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ticking time bomb

von

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„Papi, Papi, komm her. Schau mal. So eine wollte ich schon immer haben. Bitte Papi“, aufgeregt hüpfte das kleine Mädchen vor dem Puppenstand auf und ab. Ihre braunen Locken, die ihr Vater liebevoll zu zwei Zöpfen gebunden hat, wehten in der warmen Brise.

„Hast du nicht schon genug Püppchen?“, lächelnd strich er ihr über den Kopf.

„Aber die ist so schön. Bitte Papi.“ Besorgt sah sich der dunkelhaarige Mann um. Mit zitternder Hand lockerte er seine dunkelblaue Krawatte und holte sein Handy hervor, nur um es umgehend wieder in die Hosentasche zu schieben und sich zu seiner Tochter hockte.

„Na gut, Prinzesschen. Aber versprich mir, dass du gut auf sie achtest, ja?“

„Mach ich Papi“, voller Freude nahm sie die Puppe entgegen und begutachtete sie genau. Lange schwarze Haare umrahmten das kleine Gesicht. Die blauen Augen sahen eindringlich geradeaus und das Lächeln schätzte das Mädchen als kalt und falsch ein.

„Ich hab dich lieb.“

„Ich liebe dich auch, mein Schatz“, kurz nahm er seine Tochter in den Arm, die sich mit ihrer Puppe beschäftigte und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er wieder aufstand. Noch einmal begutachtete er die Umgebung, bis ihm ein großer, schwarzer Transporter auffiel. Er zückte seinen Firmenausweis auf dessen Rückseite ein Foto angeheftet wurde. Plötzlich drehte er sich um und sprintete die Gasse, die sie gerade passiert haben entlang. Sein Herz war schwer wie Blei, als er seine Prinzessin nach ihm rufen hörte. Bevor er um die Ecke bog, blieb er stehen und sah ein letztes Mal zurück, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.
 

„Wach auf. Komm schon, mach die Augen auf.“ Sanft strich der dunkelhaarige das Gemisch aus Blut und Schmutz aus ihrem Gesicht. Behutsam rüttelte er an ihren Schultern, mit der Hoffnung, die junge Frau würde davon wieder ihr Bewusstsein erlangen.

Langsam verschwand jedoch das letzte Fünkchen Hoffnung in ihm und die Wut begann sich in seinem Körper breit zu machen. Langsam griff er mit seinem silbernen Arm nach seinem Gewehr, das neben ihm auf dem harten Boden lag und sah nach der Menge an Kugeln. Zufrieden wischte er sich mit seinem Handschuh den Schweiß von der Stirn und ging auf das besetzte Gebäude zu, aus dem er sie zuvor geholt hatte.
 

Dumpf hörte sie, wie um sie herum Wände, Mauern und Häuser in sich zusammenfielen, Feuer in der Gegend ausbrach und dutzende Menschen um ihr Leben fürchteten. Es war bereits Abend geworden, der Mond erleuchtete schon einige Straßen, die noch nicht lichterloh brannten und die Sterne funkelten wie kleine Diamanten. Ihre Augen fühlten sich an, wie zusammengeklebt. Als sie versuchte diese zu öffnen, dachte sie, sie konnte spüren wie die Haut riss.

„Du bist wach. Ich hatte schon befürchtet, du wachst nicht mehr auf.“

„Was ist passiert?“

„Wir müssen hier weg, Macie. Wenn es dunkel wird, ist es für uns nicht mehr sicher.“

„Als ob es das am Tag ist.“

„Unser Lager nur ein paar hundert Meter von hier. Wenn wir dort durch die übriggebliebenen Häuserreste laufen, entdecken sie uns nicht. Was sagst du?“

„Gehen wir.“
 

„Wo sind Sie gewesen? Wir warten schon Stunden auf Ihre Rückkehr.“

„Verzeihen Sie Sir, ich habe nach Macie gesucht. Sie war plötzlich verschwunden und niemand wusste etwas über ihren Aufenthalt.“

„Gehen Sie, Rumlow. Macie, was ist geschehen?“, Secretary Pierce wandte sich zu der jungen Frau um, die noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre linke Schulter hielt.

„Ich weiß nicht wie ich dorthin gekommen bin. Mein Bewusstsein habe ich in dem Gebäude verloren, glaube ich jedenfalls.“

„Gut, wir reden später weiter. Pawlow, Nikitin, behandeln Sie sie.“
 

Abwesend stand Macie vor der Tür, die zu Pierce’ Büro führte. Ihre Gedanken hingen noch immer an der Frage, wie sie sich ohne Bewusstsein von einem Ort zum anderen bewegen konnte. Dreimal klopfte sie an die Tür und betrat dann den Raum.

„Was gibt es noch zu besprechen, Alex?“, fragte die Brünette und setzte sich auf den klapprigen Stuhl, der ihr angeboten wurde.

„Möchtest du einen Tee?“

„Danke, nein. Du weißt, ich trink nicht gerne Tee.“

„Ich weiß“, langsam ging er auf den Stuhl ihr gegenüber zu und nahm an seinem Schreibtisch platz. Mit nachdenklicher Miene schob er einige Stifte auf dem Tisch umher.

„Wo ist er?“, ernst sah Alexander Pierce Macie in die Augen.

