Nachrichten konnte man seine wahren Gefühle hinter Worten verbergen; deswegen war Yaku froh, dass sie telefonierten, anstatt zu texten. Es machte alles so viel einfacher.

Bis Sugawara ihn irgendwann nicht mehr von sich aus anrief und fast nur noch Textnachrichten schrieb.
 

›Bleiben du, Kuroo und Kai bis zu eurem Abschluss im Team, oder geht ihr früher?‹

Yaku hob eine Augenbraue – zum einen, weil er so lange keine Nachricht mehr bekommen hatte, und zum anderen, weil es sich anfühlte, als würde diese Frage nichts Gutes verheißen.

›Wir bleiben. Und ihr?‹

›Ich weiß es nicht.‹ Dann, nach kurzem Zögern. ›Macht es denn überhaupt einen Unterschied?‹
 

›Was macht man mit Krähen, die nicht mehr fliegen können?‹

›?‹

›Ihr Sinn besteht doch darin, dass sie fliegen. Wenn sie das nicht mehr können, zu welchem Zweck sind sie dann überhaupt noch am Leben?‹

Darauf wusste Yaku nicht zu antworten, schon gar nicht, ohne Sugawaras Stimme zu hören.

›Magst du reden?‹

Er wartete fast zehn Minuten auf eine Antwort, rang während des Wartens mehr als einmal mit sich, ob er nicht einfach anrufen sollte. Als er sie endlich erhielt, wurde ihm klar, dass Sugawara ihm nur deswegen schrieb, weil seine Stimme – das dumme, ehrliche Ding – sonst verraten würde, wie miserable er sich wirklich fühlte.

›Nein, schon gut. Danke.‹
 

Zu sagen, dass Yaku sich Sorgen um Sugawara machte, war eine Untertreibung sondergleichen. Es ging so weit, dass er nicht nur im Unterricht, sondern auch während des Trainings unkonzentriert war. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was seinen Freund bedrückte, auch wenn sie niemals direkt mit diesem Thema umgegangen waren.

Er wollte nichts mehr, als ihn aus seinem Tief herauszuholen, wusste jedoch nicht wie. Dachte er wirklich, Yaku würde nicht auffallen, wie deprimiert er in letzter Zeit klang? Oder war ihm das bewusst und der Grund, aus dem er ihm schrieb, war, dass er subtil um Hilfe bat?

Yaku seufzte, als er den Ball zum zigsten Mal an diesem Tag nicht ordentlich angenommen hatte und sein Coach ihm auftrug, zwei Runden durch die Halle zu laufen. Wenn das so weiterging, verlor er noch den Verstand.
 

Als Yaku am nächsten Mittag eine weitere Nachricht von Sugawara erhielt, fiel es ihm mit einem Mal unglaublich leicht, sich zu entscheiden.

›Wenn ich aufhören würde, Volleyball zu spielen, könnten wir trotzdem noch Freunde bleiben?‹

Er musste die Nachricht bestimmt ein halbes dutzend Mal lesen, ehe er ganz begriff, was vor sich ging. Für einen kurzen Moment war ihm furchtbar übel, doch er fing sich schnell, griff nach seiner Tasche und nahm eine kurze Sprachnachricht auf, weil er fürchtete, dass seine Finger zu sehr zittern würden, um eine Antwort zu tippen. Nachdem er sie abgeschickt hatte, machte er sich auf den Weg zu Kuroo um ihm zu sagen, dass er heute nicht zum Training erscheinen würde.

»Warte auf mich, ich bin unterwegs.«
 

Yaku hatte zwar eine ungefähre Vorstellung davon, wie er auf dem schnellsten Weg nach Karasuno kam, doch er war viel zu aufgewühlt, als dass er mit kühlem Kopf über seine Route hätte nachdenken können. Das erste Mal, dass er sich überhaupt Gedanken dazu machte, war nachdem er blindlings in den nächsten Zug gehechtet war. Als er endlich schwer atmend vor Karasunos Schultor ankam, war es bereits früher Abend.

Er war den ganzen Weg vom Bahnhof bis hierher gerannt und brauchte einige Zeit, bis sich seine Atmung wieder normalisiert hatte. In all den Stunden, die Yaku gebraucht hatte, um zu seinem Ziel zu gelangen, hatte Sugawara sich kein einziges Mal gemeldet, geschweige denn auf seine letzte Nachricht geantwortet. Die irrationale Angst, dass ihm in der Zwischenzeit etwas zugestoßen sein könnte, zog ihm den Magen mit jeder Minute, die verstrich, weiter zusammen. Erst, als er nach endlos langem Warten einige Gestalten erkennen konnte, die auf ihn zukamen, konnte Yaku ein wenig aufatmen.

Karasunos Volleyballclub kam einige Meter vor ihm zum Stehen, und für einen lächerlichen, kurzen Moment dachte Yaku, Sugawara würden Tränen in die Augen steigen, als er ihn erkannte. Ohne die Begrüßungen der anderen zu erwidern, ging Yaku auf ihn zu und griff entschlossen nach seiner Hand. Dann bedachte er den Rest des Teams mit einem ungerechtfertigt bösen Blick (besonders Nishinoya, der wie ein aufgeregter Welpe um ihn herumsprang und mit Fragen bombardierte), festigte seinen Griff, drehte sich wortlos um und zog Sugawara mit sich in die Richtung, aus der er gekommen war.
 

Obwohl Sugawara sicher war, dass Yaku ihn nicht anlügen würde, hatte er nicht erwartet, ihn an diesem Abend tatsächlich vor sich stehen zu sehen. Er war so perplex, dass er sich von ihm bestimmt fünf Minuten wortlos durch die Gegend schleifen ließ, ehe er erkannte, wohin Yaku ihn aller Wahrscheinlichkeit nach bringen wollte. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als Yaku tatsächlich am Ufer des Flusses stoppte, der durch ihre Stadt floss, und ihn auffordernd ansah. Im Licht der untergehenden Sonne fand Sugawara ihn ziemlich niedlich, wie er die Brauen zusammenzog und den Mund verzog, aber er würde sich davor hüten, ihm das zu sagen.

»Und jetzt rede mit mir.«

Gerade das war es, was Sugawara nicht wollte. Nicht mit Yaku. Nicht mit dem einen Menschen, der ihn sofort durchschauen würde, wenn er ihn anlog. Er überlegte fieberhaft, ehe sein Blick zufällig auf seine Hand fiel, die der andere immer noch fest umschlossen hielt.

»Yaku-kun, deine Hand...«, setzte er an, eine Mischung aus Überraschung und plötzlicher Schüchternheit in der Stimme, doch Yaku kümmerte sich nicht darum und sah ihn unverwandt an.

»Als ob ich dich jetzt loslasse. Nachher versuchst du wieder, mir aus dem Weg zu gehen.«

Obwohl Yaku nicht ansatzweise anklagend sondern schlichtweg besorgt klang, fühlte Sugawara sich schuldig. Unsicher legte er die Stirn in Falten, seine nächsten Worte nur ein Flüstern.

»Ich wollte dir nicht aus dem Weg gehen.«

Das war die Wahrheit, das hatte er wirklich nicht gewollt. Ihm hatten ihre Gespräche gefehlt, aber er hatte sich zu sehr davor gefürchtet, dass seine Stimme verraten würde, wie er sich wirklich fühlte.

»Aber von mir helfen lassen wolltest du dir auch nicht.«

Auf sein Schweigen seufzte Yaku nur schwer. Kurz überlegte er, wie er das, was er seinem Freund sagen wollte, am besten in Worte fassen konnte, ehe er auch nach seiner anderen Hand griff und sie leicht drückte.

»Du bist nicht überflüssig, Suga-kun«, sagte Yaku mit Nachdruck, die Stimme so aufrichtig und die Augen so voller Ernst, dass es Sugawara für einen Augenblick den Atem verschlug. So direkt hatte ihm das noch niemand gesagt, dabei war es vermutlich alles, was er hatte hören wollen. Als er sich wieder gefangen hatte, schaffte er es sogar, ein wenig zu lächeln.

»Ich weiß.«

»Tust du das?«

Yaku klang nicht überzeugt, aber das konnte er ihm nicht verübeln; er selbst hätte sich in diesem Moment auch nicht geglaubt. Allmählich fand Sugawara sich damit ab, dass er diesem Gespräch nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. Er wusste wirklich zu schätzen, was Yaku für ihn tat, auch wenn es zwangsläufig bedeutete, dass er sich aus seiner Wohlfühlzone wagen und sich Dingen stellen musste, vor denen er bisher davongerannt war. Etwas leichter ums Herz atmete er einmal kurz durch, bevor Yaku fortfuhr.

»So wie ich das sehe, bist du ein guter Setter. Du kennst dein Team und weißt, mit welchen Bällen sie am besten arbeiten können. Du kannst dich nicht mit Kageyama vergleichen, das Kind ist ein Monster.«

Sugawara konnte – trotz der Ernsthaftigkeit der Situation – nur mit viel Mühe ein Lachen zurückhalten. Zum einen, weil Yaku bei seinen letzten Worten das Gesicht so sehr verzogen hatte, wie er es sonst nur tat, wenn er von Lev sprach, und zum anderen, weil er Kageyama doch tatsächlich als Kind bezeichnet hatte.

»Ihr seid zwei unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Dingen, die euch ausmachen. Du bist genauso wichtig für das Team wie er.«

»Ich weiß. Das tue ich wirklich. Es ist nur«, Sugawara wandte den Blick gen Boden, als er nach den richtigen Worten suchte, »ich will als Setter wichtig für das Team sein. Das ist doch meine Aufgabe.«

Darauf war Yaku erst einmal still, dachte lange darüber nach. Nach einigen Sekunden begann er, abwesend mit seinen Daumen über die Handrücken des anderen zu streichen. Ob nun unbeabsichtigt oder aus der Annahme heraus, dass die Hände von Settern besonders sensibel waren und er ihn so beruhigen konnte, konnte Sugawara nur erahnen. Was auch immer Yakus Gründe waren, Sugawara wurde tatsächlich ruhiger. Und dass, obwohl sein Herz mit einem mal viel schneller schlug. Als Yaku schließlich kaum merklich nickte und ihm sanft die Hände drückte, meinte er sogar zu spüren, wie ihm mehr Blut als nötig ins Gesicht schoss.

»Vielleicht war das deine Aufgabe für die letzten zwei Jahre. Und Kageyamas Beitritt ist ein Zeichen dafür, dass du deine Aufgabe erfüllt hast und dich anderen Dingen widmen kannst.«

»Zum Beispiel?«, fragte er, den Kopf leicht schief gelegt. Yaku lächelte breit.

»Dich darum zu kümmern, dass das Team nicht auseinanderfällt.«

Sugawaras Augen weiteten sich vor Überraschung.

