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Magical Lies

~~ Originalspeedwichtelff für Plueschninja
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Magie, bunte Kostüme, etwas irritierende Namen und süße, minderjährige Mädchen. Das alles macht ein gutes Magical Girl aus. Viele Anime-Mädchen haben nun schon über Jahre erfolgreich gegen dunkle Mächte gekämpft und die Erde immer wieder aufs Neue gerettet.
Doch wie wird man zu einem dieser Magical Girls? Nun, es gibt da einige Theorien, und wenn man querbeet geht, war alles schon mal dabei.
Eine der ältesten Theorien ist wohl die der Reinkarnation. Kriegerinnen aus einer anderen Zeit, am besten noch aus einer anderen Welt, werden ohne Erinnerungen auf der Erde wiedergeboren und entdecken schließlich dank niedlicher, flauschiger Wesen, die auch Tiere sein können, ihre magischen Kräfte.
Andere wiederum sind normale Mädchen, die von eben diesen flauschigen Wesen dazu gedrängt werden Retterinnen der Erde zu werden. Meist geschieht das aus der Not heraus, und natürlich kann niemand anderes so geeignet sein wie die etwaigen Protagonistinnen.
Eine dritte Gruppe besteht aus Mädchen, denen Tiergene oder andere Fähigkeiten mit Hilfe der Wissenschaft implantiert oder übertragen wurden. Wiederum andere sind das geborene Magical Girl, deren Vorfahren selbst schon ehrenhafte, magische Wesen waren.
Und schließlich gibt es die Mädchen, deren Schicksal so tragisch ist, dass sie sich einen Wunsch erfüllen können, um als Gegenleistung als Magical Girls gegen ihre gescheiterten Vorgänger zu kämpfen.
Es gibt also viele Wege, um ein Magical Girl zu werden. Doch nicht immer ist das glitzernde Leben dieser magischen Mädchen mit einem Happy End gesegnet. Die Welt bei eben jenen nicht schillernden Gestalten ist alles andere als perfekt, und nicht selten müssen sie mit ansehen, wie ihre Gefährten im Kampf gegen ihre Feinde unterliegen. Natürlich sind gerade diese Momente besonders tragisch, denn schließlich sind die Mädchen durch ihr gemeinsames Schicksal zu den besten Freunden geworden, auch wenn sie ohne eben dieses Schicksal nie wirklich miteinander in Kontakt gekommen wären, oder sich gar mögen würden. Magical Girl sein verbindet eben, auch wenn man eigentlich mal auf der Seite der Bösen stand, oder eben erst gut war, dann böse und zum Schluss wieder gut wird. Solange man ein Magical Girl ist, kann einem alles verziehen werden, außer man entschließt sich, bis zum bitteren Ende böse zu sein.

Wie man sieht sind Magical Girls durchaus interessante Mädchen. Doch es gibt auch eine düstere Seite, die eher selten beleuchtet wird. Und darum wird es auch in dieser Geschichte gehen. Die Frage ist immerhin, können Magical Girls wirklich immer einander vertrauen? Und wie weit gehen sie wirklich, wenn die Welt, wie wir sie kennen, auf dem Spiel steht?
Doch worum geht es im Groben?
Nun, es geht um Lyra, die neu in eine namenlose Stadt kommt und dort gleich von Plüschi begrüßt wird, die sie ohne driftige Beweise für einen Feind hält. Nur dank Lilim, der Schulsprecherin, kann ein kleines Drama abgewiesen werden und Lyra kann ihr Leben in der neuen Stadt beginnen.
Durch eine Häufung unglücklicher Zufälle erfährt das Mädchen jedoch, dass sie die Nachfahrin eines Magical Girls und damit selbst ein magisches Mädchen ist, deren Aufgabe es ist gegen die dunklen Mächte zu kämpfen. Doch sie muss das nicht alleine tun, denn auch Plüschi und ihre Senpai Lilim und Rizumu stehen ihr zur Seite. Während ihrer Kämpfe trifft sie aber auch auf Naenia, die ebenfalls ein Magical Girl ist, aber auf eigene Faust kämpft. Notgedrungen schließt sie sich aber der kleinen Gruppe, die von der eingeweihten Finlass mit Informationen versorgt wird, an.
Das Schicksal der Welt hängt von ihnen ab. Können die Magical Girls die Welt retten, oder werden sie diese vollkommen auslöschen? Eine schwere Entscheidung liegt vor ihnen. Nur, wie werden sie sich entscheiden? Komplett anzeigen

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Legendäre Kriegerinnen

Eine alte Legende besagte einst, dass Finsternis und Licht um die Macht rangen und dafür die Schöpfung der Götter benutzten. Unerfahrene Mädchen wurden mit magischen Kräften ausgestattet und kämpften gegen ihre Gegner. Auf ihren Schultern trugen Licht und Finsternis die blutigen Schlachten aus. Doch nie gewann eine Seite klar und deutlich, sodass das Gleichgewicht gewahrt wurde.

Die sterblichen Kriegerinnen vererbten über Jahre ihre magischen Gene über Generationen und trugen weiter die Kämpfe der beiden Gegensätze aus, die ihre Kriegerinnen aber über die Zeit vergessen hatten.

Doch auch die Kriegerinnen vergaßen den Grund für ihre Existenz, sodass ihre Feinde zu ihren Gefährten wurden.

Die legendären Krieger zogen nun gemeinsam in den Kampf gegen Jene, die das Wohl der Erde bedrohten. Wie die Ratten krochen sie aus ihren dunklen Löchern, geschaffen von den negativen Gedanken der Menschen und geschaffen aus der Schwäche der legendären Krieger.

Die Dunklen sehnten sich nach dem Licht und wollten es aus den magischen Mädchen saugen. Doch ein ums andere Mal verloren sie. Mit jeder Niederlage aber wurden sie stärker und unmenschlicher. Aber die Kriegerinnen, die sich nun Magical Girls nannten, vererbten ihre Magie weiter, sodass die Erde nie wirklich dem Ende geweiht war und sich immer weiter drehen konnte.

Doch damit fand auch das Leiden der Menschheit kein Ende. Solange es Gut oder Böse gab würde es auch weiterhin so sein, das wussten die Menschen. Und deswegen waren sie dankbar über die magischen Mädchen, deren Existenz aber auch bei den Beschützen in Vergessenheit geriet.

Heute gibt es nur noch wenige, die die Legenden über die Magical Girls kennen und wissen, dass es sie gibt. Denn auch heute noch agieren jene Mädchen im Geheimen und beschützen unsere liebgewonnene Welt. Sie machen unser Leben, dessen Ordnung sonst gestört wäre, einfacher. Und so erzählt auch diese Legende von den Kriegerinnen, die einst von Finsternis und Licht geschaffen wurden.

Das Erbe der Magical Girls

1. Tag Nachmittag Bahnstation Downtown
 

Vorsichtig stieg Lyra aus dem Zug aus, der sie in ihre neue Heimat gefahren hatte. Eigentlich wollte sie schon viel früher hier ankommen, aber die Umstände in ihrer alten Heimat hatten sich dem in den Weg gestellt.

Stumm sah sich die schwarzhaarige Schülerin um, wobei der Blick ihrer braunen Augen auf dem Schild hängen blieb, das den Namen der Haltestelle “Downtown” in weißen Lettern zeigte. Seufzend zog Lyra einen Zettel aus der Tasche ihrer gelben Jacke und entfaltete es behände. Nachdenklich sah sie auf das weiße Blatt, dass ihr den Weg zum Wohnheim beschrieb. Es war ein kleinerer Fußmarsch und mit Sicherheit musste sie noch die ein oder andere Pause machen, da der schwarze Koffer in ihrer Hand alles andere als leicht war. Er war schon alt und lädiert genug, sodass die Rollen, die ihr das Tragen erleichtern sollten, nicht mehr funktionierten.

Langsam lief das Mädchen durch die Menschenmassen, durch die sie blind den Ausgang der Bahnstation gefunden hätte. Manchmal fragte sich das junge Mädchen, wie Japan so überbevölkert sein konnte, sodass die Rush Hour schon fast stündlich ablief. Es war zwar am Feierabend am allerschlimmsten, aber schon zur Mittagszeit war das Treiben für ihren Geschmack zu geschäftig. Doch da musste sie durch, wenn sie zum Wohnheim kommen wollte. Vielleicht traf sie ja auch eine Schülerin oder einen Schüler ihrer neuen Schule. Er oder sie konnte ihr dann vielleicht eine bessere Beschreibung als die von Google Maps geben.
 

