Zum Inhalt der Seite

Jenseits des Glaubens

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog


 

Unsere Geschichte beginnt an einem Ort, an dem die alten Werte über den Annehmlichkeiten der Zivilisation standen. Wo reine Seelen lebten und in Demut ihren Herren dienten. Ein Ort, wo man glauben mochte, die Zeit hätte ihn nicht bedacht.
 

Hoch oben, über den naheliegenden Dörfern, auf einem riesigen Berg, wo weder die Hast der Gegenwart, noch die Sünden den Ort erreichten, stand es. Ein großes Kloster. Der Berg der Götter, wegen seiner Höhe und des Klosters benannt, ragte aus der kleinen Gebirgskette heraus. Es war ein Berg mit unberührter Natur. Selbst ein kleiner Fluss, der seine Quelle tief im Wald hatte, wagte den Weg durch den, von der Bauwut der Neuzeit verschonten, Wald. Städte waren wie Pilze aus der Erde geschossen, die Moderne Unverzichtbar in den Haushalten geworden und Lärm und Stress übernahmen den ehemals ruhigen Alltag der Menschen. Doch von alledem kam am Götterberg nichts an. Das Kloster, welches nach seinem Begründer Amon benannt worden war, war in der alten Zeit geblieben. Es war, als wollte der Berg selbst als Erinnerung an die alte Zeit stehen. Das Kloster, das zum Teil in den Berg, aber auch auf dem Berg erbaut wurde, unterstützte dies.
 

Es war ein Kloster voller Männer. Mönche. Dennoch war es kein normales Kloster. Nicht nur seine Lage und der Name waren einzigartig, auch dessen Geschichte. So lebte dort die Linie der Auserwählten, führten von Generation zu Generation das Kloster. Ein heiliger Pater, dessen Stellenwert selbst über dem des Papstes lag, auserwählt von Gott persönlich. Die Haare so blau wie der Himmel, gleichfarbige blaue Augen, eine Seele so rein wie die eines Neugeborenen. Mit der Aufgabe betraut, den Menschen die Botschaft Gottes zu bringen, als Gottes einziger Streitmacht auf der Erde, Assiah genannt, die Welt vor der Dunkelheit und dem Unglauben zu bewahren.

Das heilige und altehrwürdige Familiengeschlecht der Talin, begründet durch jenen, der das Kloster errichtet hatte, Amon Talin!
 

Seit jeher wurde die Menschheit, ohne ihr Wissen, von den Talin vor der Macht der Dämonen beschützt. Der heilige Pater und sein Gefolge, welches aus speziell ausgebildeten Kampfmönchen bestand, wachte hoch oben, auf diesem Berg über die Gläubigen. Doch die Zeiten hatten sich verändert. Die Neuzeit hatte jene Geschichten vergessen. Nur noch eine Hand voll Gläubige, darunter der heilige Vater selbst, wusste noch etwas über die Talin. Für alle anderen waren sie unerkannt. Ein normales Kloster, stehen geblieben in der Zeit, sich an alte Werte klammernd. Ein Zufluchtsort für Gläubige, so wie jedes andere Kloster auch.


 

Vergessen waren alte Geschichten und Tugenden. Die Welt hatte sich der Neuzeit zugewandt. Doch nicht für jene Eingeweihte. So beginnt die Geschichte. Es befand sich etwas im Kloster, etwas mächtiges und dunkles, was jeden Dämon übertraf...
 

Erstes Buch: Auferstehung

Es war tiefste Nacht als nackte Füße über die kühlen Steine des Bodens huschten. Der Gang war lang und dunkel. Der Stein schien die Kühle der Nacht wiederzugeben. Doch Jener, der die Stille der Nacht störte, mit einer Kerze in der Hand die Dunkelheit erhellte, kümmerte sich nicht darum. Er konnte nicht schlafen, seine Seele war ruhelos. Zu aufgeregt war er gewesen, nun endlich wieder an jenen Ort zurückzukehren, den er vor so langer Zeit hatte verlassen müssen...

Godric war erst seit einer Woche ins Kloster seiner Familie zurückgekehrt. Das Kloster war nicht klein, sondern riesig. Es bestand aus einem Haupthaus, in dem gebetet wurde und vielen kleineren Hütten, die verteilt um den Haupttrakt waren. Abseits gab es einen Schrein und einige Hallen, in denen Kampfkünste und viele andere Fertigkeiten unterrichtet wurden. Alles verbunden durch lange Gänge aus Stein. Schier endlose und verschlungene Gänge, wie der junge Mann fand. Godric war seit fünfzehn Jahren nicht mehr Zuhause gewesen, da er zum Pater ausgebildet worden war. Er hatte sein Gelübde abgelegt keusch und nur für Gott zu leben. Seinem Glauben und seinem Wort zu folgen, allen Sünden zu widerstehen. Dazu gehörten Sünden wie Sex, unkeusche Gedanken, das verzehren von Fleisch, Gotteslästerung, Mord, Fluchen und noch viel mehr. Auch sich gegen dunkle Geschöpfe und Versucher zu behaupten gehörte dazu. Als der junge Pater in seiner Ausbildung das erste Mal davon gehört hatte, konnte er seinen Ohren nicht trauen. Doch er lernte schnell, dass die Welt nicht nur aus dem bestand, was er mit bloßem Auge sah. Dunkle Geschöpfe gab es nicht wenige und doch war kein Pater, Mönch und auch keine Nonne wehrlos gegen diese. Sie wehrten sich nur, griffen aber niemanden von sich aus an. Es zählte nicht zum Mord, wenn man den dunklen Geschöpfen durch Verteidigung und Gebete, den Weg ebnete, in ein besseres Leben . So war dieses Kloster doch dafür bekannt Männer hervor zu bringen, die dies beherrschten.
 

So auch Godric. Er hatte seine Weihe erhalten und war nun Würdig der Abt dieser Einrichtung zu sein. Er hatte viel gelernt und wusste, dass er dies alles auch brauchte. Er trug immer sein Schwarzes Gewand mit einem geweihten Kreuz um dem Hals. An seinem Finger war ein Ring. Der einzige Schmuck, den er tragen durfte, da es der Familienring war und Godric als obersten Pater und Abt des Klosters auszeichnete. Es war nicht irgendein Schmuckstück. Es war der heilige Schmuck Amons, dem Begründer dieses Klosters. Ein mächtiger Ring, nach dessen Kraft viele begehrten, aber niemals besitzen konnten. Er suchte sich selbst seinen Besitzer, einen Nachfahren Amon's und hatte er dies getan, färbten sich beim Anlegen dieses Ringes die Haare blau wie der Himmel und die Augen so tiefblau wie Wasser. Egal was deren ursprüngliche Farbe war. Es waren die Farben des ersten Talin, Amon. Der Ring konnte erst wieder vom Finger genommen werden, wenn der Auserwählte starb, was geschah, sobald sein Nachfolger auf die Welt kam, da es nur einen Heiligen geben durfte. So wuchs auch Godric ohne Vater auf, hatte jedoch auch die Mutter früh verloren. Er konnte sich nicht an sie Erinnern. Der ehemalige Abt, der Schüler von Godrics Vater, hatte das damals kleine Baby aufgenommen und ihn aufgezogen. Gemäß dem Wunsch der Talin.
 

Außer des Schmuckes besaß Godric keinen Reichtum. Niemand in diesem Kloster hatte welchen. Die Zimmer waren, außer eines Bettes, eines Schranks für die Roben und Gewänder und einen Tisch samt Stuhl und einer Lampe, leer. Es wurde nach den Regeln des Verzichts und der Demut gelebt und nicht der Verschwendung nachgegeben. Man hatte nur das, was man zum Leben brauchte. Nicht mehr und nicht weniger.

Da Godric diese Nacht jedoch nicht schlafen konnte, hatte er sich vorgenommen, die Gänge, die er zuletzt vor fünfzehn Jahren erkundet hatte, neu zu erforschen. Sich wieder mit allem vertraut zu machen. In einer Hand hielt er eine Kerze. In diesem Kloster gab es keine Elektrizität. Nur den Luxus von fließend Wasser und damit verbundenen sanitären Einrichtungen hatten sich die Mönche gegönnt, der Hygiene wegen. So fortschrittlich wollte man dann doch sein, um Krankheiten vorzubeugen.
 

Gemächlich ging der Blauhaarige die Gänge entlang. So vieles hatte er vergessen und an vieles mehr wollte er sich wieder erinnern. Zum Beispiel auch wie es wieder zurück ging. Denn selbst ein auserwählter Pater war nicht davor geschützt sich zu verlaufen, so wie es ihm passiert war. Wollte er doch nur diesen Teil erkunden, da er in der Woche, in der er hier war, nie dazu kam. Es gab nichts, was er hatte in diesem Teil des Klosters erledigen müssen. Dieser Trakt war auch etwas Abseits in den Berg gebaut. So als wäre es Absicht gewesen. An dem Boden, den Wänden, Ecken und Säulen, welche für den Außengang waren, konnte man sehen, dass dieser Trakt lange nicht mehr benutzt wurde. Die tägliche Arbeit eines Mönches, bei der auch Godric sich nicht ausschließen durfte, war das Kloster rein zu halten wie es auf einer Tafel im Hauptgang stand. 'Halte deine Seele und deine Umgebung rein!' Selbst Godric, als höchster Pater, konnte sich nicht vor der Putzarbeit drücken, musste aber wenigstens nicht so viel machen wie seine Mönche. So war ihm das Zubereiten der Speisen, die Küchenarbeit und die grobe Hausarbeit und Wäsche doch erspart geblieben. Er hatte dafür zu Sorgen, dass die heiligen Schriften Ordnungsgemäß gelagert waren in dem Archiv, da kein anderer außer den Talin Zutritt hatten. Dies war hingegen der Hausarbeit, keine weniger schwere Arbeit. So streckte sich das unterirdische, über Jahrtausende bestehende, Familienarchiv doch über eine weite Strecke. Das Kloster selbst war mehr als zweitausend Jahre alt und so hatte jede Generation an Pater weitere Schriften verfasst und zugefügt. Da kam am Ende einiges auf den nun amtierenden Pater zu, auch weil er eigentlich alles lesen sollte, um das Wissen der alten Generationen nutzen zu können. Doch selbst nach fünfzehn Jahren hatte er nicht einmal einen kleinen Teil des Archivs durchlesen können und hatte für seine Ausbildung nur bestimmte Schriften herauspicken lassen können. Sein Glück war, dass die vorherigen Generationen sauber gearbeitet hatten. Jedes Buch, jede Schriftrolle, jedes noch so kleine Papierstück, war geordnet und unter Stichwörtern einsortiert in einem Regal. So konnte man schnell etwas finden, wenn man von der Menge an Stichwörtern einmal absah...
 

Daran wollte Godric jedoch nicht denken. Er hatte sich nach seiner Ankunft eine Lektüre aus dem Archiv geholt, welche sein Interesse geweckt hatte. Eine Geschichte über seinen Vorfahr Amon. Denn dieser wurde, entgegen aller Heiligkeit, die dieser Platz ausstrahlte und für die er Stand, als dunkler Pater betitelt und der Name Amon, der in der Bibel ein wenige göttlicher Name war, verbesserte den Umstand nicht wirklich. Godric wollte den Grund erfahren, hatte auf Antworten in dem Buch gehofft, welches in irgend einer Generation von einem Nachfahr Amons verfasst worden war. Doch zum Lesen kam er noch nicht.
 

Ein Seufzen kam über die Lippen des Paters. „Verlaufen...“, sinnierte er über seine Lage. Das war doch weniger heilig, hatte sich Godric gedacht und lachte über sich selbst. Ein toller Heiliger war er, sich im eigenen Kloster zu verlaufen. Ob das wohl einem seiner Vorfahren auch passiert war? Er kannte jedenfalls keinen. Hätte er doch eine Karte mitgenommen, oder einfach den Mönch gefragt, den er noch vor zwei Stunden gesehen hatte, aber nicht hatte Fragen wollen. Diese Gedanken ließen ihn erneut seufzen. Er wollte nicht wirklich offen zugeben, sich verlaufen zu haben. In der ersten Woche hatte er sich gewünscht so wenig wie Möglich falsch zu machen. Nun war er in einer doch etwas dringlichen Situation. Insgesamt drei Stunden hatte er das Kloster schon inspiziert, seit zwei Stunden sich verlaufen und seit einer Stunde fragte er sich, ob er nicht die ganze Zeit um Kreis lief. Godric hätte geflucht, wenn ihm sein Selbst nicht im Weg gestanden wäre. Seit seiner Weihe zum Abt verbat er es sich, doch selbst davor hatte er nur selten davon Gebrauch gemacht. Konnte es auch daran liegen, dass der Abt damals nicht gerade erfreut war, wenn Godric solche Wörter gebraucht hatte.
 

Nach all der Zeit des Laufens entdeckte Godric eine Treppe die in einen Keller führte. Er entschloss sich einen Moment ruhe zu gönnen, da seine Füße doch nun schon ziemlich kalt waren und anfingen zu schmerzen. „Nur ein wenig Ausruhen, dann werde ich sicher wieder einen klaren Kopf haben und aus meiner Lage herauskommen.“, dachte sich der Verlaufene und sank die Augenlider, spürte wie seine Gliedmaßen dankbar über die kleine Ruhe waren. Erschöpft lehnte er sich gegen die steinerne Mauer und schloss ganz die Augen. Sein Atem ging ruhig und er schien sich zu entspannen. In diesem Moment der Ruhe fühlte sich Godric unglaublich wohl. Lange war er nicht mehr so Dankbar über ein wenig Pause wie jetzt. Er hatte die nackten Füße kurz aneinander gerieben, dann aufeinander gelegt in der Hoffnung es würde etwas Wärmer werden. Da der Gang außen war und somit an einer Seite offen. Der Nachtwind blies unbarmherzig in den Gang. Zwar war es Sommer doch nur mit einer bis zur Hüfte gehenden Mauer und Säulen, welche Mauer und Decke miteinander verbanden, gaben Windschutz. Da das Kloster so weit oben auf dem Berg war, waren selbst so manche Sommernächte etwas kühler.
 

Leicht wiegten die blauen Strähnen im sommerlichen Wind und kitzelten die Nase des verlorenen Paters der nur einen müden Laut von sich gab. „Mhm~“ Es war schon spät und selbst, der noch vor kurzem, schlaflose Godric konnte sich der Müdigkeit nach einem dreistündigem Marsch durch das Kloster, auf der Suche nach einem vertrauten Gang, um wieder in das eigene Zimmer zu gelangen, nicht verwehren. Die Augen geschlossen und gemütlich an der Wand lehnend, wäre er Beinahe eingeschlafen, wenn die Kerze ihn nicht geweckt hätte. Da der Pater drohte in den Schlaf abzusinken, hatte er die in der Hand befindlichen Kerze, leicht schief gehalten. Das Wachs, welches vorher noch auf dem kleinen Kerzenteller lief, verteilte sich nun auf der Handoberfläche. Ruckartig setzte sich Godric auf, war wieder erwacht durch den leichten Schmerz und hielt die Kerze nun wieder gerade. „Au...“, murmelte er und stellte den Kerzenteller, samt Kerze, an die Seite und begann damit das Wachs von seiner Hand zu kratzen. Die Haut war darunter leicht rötlich geworden was den Pater erneut kurz seufzen ließ. Doch er war weder wütend, noch verstimmt. Er sah es als Positiv an, da das Wachs ihn davor gerettet hatte, nicht einfach auf der Treppe einzuschlafen.
 

Nur kurz ergab sich der junge Pater dem herzhaften Gähnen, erhob sich dann. Er wollte einen Weg zurück finden, hatte sich nicht träumen lassen mit seinen jungen Jahren, dreiundzwanzig an der Zahl, wie ein alter Greis einfach einzuschlafen. Er wollte sich abwenden, als auf einmal etwas ihn in seinem Tun stoppte. Sein Blick folgte den Treppen, die in den Keller führten. Unterirdische Kellergewölbe die sich, wozu das Familienarchiv gehörte, weit unter dem Kloster erstreckten. Godric hielt inne und hatte den Blick gebannt auf den immer dunkler werdenden Weg nach unten gerichtet. Er hatten nicht gedacht das auch hier, in diesen verlassenen Räumlichkeiten, ein Weg in die Kellergewölbe führte. Ein Schlucken durchbrach die Stille. Godric hatte das Gefühl, dieser Weg in den Keller würde an Dunkelheit zunehmen. Natürlich versuchte er sich einzureden, dass dies nur durch die Nacht kommen konnte. War er doch hier zu Zeiten noch auf den Beinen, an dem jeder fromme Mensch schon im tiefen Schlaf versunken war. Doch Godric war wach und stand auf der ersten Treppenstufe, Richtung dunklem Keller. Als kleines Kind hatte er Angst gehabt, fürchterliche Angst. Nicht einmal das Familienarchiv konnte er betreten, da die herrschende Dunkelheit in den Kellern ihm die Furcht in den Leib trieb. Der ehemalige Abt hatte jedes Mal die Ehre gehabt in den heiligen Archiven die nötigen Unterlagen aufzufinden und sie dem Unterricht beizufügen. Godric hatte bei dem Betreten der Kellerräume stets ein seltsames Gefühl gehabt. Ein Gefühl, welches ihm Gänsehaut bescherte. Glaubte er, dass die Dunkelheit des Kellers selbst langsam seine Füße ergriff und langsam den jungen Leib hinaufkroch. Er fühlte eine Kälte in diesen Räumlichkeiten, die er selbst im Winter nie gespürt hatte. Weder im Kloster, noch an jenem Ort, wo er seine fünfzehnjährige Ausbildung abgeschlossen hatte. Nur dieser Keller... War Godric nun doch als ehrbarer Pater und Schriftgelehrter zurückgekehrt. Hatte großes Wissen über Riten, Magie, Geschichte. Ein gefestigter Mann. Doch nun, im Angesicht dieses Kellers, war nichts mehr davon übrig. Erneut spürte Godric diese Kälte, dieses seltsame Gefühl in sich hochsteigen. Als würde es ihn übernehmen wollen und seine Seele in die Schwärze tauchen. Der damalige Abt hatte selbst zu seinen Lebzeiten ihm verboten zu jenen Kellerräumen zu gehen, die verlassen waren. Jene Räume, um die sich wilde Geschichten rankten. Jedes Kloster hatte wohl so eine Geschichte, dachte sich Godric damals. Verfluchte, verlassene Räume. Geistergeschichten. Dennoch! Godric hatte getan, was der Abt ihm damals befohlen hatte. Seine Angst vor jenen Räumen war selbst zu groß um den Anweisungen nicht Folge zu leisten. Doch nun, so viele Jahre später, stand Godric am Eingang jener Räume die er vergessen hatte und als Kind nicht betreten sollte. Jene Räume die ihm damals einen Schauer über den Rücken jagten, jene die es heute noch taten. Im Schein des Vollmondes stand der erwachsen gewordene Godric auf der ersten Stufe der Treppe, welche in diese Räume führte. Er stand im Licht, während der Schein des Vollmondes nicht einmal die restlichen Stufen mehr erreichen konnte. Es war, als würde die Dunkelheit dem Vollmond verbieten, sein Licht auszubreiten und jenes zu enttarnen was von der Dunkelheit verdeckt, gar beschützt wurde.

