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Nahe bei dir ist mein Untergang

Murtagh x OC
von

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Meine Geschichte beginn fernab von Alagäsia in einem kleinen Land, das über und über mit Grün bewachsen war und Freiheit versprach. Andere Menschen waren rar in dieser Gegend, dennoch war meine Kindheit die schönste Zeit meines Lebens, das sich drastisch verändern sollte.

„Aideen. Ich habe dir tausend Mal gesagt, dass du nicht im Dunkel draußen zum See gehen sollst!“, rief mein Vater über das freie Feld hinweg, auf dem unsere Ähren wuchsen. Es war früher Sommer und die Nächte waren noch recht kalt, dennoch nicht mehr ganz so arg wie im Frühling. Ich streckte mich genüsslich. Hatte wohl schon wieder die Zeit vergessen. Ich sprang hoch und winkte meinem Vater zu, dass er sah, dass ich ihn verstanden hatte. Dann packte ich mein schlichtes braunes Kleid mit der linken Hand und stürmte los, Richtung Haus. So ruhig verlief es schon mein Leben lang. Die nächsten Nachbarn wohnten einige Meilen weit entfernt, was uns aber nicht wirklich störte. So konnte man als junges Mädchen immer noch tun was man wollte. Auch wenn ich mich nach anderen Kindern sehnte, doch sobald ich deswegen etwas traurig wurde ließ mein Vater seine Arbeit für einen Moment liegen und kümmerte sich um mich. Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben, es war von Anfang an klar, dass sie es nicht schaffen würde, dennoch war ihr mein Leben mehr wert wie ihres.
 

Mittlerweile bin ich eine junge Frau im stattlichen Alter von siebzehn Winter. Meine langen dunkelroten Locken fielen mir bis zur Hüfte hinab und meine neugierig klugen und erwachsenen Augen erforschten die Umgebung in ihrem angepassten Grün. Ein paar Sommersprossen zierte meine helle Haut, die an den Wangen stets rosa unterlegt war. Ich war sehr zierlich und klein, dennoch hatte ich eine weibliche Figur. Mein Vater war sehr stolz auf mich, denn ich wusste mich zu benehmen und führte den Haushalt, während er hart auf dem Feld arbeitete. Dennoch machte mich mein Leben nicht glücklich. Ich hing stets meinen Gedanken nach und suchte nach dem Abenteuer in meinem Leben, doch es ließ sich bedenklich viel Zeit.

Eines Abends, als mein Vater mal wieder heimgekommen und sogleich auf seinem Schlafplatz gefallen war spazierte ich hinaus und folgte dem Wanderpfad, der um den See herum führte. Angst vor der Dunkelheit hatte ich noch nie, dennoch war ich stets auf der Hut, denn die wilden Tiere waren zu der Zeit des Sommers nicht zu unterschätzen. Welche anständige Mutter würde ihre Kinder auch nicht beschützen? Ich ließ mich in das Ufergras gleiten und blickte auf die dunkle Oberfläche des kleinen Gewässers vor mir. Welche Schätze sich wohl darin verborgen? Mit meinem Finger fuhr ich meine Silhouette im Wasser entlang und träumte von fremden Tieren und Seefrauen mit langen Flossen und wallenden Haaren, die vielleicht am Grunde dieses Sees schwammen. Ein Seufzen entkam meinen Lippen, als mir klar wurde, dass ich niemals ein solches Märchen leben könnte. Bestenfalls würde ich die Frau eines reichen und schönen Bauernjungen werden und mit vielen Kindern meinen Lebensabend fristen, während ich mit meinem Herzen ringe, das immerzu nach der Freiheit schreit. Wehmütig blickte ich in die Ferne, wo das Licht in unserem Häuschen brannte und mein Vater sicher seelenruhig schlief. Ich zog einen kleinen Dolch aus meinem Stiefel, diesen hatte ich einst in diesem See gefunden. Vielleicht war er der Überrest einer riesigen Schlacht, die hier irgendwann einmal getobt hatte. Vielleicht war es auch das Utensil eines Diebes, der hier seine Beute vor den Rittern verstecken wollte. Jedenfalls war er wie neu. Er war aus Silber und einige dunkle Edelsteine besetzen den Schaft. Es war sicherlich ein edles Stück, doch trotz allem wollte ich ihn nicht aus der Hand geben. Mein letztes Stück der Freiheit, die ich noch im Herzen trug. Mit einem Mal funkelte ein seltsames Licht in mein Gesicht und ich erschrak und fuhr hoch. Es drang aus dem trüben Wasser des Sees, der mich finster anstarrte. Es wurde immer heller und blendete mich beinahe, dann stieg ich auch schon in das Wasser und spürte, wie die Kälte meine Beine fesselte. Unerschrocken wagte ich mich immer tiefer ins Wasser, bis ich bis zum Bauchnabel versunken war. Nun lag das Leuchten direkt vor meinen Augen und ich griff in das Wasser und zog es heraus. Schnell steckte ich es in meinen Ausschnitt und entstieg wieder dem See. Im Schneidersitz ließ ich mich wieder in das Gras fallen und zog den schweren Gegenstand hervor. Es leuchtete immer noch unheimlich und eine unglaubliche Wärme drang aus dem Inneren. Es war kein üblicher Amethyst

das war mir sofort klar. Die Außenseite war wie geschliffen und der Stein wirkte, als wenn er leben würde. Wieder versteckte ich den Edelstein in meinem Ausschnitt und rannte nach Hause, wo ich mir dann etwas Trockenes anzog. Ich lag noch lange auf meinem Schlafplatz und betrachtete das seltsame Objekt, welches ich aus dem Wasser gezogen hatte.

Ich kann sie spüren. Wir werden bald auf die treffen, die nach uns gerufen haben. Drang die feine Stimme meiner Begleitung an meine Ohren. Ich schreckte hoch und spürte wie der regelmäßige Flügelschlag meinen Körper auf und ab bewegte. Ich war eingeschlafen. Das war mir etwas peinlich. „Bist du sehr erschöpft, Eya?“, fragte ich das mächtige Wesen unter mir was mich seit Tagen unerbittlich auf den Rücken durch die Welt flog. Erschöpft? Ein wenig. Ich werde eine Pause brauchen, wenn wir angekommen sind. Sie wirkte sehr beherrscht, doch sie war sehr müde. Ich spürte ihre Erschöpfung beinahe in meinen eigenen Gliedern und ich übergab ihr wieder einiges von meiner Energie, damit sie auch die letzte Strecke zurücklegen konnte. „Ich hoffe, dass wir bald da sind.“, gab ich zu und legte meine Hand auf die wunderschön, im Sonnenlicht schimmernden Schuppen meiner Drachendame. Sie war in einem Amethystviolett und ihre Augen waren golden. Sie war ein kluges und kämpferisches Geschöpf. Wir waren uns sehr ähnlich. Deshalb hatte sie mich auch erwählt, als ich damals am Ufer zum See saß. Ich blickte auf die schimmernde Handinnenfläche und lächelte, während mir der Wind die Haare über die Schultern nach hinten wehte. Es wäre klug, wenn du vorerst zu deiner Rüstung auch den Helm aufsetzen würdest. Immerhin sollten wir ihnen nicht von Anfang an sofort vertrauen. Wir behalten uns die wichtigsten Geheimnisse auf. Wie immer hatte sie Recht mit dem, was sie von sich gab. Ich wickelte meine Haare zu meinem dicken Dutt am Hinterkopf und zog meinen glänzend Silbernen Helm darüber. Einzig alleine meine grünen Augen stachen hervor und meine vollen Lippen konnte man erkennen. Ich hoffte tief in mir, dass man mich nicht sofort als Mädchen erkennen würde.