„Wo ist wer?“

„Der Winter Soldier.“

„Ich dachte er wäre hier“, grübelnd sah sie sich in dem Raum um, „Vielleicht ist er noch draußen und stürzt sich ins Getümmel, während wir hier rumsitzen.“

„Zuletzt wurde er gesehen, als er dich aus den Trümmern geborgen hat und zu einem uns bisher unbekannten Ort brachte. Seitdem ist er verschwunden. Ich dachte, du könntest mir etwas über seinen Aufenthalt sagen.“

„Er hat mich da raus geholt?“, ungläubig dachte Macie an die Art des Winter Soldiers und war sich sicher, dass er sie nie retten würde. Er würde keinen von ihnen retten. Schließlich lässt er es auch nicht zu, dass jemand eine Bindung zu ihm aufbaut. Das weiß sie am Besten, lebt sie doch schon seit einigen Wochen mit ihm zusammen, um ihren Auftrag zu erfüllen.

„Wir haben das auf Band. Jedoch ist die Kamera abgeschossen worden, bevor er sich von dir entfernte. Er hat dich da raus geholt und ich würde gerne wissen, wieso er das tat.

„Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Aber wo auch immer er ist, wir müssen ihn finden. Wir müssen um jeden Preis verhindern, das er durchdreht oder das er in deren Hände gerät.“

„Das weiß ich selbst. Rumlows Team bereitet für morgen alles vor. Du solltest dich ausruhen. Wir sehen uns morgen.“
 

Nachdenklich saß Macie auf einer der Holzkisten die überall im Raum standen. Wieso kam die Erinnerung wieder auf. Sie konnte es genau zuordnen. Als das passierte, war sie gerade einmal Sechs Jahre alt. Solche Erinnerungen hatte sie eigentlich schon längst verbannt. Nichts sollte sie noch an ihren Vater erinnern, der sie als kleines Mädchen allein gelassen hat und sich selbst überließ. An allem trug er die Schuld. Nur seinetwegen wurde sie von Pierce aufgenommen. Schon in frühester Kindheit wurde sie im Umgang mit Schusswaffen gelehrt und im Nah- sowie Fernkampf ausgebildet. Und nur deshalb war sie von Pierce ausgewählt worden, auf den Winter Soldier, den Pierce vor einiger Zeit wieder aus seinem Eisschlaf geweckt hat, zu achten und ihm beizustehen. Und nun ist er verschwunden und lässt sie mit Fragen zurück. Wieso hat er ihr geholfen? Wieso ist er weggelaufen? Aber die wichtigste Frage, die sie beschäftigt ist: Wo ist er?

Je öfter sie darüber nachdachte, desto weniger Möglichkeiten fielen ihr ein. Mit jeder Antwort, die sie ausschloss, wurde sie unruhiger und die Sorge in ihr größer.
 

„Du hast aber eine hübsche Puppe, meine Kleine.“ Ein Mann hockte sich vor das kleine Mädchen, während sich seine zwei Begleiter ein paar Meter von ihnen entfernt umsahen und sich dann auf russisch verständigten, während sie sich um einen schwarzen Koffer stellten.

„Mein Papi hat gesagt, ich darf nicht mit Fremden reden.“

„Ja, das ist auch gut so, aber dein Papi und ich sind alte Freunde. Wir nehmen dich mit und kümmern uns um dich, einverstanden?“

„Wo ist er? Ich will zu ihm“, jammerte die Kleine.

„Er muss noch etwas erledigen. Ich bin Alexander.“

„Und was machen sie, Alexander?“

„Wir sorgen für die Sicherheit der Menschen.“

„Mit Waffen kann man aber keinen ehrlichen Frieden schließen. Wieso haben sie dann welche?“

„Wir möchten nicht unbedingt Frieden schließen, mit den Wesen, die es da draußen gibt. Wir möchten nur dafür sorgen, dass keines von denen uns etwas antut und das schaffen wir nur mit speziellen Waffen“, sichtlich verblüfft über die Worte und das Interesse des Mädchens nickte er seinen Begleitern zu, die daraufhin einen kleinen metallenen Würfel aus dem Koffer holten und auf das Mädchen zugingen.

„Was ist das?“

„Nimmst du den bitte für einen Moment?“

„Okay“, dem größeren der beiden Männer, der ihr den mysteriösen Gegenstand gab, legte sie die Puppe in die Hand und sah dann gespannt auf den Würfel den sie auf ihre Handflächen legte. Mit großen Augen beobachtete sie, wie der Würfel anfing sich zu bewegen. Er öffnete sich und ein kleiner, silberner Schlüssel kam zum Vorschein, den sie in die linke Hand nahm. Langsam wandelte sich das metallene Gefäß in eine Kugel um und die drei Männer sahen sich vielversprechend an.

„Was war das?“, fragte das kleine Mädchen erstaunt. Während Alexander Pierce dem kleinen Mädchen anfing das Geschehnis zu erklären, schloss der Begleiter die Kugel und den Schlüssel in den Koffer und kontaktierte über seinen Ärmel die Kollegen im schwarzen Transporter.

„Wir haben sie gefunden. Sie ist seine Tochter.“
 

Schweißgebadet schreckte Macie hoch und sah sich um. Sie befand sich in einem kahlen Raum in ihrem Quartier. Durch das kleine Fenster drang das Licht des Mondes ein und erhellte den Raum ein wenig. Die Matratze auf der sie schlief, lag neben einem kleinen, runden Tisch mit zwei Stühlen auf dem Boden. Leise stand sie auf und betrat das winzige Bad. Abwesend wusch sie sich das Gesicht, mit den Gedanken noch vollkommen bei ihrem Traum. Jahrelang hatte sie das schon verdrängt, aber langsam kamen alle Erinnerungen an diesen Tag zurück.

