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Pirates of the Caribbean: Black Tides

von

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Im Auge des Sturms


 

Prolog - Im Auge des Sturms
 

Unaufhörlich donnerte es in den dunklen Wolken über der erbarmungslosen, tosenden See.

Regen schien das Deck des schaukelnden Piratenschiffes fast zu überfluten, während die Gischt der Wellen, angetrieben durch den windigen Sturm, gegen das alte Holz schlug und die Planken zum knarzen und ächzen brachte. Das Schiff wirkte größer und mächtiger durch die enorm gespannten, zerfledderten Segel, so dunkel wie die schwarze Flagge mit dem Totenkopf und den gekreuzten Säbeln selbst.
 

Die Finsternis hüllte das Geschehen in tiefe Dunkelheit, so dunkel, dass man Schwierigkeiten gehabt hätte, die eigene Hand vor Augen zu sehen. Ungewöhnlich war diese Schwärze, trotz Sturm und Regen, selbst die Nacht wurde übertrumpft. Hätten keine grellen Blitze den stürmischen Himmel erhellt, wäre ein Schiff dort auf den tödlichen Tiefen des Ozeans nicht einmal vermutet worden.
 

Kein seetüchtiges, gut gerüstetes Gefährt der Royal Navy hätte diesen Zorn des Himmels heil überstanden, gehüllt in eisige Kälte, Dunkelheit, Nebel und diesen unaufhörlich tosenden Wind.
 

"HOLT SOFORT DIE SEGEL EIN, IHR LAHMEN HUNDE!"

"AYE, CAPTAIN!"
 


 

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"Meiner Männer kämpfen dort oben um ihr Leben und um das Schiff. Seit Jahren habe ich einen solchen Sturm auf See nicht mehr erlebt - und was tut Ihr? Ihr verkriecht euch wie eine feige Ratte unter Deck! Denkt Ihr, ich würde bei einer Frau aus meiner Crew Ausnahmen machen?!"
 

Die zornige Stimme des Captains ließ ihr Herz für einen Moment still stehen. Langsam spürte sie, wie die Angst in ihr hoch kroch und sich in jede Faser ihres Körpers ausbreitete. Wie angefroren schien der Pirat hinter ihr in der Tür ihrer Kajüte zu stehen. Sie kannte seine Unbarmherzigkeit nur zu gut - und ihr Verhalten würde Folgen mit sich bringen ...

Über die Planke zu gehen, das wäre nicht einmal das schlimmste. Sie entschied sich im nächsten Moment für Worte, die sie entweder aus dieser verzwickten Situation herausholten - oder sie töten würden.
 

"Captain Flynt ..."

Es schien fast so, als würden ihr der Satz im Halse stecken bleiben. Sie bekam eine leichte Gänsehaut beim Gedanken an die verschiedenen Arten von Strafen, die dieser Mensch sich vielleicht gerade für sie ausdachte. Oder er entschied sich für den einfachen Ausweg, sie loszuwerden ...
 

"Sagt der Crew, sie sollen das Schiff aufgeben. Es hat keinen Zweck mehr. Ich lasse niemanden im Stich, doch ich bin nicht so lebensmüde, dort draußen auf Deck sinnlos mein Leben zu riskieren."

Sie konnte den stechenden Blick des Mannes im Türrahmen förmlich spüren, wie er sich in ihre Eingeweide bohrte.

"Ich hoffe doch, mich verhört zu haben, Miss Blackwood ..."

Der drohende Unterton jagte der jungen Frau einen kalten Schauer über den Rücken. Sie vernahm die schweren Schritte des Captains hinter ihr, bis dieser unmittelbar in ihrem Schatten stand. Ein leises 'Klick' durchbrach die Stille. Sie riss die Augen weit auf - kaltes Eisen an ihrer Schläfe zwang sie, ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken.

"Wirklich jammerschade, ein solch hübsches Mädchen wie euch loswerden zu müssen. Doch ich brauche in meiner Crew keine feigen -"
 

"CAPTAIN!"
 

Ein junger Pirat, vielleicht gerade mal im Alter von 17 Jahren, stürmte ungehalten und völlig außer Atem in den dunklen Raum - hielt sofort inne, als ihm die Pistole am Kopf der Frau auffiel. Er schluckte, sprach jedoch mutig weiter.
 

"Captain, wir steuern direkt auf eine riesige Klippe zu!"
 

Die Todgeweihte spürte, wie der Angesprochene langsam die Pistole entfernte.

"Ich komme darauf zurück", raunte er ihr ins Ohr, steckte die Waffe in seinen Gürtel und verließ zusammen mit dem Jungen schneller den Raum, als sie es für möglich gehalten hätte. Die Tür knarzte einmal laut - dann war sie wieder völlig allein.
 

Danke. Danke, danke, danke ...
 

Das Schiff neigte sich plötzlich schief nach links. Ein lauter, erschrockener Seufzer - das Geräusch einer durch den Raum rollenden Flasche Rum -

Stille. Urplötzlich ... Einfach so.
 

Kein gutes Gefühl hatte die junge Frau dabei - oh nein. Diese Stille schien alles andere als freundlich zu wirken. Ihr Herz fing an zu rasen, die Hände wurden kalt und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie schloss die Augen - für einen winzigen Moment, in dem ihre Vermutung durch ein lautes Krachen bestätigt wurde.
 

Getrieben von der Angst, die ihr in den Knochen saß, ging die schnellen Schrittes und mit zitternden Knien auf die Tür ihrer Kajüte zu, riss an der Klinke, eilte den dunklen Gang entlang und stieg die Treppe zum Deck hinauf.
 


 

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Die Cruel Wave, wie der Captain einst sein Schiff getauft hatte, war im Sturm auf schaukelnden Wellen direkt in eine spitze Klippe gekracht. Der arme Mann dort oben im Krähennest verlor das Gleichgewicht, schwankte und stürzte in die Tiefen des Ozeans. Die Männer an Deck hasteten in heller Panik umher.
 

"GEBT DAS SCHIFF AUF!"
 

Mit diesen Worten stürzten sich zwei Piraten über die ächzende Reling und wurden von den Wellen verschluckt. Fassungslos stand der Captain wie angewurzelt am Steuerrad und brüllte irgendwelche Befehle - als hätte das noch einen Sinn gehabt. Jeder Seemann an Bord tat alles Mögliche, um am Leben zu bleiben. Spielten Anordnungen dabei noch eine Rolle? - Nein.
 

Taubheit machte sich in ihrem Körper breit, nur noch ein dumpfes Kribbeln blieb zurück. Bewegungslos verharrte sie auf der Treppe und erblickte die schwarz-weiße Piratenflagge, die der Wind von der Spitze des Mittelmastes riss und davontrug.
 

Moment - Nein! - Das war unmöglich! Fing sie etwa an, vor Furcht schon Trugbilder zu sehen?

Auf der Spitze der Klippe meinte sie eindeutig etwas - oder besser gesagt, jemanden - bemerkt

zu haben. Schwer war es, einen genauen Blick bei diesem Chaos von Regen, Sturm, Dunkelheit und panischen Angeheuerten auf dieses Etwas zu werfen - aber ja, sie hatte sich nicht getäuscht.

Ein Blitz erhellte im selben Moment den Himmel, wie sie von dort oben eine Bewegung vernahm.
 

Keineswegs lag dies noch im Bereich des Möglichen ...

Ein Wesen, eine Frau, auf der Spitze dieser Klippe - von dichtem Nebel umhüllt, herabblickend, eine aufrechte Haltung.

Und - Nein.
 

Zwei seltsame Umrisse, die sich am Rücken der Gestalt befanden. Flügel - nein, Schwingen.

Selbst im Licht des Blitzes hatte sie eindeutig zwei schwarze - nicht weiße - Flügel gesehen, die Federn gespreizt und dem Sturm trotzend. Langes, dunkles Haar umhüllte das Gesicht des Engels mit den dunklen Schwingen - anders konnte es nicht sein, sie war sich sicher bei dem, was sie eben gesehen hatte - und gaben in den Millisekunden, für die der Himmel sich mit Donnergrollen erleuchtete, keine weiteren Details preis. Das Wesen war nun wieder in tiefste Finsternis gehüllt.
 

Das Letzte, was sie erkennen konnte, war der Captain. Er ging in die Knie, fast gezwungen sah es aus, und blieb mit dem Blick gen Sturmwolken gerichtet auf dem Deck liegen wie ein friedlich Schlafender. Rot färbte sich das Regenwasser und kroch durch die Ritzen der Planken.
 

Das Wasser schlug über ihren Kopf zusammen, riss sie über die Reling des Schiffes.

Sie hustete, spuckte, bevor eine erneute Woge sie mit sich in die Tiefen des scheinbar endlosen Ozeans zerrte ...

Der Rum ist alle!

1. Kapitel - Der Rum ist alle!


 

"Wieso ... wieso ist eigentlich immer der ...? Wo ist denn schon wieder ..."
 

Die Sonne brannte auf die dunkelbraunen, fast schwarzen Planken der Black Pearl, die sanft auf den Wellen des Karibischen Meeres schaukelte. Nur ein schwaches Lüftchen wehte auf der rauen See. Sechs der Männer an Deck hissten gemeinsam die schwarzen Segel, damit das Schiff ein wenig an Fahrt gewann - diese seltsame Ruhe war man, vor allem in der Morgendämmerung, von der Besatzung und dem Schiff selbst überhaupt nicht gewohnt. Das Geräusch von knarrenden Planken mischte sich mit dem salzigen Geruch des Ozeans, wie der kaum spürbare Wind seine Haut streifte und ihn leicht erschaudern ließ.
 

Ein Lächeln stahl sich auf Jack Sparrow's Lippen, kaum merklich, wäre einer an ihm vorbei gelaufen - er hätte nicht einmal gesehen, dass der Captain schon wach war. Den Rücken an das alte Holz gelehnt, sich langsam aufraffend, stelle der Pirat plötzlich fest, dass irgendetwas mal wieder nicht stimmte. Natürlich, schließlich stimmte immer irgendetwas nicht! Aber gut, damit musste man eben leben, wenn man Captain einer Bande von abenteuerlustigen und lebensmüden Verbrechern war.
 

Ganz eindeutig fehlte etwas - etwas, das er sonst immer bei sich trug (wie konnte es auch anders sein) oder wenigstens neben sich stehen hatte. Als er ganz langsam die Augen aufschlug, schon auf das Schlimmste gefasst, musste er sofort in das grelle Licht blinzeln. Er spürte seine dröhnenden Kopfschmerzen deutlicher jetzt, da er wach war - obwohl er doch gestern Nacht versucht hatte, sie mit einer Flasche Rum zu lindern. ... Rum?
 

Natürlich! Der Rum! Das war es, was fehlte. Verdammt!

Kein Rum - Keine gute Laune. Keine gute Laune - Keine besonders glückliche Crew ...

Und eine unglückliche Crew erledigte die Arbeit nur halbherzig.

Nein, nein, nein. Das ging überhaupt nicht! Schlimm war das, den neuen Tag ohne eine heiß geliebte Flasche Rum zu begrüßen. Vor allem für ihn!
 

Seine Kopfschmerzen hatten sich inzwischen etwas beruhigt, sodass der Pirat sich einigermaßen gerade aufrichten konnte, wenn auch ein bisschen schwankend - aber wenigstens fiel er nicht gleich wieder nach hinten um. Oh ja, er erinnerte sich gut ... lachhaft war das gewesen damals, vor seiner ganzen Meute von Piraten, die mit ihm auf der Black Pearl segelte. Irgendjemand hatte doch tatsächlich die Frechheit besessen, ihn abzufüllen! 

Oder ... hatte er selbst ganze drei Flaschen getrunken? Nein, unmöglich. 

So betrunken war Jack Sparrow wirklich noch nie gewesen.
 

"Master Gibbs!" - "Aye, Captain?"

Ein scheinbar nicht weniger betrunkener, etwas älterer Mann aus der Crew taumelte über das Deck und blieb kurz vor seinem Captain stehen. Dieser setzte sich, wie immer, mit einer entschlossenen Miene den Dreispitz auf den Kopf, strich sich ein paar verfilzte Dreadlocks aus dem Gesicht und zupfte seinen Mantel zurecht.

"Wo ist der Rum?"
 

Leicht verunsichert wirkte sein treuer Erster Maat nun, nicht ganz sicher, was er auf Jacks Frage antworten sollte. Er verzog leicht die Lippen und versuchte, mit den Händen irgendetwas zu gestikulieren.

"Du hast die letzten drei Flaschen gestern nahezu vernichtet, Jack. Der Rum ist alle."

"Wie, alle?! Komplett leer sagst du?"

"Aye."

"Eine Katastrophe! Die Folgen sind nicht auszudenken."

Kaum merklich rollte Gibbs mit den Augen, wies mit einem Kopfnicken auf Jacks Kompass, der an einem Faden seines Mantels baumelte und blickte dann in Richtung der eifrig arbeiteten Männer.

Jack verstand sofort, was sein Erster Maat ihm damit mitteilen wollte. Ein schelmisches Grinsen der Männer, und schon waren sich beide einig.

"Nimm, was du kriegen kannst ..."

"... und gib nichts wieder zurück!"
 

"Lasst das Hauptsegel fallen, lichtet den Anker und setzt sofort Kurs auf Tortuga, ihr Landratten! - Geht das nicht ein wenig schneller? - Der Rum ist alle, kommt schon, trollt euch! Na los, wird's bald?"

Sobald die zwei Worte 'Rum' und 'alle' durch die Stille hallten, arbeitete jeder einzelne Matrose an Bord plötzlich schneller, als Jack es jemals für möglich gehalten hätte. Eine interessante Beobachtung ...

"Gibbs, merk dir diesen Satz. Egal, ob er der Wahrheit entspricht oder nicht: So treibst du gleich mehrere Mannschaften dazu an, schneller zu arbeiten, als ihre Füße es erlauben würden!"

"Aye, Captain Sparrow."

Grinsend begab sich der Angesprochene wieder auf seinen Posten und versuchte, die Takelage zu bändigen, während die Segel sich im nun stärker werdenden Wind spannten und Jacks geliebtes Schiff, die Black Pearl, gen Horizont und Sonnenaufgang durch den dichten Nebel trieben.
 


 

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Gerade eben erst am Hafen von Tortuga angelegt, stellte sich Jack in seinem manchmal etwas verwirrtem Köpfchen die Frage, ob sich an dieser gottverlassenen Insel, seit er ihren Namen kannte, ein einziges Mal irgendetwas verändert hatte. Eine ganz einfache Antwort: nein!

Schon die Aussicht von Weitem auf dieses Fleckchen Land - dessen Namen wohl irgendetwas mit Schildkröten zu tun hatte - zeigte dem 'gefürchteten' Pirat, dass alles seinen ganz gewöhnlichen Lauf nahm. Obwohl ein Außenstehender, ein Nicht-Pirat, diese Aussage wohl eher kritisch betrachten würde. Aber gut, wenn man das reinste Chaos als 'normal' einschätzte ...?
 

Irgendwo hörte man das Zersplittern einer Glasscheibe, als ein offensichtlich sehr betrunkener Mann durch sie hindurchflog und rücklings im Schlamm landete - bei den Schweinen. Dieser Anblick war dem Captain nur allzu vertraut, und irgendwie erinnerte er ihn an seinen Ersten Maat Gibbs. Warum nur ...? Wie Seltsam.
 

Auf den Straßen Tortugas roch es wie immer nach abgestandenem Alkohol, halb vergammelten Speisen und - Piraten. Jeder andere Nicht-Pirat (langsam schien ihm diese Bezeichnung zu gefallen) hätte diesen Geruch als widerlich empfunden, aber für Jack bedeutete es nicht weniger als Freiheit und Abenteuer. Als Lord Beckett ihm damals das glühende 'P' auf seinem Unterarm eingebrannt hatte, hätte dieser wohl niemals gedacht, dem Captain damit einen Gefallen zu tun. Ganz zu schweigen vom Versenken der Black Pearl, die damals noch den Namen Wicked Wench trug und somit erst zu seinem geliebten Piratenschiff wurde. Davy Jones hätte wohl niemals voraussehen können, auf was für einen Deal er sich eigentlich mit diesem Verrücktem eingelassen hatte.
 

"Scrum, Cotton, wärt ihr so freundlich, mein Schiff zu bewachen?" In seiner äußerst seltsamen Gangart verließ Jack die Black Pearl über eine Planke, deren anderes Ende auf den Steg gelegt wurde. "Der Rest von euch darf sich vergnügen ... oder was auch immer." Gibbs, anscheinend überglücklich darüber, einmal nicht Schmiere stehen zu müssen, gesellte sich zu seinem Captain, der bereits auf eine düster wirkende Kneipe zusteuerte. Sie erinnerte ihn an die Kneipe in London - als er für die Crew von Blackbeard ... angeheuert wurde. Unfreiwillig. Mehr oder weniger.
 

Dieses verfluchte Teufelsweib ... Oh ja, die temperamentvolle Spanierin hatte wirklich ein Gespür dafür, wie man ihn, Captain Jack Sparrow, einen gefürchteten Piratenfürsten, überlisten konnte.

Hätte er ihr besser nichts von dem, was er wusste, beigebracht. Wäre dieses verdammte spanische Kloster nicht gewesen, hätte er nun kein erdrückendes, schlechtes Gewissen. Ob die arme Angelica immer noch auf dieser Insel fest saß? ... Nein. Jack hatte es damals ernst gemeint, mit dem, was er gesagt hatte.

"... eine viel befahrene Handelsroute. Wink einfach dem nächsten Schiff."
 

Sparrows vorsichtige Schritte zogen die Aufmerksamkeit des Ersten Maats auf sich.

"Was ist los mit dir, Jack? Weshalb so zurückhaltend? Sonst begibst du dich doch auch immer sofort auf die Suche nach Rumfässern ... oder anderen Dingen ... wenn wir in Tortuga anlegen."

"Aye", flüsterte der Angesprochene. "Es gibt da - eine gewisse junge Dame."

"Lass mich raten. Du hast sie in irgendeiner Art und Weise betrogen oder hintergangen und erwartest nun saftige Ohrfeigen von ihr?"

Die Miene seines Freundes ließ Gibbs kurz auflachen.

"So kenne ich dich. Wie sollte es auch anders sein ..."
 

Schummriges Licht und der (etwas schreckliche ...) Gesang von Piraten und anderem Volk drangen aus der Taverne, als die Tür geöffnet wurde und eine Gruppe von sehr großzügig geschminkten 'Damen' - wohl eher leichte Mädchen - kichernd das Haus verließ. Auf alles gefasst, duckte Jack sich schon einmal, um Schlimmstes zu verhindern. "Versteck mich", wurde dem armen Gibbs zugeflüstert. "Drei auf einmal waren schon genug. Aber fünf ...? Vielen Dank, dennoch möchte ich meine linke Wange gern noch ein wenig behalten." Die Frauen jedoch gingen an den beiden Männern vorbei und würdigten Jack keines Blickes - bis auf eine. Sie beließ es jedoch bei einem tödlichen Glitzern in ihren Augen.
 

"Frauen bringen nur Unglück", warf Gibbs ein.

"Nenn' mir etwas, das in deiner Welt kein Unglück bringen ... uns töten ... verraten oder gar ausrotten könnte", zählte Jack die Sprüche seines Freundes an den Fingern ab. Dieser rollte nur mit den Augen.

"Wie seltsam. Sobald ich Tortuga betrete, höre ich normalerweise Gerüchte über mich." Dieser für ihn typische Denker-Blick entlockte dem alten Mann neben ihm immer wieder ein lautes Lachen. "Du solltest dich sehen, Jack."
 

"Oh ja ...", hörten beide plötzlich eine nur allzu vertraute, raue Männerstimme aus der Kneipe dringen. "Das solltest du. Und, Jackie, wo wir schon beim Thema sind ..."

Langsam drehte sich der Angesprochene auf den Fersen nach hinten und erblickte genau das Gesicht, was er am wenigsten erwartet hätte.

"Es gibt Gerüchte."

"... Dad?"

Schon wieder Gerüchte


 

2. Kapitel - Schon wieder Gerüchte
 

"Wir sollten uns unter vier Augen unterhalten, Jack."

Captain Edward Teague betrachtete seinen Sohn eine Weile, der anscheinend noch völlig überrascht und perplex vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters war. Die Hände wie zu einer nicht vollendeten Geste in der Luft, öffnete Jack den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder. Dann fiel ihm wohl wieder ein, was er sagen wollte.

"Äh ... Was machst d...?!"

"Besser, du kommst erst mal herein", schnitt Teague ihm das Wort ab und machte eine einladende Handbewegung.

Jack lächelte seinen Ersten Maat etwas verunsichert an.

"Also gut. Du bist entlassen, mein Freund. Husch! ... Jetzt geh schon."
 

Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem unschlüssigen Blick, wandte Gibbs sich von dem Geschehen ab und suchte sich einen anderen Vergnügungsort.

Jack lugte durch den Spalt der offenen Tür in die Kneipe, betrat den etwas vernebelten Raum und folgte dem Mann mit dem großen, ledernen Hut auf dem Kopf - seinem Vater - an einen Tisch mit drei Hockern, die den Eindruck machten, als hätten sie auch schon bessere Tage gesehen.
 

Das schummrige Licht und die singenden Seemänner, deren Stimmen aber fast so klangen, als wären sie weit entfernt, verschafften dem ganzen eine etwas geheimnisvolle Atmosphäre. Dunkel war es hier, bis auf ein paar heruntergebrannte Kerzen gab es kaum eine andere Lichtquelle. Jack beobachtete einen Moment mit verengtem Blick den Mann hinter der Theke, der irgendwelche dreckigen Gläser mit einem noch dreckigerem Lumpen putzte.
 

Die Beine des Hockers kratzten über den Holzboden, als das Möbelstück zurückgeschoben wurde. Sein Vater hatte bereits zwei Flaschen Rum besorgt, gesellte sich zu ihm und zog sich den Hut etwas tiefer ins Gesicht, bevor er sich über den Tisch beugte, um seinem Sohn in die Augen sehen zu können. Mit einer geübten Handbewegung entkorkte Jack die Flasche mit der dunklen Flüssigkeit, setzte sie an die Lippen und trank einen Schluck. Wie Feuer brannte der Rum in seinem Rachen und wandelte sich in wohltuende Wärme um.
 

"Kaum zu glauben ... so lange her, als du das letzte Mal in Tortuga warst."

"Du kennst mich doch, Jackie." Ein leichtes, mysteriöses Lächeln schlich sich auf Edwards Lippen.

"Mal hier, mal dort. Und am wenigsten dort, wo du mich erwarten würdest."

"Das stimmt allerdings." Sein Blick richtete sich kurz auf eine unschöne Delle im Holz, als würde er einen Moment zum Nachdenken brauchen.

"Gerüchte, sagst du? Was erzählt man über mich?"
 

Der Wächter des Piraten-Kodexes hatte seinen Blick in die Flamme der Kerze gerichtet, die zwischen ihnen auf dem unsauberen Tisch stand. Für einen Moment schien es so, als würde sie in die Höhe wachsen, flackerte kurz auf, bevor sie mit einem leisen Zischen wieder schrumpfte. Edward musterte seinen Sohn nun genau. Diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte bemerkt, dass das Licht auf dem verkohlten Docht sich nur in dem Moment vergrößert zu haben schien, als der ehemalige Piratenfürst sie betrachtet hatte. Als hätte Blackbeard seinem Vater ein paar von seinen miesen Zaubertricks beigebracht ... Ein seltsames, ungutes Gefühl beschlich ihn, als er an die Szene mit seiner Voodoo-Puppe und der Kerze zurückdachte, mit der Blackbeard ihm einen heißen Kopf beschert hatte.
 

"Nicht über dich, Jackie." Teague trank einen Schluck aus seiner Flasche Rum. "Nicht direkt."

"Über wen denn dann?"

Die Stimme seines Vaters klang nun merkwürdig beunruhigend. "Über Tia Dalma."

"Ich bin ganz Ohr", raunte Jack.

"Man erzählt, sie sei in ihren menschlichen Körper zurück gekehrt. Zeitlich bedingt. Sie wird nicht besonders lang unter den Menschen weilen. Du weißt, sie ist eine heidnische Göttin, und was auch immer sie dazu getrieben hat - es scheint wichtig zu sein."

"Und was hat das Ganze mit mir zu tun?" Jack spielte mit dem Schmuck in seinen Haaren. "Du sagtest etwas von: 'Nicht direkt.' Was soll das heißen?"

Fast sah es so aus, als würde Edward Teague bedacht darauf achten, dass sie nicht belauscht wurden. Kurz ließ er den Daumen über den Lauf seiner Pistole streichen, bevor seine Hand prüfend zum Griff seines Degens wanderte.
 

"Es sind ... nur Geschichten, Jackie. Gemunkel. Man sagt, sie wäre wegen dir zurückgekehrt."

Überrascht weitete Jack die Augen. "Wegen mir?" Jeder in diesem Raum hätte Jack für verrückt gehalten, aber Edward Teague kannte die Eigenarten seines Sohnes genau - urplötzlich hatte dieser nämlich ein breites, unergründliches Grinsen im Gesicht.

"Ich weiß, wie begehrt ich in der Frauenwelt bin. Aber dass Tia Dalma mich gleich so vermisst ... Das hätte selbst ich nicht gedacht. Oh, da wird der arme Davy Jones aber ein wenig eifersüchtig werden ..."

Durch den Schatten des Hutes auf Edwards Kopf konnte Jack nicht genau erkennen, ob sein Vater für einen winzigen Moment schmunzelte. Er meinte aber, ein unterdrücktes Lachen zu hören.

"So kenne ich dich, Jackie."

"Das wird mir in letzter Zeit häufiger gesagt ..." Sein Blick glitt für einen Moment in die Ferne.
 

"Wie auch immer." Captain Teague schien nun wieder ganz bei der Sache.

"Du solltest herausfinden, ob die Gerüchte stimmen, Junge. Wenn Calypso sich wegen dir in ihrer Menschengestalt zeigt, hat sie dir etwas zu sagen, dass wohl alles andere als unwichtig ist."

Jack dachte einen Moment nach. "Hört sich fast danach an, als ob ich morgen schon wieder in See stechen muss."

Ein wenig traurig wirkte er nun, da er sich bewusst war, wie wenig Zeit ihm noch in Tortuga blieb, gleichzeitig bemerkte man jedoch das sehnsüchtige Funkeln in seinen Augen, das sein Verlangen nach den unendlichen Weiten des Meeres und das Knarren der Planken eines Schiffes widerspiegelte.

"Du solltest dich beeilen. Ich habe nicht das Gefühl, dass dir besonders viel Zeit bleibt."

Der Inhalt beider Rumflaschen neigte sich langsam dem Ende zu.

"In Ordnung. Klingt fast nach einem neuen Abenteuer, aye?"

"Sieht ganz danach aus", antwortete Jacks Gegenüber.
 

"Bevor ich gehe", setzte Edward an, "was ist eigentlich aus deinem Mädchen geworden?"

"Welches Mädchen?" Jack klang sehr irritiert. "Dad, du kennst mich. Ich hatte viele Mädchen."

Plötzlich schien ein kleiner Schalter in Jacks Kopf umzulegen.

"Du weißt, welche ich meine", Teague leerte seine Rumflasche, "die, für die mein seltsamer Sohn anscheinend auch Gefühle hat."

"Regungen!", platze Jack sofort heraus. "Keine Gefühle. Meine einzige Liebe ist und bleibt die See. Und mein Schiff!"

"Das habe ich mir früher auch oft eingeredet", lächelte der ehemalige Piratenfürst. "Dann lernte ich eine gewisse Isabelle Winter kennen, die nach ein paar Monaten den Namen eines gefürchteten Piraten trug und wohl gar nicht mehr so hilflos war, wie sie immer vortäuschte. Auch ich habe sie das Leben als Pirat kosten lassen ... Ich denke, wir wissen beide, wovon wir reden, Jackie."

"Ich bin ja nicht du", meinte der Captain der [style type="italic"]Black Pearl[/style] und grinste frech.

Teague schnaufte belustigt, bedachte ihn jedoch gleichzeitig mit einem tadelnden Ausdruck in den Augen.

"Ich sollte dir mal ein bisschen mehr Respekt vor deinem alten Herrn beibringen."

"Das hast du wohl irgendwann in deiner 'Erziehung' versäumt", sagte Jack fröhlich und unbeirrt, was seinen Vater zu einem entnervten Augenrollen veranlasste.
 

"Also, kriege ich heute noch eine Antwort?"

Man merkte Jack sofort an, dass ihm dieses Thema ein wenig unangenehm war. Über Angelica zu reden war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte.

"Lass mich raten", war Edward kurz davor, seine Frage selbst zu beantworten. "Sie ist Blackbeards Tochter, Angelica Teach. Du hast ihr das Wasser des Jungbrunnens gegeben, was ich persönlich als ein wenig sinnlos betrachte, weil du sie danach vermutlich auf irgendeiner Insel ausgesetzt hast, aye?"

Während Teague redete, wurden Jacks Augen immer größer.

"Woher weißt du das alles?"

Ein leises, tiefes Lachen seines Vaters ließ Jack verdutzt den Mund aufklappen.

"Woher ich das weiß, spielt keine Rolle, Jackie." Nun lächelte Edward tatsächlich. Ein sehr seltener Anblick, fand er.

"Ich habe meine Quellen."
 

"Das war überhaupt nicht sinnlos! Es ... ich wollte nur nicht ihren Tod, das ist alles. Außerdem wäre es viel schlimmer gewesen, Blackbeard das Wasser mit der Träne zu geben und ihn statt Angelica am Leben zu lassen. Du hättest sie erleben sollen, Dad. Sie war wild wie eine Furie, nachdem ich ihren Vater ins Jenseits befördert habe. Mehr oder weniger. Nun, eigentlich war es Barbossa, mit seinem vergiftetem Schwert -"

"... Soll das heißen, du hattest Angst vor der Rache deiner ehemaligen Flamme?", unterbrach Teague seinen Redeschwall. Jack fühlte sich ertappt und wollte sofort protestieren, sein Vater aber legte einen abschließenden Ton in seine Stimme.
 

"Lass dir nur Eines gesagt sein, mein Sohn: Wenn du sie liebst, dann versuche nicht, sie zu vergessen. Es wird ohnehin nicht funktionieren ..."

"Ich liebe sie doch nicht!", sagte Jack entrüstet und spürte, wie ihm die Röte in die Wangen schoss. Ein belustigtes Funkeln in den Augen seines Vaters ließ Jack einen Schmollmund ziehen.

"Denk an meine Worte, Jackie."
 

Nur ganz kurz hatte Jack geblinzelt, um seine Augen an das dunkle Licht zu gewöhnen, das seine Kopfschmerzen unangenehm verstärkt hatte. Als er sie wieder öffnete, war sein Vater wie vom Erdboden verschluckt.

Perplex wandte der Bukanier seinen Blick in alle Richtungen; doch da war niemand.
 

Wie machte er das bloß ...?
 


 

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Die Nacht neigte sich dem Ende zu und am Horizont waren erste Strahlen der Morgenröte zu sehen, die sich in den Wolken vervielfältigten und ein helles Licht auf die Straßen Tortugas warfen.

Mit leicht torkelndem Gang und verschlafenem Gesicht näherte sich Jack Sparrow dem Dock, an dem die Black Pearl angelegt hatte. Sanft schaukelte sie auf dem dunklen Wasser. Die eingeholten Segel schlackerten kurz im Wind, fast so, als wollte sie ihren Captain begrüßen.

Wenn die Sonne aufging und andere Städte zum Leben erwachten, legte Tortuga sich schlafen. Der Gesang der Seemänner war nun vollends verstummt. In den Gassen hörte man das Schnarchen betrunkener Männer und deren lallendes, unverständliches Gefasel, kichernde Dirnen, die sich von ihrem letzten 'Kunden' verabschiedeten und das fleißige Anpacken von jungen Seeräubern war zu sehen, die verschiedene Kisten und Fässer auf ihr Schiff schleppten und rollten, während ihre Captains sich zum Ablegen bereit machten. Die weißen Seemöwen, die über der Hafenstadt kreisten, begannen mit ihrem frühmorgendlichen Kreischen und Singen.
 

Langsam setzte Jack die Flasche an die Lippen, trank einen Schluck, bevor er das kleine, schwarze Kästchen an der Seite seiner Manteltasche begutachtete und kurz überprüfte, ob es genauso unbeschädigt war wie zuvor.

Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er von der gegenüberliegenden Straßenseite jemanden auf sich zuwanken sah.

"Master Gibbs", rief Jack in einem beiläufigen Ton.

"Habt Ihr euren Rausch ausgeschlafen und seid bereit zum Ablegen?"

"Jack?", fragte der Erste Maat irritiert. "Ich dachte, wir wollten erst am Ende der Woche wieder in See stechen."

"Nun, das hat sich kurzfristig geändert", grinste der Angesprochene. "Gerüchte", erklärte er in einem knappen Wort sein Anliegen.

"Aye, Gerüchte", stimmte Gibbs zu und nickte verstehend. "Haben wir einen Kurs, Jack?"
 

Der Angesprochene öffnete mit einer lässigen Handbewegung und einem leisen Klick seinen Kompass.

Dann weitete er vor Schreck die Augen, blinzelte ein, zweimal und schenkte Gibbs einen beunruhigten Blick.

"Siehst du das, was ich auch sehe, mein Freund?"

Sein Gegenüber warf einen flüchtigen Blick auf den Gegenstand und schien nicht weniger verwirrt wie Jack.

"Die Nadel", stellte er fest, "sie rotiert wie wild im Kreis."

"Ach, was du nicht sagst." Jacks Stimme triefte nur so vor Sarkasmus - und das zeigte, dass seine anfängliche gute Laune urplötzlich zum Gegenteil umgeschlagen hatte. "Und schon wieder ist mein Kompass kaputt! Wie ich das hasse! Wie sollen wir jetzt Tia Dalma finden?!", knurrte der Captain.
 

"Er ist nicht kaputt. Du weißt nicht, was du willst, mein Freund", lachte Gibbs. "Das ist äußerst selten."

Der Piratenfürst antwortete mit einem genervten Schnaufen. "Ich frage mich nur, warum. - Egal, wie auch immer ... Master Gibbs, treibt diese elende Meute von Piraten zusammen! Ich will sie in exakt zehn Minuten auf meinem Schiff sehen."

"Aber Jack ..."

"Keine Widerrede! Los jetzt. Marsch!"

"Zehn Minuten? Du bist doch verrückt", seufzte Gibbs.

"Das, was ich eigentlich hören wollte", murrte Jack ein wenig gereizt, "wäre Folgendes: Ein sofortiges 'Aye, Captain Sparrow!', gefolgt vom Getrappel deiner rasch eilenden Füße. Klar soweit?!"

"Aye", murmelte Gibbs und verfluchte Jack innerlich, bevor er sich auf den Weg machte.
 

"Warum", sagte der Captain zu sich selbst und trank seine halb volle Flasche Rum in einem Zug leer, "passiert mir das immer und immer wieder?"

Verloren im Ozean

3. Kapitel - Verloren im Ozean


 

Benommen öffnete sie die Augen. Alles in ihrem Blickfeld verschwamm zu einem unerkennbaren Wirrwarr aus Farben, Umrissen und Formen. Immer noch in halbem Schlafzustand, aber trotzdem wach, biss sie die Zähne zusammen, als sie plötzlich eine stechende Kälte wie tausend Nadeln am ganzen Körper wahrnahm und ein brennender Schmerz, der sich seitlich von ihrer Taille hinunter durch ihren ganzen Körper zog.
 

Wo bin ... ich ...?
 

Erneut versuchte sie, zu erkennen, was das hier für ein Ort war, blinzelte zuerst ins helle Sonnenlicht und bemerkte dann schockiert, dass sich nichts als der tiefe Ozean unter ihr befand. Kein Felsen war weit und breit zu sehen, nichts, wo sie hätte an Land gehen können. Nur eine unendlich wirkende, blaue Weite, die sich über Hunderte von Seemeilen erstreckte.

Mit den Armen und dem Kopf auf eine brüchig wirkende, dunkle Holzplanke gestützt, die Beine aber im eisig kalten Wasser, konnte sie sich nur schwammig einige Erinnerungen in den Kopf rufen.
 

Der unbarmherzige Sturm ... Die Klippen ... Die Cruel Wave, nur noch ein Schiffswrack. War sie in einem schlimmen Albtraum gelandet? Hier draußen auf dem Meer, allein, zum Sterben verurteilt und ohne ein seetüchtiges Gefährt oder wenigstens ein Fleckchen Land in Sicht? Der stechende Schmerz von vorhin machte sich wieder bemerkbar und zwang sie, ihren Blick nach unten zu richten.
 

Ihr weißes Hemd war zerfetzt und vollkommen durchnässt. Der Schultergurt war an einem Ende durchtrennt und bewegte sich unter der Wasseroberfläche wie eine Schlange sachte hin und her. Ein Großteil ihrer Waffen schien sie verloren zu haben, einzig und allein ein silberner Dolch funkelte an ihrem anderen festgezogenen Gurt um ihre Taille. Die Spitze schimmerte leicht rot. Nun wusste sie, woher die Wunde stammte, die diesen Schmerz verursacht hatte. Das Salzwasser machte alles noch unerträglicher, während die Hitze auf sie herunter brannte und ihr klar wurde, dass es keinen Ausweg mehr aus dieser tödlichen Situation gab.
 

Der Tod war für sie vorbestimmt. Schon einmal war sie ihm entkommen, als Flynt ihr die Pistole an die Schläfe gedrückt hatte ... Aber letztendlich scheint niemand den Klauen des Schicksals entkommen zu können. War das die Strafe der heidnischen Göttin für ihr Vergehen? So, wie sie Davy Jones einst mit einem scheußlichen Aussehen geprägt hatte?
 

Langsam verschwamm das Bild vor ihren Augen, wurde dunkler.

Sie hatte keine Wahl mehr, und eher sie noch richtig wusste, was mit ihr passierte, fiel sie erneut in einen tiefen Schlaf der Machtlosigkeit.
 


 

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Als Jack eine Hand auf das raue Holz des Steuerrads legte, huschte ein kurzes, fast spitzbübisches Lächeln über sein Gesicht. Seit drei Stunden waren sie nun wieder auf See; Jack hatte Gibbs seinen Kompass anvertraut, und da dieser ebenfalls wissen wollte, ob das Gemunkel der Wahrheit entsprach, würde er sie wohl zu Tia Dalma führen. Die Crew hatte sich ohne großen Widerwillen an Bord begeben. Cotton und Scrum wirkten noch ein wenig müde von der Nachtwache, der ein oder andere hatte noch einen Kater, während Thomas sich wieder auf seinen Posten ins Krähennest begeben hatte und auch Lucas sich um die Segel kümmerte.
 

Die Crew wusste nicht wirklich, warum ihr Captain sich plötzlich dazu entschlossen hatte, nun doch früher als geplant aufzubrechen - aber solange genügend Rum an Bord war, interessierte das die Besatzung herzlichst wenig. Natürlich kannten einige das Gerücht über Tia Dalmas Rückkehr, doch ein winziges Detail blieb allen außer Jack und seinem Vater vorenthalten. Immer noch zerbrach er sich den Kopf darüber, woher Edward Teague wohl dieses Wissen hatte, dass Calypso wegen ihm zurückgekehrt sei. Aber schließlich würde er es bald herausfinden, oder nicht?
 

"Haltet den Kurs!", rief Gibbs über das Deck mit einem Blick auf den Kompass. "Wir segeln weiter in Richtung Süden."

"Ich vermute, wo sie sich aufhält", meinte Jack. "Dieses Mal wird es wohl nicht ihre kleine, unheimliche Hütte sein."

Gibbs blickte verwundert auf. "Tia Dalma war doch bis jetzt immer in dieser Hütte ...?"

"Da hast du recht, mein Freund. Aber wenn der Kompass uns nach Süden führt, und nicht nach Norden ..."

Jack murmelte vor sich hin und schien tief über etwas nachzudenken.

"Captain?"

"Sie hält sich meistens noch an einem anderen Ort auf", redete Jack wohl eher mit sich selbst als mit seinem Ersten Maat. "Und dieser befindet sich durchaus in Richtung Süden."

"Dieser Ort wäre ...?", fragte Gibbs leicht irritiert.
 

"Das wirst du schon noch zu sehen bekommen", grinste Jack. "Aber glaub mir, mein Freund, dieser Ort ist wesentlich unheimlicher als unheimlich. Er ist ... unheimlich unheimlich! Ihre Hütte ist dagegen nicht einmal annähernd so unheimlich wie dieser unheimlich unheimliche Ort."

"Äh ... was?" Gibbs zog eine Augenbraue hoch und blinzelte Jack verwirrt an. War das wieder einer seiner unverständlichen Gedankengänge?

"Aye!", sagte Jack nur. "Um es für dich verständlicher zu machen: Der Ort, an dem ich Tia Dalma vermute, ist verflucht ..."

"Verflucht, sagst du?" Gibbs machte ein ängstliches Gesicht. "Wieso ist dieser Ort verflucht?"
 

Jack zog nur ein grimmiges Gesicht und antwortete nicht. Gibbs gab sich mit dieser Antwort mehr oder weniger zufrieden und verschwand unter Deck, um sich einer Flasche guten Rums zu bedienen.

"Das Herz der Klippen-Insel ...", flüsterte Jack mit unheilvoller Stimme und fuchtelte mystisch mit den Händen herum.

"Die Isla de las Almas. Oh. Du bist ja schon weg", stellte er fest und richtete seinen Blick auf einen nicht vorhandenen Gibbs.
 


 

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Langsam verschwand die glühende Sonne hinter den Wolken, die mit der Nacht aufzogen, und verlieh ihnen einen rötlichen, unheilvoll wirkenden Schimmer, der den schwarzen Segeln der Black Pearl entgegen leuchtete.

Jack betrachtete dieses Spektakel durch das Bullauge seiner Kajüte, schien in Gedanken versunken und spielte mit dem goldenen Ring, den er sich ... von Tia Dalmas Tisch bei seinem letzten Besuch "geliehen" hatte. Der schwarze Stein darin funkelte kurz im Licht. Sachte schaukelte die Black Pearl auf den Wogen des Karibischen Meeres, und je dunkler es draußen wurde, desto mehr wurde dem Captain bewusst, dass sie von ihrem Ziel nicht mehr weit entfernt waren.
 

Die Isla de las Almas war eine recht kleine Insel, dafür aber umgeben von spitzen Klippen, die keinen Zutritt an Land gewährten und in tiefen Nebel gehüllt waren, der nachts aus dem Regenwald, dem Herz der Insel, emporstieg. Nur diejenigen, die schon auf diesem unheimlichen Fleckchen Erde gewesen waren, wussten, wo der einzige Zugang zu ihr zu finden war. Zwischen zwei hoch aufragenden Klippen befand sich ein winziger Spalt, durch den gerade mal ein Beiboot hindurchpasste ... wenn man den Kopf einzog. Berüchtigt dafür, dass auf dieser Insel verlorene Seelen umherwanderten, bezeichnete man sie als 'verflucht'. Anscheinend war alles in irgendeiner Art und Weise verflucht, was mit Toten, Untoten oder Seelen zu tun hatte. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich daran.

Diese Insel, und Jack war einer der Wenigsten, die davon wussten, war der Ort, an dem Tia Dalma damals in ihren menschlichen Körper gezwungen wurde. Und dort würde sie nun auch wieder zurückkehren ... interessant.
 

Der Dreispitz auf seinem Kopf rutschte ihm vor Schreck ins Gesicht, als jäh und unerwartet die Tür zu seiner Kajüte aufgerissen wurde und Scrum hereinstürmte, der völlig durch den Wind zu seien schien. Einige braune Haarsträhnen hingen ihm mitten im Gesicht, welches eine rote Farbe angenommen hatte, die wohl von Anstrengung herrührte.

"Was bei allen Dämonen der Sieben Weltmeere", fauchte Jack erschrocken, "hat dich so aus der Bahn geworfen, Scrum?"

"Captain! Mann ... äh, Frau ... glaube ich ... über Bord!"

"Was?!"

Ein wenig schockiert von seiner Aussage, folgte Jack ihm hastig auf das Deck. Wie lang hatten sie keinen Schiffbrüchigen mehr gefunden?

Die Planken schienen ungewöhnlich laut zu knarren und ein leichter Geruch von Anspannung und Aufruhr lag in der Luft. Die halbe Crew blickte verwundert über die Reling, als sei eine solch ernste Situation ein lustiges Schauspiel.

"MÄNNER! Lasst sofort ein Beiboot herunter!"
 

Jack warf währenddessen einen aufmerksamen Blick über die Reling auf das dunkler werdende Wasser und entdeckte dasselbe, was seine Crew wohl so aus der Ruhe gebracht haben musste: ein scheinbar lebloser Körper, schwächlich aussehend, auf einer Planke im Wasser treibend. Man konnte in der Finsternis, die mit der Nacht hinein brach, nicht genau erkennen, ob das arme Ding dort unten ein Mann oder eine Frau war. Ein leises Platschen zeugte davon, dass sein Befehl ausgeführt wurde. Unten im Beiboot saßen Gibbs und Thomas, versuchten, den schweren Körper von der Planke auf das kleine Gefährt zu hieven. Nach zwei Anläufen war der schlaffe Körper bei ihnen und wurde zusammen mit den beiden Piraten wieder an Bord der Black Pearl gebracht.

Vorsichtig stemmte Thomas die Schiffbrüchige - wie man inzwischen erkennen konnte - über die Reling, wo sie von einem anderen Besatzungsmitglied sachte auf die Planken gelegt wurde.
 

"Sie ist bewusstlos", sagte Jim. "Wir sollten sie in eine Kajüte bringen und abwarten, bis sie wieder zu sich kommt."

Ein Kreis von Schaulustigen bildete sich um die junge Frau. Jack beugte sich näher zu ihr herunter und nahm sie genauer in Augenschein.

Dunkelblondes, nasses Haar klebte an ihrer zerschlissenen Kleidung und verdeckte ihr Gesicht. Ein kaputter Schultergürtel hing ausgefranst über ihrem Körper und ein silberner Dolch war wohl ihre einzige Waffe. Sie sah aus, als würde sie schon mehrere Tage auf dem Wasser treiben. Ihr Körper war schlaff und kraftlos, ihre Haut fühlte sich eiskalt an, und trotzdem atmete sie. Eine Welle von Mitleid stieg in Jack auf. Was hatte diese arme Frau wohl durchgemacht? Jedenfalls sah sie weder aus wie eine edle Dame, noch wie eine Angehörige des britischen Adels.
 

