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[Honigwelten] (Arbeitstitel)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine grundlegende Einführung in die Welt aus Sicht eines kleinen Kindes.
Die Einführung wird sich sicherlich im Laufe des Fanfic-Entstehungsprozesses noch einige male Ändern. Komplett anzeigen

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Hausaufgabe: Wie ist unsere Welt

Großeich, Kindergarten, 8. Morgen des 3. Mondes im 1. Weltenalter nach dem Einfall
 


 

Wie ist unsere Welt
 

Tawara hat uns gesagt, wir sollen aufschreiben wie unsere Welt ist. Sie hat gesagt es soll so sein, dass sogar ein Fremder von Übermeer es verstehen kann. Aber ich glaube, Übermeerer können gar nicht verstehen. Sie sind dumm. Und blöd. Ich habe Angst vor ihnen. Achja, Tawara ist unsere Erwachserin. Sie hilft uns erwachsen und passt auf uns auf wenn unsere Eltern Nahrung sammeln oder den Großen Staudamm bauen. Papa arbeitet jeden Morgen von früh bis spät, damit der Staudamm stärker wird und keine bösen Übermeerer ihn kaputt machen können.
 

Ich finde ja, unsere Welt ist sooooo groß, aber Papa sagt immer die Welt ist nicht größer als das Schlafzimmer eines Riesen. Ich versteh das nicht, denn es gibt doch gar keine Riesen. Aber Papa sagt, wenn er Onkel Lilek in Glitzerstern besuchen geht, dann braucht er mit der großen Reitechse höchstens einen Mond. Und Onkel Lilek ist ein Schee und wohnt ganz im Nordosten. Letztens hat Papa mir die große Karte gezeigt. Er sagt es gibt keinen Ort der weiter weg ist von uns als Glitzerstern. Weil wir wohnen nämlich in Großeich, dass ist mitten im Dschungel, ganz im Südwesten von unserer Welt. Das heißt, Papa sagt die Welt ist eigentlich viel größer, aber wir kennen nur einen ganz kleinen Teil und den nennen wir "unsere Welt".
 

Also gut, wie ist unsere Welt? Also es gibt die großen Osmoren im Norden und das Grol-Land im Osten und die tiefe Klippe im Süden und das Grasmeer in der Mitte und den Dschungel im Westen.

Die Osmoren, das sind gaaanz hohe und gaaanz spitze Berge wo es keinen Weg hin gibt. Da leben die Letem. Die Letem sind Flugmänner mit großen Flügeln. Die sind sooo flauschig. Die Letem leben da oben in ihren Kathedralen und Palästen und kommen manchmal auch zu uns runter und erzählen uns ganz viel. Von ihren Göttern und von vielen anderen Sachen. Die meisten versteh ich nicht. Aber sie erzählen tolle Geschichten.

Und im Grol-Land leben die Grol. Aber auch im Grasmeer. Die Grol, die sind so total groß und haben ganz starke Muskeln und lange Haare. Sogar die Männer. Die Grol-Land-Berge sind total kalt, weil da so viel Wind ist. Aber im Grasmeer ist es wärmer.

Achja und dann gibt es noch die Schee, die leben unter den Bergen. Im Grol-Land und auch unter den Osmoren. Die leben in so Hölen und sowas und bauen da Kristalle an und lesen ganz viel und machen komische Sachen mit ihren Zauberkräften. Und die haben so ganz harte Haut.

Und im westlichen Dschungel leben wir, die Synx. Wir haben ganz tolles weiches Fell uuund große Pinselohren uuuuund einen langen wuscheligen Schwanz uuuuund ähm... Weiß nicht was noch.

Und um unsere Welt herum ist das Meer und dahinter leben die Übermeerer und gaaaanz viel mehr. Aber was genau, dass weiß ich auch nicht, weil noch keiner da war.
 

Aber die uralte Ora hat uns erzählt dass es ganz wichtig ist uns vorzubereiten, weil die Übermeerer nicht alle so lieb sind wie wir hier in unserer Welt.

[Auf dem Marktplatz] (Arbeitstitel)

Seide! Kauft Seide, feinste Seide aus den Landen Ostwärts! Nur die edelsten Gnurl ließen hierfür ihre Wolle."