Gähnend wollte sie sich wieder zu ihrem Schlafplatz begeben, als sie vor ihrem Fenster einen großen Schatten wahrnehmen konnte. Vorsichtig nahm sie sich ihre Waffe, die auf dem Tisch lag und sah nach draußen. Über ihr am Himmel flog eine Art riesiges Flugzeug und verdunkelte jedes Haus unter ihm. Misstrauisch öffnete Macie ihr Notebook und sah nach, zu welcher Airline es gehören soll. Bevor sie die Ergebnisse sehen konnte, explodierte das Haus gegenüber. Steinbrocken flogen um die Gegend und rissen Teile des Lagers mit. Durch die entstandene Druckwelle der Bombe, wurde Macie durch die geschlossene Tür geschleudert und landete in der eingestürzten Decke. Benommen rappelte sie sich auf, wischte sich über die Schläfe und suchte ihre Waffe. Als sie diese fand, rannte sie nach draußen, um sich das Flugobjekt, von dem sie sich nun sicher war, dass es kein Flugzeug ist, genauer anzusehen. Innerlich bereitete sie sich schon darauf vor, fremdartige Wesen anzutreffen, die aus der Maschine stürmen und auf sie losgehen würden.
 

Was sie außerhalb des Lagers auffand, gefiel Macie überhaupt nicht und bestätigte sie nur in ihrer Annahme. Ein paar wenige Männer und Frauen, die zu Rumlows Team gehören, schossen auf unbekannte, bewaffnete Kreaturen. Nach dem ersten Treffer, explodieren diese und violetter Schleim überdeckt die Trümmer auf der Straße. Schnell lief sie zu Filipov, der nur wenige Meter neben ihr hinter einem großen Mauerstück saß.

„Wo ist Pierce?“

„Abgehauen. Vor wenigen Minuten mit Rumlow und den anderen weggeflogen. Nur wir sind noch hier“, erklärte der großgewachsene Mann mit russischem Akzent.

„Habt ihr eine Spur vom Winter Soldier?“ Auch wenn sie es nicht zugab, ein wenig verletzte es sie, das Alex ohne sie und ohne Vorwarnung geflogen ist.

„Das ist uns momentan egal. Wir versuchen hier gerade nicht draufzugehen, da können wir uns nicht wieder mit dem beschäftigen. Scheiß auf den Typen. Wir sind ohne ihn viel besser dran.“

„Wenn wir ihn nicht finden, macht Pierce uns die Hölle heiß.“

„Wenn wir ihn denn wieder sehen. Legen wir los?“

Nickend stand Macie auf, was Filipov ebenfalls tat. Geradezu synchron räumten beide ein paar der Geschöpfe aus dem Weg und duckten sich unverzüglich wieder, um dem Schleim zu entgehen. Nach nur kurzer Zeit verließen keine der Wesen mehr ihr Schiff. Zwei der Agents stürmten in das vermutlich leere Flugobjekt. Minutenlang war nichts zu hören, bis überraschend zwei Schüsse ertönten, gefolgt von einem lauten Schrei. Lila bedeckt rannten beide Agents auf Macie und Filipov zu.

„Stehen bleiben, Beide!“

„Bist du vollkommen übergeschnappt, Macie? Was tust du da? Nimm die Waffe runter“

„Wir können ihnen nicht mehr helfen Filipov“, blitzartig drückte Macie zweimal auf den Abzug und beide Agents schlugen hart auf dem Boden auf. Filipov stapfte schnell zu den Beiden und konnte nur noch deren Tod feststellen. Doch verstand er, was Macie meinte, denn die Adern an Hals und Armen leuchteten violett und stachen hervor.

„Filipov, hör mir jetzt gut zu, verstanden?“

„Jaja, ich mach alles.“

„Du sammelst jetzt die restlichen Agents ein und ihr geht dann zum Hubschrauber, der noch hinter dem Lager steht. Fliegt zurück zur Operationszentrale und wartet auf weitere Anweisungen.“

„Und was machst du?“

„Ich suche den Winter Soldier.“

„Wieso?“

„Wieso nicht?“

„Weil es in seiner Nähe gefährlich ist. Wir sind besser dran, wenn er verschwunden bleibt. Jemanden wie ihn, brauchen wir nicht.“

„Dann braucht ihr mich ja auch nicht. Was meinst du, warum niemand etwas über meine Vergangenheit weiß, Filipov?“, während ihre Stimme immer lauter wurde erhoben sich um sie herum jegliche Steine, die auf dem Boden lagen.

„Macie, was tust du da?“, verängstigt ging er einige Schritte zurück und wartete auf ihre Antwort, nachdem sie sich die Steine ansah.

„Verdammt“, fluchte sie leise. „Verschwindet sofort.“ Die Steine sanken langsam wieder auf die Erde und Filipov beruhigte sich.

„Was hast du getan?“

„Das geht dich nichts an. Haut ab, bevor noch etwas passiert.“

„Wird gemacht.“

Zögernd gab Filipov den restlichen Agents ein Zeichen und sie machten sich auf den Weg hinter das Lager, um den Hubschrauber zu benutzen. Währenddessen sah sich Macie um und erkannte, was sie bisher übersah. Der einzige Ort, wo er stecken könnte, ist das Gebäude, das nicht beschädigt wurde, während jedes andere in sich zusammenfiel. Rasch wechselte sie das Magazin ihres Gewehres und lief prompt auf das Gebäude zu, aus dem sie der Winter Soldier noch gerettet haben soll.