Eya senkte ihre Höhe über einem Hügel ganz in der Nähe. Meine Augen strahlten, als uns eine Feuerfronthaine entgegen züngelte. Er wartete auf uns. Ich war nervös und zittrig, während ich neugierig und voller Vorfreude zugleich war. Dann setzten die Pranken der Drachendame auf dem Boden auf und ich blickte in das imposante Gesicht eines weiteren Drachens, der mich forschend ansah. Er war Saphirblau und schimmerte ebenfalls im Licht der Mittagssonne. Ein Junge kam auf mich zugelaufen. „Mein Name ist Eragon.“, sagte er, als ich von Eyas Rücken stieg und vor ihm zum Stehen kam. Ich räusperte mich vorsichtig und sah ihn weiterhin stumm an, wobei ich seine Hand nahm und diese schüttelte. Immerhin wollte ich vertuschen wer ich war, aber nicht unhöflich wirken. „Verstehst du unsere Sprache?“, fragte er etwas unsicher nach. Ich nickte und ließ seine Hand los. Die beiden Drachen hielten sich etwas misstrauisch im Hintergrund. „Ich wusste nicht, dass es neben mir und Murtagh noch einen weiteren Drachenkrieger gibt. Aber als ich von dir erfahren habe, ließ ich nach dir rufen, damit du uns hilfst. Gallobatorix bedroht uns und das ganze Land Alagäsia.“, erklärte er mir schnell und neigte den Kopf vor Eya. Diese neigte ebenfalls den Kopf und blickte den blonden Jungen zu ihren Füßen genau an. Ich denke wir können ihm trauen. Nimm deinen Helm ab und rede mit ihm. Schließlich sollten wir ein Team werden. Wieder musste ich Eya beipflichten, auch wenn der Verdacht nahe stand, dass sie wollte, dass der Junge ihren Namen erfährt. Ich griff etwas ruppig zu meinem Kopfschmuck und Eragon schreckte zurück. Der Drache stand drohend hinter ihm und knurrte leise. Verunsichert sah ich Eya an, die mir zunickte, dann nahm ich den Helm ab. Meine Haare befreiten sich fast von selbst von ihrem Zwang und fielen wieder seidig leicht über meinen Rücken hinab. Endlich schien es Eragon einzuleuchten und er riss die Augen erschrocken auf. Daraufhin versetzte ihm sein Drache einen Stoß, dass er sich wieder fing. „Mein Name ist Aideen und das ist mein Drache Eya. Wir haben euren Hilferuf erhalten. Auch uns war nicht klar, dass es außer uns noch einige Andere gibt.“, bemerkte ich schlicht und sah Eragon tief in seine blauen Augen. Er war immer noch überrascht, doch er lächelte schon wieder warm. „Das ist Saphira. Sie ist meine Gefährtin.“, stellte er die blaue Drachendame vor. Ich neigte leicht den Kopf vor dem ehrwürdigen Geschöpf und auch sie neigte leicht den Kopf vor mir, was mich eher überraschte.

Eine lange Zeit trainierten mich Eragon und Saphira und schulten mich in sämtliche Kampfkünste und magischen Fähigkeiten, die man als Drachenkrieger benötigte, dann reisten ich und Eya weiter in den Westen, wobei Eragon im Osten blieb und dort die Stellung hielt. Bisher war ich einigen Auseinandersetzungen zwischen Murtagh und Eragon entgangen, denn weder er noch Gallobatorix wussten, dass es mich gab. Vielleicht hatten sie Gerüchte gehört, doch ich selbst war ihnen noch unbekannt.

Schlaf ruhig ein wenig. Ich halte solange die Stellung. Die Menschen hier sind alle sehr zuvorkommend. Ich musste heute nicht mal auf die Jagd gehen. Berichtete Eya mir zufrieden und ließ mich an ihren Körper anlehnen. Ich sah sie dankbar an. „Ich werde nur kurz die Augen schließen.“, bemerkte ich und schon entglitt ich der Realität und trat über in den tiefen Schlaf. So lange fehlte er mir schon, dennoch war es nicht umsonst, denn immer wieder streiften einige der Krieger des schwarzen Königs unseren Weg und es war an uns, dass wir sie aufhielten. Eya legte schützend ihren Flügel über meinen Körper und hielt mich somit auch warm.