Wie gebannt stand Godric auf der Stufe, die zu seinen Kindheitsängsten führte. Erneut ein Schlucken. Seine Kehle fühlte sich trocken an, als hätte die Flüssigkeit seine Kehle seit Ewigkeiten nicht mehr mit Feuchtigkeit bedacht. Momente vergingen, dann schreckte er auf, ließ die Kerze fallen, welche die Treppen herunter rollte und hinter dem Torbogen des Kellereinganges zum stehen kam. Die Flamme war erloschen und nur noch der Schein des Mondes schien Godric ein wenig Licht zu spenden.
 

Eine Krähe hatte sich auf das alte Mauerwerk gewagt und seine Anwesenheit verkündet. Dem jungen Pater war das Herz in sein schwarzes Gewand gerutscht. Hatte er Nachts mit allem gerechnet, doch nicht einen solchen Schrecken zu bekommen. Wie lange hatte er dort gestanden, um so in seiner Gedankenwelt versunken gewesen zu sein? Godrics Blick wandte sich zur Krähe die sich nicht gerührt hatte und weiterhin auf den Blauhaarigen sah. Ihre Blicke kreuzten sich. Die schwarzen Augen der Krähe verschlangen regelrecht den blauen Blick. Godric wusste nicht wieso, doch dieser Vogel, so klein er auch war, hatte etwas anziehendes auf ihn. Dennoch war es Godric nicht möglich sich zu bewegen. Ganz so, als wäre er im Bann des dunklen Blickes. Er weitete die Augen als die Krähe die Flügel ausstreckte und damit das Licht des Mondes brach, welches selbst das tiefschwarze Gefieder nicht erhellen konnte. Erneut ein Krächzen, während Godrics Blick gebannt auf dem Vogel lag. Als Kind hatte er viele Geschichten über Krähen gehört. Galten sie in einigen biblischen Texten als Vorbote und tierischer Begleiter der dunklen Geschöpfe. Zogen sie Menschen in den Bann, nur um ihnen dann die Augen herauszupicken. Diese Krähe hatte sich erhoben, jedoch nicht um dem jungen Pater das Augenlicht zu nehmen, sondern dem Mond entgegen zu fliegen. Als das stolze Tier seinen Flug begonnen hatte waren schwarze Federn, sanft wiegend im Wind, langsam zu Boden gefallen. Godric hatte der Krähe nachgesehen, stand selbst noch einige Momente, als diese sich seinem Blickfeld entzogen hatte, wie gebannt dort. Erst als ein kühler Wind die Federn erneut aufwirbelte schien auch er wieder in der Realität angekommen zu sein. Die letzten Zeugen des tierischen Besuches waren hinfort geweht worden und ließen den Hinterbliebenen zurück.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit gönnte sich Godric einen tiefen Atemzug. Hatte er das Gefühl gehabt in der ganzen Zeit keinen Atemzug von sich gegeben zu haben. So schnell wie möglich wollte er zurück in seine Kammer, da diese Begegnung ihm immer noch seltsam vorkam. Sein verlorenes Kerzenlicht gab ihm auch kein besseres Gefühl. Doch er musste sie holen, die Kerze und den dazugehörigen Kerzenteller. Godric wollte sie nicht zurück lassen, auch wenn es sich nur um normale Gebrauchsgegenstände handelte. Hatte der fromme Pater gelernt nichts zu verschwenden. Ein weiteres hartes Schlucken kam von ihm, dann aber ballte er seine Hände zu Fäusten. „Ich bin kein Kind mehr... Die Dunkelheit kann mir nichts anhaben. Das Licht ist erloschen, doch das Licht meines Herren begleitet mich! Ich brauche keine Angst vor einem Keller zu haben“, sprach Godric zu sich selbst, um sich Mut zu machen und besann sich auf das Vertrauen in seinem Herren. Ihn stets an der Hand zu haben und jedes Unglück nicht alleine bestreiten zu müssen.

Er nahm die zweite Stufe.
 

„Mein Herr ist immer bei mir... selbst in der dunkelsten Stunde. Mag ich ihn nicht sehen, doch spüren.“, redete er konzentriert weiter auf sich ein, als würde er ein Mantra aufsagen. Er nahm die weiteren Stufen und stand nun vor dem Torbogen. Ein riesiger, weißer Torbogen, der in den Keller führte. Mutig schritt Godric unter diesem hindurch, hatte das Gefühl, die Kälte hätte zugenommen. So schnell er konnte sammelte er die Kerze ein, blickte suchend nach dem Teller. Godric umarmte sich kurz selbst, schüttelte sich, da es ihn fröstelte. Er fragte sich, wie es auf einmal so kalt sein konnte und sah nach vorn. Der Keller war offen gestaltet. Der Bogen als Einlass, dann ein weiter Gang, welches Ende man nicht sehen konnte, da dieser von der Dunkelheit verschlungen wurde. In jener Dunkelheit blitzte etwas. Godric erkannte es mit Mühe. Es war der Kerzenteller. Weit war er in den dunklen Gang gerollt. Leicht biss er sich auf die Unterlippe. Sollte er ihn holen? Er durfte nichts zurücklassen. Es wäre entgegen aller Lehren, selbst wenn es nur ein kleiner Kerzenteller war. Doch es war entgegen seiner Art einfach alles liegen zu lassen. Eine Art, für die er sich selbst gerne gerade Ohrfeigen möchte. Mutigen Schrittes begab er sich in den Gang, wollte nur schnell den Teller holen und dann gehen. Lieber würde er draußen schlafen, als eine Sekunde mehr als nötig hier zu verweilen. Er nahm den letzten Schritt, hob den Kerzenteller wieder auf und wandte sich dem Ausgang zu, blieb aber plötzlich stehen. War es hier schon immer so dunkel? Godric sah die Hand vor Augen nicht mehr. War er wirklich so weit gelaufen für diesen kleinen Kerzenteller? Godric musterte den Gang und sah, dass dieser sich ein paar Schritte weiter teilte. Würde er nach Links gehen, so hatte er den groben Plan in Erinnerung, würde er bald zum Familienarchiv kommen. Von dort aus könnte er sicher wieder zum Haupthaus gelangen. Er neigte sich nach Links, wollte diesen Gang gehen, hielt jedoch inne und hatte den Kopf zur Seite gelegt. Sein Blick lag auf den Gang der Rechts verlief. Sollte er doch nun eigentlich seine Chance ergreifen, um doch noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, doch der rechte Gang übte eine ungeahnte Anziehung auf ihn aus. War er doch so dunkel und hatte eine seltsame Ausstrahlung. Die Worte des damaligen Abtes, diesen Teil nicht zu betreten, hämmerten in seinen Hinterkopf. Godric war kein Mann von Angst. Er vertraute auf sich und seinem Herren. Die kindlichen Ängste hatte er abgelegt, bis auf diese hier. Aus Godric war ein mutiger Abt geworden. Als Kind noch so schwach, war er nun trainiert und geübt im Umgang der heiligen Kampfkünste und des Wortes. Er sah die Welt nicht mehr mit den ängstlichen Augen eines Kindes, sondern mit den starken Blick eines Mannes.
 

 Doch dieser Gang übte eine Faszination aus, welcher die abgeklärte, erwachsene Seite ruhen und die kindliche, neugierige Seite erneut aufleben ließ.
 

Godric hatte sich von der sicheren Seite abgewandt und wagte den Schritt in den dunklen Gang. Eine Kerze als Lichtspender besaß er nicht mehr und Lichtschalter gab es nicht. Der einzige Ort, an dem es einen Hauch von Elektrizität gab, war die Küche. Darüber war er auch ziemlich froh, ebenso die anderen Bewohner. Mit einem Kühlschrank konnte das Essen nicht mehr schlecht werden. Der Umstand, dass es hier kein Licht gab, zwang den Pater jedoch nicht zur Rückkehr. Immer tiefer wagte er sich in die unbekannte, dunkle Welt. Vorsichtig hatte er die Hände an die Wände gelegt, um in der Dunkelheit wenigstes etwas Halt zu finden. Der Gang war nicht besonders breit, so dass dies problemlos möglich war. Zwei Kinder hatten gerade genug Platz, um nebeneinander zu laufen. Vorsichtig ließ Godric seine Fingerkuppen über die kalten Steine der Mauer huschen, welche sich alt und bröckelig anfühlte, als hätte sich lange niemand mehr darum gekümmert. Godric fragte sich nach dem Grund, da er nicht daran glaubte, dass die anderen Mönche genauso viel Angst hatten in dieses Kellergewölbe zu gehen wie er. Tat er es doch selbst als Überbleibsel seiner Kinderängste ab und wollte sich nun diesen stellen. Lag es an den mahnenden Worten des damaligen Abtes? Eine Antwort wollte ihm nicht einfallen, doch der Drang diesem Gang zu folgen war ohnehin größer als jede Antwort.
 

 Tiefer und tiefer in die Dunkelheit hinein
 

Wie lange er lief, gar in welche Richtung, oder wie lange es noch dauern würde anzukommen, wusste er nicht. Nur eines war ihm Gewiss: Er hatte eine lange Strecke zurück gelegt, so dass er sich fragte, ob dieser Gang gar selbst in den Berg hinein führte. Zwei Schritte weiter endeten die Mauern und Godrics Hände griffen ins Leere. Er sah auf, erkannte jedoch nichts. Die Dunkelheit erwies sich als hartnäckiger Begleiter des jungen Mannes. Eines konnte er jedoch sagen, dieser Raum, in dem er zu stehen schien, war riesig. Egal wie sehr er versuchte eine Mauer, eine Wand oder etwas anderes zu erhaschen, es war erfolglos. "Bin ich nun im Berg?", hatte sich Godric gefragt, da er es sich nicht anders erklären konnte. Ein so schmaler Gang, welcher so endlos schien und urplötzlich ein riesiger Raum. Bei diesem Gedanken musste er lachen. Wäre er im Berg, hieße es, dieser war hohl, oder wenigstens zu einem Teil. Natürlich kannte er Höhlen, die durch einen Berg führen konnten. Doch vom Keller eines Klosters aus? Unwahrscheinlich. Dennoch wusste er sich auch nicht diesen Ort zu erklären wo er war. Es war zu dunkel um etwas sehen zu können. Auch hören konnte man nichts. Als sei alles um ihn herum verstummt. Anfangs hatte Godric hin und wieder noch den Wind pfeifen gehört, doch je tiefer er kam, desto stiller wurde es. Ein Geruch stieg Godric in die Nase. Es roch alt. Die Luft war stickig, gar dünn. Es fiel ihm schwer zu atmen und der Geruch von Altem und Verwesung war ihm in die Nase gestiegen. Er schreckte zurück, fiel über seine eigenen Füße und landete hart auf den steinernen Boden. Der Boden ließ Godric hoffen, doch noch im Kloster zu sein. Der Geruch trieb Unbehagen in den jungen Leib. War hier ein Grab? Waren es gar Katakomben? Nichts ungewöhnliches für ein Kloster. Doch dieses Kloster begrub seine Leichen woanders. Ein riesiger Friedhof war tief im Wald versteckt. Jeder Mönch, der hier lebte, wurde dort begraben. Jeder Talin hatte seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof. In einem Mausoleum, welches zu Ehren Amons errichtet wurde im Zentrum des Friedhofes.
 

Nun wo er so weit gekommen war, wollte Godric nicht umkehren. Dies ließ sein Stolz nicht zu. Er wollte sich aufrichten, als sein Ring anfing aufzuleuchten. Verwirrt sah er zu seinem Finger herunter, führte ihn dann vor seine Augen. In all der Zeit, in den er den Ring hatte, seit er sich erinnern konnte, hatte er dies nicht getan. Es hatte ihn schockiert, doch selbst wenn er wollte, so konnte er den Ring nicht von seinem Finger bekommen. Da müsste er sich schon den ganzen Finger abschneiden. „Was ge-?“ Doch weiter kam er nicht, da hatte der Ring sich verselbstständigt. Wie durch Zauberhand zog der Ring an Godrics Hand und führte ihn den Weg entlang. Er konnte sich dem nicht entziehen. Die Kraft war so stark, selbst als er mit ganzer Kraft dagegen stemmte, wurde er mitgezogen wie ein kleines Kind an der Hand eines Erwachsenen. So entschied sich Godric keine Gegenwehr mehr zu leisten, war der Meinung, dass sein Herr vielleicht selbst ihn an der Hand nahm. Er wollte sich dem Zeichen nicht entziehen und als weitere Schritte gegangen wurden, hatte der Ring sein Leuchten verloren und wurde wieder normal. Verwirrt blinzelte Godric und fragte sich was dies zu bedeuten hatte, dachte er sei vielleicht doch auf der Treppe eingeschlafen und hatte nun den seltsamsten Traum seit Lebzeiten. Zeit für Verwunderung hatte er jedoch nicht. Urplötzlich wurde der Raum erhellt. Vor dem verwirrten Pater war ein riesiges Tor, knapp zwei Köpfe größer als er. Neben diesem hingen zwei Fackeln, die Feuer gefangen hatten und die Dunkelheit vertrieben. Es war jedoch kein gewöhnliches Feuer. In dem roten Feuer, war ein leichter Blaustich erkennbar. Godric wunderte sich über das, was sich ihm bot, fragte sich woher auf einmal diese Fackeln Feuer fingen. Dies war eindeutig nicht normal, empfand er. Besonders nicht bei dieser dünnen Luft. Jegliches Feuer wäre hier unten erloschen. Er musterte die Fackeln, wandte sich ab und erkannte, dass er Recht hatte mit seiner ersten Vermutung. Es war wirklich ein riesiger Raum. Während der steinerne Boden noch an den Keller des Klosters erinnerte, war das Deckengewölbe von anderer Beschaffenheit. „Wirklich... Eine Höhle??“ Auch wenn er es sich vorgestellt hatte, so hatte er nicht gedacht, dass diese der Wahrheit entsprach.
 

Sein Blick wanderte von der Decke zu dem Tor. Es sah aus wie ein altes, steinernes Tor. Dennoch hatte es etwas anderes. Das Tor war schwarz, wie die vorher herrschende Dunkelheit. Dies war nicht die einzige Besonderheit. In dem Tor waren verschiedene Symbole eingeritzt. Einige erkannte er als göttliche Symbole, andere wiederum waren ihm fremd, ebenso wie einige Schriftzeichen. Langsam, Stück für Stück, strich Godric über die Zeichen um sie besser zu erkennen. Eine unerkannte Faszination machte sich in ihm breit. Es war so als würde das Tor ihn magisch anziehen. Doch unter all dem Bekannten und Unbekannten konnte er lateinische Schriftzeichen entdecken. Sie waren etwas blass, so wie der Rest der Symbole, doch bei näherer Betrachtung noch deutlich lesbar.
 

 Qui ad hoc sanctum imo cognitionem facit animam. Qui ad hoc sanctum tenebras faciens scire.  Qui ad hoc sanctum peccare, ne forte resipiscant et ad regendum mundum.

Amon 
 

Überrascht sah Godric auf. Es war von seinem Vorfahr persönlich! Für einen Moment hielt er inne. Natürlich gehörte auch Latein zu seiner Ausbildung, nur dass er die tote Sprache nicht so oft benutzte. Einzig alleine, wenn er die Dokumente aus dem Archiv hatte lesen müssen. Diese waren ausnahmslos alle auf Latein. So hatte Godric im Kopf übersetzt.

 

Wer diese heilige Stätte betritt, macht Bekanntschaft mit den Abgründen seiner Seele. Wer diese heilige Stätte betritt, macht Bekanntschaft mit der Dunkelheit. Wer diese heilige Stätte betritt, sollte umkehren und den Sünden keine Chance geben, erneut über diese Welt zu herrschen.

 Amon 

 

"Ein Sünder!", kam es schockiert und er und musterte das Tor erneut. Nun ergaben alle diese Symbole einen Sinn. Schützende Schriften, warnende Symbole, die zur Umkehr bewegen sollten. Ein Bann, welcher auf das Tor gesprochen wurde und einen am Durchgang hindern sollte. Mit einem Sünder dieser Art wollte Godric nichts zu tun haben. Sein Vorfahr wird einen Grund gehabt haben, diesen Sünder hier beerdigt und verbannt zu haben und nicht wie üblich auf dem Friedhof zu beerdigen, dachte er sich. Gerade wollte er kehrt machen, als erneut, wenn auch nur ein Bruchteil einer Sekunde, sein Ring aufblitzte. Der blaue Stein. Er schien im Schein des leicht bläulich wirkenden Feuers, erneut aufgeleuchtet zu haben. War dies wirklich nur ein einfacher Ring? Natürlich war ihm schon vorher klar, dass dieser hier wohl Magie besaß, auch wenn es absurd klang. Anders konnte er sich die blauen Haare und Augen nicht erklären, die er bekommen hatte, nachdem er den Ring angelegt hatte. Ebenso, dass dieser nie wieder abging und das schon seit gut einundzwanzig Jahren.
 

Leicht legte er die Hände auf das schwarze Tor, bemerkte wie das Feuer der Fackeln nach ihm züngelte. Amon hatte hier etwas verbannt, war es nun an ihn diesen Bann zu erneuern? Hatte sein Herr ihn hier her geschickt um dies zu tun? Eine andere Antwort fand Godric nicht und so öffnete er das Tor. Er war überrascht wie leicht dies ging. Hatte er doch bei der Größe und Dicke gedacht, dass mehrere Männer dazu erst in der Lage sein konnten. Doch dieses Tor öffnete sich schon fast wie von allein. Es kam ihm so leicht wie eine Feder vor. Godrics Anspannung stieg. Was würde ihm hinter diesem Tor erwarten? Er war bereit für alles und hatte sich im Gedanken schon Bannsprüche zurecht gelegt. Noch kein dunkles Geschöpf konnte den Pater reinlegen. Er war gut in dem was er tat und befreite die Menschen von ihren Sünden, betete für sie und trieb die Dunkelheit aus. Doch bis jetzt war ihm so etwas wie hier, noch nie untergekommen.

Als das Tor offen stand und Godric einen Blick hinein wagte, war alles dunkel. Die Luft war hier noch dünner als sie eh schon war. Damit hatte der Pater nicht gerechnet und musste kurz die Hand vor seinen Mund legen. Das Atmen fiel ihm schwer, jedoch ließ er sich nicht davon beeinflussen. Sein geheiligtes Kreuz, welches er immer dabei hatte, lag fest in seiner Hand. Er würde dem Unbekannten mit festem Glauben entgegen treten. Godric wagte einen Schritt in die versiegelte Halle und urplötzlich, als wolle man den wohl ersten Besucher nach vielen Jahren willkommen heißen, erschien ein Feuer. Es war rotes Feuer mit blauem Schein. Der Raum stellte sich als Rund heraus und an der Wand hingen Fackeln, welche lichterloh brannten, aber nicht so wirkten als würden sie abbrennen, sondern ewig weiter Licht spenden. Doch das Feuer hatte sich nicht nur auf die Fackeln verteilt, auch Godrics Kerze brannte nun Lichterloh. Sie war aufgeflammt und hatte eine riesige Stichflamme, welche dann sich zurückzog und zu einer kleineren wurde. Die Stichflamme hatte sich auf den Boden verteilt, zog ihre feurige Bahn um einen marmornen Steinbehälter und war zu dem verwirrten Pater zurückgekehrt. Man hatte ihm einen Weg aus Flammen bereitet. Selbst der so gefasste Pater hatte sich erschrocken, war einen Schritt nach hinten gegangen und hatte dem Spektakel mit Erstaunen beigewohnt. Sein Blick führte ihn zu dem Steinbehälter. Hinter diesem war eine weiße Engelsstatue. Entgegen der sonstigen Statuen, hatte sie einen traurigen Blick. In den Händen war eine Bibel aus Stein gelegt und auf dem Kopf ein Dornenkranz. Aus den Augenwinkeln, bis zur Wange herunter, war eine schwarze Spur, die an Tränen erinnerte. An blutige Tränen. Die in Stein gemeißelten Haare des Engels, welchen Godric als männlich identifizieren konnte, da die Brust flach war, waren lang und verdeckten die Blöße. Der Engel hatte eine kniende Position, als würde er gerade einer Gruppe von Zuhörern aus dem heiligen Buch vorlesen. Godric musste kurz nachdenken, dann erkannte er das Engelsbild. Die Statue hatte entgegen der normalen Engel sechs, anstatt zwei Flügel. Ihm war nur einem Engel in der Geschichte Gottes geläufig, welcher von dem Herren mit sechs wunderschönen Schwingen gesegnet wurde.