"Pirat", stelle Jack fest.

"Woher wollt Ihr das wissen, Captain?"

"Seht euch ihre Kleidung an. So läuft keine Frau aus gutem Hause herum."

"Aye", stimmte Jim zu, "in welche Kajüte soll ich sie bringen, Jack?"

"Unter Deck dürfte sich gegenüber von Gibbs' bescheidenem Heim noch ein freier Raum befinden. Leg sie dort auf die Koje. Morgen werden wir sehen, ob es ihr besser geht. - Wie auch immer, wir sollten unser eigentliches Ziel nicht vergessen. Master Gibbs? Wie weit noch bis zur Insel?"

"Nicht mehr weit", quittierte der Angesprochene. "Dort vorn ist bereits Land in Sicht. ... Äh, Klippen."

"Das ist gut. Sehr gut", meinte Jack. "Cotton, Lucas, lasst das Hauptsegel herunter! Wir brauchen mehr Wind!"

Ohne großen Tumult nahm alles wieder seinen gewohnten Lauf. Die Black Pearl trieb auf dem Wasser der Isla de las Almas entgegen und bahnte sich ihren Weg durch den immer dichter werdenden Nebel.
 

Jack wurde das merkwürdige Gefühl nicht los, diese Frau irgendwo schon einmal gesehen zu haben ...

Die Göttin der Nacht

4. Kapitel - Die Göttin der Nacht


 

Die innere Unruhe und eine unglaubliche Hitze ließen sie aus ihrem totenähnlichen Schlaf hochschrecken.
 

Obwohl sie sich fühlte, als sei sie vollkommen in verschlingende Flammen gehüllt, so heiß war ihr, saß die Kälte der jungen Frau förmlich in den Knochen und sie begann zu zittern. Schummriges Licht ließ sie einige Umrisse erkennen.

Zwei Laternen standen auf einem hölzernen, kleinen Tisch. An der ebenso aus Holz gearbeiteten Wand des Raumes waren drei unterschiedlich große Seekarten aufgehangen, eine davon ein wenig schief. Ein angenehmer Duft aus Seeluft, Rum und Salz mischte sich in der Luft. Als ihre Sinne klarer wurden und ihr Kopf nicht mehr drohte zu zerbersten, konnte sie sich einen besseren Umblick verschaffen.
 

Verwundert kniff sie die Augen zusammen: Jemand hatte sie sorgfältig in eine Decke aus Schafsfell gehüllt und in eine Koje gelegt. Das sanfte Schaukeln sagte ihr, dass sie sich auf einem Schiff befinden musste. Ein erleichterter Gedanke ließ sie aufatmen: Da war kein eisiges Wasser mehr. Auch die Verletzung, verursacht durch einen ihrer Dolche, war versorgt worden. Aber welches Schiff hatte sie geborgen und wer hatte sie aus dem Meer gefischt? War sie den Klauen des Todes ein weiteres Mal entkommen?
 

Bevor die Schiffbrüchige jedoch einen weiteren Gedanken zu fassen bekam, zwang sie die Erschöpfung durch das Fieber wieder zurück in die Kissen und in einen weiteren tiefen Schlaf.
 


 

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Die Black Pearl hatte vor den beiden spitzen Klippen den Anker geworfen, die durch eine kleine Felsmündung Zugang zur Insel der Seelen gewährten. Vor wenigen Minuten war ein kleines Beiboot mit drei Männern dort hindurchgefahren, scheinbar von der Schwärze verschluckt, während sich die Crew des Schiffes immer noch ein wenig wunderte, was sie hier überhaupt wollten. Der Captain hatte den übrigen Männern befohlen, das Schiff zu bewachen, während er mit Gibbs und dem unerfahrenen sowie schüchternen Piraten Jim, einen Weg durch diese scheinbar endlose grüne Hölle suchte.
 

"Was auch immer Tia Dalma mir zu sagen hat", begann Jack, ein wenig außer Atem, während er mit seinem Schwert ein paar Blätter aus dem Weg schaffte, "ich habe das Gefühl, dass es nichts Gutes verheißt."

"Mit Verlaub, Captain, Calypso würde Euch wohl kaum in den Tod schicken wollen", gab Jim seinen Senf dazu.

"Ich würde es ihr zutrauen. Was kann so wichtig sein, dass sie wegen mir in ihren menschlichen Körper zurückkehrt? Natürlich sind es nur Gerüchte. Vielleicht ist dieser Weg hier auch völlig umsonst."

Bei diesen Worten war ein unzufriedenes Murren seitens Gibbs zu hören.

"Aber der Kompass führt uns wohl kaum ohne Grund in diesen gottverdammten Urwald, aye?"
 

Die Dunkelheit der Nacht und der weiße Nebel erschwerten die ganze Sache zusätzlich. Während Jim fluchend über den einen oder anderen Ast stolperte, hatte sich Gibbs bereits ein paar Kratzer von dornigen Pflanzen eingefangen. In der Ferne hörte man den Ruf irgendeines tropischen Vogels.
 

"Passt besser auf, wo ihr hintretet. Schlangen und so. Ihr wisst schon. Das Übliche."

"Schlangen?!" In Gibbs' Augen spiegelte sich Panik wider.

"Was glaubst du denn, mein Freund? Diese Insel befindet sich in Nähe der Küste Floridas."
 

Mühsam bereitete der Captain sich und seinen zwei Begleitern den Weg in das Herz des Dschungels. Der Kompass in Gibbs' Händen wies weiterhin nach Süden; Tia Dalmas Aufenthaltsort konnte also nicht mehr weit sein. Als der Erste Hohe Rat sie damals in ihren menschlichen Körper zwang, musste es der mittlere Punkt im Inneren der Insel gewesen sein. Dort, wo ein kleiner Tümpel zwischen mehreren Palmen das Mondlicht spiegelte. ... Jedenfalls kannte Jack diese Geschichte so von den Erzählungen seines Vaters, als dieser selbst noch Piratenfürst gewesen war.
 

Trotzdem konnte sich der Pirat immer noch nicht damit abfinden, dass sein Kompass ihn wieder einmal im Stich ließ! Und das ausgerechnet jetzt, wo er die heidnische Göttin finden wollte. Wenn sein treuer Begleiter nicht wäre, dann müsste er sich den Weg nun ohne seinen Kompass durch dieses endlose Gestrüpp bahnen.

Wenn die Nadel im Kreis rotierte, konnte das nur bedeuten, dass - und da war er sich ziemlich sicher - wohl wieder mehrere Ziele in seinem Kopf umherschwirrten, die er nicht begreifen konnte. Was, außer den Gerüchten auf den Grund zu gehen, waren die anderen so dringlichen Herzenswünsche des Captains? Noch nie hatte er ein solch nerviges Problem gehabt, dass er tatsächlich nicht einmal wusste, was seine anderen Ziele waren. Die Situation mit der rotierenden Nadel war ihm ja bekannt - aber nicht so.
 

"Weshalb bleibst du stehen, Jack?"

Der von Gibbs Angesprochene hatte abrupt innegehalten. Beinahe wäre der arme Jim in ihn hinein gelaufen. Ein siegessicheres Lächeln breitete sich langsam über das Gesicht des berüchtigten Captains aus.

"Hier muss es sein. Ich kenne diesen Ort nur aus Geschichten, habe unzählige Male von ihm gehört. Und jetzt sehe ich, dass diese Geschichten wohl der Wahrheit entsprechen."

Die Nadel des Kompasses zeigte nun nach Norden, dann plötzlich nach Westen und änderte stetig ihre Meinung. Sie hatten ihr Ziel erreicht; hier musste Tia Dalma irgendwo sein.
 

Das Herz des Urwalds schien eine riesige Ebene zu sein. Umgeben von Palmen, manche davon schief gewachsen, Orchideen und anderen tropischen Pflanzen, befand sich in seiner Mitte der besagte Tümpel. In dessen Zentrum spiegelte sich ebenso wie aus den Erinnerungen an Erzählungen fast magisch das silberne Mondlicht, dort, wo eine nahezu außergewöhnlich große, aber mit Rissen geprägte Statue ihren Standpunkt hatte. Diese schien wohl einen älteren Mann mit langem Bart darzustellen, die Augen geschlossen und die Hände wie zum Gebet gefaltet. Ein Umhang aus Stein hüllte den restlichen Körper in Verborgenheit. Dieser Ort verbreitete wahrlich eine schier mystische Stimmung.
 

Den drei Ankömmlingen war das Staunen ins Gesicht geschrieben. Selbst der einst schöne Ort, an dem sich die zerstörte Quelle der Ewigen Jugend befand, konnte hiermit keinesfalls mithalten.

Durch das Geäst der verschiedenen tropischen Bäume fiel das Mondlicht auch auf eine andere Stelle: Ein niedriger, mit Moos bewachsener Felsvorsprung, fast versteckt, von dem eindeutig künstliches Licht herrührte.

Jack konnte ein Gebilde ausmachen, das eine enorme Ähnlichkeit mit einem Zelt hatte. Einem unheimlichen Zelt.
 

"Das muss sie sein", flüsterte Jack. "Meine lang vermisste, sehr wechselhafte Lieblingsgöttin."

Jim schluckte einen dicken Kloß hinunter. Von Erzählungen wusste er, dass diese heidnische Herrscherin des Meeres nicht immer friedlich gestimmt war und wohl selten Erbarmen mit jemandem hatte, der ihrem Wort nicht gehorchte.

Er fragte sich, wie Davy Jones wohl ausgesehen hatte, bevor er zu diesem tentakeligen Wesen mutiert war ...
 

Jack schien es sehr eilig zu haben. In seiner gewöhnlichen, aber sehr seltsamen Gangart, die an einen Dauerbetrunkenen erinnerte, schlug er sich schimpfend über das 'Grünzeug' den Weg zum Felsvorsprung frei, während Gibbs und Jim nur zögerlich folgten. Er konnte bereits leise Geräusche ausmachen, die sich so anhörten, als würde jemand in diesem Zelt seine gesamten Besitztümer durchsuchen - so wie damals, als sie dem Piraten das Glas voll Dreck geschenkt hatte. Jack schmunzelte bei dieser Erinnerung. Er drückte zwei besonders störrische Äste auseinander und hatte den Eingang der seltsamen Behausung endlich erreicht. Unsicher spähte er durch die Öffnung des Zeltes und konnte tatsächlich eine Frauengestalt mit schwarzem Haar ausmachen ...
 


 

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"Tia Dalma, Liebes!"

Jim und Gibbs zuckten kaum merklich zusammen, als die Angesprochene sich ruckartig herumdrehte und sich ganz langsam ein breites Lächeln auf dem dunklen Gesicht abzeichnete. Noch nie hatte Jim eine solch merkwürdige Frau gesehen! Ihre Lippen waren schwarz, ebenso wie die dunklen Augen und das Haar, welches ihr in vereinzelten Dreadlocks über die Schultern fiel. An den Wangenknochen fielen ihm kleine, schwarze Punkte, fast wie eine Art 'Kriegsbemalung', auf. Auf den ersten Blick war sie dem jungen Piraten einfach nur unheimlich.
 

Jack, der diese Situation wohl schon viele Male erlebt haben musste, betrat die absonderliche Behausung als wäre es seine eigene. Seine beiden Begleiter folgten langsam und etwas eingeschüchtert. Jim schreckte zurück; von einem Holzbalken, der das Zelt von oben stützte, hingen die merkwürdigsten Kuriositäten herunter. Er wollte besser nicht darüber nachdenken, wofür die heidnische Göttin diese brauchte. Jetzt, wo er sie unmerklich ein wenig genauer betrachtete, hatte sie ein wenig Ähnlichkeit mit einer Voodoo-Priesterin ...
 

"Ich habe auf dich gewartet ... Jack Sparrow."

Seinen Vornamen zog sie unnötig in die Länge. Er mochte Tia Dalmas sonderbare Art; auch, wenn sie eine beängstigende Wirkung auf den Captain hatte.

"Dann sind die Gerüchte also wahr", schmunzelte Jack. "Calypso ist wegen mir zurückgekehrt."

"Das ist richtig ... Aber sag mir ... wen hast du mir da mitgebracht? Dieser junge Mann ist mir neu." Ihr gruseliger Blick fiel auf Jim, der ziemlich verängstigt wirkte. Gibbs schien ein wenig zu schmollen. Ihn erwähnte sie mal wieder mit keinem Wort ...
 

"Setzt euch."

Mit einem freundlichen Blick, der die Frau für den 'neuen' Piraten gleich ein wenig sympathischer machte, wies sie mit einem Finger, von unzähligen Ringen geschmückt, auf den kleinen Tisch, eingekreist von vier Stühlen.

Die drei Piraten kamen Tia Dalmas Aufforderung etwas zögerlich nach - diese verschwand für ein paar Sekunden in den Hinterraum ihres Zeltes. Jack fiel auf, dass diese Behausung viel größer wirkte, als sie von außen tatsächlich den Eindruck machte. Wie unheimlich ... sogar eine kleine Treppe schien in einen oberen Bereich zu führen, ähnlich ihrer damaligen Hütte.
 

"Ihr müsst wohl eine lange Reise hinter euch haben ... Was kann ich euch zu trinken anbieten?"

"Rum."

"Rum!"

"Nichts, danke."

Gibbs und Jack warfen einen irritierten Blick auf Jim. Dieser starrte peinlich berührt auf die Kerze, die in der Mitte des Tisches ein gedämpftes Licht verbreitete - sie schien auf einmal furchtbar interessant zu seien ...

"Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du noch nie vom köstlichsten Getränk der Welt gekostet hast, Junge?"

Dieser tat so, als hätte er die Frage des Captains nicht mitbekommen und spielte mit einem merkwürdigen Gegenstand auf Tia Dalmas Tisch. Gibbs winkte ab und warf Jack einen 'Lass-ihn-doch'-Blick zu.
 

Als die heidnische Göttin aus ihrer scheinbaren Küche mit drei Bechern erschien, stieg ihm der Duft seines bestellten Lieblingsgetränks sofort in die Nase, den Jack tief einatmete. Dankend nahm er ihr den Rum ab und trank einen Schluck. Jim bekam einen Becher Wasser; verwundert warf er der Frau einen schüchternen Blick zu.

"Ähm ... danke."

Tia Dalma schenkte ihm ein gutmütiges Lächeln und setzte sich zu den drei Abenteurern an den Tisch.
 

"Also gut. Tia, Liebes, warum führt mich mein Kompass zu dir? Weshalb gibt es seit Längerem diese Gerüchte?"

Fast wirkte sie ein wenig unschlüssig, etwas betrübt, was den Captain sehr verwunderte. So hatte er seine langjährige Freundin schon lange nicht mehr gesehen.

"Es ist alles wieder einmal ... mit einem Hauch von Schicksal verbunden." Langsam suchte ihr Blick die Flamme der Kerze. Wie bei Jacks Vater schien sie wieder in die Höhe zu wachsen - verdammt, langsam war ihm dieser Trick viel zu gespenstisch!

"Du hast ... keine Ahnung, was sich nahe der Küste von Costa Rica zugetragen hat?"

Jack schien verwirrt. Was sollte dort passiert sein?

"Nein, ich weiß nicht, wovon du sprichst ..."

"Ein Schiff ... ein Schiff mit einer ehemaligen Besatzung aus Piraten ... liegt dort nun auf dem Grund des Meeres."

"Ein Schiffbruch, sagst du?"

"Ja."
 

Für einen Moment blitze vor Jacks innerem Auge ein Bild der Schiffbrüchigen auf, die er geborgen hatte. War sie etwa ...?

"Du hast deinen Weg zu mir nicht umsonst gesucht, Jack Sparrow. Ich habe eine Aufgabe für dich ... wichtiger als alle anderen davor. Du möchtest wissen ... was dieses Schiff mit dir zu tun hat ..." Es war keine Frage ihrerseits - mehr eine Feststellung. Gibbs wirkte etwas beunruhigt.

"Aye. Würde ich jedenfalls gern. Aber erzähl' mir doch erst mal die ganze Geschichte, Liebes."

"Es ist nicht das einzige Schiff, welches zerstört wurde." Tia Dalma sah Jack nun abrupt in die dunkelbraunen, mit Kohle umrandeten Augen.

"Genauso wie die anderen zuvor lief es in einem Sturm auf gewaltige Klippen auf. ... Lange genug musste ich zusehen ... wie sie ihre Macht immer mehr ausnutzt!" Unerwartet wechselte der ruhige Tonfall der Göttin plötzlich in einen wütenden, wie sie ihren Stuhl zurückschob und unruhig im Raum herumlief, stehen blieb, ihre Regale sortierte und sich dann wieder ihren Gästen zuwandte.
 

"Von wem sprichst du?"

"Sie ist keine Göttin. Sie ist ein abscheuliches, grauenvolles Wesen!" In ihren Augen lag eine unbändige Welle von Zorn.

"Ihr Name ist Nyx. Die griechische Göttin der Nacht ... in Gestalt eines Engels mit schwarzen Flügeln. Wenige Seemänner wissen von den unnatürlichen Schiffbrüchen ... und dennoch haben sie Angst ... darüber zu sprechen. Nyx zu erwähnen ... scheint sie Überwindung zu kosten. Manche haben sie gesehen. Andere halten sie für ein Trugbild ... die meisten von ihnen glauben nicht an übernatürliche Dinge. Viele kennen sie auch unter dem Namen Naira Sayeh, so wie sie mich als Tia Dalma kennen. Sie ist verantwortlich für all diese armen Seelen, die dort draußen auf See ihr Leben lassen mussten! Sie nutzt ihre Macht schamlos aus. Sie tötet ... aus Spaß!" Mit leicht geöffnetem Mund und immer noch irritiertem Blick folgte Jack wortlos den Bewegungen der Göttin.

"Sie muss vernichtet werden! Bevor sie auch nur den letzten, unschuldigen Mann auf See tötet."

"Warum tut sie das?" Überrascht von Jims plötzlichem Mut, wendete Jack sich seiner Stimme zu.
 

Ein paar Sekunden herrschte gespannte Stille im Raum. Man hätte eine Nadel fallen hören können; und in dieser Situation war es eher das Knistern der Flamme, die gierig den Docht der Kerze verschlang.

Die heidnische Göttin hatte ihr unruhiges Auf- und Abgehen endlich beendet, schien ihr Temperament nun auch etwas gezügelt zu haben. Langsam nahm sie wieder ihren alten Platz gegenüber Jack ein.

"Ich verstehe nicht ganz. Wenn diese ... Nyx, sagst du? ... Eine Göttin ist, ist sie unsterblich, nicht wahr? Weshalb hat sie diese Schiffe also nicht schon viel früher ans Ende der Welt geschickt?"

Tia Dalmas Stimme wurde nun leiser, fast flüsternd, als sie mit mysteriöser Stimme antwortete: "Bevor sie die Möglichkeit hatte ... wahllos zu töten ... war sie ebenso wie ich gebannt. Aber nicht in einen menschlichen Körper ... Nein ..."

"An was war sie dann gebunden?" Inzwischen lauschten alle drei aufmerksam der Geschichte und starrten erwartungsvoll auf ihre Lippen.
 

"An die Quelle der Ewigen Jugend. Durch sie ... konnte das heidnische Wasser das Leben einer Person auf eine andere übertragen. Durch sie wurde der Jungbrunnen geschaffen."

Überrascht und etwas verunsichert riss Jack die Augen auf. "Weshalb wurde sie in den Jungbrunnen gebannt?"

"Ich zwang sie dazu! Ich verhinderte, dass sie ihre Macht weiter zum Töten benutzte! Es kostete mich ... viel Kraft. Und jetzt, da der Tempel und der Jungbrunnen selbst zerstört wurden - von diesen dummen Spaniern! - konnte sie sich befreien. Sie will sich rächen ... an mir. Sie versucht, mich herauszufordern! Aber so einfach ... lasse ich mich nicht ... provozieren."
 

"Moment." Jack schüttelte entgeistert den Kopf. "Wenn ich das richtig verstehe: Eine Göttin tötet Piraten und Seemänner, um dich zu provozieren, dich anschließend umzubringen und ihre Macht auszunutzen? Was will sie damit erreichen? Und was hat diese Sache überhaupt mit mir zu tun?"

"Nur ein Gott ... kann einen anderen Gott vollkommen auslöschen", antwortete Tia Dalma leise.

"Wenn so etwas Grausames getan wird ... wird die Macht des Getöteten ... auf die des Lebenden übertragen. Ähnlich wie das Ritual des Jungbrunnens. Nyx tötete ihren eigenen Bruder und konnte somit ... über die Finsternis, genauso wie über die Nacht herrschen."

"Verstehe." Langsam bekam der Captain einen Durchblick.

"Und ich soll dieser Göttin Einhalt gebieten?"
 

Tia Dalmas Blick schien intensiver nun, da Jack diesen Punkt erwähnte.

"Wenn du es nicht kannst ... kann es niemand."

"Du schmeichelst mir, Liebes", grinste er.

"Ich wollte damit sagen ... dass sie versuchen wird dich zu töten, sobald sie die Gelegenheit dazu hat. Sie weiß, dass du mit mir in Verbindung stehst ... Denn sie kann keine Widersacher gebrauchen."

"Wie ermutigend", grummelte Jack in sarkastischem Ton.

"Und wie tötet ein Sterblicher eine Göttin? Wenn du mir dafür eine Anleitung gibst -"

"Stell dir das nicht so einfach vor!", brauste Calypso auf. "Du musst es selbst herausfinden. Doch ich kann sie nur mit deiner Hilfe ... endgültig vernichten!"

"Das kann unmöglich der einzige Grund sein, weshalb du mich für diese Aufgabe aussuchst", kommentierte Jack.

Zögerlich schweifte der Blick der Göttin durch den Raum, fast so, als würde sie jemanden suchen.
 

"Ich habe etwas gesehen ... Ich kann dir noch nicht sagen, was es ist. Aber ich sehe auch, dass nicht nur du allein diese Aufgabe meistern kannst."

"Lass mich raten: An mir klebt mal wieder ein Hauch von Schicksal."

"So ist es ...", lächelte Tia Dalma. "Und nicht nur an dir."

"An wen denn noch? Sag bloß, es gibt noch jemanden, der in irgendeiner Weise damit zu tun hat."

"Drei Personen ...", flüsterte Calypso geheimnisvoll und beugte sich über den Tisch. "Eine davon ... befindet sich bereits an Bord deines Schiffes." Die Göttin schien einen Moment lang überhaupt nicht glücklich über die erwähnte Person zu sein.

Ein Schatten huschte über Jacks Gesicht. Er glaubte, schon eine Vermutung zu haben ...
 

"Die Zweite ..." Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, bis sich ein breites Grinsen auf ihren Lippen zeigte,

"ist der Hauptgrund, weshalb ich dich ausgewählt habe, Jack. Sie ... war die Letzte ... die von der Quelle getrunken hat. Nyx wird sie unweigerlich töten, sobald sie kann. Ich kann ... ihr Schicksal sehen und dennoch ... scheint es noch nicht bestimmt. Ich kann nicht sagen, weshalb die Göttin der Nacht sie aus dem Weg haben möchte."
 

Erschrocken zuckte Jack bei der Erwähnung Angelicas zusammen. Sie lebte also noch! Jetzt, wo er endlich davon wusste - nie, niemals wollte er ihren Tod! So lange unwissend darüber, ob sie von dieser Insel jemals heruntergekommen war, hatte ihn ein schlechtes Gewissen gequält ...

Egal, was kommen würde, egal, wie sehr er sich wohl oder übel mit seiner Vergangenheit herumschlagen musste, er musste irgendwie verhindern, dass diese Göttin sie tötete! Niemals könnte er dabei zusehen, wie Angelica ...
 

"Bist du bereit, für sie dem sicheren Tod ... ins Auge zu blicken?", schmunzelte Tia Dalma.

"Niemals würde ich sie sterben lassen!", sagte Jack entschlossener, als er - geschweige denn seine zwei Kollegen - von sich selbst erwartet hätte. Sofort wurde er ein Stückchen kleiner, wie ihm bei den feixenden Blicken der beiden anderen Piraten die Hitze in den Kopf stieg.
 

Woher kam seine so plötzlich bestimmte Entscheidung ...?
 

Seine Gedankengänge wurden jäh von einer vierten, ihm allzu bekannten Stimme unterbrochen, die ihn ebenso alarmierte wie das, was die Göttin eben über seine ehemalige Flamme gesagt hatte.
 

"... Und die dritte Person wird nicht zulassen, dass du wieder mal ganz allein das Schicksal bestimmst, Sparrow", knurrte diese Stimme, die eindeutig zu Jacks Erzfeind gehörte.
 

Ungläubig wandten sich die Köpfe der drei Piraten in Richtung der Treppe, während Calypso nur wissend vor sich hinlächelte und die Hände auf dem Tisch faltete.
 

Auf den knarrenden, hölzernen Stufen stand niemand Geringeres als Captain Hector Barbossa.

Die Zeit rennt


 

5. Kapitel - Die Zeit rennt
 


 

… Barbossa?

Nein! Das konnte unmöglich Calypsos Ernst sein!

Jack machte ein Gesicht, als würde er Höllenqualen leiden, als er seinen Lieblingsfeind dort auf der Treppe stehen sah. Verdammt noch mal! Musste das unbedingt sein?

Gut, Hector hatte zwar sein eigenes Schiff jetzt, und würde wohl kaum ein weiteres Mal versuchen, sich die Pearl unter der Nagel zu reißen. Aber schon allein der Gedanke daran, erneut mit diesem egoistischen Mistkerl segeln zu müssen, verursachte einen gewissen Brechreiz.
 

„Oh, Hector. Wie … schön, dich wiederzusehen“, knurrte Jack sarkastisch und warf ihm einen äußerst giftigen Blick zu. Gibbs wirkte nicht im geringsten überrascht, dass Barbossa wieder einmal aus heiterem Himmel auftauchte. Das hatte er ja immerhin schon des öfteren hinbekommen. Und Jim – Tja, der schien den Captain der Queen Anne's Revenge wohl noch gar nicht zu kennen.

„Ich bin ganz bestimmt nicht deinetwegen hier, Sparrow“, antwortete der Piratenfürst des kaspischen Meeres, gefolgt von einem dumpfen Klopfen auf dem Boden der unheimlichen Hütte, Holz auf Holz, als er sich – scheinbar mühsam – ebenfalls einen Platz an Tia Dalmas bewundernswerten Tisch suchte. Auf dem waren wie üblich verschiedenste Gegenstände ausgebreitet, die wohl noch kein Mensch jemals zuvor gesehen hatte.

„Jedenfalls nicht freiwillig.“
 

Tia Dalma beobachtete das stumme Duell der beiden Konkurrenten amüsiert.

„Leider, Jack … wirst du wohl dieses eine Mal noch mit ihm auskommen müssen.“

Diese Aussage der Meeresgöttin ließ Jacks Stimmung definitiv in den Keller sinken.

„Ich sehe, du hast dich kein bisschen verändert, mein Freund. Du trägst doch nicht etwa immer noch denselben Hut? Wie alt ist dieses Ding überhaupt? Scheint ja auch schon bessere Tage gesehen zu haben.“ Jack schnippte mit dem Finger gegen die Hutkrempe, was ihm einen verärgerten Blick seitens Barbossa einbrachte.

„Tut mir Leid, Jack, ich bin nicht hier, um über Hüte zu philosophieren. Also, Calypso – Was hat Euch dazu veranlasst, auch mich für diese Aufgabe auszuwählen?“

Das übliche breite Lächeln erschien wieder auf ihren dunklen Lippen, wie sie zwei Finger unter sein Kinn legte, ähnlich wie bei Jack, wenn sie wollte, dass er ihr aufmerksam zuhörte.
 

„Ich nehme an, dass Ihr mein Anliegen … bereits kennt, Captain Barbossa.“

„Selbstverständlich. Die Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer.“

In Calypsos Augen blitzte einen Moment Besorgnis auf. „Wirklich? …

Umso klüger ist es … wenn wir schnell handeln. Wir haben nicht viel Zeit, nicht wahr?“

„So ist es“, bestätigte Hector, „die Anzahl der Schiffbrüche nimmt weiterhin zu. Sie versucht, Euch zu provozieren, Calypso.“

Tia Dalma war für einen winzigen Augenblick wieder ganz die temperamentvolle heidnische Göttin.

„So leicht lasse ich mich nicht herausfordern!“, donnerte sie. „Nicht von … ihr.

Die drei anderen Anwesenden zuckten bei ihrer lautstarken Stimme erschrocken zusammen.

„Und was gedenkst du gegen eine mächtige, tödliche, zornige Göttin zu unternehmen, Hector?“, warf Jack gelangweilt ein. „Wir wissen nicht einmal, wie wir sie annähernd schwächen können.“
 

„... das ist der Grund, weshalb ich ihn auch auf diese Reise schicke, Jack ...“

Dieses Lächeln ließ Jim für einen kurzen Moment erschaudern. So sympathisch sie ihm auch erschien, unheimlich und gruselig war sie trotzdem. Auch Gibbs wurde ein wenig unruhig.

„Er kennt sich gut in den Gewässern Südostasiens aus.“

„Südostasien?“, wunderte sich der Pirat.

„Singapur … ist euer erstes Ziel“, begann Calypso. „Dort lebt ein Mann, mit größerem Wissen, als die ganze Bibliothek, in der er lebt, bieten könnte. Er … mag vielleicht alt sein … aber du wärst verwundert … wie viel er dir über Mythologien, Legenden und ...“

Sie machte eine kurze, bedeutungsvolle Pause, „... Götter erzählen kann.“
 

„Er weiß etwas über Nyx“, schlussfolgerte Jim.

„Schlauer Junge ...“, schmunzelte Tia Dalma, weshalb dem schüchternen Pirat ein wenig Röte in die Wangen stieg.

„Aber wofür brauche ich ausgerechnet … den da?“, murrte Jack unzufrieden.

'Der da' rollte nur genervt mit den Augen und schnappte sich einen giftgrünen Apfel aus der Schale, die ebenso wie die Kerze in der Mitte des Tisches platziert war.

Barbossa war sich zwar ganz sicher, dass die Äpfel sich vorhin definitiv noch nicht dort befunden hatten, aber gut … Hexe bleibt eben Hexe.

Ein leichter Windzug wehte durch das Zelt hindurch und hinterließ eine Gänsehaut auf Jacks Armen.
 

„Nun, der Kompass, den ich dir vor langer Zeit gab, scheint dir im Augenblick … nicht besonders hilfreich zu sein ...“ Merkwürdigerweise hatte sie nun ein wissendes Funkeln in den Augen und Jack fragte sich, woher sie davon schon wieder wusste. Er seufzte resigniert und schloss die Finger um das kleine, schwarze Kästchen, welches an einem Faden aus seiner Manteltasche baumelte. Auch Gibbs konnte ihm hier nicht mehr weiterhelfen. Dieser wollte wohl kaum noch einmal zurück nach Singapur, nach der unerfreulichen Begegnung mit Sao Feng, während er und andere Männer aus Jacks Crew Barbossa und Elizabeth ein wenig Hilfe vor vielen Jahren geleistet hatten.

„Wohl wahr.“

„Dann hast du jetzt deinen Grund, warum ich dich begleiten werde.“
 

Am liebsten hätte Jack seinem Erzfeind dieses widerliche Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, welches ihn fast zur Weißglut trieb. Denn, obwohl ihm das überhaupt nicht gefiel, musste er wohl oder übel zugeben, dass Hector nicht im Unrecht lag.

Ohne seinen Kompass hatten sie keinen Kurs … und ohne Kurs waren sie verloren.

Barbossa irrte sich nicht. Jack hatte zwar schon viel von der Welt gesehen, der Pazifische Ozean jedoch war ihm so gut wie fremd. Die Tatsache, dass China sich auf der anderen Seite der Erdkugel befand, war nicht sonderlich hilfreich.
 

„Ich habe wohl keine andere Wahl“, knurrte der Captain.

„Und wo finden wir diesen alten Mann?“, erkundigte sich Gibbs.

„Oh, das werdet ihr herausfinden, sobald ihr in Singapur seid“, schmunzelte Calypso.

„Bevor wir nach Singapur segeln“, warf Jim plötzlich ein, „wäre es nicht schlauer, den Gerüchten ein Ende zu setzen und den Piraten die Wahrheit zu berichten? Die Erzählungen über Nyx sollten nicht länger nur Erzählungen bleiben. Sie stellt eine Gefahr für uns alle dar.“

„Damit liegst du nicht im Unrecht“, pflichtete ihm Barbossa bei und schien einen Moment nachzudenken. „Eine Versammlung der neun Piratenfürsten wäre angebracht.“

„Ein erneuter Hoher Rat der Bruderschaft? Wäre das nicht ein wenig voreilig, mein Freund?“, belächelte Jack Hectors Vorschlag.

„Streng dein etwas zu klein geratenes Gehirn bloß nicht an, Sparrow“, konterte dieser, „der schnellste Weg, die Unwissenden zu warnen, wäre eine Zusammenkunft in der Schiffbruch-Bay.“
 

Barbossa hatte also wieder mal seinen Willen durchgesetzt.

Natürlich, dachte Jack, als ob er sich einfach so abschieben lassen würde … Jammerschade.

„Die Schiffbruch-Insel wäre eine gute Möglichkeit“, meinte Gibbs und leerte seinen Becher Rum.

„Ihr solltet euch beeilen ...“ Tia Dalma warf einen Reiß-dich-zusammen-Blick in Jacks Richtung mit der stillen Bitte, er solle nicht schon wieder seinen eigenen Dickkopf durchsetzen.
 

„Euch bleibt nicht viel Zeit.“

„Es ist beunruhigend, wie oft du das sagst, Liebes“, stellte Jack mit einem abschließenden Ton in der Stimme fest und war bereits dabei, sich einen Weg zum Eingang des Zeltes zu bahnen. Auch seine drei Begleiter erhoben sich schwerfällig, müde und, in Gibbs' Fall, leicht angetrunken von ihren Stühlen.

„Wir warnen die Piratenfürsten und setzen dann Kurs auf Singapur, aye?“, rief sich Jack ihren

Plan noch einmal in Erinnerung. Auch er war nicht mehr besonders nüchtern … Tia Dalmas Rum schien auf seltsame Weise ein wenig stärker zu wirken als der übliche, den man auf Tortuga bekam.
 

Während Barbossa und Jacks Begleiter das schummrige Zelt verließen, merkte Jack, dass sie wohl Unmengen an Zeit für dieses Anliegen gebraucht hatten. Das Stückchen Himmel, welches man durch die zahlreichen Palmenblätter und spitzen Klippen erkennen konnte, färbte sich bereits in einem leuchtenden Rot.

„Ich segle mit der Revenge voraus zur Schiffbruch-Insel, du folgst mir mit der Black Pearl und etwas Abstand“, ordnete Hector an. Jack murrte nur etwas unverständliches. Er hasste es, wenn ihm irgendjemand etwas vorschrieb …
 

„Mich hält nichts mehr an meinen menschlichen Körper … Ich werde euch in Wind und Wellen begleiten.“ Calypso sah sie der Reihe nach noch einmal mit merkwürdig dunklen Augen an. Ihr Blick haftete scheinbar einen längeren Moment an Barbossa, welcher zu gern gewusst hätte, warum er sich auf einmal fühlte, als hätte er ein ganzes Stück Blei verschluckt.
 

„Jack ...“, flüsterte die Meeresgöttin nun so leise, dass niemand außer der Angesprochene sie hören konnte. Diesem lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.

„Ich weiß, weshalb sich die Nadel nicht für eine Richtung entscheiden kann.“

„Dann sag es mir!“, bettelte der Captain, „ich wüsste zu gern, was ...“

„Finde es heraus ...“, unterbrach sie ihn unerwartet, mit einer merkwürdig erleichterten Stimme.

Da war es wieder, dieses Grinsen, wissend und gleichzeitig unheimlich.
 

Bevor Jack noch etwas erwidern konnte, bewegten sich auch schon die ersten, steinähnlichen Krabben auf den von feuerrotem Licht erleuchteten See zu und wurden von seinen scheinbar endlosen dunklen Tiefen verschluckt.

Ankunft in der Schiffbruch-Bay


 

6. Kapitel - Ankunft in der Schiffbruch-Bay
 


 

Als sie die Augen aufschlug und in vollkommene Dunkelheit blinzelte, fühlte sie sich, als hätte sie scheinbar Jahre in dieser Position verweilt. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihre gesamte linke Körperhälfte, insbesondere dort, wo ihre Wunde langsam zu verheilen schien und immer noch ein primitiver Verband um ihre Taille gewickelt war. Ihr Kopf fühlte sich an wie Blei und eine unbarmherzige Welle von Hitze stieg in ihr hoch, als sie einen Versuch startete, sich aufrecht hinzusetzen. Widerwillig und gezwungen durch das plötzliche Schwindelgefühl nahm sie abermals ihre vorherige Position ein. Der Ort, an dem sie aufgewacht war, schaukelte wie bei ihrem letzten Erwachen sanft hin- und her und ließ sie vermuten, dass sie sich immer noch auf demselben Schiff befand.
 

Sie hätte wahrscheinlich für die ganze Besatzung hörbar geflucht, wenn ihre trockene Kehle es nicht unmöglich gemacht hätte. Wie lange war es nun schon her, seit dem Schiffbruch der Cruel Wave? Sie hatte sich offenbar schon mehrere Tage in bewusstlosem Zustand befunden - Ihre Hoffnungen auf weitere Überlebende waren daher schnell wieder vergessen. In Gedanken stellte sie sich die gleichen Fragen wie zuvor: Wer hatte sie aus dem Wasser geborgen und wie, bei allen Göttern, war es möglich, dass sie überhaupt noch lebte? Die Crew dieses Schiffes bestand hoffentlich nicht aus Soldaten der Royal Navy. Sollte das der Fall sein, würde sie sich wohl schneller mit dem Kopf in einer Schlinge wiederfinden, als ihr lieb wäre. Schemenhaft erinnerte sie sich daran, wie diese Kajüte vor ein paar Tagen ausgesehen haben musste. Mit Sicherheit würde so kein edles Schiff, das unter einer Flagge segelte, seine Räume einrichten.
 

Ein kleiner Anflug von Erleichterung beruhigte sie, während ihr rasender Herzschlag sich verlangsamte. Langsam kehrte ihr Körpergefühl zurück, sie konnte sich einigermaßen bewegen, während das Fieber, welches sie dahingerafft und geschwächt hatte, nicht mehr ganz so stark schien. Kaum ein heiseres Flüstern hätte es über ihre Lippen geschafft, wie sich ihr schmerzender, trockener Hals wieder bemerkbar machte und sie sich im Moment nichts mehr wünschte als ein Glas Wasser. Noch besser wäre selbstverständlich Rum ...
 

Beinahe hätte sie den Kopf über sich selbst geschüttelt und gelacht. Was war nur aus ihr geworden? Sie war durch und durch Pirat, seit ihrem dreizehnten Lebensjahr. Seltsamerweise machte sie das irgendwie stolz. In endloser Freiheit über die sieben Weltmeere zu segeln und sich zu nehmen, was man brauchte, war doch um einiges besser als sich wie eine feine Lady mit dem Fächer vor dem Gesicht herumzufuchteln und sich in irgendwelche Kleider stecken zu lassen, nur um zu einen Ball nach dem anderen zu rennen. Eine furchtbare Vorstellung war das. Nein, sie war definitiv noch nie ein Freund von hochnäsigen Spinnern und Adeligen gewesen ...

Wenn -
 

Erschrocken riss sie die Augen auf und wurde aus ihren Gedanken gerissen, wie sie plötzlich leise, tiefe Stimmen von draußen vernahm, vermutlich der Gang, der an Deck des Schiffes und zu den anderen Räumen führte. Sie presste sich die Hände auf den Mund, damit man ihren Seufzer nicht hören konnte, dann versuchte sie, etwas des unverständlichen Stimmengewirrs aufzufassen.
 

"Versteh' ich nich'. Ich meine, was kann Calypso ihm erzählt ham'?"

"Du meinst, weil er so plötzlich mit Barbossa segelt? Ja, der Captain benimmt sich wirklich komisch in letzter Zeit ... Sons' gibt er sich doch auch nich' so leicht geschlagen ..."

"Das auch, aber, hör mal, ich meine - Die Schiffbruch-Bay? Was kann denn so wichtich' sein?"
 

Unwillkürlich zuckte die junge Frau zusammen. Die Schiffbruch-Bay und Calypso? Ihre Sinne waren jetzt bis zum zerreißen gespannt, aufmerksam versuchte sie, den Worten der zwei Männer zu folgen. Hin und wieder hörte sie Fußgetrappel und Befehle, die über das Deck geschrien wurden, jetzt, da sie genauer hinhörte.
 

"Ich kann's mir nich' vorstellen. Keine Ahnung. Er verrät uns aber auch nie was!"

"Jammerschade ... sollten mal den guten alten Gibbs fragen. Is' um diese Zeit bestimmt schon so besoffen, dass wir 'n paar Worte aus ihm rauskriegen werd'n. Was meinste?"

"Keine schlechte Idee, mein Freund."
 

Von den beiden Angeheuerten war ein raues Lachen zu hören. Schritte, die sich entfernten - dann war es still.
 

Was konnte das Bedeuten?

Calypso war doch schon seit Jahren aus ihrem menschlichen Körper befreit ... Und wenn nicht, wenn sie zurückgekehrt wäre, dann ...

Sie schluckte. Was würde sie dann wohl mit ihr machen? Sie verdrängte die Angst, die ihren Herzschlag rasant beschleunigte.
 

Sie konnte nur annehmen, dass das Schiff auf dem Weg zur Schiffbruch-Insel und der Piratenfestung war - Was wiederum ankündigte, dass die Bruderschaft sich versammelte ...

Aber ... zu welchem Zweck?

Verwirrung verwehrte ihr für einen Moment das Denken.

Die ganzen Ereignisse der letzten Tage, die Cruel Wave, dieses seltsame Schiff, die Schiffbruch-Bay und Calypso ... und wer zum Teufel waren Gibbs und Barbossa?

Ihre Kopfschmerzen verschlimmerten sich plötzlich ins unermessliche. Hätte sie sich in diesem Moment nicht zusammengerissen, hätte die Bewusstlosigkeit erneut über sie gesiegt.

Verdammt, wie oft konnte man denn bitte in ein paar Tagen ohnmächtig werden?

Ein ungutes Gefühl bereitete ihr Gänsehaut, während das Blut in ihren Ohren rauschte ...
 

Nein. Nein, nicht jetzt ... Ich muss irgendwie herausfinden, was es damit auf sich hat. Wenn der Hohe Rat sich versammelt, ist das alles andere als bedeutungslos.
 

Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis. Keine einzige Lichtquelle gab es hier - Verdammt, sie hatte absolut kein Zeitgefühl mehr! Sachte richtete sie sich auf, nicht ohne das altbekannte Schwindelgefühl, tappte blind durch den Raum und hielt sich am nächstbesten Gegenstand fest, den sie finden konnte, um sich zu sammeln. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie atmete ein paar mal tief durch, um den Schmerz zu ignorieren, der sie erneut fast in die Knie zwang, suchte sich dann einen Weg durch das fürchterliche Chaos und fand schließlich die Türklinke. Hier mussten ja etliche von leeren Rumflaschen herumliegen ...
 

Vorsichtig öffnete sie die Tür, bedacht darauf, keinen Lärm zu veranstalten. Sie wollte schließlich nicht sofort bemerkt werden, und dazu noch so überraschend - wer weiß denn schon, ob die Crew überhaupt damit gerechnet hätte, dass sie noch einmal die Augen öffnete ...

Sie blinzelte in das helle, unbarmherzige Tageslicht, kniff die Augen kurz zusammen, bevor sie, leicht taumelnd, auf den langen Gang hinaustrat und sich stützend an die Wand lehnte, um ihren Gleichgewichtssinn zurückzugewinnen. Man hätte doch wenigstens eine Kerze in ihrer Kajüte anzünden können ...

Die Planken ächzten und knarrten unter ihren Schritten. Sie stieg die hölzerne Treppe zum Deck hinauf, öffnete die Luke einen Spalt breit und wagte einen vorsichtigen Blick hinaus.
 

Sofort schlug ihr der Geruch der salzigen See entgegen, den sie so lange vermisst hatte; an Deck des Schiffes herrschte ein heilloses Durcheinander. Sie konnte von hier aus schemenhaft ein weiteres Schiff im dichten Nebel erkennen, welches mit größerem Abstand vor ihnen segelte. Scheinbar ebenfalls ein Piratenschiff ... Aus dieser Ferne war es schlecht zu erkennen, jedoch meinte sie, keine Landesflagge auf der Spitze des Mittelmasts entdecken zu können.

Anordnungen wurden weitergegeben, das Hauptsegel wurde gehisst. Alle schienen in Stress und heller Aufregung zu sein. Es sah so aus, als würden sie sich auf die Schiffbruch-Bay vorbereiten, die wohl nicht mehr sehr weit entfernt sein musste. Was hatte das nur zu bedeuten?
 

Calypso und der Hohe Rat, rief sie sich erneut ins Gedächtnis.

Schon einmal hatte sie von einem Zusammenhang der heidnischen Göttin und der Bruderschaft gehört; damals wurde sie allerdings in ihren menschlichen Körper gezwungen und viele Jahre später auch wieder befreit. Wenn sie das also richtig verstanden hatte, war Calypso wohl wieder in ihre Menschengestalt zurückgekehrt. Was genau hier vor sich ging, würde sie ohnehin gleich herausfinden - Das gesamte Treiben der Besatzung stoppte, eine unheimliche stille herrschte plötzlich an Deck und nicht wenige Augenpaare richteten sich auf die junge Frau, als sie die Luke hinter sich schloss ...
 


 

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Vollkommen durcheinander und sich immer noch den Kopf darüber zerbrechend, was Tia Dalma mit ihrer Anmerkung gemeint haben könnte, ließ er den Kompass mehrmals hintereinander verzweifelt auf- und zuschnappen. Gibbs hatte angeboten, für eine Weile das Steuer zu übernehmen. Ohne Zweifel hatte er gesehen, dass Jack seine Konzentration mehr auf seine eigenen Gedanken richtete als auf das Befehligen seiner Crew - Dieser hatte seinem Ersten Maat mit einem knappen Nicken das Kommando überlassen und war in seiner Kajüte verschwunden, verweilte dort nun schon eine gefühlte halbe Ewigkeit. Nicht Wenigen war aufgefallen, dass ihr Captain mit zunehmender Zeit ernster geworden war, ein wenig abwegig von seiner üblichen, manchmal sehr amüsanten Art.
 