Irgendwann wurde ich durch einen starken Ruck und Geschrei von verschiedensten Menschen wach und schreckte auf. Eya sprang genauso schnell auf die Beine, wie ich es tat. „Was ist los?“, keuchte ich verwirrt und wischte mir hastig die Haare aus dem Gesicht. Verzeih mir. Ich bin ebenfalls eingeschlafen. Ich weiß auch nicht wie das geschehen konnte. Flüsterte der Drache wehmütig. Ich legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter und blickte sie an. „Da kannst du nichts dafür. Lass uns nach dem rechten sehen.“, bemerkte ich schnell und rannte auch schon aus dem kleinen Unterschlupf, wo wir uns befanden. Im Abendrot stand ein glühender Drache auf dem Hügel vor der Stadt. Er spie Feuer zur Warnung und ein Mensch lief vor seinen Beinen auf und ab. Ich hielt inne und erinnerte mich an Eragons Worte. „Murtagh und Dorn sind ein unschlagbares Team in der Luft, niemand liegt ihnen mehr am Herzen nur die Beiden selbst bedeuten sich etwas. Das ist eine gefährliche Einstellung.“ Mit diesem Leitsatz im Hinterkopf zog ich mein Schwert, das sofort das Licht der untergehenden Sonne reflektierte. Das Feuer aus dem Rachen Dorns hielt an und es schien mir, als würde zwei brennende Augenpaare direkt auf mir liegen und mich innerlich verglühen. „Bist du soweit, dass wir uns gegen Murtagh aufzustellen?“, befragte ich Eya, deren Unsicherheit ich ebenfalls spüren konnte. Das ist unsere Pflicht wir müssen, wobei mir nicht wohl ist bei dem Gedanken mich gegen einen Artgenossen zu wenden. Ich verstand sie. Schließlich waren sie die letzten ihrer Art und jeder der Drachen wusste, dass ihr Aussterben kurz bevor stand. Sie waren gezwungen zu dieser Zeit alleine zu sterben. Ich schwang mich wehmütig auf ihren Rücken und gemeinsam schossen wir in Richtung der Eindringlinge, die immer noch drohend am Horizont auf uns warteten. Auf halben Weg setzte ich meinen Helm fest auf meinem Kopf und konzentrierte mich auf mein heftig schlagendes Herz, damit es etwas zur Ruhe kam. Nun stand ich meinem Feind endgültig gegenüber und ihre Blicke brannten auf meiner Haut. Es prickelte auf der gesamten Körperoberfläche und ich stieg vom Rücken meiner Gefährtin herab. Beinahe gaben meine Knie nach, doch ich überspielte meine Unsicherheit geschickt. „Es gibt also tatsächlich noch einen weiteren.“, bemerkte der Junge vor mir schlicht. Er hatte langes braunes Haar und unergründlich dunkle Augen. Teilweise wirkte er wütend, verletzt und überrascht zugleich, womit ich mich aber nicht irritieren lassen wollte. Seine Gesichtszüge waren streng und ernst. „Was willst du hier?“, fauchte ich bitter und zog mein Schwert. Sofort senkte Dorn seinen Kopf und fletschte die Zähne mit einem grausigen Knurren. Eya machte es ihm nach und trat fest an meine Seite. „Ich wollte mich selbst davon überzeugen, dass noch so ein unnützer Krieger mit einem Drachen hier ist.“, spie er mir entgegen und zog nun auch seine Waffe. Ich wusste es half alles nichts, der Kampf stand kurz bevor. Ich stellte mich fest auf den Boden und schon preschte er auf mich los und die Schwerter vereinigten sich mit einem ohrenbetäubenden Kreischen. Funken stoben umher. Nach einigen Sekunden brachen weitere zwei schwere Körper aufeinander und die Drachen begannen einen bitteren Kampf, wobei sie so viel Staub aufwirbelten, dass ich kaum meinen Gegenüber erkennen konnte. Dann stiegen die mächtigen Wesen in die Lüfte. Einige komplizierte Schlagabfolgen lieferten wir uns und einerseits war keiner von beiden überlegen, doch andererseits war er der Kräftigere von uns beiden. Er schaffte es mir mein Schwert aus den Händen zu schlagen und traf mich gefährlich an meiner Schläfe. Die Angst, die ich hatte unterdrückte ich mir mit aller Macht. Zum Glück trug ich meinen Helm, der jedoch zusammen mit mir zu Boden ging und vor seine Beine rollte. Nun hielt der Junge inne und betrachtete mich eindringlich. Es war fast so, als sähe er ein Gespenst. „Du bist ein Mädchen?“, zischte er leicht irritiert. „Seit meiner Geburt, wie du sehen kannst.“, kreischte ich, packte mein Schwert erneut und attackierte den Feind wieder. Doch darauf war er gefeit, er hatte wohl schon damit gerechnet. „Ein Mädchen? Du glaubst du hättest eine Chance?“, befragte er mich sachlich. Während ich versuchte ihn zu verwirren und endlich einen Treffer zu landen, zuckte er nur mit der Schulter. „Gegen einen Verräter sicherlich.“, fauchte ich, doch keiner meiner Schläge traf ihn. Mein Gefühl sagte mir sogar, dass er sich nun etwas zurück nahm, seit er erkannte hatte, dass ich ein Mädchen war. „Kämpfe gefälligst fair.“ Wieder holte ich aus und traf nur ins Leere, da er mit seinem Schwert nachgab und mich stattdessen an seine starke Brust zog. Erschrocken riss ich meine Augen auf und auch der Luftkampf erstarb, denn die Drachen waren von unseren Empfindungen im Moment so verwirrt, dass sie ihren eigenen Krieg vergaßen. AIDEEN! Brüllte Eya in meinem Kopf und schon packte mich Murtagh an meinen hinteren Haaren und zwang mich im direkt ins Angesicht zu sehen. „Du hast niemals eine Chance gegen mich. Entweder du gibst auf, oder ich töte dich beim nächsten Mal.“, zischte der Junge und seine Augen verengten sich. Ich hielt seinem Blick stand, doch ich verkrampfte mich unter dem Schmerz, der durch meinen Kopf zog. „Ich gebe nicht auf.“, hauchte ich gefährlich und warf ihm einen angriffslustigen Blick zu. Er schob sein Schwert in die Scheide, die an seinem Gürtel baumelte, dann hob er die Hand und es knallte fürchterlich. Meine rechte Wange brannte und eine schmerzliche Träne schimmerte in dem betroffenen Auge auf. Ein Zittern konnte ich nun nicht mehr unterdrücken. „Wer glaubst du dass du bist, dass du dich mit mir messen willst? Du bist eine Frau, kein Gegner für mich.“, hauchte er gefährlich und zwang mich wieder ihm in die Augen zu sehen. Er sah so verletzt aus, dass ich nicht darum herum kam ihn verwundert anzustarren. Dann schnellte sein Gesicht hervor und seine Lippen ummantelten die Meinen. Ein eiskalter Schauer rannte meinen Körper hinab und ich versuchte mich eisern zu wehren, was mir aber nicht gelang, da Murtagh mich immer noch fest mit der linken Hand an den Haaren hielt. Es war ein barscher und emotionsloser Kuss, der mir lediglich zeigen sollte, dass ich ihm nicht gewachsen war. „Verräter!“, knurrte ich und gleichzeitig biss ich ihm so fest in die Unterlippe, dass er schlagartig von mir abließ, auf den herab stoßenden Dorn aufsprang und mit einem siegessicheren Lächeln am Horizont immer kleiner wurde.Hoffentlich blutet es ordentlich, bedachte ich, während ich meine Lippen abwischte. Diese Schmach würde ich in meinem Leben nicht vergessen. Das schrie nach Rache. Was bildete sich dieser Kerl nur ein. „Wir verfolgen ihn!“, beschloss ich und Eya, die neben mir gelandet war, duckte sich ein wenig um mich aufsteigen zu lassen. „Wie geht es dir?“ Ich bin in Ordnung. Ein paar kleine Kratzwunden und Bisse, ansonsten fehlt es mir an nichts. Sie haben uns noch lange nicht, all ihre Macht gezeigt. Wir sollten uns ein wenig vor ihnen in Acht nehmen. Sei vernünftig. „Dann folge ihnen in einigem Abstand. Ich will Rache für das was er getan hat. Ich will nicht damit leben, dass ich ihm unterlag, nachdem er mich so vorgeführt hat.“ Gefühle wie Rache und Wut machen einen unvorsichtig. Du solltest dich vielleicht erst beruhigen ehe wir entscheiden, wie wir weiterhin vorgehen. „Eya, hör auf mich zu betiteln und flieg endlich los, ehe wir ihre Spur verlieren.“ Wenn das dein Wunsch ist, dann stehe ich dir zur Seite. Bedenke aber, dass wir beide nicht unverwundbar sind und wenn er zurück zu Gallobatorix fliegt, dass wir dem Tode entgegensteuern. „Ich weiß auf was wir uns einlassen, doch verstehe, dass ich das nicht so stehen lassen kann. Er hat nicht gekämpft, er hat mich gedemütigt. Außerdem weiß er, dass ich ein Mädchen bin.“, behaarte ich auf mein Recht, während Eya bereits ihre violetten Flügel vom Körper abspreizte und mit einem Ruck in die Lüfte emporstieg. Ich werde aber Abstand halten. Ich begann mich in meinen Gedanken zu verschanzen und grübelte bis Eya sich über einem Wald senkte und dort in einer Lichtung landete. „Was ist los?“, befragte ich sie sofort wieder hell wach. Sie sind auch gelandet. Ich kann Dorn wittern. Ich hoffe, dass wir nicht zu nahe dran sind. Ich sprang von ihrem Rücken und streckte mich. Die Last der Rüstung zog an meinem Rücken und ich war das Leben als Kriegerin einfach noch nicht gewohnt. Dann setzte ich mich gegenüber meines Drachens auf den Boden und blickte sie an. „Wenn wir Murtagh erledigen, meinst du, dass wir zusammen mit Eragon mehr Chancen gegen Gallobatorix hätten?“, stellte ich nun gezielt eine Frage. Vielleicht. Wer weiß das schon so genau. Gallobatorix ist ein Jahrhunderte alter Drachenritter und besitzt immerhin schon viel Erfahrung, dennoch ist dies sein zweiter Drache. Nicht sein eigener und die Verbindung ist auch nicht die, die wir beide miteinander haben. Ich würde ihn, noch Murtagh an deiner Stelle unterschätzen. „Hat uns Eragon nicht erzählt, dass Murtagh nur bei Gallobatorix ist, weil dieser seinen wahren Namen kennt und deshalb über ihn bestimmen kann? Wird er gezwungen das alles zu machen?“ Das kann gut sein, meine Kleine. Aber wir wissen nicht, wie Murtagh zu dem Ganzen steht. Vielleicht ist er auch nicht das unschuldige Schäfchen, wie er jedem glauben machen will. Ich traue ihm nicht über den Weg. „Du hast wahrscheinlich Recht. Es ist unklug sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir sollten einfach weitermachen wie wir begonnen haben. Mitleid und Reue bringt uns in dieser Sache nicht weiter.“ Genauso wenig wie Rache und Wut. Entwickle dich nicht in die falsche Richtung, denn der Weg zurück ist der gefährliche, nicht der Weg zur Dunkelheit. „Keine Angst. Es war nur ein Anflug von kindischen Gefühlen in mir. Ich denke, wenn wir ihn verfolgen und somit herausfinden, wo Gallobatorix sich aufhält haben wir einiges gewonnen. Jedenfalls übertreten wir keine Grenzen und bringen uns nicht unnötig in Gefahr.“ Du bist ein kluges Mädchen. Ich wusste damals, warum ausgerechnet du meine Ritterin sein solltest. „Vielleicht weil niemand Anderes, als mein Vater in der Nähe war?“, lachte ich herzhaft, doch Eya schien ein wenig mürrisch über diesen Kommentar. Hast du bereits vergessen, dass wir Drachen nur bei unserem Ritter reagieren. Das Ei indem ich war lag bestimmt schon seit vielen Jahren, da wo es war. Doch ich habe nur auf dich gewartet. Ich sah ihren leicht verletzten Ausdruck in den Augen und ich legte behutsam meine Hand auf ihre Flanke. Ich wusste, dass ich nichts sagen musste, denn sie fühlte die Wärme und das tiefe Gefühl der Verbundenheit genauso wie ich es tat. „Wir gehören zusammen. Wir sind ein Team. Ich weiß das, ich wollte dich nur necken.“, gab ich zu und legte nun auch meinen Kopf an ihre starke Schulter. Dann stand ich auf. Mach bitte keine Dummheiten. „Ich sehe mich nur ein wenig um. Vielleicht sehe ich etwas, was sich lohnt. Wenn irgendetwas passiert, dann kehre ich zurück, oder rufe nach dir.“, versprach ich und verschwand im Dickicht. Ein dunkles Zwielicht war im Wald mit der Nacht eingekehrt und ich streifte immer noch vorsichtig umher. Vor mir lichteten sich die düsteren Tannen endlich ein wenig und ich sah den Schein eines Feuers aufglimmen. „Hast du das gespürt, Dorn?“, drang eine Stimme an meine Ohren und ich ging vorsichtig in Deckung. Ein Brummen hallte von der Umgebung wieder. „Ich konnte sie nicht töten, obwohl es mein Befehl war, was hatte das zu bedeuten?“ Wieder war nur das Raunen des roten Drachen zu vernehmen. „Wir müssen sie beseitigen, denn andernfalls wird er sich uns entledigen. Das nächste Mal, wenn ich sie sehe, wird sie sterben. Egal was in mir vorgeht.“, schwor er eher sich selbst, wie seinem Drachen. Er war so eiskalt, dass ich die Worte kaum fassen konnte. Ich ballte meine Hand zur Faust und knirschte mit den Zähnen. Er war ein elender Verräter mit einer Seele so schwarz wie der Abgrund. Dennoch lag an ihm etwas mysteriöses, was mich fast dazu brachte ihn genauer kennen lernen zu wollen. Schmerzlich brannte sein unseliger Kuss auf meinen Lippen und die Wut brannte in meinem Magen hoch. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit und der Schmach überwältigte meinen klaren Verstand fast, doch ich beherrschte mich. Dennoch war da noch etwas anderes in mir, was ich nicht deuten konnte, wenn ich Murtagh ansah. Ich hoffte innig, dass es nicht Mitleid war, denn das würde mich nur dazu verleiten ihn zu verschonen, wenn es Auge um Auge stand. Vielleicht sollte ich hier warten bis er schlief und ihm dann meinen Dolch ins Herz rammen, dann wäre ein großes Problem, das Alagäsia belastete erledigt, dennoch kehrte ich der Szene vor meinen Augen den Rücke zu und schlich mich zurück zu meiner besorgten Gefährtin. „Sie sind nicht weit von hier!“, bemerkte ich schlicht. Ich weiß, ich habe durch deine Augen gesehen und sein Gespräch mit Dorn ebenfalls gehört. Traue nur nicht seinen Worten. Vergiss nicht, er ist der Feind und er macht keinen Rückzieher, wenn es darum geht dich zu töten. „Darüber bin ich mir bewusst, Eya. Keine Angst.“ Ich möchte nur, dass dir nichts geschieht. Es ist eine unselige Aufgabe gegen Murtagh zu kämpfen, aber somit ist Eragons Weg frei zu Gallobatorix. „Also ist es entschieden, dass wir uns um Murtagh kümmern?“ Das ist die bessere Entscheidung.