Gottes schönster und ehemals reinster Engel. 

Lucifel 
 

Vor Schreck ließ er die Kerze fallen. Diese rollte ins Feuer und verbrannte. Wieso war hier eine Statue von Lucifel? Natürlich kannte Godric die Geschichten über diesen und was aus ihm geworden war. Selbst die jungen Kinder lernten im Religionsunterricht, anhand von seinem Beispiel, nicht vom rechten Weg abzukommen und den sündigen Weg zu nehmen.
 

Wieso war eine Statue von Lucifel... nein... dem gefallenen Engel Lucifer in diesem Raum?

Godric wollte umkehren. Schon alleine das Feuer hatte ihm Unbehagen bereitet. Das so seltsam erscheinende Feuer! Nun auch noch eine Statue von Lucifers ehemaliger Engelsgestalt! „Oh Amon! Was hast du getan?“ Wenn hier etwas so Machtvolles lag, wollte Godric es weiterhin versiegeln und schnell umkehren. Schnellen Schrittes war er beim Altar, ignorierte den Anblick des traurigen Lucifels und schob die Steinplatte leicht zur Seite. Da auf der Platte selbst nichts eingeritzt war, ging er davon aus, die Siegel, die er erneuern musste, waren innerhalb. Ohne zu zögern sah er hinein und erkannte einen Sarg. Dieser war von Ketten umschlungen, ebenso mit heiligen Banner übersät. Auf dem Sarg war, wie das Tor, Symbole und Schriften eingeritzt. „Requiem in pacem peccatorum.“, hatte Godric lesen können. Zweifelsfrei ein Sünder!' Er fragte sich, was für Sünden dieses Geschöpf auf sich gezogen hatte, wenn es hier eingesperrt und so sicher versiegelt wurde. Erst am Tor, dann der Sarg. Verkettet und mit Bannern übersät.
 

Vorsichtig, mit Achtung vor dem Toten, legte er die Hand auf eine der morschen Ketten. Auch wenn hier ein Sünder lag, so hatte Godric auch vor seine Totenruhe Respekt. Die Ketten sahen alt und verfärbt aus. Wie lange mochte dieses Grab schon bestehen? Wenn es wirklich Amon gewesen war, dann waren es fünfzehn Jahrhunderte gewesen. Eine lange Zeit. Eine Zeit, die dieser Raum widerspiegelte. „Mögen deine Sünden dir vergeben werden.“, sprach Godric und hatte seine Stirn an das heilige Kreuz gelegt, während die andere Hand auf dem Sarg ruhte. Er wollte mit der Versiegelung beginnen, doch weit kam er nicht. Ein starker Wind wehte und stieß ihn zurück. Das Feuer am Boden war erloschen, das der Fackeln brannte aber noch. Godric landete unsanft gegen die Engelsstatue und hatte zwei der sechs Flügel mit sich gerissen. Ein schmerzvoller Laut entkam ihm. Sein Körper zitterte leicht vor Schmerz und ein Blick zu den abgebrochenen Flügeln verriet ihm, dass dies nicht ohne Grund war. Blut klebte an der Stelle, wo ehemals die beiden Flügel waren. Godric sah an sich herunter. Die Robe ein wenig zerrissen, Blut lief ihm über den linken Arm. Doch darum konnte er sich nicht kümmern! Viel wichtiger war zu erfahren, was da gerade geschehen war. Godric richtete sich mit Mühe auf, sah zum Ausgang und erkannte dort eine Gestalt.
 

„Wer ist da?!“
 

Der junge Pater sah mit festem Blick zu der Gestalt. Diese trat hervor, so dass das Licht des Feuers ihn preisgab. Ein alter Mann mit faltigem Gesicht. Die grauen Haare hingen matt und ohne Glanz herunter. Sein Bart war ebenfalls schon ergraut und verdeckte den meisten Teil seines Gesichtes. Der Fremde trug eine Kutte des Klosters und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Godric fragte sich, ob er diesen Mann jemals im Kloster gesehen hatte. Auch wenn er nur dessen Gesicht sah, so hatte dieser etwas an sich, dass man ihn nicht vergessen hätte, wenn man ihm begegnete. Der Abt aber erinnerte sich nicht an jenen Mann und er hatte alle seine Brüder gesehen, an dem Tag, an dem er ins Kloster kam. Bei der Begrüßungszeremonie hatte er diesen Mann nicht gesehen. Er wäre ihm sofort aufgefallen, da sein Blick stechend und dessen gelb-rote Augen eine Seltenheit waren.

Ein perfides Grinsen legte sich auf die Lippen des Mannes. Er hob den Fuß und trat den nicht geöffneten Teil des Tores ein. Der Stein zerschellte regelrecht und wurde mit solcher Intensität gegen die Statue Lucifels geschlagen, dass diese in Einzelteile zerbrach. Godric war aufgeschreckt, hatte beide Hände um sein heiliges Kreuz gelegt. Dieses Verhalten war untypisch für einen Mann, der aussah, als wäre er in seinen achtziger Jahren. Kein Mensch hatte eine solche Kraft, um das handbreite Tor im Nu einzutreten, besonders nicht mit solch einer kargen Statur wie der Mönch. Kein Mann Gottes würde sich so respektlos an einem Ort der Ruhe verhalten!
 

Bevor der Abt jedoch seinen Unmut über das Verhalten dieses vermeintlichen Ordensbruders äußern konnte, war jener in die Grabkammer gekommen. Fahrig nahm er sich die Kapuze ab und gab sein altes Antlitz preis. Godric hatte Recht mit seiner Vermutung. Er war wirklich alt, hatte jedoch eine unmenschliche Kraft beim Eintreten des scheren Tores bewiesen. Der alte Mann streckte seine knöchernen Hände nach oben und fing an wie ein Wahnsinniger zu lachen. „Endlich! Nach so langer Zeit! Endlich bin ich an meinem Ziel angekommen, mein Herr!! Ihr habt nicht umsonst gewartet!“, kam es unter Lachen von ihm und er riss die Augen weit auf, fixierte Godric mit seinem Blick. Mit wankendem Schritt kam er näher. „Ich werde dir für deine Dienste einen gebührenden Dank aussprechen.“, säuselte er und ließ seine Fingerknöchel knacken. „Dein Tod wird schnell und schmerzlos werden!“ Ein schon fast krankes Lachen entkam dem alten Mönch, welcher sich mit der Schnelligkeit eines jungen Kriegers drehte und mit voller Wucht einen Gesteinsbrocken des Tores zu Godric schlug. Dieser konnte knapp ausweichen, lag halb über der Platte des Steinbehälters. „Du bist wohl einer von den ganz Harten was? Aber so wird es spannender! Wie lange habe ich darauf gewartet, meine Klauen in deinen Körper zu rammen! In jeden einzelnen verdammten Talin! Weißt du wie das ist~?“, schrie der Angreifer und kam mit weiteren, wankenden Schritten auf Godric zu. „1500 Jahre euch zu beobachten! Euer Gerede von Gott und der Barmherzigkeit! Wie es mich angewidert hat!“, schrie er erneut, während der Blauhaarige versuchte einen stabilen Stand zu bekommen. Er bemerkte nicht wie das Blut an seinem Arm auf den Sarg tropfte und achtete nur auf den alten Mönch. Godric formte mit der anderen Hand an seiner Brust ein Kreuz und bemerkte dabei nicht das er in diesem Moment etwas erweckt hatte, was für immer in den tiefen der Dunkelheit ruhen sollte. In seinem Mantra vertieft, hatte er nicht bemerkt, wie der Sargdeckel sich öffnete. Stück für Stück, Wort für Wort. Der Sargdeckel wurde nur einen Handspalt geöffnet, jedoch sah man das Blitzen eines Auges.
 

Das Feuer schien in Richtung Godric zu züngeln, die Flammen höher zu steigen als zuvor. Konzentriert in seinem Mantra, bemerkte Godric nicht wie die Aura eines Fremden den Raum erfüllte. Der alte Mönch war einen Schritt zurück gegangen, hatte seine Hände in das ergraute Haar geschoben und lachte auf. Er fing an sich zu schütteln, als sei er von Besessenheit geplagt. „Es ist soweit! Oh Herr!!!“, beschwor er. Der Schatten, der im Schein des Feuers geworfen wurde, kroch die Wand hinauf und wurde immer bedrohlicher. Indessen war das Blut des Paters in den Sarg geronnen und wurde von einer trockenen Zunge in Empfang genommen. Nicht möglich sich zu bewegen, nahm er begierig das rote Lebenselixier in sich auf.

Sein Körper war bewegungslos, wurde jedoch neues Leben eingehaucht. Langsam erwachten die Glieder und das köstliche Blut des Paters arbeitete sich in jede Ecke seines Körpers vor und versorgte diesen mit Wärme und Kraft. Stück für Stück kämpften sich die Augenlider nach oben und gaben die Umgebung preis...
 

Ein Atemzug...     

Ein tiefer Atemzug erfüllte den Raum.
 

Das Feuer brannte Lichterloh, als wollte es diesen Atemzug gebührend feiern. Auch Godric bemerkte nun die Veränderung, aber es war zu spät. Zwei gierige Hände griffen nach dem blutigen Arm des Paters, zogen ihn kraftvoll in den steinernen Sargschutz. Er konnte sich dem nicht entziehen. Egal wie sehr er sich wehrte, der Griff war fest und stark. Godric konnte spüren wie eine Zunge über seinen Arm glitt, spürte den Speichel welcher sich verteilte, dafür aber das Blut mit sich nahm. Ein warmer Atem stieß gegen seinen Arm und angeekelt verzog er das Gesicht, wusste nicht was mit ihm geschah. Der alte Mönch bemerkte jedoch, was sich in diesem Moment abspielte und bekam es mit der Angst zu tun. „Niemals! Ich werde es nicht zulassen das DU meine Pläne ruinierst!“, schrie er fast panisch, zog einen Dolch und rannte auf den verwirrten Pater zu. Dann geschah alles ganz schnell.

Bevor der panische Mönch Godric verfrüht zu seinem Herren schicken konnte, wurde der Sargdeckel aufgeschlagen. Mit voller Wucht kam der schwere Sargdeckel ein paar Meter weit auf dem Boden zu Fall. „Nein! NEIN!“, schrie der Mönch, ging ein paar Schritte zurück, während für den Blauhaarigen alles wie in Zeitlupe verging...
 

~

Es war still. Kein Lüftchen drang in diesen Raum und ich war dazu verdammt bis in die Ewigkeit hier eingesperrt zu bleiben. Doch viel hatte ich nicht davon mitbekommen. Anfangs noch gegen den Sarg gehämmert, lag ich nun in einem ewig währenden Schlaf. Jedoch drang etwas an meine Nase, was mich dazu bewegte aufzuwachen. Der Geruch von Blut erfüllte den Raum und eine laute Geräuschkulisse schien sich außerhalb meines Gefängnisses abzuspielen. Ich bekam dies jedoch nur gedämpft mit, hatte mit mir selber zu kämpfen. Seit 1500 Jahren hatte ich meine Glieder nicht mehr bewegt, doch nun, wo die Ketten des Sarges abgerissen wurden, war es soweit sich zu erheben. Langsam, vom Geruch des Blutes angezogen, hatte ich die Augenlider bewegen können. Ein kleiner Blutrinnsal wagte sich in das Innere meines Sarges, ein Tropfen ließ sich auf meiner Wange zur Ruhe. Meine Zunge fing diesen Tropfen auf, bevor dieser meine Wange verlassen und in die Haare sickern konnte. Jedoch war der Tropfen nicht alleine. Weitere folgten, erfüllten meinen Körper wieder mit Energie. Ich spürte wie die Wärme und Kraft in mir zurück kehrte. Langsam hob ich meine Augenlider, hatte den Sargdeckel ein Stück beiseite geschoben. So weit wie es die Kraft zuließ.

Dann erkannte ich es... und nahm es mir!
 

Begehrlich hatte ich mir den Arm genommen, genüsslich das Blut abgeleckt. Das zappeln des Besitzers hatte ich nicht wirklich registriert, jedoch meinen Drang nach Freiheit. Mein Gefängnis, nach so langer Zeit zu verlassen. Als ich genug Blut in mir hatte, mobilisierte ich meine Kräfte, hatte den Sargdeckel hinweggeschleudert und den unbekannten Spender dabei entlassen. Langsam erhob ich mich, hatte eine Hand auf den Rand des Steinbehälters gelegt. Es war ein befremdliches Gefühl wieder seinen Körper zu benutzen, jedoch auch ein Gutes. Langsam hatte ich mich erhoben und gab meine Gestalt preis...
 

Es ist so verdammt gut nach so vielen Jahren wieder frei zu sein!     Amon!     Endlich werden wir uns wieder sehen!    

Ein dunkles Lachen entkam mir...

~
 

Godric wurde zur Seite geschlagen, konnte sich noch knapp auf den Beinen halten und sah zu jener Gestalt die sich aus dem Sarg erhoben und wohl auch an seinem Arm geleckt hatte. An seinen Lippen war noch etwas Blut zu sehen, welches die unbekannte Gestalt gemächlich von den Lippen leckte. Der junge Pater wusste nicht wie ihm geschah. Er hatte viel gelernt in seiner Ausbildung, doch so etwas hatte er sich nie vorgestellt. Ein auferstandener Sünder, welcher laut Schrift seit langer Zeit tot sein sollte. Doch dieser Sünder sah noch sehr lebendig aus, befand der Pater nach der ersten Musterung. Es war ein junger Mann, würde der Pater schätzen müssen, nicht älter als Zwanzig. Er hatte bodenlanges, rabenschwarzes Haar und eine helle Haut. Sein Körper sah nicht wirklich kräftig aus, aber auch nicht schwach. Es war ein jugendlicher Körper, wie Godric unter den alten Kleidungsfetzen erkennen konnte. Doch die zerschlissene Kleidung, welche eher davon zeugte, dass dieser Sünder vor seinem Tode gekämpft haben musste, war nicht das wirklich Sonderbare. Es waren neben seinen langen Haaren, die Augen. Der Sünder hatte tiefrote Augen. So rot wie Blut. Noch nie hatte Godric etwas vergleichbares gesehen wie diese Augen. "Ein dunkles Geschöpf! Ein Dämon!", schoss es ihm in den Kopf.
 

Während der heilige Abt sich sammelte, hatte der Mönch jedoch seine Fassung wieder gewonnen. Er streckte die Arme nach dem Neuankömmling aus, verbeugte sich dann aber schon fast respektvoll. „Es ist eine unendliche Freude euch wieder zu sehen! Doch~ verzeiht mein Verhalten! Ihr müsst nun sterben!“ Lachend umschloss er den Dolch und beschwor etwas, was selbst Godric nicht kannte. Um den alten Mann erschien ein schwarzer Kreis, aus dessen Blitze zuckten. Egal wie sehr Godric nachdachte, eine solche Beschwörung hatte er noch nie gesehen. Er selbst kämpfte nur mit seinem Kreuz und einer Waffe. Einen silbernen, geweihten Mönchsstab. Nachdem der alte Mann seine Beschwörung vollendet hatte, rasten Blitze auf den auferstandenen Sünder zu. Dieser jedoch sah nur amüsiert zu dieser Bedrohung und hatte nur ein höhnisches Lachen für die Versuche des Verzweifelten übrig. Er holte aus, wobei das Feuer an den Wänden sich um die Gestalt schlängelte. Mit einem Schlag hatte der Schwarzhaarige den Angriff des Mönches abgewehrt. „Ts! Ich wache nach so langer Zeit auf und man hat mir nicht mehr zu bieten? Jämmerlich!“ Wütend über das unzureichende Schauspiel, ließ er sein Feuer auf den Mönch herabregnen. Dieser versuchte noch zu fliehen, doch er hatte keine Chance. Das Feuer hatte ihn gepackt und verbrannte ihn am lebendigen Leibe. Godric weitete schockiert die Augen, sah wie der brennende Leib im Feuer zuckte und der alte Mönch schrie. „Bastard! Sei verflucht Lu-!“ Das Feuer hatte in Sekundenschnelle den Mönch eingenommen und ihn verbrannt, so dass nur noch Asche von seiner Existenz zeugte. „Grauenvoll...“, wisperte Godric, sah dann zu dem Sünder, der langsam den Kopf in seine Richtung drehte und ihn mit seinen roten Augen ansah. Ihre Blicke trafen sich...
 