Die Schiffbruch-Bay schien nur noch wenige Seemeilen entfernt und Jack überlegte sich, wie er sein Anliegen den anderen Piratenfürsten, ausgenommen Barbossa, am besten erklären konnte.

Wie würden sie Tia Dalmas kurzzeitige Rückkehr aufnehmen?

Die Gerüchte über das engelsgleiche Wesen hatte nicht wenig Furcht unter den Piraten verbreitet. Sie hätten vermutlich gelacht und den Tod mit Leichtigkeit herausgefordert, wenn sie es nicht schon einmal mit einer zornigen Göttin zu tun bekommen hätten und wissen würden, dass eine solche Macht alles andere als ungefährlich war.

Nyx war wirklich ein wenig übermächtig, und wenn er sie nicht unter Kontrolle bringen konnte, wer dann? Wer sollte sie sonst alle vor dem sicheren Tod bewahren?

Er stellte sich immer noch die Frage, wie es der Göttin möglich war, so viele unschuldige Menschen auf See zu töten (Gut, Piraten waren mehr oder weniger unschuldig ...), wo doch Calypso die eigentliche Macht über das Meer hatte.

Was ihm jedoch am meisten Sorgen bereitete war, dass der 'dunkle Engel', so wie sie von vielen genannt wurde, die sie tatsächlich gesehen hatten, es auf jemanden ganz Bestimmten abgesehen hatte. Er schloss für einen Moment die Augen und rief sich ihr Bild ins Gedächtnis.
 

Jack konnte und hatte sich noch nie damit abfinden können, unschuldige Menschen seinetwegen sterben zu lassen. Dabei war es ganz egal, um wen es sich handelte, aber dieses Mal musste er widerwillig zugeben, dass es ihm bei Angelica mitunter die größten Sorgen bereitete.

Ja, er würde bereuen müssen, was er vor zehn Jahren getan hatte, spätestens dann, wenn er einer wilden, spanischen Furie gegenüberstand. Er musste sich wohl oder übel damit abfinden, egal wie, Hauptsache, er holte sie irgendwie da raus. Sie hatte mit dieser Sache nichts zu tun und sollte nicht irgendwo hineingezogen werden. Das war wohl einer der Gründe, die ihn am meisten dazu überzeugt hatten, mit seinem alten Feind zu segeln. Er konnte Barbossa zum Tode nicht ausstehen und trotzdem konnte der Piratenfürst ihm behilflich sein. Er musste Nyx dorthin zurückschicken, wo sie herkam - in die Hölle - bevor es für sie alle zu spät sein könnte ...

Vor allem für Angelica.

Verdammt, wenn seine Crew erfahren würde, dass ihr Captain wegen einer Frau Schwäche zeigte ...
 

Leise seufzend beobachtete er, wie sich die rote Nadel ununterbrochen im Kreis drehte und sich für keine der vier Richtungen entscheiden konnte. Er würde es niemals vor anderen zugeben, aber seine ehemalige Flamme bedeutete ihm anscheinend immer noch sehr viel, selbst, wenn er ihr knappe zehn Jahre nicht mehr begegnet war. Möglicherweise war das auch ganz gut so, andernfalls wäre er schon längst wieder mit einem ihrer tödlichen Wutausbrüche konfrontiert worden. Jack schmunzelte. Sie hatte wirklich ein heißblütiges Temperament ...
 

"Captain? Hier is' jemand, der euch sprechen will."

Jack ließ den Kompass endgültig zuschnappen und verstaute ihn in seiner Manteltasche, bevor er überrascht seinen Blick zu den beiden Türen wendete, die lautstark geöffnet wurden. Thomas stand vor der Schwelle in Begleitung einer kränklich aussehenden jungen Frau, wohl unschlüssig, ob er eintreten sollte oder nicht. Dann erinnerte er sich: Das musste die Schiffbrüchige sein ...

"Oh", machte er, ein wenig perplex, sie plötzlich nicht mehr bewusstlos zu sehen, "ich hatte Euch nicht so früh erwartet." Sie schien etwas erwidern zu wollen, brachte jedoch nur ein heiseres Krächzen heraus.

"Kommt herein und schließt die Türen hinter Euch ... ich denke, wir haben viel zu besprechen", meinte Jack ernst. Ihm war inzwischen ein Gedanke gekommen, weshalb ihr Schiff sein Ende in einem Sturm gefunden hatte. Mit einem Nicken bedeutete er Thomas, zurück an seine Arbeit zu gehen. Er schnappte sich eine verstaubte Flasche Rum aus dem Regal, winkte die junge Frau zu sich und bedeutete ihr, sich zu setzen, bevor er ihr das Getränk anbot.
 

Dankend setzte sie die Flasche an die Lippen und trank, als wäre sie kurz davor, zu verdursten. Jack beobachtete sie amüsiert.

"Danke", antwortete sie dann endlich, stellte die Flasche ab und senkte etwas demütig den Kopf, woraufhin ihr ein paar dunkelblonde Locken ins Gesicht fielen, "ich stehe tief in Eurer Schuld, Captain."

Zuerst war er ein wenig überrascht von ihrer Stimme, in der etwas sehr Selbstbewusstes mitschwang.

Gut, das ist wohl nichts ungewöhnliches bei 'Piratenfrauen', dachte er mit einem Lächeln, als er sich plötzlich an Elizabeth erinnern musste.

"Wegen der Flasche Rum?", lachte er, wusste jedoch genau, was sie meinte. "Ich würde keinen Schiffbrüchigen seinem sicheren Tod überlassen. Nun ja, abgesehen von gewissen Personen, die vielleicht entfernt etwas mit der Royal Navy zu tun haben ...", überlegte er mit einem verschmitzten Grinsen. Sie lächelte schwach als Gegenantwort und schien derzeit wohl nicht in der richtigen Stimmung für Späße ... Kein Wunder, sie hatte wahrscheinlich viele Freunde auf ihrem Schiff verloren.
 

"Ich denke, Ihr wisst bereits, mit wem Ihr es zu tun habt."

"Von Euch gibt es auf jeden Fall sehr hübsche Fahndungsplakate ... Jack Sparrow", meinte sie mit dem Anflug eines Lächelns, "10.000 Guineas für Euren Kopf - Mein Respekt ist Euch sicher. Das schaffen nicht viele."

"Es heißt Captain Jack Sparrow", korrigierte er sie und trank einen Schluck aus seiner Flasche Rum, "Ja, Ihr habt Recht. Dafür war sehr viel ... 'Arbeit' nötig." Er zwinkerte.

Sie ließ ihren Blick durch die Kapitänskajüte schweifen und verweilte bei einer sehr alten Seekarte, die eine hölzerne Wand neben einer Laterne zierte. Sie erfüllte den Raum mit schummrigem Licht.

"Und mit welcher schönen Frau habe ich das Vergnügen?", erkundigte er sich, ein freches Funkeln in den Augen.

"Sarah", antwortete sie knapp, ohne auf seine Schmeichelei einzugehen. "Sarah Blackwood."

Jack stutze bei der Erwähnung ihres Nachnamens. Er meinte, ihn irgendwo schon einmal gehört zu haben ...
 

"Wie kommt es, dass ich Euch aus dem Wasser fischen musste?", fing Jack mit dem eigentlichen Thema an.

Sarah begann, zu erzählen: "Das Schiff, auf dem ich segelte, war die Cruel Wave. Ich stand unter dem Kommando von Captain Flynt ... Ein Mann, der sehr grausam werden konnte. Für meinen Geschmack jedenfalls."

"Und was hat ihm diesen Ruf eingebracht?", hakte Jack nach.

"Oh, er hat lediglich versucht, mich umzubringen", sagte sie mit einer Gleichgültigkeit, als würde das fast jeden Tag passieren. "Und das nicht nur einmal. Das Blatt hat sich allerdings gewendet."

"Ihr habt ihn getötet?", fragte Jack, ein wenig erstaunt. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen Menschen absichtlich umgebracht zu haben ...

"Nein, ich - Entschuldigt, ich habe mich falsch ausgedrückt ...", schien sie ein wenig zu zweifeln.

"Er kam während des Schiffbruchs um sein Leben. Auf eine sehr, sehr unerfreuliche Art." Sie machte eine Pause und holte tief Luft, bevor sie fortfuhr: "Kennt Ihr die Gerüchte über den ... dunklen Engel?"

Jack lag mit seiner Vermutung also richtig ... Interessant.
 

"Allerdings. Sie ist eine griechische Göttin, die aus ihrem Bann befreit wurde und sich jetzt ein wenig ... austobt, wenn man das so sagen kann. Ich vermute, sie war für den Schiffbruch der Cruel Wave verantwortlich?"

"Aye, leider ... Woher wisst Ihr, dass sie eine Göttin ist?"

"Ich habe meine Quellen", sagte Jack, ein wenig unentschlossen, ob er ihren Namen nennen sollte, fügte dann aber hinzu: "Ich weiß es von Calypso."

"Calypso?" Sarah schnappte nach Luft. "Ich dachte, sie wäre schon seit Jahren aus ihrem menschlichen Körper befreit." Der Captain wunderte sich einen Moment, als er meinte, einen Anflug von Schuldbewusstsein in ihren Augen erkennen zu können.

"Sie war für kurze Zeit wieder unter den Menschen, um mit mir zu sprechen." Jack zögerte, dann beugte er sich über den Tisch, der zwischen ihnen stand, und flüsterte: "Sie hat mich beauftragt, Nyx zu ... 'beseitigen'."

Fast hätte er triumphierend gelacht, als er keine Spur von Unkenntnis in Sarahs Blick sehen konnte; der Name der griechischen Göttin war ihr also ebenfalls bekannt.

"Sagt mir, Miss Blackwood, woher wisst Ihr von ..."
 

Im selben Augenblick wurden die zwei Türen erneut aufgerissen. Jack zuckte erschrocken zusammen, eben noch vertieft in seinem Gespräch, und warf dem im Türrahmen stehenden Gibbs einen verwunderten und leicht verärgerten Blick zu.
 

"Captain, wir haben die Schiffbruch-Insel erreicht!"

Der Hohe Rat der Bruderschaft (Teil 1)

7. Kapitel - Der Hohe Rat der Bruderschaft (Teil 1)


 

Die dunkle, schattenhafte Atmosphäre hüllte die Schiffbruch-Insel in die nächtliche Finsternis, unterbrochen von vereinzelten, kleinen Lichtern, die zwischen den Lücken der zu einer Festung aufgetürmten Schiffstrümmer aufleuchteten. Umgeben von unzähligen Piratenschiffen und Waffen, die der Verteidigung dienten, wirkte die Schiffbruch-Bay mit ihrer beeindruckenden Größe wie ein eigenes Königreich, auf ihre ganz eigene Art prachtvoller als jedes Schloss und jede Festung es hätte seien können.

Die mächtigen, schwarzen Segel vom sanften Regen durchnässt, hatte die Black Pearl zwischen der Troubadour und der Queen Anne's Revenge an einem hölzernen Steg angelegt.
 

Die Bruderschaft hatte sich zum Hohen Rat in der Schiffbruch-Bay versammelt, gerufen vom Piratenfürsten des Kaspischen Meeres. Das kaum hörbare Klingen der neun Acht-Realis-Münzen war noch nicht verstummt. Wie ein leises Flüstern konnte man immer noch die Schwingungen wahrnehmen, als wären sie fest im Silber gefangen.

Die neue glänzende Münze zwischen den Fingern hin- und herdrehend, verließ Captain Jack Sparrow die Black Pearl über eine längliche, morsche Planke, die eine Brücke zwischen Schiff und Land bildete.
 

Seine Crew hatte sich größtenteils schon verflüchtigt. Viele der Männer hatten sich bereits im Versammlungsraum der Bruderschaft eingefunden, um keinen Wortfetzen zu verpassen; Andere, die sich die Ereignisse später von ihrem Captain erzählen ließen, besuchten die begehrten Handelsplätze oder versteckten sich im Schatten der dunklen Gassen, um krumme Geschäfte zu drehen. Es wäre ein großer Fehler, keine Waffen bei sich zu tragen, wenn man auf der Schiffbruch-Insel verweilte. Nicht, dass man sie unbedingt benötigt hätte - Aber in eine scheinbar harmlose Kneipenschlägerei verwickelt zu werden, hatte schon so manchem das Leben gekostet. Mit den verschiedensten Dingen, erbeutet von geenterten Schiffen, konnten Piraten sich hier eine Menge an Gold sichern - Jederzeit verbunden mit einem sehr hohen Risiko ...
 

Sarah verließ als Letzte die Black Pearl, wurde jedoch sofort an der Schulter gepackt und aufgehalten. Verwundert musterte sie das Gesicht ihres Captains.

"Ich dachte, Ihr wollt kein Wort des Hohen Rates verpassen?", erkundigte sich Jack irritiert.

"Es wäre von Vorteil, jemanden an meiner Seite zu haben, der Nyx bereits mit eigenen Augen gesehen hat."

Die Schiffbrüchige deutete daraufhin mit einem schwachen Lächeln auf ihre zerschlissene, mitgenommene Kleidung.

"Ich werde mich dort einfinden, sobald ich mich wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen kann."

"Oh, ich bitte Euch", schmunzelte Jack, "bei Piraten ist doch keine Etikette verlangt. Wollt Ihr mir etwa sagen, dass Ihr auf Eurem Schiff in einem Kleid die Segel gehisst habt?"

"Das wäre wohl mehr als blamierend." Die junge Frau setzte ein seltsames Lächeln auf.

"Ich habe nicht vor, mir ein Kleid zu kaufen. Beim Schiffbruch habe ich außerdem so ziemlich alles an Waffen verloren, was ich zuvor bei mir hatte."

"Das dürfte kein sehr großes Problem darstellen", erwiderte Jack, "wir haben mehr als genügend Entermesser, Säbel und Pistolen an Bord."

"Mit Pistolen konnte ich leider noch nie umgehen", sagte sie nur, warf ihrem Captain einen letzten Blick zu und verschwand in Richtung der Handelsplätze.
 

Sarah Blackwood war eine seltsame Frau - Jack konnte das inzwischen sehr oft feststellen. Wenn sie nicht mit Pistolen kämpfen konnte ... wie wollte sie sonst ihre Gegner aus der Ferne ausschalten? Gut, sie würde nicht daran vorbeikommen, ihrem Captain zu zeigen, was sie sich an Waffen besorgt hatte, also würde er es früher oder später sowieso erfahren. Abgesehen von ihrer manchmal sehr mysteriösen Art konnte man in ihrer Gegenwart manchmal das Gefühl haben, dass diese Frau hunderte von Geheimnissen zu verbergen hatte.

Sie war sehr selbstbewusst, konnte manchmal aber auch unglaublich rechthaberisch und unnachgiebig sein. Mit ihrem Temperament war ebenfalls nicht zu Spaßen - So viel hatte er bereits in einer einzigen Stunde über sie herausfinden können ...

Ja, dachte Jack mit dem Anflug eines Lächelns, sie wäre ein sehr guter Captain, wenn sie ein Schiff und eine Crew hätte.
 

Er steckte die silbern glänzende Münze zurück zu den anderen, unzähligen Schmuckstücken, die in einer seiner Dreadlocks verflochten waren, um sie nicht zu verlieren, betrachtete einen Moment lang etwas abwesend die Piratenfestung und machte sich auf den Weg in ihr Inneres, um an der Versammlung der neun Piratenfürsten teilzunehmen.

Man konnte nie wissen, was einen in den Schatten dieser Gassen erwartete. Mit wachsamen Augen und eine Hand vorsichtshalber auf den Griff seines Schwertes, legte er sich die Worte zurecht, mit denen er den Hohen Rat der Bruderschaft begrüßen wollte. Nur für den Fall, dass es seine Aufgabe war - Eigentlich hatte der Piratenfürst des Kaspischen Meeres den Hohen Rat gerufen. Barbossa wusste bereits von Nyx, der Göttin über Nacht und Finsternis - Aber wie würden die anderen Piraten darauf reagieren? Welchen Entschluss würden sie fassen?

Jack blickte ein wenig verunsichert zurück zur Black Pearl, betrachtete die Troubadour, das Schiff seines Vaters, auf dem er ebenfalls eine sehr lange Zeit verbracht hatte und erinnerte sich unwillkürlich an Blackbeard, dessen ehemalige Galeone nun von Hector Barbossa kommandiert wurde. Wenn die Cruel Wave noch existieren würde, dann wäre sie wohl eines der vielen Piratenschiffe, die in der Schiffbruch-Bay für diese Woche vor Anker liegen würden ...
 

Jack konnte seine böse Vorahnung nicht bestreiten: Der Kampf gegen die Göttin der Nacht würde unzweifelhaft ein sehr schwerer werden, das war, im wahrsten Sinne des Wortes, so gut wie todsicher ...
 


 

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Ein sanfter Nebelschleier zog sich durch die dunklen Gassen der kleinen Handelsplätze auf der Schiffbruch-Insel, während der kalte Wind unbarmherzig eine Gänsehaut auf den Armen der jungen Frau hinterließ. Sie zitterte am ganzen Körper unter ihrer teilweise zerfetzten Kleidung, nur ein dünnes, weißes Hemd, eine mitgenommene Hose und ein zerrissener Waffengürtel, der seinen Zweck ohnehin nicht mehr erfüllen konnte, schützten sie vor dem eisigen Regen.

Unsanft entferne sie das heruntergekommene Stück Leder von ihrer Taille und warf es achtlos in die nächste Lücke, die sie finden konnte.
 

Die Nächte wurden dunkler, immer schwärzer, mit zunehmender Zeit. Man konnte es schon fast fühlen, diese erstickende Finsternis ...

Nyx war aus ihrer ewigen Gefangenschaft befreit worden, und die Zeichen dafür wurden mit jedem Tag deutlicher. Niemand konnte auch nur annähernd ihre Macht schätzen, kein Piratenfürst, keine Hexe ... nicht einmal Calypso selbst wäre dazu in der Lage.
 

Als sie sich an den Namen der heidnischen Meeresgöttin erinnerte, musste sie ihre plötzlich aufkommende Angst unterdrücken. Tia Dalma wusste, was passiert war - Also erahnte sie auch, dass Sarah ihr gemeinsames ... Übereinkommen ... gebrochen hatte. Calypso würde sie strafen, für ihre Unachtsamkeit und ihren unglaublichen Sturkopf.

Sie hatte eine sehr ungute Vorahnung.

... Verdammt, was hatte sie sich damals nur dabei gedacht? Mit einem einfachen Leben hätte sie ebenfalls gut zurechtkommen können, wagte nicht, jemandem davon zu erzählen. Nein, natürlich nicht! Anstatt sich mit einem kleinen Anteil zufriedenzugeben, musste sie gleich wieder nach dem ganzen Schatz greifen! Piraten konnten eben nicht anders ...
 

Sie hätte sich selbst ohrfeigen können. Eine harmlose Bitte konnte zu einer riesigen Dummheit werden. Einen wahrhaftig hohen Preis hatte Tia Dalma für ihren Wunsch gefordert, für den sie damals alles getan hätte ... Damals, als sie viel zu naiv gewesen war, die Konsequenzen dafür in Betracht zu ziehen. Jetzt war es schon zu spät, ein großer Teil von dem, was passiert war, lag nun in ihrer Verantwortung.
 

In ihren Gedanken vertieft bemerkte sie nicht, wie sie beinahe an einer heruntergekommenen Hütte vorbei gelaufen wäre, die scheinbar die Unterkunft eines kränklich wirkenden Mannes sein musste. Sein graues Haar fiel ihm in langen, zerzausten Strähnen über die dunklen Augen, die Haut leichenblass. Seine Hände zitterten leicht und das hohe Alter zeichnete sein Gesicht.

Er schien eine Vielzahl verschiedener Kleidungsstücke im Angebot zu haben, welche vor seiner notdürftig zusammengebauten Hütte ausgestellt waren; seltsamerweise hielten sich nur wenige Piraten auf diesem Handelsplatz auf. Er war wohl nicht so begehrt wie die anderen in der Nähe des Steges, an dem die Black Pearl angelegt hatte.
 

Noch ein wenig misstrauisch näherte Sarah sich dem wackeligen Stand, nahm aber an, dass von einem alten Mann keine Gefahr ausging. Nun ja, bei Piraten konnte man niemals wissen, was als nächstes passierte ...
 

"Guten Tag, junge Dame", begrüßte er sie mit einer kratzigen, rauen Stimme.

"Wie kann ich Euch behilflich sein?"

Sarah schenkte ihm ein freundliches Lächeln. "Ich suche anständigere, neue Kleidung", antwortete sie und blickte etwas unsicher an sich herab.

"Verstehe." Er zeigte auf die Ausstellung seiner Ware; verschiedene Hemden, Stiefel, Hosen, Gürtel und ungewöhnlich elegante Hüte, viele davon schwarz mit Fasanen- oder Schmuckfedern. Ob sie auch zu seinem Handwerk gehörten?

Sie ließ ihren Blick über die verschiedenen Kleidungsstücke schweifen, schätzte ihren Preis und begutachtete die feinen Einzelheiten. Billig schien es hier wohl nicht zu sein - Der Mann musste sehr viel Arbeit in sein Geschäft stecken ... Er tat ihr fast ein wenig leid. Er wirkte nicht so, als ob er genügend Geld hätte, um gut leben zu können.
 

Sarah entschied sich für ein schlichtes, weißes Hemd, eine enganliegende Hose aus dunklem Leder und einen neuen Waffengürtel, der ausreichend Platz für genügend Waffen bot. Es war fast schon überraschend, dass ein alter Mann solch ein gutes Handwerk beherrschte ...

Sie zahlte ihm die verlangten 38 Goldstücke für ihre Kleidung, zögerte dann jedoch kurz und holte weitere fünf Münzen aus dem kleinen Beutel, den sie immer bei sich trug. Mit einem verschmitzten Grinsen ließ sie das Gold langsam in ihre andere Hand fallen, ein seltsames Funkeln in den Augen, dass dem alten Mann einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

Diese Frau war ... ziemlich merkwürdig.

Immer noch mit einem der fünf Goldstücke spielend, legte sie alle fünf Münzen auf ihre eigentliche Bezahlung drauf, senkte ihre Stimme und flüsterte: "Ihr habt nicht zufällig noch etwas ... Außergewöhnliches anzubieten?"
 

Irritiert blickte der Mann auf die erhöhte Bezahlung. Sein Blick huschte nervös zurück zum Gesicht der jungen Frau; er konnte jedoch keinerlei böse Absichten in ihren Augen erkennen ...

"Was versteht ihr denn unter 'außergewöhnlich'?", erkundigte er sich. Dann ging ihm plötzlich ein kleines Licht auf. Natürlich, das musste es sein. Typisch Frauen ... wollten immer die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

"Verstehe", sagte er wie vorhin, jedoch mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.

"Lasst mich sehen, was ich finden kann ..."

Der Schatten des kleinen Schuppens verschluckte den Mann für einige Sekunden, als er nach etwas Bestimmtem dort zu suchen schien. Neugierig wagte Sarah einen Schritt vor und versuchte, einen Blick in das kleine Heim zu werfen, zog jedoch sofort den Kopf zurück, als die kleine Gestalt mit einem tiefschwarzen, seidigen Bündel in den Armen wieder am Verkaufsstand erschien. Er ließ eine Hand über den schönen Stoff gleiten, zwinkerte ihr zu und entfaltete dann das dunkle Knäuel. Sarahs Augen funkelten überrascht.
 

"Ich denke, das könnte Euch gefallen."

"Ich ..."

Sarah schien ein wenig sprachlos, schenkte dem alten Mann dann jedoch ein strahlendes Lächeln und nahm ihre Kleidung mit einem dankenden Blick entgegen, bevor sie den Weg zur Schiffbruch-Bay einschlug.
 

"Viel Glück!"

"Wofür?" Fragend warf sie einen Blick zurück über ihre Schulter und verharrte kurz auf ein paar unebenen Pflastersteinen im prasselnden Regen, betrachtete das Gesicht des alten Mannes genauer.

"Oh, ich hatte einfach nur das Gefühl, ihr könntet es gebrauchen ..."
 


 

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Für jemanden, der die Schiffbruch-Bay das erste Mal betreten hätte, so wie Jim in dieser Nacht, wäre sie von hier drinnen noch sehr viel beeindruckender gewesen als ihr äußeres Erscheinungsbild. Ihre wahre Größe zeigte sich tatsächlich erst von innen: Es schien fast wie eine mysteriöse Magie, die aufeinandergetürmte Schiffstrümmer, Holzteile, Stützbalken und Masten zu einer einzigen riesigen Festung zusammenhielt. Ungleichmäßig gebaute Holztreppen führten in verschiedene Ebenen zu größeren Räumen, Kammern und dunkle Ecken, über die man besser gar nicht erst genauer nachdachte. Man konnte den Rum schon aus weiter Entfernung riechen, der hier fast überall angeboten wurde. In dem ein oder anderen Winkel gab es 'harmlose' Raufereien und Schlägereien - Leere Flaschen flogen durch die Luft und zersplitterten an der Wand, laute Rufe und Gelächter waren zu hören. Jim gefiel die ausgelassene, heitere Stimmung. Er fragte sich, wie viele Piratenfürsten wohl schon versammelt waren und konnte sich vorstellen, dass die Stimmung im Versammlungsraum wohl längst nicht so ausgelassen war wie im unteren Teil der Festung.
 

"Verdammtes Ding!"

Seit geschlagenen zehn Minuten durfte Jim sich dieses Gemecker über einen gewissen Kompass von seinem Captain anhören. Sie waren sich am Eingang der Piratenfestung begegnet, nachdem sich der jüngere Pirat ein wenig in der kleinen Stadt Schiffbruch umgesehen hatte; jetzt war Jack auf dem Weg in die oberen Etagen zum Versammlungsraum, bahnte sich einen Weg durch die lachende, heitere Menge, welche ihm auf der schief gebauten Holztreppe entgegen kam, und schimpfte dabei permanent über den nicht funktionierenden Wegweiser, während er mit dem Finger unsanft auf der rotierenden Nadel herumtippte.

"Das kann doch nicht -"

Jacks Worte gingen in einem missgelaunten Knurren unter, bevor er das kleine, schwarze Kästchen resigniert zurück in seine Manteltasche steckte.
 

"Ich glaube nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern wird, Captain."

Jim hatte zwar keine Ahnung von diesem merkwürdigen Kompass, der nicht nach Norden zeigte, wies den Piratenfürsten jedoch nur auf das hin, was er selbst in letzter Zeit beobachten konnte.

"Oh", machte Jack, "ich hätte dich beinahe vergessen. - Es wäre aber um einiges nützlicher, wenn mein Kompass sich endlich für eine Himmelsrichtung entscheiden könnte."

"Weshalb seid Ihr so fixiert auf dieses Ding? Der Weg nach Singapur wird kein Problem sein, wenn wir Barbossa -"

"- und genau das ist ja das Problem!", fauchte Jack. "Ich will ihn loswerden, bevor wir nach Südostasien segeln. Würde mein Kompass funktionieren, bräuchten wir Barbossa nicht."

"Ironie des Schicksals, was?", feixte Jim frech und erntete dafür einen giftigen Blick.
 

Das Stimmengewirr vom unteren Teil der Festung wurde leiser, als sie die höchste Etage erreicht hatten und der alten Eichenholztür zum Versammlungsraum gegenüberstanden. Aus diesem drang lediglich leises Gemurmel - Jack meinte einen Moment lang die Stimme seines Vaters heraushören zu können. Captain Teague war also auch hier ... Er wusste, dass sein Vater meistens in Tortuga oder auf seinem Schiff verweilte, und wenn es ihn doch zur Schiffbruch-Bay zog, dann nur aus zwei Gründen: Dem Piraten-Kodex - oder eine Versammlung des Hohen Rates der Bruderschaft, die ihn selbst etwas anging. Da er seit Jacks zwanzigstem Lebensjahr kein Piratenfürst mehr war und die Acht-Realis-Münze an seinen Sohn weitergegeben hatte, war es für ihn keine Pflicht mehr, an einer solchen Zusammenkunft teilzunehmen.

... Oder vielleicht doch? Immerhin war er der Wächter des Kodexes.
 

"Verhalte dich möglichst unauffällig", knurrte Jack den immer noch staunenden Jim an, "und hefte dich bitte nicht an meine Fersen. Das war schon mit dem Welpen schlimm genug."

"Dem ... Welpen?"

"Lange Geschichte", erklärte der Captain, rückte seinen Dreispitz zurecht und trat in den düsteren, nur von Kerzenlicht beleuchteten Raum. Es war stickig und fast unerträglich heiß, die Luft schien zum zerreißen gespannt, jedoch fegte kurz ein leichter Windhauch durch die ungleichmäßigen Lücken der Wand hindurch - Wenn man sie so bezeichnen konnte - Und ließ die Flammen der Kerzen unheilvoll aufflackern. Man konnte die gedrückte Stimmung fast spüren und die Ahnung selbst, dass der fünfte Hohe Rat der Bruderschaft keinen unernsten Grund haben musste. Der Raum war schon fast überfüllt; Piraten aus allen möglichen Kontinenten hatten sich eingefunden, um den Worten der neun Piratenfürsten zu lauschen, die mit Jacks Ankunft nun vollständig versammelt waren.
 

Mit einer dramatischen Geste zog er seinen Degen aus dem ausgefransten Gürtel und steckte ihn in den großen Globus, der wie üblich vor dem Versammlungstisch aufgebaut worden war, mitten in das Karibische Meer hinein. Neun Waffen zierten nun die Nachbildung der Erdkugel - Der Hohe Rat konnte beginnen.

Der Hohe Rat der Bruderschaft (Teil 2)

7. Kapitel - Der Hohe Rat der Bruderschaft (Teil 2)


 

Die neue Acht-Realis-Münze nun wieder in den Händen nahm Jack seinen Platz zwischen Hector Barbossa und Captain Teague in der Runde der Bruderschaft ein. Der Piratenfürst des Kaspischen Meeres würdigte ihn keines Blickes, während sein Vater nur mit den Augen rollte, genau wissend, was jetzt wohl folgen würde. Wenn diese beiden sich in der Nähe des jeweils Anderen aufhielten, war ein sinnloses Gezanke nicht auszuschließen.
 

"Hector!", begrüßte Jack seinen langjährigen Feind mit einem sarkastischen Unterton und einem selbstgefälligem Blick, "weißt du, manchmal frage ich mich, weshalb es keine acht Piratenfürsten gibt, wenn ich dich so sehe."

"Halt deine verdammte Klappe, Sparrow."

Jack grinste kurz in sich hinein. Hector schien wohl nicht besonders gut gelaunt zu sein, sonst hätte er wohl mit einem seiner ironischen Sprüche gekontert - Und seltsamerweise beschaffte ihm das irgendwie gute Laune.

"Du siehst ja so missgelaunt aus", bemerkte Jack entzückt, "wer hat dir denn dieses Mal die Suppe verdorben, wenn ich es nicht -"

"Wenn du der Meinung bist, es sollte nur acht Piratenfürsten geben, können wir beide das gern draußen vor der Tür regeln!", knurrte Jacks ehemaliger Erster Maat herausfordernd und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, während die tuschelnde Menge langsam zur Ruhe kam.

"Hast du mir gerade ernsthaft gedroht?" Jack klang sichtlich amüsiert und hätte ihn vermutlich noch weiter provoziert, wenn sein Vater in diesem Moment nicht dazwischen

gegangen wäre.

"Ihr zwei macht mich wahnsinnig! Haltet verdammt nochmal beide die Klappe!"

Jack zog einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Barbossa war mehr als nur genervt von seinem ehemaligen Captain, ging aber nicht weiter auf die Sticheleien ein. Jack würde ohnehin einfach weitermachen, egal, wie sein Vater darauf reagieren würde. Jetzt, wo jeder sein eigenes Schiff hatte, hätten sie eigentlich gut miteinander auskommen können, aber die alten Gewohnheiten waren einfach viel amüsanter.

Jedenfalls immer für einen von ihnen.

Jetzt galt es zuerst dem Hohen Rat das Anliegen zu erklären, bevor die Anwesenden später Jacks Überreste vom Boden kratzen durften ... Ein grimmiges Lächeln huschte bei diesem Gedanken kurz über sein Gesicht, jedoch wurde er sofort wieder ernst. Er hatte den Hohen Rat nicht umsonst durch die neun Acht-Realis-Münzen gerufen und wollte diese elende Versammlung endlich hinter sich bringen. Mit dem Anlass war alles andere als zu spaßen. Wenn Calypsos Worte der Wahrheit entsprachen, würde diese griechische Göttin selbst das armseligste Schiff ohne einen wirklichen Grund in die Tiefen des Meeres schicken - und mit ihm zahlreiche, unschuldige Männer.
 

Mit der schweren, metallenen Bleikugel wurde mehrmals auf den Tisch geschlagen, um die Anwesenden zum Schweigen zu bringen; urplötzlich herrschte eine unheimliche Stille im düsteren Versammulngsraum, als Captain Barbossa die Stimme erhob:

"Ich berufe hiermit den fünfen Hohen Rat der Bruderschaft ein. Ladies ... Gentlemen", er holte er ein kleines, funkelndes Etwas aus den Taschen seines Mantels, hielt es kurz in das Licht des Kerzenscheins und legte es in die Mitte des großen, alten Tisches, "präsentiert eure Acht-Realis-Münzen."

Ein leises Klingen war zu hören, als seine eigene Münze auf das flache Holz traf - Dann verstummte das Lied der neun Münzen endgültig, welches jedes Mal vom Zeitpunkt des Rufes bis zur Zusammenkunft zu hören war. Die Piratenfürsten folgten nacheinander Barbossas Aufforderung. Dieses Mal jedoch würden die Münzen später ihren Besitzern zurückgegeben werden. Die alten neun Acht-Realis-Münzen waren alle unauffindbar verschollen gewesen, weshalb man sich dazu entschieden hatte, neue zu verteilen.

Ohne die kleinen Silberstücke wäre es äußerst schwierig, den Hohen Rat zu versammeln.
 

"Ich dachte, die Acht-Realis-Münzen gab es nur, weil der erste Hohe Rat Calypso an ihren menschlichen Körper gebunden hat?", flüsterte Jim zu Gibbs hinüber, den er bereits unter den vielen Piraten erkannt hatte. "Aye, so ist es", erwiderte dieser ebenso leise, "allerdings suchten die Piratenfürsten nach Calypsos Befreiung nach einer Möglichkeit, um bei wichtigen Angelegenheiten erneut eine Zusammenkunft der Bruderschaft zu bewirken. Der einfachste Weg war, neue Silbermünzen so verzaubern zu lassen, dass es mit ihnen ebenfalls möglich war, durch den Klang des Silbers die Botschaft zu erhalten."

"Die Münzen sind verzaubert?", wunderte sich Jim. Er hatte eigentlich nie wirklich an übernatürliche Dinge geglaubt ...

"So erzählen es jedenfalls die Geschichten. Die Wahrheit darüber kennen allerdings nur die Piratenfürsten selbst, und ich bedauere, dass man keinen von ihnen dazu bringen kann, mehr darüber zu erzählen. ... Besonders aus den Betrunkenen bekommst du nur unverständliches Gefasel raus", ergänzte er mit einem entnervten Blick in Richtung seines Captains. "Ich zweifle nicht daran, dass da etwas dran sein könnte. Wie sonst sollte eine der Münzen es schaffen, die anderen sieben Stücke erklingen zu lassen?"
 

Als letztes warf Jack seine silberne Münze auf den kleinen Haufen zu den anderen, dann begann der Piratenfürst des Atlantischen Ozeans, der Afrikaner Jocard, zu sprechen:

"Weshalb habt Ihr also den Hohen Rat versammelt, Captain Barbossa?"

"Ich denke, den Grund dafür kennt Sparrow am besten. Ich habe euch lediglich gerufen."

Damit gab er das Wort unerwartet an Jack, dieser ließ den Blick kurz durch die Menge schweifen, bevor er etwas zerstreut fortfuhr: "Aye, und ich denke nicht, dass dieser Grund euch sonderlich gefallen wird." Fast alle Augenpaare der Anwesenden waren jetzt auf den Captain gerichtet, gespanntes und erwartungsvolles Gemurmel ging durch die vielen, kleinen Gruppen von Piraten am Rande des Raumes. Die Luft schien mit einem Schlag noch stickiger geworden zu sein - Jedenfalls kam es Jack für einen Moment so vor.

"Vielleicht habt ihr Gerüchte gehört ... Gemunkel und Geschichten aus Tavernen und dunklen Gassen", begann er mit seiner Erzählung, "von Calypso und ihrer Rückkehr in ihren menschlichen Körper. Besonders in Tortuga wird oft davon geredet."

"Man hört bedauerlicherweise zu viel über sie", warf Mistress Ching ein.

"Ich habe davon gehört, halte jedoch daran fest, dass es nur alberne Gerüchte sind."

Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
 

"Dann liegt Ihr falsch", widersprach Jack, "sie kehrte vor kurzer Zeit tatsächlich zurück, um mit mir zu sprechen."

"Ich denke nicht, dass es etwas so Wichtiges geben könnte, weshalb Calypso zurückkehren würde, nur um mit einem einfachen Piratenfürsten zu sprechen."

Der Franzose Chevalle, ebenfalls ein Mitglied des Hohen Rates, warf ihm nur einen spöttischen Blick zu. Jack fühlte sich bei der Bezeichnung 'einfach' ein wenig provoziert. Die meisten von ihnen konnten ihm diese Geschichte wohl noch nicht so sehr glauben ... Nicht zuletzt, weil er ihnen allen Geld schuldete. Immer noch.

"Und ich sehe keinen Sinn darin, Euch zu einem Hohen Rat zu rufen, um Euch anschließend anzulügen", knurrte der Captain. "Also, wollt Ihr Euch nun anhören, was ich zu sagen habe, oder seid Ihr immer noch der festen Überzeugung, ich hätte Euch grundlos gerufen?"

Verunsichert klangen die Stimmen jetzt, einige mussten zugeben, dass Jack nicht ganz im Unrecht lag.
 

Als keine Antwort von einem der Piratenfürsten kam, fuhr Jack fort:

"Auf Tortuga erfuhr ich von ihrer Rückkehr und ließ mich von meinem Kompass zu ihr führen, um sie aufzusuchen und mit ihr zu sprechen." Er schmunzelte einen Moment, als er bemerkte, wie unglaublich geschwollen er reden konnte. Tat er das etwa immer bei wichtigen Versammlungen? Das klang ja grauenvoll ...

"Sie erzählte mir etwas, das sich nicht wirklich danach anhörte, als ob es ... harmlos wäre."

Er machte eine bedeutungsvolle, dramatische Pause und hätte in dieser beinahe vergessen, was er sagen wollte. Als die Menge um ihn herum schon wieder laut geworden war, nahm die tiefe Stimme von Captain Teague plötzlich den Faden wieder auf:

"Auf den sieben Weltmeeren gab es in letzter Zeit zu viele Schiffbrüche. Ihr alle wisst davon, und ihr alle wisst auch, dass so etwas weder albernes Gemunkel ist, noch in irgendeiner Weise normal sein könnte. Vor allem unsere Schiffe werden ungewöhnlich oft angegriffen und zerstört. Dieses Mal jedoch nicht von der Royal Navy."

"Das ist wahr, Captain Teague." Ammand ergriff nun das Wort, der Piratenfürst des Schwarzen Meeres. "Ich habe davon gehört und bin mir sicher, dass es keine Lügen sind, die erzählt werden. Bevor Euer Sohn jedoch damit anfängt, Angst und Schrecken unter manchen von uns zu verbreiten - Obwohl ich persönlich dem Tod nur ins Gesicht lachen kann - Es gibt keinerlei Nachweise, dass diese Schiffbrüche wirklich passiert sind. Seht Euch um. Wer kann hier schon beweisen, ob so etwas jemals wirklich passiert ist?"
 

"Ich kann es."

Mit einem lauten Knarren wurde die Tür zum Versammlungsraum urplötzlich aufgerissen; nicht Wenige erschreckten sich und starrten die Gestalt, die soeben aufgetaucht war und nun durch den Raum rauschte, vollkommen entgeistert an. Sie suchte sich einen Platz zwischen ihrem Captain und Barbossa, holte tief Luft und studierte einen Augenblick die große Menge, welche nicht weniger misstrauischer wirkte als Jack. Wo zum Teufel hatte Sarah so lang gesteckt? Dann grinste er über beide Ohren: Sie hatte wirklich einen ausgezeichneten Geschmack, was die Auswahl von Kleidern betraf ...

Auch Barbossa musterte die junge Frau neben sich nun mit einem argwöhnischen Blick.

Ihr durchnässtes, dunkelblondes Haar fiel ihr in einzelnen Locken über die Schultern, während ein auffordernder Ausdruck für einen Moment in ihren blauen Augen aufblitzte. Sie trug einen beeindruckend schwarzen, langen Mantel; darüber war ein lederner Schultergurt gespannt.

Ein zweiter Gürtel war eng um das weiße Hemd geschnürt, welches sie unter ihrer Robe zu

einer ebenso dunklen Hose trug. Die Waffen, die sich an ihm befanden, blieben durch den schwarzen Stoff vor fremden Blicken verborgen.

Gibbs und Jim sowie die anderen Piraten, die unter Jacks Kommando standen, wirkten nicht weniger erstaunt.
 

"Und wer, bei allen Meeresgöttern, seid Ihr, dass Ihr Euch erlaubt, eine Versammlung des Hohen Rates zu unterbrechen?", zischte Chevalle die junge Frau gebieterisch an. Diese fixierte ihn mit einem tödlichen Blick; für einige Sekunden herrschte ein stilles Duell zwischen dem Franzosen und der Schiffbrüchigen, bis Chevalle schließlich der Erste war, der den Blick unwillkürlich abwenden musste.

"Wer ich bin, spielt vorerst keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich ... selbst dabei war, als der Wind und die Wellen das Schiff, auf dem ich segelte, gnadenlos auseinandergenommen haben."

"Ihr seid also eine Überlebende?", warf Jocard ein, nun auch ein wenig überrascht und verunsichert.

"So könnte man es nennen."

"Dann erzählt, was passiert ist", forderte Barbossa die Piratin mit einem kleinen Seitenblick auf.

"Nur, wenn Ihr mir Euer Wort gebt, dass ich ohne Unterbrechungen reden kann. Ich habe keine Lust, jedes Wort wiederholen zu müssen." Ihre Bitte war wohl vor allem an den Franzosen gerichtet, als sie einen weiteren, giftigen Blick in seine Richtung warf.
 

Da niemand etwas erwiderte und plötzlich wieder diese seltsame, gespannte Stille den Raum erfüllte, begann sie mit ihrer Geschichte:

"Ich segelte auf der Cruel Wave unter dem Kommando von Captain Flynt. Wir hatten gerade eben Kurs auf Tortuga genommen, als der Himmel sich so plötzlich verdunkelte, dass wir keine einzige Welle mehr ausmachen konnten. Es war so, als ob die Finsternis unser Schiff komplett in einen dichten, schwarzen Nebel gehüllt hätte. Es ging alles viel zu schnell dafür, dass irgendjemand aus unserer Besatzung hätte reagieren können. Ein Sturm zog auf, so plötzlich, wie auch die Dunkelheit uns verschluckt hatte, die Wellen bäumten sich auf, überschwemmten das Deck und rissen schließlich die Cruel Wave entzwei, als sie gleichzeitig auf hohe Klippen auflief. An mehr kann ich mich nicht erinnern, da ich danach mit den Wogen in den Ozean gezerrt wurde. Das Letzte, was ich sah, waren andere Besatzungsmitglieder, die das selbe Schicksal erlitten wie ich. ... Jedoch ohne zu überleben." Sie machte eine kurze Pause, überlegte, ob es klug war, von der Gestalt zu berichten, die sie auf den Felsen gesehen hatte. Dann fuhr sie etwas unsicher fort: "Auf den Klippen konnte ich für einen Augenblick die Umrisse einer Frau ausmachen, die auf der Spitze des Felsens stand und dem Sturm trotzte, als wäre er wie ein Kinderspiel für sie."

Sie senkte den Blick, versuchte, die unheimliche Erinnerung zu verdrängen.

"Es ist wahr, was Captain Sparrow erzählt. Die Frau, die ich sah, war eine engelsgleiche Gestalt mit zwei schwarzen Schwingen."
 

"Ein ... Engel? Davon habt Ihr noch nichts erzählt, Sparrow!"

"Ich hätte es euch erzählt, wenn ihr mich nicht ständig unterbrochen hättet", knurrte Jack den Piratenfürsten des Indischen Ozeans an. Er wunderte sich immer wieder über diese seltsam hohe Stimme des Mannes.

Wie war sein Name nochmal?, musste er überlegen.

Sri Sumba...? Sumbi... So ähnlich jedenfalls. Konnte ich mir noch nie merken, dieses indische Zeug.

"Unsinn!", fauchte Chevalle. "Es gibt keine Engel. Ich weiß nicht, woher -"

"Wir haben eine Augenzeugin", widersprach Captain Teague. Absolute Stille herrschte nun im Raum - Ausnahmslos jeder Piratenfürst hatte großen Respekt vor dem Wächter des Kodexes und bisher hatte niemand es gewagt, seinen Worten keinen Glauben zu schenken. Jack war immer wieder verblüfft von der großen Autorität seines Vaters; er musste seinerzeit als Piratenfürst einiges geleistet haben.

... Vielleicht hatten sie auch einfach nur Angst vor ihm.
 

"Es ist richtig, dass wir keine eindeutigen Beweise haben für das, was passiert sein soll. Dafür bräuchte es mehrere Überlebende, die uns davon berichten könnten. Ich denke, wir haben noch nicht alles darüber gehört, aye?" Teague warf einen strengen Blick in die Runde, der die Piratenfürsten zum Schweigen bringen sollte, bis sein Sohn geendet hatte.