Ich wusste nicht mehr wann es geschehen war, aber ich war eingeschlafen. In meinem Traum schlich ich mich erneut durch den dunklen Wald, doch dieses Mal trat ich unerschrocken auf die Lichtung, wo Murtagh und Dorn ebenfalls schlummerten. Ich ignorierte den am Boden liegenden Jungen und trat direkt vor das mächtige Haupt des roten Drachen. Eine lange Narbe zog sich an seinem Hals über die Brust entlang, die man nur erkannte, wenn man direkt vor dem Wesen stand. „Warum müssen wir nur kämpfen? Wir sind ein Volk. Wir wären keine Feinde ohne Gallobatorix.“, flüsterte ich dem Drachen zu, der sofort den Kopf hob und mit den Augen durch die Lichtung glitt. Dann fixierte er mich und verengte die Augen. Bevor ich reagieren konnte berührte seine Schnauze meine linke Hand, die ich erschrocken erhoben hatte. Wir wurden geschaffen, um einander zu bekämpfen. Das ist das Schicksal, was keiner von uns umgehen kann. „Aber warum muss das sein? Wenn wir in einer anderen Zeit leben würden, dann wären wir alle ein Team gegenüber den Mächten die uns bedrohen.“, bemerkte ich leicht verwirrt. Das Schicksal kann man sich nicht aussuchen. Es ereilt einen. „Aber das Schicksal kann beeinflusst werden. Ich weigere mich mein Schwert gegen dich zu erheben. Du bist ein ehrenhaftes Geschöpf, sowie Eya und Saphira auch. Deine Seele ist nicht dem Dunkel unterwürfig. Noch einmal meine Frage: Warum bekämpfen wir uns?“ Weil es uns befohlen wird. Wir wären nicht auf seiner Seite, wenn wir selbst entscheiden könnten. Wir haben uns geschworen, dass nichts mehr wichtig ist, außer wir uns gegenseitig. Gallobatorix kennt unsere wahren Namen und nutzt diese auch gegen uns. Wenn wir ihm nicht folgen, dann sterben wir durch seine Hand, statt durch deine. „Es muss doch eine Möglichkeit geben, dass ihr wieder frei sein könnt. Ist es euch denn so egal?“ Du solltest dich dem Gedanken fügen, so wie wir es auch tun, dass wir auf Ewig Todfeinde sein werden, auch wenn niemand das will. „Da ich weiß, dass ihr das nicht wollt, kann ich mich dem nicht fügen. Ich werde gegen euch kämpfen, wenn es sein muss, aber ich werde euch auch jedes Mal verschonen. Das mache ich solange bis Gallobatorix gefallen ist. Dann könnt ihr selbst entscheiden, wie ihr zu uns anderen steht. Solltet ihr uns dann immer noch als Feinde sehen, dann werde ich euch ernsthaft gegenüber stehen. Solange steht ihr unter meiner Gnade.“, fauchte ich nun, um es Dorn zu verinnerlichen. Wir können keine Rücksicht darauf nehmen. Wir werden euch vernichten müssen. „Dann sei es so. Denk an meine Worte, wenn wir uns wieder begegnen.“, gab ich noch von mir, als ich schon den Rückweg antrat. Mit einem Mal riss es mich aus meinem Schlaf und ich schreckte hoch. Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen? Der Kopf schwirrte mir noch, doch als ich sah, dass Eya noch friedlich schlummerte beruhigte ich mich ebenfalls wieder. So etwas war mir noch nie passiert. Ich grübelte und zerbrach mir den Kopf, warum ausgerechnet ich so einen realen Traum hatte und dann ausgerechnet mit Dorn, dem Drachen meines Todfeindes. Innerlich war ich zerrissen und wusste nicht, wie ich ihnen das nächste Mal begegnen sollte. Es war ein Traum, nicht mehr und nicht weniger. Ich starrte auf den Sternenhimmel, der mir aufmunternd entgegen funkelte und ließ meine weiteren Gedanken in der Ewigkeit des Weltraumes gleiten, damit sie vielleicht von einer überirdischen Macht aufgefangen wurden und mir irgendwann eine Antwort auf mein Problem geben würde. Eya öffnete ein Auge und fixierte mich mit dem Gold ihrer Iris. Du bist ein gutes Mädchen. Vielleicht hast du es geschafft, dass Dorn über deine Worte nachdenkt. „Woher weißt du von meinem Traum?“ Ein Traum? Nein, das war kein Traum. Du hast das erste Mal deinen Geist auf Wanderschaft geschickt. Das ist nicht unüblich für einen Drachenritter. Ich erkläre dir das irgendwann genauer, jedenfalls solltest du wissen, dass das Gespräch mit Dorn der Realität entsprach. „Das ist doch nicht dein Ernst?“, entkam es mir überrascht. Eya nickte nur und schloss ihr Auge wieder. Was sollte nun das Schicksal mit uns planen?

Am Morgen erwachte Eya nun vollends und streckte sich genüsslich, während ihren Lippen ein feines Raunen entkam. Ich grinste ihr entgegen, selbst hatte ich kein Auge mehr zugetan, denn zu sehr war ich damit beschäftigt, wie Dorn mit mir gesprochen hatte. „Sie sind immer noch auf der Lichtung.“, bemerkte ich während ich versuchte das Feuer zum brennen zu bringen und ein wenig mein Pökelfleisch darüber aufwärmen konnte. Natürlich gelang es mir nicht, denn meine magischen Fähigkeiten ließen doch sehr zu wünschen übrig. Ein kleines Flämmchen schoss aus ihrer Nase an meinem Kopf vorbei und entzündete den Holzhaufen vor meinen Beinen. Ich hatte es kommen sehen darum sah ich Eya neckisch an und fuhr mir durch die Haare. „Wenn ich dich nicht hätte.“, lachte ich leise und sie raunte. Dann wärst du schon lange verhungert. Ich gehe jagen, keine Sorge ich halte mich von Dorn fern. Ich breche in die andere Richtung auf. Sobald du bemerkst, dass sie losziehen rufe nach mir. Ich bin in der Nähe. Erklärte mir meine Gefährtin, als sie meinen besorgten Gesichtsausdruck sah. Ich nickte nur. Sie würde wohl wissen was sie tat

Als sie verschwunden war und ich mein Frühstück beendet hatte stand ich unschlüssig auf. Vielleicht sollte ich ein Bad in dem See nehmen, den ich beim Herflug gesehen hatte. Denn nur weil ich wie ein Mann aussah und so kämpfen sollte, musste ich noch lange nicht wie einer riechen. Ich grub tief in meiner Tasche nach etwas, was ich damals von meinem Vater zum Abschied geschenkt bekam. Wie ich ihn vermisste, aber sollte das alles hier vorbei sein, so würde ich wieder kehren und mit ihm meinen Lebensabend fristen, denn mein Abenteuer hatte ich dann erlebt. Vielleicht ergab sich noch eine Möglichkeit ihm ein Geschenk zukommen zu lassen, damit er wusste, dass ich noch lebte. Einige Jahre lang war ich so beschäftigt gewesen, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte. Endlich hatte ich die Flasche feinster Seife gefunden und öffnete den Deckel um daran zu riechen. Rosen, ein zauberhafter Duft. Ich hing meine Tasche in einen Baum und machte mich auf den Weg, der See sollte schließlich nicht so weit entfernt sein.

Wie ich mich getäuscht hatte. Ich war einige Stunden gelaufen, doch Eya war ebenfalls noch nicht über mich hinweg geflogen, somit hatte ich noch Zeit. Ich schälte mich aus meiner Kleidung und endlich konnte ich die unselig schwere Rüstung ablegen. Ich öffnete das Fläschchen und verteilte eine Nuss große Portion auf meiner Hand, dann stieg ich in das kalte Wasser des Sees und fröstelte. Trotzdem wusch ich mir meinen Körper, denn das hatte er verdient nach all dem Leidwesen.
 

Seine Sicht:

Sie hatte sich wirklich aus ihrer Kleidung geschält und eigentlich sollte ich nicht hier sein und dabei zusehen, doch ich konnte meine Augen nicht abwenden. Wie sie durch das Wasser glitt, wie anmutig ihre Bewegungen waren und ihre blasse Haut war so rein und weich, dass ich kaum atmen konnte. Alles an ihr wirkte königlich, rein und geschmeidig. Was war das nur für ein Gefühl in ihrer Gegenwart. Es war jedenfalls nicht hilfreich sie als meine Todfeindin zu sehen. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht war es an der Zeit einen der Gegner auszuschalten. Schließlich hatte ich sie nicht umsonst den ganzen Weg lang verfolgt. Ich packte den Griff meines Dolches fest mit meiner rechten Hand und verließ das schützende Gebüsch, was mich verdeckt hielt. Sie stand mit dem Rücken zu mir, doch sie hielt inne in ihrem tun. Vielleicht spürte sie meinen Blick auf ihrem nackten Rücken. Nun war ich wieder unfähig mich zu bewegen, obwohl eine Stimme in meinem Kopf rief, dass ich sie töten solle. Einen weiteren Schritt tat ich in ihre Richtung, dann wandte sie sich um. Ihre grünen Augen fesselten mich und zwangen mich dazu wieder inne zu halten. Einige Minuten starrten wir uns nur gegenseitig in die Augen, bis ihr Blick auf meine todbringende Waffe fiel und ihr Gesicht Entsetzen widerspiegelte. Kurzzeitig schien sie zu überlegen, ob sie es noch schaffte an ihr Schwert zu kommen, doch sie sah ein, dass es unerreichbar war. Sie wich zurück und nahm ihren Blick nicht von meinem Dolch. Ich wünschte sie könnte mir noch einmal in meine Augen sehen und den Jungen hinter dieser gnadenlosen Fassade erkennen, doch das war Wunschdenken. Doch dann ihr Blick. Ich versuchte ihn aufzufangen. Was war nur mit mir los? Ihr Blick wurde mitleidig, fast wehmütig, als unsere Augen wieder aufeinander trafen, dann machte sie etwas, was ich nicht verstand, wahrscheinlich nie verstehen würde. Sie kam auf mich zu. Meine Überraschung über diesen Schritt war eindeutig zu sehen und mein Blick glitt über ihren Körper. Sie trug eine enge Hose, aus der das Wasser rann. Ein weißes Hemd, welches sie immer unter ihrem Lederwams trug, packte sie und zog es sich über ehe sie aus dem See stieg und mich wieder musterte. „Dann bring es hinter dich.“, hauchte sie und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Sie war ein Feind, dennoch war sie es, die mich mit ihrer Aura gefangen hielt. Trotz all dem versuchte ich meine Bedenken zu vergraben erhob meinen Dolch und machte einen weiteren schweren Schritt auf sie zu.
 

Normale Sicht:

Er wirkte wie zerrissen, so verletzlich und trotzdem tödlich gefährlich. Es war fast so, als ob er mit sich rang. Was hatte das Alles nur zu bedeuten? Er hob den Dolch an. Was war es nur für ein dummer Gedanke gewesen, dass er mich verschonen würde, wenn er nur sah, dass ich ihm nichts tun wollte. Er war schließlich der Feind. Er kam weiter auf mich zu, dann entkam mir ein Satz, den ich vielleicht noch bereuen würde. „Töte mich und kurzzeitig wird deine Seele ins Dunkle stürzen, das weißt du!“, meine Stimme war so sicher, obwohl ich alles andere als das war. Ich hatte Todesangst, doch diese wollte ich ihm nicht zeigen. „Er ist kein böser Mensch. Er ist nur Gefangener von Gallobatorix. Schließlich hat er damals alles getan, dass mir nichts geschieht. Wir waren Freunde. Ich mag ihn trotz allem immer noch.“, das hatte Eragon von ihm erzählt. Dass es mir genau jetzt einfiel war ein komisches Zeichen, dennoch schien ich den alten treuen Freund Eragons hinter der Fassade des bösen Murtaghs zu erkennen. Nun stand er fast vor mir, der Dolch drohend in Höhe meines Halses und doch fühlte ich mich stark. Ich ging nun auch einen Schritt auf ihn zu und hob die Arme vom Körper ab, um ihm zu zeigen, dass ich unbewaffnet war, was ihm sicherlich bei dem Anblick meines blanken Oberkörpers im Wasser schon klar gewesen war. Nun könnte in der nächsten Sekunde alles vorbei sein. Es lag alles in seinen Händen. Er wirkte entschlossen, aber auch als wollte er das nicht machen. „Murtagh!“, redete ich noch einmal auf ihn ein. „Ich weiß, dass du das nicht bist.“ Sein Blick wurde starr. „Du kennst mich nicht. Du weißt nicht wer ich bin.“, knurrte er. „Aber Eragon kennt dich.“, gab ich zurück und bei dem Namen seines alten Freundes wirkte er leicht verunsichert. „Du kennst Eragon?“, hauchte er. „Er glaubt noch immer an dich. Warum sollte ich es nicht auch tun.“, sagte ich etwas zittrig, da der Dolch nun auf meinem Schlüsselbein auflag. So schnell konnte ich nicht reagieren, wie der Junge hinter mir stand, meinen Körper an seinen presste und mir den Dolch schmerzlich an die Kehle legte. Trotz der unbändigen Angst, die ich verspürte genoss ich seine Nähe. Die Wärme die sein Körper ausstrahlte und sich in mir ausbreitete. Ich spürte wie sein Herz aufgeregt in seiner Brust pochte und sein heißer Atem traf auf meine nasse Haut im Nacken. „Wie stehst du zu Eragon? Wie ist dein Name?“, zischte er, wieder ganz der alte Kotzbrocken. „Das werde ich dir nicht verraten. Beides nicht.“, keuchte ich unter dem Druck seiner Klinge. „Sag ihn mir!“, drohte er und schon schnitt das scharfe Metall in meinen Hals und ein kleiner Rinnsal von Blut löste sich aus der Wunde und lief mein Dekolletee hinab. Vermutlich interessierte er sich sehr für meinen Namen. Schließlich konnte er ihn bei Gallobatorix wunderbar gegen mich verwenden, das war mir klar. „Aideen.“, gab ich nach und spürte, wie er locker ließ. Hatte es etwa geholfen? „Aideen.“, meinen Namen aus seinem Mund zu hören löste einen Schauer in mir aus. Was hatte er nur vor? Schließlich könnte er mich sofort töten. Doch er schubste mich hart von sich und ich landete unsanft auf dem Boden. „Entweder du kommst mit mir zu Gallobatorix oder ich töte dich, Aideen.“, raunte er und sah mich nicht an. „Dann sterbe ich lieber.“, fauchte ich und rappelte mich hoch. „Du kommst mit mir!“, befahl er und brüllte fast. Ich fasste an meinen Hals, der immer noch blutete. „Töte mich Murtagh, zeig mir was für ein Monster du bist. Zeig mir die dunkle Seite.“, spie ich ihm entgegen, denn mein Verdacht hatte sich verhärtet. Er konnte nicht, da es nicht sein Befehl war Aideen zu töten, sondern lediglich den anderen Drachenritter. Er erhob wieder den Dolch und kam gefährlich nahe. „Ich kann dich jederzeit töten. Du hast schon verloren, als du ohne Waffe in den See gestiegen bist.“, fauchte er gekränkt und kniete sich herrisch vor mich auf den Boden, damit wir auf gleicher Höhe waren. Ich verengte wütend die Augen. Viel heiße Luft, war alles, was er mir entgegen brachte. „Dann töte mich.“, flüsterte ich nun und griff in meinen Hosenbund, wo ich meinen Dolch erfühlte. Schnell umfasste ich den Griff und spürte alte Melancholie eines jungen Mädchens, das immer ein Abenteuer haben wollte. Doch das war nicht gerade das, was ich mir immer vorgestellt hatte. Nun senkte er wieder den Dolch und ebenfalls seinen Blick auf den Boden. Noch immer ließ ich meine Waffe nicht los. „Komm mit mir.“, dieses Mal klang es ein wenig flehend. „Warum sollte ich?“, hakte ich nach und schenkte ihm einen misstrauischen Blick. „Weil ich dich nicht töten kann. Noch nicht, doch wenn ich erst Gallobatorix von dir erzählt habe werde ich dich töten müssen.“, gab er nun zu und mir wurde klar, dass dies ein Versuch war mich zu schützen, dennoch wollte ich mich dem schwarzen König nicht anschließen. Zu sehr würde ich Alagäsia und Eragon verraten. Das war alles andere was ich wollte.
 

Seine Sicht:

Wenn ich sie mit mir nahm, dann war sie sicher. Den Tod hatte sie nicht verdient. Kein Mensch mit solchen Charakter hatte den Tod verdient. Sie war etwas besonderes, was nicht alleine an ihren roten Haaren und den grünen Augen lag, die mich so bezauberten. Es war ihr Blick, der durch die Maskerade direkt in meine Seele sah. Ihr unschuldiger Blick, der sie Vorurteile vergessen ließ. Sie sollte nicht sterben. Doch wenn ich sie mit mir nahm, dann war sie auf ewig unglücklich. Ich sollte mich endlich entscheiden.
 

Normale Sicht:

Ich sah den Kampf in ihm toben und wusste nun gewiss, dass er kein böser Mensch war. Ich rappelte mich vom Boden hoch und stellte mich aufrecht vor ihm auf, auch er fuhr hoch. Dann legte ich ihm sanft meine Hand auf den Oberarm, der sich unter meiner Berührung sofort verkrampfte. „Das ist unser Schicksal. Wir sind nun mal Todfeinde, ob wir das wollen oder nicht.“, sagte ich reumütig, da mir Dorns Worte wieder in den Kopf drangen. Wohl oder übel musste ich feststellen, dass er damit Recht behielt. „Ich werde wiederkehren und mein Befehl wird sein, dass ich dich töte!“, versuchte der Junge mir verständlich zu machen, sah mich jedoch nicht an. Seine Stimme war so sanft, wie ich sie noch nie aus dem Mund eines Mannes gehört hatte. In diesem Moment fühlten wir beide uns verbunden. Es war ein Gefühl der unbeschreiblichen Grenzenlosigkeit und Leichtigkeit, die uns beiden nie vergönnt sein würde. „Ist das deine Entscheidung?“, fragte er etwas resigniert. „Ich kämpfe für Alagäsia, so wie es mir bestimmt ist. Entscheide dich, wenn du frei bist.“, gab ich ihm zur Antwort und legte ihm meine Hand nun auf seine Wange. Unser Schicksal wäre sicherlich ein anderes gewesen, wenn wir zu einer anderen Zeit gelebt hätten. Das fühlte er mindestens so stark wie ich. Mit einem Mal schlug er meine Hand aus seinem Gesicht und packte wieder fest den Dolch mit seiner Kampfhand. Ich schloss erschrocken die Augen, als mich ein heftiger Schmerz an der rechten Gesichtshälfte aus der Bahn warf und mich zu Boden gehen ließ. Viel zu spät zog ich meinen eigenen Dolch, doch noch immer hatte ich die Augen geschlossen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. „Es tut mir leid.“, hörte ich seine Stimme an meinem Ohr, als bereits eine weitere in meinem Kopf schrie: AIDEEN! Als ich einen heftigen Aufprall auf dem Boden spürte machte ich meine Augen wieder auf und betastete mein Gesicht. Murtagh war nicht mehr da. Eya blickte mich besorgt an. Was machst du nur für dumme Sachen? Du hättest sterben können. Der Schmerz in deiner Wange. Dein Gesicht. Kannst du aufstehen? Ich sagte nichts zu sehr stach meine Brust. Wir waren eben Feinde, so wenig ich den Gedanken ertrug, so mehr sollte ich mich an ihn gewöhnen. Ich errichtete mich zu voller Größe und blickte auf mich hinab, wo bereits das Blut meine Kleidung einfärbte. Ein langer Riss, der an meinem rechten Ohr begann und erst am Ende des Augenlids endete, thronte nun als Erinnerung, dass wir niemals mehr als Feinde sein würden. Eine einzelne Träne rann meine Wange hinab, eine weitere folgte ihr. Eya spürte meine Gefühle und senkte nur traurig den Kopf. „Wir werden ihn niemals aus der Dunkelheit holen können?“, fragte ich mit gebrochener Stimme. Wenn das Herz mehr begehrt als der Körper zu leisten in der Lage ist, dann sollte der Kopf die Entscheidung treffen es endgültig aufzugeben. Ich wusste worauf sie hinaus wollte, doch ich konnte nicht anders, als meinen Kopf in meinen Armen zu verbergen und unheilvoll an zu fangen zu weinen.
 

Nach einigen Monaten, wo nichts Ereignisreiches geschehen war und ich zurück in die Stadt gekehrt war hatte ich sein Gesicht schon fast in den tiefen meines Gedächtnisses vergraben. Es war eher, als wäre er nur ein böser Traum gewesen, doch selbst deshalb stach meine Brust, wie von einem Messer durchbohrt. Wir fühlten damals gleich. Kurze Zeit waren wir sogar in unserer Seele vereint, doch das war eine Untat gewesen. Feinde verbünden sich nicht. Ich war bereit, wenn ich ihm gegenüber stand, dass ich ihn vernichten müsste. Jedoch verdrängte ich auch diesen Gedanken schnell wieder aus meinem Kopf und folgte meinem Training, das ich bei einem Ritter begonnen hatte. Mit einem Mal werden einige Häuser beiseite gerissen und Feuer bricht in der idyllischen Stadt aus. Die Menschen schreien und laufen um ihr Leben. Einige versuchen noch Habseligkeiten von sich zu retten. Ich rannte durch das Stadttor, wo bereits Eya auf mich wartete und ihre Augen waren so weit verengt, dass man sie nur noch als feine Schlitze wahrnahm. Murtagh und Dorn! Sie bleckte die Zähne und gleichzeitig streckte sie ihre Flügel aus. Ich reagierte sofort und schwang mich auf ihren Rücken, wo ich mich sofort mit aller Macht am Sattelknauf festhielt, da sie auch sogleich in die Lüfte stieg. Wir greifen sie erst einmal direkt an. Sie sollen sehen, was sie in der Luft zu befürchten haben. Eya schien wütend zu sein, seit meiner Verletzung im Gesicht, die mittlerweile zu einer Narbe verheilt war. Ich zog mein Schwert und suchte den Himmel nach den Angreifern ab. „Da sind sie!“, schrie ich, als sie von der Seite aus einem Wäldchen hervor brachen. Eya wendete sofort und öffnete ihren Schlund zu einem Erguss ihres Feueratems. Auch uns schlugen die Flammen entgegen und ich duckte mich hinter dem schützenden Hals meiner Gefährtin. Dann spürte ich wie etwas meinen Ärmel entlang meines Unterarmes aufschlitze und sah, wie Dorn an uns vorbei preschte und Murtagh sein Schwert hoch erhoben hatte. „Lass mich auf den Boden. Ich will mit ihm Auge um Auge kämpfen.“, rief ich und sprang nahe über dem Boden von ihrem Rücken ab, rollte mich ab und blieb stehen. Direkt vor mir stand er und wieder versetzte es mir einen Stich. Er hatte sich verändert. Vielleicht kannte er mich nicht mehr. Es entkam ihm ein Kampfgebrüll, als er auf mich los spurtete und sein Schwert auf meines schlug. Ich spürte, wie der Schlag mich fast aus dem Gleichgewicht brachte und sein zweiter Schlag traf deswegen auch sofort meine Schwachstelle. Eya war zu beschäftigt mit Dorn, die nun fest umklammert dem Boden entgegen fielen. Ich sackte auf die Knie und sah Murtagh nicht an. Lediglich seine Schuhe kamen in mein Sichtfeld. Er stand nun drohend vor mir und einzig allein einen harten Schlag auf meinem Kopf verdankte ich, dass ich nicht mitansehen musste, wie Eya mit voller Wucht des Sturzes auf dem Boden aufkam und Dorn sich neben ihr leicht auf den Boden gleiten ließ.
 

Als ich aufwachte konnte ich nicht sehen. Es war, als wenn ein Nebel über allem lag. Mein Kopf brummte und mein Herz klopfte wie wild. Der Boden auf dem ich lag war kalt und feucht und die einzelnen Steine, die dort herumlagen stachen in meinen Rücken. Ich versuchte nach Eya zu greifen, doch sie war nicht neben mir. Ich fühlte sie nicht einmal mehr. Was war nur geschehen? War ich jetzt tot, oder schlimmer, war Eya tot? War das meine Strafe, dass ich Eragon so enttäuscht hatte. Ein Raunen kam mir über die Lippen, als ich mich zu bewegen versuchte, doch es gelang mir nicht. Meine Glieder waren wie steif und mit Blei behangen. Ein knurrendes und zischendes Geräusch drang von weiter Ferne an meine Ohren und der Geruch von Schwefel und Feuer umspielte meine Nase. Was war nur geschehen? Vielleicht war dies auch die Hölle, alles sprach dafür.
 

Seine Sicht:

Nie hätte ich es für möglich gehalten, doch hier war sie nun. Im Kerker Gallobatorix. Sie sah schlecht aus. Ihre blasse Haut war fahl und glanzlos, ihre Lippen ebenfalls und die rote hässliche Narbe, die auf der rechten Seite ihres Gesichtes thronte störte ihr sonst so perfektes Ebenbild. Der Kratzer am Hals war restlos vergangen, doch nun klebten ihre Haare durch das Blut der Kopfwunde zusammen. Alles schien als wäre sie tot. Da war es umso seltsamer, dass ihr Brustkorb sich mit jedem flachen Atemzug hob und senkte. Sie würde solange am Leben bleiben bis sie uns die wichtigsten Informationen verraten hatte, oder sich in Gallobatorix Reihen stellte, was sie sicherlich niemals tun würde. Innerlich hasse ich mich dafür, dass ich ihr all das antun musste. Sie verdiente so ein Leben nicht. Sie war nicht wie die Anderen. Sie war etwas Besonderes, doch selbst diese Erkenntnis würde sie wohl nicht mehr aus der Lage retten können. Der Befehl war eindeutig und unwiderruflich. Mein Herz zersprang in tausend Teile, wenn ich nur daran dachte. Hinter mir vernahm ich das Knurren des gefürchtetsten Drachen der Geschichte und sogar mir stellte es die Nackenhaare dabei auf. Doch sie bewegte sich, wenn auch nur leicht. Sie war wieder bei Bewusstsein. Ein hauchfeines Raunen kam ihr über die Lippen und veranlasste mich trotz all des Protestes in meinem Kopf die Zelle zu betreten. Das würde nicht gut ausgehen. Die Strafe würde schlimmer sein, als der Tod. Dennoch trat ich auf das Mädchen zu. Wieso hatte ich ihr diese Narbe verpasst? Damit sie für niemanden mehr diese Schönheit ausstrahlte, wie für mich. Es war egoistisch gewesen, denn mit mir würde sie niemals ein Leben haben können, doch der Gedanke sie in den Armen eines Anderen zu wissen, fraß mich innerlich auf. Mit meinem Finger fuhr ich ihr über das Gebilde, das sie durch mich erhalten hatte. Fast war es so, als wenn ich ihre Schmerzen in mich auf sog. Behände und so als könnte sie zerbrechen hob ich ihren Oberkörper mit einem Arm und legte ihr meinen Wasserschlauch an ihre vollen Lippen, die sehr ausgetrocknet und spröde aussahen. Ein paar Tropfen nur nahm sie in sich auf, dann begann sie unheilvoll zu husten und krümmte sich vor Schmerzen. Mein Blick war wehmütig, das was noch folgen sollte, war tausend Mal schlimmer, als das, was sie bereits jetzt erleidet. Sanft presste ich ihren Körper an den meinen. Mein Versuch ihr tröstliche Wärme zu spenden zahlte sich aus, denn sie atmete bereits ruhiger. Vorsichtig strich ich ihr die einzelnen Strähnen aus ihrem Gesicht und betrachtete sie noch einmal ehe ich sie wieder auf den Boden zurück sinken ließ und ihr erneut durch das Haar strich, was immer noch wundervoll nach Frühling duftete. Was würde ich dafür geben, all das Leid von ihrem Rücken zu nehmen und selbst zu tragen, doch dafür war ich zu schwach.
 

Normale Sicht:

Ich erkannte denjenigen nicht, der sich mir hilfreich zur Seite stellte, doch fühlte ich diese vertraute Wärme und Nähe, die ich nur von Murtagh kannte. Wenn ich könnte würde ich ihn packen und zwingen, dass er mir zur Seite stand, doch ich konnte nicht. Ich wollte ihn nicht gefährden. Eher würde ich sterben. Ich spürte wie er sich abwandte und wie er sich wieder Richtung Ausgang bewegte. So ließ ich ihn ziehen, denn es sollte doch immer nur ein Wunsch bleiben.

Wach auf. Donnerte eine Stimme an meine Ohren und ich schreckte hoch. Endlich waren meine Augen wieder vollends einsatzbereit. Der Nebel hatte sich gelichtet und ich blickte klar in meiner Kerkerzelle umher. Am Eingang fixierten mich zwei Augenpaare, die so furchteinflößend waren, dass ich zurück wich. Erst jetzt fühlte ich wieder die Schmerzen, die meinen Körper schanden. „Wir brauchen Antworten, dann wird dir auch nichts geschehen.“, meinte Murtagh monoton und kam auf mich zu. Er meinte es absolut ernst. „Ich werde euch nichts verraten, was mit Alagäsia oder Eragon zu tun hat.“, verkündete ich so mutig es mir möglich war. „Das ist aber dein Unglück.“, betete er mir vor und entzog sich meinem Blick. „Lass mich selbst über mein Glück und Unglück entscheiden.“, fauchte ich gereizt und in Todesangst. Ein kräftiger Schlag in den Magen befördert mich wieder zu Boden. Ich keuche und versuche klar zu denken, doch es gelang mir nicht. Er packte mich unsanft an den Haaren und riss mich wieder auf die Beine. „Sag es mir. Was ist Eragons Schwachstelle!“, brüllte er fast. Ich zuckte zusammen und schloss die Augen. „Ich sage nichts.“, zischte ich hervor. Mein Rücken prallte gegen die Wand und mein Kopf hämmerte erneut. Noch immer machte ich meine Augen nicht wieder auf. „Hilf dir selbst und sag es uns. Wie stehst du zu ihm, was sind seine Eigenschaften? Was ist sein verwundbarster Punkt?“, fauchte der Junge hart und ließ mich wissen, dass er zu jedem Mittel greifen würde. „Nein.“ Wieder prallte ich gegen die Wand und spürte wie er mir Ketten an Arme und Beine anlegte. Erst jetzt öffne ich meine Augen und einzelne Tränen blitzen in ihnen auf. Das waren nicht die Schmerzen alleine, die durch seine Gewalttaten kamen. Es war als würde ich innerlich zerfallen. Er mied immer noch den Blick direkt in mein geschundenes Gesicht. War ich ihm so egal? „Eine letzte Chance.“, behaarte er. Ich schüttelte tonlos den Kopf, unfähig zu begreifen, was hier geschah. Dann zog eine Wucht an meinem Körper und meine Haut spannte sich. Der Schmerz war so überwältigend, dass ich einen kurzen Schrei losließ. Dann spürte ich das Aufprallen einer Peitsche, doch noch immer überwogen die Schmerzen meiner Seele und meines Herzen. Ich wollte nicht glauben, dass er das tat. Ich wollte nicht glauben, dass er bösartig war. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Wieder entkam mir ein heiserer Schrei und die Tränen flossen nun in Rinnsälen meine Wangen hinab. „Dorn ich kann das nicht mehr.“, drang seine ebenfalls heisere Stimme an meine Ohren und dennoch zog die Kraft weiterhin an meinen Armen und Beinen. Du musst es tun, wir werden sonst Anstelle ihrer dort stehen. Ich fühle mit dir, ich kann das Leid sehen. Wir können nicht aus unserer Haut. Das muss auch sie einsehen. Dorn klang nicht sehr überzeugend, dennoch rappelte sich Murtagh wieder von seinem Bodenplatz hoch und erhob erneut die Peitsche. Dieses Mal geißelte er meinen Bauch und gleichzeitig seinen eigenen Rücken. „Ich will dich nicht verletzten. Verzeih mir. Verzeih alles was ich dir angetan habe, was ich dir antun werde.“, schrie er und sank wieder vor mir auf die Knie. Die Stille, die nun entstanden war, war zerreißend. Er begann zu schluchzen und wand sich vor eigener seelischer Pein am Boden umher. Ich senkte den Kopf und ließ mit dem Brennen meines Körpers meinen Verstand wieder erhellen. Es war unser Schicksal, dass wir leiden. Es war unser Schicksal, dass wir nie zueinander finden würden, auch wenn wir uns gegenüberstanden. „Murtagh ich verzeihe dir, wenn du es schnell hinter dich bringst.“, versuchte ich ihn wieder zurück zu holen. Nun sah er mich direkt an. Seine Augen waren voller Leid und Selbsthass. „Ich kann nicht.“, berichtete er. „Wenn du mich töten musst, dann tu es ehe Gallobatorix meinen wahren Namen kennt. Sag meinem Vater, dass ich nicht aufgegeben habe.“, hauchte ich und merkte wie das Blut aus meinem Mundwinkel rann. Anscheinend hatte sein Schlag in den Magen ordentlich gesessen. Mir wurde ganz schummrig vor den Augen, doch ich hielt mich bei Bewusstsein. Er stand auf und errichtete sich zu voller Größe, dann legte er den Hebel um und die Macht, die an mir zog wurde leichter. Als ich den Boden unter den Beinen spürte knickte ich ein und stürzte zu Boden. Murtagh ließ dies geschehen. Ich keuchte und wimmerte, denn der Schmerz meines Körpers war kaum auszuhalten. Meine Seele war zerfetzt und mein Herz zerbrochen. Im Grunde war ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Entsetzt sah mich Murtagh an, als er den Kampf in mir sah, dann fasste er einen folgenschweren Entschluss und löste mich von meinen Ketten. Er fand keine Worte und stand wie versteinert vor mir. Finde dein Glück fernab Alagäsias. Kehre nicht zurück. Du hast ein solches Leben nicht verdient. Erklärte mir Dorn anstatt seiner und ich hielt mich wackelig auf meinen Beinen, als ich mich wieder vorsichtig aufrichtete. Dann schüttelte ich den Kopf. „Das bedeutet den Tod für euch.“, gab ich zurück. „Das ist dein Fehler, du denkst zu sehr an Andere. Solange Eragon lebt sind wir nicht in Gefahr zu sterben.“, herrschte Murtagh und packte mich unsanft, dann rannte er mit mir durch den Kerker in eine riesige Zelle, wo Eya sich befand. Aideen. Was hat er mit dir gemacht? Murtagh trat vorsichtig an sie heran, denn man merkte, dass sie ihm nicht vertraute. „Leg deine Hand auf ihre Schulter. Eya, lass es geschehen.“, hauchte ich kraftlos. „Flieht von hier. Kehrt niemals wieder nach Alagäsia zurück.“, sagte Murtagh zu Eya und sie nickte nach seiner Berührung. Ich hoffe ihr wisst, was ihr da tut junger Mann. Legt sie mir auf meinen Rücken und zeigt mir den Weg hier raus. Murtagh tat zögernd wie ihm befohlen und hievte mich auf Eyas Rücken, dann deutete er auf den riesigen Steinbruch und Eya breitete ihre Flügel aus und steuerte darauf zu. Ich spürte wie mir der Wind ins Gesicht schlug und ich sah, wie der verlorene Junge am Steinbruch stand und uns hinterher sah. Ich konnte nicht loslassen. Ich konnte ihn nicht aufgeben solange ich wusste, dass er nicht der Bösewicht war, für den ihn jeder hielt.

Seine Sicht:

Die Strafe von Gallobatorix war hart ausgefallen. Wir hatten leiden müssen, dass wir sie entkommen haben lassen. Dorn hatte noch viel schlimmer darunter gelitten, als ich, doch all die Schmerzen halfen nicht über ihren Verlust hinweg. Mein gesamter Körper brannte von den Wunden, die der Stock hinterlassen hatte, einige waren sogar verkrustet und dick geschwollen. Vorsichtig betastete ich meinen Oberarm, der einen besonders harten Schlag abbekommen hatte. Dorn ließ den Kopf hängen, er war in letzter Zeit gar nicht gesprächig, was wohl der Auslöser dafür war? Ich hatte ihr gewünscht, dass sie ihr Glück anderswo finden sollte, doch ich konnte sie nicht loslassen. Sie war so nah bei mir und ich spürte fast wie ihre Haut sich anfühlte und ich roch ihren Duft in meiner Nase. Das alles verursachte der einfache Gedanke an dieses Mädchen. Wieso konnte ich nicht einfach auf der guten Seite stehen und sie schützend in meinen Armen halten, so wie es Eragon jetzt sicher tat. Alleine bei dem Gedanken brannte die Wut in mir hoch und ich begann mit dem Gedanken zu spielen, ob ich Eragon aufsuchen sollte. Nur um sie noch einmal zu sehen. Ihre grünen Augen auf meinem Körper zu spüren und ihre Lippen berühren zu dürfen. Ich wusste, dass mich das noch viel mehr zerstören würde, wie es eh schon war. Sie in seinen Armen, dieser Gedanke verursachte eine brennende Übelkeit und eine besondere Art von Eifersucht in mir. Seit Monaten war ich in diesem Schloss gefangen und hoffte, dass sie ein glückliches Leben führte. Schließlich sollte einer von uns Beiden glücklich werden. Ich hatte das Richtige getan, das hatte sogar Dorn bestätigt. Wenigstens hatte ich noch ihn an meiner Seite, ansonsten hätte ich das Alles schon lange aufgegeben.
 

Irgendwann, ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war spürte ich eine seltsame Unruhe in mir und versuchte mich davon abzulenken, doch auch Dorn war nervös. Spürst du das? Irgendetwas ist ihm Gange. Ich fühle es aufkommen. Ich sah ihn etwas irritiert an, doch auch mich beschlich dieses Gefühl von Minute zu Minute mehr. Was mag das nur wieder sein?

Mit einem Mal brach ein Chaos über dem Schloss herein und Gallobatorix rief mich zu sich. Ich eilte herbei und sah das Unheil auf uns zukommen. Drei Drachen. Ich riss die Augen auf. Wieso waren es drei? Und wieso fiel mein Blick zu aller erst auf den Violetten ganz rechts Außen? Sie kommt tatsächlich zurück. Du hast einen besonderen Frauengeschmack. Sie gibt dich nicht auf. Mir stand noch immer der Mund offen, denn ich wusste nicht, ob dies ihr Untergang oder der Beginn von etwas Neuem war. Jedenfalls packte ich mein Schwert halbherzig und wuchtete mich auf Dorns Rücken. Schon preschte der Drache unter mir los und ich spürte, wie auch er sich verkrampfte. Eragon ritt auf Saphira, doch wer war das auf dem goldenen alten Drachen? Ehe ich die Drachen erreichte hielt Dorn inne. Nun ist es an der Zeit, dass wir uns entscheiden. Ich strich ihm über den Hals und er raunte. Hält dein Herz einen erneuten Kampf mit ihr aus? „Es muss. Wenn sie gegen Gallobatorix kämpft, dann könnte sie sterben.“, gab ich zurück und Dorn stürzte sich auf Eya, die ihm schon sehr nahe war. Zu viert segelten wir dem Boden entgegen, wobei ich kurzzeitig ein Grinsen über Aideens Gesicht huschen sah. War das nur Einbildung oder war wirklich so gewesen? Kurz vor dem Aufprall lösten sich die Krallen der Drachen voneinander und wir setzten sanft auf. Auge um Auge. Zahn um Zahn. „Ich gebe euch nicht auf.“ „Etwas anderes habe ich von dir nicht erwartet.“, gab ich zurück und sprang von Dorns starkem Körper, gleichzeitig fielen die anderen Beiden in das Schloss ein gefolgt von einer unglaublichen Streitmacht. Aideen stellte sich anmutig gegenüber und warf ihre Haare gekonnt in den Nacken. Dann zog sie ihr Schwert und es blendete mich in den Augen. Sie strahlte eine Macht aus, die mir wie eine Faust ins Gesicht schlug. Vielleicht war sie doch die Frau von Eragon geworden. Wieder ballte ich meine Hände zu Fäusten und unterdrückte die aufkommende Wut. Brauchte ich diese Frau so sehr? „Die brauchen wir nicht.“, sagte sie und warf ihr Schwert beiseite. „Wehr dich gefälligst.“, fauchte ich und sah ihr siegessicheres Lächeln aufblitzen, als sie bereits ihre ersten Schritte in meine Richtung setzte. „rakûen. fagir“, hauchte sie und ich versteifte mich. Sie hatte meinen wahren Namen herausgefunden. Ich spürte wie die Macht von Gallobatorix von mir abfiel und ich in die Knie gehen musste. Auch Dorn verlor den Halt unter den Beinen und wurde von Eya gehalten, die ihn freudig anstupste. Aideen trat weiter auf mich zu und reichte mir die Hand. „Es war alles so einfach.“, begann sie und lächelte mich mitfühlend an.
 

Normale Sicht:

Was vermochte nun in seinem Kopf vor zu gehen? Schließlich war er nun frei, da er seinen wahren Namen selbst kannte. „Der wahre Name ist die Beschreibung des Charakters. Nun ändere dich und Gallobatorix wird endgültig die Macht über dich verlieren.“, erklärte ich ihm und zog ihn wieder auf die Beine. Die Gefühle, die wir durch unsere Berührung miteinander austauschten waren kaum zu beschreiben und hüllten uns in einen Schild. „Du bist etwas Besonderes.“, hauchte er. Mir rannen die Tränen die Wangen hinab und ich schüttelte den Kopf. Unfähig etwas zu ihm sagen zu können zog er mich einfach an seine Brust und hielt mich in einer festen Umarmung an sich gepresst. Ich spürte seine Wärme, spürte seine Haut, seine Gefühle brodelten, genauso wie die Meinen. Ich zitterte, so stark, dass es einem Erdbeben glich. Ein leises verzweifeltes Lächeln kam über meine Lippen. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass es nun so war. „Kannst du mir verzeihen wer ich war?“, flüsterte er an mein Ohr. Ich blickte auf und schüttelte erneut den Kopf. „Warst du jemals jemand anderes?“ Er nahm nun vorsichtig, als könnte ich zerbrachen, mein Gesicht in seine Hände und zog meine Lippen wieder an seine. Wie sehr hatte ich diesen Tag ersehnt und wie sehr hatte ich mich nach seiner Liebe gezerrt, die, wie ich dachte, mir auf Ewig verwehrt bleiben sollte. Das Brennen des ersten Kusses verblasste auf meinen Lippen und nun breitete sich eine wohlige Wärme in mir aus. Eya legte gerührt ihren Kopf an den Kopf von Dorn, der kurzzeitig erschreckt zurück zuckte. Dann stupste er sie mit der Schnauze sanft an. Sie spürten die Gefühle, die wir auch spürten, denn schließlich waren sie mit uns verbunden. Die Schmerzen und all das Leid hatte ich auf mich genommen genau aus diesem Grund. Wir waren eins. Vom Schicksal für einander bestimmt worden so seltsam es klingen mochte. Nach dem Kuss versank ich wieder in seinen Armen, während wir zusahen, wie Gallobatorix mitsamt seinem Schloss unterging. Unsere Schlacht war nun geschlagen und nach unseren Wunden, die wir davontrugen war das auch Recht so.



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