1. Tag Nachmittag Wohnheim Mahou Shoujo
 

Als die Tür klingelte, zuckte Plüschi zusammen, denn bis eben hatte sie gedankenverloren auf ein Bild ihrer Mutter gestarrt. Kurz dachte das Mädchen mit dem nussbraunen Haar nach, wer das wohl sein konnte. Konzentriert schloss sie ihre grünblauen Augen und legte ihre Hände auf den schwarzen Faltenrock ihrer Schuluniform. Irgendwo in ihrem Oberstübchen fand sie schließlich die Antwort. Die Erinnerung, dass Lilim von einer neuen Wohnheimbewohnerin gesprochen hatte, keimte wieder auf. Entweder waren das nun ihre Sachen, was wahrscheinlicher war, oder die Neue, die aber einen Schlüssel erhalten hatte.

Langsam erhob sich Plüschi und verließ ihr Zimmer, denn erneut klingelte es an der Tür. Außer ihr würde auch niemand sonst diese öffnen, denn ihre Senpais waren unterwegs und suchten nach Mädchen, die ebenfalls für das Mahou Shoujo geeignet waren. Genau so hatten die beiden sie gefunden.

Ein drittes Mal klingelte es an der Tür, weswegen Plüschi sich nun doch beeilte.

“Ich komme schon!”, rief sie, als sie im Wohnbereich war und sich langsam der Haustür näherte.

‘Okay, nur noch wenige Schritte.’ Vorsichtig näherte sich Plüschi der Tür und griff nach der Klinke. Doch ohne ihr Zutun ging diese nach unten und die Tür schwang auf.

“Plüschi, ich hab dir doch gesagt, dass die Neue heute kommt. Du musst also keine Angst haben. Die Bösen würden sowieso nicht klingeln.” Erleichtert atmete sie auf, als sie die ihr vertraute Stimme vernahm.
 

1. Tag später Nachmittag Mahou Shoujo
 

Nachdenklich sah sich Lyra das Bild des Wohnheimes auf ihrem Zettel an. Ein Blick von dem Papier weg auf das dreistöckige Gebäude verriet ihr, dass sie angekommen war, denn das Bild entsprach dem was sie vor sich stehen sah. Hier würde sie also in nächster Zeit wohnen.

Ohne dem Papier weiterhin Beachtung zu schenken, steckte Lyra dieses weg und zog stattdessen einen Schlüssel raus.

‘Dann mal los…’, dachte sie und ging die steinernen Treppen zur Haustür hoch. Gezielt versuchte sie, den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch zu stecken, doch ohne es lange zu probieren, merkte der Neuankömmling, dass dieser Schlüssel wohl nicht passen würde. Verwundert darüber sah sie das Stück Metall in ihrer Hand an. Dass er kaputt war bezweifelte sie, denn den Schlüssel hatte sie erst vor wenigen Tagen erhalten.

Nachdenklich sah Lyra von dem Schlüssel auf und sah zur Tür, die in rotbraunen Backstein eingesetzt war. Nirgends war eine Klingel zu sehen, weswegen sich das Mädchen nun fragte, wie sie sich bemerkbar machen sollte.

‘Warum hat dieses Haus keine Türklingel?’ Es war ein Missstand, der Lyra verärgerte, denn für gewöhnlich hatten die Wohnhäuser eine Klingel, die alle Bewohner einer schulischen Heimeinrichtung hören konnten.

‘Bleibt mir wohl nur das Klopfen…’ Seufzend hob sie die Hand und wollte gegen das dunkelbraune Holz klopfen, doch dieses Tun erwies sich als unnötig, denn wie von selbst ging die Tür auf.

‘Wie in einem Horrorfilm.’ An sich wäre es ein lustiger Gedanke gewesen, doch Lyra lief ein kalter Schauer über den Rücken, denn durch den Türspalt sah sie, dass es stockdunkel war. Doch sie hatte auch keine andere Wahl als hier reinzugehen, selbst wenn es das Dümmste war, was man in Horrorfilmen tun konnte.

Vorsichtig drückte das Mädchen die Tür auf und lugte in den dunklen Raum. Bis auf ein paar Konturen konnte sie nichts sehen, nicht einmal die Silhouette einer Person, die sie eigentlich hätte erwarten müssen. Immerhin musste ihr ja irgendwer aufgemacht haben.

‘Irgendwie ist das gruselig…’

Mit anhaltender Vorsicht trat Lyra ein und schloss die Tür hinter sich. Geräuschvoll fiel diese ins Schloss und verkündete, dass niemand mehr reinkommen konnte, wenn er nicht den richtigen Schlüssel besaß.

“Hallo?” Leise, aber doch gut hörbar, machte sich das Mädchen bemerkbar. Doch scheinbar waren alle ausgeflogen.

‘Wirklich seltsam… Haben sie die Nachricht, dass ich später komme, nicht erhalten?’ Etwas irritiert darüber, dass niemand sie begrüßte, tastete Lyra sich von der Tür zur Wand, an der sie den Lichtschalter vermutete. Vielleicht verstand sie, was los war, wenn hier ein Licht aufging.

“Wer ist da?!”

Erschrocken fuhr Lyra zusammen, als sie eine aufgeregte Stimme vom Flur aus hörte. Sie vermutete, dass sie nahe des gemeinschaftlichen Wohnzimmers stand, dass eine direkte Verbindung mit dem Flur zur Treppe hatte. Blinzelnd sah sie in der Richtung, aus der sie gekommen war und wo sie eine zierliche Silhouette sah, die scheinbar von einem blauen Schimmer umgeben war.

“Sag schon, wer bist du?” Aufgeregter als zuvor forderte die Fremde, anhand der Stimme erkannte Lyra, dass es ein Mädchen war, sie auf, sich erkenntlich zu machen. Doch gerade, als sie etwas sagen wollte, gingen die Lichter wie von Geisterhand an.

“Das reicht Plüschi! Es ist alles okay!”

Geblendet von dem Licht schloss Lyra die Augen und ließ die Helligkeit auf sich wirken, ehe sie die Augen wieder öffnete und sie das Mädchen sah, das am Treppenende des Flures stand. Verschwunden war der blaue Schimmer den sie um sie herum zu sehen geglaubt hatte, genauso wie die Dunkelheit.

“Das ist die Neue”, klärte eine Stimme aus dem Küchenbereich, der hinter dem gemeinsamen Wohnzimmer war, das fremde Mädchen auf, deren steife Haltung sich sofort lockerte.

“Ich dachte schon, sie sei eine von ihnen”, erklärte das zierliche Mädchen, dessen Aufregung sich immer mehr legte. Doch anstatt irgendetwas zu erklären, verwirrten ihre Worte Lyra nur, die nun zur Küche sah, wo ein etwas älteres Mädchen mit langen schwarzen Haaren im Türrahmen stand.

“Willkommen im Mahou Shoujo, Lyra. Wir haben dich bereits erwartet, aber nicht damit gerechnet, dass es soviel später werden würde. Dennoch, es ist schön, dass du noch hier her gefunden hast, bevor es dunkel wurde. War deine Reise angenehm?”

Schweigend nickte Lyra, denn gerade hatte sie das Gefühl, zu viel Input zu bekommen. Vielleicht lag es aber nur daran, dass es bereits spät war.

“Das ist sie also… Hatte sie etwa schon den neuen Schlüssel bekommen?” Fragend sah Plüschi zur ihrer Senpai, die aber nur mit dem Kopf schüttelte.

“Neuer Schlüssel?”, fragte Lyra, als sie endlich ihre Stimme wieder fand. Die beiden sprachen schon die ganze Zeit über so seltsame Dinge, und es interessierte sie insgeheim schon, was vorgefallen war.