Mit mulmigem Gefühl öffnete Macie die große, staubige Eingangstür einen kleinen Spalt und steckte ihren Kopf rein, um sich umzusehen. Als sie sich vergewissern konnte, dass sich niemand auf dieser Etage befand, schlüpfte sie nun komplett in das Haus und schloss hinter sich zu. Darauf Bedacht keinen Laut von sich zu geben, schlich sie durch die Gänge, durchsuchte jeden Raum, an dem sie vorbei kam, um einen Hinweis auf den Verbleib ihres Schützlings zu bekommen. Gerade als die Sonne aufging, stand sie vor der letzten Tür in diesem Gebäude. Die erste Tür, die sorgfältig versteckt und abgeriegelt wurde. Da hinter muss etwas Wichtiges versteckt worden sein.

Sachte ruckelte sie an dem Schloss und brach es nach wenigen Minuten kaum hörbar auf. Bevor Macie den Knauf endgültig nach links drehte, atmete sie noch einmal tief durch. Sie hatte nicht einmal überlegt, was dort sein könnte, sie würde sicher an nichts von dem Gefallen finden. Entschlossen gab sie der Tür einen Schubs und hielt sich bereit den Abzug ihrer Waffe zu betätigen. Verblüfft sanken ihre Arme wieder nach unten und betrat den Raum. In ihm befand sich nichts, rein gar nichts. Das Weiß der Wände war durch Staub und Dreck zu einem befleckten Grau geworden und die dunklen Holzdielen waren löchrig und begangen schon sich voneinander lösen.

Mutlos lehnte sich Macie an die Wand. Fieberhaft überlegte sie, wie sie den Winter Soldier aufspüren konnte. Er trug keinen Peilsender mit sich, das hatte sie schon geprüft und eine Nachricht ließ er auch nicht zurück. Gedankenverloren sah sie aus dem Fenster. Plötzlich teilte sich die Wand hinter Macie und sie landete auf ihrem Rücken in einem Fahrstuhl. Kurz überlegte sie und begutachtete dann die Schalter. Es gab nur zwei Stück. Einer führte rauf in die dritte Etage, wo Macie sich befand. Auf dem anderen Stand der Buchstabe K. Zwar wusste Macie nicht, wohin der Fahrstuhl führen würde, aber ihrer Neugier konnte sie es nicht verbieten, es herauszufinden.

Nicht mal eine Minute später, kam der Fahrstuhl schon wieder zum stehen und eröffnete Macie den Blick auf einen unterirdischen Raum von dem zwei Gänge abgingen. In der Hoffnung nicht entdeckt worden zu sein, schlich sie durch den Raum und suchte nach etwas, um sich hier zu Recht finden zu können. Erstaunt darüber einen Lageplan in der Hand zu halten, auf dem ein großes Tunnelnetzwerk abgebildet war, wählte sie den rechten Weg, da dieser zu einem Kommandoraum führen soll. Während sie sich durch die verzwickten Korridore arbeitete, bemerkte sie erst, wie ruhig es doch war. Ein wenig irritiert, überlegte sie, ob sie umkehren sollte. Da sie jedoch wissen wollte, was es mit diesem Versteck auf sich hat, ging sie doch weiter.

Nach einigen Minuten erreichte sie die Kommandozentrale. Durch das Fenster in der halb geöffneten Tür konnte Macie keine Person sehen. Nur ein Hund hatte es sich gemütlich gemacht und lag sichtlich entspannt auf dem Boden. Zügig drückte sie sich durch den Spalt und zeigte dem Labrador, der sofort aufgesprungen war, ruhig zu sein. Prompt ignorierte er sie wieder und sie konnte durch die Akten blättern, die auf den Schreibtischen verstreut lagen. Den Monitoren auf denen das Videomaterial der Überwachungskameras aus einigen wenigen Räumen abgespielt wurde, schenkte Macie keine weitere Beachtung, bis der Hund sie darauf aufmerksam machte, dass das Bild ausgetauscht wurde und nun nur noch ein Raum gezeigt wurde. Näher trat sie an den schwarzen Kasten heran und vermutete eine Art Operationssaal. Viele Geräte, Reagenzgläser mit verschiedenen Inhalten und eingelegte Körperteile standen wurden in grauen Schränken und Regalen untergebracht. Sämtliches Werkzeug, wie Spritzen und Hammer lagen auf einem mobilen Tischchen verstreut. Vier Männer standen um einen Stuhl herum und redeten miteinander. Der Ton wurde nur leise übertragen, sodass Macie nur hören konnte, dass sich diese Personen auf einer anderen Sprache verständigten. Allerdings standen sie so dicht, das Macie nicht erkennen konnte, was diese Männer da so fesselte. Erst als sich einer davon bewegte, konnte sie es erkennen. Diese Männer hielten den Winter Soldier auf dem Stuhl fest. Er war gefesselt und wurde ordentlich zugerichtet. Eine Platzwunde hatte über der linken Schläfe, mehrere Wunden zierten auch den Rest seines Gesichts, seine Kleidung war befleckt und selbst der metallene Arm hatte einige Beulen und Dellen abbekommen.

