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April. Children can be cruel!

Die April-Zwillinge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht gibt es hier Leser, die Erfahrung mit Häuslicher Gewalt haben, an diese Leser. Tut euch selber einen Gefallen und lest dieses Kapitel und auch das vorherige nicht. Tut mit leid, dass ich das erst jetzt sage, aber mir war das vorher nicht ganz so bewusst. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tja, ein wenig Geschichte. Ich hoffe, sie wirkt nicht all zu unrealistisch, aber man muss immer im Hinterkopf behalten, so etwas passiert wirklich. Manche Kinder müssen so leiden und noch viel Schlimmeres durchmachen. Natürlich ist das mit Sam völlig ausgedacht und ich bezweifle, dass das irgendwo so abläuft, aber es geht schließlich immer noch schlimmer. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute, lang, lang ists her. Über zwei Jahre glaube ich... Es tut mir so unglaublich leid! Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt diese Geschichte weiter zu führen, doch ein netter Kommentar hat mich wieder auf den Geschmack gebracht und so habe ich mich direkt an ein neues Kapitel gesetzt!
Ich weiß, es ist kurz, aber es ist eher ein Übergangskapitel um in den richtigen Teil der Story überzuführen, denn jetzt fängt die Detektivarbeit unserer geliebten ??? an. ;)
Also, viel Spaß beim Lesen, eure All Komplett anzeigen

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Prolog

Prolog.

Die Kinder waren nicht als, vielleicht sechs oder sieben, doch sie waren weiter als andere ihres Alters. Sie lebten abgeschirmt, in Einsamkeit und von den Eltern verlassen in einem der vielen Waisenhäuser, die es in der Stadt gab und sie sehnten sich nach nichts anderem als einer Familie. Niemand wollte sie, sie waren nicht gut genug für eine Familie, für ein glückliches Leben, so dachten sie zumindest. Ihre Eltern hatten sie fort gegeben, kurz nachdem sie auf die Welt gekommen waren. Niemand hatte sich um sie gekümmert, nicht einmal die Nonnen, welche das Waisenhaus leiteten hatten sich groß für die zwei Kinder interessiert. Sie waren eben anders.

Und wenn ein Kind anders war, war es schlechter, so war zumindest die Meinung der Kinder, die man wohl als normal bezeichnete.

Kinder können grausam sein.

Als schließlich ein junger Mann mit seiner schönen Frau kam und die zwei nach kurzem Zögern adoptierte, glaubten sie auf im siebten Himmel zu schweben, doch die Realität holte sie zu schnell wieder auf die Erde zurück und damit in ein grausames Leben. Niemand hatte erwartet, dass ein junges Ehepaar so voller Hass, Abscheu und geheuchelter Freundlichkeit sein konnte. Niemand hatte erwartet dass sie so waren, doch genau das wurde erst Jahre später entdeckt und zwar von drei Jugendlichen, die ihre Nasen zu tief in eine Familiengeschichte gesteckt hatten. Und niemand hatte geglaubt, dass diese drei Jungen Normalität schaffen konnten.
 

** Ende Prolog **

Flirtversuche

Kapitel 1. Flirtversuche.

Neun Jahre später.:
 

Das penetrante Klingeln des Weckers riss den ersten Detektiv aus seinem so geliebten Schlaf. Murrend und unglaublich müde öffnete er die Augen und sah auf die Digitalanzeige seines Weckers, dann stöhnte er und rieb sich über die brennenden Augen. „Acht Uhr.“ Er hatte vergessen ihn auszuschalten. Jetzt war keine Schule mehr, nein, jetzt waren Sommerferien und die hatte er sich redlich verdient, also, warum weckte ihn dieses verdammte Ding?

Justus! Deine Freunde stehen vor der Tür! Du solltest langsam mal aufstehen!“, rief seine Tante von unten zu ihm auf und mit einem Mal war er hell wach. „Fuck!“, murmelte er entsetzt, sprang aus dem Bett und schmiss sich geradezu in seine Kleidung. Das hatte er ganz vergessen. Sie wollten sich doch heute zum Schwimmen treffen und zwar schon sehr früh, da die Hitze am Mittag schon nicht mehr zu ertragen war. Er hastete ins Bad, machte sich fertig, schnappte sich seine Badesachen, die er glücklicherweise gestern Abend schon gepackt hatte und hüpfte die Treppe hinunter in den Flur und von dort aus aus dem Haus. Er freute sich riesig auf diesen Ausflug. Es war schon lange her, dass die drei Detektive etwas zusammen unternommen hatten, was nichts mit ihren Fällen oder Lernen zu tun hatte, da sie in letzter Zeit doch sehr viel Stress in der Schule gehabt hatten.

In den letzten Wochen hatte seine Tante ihn auf Diät gesetzt und er musste zugeben, da er auch sportlich aktiv geworden war, schon einige Kilos weniger auf den Hüften hatte, was ihn mächtig stolz machte. Er traute sich jetzt auch wieder, ohne viel Kleidung unter Menschen, da er nicht mehr so von anderen angestarrt wurde und wenn er ehrlich war, so ganz kaltgelassen hatten ihn diese Blicke noch nie.

„Bin schon da!“, rief er glücklich und gab Mathilda noch schnell einen Kuss auf die Wange, dann verschwand er auch schon mit seinen besten Freunden zu den Fahrrädern. „Ferien!“, lachte Peter voller Freude und stieß die Faust in die Luft. „Endlich. Ich hab zu Hause schon meine Schultasche in irgendein Eck verschwinden lassen. Glaubt mir, ohne die Hilfe meiner Mutter finde ich die nicht wieder.“ Bob fuhr sich durch das blonde Haar und strahlte glücklich dem blauen Himmel entgegen. „Peinlich!“ Peter stieß seinem Freund lachend in die Seite, welcher daraufhin gespielt empört nach Luft schnappte. „Las mich raten Zweiter, du hast deine verbrannt.“, witzelte Justus und sah die Sportskanone der drei grinsend an. Dieser wiegte mit dem Kopf und grinste dann über beide Ohren. „Ich hatte es vor, aber ihr kennt ja meine Mum, die ist ausgerastet, als ich da mit dem Feuerzeig, Spiritus und meiner Tasche im Garten stand. Sie meinte ich ziehe eine Orgie ab.“

So ging es den ganzen Weg bis zum Strand, der merkwürdig leer war. „Komisch. Ich hätte mit wesentlich mehr Menschen gerechnet.“, murmelte Just, dann zuckte er jedoch mit den Schultern und begann seine Sachen vom Gepäckträger zu laden. Es war viel angenehmer wenn kaum jemand da war. Nur ein paar Familien mit kleinen Kindern, drei Pärchen und wenige, die im Wasser waren, dabei hatte es doch gerade jetzt eine fabelhafte Temperatur. „Ich geh schwimmen!“, verkündete Peter und war im nächsten Moment bereits bis auf die Badehose ausgezogen und auf halben Weg zum Wasser. „Hey, wir sollten uns zuerst eincremen, gerade jetzt ist mit der Sonne nicht zu spaßen!“, reif Justus ihm hinterher, winkte dann jedoch ab, da der zweite Detektiv ihn nicht mehr hören konnte. Er breitete eine Decke aus, ließ sich darauf nieder und zog eine Tube mit Sonnencreme heraus.

Peter war in der Zwischenzeit mit einem Freudenschrei ins erfrischende Wasser gesprungen und schwamm einige Züge hinaus, wo es deutlich tiefer wurde und er sich wohler fühlte. Er ließ seinen Blick über die glitzernde Wasseroberfläche gleiten und entdeckte nicht nur die Köpfe von kleinen Kindern und jungen Paaren sondern auch von einem etwa sechzehnjährigen Mädchen, welches alleine ihre Bahnen schwamm. Als sie ins seichte Wasser kam richtete sie sich auf um ihren Körper von der Sonne wärmen zu lassen. Sie war schlank, hatte gebräunte Haut und eindeutig eine Bikini-Figur, denn der rote, welchen sie trug stand ihr ungemein gut. Mit einer Hand führ sie durch ihr nasses, braunes Haar, welches sich nach unten hin zu locken begann.