Sofort ging Godric in Kampfstellung. "Der Sünder ist wieder auferstanden!", murmelte er leise und faltete seine Hände zu einem Gebet, fing an Worte in lateinischer Sprache zu rezitieren. Die geheiligten Gebetsperlen an seiner Kette fingen an zu leuchten. Eine Gebetskette erschien um den Schwarzhaarigen und wollte ihn einschließen. Da dieser der lateinischen Sprache wohl genauso mächtig war, erkannte er was der Heilige vorhatte und hob die Augenbraue. "Sünder?", waren seine verwunderten Worte. "Ich habe dich in meiner unendlichen Großzügigkeit gerettet und DU nennst mich einen Sünder? Na wie nett! Doch anders kenne ich euch Menschen nicht!" Er erhob seinen Arm und ließ das Feuer erneut die Arbeit verrichten. Die Gebetsperlen platzten eine nach der anderen und Godrics Beschwörung löste sich auf. „Lästiges Gewürm. Eine solch niedrige Magie wirkt bei mir nicht. Dein Versuch ist recht niedlich, junger Mensch, doch eine Beleidigung für mich!“ Der Sünder lachte, fixierte Godric mit seinem Blick und leckte sich über seine spitzen Fangzähne, die an einen Vampir erinnerten. Godric verstärkte den Griff um seine Kette, wusste nicht was der Sünder meinte. Doch als er die Hand zu ihm streckte und erneut sein Blut verlangte, hob er die Hände. „Ich mag zwar jung sein, doch für dich wird meine Magie alle mal reichen ,Sünder!“, kam es mit fester Stimme, wollte erneut einen Bannspruch sprechen. „So? Ich habe viel Zeit verschwendet und möchte ungern noch mehr verschwenden. Sei brav und gib mir dein Blut. Dann ist dein Leben wenigstens einen Funken wert gewesen ,Gottesanbeter!“ entgegnete sein Gegenüber und streckte die Hand nach dem blauhaarigen Pater aus. Als jedoch sein Ring im Feuerschein glänzte, hielt er ein. Seine Augen weiteten sich. Er erkannte diesen und erlaubte sich das erste Mal den Träger genauer zu mustern. „Der Pater...“ Diese blauen Haare...! Diese Augen! Es konnte keine Verwechslung sein! Allerlei Gedanken durchfuhren ihn, doch dann nahm der Sünder ein paar Schritte und war direkt vor Godric, der gar nicht wusste wie ihm geschah. Mit festem Griff wurde sein Handgelenk umschlossen und die Hand mit dem Ring nah an das Gesicht des Sünders gezogen. Der rote Blick wanderte musternd über den heiligen Schmuck. Er wusste genau, was dieser Ring zu bedeuten hatte, ebenso wie Godrics Aussehen. Er tadelte sich gedanklich selbst, es nicht sofort bemerkt zu haben. „Du lebst. Nein viel mehr zu lebst WIEDER!" Der Pater interessierte ihn nur noch zweitrangig. Sein Blut würde er sich noch nehmen wollen, doch der Ring war in seinem Interesse weit höher gestiegen. Die Proteste des Besitzers ignorierte er, wollte er doch nur den Ring. Der Dämon versuchte diesen von seinem Finger abzuziehen, doch er rührte sich kein Stück. Ein leichtes knurren kam aus der Kehle des Schwarzhaarigen. „Wieso? Wieso? Wieso stößt mich dieser Ring ab? Bin ich zu schwach? Hatte ich zu lange geschlafen?“, fragte er sich im Gedanken, während Godrics Ring kurz aufleuchtete und dem Dämon einen Blitzschlag durch den Körper fuhr. Dieser taumelte nach hinten, konnte sich gerade noch an der Wand halten. "Sünder! Als wenn ausgerechnet ein Wesen der Finsternis einem Mann Gottes etwas wegnehmen könnte. Sünden jeglicher Art werden bestraft wie du gesehen hast", kam es kalt von Godric, welcher einen Schritt zurück wich. Diese Antwort gefiel dem Sünder jedoch gar nicht. "Woher... woher hast du ihn? Nenn' mir deinen ganzen Namen!" verlangte er und sah dem Pater in die Augen. „Mein Name ist für ein Wesen der Dunkelheit nicht von Belang! Das einzige was du von mir hören wirst, wird mein Bannspruch sein, der dich wieder dorthin bringt wo du her kommst!“ Der junge Abt wusste, einem Dämon durfte man seine Namen nicht verraten, ohne das man diesem die Macht über einen gab. „Du wagst es mich zu verspotten? Ich werde dich lehren was es heißt dich mit mir anzulegen!“ Der Dämon wollte auf Godric zugehen, sank jedoch auf einmal zu Boden und legte eine Hand vor dem Mund. Die Energie des Ringes, die durch seinen Körper gefahren war hatte, dem erst kürzlich Auferstandenen, mehr zu schaffen gemacht als er dachte. Godric nutzte diesen Moment der Schwäche und stellte sich hinter den Torbogen. Die heilige Kette hatte er davor ausgebreitet und faltete die Hände zu einem Gebet. Er wollte, wie sein Vorfahr zuvor, den Dämon einsperren. Mag er zwar aus seinem Sarg gekommen sein, so wollte der Pater jedoch in dem Moment der Schwäche wenigstens das Tor neu errichten und versiegeln.
 

Der Dämon hielt sich die Hand vor dem Mund, spürte eine Übelkeit. Die Tatsache in diesem Moment so schwach zu sein, ärgerte ihn sehr. Doch als Godrics Worte zu seinen spitzen Ohren drangen, sah er auf. Stücke des Tores schwebten auf den Blauhaarigen zu, schienen sich wieder von selbst zusammen zu setzen. Natürlich wusste auch der Dämon was dies bedeutete, wollte es nicht erst soweit kommen lassen. So schnell es ging, erhob er sich, ignorierte den Schmerz und wollte erneut eine Feuerkugel bilden, um Godric zu verbrennen, wie den Mönch zuvor. Der Schmerz in seinem Körper war aber stärker als gedacht und machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Da er gerade erst erwacht war, war er leichtes Ziel gewesen für die Kraft des Ringes. Godric hatte Glück und konnte das Tor errichten und versiegeln, bevor der Dämon sich sammeln und die Feuerkugel in seine Richtung werfen konnte. Diese wurde gegen das neu errichtete Tor geschleudert, aber von der Siegelmagie absorbiert. „Verflucht!“, stieß der Sünder einen Fluch aus, während Godric erleichtert zu Boden sank. Für einen Moment hatte er sein Leben schon für beendet gesehen. Viele hatten seinen Weg gekreuzt, doch keiner war so mächtig und hatte seine Beschwörungen zum Platzen gebracht wie dieser.

„Mögest du dich Besinnen und dir den Einlass in das Paradies verdienen.“, beschwor Godric, während der Dämon nur knurrte. „Das Paradies? Als wäre dies mein Wunsch! Doch als frommer Gottesanbeter wirst du der Tatsache nicht entkommen können, dass ich dich gerettet habe vor dem Dämon!“ Godric blinzelte kurz verwirrt, verstand dann aber was er meinte. Dieser Mönch war also kein Mensch gewesen. Innerlich fragte er sich, wie ein Dämon all die Zeit im Kloster leben konnte, doch er würde diese Unsicherheit nicht offen preisgeben. „Heißt es nicht 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?'. Wenn du so fromm bist, dann bring mir wenigstens Nahrung! Jetzt wo ich wegen dir wach bin!“ kam es von der Stimme hinter dem Tor. Natürlich kannte Godric die Phrasen aus der Bibel, war jedoch überrascht, dass der Dämon sie kannte. Als er ihn jedoch um Nahrung bat, hob er galant die Augenbraue. Er wusste nicht was er einem Dämon zu Essen bringen sollte, könnte er sich doch gleich selbst vorwerfen. Doch er willigte ein. Hatten die provokanten Worte ihn doch erreicht. "Ja es heißt liebe deinen Nächsten wie dich selber, ich bringe dir etwas zu Essen mit, nur ob es dir schmecken wird ist etwas Anderes." Er ließ mich gewiss keinen Strick aus den Worten Gottes drehen, kannte er sie gut genug um die Situationen, in welche sie ihn brachten, abzuschätzen.
 

Godric verließ den Raum, fand dieses Mal sogar schneller wieder aus dem Keller heraus. Die Gedanken hingen bei dem Sünder, den er wieder eingesperrt hatte. Er hätte nicht gedacht, dass ein Dämon unter dem Kloster ruhte. Ihm kam die Bezeichnung 'Götterberg' nun doch reichlich abstrakt vor. Sein Vorfahre wird sich etwas dabei gedacht haben, hoffte Godric zumindest. Schnellen Schrittes kam er an der Treppe an, die ihn vorher in den Keller herunter geführt hatte. Die Sonne war am Horizont zu sehen und der Pater war überrascht zu erkennen, wie lange er in dem Keller gewesen war. Als er ein Geräusch wahrnahm, sah er zum Geländer. Erneut konnte er eine Krähe auf der Mauer sitzen sehen. Doch dieses Mal sah er sie mit festem Blick an. „Ich muss dich enttäuschen. Ich habe überlebt.“, sprach Godric ernst zu dieser. Warum er das tat wusste er jedoch selbst nicht so genau. Es war ein Drang, den er sich nicht erklären konnte. Als dies erledigt war, hatte er eine Richtung eingeschlagen und wurde tatsächlich von dem Mönch gefunden, den er, vor seinem Ausflug in den Keller, das letzte Mal gesehen hatte. Bruder Tom! Er hatte Nachtwache und hatte sich Sorgen gemacht, da der Pater nicht wieder zurückgekehrt war. So hatte er beschlossen sich auf die Suche zu machen. „Du siehst erschöpft aus Pater.“ sprach er besorgt. Godric seufzte leise, nickte dann. „Glaube mir Bruder. Das bin ich... Das bin ich.“ Mit diesen Worten gingen die beiden und er freute sich so sehr wie noch nie, seine Schlafkammer zu Gesicht zu bekommen. 
 

Derweil saß die Krähe immer noch an ihrem Platz, hatte den beiden nachgesehen. Als diese aus seinem Blickfeld verschwunden waren, sah die Krähe zu den Treppenstufen und krächzte erneut laut. Der schwarze Vogel spannte seine Federn und stieß sich von der Mauer ab. Dieses Mal jedoch war er nicht alleine. Auf dem Dach des Klostertraktes hatten sich, während Godrics Gang in den Keller, ein ganzer Schwarm eingefunden. Diese flogen los gen Himmel und hinterließen nur eine Hand voll tiefschwarzer Federn...

Erstes Buch II: Decus

Viel Schlaf hatte der junge Pater nicht bekommen. Zu sehr hatte ihn die Begegnung mit dem Dämon mitgenommen. Selbst seine Ordensbrüder hatten mitbekommen, dass etwas mit dem Pater nicht zu stimmen schien, da er die Morgenpredigt in der großen Kapelle gehalten hatte, als stünde er neben sich. Godric konnte sich nicht erklären was geschehen war. Ein Sünder, gefangen unter dem Kloster. Davon hatte ihm der Oberpater nichts erzählt. War es der Grund, warum er nie hatte in diesen Kellerbereich gehen dürfen? Der Oberpater konnte ihm keine Antworten mehr geben, da dieser vor einigen Jahren gestorben war. 
 

„Pater Godric! Ist alles mit dir in Ordnung?“, kam es von einer sorgenden Stimme. Ein junger Mann mit blondem, schulterlangen Haar war nach der Predigt an Godric herangetreten. Es war der selbe Mönch von letzter Nacht. „Bruder Tom! Ehm.. Wirke ich so?“ „Nun..., du warst irgendwie neben dir.“ Godric musste in sich gehen. Er konnte seinem Bruder nichts über diese Begegnung erzählen. Es würde ein Chaos geben, wenn es jeder wüsste. Doch Godric wollte auch nicht Lügen. So befand er sich in einer Zwickmühle, in der er sich aber schnell befreien konnte. Er setzte ein Lächeln auf und legte die Hand auf die Schulter seines Bruders. „Ich danke euch allen für eure Sorge. Ich habe in der Tat etwas, was mich beschäftigt. Doch ich werde selbst damit klar kommen müssen. Mit festem Glauben werde ich diese Prüfung bestehen.“, sprach er sanft. „Ich verstehe. Ich werde dich in meine Gebete mit einschließen Pater Godric. Mögen der Herr und Amon mit euch sein.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Ordensbruder und ließ Godric alleine. „Amon...“, wisperte Godric. Er hatte eine Idee! Ohne Umschweife ging er in das Familienarchiv. Er suchte etwas bestimmtes. Es war nicht leicht unter so vielen Büchern und Rollen das Passende zu finden, doch nach dreistündiger, unermüdlicher Suche, war er auf etwas gestoßen.
 

Während Godric Schriftrollen und Bücher durchsucht hatte fiel ihm ein kleines Buch, in einer der hinteren Reihen, auf. Man könnte glauben, es sei extra tief versteckt gewesen, da es auf den ersten und sogar dem zweiten Blick nicht auffindbar war. Godric griff nach dem versteckten Schatz und zog das Buch unter all den anderen hervor. Es war ein kleines, schon fast zerfallenes Buch. Der Buchdeckel zeugte von langer Zeit und als Godric diesen aufschlug, kam ihm eine Staubwolke entgegen. Ein Husten verließ seine Kehle und er fragte sich, wie lange dieses Buch hier unten schon verweilte. Die Seiten sahen alt und rissig aus, die Schrift fast verblichen. Dennoch blätterte Godric, in der Hoffnung etwas zu finden, die Seiten durch. Als er in der Mitte des Buches ankam, wurden die Zeichen deutlicher, so das er eine lang vergessene Geschichte lesen konnte.

"...und Gottes Macht wurde schwächer. Die Menschen gaben sich ihrer Verzweiflung hin. Ihr Herz füllte sich mit dunklen Gedanken. Das was einst im Licht erstrahlte, wurde getaucht in Dunkelheit. Die Unschuld drohte der Sünde zu verfallen. Der Himmel unterlag der Hölle. Die Gestalten der Nacht brachen über die Unschuldigen herein und nahmen ihnen das Licht. Allen voran Er. Die Dunkelheit selbst.

„Lucifer.“
 

Godric weitete die Augen, ließ fast vor Schreck das Buch fallen. „Lucifer...“, wisperte er ehrfurchtsvoll. Hatte er gerade richtig gehört? Der Fürst der Unterwelt, der Antichrist! Natürlich hatte der junge Pater Geschichten über Lucifer gehört. Gottes Widersacher und Verbreiter der Sünde. Godric wusste nicht was er mit dem Wissen anstellen sollte, las dennoch gebannt weiter:

„Die Gestalten der Nacht regierten über die Menschheit. Nur jene mit frommen Herzen und starkem Glauben konnten ihnen widerstehen. Doch auch gegen ihn, hatten die normalen Menschen keine Chance. Die Dämonen labten sich an der Sünde der Menschen, allen voran er. Sein langes, schwarzes Haar, welches die Dunkelheit in ihm widerspiegelte, seine roten Augen, die das Blut seiner Opfer darstellten und seine Krallen, die sich in die Leiber der Unschuldigen schlugen. Lucifer, der Fürst der Unterwelt. Seine schwarzen Flügel breiteten sich über die Welt aus und hüllten sie in die Dunkelheit. Sein blaues Höllenfeuer verschlang die unschuldigen Seelen. Die Menschheit sah sich am Ende und es gab nur wenige Überlebende.

Nur ein Mann konnte sich dieser Dunkelheit in den Weg stellen: Der gefallene Mönch Amon Talin. Jener der selbst der Sünde verfiel, konnte es mit dem Sünder aufnehmen. Er hatte es sich zur Aufgabe ersehen die Welt zu retten. Nach einem erbitterten Kampf versiegelte der schwarze Mönch Amon Lucifer unter den Mauern des Klosters welches er gegründet hatte. Er selbst gab sein Leben für die Versiegelung Lucifers. Seit dem war die Welt vom Bösen gerettet.“
 

Als Godric die letzte Seite zu Ende gelesen hatte, klappte er das Buch zu und starrte regelrecht auf den Buchdeckel. Es war wirklich Lucifer dort unten. Sein blaues Feuer, das den Mönchsdämon verbrannt hatte. Diese roten Augen, welche so kalt und erbarmungslos schienen. Die schwarzen langen Haare, die im Schein des Feuers ihren eigenen Glanz hatten. Es war wirklich Lucifer. Der Erzfeind Gottes und gefallener Engel Lucifel! Godric fragte sich was sein Vorfahre sich nur gedacht hatte, gerade die mächtigste Gottheit, neben dem Herren selbst, dort unten zu versiegeln. Ebenso würde sich der junge Pater gerne selbst schlagen, da er so dumm war diesen Bann gelöst zu haben. Er tadelte sich für seine Neugierde, Lucifers Anziehungskraft nicht stand gehalten zu haben und lieber den linken Weg genommen zu haben, anstatt den Rechten. Godric hatte das Buch weggelegt, doch er war nicht der Einzige der darüber grübelte das die Dinge nicht so waren wie sie sein sollten.

Lucifer selbst hatte sich, nach Godrics erneuter Versiegelung, einige Gedanken gemacht. Kurz hatte er zur Kutte gesehen, die zu dem Mönch gehörte den er verbrannt hatte. Mit dem Fuß hatte er sie ein wenig zur Seite geschoben und ließ die Asche unter seinen Fuß knirschen. „Das jetzt schon solch niedere Dämonen in mein Grab kommen. Du musst wirklich am verzweifeln sein.“, sprach er amüsiert und setzte sich in den Sarg, um sich dann etwas zurück zu lehnen. „Sicherlich wird auch sie es gespürt haben. Man darf gespannt sein.“ Ein leises Lachen hallte durch die Gruft. Lucifer nahm einen Zeigefinger und wickelte einen Teil einer Vordersträhne daran auf. „Sie werden um Gnade winseln. Allesamt. Dafür sorge ich.“, waren seine unheilvollen Worte. Er legte die andere Hand auf der Brust, spürte etwas unter dem Stoff. Es war ein Papier, ein Brief. Kurz schloss der Dämon die Augen. „Amon. Du bist wirklich ein Bastard.“, wisperte er und sah dann mit halb geschlossenen Augen gerade aus und führte seinen Monolog weiter. „Mich so reinzulegen. Doch das sieht dir ähnlich Amon. Das sieht dir wirklich ähnlich.“ Nach diesen Worten hatte er die Augen ganz geschlossen und gab sich dem Schlaf hin, da er selbst gerade nichts zu tun hatte. Er war versiegelt und er hielt es nicht für nötig umsonst einen Finger zu bewegen. Wusste er schon selbst, dass durch das Öffnen dieser Kammer bald welche kommen würden, die überaus erfreut waren, dass nun endlich die Aura des dunklen Herren erschienen war. Godric konnte ihn zwar erneut versiegeln, dank der kurzzeitigen Schwäche durch den langen Schlaf, doch die dunkle Aura des Lucifers konnte er nicht unterdrücken. Sie war zu mächtig für einen kleinen Menschen. So passierte es, dass die Welt Opfer von einer Vielzahl von Angriffen wurde...
 

Es war nun schon eine Woche vergangen seit Godric die Gruft Lucifers entdeckt und aus Versehen geöffnet hatte. In dieser Zeit war der junge Pater nicht einmal unten gewesen. Zu groß war die Furcht um das Wissen wer da unten war. Dennoch erinnerte er sich an das Versprechen, hatte auf seinem Schreibtisch eine Schale mit Nahrungsmitteln stehen. Godric würde niemals sein Versprechen brechen, dass hatte er noch nie getan. Nicht einmal gegenüber dem Antichrist würde er dies tun. In dieser Woche hatte Godric öfter als sonst zu Gott gebetet. Er hatte Antworten auf seine Fragen gesucht und innere Ruhe. Doch diese war nicht leicht zu finden. Immer erschienen ihm bei der Meditation die Augen Lucifers, in die er direkt gestarrt hatte als dieser ihn, so wie seinen Ordensbruder, töten wollte. Godric bat um Beistand bei seinem Herren. Sein Glaube war um so fester geworden, nachdem er von Lucifer erfuhr. Nie hatte er an die Existenz seines Herren gezweifelt, doch hatte nun Dank Lucifer einen Beleg das dieser tatsächlich existieren musste. Wenn es einen Lucifer gab, dann musste es ja auch seinen Gegenpart geben. Ebenso hatte Godric in dieser Woche viel in dem Archiv recherchiert. Er wollte Antworten, Schriftstücke von Amon selbst, finden. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass diese wohl schwer zu finden waren, da der schwarze Mönch vor 1500 Jahren lebte. Aber Godric gab nicht auf. Er wollte wissen was es mit Lucifer und Amon auf sich hatte. War es am Ende sogar Lucifer zuzuschreiben, warum sein verehrter Vorfahr als gefallener und schwarzer Mönch betitelt wurde? Godric selbst hatte sich immer gefragt warum ein Mann wie Amon, dessen Geschichte doch so Edel war und der sogar ein Kloster für Gott erbaute, ein Sünder sein sollte. Es passte nicht in das Bild. Die Talins waren immer ein Geschlecht von rechtschaffenen und reinen Menschen. Das ausgerechnet der Begründer und laut Buch, der Retter der Welt, der die Menschen vor Lucifer und seiner Dunkelheit errettete, ein schlechter Mensch sein sollte, konnte Godric einfach nicht glauben. Jedoch hatte er außer das Buch keine Schriften mehr gefunden. Tage- und Nächtelang hatte Godric gesucht, doch nichts gefunden. Es waren einfach zu viele Schriften in diesem Archiv. Dabei hätte er sich gerade jetzt, in dieser unglückseligen Woche, Antworten gewünscht.
 