Aufgeregt nahm Macie erneut den Lageplan in die Hand und sah nach, ob eine Krankenstation oder etwas Ähnliches markiert wurde. Wie sie es sich schon hätte denken können, stand dieser Raum nicht auf der Karte. Bevor sie das komplette Versteck durchsuchte, wandte sie sich verzweifelt und sich selbst für übergeschnappt abgestempelt dem Hund zu und fragte ihn, ob er sie denn zu dem Raum bringen könne. Freudig bellte der Labrador, trank einen Schluck aus seinem Wassernapf und verließ dann die Zentrale. Hoffnungsvoll nahm Macie die Verfolgung auf, darauf Bedacht keinen Laut zu machen. Ewig durchquerte sie Gang für Gang, durchsuchte ab und an eine der Kisten, die überall rumstanden und war sich sicher den Weg allein nicht mehr zurückzufinden. Fast hatte sie schon angenommen, der Hund wollte sie gar nicht dorthin bringen. Doch als er sich setzte und Macie ansah, wusste sie, dass er sie verstand. Unauffällig blickte sie durch das große Fenster und sah, dass sich nur noch der Winter Soldier dort gefesselt befand. Umgehend eilte sie zur Tür und stolperte in den Raum. Von dem plötzlichen Lärm, erschrak der Benommene und war überrascht Macie zu sehen.

„Was machst du denn hier?“, fragte er mit leiser, gequälter Stimme während Macie begann seine Fesseln zu lösen.

„Dich retten, was sonst.“

„Ich dachte du wärst tot. Du lagst da so leblos vor mir auf dem Boden.“

„Du hast mich da rausgeholt nicht war?“

„Wieso bist du nicht einfach gegangen?“

„Und dich hier zurücklassen? Vergiss es.“

„Aber sie wollen dich doch auch. Bist du dir bewusst, in was du hier reingeraten bist?“

„Was meinst du? Wieso haben die es auf mich abgesehen?“

„Das haben die mir nicht gesagt.“

Bevor Macie noch etwas sagen konnte, bellte der Labrador einige Male, wobei er sich aber nicht von seinem Platz bewegte.

„Gib mir die“, er zeigte auf die Waffe, die Macie sich um den Rücken geschnallt hatte. „Versteck dich irgendwo. Ich komme später und hole dich.“

„Das kommt gar nicht in Frage. So wie du aussiehst, lass ich dich nicht allein.“

„Du bist so stur.“

„Ich weiß. Komm jetzt, wir müssen zurück zum Fahrstuhl, der bringt uns wieder hoch.“

„Das glaube ich nicht, kleine Darya.“ Bewaffnet trat ein groß gewachsener Mann in den Raum, bereit jeden Moment zu schießen.

„Darya?“, ratlos sah der Winter Soldier Macie an.

„Mein zweiter Vorname. So hat man mich schon lange nicht mehr genannt. Wer sind sie?“

„Du hättest lieber mit dem alten Pierce fliehen sollen. Als er dich damals mitnahm, dachte ich, du wärst in Sicherheit. Aber vor zwei Jahren sah ich dich dann mitten in einer unserer Operationen. So hatte ich mir dein Leben nicht vorgestellt.“

„Ich habe es mir nicht ausgesucht. Woher wissen Sie das alles?“

„Erkennst du deinen eigenen Vater nicht? Kommt rein und nehmt sie mit. Beide.“ Eine fünfköpfige Truppe marschierte in den Raum, nahm der erstarrten Macie jegliche Waffen ab und brachte die beiden in einen großen Saal voller bewaffneter Männer und Frauen. Selbst der Hund wurde unsanft in einen Käfig gesperrt, der neben Macie und dem Winter Soldier, die an zwei Stühle gebunden wurden, abgestellt wurde. Rücken an Rücken saßen beide inmitten russisch sprechender Menschen, die an irgendwelchen komischen Dingen arbeiteten. Der Mann, der sich als Macies Vater wurde von allen Seiten nur mit Kirill angesprochen.

„Mein Vater hieß nicht Kirill. Wer sind Sie also?“

„Hier wird jeder mit einer speziellen Bezeichnung angesprochen. Kirill bedeutet übersetzt etwa großer Herrscher. Und da ich der Fädenzieher hier bin, finde ich es ganz passend.“ Lachend setzte er sich auf den einzigen großen Stuhl, der auf einer Erhöhung aufgestellt wurde, damit er von jedem gesehen wurde. Ein weiterer Mann folgte ihm.

„Wieso beide? Hätten wir ihn nicht einfach aus dem Weg schaffen können?“

„Nein. Sie wäre außer Kontrolle geraten.“

„Und? Das ist doch nicht unser Problem.“

„Sie haben mir immer gute Dienste erwiesen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie eingeweiht werden und von nun an zu meinen engeren Vertrauten gehören. Lesen Sie das.“

„Ich danke Ihnen, Kirill.“

„Mein Trupp nennt mich bei meinem richtigen Namen. Andrej.“
 

Unruhig wackelte der Winter Soldier auf seinem Stuhl hin und her, während Macie versuchte sich einen Plan zurechtzulegen.

„Sitz still! Wie soll ich mich denn konzentrieren, wenn du hier so rumzappelst?“, flüstere Macie ihm zu.

„Was willst du denn hier nachdenken? Wir kommen hier nicht so einfach raus.“

„не говорите!“, ein muskulöser Mann baute sich vor den beiden auf und sah sie voller Zorn an.

„Was?“, fragend drehte Macie den Kopf.

„Nicht reden, hat der gesagt.“

In aller Ruhe wandte sie sich wieder dem großen Mann zu und nickte, da er sie anscheinend nicht verstehen konnte. Plötzlich hatte sie einen Einfall. Einen Weg, um hier wieder raus zu kommen. Umgehend schloss sie die Augen und dachte an all die Dinge, die sie zur Weißglut trieben. Die Sturheit von Filipov, ihr Vater, wie er sie verließ, der Kerl, dem sie die Narbe an ihrer Schulter zur verdanken hatte. Alles staute sich auf und sie spürte, wie die Wut sich in ihr ausbreitete. Nach außen hin ruhig, öffnete Macie die Augen. Sie sah, wie die Geräte und Stifte auf den Tischen, die Stühle und alles, was nicht am Boden verankert wurde, zu wackeln begannen. Nach und nach wurde es intensiver und niemand wusste, was los war.

„Macie“, flüsterte der Winter Soldier. „Was ist das?“

„Sei ruhig. Ich erklär dir das später.“

Stockend kam ein kleines Messer auf die Schnüre an Macies Händen zu und befreite sie von dem Stuhl. Um sie herum strömten die Menschen aufgeregt zu dem großen Ausgang und versuchten sich vor den Möbeln, die nach und nach auf sie los gingen, zu retten.

Zufrieden mit dem Ergebnis, jedoch nicht besonders stolz darauf, löste sie die Fesseln des Winter Soldiers und öffnete den Käfig in dem der Labrador zusammengekauert lag. Bevor die beiden jedoch aus dem Raum fliehen konnten, wurden sie von Kirill aufgehalten, der sich in den Weg stellte.

„Du wirst nicht verschwinden. Nicht bevor ich nicht den Chip habe.“

„Was für einen Chip?“

„Hat Pierce dir das nicht erzählt? Woher du das hier kannst?“ Er zeigte auf die Gegenstände, die noch immer durch die Luft schwebten.

„Er sagte mir, ich hätte als kleines Mädchen einen Unfall mit nicht registrierten Kreaturen gehabt.“

„Sie pflanzten dir einen Chip ein. S.H.I.E.L.D. konnte dich nicht rechtzeitig da raus holen. Dadurch hat Pierce von dir erfahren und nahm sich wenig später bei dir auf, um diese Fähigkeit in seinen Händen zu wissen.“

„Das ist nicht wahr. Ihm liegt etwas an mir.“

„Mittlerweile vielleicht. Aber so jemandem sollte man nicht trauen.“

„Er war wenigstens all die Jahre für mich da. Im Gegensatz zu dir.“

„Es viel mir nicht leicht.“

„Anscheinend aber nicht sonderlich schwer. Und jetzt, lass uns gehen.“

„Erst wenn ich den Chip habe. Wenn du dich jedoch weigerst ihn mir freiwillig auszuhändigen, muss ich dich dazu zwingen.“

„Was willst du damit?“

„Ihn in eine Roboterarmee einpflanzen. Ich hab das mitbekommen, als sie sich während meines Verhörs unterhalten haben“, mischte sich nun der Winter Soldier in das Gespräch ein.

„Sei still. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht aus dem Weg geräumt habe. Ich wollte so eine Situation dadurch vermeiden.“

„Jetzt reicht’s mir endgültig!“, schrie Macie plötzlich und die Tische und Stühle kreisten wild im Raum herum. „Du wirst weder diesen Chip bekommen, noch wirst du ihm oder mir etwas antun. Und wenn ich persönlich dafür sorgen muss.“

„Willst du mich etwa umbringen? Du bist meine Tochter.“

„Fühlt sich aber nicht so an.“

„Du wirst es nicht tun. Du könntest damit nicht leben.“

„Das bezweifle ich.“

Langsam streckte Macie ihre rechte Hand nach vorn und visierte ihren Vater an. Unter verblüfften Blicken ballte sie eine Faust und alle Gegenstände flogen auf den Mann zu und vergruben ihn unter sich. Ruckartig schnappte sie sich den rechten Arm des Winter Soldiers und lief los. Der Labrador registrierte die Situation sofort und führte sie zum Fahrstuhl, mit dem Macie in dieses Versteck gelangte. Auf dem Weg dorthin wurden sie noch einige Male von schwarz gekleideten Kriegern, die sich noch hier befanden aufgehalten. Doch auch die konnten Macie und den Winter Soldier nicht stoppen und mühsam erreichten sie nach einer guten Stunde den Lift, der sie nach oben fuhr. Bevor sie diesen wieder verließen, brachten sie noch eine Bombe, die sich in einer der Kisten befand, an der Tür an und schickten den Fahrstuhl wider nach unten.

Bis sie draußen auf der Straße standen, die schon von der Sonne hell erleuchtet wurde, sprach keiner ein Wort. Hinter ihnen stürzte das Gebäude in sich zusammen und vergrub alles und jeden, was sich noch dort befand. Erschöpft setzte sich Macie auf den Boden und betrachtete die Trümmer. Keinen Gedanken wollte sie ab sofort mehr an ihren Vater verschwenden, schenkte ihm trotzdem noch eine Schweigeminute als endgültigen Abschied. Der Winter Soldier lief währenddessen durch die Trümmer auf dem Asphalt, sah sich um und überlegte, wie sie schnellstens von hier wegkommen. Unterwegs trug er die ein oder andere Waffe zusammen und brachte die, die funktionieren zu Macie.

„Wir müssen hier weg. Nimm dir eine von denen. Wer weiß schon, was noch auf uns zu kommt“, fing der Winter Soldier angespannt an zu sprechen. Nickend befolgte sie seine Anweisung und gemeinsam mit dem Labrador suchten sie ein Fortbewegungsmittel. Hinter einem kleinen, längst verlassenen Haus, entdeckten sie einen dreckigen Pick Up Truck. Nach seinem Aussehen zu urteilen, musste er schon einige Zeit nicht mehr gefahren worden sein. Rost bildete sich schon an den Radkästen, die Heckscheibe war eingeschlagen und die Motorhaube schloss nicht mehr richtig. Allerdings lief er noch einwandfrei und der Motor schnurrte wie ein Kätzchen.

Stunden fuhren sie der Sonne entgegen und Macie, die es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte, nickte einige Male ein. Als die beiden an einer Tankstelle eine Pause einlegten, suchten sie ein Telefon auf und kontaktierten Pierce, der sie, sichtlich froh über ihr wohlbefinden, dazu aufforderte an ihrem Rastplatz auf einen Hubschrauber, der schon in der Nähe die Gegend absuchte, zu warten, den er umgehend benachrichtigen würde. Manierlich befolgten sie seinen Befehl und setzten sich an den Straßenrand. Jeder verarbeitete das Erlebte für sich, selbst der Hund saß still neben dem Winter Soldier und blickte ihn an. Nur kurze Zeit später konnten sie den Heli schon hören und stiegen ein, nachdem Rumlow, der als Pilot fungierte, ihn zum Stillstand brachte. Vollkommen entkräftet ignorierten beide die Sprüche die Rumlow äußerte und schliefen den kompletten Flug durch.

Kurz bevor der Helikopter komplett auf dem Boden stand, setzte Macie sich auf und weckte den Winter Soldier, der noch immer auf den Sitzen lag und döste. Draußen stand bereits Pierce mit einem Teil des S.T.R.I.K.E.-Teams und wartete darauf die beiden zu empfangen. Rollins, der die Position des Co-Piloten eingenommen hatte, öffnete die Tür des Helis und half den übermüdeten Passagieren raus. Augenblicklich übernahm Pierce das Wort und befehligte die Ärzte ihren Job auszuführen und Macie sowie den Winter Soldier danach zu ihm zu bringen, ehe er sich nach drinnen verabschiedete.

In dem Behandlungsraum standen zwei weich gepolsterte Stühle bereit und sofort fing die Behandlung an. Berge von Tüchern, Literweise Wasser und einige Meter an Verbänden wurden verbraucht, ehe zwanzig Minuten vergingen und sich beide einigermaßen von schmerzenden Armen und stechenden Schultern erholt hatten.

Bis vier Personen des S.T.R.I.K.E.-Teams eintrafen und zu Pierce in einen kleinen Nebenraum brachten, versanken beide in den Stühlen und achten es sich bequem. Pierce setzte jedoch wieder eine ernste Miene auf, denn er war sichtlich besorgt gewesen, da keiner von beiden auffindbar war. Minutenlang hielt er einen Vortrag, wie wütend er über das Verhalten der beiden war. Doch konnte er am Ende nicht mehr verbergen, wie stolz er eigentlich über den erfolgreichen Abschluss des Auftrages war. Vor allem, dass nur zwei Leute dafür von Nöten waren.
 

„Ich habe einen neuen Auftrag für Sie“, beendete Pierce seinen Vortrag und sah den Winter Soldier ernst an, während er ihm ein beschriftetes A4-Blatt mit weiteren Informationen übergab und das Zimmer verließ.

Verblüfft darüber, dass Pierce ihn keine Pause einlegen ließ, sammelte sie ein paar, für sie bereitgelegte Sachen, zusammen. Ohne ein weiteres Wort drückte Macie dem Winter Soldier einen Kuss auf die Wange, hauchte ein leises Dankeschön und machte sich mit dem Labrador auf den Weg nach Hause.

„Stehen bleiben, James!“, vollkommen außer Atem visierte Macie den Winter Soldier an. So leicht wollte sie es ihm nicht machen, nachdem sie ihn endlich gefunden hatte. Langsam drehte er sich um und sah ihr in die Augen, während sie die Pistole in ihren Gürtel schob.

„Was willst du von mir? Du hast dich für ihn entschieden oder nicht?“

„Ich habe nur für das gekämpft, wofür ich einstehe, Bucky. Ganz ehrlich, hätte ich das mit HYDRA vorher gewusst, hätte ich mich nie auf das alles eingelassen. Lass uns woanders hingehen. Wer weiß, wer uns hier belauscht.“

„Du willst mich nur zu ihm bringen, nicht wahr?“

„Steve und Sam wissen nicht, dass ich dich gefunden und durch die halbe Stadt gejagt habe.“

„Und wo sind sie?“

„Weiß ich nicht. Wir haben uns aufgeteilt, weil ich noch meinen Bruder besuchen wollte. Er liegt hier im Krankenhaus, da er schwer verwundet wurde.“

„Warst du schon bei ihm?“

„Nein, ich wollte jetzt gehen. Wenn du möchtest, können wir uns nachher in seiner Wohnung treffen. Hier ist seine Adresse. Überleg es dir.“ Macie übergab Bucky einen zerrissenen Zettel und ließ ihn dann allein in der kleinen Gasse stehen. Sicher war sie sich zwar nicht, ob er wirklich kommen würde, doch wusste sie, dass es nichts nützte, ihn zu drängen. Schnell lief sie den ganzen Weg zurück zum Krankenhaus und war froh, dass die Besuchszeit noch nicht vorüber war. Glücklich über das Wohlbefinden ihres älteren Bruders verabschiedete sie sich und steuerte seine Wohnung, in der sie übernachtete, an.

Überrascht darüber, Bucky vor dem Haus sitzen zu sehen, eilte sie über die Straße auf ihn zu.