Peters Augen begannen zu leuchten und ohne dass er es wirklich bemerkt hatte, näherte er sich ihr, richtete sich auf und ging durch das Wasser auf sie zu. Als er auf ihrer Höhe war streckte er die Hand aus und erlangte so die Aufmerksamkeit des Mädchens. Sie wandte sich ihm zu und sah auf die ihr dargebotene Hand, dann in das Gesicht des zweiten Detektivs. Sie hatte nussbraune Augen und ein wunderschönes Gesicht in Kaffeebraun. Peter räusperte sich, da es ihm die Stimme verschlagen hatte. „Hey, ich bin Peter Shaw, und du?“ Ein verführerisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Sie ergriff die Hand und ein Schauer überlief den Rücken des Jungen. „Melodie April.“ Sie hatte eine wunderschön helle Stimme. „Ein toller Name.“, entfuhr es Peter, der sich dafür hätte Ohrfeigen könne. Eigentlich war er jemand, dem die Mädchen schon nach den ersten Worten nachliefen, doch das nur weil er cool wirkte. Hier wusste er gar nicht war er sagen sollte und bei der Berührung als sie seine Hand genommen hatte, hatte sein Herz schneller zu schlagen begonnen. Er hatte sich doch nicht ernsthaft nach den ersten Blicken in sie verliebt, oder doch?

„Kann ich dir helfen oder bist du so einer, der sich einfach nur an schöne Frauen ranmacht?“, ihre klare Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und schnell schüttelte er den Kopf. „Nein, ich habe mir nur gedacht, ich hab dich hier noch nie gesehen, könnte es sein dass du neu in der Stadt bist?“ sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich lebe schon fast drei Jahre hier, warum?“ Peter konnte seine Antwort gar nicht mehr zurückhalten, sie lag ihm einfach auf den Lippen. „Naja, so eine Schönheit wäre mir sicher aufgefallen.“ Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu, dann wandte sie sich ab. „Nein, nein, nein, geh nicht weg, so war das nicht gemeint!“, rief er fast schon panisch. Mensch, dieses Mädchen hatte es ihm wirklich angetan. Sie blieb stehen und sah ihn an. „So habe ich es auch nicht verstanden. Keine Sorge, ich geh nur schnell mir ein Handtuch holen, ich will mir keinen Sonnenbrand holen. Kannst ja mit kommen, Peter, ich glaube ich finde dich ganz nett.“, grinste sie und mit einem zufriedenen Lächeln folgte er ihr den Strand hinauf bis zu einem großen Tuch, auf welchem ein Junge im selben Alter saß und ihr entgegenlächelte. Fuck, die hat einen Freund! Fuhr es Peter durch den Kopf als er ihn sah. Er war nicht sonderlich groß, vielleicht so groß wie Bob und vom Körperbau auch ungefähr, nur seine Haut war wesentlich gebräunter und er hatte schwarze Locken, die ihm wirr in die schwarzen Augen fielen.

Melodie schnappte sich ein Handtuch, welches neben einer großen Tasche lag und schlang es sich um die schlanken Schultern. „Darf ich vorstellen, Chris.“ Gerade wollte sie auch Peter beim Namen nennen, doch dieser fiel ihr mit einer Frage ins Wort. „Dein Freund.“ Es war wohl doch eher eine Feststellung als eine Frage. Beide prusteten los. Jetzt verstand der zweite Detektiv gar nichts mehr. „Was?“, fragte er fast schon gereizt. „Es ist nur süß, dass du hinter einem Jungen, der mit mir hier ist gleich meinen Freund vermutest. Nein, ich bin frei und das hier ist mein Bruder.“ Jetzt lief er knallrot an und wandte sich verlegen ab. „Sorry.“, murmelte er dann in Richtung des Jungen. Der Zuckte nur die Schultern, stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. „Chris April.“-„Peter Shaw.“, stellte er sich dann selbst vor. Jetzt, wo er wusste, dass dieser Chris nicht der Freund von Melodie war, fand er ihn schon gleich viel sympathischer.

„Sag mal willst du uns deine neuen Freunde vorstellen?“, ertönte da plötzlich die Stimme von Justus, welcher zusammen mit Bob lächelnd herangetreten war. Peter räusperte sich kurz. „Also, das sind die Geschwister Melodie und Chris April. Das hier sind meine Freunde Justus Jonas und Bob Andrews.“ Dabei betonte er das Wort Geschwister ganz besonders um jedes Missverständnis auszuschließen. Man begrüßte sich freundlich und nach wenigen Minuten saßen sie alle zusammen auf der großen Decke und die Stimmung hätte nicht ausgelassener sein können.

„Wie alt seid ihr eigentlich?“, fragte Justus nach einiger Zeit. „Sechzehn.“, antworteten beide wie aus einem Munde und grinsten in die ein wenig verwunderten Gesichter. „Ihr seid Zwillinge?“, entfuhr es Peter dann und beide nickten stolz. Man sah es ihnen wirklich nicht an. Sie wirkten so verschieden. „Und ihr?“ Melodie schlang die Arme um ihre angewinkelten Arme und legte den Kopf auf die Knie. „Ich bin sechzehn, Just ebenfalls und Bob ist fünfzehn.“-„Noch!“, murmelte dieser mit Nachdruck. Plötzlich begann das einzige Mädchen in dieser Runde zu grinsen und rief völlig unerwartet: „Außenseiter!“, dann lachte sie los und die anderen stimmten gerne mit ein. Manche am Strand drehte sich zu ihnen um, nur um daraufhin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf zu schütteln. Kinder.

Ein Mann jedoch, er stand weit entfernt und nahm alles mit einer kleinen Kamera auf starrte sie unentwegt an, unbemerkt und ungesehen, doch er das er noch für Ärger sogen konnte, war mehr als klar. Das würde sogar ein Blinder mit ’nem Krückstock erkennen.
 

** ENDE 1. Kapitel **

Wettrennen und Schläge

Kapitel 2. Wettrennen und Schläge
 

Es wurde bereits dunkel und noch immer saßen die fünf Kinder auf einer Decke am Strand und sahen hinaus auf das Meer, welches unter den Strahlen der untergehenden Sonne zu glitzern begann. Unmerklich war Peter etwas näher an Melodie herangerutscht und saß nun direkt neben ihr, was natürlich jedem aufgefallen war. Bob und Chris schielten immer wieder zu den beiden hinüber und auch Justus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wunderschön.“, murmelte sie nach einiger Zeit und sah verträumt auf das Wasser hinaus. Die Jungs nickten. Sie waren mittlerweile die einzigen, die sich noch am Strand aufhielten und nach einiger Zeit sah Justus eher zufällig auf die Uhr. „Oh Mist. Wir haben schon elf. Tante Mathilda wird mich umbringen.“, rief er dann erschrocken und sprang auf. Auch Bob und Peter erhoben sich schnell, obwohl letzterer viel lieber noch geblieben wäre.

„Wir müssen jetzt auch los.“, sagte Melodie und packte ihre Tasche zusammen, während ihr Bruder es ihr gleichtat. „Just, meine Eltern sind heute nicht da, kann ich bei dir übernachten?“, fragte Bob und Peter stellte Sekunden später die gleiche Frage. „Klar. Kommt ruhig mit.“ Sie nickten zufrieden und luden ihre Sachen auf die Fahrräder. „Wo müsst ihr lang?“, fragte Peter Melodie, die neben ihnen ihr eigenes Fahrrad bestieg, genau wie ihr Bruder. Sie erklärte ihm die ungefähre Richtung und die drei Fragezeichen grinsten zufrieden, dann konnten sie zumindest bis zum Schrottplatz zusammen fahren. Und so trudelten die Fünf wenig später durch die Straßen von Rocky Beach und quasselten so vor sich hin. Nach wenigen Minuten drehte Melodie, die mit Peter an der Spitze fuhr sich zu den anderen um und rief über den Fahrtwind hinweg: „Wer hat Lust auf ein Rennen? Bis zum Schottplatz?“ Peter und Bob stimmten sofort zu. „Ich nicht!“, reif Justus zurück er war nicht der Typ Mensch, der viel Ausdauer hatte. „Ich auch nicht. Bin Asthmatiker!“ Chris grinste etwas verschämt und so zuckten die anderen mit den Schultern. „Dann eben nur wir drei. Achtung, fertig, LOS!“ Sofort traten sie in die Pedale und schossen davon.