Seit Lucifers Grab geöffnet wurde, wurden viele Kloster angegriffen. Gläubige wurden brutal abgeschlachtet. Ihre Köpfe wie Dekoration verstreut. Das Blut lief die Wände herunter, tauchte das Straßenbild in ein schreckliches Horrorszenario. Einige Menschen wurden auch komplett ausgesaugt gefunden, als hätten sich Vampire an diesen vergangen. Die Welt versank in Panik wegen dieser Todesfälle. Im Fernsehen wurden sie als 'Vampir-Morde' bezeichnet, da die meisten Opfer kein Blut mehr im Körper hatten, während die anderen gleich zur Unkenntlichkeit abgeschlachtet wurden. Hier und da wurde mit Blut, für normale Menschen unkenntliche, Zeichen auf Wände geschmiert. Doch die Gläubigen wussten was diese bedeuteten. Die alten lateinischen Schriftzeichen, welche über Gott und Lucifer berichteten. Die Nachricht über die Tode kam sogar bis ins weit entfernte Kloster auf dem Götterberg an. Viele suchten dort Schutz und göttlichen Beistand. Die Mönche und Godric hatten genug zu tun damit die Massen zu beruhigen. Godric fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass Lucifer durch seine Schuld wieder erwacht war. Er fragte sich wieso die Morde anhielten obwohl Lucifer doch wieder verbannt wurde. Hatte er einen Fehler begangen? War Lucifer frei? Die Überfälle bewegten sich immer weiter Richtung Götterberg. Wollte Lucifer sich rächen? Oder war er noch unten und seine Anhänger würden ihn holen wollen? Doch warum hatten sie ihn dann nicht schon vor langer Zeit geholt? Godric grübelte in der letzten Woche viel. Er war froh, dass seine Mönche nicht schutzlos waren und die Gegend hier von diesen gut beschützt wurde. Seine Brüder, sowie er, waren Kampfmönche. Sie exorzierten Dämonen, kämpften gegen dunkle Wesen und schützten das Licht. Doch nie wurden sie so sehr gebraucht wie jetzt.

Godric war in seiner Kammer, hatte Heute beim Verteilen der Nahrung geholfen, da die Flut an Gläubigen und Schutzsuchenden das Kloster seit dem nicht mehr verlassen hatten. Es war für den Blauhaarigen nicht schlimm mit anzupacken. Er machte es gerne und sprach jedem einzelnen dem er Nahrung gab, gleichzeitig auch noch Mut zu. Doch Godric fragte sich wie die Zukunft aussehen wird. In Stunden wie diesen, an denen er in seiner Kammer in sich gehen konnte, kamen ihm allerhand Gedanken. Hätte er das Siegel nicht gebrochen, dann wäre all dies nicht passiert. Große Schuld lag auf dem Herzen des Paters. Als sein Blick zur Schüssel glitt wo die Nahrung für Lucifer lag, fasste Godric einen Entschluss. Entschlossen ging er zum Schrank und öffnete diesen. Als die Schranktüren den Blick freigaben, sah man einen goldenen Stab. Er ging Godric bis zur Schulter. Es war ein schmaler Stab mit einem kreisförmigen Aufsatz. Auf dem Stab selbst waren Schriften eingraviert. Es waren heilige Schriften, ebenso wie dieser Stab heilig war. Neben dem Ring das Heiligste was Godric besaß. Eines der heiligsten Dinge in diesem Kloster. Es war sein Kampfstab, gesegnet vom Herren selbst. So hieß es jedenfalls. Seit Generationen wurde dieser Stab weitervererbt, sodass Godric selbst nicht wusste ob es der Wahrheit entsprach. Doch eines wusste er: Dieser Stab war mächtig. Mit diesem Stab konnte er es mit den dunklen Wesen aufnehmen und seine spirituelle Energie einsetzen. Godrics Hände gingen zum Stab. Ehrfürchtig strichen seine Fingerspitzen über die glatte Oberfläche. „Ich muss es tun. Ich bin der heilige Pater. Es ist meine Pflicht!“ Mit diesen Worten nahm Godric entschlossen den Stab, aber auch die Schüssel mit den Lebensmitteln. Er wollte in den Keller. Zu Lucifer...

Derweil war dieser aufgewacht. Er hatte die Auren seiner Wesen gespürt. Sie waren nahe. Er lag mit offenen Augen im Sarg. Der Blick war zur Decke gerichtet. „Amon... Ich werde die Dunkelheit wieder nach Assiah bringen. Wirst du mich erneut aufhalten?“ Er senkte leicht die Augenlider, wusste nicht wie viel Zeit während seiner Verbannung verstrichen war. Doch die Erinnerung an Amon war allgegenwärtig. „Bald wird es soweit sein...“ wisperte er, sah dann zur Seite. Er hatte den Pater gehört, welcher mit der Nahrung vor dem Tor stand. Godrics Atem drang zu seinem Gehör und das Rauschen seines Blutes war für ihn nicht zu überhören. Kurz lachte Lucifer auf. „Da hat sich jemand ganz schön Zeit gelassen! Nun~ Zeit ist nicht wirklich etwas, worüber ich mich beklagen sollte. Dennoch gehört es sich nicht, mich warten zu lassen!“ Godrics Griff um seinen Stab wurde fester. Er fragte sich woher Lucifer wusste das er vor dem Tor stand. Es war versperrt und nicht einmal ein Feuer hatte der junge Pater mitgenommen. Die Fackeln brannten hier unten immer noch. So war dies nicht nötig gewesen. Godric wollte keine Aufmerksamkeit erregen, doch nun wusste er wenigstens das Lucifer noch hier war und ihn bemerkt hatte...

Schweigen.
 

Lucifer schloss die Augen und wandte den Kopf ab, doch dann erhob Godric seine Stimme. „Bist du wirklich der Lucifer?“, drang seine Frage durch die dicken Tore. Der Genannte grinste. „Anscheinend eilt mir mein Ruf voraus. Doch was bringt dir dieses Wissen unbekannter Pater, der Amon so ähnelt? Möchtest du den Namen desjenigen wissen der dich töten wird?“, entgegnete Lucifer mit kalter Stimme. Godric ließ sich davon nicht abschrecken. Ihm war bewusst, dass ein Gespräch mit Lucifer kein Kaffeekranz sein würde. Immerhin ging es um die Sünde in Person. Ob dieser überhaupt wusste was ein Kaffeekranz war, war Godric schleierhaft. So führte er fort. „Du bist es also. Dann ist der Herr...“ „Im Himmel!“, unterbrach Lucifer ihn und setzte sich auf. Godric schossen sofort nach dieser Antwort tausende von Fragen durch den Kopf. Es gab Gott wirklich! Natürlich glaubte der Pater an Gott, doch so deutlich wie es Lucifer bestätigt hatte, hatte es wohl noch nie ein Mensch gehört. Sollte er Lucifer mehr Fragen? Mehr über Gott? Den Sinn des Lebens? Himmel und Hölle, oder gar anderes?

Nein... Das konnte er nicht tun. Godric hielt sich zurück, auch wenn es ihm schwer fiel. Auch ihn plagten existentielle Fragen und nun war jemand hier, der eine Antwort geben konnte. Lucifer hingegen schien ruhig. Gemächlich bewegte er seine Finger Richtung Handinnere, besah sich seine spitzen Fingernägel, als würde ihn das hier alles nichts angehen. Godric biss sich kurz auf die Unterlippe, kämpfte mit sich selbst und seinem Wissensdurst. Doch er konnte sich davon abbringen und die Fragen stellen, welche für ihn Momentan wichtiger erschienen. Jedoch war es nicht einfach mit Lucifer ein Gespräch zu führen...

 

„Woher kennst du Amon?“

„Wie ist dein Name?“

 „Wieso bist du hier?“

„Wo ist Amon?“

 

Godrics Griff um seinen Stab wurde fester. Egal was er fragte, Lucifer erwiderte mit einer Gegenfrage. „Ich..-“, doch weiter kam er nicht. Ein ohrenbetäubender Schmerzensschrei unterbrach ihn. Lucifer sprang aus seinem Sarg und war zum Tor gerannt während Godric sich umdrehte. Drei Mönchsleichen wurden in den weiten Raum geschmissen. Godric konnte sofort erkennen, dass ihnen nicht mehr zu helfen war. Aus ihren Augenhöhlen quoll Blut, ihre Kleidung war zerfetzt und einem wurde sogar der Brustkorb aufgerissen. Erschrocken über das Bild was sich dem Pater bot, drückte er sich gegen das Tor hinter sich. Den Stab fest in den Händen, darauf wartend was kommen möge.

„Es ist wohl soweit~“, waren Lucifers leise Worte, welche in der Dunkelheit zu hallen schienen.
 

Die Angriffe hatten das Kloster erreicht. Die Angreifer konnten die Siegel, welche die Mönche gesetzt hatten, umgehen. Einige Mönche hatten wie durch Zauberhand selbst die Siegel entfernt und ihre Mitbrüder, die sie daran hindern wollten, schwer verletzt. Sie waren besessen. Aus ihren Augenhöhlen quoll ebenfalls Blut, ebenso wie aus den Ohren, Mund und Nase. Sie hatten ein schon fast irres Grinsen auf den Lippen. Die siegelsetzenden Mönche wurden schnell besiegt, da sie dem Überraschungsangriff nicht erwartet hatten und ihre Brüder nicht angreifen konnten. So wurden sie selbst angegriffen und fast getötet. Doch nicht nur Besessene machten den Weg frei, sondern es hatten sich auch Dämonen unter die Mönche zu erkennen gegeben. Brüder welche Tag für Tag an der selben Tafel saßen, die selbe Arbeit verrichteten verwandelten sich in schaurige Wesen mit langen Ohren, Hörnern und spitzen Zähnen. Sie ließen ihre Klauen in das Fleisch ihrer ehemaligen Brüder gleiten und zerrissen es. Ein blutiges Bild spielte sich auf dem Götterberg ab. Während die Dämonen von außen die immer schwächeren Siegel zerbrachen, die wie eine unsichtbare Kuppel über das Kloster wirkten und die Sünder vom Eindringen abhalten sollten, hatten die Dämonen, die sich als Menschen getarnt hatten und schon lange im Kloster waren daran gemacht die Verteidigung zu schwächen. Die Siegel blieben nicht lange aufrecht und wurden komplett zerschlagen. Viele Mönche versuchten die normalen Menschen und unwissenden Mönche, die weder Kampfmönche waren, noch von der Existenz von Dämonen wussten, zu evakuieren. Doch auch sie wurden von den Dämonen überrollt. Ein erbitterter Kampf um das Kloster nahm seinen Lauf.

Während gekämpft wurde und auch das letzte Siegel fiel, erschien auf dem höchsten Turm des Klosters ein Dämon. Er war über zwei Meter groß. Seine langen, weißen Strähnen gingen ihm bis zur Hüfte. Sein freier Oberkörper war muskulös und an seinen starken Oberarmen trug er jeweils einen goldenen Reif. Seine Ohren waren, wie bei jedem Dämon, lang und Elfenartig. An ihnen hatte er jeweils drei Ohrringe und ein Kettchen, welches von der äußeren Ohrspitze bis zum Ohrläppchen ging. Es war ein silbernes Kettchen. An dessen Ende war ein Anhänger, der an ein umgedrehtes Kreuz erinnerte. Der Dämon trug kniehohe, schwarze Stiefel und hatte um seine Taille eine Bauchbinde mit allerlei Schmuck an dieser, während an der Bauchbinde schwarzer Stoff herunterging bis zu den Knöchel des Dämons und somit seine Blöße bedeckte. Die Augen des Dämons waren rot und sein Blick stechend. Auf der rechten Seite in seinem Gesicht waren Male, die sich von seinem Horn, herunter zu Auge und dann weiter bis zum Hals erstreckten. Unter dem rechten Auge war dieses Mal zu einem roten, zackigen, offenen Kreis geformt mit einem Punkt in diesem.
 

Der Turm auf dem der Dämon stand, war der Glockenturm des Klosters. In diesem läutete ein Mönch die Warnglocke. Doch dieser wurde von dem Dämon einfach aus dem Glockenhaus gezogen und in die Tiefe geworfen, wo er auf dem Boden aufkam und starb. Kalt lachte der Dämon und lies seinen Blick über das Kampffeld gleiten. „Lucifer!!! Ich weiß das du hier bist!!“, hallte seine Stimme über das Kampffeld. Der Dämon schien der Anstifter all der Übergriffe zu sein. Er hatte ein angst- und respekteinflößendes Aussehen. Die Dämonen gehorchten seinem Befehl, als er ihnen anwies keine Gnade walten zu lassen. „Ich werde dich finden Lucifer!!“, waren die lauten Worte des Dämons, welcher dann ins Kloster eindrang und jeden niedermetzelte der ihm in den Weg kam. Ein kaltes Lachen entkam dem Dämon, welcher so leicht in das Kloster kam, als wäre gar kein Widerstand.

Godric hatte die Worte selbst bis hier unten vernommen. So laut und durchdringend waren sie gewesen. Das Lachen war näher gekommen und drei seiner Brüder waren abgeschlachtet in die Grabkammer geschmissen worden. Mit festem Blick sah er zum Eingang und sah nur ein paar Sekunden zu jenem Dämon, der nach Lucifer verlangt hatte. Hämisch lachte er auf und sah zu Godric, welcher sich in Kampfstellung begeben hatte. „Ein Talin! Die letzte Verteidigungslinie. Das hatten wir doch schon.“, waren seine amüsierten Worte. Godric biss die Zähne zusammen. Dieser Dämon hatte eine unheimliche Aura. Der Blick des Dämons verriet, er würde keine Gefangenen machen. Dies konnte man auch gut an den Mönchen sehen, die verstümmelt auf dem Boden lagen. Der weißhaarige Dämon ließ sich nicht von Godrics Kampfposition beeindrucken und ging einen Schritt nach vorne, trat achtlos eine im Weg liegende Leiche fort und sah grinsend zu Godric. „Endlich. Ich musste eine Ewigkeit warten, doch endlich sehen wir uns wieder Lucifer.“, schien sich der Dämon zu Freuen. Godric sah seinem Bruder hinterher, welcher weggeworfen wurde. Der Dämon kümmerte sich nicht um die Leichen. Menschen schienen für ihn nur Gewürm zu sein. „Wie kannst du es wagen so achtlos mit den Toten umzugehen...“, wisperte Godric wütend, hielt dann inne als er Lucifers Regung hinter sich spürte und eine leise Stimme ertönte, die er nur schwerlich verstehen konnte, doch sie kam von Lucifer.
 

Lucifer war an das Tor gegangen. Er hatte die Ankunft dieses Dämons gespürt und auch dessen Ruf gehört. Er legte die Handflächen an das versiegelte Tor und hatte die Stirn an das kühle Gestein gelegt. Es war eine lange Zeit gewesen als er das letzte mal eine bekannte Stimme hörte. Er hatte die Augen geschlossen und stand in der Mitte des Tores, vor dem auch Godric stand. „Decus...“, wisperte Lucifer. Godric sah zu dem genannten Dämon, welcher immer näher kam. Decus war also sein Name... War er wegen Lucifer hier? Es wirkte so. „Yo Pater!“, holte Lucifer Godric aus den Gedanken. Dieser sah leicht angesäuert zur Seite. „Was?!“ Er dachte sich, dass Lucifer ihm irgendwelche Worte an den Kopf schmeißen würde. Dass er nun sehen würde was er davon hätte, oder das er seine letzten Sekunden noch zählen könne, da es gleich vorbei wäre. Doch nichts der gleichen. „Lass mich frei.“, verlangte er mit einer ruhigen Stimme. Godric schien seinen Ohren nicht zu trauen. Da verlangte Lucifer doch selbst die Freilassung! „Was? Niemals!“ „Lass mich frei Amon!“, kam es dann nachdrücklicher. Decus lachte. „Was gibt es da zu tuscheln? Lachhaft! Egal was ihr für Pläne schmiedet, gegen mich werdet ihr verlieren! Erst töte ich dich Amon! Langsam und qualvoll vor Lucifers Augen. Dann wird er selbst dran glauben müssen!“ Godric sah schockiert zu Decus. Hatte er da gerade richtig gehört? Er wollte Lucifer nicht befreien, sondern töten? War er nicht für seine Rettung hier? „Ich bin nicht Amon! Wann kapiert ihr es endlich!“ schimpfte Godric, welcher nicht ständig mit seinem Vorfahr verglichen werden wollte. Decus grinste nur perfide. „Ist mir egal wer du bist. Nach dem ich dich in einen Haufen Eingeweide und Matsch verarbeitet habe, ist mir dein Name auch egal. Doch für mich siehst du aus wie der Bastard von Pater Amon! Nimms mir nicht übel kleiner! Du hast eben ein schlechtes Karma und ein schlechtes Gesicht geerbt.“ Decus lachte auf und knackte mit den Fingern. Godric murrte. Er ließ es nicht zu, dass man seine Vorfahren beleidigte. Doch da war er nicht der Einzige. Er konnte hinter sich ein knacken hören. Lucifer hatte seine Krallen in das Gestein gerammt. Die Siegel auf dem Tor leuchteten auf und man hörte aus der Kammer einen erstickten Laut. Die Siegel verhinderten es, dass Lucifer dem Tor größeren Schaden zukommen ließ. Doch es dauerte nicht lange, da war der Fürst der Finsternis wieder auf den Beinen und schlug mit der Faust gegen das Tor.

"Nimm seinen Namen nicht in den Mund...", vernahm Godric gedämpft seine Stimme. Er wunderte sich warum ausgerechnet Lucifer Gedanken um Amons Ruf hatte. Was war nur zwischen den Beiden? Dann aber wurde er erneut angesprochen. „Jetzt befreie mich endlich!!“ „Niemals!“ Decus nutzte diesen Zwist und griff an. Er schlug Godric den heiligen Stab aus der Hand, welcher weiter entfernt auf dem Boden landete. Godric wurde gegen die Wand neben dem Tor geschlagen. Decus' Krallen hatten sich tief in den Körper gerammt und zogen sich einmal durch. Der junge Pater schrie vor Schmerz, während Decus nur befriedigt grinste. „Schön~. Ach Lucifer! Wenn du dieses rote Blut sehen könntest! Es ist so rein und duftet so verführerisch!“ Lucifer knurrte. „Bastard!“ Dies ließ Decus nur auflachen, dann blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Godric hatte sich wieder aufgerappelt und stieß Decus einen silbernen Dolch zwischen die Rippen.
 