"Dieser 'dunkle Engel', von dem Miss Blackwood eben erzählte ..." - Jack wandte den Kopf in Richtung der jungen Frau, die soeben hereingestürmt war, da die anderen Anwesenden ihren Namen bis jetzt nicht gekannt hatten - "... ist die griechische Göttin der Nacht und der Finsternis. Calypso erzählte mir von Nyx und davon, dass sie sich von ihrem Bann lösen konnte. Bevor sie jedoch für die vielen Schiffbrüche verantwortlich war, verurteilte Tia Dalma sie dazu, für immer an die Quelle der Ewigen Jugend gebunden zu sein, wodurch sie ihre lebensverlängernde Wirkung erhielt. Davor war sie nicht mehr und nicht weniger als eine Quelle mit einfachem Wasser. Der Jungbrunnen wurde jedoch vor zehn Jahren zerstört, so konnte sie sich befreien."

Ching betrachtete den Captain etwas argwöhnisch.

"Und was für einen Sinn macht es für diese Göttin, unsere Schiffe zu zerstören?"

"Sie übt Rache an Calypso", ergänzte Jack. "Vergeltung für ihren Bann. Ihr ist es egal, wen sie tötet, ob schuldig oder unschuldig - Mit den Schiffbrüchen erzürnt sie die Göttin des Meeres, um sie herauszufordern, und wenn sich beide gegenüberstehen, würde sie nicht zögern, Calypso zu vernichten. Mehr weiß ich leider noch nicht."
 

Sarah schauderte bei ihren plötzlichen Gedanken und musste für einen Moment ihre Schuldgefühle verdrängen. Hätte sie doch nur ...

Wenn du wüsstest, wer tatsächlich die Verantwortung für all das trägt. Wenn du wüsstest, dass Rache nicht der einzige Grund ist, weshalb Nyx unschuldige Menschen tötet ...

Verzweifelt senkte sie ihren Blick.
 

"Tia Dalma hat mich darum gebeten, ihr dabei zu helfen, Nyx zurück in die Hölle zu schicken, bevor sich das Blatt gegen uns wenden kann. Ich werde mehr über sie herausfinden, wenn ich in Singapur angekommen bin - Unser nächster Kurs, auf dem ich hoffentlich etwas darüber in Erfahrung bringe, wie ein Sterblicher eine Göttin vernichten kann."

Die Atmosphäre wirkte nun sehr bedrückt und düster, auf vielen Gesichtern hatten sich nachdenkliche Falten gebildet.

"Und Ihr habt uns nur gerufen, um uns das zu erzählen?", spottete Chevalle, woraufhin er sich einige tödliche und drohende Blicke einfing. Viele Piratenfürsten hatten die Situation bereits als ernst erkannt, kaum noch etwas sprach gegen die Behauptung Jack Sparrows. Sie hatten eine Augenzeugin, mehrere Piraten, die seine Worte nicht anfechteten und einige, die es nicht wagten etwas zu bezweifeln, das von Calypso selbst stammte.
 

Überraschte Augenpaare richteten sich nun auf die junge Frau neben Captain Barbossa, als diese mit ernster und vernünftiger Stimme zu sprechen begann.

"Hört mir zu!", rief sie, was nicht nur an die Piratenfürsten selbst sondern an alle Piraten, die im Raum anwesend waren, gerichtet war. Jack konnte nicht anders, als erneut über ihr Selbstbewusstsein und ihren Mut zu staunen - Auch Hector wirkte nicht weniger verblüfft.

"Ihr habt schon einmal eine mächtige Göttin herausgefordert und anschließend ihre Wut zu spüren bekommen! Ihr alle wisst, dass man Calypso auf keinen Fall unterschätzen sollte - Und dasselbe gilt sogar noch mehr für Nyx. Wir können ihre Stärke noch nicht abschätzen, aber meiner Vermutung nach ist sie mächtiger - Viel mächtiger - Als die heidnische Göttin des Meeres. Sie spielt mit ihrer Übermacht, so lange, bis Calypsos Zorn und Nyx' Vergeltung aufeinander treffen werden. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Nacht und Finsternis über das Meer - und somit auch über uns - Siegen werden und die Zerstörung nicht mehr weit entfernt sein wird."
 

Aufgeregtes und teilweise ängstliches Gemurmel erfüllte den Raum, Befürchtungen wurden laut und resignierte Worte waren zu hören. Die anderen sieben Piratenfürsten, Jack und Barbossa ausgenommen, wirkten nicht weniger nachdenklich.

"Der fünfte Hohe Rat wurde einberufen, um euch alle zu warnen", fuhr sie fort.

"Wenn ihr der Meinung seid, diese Warnung ignorieren zu müssen, wartet nichts als der Tod selbst auf euch!"
 

"Und wie wollt ihr vorgehen, Captain Sparrow?", fragte Jocard mit ernster Stimme,

"wie wollen wir alle gegen Nyx vorgehen? Wir wissen so gut wie nichts über sie."

"Sparrow wurde aufgetragen, mehr über die Göttin der Nacht herauszufinden und sie anschließend zu vernichten", warf Sarah ein. "Jedoch denke ich nicht, dass es allein seine Angelegenheit ist - So etwas ist mit nur einem Schiff kaum zu schaffen. Wir wissen nicht, mit welchen Mächten Nyx unsere Schiffe zerstören kann, aber wenn die Black Pearl es allein gegen sie aufnehmen würde, wäre sie nichts weiter als ein weiteres, zukünftiges Schiffswrack. Wir brauchen die geballte Stärke aller Piratenfürsten und deren Schiffe zusammen!"
 

Als erneut verzweifeltes Getuschel und unruhige Stimmen von den Piraten ausgingen und man unter der plötzlichen Lautstärke kaum noch etwas verstehen konnte, holte Eduardo Villanueva, Piratenfürst des Adriatischen Meeres, seine Pistole aus dem Waffengürtel und schoss mit einem lauten Knall in die Luft, um die Menge zu beruhigen. Nicht Wenige zuckten erschrocken zusammen und wurden leiser, als er mit entschlossener Stimme die Anwesenden anfauchte:

"Was sind wir - Elende Feiglinge oder Piraten?! Reißt euch zusammen, Männer!"

Die Vorahnungen wurden nun kleinlaut, kaum noch ein Flüstern war zu hören.

"Ja, wir blicken der Gefahr und vermutlich auch dem Tod ins Auge, aber sagt mir, sind wir schon so tief gesunken, dass wir uns bereits mit diesen lachhaften, jämmerlichen Gestalten der Royal Navy vergleichen können?"

"Beeindruckende Worte", lobte Sarah den Piratenfürsten und schmunzelte, was er mit einer ebenso anerkennenden, leichten Verbeugung vor der jungen Frau quittierte.
 

Zwar immer noch zaghafte, aber zustimmende Rufe wurden nun laut.

"Er hat nicht ganz Unrecht ..."

"Es wäre eine Schande, wenn das so wäre."

"Piraten lachen der Gefahr ins Gesicht, oder hab ich da was falsch verstanden?"

"Zeigen wir dieser Göttin, dass wir uns das nicht widerstandslos gefallen lassen!"
 

"Dann ist es also beschlossen", sagte Captain Barbossa mit einer abschließenden Geste,

"sobald wir mehr über Nyx herausgefunden haben, wird sich das Blatt wenden und sie wird am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, seine Unsterblichkeit zu verlieren."

Sarah war für einen Moment beeindruckt von der ermutigenden Wirkung in seinen Worten und beobachtete amüsiert, wie die Angst und Verzweiflung nun aus den Gesichtern wich und sich an ihrer Stelle Unerschrockenheit in den Augen der Männer und Frauen zeigte.

"Wenn wir wissen, wie wir vorgehen, wird es eine erneute Zusammenkunft der Bruderschaft geben", fuhr er fort. "Damit ist der fünfte Hohe Rat aufgelöst - Vorerst."
 

Die neun Piratenfürsten erhoben sich. Stuhlbeine kratzten über den Boden und Kerzen wurden ausgeblasen, die Degen wurden wieder aus dem großen Globus gezogen und die Acht-Realis-Münzen verteilt.
 

Beim Verlassen des Raumes ergriff Jack noch einmal die Gelegenheit, als sein Vater sich durch die Menge zwängte und geradewegs neben ihm herlief.

"Ich hoffe, dass ich nicht zum Scheitern auserwählt bin."

Captain Teague hatte nur wieder dieses unheimliche, wissende Lächeln auf den Lippen, tippte sich an den Hut und warf seinem Sohn einen letzten Blick zu, bevor er sich auf den Ausgang der Festung zubewegte.
 

"Piraten scheitern nicht, Jackie."

Drei Captains, ein Schiff

8. Kapitel - Drei Captains, ein Schiff


 

Erste, wärmende Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch vereinzelte Wolken am himmelblauen Horizont, den dichten, morgendlichen Nebel und den neu angebrochenen Tag. Die Schiffbruch-Bay wurde in einen rötlichen Schimmer getaucht, der die riesenhafte Festung noch beeindruckender wirken ließ, und schien sie noch so friedlich zu diesen frühen Morgenstunden zu sein, war sie in ihrem Inneren mindestens genauso belebt wie die danebenliegende Handelsstadt Schiffbruch. Sie war nicht im geringsten zivilisierter als die doppelt so große Hafenstadt Tortuga, ein Paradies für Bukanier und Seeräuber aller möglichen Kontinente. Schiffbruch bot keinen besonders großen Unterschied zu anderen Städten, die einzigen Unterschiede lagen lediglich in der Bauweise der Gebäude und in der Tatsache, dass hier einzig und allein Piraten mit ihren Familien lebten. Sogar Kinder spielten lachend auf den Straßen, Hunde bellten die Nachbarschaft wach und jeder Händler ging seinem alltäglichen Handwerk nach - die Stadt wies eine friedliche, lebhafte Atmosphäre auf.

Und da man von dieser gottverlassenen Halbinsel Tortuga wusste, dass dort kein einziges verfluchtes Fleckchen existierte, an dem keine Schmuggler-Waren verkauft wurden, Betrunkene nicht bei den Schweinen landeten oder der Nächstbeste nicht grundlos in eine Schlägerei verwickelt wurde, waren auch die Piraten in ihrer 'Hauptstadt', wie man sie schon fast nennen konnte, heute Morgen mehr als nur aufgebracht. Das Thema des gestrigen Abends war nun in aller Munde, jeder einzelne Matrose wusste bereits über die Versammlung der Bruderschaft bescheid, bevor dessen Captain auch nur ansatzweise seiner Crew davon hätte erzählen können. Überall hörte man die wildesten Gerüchte und Spekulationen über Nyx, die griechische Göttin über Nacht und Finsternis - ein Engel der Hölle.
 

Die besonders überfüllte, finstere und verrauchte Taverne Bull's Head, die amüsanterweise sogar einen Stierkopf über dem Namensschild an den Außenwänden hängen hatte - passend zu ihrem Namen, war der perfekte Treffpunkt für Gespräche, die von keinem belauscht werden sollten. Das hörte sich im ersten Moment sehr widersinnig an, doch durch den grauenhaft lauten Lärm und das Geschrei war ein jeder mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, anstatt irgendwelchen unwichtig scheinenden Gruppen von Piraten dabei zuzuhören, wie sie noch weiteres Seemannsgarn um den dunklen Engel strickten, der eine nicht zu unterschätzende Gefahr für alle Seeleute darstellte - also nicht nur für die Bukanier.

So kam es, dass sich in einem unscheinbaren, dunklen Eck, einzig und allein beleuchtet von einer bereits sehr heruntergebrannten Kerze, drei Captains und gleichzeitig neugierige Angeheuerte der Galeone mit den schwarzen Segeln, die Black Pearl, versammelt hatten.

Die Schiffbrüchige Sarah Blackwood, Jim Truscott sowie Cotton, Scrum, Gibbs und die zwei unzertrennlichen Schwachköpfe Pintel und Ragetti hatten sich Plätze auf leeren Rumfässern oder in versteckten Winkeln gesucht, wobei der Jüngste unter ihnen seinen schwarzen Hut, verziert mit ein paar kunstvollen Fasanenfedern, tief ins Gesicht gezogen hatte, in der linken Hand einen Becher heißen, duftenden Grogs. Jim war wohl einer der einzigen Piraten in dieser Kneipe, die keinen Rum tranken; obwohl Grog eigentlich eher ein mit Wasser verdünnter Rum und ein paar Gewürzen war. Er war das starke Getränk noch nicht gewohnt und wollte es vermeiden, diesen Tag etwas zu angeheitert zu verbringen. Der noch unerfahrene Pirat wollte so wenig wie möglich das Gespräch der drei Captains verpassen und beharrte darauf, die wichtigsten Informationen zu erfahren.
 

Der kleine, hölzerne Tisch, auch nicht gerade einer der saubersten Möbelstücke in dieser Taverne, war für die drei besagten Captains bestimmt: Jack Sparrow (Verzeihung, natürlich CAPTAIN Jack Sparrow ...), Edward Teague und Hector Barbossa, allesamt mit einer Flasche Rum beglückt, klärten hier den weiteren Ablauf der Dinge.

Die gestrige Versammlung der Bruderschaft verlangte geplante und durchdachte Vorgänge, und ob der Captain der Black Pearl das besonders toll fand oder nicht: Auch er musste sich eingestehen, dass eine Unterhaltung mit seinem Vater und seinem langjährigen, verhassten Konkurrenten, der sich mehrmals sein Schiff unter den Nagel gerissen hatte, nicht ganz unnütz war.

Wie schon in der gestrigen Nacht spielte er mit der kleinen, silbernen Acht-Reales-Münze in seinen Händen. Unwillkürlich musste der Pirat daran denken, was er nach der Versammlung von der klugen Mistress Ching erfahren hatte: Die Münzen, die nun wieder die neun Piratenfürsten auszeichneten, waren keineswegs 'neue' Silberstücke, wie er anfangs gedacht hatte. Viele Gerüchte darüber blieben meist im Dunkeln verborgen, deshalb erfand man unter anderem wilde Vermutungen. Und so konnte Jack gestern Kenntnis darüber erhalten, dass der mächtige Piratenfürst Ammand mithilfe seiner Crew die Acht-Reales-Münzen zurück in seinen Besitz gebracht hatte, bevor er sie den anderen acht Mitgliedern der Bruderschaft und somit ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben hatte. Denn, wie sich nach einiger Zeit herausgestellt hatte, war der verstorbene Lord Cuttler Beckett im Besitz der Münzen gewesen und mit ihm die East India Trading Company. Also hatte sich Ammand nach Port Royal aufgemacht und dort auf die freundlichste Weise, die Piraten an den Tag legen konnten, die Silbermünzen aus den Händen der EITC entwendet.
 

Langsam hob Captain Teague den Kopf, bedachte seinen Sohn mit einem finsteren, nachdenklichen Blick, während das flammende Kerzenlicht seine sonst fast schwarzen Augen in ein helles, waches Braun verwandelten. Jack fühlte wieder diesen altbekannten, kalten Schauer und fragte sich von Neuem, ob sein Vater ihm jemals dieses Geheimnis des plötzlichen Verschwindens in Sekundenbruchteilen verraten würde. Das letzte Mal, als er dieses Phänomen in Tortuga erlebt hatte, war er sich fast sicher, dass so etwas nur mit irgendeiner verflixten Art von Zauber oder Magie möglich sein konnte. Der Captain hatte schon des Öfteren übernatürliche Dinge erlebt, es würde ihn kaum wundern, wenn dem tatsächlich so wäre ...

Die silberne Münze zwischen seinen Fingern stoppte abrupt ihr verwirrendes Spiel, als der Wächter des Piraten-Kodex mit tiefer Stimme zu sprechen begann:

"Was hast du vor, jetzt, nachdem der Entschluss der Bruderschaft feststeht, mein Sohn?"

Jack richtete seinen Blick starr auf die Flamme der Kerze, so lang, bis er unangenehme, weiße Lichter vor seinen Augen tanzen sah.

"Bei Sonnenuntergang nehmen wir Kurs auf Singapur." Er sprach die Worte scheinbar mit Widerwillen, und nicht ganz ohne Grund, denn seinem Vater war sehr wohl bewusst, dass Jack sich nicht sonderlich gut in den südostasiatischen Gewässern auskannte; ohne seinen Kompass wäre er dort so gut wie verloren. Wenn er so schnell wie möglich mehr Informationen über Nyx herausfinden wollte, dann musste er wohl oder übel mit seinem verhassten Erzfeind segeln und einmal mehr um des Friedens willen mit Hector Barbossa klarkommen.
 

"Jemand erzählte mir, dass du dich dort auf die Suche nach einem bestimmten Bibliothekar machen willst?"

"Aye, laut der guten Tia Dalma soll er über ein großes, allgemeines Wissen verfügen und ist spezialisiert auf alte Legenden, Sagen, Gerüchte ... Götter."

Unauffällig warf er einen Blick in Richtung Jim und Gibbs, die einzigen beiden, die von seinem Vorhaben gewusst hatten - Hector mehr oder weniger eingeschlossen. Wenn sein Vater bereits davon wusste, konnte nur einer der drei Personen, die darin eingeweiht waren, ihm von dem Bibliothekar in Singapur erzählt haben.

"Zufällig", meldete sich nun plötzlich und unerwartet eine Frauenstimme - die Blicke der Männer richteten sich auf die Schiffbrüchige, "habe ich gestern noch ein bisschen mehr über den alten Herrn und seine Bibliothek herausfinden können."

Sie erhob sich aus ihrer entspannten Position in einer Nische hinter den leeren Rumfässern, zuvor die Beine angewinkelt und den Kopf gegen die Schiffsplanken gelehnt, die fast jedes Gebäude der Schiffbruch-Insel bildeten und diese so einen großen Unterschied zu normalen Häusern darstellten. Der beeindruckend schwarze Mantel hüllte sich nun wieder um die schlanke Gestalt, die sich mit ein paar Schritten dem alten Holztisch näherte. Mit einer vielsagenden Geste stützte sie beide Hände auf das morsche Holz und fixierte ihren Gesprächspartner.

"Die Bibliothek befindet sich in einem unterirdischen Tempel und den Mann, den wir suchen, wird Tao Feng genannt."

"Feng?!" Jack klang überrascht. "Er ist doch nicht etwa mit dem leider nicht mehr unter uns weilenden Sao Feng verwandt?"

"Gut geraten, Captain", erwiderte Sarah, "es war viel zu schnell herauszufinden, zu wem er gehört. Chinesen haben wirklich unglaublich einfallslose Namen."
 

Captain Teague unterdrückte ein amüsiertes Lachen, bedachte die junge Frau jedoch mit einem freundlichen Funkeln in den Augen. Anscheinend hatte er sich unwillkürlich an etwas erinnert; ein wissender Ausdruck spiegelte sich in seinen Gesichtszügen.

"Ich kenne Tao Feng. Wenn mich nichts täuscht, müsste er der Bruder von Sao Fengs wertem Vater sein."

"Sein Onkel?", hakte Jim nach, und Teague nickte bestätigend.

"Er war vor langer Zeit auch im Besitz ein paar alter nordischer Karten, die ihm, wie ich hörte, allerdings von einem gewissen William Turner entwendet wurden." Er richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den Captain der Queen Anne's Revenge, der bisher kein Wort von sich gegeben hatte, nun aber ein ahnungsvoller Schatten über dessen Gesicht huschte.

"Ich erinnere mich", begann dieser, "es ist schon fast zwölf Jahre her, als ich zusammen mit der gutmütigen Miss Swann Sao Feng bat, uns ein Schiff und eine Crew zur Verfügung zu stellen, um Euren Sohn wieder zurück in die Welt der Lebenden zu holen." Seine Augen verengten sich feindselig, als er besagten Piraten mit einem giftigen Blick strafte.

"Er präsentierte uns einen Gefangenen, ein Dieb, der sich in den Tempel seines Onkels geschlichen hatte, um tatsächlich ein paar nordische Karten zu stehlen. Eine ziemliche Dummheit von diesem Welpen - aber wenigstens hatten wir so die Route und den Kurs zum entferntesten Tor ... und zum Jungbrunnen. Bis sie von einem gewissen Narren verbrannt wurde", knurrte er in Richtung Gibbs. Dieser hielt seinem grimmigen Blick erstaunlich lange stand.
 

"Ich habe Euch auch ohne Karte zum Jungbrunnen geführt, Captain Barbossa, vergesst das nicht", erwiderte er trotzig.

Sarah wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Piratenfürst des Kaspischen Meeres nun sein Wort an sie wendete.

"Aber sagt mir, Missy, woher wollt Ihr Euch so sicher sein, das Tao Feng der Mann ist, den wir brauchen? Die Rede war von einem Bibliothekar, mehr hat Calypso uns nicht verraten. Es gibt zahlreiche Bibliothekare in Singapur."

"... aber sie sagte Euch, dass er über ein großes Wissen bezüglich alter Götter und deren Legenden verfügt, oder?", versuchte Sarah, seine Frage zu klären. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort:

"Und laut meines Wissens, das ich gestern erlangt habe, gibt es nur einen Mann in Singapur, der sich so intensiv mit Götter aus alter Zeit beschäftigt."

"Dann hoffen wir, dass Eure Vermutung der Wahrheit entspricht." Barbossa rückte seinen breitkrempigen, schwarzen Hut zurecht, der auch schon bessere Tage gesehen hatte und nur noch von ein paar halblangen, gestutzten Federn geschmückt wurde.

"Sagtest du nicht eben, du kennst diesen Tao Feng, Dad? Könnte uns das vielleicht in irgendeiner Weise behilflich sein?", informierte sich Jack beim ehemaligen Piratenfürsten von Madagaskar.

"Ich habe früher oft Rat in seiner Bibliothek gesucht", antwortete Teague, "nur ohne Sao Feng wird es ziemlich schwer werden, dort hineinzukommen. Der Tempel liegt etwas weiter südlich von Sao Fengs ehemaliger Unterkunft. Nur wenige kennen den Eingang und seinen genauen Lagepunkt - ich und der Captain der Flying Dutchman sind wohl so ziemlich die Einzigen. Wie er allerdings herausfinden konnte, wo der Eingang zu diesem Tempel ist, ist mir ein Rätsel."
 

"Also könnten wir den guten Will fragen", warf Ragetti ein.

"William Turner hat mehr als genug mit seiner Aufgabe, die Seelen der Toten in die andere Welt zu begleiten, zu tun", bemerkte Jack. "Ich glaube nicht, dass er sonderlich viel Zeit für uns haben wird. Außerdem wird es schwer, ohne meinen Kompass sein Schiff aufzuspüren. Es könnte überall sein - und damit meine ich nicht nur unsere Welt."

Der Captain schauderte beim Gedanken an Davy Jones' Locker.

"Wie steht es mit dir?", wendete er sich wieder an seinen Vater. "Du kennst den Eingang ebenfalls. Wärst du noch einmal bereit für ein kleines Abenteuer auf hoher See?"

Teague schmunzelte angesichts dieser Bemerkung über sein Alter. Vielleicht war er alt - aber immer noch ein Mann, der das Meer liebte. Und Piraten ließen sich nicht so schnell von den sieben Weltmeeren und ihren Schiffen abbringen.

"Ich hätte nichts dagegen einzuwenden. Allerdings gibt es da ein winziges Problem", bemerkte er.

"Wenn ich mit meiner Crew und der Troubadour hinter euch segle, haben wir bald eine ganze Flotte von Piratenschiffen - was erstens, mir ein wenig überflüssig erscheint und zweitens, könnte das leicht in ein großes Chaos ausbrechen."

"Da hat er nicht ganz unrecht", sagte Pintel.
 

Jack strich sich mit Zeigefinger und Daumen über den geflochtenen Kinnbart, der in zwei hölzernen Perlen endete - eine für ihn typische Geste, wenn er über etwas nachdachte oder einen Plan entwickelte. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf.

"Wie wäre es, wenn wir uns zu dritt auf einem Schiff auf den Weg nach Singapur machen - selbstverständlich auf der Black Pearl - mit meiner Crew und allen Angehörigen, die in dieser verzwickten Lage mitspielen?"

"Warum sin' wir da nich' früher drauf gekommen?", knurrte Ragetti.

Barbossa schien ganz und gar nicht zufrieden mit dem Vorschlag des Bukaniers.

"Ich werde nur als Captain segeln und als nichts anderes!"

"Tja, dann haben wir ein kleines Problem, Hector, mein Freund." Jack grinste nun über das ganze Gesicht.

"Du kannst auch gern das ganze Deck allein schrubben, wenn du willst ..."

Sein Gegenüber war bereits zu einem Gegenangriff bereit und holte schon Luft, um zurückzugiften - Teague erkannte jedoch die übliche Situation und unterbrach das Wortgefecht.

"Ihr zwei könntet allerdings auch beweisen, dass ihr keine kleinen, nörgelnden Kinder mehr seid, die sich ständig in die Haare kriegen, euch auf einen Captain einigen und es dabei belassen."

"So, wie es aussieht, haben wir noch eine stundenlange Diskussion vor uns", flüsterte Jim in Sarahs Richtung, was diese mit einem belustigten Schmunzeln quittierte.

"Das wird nicht funktionieren", weigerte sich Jack und verschränkte stur die Arme.

"Dann muss ich wohl davon ausgehen, dass du immer noch der kleine, wegen eines verlorenen Teddybären in Tränen ausbrechende Junge bist, der meine ganze Crew mitten in der Nacht in helle Aufregung versetzt hat, weil er feststellte, dass der böse Hector seinen kleinen Plüschfreund geklaut hat?", erwiderte Teague mit einem breiten Grinsen.

Etwa drei Sekunden herrschte absolute Stille, dann brach lautes, heiteres und teils spöttisches Gelächter aus: Pintel und Ragetti kringelten sich vor Lachen, Jim prustete in seinen Becher und Sarah versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Cotton's Papagei krächzte so etwas Ähnliches wie "Arrgh! Heulsuse, Heulsuse!" und Scrum konnte über dieses Kommentar einfach nur den Kopf schütteln.
 

"Dad ... bitte!", zischte Jack, sichtlich peinlich berührt. Sein Antlitz machte einer Tomate aller Ehre. Auch Hector schien diese Erzählung mehr als nur unangenehm - er hatte das Gesicht in den Händen verborgen und wagte es nicht, einen von ihnen anzusehen.

Als die Anwesenden sich langsam wieder beruhigt hatten (obwohl Jack befürchtete, dass dieses unerträgliche Grinsen in Gibbs' Gesicht den ganzen Tag nicht verschwinden würde), wurde der Piratenfürst der Karibik plötzlich ganz ernst.

"Also gut!", knurrte er, "dann einigen wir uns -"

"- auf meinen Vorschlag", unterbrach Captain Teague ihn völlig unerwartet. Die Flamme der Kerze in ihrer Mitte flackerte gefährlich auf - man hätte in diesem Augenblick eine Stecknadel fallen hören können. Jack wusste nicht, warum - aber er wagte es nicht, unter diesem beängstigten Glimmen in den Augen seines Vaters zu widersprechen. Er legte fragend den Kopf schief, wobei ihm ein paar lästige Dreadlocks in die Augen fielen.

"Jack wird der Captain der Black Pearl sein - zu Recht, Hector, du hast dein eigenes Schiff! - und sollte jemand auf unserer Reise der Meinung sein, dass es für eine kurze Zeit klüger wäre, Barbossa zum Captain zu ernennen - aufgrund welcher Tatsachen auch immer - dann wird er das Kommando über das Schiff haben."

Beinahe wollte Jack seinem Erzfeind schon ein breites, triumphierendes Grinsen schenken - Teague war jedoch noch nicht fertig.

"Sollten die beiden Streithähne sich allerdings wieder um das Steuerrad fetzen, übernehme ich das Kommando, bis sie sich wieder beruhigt haben, klar soweit?"

Gibbs lächelte in sich hinein. Jack war seinem Vater doch tatsächlich ähnlicher, als er gedacht hätte ...
 

Die beiden anderen Captains schienen ganz und gar nicht zufrieden mit diesem Vorschlag, von der Crew und den Angehörigen war widersprüchlich derer Meinungen trotzdem zustimmendes Gemurmel zu hören.

"Wir haben wohl keine andere Wahl", knurrte Hector feindselig in Jacks Richtung. Er wagte es nicht, die Autorität von Captain Teague infrage zu stellen, also hatte er sich so oder so seinem Schicksal zu fügen.

"Dann ist also alles geklärt?", schnaufte der Piratenfürst der Karibik etwas unzufrieden. Wenigstens war er (vorübergehend?) der Captain, und der Vorschlag seines Vaters war mehr als nur fair.

"Die Sonne geht schon unter", bemerkte Gibbs plötzlich, "wir sollten uns langsam fertig zum Ablegen machen."

Jack war einen Moment erstaunt über den schnellen Zeitverlust - sie mussten mehrere Stunden ihre Reise geplant haben. Ein Blick aus dem verschmierten Fenster der Taverne bestätigte die Aussage seines Freundes.
 

Verdammt, er hasste es, wenn irgendjemand auch nur ansatzweise seine Crew und sein geliebtes Schiff für sich beanspruchte! Barbossa hatte es geschafft, sich die Black Pearl mehr als nur einmal unter den Nagel zu reißen und seine gesamte Besatzung zu verfluchen. Außerdem hatte er bereits mehrmals versucht, ihn umzubringen - was damals in der Schatzhöhle der Isla de Muerta auch gelungen wäre, wenn Jack seinen Erzfeind nicht raffiniert überlistet hätte, indem er sich selbst unter den Fluch von Cortéz stellte. Schon der vorübergehende Frieden, damals, als sie gegen die EITC in den Krieg ziehen mussten, hatte ihn einiges an Überwindung gekostet. Konnte er noch einmal mit Hector Barbossa segeln und das Kriegsbeil begraben? Endgültigen Waffenstillstand würde wohl niemals zwischen den beiden zustande kommen, aber wenigstens schafften sie es, sich nicht gegenseitig wie Raubtiere regelrecht zu zerfetzen. ... Meistens jedenfalls.

Jack wandte den Blick von der inzwischen heiter plappernden Menge seiner Crew ab, die sich langsam auf den Weg zum Dock machte, an dem die Black Pearl angelegt hatte. Unter dem Tisch ließ er das kleine, schwarze Kästchen aufklappen und starrte auf die nach wie vor im Kreis rotierende Nadel.

Schon fast bedrückt und merkwürdig melancholisch machte ihn dieser Anblick. Es konnte einen wirklich in den Wahnsinn treiben, nicht zu wissen, was der eigene, größte Herzenswunsch ist! Er konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren - vielleicht versuchte er auch, seine plötzliche Vermutung zu unterdrücken und -

Unsinn!

Jack stoppte diesen Gedanken sofort.
 

Nun, da die Strahlen der untergehenden Sonne seinem Kompass einen mystischen Glanz verliehen, wurde er sich dessen bewusst, woran kein Weg vorbeiführen würde: Er musste Angelica finden, koste es, was es wolle. Früher oder später würde er die Wutausbrüche und Mordversuche der heißblütigen Spanierin über sich ergehen lassen müssen, aber so konnte er sich wenigstens sicher sein, dass sie in Sicherheit war.
 

Wenn sie überhaupt noch lebt ...
 

Jack schluckte seine aufkommenden Schuldgefühle hinunter, genauso wie diese furchtbare Vorstellung, klappte den Kompass wieder zu und schloss sich seiner Crew an, um sich erneut in ein vollkommen wahnwitziges Abenteuer zu stürzen ...

Ein unfreiwilliges Bad


 

9. Kapitel - Ein unfreiwilliges Bad
 

Langsam versank die feuerrote Abendsonne am flammenden Horizont und färbte die Spiegelungen auf den Wellen des Meeres in einem leuchtenden Orange, während durch die hereinbrechende Nacht die Ähnlichkeit der Piratenstadt Schiffbruch mit Tortuga immer deutlicher wurde; wenn der Tag sich dem Ende neigte, kam Leben in die zahlreichen Kneipen und Tavernen. Menschen verschiedenster Länder und Kontinente, die die Hauptstadt der Seeräuber aufgesucht hatten, tummelten sich auf den Marktplätzen und im Hafen, heiteres Lachen und laute Stimmen waren zu hören, und auch der Hauptsitz der Bruderschaft - die Schiffbruch-Bay - wirkte durch die unzählbar vielen Lichtschimmer, die zwischen den Schiffsrümpfen, Masten, Planken und ausgedienten Schiffskörpern hindurchleuchteten, riesenhaft und besonders eindrucksvoll. Umgeben von den beträchtlichen Kraterwänden des erkalteten Vulkans, die bewachsen waren von allen möglichen tropischen Pflanzen und Bäumen, bot die Schiffbruch-Insel eine einmalig sichere Zuflucht für Bukanier und andere Piraten.
 

Sanft schaukelte die schwarze Galeone mit den nachtfarbenen, riesigen Segeln auf den Wellen der Karibischen See zwischen den beiden anderen mächtigen Schiffen, die von Captain Edward Teague und Captain Hector Barbossa kommandiert wurden. Stolz durchflutete den Piratenfürsten der Karibik, wie er seine geliebte Black Pearl im Hafen erblickte, die an einem länglichen Steg angelegt hatte.

Man erzählte sich viele unheimliche und ausschweifende Geschichten über dieses Schiff. Unzerstörbar, so heißt es, eine verfluchte Galeone, so schnell, dass sie kaum einzuholen war; befehligt von Captain Jack Sparrow und das Flaggschiff der Armada des Teufels selbst. Von Lord Cutler Beckett persönlich als Wicked Wench buchstäblich in die Luft gejagt und auf den Grund des Meeres versenkt, von einem Riesenkraken verschlungen und in Davy Jones' Reich befördert und mit einem Voodoo-Zauber in einer Flasche versiegelt worden, und doch war sie immer wieder zu ihrem Captain zurückgekehrt.
 

Der prächtige Anblick der Galeone ließ Jack die Sorge und die unguten Vorahnungen über ihre Reise, die schon seit der Erwähnung des Namens der griechischen Göttin sein Bauchgefühl fast unerträglich machten, vergessen.

Er und auch die anderen, die in diese ungemütliche Sache mit hineingezogen wurden, wussten, dass diese Angelegenheit alles andere als einfach werden würde.

Jack beobachtete auf dem Weg zum Dock seine Männer oder die, die nicht an der kleinen Versammlung teilgenommen hatten. Wie befohlen machten sie klar Schiff, brachten die wichtigsten Vorräte für eine lange Seefahrt an Bord und kümmerten sich darum, dass die Black Pearl in kürzester Zeit zum Ablegen bereit war. Die raue Seeluft war für seine Laune um einiges besser als die stickige, verrauchte Atmosphäre der beliebten Taverne Bull's Head und auch die Aussicht auf eine weitere abenteuerliche Seefahrt ließen ein kurzes Lächeln über das Gesicht des Captains huschen. Er hatte es vermisst, sich blind in irgendwelche Schwierigkeiten zu stürzen, unwissend, was ihn erwartete und die Probleme, die ihm dann begegneten, auf die für Sparrows typische Art zu lösen - improvisieren oder im besten Fall auch 'Kämpfen, um davonzulaufen', wie er sich vor einigen Jahren beim Hohen Rat der Bruderschaft ausgedrückt hatte. ... Wobei er ihre bevorstehende Aufgabe, das sicherlich einige Gefahren und lebensriskante Dinge mit sich brachte, auf keinen Fall unterschätzte!
 

Barbossa und Captain Teague, die sich scheinbar leise miteinander unterhielten, waren schon einige Schritte voraus und steuerten auf den Steg zu; Sarah hielt sich neben ihm und Jim, der aus welchen Gründen auch immer bereits voraus gelaufen war und schon gemütlich an der Reling lehnte, richtete seine Aufmerksamkeit auf den Rest der Crew, während er gleichzeitig seinen Captain und deren Begleiter im Auge behielt.

Zwei der Männer kümmerten sich um eine Verbindung vom Schiff zum Pier und Jack rollte entnervt mit den Augen, als er bemerkte, dass es immer noch dieselbe alte, morsche Planke war. Breit genug aber dennoch gefährlich für Männer, die unter dem altbekannten Seemannsgang litten (den Jack übrigens dauerhaft und sehr ausgeprägt an den Tag legte) oder dauerbetrunken waren (was ebenfalls auf den Captain zutraf), bildete sie einen Not-Ersatz für eine Laufplanke; diese war nämlich auf mysteriöse Weise verschwunden, seit Blackbeard die schwarze Galeone in ein Buddelschiff verwandelt und in eine Flasche gesteckt hatte.
 

Er fragte sich einen Moment lang, ob es für die beiden anderen Captains kein Problem darstellte, ihre Schiffe an der Schiffbruch-Insel zurückzulassen; aber scheinbar waren deren Crews bereits informiert über die Abreise ihrer Kommandanten und so würden die Queen Anne's Revenge und die Troubadour dort weiterhin vor Anker liegen. Zu befürchten hatten Teague und Barbossa nichts; ein Pirat würde gegen den Kodex handeln, wenn er ein anderes Piratenschiff angreifen, zerstören oder in Abwesenheit des Captains stehlen würde und Jack wusste aus eigener Erfahrung, dass sein alter Herr dann sehr, sehr ungemütlich werden konnte. Feixend erinnerte er sich an einen der beiden Sprecher von Sri Sumbhajee, der sein Kommentar über das Gesetzesbuch der Piraten mit seinem Leben hatte bezahlen müssen. Captain Teague war kein grausamer Mann, doch wenn es um das 'Heiligtum' ging, welches er zu bewachen und zu beschützen hatte, dann griff er hin und wieder auch mal zu sehr unschönen Mitteln.
 

Protestierende Laute und ein leises Quieken und Zirpen ließen Jack erneut die Grenzen seiner Nerven erreichen, als er ein kleines, braun-graues Fellknäuel bemerkte, dass hinter der merkwürdigen Zusammenstellung von Captains, Schiffbrüchigen und Betrunkenen herhuschte. Die schwarzen Äuglein funkelten empört, als das kleine Kapuzineräffchen nach dem Nächstbesten griff, was sich in seiner Reichweite befand, um nicht noch mehr zurückzufallen -

in diesem Fall der Saum von Sarahs schwarzem Mantel, der wohl mehr einer Robe glich.

Little Jacks 'Opfer' entfuhr ein überraschter Laut, als dieser sich geschickt an dem Kleidungsstück nach oben hangelte, auf Sarahs Schulter zu sitzen kam und die ihm unbekannte, junge Frau mit schiefgelegtem Köpfchen und einem leisen, fragenden Laut betrachtete.

Auch der große Jack schien ein wenig perplex vom plötzlichen Auftauchen des Tieres; vor allem, da ihm bekannt war, dass das Äffchen sich nicht so schnell an ihm fremde Personen herantraute. Es kletterte auf den linken Arm, der ihm angeboten wurde, und betrachtete den Ärmel des weißen Hemds anscheinend als Spielzeug.

"Wo kommst du denn so plötzlich her, Kleiner?", lachte Sarah, deutlich amüsiert über ihren 'blinden Passagier'.

"Dieses kleine, hinterhältige Mistvieh gehört zu Barbossa", beantwortete Jack die Frage, die der Schiffbrüchigen auf den Lippen brannte.

"Mistvieh?", empörte sie sich über die Bezeichnung von Little Jack, "ich finde ihn niedlich." Als ob sie ihre Worte damit unterstreichen wollte, kraulte sie dem Äffchen das Köpfchen, was Little Jack sich nur allzu gern gefallen ließ.

"Glaubt mir, Ihr werdet ihn irgendwann abgrundtief hassen." Der Captain zog eine Grimasse. "Spätestens dann, wenn Ihr ihn im Mondlicht seht."

Die Schiffbrüchige schmunzelte und hatte eine geringe Vermutung, was Jack damit meinen könnte. Vor einigen Jahren hatte sie sehr viel über den berüchtigten Fluch des Aztekengoldes von Cortéz gehört.
 

"Für Euch bin ich Sarah", sagte sie, einen kurzen Entschluss fassend, "lassen wir dieses alberne Höflichkeits-Gequatschte, wenn es für Euch in Ordnung ist. Wir sind unter Piraten." Sie zwinkerte ihrem Captain kaum merklich zu.

"Ist in Ordnung", grinste dieser, "solange du mich nicht mit dieser abscheulichen Flohkiste verwechselst." Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Äffchen, das ihn sehr wohl zu verstanden haben schien und entrüstet die spitzen Zähne bleckte.

Barbossa passierte als Erster das Deck der Black Pearl über die verdächtig knarzende Planke; ihm folgten Teague, Jack, Pintel und Ragetti, der hartnäckig mit seiner Augenklappe kämpfte. Beinahe wollte der Piratenfürst der Karibik seinen Männern schon die Befehle zum Ablegen und Segel hissen geben und hatte bereits tief Luft geholt, als er urplötzlich einen erschrockenen Aufschrei, das Kreischen eines Kapuzineräffchens und ein unschönes Knacken hinter sich vernahm, darauf folgte ein lautes Klatschen, dass sich ganz danach anhörte, als hätte soeben jemand Bekanntschaft mit den Wellen gemacht - und genau so war es auch.
 

"Sarah?!", rief er nicht minder überrascht über die Reling und drehte sich abrupt um; auf den Wellen trieben die kläglichen Überreste der Planke, die ihnen eben noch als Übergang gedient hatte. Little Jack hatte den rettenden Absprung auf die Schulter seines eigentlichen Herren gerade noch so geschafft, der ebenfalls genauso wie der Rest der Crew auf das Geschehen aufmerksam geworden war. Diese hatte sich an der Reling versammelt und warf neugierige Blicke auf die Stelle, wo eben noch ihre notdürftige Gangway gewesen war. Cottons Papagei kreischte ein „Arrgh, über die Planke!“ und Jack konnte nicht anders als in sich hineinzulachen, als ihm auffiel, wie unglaublich gut diese Aussage zur Situation passte.

An der Wasseroberfläche erschien das verzerrte Gesicht der jungen Frau, die sich hustend und nach Luft schnappend einige dunkelblonde, nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und sich mit hastigen Schwimmbewegungen zu der Backbordseite des Schiffes und der schaulustigen (und teils lachenden) Menge vorkämpfte.
 

"W-Wenn mir davor jemand gesagt hätte, wie verdammt k-kalt das Wasser in einem verfluchten, ausgedienten Vulkankrater ist -!"

"Sehr schön", kommentierte Jack sarkastisch, "wie kriegen wir dich jetzt an Bord?"

Barbossa bemerkte den Satz seines Erzfeindes mit einem genervten Augenrollen, während er sich zum Rest der Crew hinter dem Geschehen herumdrehte, als wüsste er bereits eine perfekte Lösung für das kleine Dilemma. Und das passte seinem Rivalen überhaupt nicht!

"Haben wir eine Leine an Bord?", rief er über das Deck. Keine zwei Sekunden später wurde ihm von Jim ein stabiles Seil zugeworfen, das er nahe der Brücke gefunden hatte.

Sarah griff mühselig nach ihrer Rettung, deren Ende über die Backbordseite nach unten geworfen wurde und mit einem Platschen im Wasser landete. Nach einigen kräfteraubenden Kletterversuchen, die Finger förmlich in die Leine gekrallt und sich mit beiden Beinen am dunkelgrauen Holz und der (leider gekürzten) Strickleiter abstützend hatte sie schon fast die Reling erreicht und wollte gerade danach greifen, als sie - dank der glatten Oberfläche des Holzes - beinahe abgerutscht wäre. Bevor sie jedoch erneut ein unfreiwilliges Bad nahm, schlang sich ein kräftiger Arm um ihre Taille und hievte die junge Frau über die Reling und endlich sicher an Bord der Black Pearl.

"D-Danke", stammelte sie verblüfft über die schnelle Reaktion des Mannes - es war der mit dem großen, schwarzen Hut, wahrscheinlich Barbossa, da das Kapuzineräffchen nun auf seiner Schulter saß. Es war wirklich nervenraubend, ein schlechtes Namensgedächtnis zu haben!
 

"Also das hätte ich auch noch gekonnt", kommentierte Jack mit einem unbeeindrucktem und hochmütigen Blick in Richtung seines Erzfeindes, verschränkte die Arme und reckte die Nase in die Höhe.

"Natürlich hättest du das, Jack", spottete Barbossa mit vor Ironie nur so triefender Stimme und den Namen des karibischen Piratenlords wieder einmal unnötig in die länge ziehend. Sarah kicherte, während unzählige Mann an Bord laut auflachten oder einen Seufzer ausstießen. Das musste wohl der Anfang von besagtem Dauergezanke sein, von dem Captain Teague gesprochen hatte ...

"Gebt das nächste mal besser Acht, Miss Blackwood. Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieses modernde Stück Holz durchbricht."

"Ich danke Euch ... Captain Barbossa", sagte sie erneut - ihrem Gegenüber entfiel der fragende Unterton nicht. Mit einem knappen Nicken bestätigte er die Frage nach seinem Namen.

"Stets zu Eurem Diensten, Missy."

Jack grummelte innerlich über dieses typische Gentleman-Gehabe, das Barbossa nur allzu gern an den Tag legte.
 

"... Übrigens könnt Ihr mich jetzt wieder loslassen." Die Schiffbrüchige hatte ein breites Grinsen aufgesetzt und schenkte dem Captain der Queen Anne's Revenge spielerisch einen kecken Augenaufschlag, als ihr auffiel, dass er sie nach wie vor in einer halbherzigen 'Umarmung' hielt.

Jack musste sich stark anstrengen, um einen bevorstehenden Lachanfall zurückzuhalten - Barbossas Gesichtsausdruck war in diesem Moment für die Götter bestimmt und das heiser gestammelte "V-Verzeihung" seinerseits ließ den ein oder anderen an Bord erneut in heiteres Gelächter ausbrechen. Selbst Thomas, der Quartiermeister, der sonst immer einen übertrieben grimmigen Blick aufgesetzt hatte, als würde die Welt bald ihr bitteres Ende finden, huschte ein kurzes, klägliches Lächeln über die Lippen. Sarah hatte den guten Hector wortkarg gemacht und somit das achte Weltwunder geschaffen! Gibbs schüttelte ungläubig den Kopf und beugte sich zu seinem alten Freund hinüber.
 

"Sind wir nun bereit zum Ablegen, Captain?" Ein paar lose, grauschwarze Haarsträhnen fielen dem Ersten Maat ins Gesicht.

Jack genoss diesen einen letzten Moment, den er ausnutzte, um einen letzten Blick über die beeindruckende Hauptstadt zu werfen. Der Horizont hatte bereits eine tiefrote Farbe angenommen und die salzige Seeluft wurde kälter; die funkelnden Lichter der Tavernen, Wohngebiete (Selbst das gab es auf der schönen Schiffbruch-Insel!) und der zu einer Piratenfestung aufgetürmten Schiffskörper ließen auch die schwarzen, noch eingeholten Segel der Galeone erstrahlen.