"Dies sind nur die besten Gemüse, gute Frau. Seht wie straff sie sind! Keine einzige matschige Stelle. Das kommt vom hochwertigen Dünger, müsst ihr wissen. Sie kommen den ganzen Weg aus den Grolland-Bergen."

"Geschmeide! Teppiche! Matten! Gewebe! Teure Gewebe! Dieser Wandvorhang stammt aus dem Staatsschatz von König Gareck und seinen Sieben. Man schätzt sein Alter auf mindestens..."

Es war ein herrlicher Tag auf dem Mitt-Tal-Markt. Wie nicht anders zu erwarten schrien sich so manche Händler die Seele aus dem Hals. Und wie immer herrschte neben dem regen Treiben auch ein unüberschaubares Chaos. Gemüsehändler hatten ihre Stände neben Juwelieren und Werkzeugschmiede neben Stoffhändlern. Es roch nach tausend und einem Geruch gleichzeitig: Gewürzen, Blumen, Tierdung, Rost, verschmorten Kleidern und allerlei undefinierbarem. Und die Luft war angefüllt mit einem ohrenbetäubenden Durcheinander an verschiedensten Klängen, aus denen allerdings die Marktschreie dominierend hervorstachen.

Gut gelaunt schlenderte der junge Letem Ravanur über das Kopfsteinpflaster des großen Platzes und ließ seinen Blick umherwandern. Ein paar Schee-Kinder tollten lachend umher und versteckten sich zwischen Ständen und Karren und nutzten auch gerne mal die Beine derer Besitzer als Deckung aus, was zumeist ein erschrockenes Fluchen und dann eine Tirade verärgerter Verwünschungen nach sich zog.

"He, passt auf, großer Flügelmann!" flötete es plötzlich von unten und im nächsten Moment krachte etwas gegen Ravanurs Beine, sodass er Mühe hatte sein Gleichgewicht zu halten. "Flügelmann?" verdutzt hielt Ravanur nach der weiblichen Stimme ausschau. Eine Dreiergruppe Synx baute sich spielerisch vor ihm auf. Die drei fuchsartigen Frauen waren fellbewährt und hatten große spitze Ohren, die am oberen Ende in einem eleganten Fellbüschel ausfransten. Zwei hatten rotblonde Haare, eine satt braune. Aufgrund ihrer geringen Größe mussten sie noch recht jung sein. In jedem Fall aber mangelte es ihnen nicht an Selbstvertrauen. Über und über mit Ketten behangen und mit einem breiten Grinsen standen sie da und fixierten Ravanur mit auffordernden Blicken. Die Hände hatten sie übertrieben symbolisch in die Seiten gestemmt und ihr buschiger Schweif spielte aufreizend um ihre Schultern.

"Natürlich Flügelmann! Was sonst? Immerhin habt ihr Flügel, oder nicht!?"

Unwillkürlich lüftete Ravanur seine zwei großen Schwingen aus dunkelgrauen Federn, indem er sie ein kleines bisschen entfaltete und dann damit flatterte. "Nun, sicherlich habe ich Flügel. Aber Flügelmann!? Üblicherweise heißt es 'Letem'."

Die Anführerin der aufmüpfigen Synx-Truppe begann scheinbar abwesend mit ihren vielen Perlenketten zu spielen. "Ich finde ihr seid ein Flügelmann. Und ein äußerst hübscher noch dazu..." Unerwartet griff die Synx in Ravanurs Mantel und ließ ihre Finger auf seiner dünnen Toga über die straffen Bauchpartien gleiten. "... Und stark!" Den letzten Teil sprach sie ganz genüsslich aus, als würde es ihr auf der Zunge zergehen. Und tatsächlich konnte Ravanur durch ihre kleinen spitzen Zähnchen beobachten, wie sich ihr Maul mit Speichel füllte. Etwas überrumpelt versteifte er und drehte sich weg. "Also nun ist aber gut. Ich habe kein Interesse! Und überhaupt, was treibt euch eigentlich in diese Gegend? Ich meine, der Dschungel ist zwei Morgenreisen weg von hier."

"Jetzt habt euch doch nicht so! Immerhin - ihr seid jung, wir sind jung... Wir würden euch gerne einmal unsere Hütte zeigen, oder auch gerne eines dieser langweiligen Zimmer, die man hier mieten kann, nicht wahr Mädchen!?" Dabei sah sie auffordernd ihre beiden Begleiterinnen an, die daraufhin auch ihre Hände nach ihm ausstreckten. Ravanur wich weiter zurück und wurde immer verlegener. Synx waren schwierige Kreaturen. Intimsphäre war vielen von ihnen ein reines Fremdwort und sie wurden von einem schier unendlichen Interesse an allem angetrieben was sie nicht kannten. Und darunter fielen neben Wissensdurst und Neugier an fremden Gegenständen leider auch solche Dinge, die Erwachsene normalerweise hinter verschlossenen Türen taten.

"Jung... Ja... Genau... Wie alt seid ihr gleich? Sieben?"

Empört stemmte sich die Synx erneut die Hände in ihre Seiten. "Ich bin schon acht Alter und neun Monde alt!" Unter den Synx - die nur dreißig Jahre alt wurden - galt diese Zeitspanne tatsächlich schon als erwachsen. Nichts desto trotz ließ sich Ravanur davon nicht beirren und griff nach einem alten Trick. "Acht! Nahezu neun! Unfassbar! Dann bin ich mit meinen hundertundzwölf Erdenaltern mehr als zwölfmal so alt wie ihr... Ihr habt recht, das geht in Ordnung. Gebt mir einen Kuss!" Mit einem übertriebenen Kussmund lehnte er sich zu den Synx vor und miemte einen Versuch sie zu küssen. Erschrocken wichen die Fuchsmädchen zurück. "Ihhhh, was so alt!? Das ist ja... Wäääh...". Ravanur grinste in sich hinein. Mit hundertzwölf Erdenaltern war er vermutlich etwa eben so alt wie die Synxmädchen, wenn man ihre Lebensspannen verglich. Letem wurden sehr alt. Allein Ravanurs Großvater zählte nach eigenen Aussagen achthundertundsieben Erdenalter.

Ravanur leckte sich möglichst feucht über die Lippen um unkontrollierten Speichelfluss zu simulieren. "Was ist denn, meine Küken? Lasst dem alten Letem doch seine Freuden. Die steifen Knochen und der Unterleibsausschlag sind einschränkend. Schenkt dem Alter eure Wärme, so lange es sie noch spüren kann... Kommt her!" Glücklicherweise waren Synx - auch die alten - wie Kinder und waren sehr leichtgläubig. So unwahrscheinlich Ravanurs plötzliches Schauspiel auch war, die Fuchsfrauen wichen panisch zurück.

Ravanur konnte sein spöttisches Grinsen nicht mehr zurückhalten, als er sah, dass sich jemand von hinten an die fliehende Synx-Gruppe anschlich und ihm zuzwinkerte. Erschrocken prallten die drei jungen Frauen gegen eine harte, große Gestalt. Silvar - ein Schee - legte einer von ihnen die verkrustete Hand auf die Schulter und brummte tief und grummelnd. "Na sieh... Was haben wir denn hier zartes? Frühstück!"

Die Synx kreischten auf - voller Entsetzen dem hässlichen Schee so nahe gekommen zu sein - und rannten Hals über Kopf davon. Schee waren Felsleute. Sie stammten aus den Tiefen der Berge und von jenseits des Erdenlichtes und waren raue Geschöpfe. Ihre Haut war hart und rau wie Sandpapier und über und über mit Krusten, Mineralien und Hornhaut übersät. Sie gingen - ohne eigenes Zutun - eine Symbiose mit dem Untergrund ein und zu einem Teil mineralischem Lebens. Ihre Knochen waren steinern und ihr Fleisch war grau. Der Eisenanteil in ihrem Blut war so hoch, dass ihr Blut tatsächlich bläulich schimmerte. Und ihre Organe benötigten ein kleines Maß an reinem Silberpartikeln, um ihrer Arbeit gerecht zu werden. Shee waren zumeist herzensgut, jedoch für die rein im Dschungel lebenden Synx ein grotesker Anblick.

Silvar brach in einem rumpelnden Gelächter aus und auch Ravanur vermochte sich nicht mehr zurückzuhalten.

"Silvar mein Freund! Schön dir zu begegnen. Was verschlägt dich zu dieser ungewöhnlichen Jahreszeit auf den Markt?"



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