»Du merkst es vermutlich nicht einmal, aber wenn du eingewechselt wirst, fällt deinem Team ein Stein vom Herzen. Sogar eurem Captain.« Verschmitzt zwinkerte er ihm zu. »Weil du da bist, machen die anderen sich keine Sorgen. Ob als Setter oder nicht, du bist als Mitglied von Karasuno unersetzlich, Suga-kun.«

Es war nicht so, dass Sugawara nicht wusste, was er für sein Team leistete. Viel mehr hatte er es einmal von jemand anderem hören wollen. Zu wissen, dass seine Freunde ihn schätzen, war ein wunderbares, versöhnliches Gefühl. Es löste seine Zweifel nicht in Luft auf, doch es vertrieb sie so weit, dass sie ihn nicht mehr störten.

»Danke, wirklich«, brachte er hervor, das Lächeln auf seinem Gesicht so glücklich, dass er Yaku damit ansteckte. Eine Zeit lang strahlten sie einfach nur um die Wette, bis Yaku sich plötzlich an etwas zu erinnern schien. Trotz all seiner Erleichterung, dass Sugawara wieder wohlauf zu sein schien, ließ ihn eine Sache nicht los. Schmollend schob er die Unterlippe vor und sah ihn gespielt beleidigt an.

»Nur damit du's weißt: als mein Freund bist du erst recht nicht austauschbar!«

Im ersten Moment ziemlich verdutzt musste Sugawara schon bald herzlich lachen. Teilweise, weil Yakus Gesichtsausdruck in diesem Moment ziemlich niedlich war, aber größtenteils, um seine eigene Verlegenheit zu überspielen.

»Eine Sorge weniger«, antwortete er schließlich, ehe er diesmal Yakus Hände umschloss und genauso sanft drückte, wie sein Freund es zuvor getan hatte.

Welcome Distraction (Bokuto/Akaashi)

Bokuto konnte den Juni wirklich nicht leiden. Vielleicht hätte er ihn gemocht, wenn er nicht in Japan leben würde, aber er hatte bisher kaum seine eigenen Präfektur verlassen, also konnte er das nicht mit Bestimmtheit sagen. Im Juni begann nämlich für die meisten Teile Japans die Regenzeit, und Regen bedeutete, dass Bokuto kaum draußen sein konnte. Nun gut, genau betrachtet hieß es nicht, dass er das Haus nicht verlassen konnte, aber nachdem er im letzten Jahr an mehreren Nachmittagen stundenlang im Regen herumgerannt und danach fast zwei Wochen mit einer Lungenentzündung flach gelegen hatte, wollte sein Team kein Risiko mehr eingehen und achtete strikt darauf, dass er wenn überhaupt nur noch mit mindestens zwei Regenschirmen ins Freie trat.

Dass er aufgrund des Regens noch viel mehr Zeit in der Sporthalle ihrer Schule verbrachte als ohnehin schon, bedeutete aber nicht automatisch, dass er auch motivierter war. Es hatte fast schon den gegenteiligen Effekt; Bokuto war noch unkonzentrierter als sonst und verlor schon nach wenigen Minuten das Interesse an den jeweiligen Trainingsabschnitten. Vor allem gegen Ende des Trainings lag er häufig auf einer der Sportbänke, meistens aber direkt auf dem Boden und starrte die Decke an. Natürlich nicht, ohne sich lauthals darüber zu beschweren, wie langweilig ihm war.

Sein Team nahm es mehr oder minder gelassen hin, weil sie wussten, dass er sich irgendwann wieder einkriegen würde. Das geschah an manchen Tagen schneller als an anderen, meistens zum Anfang der Woche oder kurz vor Spielen gegen andere Schulen. Heute jedoch, an diesem Freitagabend ohne ein anstehendes Match am Wochenende, war Bokutos Motivation bereits am Morgen schon in ein Flugzeug gestiegen und hatte sich aufgemacht in ein Land, in dem auch zu dieser Jahreszeit rund um die Uhr die Sonne schien.

»Maaan, mir ist langweilig!«, maulte er zwar monoton, aber laut genug, dass ihn seine Freunde über die üblichen Geräusche in der Sporthalle noch gut hören konnten. Normalerweise hätten sie ihn ignoriert, wie bei den gut zwei Dutzend Ausrufen davor auch, doch Konohas Geduld neigte sich dem Ende – und seine eigene Motivation ehrlich gesagt auch, da war eine kleine Abwechslung vom Training immer willkommen –, also erbarmte er sich, seinem Captain zu antworten.

»Dem könntest du Abhilfe schaffen, wenn du trainieren würdest.«

Er wusste genau so wie die anderen, dass er sich den Kommentar hätte sparen können. Bokuto lag schon seit einer halben Stunde bäuchlings auf dem Boden und sah aus einem der kleinen, niedrigen Fenster.

»Aber wer zählt dann die Regentropfen?!«, empörte er sich plötzlich, und da keiner von ihnen damit gerechnet hatte, tatsächlich eine Antwort zu erhalten, hielten sie kurz in ihrem Training inne und sahen ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Resignation an. Bokuto war mit einem mal wacher als vorher und starrte gebannt auf die Fensterscheibe.

»Oooh, die zwei Regentropfen machen gerade ein Wettrennen auf der Scheibe!«, murmelte er aufgeregt, ehe er sich ein wenig zur Seite drehte – sein Blick hing immer noch an dem fragwürdigen Schauspiel vor ihm – und sich um die Aufmerksamkeit seiner Teamkameraden bemühte. »Akaashi! Was meinst du, wer gewinnt? Der Linke oder der Rechte?«

Akaashi seufzte kaum merklich. »Der Rechte, Bokuto-san.«

»Glaubst du? Aber der Linke ist viel größer und— woah, er hat aufgeholt! Der Rechte gewinnt!«

Voller Elan setzte Bokuto sich auf und drehte sich diesmal so, dass er seine Freunde ansehen konnte. Jeder Anflug von Müdigkeit oder Unlust war wie weggeblasen, als er Akaashi mit großen Augen und offenem Mund anstarrte.

»Wie cool, Akaashi! Woher wusstest du das?« Bevor der Angesprochene jedoch etwas darauf erwidern konnte, wandelte sich Bokutos Gesichtsausdruck in Bewunderung. »Ist das etwa dein geheimes Talent?!«

Washio schüttelte nur matt den Kopf, während Komi sich ein Kichern nicht verkneifen konnte. Akaashi jedoch sagte erst einmal gar nichts und überlegte einige Zeit, bevor er nickte und zu einer Erklärung ansetzte.

»In der Mittelschule war ich Captain des Regenzeit-Clubs. Wir hatten nicht viele Mitglieder, aber haben es trotzdem ins Finale eines der größten Turniere geschafft.« Er seufzte so, als würde er sich nur ungern an diese Zeit zurückerinnern. »Dann, im letzten Jahr, ist unser bestes Mitglied jedoch krankheitsbedingt ausgefallen und wir mussten unsere Teilnahme zurückziehen. Seitdem konnte ich Regentropfe nie wieder mit den gleichen Augen betrachten.«

Für einen Augenblick war es bis auf das stete Trommeln des Regens vollkommen still – und das, obwohl Komis Kopf schon ganz rot war, weil er sein Lachen unbedingt unterdrücken wollte, bis Bokuto reagiert hatte. Dem stiegen mittlerweile Tränen in die Augen, als er taumelnd aufstand und auf Akaashi zuging, die Arme weit ausgebreitet, als wollte er ihn zum Trost umarmen.

»Akaashiii, das ist ja schrecklich!«, jammerte er so vollends aufrichtig, dass Konohas Kopf fast genauso rot anlief wie Komis. Akaashi jedoch blieb vollkommen ruhig.

»Und eine Lüge obendrein«, setzte er nach, ehe Bokuto näherkommen konnte. Angesichts des verwirrten Gesichtsausdrucks ihres Captains konnten die beiden anderen sich nicht mehr zurückhalten und brachen in schallendes Gelächter aus.

»Ich kann nicht glauben, dass er ihm das abgekauft hat«, murmelte Onaga beschämt, während Sarukui ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte.

»Daran gewöhnst du dich nach einiger Zeit, keine Sorge.«

Akaashi schüttelte indes nur sacht den Kopf. Wenn er sich die momentane Stimmung im Team so ansah, konnten sie ihr Training genauso gut jetzt schon beenden, anstatt sich noch eine halbe Stunde herumzuquälen. Mit einem letzten Blick auf Bokuto – der immer noch völlig verwirrt vor ihm stand und ziemlich verloren wirkte – drehte er sich um und gab Anweisungen, wer welchen Teil der Halle aufräumen sollte. Während Washio, Onaga und Konoha die Bälle einsammelten und in einen der kleinen Lagerräume brachten, holten Komi und Sarukui die Besen und Wischmoppe.

Eigentlich hatte Akaashi sich nicht allein um die Netze kümmern wollen. Doch obwohl Bokuto mittlerweile aus seiner Schockstarre erwacht war, machte er keine Anstalten, seinem Freund zu helfen und stand nur schmollend und mit vor der Brust verschränkten Armen auf dem Spielfeld. Dabei sah er demonstrativ in die andere Richtung und wartete so offensichtlich darauf, Akaashi irgendetwas sagen zu hören, dass es fast schon wehtat, ihm zuzusehen.

Nach einiger Zeit erbarmet Akaashi sich tatsächlich.

»Bokuto-san, wenn du dich so leicht reinlegen lässt, wird dir das irgendwann zum Verhängnis werden«, erklärte er ruhig, ohne in seiner Arbeit innezuhalten oder den anderen anzusehen. Er musste aber auch nicht aufzusehen, um zu erahnen, was Bokuto tun würde.

»Aber es geht hier um dich!«, rief er entrüstet, als er näher ans Netz herankam. »Warum solltest du mir was Böses wollen?«

Es war leicht für Akaashi, das Lächeln zu unterdrücken, das sich auf seine Lippen stehlen wollte. Er tat das ständig in Bokutos Nähe und hatte auch weiterhin nicht vor, damit aufzuhören. Genauso wenig plante er, seine Arbeit an den Netzen zu unterbrechen, während er mit seinem Captain redete.

»Du solltest auch mir nicht alles glauben. Manchmal ist es gut, ein wenig skeptischer an die Dinge heranzugehen. Es könnte sein, dass—«

Akaashi stockte, weil sich in seinem Augenwinkel nichts bewegte. Das mochte komisch klingen, doch selbst wenn er Bokuto nicht direkt ansah, konnte er in seinem peripheren Blickfeld immer erahnen, dass der andere gestikulierte, selbst wenn es nur ein eifriges Nicken war. Jetzt aber schien er sich gar nicht zu bewegen, was so untypisch für ihn war, dass Akaashi tatsächlich aufblickte und ihn fragend ansah.

»Bokuto-san?«

Bokuto reagierte nicht direkt, sondern war viel zu sehr damit beschäftigt, ihn angestrengt anzustarren. So kannte Akaashi ihn nur, wenn sie gegen andere Schulen spielten, und bedachte er es recht, hatte er ihn eine ganze Weile nicht so gesehen. Besonders im Gegensatz zum Beginn ihres Trainings war er jetzt hochkonzentriert. Akaashi war ein wenig unwohl dabei, dass sein Freund ihm so viel Aufmerksamkeit schenkte, aber er wartete dennoch geduldig, dass er von sich aus etwas sagte.