„Du bist gekommen. Wieso?“

„Ich weiß nicht. Irgendetwas hat mir gesagt, ich solle zu dir.“

„Das freut mich. Komm mit.“

Gemeinsam betraten sie die Wohnung im ersten Stock und setzten sich in das große, helle Wohnzimmer. Während Macie die Vorhänge sicherheitshalber zuzog, machte Bucky es sich auf dem Sofa bequem.

„Möchtest du etwas trinken?“

„Nein. Ich möchte wissen, wieso du so versessen darauf warst, mich zu finden.“

„Du bist einfach verschwunden und hast viele Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel wieso du Steve gerettet hast. Konntest du dich doch erinnern?“

„Ich weiß nicht, es war instinktiv. Ich habe ihm das geglaubt und als ich dann im Smithsonian Museum war und gesehen habe, was dort über mich stand, war ich sicher, das Richtige getan zu haben.“

„Glaub mir, das hast du. Aber ich denke, es wäre das Beste, wenn du dich Steve stellst. Er hat viele Fragen und nur wenige Antworten. Du warst schließlich sein bester Freund“, kurz legte sie eine Pause ein, als sie sah, wie krampfhaft Bucky nachdachte. „Ich würde dir sogar bei allem helfen. Du könntest auch bei mir wohnen, ich hab ein Gästezimmer.“

„Nein. Noch nicht. Ich bin noch nicht bereit, ihm vor die Augen zu treten.“

„Verstehe. Was hast du jetzt vor?“

„Ich möchte versuchen, meine Erinnerungen aufzufrischen.“

„Allein?“

„Ich könnte ja nur dich fragen, aber ich will dich da nicht reinziehen.“

„Mhm...nach allem was passierte, müsstest du wissen, dass mir das nichts ausmacht.“

„Aber was ist, wenn es noch mal jemand auf deinen komischen Chip abgesehen hat? Ich will nicht, dass du wegen mir noch mal in solche Schwierigkeiten gerätst.“

„Mach dir da mal keine Sorgen. Ein paar Spezialisten konnten mir da weiterhelfen und haben das Ding entfernt.“

„Also würdest du mir wirklich helfen?“

„Hab ich doch gesagt. Ich möchte meinen Bruder aber noch in unser Vorhaben einweihen, damit er sich keine allzu großen Sorgen macht.“

„Danke“, brachte Bucky mit leicht erröteten Wangen hervor. Ihm war es noch fremd, bisher musste er sich schließlich für Nichts bedanken. Doch war er auch stolz darauf, dass es ihm so leicht fiel. Froh über seine Fortschritte im Umgang mit Menschen, bot Macie ihm an, für die Nacht bei ihr zu bleiben und sie morgen ins Krankenhaus zu begleiten, damit sie schnellstmöglich aufbrechen konnten, was Bucky annahm.

Ohne den Druck, der von Pierce ausging, fiel es beiden leichter sich zu unterhalten. Bis spät in die Nacht saßen sie im Wohnzimmer zusammen und konnten frei miteinander reden, was vor allem Macie gut tat, da sie Einzelheiten über sich bisher nicht preisgeben konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2014-11-02T18:09:26+00:00 02.11.2014 19:09
Danke für dein Kommi.
Am Ende des zweiten Kapitels geht sie nach Hause und beschließt dann irgendwann, ihn zu suchen. Das dritte Kapitel ist ein Zeitsprung. Vielleicht hätte ich sowas wie "3 Monate später" drüber schreiben sollen, aber ich dachte, das würde man so lesen :)
Von: abgemeldet
2014-10-23T13:32:16+00:00 23.10.2014 15:32
Hallu, auch für dich hier endlich der versprochene Kommentar:

Erstmal ganz allgemein:
Dein Schreibstil gefällt mir gut, er ließt sich insgesammt flüssig und bringt die Spannung gut rüber. Vor allem gegen Ende hatte ich aber das Gefühl, dass alles etwas... hektisch wurde. Das ganze wirkte ein wenig gehetzt und darüber hatte ich auch beim Lesen dass Gefühl, dass sich die Sätze teilweise "verhaspeln"... Ähnliches gult für die Handlung der Geschichte. Gegen Ende habe ich irgendwie nicht mehr durchgeblickt, auch wenn mir der Verlauf an sich gefallen hat. Die Charaktere waren nachvollziehbar und (bis auf das Ende) waren ihre Handlungen verständlich und erklärt.

Jetzt ein Wort zu den Kriterien des WBs:
Das Lied und seine Stimmung hast du ganz gut eingefangen. Hier und da habe ich mich ein wenig gewundert, aber das mag vor allem daran liegen, dass das Ende sich mir irgendwie nicht ganz erschließt. Damit meine ich konkret das letzte Kapitel, schon im ersten Satz...
Wenn ich das richtig verstehe geht Macie doch nach hause am ende von Kap2?
Jedenfalls... Kapitel 3 lässt mich als vollkommen planlose Person im Bezug auf Marvel und seine ganzen Superhelen irgendwie einfach nur verwirrt zurück. Bis dahin war alles super, auch ohne Vorkenntnisse, aber da fehlen irgendwie die Infos.

Hier sei gesagt das letzteres deine FF jetzt nicht wirklich schlechter macht, vielleicht erschließt sich alles was in Kapitel 3 passiert ja jemandem, der sich damit besser auskennt als ich, aber aus meiner Sicht was das der ausschlaggebende Punkt, warum deine Geschichte, obwohl sonst sehr gut, nicht gewonnen hat. Sie gefällt mir persönlich dennoch ;)
Liebe Grüße,
Aduial


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