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Nächte

OS Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung: Wilde Spekulationen über Levys Vergangenheit. Nichts für schwache Nerven.
Ich bin eindeutig eine Drama-Queen Komplett anzeigen

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Nacht der Angst

~Eine Mutter ist der einzige Mensch auf der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich kennt.~

(Johann Heinrich Pestalozzi)

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Kapitel 1 Nacht der Angst
 


 

Unruhig rollte sie sich auf dem Laken hin und her. Die Decke, die bereits zu zwei Dritteln auf dem Boden lag, fest umklammert, zuckte das Mädchen unruhig im Schlaf. Immer wieder zog sie ihre Beine bis zu ihrem Kinn, nur um sie dann hastig wieder von sich weg zu strecken. Ein leises Wimmern entfloh ihrer Kehle und erstarb kurz darauf wieder. Hinter den geschlossenen Augen wanderten ihre Pupillen ungleichmäßig hin und her.

Ihr Bett stand vor einem großen Fenster durch das der helle Mond das kleine Zimmer schwach beleuchten konnte. Riesige Regale standen an den Wänden, übervoll mit Büchern und selbst der kleine Schreibtisch war verdeckt mit Papieren und Schriftrollen. Das silbrige Licht des Mondes tauchte den Raum in eine friedliche Atmosphäre. Die Ruhe der Nacht legte sich behutsam über das Zimmer.

Ein spitzer Schrei durchbrach die Stille du das Mädchen saß senkrecht in ihrem Bett. Ihre Augen immer noch geschlossen, zuckte sie panisch und viel rücklings zurück auf ihr Kissen. Unkontrolliert zitternd wickelte sie sich fest in ihre Decke und schnaubte unregelmäßig. Sie hatte einen Alptraum.
 

Es ist mitten in der Nacht. Die fünfjährige Blauhaarige konnte mal wieder nicht schlafen und schlich sich auf leisen Sohlen in das Schlafzimmer ihrer Eltern. „Mama“ murmelt sie leise und rieb sich dabei mit dem Handrücken über ihre Augen.

„Mama ich hab Angst“ Die große Blondine lächelte ihre Tochter verschlafen an und hob die Decke mit ihrem rechten Arm hoch.

„Na komm her Süße, du kannst heute Nacht bei uns schlafen“ flüsterte sie in das leise Schnarchen ihres Mannes. Die Kleine krabbelte zu ihren Eltern in das große Himmelbett und kuschelte sich ganz dicht an ihre Mutter.

„Hast du schlecht geträumt?“ die zierliche Frau war sehr besorgt um ihre Tochter. In letzter Zeit kam es häufiger vor, dass sie nachts nicht alleine schlafen wollte. Ihr Kind fest im Arm drehte sie sich vorsichtig zu ihrem Mann um. Sein dunkelblaues Haar lugte aus der Decke heraus und ein rhythmisches Atmen war zu hören. Sie wunderte sich immer wieder, wie fest ihr Liebster träumte.

„Da waren diese Männer, sie benutzten Magie, genau wie Papa“

Entnervt schnaubend rollte die junge Frau ihre Augen. Sie wusste nun, wovor ihre Tochter solche Angst hatte.
 

Im Gemeindesaal des kleinen Dorfes steht ein kleiner Übertragungslacrima. In letzter Zeit häufen sich die Probleme mit einer dunklen Gilde, die sich nachts über Städte und Dörfer hermacht, sie ausplündert und nur selten Überlebende zurücklässt.

„Schatz, hast du sie wieder mit zu einer Versammlung genommen?“ Sachte weckte sie ihren Mann, indem sie ihren Ellenbogen in seine Taille stieß.

„Mhhh?“ Verschlafen drehte sich der Familienvater um und erhaschte einen Blick in die verängstigt glänzenden Augen seiner kleinen Tochter.

Stumm nickte er und bereute seine Tat vom Nachtmittag sofort. Er war führendes Mitglied der Dorfgemeinschaft und musste somit an jeder Versammlung teilnehmen. Um seiner Frau den freien Nachmittag zu gönnen, hat er seine kleine Prinzessin einfach mitgenommen. Es war nichts ungewöhnliches, schließlich laufen dort öfters kleine Kinder herum. Doch dass sie die Bilder so verängstigten, das wollte er nicht.

Behutsam strich er seiner Tochter übe das glänzende veilchenblaue Haar. „Wir sind doch bei dir, da kann dir gar nichts passieren.“ Er rang sich ein Lächeln ab.

Tief in seinem Inneren besorgte ihn die Situation sehr, denn die dunkle Gilde näherte sich ihrem Dorf mit rasender Geschwindigkeit. „Nun schlaf mein Engelchen“ säuselte er und drehte seinen Frauen den Rücken zu. Nur wenige Sekunden später fiel er wieder in einen tiefen Schlaf.
 

Verträumt bestaunte das kleine Mädchen wieder einmal das sternenbedruckte Dach des Baldachins, welches im sanften Mondlicht wunderbar glitzert. Der dunkle Samt war bestickt mit abertausenden kleinen, funkelnden Perlen. Ihre Mutter hatte sich damals, während sie es mit mühevoller Handarbeit anfertigte, genauestens an die vielen Sternenkarten gehalten, die ihr Mann immer von den Missionen mitbrachte.

Das Kind liebte die Sterne, sie strahlten eine Ruhe aus. Während sie ihren Blick über den künstlich erschaffenden Nachthimmel gleiten ließ entspannte sich das kleine Mädchen und schloss langsam die Augen. Die Wärme ihrer Eltern gab ihr die nötige Sicherheit vor den Monstern und vor allem Bösen auf der Welt. Und während ihre Mutter ihr sachte über den Rücken streichelte schlief sie lächelnd ein.
 

*
 

Es ist immer noch Nacht, als die kleine Familie plötzlich von Schreien und grellem Licht geweckt wird. Verschlafen streckt die kleine Blauhaarige ihre Nase aus der Bettdecke und erhascht einen Blick auf das panisch wirkende Gesicht ihrer Mutter. Ihr Vater springt wie vom Blitz getroffen aus den Laken und zerrt seine Tochter hinterher.

„Los geht euch anziehen“ brüllte er seine Familie an und schritt zum Fenster.

Das kleine idyllische Bergdorf wirkte surreal. Überall brannten Hütten und Menschen liefen schreiend über die Straßen. „Beeilung“ Geistesabwesend und immer noch nach draußen schauend zog sich der Mann eine Hose und ein Shirt über. Mit einer Hand zeigte er seiner Frau an, dass sie sich beeilen sollte. Diese reagierte sofort, warf sich ein Kleid über und zerrte die Blauhaarige aus dem Schlafraum.

Völlig verwirrt ließ sich das kleine Mädchen durch die Wohnung schieben. Sie bekam kaum mit, wie ihre Mutter sie in ihr Zimmer verfrachtete und ihr ein blaues weites Kleidchen überzog, ebenso wenig bemerkte sie, wie sie ihr die weißen Schuhe in die Hand drückte. Unsanft am Handgelenk ziehen zerrte sie ihre Tochter hinter sich her, die Treppen hinunter und rannte zu ihrem Mann auf die Straße.
 

„Mama, Mama, Yukiko ist noch im Bett“ quengelte die Kleine und riss sich los. Ohne auf den Protest ihrer Eltern zu hören stürmte sie zurück ins Haus und die Treppen zu dem Schlafzimmer ihrer Eltern zurück. Aufgelöst wühlte sie in Laken und Decken herum, bis sie das Objekt ihrer Begierde in ihren kleinen Händen hielt. Ein kleiner, weißer Stoffbär mit eisblauen Knöpfen als Augen. Ihre Mutter hatte ihn auf ihrer letzten Mission gekauft, noch bevor sie geboren wurde und seit sie denken kann, begleitet sie der Bär überall hin.

Plötzlich schlug ihr eine Hitze ins Gesicht und sie konnte die verzweifelten Rufe ihrer Mutter aus dem Erdgeschoss hören.
 

„Levy, Levy!!!!!“ doch als sie das Zimmer verließ stand sie vor einer brennenden Flammenwand. Tränen kullerten der fünfjährigen die Wangen hinab als sie zu schreien beginnt.

„Mama, hilf mir!“ Minuten vergehen, doch das Kind rührte sich nicht vom Fleck. Ihren kleinen Bären fest an ihre Brust gepresst. Sie hatte panische Angst, sie wollte nicht sterben, immerhin war sie erst fünf Jahre alt.

Kurz bevor die Flammen beginnen können, sich in den Saum ihres Kleides zu fressen, wurde sie an ihrer Schleife im Nacken zurück in das Zimmer gezogen.

Sie strauchelte und es fehlte nicht viel, dann wäre sie rücklings auf den Boden gefallen. Doch ein großer starker Arm hielt sie aufrecht und Stütze sie. Die angenehme Wärme die die Person ausstrahlte erfreute das Kinderherz.
 

Mit lautem Krachen fiel die Tür ins Schloss und sperrte vorerst die heiße Hölle aus. „Papa“, rief die Kleine erstaunt aus und sah in das tränenüberströmte Gesicht ihres Vaters.

„Levy was machst du denn“ er versuchte zu lächeln, doch in Anbetracht der Situation fiel es ihm deutlich schwer.

„Yukiko hat noch auf mich gewartet“ unter Tränen hielt sie ihrem Vater den Stoffbären unter die Nase. Kopfschüttelnd packte dieser sein Kind und drückte sie fest an sich.

„Das nächste Mal musst du aber unbedingt auf uns hören.“ Resigniert atmete der Großgewachsene aus und streichelte seiner Tochter vorsichtig über das Haar. „Versprochen“ murmelte das Kind in ihre Tränen und vergrub ihr Gesicht an der Brust ihres Vaters.
 

Vorsichtig kletterte er über das Fenstersims und krallte sich regelrecht in den Mauerröschen fest. Er hatte seine Frau immer dafür gehasst, dass sie auf diese dornigen Kletterranken an der Hauswand bestand, da sie unglaublich viel Arbeit machten, doch heute war er froh, eine Substanz zu haben, an der er sich festhalten konnte. Mit seinem Schatz auf dem Arm verließ das brennende Haus.

Immer wieder verlor er den Kontakt zur Hauswand und rutschte Zentimeter nach unten, die Dornen der Rosen bohrten sich dabei rücksichtslos in seine Arme und Hände.

Doch es war nicht wichtig.

Mit allem was er hatte, versuchte er seine Tochter zu schützen. Er drehte sie immer wieder seitlich, sodass sie keinen Hautkontakt mit dem stacheligen Gestrüpp hatte und schenkte ihr immer wieder flüchtige Küsse auf ihren Haaransatz. Aus schreckgeweiteten, haselnussbraunen Augen an starrte sie unentwegt zu ihrem Vater auf und begann langsam zu realisieren, was für einen Fehler sie mit ihrer Rückkehr zum Haus gemacht hatte. Sie schämte sich und eine Träne nach der nächsten lief ihre Wange entlang, bis das Shirt des Mannes völlig durchnässt war.

Endlich erreichten sie festen Untergrund und der Blauhaarige setzte seine Tochter vorsichtig auf dem Boden ab. Die Tränen liefen ihr immer noch wasserfallartig über die Wangen. Vorsichtig tätschelte er ihr den Kopf und durchstrubbelte ihre veilchenblaue Mähne.

Seine Frau faltete vor Erleichterung ihre Hände vor der Brust und trat näher an ihre Familie heran. Langsam sank sie auf die Knie und umarmte ihre Tochter. Diese bemerkte erst jetzt wie sehr ihre Mutter zitterte und immer wieder unter Tränen schluchzte.

„Gott sei Dank ist dir nichts passiert meine Kleine.“ Zärtlich küsste sie ihre Tochter auf die Stirn und ein schiefes lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
 

Ihr Vater sah sich derweil um und erschrak. Das ganze Dorf stand in Flammen und die Menschen irrten weinend und nach ihren Angehörigen rufend auf den Straßen herum.

„Was ist hier los Kenzuki?“ rief er einem umherrennenden Dorfbewohner zu.

„Die Jugonos kommen McGarden-sama“ brüllte ihm der ältere Herr zu, der mit seinem Krückstock den Weg aus der Stadt suchte.

„Jugonos?“ die Stimme des kleinen Kindes war kaum zu hören. Verängstigt blickte sie in die Gesichter ihrer Eltern. Sie hatte diesen Namen schon mal gehört, auf der letzten Versammlung ihres Vaters ist er oft gefallen. Panik schrie aus den Augen ihrer Mutter, Besorgnis und Schrecken offenbarte das Gesicht ihres Vaters.

Hecktisch packten sie sie am Handgelenk und rannten mit ihr in den Wald hinaus. Hinter sich konnte das kleine Mädchen nur gequälte Schreie und angsterfülltes Gekreische hören. Hoffentlich ging es ihren Freundinnen gut.
 