Nach Singapur war es - von der Karibik aus - eine Seefahrt, die fast um die halbe Weltkugel führte: Sie würden den kompletten pazifischen Ozean und die Gewässer, die sich ihm anschlossen, durchqueren müssen, bevor sie die asiatische Stadt erreichen würden.

"Sofort zurück an die Arbeit und bereitmachen zum Ablegen, ihr faulen Kielratten!", befehligte der Captain seine Männer, doch die Freude in seiner Stimme strafte seine 'harten' Worte Lügen. Sofort wurden alle Segel der Black Pearl gehisst, um volle Fahrt zu erreichen, die Vertäuung wurde vom Dock gelöst, Männer gingen zurück an ihre Posten und kletterten in die Wandten und heitere Rufe waren zu hören, während die Galeone vom unzähmbaren Wind getrieben auf den Teufelsschlund, den geheimen Ein- und Ausgang zur Schiffbruch-Insel, zusteuerte.
 


 

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Der flammende Sonnenuntergang, der die Wellen des Meeres zuvor in ein orangefarbenes Imperium verwandelt hatte, wurde nun von der finsteren, eiskalten Nacht abgelöst, die einen sanften Regenschauer mit sich brachte und das alte, graue Holz durchnässte. Auf der schwarzen Galeone wurden nach Regelung alle Lichter an Bord gelöscht, sobald die Kirchenturmglocken an Land neun Uhr Abends schlugen, um die Aufmerksamkeit von Feinden zu vermeiden. So wie jetzt befanden sich die meisten Männer der Besatzung zu fortgeschrittener Stunde von vier Nachtwachen ersetzt entweder schon in den Kojen und Hängematten oder aber mit dem Rest der Crew noch im Speiseraum, um gemeinsam alte Geschichten auszutauschen und das letzte Mahl des Tages zu sich zu nehmen - und somit war Sarah nebst besagten Wachen die Letzte, die sich auf dem Oberdeck aufhielt. Den sanften Regen ignorierte sie gekonnt, der ohnehin nur aus ein 'paar winzigen Tropfen' bestand.
 

Nachdenklich hatte die junge Frau beide Arme verschränkt und auf die Reling gestützt, den Oberkörper so weit nach vorn gelehnt, dass sie die Gischt beobachten konnte, die ungezähmt gegen den Schiffsrumpf schlug. Das Rauschen der Wellen und das Geräusch des Nieselregens hatte eine beruhigende Wirkung auf sie, trotz der Kälte, die ihr seit ihrem unfreiwilligen Bad immer noch in den Knochen saß, und so schloss sie für einen Moment die Augen und atmete tief die salzige, feuchte Luft ein, während sich unwissentlich ein kurzes Lächeln auf ihre Lippen stahl.
 

Seit dem Schiffbruch der Cruel Wave hatte sich Einiges verändert und sogar zum Guten gewendet.

Nie hätte sie gedacht, noch einmal lebend den eisigen Klauen des Todes entkommen zu können, schon fast überzeugt davon, dass sie ihm seit der Rückkehr der griechischen Göttin nicht mehr ins Gesicht lachen konnte, wie sie es früher immer hemmungslos getan hatte. Auch ihr Übereinkommen mit Calypso war gebrochen und so würde es sicherlich nicht mehr lang dauern, bis die heidnische Göttin ihren unbändigen Zorn über sie entladen würde, so, wie sie es einst mit Davy Jones getan hatte - in welcher Art und Weise sie jedoch eine Strafe zu erwarten hatte, das wollte sie sich lieber noch nicht ausmalen. Sie schüttelte sich unwissentlich.

Von ihrem neuen, hin und wieder etwas verrücktem aber gutmütigem Captain aufgegabelt und von dessen Crew gesund gepflegt, hatte sie an Bord der Black Pearl ein unverschämtes Glück für ihre derzeitige Situation gefunden.

Sarah war sich nicht ganz sicher, ob sie einige Männer wie Jack, Gibbs, Jim oder die liebenswürdigen Trottel Pintel und Ragetti bereits als 'gute Freunde' bezeichnen konnte, aber eines stand fest: Die Behandlung war um einiges besser als unter dem Kommando von Captain Flynt und ... der Rum war auch nicht schlecht! Außerdem war sie ihren Lebensrettern mehr als nur unendlich dankbar und hatte sich fest vorgenommen, sich irgendwann für die Rettungsaktion zu revanchieren. Die Cruel Wave hatte ein grausames Ende in den tiefen des Ozeans und im Angesicht eines Todesengels gefunden - ebenso wie die meisten der tapferen Männer ihrer ehemaligen Crew und ihr Captain.
 

Noch konnte sie nichts von dem erahnen, was auf sie, die Besatzung der Black Pearl und ihre Mitstreiter zukommen würde. Über die griechische Göttin Nyx war ihr so gut wie überhaupt nichts bekannt, nur ein einziges Mal hatte sie den dunklen Engel vor dem Dilemma mit dem ehemaligen Schiff Captain Flynts gesehen. Das Gefühl, das sie beim Anblick der gigantischen, schwarzen Schwingen, die die weibliche Gestalt zierten, gehabt hatte, war unbeschreiblich ... beängstigend gewesen. Sarah war sich sicher, dass die Cruel Wave nicht ihr letztes 'Opfer' sein würde ... Warum die Göttin jedoch nur Piratenschiffe - so vernahm sie es jedenfalls aus den Gerüchten unter den Seemännern - und (noch) nicht die Kriegsschiffe der Royal Navy oder gar Handelsflotten in die Hölle schickte, war ihr nach wie vor ein Rätsel. Und fast hatte sie das Gefühl, dass auch dieses Rätsel vorher gelöst werden musste, bevor sie gemeinsam dieser wild gewordenen Furie gegenübertreten konnten.
 

Die Schiffbrüchige schreckte jäh zusammen, als sie die tiefe, sympathische Stimme des Ersten Maats Gibbs unmittelbar hinter sich vernahm.

"Ihr seid doch verrückt", schmunzelte der alte Seebär, als er die junge Frau dort so an der Reling stehen sah. "Zuerst fischen wir Euch aus dem Wasser, dann nehmt Ihr ein unfreiwilliges Bad und nun steht Ihr mit durchnässten Kleidern im Regen. Kann es sein, dass Ihr eine Vorliebe für kaltes Wasser habt?"

Die Bemerkung des Piraten ließ Sarah kurz auflachen; in ihren Augen blitze so etwas wie Belustigung auf. "Für das Meer", antwortete sie knapp und lächelte stumm in sich hinein. "Dafür habe ich in der Tat eine Schwäche."

"Wer von uns hat das nicht?" Mit einem freundlichen Zwinkern gesellte er sich zu ihr, während er den Blick ebenfalls auf die tiefblauen Weiten vor ihnen richtete und einen Augenblick lang dem Rauschen und Brodeln des Meeres zuhörte.

"Ihr erkältet Euch noch, Miss. Wie wäre es, wenn Ihr Euch zu der Crew im Mannschaftsdeck gesellt? Die meisten unterhalten sich ab dieser Uhrzeit noch bei einer guten Flasche Rum. Dann könnt Ihr Euch gleich ein wenig aufwärmen - Euch muss furchtbar kalt sein, und es würde mich nicht wundern, wenn Ihr mir vor Hunger bald umkippt."

Wie zur Bestätigung konnte Sarah deutlich das laute Lachen vieler Stimmen vernehmen, die sich anscheinend köstlich über etwas amüsierten und spürte gleich darauf ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. Von der Sorge, die sie in seiner Stimme erkennen konnte, war sie fast schon ein wenig gerührt.

"Sehr gern - ich könnte wirklich etwas Essbares vertragen", nahm die junge Frau dankend die Einladung des Ersten Maats an, der sogleich mit der Schiffbrüchigen auf den Fersen den Niedergang herabstieg.

Spiel mit dem Feuer

10. Kapitel - Spiel mit dem Feuer


 

Das Kanonen- und Mannschaftsdeck der schwarzen Galeone war nur durch ein paar wenige heruntergebrannte Kerzen in Halterungen, Kerzenständern oder auf Tellern spärlich beleuchtet, und dennoch hatte das Innere des Schiffes, das Sarah nie zuvor so genau unter Augenschein genommen hatte, eine heimelige und wohlige Atmosphäre an sich.

Die Luft im - für seine Verhältnisse ungemein großen - Speiseraum war stickig und heiß, nur ein winziger, kühler Hauch wehte durch die geöffneten Luken und ließ die Schiffbrüchige schaudern, als er sachte über ihr Gesicht strich. Der Geruch von noch warmen Speisen und süßem Rum ließ ihren Magen erneut rebellieren.
 

Die Stimmung im Speiseraum des Mannschaftsdecks hatte der jungen Frau keinesfalls zu viel versprochen: Sie erkannte die Gesichter von Pintel und Ragetti, die mal wieder vollkommen unterschiedlicher Meinungen zu seien schienen, Cotton, der es sich auf einen der alten Teakholz-Stühle gemütlich gemacht hatte und die Füße auf dem Tisch abstützte, während sein treuer, bunter Gefährte von Little Jack zeternd durch den düsteren Raum gejagt wurde, dessen Herrchen - wie üblich - kurz davor war, sich mit Sparrow gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Jim unterhielt sich mit Captain Teague, der zuerst eine Recht verblüffte Miene aufsetzte und im nächsten Moment in lautes, haltloses Gelächter ausbrach, als der junge Pirat etwas flüsterte und prompt zu feixen begann; Thomas lieferte sich ein Wortgefecht mit einem ihr unbekannten, grimmig dreinguckenden Piraten und Scrum war gerade dabei, den armen Marty erbarmungslos mit einer Flasche Rum abzufüllen. Nur noch Wenige verschlangen hastig ihre Mahlzeiten, um sich danach am fröhlichen Getümmel zu beteiligen.
 

"Nur halb so schlimm wie in meiner alten Crew", bemerkte Sarah in Richtung Gibbs mit einem frechen Grinsen und suchte sich den einzig freien Platz neben ihrem Gesprächspartner - gegenüber den beiden Streithähnen Barbossa und Jack. Absolut keiner der Anwesenden war noch als halbwegs nüchtern zu bezeichnen (und der kleinwüchsige Marty schon gar nicht). Interessiert beobachtete Sarah das Rundherum und lauschte dem Streit zwischen den beiden Captains, während sie sich etwas von dem köstlich aussehendem Hühnerfleisch nahm - Himmel, der Schiffskoch hatte seine Künste wirklich unter Beweis gestellt!
 

"... würde ich dich ohne Weiteres in einem Wettsegeln besiegen, mein Freund."

"Ach, wirklich?", kommentierte Barbossa trocken und biss in einen grünen Apfel. "Ist dir schon aufgefallen, Jack, dass die Revenge um einiges größer ist als die Pearl?"

"Ist mir aufgefallen. Aber mein Schiff mit deinem Schiff zu vergleichen, ist absolut unfair, denn - und ich glaube fast daran, dass es dir wohl entgangen sein muss - die Queen Anne's Revenge ist eine Fregatte und die Black Pearl eine Galeone. Und was lässt sich daraus schließen, Hector? - Genau! Die Pearl ist damit viel wendiger und schneller als dein protziges Zauberschiffchen. Womit wir schon beim nächsten ungerechten Punkt wären! Denn du bräuchtest nur mit deinem tollen Hokuspokus-Schwert herumzufuchteln und schon verfügst du über eine lebendige Takelage, feuerspuckende Frontkanonen und mehr Wind in den Segeln. Und ich verwette alle Flaschen Rum darauf, die hier an Bord sind, dass du bereits über eine noch viel größere Trickkiste verfügst. Wie mir vor kurzem nämlich zu Ohren gekommen ist, hast du dich schon ein bisschen mit den Voodoozauber-Künsten vertraut gemacht, mit denen Blackbeard dein Zauberschiffchen verzaubert hat. Denn ohne verzaubernde Verzauberungen wäre dein Zauberschiffchen gar nicht verzaubert, klar soweit?"

Bei jedem betonten Laut bohrte der Captain seinem Sitznachbarn den Zeigefinger in die Brust.

Zufrieden beobachtete Jack seinen Rivalen mit einem triumphierenden Lächeln, als Barbossa angestrengt versuchte, diesem Redeschwall zu folgen, während er irritiert den Kopf schüttelte. Er wollte gerade etwas erwidern, als der Captain der Black Pearl seine letzten Aussagen außer Acht ließ und einfach fortfuhr:

"Wie viele Knoten schafft deine tolle Revenge, Hector?"

Nun war es am Piratenlord der Kaspischen See, ein siegreiches Grinsen aufzusetzen.

"Zwanzig Knoten."

Jacks Kinnlade machte sich selbstständig und verabschiedete sich in Richtung Holzboden, seine Augen spiegelten puren Unglauben wider.

"Ist nicht dein Ernst!"

"Aye", bestätigte Hector. "Glaub es mir oder nicht, Jack, ich kommandiere dieses Schiff seit zehn Jahren und werde wohl wissen, wie viele Knoten es schafft."

"Aber sicherlich nur, wenn du mit deinem Schwert herumfuchtelst und den Wind manipulierst?"

"Das ist es ja, was die Revenge so schnell macht. Und aus diesem Grund würde ich dich bei einem Wettsegeln besiegen."

"Das wäre äußerst unfair!", empörte sich Jack, woraufhin Barbossa nur entnervt mit den Augen rollte und gelangweilt ein "Pirat!" erwiderte, während er unbewusst mit einer Hand über die gestutzte Feder seinen breitkrempigen Hutes strich.
 

Sarah seufzte lautlos, als sie das Gespräch der beiden verfolgte, hörte jedoch nur noch halb hin, wie Jack den für ihn berüchtigten Zeigefinger hob und verteidigend auf Hector einredete, eine Tirade über "Einfach meine Sprüche klauen!" und "Hinterlistige Kielratte!" haltend und vor sich hin schimpfend.

"Wie lange geht das schon so?", raunte die junge Frau dem Ersten Maat zu.

"Früher haben sie sich immer wie kleine Kinder um die Black Pearl gefetzt", begann Gibbs.

"Seit Barbossa die Queen Anne's Revenge besitzt, gibt es keinen Streit mehr um Jacks Galeone - nein, stattdessen haben sie ein neues Thema gefunden!", knurrte er und zog eine Grimasse. "Sie zanken sich ständig darum, wer das bessere Schiff besitzt. Sie finden jeden Tag weitere Dinge, die sie vergleichen könnten, und sei es die Farbe der Planken. Aye, sogar darum haben sie sich schon gestritten! Du solltest ihnen mal den ganzen Abend zuhören - es gibt kaum noch ein anderes Thema, wenn sie miteinander reden." Gibbs war unwissend dazu übergegangen, die Schiffbrüchige zu duzen; dieser war das jedoch relativ egal. Es entlockte ihr sogar ein kleines Lächeln.

Inzwischen hörte die Hälfte der Anwesenden den beiden Streitenden belustigt zu; nicht Wenige hatten ein breites Grinsen aufgesetzt.

Dieses Gezanke war ihnen nur allzu vertraut!
 

Scrum hatte die Arme vor der Brust verschränkt, sich den alten Dreispitz etwas tiefer ins Gesicht gezogen und lehnte mit einer lässigen Haltung an der Wand, amüsiert der Auseinandersetzung zwischen Captain Sparrow und seinem Gegenspieler belauschend. Seit ihrer gemeinsamen Reise zur Quelle der Ewigen Jugend waren nun schon zehn lange Jahre vergangen und noch immer war es ein seltsames Gefühl, hier nun an Bord der Black Pearl zu sein. Hätte er damals kein Glück im Unglück gehabt, dann wäre er von einer widerspenstigen, bösartigen ... unglaublich attraktiven, wunderschönen Meerjungfrau verschlungen worden und würde nun nicht unter seinem jetzigen Captain einen guten Bootsmann abgeben. Als Captain Barbossa seine Rache an Blackbeard ausgeführt und ihn ins Jenseits befördert hatte, um danach dessen Schiff und Crew zu beanspruchen, hatte Scrum sich kurzfristig dazu entschieden, nicht länger auf der Revenge anzuheuern und war nach einem kurzen Gespräch mit Captain Sparrow zu dessen Crew gewechselt. Nicht, dass er unter Hector Barbossa einen schlechten Captain und Befehlshaber sah, ganz im Gegenteil: Er schätzte den Mann, der den Teufel der See persönlich in einem Duell besiegt und mit einem vergifteten Schwert durchbohrt hatte. Doch mit seiner Zeit auf der Fregatte hatte er mit Jack Sparrow so etwas wie Freundschaft geschlossen. Er erinnerte sich an den Abend zurück, als die junge Miss Teach Sparrow an Deck der Queen Anne's Revenge das Ritual des Jungbrunnens verraten hatte und fragte sich, was aus der temperamentvollen Spanierin inzwischen geworden war. Nach Captain Sparrows Erzählungen hatte er sie tatsächlich auf einer Insel ausgesetzt, nachdem er ihrer unbändigen Wut und Mordlust begegnet war - doch er wurde das Gefühl nicht los, Blackbeards Tochter nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.
 

Hector hatte die Diskussion mit Jack inzwischen in eine andere Richtung gelenkt - nun ging es nicht mehr um die beiden Schiffe selbst, sondern um deren Besatzungen. Seit einigen Jahren achtete der Piratenlord genauestens darauf, wen er an Bord seiner geliebten Fregatte anheuerte und wen nicht: Ihm war es wichtig, unter den Mitgliedern seiner Crew ein paar kampferprobte Männer zu haben, während Sparrow jeden Piraten an Bord ließ, den er kriegen konnte. Und das war eines der nächsten Dinge, die er in seinem Wortgefecht mit seinem Erzfeind ansprach, denn das frustrierte Gesicht Jacks hatte ihm eine diebische Freude bereitet, als er ihm von der Geschwindigkeit seines Schiffes erzählt hatte.

"Im Gegensatz zu dir, Sparrow, achte ich auf die ... Beschaffenheit meiner Crew. Viele meiner Männer wären in einem Duell tödliche Gegner."

Hector unterschätzte die Besatzung des karibischen Piratenfürsts auf keinen Fall; oft genug hatte er gesehen, wie sie ihren Captain aus dem ein oder anderen Schlamassel gezogen hatten, ganz zu schweigen von der Rettungsaktion aus Davy Jones' Locker. Doch er wusste genau was es hieß, ehrliche Meinungen und Anerkennung unter einer schattenhaften Fassade zu verstecken, und zu gern würde er wissen, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde ...
 

Im Raum wurde es urplötzlich stiller, die meisten der Männer im Mannschaftsdeck warfen dem Captain der Queen Anne's Revenge empörte oder gar giftige Blicke zu, die er jedoch gekonnt ignorierte.

Auch Sparrow klappte den Mund mehrmals auf und zu, wie ein Fisch auf dem Trockenen, bevor er hörbar nach Luft schnappte und zum Gegenangriff ansetzte: "Soll das heißen, du zweifelst an der Treue meiner Crew?!"

"Denk nach, Jack", erwiderte der Angesprochene etwas ungeduldig, "ich rede nicht von der Treue, sondern von ihren Kampfkünsten."

"Meine Männer können genauso gut mit Entermesser, Schwertern und Pistolen umgehen wie deine!", fauchte der Captain.

"Das wage ich zu bezweifeln." In seiner Stimme schwang ein leises, tiefes Lachen mit, das Sparrow die mit Kohle umrandeten Augen verengen ließ.
 

Nun konnte es nur noch zunehmend interessant werden. Hector richtete seine Aufmerksamkeit nur für einen winzigen Moment auf die Schiffbrüchige, die vor Kurzem unwirsch die Versammlung der Bruderschaft unterbrochen hatte und die er vor einer weiteren Bekanntschaft mit dem Meer bewahrte - und dieser kleine Augenblick reichte ihm aus, um sie eingehend zu studieren.

Die junge Frau, die er höchstens auf Ende Zwanzig schätzte, hatte etwas ungewöhnlich stolzes und selbstbewusstes an sich, wie ihm schon des Öfteren beim Hohen Rat aufgefallen war und ihn unwillkürlich an den weiblichen König der Bruderschaft erinnerte. Das lange, gelockte Haar war an den Spitzen noch nicht ganz getrocknet und konnte schon fast mit der Farbe von dunklem, flüssigen Gold verglichen werden. Die dunkelblauen Augen funkelten amüsiert und auf den schmalen Lippen zeichnete sich der Hauch eines Lächelns ab, was überhaupt nicht zu ihrem noch recht kränklichem, blassem Aussehen passte. Die Spuren der vielen Tage, die sie ohne Schiff auf dem Ozean verbracht hatte - und das ohnmächtig - waren immer noch deutlich an ihr zu sehen. Ihre zierliche Gestalt war in einen beeindruckend schwarzen Mantel gehüllt und nur zweimal hatte er sie ohne das dunkle Stück Stoff gesehen; darunter konnte man die Ärmel eines weißen Hemdes und den Ansatz eines Gürtels mit silberner Zierschnalle sehen. Der Rest war unter dem Mantel gut verborgen - und das war es, was er herausfinden wollte. Sie hatte sich den Waffengürtel sicherlich nicht umsonst gekauft ...
 

"Was soll das heißen, du wagst es zu bezweifeln?", brauste Jack auf.

"Nun ..." Hector hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete die junge Frau, die ihm gegenüber saß, nun genau.

"Vor nicht allzu langer Zeit habe ich gehört, dass ... gewisse Personen in deiner Crew nicht einmal mit einer einfachen Pistole umgehen können." In die letzten Worte seines Satzes legte er einen Spott, der seine Wirkung nicht verfehlte, denn die Schiffbrüchige fühlte sich sehr wohl angesprochen. Alle Anwesenden im Speiseraum hielten den Atem an; eine schon fast hörbare Stille legte sich über die Besatzung und die Captains, nicht wenige Blicke richteten sich unverwandt auf die beiden Rivalen, deren Diskussion langsam aber sicher aus dem Ruder zu laufen schien.

Hector betrachtete zufrieden die junge Frau, die beabsichtigt langsam den Kopf hob, nach der Stimme suchte, die sie soeben eindeutig angesprochen hatte und ein zuckersüßes Lächeln aufsetzte, als sie dem Blick des Piratenlords der Kaspischen See begegnete - aus ihren Augen schossen jedoch gefährliche Blitze, die jedem anderen Mann einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätten; Barbossa aber spielte die Ruhe in Person. Sarah entging die abwartende, schon fast lauernde Aufmerksamkeit ihres Gegenübers nicht und sie fragte sich im nächsten Moment, woher der Piratenfürst das Wissen über ihre Schwäche hatte, mit Pistolen umzugehen.
 

"Ihr bezweifelt also meine Kampfkünste, Captain Barbossa?", fragte sie mit einer gefährlichen Ruhe, die nicht nur bei Jack und dessen Vater sofort alle Alarmglocken schrillen ließ.

"Verzeiht, wenn das ein wenig unwirsch klingt, Missy, aber ich habe Euch tatsächlich noch nie kämpfen sehen, und dass Ihr mit einer Pistole nicht umgehen könnt - nun, ich habe meine Quellen."

Die Atmosphäre knisterte förmlich vor Spannung und Hitze, als Hector sich langsam von seinem Stuhl erhob und mit humpelnden Schritten, sowie das Klopfen seines Holzbeines den Tisch umrundete, während er dabei weiterredete, als wäre es das normalste von der Welt, eine offenbar sehr temperamentvolle Frau mit Worten herauszufordern. Ausnahmslos alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Er lehnte sich gemütlich gegen den vordersten Mast der Black Pearl, warf amüsiert einen Blick in die Menge, die erneut den Atem angehalten hatte und fuhr unbeirrt fort: "Mit Verlaub, aber jeder Pirat, der den Umgang mit einem Degen oder Schwert beherrscht, sollte auch mit einer einfachen Pistole schießen können. Wie wollt Ihr Eure Gegner sonst aus der Ferne ausschalten, Miss Blackwood?"

Nun erhob auch Sarah sich von ihrem Platz mit der lauernden Eleganz eines Raubtieres, das soeben seine Beute gesichtet hatte, baute sich etwa dreizehn Fuß (vier Meter) entfernt direkt vor Barbossa auf, um ihrem Gegenüber in die Augen sehen zu können.
 

"Glaubt mir, ich habe so meine ... Methoden."

Jack bekam eine ungewöhnliche Gänsehaut und ein sehr fieses Gefühl beim Anblick Sarahs, auf deren Lippen sich langsam ein angriffslustiges Lächeln zeigte, bei dem augenblicklich wohl jeder vernünftige Mensch die Flucht ergriffen hätte. Er dachte jedoch nicht daran, dieses kleine Schauspiel zu unterbrechen und wartete hibbelig und gespannt wie ein kleiner Junge darauf, dass sein neues, 'unfreiwilliges' Besatzungsmitglied seinen Erzfeind vor aller Augen demütigte.

"Ach, tatsächlich?", höhnte Barbossa und reckte das Kinn, "dann beweist es mir!"

Wie zu einer einladenden Geste breitete er die Arme aus, sich sehr genau bewusst darüber, dass er die Schiffbrüchige damit nur noch mehr provozierte. Sarah schürzte abschätzend die Lippen, als würde sie tief über etwas nachdenken, dann zog sie einen Schmollmund.

"Macht Ihr es mir so einfach?", spottete sie nun zurück. Captain Teague war wohl der einzige im Raum, dem die rasche, kaum merkliche Bewegung ihrer Hand nicht entging, die plötzlich unter dem schwarzen Mantel verschwand und den Wächter des Kodexes nichts Gutes vermuten ließ. Auch Barbossa hatte die Finger bereits provokant um den Griff seines Säbels gelegt.

"Ich würde ... wehrlose Frauen niemals angreifen oder gar töten, weshalb ich Euch den ersten Schritt lasse", erwiderte er mit einem herausfordernden Glitzern in den Augen, wurde jedoch stutzig, als die junge Frau nichts darauf antwortete.

"Was ist los, Missy, seid Ihr etwa zu feige, um m-"

Seine letzten Worte gingen unerwartet in einem sekundenschnellen Surren und Zischen unter, das die stickige Luft förmlich zerschnitt und dann von einem Geräusch begleitet wurde, welches davon zeugte, dass Stahl sich durch Holz hindurchbohrte und dort auch steckenblieb.

Einige Sekunden herrschte vollkommene Stille; dann verwandelte sich Sarahs angriffslustiges in ein triumphierendes Lächeln; die gesamte Besatzung brach in lautes, höhnisches Gelächter aus - selbst Thomas hatte mit einem ungnädigen Lachkrampf zu kämpfen und hielt mühsam die Tränen zurück.
 

Captain Barbossa, der für seine Reaktionsgeschwindigkeit, sein Geschick und seine Erfahrung im Umgang mit Waffen bekannt war und von jedem Piraten gefürchtet wurde, wich alle Farbe aus dem Gesicht, während er vollkommen perplex versuchte, das soeben Geschehene zu verarbeiten.

Sarah Blackwood hatte den Piratenfürsten buchstäblich an die Wand genagelt: Sie hatte die Gunst der Stunde genutzt, in der er einen winzigen Augenblick lang unaufmerksam gewesen war, hatte blitzschnell zu den Waffen gegriffen und mit fünf kurzen, aber mit tödlich scharfen Klingen versehenen Dolchen nach ihm geworfen.

Irritiert bemerkte Hector, dass er sich plötzlich kein Stückchen mehr bewegen konnte, warf einen vorsichtigen Blick auf die Stellen, an denen er soeben einen merkwürdigen Druck verspürt hatte und schluckte seine aufkeimende Wut beim Anblick der lachenden Männer hinunter, während sein Gesicht eine tiefrote Farbe annahm.

Das würde Rache geben!

Der linke Ärmel seines graublauen Mantels war durch die Spitze eines silbernen Dolches durchbohrt, der in den hölzernen Planken der Wand hinter ihm steckte, ebenso wie der rechte. Auch die Außenränder seiner schwarzen Stiefelhosen waren nicht verschont geblieben.

Erst jetzt bemerkte er den brennenden Schmerz auf seiner linken Wange und wurde sich unmittelbar danach des fünften Dolches bewusst, der den Kragen seines Hemdes an die Wand genagelt hatte und die Klinge dabei wohl eine kleine Schramme hinterlassen haben musste.
 

Das Gelächter der Männer beruhigte sich langsam, die ihre Aufmerksamkeit wieder vollends auf das Geschehen richteten. Sarah fühlte so etwas wie Genugtuung in sich aufsteigen, als sie sich ihrem mehr als nur zornigen Herausforderer gegenüber sah.

"Ihr wagt es -!", fing der Captain an, schnappte empört nach Luft und wollte eine Schimpftirade starten - allerdings fehlten ihm mal wieder die passenden Worte, und das innerhalb von ein paar Stunden! Peinlich berührt senkte er den Blick und ballte die Fäuste, den Gesichtsausdruck Sparrows mühsam ignorierend, und hätte er sich bewegen können, wäre er in diesem Augenblick am liebsten wie ein Berserker mit dem Säbel auf die Frau losgegangen, um ihr zu zeigen, wer hier die Oberhand hatte.

Die Schiffbrüchige ging mit herausfordernd langsamen Schritten auf ihren Gegner zu, blieb direkt vor ihm stehen und stützte sich lässig mit einer Hand an den morschen Planken ab, sodass er fast gezwungen war, den Blick wieder zu heben und tödliche Blicke auf sie abzufeuern.

"Ja, ich wage es", hauchte sie wieder mit dieser honigsüßen Stimme, sich nicht bewusst, dass sie damit noch mehr Öl ins Feuer goss.

"Ihr hättet die Möglichkeit gehabt, mich zu töten", knurrte Barbossa, "nur ein einfacher Handgriff hätte genügt. Warum habt Ihr es nicht getan?"

Er kannte diese Sorte von Frauen, die sich nicht umsonst Piratinnen nannten und in ihren besonders temperamentvollen Momenten mit teuflischen Furien zu vergleichen waren. Er zweifelte nicht daran, dass die Tochter des Mannes, den er vor zehn Jahren zurück in die Hölle geschickt hatte, unweigerlich sofort auf ihn losgegangen wäre, hätte ihr Herz in diesem Moment vor Trauer um ihren Vater nicht geblutet, als sie ihn um sein Leben ringend am Boden liegen gesehen hatte - und die Schiffbrüchige, die er hier nun vor sich hatte, war keinen Tick besser! Auch Elizabeth Turner war inzwischen eine nicht zu unterschätzende Gegnerin geworden.
 

Sarah lachte ganz leise, aber deutlich amüsiert auf.

"Wieso sollte ich Euch töten? Ich könnte es zwar - aber besonders viel Sinn sehe ich nicht darin."

Das Nächste, was Sarah tat - und sie war sich durchaus über die Wirkung auf diesen Mann bewusst - nahm ihm schon fast die Luft zum atmen; gleichzeitig weckte ihr nächster Satz einen Zorn in ihm, der beständige Wut auf diese Frau versprach. Und er schwor sich, sobald er die Gelegenheit dazu hatte, würde dieses unfassbar freche Weibstück seine Rache zu spüren bekommen!

"Außerdem töte ich keine ... wehrlosen ... Männer."

Bei jeder kleinen Pause, die sie absichtlich zwischen ihre Worte legte, kam sie ihm provokant nahe - so nahe, dass sich schon fast ihre Nasenspitzen berührten und er ihre geflüsterten Worte einen Augenblick lang auf den Lippen spüren konnte. Verflucht, diese Frau wusste ganz genau, wie man mit Gegnern wortwörtlich spielte, und es fiel ihm verdammt schwer, das zu ignorieren.

Sarah nutzte die kurze Gelegenheit, als sie bemerkte, wie ihr Herausforderer mit sich und seiner Wut rang, schloss die Finger um den Griff des Dolches, der seinen Kragen an die Wand genagelt hatte und zog ihn mit einem Ruck aus dem Holz, ohne dabei den Blick von ihm abzuwenden. Dann hielt sie die leicht rötlich schimmernde Klinge direkt vor seine Augen.

"Spielt nicht mit dem Feuer, Captain Barbossa. Ich warne Euch!"
 

Ihre letzten Worte entsprachen mehr einem wütenden Zischen denn eines Flüsterns, was ihn ungemein überraschte. Erst spielte sie mit ihm - und verfehlte ihre Wirkung dabei keinesfalls ...! - dann schlug ihre Laune so plötzlich um und es lag ein gefährliches Glitzern in ihren Augen, das sogar ihn kurz schaudern ließ.

Nun war es an ihm, ihr die Stirn zu bieten - wenigstens mit Worten, da er immer noch bewegungsunfähig war - und knurrte mit ebenso gefährlich ruhiger Stimme: "Glaubt nicht, dass ich mit Euch schon fertig bin, Missy. Ich war unvorbereitet auf Euren Angriff, aber das nächste Mal zieht Ihr den Kürzeren, denn jetzt weiß ich, wie ihr in einem Duell vorgehen würdet. Ihr habt mich vor ausnahmslos allen Männern hier blamiert - und vor Sparrow! - glaubt nicht, dass ich das einfach so auf mir sitzen lasse. Ihr vergesst, wer ich bin!"

Sein Ton war im Verlauf seiner Drohung zu einem leisen, zornigen Fauchen geworden und Sarah entging nicht, wie er es in seiner Rage und seiner unbändigen Wut geschafft hatte, sich von den lästigen Dolchen zu befreien. Mit einer stummen Glut in den Augen, die so ziemlich jeden Gegner in die Flucht geschlagen hätte, drückte er sie beiseite und rauschte mit gesenktem Blick sowie immer noch hochrotem Gesicht an ihr vorbei, bevor die Zugangstüren zum Speiseraum lautstark zufielen.

Sie hatte es sich eindeutig mit ihm mehr als nur verscherzt - und sie wusste, er würde nicht zögern sie zu töten, wenn er ein kaltblütiger Mörder wäre.
 

Mit geschürzten Lippen neigte Jim den Kopf leicht zu Captain Teague hinüber, der nach wie vor neben ihm an der Wand lehnte, jedoch zu einer Salzsäule erstarrt zu seien schien.

"Das war ...", begann er, fand aber nicht die passenden Worte, die eine ungewöhnliche Kampfkunst wie die Sarahs beschreiben konnten.

"... erstaunlich", beende sein Gesprächspartner mit einem beunruhigten Knurren Jims Satz, ohne dabei den Blick von der Schiffbrüchigen, die sein Sohn vor kurzem aufgegabelt hatte, abzuwenden.

"Nich' schlecht, Kleine", unterbrach Pintel dann die lautlose Stille, während sich auf seinen Gesichtszügen etwas verblüfftes zeigte und sein nächster Satz wie ein Lob für die junge Frau klang.

"Nur Wenige schaffen es, einen geübten Schwertkämpfer wie ihn zu besiegen ... oder gar zu überlisten. Er is' normalerweise ziemlich gerissen und clever!"

"Aye, das war nicht übel!", grinste Scrum, während um das Geschehen herum anerkennende Pfiffe und schätzende Rufe erklangen.

"Hab' ihn noch nie so aus der Fassung gesehen."

"Ihr habt Barbossa an eine sichere Grenze des Wutausbruchs gebracht, Mädchen", nickte nun auch Teague und tippte sich feixend mit zwei Fingern gegen den Hut.

"... und ihn richtig blöd dastehen lassen!", freute sich Jack, der förmlich aus dem Häuschen war.
 

Sarah rollte über das Kommentar ihres Captains mit den Augen, grinste jedoch von einem Ohr zum anderen, als allgemeiner Beifall laut wurde, und verbeugte sich leicht in Richtung der immer noch teils sprachlosen Männer.

"Er hat's verdient", rief sie und zuckte gleichgültig mit den Schultern, "er ist doch selbst Schuld, wenn er mich provoziert."
 

Während die Schiffbrüchige wieder ihren alten Platz einnahm, um ihr Mahl zu beenden und dabei lobendes Schulterklopfen von Gibbs erntete, war Captain Teague tief in seine Überlegungen versunken.

"Ich kenne Barbossa", flüsterte er dann dem jungen Piraten neben ihm zu, "er fordert nicht ohne Grund irgendjemanden heraus."

Und als es auch hinter Jims Stirn zu arbeiten begann und Jack dieses für ihn typische Dauergrinsen, wenn ihm etwas eine diebische Freude bereitete, wohl einige Tage lang nicht mehr loswerden würde, Barbossa sich in seine Kajüte zurückgezogen hatte, wütend seinen alten Hut auf den Tisch warf und das allgemein heitere Getümmel unter Deck noch weitere zwei Stunden munter anhielt, spielte sich in Port Royal auf Jamaika eine ganz andere Szene am Schreibtisch des dortigen Gouverneurs ab, die bald eine erschreckende Auswirkung auf die weiteren Geschehnisse in der Karibik haben würde ...

Beunruhigende Ereignisse

11. Kapitel - Beunruhigende Ereignisse


 

Die Morgendämmerung hatte gerade erst begonnen und nur zögerlich legten sich die ersten leuchtenden Sonnenstrahlen über die noch verschlafene Hafenstadt Port Royal, ließen den Staub in ihrem Licht vor den Fenstern tanzen und weckten vereinzelt schlaftrunkene Einwohner, deren Kinder zum größten Teil bereits munter durch die Straßen tobten.

Durch die Gassen zog sich ein feiner Nebelschleier, der den gestrigen Nieselregen ablöste, tropische Vögel im umliegenden Dschungel-Gebiet, das zu Jamaika gehörte wie ein Seemann auf ein Schiff, begannen mit ihrem morgendlichen Gesang und auch andere exotische Tierarten gaben vertraute Laute von sich.
 

Sir Edward Theodore Hunter, der Vorsitzende der East India Trading Company und somit seit einem Jahrzehnt Nachfolger von Lord Cutler Beckett, verließ die HMS Success - die soeben in der Hafenbucht von Port Royal ihren Anker geworfen hatte - mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, einem aufrechten und stolzen Gang und in einer für die EITC typischen dunkelblauen Uniform mit goldenen, funkelnden Verzierungen.

Seit sein alter Freund Cutler wegen diesem widerwärtigen Pack von Piraten das Zeitliche gesegnet hatte, hatte auch er, sein gewählter Nachfolger, sich zunehmend verändert und erkannt, welche Bedrohung die Seeräuber darstellten. Damals noch ein eifriger Jungoffizier, hatte er mit der Zeit dazu gelernt und war durch seinen Tatendrang und auch einen gewissen Heldenmut zum Vorsitzenden aufgestiegen.

Der Tod dieses Mannes und langjährigen Freundes war ihm sehr nahe gegangen und entschlossen darüber, in dessen Fußstapfen zu treten und an seiner Stelle diese Seuche auf den Sieben Weltmeeren - Piraten! - auszulöschen, war er strenggenommen sehr mit dem alten Vorsitzenden, der für Westafrika verantwortlich gewesen war, zu vergleichen.

Dieselbe entschlossene Haltung, ebenso das stolze und befehlshabende Gebaren, kalte, tiefschwarze Augen, in denen eine stumme Glut zu funkeln schien und Macht und Einfluss deutlich präsentierend, keine Widerworte von Untergeordneten zulassend. Lediglich zwei Dinge unterschieden den noch recht jungen Mann von Lord Cutler Beckett: Ihm war das Leben von Verurteilten - die damals teilweise schon allein wegen vermutetem Kontakt zu einem Piraten gehängt worden waren - nicht ganz so gleichgültig und egal, denn von Sir Edward Hunter konnte man durchaus behaupten, dass er dem Ruf eines fairen Mannes gerecht wurde. Zum Anderen hatte er eine viel gefährlichere, sogar noch mehr ausgeprägtere Eigenschaft an sich: Hartnäckigkeit und das unablässige Verfolgen eines Zieles, bis dieses unabdinglich erfüllt war. Auch sein Vorgänger hatte nach diesen Regeln gehandelt, doch immer noch nicht standhaft und schnell genug, fand der Vorsitzende der East India Trading Company.
 

So kam es, dass er dem Captain der HMS Success vor wenigen Stunden den Befehl gegeben hatte, sofort die Segel bei voller Fahrt zu setzen und sich nach Port Royal - einem englischen Hauptsitz der Royal Navy, ihren nach wie vor Verbündeten - aufzumachen, um den dortigen Gouverneur und den britischen Stabsoffizier Admiral Leon Brookstone von dem Geschehen, das sich gestern Nacht auf der eigentlich geplanten Überfahrt nach London ereignet hatte, zu unterrichten. Das, was vor ihren Augen passiert war, war zutiefst beunruhigend gewesen und würde nun, da eines der größten und wichtigsten Handelsschiffe der EITC - die HMS Comet - Vergangenheit war, eventuelle schwere Folgen mit sich bringen, für die sofort nach einer Lösung gesucht werden musste. Nun, die Beschreibung 'zutiefst beunruhigend' war noch reichlich untertrieben, dieser Meinung war jedenfalls Edward Hunter.

In den streng geheimen Unterlagen der EITC war so einiges vermerkt, was auf den ersten Blick wie pure Märchen und Geschichten klang, Spott und Unglauben hervorrief, doch hörte man sich die Augenzeugen an - die keinesfalls unwichtige Persönlichkeiten und zudem Mitglieder der Company oder Navy waren - kam man nicht drumherum, dass in diesen Unterlagen definitiv die Wahrheit steckte. Die Karibik war ein Ort, an dem Unmögliches zu Möglichem wurde, ein herzloser Davy Jones auf der Flying Dutchman Angst und Schrecken mit seinem Kraken verbreitet hatte, Hexen, Voodoo-Priesterinnen und Meeresgöttinnen ihr Unwesen trieben, schreckliche Flüche einige eifrige Schatzsucher heimsuchten und nun, auch seit Kurzem, riesige Kriegsschiffe plötzlich auf See in einem undurchsichtigen, schwarzen Nebel verschwanden und nicht mehr daraus auftauchten, bis man sich plötzlich einem kläglichen Schiffswrack, das auf Felsenriffe oder Ähnlichem auf unerklärliche Weise aufgelaufen war, gegenüber sah - ohne Überlebende.
 

Die HMS Comet war ein prächtiges Schiff gewesen und was von ihr übrig geblieben war, war ein riesengroßer Haufen Holz, Planken, Masten und zerfetzte Segel auf dem Grund des Meeres und Teile davon schwimmend an der Oberfläche des Wassers. Alle Waren, die das Handelsschiff zusammen mit der HMS Success transportiert hatte, waren vollkommen unbrauchbar geworden. Keinen einzigen Mann hatten sie noch retten können, nachdem die Pulverkammer des Schiffes wohl Feuer gefangen hatte und die Explosion danach es wortwörtlich in alle Einzelteile zerfetzt hatte. Der Geruch nach verbrennenden Leichen, Blut und züngelndem Feuer hatte eine Übelkeit und ein schmerzhaftes Gefühl in dem Vorsitzenden hervorgerufen, das er genauso wenig schnell vergessen konnte wie das traurige Bild, das sich ihm und der unter Schock stehenden Besatzung geboten hatte.

Der undurchsichtige, graue Rauch, der vom Feuer hergerührt hatte und der mysteriöse dunkle Nebel hatten sich miteinander vermischt und die Besatzung sowie den Captain dazu gezwungen, die Segel einzuholen, um das Tempo des Schiffes zu verringern und durch übereilte Handlungen ein Auflaufen auf Riffe, Klippen oder Gestein zu verhindern. Sie waren ohnehin praktisch dazu gezwungen gewesen, durch den düsteren Nebel hindurchzusegeln.
 

Edward Hunter war sich darüber bewusst, dass dieses Ereignis niemals hätte natürlich sein können. Ein Schiff fuhr nicht eben einfach so in plötzlich auftauchenden Nebel und rammte zufällig spitze Klippen, um danach abrupt Feuer zu fangen, zu explodieren und keine Überlebenden zurückzulassen. Nein! - Das, was sich vor wenigen Stunden zugetragen hatte, als die (beunruhigend) tiefschwarze Nacht noch den Horizont beherrscht hatte, war keinesfalls mit rechten Dingen zugegangen.

Schreckliche, mordlustige Bestien, unsichtbare Mächte oder dunkle Magie musste für diesen tragischen Verlust verantwortlich gewesen sein. Und wenn er an die geheimen Akten der EITC dachte, war Edward sich fast sicher, dass das Dilemma etwas mit den verhassten Piraten zu tun haben musste. Denn nur diese - wie er bereits schmerzhaft bei Blackbeard, dem einstigen Teufel der See hatte feststellen müssen - beherrschten solche mysteriösen und beunruhigenden Künste. Davy Jones hatte einen Kraken unzählige Schiffe verschlingen lassen, Blackbeards lebloser Körper hatte nach seiner Enthauptung dreimal die mächtige Fregatte schwimmend umrundet und war zurück an Bord geklettert, warum sollte es also nicht im Bereich des Möglichen liegen, dass ein ähnlicher, erneuter Schrecken die Sieben Weltmeere beherrschte, von Piraten oder Göttern geschaffen?
 

Zu oft hatte er gesehen, zu was diese Menschen fähig waren.

Zu oft war er dabei gewesen, wie ruchlose Piraten seine Kameraden erbarmungslos niedergestochen hatten - oder sie gar wie Edward Teach (Dass der ehemalige Teufel der Sieben Weltmeere auch noch denselben Vornamen trug, entlockte ihm ein spöttisches Schnauben) allein mit dunkler Magie in die Knie zwangen und sie zu Tode quälten.

Nein. Ein solches Geschehen durfte nicht noch einmal unschuldige Menschen in die Tiefen der Meere ziehen, sollte kein weiteres Mal ein wertvolles Schiff und dessen Güter vernichten, die lebenswichtig für die Einwohner britischer Gebiete waren. Seine scharfen Sinne sagten ihm, dass es niemals bei einem einzigen Schiff der EITC bleiben würde und die alarmierende Gefahr, die sich bereits seit mehreren Wochen schleichend über die Atmosphäre auf See gelegt hatte, ließ ihn wissen, dass sich etwas Ruheloses wie ein drohender Schatten auf sie alle zubewegte.