»Weißt du, deine Hände können einen ganz schön ablenken«, raunte Bokuto irgendwann mehr zu sich selbst als zu dem anderen, doch Akaashi spürte trotzdem, wie ihm Blut in die Ohrenspitzen schoss.

»Ach ja?«

Er versuchte, seine körperliche Reaktion herunterzuspielen – wobei er nicht einmal davon ausging, dass Bokuto es tatsächlich bemerkt hatte –, sah aber dennoch ein wenig beschämt zur Seite. Bokuto störte sich nicht sonderlich daran, sondern nickte nur eifrig mit dem Kopf und griff voller Elan nach Akaashis Hand.

»Und wie!«

Mit einer Neugier, als würde er Akaashis Hand das erste Mal berühren, inspizierte Bokuto sie von allen Seiten, drehte und wendete sie und betrachtete sie aus jedem erdenklichen Winkel. Dabei schaute er viel mehr aus wie ein kleines Kind mit einem neuen Spielzeug als einer der besten Volleyballspieler des Landes, aber es war genau dieser Kontrast, den Akaashi so sehr an ihm schätzte. Sanft lächelnd betrachtete er, wie Bokuto mit seinen Fingern feinfühliger als erwartet die Linien auf seiner Hand nachfuhr. Akaashis Finger waren lang und gerade, deswegen wirkten seine Hände größer als Bokutos, und genau das schien ihn gerade in den Bann zu ziehen.

»Wobei, macht schon Sinn, dass ein Setter wunderschöne Hände hat.«

Akaashi hatte ihn kaum gehört, denn er sprach viel leiser als sonst. Er mochte solche Momente eben weil sie so selten waren.

»Solange du mich nicht nur auf meine Hände reduzierst«, meinte Akaashi eher scherzhaft, während er das Gefühl von Bokutos Haut auf seiner eigenen genoss. Obwohl sie als Volleyballspieler natürlich beide Hornhaut an Fingern und Handfläche hatten, waren Bokutos Hände noch ein gutes Stück rauer als seine.

Mit einem Mal jedoch hielt Bokuto in seiner Bewegung inne, sah auf und schaute Akaashi so ernst an wie schon lange nicht mehr.

»Deine Hände sind genauso schön wie der ganze Rest von dir!«

Auch in den paar Monaten, die sie jetzt schon zusammen waren, hatte Akaashi nicht gelernt, wie er mit dieser Seite von Bokuto umgehen sollte. Meist schoss ihm die Schamesröte ins Gesicht (so wie jetzt) und er schwieg, während er fieberhaft nach einer Antwort suchte, die ihn wieder die Oberhand würde haben lassen. Er war fast schon dankbar, als er trotz des Rauschens in seinen Ohren hörte, wie eine Tür zu seiner Linken geöffnet wurde.

»Und es geht wieder los«, witzelte Konoha, nachdem er aus einem der kleinen Lagerräume zurück in die Halle gekommen war. Durch die Ablenkung bekam Akaashi gerade genug Zeit, seine Gedanken wieder etwas zu ordnen und zu einer kurzen Predigt anzusetzen.

»Bokuto-san, wie oft denn noch? Wenn wir nicht alleine sind dann—«

»Liebe ich dich trotzdem!«, rief Bokuto jedoch mit so viel Aufrichtigkeit und Begeisterung, das Grinsen so breit und strahlend, als er auch noch nach der anderen Hand seines Freundes griff und sie fest umschlossen hielt, dass Akaashi ihm nicht böse sein konnte. Stattdessen erwiderte er den sanften Druck und schloss kurz die Augen, um sich diesen Moment genau einzuprägen.

The King's Knight (Kindaichi/Kageyama)

Damals hatte Kindaichi sie für unbesiegbar gehalten.

Er, Kunimi und Kageyama, die vielversprechendsten Erstklässler, die dem Volleyballclub von Kitagawa Dai'ichi beigetreten waren und nun von ihren Senpai trainiert wurden, damit sie vielleicht eines Tages genauso gut sein würden. Kindaichi, Kunimi und Kageyama – drei Krieger gegen den Rest der Welt. Von Anfang an waren sie gut miteinander zurechtgekommen, übten während des offiziellen Trainings miteinander, blieben abends zusammen länger und trafen sich am Wochenende, um Aufschläge und Angaben zu verbessern. Kindaichi gefiel der Gedanke, dass sie wie Brüder werden konnten, die gemeinsam auf dem Schlachtfeld standen und ihrem Königreich Ruhm und Ehre brachten.

Kitagawa Daiichi – ihr Königreich – änderte sich an dem Tag für immer, als Oikawa und die anderen Senpai ihren Abschluss feierten und ihnen danach die Führung überließen. Vielleicht war es zu viel Verantwortung auf einmal gewesen, die man ihrer Generation auferlegt hatte, oder vielleicht waren sie auch einfach nie gut genug gewesen für das, was man von ihnen erwartet hatte. Nur Kageyama schien der Aufgabe gewachsen, gesegnet mit diesem unglaublichen Talent, an das niemand von ihnen je heranreichen würde. Kageyama war einfach zu gut, um nur ein Ritter zu sein; er war dazu bestimmt, ihr König zu werden.

Damals, in ihrem zweiten Jahr, hatte Kindaichi sie noch für unbesiegbar gehalten. Zuerst flüsterten sie alle es nur, hinter geöffneten Spindtüren und immer erst nach dem Training, doch bald schon prahlten die meisten Teammitglieder vor ihren Freunden damit, dass Kageyama ein noch besserer Setter war als Oikawa, der sie von nun an zu noch mehr Siegen führen würde. Das Volk, die Soldaten von Kitagawa Daiichi hatten gesprochen, hatten ihren König gewählt und waren bereit, jedem seiner Befehle Folge zu leisten, solange er sie siegreich aus ihren Schlachten würde führen können.

Kindaichi gefiel die Vorstellung von Kageyama als König. Er hatte schon immer etwas Nobles an sich gehabt, das hatte er Kunimi bereits in der ersten Woche nach ihrem Kennenlernen gesagt, auch wenn sein Freund ihn darauf nur skeptisch gemustert hatte. Kunimi hatte niemals groß geträumt, deswegen war er zufrieden mit einem Dasein als Fußsoldat. Doch Kindaichi wollte ein Ritter werden, wollte der einzige Ritter sein, den ihr König an seiner Seite verweilen ließ. Er wollte gut genug werden, um mit Kageyama auf der gleichen Stufe stehen zu können.

Manchmal ist Wille allein jedoch nicht genug. Das lernte Kindaichi in ihrem dritten und letzten Jahr, kurz nachdem ihm klar geworden war, dass ihr Dreiergespann eben doch nicht unbesiegbar war. Vermutlich trugen sie alle ihre Schuld an dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, doch zu diesem Zeitpunkt hatten sie alles auf Kageyama projeziert. Kageyama, der kaltherzige, grausame König ihres Volkes, der immer nur nach vorne sah und wohl der erste von ihnen war der verstand, dass der Platz an der Spitze immer einsam war.

Irgendwann in ihrem dritten Jahr hatte Kindaichi sein Schwert niedergelegt und war von der Seite seines Königs getreten. Weil er wie sie alle der Meinung war, dass Kageyamas Führungsstil sie in den sicheren Tod schicken würde. Und weil er nicht glaubte es verdient zu haben, sich Kageyamas Ritter zu nennen.
 

Einst hatte Kindaichi gedacht, dass Kageyama vielleicht nur mit Hinata an seiner Seite unbesiegbar war. Das war in Aoba Jousais erstem Match gegen Karasuno, als er und sein König das erste Mal seit langem wieder aufeinandergetroffen waren. Es gab keinen Gruß zwischen ihnen, kein gutes Wort, denn das gab es nur für Herrscher und Vasall, die guter Dinger auseinandergegangen waren. Kindaichi wusste genau, dass er gar nicht das Recht hatte, sich über den neuen Ritter an Kageyamas Seite zu beschweren, weil er selbst es gewesen war, der ihn anderen verraten hatte. Er selbst hatte entschieden, seinem König den Rücken zu kehren, nachdem er ihm vorher sein Schwert durchs Herz gejagt hatte.

Kindaichi hatte kein Recht der Welt, eifersüchtig auf Hinata zu sein. Aber das unwillkommene Gefühl brannte heiß in ihm, ließ ihn erneut zu seinem Schwert greifen und in den Kampf ziehen – nur diesmal diente er wieder Oikawa, der Mitleid mit ihm hatte, nachdem ihm sein Platz an Kageyamas Seite so dreist gestohlen worden war. Oikawa war aber auch derjenige, der ihm weismachen wollte, Kageyama hätte ihn stets für seinen unfähigsten Ritter gehalten. Kindaichi wusste, dass das nicht stimmte, oder zumindest hoffte er das zu wissen.

Kindaichi würde ihm beweisen, wie sehr er als Ritter gewachsen war. Selbst wenn das bedeutete, dass er Kageyama dafür einmal mehr sein Schwert ins Herz rammen musste.
 

Heute wusste Kindaichi, dass niemand wirklich unbesiegbar war. Das hatte er auch schon vor ihrer heutigen Niederlage gegen Karasuno gewusst, doch dieser Moment hatte sich so sehr in sein Gedächtnis gebrannt, dass er jäh daran erinnert wurde. Wenn er ehrlich war, war er nicht traurig wegen ihrer Niederlage. Kageyama hatte triumphiert, hatte seine Soldaten zum Sieg geführt, wie der großartige König, der er war. Allein dieses Wissen machte ihre Niederlage erträglicher.

Eigentlich war Kindaichi niemals einer von Aoba Jousais Rittern gewesen. Er war auch niemals einer der Ritter von Kitagawaw Daiichi gewesen, sondern immer nur der einsame Ritter, der nichts sehnlicher wollte, als an Kageyamas Seite zu kämpfen. Und anstatt genau das zu tun hatte er ihn verraten, von sich gestoßen und ihn verspottet. Kindaichi wusste, dass er Kageyama nicht verdient hatte, aber das hielt ihn nicht davon ab, es zu versuchen.
 

Nachdem beide Teams die Halle verlassen hatten und auf dem Weg zurück zu ihren jeweiligen Schulen waren, machte Kindaichi sich auf den Weg, Kageyama abzufangen. Er rannte ohne Pause, und als er schließlich zu Karasuno aufgeschlossen hatte, war er völlig außer Atem. Ihm waren die skeptischen Blicke der anderen Teammitglieder egal; für ihn zählte nur, dass er Kageyama endlich sagen konnte, was ihm seit über drei Jahren auf der Zunge lag.

Widerwillig liefen die Mitglieder von Karasuno weiter, ließen die beiden allein zurück. Kindaichi wusste nicht, womit er beginnen sollte, sobald er wieder genug Luft zum Sprechen bekam, doch Kageyama nahm ihm die Entscheidung ab. Er musterte ihn mit einem Blick, den er seit über einem Jahr nicht mehr in seinem Gesicht gesehen hatte. Es fühlte sich an wie früher; damals, als noch alles in Ordnung gewesen war, bevor er ihn verraten hatte.

Als Kindaichi sich entschlossen hatte, ihm endlich gegenüberzutreten, war er davon ausgegangen, dass er selbst reden und Kageyama zuhören wurde. Damit, dass Kageyama jedoch ebenfalls Dinge mit sich schleppte, die ihm seit langer Zeit auf dem Herzen lagen, hatte er nicht gerechnet.

»Ihr habt mich zurückgelassen«, sagte er mit fester Stimme, von der Kindaichi wusste, dass sie lediglich über seine wahren Gefühle hinwegtäuschen sollte. »Du hast mich zurückgelassen.«

Seine Stimme war leiser geworden, anklagender, so als könnte er den Schmerz der Schwertwunde immer noch spüren. Kindaichis Atmung hatte sich zwar mittlerweile normalisiert, doch er war aus einem anderen Grund nicht in der Lage zu sprechen.

»Warum sollte ich dir eine zweite Chance geben?«

Selbst von Schmerzen geplagt hatte Kageyama immer noch die noble Ausstrahlung, die ihn bereits damals so in ihren Bann gezogen hatte. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, richtete Kindaichi sich so gerade auf wie möglich und überwand den Abstand zwischen ihnen, bis er nur den Arm etwas heben musste, um Kageyamas Hand in seiner halten zu können.

Er gab ihm einige Augenblicke, um seine Hand zurückzuziehen. Kageyama hingegen festigte den Griff um seine Hand und sah ihm so furchtlos wie möglich in die Augen. Für einen Moment war Kindaichi zu überrumpelt, um etwas zu sagen. Dann lächelte er ihn warm an.

»Weil du mein König bist.«

Sommerabenteuer (Iwaizumi/Oikawa)

Iwaizumi hatte noch nie gewusst, was er eigentlich vom Sommer halten sollte. Sicher, er war gerne draußen und das ließ sich bei schönem Wetter einfacher einrichten als in den grauen Wintermonaten, aber dann wiederum war Sommer in Japan öfter mit einem Urlaub auf der Sonnenoberfläche gleichzusetzen, als es ihm lieb war. Sommergewitter mochte er, sehr sogar, mit ihren wilden Himmeln aus grünen und lila Wolken, dem warmen Wind auf seiner Haut und der Luft, die nach Regen schmeckte. Das letzte Gewitter lag allerdings schon einige Wochen zurück. Sehr zu seinem Leidwesen war der ganze verdammte Juli bisher trocken geblieben, und das, obwohl man förmlich riechen konnte, wie sich das Gewitter mit jedem Tag ein wenig näher schlich.

Statt also aus seinem Zimmer im Obergeschoss ihres Hauses zuzusehen, wie die Welt unterging – und mit ihr alle Titanen in lila Sportuniformen –, lag er auf seinem Bett und blätterte lustlos durch ein Magazin. Die letzten Tage waren unglaublich drückend gewesen, warm und schwül und so unangenehm, dass er es vermieden hatte, sich außer für ihr Training vor die Tür zu bewegen. Ob das jedoch nur am Wetter lag, oder auch daran, dass ihre Niederlage gegen Shiratorizawa keine Woche zurücklag, wollte er nicht wirklich näher ergründen.

Eigentlich zählte sowieso nur die Tatsache, dass der Sommer ihn bisher sehr enttäuscht hatte und er keinerlei Motivation aufbringen konnte, sich nach draußen zu bewegen, schon gar nicht an dem Wochenende, an dem ihr Coach ihr Training abgesagt hatte, damit sie auf andere Gedanken kamen. Dabei hätte er wissen müssen, dass sie nur dann loslassen konnten, wenn sie sich auf ihr Training konzentrierten.

Iwaizumi seufzte laut, von sich selbst und seinen negativen Gedanken genervt, und pfefferte sein Magazin in eine Zimmerecke. Dann rollte er sich auf den Rücken und starrte seine Zimmerdecke an, in der stillen Hoffnung, für einige Momente einfach an nichts denken zu können. Das Ticken des Weckers auf seinem Nachttisch begann nach etwa einer halben Minute, ihm auf den Zeiger zu gehen, doch ehe er auch ihn mit einem gezielten Wurf in eine Zimmerecke befördern konnte, klingelte es an der Tür.

Auf der einen Seite wollte er wirklich nicht aufstehen; solange er auf dem Bett lag, bewegte er sich gerade wenig genug, um nicht unnötig zu schwitzen. Auf der anderen Seite war er jedoch allein Zuhause und so gelangweilt und unruhig wie lange nicht mehr, also freute er sich fast schon auf die kurzweilige Gesellschaft des Postboten, der ihn vermutlich unten erwarten würde. Seufzend setzte er sich auf und verweilte einige Sekunden in dieser Position, die Ellbogen auf seine Oberschenkel abgestützt und den Kopf gesenkt. Gerade, als er einmal tief durchatmen wollte, klingelte es wieder, dreimal schnell hintereinander, und mit einem Mal war Iwaizumi furchtbar genervt.

Schnaubend stand er auf, stampfte wütend die Treppe hinunter, während dieser verdammte Postbote weiterhin Sturm klingelte. Mental bereitete er bereits eine Liste an Beleidigungen vor, die er notfalls auf diese Nervensäge niederprasseln lassen würde. Auch, wenn er an diesem Punkt fast schon dankbar war, wieder wütend werden zu können, anstatt die ganze Zeit nur diese graue Masse aus Niedergeschlagenheit in sich brodeln zu spüren.

Endlich an der Tür angekommen, knirschte er kurz mit den Zähnen, bevor er sie schwungvoll aufriss und mit einer Aussicht konfrontiert wurde, die er nicht erwartet hatte.

»Iwa-chan, ich habe wunderbare Neuigkeiten: wir gehen Aliens jagen!«

Iwaizumi knallte die Tür so schnell wieder zu, wie er nur konnte. Oikawa war der letzte Mensch, den er jetzt ertragen konnte, dafür hatte er sich zu sehr auf Freizeit eingestellt. Am liebsten wäre er sofort wieder nach oben gegangen, doch er konnte hören, wie sein vermeintlich bester Freund laut jammerte und an der Tür kratzte. Normale Menschen hätten erneut geklopft oder geklingelt, aber nein, Oikawa kratzte an der Tür, wie eine Katze, die man ausgesperrt hatte, weil sie mit einer Vogelleiche nach der nächsten ankam.

Letzten Endes gab Iwaizumi nach und öffnete die Tür wieder, immer noch nicht ganz sicher, womit er diesen Besuch verdient hatte. Doch bevor er Oikawa überhaupt fragen konnte, was er von ihm wollte, verschränkte dieser beleidigt schnaufend die Arme vor der Brust.

»Grausam wie immer, ich sehe schon«, rief er pikiert, ehe er ihn kurz eindringlich musterte und danach ein wenig beruhigter aussah als zuvor. »Dann kann's dir ja nicht so schlecht gehen.«

Iwaizumi wusste zwar, was er meinte – ihre Niederlage verfolgte ihn genauso wie Makki, Mattsun und Oikawa selbst –, doch er konnte seine Tonlage nicht deuten. Eigentlich hätte es Oikawa genauso mies gehen müssen wie ihm auch, doch er schien bei weitem besser damit klarzukommen als er.

Verwirrt zog Iwaizumi die Augenbrauen zusammen.

»Was willst du hier? Wenn du bei der Hitze zu lange draußen bleibst, verbrutzeln deine letzten Gehirnzellen auch noch.«

Seine Beleidigung kam reflexartig, ohne dass er es wirklich so meinte, und natürlich merkte Oikawa ihm das an. Deswegen überging er sie einfach und kam umgehend zum Punkt – schließlich fühlte sich die Sonne in seinem Nacken an, als wollte sie ihm die oberste Hautschicht wegbrennen.

»Hast du mir nicht zugehört? Letzte Nacht ist ein Ufo überm Wald abgestürzt, und wir werden die Alie— nicht schon wieder, verdammt!« Erneut hatte Iwaizumi die Tür schließen wollen, doch diesmal war Oikawa vorbereitet, packte den Türgriff mit eisernem Griff und hielt mit aller Kraft dagegen. »Nicht so schnell, mein Lieber!«

Zur Sicherheit schob Oikawa noch einen Fuß zwischen die Tür und den Türrahmen, obwohl er wusste, dass Iwaizumi im Ernstfall eher in Kauf nehmen würde, dass er ihm den Fuß brach, als nachzugeben. Es geschah selten, dass er seine Freunde falsch einschätzte, also überraschte es Oikawa umso mehr, als Iwaizumi resigniert seufzte und die Tür langsam wieder öffnete.

»Jag deinen Phantasien allein hinterher. Oder frag Makki und Mattsun.«

Es war nicht das erste Mal, dass Oikawa auf Alienjagd gehen wollte. Iwaizumi war vor Jahren klar geworden, dass sein Freund Stress abbaute, indem er eine Dokumentation über außerirdische Lebensformen nach der anderen schaute. Nach ihrer Niederlage gegen Shiratorizawa war es also kein Wunder, dass er wieder damit anfing, auch wenn Iwaizumi sich wünschte, nur einmal nicht der Leidtragende von Oikawas Obsession zu sein.

Es hätte ein ereignisloser, schnöder Sommertag werden können, an dem er ab und an darüber nachdachte, dass ihnen zumindest noch das Frühlingsturnier blieb. Aber nein, stattdessen stand Oikawa vor ihm, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und in diesen lächerlichen Khaki-Shorts mit Sonnenblumenaufdruck, die er bestimmt schon seit der Mittelschule besaß und von denen er wusste, dass Iwaizumi sie hasste. Dann wiederum durfte er sich nicht zu laut darüber beschweren, immerhin trug er heute sein zweitliebstes Godzilla-Shirt.

»Bei den beiden habe ich Angst, dass sie mich erschlagen und im Wald vergraben«, bemerkte Oikawa säuerlich, fuhr jedoch gleich fort, ehe Iwaizumi anmerkten konnte, dass er das durchaus nachvollziehen könnte. »Außerdem wäre das wie unsere Abenteuer früher.«

Fragend hob Iwaizumi eine Augenbraue. »Früher?«

Der beleidigte Ausdruck auf Oikawas Gesicht wirkte so übertrieben, dass er sich im ersten Moment nicht sicher war, ob sein Freund ihm seinen Schock nur vorspielte oder aufrichtig verletzt war,

»Oh mein Gott, Iwa-chan, du erinnerst dich nicht?!«

Er zuckte vage mit den Schultern.

»Hab ich vermutlich gut verdrängt.«

Für eine längere Erklärung blieb ihm keine Zeit, denn Oikawa schüttelte bereits energisch den Kopf und hob dann belehrend eine Hand, während er Iwaizumi mit eindringlichem Blick musterte. Die Geste hatte etwas Komisches und wirkte nicht ansatzweise so autoritär, wie er in manchen Momenten auf dem Spielfeld war.

»Ich geb dir eine Stunde. Pack deine Campingsachen zusammen und dann geht's los!«

Damit zeigte er auf seinen eigenen Rucksack, den er in einem kleinen Fleck Schatten am Eingangstor zum Grundstück abgestellt hatte, und der – zumindest nach Iwaizumis Ermessen – viel zu leer aussah, um seinen Träger einige Tage in der Wildnis überleben zu lassen. Iwaizumi seufzte lautlos und fand sich schneller mit seinem Schicksal ab, als er es vermutlich an einem weniger heißen Tag getan hätte. Kurz überlegte er sogar, ob er nicht doch Makki und Mattsun anrufen und einladen sollte, entschied sich jedoch letzten Endes dagegen. Es reichte vollkommen, wenn einer von ihnen litt.

Und irgendetwas an dem Leuchten in Oikawas Augen sorgte sogar dafür, dass er sich auf ihren Ausflug freute.
 

Seine Freude war verflogen, als sie eine gute halbe Stunde später gemeinsam den ersten Hügel erklommen. Zugegeben, in ihrer Nachbarschaft gab es keine allzu steilen Hügel, zumindest nicht, wenn er es beurteilte, aber er kam draußen auch weitaus besser zurecht als Oikawa. Im Gegensatz zu diesem hatte ihn der Weg von seinem Haus bis zum Wald einige hundert Meter die Straße runter in keinster Weise angestrengt, doch sein Freund atmete bereits ein wenig schwerer. Es erstaunte Iwaizumi immer wieder; Oikawas Ausdauer auf dem Spielfeld war bemerkenswert, er trainierte täglich und war in Topform, und dennoch schien das alles nichts mehr zu bedeuten, sobald er in der freien Natur anstatt in einer Sporthalle war.

Gerne hätte er ihn deswegen ausgelacht, doch Oikawa jammerte bereits so genug, da wollte er ihn nicht zusätzlich motivieren.

»Iwa-chan, wie weit ist es denn noch?«, fragte er wie aufs Stichwort zum gefühlt zehnten Mal, wohl wissend, dass Iwaizumis Geduld an diesem Tag so gut wie nicht vorhanden war.

»Woher soll ich denn wissen, wo dein blödes Raumschiff abgestürzt sein soll?!«, blaffte sein Freund ihn also an, ohne über die Schulter zurückzusehen.

Bisher war ihr Ausflug nicht so, wie er es sich ausgemalt hatte, als Oikawa gemeint hatte, es würde wie früher werden. Das war jedoch einzig der Nostalgie geschuldet, die er ab und an für ihre gemeinsame Vergangenheit empfand, auch wenn es ihn im Nachhinein immer mehr schockierte als freute, dass sie sich schon seit ihrer frühen Kindheit kannten. Und wenn er genau darüber nachdachte, dann war es bisher vermutlich wirklich genauso wie früher: Oikawa beschwerte sich über jeden Käfer, der ihm über den Weg krabbelte und schrie Iwaizumi (der sich schon darauf freute, wenn das erste Insekt in ihrem Zelt auftauchte) an, ihn zu töten – und keine zwei Sekunden später behauptete, dass er nichts lieber mochte, als zu campen.

Oikawas Überlebensfähigkeiten in der freien Natur waren praktisch nicht existent, und nach all den Jahren ihrer Freundschaft war immer noch er derjenige, der darunter am meisten litt. Diese Tatsache geflissentlich ignorierend schnalzte sein Freund einige Schritte hinter ihm mit der Zunge.

»Ein bisschen mehr Enthusiasmus, wenn ich bitten darf, wir sind auf einer Mission.«

»Eine Mission, um deinen gesunden Menschenverstand wiederzufinden, oder was?«

»Darauf werde ich nicht antworten«, sagte Oikawa lauter als nötig, was Iwaizumi nur ein schiefes Grinsen entlockte.

»Weil dir langsam die Puste ausgeht?«

Jetzt hatte er ihn. Beleidigt funkelte Oikawa ihn an, ehe er übertrieben schnaufte und mit langen Schritten an ihm vorbeimarschierte, ohne wirklich auf den Weg zu achten. Hätte ihn das Ganze nicht so belustigt, wäre Iwaizumi sogar besorgt gewesen.

»Weißt du überhaupt, wo wir lang müssen?«, rief er dem anderen nach, obwohl er sich schon denken konnte, welche Antwort er erhalten würde.

»Selbstverständlich!«

Natürlich war die Chance, dass Oikawa tatsächlich wusste, welchen Weg sie einschlagen mussten, verschwindend gering. Iwaizumi würde sich später dafür selbst verfluchen, aber in diesem Moment wollte er einfach nur sehen, wie weit sein Freund in seiner verqueren Version von Stolz gehen würde, bevor er sich eingestand, die Orientierung verloren zu haben. Er sah sich das Trauerspiel etwa eine Viertelstunde an, ehe er beschloss, dass sie genug vom eigentlichen Trampelpfad abgewichen waren.

In der Tat bereute Iwaizumi seine vorherige Entscheidung, denn er brauchte eine gute Stunde, sie beide wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Neben ihm schob Oikawa schmollend die Unterlippe vor, hielt sich jedoch mit seinen Beschwerden zurück, bis sie endlich wieder auf einem der Wanderwege waren. Der Abend war noch jung, doch Iwaizumis Geduld für diesen Tag war vollkommen aufgebraucht, also beschloss er, dass sie bereits jetzt ihr Zelt aufschlagen würden.
 

»Ähm, Iwa-chan...«

Oikawa klang zögernd, als er sich nach einigen köstlichen Minuten der Stille wieder traute, den Mund zu öffnen. Unschlüssig stand er vor dem Haufen an Stangen, Planen und Metallteilen (und ohne Gebrauchsanweisung), die hoffentlich zu ihrem Zelt für die Nacht werden würden. Iwaizumi musterte ihn einige Sekunden lang stumm, so als müsste er abwägen, wie er ihre Aufgaben anders verteilen konnte.

»Lass die Finger vom Zelt, ich bau das schon auf. Mach stattdessen einfach Feu—«, begann er schließlich, doch er besann sich schnell eines Besseren. »Wobei, um das Feuer kümmere ich mich lieber selbst.«

Eine Weile lang sah ihn Oikawa erwartungsvoll an, bis Iwaizumi schließlich vor dem Haufen an Zelteinzelteilen in die Hocke ging.

»Ich weiß mich schon zu beschäftigen, keine Sorge«, sagte Oikawa in einer Tonlage, die ihm vermutlich ein schlechtes Gewissen bereiten sollte, weil er seinen Freund und Teamkapitän für zu unfähig hielt, ihm in irgendeiner Form zu helfen. Iwaizumi war davon jedoch wenig beeindruckt.

»Na wunderbar. Steh mir nur nicht im Weg.«

Er sah bei seinen Worten nicht einmal auf, und so entging ihm, wie Oikawa schmollend die Arme vor der Brust verschränkte. Es dauerte ein wenig, ehe er sich wieder fing und ihm eine Idee kam, wie er sich die Zeit vertreiben konnte. Langsamen Schrittes lief er an den Baumstämmen um ihren Rastplatz herum vorbei und beäugte jeden davon aufmerksam, so als würde er nach etwas Bestimmten suchen. Anfangs war er noch etwas zögerlich, doch mit jedem Stamm, den er mit prüfendem Blick musterte, versank er mehr in seiner Aufgabe.

Irgendwann war er so auf seine Suche konzentriert, dass er nicht einmal bemerkte, wie Iwaizumi erst das Zelt vollständig aufgebaut und im Anschluss daran ein kleines Lagerfeuer entzündet hatte, bevor er ihn schließlich mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis beobachtete. Als er sich auch nach einigen weiteren Minuten nicht erklären konnte, was genau Oikawa da eigentlich tat, beschloss er, ihn einfach zu fragen.

»Und was genau tust du da?«

»Zikaden fangen«, antwortete er ohne zu stoppen oder auch nur aufzusehen, die Stimme ungewöhnlich ernst. Iwaizumi bemerkte das Zirpen der Insekten erst, nach Oikawas Worten, nachdem er das Geräusch zuvor gedanklich in den Hintergrund gedrängt hatte. Dafür hörte er es jetzt umso lauter, fühlte sich erinnert an heiße Sommerabende, Ausflüge in den Wald und Oikawas Kinderlachen, das ihm auch damals schon tagelang in den Ohren geklungen hatte.

»Mit bloßer Hand?«, fragte er gleichermaßen aus Interesse und um sich auf andere Gedanken zu bringen.

»Ja.«

»Obwohl du dich so sehr vor Insekten ekelst?«

Darauf war Oikawa lange Zeit still, setzte erst zu einer Antwort an, kurz bevor Iwaizumi das Interesse verlor. Sein Tonfall lag irgendwo zwischen einer Beschwerde und Wehklagen und behagte seinem Freund gar nicht.

»Wenn du es diesmal nicht machst, muss ich mich ja wohl opfern.«

Noch immer hielt Oikawa nicht in seiner Suche inne, selbst dann nicht, als Iwaizumi ihm keine Antwort gab. Stattdessen begann er, sich um ihr Abendessen zu kümmern, während die Sonne dem Horizont rot glühend immer nähen kam. Immer wieder glitten seine Gedanken zurück zu der Zeit, als er und Oikawa in den Sommerferien fast jeden Tag in den Wald gegangen waren, er selbst auf der Suche nach Zikaden und sein Freund mit einem angeekelten Ausdruck in den Augen, wann immer er eines der Insekten zu fassen bekommen hatte.

Fast hätte Iwaizumi gelacht. Seit dieser Zeit war so viel vorgefallen, Gutes wie Schlechtes, das sie beide hatte wachsen lassen. Es erschien ihm lächerlich, sich an solch sentimentale Erinnerungen zu klammern, also schüttelte er rasch den Kopf und bemerkte angesäuert, dass er in Gedanken versunken ihr Essen verkocht hatte.

»Oikawa, lass gut sein.«

Die Sonne war mittlerweile fast untergegangen, doch hartnäckig wie er war, hatte Oikawa noch immer keine Pause gemacht, auch wenn seine Suche bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen war.

»Jetzt, wo ich so nah dran bin, eine zu fangen?«

»So fängst du frühstens in zehn Sommern eine«, entgegnete Iwaizumi weniger bissig, als Oikawa es gewohnt war. Trotzdem war seine Stimme fordernd, so als duldete er keine Widerworte. »Jetzt komm endlich her.«

Demonstrativ lief Oikawa noch etwas weiter, bevor er hörbar mit der Zunge schnalzte und sich letzten Endes fügte. Mit betont gemächlichen Schritten schlenderte er auf Iwaizumi zu, setzte sich neben ihn auf den Baumstamm, der ihm als Sitzmöglichkeit diente, und griff nach der Schale mit Essen, die sein Freund ihm wortlos hinhielt. Sowie er jedoch daran roch, rümpfte er irritiert die Nase.

»Für jemanden, der bisher weder einen Finger gekrümmt hat oder sonst irgendwie nützlich war, hast du ganz schön viel zu meckern«, bemerkte Iwaizumi beiläufig, während er sich einen Löffel voll in den Mund schob und sein Bestes gab, nicht ebenfalls das Gesicht zu verziehen.

»Zum einen hab ich gar nichts gesagt«, Oikawa griff trotzig nach einem Löffel, »und zum anderen bin ich sehr wohl nützlich. Immerhin kümmere ich mich um deine mentale Gesundheit.«

Fast hätte sich Iwaizumi an seinem Essen verschluckt. Er schluckte seinen gesamten Mundinhalt auf einmal herunter, unterdrückte ein Husten und musterte Oikawa – der sich keiner Schuld bewusst schien – mit einem abschätzigen Blick.

»Indem du mir den letzten Nerv raubst? Wohl kaum.«

»Du weißt genau, was ich meine.« Oikawas Stimme war ruhig, ruhiger als bisher an diesem Tag, und sein Blick starr auf die beinahe vollständig verschwundene Sonne am Horizont gerichtet. »Du warst schon immer so. Hast dir immer allein die Schuld dafür gegeben, wenn wir verloren haben, obwohl du genau weißt, dass das Schwachsinn ist.«

»Als ob du anders wärst.«

Iwaizumi blickte ebenfalls stur nach vorne, und auch er klang ruhiger und weniger bissig als in den Stunden zuvor. Es war, als hätte man sie beide mit einer Nadel angestochen, sodass als die negativen Gedanken in ihren Köpfer langsam herausfließen konnten. Obwohl er merkte, dass es ihm gut tat, darüber zu reden, mochte Iwaizumi dieses Thema überhaupt nicht. Daran schien sich sein Freund im Moment jedoch nicht großartig zu stören.

»Hier geht es nicht um mich. Erstaunlich, ich weiß, aber manchmal muss man sich auch auf die Spieler konzentrieren, die nicht mit so viel gutem Aussehen gesegnet wurden, wie man selbst.«

Diesmal versuchte Oikawa es mit einem Witz, seine Stimmlage wieder etwas höher und unbeschwert. Iwaizumi rechnet ihm das hoch an, auch wenn er merkte, dass die Geste nicht ganz aufrichtig war. Nicht wissend, wie er damit umgehen sollte, versuchte Iwaizumi stattdessen, von sich abzulenken.

»Ich glaube, deswegen halten es deine Freundinnen nie lange mit dir aus«, murmelte er gespielt nachdenklich, worauf Oikawa ihn nur verwirrt ansah.

»Hä?«

»Irgendwann fängst du an zu reden, dann reicht dein hübsches Gesicht auch nicht mehr.«

Beleidigt blies Oikawa die Wangen auf. »Wie gemein, Iwa-chan!«

»Übergehst du wirklich einfach das Kompliment, das ich dir gemacht habe?« Er grinste leicht, die Augen sanfter, als sie sein Freund seit langem gesehen hatte. »Ganz schön frech.«

Es mochte an den letzten Strahlen der sterbenden Sonne liegen, aber für einen Moment sah es so aus, als würden sich Oikawas Wangen rot färben. Dann funkelte er Iwaizumi weitaus weniger wütend an, als er vermutlich wirken wollte.

»Du hast halt null Ahnung vom Flirten.«

Iwaizumi konnte sich ein belustigtes Auflachen nicht verkneifen.

»Bisher hast du mich noch nicht davon überzeugen können, dass du darin besser wärst als ich.«

Erst wollte Oikawa zu einer Antwort ansetzen, doch nach einigen Augenblicken stopfte er sich stattdessen eingeschnappt weiter sein Essen in den Mund. Eigentlich war Iwaizumi ganz froh über die wenigen Momente der Stille, die er genießen konnte, während der andere sein Essen herunterschlang. Dann wiederum war er mittlerweile schon so sehr an Oikawas ewiges Schnattern gewöhnt, dass es unnatürlich wirkte, wenn dieser mal nichts sagte.
 

»Oh Gott, wieso?«

Mittlerweile war die Nacht über sie hereingebrochen. Sie hatten ihr Zelt bezogen und bedauerten bereits, dass sie nicht unter freiem Himmel schlafen konnten – zumindest Iwaizumi bereute das, denn sein Freund war einfach nur dankbar für die geringe Wahrscheinlichkeit, im Zelt von einem Insekt überrascht zu werden. Draußen wehte allerdings zumindest noch ab und an eine schwache Brise. Die Luft im Zeltinneren hingegen war warm und stickig, klebte an ihrer Haut und verhieß eine Nacht unruhigen Schlafes.

Die beiden lagen nebeneinander, Oikawa unter einer dünnen Decke, weil er ungern ohne schlief, und Iwaizumi nur in seinen Boxershorts und einem Top. Letzterer lag auf der Seite und hatte bereits versucht, sich zum Schlafen zu zwingen, bis Oikawa neben ihm frustriert aufgestöhnt und sich hin und her geworfen hatte.

»Was meinst du, wieso?«

Oikawas Stimme klang näher, als es ihm lieb war, und sein Atem fühlte sich in der ohnehin verboten warmen Luft an, als wollte er ihm die erste Hautschicht wegbrennen. Iwaizumi stieß mit seinem linken Ellbogen nach hinten, ohne genau zielen zu können.

»Wieso tust du das? Es ist doch viel zu warm dafür!«

Oikawa hatte eigentlich links neben ihm gelegen, doch nun hatte er sich gedreht und seinen freien Arm um Iwaizumi geschlungen. Dort, wo sich ihre nackte Haut berührte, konnte Iwaizumi spüren, dass die feuchte Luft auch Oikawa nicht verschont hatte. Als dieser ihm antwortete, spürte er seinen Atem erneut im Nacken.

»Sonst beschwerst du dich auch nicht!«

Das tat er tatsächlich selten, aber das war momentan auch nicht der Punkt.

»Sonst herrscht ja auch nicht so eine Hitze!«

»Mir egal, wie warm es ist.« Irgendetwas daran, wie Oikawas Griff um seinen Oberkörper etwas fester wurde, ließ Iwaizumis Ärger verfliegen. »Falls uns ein Bär überrascht, kann ich dich so einfacher als Schutzschild verwenden.«

Er haderte einen Moment mit sich, dann seufzte er schließlich resignierend.

»Blödmann.« Sanft griff er nach der Hand des anderen. Seine Stimme hing leise und belegt in der stickigen Zeltluft. »Ich kann schneller rennen als du, also muss ich mir keine Sorgen machen.«

Hinter ihm versuchte Oikawa, ihm in die Kniekehle zu treten, scheiterte jedoch kläglich daran. Wenige Herzschläge später begannen sie beide zu lachen, ehe Ruhe zwischen ihnen einkehrte.
 

Als Oikawa am nächsten Morgen aufwachte, war es immer noch ekelhaft warm, dabei spürte er weder Sonnenstrahlen durch die Zeltwand, noch die Körperwärme eines anderen Menschen neben sich. Besonders Letzteres bereitete ihm schlechte Laune. Er wollte sich gerade auf die andere Seite drehen und mürrisch versuchen, wieder einzuschlafen, als er hörte, wie Iwaizuim das Zelt betrat. Sehr zu seinem Leidwesen hockte er sich neben ihn und schüttelte ihn solange unsanft, bis er immer noch verschlafen die Augen öffnete und in das genervte Gesicht seines Freundes blickte.

»Beeil dich gefälligst, sonst lasse ich dich zurück«, maulte Iwaizumi, der offensichtlich schon seit geraumer Zeit wach war. Er wollte sich gerade wieder umdrehen und vermutlich draußen weiter ihre Sachen zusammenpacken, als Oikawa sich aufrappelte und mit durchdringendem Blick fixierte.

»Würdest du nicht. Niemals«, sagte er so ernst, dass Iwaizumi trotz der Hitze ein Schauer über den Rücken lief. Er räusperte sich umständlich, konnte den Worten des anderen aber nicht widersprechen, also drehte er sich einfach wieder um und machte sich daran, das Zelt zu verlassen.

»Mach einfach, wenn du dein blödes Raumschiff heute noch finden willst.«

Dann war er verschwunden und ließ Oikawa allein zurück, der sehr viel wacher war als vor wenigen Augenblicken noch. Mit gemischten Gefühlen zog er sich um, verließ das Zelt ebenfalls und half Iwaizumi dabei, ihre Sachen zusammenzupacken – denn anscheinend war er sehr viel besser darin, Dinge abzubauen als aufzubauen.

Nach einem leichten Frühstück brachen sie auf, etwas tiefer in den Wald hinein. Der Himmel war sehr viel verhangener als am Vortag, besonders über ihnen war die graue Masse so dicht, dass sie nicht einmal einzelne Wolken erkennen konnten. Nur in der Ferne konnten sie einige blaue Fetzen sehen. Nichtsdestotrotz war es fast noch heißer, die Luft noch schwüler, und ihre Reise somit noch beschwerlicher. Ab und zu hörten sie ein stumpfes Grollen in der Ferne, das sie zunächst beide ignorierten. Erst, als das Krachen beinahe direkt über ihnen zu sein schien, blickte Oikawa zweifelnd in den Himmel und zog die Augenbrauen zusammen.

»Ernsthaft?«

Sein Tonfall lag irgendwo zwischen Unglaube und Furcht, wohingegen Iwaizumi bei seinen nächsten Worten fast zufrieden klang.

»Wurde allmählich Zeit.«

»Aber doch nicht, wenn wir uns unter Bäumen aufhalten!«

Diesmal schwang sogar schwache Panik in seiner Stimme mit, doch Iwaizumi zuckte darauf nur vage mit den Schultern. Endlich schien er das Sommergewitter zu bekommen, auf das er schon so lange wartete, und darüber war es ein Leichtes für ihn, ihr eigentliches Ziel zu verdrängen. Dann wiederum war ein gestresster Oikawa anstrengend, also bemühte er sich, rasch einen Ort zu finden, an dem sie vor dem aufziehenden Gewitter Schutz suchen konnten. Nach einer Weile fanden sie einen kleinen Vorsprung, unter den sie gerade eben beide passten. Nur wenig später fielen die ersten Regentropfen vom Himmel, erst vereinzelt, dann in einem regelrechten Platzregen. Sie konnten den Donner über sich hinweg rollen hören, sahen jedoch keinen einzigen Blitz.

»Sieht aus, als würde es an uns vorüberziehen«, merkte Iwaizumi irgendwann an, selbst überrascht, wie viel lauter er reden musste, damit der andere ihn über den Regen hinweg hören konnte. Oikawa schien skeptisch.

»Und wieso klingst du enttäuscht deswe— oh Gott, du grinst wie ein Irrer, weißt du das?«

Die darauf folgenden Tirade aus Gejammer und Beschwerden ignorierte Iwaizumi geflissentlich, schließlich freute er sich viel zu sehr, endlich seinen Willen bekommen zu haben. Zugegeben, er hatte sich diese Erfahrung etwas anders vorgestellt – definitiv hatte er sich nicht mit Oikawa im Wald stehen gesehen, weil der wieder seinen Aliens nachjagte –, aber jetzt wollte er sich auch nicht beschweren. Es würde zwar nach dem Gewitter noch schwüler werden, aber das nahm er gerne in Kauf.

Es dauerte vielleicht zwanzig Minuten, bis der Regen langsam nachließ und schließlich ganz aufhörte. Sie warteten noch ein wenig, falls das Wetter es sich wieder anders überlegte, ehe sie weitergingen. Das alte Laub auf dem Waldboden hatte sich mit dem warmen Regen vollgesogen, sodass das Laufen zunehmend schwieriger für sie wurde. Doch irgendetwas schien Oikawa anzutreiben, unter dem grauen Himmel immer weiter geradeaus zu gehen.

Iwaizumi wusste nicht ganz, was er davon halten sollte, denn so fokussiert hatte er seinen Freund außerhalb einer Sporthalle selten, vielleicht noch nie erlebt. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht mehr darauf achtete, wo er hintrat. In einem unachtsamen Moment stolperte er und konnte sich nur mit größter Mühe wieder fangen, ehe er Bekanntschaft mit dem nassen Waldboden machte. Neben ihm war Oikawa stehengeblieben und bedachte ihn mit einem lächerlich selbstverliebten Grinsen.

»Bist du mir etwa verfallen, Iwa-chan?«

Es verlangte Iwaizumi alles ab, ihm dafür keine zu verpassen.

»Ich schwöre bei allem, halt bloß den Rand«, knurrte er stattdessen und richtete seinen Blick stur geradeaus, weil er fürchtete, sonst wirklich handgreiflich zu werden. Oikawa grinste ihn weiterhin frech an, sagte aber nichts mehr.

Für die nächste Stunde sagte keiner von ihnen wirklich viel, sondern hing seinen jeweiligen Gedanken nach. Erst, als sie gegen Mittag eine kurze Rast einlegten, um etwas zu essen, stellte Iwaizumi eine Frage.

»Wie lange willst du noch weitersuchen?« Selbstverständlich hatten sie noch nichts gefunden, und allmählich verlor er die Lust daran, Oikawas Launen auszubaden. »Wir sollten bald umkehren.«

»Nur noch ein bisschen«, war die abwesende Antwort, die er erhielt.

Also setzten sie ihren Weg fort. Iwaizumi achtete darauf, dass sie nicht noch tiefer in den Wald gingen, sondern überlegte bereits, welcher Pfad sie am schnellsten wieder in die Zivilisation bringen würde. Sorgen, dass Oikawa das auffallen würde, machte er sich nicht.

Der Nachmittag kam, und der Himmel blieb so wolkig wie zuvor. Iwaizumi war froh, sich auf seine Uhr verlassen zu können, denn anders hätte er nicht sagen können, wie spät es eigentlich war. Beiläufig bemerkte er, wie viel Zeit bereits verstrichen war, doch Oikawa schien davon gänzlich unbeeindruckt und setzte seinen Weg einfach fort.

»Wir sollten jetzt wirklich umdrehen, Oikawa«, versuchte er es erneut, doch der andere sah ihn immer noch nicht an.

»Mhmm.«

»Hörst du mir überhaupt zu?«

Wider Erwarten blieb Oikawa auf seine Frage tatsächlich stehen. Die Art, wie er sich bedächtig zu ihm umdrehte, den immer noch kaltgrauen Himmel im Rücken, wirkte fast wie aus einem Traum. Es hätten nur noch Nebelschwaden gefehlt, die ihm um die Füße schweben, doch damit war an diesem Sommernachmittag nicht zu rechnen. Der Blick seines Freundes war merklich abgeklärt, und das leichte Lächeln auf seinen Lippen beunruhigte Iwaizumi.

»Wir finden es heute nicht mehr, oder?«

Jetzt musste er vorsichtig sein. Eigentlich wollte er darauf antworten, dass sie es natürlich nicht mehr finden würden, weder heute noch morgen noch sonst irgendwann, weil kein verdammtes Raumschiff im Wald gelandet war und er ihm einfach nur einen Gefallen hatte tun wollen, indem er ihn begleitete. Aber das zu sagen brachte Iwaizumi nicht übers Herz. Nicht, wenn Oikawa ihn so ansah.

»Ist doch nicht so schlimm«, meinte er, nicht ganz so überzeugt, wie er gerne geklungen hätte. Er war generell nicht gut darin, andere zu trösten, und so niedergeschlagen hatte er den anderen in diesem Zusammenhang noch nie erlebt. Unschlüssig schwieg er eine Weile, bevor er versuchte, seine nächsten Worte betont salopp und ruhig zu halten. »Dann suchen wir halt nächsten Sommer weiter.«

»Für uns gibt es keinen nächsten Sommer mehr, Iwa-chan.«

Dieser Satz traf Iwaizumi komplett unvorbereitet. Mit einem Mal konnte er nicht mehr verdrängen, worum es bei diesem Ausflug eigentlich ging, obwohl er es bereits gewusst hatte, als Oikawa ihn nach seinem Auftauchen am Vortag aufmerksam gemustert hatte. Sicher, sein Freund versuchte auch, ihn und sich selbst nach ihrer Niederlage gegen Shiratorizawa auf andere Gedanken zu bringen, aber das war nicht die ganze Wahrheit.

Es ging um ihre Zukunft. Ungeachtet, ob sie im Frühlingsturnier gegen Ushijima bestehen konnten oder nicht, war dies der letzte Sommer, den sie in dieser Konstellation zusammen verbringen konnten. Sie wussten nicht, ob sie nach ihrem Abschluss auf der gleichen Universität landen würden, oder ob sie selbst dann beide Startspieler in ihrem Volleyballteam werden würden. Seit Jahren war es immer so gewesen, dass sie sowohl ihre Schul- als auch in ihrer Freizeit immer miteinander verbrachten, und auch wenn Oikawa ihm häufig den letzten Nerv raubte, war er mittlerweile doch so sehr an ihn gewöhnt, dass es schwer war, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen.

»Schwachsinn.« Unsicher, was er überhaupt sagen sollte, fuhr Iwaizumi sich mit einer Hand durch die kurzen Haare. »Als ob das unser letzter Sommer gemeinsam wäre.«

Als Oikawa ihn nur unverwandt ansah, entschied er sich für einen etwas lockeren Ton.

»Als ob du mich jemals in Ruhe lassen würdest.«

»Das ist nicht witzig, Hajime.«

Iwaizumi zuckte unmerklich zusammen. »Ich weiß. Tut mir leid.«

Es kam selten vor, dass sie einander beim Vornamen nannten, aber er hätte auch so gewusst, dass das nicht die Worte gewesen waren, die der andere hatte hören wollen. Umso mehr Mühe gab er sich nun, die richtigen Worte zu finden, die nicht nur Oikawa, sondern auch ihn selbst beruhigten.

»Aber ich denke wirklich nicht, dass das unser letzter Sommer zusammen ist. In Seijous Mannschaft, ja, aber wir kannten uns schon lange davor.« Er schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. »Und auch, falls wir an unterschiedlichen Universitäten landen sollten, bleibt uns gerade der Sommer, um deinen Hirngespinsten nachzujagen.«

Darüber schien Oikawa, die Stirn in Falten gelegt und den Blick gesenkt, lange nachzudenken. Schließlich schlich sich auch auf seine Lippen ein schwaches Lächeln.

»Danke, Iwa-chan.«

Iwaizumi wusste selbst nicht warum, doch er spürte, wie seine Ohrenspitzen brannten. Er schnalzte leise mit der Zunge und schaute überall hin, nur nicht in das Gesicht seines Freundes.

»Doch nicht dafür, Blödmann.«

Breit grinsend ging Oikawa einen Schritt auf ihn zu, griff nach seiner Hand und drückte sie einmal.

»Dann lass uns nach Hause gehen.«

Er hatte bereits den nächsten ausladenden Schritt nach vorne gesetzt, wurde jedoch wieder zurückgezogen, weil Iwaizumi sich keinen Zentimeter bewegte. Auf Oikawas verwirrten Blick hin zeigte dieser nur ruhig in die entgegengesetzte Richtung.

»Da geht's lang.«

»D-das wusste ich! Es war ein Test!«

»Schon klar.«

»Wirklich!«

Iwaizumis belustigtes Grinsen war beinahe so breit wie das von Oikawa zuvor, als er sich daran machte, sie aus dem Wald herauszuführen. Sie legten den Großteil des Weges zurück, ohne die Hand des jeweils anderen loszulassen. Selbst wenn sie beide Hände an einem steileren Stück zum Klettern brauchten, griff Oikawa immer wieder wie selbstverständlich nach seiner Hand, sobald sie auf einem ebenen Pfad liefen. Es mochte die Erschöpfung sein, die langsam in ihre Glieder kroch, doch keiner von beiden sagte viel.

Es war bereits Abend, als sie endlich am Waldrand ankamen und den ersten Schritt auf asphaltierten Boden setzten. Der Himmel war immer noch wolkenverhangen, aber zumindest etwas heller, nun, da sie aus dem Wald getreten waren. Sie behielten ihr gemächliches Tempo bei, als sie am Waldrand entlang Richtung Iwaizumis Haus schlenderten; Oikawa den Blick immer noch lächelnd gesenkt, Iwaizumi auf den Horizont blickend.

»Ach, sieh einer an, hatten wir doch Erfolg.« Unvermittelt blieb Iwaizumi stehen, worauf der andere ihn nur verwirrt musterte. Mit einem schiefen Grinsen drückte er kurz Oikawas Hand und zeigte dann auf die schwach leuchtenden Lichtpunkte, die am Waldrand in der Luft umhertanzten. »Aliens in Miniaturraumschiffen.«

Erst jetzt bemerkte Oikawa die Glühwürmchen. Mit großen Augen folgte er den wirren Bewegungen der kleinen Käfer, die ohne wirkliches Ziel durch die Nachtluft flogen. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, und das Leuchten in seinen Augen – ob nun von den Glühwürmchen reflektiert oder aus anderen Gründen – ließ Iwaizumi warm ums Herz werden,

»Du bist ein Idiot«, sagte Oikawa leise und drückte seine Hand.

»Wer von uns glaubt denn bitte an Aliens?«

»Iwa-chan!«

Und damit hatte er sein Schicksal besiegelt. Sie beide setzten sich wieder in Bewegung, doch für den Rest ihres Weges ließ Oikawa es sich nicht nehmen, ihm eine Standpauke darüber zu halten, dass außerirdisches Leben sehr wohl existierte. Irgendwann schaltete er einfach ab und ließ ihn reden, zufrieden, dass sich der Griff um seine Hand immer dann ein wenig festigte, wenn sein Freund etwas besonders aufgeregt erzählte.

Iwaizumi lächelte. Er mochte zwar nicht genau wissen, was die Zukunft für sie beide bereithielt, aber er konnte sich nicht vorstellen, Oikawa nicht an seiner Seite zu haben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Am längsten habe ich vermutlich an der Übersetzung für "piece of trash" gesessen. Zum einen, weil man das einfach nicht wörtlich übersetzen kann, und zum anderen, weil ich ihn selbst nie so nennen würde, but oh well. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Sylvanas_Windrunner
2023-02-19T20:46:17+00:00 19.02.2023 21:46
Auch hier kann ich nur sagen, wow.
Hab auch diesen Teil verschlungen. Und ja auch diese Kombination feier ich ziemlich.
Ich kann mich nur wiederholen, es unheimlich schön deinen Worten zu folgen. Man kann gar nicht aufhören, und es tritt schnell Enttäuschung ein wenn man bemerkt es bleibt nicht mehr viel bis zum Ende.
Schöne Idee. Klasse Umsetzung!
Antwort von:  Schangia
05.03.2023 11:20
IwaOi, UshiOi - alles gut, solange Oikawa dabei ist XD (Bin ich voreingenommen? Ja, vielleicht.)
Vielen lieben Dank für deine lieben Worte <33
Von:  Sylvanas_Windrunner
2023-02-19T20:24:09+00:00 19.02.2023 21:24
Wow. Wie wunderschön geschrieben ist das bitte!
Ich bin sowie so ein unheimlicher Fan von den beiden, aber jetzt bin ich direkt nicht etwas mehr gehypt.
Du hast di beiden meiner Meinung nach unheimlich gut getroffen. Es war spannend deinen Worten zu folgen und bin auch etwas enttäuscht das es schon zu ende ist.
Könnte ich bitte mehr davon kriegen?xD

Antwort von:  Schangia
05.03.2023 11:19
Aww, vielen lieben Dank, freut mich total, dass dir die Story gefällt! ;; Seit ich für die beiden geschrieben habe, ist mir das Pairing auch noch viel mehr ans Herz gewachsen als vorher, deswegen bin ich immer happy, wenn sich neue Leser hierhin verirren~
Haha, ich versuch's XD Mittlerweile schreibe ich primär auf Englisch, also wenn ich noch mal für UshiOi schreibe, dann vermutlich nicht hier orz
Von:  Ur
2019-04-14T11:53:50+00:00 14.04.2019 13:53
Ich hab einen neuen Haikyuu!!-Schub erlitten und bin wieder mal hier gelandet. Ich hab beim nochmaligen Anschauen von Staffel eins wieder mal gemerkt, wie süß die beiden Schnuffis sind und du hast sie so herzerweichend dargestellt ;-; Ich finde, Tanaka verdient ganz viel Liebe und Noyas leidenschaftliche Verteidungsrede war genau das richtige *~*
Antwort von:  Schangia
14.04.2019 17:39
Haikyuu!! kommt immer wieder, zu den unerwartetsten Zeiten uû Danke dir für den Kommentar, ich freu mich, dass die beiden dir etwas helfen konnten, mit den feels klarzukommen ;)
Antwort von:  Ur
14.04.2019 17:41
Ja, es tröstet mich ein wenig über meinen Abschlussprüfungsstress hinweg :'D Wenn alles gut geht, fang ich morgen mit Staffel zwei an und wer weiß, welche Charaktere mich dann von hinten überfallen ^^
Antwort von:  Schangia
14.04.2019 18:16
Huch, ist's bei dir auch soweit? Viel Erfolg! Wenn du's so sagst, sehe ich sie schon alle mit 'ner Keule in der Hand hinter dir in einer Reihe stehen xD
Antwort von:  Ur
14.04.2019 18:19
So fühlt es sich auch an xD Ich höre Bokutos lautes HEYHEYHEY schon in meinen Ohren dröhnen und mich vom Lernen abhalten :'D
Von:  Pfeffersosse
2018-07-22T18:42:09+00:00 22.07.2018 20:42
Hallo~
Vielen Dank für deine Geschichte. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut und als ich alleine schon den Namen Iwaizumi gelesen habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Das konnte ja nur gut werden.
Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht! Du hast die Beiden wirklich sehr gut getroffen und man hat sich wirklich sehr schnell eingefunden. Ich habe einige Male wirklich lachen müssen, weil Oikawa so bildlich dargestellt wurde, dass ich wirklich das Gefühl hatte dabei zu sein. Und wer Oikawa sagt, muss Alien denken. Das Einbauen davon war wirklich herrlich. Deine Beschreibungen haben mir auch wirklich sehr ght gefallen, sie haben alles so schön lebendig gemacht und der Wald und das Wetter waren schneller vor meinem inneren Auge, als ich lesen konnte. Ich stelle mir den Himmel wirklich faszinierend vor, wenn ein Unwetter droht, obwohl ich eigentlich ein Schisser bin, was Gewitter an geht. Aber gleichzeitig find ich sie faszinierend, also konnte ich ihre Reaktionen im Wald nachvollziehen. Und der Geruch frischen Regens ist wundervoll. Da bekommt man echt schnell das Gefühl, dass es schnell wieder schön wird.
Deine Idee hat mir wirklich sehr gut gefallen, auch wenn der Grund, weshalb Oikawa diese Suche angefangen hat, schon etwas traurig ist. Aber Abschiede oder Trennungen sind nie toll ... und wenn dann auch noch anbahnende Gefühl im Spiel sind, ist das noch schwerer. Aber das Ende hat wirklich supi gepasst. Ja ja~ die Leute, die nicht an was glauben, sind doch meist die, die eigentlich die grössten Fans davon sind.
Also alles in allem eine Geschichte, die mir wirklich sehr gut gefallen hat und meine Lust auf mehr Oikawa und Iwaizumi gemacht hat ♡ also noch einmal vielen lieben Dank für deine Geschichte
Antwort von:  Schangia
25.07.2018 02:10
Freut mich wirklich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat :3
Es hat auch wirklich sehr viel Spaß gemacht, über die beiden zu schreiben, da ist es umso schöner, wenn du dir das auch alles so vorstellen konntest, wie ich es darstellen wollte. Und hoffentlich kannst du deinen Durst auf die zwei bald stillen ;)
Vielen Dank für den Kommi ♥
Von:  Starplayer24
2018-07-06T07:27:53+00:00 06.07.2018 09:27
das ist so schön geschrieben nics ja ja die beiden jetzt sind sie so etwas wie Revalen hach ist so super lg Starplayer24
Antwort von:  Schangia
11.07.2018 12:40
Danke dir! <3
Von:  Starplayer24
2018-07-05T14:45:51+00:00 05.07.2018 16:45
tja das ist tüpisch Iwazumi Oikawa würde wohl in der Wildnis verhungern grins naja halbes Leid geteiltes Leid super umschrieben nics lg Starplayer24
Von:  Kim_Seokjin
2018-01-04T10:39:45+00:00 04.01.2018 11:39
Egal wie oft ich die Geschichte tu den Beiden lesen, ich seufzte jedes Mal am Ende der Geschichte. Vorher leide ich allerdings mit den Beiden, wobei ich gestehen muss, dass ich etwas mehr mit Kindaichi leide. Er ist sich so schnell bewusst, dass er Mist gebaut hat, aber es dauert so lange bis er sich überwindet und endlich das Gespräch sucht. Natürlich weiß ich auch, dass Kageyama wegen dem Verrat leidet, welcher nicht klein ist. Aber irgendwie leide ich mit Kindaichi mehr. Ja, ich habe ihn etwas lieber, aber vielleicht auch weil, er eben ganz normal weiter machen konnte, eigentlich. Es ist auch eigentlich egal.
Die Geschichte ist wunderschön und tragisch mit einem tollen offenen Ende. <3
Antwort von:  Schangia
09.01.2018 17:20
Genau auf diesen Seufzer habe ich es abgezielt, hehe~ >D Dass du hier mehr mit Kindaichi leidest, finde ich voll okay und kann es auch nachvollziehen, immerhin muss der arme Kerl auch einiges durchmachen.
Vielen Dank für deine lieben Worte <3
Von:  Soichiro
2017-11-19T18:29:17+00:00 19.11.2017 19:29
Ein wirklich sehr schöner OS :)
Bin gerade zufällig darauf gestoßen und ich bin froh, dass es dazu kam :D

Ich mag die Idee und auch die Umsetzung ist dir sehr gut gelungen!
Mir gefällt es, dass das Ganze erst einmal damit anfängt wie die Beiden sich kennen gelernt haben. Ebenso mag ich es sehr, dass deutlich wird wie besonders ihre Freundschaft ist.
Und ich finde, dass du Bokuto wirklich sehr gut getroffen hast! Ich mochte besonders die Stelle an der er den Text abschickt und ihm dann erst langsam dämmert was er da getan hat...das passt einfach so gut zu ihm xD

Kuroo wirkt ja wirklich sehr selbstsicher...was natürlich auch einfach er ist xD
Aber ich wüsste ja zu gern ob er sich wirklich so sicher gewesen war, oder ob er wohl auch ein wenig aufgeregt war. Wobei ich es ihm glatt zutrauen würde, dass er ihm Gegensatz zu Bokuto schon deutlich länger verstanden hat, dass aus ihrer tiefen Freundschaft mittlerweile mehr geworden ist.

Wie man wohl nicht überlesen kann, gefällt mir der OS wirklich sehr gut und es hat mir Spaß gemacht ihn zu lesen :)

lg Soichiro
Antwort von:  Schangia
19.11.2017 22:52
Vielen lieben Dank für den Kommentar! <3
Dass gerade Bokuto gut getroffen scheint, macht mich besonders glücklich. Und jaah, Kuroo hat doch einen Ruf zu verteidigen, da muss er den Selbstsicheren spielen, auch wenn er vielleicht ein ganz klein wenig Angst hat, dass er sich irren könnte. Aber ist ja für beide sehr gut ausgegangen. ;)
Von: Crispie
2017-01-08T08:43:51+00:00 08.01.2017 09:43
OMG !!!! Ich habe zwar alle deine OS gelesen und fand wirklich alle super, aber "This one takes the cake!!!" Hier kommen vorallem Bokutos Naivität und Akaashis ruhige Präsenz so gut zum Ausdruck!!!

Und dann noch dieser schöne Moment zwischen ihnen ich zitiere mal: "Deine Hände sind genauso schön wie der ganze Rest von dir!"....ich bin dahin geschmolzen wie Schokolade ;_; Sooooo süüüüsss!

Ich hoffe es kommen bald wieder neue OS von dir :) Du hast einen sehr schönen Schreibstil!! Mach bitte weiter so!

Viele Grüße

Crispie
Antwort von:  Schangia
09.01.2017 16:40
Aww, das freut mich wirklich sehr! Bokuto zu schreiben macht irrsinnig Spaß, aber den Satz, den du zitiert hast, mag ich auch mit am meisten in dem One Shot. :) Vielen Dank für die lieben Worte! ♥
Von:  Miyucchi
2016-06-15T13:04:13+00:00 15.06.2016 15:04
Omg was das. WAS DAS
Mein armes armes Herz, ich hatte in der Mitte SO eine Angst davor in welche Richtung du das ganze schreiben wirst weil angst aber oh Gott das Ende war so süß ich sterbe o)-<
Du weißt ja, dass ich deinen Schreibstil toll finde aber auch die Art wie du Suga's und Yaku's Charaktere und Interaktionen beschreibst sind so--- YES, GENAU SO!! TT A TT
Gott, danke eh. Danke für SugaYaku, meine Seele ist rein.
Und sowieso, die feels waren so on point AHHH genau meine Art von angst, god bless ;;;;;; ♡ meine Kinder uhhhhh danke dir ;;;;;;;;;;;
Antwort von:  Schangia
15.06.2016 15:11
Bwahahahaha~ LEIDE!! >DDD Naah, keine Sorge, ich schreib bei weitem nicht so gerne angsty stuff wie du (und wenn mit happy end lol), also alles cool. ;) Danke für die lieben Worte! ´3`
Ich freu mich auf jeden Fall, dass es dir gefallen hat, dann hat's seinen Zweck ja erfüllt~ ♥


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