Der Dämon schrie auf, taumelte eine Schritte zurück und sah an sich herunter. Ein silberner, geheiligter Dolch steckte in seinem Körper. „Wie kannst du es wagen!!“, knurrte Decus und zog sich den Dolch aus dem Körper und warf ihn zur Seite, so das er klimpernd, mit dem Blut des Dämons, am Boden ankam. Decus konnte den Dolch nicht lange anfassen. Da er geheiligt war, konnten Dämonen ihn nicht berühren ohne Verbrennungen zu erleiden. Dies sah man an seiner Wunde. Sie blutete nicht nur stark, sondern die Haut war in einem knappen Radius darum verbrannt. Wütend sah er zu dem Pater. „Ich töte dich!!“ "So einfach sterbe ich nicht", widersprach Godric angespannt und stützte sich an der Wand ab. Sein Priestergewand saugte sich mit seinem Blut voll. Decus' Krallen hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Wunden waren stark. „Ich bin noch keinen Monat wieder hier! So einfach werde ich nicht sterben!!“

„Welch wirre Weltanschauung!“ Decus hatte sich wieder ganz aufgerichtet und grinste überlegen. „Wie?“ Godric war schockiert. Eigentlich sollte die Wunde jeden Dämon wenigstens ein wenig in seine Schranken weisen, doch Decus stand als wäre nie etwas passiert. Der weißhaarige Dämon lachte nur und gab den Blick auf den Grund frei. Zu Godrics erstaunen war die Wunde dabei sich wieder zu schließen. Doch weiter wundern konnte er sich nicht. Decus holte aus und rammte seinen Fuß in die Magengrube des Paters. Als dieser zu Boden ging rammte Decus seinen Fuß auf Godrics Rücken. „Unterschätze mich nicht Gewürm! Ich bin keiner der kleinen Fische die ihr Gewöhnt seid!“ Godric verkrampfte sich. "Was soll der Mist überhaupt. Weswegen greift ihr unser Kloster an?", knurrte er und wollte nicht aufgeben. Er ließ die Hand unter seinen Kuttenärmel wandern, wo er einige Bannzettel hatte aus seiner eigenen Kreation. Er hatte sie sogar schon an Dämonen getestet, die meinten den jungen Talin überfallen zu müssen. Bis jetzt hatte er jeden Angreifer damit wieder in die Hölle zurück geschickt. Er hoffte das es auch mit Decus klappte. Doch Decus bemerkte Godrics Bewegungen und trat immer wieder auf ihn ein. Er packte ihn am Handgelenk, zog ihn daran hoch und riss ihm den Ärmel ab, wobei die Bannzettel herausfielen. „Bannzettel? Lachhaft!“ Godric stöhnte vor Schmerz, verfluchte innerlich die Aufmerksamkeit dieses Dämons. Dann glitt der Blick von Decus auf Godrics Ringfinger.
 

"Oh~ Dieser Ring, dieses schändliche und hässliche Antlitz. Du bist wirklich Amon~ Kein Zweifel.", kam es von dem Dämon. Hinter ihm tauchten vier Mönche auf. „Brüder!“, rief Godric und sah zu diesen. Einen konnte er als Bruder Tom erkennen, welcher seit der Ankunft sich um den Pater gekümmert hatte. „Bruder Tom! Ihr anderen! Geht! Dieser Dämon ist nicht normal! Er wird euch sonst auch noch umbringen!“ Doch die Worte des Paters stießen auf taube Ohren. "Aber Pater. Sie möchten doch nicht unserer Dunkelheit im Weg stehen. Sollte ein Diener Gottes nicht das beste für die Welt wollen?", fragte einer der Mönche. Godric sah erschrocken zu ihm. Bruder Tom nahm seine Kapuze ab und sah emotionslos zu seinem Freund. "Das Beste wäre, wenn Lucifer endlich stirbt. Am Besten wenn ihr alle mit ihm geht! Alle, die das schändliche Blut Amons haben", kam es von Bruder Tom. Godrics Augen weiteten sich vor Schock. Diese Worte von Bruder Tom zu hören versetzten ihm einen Stich im Herzen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht! Bruder Tom war einer der wenigen Mönche, welche sich um den Pater außerhalb der Predigten gekümmert hatten. Bruder Tom war es der Godric sein Zimmer zeigte, die Klosterregeln erklärte, den Ablauf und vieles mehr. Er hatte sich jeden Tag nach Godrics Wesenszustand erkundigt. Er war in der kurzen Zeit so etwas wie ein Freund geworden. „Bruder.... Tom...“ wisperte Godric, doch die Augen seines Bruders blieben kalt. Decus ließ Godric los und lachte amüsiert. Er klatschte in die Hände. „Welch perfekte Show! Leid und Verrat! Ich liebe so etwas.

Tom war etwas näher herangetreten. „Gräme dich nicht. In diesem Kloster gibt es viele Menschen, die nur auf diesen Moment gewartet hatten, da sie einen Pakt mit dem Herren Gehennas eingegangen sind, so wie wir.“ Auf Toms Erklärung sah Godric ihn nur vorwurfsvoll an. „Du hast dich verleiten lassen von der Sünde!“ Tom lachte. „Oh bitte! Nicht schon wieder das!“ Er strich sich eine blonde Strähne nach hinten. Als Godric seine geheiligte Kette nehmen wollte um für Toms Sünden zu beten, rammte dieser seinen Fuß in Godrics Magen, so dass er aufschrie und gegen die Wand gedrückt wurde. „Dieses ganze Beten macht mich krank! So lange musste ich das ertragen! Ich bin ein Ghoul, ein Diener der Dämonen und fühle mich gut dabei! Dennoch musste ich so lange hier an diesem verdreckten Ort zubringen! Ich diene einzig und allein Meister Decus! Er hat mich vor dem Tode bewahrt!“ Godric biss sich auf die Unterlippe. Er verstand nicht. Wieso Tod? Doch Godric wollte seinen Freund nicht aufgeben. „Warst du es nicht, der gesagt hatte, dass dieses Kloster ein Ort der Wunder sei? Hast du mir nicht gesagt, hier sei ein Ort zu Wohlfühlen, der Heimat!!“, schrie Godric und erinnerte sich an den ersten Tag an dem er in dieses Kloster kam. Bruder Tom hatte den Pater abgeholt. Godric hatte Sorge das sich so vieles verändert hätte, dass er dem Kloster nicht gerecht werden konnte. Doch Bruder Tom war es, der die Hand seines Paters geküsst hatte und ihm anlachte und mit Worten seine Sorgen nahm. Dass sich alle auf Godric freuen würden und ihn endlich Zuhause begrüßen wollten, dass alle eine Familie seien und das Kloster ein wundervoller Ort sei. Kurz schloss der Pater die Augen und ließ diese Erinnerung Revue passieren, sah dann Tom in die Augen. Dieser zog scharf die Luft ein, hatte ein wütenden Ausdruck. Decus lachte. "Ich muss schon sagen. Du bist nicht so schwächlich wie deine Vorfahren. Immer hatten wir gewartet das es jemand schafft Lucifer zu erwecken, damit wir ihn in die ewigen Jagdgründe schicken können. Doch jeder Pater war unnütz, so das wir sie alle aus dem Weg räumen mussten", erklärte er. Lucifer hatte hinter dem Tor alles mitangehört. „Mich in die ewigen Jagdgründe schicken? Lächerlich... Doch so warst du schon immer.“ Decus hob leicht den Kopf, wobei seine langen Ohren etwas nach unten gingen. „Ach Lucifer! Du wirst sehen was du davon hast.“ Godric sah leicht zur Seite. Niemand hatte ihm gesagt wie seine Familie gestorben war, oder warum die Talins so eine kurze Lebenserwartung hatten. Die meisten sind nicht einmal Dreißig geworden. Nun hatte er die Wahrheit gehört. Alle wurden sie umgebracht, wegen Decus' perfidem Plan. Der Pater ballte die Hände zur Faust, sah derweil weiterhin in Toms Augen. „Ich glaube dir nicht. Ich glaube nicht daran, dass Bruder Tom so einen schwachen Geist hat!“, sprach Godric ernst. Er würde nicht aufgeben. Das hatte er nie getan und nun wollte er nicht damit anfangen! „Du wagst es...“, zischte Tom, welcher dann zu Decus sah. „Oh Meister Decus!! Tötet diesen Pater endlich! Ich flehe euch an", bat er. "Ich möchte sein Blut zu uns nehmen und einer der Euren werden!" Die anderen Mönche nickten. "Oh bitte Herr! Nach so langer Zeit."

Decus lachte auf. Ihm gefiel dieses Schauspiel, was sich hier bot. Er legte seine Hand auf Godrics Kopf, seine Krallen gruben sich in dessen Kopfhaut. Das Blut sickerte langsam in die Haare des Paters und erneut stöhnte er vor Schmerz auf. Ihm kam es so vor, als würde er vor Schmerz benebelt werden. "Es dauert nicht mehr lange meine Diener und ihr werdet euch in der Dunkelheit Suhlen können! Mit Lucifers Tod wird unsere Ära aufsteigen! Ich werde alle Leiden lassen! Ich bin der Herr Gehennas und ein Gott!"
 

"Ihr wollt mich töten? Das ich nicht lache!", lachte Lucifer dunkel. "Eure Ära ist nichts weiter als einen Haufen Dreck wert!“ Decus sah wütend zu den Toren als Lucifer seine Ansprache begann. „Du wirst mich nie töten können! Ich bin der Herr der Unterwelt und die vollkommene Dunkelheit! Nicht du! … Bruder!“ Decus grinste während Godric verwirrt aufsah. Sie waren Brüder? Dennoch wollten sie sich umbringen? Aber Godric hatte keine Zeit sich diesen Gedanken zu widmen. Zu groß war gerade seine eigene Notlage. „Das werden wir noch sehen, kleiner Bruder. Damals hatte ich, dank der wachsamen Augen unserer Mutter nie die Chance gehabt. Aber nun werde ich dich aus dem Weg räumen.“ „Als ob!“ Lucifer sah zur Seite, wo er den Pater vermutete. Dieser war mit dem Gespräch der Brüder ein wenig überfordert. „Yo Pfaffe! Willst du sterben oder Leben?“ Godric öffnete mühevoll seine Augen, sah zur Seite, zum Tor. Was sollten diese Fragen? „Ich Frage dich noch einmal! Willst du Leben oder Sterben? Meine Freiheit, für dein Leben und das deiner Leute!“ Decus knurrte auf. Ihm passte es nicht wie sich das Gespräch entwickelte. Sein Druck wurde fester und die Krallen rammten sich tiefer in Godrics Kopf. „Ahh...~!“, stöhnte er vor Schmerz, biss sich auf die Unterlippe. Leben oder sterben? Was sollte der junge Pater wählen? Er wollte nicht sterben, doch die Chancen zu überleben waren gerade sehr gering. Sein Stab lag weit entfernt, an diesen kam er nicht. Die Mönche, darunter Bruder Tom, hatten Godric im Blick. Seine Bannzettel waren vorsorglich von einem der Mönche vernichtet worden. Gab es hier wirklich so viele Verräter und Mönche die auf der Seite des Bösen standen? Er war hin und her gerissen. Sollte er Lucifer zuhören? Als er aber ein Schrei von einem Mönch aus den oberen Stockwerken vernahm, war seine Entscheidung gefallen. "Wehe du hältst dein Wort nicht!" Mit diesen Worten legte Godric eine Hand an das Tor. Sein Blut lief an seiner Hand herunter und die Gravuren leuchteten auf. Im Namen des Herren! Löse das Siegel und gib die Kreatur das es beherbergt frei!!“ rief Godric. Lucifer grinste. „So wird dies unser erster Pakt...“ Godric war zu beschäftigt, rechtzeitig das Siegel abzubringen, als das er merkte wie sein Ring bei Lucifers Worten kurz aufleuchtete...

Decus sah schockiert zu dem Tor, riss Godric davon weg und rammte ihn gegen die nächste Wand, wo er vor Schmerz aufschrie. Doch auch brachte nichts mehr. Das Siegel löste sich und das Tor zerfiel zu Staub. Decus ging einen Schritt nach hinten und sah schockiert zu der Gestalt seines Bruders, die er seit so langer Zeit nicht mehr gesehen hatte.
 

Lucifer war nach 1500 Jahren endlich frei...

Zweites Buch I: Lucifer

Erneut werden lateinische Begriffe wieder im Nachwort übersetzt ^^

Viel Spaß beim Lesen!
 

Zufrieden sah Lucifer wie die Tore des Siegels vor ihm zu Staub zerfielen. Decus ballte die Hände zu Fäusten. So hatte er sich das nicht gedacht. Doch er hoffte das sein Bruder wegen des jahrelangen Siegels noch so geschwächt war, dass er ihn töten konnte. „Endlich frei! Nach so langer Zeit!“ freute sich Lucifer und sah zu den Anwesenden. Er sah zu Godric und musterte ihn. „Die Ähnlichkeit ist unverkennbar.“ Godric verzog leicht das Gesicht, sah zu der befreiten Gestalt und hoffte, dass er damit nicht sogar noch alles schlimmer gemacht hatte. „Vergiss dein Versprechen nicht!“ Lucifer lachte. „Natürlich nicht, kleiner Pfaffe!“

Die Mönche waren zurückgewichen als Lucifer einen Schritt aus seiner Grabkammer gegangen war. Sie falteten ihre Hände zu einem Gebet, baten zum Herren. Dafür hatte Lucifer doch nur ein müdes Lächeln übrig. „Selbst er wird euch nicht mehr helfen!“ Blitzschnell erschien Lucifer hinter Tom, rammte seine spitzen Fingernägel in seinen Kopf und drückte ihn fest zur Seite. Toms Schmerzensschrei erstickte jedoch als Lucifer seine spitzen Zähne in den Hals des Mönches rammte und dessen Blut aufnahm. Schon fast Sehnsuchtsvoll erwartete Lucifer dessen Blut, spürte wie es aus der Wunde quoll und seine Lippen benetzte. Genüsslich schloss er die Augen, schmeckte mit jeder einzelnen Faser seines Körpers das warme Blut. Die Wärme und Kraft, welche in all der Zeit verschwunden waren, kehrten zurück in seinen Körper. Tom konnte sich nicht wehren. Lucifers Griff war zu fest. Der schwarzhaarige war kleiner als Tom, dennoch war er der Stärkere. Der Biss hatte den Mönch benebelt. Er spürte wie langsam seine Lebenskraft verschwand und in Lucifer wieder erschien. Das Feuer an den Fackeln brannte nun heller und stärker als je zuvor. „G...Godric...“, röchelte Tom, konnte jedoch nicht einmal mehr die Hand nach ihm ausstrecken. Mit großen Augen sah Godric zu Lucifer. „Du hattest gesagt meine Männer würdest du nicht anrühren!!“, schrie er, fühlte sich verraten.

Decus hingegen wollte nicht untätig bleiben. Er ließ in seinen Händen ein Feuer erscheinen und warf es zu Lucifer. Dieser drehte sich und benutzte Tom als Schutzschild. Tom verbrannte jämmerlich am eigenen Leib. Seine Schmerzensschreie hallten durch den großen Saal. Stück für Stück fraß sich das Feuer in seine Haut, nagte an seinen Knochen. „Rettet mich mein Herr~", hörte man es nur noch. Lucifer lachte. „Dein Herr kann dir jetzt nicht mehr helfen.“ Das Letzte was Tom sah, war Lucifers rote Augen, dann verbrannte er endgültig zu Asche. „Deine Männer? Ich habe mein Wort nicht gebrochen. Dieser Mann war niemals einer deiner Männer.“, antwortete Lucifer überlegen. Godric wusste, Lucifer hatte Recht hatte, doch er konnte den Tod von Bruder Tom auch nicht einfach so kommentarlos hinnehmen. Bruder Tom war sein Freund gewesen. Daran hielt Godric nach allem noch fest.

Lucifer wandte sich ab und schenkte dem Pater keine Aufmerksamkeit mehr. Er interessierte sich nicht für die Moralvorstellungen der Menschen und deren Zweifel. Nur wenn er diese zu seinen Gunsten benutzten konnte. Doch Lucifer wollte hier weg. Lucifer wollte seinen Bruder Decus töten. Dies war der einzige Gedanke den er hegte. Durch das Blut war Lucifer gestärkt und nun Bereit zu kämpfen. Jedoch war Decus auch nicht untätig und griff erneut an. Er bündelte sein Feuer in den Händen und ließ ein langes Schwert aus Feuer erscheinen, welches er meisterhaft zu nutzen vermochte. Lucifer wusste um die Künste seines Bruders. Schon früher hatten die Brüder in ihrem Reich Kämpfe ausgetragen. Es war nichts neues mehr für die beiden. Doch Lucifer war so lange Zeit eingesperrt. Er war achtsam und beobachtete jeden Schritt seines Bruders. Nicht sicher was sein Bruder in all der Zeit gelernt oder gar verfeinert hatte. Decus stürzte sich auf Lucifer und murmelte etwas. Um ihn herum erschienen Dolche aus Feuer. Daraufhin lachte Lucifer auf. „Da stiehlt jemand meine Techniken?“ „Du irrst Bruder. Nicht stehlen, sondern verbessern!“ Mit diesen Worten ließ Decus einen Hagel aus Dolchen auf seinen Bruder niederregnen. Godric musste sich aufraffen, da dieser sonst vom Feuer des Dolchregens erwischt werden würde. Jedoch war der Pater durch Decus' Handgreiflichkeiten verletzt. Lucifer ahnte dies. Da er einen Pakt mit dem Pater geschlossen hatte, ihn und seine Männer zu verschonen, galt dies auch für den Schutz. Lucifer teleportierte sich direkt vor Godric und fing das Feuer mit seinem Körper ab. Dies nutzte Decus für einen weiteren Angriff. Da Lucifer das Feuer abgefangen hatte taumelte er ein wenig nach Hinten. Decus war sofort zur Stelle und rammte seinem Bruder das Knie in den Magen, nur um danach mit der Faust in sein Gesicht zu Schlagen. Dies geschah mit solcher Wucht, dass Lucifer gegen die nächste Wand geschleudert wurde. Kühl lachte Decus auf. „Anscheinend bist du noch ein wenig geschwächt Brüderchen. Oder wie erklärst du mir diese schwache Leistung? Als dein großer Bruder bin ich sehr enttäuscht. Ich habe mich auf einen fantastischen Kampf gefreut. Einen Kampf in dem es mich in Extase versetzt dich zu töten, deine Eingeweide mit bloßen Händen herauszureißen und dein Blut genüsslich in mir aufzunehmen. Doch das ist einfach nur enttäuschend.“

Lucifer war an der Wand zu Boden gesunken und stützte sich mit den Händen ab. Decus war während seiner Worte auf seinen Bruder zugekommen. In seiner Hand das Feuerschwert. „Doch keine Sorge. Ich werde es dennoch genießen deinen Leib zu zerstückeln.“ Ein höhnisches Lachen war von Decus zu vernehmen. „Das Lachen wird dir noch im Halse stecken bleiben!“ murrte Lucifer. „Sprich du nur. Wenn ich deine Augäpfel als Dekoration benutzte wird dir das auch nichts mehr nützen!“ Mit diesen Worten rannte Decus auf seinen Bruder zu. Das Schwert fest umgriffen und bereit die Klinge in den Leib seines kleinen Bruders zu schlagen. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen. Er hatte gewusst das sein Bruder sich dieser Hast hingab. Er war deutlich im Vorteil, weswegen er Decus gereizt hatte. Etwas was sein Bruder schon immer besaß, seine grenzenlose Ungeduld. Diese würde ihm nun zum Verhängnis werden. Als Decus die Klinge sinken ließ sprang Lucifer zur Seite, rollte kurz über den Boden und kam neben Godrics heiligen Stab zum stehen. „Los!“, befahl er dem Pater. Dieser wusste erst nicht was Lucifer wünschte, doch als er die Situation erkannte war er Bereit dem Folge zu leisten.
 