Der Gouverneur, der die große Ladung an Nahrung, Medikamenten, Gewürzen und Stoffen der HMS Comet für seine Stadt und deren Bevölkerung bereits erwartet hatte, musste von diesem Unglück unterrichtet werden, ebenso wie ihre Verbündeten der britischen Royal Navy. Wie sollte er dem Vizekönig von Port Royal bloß erklären, dass seine Bürger ein bis zwei weitere Wochen auf Nachschub von Ware warten mussten? Hoffentlich konnten sie sich bis dahin noch ausreichend versorgen, denn bis das nächste Handelsschiff die Hafenstadt erreichte, verging noch einige Zeit. Die Ladung der HMS Success war, wie er sich erneut ins Gedächtnis rief, für die britische Hauptstadt London bestimmt. Die Handelswaren, die die HMS Comet transportiert hatte, war hoffnungslos zerstört worden und in Flammen aufgegangen.
 

Unglücklich und mit einem sehr unguten Gefühl biss er sich auf die Unterlippe und schlug den Weg zum Sitz des Gouverneurs ein. Um zu dieser mächtigen Villa zu gelangen, musste er sich lediglich drei Straßen nach rechts halten, das Viertel der Adeligen Bewohner durchqueren und dem gepflasterten Weg folgen, der zu den großen, silbernen Pforten führte.

Dieser mysteriöse, schwarze Nebel war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sich über mehrere Seemeilen erstreckt, die unheimlich finster wirkende Nacht noch mehr verdunkelt und bei seinem Anblick eine plötzlich aufkommende Angst in ihm geschürt, die für einen Mann wie ihn keinesfalls hätte vernünftig seien können.

Edward stellte sich einem Kampf, wenn er sich nicht verhindern ließ und begegnete den Feinden des britischen Empires niemals mit Furcht oder Feigheit. Aber etwas an diesem dunklen Nebelschleier hatte ihm deutlich gemacht, dass dieses Geschehen nicht einmal annähernd hätte normal seien können und alle Alarmglocken in ihm zum schrillen gebracht.

Denn - wie er fast mit einem Augenrollen und einer spöttischen Bemerkung über sich selbst dachte - Nebel war noch niemals schwarz gewesen, und als die sich künstlerisch um das Schiff schlingenden Schwaden seine Haut berührt hatten, hatten sich plötzlich eine eisige Kälte, tief sitzende Verzweiflung und alarmierende Angst in ihm breitgemacht, dass er fast buchstäblich hatte fühlen können, wie sich diese Dinge zu einer imaginären Hand gebildet, um sein Herz geschlossen und zugedrückt hatten, bis er geradezu in die Knie gezwungen worden war. Eine Todesfurcht hatte sich wie ein finsterer Schatten über ihn gelegt und ihm die Kehle zugeschnürt, bis er geglaubt hatte, nicht mehr atmen zu können und ein seltsamer Schwindel hatte von ihm Besitz ergriffen, dass ihm schwarz vor den Augen geworden war. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn der selbstlose Kapitän des Schiffes sich nicht aufgerafft hätte - da dasselbe wohl auch ihm widerfahren war - und mit ein paar Männern, die dem Bann ebenfalls entkommen waren, ein unglaubliches Wendemanöver hingelegt hatte, um diesem nachtschwarzen Schleier den Rücken zu kehren. Und hätte Hunter sich in diesem Moment nicht umgesehen, wäre ihm gar nicht aufgefallen, dass um sie herum ein plötzlich aufkommender Sturm gewütet und riesige Wellen über das Deck gespült hatte, die viele tapfere Männer mit sich gezogen und für große Verluste gesorgt hatten. Doch waren die Männer diesem heillosen Unglück noch irgendwie entkommen, unmittelbar danach aber dem schockierenden Schiffswrack der HMS Comet begegnet, die nur eine halbe Stunde vor ihnen gelegen hatte.
 

Er schüttelte sich, um diese unschönen Gedanken loszuwerden. Jetzt galt es zuerst, dem Gouverneur und dem Stabsoffizier ebendieses Schicksal des ehemals schönen Schiffes darzulegen, um sofort eine Lösung für das Problem zu finden. Und - fast noch viel wichtiger - dieses Mysterium von tiefschwarzem Nebel möglichst schnell aufzuklären, bevor diese Gefahr zu einem drohenden Unheil für alle Seefahrenden und vielleicht sogar die zivile Bevölkerung werden konnte. Koste es, was es wolle, denn Sir Edward Theodore Hunter spürte in jeder einzelnen Faser seines Körpers, dass diese unbekannte Gefahr auf See noch weitere Opfer fordern würde ...
 


 

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Resigniert seufzend verfolgte Captain Jack Sparrow die rotierende Nadel des Kompasses in seiner rechten Hand, während er mit der linken das hölzerne Steuerrad seiner geliebten Black Pearl festhielt und extrem verunsichert - was er sich jedoch keinesfalls anmerken lassen würde, und seiner Crew gegenüber schon gar nicht! - den Kurs korrigierte. Ja, die launische Meeresgöttin und seine Begleiter hatten Recht behalten: Er war nur ein einziges Mal in Singapur gewesen, und das als gerade mal zwölf Jahre alter Junge, während sein Vater die Misty Lady, eine einst schöne Galeone, die leider der Vergangenheit angehörte, durch einen tosenden Sturm gesteuert hatte. Demzufolge kannte sein langjähriger Erzfeind den Weg dorthin eindeutig besser - und, wenn er sich nicht täuschte - inzwischen sogar ohne Kompass und vielleicht einem gelegentlichen Blick auf die Seekarten. Seines Wissens nach war Hector bereits vier- oder fünfmal in dieser riesenhaften Stadt gewesen; nicht zuletzt, um zusammen mit einer gewissen Elizabeth Turner (damals noch Swann) Sao Feng zu überzeugen, ihm ein Schiff und eine Crew zur Verfügung zu stellen.
 

Entmutigt musste Jack feststellen, dass er und seine Begleiter wohl nur mit Hector Barbossa innerhalb von 'kurzer' Zeit (vom Captain geschätzte zweieinhalb Monate) an ihr Ziel kommen würden. Er bezweifelte, dass der Piratenlord des Kaspischen Meeres sich mit dieser offensichtlichen Blamage gestern Abend bereits abgefunden hatte, denn er hatte sich weder zum 'Frühstück' - wenn man das auf einem Piratenschiff so nennen konnte - noch zur Mittagszeit an oder unter Deck gezeigt und verweilte wohl nach wie vor in seiner Kajüte. Die beiden anderen Captains hatten darauf bestanden, auf seinem Schiff eine Koje statt einer Hängematte zugeteilt zu bekommen, was er ihnen nicht verübeln konnte. Sein Vater war es als jahrelanger Captain und alternder Mann - wie Jack kichernd feststellte - gewohnt, in einer solchen zu schlafen und auch Barbossa war seit langem kein einfaches Mitglied einer Besatzung mehr gewesen (und ebenfalls aus seinen besten Jahren heraus). Auch Gibbs als Erster Maat und Stellvertreter des Captains sowie Sarah - da ihr Zustand momentan alles andere als 'gesund' bezeichnet werden konnte - hatten zwei der Kajüten an Bord bezogen und so waren alle fünf der großen Schlafräume auf der Black Pearl belegt. Sollten sie also durch Zufall noch weitere Gäste an Bord bekommen, mussten diese sich mit einfachen Hängematten zufriedengeben.
 

Dieser Gedanke ließ ihn wieder in eine ganz andere Richtung abschweifen.

Wenn er Angelica früher oder später an Bord holen würde, wäre sie sicherlich auch alles andere als angetan von einer Hängematte, denn auch sie musste sich an die Vorteile eines Ersten Offiziers (jedenfalls damals, als sie mit ihrem Vater und ihm selbst zum Jungbrunnen gesegelt war) gewöhnt haben. Er konnte sich schlecht vorstellen, dass seine ehemalige Flamme ihr restliches Leben an Land verbrachte, nun, da sie einmal auf die Kosten eines Piratenlebens gekommen war. Doch unter welchem Captain sie im Moment segelte, das würde er noch früh genug herausfinden (müssen). Und als er sich wieder der Sorge um die temperamentvolle Spanierin bewusst wurde, wurde er das Gefühl eines unangenehmen Ziehens in der Brust nicht los. Die Worte Calypsos hatten ihn irgendwo tief in seinem Inneren schockiert - immerhin war eine zornige Göttin hinter der Person her, die als Letzte das Wasser der Quelle zu sich genommen hatte! Wären die Umstände anders gewesen, hätte er sofort alles in Bewegung gesetzt, um zuerst die ihm - wie er zu seinem Leidwesen zugeben musste - immer noch viel bedeutende Frau zu finden, nur, um endlich das schlechte Gewissen ihr gegenüber loszuwerden und die Angst abzuschütteln, wenn er sie heil und unverletzt vorfinden würde. Doch die Reise nach Singapur ging vor, und das wusste er nur zu genau.

Denn wenn er nicht zuerst etwas über die Göttin der Nacht herausfand, konnte er Angelica ungefähr so behilflich sein wie ein Stein. Er wollte sie nicht nur in Sicherheit wissen, sondern auch alles daran setzen, damit Nyx ihr nicht unerwartet in die Quere kam. Und er malte sich jetzt bereits aus, dass es ihr sehr missfallen würde, wenn er, Jack Sparrow, nach zehn langen Jahren einfach so plötzlich wieder in ihr Leben platzte und Beschützer spielen wollte. Da gab es noch einige harte Nüsse zu knacken und Diskussionen zu führen - dessen war Jack sich sicher ...
 

Ein erneuter, verunsicherter Blick auf das Steuerrad des Schiffes und auf seinen Kompass ließ den Captain leise und kaum hörbar einen fantasievollen Fluch ausstoßen, als ihm mit zunehmendem Groll bewusst wurde, dass er und seine Begleiter so niemals an ihr Ziel kommen würden.

"Dieser - blöde - Kompass!"

Verdammt, er hatte absolut keine Ahnung, welcher Kurs nach Singapur der richtige war! Anfangs hatte er gedacht, dass nicht einmal eine ganze Horde Stiere seinen sturen Dickschädel dazu bringen könnte, Barbossa freiwillig das Steuer zu überlassen - aber jetzt fühlte er sich durch dieses nervtötende Problem mit seinem Kompass praktisch dazu gezwungen. Nun, das war auch der eigentliche Grund, weshalb er dem Captain der Revenge überhaupt die Erlaubnis erteilte, den Boden seines geliebten Schiffes zu betreten. Und bevor sein Blick suchend über das Deck, die Takelage und die Wandten glitt, zwang er sich zur Vernunft und entschloss, jemanden unter Deck zu schicken und seinen vor sich hinschmollenden Erzfeind an das Ruder zu holen. Persönlich würde er sich ganz bestimmt nicht dieser Schande ausliefern und den Piratenfürst praktisch bitten, den Kurs zu übernehmen - Oh nein!

Und als er eine ziemlich ratlos wirkende Sarah erblickte, die soeben an Deck erschien und wohl noch nicht ganz wusste, was sie jetzt tun sollte - da Jack ihr noch keinen Posten zugeteilt hatte - wusste er bereits, wen er hinunterschicken würde, um einen gewissen sturen Piratenlord aus seiner Schmollecke zu locken.
 

"Mr. Cotton, übernehmt das Steuer!", befahl er seinem langjährigen Crewmitglied, das sich sofort zur Brücke begab und der Anordnung nachkam, während sein Captain auf den Niedergang mit recht unsicherem Schritt zusteuerte, an dem Sarah soeben erschienen war.

Diese machte eine recht hilflose Geste in seine Richtung, wie sie Sparrow mit einer Mischung aus Freude und Zweifel zwischen den arbeitenden Männern wahrnahm und schenkte ihm ein leicht verunsichertes Lächeln.

Sparrow tippte sich grüßend an seinen Dreispitz und lief zielstrebig auf die junge Frau zu, die sich inzwischen mit verschränkten Armen gegen die Reling gelehnt hatte.

"Befehle, Captain?", begrüßte sie ihn mit unsicherer, leiser Stimme und bestätigte somit Jacks Vermutung.

"Nun, ich hätte eine kleine Aufgabe für dich ...", erwiderte er mit einem flüchtigen Grinsen und rückte das mitgenommene Stück Leder auf seinem Kopf zurecht.

"Außerdem bräuchtest du noch einen Posten, wenn ich mich nicht täusche."

"Allerdings - bis jetzt hab ich noch nicht wirklich viel getan", antwortete sie beinahe entschuldigend und mit einem betretenen Blick. Jack konnte sie verstehen - er wusste, dass Sarah in diesem Moment daran dachte, was sie dem Captain schuldig war, der ihr Leben gerettet und sie aufgenommen hatte. Schmunzelnd und mit einer wegwerfenden Handbewegung versuchte er, Sarahs Verunsicherung beiseite zu wischen.

"Schon in Ordnung, Liebes. Bis jetzt warst du auch noch nicht wirklich in der Lage dazu. Welchen Posten gab dir Captain Flynt auf der Cruel Wave?"

"Nun, ich ..." - fast schüchtern blickte sie erneut gen Boden - "... eigentlich war ich so etwas Ähnliches wie ein Geschützoffizier. Nebenbei erledigte ich die üblichen Aufgaben, die an Bord nun mal anfallen, und wurde zur Hilfe gezogen, wenn es Probleme mit den Segeln oder der Takelage gab."
 

"Ge... Geschützoffizier?" Jacks Überraschung und Verwunderung war ihm deutlich anzumerken. Mit tellergroßen Augen blickte er auf die Schiffbrüchige herab - die, wie ihm auffiel, fast zwei Köpfe kleiner war als er. Ihm war die Verantwortung, die mit dieser Aufgabe verbunden war, durchaus bewusst. Ein Geschützoffizier musste in der Lage sein, eine ganze Reihe Kanonen gleichzeitig auszurichten und im richtigen Moment abzufeuern. Es dauerte Jahre, diese Kunst zu erlernen.

"Es war nicht einfach, als Frau so weit in einer Mannschaft von Piraten aufzusteigen", merkte sie an und befeuchtete sich die Lippen. "Dennoch ist dieser Posten nicht allzu schwer, wenn man erst einmal mit ihm vertraut ist." Jack meinte, einen Anflug von Bescheidenheit in ihrer Stimme herauszuhören.

"Und was ist mit den Segeln und der Takelage?", hakte er nach.

"Ein ... ein guter Freund, den ich seit meiner Kindheit kenne, hat den Beruf des Taklers erlernt und mir ein paar grundlegende Dinge beigebracht. Es sollte immer jemanden an Bord geben, der sich mit der Takelage gut auskennt - und als ich ihm erzählte, dass ich mir nicht länger vorschreiben lassen wollte, was ich zu tun und zu lassen hatte und das Meer mit Herz und Seele lieben würde, wusste er ganz genau, dass ich darauf anspielte, dieser Bande von Piraten beizutreten. Er meinte, dass ich mich innerhalb einer Crew von Seeräubern als Frau zuerst zu beweisen hatte, um aufgenommen zu werden - und so brachte er mir den Bau und die Wartung von Takelagen und Masten bei. Ich muss zugeben, dass ich damals noch ein ziemlich naives junges Mädchen war, wie alle Menschen, wenn sie versuchen, ihre Träume Wahrheit werden zu lassen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich tatsächlich in einer Seeräuber-Mannschaft lande."

Das Detail über ihren Freund aus Kindheitstagen verschwieg sie bewusst; für ihren Captain war das sicherlich nicht von Belang. Außerdem hatte sie nicht wirklich vor, mit ihm in eine Unterhaltung zu verfallen, sondern wollte sich endlich für das erkenntlich zeigen, was dieser Mann (und dessen Crew) für sie getan hatte.
 

Mit einem erstaunten, aber gleichzeitig aufmunternden Blick erwiderte er: "Anscheinend schlummert in Euch ein großes Talent."

Dass er unbewusst wieder in die Höflichkeits-Anrede überging, fiel ihm gar nicht auf, weckte aber ein wenig Stolz in der jungen Frau, die sogar ein wenig Anerkennung in den Augen des Kommandanten lesen konnte.

"Ich danke Euch, Captain", erwiderte sie strahlend.

Jack kam nicht drumherum, darüber nachzugrübeln. Für eine junge Frau in Sarahs Alter - die vielleicht gerade mal siebenundzwanzig seien musste - war es durchaus erstaunlich, innerhalb kürzester Zeit die Kunst eines Geschützoffiziers zu erlernen und nebenbei auch noch von einem Takler unterrichtet zu werden, wenn nicht gar unmöglich ... mal ganz abgesehen von ihren entzückenden Kampfkünsten, wie Jack sich breit grinsend erinnerte.

"Wenn die Pearl mal Löcher in den Segeln hat, weiß ich jetzt, wen ich dazu verdonnern kann, dort hinauf zu klettern." Mit einem fiesen Feixen deutete er mit dem Finger hinauf in die Segel und auf die Wandten, während Sarah augenrollend seiner Geste folgte. Der Ernst verfehlte seine Wirkung - dafür kannte sie ihn inzwischen gut genug.
 

"Was deinen Posten innerhalb meiner Crew betrifft ..."

Jack strich sich nachdenklich über den geflochtenen Bart und schien kurz in Gedanken versunken zu seien, bevor er mit einem flüchtigen Lächeln die mit Kohle umrandeten Augen verengte und wieder die Aufmerksamkeit der Schiffbrüchigen suchte, die ihn mit einem neugierigen, auffordernden Blick bedachte.

"Ich denke, dir ist bewusst, welche Verantwortung ein Offizier innerhalb einer Mannschaft hat."

Sarah schürzte die Lippen und nickte knapp, wohl wissend, was nun folgen würde.

"Du bist erst seit kurzer Zeit in meiner Crew", fuhr Jack fort und machte eine bedeutungsvolle Pause, "und ich nehme an, dass du dich vor Captain Flynt zuerst beweisen musstest, bevor er dich zum Geschützoffizier ernannte."

Er tauschte einen raschen Blick mit seinem Ersten Maat - der das Gespräch aus kurzer Entfernung wohl mitverfolgt haben musste - und fasste seinen Entschluss.

"Ich vertraue dir, Sarah. Aber um dich zum Geschützoffizier zu ernennen, würde ich mir gern über längere Zeit zuerst selbst ein Bild von deinen Fähigkeiten machen, deshalb bekommt du von mir vorerst den Posten eines einfachen Kanoniers zugewiesen - vorübergehend."

Gibbs beobachtete das Gespräch zwischen Jack und der jungen Frau - und wieder einmal mehr wurde ihm bewusst, dass sein Captain und Freund sich in letzter Zeit zunehmend verändert hatte. Jack war tatsächlich ein wenig ernster geworden; hätte man ihm vor einem Jahr noch erzählt, dass Sparrow auch das Gegenteil von albernen Gesten, seltsamen Bewegungsabläufen und verwirrenden Kettensätzen an den Tag legen konnte, hätte er denjenigen vermutlich ausgelacht. Doch jetzt, wo er die beiden so betrachtete, wusste er, dass Jack schon immer ein guter Captain gewesen war - denn er konnte die Situationen sofort abwägen und überschätzte neue Mitglieder der Crew keinesfalls.
 

Sarah nickte mit einem erneuten, strahlenden Lächeln, mehr als nur zufrieden mit ihrem Posten.

"Das ist bereits mehr, als ich mir gewünscht hätte", grinste die Schiffbrüchige, "ich werde dich nicht enttäuschen."

"Das will ich doch hoffen!", meinte Jack mit einem strengen Ton in der Stimme, doch das belustigte Funkeln in seinen Augen ließen seine Worte nur halb so ernst erscheinen.

"Du sagtest, du hättest eine Aufgabe für mich?", erinnerte Sarah sich plötzlich.

"Aye!", nickte Jack. "Würdest du dich bitte in die Höhle des schmollenden Löwen begeben und versuchen, das scheue Kätzchen an Deck zu scheuchen? Ich brauche ihn für den Kurs nach Singapur." Der Captain zog eine unwillige Grimasse, während Sarah wegen diesen schier unmöglichen Bezeichnungen lauthals auflachen musste.
 

"Barbossa?", fragte sie und runzelte die Stirn. "Ich glaube kaum, dass er im Moment so besonders gut auf mich zu sprechen ist."

"Genau deswegen habe ich dich dafür ausgesucht", grinste Jack schon fast fröhlich.

"Er hört normalerweise auf niemanden, aber wenn es um seinen Stolz geht, dann zwingt er sich meistens dazu. Du könntest ihm zum Beispiel drohen, ihn vor den Augen der Crew noch einmal zu blamieren, wenn er sich nicht an Deck blicken lässt, oder ihm nachdrücklich klar machen, dass es doch ziemlich erniedrigend und feige ist, sich wegen so etwas schmollend in der Kajüte zu verkriechen - und glaub mir, es würde gewaltig an seinem Ego kratzen, wenn du noch einmal eine solch grandiose Show wie gestern Abend abziehst, gleichgültig ob mit Worten oder Waffen", kicherte er, während Sarahs Gesicht sich aufhellte und sie seinen Plan zu verstehen begann. Gut, sie sollte sich besser eine Rüstung aus bestem Stahl anziehen, bevor sie sich in die Höhle des Löwens (... Kätzchens?) begab, aber irgendwie würde sie ihn schon an Deck jagen können.

"Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, oder?", schmunzelte sie und verabschiedete sich bereits mit einem Wink in Richtung Niedergang, um an die Tür besagten Mannes zu klopfen.
 


 

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Hector Barbossa hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, das Bein, das nicht aus Holz war, auf der Kante des hölzernen Tisches abgestützt und trommelte nachdenklich und schon fast ungeduldig mit den Fingern der linken Hand auf dem Holz herum, während er einen grübelnden Blick aus den graublauen Augen auf die vor ihm ausgebreiteten Seekarten warf.
 

Dass dieser alternde Narr eines Ersten Maats mit dem Namen Gibbs vor nicht weniger als zehn Jahren vor seinen Augen die Karte zum entferntesten Tor verbrannt hatte - und ihm somit auch die weiteren Geheimnisse verschwiegen blieben, die mit der Zwischenwelt und dem Tod verknüpft waren - beschwor eine ungute Vorahnung in ihm herauf.

Er wurde das Gefühl nicht los, dass die rätselhaften Zeichnungen auf dem vergilbten Papier eine Verbindung zu jedem einzelnen Detail herstellten, welches man anhand der Karte hätte herausfinden können - so auch zum Jungbrunnen, der wahrlich mehrere Mysterien in sich verborgen hielt, als einzig und allein das lebensverlängernde, heidnische Wasser. Vielleicht hätte die Karte ihnen sogar bei der Suche nach näheren Informationen über Nyx behilflich seien können, wenn sie nicht zerstört worden wäre - aber so blieb ihnen diese Möglichkeit wohl verwährt.

Er hatte sich die Abbildungen, grafischen Linien und chinesischen Schriftzeichen nie genauer besehen, und jetzt, im Nachhinein, als sich ein erneuter drohender Schatten über sie zu legen schien, bereute er es. Dass der ältere Seemann, unter dem Sparrow einen Ersten Maat verstand, die Karte Sao Fengs noch genauestens im Gedächtnis hatte, wagte er zu bezweifeln. Wenn das unverschämte Glück erneut auf ihrer Seite war, konnte der angebliche Bibliothekar, der wohl mit dem Vorgänger Elizabeth Turners verwandt sein musste und in Singapur lebte, eine nützliche Verbindung zwischen Karte und griechischer Göttin herstellen. Nur noch ein schwaches Bild hatte er im Gedächtnis, doch trotz der verschwimmenden Konturen wusste er noch ungefähr, welche Zeichnungen auf den Linien abgebildet waren, die einen Seemann zur Quelle der Ewigen Jugend hätten führen können. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann war es einer der Kelche Ponce de Leóns gewesen - oder sogar beide? - auf dem die Worte Aqua de Vida zu sehen gewesen waren. An dem Versuch, sich weitere Abbilder in das Gedächtnis zu rufen, scheiterte seine Erinnerung jedoch.
 

Dann wichen seine Gedanken in eine andere Richtung ab: Die heidnische Meeresgöttin Calypso.

Vier Personen waren es, die sie für diese alles andere als leichte Aufgabe auserwählt hatte - eine Göttin, die von sterblicher Menschenhand gebannt werden sollte, schien ihm nahezu unmöglich.

Drei der Auserwählten waren ihm bekannt: Jack Sparrow, dessen ehemalige Flamme und er selbst - doch was die vierte Person betraf, das hatte Calypso in absolutes Schweigen gehüllt. Nur Jack schien gewusst zu haben, wen sie mit ihrer Andeutung, diese Person würde sich bereits auf seinem Schiff befinden, gemeint haben könnte.

Sparrows Crew war nicht minder groß wie die seine, und so hätte es jeder Einzelne hier an Bord der Galeone seien können. Wie er die Meeresgöttin jedoch kannte, wählte sie mit Bedacht und Sorgfalt Diejenigen aus, die sie (erneut) mit dem Schicksal zu verbünden beabsichtigte. Nun, Jack mit seiner immer wiederkehrenden, unverschämten Portion an Glück und seinen unglaublichen Einfällen, die einen an den Rand des Wahnsinns trieben, war selbstredend. Die junge Miss Teach war eher unfreiwillig in diese unschöne Sache hineingeraten, da die griechische Göttin wohl die Person suchte, die zuletzt das Wasser der Quelle getrunken hatte. Was ihn selbst betraf, war er sich selbst noch ein wenig unsicher, er glaubte jedoch, dass es nicht zuletzt an seiner Gerissenheit, Cleverness und dem geübten Umgang mit Waffen lag, sondern auch mit dieser beunruhigenden ... Prophezeiung Calypsos zusammenhing, die ausschließlich ihn selbst betroffen hatte und auch der Grund für seine abgrundtief schlechte Laune auf der Versammlung der Bruderschaft gewesen war.
 

Was er am allerwenigsten daran ausstehen konnte - oder an den Weissagungen der Meeresgöttin im Allgemeinen - dass sie das für ihn anscheinend bevorstehende Schicksal niemals ganz verriet und einen großen Teil unheimlich gern in einen rätselhaften Schatten hüllte. Er war ein Mann, der (normalerweise) nichts auf irgendwelche Vorhersagen oder Aberglaube gab wie der Erste Maat seines Erzfeindes, aber die beiden Tatsachen, dass die Voodoo-Priesterin dieses Mal eine Göttin war und zudem auch noch einen beunruhigend tiefen Ton in ihre Stimme gelegt hatte, ließen ihn doch die ein oder anderen Bedenken haben. Noch bevor Jack auf der Insel der Seelen angekommen war, hatte er Calypso als Erster aufgesucht und prompt war sie der Meinung gewesen, dass an ihm dieses Mal ebenfalls ein 'Hauch von Schicksal' haftete. Und er wusste ganz genau, dass diese Aussage der Göttin keinesfalls zu ignorieren war. William Turner war nach denselben drei Worten zum Captain der Flying Dutchman geworden, Captain Teague seinerzeit zum Piratenlord und Wächter des Kodexes aufgestiegen und auch einige andere ihm bekannte Personen hatten die Macht dieser Worte kennengelernt.

Sich schnell von dem Inhalt der Prophezeiung ablenkend, dem sie ihm mehr als nur deutlich gemacht hatte, schüttelte er den Kopf und rückte gleich darauf seinen schwarzen, breitkrempigen Hut zurecht.
 

Drei Personen waren ihm nun also bekannt - die Vierte musste jemand sein, der entweder eine Art Verbindung zur Göttin der Nacht haben musste, oder aber aufgrund ihrer Fähigkeiten oder Taten auserwählt worden war. Er wusste, dass Calypso kampferprobte und talentierte Menschen keinesfalls unterschätzte oder verachtete. Auch in dem noch recht jungen Piraten - Jim Truscott, wenn er sich recht erinnerte - schlummerte mehr, als man auf den ersten Blick zu erkennen vermochte. Also konnte es durchaus möglich sein, dass er die vierte Person im Bunde war.

Und dann war da noch diese hinterhältige, ruchlose und unglaublich freche Schiffbrüchige, die ...
 

Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als die Tür zu seiner Kajüte mit einer Wucht aufgestoßen wurde, die sogar ihn vor Schreck zusammenzucken ließ und eine muntere, schon fast fröhliche Stimme ließ erneut eine unglaubliche Wut in ihm hochkochen. Was erlaubte sich dieses Weibsstück eigentlich?!

"Guten Morgen, Captain Barbossa. Wird langsam Zeit, dass Ihr Euch an Deck blicken lasst, oder wollt Ihr den ganzen Tag verschlafen?"

Seine Finger wanderten unbewusst zum Griff seines Säbels. "Was wollt IHR denn hier?!"

"Euch wecken", antwortete sie schulterzuckend und grinste unbeschwert. Hector verdrehte die Augen. Sie hätte wenigstens anklopfen können! "Danke für das Angebot, Missy, aber ich bin schon seit Längerem wach und entscheide selbst, wann ich meine Kajüte verlasse. Ich sollte Euch achtkantig rausschmeißen!"

"Das glaube ich kaum - wenn Ihr es schon vergessen haben solltet, Ihr steht derzeit unter dem Kommando von Captain Sparrow", widersprach sie ihm und verschränkte mit einer vielsagenden Geste die Arme vor der Brust.

"Ich stehe unter dem Kommando von NIEMANDEM!", brauste der Bukanier auf und Sarah feixte breit, als sie seine mehr als nur schlechte Laune bemerkte und die dunklen, graublauen Augen, aus denen gefährliche Blitze schossen.

"Sagt bloß, Ihr schmollt immer noch wegen meinem kleinen Auftritt?"

Sarah sog kaum merklich scharf die Luft ein, wohl wissend, dass sie damit wieder Öl ins Feuer gegossen hatte.

Bevor ihr Gegenüber jedoch widersprechen konnte und bereits den Mund zum Protest öffnete, fuhr sie unbeirrt fort:

"Gebt es zu, Captain. Obwohl Ihr gestern Abend mehr als nur überrascht und vor allem ziemlich wütend gewirkt habt - da ich wohl gewaltig an Eurem Ego gekratzt haben muss, wie Jack bereits anmerkte - wart Ihr ziemlich beeindruckt von mir, hab ich recht?"

"Beeindruckt?", knurrte der Piratenfürst. "Ihr habt mich gestern vor aller Augen blamiert und erniedrigt und... und Ihr fragt mich allen Ernstes, ob ich von Euch beeindruckt war?!"

Sarah wirkte einen Moment so, als würde sie tief über etwas nachdenken, dann antwortete sie unbeschwert und mit fröhlicher Stimme: "Ich denke schon!"
 

"In einem muss ich Euch - zu meinem Leidwesen - jedoch Recht geben", grummelte Barbossa, erhob sich vom Stuhl (was sich wie gewohnt dank seines Holzbeines als ein wenig schwierig erwies) und straffte die Schultern, womit er nun die volle Aufmerksamkeit der Schiffbrüchigen hatte.

Er wollte etwas zugeben? Jetzt, nachdem sie ihn gründlich und bis auf die Knochen blamiert hatte?

In ihren Augen lag die stumme und neugierige Aufforderung, weiterzusprechen, als der Bukanier sie kurz aber misstrauisch musterte. Sarah entging das keinesfalls.

"Überrascht habt Ihr mich tatsächlich. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer Assassine."

Sarahs Augenbrauen wanderten nach oben, ungläubig schürzte sie die Lippen. Dann wiegte sie den Kopf hin und her, wobei ihr vereinzelte, dunkelblonde Locken in das Gesicht fielen.

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment nehmen soll, Captain."

Irritiert von seiner anscheinend so plötzlichen umschlagenden Laune versuchte sie, aus seinen Worten irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Eine ... Assassine, hatte er gesagt? Damit war er wirklich der erste Mensch, der sie so bezeichnete. Nach ihrer eigenen Meinung konnte man sie wohl kaum so nennen, da eine Assassine - wie sie gehört hatte - neben Dolchen auch geschickt mit Entermessern, Schwertern und Säbeln umgehen konnte. Auch an diesen Künsten mangelte ihr es, wie sie mit sich leicht rötenden Wangen langsam feststellte - verschwieg es in Gegenwart dieses Mannes jedoch bewusst.

"Ihr raubt mir jetzt bereits den letzten Nerv, Missy! Mit wie vielen Dolchen hättet Ihr mich noch an die Wand nageln können?!", schnappte der Piratenfürst bissig und mit einem Sarkasmus in der Stimme, der Sarah kurz zum schmunzeln brachte.

"In Schiffbruch habe ich mir fünfzehn davon besorgt, da der größte Teil meiner Waffen mit Abwesenheit glänzte, als ich auf dem Meer zu mir kam - bevor Captain Sparrow mich an Bord holte."
 

Sarah schnitt eine Grimasse, als die Kinnlade ihres Gegenübers sich in Richtung Boden verabschiedete. Er war nicht der Erste, der eine solche Reaktion auf die Anzahl ihrer Waffen zeigte.

Wie zur Bestätigung hielt sie kurz den Saum ihres Mantels auseinander und zeigte ihm somit die besagten Waffen; da waren große und kleine Dolche, welche aus dunklem Stahl und andere waren aus einfachem Eisen gefertigt, ein paar hatten einen kunstvoll gemusterten Holzgriff und bei wenigen davon wies sogar die Klinge winzige Verzierungen auf.

"Ich nehme alles zurück", knurrte Hector, hob beschwichtigend die Hände und verschränkte dann ebenfalls die Arme vor der Brust. "Ihr seid keine Assassine, Miss Blackwood. Ihr seid eine wandelnde Waffenkammer."

Sarah lachte kurz, aber amüsiert auf - fast hätte sie geglaubt, ein wenig Neid in diesem Satz heraushören zu können, schüttelte dann aber innerlich den Kopf über sich selbst. Sie hatte bereits einiges über den Piratenlord der Kaspischen See und sein Geschick in den verschiedensten Gefechten gehört und war sich bewusst, dass er einen nicht zu unterschätzenden Gegner darstellte. In einem Zweikampf allein mit Schwertern wäre er ihr mehr als nur ebenbürtig - wenn nicht sogar überlegen.

"Captain Sparrow lässt nach Euch schicken", erwiderte sie, nicht weiter auf ihre fantasievolle Bezeichnung eingehend. "Er braucht Euch für den Kurs nach Singapur."

"Ach, wirklich? Wenn er mir freiwillig das Steuer überlässt, muss er aber sehr verzweifelt sein", spottete der Piratenfürst des Kaspischen Meeres mit einer unübersehbaren, diebischen Freude, kam Sarahs auffordernder Geste nach und folgte ihr mit nicht überhörbaren Schritten eher widerwillig an Deck.

Flammendes Inferno (Teil 1)

12. Kapitel - Flammendes Inferno (Teil 1)


 

Captain Jack Sparrow, trotz des Bewusstseins über die große Last, die seine Verantwortung für ihre nicht ganz gefahrlose Reise - verbunden mit der Herausforderung, die Calypso ihm anvertraut hatte - darstellte, lehnte in einer geradezu lässigen und entspannten Haltung am Mittelmast der Black Pearl und lauschte dem Wind und dem stetigen Rauschen der mächtigen Wellen unter dem Kiel der Galeone. Die nachtfarbenen Segel waren umgeben von eher schwächlich erscheinendem Nebel, der auch über den Wogen der Karibischen See hing und die noch junge Morgendämmerung ankündigte. Der flammende Sonnenaufgang hatte gerade erst den Rand des Horizonts erreicht und warf einen orangefarbenen Schimmer auf die immer noch müden Gesichter der Crew, die zu dieser frühen Tageszeit die Arbeit eher etwas langsamer anging, obwohl es keinesfalls ungewöhnlich war, dass die Besatzung eines Schiffes nach nur wenigen Stunden Nachtruhe bereits wieder an Deck gescheucht wurde. Im Normalfall gönnte Jack Sparrow seine Männer einen längeren, erholsamen Schlaf - doch da ihre momentane Situation nicht auf einen Normalfall hinauslief und eher als lauernde Gefahr betrachtet werden konnte, tat er alles dafür, um seine geliebte Pearl schnellstmöglich in das Südchinesische Meer zu segeln und den Hafen der riesenhaften Stadt Singapur zu erreichen - und, wenn er sich in seinen Berechnungen nicht irrte, würde ihre Reise dank der vielen Knoten seiner Galeone nur noch eineinhalb oder zwei weitere Monate in Anspruch nehmen.
 

Der jüngere Pirat, der erst seit wenigen Wochen seiner Crew angehörte und den er als Jim Truscott kennen gelernt hatte, trottete mit verschlafenem Gesicht und in allen Himmelsrichtungen abstehendes, dunkelbraunes Haar zu ihm heran, mit einem großzügigen Becher in der linken Hand, aus dem ein vertrauter Geruch aufstieg: Rum, vermischt mit ein paar wenigen Kräutern und heißem Wasser. Wortlos ließ er sich auf der anderen Seite des Mittelmastes nieder, lehnte den Kopf an das alte Holz und winkelte ein Bein an. Er murmelte irgendetwas unverständliches, dass sich für Jack stark nach einem schwachen " 'n Morgen, Captain" anhörte; grinsend deutete der Piratenlord auf den Becher seines jüngeren Besatzungsmitglieds hinunter.

"Trinkst du das Zeug etwa immer noch?"

"Aye. Purer Rum ist nichts für mich", antwortete Jim verschlafen und nahm einen weiteren Schluck Grog - nicht wenige Köpfe ruckten verwundert zu ihm herum und starrten ihn an, als wären ihm soeben vier weitere Arme gewachsen.

"Falsch!", widersprach Jack mit einem spitzbübischen Grinsen. "Woher kannst du das wissen, wenn du das köstlichste Getränk der gesamten Karibik noch nicht einmal gekostet hast?"

"Woher wollt Ihr wissen, Captain, dass ich das noch nicht getan habe?", seufzte der Angesprochene fast monoton.

"Jedenfalls noch nicht auf meinem Schiff", kam es vom Captain zurück.
 

In der stillen Pause, die sich kurz einstellte, beschloss Jack, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken - Jim schien wohl eher weniger gesprächig zu seien, und ein wenig mehr über ein neues Besatzungsmitglied in Erfahrung zu bringen, konnte immerhin nicht schaden, obwohl der Captain sich schon fast denken konnte, in welche Richtung das Leben des jungen Piraten bisher verlaufen war, bevor er ihn mehr oder weniger freiwillig aus dem ihm bevorstehenden Dasein der übertriebenen Etikette mit gepuderten Perücken und vorgehaltener Hand 'befreit' hatte.

"Wie verging deine kleine, trostlose Existenz, bevor ich dich aufgegabelt habe, Kleiner?"

Jim zuckte bei dieser unliebsamen Bemerkung kaum merklich zusammen, ließ sich jedoch nichts anmerken und tat so, als hätte er das letzte Wort geflissentlich überhört.

"Du meinst wohl eher, bevor du mich vor die Wahl stelltest, in einem Beiboot ohne Kurs auf dem Meer zu treiben oder deiner Crew beizutreten, Jack."

Das war einer der Dinge, die der Piratenfürst des Karibischen Meeres so seltsam an dem Jungen fand: Er konnte sich wohl schlicht und einfach nicht entscheiden, welche Anrede er bei seinem Captain benutzen sollte. Außerdem erinnerte er ihn fast ein wenig an den einstigen Waffenschmied mit dem Namen Will Turner - oder seit Längerem wohl eher Captain Will Turner - der sich früheren Zeiten ebenfalls zwei Seiten gezeigt hatte: Die introvertierte, eher schüchterne und heraushaltende, oder aber eher den typischen Charakterzug eines Piraten: Mutig, furchtlos und bereit, für die Freiheit zu kämpfen - doch auch hinterlistig und clever, um jede Situation zu seinem eigenen Gunsten auszunutzen. Jack vermutete in dem jungen Jim einen ganz ähnlichen, schlummernden Löwen.

Und was wirklich in ihm steckte - nun, das würde sich vielleicht noch zeigen ...
 

"Ich erinnere mich", schmunzelte der Piratenfürst, scheinbar amüsiert in einem ehemaligen Erlebnis versunken.

"Du meinst den Tag, an dem ich und meine Männer die HMS Peacock geentert und geplündert haben? Aye, das war vielleicht ein schöner Spaß. Hat tapfer gekämpft, eure Besatzung."

Jacks fragender Blick schien die Antwort auf seine vorherige Frage zu verlangen, und so kam Jim nicht drumherum, ihm von seiner Zeit als Soldat niedrigen Ranges zu erzählen.

"Ich war damals Angestellter der East India Trading Company", begann er und bestätigte somit die Vermutung des Captains. Die Uniform, die Jim an diesem Tag noch getragen hatte, hätte er unter tausend anderen wiedererkannt - nicht zuletzt, weil er eine ähnliche selbst ein paar wenige Jahre getragen hatte, bevor Beckett sein Schiff auf den Grund des Meeres geschickt und ihn gebrandmarkt hatte.

"Nur ein einfacher Kadett, der auf der Rückfahrt von London nach Kingston mit seinen Vorgesetzten und der Crew unterwegs war. Ich hoffe doch, Ihr habt Freude an unserer reichlichen Beladung gefunden", grinste der junge Pirat und zog verschmitzt den linken Mundwinkel nach oben.

"Selbstverständlich. So ein Angriff auf ein Handelsschiff muss sich doch lohnen - selbst, wenn die Peacock kein besonders prachtvolles war", kommentierte Jack trocken. Jim verzog das Gesicht.

"Da habt Ihr recht, Captain. Weder äußerlich, noch innerlich." Dem Piratenlord entging die Anspielung auf die Behandlung innerhalb der Crew keinesfalls.

"Waren wohl nicht besonders freundlich zu dir, diese Perückenträger, was?"

"Nun, wie ich bereits sagte - ich war nur ein einfacher Soldat und wurde liebend gern als Schiffsjunge eingesetzt. Dass ich meinem damaligen Vorgesetzten den Zucker für den Tee holen durfte, war wohl die höchste Ehre, die mir jemals zuteil wurde."
 

Jack lachte spöttisch auf. "Das, mein lieber Freund, ist der Tee trinkende, blasierte und so unglaublich 'hochwichtige' englische Adel. Ich hoffe, das Piratenleben bekommt dir um Einiges besser."

"Unter Euch selbst und Eurer Crew bekam ich etwas, das ich in der Company niemals hatte oder hätte haben können."

Der Piratenlord schmunzelte amüsiert und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den geflochtenen Kinnbart.

"Und das wäre?"

"Freiheit und Ungebundenheit."

"Da sprichst du ein wahres Wort, Kleiner."

Der Captain breitete demonstrativ die Arme aus und umfasste mit dieser Geste seine nachtschwarze Galeone, die gut gelaunte Crew und das endlos erscheinende Meer, und hätte ein kleiner Windstoß in diesem Moment nicht seine wilde Mähne aus Dreadlocks und allem möglichen Schmuck darin durcheinander gebracht und den alten Dreispitz tiefer in das braungebrannte Gesicht rutschen lassen, wäre Jim vermutlich nicht verwundert über das breite Grinsen seines Captains gewesen. Jack liebte diese Endlosigkeit und das Leben befreit von jeglicher Monarchie oder Gesetze genauso wie er - hätte ihm damals jemand noch vorausgesagt, dass er, Jim Truscott, dessen Ziel einst ein hoch angesehener Posten in der Company gewesen war, Pirat werden würde, hätte er denjenigen vermutlich ausgelacht und verhaften lassen.
 

So ruhig und entspannt der Captain auch mit seinem jungen Besatzungsmitglied redete - einem wachen und cleveren Augenpaar, das Jack Sparrow bereits viele Jahrzehnte lang kannte und sich der Bedeutung seiner Gestik und Mimik sowie seiner manchmal sehr seltsamen Eigenarten bewusst war, hätte auf den ersten Blick sofort die Angespanntheit und Unruhe des Bukaniers erkannt.

Joshamee Gibbs wusste, dass sich hinter der gelassenen Fassade des Piratenlords mehr verbarg, als dieser vielleicht zugeben wollte - denn Jack beherrschte es sehr gut, seine wahren Gedanken und Empfindungen hinter einer scheinbar undurchdringlichen Maske zu verstecken.

Mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf beobachtete Gibbs seinen langjährigen Freund aufmerksam; da war irgendetwas in diesen tiefbraunen Augen, dass so ziemlich alle Alarmglocken in dem alten Piraten zum schrillen brachten. Doch war es gleichgültig, wie sehr der ehemalige Rumschmuggler sich darüber den Kopf zerbrach oder versuchte, den Grund für dieses seltsame Verhalten herauszufinden - es hatte keinen Zweck, solange der Captain seinem langjährigen Freund nicht von allein verriet, was ihn bedrückte. Selbst er hatte Probleme damit, aus Jack etwas herauszubekommen, das er lieber für sich behielt.
 

Ähnliches war Gibbs vor vielen Jahren schon einmal aufgefallen: Als die Zeit für Jack abgelaufen war, Captain der nachtschwarzen Galeone zu sein, er überraschend oft Festland aufsuchen lassen hatte und dabei in die Finger der Pelegostos - gefräßige Kannibalen - geraten war, bis sich schließlich herausgestellt hatte, dass der Piratenlord auf der Flucht vor Davy Jones und dessen Haustier mit gigantischen Ausmaßen gewesen war.

Irgendetwas lastete nun erneut schwer auf Jacks Schultern - und Gibbs nahm sich vor, möglichst bald herauszufinden, was genau seinem Captain zu schaffen machte (Er glaubte jedoch nicht daran, dass es einzig und allein an seinem langjährigen Erzfeind Barbossa lag, der im Moment mit Kompass und einem gelegentlichen Blick auf die Seekarten Jacks geliebte Black Pearl steuerte). Denn was Captain Jack Sparrow nichts Gutes brachte, das brachte auch ihnen nichts Gutes! Schon oft genug hatte er diese Erfahrung gemacht, um das äußerst merkwürdige Gebaren seines Captains jetzt noch ignorieren zu können. Dieser ständige Wechsel zwischen altbekannter Verrücktheit und Cleverness, Sorge, scheinbares Unbehagen und Ernsthaftigkeit hatte definitiv nichts Gutes zu bedeuten. Außer der schweren Aufgabe, die Calypso ihm auferlegt hatte, musste es noch etwas anderes geben, das dafür verantwortlich war ...
 