“Vor ein paar Tagen haben Einbrecher die Tür aufgebrochen. Wir mussten das Schloss ersetzen und hatten nicht mehr die Zeit, dir die neuen Schlüssel zu schicken. Wie bist du eigentlich reingekommen?”, erklärte das Mädchen aus der Küche und bedachte Lyra mit einem fragenden Blick.

Kurz dachte Lyra nach. Sie wusste nicht, wie sie erklären sollte, dass sich die Tür einfach so geöffnet hatte. Und vor allem, dass die Türklinke wie von selbst runtergegangen war.

“Dann scheint die Tür wohl noch kaputt zu sein. Sie hat einfach nachgegeben, als ich die Türklinke runter drückte.” Auch wenn es falsch war, Lyra konnte nicht anders als zu lügen oder die Wahrheit etwas zu verdrehen, damit sie nicht gleich wie der vollkommene Freak dastand.

“Ah… Ich werde das überprüfen lassen. Plüschi, zeig Lyra ihr Zimmer.” Lächelnd sah die Fremde zu der Neuen, ehe sie ihre Anweisungen fortsetzte. “Du solltest dich ausruhen, die Reise war sicher anstrengend.”

Ohne etwas zu sagen nickte Lyra. Die Reise war in der Tat anstrengend gewesen und irgendwie machte sich ihre Müdigkeit gerade bemerkbar, weswegen sie zu Plüschi schlurfte, die sie zu ihrem Zimmer bringen sollte.
 

1. Tag später Nachmittag 2. Etage Mahou Shoujo
 

Langsam trottete Lyra hinter dem Mädchen, das wohl Plüschi hieß, her. Jede Stufe, die sie gehen musste, verfluchte sie aufgrund der eigenen Müdigkeit, die immer mehr um sich griff. Auch wenn Plüschi ihren ramponierten Koffer trug, hatte sie das Gefühl eine tonnenschwere Last, in Form ihrer eigenen Selbst, tragen zu müssen.

“Also, Lyra. Die zweite Etage ist der Mädchentrakt. Dein Zimmer ist das Letzte und liegt neben meinem. Wenn du also Fragen hast, trau dich ruhig und frag mich.” Lächelnd sah Plüschi die Neue an, die dankbar nickte und sich dem Weg zu ihrem Zimmer zuwandte. Doch sie hielt mit einem Mal inne, denn es gab etwas, das sie störte.

“Ach sag mal… Wo ist die Klingel an der Haustür?” Lyra wollte das nur in Erfahrung bringen für den Fall, dass sie ihren Schlüssel, den sie hoffentlich noch bekommen würde, vergaß.

“Die Klingel? Da wo der Briefkasten bei der Tür ist. Auf der rechten Seite der Mauer.” Anhand von Plüschis Worten verstand Lyra, dass man die Klingel eigentlich nicht übersehen konnte. Doch selbst in ihren Erinnerungen war auf der rechten Seite der Haustür keine Klingel zu sehen. Das war alles wirklich seltsam.

‘Vielleicht bin ich einfach zu müde…’, redete Lyra sich ein und schüttelte den Kopf. Vielleicht lag es ja wirklich an ihr, immerhin konnte eine Klingel nicht einfach so verschwinden.

“Danke… ich geh dann mal schlafen. Ich bin etwas erschöpft.” Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Lyra zu ihrem Zimmer und öffnete die Tür. Sie war froh darüber, dass ihre Sachen schon hier waren, denn es gab ihr das Gefühl, dass immerhin etwas so gelaufen war, wie es gedacht war.
 

2. Tag Morgens Lyras Zimmer
 

Da es Lyras erster Tag in ihrer neuen Schule sein sollte, hatte sie sich recht früh den Wecker gestellt. Sie hatte zwar auch für den Weg zur Schule eine Beschreibung, doch wirklich sicher war sie mit dieser auch nicht. Natürlich hätte sie auch einfach Plüschi oder das andere Mädchen fragen können, doch das wäre viel zu leicht gewesen. Zumindest hatte sie nicht vor, sich gleich an ihrem ersten Schultag abhängig von jemanden zu machen. Doch wie immer kam es anders, als sie geplant hatte.

Lyra stand gerade vor ihrem Spiegel und kämmte sich die kurzen Haare, als es an der Tür klopfte.

“Lyra, ich bin es, Plüschi. Darf ich reinkommen?”

Statt zu antworten, ging Lyra zur Tür und öffnete sie. Und wie nicht anders zu erwarten stand Plüschi davor und lächelte sie an.

“Lilim hat mich darum gebeten, dir den Weg zur Schule zu zeigen. Beeil dich, wir müssen gleich los”, erklärte sie und lächelte sanft. Damit war, ohne dass Lyra es geplant hatte, ihr Hauptproblem gelöst. Alles was sie tun musste, war ihr zu folgen. Wenn der ganze erste Tag so lief, dann konnte er ja nur perfekt verlaufen.

“Kommst du?”, fragte Plüschi schließlich, als sie merkte, wie sehr Lyra in Gedanken versunken war.

“Was? Ja klar!” Von der Plüschi aus ihren Gedanken gerissen antwortete Lyra hektisch und holte schnell ihre Schultasche. Ohne sie konnte sie immerhin nicht gehen.
 

2. Tag Morgens Shoujo High School
 

Wider aller Erwartungen von Lyra lag die Schule so nahe, dass sie nicht einmal die U-Bahn benutzen musste. Sie hätte diese zwar nutzen können, aber in der Rush Hour sparten sie zu Fuß sicher einiges an Zeit.

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass sie schnell vor dem Schultor stand, dessen geschwungene Bogentüren weit offen standen und den Schülern Einlass gewährten.

“Also, hier sind wir. Das Herzstück der Stadt. Die Shoujo High School!”

Zweifelnd hob Lyra die Augenbraue, als Plüschi die Schule als Herzstück bezeichnete. Sie zweifelte daran, dass diese Worte der Wahrheit entsprachen. Doch sie wollte die Gefühle ihrer begeisterten Begleiterin nicht verletzen, weswegen sie einfach schweigend an ihr vorbeiging und durch das Tor schritt.

“Hey! Warte auf mich!” Eilig folgte Plüschi ihrer Mitbewohnerin, der sie wenigstens noch den Weg zum Lehrerzimmer zeigen wollte. Selbst wenn es erst der Beginn des Schuljahres war, war Lyras Klassenlehrer in spe, der dort warten sollte, dafür verantwortlich, Lyra die Schuhbox zu zeigen und sie der Klasse vorzustellen.

Kaum, dass sie mit Lyra das große grundsanierte Schulgebäude betreten hatte, lief Plüschi zu ihrer Schuhbox und zog sich die Hausschuhe an. Erst als sie in diese geschlüpft war, richtete sie sich auf und sah zu ihrer Begleiterin.

“Also, wenn du hier links durch den Gang gehst, kommst du zum Lehrerzimmer. Es ist links von der Bibliothek”, erklärte sie mit einem Lächeln und verbeugte sich vor dem Mädchen, das dankbar nickte.

Langsam lief Lyra in die ihr gewiesene Richtung. Doch sie konnte nicht anders, als ihren Blick durch die Umgebung gleiten zu lassen. Auf den ersten Blick machte diese Schule wirklich einen guten Eindruck. Die Frage war nun nur noch, wie ihre Klassenkameraden und vor allem die Lehrer waren. Doch da sie dem Lehrerzimmer schon sehr nahe war, würde sie bald einen von ihnen kennenlernen.
 

2. Tag Mittagspause Shoujo High School Klassenzimmer 2-3
 

Etwas zweifelnd sah Lyra auf das Currybrötchen, das sie sich vor wenigen Minuten zu einem recht günstigen Preis gekauft hatte. Es sah vollkommen in Ordnung aus, doch wie üblich wenn etwas zu günstig war, billig durfte man es aufgrund der negativen Assoziationen, die das Wort hervorrief, nicht nennen, glaubte sie, dass die Sache einen Haken hatte.

Plüschi hingegen, mit der sie zufälligerweise in einer Klasse gelandet war, biss überglücklich in das günstige Brötchen und verkündete durch ihr Lächeln, dass es einfach ein sagenumwobenes Backwerk war.

Seufzend, weil sie ja keine andere Wahl hatte als das Brötchen zu essen, biss sie in dieses hinein und kaute einige Zeit darauf herum. Der Inhalt war nicht schleimig oder zu kalt, die Kruste war knusprig, der Teig fluffig… Eigentlich war es das perfekte Currybrötchen.