Godric zog eine weitere Gebetsrolle unter seinem Gewand hervor und fing an auf Lateinisch die heiligen Worte zu murmeln. Derweil hatte Lucifer den Stab des Paters genommen. Als er die Hand um diesen gelegt hatte verzog er schmerzverzerrt das Gesicht. Natürlich galt die Abwehrreaktion des Stabes auch bei ihm. Kein unreines Geschöpf würde ungestraft Hand an den reinen und heiligen Stab des Paters legen. Schon gar nicht der Herr der Sünden selbst. Doch dieser Biss die Zähne zusammen und ignorierte das Brennen an seiner Hand.und wehrte Decus Schlag ab als dieser sich zu ihm teleportiert hatte und zuschlagen wollte. Der Stab leuchtete auf und ließ Decus' Feuerschwert verschwinden, da die heilige Kraft des Stabes das Feuer neutralisierte. „Was geht hier vor?!“, verlangte Decus zu wissen. Jedoch gab ihm Lucifer eine andere Antwort. Mit Schwung schlug Lucifer seinen Bruder mit dem Stab in den Magen, nur um danach den Kopf mit einem mächtigen Schlag zurück zu schlagen. Der Stab brannte sich bei jedem Schlag in die Haut der beiden Dämonen. Als Lucifer ins Gesicht geschlagen hatte, brannte sich der Stab zwischen seine Augen. Er schrie auf. Lucifer nutzte die Sekunden der Unachtsamkeit und trat seinen Bruder in den ehemals versiegelten Raum. Als Decus gegen die Wand schlug rammte Lucifer den Stab durch den Körper seines Bruders und hatte ihn so an die Wand gepinnt. Als dies geschehen war, war auch Godric soweit. Nachdem Lucifer sein ehemaliges Gefängnis wieder verlassen hatte und auf die Knie sank, besprach Godric Decus mit einem Siegel das ihn lähmte, da dieser schon versucht hatte den Stab aus dem Gestein und seinem Körper zu ziehen. Ein weiterer Bann folgte. Godric errichtete mit der Siegelmagie erneut die Tür und versiegelte den Raum. So wurde das Gefängnis Lucifers zum Gefängnis für seinen Bruder.

Schwach vernahm Lucifer noch ein paar Worte seines Bruders, bis es still wurde in der Höhle. Er sah an seine Hände herunter. Der Stab hatte auch ihm zugesetzt. Seine Hände waren rot und schmerzten bei jeder Bewegung. Die heilige und reinigende Kraft gierte natürlich auch nach der sündigsten und dunkelsten Kraft die es gab: Die Dunkelheit Lucifers.

„Jämmerlich... Was hast du aus mir gemacht Amon...“, wisperte dieser. Seine Wunden heilten Stück für Stück, so dass nach ein paar Sekunden nichts mehr zu sehen war von der Röte. Godric sah staunend zu ihm, jedoch als er Stimmen hörte erinnerte er sich daran das der Angriff noch nicht vorbei war. Kurzentschlossen stand er auf und rannte denn Weg entlang, hinaus aus dem Keller. Lucifer war aufgestanden und hob eine Augenbraue. Dann lachte er etwas. „Interessant! Das er wirklich denkt ohne Waffe den Dämonen zu besiegen.“ Lucifer war sichtlich amüsiert darüber, doch als sein Ring kurz aufleuchtete sah er leicht genervt zu diesem. „Das Leben seiner Leute. Ich weiß, ich weiß.“, murmelte er und machte sich, weit gemütlicher als Godric, auf den Weg nach oben. Als Lucifer aus dem Keller kam streckte er sich ausgiebig. „Nach so langer Zeit ist es ein gutes Gefühl hier zu sein. Auch wenn ich den Geruch des frischen Blutes sehr schätze.“ witzelte er und sah nach Links und Rechts. Die Gänge waren mit Leichen übersät.  

Als Lucifer auf dem Gang stand spürten auch die niederen Dämonen die Aura ihres früheren Herren. Sie hatten kurz Inne gehalten mit ihren Angriffen. Die überlebenden Mönche waren verwirrt, einige wurden durch diese kurze Verwirrtheit gerettet, da sich nur ein paar Sekunden später die Klauen der dunklen Kreaturen in sie gebohrt hätten. Godric rannte durch die Gänge und wollte zum großen Platz am Eingang des Klosters. Dort versuchten die Mönche vergeblich die Dämonen am Eintreten in das Kloster zu hindern. Doch bevor Godric ankam hielt Lucifer ihn auf. Dieser hatte sich hinter den blauen Pater teleportiert und ihm am Handgelenk zu sich gezogen. „Hey! Wa- „, doch weiter kam Godric nicht. Lucifer hielt den Griff, trotz Godrics Bemühungen sich zu befreien. Dieser wunderte sich über die Kraft des schmächtigen und kleineren Mannes hinter ihm. Lucifer war einen guten Kopf kleiner als der Pater. Dieser hatte sich über das Aussehen des angeblichen Antichrist gewundert. Schließlich hatte Lucifer weder Hörner, noch einen Dämonenschwanz oder gar andere Dinge die sich die Menschen vorstellten. Selbst Decus hatte diese Attribute, doch dieser Lucifer hinter ihm sah aus wie ein normaler Jugendlicher. Ein Jugendlicher mit zu viel Kraft und Magie. Doch unter diesen Umständen hatte Godric noch nicht die Zeit gefunden sich Antworten auf all die Fragen zu suchen. „Du hast doch keine Chance gegen die Dämonen.“ „Das ist mir egal! Ich muss ihnen Helfen!“ „Wieso haust du nicht einfach ab? Du bist doch ein gefundenes Fressen für die. Deine blauen Haare und der Ring, das werden auch sie bemerkt haben. Oder liege ich da falsch Talin?“ Godric verengte kurz die Augen. „Mir war klar das ein Sünder wie du, mich nicht verstehen würde! Und jetzt lass los, bevor es noch schlimmer wird!“, forderte er, doch Lucifer zog Godric näher zu sich. Seine schlanken Finger vergruben sich in Godrics blaue Haarpracht. „Ihr seid euch zu ähnlich.“, sprach dieser. Godric wusste nicht was er von dieser Geste halten sollte, schlug aber entschieden Lucifers Hand von sich. „Lass das!“ Auf diesen kleinen Protest schien Lucifer selbst nur ein müdes Lachen übrig zu haben. „Nun gut! Wenn du das alles schon so schlimm fandest, dann solltest du am Besten die Augen schließen!“ Mit diesen Worten stieß er Godric in einen Gang und sprang auf einen Fenstersims, nur um danach auf das Dach zu kommen. Von dort sprang er über die Dächer, schlug jeden Dämon der ihm in den Weg kam zur Seite und kam schließlich auf den höchsten Punkt am Kloster. Der Glockenturm. Die Dämonen wussten nicht was sie davon halten sollten, jedoch hatte Godric ein komisches Gefühl. Diesem folgte er und rief seine Mönche in das Kloster. Sie sollten den Eingang von Innen verriegeln. „Aber Pater! Was ist mit dem Jungen da oben?“, kam es panisch von einem Mönch. „Ihm wird nichts passieren.“, versicherte Godric dem besorgten Mönch während auch alle anderen Überlebenden sich zum Tor kämpften. Gerade so schaffte es noch der Letzte hinein als das Tor ins Schloss fiel und ein Dämon unsanft an das stabile Tor krachte.
 

Während im Inneren des Klosters die Mönche sich um die unwissenden Menschen kümmerten und ihnen Beistand gaben, versuchten die Dämonen von Außen hinein zu kommen. Immer wieder war ein Krachen zu hören. Doch das Tor war fest verschlossen und durch ein Siegel, was Godric angebracht hatte, geschützt. „Lasset uns beten.“, sprach Godric. Die Mönche befürworteten dies und überzeugten auch die ängstlichen Schutzsuchenden sich dem Gebet anzuschließen.
 

Draußen versuchten einige Dämonen immer wieder Lucifer anzugreifen, doch diese konnten nicht einmal einen Finger an diesen legen. Zuvor zerfielen sie zur Asche mit einem gequältem Schrei. Lucifer lachte auf. „Das ihr tatsächlich glaubt auch nur einen Finger an mich legen zu dürfen!“ Er ließ seinen Blick über das Kloster schweifen. Von hier konnte man über alles sehen. Lucifer registrierte die Anbauten. Er kannte das Kloster aus einer anderen Zeit. Für ihn war das Kloster deutlich vergrößert worden, wenn er seine Erinnerung mit dem hier und jetzt verglich. „Dennoch wirkt es, als würde es nicht hier her gehören.“, befand er und hob seinen Kopf und schloss genüsslich die Augen. Der Wind wehte durch seine knöchellangen Haare. Er genoss es. Wie lange hatte er den Wind nicht mehr gespürt. Er fühlte sich gut. Er fühlte sich endlich wieder frei! Langsam öffnete Lucifer die Augen, sah direkt zum Himmel hoch. Hinter ihm hörte man das Krächzen der Krähen. Diese flogen um ihn und verloren ein paar schwarze Federn. Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Nicht einmal du könntest dies vorhersehen.“, wisperte Lucifer während die Dämonen immer wieder Diener vorausschickten, die an Lucifers unsichtbaren Schutz zerfielen. Langsam umarmte sich Lucifer selbst und dann wurde es Windstill. Erneut schloss er die Augen.
 

Eine Wolke schob sich vor den Mond und verdunkelte den Platz. Leicht sank Lucifer seinen Kopf, fing an zu rezitieren. "In nomen tenebrarum. Audire meo verbum. Ego rex peccatores excitat. Vocant vos et petere meritis! Esse servum et mortuis omnes qui tradidit me! In desperatione mea godson, in mortem praesidio! Clamo aeternum tenebris." Die leisen Worte schienen das Einzige zu sein, was durch die Dunkelheit kam. Zeitgleich gab die Wolke den Mond wieder frei und der Schatten Lucifers war gewachsen während der echte Körper die selbe Form behielt. Dem Schatten wuchsen Umrisse. Am Kopf des Schattens wuchsen Erhöhungen. Sie hatten die Umrisse von Hörner. Ebenso wuchs etwas an den Seiten. Große Umrisse welche immer weiter wuchsen. Sie nahmen die Gestalt von Flügel an. Der Mond, der noch helles Licht abgegeben hatte, verfärbte sich Rot. Lucifer hob seine Hände zum Mond, als wolle er ihn greifen. Schwarze Federn erschienen wie durch Zauberhand und schwebten um den Schwarzhaarigen. Lucifer streckte eine Hand zu den Dämonen aus. „Mori!" Auf diesen Befehl hin blieben die schwarzen Federn in der Luft stehen, richteten sich mit der Federspitze zu den Angreifern. „Peribit!“ Dann rasten die Federn wie Dolche auf die Dämonen zu, zerschnitten ihre Glieder, durchtrennten ihre Sehnen, schnitten Körperteile ab. Unter Lucifer erstreckte sich ein Meer aus Blut und Schmerzensschreie. "Immersa in tenebris! Requiem in contentio proditor!", waren Lucifers letzte Worte und immer mehr Federn regneten auf die Dämonen herab. Die Schreie waren bis ins Klosterinnere zu hören. Die Menschen klammerten an sich, versuchten sich im Gebet zu vertiefen. Die Mönche selbst wussten nicht was dort draußen geschah, doch sie wussten, sie mussten hier bleiben. Um zu Überleben, um den wehrlosen Menschen beizustehen. Godric zitierte weiter das Gebet, versuchte mit seiner Stimme das Schreien und Klagen der Sterbenden zu übertönen. Er musste seinen Gläubigen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
 

„Euer Verrat wiegt schwer! Nun werdet ihr dafür bezahlen!“, schrie Lucifer, auch wenn ihm keiner mehr antworten konnte. In der ausgestreckten Hand erschien ein blaues Feuer. Es loderte auf und legte sich um die Hand, verletzte ihn jedoch nicht. Lucifer ließ das Feuer zu Boden gleiten und es labte sich an all den Leichen, seien sie Menschen oder Dämonen.
 

Stille.
 

Godric sah auf. Hatte nun all dies ein Ende? Schien Gott ihn erhört zu haben? Er beendete das Gebet und sah zu seinen Brüdern, die seinen Blick erwiderten. Eine einzige Frage schien im Raum zu schweben. War es nun endlich vorbei? Godric selbst wollte sich vergewissern und löste das Siegel vom Tor. Die Mönche machten sich zum Angriff bereit. Schließlich wusste niemand was dort draußen, hinter dem Tor, aus sie lauerte. Godric hatte zur Sicherheit selbst noch ein Siegel in der Hand um sich zu schützen. Erst ein Stück, dann schlug er das Tor ganz auf und ein erschreckendes Bild erwartete die Gottesmänner. „Was... ist hier los...“, hauchte Godric kaum hörbar, hatte die Augen schockiert geweitet. Blaues Feuer hatte sich überall ausgebreitet. Man sah deutlich wie es sich auf einige Punkte konzentriert hatte. Den Grund vermuteten sie, konnten ihn jedoch nicht aussprechen. Zu groß war die Trauer um die eigenen Männer. Godric deutete ein Kreuz an auf seiner Brust, betete für all die verlorenen Seelen. Danach ließ er seinen Blick über das Gelände schweifen, hoffte jemanden zu finden der noch lebte. Seine Suche wurde belohnt, wenn auch nicht so wie er es sich wünschte. Dennoch war er von diesem Anblick gefesselt. Er drehte sich leicht in diese Richtung, hatte seine Kreuzhalskette fest in beide Hände. Lucifer, inmitten all der blauen Flammen. Er kam auf ihn und die Mönche zu. Godric sah direkt in seine Augen. Dieses Rot schien noch intensiver zu sein, dieses Feuer stammte von ihm. Daran hatte Godric keinen Zweifel. Ebenso wenig daran, dass er für das Massaker verantwortlich war. Vereinzelt sah man noch Blutspuren die darauf schlossen das nicht alle Körper komplett geblieben waren. Godric hatte vieles gesehen, doch so ein Massaker hatte auch er noch nie erlebt.  
 

Die Flammen hatten all die Körper gefressen und wurden kleiner. Sie verschwanden, etwas was den Mönchen viele Fragen aufwarf. Doch als sie Lucifer sahen schien dieser ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Während Godric stehen geblieben war und Lucifer direkt in die Augen sah, sah Lucifer belustigt zurück. „Alles in Ordnung?“, fragte ein Mönch und war vor Lucifer angekommen. Drei andere Mönche folgten diesem. Godric hätte am liebsten diese von ihm weg gezerrt, gar gerufen, sie sollen verschwinden. Doch diese Schreie behielt Godric für sich, schien innerlich zu schreien. Jedoch schien Lucifer den Mönchen nichts anzutun. Er erhob nicht die Hand, war dennoch auf etwas Abstand. Er schenkte kurz Godric einen spöttischen Blick, was diesen aus seiner Sorge erwachen ließ. „Dieser...“ Doch Godric konnte nichts sagen. Lucifer wandte sich an die Mönche. „Ja. Es geht mir gut. Was für ein schlechter Zeitpunkt nach Hause zu kommen.“, sprach Lucifer in einem schockierten Ton als sei er ein unbeteiligter Zaungast gewesen . „Oh! Deswegen kennen wir dich nicht. Aber du wohnst hier? Dann musst du ganz schön lange verreist sein. Ich selbst lebe schon seit zehn Jahren hier. Mein Name ist Jens. Wie lautet deiner?“, erwiderte der Mönch fragend. „Das stimmt. Ich hatte lange nicht mehr einen Fuß in das Kloster gesetzt. Mir kommt es fast wie eine Ewigkeit vor!“, antwortete Lucifer, sah leicht spöttisch zu Godric. Er konnte dem Pater ansehen welchen Kampf dieser gerade innerlich führte. Natürlich konnte Godric vor seinen Mönchen nicht so Handeln wie er es wünschte. Sie würden es nicht verstehen, denn Godric konnte schlecht allen verraten um wen es sich bei dem Heimgekehrten wirklich handelte. Somit war Godric verdammt gute Miene zum bösen Spiel zu bewahren. Ein Umstand den Lucifer selbst sehr amüsant fand und voll auskostete. „Mein Name ist Louis und ich freue mich wieder hier zu sein.“, stellte sich Lucifer vor. Die Mönche hießen ihn Willkommen, wollten ihm Godric vorstellen. Doch Lucifer verneinte. „Ich kenne den Pater bereits.“ „Oh. Wie kommt das?“, fragte Jens. „Eine lange Geschichte. Ich kenne seine Familie, aber entschuldigt mich nun. Es war hier so viel geschehen.“ Die Mönche zeigten sich Verständnisvoll. „Ich werde nun ein Bad nehmen und mein altes Zimmer beziehen.“ Mit diesen Worten ging Lucifer ins Kloster während die Mönche ihren Kameraden halfen, die nach möglichen Überlebenden suchten.
 