Die beiden Zurückgebliebenen schwiegen noch einen Moment, dann erhob Justus die Stimme. „Wie kann es eigentlich sein, dass wir euch hier noch nie gesehen haben? Ich kenne fast jeden hier in Rocky Beach.“ Chris schien kurz zu überlegen, dann antwortete er. „Wir waren in letzter Zeit kaum draußen. Krankheitsbedingt. Unsere Eltern wollten nicht riskieren dass wir noch kränker werden und haben uns ein ganzes Jahr von zu Hause unterrichtet. Mom ist Lehrerin und hat sehr viele Freunde in diesem Gewerbe, daher stellte die Bildung kein Problem dar. Außerdem waren Mel und ich immer etwas schneller, wenn es um neuen Stoff ging, daher störte uns das alles nicht sonderlich. Meinen Dad kennst du bestimmt. Der ist Leider von April-Industries.“ Justus nickte. Ja, diese Firma kannte er. Sie verkauften seit etwa zwei Jahren Schreibwahren für Künstlerbedarf. Er selber war noch nie dort gewesen, da er nicht wirklich zeichnen konnte, aber das Geschäft schien von Anfang an zu boomen.

„Was hattet ihr denn, ich meine, man muss doch ziemlich schwer erkrankt sein, wenn man so lange nicht das Haus verlassen darf.“ Chris wiegte den Kopf hin und her, dann schien es, als würde er Ausschau halten, ob sie jemand belauschte. Dann kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und begann zu grinsen. „Äh, naja. Melodie hatte einfach Pech. Sie ist allen Ernstes aus dem Fenster gefallen, als sie versucht hat dieses zu Putzen und hat sich beide Beine gebrochen. Unsere Eltern wollten sie nicht mehr unter Menschen lassen, da sie Angst hatten sie würde sich verletzen und ich hatte etwas mit der Lunge. Daher jetzt auch mein Asthma.“ Er erzählte es, als würde er von einem guten Buch oder Film sprechen, doch jetzt musste auch Justus grinsen. „Ich habe mir mal ein Band gerissen, als ich mir ein Eis holen wollte.“ Jetzt mussten sie beide Lachen und so ging das noch den ganzen Weg bis zum Gebrauchtwahren-Center Titus Jonas, wo ihre Freunde bereits warteten. „Mensch seid ihr aber lahm!“, rief Peter ihnen schon von weitem zu und Melodie nickte zustimmend. „Wir müssen jetzt auch weiter. War nett euch kennen zu lernen.“, sagte sie und radelte bereits mit ihrem Bruder weiter die Straße hinunter. „Ihr wisst ja, wo ihr uns findet!“, rief ihnen Peter nach und dann verschwanden auch die drei Fragezeichen durch das Tor hindurch zum Haus.

Mathilda und Titus hatten nichts dagegen, plötzlich nicht mehr einen Jungen, sondern gleich drei im Haus zu haben, daher lagen sie etwa um halb eins im Zimmer von Justus, auf herbeigeschafften Matratzen und ließen die Ereignisse des Tages Revue passieren. Peter hatte nichts anderes mehr im Kopf als diese nussbraunen Augen und das Funkeln von Schalk, welches immer wieder in ihnen aufblitzte. Melodie hatte sich tief in sein Gedächtnis gegraben und wollte so schnell von dort auch nicht mehr verschwinden. Er stieß einen wohligen Seufzer aus, als er an sie dachte und seine Kollegen grinsten sich wissend an. „Na, hat sich unser Zweiter etwa verliebt?“, neckte Bob und drehte sich zu seinem Freund um, der links von ihm lag. „Ihr seid ja nur neidisch.“ Peter versuchte beleidigt zu klingen, doch seine verträumten Augen ließen dies nicht wirklich durchsickern. „Ich meine, seht euch ihre Augen an. So wunderschön, wie zwei Sterne in der Nacht und dann erst dieses Lächeln. Hach ich könnte dahin schmelzen.“-„Tust du doch jetzt schon.“, murmelte Justus missmutig. Ihm ging dieses Geschwärme langsam auf die Nerven. „Du bist doch bloß eifersüchtig, da dich so wie so keine haben will.“, fauchte der zweite Detektiv zurück und nun setzte Justus sich wütend im Bett auf. „Was soll das denn bitte heißen?“ Er hasste es, wenn ihn jemand seines Aussehens wegen beleidigte und in eine Schublade packte, genau wie Peter es gerade tat.

„Leute hört auf zu streiten!“, fuhr Bob genervt dazwischen und setzte sich auf, um eine Art Mauer zwischen den beiden Jungen zu errichten, ohne Erfolg. „Halt dich daraus Bob, das soll Peter mir jetzt erklären.“ Der erste Detektiv kochte vor Wut und sein Gesicht wurde allmählich ungesund rot, während seine Fingerknöchel weiß hervortraten, als er die Hände zu Fäusten ballte. „Ach, das ist leicht. Hast du dich mal gefragt warum kein Mädchen mit dir ausgehen möchte?“ Auch Peter war rot angelaufen und saß wütend auf seiner Matratze. Jetzt stöhnte Bob laut auf, warf seine Decke vom Bett und stand auf. „ES REICHT!“, rief er laut und starrte seine Freunde nacheinander an, welche den Mund hielten und ihn aus großen Augen ansahen. Bob war nie jemand der laut wurde und wirklich nur dann, wenn ihn etwas ganz extrem störte und das war jetzt der Fall. „Wenn du Peter noch ein Wort über Justus Aussehen verlierst, kannst du was erleben und du Justus lässt Peter sein Geschwärme, was er aber bitte leise fortsetzt.“, ereiferte er sich weiter und ließ sich schließlich mit hochrotem Kopf zurück auf die Matratze fallen. Justus zog anerkennend eine Augenbraue in die Höhe und Peter klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Gut gebrüllt Löwe.“, lachte er dann und damit war der kleine Streit auch schon wieder vergessen. Sie redeten noch eine ganze Weile über alles Mögliche, was ihnen gerade so in den Kopf kam und nach etwa einer Stunde schliefen sie dann auch endlich ein. Niemand von ihnen bemerkte den in schwarz gekleideten Mann, welcher vor dem Fenster auf der Straße stand und immer wieder Fotos mit seinem Handy machte. Er stand die ganze Nacht dort und würde auch noch viele Tage an diesem Platz verbringen, denn er hatte einen Auftrag, den er zur Zufriedenheit des Hausherren erfüllen würde.