“Was für ein Glück, dass wir in derselben Klasse sind!”, erklärte Plüschi schließlich, als sie ihr Brötchen aufgegessen hatte und sich nun an der Packung des Meronpan zu schaffen machte. Doch für Lyra war dies alles andere als Glück, denn ihre Klassenlehrerin war Finlass, die auch noch die Leiterin des Mahou Shoujo Wohnheims war. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie etwas gedreht hatte, damit Lyra mit Plüschi in dieselbe Klasse kam. Die Frage war nur wieso.

‘Du bist einfach zu misstrauisch.’ Lyra war es gewohnt, alles und jeden zu hinterfragen. Sie war aber nicht immer so gewesen. Erst dieses Ereignis mit ihrer Mutter hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war.

Gedankenverloren sah Lyra auf den Tisch ihres Platzes. Sie dachte an das kurze Gespräch mit Finlass zurück, und wie peinlich es ihr gewesen war, als diese von ihrer Mutter angefangen hatte.

“Es tut mir wirklich leid, was dir widerfahren ist. Sicher ist es dir unangenehm, darüber zu reden, da der Fall überall in den Medien präsent war. Ich will auch gar nicht zu viele Erinnerungen daran wachrütteln, aber solltest du jemanden zum Reden brauchen, kannst du gerne zu mir kommen.”

So deutlich, als würde Finlass vor ihr stehen, hörte sie ihre Stimme in ihren Gedanken widerhallen. Es war nicht so, dass sie Finlass’ Einladung lästig fand. Sie vertraute ihr einfach genauso wenig wie jeder anderen erwachsenen Person.

“Sag mal, Lyra… Isst du das noch?” Erschrocken sah Lyra zu ihrer Klassenkamerdin, die mit einem verpackten Meronpan vor ihren Augen wedelte. Sie erkannte, dass es ihres war, denn es lag nicht mehr auf ihrem Platz. Kurz dachte sie nach und schüttelte schließlich den Kopf. Wirklichen Hunger hatte sie nicht, und auf dem Heimweg konnte sie sich später auch eine Kleinigkeit kaufen.

“Danke!” Glücklich über das Brötchen, entpackte Plüschi dieses und ignorierte Lyras verwunderten Blick. Es war ihr drittes Brötchen, und wenn Plüschi den ganzen Tag so aß, fragte sie sich, wohin sie das ganze steckte. Immerhin war ihre Kameradin gut genährt schlank. Sie selbst bekam schon bei einer halben Tafel Schokolade Gewissensbisse wegen ihrer Figur. Und sie war froh darüber, denn das machte ihr Leben wenigstens etwas normal.
 

2. Tag Nachmittag Weg zum Mahou Shoujo
 

So wie es sich Lyra gedacht hatte, war ihr Hunger erst nach der Schule gekommen. Zum Glück befanden sich auf ihrem Weg nach Hause eine gute Handvoll Lokale. Nachdenklich sah sie zu einem kleinen Takoyakistand. Sie hatte schon lange keine Tintenfischbällchen mehr gegessen. Das letzte Mal, damals war sie sechs gewesen, hatte sie die mit ihrem Vater geteilt. Doch die Zeiten waren schon lange vorbei. Sie fand, dass es an der Zeit war, die Erinnerungen an Takoyaki zu wecken. Tief holte Lyra Luft und ging näher zu dem Stand, während sie einen gelben Geldbeutel aus ihrer Tasche zog.

Warum sollte sie nicht eine schöne Erinnerung wieder zum Leben erwecken? Immerhin hatte sie in den letzten Jahren nur schlechte gesammelt.

“Wenn du klug gewesen wärst, wärst du gestorben. So wie deine Mutter es wollte.” Wie vom Blitz getroffen blieb Lyra stehen und drehte sich in die Richtung, von wo sie die Stimme gehört hatte. Und dort war er, ein groß gewachsener Mann mit kurzen schwarzen Haaren und einer Brille, durch die sie eisblaue Augen kalt und emotionslos ansahen.

“Mädchen wie du dürfen zum Wohle der Welt nicht leben.” Als würde sie einen Alptraum aus alten Tagen erneut durchleben, hallten seine Worte in ihren Ohren wider. Sie klangen wie jene, die ihre Mutter einst gesagt hatte. Doch wie schon damals verstand sie diese Worte nicht. Im Gegensatz zu ihrer Mutter schien dieser Mann ihr auch antworten zu können, denn er drohte ihr nicht mit einem Messer.

“Was meinst du damit?” Unerschrocken und mit ernstem Blick fixierte sie ihn, doch der Brillenträger wandte sich nur schweigend von ihr ab.

“Warte!” Ohne zu zögern lief sie los, um ihn festzuhalten, doch er verschwand über die Treppe zum Bahnsteig, durch die aufkommenden Menschenmassen. Nur wenige Minuten sah sie ihn noch, bis sie seine Spur schließlich verlor.
 

2. Tag später Nachmittag Wohnheim Mahou Shoujo Gemeinschaftsraum
 

Seufzend betrat Lyra das Wohnheim und sah in den nahegelegenen Gemeinschaftsraum, wo Plüschi zusammen mit Finlass auf der Couch saß. Auf dem Tisch vor ihnen standen zwei Tassen mit einer dampfenden Flüssigkeit, die Lyra aus dieser Entfernung noch nicht erkennen konnte.

“Ah, da bist du ja, Lyra. Wir haben schon auf dich gewartet.” Freundlich lächelte Finlass die neue Bewohnerin des Mahou Shoujo an und wies auf den freien Platz neben Plüschi. “Setz dich zu uns. Ich würde gerne mit dir reden, immerhin hatte ich in der Schule noch nicht die Zeit dazu.”

Langsam lief sie zu den Beiden auf die Couch zu und setzte sich, wie man es von ihr verlangte.

“Wie gefällt es dir bei uns im Wohnheim? Hast du ein paar Fragen?” Wie es sich für die Leiterin eines Wohnheims gehörte, kam Finlass gleich zu dem Teil, der mehr zum Organisatorischen gehörte.

“Wer wohnt hier so?”, fragte Lyra. Sie wollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte, denn schließlich musste sie die nächsten Jahre mit diesen Menschen verbringen.

“Nun ja, Plüschi hast du ja bereits kennengelernt. Ich glaube, dass du Lilim auch schon gesehen hast. Sie ist dein Senpai und Schulsprecherin der Shoujo High School. Wenn du also Schwierigkeiten hast, zögere nicht, sie deswegen anzusprechen.” Schweigend nickte Lyra zum Zeichen, dass sie Finlass Empfehlung verstanden hatte, auch wenn sie wusste, dass sie Lilim wohl nie um Hilfe bitten würde. Das war einfach nicht ihre Art.

“Und es wohnt noch jemand hier. Aber sie ist gerade nicht da. Denn sie…” Finlass konnte ihren Satz nicht beenden, denn Plüschi fiel ihr fast schon begeistert ins Wort.

“Rizumu-senpai ist DAS Topidol des Jahres. Sie wird für alles gebucht. Für Modelaufträge, Fotoshootings, Filme und für Konzerte. Jeder liebt sie. Und gerade ist sie auf großer Asientour. Morgen kommt sie aber wieder.” Mit einem Schwall aus Informationen erklärte Plüschi, was Finlass gerne gesagt hätte. Dies wäre jedoch in einer weniger begeisterten Ausführung geschehen.

“Verstehe… Unsere Senpais gehören also zur Elite der Schule”, stellte Lyra kühl fest. Was anderes konnte man ja nicht denken, wenn die Eine die schuleigene Schulsprecherin und die Andere ein Topidol war.

“Hast du sonst noch Fragen?” Lächelnd sah Finlass ihren neuen Schützling an. Sie wollte ihr die scheu nehmen, die sie von neuen Bewohnern des Wohnheimes gewohnt war.

Kurz dachte Lyra nach, doch sie schüttelte nur den Kopf. Mehr musste sie vorerst nicht wissen.

“Gut, dann solltest du nun schlafen gehen. Der Tag war sicher sehr anstrengend für dich. Wenn du Fragen oder Schwierigkeiten hast, zögere, nicht deine Senpais, Plüschi oder mich deswegen zu konsultieren. Wir wollen immerhin dass du eine angenehme Zeit hast.” Wie schon am Tag zuvor, legte ihr Finlass nach den Stress des Tages einfach mit Schlaf zu beseitigen. Nickend stand Lyra auf und verbeugte sich vor Finlass und Plüschi. Sie war in der Tat müde, aber nicht, weil der Tag anstrengend gewesen war. Im Prinzip hatte dieser sich nicht von ihrem Leben in der alten Stadt unterschieden.
 

2. Tag Mitternacht Besprechungszimmer
 

Schweigend sahen Finlass und Plüschi auf einen Monitor, der Lyra schlafend in ihrem Zimmer zeigte. Ihre geheime Kommandobasis im obersten Stock war wie ein zweites Wohnzimmer eingerichtet. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem sich zwei Tassen befanden, die mit Kaffee gefüllt waren um die Nachtschicht erträglicher zu machen. Doch sie hatten vermieden eine Couch hineinzustellen und stattdessen bequeme Hocker um den Tisch herum trapiert. Dennoch ähnelte das Zimmer eher einem Geheimversteck, welches die Helden in Animes aufsuchten um ihre Lage zu besprechen.

“Ist es wirklich in Ordnung, dass wir sie wie ein Tier im Versuchslabor beobachten?” Es war deutlich, dass Plüschi nicht in Ordnung fand, dass sie Lyra wie eine Schwerverbrecherin beobachteten. Noch dazu fragte sie sich, wozu sie das taten.

“Wir müssen das tun. Vor allem jetzt, wo sie unter Gleichgesinnten ist. Jeder magische Funken könnte ihre Transformation bewirken. Und wenn das passiert, braucht sie jemanden, der sie in dieser Phase unterstützt”, erklärte Finlass mit fester und doch sanfter Stimme.

Bedrückt sah Plüschi weg. Denn sie wusste genau, wozu jemand ihres Schlages fähig war, wenn niemand sie an die Hand nahm.

“Wie sieht es aus?” Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen, als sie plötzlich Lilims Stimme hinter sich hörte. Sie hatte nicht bemerkt, wie die Schulsprecherin durch die große schwere Metalltür gekommen war. Es verwunderte sie, denn die Tür gab ein lautes Quietschen von sich, wenn man sie aufschob und in der Regel hörte sie das.

“Sie zeigt noch keine Anzeichen, dass ihr Erbe erwacht ist. Vielleicht ist es durch ihre Vergangenheit auch für immer versiegelt. Natürlich hoffen wir, dass dem nicht so ist. Wir können jeden Legendären gebrauchen, den wir kriegen können“, murmelte Finlass und schob sich eine Strähne ihrer schulterlangen Haare zurück hinters Ohr, wo es von der Brille sicher festgehalten wurde.

Nachdenklich sah Lilim auf den Monitor, wo sie immer noch nur die schlafende Lyra sahen.

“Ich habe versucht, mit Naenia zu reden, aber sie ist immer noch so stur wie bisher. Wir müssen einen Weg finden, damit sie sich uns anschließt.” Ernst sah Lilim zu Finlass, die gedankenverloren die Augen schloss und darüber nachdachte, was sie eben von Lilim erfahren hatte. Nun hatten sie in der Tat das eine oder andere Problem, das es zu lösen galt.

“Warten wir ab wie sich das Ganze entwickelt.” Noch unsicher, was sie tun sollten, erhob sich Finlass, ihre Worte leise flüsternd und verließ den Besprechungsraum.
 

3. Tag Abend Mahou Shoujo Wohnheim
 

Lyras Tag war, anders als der Vergangene, recht unspektakulär vonstatten gegangen. Und obwohl der Tag recht ereignislos verlaufen war, war sie doch recht müde, weswegen sie sofort in ihr Zimmer ging und sich für die Nacht fertig machte. Sie wollte so früh wie möglich schlafen gehen, doch daraus wurde nichts, denn sie vernahm den Lärm von der Straße, die vor ihrem Fenster lag.

Verwundert darüber sah Lyra aus dem Fenster, dahin, wo ein kleiner Transporter von einer Menschenmenge umringt wurde.

‘Was ist da unten los?’, fragte sich Lyra und blieb am Fenster stehen, in der Hoffnung, dass sie erfahren würde, was die Menschen so in Aufregung versetzte.

Und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich eine Wagentür und ein blondes Mädchen in einem weißen, langärmligen Kleid stieg aus dem Auto. Lyra wusste nicht wieso, aber sie konnte ihren Blick nicht von dem Mädchen nehmen, das sich plötzlich umdrehte und mit ihren warmen meerblauen Augen zu ihr hochsah. Erschrocken wich Lyra vom Fenster zurück und zog schnell die Vorhänge zu. Doch obwohl ihr die Vorhänge nun die Sicht auf das Mädchen nahmen, hatte sie das Gefühl, dass diese sie immer noch anstarrte.
 

3. Tag Mahou Shoujo Wohnheim Gemeinschaftsraum
 

Aufgeregt stand Plüschi vor der Haustür. Sie hatte von ihrem Zimmer aus Rizumus kleinen Tourtransporter gesehen und wartete nun ganz aufgeregt darauf, dass das Idol das Wohnheim betrat.

Und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, drehte sich ein Schlüssel im Schloss der Haustür und woraufhin diese in einer gleichmäßígen Bewegung aufging.

“Kein Kommentar! Lassen sie Kiyua doch erst einmal zur Ruhe kommen!” Sanft, aber vorsichtig wurde das Idol, von ihrer Managerin, an Fans und Fotografen, vorbei geschoben und in das Wohnzimmer ihres Wohnheimes manövriert. Kaum, dass sie mit ihr drinnen war, verschloss sie die Tür und ließ sich erleichtert mit dem Rücken an jener zu Boden sinken.

“Scheint wieder ein anstrengender Abend gewesen zu sein. Wollen Sie wieder in einem der Gästezimmer schlafen, Finicella-san?” Lilim, die Rizumu ebenfalls schon gesehen hatte, lief zu der rothaarigen Managerin und hielt ihr einen Schlüssel entgegen, den diese dankbar entgegennahm. Die Müdigkeit stand ihr einfach nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Immerhin hatte sie gerade erst einen Haufen Menschen, der sich wie tollwütige Hyänen verhielt, ertragen und abschütteln müssen.

Ohne länger zu zögern erhob sich Finicella wieder vom Boden, strich die Falten aus ihrem blauen Kostüm, das sie professionell erscheinen ließ und lief mit dem Schlüssel in die Richtung der Treppen, um sich dort in die erste Etage zurückziehen zu können. Erst als ihre Schritte verhallten, sah Rizumu zu Lilim und Plüschi.

“Die Neue ist also schon da. Ist ihr Erbe erwacht?” Ohne Umschweife kam das Idol auf den Punkt. Für eine Pause war einfach keine Zeit, zumindest nicht jetzt. Doch anhand des Ausdrucks in Lilims Gesicht wusste sie, dass Lyra noch keine von ihnen war.

“Verstehe…”, wisperte sie und ging, so wie ihre Managerin zuvor, zur Treppe. “Ich ziehe mich schnell um. Danach kann die Nachtwache losgehen.”

Bevor sie den ersten Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt hatte, wandte sich Rizumu noch einmal zu den Beiden um, damit diese verstanden, was es als nächstes zu tun galt.
 

3. Tag Mitternacht Besprechungsraum
 

Seufzend saß Plüschi auf ihrem Stuhl neben Lilim, die, wie schon am Abend zuvor, hochkonzentriert die neue Bewohnerin des Wohnheims beobachtete.

Sie selbst lauschte auf die Uhr an ihrem Handgelenk, die rauschende Töne von sich gab.

“Ob wir heute einen finden werden?”, fragte sie schließlich und sah zu Lilim, die gerade zu ihrer Tasse mit heißer Schokolade griff. Um Plüschis Frage aber beantworten zu können, hielt sie in ihrer Bewegung inne und sah ihre Mitbewohnerin an.

“Keine Sorge. Wenn jemand sie findet, dann Rizumu“, versicherte ihr Lilim mit einem Lächeln, dass alles andere als beruhigend wirkte. Zweifelnd wegen Lilims so sicheren Worten sah Plüschi erneut auf ihr Armband. Und schließlich, so als hätte sie es mit ihren Gedanken beeinflusst, verstummte plötzlich das Rauschen und leise, aber deutlich erklang die Stimme von Rizumu.

“Mädchen! Es ist ein Notfall! Einer von ihnen ist auf dem Weg zum Wohnheim. Lilim, warte am Haupteingang, ich stoße dort zu dir und wir kümmern uns darum. Plüschi, hol Finicella und die Neue. Bring sie zum Hintereingang. Sorge dafür, dass beiden nichts passiert.”

Ernst sahen sich Lilim und Plüschi an. Zwar hatte Rizumu nicht gesagt, um was für einen Gegner es sich genau handelte, doch sie wussten, dass es gefährlich war, vor allem für Lyra und Finicella.

“Los geht’s”, erklärte die Ältere und erhob sich von ihrem Platz.
 

3. Tag Mitternacht Lyras Zimmer
 

Ein Geräusch aus der Etage über ihr riss Lyra aus ihrem erholsamen Schlaf. Müde sah sie sich in ihrem kärglich eingerichtetem Zimmer um und versuchte mehr als die Konturen ihrer halbleeren Schränke und den noch nicht ausgepackten Kisten zu sehen.

“Wir müssen uns beeilen…”

Kurz rieb sich Lyra die Augen und stieg aus ihrem Bett. Sie war sich sicher, dass sie Lilims Stimme gehört hatte, und sie fragte sich, was wohl los war, dass man so einen Radau um diese Uhrzeit veranstaltete. Lyra wollte nachsehen, was geschehen war, weswegen sie in ihre Hausschuhe schlüpfte und zu ihrer Zimmertür lief. Doch kaum, dass sie dort stand, klopfte es auch schon und von der anderen Seite hörte sie Plüschis Stimme.

“Lyra! Tut mir leid, dass ich einfach reinkomme!” Gerade rechtzeitig wich Lyra von der Tür zurück, denn ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, stieß Plüschi diese auf und betrat das Zimmer.

“Wir haben ein paar Probleme. Die Einbrecher sind zurück. Lilim-senpai und Rizumu-senpai kümmern sich um sie, aber wir müssen hier raus.“ Atemlos erklärte Plüschi die Lage und ignorierte dabei Lyras zweifelnden Blick.

Sanft umfasste Plüschi Lyras Hand und zog sie aus dem Zimmer raus. Lyra wusste gar nicht, wie ihr geschah, als Plüschi sie aus ihrem Zimmer und in Richtung der Treppen zog. Aber eines war ihr gewiss. Hier trieben keine Einbrecher ihr Unwesen.
 

So schnell wie Plüschi konnte, zog sie Lyra die Treppe runter in die erste Etage. Immerhin musste sie auch noch Rizumus Managerin aus ihrem Zimmer holen und in Sicherheit bringen.

“Warte! Plüschi! Was soll das? Wieso der erste Stock?” Lyra wusste nicht, wie ihr geschah, und sie wollte endlich eine Antwort auf ihre Fragen.

“Wir müssen noch jemanden holen”, antwortete Plüschi knapp und zog Lyra zur letzten Tür am Ende des Ganges. Erst dort ließ sie die Hand ihrer Begleiterin los und klopfte an das braune Holz.

“Finicella! Machen Sie auf! Es ist ein Notfall!” Immer heftiger und lauter klopfte Plüschi gegen die Tür, doch von der anderen Seite kam keine Antwort. Stille war alles, was diese im Augenblick erfüllte.

“Verdammt!”, fluchte Plüschi und griff zur Türklinke, die sie herunterdrückte. Die Tür gab aber keinen einzigen Zentimeter nach.

“Sie schließt nie ab…”, murmelte das Mädchen in Verbindung mit einem Fluch, den Lyra lieber nicht wiederholt hätte.

Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, stemmte sich Plüschi gegen die Tür und versuchte sie aufzudrücken, doch immer noch gab sie nicht nach. Sich nun dessen bewusst, dass es nicht funktionierten würde, hob Plüschi ihren rechten Arm, an dem eine kleine Uhr hing.

“Lilim-senpai? Könnt ihr mich hören? Wir haben ein Problem. Finicellas Tür geht nicht auf!” Während sie einen kleinen Knopf gedrückt hielt, sprach Plüschi in ein kleines Mikrofon und erklärte der Person auf der anderen Seite, wie die Lage bei ihr vor Ort war.

“Das ist nicht gut… Hast du Lyra?”, erklang die vom Gerät etwas mechanisch verzerrte Stimme Lilims. Kurz und knapp antwortete Plüschi ihren Senpai am anderen Ende der imaginären Leitung. Gleichzeitig machte sie aber auch deutlich, dass sie nicht wusste, was zu tun war.

“Es ist wohl ein Bannkreis. Finicella wird darin nichts passieren. Bring Lyra raus!” Dieses Mal war es Rizumu, die einen klaren Befehl formulierte und Plüschi damit wieder auf den richtigen Weg bringen wollte. Immerhin mussten sie in ihrer Lage schnell handeln.

Obwohl Plüschi die Person auf der anderen Seite nicht sah, nickte sie und brach die Kommunikation ab.

Blitzschnell griff sie wieder nach Lyras Hand und zog sie wieder in die Richtung der Treppe.
 

3. Tag Mitternacht Hintertür Mahou Shoujo Wohnheim
 

Schwer atmend stand Plüschi vor der Hintertür des Wohnheims. Doch obwohl sie um Atem rang, umklammerte sie Lyras Handgelenk fest.

“Da… sind… wir…”, keuchte sie und hob ihre Hand, um die Türklinke herunterzudrücken. Jedoch sie hielt inne, als etwas auf der anderen Seite des Holzes klopfte. Erschrocken wich sie zurück und sah unsicher auf ihre Armbanduhr.

“Was ist hier los? Es geht doch gerade nicht um irgendwelche normalen Einbrecher!” Barsch entriss sich Lyra nun Plüschis Griff und fixierte das Mädchen, dem die nackte Angst ins Gesicht geschrieben stand.

“Nun ja… Das…”, fing Plüschi an, doch sie zuckte zusammen, als es erneut an der Tür klopfte. Doch dieses Mal erkannte auch Lyra, dass es ein bedrohliches Klopfen war und der Mensch auf der anderen Seite nichts Gutes im Sinn hatte.

“Plüschi… hier… Rizumu. … Verbindung… schlecht. Sie… hinten…! Flieht… zum Dach…” Bleich vor Angst sah Plüschi auf ihre Uhr, aus der knisternd die Stimme Rizumus kam. Und obwohl die Nachricht kaum verständlich war, griff sie erneut zu Lyras Hand und zog sie mit sich die Treppen rauf.
 

3. Tag Mitternacht Dach Mahou Shoujo Wohnheim
 

“Endlich… Wir sind draußen…”, seufzte Plüschi, als sie die schwere Eisentür hinter sich verschloss und an dem kühlenden Metall erleichtert runter glitt. “In Sicherheit…”, murmelte sie etwas unverständlich und schloss die Augen.

Lyra hingegen war nun vollkommen verwirrt und lief über das Dach, das nicht einmal umzäunt war. Vorsichtig lugte sie über den Rand des Daches, doch außer ein paar Mülltonnen hinter dem Wohnheim sah sie nichts.

“Seltsam… Wer hat dann geklopft?” Es war eine Frage, die sie ungewollt laut äußerte und noch mehr zeigte, dass ihre Neugier geweckt worden war. Langsam ließ sie ihren Blick durch die leere Gasse streifen, doch nirgends war auch nur ein Lebewesen zu sehen.

“Lyra!!!” Erschrocken fuhr die Angesprochene zusammen, als Plüschi ihren Namen aus heiterem Himmel rief. Fast wie in Zeitlupe drehte sie sich zu dem Mädchen um, doch alles was sie sah, war eine gigantische, dunkelblaue Blume, mit einer menschlichen Statur und Dornen an ihrem dunkelgrünen Körper, hinter der ein grelles Licht erstrahlte.

“Was zum…” Fassungslos sah Lyra zu, wie die Riesenblume sich von ihr abwandte und sich zu dem verlöschenden Licht wand.

“Die Magie der Veränderung, Magical Change!” Deutlich vernahm Lyra Plüschis Stimme. Doch ihre Worte waren alles andere als klar verständlich für sie.

‘Was ist hier los?’ Lyra wollte endlich Antworten. Was hatte Plüschi da gesagt, und was für ein Pflanzenwesen war das, das plötzlich aufgetaucht war?

Langsam, damit die Blume nicht wieder auf sie aufmerksam wurde, schlich sich Lyra hinter dem Wesen vorbei. Und es dauerte auch nicht lange, da sah sie ein blauhaariges Mädchen in einem blauen, knappen Oberteil, einem blauen Faltenock und vielen hellblauen Bändchen und Schleifen, die sich um ihre nackten Oberarme und Beine wandten.

“Du Ausgeburt der Hölle wirst nie wieder hier eindringen!”, rief das Mädchen mit Plüschis Stimme und stieß sich vom Boden ab, sodass sie in Lichtgeschwindigkeit auf das Wesen zuraste.

Lyra sah nichts davon, sie bemerkte nur, wie das Blumenwesen plötzlich auf die andere Seite des Daches und darüber hinaus flog.

Noch immer in Angriffsposition sah die Blaue zu der Stelle, wo das Wesen verschwunden war.

“Ich… hab es geschafft!” Erleichtert sank das Mädchen auf den Boden und wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn.

“Plüschi?” Fragend sah Lyra zu dem blauen Mädchen, das zusammenzuckte und sie wie versteinert ansah.

“Ich… Es… Also… Wir können dir das alles erklären…”, wisperte Plüschi verzweifelt, wissend, dass keine Ausrede der Welt ihr glauben machen konnte, dass dies vielleicht nur ein Traum war, aus dem sie Morgen wieder erwachen würde.

“Rosenpeitsche!!!” Gerade als die Blaue angesetzt hatte und Lyra erklären wollte, was hier wirklich los war, wickelte sich etwas Stacheliges um ihren Körper und zog sie in die, in der das Blumenwesen wieder, in der Luft schwebend, aufgetaucht war. Die Blüten, die um den Kopf des Wesens hingen, rotierten, weswegen es ihm wohl möglich war sich in der Luft zu halten. Und womit es wahrscheinlich den Sturz aufgehalten hatte.

“Verdammt…”, fluchte die Kriegerin und versucht, sich von der dornigen Peitsche zu befreien. Ihr Tun bewirkte aber nichts anderes, als dass sich die Dornen tiefer in ihr nacktes Fleisch gruben.
 

3. Tag Mitternacht Besprechungsraum
 

Mit Entsetzen sahen Lilim und Rizumi, wie Plüschi von dem Blumenwesen immer näher zum Abgrund gezogen wurde.

“Wir müssen schnell etwas unternehmen!” Ohne zu zögern sprang Lilim von ihrem Platz auf und lief zur Tür, die aus dem Besprechungsraum führte.

“Verdammt! Ich hab doch extra gesagt, dass sie nicht zum Dach sollen!”, fluchte Rizumu, die nichts davon wusste, dass es genau diese Warnung war, die Plüschi nicht vollständig erhalten hatte.

Noch während ihres Kampfes mit dem Wesen hatten Lilim und Rizumu bemerkt, worauf es eigentlich aus war. Im Inneren des Mahou Shoujo wäre es damit am sichersten gewesen, weswegen sie sich in die Räumlichkeiten zurückgezogen hatten, nachdem das Wesen Rizumus Arm mit ihren Stacheln verletzt hatte.

“Bleib du hier! Ich kümmere mich darum!”, verkündete Lilim und riss die Tür auf. Sie kam aber nicht weit, denn Finlass versperrte ihr lächelnd den Weg.

“Warten wir es einfach ab”, sagte sie, als hätte sie das Gespräch der beiden Oberstufenschüler gehört. Unsicher darüber, ob sie wirklich auf Finlass hören sollten, ließ sie die Wohnheimleiterin rein und schloss die Tür wieder.

“Wir dürfen nicht eingreifen, bevor Lyra ihr Erbe angenommen hat”, erklärte Finlass und setzte sich auf den freien Platz vor den Monitoren.
 

3. Tag Mitternacht Dach
 

Stück für Stück rutschte Plüschi näher zum Abgrund ihres Untergangs. Und obwohl sie sich mit aller Kraft wehrte, gelang es ihr nicht, sich von den Rosenranken zu lösen.

“Das sieht nicht gut aus…”, fluchte sie leise, als sie versuchte einen festeren Halt unter ihre hohen blauen Absatzschuhe zu bekommen.

“PLÜSCHI!” Wie angewurzelt stand Lyra da und schrie den Namen ihrer Mitbewohnerin. Sie konnte die ganze Szene nur mit einem unbeschreiblichen Gefühl der Machtlosigkeit beobachten. Genau so hatte sie sich auch in der Vergangenheit gegen ihre Mutter gefühlt. Damals, als sie sich geschworen hatte, nie wieder machtlos zu sein. Damals, als ihre eigene Mutter sie umbringen wollte und niemand ihr zur Hilfe geeilt war.

‘Plüschi!’ Wieder und wieder schoss ihr der Name der freundlichen Mitbewohnerin durch den Kopf. Obwohl die Kriegerin nicht mehr wie Plüschi aussah, wusste Lyra, dass sie es war. Und sie konnte sie nicht einfach so sterben lassen. Wie von selbst setzte sich Lyra in Bewegung und lief auf die Rosenranken zu, die sie schließlich fest mit beiden Händen umklammerte.

“Lyra! Nicht! Lauf weg!”, schrie Plüschi panisch, die das nur tatenlos mitansehen konnte.

“Niemals! Ich lass dich nicht alleine. Ob du willst oder nicht… ich werde dir mit all meiner Kraft helfen!” Fest packte Lyra die Dornenranken an und spürte, wie sich die spitzen Dornen sich in ihre Haut bohrten und das Blut ihre Hände benetzte. Obwohl die Schmerzen fast unerträglich waren, wollte Lyra nicht loslassen. Niemals wollte sie Plüschi einfach so sterben lassen.
 

Plüschis Augen weiteten sich, als Lyras Körper mit jeden weiteren Krafteinsatz, mehr in ein helles Licht gehüllt wurde und die Ranken in ihren Händen dahinschmolzen. Sie fühlte, wie die Fesseln schwächer wurden und schließlich, als das gesamte Dach in Lyras Licht gehüllt war, fielen die toten Ranken von ihr ab.

Plüschi wusste, was das bedeutete, und sie konnte nicht anders als, in das Licht zu starren, das wieder schwächer wurde und in dem sie die gelbe Silhouette Lyras sah. Noch bevor das Licht aber vollenkommen erloschen war, konzentrierte sich ein kleiner Teil dieses machtvollen Strahlens und schoss auf das Blumenwesen zu, das fassungslos an die Stelle sah, an der das Licht es durchbohrt hatte. Als es verstand, was geschehen war, glitt es langsam gen Boden und löste sich in schwarze Rosenblätter auf.

Warum sollen wir sterben

14. Tag Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Als Lyra die Augen öffnete, hatte sie das Gefühl, aus einem langen Albtraum erwacht zu sein. In ihren Erinnerungen keimte aber wieder das Bild von Plüschi als Kämpferin auf, die zum Abgrund gezogen wurde.

Erschrocken setzte sich Lyra auf und sah sich in dem Zimmer um.

“Plüschi!” Fast schon panisch, ohne sich zu orientieren, erhob sich Lyra aus dem Bett und schlüpfte in die Badeschlappen, die davor standen. Sie musste hier raus und zurück ins Mahou Shoujo, um Plüschi zu sehen.

“Ah, du bist wach! Ein Glück, wir haben uns schon Sorgen gemacht.” Lyra zuckte zusammen, als die Tür zu ihrem Zimmer aufgeschoben wurde und eine blonde Frau n einem Ärztekittel und mit Brille den Raum betrat.