Jack beendete das Gespräch mit Jim mit einem breiten Grinsen, bedeutete ihm, sich zurück an seinen Posten zu begeben und begab sich zur Brücke - und noch bevor er den schwarzen, breitkrempigen Hut und das nervige Äffchen ausmachte (das sich im Moment mit der Schiffbrüchigen ausgiebig beschäftigte, die eigentlich damit beauftragt worden war, die restliche Crew aus den Hängematten zu schmeißen), sank seine Laune auf den tiefsten Grund des Meeres hinab. Er konnte es einfach nicht ertragen, das Steuerrad in den Händen dieser hinterlistigen, verschlagenen Kielratte zu sehen! Er hatte zwar nach wie vor das volle Kommando über sein Schiff und Barbossa konnte als eine Art 'zweiter Steuermann' betrachtet werden - aber dennoch steuerte genau dieser Pirat seine Galeone, der sie sich viel zu oft unter den Nagel gerissen hatte. Und dass Jack nun praktisch dazu gezwungen war, ihm das Ruder zu überlassen, ging ihm gewaltig gegen den Strich!
 

Hector blickte von der roten Kompassnadel auf, als der rechtmäßige Captain der Black Pearl sich näherte und sich mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen grüßend an den Dreispitz tippte.

Der Piratenfürst des Kaspischen Meeres erwiderte diese nicht wirklich ernst gemeinte Geste mit einem knappen Nicken in seine Richtung und einem ebenso sarkastischen Funkeln in den hellen Augen.

"Sind wir auf dem richtigen Kurs?", erkundigte sich Jack - natürlich völlig unnötig, wie Hector fand - verschränkte die Hände hinter dem Rücken und gesellte sich mit wachsamem Blick neben seinem Erzfeind.

"Selbstverständlich, Jack. Ich zweifle nicht an deinem Kompass."

"Das will ich auch hoffen", murrte der Bukanier, "aber sagtest du vor einiger Zeit nicht, dass du Singapur nicht unbedingt freiwillig oder ohne wirklichen Grund aufsuchen würdest? Daher kann die Ankunft in dieser Stadt wohl kaum deinen Wünschen entsprechen."

"Aye, ich kann Singapur nicht besonders gut leiden, das ist wahr." Wachsam ließ er den Blick über das Schiff schweifen und studierte kurz die mittlerweile recht muntere Crew in den Wandten und an Deck.

"Woher weißt du dann, ob mein Kompass dich zu unserem Ziel führt?", knurrte Jack. "Wir sollten wegen unnötiger Umwege keine Zeit verlieren!" Der Captain reckte das Kinn vor.

"Dieser Tempel, nahezu verlockend mit uralten Seekarten, Schriftstücken und Büchern gefüllt, die ebenfalls wie die Karte Sao Fengs wertvolle Informationen enthalten", beantwortete Barbossa die Frage des skeptischen Bukaniers.

"Das ist es, was mich interessiert. Nicht nur allein wegen dieser wildgewordenen griechischen Göttin. Vielleicht werde ich sogar fündig, was bestimmte interessante Karten betrifft, wenn du verstehst, was ich meine. Und der Tempel wurde in Singapur erbaut, aye?" Hector setzte ein triumphierendes Grinsen auf. "Du siehst, Jack, wir sind auf dem richtigen Kurs."

Der Piratenfürst der Karibik kommentierte das mit einem eher unverständlichen Murren und beschloss dann, seine schlechte Laune etwas zu heben, indem er seinen Erzfeind ein wenig piesackte - was hatte er sich über dessen dämlichen Gesichtsausdruck amüsiert, als Sarah ihn an die Planken genagelt hatte!
 

"Steht dir übrigens ausgezeichnet", feixte Jack breit und strahlte mit einer diebischen Freude, als wäre Weihnachten und Ostern auf ein- und denselben Tag gefallen.

"Was?" Hector klang sichtlich irritiert und blickte fragend an sich hinunter. "Ich sehe genauso aus wie immer, Jack."

"Die Schramme!", versuchte der Angesprochene zu verdeutlichen und deutete auf seine eigene linke Wange, während er mit beiden Armen in Richtung der Schiffbrüchigen wedelte, mit dem Kopf wackelte und leicht den Oberkörper zurücklegte.

Barbossas stechender Blick richtete sich fest auf eine schattenhafte Gestalt an Deck, die soeben mühselig versucht war, ein kleines Kapuzineräffchen davon abzuhalten, sich brennend für eine dunkelblonde Locke zu interessieren und dies durch festes Zerren zu verdeutlichen.

Das tiefe Knurren, mit dem der Piratenlord Jacks aufmerksame Beobachtung kommentierte, hätte wohl so ziemlich jeden Widersacher sofort in die Flucht geschlagen - bis auf Captain Jack Sparrow, natürlich.

"Sie hat letzte Woche für reichlich Gelächter und Spaß gesorgt", fuhr der Bukanier unbeirrt und mit fröhlicher Stimme fort.
 

"Es war eine sehr dumme Idee von ihr, mich dermaßen zu demütigen!", brauste Hector auf, den Blick nach wie vor auf die Schiffbrüchige gerichtet und das Steuerrad nun fester umklammernd, sodass die Knöchel seiner linken Hand blass hervortraten.

"Ich denke, du weißt es am besten, Jack - jeder, der es wagt, meinen Namen in den Dreck zu ziehen oder mich vor aller Augen zu erniedrigen, bekommt meine Vergeltung zu spüren - und bei ihr werde ich keine Ausnahmen machen."

"Und was genau hast du vor, Hector? Sie foltern, vierteilen, erschießen, erhängen, vergiften und ihr den Rum entziehen - und das alles gleichzeitig? Genau danach sieht es nämlich aus. Ich kenne dich, mein Freund."

Barbossa verzog bei der Bezeichnung 'Freund' das Gesicht und bedachte seinen ständigen Widersacher mit spöttischem Blick.

"Anscheinend nicht gut genug, Sparrow." Ein hinterlistiges, fieses Grinsen stahl sich auf seine Lippen - und Jack weitete erschrocken die Augen, als er dieses kleine, scheinbar viel bedeutende Wort hinzufügte: "Besser."

"Nicht auf meinem Schiff, Barbossa!"

Zum zweiten Mal schien der Angesprochene sichtlich irritiert, schüttelte den Kopf und richtete den Blick nun auf den Piratenfürsten der Karbik.
 

"Ich kann dir nicht ganz folgen, Jack. Wovon sprichst du?"

"Frag nicht so dumm, du weißt, wovon ich spreche!" Verachtung lag in der Stimme des karibischen Piratenfürsts.

Hector schien ernsthaft darüber nachzudenken, was der Bukanier damit meinen konnte, dann hellte sich sein Gesicht auf, in plötzlicher Erkenntnis - und er begann zu lachen.

"Du kennst mich wirklich nicht, Sparrow! Glaubst du allen Ernstes, ich würde -?"

"Dir traue ich alles zu!", fauchte Jack. "Und mag dein blasiertes Gentleman-Gehabe noch so echt wirken. Ich hab dir das noch nie abgekauft."

Barbossa seufzte übertrieben auf, rollte entnervt mit den Augen und nickte in Richtung Sarah Blackwood.

"Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber selbst ich begegne nicht jedem Menschen respektlos, und Frauen schon gar nicht - selbst diesem unglaublich frechen Weibsstück dort drüben würde ich niemals etwas derartiges antun. So seltsam es sich für dich auch anhören mag, Jack, aber ich verabscheue unnötige Gewalt in jeglicher Hinsicht und versuche sie zu verhindern, wenn es mir möglich ist - vor allem bei Frauen. Ich erinnere dich nur ungern an das Dilemma in Kingston."

"Kingston? Du meinst diesen widerwärtigen Barbesitzer, dem du eine Kugel in die Brust gejagt hast?"

"Zu Recht", knurrte Barbossa. "Ich denke eher widerwillig daran, was mit dem armen Mädchen passiert wäre, wenn wir beide damals nicht gewesen wären."

Jack knurrte etwas von "... meuternder Erster Maat!", legte beide Hände auf die Brüstung der Brücke und schnaubte verächtlich.
 

"Gestatte mir diese Frage, Hector, aber wie hast du sonst vor, deine Rache an ihr auszuüben?"

Der Angesprochene holte nahezu dramatisch langsam einen giftgrünen Apfel aus der Innentasche seines Mantels, beäugte ihn gierig und richtete seinen Blick dann wieder auf Sparrow, der mit einem leisen Grollen die dunklen Augen verengte.

"Auf genau die Art und Weise, die für mich spricht und die meine Feinde fürchten gelernt haben, Jack. Denk nach, vielleicht kommst du von allein darauf."

Der jüngere Bukanier stützte sich nun mit beiden Armen an der Brüstung ab, senkte den Blick und antwortete mit klarer Stimme: "Du schlägst sie mit ihren eigenen Waffen."

"Aye! Gut mitgedacht."

"Also hast du vor, sie ebenfalls vor meiner Crew zu demütigen - oder etwas dergleichen." Es war keine Frage, sondern eine sichere Feststellung; obwohl er zuerst Anderes vermutet hatte, lag ihm diese Art von Rache nun klar vor Augen - Hector behielt recht, denn das, was sich seine Feinde für ihn ausdachten, ließ er sie nur allzu gern selbst spüren, und Jack hatte das Gefühl, hier ein wenig einlenken zu müssen.
 

"Wie du vor hast das anzustellen, interessiert mich nicht im Geringsten, Barbossa, aber lass dir Eines gesagt sein: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auf meinem Schiff zulassen werde."

"Wie willst du mich daran hindern, Jack?" Barbossa lachte spöttisch auf und verschränkte die Arme, sodass der Piratenlord der Karibik ihm einen vorwurfsvollen und empörten Blick zuwarf, schnell das Steuerrad übernahm und die Pearl zurück auf den richtigen Kurs brachte.

"Ich finde einen Weg, keine Sorge, mein Freund."

"Du hast wohl kein Problem damit, mich vor aller Augen demütigen zu lassen, aber sie stellst du unter deinen Schutz? Nennst du das etwa die Gerechtigkeit eines Captains?", murrte Hector säuerlich.

"Erstens hast du dir diese Blamage selbst zuzuschreiben und zweitens hast du es verdient", quittierte Jack diesen Vorwurf. "Außerdem war es doch ganz interessant zu sehen, über welche Waffen Miss Blackwood verfügt, nicht wahr? ... Vor allem für dich."

Hector schmunzelte listig und setzte eine interessierte Miene auf. Dieser Hund hatte seinen Plan an jenem Abend also durchschaut ...

"Eines muss man dir lassen, Jack: Du denkst ziemlich raffiniert."

"Liegt in der Familie", antwortete Sparrow mit einem Wink, überließ ihm eher widerwillig das Ruder, verließ die Brücke und zog sich in die Kapitänskajüte zurück. Hectors Blick folgte ihm bis zu den Flügeltüren aus dunklem Ebenholz, und hätte Jack nur ein paar wenige Sekunden später das Deck unter Gibbs' Aufsicht zurückgelassen, wäre ihm vielleicht noch das durchtriebene Lächeln und tückische Funkeln im Gesicht seines Erzfeindes aufgefallen, während Barbossa vergnügt in den frischen Apfel biss.
 


 

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Der zuvor strahlend blaue Himmel über dem Karibischen Meer hatte sich in ein tristes und schattenhaftes Grau gewandelt, komplett verdeckt von dunklen Regenwolken, die windige und kalte Böen über die See schickten und einen leichten Schauer auf das fast schwarze Ebenholz der Black Pearl regnen ließen.

Gibbs hatte das Kommando an Deck übernommen und ließ die inzwischen durchnässten Männer alle nachtfarbenen Segel trimmen und setzen; der leichte Sturm verstärkte sich von Stunde zu Stunde und kam ihnen gelegen, indem er die Galeone schneller über den Atlantischen Ozean trieb und ihre immer noch beachtliche Reisezeit nach Singapur ein wenig verkürzen würde.
 

Das stärker werdende Prasseln des Regens und die rauschende Gischt, das Pfeifen des Windes und die Rufe, Befehle und das Gelächter an Deck klangen nur gedämpft durch das starke Holz der Planken, die die Kapitänskajüte bildeten, hindurch.

Im Halbdunkel des spärlich beleuchteten Raums beugte sich Jack mit einer Flasche Rum in der Hand über die bereits leicht vergilbten nautischen Seekarten, den Blick aus den mit Kohle umrandeten, dunklen Augen fest auf ihre derzeitige Route nach Südostasien gerichtet und die Seemeilen bis hinein in das Südchinesische Meer verfolgend, während die kümmerlichen Kerzen sich langsam ihrem Ende zuneigten und ihren Wachs fröhlich auf der Tischplatte verteilten. Die Flammen verschlangen gierig die verkohlten Dochte, und je länger der Captain etwas abwesend dieses Schauspiel betrachtete, desto schneller schien sich die Zeit zu verflüchtigen, während der starke Wind kräftig die Segel aufbauschte und die Pearl einiges an Fahrt aufnahm - nicht selten schwankte sie stark nach Steuer- oder Backbord, was das seit Jahrzehnten vertraute Knarzen der Planken erzeugte.

Junge Soldaten oder Männer, die das erste Mal in ihrem Leben mit einem Schiff fuhren, würden wohl spätestens jetzt die Reling aufsuchen und ihr Mittagessen dem Meer anvertrauen. Jack schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf über sich selbst und begann erneut damit, sich auf die Seekarten zu konzentrieren, während er die bereits bekannten (oder weniger bekannten) Dinge, die er über Nyx erfahren hatte, in seinen Gedanken zu sammeln versuchte (was vom Inhalt der drei ehemals vollen Flaschen auf dem Boden nicht gerade vereinfacht wurde).
 

Frustriert stellte Jack fest, dass er bis auf ihr schemenhaftes Erscheinungsbild, die Tatsache, dass sie mutwillig und wahllos Schiffe zerstörte und deren Besatzungen in die Hölle schickte, nichts über sie wusste - dorthin, wo sie vermutlich selbst herkommt, dachte der Piratenfürst verächtlich.

Und sobald ich weiß, wie ich das anstellen soll, schicke ich sie persönlich dorthin zurück!

Für heute verbot er sich jeglichen Gedanken an Angelica - verdammt, er hatte wirklich Besseres zu tun, als sich seiner ehemaligen Flamme zu widmen! - und trotzdem konnte er es nicht verhindern, dass ein leicht verschwommenes Bild des Gesichts der schönen Spanierin für einen winzigen Augenblick in seinem Kopf herumspukte.

Es würde nicht schaden, wenn er vor der Ankunft in Singapur und der Suche nach diesem verfluchten Tempel ein wenig mehr über diese Göttin zusammentragen könnte, und hätte er gewusst, wie er sich ohne jegliche Verbündete, alte Schriftstücke oder Bücher und bestimmte Vorgehensweisen dem Höllenengel gegenüberstellen konnte, hätte er es auf der Stelle getan - dann wäre dieses lästige Problem (hoffentlich) beseitigt. Doch dass der Kampf gegen dieses wildgewordene Biest, das sich eine Göttin schimpfte, längst nicht so einfach werden würde wie die bisherigen Spektakel, die die Black Pearl bereits überstanden hatte - diese Befürchtung hatte bereits weit vor dem Beginn ihrer Reise nach Singapur eine beunruhigende und schattenhafte Gestalt in seinem Unterbewusstsein angenommen.
 

Hätte sein langjähriger Verbündeter Gibbs das ausweichende Gerede gehört, dass sich soeben in seinen eigenen Gedanken gerade abspielte, hätte er sofort erkannt, dass Jack aus einem ganz anderen Grund erpicht darauf war, sofort etwas über die Göttin der Nacht herauszufinden und sich keine Zeit mit ihrer Vernichtung zu lassen.
 

Denn ohne das Wissen, wie ein Sterblicher ein übernatürliches Wesen wie Nyx vernichten konnte, das zudem ohne bestimmte Wege und Mittel unsterblich war, wäre er nahezu machtlos gegen sie - denn was Jack wirklich befürchtete, war ein Angriff des dunklen Engels auf die Black Pearl.
 

Und doch wusste er seine wahre Befürchtung gegenüber der Crew zu verbergen, denn wenn sie herausfanden, was ihren Captain wirklich beschäftigte, dann konnte das ... eine leichte Unruhe an Bord auslösen. Und das war es, was Jack mit allen Mitteln zu verhindern versuchte.

Er bezweifelte, dass Nyx vor seiner geliebten Galeone halt machen und seine Besatzung mit dem Tod verschonen würde - mal abgesehen von der Tatsache, dass die Göttin laut Calypsos Worten Widersacher zu vernichten versuchte, die sich ihr in den Weg stellten. Und da er im Augenblick wohl der Einzige davon war ...

Ihr Zorn auf Tia Dalma musste wirklich beachtlich groß sein, wenn sie sich in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischte und ihre Schiffe in die Luft jagte - warum sie das jedoch tat, war für ihn nach wie vor ein großes Rätsel.

Calypso meinte, sie würde unschuldige Menschen auf See töten, um Zorn auf die Meeresgöttin zu lenken - doch Jack war sich inzwischen sicher, dass das wohl kaum der einzige Grund sein konnte. Es steckte mehr dahinter ...
 

Und dann kam ihm ein Gedankenblitz: Natürlich hatten sie eine Zeugin an Bord!

Sarah Blackwood war ihm nach der Unterbrechung durch die Ankunft in Schiffbruch ohnehin noch ein Gespräch schuldig, und da sie sich wohl augenscheinlich mit Barbossas Flohkiste vergnügte, die auch noch denselben Namen wie der karibische Piratenlord trug, würde sie es hoffentlich auch schaffen, ein wenig Zeit für ihren Captain einzuräumen.
 

Jack fuhr sich kurz über das Gesicht und richtete seine dunkelrote Bandana, sprang ohne zu zögern auf (was ein leichtes Schwanken zufolge hatte, und er bezweifelte stark, dass es dieses Mal am starken Wellengang lag) und schritt auf die beiden hölzernen Flügeltüren zu. Mit einem Ruck riss er sie auf und blickte nach draußen, wo der inzwischen starke Regen auf das Deck trommelte, lauthals Befehle gegeben wurden und die Pearl in den anbrechenden Sonnenuntergang gesegelt wurde. Große, sturmgepeitschte Wellen brachen sich am Bug des Schiffes und spülten über das Deck, das vereinzelt flammende Licht der Sonne wirkte durch die grauschwarzen Regenwolken wie ein gieriges Feuer, das den Himmel zu verschlingen schien, und einen kleinen Augenblick lang genoss der Captain dieses immer wieder atemberaubende Schauspiel über den hohen Wellen, deren Gischt beständig gegen das dunkle Holz der Galeone schlug.

Sein Blick suchte eine schlanke Gestalt, eingehüllt in eine wohl ebenso durchnässte, schwarze Robe, und zu seiner Überraschung richtete sich seine Aufmerksamkeit auf eine junge Frau, die dabei war, einigen Männern beim Segeltrimm zu helfen und das Großsegel in den Wind zu legen. Sie musste bereits seit Stunden dabei seien, den Männern an Deck zur Hand zu gehen und das Schiff sturmsicher zu machen, denn sie war nicht minder triefnass wie die anderen und machte sich mit einem Eifer an ihre Aufgaben, dass sie vor Anstrengung und Konzentration gar nicht zu hören schien, wie der Captain ihren Namen rief. Jack schmunzelte einen Augenblick über die scheinbar unermüdliche Frau - man sah ihr deutlich an, dass sie die Rettungsaktion vor wenigen Wochen mit aller Kraft rechtfertigen und ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen wollte.
 

"Sarah!", rief Jack ein zweites Mal und grinste über das ganze Gesicht, als eine scheinbar verwunderte Gestalt an Deck zu ihm herumfuhr und die Richtung zu suchen schien, aus der sie soeben die Stimme des Piratenlords vernommen hatte.

"Aye, Captain?"

Der Bukanier legte leicht den Oberkörper zurück, winkte sie zu sich heran und deutete dann auf das Innere seiner Kajüte, und Sarah verstand. Sie überließ ihre Aufgabe einem anderen Piraten (ein murrender Captain Teague, wie sie wenige Sekunden später leicht beunruhigt feststellte), lief eilig auf die Flügeltüren zu und folgte Jack in den düsteren Raum.
 


 

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Zwei Glasen waren vergangen, seit Captain Teague seinen Sohn für einen kurzen Augenblick an Bord gesehen hatte, wie er nach Miss Blackwood gerufen hatte - und auch ihm war nicht entgangen, dass Jack auffällig viel Zeit in seiner Kajüte verbrachte, was einen nicht besonders positiven Grund zu haben schien. Er spürte, wie sein Stammhalter mit zunehmender Zeit ein wenig ernster geworden war, seit dem Zeitpunkt, an dem ihre Reise nach Singapur begonnen hatte.

Vielleicht ist das auch ganz gut so, dachte der Behüter des Piratenkodexes für sich selbst und schüttelte den Kopf, was das Klirren einiger Kruzifixe in seinen schwarzen Dreadlocks zufolge hatte, durchzogen mit vereinzelten, silbernen Strähnen.

Dann wird der Junge hoffentlich mal etwas erwachsen!
 

Der Regen und der kräftige Sturm hatten inzwischen ein wenig nachgelassen und verstärkten den salzigen und so vertrauten Geruch der See, der Sonnenuntergang neigte sich dem Ende zu und der Wellengang beruhigte sich, während die Crew von der harten Arbeit, die ein solches Unwetter mit sich brachte, inzwischen ein wenig müde und ermattet wirkte. Marty war wohl im Krähennest des Mittelmasts eingeschlummert, das Kinn auf die Brust gelegt und mit beiden Händen eine leere Flasche Rum umklammernd, Barbossa hatte das Ruder dem eigentlichen Steuermann Cotton überlassen, lehnte am Vordermast der Pearl und teilte sich mit seinem Kapuzineräffchen einen giftgrünen Apfel (völlig überflüssig für einen untoten Affen, dessen Sinne versagt hatten, fand Teague - aber was tat man nicht alles für seine Vernarrtheit in gewisse Begleiter) und Jim Truscott trottete, ein Gähnen unterdrückend, an seine Seite und ließ sich neben ihm an der Reling nieder.
 

"Was glaubt Ihr, was sie wohl dort drinnen besprechen, Captain Teague?", murmelte der Junge Pirat und schloss für einen kurzen Moment beide Augen, deutete mit einem Kopfnicken Richtung Kapitänskajüte, bevor er in leisem Ton fortfuhr.

"Ich bin nicht neugierig, aber ich vermute, dass es etwas mit Nyx zu tun haben muss."

"Aye. Da bin ich mir ziemlich sicher", knurrte Teague mit leicht beunruhigter Stimme, "doch es stellt mich vor ein Rätsel, was mein Sohn vor uns zu verbergen versucht. Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der inzwischen so einige Veränderungen an ihm bemerkt hat."

Jim entging der leicht fragende Unterton nicht. "Da habt Ihr recht. Es ist seltsam, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ..."

Der ehemalige Soldat legte eine kurze Pause ein, richtete sich ein wenig auf und rückte seinen Hut zurecht.

"... dass wir einige dunkle Tage vor uns haben, die nicht weniger dunklere Tatsachen mit sich bringen werden."

Der ehemalige Piratenfürst suchte den Blick des jungen Piraten, der ihn stumm und dennoch vielsagend erwiderte.

"Im wahrsten Sinne des Wortes, Junge", schnaubte der ältere Sparrow und blickte gen Himmel. "Selbst die sonnigen Tage in der Karibik kommen mir finsterer vor als sonst."

Jim nickte, abwesend mit einer schwarzen Feder an seinem Hut spielend, wollte sich gerade wieder an den älteren Captain wenden, doch ...
 

Der Behüter des Piratenkodexes zuckte erschrocken und leicht empört zusammen, als sich Jims Augen ungläubig weiteten, er wie von der Tarantel gestochen so plötzlich aufsprang, dass er ihm beinahe den Humpen aus der linken Hand gehauen hätte und sich an die Reling klammerte, als hätte er einen Geist gesehen.

Das erschrockene Keuchen des jungen Mannes brachte alle Alarmglocken in Teague dazu, beunruhigend laut zu schrillen, und mit leicht geöffnetem Mund und einem Anflug von bedrohlicher Kälte in den alten Knochen, die er so schon lange nicht mehr gespürt hatte, folgten seine dunklen Augen dem Finger Truscotts.
 

"Was, bei allen Göttern der Sieben Weltmeere, ist denn das?!"

Flammendes Inferno (Teil 2)

12. Kapitel - Flammendes Inferno (Teil 2)


 

Das Schiff schwankte für einen kurzem Moment gefährlich weit nach Backbord, sodass ihre Finger die nächstbeste Kante reflexartig umklammerten - dann schien sich der Wellengang unter dem Kiel der Black Pearl wieder zu beruhigen. Die Planken knarrten und ächzten unter der Anstrengung und eine leere Flasche machte sich selbstständig, dann war es vollends still.
 

Nur einmal hatte sie bisher die Kajüte des Captains an Bord des wohl gefürchtetsten Piratenschiffes betreten, jedoch gerade erst aus einer Ohnmacht erwacht, die ihr jegliche Kräfte und genauere Wahrnehmung geraubt hatte. So hatte sie sich also kaum auf ihre Umgebung konzentriert, aber jetzt, da sie die Gelassenheit spürte, die Jack nach außen hin zu verkörpern schien, vergaß Sarah ihre eigene Anspannung und betrachtete die Kabine aufmerksam.
 

Auf dem einzigen Tisch, der unter spärlicher Beleuchtung durch heruntergebrannte Kerzen in der Mitte des Raumes platziert war, waren allerlei nautische Seekarten ausgebreitet. Neben zahlreichen Bücherregalen, einem eleganten, alten Stuhl und einer gemütlich wirkenden Koje entdeckte sie eine Affenschaukel, die scheinbar mit dem Schiff mitzuschwanken schien.

Gegenüber dem großen Tisch - und somit über ihrem Kopf an der Wand hängend - befand sich eine aus zwei gekreuzten Säbeln bestehende Wanddekoration, kunstvoll an deren Halterungen verziert. Die Kajüte hatte eine heimelige und ruhige Atmosphäre an sich (ohne, dass Sarah es verhindern konnte, überkam sie ein leichtes Gefühl der Müdigkeit) und es roch nach Meersalz, Rum und altem, feuchtem Holz.
 

"Ich frage mich gerade, wie lange du noch im Türrahmen herumstehen willst", versuchte Jack, ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen und setzte ein freundliches Lächeln auf, während er auf den Stuhl und eine Rumflasche gegenüber deutete und sich mit dem alten Lederdreispitz ein wenig Luft zufächerte.

"Wozu die Affenschaukel?", ging Sarah nicht weiter auf seine Frage ein, wurde jedoch in die Realität zurückgeholt und setzte sich ihrem Captain gegenüber. Sie nahm die von ihm angebotene Flasche entgegen, entkorkte sie und trank einen Schluck. Die vertraute Flüssigkeit brannte zunächst in ihrer Kehle, bevor sich eine innere Wärme in ihr auszubreiten schien.

"Sagt bloß, du besitzt auch eines dieser niedlichen, kleinen Äffchen." Die Schiffbrüchige grinste breit, doch Jack zog nur eine Grimasse.
 

"Die Pearl war nicht immer mein Schiff. Mein meuterischer Erster Maat hatte sie sich vor einigen Jahren unter den Nagel gerissen, und das nicht nur einmal", knurrte der Captain. Augenblicklich verfinsterte sich seine Miene, als sein Blick zunächst auf die Affenschaukel und dann auf die leicht vergilbten und rissigen Seekarten fiel. Sarah schien daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Neugierig beobachtete Jack, wie sich ihre Stirn in Falten legte.

"Barbossa war dein Erster Maat? Er meuterte gegen dich?", schnaubte sie.

"Aye. Lange her, alte Geschichte", winkte Jack ab und Sarah seufzte leise.

"Von nun an werde ich ihn wohl noch weniger leiden können."

Der Captain ließ ein leises, tiefes Lachen hören und zog die Mundwinkel nach oben.

"Wenn das überhaupt möglich seien sollte ..."
 

"Wie dem auch sei", fuhr Sarah unbeirrt fort und schob ihre finsteren Gedanken über Barbossa zur Seite, "du hast es recht gemütlich hier, das muss man dir lassen."

"Bald nicht mehr, wenn du mir weiterhin den Fußboden volltropfst", antwortete Jack fast monoton und deutete auf eine Wasserpfütze, die sich fröhlich in den Ritzen der Planken ausbreitete. Sarahs Mund formte ein kleines, stummes O, während sie einige Sekunden lang unter den Tisch blickte und dem 'unglaublich interessanten' Schauspiel zusah. Bevor Jack protestieren konnte, legte die Schiffbrüchige breit grinsend beide Hände um ihr nun noch dunkleres Haar, wrang es ebenso aus wie den schwarzen Stoff, der um ihre Schultern hing und beobachtete, wie sich die Pfütze auf dem Boden vergrößerte. Jacks Augenbrauen wanderten nach oben und verschwanden unter seinem Dreispitz, dann zog er die Nase kraus und setzte einen Schmollmund auf.

"Nicht nett", beschwerte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Jetzt kann es wenigstens nicht mehr tropfen", lachte Sarah, "du hast dich darüber beschwert, dass es tropft, nicht, dass diese Tropfen eine Pfütze bilden." Jack knurrte leise, als sie sich auch noch die Frechheit erlaubte, ein überhebliches Lächeln aufzusetzen.

"Das gibt zwei Wochen Deckschrubben, Liebes", murrte er mit unheilverkündender Stimme und wischte einige Wassertropfen vom Tisch.
 

Nicht weiter darauf eingehend, beschloss die Schiffbrüchige, das eigentliche Thema anzusprechen.

"Warum wolltest du mich sprechen?"

Jack schien einen Moment durcheinander, dann richteten seine dunklen Augen sich erneut auf die nautischen Karten zwischen ihnen und blieben an einer kleinen, unscheinbaren Insel hängen.

Der Captain zögerte kurz, dann beugte er sich über den spärlich beleuchteten Tisch.

"Nyx."

So schnell wie die scheinbar friedliche und fröhliche Stimmung gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder. Der Captain legte seine gelassene Haltung ab und plötzlich schien ein ernsterer Jack vor ihr zu sitzen, die Stirn gerunzelt und eine angespannte, unruhige Haltung einnehmend. Er stand auf, schob seinen Stuhl beiseite und begann, im Raum auf und ab zu gehen. Sarahs Blick folgte jedem seiner Schritte, und seine Unruhe schien sich auf ihr Gemüt zu übertragen.
 

"Ich muss mehr über sie herausfinden. Möglichst noch, bevor wir Singapur erreichen. Bis dahin vergehen noch einige Tage, und wir bleiben unwissend darüber, wie, warum und wo sie unschuldige Männer auf See in den Tod schickt. Die Zeit drängt. Ich gebe es ungern zu, aber ich werde unruhig, Sarah."

"Ich auch, wenn du weiterhin so herumtigerst", murrte sie, dann nahm auch sie eine nachdenkliche Haltung ein.

"Ich verstehe deine Unruhe. Sie wird vor keinem Schiff Halt machen, Jack. Vor keinem Kriegsschiff, keiner Galeone und keiner Fregatte. Auch nicht vor der Black Pearl. Du fürchtest einen Angriff ihrerseits." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Jack bejahte diese Vermutung jedoch nicht.
 

"Du machtest nicht gerade einen verwunderten Eindruck, als ich dir kurz vor dem Treffen mit dem Hohen Rat von Calypsos Angelegenheit berichtete, die sie mir überließ. Es überrascht mich, dass du bereits vor mir von ihrer Existenz wusstest."
 

Hätte Jack ein bisschen weniger Rum an diesem Abend getrunken, wäre ihm vermutlich aufgefallen, dass Sarah ein wenig unruhig auf ihrem Platz hin- und herrutschte und versuchte, dem Captain nicht in die Augen zu blicken. Hätte er die Welt weniger verschwommen wahrgenommen, wäre ihm nicht entgangen, wie sie einige Sekunden länger als gewöhnlich nach einer passenden Antwort suchte.

"Ich ... habe viel über sie gehört, bevor du mich aus dem Wasser gefischt hast", antwortete sie schnell und knapp und presste die Lippen aufeinander. "Gerüchte und Geschichten in Städten und auf Märkten, Getuschel von kleinen Gruppen, die von etwas ähnlichem gehört hatten oder denen anscheinend dasselbe widerfahren ist."

Fast erleichtert atmete die Schiffbrüchige aus, als sie den fast etwas enttäuschten und schmollenden Blick des Captains auf sich gerichtet sah.
 

"Du kannst mir also nichts mehr über Nyx verraten?"

"Nein", antwortete Sarah eine Spur zu schnell, weckte damit jedoch noch immer kein Misstrauen in Jack.

"Ich habe dir bereits alles gesagt, was ich über sie weiß."

Jacks Blick wurde ernst und finster. Er betrachtete eine Weile seine Stiefelspitzen und spielte mit seinem geflochtenen Kinnbart, als er sich erneut der Schiffbrüchigen zuwandte, deren helle Wachsamkeit in den blauen Augen einem Nüchternen nicht entgangen wären.

"Und Flynt?", erkundigte sich Sparrow. "Wie war er?"

"Als Captain?", hakte Sarah nach und klang leicht irritiert. Warum wollte Jack plötzlich etwas über ihren ehemaligen Kommandanten wissen?

"Aye, als Captain."

Die junge Frau schnaubte verächtlich, ihre Finger schlossen sich fester um die Flasche und sie nahm einen kräftigen Schluck.

"An manchen Tagen schlimmer als Blackbeard, Charles Vane und Calico Jack Rackham zusammen!"

"Du machst Witze." Jack klang tatsächlich so, als würde er sie kein kleines bisschen ernst nehmen. Da war ein leicht ungläubiges Lachen in seiner Stimme, doch Sarahs nächster Satz zerschlug seine Heiterkeit.

"Ich sage die Wahrheit, so, wie ich Flynt persönlich kannte." Die Schiffbrüchige schürzte die Lippen und senkte den Blick.
 

"Er hatte keinen Respekt vor dem Leben und tötete selbst vermeintliche Vertraute, die ihm widersprachen. Die Cruel Wave war eine Fregatte, und obwohl wir mit knapp zweiunddreißig Kanonen deutlich überlegen waren, machte er selbst vor kleinen Schonern nicht halt und schickte sie in die Hölle. Flynts Grausamkeit reichte nahe an Edward Teachs kaltblütiges Herz heran - wenn er denn überhaupt eines besessen hatte - und er scheute nicht einmal davor, die Gesetze des Piratenkodexes zu brechen."

Nun war es an Jack, ein ziemlich betretenes und beunruhigtes Gesicht machen, Verständnislosigkeit schimmerte in den tiefbraunen Augen.

"Warum, um alles in der Welt, bist du dann mit ihm gesegelt?"

Sarah wurde ein wenig blass um die Nase. Diese Frage hatte sie befürchtet; und das Bild, dass sich für einen Moment in ihren Gedanken bildete, verdrängte sie so schnell wieder, wie es aufgetaucht war. Sie schnaubte, und fast schien es dem Captain so, als wäre da eine gewisse ... Bitterkeit in ihrem Blick.

"Das hatte seine Gründe", wich sie ihm aus, die dunklen Augen für einen langen Moment geschlossen, und ihre nun sehr rau klingende Stimme überraschte Jack nun doch, aber noch mehr verblüffte ihn ihr so plötzlicher Stimmungwechsel.

"Eine völlig belanglose Geschichte", winkte sie dann ab. "Unwichtig."
 

Warum sie ausgerechnet mit Flynt gesegelt war, würde er wohl lange Zeit nicht verstehen können, bis es eine akzeptable Erklärung dafür gab. Im Augenblick waren jedoch ganz andere Dinge von Belang, und so nickte er nur stumm und sah der Schiffbrüchigen dabei zu, wie sie einen Moment lang das vergilbte Pergament zwischen ihnen studierte, die nach wie vor unordentlich auf dem Tisch ausgebreitet waren. Ihre Augen verengten sich nachdenklich und sie schürzte die Lippen, wie sie scheinbar eine gewisse Route auf einer der Karten zu verfolgen schien.
 

Als Sarah jedoch aus ihren Gedanken hochschrak und für wenige Sekunden keinen Muskel bewegte (sie blinzelte nicht einmal!) weckte das nun doch Jacks Aufmerksamkeit, und eine leichte Unruhe schlich sich durch seinen Körper.

"Alles in Ordnung, Sarah?"

Genauso wachsam wie zuvor schien Sarah zu lauschen, und als auch der Captain sich genauer auf die Umgebung konzentrierte, hörte er die deutlich beunruhigten Rufe seiner Crew und die alarmierten Befehle Gibbs' an Deck der Black Pearl - und sie waren anders als gewöhnlich, sie klangen lauter, nahezu beängstigt.

"Hörst du das?", wisperte die Schiffbrüchige, schnellte hoch und schritt bereits auf die beiden Flügeltüren zu, Jack auf den Fersen.

"Aye. Und es hört sich nicht gut an."
 


 

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Die Reaktion des nicht gerade nüchternen und wohl etwas verschlafenen Mannes im Ausguck der Black Pearl kam leider etwas arg spät.
 

Der alternde Pirat streckte sich genüsslich, fuhr sich durch das schmutzig blonde Haar und richtete sich auf, als hätte er alle Zeit der Welt.

Nun, das hatte er auch, wenn er so darüber nachdachte. Der Posten im Krähennest war wirklich nicht sehr anstrengend - das war ihm auch des Öfteren bei Marty aufgefallen, der kleine, zwergenhafte Mann, den er vor wenigen Stunden abgelöst hatte. Im Grunde genommen ging es nur darum, hin und wieder mal seine Augen aufzuhalten, gelegentliche Merkwürdigkeiten oder die Aussicht auf ein Fleckchen Land der Crew mitzuteilen - was ohnehin ziemlich selten passierte - und dann ... nun, wenn der Captain zufrieden mit seiner 'Arbeit' war und nichts weiteres von ihm verlangte, konnte er den lieben langen Tag mit dösen und trinken verbr-
 

Moment. Was ging hier vor?

Jetzt, da der Pirat wohl endlich aus seinem Schlaf erwacht war und seine Sinne - zuvor getrübt vom Alkohol - sich langsam klärten, konnte er deutlich die Unruhe der Besatzung von unten ausmachen. Und als er zuerst einen irritierten Blick auf die sich ungewöhnlich schnell bewegenden Männer unter ihm und dann auf den Horizont richtete, wurden seine glasigen Augen mit einem Mal kugelrund, und seine Kinnlade machte sich selbstständig.

Alarmiert holte er Luft, die in seinen Lungen zu brennen schien, und rief so laut und so deutlich, wie es ihm in seinem momentanen Zustand möglich war.

"CAPTAINS, FEUER DIREKT VORRA-"

"ICH WEIß, JOHNSON!", kam es zweistimmig von Teague als auch von Barbossa, die schon genug damit zu tun hatten, die Crew einigermaßen verständlich zu befehligen und zu beruhigen. Denn das besagte 'Feuer' war zwar noch weit genug entfernt, schien dafür aber alles andere als kleinen Ausmaßes zu sein ...
 

"IHR SEID EIN VERFLUCHTER ELENDER HUND!", brüllte Gibbs zu dem nun mehr als nur schuldig dreinblickenden Mann oben im Krähennest hinauf. "MACHT EUCH WENIGSTENS JETZT NÜTZLICH UND SAGT UNS, WAS IHR SEHT!"

"Ich ..." Johnson tastete nervös und mit zittrigen Fingern an seinem Gürtel herum.

"Verflucht, es muss doch irgendwo sein! - SIR, ICH GLAUBE, ICH HABE MEIN FERNROHR VERLOREN!"

"Der geht über die Planke, wenn er sich jemals wieder trauen sollte, da runter zu kommen!", knurrte Gibbs mit gefährlich blitzenden Augen und zerrte das nächstbeste Besatzungsmitglied am Kragen herbei.

"Du! Hol sofort den Captain!", schnauzte er und schubste den Piraten unsanft in Richtung der Flügeltüren, dann hastete er zum Steuerrad, während ihm das graue Haar auf der Stirn klebte und ihm für einen Moment die Sicht nahm.

"Cotton, versucht das Feuer so weit wie möglich zu umsegeln und passt auf die Klippen dort vorn auf!"
 

Dem Crewmitglied, das gerade eben auf dem Weg zur Kajüte des Captains gewesen war, wurde plötzlich schwarz vor Augen. Wenige Sekunden später ging er ächzend in die Knie - denn eine der beiden Türen war soeben kräftig aufgeschwungen worden und machte unsanfte Bekanntschaft mit seinem Gesicht.
 

Jack und Sarah blieben wie angewurzelt stehen, während der Captain dem scheinbar bewusstlosen Mann vor seinen Füßen nur einen kurzen, bemitleidenden Blick schenkte und sich dann angespannt an Barbossa wandte, der seinen Männern den Befehl gab, halbes Segel zu setzen. Ihm passte das im Augenblick natürlich überhaupt nicht - und schon gar nicht, dass dieser vermaledeite Hund seine Besatzung befehligte! Es war schon genug, dass er die Pearl nach Singapur segelte ...

"Was soll das werden, Barbossa?", knurrte Jack. "Bei halbem Segel kommen wir niemals rechtzeitig in Singapur an!"

Hector wandte sich zu Sparrow herum, deutlich genervt und mit gefährlich brodelnder Laune, die jeden Moment überzukochen schien.

"Bitte, Jack, wenn du deine ach so geliebte Galeone direkt in ein gigantisches Feuer steuern willst, nur zu! Selbst die Pearl ist bei vollen Segeln nur ungenügend manövrierfähig!"

Barbossa machte eine abwertende Handbewegung und deutete hinaus auf das offene Meer, das wohl nicht nur wegen der Sonne einen gefährlich orangenen Glanz angenommen hatte.

"... Feuer?", erkundigte sich Jack irritiert, dann folgte seine braunen Augen dem Fingerzeig bis zum Bug der Black Pearl, die das in Flammen stehende Gebiet weitmöglichst zu umsegeln versuchte.
 

"FEUER!" Panisch wedelte Jack mit den Armen, scheuchte einige Crewmitglieder umher und versuchte, sich durch die Menge von laut brüllenden Männern ein wenig Aufmerksamkeit zu verschaffen.

"SETZT SOFORT HALBES SEGEL, MÄNNER!"

Barbossa seufzte genervt auf, legte eine Hand auf seine Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Was ist bei dir bloß schiefgelaufen, Jack?!"

"Weißt du, mein Freund, dasselbe frage ich mich seit über zwanzig Jahren - nur im Bezug auf dich."

Sarah nahm eine mehr als nur ungeduldige Haltung ein, die Stirn in Falten gelegt, während aus den blauen Augen tödliche Blitze schossen, die wohl gleichermaßen beide der zankenden Männer in den Tod schicken sollten.

Natürlich, sie befanden sich mitten in einem heillosen Durcheinander, und diese zwei kindischen Tölpel hatten nichts besseres zu tun, als sich gegenseitig anzufauchen!
 

Sie wandte den Blick in Richtung Krähennest - und im nächsten Augenblick wunderte es sie keinesfalls, dass die bedrohliche Situation viel zu spät bemerkt worden war - dann realisierte sie die panische Hektik der Crew und die angestrengten Befehle von Teague und Gibbs, die immer weniger beachtet wurden, je näher sie dem Feuer kamen. Auch Sarah spürte, dass eine Kollision mit dem ... nun, mit was auch immer, das dort so fröhlich vor sich hinfackelte, keinesfalls gut ausgehen konnte. Cotton versuchte, die Galeone so gut wie möglich vor diesem Chaos zu bewahren, aber je näher sie der drohenden Gefahr kamen, desto hoffnungsloser schien die Situation. Die Segel vollends einzuholen hätte weder etwas geändert, noch wäre es ihnen zugute gekommen. Einerseits beharrte der Captain darauf, möglichst schnell in Singapur anzulegen; würden sie jetzt mitten im südchinesischen Meer verweilen (das sie wegen des vorangegangenen Sturms wohl sehr schnell erreicht hatten), bräuchte das gigantische Feuer sicherlich Tage, bis es keinen Brennstoff mehr hätte und würde somit eine unüberwindbare Blockade darstellen.

Wenn sie die Segel einholten, hätte auch das nur wenig Sinn gehabt: Die See schien genauso unruhig zu werden wie das Geschehen direkt vor ihnen.

Wellen bauschten sich auf und schlugen gegen den ächzenden Bug der schwarzen Galeone, die Gischt spritzte über das Deck und das Schiff schwankte gefährlich auf den bedrohlichen Wogen.

Selbst wenn sie die gigantischen Flammen umfahren würden, würde sie das nur unnötig vom Kurs abbringen und eine größere Gefahr darstellen – die philippinischen Inseln lagen direkt auf ihrer Route und zerschlugen diese Möglichkeit. Das Risiko, bei der Durchfahrt wegen des schwarzen Rauchs, der das Sichtfeld erheblich einschränkte, möglicherweise auf Grund zu laufen, war schlichtweg zu hoch.
 

Es gäbe vielleicht noch einen anderen Ausweg … aber ich wage es zu bezweifeln, dass es im Interesse des Captains liegt, die Philippinen zu umsegeln. Dem Feuer würden wir damit

endgültig entgehen, aber das würde eine gute Woche Zeit in Anspruch nehmen, bedachte Sarah.
 

"Wir steuern direkt auf ein riesiges Feuer zu und wissen nicht einmal, was dort überhaupt brennt?!"

"Aussichtslos, wie es scheint", knurrte Teague, der wie aus dem Nichts urplötzlich neben seinem Sohn aufgetaucht war. "Dieser Idiot da oben ist zu nichts fähig, die Crew hört kaum noch auf unsere Befehle und von hier aus kann man durch den schwarzen Rauch nicht einmal Umrisse erkennen."
 

Sarah hatte definitiv genug. Das, was ihr auf der Cruel Wave widerfahren war, musste unter ähnlichen Umständen kein zweites Mal passieren!

Nein.

Nicht noch einmal wollte sie ein Schiff verlieren und dabei zusehen müssen, wie unzählige Menschen in den Tod gingen.
 

Die Schiffbrüchige blickte einen Moment zwischen Barbossa und Sparrow hin und her (die wohl beide kurz davor zu seien schienen, ihre Pistolen zu zücken ...), beschloss, die Initiative zu ergreifen und rauschte an den beiden vorbei - nun, nicht nur das. Hector merkte es in seiner Wut auf Sparrow zunächst nicht, blickte dann jedoch reichlich irritiert an sich hinunter und bemerkte, dass irgendetwas fehlte. Dann wirbelte er herum und sah gerade noch, wie dieses verfluchte Weibsbild doch tatsächlich mit seinem Fernrohr die Takelage zum Krähennest hinaufkletterte!

"Nun ... das war nicht gerade ungeschickt", kommentierte Jack anerkennend.

"Verdammt, noch ein Wort, Sparrow, und ich schwöre dir, es war dein letztes!"
 


 

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Der dicke, schwarze Rauch stieg bedrohlich in den ohnehin schon dunklen Himmel der Karibik auf und die riesenhaften Flammen verschlangen das glühende und verkohlte Holz regelrecht, auch das Segeltuch hing nur noch in Fetzen zwischen Takelage und brechenden Masten.
 

Was Sarah von der Position des Krähennests aus sah, ließ ihr für einen Augenblick das Blut in den Adern gefrieren. Das Bild, das sich ihr bot, kam einem grausamen, flammenden Inferno gleich.

Von Norden kam ihr der Wind entgegen, zerzauste die dunkelblonden Locken und bauschte den schwarzen Mantel auf; eine sengende Hitze und der beißende Geruch von brennendem Holz, Asche und den Unglücklichen, die es nicht rechtzeitig von Bord geschafft hatten, lag in der Luft, sodass sie ein paar Sekunden die Luft anhalten musste, um keinen andauernden Würgereiz zu bekommen.

Erneut einen Blick durch das ... nun, das geliehene Fernrohr werfend, suchte sie den nun kaum noch sichtbaren Horizont ab, schwarz vom aufsteigenden Rauch und rot von der Glut der Flammen.
 

Es war nicht nur ein zerstörtes, nahezu riesiges Handelsschiff, auf das die schwarze Galeone zusteuerte. Es schienen ganze drei Schiffe zu seien, die den Flammen zum Opfer fielen, jeweils eine kleinere Galeone neben der Steuer- und Backbordseite der Fregatte, die wohl der zusätzlichen Bewachung der geladenen Ware gedient haben musste. Und jeder einzelne Mast, jedes Segel wurde von einem gierigen Feuer verschlungen, dessen Ursprung möglicherweise ein zuvor explodiertes Pulvermagazin war.
 

Eine Lücke in der brennenden Blockade, kaum sichtbar und doch ein kleiner Hoffnungsschimmer, weckte plötzlich die Aufmerksamkeit der Schiffbrüchigen.

Zwischen einer der beiden Galeonen und dem Handelsschiff war das Feuer noch nicht so weit fortgeschritten, dass es auf das jeweils andere Gefährt überschlug; geradezu eine ideale Breite, um die Black Pearl hindurchsteuern zu können. Knapp und geradezu eng ... aber dennoch die wohl einzige Lösung, die ihnen noch blieb.

... Und sie mussten sich beeilen.
 


 

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Captain Teague half der etwas unsanft aufgekommenen Sarah auf die Beine, die die letzten Inches von der Takelage auf das Deck gesprungen war, versicherte sich, dass die junge Frau wohlauf war und warf einen gehetzten Blick in Richtung der Rauchschwaden, die aus dem züngelnden Feuer hervorgingen.

"Was habt ihr gesehen, Miss Blackwood?"

Die Schiffbrüchige musste sich einige Sekunden erst von dem harten Aufprall und dem plötzlich auftretenden Husten erholen, bevor sie mir klarer Stimme antworten konnte: "Keine Zeit mehr, Captain. Brennendes Handelsschiff und zwei weitere Galeonen. Wir müssen uns beeilen. Gebt den Befehl, den Kurs von hier aus auf nordöstliche Richtung zu legen. Die letzte Lücke in der Blockade. Dort drüben."

Sie nickte mit dem Kopf in die angegebene Richtung.

"Brennendes Handelsschiff?", hakte Teague nach. "Seid Ihr euch sicher, dass die Black Pearl dort hindurchpasst, Mädchen?"

"Unsere einzige Möglichkeit."
 

"IHR HABT SIE GEHÖRT!", rief Teague laut und verständlich, damit die ohnehin schon sehr beunruhigte Crew ihn über das Chaos hinweg wahrnehmen konnte.

"SETZT KURS AUF NORDOSTEN, UND ZWAR ZACKIG, WENN IHR NICHT BEI LEBENDIGEM LEIBE VERBRENNEN WOLLT!"

Diese Worte zeigten eine gewisse Wirkung, denn die Besatzung machte sich schnurstracks daran, die Segel so zu trimmen, dass sie dem Befehl nachgehen konnten, und auch Cotton schien sich förmlich auf das Ruder zu stürzen.

Männer riefen durcheinander, packten gemeinsam an und besetzten ihre Posten, während Sarah aus dem Augenwinkel Notiz von Jack und Barbossa nahm, die in diesem unheilbaren Durcheinander wie in Zeitlupe auf sie und Teague zukamen.
 

"Und woher wollt Ihr wissen, Missy, dass das geladene Schwarzpulver in den Magazinen der beiden Schiffe, zwischen denen wir gleich hindurchsegeln werden, bereits explodiert ist und uns nicht mehr schaden kann?" Mit diesen Worten riss Barbossa der Schiffbrüchigen mit einem tödlichen Glimmen in den Augen sein Fernrohr aus den Händen, um es zurück in seine Manteltasche zu stecken.

"Gar nicht", quittierte die junge Frau seine Frage. "Entweder wir versuchen es mit besagtem Risiko, oder wir segeln direkt in ein Feuer zwischen den Philippinen. Was ist Euch also lieber, Captain, sterben oder vielleicht sterben?"

Der Angesprochene verzog das Gesicht. "Danke, nein. Ersteres habe ich bereits hinter mir."

"Also werdet Ihr wohl oder übel das Risiko anneh- ... Moment. Was habt Ihr gerade eben gesagt?"

"Unwichtig", winkte der Piratenlord schnell ab und hinkte hinüber zum Bug der Black Pearl, um sich das Feuer näher ansehen zu können (oder um eventuellen Fragen einer gewissen jungen Frau zu entgehen).
 

Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als dort hindurchzusegeln, zu warten und zu hoffen, schoss es Jack durch den Kopf.

Und als seine geliebte Black Pearl den nordöstlichen Kurs beibehielt, die Lücke zwischen Fregatte und Galeone passierte und mit halbem Segel ihren Weg nach Singapur fortsetzte, musste der Captain für einen Augenblick hoffend die Augen schließen.

Die enorme, stickige Hitze der Luft und die Asche, die der Wind mit sich trug, sagten ihm, dass sie nun genau zwischen dem brennenden Flammen seien mussten. Er und einige Mitglieder seiner Crew konnten einen kurzen Hustenanfall nur schwer unterdrücken, wie das gigantische Inferno weiterhin die kleine Flotte zu verschlingen schien, als wäre sie nichts, hin und wieder ein glühendes Holzstück über ihre Köpfe hinwegflog und von den einst mächtigen, weißen Segeln kaum noch etwas übrig war.
 

Der Gedanke an die vielen Menschen, die an Bord dieser Schiffe ihr Leben gelassen haben mussten, löste in Jack ein sehr ungutes, alarmierendes Gefühl aus, das er jedoch schnell zu verdrängen wusste.

Es waren wohl Hunderte von leblosen Körpern an Bord der drei zerstörten Schiffe, von denen sich das Feuer nährte und einen beißenden Gestank von verbranntem Fleisch hinterließ.
 

Der Bug der nachtfarbenen Galeone rammte urplötzlich ein größeres Stück verkohltes Holz, das zwischen den Flammen auf den glitzernden Wellen trieb, und Jack blickte beunruhigt über die Reling und an der Bordwand seines Schiffes hinunter, als ein unerwarteter Ruck die Galeone durchfuhr. Das Ebenholz knarrte und knackte, die noch wenigen offenen Segel blähten sich in der enormen Hitze und ein Funken des Feuers verirrte sich an Deck, wurde von Jim jedoch sofort ausgetreten, um einen Brand zu verhindern.
 

Die Crew rief in heller Aufregung durcheinander, einige lehnten sich über die Reling, um das Geschehen genauer betrachten zu können und andere warfen sich bange und verunsicherte Blicke zu.

"Ich hoffe ma', der Captain weiß was er tut", sorgte sich Thomas und fixierte den neben ihm stehenden Jim Truscott.

"Die Pearl hat laut Jacks Erzählungen schon einiges überstanden", antwortete dieser.

"Wenn sie selbst einen Beschuss der Flying Dutchman und Davy Jones' gigantischen Kraken überstehen konnte, kann sie auch ein Feuer überstehen."

"Naja, genau genommen hat'se den Kraken ja nich' wirklich überstanden ..."

Thomas klang alles andere als zuversichtlich und bangte in Gedanken bereits um sein Leben.

Selbst Gibbs war trotz der starken Hitze des Feuers inzwischen blass wie ein Leinentuch.
 

Doch die Pearl ließ das Chaos unversehrt hinter sich und hier und dort waren einige erleichterte Seufzer zu hören, als die bedrohliche Situation endlich vorüber war.

Das Schiff hatte keinerlei Schaden genommen, was bei den vielen Funken, die durch die Luft geflogen waren, ein ehrliches Wunder darstellte. Auch die Crew war wohlauf und keiner hatte sein Leben lassen müssen.
 

Barbossa war, mit seinem kleinen Kapuzineräffchen auf der Schulter, inzwischen zu der kleinen Gruppe von Captains, Schiffbrüchigen und jüngeren Besatzungsmitgliedern zurückgekehrt, die sich nach dem nicht gerade alltäglichen Ereignis angeregt miteinander unterhielten.

"Ich muss dir danken, Sarah. Ich weiß nicht, wie das hier geendet wäre, wenn du nicht die Initiative ergriffen hättest."

"Ich stand in deiner Schuld", lächelte die Schiffbrüchige. "Wenn ihr mich nicht aus dem Wasser gefischt hättet, wäre ich vielleicht auf irgendeiner gottverlassenen Insel gestrandet."

"Dann ist deine Schuld hiermit beglichen." Jack nickte der jungen Frau mit einem schwachen Schmunzeln zu.

"Also habe ich auch Euch zu danken, Captain Barbossa", wandte sich Sarah plötzlich an Hector.

Irritiert schüttelte er den Kopf und bedachte die junge Frau mit einem Blick, als wäre sie nun vollends des Wahnsinns verfallen.

"Mir? Wofür denn, Missy?"

Die Angesprochene setzte ein breites, vielsagendes Grinsen auf.

"Für das Fernrohr, das ihr mir ja so bereitwillig überlassen habt", kicherte sie dann, und ein paar Wenige fielen in ihr erheitertes Lachen mit ein - abgesehen von Barbossa natürlich, der nur die Stirn in Falten legte, die Arme verschränkte und sich arg beherrschen musste, um nicht eine bissige Bemerkung fallen zu lassen.

"Wir können froh sein, dass wir Eure törichte Spontanidee heil überstanden haben, Miss Blackwood!", knurrte Hector mit verengten Augen.

"Was, glaubt Ihr, wäre passiert, wenn eines der Pulvermagazine genau dann explodiert wäre, als w-"
 

Barbossa wurde abrupt unterbrochen und schreckte wie auch einige andere zusammen, als eines der inzwischen völlig zerstörten Schiffe buchstäblich in die Luft flog und das Feuer letztendlich eine vollkommene Blockade bildete, wie die Flammen auch auf die letzte Galeone überschlugen.

Der ohrenbetäubend laute Knall musste selbst dreihundert Seemeilen von ihnen entfernt noch hörbar gewesen sein.

In einigen Gesichtern der Männer an Deck konnte man eindeutig herauslesen, dass sie gerade alle an ein- und dasselbe dachten: Hätte die Black Pearl die Lücke zwischen den beiden Schiffen nur wenige Sekunden später passiert, hätte sie alle dasselbe Schicksal wie das der ehemals lebenden Besatzungen erwartet.

"Nun, Captain Barbossa", spöttelte Sarah, "so, wie ich das sehe, haben wir genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst, um der Explosion zu entgehen."
 

Hector ballte die Hände zu Fäusten. Oh ja, so langsam begann er wirklich, diese Frau mit jeder einzelnen Faser seines Körpers zu hassen!
 


 

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Als die tiefschwarze Nacht sich bereits näherte und ihre dunklen Wolken langsam über den Himmel zogen, waren die beiden Galeonen und die Fregatte nur noch ein leuchtender Fleck am Horizont und auch der markante Geruch des Feuers beherrschte nur noch vereinzelt die Luft.

Ein tiefbraunes Augenpaar, umrandet mit schwarzer Kohle, fixierte diesen glühenden Punkt, während dessen Besitzer die Arme hinter den Rücken verschränkt hatte und nachdenklich auf den scheinbar endlosen Ozean hinausblickte. Die Gedanken in Jacks Kopf schienen zu rasen und keinerlei Ruhe geben zu wollen, bis seine Fragen wohl beantwortet werden würden.
 

Woher war das plötzliche Feuer gekommen - und was war seine Ursache?

Weshalb waren es vier ganze Schiffe, die den Flammen zum Opfer fielen?

Und welcher Nation hatten das Handelsschiff und die beiden begleitenden Galeonen angehört?
 

Wäre sein Wunsch, jemanden zu finden, der all diese Fragen - oder wenigstens eine davon! - beantworten konnte, nicht erhört worden, hätte er wohl die ganze Nacht kein einziges Auge zudrücken können - aber so sollte es nicht sein. Denn was als Nächstes geschah, ließ den Piraten vor Schreck so heftig zusammenzucken, dass der keine paar Inches entfernt stehende Gibbs bereits begann, sich ernsthafte Sorgen um seinen Kommandanten zu machen.

Nur ein flüchtiger, dunkler Schatten schien es zuerst gewesen zu sein, etwas, dass der Captain normalerweise als kurze Einbildung abstempelte, aber dem war nicht so.

Direkt vor ihm hatte dieser Schatten plötzlich Gestalt angenommen, und langsam zeigten sich die frauliche Figur, die dunkelbraunen, fast schwarzen Dreadlocks und die ebenso nachtfarbenen Augen. Die Lippen zierte ein trauriges, bitteres Lächeln und in ihrem Blick lag eine tiefe Verzweiflung, die Jack so noch nie an ihr gesehen hatte.

"Tia Dalma!", keuchte der Piratenlord völlig entgeistert und wich einen Schritt zurück.
 

Die Crew, die gerade noch eben angestrengt ihrer Arbeit nachgegangen war, ließ diese nun, völlig nebensächlich geworden, links liegen. Männer kletterten aus den Wandten, um zu sehen, ob das eben Gesagte des Captains der Wahrheit entsprach und sie wirklich die wohl gefürchtetste Meeresgöttin an Bord hatten, Cotton überließ das Steuer willkürlich einem anderen Bukanier, Teague und Barbossa zogen respektvoll ihre Hüte und Jim ließ erschrocken seinen Becher Grog fallen, der am Boden in kleine, glitzernde Scherben zerschellte.

Das Sarah aber stocksteif und wie zu Stein erstarrt versuchte, zwischen den beiden Captains so unsichtbar wie möglich zu wirken, fiel zunächst keinem der Anwesenden auf.
 

"Seht ihr, was sie anrichtet?", begann die heidnische Meeresgöttin zu sprechen.

"Seht ihr, wie sie tötet, getrieben von Vergeltung, unbändiger Macht und Zorn, die sie den Sterblichen zu Unrecht entgegenbringt?"

Ehrfurchtsvoll lauschte die Crew Calypsos Worten - keiner rührte sich, kein einziger schien es auch nur zu wagen, einen Mucks von sich zu geben.

"Nyx." Es war nur ein kaum hörbares, schwaches Flüstern von Seiten des Bukaniers.

"Die Zeit läuft, Jack." Langsam wandte sich die Göttin in Menschengestalt an den Captain der Black Pearl.

"Und sie bleibt nicht stehen. Ihr müsst euch beeilen!"

"Das würde ich sehr gern, Liebes. Aber Singapur ist noch gute anderthalb Monate entfernt."

Tia Dalma seufzte verbittert, senkte den Kopf und schien einige Sekunden der völligen Stille über etwas nachzudenken, das wohl alles andere als unwichtig war.
 

"Dann werde ich dafür sorgen, dass die Pearl die Küste Asiens schneller erreicht."

Jack zog unweigerlich die Luft ein. "Sagtest du mir nicht vor einiger Zeit, dass du nicht in das Geschehen der sterblichen Welt eingreifen darfst?"

"Das ist wahr", antwortete Calypso mit leichter Verunsicherung in der tiefen Stimme.

"Doch werde ich alles dafür tun, damit diese Tyrannei einer einzigen, fehlgeleiteten Göttin endlich ein Ende nimmt."

Der Piratenlord nickte langsam.

"An deiner Entscheidung habe ich wohl kaum etwas anzuzweifeln", erwiderte Jack respektvoll.
 

Tia Dalma sagte zunächst nichts. Eine unheilvolle, finstere Stimmung verwandelte die Atmosphäre in brodelnde Anspannung, jedes einzelne Augenpaar hatte sich auf die Meeresgöttin gerichtet und viele hatten ehrfürchtig das Haupt gesenkt, während sie an den Reihen der Männer entlangschritt und der Wind mit ihrer üblichen, in dunklen Braun- und Rottönen gehaltenen Tunika spielte.
 

"Du ..."

Dieses Wort schien wohl nicht nur Barbossa zu überraschen, vor dem Calypso plötzlich direkt angehalten hatte und nun mit einem langsamen Fingerzeig auf ihn zu deuten schien. Hector schluckte und legte irritiert den Kopf schief, die stumme Frage in den hellblauen Augen schien Tia Dalma jedoch nicht zu interessieren.

Ehe er überhaupt wusste, wie er sich auf die völlig unerwartete Reaktion der Göttin hin verhalten sollte, schnellte eine olivbraune Hand bereits hervor und packte jemanden - jedoch nicht den Piratenfürst des Kaspischen Meeres, sondern eine kleine, unscheinbare Person direkt hinter seinem Rücken.

Sarah wurde grob hinter ihrem vermeintlichen Versteck hervorgezerrt.

"Glaubtest du wirklich, ich würde dich nicht sehen?", wisperte Calypso und schüttelte fast schon enttäuscht den Kopf. Barbossa beobachtete die Szene interessiert und so, wie wohl jeder andere, mit unübersehbarer Neugier.

Was ging hier vor?

"Es wäre töricht gewesen, zu glauben, dass Ihr mich früher oder später vergessen werdet, Calypso."

Sarah wirkte keineswegs geschockt oder ärgerlich. Nein, sie schien wohl nahezu gefasst auf diese Situation gewesen zu sein.
 

Vielleicht werde ich endlich erfahren, ob sich etwas … verändert hat, überlegte die Schiffbrüchige stumm.

Doch über Vergangenes und meine eigene Schuld zu sprechen, das wird keineswegs ausbleiben.

Vielleicht ist es sogar der letzte Tag, den ich leben werde.

Ich kann mir vorstellen, dass Gnade nicht gerade zu ihren Stärken gehört, wisperte eine unruhige Stimme hinter ihrer Stirn.
 

Die Luft knisterte förmlich vor Spannung. Einige Sekunden lang hielt die Stille an, sodass man das vertraute Ächzen und Knarren des Holzes wahrnehmen konnte, die spritzende Gischt zu hören war und das tiefe Blau des Meeres intensiv hervorstach.

Langsam hob die Schiffbrüchige den Kopf, wohl ahnend, dass dieser Tag unumgänglich gewesen wäre.
 

"Wir haben zu lang geschwiegen ... Sarah Blackwood."

Die Angesprochene holte tief Luft, ehe sie mit fester Stimme und einem merkwürdigen Funkeln in den Augen antwortete - Barbossa hätte schwören können, gerade eben ein wenig Angst in ihrem Blick gelesen zu haben.

"Ich weiß." Die zittrige Stimme der sonst so beherrschten und selbstbewussten jungen Frau verblüffte nicht nur die drei Captains.

Mit diesen Worten wies die junge Frau in Richtung des Niederganges und bedeutete der Göttin, ihr zu ihrer Kajüte zu folgen – wissend darüber, dass sie es im Nachhinein nicht verhindern konnte, mit Fragen bombardiert zu werden, fügte sie sich in ihrem Schicksal.
 

Bevor sich die Ansammlung von Besatzungsmitgliedern und Captains auflöste (Keiner von ihnen riskierte es, über das soeben Geschehene zu sprechen) und Calypso der Schiffbrüchigen auf ihre ganz eigene Art und Weise folgte, wandte sie sich noch einmal zum Captain der Queen Anne's Revenge um.

"Sie ist nicht die Einzige, mit der ich sprechen werde."


Nachwort zu diesem Kapitel:
So ...
Nach diesem grauenvollen Sturm hoffe ich doch trotzdem, dass euch mein Prolog gefallen hat.
Ich arbeite bereits am ersten Kapitel und freue mich auf eure Reviews!
Was haltet ihr vom Anfang meiner Fanfiction?
Schreibt mit eure Meinungen, egal was - ich höre Lob und Kritik immer gern! :)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
... geschafft :)
Ich hoffe, dass ich einen guten Anfang für meine Geschichte gefunden habe.
Sorry für den kleinen Cliffhanger am Ende, aber ich konnte einfach nicht anders ... ;)
Sonst bleibt doch die Spannung und Vorfreude aus.
Das 2. Kapitel ist schon in Bearbeitung.
Ich freue mich auf eure Reviews! :)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So ihr Lieben, und nach längerer Zeit endlich mal ein neues Kapitel.
Tut mir Leid, dass es etwas länger gedauert hat als nötig, ich war ein wenig im Stress ... dafür ist dieses Chap aber auch mal etwas länger ;)

Mein großer Dank geht zuerst einmal Akasha12 und Anni Cole (auf fanfiktion.de und myfanfiction.de), meine zwei ersten Review-Schreiber, denen ich dieses Kapitel widme ... Nach den ersten Kommentaren hat man doch gleich viel mehr Spaß am weiterschreiben. :)
Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat!

Zum Schluss noch eine Bitte an alle meine fleißigen Leser: Bitte, bitte bitte bitte, schreibt mir mehr Reviews ;) Wie im Vorwort schon vermerkt, bin ich leider süchtig danach ... :P Aber was soll man machen? Ich hör sehr gern eure Meinungen zu meiner Fanfic, egal ob Kritik oder Lob, denn das ist doch die Hauptvoraussetzung für Verbesserungen meinerseits. Wenn euch etwas nicht passt oder ihr etwas nicht ganz versteht, schreibt es ruhig ... Oder wenn euch ein Kapitel zu kitschig, undurchsichtig oder fantasiereich ist :D Gern hör ich mir eure Statements an und versuche, sie so gut wie möglich umzusetzen. :)


Ich freue mich, wenn ihr dranbleibt! :)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaaa ... Ich weiß, ich weiß - Das Kapitel war etwas kurz, aber bitte, steinigt mich nicht *lach* ...

Ich habe nach einem passenden Ende für das letzte Chap gesucht, und mit diesem Teil wäre es definitiv zu lang gewesen.
Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat! ;)
Dafür wird das nächste Kapitel auch wieder länger und, um euch ein bisschen neugierig zu machen: Es wird gleichzeitig etwas besonderes ...
Ich beeile mich, es so schnell wie möglich online zu stellen.

Würde mich über Reviews riesig freuen! :)
Damit bis zum nächsten Kapitel. ;)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, euch hat das Kapitel wenigstens annähernd gefallen? ;)
Ja, ich weiß, der Titel ist ein wenig einfallslos ... Mir ist nichts Besseres in den Sinn gekommen :(

Ich hatte euch ein interessantes Kapitel versprochen - Naja, vielleicht klingt es im ersten Moment noch nicht wirklich spannend, aber jetzt, da unsere Schiffbrüchige endlich mal ausgeschlafen hat, wird die ganze Geschichte um einiges fesselnder (Hoffe ich ... *lach*) ... ;)
Ich habe mit ihr noch ziemlich viel vor. ;)

Eigentlich hatte ich eine ganz andere Handlung in diesem Chap vorgesehen, auch mal mit einem veränderten POV*, hatte aber leider bei diesem Thema eine fiese Schreibblockade und mich dann doch für diese Handlung entschieden. :(
Ich hoffe, es war trotzdem schön zu lesen.

Schreibblockaden erwischen mich nicht ganz so häufig, aber wenn sie es tun, könnte es mit einem neuen Kapitel immer ein wenig länger dauern (bei mir zieht sich das allerdings nicht über Monate hinweg, sondern im Normalfall sind es dann 2 - 3 Wochen, bis ich wieder vernünftige Texte zusammen bringe ...).

Was haltet ihr bis jetzt von meinem OC? ;)
Vielleicht habt ihr ja Vorschläge, die ich im nächsten Kapitel einbringen könnte?

Würde mich über Reviews und eure Meinungen (raus damit! :D) sehr freuen :)
AUCH von den 'Schwarzlesern' ... :P
*ganz lieb guck* ;)


*(POV = Point of View -> Aus der Sicht eines bestimmten Charakters.)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da bin ich wieder :)
Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit auf ein neues Kapitel, dafür gibt es aber gleich zwei davon. Eigentlich sollte es nur ein Chap werden, ich dachte mir aber, dass 6000 Wörter für ein einziges Kapitel viel zu lang sind, und hab es gleich in zwei Teile gegliedert. ;)

Dieses Kapitel ist meiner Review-Schreiberin
Bellanska auf Fanfiktion.de gewidmet, die freiwillig zu meiner Fanfiction einen sehr schönen Fanart von Sarah Blackwood gezeichnet hat, über den ich mich sehr gefreut habe :)

http://bellanska.deviantart.com/art/Sarah-Blackwood-455488595?ga_submit_new=10%253A1400686200

Dafür nochmal ein großes Dankeschön an dich!
Das gilt selbstverständlich auch für meine anderen fleißigen Leser und Review-Schreiber -
Ich wüsste nicht, woher ich ohne euch die große Motivation für meine Geschichte hernehmen sollte ...

Wie hat euch mein Kapitel gefallen? Habt ihr Verbesserungsvorschläge oder Kriterien für mich? Vielleicht auch Tipps, was ich im nächsten Chap schreiben könnte?

Ich würde mich über Reviews zu meiner Fanfiction sehr freuen! :)
(Seid bloß nicht so schüchtern, ich halte was aus, also raus damit! :P)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ihr Lieben, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ;)
Ich konnte einfach nicht anders, als so etwas in der Richtung einzubauen - Klingt das nicht niedlich, ein Jack, dem sein allerliebster Teddybär vom bösen Hector geklaut wurde? *lach* ... :D
Ich kann euch nicht versprechen, wie lang das nächste Chap wird, da es möglicherweise wieder nur ein Übergangskapitel wird.

Jetzt bald, da die Grundlage für meine Story schon mal geschaffen ist, geht die Spannung erst richtig los! ;)
Macht euch keine Sorgen - selbstverständlich baue ich auch epische Seeschlachten und Kämpfe ein, und auch die Royal Navy bzw. die EITC bekommt noch einen Platz in meiner Geschichte, denn ohne die altbekannten Feinde wäre es ja langweilig, oder? ;)

Dieses Kapitel widme ich meinen beiden ungeduldigsten Lesern, woman in black auf fanfiktion.de und dir, Vanessa, weil du mich auf WhatsApp immer zu Tode fragst, wann zur Hölle denn endlich das neue Kapitel kommt *lach* ;)
Danke an euch zwei, ihr habt mich ein wenig angetrieben, sonst hätte das 8. Kapitel wahrscheinlich noch länger auf sich warten lassen ... das ich ja ohnehin schon zweimal neu schreiben musste, aufgrund extremer Unzufriedenheit meines Beta-Lesers (xD) und eines ziemlich dummen Datenverlusts meines PCs ...

Reviewt bitte fleißig (aber lasst die Finger ganz! :D), freue mich schon auf eure Rückmeldungen ... dann gibt's beim nächsten Mal auch ne extra rieeeeesengroße Packung Schoko-Kekse für ALLE! *Squeeeee XD* :P :3

Bis zum nächsten Kapitel,
eure Sharyne :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, ihr liebenswürdigen Leseratten :)

Da bin ich wieder - mit einem neuen Kapitel.

Ja, ich weiß ... Leider hat sich die Wartezeit auf das 9. Chap etwas in die Länge gezogen, da es zuerst drei Mal umgeschrieben habe, bis ich endlich zufrieden war, war außerdem nebenbei noch am Überarbeiten der bestehenden Kapitel (Und der Kurzbeschreibung), habe ein neues Cover gestaltet (das eventuell bald noch einmal geändert wird, da dieses voraussichtlich nur eine Notlösung ist) und einen neuen Titel für meine Story gesucht, von dem ich hoffe, dass er euch gefällt! :)

Als Entschädigung für die lange Wartezeit wird es das 10. Kapitel auch bald im Anschluss geben, das ich vielleicht Morgen schon fertigstellen kann, da das jetzige nicht besonders handlungsreich ist - Und ich verspreche euch, da wird's dann wieder etwas lustig! ;) Ein ganz bestimmter Pirat (Nein, nicht Jack :P) bekommt dann nämlich das wahre Temperament unserer lieben Sarah zu spüren, und das auf recht drollige Art und Weise. Außerdem erfahren wir endlich etwas über ihre recht ungewöhnlichen 'Kampfkünste', die ich mir für sie ausgedacht habe ;)

Dieses Kapitel widme ich (schon wieder, hihi :3) dir, Aelly (Bellanska auf fanfiktion.de), erneut für dein großartiges Zeichentalent! - ein wirklich niedliches Bild, in dem die goldige Szene aus Jacks Kindheit vom letzten Kapitel dargestellt wird:

http://bellanska.deviantart.com/art/Big-bad-Hector-460312049

Danke dafür <3

Bitte, bitte, überhäuft mich wieder mit Reviews (auch die Schwarzleser! :P) und sagt mir, wie euch meine Story gefällt, ich kann nie genug davon haben! :D


Bis dahin,
eure Sharyne :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, wie sieht's aus, ihr Lieben? ;) Hab ich euch zu viel versprochen? ^-^

So, jetzt ist es also geschafft - die ersten zehn Kapitel sind online und damit ist sozusagen ein weiterer Grundsatz angefertigt. Jetzt kann das große Abenteuer losgehen, vor allem nach
einem so fiesen Cliffhanger :P
Nun kommen nämlich auch bald die altbekannten Feinde der Royal Navy hinzu, und auch die East India Trading Company wird sich ordentlich mit einmischen und für reichlich Wirbel sorgen. Denn die Piraten sind nicht die Einzigen, die von unserem dunklen Engel erfahren ...
Lasst euch überraschen! ;)

Dieses Kapitel widme ich meinem allerbesten Beta-Leser - Danke, René, für deine Zeit und
die Arbeit, die du hier in mein Projekt steckst, ich wäre ohne dich bestimmt schon
am verzweifeln und ohne deine grandiosen Ideen (und auch Kritiken) wäre diese Story längst nicht so gut! :)

Ganz rechts oben neben meinem (noch) kleinen Werk gibt's einen gaaaanz hübschen
Review-Button, der euch förmlich danach anschreit und bettelt, angeklickt zu werden,
damit ihr sein kummervoll leeres (Ergibt das Sinn? .__.) Textfeld füllen und dann
auf "Absenden" drücken könnt, dann ist er nämlich wieder glücklich und kann zufrieden bis
ans Ende seiner Tage leben. :3
Oder kurzgefasst: Überhäuft mich bitte, bitte mit Reviews! Biiiiitte! ^-^ *Dackelblick aufsetz*

Ja, ich weiß, ich bin komisch drauf heute. *lach* ... Das musste jetzt einfach sein. ;)

Bis zum nächsten Kapitel (das mal einen kleinen, spannenden Wendepunkt bekommt),
eure Sharyne ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, ihr Lieben :)

So, da bin ich wieder, mit Kapitel 11, was - zugegeben - ziemlich lange gebraucht hat, bis ich es endlich hochladen konnte, und dafür erstmal ein dickes 'Sorry' :( Ich hoffe, ihr konntet eure Ungeduld im Zaum halten *lach* ...
Als Entschädigung ist dieses Chap aber auch recht lang geworden und, wenn mich nicht alles täuscht, mit ca. 6.000 Wörtern sogar das Längste (bis jetzt). ;)
Die letzte Zeit verlief bei mir leider ziemlich stressig, weshalb ich kaum dazu kam, meine Ideen auf virtuelles Papier zu bringen - das Übliche war daran Schuld: Schulstress, Berufswahl, Planungen, Termine (und natürlich die grandiose Fußball-Partie von Deutschland gegen Algerien - 2:0! <3 Dieses Jahr holen wir uns diesen Pokal! :D) ...
... und ein riesengroßer Saustall in meinem Wohnzimmer, das eher unfreiwillig einen fröhlichen farbigen Anstrich auf dem Fußboden bekommen hat - dank ziemlich unspektakulärer und aufwendiger Bastelarbeiten ...
Ihr werdet merken, dass die nächsten Kapitel wahrscheinlich ein wenig länger werden als die ersten zehn, die nur eine Art 'Grundbasis' darstellen (wie im Nachwort von Kapitel 10 schon angemerkt), da das Abenteuer jetzt erst richtig losgeht! :)

Trotz der langen Wartezeit hoffe ich, dass es euch gefallen hat - auch, wenn es (mal wieder ...) eines der weniger spektakulären Chaps war ... obwohl nun endlich mal die Company und Navy ordentlich mitmischen. ;)
Mein ganzer Arbeitsplatz und mein Kopf sind zwar wortwörtlich zugeklebt mit (imaginären) Klebezetteln, auf denen sich so einige Ideen sammeln, aber vielleicht hat meine liebenswürdige Leserschaft ja auch noch Vorschläge, wie unsere Chaoten die Zeit nach Singapur (ein wenig spannender) überbrücken können?
Wenn ihr ein paar Ideen auf Lager habt: nur keine Scheu, schickt sie mir ruhig zu. ;)
Ich wäre froh, wenn ich ein bisschen mehr dramatischen Stoff für meine Story sammeln kann (wobei mein liebenswürdiger Beta-Leser mich damit letztens buchstäblich bombardiert hat :P).

Vielleicht ist es euch sogar aufgefallen, dass ich inzwischen die Pairings angegeben habe - ich habe mich dann doch dazu entschlossen, euch nicht allzu lang im Ungewissen zu lassen. ;) Immerhin wird es noch eine Weile dauern, bis unser lieber Jack auf seine ehemalige Flamme trifft, und euch sooo lange zappeln zu lassen - das finde sogar ICH fies ;P
Und auch Barbossa hat mal ein bisschen weibliche 'Abwechslung' verdient, ich konnte einfach nicht widerstehen, ihm jemanden zu verpassen, der förmlich an ihm kleben und ihm zur Seite stehen wird. ;)
Soviel zum Thema "Ein Pirat liebt nur das Meer und sein Schiff" - unsere zwei Dauerzankenden werden wohl bald feststellen müssen, dass in diesem Spruch nicht ganz so viel Wahrheit steckt, wie zuerst angenommen.
Aber dazu erst mehr in den nächsten Chaps, zu viel will ich ja auch noch nicht verraten, aye? Sonst bleibt doch die Spannung weg ;)
Es wird sich wohl auch nie ändern, dass Barbossa - dieser hinterhältige, clevere und gewiefte Mistkerl! - zu meinen Lieblingscharakteren gehört. Ich liebe einfach seinen Sarkasmus und seinen trockenen Humor! ^-^
Würde mich mal interessieren, wer mir da zustimmt? ;)

So, nun aber endlich zu meiner Widmung (mal wieder :P): Dieses Chap ist für dich, Vanessa, weil du wirklich jeden noch so winzigen Rechtschreibfehler findest, mich sofort damit aufziehst und dich wahnsinnig drüber freust, was ich einfach unglaublich witzig und niedlich finde XD Du bist wirklich eine einzigartige Beta-Leserin *knuddel* <3 Danke! :*

Ihr dürft mich LIEBEND gern auch wieder mit laaangen (und natürlich auch kurzen) Reviews überschütten, ich kann gar nicht genug davon haben - also raus mit euren Meinungen! :)
Sehr gern auch von meinen neuen Lesern, und davon gibt es wohl mehr als genug, wie ich letztens in meinen Stats (auf fanfiktion.de) bemerkt habe, die seit meiner Pairing-Angaben ziemlich in die Höhe geschossen sind. ;)
Innerhalb eines Tages knapp 50 Klicks und 3 Favoriteneinträge mehr - Wow!
Ich war - zugegeben - ziemlich überrascht und habe mich tierisch darüber gefreut! :)
Ich glaube, wenn meine Neuankömmlinge mir jetzt auch noch ein paar Reviews hinterlassen, dann werde ich wohl mal wieder einige Tage lang mit diesem unausstehlichen Dauergrinsen im Gesicht herumrennen *lach* ...

Damit bis zum nächsten Mal (meine Tastatur wird wohl dran glauben müssen),
eure Sharyne :)


PS: Revieeews ... *grins* ...
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, ihr seht richtig: Ich habe es endlich, ENDLICH mal wieder geschafft, ein neues Kapitel hochzuladen ;)

Entschuldigt bitte die diesmal sehr lange Wartezeit (Knapp 5 Wochen, wenn ich richtig gerechnet habe ...), wird hoffentlich nicht allzu oft vorkommen, und ich hoffe, dass ihr trotzdem noch alle anwesend seid, meine Fanfic noch nicht aufgeben habt und immer noch fleißig mitfiebert :)
An dieser Stelle erst einmal ein gaaaaanz dickes SORRY! für all diejenigen, die
Wartezeiten auf neue Chaps genauso wenig ausstehen können wie ich und
vor Neugierde, wie es denn endlich weitergeht, fast verrückt werden.

Normalerweise dürftet ihr mich jetzt steinigen, vierteilen und mit anderen Methoden quälen, schon allein wegen der unglaublich teuflischen Kombination aus einer fünfwöchigen
Wartezeit und einem ziemlich miesen Cliffhanger - aber an dieser Stelle musste mal wieder
ein wenig Spannung rein ... ;) Bald wird's nämlich ziemlich turbulent, wie ihr schon am Titel
des Kapitels lesen könnt, der für Teil 1 des 12. Kapitels noch völlig unpassend erscheint, in
Teil 2 aber aufgeklärt wird. Den 2. Teil des Chaps werde ich leider erst nächste oder
übernächste Woche hochladen können, da ich ab heute für 7 Tage im Urlaub bin und mir eine kleine Auszeit vom dauerhaften Stress der 9. Klasse gönne - ich kann kaum beschreiben, wie sehr ich diese Sommerferien vermisst habe! :D

... Ja, ihr wisst ganz genau, was jetzt an dieser Stelle kommt, oder? ;) Bitte, bitte, biiiiiitte, auch, wenn ich es überhaupt nicht verdiene bei einer solchen Frechheit, die ich euch hier geliefert habe, reviewt fleißig und sagt mir, wie euch das (halbe) Kapitel gefallen hat! :) Ich höre Lob
und Kritik immer gern - auch von den Schwarzlesern! :P
Also haut (bitte! Q_Q) in die Tasten und stillt meine unheilbare Sucht nach
Kommentaren ... :D

Und da ich ja nicht ganz so gemein bin, wie viele von euch vielleicht annehmen, will ich eure Neugier ein kleines bisschen zügeln: In Teil 2 (Ja, das 12. Kapitel wird mal wieder ziemlich lang, deshalb war die Aufteilung nötig) werden Jack und seine Crew einer sehr unschönen Überraschung gegenüberstehen, wir erfahren mehr über Sarah und eine gewisse
Meeresgöttin lässt sich auch mal wieder blicken. Wie unsere Piraten auf das alles reagieren werden - das erfahrt ihr alles nächste oder übernächste Woche ... ;)

Lasst euch überraschen, denn es wird spannend!


Bis dahin,
eure jetzt ganz schuldbewusste und schüchtern dreinblickende Sharyne ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
"JA! Endlich! Sie hat es geschafft! Sie hat es WIRKLICH geschafft, ein neues Chap hochzuladen!" ... Das wird vermutlich genau das sein, was ihr euch gerade eben gedacht habt, hab ich recht? ;)

Gut, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Ich habe euch ein neues Kapitel spätestens zwei Wochen nach Kapitel 12.1 versprochen, und dieses Versprechen nicht gehalten ... Wollte mich an dieser Stelle entschuldigen, bei allen, die sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet haben und mir jetzt am liebsten den Kopf abreißen würden. :(
Tut mir leid, dass es letztendlich doch wieder eine kleine Ewigkeit gedauert hat :/

Ich geb's zu, es lag nicht nur am Stress, an dem Berufsleben und den Abschlussprüfungen, die auf mich zukommen - nein, wenn ich ehrlich bin, ich hab mich ein kleines bisschen zu sehr von der Assassin's Creed-Spielreihe hinreißen lassen, die ich mir vor kurzem FAST vollständig gekauft habe. Und da vielleicht einige von euch wissen, dass man für diese Spielreihe (bei mir von Teil 2 bis 3, Brotherhood und Revelations eingeschlossen) nicht gerade wenig Zeit investieren muss, um sie einmal komplett durchzuzocken, hoffe ich, dass wenigstens ein paar von euch Verständnis dafür haben. Ich hab einfach mal eine Abwechslung vom fast alltäglichen Schreiben gebraucht. Aber gut, nach einem langem, laaaangem Abenteuer mit Ezio und Connor erwarte ich jetzt sehnsüchtig den 5. Teil der Reihe, den ich aber erst kaufen werde, wenn der Preis mich nicht mehr aus den Socken haut - und da das vermutlich eine Weile dauern wird, hab ich jetzt erstmal genug Zeit, um mich an meine Fanfic zu setzen. ;)

Ich hoffe, dass ich euch mit dem Kapitel nicht allzusehr enttäuscht habe, da die zuvor versprochenen 'Enthüllungen' (welch Ironie!) um Sarahs Leben leider erst im nächsten Chap vorkommen werden. Das jetzige wäre sonst einfach viel zu lang geworden. Aber ein langes Kapitel bin ich euch nach dieser unverschämten Wartezeit wirklich schuldig, und ich hoffe, dass ihr größtenteils zufrieden seid! :)

Dieses Kapitel widme ich wieder mal meinen fleißigen, liebenswürdigen, lobenswerten, ... (Mir gehen die Adjektive aus :D) Beta-Lesern René und Vanessa, ohne deren Ideen und Aufmunterung ihr wahrscheinlich noch weitere 5 Wochen hättet warten müssen. :)
Danke, ihr zwei, für alles, was ihr für mich getan habt und immer noch tut! <3
Hab euch lieb! :*

Außerdem ist das Chap noch für dich, Katie (caribbeanpirate auf fanfiktion.de), weil du inzwischen zu meiner treuesten Leserschaft gehörst. (;
Danke für deine Motivation und deine PM, die ich vor kurzem bekommen habe - ohne diese Nachricht hätte ich mich wahrscheinlich gefragt, ob irgendjemand überhaupt noch Interesse an meiner Fanfic hat. :/
Freut mich, dass du die Hoffnung noch nicht aufgegeben hast und immer noch dranbleibst! :)

Verdammt, jetzt hab ich doch um den heißen Brei geredet ... Aber eins muss natürlich noch hier rein: Trotz des unglaublich miesen Cliffhangers, den nicht erfüllten Versprechungen und der vollkommen empörenden Wartezeit - bitte, bitte, biiiiitte reviewt wieder fleißig! :)
Ich freue mich auf eurer Lob und eure Kritik, eure Meinungen und Ideen immer wieder von Neuem!
BITTE! Q_Q

Nochmal ein ganz großes Dankeschön an alle, die immer noch an mich und meine Story glauben! :)

Bis zum nächsten Chap,
Sharyne :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-07-10T05:26:59+00:00 10.07.2014 07:26
Ich mach das auch ziemlich oft.
Ist halt ne gute Adresse, die wenigstens kostenlos ist.
Manchmal guck ich au h Filme um zu testen ob meine 7 jährige schwester sie schon sehen darf.

Lg Xaka
Von: abgemeldet
2014-07-07T14:52:14+00:00 07.07.2014 16:52
Ja der Film ist echt gut.
Gibt ja jetzt auch einen zweiten Teil.

Kannst du im Internet unter movie4k anschauen.
Kostet nix und ist meist gute Qualität.

Am besten nimmst du an der Seite dann Streamcloud.
Ist gut aber die Werbung vorher ist nicht so toll.
Die ist nicht jugendfrei.

Lg Xaka
Antwort von:  Sharyne
09.07.2014 20:29
ich weiß ;) Ich kenn Movie4k, gucke da fast jede Woche 'nen Film. ;)
Von: abgemeldet
2014-07-07T13:44:18+00:00 07.07.2014 15:44
Tja ich find das echt Schade.
Wenn du willst kannst du ja bei mir auch mal was schreiben.

Die Story wird noch besser.
Die ersten Kapitel sind nicht so gut.
Finde ich jedenfalls.

lg Xaka
Antwort von:  Sharyne
07.07.2014 16:24
Hey,

ich guck auf jeden Fall mal rein, aber ich kenne 'Drachenzähmen leicht gemacht eigentlich gar nicht. Von daher guck ich mir zuerst den Film an, und dann schau ich mal bei dir rein :)

glg Sharyne
Von: abgemeldet
2014-07-06T12:34:38+00:00 06.07.2014 14:34
Moinsen,
du bist also auch hier.
Ich bin die Xakanadushak, die du auch schon von FF.de kennst.

Ich wolkte nur kurz Hallo sagen.
Ich bin hier ja auch angemeldet und hab angefangen meine Story Verkehrte Welt hier reinzustellen.
Hab aber noch keinen Kommi.
Eigentlich schade.
Hier sind anscheinend nicht so viele Leute online oder die haben kein Block einen Kommi zu hinterlassen.

lg Xaka

Ps Jetzt hat deine Story wenigstens 1 Kommi :)
Antwort von:  Sharyne
06.07.2014 21:47
Hey du :)

Wusste gar nicht, dass man dich auch hier findet. :)
Ja, hier scheinen wirklich nicht so viele Leute online zu sein, meine FF existiert auch hier schon seit knappen 2 - 3 Monaten, und die einzigen Websites, wo ich bisher Kommentare bekommen habe, waren fanfiktion.de und myfanfiction.de.

Danke für dein Review hier auf Animexx :) Ich war schon am verzweifeln *lach* ...
Was deine Story betrifft, die keine Kommentare hat - mal gucken, was sich da so machen lässt ;))

glg Sharyne ;)


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