**

Sie stellten ihre Fahrräder in den Schuppen und betraten, nachdem einer der Diener ihnen geöffnet hatte das große Haus. Ihre Eltern schliefen hoffentlich schon, doch die Gestalt am oberen Treppenabsatz sagte ihnen etwas anderes. „Guten Abend Vater.“, sagte das Mädchen freundlich und stieg neben ihrem Bruder, der kein Wort gesagt hatte die ersten Stufen hinauf. Ihr Vater stand still und wartete, bis sie auf seiner Höhe waren, dann sah er sie an und hielt sie mit diesem Blick zurück. Sie blieben stehen und sahne voller Unbehagen in das Gesicht ihres Vaters. „Ja?“, fragte nun der Junge und das Mädchen warf ihm einen warnenden Seitenblick zu. Er redete immer zu viel und war zu vorlaut. „Wo wart ihr?“, stellte der Mann die erste Frage und sie wussten, dass noch viele folgen würden. „Am Strand.“, erwiderte sie wahrheitsgemäß und straffte unbewusst ihre Schultern, als er erneut zum Sprechen ansetzte. „Wart ihr alleine?“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben Freunde kennen gelernt.“

„Habt ihr mit ihnen gesprochen?“ Wieder nickte der Junge und gab ein bissiges „Natürlich“ zurück. „Aber wir haben nichts verraten.“, warf das Mädchen schnell ein, da sie merkte, wie ihr Vater zornig wurde und das war immer ein schlechtes Zeichen. „Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester Chris, sie ist höflich.“ Chris nickte nicht, er starrte seinen Adoptiv-Vater nur wütend entgegen. „Chris, einer meiner Angestellten hat dich zusammen mit einem Jungen gesehen, du scheinst da einiges Erzählt zu habe. Worüber habt ihr denn gesprochen?“-„Über den Weltfrieden.“, zischte er zurück und sofort bekam er die erste Backpfeife dieses Abends.

Melodie stand nur daneben und tat nichts. Früher hatte sie geschrien oder versucht ihren Vater festzuhalten, doch sie hatte bereits vor Jahren erkannt, dass dies alles nur noch schlimmer machte. Sie hatte aufgehört Widerstand zu leisten, Chris nicht. Er war noch genauso trotzig wie am Anfang und er würde sich auch nie ändern und im Stillen bewunderte sie ihren Bruder dafür. Er hatte genügend Kraft um mit Worten gegen den Mann vorzugehen, der sich ihr Vater nannte und er hatte auch die Kraft die Schläge für diese Worte einzustecken. Sie nicht. Melodie zerbrach jedes Mal. Auch kullerte eine Träne ihre Wange hinunter, während sie mit ansah, wie ihr Bruder Widerworte gab ihr Vater immer wieder laut schreiend auf ihn einschlug.

Sie wusste nicht, wie spät es war, doch sie wusste, dass es spät war, als sie endlich in ihrem großen Himmelbett lag und an die Decke starrte, welche kalt und trist zurück starrte. Neben ihr im Zimmer lag ihr Bruder, er schlief bereits, doch sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie wollte nur eines. Hier weg.

Er wird sie umbringen

Es wurde später und später und irgendwann hielt sie es so alleine mit ihren Gedanken im Bett nicht mehr aus, schlug die Decke zurück, stand auf und verließ das Zimmer. Sie lief den Flur hinunter, bis sie an die Tür ihres Bruders kam, klopfte leise und trat dann ein, als keine Antwort von drinnen kam. Sie schlich auf das große Bett zu, ließ sich auf die Kante nieder und legte ihrem Bruder eine Hand auf die Schulter, wodurch dieser sofort erwachte. Sie hatten beide nie einen wirklich tiefen Schlaf gehabt, schon gar nicht nach den Schlägen und der Angst, dass ihr Vater jeden Moment das Zimmer betreten konnte und seiner Wut Luft machen würde. Melodie verschonte er meistens, da sie ein Mädchen war und höflich und den Mund hielt. Anders als Chris. Er wurde fast täglich geschlagen und es war ein Wunder, dass doch niemand aus ihrer Umgebung auf die blauen Flecken aufmerksam geworden war. Einmal hatte jemand nachgefragt, doch sie hatten einfach behauptet er hätte Stress mit ein paar Jugendlichen gehabt. Jetzt jedoch reichte es ihr. Sie konnte diese Lügen nicht mehr ertragen und wollte nur noch hier weg. Chris sah sie verschlafen und auch ein wenig ängstlich an, bis er sie erkannte und sein Blick sofort ruhiger und fragend wurde.

„Was gibt es Mel?“ Er setzte sich auf und verzog kurz das Gesicht. Melodie schluckte und sah ihrem Bruder fest in die Augen. „Ich will hier weg. Jetzt.“ Das letzte Wort betonte sie extra um ihren Wunsch deutlicher zu machen und ein Lächeln huschte über das Gesicht ihres Bruders, dann nickte er. „Was haben wir schon zu verlieren? Wir könnten zu Justus, Bob und Peter. Sie werden wahrscheinlich überwacht, aber das ist mir so was von schnuppe. Sie könnten die Polizei informieren.“ Mel schüttelte den Kopf. „Keine Polizei! Vater wird Sam töten. Das weißt du.“

Der Name Sam war im Hause der Aprils verboten, doch wenn die Zwillinge unter sich waren, sprach sie oft über das Mädchen, welches irgendwo hier im Haus lebte und nie das Sonnenlicht erblickte. Niemand wusste genau, wer Sam eigentlich war, doch als die Geschwister noch klein gewesen waren hatten sie sie einmal gesehen. Und danach wurde sie regelrecht als Druckmittel benutzt. Wieder nickte Chris, schlug dann die Decke zurück um aufzustehen.

„Hol deine Sachen, wir hauen durch das Badezimmerfenster ab.“ Mel nickte, stand auf und ging zurück zur Tür, blieb jedoch noch einmal stehen und sah sich noch einmal um. „Wir erzählen aber nichts von den wahren Umständen. Wir sagen einfach, wir hätten Streit mit unseren Eltern gehabt und müssten da einfach weg und du hast dich mit ein paar Studenten geprügelt. Bitte, ja?“ Wiederwillig nickte ihr Bruder und schlurfte zum Kleiderschrank, während seine Schwester das Zimmer verließ und in ihr eigenes zurück schlich. Sie packte so schnell und so leise wie sie nur konnte die wichtigsten Dinge zusammen, zog sich warme Kleider an und traf sich fünf Minuten später mit Chris auf dem Flur. Er hatte ebenfalls einen Rucksack auf dem Rücken und öffnete die Badezimmertür.

Sie traten gemeinsam ein, Mel öffnete das Fenster und kletterte hinaus auf die Mülltonnen und von dort aus auf den Boden. Chris folgte ihr nur Sekunden später, hielt sich jedoch ein wenig verkrampft die Seite, auch brauchte er ein wenig länger, bis er endlich neben ihr stand und sie gemeinsam das Grundstück verlassen konnten. Wenn es doch so einfach war, warum hatten sie dies hier nicht schon viel früher gemacht? Weil wir vorher niemand hatten, zu dem wir gehen konnten. Mel biss sich auf die Lippe, schluckte kurz und lächelte dann, während sie, mit ihrem Bruder neben sich, auf dem Fahrrad durch das nächtliche Rocky Beach fuhr.

**

Die drei Fragezeichen waren zwar erst vor kurzem in den Schlaf gefallen, dafür jeder von ihnen in einen sehr tiefen und es würde einiges brauchen um sie daraus wieder zurück in die Realität zu holen. In den letzten Wochen hatten sie zwei Fälle bearbeitet, die nicht immer mit viel Schlaf verbunden gewesen waren. Ganz im Gegenteil. Den Letzten der beiden hatten sie erst vor drei Tagen hinter sich gebracht und alle drei waren unendlich erschöpft danach gewesen. Justus hatte mal wieder sein ganzes Wissen gebraucht, Peter war fast zehn Minuten durch Rocky Beach gehetzt um nicht von einem schwarzen Van überfahren zu werden und Bob hatten die Typen in einer Seitengasse niedergeschlagen, was glücklicherweise ohne weitere Schäden geblieben war. Der Fall saß ihnen noch ein wenig in den Knochen, was verständlich war und das die Vorfälle ihre Träume beherrschten war auch kein Wunder.