Der sandige Weg führte sie ein Stück in den Wald hinein. Vor einem kleinen Fuchsbau blieben die drei stehen.

„Levy, du musst hier reinkriechen“ Während ihre Mutter sprach drehte sie ihren Kopf immer wieder in Richtung Stadt. Sie hatte Angst. Ihr Vater schob sie vorsichtig in den Bau und drückte sanft ihren Kopf hinunter.

„Bleib da drinnen bis wir dich holen.“

„Aber…“ setzte das Kind an, sie wollte nicht alleine zurückgelassen werden. „Schätzchen du hast es mir vorhin versprochen“ Der Tonfall ihres Vaters war sanft, jedoch schwirrte Verzweiflung unaufhörlich mit. Mit sanftem Druck schob er das Kind in die Erdhöhle und bedeckte den Ausgang mit Laub.

Es waren die letzten Worte an ihre Tochter bevor die beiden wieder verschwanden. Die fünfjährige konnte ihre Schatten ausmachen, die sich zurück in die Stadt bewegten.

Als Dorfvorstand musste ihr Vater die Bürger bis zum Schluss beschützen und er hatte nicht vor, sich vor seiner Aufgabe zu drücken. Nur die Sicherheit seiner Tochter war ihm wichtiger.
 

„Mama, Papa, lasst mich nicht allein“ wimmerte das kleine Mädchen.
 

Die Schreie in der Stadt durchdrangen den Wald bis zu ihrem Versteck. Sie konnte hören wie die Menschen um ihr Leben flehten. Wie Kinder kreischten und Frauen die Namen ihrer Männer riefen.

Sie lebte in einem kleinen Dorf. Zu jedem Namen hatte sie ein Gesicht vor Augen. Immer öfters überrannten sie Wellen der Angst und ließen ihren kleinen Körper zittern und schwanken. Immer öfters stockte ihr der Atem und sie hatte Mühe und Not, nach Luft zu ringen.

Als sie den Namen ihrer besten Freundin hörte konnte sie einen Schrei nicht mehr unterdrücken. Sekundenschnell presste sie ihre kleinen Hände vor den Mund und versuchte ihre Atmung wieder zu kontrollieren. Tränen liefen wie Sturzbäche ihre Wangen hinab und vermischen sich mit der losen Erde um sie herum.

Zitternd hockte sie in dem Loch und hoffte, dass ihre Familie sie schnell wieder holen kommen würde.
 

Stunden vergingen, als sie plötzlich Schritte hörte. Es waren viele Schritte, schwere Schritte. Vorsichtig lugte sie aus ihrem Versteck und erschauderte. Beide Hände vor den Mund gepresst versuchte sie, einen Schrei zu unterdrücken.

Vor ihr standen drei Männer. Sie alle waren schwer bewaffnet oder hatten glühende Magiekreise um sich herum. Das Mädchen kannte Magie, ihr Vater und ihre Mutter waren immerhin Magier und auch das halbe Dorf schien diese außergewöhnlichen Kräfte zu besitzen.

Tränen rannen an ihren Fingern hinunter und nur schwer konnte sie ein Schluchzen unterdrücken.

Einer der Männer hielt einen abgetrennten Kopf in der Hand. Die dreckigen Pranken waren in den dunkelblauen Haaren des Männerschädels vergraben. Unaufhörlich tropfte Blut auf den Waldboden.
 

„Papa“ formte sie stumm, als ein spitzer Schrei sie von dem Anblick losriss. Sie sah ihre Mutter, welche unsanft von den Männern zu Boden gestoßen wurde. Ihre Kleidung war zerfetzt und ihre weiße, seidige Haut mit Wunden übersäht. Völlig panisch stierte sie auf den Mann mit dem Kopf in der Hand.
 

„Wir haben euer Dorf ab gemeuchelt und deinen Mann getötet“ höhnisch lachend warf er ihr den Kopf ihres Mannes wie einen alten Fußball zu. Sie kreischte auf und ließ den Kopf los. Langsam rollte er auf den Fuchsbau zu und kam nur kurz davor zum stehen. Die toten, blauen Augen ihres Vaters schienen sie anzublicken.

Ein Tritt von dem Mann und der Kopf kullerte weiter, tiefer in den Wald hinein.
 

„Und jetzt bist du an der Reihe Blondie“

Mit einem diabolischen Grinsen fiel der Mann über die zierliche Blondine her. Er riss ihr die letzten Fetzten vom Leib und griff nach ihren Handgelenken. Immer wieder schrie die junge Frau um Hilfe, doch ihre Rufe verebbten, als ihr die silbern leuchtende Klinge eine tiefe Wunde an ihrem Hals verpasste.
 

„Mama“, ihre Hände waren bereits nass und ihre Kehle brannte von den unterdrückten Schreien.
 

Mit weit aufgerissenen Augen musste das kleine Mädchen mit ansehen, wie die drei Männer ihre Mutter töteten und sie wie Dreck auf dem Waldboden liegen ließen.
 

„Das war die Letzte denke ich“ ein dunkles, donnerndes Lachen entfuhr den Männern.

„Sie hat uns das ganz schön schwer gemacht.“

„Die Magie der beiden, war nicht zu unterschätzen“

„Doch genützt hat es ihnen nichts“ wieder lachten die Männer auf, als der Waldboden plötzlich begann zu beben.

„Da kommt jemand“ hörte sie einen der drei sagen, als eine riesige Hand die drei gegen einen nahgelegenen Felsen schleuderte. Violette Flammen kreisten die Männer ein und eine Rauchschwade, zu einer großen Faust geformt, traf jeden einzelnen von ihnen.
 

„Jugono…“ Das kleine Mädchen konnte nichts mehr sehen. Ein unendlich großer Mann hat sich zwischen den Höhleneingang und die Männer positioniert.

„Heute habt ihr das letzte Dorf überfallen und die letzten Menschen getötet. Wir werden euch dem Rat übergeben“ Seine Stimme grollte wie der Donner, doch kam sie dem Kind nicht bösartig vor. Im Gegenteil, sie war die Stimme ihres Retters.

„Ich gebe euch nun, laut Gesetz, drei Sekunden um euch zu ergeben, ansonsten werde ich mein Urteil fällen“ der Mann sprach ernst und gewissenhaft.

An seinem rechten Zeigefinger begann eine helle, unglaublich schöne Magie zu strahlen.
 

„Drei“ die Männer lachten weiter und griffen die zwei umstehenden Magier an.
 

„Zwei“ gegen die boxende Rauchschwade hatten sie keine Chance.
 

„Eins“ Flammen kreisten sie ein, als der Riese weitersprach.
 

„Fairy Law hatsudou“
 

In ihren Augen brannte das Licht, jedoch fühlte es sich an ihrem Körper warm und ruhegebend an. Sie fasste Vertrauen in ihre drei Retter und traue sich aus dem Fuchsbau heraus. Endlich erlaubte sie sich zu schreien. Sie schrie so laut sie konnte, nach ihrer Mutter, nach ihrem Vater, sie weinte schluchzte und wimmerte. Ihr kleiner Körper wurde erfasst von einer Woge der Angst und des Schreckens, zitterte wie Espenlaub bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach.
 

*
 

Als sie die Augen aufschlug war es immer noch Nacht, oder schon wieder. Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos war. Ängstlich blickte sie sich um. Sie lag auf einem Bett, in eine weiße Decke gehüllt. Ihre Schrammen waren verarztet worden. An einem Schreibtisch in der anderen Ecke des Raumes saß ein junger Mann.

„Wo bin ich?“ fragte sie zaghaft. Ihre Stimme zitterte.

„Du bist im Krankenzimmer einer Gilde.“ Gab der Mann freundlich lächelnd zurück. Er hatte violett blaues, dunkles Haar und wirkte eigentlich ganz sympathisch.

„Wer bist du?“ fragte das Kind weiter.

„Mein Name ist Macao. Master Makarov, mein Kumpel Wakaba und ich haben dich grade noch retten können.“
 

Angestrengt überlegte die Kleine, was ihr in den letzten Stunden widerfahren war, als das Bild ihrer toten Eltern vor ihr innerstes Auge trat. „Mama, Papa“ schniefte sie. Mitleidig sah der Magier sie an. Sie wusste dass man sie nicht retten konnte. Tränen liefen ihre Wangen hinab.
 

Plötzlich öffnete sich die Türe und ein kleiner Mann trat herein. Er stellte sich vor und da sie ihre Familie und ihre Heimat verloren hatte, bot er ihr an, bei ihnen zu bleiben.

Zärtlich umarmte er das kleine Mädchen, welche immer noch bitterlich weinte. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie schlimm der Anblick für sie gewesen sein muss. Immer wieder strich er ihr sanft über den Rücken.

Sie werden eine Familie für sie sein.

Nacht der Freundschaft

~Es gibt Menschen, deren einmalige Berührung mit uns für immer den Stachel in uns zurücklässt, ihrer Achtung und Freundschaft wert zu bleiben. ~

(Christian Morgenstern)
 

Kapitel 2 Nacht der Freundschaft
 

Völlig aufgeregt wirbelte die Blondine in ihrer Wohnung herum. Zupfte an der Tischdecke, ordnete zum hundertsten Mal die Bücher auf ihrem Schreibtisch und versicherte sich, dass ihr Bett auch tatsächlich leer war.

So gerne sie Natsu um sich hatte, heute Abend hatte er hier nichts zu suchen.
 

Mit einem beschwingten Liedchen auf den Lippen hüpfte sie in die Küche. Ein Blick auf die Arbeitsplatte entlockte ihr ein zufriedenes Glucksen.

Alle Zutaten für die Pizza standen in kleinen Schälchen auf der Arbeitsfläche. Leuchtend rote Paprika, goldig gelber Mais und alles was sich ihre Freundinnen bei ihr gewünscht hatten.

Ihr nächster Blick fiel in den kleinen Kühlschrank. Eine große Schüssel mit Teig stand darin und duftete selbst im ungebackenen Zustand schon herrlich verführerisch. Das einzige was noch fehlte, war die Tomatensauce, doch da Levy eine weitaus bessere Köchin war als sie, hat sie sich angeboten, diese mitzubringen.

Mit dem Finger an die Unterlippe tippend überlegte sie, ob sie noch irgendwas vergessen hatte. Die Getränke wollte ihr Besuch mitbringen, es war einfach viel zu schwierig für die verschiedenen Geschmäcker einzukaufen. Außerdem waren Getränke Kisten immer furchtbar schwer.

Grinsend öffnete sie das kleine Gefrierfach. Nur diese kleine Flasche Nebel Rum von dem Kloster auf dem Hakobe Berg hatte sie kühl gelegt. Sie freute sich jetzt schon diebisch auf die Gesichter der Frauen, wenn sie die Flasche präsentiert.
 

Plötzlich fiel ihr siedeheiß etwas ein. Der Televisionslacrima steht noch unten bei ihrer Vermieterin. Levy musste ihr lange zureden bis sie sich traute, die korpulente Dame danach zu fragen, doch diese stimmte mit einem Schmunzeln auf den Lippen sofort zu.

Mit ihren rosafarbenen Plüsch Pantoffeln hüpfte sie die Treppe hinunter und klopfte an die Tür der Frau. Lange musste sie nicht warten. Knarzend öffnete sie sich und man hielt ihr das Lacrima bereits unter die Nase. „Morgen Mittag will ich das wiederhaben“ raunzte sie, doch nach wenigen Sekunden formten ihre Lippen ein Lächeln. „Mhhm natürlich. Ich werde es gleich morgen wieder herunterbringen. Vielen dank, dass sie ihn uns für diesen Abend überlassen.“ Lucy strahlte über das ganze Gesicht.

„Ich war doch auch mal jung, Kindchen. Nur versucht den Lärmpegel etwas in Zaum zu halten, okay?“ Mit diesen Worten drehte sich die Frau bereits um und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen. Lucy tat sich schwer damit, sich ihre mit fuchsfellbehangende Vermieterin als junges Mädchen vorzustellen. Schnell schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich beeilen. Ihre Freundinnen werden bald da sein.
 

In ihrer Wohnung lief sie erneut in die Küche, checkte abermals das Essen, überprüfte im Hauptraum, ob ihr Bett immer noch leer war und rüttelte an der Fensterscheibe. Diese war ebenfalls fest verschlossen. Mit nervösen Fingern platzierte sie das Lacrima auf ihrem Boden und testete es.

Sie hatte noch nie Freundinnen zu einem Video Abend eingeladen. Und da Erza gleich eine Sleep-Over-Party daraus machte, wurde sie nur umso nervöser.

„Okay“ murmelte sie mehr für sich selbst, als der Lacrima den gewünschten Film anzeigte. Zufrieden erhob sie sich und schaute sich um. Den Tisch hatte sie beiseite geschoben und das nötige Geschirr auf ihm platziert. Für ihre Freundinnen war also genug Platz.
 

Lächelnd tänzelte zu ihrem Kleiderschrank. Sie hatte sich extra einen neuen Schlafanzug gekauft, doch erstmal blieb dieser im Schrank. Ein Griff zu einem frischen Shirt genügte ihr.
 

Als es klingelte führte sie grade das letzte Mal die Bürste durch ihr Haar. Leichtfüßig sprang sie zur Türe und riss sie freudestrahlend auf. „Lu-chan“ Levy fiel ihr sogleich um den Hals. „Hier ist die Sauce und hier drin ist was zu trinken“ triumphierend hielt sie einen orangefarbenen Jutebeutel hoch und schob sich an der Blondine vorbei in deren Wohnung. Zum verschnaufen kam Lucy aber nicht, denn direkt hinter Levy standen bereits Erza und Juvia, die ebenfalls mit Tüten vollgepackt waren.

Als alle einen Patz auf dem Wohnzimmerboden gefunden und ihre Schlafstätte aufgebaut hatten, trat Stille in den Raum.

Nervös knetete die Blondine ihre Hände in ihrem Schoß und schaute unsicher in die Gesichter ihrer Freunde. „Wwas jetzt“ stieß sie betreten hervor, was Erza in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. „Man Lucy, sei doch nicht so verklemmt“ mit kräftigem Ruck schlug ihr die Rothaarige auf die Schulter. „Juvia glaubt auch, dass Lucy-san zu unsicher ist“ gibt die blauhaarige Wassermagierin von sich und ließ sich zufrieden auf ihre Luftmatratze plumpsen.
 

*
 

Levy sagte nichts zu alledem, denn sie wusste, dass Lucy in ihrer Kindheit nie die Möglichkeit hatte, ihre Freunde über Nacht einzuladen. Sie hoffte nur inständig, dass Natsu und Happy heute nicht kommen würden. Das würde dem Flair eines Sleep-Over-Videoabends definitiv schaden.

„Ich hab eine Idee“ stieß die kleine Scriptmagierin plötzlich aus und wühlte begeistert in ihrer roten Tasche.

„Lucy, da Natsu hier immer ungebeten auftaucht und wir heute keine anderen Gäste, und schon gar keine männlichen Gäste, haben wollen, werde ich ein paar Runen setzten, durch die nur weibliche Fairy Tail Magier hindurch kommen. Was hältst du davon?“

Mit einem breiten Grinsen und ohne die Antwort ihrer Freundin abzuwarten, klettert sie auf das Bett ihrer Freundin und beginnt mit dem Schreiben.

„Klasse Idee Levy“ lobt die rothaarige Rüstungsmagierin und auch die anderen beiden nicken.

Sie hatte lange überlegt, ob sie überhaupt ihre magischen Utensilien an diesem Abend brauchen würde, doch nun ist sie zufrieden mit sich selbst. Es dauerte nicht lange da waren auch die Eingangstür und die anderen Fenster beschriftet.
 

Kurz betrachtete sie ihr Werk und gesellte sich dann zu ihren Freundinnen in die Küche. Diese hatten derweil den Teig ausgerollt und auf zwei Backbleche verteilt. „Levy was willst du draufhaben?“ fragte die Blondine und lächelte ihre Freundin an.

„Lu-chan, du weißt doch, dass ich immer alles haben will“ die Blauhaarige begann zu kichern.

„Unersättlicher Zwerg“ murmelte Erza, Levy verschluckte sich augenblicklich und hustete.

„Was ist denn los Levy-san?“ fragte Juvia besorgt.

„Hast du mich allen Ernstes grad Zwerg genannt?“

Ein hämisches Grinsen entstand auf Erzas Gesicht.

„Ja hab ich, oder darf das etwa nur Gajeel?“

Die Farbe entwich Levy, nur um kurz darauf einer Röte Platz zu machen, die den Haaren ihrer Freundin Konkurrenz machen konnten. „N..M..I…h…“ weiter kam Levy nicht. „Levy, Levy“ trällerte die Blondine wissend und tätschelte der Blauhaarigen den Ellenbogen.

„Hast du etwa Gefühle für den Eisenklotz?“ Schlagartig verfärbten sich die Wangen der Scriptmagierin noch ein wenig mehr. „Juvia glaubt auch, dass Levy-san und Gajeel-kun ein tolles Paar abgeben würden“ Überzeugt nickte Erza und knabberte an einem Stück Paprika.

„So ist das nicht“ jammerte die junge Magierin verlegen und scharrte mit ihrer Fußspitze auf dem Küchenboden herum. Natürlich mochte sie den Dragonslayer, aber das jetzt zuzugeben wäre ihr unheimlich peinlich. Schnell schüttelte sie den Kopf.

Doch keine ihrer Freundinnen glaubte, dass sie es ernsthaft bestreit. „Aber damals auf Tenrou…“ begann Erza erneut und Levy wusste was sie hören wollte.

„Er hat mir damals zum gefühlten tausendsten Mal das Leben gerettet, mit dem kleinen Unterschied, dass er selbst fast drauf gegangen wäre.“ In ihren haselnussbraunen Augen sammelten sich ein paar Tränen, die sie jedoch schnell wegblinzeln konnte. „Er hat mir zur Flucht verholfen und sich, obwohl er verletzt war, beiden Magiern alleine gestellt.“

Sie erzählte den Mädchen genau was sich zugetragen hatte und ließ kein Detail aus. Selbst ihre Gefühle deutete sie an. Als wäre es erst gestern gewesen, schob sich Szene für Szene vor ihr innerstes Auge.
 

„Was ist mit dir und Natsu, Lu-chan?“ versuchte sie irgendwann abzulenken, schnappte sich das erste Backblech und schob es in den heißen Ofen. Neugierig musterten nun auch die anderen die Stellargeistmagierin. „Das habe ich euch damals im Onsen doch schon erklärt. Wir sind Freunde“ Ihr Tonfall ließ keine weitere Diskussion zu und so wechselten sie das Thema. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen schaute Levy in die Runde, sie genoss es einfach mit ihren besten Freundinnen zusammen zu sein.
 

*
 

Schmatzend verschwand auch das letzte Stückchen Pizza in ihrem Mund und Juvia lehnte sich satt auf ihrem Platz zurück. Sie hatte noch nie einen Videoabend mit Freundinnen gemacht. Früher hatte sie keine Freunde und selbst bei Phantom Lord fühlte sie sich nie so verstanden wie jetzt. Sie freute sich sehr, dass Lucy sie ebenfalls eingeladen hatte, denn immerhin ist die Blondine schon öfter Opfer ihrer Eifersuchtsattacken geworden. Die Regenfrau wusste insgeheim ganz genau, dass Lucy kein wirkliches Interesse an Gray hegte, doch sie beneidete die Stellargeistmagierin einfach um ihre Leichtigkeit und Offenheit.

Ob sie das wohl auch eines Tages könnte, sich Gray so selbstsicher nähern? Schmachtend träumte die Blauhaarige von dem Eismagier, als ihr plötzlich etwas einfiel.

Nervös kramte sie in ihrer Tasche herum.
 

„Was ist denn los, Juvia“, fragte Erza. Ihr Blick sah etwas besorgt aus.

„Nichts“ murmelte die Regenfrau und fischte einen kleinen, viereckigen Glasstein hervor.

„Der ist für dich Lucy-san, als Dankeschön für deine Einladung“

Mit rosagefärbten Wangen reichte sie der Blondine das Präsent rüber. Diese quietschte vor Freude auf und musterte es genau. In dem Glas war ein Stern eingeschlossen und ein blauer, tropfenförmiger Stein. In den hellen Lichtstrahlen der Lampe funkelte er prächtig.

Vorsichtig traute sich Juvia, den Blick zu erheben und der Stellargeistmagierin in die Augen zu schauen. Was sie sah erschreckte sie ein wenig. Die Blondine liefen einzelne Tränen die Wange herab. Unsicher rutschte Juvia auf ihrem Hintern hin und her. Sie wollte die Blondine doch nicht zum Weinen bringen.

„Das ist wunderschön, danke Juvia“ glücklich fiel ihr die junge Magierin um den Hals.

Mit einem erleichterten Aufatmen entspannte sich die Wassermagierin wieder.

„Juvia freut sich, dass es Lucy-san gefällt.“ Verlegen stupste sie ihre Fingerspitzen aneinander.
 

Während Lucy einen Platz für das Geschenk suchte blickte Juvia erneut in die Runde. Neben ihr saß Levy, die so herzlich lachte, dass Juvia es schwer fiel, nicht einfach einzustimmen. Kein Wunder, dass Gajeel Gefallen an ihr gefunden hat, dachte sich die Regenfrau.

„Was ist denn los Juvia?“ erschrocken zuckte die Angesprochene zusammen. Erst jetzt ist ihr aufgefallen, dass sie Levy eine Zeitlang angestarrt hat.

„Alles in Ordnung Levy-san, für Juvia ist die Situation nur etwas ungewohnt“ Sie wollte ehrlich antworten. Mit der Zeit in der Gilde, hat sie gelernt, was Vertrauen bedeutet, und genau das tut sie. Sie vertraut den Anwesenden und versucht langsam sich zu öffnen.

„Mensch Juvia, wir sind doch Freunde. Bitte lass die Förmlichkeit doch weg“ freundlich lächelte Levy die Regenfrau an.

„Meinst du wirklich, das ist in Ordnung?“ schüchtern knetete sie die Decke die auf ihren Knien lag.

„Wenn du magst, natürlich. Von mir aus kannst du auch Levy-chan sagen, Lucy macht das auch ständig“ Die Scriptmagierin legte ihr einen Arm um die Schulter und kicherte. Juvia konnte es kaum fassen.

An diesem Abend fühlte sie sich das erste Mal so richtig gut.
 

Eine Weile redeten sie über dies und das, als sich die Blondine erhob. „Soll ich dir helfen Lucy-s... Lucy?“ fragte sie. „Mhhmm, ist schon gut“ antwortete Lucy und verschwand in der Küche.
 

„Juvia sag mal, wie läuft das jetzt eigentlich zwischen dir und Gray“ Erza holte die Wassermagierin aus ihren Gedanken. „Gray-sama und Juvia sind nächste Woche gemeinsam auf Mission“ zaghaft verließ die Antwort ihre Lippen und schüchtern blickte sie zu den beiden Frauen auf. „Echt?“ entfuhr es Levy, Juvia nickte nur darauf. „Dann trete ihm mal ordentlich in den Arsch.“

Erzas süffisantes Grinsen erhöhte ihren Herzschlag. Ja, das würde sie tun, sie würde ihn endlich auf eine Antwort festnageln, so schmerzhaft sie auch sein mochte.
 

*
 

Lucy verfolgte das Gespräch aus der Küche heraus. Sie hatte erst vor kurzem mit Gray über Juvia gesprochen und ihn ermahnt doch endlich Klartext mit ihr zu sprechen. Er hatte ihr als einzige erzählt, wie er wirklich über die Wassermagierin dachte, doch sie hatte sich geschworen sich nicht einzumischen. Das sollen die zwei bloß unter sich ausmachen. Zügig füllte sie die kleinen Gläser mit dem besonderen Rum, stellte sie auf das vor ihr liegende Tablett und bewegte sich zurück in das Wohnzimmer.
 

*
 

Schweigen hatte sich über den Raum ausgebreitet, aber kein Beklemmendes, eher eine angenehme Ruhe. Jedes Mädchen hing ihren eigenen Gedanken nach.

Erza beobachtete die beiden Blauhaarigen dabei wie sie stumm zur Decke starrten. Vermutlich dachten sie grade an ihre Angebeteten.

Ein stummer Seufzer entrann ihrer Kehle. Auch sie hatte so ihre Probleme mit den Männern, immerhin kann nicht jede von sich behaupten, in einen gesuchten Schwerverbrecher verliebt zu sein. Sie begann leise vor sich hin zu kichern als Lucy wieder den Raum betrat.
 

„So Mädels, hier kommt meine Überraschung“ flötete die Blondine freundlich und reichte jedem ein Glas. Die silbrig glänzende Flüssigkeit dampfte und zarte Nebelschwaden stiegen zur Zimmerdecke.

„Ist das der Nebel Rum von unserer letzten Mission?“ fragte die Rothaarige neugierig und die Stellargeistmagierin nickte.

Die Rüstungsmagierin konnte sich noch genau an den Auftrag erinnern. Während sie mit Natsu und Gray gegen Monster kämpfte, pflückten Lucy und Wendy die silbernen Nebeltrauben. Der Auftraggeber war der Leiter eines kleinen Klosters, der jedem von ihnen als Dankeschön eine Flasche des seltenen Getränks mitgab.
 

„Kanpai“ Erza schüttelte ihre Gedanken ab und stieß mit den anderen an. Genießerisch lehnte sie sich zurück und spürte, wie die Flüssigkeit langsam ihre Kehle hinunterrann und sich ein wohlig warmes Gefühl in ihrem Inneren ausbreitete.
 

„Wollen wir nicht langsam den Film anmachen?“ Ungeduldig wippte die Rothaarige mit ihrem Fuß auf und ab. Sie war diejenige, die die Idee zu diesem Videoabend hatte. Lucy krabbelte über den Boden und aktivierte das Televisionslacrima.

„Welchen Film schauen wir denn?“ die Neugierde blitzte aus den haselnussbraunen Augen der Scriptmagierin und entlockte der Rüstungsträgerin ein Auflachen.

„Wie ein einziger Tag“ antwortete die sie.

„Er ist so romanisch und so traurig“ schwärmte sie weiter.

„Purer Kitsch, genau das Richtige für so einen Abend“
 

Als der Film startete schwiegen die Mädchen und schauten gebannt auf das flimmernde Lacrima.
 

Nach etwa einer halben Stunde machten sie eine kleine Pause. Juvia musste zur Toilette und Erza hatte vor, ihren mitgebrachten Erdbeerkuchen unter den Mädchen aufzuteilen, doch lange wollte keiner warten um zu wissen wie es weiter geht.
 

~~~~~

"Gehst du mit mir aus?"

- "Nein!"

- "Verdammt meine Hand rutscht ab!"

- "Okay ich geh mit dir aus!"

- "Nur weil ich dir leid tue oder w...?"

- "Nein, ich möchte es!"

- "Sag es laut!"

- "Ich möchte mit dir ausgehen!"

- "Na gut, Na gut, ich geh mit dir aus!"

~~~~~
 

Schallendes Gelächter breitete sich unter den Mädchen aus. „Hach wie romantisch schwärmte die Wassermagieirin und erntete zustimmendes Seufzen.
 

~~~~~

"Ich bin nichts Besonderes, nur ein gewöhnlicher Mann mit gewöhnlichen Gedanken.

Ich habe ein gewöhnliches Leben gelebt. Niemand hat mir ein Denkmal gesetzt und mein Name wird bald vergessen sein.

Aber in einer Hinsicht war ich unglaublich erfolgreich:

Ich habe einen Menschen mit ganzem Herzen und ganzer Seele geliebt, und das war mir immer genug.“

~~~~~
 

Die ersten Tränen kullerten über die Wangen der Blondine. Außer Erza kannte keiner von Ihnen den Film, doch einstimmig wurde beschlossen, dass es eine gute Wahl war. Schluchzend stopfte sich die Rothaarige den letzten Bissen Erdbeerkuchen in den Mund.
 

Langsam erlosch das Licht des Televisionslacrima und ein Schweigen breitete sich unter den Frauen aus. Sie alle hatten Berge von Taschentüchern vor sich aufgehäuft und zitterten.

„Das war…“ setzte Levy an.

„…unfassbar…“ führte Juvia den Satz fort

„…traurig.“ beendete Lucy.
 

Alle drei schnieften und starrten die rothaarige Magierin an. Diese hatte ein Taschentuch an ihre Lippen gepresst und starrte wie paralysiert auf den dunkel flackernden Bildschirm.

Sowas konnte man auch nur mit diesen Mädels machen, spukte es Erza im Kopf.
 

*
 

Jede von ihnen zeigte an diesem Abend ungeniert ihre Schwache Seite.

Das muss Freundschaft sein.

Nacht der Gemeinsamkeit

Hauptcharakter: Edo-Gajeel

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~Gemeinsamkeit: 1. Gemeinsames Merkmal, gemeinsame Eigenschaft / 2. Zustand gegenseitiger Verbundenheit~ (Duden)
 

Kapitel 3 Nacht der Gemeinsamkeit
 

Seichte Nebelschwaden krochen aus dem Boden und tanzten in den Nachthimmel hinauf. Das feuchte Gras glitzerte silbrig im sanften Schein des Vollmondes und die dünnen grünen Halme bogen sich im sanften Wind sachte hin und her. Von dieser Stelle des Berges hatte man einen atemberaubenden Blick auf das Königreich.

Die große Stadt, die ihm zu Füssen lag, war fast in völlige Finsternis getaucht. Nur ganz schwach beleuchteten die orangenen Laternen die Straßen und nur aus wenigen Fenstern drang Licht in die Dunkelheit.

Menschen sah man keine. Sie alle waren am schlafen, der Sonnenaufgang war schließlich noch weit entfernt.
 

In den schmalen Gassen pfiff der Wind etwas stärker und wirbelte den Staub auf, der auf den Pflastersteinen lag. Die kleinen Körner tanzten in der Luft und sammelten sich zwischen den Häusern in den dunklen Ecken zu kleinen Häufchen. Es lagen immer noch viele Steine auf dem Boden und auch die vielen beschädigten Mauern waren nicht vollständig wiederhergestellt. Die Auswirkungen der Kämpfe, konnten bis heute nicht behoben werden. Doch in dieser Nacht störte das niemanden.
 

Auf einem kleinen Hügel, unweit des Berges entfernt saß jemand und starrte ins Nichts. Seine großen muskulösen Hände ballten sich um einen Stapel Papier und um eine rote Tasche. In der Stille waren nur seine leisen, gleichmäßigen Atemzüge zu hören.

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Seit die Magie mein Land verlassen hat herrscht eine große Unruhe in dem Königreich. Immer wieder hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, den verschollenen Prinzen der Bevölkerung näher zu bringen und so langsam scheint meine Arbeit Früchte zu tragen.

Endlich verstehen die Menschen, dass diese Welt gut so ist, wie sie jetzt war.

Doch wie war das alles gekommen?
 

Mit einem Lächeln erinnerte ich mich an das Ereignis zurück, welches meine Welt buchstäblich aus den Angeln riss und uns in eine Ära beförderte, die wir uns nur in unseren Alpträumen vorstellten.

Magier aus einem Ort, der parallel zu Unserem in einer anderen Dimension liegen soll, wurden entführt, der König dieses Landes drehte vollkommen durch und nur durch eben diese Magier konnte die Situation einigermaßen begradigt werden.

Man war das ein Spektakel damals. Ich habe alles aufgeschrieben.

Doch zum Wohl unseres neuen Königs, darf nicht einmal die Hälfte davon ans Licht kommen. Unsere Helden haben sich das selbst ausgesucht, doch verdient haben sie das Schweigen nicht.
 

Immer wieder fiel mein Blick auf die rote Handtasche. Sie gehörte nicht mir, dennoch war ich unglaublich dankbar, dass er sie mir überlassen hat und ich den Inhalt behalten durfte.

Vorsichtig klappte ich den Deckel hoch und bestaunte dieses Geschenk. In dieser Welt ist es ein Unikat.

Doch auch in seiner Welt war es etwas ganz Besonderes.
 

Ich habe das Gefühl, unser Treffen wäre erst gestern gewesen, dabei ist es schon lange her.
 

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„Hey, ihr da!“ der Hüne brüllte die drei Männer an, schnappte sich den einen am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch.

„Wo sind die entführten Leute“ keifte er sein Opfer an und verstärkte den Griff um dessen Hals. Der junge Mann wimmerte und wand sich hin und her. Für den schwarzhaarigen Mann völlig unverständlich.

Kopfschüttelnd ließ er von den Männern ab und stapfte in eine nahgelegene Kneipe.
 

Interessiert beobachtete ich ihn damals dabei und zog meine Hutkrempe tiefer ins Gesicht. Es war eindeutig besser nicht erkannt zu werden. Neugierig folgte ich dem Unbekannten.

Es war schon ziemlich unüblich, vermummte Gestalten durch diesen Teil des Königreichs ziehen zu sehen, besonders zu dieser Zeit und so erhoffte ich mir ein paar interessante und vor allem neue Informationen.

Hauptsächlich drehten sich die Gespräche der Bewohner in den letzten Wochen um den König. Niemand wagte es sich ihm gegenüber kritisch zu äußern, doch alle hatten mit den Vorgehensweisen der Obrigkeit so ihre eigenen Probleme.

Immer wieder stieß ich bei meinen Recherchen auf Gegenwehr und Kritik. Doch es störte mich nicht.

Das wichtigste war nur, dass ich mich nur auf die Wahrheit verließ. Immerhin war ich Journalist, und die Wahrheit ist Berufsehre. Oder so ähnlich jedenfalls.

Mir behagte jedenfalls nicht, was in unserem Land von statten ging und so sammelte ich alles zusammen, was ich finden konnte.
 

Wie genau ich also ins Gespräch mit dem Unbekannten kam, ist mir bis heute noch völlig schleierhaft.
 

Als er die Kapuze seines Mantels zurückzog, staunte ich nicht schlecht.

Abgesehen von seiner Grobheit die ihm aus den Augen sprang und den wirren Haaren glich er mir aufs letzte Piercing. Ich hatte das Gefühl vor einer schlechten Kopie zu sitzen. Ja schlecht, diese Haare und überall hatte er Dreck und diese…

Es war wirklich unglaublich.

Wir saßen eine lange Zeit an der Theke, auch er schien sichtlich überrascht von mir zu sein. Immer wieder viel uns auf, dass selbst unsere Interessen ziemlich ähnlich waren. Zugegeben, er wirkte nicht grade wie ein Gelehrter und als ich ihm von meiner riesigen Büchersammlung erzählte, schnaubte er verächtlich, doch irgendwie störten uns diese minimalen Unterschiede nicht.
 

Nur eins machte mich stutzig. Während unseres gesamten Gespräches in der kleinen Kneipe, klammerte er sich an eine rote Lederhandtasche. Das ungewöhnlichste war nicht einmal die Tasche an sich, ich besitze schließlich ebenfalls eine, doch sah seine irgendwie…
 

…weiblich aus. Als ich Gajeel darauf ansprach,

unfassbar, er trug sogar den gleichen Vornamen wie ich,

wurde sein Blick düster und unruhig. Er schien sich erst jetzt wieder im Klaren darüber zu werden, was er hier eigentlich wollte.

„Weißt du, euer König hat unsere gesamte Stadt in diesen beschissenen Lacrima verwandelt. Bevor ich hierher kam, wühlte ich noch in den letzten staubigen Trümmern meiner Gilde und fand das hier“

er wedelte mir mit der Tasche vor dem Gesicht hin und her.

„Sie gehörte einer…“ er fing an rumzudrucksen und tat sich schwer damit die richtigen Worte zu finden. „…einer Freundin von mir.“ Stieß er nach gefühlten zehn Minuten endlich aus. „Ich hab mir vor einiger Zeit geschworen, sie immer zu beschützen, doch nun ist alles, was von ihr geblieben, ist ihre Tasche mit diesem dämlichen Buch“
 

Hatte er grade dämlich gesagt?
 

„Dämlich?“ Hakte ich nach. Ich wäre kein guter Journalist, wenn ich das nicht hinterfragen würde.

„Nunja, kurz bevor diese Scheiße hier passiert ist, wollte sie es mir geben...“ „Aber das ist doch gut“ sagte ich.

Es war schon verwirrend, warum er jetzt wegen eines Buches so einen Aufstand machte. „Ich hab es nicht angenommen. Ich hab ihr gesagt, dass sie mir nichts schenken soll…“

Schon begann ich sein Problem zu verstehen. Scheinbar hatte er sie damit verletzt und jetzt, er weiß ja nicht mal ob er sie retten kann, bekommt er ein schlechtes Gewissen.
 

„Ich bring dich in die Stadt“ hörte ich mich selbst sagen, und ich meinte das auch so. Ich würde ihm helfen seine Stadt zu retten.

So wichtig die Magie war, andere Lebewesen zu opfern gehörte sich einfach nicht.

Ach gut, den Satz muss ich mir gleich aufschreiben.
 

Gemeinsam verließen wir das Lokal und ich zeigte ihm die schnellsten und sichersten Wege.
 

Auf dem großen Marktplatz angekommen, staunte ich nicht schlecht. Das Lacrima war riesig. Wir versteckten uns und erarbeiteten eine Taktik, und nur wenig später konnte Gajeel zu einem Angriff übergehen.

Ich war überwältigt von seiner Magie.

Er brauchte kein Hilfsmittel, im Gegenteil, sein Körper wurde zu Hilfsmitteln. Mit einer erschreckenden Leichtigkeit räumte er die königlichen Soldaten aus dem weg und schlug auf das Lacrima ein.

Das war es also, was den König so faszinierte.

Damals hielt ich es nur für ein Gerücht, doch jetzt konnte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie, die Earthland-Magier, die Magie in ihren Körpern tragen.

Eilig machte ich mir einige Notizen.
 

In gewisser Weise, waren er und ich doch gleich. Jeder von uns kämpfte, jeder mit den Mitteln die ihm zur Verfügung standen.
 

Was dann passierte schien nicht nur mich zu verwirren. Nur zwei Magier standen vor meinem Ebenbild und starrten ihn überrascht an.

„Was machst du jetzt Gajeel?“ fragte ich ihn. Sein Blick schwang irgendwo zwischen Mordlust, Enttäuschung und Besorgnis. Seine Hand glitt zur roten Tasche.

„Dann muss ich eben den anderen Lacrima finden“ spuckte er förmlich aus und krallte sich einen Soldaten.

Heftig schüttelnd schrie er diesen an. Immer wieder packte er sich einen anderen, doch Antworten schien er nicht zu bekommen.

Plötzlich kam ein blauer Exceed angeflogen und schnappte sich den Magier. Noch nie zuvor hatte ich einen so kleinen Exceed gesehen.

Immerhin war Pantherlily mindestens fünfmal so groß wie dieser Zwerg. Außerdem wunderte mich, dass dieser Blaue den Menschen freiwillig half.

Verwirrt starrte ich ihnen hinterher doch beschloss dann, den anderen beiden Magiern zu folgen, um zu sehen was im Palast so los war.
 

Eilig hastete ich also dem Mann und der Frau hinterher, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Ich freute mich diebisch auf die Exklusivstory, die mir diese einmaligen Bilder bescheren würden.
 

°°°
 

Es war eine heillose Katastrophe. Der König aktivierte die seit langem verbotene Magie ‚Doroma Animu‘ und legte den kompletten Stadtkern in Schutt und Asche. Immer und immer wieder saugte er dem Land magische Energie aus, sodass die Flüsse zu Boden stürzten und die Elektrizität erlosch.

Ich hatte schon wieder Müh und Not, alle Details in Notizen zu erfassen, als ich endlich Gajeel wieder sah.

Mein Ebenbild lag schwer verletzt auf dem Boden, rang nach Atem und sah einfach furchtbar aus.

„Gajeel“ brüllte ich zu ihm herüber. Ich wusste zwar, dass er in einen Kampf verwickelt war, doch außer ihm konnte mir niemand sagen, ob die Rettung geklappt hat, oder nicht.

Ich hatte zwar mit eigenen Augen beobachten können, wie sich der Lacrima auf Extalia zubewegte und auch, dass ein Zusammenprall verhindert werden konnte, doch der riesige Kristall verschwand auf einmal spurlos.

„Sie ist in Sicherheit. In unserer Welt“ hörte ich ihn. Seine Stimme klang erleichtert. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, stürzte er sich wieder auf das Ungetüm in dem unser König saß.
 

Ein plötzlicher Schlag am Kopf stürzte mich in die Bewusstlosigkeit.
 

Benommen strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und ordnete sie. Es brauchte ein paar Minuten, bis sich meine Sicht aufklarte. Ich saß mitten in meiner zerstörten Stadt und beobachtete wie die Magie in den Himmel hinaufstieg.

Es war ein gleichermaßen beängstigendes wie auch befreiendes Gefühl. Die Menschen standen auf den Straßen, hielten ihre Kinder fest umklammert und folgten den leuchtenden Strömen mit ihren Blicken.

Für sie brach eine Welt zusammen.
 

Eine Hand auf meinem Rücken ließ mich zusammenzucken.

„Alles okay bei dir Kumpel?“ das Grinsen meines Ebenbilds erschrak mich zuerst, doch als ich meine Gedanken etwas geordnet hatte, schaffte ich es ihn anzusehen.

„Ja. Alles okay. Wird Zeit für Veränderung, huh?“ Er nickte nur.

Ein paar Minuten standen wir schweigend da.

„Wir haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede“ hörte ich ihn. Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte und beließ es kommentarlos dabei.

Als mir meine Notizen wieder einfielen, kramte ich nervös in meinen Taschen herum. Aufatmend spürte ich das dünne Papier zwischen meinen Fingern und zog es heraus. Ich wollte so viel von dieser Stimmung wie möglich festhalten und verlor mich in meinen Gedanken.

Erst als mein Abbild sich von mir wegdrehte, konnte ich den Blick von meinen Notizen abwenden.

„Ich muss jetzt los.“ Noch bevor ich ihm etwas entgegen konnte, gesellte er sich zu seinen Freunden und veranstaltete ein riesen Theater in den Trümmern meiner Stadt.

Ich verstand was er damit bezwecken wollte, notierte es und ließ mich wieder auf den Boden zurückfallen.

Irritiert sah ich zu meiner Rechten. Dort lag die rote Tasche, welche er zu beginn unserer Zeit wie ein Schatz gehütet hat.
 

Dass er sie vergessen hat, konnte ich mir nur schwer vorstellen.
 

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Der junge schwarzhaarige Mann zog vorsichtig ein Buch aus der kleinen Tasche.

Mit großen goldenen Lettern stand darauf geschrieben „Die magische Welt der Drachen“.

Es war eine Art Sammlung über Magie und die Wesen, die in seiner Welt nicht existierten. Alles war handschriftlich archiviert worden und mit vielen Bildern untermalt, die Beschreibungen komplettierten.

Von Holdertypen, wie die Stellargeistmagier oder auch von Elementartypen wurde berichtet.

Interessiert studierte er die dünnen kleinen Buchstaben, die von Techniken erzählten, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.Immer wieder blätterte er die dünnen Seiten hin und her. Faszination lag in seinem Ausdruck und mit der romantischen Nachtatmosphäre fühlte sich der Journalist dieser Welt ganz nah.
 

Zu gern hätte er das Mädchen kennengelernt, dem er dieses Meisterwerk zu verdanken hat. Kein Wunder, dass Gajeel sie unbedingt retten wollte.
 

Seufzend schob der Schwarzhaarige den Schatz zurück in die Tasche und legte sie behutsam neben sich in den Sand.

Sein Blick wanderte gen Horizont an dem die Sonne begann den Himmel und die Erde zu trennen.

Es ist schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der mit einem so viele Gemeinsamkeiten teilt und wer weiß, vielleicht bekam er irgendwann die Chance seinem Gegenstück erneut zu begegnen.

Nacht der Verbundenheit

Hauptcharakter: Gérard Fernandez, Meldy und die Oracion Seis

Warnung: AU

Widmung: Ich widme diesen OS der lieben Donoma und hoffe, dass er ihr gefällt, obwohl ich die betroffenen Kapitel in ein AU verpackt habe

Kapitel: Der Kampf Gérard gegen die Oracion Seis im Tartaros Arc, naja jedenfalls habe ich mich durch diese Kapitel inspirieren lassen

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~~Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist egal, was uns trennt (Ernst Ferstl)~~
 

4. Nacht der Verbundenheit
 

Ein Menschenleben ist kostbar und unbezahlbar.

Mit diesem Vorsatz entwickelte sich Crime Sorciere, eine kleine Gruppe von Wanderern, die nach Freiheit strebten und dem Sklavensystem den Kampf angesagt haben.

Im Königreich Fiore, war es üblich, mit Menschen zu Handeln. Die Gruppen, zu denen die Händler gehörten, nannten sich selbst Zerefs.

Frauen, Männer, Kinder, jeder konnte sich kaufen, was er grade brauchte.

Sie gaukelten den Sklaven Freiheit vor, befreiten sie von den unmenschlichen Bedingungen der Händler, nur um sie für ihre eigenen Zwecke auszubeuten.

Viele litten darunter noch mehr, doch eine Flucht kam nur selten in Betracht. Darauf stand die Todesstrafe.
 

Seufzend ließ Gérard den Kopf hängen. Er saß auf einer kleinen Mauer, in einer kleinen Stadt, irgendwo im Königreich Fiore.

Die Sonne brannte auf seiner Haut und er ächzte unter der Hitze. Schweißperlen rannen seine Stirn hinunter und tropften auf die staubigen Pflastersteine unter seinen Füßen.

Sie waren einmal zu dritt gewesen, doch nun ist nur noch Meldy bei ihm. Vorsichtig, um ein Schwindelgefühl zu vermeiden, hob er seinen Kopf und schaute die Pinkhaarige an.

Seit Ultear verschwand, war sie wie ausgewechselt. Sie war schon immer ruhig gewesen, doch nun sprach sie fast gar nicht mehr.

Er beobachtete sie dabei, wie sie ihre Umgebung musterte. Langsam folgte er ihrem Blick.
 

Der Ort an dem sie waren, wirkte trostlos. Nicht zuletzt, weil die Hitzeperiode, die seit geraumer Zeit anhielt, jeglichen Pflanzen die Lebensgrundlage nahm.

Sie saßen auf einer kleinen Mauer in der Mitte eines Marktplatzes. Hinter ihnen waren nur noch die Ruinen eines Springbrunnens zu erkennen.

Wasser war einfach zu kostbar, um es als Dekoration zu verschwenden. Der leichte Windzug wirbelte Staub und Erde auf, der sich mit dem Schweiß der Menschen verband, und an ihnen kleben blieb.

Viel war auf dem Markt nicht zu sehen.

Ein paar Obst und Gemüsehändler, ein Fischverkäufer, dessen Fisch Gérard im Leben nicht anrühren würde, und ein Sklavenhändler.

Sie waren auf jedem Markt anzutreffen, sei der Ort noch zu klein.

Der Blauhaarige knirschte mit den Zähnen. Meldy zuckte bei dem Geräusch zusammen.
 

„Gérard, was ist los?“ fragte sie ihn und sah ihn mit ihren großen, grünen Augen an.

„Es ist alles in Ordnung Mel“ antwortete er abwesend und bedachte den Händler mit einem bösen Blick.

„Es ist überall das Gleiche, jeden Tag werden Menschen verkauft, als sei ihr Leben in Gold abzuwiegen“

Tränen sammelten sich in ihren Augen. Für sie war es schwer zu ertragen, mitansehen zu müssen, wie ein Leben wie Ware hin und her gereicht wurde.

Gérard legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Wir sehen uns das jetzt mal an“

Langsam erhob sich der Tätowierte, drehte sich zu seiner Begleitung um und reichte ihr seine Hand. Meldy nickte bloß und ließ sich von ihm wieder auf die Beine ziehen.
 

Geistesabwesend klopfte sie sich den Staub von ihrer Kleidung und folgte ihrem Partner, der bereits auf dem Wag zum Markt war.

„Können wir vorher etwas Wasser kaufen?“

Sie hatte unglaublichen Durst und ihre Kehle brannte. Langsamen Schrittes bewegte sie sich auf einen Verkäufer zu, der große Fässer mit der klaren Erfrischung vor sich stehen hatte.

Mit etwas zittrigen Händen reichte sie diesem ihre Feldflaschen hin, damit er sie auffüllte. Nachdem sie bezahlt hatte drehte sie sich wieder zu dem Blauhaarigen um. Er stand mit dem Rücken zu ihr.

Ein Lächeln zierte ihre Lippen und sie reichte ihm die Erfrischung.

„Sonst verdurstest du noch.“

Nach ein paar Schlucken schauten sie sich wieder an, nickten sich zu und setzten sich wieder in Bewegung.
 

„Oi, Händler“ rief Gérard dem Mann zu, der grade in ein Gespräch mit einem Käufer zu sein schien.

Er war groß und breitschultrig.

Seine Haut war von der Sonne gebräunt und gegerbt. Weißes Schulterlanges Haar und ein paar individuelle Tätowierungen im Gesicht komplettierten sein Auftreten.

Meldy fand ihn jetzt schon furchtbar.

Langsam drehte er sich zu ihnen. Ein aufkommender Windstoß spielte mit seinem weißen Umhang.

„Lass ich deine Ware sehen.“

Gérards Tonfall war bestimmend.

„Ich habe für heute nichts mehr“ entgegnete der Weißhaarige und wandte sich bereits von den Beiden ab, doch der Blauhaarige ließ sich nicht beirren.

„Im Wagen sind noch welche“ knurrte er dem Händler zu.

„Du wagst es dich mit Brain, dem Sklavenhändler des Königshofes anzulegen?“ grollte dieser und zog sein Schwert.

Gérard schob Meldy mit einer geübten Handbewegung hinter sich und somit aus der Schusslinie.

„Willst du mir drohen?“ Er begab sich in Kampfposition.
 

Beide Männer stürzten aufeinander los. Immer wieder klirrten die Schwerter, wenn sie aufeinander trafen. Die Gegner schienen ebenbürtig zu sein.

Plötzlich ging alles sehr schnell, Meldy konnte dem Kampfgeschehen kaum noch folgen.

Brain lag am Boden.

Gérard stand über ihm und richtete sein Schwert auf den Händler.

„Zeigst du mir nun deine Ware?“

Meldy schrie, wollte sie doch ihren Partner warnen, doch just in diesem Augenblick, schleuderte der Weißhaarige ihm eine Hand voll Sand ins Gesicht.

Die kleinen Körner brannten in seinen Augen und nahmen ihm die Sicht. Immer wieder versuchte der Blauhaarige zu blinzeln, doch jeder Versuch rieb die kleinen Elemente tiefer in seine Netzhaut. Er stöhnte.

Brain erhob sich und richtete sein Schwert auf den Blinden.

„Gérard“ kreischte die Pinkhaarige. Sie wollte ihn unter keinen Umständen verlieren. Immerhin wäre sie sonst ganz alleine. Ihre Ersatzmutter war schließlich fort.

Tränen sammelten sich in ihren Augen.
 

Reflexartig zog sie an einer Holzlatte, die sie zu Greifen bekam und schlug damit immer wieder auf Brain ein.

Dieser wusste nicht, wie ihm geschieht und ging perplex zu Boden. Mit jedem weiteren Hieb des jungen Mädchens röchelte der Weißhaarige, bis er letztlich verstummte.

Wie in Trance fiel Meldy neben ihm auf die Knie. Gérard, der immer noch mit dem Sand in seinen Augen zu kämpfen hatte bewegte sich vorsichtig auf sie zu.

Sekunden verharrten die Beiden in ihren Positionen, als sie von einem Geräusch zurück in die Realität geholt wurden.
 

Meldy hatte die Latte erwischt, die den Karren des Händlers zusperrte. Zaghaft stolperten nun fünf Gestalten aus der Dunkelheit des Gefängnisses auf Gérard, Meldy und den am Boden liegenden Brain zu.

Sie alle hatten Ketten an den Handgelenken, die sie miteinander verbanden. Mit jedem Schritt rasselte das Eisen in einem unerträglichen Ton.

Nachdem der Blauhaarige sich mit Wasser die Augen ausgespült hatte, musterte er die Sklaven, die sich vor ihm aufgebaut hatten.
 

„Wir werden uns nicht von dir kaufen lassen“.

Ein junger Mann ergriff das Wort. Er hatte wildes braunrotes Haar und schwarze Augen. Seine Kleidung hing in Fetzten an ihm herunter.

„Cobra…“ stotterte ein weißhaariges Mädchen und schielte unsicher zu ihrem Mitgefangenen auf.

Ihr Kleid war wahrscheinlich einmal weiß gewesen, doch nun ist es beschmutzt mit Dreck und Blut.

„Sei still Angel“ fuhr der junge Mann sie an ohne den Blick von Gérard zu nehmen.
 

„Wie redet ihr mit ihm? Er hat euch gerettet!“ Meldy war wütend. Natürlich war nicht alles was ihr Partner getan hatte, immer rechtens gewesen, doch in ihren Augen kämpften sie für das Gute.

Beschwichtigend legte der Blauhaarige seine Hand auf ihre Schulter. Er schüttelte den Kopf.

„Lass sie, sie wollen frei sein, genau…“ er führte den Satz nicht zu Ende, sondern hob sein Schwert.

Die Anwesenden kniffen ihre Augen zusammen. Sie hörten nur das schneidende Geräusch, welches entstand, während die Klinge durch die Luft sauste. Als sie ihre Augen wieder öffneten, waren ihre metallischen Fesseln durchtrennt.
 

„Und wie glaubst du, sollen wir so frei sein?“ ein zweiter junger Mann richtete sein Wort an den Blauhaarigen.

Seine schwarzweißen Haare klebten schweißdurchtränkt an seinem Körper und seine braunen Augen wirkten unglaublich müde.

„Midnight…“ Es war wieder Angel, die versuchte, ihre Kameraden zu beruhigen. Doch Midnight ließ sich nicht beirren. Er trat näher an den Blauhaarigen heran und zeigte ihm einen Arm.

Ein Brandmal prangte auf diesem, groß genug, um nicht übersehen werden zu können.

„Das ist das Stigmata der Sklaven“ mischte sich nun ein dünner Mann ein, dessen Nase einer Karotte ähnelte. Auch er drehte seinen Rücken so, dass man sein Brandmal sehen konnte.

„Racer…“ stammelte die Angel erneut, bevor sie in Tränen ausbrach. Sie alle trugen diese Zeichnung.

Ein Stigmata, welches auf ewig ihren Stand kennzeichnen sollte.
 

„Ihr seid frei“, der kräftige Ton seiner Stimme ließ die fünf zusammenschrecken.

„Bist du blind? Wir werden niemals frei sein“ Verständnislos brüllte Cobra ihn an. Ungehalten schlug er mit seinen Fäusten auf den Blauhaarigen ein. Meldy schluckte schwer und beobachtete die Szene.

Ein fester Griff stoppte den jungen Sklaven.
 

„Dieses Zeichen mag vielleicht eure Vergangenheit bestimmen, aber sicher nicht eure Zukunft. Nur ihr allein habt das Schicksal in eurer Hand und nicht die Linien, die euch in die Haut gebrannt wurden. Wenn ihr wollt könnt ihr alles erreichen.“
 

Mit diesen Worten wandte sich Gérard von der kleinen Gruppe ab.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr uns folgen. Wir haben alle einen gemeinsamen Feind. Die Sklaverei zu vernichten ist unsere Aufgabe. Stellt euch mit uns gegen die Zeref“

Mit diesen Worten entfernte sich der Blauhaarige, dicht gefolgt von Meldy.
 

„Meinst du sie folgen uns?“ fragte sie zaghaft, als sie den Stadtrand erreichten.

„Egal ob sichtbar oder unsichtbar, nur aufgrund eines Stigmata hat niemand das Recht, einen anderen zu unterdrücken“

Geistesabwesend wickelte er einen kleinen Verband von seiner Hand, der ein Brandmal verdeckte.

„Meinst du nicht, wir hätten es ihnen sagen sollen?“ fragte die Pinkhaarige weiter, als sie keine Antwort bekam.

„Was meinst du?“ Mit einem unschuldigen Lächelnd wandte er sich seiner Partnerin zu.

„Das wir dieselben Zeichen besitzen…“ sanft strich sie sich über ihren Oberschenkel. Unter vielen Lagen Stoff hatte sie ebenfalls ein Mal verborgen.
 

„Wir sind miteinander verbunden. Sie werden schon den richtigen Weg gehen.“ Und so wanderte das Duo hinaus in die Nacht.
 

Die Nacht der Verbundenheit.

Nacht der Liebe

Hauptcharakter: Jet (Indirekt: Gajeel, Levy)

Disclaimer: Hiro Mashima... nichts mir.

Inspiration: Die Idee Jet ins Rampenlicht zu rücken kommt von Rave Shadowheart. Die Geschichte ist aber natürlich von mir.

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~Nun mag die Welt in ihren Festen beben, entfesselt wüten mag das Element; denn eine neue Ära tritt ins Leben, die keinen Hass und keinen Streit mehr kennt! Durch meine Seele zieht‘s mit Zauberweben, wie’s im Herzen glückverheißend brennt! Die Pulse fliegen mir, die Lippen beben, ich fühle, das ist es, was sich Liebe nennt! Und möge alles rings im Nichts versinken, ich lebe und der Liebe Sterne winken!~ (Rainer Maria Rilke)
 

Kapitel 5 Nacht der Liebe
 

Immer wieder zerknüllte er das vor sich liegende Papier und warf es achtlos hinter sich zu Boden. Er saß an seinem Schreibtisch und brütete schon seit Stunden über einigen Zeilen, die er seiner Angebeteten schreiben wollte. Mittlerweile war es weit nach Mitternacht, doch das bemerkte der junge Mann gar nicht.

Unbeirrt zog er Zeile um Zeile feine Linien und legte somit seine Gefühle offen. Doch immer wieder schien ihm nicht zu gefallen, was er vor sich liegen sah. Er strich einzelne Worte durch, manchmal ganze Zeilen, und als es ihm zu bunt wurde, zerfetzte er das Pergament in winzige Schnipsel oder knitterte es zusammen.
 

Sein ganzer Fußboden diente ihm als Papierkorb. Kaum ein Millimeter der dunklen Holzdielen lag frei. Die schwache Flamme einer halb heruntergebrannten Kerze tanzte herrlich auf dem unebenen Untergrund und hinterließ mysteriöse Schattenspiele.

Der junge Mann lehnte sich zurück und faltete die Hände hinten in seinem Nacken. War es wirklich so schwer einen Liebesbrief zu schreiben?

Traurig schüttelte er den Kopf.

Nein, das war es nicht. Doch zu wissen, dass das Herz der Geliebten jemand anderem gehörte, machte es zu einem schier unmöglichen Unterfangen. Missmutig schnaubte er. Der entstandene Luftzug ließ die kleine Kerze aufflackern.
 

Er und sein bester Freund aus Kindheitstagen waren schon von Kindesbeinen an, in die blauhaarige kleine Fee verliebt gewesen.

Mit einem Schmunzeln erinnerte er sich an den Tag, an dem sie das erste Mal in die Gilde kam.

Gildarts hatte sie von einem Auftrag mitgebracht.

Ihre Familie fiel einem Ungeheuer zum Opfer und da sie niemanden hatte, der sich um sie kümmern konnte, übernahm Fairy Tail die Verantwortung für sie.

Trotz ihres herben Schicksalsschlages trug sie immer ein Lächeln auf den Lippen.

Gerne erinnerte er sich an ihre ersten Worte.
 

„Hallo ich bin Ley McGarden, freut mich euch kennenzulernen!“

Ihr Lächeln glich dem Strahlen einer Sonne und die beiden Jungen verloren an jenem schicksalshaften Tag ihre Herzen.
 

Seufzend lehnte er sich über den Schreibtisch und versuchte erneut, ein paar Zeilen zu Papier zu bringen.

Das silbrige Licht des Mondes spiegelte sich in der goldenen Feder seines Füllers. Wieder einmal scheiterte er. In Gedanken träumte er sich zurück in die Vergangenheit, eine Zeit, in der noch Hoffnung auf Liebe bestand.
 


 

~

„Levy-chan, möchtest du mit uns ein Team bilden?“

Die Idee stammte von meinem besten Freund und auch ich war hell auf begeistert davon. Nervös hüpften wir von einem Fuß auf den Anderen.

Nicht auszuhalten war die Spannung, ob sie ja sagen würde.

Die blauhaarige Magierin legte eine verheißungsvolle Pause ein. Die Sekunden zogen sich wie Minuten. Ich wagte kaum zu atmen und meinem Freund erging es nicht anders.

„Natürlich! Sehr gerne sogar.“

Strahlte sie dann und versetzte uns damit einen Schlag. Einen Positiven natürlich, doch voller Überraschung kippten wir aus den Latschen und landeten auf unseren, sagen wir mal Hinterteilen.

~
 


 

Der Mann am Schreibtisch grinste.

Ja, das war die Geburt von Team Shadow Gear. Stirnrunzelnd überlegte er.

Wie war es nochmal zu diesem Namen gekommen?
 

~

Levy saß wie immer an einem Tisch in der Gilde. Vor ihr stapelten sich Bücher aus der Bibliothek. Ihre Sturmlesebrille auf der Nase, verschlang sie Eines nach dem Anderen. Geistesabwesend setzte sie dabei den Krug Wasser an und trank ein paar Schlucke. Ihre Umgebung hatte sie wie immer völlig ausgeblendet.

Ich liebte es, sie zu beobachten. Sie schaute immer so friedlich aus und wirkte so gut zufrieden.

Erst die Hand meines Freundes auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken und aus der Welt der Bücher auftauchen.

„Kommst du mit zu einem Auftrag?“ Wir grinsten fröhlich.

„Natürlich“, enthusiastisch schlug sie das vor ihr liegende Buch zu, verstaute ihre Sachen in ihrer Tasche und hakte sich zwischen uns ein.
 

„Moment mal“, verängstigt blieben wir stehen. Die Dämonin Mirajane stand hinter uns und ihre Stimme hallte in meinen Ohren wieder.

Gott was hatte ich damals eine Angst vor ihr.

„Was habt ihr vor?“ Ich hielt der Weißhaarigen ein Auftragsblatt unter die Nase. Sprechen konnte ich nicht, das ließ mein Körper nicht zu.

„Okay, und ihr macht das zu dritt?“ fragte diese weiter.

Mittlerweile hatten sich auch Macao und Wakaba in das Gespräch eingemischt. Levy nickte bloß. Sie schien die Aufregung nicht zu verstehen.

„Könnt ihr beide, denn auf das Mädchen aufpassen?“ fragte Wakaba und zog genüsslich an seiner Pfeife. Mit geballter Faust schlug ich mir auf die Brust und musste verwundert feststellen, dass mein Kumpel die gleiche Gestik vollführte.

Innbrünstig ließen wir verlauten, das man sich keine Sorgen um Levy machen musste. Macao lachte nur.

„Wahrscheinlich wird sie euch den Arsch retten“

Rückblickend hatte er wohl Recht, doch damals wollten wir einfach nur ihre Helden sein.
 

Levy kicherte und erntete dafür böse Blicke von uns.

Mal im Ernst, wie kann sie das lustig finden?

„Hat euer Team denn einen Namen?“ erklang nun die Stimme einer jungen, brünetten Frau.

„Nein, wieso?“ fragte ich.

„Na ihr braucht doch einen Namen!“ Ein maskierter Mann stimmte der Brünetten zu und legte eine Hand auf ihre Schulter.

„Ohne Namen können wir euch nicht gehen lassen.“ Nun antwortete Fried, der Einzige, den wir mit Namen kannten. Er hatte Levy in die Schriftmagie eingeführt, kurz nachdem sie zu uns stieß.
 

„Habt ihr denn einen?“ Kleinlaut meldete sich das Mädchen und schielte verunsichert zu dem Trio auf.

„Natürlich!“ Es war nun wieder der Maskierte der sprach.

„Wir sind die Raishinshu“ beendete die Brünette den Satz.

„Die Leibgarde von Laxus, Master Makarovs Enkel“, erklärte Fried.

Bewundernd starrten wir dem Gespann hinterher, als diese die Gildenhalle verließen.

„Wow“ flüsterte Levy, sie war beeindruckt.

„Ziemlich cool“, gab mein Freund zum Besten.
 

„Raishinshu…“ Immer noch versteinert von der Eleganz des Trios, zupfte Levy an ihren Haarsträhnen herum.
 

„Und wie heißen wir jetzt?“
 

Ratlosigkeit breitete sich aus. Macao und Wakaba hatten sich längst von uns abgewandt und tranken weiter ihr Bier und die Dämonin stand wieder an der Theke und sprach angeregt mit ihren Geschwistern.

Hinter uns hörten wir das Gebrüll von Natsu und Gray, welche sich mal wieder prügelten.

„Ich hab‘s“ rief die Blauhaarige aus und schnippte mit den Fingern.

„Ab heute sind wir Team Shadow Gear!“ Strahlend blickte sie zu uns.

„Shadow Gear?“

Einen zweifelnden Unterton konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht verbergen.

„Was soll das den heißen?“ auch der Dritte im Bunde schien so seine Bedenken zu haben.

„Na wir sind ein Team und Shadow Gear klingt einfach so wahnsinnig cool. Ausserdem hab ich das irgendwann schon mal in einem Buch gelesen.“

Heller als die Sonne strahlte sie, jedenfalls sah ich das so, und damit das auch so blieb, trugen wir seit dem den Namen Team Shadow Gear.

~
 

Er zerknüllte erneut ein Blatt Papier.

Wie sollte er nur anfangen? Einfach drauf los? Nein, das würde sie wahrscheinlich abschrecken. Aber wie dann?

Müde erhob er sich von seinem Stuhl, um sich ein Glas Wasser zu holen. Aus dem Zimmer seines Mitbewohners hörte er gleichmäßiges Schnarchen.

Wäre er doch nur ein bisschen mehr wie er, vielleicht könnte er sich dann mit der Situation abfinden.

Er spähte vorsichtig durch den Türspalt. Das Zimmer seines Freundes lag in tiefster Finsternis, selbst das Mondlicht hatte keine Chance, durch den dicken, samtigen Stoff der Gardinen zu kommen.

Langsam und darauf bedacht keine Geräusche zu machen, suchte er seinen Weg in die Küche.
 

Erfrischt setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch.

Voller Tatendrang stippte er die Feder in die blaue Tinte und ehe er sich es versah, tropfte er mitten auf das Papier.

Fluchend zerriss er es in kleine Stücke und warf es wie Konfetti hinter sich. Er wollte es doch nur ein letztes Mal versuchen.

Einmal war er schon abgeblitzt, damals, genau wie sein Kumpel, doch das Verlangen brannte in ihm, ihr zu sagen, dass er auch nach vielen Jahren das Gleiche für sie empfand.

Wäre da nur nicht dieser vermaledeite Dragonslayer.
 

~

Es war spät am Abend. Der Master hatte nach dem Angriff von Phantom Lord eine Warnung an alle Mitglieder herausgegeben, sich nicht alleine vor die Tür zu bewegen.

Aufgeregt und auf der Rückkehr von unserem letzten Auftrag, schlenderten wir durchs nächtliche Magnolia. Etwas verunsichert waren wir schon, doch das fröhliche Auftreten von Levy beruhigte mich sehr.

Ich liebte es, wenn sie wie ein Flummi auf und ab hüpfte und ihre positive Energie verströmte.

Wir freuten uns einfach, dass sie sich in unserer Gegenwart so sicher fühlte.
 

Doch leider war dem nicht so.
 

Aus einem Hinterhalt stürzte eine dunkle Gestalt auf uns zu.

Er nannte keinen Namen, doch ich hatte sein Gesicht schon mal gesehen. Auf seiner Schulter prangte das Symbol von Phantom Lord.

Immer wieder schlug der Dragonslayer auf uns ein. Droy lag bereits am Boden und auch mir fehlte die nötige Kraft gegen ihn Stand zu halten.

Wichtig war nur, dass Levy in Sicherheit war, dafür würde ich mit meinem Leben kämpfen.

Ihr durfte einfach nichts passieren.

Doch dann traf mich seine Eisenattacke am Kopf. Ich hatte das Gefühl, er würde zerbärsten und kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, wurde mir klar, dass nun auch sie zu seinem Opfer werden würde.

Ich hasste mich dafür, dass ich so schwach war.

~
 

Die Erinnerung an Gajeels Angriff waren noch immer so real, als seien sie gestern erst passiert. Natürlich hatte er dem Schwarzhaarigen längst vergeben, doch vergessen konnte man nicht so einfach.

Oder doch?

Immer wieder fragte er sich, was wohl geschehen wäre, wenn er die Attacke hätte stoppen können.

Sähe die Zukunft jetzt anders aus?

Wäre sie genauso glücklich?

Er schüttelte den Kopf um diese widerspenstigen Gedanken loszuwerden. Er wollte doch nur einen Liebesbrief schreiben.

War das zu viel verlangt?

Mit der flachen Hand schlug er auf seinen Schreibtisch ein, stoppte jedoch sofort wieder. Er wollte seinen Freund schließlich nicht wecken. Wieder hing er seinen Erinnerungen nach.
 

~

Wir konnten kaum glauben, dass er uns tatsächlich in diesen Park begleitete. Eigentlich wollten wir nur mit ihm reden, doch sein arrogantes Verhalten brachte das Blut in meinen Adern zum kochen.

Ich wollte ihn dafür bestrafen, dass er Levy das angetan hatte.

Ungehalten stürmte mein Teamkamerad auf den Dragonslayer zu. Sein Angriff traf. Überrascht wandte ich mich an Levy, die entsetzt hinter einem Baum hervor lugte.

Konnte das wirklich sein?

Hat er sich extra treffen lassen?

Wie dem auch sei, in dem Moment war es mir ganz recht. Mit all meiner Kraft warf ich mich gegen ihn und unsere Kombinationsattacke schleuderte den Schwarzhaarigen ein paar Meter in das nächste Gebüsch.

Das tat so gut.

Immer wieder traf unsere Magie seinen Körper und nach einiger Zeit sah er ganz schön mitgenommen aus.

Mein Kumpel und ich nickten uns zu. Wir wollten gehen. Unsere Arbeit war verrichtet, unsere Wut besänftigt.

Wir würden ihm nicht verzeihen, aber wir würden akzeptieren, dass er nun einer von uns ist.
 

Just in diesem Moment brach eine gewaltige Donnerexplosion über uns herein. Gajeel schrie auf.

Sein Körper hatte die Blitze aufgenommen.

Überall knisterten sie und verbrannten seine Haut.

Völlig außer Atem und schwer verwundet kniete er im Gras.

Als Laxus sich zeigte, war uns klar, dass es kein Spiel mehr war, sondern bitterer Ernst.

Trotzdem wehrte sich Gajeel nicht.

Levys Wimmern und Flehen, das Laxus aufhören sollte, war kaum zu überhören. Sie traute sich sogar ganz hervor zutreten.

Dann ging alles furchtbar schnell.

Ein Blitz fegte an uns vorbei, direkt auf unsere Freundin zu. Regungslos musste ich mit ansehen, dass ihr keine Flucht gelingen würde.

Ich schloss meine Augen. Jeden Moment erwartete ich, verbranntes Fleisch zu riechen, das tat ich auch, aber der Schrei meiner Kameradin blieb aus.

Erst Sekunden später fühlte ich mich in der Lage hinzusehen und schüttelte die Schockstarre ab.

Vor ihr stand Gajeel, mittlerweile schwer verletzt.

Ich konnte es kaum fassen. Hatte er sich tatsächlich dazwischen geworfen und den Angriff mit seinem Körper abgefangen?

Als er murrend von dannen zog brach unsere Freundin bitterlich weinend zusammen.

~
 

Auch jetzt noch bekam er eine Gänsehaut, wenn er an diesen Tag dachte.

Ja er war sich sicher, dass er Gajeel vergeben konnte, doch Vertrauen? Das wohl eher nicht.

Seufzend holte er eine neue, weiße Kerze aus seiner Schreibtischschublade und drückte sie in das noch weiche Wachs. Er atmete den Schwefelgeruch des soeben gezündeten Streichholzes ein und schloss die Augen.

Seit diesem Tag schien der Dragonslayer immer an ihrer Seite zu verweilen. Aus Erzählungen von Levy und Natsu wusste er, dass es an jenem Tag nicht der einzige Blitz war, den der Schwarzhaarige für die zierliche Scriptmagierin abgefangen hatte.

Und selbst Natsu schien er beschützt zu haben.

Ein bisschen neidisch auf diese Kraft und seine Ausdauer war er ja schon.
 

~

Nachdem die Fantasia stattgefunden hatte, trafen sich alle Mitglieder wieder in der Gilde. Levy feierte mit uns und trank seit langem mal wieder einen Krug Wein. Immer wieder berichtete sie von diesem Kampf in der Kathedrale. Auch wenn es nicht um mich ging, könnte ich ihrer Stimme viele weitere Stunden zu hören.

Ihre Freude, ihre Aufregung, jede Art von Emotion legte sie in ihre Worte.

Man hatte das Gefühl alles mitzuerleben.

Ihr herzhaftes Lachen unterstrich die Erleichterung darüber, Laxus Amoklauf gestoppt zu haben.

Während ich an der Theke bei Mirjane stand, um Nachschub zu holen, konnte ich einen Blick auf den zweiten Stock erhaschen. An dem Geländer lehnte Gajeel und wenn ich es richtig erkannte, dann beobachtete er unsere Levy.

Was bildete er sich eigentlich ein?

Ein bisschen unheimlich fand ich ihn ja schon…

~
 

Ja, er fand ihn furchtbar und unheimlich. Doch außer ihm und seinem besten Freund schien das seit jenem Tag niemand mehr so zu sehen.

Im Gegenteil.

Immer wieder tauchte er auf, immer wieder wurde er auf Veranstaltungen eingeladen und obwohl er sich ständig beschwerte, war er anwesend.
 

Missmutig kickte er eine Papierkugel in die andere Ecke des Raumes.

Blöder Eisenmagier.
 

~

Ein Jubel durchbrach die Stille, als der Master endlich die Bühne betrat.

Es war soweit.

Heute würden endlich wieder die Magier bekanntgegeben, die zur S-Rang Prüfung durften. Mein Gott war ich nervös.

Große Chancen rechnete ich mir gegen die anderen nicht aus, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Als Levys Name fiel und mein Kumpel einen begeisterten Freudentanz aufführte, waren meine Ambitionen vergessen. Natürlich hatte sie es verdient. Niemand anderes. Und ich war froh, so konnte ich wenigstens eine Prüfung miterleben.

Sicherlich, Levy hatte noch nicht gesagt, dass sie mich mitnehmen wird, aber dass sie es tat, stand außer Frage.

Leider hatte ich meinen Kumpel vergessen.

Wie aus dem Nichts verpasste er mir eine Kopfnuss und stürzte sich auf die Blauhaarige.

Na warte, dir werde ich‘s zeigen.

Dass sie hilflos neben uns stand und verzweifelt zwischen uns hin und her schaute versuchte ich zu verdrängen.
 

Als sie plötzlich quiekte, war mein Kampfgeist dahin. Ich sah den mächtigen Dragonslayer, der sich hinter ihr aufbaute.

Wollte er sie tatsächlich begleiten?

Natürlich würde sie mit ihm gute Chancen haben, doch das war doch nicht sein Ernst, oder?

Gebannt verfolgte ich ihr Gespräch.

„Ich mach dich groß“, sagte er und da sah ich es zum ersten Mal.
 

Sie wurde rot.
 

Ihr gefiel was dieser vermaledeite Eisenschädel mit ihr tat. Dieses zarte Lächeln und diese verräterisch rosigen Wangen.

Wie oft habe ich mir gewünscht, dass sie mich so ansieht. Ich hätte es sogar meinem Kumpel gewünscht, aber ihm?

Tränen drückten gegen meine Lider. Ich versuchte krampfhaft sie zurückzuhalten, doch es gelang mir nicht.

Ich weinte.

Nicht, weil er sie begleitete, das dachten viele, doch ich weinte, weil ich mir in diesem Moment bewusst wurde, dass ich sie verloren hatte.

~
 

Mit einem Taschentuch tupfte er sich die aufkommenden Tränen von den Wangen.

Diese Erinnerung schmerzte beinah genauso stark, wie früher. Immer wieder wiederholte er sie vor seinem inneren Auge, bis er dessen überdrüssig wurde.

Nach diesem Tag veränderte sich alles.

Die Magier verließen die Gilde um die Prüfung zu absolvieren und kehrten sieben lange Jahre nicht zurück.

Sieben Jahre dachte er, alles verloren zu haben.

Der Gedanke an ihren Tod, schmerzte ihn mehr, als der, dass sie ein Leben mit Gajeel führen könnte.

Ein schwerer Seufzer entrann ihm.
 

Während all dieser Zeit hatte er versucht sich abzulenken, hatte eine Freundin gefunden.

Sie hatte blaue Haare, genau wie Levy. Doch der ständige Vergleich ließ die Beziehung nach wenigen Wochen zerbrechen. Es war besser so, das Mädchen verdiente jemanden, der sie aufrichtig liebte und nicht ihn.

Mit einem Kopfschütteln versuchte er die Gedanken zu verdrängen. Levy war niemals Tod und sie war immer noch bei ihnen.

Das genügte ihm.
 

~

Überglücklich stürmten wir über die Insel. Nachdem wir Natsu entdeckt hatten, führte uns Mavis zu den Anderen.

Voller Vorfreude hielten wir nach einem blauen Haarschopf Ausschau, und fanden ihn.

Sie saß im Schatten eines riesigen Baumes und lehnte an Gajeel. Gott, war ich eifersüchtig.

Sie missbrauchte seinen Rücken als Stütze und hievte sich an seiner Schulter in den Stand.

Wie gerne wäre ich diese Schulter gewesen.

Doch als sie uns sah, waren weder Freude noch Erleichterung in ihren Augen zu sehen.

Sie war geschockt, ja sie erkannte uns im ersten Moment nicht einmal.

Minuten später, nachdem Mavis erklärte, was hier vorgefallen war, schien sie sich gesammelt zu haben.
 

„Jet! Droy!“

Es tat so gut, meinen Namen nach so einer langen Zeit wieder aus ihrem Mund zu hören. Unsicher umarmte sie uns.

„Wir sind so froh, dass du lebst“, entgegnete mein Kumpel ihr. Das Lächeln, welches sich auf ihre Lippen legte, brachte mein Herz zum Schlagen.

Eine Wärme, von der ich dachte, sie niemals wieder spüren zu können, erfüllte mich.

Vorsichtig legte ich meinen Arm um ihre Schultern und drückte sie.
 

Während der Rückfahrt wurde es still auf dem Boot. Jeder schien das Gesehene und das Erlebte erst einmal verarbeiten zu müssen.

Wir wollten dem nicht im Weg stehen.

Mein Kumpel und ich verzogen uns unter Deck und tranken ein Bier.

„Meinst du, wir haben jetzt Chancen bei ihr? Immerhin sehen wir jetzt viel männlicher aus.“

Mein Teamkollege war unverbesserlich. Doch er sprach aus, was ich mir dachte, was ich mir erhoffte.

Habe ich jetzt, sieben Jahre später, endlich eine Chance bei ihr?

Ich wusste nur, dass ich es langsam angehen lassen muss.

~
 

Er war froh, dass sie wieder da war.

Team Shadow Gear war wieder vereint und er genoss jede Sekunde, die er mit ihr verbringen konnte.

Deshalb wollte er auch diesen Brief schreiben.

Doch immer wieder hielten ihn seine Erinnerungen davon ab. Eigentlich kann er ja froh sein, dass sie überhaupt noch ein Team mit ihnen bildet.

Spätestens die Tanzrunde in dem Garten der alten Mühle ließ die Illusion einer möglichen Beziehung in tausend Scherben zerspringen.
 

~

„Oi“ lustlos beobachtete Gajeel die tanzenden Gildenmitglieder.

„Nur zu deiner Information, ich werde nicht tanzen!“

Levy zog ihre Augenbrauen kraus und blies ihre Wangen auf. Wie sehr ich ihn beneidete, so eine Reaktion in ihr hervorzurufen.

Doch ich wollte mir eben diese Chance nicht entgehen lassen. Nur war ich wieder einmal nicht alleine mit meiner Idee.

Mein Teamkamerad stürzte sich ebenfalls auf die Blauhaarige. Wie aus einem Munde forderten wir sie zu einem Tanz auf.

Während ich mich mit ihm stritt, entging mir Gajeels genervtes Augenrollen nicht.
 

Ein Wimpernschlag später hatte er sich meine Freundin geschnappt und wiegte sich mit ihr gleichmäßig im Takt der Musik.

Verdammte scheiße sahen die beiden dabei gut aus.

Doch das würde ich niemals zugeben.

Nie!

Nie!

Nie!

Ich konnte nur noch mit offenem Mund und meinem Teamkollegen an meiner Seite ihren harmonischen Bewegungen folgen.

Sie sah so glücklich aus.

An diesem Tag fiel mir das erste Mal auf, dass auch er sich scheinbar Gedanken um sie macht. Ich hatte sie sowas von verloren.

~
 

Verächtlich schnaubend ließ er seine Stirn auf die Unterarme sinken. Es war offensichtlich, dass die Levy und Gajeel Gefühle füreinander hegten.

Immer wieder konnte er die beiden in der Gilde bei ihrem Katz und Maus Spiel beobachten. Alle schienen es zu merken, nur nicht die Fee und der Drache.

Trotzdem wollte er immer noch einen Brief schreiben.

Nur warum fiel es ihm derart schwer, seine Gefühle zu Papier zu bringen?
 

Liebe Levy,

Ich weiß, dass ich für dich nur ein Freund bin und du mich lieber zum Bruder hättest als…
 

Wieder zerfetzte er seinen Zettel und starrte missmutig in die Kerzenflamme. Sie war fast abgebrannt, doch eine Neue war nicht mehr nötig.

Am Horizont kämpfte sich grade die Sonne hervor und erweckte Magnolia zu neuem Leben. Das zarte Orange, welches die nächtliche Schwärze durchriss, breitete sich auch in seinem Zimmer aus.
 

Liebe Levy,

Wie ich dich liebe?

Lass mich erzählen wie.

Ich liebe dich so hoch, so weit, als meine Seele blindlings reicht, wenn sie ihr Dasein abfühlt und die Ewigkeit.

Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand, den jeder Tag erreicht im Lampenschein oder in der Sonne. Frei, im Recht, und rein wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt.

Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit ich nicht mehr geliebt.

Mit allem Lächeln und allen Träumen, aller Tränennot. Und wenn es Gott gibt, will ich dich lieben auch nach meinem Tod.
 

Er stöhnte auf. Niemals sollte sie das zu Gesicht bekommen. Er betrachtete sein Werk erneut und zündete ein Streichholz.

Seine Gefühle sollten in Flammen aufgehen, bevor sie der Falsche zu lesen bekommt. Dann nahm er sich ein neues Blatt Papier.

Sein Letztes und schrieb:
 

Liebe Levy,

Zu deinem Geburtstag wünsche ich dir

die Lust zum Tanzen, als ob dich niemand sieht,

die Kraft zum Lieben, als seist du nie verletzt worden,

den Mut zu singen, als ob dich niemand hört und

ein Leben als sei es der Himmel auf Erden.
 

Endlich war er zufrieden. Er faltete den Brief, steckte ihn in ein veilchenblaues Kuvert und stürmte gemeinsam mit seinem Freund Droy aus der Wohnung. Bevor sie zur Gilde gingen, pflückten sie einen Strauß mit den buntesten Wildblumen.

Heute hatte ihr Teammitglied Geburtstag und sie hatten das Ziel, es zu dem schönsten Tag zu machen, den sie jemals hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, jeder Fairy Tail Magier hat sein Päckchen zu tragen und ob Levys Päckchen wirklich sooo schlimm ist...
Die Idee kam mir beim Schreiben meiner Geschichte "No Remains", doch da sie einfach zu lang wurde, und nicht wirklich in das Konstrukt der Story passte, hab ich mir nun was neues überlegt.
Weitere spannende Nächte werden folgen (mal schauen, ob ich sie auch weniger grausam gestalten kann :-D )
Lasst mir doch ein Review da
Kokari Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Naja ich hab mich hier nicht ganz an den Verlauf der originalen Geschichte gehalten, aber irgendwie musste ich mir die Story ja ein bisschen passend zurechtbiegen. Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen. (Ich bin mir nicht ganz sicher wie IC das ganze nun geworden ist...) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  SakiNaturally
2014-09-09T13:25:49+00:00 09.09.2014 15:25
Na ich finde Jet und Droy nicht soo toll aber weil es eine Geschichte von dir ist hab ich es gelesen und ich finde es ganz angenehm zu lesen und du machst mir Charaktere richtig zum lieb haben x3
Antwort von:  -Eisregen-
09.09.2014 21:31
Schön, dass du sie trotzdem gelesen hast.
Ich persönlich finde die beiden einfach nervig, aber ihre unerwiederte Liebe ist auch irgendwie unglaublich tragisch....
Deshalb wollte ich ihnen einen OS widmen
Von:  SakiNaturally
2014-09-09T13:22:51+00:00 09.09.2014 15:22
Oh vielleicht neue Mitglieder für Crime Sorcery?^^
Wieder extrem gut beschrieben. Ich mag Gèrad x3
Antwort von:  -Eisregen-
09.09.2014 21:30
Ich mag ihn auch.
Naja son bisschen passen sie ja zu Crime Sorciere
Weil erst böse und so, und dann irgendwie nur noch bisschen bis gar nicht böse....
Hach wer weiß was da kommt :-D
Von:  SakiNaturally
2014-09-09T13:20:21+00:00 09.09.2014 15:20
Aw~ Wieder so ein schöner LevyxGajeel moment das Gajeel unbedingt Levy in edo retten will und ich fand edo Gajeel voll lustig XD
Gutes kapitel von meinem lieblings jornalist x3
Antwort von:  -Eisregen-
09.09.2014 21:29
Hihi
Ich finde Edo-Gajeel sooo toll.
Ich bin mal gespannt, was dabei rauskommen würde, wenn er sich mit Earthland Levy trifft...
Ob Earthland Gajeel dann ne Abfuhr erteilt bekommt? >.<
Von:  SakiNaturally
2014-09-09T13:15:41+00:00 09.09.2014 15:15
Nette Idee mit dem Mädchen abend und ich finde es toll das Levy und Erza wieder do gut beschrieben wurden mir hat jedoch Wendy gefehlt o3o Aber gut geschrieben wie immer :D
Antwort von:  -Eisregen-
09.09.2014 21:28
Ich dachte, wegen dem Gespräch über Männer und wegen des Trinkens von Alkohol lass ich die kleine Wendy mal aus dem Spiel...
Irgendwie missfällt es mir sie als "erwachsen" zu sehen :-D
Von:  SakiNaturally
2014-09-09T13:13:06+00:00 09.09.2014 15:13
Nya arme Levy T.T
Du bist wirklich unglaublich dein schreibstil macht dem von meiner Lieblings Roman Autorin Konkurrenz mal im ernst *-*
Aber das ende war um so schöner x3
Antwort von:  -Eisregen-
09.09.2014 21:26
Hi
Danke für das Kompliment.
Ja Levy hat sehr gelitten :( Aber wenn Mashima mich nicht mt Infos über sie versorgt, dann muss ich mir halt selbst was ausdenken. Un meistens kommt da halt Drama bei raus ;-)
Von:  NanamixLaw
2014-08-10T22:59:37+00:00 11.08.2014 00:59
cool! Ist eine super Idee mal die FT Girls eine Sleep-Over-Party feiern zu lassen!
mir hats meeega gefallen! ♥

LG Nana >3<
Von:  NanamixLaw
2014-08-10T22:35:08+00:00 11.08.2014 00:35
Omg! Arme Levy :(
suuuper story und ja... du liiiebst drama xD

LG Nana ;*
Antwort von:  -Eisregen-
12.08.2014 12:48
Man nennt mich auch Drama Queen.
Trotzdem schön, dass es dir gefallen hat.

:-)
Von:  Glennstar
2014-06-16T16:58:32+00:00 16.06.2014 18:58
Hi :-)
Das Kapitel war richtig süß.
Ein Glück hat Levy dafür gesorgt, dass Natsu nicht rein konnte.
So einen Mädelsabend können sie sich ruhig öfter mal gönnen.
Ich bin mal gespannt, worum es im nächsten OS geht


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