Godric ballte die Hände zu Fäusten, sah zu den Mönchen und folgte Lucifer ins Kloster. Als diese alleine in einem Gang waren erhob Godric seine Stimme. „Halt Sünder!“, verlangte er und tatsächlich blieb er stehen. Lucifer drehte sich zu Godric um und lachte. „Was gibt es Pfaffe? Willst du einem geschockten Zeugen nicht seine wohlverdiente Ruhe gönnen?“, kam es unter kurzen Lachen. Godric biss kurz die Zähne zusammen, überbrückte den Abstand zwischen ihnen schnell und stand nun knapp einen halben Meter vor ihm. „Geschockten Zeugen? Wie geschmacklos! Wegen dir sind alle gestorben!“ „Faaaalsch!“, widersprach Lucifer und lachte kurz auf. „Es war Decus der die Dämonen hier her brachte und ein Gemetzel anfing. Ich habe es beendet. Leider hast du nun hundert Minuspunkte Pfaffe.“ „Nenn mich nicht so! Und es ist egal. Ob dieser Decus oder du.“ „Wer hat mich denn durch seine Neugierde erweckt? Das warst doch du!“ Lucifer legte den Zeigefinger auf Godrics Brust, sah ihm direkt in die Augen. „Oder ist es in der Moderne Sitte in fremde Grabkammern zu steigen und dort sich überfallen zu lassen?“, kam es süffisant von Lucifer. Godric musste sich zusammenreißen. Er wusste das er Schuld daran trug in Lucifers Grabkammer eingedrungen zu sein, dennoch ließ er sich nicht von ihm Beschuldigen. „Trotzdem! Außerdem, was soll das? Louis? Du kennst mich? Wie kannst du meine Brüder so dreist belügen?“, verlangte Godric zu Wissen. Erneut musste Lucifer auflachen. „Verschwiegenheit ist wirklich nicht dein Ding. Oder wolltest du eine Massenpanik? Ihr Menschen seid doch in jeder Epoche gleich! Außerdem habe ich nicht gelogen! Ich lebte in der Tat hier, unter diesem Namen und ich kenne deine Familie und in meiner großen Güte erlaube ich es auch dir, mich bei meinem Namen in dieser Welt hier anzusprechen.“ Godric war etwas geschockt. Er wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Dieser Dämon, der Antichrist, kannte Amon! Doch bevor er weitersprechen konnte hatte sich Lucifer, Louis, schon abgewandt. „Ich habe keine Lust auf weitere Besprechungen und werde mich endlich dem Baden hingeben. Kaum zu glauben wie lange ich sicherlich schon kein Wasser mehr gesehen habe!“, sprach dieser und ging weiter. Doch so schnell wollte der Pater ihn nicht gehen lassen. Er wusste, aus dem Kloster jagen konnte er Louis nicht, doch so wollte er wenigstens den Schaden begrenzen. Er wühlte mit einer Hand in der Kutte herum, bis er fand was er suchte. Mit einer geschickten Handbewegung und einem kurzen Vers erschien ein leuchtendes Kreuz über den Dämon. Dieser blieb stehen und war ziemlich amüsiert über Godrics Versuche. Das Kreuz spaltete sich und die Abspaltungen wurden zu Kugeln. Diese flogen um Lucifer herum, wollten sich um seinen Hals legen und eine Kette bilden, doch soweit kam es nicht. Bevor die Kette sich materialisieren konnte, schnippte Louis einmal und die Kugeln zerplatzten und das Licht verschwand. „Wie?“ Godric verstand nicht. „Ach Pfaffe. Du bist dümmer als du aussiehst. Glaubst du wirklich, dass ausgerechnet ein kleiner Mensch wie du, mir eine Leine anlegen kann? Wie lachhaft. Und nun lass mich in Ruhe, oder ich werde dir eine Leine anlegen! Außerdem hast du etwas vergessen. Du kannst mich wegen des Paktes ebenfalls nicht in irgendeiner Weise einsperren. Dumm gelaufen.“ Mit diesen Worten verließ Louis den Gang und begab sich zum Raum in dem er das Badezimmer vermutete, da dies in diesem Raum war, als er noch im Kloster lebte. Er hatte Glück. Derweil blieb Godric im Gang stehen und ärgerte sich über die Situation. Doch dann wandte auch er sich ab und ging. Er wollte seinen Brüdern helfen. Wenn der Pakt für Lucifer galt, so würde er auch für Godrics Seite gelten. Zumindest hoffte er das.
 

Erst im Bad konnte sich Louis Schwäche erlauben und sank vor dem großen Wandspiegel auf die Knie. Er war lange eingesperrt und somit war er noch ein wenig Schwach gewesen, nachdem er die starke Energie entladen hatte um die Dämonen zu töten. Neben der Verwunderung des Bades, da es für ihn, seltsam eingerichtet war, wunderte er sich über den Geruch. Als Dämon konnte er den heiligen Geruch wahrnehmen und dessen Aura spüren. „Seit wann ist es hier so angefüllt mit heller Magie?“, wunderte er sich und richtete sich auf. Ebenfalls staunte er über die Armaturen von Waschbecken und Wanne. „Was ist hier nur los? Was hat Amon mit dem Kloster gemacht? Und wieso hat er... dieser verdammte Pfaffe, seinen Ring? Diese Missgeburt! Er sieht Amon so ähnlich und auch seine Aura ähnelt. Ist er sein Sohn?“ Er konnte sich keinen Reim auf alle dem bilden. Es war zu verwirrend gewesen.

Schnell fand Louis raus wie er Baden konnte, trotz der ihm unbekannten Gerätschaften und entschied sich erst einmal zu baden. „Ich muss den Ring dieses Pfaffen bekommen. Er hatte mich abgestoßen, so wie damals. Dabei gehören sie doch zusammen. Heilig und Unheilig.“, sinnierte er über das Geschehene und plante sein nächstes Vorgehen. Er wusste nicht wo er war, nicht einmal in welcher Zeit oder wie lange er geschlafen hatte. Louis war klug genug die Dinge nicht zu überstürzen. Zwar waren das hier alles Menschen, doch da er schon einmal versiegelt wurde, wollte er achtsamer sein. Kurz sank er mit geschlossenen Augen unter Wasser und gab sich seinen Erinnerungen hin. Doch als vor seinem geistigem Auge ein Mann mit blauem Haar erschien und ihm lachend die Hand reichen wollte tauchte er wieder auf. „Amon!“, war sein einziges Wort und stieg aus der Wanne. Louis wollte zu dem Mann bei dem alles angefangen hatte.  
 

Schnell hatte er sich angekleidet und suchte das Zimmer Amons auf. Dabei folgte er seinen Erinnerungen und kam auch recht schnell dort an. Louis stand vor einer verschlossenen Tür, welche schlicht und einfach wirkte. Sie war aus Holz, wie alle Türen der Schlafkammern. Doch er ahnte nicht, dass dieses Zimmer jemanden gehörte, den er am aller wenigsten treffen wollte...
 

Ein kurzes Klopfen.
 

 „Amon?“
 

Erneut klopfte Louis an die Tür, unterließ es sogar daran zu hämmern. „Amon! Komm! Hör auf mich an der Nase herum zu führen! Komm raus!“ Seine Stimme klang nicht mehr so fordernd und herrisch wie zuvor. Dennoch war sie erhaben. Doch dies hatte Louis auch nicht vor zu ändern. Derjenige der im Zimmer war wunderte sich jedoch. Godric hatte während Lucifers Bad mit den anderen Mönchen für Ordnung gesorgt, doch da es so spät war und Godric selbst verletzt war, hatte man ihn zur Ruhe gebeten. Er war in sein Zimmer zurückgekehrt und wurde vom einem Mönch, der Arzt war, verbunden und versorgt. Nun wollte Godric sich eine neue Kutte anziehen und zu Bett gehen, doch ein Klopfen und die bekannte Stimme brachten ihn ab von dem Tun. Erst wollte er ihn ignorieren, doch als Godric ein Kratzen vernahm, da Louis mit seinen Krallen kurz an dem Holz kratzte und den Namen des Verwandten, konnte er dies nicht mehr länger. Mit bestimmendem Schritt ging er zur Tür und machte diese auf. Louis sah in Godrics Augen und auch dieser erwiderte den Blick. „Was machst du in Amons Kammer Pfaffe?“, verlangte Louis zu erfahren. Godric musste an die Worte von Louis denken, dass dieser hier lebte und seinen Vorfahr kannte. Doch als Louis sich an Godric vorbei gedrängt hatte um nach Amon zu suchen, hatte sich der Pater zu ihm umgedreht. „Amon ist Tod! Das ist dir wohl entgangen in deinem Sarg da unten! Also hör auf nach ihm zu rufen wie ein kleines Kind!“, kam es kühl von Godric, der versuchte so hart wie möglich zu sein. Er wollte sich gegenüber dem Antichrist keine Schwäche erlauben. Die Bilder der Toten waren ihm immer noch im Gedächtnis. Louis blieb stehen und drehte sich zu ihm. Wut stieg in diesem auf. Er wusste nicht worüber er mehr grollen sollte. Das ein sterblicher es wagte so respektlos mit ihm zu reden, oder das dieser behauptete Amon sei Tod. „Du!“, kam es bedrohlich von Lucifer und Godric ging in eine Abwehrstellung. Diese war auch nötig, denn Louis hob seine Hand und wollte seine Krallen in den Leib des Paters schlagen. „Du wagst es falsch Zeugnis zu sprechen? Mir gegenüber? Als Pater? Amon würde nicht so einfach sterben!“, waren Louis' wütende Worte und er schlug zu. Doch anstatt den Pater zu töten leuchteten die Ringe auf und beide wurden auseinander geschleudert. Godric kam gegen die harte Holztür auf während Louis auf das Bett fiel.
 

Der blaue Pater erhob sich stöhnend, da seine Wunden schmerzten. Er fragte sich was dies zu bedeuten hatte. War das wieder ein seltsamer Zauber des Dämons? Louis setzte sich auf und sah auf seinen Ring. Er wusste die Antwort. Es war der Schwur. Die Freiheit gegen die Unversehrtheit. „Kacke...“, murmelte Louis und stand auf, da er nicht ewig auf dem Bett des Paters sitzen wollte. Er strich sich ein paar Haarsträhnen nach hinten, die durch den unfreiwilligen Flug sich nach Vorne gestohlen hatten. Derweil versuchte er Amons Aura zu Orten, doch vergeblich. Louis fand sie nicht. Es war nur Godrics Aura, die Amon sehr ähnlich war. Louis musste sich eingestehen, dass er nicht wusste was hier los war. So sah er zu dem Pater. „Wer bist du? Welches Jahrhundert schreiben wir?“, fragte der unwissende Dämon. Nachdem Godric sich erhoben hatte und seine Kutte gerichtet hatte, sah er zu Louis. Als er seine Fragen vernahm, wollte er erst antworten, dass dieser mehr Zeitung lesen sollte, doch dies war unsinnig. Immerhin war Louis eine Ewigkeit in der Kammer. Da würde kein Zeitungsbote hinkommen. Er unterließ die pampigen Antworten und gab Auskunft. „Wir leben im Jahr 2012! Und seit Amons Tod sind mindestens 1500 Jahre vergangen. Mein Name ist Godric Talin und Pater Amon war mein Urgroßvater!“, gab Godric die gewünschte Auskunft. Selbst wenn es sich um einen Dämon handelte, so war Godric bereit jedem verirrten eine Auskunft zu geben. „Und nun, verlasse mein Zimmer.“, fügte er noch hinzu. Da Louis ihn nicht töten konnte, wurde auch er mutiger. Sonst würde er sich nie Lucifer widersetzen, dem Herren der Unterwelt. Doch da dieser ihn nicht töten konnte und Godric glaubte, dass dieser irgendwie an dem Kloster hing, so das er es nicht mit samt den Mönchen den Erdboden gleich machte, wagte Godric es den Mund zu öffnen. Natürlich hatte auch er etwas Angst, das war natürlich als Mensch. Louis konnte ihn zwar nicht töten, aber immer noch schwer verletzen. Doch dieser schien gerade mit den Gedanken woanders, schien die Informationen die er bekam zu verarbeiten. Als dieser sich wieder gesammelt hatte, sah er kurz zur Seite. An einer Wand war eine kleine Tür. Sie war nur ein wenig größer wie Godric selbst. Er sah die Tür an, als würde diese sich jeden Moment von selbst öffnen. Doch das tat sie nicht. Nichts kam aus dieser Tür. Sie sah aus, als wäre sie lange nicht mehr benutzt. Nur schwach sah man noch die Umrisse dieser Tür und ein kleiner Schrank stand zur Hälfte vor dieser. Godric wunderte sich über den Blick, folgte diesen und entdeckte selber diese Tür. Er hatte sie schon vorher einmal entdeckt, doch da er den Schlüssel dafür nicht hatte, hatte er sie zugestellt und nicht benutzt. Sie schien für ihn lange nicht mehr benutzt und so hatte auch er es nicht für nötig befunden den Raum dahinter zu erforschen. Jedoch wunderte er sich das Louis sofort diese Tür entdeckte. Für gewöhnlich musste man erst ein paar Mal mehr dort hinsehen um zu sehen das dort wirklich eine Tür war.
 

Louis sah dann zu Godric, fing an zu lachen. Der Pater verstand nicht. Erst sah er zu einer Tür, dann fing er an zu lachen. Godric hatte nicht wirklich gedacht Lucifer zu verstehen, doch das war selbst ihm ein wenig suspekt. „Das war ein guter Witz, Aushilfspfaffe!“, fing Lucifer an und lachte erneut. „Amon würde niemals ein Versprechen brechen. Er soll seit 1500 Jahren Tod sein? Schwachsinn! Das würde bedeuten, dass auch ich 1500 Jahre älter wäre. Aber ich fühle mich noch recht jung und agil!“ Godric biss sich kurz auf die Lippe. Er wusste nicht was er von ihm halten sollte. Dennoch wollte er sich nicht der Lüge bezichtigen. „Es ist die Wahrheit! Wir haben 2012! Lügen ist eine Sünde! Als würde ich eine Sünde begehen. Ich bin nicht du!“ Kurz schmunzelte Louis. Da hatte der Pater Recht. Lügen war eine Sünde und Louis kannte kaum reine Geistliche die logen. „Hmm... 2012. Was für ein verdammt beschissenes Jahr. Nicht wahr?“ Louis fixierte Godric mit seinem Blick, grinste etwas. Dieser wusste worauf der Dämon anspielte. Immerhin gab es durch Decus auftauchen und das Erwachen Lucifers viele Menschen die dachten das die Prophezeiung der Maya nun Wirklichkeit werden würde. Selbst Godric hatte sich damit auseinander gesetzt. Zwar dachte er nicht daran, doch da Lucifer in diesem Jahr erwacht war, war es doch irgendwie ein schlechtes Jahr. So seine Gedanken. Doch den Triumph gönnte er ihm nicht. „Du weißt genauso wie ich, der Herr würde es nicht zulassen! Und nun geh! Im Gegenzug zu euch Dämonen, möchten Menschen in der Nacht schlafen!“ Daraufhin lachte Lucifer nur, verließ aber freiwillig die Kammer. Es gab vieles worüber er nachdenken wollte. Als die Tür hinter ihm zuging und sich Godric schlafen legte, teleportierte sich Lucifer in den Glockenturm. Vor Godric wollte er nicht ins Grübeln geraten. Der Glockenturm war verlassen. Hier würde ihn niemand stören oder gar sehen. Es nagten Zweifel.
 

War Amon wirklich Tod?
 

„Du hast es mir Versprochen... Amon.“, wisperte Louis und schloss die Augen. Ein sanfter Wind wehte durch das Haar, doch ein weitaus größerer Sturm tobte in dem Dämon selbst. Er musste es Wissen, überprüfen ob Amon wirklich Tod war. So machte sich Louis am nächsten Morgen auf um dies zu überprüfen. Er hatte sich eine Kutte eines Mönches genommen, welcher am Duschen war. Dieser wunderte sich über den Verbleib seiner Kutte, doch Louis störte dies nicht wirklich. Da der frühere Besitzer der Kutte viel breiter Gebaut war, als Louis selbst, hatte er einfach ein Band genommen und dieses um seine Taille gebunden. Dies bekam er, indem er den Stück Stoff abriss, der durch die unterschiedliche Größe der Träger beim Laufen schleifen würde. Zwar versank er immer noch fast in der heiligen Kutte, doch seine eigene Kleidung konnte er nicht tragen. Diese war alt und verdreckt mit dem Blut seines Bruders. Lieber würde er ein verhasstes heiliges Gewand tragen als weiterhin das Blut seines Bruders mit sich zu tragen. Die alte Kleidung hatte er verbrannt. „Diese Kutte stinkt nach Weihwasser. Was machen die nur immer mit ihrer Kleidung!“, beschwerte er sich, zog sich dennoch die Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht. Da es hell war und die Sonne hoch am Horizont war, war es eine unsittliche Zeit für Dämonen. Natürlich wurden sie nicht zu Asche, doch die Sonne war Louis unangenehm. Er war die pure Dunkelheit und empfand so die Sonne und das blendende Licht als sehr störend.
 

Als dies erledigt war und Louis eingekleidet, machte er sich auf den Weg. Er folgte seinen Erinnerungen. Wenn Amon wirklich gestorben war, so gab es nur einen Ort wo er nun sein konnte. Louis wusste um den geheiligten Friedhof des Klosters, der tief im Wald lag. Jeder Mönch der hier im Kloster lebte wurde dort begraben. So musste auch Amon dort sein. Louis lief den Weg durch den Wald und recht schnell am Friedhof an. Er hatte sich etwas beeilt, da er unbedingt in Erfahrung bringen wollte wo Amon war. Von weitem konnte Louis schon die Mauern des Friedhofes sehen. Sie waren mannsgroß und ein riesiger Torbogen, mit göttlichen Symbolen die für Schutz und Frieden standen, gewährte einen Einlass. Der Friedhof war mit in den Berg gebaut und erstreckte sich somit über drei Stufen. Louis schritt weiter und passierte den Torbogen. Seitlich standen zwei Säulen mit Engelsfiguren. Louis erkannte sie sofort, auch wenn die Statuen wenig gemeinsam hatten mit den echten Personen. Auf der einen Seite sollte die Engelsstatue Uriel, den Engel des Todes und Richter der Toten darstellen. Auf der anderen Seite war Raphael. Engel des Lichtes und der Heilung. Er stand für die Menschen für das Leben. Ein wenig schmunzelte ich. „Also als Statuen gefällt ihr mir schon viel mehr.“, witzelte er, ging an ihnen vorbei und ließ seinen Blick über den Friedhof wandern. Er kam ihm so unnatürlich groß vor. „Werden hier jetzt alle Begraben?“, waren seine Worte. Doch dann fiel ihm wieder Godrics Auskunft ein. Es würde seiner Meinung nach zusammen passen. Wenn wirklich 1500 Jahre vergangen waren, dann würde es die Menge an Gräbern erklären. Doch das würde auch heißen...
 

Louis schüttelte den Kopf. Über diese Wahrheit wollte er nun selbst Auskunft finden. Sein Blick blieb an einem Mausoleum stehen. Es war das größte und herausragendste Gebäude auf dem Friedhof und lag direkt in der Mitte. Es war komplett weiß. Säulen führten zum Eingangsbereich und über dem Tor waren auch dort Bilder zu sehen. Dieses mal jedoch von Engeln. Louis ging direkt zu dem Mausoleum und blieb vor dem verschlossenen Tor stehen. Dieses war weiß, versehen mit goldener Schrift. Es stand etwas auf Latein, doch Louis hatte keine Probleme es zu lesen. Die Zeilen jedoch gaben ihm ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Es wurde gewarnt das dies das Mausoleum der Familie Talin war und der schwarze Pater dort beigesetzt wurde. Louis kannte nur einen schwarzen Pater. Eine Person, die sich diesen Titel zu Schulden kommen ließ. Vorsichtig legte er seine linke Hand auf das Tor, fuhr mit der Fingerkuppen über die Schrift.
 

...Amon.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Übersetzung:

Requiem in pacem peccatorum! = Ruhe in Frieden Sünder Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In nomen tenebrarum. Audire meo verbum. Ego rex peccatores excitat. Vocant vos et petere meritis! Esse servum et mortuis omnes qui tradidit me! In desperatione mea godson, in mortem praesidio! Clamo aeternum tenebris! = Im Namen der Dunkelheit. Hör mein Wort. Ich der König der Sünder bin erwacht. Rufe dich und verlange deine Dienste! Sei mein Sklave und bringe den Tot über all die welche mich verraten haben! Die Verzweiflung ist mein Pate, der Tod mein Geleit! ich rufe sie aus, die ewige Dunkelheit!

Mori! = Stirb!

Peribit! = Verrecke!
Immersa in tenebris! Requiem in contentio proditor! = Getaucht in der Dunkelheit! Ruht in Unfrieden Verräter! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück