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Licht und Schatten

Habe ich eine zweite Chance verdient?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich Willkommen zu meiner neuen ff! :)
Ich freue mich, dass ihr euch dazu entschlossen habt, diese ff zu lesen. Ich hoffe sie wird euch gefallen ^.^
Diese ff ist ja ein Geschenk für Cerousi. Deshalb hoffe ich sehr, ich kann hier soweit umsetzen, was du dir erhofft hast! ;)
Was ENS angeht und ähnliches mehr, schaut einfach bei der Chara-und Ff-Beschreibung nach. Falls ihr das nicht schon längst getan habt ;)
Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit dem ersten Kapi! ^.^ Komplett anzeigen

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Beschauliches Leben ade

So schön und friedlich der Tag begann, hätte niemand ahnen können, was heute alles passieren sollte. Welche Konflikte, Probleme und Überraschungen – ob angenehm oder nicht blieb wohl jedem selbst überlassen – heute auf die Bewohner Konohagakures zukommen würden. Es betraf wohl nicht jeden, doch die Gemeinschaft des Dorfes traf es ziemlich unvorbereitet.

Einige Dorfbewohner wollten Blut sehen, ihren Rachedurst stillen. Andere wiederum wollten einfach nur in Frieden weiterleben und so tun, als wäre nichts gewesen. Wieder andere Dorfbewohner wollten Gerechtigkeit und Milde walten lassen. Etwas, das in diesem Falle wohl mehr als angebracht war. Diese und die erst genannte Fraktion im Dorf waren wohl diejenigen, die sich am liebsten gegenseitig an die Gurgel springen wollten. Im Laufe der nächsten Zeit würde sich deren Konflikt zuspitzen und Konohagakure und vor allem die Zivilisten in Gefahr bringen.

Wie gesagt, niemand rechnete an diesem schönen, warmen Tag mit solch einem Verlauf. Niemand hatte geglaubt, dass sich die Dorfbewohner Konohagakures misstrauten und gegenseitig beschuldigten, im Unrecht zu sein.

Der Frieden im Dorf war in Gefahr.

Doch als Sakura an diesem Morgen ausgeruht aufwachte, ahnte sie nicht, dass vor allem ihr Leben davon betroffen sein würde. Das für sie alles anders kommen würde. Das ihr Leben vor einer schicksalshaften Wendung stand, was ihr bisher bekanntes Leben auf den Kopf stellen würde.

Pflichtbewusst war Sakura auf dem Weg ins Krankenhaus. Momentan waren sie dort unterbesetzt. Eine Grippewelle hatte nicht vor den Ärzten und dem Pflegepersonal aus dem Krankenhaus Halt gemacht. Glücklicherweise war Sakura erst gestern von einer Mission mit ihrem Team zurückgekehrt, sodass sie noch gesund war. Dafür durfte Sakura nun Überstunden im Krankenhaus schieben.

Seit Jahren war Sakura schon eine ausgebildete Medic-nin und somit Ärztin. Niemand anderes als das Oberhaupt Konohas, die Hokage Tsunade, war ihre Lehrmeisterin gewesen. Wäre Sasuke Uchiha, ihre erste große Liebe und Kindheitsschwarm, nicht abtrünnig geworden und hätte Konoha und damit seinen Freunden, Team 7 und sie nicht verlassen, wäre Sakura wohl heute noch das verträumt-naive Mädchen, das nur Jungs – vorrangig Sasuke – im Kopf hatte und lieber über ihr Aussehen nachdachte, als darüber, wie sie stärker und besser wurde.

Auch Naruto Uzumaki, ihr bester Freund und Teamkollege, hatte dazu viel beigetragen. Weil er Sasuke unbedingt zurückholen wollte, war er zwei Jahre lang auf Trainingsreise gewesen. Unglaublich stark kehrte er zurück.

Sasukes Verlust und Narutos Glaube an das Gute, hatten Sakura ebenfalls angespornt, stärker zu werden. Und tatsächlich war es so gekommen. Sakura war jetzt nicht nur eine sehr fähige Ärztin und brillant auf diesem Gebiet – wenn man bei der Besten der Besten lernte, konnte es nicht anders kommen – sie war auch unglaublich stark geworden. Körperlich stark. Durch ihre unglaubliche Chakrakontrolle konnte Sakura Kräfte freisetzen, von denen andere nur träumen konnten. Außerdem war ihr strategisches Denken besser geworden und gegen Genjutsu konnte sie sich nun auch besser zur Wehr setzen. Zwar konnte es Sakura nicht mit solch starken Ninja wie Naruto oder ihrem Sensei Kakashi Hatake aufnehmen, aber zu den stärkeren Ninja aus dem Dorf zählte sie dennoch.

Früher einmal hatte es ein legendäres Team gegeben. Die Sannin. Welch tragische Ironie, jeder von dem alten Team 7 wurde von einem dieser Sannin trainierte. Sakura von Tsunade, Naruto von Jiraiya und Sasuke von einem der gefährlichsten Abtrünnigen, Orochimaru. Ob das Schicksal dahinter steckte? Sie würden es wohl nie wissen.

Doch jetzt, wo Sakuras Gedanken erst einmal an Sasuke denken musste, konnte sie damit nicht mehr aufhören, während sie ihren Weg zum Krankenhaus fortsetzte.

Zehn Jahre war es jetzt her, dass Sasuke Konohagakure verraten hatte. Und wofür? Für seine Rache. Die Rache an seinem älteren Bruder. Als Sasuke noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte er zu seinem älteren Bruder aufgesehen. Doch irgendwann – Sakura und auch sonst keiner aus Konoha schien den Grund zu kennen – begann Itachi ein fürchterliches Blutbad. Er löschte seine Familie und den gesamten Uchiha-Clan aus. Bis auf seinen kleinen Bruder. Sasuke war danach nie wieder er selbst gewesen.

Kalt, distanziert und voller Rachegelüste. Für Sasuke zählte nur noch der Tod seines Bruder und dafür musste er der Stärkste werden. Deshalb war er nun bei Orochimaru, in der Hoffnung, stärker zu werden. Sakura jedoch waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Sasuke seinen alten Lehrmeister umgebracht hatte und nun auf dem Weg war, seinen Rachedurst zu stillen. Angeblich soll er sogar ein neues Team gefunden haben. Eine Tatsache, die fast noch mehr schmerzte, als sein Verrat.

Früher einmal hatte Sakura gehofft, sie wären Freunde gewesen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte Team 7 unerschütterlich zusammengehalten. Inzwischen war sich Sakura dessen nicht mehr so sicher. Es war wie ein Traum, der zu verblassen schien.

Auch wenn Sasuke wohl immer einen Platz in ihrem Herzen inne haben mochte – immerhin war er ihre erste große Liebe gewesen – so war Sakura doch inzwischen über ihn hinweg. Immerhin hatte sie bereits zwei Beziehungen geführt, wenngleich sie nicht lange gehalten hatten.

Kenji war ein Zivilist und machte gerade eine Ausbildung als Handwerker. Mit ihm war Sakura etwa vier Monate zusammen gewesen. An ihn hatte sie auch ihre Jungfräulichkeit verloren, wenngleich es ihm anscheinend nicht viel bedeutet hatte. Denn nur wenige Tage darauf, hatte Sakura ihn in flagranti mit einer anderen Frau erwischt. Seitdem war Kenji für sie gestorben.

Ihr zweiter Exfreund zählte nun zu Sakuras besten Freunden. Das Sakura jemals etwas mit Neji Hyuuga gehabt hatte, konnte sie noch immer nicht ganz fassen. Doch auch ihre Beziehung war nicht über ein halbes Jahr hinausgekommen. Dafür verstanden sie sich nun besser als je zuvor.

Also ja, Sakura war sich sicher über Sasuke hinweg zu sein. Was nicht hieß, dass sie ihn nicht vermisste. Sie drei waren der Grund gewesen, warum es Team 7 gab. Team 7 war so etwas wie eine kleine Familie gewesen.
 

Sakura unterbrach ihre Gedanken, als sie in das Krankenhaus kam. Die Notaufnahme war voll. Etliche Patienten warteten, dass sie endlich an die Reihe kamen. Einige Kinder waren darunter, die auf dem Schoß ihrer Mütter saßen oder miteinander spielten.

Ohne Umschweife ging Sakura an der Anmeldung vorbei, durch einen Flur entlang und zu den Umkleideräumen.

Das Umziehen dauerte nicht lange. Vor allem, weil sie alleine war. Weiße Hose, weißes Oberteil und Kittel waren schnell angezogen. Das Stethoskop hängte sich Sakura um den Nacken.

Als sie aus der Umkleide trat und Bescheid sagen wollte, dass sie nun ihren Dienst antreten konnte, kam ihr auch schon eine Schwester entgegen geeilt.

„Haruno-san, kommen sie bitte schnell. Es gibt Schwierigkeiten bei einer Geburt!“

Sofort beeilte sich Sakura der jungen, aufgeregten Schwester zu folgen. Die junge Frau war wohl noch nicht lange Krankenschwester…
 

Erleichtert lächelte Sakura die Zwillinge – zwei Jungs - an, die sie gerade zur Welt gebracht hatte. Sie waren noch blutverschmiert und ganz zerknittert. Aber sie waren süß. So unglaublich niedlich! Man konnte gar nicht anders, als diese Geschenke des Lebens anzulächeln!

Zwei Schwestern waren damit beschäftigt, die Neugeborenen zu waschen und wiegen. Die frisch gebackene Mutter befand sich noch unter Narkose.

Die 24 jährige Frau hätte eigentlich eine ganz normale Geburt haben sollen. Erst während der Geburt war klar geworden, dass die Zwillinge zeitgleich durch den Geburtskanal hatten kommen wollen. Einer mit den Füßen voran, der andere mit dem Kopf.

Der Arzt, der eigentlich bei der Geburt geholfen hatte, hatte gerade erst seinen Abschluss gemacht und war überfordert gewesen. Assistiert hatte er Sakura dennoch sehr gut. Dafür hatte sie ihn auch gelobt. Jetzt war der junge Arzt damit beschäftigt, die Frau aus der Narkose zu holen und nach den Neugeborenen zu sehen.

Sakura entledigte sich ihrer Handschuhe, Maske und Haarteil, wusch sich die Hände, bis zu ihren Ellbogen hoch und war gerade dabei, sie dich Hände abzutrocknen, als die OP-Tür geöffnet wurde. Besser gesagt aufgerissen wurde.

Eine etwas ältere Schwester – Kaori war ihr Name und sie arbeitete schon seit gut zehn Jahren als Krankenschwester – kam aufgeregt herein.

„Haruno-san, ein Notfall!“

Sakura konnte sich ein entnervtes aufseufzen nicht verkneifen. Ein Notfall jagte hier den nächsten. Wenn der Tag schon so anfing, würde es Sakura nicht wundern, wenn es so weiter ging.

Pflichtbewusst folgte Sakura Kaori. Sie musste nicht einmal weit gehen. Ihr Weg führte sie direkt in einen der OP-Räume, die nur zwei Flure entfernt lagen. Auf dem Weg dorthin, erklärte Kaori ihr kurz, was dem Patienten fehlte. Viel zu wissen schien sie aber auch nicht.

„Sehr starker Blutverlust, innere Organe sind verletzt und mit dem Chakra des Patienten scheint etwas nicht zu stimmen.“

Das war eine wage Schilderung. Sakura würde sich wohl selbst eine Meinung bilden müssen. Wenn ein Ninja verletzt war – was hier eindeutig der Fall war – konnte es mehr als nur die offensichtlichen Verletzungen geben.

Wenige Minuten später, bestätigte sich Sakuras Vermutung. Nachdem sie sich erneut steril angezogen hatte, besah sie sich nun ihren Notfall. Ganz fachmännisch besah sie sich die Gliedmaßen, den Korpus, Herz. Ein Bein und ein Arm waren gebrochen. Ebenso wie einige Rippen. Dadurch war die rechte Lunge verletzt gegangen und der Sauerstoff blieb nicht in der Lunge. Blut drang glücklicherweise noch nicht ein. Doch das war nicht das Schlimme. Das Herz schlug nur schwach und unregelmäßig. Der Bauch war komplett aufgerissen. Der Darm hing blutig heraus. Zwei Schwestern waren damit beschäftigt, diesen zurück in den Bauchraum zu stecken und die Blutung zu stillen. Ein sinnloses Unterfangen.

So eine schlimme Verletzung bekam man nicht oft zu sehen. Die Leber lag zudem frei. Als Sakura ihren Blick weiter nach oben wandern ließ, erkannte sie sofort, dass der Nacken unnatürlich schief hing. Wenn kein Genickbruch vorlag, dann waren zumindest obere Wirbel verletzt.

Um den Patienten stand es mehr als schlecht. Er war regelrecht durchbohrt worden. Sakura hatte kaum Hoffnung. Als sie ihren Blick endlich zu seinem Gesicht schweifen ließ, blieb ihr Herz stehen. Sämtliches Blut wich ihr aus dem Gesicht.

Unmöglich. Das konnte nicht sein!

Sakuras Körper verkrampfte, dennoch zitterten ihre Hände. Ihr Hirn versuchte zu verarbeiten, was ihre Augen da sahen. Das war eine Einbildung. Alles andere ergab keinen Sinn. Warum sollte er hier sein? Und auch noch so schwer verletzt? Dem Tode nahe…

„Sakura, reiß dich zusammen!“

Die donnernde Stimme sorgte zumindest dafür, dass die junge Frau ihren Blick von dem übel zugerichteten Körper wandte. Dafür schlug ihr Herz inzwischen viel zu schnell.

Die skeptisch dreinblickende Hokage hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Die braunen Augen hatte die Blondine zusammengekniffen.

„Sasuke Uchiha ist ein Patient, der dringend deine und auch meine Hilfe benötigt. Du hast vorher schon Freunde behandelt. Jetzt stell dich nicht so an und tu deine Arbeit!“

Nach Tsunades Donnerwetter, riss sich Sakura tatsächlich zusammen. Ihre Meisterin und Hokage hatte recht. Egal was hier vor sich ging, was auch immer der Grund war, warum Sasuke mehr tot als lebendig vor ihr lag, Sakura war in erster Linie eine Medic-nin. Sich um verletzte Kameraden zu kümmern, war ihre oberste Priorität. Und nach all den Jahren und dem Verrat, war Sasuke noch immer das für sie. Ein Kamerad. Ein Freund.

Früh genug würde Sakura schon erfahren, was los war. Tsunade würde ihr alles mitteilen. Doch zunächst einmal, würde sie mit ihrer Lehrmeisterin zusammen um Sasukes Leben kämpfen.

Das sich die zwei besten Medic-nins weit und breit um Sasukes Verletzungen kümmern würden, ließen seine Überlebenschancen deutlich ansteigen, wenngleich der Tod weiterhin sehr nahe sein würde.

Tsunade krempelte ihre Ärmel hoch und begann Befehle zu erteilen. Sakura indessen besah sich die Verletzungen genauer. Was jetzt wichtig war, war Konzentration. Sie durfte sich nicht davon ablenken lassen, um wessen Leben sie hier kämpfte.
 

Die Kiefer fest aufeinander gepresst, den Kopf herabhängend, ließ er es über sich geschehen und schwieg. Wehrte sich nicht. Er beschwerte sich nicht über die Handschellen oder die mehr als grobe Behandlung. Über die Beleidigung sah er hinweg. Sagte nichts dazu, egal wie sehr sie ihn beleidigten oder aus Versehen mit ihm gegen eine Wand oder Ecke liefen.

Die ganze Zeit über schwieg er. Tat nichts. Und das, obwohl er wusste, dass wenigstens ein Verhör und Gefängnis auf ihn warteten. Vielleicht sogar der Tod.

Und weshalb tat er das? Wofür ließ er sich so behandeln?

Für seinen Bruder. Für dessen Leben.

Sasuke sollte leben. In Frieden. In seiner Heimat. Bei seinen Freunden.

Nur dafür hatte sich Itachi gefangen nehmen lassen, als er mit seinem Bruder über die Torschwelle Konohas geschritten war. Würde Sasukes Leben nicht am seidenen Faden hängen, wäre wohl alles verlaufen.

Nicht Sasuke sollte sterben. Er sollte es. So hatte es Itachi geplant. Darauf hatte er jahrelang gewartet.

Und jetzt das. Nur weil sich Kisame hatte einmischen müssen. Weil sein Teamkamerad bei Akatsuki nicht hatte hinnehmen wollen, dass er selber stirbt. Dabei war es ja wohl Itachis eigene Entscheidung, ob er leben oder sterben wollte. Er hatte sowieso nicht mehr lange zu leben. Dafür hätte er vor langer Zeit zu einem Arzt gehen sollen.

Itachi hatte keine Angst vor dem Tod. Auch keine Angst vor Schmerzen und Folter. Er hatte Angst um seinen Bruder. Solch große Angst. Er wollte wissen, wie es Sasuke ging. Doch die Männer, die ihn gerade durch die Flure des unterirdisch gelegenen Gefängnis schleppten, würden wohl auch nichts über Sasukes Zustand wissen.

Itachi vertraute darauf, dass sein Bruder es schaffen würde. Er war stark. Und in Konoha lebten die wohl besten Medic-nins. Dank der Hokage. Ansonsten wäre Itachi nicht hier. Er hätte zu irgendeinem anderen Dorf gehen können. Ein Dorf, das ihn nicht gleich gefangen nehmen würde.

Doch Itachi war nun einmal wieder hier. In seinem ehemaligen Heimatdorf, für dessen Wohl und auch für Sasuke, er so viel Leid auf sich genommen hatte. So viel Blut klebte an seinen Händen. Blut, das auch durch seine Adern floss.

Egal ob er Sasukes Leben hatte retten können oder nicht, er würde es ihm wohl nie verzeihen, dass Itachi ihre Familie, den gesamten Uchiha-Clan, ausgerottet hatte. Auf Befehl des…

Unsanft wurde Itachi auf den Steinboden geschmissen. Dank der Handschellen, konnte Itachi seinen Sturz nicht wirklich gut abfangen. Dennoch schaffte er es, nicht mit dem Gesicht aufzuschlagen, sondern nach einer Rolle wieder auf seinen Füßen zu stehen. Als er sich zu den zwei Ninja umdrehte, die ihn grob behandelt hatten, stellte er fest, dass er allein war. Die Tür vor ihm, war verschlossen.

Itachi musste sich nicht umsehen, um zu wissen, wo er sich befand. Er war in dem Verhörraum, in dem er selber, als er noch zu den Anbu gehört hatte, den ein oder anderen Gefangenen hierher gebracht hatte.

Außer einem kleinen Holztisch und einem abgewetzten Holzstuhl, in dem das Blut etlicher Gefangener gesickert war, befand sich in dem Raum, mit den kahlen Steinwänden, nichts.

Aus eigener Erfahrung, wusste der Uchiha, was nun folgen würde. Einige Zeit lang würde er hier alleine warten müssen. Das niemand kam, sollte ihn bereits ein wenig zermürben. Dann, nach einer angemessen Zeit, die bei jedem ein wenig anders ausfiel, würde jemand kommen. Sehr wahrscheinlich Ibiki, der Chef der Verhörabteilung. Er war ein Genie, was Folter betraf. Bislang hatte noch jeder Ibiki das erzählt, was er hören wollte. Oft genug hatte Itachi Ibiki auch im Einsatz erlebt. Nichts, was er gerne gesehen hatte. Dafür war Itachi nicht der Typ.

Doch in seinem Falle, musste nicht erst darauf gewartet werden, dass er langsam mürbe gemacht wurde. Das tat allein schon der Fakt, dass Sasuke mit dem Tod zu ringen hatte.

Außerdem würde Itachi gleich mit der Wahrheit heraus rücken. Es wäre letztendlich für Sasuke das Beste. Folter war demnach nicht nötig.

Nicht der Gedanke an bevorstehende Schmerzen hatten Itachi zu diesem Entschluss gebracht. Es war der blutüberströmte Körper seines kleinen Bruders…

Itachi wollte nicht für noch mehr vergossenes Blut verantwortlich sein. Vor seinem Tod, sollte die Wahrheit bekannt gemacht werden.

Eigentlich hatte Itachi vorgehabt, dass nur Sasuke die Wahrheit erfuhr. Doch für den Fall, dass Sasuke überleben, aber im Koma liegen würde oder für längere Zeit nicht ansprechbar war und Itachi in dieser Zeit starb…

Sasuke sollte die Wahrheit wissen. Egal unter welchen Umständen.

Vor Jahren hatte Itachi beschlossen gehabt, dass sein kleiner Bruder niemals die Wahrheit erfahren sollte. Damals, als er selber noch nicht ganz erwachsen gewesen war und seinen Clan ausgelöscht hatte, hatte Itachi geglaubt, das Richtige zu tun, indem er Sasuke im Unklaren ließ. So viele Jahre hatte Itachi gedacht, es wäre so das Beste für Sasuke.

Doch jetzt, wo sein eigener Tod nahte, erkannte Itachi seinen Fehler.

Indem er Sasuke all die Jahre eine Lüge vorgelebt hatte, ihm immer wieder gesagt hatte, er müsse mehr hassen, um stärker zu werden, hatte Itachi das Leben seines Bruders weggeworfen. Anstatt Sasuke zu zeigen, dass das Leben lebenswert war, hatte Itachi ihm nur Gründe aufgezählt, die es nicht wert waren, dafür zu kämpfen. Hass, Rache, Tod. Das waren keine Ziele, die man verfolgen sollte.

Itachi hätte Sasuke nie sagen sollen, dass er danach streben sollte. Das war falsch. Damit hatte Itachi gesorgt, dass sich Sasukes Leben nur um diese drei Dinge drehte. Eine Spirale von Leid und Schmerz schuf. Für Freundschaft, Liebe, Verbundenheit, war da kein Platz mehr.

Hätte Itachi seinem Bruder von Anfang an die Wahrheit gesagt oder hätte ihm zumindest nicht diese Idiotie in den Kopf gesetzt, dann wäre Sasuke vielleicht nie abtrünnig geworden. Hätte nie sämtliche Moral verloren und wäre so skrupellos geworden. Ein Menschenleben bedeutete Sasuke nichts mehr. Schuld daran trug Itachi. Er alleine.

Natürlich gab es keine Gewissheit, dass Sasukes Leben anders verlaufen wäre, hätte Itachi so nicht gehandelt. Doch tief in seinem Innern wusste Itachi, dass es so gekommen wäre. Sasuke wäre vielleicht nie so glücklich und lebensfroh geworden, wie er gewesen war, bevor Itachi den Uchiha-Clan vernichtete, doch solch ein eigenbrötlerischer, ernster und gnadenloser Mann wäre er wohl auch nie geworden.

Itachis Worte von Rache, Hass und Stärke hatten seinen Bruder vergiftet. Ihn abgestumpft werden lassen. Ohne sie, hätte Orochimaru ansonsten wohl niemals seine Fangzähne in Sasuke schlagen können. Er wäre nicht noch mehr vergiftet worden und auf Abwege geraten.

Doch leider war es so gekommen. Itachi hatten diesen schwerwiegenden Fehler begonnen.

Etwas, wofür sich Itachi jeden Tag die Schuld gab und es wohl noch über seinen Tod hinaus bereuen würde.

Jetzt würde er versuchen, wenigstens ein wenig Abbitte leisten zu können. Sasuke sollte nicht länger mit Lügen leben. Er sollte endlich klar sehen können.

Bei ihrem heutigen Kampf, hatte Itachi versucht, Sasuke die Wahrheit zu erzählen. Er war nicht weit gekommen. Sasuke hatte einfach nicht zuhören wollen. Etwas, was Itachi nachvollziehen konnte. Er war seinem kleinen Bruder deshalb nicht böse oder enttäuscht. Enttäuscht war er wenn schon nur von sich selbst.

Nach seiner heutigen Tat, würde Sasuke die Wahrheit vielleicht annehmen. Sie in sein Herz lassen. Doch noch eines musste er seinem Bruder klar machen. Wegen all dem, was geschehen war, für die Entscheidungen, die vor Jahren gefällt worden waren, durfte Sasuke Konoha nicht die Schuld geben. Erst recht nicht den heutigen Bewohnern, die keine Ahnung hatten, was vor gut zehn Jahren wenige Leute – der ältesten Rat und der Hokage – beschlossen hatten und damit das Leben der Uchihas und nachhaltig das vieler heutiger Bewohner, verändert hatten.

Wenn Sasuke das nicht klar wurde, würde er weiterhin in der Spirale von Hass, Rache, Schmerz und Tod gefangen bleiben. Würde womöglich mehre Menschen in diese leidvolle Spirale mithineinziehen. Wie eine Kettenreaktion würden Verderben, Leid und Schmerz über Konohagakure hereinbrechen.

Damals hatte Itachi mit seiner Tat versucht, genau das zu verhindern. Er würde nicht riskieren, dass Konohagakure erneut vor dem Abgrund stand. Und dennoch würde Itachi nach all den Jahren sein Schweigen brechen und die Wahrheit sagen. Er musste darauf hoffen, dass Sasuke verstand. Er musste verzeihen. Falls er das nicht konnte, durfte er zumindest den heutigen Bewohner Konohas kein Leid antun. Die Leute, die für Itachis damaligen Auftrag zuständig waren, waren heute fast alle tot.

Sasuke musste die Vergangenheit ruhen lassen. Irgendwie musste Itachi es ihm begreiflich machen. Ansonsten wären die Folgen unvorhersehbar.

Die Tür zu dem Verhörraum wurde geöffnet. Itachi, der noch immer an derselben Stelle stand und sich nicht wegbewegt hatte, tauchte aus seinen sorgenvollen Gedanken auf. Wie nicht anders erwartet, trat Ibiki in den kleinen Raum. Mit seinen über 1,90 m, dem langen Mantel und den entstellenden Narben im Gesicht, war Ibiki eine furcht-und respekteinflößende Person. Man sollte ihn niemals unterschätzen.

Mit harschen Schritten ging Ibiki auf Itachi zu. Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Außer das Itachi seinen Kopf anhob um Ibikis Blick zu entgegnen, tat er nichts. Die erste Zeit verstrich und die beiden Männer sahen sich nur an. Niemand sagte ein Wort. Itachi wusste, eigentlich wollte Ibiki ihm Angst einflößen, aber das würde bei ihm nicht funktionieren. Dafür hatte Itachi schon zu viel erlebt. Er musste Ibiki aber Respekt zollen. Nicht jeder traute sich so nahe an einen Uchiha heran. Dabei war es unerheblich, dass Itachi ausnahmsweise sein Sharingan nicht aktiviert hatte. Der einzige Grund, warum er sein Bluterbe nicht aktiviert hatte, war, dass Itachi sein Entgegenkommen zeigen wollte. Es wäre wohl kontraproduktiv gewesen, wenn sich niemand in seine Nähe wagte. So konnte er sein Anliegen nicht darlegen.

„Was führt einen der wohl gefährlichsten und gesuchtesten Nuke-nin nach Konoha? Ausgerechnet mit seinem verletzten Bruder auf dem Arm.“

Ibikis Worte waren abfällig, doch es kümmerte Itachi nicht. Stattdessen gab er nüchtern, schon fast beiläufig – wäre da sein eindringlicher Blick nicht – von sich: „Ich werde alles erzählen, was ihr wissen wollt.“

Mehr als überrascht, schon fast überrumpelt, zog Ibiki eine Augenbraue in die Höhe. Für Ibiki war es schon das Höchste an Gefühlen, was er zeigen konnte.

„Unter einer Bedingung.“

Abfällig verzog Ibiki das Gesicht.

„Natürlich. Eine Bedingung. Du hast wohl vergessen, dass du jetzt Konohas Gefangener bist. Du kannst keine Forderungen stellen.“

„Ihr solltet euch vielleicht erst einmal anhören, was ich zu sagen habe.“

Von Ibiki kam nichts anderes, als ein Schnauben. Es war Itachi egal. Er sprach einfach weiter. Auf ein kleines Ich-habe-hier-das-Sagen Duell hatte Itachi keine Lust. Erst recht keine Zeit.

„Ich habe hochbrisante Informationen, die sowohl die Ausrottung des Uchiha-Clans, Konohas Involvierung darin und Akatsuki betreffen. Das Wohle unserer gesamten Welt ist davon abhängig. Ihr wollt doch nicht für einen möglichen vierten Shinobi-Weltkrieg verantwortlich sein.“

Itachi wartete eine Antwort Ibikis nicht ab. Ob er ihm glaubte oder nicht, war nebensächlich. Itachi wollte nicht Ibiki überzeugen, sondern Sasuke.

„Ich werde alles erzählen. Aber nur einem Mitglied von Team 7. Kakashi Hatake, Naruto Uzumaki oder Sakura Haruno. Und außer der Hokage soll niemand von meinen Worten unterrichtet werden.“

Nachdem Itachi diese Bedingung gestellt hatte, schnaubte Ibiki erneut leise auf. Als sich der Verhörungsspezialist wortlos umdrehte und den Raum verließ, schlug Itachis Herz unweigerlich schneller, wenngleich er sich nichts davon anmerken ließ. Ebenso wenig konnte niemand durch seine undurchdringliche Maske sehen, die er immer aufsetze, sodass möglichen Beobachtern die Sorge entging, die Itachi empfand.

Itachis Hoffnungen ruhten auf Ibikis Handeln. Wenn dieser nicht jemanden aus Team 7 herholte, würde Itachi sein Ziel nicht erreichen.

Während die Minuten verstrichen und wohl schon zu Stunden wurden, wurde Itachis Sorge immer größer. Er konnte nur hoffen, dass Ibiki ihn hier schmoren lassen wollte, aber dennoch jemanden aus Team 7 zu ihm schicken würde.

Itachi wusste nicht, wer ihm lieber war. Kakashi Hatake war ohne Widerrede ein exzellenter Shinobi, intelligent und einfühlsam. Wenngleich er Itachis Handeln wohl am ehesten verstehen würde, so war sich Itachi nicht sicher, ob er Sasuke auch alles begreiflich machen konnte. Da setzte er doch lieber auf den Chaoten Naruto Uzumaki. Seine unkonventionelle Art hatte es bereits einmal geschafft, durch Sasukes eisigen Panzer durchzudringen. Vielleicht würde er es wieder schaffen. Naruto hatte diese Eigenart, dass man ihm einfach zuhören musste. Itachi erging es da nicht anders. Auch konnte er einen gut überzeugen. Naruto stand eindeutig für die richtigen Sachen ein. Und wenn er sich für etwas einsetzte, dann kam es aus tiefster Überzeugung und wurde aus dem Glauben an das Gute heraus geboren. Dennoch hatte Itachi seine Zweifel, ob Naruto den Zusammenhang so ganz erkennen würde.

Sakura Haruno war die Dritte im Bunde. Früher hätte Itachi nicht unbedingt auf sie gesetzt, doch inzwischen hatte er nur erstaunliche Dinge über sie gehört. Wie auch von dem Rest von Team 7. Wenngleich Itachi noch nicht viel mit ihr zu tun gehabt hatte, wusste er, dass Sakura seinen Bruder liebte. Damals, während der Chunin-Auswahlprüfung, hatte Itachi seinen kleinen Bruder beschatten lassen, wenngleich er die Markierung durch Orochimaru nicht hatte verhindern können. Dort war ihm aufgefallen, dass das damalige Mädchen für Sasuke wichtig war. Wegen ihr hatte er bereits damals im Wald fast einen Mord begannen. Nur Sakura hatte ihm Einhalt gebieten können.

Die beste Möglichkeit sah Itachi aber darin, dass Naruto und Sakura gemeinsam zu Sasuke gingen. Zusammen würden sie hoffentlich bei Sasuke durchdringen. Ihnen würde er womöglich glauben, falls Itachi selber nicht mehr dazu in der Lage war.

Die Zeit verging. Zog sich zäh dahin. Dann, endlich, wurde die Tür geöffnet. Erneut kam Ibiki herein. Auf dem Gesicht trug er einen ernsten Gesichtsausdruck. Er verhieß nichts Gutes.

Itachi ließ sich jedoch nichts anmerken. Stattdessen wartete er ab.

„Kakashi Hatake und Naruto Uzumaki sind zur Zeit nicht in Konoha. Sakura Haruno ist noch im OP bei Sasuke.“

Das Sasuke noch immer im OP war, musste etwas Gutes bedeuten, nicht wahr? Es bedeutete zumindest, dass Sasuke noch am Leben war. Itachi klammerte sich an diese Hoffnung. Dennoch würde er abwarten müssen. Niemandem außer einem Mitglied von Team 7 würde Itachi etwas sagen.

„Dann werden wir wohl noch etwas warten müssen“, gab Itachi gefühlslos von sich und drehte sich von Ibiki weg.

Für ihn war die Unterhaltung beendet. Ibiki schien zu demselben Schluss zu kommen. Sekunden später vernahm Itachi, wie die Tür ins Schloss fiel und der Schlüssel umgedreht wurde.

Erneut war Itachi mit seinen Ängsten, Sorgen und seinem Leid alleine. Alleine und hoffte.

Wer ist hier die Maus, wer die Katz?

Verwirrt, überfordert und fix und fertig. Das beschrieb im Moment am besten, wie sich Sakura fühlte. Nicht nur das sie gerade stundenlang im OP gestanden hatte und um Sasukes Leben gekämpft hatte – bislang erfolgreich – nein, jetzt wurde sie auch noch damit konfrontiert!

Sakura verstand die Welt nicht mehr. Innerhalb weniger Stunden, veränderte sich einfach alles. Ihr Leben, ihre Ansichten, wurden auf den Kopf gestellt. Einfach so. Mit wenigen Taten und Worten.

Nachdem Sakura und Tsunade über zehn Stunden um Sasukes Leben gekämpft hatten, war sie mehr als erschöpft zusammengesunken. Sie hatte auf dem Boden im OP gesessen und die Tränen waren ihr gekommen. Sie war so erleichtert, dass es Sasuke besser ging. Er war zwar noch nicht aus der Gefahrenzone heraus, aber er hatte inzwischen deutlich bessere Überlebenschancen. Die Verletzungen waren alle soweit behandelt worden. In der Tat hatten sich Sakuras Vermutungen bestätigt. Allerdings war Sasukes Chakra-Haushalt durcheinandergekommen. Das Chakra, das mit sämtlichen Organen verbunden war, floss nicht mehr richtig. Da konnten weder Sakura noch Tsunade etwas ausrichten. Sie konnten mit ihren Augen nicht sehen, wie das Chakra im Körper eines Menschen floss. Ja, erahnen, aber nicht sehen. Sobald es Sasuke ein wenig besser ging, würde sich ein Hyuga darum kümmern müssen.

Sasuke lag inzwischen auf der Intensivstation. Er stand unter ständiger medizinischer Beobachtung. Sobald etwas sein sollte, hatte Tsunade angewiesen, sie oder Sakura zu informieren. Nur sie beide würden Sasuke behandeln. Nicht nur wegen der Schwere seiner Verletzungen sondern auch, weil er noch immer ein Nuke-nin war.

Als sich Sakura einigermaßen beruhigt hatte, wollte sie Antworten haben. Doch bevor Sakura diese hatte einfordern können, war Tsunade mit ernstem Gesichtsausdruck auf sie zugekommen. Sofort war ihr das Herz wieder in die Hose gerutscht. Hatte sich Sasukes Zustand in der kurzen Zeit wieder verschlechtert? Aber nein. Was Tsunade von ihr wollte, hätte sich Sakura niemals erträumen lassen können.

Itachi Uchiha war in Konoha. Er hatte wohl Sasuke hierher gebracht und wollte nun ein allumfassendes Geständnis ablegen. Wollte sämtliche Fragen beantworten. Doch nur ihr. So hatte Sakura es zumindest verstanden.

Warum sonst sollte sie jetzt gerade auf dem Weg zu den Verhörräumen sein? Und das in Begleitung von zwei Anbu, die wohl ihrer Sicherheit galten.

Sakura konnte es immer noch nicht fassen. Sasuke war zurück und das dank seines Bruders!

Kopfschüttelnd ging sie einige Schritte weiter. Sie musste sich zusammenreißen. Für Sasuke und auch für Naruto. Das dieser gerade nicht in der Stadt war, würde Naruto im Nachhinein sicherlich verteufeln.

Bereits den ganzen Weg zu dem Verhörraum, fragte sich Sakura, was Itachi ihr erzählen wollte. Und warum ausgerechnet ihr?

Die Tür zu dem Verhörraum kann in Sicht. Ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Ihre Hände wurden schwitzig. So fertig mit den Nerven konnte Sakura Itachi unmöglich unter die Augen treten. Sie wollte dem Nuke-nin nicht diese Genugtuung geben.

Sie wollte nicht schwach wirken. Erst recht nicht einem Uchiha gegenüber.

Sakura stand vor der Holztür, die mit Jutsus verstärkt wurde. Ein Bannmal hinderte den Gefangenen daran, diese Tür mit Gewalt aufbrechen zu können. Nur wer einen entsprechenden Schlüssel mit sich führte, konnte den Raum verlassen. Eben diese Schlüssel trug Sakura an ihrem Körper. Gut versteckt, damit Itachi ihn ihr nicht einfach entwenden konnte. Da Sakura kein besseres Versteck als ihr BH eingefallen war, verwahrte sie den Schlüssel nun in ihrem linken BH-Kissen. Sie hoffte, dass man es nicht sehen konnte. Immerhin hatte sie keine allzu üppige Oberweite zu bieten.

Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, in denen Sakura einfach nur vor der Holztür stand, wurde sie sich den wartenden Blicken der zwei Anbu bewusst. Wenngleich sie durch die Tiermasken nicht sehen konnte, spürte sie, dass die zwei Anbu langsam ungeduldig wurden. Oder genervt. Je nachdem. Auf jeden Fall wollten sie nicht länger auf sie warten.

Daher straffte Sakura ihre Schultern, drückte den Rücken durch und öffnete die Tür.

Das ihr Herz dennoch raste, versuchte sie gekonnt zu ignorieren.

Kaum das Sakura einen Schritt in den Raum getätigt hatte, wurde die Tür hinter ihr wieder geschlossen. Die Anbu würden draußen warten und nur eingreifen, falls es nötig sein sollte. Doch das sollte eigentlich nicht der Fall sein. Zumindest hoffte Sakura es.

Die Handschellen, von denen sie wusste das Itachi sie trugt, würden zwar verhindern, dass er ein Jutsu schmieden konnte, doch sein Sharingan konnte ihm niemand nehmen.

Sakura sah sich nicht in dem kargen Raum um. Sie wusste, außer einer trostlosen, kalten Umgebung würde sie eh nichts sehen. Stattdessen war ihr Blick fest auf den schwarzhaarigen Mann gerichtet, der seelenruhig auf dem einzigen Stuhl im Raum saß. Sie musste sich auf ihn konzentrieren, um ja keinen Fehler zu machen.

Gerade war Itachi damit beschäftigt, seinen schwarzen Mantel mit roten Wolken darauf, über die Stuhllehne zu hängen. Als er sich dann zu ihr umdrehte, versuchte Sakura, Ruhe zu bewahren. Sie durfte sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie musste stark sein. Für Sasuke und Naruto. Endlich einmal konnte sie etwas für ihre Freunde tun!

„Ah, Sakura Haruno. Schön dich zu sehen. Anscheinend sind deine Teamkollegen noch nicht wieder zurück von ihrer Mission.“

Mit einem Mal wurde Sakura bewusst, dass er gar nicht unbedingt sie hatte sehen wollen Nur jemanden von Team 7. Irgendwie beruhigte es sie. Für den Fall das sie versagte, war immer noch ihr Team da. Was nicht hieß, dass Sakura versagen würde. Ganz gewiss nicht!

Die Arme vor der Brust verschränkt, setzte Sakura einen strengen Blick auf.

„Was willst du?“

Das sie nicht so höflich wie Itachi war, war ihr vollkommen egal. Zu einem Nuke-nin, der so viel Leid und Schmerz mit sich brachte, musste man auch nicht höflich sein. Itachi zumindest überging ihre harschen Worte.

„Wie geht es meinem Bruder? Ich habe gehört, du hast die Operation übernommen.“

Woher wusste Itachi das? Es war nebensächlich. Sakura würde sich nicht erweichen lassen. Auch nicht, obwohl Itachis Blick sorgenvoll auf sie gerichtet war. Er konnte unmöglich Interesse an seinem Bruder haben. Erst recht würde er sich keine Sorgen um Sasuke mache! Itachi war der Grund, weshalb Sasuke all die Jahre so sehr hatte leiden müssen!

„Und ich habe gehört du willst mir etwas erzählen. Ich höre. Für etwas anderes bin ich nicht hier.“

Ja genau. So war es richtig. Knallhart sein. Keine Schwäche zeigen. Die Oberhand behalten. Bis jetzt schlug sie sich doch gar nicht mal so schlecht oder?

Ein leiser Seufzer entfuhr Itachi. Er lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor, stellte die Ellbogen auf den Tisch ab und faltete die Hände zu einem Dach zusammen. Über das Dach hinweg sah er sie an. Das er sein Sharingan nicht aktiviert hatte, beruhigte Sakura. Dennoch fiel es ihr schwer, seinem Blick zu begegnen. Nicht nur weil die Bedrohung durch das Sharingan über ihr schwebte wie das Damoklesschwert, sondern auch, weil Itachis Blick so durchdringend war. Als ob er damit in die tiefsten Tiefen ihrer Seele blicken konnte.

Noch eine kurze Zeit würde sie warten, schwor sich Sakura. Dann würde sie wieder gehen, wenn Itachi keine Anstalten machte, zu erzählen, was auch immer er sich von seinem schwarzen, verdorbenen Herzen reden wollte.

Doch so lange musste die junge Frau gar nicht mehr warten. Nach einem weiteren eindringlichen Blick seitens Itachi, öffnete er seinen Mund und begann mit einer ungeheuerlichen Geschichte, wenngleich er doch sehr vage blieb und letztendlich Sakura nur verwirrte und verunsicherte, als das sie genau wüsste, worum es ging.
 

Nie hätte er geglaubt, es würde ihm so schwer fallen, die Wahrheit zu sagen. So viele Jahre hatte Itachi damit zugebracht, die Lügen weiter zu nähren, anzuhäufen, bis er selber schon fast an sein Lügengeflecht glaubte. Aber eben nur fast.

Auch wenn Itachi sich sicher war, bei Team 7 eine gute Wahl getroffen zu haben, um ihnen die wahre Geschichte zu erzählen, so wollte er doch nicht gleich alles offenbaren. Es wäre wohl unklug. Erstens wusste Itachi nicht, wer noch alles mithörte. Außerdem konnte sich Itachi nicht sicher sein, dass Sakura auch den Mund hielt und niemandem etwas davon erzählen würde. Außer der Hokage. Dessen war sich Itachi sicher. Die jetzige Hokage würde sicherlich über jedes seiner Worte in Kenntnis gesetzt werden. Aber es war seine einzige Chance, damit Sasuke je die Wahrheit erfahren würde.

„Ich habe den Uchiha-Clan nicht aus eigenem Antrieb ausgelöscht. Außerdem war ich dabei nicht alleine.“

Egal wie viel Mühe sich Sakura bis jetzt gegeben hatte so gleichgültig wie möglich zu wirken, bei Itachis Worten entgleisten ihr sämtliche Gesichtszüge. Seine Worte waren wie eine Bombe eingeschlagen. Etwas anderes hatte Itachi nicht erwartet. Die Wahrheit konnte schockierend sein.

„Was?“ war alles, was die überrumpelte Kunoichi von sich geben konnte.

Ihre Haltung hatte sie noch nicht wieder gefunden. Selbst wenn Itachi nicht gewusst hätte, dass sie in etwa in Sasukes Alter sein müsste, hätte er es spätestens an ihrem Verhalten erkannt. Ihr fehlte die Erfahrung. Vor allem in einer solch eloquenten Angelegenheit wie dieser.

Itachis Blick ruhte unverwandt auf Sakura. Er würde erst weitererzählen, wenn er sich sicher sein konnte, dass sich Sakura soweit gefangen hatte. Sie musste sich an jedes seiner Worte erinnern, damit Sasuke auch die vollständige Wahrheit erfuhr und kein essentieller Bestandteil weggelassen werden konnte.

Während er darauf wartete, unterzog Itachi die junge Frau einer genauen Musterung. Oder zumindest so genau, wie er noch in der Lage dazu war.

Ohne sein aktiviertes Sharingan, wurde Itachi mal wieder bewusst, wie weniger er nur noch sah. Wie schlecht seine Augen geworden waren. Er würde schon dafür sorgen, dass es Sasuke nicht so ergehen würde!

Itachis Blickfeld war deutlich eingeschränkt. Wenn er sich genau auf Sakura konzentrierte, konnte er sie noch recht scharf erkennen. Doch bereits alles an den Seiten war verschwommen, wurde fleckig und letztendlich schwarz, sodass er nichts mehr sehen konnte.

Sakura war nicht sonderlich groß und zierlich. Gepaart mit ihrer Unerfahrenheit in der momentanen Situation, würde Itachi sie eigentlich für jünger halten. Doch er wusste, sie musste um die zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre alt sein. Die ungewöhnliche, rosafarbene Haarfarbe machte den unscheinbaren Eindruck der jungen Frau jedoch wieder zunichte. Doch was Itachi am meisten an der Frau gefiel, waren ihre strahlenden, grünen Augen, die momentan zusammengekniffen und skeptisch auf ihn gerichtet waren. Man konnte darin eine Kraft erkennen, die nicht zu ihrem zierlichen Körperbau passen wollte. Ein Fakt, der Sakura Haruno doch recht interessant wirken ließ.

Wenngleich es Itachi eigentlich vollkommen egal war. Auf die Frage, warum sich Itachi gerade damit beschäftigte, hatte er auch schnell eine Antwort parat. Solange er darauf wartete, dass Sakura wieder aufnahmebereit für weitere Informationen war, musste er sich geistig beschäftigen. Irgendwie. Egal wie. Es half, um die Schmerzen in seinem Körper auszublenden.

Jetzt, wo die Sorge um Sasuke ein wenig abgeklungen war und die Schmerzmittel nachließen, die Itachi heute morgen zu sich genommen hatte, wurde er sich den Schmerzen in seinem Körper wieder bewusst.

Das sein Herz nur unregelmäßig und manchmal schon fast krampfartig schlug, versuchte Itachi zu ignorieren. Ebenso die Tatsache, dass sein Blut sich anfühlte, als wäre es durch Frostschutzmittel ersetzt worden und es drohte nun, ihn von innen heraus zu verätzen. Wie Säure brannte es in ihm, während ihm zeitgleich so kalt war. Selbst im Hochsommer fror Itachi. Zeitgleich ließ sein Reaktionsvermögen nach und sein Körper fühlte sich schwer und bleiern an.

Itachi wusste, er hatte nicht mehr lange zu leben. Dafür brauchte er keinen Arzt. Deshalb war es umso wichtiger, dass Sakura die ganze Wahrheit erfuhr. Wenngleich er ihr diese erst einmal nur Häppchenweise vorlegen würde.

Itachi befand, Sakura hatte genügend Zeit gehabt, um sich wieder zu sammeln. Ihrem trotzigen Blick und der abwehrenden Haltung nach, glaubte sie ihm eh kein Wort.

„Ich erhielt damals den Befehl, den Uchiha-Clan auszulöschen. Ich tat es und verließ Konoha. All die Jahre habe ich über Sasuke gewacht. Auch während der Zeit bei Akatsuki.“

„Klar doch. Das ist wahre Bruderliebe“, gab Sakura sarkastisch von sich und schnaubte abfällig.

Oh ja, sie glaubte ihm nicht ein Wort. Doch Itachi hoffte, Sakura würde nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommen, dass er doch die Wahrheit sagte.

„Ich lüge nicht. Und meine Beweggründe scheinen dir noch unbegreiflich, aber ich hoffe, du gibst mir die Chance, mich zu beweisen. Und ich hoffe, du wirst über meine Worte nachdenken.“

„Damit dies geschieht, solltest du mir vielleicht noch ein paar weitere Informationen liefern, wer dein Auftraggeber war“, verlangte Sakura, inzwischen ganz professionell.

Ein kleines Lächeln huschte über Itachis Gesicht. Die junge Frau vor ihm hatte wirklich Potential.

„Das werde ich. Später. Wenn ich mir sicher bin, dass du mir glauben wirst und das die Informationen später alle zu Sasuke gelangen. Alle. Nichts darf weggelassen werden.“

Skeptisch kniff Sakura die Augen zusammen. Trat einen Schritt auf ihn zu.

„Warum willst du, dass Sasuke überhaupt alles erfährt? Ich dachte du hasst ihn.“

Entschieden und auch traurig, schüttelte Itachi mit dem Kopf.

„Im Gegenteil. Ich hasse Sasuke nicht. Und er soll endlich die Wahrheit erfahren. Nur jetzt, wo Sasuke im Krankenhaus liegt, werde ich wohl nicht dazu kommen, ihm selber die Wahrheit zu sagen. Daher möchte ich, dass du das für mich unternimmst.“

„Du weißt schon, dass ich Tsunade alles von unserem Gespräch erzählen muss?“

Eine Augenbraue fuhr in die Höhe.

„Ja. Ich bin mir dessen bewusst. Ich bin zuversichtlich, dass diese vertraulichen Informationen bei der Hokage und dir sicher aufgehoben sind.“

Erneut schnaubte Sakura. Dieses mal entrüstet.

„Natürlich! Ich bin doch kein Plappermaul!“

Erneut huschte ein Lächeln über Itachis Gesicht. Wenn Sasukes Kindheit anders verlaufen war, dann würde er sich vielleicht auch ab und an so gebärden…

„Gut. Danke. Sagst du mir bitte nun vielleicht, wie es um Sasuke steht?“

Schon die ganze Zeit über wollte Itachi dies wissen. Er hoffte, jetzt, wo er Sakura zumindest ein wenig von der Wahrheit erzählt hatte, würde sie ihm entgegen kommen.

Angestrengt schien Sakura über seine Bitte nachzudenken. Es war ihr anzusehen. Ob sie nervös war oder nicht, wusste Itachi nicht zu beurteilen. Doch sie kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum und verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Sie schien einen inneren Kampf auszufechten, ob sie ihm etwas über Sasukes Zustand erzählen sollte oder nicht. Letztendlich nickte sie kurz, ehe sie knapp erklärte: „Ich werde es dir sagen. Vorher sagst du mir noch, wie es überhaupt zu Sasukes Verwundung kam.“

Verstehend nickte Itachi. Sakura wollte mehr Informationen. Itachi würde sie ihr geben. Nicht nur, um seine Kooperationsbereitschaft zu zeigen, sondern auch, um Sakuras Arbeit als Ärztin zu erleichtern. Vielleicht konnte das Wissen, wie genau Sasuke verletzt wurde, später noch einmal hilfreich sein.

„Sasuke fand mich und wollte mich töten. Wir lieferten uns einen kurzen, aber heftigen Kampf. Wenngleich ich Sasuke keine bedrohlichen Verletzungen zugefügt habe.“

Schweigend nickte. Sakura konnte sich wohl denken, von welchen kleineren Wunden er sprach. In der Tat hatte sich Itachis Kampfeinsatz hauptsächlich darauf beschränkt, Sasuke in seinem Sharingan gefangen zu halten.

„Kisame mischte sich in den Kampf ein. Hinterrücks durchbohrte er Sasuke mit seinem Schwert und schleuderte ihn gegen eine scharfkantige Wand.“

Das Sasuke gerade dabei war, Itachi den Todesstoß zu geben, behielt er vorerst lieber für sich. Es würde nur unnötige Fragen aufwerfen, warum sich Itachi mehr oder weniger widerstandslos umbringen lassen ließ.

„Und dann?“ erkundigte sich Sakura, nachdem Itachi nicht weiter erzählte.

„Dann habe ich Sasuke hierher gebracht“, gab er schlicht von sich.

„Und was ist mit Kisame? Er ist doch dein Partner bei Akatsuki.“

Das Itachi Kisame kurzerhand niedergeschlagen und liegengelassen hatte, verschwieg er. Diese Information war nicht von Bedeutung.

Da Itachi weiter schwieg, wurde Sakura nach kurzer Zeit wohl klar, dass sie aus dem Uchiha nicht mehr erfahren würde. Zumindest nicht darüber. Missmutig verzog sie den Mund. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihr.

„Also gut. Sasuke lebt. Noch ist er nicht über den Berg.“

Damit endete ihre Aussage. Sakura schien nicht bereit, mehr zu erzählen. Es war wohl die Retourkutsche, weil Itachi selber so wenig preisgab. Es war Itachi recht. Für den Moment würde er nicht mehr erfahren. Und sie zu drängen wäre wohl kontraproduktiv für die Zukunft. Er war nur froh, dass es Sasuke im Moment anscheinend soweit gut ging. Er war zuversichtlich, dass Sasuke überleben würde. Selbst wenn der Lebenswille von Sasuke daher rührte, seinen Bruder umzubringen und voller Hass getränkt war.

„Und jetzt sag mir, wer dein damaliger Auftraggeber war.“

Ein kleines Lächeln, das auch bestehen blieb, bildete sich auf Itachis Lippen.

„Das werde ich noch tun. Später. Ich denke, du hast erst einmal genug zum Nachdenken.“

Ungläubig klappte Sakura der Unterkiefer herunter. Schnell fing sie sich jedoch wieder.

„Du willst mit Konoha kooperieren, versprichst Informationen, dann wirst du mir diese Brocken hin und hörst einfach auf?“

Selbst mit Itachis eingeschränkter Sicht, erkannte er, dass er Sakura zornig gemacht hatte. Doch für heute würde er tatsächlich nichts mehr sagen. Sakura musste über seine Worte nachdenken.

„Ich werde dir morgen mehr erzählen. Wenn eine reelle Chance bestehst, dass du mir glaubst und das ich die Zusage habe, dass Sasuke die ganze Wahrheit erfahren wird.“

Missmutig verengte Sakura die Augen zu schmalen Schlitzen. Zwischen ihren Augenbrauen entstand eine steile Falte.

„Erhoffst du dir eine Sonderbehandlung?“ verlangte die Kunoichi zu wissen.

Mit recht, befand Itachi.

Verneinend schüttelte er stumm den Kopf.

„Warum sollte ich mich darauf einlassen? Nenn mir einen guten Grund.“

Das fiel Itachi leicht. Darüber musste er nicht erst nachdenken.

„Wegen Sasuke. Ich tue alles nur für ihn und seine Sicherheit.“

Eine Zeit lang ruhten Sakuras grüne Augen auf ihm. Musterten ihn skeptisch. Dann nickte sie.

„Morgen also?“ kam es von Itachi.

Statt einer Antwort, schnaubte Sakura wenig damenhaft auf.

„Ich werde nur weiter mit dir reden, wenn du meinen Worten Glauben schenkst“, merkte Itachi noch einmal an.

Er würde es merken. Itachi konnte Leute gut lesen. Die Art wie jemand wohin sah oder es eben nicht tat, wie jemand unbewusste Bewegungen machte oder die Art, wie man auf eine Aussage reagierte. Schon immer hatte Itachi auf Grund ihrer Gestik und Mimik entlarven können. Konnte in der Körpersprache einer Person lesen, wie in einem offenen Buch. Falls Sakura ihm nicht glauben würde, würde er es morgen wissen.

Anstatt noch etwas zu sagen, drehte sich Sakura wortlos um und ging auf die verstärkte Holztür zu. Sekunden später hatte sie den Raum verlassen.

Erschöpft lehnte sich Itachi in seinem Stuhl zurück. Er hoffte bald in eine eigene, kleine Gefängniszelle gebracht zu werden. Die Schmerzen wurden immer stärker. Bald würde er sie nicht mehr ignorieren können. Weitere Verhöre würden nur schaden. Dann wäre er für morgen vielleicht nicht fit genug, um Sakura Weiteres zu erzählen. Er brauchte Ruhe. Dringend.
 

Das Wasser war angenehm warm, der Strahl gerade richtig, damit er eine massierende Wirkung hatte. Und dennoch war Sakuras Körper ganz verkrampft. Die Dusche half nicht dabei, ihre Gliedmaßen zu lockern. So langsam sollte sie aus der Dusche heraus. Sie stand jetzt sicherlich schon eine gute halbe Stunde unter dem warmen Wasser und tat nichts. Stand einfach nur da, mit geschlossenen Augen, und ließ das Wasser über ihren Körper fließen, genoss die sonst so wohltuende Wärme. Doch dieses Mal half es einfach nicht.

Das Gespräch mit Itachi ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wenig Sasuke. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, sich über Sasukes gesundheitlichen Zustand Sorgen zu machen, analysierte und zerlegte sie Itachis Worte.

Egal wie sie es drehte und wendete, Sakura konnte keine geheime Botschaft darin erkennen. Nichts, was auf etwas Gefährliches schließen ließ. Ob sie nun wollte oder nicht, Itachi schien die Wahrheit zu sagen. Egal wie absurd das klang. Egal wie unrealistisch es sich anhörte, Itachi schien ehrlich besorgt um seinen kleinen Bruder. Dem Bruder, dessen Leben er zur Hölle gemacht hatte.

Nicht zuletzt zeugte sein gestriges Verhalten von der Sorge um den kleinen Bruder. Immerhin hatte Itachi Sasuke das Leben gerettet, indem er ihn nach Konoha gebracht hatte. Itachi hatte sich freiwillig gefangen nehmen lassen. Keine Gegenwehr. Das einzige, was er wollte, war, dass Sasuke in Sicherheit war und er die Wahrheit erfuhr.

Wäre Itachi nicht gewesen, wäre Sasuke jetzt wohl tot. Dann hätte Kisames Angriff seine Wirkung nicht verfehlt. So jedoch hatte sich Itachi, um für Sasukes Überleben zu sorgen, von Akatsuki abgewandt. Der Abtrünnige war in sein Heimatdorf zurückgekehrt, mit dem Wissen, dass er gefangen genommen werden würde. Dieses selbstlose Handeln musste einfach etwas bedeuten. Gerade deshalb wollte Sakura Itachi glauben. Alles andere machte einfach keinen Sinn.

Was genau ging nur in Itachis Kopf vor? So gern wüsste Sakura die Antwort darauf. Doch nicht nur deshalb würde sie morgen wieder zu Itachi gehen. Irgendwie glaubte sie ihm. Tief in ihr drin, fühlte sie es einfach. Itachi war ehrlich zu ihr gewesen.

Wenn sie so darüber nachdachte, war er auch bei vorherigen Zusammentreffen, die meist in einem Kampf geendet hatten, immer höflich und ehrlich gewesen. So wie heute. Lügen schien keine Option für Itachi zu sein. Stattdessen schwieg er lieber, als das ein unwahres Wort über seine Lippen kam.

Außerdem wollte Sakura wissen, worum es überhaupt ging. Warum Itachi vor Jahren seinen eigenen Clan, seine eigene Familie, vernichtet hatte. Es interessierte sie brennend. Und je nachdem was Itachi ihr sagen würde, würde sie es auch Sasuke sagen, sobald es ihm besser ging. Das hatte Sakura bereits mit Tsunade abgeklärt gehabt.

Auch die Hokage hatte nicht den leisesten Schimmer, was Itachi mit seinem Verhalten bezweckte. Sie wusste auch nichts über die Hintergründe von der Auslöschung des Uchiha-Clans. Sollten Itachis Worte Sasukes Zukunft nachhaltig beeinträchtigen, würde Sasuke nichts erfahren. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass bei der Wahrheit etwas Positives heraus kam, so würde Sasuke auch alles erfahren. Die Einschätzung dafür würde jedoch Tsunade übernehmen. Worüber Sakura heilfroh war. Solch eine große Bürde traute sich Sakura nicht zu. Außerdem war sie sich nicht sicher, die Situation richtig einzuschätzen zu können.

Morgen hoffentlich würde das Mysterium endlich geklärt werden. Auch wenn es ihr missfiel wieder alleine mit Itachi sein zu müssen, würde sie es irgendwie schaffen. Heute hatte sie sich doch auch ganz tapfer geschlagen. Wenngleich sie nicht so knallhart geblieben war. Sakura durfte zukünftig nicht so einfach auf Itachis Vorschläge eingehen oder ihm entgegen kommen. Nicht, dass sie sich sonst um den kleinen Finger wickeln ließ und später Wahrheit und Lüge nicht mehr auseinanderhalten konnte! Sakura würde sich nicht manipulieren lassen! Egal wie oft Itachi vertrauenswürdig tat oder wie oft er lächelte! Ganz gewiss würde sich Sakura auch nicht weichklopfen lassen. Nicht mehr! Wenn Itachi etwas über Sasukes Zustand wissen wollte, musst er Informationen liefern. Deutlich mehr Informationen als heute!

Entschlossen drehte Sakura das Wasser ab. Der Strahl versiegte. Sogleich stieg Sakura aus der Dusche und wickelte sich in ein warmes Handtuch ein.

Wenn sie heute Abend Schlaf finden wollte, sollte sich Sakura ab sofort mit etwas anderem beschäftigen. Ihre Gedanken in andere Bahnen lenken. Lesen würde vielleicht ganz gut tun oder irgendeinen anspruchsvollen Film schauen. Oder gerade einen Film, bei dem man sein Hirn ruhig abschalten konnte, in der Hoffnung, dass Sakuras Gedanken dann abschweiften und nicht länger mit den Uchiha-Brüdern beschäftigt waren. Vielleicht sollte sie auch einfach Ino anrufen, um sich mit dem neuesten Klatsch zu versorgen. Wobei, sicherlich war die Topstory in Konoha momentan das Auftauchen der Uchiha-Brüder. Ein Telefonat mit Hinata oder Tenten würde wohl wenig anders verlaufen.

Seufzend trocknete sich Sakura ab. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Nur nicht an Sasuke und Itachi denken. Die Brüder, die sich so ähnelten und doch vollkommen verschieden waren, fand Sakura.

Sie musste dringend eine Beschäftigung finden. Sie brauchte den Schlaf. Nicht nur weil sie erschöpft wegen Sasukes Operation war, sondern auch, weil sie sich morgen wieder um ihn kümmern würde. Falls nötig, würde Sakura Sasuke morgen erneut operieren müssen. Sie hoffte, es würde nicht soweit kommen. Morgen würde auch ein Hyuga vorbei kommen, um sich um den falsch verlaufenden Chakrafluss Sasukes zu kümmern. Sakura wollte dabei sein. Die Ursache für den fehlerhaften Chakrafluss, sah Sakura bei Itachi. Sicherlich hatte er irgendein Genjutsu angewandt, was Schuld daran trug. Die schlimmen, lebensbedrohlichen Verletzungen stammten wohl alle soweit von Kisame. Sakuras zweifelte Itachis Worte hierbei nicht an. Es brachte Itachi immerhin nichts zu lügen.

Entschieden schüttelte Sakura den Kopf. Jetzt dachte sie ja doch schon wieder an Sasuke und Itachi! Damit musste nun Schluss sein! Sie musste fit und ausgeschlafen sein.

Außerdem musste Sakura morgen fit sein, wenn sie wieder ihre Zeit mit Itachi verbrachte. Sie musste deutlich mehr herausfinden. Wenngleich sie bislang noch nicht viel mit Itachi Uchiha zu tun gehabt hatte, sie hatte das ungute Gefühl, dass sich das in Zukunft ändern würde.

Böser Cop, guter Cop

Der nächste Tag wurde so stressig, wie es Sakura erwartet hatte. Leider hatte sie in der Nacht zuvor nicht so viel Schlaf gefunden, wie erhofft. Als sie endlich eingeschlafen war, hatte sie nur absurde Träume gehabt, die wenig erholsam gewesen waren. Kurzum, Sakura war hundemüde und gähnte gerade herzhaft, während sie dennoch interessiert in dem medizinischen Befund las. Seit der OP hatte sich Sasukes Zustand kaum verändert. Er lag im Koma und sein Körper schien sich nur sehr langsam zu erholen. Grund hierfür war wohl die fehlgeleitete Chakrabildung und deren diffuser Fluss. Sobald das behoben war, sollte sich Sasukes Körper schneller erholen. Zumindest in der Theorie.

Da Sasuke so schwer verletzt war, konnte es auch gut sein, dass es nichts brachte. Es gab drei verschiedene Möglichkeiten, wie es sich für Sasuke entwickeln würde. Entweder sein Zustand besserte sich und er erwachte mit der Zeit aus dem Koma aus. Genauso gut konnte es sein, dass Sasuke nicht mehr aus dem Koma erwachte. Die wohl drastischste Möglichkeit wäre, dass Sasuke starb. Allein bei dem Gedanken daran, verfinsterte sich Sakuras Gesichtsausdruck.

Das würde sie nicht zulassen. Sie hatte nicht so viel auf sich genommen, gemeinsam mit Naruto und Kakashi, nur um Sasuke dann einfach so sterben zu lassen! Vor allem würde er nicht sterben, solange Sakura die Verantwortung für ihn hatte!

Sakura sah von dem Befund mit den Blutwerten auf. Vor ihr lag ihr momentan alleiniger Patient.

Sasuke lag mit geschlossenen Augen in dem Bett. Seine Haut war so blass, sie konkurrierte mit dem weißen Bettlaken. Es war erschreckend, wie blass er war und wie eingefallen seine Wangen waren.

Schläuche in der Nase versorgten Sasuke mit ausreichend Sauerstoff. Durch den Mund war eine Magensonde gelegt. Eine Infusion am Arm sorgte für eine genügend Flüssigkeitszufuhr. EKG-Elektroden, die unter Sasukes Krankenhaushemdchen versteckt lagen, klebten auf Sasukes Brust und überprüften seine Vitalfunktionen, die ein regelmäßig piepender Monitor anzeigte. Blutdruck und Puls waren niedrig aber stabil. Das war in Ordnung.

Nachdem Sakura alles noch einmal durchgecheckt hatte – lagen die Elektroden und Schläuche alle richtig an, hatte er Fieber – setzte sich Sakura einfach auf Sasukes Bettkante. Jetzt war sie eben Ärztin und Besucherin in einem. Die Krankenschwester kamen eh nicht in dieses Zimmer, solange sie hier war, und die Anbus, die vor der Tür Wache hielten, würden auch nicht herein kommen.

Mit einem tiefen, wehmütigen Seufzer, strich Sakura Sasuke eine dunkle Strähne aus dem viel zu blassen Gesicht.

„Ach Sasuke, wenn du wüsstest, was hier im Moment vor sich geht. Ich habe dich unglaublich vermisst. Ich bin froh das du wieder hier bist, aber warum musst du in einem solchen Zustand hierher kommen?“

Sakura wusste, Sasuke konnte ihr nicht antworten. Vielleicht jedoch würde er ihre Worte vernehmen. Sasuke sollte merken, er war nicht allein. Nicht mehr. Und er würde es auch nicht mehr sein. Dafür würde Sakura schon sorgen!

„Naruto und Kakashi-Sensei werden froh sein, dass du wieder hier bist. Sie sind im Moment auf Mission. Sobald sie hier sind, werden sie dich sicherlich besuchen kommen. Und dann wird dir Naruto ganz gewiss sagen, dass du jetzt nicht aufgeben darfst. Das du kämpfen musst. Du musst einfach zu uns zurückkehren!“

Ein Kloß im Hals ließ Sakura inne halten. Sie räusperte sich. Doch die Tränen, die sich langsam in ihren Augen sammelten, verschwanden dadurch nicht so einfach.

In der jungen Frau kam ein Déjà-vu Gefühl auf. Wie früher, bevor Sasuke Team 7 und Konoha verlassen hatte, saß sie an einem Krankenbett. Wie oft hatte sie bei Sasuke gesessen, wenn er bewusstlos gewesen war. Und wenn er wach war, hatte sie versucht mit ihm zu reden und so gut wie nie eine Antwort erhalten. Es war eigentlich ziemlich traurig, wenn man genauer darüber nachdachte. Sie hatte Äpfel für Sasuke geschält, ihm Blumen gebracht und doch hatte er sie ignoriert. Und obwohl Sakura wusste, dass sich Sasuke seitdem eher zum schlechteren hin verändert hatte, saß sie wieder einmal an seinem Krankenbett, hielt seine Hand und fuhr im gelegentlich mit der Hand durch das dichte, schwarze Haar.

Die Hoffnung starb bekanntermaßen zuletzt und Sakura hatte aus der Vergangenheit wohl doch nicht so viel gelernt, wie sie gehofft hatte. Es schmerzte sie, Sasuke so zu sehen. Sie vermisste ihn. Sie wollte ihn zurück. Wollte wieder, dass sie drei, Naruto, Sasuke und sie selbst, das alte Team 7 bildeten. Sie wollte sehen, wie sich Naruto und Sasuke gegenseitig anstachelten. Wie sie durch ihre Rivalität zueinander immer stärker wurden und doch Freunde blieben.

Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf Sakuras Gesicht ab. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie doch nie wirklich zu dem Team gehört. Natürlich war sie Mitglied davon gewesen, aber was hatte sie schon groß getan gehabt? Immer hatten Naruto und Sasuke ihr helfen müssen. Nie hatte sie sich positiv bewehren können. Immer nur hatte es Rivalitäten, Zankereien und Freundschaft zwischen Sasuke und Naruto gegeben. Gut, die Jungs hatten sich für sie eingesetzt und sie hatte wohl doch irgendwie als Freundin dazugezählt, aber sie war nie ebenbürtig gewesen.

Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Sasuke wieder gesund und ein Ninja Konohagakures wurde – hoffen und träumen durfte man ja wohl noch – dann sehe die Situation heute anders aus. Sakura war vielleicht nicht so stark wie Naruto oder Sasuke, aber sie konnte es dennoch mit ihnen aufnehmen. Sie war mit Tsunade zusammen die stärkste Kunoichi im Feuerreich. Sie hatte Selbstbewusstsein erhalten und musste nicht mehr gerettet werden. Verdammt, sie hatte ein Mitglied von Akatsuki getötet und bereits zig Menschenleben gerettet! Sie konnte Dinge vollbringen, wo andere unfähig waren, etwas zu tun.

Also ja, wenn es dazu kommen sollte, dass Sasuke wieder Mitglied werden würde, wenn er wieder zu Konoha gehörte, dann würde Sakura ihn nicht länger anhimmeln. Sie würde kämpfen und sich vor ihm beweisen, damit er nicht länger glaubte, sie wäre das schwache Mädchen von früher!

Und genau das sagte sie auch dem bewusstlosen Sasuke. Sie schwor ihm, sie würde alles daran setzen, damit er sehen konnte, was aus ihr geworden war. Wie stark sie inzwischen war. Und nicht nur sie. Sasuke sollte auch sehen, wie stark Naruto und Kakashi-Sensei geworden waren und der Rest Konohas. Wie jeder weiter kämpfte und lebte und nie die Hoffnung verlor, egal was passierte.

Und genau das brauchte Sasuke. Hoffnung. Ebenso Freundschaft und Liebe. Das Wissen, dass sie alle für ihn da waren. Das er nicht alleine war, egal wie sehr er auch vom Weg abgekommen war.

Genau das konnte Itachi eventuell liefern. Zumindest die Hoffnung. Und die Wahrheit. Die Wahrheit, was vor Jahren tatsächlich mit dem Uchiha-Clan geschah.

Sakura hoffte und betete, dass Itachis Worte hilfreich waren. Das sie zu Sasuke, durch den Nebel aus Hass und Rache, durchdringen konnten und ihm einen anderen Weg aufzeigten. Eine Möglichkeit, das Ruder herum zu reißen. Ein anderes Leben. Das eine bessere, schönere, hoffnungsvollere Zukunft auf ihn wartete. Eine Zukunft voll Freude, Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Eine Zukunft ohne Hass, Rache, Skrupellosigkeit und Einsamkeit.

Eine Zukunft in Licht und nicht in Dunkelheit.

Gerade deshalb, für Sasuke, würde Sakura heute wieder zu Itachi gehen und dieses Mal wollte sie die gesamte Wahrheit erfahren. Etwas anderes würde sie nicht zulassen. Sie würde nicht eher gehen, egal wie lange sie warten und auf Itachi einreden musste. Es war Sakura auch egal, was sie Itachi eventuell alles versprechen würde. Sasuke war ihr Freund und für Freunde tat man einfach alles. Freunden verzieh man, egal was geschehen war und man kämpfte für sie.

Das Klopfen an der Tür ließ Sakura verstummen. Wer auch immer vor der Tür stand, schien zu wissen, dass sie hier war. Doch Sakura kam nicht einmal dazu, „herein“ zu sagen, da wurde die Tür geöffnet. Im Türrahmen erschien Tsunade, gefolgt von ihrer rechten Hand, Stellvertreterin und weiteren Schülerin von Tsunade, Shizune. Das Glückschwein von Tsunade, um das sich Shizune in der Regel kümmerte, war ausnahmsweise nicht dabei. Dafür folgte den zwei Frauen ein junger Mann. Seinen großen, weißen Augen nach zu urteilen, handelte es sich bei dem Mann um einen Hyuga. Sakura selbst kannte ihn nicht.

Kurz begrüßten sich die vier Personen und der Mann wurde ihr als Tokuma Hyuga vorgestellt.

Sakura nickte und führte Tokuma zu Sasuke ans Bett. Ein Blick zu Tsunade und Sakura wusste, sie hatte hier das Sagen. Tsunade würde sich zurückhalten. Sasuke war ganz ihr Patient, damit hatte Sakura auch die volle Verantwortung. Dankbar lächelte sie ihre Lehrmeisterin kurz zu, danach klärte sie Tokuma kurz über das Wichtigste auf. Tokuma nickte, beugte sich über Sasuke und aktivierte ungerührt das Byakugan.

Eine Zeit lang herrschte Schweigen in dem Krankenzimmer, während Tokuma Sasuke untersuchte. Gespannt sah Sakura zu.

„Es liegen hier verschiedene Fehler im Chakrafluss vor. Das Chakra fließt unregelmäßig, in eine falsche Richtung, staut sich an oder wird von manchen Organen gar nicht gebildet. Es wird eine Weile dauern, bis ich das wieder behoben habe.“

„Aber es ist möglich?“ fragte Sakura nach.

Bei Tokumas Worten war ihr das Herz in die Hose gerutscht. Das hörte sich überhaupt nicht gut an. Durch Kisames Angriff konnte es unmöglich zu solch schweren Schädigungen beim Chakra kommen. Kein Wunder, dass die inneren Organe bislang kaum eine Besserung aufwiesen. Wenn es nicht schnellstmöglich behandelt wurde, würden die inneren Organe mit der Zeit alle ihre Funktion verlieren und kaputt gehen. Wenn Sakura zu Itachi ging, musste sie unbedingt daran denken, ihn zu fragen, wie es zu solch schweren Schädigungen kommen konnte. Ob Itachi selber dafür verantwortlich war?

„Ja. Soll ich anfangen?“

Nickend gab Sakura Tokuma ihre Zustimmung. Der Hyuga sammelte sofort Chakra in seinen Händen, hielt diese über Sasukes blassen Körper und ließ das Chakra in den nötigen Intensitäten in Sasukes Körper fließen. Je nachdem an welcher Baustelle Tokuma sich befand, würde er unterschiedlich vorgehen müssen. Da Sakura mit ihren Augen dies alles nicht nachvollziehen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass Tokuma alles richtig machte und nichts Dummes anstellte.

Immerhin war es möglich, dass er als Attentäter hier war, auf Geheiß vom Hyuga-Oberhaupt, und sollte nun Sasuke töten. Immerhin galt Sasuke noch als Abtrünniger und wurde sogar in mehreren Ländern steckbrieflich gesucht.

Doch Sakura vertraute auf Tsunade. Diese hatte im Vorhinein abgesegnet, wer sich um Sasuke kümmern durfte und wer nicht. Auch deshalb bewachten Anbu Sasukes Krankenzimmer. Es konnte sein, dass irgendwer aus dem Dorf Sasuke töten wollte.

Sakura versuchte nicht länger darüber nachzudenken. Etwas nervös knetete sie ihre Finger, während sie wartete und wartete und wartete…
 

Als Sakura das nächste Mal auf die Uhr sah, registrierte sie überrascht, dass es schon fast Mittag war. Nach Tokumas bislang erfolgreicher Behandlung – er meinte, wenn sich in den nächsten Tagen keine Verschlechterung einstellte, würde alles gut werden und er würde auch morgen noch einmal wiederkommen, um seine Arbeit zu überprüfen - , hatte Sakura noch stundenlang bei Sasuke am Bett gesessen, mit ihm geredet – vorrangig davon erzählt, wie das Leben so in Konoha verlaufen war, wie es ihr, Naruto und Kakashi all die Jahre ergangen war – und dabei hatte sie wohl vollkommen die Zeit vergessen.

Es war zwar nicht so, als hätte sie mit dem abtrünnigen Gefangenem eine Zeit ausgemacht, aber Sakura selbst wollte doch jetzt endlich erfahren, was Itachi dazu bewogen hatte, seine eigene Familie kaltblütig zu ermorden und seinen Bruder zu einem Leben in Dunkelheit und Einsamkeit zu verdammen.

Es wurde langsam Zeit zu Itachi zu gehen. Die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen, würde Sakura mehr als genügend Zeit haben, Sasuke zu besuchen und ihm noch viel mehr zu erzählen.

Und so setzte sich Sakura in Bewegung, verabschiedete sich vorher noch von Sasuke, versprach am nächsten Tag wieder zu kommen und verließ die Krankenstation. Von dem Krankenhaus aus führte ein geheimer Tunnel direkt zum Gebäude der Hokage, wo sich unter der Erde der Gefängnis- und Verhörtrakt befand.

Als Sakura den geheimen Tunnel als Abkürzung nahm, tauchten sogleich zwei Anbu vor ihr auf. Ohne ein Wort der Erklärung abgeben zu müssen, nickten die zwei Anbu ihr zu und eskortierten Sakura den Rest des Weges. Anscheinend war ihr Kommen von Tsunade abgesegnet worden.

Während Sakura durch den dunklen Tunnel mit den nackten Steinwänden ging – die Fackeln spendeten nur dürftig Licht und verströmten eine unheilvolle, wohl gewollte, Atmosphäre – dachte sie an Itachi. Noch immer hatte sie seine Beweggründe nicht verstanden. Doch das würde sie nun ändern. Nur leider war ihr keine gute Taktik eingefallen, außer Itachi das Blaue vom Himmel zu versprechen.

Viel zu schnell hielten die Anbu vor ihr an. Sakura war bei ihrem Ziel angekommen. Erneut stand sie vor der Holztür, die mit Jutsus verstärkt worden war. Auf ihrem Weg hierher war Itachi wohl von irgendwem aus seiner Zelle geholt und hierher gebracht worden. Denn als Sakura aufgeregt – aber glücklicherweise nicht länger nervös – den kahlen Verhörraum betrat, wartete Itachi bereits auf sie.

Wie am Tag zuvor saß Itachi auf dem einzigen Stuhl im Raum. Seine Arme hatte er auf den zersplitterten Holztisch abgelegt. Sein Kopf hob sich bei ihrem Eintreten, doch seine langen, schwarzen Haare, die sich zum Großteil aus dem Zopf gelöst hatten, fielen Itachi in sein Gesicht. So entging Sakura zunächst, wie blass Itachi doch war und wie sehr er schwitzte.

Nichtsahnend baute sich die Kunoichi breitbeinig und mit verschränkten Armen vor den Uchiha. Mit fester und harter Stimme erklärte Sakura: „Heute keinerlei Spielchen. Ich will Antworten und bevor ich die nicht bekommen habe, werde ich nicht gehen.“

Nach dieser Ansage wartete Sakura auf eine Reaktion von Itachi. Diese bestand aus einem kleinen Nicken. Zufrieden grinste Sakura in sich hinein. Das lief doch schon deutlich besser als gestern.

„Da du heute wieder hier bist, Sakura, gehe ich davon aus, dass du gestern gut über meine Worte nachgedacht hast. Ich verlange nicht, dass du meine Beweggründe verstehst, aber ich hoffe, dass ich dir verständlich machen kann, warum ich dir alles erzähle und warum es so wichtig ist, dass Sasuke alles erfährt.“

Da Sakura nicht genau wusste, was sie von Itachis Worten halten sollte, nickte sie nur stumm. Da sie von Tsunade und auch von Ibiki keinerlei Anweisungen erhalten hatte, ob sie explizit nach etwas fragen sollte, begann sie erst einmal mit dem, was sie am meisten interessierte.

„Warum willst du Sasuke in Sicherheit wissen? Warum hast du ihn hierher gebracht, anstatt ihn sterben zu lassen? Ich will klare Antworten, keine Ausflüchte!“

Insgeheim hoffte Sakura, dass sie nicht zu hart auftrat. Sie wollte nicht, dass Itachi einfach auf stur stellte. Er sollte kooperieren. Zu ihrer Erleichterung, tat Itachi genau das.

„Ich will nicht das Sasuke stirbt. Mir liegt seine Sicherheit sehr am Herzen.“

„Warum?“ kam es sofort von Sakura.

„Weil ich eingesehen habe, das mein Verhalten in der Vergangenheit falsch war. Ich dachte, Hass und Rache würden Sasuke stark machen. Doch ich lag falsch.“

Irritiert runzelte Sakura die Stirn. Wovon sprach Itachi da? Doch jetzt, wo er gerade dabei war zu reden, wollte sie ihn nicht unterbrechen.

„Als ich damals den Uchiha-Clan vernichtete, wollte ich, dass Sasuke stark wurde. Er sollte stark werden, um mit der Situation umgehen zu können. Er sollte nicht daran zerbrechen. Ich war dem Irrglauben aufgesessen, dass Hass und Rache ihn stärken würden. Inzwischen habe ich erkannt, dass es falsch war. Wenn Sasuke mich tötet, macht es ihn keineswegs zu einem Helden, wie ich erst geglaubt hatte. Rache und Hass sind inzwischen sein ständiger Begleiter. Das muss sich ändern. Er benötigt wieder Freude in seinem Leben. Die einzigen, die ihm das schenken können, sind seine Freunde und sein Team aus Konoha.“

Nach Itachis, doch ziemlich ausführlicher Erklärung, war Sakura erst einmal baff. Sie hatte beim besten Willen nicht damit gerechnet, so schnell und so einfach Antworten zu erhalten. Nicht nachdem, wie es gestern gelaufen war. Mit dem Inhalt der Antwort selbst hatte sie auch nicht gerechnet. Wenn es stimmte was Itachi da sagte, dann hatte er immer nur die besten Absichten für seinen Bruder im Sinn gehabt. Im krassen Gegensatz dazu stand, dass Itachi Sasukes Leben überhaupt erst zur Hölle hatte werden lassen, in dem er den Uchiha-Clan ausgerottet hatte.

Irgendwie konnte Sakura es nicht glauben. Andererseits, was brachte es Itachi, wenn er log?

„Wer war dein damaliger Auftraggeber und weshalb solltest du den Uchiha-Clan vernichten?“ verlangte Sakura nun zu wissen.

Wenn sie das erfuhr, konnte sie Itachis Gründe besser nachvollziehen. Dies schien das Schlüsselelement zu sein. Das letzte, fehlende Puzzelteil, um das große Ganze verstehen zu können.

Erneut hatte Sakura nicht damit gerechnet, dass Itachi so einfach kooperiert, doch auch jetzt tat er es. Warum, verstand sie nicht. Noch nicht.

„Mein damaliger Auftraggeber war der dritte Hokage und der ältesten Rat. Ich sollte verhindern, dass es zu einer Rebellion in Konoha kommt.“

Egal wie abgebrüht man war, beim Platzen dieser Bombe würde doch wohl auch dem erfahrensten Ninja die Kinnlade herunterfallen oder? Sakura zumindest entglitten sämtliche Gesichtszüge. Ungläubig hatte sie die Augen weit aufgerissen. Die Armen fielen ihr schlaff an der Seite ihres Körper hinab.

„Unmöglich“, wollte Sakura schon herausschreien, doch irgendwie gelang es ihr nicht. Sie war einfach vor Schock sprachlos.

Was Itachi da behauptete, konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen. Der dritte Hokage war ein friedvoller Mann gewesen, der sich immer um das Wohl Konohas gekümmert hatte. Letztendlich hatte er sein Leben geopfert, um Konoha vor Orochimaru in Sicherheit zu wissen. Er hatte das Wohl Konohas und dessen Einwohner immer über alles gestellt. Deshalb hätte er niemals…

Erneut entglitten Sakura sämtliche Gesichtszüge. Gerade war ihr etwas klar geworden. Etwas, was sie selber nicht glauben konnte oder wohl eher wollte.

Wenn ein Mann bereit war, sein Leben für die Dorfbewohner zu retten, wenn er bereit war, alles zu tun, um den Frieden zu gewährleisten und einen unschuldigen Mann aus dem Hyuga-Clan auslieferte, um einen Krieg zu verhindern, dann würde dieser Mann auch einen kleinen Teil der Bevölkerung opfern, wenn dadurch der große Rest in Frieden und Sicherheit weiterleben konnte.

Während ihre Gedanken so beschäftigt waren, entging ihr, wie Itachis Hände anfingen zu zittern und wie er die Hände deshalb vom Tisch nahm.

„Ah, du verstehst“, kam es da von Itachi.

„Der Uchiha-Clan, allen voran mein Vater, wollte rebellieren. Ich weiß nicht ob du darüber Bescheid weißt, wie es zur Gründung Konohas kam“, fuhr Itachi fort.

Noch immer perplex, nickte Sakura einfach nur. Natürlich wusste sie Bescheid.

Vor etlichen Jahrzehnten, während sich im ersten Shinobi-Krieg sich die verschiedensten Ländern und Clans bekriegt hatten, hatte die konkurrierenden Clans – der Uchiha-Clan und der Senju-Clan – zusammengeschlossen und Konohagakure gegründet. Der damals stärkste Ninja kam aus dem Senju-Clan und stellte den ersten Hokage. Der Uchiha-Clan, allen voran ihr damaliger Anführer Madara, war mit dem Ausgang unzufrieden und kämpfte gegen den Senju-Clan und verlor. Daraufhin hatte er das Dorf verlassen und der Uchiha-Clan hatte das Amt der Polizistin übernommen.

„Der Uchiha-Clan war nicht mehr so mächtig, wie er es einst war“, fuhr Itachi mit seiner Erklärung fort. „Das sollte sich ändern. Der Uchiha-Clan wollte wieder an die Macht kommen.“

„Deshalb eine Revolte“, führte Sakura Itachis Gedanken zu Ende.

Zustimmend nickte der Uchiha.

„Ich habe nichts davon gehalten und hatte es dem Hokage erzählt. Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch ein Anbu. Sowohl mein Vater, als auch der Hokage, wollten, dass ich für sie spioniere. Ich wollte Frieden im Dorf und stellte mich letztendlich auf die Seite Konohas und damit gegen meinen Clan. Als ich den Auftrag erhielt, meinen Clan, meine Familie, zu töten, tat ich es. Es war die einzige Möglichkeit, Sasuke zu retten.“

Bei seiner Schilderung der damaligen Ereignisse, brach Itachi plötzlich ab. Unweigerlich kam Mitleid in Sakura auf. Egal was die Gründe waren, im Moment saß vor ihr ein gebrochener Mann. Ein Mann, der genötigt gewesen war, seine eigene Familie zu töten.

„Hättest du abgelehnt, hätte ein anderer den Job übernommen und du hättest Sasuke nicht retten können.“

Als Itachi nur nickte, musste Sakura umso mehr mit dem Mitleid kämpfen. Egal was seine Beweggründe waren, Itachi hatte gemordet. Er hatte seine eigenen Eltern umgebracht. Seine Mutter, seinen Vater, seine Freunde. Sakura wusste nicht, was sie an seiner Stelle getan hätte. Sie wollte es auch nicht wissen. Niemand sollte je vor einer solchen Situation stehen müssen. Doch Itachi hatte vor diesem Problem gestanden und er hatte sich für einen Weg entschieden. Es war ohne Zweifel nicht der einfachste Weg gewesen, aber…

Abrupt stoppte Sakura ihre Gedanken. Mitleid und Sorge um den abtrünnigen, mordenden Gefangenen war hier unangebracht. Sie durfte so nicht von Itachi denken. Das war nicht gut. So konnte sie nicht objektiv bleiben. Außerdem durfte sie ihm nicht so einfach glauben. Sakura musste der Hokage alles erzählen und dann mit ihr besprechen, was als nächstes zu tun war.

Sakura versuchte ihr Mitleid für Itachi zu ignorieren. Auch, dass er sie aus so großen, melancholischen Augen ansah, die schon so viel hatten mitansehen müssen. Oder das Itachi so kränklich wirkte und sich die Augenringe deutlich von seiner blassen Haut abhoben.

„Gestern hast du angedeutet, dass du nicht alleine den Uchiha-Clan vernichtest hast. Wer war noch daran beteiligt?“

So emotionslos wie möglich, hatte Sakura diese Frage gestellt. In ihr drinnen sah es dagegen ganz anders aus. Sie war aufgewühlt. Sie wollte schreien und heulen. Wollte Sasuke und Itachi in die Arme schließen und das Unrecht, das ihnen widerfahren war, wieder gut machen.

Energisch schlug Sakura mit der flachen Hand auf den Tisch, der unter der Wucht ihres Schlages erzitterte. Sollte Itachi doch denken, sie war ungeduldig und wollte Antworten. Sakura hatte es zumindest nicht seinetwegen getan. Das Mitleid für Itachi musste verschwinden. Schleunigst. Und Sakura musste sich am Riemen reißen und ihren Job erledigen.

„Ich sollte wohl erst einmal erzählen, warum ich zu Akatsuki gegangen bin“, begann Itachi, doch Sakura war es egal.

Hier wurde nach ihrem Willen gespielt. Itachi musste tun, was sie wollte. Sie musste die Fronten klären, egal wie kooperativ Itachi bislang gewesen war.

„Danach habe ich nicht gefragt. Beantworte die Frage.“

Ein leises Husten erklang von Itachi. Kaum der Rede wert. Zumindest ignorierte Sakura es.

„Ich denke nicht, dass ich noch so viel Zeit haben werde.“

Abfällig schnaubte Sakura. Noch während sie es tat, wollte sie am liebsten aufschreien. Das hier war nicht sie und dennoch musste sie jetzt so knallhart sein. Sie würde diese Rolle weiterspielen. Egal, wie sehr sie sich dafür verstellen musste.

„Du vergeudest deine Zeit mit Ausflüchten. Beantworte meine Frage.“

Hart blickte Sakura zu Itachi hinab. Als er erneut anfing zu husten, nahm er eine zitternde Hand vor den Mund. Als er diese wieder wegnahm, sah Sakura die kleine Blutspur, die auf der blassen Haut zurückblieb.

Sofort übernahm die Ärztin in ihr die Oberhand. Gerade setzte Itachi zum Reden an, da ging Sakura auf ihn zu. Die Gefahr ignorierend, die ihr Handeln mit sich brachte, griff die Kunoichi nach Itachis Gesicht und hob es an. Überrascht riss sie die Augen auf. Das schwarze Haar klebte dem Uchiha im verschwitzten und viel zu blassen Gesicht. Aus Itachis rechten Mundwinkel floss ein dünnes Rinnsal Blut.

Mit geübten Handgriffen, begann Sakura, Itachi zu untersuchen. In der Zwischenzeit tat der Uchiha nichts. Ließ alles schweigend über sich ergehen.

Verdammt, Itachi Uchiha war krank. Ernsthaft krank. Und nicht erst seit gestern.

Missmutig presste Sakura ihre Lippen aufeinander, sodass sie zu einem blassen Strich wurden. Itachi wusste selber, wie schwer krank er war. Er wusste, ohne Behandlung, vielleicht sogar mit, würde er bald sterben. Deshalb hatte er heute so bereitwillig ausgesagt. Und Sakura hatte alle Warnzeichen übersehen. Mit Absicht, weil sie ihre verdammten Gefühle nicht in den Griff bekommen hatte!

„Was hast du?“ verlangte Sakura von Itachi zu wissen.

Der Uchiha wusste sicherlich, was ihn da langsam umbrachte. Wenn er es ihr sagte, ging es schneller, als wenn Sakura ihn erst komplett durchchecken musste. Und Sakura würde um sein Leben kämpfen. Itachi hatte schon so viel durchmachen müssen. Er hatte so viel geopfert. Alles für seinen Bruder. Itachi sollte nicht so elendig verrecken.

Vielleicht würde ihr Mitgefühl Sakura noch Ärger einbringen. Doch falls sie jemand fragen sollte, warum sie um Itachis Leben kämpfte, würde sie einfach behaupten, er hätte noch viele, wichtige Informationen und vorher durfte er nicht sterben. Was ja auch stimmte, wenngleich es nicht der Beweggrund für ihr Tun war.

Ein kleines, schiefes Lächeln bildete sich auf Itachis Gesicht. Ein wenig wehmütig und reuevoll sah er sie an. Schwer schluckte Sakura. Sein Anblick tat ihr in der Seele weh. Eindeutig, sie würde wohl niemals eine abgebrühte, emotionslose Kunoichi werden.

„Ich bin zwar nicht fertig geworden, aber ich bitte dich, versuch Sasuke alles zu erklären und kümmere dich gut um ihn.“

Während Itachi Sprach – und was er sagte hörte sich sehr nach einem Abschied an – musste er immer wieder innehalten, weil sein Körper vom Husten gebeutelt wurde. Jedes Mal floss dabei etwas mehr Blut aus seinem Mund.

Sofort begann Sakura Chakra in ihren Handflächen zu sammeln. Sie würde hier bereits behelfsmäßig mit einer Behandlung anfangen. Aber Itachi musste dringend in das Krankenhaus. Hier hatte Sakura nicht alles zur Verfügung, was sie benötigte.

Noch während Sakura ihr heilendes Chakra in Itachis schwachen, kranken Körper fließen ließ, schlossen sich Itachis Augen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, sackte sein Körper zur Seite. Gerade so konnte Sakura ihn noch festhalten, bevor Itachis Körper schwer zu Boden fallen konnte.

Erscheinung eines Engels

Die Augenlider waren so schwer. Es war der reinste Kraftakt sie auch nur für wenige Sekunden anzuheben. Doch es war zu hell, sodass die Augenlieder gleich wieder zufielen. Alles war schwer. Die Gedanken, der Körper, die Bewegung der Lunge bei jedem Atemzug. Es fühlte sich an, als würde sein Körper in einem tiefen Schlaf stecken. Einen Schlaf, vergleichbar mit dem hundertjährigen Schlaf von Dornröschen, wo keine Kraft es vermochte, den Schlaf aufzuheben.

Itachi wusste nicht einmal, wo er sich befand. Warum sich alles um ihn herum so schwer anfühlte und gleichzeitig so unwirklich. War das der Tod? Er musste sich in der Hölle befinden, denn das Anrecht, Frieden zu finden, hatte er bereits vor Jahren verloren.

Also ja, es war die Hölle. Wie sonst konnte man sich erklären, dass sein Körper ihm nicht mehr gehorchte? Dass das einzige, was Itachi tun konnte, denken war? Und auch das nur sehr langsam.

Er war gefangen, in seinem Körper und es gab kein Entkommen.

Es kam Itachi wie ein Schock vor, als plötzlich seine Augenlider gegen seinen Willen angehoben wurden. Ein grelles, helles Licht stach in seine Augen und wurde sogar noch heller. Er konnte nichts anderes sehen, außer diese schmerzhafte Helligkeit, die ihm die Tränen in die Augen trieb.

Und dennoch konnte sich Itachi nicht bewegen. Sein Körper gehorchte ihm noch immer nicht.

Das grelle Licht verschwand und wurde durch ein sanfteres, dunkleres Licht abgelöst. Es schmerzte nicht mehr. Jetzt schaffte Itachi es auch, seine Augen aus eigener Kraft offen zu halten.

Dennoch konnte er nichts um sich herum wahrnehmen. Anfangs. Doch langsam, wie aus weiter Ferne und durch Watte hindurch, vernahm er eine Stimme. Sie war weiblich, ruhig und klang so sanft, sodass in Itachi Zweifel aufkamen, ob er sich tatsächlich in der Hölle befand oder vielleicht nicht doch im Himmel gelandet war.

„chi, tachi“, klang es dumpf in Itachis Ohren.

Er verstand einfach nicht, was diese liebliche Stimme von ihm wollte. Es war aber auch nicht wichtig. Hauptsache diese engelsgleiche Stimme sprach weiter zu ihm.

Plötzlich tauchte ein rosahaariger Farbklecks in seinem Sichtfeld auf. Es dauerte einige Sekunden, bis Itachi endlich ein einigermaßen scharfes Bild ausmachen konnte. Währenddessen sprach die schöne, sanfte Stimme weiter mit ihm.

„Itachi, hey! Itachi, bleib wach.“

Zu der Stimme und den rosafarbenen Haaren, erkannte Itachi nun auch die strahlend grünen Augen.

Sakura war hier bei ihm. Von ihr kam die engelsgleiche Stimme, wurde dem Uchiha bewusst. Wenn Sakura hier war, dann konnte er nicht tot sein. Das war unmöglich, dämmerte es Itachi.

„Ah, endlich bist du wach!“

Sakuras Gesicht, das Itachi bis eben noch so nah gewesen war, ging auf Abstand. Nur mit Mühe konnte er das zufriedene Nicken der Kunoichi ausmachen. Noch immer verstand Itachi nicht so ganz, was hier vor sich ging. Müsste er nicht tot sein? An das letzte, woran er sich erinnern konnte, war der Schmerz gewesen und das Gefühl, dass das Leben langsam aus ihm herauswich. Ebenso die Angst und die Sorgen, nicht rechtzeitig alles offengelegt zu haben, bevor er starb. Warum also sah er jetzt Sakura vor sich? War er doch im Himmel gelandet und alle Engel sahen aus wie die junge Kunoichi?

Ein leises Stöhnen erweckte Itachis Aufmerksamkeit. Hier war noch jemand, wurde ihm klar. Vielleicht doch die Hölle, wo gerade eine verdammte Seele gefoltert wurde?

Sakura griff nach seine Hand, legte ihren Zeige-und Mittelfinger auf die Innenseite seines Handgelenkes. Sie misst den Puls, wurde Itachi klar. Mit den Augen, mit denen er nicht mehr alles erkennen konnte, folgte er jeder von Sakuras Bewegungen.

So langsam kehrte das Gefühl in seinen Körper zurück. Die Kälte und Taubheit, die bislang Besitzt von seinem Körper ergriffen hatte, zog sich langsam zurück und verschwand letztendlich. Als ein erneutes Stöhnen erklang, wurde Itachi sich erst bewusst, dass es von ihm gekommen war.

Doch nicht die Hölle?

„Wie geht es dir? Hast du Schmerzen, fühlst du dich ungut oder ist dir übel?“

Fachmännisch klang Sakuras Stimme nun an sein Ohr. Bislang hatte Itachi noch immer nicht verstanden, wo er sich befand. Seine Gedanken waren momentan eindeutig zu langsam. Irgendwie noch betäubt. Dennoch fand Itachi irgendwie die Kraft, seinen viel zu trockenen Mund zu öffnen und mit viel zu schwacher, brüchiger Stimme zu sagen: „Gut. Nur…“

„Verwirrt? Durcheinander? Verständlich. Du bist gerade erst aus einer stundenlangen Not-OP aufgewacht. Aber wenn du keine Schmerzen hast und es dir sonst soweit gut geht, bin ich zufrieden.“

Not-OP? Dann war er gar nicht tot! Itachi lebte und war im Krankenhaus! Ihm war noch ein wenig mehr Zeit geschenkt worden. Egal wie viel es war, Itachi hoffte, sie würde ausreichen, um seinen Bruder noch einmal sehen zu können.

„Der etwas verwirrte Zustand wird noch einen Moment anhalten. Du bist sicherlich müde. Schlaf ruhig noch ein wenig und ruh dich aus“, erklang wieder die ruhige, sanfte Stimme und führte Itachi wieder in das Reich des Schlafes. Gegen seinen Willen schlossen sich seine Augenlider wieder. Sie waren so schwer. Am Rande registrierte er, dass er lächelte, ehe er in einen traumlosen, wohl durch die narkotisierenden Medikamente verursachten, Schlaf glitt.
 

Kopfschüttelnd wandte Sakura den Blick von ihrem neuen Patienten ab. Warum lächelte er? Das sollte er unterlassen. Obwohl Itachi mit seiner blassen Haut und den Augenringen noch immer kränklich wirkte, stand ihm dieses kleine, friedvolle Lächeln ganz gut. Zu gut, für ihren Geschmack.

Um nicht länger über das Äußere von Itachi nachzudenken, überflog sie noch einmal den Laborbericht. Itachi, dieser Idiot, wäre ihr doch tatsächlich beinahe unter den Händen weggestorben! Aber nicht mit ihr! Sakura hatte alles in ihrer Macht stehende getan, um Itachis Leben zu retten.

Von den Krankenschwestern und Assistenzärzten war kaum einer bereit gewesen, ihr mit gutem Gewissen helfen zu wollen. Auch wenn Sakura jemanden gefunden hatte, war ihnen der Widerwille ins Gesicht geschrieben. Zu viele von ihnen kannten die Geschichte, wie Itachi alleine seinen gesamten Clan ausrottete. Das Sakura ihn notoperiert hatte, hatte kaum einer verstanden. Sogar die Anbu, die zur Bewachung vor dem Verhörraum gewartet hatten, hatten anfangs gezögert, Itachi in die Krankenstation zu bringen. Erst nachdem Sakura mit lauter Stimme ihren Zorn freien Lauf gelassen hatte – nicht umsonst wurde sie auch als kleine Tsunade betitelt – hatten die Anbu auf sie gehört.

Letztendlich hatte Shizune ihr bei der OP geholfen. Tsunade selber war wohl gerade bei einer anderen Not-OP gewesen.

Sakura legte den Laborbericht beiseite. Es stand eh nichts darin, was sie nicht schon gewusst hatte. Itachi war ein Idiot. Ein riesengroßer, lebensmüder Idiot. Wie sollte man sonst jemanden bezeichnen, dessen Körper voll mit Tumoren ist und der nichts dagegen unternimmt und niemandem etwas sagt?

Sakura hätte nicht geglaubt, dass sie alles so weit geregelt bekommt. Itachi hatte Tumore an der Leber gehabt, der rechten Lunge, der linken Niere und wenn er das alles überlebt hätte - was ohne Sakuras Eingreifen nicht möglich gewesen wäre – dann hätte sich der Krebs bis zum Gehirn ausgebreitet. Zumindest ging Sakura davon aus. Denn die Krebsgeschwüre waren nur an den Stellen zu finden gewesen, wo Itachi vermehrt Chakra gebildet hatte. Wenn er ein Jutsu angewandt hatte, musste er unglaubliche Schmerzen erlebt haben.

Momentan war Itachi soweit krebsfrei. Die Leber war das kleinste Problem gewesen. Sakura hatte einfach das entsprechende Gewebe entfernen können. Hier war auch der größte Tumor gewesen, der aufgeplatzt war und zu inneren Blutungen geführt hatte. Das Blut war in die Lunge gelangt, weshalb Itachi auch Blut gehustet hatte. Glücklicherweise hatte die Leber von Natur aus eine starke Regenerierungsfähigkeit.

Das Gewebe, das Sakura an der Niere und der Lunge hatte entfernen müssen, würde nicht mehr so einfach nachwachsen, obwohl Sakura mit ihrem Chakra die Heilung beschleunigte. Die Niere war nicht einmal so schlimm. Davon hatte man ja glücklicherweise zwei Stück und allzu viel umliegendes Gewebe hatte sie nicht entfernen müssen. Doch für einen Ninja war es wirklich problematisch, wenn ein Teil der Lunge fehlte, egal wie viel.

Unter dem gegebenen Fall, dass Itachi vollständig genesen sollte und es irgendwie schaffte, wieder von Konoha aufgenommen zu werden oder zu fliehen, seine Tage als außerordentlicher Ninja, dem kaum einer das Wasser reichen konnte, war besiegelt. Sein Körper spielte einfach nicht mehr mit.

Schuld an allem, so fand Sakura, waren seine Augen. Nicht nur das Itachi dabei war zu erblinden – Sakura schätzte seine Sehkraft auch noch etwa 20-30% - nein, die fortlaufende Erblindung würde weitergehen, wenn er das Mangekyou-Sharingan weiter benutzen würde. Sakura hatte sich diesbezüglich erkundigt. Jedem Uchiha erging es wohl so. Zumindest hatte Kakashi es ihr so erklärt. Und er musste es wissen. Er hatte auf dem linken Auge auch das Sharingan.

Zum Glück war Kakashi gestern von seiner Mission mit Naruto und Sai zurückgekehrt. Die drei Männer befanden sich momentan bei Sasuke und besuchten den Uchiha im Krankenhaus.

Auf Grund dessen, was Kakashi ihr erklärt hatte, hatte Sakura eine Theorie entwickelt. Der Sehnerv des Menschen war nicht dazu bestimmt, solche Künste wie das Mangekyou-Sharingan aushalten zu können. Nicht bei mehrfachem Gebrauch. Dafür wurde einfach zu viel Chakra benötigt, das durch den Sehnerv floss und ihn so schädigte. Dadurch, dass dann später nicht mehr viel Chakra durch den Sehnerv zum Augen fließen konnte, werden andere Organe, wie bei Itachi Leber, Lunge und Niere, angeregt, mehr Chakra zu bilden. Sakura vermutete, diese vermehrte, nicht vorgesehene, Produktion an Chakra, begünstigte Krebs. Anders konnte sich Sakura das nicht erklären. Dafür war der Zusammenhang zu offensichtlich, um auf einem Zufall zu beruhen.

Wenn Itachi also in Zukunft auf das Mangekyou verzichtete, sollte der Krebs nicht wiederkehren und die Erblindung nicht weiter voranschreiten.

Bei dem Krebs galt es natürlich nur unter der Voraussetzung, dass es autonom entstandene Tumore waren und es sich nicht um Metastasen handelte oder das die bisherigen Tumore metastasiert hatten. Um hierbei sicher zu gehen, musste Sakura die Laborberichte der Biopsie abwarten, die voraussichtlich morgen fertig waren.

Egal was aus Itachi wurde, sein Dasein als Ninja konnte er mehr oder weniger aufgeben. Bei dem Gedanken daran, kam wieder Mitleid in Sakura auf.

Ein schwerer Seufzer entfuhr ihr. Jetzt dachte sie ja schon wieder an Itachi als Person und nicht als Patient!

Vielleicht sollte sie Naruto und Sai begrüßen gehen. Die Zwei, allen voran Naruto, der Sai mit sich geschliffen hatte, waren nicht zu halten gewesen, als sie von Sasuke erfahren hatten. Wenigstens hatte Sakura Kakashi abfangen können. Doch mit ihren Teamkollegen hatte sie nicht ein Wort gewechselt.

Momentan hatte Sakura eh nichts mehr zu tun. Sie hatte Tsunade bereits einen ausführlichen Bericht geliefert und auch ihre Gründe erklärt, warum sie Itachi behandelt hatte. Glücklicherweise war die Hokage mit ihrem Vorgehen zufrieden gewesen und hatte sie dafür sogar gelobt! Sobald es Itachi ein wenig besser ging, würde die Vernehmung weitergehen. Dieses Mal eben im Krankenzimmer.

Da Sasukes und Itachis Zimmer direkt nebeneinander lagen – Tsunade hatte es so angeordnet – war der Flur, auf dem die Uchiha-Brüder lagen, komplett abgesperrt worden. Nur noch ausgewählte Personen – wie Tsunade selbst, Shizune und Team 7 – durfte diesen Trakt noch betreten. Und natürlich die Anbu, die sowohl die Uchiha-Brüder bewachte, damit niemand ihnen etwas tat und damit die Uchihas nicht fliehen konnten.

Erneut ließ Sakura ihren Blick kurz zu Itachi schweifen. Morgen würde sie nach den Schnitten schauen, die sie hatte tätigen müssen, um an die Krebsgeschwüre kommen zu können. Sie ging aber davon aus, dass alles gut verheilen würde. Voraussichtlich morgen konnte sie ihn auch weiter befragen. Ein wenig Ruhe hatte er sich jetzt ruhig verdient, wenn man bedachte, was er alles für Sasukes Wohl auf sich genommen hatte. Nicht jeder hätte diese Courage, so zu handeln und den eigenen Stolz, die eigene Würde und das eigene Leben hinten an zu stellen.

Erneut schüttelte Sakura den Kopf. Sie dachte eindeutig falsch. So sollte sie nicht über Itachi denken. Und dennoch – obwohl sie noch nicht gänzlich von seinen Worten überzeugt war – zollte sie Itachi Respekt für sein Handeln.

Es war wohl besser, nach Sasuke zu sehen und Naruto und Sai zu begrüßen. Sicherlich wollten die Zwei wissen, was in ihrer Abwesenheit alles geschehen war.
 

Erschöpft von den Anstrengungen der letzten Tage, ließ sich Sakura auf den Besucherstuhl nieder. Zwei Notoperationen, all die Informationen und die Rückkehr ihres Team, hatten Sakura mehr geschlaucht, als erwartet.

Gerne hätte sie einmal eine Pause. Denn wenn sie nicht gerade dabei war, Itachi zu verhören, dann behandelte sie ihn oder Sasuke. Und wenn sie das nicht tat, dann ging ihr Naruto auf die Nerven, der den Großteil des Tages bei Sasukes verbrachte. Das Krankenhaus war inzwischen zu Sakuras zweiter Wohnstätte geworden. Sie ging eigentlich nur nach Hause, um dort zu duschen und zu schlafen.

Aber ihre Bemühungen waren nicht umsonst, wie Sakura zufrieden feststellte. Wenngleich Sasuke noch immer im Koma lag, so hatte sich sein Zustand doch deutlich gebessert. Die Wunden verheilten langsam aber stetig. Tokuma hatte wahre Wunder bewirkt. Sasukes Chakrafluss war weitestgehend wieder normal. Doch die Zellschäden, die er bislang davon getragen hatte, waren eventuell irreparabel. Das konnte weder Tsunade noch Sakura momentan wissen. Das würde die Zeit mit sich bringen. Davon hing es auch ab, ob Sasuke wieder aus dem Koma erwachen würde oder nicht.

Itachi dagegen erholte sich ziemlich gut. Die Wunden durch die Operation verheilten sehr gut. Die Biopsiebefunde sahen ebenfalls vielversprechend aus. Wie Sakura vermutet hatte, waren die einzelnen Tumore autonom entstanden, was ihre Theorie bestätigte. Der Markertest, mit dem gegen metastasierende Zellen im Blut gesucht wurde, war negativ. Bislang war keine Metastasenentwicklung zu befürchten. Aber man wusste ja nie. Krebs war sehr heimtückisch und es gab Krebszellen, die sich selber inaktivieren konnten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiv wurden und so sämtlichen Untersuchungen entgehen konnten.

Dennoch hatte Sakura grünes Licht gegeben, Itachi weiter verhören zu können. Da weiterhin nur sie von Itachi Antworten bekam – und das obwohl inzwischen Kakashi und Naruto zurück waren – konnte Sakura auch selber gut einschätzen, wie viel sie Itachi zumuten konnte.

Drei Tagen waren seit der Operation vergangen. Drei Tage, in denen Itachi ohne Anstalten sämtliche Fragen beantwortet hatte, die Sakura ihm gestellt hatte. Drei Tage, in denen Sakura genügend Zeit gehabt hatte, um nachzudenken.

In diesen drei Tagen hatten Tsunade und Shizune das Büro der Hokage auf den Kopf gestellt, ebenso die Bücherei. Sie waren sämtliche Dokumente durchgegangen, auf der Suche nach einem Beweis für Itachis explosive Behauptung. Als der ältesten Rat davon erfuhr, hatte er Tsunade einschüchtern wollen. Doch nicht mir ihr, hatte Tsunade ihren zwei Schülerinnen gesagt.

In der Tat schien es so, dass Itachi mit seinen Behauptungen Recht hatte. Das hatte zumindest Tsunade behauptet. Er hatte nicht gelogen. Wenn das bekannt wurde, war es möglich, das ein Aufstand in Konoha losbrach. Bereits jetzt gab es vereinzelte Stimmen in der Bevölkerung, die sich wunderten, warum die Uchiha-Brüder im Krankenhaus behandelt wurden, anstatt sie einfach sterben zu lassen. Andere wiederum wollten wissen, was hier vor sich ging. Wieder anderen Bürgern war es egal. Sie wollten einfach nur ihr ruhiges, unbeschwertes Leben weiterführen.

Doch der Zunder war gelegt. Wenn jetzt von diesen Informationen etwas nach außen sickerte, war ein Aufstand wirklich nicht mehr auszuschließen. Wie ein Feuer würde es über Konoha fegen und alles zerstören. Alles, wofür Itachi so lange gelitten hatte, um genau das zu verhindern. Sein ganzes Tun wäre dann für nichts gewesen. Die Schmerzen, die Sasuke und Itachi hatten ertragen müssen, wären umsonst gewesen. Nichts hätte sich geändert.

Daher war sich Sakura bewusst, wie wichtig ihre Arbeit war. Das einzige Problem stellte momentan Naruto da. Diese Plappermaul war mit allen Erklärungen nicht zufrieden. Warum Itachi Sasuke gerettet hatte. Warum Sakura sich um beide Brüder kümmerte. Warum niemand mit Itachi reden durfte.

Das Naruto eine Gefahrenquelle darstellte, konnte ihm niemand sagen. Naruto tickte einfach so, dass er dann erst recht wissen wollte, was vor sich ging. Momentan jedoch war Sakuras bester Freund soweit zufriedengestellt, wenn er bei Sasuke war. Außerdem versuchte Kakashi ihm ein neues Jutsu beizubringen. Zumindest hatte es ihr Sensei behauptet. Sakura vermutete jedoch stark, dass Kakashi gar kein Jutsu im Petto hatte und sich erst noch etwas ausdenken musste, um Naruto lange genug zu beschäftigen.

„Noch mehr Fragen?“

Überrascht sah Sakura auf. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass Itachi aufgewacht war. Er schlief zwar tagsüber immer mal wieder ein, aber Sakura vermutete, das würde sich auch bald ändern, sobald die Narkosemittel vollständig aus seinem Organismus gespült waren und sein Körper nicht mehr zu erschöpft von der Operation war.

„Nein, vorerst nicht.“

Von ihrer Aussagen erstaunt, weiteten sich seine dunklen Augen ein wenig. Fragend blickte er sie an.

„Ich bin hier, um dir klar zu machen, dass die weitere Verwendung des Mangekyou dich weiter erblinden lässt und das du dann wohl wieder an Krebs erkranken wirst.“

Anstatt von ihrer Aussage geschockt zu sein, setzte sich Itachi in dem Krankenhausbett etwas auf. Die Bettdecke rutschte nach unten und entblößte das weiße Krankenhaushemd.

„Ich weiß“, war alles, was Itachi schlicht von sich gab.

Geschockt klappte Sakura der Unterkiefer hinunter. Schnell hatte sie sich jedoch wieder gefangen. Zumindest nach außen hin. Insgeheim verstand sie diesen Mann einfach nicht und war geschockt, wie einfach er über seinen möglichen Tod, den er selbst verschuldete, sprach, als ob sie über das Wetter plaudern würden!

„Du weißt und… Egal.“

Sakura riss sich zusammen. Was sie Itachi jetzt sagen würde, wusste er sicherlich nicht.

Da würde er sicherlich nicht so gelassen reagieren.

„Für die Zukunft wirst du auch nicht mehr als Shinobi tätig sein können. Für den Fall, dass du überhaupt wieder frei kommst.“

Der so gelassene Ausdruck verschwand aus Itachis Gesicht. Stattdessen wurde sein Gesicht zu einer abweisenden, kalten Maske. Irgendwelche Emotionen konnte Sakura darin nicht mehr erkennen. Es war erschreckend, wie ähnlich sich Sasuke und Itachi in diesem Moment sahen.

Da Itachi schwieg, fuhr Sakura fort. Erzählte ihm von seinen wohl irreparablen Schädigungen an Lunge und Niere und das sein Körper nie wieder in dem Maße Chakra schmieden konnte, wie zuvor. Ebenso das seine körperliche Fitness abnehmen würde. Das einzige, was Itachi fragte, war: „Die weitere Nutzung des Sharingan schadet aber nicht?“

Sakura schüttelte den Kopf.

„Nein. Solange es nur das Sharingan und nicht das Mangekyou-Sharingan ist.“

Itachi schwieg. Sakura konnte nur erahnen, wie es in seiner Gedankenwelt aussah. Einem Shinobi zu sagen, er würde niemals wieder richtig arbeiten können….Für sie selber wäre es ein Schock. Ihre Leben würde an Sinn verlieren. Gut, vielleicht wäre es nicht ganz so drastisch, aber Sakura würde schon einen wichtigen Teil ihres Lebens verlieren. Man wurde nur ein Ninja, wenn man sich dazu berufen fühlte. Ansonsten war es der falsche Job für einen.

Selbst wenn einem lebenslange Gefangenschaft bevorstand, so hatte man sicherlich irgendwie noch die Hoffnung, einmal wieder frei zu kommen und das Leben leben zu können, wie man es wollte. Doch wenn einem etwas so Wichtiges weggenommen wurde…

„Hättest du das Mangekyou weniger oft verwendet und wärst früher einmal zu einem Arzt gegangen, anstatt nur Schmerzmittel in hohen Dosen zu dir zu nehmen, sähe dein Befund anders aus.“

„Ich hatte nie geglaubt, überhaupt so lange zu leben.“

Bei Itachis melancholischen Worten, bekam Sakura sofort ein schlechtes Gewissen. Auch wenn sie Recht hatte, sie hätte es ja nicht ganz so hart und drastisch ausdrücken müssen. Erst recht hätte sie ihm keine Vorwürfe damit machen sollen. Immerhin wäre Sasuke jetzt tot, wenn Itachi nicht gewesen wäre.

„Mit aktiviertem Sharingan kannst du besser sehen oder?“ erkundigte sich Sakura und versuchte so, Itachi auf andere Gedanken zu bringen.

Mit mäßigem Erfolg. Außer einem kleinen Kopfnicken, erhielt sie keine Antwort. Vielleicht sollte sie ihn jetzt einfach mal in Ruhe lassen, damit er nachdenken konnte.

Daher verabschiedete sich Sakura von dem Uchiha und ging noch einmal zu Sasuke.
 

Zwei Tage waren vergangen, seitdem Itachi wusste, dass sein Leben gerettet war. Für einen sehr hohen Preis, den er unter anderem Umständen nicht bereit war zu zahlen. Wenn Sasuke nicht wäre, würde sich Itachi den Tod wünschen. Einzig allein der Gedanke daran, Sasuke noch einmal sehen zu können, in wachen und gesunden Zustand, ließ Itachi sein Leben nicht aufgeben. Vorerst.

Seitdem Sakura ihm alles offenbart hatte, war sie jeden Tag vorbei gekommen. Doch nicht um ihn weiter zu verhören. Nein, Sakura war hier, sprach mit ihm ganz normal, vermied Gesprächsthemen wie Sasuke, Gefangenschaft und Krankheiten. Sie schälte ihm Äpfel und brachte ihm sogar etwas zu lesen mit.

Itachi war mehr als verwirrt. Was sollte er denn von diesem Verhalten halten? Er wusste es nicht. Aber es gefiel ihm, nicht die ganze Zeit alleine zu sein und jemanden zur Ablenkung zu haben. Er hätte nicht geglaubt, dass ihm die Gesellschaft von Sakura gefiel. Da war Itachi doch ganz froh, dass vor gut einer Woche nur Sakura zur Verfügung gestanden hatte, der er alles erzählen konnte.

„Was wird mit mir geschehen, sobald ich alles ausgesagt habe?“

Auch wenn Sakura solche Themen bislang vermieden hatte, Itachi wollte Gewissheit haben. Er war ein Mensch, der gerne im Vorhinaus plante und verschiedene Aspekte einer Situation durchging, um jeder möglichen Situation gewappnet entgegen zu treten. Im Moment konnte Itachi sonst schon nichts selber in die Hand nehmen. Da wollte er wenigstens nicht weiter im Unklaren bleiben.

Nach kurzem Zögern seitens Sakura, erklärte sie: „Tsuande ist sich noch nicht ganz sicher. Sie hat Unterlagen gefunden, die deine Schilderung der Tat von vor Jahren bestätigen, wenngleich von Madara Uchiha nichts erwähnt wird. Momentan schwankt sie zwischen lebenslanger Gefangenschaft und Resozialisierung hin und her.“

Überrascht weiteten sich seine Augen. Mit Letzterem hatte Itachi nun wirklich nicht gerechnet. Und das niemand etwas über Madara Uchiha fand, war verständlich. Eigentlich müsste er seit Jahrzehnten tot sein. Das er undercover bei Akatsuki aktiv war, hatte Itachi dazu bewogen, selber Akatsuki beizutreten. So hatte er sowohl Madara als auch Konoha unter Kontrolle gehabt, damit Sasuke nichts geschah. Wenn er in Gefangenschaft geriet, war Sasuke nicht mehr sicher. Der ältesten Rat könnte Sasukes Kopf fordern. Er musste alles tun, um resozialisiert zu werden, wenngleich er es bislang für unmöglich gehalten hatte.

„Was muss ich dafür tun?“ fragte er daher nach.

Nachdenklich begann Sakura auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Es war ihm vorher schon aufgefallen, dass Sakura zu diesem Verhalten neigte, wenn sie vor einem größeren Problem stand, dessen Lösung nicht so leicht zu finden war.

Eine Geste, die Sakura niedlich erscheinen ließ. Zumindest in Itachis Augen.

„Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass, sollte sich Tsunade dafür entscheiden, du unter ständiger Bewachung stehen wirst. Fluchtversuche oder gewalttätiges Verhalten wäre eindeutig kontraproduktiv. Aber das kannst du dir ja wohl selbst denken. Ich erzähle dir wohl kaum etwas Neues. Warum fragst du überhaupt nach?“

„Nur um sicherzugehen, dass sich Konoha in all den Jahren nicht zum Negativen hin verändert hat.“

Empört plusterte Sakura sogleich ihre Backen auf. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Vor Zorn und Empörung, wie Itachi vermutete. Ob Sakura es wusste oder nicht, es ließ sie nur niedlicher aussehen und ganz gewiss nicht angsteinflößend, wie sie es sich vielleicht erhoffte. Das sie im Sitzen auch noch die Arme in die Hüften stemmte, unterstrich das Bild auch noch.

„Tsunade ist eine sehr gute Hokage. In Konoha wird inzwischen sehr viel Wert auf Freundschaft, Loyalität und Zusammenhalt gelegt. Als du noch hier gelebt hast, waren die Zeiten vielleicht anders, aber inzwischen sind die Leute hier zufrieden und schätzen ihr friedvolles Leben, dass Tsunade ihnen ermöglicht!“

Mit einer Geste seiner Hand winkte Itachi ab. Damit Sakura ihm nicht gleich an die Gurgel sprang, versuchte er ein kleines Lächeln zustande zu bringen. Es fiel ihm leichter, als erwartet. Und es schien auch zu helfen.

Einen Moment lang noch blickte Sakura zornig drein, dann stand sie auf.

„Ich werde mir mal deine Wunden ansehen.“
 

Während Sakura tat, was sie angekündigt hatte, kamen ihr Zweifel an ihrem Vorhaben. Bislang hatte es Sakura nie gestört, einen halbnackten Mann vor sich zu sehen. Und sie hatte schon einige gut gebaute Männer unter ihren Händen gehabt. Sowohl privat wie auch als Ärztin. Gerade deshalb verstand Sakura nicht, warum ihr ausgerechnet jetzt in den Sinn kam, dass Itachi, obwohl er ein wenig mehr auf den Rippen vertragen könnte, doch sehr gut aussah.

Die Augenringe und die ungesunde Blässe waren verschwunden. Stattdessen fielen Sakura nun Itachis markante Gesichtszüge und die noch markanteren Falten um seine Nase herum auf. Bei anderen Männern hätte es schlecht ausgesehen, aber bei Itachi ließen sie ihn nur mysteriöser erscheinen.

Als Sakura versuchte, nicht länger an Itachis schönes und einprägsames Gesicht zu denken, wanderten ihre Gedanken automatisch zu seinen ausgeprägten Muskeln, wo sie gerade dabei war, die Pflaster zu entfernen. Der Anblick der gut verheilenden, zugenähten Wunden, sorgten für die nötige Richtungsänderung ihrer Gedanken. Sofort war Sakura im Ärztinnenmodus.

Die Wunden verheilten so gut, morgen könnte sie die Fäden bereits frühzeitig ziehen. Es würden zwar Narben zurückbleiben, aber es waren nicht die ersten auf diesem Körper. Etliche kleine und auch größere Narben – die meisten medizinisch versorgt und daher waren keine Wülste zurückgeblieben – zierten seine Brust, den Bauch und auch die Arme. Auf dem Rücken würde Sakura sicherlich auch welche finden, wenn sie sich denn den Rücken ansehen würde. Was sie tunlichst vermied.

Während ihrer ganzen Arbeit, spürte Sakura Itachis stetigen Blick auf sich ruhen.

„Morgen werde ich die Fäden ziehen. Dann gibt es auch keinen Grund mehr, dich länger im Krankenhaus zu behalten.“

Schweigend nickte Itachi. Sakura säuberte noch einmal kurz die Wunden, verzichtete aber auf Pflaster. Es war nicht mehr nötig. Anschließend verabschiedete sich Sakura von ihrem verletzten Häftling.

Es war besser, sie würde nicht so viel Zeit bei Itachi verbringen. Nur aus Schuldgefühlen heraus, hatte sie ihn überhaupt besucht. Und zwar als zivile Person und nicht als Ärztin oder Shinobi.

Mit jeder Sekunde, die sie bei Itachi verbrachte, desto sympathischer wurde ihr der Nuke-nin. Und das, obwohl Itachi nicht einmal viel sagte. Es lag wohl eher an seiner ruhigen, stillen Art. An dem Wissen, was für ein selbstloser und herzensguter Mensch Itachi war. Einerseits. Andererseits war er ein Mörder, der für das Wohl seines Bruders und für den Frieden einfach alles tat, egal wie unmenschlich und skrupellos er dabei vorgehen musste.

Dessen war sich Sakura bewusst und dennoch konnte Sakura irgendwie darüber hinwegsehen. Was Sakura darauf schob, dass sie Sasuke so vermisst hatte und Itachi ihn ihr wieder gebracht hatte. Zumindest hatte sie sonst keine plausible Erklärung.

Während sie so darüber nachdachte, machte sich Sakura auf den Weg zu Tsunade. Die Hokage wollte mit Sakura über irgendetwas sprechen. Es war wohl wichtig und ging um die Uchiha-Brüder.

Als Sakura das Büro der momentan arbeitswütigen Hokage betrat, saß Tsunade, wie häufiger in letzter Zeit, über etlichen Dokumenten und bearbeitete diese. Bei Sakuras Anklopfen und Eintreten, sah die Hokage auf. Ein kleines Lächeln, das jedoch schnell durch eine beunruhigende Ernsthaftigkeit verdrängt wurde, zeichnete sich auf Tsunades Gesicht ab.

„Sakura, setz dich. Wie geht es deinen beiden Patienten?“

Sofort lieferte Sakura einen ausführlichen, medizinischen Bericht. Schweigend hörte Tsunade zu und nickte ab und an. Nachdem sie geendet hatte, lehnte sich Tsunade mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück. Nachdenklich ruhte ihr Blick auf ihrer jüngsten Schülerin. Etwas beunruhig – wenn Tsunade so dreinblickte, verhieß es nie etwas Gutes – und nervös sah Sakura ihre Lehrmeisterin an.

„Ich habe lange darüber nachgedacht, mich mit dem ältesten Rat und Shizune beraten und bin nun zu einer Entscheidung gekommen. Die durchzusetzen war nicht gerade einfach, das kannst du mir glauben.“

Während Sakura lauschte, wurde das ungute Gefühl in ihr immer stärker. Sie hegte den Verdacht, dass Tsunade gerade von Itachis Zukunft sprach. Was Sasuke anging, war es immerhin noch viel zu früh.

Zu ihrem Leidwesen, sollte Sakura Recht behalten.

„Ich habe mich dazu entschieden, Itachi eine Chance zu geben. Natürlich wird es anfangs wohl auf Unverständnis bei den Dorfbewohnern stoßen, wohl auch auf Ablehnung, aber ich möchte es dennoch versuchen. Natürlich wird Itachi eine 24 stündige Bewachung benötigen. Sowohl um ihn zu bewachen, als auch um ihn vor möglichen Attentaten zu bewahren.“

„Habt ihr bereits eine Auswahl getroffen, wer dafür infrage kommt? Und wo Itachi untergebracht werden soll?“ warf Sakura ein.

Zustimmend nickte die Hokage.

„Ich werde Itachi mittels eines verbotenen Jutsus an seinen Bewacher…ketten. Es wird dafür sorgen, dass seine Gefühle auch sein Bewacher spüren kann. Damit sollte eine Flucht oder Gewalttaten verhindert werden können. Und Itachi wird bei seinem Bewacher wohnen.“

Das Tsunade ihr das alles erzählte, verhieß für Sakura nichts Gutes. Das ungute Gefühl in ihrem Inneren wurde immer stärker. Ihr gefiel gar nicht in welche Richtung dieses Gespräch verlief.

„Du kannst es dir bereits denken, oder?“

Tsunade lehnte sich wieder vor, stützte ihre Unterarme auf den Holztisch ab und verschränkte ihre Hände ineinander. Unverwandt ruhten die klugen, braunen Augen auf Sakura. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie hoffte, sie läge falsch. Sie wollte nicht hören, was Tsunade als nächstes sagte. Doch leider konnte sich Sakura nicht dagegen wehren. Sie würden den Befehl Folge leisten müssen.

„Ja. Ich soll auf Itachi aufpassen.“

Schweigend nickte Tsunade und besiegelte damit Sakuras Zukunft.

Verflucht seid ihr, Tsunade, Itachi und die ganze Welt!

Wie ein in die enge getriebenes, wildes Tier, tigerte Sakura unruhig auf und ab. Immer wieder blieb sie stehen, warf Tsunade einen bösen Blick zu, nur um dann ihre Wanderung wieder aufzunehmen.

Egal wie oft Sakura „ohne mich“, „niemals“ und „verdammt, ich tue das nicht!“ gerufen oder vielmehr geschrien hatte, es half weder dabei sich abzuregen, noch dabei Tsunade umzustimmen. Die Hokage hatte eine Entscheidung getroffen, von der sie nicht abzubringen war.

Am liebsten würde Sakura irgendetwas zerstören. Das Büro zum Beispiel. Sakura wäre aber auch damit zufrieden, Tsunade oder Itachi zu verprügeln. Wenn es den Uchiha nicht gäbe, dann hätte sie jetzt auch nicht diese verfluchte Mission aufgetragen bekommen! Vielleicht sollte Sakura schnell in den Krankentrakt flitzen und Itachi aus Versehen eine Giftinjektion spritzen…

„Reiß dich zusammen! Du bist kein skrupelloser, egoistischer Mensch“, ermahnte sich Sakura in Gedanken. Mehr als einmal.

Etliche Minuten schon tigerte Sakura in dem Büro der Hokage auf und ab. Bislang hatte Tsunade sie gewähren lassen – wohl auch nur, weil Sakura ihren Frust nicht mit gewalttätigen Aktionen freien Lauf gelassen hatte – aber langsam schien es der Hokage wohl zu reichen.

„Bleib stehen oder setz dich, aber hör auf andauernd herumzulaufen!“ donnerte die knallharte Stimme der Hokage durch das Büro.

Unweigerlich zuckte Sakura dabei zusammen. Wenn sie sich nicht täuschte, fingen sogar die Wände an zu wackeln. Ob sie wollte oder nicht, vorerst sollte Sakura ihren Ärger und Frust wohl lieber nicht weiter heraus lassen. Das konnte sie später, wenn sie alleine in ihrer Wohnung war, immer noch tun. Das vor Tsunade zu tun, wäre wohl nicht besonders ratsam oder gar gesund. Im schlimmsten Fall würde sich Sakura danach im Krankenhaus wiederfinden. Dieses Mal jedoch als Patienten.

Da ihr momentan nichts anderes übrig blieb – wollte sie den Tag nicht noch schlimmer verlaufen lassen als ohnehin schon – atmete Sakura tief ein und aus, ehe sie sich wieder auf den Besucherstuhl, am Schreibtisch der Hokage, nieder ließ. Den missmutigen, zornigen Gesichtsausdruck, konnte Sakura dennoch nicht vermeiden und wollte es auch nicht.

Mit ernstem, auch ein wenig verständnisvollen Blick, bedachte Tsunade ihre talentierte Schülerin. Sakura dagegen schnaubte kurz auf und blickte stur aus dem Fenster hinaus. Sie war Tsunades Befehl soweit nachgekommen, aber sie würde es ihrer Lehrmeisterin nicht zu einfach machen. Dafür war sie noch zu geladen.

„Mir ist klar, dass mein Befehl dir missfällt. Wäre ich in deiner Situation, würde es mir nicht anders ergehen.“

Schön das Tsunade das so sah. Es half jedoch Sakura nicht, sich besser zu fühlen. Im Gegenteil. Es fachte ihren Zorn nur noch mehr an. Vorsichtshalber schwieg die junge Frau jedoch und behielt ihre Gedanken für sich.

„Die Bewachung und Wiedereinführung von Itachi ist eine S-Rang Mission und normalerweise würde ich diese Mission einem erfahreneren Jonin übertragen. Versteh mich nicht falsch. Du bist gut, aber dir fehlt die Erfahrung.“

Warum erzählte Tsunade ihr das, wenn sie doch die Mission erhielt? Wollte Tsunade sie noch wütender machen? Wenn ja, war sie auf einem guten Weg dafür.

„Du bist aber die einzige, die Zeit mit Itachi verbringen kann. Anscheinend ist es nicht nur so, dass der Uchiha nur dir Informationen gibt, es ist auch davon auszugehen, dass die Resozialisierung einfacher von statten gehen wird und die Wahrscheinlichkeit, dass es mit Erfolg gekrönt sein wird, ist ebenfalls höher.“

Während Sakura schweigend zuhörte, zog sich in ihrem Magen etwas zusammen. Ihr gefiel nicht so ganz, was Tsunade da sagte. Warum sollte Itachi so auf sie fixiert sein? Sicherlich bildete sich Tsunade da etwas ein. Natürlich stimmte es, dass Itachi nur Sakura Informationen lieferte, aber den Grund kannte sie inzwischen ja. Er wollte, dass nur jemand von Team 7 alles erfuhr und es Sasuke sagte. Da zu dem damaligen Zeitpunkt nur Sakura zur Verfügung gestanden hatte, hatte sie diese Aufgabe übernommen. Doch das hieß noch lange nicht, dass Itachi gleich bei ihr wohnen musste! Und das sagte Sakura ihrer Lehrmeisterin auch.

Leider half es nichts. Auch nicht, als Sakura versuchte, zu erklären, warum Kakashi doch so viel besser geeignet war als sie selbst.

„Ich verstehe ja was du meinst. Und glaube mir, ich bin die Letzte, die dich einer solchen Gefahr aussetzen will“, begann Tsunade und machte mit den wenigen Worten Sakuras Hoffnungen zunichte.

„Ich habe mit dem ältesten Rat alles abklären müssen. Sowohl der Rat als auch einige meiner Berater, darunter Shikaku Nara, finden, dass du am geeignetsten wärst. Eben weil du schon ein wenig Zeit mit Itachi verbracht hast und es am einfachsten ist, auf euren momentanen Beziehungsstand Vertrauen aufzubauen.“

„Wie soll denn da Vertrauen aufkommen, wenn ich Itachi verhört habe?“ warf Sakura hitzig ein.

So einfach würde sie nicht klein bei geben. Diese dämliche Mission würde ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen! Sie hatte keine Zeit, sich um einen Uchiha zu kümmern, den ganz Konoha hasste. Erst recht wollte Sakura kein Kindermädchen spielen oder für seine Wiedereingliederung in die Gesellschaft verantwortlich sein. Wenn etwas schief lief, wäre doch Sakura die Schuldige!

„Tsunade, ich“, begann Sakura, doch weiter kam sie nicht.

Die Hokage hob ihre rechte Hand und gebot Sakura sofort Einhalt.

„Entschuldige Sakura, aber die Entscheidung wurde bereits getroffen. Itachi wird morgen entlassen. Dann wird das verbotene Jutsu, das euch miteinander verbindet, angewandt und Itachi in deine Obhut übergeben. Wenn Schwierigkeiten auftreten sollten, kannst du mich natürlich jederzeit kontaktieren. Falls Konoha in Gefahr gerät, was ich nicht hoffe, sind hier die Kontaktdaten zu Kakashi und weiteren Anbus. Wende das Kommunikations-Jutsu an und sie werden dir helfen.“

Mit diesen Worten überreichte Tsunade Sakura ein Stück Pergament. Ohne es sich anzusehen, nahm Sakura es mit einer missmutigen Grimasse entgegen und ließ es sogleich in ihrer kleinen Kunai-Tasche verschwinden, die sie immer um den Oberschenkel geschnallt trug.

„Noch was?“ fragte Sakura ziemlich schnippisch. Selbst in ihren eigenen Ohren hörte sie sich wie ein schmollendes Kleinkind an.

Ein leiser Seufzer entfuhr der Hokage. Für einen Moment schloss Tsunade ihre Augen und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Erst danach sah sie wieder ihre Schülerin an.

„Wenn ich könnte, würde ich dir diese Bürde nicht aufzwingen. Das weißt du hoffentlich.“

Schweigend nickte Sakura. Erneut seufzte Tsunade kurz auf. Die Last schwerer Entscheidungen schwang darin mit. Sogleich fühlte sich Sakura schlecht. Tsunade hatte es als Hokage auch nicht gerade einfach. Jeden Tag musste sie sich um das Wohl Konohgakures kümmern, musste Missionen verteilen und dafür sorgen, dass weitere Aufträge an Konoha gingen. Bei jeder Mission war Tsunade für ihre Shinobi verantwortlich. Wenn sie ein falsches Team aussuchte, konnte nicht nur die Mission scheitern, nein, es standen auch Menschenleben auf dem Spiel. Außerdem musste Tsunade immer wieder für Frieden mit den Nachbarländern sorgen und zusätzlich noch wirtschaftliche und militärische Bündnisse schließen. Von ihrer Arbeit als Ärztin wollte Sakura erst gar nicht anfangen.

Wenn Tsunade das also tagtäglich schaffte und irgendwie geregelt bekam, würde Sakura es auch schaffen! Immerhin dauerte die Mission ja auch nicht ein Leben lang.

„Schon gut. Wie lange muss ich das eigentlich machen?“ lenkte Sakura etwas versöhnlicher ein.

Ein kleines Lächeln zeichnete sich daraufhin in Tsunades Gesicht ab, wenngleich sie kurz darauf wieder entschuldigend dreinsah.

„Ich kann es dir nicht sagen. Wir werden sehen. Wollen wir hoffen, dass die Dauer unter einem Jahr beträgt.“
 

Ein Jahr. Ein ganzes Jahr. Ein verfluchtes, verdammtes Jahr!

Immer wieder spukte diese Zahl durch Sakuras Kopf. Immer und immer und immer wieder. In der Nacht hatte sie deshalb sogar Albträume gehabt. Selbst beim Frühstücken und bei ihrer Steppvisite bei Sasuke. Wenn sie nur die Zahl eins sah, sah sie rot.

Gestern war sie, nach ihrem Besuch bei Tsunade, auf das Trainingsgelände gegangen und hatte ihren Frust endlich herauslassen können. Der Trainingsplatz sah jetzt aus wie ein umgegrabenes Ackerfeld. Mit sehr vielen Löchern. Das sie so laut geschrien hatte, dass Naruto – der wohl gerade in der Nähe gewesen war – sie deshalb gehört hatte und zu ihr gekommen war, hatte sich als Glücksfall herausgestellt.

Den Großteil des gestrigen Abends hatte sie mit Naruto und Neji bei Ichirakus Ramenstand verbracht. Ihre zwei besten Freunde – letzteren hatten sie dort durch Zufall getroffen – hatten es irgendwie geschafft, Sakuras Laune ein wenig aufzubessern. Außerdem hatte Sakura ihnen soweit alles erzählt. Zwar war sie nicht auf Itachis Vergangenheit eingegangen, aber warum Tsunade ihn resozialisieren wollte. Natürlich war Naruto daraufhin ziemlich ausgerastet. Auch Neji hatte ungläubig geschnauft und sogar kurz geflucht – was bei dem Hyuga einem Wutanfall ziemlich nahe kam. Als Sakura ihnen jedoch erklärt hatte, dass ohne Itachi Sasuke inzwischen tot wäre, hatten sie sich beruhigt. Ein wenig zumindest. Begeistert waren sie dennoch nicht. Wie sich herausstellen sollte, war diese Stimmung für die nächsten Wochen und Monate in Konohagakure allgegenwärtig. Bis dato hatte Sakura so etwas jedoch nicht einmal erahnen können.

Inzwischen befand sich Sakura erneut im Büro der Hokage, wie am gestrigen Tag. Dieses Mal wusste sie, was auf sie zukommen würde. Momentan wartete Sakura mit Tsunade darauf, dass Itachi hierher gebracht wurde. Unangenehmes Schweigen herrschte zwischen den zwei Frauen. Sakura war noch zu wutgeladen und Tsunade wusste es besser und schwieg.

Heute hatte sie Itachi noch nicht gesehen. Nach ihrer Visite bei Sasuke hatte sie eigentlich zu Itachi gehen wollen, aber das Patientenzimmer war bereits leer gewesen. Itachi war wohl von der Krankenstation zurück ins Gefängnis gebracht worden. Wenngleich nicht für lange.

Ob der Uchiha wohl bereits wusste, was auf ihn zukommen würde?

Sakura zumindest passte es nicht, dass ihr Patient, ohne ihre Erlaubnis, einfach verlegt beziehungsweise entlassen wurde! Es war albern, das wusste Sakura ja selbst. Immerhin hatte sie gestern selber gesagt, dass es Itachi soweit gut ging und er entlassen werden konnte. Außerdem würde er ab heute sowieso unter der Obhut einer Ärztin stehen. Besser konnte Itachi ja wohl nicht aufgehoben sein.

Ungeduldig trommelte Sakura mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte von Tsunades Schreibtisch. Wenn schon so in ihrem Leben herumgefuscht wurde, konnte das dann nicht wenigstens schneller vonstatten gehen? Jetzt musste sie sogar schon darauf warten, dass ihr Leben von anderen zur Hölle gemacht wurde!

Die Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten und das unangenehme Schweigen dehnte sich aus. Im Moment wäre Sakura gerne woanders gewesen. Wo? Vollkommen egal. Hauptsache nicht hier.

Lange musste sie nicht mehr warten. Nachdem einige weitere Minuten verstrichen waren, erklang ein Klopfen. Nach Tsunades „Herein“, öffnete sich die Tür. Zuerst konnte Sakura einen Anbu ausmachen, der eine Adlermaske trug. Mittig im Raum angekommen, trat er einen Schritt beiseite. Hinter ihm kam nun Itachi zum Vorschein, der wieder seine eigene, löchrige Kleidung trug. Das sein schwarzes Oberteil löchrig war, bemerkte Sakura erst jetzt, denn der Uchiha trug nicht länger seinen Akatsuki-Mantel.

Um die Nase herum war Itachi zwar noch immer ein wenig blass, aber er hielt sich auf den Beinen. Nichts deutete darauf hin, dass er erst vor wenigen Tagen eine schwere Operation hinter sich gebracht hatte.

Hinter Itachi stand ein weiterer Anbu, der nicht von seiner Seite wich. Obwohl Tsunade Itachi rehabilitieren wollte, schien man ihm dennoch nicht über den Weg zu trauen. Aber Sakura sollte auf ihn aufpassen. Na toll! Das waren ja super Aussichten.

Mit einer Kopfbewegung begrüßte Tsunade die drei Neuankömmlinge. Missmutig verzog Sakura nur das Gesicht. Was Tsunade als nächstes sagte, unterschied sich nicht groß von dem Gesagten am gestrigen Tag. Daher hörte sie nur mit halbem Ohr zu.

Viel interessanter fand Sakura dagegen, wie Itachi reagierte. Nämlich gar nicht. Oder zumindest so gut wie nicht. Außer das er einmal kurz die Augenbrauen in die Höhe zog, konnte Sakura keinerlei Gefühlsregung in dem blassen Gesicht ausmachen.

Diese Gefühlslosigkeit, echt oder gespielt, ließ eine Gänsehaut auf Sakuras Armen entstehen. Die Kälte, die aufkam, versuchte sie zu verscheuchen, in dem sie mit den Händen über ihre Arme fuhr. Mit Erfolg.

Während Tsunade alles soweit erklärte, schwieg Itachi eisern. Er sagte nicht ein Wort. Er stellte keine Fragen. Wenn Sakura an seiner Stelle wäre, hätte sie Tsunade wohl mit Fragen bombardiert. Den Uchiha dagegen schien das alles nicht groß zu interessieren. Vielleicht stand er ja auch unter Schock.
 

Itachi versuchte so gut wie möglich desinteressiert und gleichgültig dreinzuschauen. Ob es ihm gelang, wusste er nicht. Es verlangte ihn zumindest all sein Können ab.

Die Worte der Hokage hatten ihn bis ins Mark erschüttert. Die Worte rauschten nur so in Itachis Kopf, ließen ihn schwindelig werden, sodass Itachi schon befürchtete, gleich ohnmächtig zu werden. Das er der Ohnmacht widerstand, war nicht selbstverständlich.

Alles, was geschah, nahm Itachi nur am Rande war. Wie durch Watte drangen die Worte der Hokage an sein Ohr. Wie sie den Anbu befahl, das Büro zu verlassen. Wie sie von Sakura verlangte, neben Itachi zu treten und wie sie beide je den rechten Arm ausstrecken sollten. Obwohl er die Worte nicht wirklich verstand, tat Itachi, was von ihm verlangt wurde.

Noch immer hatte er nicht so ganz realisiert, was hier vor sich ging.

Rehabilitation. Freiheit. Ein Leben in seinem Heimatdorf. Zu Hause.

All das bedeuteten die Worte der Hokage und noch vieles mehr. Sowohl ihm als auch Sasuke wurde eine zweite Chance gegeben. Ein Leben in Reue war möglich. Itachi konnte wieder gut machen, was er mit seinen Lügen und der Heimlichtuerei angerichtet hatte. Das er letztendlich den Frieden in Konoha gewährleistet hatte, war noch nicht genug.

Nur am Rande – Itachi fühlte sich noch immer wie in einem Traum – nahm er wahr, wie die Hokage vor sie beide trat und etwas vor sich hin murmelte. Er verstand nicht ein Wort.

Dann, ganz plötzlich, schoss ein heißer Schmerz, einem alles verschlingendem Feuer gleich, durch seinen rechten Arm, zur Schulter hinauf und fraß sich regelrecht in sein Herz und Hirn. Vor Schmerz stöhnte Itachi laut auf. Die Augen kniff er zusammen. Der Schmerz ließ nicht zu, dass er die Augen offen halten konnte.

Sein Körper drohte unter den Flammen einzuknicken, doch warum auch immer, es geschah nicht. Irgendeine Kraft hielt ihn aufrecht.

Während Itachi von innen heraus verbrannte und von dem lodernden Feuer verschlungen wurde, jagte ihm nur ein Gedanke durch den Kopf. Nein, nicht das er hintergangen und verraten wurde. Nein. Itachi hörte den hohen, spitzen Schmerzensschrei einer Frau.

Statt daran zu denken, dass die Hokage ihn betrogen hatte, war Itachi wütend, dass die Hokage es wagte, dasselbe Schicksal ihrer Schülerin anzutun!

Sakura war unschuldig! Welche Sünde sollte sie auf sich genommen haben, um nun auf dieselbe Art und Weise getötet zu werden? Etwa, weil sie mit ihm geredet hatte? Weil sie ihm Gesellschaft geleistet hatte und es über ihre Pflichten als Shinobi und Ärztin hinüber heraus gegangen war?

Abrupt stolperte Itachi nach vorne. Gerade so konnte er sein Gleichgewicht wiederfinden und fiel so nicht auf den Boden. Keuchend zog er die Luft ein. Sie dehnte seine Lungen. Es war ein befreiendes Gefühl.

Erst jetzt fiel Itachi auf, dass das alles verzehrende Feuer verschwunden war. Der Schmerz war weg. Überrascht blickte Itachi auf. Sah zu der Hokage, die mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihm sah.

„Alles in Ordnung?“ erkundigte sie sich.

Schwach nickte Itachi. Erneut nahte die Ohnmacht, dieses Mal jedoch vor Erleichterung und weil der Schmerz so plötzlich verschwunden war.

Nach einem weiteren Atemzug hatte sich Itachi soweit wieder gefangen. Aufrecht stand er da, blickte wieder gelassen und kühl drein. Nur kurz ließ er seinen Blick von der Hokage auf ihre Schülerin schweifen. Mit verbissenem Gesicht, blickte Sakura missmutig drein. Mit der rechten Hand fuhr sie sich über die Brust, dort, wo sich ihr Herz befand, und rieb ungehalten über die Stelle.

„Jetzt seid ihr beide miteinander verbunden. Sakura, du solltest nun in der Lage sein, sämtliche Gefühle von Itachi wahrzunehmen. Für dich“, Tsunades Augen ruhten nun auf dem Uchiha, „wird sich nichts ändern. Die Verbindung ist einseitig. Du kannst Sakuras Gefühle nicht wahrnehmen.“

Auch wenn Itachi gerade nicht so wirklich verstand was vor sich ging, nickte er. Die Hokage schien eine Reaktion von ihm zu erwarten und war damit zufrieden.

Eine Verbindung? Sakura war in der Lage seine Gefühle wahrzunehmen? War es das gewesen? Diese Schmerzen waren von dem verbotenen Jutsu gekommen! Verdammt, hätte Itachi vorhin doch nur besser zugehört! Doch nach „Rehabilitation“ und „zweiter Chance“, hatte er irgendwie abgeschaltet.

„Ihr könnt jetzt gehen.“

Mit diesen knappen Worten entließ die Hokage sie. Itachi, der noch gar nicht so richtig wusste, wie ihm geschah, folgte Sakura. Er stand noch im Türrahmen, da ertönte Tsunades Stimme noch einmal.

„Bau keinen scheiß. Mach Sakura das Leben nicht anstrengender als es sein muss. Lass mich mein Vertrauen nicht in den Falschen gesetzt haben.“
 

Missmutig zog Sakura ihre Schuhe aus und ging mit zügigen Schritten weiter in ihre Wohnung hinein. Am liebsten wäre sie explodiert. Hätte ihre Wut am liebsten an Itachi ausgelassen. Doch der war genauso Opfer wie sie.

Ohne darauf zu achten ob Itachi ihr nun folgte oder nicht, ließ sich Sakura auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Missmutig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum.

Itachi stand unschlüssig in der Tür zum Wohnzimmer.

„Fühl dich wie daheim. Bis du vollständig resozialisiert bist, wohnst du hier. Hinter mir ist die Küche, im Flur die Tür führt zum Bad und dort drüben“, Sakura zeigte auf eine Tür, die sich rechts von ihr befand, „ist mein Schlafzimmer.“

Das Itachi unsicher war und nicht genau wusste, was er tun sollte, wusste Sakura, ohne zu ihm blicken zu müssen. Wenn sie ihn ansah, hätte sie diese Gefühle sicherlich nicht erahnen können. Ja, wenn sie es nicht gerade selber spüren würde, dann hätte Sakura niemals geglaubt, dass Itachi zu einem Gefühl wie Unsicherheit überhaupt in der Lage war.

Es war sowieso bizarr, die Gefühle eines anderen Menschen wahrnehmen zu können. Es fühlte sich nicht so an, als würde Sakura die Gefühle selber empfinden. Sie wusste einfach, dass die Unsicherheit zu Itachi gehörte. Sie konnte sie spüren, wahrnehmen, aber sie empfand sie nicht selber.

Das sie ab sofort Itachis Leibwächterin spielen durfte, hieß ja nicht, dass sie ihm seine Zeit auch angenehm gestalten musste. Sakura musste ja wohl kaum andauernd etwas mit Itachi unternehmen. Außerdem tat ihr noch immer ihre Brust weh. Natürlich war es ein Phantomschmerz. Als Tsunade die Verbindung zu Itachi hergestellt hatte, hatte sie unglaubliche Schmerzen empfunden. Warum Itachi diese verspürt hatte, konnte sie nur erahnen.

Irgendwie empfand Sakura es als Genugtuung. Auch wenn Itachi für diese Situation nichts konnte – Sakura hätte sich vielleicht nicht so sehr für die Uchihas einsetzen sollen – so musste sie an irgendwem ihre miese Laune auslassen. Itachi war dafür natürlich das geeignete Opfer.

Als sie wieder zu dem Uchiha sah, stand dieser noch immer in der Tür. Schweigend musterte er sie. Wie auch zuvor, hatte er diese Maske der Gleichgültigkeit aufgesetzt. Etwas, was Sakura zornig werden ließ.

„Hör auf damit!“ fuhr sie ihn auch sogleich ein.

Als einzige Reaktion, zog Itachi die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Ich meine damit!“

Mit ihren Händen zeigte Sakura auf Itachi und umschloss damit seinen gesamten Körper.

„Ich kann jetzt eh deine Gefühle spüren. Da brauchst du nicht so dreinzublicken, als ginge dich das alles nichts an!“

„Alte Gewohnheiten sind nicht leicht abzulegen.“

Die ruhige Stimme sorgte nur dafür, dass Sakura jeden Moment an die Decke ging. Sie stand kurz vorm explodieren. Entnervt riss sie die Arme in die Höhe. Männer! Und ganz speziell diese Uchihas!

„Wo werde ich schlafen?“

Sakura sah erneut zu Itachi. Tja, das war eine gute Frage. Ihn für Monate, womöglich Jahre, auf der Couch schlafen zu lassen, war keine Lösung. Für den Anfang war es ja noch in Ordnung, aber auf Dauer? Sakura hatte leider nur ein Schlafzimmer. In ihrer Wohnung war kein Gästezimmer vorhanden. Dafür war sie zu klein. Selbst das Wohnzimmer war nicht groß und ging in die offene Küche über. Schlafzimmer und Bad waren die einzig abgegrenzten Räume.

„Für den Anfang schläfst du hier. Wenn du Hunger hast, bediene dich in der Küche. Im Bad wirst du gefälligst im Sitzen pinkeln. Auch wenn es dir vielleicht missfällt, aber den Badezimmerschlüssel habe ich versteckt. Nicht das du dich da womöglich einschließen möchtest, um durch das Badezimmerfenster zu fliehen.“

„Keine Sorge. Ich habe nicht vor zu fliehen. Sonst noch irgendwelche Regeln, die ich beachten sollte?“ erkundigte sich Itachi gut erzogen und höflich.

Wenn er so weiter machte, würde Sakura wirklich noch explodieren.

„Nein. Vorerst nicht. Falls mir noch was einfällt, werde ich es dir sagen.“

Mit einem Kopfnicken ging Itachi in die Küche. Er hatte Hunger. Das spürte Sakura. Sie selbst hatte auch Hunger, aber sie wollte jetzt nicht zu Itachi. Mit ihm würde sie eh die nächsten Monate verbringen. Sie wollte raus. An die frische Luft.

Seufzend lehnte sich Sakura in dem Sofa zurück. Wohl oder übel würde sie ihre Zukunft ein wenig nach Itachi ausrichten müssen. Wenn sie zur Arbeit oder zum Training ging, wäre er mit dabei. Wollte sie sich mit Freunden treffen, war es dasselbe. Ging sie einkaufen, ebenfalls.

Apropos einkaufen…

„Du besitzt doch nichts außer dem, was du am Leibe trägst, richtig?“

„Ja.“

Das hatte Sakura schon vermutet. Morgen sollte sie vielleicht erst einmal für Itachi Kleidung besorgen. Er konnte ja nicht in den zerrissenen Klamotten herumlaufen. Allerdings war es wohl nicht allzu klug, gleich morgen mit einem Mann durch Konoha zu laufen, der vom Großteil der Bevölkerung gehasst wurde.

Eventuell hatte Kakashi ja ein paar Kleidungsstücke, die er momentan nicht benötigte oder Neji könnte vielleicht für sie einkaufen gehen…

Entnervt seufzte Sakura auf. Gott sei Dank konnte Itachi ihre Gefühle nicht empfinden!
 

Es war ein beängstigender Gedanke. Itachi selber bekam zwar nichts davon mit, dass er seine Gefühle noch mit Sakura teilte, aber das Wissen darum jagte ihm regelrecht Angst ein. So viele Jahre hatte Itachi damit verbracht, niemanden auch nur erahnen zu lassen, wie es tatsächlich in ihm aussah. Ansonsten wäre er wohl aufgeflogen.

Und jetzt? Jetzt konnte Itachi seine Gestik, seine Mimik so gut wie möglich unter Kontrolle haben und dennoch war er wie ein offenes Buch. Zumindest für Sakura.

Es hätte ihn auch schlimmer treffen können. Bei einem anderen Shinobi hätte es ihn wohl mehr gestört. Vor allem bei einem Anbu oder einem der Berater der Hokage.

Die Tatsache, dass Itachi Sakura schon so viele Dinge anvertraut hatte, die bislang niemand auch nur erahnt hatte und sie seine Verletzlichkeit nicht ausgenutzt hatte – im Gegenteil – ließen Itachi hoffen, dass Sakura auch jetzt seine Verletzlichkeit nicht ausnutzen würde. Dennoch behagte es ihm nicht so ganz.

Sakura schien es ähnlich zu ergehen. Die Tatsache, dass er ab sofort auch noch bei ihr wohnen würde, setzte dem Ganzen natürlich noch die Krone auf. An Sakuras Stelle wäre er jetzt auch sauer.

Und obwohl Itachi das alles nicht gefiel, war er froh darum, eine zweite Chance erhalten zu haben. Eine Chance, die auch Sasuke erhalten sollte. Eine Aussprache mit Sasuke war nun möglich. Eine gemeinsame Zukunft als Brüder.

Auch wenn Itachi keine allzu großen Hoffnungen da hinein setzen wollte – immerhin bestand die sehr reelle Möglichkeit, dass Sasuke Itachi zwar glaubte aber nicht verzieh – so konnte er es nicht unterdrücken.

All die Jahre hatte Itachi nur die Möglichkeit vor Augen gehabt, Sasuke ein sicheres Leben bescheren zu können. An einen Aussprache, sogar Vergebung, hatte er nie gehofft. Es war zu unrealistisch gewesen. Aber jetzt…

Itachi riss sich zusammen. Er wollte nicht länger über Sasuke nachdenken. Das tat er schon seit Tagen. Er wollte auch nicht über Sakura und ihre derzeitige Situation nachdenken. Das tat er schon den ganzen Tag. Er sollte schlafen.

Vor wenigen Minuten erst war Sakura entnervt in das Wohnzimmer gekommen, hatte ihn angefunkelt und von ihm verlangt, endlich einzuschlafen. Seine innere Unruhe ließen Sakura anscheinend nicht schlafen. Genauso wie ihn selbst.

Ein leiser Seufzer entfuhr Itachi, während er an die dunkle Zimmerdecke starrte. Das Sofa mochte bequem und gemütlich sein, wenn man darauf saß, aber zum Schlafen war es nicht geeignet. Dennoch hatte Itachi schon auf ungemütlicheren Unterlagen geschlafen. Daran lag es also nicht. Lediglich seine Gedanken hielten Itachi vom Schlafen ab.

Er sollte sich ablenken. Vielleicht Schäfchen zählen. Nein, das brachte wohl nichts. Itachi konnte auch Sakura um ein Schlafmittel bitten. Natürlich auf pflanzlicher Basis. Aber das war ja auch nicht wirklich das Wahre.

Außerdem wollte Itachi Sakura nicht noch mehr zur Last fallen als ohnehin schon. Auch wenn sie beide das nicht freiwillig so entschieden hatten. Da Itachi unfreiwillig zum Parasit in Sakuras Leben wurde, wollte er ihr so gut wie möglich entgegen kommen.

Außerdem sollte Sakura nicht noch einmal in diesen knappen Shorts und dem weiten Top ihr Bett verlassen müssen. Nicht das sie noch krank wurde!

Als Itachi noch in Konoha gelebt hatte, hatte er keinerlei Zeit für eine Freundin gehabt und bei Akatsuki hatte er auch keine Beziehungen geführt. Nutten zählen wohl kaum. Daher hatte Itachi bislang noch keine Frau in Schlafkleidung gesehen. Sakura stand es aber. Es betonte ihre schlanken, wohlgeformten Beine und das weite Top ließ ihren zarten Körper noch hilfsbedürftiger erscheinen. Was im krassen Kontrast zu ihren Fähigkeiten stand. Itachi wusste, wovon er sprach.

Er hatte Sakura nicht nur im Kampf erlebt sondern auch als Ärztin. Ihre Hände waren geschickt und konnten sowohl Verderben als auch Heilung bringen.

Unweigerlich erinnerte sich Itachi an die Momente, wo Sakura ihn behandelt hatte. Als sie nach der Operation die Verbände gewechselt hatte und dabei mit ihren Fingern über seine narbenübersäte Haut gestrichen war.

Ob es an seinen überspannten Nerven, den Stress der letzten Tage oder einfach der Zeit geschuldet war, wie lange er schon sexuell abstinent war, lag, auf jeden Fall bekam Itachi bei der Erinnerung an Sakuras Berührungen und dem Bild in ihrer knappen Nachtkleidung, eine Erektion. Eine Erektion, für die sich Itachi sofort schämte. Nicht, weil er sie wegen Sakura hatte. So viele Monate, wie er schon keine Frau mehr gehabt hatte, war das wohl verständlich. Nein, er schämte sich, weil Sakura jetzt seine Erregtheit fühlen konnte.

Ob es sie wohl anturnte, wenn sie sein sexuelles Verlangen spürte? Itachi bezweifelte es.

Der Gedanke, die Ahnung, dass es Sakura ganz und gar nicht gefiel und es sie wohl eher verärgerte – vielleicht verachtete sie ihn sogar dafür – wirkte wie eine kalte Dusche.

Das gerade erwachte Verlangen, die Lust und die Erektion fielen wie ein Kartenhaus bei Wind in sich zusammen.

Leise seufzte Itachi in die Dunkelheit hinein. Angestrengt lauschte er. Von Sakuras Schlafzimmer aus war kein Geräusch zu vernehmen. Wenn er Glück gehabt hatte, dann schlief Sakura bereits. Doch so viel Glück wie Itachi in letzter Zeit gehabt hatte, bezweifelte er, dass noch welches für seine Zukunft übrig geblieben war.
 

Inzwischen war etwas mehr als eine Woche vergangen, in der Itachi und Sakura nun miteinander verbunden waren. Itachi hatte sich ziemlich schnell eingelebt. Zumindest in der Wohnung. Er fragte nicht mehr andauernd nach, wo er was finden konnte. Er beteiligte sich an der Hausarbeit, half beim Putzen, Wäsche waschen und kochen. Sie waren sogar ein recht gut eingespieltes Team, was den Haushalt anging.

Davon war Sakura wirklich positiv überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet. Vielmehr hatte sie befürchtet, Itachi alles nachtragen zu dürfen und das er von vorne bis hinten bedient werden wollte. Das Gegenteil war eingetreten.

Dadurch hatte Sakura jetzt sogar etwas mehr Freizeit zur Verfügung. Es freute sie ungemein. Doch die Freude wurde von etwas anderem überschattet. Wenn Sakura raus wollte, musste Itachi mit. Wenn sie draußen waren – egal weshalb – wurden sie angestarrt. Von jedem. Keiner hatte mehr ein freundliches Wort für Sakura übrig, wenn sie einkaufen ging. Dafür mitleidsvolle Blicke. Jeder sah nur zu Itachi. Die meisten erdolchten ihn mit ihren Blicken, während gleichzeitig Furcht und Angst erkennbar war. Wer das nicht tat, ignorierte ihn.

Im Training war Itachi ebenfalls dabei. Naruto, Sai und Kakashi gaben sich Mühe. Kakashi war professionell und hatte bei Tsunade bereits angefragt, ob Itachi denn am Training teilnehmen durfte. Natürlich hatte Sakura das sogleich verboten. Körperlich war er dazu noch nicht im Stande, auch wenn Itachi immer wieder beteuerte, dass es ihm gut ging. Dafür hatte Kakashi aber auch Kleidung für Itachi besorgt. Obwohl Kakashi ein paar Zentimeter größer als der Uchiha war und auch ein wenig muskulöser, passten die Kleidungsstücke soweit. Es war alles in schwarz. Was Sakura nicht verwunderte. So musste sie aber nicht mit Itachi einkaufen gehen. Zum Glück.

Naruto hatte Itachi die ersten Tage mit Schweigen bestraft. Dann hatte er ihn einen Tag lang finster angestarrt. Heute im Training hatte er ihn plötzlich lächelnd begrüßt. Sakura hatte Itachis Verwunderung erst gespürt, nachdem sie über ihren eigenen kleinen Schock hinweggekommen war. Anscheinend hatte Naruto Itachi mit seinem Verhalten strafen wollen und war jetzt damit fertig.

Sakura fand es immer wieder erstaunlich, wie schnell Naruto jemandem verzeihen konnte und ihm dann Freundschaft anbot. Naruto war einfach erstaunlich. Gäbe es nur solche Menschen wie ihn, sähe die Welt freundlicher, glücklicher aus.

Sai war dagegen ganz der Alte. Er lächelte vor sich hin, verstand die meisten Witze anfangs nicht und war einfach nur höflich. Es war ihm verziehen. Sai benötigte nun einmal lange, bis er sich jemand öffnete. Es hatte Monate gedauert und etliche Streitereien, bis Sakura, Naruto und Sai miteinander klargekommen waren.

Natürlich nervte es Sakura, wie sich die Leute verhielten. Das im Training die Stimmung nicht mehr so locker war. Aber über all das konnte Sakura hinwegsehen.

Was Sakura dagegen störte, waren Itachis Gefühle. Es nervte total. Dabei war es vollkommen gleich, was Itachi gerade empfand. Es war einfach verwirrend die eigenen Gefühle und die einer außenstehenden Person zu empfinden. Vor allem wenn die Gefühle gegensätzlich waren. Wenn Sakura sich zum Beispiel aufregte und sie gleichzeitig die Ruhe und Gelassenheit von Itachi empfand, dann würde sie am liebsten gleich an die Decke gehen!

Außerdem störte es Sakura, dass Itachi noch immer seine Maske trug. In ihrer Gegenwart zwar nicht mehr die Maske der Kühle und Desinteressiertheit, aber dafür von Ruhe. Dabei war es vollkommen egal was er empfand.

Er verstand etwas nicht? Itachi sah gelassen drein.

Er war genervt von den Blicken der Dorfbewohner? Itachi sah gelassen drein.

Er war gelangweilt? Itachi sah gelassen drein.

Er machte sich Sorgen um Sasuke? Itachi sah gelassen drein.

Oh, wie gerne würde Sakura ihn schütteln und schütteln. So lange, bis Itachi endlich eine andere Reaktion als Ruhe zeigte! Sakura hatte Itachi bislang nur zwei mal anders erlebt. Das eine Mal in der Nacht. Sakura hatte auf Toilette gemusst und hatte notgedrungen an Itachi vorbeigehen müssen. Er hatte geschlafen. Tief und fest. Dabei waren seine Gesichtszüge so entspannt und friedlich gewesen. Erst danach war Sakura aufgefallen, wie angespannt er sonst immer war. Im Schlaf sah er um Jahre jünger aus. Er sah nicht länger wie ein Mann aus, dem das Leben übel mitgespielt hatte.

Das zweite Mal war gewesen, als Sakura zu Sasuke gegangen war. Es war ein Tag nach Itachis Einzug bei ihr gewesen. Die Anbus vor Sasukes Zimmertür hatten Sakura wie jeden Tag kommentarlos passieren lassen. Itachi dagegen hatte nicht eintreten dürfen. Die Anbus hatten ihn nicht weitergehen lassen. Als Itachi bewusst geworden war, dass er seinen eigenen Bruder nicht besuchen durfte, war er wütend geworden. Der Ärger war für einen kurzen Moment über sein Gesicht gehuscht. Schnell jedoch hatte sich der Uchiha wieder fangen können. Die anschließende Verzweiflung hatte Sakura lediglich spüren können.

Jeden Tag, wenn Sakura zu Sasuke ging, fühlte sie Itachis Wut. Seine Wut darüber, dass ihm sein einziger Wunsch verwehrt blieb. Auch über seine Verzweiflung war er wütend.

Daher hatte sich Sakura angewöhnt, nicht mehr ganz so lange Sasuke zu besuchen wie vorher. Noch immer war sie seine behandelnde Ärztin. Nachdem jedoch alles Medizinische geklärt war, blieb sie noch eine halbe Stunde. Maximal.

Auch wenn Sakura und Itachi beide nicht zufrieden mit der derzeitigen Situation waren, so wollte Sakura ihm sein Leben nicht noch mehr erschweren als ohnehin schon. Von Naruto und vielleicht noch von Kakashi hielt niemand aus dem Dorf zu Itachi. Sakura, die mehr über ihn wusste als alle anderen, konnte sich ruhig auf seine Seite schlagen. Immerhin fand sie den Gedanken, Itachi eine zweite Chance zu geben, gut. Nur das sie dafür erhalten musste, damit hatte sich Sakura noch immer nicht abgefunden.

Nur weil Itachi jeden Tag litt, wenn Sakura zu Sasuke ging, ließ sie es unkommentiert, wenn sie seine Blicke auf sich spürte. Vor allem wenn sie abends oder morgens in ihren kurzen Shorts und dem Top durch die Wohnung lief und zum Beispiel frühstückte. Das sie dabei manchmal so ein Gefühl wie Erregung oder Verlangen von Itachi wahrnahm, versuchte sie zu ignorieren.

1. Versuchte sich Sakura einzureden, dass sie sich das alles sowieso nur einbildete.

2. Sagte sich Sakura, dass – falls Itachi sie wirklich sexy fand – sie selber dran schuld war, wenn sie so herumlief.

3. Ignorierte sie die Tatsache, dass es ihr irgendwie gefiel.

Gott, immerhin war Itachi noch immer ein Nuke-nin auf Bewährung, den sie trotz allem kaum kannte. Ja, sie wusste nun so einiges über seine Vergangenheit, aber da gleich von „sich kennen“ reden, war dann doch zu weit hergeholt.

Und wenn sie gerade über Itachis Verlangen nachdachte… Momentan empfand er es wieder. Und wenn Itachi so empfand, konnte Sakura nicht schlafen. Unmöglich. Sie lag jetzt schon seit etlichen Minuten in ihrem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Das Schlimmste war, wenn Itachi erregt war, wurde Sakura es auch. Schon längst war sie feucht zwischen ihren Beinen.

Zähneknirschend presste Sakura ihre Kiefer fest aufeinander. Es war nicht zum Aushalten! Normalerweise beeinflussten Itachis Gefühle ihre eigenen kaum. Ein wenig schon, ja. Aber eher, weil sich Sakura über Itachis Gefühle aufregte oder genervt davon war. Doch bei Geilheit verhielt es sich wohl nicht so. Ihr Körper war eine Schlampe, stellte Sakura fest. Sie war ja nicht prüde. Sie hatte mit zwei Männern Sex gehabt. Aber das ihr Körper auf die Empfindungen eines anderen reagierte? Ohne das sie selbst in irgendeiner Form berührt wurde? Es nervte Sakura. Es war ja nicht das erste Mal.

Sakura hatte bereits versucht es zu ignorieren. Hatte bislang nicht funktioniert. In einer anderen Nacht hatte sich Sakura einfach selbst Erleichterung verschaffen wollen, in der Hoffnung, dass das Verlangen dann abklang. Doch kaum hatte sie damit angefangen, war ihr unweigerlich Itachis Bild vor Augen erschienen. Was tat Itachi, um gegen sein Verlangen anzukommen? Etwa dasselbe wie sie?

Erschreckt, weil es sie nur noch mehr erregte, hatte Sakura dann damit aufgehört. Deswegen lag sie nun hier auf dem Rücken, die Handflächen in die Matratze gedrückt und starrte in die Dunkelheit.

Sakura fand Itachi nicht anziehend. Er sah gut aus. Das schon. Das taten wohl alle Uchihas. Aber sie stand nicht auf ihn. Ihr Körper war nur auf ihn scharf, weil sie wegen seinen Gefühlen scharf war.

Das war so verwirrend. Sakura wusste nur, so wollte sie nicht weitermachen. Itachi musste damit aufhören. Den Grund, weswegen Itachi geil wurde, wollte Sakura lieber nicht wissen. Es war alles sowieso schon verwirrend genug. Kompliziert musste es nicht auch noch werden.

Außerdem hatte Sakura genug zu tun. Neben ihrem Training und Itachis Rehabilitierung, machte sie sich Sorgen um Sasuke. Sein Körper war immer noch auf dem Weg der Besserung. Es ging ihm von Tag zu Tag besser. Dennoch veränderten sich seine Vitalitätswerte kaum. Wenn sich Sasukes Zustand nicht bald besserte, war er zwar körperlich soweit wieder hergestellt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er dann noch aufwachte, war gering. Es war nie gut, wenn der Körper soweit wieder gesund war, aber der Komapatient nicht aufwachte. In solchen Momenten hasste Sakura es, Ärztin zu sein.

Entnervt knipste Sakura die Nachttischlampe an. Selbst die Sorge um Sasuke half nicht gegen die Lust. Dann würde sie dem Ganzen jetzt ein Ende bereiten.

Kurzerhand stieg Sakura aus dem Bett und steuerte auf ihre Zimmertür zu. Sie würde jetzt dafür sorgen, dass Itachi nicht länger geil war. Egal auf wen oder was! Es nervte sie. Und zwar so was von!
 

Überrascht blickte Itachi auf, als die Schlafzimmertür mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte. Plötzlich flammte helles Licht auf. Seine Augen, die an die Dunkelheit gewohnt waren, kniff er reflexartig zusammen. Laute Schritte ertönten.

Als Itachi die Augen wieder öffnete, stand eine wütende Sakura vor ihm. Breitbeinig und mit den Händen in den Hüften, hatte sie sich vor ihm aufgebaut. Irritiert setzte sich Itachi in seiner provisorischen Schlafstätte auf. Dadurch konnte er auch wenigsten seine Erektion verbergen.

„Kann ich dir helfen?“ erkundigte sich Itachi ruhig und band seine langen Haare wieder zu einem Zopf. Wenn er nachts schlief, tat er es lieber mit offenen Haaren.

„Es wäre auf jeden Fall besser für dich“, entgegnete Sakura mit zusammengekniffenen Augen.

„Und wie kann ich dir helfen?“

„Hör auf damit. Hör einfach auf!“

Irritiert runzelte Itachi die Stirn. Wovon sprach Sakura da? Bevor Itachi nachfragen konnte, fuhr Sakura schlecht gelaunt fort.

„Nimm eine kalte Dusche! Ich besorge dir sogar einen Porno oder Playboy oder was auch immer du bevorzugst! Ja, ich bringe dich sogar zu einer Nutte und zahle! Nur hör endlich auf damit!“

Gegen seinen Willen entgleisten Itachi seine Gesichtszüge. Sie hatte es bemerkt. Natürlich hatte sie es bemerkt. Wie hatte Itachi nur glauben können, sie würde nicht mitbekommen, wenn er erregt war?

„Ich kann das erklären“, begann Itachi.

Doch wie nur? Ihm fehlten die Worte. Er wusste wirklich nicht, wie er Sakura klar machen sollte, dass er sie anziehend fand, aber dass sie sich keine Sorgen machen musste. Er würde ihr schon nichts tun. So einer war er nicht.

Wenigstens hatte er seine Mimik soweit wieder unter Kontrolle. Hoffte Itachi.

„Ich brauch doch keine Erklärung dafür! Das ist ganz normal. Vor allem bei Männern. Aber es nervt! Also tu was dagegen!“

Weil Itachi sein Sharingan nicht aktiviert hatte – er versucht es so selten wie möglich zu gebrauchen – erkannte er nicht alles von Sakura. Sie schien jedoch nicht zu ahnen, dass sie der Grund war, warum er hier mit einem Ständer saß. Aber sie konnte doch wohl nicht wirklich vorschlagen, er solle sich einen runterholen? Auf ihrem Sofa? Während sie nebenan im Bett lag?

Allein bei dem Gedanken daran, versuchte Itachi sein Verlangen im Zaun zu halten. Er wollte die Situation nicht noch schlimmer machen.

„Also was darf es sein? Die Dusche, ’nen Porno oder doch lieber die Nu…“

„Die Dusche“, warf Itachi ein.

Die Situation wurde immer unangenehmer für ihn. Er wollte das Sakura verschwand. Oder das sie ihm half. Ein gefährlicher Gedanke.

„Super. Gute Nacht.“

Sakura drehte sich um, ließ die Tür mit einem Knall hinter sich zufallen und war in ihrem Zimmer verschwunden. Einige Sekunden lang blickte Itachi die geschlossene Schlafzimmertür an. Er konnte nicht glauben, dass das hier gerade wirklich passiert war. Das musste ein Traum sein. Ein Albtraum.

Notgedrungen – Itachi wollte nicht das Sakura noch einmal vorbei kam – stand Itachi auf und ging zum Bad. Eine kalte Dusche würde sicherlich helfen. Für den Moment. Doch das eigentliche Problem war er selber.

Itachi verstand sich selber nicht. Er mochte Sakura, empfand Respekt für sie. Das war ihm klar geworden, als sie ihn noch im Kerker verhört hatte. Doch dass er sie körperlich anziehend fand… Das war erst in den letzten Tagen gekommen. Sicherlich lag es daran, dass er doch ziemlich unter Stress stand. Die feindliche Stimmung, die ihm entgegen schlug, seine Sorge um Sasuke und die Tatsache, dass er nicht länger als Shinobi tätig sein konnte... Da war es nicht verwunderlich, wenn sein Körper irgendwie Druck ablassen wollte. Und Sakura, die andauernd in knappen Shorts herumlief, half nicht gerade. Damit lieferte sie ihm doch einen perfekten Grund!

Und dennoch glaubte Itachi nicht so ganz an seine eigene Theorie. Es war schön, einen ganz normalen Alltag erleben zu können. Zumindest innerhalb dieser vier Wände. Es war schön, jemanden um sich zu haben, mit dem er reden konnte, wann immer er wollte und worüber er wollte. Er musste nicht auf seine Wortwahl achten oder auf sein Verhalten. Dennoch fiel es Itachi noch schwer, seine Gefühle auch zu zeigen.

All das spielte irgendwie eine Rolle, dessen war sich Itachi sicher. Aber das er etwas für Sakura empfand war nicht der Fall. Er fand sie attraktiv und anziehend. Körperlich. Mehr nicht. Dagegen sprach doch nichts. Itachi musste sich nicht rechtfertigt. Sakura wollte es nicht, also brauchte er es auch nicht vor sich selbst tun.

Im Bad angekommen, zog sich Itachi aus und stieg in die Duschkabine. Als das eiskalte Wasser auf seinen erhitzten Körper traf, sog Itachi scharf die Luft ein. Es war so kalt. Es würde helfen. Es musste helfen. Ansonsten war er geliefert.

Itachi der Trauerkloß

Eine Woche war vergangen. Ganze sieben Tage. Sieben Tage, in denen sich Itachi mehr als nur zusammengerissen hat. Nicht nur das Itachi sämtliche nicht jugendfreie Gedanken aus seinem Kopf verbannte – mit mäßigem Erfolg, aber immer noch besser als vorher – sondern er versuchte auch, sich nicht wegen Sasuke fertig zu machen. Noch immer lag Sasuke im Koma. Sakura hatte ihm Hoffnung gemacht, als sie Itachi berichtet hatte, dass Sasukes Werte sich besserten. Doch bislang hatte es keine weiteren Anzeichen gegeben, dass Sasuke bald aufwachen würde. Aber es könne auch ganz plötzlich geschehen, hatte Sakura zu ihm gesagt, als Itachi sorgenvoll auf sein Essen gestarrt hatte. Anscheinend gab es immer mal wieder Fälle, wo Personen nach Monaten, ja sogar Jahren, plötzlich aus dem Koma erwachten und das, obwohl sich über langen Zeitraum nichts an ihrem Zustand änderte. Das war jetzt auch schon vier Tage her, dass Sakura ihm das gesagt hatte.

Doch nicht nur wegen Sasuke war Itachis Stimmung im Keller. Im Dorf schlug ihm viel Feindlichkeit und Angst entgegen. Itachi war nicht entgangen, dass die Dorfbewohner nicht nur ihn mieden, sondern auch Sakura. Und das machte ihm noch mehr zu schaffen, als die Tatsache, dass die Dorfbewohner wohl nicht hinter der Entscheidung der Hokage standen und ihm keine weitere Chance geben würden. Damit konnte Itachi leben. Er konnte es akzeptieren. Aber er wollte nicht Schuld daran sein, ein weiteres Leben zu ruinieren. Das er das Leben seines jüngeren Bruders zur Hölle gemacht hatte, sollte ausreichen. Sakura hatte ihm und seinem Bruder bereits so viel geholfen, sie sollte nicht unter seinen Taten leben.

Klirrend legte Sakura das Besteck beiseite.

„Okay, ich weiß zwar nicht, was hinter deiner hübschen Stirn vor sich geht, aber seit einigen Tagen bist du extrem schweigsam und grüblerisch. Versteh mich nicht falsch, normalerweise stört mich so was nicht. Aber deine miese, trübsinnige Laune schlägt mir langsam auf’s Gemüt.“

Itachi hob seinen Blick von seinem Teller ab und blickte in die strahlendgrünen Augen von Sakura. Normalerweise unterhielt er sich mit Sakura beim Essen, doch dieses Mal war er zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen. Etwas, das Sakura nicht entging. Es konnte ihr überhaupt nicht entgehen. Immerhin stand sie ihm, aufgrund der einseitigen Gefühlsübertragung, näher als jeder andere und wusste mehr über ihn, wenngleich sie nicht automatisch seine Gedanken nachvollziehen konnte. Etwas, worüber Itachi sehr froh war.

„Ich versuche mich zu bessern“, war Itachis sachliche Meinung, eher er ein Stück Fleisch auf seiner Gabel aufspieß und in den Mund steckte. Während er darauf herumkaute, stöhnte Sakura genervt auf. Sie beließ es aber dabei und aß selber schweigend weiter. Die gemeinsame Zeit, die sie jetzt schon zusammen lebten, hatten Sakura bereits gelehrt, wann Itachi bereit war zu reden und wann nicht.

Das Training verlief wie immer. Naruto war gut gelaunt und wollte neue Techniken von Kakashi lernen. Sai lächelte vor sich hin und Kakashi las in seinem Buch. Also alles wie immer. Mit dem kleinen Unterschied, dass Sakuras Laune seit gestern Abend immer schlechter geworden war. Itachi ließ ihr einfach keine Ruhe. Er war besorgt. Das fühlte Sakura genau. Wegen Sasuke, warum sonst? Das konnte sie nachvollziehen. Ihr erging es ja nicht anders. Außerdem war sich Sakura sicher, dass Itachi sich Gedanken um seine Resozialisierung machte. Vielleicht nicht unbedingt bewusst, aber es nagte sicherlich an ihm. Momentan konnte Sakura nicht viel dagegen tun, aber eventuell würden die Dorfbewohner ja anders über Itachi denken und ihm eine Chance geben, wenn sie mitbekamen, dass andere Leute mit Itachi Zeit verbrachten. Aus freien Stücken. Wer wäre dafür besser geeignet, als ihre Freunde? Richtig, niemand. Mit diesem Gedanken besserte sich Sakuras Lauen im Training ein wenig. Später würde sie mit Naruto reden und Neji anrufen. Auch Ino und Tenten wollte Sakura fragen. Desto mehr, desto besser, befand Sakura.

Wie immer saß Itachi am Rand des Trainingsgeländes und sah Sakura, Naruto und Sai bei ihrem Training zu. Gerade sollten die drei gegenseitig die Schwachstellen des jeweils anderen erkennen und analysieren, als ein Schatten auf Itachi fiel. Itachi wandte seinen Blick der Person zu, die sich zu ihm gestellt hatte. Wie immer hatte Kakashi sein heißgeliebtes Buch in der Hand. Desinteressiert, so als ginge alles um ihn herum ihn nichts an, stand Kakashi da, eine Hand in der Hosentasche, die andere hielt das Buch. Sein Blick war unverwandt darauf gerichtet, während er zum Reden ansetzte.

„Muss ziemlich langweilig sein, anderen immer nur bei ihrer Arbeit zusehen zu müssen. Und das man immer unter der Obacht von anderen steht, stell ich mich auch nicht sonderlich berauschend vor. Und wie die Leute um dich herum auf dich reagieren… Tja, also damit will ich erst gar nicht anfangen.“

Mit wenigen Worten traf Kakashi den Nagel auf den Punkt. Auch wenn Itachi gerne gesagt hätte, es ginge Kakashi nichts an, war Itachi ein friedliebender Mensch, der keinen Streit suchte und versuchte immer respektvoll anderen zu begegnen. Daher entschied sich Itachi für die Wahrheit.

„Ja, es ist nicht einfach. Aber wenn das der Preis ist, den ich zahlen muss, damit es meinem Bruder wieder gut gehen wird, werde ich ihn mit Freuden zahlen.“

Zustimmend nickte Kakashi.

„Dennoch tust du niemandem einen Gefallen, wenn du dich gehen lässt und deinen Kummer in dich hineinfrisst. Es geht mir hierbei nicht nur um dich, sondern auch um Sakura. Sie ist immerhin noch meine Schülerin und wird es immer bleiben, egal was kommen mag.“

Itachi verstand. Kakashi machte sich Sorgen. Etwas, wofür Itachi dem Jonin Respekt zollte. Anscheinend färbten Itachis kummervolle Gedanken auf Sakura ab. Es war ihm nicht aufgefallen. Itachi hatte in der letzten Woche versucht nicht an Sakura zu denken oder in Situationen mit ihr zu geraten, in denen er womöglich wieder erregt werden könnte.

„Um meine Gedanken zu ordnen und den Kopf frei zu bekommen, hilft es mir immer, mich zu bewegen“, unterbrach Kakashi Itachis Gedanken.

Zustimmend nickte. Ihm erging es ja nicht anders. Aber erstens hatte er von Sakura verboten bekommen, sich groß körperlich anzustrengen und zweitens hatte es eh keinen Sinn. Itachi merkte so schon, dass seine Kondition deutlich nachgelassen hatte, wenngleich sein Körper nicht länger von Schmerzen gebeutelt wurde. Mit nur noch einer richtig funktionstüchtigen Lunge ließ die Leistung eben rapide nach.

„Ich kann mit Sakura reden. Ich bin mir sicher, ein wenig Bewegung wird dir nicht schaden. Im Gegenteil.“

Normalerweise gab Itachi seinen Gefühlen nie nach. Er hatte sein Gesicht, seinen Körper immer unter Kontrolle. Doch Sakura hatte Recht gehabt, er müsse sich der Welt öffnen, wenn er denn wieder von ihr akzeptiert werden wollte. Und daher entschied sich Itachi letztendlich doch dazu, überrascht zu dem Jonin zu blicken, der weiter ungerührt auf sein Buch blickte.

Meinte Kakashi das ernst? Itachi war voller Unglauben. Warum sollte Kakashi so etwas anbieten? Andererseits…. Warum nicht? Itachi hatte schon immer Respekt für Kakashi empfunden. Außerdem handelte Kakashi häufiger einmal unkonventionell. Und Narutos Verhalten färbte eventuell auch auf Kakashi ab.

Bevor Itachi weiter über Kakashis Beweggründe nachdenken konnte, erklärte dieser, dass seine Schüler nun eine Pause machen könnten und er deren Ergebnisse erfahren wollte.

Das Training war vorbei. Heute war es zwar nicht sonderlich körperlich anstrengend gewesen, dennoch fühlte sich Sakura erschöpft. Verdammt, sowohl sie als auch Naruto hatte eine offensichtliche Schwachstelle. Ihre Gefühle und die Verbundenheit zu ihrem Kameraden. Das konnte ihnen zum Verhängnis werden. Nur weil bislang alles immer gut gelaufen war, hieß das nicht, dass das auch in Zukunft so bleiben würde. Außerdem musste Sakura an ihrer Denkweise arbeiten. Das hatte Kakashi ihr eingeschärft. Sie musste mehr auf sich selbst vertrauen. Selbstbewusster in einen Kampf gehen. Auch wenn sich das mit den Jahren verbessert hatte, war dies immer noch eine ihrer Schwachstellen.

„Naruto, hast du heute Abend Zeit?“

Der angesprochene Ninja blieb stehen und drehte sich mit einem breiten Grinsen zu Sakura um. Beinahe hätte Sakura doch vergessen, mit Naruto zu reden, nur weil sie in Gedanken versunken gewesen war.

„Klar. Vor allem wenn es um Essen geht“, gab Naruto gut gelaunt von sich.

Im Gegensatz zu ihr selbst, schien der Blondschopf sich nicht allzu viele Gedanken um seine Schwachstelle zu machen. Sakura beneidete Naruto manchmal für seine lockere Art.

„Wer hat etwas von Essen gesagt?“ entgegnete Sakura ernst, lächelte dann jedoch.

„Ja, gut, was zu Essen wird es auch geben. Also heute Abend bei mir?“

„Ja, super! Bis später dann! Ich muss jetzt erst noch ein wenig trainieren!“

Mit diesen Worten verabschiedete sich Naruto von seinen Teamkameraden und Itachi und verschwand. Kopfschüttelnd sah Sakura ihm nach. Gerade eben hatte das Training erst aufgehört und schon wollte Naruto weiter trainieren. Was für ein Typ!

„Ich gehe jetzt dann auch“, meldete sich Sai zu Worte.

„Ah, du kannst auch gerne heute Abend vorbei kommen!“ schlug Sakura vor, doch lächelnd winkte Sai ab.

„Ich bin heute leider beschäftigt. Ein Andermal gerne.“

Fast jedes Mal sagte Sai dies, wenn er von jemandem eingeladen wurde. Ob Sai tatsächlich beschäftigt war, wusste Sakura nicht. Eventuell kapselte sich Sai selbst von der Gruppe ab, aber gleichzeitig tat er vieles, um Teil der Gruppe zu sein.

Männer. Sakura wurde nicht schlau aus ihnen. Erst recht nicht von einem dunkelhaarigen, schweigsamen Kerl, der gerade auf sie zu kam, gefolgt von Kakashi.

„Sakura, wie lange kann Itachi Sport machen?“

Überrascht blickt Sakura drein. Mit dieser Frage hatte sie tatsächlich nicht von Kakashi gerechnet. Skeptisch wanderte ihr Blick zwischen Kakashi und Itachi her. Die Arme verschränkte sie vor der Brust.

„Ich sagte keine Anstrengungen für Itachi.“

„Ja, dessen bin ich mir bewusst. Aber ein wenig Bewegung kann doch nicht schade. Immerhin ist Itachi ein Ninja.“

„Ein Ninja, der vor kurzem noch notoperiert wurde, eine geschädigte Niere hat und dessen einer Lungenflügel mehr oder weniger nicht mehr existent ist.“

Was hatte Kakashi vor? Wollte er Itachi etwa erlauben mit Team 7 zusammen zu trainieren? Dafür war Itachi beim besten Willen nicht mehr in der Lage zu. Ja, mit seinem Mangekyou-Sharingan vielleicht noch, aber das durfte Itachi unter keinen Umständen mehr benutzen!

Außerdem wäre Tsunade und der ältesten Rat wohl wenig begeistert davon, wenn Itachi an dem Training teilnehmen würde. Das musste Kakashi doch wissen!

„Das stimmt. Aber er hat ja auch eine exzellente Ärztin, die sich hervorragend um ihn gekümmert hat, sodass er soweit wieder hergestellt ist“, entgegnete Kakashi ruhig.

Was sollte das jetzt? Wollte sich Kakashi etwa bei ihr einschleimen? Nicht mit mir, dachte sich Sakura und blickte nur noch mehr finster drein.

„Tsunade hat klar gemacht, dass Itachi nicht an unserem Training teilnehmen darf.“

„Wer hat denn etwas von Training gesagt? Ich dachte mir nur, es könne Itachi gut tun, wenn er sich ein wenig bewegen könnte, anstatt immer nur im Haus herum zu sitzen oder hier auf dem Gelände sich zu langweilen.“

Abrupt richtete sich Sakuras Blick auf Itachi. Dieser stand störrisch da. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie eingeschränkt Itachi doch lebte. Klar, dass Itachi sich nur mit seinen Gedanken beschäftigen konnte und dann mies gelaunt war. Sakura war immer nur genervt davon, seine Gefühle wahrnehmen zu können. Dabei hätte sie ihm doch auch helfen können! Genau deswegen lud sie doch heute alle zu sich nach Hause ein. Damit Itachi Abwechslung fand, vielleicht sogar akzeptiert wurde und sich alles zum Guten wenden würde! Sport würde Itachi sicherlich helfen.

Über das Band, dass sie beide miteinander verband, wusste Sakura, wie unangenehm Itachi die Situation war. Kakashi trat für ihn ein. Das war sicherlich etwas, was in Itachis Leben eher selten geschehen war. Genauso war er es gewohnt, seine Probleme immer selber zu lösen, ohne dabei andere um Hilfe zu bitten. Vielleicht kam er sich sogar wie eine Last vor. Nicht nur jetzt, sondern schon die ganze Zeit. Konnte das sein?

Itachi, der Sakuras Blick unentwegt begegnete, schien nichts mitzubekommen von dem, was sich in ihrem Kopf abspielte. Mit der Erkenntnis, die sie jetzt gewonnen hatte, wandte sich Sakura wieder Kakashi zu.

„Was für ein Training schwebt dir denn vor?“ verlangte Sakura von Kakashi zu wissen.

Nonchalant zuckte Kakashi mit den Schultern.

„Ein wenig Sport für Ausdauer und Konditionierung. Keine Jutsu, kein Umgang mit Waffen. Ganz normaler, körperlicher Sport. Natürlich in einem angemessenen Rahmen.“

Einen Moment lang kaute Sakura auf ihrer Unterlippe herum, während sie über die Worte ihres Sensei nachdachte. Währenddessen kam sie nicht umhin zu bemerken, wie kurz Hoffnung in Itachi aufflackerte, wie eine kleine Flamme, die kurz vorm Ersticken war. Ein wenig körperliche Anstrengung dürfte an sich kein Problem darstellen, befand Sakura. Außerdem würde es vielleicht helfen, dass Itachi ihr nicht in Depressionen versank. Allerdings ging sie damit auch ein großes Risiko ein…

„Es wäre alles unter deiner und meiner Aufsicht“, fügte Kakashi da gerade hinzu.

Seufzend schüttelte Sakura den Kopf.

„Also gut. Von mir aus. Aber nichts allzu anstrengendes. Und wenn du bei irgendetwas Schmerzen bekommen solltest, wird aufgehört. Wenn du dich überanstrengst, verbiete ich dir das wieder“, wandte sich Sakura ernst und fachmännisch an Itachi. Dabei versuchte sie autoritär und selbstsicher zu klingen. Doch es fiel ihr schwer, nicht zu lächeln, als Itachi schweigend nickte und ein Glücksgefühl und Erleichterung durch ihren Körper fuhr. Itachi freute sich. Sakura hoffte, sie würde ihre Entscheidung nicht bereuen.

„Sakura, du hast dich richtig entschieden. Wie ich es von meiner Schülerin erwartet habe. Morgen kannst du also mitmachen Itachi. Bis dann.“

Zum Abschied hob Kakashi seine rechte Hand. Die Linke hielt wie immer sein Buch. In einer Rauchwolke verschwand Kakashi. Zurück blieben Sakura und Itachi, die beide nicht so ganz wussten, ob sie nun etwas sagen sollten oder nicht.
 

„Du hättest mir ruhig erzählen können, dass dir langweilig ist und du etwas tun möchtest“, kam es von Sakura, kaum dass sie die Wohnung betreten hatten.

In aller Ruhe zog sich Itachi seine Schuhe aus und stellte sie auf dem Boden ab. Als er sich wieder aufrichtete, fiel sein Blick auf Sakura, die im Türrahmen zum Wohnzimmer stand, die Arme in die Hüften gestemmt.

„Wenn dich irgendetwas bedrückt, die Sorgen macht oder du irgendetwas brauchst, dann rede mit mir. Ich will nicht so überrumpelt werden, wie vorhin. Also wenn was ist, sag es mir.“

Im ersten Moment wusste Itachi nicht, was er dazu sagen sollte. Er war es nicht gewohnt, sich jemandem anzuvertrauen oder gar um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Andererseits fiel es ihm bei Sakura ein wenig einfacher, wenngleich er keine Last sein wollte. Er würde das schon selber geregelt bekommen. So wie bislang auch.

Oder auch nicht.

Nur weil Itachi sich nicht helfen ließ, hatte er seinen Körper unwiderruflich geschädigt, sein Bruder lag noch immer im Koma und für die miese Laune von Sakura war er wohl auch mitverantwortlich. Es war nicht einfach, aber es wurde wohl Zeit, über seinen Schatten zu springen.

Mit einer kurzen Verzögerung nickte Itachi letztendlich Sakura zu. Zufrieden drehte Sakura auf dem Absatz um und verschwand in der Küche. Von dort rief sie ihm zu: „Was möchtest du Essen?“

Itachi folgte Sakura in die Küche.

„Du kannst aussuchen, was du möchtest.“

„In Ordnung. So wie ich Naruto kenne, will er Nudelsuppe haben. Neji hätte wahrscheinlich gerne was mit Gemüse. Ach ja, Ino und Tenten muss ich ja noch fragen, ob sie überhaupt können.“

Etwas verwirrt hörte Itachi Sakura zu, die zum Telefon ging und dort ihre Freundinnen anrief. Schweigend lauschte Itachi ihr, während er sich besah, was im Kühlschrank noch essbares vorhanden war. Anscheinend trafen sich ihre Freunde heute bei ihr. Itachi überlegte bereits, wo er hingehen sollte, damit er nicht störte, als er hörte, wie Sakura am Telefon sagte: „Super, Ino! Ach ja, Itachi wird auch da sein.“ Kurz herrschte Pause bei Sakura, während sie Ino zuhörte. Itachi dagegen schloss die Kühlschranktür und blickte verwundert zu Sakura. Warum sagte sie, er wäre auch dabei?

Plötzlich änderte sich Sakuras Gesichtsausdruck. Enttäuscht blickte sie auf einmal drein. Als sie Ino antwortete, schwang die Enttäuschung auch in ihrer Stimme mit. „Ja klar, verstehe ich. Also dann, bis ein andermal.“

Sakura legte auf, nur um direkt die nächste Nummer zu wählen. Bevor sie jedoch auf die grüne Anruftaste drücken konnte, war Itachi zu ihr getreten und legte seine Hand auf das Telefon. Überrascht blickte Sakura auf.

„Deine Freundin kommt nicht wegen mir, richtig? Du kannst sie anrufen und ihr sagen, dass ich nicht dabei bin.“

Sakuras Stirn legte sich in Falten, während sie Itachis Blick begegnete.

„Was? Nein, du bist doch dabei. Ich lade alle ein und du wirst auch dabei sein. Andernfalls wirst du niemals Anschluss in Konoha finden.“

Anscheinend wurde Itachi immer besser darin, nicht gleich sein Pokerface aufzusetzen. Zumindest in Sakuras Gegenwart. So verwunderte es ihn kaum, als er überrascht dreinblickte.

„Du lädst deine Freunde wegen mir ein?“

„Ja. Also nicht nur. Ich will sie natürlich auch sehen“, erklärte Sakura.

„Das musst du nicht für mich tun.“

„Doch, muss ich. Ich habe keine Lust, dass das hier alles für nichts ist, weil du zu einem Einsiedlerkrebs mutierst, der nichts und niemanden an sich heran lässt. Also lass dir jetzt helfen, klar?“

Während Sakura sprach, ereiferte sie sich immer mehr, bis sie letztendlich energisch die Hände in die Hüfte stemmte und Itachi mit funkelnden Augen ansah.

Unweigerlich freute sich Itachi darüber. Es gefiel ihm, dass es Sakura nicht egal war, was aus ihm wurde. Vielleicht tat sie es nicht unbedingt ausschließlich für ihn, sondern auch für sich selbst. Es interessierte ihn nicht sonderlich. Itachi war gerührt, dass Sakura das überhaupt für ihn tat.

„Danke Sakura. Wirklich. Ich bin dir sehr dankbar. Du hast schon Vieles für mich getan und für meinen Bruder. Ich danke dir auch, dass du mir erlaubst, unter Aufsicht zu trainieren.“

„Ah, dass du das ja nicht in Gegenwart anderer sagst! Du trainierst nicht, du treibst Sport unter medizinischer Aufsicht“, korrigierte Sakura Itachi, konnte sich aber ein kleines Augenzwinkern nicht verkneifen.

„Und ich tu das doch gar nicht alles nur für dich. Ich will nur keinen Trauerkloß in meinem Wohnzimmer sitzen haben.“

Itachi wusste nicht genau, ob Sakura das jetzt im Ernst oder spaßhaft gemeint hatte, aber er musste dennoch ein wenig schmunzeln.

„In Ordnung. Ich werde es mir für die Zukunft merken.“

„Gut.“

„Worauf ich vorhin jedoch hinaus wollte war, dass du wegen mir nicht auf deine Freunde verzichten musst.“

„Ah, fang damit nicht an. Ich möchte mich mit meinen Freunden treffen und du gehörst, ob du willst oder nicht, jetzt auch dazu. Wenn ich was unternehmen will, bist du dabei und anders herum. Und wenn Ino nicht herkommen will, ist es ihre eigene Schuld.“

Sakura legte ihre Hand auf Itachis, die noch immer das Telefon in Sakuras anderer Hand verdeckte. Unweigerlich verkrampfte Itachi bei der Berührung, wobei er gleichzeitig versuchte, es zu verstecken. Körperkontakt war noch immer nichts Selbstverständliches für ihn. Dennoch fühlte es sich gar nicht so schlecht an.

„Wenn du jetzt so freundlich wärst, würde ich Tenten anrufen.“

War es nur Wunschdenken oder war Sakuras Stimme tatsächlich für einen kurzen Augenblick brüchig geworden? Auf jedem Fall gefiel es ihm, wie nah sie beieinander standen und sich in die Augen sahen. Dennoch trat Itachi einen Schritt zurück und nahm auch seine Hand weg. Gleichzeitig versuchte er gegen sein aufkeimendes Verlangen anzukämpfen. Er hoffte Sakura bemerkte nichts davon. Diese hatte bereits die nächste Nummer gewählt.

„Hey, Tenten. Sag mal, hast du heute Abend Zeit? Oh, eine Mission. Na ja, schade. Ja, genau. Dann bis zum nächsten Mal. Und viel Erfolg!“

Kaum hatte Sakura aufgelegt, erklärte sie auch schon: „Tenten muss gleich auf eine Mission. Habe sie gerade noch so erreichen können. Na ja, dann wird das wohle her eine Männerrunde heute Abend, na ja, inklusive mir.“

Lächelnd zuckte Sakura mit den Schultern. „Also dann, lass uns das Abendessen vorbereiten. Wir werden zu viert sein.“

Kaum das Sakura und Itachi den Tisch gedeckt hatten, klingelte es auch schon an der Tür. Sakura ging zu dieser und öffnete sie. Kurz darauf war freudiges Stimmengewirr zu vernehmen. Naruto war wohl da. Es verwunderte Itachi ein wenig, dass Naruto so pünktlich war. Als neben Naruto jedoch auch noch Neji Hyuga die Wohnung betrat, war sich Itachi sicher, den Grund für die Pünktlichkeit zu wissen.

„Setzt euch doch schon mal hin. Das Essen kommt sofort“, erklärte Sakura gerade und verschwand in der Küche.

Itachi stand beim Esstisch und wusste nicht so ganz, was er tun sollte. Er fühlte sich ziemlich fehl am Platz. Naruto hielt sich nicht groß mit einer Begrüßung auf, er schlug Itachi einfach auf den Rücken und setzte sich an den Tisch.

Neji Hyuga hatte Itachi vorher noch nie persönlich getroffen, aber schon so einiges von ihm gehört. Das Genie des Hyuga-Clans. Itachi wusste, wie es war, als Genie gehandhabt zu werden. Das war sowohl zu seiner Zeit als aktives Mitglied in Konoha der Fall gewesen, als auch zu seiner Zeit bei Akatsuki. Man machte sich damit nicht automatische Freunde. Eher im Gegenteil. Daher war Itachi auch nicht verwundert, festzustellen, dass Neji auch eher zu der ruhigen Sorte Mensch gehörte. Seine Begrüßung war ein Kopfnicken. Er ließ sich gegenüber von Naruto nieder.

Jetzt stand Itachi vor dem Dilemma, ob er sich einfach hinsetzen sollte oder besser auf Sakura warten sollte. Immerhin wusste Itachi nicht, ob es für Naruto und Neji in Ordnung war, wenn sich Itachi neben sie setzte. Wobei er sich bei Naruto wohl nicht so viele Gedanken machen musste. Daher entschied sich Itachi dafür, zu Naruto zu gehen. Bevor er fragen konnte, ob es Naruto recht wäre, wenn er sich neben ihn setzte, schob Naruto schon den freien Stuhl nach hinten.

„Nicht so schüchtern. Ich beiß schon nicht. Das heißt, wenn Sakura denn endlich mit dem Essen herkommt“, feixte Naruto breit grinsend.

Aus der Küche kam nur ein „Naruto, du Idiot“, während Neji die Augen verdrehte.

Itachi ließ sich neben Naruto nieder und schmunzelte in sich hinein. Er hatte Naruto schon immer gemocht und war dankbar dafür, dass Sasuke so einen Freund hatte. Wie konnte man Naruto nicht mögen?

„Naruto, wenn du schneller an dein Essen willst, solltest du Sakura helfen“, schlug Neji da vor.

„Ach was. Du hättest viel mehr Grund dazu“, entgegnete Naruto dagegen nur.

Nejis Antwort bestand aus einer hochgezogenen Augenbraue. Itachi hätte wirklich gerne den Grund gewusst, weswegen Neji denn mehr Grund dafür hätte, als auch schon Sakura mit dem Essen kam. Sie hatte Itachi extra aufgetragen, sich zu den Jungs zu setzen und Anschluss zu finden, anstatt ihr in der Küche zu helfen.

„Naruto, fängst du schon wieder damit an“, kam es nur seufzend von Sakura, während sie das Essen auf den Tisch stellte. Neben Reis und Misosuppe hatte Sakura verschiedenes Gemüse zubereitet, sowie Fisch, Hähnchen und Schweinefleisch, das gebraten in verschiedenen Schüsseln vor sich hin dampfte. Sojasoße durfte natürlich auch nicht fehlen.

„Aber es ist doch wahr!“, verteidigte sich Naruto, während er sich bereits Reis auf einen Teller schaufelte.

„Und es ist vor allem Geschichte. Es liegt schon Jahre zurück.“

„Trotzdem kann Neji doch…“

„Wird man dadurch etwa gleich zu einem Laufburschen?“ warf nun auch Neji ein.

Während sich jeder etwas zu Essen nahm und Naruto sogar schon begann zu Essen, grübelte Itachi vor sich hin, worüber es wohl in diesem Gespräch ging. Er war zwar neugierig, wollte aber nicht nachfragen.

Während dem Essen übernahmen vor allem Sakura und Naruto das Reden. Neji beteiligte sich auch, doch Itachi gab immer nur einen Kommentar von sich, wenn sich jemand direkt an ihn wandte.

Kurz nach dem Essen half Itachi Sakura mit dem Abräumen. Neji hatte erklärt, er würde den Rest vorbereiten, was auch immer das heißen mochte.

„Gefällt es dir nicht?“ kam es flüsternd von Sakura, während sie das Geschirr spülte und Itachi abtrocknete und es wegräumte.

„Doch.“

„Ach, wirklich? Du wirkst nicht so.“

„Doch, wirklich.“ Nach einer kurzen Pause fügte Itachi hinzu, „Ich bin so etwas nur nicht gewohnt. Ich werde mir ab sofort mehr Mühe geben.“

Immerhin tat Sakura das alles auch für ihn.

„Das will ich auch schwer hoffen“, kam es von Sakura gemurmelt. „Ach, und verzeih bitte Narutos blöde Kommentare. Jedes Mal wenn Neji hier ist, benimmt er sich so. Dabei ist es schon Jahre her, dass Neji und ich eine Beziehung hatten.“

Ein Schock, einem Faustschlag gleich, traf Itachi und raubte ihm für einen kurzen Moment die Sinne. Das Besteck, das er gerade am trocknen gewesen war, fiel ihm aus der Hand. Klirrend traf es auf den Boden. Besorgt trocknete sich Sakura die Hände ab und griff nach Itachis Gesicht. Fachmännisch begann sie ihn zu untersuchen. Er verstand nicht wieso. Er war nicht krank. Oder? Klar, er fühlte sich gerade unglaublich schlecht und ihm war eiskalt, aber Itachi hatte den Verdacht, dass dies einen alles anderen als körperlichen Ursprung hatte.

„Itachi, alles in Ordnung mit dir? Du bist so blass“, kam es besorgt von Sakura.

Itachi schalt sich selbst. Was war los mit ihm? Nur weil er Sakura körperlich anziehend fand und ihre Gegenwart schätzte, hieß das noch lange nicht, dass ihre Aussage eine solche Reaktion rechtfertigte. Es ging ihn nichts an, mit wem Sakura so verkehrte und erst recht sollte es ihn nicht kümmern, dass einer der Männer auf ihrer Couch einmal ihr Freund gewesen war. Aber leider ließ es ihn nicht kalt.

„Mir geht es gut. War wohl nur kurz der Kreislauf“, gab Itachi von sich. Die kleine Notlüge war wie von selbst über seine Lippen gekommen.

Er bückte sich und hob das Besteck auf, eher er sich wieder wortlos an seine Arbeit machte.

„Bist du dir sicher?“ fragte Sakura besorgt nach.

Ein Nicken war seine Antwort.

Von dieser neuen Information würde sich Itachi nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er musste alles dafür tun, von den Bewohnern Konohas wieder akzeptiert werden, wenn er eine Chance haben wollte, Sasuke die Wahrheit persönlich erzählen zu wollen. Also würde er jetzt nicht weiter über Sakura nachdenken, sondern stattdessen zu versuchen, Anschluss zu finden, in dem er heute Abend mit den Anwesenden sprach und sich selber in die Gruppe integrierte.
 

Es hatte einen Moment gedauert, bis sich alle auf einen Film geeinigt hatten. Naruto hatte wie immer eine alberne Komödie schauen wollen, die niemand außer ihm lustig fand. Neji dagegen war für einen Thriller gewesen. Itachi wollte einfach keinen Liebesfilm schauen, für den Sakura gewesen war. Letztendlich schauten sie nun einen Horrorfilm. Sakura hatte sich schon daran gewöhnt. Fast jedes Mal, wenn sie mit den Jungs einen Filmeabend machte, lief es auf einen Horrorfilm oder Actionfilm hinaus.

Der Film begann und Sakura verfluchte sich bereits dafür, dass sie das Licht ausgemacht hatte. Sie war ein riesengroßer Angsthase bei solchen Filmen. Es half jedoch, dass sie sich zusammen mit Itachi das Sofa teilte, auf dem er normalerweise schlief. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, ein Bett für Itachi zu besorgen. Das sollte sie wirklich langsam in Angriff nehmen.

Naruto und Neji saßen in den zwei Sesseln. Auf Narutos Schoß befand sich die Schüssel mit Chips, die eigentlich für alle gedacht war, wovon jetzt aber wohl niemand mehr etwas abbekommen würde.

Noch immer machte sich Sakura Sorgen um Itachi. Seine Reaktion vorhin in der Küche verstand sie nicht. Sie hatte geglaubt, es würde ihm körperlich soweit wieder gut gehen. Hoffentlich hatte sie nichts übersehen. Sie sollte ihn morgen noch einmal ordentlich durchchecken. Sie war nur froh, dass sich Itachi inzwischen mit Naruto und Neji unterhielt. Nach dem Abendessen hatte Sakura Sorgen gehabt, dass ihr Plan mit Itachi scheitern würde. Er hatte sich selber so ins Abseits gestellt. Doch Naruto störte so etwas ja generell wenig und mit Neji hatte Sakura gesprochen gehabt, dass er Itachi doch eine Chance geben sollte. Oder am besten gleich mehrere. Glücklicherweise war auf die Jungs Verlass.

Gerade tauchte in dem Film irgendein Monster in einem Spiegel auf – ein Geist, wenn Sakura denn genau aufgepasst hätte – bei dessen Anblick sich die junge Frau erschreckte und ein unterdrücktes Quieken von sich gab. Zeitgleich krallte sich Sakura an Itachi. Sie hasste Horrorfilme. Wirklich!

Naruto prustete nur los.

„Sakura hat schon wieder Angst! Und dieses Mal ist Itachi das Opfer! Von nun an kannst du immer mit uns Filme schauen.“

„Ja, es ist wirklich schön, wenn einem mal nicht der Arm abgequetscht wird oder man Angst haben muss, dass einem das Handgelenk gebrochen wird“, warf Neji ein.

„Einmal hat sich Sakura so erschreckt, dass sie mich dabei K.O. geschlagen hat.“

Neji und Naruto prusteten los, während Itachi mit hochgezogener Augenbraue zu Sakura blickte. Dieser Blick sagte mehr als tausend Worte.

„Jetzt verstehe ich, warum mir Naruto und Neji den Platz so freiwillig überlassen haben.“

„Ja und, ich habe nun einmal Angst bei solchen Filmen. Verklag mich.“

„Ach, Itachi, falls sie dir was brechen sollte oder ähnliches, musst du dir ja keine Gedanken machen. Sakura kann dich ja gleich wieder zusammen flicken“, meinte Naruto und prustete los.

„Halt die Klappe, sonst sorge ich dafür, dass man dich nicht mehr zusammenflicken kann!“ entgegnete Sakura aufgebracht und auch ein wenig beleidigt, wenn sich Itachi nicht irrte.

Naruto erwiderte etwas Freches darauf, worauf Sakura am liebsten Naruto windelweich geprügelt hätte. Doch plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem nackten Oberschenkel. Abuprt blickte Sakura auf und begegnete Itachis Blick. Heiß und schwer lag seine Hand auf ihrer Haut, ließ sie kribbeln und sandte Stoßwellen durch ihren Körper, die Sakura erzittern ließen. Du meine Güte hatte Itachi eine Wirkung auf sie!

Schnell wandte Sakura den Blick wieder ab und sah zu dem Horrorfilm. Naruto und Neji machten noch immer Scherze, der Film lief weiter und zeigte gerade eine Szene, in der ein junger Mann auf bestialische Art und Weise abgeschlachtet wurde. Doch das einzige, was Sakura mitbekam, war ihr schneller schlagendes Herz und die Hitze, die durch ihren Körper floss. Obwohl Itachi seine Hand längst weggenommen hatte, spürte sie seine Berührung noch immer. Und nicht nur das. Sie konnte auch sein Verlangen spüren. Ganz deutlich.

Den Rest des Filmes bekam Sakura kaum mit. Ihre Gedanken waren zu beschäftigt und kamen nicht zum Stillstand. Die ganze Zeit dachte sie über Itachi nach, über sein Verhalten und ihre Reaktion darauf.

Letztendlich war Sakura zu dem Schluss gekommen, dass Itachi – warum auch immer – wohl auf ihren Körper stand. Immerhin war er oft genug voller Verlangen gewesen. Bis jetzt nur war ihr nicht klar gewesen, dass sie womöglich der Grund dafür sein könnte. Sicher war sie sich auch jetzt nicht. Aber anders konnte sie es sich nicht erklären. Außerdem sorgte diese Erklärung dafür, dass sie sich für ihr eigenes Verlangen nicht schlechtfühlen musste.

Der Film war seit einigen Minuten vorbei und Naruto, Neji und Itachi unterhielten sich noch ein wenig. Nur Sakura war dieses Mal diejenige, die sich zurückhielt.

„Man, mich würde das ja nerven, nicht mit auf Mission gehen zu dürfen“, vernahm sie da Narutos Worte.

„Ich bin letzte Nacht erst von einer Mission zurückgekommen.“

„Neji braucht auch ein wenig Pause. Es war immerhin eine Einzelmission“, warf nun auch Sakura ein. Wurde Zeit, dass sie auch etwas zu dem Gespräch beitrug.

„Apropos Pause, ich sollte jetzt auch langsam nach Hause gehen.“

Nejis Worte waren der Startschuss für den Aufbruch. Sakura erhob sich und verabschiedete sich von ihren Freunden. Sie war sich permanent Itachis Nähe bewusst, wie er hinter ihr stand, sich mit einem Kopfnicken von Naruto und Neji verabschiedete. Nachdem sie die Wohnungstür geschlossen hatte, drehte sie sich um und wäre beinahe in Itachi gelaufen, der noch immer dicht bei ihr stand. Einen Moment sahen sie sich an, ehe sich Sakura abrupt abwandte und in das Wohnzimmer ging. Dort räumte sie ein wenig auf und bereitete Itachis Schlaflager vor.

Warum benahm sie sich denn jetzt so merkwürdig? Jetzt konnte sie keinerlei Verlangen von Itachi spüren. Sie übertrieb eindeutig.

„Ich räume den Rest weg. Du kannst dich ruhig schlafen legen“, schlug Itachi mit ruhiger Stimme vor.

Dankbar nickte Sakura und wünschte Itachi eine gute Nacht.

In ihrem Zimmer angekommen, entledigte sich Sakura ihrer Kleidung, tauschte sie gegen ihre Schlafsachen ein und legte sich ins Bett. Doch Schlaf fand sie noch lange nicht in dieser Nacht.

Wunder gibt es immer wieder

 

Der nächste Tag begann wie jeder andere. Aufstehen, im Badezimmer alles erledigen, Frühstück vorbereiten und mit Sakura zusammen essen. Anschließend mit ihr das Haus verlassen und zu ihrem Training zu gehen. Wobei, dieses Mal würde es auch ein kleines Training für ihn beinhalten. Itachi war aufgeregt. Er fühlte sich wie der kleine Junge, der er einst war, der zum ersten Mal zur Schule ging und dort am Training teilnahm.

Itachi war so aufgeregt, dass er nicht einmal mitbekam, wie die Leute im Dorf ihn immer noch argwöhnisch betrachteten. An sich hätte Itachi nie geglaubt, dass die schlichte Tatsache, dass er ein leichtes Training absolvieren durfte, ihn so aus dem Häuschen brachte. Aber seitdem er erst geglaubt hatte sterben zu müssen und dann erfuhr, nie wieder ein Jutsu benutzen zu können, geschweige denn als Ninja tätig sein zu können…. Tja, da war ein kleines, leichtes Training schon ein richtiges Wunder für ihn.

Itachi war sich sicher, dass Sakura sehr wohl genau wusste, wie er momentan empfand. Selbst wenn sie nicht seine Gefühle empfinden könnte, war sich Itachi sicher, dass sein Verhalten mehr als offensichtlich war.

Als sie endlich beim Trainingsgelände angekommen waren, warteten bereits Naruto, Sai und sogar Kakashi auf sie. Heute schien ein Tag der Wunder zu werden.

Zunächst erklärte Kakashi seinen Schülern, was sie zu erledigen hatten, anschließend wandte er sich Itachi zu, der nervös war und der versuchte, nicht wie ein kleiner Schuljunge auszusehen. Jahrelanges Training des Versteckens der wahren Gefühle halfen.

„So, Itachi, dann wollen wir mal anfangen“, meinte Kakashi und schlug dem Uchiha vor, was er denn machen könnte.

 

„Sag mal, war es ein wenig merkwürdig, wieder eine Anweisung für ein Training zu erhalten? Immerhin hast du jahrelang selber entschieden, was du machen wolltest, hast Teams angeführt und vieles mehr.“

Fragend sah Sakura Itachi an. Während sie auf eine Antwort von ihm wartete, nahm sie einen Bissen der Lasagne. Itachi war ein verdammt guter Koch. Sollte er häufiger das Abendessen kochen, würde Sakura in kürzester Zeit ziemlich fett werden.

„Nun, der Gedanke ist mir gekommen. Aber Kakashi ist ein guter Ninja und ein hervorragender Ausbilder. Er gibt einem nicht das Gefühl, dass man ein Schüler ist. Ich respektiere ihn.“

„Hm, stimmt. Wenn du es jetzt so sagst…. Naruto, Sai und ich sind zwar seine Schüler, aber wir fühlen uns wohl eher auf derselben Stufe wie Kakashi, anstatt das wir unter ihm stehen.“

„Und es tat mir gut, mich ein wenig zu bewegen.“

„Keine Probleme? Keine Schmerzen, kein Schwächegefühl oder etwas anderes?“ fragte Sakura sogleich und die Ärztin in ihr kam zum Vorschein.

Itachi, der gerade den Mund voll Lasagne hatte, verneinte mit meinem Kopfschütteln.

Während des Trainings war Sakura mehr als ein wenig flau gewesen. Sie hatte an ihrer Entscheidung gezweifelt, ob sie es wirklich hatte zulassen sollen, dass Itachi ein wenig Sport trieb. Was, wenn ihm etwas passierte? Er sich verletzte oder seine Lunge kollabierte? Zum Glück war nichts geschehen. Dennoch hatte sie heute beim Training nicht alles geben können. Zu oft hatte sich nach Itachi gesehen und sich aus der Ferne versichert, ob es ihm gut ging. Kakashi war das natürlich aufgefallen und hatte mit ihr nach dem Training geredet. Er hatte ihr klargemacht, dass sich Sakura keine Gedanken machen sollte. Immerhin war sie in der Nähe und Kakashi war auch nicht dumm und würde erkennen, falls etwas mit Itachi sein sollte. Recht hatte er gehabt. Sakura musste sich wirklich nicht solch große Sorgen um Itachi machen. Dennoch hegte sie den Verdacht, dass Itachi seinem Körper mehr zumuten würde, als er vertrug. So, wie er es auch in der Vergangenheit immer getan hatte. Seine Worte waren dennoch eine kleine Beruhigung für sie.

„Also wirst du morgen wieder unter Aufsicht trainieren?“ erkundigte sich Sakura nach einigen Minuten des Schweigens.

Erneut hatte Itachi den Mund voll mit Lasagne. Daher war seine Antwort erneut nonverbal. Nachdem er genickt hatte – mit dieser Antwort hatte Sakura bereits gerechnet – entfuhr ihr ein kleines Seufzen. Itachi schien heute einfach nicht in Plauderlaune zu sein. Aber glücklicherweise empfang Sakura von ihm keine negativen Gefühle. Das hatte sich glücklicherweise ein wenig gebessert. Eventuell war Itachi heute einfach in Gedanken versunken. Doch Sakura merkte bereits jetzt, dass ihr die allabendlichen Gespräche mit Itachi fehlten, was heute wohl nicht mehr stattfinden würde. Und das, obwohl sie gerade einmal eine Stunde daheim waren. Inzwischen hatte sich Sakura bereits so daran gewöhnt, den Tag mit Itachi zu verbringen und ihn als Gesprächspartner zu haben, dass ihr einige Stunden ohne mit Itachi zu reden, doch sehr auffielen.

Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, durchfuhr ein heißes Verlangen Sakura. Die unerwartete Lust, die sie nun empfand, ließ sie überrascht zusammenzucken. Sie verkrampfte ein wenig, als sie zu Itachi blickte.

Itachi hatte während dem Essen tatsächlich seinen Gedanken nachgehangen. Erst das Training, dann ein paar Gedanken über seine mögliche Zukunft, die dieses Mal nicht so schlecht ausfielen, wie bisher – wobei er versuchte momentan nicht an Sasuke zu denken – und die Gedanken über seine möglicherweise doch gar nicht so negative Zukunft, führten Itachis Gedankenwelt zu Sakura. Sakura, ohne die er nie soweit gekommen wäre. Ohne sie wäre er tot. Ohne sie, hätte er nie eine zweite Chance im Leben erhalten, die er gewiss nicht verdient hatte. Außerdem spukte Sakura ununterbrochen in seinem Kopf herum. Itachi schob es natürlich darauf, dass sie die ganze Zeit des Tages miteinander verbringen mussten. Aber er genoss ihre Nähe selbstverständlich auch. Die Gespräche, die sie miteinander führten, der inzwischen einigermaßen – für ihn – vertraute Umgang miteinander. Und selbstverständlich sah Sakura gut aus. Das bemerkte Itachi immer wieder aufs Neue. So wie heute. Sakura trug zwar ihre alltägliche Trainingskleidung, aber Itachi gefiel diese. Sakura trug keine körperbetonte Kleidung, wie die meisten Kunoichis, aber Itachi fand, Sakura hatte das auch nicht nötig. Ihre schlanken Beine kamen auch so gut genug zur Geltung. Und ein bauchfreies Oberteil würde zum Beispiel nur zu viel Aufmerksamkeit auf Sakuras schlanke Figur werfen. Andere Männer sollten nicht in Versuchung geraten, Sakuras attraktiven Körper zu bewundern. Es reichte, dass dieser sündige Körper Itachi jeden Tag in Versuchung trieb. Jeden Tag aufs Neue versuchte Itachi nicht darüber nachzudenken, was er mit Sakuras Körper gerne anstellen würde. Zum Beispiel…

Sakuras überraschtes Zusammenzucken entging Itachi nicht. Es erschreckte ihn sogar selber fast. Als Itachi zu Sakura hinüberblickte, entging ihm die verkrampfte Körperhaltung und der entnervte Blick aus den grünen Augen nicht. Ebenso wenig die Erektion, die sich unangenehm gegen seine Hose presste.

Die Peinlichkeit schaffte es, Itachis Verlangen zu verdrängen. Ihm war die Situation unangenehm. Wie jedes Mal, wenn so etwas passierte. Er konnte von Glück reden, dass Sakura nicht wissen konnte, dass sie der Grund für sein Verlangen war.

„Entschuldigung“, murmelte Itachi Sakura entgegen.

„Schon gut“, kam es seufzend von Sakura. Mit der Gabel in der Hand winkte sie ab.

„Ich habe ja schon oft genug, dass du nichts dagegen tun kannst.“

An sich könnte Itachi. Immerhin könnte er einfach aufhören, sich vorzustellen, Sex mit Sakura zu haben. Nur leider mangelte es ihm da ein wenig an Selbstdisziplin. Er beließ es aber einfach unkommentiert. Schweigend setzten sie das Essen fort.

Das warme Wasser tat gut. Sakura liebte es einfach, heiß zu duschen. Es lockerte einfach immer ihre Muskulatur. Außerdem verlockte das heiße Wasser sie immer wieder dazu, länger unter dem verlockendem Wasserstrahl zu stehen, als nötig. So auch heute. Dies führte auch immer wieder dazu, dass Sakura ein wenig ihren Gedanken nachhing. Gerade jetzt drehten sie sich um Itachi. Sakura schob es darauf, dass es an heute Abend lag. Dass Itachi wieder Lust empfunden hatte. An sich nichts verwerfliches, aber es störte Sakura, dass ihr Körper jedes Mal darauf reagierte. Auch wenn sie beim Abendessen versucht hatte, so zu tun, als wäre es doch ganz normal, hatte sie selber gespürt, wie sich ihr Unterleib zusammen zog und ihr Höschen feucht wurde.

Der Gedanke, was Itachi – ungewollt – bei ihr heute Abend ausgelöst hatte – und eventuell auch der Gedanke an Itachi selbst - , führte auch jetzt wieder dazu, dass sie Sakura spüren konnte, wie sie feucht wurde. Als sie es bemerkte, biss sich Sakura auf die Unterlippe. Sollte sie? Es würde ja eigentlich niemand mitbekommen. Und es war schon eine Weile her. Außerdem war sie dieses Mal nicht erregt, weil Itachi erregt war. Dieses Mal war sie es, wegen der Erinnerung und…

Sakuras Hand, die langsam ihren flachen Bauch hinuntergestrichen war, hielt abrupt inne.

„Mist“, murmelte sie, während das heiße Wasser weiterhin auf sie niederprasselte.

Wenn Sakura sich nun selbst Erleichterung verschaffte, tat sie es dann tatsächlich einfach nur so oder letztendlich doch wegen Itachi?

Irgendwie war es Sakura unangenehm, sich selbst zu befriedigen, wenn sie dabei an Itachi dachte, der sich nur einen Raum weiter befand. Und das sie an Itachi…. Nun, leider hegte Sakura den Verdacht, dass dies geschehen würde, selbst wenn sie es nicht wollte.

„Verdammt“, fluchte sie, drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Obwohl Sakura in dem kleinen Badezimmer die Heizung angestellt hatte, fröstelte sie. Schnell griff sie nach dem weichen, warmen Handtuch und wickelte sich darin ein. Ihre eben noch gute Laune, verflüchtigte sich jetzt. Ungehalten rubbelte sie ihren nassen Körper trocken.

Sie hatte jetzt doch nur schlechte Laune wegen Itachi. Nur weil Itachi sich nicht unter Kontrolle hatte, hatte es nun negative Auswirkung auf sie selbst! Das musste jetzt aufhören!

Während Sakura, nur in das weiße Handtuch gewickelt, aus dem Bad ins Wohnzimmer stürmte, wusste ein kleiner Teil von ihr, dass sie Itachi unschuldig beschuldigte. Dennoch wollte sie ihrer schlechten Laune nun freien Lauf lassen. Daher blieb sie vor Itachi stehen, die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte ihn an. Itachi selbst hatte auf der Couch gesessen und gelesen. Als er Sakura aus den Augenwinkeln bemerkte, klappte er das Buch zusammen und blickte auf. Augenblicklich weiteten sich seine dunklen Augen.

Sakura konnte zunächst Itachis Überraschung wahrnehmen. Schon kamen Zweifel an ihrem Vorhaben auf. Ihr wurde klar, dass sie wohl gerade dabei war zu übertreiben. Doch dann traf sie die Wucht von Itachis Verlangen. Die Lust wallte in ihrem Körper auf. Sakura sog den Sauerstoff scharf zwischen ihren Lippen ein.

Ein Teil von Sakura sagte ihr, dass sie selbst Schuld daran war, dass Itachi gerade erregt war. Immerhin stand  sie nackt, nur mit einem Handtuch umwickelt, vor dem Uchiha. Trotzdem wurde sie wütend.

„Okay, es reicht. Wir machen jetzt etwas dagegen. Du hast zwei Möglichkeiten. Hol dir jetzt einen runter oder habe Sex mit jemandem.“

Für einen Moment weiteten sich Itachis Augen noch mehr, verengten sich dann aber zu schlitzen.

„Ach ja? Und mit wem? Dir?“

Sakura begann zu frösteln. Itachis Stimme war kalt geworden. So eisig kalt. Von jetzt auf gleich. Sie konnte nun Wut empfinden. Itachis Wut, nicht ihre. Anscheinend hatte sie sich sowohl in Ton- und Wortwahl vergriffen.

„M-mir? Werd nicht albern!“ sagte Sakura unsicher, versuchte dabei aber abweisend zu klingen. Sie verschränkte nun die Arme vor der Brust.

„Sondern?“ kam es kühl von Itachi.

Verdammt, wütend hatte sie ihn bislang noch nicht erlebt gehabt und ehrlich gesagt, wollte Sakura das auch nicht mehr.

„Keine Ahnung. Gehen Männer für so was nicht zu einer Professionellen?“

„Du meinst eine Nutte?“ kam es unterkühlt von Itachi.

Sakura schluckte, nickte aber.

Schlechte Laune war jetzt eigentlich nicht angebracht. Immerhin hatte sie darauf bestanden, dass Itachi etwas gegen sein Verlangen tat. Sie hatte ihm wütend gesagt, er solle zu einer Prostituierten gehen. Dennoch bereute sie es nun.

Es war kalt, dunkel und es regnete wie aus Eimern. Leider hatte Sakura keinen Regenschirm bei sich. Als sie vor die Tür gegangen waren, hatte es noch nicht geregnet. Tja und weil Itachi ja nicht alleine in Konoha umherlaufen durfte, lief sie ihm nun hinterher. Schlecht gelaunt. Doch Itachis Laune schien noch schlechter zu sein als ihre. Ob er so wohl auch etwas gegen sein Verlangen tun konnte? Sakura wusste es nicht.

Momentan befanden sie sich in einem Teil Konohas, den sie noch nie zuvor betreten hatte. Natürlich kannte Sakura den Teil. Es war ein Stadtgebiet, den eher Zwielichte Personen besuchten. Zum Einen, um an Drogen, Waffen oder andere illegale Dinge zu kommen, aber hier konnte man – wenn man es richtig anstellte – auch an die Informationen kommen, die man brauchte. Sie wusste, dass aus diesem Grund der ein oder andere Shinobi – auf Geheiß des amtierenden Hokage – hier verkehrte.

Sakura machte sich ihre Gedanken, warum sich Itachi hier auskannte. Wahrscheinlich durch seine Zeit als Mitglied von Akatsuki. Auf jeden Fall wollte Sakura nicht hier sein. Nicht bei Nacht im Regen. Durchnässt wie sie war, war es natürlich kein Wunder, dass sie fror. Ein Grund, der ihre Laune weiterhin erheblich senkte. Zudem fühlte sich Sakura ein wenig schlecht, dass sie Itachi hierzu gedrängt hatte. Ein Fakt, der ihre miese Stimmung noch verschlechterte.

Weil Sakura ihren eigenen Gedanken hinterher hing, hatte sie nicht bemerkt, wie Itachi vor einem einfachen Haus stehen geblieben war. Daher rannte Sakura direkt in ihn hinein. Von der Wucht des Aufpralls, prallte Sakura wieder zwei Schritte zurück. Mit einem Aufseufzen hielt sie sich den Kopf.

„Sind wir da?“ fragte sie schlecht gelaunt.

Itachis drehte sich zu ihr um und sagte nur: „Warte hier auf mich.“

Itachi blickte nicht zurück. Er ging zielstrebig auf die einfache Holztür zu und öffnete diese. Die Tür war unverschlossen. Natürlich. Auch wenn das Haus so aussah wie jedes andere, wusste Itachi, dass es sich um ein Puff handelte. Kaum schloss sich die Tür hinter ihm, befand sich Itachi in einem Flur, der von orangenem, warmen Licht  ein wenig beleuchtet wurde. Der Hausflur sah ziemlich normal aus. Ein Schrank, wo man seine Schuhe abstellen konnte, eine Garderobe für die Jacken. Bei dem schlechten Wetter hatte es heute wohl kaum jemanden hierher getrieben. Nur zwei Jacken hingen an der Garderobe. Ein kleiner Tresen, ein Empfang, war ebenfalls vorhanden. Dahinter stand eine Frau um die 50. Sie trug zu viel Make-up, um ihren Alterungsprozess verstecken zu wollen. Wohl deswegen war auch das Licht  gedämmt. Wegen seiner schlechten Sehkraft, konnte Itachi bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht viel ausmachen. Die Frau, die Besitzerin dieses Etablissements, hatte lange, dunkle Haare, die sie zu einer Hochsteckfrisur trug. Sie trug ein Kleid, aber selbst Itachi mit seinen schlechten Augen, konnte erkennen, dass das Kleid aus nur wenig Stoff bestand.

„Ah, guten Abend, mein Herr. Willkommen, willkommen. Immer hinein. Ziemlich schlechtes Wetter, nicht wahr? Möchten Sie sich ein wenig aufwärmen oder …“

Itachi unterbrach die Frau. Seine schlechte Laune war auf einem Tiefpunkt angekommen. Nur wegen Sakura war er jetzt in diesem verdammten Puff.

„Nein. Ich…“,

Bevor Itachi seinen Satz beenden konnte, nickte die Frau wissend.

„Irgendeinen Wunsch oder…“

„Egal“, kam es unterkühlt von Itachi.

Auch wenn es in dem Flur recht angenehm war, drang die Wärme nicht durch seine Kleidung hindurch. Seine schlechte Laune schien nun die Puffbesitzerin ein wenig vorsichtig werden. Sie besah sich Itachi etwas genauer, kam dann aber wohl zu dem Entschluss, dass Itachi zwar merkwürdig, aber nicht allzu gefährlich war. Ziemliche Fehleinschätzung. Aber gefährliche und zwielichte Männern gingen hier eh ein und aus. Immerhin war dies ein Puff, zu dem nicht einfach mal der Kerl von nebenan ging. Nein, hier verkehrten hauptsächlich eh nur Kriminelle oder der Müll der Gesellschaft.

„Ich denke, ich habe dann eine entsprechende Frau für sie. Folgen Sie mir“, sagte die Puffbesitzerin, kam hinter ihrem Tresen hervor und ging an Itachi vorbei, den Flur entlang. Itachi folgte ihr in einen weiteren Flur hinein. Es gab eine Treppe, die in den nächsten Stock führte. Ansonsten führten von diesem Flur etliche Türe ab, die fast alle offen standen. Zwei Türen waren verschlossen. Hinter diesen Türen waren eindeutige Sexgeräusche zu vernehmen. Hinter der anderen, offenen Türen, lagen Frauen in aufreizender Wäsche auf dem Bett. Die ein oder andere Frau zwinkerte ihm zu. Itachi interessierte es nicht.

Nach wenigen weiteren Schritten, blieb die Besitzerin vor ihm stehen und deutete auf eine offenstehende Tür. Lächelnd sagte sie: „Hier hätten wir Yuri. Sie ist spezialisiert für Männer wie sie. Wie lange? Bei Yuri gibt es nur Vorauszahlungen.“

Itachi verstand. Yuri – oder wie auch immer der richtige Name dieser Prostituieren war – übernahm meist die „Problemkunden.“ Männer, die gefährlich wirkten oder nicht mehr ganz normal im Kopf waren. Es würde Itachi nicht verwundern, wenn Yuri selber kämpfen konnte. Und weil er als „Problemkunde“ eingestuft wurde, musste er auch im Voraus zahlen. Immerhin konnte alles Mögliche passieren.

Itachi wollte wissen, wie viel er zahlen sollte. Eine halbe Stunde sollte ausreichen. Nachdem Itachi erfahren hatte, was er zahlen sollte, gab er die entsprechende Summe an die Besitzerin weiter. Lächelnd und mit einem Dank, wurde das Geld verstaut und die Puffmutter ging wieder zum Empfang zurück.

Itachi betrat, noch immer schlecht gelaunt, den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Itachi ließ, aus purer Gewohnheit, seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Auch hier war das Licht nur gedämmt, weswegen er nicht viel ausmachen konnte. Es gab ein großes Bett und an eine waagerechten Stange, die an der Decke befestigt war und von einer Seite des Zimmer bis zum anderen ging, woran verschiedene Outfits hingen.

Yuri saß am Bettrand. Oder lag. Es war etwas dazwischen. Auf jeden Fall stützte sich Yuri mit den Händen auf dem Bett ab. Ihr Oberkörper lehnte dabei nach hinten. Ihre Beine hatte sie übereinander geschlagen. Während ihre langen Beine in schwarze, dünne Strümpfe gehüllt waren, die bis zu den Knien reichten, steckte ihr Oberkörper in einer schwarzen Korsage. Passend dazu trug sie einen schwarzen Tanga. Schwarze Strapse verliefen über ihre Beine, zu den hauchdünnen Strümpfen.

Das klassische Nutten-Outfit. Es war nicht das erste Mal, dass Itachi in ein Puff ging. Er gehörte eindeutig nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber welche Frau ließ sich schon freiwillig auf einen abtrünnigen Mörder ein? Richtig. So gut wie keine. Von ein paar Ausnahmen bei Prostituierten abgesehen.

Und Itachi war nun einmal ein Mann. Auch er hatte Bedürfnisse. Klar, seitdem er so schwer krank gewesen war, hatte er es nicht mehr nötig gehabt. Aber jetzt…

„Hey Süßer. Schüchtern? Komm doch ein wenig näher“, gab Yuri verführerisch vom Bett her von sich. Während sie das sagte, hatte sie eine Hand angehoben. Mit dem Zeigefinger machte sie eine auffordernde Geste. Für die meisten Männer wäre dies wohl ausreichend, um bereits erregt zu werden. Doch Itachi ließ es kalt. Trotzdem ging er ein paar Schritte auf Yuri zu.

Diese lächelte verführerisch und besah sich Itachi von oben bis unten. Es störte ihn nicht. Er war so etwas gewohnt.

„Uh, du bist ja ganz nass! Wirklich blödes Wetter heute. Wir sollten dich aus der Kleidung schälen, bevor du noch krank wirst.“

Nun, Yuri wusste, was sie zu tun hatte, damit sich ihre Freier wohl fühlten und über die ersten peinlichen Minuten hinweg half.

Itachi ließ es zu, dass Yuri aufstand, zu ihm kam und  ihm die Jacke auszog. Doch mehr ließ er nicht zu. Als die Jacke auf den Boden fiel und sie ihre schlanken Hände über Itachis Brust gleiten ließ, hielt er sie am Handgelenk fest. Fragend blickte sie Itachi an.

„Nicht anfassen“, knurrte er schon regelrecht.

Yuri nahm ihre Hand weg. Es war wohl nicht so ungewöhnlich für Yuri, so etwas zu hören.

„Klar Süßer, alles was du willst.“

Yuri drehte sich um, warf ihre langen Haare – rot, wie Itachi feststellte – kokett über ihre Schulter und ging zurück zum Bett. Verdammt, warum war Itachi selbst jetzt einfach noch nur sauer, anstatt erregt zu werden? Yuri sah gut aus. Sie war auch sicherlich gut. Warum also hatte er keine Erektion? Warum verfluchte er stattdessen Sakura, dass er ihretwegen nun hier war?

Na ja, wenn Sakura ihn schon zu einer Nutte brachte und sogar dafür zahlen würde, sollte er es eigentlich genießen. Warum hatte er eine halbe Stunde gebucht anstatt einer Stunde?

Ja, jetzt wusste es Itachi wieder. Weil er keinen Sex haben wollte. Zumindest nicht mit der halbnackten Frau vor ihm. Aber ein Blowjob würde schon gehen. Da konnte er einfach die Augen schließen und…

Und nein, er würde sich nicht Sakura vorstellen. Das sagte sich Itachi immer wieder, während er entschlossenen Schrittes zum Bett ging.

„Kein Sex“, erklärte er.

„Ah, schade“, kam es von Yuri, als sie Itachi zum Bett dirigierte, bis dieser auf der Bettkante saß. „Aber glaube mir, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du darum betteln“, flüsterte sie Itachi verheißungsvoll ins Ohr.

Die gewünschte Reaktion seitens Itachi blieb aus. Stumm saß er da und wartete darauf, dass Yuri anfangen würde. Er musste sich entspannen und seine Wut hinunter schlucken. Andernfalls würde Yuri nichts zum Schlucken haben…

Yuri war an sich ein schöner Name. Lilie. Eine hübsche Blume. Genauso hübsch wie die Frau. Itachi verstand, warum sie sich diesen Namen gegeben hatte.

Federleicht strichen die schlanken Finger geübt über seine Oberschenkel. Yuri positionierte sich zwischen seinen Beinen und schob sie mit leichtem Druck auseinander. Erneut fuhren ihre Finger über seine Oberschenkel.

Itachi schloss die Augen, in der Hoffnung, so besser entspannen zu können. Normalerweise tat er das nicht. Sein Leben war zu gefährlich. Aber dieses mal konnte er ruhig eine Ausnahme machen.

Obwohl er sich das sagte, ließ er seinen Blick nach unten wandern, zu der Frau, die zwischen seinen Beinen saß und ihn weiterhin versuchte, zu erregen. Bislang tat sie dies durch den Stoff seiner Hose. Ihr Blick war auf ihr Ziel gerichtet, sodass Itachi vor allem den roten Haarschopf ausmachen konnte. Aber in dem Dämmerlicht, konnte man ihn auch für einen rosafarbenen Haarschopf halten. Ein rosafarbener Schopf, und die dazugehörigen Hände fuhren nun langsam über sein noch erschlafftes Glied.

Itachi schloss die Augen und genoss das Gefühl der Finger, die gekonnt durch den Stoff seiner Hose sein Glied und seine Hoden massierten. Es war so einfach, sich vorzustellen, dass es Sakura war, die ihn da berührte. Erst recht bei dem Licht. Es war verführerisch.

Itachi wusste nicht, ob es die gekonnten Fingergriffe oder seine Vorstellung waren, auf jeden Fall bekam Itachi nun eine Erektion. Die Lust wallte langsam in ihm auf und verdrängte seine Wut auf Sakura.

Sakura, oh ja…. Es war ein so reizvoller Gedanke, dass es Sakuras Finger waren, die gerade dabei waren, seine Hose zu öffnen. Und in wenigen Minuten wäre es auch Sakuras Mund, der sich heiß um seinen erregten Schaft schließen würde.

Der Druck an Itachis Erektion ließ ein wenig nach, als der Reißverschluss der Hose geöffnet wurde und sein Glied aus seinem Käfig befreit wurde.  
 

Oh, ihre Laune war mies. Mehr als mies. Teuflisch schlecht.

Verdammt, was dauerte das denn so lange? Sakura stand schon seit gefühlten Stunden hier draußen, unter dem Vordach des Puffs und wartete darauf, dass der wehrte Herr endlich zum Schuss kam! Es regnete noch immer und trotz des Vordaches wurde sie nass, denn ein starker Wind blies zusätzlich. In ihrer Kleidung fror sie. Eindeutig, sie hätte sich etwas Wärmeres anziehen sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät.

Ebenso für Reue. Na ja, nicht wirklich Reue. Aber Sakura bereute es schon ein wenig, dass sie Itachi so angefahren hatte. Hätte sie womöglich etwas mehr Ruhe bewahrt, würde sie jetzt nicht auf Itachi warten, bis er mit der Prostituierten endlich fertig war.

Leider konnte Sakura Itachis Verlangen bis in die letzte Zelle ihres Körpers spüren. Was wiederum leider dazu führte, dass Sakura selber erregt wurde. Der Gedanke, dass es Itachi gerade mit einer Nutte trieb und sie dadurch indirekt erregt wurde….

Sakura wusste nicht, ob sie vor Wut einfach alles zu Spänen zerkleinern sollte oder ob sie vor Übelkeit vor die Tür kotzen sollte.

Beides stand nicht gerade auf ihrer Prioritätsliste weit oben. Also blieb Sakura weiterhin in der Kälte stehen und sah immer wieder auf die Uhr. In der Tat waren erst wenigen Minuten vergangen, seitdem Itachi durch diese Tür gegangen war.

Die kurze Zeit hatte bereits ausgereicht, dass Itachis Verlangen angestiegen war. Verdammt, Sakura fühlte sich wie ein Gefühlsbarometer von Itachi, das momentan gerade auf „Sex“ stand.

Verdammt, musste es denn unbedingt die Nutte sein? Konnte Itachi nicht einfach masturbieren? Klar, Sakura hatte ihm gesagt, er solle das nicht tun, aber jetzt bevorzugte sie es eindeutig. Sie hatte einen Fehler gemacht. Sakura wollte nicht miterleben, wie Itachi mit einer anderen Frau Sex hatte. Allein die Vorstellung, wie die Nutte Itachi berührte, über seinen Körper strich und die weiche Haut, die über durchtrainierte Muskeln gespannt war, liebkoste…

Momentan lag die Wut vor der Übelkeit, doch Spitzenreiter war leider noch immer Itachis Verlangen, dass Sakura so gut spüren konnte, als wäre es ihr eigenes.

„Okay, es reicht!“ schimpfte Sakura vor sich hin.

Ihr Körper war bis zum Zerreißen angespannt. Die Wut brodelte nur so in ihr, wie die heiße Lava eines Vulkans. Und wie ein Vulkan würde sie jeden Moment ausbrechen, Feuer spucken und Verwüstung mit sich bringen.

Fest presste Sakura ihre Kiefer aufeinander, die Hände waren zu Fäusten geballt. Dann ging Sakura entschlossenen Schrittes los. Die Konsequenzen ihres Handelns, waren Sakura egal. Scheiß drauf, was passieren mochte. Sie wusste nur, sie musste das jetzt beenden. Auf der Stelle.

Himmel oder Hölle

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Guten Morgen! Oder?

Das Klingeln des Telefons schreckte Sakura aus ihrem tiefen, wohligen Schlaf. Abrupt setzte sich die junge Frau in ihrem Bett auf. Das Schlafzimmer lag in Dunkelheit vor ihr. Verdammt, wer rief sie den mitten in der Nacht an? Und in der Tat, ein Blick auf den Wecker zeigte Sakura, es war halb fünf Uhr morgens. Eine unchristliche Zeit, wie sie fand.

Eine Bewegung neben ihr irritierte Sakura für einen Moment, bis ihr wieder einfiel, warum jemand neben ihr im Bett.

Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, das jedoch schnell einem Stirnrunzeln wich. Wie sollte sie sich jetzt Itachi gegenüber verhalten? Klar, die letzte Nacht war ohne Zweifel grandios gewesen, aber Sakura konnte doch nicht so einfach etwas mit Itachi anfangen! Immerhin stand Itachi unter Beobachtung und sie war für ihn verantwortlich. Aber egal, darüber konnte sie sich auch Gedanken machen, wenn sie nicht nackt neben ihm im Bett saß.

Außerdem hörte das bescheuerte Telefon einfach nicht auf zu klingeln. Wer auch immer das war, sollte eine verdammt gute Ausrede haben!

Sakura kletterte vorsichtig aus dem Bett. Vorher jedoch hatte sie Itachis Arm, der um ihre Hüfte geschlungen lag, behutsam von sich schieben müssen. Es verwunderte Sakura, dass Itachi noch immer tief und fest neben ihr schlief. Aber das kaum hörbare Schnarchen zeigte ihr, dass das Läuten des Telefons ihn nicht störte.

Aus dem Bett aufgestanden, griff sich Sakura ihr Nachthemd, zog es sich über und verließ barfuß ihr Schlafzimmer. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ging zum Telefon.

Sakura nahm den Hörer ab und gab unwirsch ein „Ja?“ von sich.

Als sie die folgenden Worte vernahm, wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht, ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Nur mit Mühe und Not konnte sie den Hörer in ihrer zittrigen Hand halten. Sakura glaubte, ihre Beine würden jeden Moment unter ihr einknicken.

„Ich komme“, hauchte sie ihrem Anrufer entgegen.

Halt suchen hielt sie sich an der Wand fest. Wie sollte sie das Itachi sagen? Sakura war so durcheinander.

Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. Obwohl Sakura so etwas kannte, stand sie unter Schock. Bevor sie zu Itachi ging und ihm sagte, was geschehen war, musste sie sich selbst erst einmal sammeln. Anschließend würde sie mit ihm ins Krankenhaus gehen. Zu Sasuke.
 

Itachi schlief so tief und fest, wie schon lange nicht mehr. Oder hatte er jemals so gut geschlafen? Er wusste es nicht. Konnte sich nicht erinnern. Doch so angenehm wie er ins Reich der Träume geglitten war, so unsanft wurde er daraus gerissen.

Das Licht wurde angeschaltet, was er jedoch nur am Rande wahrnahm und ehe sich Itachi versah, wurde heftig an seinem Körper geschüttelt und gezogen.

„Itachi, wach auf. Komm schon! Itachi!“

Hätte Sakuras Stimme nicht so drängend geklungen, hätte er es sich vielleicht noch einmal anders überlegt, aber in ihrer Stimme schwang ein alarmierender Unterton mit, der Itachi sofort seine Augen öffnen ließ. Kaum hatte er das getan, musste er auch schon gegen das grelle Licht der Deckenlampe ankämpfen.

„Was…?“ brachte er noch nicht ganz wach heraus.

„Sasuke“, sagte Sakura und sogleich verkrampfte sich Itachis Körper.

Erst jetzt fiel Itachi auf, dass Sakura ganz durcheinander wirkte. Oh nein, war es geschehen? Sein Bruder war… Sein kleiner Bruder, auf den er hätte besser aufpassen, war….

Überrascht riss Sakura die Augen auf.

„Itachi, warte! Entschuldige, ich hätte das wohl besser anfangen sollen“, begann Sakura, doch Itachi war es egal. Es gab keine schonende Methode jemanden einen solchen Verlust mitzuteilen. Noch vor wenigen Stunden hatte Itachi geglaubt, er müsse im Himmel sein. Jetzt wusste er es besser. Er war in der Hölle.

„Itachi, hör mir zu. Sasuke lebt. Er ist aufgewacht.“

Bei Sakuras Worten krampfte Itachis Körper erneut zusammen. Itachi glaubte, sich verhört zu haben. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust. War das ein schlechter Scherz? Wenn er in der Hölle war, würde dies perfekt passen.

„Itachi, hey! Alles in Ordnung mit dir? Werd mir hier nicht ohnmächtig!“

Sakura setzte sich auf das Bett, hielt seine Oberarme fest und sah eindringlich in sein Gesicht. Doch Itachi bekam es nur am Rande mit. Tatsächlich drehte sich die Welt um ihn, aber er würde nicht ohnmächtig werden. Hoffnung, Unglauben und pure Freude kämpften um die Oberhand seiner Gefühlswelt.

Er stand unter Schock, entschied Itachi. Andernfalls konnte er sich nicht erklären, warum er nicht längst aufgestanden war und sich auf den Weg zu seinem Bruder machte. Aber so sehr Itachi auch wollte, sein Körper bewegte sich nicht. Er befand sich in einer Art Starre, aus der er nicht heraus kam.

Die letzten Stunden waren wohl einfach zu viel des Guten für ihn gewesen, entschied Itachi. Nie hätte er sich vorstellen können, so etwas zu erleben. Nie hätte er für möglich gehalten, dass sich eine Frau wie Sakura mit ihm einließ. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sein Wunsch, sich bei seinem Bruder zu entschuldigen und ihm die Wahrheit zu sagen, wirklich in Erfüllung gehen könnte.

„Itachi, komm schon. Sag was. Das sind doch gute Neuigkeiten“, drang Sakuras besorgt klingende Stimme durch den Nebel der Gedanken zu ihm durch.

Langsam gelang es Itachi seinen Blick auf die Frau an seiner Seite zu fokussieren. Genau, Sakura hatte Recht. Das waren gute Neuigkeiten.

Plötzlich blinzelte Itachi überrascht mit seinen Augen. Eine warme Flüssigkeit rann seine Wangen hinab. Weinte er?

Als ob dies den Bann gebrochen hätte, löste sich die Starre, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte. In einer schnellen Bewegung legte Itachi die Arme um Sakura und zog sie zu sich. Er vergrub sein Gesicht in Sakuras Halsbeuge. Tief atmete er ihren Duft ein. Zitternd atmete er wieder aus.

Sakura indessen hatte ebenfalls die Arme um ihn geschlungen und fuhr beruhigend mit den Händen über seinen Rücken.

„Jetzt wird alles wieder gut“, flüsterte sie ihm Mut zu.

Pure Dankbarkeit und Freude durchflutete seinen Körper. Er war mehr als nur froh, Sakura jetzt an seiner Seite zu haben.

Anfangs war Sakura regelrecht um Itachi besorgt gewesen. Sie war aber auch dumm gewesen, so wie sie sich verhalten hatte. Klar hatte Itachi glauben müssen, Sasuke wäre tot. Aber das war er nicht. Er war am Leben!

Sakura konnte es immer noch nicht so richtig fassen und sie schwankte andauernd zwischen dem Gefühl, Luftsprünge zu machen oder vor Erleichterung einfach loszuheulen. Doch sie riss sich zusammen. Itachi brauchte sie gerade. Und sie musste schnell ins Krankenhaus. Sasuke war immerhin nicht nur ihr Freund und Teamkamerad, sondern auch ihr Patient. Es waren bereits einige Minuten verstrichen, seitdem Kizune Sakura angerufen hatte und ihr die Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Momentan befand sich wohl Tsunade bei Sasuke und checkte die wichtigsten Sachen, bis Sakura eintreffen würde. Sakura wusste, Sasuke war bei der Hokage gut aufgehoben, aber sie wollte ihn selber endlich sehen.

Als sich Sakura sicher war, dass es Itachi jetzt einigermaßen gut ging, löste sie die Umarmung und blickte in Itachis tränenüberströmten Gesicht. Der Anblick zerriss ihr fast das Herz. Nie hätte sie geglaubt, diesen in sich gekehrten, distanzierten Mann bei einem solchen Gefühlsausbruch zu erleben. Er sah aus wie ein Hund, der einmal zu oft von seinem Herrchen misshandelt worden war und dennoch immer wieder nach der Liebe und Anerkennung seines Herrchens bettelte und hoffte, es würde alles besser werden. Das eine zweite Chance auf ihn warten würde und alles wieder gut sein würde. Und gleichzeitig hatte er Angst vor dieser Hoffnung auf eine schönere Zukunft.
 

Sakura konnte die widersprüchlichen Gefühle über das Band, das sie verband, deutlich spüren. Neben Hoffnung, Freude und Glück gab es auch Angst, Zweifel und Unsicherheit. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, damit es Itachi besser ging. Daher lächelte sie ihn einfach nur an, wischte seine Tränen weg, während sie selber dagegen ankämpfte, nicht los zu weinen.

„Komm, lass uns was Ordentliches anziehen und dann gehen wir zu Sasuke.“

Itachi nickte nur. Vorsichtshalber ergriff Sakura seine Hand und zog ihn aus dem Bett. So wie es aussah, musste sie ihre eignen Gefühle erst einmal hinten anstellen und sich um die Uchiha-Brüder kümmern. Aber das störte sie nicht. Sie tat es gerne, solange sie sah, dass es beiden gut ging. Und Sakura hoffte sehr, dass sie es schaffen würde.

Wenige Minuten später gingen Sakura und Itachi gemeinsam durch das noch schlafende Konoha. Es war nicht einmal 5 Uhr morgens, der Mond war bereits dabei der Sonne zu weichen, doch dämmern tat es noch nicht. Dafür aber färbte sich der Himmel langsam rötlich und verdrängte die Schwärze der Nacht.

Die Straßen lagen still und ruhig vor ihnen. In nur sehr, sehr wenigen Häusern gingen die ersten Lichter an. Der Großteil lag noch in tiefem Schlaf.

Dadurch schafften Sakura und Itachi den Weg zum Krankenhaus schneller als üblich. Doch Itachi bemerkte es nicht wirklich. Er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Er hatte sich zwar etwas beruhigt, aber noch immer war er geistig nicht auf der Höhe. Umso näher sie dem Krankenhaus kamen desto unruhiger wurde Itachi. Er wollte losrennen und gleichzeitig wieder umkehren.

Itachi war nervös. Er wusste nicht, was er tun sollte, wenn er seinen Bruder wiedersah. Was sollte er nur Sasuke sagen? War Sasuke jetzt überhaupt ansprechbar und in der Lage, alles um sich herum wahrzunehmen? Würde Sasuke ihn gleich wegschicken?

Inzwischen waren Sakura und Itachi im Krankenhaus angekommen. Kaum hatten sie das Grundstück betreten, wurde Sakura fachmännisch und ging zielstrebig mit Itachi zu Sasukes Zimmer. Wie immer standen Anbu davor und bewachten den Patienten darin.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte Sakura und lächelte aufmunternd zu.

Es waren die ersten Worte, die Sakura zu ihm sagte, seitdem sie ihre Wohnung verlassen hatten. Gern hätte Itachi Sakura jetzt umarmt. Ihre Nähe gab ihm Kraft. Aber er unterließ es. Es wäre eher kontraproduktiv dies vor den Anbu und dem Krankenhauspersonal zu tun.

Itachi wollte Sakura keine Probleme bereiten. Nicht mehr, als er ohnehin schon verursacht hatte.

Etwas langsamer als sonst ging Sakura mit Itachi zusammen zu dem Krankenzimmer. Würden die Anbus ihn reinlassen? Wie ging es Sasuke? Noch immer hatte er keine Idee, was er tun und wie er reagieren sollte, sollte Sasuke noch wach und aufnahmefähig sein. Was sollte er sagen? Itachi wusste es nicht.

Dafür war er unglaublich nervös. Seine Handflächen waren schwitzig, sein Puls ging viel zu schnell, sein Mund war trocken und Itachi fühlte sich, als wäre seine Haut geschrumpft und nun zu klein für seinen Körper. Itachi wollte im wahrsten Sinne des Wortes raus aus seiner Haut. Er fühlte sich eingeengt und doch wollte er zu der Tür rennen, sie aufreißen und seinen Bruder in die Arme nehmen.

Inzwischen waren Itachi und Sakura an der weiß gestrichenen Patiententür angekommen. Sakura blieb stehen, lächelte ihn kurz an, ehe sie die Hand nach der Türklinke ausstreckte. Bevor sie das Metall nach unten drückte, bemerkte Itachi, wie sie tief Luft holte.

Itachi war nur froh, dass Sakura es tat. Er war sich nicht sicher, ob er momentan in der Lage dazu war, eine Tür zu öffnen. Außerdem stellte er erleichtert fest, dass bislang die Anbu keine Anstalten machten, ihn aufzuhalten. So wie es sonst der Fall war.

Und dann ging alles ganz schnell. Sakura drückte die Türklinke nach unten, öffnete die Tür, blieb einen Moment lang stehen, blickte in das Zimmer und rannte dann los. Itachi, der bislang noch nichts hatte sehen können, dachte, es wäre etwas Furchtbares passiert. Schnell wollte er ihr folgen, blieb aber im Türrahmen stehen, als er sah, wie Sakura seinem Bruder um den Hals fiel. Dieser saß aufrecht in seinem Bett.

„Sasuke! Oh mein Gott, du bist wach. Du bist endlich wieder wach!“

Auch wenn Itachi Sakuras Gesicht nicht sehen konnte, da sie ihm den Rücken zukehrte, konnte er deutlich hören, wie sie vor Freude anfing zu weinen. Itachi selbst stand noch immer wie erstarrt dar. Das Bild, wie sein kleiner Bruder im Bett saß, vor sich hinstarrte und dennoch Sakuras Umarmung erwiderte, war zu viel für Itachi.

Er war so erleichtert, dass es Sasuke gut ging. Und zeitgleich verpasste ihm der Anblick von Sakura und Sasuke einen kleinen Stich. Dennoch versuchte Itachi dies zu ignorieren. Es ging hier immerhin um Sasuke, sein kleiner Bruder, der monatelang im Koma gelegen hatte. Wegen ihm.

Noch immer konnte sich Itachi sich nicht rühren. Er hatte Angst. Schlicht und ergreifend Angst. Bislang hatte Sasuke ihn noch nicht bemerkt, was wohl vor allem an Sakura lag, die ihn abwechselnd umarme und begutachtete. Dabei redete sie unaufhörlich auf ihn ein. Sagte ihm, wie sehr sie ihn vermisste hatte und wie es den anderen ging, dass sie sich alle Sorgen um ihn gemacht hatten und von wem sie ihm gute Besserung wünschen sollte.

Itachi musste zu Sasuke. Er musste um Verzeihung bitten, auch wenn er es nicht verdiente. Er musste sich bei Sasuke entschuldigen. Er musste zu seinem Bruder.

Irgendwie schaffte es Itachi, seinen Körper in Bewegung zu setzen. Er hob das rechte Bein, doch bevor er den Fuß wieder auf den Boden aufsetzen konnte, packten ihn Händen an den Schultern und zogen ihn zurück. Schon fast panisch riss Itachi die Augen auf.
 

Abrupt versteifte sich Sakura, als sie Itachis Panik wahrnahm. Noch bevor sie sich von Sasuke lösen konnte, hörte sie den Tumult und Itachis Stimme, die verlangte, zu Sasuke gelassen zu werden. Als sich Sakura umdrehte, konnte sie gerade noch so sehen, wie einer der zwei Anbu Itachi wegzog, während der andere die Tür schloss.

Entsetzt blickte Sakura zu. Was sollte sie jetzt tun? Nun, vielleicht war es aber auch erst einmal besser so. Sakura war sich nicht sicher, ob Sasuke jetzt ein Treffen mit seinem Bruder verkraften würde. Außerdem sollte sie sich jetzt nicht wie seine Teamkameradin verhalten, sondern wie seine Ärztin. Danach konnte sie ruhig wieder Sasuke weinend um den Hals fallen. Aber zunächst…

„Warte kurz“, sagte Sakura zu Sasuke und verließ schnell den Raum. Als sie die Tür wieder hinter sich schloss, sah sich Sakura nach Itachi um, der versuchte, den festen Griff des Anbu zu entkommen.

„Schon in Ordnung. Es geht keine Bedrohung von ihm aus“, erklärte Sakura den Anbu und blickte ihn zusätzlich noch finster an, als dieser erst nach kurzem Zögern die Hand von Itachis Schulter nahm.

Schnell kam Itachi auf Sakura zu. Wie vorhin auch schon, sah Itachi wie ein geprügelter Hund aus. Hoffnung und Angst zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Dieselben Emotionen konnte sie über das Band, das sie verband, fühlen.

„Itachi, ich checke Sasuke jetzt durch. Bitte warte solange hier. Ich komme dann zurück“ und hoffe, dass die Anbu dich irgendwie zu Sasuke lassen, dachte sich Sakura, sagte es aber nicht laut.

Augenblicklich empfing Sakura Itachis Enttäuschung, dicht gefolgt von Verständnis. Es tat Sakura Leid, aber jetzt musste sie erst einmal eine gute Ärztin sein, bevor sie eine gute Freundin sein konnte.

Aufmunternd lächelte Sakura Itachi zu. Anschließend ging sie zu Sasuke zurück.

„Entschuldige“, murmelte sie, als sie wieder an das Bett trat.

„Was…“, kam es mit brüchiger und trockener Stimme von Sasuke.

Sein Versuch zu sprechen, wurde mit einem Hustenanfall belohnt. Schnell beeilte sich Sakura Sasuke ein Glas Wasser zu geben.

„Hier, aber trink langsam“, wies sie ihn an.

Nach einigen wenigen, kleinen Schlucken beruhigte sich Sasuke wieder.

„Nur ruhig, okay? Du warst einige Monate weggetreten. Hat dir Tsunade schon genaueres erzählt?“ erkundigte sich Sakura.

Ein Kopfschütteln war die Antwort. War ja klar. Manchmal konnte Tsunade wirklich faul sein. Wahrscheinlich hatte sie nur festgestellt, ob mit Sasuke körperlich alles in Ordnung war, bevor sie sich wieder vom Acker gemacht hatte. Aber eigentlich fiel diese Verantwortung auch Sakura zu. Immerhin war sie die behandelnde Ärztin.

„Nun, kannst du dich noch an deinen Kampf mit Itachi erinnern?“ erkundigte sich Sakura, während sie nach einer kleinen Taschenlampe griff.

Sasuke nickte.

„Kannst du dich daran erinnern, dass du dabei von Kisame schwer verletzt wurdest?“

Erneut nickte Sasuke.

Während Sakura die Fragen stellte, leuchtete sie mit der Taschenlampe in Sasukes Augen. Pupillenreaktion war normal. Gut. Sie schaltete das Licht aus und räumte die Lampe weg.

„Hast du irgendwelche Schmerzen?“ erkundigte sich Sakura nun, während sie nach einem Fieberthermometer aus der Schublade griff. Gut, das sie all ihre Instrumente immer in Schränken und Schubladen in zig Behandlungsräumen lagerte. Sakura vergaß einfach zu oft ihren Ärztekittel anzuziehen.

„Ja.“

Mit dieser Antwort hatte Sakura gerechnet.

„Mund auf“, wies sie Sasuke an, als sie das Thermometer gefunden hatte, „Und jetzt nicht reden. Wo hast du Schmerzen?“

Eine hochgezogene Augenbraue seitens Sasuke ließ Sakura schmunzeln. Es ging ihm besser als gedacht. Darüber war sie unglaublich erleichtert. Auch wenn Sasuke noch ziemlich blass war, ein Schlauch in der Nase ihm weiterhin Sauerstoff zuführte und Kanülen in den Armen ihn mit genügend Flüssigkeit versorgten, war sich Sakura sicher, dass es Sasuke bald wieder besser ging. Er war ein Uchiha, ein Kämpfer. Er würde wohl bald verlangen, dass Bett verlassen zu dürfen.

„Du kannst es mir auch zeigen“, wies Sakura ihn an.

Die rechte Hand, in der keine Kanülen steckten, hob Sasuke langsam zu seinem Kopf an. Anschließend zog er einen weiten Bogen über seinen Oberkörper, über die Stellen, wo Kisames Schwert ihn durchbohrt hatte.

Nun, die Kopfschmerzen konnten durch die Medikamente verursacht worden sein. Ebenso dadurch, dass er so lange gelegen hatte und sein Körper mit einer aufrechten Haltung ein wenig Probleme hatte. Das seine verheilten Wunden schmerzten, hielt Sakura eher für einen Phantomschmerz. Körperlich war Sasuke soweit eigentlich gesund. Dennoch sammelte Sakura ihr Chakra in den Händen und ließ sie über seinen Kopf und seinen Oberkörper wandern. Wie sie vermutet hatte, Sasuke war gesund.

„Nun, Sasuke, du hast jetzt fast 3 Monate im Koma gelegen. Sieh es deinem Körper nach, dass er noch nicht so fit ist. Ich kann dir aber versichern, du bist gesund. Es kann sein, dass deine Muskeln und Gelenke in den nächsten Tagen und Wochen schmerzen werden, weil sie so lange nicht mehr benutzt wurden. Aber ich kann dir versichern, du wirst vollständig genesen.“

Kaum hatte Sakura mit ihrer Erklärung geendet, piepste das Fieberthermometer los. Sakura entnahm es Sasuke und besah sich die Zahl. 37,1°C.

„Alles in Ordnung. Kein Fieber.“

Sakura räumte das Thermometer weg und lächelte Sasuke an.

„Ich bin wirklich froh, dass es dir gut geht und du wieder da bist.“

Jetzt, da sie sich selbst davon überzeugt hatte, dass es Sasuke gut ging, war es ihr ein wenig peinlich, wie sie sich anfangs verhalten hatte. Vor allem, dass sie so sehr geweint hatte. Aber jetzt ging es ihr besser. Viel besser. Trotzdem machte sie sich noch ein paar Sorgen um Itachi.

„Bist du müde?“ erkundigte sich Sakura, als ihr auffiel, wie Sasukes Augenlieder auf Halbmast hingen.

„Du solltest jetzt ein wenig schlafen. Ich werde die Schwestern anweisen, dir ein leichtes Essen zu bringen, wenn du wieder wach bist. Und überanstrenge dich jetzt am Anfang bitte nicht. Dein Körper muss nach so langer Ruhe erst einmal wieder auf Touren kommen.“

Sakura ging davon aus, dass Sasuke eher wenig Hunger verspürte. Immerhin war er zuvor von einer Magensonde gut ernährt worden. Zum Glück hatte Tsunade diese bereits entfernt gehabt. Der Katheter war aber noch vorhanden.

„Wenn du dein Essen später bei dir behältst und du kein Fieber bekommst, können wir morgen damit anfangen, dass du aus dem Bett kannst und mit der Physiotherapie beginnen. In Ordnung?“

Sasuke nickte nur. Er schien wirklich müde zu sein.

„Dann lasse ich dich jetzt mal alleine. Ich komme später noch einmal wieder.“

Mit diesen Worten verwandelte sich Sakura von der professionellen Ärztin zur Teamkameradin und Freundin. Zum Abschied beugte sich Sakura vor und umarmte Sasuke. Es war ihr egal, ob er es wollte oder nicht. Jetzt war er eh noch zu schwach, um sich dagegen zu wehren.

„Sakura“, kam es da krächzend von Sasuke.

Die Angesprochene löste sich von Sasuke und sah ihn fragend an.

„Itachi? Was ist mit ihm?“ kam es zwar mit schwacher, aber eindringlicher Stimme von Sasuke.

Die Erleichterung, die sie bis eben noch empfunden hatte, wich Zweifel und Ahnungslosigkeit. Mist, was sollte sie Sasuke jetzt nur sagen?

Panisch ratterten die Gedanken in ihrem Kopf umher.
 

Alles tat ihm weh. Sasuke hätte nie gedacht, dass das nicht bewegen von Muskeln schmerzhafter war, als wenn man sich in einem Kampf oder im Training überanstrengte. Er fühlte sich unglaublich schwach, sein Kopf dröhnte, sein Hals schmerzte und dank seiner schwachen Muskeln, fühlte er sich auch noch wie ein neugeborenes Baby. Und trotzdem drängte es Sasuke danach, die Antwort zu erfahren.

Als er vor nicht als zu langer Zeit aufgewacht war, hatte er sich anfangs ziemlich orientierungslos gefühlt und war erstaunt gewesen, als Tsunade aufgetaucht und ihm mitgeteilt hatte, er habe im Koma gelegen. Und nicht nur das. Er war auch wieder zurück in Konoha.

Auch wenn es Sasuke doch ziemlich interessierte, wie er hierher gekommen war, wollte er noch viel dringender wissen, was mit Itachi geschehen war. Hatte er es geschafft, Itachi so weit zu schwächen, dass er seinen Verletzungen erlegen war?

Allein der Gedanke daran, dass dieser Fischkopf ihm dazwischen gekommen war, seine Rache zu vollführen….

Sasuke benötigte jetzt einen klaren Kopf. Er war sowieso schon nicht auf der Höhe. Da durfte er sich nicht von seinen Rachegefühlen leiten lassen. Nein, jetzt musste er erst einmal so viel wie möglich aus Sakura herausbekommen.

„I-itachi?“ kam es da auch schon von seiner ehemaligen Teamkameradin.

Die Art und Weise, wie Sakura den Namen seines verhassten Bruders ausgesprochen hatte, gefiel Sasuke überhaupt nicht. Es sagte ihm jetzt bereits schon, dass sie nicht die erhoffte Antwort für Sasuke übrig hatte. Nein, Itachi war am Leben. Das konnte er an Sakuras Blick ablesen. Denn so glücklich und offen sie anfangs gewesen war, vermied sie jetzt den Blickkontakt mit ihm. Auch Sakuras Körperhaltung hatte sich verändert, war distanzierter gewesen. Eindeutig, Sakura fühlte sich unwohl.

Sollte es nicht eigentlich Sasuke zustehen, sich so zu fühlen? Immerhin war er hier der Komapatient, der gerade erst aufgewacht war. Und obwohl er sich schwach und zeitgleich so müde fühlte – wie konnte man nach wochenlangem Schlafen nur müde sein? – wollte, nein musste Sasuke jetzt einfach wissen, was mit Itachi geschehen war.

„Sakura“, brachte Sasuke nach kurzem Schweigen hervor.

Das Sprechen war anstrengender als gedacht. Seine Stimmbäder fühlten sich an, als wäre jemand mit Schmirgelpapier darüber gefahren und hätte sie anschließend mit Glassplittern versehen. Und dennoch versuchte Sasuke so eindringlich zu klingen, wie es für ihn momentan möglich war.

„Sasuke, du solltest dich ausruhen. Wir können später darüber reden“, schlug Sakura vor und versuchte sich an einem Lächeln.

Spätestens jetzt war sich Sasuke sicher. Itachi lebte. Warum sonst sollte Sakura so ausweichend reagieren? Sie wollte nicht mit ihm darüber reden, aber es war Sasuke egal. Er wollte auf Sakura keine Rücksicht nehmen. Das hatte er so gut wie nie getan. Auch nicht auf Naruto oder sonst irgendwen.

Und obwohl sich Sasuke sicher war, dass er bei dem Versuch, seinen Bruder zu töten, einen Fehlschlag erlitten hatte, wollte er es von Sakura hören. Sie wusste es, da war er sich sicher.

„Sakura“, war alles, was Sasuke sagte, aber so eindringlich wie nur möglich.

Und auch wenn er momentan nicht auf seine Stimme vertrauen konnte und er ohne Zweifel erst einmal wieder gesund werden musste, Sasukes Blick war so wirkungsvoll wie eh und je.

Einen kurzen Moment zögerte Sakura, sie wandte den Blick von Sasuke ab, ehe sie wieder zu ihm sah. Dieses Mal lag Entschlossenheit in ihren grünen Augen, was den Uchiha ein wenig verwunderte. Kurz atmete Sakura tief ein und aus, ehe sie ihm eine Antwort lieferte, mit der Sasuke niemals gerechnet hatte.

„Itachi lebt. Er ist hier. Gleich vor deiner Tür und wartet darauf, mit dir sprechen zu können.“

Sasuke fühlte sich, als würde der gesamte Sauerstoff gewaltsam aus seinem Körper gepresst werden. Von tausend glühend heißen Schwertern durchbohrt zu werden, wäre jetzt angenehmer als das, was Sakura ihm da gerade erzählt hatte.

Zorn, nein, flammender Hass, loderte in Sasuke auf, verdrängte alles. Es verdrängte wo sich Sasuke befand, es verdrängte die Tatsache, dass er in einem Krankenhausbett lag und es sorgte auch dafür, dass Sasuke alles andere egal wurde.

So schnell wie es für ihn in der Situation möglich war, griff Sasuke nach der Infusionsnadel in seinem Handrücken und zog sie mit einem Ruck heraus. Den stechenden Schmerz ignorierte er. Anschließend folgte der Sauerstoffschlauch in seiner Nase. Als Sasuke seine Beine aus dem Bett schwang und auf den Boden aufsetzte, drehte sich die Welt um ihn.

„Sasuke!“ vernahm er die besorgte Stimme Sakuras wie durch Watte.

Keine Sekunde später spürte er die helfenden, stützenden Hände Sakuras, die dafür sorgten, dass Sasuke nicht mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug.

„Sasuke, verdammt, reiß dich zusammen!“

Fast zeitgleich mit Sakuras Worten, entstand großer Tumult vor dem Krankenzimmer.

Während Sasuke noch gegen den Schwindel und die aufkeimende Übelkeit ankämpfte, wurde die Zimmertür geöffnet und jemand trat ein. Das es sich bei dem ungebetenen Besucher um das Ziel seiner Rache handelte, war Sasuke sofort bewusst. Überall würde er Itachi wahrnehmen. Er würde seinen Bruder überall finden.

Vor lauter Schwindel, fiel es Sasuke schwer, seinen Blick zu schärfen, als er – weiterhin von Sakura gestützt – aufstand und seinen verhassten Bruder fixierte. Das Blut kochte in seinen Adern. Auch wenn Sasukes Körper noch geschwächt war, sein Hass reichte aus, damit er sich aufrichten und Sakuras Hände wegschlagen konnte. So wie es für seinen Körper normal war zu atmen, so automatisches aktivierte sich Sasukes Sharingan.

Dank seiner verbesserten Sicht, konnte Sasuke, trotz leichtem Schwindel, Itachi gänzlich wahrnehmen. Itachi stand im Türrahmen wie erstarrt da. Zwei Anbu flankierten ihn und waren jederzeit bereit, einzugreifen.

Im Gegensatz zu ihrem letzten Zusammentreffen, trug Itachi nicht seinen schwarz-roten Akatsuki Mantel. Stattdessen trug er schwarze Hose und schwarzes T-Shirt. Wie immer hatte Itachi sein langes Haar zu einem Zopf zurückgebunden. Was Sasuke jedoch verwirrte, waren die dunklen Augen, die ihn ansahen. Keine Spur von Rot. Und der Ausdruck auf Itachis Gesicht, irritierte Sasuke genauso. Anstatt Überheblichkeit, Kälte und Arroganz zu sehen, -die übliche Dominanz und Stärke die er sonst immer ausstrahlte – blickte Itachi besorgt drein.

Sasuke, der eigentlich auf seinen verhassten Bruder losgehen wollte, blieb bei diesem Anblick abrupt stehen. Doch die Verwirrtheit legte sich schnell wieder, wurde von dem Hass schnell wieder verdrängt.

Mit geballten Fäusten stand Sasuke in dem Krankenhauszimmer, Sakura neben ihm, seinen Bruder gegenüber und er wollte nichts lieber, als Itachi angreifen. Er wollte sehen, wie das Leben aus Itachis Augen verschwand.

Doch leider spielte sein Körper nicht mit. Der Schweiß stand Sasuke auf der Stirn, rann seinen Rücken hinab. Seine Beine zitterten und zeitgleich war er nicht in der Lage, das benötigte Chakra zu schmieden. Das er überhaupt sein Sharingan aktivieren konnte, lag wohl einzig und allein an seinem Hass.

„Sasuke“, kam es da von Itachi. Mit besorgter Stimme, wie er geschockt feststellen musste.

Was fiel Itachi ein, mit solch besorgtem und flehendem Gesichtsausdruck da vor ihm zu stehen und ihn dann auch noch anzusprechen?

Ein roter Vorhang legte sich über Sasukes Sicht. Das Blut rauschte in seinen Ohren.

„Sasuke, beruhige dich“, mischte sich nun auch Sakura ein, doch das Gegenteil bewirkten ihre Worte. Sasuke versuchte einen Schritt nach vorne zu machen, auf seinen Bruder zu.

Doch sein Körper machte nicht mit. Alles, was er bislang getan hatte, war zu viel für Sasukes Körper. Anstatt ihn zu Itachi zu bringen, damit Sasuke endlich seine Rache bekommen konnte, sackten seine Beine unter Sasuke weg. Ihm wurde schwarz vor Augen. Doch bevor er zusammenbrach, konnte er erneut Sakura und Itachi hören, die im Chor besorgt seinen Namen riefen.
 

10 Tage. Es waren jetzt bereits 10 Tage seit dem Zwischenfall im Krankenhaus vergangen. 10 Tage, in denen Itachi zwischen Sorge, Zweifeln und Selbsthass hin und her schwankte. Was nicht nur seine eigene Stimmung hinunter zog, sondern auch Sakuras. Dabei war Sakura dabei, all seine Fehler zu beseitigen und zu helfen, so gut sie nur konnte.

Sakura war es, die als Ärztin für Sasuke Verantwortung übernahm. Sie sorgte dafür, dass es ihm körperlich wieder besser ging. Und er war auf einem sehr guten Weg, sie Itachi mitgeteilt hatte.

Außerdem war es Sakura gewesen, die darauf bestanden hatte, Sasuke die momentanen Umstände zu beschreiben und zu erklären. Sie war zwar nicht näher darauf eingegangen, warum Tsunade Itachi für einigermaßen vertrauenswürdig hielt und ihm eine zweite Chance in Konoha gab, aber sie hatte erklärt, dass sie auf ihn aufpasste und das sie daher zusammen lebten. Auch hatte Sakura geschildert, wie es Itachi zu verdanken gewesen war, dass Sasuke jetzt noch am Leben war.

Sakura war nur vage gewesen, als Itachi sie darauf angesprochen hatte, aber Sasuke schien dies alles nicht besonders gut aufgenommen zu haben. Wer konnte es ihm verübeln? Itachi hätte an Sasukes Stelle wohl genauso reagiert.

Momentan sorgte sich Itachi nur darum, dass Sasukes Hass nicht wuchs. Außerdem hoffte er verzweifelt darauf, dass Sasuke ihm eine Chance gab, sich zu erklären.

Bislang hatte Sasuke sich geweigert, Itachi zu sehen. Er konnte es ja verstehen. Stattdessen waren natürlich Naruto und Kakashi mehrfach zu Besuch gewesen, ebenso wie andere ehemalige Klassenkameraden und Freunde.

Als Neji einmal zu Besuch gewesen war, hatte er davon erzählt, wie Tenten und Lee, seine Teamkameraden, ihn dazu genötigt hatten, Sasuke zu besuchen. Sasuke sei wie immer gewesen. Ruhig, distanziert und nicht sonderlich an Besuch interessiert gewesen.

„Gib ihm Zeit“, hatte Neji Itachi geraten. „Er muss so einiges verkraften. Das dauert. Du kannst keine Wunder erwarten.“

Wie Recht Neji damit hatte. Das war jetzt vier Tage her gewesen. Und dennoch fühlte sich Itachi wie ein eingesperrter Tiger, der seine kleinen Runden im Käfig zog.

Itachi brauchte ein Ventil. Obwohl er weiterhin am Training teilnehmen durfte, brauchte er mehr. Und er wusste genau, was ihm dabei helfen würde. Oder wer.

Doch seitdem Sasuke aus dem Koma erwacht war, verbrachte Sakura viel Zeit bei ihm. Zum einen als Ärztin, zum anderen aber auch als Freundin. Itachi musste daher viel Zeit allein verbringen. Früher hätte ihn das nicht gestört, aber seitdem er wusste, wie es war, mit Sakura zusammen zu leben…

Und wenn Itachi ehrlich zu sich selbst war, war er wohl auch ein wenig eifersüchtig, dass Sakura nun so viel Zeit mit Sasuke verbrachte und nicht mit ihm. Außerdem hatten sie nie über ihre gemeinsame Nacht geredet. Dafür waren sowohl Sakura als auch Itachi zu sehr mit Sasuke beschäftigt.

Und auch wenn Itachi wusste, als Ärztin musste sich Sakura um Sasuke kümmern, vermisste er sie. Er wünschte sich, sie würde ihm ein wenig mehr Zeit schenken. Dabei waren diese Gedanken nur hinderlich. Außerdem, woher hatte er das Recht, so zu denken? Nur weil sie eine Nacht miteinander verbracht hatten?

Außerdem waren Itachi längst die Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Sasuke Sakuras erste große Liebe gewesen war. Sie mochte zwar bereits andere Beziehungen geführt haben, aber, wenn Itachi daran dachte, wie glücklich sie gewesen war, als sie Sasuke im Krankenhaus besucht hatten….

Der Gedanke daran versetzte Itachi einen Stich im Herzen. Gleichzeitig rief er sich wieder in den Kopf, dass Itachi schon glücklich sein konnte, von Sakura als Freund anerkannt zu werden. Auf mehr sollte er nicht hoffen. Außerdem sollte er versuchen, die negativen Gedanken und Gefühle zu beseitigen. Andernfalls würde er damit nur Sakura schaden und sie womöglich davon abhalten, dass mit Sasuke wieder alles in Ordnung kam.

Er musste sich zusammenreißen, für Sakura und auch Sasuke. Und er würde jetzt damit anfangen, entschied Itachi.
 

Erschöpft kam Sakura an diesem Abend nach Hause. Die letzten Tage war sie eigentlich andauernd erschöpft. Sie schlief nicht viel, war sehr viel im Krankennhaus und machte sich Sorgen. Nicht so sehr um Sasuke, wie all ihre Freunde annahmen. Dem ging es körperlich gut. Ausgezeichnet sogar, so schnell wie Sasuke sich von seinem monatelangen Koma erholte. Natürlich sorgte sie sich ein wenig um seine geistige Verfassung, aber ihre Hauptsorge galt dem älteren der Uchiha-Brüder.

Während Sakura wusste, dass Tsunade Sasuke in den nächsten Tagen anbieten wollte, dass auch er das Resozialisierungsprogramm durchlaufen können wie Itachi – dafür hatte sie tagelang mit ihren Beratern zusammen gesessen – und sie sich sicher war, dass damit Sasukes Zukunft irgendwie in gute Bahnen verlaufen würde, so war Itachi doch ein ganz anderes Kapitel.

Seit 10 Tagen war Itachi in einem Tief und Sakura wusste nicht, wie sie mit ihm umgehen sollte. Was sollte sie Itachi nur sagen, damit es ihm wieder besser ging? Sie wusste es nicht. Und bislang hatte sie dieses Problem ein wenig vor sich hergeschoben. Wenn Sakura ehrlich zu sich selbst war, fürchtete sie sich ein wenig dafür, dass ein Gespräch über Sasuke irgendwann auch weiter gehen und dann über sie und Itachi ging.

Sasuke bot Sakura momentan eine wunderbare Ablenkung. Natürlich war sie froh, dass es ihm besser ging – vor einigen Tagen hatte er mit seiner Physiotherapie angefangen – aber dank ihm konnte sich Sakura davor drücken, über ihre Gefühle für Itachi nachzudenken.

Allerdings schaffte sie es, sich eine Sache einzugestehen. Sie vermisste Itachi.
 

Itachi legte die Zeitschrift weg, in der er nach neuen Rezepten gesucht hatte, als er die Wohnungstür hörte, wie sie geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er hatte versucht, sich mit neuen Kochrezepten etwas ablenken zu können, an etwas Harmloses zu denken. Jetzt, wo Sakura jedoch wieder zurückkehrte, spannte sich Itachis Körper an. Einerseits war er erfreut, Sakura wiedersehen zu können, andererseits war da diese Distanz zwischen ihnen. Diese Mauer, mit der Itachi nicht umzugehen wusste.

„Hey“, begrüßte Sakura Itachi und lächelte ihn erschöpft an.

„Hey“, grüßte Itachi zurück.

Sofort fielen ihm die dunklen Augenringe unter den sonst so strahlenden grünen Augen. Doch heute blickte Sakura wieder einmal erschöpft drein, so wie jeden Tag in letzter Zeit. Das Strahlen ihrer Augen, das er so mochte, war verschwunden und Itachi war sich sicher, er trug seinen Teil dazu bei.

„Ich habe bereits Abendessen gekocht. Also wenn du…“ schlug Itachi vor, doch Sakura winkte lächelnd ab.

„Danke, aber ich habe schon gegessen.“

So spielte es sich in den letzten Tagen immer ab. Sakura verbrachte fast den kompletten Tag im Krankenhaus und kam lediglich zum Schlafen nach Hause. Es war bereits 21:18 Uhr und somit hatte Itachi bereits damit gerechnet, dass Sakura mal wieder im Krankenhaus gegessen hatte.

„Aber danke. Itachi….ich…“

Sakura stand mitten im Wohnzimmer und wirkte unsicher. Sie spielte mit einer Hand am Saum ihres Oberteils herum, mit der anderen Hand fuhr sie durch ihr kurzes Haar. Etwas irritiert blickte Itachi zu Sakura. Was war heute mit ihr los? War etwas mit Sasuke geschehen? Sofort schlug Itachis Herz schneller. Vor Angst und Sorge.

Sakura bemerkte es durch ihr einseitiges Band augenblicklich und winkte ab.

„Keine Sorge. Mit Sasuke ist alles in Ordnung. Weißt du, Tsunade will Sasuke ebenfalls anbieten, dass er in Konoha wieder eingegliedert werden kann. Wenn er möchte.“

Sofort durchströmte Erleichterung Itachi. Das waren wirklich gute Neuigkeiten. Aber was war dann mit Sakura los?

In Momenten wie diesen verfluchte es Itachi, dass Sakura seine Gefühle mitempfinden konnte, während ihm dies versagt blieb.

„Sakura, was ist los?“ erkundigte sich Itachi daher. Etwas zaghaft, wie er fand. Er machte sich Sorgen um Sakura und verteufelte sich selbst dafür, dass seine negativen Gedanken negative Auswirkungen auf Sakura hatten.

„Ach“, war alles, was sie seufzend von sich gab, auf Itachi zu kam und sich neben ihn auf die Couch setzte.

Sofort kam Freude in Itachi auf. Sie waren sich schon so lange aus dem Weg gegangen. Er war so froh Sakuras Nähe zu spüren. Erleichtert.

„Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereite.“

„Sakura, nein. Mir tut es Leid, dass ich…“, begann Itachi, doch Sakura ließ ihn nicht ausreden.

„Nein, Itachi. Ich finde es nachvollziehbar, dass du dir momentan viele Gedanken um Sasuke machst. Vielleicht zu viele. Dennoch kann ich dich verstehen. Und das ich dich fast die komplette Zeit alleine lasse, hilft wohl auch nicht viel.“

„Ich bin ja nicht andauernd alleine. Ich nehme am Training teil und Neji war auch vor kurzem hier.“

„Oh, wirklich?“, kam es überrascht von Sakura. Itachi nickte kurz. Ein kleines Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. Der Anblick sorgte für ein warmes, wohliges Gefühl, dass sich von seinem Herzen aus zu dem Rest seines Körpers ausbreitete. Itachi merkte selbst, wie ein kleines Lächeln sich den Weg auf sein Gesicht anbahnte. Dann gähnte Sakura herzhaft auf.

„Ich sollte wohl bald schlafen gehen.“

„Du musst mehr auf dich achten. Du arbeitest zu viel.“

„Hmhm, vielleicht hast du recht.“

Neben ihm streckte sich Sakura kurz, lockerte ihre verspannten Muskeln. Und dann tat sie etwas, womit Itachi nicht gerechnet hatte. Sie lehnte ihren Kopf an Itachis Schulter und kuschelte sich an ihn.

Immer schneller schlug Itachis Herz und er lächelte unweigerlich vor sich hin. Ein Glücksgefühl kam in ihm aus. Seit Tagen war es der erste Moment, in dem Itachis Gedanken einmal nicht von negativen Gefühlen bestimmt wurden.

Er schlang einen Arm um Sakura und zog sie ein wenig näher an sich. Und obwohl ihm diese Situation unglaublich gefiel, wusste er, dass Sakura ins Bett gehörte. Sie sollte nicht auf der Couch schlafen müssen. Und das sagte er ihr auch.

Langsam hob Sakura den Kopf an. Ihre Augenlider waren nur halb geöffnet. Sie wirkte eindeutig müde auf Itachi und trotzdem erregte ihn dieser Anblick. Etwas, das Sakura natürlich nicht verborgen blieb. Sie zog tief die Luft zwischen den Zähnen ein, ihr Blick wurde wacher.

„Ja, du hast Recht. Ich sollte jetzt besser ins Bett gehen.“

Innerlich schalt sich Itachi für seinen hormongesteuerten Körper, der in Sakuras Gegenwart anscheinend nur an das Eine denken konnte. Seine Geilheit war jetzt wirklich nicht angebracht. Daher warf Sakuras nächster Satz ihn aus der Bahn.

„Aber nicht alleine.“

Und ehe sich Itachi versah, stand Sakura auf, zog Itachi mit sich und steuerte auf ihr Schlafzimmer zu.
 

Es war 6:45 Uhr, als am nächsten Morgen Sakuras Wecker losschrillte. Auch wenn sie nicht so viel geschlafen hatte, wie anfangs vorgehabt, hatte sie dafür sehr tief und gut geschlafen. So gut, wie seit Sasukes Erwachen nicht mehr. Diese Nacht war sie nicht voller Sorgen eingeschlafen. Nein, diese Nacht war sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht ins Reich der Träume geglitten. Und zu verdanken hatte sie es dem wunderbaren Mann neben sich, in dessen Armen sie noch immer lag.

Auch wenn sie bereits den Wecker ausgeschaltet hatte, wollte sie nicht aufstehen. Sakura wollte nicht weg von Itachi. Wenn sie das Bett und damit ihn verließ, musste sie sich wieder der Realität stellen. Und das hieß, sie musste so langsam aber sich mal mit Itachi reden, was da zwischen ihnen war.

Das erste Mal hatte Sakura noch als Ausrutscher betiteln können. Es war der Wut und der sexuellen Erregen geschuldet gewesen, die von Itachi ausging, nicht von ihr, wie sich Sakura die letzten Tage eingeredet hatte. Aber letzte Nacht…. Nein, diese Entschuldigung funktionierte nun leider nicht mehr.

Itachi sorgte dafür, dass sich Sakura besser fühlte. In seiner Gegenwart konnte sie abschalten und entspannen. Und es war ein leichtes für ihn, Sakura zu erregen.

Oh, wenn Sakura nur daran dachte, was Itachi letzte Nacht mit ihr angestellt hatte!

Gut, zunächst hatte er sich geweigert und darauf bestanden, dass Sakura schlafen ging. Schlaf wäre jetzt wichtig für ihre Gesundheit, hatte er gesagt. War das nicht süß? Itachi sorgte sich um sie und das ließ Sakuras Herz schneller schlagen.

Doch nach einem Kuss, den sich Sakura von Itachi gestohlen hatte, hatte der Uchiha seine Meinung schnell geändert gehabt. Oh und er hatte Sakura verwöhnt! Während in ihrer ersten gemeinsamen Nacht sie beide von ihren Instinkten geleitet worden waren, die es hart und schnell gewollt hatten, so war es dieses Mal etwas ruhiger zugegangen, wenngleich nicht weniger sinnlich. Allein der Gedanke, was Itachi mit seinem Mund angestellt hatte, sorgte dafür, dass sich Sakuras Unterleib zusammenzog und sie feucht zwischen den Beinen wurde.

Der Sexflashback der letzten Nacht ließ Sakura erregt nach mehr hoffen.

Sie konnte heute doch sicherlich ein wenig später zur Arbeit gehen, dachte sie sich und drehte sich in Itachis Armen um. Sie wollte den Mann neben sich mit ein paar Küssen wecken, doch zu ihrer Verwunderung, blickte sie in die bereits geöffneten, dunklen Augen Itachis.

„Ähm, guten Morgen“, sagte Sakura nach einem kurzen Zögern.

Das Itachi sie einfach nur ansah, ohne etwas zu sagen, verunsicherte sie ein wenig. Auch jetzt tat er nichts anderes.

„Itachi?“ kam es erneut zögerlich von Sakura.

„Wir müssen reden“, kam es von Itachi. Viel zu Ernst für ihren Geschmack.

Auch ohne das Band, das Itachis Gefühle mit ihr Verband, wusste Sakura, worüber Itachi da sprach. Und es gefiel ihr überhaupt nicht. Dies bedeutete sich der unbequemen Realität stellen zu müssen.

„Ich muss zur Arbeit. Wir können danach…“, versuchte es Sakura, doch Itachi ließ ihr keine Chance.

„Nein, jetzt“, kam es sanft aber bestimmend von Itachi.

Seine Worte waren nicht kalt oder harsch gewesen, im Gegenteil, und dennoch lief Sakura ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht darüber reden, was da zwischen ihnen war. Aber Itachi würde ihr wohl keinen weiteren Aufschub mehr geben.

„Sakura, ich weiß, du hast momentan viel um die Ohren, aber so geht das nicht weiter. Ich danke dir wirklich sehr dafür, dass du mir immer wieder hilfst und mir so viel ermöglich hast. Dinge, von denen ich schon lange aufgehört hatte zu träumen. Aber ich denke nicht, das wir das hier so fortsetzen sollten.“

Bei Itachis Worten krampfte Sakuras Herz unweigerlich zusammen. Was? Itachi wollte aufhören, mit was auch immer das zwischen ihnen war? Ohne dem Ganzen eine Chance zu geben?

Obwohl Sakura bislang nie in diese Richtung gedacht hatte und sie bislang erst zwei Nächte mit Itachi verbracht hatte, wusste sie, dass sie Itachis Nähe nicht missen wollte. Es war erfrischend, mit ihm über etwas zu diskutieren. Er machte sie manchmal wütend, ja, aber er machte sie auch glücklich. Sie genoss jede Sekunde mit ihm. Jeden Tag im Krankenhaus, wenn sie mit Sasuke beschäftigt war oder mit ihm redete, dachte sie sehnsüchtig an den Moment, wenn sie nach Hause kommen würde, wo Itachi auf sie wartete.

„Ich bin mir dessen bewusst, dass du momentan viel durchmachst, aber ich denke, wir sollten einen anderen Weg finden, um unsere Sorgen und Probleme zu vergessen und den angestauten Stress zu verarbeiten“, unterbrachen Itachis Worte ihre Gedanken und verwirrten sie. Wovon genau sprach Itachi da? Das hörte sich für Sakura so an, als würden sie einander nur benutzen, um dem alltäglichen Stress zu entfliehen.

War es das, was Sakura für Itachi war? Eine Ablenkung?

Allein die Vorstellung zerriss ihr das Herz. Ohne es zu wollen, sammelten sich Tränen in ihren Augen.

„Du musst dich deswegen nicht schuldig fühlen“, kam es da auch schon von Itachi.

Schuldig fühlen? Sie? Warum sollte sie?

„Also bin ich nichts weiter als eine Ablenkung für dich?“ wagte es Sakura zu fragen.

Innerlich war sie nur froh, dass ihre Stimme nicht so brüchig und unsicher klang, wie sie sich fühlte. Doch weil sie sich nicht sicher war, ob sie eventuell weinen würde, senkte sie den Kopf. Die Haare fielen Sakura vor das Gesicht, während sie Itachis Worte bangend abwartete.

Bislang hatte sie so etwas nie in Betracht gezogen, aber was hatte Sakura denn schon von Itachis Gefühlen mitbekommen? Angst, Sorge, depressive Gedanken, Erregung und Freude. Aber tiefgreifende Gefühle ihr gegenüber?

Wie töricht sie doch gewesen war, schallt sich Sakura. Sie hatte einfach kein Glück bei den Uchihas. Immer war sie es, die mit einem gebrochenen Herzen zurück blieb.

Itachi neben ihr richtete sich im Bett auf.

„Sakura, was redest du da? Du warst und wirst nie eine Ablenkung für mich sein.“

Nicht? Was meinte Itachi dann?

Und dann fiel es Sakura wie Schuppen von den Augen. Abrupt riss sie den Kopf hoch, die Augen immer noch feucht schimmernd vor ungeweinter Tränen.

„Meintest du damit etwa mich?! Hast du wirklich geglaubt, ich wüsste keinen anderen Weg, wenn es mir nur darum ginge, mich abzulenken? Was für eine schlechte Meinung hast du eigentlich von mir Itachi?“

„Sakura, ich habe nicht…“

„Du glaubst, ich benutze andere Menschen und manipuliere sie für meine Zwecke? Für meine Gelüste?“

So langsam redete sich Sakura in Fahrt. Jetzt wütend zu sein war besser, als los zu weinen, entschied sie. Doch bevor sie noch so richtig loslegen konnte, überschwemmte sie ein Gefühl der Erleichterung und der schieren Freude. Es waren nicht ihre Gefühle, wie Sakura nach einem kurzen Moment bemerkte. Die Gefühle kamen von Itachi.

Nun war sie vollends verwirrt. Doch es sollte sich noch steigern, als Itachi die Mundwinkel zu einem klitzekleinen Lächeln verzog und sich entschuldigte.

„Verzeih. Ich wollte dir niemals so etwas unterstellen. Aber eine andere Schlussfolgerung konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Immerhin bin ich der in Ungnade gefallene Abtrünnige. Du hast jemand besseren verdient als mich. Und ich…“

Daher wehte der Wind, dachte Sakura nur, ehe sie zu Itachi „Idiot“ sagte und ihm um den Hals fiel.
 

Es war bereits fast 8 Uhr, als Sakura sich endlich auf den Weg zum Krankenhaus machte. Sie wusste zwar immer noch nicht wirklich, was Itachi und sie nun waren – ein Paar oder Freunde plus? – aber immerhin musste sich Sakura diesbezüglich keine Gedanken mehr machen. Das Missverständnis was vorerst aus der Welt geschafft. Und das hatten sie gebührend gefeiert.

Im Gegensatz zu den anderen Tagen, begleitete Itachi Sakura heute ins Krankenhaus. Vielleicht bestand die Möglichkeit, dass Sasuke es zulassen würde, dass Itachi ihn besuchen kam. Falls nicht, so kam Itachi wenigstens einmal vor die Tür.

Jetzt, wo sich eine Sorge Sakuras in Luft aufgelöst hatte, stellte sie jedoch erstaunt fest, dass ein anderes Problem noch immer bestand. Größer als zuvor, wie Sakura fand.

Es war, als würden die beiden Uchiha-Brüder immer Probleme mit sich bringen.

In Konoha war die Tatsache, dass ein abtrünniger Uchiha hier wieder leben sollte, bereits auf Unmut gestoßen. Aber nun beide? Das ging den Leuten zu weit. Vor allem misstrauten sie Itachi, der in ihren Augen – und wohl auch zu Recht – das größere Verbrechen begangen hatte. Viele würden es wohl einfach tolerieren, wenn Sasuke wieder von Konoha aufgenommen werden würde. Bei Itachi hatte es von Anfang an anders ausgesehen.

Die Bewohner Konohas hatten Itachi schon immer missmutig begutachtet und die Straßenseite gewechselt, wenn Sakura mit ihm durch Konoha lief. Aber nun schlug ihnen einen Kälte und Ablehnung entgegen, mit der Sakura nicht gerechnet hatte.

Auch wenn dieser Unmut, ja schon fast Hass, nicht Sakura galt, sie konnte es kaum ertragen, mit was für Blicken Itachi gewürdigt wurde. Vor allem war nun der angstvolle Respekt Itachis gegenüber verflogen und Wut gewichen. Die Leute riefen immer mal wieder Beleidigungen und wüste Beschimpfungen Itachi hinterher, der diese unkommentiert ließ. Auch wenn Itachi nach außen die Maske der Gleichgültigkeit aufgesetzt hatte, Sakura konnte er dadurch nicht täuschen.

Sie konnte seine Sorge spüren, die Unsicherheit und sogar ein wenig Angst. Wohl vor der Zukunft. Aber sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte.

Itachi hatte Sakura gewarnt. Vor nicht einmal 10 Minuten hatte er ihr noch gesagt, es wäre unklug, wie sie sich soeben entschieden hatte. Dass er ihr nicht schaden wolle, aber sein Ruf es sicherlich auch ohne sein Zutun tun würde. Sakura hatte abgewunken. Sie liefen ja nicht Händchenhaltend durch die Straßen. Doch jetzt wurde ihr klar, dass eine gemeinsame Zukunft, falls es zwischen ihnen so ernst werden sollte, wahrlich kein Zuckerschlecken werden würde.
 

Sasuke saß auf dem Besucherstuhl und wartete auf Sakura. Er wollte endlich seinen Körper weiter trainieren, ihn wieder in Hochform bringen. Doch ohne Sakuras Anwesenheit, war es Sasuke nicht geschattet, seine Krankengymnastik zu betreiben oder in irgendeiner Art und Weise zu trainieren.

Dabei fühlte sich Sasuke bereits viel besser, als noch vor einigen Tagen. Er war zwar noch nicht so fit wie vorher, aber es würde nicht mehr lange dauern. Seine Ausdauer verbesserte sich stetig und der nervende Muskelkater wurde auch immer schwächer. Sein Körper fühlte sich nicht länger zittrig und schwach an und Schmerzen hatte er sowieso schon gar keine.

Warum also musste er noch immer im Krankenhaus sein? Und das auch noch unter strengster Bewachung? Nicht nur waren 24 stundenlang Anbu vor seinem Zimmer postiert, auch patrouillierten welche auf dem Dach, vor dem Krankenhaus und sicherlich versteckten sich welche, die Sasuke momentan noch nicht bemerkt hatte.

Sasuke konnte nicht einordnen, ob sie zu seinem Schutz oder zu seiner Bewachung dienten. Sicherlich beides. Es war ihm aber auch egal. Er wollte hier raus. Er musste zu Itachi. Zu wissen, dass sie beide in derselben Stadt lebten, nur wenige Kilometer voneinander getrennt, machte ihn wahnsinnig.

Es war Sasuke auch egal, was Sakura und die anderen ihm erzählt hatten. Von wegen, Itachi hätte seine Gründe gehabt, er hätte Sasuke nie etwas antun wollen und nur das Beste für ihn gewollt. So ein Schwachsinn!

Bevor Sasuke sich weiter in seine negativen Gedanken vergraben konnte, wurde endlich seine Zimmertür geöffnet und Sakura trat ein. Sie wirkte ein weniger erholter als die letzten Tagen. Außerdem hatte sich Sakura in den letzten Jahren gemacht, entschied Sasuke. Sowohl äußerlich als auch was ihre Fähigkeiten als Ninja betraf.

„Du bist heute spät“, begrüßte Sasuke seine Ärztin, Aufpasserin, ehemalige Kameradin und Freundin.

„Dir auch einen guten Morgen“, kam es leicht sarkastisch zurück. „Wie ich sehe, bist du bereit, loszulegen?“

Sasukes Antwort bestand aus einem Nicken. Natürlich war er das. Sein Körper brannte darauf, sich endlich zu bewegen. Zu lange hatte er nichts tun können. Selbst das Bett mied Sasuke so gut es ging und er benutzte es nur zum Schlafen.

„Gut. Bevor wir jedoch anfangen, wollte ich dir sagen, dass du einen Besucher hast. Willst du ihnen sehen?“

„Wer ist es?“

Wenn es Naruto oder sonst einer seiner ehemaligen Kameraden war, konnte sie gleich wieder gehen. Alle waren ein wenig nervig, auch wenn sie es nur gut meinten. Von Kakashi einmal abgesehen. Doch obwohl er so dachte, wusste Sasuke auch, dass es ihn gefreut hatte, sie wiederzusehen. Und auch wenn Sasuke immer genervt tat, brachte es alte, schöne Erinnerungen zurück, wenn Naruto mit seiner nervigen Art anfing auf Sasuke einzureden.

„Es ist Itachi.“

Diese drei schlichten Worte Sakuras brachten Sasuke zurück in das Hier und Jetzt. Eine eiskalte Hand umgriff sein Herz und packte fest zu.

Automatisch aktivierte Sasuke sein Sharingan.

Er war hier. Vor der Tür. Dieses Mal würde er es schaffen. Sasuke war nicht mehr so schwach wie vor 10 Tagen. Er würde seine Rache bekommen. Endlich.

Bruderliebe

Das Blut in seinen Adern kochte. Jede Zelle in Sasuke schrie regelrecht danach, aufzustehen, aus dem Zimmer zu stürmen und endlich seine Rache zu vollenden. Doch obwohl Sasuke so fühlte, versuchte er sich zu entspannen und atmete tief durch. Er versuchte, nicht allzu mordlustig dreinzusehen, als er sich Sakura zuwandte und sagte: „In Ordnung.“

Überraschung machte sich in Sakuras Gesicht breit, wich jedoch augenblicklich einem erleichterten Lächeln. Wie sehr hatte Itachi Sakura manipuliert, dass sie anscheinend seinem Bruder mehr glaubte und vertraute, als ihm?

Diese Tatsache machte Sasuke nur noch wütender, doch er versuchte es zu verbergen.

„Du wirst es nicht bereuen. Bestimmt nicht“, sagte Sakura, während sie bereits auf die Tür zueilte.

Tief atmete Sasuke ein und aus, während er darauf wartete, dass Itachi in das Zimmer kam. Er würde erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen, bevor er angreifen würde. Es möchte hinterhältig sein, aber es war Sasuke egal.

Bevor Itachi das Zimmer betreten konnte, schien es jedoch ein paar Unstimmigkeiten mit den Anbu zu geben. Die Verzögerung machte Sasuke fast wahnsinnig. Doch letztendlich war es Itachi gestattet, das Zimmer alleine zu betreten. Vor allem, weil sich Sakura für seinen Bruder eingesetzt hatte.

Was genau lief da zwischen den Beiden, fragte sich Sasuke kurz, tat es dann aber als unwichtig ab. Wichtig war nur seine Rache. Selbst die Konsequenzen waren Sasuke egal. Es hätte ihn zwar ein wenig gefreut, wieder in Konoha zu leben, doch er kam auch gut ohne aus. Er brauchte niemanden in seinem Leben. Er benutzte Leute nur für seine Ziele. Und sein größtes Ziel würde er in wenigen Minuten erreicht haben. Alles was danach kam, war Sasuke egal. Selbst wenn er dafür hingerichtet oder lebenslang weggesperrt werden sollte. Über so etwas Banales scherte sich Sasuke nicht.

Und dann betrat Itachi endlich das Zimmer. Sasuke sprang sofort auf, hielt seinen Körper jedoch unter Kontrolle. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass er sein Sharingan aktivierte. Er würde jedoch noch ein wenig Geduld aufbringen müssen. Es dauerte nicht mehr lange. Nur noch einen kurzen Moment….
 

Itachi konnte es nicht glauben. Endlich konnte er seinen Bruder wiedersehen! So viele Monate war es ihm verwehrt gewesen. Und jetzt stand er da vor ihm. Gesund. Lebendig.

So viele Gefühle stürmten auf Itachi ein. Erleichterung, Glück, Freude, Liebe, aber auch Schuld.

Er war so überglücklich, dass er diese Chance bekommen hatte, Sasuke endlich wieder zu sehen – nicht zuletzt dank Sakuras Hilfe. Er hatte nun die Möglichkeit Sasuke alles zu erklären. Selbst jetzt konnte er kaum glauben, dass er wirklich hier stand. Nur wenige Schritte von Sasuke entfernt.

Nur gleichzeitig fühlte er sich auch schuldig, Sasukes Leben so verhunzt zu haben. Bis heute fühlte sich Itachi schuldig, seine eigenen Familienmitglieder, seinen strengen Vater und seine liebevollen Mutter getötet zu haben. Aber Itachi wusste auch, es war notwendig für das Wohl Konohas gewesen. Doch das hieß nicht, dass er sich dadurch besser fühlte.

Itachi hatte Sasuke den Vater und die Mutter genommen, die liebevolle Familie und nur Einsamkeit und Hass zurück gelassen.

Itachi spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten und dann seine Wangen hinunterliefen. Es waren sowohl Tränen der Freude und Erleichterung, als auch der Schuld. Seine Sicht wurde ein wenig verschwommen, doch er brachte jetzt nicht die Kraft auf, die Tränen wegzuwischen. Er schämte sich dafür auch nicht.

Auch wenn Itachi aufgrund seiner schlechten Augen und den Tränen Sasuke nun nur schwer ausmachen konnte und erst recht nicht seinen Gesichtsausdruck erkennen konnte, wusste Itachi, was er jetzt tun musste. Itachi musste sich endlich bei Sasuke entschuldigen, bevor es zu spät war. Jetzt hatte er die Chance dafür. Auch wenn die Möglichkeit bestand, dass es das Letzte war, das Itachi tat.
 

Sasuke konnte es nicht fassen. Anstatt das Itachi arrogant war, seine Macht demonstrierte oder irgendwelche kalten Worte für Sasuke übrig hatte, stand sein älterer Bruder in der Mitte des Raumes. Die Tränen rannen über sein Gesicht.

Sasuke fühlte sich verarscht. Er wollte Itachi töten und nicht sehen, wie dieser Heuchler irgendwelche scheinheiligen Tränen sich aus den Augen drückte. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, ging Itachi nun in die Knie. Nein, Itachi ging nicht einfach nur in die Knie. Jetzt beugte er auch noch seinen Oberkörper vor, streckte die Arme über den Kopf aus. Mit dem Kopf und den Händen berührte Itachi nun den Boden. Die vergossenen Tränen tropften auf den Boden.

Sasuke konnte es nicht glauben, Itachi entschuldigte sich bei ihm. Auf eine Art und Weise, die Sasuke Itachi nie zugetraut hätte, denn es war eine unwürdige Art. Itachi erniedrigte sich selbst, stellte Sasuke über ihn. Man handelte nicht einfach so aus einer Laune heraus. Erst Recht nicht, wenn man eine solche Macht inne hatte, wie Itachi.

Der Hass brodelte noch immer in Sasuke. Als er das letzte Mal Itachi gegenüber gestanden hatte, hatte er problemlos, ohne zu Zögern, Itachi angegriffen. Doch jetzt rührte sich Sasukes Körper nicht. Und das, obwohl sein Blut noch immer kochte und er seine Rache wollte.
 

Sakuras Herz schlug so heftig, dass sie befürchtete, ihr Herz würde ihr aus dem Brustkorb springen. Die Spannung im Zimmer war hochgeladen, elektrisiert. Eine falsche Bewegung und Sasuke würde ausrasten. Das wusste Sakura. Und auch wenn sie nur Itachis Gefühle kannte, Sasukes Gesicht drückte puren Hass aus. Sein Körper zitterte vor Anspannung.

Sakura fühlte sich wie in der Höhle des Löwen. Nur hatte sie keine Angst um sich, sondern um Itachi. Allein sein Anblick ließ ihr Herz vor Mitleid zusammenkrampfen.

Er sollte aufstehen. Itachi bot momentan das perfekte Ziel für Sasuke. Außerdem befürchtete Sakura, dass Itachi sich widerstandslos von Sasuke töten lassen würde, falls es Sasuke jetzt darauf anlegen würde. Itachi würde sein Leben einfach so wegwerfen und sie zurück lassen.

Und das machte sie wütend. Sakura konnte noch nachvollziehen, warum sich Itachi auf diese Art entschuldigte. Aber das er sich einfach töten lassen würde…. Nein, das würde Sakura nicht zulassen. Und falls Itachi hier lebend wieder rauskam, würde Sakura Itachi eine ordentliche Standpauke halten.

Allerdings konnte Sakura Sasuke nicht einschätzen. Sasuke selbst schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Die Sekunden verstrichen. Itachi lag immer noch auf dem Boden und Sasuke, nur wenige Schritte von ihm entfernt, stand verkrampft da. Seine Augen ruhten unverwandt auf Itachi. Sasukes Blick konnte Sakura leider auch nicht deuten.

Sakura traute sich nicht, etwas zu sagen. Ja, selbst bei jedem Atemzug fürchtete sie, gleich würde etwas Schlimmes geschehen.

Doch dann, ganz zu Sakuras Überraschung, drehte sich Sasuke um, vollführte eine abwertende Handbewegung und blieb mit dem Rücken zu Itachi gewandt stehen.

„Ich habe genug. Ich will alleine sein.“

Auch wenn sich Sasuke wie ein verzogenes Kind anhörte, wie ein verwöhnter König, der er nicht war, durchflutete Sakura Erleichterung. Itachi jedoch blieb noch immer auf dem Boden liegen. Daher war es Sakura, die sich als erste bewegte und sich zu Itachi kniete.

„Komm, lass uns jetzt gehen.“

Zu Sakuras Verwunderung, rührte sich Itachi jedoch nicht.

„Itachi“, flüsterte Sakura.

Sie wagte es nicht, ihre Stimme anzuheben. Sie traute dem Frieden noch nicht so wirklich. Selbstverständlich war es dumm von ihr, sich so zu verhalten. Sakura war nicht mehr das kleine Mädchen, das vor Sasuke oder sonst irgendwem kuschte. Allerdings sorgte sie sich zu sehr um Itachi, um sich darum zu kümmern.

Sakura legte ihre Hand auf Itachis Schulter. Schon fast automatisch, aus einem inneren Drang heraus, fuhr sie kurz über Itachis Kopf.

„Itachi, bitte.“

Jetzt endlich kam Bewegung in Itachis Körper. Es dauerte einen Moment, doch langsam richtete sich Itachi auf. Die Tränenspur war noch immer gut in seinem Gesicht zu erkennen.

Kaum hatte sich Itachi aufgerichtet, blickte er für einen Augenblick auf Sasukes Rücken.

„Es tut mir Leid, so unsagbar Leid, was ich dir angetan habe“, ließ er vernehmen.

Der Schmerz war deutlich in Itachis Stimme zu hören. Sofort blickte Sakura aufmerksam zu Sasuke. Dieser stand verkrampft da, ihnen noch immer den Rücken zugewandt.

Immer stärker überkam Sakura das Gefühl, dass sie jetzt besser gehen sollten. Sie hatten das Glück schon genug herausgefordert und überstrapaziert. Und so griff Sakura nach Itachi und zog ihn vorsichtig mit sich. Nur widerwillig ließ sich Itachi von Sakura aus dem Zimmer ziehen. Dabei hatte er permanent den Blick auf seinen jüngeren Bruder gerichtet, bis die Tür vor ihm die Sicht versperrte.
 

Nur langsam beruhigte sich Sasuke. Er war verwirrt, vollkommen durcheinander. Sasuke hasste seinen Bruder, wollte ihn noch immer tot sehen. Doch zeitgleich irritierte ihn Itachis Verhalten. Vor allem, da Sasuke die Geschichten seiner ehemaligen Kameraden und Freunde gehört hatte. Und vielleicht war Sasuke doch nicht so kalt und abgebrüht, wie er immer geglaubt hatte. Der kleine, unschuldige Junge, der immer zu seinem großen Bruder aufgeblickt hatte, ihn verwundert und verehrt hatte, war noch immer in ihm. Nur sein klein, schwindend gering, doch er war da.

Nur deswegen lebte Itachi jetzt noch. Deswegen und vielleicht auch, weil er nun neugierig geworden war. Sasuke gestand es sich nicht gerne ein. Wollte es sich nicht eingestehen. Bislang hatte er sich immer eingeredet gehabt, es interessiere ihn nicht, warum sein Bruder dieses Massaker an ihrer Familie begangen hatte. Nur wegen Stärke? Nur um mächtiger zu werden?

Schon immer hatte Sasuke seine Zweifel daran gehabt, doch er hatte es ignoriert. Nun hatte er die Chance, die Wahrheit zu erfahren. Vorausgesetzt, Itachi verarschte ihn nicht.

Wäre Sakura nicht gewesen, hätte Sasuke wohl einfach über Itachis Verhalten hinweggesehen und es ignorieren können. Sasuke hätte Itachis Tränen als Trick abtun können, ebenso die Entschuldigung. Allerdings schien Sakura Itachi zu glauben. Und nicht nur sie. Naruto, Kakashi und Tsunade ebenfalls.

Die Art und Weise, wie Sakura sich Itachi gegenüber verhielt, ließ Sasuke stutzig und nachdenklich werden. Im Fenster hatte Sasuke die Spiegelung seines Bruders sehen können und sie sich Sakura um ihn gekümmert hatte.

Auch wenn Sasukes es nicht laut aussprechen würde, so wusste er, dass er immer auf Sakura und Naruto vertrauen konnte. Die beiden waren ihm gegenüber loyal. Sie hatten ihm immer helfen wollen, egal in welcher Lebenslage er sich befunden hatte. Und wenn die beiden Itachi glauben schenkten und Sakura Itachi so sehr vertraute – und danach hatte es für Sasuke vorhin so ausgesehen – dann war vielleicht etwas dran, an der unwahrscheinlichen Geschichte. Vielleicht sollte Sasuke sich Itachi einmal anhören. Denn entweder entsprach es der Wahrheit oder Itachi was ein besserer Schauspieler, als Sasuke es je für möglich gehalten hatte und er hatte hier alle getäuscht und auf seine Seite gezogen.

Um sich selbst eine Meinung darüber zu bilden, sollte Sasuke sich Itachis Sicht der damaligen Geschehnisse anhören. Danach konnte Sasuke Itachi noch immer töten.
 

Aufstehen, essen, zum Training gehen, duschen, schlafen. Sein Tagesablauf hatte sich nicht geändert. Jeden Tag tat Itachi dasselbe, genauso wie er es getan hatte, bevor Sasuke aus dem Koma erwacht war und sie sich später getroffen hatten. Und doch hatte sich etwas verändert.

Itachi sprach nicht nur von seinen eigenen Gedanken – er versuchte nicht sonderlich pessimistisch zu denken. Nein, Itachi sprach auch von der Situation in Konoha. Ihm war nicht der Hass und die Angst – die aus der Unsicherheit der Dorfbewohner entstand und ihm entgegen schlug - entgangen. Die Stimmung in Konoha war angespannt. Es brachte schlimme Erinnerungen mit sich. Damals, als Itachi im Auftrag Konohas seinen Clan abgeschlachtet hatte, hatte eine ähnliche Stimmung geherrscht.

Doch im Gegensatz zu damals, war sich Itachi sicher, dass die jetzige Hokage das Problem anders angehen würde. Er hoffte es.

Mit Sakura sprach Itachi über dieses Thema nicht. Ebenso wenig über das Treffen mit Sasuke. Anfangs hatte Sakura es versucht, wollte Itachi aufheitern. Er schätzte es sehr an Sakura, dass sie ihm helfen wollte. Doch momentan war ihm einfach nicht nach Reden zumute. Irgendwann würde er mit Sakura darüber reden, aber zuerst musste er sich selbst im Klaren sein, was das Treffen bedeutete.

Itachi schämte sich nicht für die Art, wie er sich entschuldigt hatte oder das er in Gegenwart von Sakura und Sasuke geweint hatte. Es störte ihn auch nicht, dass Sasuke seine Entschuldigung nicht angenommen hatte. Immerhin hatte er sie auch nicht abgelehnt. Auch, dass Sasuke und Itachi nicht miteinander geredet hatte, störte Itachi nicht. Nein, worüber sich Itachi Gedanken machte, ja, sorgte, war der Hass, den Sasuke ausgestrahlt hatte.

Itachi wusste nicht, ob dieser Hass nur ihm galt oder ob der Hass bereits die Oberhand über Sasuke gewonnen hatte und nun sein Leben bestimmte. Falls der Hass nur gegen ihn gerichtet war, konnte Itachi damit leben. Er konnte es ja nachvollziehen. Doch falls Sasuke nur noch für den Hass lebte, könnte sich das Itachi wohl niemals verzeihen.

Bislang hatte Itachi Sakura seine Angst noch nicht anvertraut. Er wusste ja selbst nicht, ob er einfach überreagierte. Doch er wollte kein Risiko eingehen und die Situation unterschätzen.

Außerdem wusste Itachi nicht, ob Sasuke es noch einmal zulassen würde, dass sie sich trafen. Wenn ja, würden sie reden können oder würde Sasuke versuchen Itachi zu töten? Und vor allem, wie würde er selbst reagieren?

Itachi wusste es nicht. Wenn Sakura nicht wäre, würde es ihn wohl wenig stören, falls Sasuke ihn tötete. Noch immer sagte ihm eine kleine Stimme in seinem Kopf, dass Sasuke das Recht dazu hatte. Dass Itachi es verdient hatte. Allerdings gab es jetzt noch eine andere Stimme, die sagte, dass er bei Sakura bleiben wollte. Itachi wollte die Chance mit Sakura nicht einfach so wegwerfen. Außerdem wusste Itachi, dass Sakura es ihm nie verzeihen würde, würde sich Itachi so einfach von Sasuke umbringen lassen.

Auch wenn Itachi bei einem weiteren Treffen mit Sasuke Gefahr lief, getötet zu werden, so erhoffte sich Itachi dennoch ein Treffen. Allerdings musste er dafür darauf hoffen, dass Sasuke ihn irgendwann zu sich rufen würde. 5 Tage wartete er bereits und er würde auch noch weiter warten. Selbst, wenn es Jahre dauern würde, Itachi würde die Geduld dafür aufbringen.

Als die Wohnungstür sich öffnete und wieder schloss, legte Itachi das Buch beiseite, indem er in den letzten Minuten versucht hatte zu lesen, doch seine Gedanken waren immer wieder zu Sasuke abgeschweift.

Ein kurzer Blick auf die Uhr, ließ Itachi seine Stirn in Falten legen. Es war erst früher Nachmittag. Was machte Sakura jetzt schon hier? Oder war etwas passiert?

Bevor er auch nur nachfragen konnte, erschien Sakura in der Wohnzimmertür und lächelte ihn an.

„Mach dir keine Sorgen. Wirklich, du sorgst dich immer viel zu schnell.“

Bei Sakuras Worten entspannte sich Itachi wieder und ihm wurde leichter ums Herz. Dennoch, das Stirnrunzeln verschwand nicht.

„Du bist heute ziemlich früh.“

„Du hörst dich nicht sonderlich froh an. Ist das etwa ein Problem? Hast du etwas vor mir zu verbergen?“ fragte Sakura unschuldig, aber mit einem Lächeln im Gesicht.

Sie zog ihn auf, stellte Itachi erleichtert fest. Nur weswegen war Sakuras Laune so gut? So gut, wie schon lange nicht mehr?

Nachdem Sakura auf Itachi zugekommen und ihm einen kurzen Kuss gegeben hatte, fragte er nach. Mit Sakuras anschließender Reaktion hatte er nicht gerechnet gehabt. Anstatt loszulachen oder sauer zu werden – bei Sakura wusste man nie – wurde sie augenblicklich unruhig. Während sie ein „Was meinst du?“ von sich gab, strich sie sich die Haare hinter das Ohr. Eine Geste, von der Itachi inzwischen wusste, dass sie von Unsicherheit herrührte.

Leise seufzte Sakura auf und ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder.

„Okay, ich weiß nicht genau, wie ich dir das sagen soll. Aber es stimmt mich einfach hoffnungsvoll und froh.“

Augenblicklich stand Itachis Körper unter Spannung. Was auch immer es war, Itachi wusste, es hatte etwas mit Sasuke zu tun. Sasuke zauberte immer ein Lächeln auf Sakuras Lippen oder ließ sie weinen. Das sein jüngerer Bruder Sakuras erste große Liebe war, wusste Itachi, dennoch gefiel es ihm nicht, was für eine Auswirkung er noch immer auf Sakura hatte. Immerhin wollte Itachi Sakura zum Lächeln bringen.

Wegen diesen kindischen, eifersüchtigen Gedanken, rügte sich Itachi in dem Augenblick, in dem er sie gedacht hatte und versuchte sich wieder auf Sakura zu konzentrieren.

„Nun, du wirst es nicht glauben. Oder vielleicht doch.“

Unruhige rutschte Sakura auf ihrem Platz hin und her. Ihn ihrem Gesicht standen Ungeduld und Freude. Itachi wollte wissen, was für gute Neuigkeiten sie für ihn bereithielt. Oder zumindest waren die Neuigkeiten gut für Sakura. Itachi selbst wusste nicht so genau, ob sie auch gut für ihn sein würden.

„Sasuke will mit dir reden.“
 

Vor Nervosität und Unsicherheit wippte Sakura mit dem rechten Bein, das sie über das Linke gelegt hatte, unablässig auf und ab. Vor Sorge kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Es half ein wenig. Doch gegen die Angst oder besser gesagt schon fast Panik, die sie befallen hatte, seitdem sich die Tür vor ihren Augen geschlossen hatte, half alles nichts.

Jede Zelle ihres Körpers wollte losstürmen, in das Zimmer, in dem die beiden Brüder sich alleine befanden. Ohne sie. Es war nichts Neues für Sakura, das Sasuke sie aus seinem Leben aussperrte, doch jetzt war es auch Itachi.

Das Wissen, dass Itachi mit Sasuke alleine war, machte Sakura fast wahnsinnig. Doch was sie wirklich fertig machte, war die Tatsache, dass die Zwei so nah waren und doch so weit weg. Sollte Sasuke das Gespräch nur als Vorwand verwenden, um Itachi etwas anzutun, Sakura könnte nicht einschreiten. Bis sie davon mitbekommen würde, wäre es wahrscheinlich schon zu spät. Vor allem wenn Sakura bedachte, wie wenig Itachi sein Leben zu bedeuten schien.

Das Einzige, was Sakura davon abhielt, die Tür zu zertrümmern und zu überprüfen, ob alles in Ordnung war und Sasuke tatsächlich nur mit Itachi reden wollte, war die einseitige Verbindung, die sie mit Itachi verband.

Sollte er in Gefahr schweben, würde sie es dadurch vielleicht rechtzeitig bemerken und einschreiten können, um Schlimmeres zu verhindern. Momentan konnte Sakura allerdings nur Nervosität, Freude, Schuld, Hoffnung, Sorge und die brüderliche Liebe zu Sasuke spüren. Nichts, weswegen sie in Panik geraten sollte.

Dennoch ließ die Angst Sakura einfach nicht los. Sasukes immer wieder erklärtes Ziel war der Tod seines älteren Bruders gewesen. Wenn Itachi nun alles erklärte, würde der dafür verantwortliche Hass verschwinden oder nur schlimmer würden und sich womöglich noch auf Konoha ausweiten?

Als Sasuke ihr heute mitgeteilt hatte, dass er mit seinem Bruder reden wollte, war Sakura wirklich glücklich gewesen. Sie hatte es für eine gute Idee gehalten. Hoffnungsvoll war sie zu Itachi gegangen und war Sasuke gleichzeitig sehr dankbar, dass er seinem Bruder eine Chance geben wollte.

Hätte sie allerdings gewusst, dass Sasuke und Itachi alleine miteinander reden wollten…. Jetzt fühlte sich Sakura einfach nur schwach und verloren. Sie konnte nichts tun, außer abwarten. Entweder darauf, dass die Tür sich öffnete oder dass sie Kampfgeräusche vernehmen würde.

Voller Bangen hoffte sie, dass der zweite Fall nicht eintreten würde.

„Mach dir nicht so viele Sorgen. Vertraust du meinem Urteil etwa nicht?“

Gerade sprach Tsunade zu ihr, nicht die Hokage. Für Sakura viel es, nach all den Jahren, einfach zu erkennen, wen sie denn vor sich hatte. Und sie war dankbar dafür, dass ihre Lehrerin und Mentorin jetzt für sie da war. So fühlte sich Sakura nicht vollkommen machtlos. Dennoch spielten sich in ihrem Kopf zig mögliche Szenarien ab. Eine Schlimmer als die andere.

„Ich bin nicht ohne Grund Hokage. Das solltest du wissen. Und du weißt, dass die beiden gerade nur alleine miteinander reden können, weil ich das erlaubt habe. Und das wiederum bedeutet, dass ich nicht davon ausgehe, dass Sasuke seinem Bruder etwas antun wird.“

Natürlich war das Sakura bewusst, dennoch konnte sie die Angst nicht abschütteln. Allerdings konnte sie sich an einem kleinen Lächeln versuchen.

„Ja, ich weiß.“

„Und du weißt auch, dass ich hier überall Anbu positioniert habe.“

„Ja, das weiß ich auch.“

„Also hör auf, dir jetzt so viele Sorgen zu machen.“

„Ich versuche es.“

Für ein paar Minuten legte sich Schweigen über die zwei Frauen, die beide darauf wartete, wie sich die Situation entwickeln würde. Sakura hing erneut ihren Gedanken nach, versuchte sich dieses Mal aber auf die Worte der Hokage zu verlassen.

Allerdings hing nicht nur Sakura ihren Gedanken nach. Tsunade ebenfalls. Und zwar über etwas, womit Sakura nicht gerechnet hatte. Als die Hokage nach wenigen Minuten des Schweigens wieder das Wort ergriff, vergaß Sakura für einen kurzen Moment ihre Sorge und Angst um die beiden Uchiha-Brüder.

„Sakura, machst du dir gerade Sorgen um Sasuke oder Itachi?“

Die Frage kam so überraschend, Sakura wusste nicht, was sie sagen sollte. Stattdessen blickte sie nur verwirrt drein.

„Ich meine, es ist kein Geheimnis, dass Sasuke deine erste große Liebe gewesen ist und…“

„Ja, aber das war einmal. Ich habe mich schon in andere Männer verliebt und Beziehungen geführt“, warf Sakura etwas brüsk ein.

Warum, verdammt noch mal, reduzierter jeder ihre Beziehung zu Sasuke darauf? Dass sie auch Freunde und Teamkameraden gewesen war, schien niemanden zu interessieren. Jeder schien zu glauben, dass Sakura nur einzig und allein Sasuke lieben konnte. Selbst Itachi schien dies zu denken. Sakura waren die eifersüchtigen Gefühle seitens Itachi nicht entgangen, als Sakura die ersten Tage nach Sasukes Erwachen viel bei ihm war. Allerdings hatte sie nichts gesagt.

„Ja, Sakura, darauf habe ich nicht angespielt. Was mich beschäftigt ist, warum du so nervös bist. Wenn du dir Sorgen um Sasuke machen würdest, wäre diese Sorge wirklich unbegründet. Immerhin kennst du Itachi besser als jeder andere. Er kann nichts vor dir verbergen. Ohne deine Zustimmung und der Gewissheit, dass Itachi seinem Bruder nichts Böses will, würden die Zwei jetzt nicht miteinander reden. Was mich zu dem Schluss bringt, dass du dir Sorgen um Itachi machst. Und da würde mich doch brennend interessieren, wie es dazu kommt.“

Jahreslanges Training und Ausbildung zum Ninja half Sakura jetzt leider überhaupt nicht. Anstatt ihre Gefühle zu verbergen, fühlte sich Sakura ertappt. Unweigerlich weiteten sich ihre Augen vor Überraschung, ihre Wangen färbten sich rot.

Obwohl Tsunade nur gefragt hatte, ob sich Sakura Sorgen um Itachi machte, wusste sie, dass Tsunade mit ihrer Frage mehr impliziert hatte. Tsunade hatte schon immer das besondere Talent gehabt, den wunden Punkt von Leuten zu erraten.

„So, so“, war alles, was die Hokage von sich gab.

Sofort fühlte sich Sakura, als müsse sie sich rechtfertigen. Doch sie wusste nicht wie. Daher kam nur ein „Es ist nicht so, wie du denkst“ aus ihr heraus.

Perfekt, wie aus jedem Groschenroman, dachte sie sich. Am liebsten hätte sich Sakura mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. Selbst wenn Tsunade vorher nur geglaubt haben mochte, dass sich Sakura und Itachi angefreundet hatten – wahrscheinlich sogar hatte die Hokage nur darauf spekuliert – so implizierte Sakura mit ihrem Verhalten doch mehr. Jetzt würde Tsunade sicherlich die richtigen Schlüsse ziehen, wenn sie das nicht schon längst getan hatte.

„Sakura, weißt du, worauf du dich da einlässt?“ kam es lediglich.

Mit dieser Reaktion hatte die angesprochene Frau beim besten Willen nicht gerechnet. Mit einer Standpauke, ja, aber damit? Nein. Vor allem nicht mit der Sorge, die Sakura im Gesicht ihrer Mentorin ablesen konnte.

„Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Ich habe keine Ahnung wohin das führen wird. Ich weiß nur, das es sich jetzt richtig anfühlt.“

Sakura wusste selbst nicht, woher sie dieses Selbstbewusstsein hernahm. Allerdings wurde ihr eines klar. Sie glaubte selbst an das, was sie gerade gesagt hatte. Sie hatte das nicht nur gesagt, um Tsunade zu beruhigen. Es entsprach der Wahrheit, wurde Sakura klar.

Auch wenn sie immer noch nicht so genau wusste, was für eine Beziehung sie mit Itachi führte, so keimte doch langsam aber sicher die Vermutung in ihr auf, dass sie sich in Itachi verliebt hatte.

Damit kehrte mit einem Schlag die Sorge um den Älteren der Uchiha-Brüder zurück.

Hoffentlich würde alles gut werden.
 

Haareraufend lief Sasuke unentwegt in seinem Krankenzimmer auf und ab. Oh, am liebsten würde er sich die Haare ausreisen. Doch der dumpfe Schmerz half nicht gegen den Unglauben, die Verunsicherung und den Hass. Den Hass, den Sasuke fast sein ganzes Leben lang für seinen Bruder empfunden hatte. Doch mit dem, was Itachi ihm gesagt hatte, wusste Sasuke nichts anzufangen.

War sein ganzer Lebenszweck, seine Rache, eine Lüge gewesen?

Sasuke wusste einfach nicht, was er tun, was er denken sollte. Er gab es nur ungern zu, aber was Itachi ihm gesagt hatte, klang ziemlich plausibel. Im Nachhinein betrachtet, konnte Sasuke sogar das Verhalten seines Bruders nachvollziehen. Hauptgrund dafür war, dass Sasuke ohne Itachi jetzt bereits tot wäre. Und wenn die unglaubliche Geschichte Itachis stimmte, hatte er Sasukes Leben bereits mehr als einmal gerettet.

Ein weiterer Grund, weswegen Sasuke Zweifel an der Vergangenheit hatte, die er bislang geglaubt hatte, war die Art und Weise, wie sich Itachi verhielt. Itachi verhielt sich wieder wie der Bruder, zu dem Sasuke einst aufgeblickt hatte. Immer noch ein wenig unnahbar, aber dennoch für ihn da. Und wenn Sasuke noch weiter ging, Itachi hatte immer alles getan, damit es Sasuke gut ging.

Die Wahl, vor welche die Ältesten Konohas Itachi gestellt hatten, war keine leichte gewesen. Er hatte sich für das Wohl Konohas entschieden gehabt und gleichzeitig versucht Sasuke eine Zukunft zu geben und nicht in Trauer und Angst zu versinken. Er hatte es mit Hass versucht.

Itachi hatte keine Ausflüchte gesucht, um sein Verhalten zu entschuldigen. Er hatte Sasuke nicht einmal um Vergebung gebeten. Nein, stattdessen hatte Itachi ihm alles erklärt und hoffte darauf, dass Sasuke sich für das Richtige entscheiden würde. Wie hatte Itachi so schön gesagt: „Es steht mir nicht zu, dich um Vergebung zu bitten. Selbst meine Entschuldigungen sind es nicht wert, wenn man sich ansieht, was ich dir angetan habe. Ich erwarte nicht, dass du mir jemals verzeihen wirst. Ich hoffe nur, dass ich dich jetzt von dem Weg voller Hass, auf den ich dich geführt habe, wieder wegbekomme. Denn ich habe eingesehen, dass dies mein größter Fehler war.“

Es verwirrte Sasuke so sehr. All die Jahre hatte er gelernt den Hass in sich zu mehren und ihn gegen Itachi zu richten. Doch mit dieser einen Geschichte, mit dieser Wahrheit, hatte Itachi alles verändert. Der bis dahin zielgerichtete Hass hatte seine Richtung verloren. Sasuke hatte seine Richtung im Leben verloren.

Sein erster Gedanke war gewesen, Konoha zu hassen. Konoha die Schuld für alles zu geben. Allerdings hatte er dann mit Schrecken feststellen müssen, dass die Verantwortlichen von damals alle tot waren oder so gut wie tot waren. Der Großteil aller Menschen in Konoha kannte die Wahrheit nicht und hatte nichts mit dem Verbrechen zu tun, was vor so vielen Jahren geschehen war.

Also wohin mit all dem Hass? Sollte Sasuke ihn einfach gehen lassen? Er hatte es einst versucht gehabt. Damals, als das Team 7 gerade gegründet worden war. Damals hatte er eine Schimmer Hoffnung am Horizont gesehen gehabt, einen hellen Schein in all der Dunkelheit. Dieses Licht, das von Kakashi, Sakura und Naruto gekommen war. Die Menschen, die sich auch jetzt immer noch um ihn kümmerten, ihn regelmäßig besuchten und für ihn da sein wollten.

Damals hatte sich Sasuke gegen diese Hilfe entschieden. Er hatte sich für den Hass, seinen Weg der Rache, entschieden gehabt. Selbst jetzt drängte ihn eben dieser dunkle Pfad, für den er sich vor so vielen Jahren entschieden hatte, dazu, Konoha zu einem Haufen Asche zu verbrennen.

Er wusste, es wäre falsch. Es würde seinen Hass nicht besänftigen. Selbst wenn er jetzt Itachi umbringen würde, würde sein Hass weiter in ihm lodern. Das hatte er heute festgestellt. Er hatte Itachi töten wollen, hatte es aber nicht geschafft. Stattdessen hatte er einfach nur zugehört. Voller Unglauben.

Noch immer hatte er die offiziellen, geheimen Dokumente bei sich, die Tsunade Itachi überlassen hatte, um zu zeigen, dass er die Wahrheit sprach. Diese Dokumente, die bewiesen, warum Itachi getan hatte, was damals entschieden worden war und die bezeugten, dass selbst die jetzige Hokage bis vor kurzem im Unklaren darüber gewesen war.

Was sollte Sasuke jetzt also tun? Konoha verlassen und weiter als Abtrünniger durch die Lande streifen? Aber warum? Was war sein Ziel?

Er hatte keines mehr. Itachi hatte es ihm geraubt. Bislang hatte sich Sasuke immer vorgestellt, nach dem Tod seines Bruders einfach den Uchiha-Clan wieder aufzubauen. Sollte er jetzt einfach also damit weitermachen? Wäre er für so etwas überhaupt in der Lage, mit all dem Hass in ihm?

Einen Hass, den Orochimaru immer gekonnt genährt hatte, weswegen Sasuke nun das Gefühl hatte, von den kalten Flammen des Hasses verbrannt zu werden.

Damals hatte die Verlockung nach Stärke Sasuke dazu veranlasst, dem Licht den Rücken zu kehren und sich für die Dunkelheit entschieden. Wäre eine Umkehr denn noch möglich? Hatte er sie verdient? Er hatte schreckliche Dinge getan, doch Itachi auch. Itachi hatte womöglich noch viel Schlimmeres getan und doch bekam er hier in Konoha eine zweite Chance.

Und wie es Sasuke vorkam, ging es Itachi besser gar nicht mal so schlecht. Wenn Itachi das konnte, würde Sasuke das auch können oder war er bereits der Dunkelheit zu sehr verfallen?

Wenn er es nicht ausprobierte, würde er niemals die Antwort darauf erfahren.

Dennoch blieben die Zweifel. Lag Sasuke vielleicht noch immer im Koma und sein Gehirn hatte sich diese verrückte Geschichte ausgedacht, damit er endlich die Vergangenheit ruhen lassen konnte? Damit er wieder eine Familie haben konnte, nach der er sich so lange gesehnt hatte?

Sasuke musste nachdenken. Viel nachdenken. Über sich, seinen Bruder, die Vergangenheit, die Zukunft und entscheiden, was er als nächstes tun sollte. Nur eines war er sich momentan sicher. Egal wie seine Zukunft aussah, dass er Itachi jemals verzeihen würde, für das, was er getan hatte, bezweifelte Sasuke.

Itachi fühlte sich erschöpft, als hätte er tagelang nicht geschlafen und wäre gleichzeitig unentwegt gerannt. Allerdings fühlte er sich nicht nur körperlich erschöpft sondern auch mental. Das Gespräch mit Sasuke hatte ihm sehr zugesetzt.

Itachi hätte nie geglaubt, dass Sasuke einfach zuhören würde. Nur selten hatte er eine Frage gestellt. Zu Beginn hatte Sasuke noch ungläubig dreingesehen. Wie damals, als Sasuke noch ein kleiner Junge gewesen war und Itachi ihm eine Geschichte erzählt hatte, bevor er schlafen gegangen war. Danach hatte sich Sasuke jedoch hinter einer kalten, hohen Mauer verschlossen gehabt. Itachi wusste nicht, ob er seinen Bruder bereits an die Dunkelheit verloren hatte oder ob es noch Hoffnung gab. Er machte sich große Sorgen. Gleichzeitig wusste Itachi, jetzt konnte er nichts mehr tun. Er musste auf seinen Bruder vertrauen und hoffen. Hoffen, das alles wieder besser werden würde.
 

Vier Tage waren seit dem Gespräch von Sasuke und Itachi vergangen. Itachi hatte Sakura davon erzählt. Sie konnte die Sorge und die Hoffnung, die in Itachi rangen, gut nachvollziehen. Ihr erging es nicht anders.

Doch glücklicherweise hing Itachi nicht permanent diesen Gedanken nach. Nein, wenn sie zu zweit waren, redeten sie über glücklichere Zeiten. Sakura erfuhr ein wenig über Itachis Vergangenheit, bevor er ein Abtrünniger wurde. Außerdem war er nun endgültig in ihr Schlafzimmer eingezogen. Die Couch wurde nicht länger als notdürftige Schlafstätte benötigt.

Außerdem kam Naruto und gelegentlich Neji und Kakashi vorbei und besuchten sie. Das Training tat Itachi ebenfalls gut. War Itachi jedoch alleine oder nicht von etwas abgelenkt, hing er den tristen Gedanken nach.

Mit ihrer jetzigen Neuigkeit hoffte Sakura Itachi aus seiner kleinen Depression herausholen zu können. Sie selbst konnte nicht anders, als breit zu Lächeln. Sie kam soeben aus dem Krankenhaus zurück.

Wie jeden Tag, war Sakura dort gewesen, hatte sich um Sasukes Reha gekümmert und versucht mit ihm zu reden. Die ersten zwei Tage hatte er nicht mit sich reden lassen. Am dritten Tag war er ein wenig gesprächiger gewesen, auch wenn sich die Themen nur um Training und seine körperliche Fitness drehte.

Heute dann hatte Sasuke wissen wollen, wie es Naruto und Kakashi in den letzten Jahren ergangen war. Und auch ihr. Natürlich hatte Sakura alles ausführlich erzählt gehabt. Daher war sie heute auch ein wenig später als sonst nach Hause gekehrt.

Kurz bevor Sakura ging, hatte Sasuke ihr jedoch etwas mitgeteilt, wofür sie jeden Tag gebetet hatte. Sasuke hatte sich für die Resozialisierung entschieden und bereits diesen Morgen mit Tsunade alles geregelt gehabt. Als Aufpasser würde interessanterweise Naruto dienen. Zwischen den beiden jungen Männern sollte dasselbe Band geknüpft werden, wie es zwischen Sakura und Itachi bestand. Außerdem sollte Sasuke bei Naruto einziehen. Während Sasuke sich darüber zwar beklagt hatte, wusste Sakura tief in ihrem Innern, dass sich Sasuke auch darauf freute. Denn Naruto war schon immer am besten zu Sasuke durchgedrungen und tat ihm gut. Das Wiederaufleben ihrer Freundschaft konnte nur Gutes bedeuten. Dessen war sich Sakura sicher.

„Warum bist du so gut gelaunt? Ist etwas passiert?“ vernahm Sakura da Itachis Stimme und riss sie aus ihren Gedanken.

Lächelnd ließ sich Sakura neben dem Mann nieder, der ihr in letzter Zeit immer Schmetterlinge im Bauch bescherte.

„Oh ja, die habe“, sagte Sakura und begann zu erzählen.

Zwischen den Stühlen

„Man, ich sag euch, das ist vielleicht ätzend. Sag mal Sakura, wie hältst du das eigentlich die ganze Zeit aus? Manchmal check ich echt nicht, ob das jetzt meine oder Sasukes Gefühle sind.“

Schon zum dritten Mal fing Naruto mit diesem Thema an und Sakura konnte nur mit den Augen rollen.

„Langsam nervt das Thema, Naruto.“

„Vor allem musst du nicht jedem rumerzählen, was für Gefühle du von mir empfängst. Das ist nämlich auch ziemlich ätzend“, warf nun Sasuke ein.

Auch wenn Sakura das Thema leid war, konnte sie ein Schmunzeln nicht verhindern. Es waren bereits 6 Wochen vergangen, seitdem Sasuke an Naruto gebunden worden war und es war bereits Jahre her, seitdem sie drei so zusammen saßen und redeten. Oder besser gesagt, vier. Itachi war auch hier. Zu viert saßen sie bei Sakura im Wohnzimmer und redeten.

Die Spannung, die zwischen Sasuke und Itachi herrschte, entging Sakura jedoch nicht. Genauso wenig Itachi, der das Ganze traurig werden ließ. Da Itachi wohl spürte, dass sein Bruder nichts mit ihm zu tun haben wollte, hielt sich Itachi zurück und sagte nur etwas, wenn jemand ihn direkt ansprach.

Auch wenn Sasuke nicht einmal das Wort an Itachi richtete und es auch vermied ihn anzusehen, war Sakura froh, dass die beiden sich in einem Raum aufhalten konnten, ohne das Sasuke ausrastete. Generell war Sakura erleichtert, wie gut Sasukes Resozialisierung ablief. Das Dorf nahm Sasuke deutlich besser auf als Itachi. Die Leute begegneten Sasuke nicht mit unverhohlener Verachtung, Hass oder Angst. Nein, für sie gehörte Sasuke zum Dorf. Er war der verlorene Sohn, der reuevoll zurückkehrte. Auch half es sehr, dass die ehemaligen Freunde und Kameraden zu Sasuke hielten und schnell wieder in Kontakt mit Sasuke traten.

Diese Voraussetzungen gab es für Itachi nicht. Obwohl bereits mehrere Monate seit Itachis Ankunft vergangen waren, war er immer noch ein Außenseiter. Das sorgte Sakura. Sie bezweifelte, dass Itachi von den Dorfbewohnern jemals aufgenommen und akzeptiert werden würde.

Was das für ihre gemeinsame Zukunft bedeutete, wusste Sakura nicht. Es klang zumindest nicht sehr optimistisch. Dennoch versuchte Sakura das Beste daraus zu machen. Sie war glücklich mit Itachi. Sie sprachen zwar nicht über Gefühle, doch Sakura konnte auch so die Wärme und Zuneigung Itachis durch das Band spüren. Jetzt, wo sie darauf achtete, viel ihr auf, dass diese Gefühle schon sehr lange existierten, Sakura diese aber vorher nie wahrgenommen oder falsch gedeutet hatte.

Nun, Tsunade hatte eine Vermutung, was für eine Beziehung Sakura und Itachi führten, allerdings hatte die Hokage auch seit dem Tag im Krankenhaus nicht mehr darüber gesprochen. Neji hatte Sakura dagegen eingeweiht. Irgendwem hatte sie sich anvertrauen müssen. Es gab zwar keine Probleme zwischen ihr und Itachi, aber sie machte sich nun einmal Sorgen um die Zukunft. Was, wenn Itachis Resozialisierung nicht als erfolgreich angesehen werden würde? Dann würde Itachi für immer im Gefängnis landen.

„Sakura, alles in Ordnung mit dir?“ vernahm sie da die ruhige, tiefe Stimme, die jedes Mal für einen angenehmen Schauer oder ein Lächeln bei Sakura sorgte.

Vor Itachi konnte Sakura eben nichts verbergen.
 

Naruto redete und redete. Nur mit halbem Ohr hörte Sasuke ihm zu. Vielmehr war er von dem Anblick gebannt, den Sakura und Itachi ihm boten. Die beiden gingen sehr vertraut miteinander um. Gerade waren die Beiden in einem Gespräch vertieft. Was Sasuke jedoch mit Unglauben feststellen musste war, dass ein älterer Bruder lächelte. Itachi lächelte auf eine Art und Weise, wie Sasuke es noch nie zuvor gesehen hatte. Als sie noch Kinder waren, hatte Itachi Sasuke immer mal wieder ein Lächeln geschenkt. Itachis Lächeln waren immer voller Wärme und Liebe gewesen. Doch was Sasuke jetzt sah, war genauso und doch ganz anders.

Konnte es sein? Hatte sich sein Bruder etwa in Sakura verliebt?

Und wie stand es bei Sakura? Hatte sie ebenfalls Gefühle für Itachi oder waren sie nur Freunde? Selbst das sie Freunde waren, hatte Sasuke anfangs überrascht gehabt. Er hatte zwar die Vermutung gehabt, dass sich Sakura für Itachi einsetzte, aber er hatte geglaubt, sie tat es für ihn selbst und nicht wegen Itachi. Jetzt hatte Sasuke so seine Zweifle daran.

Sasuke hatte immer geglaubt gehabt, Sakura liebte ihn. Über die Art und Weise, wie sie ihn im Krankenhaus behandelt hatte, hatte Sasuke weiterhin geglaubt, dies wäre der Fall. Es war ein merkwürdiges Gefühl darüber nachzudenken, dass Sakura ihn nicht liebte. Es war immer eine Beständigkeit in seinem Leben gewesen.

Sasuke hatte Sakura selbst nie geliebt gehabt. Sie war wichtig für ihn gewesen, ja. Aber Sasuke bezweifelte, dass er zu einem Gefühl wie Liebe fähig war. Früher ja, jetzt nicht mehr. Nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. Und dennoch hatte Sasuke mit dem Gedanken gespielt gehabt, würde er den Uchiha-Clan wieder aufbauen wollten, wäre Sakura dafür geeignet gewesen. Sie war klug und talentiert. Mehr benötigte Sasuke nicht.

Doch jetzt scherzte sie mit Itachi herum und genoss sichtlich seine Nähe.

„Naruto“, unterbrach Sasuke den Redefluss seines Freundes.

Dieser beendete gerade die Geschichte über eine Mission, die er mit Sakura und Sai erledigt hatte und blickte seinen besten Freund an.

„Was läuft da zwischen denen?“ fragte Sasuke mit gesenkter Stimme und nickte kurz in Richtung Sakura und Itachi.

Naruto folgte der Kopfbewegung und sah dann wieder zu dem Uchiha zurück. Schulterzuckend blickte Naruto ratlos drein.

„Was soll da schon sein? Sakura ist für Itachi verantwortlich. Also leben sie hier zusammen. Sie haben sich angefreundet. Das passiert nach so vielen Monaten nun einmal. Stört dich das?“

Auf Narutos Frage hatte Sasuke keine Antwort. Er lehnte sich auf seinem Platz zurück. Sein Blick war nun in die Leere des Raumes gerichtet, ohne einen speziellen Punkt zu fokussieren. Störte es ihn? Er wusste es nicht. Selbst jetzt wusste Sasuke nicht, was er seinem Bruder gegenüber empfinden sollte.

Sasuke glaubte Itachis Geschichte inzwischen. Dafür hasste er seinen Bruder noch immer. Immerhin hatte Itachi ihre Mutter umgebracht, die sicherlich nichts mit dem Komplott ihres Vater und der anderen Männer des Clans zu tun gehabt hatte. Andererseits wusste Sasuke, hätte Itachi abgelehnt, wäre der Auftrag an jemand anderes gegangen und Sasuke wäre jetzt wahrscheinlich tot.

Dafür wiederum war Sasuke Itachi dankbar. Dank Itachi lebte Sasuke noch. Und es war auch Itachi gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass Sasuke an seinem Leid und der Trauer nicht zugrunde gegangen war. Dennoch hatte Itachi sein Leben gleichzeitig gerettet und zerstört gehabt.

Noch immer hegte Sasuke außerdem einen Groll gegen die Regierung Konohas. Wenn der Ältestensrat zu so einem Massaker fähig war, würde es in Zukunft wieder dazu kommen? Vielleicht nicht unter der jetzigen Hokage, aber eventuell bei ihrem Nachfolger.

Nein, in Politiker und irgendwelche Regenten würde Sasuke nie wieder irgendwelches Vertrauen aufbringen können. Und doch würde er wieder für Konoha Mission übernehmen, falls mit seiner Resozialisierung alles glatt lief.

Diese Resozialisierung war doch eh einfach nur lächerlich. Sasuke lebte hier, wie er es vor Jahren getan hatte, abgesehen davon, dass er jetzt bei Naruto lebte. Und das war kein Zuckerschlecken. Der Kerl war einfach nur chaotisch. Die Wohnung war immer unaufgeräumt und etwas Essbares gab es selten. Sasuke fühlte sich wie eine Hausfrau, weil er jeden Tag kochen und putzen musste. Außerdem störte es ihn gewaltig, dass Naruto andauernd Sasukes Gefühle mitempfand. Und weil Naruto eben Naruto war, musste er es andauernd kommentieren oder nachfragen, warum Sasuke so empfand.

Über Kakashi als Aufpasser hätte er sich mehr gefreut. Trotzdem wusste er, warum Tsunade Naruto dafür ausgewählt hatte. Denn niemand war so gut darin, Leute aus ihrer Dunkelheit zu holen wie Naruto. Und in der Tat. In den letzten Wochen hatte Sasuke die Dunkelheit langsam verlassen. Noch war er nicht im Licht angekommen. Noch lange nicht.

Noch immer konnte er seinen Bruder nicht leiden und auf Konoha gab er ebenfalls nicht viel. Nicht mehr. Aber sein Team war ihm wieder wichtig geworden. Und auch wenn er oft genervt von Naruto und den anderen war, gab er sich gerne mit ihnen ab und sprach mit ihnen.

Nur bei Itachi wusste Sasuke nicht weiter. Manchmal wollte er seinem Bruder einfach nur die Faust ins Gesicht schlagen. Manchmal wollte er ihn einfach nur anschreien. Und manchmal wollte er einfach nur seinen großen Bruder von früher zurück, der sich um ihn kümmerte, ihm neue Techniken zeigte und einfach für ihn da war.

Sasuke selbst wollte nicht mit Itachi reden. Nicht jetzt. Sie hatten bislang nur dieses eine Gespräch geführt gehabt. Zu einem Zweiten konnte er sich einfach noch nicht durchringen. Aber er könnte Sakura fragen. Denn wer kannte seinen Bruder wohl besser als sie?
 

Aus dem eigentlich kurz geplanten Besuch, wurde ein Filmeabend. Denn während sie so miteinander redeten, bekam Naruto Hunger. Sakura bot sich an etwas zu kochen. Sasuke und Naruto nahmen dies dankbar an.

„Jeden Tag zu kochen ist nervig“, hatte Sasuke ihr Angebot kommentiert gehabt.

Ja, das mochte stimmen, doch es störte Sakura nicht sonderlich.

Während dem Abendessen hatte Naruto dann vorgeschlagen, dass sie doch noch ein oder zwei Filme schauen könnten. Alle hatten zugestimmt. Das sogar Sasuke den Vorschlag annahm hatte Sakura überrascht. Sie tippte jedoch darauf, dass die zwei Jungs – nein, inzwischen waren sie junge Männer – wohl froh waren, aus der kleinen Wohnung Narutos mal rauszukommen. Zwar gingen sie wie gewohnt zum Training, aber außer Sai konnte momentan niemand von Team 7 an Missionen teilnehmen, aufgrund des Resozialisierungsprogramms der Uchihas. Etwas, das Sasuke und Naruto aufs Gemüt schlug. Immerhin waren die beiden Männer Kämpfer durch und durch.

Daher saßen sie nun alle in Sakuras Wohnzimmer und sahen sich einen Film an. Schon wieder einen Horrorfilm. Womit hatte sie das eigentlich verdient gehabt, dass es jedes Mal ein Horrorfilm war?

„Und, wer ist das heutige Opfer? Machen wir Schere, Stein, Papier oder ziehen wir Streichhölzer?“ fragte Naruto gut gelaunt in die Runde.

Sasuke zog nur fragend eine Augenbraue in die Höhe, während Sakura Naruto einen Kopfnuss verpasste.

„Hör auf so einen Unsinn von dir zu geben, baka. Als ob es ein Opfer wäre, neben mir zu sitzen.“

„Doch, ist es“, gab Naruto zurück und duckte sich unter ihrem nächsten Schlag weg. Leicht frustriert lehnte sich Sakura mit verschränkten Armen zurück.

„Ich melde mich freiwillig“, ergriff Itachi da das Wort.

„Was? Du machst das freiwillig? Du warst doch letztens schon das Opfer. Ich finde Sasuke sollte dieses Mal herhalten. Der kam immerhin noch nicht in den Genuss.“

Genervt versuchte Sakura erneut Naruto eine Kopfnuss zu verpassen, doch lachend duckte er sich wieder erfolgreich weg.

„Man, Sakura, deine Versuche sind ja auch nur noch halbherzig. Das macht ja gar keinen Spaß.“

„Willst du, dass ich dir die Prügel deines Lebens verpasse?“ konterte sie.

„Und ich muss dann einen quengelnden Naruto aushalten? Nein danke“, gab Sasuke sarkastisch von sich.

„Ach was, du machst dich bestimmt gut als Krankenschwester“, zog Sakura ihn auf.

„Nee, danke. Ich will keinen Kerl als Krankenschwester. Das sollte schon eine hübsche Frau sein.“

„Männer.“

„Ach komm Sakura, du hast schon für Itachi und Sasuke Krankenschwester gespielt. Wenn du mich so verprügelst, wäre das doch nur gerecht“, versuchte Naruto sie zu provozieren.

Gerne hätte Sakura Naruto erneut eins übergezogen, doch sie war momentan einfach nur glücklich. Es war Ewigkeiten her, dass sie drei so miteinander redeten. Gleichzeitig stimmte es sie aber auch traurig. Itachi kapselte sich von ihnen ab. Er versuchte nicht wirklich Teil der Gruppe zu sein. Eben dieser schien den Stimmungswechsel Sakuras bemerkt zu haben.

„Ich denke, wir sollten jetzt mit dem Film anfangen. Naruto, drück doch bitte auf play“, schlug Itachi mit seiner ruhigen Art vor.

Naruto tat wie ihm befohlen. Er schaltete sogar das Licht aus.

In der Dunkelheit entspannte sich Sakura ein wenig mehr, obwohl sie gerade einen Horrorfilm sehen musste. Doch jetzt konnte sie sich ein wenig an Itachi kuscheln, ohne das Naruto oder Sasuke es bemerken würden. Sie konnte seine Hand halten und es als ihre Angst vor dem Film ausgeben.

Sakura mochte es überhaupt nicht, dass sie ihre Beziehung zu Itachi geheim halten musste. Doch Itachi hatte darauf bestanden. Nicht wegen ihm selbst, sondern weil er sich um Sakura sorgte. Er war der felsenfesten Überzeugung, es würde ihrer Reputation und ihrem Ansehen in Konoha schaden. Nur wenn sie alleine waren, konnten sie sich einander so hingeben, wie sie wollten, ohne sich verstellen zu müssen.

Obwohl Sakura von dem Film gefesselt war – "der Fluch" war ein ziemlich beängstigender Film – entging ihr nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Sakura ließ unauffällig ihren Blick umherschweifen. Erst zu Itachi. Dieser sah gebannt zu dem Fernseher. Gelegentlich runzelte er die Stirn. Wahrscheinlich machte ihm seine schlechte Sicht zu schaffen. Er sollte eine Brille tragen, überlegte Sakura. Sie würde ihm gewiss stehen. Doch wie sie Itachi einschätzte, würde er zwar die Brille nicht ablehnen, allerdings auch nicht tragen.

Anschließend blickte Sakura zu Naruto, der genauso gefesselt von dem Film schien, wie Itachi. Wie ein Robotor griff Naruto immer wieder nach den Chips auf dem Tisch und führte diese zu seinem Mund. Den Blick hatte er dabei unverwandt auf den Fernseher gerichtet und gab gelegentlich Kommentare zu dem Film von sich.

Also blieb nur noch Sasuke. Als Sakura zu ihm sah, begegnete sie seinem Blick. Obwohl nur der Fernseher kaltes Licht spendete, konnte Sakura den stechenden Blick Sasukes deutlich erkennen.

Der Blick war nicht gefühlslos oder kalt. Nein, eher abschätzend. Er sah sogar fragend aus, als er kurz zu Itachi schweifte und dann zurück zu Sakura. War das eine stumme Frage an sie oder bildete sie sich das nur ein?

Sakura wandte sich wieder dem Film zu, konnte sich darauf jedoch nicht länger konzentrieren. Stattdessen fühlte sie sich ertappt. Hatte Sasuke sie durchschaut? Ahnte er etwas? Itachi hatte ihr anvertraut, dass er sich davor fürchtete. Er wusste nicht, wie Sasuke zu ihm stand. Was er für ihn empfand. Wie würde Sasuke also darauf reagieren, dass Itachi sogar eine Beziehung führte? Würde er mit Hass und Ablehnung reagieren?

Eben weil Itachi sich deswegen sorgte, würde Sakura ihm nichts von ihrer Beobachtung erzählen.
 

Als der Film endete, entschieden sich Naruto und Sasuke langsam zu gehen. Es war inzwischen spät geworden. Gemeinsamen gingen Naruto und Sasuke zur Tür, zogen ihre Schuhe und Jacken an. Sakura war ihnen gefolgt. Itachi dagegen war im Wohnzimmer geblieben, hatte sich mit einem Nicken verabschiedet und räumte bereits auf.

War Itachi zu einer Hausfrau mutiert, fragte sich Sasuke insgeheim, während er den Reisverschluss seiner Jacke hochzog.

„Man, ich hoffe es fängt nicht an zu regnen. Die hatten doch für heute Nacht Regen vorhergesagt“, murmelte Naruto vor sich hin, während er die Haustür öffnete.

„Ach ja, danke fürs Essen Sakura. War wie immer lecker. Und du bist ne bessere Köchin als Sasuke.“

Lachend verabschiedete sich Naruto mit einem „bis morgen im Training“ und ging los.

Sasuke dagegen ließ sich Zeit. Er hatte darauf gewartet kurz mit Sakura allein sein zu können. Als Sasuke sicher sein konnte das Naruto außer Hörweite war, richtete er das Wort an seine alte und auch wieder neue Teamkameradin.

„Sakura, können wir mal reden?“

„Klar, jederzeit. Gerne“, kam es ein wenig überrascht von ihr zurück.

„Ich meine alleine. Ohne die Anhängsel.“

Wen er damit meinte, war wohl offensichtlich. Eindringlich sah er Sakura an. Er hoffte, sie würde seiner Bitte nachkommen. Und tatsächlich, Sakura benötigte nicht lange zum Überlegen.

„Okay. Wie wäre es übermorgen nach dem Training? Itachi will sich anschließend an das Training mit Kakashi treffen.“

Nickend stimmte Sasuke zu.

„Gut. Wir sehen uns dann morgen. Und danke.“

Selbstbewusst wie eh und je und gleichzeitig ungerührt, verließ Sasuke die Wohnung und hob zum Abschied kurz die Hand.

Er würde jetzt seinem Ziel sicherlich näher kommen. Sakura würde ihm helfen. Sie war schon immer für ihn da gewesen. Dank Sakura würde er schon erfahren, was er wissen wollte. Und wer weiß, vielleicht musste er seinen Plan, den Clan mit Hilfe von Sakura wieder aufzubauen, doch noch nicht verwerfen.

Mit schnellen Schritten folgte Sasuke Naruto und holte ihn flink ein. Gemeinsam gingen sie durch die wolkenbehangene, dunkle Nacht zurück zu ihrer Wohnung. Sasuke würde drei Kreuze im Kalender machen, wenn er endlich wieder vollkommen frei war.
 

Die Sonne schien angenehm warm an dem heutigen Tag. Die Vögel flogen zwitschernd über den Dächern und Straßen Konohas. Viele Leute waren draußen unterwegs, genossen das Wetter oder erledigten Gartenarbeit, Einkäufe und vieles mehr. In der Nacht und noch früh am Morgen hatte es geregnet gehabt, doch kurz bevor das Training angefangen hatte, war das Wetter besser geworden. Die warme Sonne hatte schnell die Regentropfen verdampfen lassen.

Das Training selbst war gut verlaufen. Keine Streitereien, die sonst so oft an der Tagesordnung standen, waren heute ausgeblieben.

Momentan besprachen sich Itachi und Kakashi wohl gerade über das weitere Training, das Itachi in naher Zukunft absolvieren sollte. Sakura stattdessen machte sich auf den Weg nach Hause. Sasuke ging neben ihr her. Schweigend, wie sonst auch immer.

Sakura wusste nicht, ob sie ein Gespräch mit Sasuke anfangen sollte oder doch besser wartete, bis sie bei ihr daheim waren. Sasuke hatte darauf bestanden zu ihr zu gehen. Als Begründung meinte er lediglich, Naruto sei wirklich unordentlich und nervig.

Gemeinsam bahnten sich Sakura und Sasuke ihren Weg durch die überfüllten Straßen. Schweigend. Indessen überlegte Sakura, was Sasuke wohl auf dem Herzen lag, dass er sich mit ihr alleine unterhalten wollte. Hatte er irgendwelche Sorgen? Womöglich sogar Ängste? Aber warum wollte er unbedingt mit ihr reden? Eventuell weil sich Sakura in den letzten Wochen viel um ihn gekümmert hatte?

Nun, letztendlich würde sie es später schon noch herausfinden, dachte Sakura bei sich und beendete ihre Grübeleien.
 

Inzwischen saßen Sakura und Sasuke in dem Wohnzimmer, das durch den hellen Sonnenschein in ein warmes Licht getaucht wurde. Sie saßen nebeneinander auf der Couch. Vor ihnen auf dem kleinen Wohnzimmertisch standen je zwei Tassen mit heißem Kaffee. Obwohl Sasuke um das Treffen gebeten hatte, wusste er nun nicht so ganz, wie er damit anfangen sollte. Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber auch nicht um den heißen Brei reden.

„Sakura, wie geht es dir so?“ begann er daher.

Er würde sich eben langsam an das Thema herantasten, dabei versuchen trotzdem nicht um den heißen Brei zu reden.

Auf seine Frage hin, wölbten sich Sakuras Augenbrauen über ihren überrascht dreinblickenden, grünen Augen. Sasuke war wirklich kein sozialer Typ, stellte er fest. Natürlich überraschte sie eine solche Frage von ihm.

„Ähm, mir geht es gut. Danke. Und dir?“

Kaum hatte Sakura mit dem Smalltalk begangen, riss sie die Augen auf, blickte besorgt drein und näherte sich Sasuke, der wiederum nun die Augenbrauen skeptisch in die Höhe zog.

„Oh mein Gott, dir geht es doch gut oder? Du hast keine Schmerzen oder doch? Wo? Oh, vielleicht sind wir das alles zu schnell angegangen. Dein Körper benötigt vielleicht mehr Ruhe oder…“

„Sakura, alles gut. Mir tut nichts weh. Mir fehlt nichts“, warf Sasuke ein und hob beschwichtigend die rechte Hand.

Zu Beginn im Krankenhaus hatte Sasuke geglaubt, Sakura habe sich verändert. In der Tat wirkte sie als Ärztin sehr kompetent und auch im Training war Sasuke aufgefallen, dass das sonst so zurückhaltende Mädchen sich in eine selbstbewusste Frau verwandelt hatte. Gleichzeitig war sie jedoch noch genauso besorgt und überfürsorglich wie früher.

„Ah, da bin ich aber froh.“

Erleichtert seufzte Sakura auf und lehnte sich auf der Couch wieder zurück.

„Das Zusammenleben mit Naruto stelle ich mir ziemlich chaotisch und anstrengend vor“, wechselte Sakura von sich aus das Thema. Lächelnd blickte sie zu dem Uchiha.

„Was erwartest du? Wir reden hier von Naruto. Ich bin froh, wenn ich das alles endlich hinter mir habe“, gestand Sasuke.

Kurz lachte Sakura auf, doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck ernster. Sasuke, der eigentlich jetzt auf seinen Bruder zusprechen kommen wollte, hatte jedoch keine Chance. Er machte den Mund auf, Sakura kam ihm allerdings zuvor.

„Ist dir das Ernst? Willst du wirklich wieder hier wohnen und arbeiten? Oder passt es dir nur gerade in den Kram, weil Itachi auch hier ist und sobald du bekommen hast, was du wolltest, verlässt du uns wieder?“

Mit einer Anschuldigung dieser Art hatte Sasuke schon länger gerechnet. Als er damals Konoha den Rücken zugekehrt und sich Orochimaru zugewandt hatte, hatte er viele Leute verletzt. Seine Teamkameraden, die zu seinen Freunden geworden waren und viele andere. Doch gerade Sakura musste es hart getroffen haben. Sie war damals in ihn verliebt gewesen. Sie hatte Sasuke gekannt und gewusst, er würde gehen. Deswegen hatte sie in der Nacht vor den Toren Konohas gewartet. Sie hatte Sasuke unter Tränen angefleht nicht zu gehen. Und wenn er doch ging, solle er sie mitnehmen. Und er hatte sie abgewiesen, niedergeschlagen und auf eine nahegelegene Parkbank gelegt gehabt.

Sakuras Anschuldigung war nur berechtigt, fand er. Noch während Sasuke sich überlegte, wie er ihr antworten sollte, fragte er sich, ob Sakura ihn wirklich damit beschuldigte oder es eine sachliche Feststellung war.

„Ich habe Konoha verlassen, weil…“, begann Sasuke, wurde jedoch von Sakura unterbrochen. Mit ruhiger Stimme beendete sie seine Erklärung für ihn.

„Weil du stärker werden wolltest, um Itachi zu töten und damit deine Familie zu rächen. Ich weiß. Wir wissen inzwischen beide, was damals wirklich passiert ist. Deswegen will ich wissen, ob du Itachi noch immer töten willst. Wenn du das tust, kannst du nicht hier leben. Dann wirst du wieder zu einem Abtrünnigen.“

Sakuras Blick war unverwandt auf Sasuke gerichtet, der mit einer solch sachlichen Antwort nicht gerechnet hatte. Von Kakashi wäre ein solches Verhalten keine Überraschung für ihn, aber von Sakura? Als Sakura weiter fuhr, wurde ihre Stimme sanfter und ein kleines Lächeln bildete sich zaghaft auf ihrem Gesicht.

„Aber ich hoffe, dass du endlich von deiner Rache ablässt und hier bleibst. Du gehörst zu uns, zu Konoha und Team 7. Wir haben dich alle so vermisst. Wir wollen dich nicht verlieren.“ Nach einem kurzem Zögern setzte Sakura zaghaft hinzu: „Ich will dich nicht wieder verlieren.“

Natürlich hatte Sasuke viel darüber nachgedacht, was er tun sollte. Noch immer hatte er sich nicht so ganz entscheiden können. Auch wenn er wusste, der Sinn seines bisherigen Lebens basierte auf einer Lüge, konnte er Itachi nicht so einfach verzeihen. Es mochte ja sein, dass der Ein oder Andere aus dem Uchiha-Clan den Tod verdient hatte, aber ganz gewiss nicht seine liebevolle Mutter, die sich immer gut um ihn und Itachi gekümmert hatte.

Nein, Sasuke würde seinem Bruder wohl nie den Tod ihrer Mutter verzeihen. Er wusste nicht, ob sein Hass auf Itachi jemals nachlassen würde. Aber eines wusste er. Er wollte sich sein Leben nicht länger von Itachi versauen lassen. Sein bisheriges Leben in Einsamkeit und Kälte hatte bis jetzt genug angehalten. Wenn die Lüge der Vergangenheit ihn in die Dunkelheit geführt hatte, konnte die Wahrheit dann das Gegenteil bewirken? Sasuke wusste es nicht. Er wusste nicht, ob er jemals wieder ins Licht zurückfinden würde. Aber er wollte es wenigstens versuchen.

„Ich werde ihn nicht töten. Versteh mich nicht falsch, wenn er von einem Blitz erschlagen wird oder sonst irgendwie umkommt, werde ich nicht eine Träne für Itachi vergießen. Ich werde sicherlich nicht die Nähe oder das Gespräch mit ihm suchen. Ich werde ihm niemals verzeihen. Aber ich habe auch nicht vor, mein Leben länger von ihm beeinflussen zu lassen.“

Dieses Geständnis war mehr, als Sasuke eigentlich vorgehabt hatte zu sagen. Er war selbst ein wenig davon überrascht, aber er wusste, er meinte jedes Wort so, wie er es gesagt hatte.

Ja, für Sasuke war Itachi irgendwie gestorben. Wenn sie sich trafen, wallte zwar immer mal wieder der Hass in ihm auf, doch so langsam ließ er sich nicht länger davon beeinflussen. Sasuke versuchte einfach Itachi zu ignorieren oder, falls nicht möglich, ihn zu behandeln, als wäre er irgendeine Kreatur, die es nicht würdig war, dieselbe Luft wie Sasuke zu atmen.

Das hatte er in der letzten Nacht für sich entschieden. Dann würde hoffentlich der kleine Teil, der nach Itachis Anerkennung und Aufmerksamkeit strebte, verschwinden.

Es mochte für viele unmenschlich erscheinen, aber die hatten auch nicht durchgemacht, was er hatte erleben müssen. Sasuke hielt sich nicht besser als Itachi. Nein, er wusste, Itachi was noch immer besser im Kämpfen. Das Itachi dazu allerdings, aus gesundheitlichen Gründen, nicht länger fähig war, gab Sasuke ein Gefühl der Genugtuung.

„Oh… Also ich denke…das geht in Ordnung oder so“, kam es von Sakura, die nicht so ganz wusste, ob sie mit Sasuke Antwort nun zufrieden oder besorgt sein sollte. Ein kleiner Schatten huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich zu einem Lächeln aufraffte.

Sasuke jedoch ergriff die Möglichkeit und kam auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen.

„Wie ist das Zusammenleben mit Itachi so? Wie verhält er sich? Was denkt er? Du kennst ihn doch besser, als jeder andere, Sakura.“

Zu seiner Missbilligung, hatte Sasuke neugieriger geklungen, als gewollt. Er hatte eher beiläufig klingen wollen. Nun, aber leider gab es in Sasuke noch immer diesen kleinen Teil, der zu seinem großen Bruder aufsah und alles über ihn wissen wollte. Selbst über all die Jahre hatte er dieses Verhalten nicht ablegen können. Doch Sakura schien es nicht aufzufallen. Sie schien eher erleichtert darüber, dass Sasuke etwas über seinen Bruder wissen wollte.

„Oh, also anfangs war es wirklich sehr anstrengend und schwierig. Itachi redet nicht viel. Er hat sich immer viele Sorgen und Gedanken um dich gemacht. Auch jetzt noch, aber seine Stimmung ist nicht länger so depressiv wie zuvor. Er versucht wirklich, sich hier zu integrieren. Ich meine, er darf nicht viel, aber er gibt sich Mühe. Nur die Leute hier scheinen ihn nicht gut aufzunehmen, im Gegensatz zu dir.“

Ein kleines, ehrliches, aber zeitgleich auch trauriges Lächeln, huschte über Sakuras Gesicht.

„Er ist wirklich froh, dass es dir gut geht. Ich kann dich einerseits verstehen, aber ich weiß auch, wie sich Itachi dabei fühlt.“

„Ts“, schnaubte Sasuke verächtlich. Ohne es zu wollen, war er bei Sakuras Schilderung wütend geworden. Sakura dagegen blickte leicht erschrocken drein.

„Du kannst wohl nur in den höchsten Tönen von Itachi reden.“

Mehrfach blinzelte Sakura. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften. Er hatte sie wohl wütend gemacht, es störte Sasuke aber nicht.

„Jetzt hör mir mal zu. Ich weiß, ich kann niemals nachvollziehen, was für eine schlimme Kindheit du hattest. Ich weiß, Itachi ist daran Schuld. Aber weißt du was? Du hast schon mehr als nur einmal eine zweite Chance von uns allen bekommen. Du hast mir das Herz gebrochen, mich verletzt, verlassen und wie Müll behandelt. Und trotzdem sitzen wir hier als Freunde. Ich verlange nicht von dir, Itachi zu verzeihen oder ihm eine Chance zu geben. Aber weißt du was, nimm es anderen Leuten nicht übel, wenn sie nicht nur dir sondern auch deinem Bruder eine Chance geben. Itachi hat viele Fehler in seinem Leben begangen. Viele schlimme, schreckliche Fehler. Aber er ist kein schlechter Mensch. Ich fühle jede einzelne Sekunde, wie sehr Itachi mit seiner Vergangenheit hadert. Er verzeiht sich selbst nicht, für das, was er dir angetan hat, also musst du ihm auch nicht verzeihen. Aber mach mich nicht blöd an, nur weil ich ihm eine zweite Chance gebe!“

Sakura hatte sich regelrecht in Rage geredet. Ihre Wangen hatten sich leicht rot vor Aufregung gefärbt. Ihre Stimme war auch lauter geworden. Sasuke dagegen blieb ruhig auf der Couch sitzen. Er sagte nichts. Ja, er verurteilte Sakura nicht einmal für das, was sie gesagt hatte. Es mochte Sasuke nicht gefallen und er selbst würde niemals so handeln können wie Sakura. Dennoch verstand er ein wenig. Sakura kannte Itachi auf eine Art und Weise, wie es sonst niemand tat. Wie es niemand tun konnte. Für Naruto war es wohl ähnlich, was Sasuke betraf.

Sasuke würde damit einfach klar kommen müssen, dass es Leute gab, die Itachi nicht hassten und ihn nicht für das verdammten, was er getan hatte. Dennoch kam in ihm wieder dieses Gefühl auf. Bereits gestern hatte er diese Skepsis empfunden. Der Verdacht nahm immer mehr klare Züge an.

„Was führen du und Itachi für eine Beziehung?“ fragte Sasuke direkt.

Sakura, die mit ihrer Predigt noch nicht fertig war, blickte perplex drein. Für einen kurzen Moment klappte ihr sogar der Unterkiefer hinunter, bevor sie sich wieder fing. Fahrig fuhr sie sich durch die Haare.

„Ich passe auf ihn auf. Das weißt du doch“, antworte Sakura leicht nervös und vermied direkten Blickkontakt zu Sasuke. Ah, wusste er es doch. Da war mehr.

„Du weißt was ich meine“, antworte Sasuke ruhig.

„Nein, weiß ich nicht“, entgegnete Sakura nun energisch.

Sie wollte nicht darüber reden. Es war offensichtlich. Aber es kümmerte Sasuke nicht. Er wollte die Wahrheit wissen. Musste es wissen. Ihn interessierte es nicht, ob Sakura ihn selbst liebte oder nicht. Das hatte es nie. Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Sakura so weit gehen würde. Ja, Itachi eine zweite Chance geben war das Eine. Sich aber auf eine Beziehung mit ihm einzulassen, etwas ganz anderes. Itachi hatte bereits Sasukes Leben versaut. Er sollte es nicht auch noch mit Sakura tun.

„Du weißt, dass ihr keine Beziehung führen könnt. Jeder im Dorf wird dich meiden, ja, vielleicht sogar hassen. Niemand wird das verstehen können, Sakura. Verstehest du das?“

„Die Leute kennen Itachi eben nicht so wie ich!“ kam es energisch und voller Überzeugung von Sakura.

Also hatte er Recht gehabt. Sasuke hatte einen Pfeil ins Dunkle abgeschossen und doch das Ziel getroffen. Mit ins Schwarze.

„Ja, eben, Sakura. Niemand wird das jemals tun. Es mag nicht Itachi sein, der dich unglücklich macht, aber die Beziehung wird es tun, weil niemand es akzeptieren wird“, erklärte Sasuke. Doch nicht ruhig, wie er es vorgehabt hatte, sondern selbst mit leicht erhobener Stimme.

Sasuke hatte damals seine Familie nicht retten können. Aber jetzt war er stark genug. Er würde Sakura nicht in ihr Verderbnis rennen lassen. Sie hatte bereits viel für ihn getan. Jetzt war es einmal an Sasuke, etwa für Sakura zu tun.

„Das geht dich nichts an, Sasuke. Das ist meine Entscheidung“, entgegnete Sakura überzeugt.

Gut, wenn Sakura nicht auf ihn hören wollte… Sasuke sagte nichts mehr. Er ließ es auf sich beruhen. Er war nicht hierher gekommen, um mit Sakura zu streiten.

„Er hat dasselbe gesagt. Weißt du?“ kam es, schon fast geflüstert, mit einem traurigen Unterton, von Sakura. Sasuke blickte auf. Vor ihm saß nicht länger eine aufgebrachte Roshaarige. Nein, nun hingen die rosa Haare vor Sakuras Gesicht und verdeckte den Großteil davon. Mit hängendem Kopf saß Sakura einen Moment still da. Dann hob sie den Kopf wieder an. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Itachi, meine ich.“

Nun, damit hatte Sasuke nicht gerechnet. So wie es schien hatten Sakura und Itachi etwas füreinander übrig, aber sein Bruder wollte keine Beziehung mit Sakura haben, um ihr nicht zu schaden? Ts, das er nicht lachte. Itachi war egoistisch. Ansonsten hätte er Sasuke damals auch sterben lassen. So wäre ihm ein Leben voller Einsamkeit und Dunkelheit erspart geblieben. Nein, Itachi war egoistisch. Er wollte nicht alleine sein.

„Also seid ihr nicht zusammen?“ fragte Sasuke, als würde er sich gerade nach dem Wetter erkundigen.

Augenblicklich blickte Sakura ein wenig peinlich berührt drein. Mit den Händen auf Brusthöhe, winkte sie mit eben diesen wild hin und her.

„Nein, nein, nein. So meine ich das nicht. Ich meine, wir sind schon…. Aber… .“

Kurz seufzte Sakura auf, ehe sie seit langem Sasukes Blick erwiderte.

„Es ist echt merkwürdig mit dir über meine Beziehung mit Itachi zu reden.“

Sasuke konnte Sakura verstehen. Er fand die Situation gerade ebenso surreal.

„Ich habe nicht vor als Paartherapeut zu dienen“, gab Sasuke sarkastisch als Antwort zurück.

„Oh, ich hatte nicht vor…“, begann Sakura schnell, doch Sasuke winkte ab.

„Lass gut sein. Ich glaube, ich hatte für heute genug.“

Schweigend griff Sasuke zu seinem bislang unangetasteten Kaffeebecher und nahm einen Schluck davon. Die bittere Flüssigkeit war nicht länger heiß, floss aber immer noch angenehm seine Kehle hinab. Sasuke tat einen weiteren Schluck, dann stellte er die blassgelbe Kaffeetasse zurück auf den Tisch.

„Du bist hergekommen, um über Itachi zu reden oder?“ erkundigte sich Sakura mit ruhiger Stimme. Den neugierigen Unterton bemerkte Sasuke dennoch.

„Ja, und?“ gab Sasuke monoton von sich.

Ihm war nicht länger nach reden. Er hatte genug für heute gesagt. Vor allem hatte er genug über Itachi gehört. Itachi würde sich wohl ein hübsches Leben mit Sakura aufbauen und im schlimmsten Fall zeitgleich ihr Leben zerstören.

Sollte Itachi doch leben wie er wollte. Es kümmerte Sasuke nicht. Zumindest versuchte er sich das einzureden. Dennoch, Sakura würde er nicht so einfach gehen lassen. Immerhin war sie sein Plan A und einen Plan B gab es noch nicht.

„Sasuke, hast du damit ein Problem?“ kam es zaghaft von Sakura.

Ein Blick zu ihr und Sasuke bemerkte, dass Sakura nervös ihre Hände an den Körper presste, zeitgleich jedoch seinen Blick erwiderte. Sasuke ahnte zwar, was Sakura meinte, dennoch zog er nur eine Augenbraue in die Höhe.

„Ich meine wegen Itachi…“, begann Sasuke Teamkameradin auch sofort zu erklären.

„Ts, du meinst, das ihr beieinander euer Glück gefunden habt?“

Es kam kälter und schneidender, als Sasuke es gewollt hatte. Gut, vielleicht konnte er doch nicht so einfach darüber hinwegsehen, dass Itachi versuchte sich hier in Konoha ein Leben aufzubauen. Ein Leben, das Itachi ihm selbst genommen hatte.

Bei Sasukes Worten zuckte Sakura kurz zusammen. Ihn ihren Augen blitzte kurz Schmerz auf, doch sie versuchte es schnell zu verbergen.

„Ja, genau, das meine ich. Du bist immer noch mein Freund und mir wichtig. Deine Meinung ist mir ebenso wichtig. Ich will nicht…“

„Du willst mich nicht verletzen“, beendete Sasuke den Satz für Sakura.

Diese nickte nur kurz.

Freudlos lachte Sasuke auf. Da war er wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückverfallen. Zu Beginn des Gespräches war er Sasuke Uchiha gewesen, jetzt die emotionslose Orochimaru-Variante.

„Mach dir darüber mal keine Gedanken“, fügte Sasuke etwas versöhnlicher hinzu.

Verdammt, die kurze Zeit in Konoha und vor allem der Einfluss seiner alten Freunde, hatten den Effekt, dass er sich bereits deutlich verändert hatte. Weg von dem emotionslosen, kalten Abtrünnigen. Dennoch war es noch immer ungewohnt für ihn, nach all den Jahren wieder auf die Gefühle anderer zu achten. Wenigstens bei seinen Freunden sollte er sich zusammenreißen. Inzwischen wollte er wirklich wieder in Konoha leben. Was ihn wieder zum Aufbau seines Clans brachte. Ein anderer Grund, warum er heute Sakura hatte treffen wollen.

„Mal etwas anderes“, sagte Sasuke schon wieder viel mehr er selbst als die Orochimaru-Puppe.

Fragend richteten sich die grünen Augen Sakuras auf ihn. Kaum hatte er seine Frage gestellt, riss sie eben diese weit auf.

„Besteht noch die geringste Chance darauf, dass du meinen Bruder für mich verlässt?“
 

Vor und zurück. Auf und ab. Immer und immer wieder. Schon seit Minuten ging Sakura in ihrem Wohnzimmer unruhig auf und ab. Hin und wieder blieb sie stehen, seufzte frustriert auf oder raufte sich die Haare, nur um dann wieder ihre unstete Wanderung aufzunehmen.

Noch immer schien draußen herrlich die Sonne und erhellte das Zimmer. Es kümmerte Sakura nicht. Sie hatte jetzt keinen Nerv dafür. Ihre Gedanken kreisten immer und immer wieder um Sasukes Worte.

„Besteht noch die geringste Chance darauf, dass du meinen Bruder für mich verlässt?“ hatte er gesagt. So nonchalant, als hätte Sasuke die Inneneinrichtung gelobt, hatte er es gesagt. Und anstatt weiter darauf einzugehen, hatte Sasuke erklärt, es wäre Zeit, nun nach Hause zu gehen.

„Ach ja und wenn du eine Antwort gefunden hast, sag mir Bescheid“, hatte er noch hinzugefügt, bevor er das Haus verlassen hatte.

Sakura stattdessen hatte mit offenem Mund und großen Augen auf der Couch gesessen und Sasuke hinterher gestarrt. Jetzt allerdings lief sie unruhig auf und ab, dachte über die Worte des jüngeren Uchiha-Bruders nach.

Was meinte Sasuke damit? Hatte er etwa Gefühle für sie übrig? Allein der Gedanke ließ Sakuras Herz ein wenig schneller schlagen und ihren Körper in Schweiß ausbrechen.

Konnte es wirklich sein? In all den Jahren hatte Sakura Sasuke geliebt und hinterher getrauert. Hätte Sasuke letztes Jahr noch so etwas zu ihr gesagt, wäre sie wohl überglücklich gewesen, auch wenn sie seine Beweggründe noch längst nicht nachvollziehen konnte. Oder hatte Sasuke schon immer etwas für sie übrig gehabt, es aber nie gezeigt?

Sakura war verwirrt. Das war nicht gut. Immerhin hatte sie doch jetzt Itachi. Da sollte sie doch nicht ins Schwanken geraten oder? Sie liebte Itachi, dessen war sich Sakura bewusst. Sie wusste es und daran zweifelte sie auch nicht. Aber sowohl Tsunade, Sasuke als auch Itachi hatten ihr klar gemacht, dass eine Beziehung mit Itachi sich sehr schwierig gestalten würde. Wäre Sakura dagegen mit Sasuke zusammen, würden die Dorfbewohner es wohl einfach hinnehmen. Eventuell sogar gutheißen. Itachi dagegen wurde abgelehnt und dies würde auch für ihre Beziehung zu Itachi gelten.

Sakura wusste, Itachi machte sie glücklich. Sie fühlte sich gut und aufgehoben bei ihm. Eben wie angekommen, daheim. Aber das galt nur so lange, wie sie für sich alleine waren. Waren andere dabei, führten Sakura und Itachi keine Beziehung mehr. Zumindest nicht in den Augen anderer. Sie waren einfach nur Freunde für andere. Wenn überhaupt.

Mit Sasuke wäre das anders. So ganz anders. Aber wäre Sakura denn mit Sasuke glücklich, wenn sie alleine wären? Oh ja, sie hatte ihn so lange geliebt, sie schätzte ihn und seine Meinung sehr und war unendlich froh, dass er wieder hier in Konoha war. Sasuke war ihre erste große Liebe und würde immer einen wichtigen Platz in ihrem Herzen haben. Aber hieß das, sie liebte ihn auch jetzt noch oder würde es wieder können?

Aber andererseits, war Sakuras Liebe zu Itachi groß und stark genug, um mit all den Problem und Konflikten, die auf sie zukommen würden, fertig zu werden?

Was sollte Sakura nur tun? Ihrem Herzen oder ihrer Vernunft folgen? Sakura hatte keine Ahnung. Allein die Tatsache, dass sie sich nicht so einfach entscheiden konnte, ließ Sakura an ihrer Liebe zu Itachi zweifeln. Sie bekam Angst, wenn sie an all die Probleme dachte, die in Zukunft unweigerlich auf sie zukommen würde. Andererseits hatte Sasuke sie so oft verletzt. Und das willentlich. Etwas, das Itachi ihr nie antun würde.

Ihr Herz schmerzte. Es wurde von ihren Gedanken und Gefühlen in zwei entgegengesetzte Richtungen gezogen. Wenn Sakura so weiter machte, würde es zerreißen.

Sasuke, ihre erste große Liebe, für den Sakura so viel geopfert und getan hatte oder Itachi, der Mann, der sich nun ebenfalls in ihrem Herzen niedergelassen hatte und versuchte, alles für sie zu tun. Für welchen der Uchiha-Brüder sollte sich Sakura nur entscheiden?

Egal wie Sakura sich entschied, sie wusste, es war eine Entscheidung, die sie nie wieder rückgängig machen können würde.

Obwohl die Sonne am späten Nachmittag noch immer angenehm warm auf Konoha schien und sein Gespräch mit Kakashi sehr gut verlaufen war, verflog seine gute Laune schnell. Würde er sich in Konoha jemals wieder heimisch fühlen können? Die Dorfbewohner taten zumindest alles, um es ihm damit sehr schwer zu machen.
 

Bei seinem kurzen Weg vom Trainingsplatz nach Hause begegneten ihm viele Leute aus dem Dorf. Das gute Wetter hatte sie nach draußen gelockt.

Wie sonst auch wechselten die Leute die Straßenseite, um Itachi ja nicht zu nahe zu kommen, so als hätte er die Pest und die Leute Angst, sich bei ihm anzustecken, kamen sie zu nahe. Außerdem bedachten sie ihn mit abwertenden Blicken, als wäre er ein niederes Insekt. Wenn überhaupt. Wie so oft auch, konnte Itachi die ein oder andere Beleidigung vernehmen, die nur hingemurmelt waren, damit es nicht zu offensichtlich war, von wem die Worte kamen.

Itachi versuchte sich nichts daraus zu machen. Er versuchte einfach nur an Sakura zu denken. Es dauerte nur noch ein paar Minuten, dann würde er endlich wieder bei ihr sein. Er würde sie in seine Arme schließen und alles andere vergessen. Seine Sorgen, Sasuke, die Ablehnung der Dorfbewohner.

Apropos Sasuke. Als Sakuras Wohnung nun in Sichtnähe kam, konnte Itachi seinen kleinen Bruder sehen, wie er gerade die Haustür des Wohnkomplexes hinter sich schloss. Kurz geriet Itachi aus seinem Schrittrhythmus. Seine Stirn legte sich kurz in Falten.

War Sasuke bei Sakura gewesen? Hatten die beiden sich alleine getroffen? Naruto konnte er zumindest nicht in der Nähe ausmachen.

Ohne es zu wollen, kam in Itachi ein Gefühl der Eifersucht auf, doch er versuchte es zu verdrängen. Sakura und Sasuke kannten sich schon Jahre. Sie waren in einem Team und Freunde. Natürlich trafen sich die Zwei ab und an. Das war ganz normal, redete sich Itachi ein.

Außerdem war es Sakura gegenüber ungerecht, an ihr zu zweifeln. Sie würde ihn nie betrügen. Das passte nicht zu Sakura. Sicherlich würde sie von sich aus von ihrem Treffen mit Sasuke erzählen.

Itachi hörte auf sich darüber Gedanken zu machen. Sasuke hatte seinen Bruder inzwischen ebenfalls ausgemacht. Dies konnte Itachi leicht an seinem Gesichtsausdruck ausmachen. Ein Schatten von Wut und Ablehnung, wie ihn auch die Dorfbewohnern aufwiesen, huschte über Sasukes Gesicht. Doch auch Verwirrung und… Hoffnung?

War es Itachis eigene Einbildung, weil er sich eine Versöhnung mit Sasuke erhoffte oder würde tatsächlich irgendwann einmal der Tag kommen, an dem die beiden Brüder wieder vereint sein würden, so wie früher?

Im Gegensatz zu den anderen Dorfbewohnern, wechselte Sasuke nicht die Straßenseite. Schon fast provokant lief Sasuke auf Itachi zu. Doch er wollte nicht kämpfen. Das merkte Itachi. Anstatt Itachi auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, ging Sasuke an ihm vorbei. Itachi dagegen blieb stehen, drehte sich um und sah seinem kleinen Bruder nach.

Sein Herz wog schwer. Aber konnte es nicht eventuell auch als positiv angesehen werden, wenn Sasuke Itachi nicht mehr anging und versuchte zu töten? Im täglichen Training ignorierte Sasuke Itachi den Großteil der Zeit. Es wurde Zeit, dass das Team 7 wieder auf Missionen geschickt wurde. Das würde eventuell ein wenig die Anspannung aus Sasuke nehmen. Doch solange Sakura, Sasuke und Naruto, aufgrund der Gefühlsbindung, nicht vollkommen einsatzfähig waren, blieb ihnen nur das Training mit Kakashi übrig.

Mit einem tiefen Seufzen setzte Itachi seinen kurzen Weg nach Hause vor. Nur nebenbei bemerkte er die Anspannung der Dorfbewohner, die wohl bei dem Zusammentreffen der Uchiha-Brüder mit einem Kampf gerechnet hatten.

Es blieben nur noch ein paar Meter übrig, als Itachi die Stirn erneut runzelte. Ein stechender Geruch drang durch seine Nase. War das Rauch? Ja, definitiv.

Itachis Körper verfiel automatisch unter Strom. Ein Brand oder versuchte jemand nur ein Feuer für ein freundschaftliches Grillen vorzubereiten? Nein, kein harmonisches Grillen. Itachi hatte bereits so viele brennende Häuser und Dörfer gesehen, dieser Geruch hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.

Aufmerksam ließ Itachi seinen Blick durch die nahe Umgebung schweifen. Er konnte keinen Brand ausmachen. Es schien auch niemand in Sorge oder Panik. Aber wo kam dann der Rauchgeruch her?

Itachis schlechte Sicht erschwerte seine Suche erheblich. Einem Gefühl folgend, bog er rechts ab und folgte der Straße. Er entfernte sich von Sakura und ihrer Wohnung. Dafür jedoch wurde der Rauchgeruch intensiver. Warum meldete niemand ein Feuer, wunderte sich Itachi.

Er musste nur ein paar Meter gehen, dann wurde die Gegend ein wenig verlassener und die Gassen enger. Gleichzeitig waren nur wenige Häuser vorhanden.

Das hier war eine Gegend, die einmal bei einem großen Angriff auf Konoha zerstört worden war, schoss es Itachi durch den Kopf. Da die meisten Leute von hier in andere Gegenden gezogen waren, waren viele Häuser nicht wieder aufgebaut worden. Daher gab es nur wenig bewohnte Häuser und damit auch nur wenige Nachbarn, die das Feuer hätten bemerken können.

Inzwischen war Itachi nah genug, um die dunklen Rauchsäulen zu sehen, die von einem kleinen Haus in der Nähe aufstiegen. Er hatte das brennende Haus gefunden.

Ohne groß darüber nachzudenken, handelte Itachi. Hier waren kaum Leute, die etwas bemerkten. Doch ein kleiner Junge, von vielleicht 5 Jahren, stand da, blickte einfach nur auf das brennende Haus und schien von dem Anblick fasziniert.

Itachi ging auf ihn zu.

„Jung, hol sofort Hilfe. Sag, dass es hier brennt.“

Überrascht blickte der Junge Itachi an. Als er erkannte, wer da vor ihm stand, wurden seine Augen noch größer. Angst stand deutlich in seinem Gesicht.

„Los Junge, beeil dich!“ drängte Itachi mit etwas lauterer Stimme.

Das riss den kleinen Jungen aus seiner Starre. Ohne etwas zu sagen, rannte der Junge los, in die Richtung, aus der Itachi gekommen war. Er konnte nur hoffen, dass der Junge auch tatsächlich Hilfe holte.

Itachi dagegen wandte den Blick wieder auf das Haus zu.

„Dann mal los“, dachte er sich, zog sich sein Oberteil hoch, vor sein Gesicht, während er sich auf den Weg in das brennende Haus machte.

Licht und Schatten

Sakura sah nicht auf die Uhr. Es fühlte sich an, als wäre es bereits Stunden her, dass Sasuke gegangen war. In Wahrheit waren es wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Doch noch immer war Sakura so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie das nagende, besorgte Gefühl erst nicht wahrnahm. Sie dachte gerade darüber nach, ob Sasuke wohl damit hausieren gehen würde, dass Sakura und Itachi eine Beziehung führten, falls sie sein „Angebot“ – sie hatte keine Ahnung, wie sie es sonst nennen sollte – ablehnen würde.

Das unruhige, bange Gefühl, das sie überkam, tat Sakura als ihre eigenen unsteten Gefühle ab, was Sasuke in ihr auslöste. Ihre Gefühle waren in das größte Chaos gestürzt, das Sakura je erlebt hatte.

Überrascht stöhne Sakura kurz auf. Ein abrupter, schneidender, kalter Schmerz durchschoss Sakura. Nicht körperlich. Eher seelisch. Auf emotionaler Ebene. Geschockt riss Sakura die Augen auf.

Itachi war in Gefahr! Da stimmte etwas nicht mit ihm. Sakura wusste zwar nicht was, aber da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

Für einen kurzen Moment war Sakura vollkommen ratlos. Was sollte sie tun? Wo war Itachi?

Sie hatte keine Ahnung, aber sie musste etwas unternehmen.

Für den Moment war Sasuke und das Chaos, das er in ihr ausgelöst hatte, vergessen. Sakura schnappte sich ihre Schuhe, den Schlüssel und verließ so eilig wie möglich die Wohnung. Vor dem Haus angekommen, starrte Sakura planlos auf die Straße. Die Leute gingen umher, unbekümmert. Sie hatten keine Ahnung, was los war. Sie wussten nicht, wie kurz davor Sakura stand in Panik auszubrechen.

Wo sollte sie nur hin? Welchen Weg? Rechts? Links? Geradeaus? Verdammt, wo war Itachi?

Dank dem einseitigen emotionalen Band wusste Sakura zwar, dass Itachi in Gefahr schwebte, aber sie hatte keine Ahnung, wo. Leider funktionierte die Verbindung nicht wie ein Kompass.

Als Sakura plötzlich nichts mehr von Itachi wahrnehmen konnte, wurde ihr Gesicht leichenblass.

Wo waren Itachis Gefühle? Warum konnte sie nichts mehr von ihm wahrnehmen? Verdammt, was geschah hier? Voller Panik blickte Sakura entsetzt vor sich. Lebte Itachi noch? Ging es ihm gut?

Weiterhin liefen die Leute vor Sakura die Straße entlang, ohne zu bemerken, wie sehr Sakura dabei war, hysterisch in Tränen auszubrechen. Sie erledigten ihre täglichen Besorgungen, gingen ihrem Leben nach, wie immer, während Sakuras dabei war zu zerbrechen.
 

Dunkler, schwarz-grauer Rauch lag in der Luft. Er reichte von kurz unter der Decke bis wenige Zentimeter über dem Boden. Er schwelte vor sich hin. Es sah zwar ein wenig unheilvoll aus, aber nicht sonderlich gefährlich. Wer das glaubte, machte einen großen Fehler. Der dicke Qualm hatte bereits den Großteil des Sauerstoffs in dem Haus verdrängt gehabt, als Itachi endlich in das Haus kam. Er hatte die Haustür dafür auftreten müssen.

Obwohl sich Itachi sein Oberteil über Mund und Nase gestülpt hatte und auch seinen Unterarm schützend vor das Gesicht hielt, sorgte der beißende Qualm dafür, dass Itachi beim ersten Einatmen des Rauches, in ein schweres Husten ausbrach. Dadurch atmete er unweigerlich noch mehr des giftigen, Kohlenstoffdioxid geschwängerten Rauches ein. Es brannte in seinen Lungen. Itachi hatte das Gefühl, der heiße Qualm würde ihn langsam von innen verätzend. Seine Augen tränten. Itachi konnte kaum etwas sehen. Und dennoch zwang er sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

„Hallo? Ist hier jemand? Hallo?!“ rief Itachi so laut er konnte.

In die Stille hinein lauschte er, während er Raum für Raum abging und nach Leuten suchte. Das Adrenalin rauschte nur so durch seine Adern, verdrängte das Angstgefühl. Dadurch angetrieben, beschleunigte Itachi seine Schritte noch.

Küche, Wohnzimmer, Badezimmer. Im Erdgeschoss war niemand. Dafür hatte er allerdings die Feuerquelle auch noch nicht ausmachen können. Es schien nicht im Erdgeschoss ausgebrochen zu sein, aber schon lange genug zu schwelen, damit jeder Raum mit dem beißendem Qualm voll war.

Immer wieder rief Itachi nach jemandem in dem Haus. War vielleicht niemand daheim? Oder waren die Bewohner bewusstlos? Ein ungutes Gefühl kam in ihm hoch. Oder war Itachi zu spät?

Anstatt irgendjemanden antworten zu hören, vernahm Itachi nur das Knistern von Flammen, die langsam aber stetig das Holz verschlangen.

Er musste sich beeilen. Itachi begann den Aufstieg der Treppe zum ersten Stock. Immer wieder musste er stehen bleiben. Von Hustenkrämpfen geschüttelt, zogen sich seine Lungen schmerzhaft zusammen. Das Itachi nicht einmal mehr zwei funktionsfähige Lungen besaß, war wenig hilfreich.

Itachi drängte es danach, einfach nach draußen zu rennen und frische, kühle Luft einzuatmen, aber er konnte die Leute nicht einfach im Stich lassen, die womöglich in dieser Feuer-Rauch Falle gefangen waren. Auch konnte Itachi nicht riskieren, die Fenster zu öffnen. Feuer ernährte sich von Sauerstoff. Und solange er die Quelle des Feuers nicht kannte, war es zu gefährlich. Womöglich würde er das Feuer nur weiter anfachen oder für Stichflammen sorgen. Dadurch könnte jemand verletzt werden oder gar sterben.

Itachi verdrängte den Schmerz in seinen Lungen und das Stechen in seinem Rachen. Sein Wunsch nach frischer Luft war groß, doch das Wissen, das hier noch jemand sein könnte, wog schwerer.

Letztendlich erreichte Itachi das Treppenende. Hier oben war es erheblich heißer, als im Erdgeschoss. Itachi war sich sicher, hier war die Feuerquelle zu finden. So schnell wie unter den gegebenen Umständen möglich, ging Itachi auf die nächstgelegene Tür zu. Er griff nach dem Knauf und riss sie auf.

Schreibtisch, Aktenschrank… Ein Arbeitszimmer. Doch kein Feuer. Kein Mensch. Itachi konnte niemanden erkennen. Doch war er sich nicht sicher. Der Rauch verschlechterte seine Sicht erheblich. Dabei konnte er ohnehin schon nur schlecht sehen.

Voller Zweifel, ob hier auch wirklich niemand war, verließ Itachi das Zimmer wieder und wandte sich dem daneben gelegenen Raum zu. Er musste sich beeilen. Blieb er hier zu lange, würde er ohnmächtig werden. Damit wäre Itachi niemandem eine Hilfe.

Itachi griff nach dem Türgriff. Kaum schlossen sich seine Finger darum, ließ Itachi auch schon wieder los. Ein heißer, pochender Schmerz durchzog seine Hand. Verdammt, verbrannt! Der metallene Knauf war unglaublich heiß. Und das ließ nur einen Schluss zu. Hinter dieser Tür brannte das Feuer. Dahinter würde er den Ursprung des giftigen Rauches finden. Würde er dort auch noch mehr finden?

Itachi verdrängte die Bilder verbrannter Leichen vor seinem inneren Auge. Dafür war jetzt keine Zeit. Er musste retten, was zu retten war. Und so zwang sich Itachi dazu, seine Finger erneut um den heißen Türgriff zu schließen. Vor Schmerz zog er automatisch zischend die Luft zwischen seine Zähne. Der beißende Qualm reizte seine Lunge. Schwer hustend öffnete Itachi die Tür. So bald wie möglich ließ er den Türgriff wieder los.

Das Feuer schlug ihm heiß entgegen. Itachi drehte sein Gesicht weg von der Hitze. Sein Husten wurde noch stärker. Das Knistern des leckenden, heißen Feuers, war in diesem Raum deutlich lauter. Dennoch zwang sich Itachi erneut dazu, sein Gesicht der Hitze zuzuwenden. Seine Augen hatte er zu Schlitzen zusammengekniffen.

„Hallo? Ist hier jemand?“ erkundigte sich Itachi zwischen seiner Hustern.

Immer weiter krampften seine Lungen zusammen. Die Hitze auf seinem Gesicht war fast unerträglich. Schweiß rann ihm den ganzen Körper hinab. Doch eine Antwort bekam er nicht.

Angestrengt ließ Itachi seinen Blick durch den brennenden Raum wandern. Doch außer einem großen Bett und einem Schrank, an denen die Flammen empor kletterten und es verschlangen, konnte er nichts ausmachen.

Itachi wandte sich von dem Zimmer ab, das lichterloh brannte. Er schloss die Tür nicht hinter sich. Dafür hatte er keine Zeit.

Kaum hatte Itachi sich von den heißen Flammen abgewandt, verschwamm für einen kurzen Moment seine Sicht. Sein Körper schwankte. Er hatte schon zu viel des giftigen Kohlenmonoxids eingeatmet. Doch noch ein Zimmer lag vor ihm.

Itachi zwang sich dazu, einen Schritt vor den anderen zu setzen und den Schwindel zu ignorieren. Obwohl der nächste Raum nur wenige Schritte von dem brennenden Schlafzimmer entfernt lag, benötigte Itachi ungewöhnlich lange. Sein Körper war in einem Hustenanfall gefangen und krampfte zusammen. Itachi badete regelrecht in seinem Schweiß. Und doch, irgendwann spürte er unter seiner verbrannten, Blasen werfenden Hand, erneut heißes Metall. Der Türgriff war nicht so heiß wie der davor, dennoch deutlich von seiner normalen Temperatur entfernt.

Die Tür schwang auf und zeitgleich kämpfte Itachi damit, nicht umzufallen. Alles drehte sich um ihn. Sein Körper schwankte. Itachi lehnte sich gegen den Türrahmen, versuchte tief einzuatmen, um den dringend benötigten Sauerstoff zu bekommen. Stattdessen atmete Itachi nur schwarzen, giftigen Rauch ein, von dem er sofort wieder loshusten musste. Seine Augen tränten und brannten. Sicherlich waren sie rot angelaufen.

Itachi kniff die Augen zusammen, um etwas vor sich in dem dunklen Qualm zu erkennen. Sein Hals brannte. Er schaffte es nicht, erneut nach jemandem zu rufen. Er hatte das Gefühl, wenn er es tat, würde er den letzten Rest Sauerstoff verlieren und dann ohnmächtig werden.

Aufgrund der Tränen, dem Qualm und seiner schlechten Augen, sah Itachi so gut wie nichts.

Ohne nachzudenken, stolperte Itachi in den Raum hinein. Und fiel.

Im letzten Moment konnte Itachi sich noch auffangen. Er wusste nicht, woran er sich festhielt. Er wusste auch nicht, wogegen er gestoßen und daraufhin gestolpert war. Aber sein Fuß hatte etwas Weiches berührt.

Hoffnung kam in Itachi auf. Er ging in die Knie, streckte die Hand aus und dann…

Tatsächlich! Er spürte warme Haut, feine Härchen. Ein Arm!

Sein Körper pumpte erneut Adrenalin in Itachis Körper. Er fühlte sich nun stärker. Seine Sicht besserte sich ein wenig.

Der Körper vor ihm gehörte zu einer jungen Frau. Itachi konnte nicht viel sehen, aber das reichte ihm. Die junge Frau vor ihm war bewusstlos. Itachi beeilte sich, die bewusstlose Frau auf seine Arme zu nehmen und mit ihr zusammen aufzustehen. Es war schwerer als üblich. Sein Körper produzierte unter dieser Kraftanstrengung noch mehr Schweiß. Seine Muskeln zitterten. Dennoch stand Itachi letztendlich aufrecht, die Bewusstlose kraftlos in seinen Armen.

Und da fiel Itachis Blick auf das Kinderbett, das aus Holz angefertigt war. Darin lag ein kleiner Körper. Ein Baby, schoss es Itachi durch den Kopf. Scheiße! Er musste sich beeilen. Er musste erst die Mutter nach draußen bringen, wieder in das Haus gehen und das Baby retten. Dieses unschuldige Leben sollte eine Chance bekommen, überhaupt ein Leben führen zu können.

Mit dem Wissen, das sich hier noch ein Neugeborenes befand, schaffte es Itachi irgendwie aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und zur Haustür raus. Draußen angekommen, schlug ihm ein angenehmer Wind entgegen. Gierig sog Itachi den dringend benötigten Sauerstoff in seine Lungen.

Seine Augen, sein Hals, seine Lungen brannten, waren gereizt. Beim Einatmen musste er würgen und husten. Dennoch bekam er irgendwie den Sauerstoff in seine Lungen.

Noch nie hatte sich etwas so wunderbar angefühlt, wie der kühle Wind, der seinen erhitzten, schwitzenden Körper abkühlte. Der Sauerstoff brannte in seinen Lungen, aber gleichzeitig fühlte sich Itachi wie ein Verdurstender, der sich nun in einem See befand und das kühle Nass gierig trank und darin badete.

Es waren nur wenige Sekunden, die Itachi mit geschlossenen Augen vor dem brennenden Haus stand und gierig den Sauerstoff einatmete. Dennoch fühlte es sich wie eine kleine Ewigkeit an.

Doch die Verschnaufpause war nur von kurzer Dauer. Zu drängend war das Wissen, dass in dem Haus, in einem von Rauch verpesteten Zimmer, ein kleines Baby lag. Noch gab es eine Möglichkeit, das Kind zu retten. Dafür musste Itachi jetzt los. Erneut in das brennende, stickige, giftige Haus.

Itachi zögerte nicht einen Moment. Vorsichtig ging Itachi in die Knie, legte die bewusstlose Frau auf den Boden ab, drehte um und ging auf das Haus zu, aus dem die schwarzen Rauchschwaden hervorquollen.

Itachi sah sich nicht noch einmal nach der Frau um. Es hatte sich bereits eine kleine Gruppe Schaulustige gebildet. Einer von ihnen würde der Frau schon helfen. Dessen war er sich sicher.

Dieses Mal fiel es Itachi deutlich schwerer, die Treppe in den ersten Stock hinauf zu gehen. Sein Atem ging schwer und keuchend, als er oben ankam. Immer wieder wurde sein ganzer Körper von Krampfanfällen geschüttelt. Sein Körper fühlte sich unglaublich schwer an. Itachi hatte das Gefühl, es wäre schon eine Ewigkeit her, seitdem er vor dem Haus gestanden und die frische Luft eingeatmet hatte.

Itachis Gedanken kamen nur noch langsam voran. Er dachte nur noch an das Baby. Er musste es retten. Doch er war auch so müde. Er wollte sich ausruhen. Nur einen Moment. Dennoch zwang er sich weiter zu laufen. Itachi hatte Angst, würde er sich ausruhen, würde er einschlafen und hier drinnen sterben. Und das Baby mit ihm.

Dieses Wissen wiederum gab Itachi die Kraft, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und letztendlich betrat Itachi wieder das Kinderzimmer. Er stand vor dem Kinderbett, das vollkommen in schwarzen Raum eingehüllt war. Glücklicherweise hatte sich das Feuer noch nicht weiter ausgebreitet.

Itachi beugte sich über das Kinderbett, griff nach dem Kind und hielt erschrocken inne. Im ersten Moment glaubte er, er sei zu spät. Das Neugeborene war tot. Er war zu spät. Viel zu schlaff und locker lag es in seinen Armen. Itachi war geschockt. Er hatte versagt. Er hatte das Neugeborene nicht retten können. Er hatte Sasukes Leben ruiniert und jetzt dieses verloren. Er hatte versagt.

Nur langsam realisierte Itachis langsam arbeitendes Gehirn weitere Details. Das Baby war leicht. Zu leicht. Die Haut fühlte sich hart und unecht an. Die Gelenke waren unbeweglich. Und dann, endlich, fanden die einzelnen Puzzlestücke zusammen und ergaben ein Ganzes.

Es war eine Puppe. Eine Puppe, die wie ein Baby aussah!

Das Baby war nicht tot! Itachi war nicht zu spät gewesen! Er hatte die Frau gerettet. Sie war die einzige Person in diesem Haus gewesen. Es war niemand gestorben. Itachi war nicht Schuld am Tod eines weiteren Unschuldigen.

Voller Erleichterung gaben Itachis Beine unter ihm nach. Langsam rutschte er an dem Kinderbett hinunter. Mit halbgeschlossenen Augen lehnte er dagegen.

Er sollte jetzt aus dem Haus. Er musste hier raus. Aber Itachi musste sich einen Moment ausruhen. Nur einen kurzen Moment. Dann würde er aufstehen, das Haus verlassen und zurück zu Sakura gehen.

Ja, das war eine gute Idee. Eine sehr gute.

Itachis Augen brennten. Er wollte sie nur einen Moment ausruhen, genauso wie seinen Körper. Er benötigte einen kurzen Moment Ruhe von dem qualmenden, schwarzen Rauch.

Und so schloss Itachi die Augen. Nur für einen Moment. Und entglitt dann in eine tiefe Dunkelheit.

Sakura irrte durch Konoha. Sie wusste nicht wo sie war. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinging. Die Häuser und Leute verschwammen zu einer einzigen unbedeutenden Masse. Das einzige was zählte, war Itachi.

Sie bete und flehte, endlich wieder etwas von Itachi spüren zu können, ihn zu finden. Doch nichts geschah. Kein Wunder. Sakura konnte Itachi nicht finden, sie konnte keine Verbindung zu ihm aufbauen. Sie war kurz davor, zu zerbrechen, als sie gegen jemanden lief und auf den Boden fiel.

Nur nebenbei bemerkte Sakura den brennenden Schmerz ihrer aufgeschürften Hände. Nur am Rande bemerkte sie, wie jemand eine Entschuldigung murmelte und ihr aufhalf.

Als Sakura aufsah, war ihr Blick bereits durch einen Tränenschleier getrübt. Doch bislang war die salzige Flüssigkeit nicht über ihr Gesicht geflossen.

Plötzlich sah sich Sakura dunklen Haaren und ebenso dunkle Augen gegenüber. Im ersten Moment wollte Sakura vor Erleichterung aufschreiben, jubeln und die Welt umarmen. Sie hatte die Arme bereits ausgebreitet und wollte Itachi umarmen. Bis sie abrupt inne hielt. Sasuke stand vor ihr, nicht Itachi.

Diese Erkenntnis gab Sakura den Rest. Mit einem leisen Schluchzer bahnten sich die Tränen ihren Weg über ihr Gesicht und flossen ungehindert. Ihre Beine wollten unter ihr nachgeben, doch sie fiel nicht. Sasuke hatte sie an den Oberarmen gepackt und hielt sie fest.

„Sakura, verdammt, reiß dich zusammen“, vernahm sie Sasukes Stimme.

Es war ihr egal, was der Uchiha zu sagen hatte. Sakura wollte nicht Sasuke sehen. Sie wollte Itachi. Und nur ihn. Wie hatte sie auch nur einen Moment an ihren Gefühlen für ihn zweifeln können? Sie wusste doch, dass sie Itachi liebte. Nur ihn. Sie wollte niemand anderen. Und deswegen wollte sie einfach nur von Sasuke weg. Sie wollte zu Itachi.

„...Itachi …. im Feuer…. Krankenhaus… Komm.“

Nur bruchstückhaft drangen Sasukes Worte zu Sakura durch. Sie verstand nicht so ganz, was Sasuke ihr da mitteilen wollte. Aber sein Blick war eindringlich. Seine Worte drängend.

Was war mit Itachi? War er verletzt? Oder tot?

Allein bei diesem Gedanken, rannen die Tränen nur noch schneller über ihre Wange. Dennoch ließ sie sich von Sasuke mitziehen. Sie wusste nicht, wohin sie gingen. Sie fühlte nur die warme, beruhigende Hand, die ihre umfasste und mit sich zog. Und Sakura folgte.
 

Er wusste nicht so ganz was er denken und fühlen sollte. Momentan war Sasuke froh, sich auf Sakura konzentrieren zu können und wie er sie ins Krankenhaus bringen konnte. Sie wirkte vollkommen neben der Spur. Ab und an war ein Schluchzen von ihr zu vernehmen, doch die meiste Zeit über war Sakura still. Sie folgte Sasuke, der noch immer ihre Hand hielt und mit sich herzog. Selbst als sie das Krankenhaus betraten, ließ keiner von ihnen die Hand des anderen los.

Sasuke beachtete die Leute um sich herum nicht. Er nahm nicht die Dorfbewohner vor dem Krankenhaus wahr, auch nicht die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte im Krankenhaus, die beschäftigt ihrer Arbeit nachgingen. Sasukes Gedanken schwirrten wirr in seinem Kopf umher.

Das Einzige, was Sasuke wusste, war, dass sein Bruder im Krankenhaus lag. Der Grund war ein brennendes Haus gewesen. Den Zusammenhang hatte Sasuke bislang noch nicht gefunden. Er wusste nur, die Krankenschwester, die Sasuke angerufen hatte, als er gerade nach Hause gekommen war, hatte sehr besorgt und ernst geklungen.

Deswegen hatte sich Sasuke auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Er hatte selbst noch keinen Grund für sich gefunden, warum er das tat. Sakura war eine vorherragende Ausrede, warum er sich nun hier befand. Doch warum hatte er überhaupt das Haus verlassen?

Es ging hier um seinen Bruder. Den Mörder seiner Eltern und des Uchiha-Clans. Die Gründe für Itachis Beweggründe waren Sasuke egal. Fakt blieb, Itachi hatte sie alle umgebracht. Mit seinen eigenen Händen. Für sich hatte Sasuke doch schon längst entschieden, dass ihn sein älterer Bruder nicht kümmerte. Egal was mit Itachi war, Sasuke war nicht daran interessiert.

Und dennoch realisierte er, dass er vor der Information im Krankenhaus stehen blieb, die Schwester nach Itachis Zimmernummer fragte und sich nun mit Sakura auf dem Weg dorthin befand.

Er tat das für Sakura, entschied Sasuke. Sakura schien wirklich nicht in der Verfassung, irgendetwas selber zu regeln. Ein kurzer Blick über seine Schulter, bestätigte Sasukes Vermutung. Sakuras Augen waren gerötet, sie sah sehr blass aus. Sasuke befürchtete schon, sie würde jeden Moment ohnmächtig werden. Doch der Druck ihrer Hand war stark. Es schien, als würde Sakura ihre ganze Energie darauf verwenden. Als wäre Sasuke ihr Anker.

Die Vorstellung gefiel ihm irgendwie. Es war auf jeden Fall besser, als über Itachi nachzudenken. Es zeigte Sasuke jedoch auch, wie stark Sakuras Gefühle für Itachi waren. Oder wusste sie etwas, was er nicht wusste? War Itachi womöglich schon längst verstorben? Immerhin hatte Sakura eine Verbindung zu Itachi. Sie sollte so etwas wissen. Sie sollte wissen, ob er in Ordnung ist oder nicht.

Eventuell reagierte Sakura aber auch einfach nur über, weil sie sich um Itachi sorgte und was? Ihn liebte? In Sasuke hatte sich schon mehrfach diese Vermutung geregt gehabt, immerhin führten die beiden anscheinend eine richtige Beziehung. Aber gleichzeitig konnte sich Sasuke einfach nicht vorstellen, dass irgendwer Itachi lieben konnte. Erst recht nicht Sakura. Sie war doch immer für ihn da gewesen, hatte mit ihm zusammen gegen Itachi kämpfen wollen.

Nein, die beiden führten vielleicht eine Beziehung, aber Grund dafür war wohl eher die Verbindung zwischen ihnen. Die Beziehung war sicherlich rein körperlich. Und weil es Itachi gerade nicht gut ging, ging es Sakura nicht gut.

Diese Erklärung gefiel Sasuke. Bis er sich vorstellte, dass Itachi womöglich sterben konnte. Allein der Gedanke daran, gefiel Sasuke nicht. Ein ungutes Gefühl, das Sasuke aber nicht näher beschreiben konnte – oder wollte – kam in ihm auf.

Niemand war es erlaubt Itachi zu töten, außer ihm. Und wegen irgendeines banalen Grundes sollte Itachi auch nicht sterben.

Itachi war immer Sasukes Ziel gewesen. Oder wohl eher sein Tod. Sasuke wurde bereits dieses Ziel genommen. Da sollte ihm nicht auch noch Itachi genommen werden.

Abrupt blieb Sasuke stehen. Mitten im Flur. Sakura, die damit nicht gerechnet hatte, lief in Sasuke. Sie murmelte nur eine Entschuldigung, doch Sasuke nahm es gar nicht richtig wahr. Vielmehr schockierte ihn die Richtung, in die seine Gedanken gewandert waren. Sie machten Sasuke schon fast Angst. Bevor er jedoch darüber nachdenken konnte, warum er so fühlte, lenkte Sakura ihn ab. Eine Ablenkung, die Sasuke gerne annahm.

„Alles in Ordnung Sasuke?“ fragte sie besorgt.

„Alles in Ordnung“, gab er zurück.

Erneut blickte Sasuke zu Sakura. Neben der Sorge um Itachi stand nun auch die Sorge um ihn in ihrem Gesicht geschrieben. Eine Tatsache, die Sasuke beruhigte. So war es in der Vergangenheit immer gewesen. Schon immer hatte sich Sakura um ihn Sorgen gemacht. Es war gut zu wissen, dass sich wegen Itachi nicht alles geändert hatte.

„Ich habe nur kurz überlegt, ob wir den richtigen Weg nehmen“, versuchte Sasuke sein Verhalten zu erklären.

„Ja, nur noch ein Stück den Flur entlang. Dann sind wir da“, erklärte Sakura.

Für einen kurzen Moment blickte Sakura nicht mehr ganz so besorgt drein. Doch der Grund, warum sie sich im Krankenhaus befanden, ließ die Sorge zurück auf Sakuras Gesicht kehren. Sie schluckte schwer. Sakura kämpfte darum, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Sasuke konnte es deutlich erkennen, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.

Sasuke wollte Sakura gerne mit Worten aufmuntern. Ihr sagen, dass sie sich nicht sorgen musste. Das alles gut werden würden. Ihr irgendetwas sagen, was sie nicht länger so besorgt und traurig dreinsehen ließ.

Doch nicht ein Wort verließ Sasukes Lippen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Also entschied er sich dazu, zu schweigen. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gingen Sakura und Sasuke den Flur hinunter. Es waren nur wenige Schritte nötig, bis sie die Tür mit der Nummer 049 erreichten.

Davor blieben Sasuke und Sakura einvernehmlich stehen. Es waren keine Worte nötig. Sakuras Hand, sie sich nur noch stärker an Sasuke klammerte, sagte ihm alles, was er wissen musste. Hatte er vorher noch geglaubt, Sakura würde überreagieren, wusste er nun, dass es doch ernster um Itachi stand, als angenommen. Sakura wollte in das Zimmer, wollte Itachi sehen und war doch gleichzeitig verängstigt vor dem, was sie dort sehen würde. Sasuke ging es da leider nicht anders, auch wenn er versuchte diese Tatsache zu verdrängen.

Recht erfolgreich, wie er fand. Denn so konzentrierte er sich auf Sakura und dachte nicht länger über sich selbst nach.

„Lass uns rein gehen. Er lebt, ansonsten hätte uns die Schwester überhaupt nicht hierher gelassen“, sagte Sasuke, um Sakura wenigstens ein wenig aufzubauen.

Ein plötzlicher Ruck ging durch Sakura. Sie schien diese Tatsache vorher nicht in Betracht gezogen zu haben. Denn jetzt gab es kein Halten mehr.

Sakuras Hand löste sich aus Sasukes. Die Wärme verschwand mit ihr, genauso wie Sakura neben ihm. Sie stieß die Tür vor ihnen auf, blieb kurz stehen und rannte dann in die Mitte des Zimmers.

Sasuke blieb im Türrahmen stehen. Es fühlte sich nicht richtig an, jetzt in den Raum zu gehen. Lieber blieb er wo er war und spielte den Beobachter. Außerdem wusste Sasuke nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Sakura stand an dem Bett, blickte ein paar Sekunden lang auf den bewusstlosen oder schlafenden Itachi – Sasuke wusste es nicht – ehe sie sich dann über das Bett beugte. Sie umschlang den Oberkörper Itachis und direkt darauf vernahm Sasuke das herzzerreißende Schluchzen Sakuras.

Im ersten Moment glaubte Sasuke, er hätte falsch gelegen und Itachi wäre nicht länger am Leben. Dann realisierte er allerdings, dass Sakura vor Erleichterung weinte. Itachi schien es soweit gut zu gehen. Als Sakura dann anfing mit Itachi zu reden - auch wenn sie keine Antwort zurückerhielt - und sie ihm sagte, wie sehr sie sich um ihn sorgte und wie sehr sie ihn liebte, fühlte sich Sasuke als Eindringling. In diesem privaten Moment sollte er nicht hier sein. Außerdem reichte es Sasuke auch. Er wollte nur wissen, was mit Itachi geschehen war und Sakura zu ihm bringen. Er hatte, was er wollte. Nun konnte er gehen.

Außerdem konnte er jetzt wohl seinen Plan, mit Sakura seinen Clan aufzubauen, beerdigen.

Vorsichtig schloss Sasuke die Tür, drehte sich um und wollte gehen. Allerdings kam in diesem Moment die Hokage den Flur entlang. Sicherlich war ihr mitgeteilt worden, dass Sakura und Sasuke hier waren. Und so verwunderte es Sasuke auch nicht als die Hokage vor Sasuke stehen blieb.

„Ah, hast du deinen Bruder bereits besucht?“ erkundigte sie sich mit einem kleinen Lächeln.

„Nein, ich habe Sakura hergebracht. Sie ist gerade bei Itachi“, erklärte Sasuke schlicht.

Er wollte jetzt nicht mit der Hokage sprechen. Er wollte mit niemandem reden. Es reichte ihm, dass Naruto ihn später sicherlich darauf ansprechen würde, warum Sasuke all diese Gefühle empfand, für die er selber keine Erklärung hatte.

„Ah, verstehe. Nun, was denkst du? Sollte ich die Anbu Itachi bewachen lassen? Er wird nur wenige Tage hier sein müssen. Er hat eine Rauchvergiftung davongetragen, als er eine Frau aus einem brennenden Haus gerettet hatte. Allerdings wurde er dabei ohnmächtig und verblieb im Gebäude. Der Ehemann der Geretteten, der gerade mit seinem kleinen Sohn von einem Arztbesuch zurückkam, sah, was geschehen war. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Frau in Ordnung war, ging er selber in das brennende Haus, um Itachi zu retten.“

Sasuke stand da und wollte am liebsten ein „wen interessiert das?“ von sich geben, doch er schwieg. Er verstand nicht, warum Tsunade ihm dies alles erzählte. Es war ihm egal, warum Itachi im Krankenhaus lag. Zumindest redete er sich das ein.

Nach einem Moment jedoch realisierte er, was Tsunade ihm da mitgeteilt hatte. Itachi hatte jemanden aus dem Dorf gerettet und war selbst von einem Dorfbewohner gerettet worden. Etwas, was wohl weder Tsunade, noch Sasuke erwartet hatte. Immerhin war auch ihm selbst aufgefallen, wie sehr die Leute hier Itachi verabscheuten und hassten. Aber nur weil ein einziger Dorfbewohner Itachi gerettet hatte – und er wusste nicht einmal, ob der Mann gewusst hatte, wen er da rettete – hieß das noch lange nicht, dass er vom Dorf akzeptiert worden war. Und das sagte Sasuke der Hokage.

Tsunade dachte nicht lange darüber nach. Sicherlich war sie selbst bereits zu diesem Schluss gekommen, denn sie sagte nur: „Ja, Anbu wären wohl angebracht.“

Sasuke nickte nur schweigend. Er wollte nach Hause oder wohl eher seine momentane Unterkunft bei Naruto. Hauptsache weg von hier.

„Nun, ich werde dann mal zu Sakura gehen und sie aufklären“, gab Tsunade von sich und tat so, als hätte sie Sasuke nicht gerade - gegen seinen Willen - aufgezwungen zu erfahren, wie es um seinen Bruder stand.

Sasuke dagegen war nur froh, dass er jetzt gehen konnte. Und so schnell er konnte, verließ er das Krankenhaus.
 

Das kühle Wasser lief vom Wasserhahn in das saubere Glas. Als das Wasser nur noch einen fingervoll vom Überlaufen entfernt war, drehte Sakura den Wasserhahn ab. Mit dem Glas in der Han ging sie vorsichtig durch das Wohnzimmer zu ihrem Schlafzimmer. Sie wollte nichts verschütten.

Im Schlafzimmer angekommen, fiel ihr Blick sofort auf Itachi, der im Bett lag und zu ihr sah. Bei seinem Anblick schlug Sakuras Herz augenblicklich schneller. Unweigerlich begann sie zu lächeln, während sie die letzten Schritte zu Itachi überwand. Bei ihm angekommen, überreichte sie ihm das Glas. Itachi nahm es ihr ab und führte es an seinen Mund.

„Langsam. Trink nicht zu schnell“, sagte da Sakura besorgt.

Bevor Itachi auch nur einen Schluck trank, senkte er das Glas wieder und hielt es auf Brusthöhe. Ein leiser Seufzer entfuhr Itachi.

„Du musst dich nicht länger sorgen. Mir geht es gut.“

Um seine Worte ein wenig abzumildern, lächelte Itachi Sakura zu. Diese ließ ihren Kopf leicht hängen. Seine Worte hatten sie nicht verletzt. Keineswegs.

„Ich weiß ja. Aber ich kann halt nicht anders. Als du in Gefahr warst, hatte ich keine Ahnung wo du warst. Ich konnte dir nicht helfen. Überhaupt nicht. Wenn dich nicht jemand da raus geholt hätte, dann…“

Allein bei dem Gedanken an Itachis Tod bildete sich ein Kloß in Sakuras Hals.

„Aber mich hat jemand gerettet. Denk bitte nicht an das, was hätte geschehen können, wenn doch alles gut verlaufen ist. Und das nächste Mal, bevor ich in ein brennendes Haus renne, sage ich dir Bescheid.“

Bei Itachis Versuch eines Witzes, hoben sich Sakuras Mundwinkel ein wenig.

„Das will ich auch schwer hoffen“, ging Sakura auf das kleine Spielchen ein. „Und jetzt trink. Du musst genug trinken, um die letzten Schadstoffe aus deinem Körper zu spülen.“

Natürlich wusste Itachi das. Tsunade und auch Sakura hatten es ihm im Krankenhaus oft genug gesagt gehabt. Nach zwei Tagen im Krankenhaus waren aber sowohl Atemmaske als auch Infusionen nicht länger nötig gewesen und er konnte nach Hause gehen. Glücklicherweise hatte er auch keine Verbrennungen davon getragen, außer an seiner Hand und die war nicht sonderlich schlimm gewesen.

Sakura konnte noch immer nicht glauben, was für ein Glück Itachi gehabt hatte. Wenn sie bedachte, wie sehr die Dorfbewohner Itachi doch ablehnten, grenzte es an ein Wunder, das eben einer der Dorfbewohner Itachi gerettet hatte. Sakura war noch immer sauer auf die Dorfbewohner, die nur gaffend vor dem brennenden Haus gestanden hatten und keinen Finger gerührt hatten, um Itachi zu retten. Zum Glück für diese, das Sakura nicht wusste, wer gaffend sinnlos herumgestanden hatte und billigend Itachis Tod in Kauf genommen hatten.

„Sakura, lass uns doch einen kleinen Spaziergang machen“, schlug da Itachi vor.

Als die Angesprochene aus ihren Gedanken schreckte, bemerkte sie, dass Itachi bereits sein Glas Wasser ausgetrunken hatte und das leere Glas nun in seinen Händen hielt.

„Aber du musst dich ausruhen“, widersprach Sakura. „Du bist entlassen worden, weil ich Ärztin bin.“

„Eben. Was soll mir denn an der frischen Luft passieren, wenn ich meine persönliche Ärztin dabei habe? Außerdem habe ich genug herumgelegen. Ein wenig Bewegung wird mir gut tun. Und ich spreche ja von einem Spaziergang“, fuhr Itachi fort, bevor Sakura Einspruch erheben konnte „und nicht von einem Marathonlauf.“

Seufzend gab sich Sakura geschlagen. Lächelnd setzte sich Sakura neben Itachi ins Bett.

„In Ordnung. Aber nur ein paar Minuten.“

Itachi schlang den Arm um Sakura und zog sie näher an sich. Ohne zu zögern legte Sakura ihren Kopf an Itachis Brust und schloss die Augen.

„Aber lass uns noch einen Moment länger so bleiben“, bat Sakura leise.

Als Antwort begann Itachis langsam Sakuras Arm zu liebkosen. Sakura indessen schlang ihre Arme um Itachis Mitte.

Wirklich, wie hatte sie auch nur einen Moment glauben können, ohne Itachi leben zu können? Es kam Sakura vor, als lägen Jahre zwischen ihrem Treffen mit Sasuke, das sie so verwirrt hatte und jetzt. Nie wieder würde Sakura an ihren Gefühlen für Itachi zweifeln. Niemand würde es je wieder gelingen, sie so zu verwirren, wie es Sasuke geschafft hatte. Niemals wieder.

„Ich liebe dich“, sagte Sakura und fühlte, wie sehr diese Worte nicht einmal im Ansatz ihre Gefühle für Itachi beschrieben. Sakura wollte den Rest ihres Lebens mit Itachi verbringen. Egal was für Probleme und Schwierigkeiten dadurch auf sie zukommen würden, zusammen würden sie das schon schaffen. Das wusste Sakura mit einer Gewissheit, dass sie nicht einen Moment daran zweifelte. Selbst die Tatsache, dass sie die drei magischen Worte das erste Mal zu Itachi gesagt hatte und sich dadurch sicherlich so einiges in ihrer bisher nicht näher definierten Beziehung ändern würde, wusste Sakura, dass es so richtig war und so sein sollte.

Auf ihr Liebesgeständnis hin, legte Itachi seine Finger unter Sakuras Kinn, hob ihr Gesicht an, näher an seines, und küsste sie.
 

Drei Monate später waren Sakura und Itachi gerade auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen. Beide trugen je zwei volle, schwere Taschen voller Lebensmittel, Getränke und Plastikgeschirr. Heute Abend würde im Garten, hinter dem Haus, eine große Grillfeier stattfinden. Ganz zu Ehren Sasukes, der seit heute offiziell wieder ein vollwertiges Mitglied von Konohagakure war. Seine Resozialisierung war damit abgeschlossen und die einseitige, emotionale Verbindung zwischen Naruto und Sasuke bestand nicht länger.

Itachi war selten so stolz auf seinen kleinen Bruder gewesen wie heute. Er freute sich sehr, dass sein Bruder einen Schritt aus der Dunkelheit, hin zum Licht, getan hatte. Nun, Sasuke war noch immer verschlossen und zeigte nur gelegentlich was er wirklich fühlte, aber da war Itachi nicht viel besser. Das lag sicherlich nicht nur am Ninjaleben sondern auch in ihrer Familie. Itachi konnte sich nicht sonderlich an irgendein männliches Mitglied seines Clans erinnern, der einfach mal laut losgelacht oder in Tränen ausgebrochen wäre.

Auch wenn sich die Beziehung zwischen Sasuke und Itachi nicht sonderlich verändert hatte, glaubte Itachi zumindest eine Art Akzeptanz der Situation seitens Sasuke wahrzunehmen. Es war besser, als weiterhin das verhasste Todesziel seines Bruders zu sein.

„Denkst du, das Wetter bleibt gut? Morgen soll es ja regnen. Ich hoffe, das Wetter entschließt sich nicht dazu, bereits heute Abend damit anzufangen.“

Itachi blickte zu Sakura, die gerade ernsthaft über das Wetter nachdachte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Itachis Gesicht. Er mochte es, wenn Sakura konzentriert über etwas nachdachte. Dann sah sie einfach unwiderstehlich für ihn aus. Für Itachi gab es eh keine schönere Frau als Sakura.

„Falls es regnen sollte, werden schon alle Platz in unserer Wohnung finden“, erwiderte Itachi. Unsere Wohnung. Der Klang dieser Worte gefiel Itachi. Er war zwar derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, ihre Beziehung geheim zu halten, doch er war froh, Sakuras Drängen nachgegeben zu haben. Obwohl Sakura es nur ihren Freunden erzählt hatte, hatte sich die Neuigkeit über ihre Liebesbeziehung wie ein Buschfeuer in Konoha verbreitet. Natürlich gab es Leute, die Bedenken geäußert hatten. Nie Itachi gegenüber, aber Sakura hatte ihm davon erzählt gehabt.

Anfangs hatte sich Itachi merkwürdig gefühlt, durch die Straßen zu laufen und dabei Sakuras Hand zu halten. Ja, er war sich sogar etwas albern vorgekommen. Immerhin hatte er so etwas noch nie zuvor getan. Doch jetzt war es für ihn ganz normal. Leider hatte er gerade keine Hand frei, um diesem Verlangen jetzt nachzugehen.

„Bist du dir sicher? Ich meine, wir sind echt viele Leute“, entgegnete Sakura besorgt.

„Wie viele sind wir denn?“

„Nun, unser Team natürlich. Das wären dann 6 Leute, uns beide eingeschlossen. Dann Neji, Tenten, Hinata, Lee. Und soviel ich weiß, hat Naruto entschieden, auch Kiba, Shino, Ino, Choji und Shikamaru einzuladen. Also eigentlich alle Teams von früher“, erklärte Sakura.

„Das macht dann 15 Leute. Die passen schon irgendwie in Küche und Wohnzimmer. Außerdem denke ich nicht, dass es regnen wird.“

„Aber haben wir genug zu Essen?“ warf Sakura ein und runzelte die Stirn.

Auf ihre Frage hin, hob Itachi nur seine Hände an, in denen er die schweren Tüten hielt und hob zusätzlich seine Augenbrauen an, um seiner Geste mehr Ausdruck zu verleihen.

„Außerdem wollten doch noch ein paar Leute Salate und Brot mitbringen. Hast du mir das nicht eben noch im Supermarkt gesagt?“

„Ja, ja. Du hast ja Recht“, sagte Sakura.

„Außerdem stellen wir ja nur den Ort. Die Feier selbst ist ja für Sasuke“, fügte Itachi hinzu.

„Ja, aber Sasuke wollte nicht feiern. Wir haben ihn ja immerhin regelrecht dazu gezwungen.“

„So ist Sasuke nun mal. Er muss immer zu seinem Glück gezwungen werden“, entgegnete Itachi halb im Spaß, halb im Ernst.

„Da hast du wohl recht.“

Lächelnd blickte Sakura Itachi an. In diesem Moment blieb die Welt für Itachi stehen. Obwohl sie beide noch immer liefen und die Menschen um sie umhergingen, war es für ihn, als würde in diesem Moment nur Sakura und Itachi existieren.

Noch immer konnte er sein Glück nicht fassen, das er tatsächlich Sakuras Herz für sich gewonnen hatte. Alles schien perfekt in diesem Augenblick. Selbst die Dorfbewohner waren Itachi nicht mehr ganz so ablehnend gegenüber gestimmt. Eine Tatsache, die sich darin äußerte, dass die Leute zwar immer noch Itachi Blicke zuwarfen, doch sie waren nicht länger hasserfüllt. Eher abwägend. Außerdem äußerte niemand mehr laut seinen Unmut über Itachis Anwesenheit. Zudem wechselte nicht jeder mehr automatisch die Straßenseite, wenn Itachi draußen unterwegs war. Für ihn war das ein kleiner Sieg und ein Schritt in die richtige Richtung. Es erlaubte Itachi, einen Schritt aus dem Schatten zu treten, in dem er immer gelebt hatte und auf das Licht zu zugehen, in dem Sakura stand. Und das nur, weil er die Frau aus dem brennenden Haus gerettet hatte. Eine Sache, die Itachi immer wieder tun würde. Nicht wegen den Folgen, sondern weil es einfach richtig war.

Auch wenn Itachi beinahe in dem Feuer umgekommen war, konnte er sich nur positiv daran erinnern. Das Feuer hatte ihn zwar nicht verbrennt, aber irgendwie einen Teil seiner dunklen Vergangenheit verbrannt.

„Wenn wir daheim angekommen sind, sollten wir zügig alles vorbereiten. Immerhin kommt Naruto gerne mal zu früh, wenn es um Essen geht“, meinte Sakura da und die Welt begann wieder um ihn herum zu funktionieren. Sie stoppte nicht länger. Und das war auch in Ordnung so.

Gemeinsam mit Sakura würde Itachi es schaffen, irgendwann gänzlich im Licht leben zu können. Mit Sakura an seiner Seite, würde Itachi alles schaffen. Er konnte wieder von einer Zukunft träumen. Von einer Familie. Mit Sakura war alles möglich.

„Ja, lass uns nach Hause gehen“, sagte Itachi und genoss lächelnd den Klang dieser Worte.

„Ich freue mich schon darauf, mit allen zu feiern. Ich freue mich sehr für Sasuke, dass seine Resozialisierung vorbei ist. Und wenn deine in ein paar Monaten vorbei ist, müssen wir noch einmal feiern“, entschied Sakura.

Zustimmend nickte Itachi. „In Ordnung. Lass uns das machen. Zusammen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das erste Kapi. Ich hoffe ich konnte euch damit für diese ff begeistern und ihr werdet sie auch weiterhin lesen ^.^
Es ist wohl verständlich, dass ich gerade zu Beginn einer ff gerne etwas Feedback hätte, was euch gefallen, was nicht. Was ich vielleicht noch ändern sollte und ähnliches.
Ich hoffe es hat euch gefallen ^.^
Hier ist ja jetzt schon ein bisschen was passiert. Sasuke und Itachi zurück in Konoha und Sasuke auch noch so schwer verletzt! Das hier jetzt natürlich noch so einiges passieren wird, ist ja wohl klar ^.^ Ich hoffe wirklich, ich habe euch als Leser für diese ff gewinnen können ^^
Und vor allem, Cerousi, wie fandest du den Anfang? ^.^
Dann bis zum nächsten Kapi. Hoffentlich :) *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey :)
Das war dann das zweite Kapi ^.^ Hier kam ja viel mit den Gedanken von Sakura und Itachi und Itachis Beweggründe. Im nächsten Kapi gehts damit bissl weiter, aber das war es dann auch ^.^ Ich hoffe es hat euch gefallen. Es wird im nächsten Kapi vllt auch noch ein bissl düsterer, aber das wird sich im Laufe der ff auch wieder ändern ^.^
Über eure Meinung zu diesem Kapi bin ich sehr gespannt ^.^ Was haltet ihr davon, dass Sakura jetzt Itachi als verhören muss? Und natürlich würde es mich interessieren, was ihr zu Itachi sagt ^.^
Danke auch für die ersten Kommentare zum 1. Kapi ^.^
Ich hoffe wir sehen uns zum nächsten Kapi :) *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo! *wink*
Ähm, ja... Hier wurde noch mal viel gequatscht. ^^ Aber das ändert sich ab jetzt auch :)
Und jaaaa...wir wissen alle, warum Itachi so gehandelt hat, bla, bla, aber ich musste es einfach hier mit einbauen. Erstens, weil es inhaltlich gepasst hat und 2. weil ich es einfach schön fand. Gefühlsmäßig und so....Ist ja auch wichtig, dass Sakura alles versteht ;)
Tja...und jetzt geht es nicht nur Sasuke schlecht sondern auch noch Itachi... Ob beide Uchiha-Brüder wohl überleben werden? Oder nur einer...? wer weiß ^.^ Also ich weiß es schon...Aber ihr ja nicht :p
Na, anscheind findet die ff doch nicht so den Anklang, wie es nach dem ersten Kapi erst schien. Oder aber ich habe mich ziemlich verschlechtert... Weiß nicht...Die Favo-Liste wächst stetig an.^^ Aber da ich ja nicht weiß, ob ich mich verschlechtert habe oder nicht...Also eure Meinung wäre mir schon sehr wichtig. ^^ Vor allem ob euch auch der Inhalt gefällt und so.
Und danke für die, die bislang ihre Meinung kund getan haben ;) Über Kritik freue ich mich natürlich auch! Aber bitte konstruktiv äußern ;)
Dann bis zum nächsten Kapi! *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Erst mal Tschuldigung... Kapi ist bissl spät. Hab es bissl spät hochgeladen und momentan ist auch viel los auf mexx... Also ist das Kapi bissl verspätet. Sorry >.<
Aber hey, Itachi hat überlebt ;) Wäre ja auch blöd gewesen, wenn nicht ^.^
Die Erklärung mit dem Krebs und Zusammenhang vom Chakra... Ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich geworden. Also den Krebs hab ich mir ja nicht ausgedacht ^.^ Aber den Rest. Tja... Und ich hab versucht, mein Fachgesimpel bissl rauszulassen. Hab das mit dem Krebs hoffenltich wirklich verständlich rüber gebracht. Ich neige manchmal dazu, es nicht genug zu erklären, weil ich es ja studiere und mir denke "Das ist ja klar" udn so. ^^
Itachis Schicksal ist echt fies. Wie findet ihr es denn so?
Und was denkt ihr, wird mit Sasuke passieren?
Und vor allem.... Was haltet ihr davon, was ich mit Sakura und Itachi vorhabe? Was da wohl noch alles kommen mag... *G*
Das nächste Kapi wird hoffenltich pünktlich erscheinen ^.^
Bis zum nächsten Kapi dann! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! *wink*
Da ist das nächste Kapi auch schon ^.^
Ist ja bissl was passiert. Sakura ist hier ja ziemlich viel pissig, aber wist wohl auch verständlich oder? :)
Also jetzt sind Sakura und Itachi miteinander verbunden und leben zusammen. Was haltet ihr davon?
Und wie findet ihr es, was sich das zwischen Sakura und Itachi anbahnt? Hoffe es ist verständlich. ^.^
Itachi tut mir ja schon ein wenig Leid *G*
und danke an diejenigen, die mir immer einen Kommi hinterlassen. Fühlt euch mal nicht angesprochen ^^ Ich wollte nur mal sagen, dass ich es ein wenig schade finde, dass meine favo-Liste immer länger wird, aber die Anzahl an Kommentaren stetig sinkt... Und da weiß ich nicht so ganz, ob die ff einfach nicht gut ankommt, mein Schreibstil blöd ist oder was weiß ich. Ich hab auch ffs auf der Favo-Liste, bei denen ich einfach noch keine Zeit gefunden hatte, sie zu lesen. Also müssen sich diejenigen auch nicht angesprochen fühlen. Aber an alle anderen, ich verlange es beim besten Willen nicht. Dafür schreibe ich schon zu lange. Aber ich persönlich mag diese ff wirklich sehr. Und deshalb interessiert es mich einfach, ob ich mich so sehr täusche und die Idee einfach nicht gut ist und ich die Finger von so etwas lassen sollte. Denn im Gegensatz zu meinen anderen ffs schreibe ich hier ein wenig anders (oder versuche es zumindest) und gestalte die Kapis auch ein wenig anders. Ein wenig Feedback dazu wäre wirklich sehr lieb, bevor ich total auf die Schnauze falle. :) Bin hier wirklich bissl unsicher. ><
Ansonsten hoffe ich, dass euch das Kapi gefallen hat und bis zum nächsten Kapi! *wink* :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Ja, endlich melde ich mich auch wieder! Es tut mir wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat! >.<
Ab jetzt wird es wieder regelmäßig voran gehen. Ich habe vor alle drei Wochen ein Kapi zu veröffentlichen. Es tut mir wirklich Leid >.< Ich hoffe, es wird euch trotzdem noch gefallen und ich hoffe wir werden für die restlichen Kapitel noch viel Spaß haben!

So, nun zu diesem Kapi ^^
Hier ging es ja eindeutig mal ein wenig mehr um Itachis Beziehung zu anderen und natürlich auch zu Sakura. Wie fandet ihr das Kapi denn? Über eure Meinung würde ich mich wirklich freuen!
Im nächsten Kapi wird es auch ein wenig heißer hergehen ;)
In dieser FF schreibe ich ja ein wenig anders. Es geht deutlich mehr um die Gedanken und die Beziehung zwischen den verschiedenen Leuten. Ich hoffe das gefällt euch. ^^
Ich hoffe sehr, wir werden uns noch in den nächsten Kapis lesen! Ich würde mich sehr darüber freuen. ^^
BIs zum nächsten Kapi (in drei Wochen) dann! *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey!
Erst mal vorweg: Es tut mir unendlich Leid!
Ich sagte zwar, ich lade alle 3 Wochen ein Kapitel hoch, aber leider habe ich momentan echt wenig Zeit!
Für die, die es interessiert: Ich lebe inzwischen in Japan für ein Jahr (vorerst). Und das heißt, in die Sprachschule gehen, arbeiten und natürlich viel umherreisen. Und da muss ich leider gestehen, habe ich nicht viel Zeit >.<
Also hoffe ich, dass ihr mir das verzeihen könnte. Ich versuche natürlich weiterhin die Kapits schnell genug zu schreiben. Aber momentan lasse ich das mal, euch zu versprechen, dass ich alle 3 Wochen ein Kapi hochlade. Aber ich gebe mein Bestes ;)

Ich hoffe das Kapi hat euch gefallen. Es ist jetzt nicht so lang geworden, aber das nächste Kapi wird adult. Und weil ich keine Lust hatte, eine zensierte Version zu schreiben..... wird das halt zweigeteilt ^^
also ich versuche mich dann mit dem nächsten Kapi zu beeilen. ^^ Wie gesagt, ich hoffe es hat euch gefallen. Über eure Meinung freue ich mich wie immer. Kommentare sind gern gesehen. ^^
Bis zum nächsten Kapi dann! *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! *wink*
Und hier ist auch schon das nächste Kapi. ^^ Ich hoffe es hat euch gefallen. ^^ Ist ja schon bissl lang geworden *lach* Dafür ist ja aber auch ein bissl was passiert ^.^ Ich hoffe es war aber nicht zu lang.
Über Anregungen, Verbesserungsvorschläge oder Kritik bin ich immer froh und offen dafür. ^^ Über eure Kommis freue ich mich sowieso immer. ^^
Ansonsten versuche ich dann in zwei Wochen das nächste Kapi hochzuladen. ^^
Bis dann *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen *wink*
Jetzt sind Itachi und Sauske nun endlich aufeinander getroffen. Mich würde interessieren, wer so alles geglaubt hat, dass Sasuke Itachi angreifen würde. ^^
In diesem Kapi ist Sasuke und seine Beziehung zu Itachi ja mal ein wenig in den Vordergrund gerückt. Ich hoffe, seine Gedanken und Emotionen sind nachvollziehbar und das ich das nicht zu übereilt habe, mit seiner Entscheidung etc.
Ja, momentan kommen Sakura und Itachi ein wenig zu kurz. Aber das musste jetzt einfach mal sein. Warum werdet ihr im nächsten bzw. übernächsten Kapi erfahren.
Und übrigens wird die ff mit 12 Kapis abgeschlossen sein. Also befinden wir uns jetzt auf dem Endspurt. ^^
Wie immer freue ich mich über euer Feedback, konstruktive Kritik und einfach was ihr so davon haltet. ^^
Danke, dass ihr übrigens immer noch die ff lest und kommentiert. ^^ Es freut mich immer wieder. ^^
Dann bis in zwei Wochen *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, hier ist das vorletzte Kapi der ff. ^^
Ich hoffe es hat euch gefallen ^^
Hier gab es ja wieder mal weniger SakuxIta, dafür aber mehr Sasuke.
Tja, jetzt wird es bissl dramatisch, aber so gehört sich das ja auch, wenn wir dem Ende zuschreiten. *lach*
Mich würde eure Meinung, wie immer dazu, interessieren. ^^ Auch was ihr denkt, was wohl kommen mag, wie sich Sakura entscheidet, was ihr von Sasuke haltet und was euch sonst noch einfällt. ^^
ansonsten sehen wir uns dann zum letzten Kapi in zwei Wochen. ^^
Bis dann *wink* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! *wink*
Hier ist jetzt das finale Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. ^^
mir hat es auf jeden Fall gefallen, diese ff zu schreiben. Hier konnte ich mal etwas anderes ausprobieren. ^^
Vor allem hoffe ich, dass die ganze ff nach deinem Geschmack war, Cerousi. Und das sie dir gefallen hat. ^^
Tja, ich hoffe, ich konnte soweit alles aufklären. Sind wir nicht alle froh, dass Itachi das Feuer überlebt hat? *lach*
Meine Frage an euch hier wäre, was denkt ihr über Sasuke? Denkt ihr, er hat was für Sakura übrig oder doch nur Freundschaft? ^^
Ich weiß ja, das Ende ist vielleicht ein wenig kitschig geraten. Das Ende fällt mir immer am schwierigsten. hoffe jedoch, ich habe keine wichtigen Punkte ausgelassen und alles nicht zu kitschig gestaltet. *lach*
Danke an alle, die diese ff gelesen und/oder kommentiert haben. Ich hoffe ihr hattet euren Spaß damit. Ich auf jeden Fall. ^^
Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bei einer meiner anderen ffs wieder. ^^ Habe ja schon ein paar und Ideen für weitere ffs habe ich auch im Petto *zwinker*
Also dann hoffentlich bis zum nächsten Mal! *wink* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (97)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Desiree92
2018-03-21T21:10:46+00:00 21.03.2018 22:10
Mal wieder eine sehr schöne Geschichte von dir. Mir gefällt das Pairing SakuraxItachi richtig gut. 🤗🤗
Antwort von:  Yuri91
02.04.2018 10:12
Dankeschön! ^^ Das freut mich wirklich sehr ^^
Von:  emymoritz
2017-01-08T16:19:04+00:00 08.01.2017 17:19
Sehr nice ff....geht die noch weiter oder War das der schluss
Antwort von:  Yuri91
14.01.2017 23:37
Danke schön ^^
Nee, die ist fertig. Sollte ursprünglich mal ein OS werden... *lach*
Von:  emymoritz
2017-01-08T16:18:56+00:00 08.01.2017 17:18
Sehr nice ff....geht die noch weiter oder War das der schluss
Von:  xXRuriXx
2016-10-17T22:07:35+00:00 18.10.2016 00:07
oha..ich habe so weinen müssen..
gott...ich muss immer noch heulen. das war so rührend. und emotional....klasse...einfach...klasse
bin begeistert


Antwort von:  Yuri91
21.10.2016 21:35
Danke schön ^^
Oh, ich habe eigentlich niemanden zum Weinen bringen wollen, aber irgendwie macht mich das auch froh. *lach* *Taschentuch reich* Wirklich, hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe ^^
Ich bin wirklich, wirklich froh und glücklich, dass dir die ff gefallen hat. Die ff war auch wirklich so ein Baby von mir. hatte echt viel Herzblut reingelegt gehabt. ^.^
Also danke noch mal. Das macht mich echt happy ^^
LG
Von:  meliinda
2016-07-22T18:57:12+00:00 22.07.2016 20:57
*-sich Sasuke schnapp und wegrenn*

Wenn Sakura ihn nicht will nehm ich ihn wohl, aber Itachi ist auch nicht schlecht.
#Uchiha # Herzensbrecher
Ich fange außerdem an das SakuxIta Pairing zu bevorzugen.
Ich liebe deine Fanfiction und Oh mein Gott ich dachte für einen kurzen Moment
Sakura würde doch zu Sasuke kriechen. (-.-).

Danke für diese super schöne Geschichte.
Werde gleich mal nach deinen anderen schauen und weiter suchten *-* :D

Antwort von:  Yuri91
23.07.2016 10:18
Das stimmt. Die Uchihas sind echte Herzensbrecher *lach*
aber wenn du Sasuke nimmst und wegrennst, wie soll ich dann noch ffs mit ihm schreiben? Soll ich ihn dann jedes Mal bei dir abholen, wenn ich ihn brauche? *lach* Ich hoffe, ich benötige keine Termine dafür.... *lach*

Ah, ich habe zu danken, dass du die ff gelesen hast ^^ ich bin wirklich froh, dass sie dir gefallen hat. ^.^
Das motiviert ungemein. ^^ und ich würde mich riesig freuen, wenn dir meine anderen ffs auch gefallen. ^^
Also für den Fall, dass du noch weitere lesen solltest, wünsche ich dir viel Spaß dabei ^^
Und noch mal danke ^.^
Von:  Stevy
2016-06-30T09:56:48+00:00 30.06.2016 11:56
Schöne ff, und wie du auf die Gefühle und die jeweiligen Situationen eingegangen bist war einfach nur genial. 😊
Antwort von:  Yuri91
30.06.2016 12:47
Danke schön ^^
Juhu! Da bin ich aber froh drum ^^ Das macht mich echt froh ^^
Von:  fahnm
2016-05-30T19:06:39+00:00 30.05.2016 21:06
Spitzen Kapitel
Antwort von:  Yuri91
31.05.2016 10:23
danke ^^
Von:  Kleines-Engelschen
2016-05-30T17:09:21+00:00 30.05.2016 19:09
ein toller abschluss. danke für diese geschichte!

greetz
Von:  Rinnava
2016-05-29T19:45:32+00:00 29.05.2016 21:45
super kapi und ende
ja ich bin froh das Ita das Feuer überlebt hat
mhm schwierig zu sagen aber ich würde zu Freundschafft Tendieren
nee as ende ist super und nicht zu kitschig ;)
ich habe zu danken das du sie hochgeladen hast <3
da freue ich mich schon darauf ;)
GLG Rin
Antwort von:  Yuri91
31.05.2016 10:23
Hey ^^
Danke ^^ Das freut mich ^^
Ja, bei Sasuke konnte ich mich selbst nicht so ganz entscheiden.... Ich glaub, Sasuke weiß es selbst nicht so ganz *lach*
LG
Von:  Levisto
2016-05-29T11:22:46+00:00 29.05.2016 13:22
Itachi der Held! Du hast die ganze Story um das brennende Haus sehr gut beschrieben. Man wollte sich am Ende mit Itachi ausruhen, obwohl man genau weiß das es falsch ist. Für mich der beste Part in dem Kapitel.
Zum Glück wurde dadurch die Stimmung etwas aufgelockert. Und ich freue mich schon auf das letzte Happy End Kapitel :)
Antwort von:  Yuri91
31.05.2016 10:22
Danke schön ^^
Ja, während ich das so geschrieben habe, war es selbst gerade Abend und ich wollte ins Bett.... *lach* Den Rest hatte ich dann den nächsten Tag geschrieben gehabt *lach*


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