Genaugenommen war dies hier die erste Nacht seit Tagen, in der sie wieder Albtraumlos schlafen konnten und genau in dieser wundervollen Nacht wurden sie von einem lauten Schrei geweckt. Sofort waren alle drei in Alarmbereitschaft, sprangen auf und stürzten zum Fenster. Sie hatten mit so einigem gerechnet, aber hiermit nicht. Ein Mann im dunklen Mantel hielt ein Mädchen am Oberarm fest und drückte sich eng an sich. Ein Fahrrad war zu Boden gefallen und ein zweites folgte, als ein Junge bremste, das seine hinwarf und auf den Mann zu rannte. Es schien als würde er ihn treten, schlagen und ihn anschreien, er solle das Mädchen loslassen und langsam wurde es dem Mann zu bunt, denn er packte den Jungen am Kragen und stieß ihn von sich, so dass dieser hart auf dem Boden landete. Peter war der Erste, der sich aus seiner Schockstarrte löste, dann folgten auch Bob und Justus. Sie rannten die Treppe runter, aus der Haustür und auf die Straße. Als der Mann sie erblickte fluchte er kurz, dann stieß er das Mädchen gegen die Hauswand und rannte die Straße hinunter, bis er nicht mehr zu sehen war.

Der Junge rappelte sich auf und rannte zu dem Mädchen. „Mel! Geht es dir gut?“ Die drei Fragezeichen blieben stehen und rissen die Augen auf. Das hier waren die April-Zwillinge. „Fuck.“, murmelte Peter und beschleunigte seine Schritte, als er sah, dass Melodie begonnen hatte zu weinen und sich an ihren Bruder klammerte. „Was macht ihr denn hier? Geht es euch gut?“, brach es aus Justus hervor, als er nah genug war und blieb stehen. Seine beiden Freunde traten noch etwas näher, dann hielt sich auch Bob zurück, nur Peter rannte weiter und legte Melodie sanft eine Hand auf die Schulter. „Melodie? Bist du in Ordnung?“ Sie sah auf, hatte Tränen in den Augen, lächelte aber. „Ja, alles klar.“ Peter atmete erleichtert aus und strich ihr sanft über die Wange, was zwar niemandem verborgen blieb, es sagte aber in dem Moment niemand etwas dagegen. „Alles klar?“, fragte Mel nach wenigen Sekunden des Schweigens ihren Bruder und der nickte nur stumm. Justus und Bob hatten in der Zwischenzeit die Fahrräder aufgesammelt und begannen sie in Richtung Haus zu schieben. „Kommt erst einmal rein. Da könnt ihr alles in Ruhe erzählen.“ Beide nickten und folgten den drei Fragezeichen ins Haus und schließlich die Treppe nach oben in Justus’ Zimmer. Weder Tante Mathilda, noch Onkel Titus hatten von den Ereignissen etwas mitbekommen und so blieben sie von nervigen Fragen verschont. Die Zwillinge ließen sich auf Justus’ Bett nieder und die Fragezeichen nahmen vor ihnen auf dem Boden Platz.

„Also. Jetzt sagt mal was da gerade passiert ist und warum ihr überhaupt hier seid.“ Es entstand eine Pause, in der die Geschwister sich kurz ansahen und dann ein wenig herumdrucksten. „Also, wir hatten einen Streit mit unseren Eltern und mussten da einfach weg. Wir wussten nicht wohin, also wollten wir zu euch. Allerdings bin ich in der Dunkelheit in den Mann da draußen gefahren und der war allem Anschein nach betrunken, daher hat er auch so reagiert.“ Sie wurde zum Ende des Satzes immer leiser und außer Peter, der immer noch voller Sorge war, kaufte ihr niemand diese Lüge ab. Unbewusst rieb sich Chris die Schulter und verzog immer mal wieder das Gesicht, was Justus natürlich sofort stutzen ließ. „Hast du dich verletzt?“, fragte er vorsichtig und sofort schüttelte der Braunhaarige den Kopf, doch Mel neben ihm nickte nur. „Er ist an ein paar Studenten geraten. Ich glaube nicht, dass das ohne Verletzungen geendet hat.“ Sie warf ihrem Bruder einen bestimmten Blick zu und dieser murrte nur etwas, während er die Augen verdrehte. „Soll ich mir das mal ansehen?“, fragte Justus nach und Chris zuckte nur mit den Schultern, was seinem verzerrten Gesicht danach zu urteilen, keine gute Idee gewesen war. Melodie erhob sich ruckartig und sah in die Runde. „Kann ich vielleicht etwas zu trinken haben?“ Peter sprang auf und führte sie in die Küche. Sie wollte nicht sehen was der Mann, der sich ihr Vater nannte ihrem Bruder angetan hatte. Es reichte ihr schon zu vermuten.

Justus und Bob blieben oben im Zimmer und der erste Detektiv sah sich erst einmal das blaue Auge und die aufgeplatzte Lippe an, dann forderte er Bob auf etwas zum Kühlen zu holen und wartete, bis dieser den Raum verlassen hatte. „Kannst du dein Oberteil ausziehen?“, bat er vorsichtig und wartete, Chris zögerte etwas, dann nickte er und streifte das T-Shirt ab. Es war zu warm um ein Unterhemd zu tragen, aber in diesem Moment wünschte er sich, er hätte es doch getan. Auch wenn Justus sich nur seine Schulter ansehen wollte, er sah viel mehr als das und das wollte er nicht. Die ganzen Blutergüsse, Schrammen Prellungen waren deutlich auf der gebräunten Haut zu sehen und Justus stockte in seinen Bewegungen. „Die sind aber nicht von heute.“, murmelte er dann leise und starrte noch immer auf den Jungen vor ihm, der bei den Worten noch kleiner geworden war. Bob trat wieder in den Raum, doch der Jonas nahm ihm schnell das Gelkissen aus der Hand und schob ihn durch die Tür wieder in den Flur. „Ich muss etwas mit Chris alleine besprechen.“ Erst sah es so aus, als wolle der dritte Detektiv etwas fragen, zuckte dann jedoch nur die Schultern und ging zurück in die Küche, wo Peter und Melodie sich leise unterhielten. Justus schloss die Türe wieder und kam zurück zum Bett, wo er das kühle Kissen dann dem Zwilling überreichte, welcher sich dieses an die Lippe legte. Der erste Detektiv ließ sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und musterte seinen neuen Freund aufmerksam. Diesem wurde noch unwohler als noch vor wenigen Minuten und zog sich schließlich sein T-Shirt wieder über, als würde dies alles wieder aus dem Gedächtnis seines Gegenübers löschen. „Das ist nichts, was euch etwas angehen würde.“, murmelte er dann leise und sah auf seine Hand, die den Rand des Bettes umklammert hielt. Herr Gott, er kannte diese drei Jungen erst seit wenigen Stunden und sie wussten schon mehr als ihm lieb war und wesentlich mehr als ihnen guttat. Man wusste nie, zu was Mr. April fähig war. Justus atmete tief durch und sah ihn durchdringlich an. „Ich denke schon. Wir sind Detektive, also Bob, Peter und ich. Wir sind ziemlich erfolgreich und haben bis jetzt noch jeden Fall gelöst…“

„Verdammt! Das hier ist aber keiner eurer Fälle! Das ist persönlich!“ Chris war, ohne das er es wollte lauter geworden und den letzten Satz hatte er geschrien, so dass nun wahrscheinlich auch Justus’ Verwandten wach waren. Schnelle Schritte auf der Treppe wurden laut und Sekunden später stürmte Melodie, gefolgt von Peter und Bob in den Raum. Sie sah hektisch auf ihren Bruder, der wütend auf dem Bett saß und Justus anstarrte, der am Schreibtisch saß und ebenfalls erschrocken wirkte. „E-Entschuldigung.“, stotterte er dann. „Ich will doch nur helfen. Das sind keine Verletzungen, die man bei einer einzigen Straßenprügelei abbekommt. Das ist etwas…“

„Etwas persönliches, ganz genau!“, fiel Chris ihm laut ins Wort und niemanden der fünf Kinder wunderte es noch, als sie Mathilda und Titus vor der Tür erblickten, die stumm, aber verwirrt dem Streit folgten. Beschwichtigend hob Melodie die Hände und trat einen Schritt näher. „Eben wolltest du doch noch, dass sie es erfahren, sie können uns helfen, das hast du selbst gesagt.“ Sie sprach leise und beruhigend. „Jetzt habe ich es mir aber anders überlegt. Wir machen verdammt noch mal alles schlimmer. Der Typ von gerade wird ihm alles erzählen und dann tanzt hier eine ganze Armee an. Du weißt, dass er das macht, er geht über Leichen und ich will nicht, dass jemand stirbt.“ Er sprach immer noch sehr laut, jedoch jetzt nicht mehr wütend, sondern verzweifelt. „Wir können eine Aussage machen, Dad wird noch am selben Tag verhaftet und alles wird gut. Das hast du selber gesagt.“, erwiderte Mel ruhig und schlug sich im nächsten Moment die Hand vor den Mund.

„Euer Vater war das?“, fragte Justus erschrocken und zeigte auf Chris, der aufgestanden war und seine Schwester mit einem schwer zu deutenden Blick ansah, welche Tränen in den Augen hatte. „Dein Vater hat dich so geschlagen?“, fragte er dann noch einmal etwas lauter und trat einen Schritt näher. „Ja verdammt.“, zischte Chris zurück und ließ sich dann zurück auf Bett fallen. „Tun mir leid.“, flüsterte Mel und senkte den Blick. „Wurdest du auch geschlagen?“ Peter war neben sie getreten und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Früher ja, jetzt nicht mehr.“, murmelte sie und starrte noch immer den Boden an. Gerade wollte sie noch etwas sagen, da trat Tante Mathilda näher und erhob die Stimme. „So wie ich das hier sehe, ist das eine ernste Sache und man sollte die Polizei einschalten. Ich kann sie jetzt gleich anrufen, dann hat das hier bald alles ein Ende.“ Chris sprang auf und Melodie wirbelte herum. „NEIN!“, schrien beide wie aus einem Munde. „Nein.“, wiederholte Mel ruhiger. „Nein, er wird sie umbringen und das können wir nicht zulassen.“ Die letzten Worte waren von Tränen erstickt worden. „Wen? Wen wird er umbringen?“ Justus trat hektisch einen Schritt näher. „Sam.“, murmelte Mel. „Ein Mädchen. Sie lebt mit uns in einem Haus. Wir haben sie nur einmal gesehen. Er wird sie töten, wenn er merkt, dass etwas nicht stimmt.“ Sie stockte und riss die Augen auf. Auch Chris wirkte erschrocken, fast schon panisch. „Wir haben ihn wütend gemacht.“, hauchte Mel. „Er wird sie umbringen.“, hauchte Chris und beide stürmten los.

Grausamkeiten

Sie rannten die Treppe hinunter, rissen die Haustür auf und überquerten den Hof. Ihre Fahrräder standen nicht weit entfernt vom Tor, also brauchten sie keine Minute um sie zu erreichen, doch gerade, als sie sie auf die Straße schieben wollten, wurden beide von starken Händen gepackt. Peter war ihnen hinterher gerannt, genau wie die anderen, doch da er der schnellste war, erreichte er sie logischerweise auch als Erster. „Was denkt ihr denn was ihr jetzt vorhabt?“, rief er erschrocken und nun kamen auch die anderen bei ihnen an, mehr oder weniger aus der Puste. „Zurück! Wir werden uns entschuldigen, Vater wird ihr nichts tun, so lange wir wieder zu Hause sind.“, schluchzte Melodie, während sich ihr Bruder versuchte loszureißen, allerdings ohne Erfolg. „Damit er dich wieder schlägt oder was?“, fragte Justus aufgebracht und Chris ließ verzweifelt das Fahrrad zu Boden fallen, wo es scheppernd liegen blieb. „Was soll ich denn machen verdammt?“, schrie er wütend und Mel neben ihm zuckte zusammen. Sie hatte ihren Bruder noch nie so die Beherrschung verlieren sehen, sogar wenn ihr Vater mit ihnen schimpfte war er immer der, der seine ruhige Maske über dem Gesicht bewahrte, während sie daran zerbrach. Nie hätte sie gedacht, dass die Situation so eskalieren konnte.

„Zur Polizei gehen! Die wird euch helfen! Wir kennen da einen, der macht das bestimmt und ihr werdet sehen, alles kann sich ändern.“, den letzten Satz sagte Justus ruhig, nicht so aufgebracht wie die davor und die Zwillinge wurden still. Natürlich war dies eine Option, die beste sogar, doch das bedeutete, dass sie mit Jemandem über die Ereignisse der letzten Jahre sprechen mussten und das gefiel ihnen gar nicht. Was war schon schlimm genug, dass die drei Detektive und Justus verwandten davon wussten, doch sie wollten nicht mit einem völlig Fremden reden. Naja, welche andere Option hatten sie, es gab keinen anderen Ausweg, zumindest keinen, der sie wirklich rettete. Doch was würde der Preis sein? Sams Tod? Wenn überhaupt, dann war sie bereits gestorben, daran würde dann auch der Besuch bei der Polizei nichts mehr ändern und wenn nicht, konnte sie so gerettet werden.

Das vielleicht der erste Fall, Sams Tod bereits eingetreten war, ließ Mel all ihren Mut verlieren und sie begann hemmungslos zu weinen. Chris nahm sie in den Arm, seine Wut war verschwunden, mit ihr auch die Verzweiflung. Am liebsten wäre Peter nun auf seine neue Freundin zugegangen, doch er wollte sie nicht von ihrem Bruder wegreißen und er bezweifelte, dass er sie besser trösten könnte. Chris atmete einmal tief durch, dann nickte er Justus zu.

„Ok.“ Dieser lächelte und rannte zurück ins Haus um bei der Polizei anzurufen, während Tante Mathilda die Zwillinge in die Küche brachte und ihnen heiße Schokolade machte.

„Justus, wusste ich es doch, dass ich dich in dieser Woche noch einmal spreche, was gibt es?“, ertönte Kommissar Reynolds Stimme am anderen Ende der Leitung. „Guten Abend Herr Kommissar. Dieses Mal ist es leider weniger erfreulich.“, begrüßte Justus ihn, dann erzählte er die ganze Geschichte, oder zumindest dass, was er wusste so schnell es ging und wartete am Ende auf eine Reaktion. „Ok, ich schicke sofort ein paar Leute zu diesem April und komme jetzt persönlich zu euch. Ich würde gerne mit den beiden Kindern sprechen, wenn das geht.“ Justus stimmte zu, verabschiedete sich und legte auf, dann ging er zurück in die Küche. Melodie hatte sich inzwischen wieder beruhigt und trank ihre Schokolade schweigend, während Chris vor sich hin starrte und die seine kalt werden ließ. „Also, ich habe mit Kommissar Reynolds telefoniert, er schickt einige seiner Leute zu eurem Vater und kommt jetzt persönlich hier her. Er hatte gefragt, ob er mit euch reden könne und ich sagte, dass sei in Ordnung.“ Die Zwillinge nickten Stumm und sie verbrachten die Zeit, bis es endlich an der Tür klingelte schweigend. Bob machte auf und begleitete den Mann in die Küche, wo dieser seinen Hut abnahm und freundlich in die Runde lächelte.

„Kommissar Reynolds.“, begrüßte ihn Justus freudig und gab ihm, genau wie die anderen die Hand. „Darf ich vorstellen, Chris und Melodie April.“ Die Zwillinge nickten, wirkten etwas angespannt und atmeten dann einmal durch, als sich der Polizist zu ihnen an den Tisch setzte. Er räusperte sich und verschränkte die Hände auf der Tischfläche miteinander. „Justus hat mir da eine ziemlich üble Geschichte erzählt. Ich würde gerne eure Version hören, wenn das in Ordnung ist.“, begann er und ohne Aufforderung entfernten sich Onkel Titus und Tante Mathilda, die Fragezeichen setzten sich still daneben. Nach kurzem Schweigen nickte Melodie. „Ich fang am besten ganz vorne an.“, murmelte sie und begann dann etwas sicherer zu erzählen. „Also, wir waren kaum ein Jahr alt, da haben unsere Eltern uns zur Adoption frei gegeben. Wir kamen in ein Waisenhaus, das war damals noch in Texas. Niemand konnte uns da leiden, wir waren im Grunde die Außenseiter von den Außenseitern. Irgendwann, wir waren sieben oder acht glaube ich, kamen dann Herr und Frau April, beide noch sehr jung, aber leider unfähig eigene Kinder zu zeugen. Sie adoptierten uns. Anfangs dachten wir natürlich, jetzt würden wir das Leben in einer richtigen Familie kennen lernen, aber das war nur die ersten Wochen so.“ Sie machte eine Pause und setzte dann ihren Bericht fort. Reynolds und die anderen Kinder hörten aufmerksam zu. „Wir waren damals die besten der Klasse und auch so nicht unbedingt dumm. Vor allem Chris war den anderen immer weit voraus. Er hat im Internet über die Aprils recherchiert und so manchen Skandal aufgedeckt. Bei einem Streit mit unserem Vater warf er ihm dann all diese an den Kopf. Vater wurde wütend und auch Mutter war sich nicht sicher, wie sie mit der Situation umzugehen hatte, da es für gewöhnlich nicht vorkam, dass ein achtjähriges Kind mehr über die geheimen Machenschaften einer Firma wusste, als so manch anderer. Damals begannen auch die Schläge. Es hieß erst einen für jede Lüge, doch sie wurden immer öfter und grundloser.“

Eine Träne rollte über die Wange und Chris übernahm. „Er fragte mich nach einem Jahr noch einmal, ob ich irgendetwas über seine Firma zu sagen hätte, scheinbar wollte er mir die Erinnerungen mit Schlägen austreiben, allerdings vergesse ich nie etwas, was ich einmal gelesen hatte und so wurde das unmöglich. Anfangs schlug er auch Mel für falsche Dinge, wie Wiederworte, oder wenn wir etwas fallen ließen oder zu laut waren. Dann irgendwann ließ er sie in Ruhe, da sie älter wurde und er sagte, das Gesicht einer jungen Dame dürfe man nicht beschmutzen. Ich war ihm im Grunde egal, zumindest hasste er mich von da an noch mehr. Keine Ahnung warum. Als wir Mel sich dann vor zwei Jahren verletzte und ich krank wurde, entschieden sie sich dazu, uns zu Hause zu unterrichten, dort würden wir auch nicht zur Polizei gehen können oder so. Jetzt wo wir wieder raus dürfen überwachen sie jeden unserer Schritte. Achten darauf, dass wir auch ja nichts Falsches machen und am Ende des Tages wird alles dann Vater gemeldet.“ Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse und Mel sprach weiter. „Der Typ, der uns hier vor dem Gelände abgefangen hat, war einer von denen, die er beschäftigt. Er sollte uns wohl zurückholen, zumindest stand er genau hier. Vielleicht hatte er aber auch die Aufgabe euch drei zu überwachen, er könnte es sich schließlich nicht leisten wenn ihr etwas ausplaudert oder zu tief in die Sache hineinrutscht.“

„Und wer ist jetzt diese Sam, von der ihr spracht?“, fragte Justus, nachdem er sich sicher war, dass die beiden nichts mehr zu sagen hatten. Er verdaute die Worte der Zwillinge erst einmal und in seinem Kopf ratterte es schon seit Beginn der Geschichte. Wie konnte ein Vater so etwas seinen Kindern antun, auch wenn es nicht die eigenen waren.

„Wir wissen nicht, wer Sam ist und auch nicht, woher sie kommt, noch wo sie ist. Vater brachte sie einmal in unser Zimmer, nachdem wir wieder einmal einen besonders heftigen Streit hatten. Er sagte sie sei genau wie wir und uns würde es, wenn wir nicht artig waren genauso ergehen. Sie war noch ziemlich klein, dünn und blass. Danach wurde sie wieder weggesperrt und immer wenn er mit Schlägen nicht weiter kam sagte er, sie würde leiden, sie würde irgendwann wegen uns sterben. Wir hatten Angst ihr könne etwas geschehen und so versuchten wir uns so gut wie möglich zu fügen.“, erklärte Mel mit Tränen in den Augen und dann schwiegen wieder alle.

Nach fast fünf Minuten Stille sprang Reynolds auf, schlug die Faust in die Handfläche und nickte grimmig. „Ok, ich habe genug gehört um dieses Schwein einzubuchten!“, mit diesem Ausruf verabschiedete er sich schnell und verließ eilig das Haus. Daraufhin kehrte wieder Stille ein. Hoffnungsvolle Stille.

Nichts

Nichts
 

Mel lächelte Mathilda dankbar zu, als sie ihr ein neues Glas mit heißer Schokolade vor die Nase stellte und dem Mädchen kurz über das schwarze Haar fuhr. Sie hatte sich bei dem Gespräch mit Reynolds zwar zurückgezogen, um die Zwillinge nicht zu überlasten, doch von den paar Fetzen, die sie bei dem Streit oben in Justus Zimmer mitbekommen hatte, wollte sie weinen.
 

„Kann ich dir noch etwas Gutes tun?“, fragte sie mit einem sanften Lächeln, doch Melodie schüttelte den Kopf. „Danke nein. Sie tun bereits mehr als genug!“ Tante Mathilda schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Man kann nie mehr als genug tun! Merk dir das junge Dame!“ Sie hob spielerisch den Zeigefinger und Mels Lächeln wurde breiter und sie nickte. Dann wanderte ihr Blick zu ihrem Bruder hinüber, welcher Justus gegenüber am Essenstisch saß, ein Schachbrett zwischen ihnen.
 

„Wissen Sie, ich habe mein letztes Spiel gegen ihn gewonnen, da waren wir fünf.“, schmunzelte sie und die ältere Frau neben ihr lachte. „Oh ich habe noch nie gegen Justus gewonnen. Nicht einmal wo er noch ein kleines Kind war.“ Ihre Augen huschten kurz über die beiden Jungen, dann blieben sie auf Melodie ruhen. „Mathilda. Nenn mich bitte Tante Mathilda. Und sag ruhig du. Sonst fühle ich mich so alt.“ Das Mädchen nickte, dankend lächelnd.
 

Justus zupfte an seiner Unterlippe, während er auf die Figuren auf dem Schachbrett starrte und seinen nächsten Zug überlegte. Chris ihm gegenüber hatte seine Augen fest auf ihn gerichtet, während er unbewusst über die dunkle Stelle an seinem rechten Handgelenk fuhr. Justus bewegte seinen Läufer, welcher im nächsten Moment von Chris Dame geschlagen wurde. Es war ein faires, ausgeglichenes Spiel und beide mussten zugeben, dass sie es nicht gewöhnt waren gegen jemanden zu spielen, der genauso gut, oder im Zweifelsfall besser war als sie selbst.
 

„Wo hast du gelernt so zu spielen?“, fragte der erste Detektiv und Chris grinste. „Internet. Und Schule, aber da wurde es schnell langweilig.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas und warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Weit nach ein Uhr morgens. Er spürte keine Müdigkeit, die Nervosität hielt ihn wach, denn es waren bereits zwei Stunden vergangen, seit Reynolds verschwunden war. Selbst wenn sie seinen Vater verhaftet hatten, müsste er sich in der nächsten halben Stunde melden. Nur wenn etwas schief ging, dauerte es so lange. Er schluckte kurz.
 

Justus hatte seinen Blick gehoben und auf seinen Lippen lag ein beruhigendes Lächeln. „Keine Sorge. Reynolds ist der beste Polizist den ich kenne. Außerdem ist er verdammt hartnäckig. Er wird ihn drankriegen. Und nicht nur wegen einer Sache. Der gräbt so lange, bis er genug hat um ihn für eine lange Zeit wegzusperren.“, sagte er fest und Chris schnaubte gespielt amüsiert. „Da muss er mich eigentlich nur einmal nett fragen und ich kann ihm ganz viel über die ach so legalen Geschäfte im Hintergrund erzählen.“
 

Die Augen des Jonas weiteten sich. „Warum hast du das nicht gerade getan?“, fragte er verwirrt, doch Chris zuckte nur die Schultern. „Ich habe keine Beweise. Und Mark ist intelligent genug um keine Dokumente oder Zeugen im Haus herumliegen zu haben. Der wurde die letzten Jahre nicht erwischt, der wird es auch jetzt nicht, nur weil er eine Anklage wegen Kindesmisshandlung am Hals hat. Außerdem ist meine Aussage ohne Beweise wertlos.“, murmelte er und bewegte einen Bauern.

„Warum bist du so pessimistisch?“, fragte Justus kopfschüttelnd und Chris blickte ihn ausdruckslos von unten an. „Das fragst du wirklich noch? Nachdem ich fast acht Jahre lang stumm um Hilfe geschrien habe, weil ich es laut nicht konnte und mich absolut niemand gehört hat?“ Er schnaubte kurz und als der erste Detektiv antworten wollte, klingelte es an der Tür.
 

Justus Onkel eilte in den Flur, Mathilda, Melodie, Peter und Bob sprangen vom Sofa und von den Sesseln auf und Justus und Chris verließen ihren Platz am Tisch. Reynolds zog sich die vom neugefallenen Regen durchnässte Mütze vom Kopf, als er das Haus betrat, dann richtete sich sein düsterer Blick auf die Kinder und die zwei Erwachsenen.
 

„Mark April sitzt vorläufig in Untersuchungshaft.“, sagte er dann fest und Melodie musste sich setzen, während ihr Bruder tief durchatmete. „Wir haben ein Mädchen im Haus gefunden, euer Alter. Das Problem ist, ihr ging es gut und sie hat fest behauptet, dass sie freiwillig dort wäre und ihre Eltern ihr nie etwas angetan hätten. Ihr Name ist Sam April und offensichtlich wurde sie etwa zeitgleich mit euch adoptiert.“
 

Er trat einen Schritt näher und Justus schüttelte kurz den Kopf, als er sah, wie der Polizist seine Mütze zwischen den Fingern knetete. „Wir werden Mr. April morgen frei lassen müssen. Wir haben keine ausreichenden Beweise gegen ihn.“
 

War Melodie eben noch erleichtert gewesen, so war sie nun so erschrocken, dass sie nicht einmal weinen konnte. Nur stumme Tränen liefen ihre Wangen hinunter, während sie eine Hand vor den Mund presste und in ihre Tasse starrte. Chris hatte eine Hand auf den Tisch gelegt um sich zu stützen, während er die andere vor die Brust presste und rasselnd einatmete. „Chris?“, fragte Justus erschrocken, doch der Junge antwortete ihm nicht, strich sich nur die schwarzen Locken aus den Augen mit einer zittrigen Hand, dann zog er ein Asthma-Spray aus der Tasche und nahm einen tiefen Zug.
 

„Hey, setz dich erst einmal.“ Der erste Detektiv schob ihm einen Stuhl hin und drückte leicht gegen die Schulter des Zwillings, bis dieser sich gesetzt hatte, dann wandte er sich völlig entsetzt Reynolds zu. „Nicht genügend Beweise? Ich habe Chris‘ Verletzungen gesehen! Das sind beweise genug!“, fauchte er schon beinahe und versuchte im nächsten Moment die Stimme wieder etwas unter Kontrolle zu bringen. Reynolds nickte. „Wir können jetzt ins Krankenhaus fahren. Eine bekannte von mir wird sich die Wunden ansehen, ein Gutachten erstellen und wir können zumindest heute noch erreichen, dass die beiden nicht mehr nach Hause müssen.“
 

Mel nickte, wischte sich die Tränenspuren von der Wange und lächelte Peter kurz an, welcher neben ihr saß und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Chris atmete noch immer schwer und seine Finger hatte er fest um das Spray in seinem Schoß geschlossen, doch er blickte Reynolds so fest er konnte entgegen. „Und Sam?“, fragte er heiser, doch der Mann kniff die Lippen zusammen. „Wie gesagt. Es ging ihr gut als wir sie antrafen. Und sie wollte nicht gehen. Wir können also im Moment nichts für sie tun. Aber ich schwöre euch, ich lasse das hiermit nicht ruhen!“
 

Justus legte dem Schwarzhaarigen eine Hand auf die Schulter und neigte sich leicht zu ihm hinunter. „Hey. Wenn wir jetzt ins Krankenhaus fahren, musst du nie wieder in dieses Haus. Und deine Schwester auch nicht!“ Er versuchte sich an einem Lächeln und schaffte sogar ein recht überzeugendes, als Chris zustimmend nickte und vom Stuhl auf die Füße glitt.
 

„Und wisst ihr was?“, erhob Peter seine Stimme vom Sofa und ließ seine Hand beruhigend über Mels Rücken gleiten. „Wir sind Detektive. Wir haben bis jetzt noch jeden Fall gelöst! Wir werden Mr. April ins Gefängnis bringen!“ Chris grinste schief, während seine Schwester schmunzeln musste.
 

„Das mit dem Detektivzeug meintest du also ernst.“, grinste er in Richtung Justus, welcher kurz in seiner Hosentasche wühlte und ihm dann eine leicht zerknickte Karte entgegenstreckte. „Die drei Fragezeichen. Wir würden uns freuen euren Fall anzunehmen!“, verkündete er und Melodie lachte vom Sofa aus.
 

„Wir haben kein Geld.“, erklärte sie dann, auch wenn sie bereits wusste, dass dieser Punkt ganz sicher kein Problem sein würde. Aber immerhin hatte sie ihren Humor wieder gefunden. Peter winkte auf ihre Aussage hin strahlend ab. „Geld spielt für uns keine Rolle. Es wäre uns eine Ehre!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  AnnabethGinny
2017-02-13T13:08:55+00:00 13.02.2017 14:08
Ich finde es richtig cool und du hast auch einen richtig coolen Schreibstil. Die Idee hinter der Story ist echt gut und du hast das auch wirklich sehr schön umgesetzt. Schreib bitte schnell weiter.
Liebe Grüße AnnabethGinny
Antwort von:  Dankness-is-all
15.02.2017 22:28
Hey du da, ich hätte nicht erwartet hierfür noch mal einen Kommentar zu bekommen, daher freue ich mich umso mehr!
Ich muss sagen, eigentlich hatte ich diese Geschichte völlig vergessen und bin gerade im Vor-Abi-Stress, aber jetzt habe ich einen Ansporn bekommen doch noch einmal weiter zu schreiben ;) Wann das sein wird, kann ich nicht versprechen, aber ich denke in den nächsten Wochen sollte dann mal wieder ein neuen Kapitel kommen. :)
Also, vielen Dank für deinen Kommentar,
LG, All
Von:  Ginny_
2014-05-11T12:48:45+00:00 11.05.2014 14:48
Hallo :)
Komisch das diese FF noch keine Kommentare hat. Die drei Fragezeichen sind wohl doch nicht so beliebt hier auf Animexx. Doch ich bin froh auf diese FF gestoßen zu sein.
Ich mag deinen Schreibstil. Er lässt sich locker und flockig lesen :) Ich finde deine Geschichte bis jetzt sehr spannend. Und ich bin gespannt wie es weiter geht. Die Beiden Kinder tun mir echt Leid. Es muss schlimm sein Häuslicher Gewallt zu erleben *seufz* Und gerade als Kinder sie abzubekommen. Ich bin gespannt wie die drei ??? diesen Fall meistern :)
Ich bleibe auf alle Fälle dranne ^-^
Liebe Grüße Ginny_
Antwort von:  Dankness-is-all
11.05.2014 16:19
Vielen Dank, dass du meine Geschichte kommentiert hast. Ich freue mich sehr darüber und werde mich auch bemühen möglichst bald weiter zu schreiben. Vielen Dank. LG, All


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