Doch sobald sie im Inneren des Zimmers stand, schloss sie die Tür wieder und fixierte Lyra mit einem ernsten Blick über den Rand den Sehgestells.

“Du hast beim Erwachen deines Erbes sehr viel Kraft verbraucht. Wir hatten schon Sorge, dass du gar nicht mehr aufwachst.”, erklärte die Frau, die beide Hände in die Taschen ihres Kittels geschoben hatte.

Fragend sah Lyra die Ärztin an. Sie verstand weder was sie da sagte, noch wer sie war und wo sie sich hier befand.

“Ah, wie ich sehe, weißt du nicht, wovon ich rede. Das ist ganz normal. Setz dich, das kann eine Weile dauern.” So wie es die Frau wollte, setzte sich Lyra auf das Bett, in dem sie bis vor wenigen Minuten gelegen hatte.

“Ich bin Samantha und arbeite hier im Mew Mew Hospital als Ärztin. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die von der Existenz der Magical Girls wissen. Anders als in Mangas werden diese Magical Girls nicht von irgendwelchen Kuscheltieren erwählt. Durch gezielte Forschungen haben wir herausgefunden, dass ein bestimmtes Gen vorhanden sein muss, damit ein scheinbar normales Mädchen zu einem Magical Girl werden kann. Dieses Gen gibt seinen Trägern augenscheinlich übermenschliche Kräfte und verleiht ihnen magische Fähigkeiten, mit denen sie die Feinde der Menschheit besiegen können.”

Aufmerksam lauschte Lyra den Ausführungen der Doktorin, allerdings verstand sie immer noch nicht, was das Ganze mit ihr zu tun haben sollte. Sie konnte also nur hoffen, dass Samantha noch auf den Punkt kam.

“Bei männlichen Erben ist dieses Gen eher rezessiv, sodass es in der Geschichte nur wenige männliche Magical Girls, sogenannte Magical Boys, gab. Bei weiblichen Erben ist das Gen hingegen dominant, sodass die Wahrscheinlichkeit bei 90% liegt, dass die Tochter eines Magical Girls ebenfalls diese Fähigkeiten erwecken kann. Allerdings gibt es nicht mehr viele Mädchen, die dieses seltene Gen besitzen. Aber du, Lyra, hast es. Und vor elf Tagen ist es aktiv geworden. Du bist ein Magical Girl geworden.”

Lyra konnte nicht glauben, was die Ärztin da sagte. Sie, das Mädchen das beinahe von seiner Mutter umgebracht worden wäre, konnte unmöglich eines dieser magischen Mädchen sein.
 

14. Tag später Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Nachdenklich packte Lyra ihre Sachen in die Tasche. Ihr lief immer noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie daran zurückdachte was Samantha ihr erzählt hatte. Obwohl sie deren Informationen überrascht hatten, verstand sie auf einmal, warum ihre Mutter sie töten wollte.

Ihre Mutter war einst selbst ein Magical Girl gewesen, und in ihrer Vergangenheit hatte sie für das Wohl der Erde gekämpft und ein paar Freundinnen sterben sehen. Zumindest hatte Samantha ihr erklärt, dass einige Magical Girls die Kämpfe gegen ihre Gegner verloren hatten und dieses Gen somit nicht weiterreichen konnten, weswegen es jetzt nicht mehr viele Träger gab.

Wahrscheinlich wollte ihre Mutter ihr so ein Schicksal ersparen und sie ausschalten, bevor das Gen aktiv wurde. Doch dabei war sie gescheitert und Lyras Erbe war im Kampf gegen das Blumenwesen aktiviert worden..

Immer noch etwas fassungslos sah Lyra auf ihre Hand und versuchte, sich an die Geschehnisse zurückzuerinnern. Doch alles war so verschwommen. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie die blaue Plüschi zum Rand des Daches gezogen worden war und sie versucht hatte, das zu verhindern.

Leicht bewegte Lyra ihre Hand und verzog das Gesicht, denn die verheilenden Stiche von der Rosenranke fühlten sich komisch an und zogen bei jeder Bewegung.

“Endlich bist du wach, Lyra!” Sie zuckte zusammen, als wie aus dem Nichts Plüschis Stimme ertönte und sie plötzlich ein erleichtertes Gewicht in Form des Mädchens an sich hängen hatte.

“ChocolateChip hat uns angerufen und erzählt, dass du wach bist. Ich bin ja so froh~” Glücklich darüber, dass ihre Heldin nicht von ihnen gegangen war, drückte sich Plüschi an Lyra, die sie aber nur verwirrt ansah.

“Was ist an dem Abend genau passiert?”, fragte Lyra schließlich. Sie wusste immerhin, dass Plüschi ihr alles erklären konnte, schließlich war auch sie ein Magical Girl.

“Weißt du, das war so…”
 

3. Tag Mitternacht Dach (Plüschis Erinnerung)
 

Stück für Stück rutschte Plüschi näher zum Abgrund ihres Unterganges. Und obwohl das Mädchen sich mit aller Kraft wehrte, gelang es ihr nicht, sich von den Rosenranken zu lösen.

Das sieht nicht gut aus…”, fluchte sie leise, als sie versuchte, einen festeren Halt unter ihre hohen blauen Absatzschuhen zu bekommen.

“PLÜSCHI”

Nur zu deutlich hörte die Blaue den Ruf ihrer Freundin, die dazu gezwungen war, die ganze Szene machtlos mit ansehen zu müssen.

Plüschi wusste, dass sie nicht aufgeben durfte, weswegen sie ihre Hände nun etwas bewegte und sich so die hölzernen Ranken mehr um die Handgelenke wandten. Doch gleichzeitig griff sie mit den Händen nach diesen und begann, an den Fesseln zu ziehen, die sich fest um ihren Körper geschlungen hatten.

‘Ich werde sie zerreißen…’ Auch wenn sie ahnte, dass sie mit diesem Entschluss nur wenig Erfolg haben würde, wollte sie nichts unversucht lassen, um Lyra beschützen zu können. Doch dazu kam es nicht, denn mit einem Mal wurde die Zugkraft schwächer. Fragend sah die Kriegerin dahin, wo sie Lyra stehen sah, die die Ranken fest umklammerte.

“Lyra, nicht! Lauf weg!”, schrie Plüschi panisch, da sie keine andere Wahl hatte, als das nur mit anzusehen.

“Niemals! Ich lasse dich nicht alleine. Ob du willst oder nicht… ich werde dir mit aller Kraft helfen!”

Plüschi sah, dass Lyra ihren Griff noch mehr festigte, denn rotes Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Doch ihre Sicht verschwamm, denn neben dem Blut begann Lyra auch ein gelbes, warmes Licht auszustrahlen.

Plüschis Augen weiteten sich, denn obwohl das Licht so grell war, blendete es sie nicht. Es gab ihr Hoffnung und Zuversicht, sodass sie wusste, dass nun alles gut werden würde. Noch deutlich wurde ihr das bewusst, als die Fesseln förmlich dahinschmolzen und Stück für Stück von ihrem Körper fielen.

Plüschi wusste, was das bedeutete und sie konnte nicht anders, als gebannt in das Licht zu starren, was schwächer wurde und worin sie die Silhouette ihrer Freundin sah. Doch bevor das Licht gänzlich erlosch, schoss etwas auf das Blumenwesen zu, das nur noch ungläubig zu der Stelle sah, an der dieses Etwas es durchbohrt hatte. Getroffen sank das Wesen langsam gen Boden und löste sich in schwarze Rosenblätter auf.

Erst als auch das letzte Rosenblatt von einem seichten Wind hinfortgetragen worden war, erlosch das Licht endgültig und gab eine gelb gekleidete Kriegerin preis.

“Die Magie der Hoffnung… Magical Hope!”

Staunend sah Plüschi zu der nun blonden Lyra, die in ihrem gelben Magical Girl Dress, das ihrem vom Schnitt her ähnlich war, einfach nur unglaublich gut aussah.

Die Vorfreude über diese hübsche Mitstreiterin hielt aber nicht lange an, denn entkräftet von ihrem Erwachen sank Lyra auf die Knie und fiel in einen tiefen Schlaf.
 

14. Tag später Nachmittag Mew Mew Hospital
 

Schweigend hatte Lyra der Erzählung Plüschis gelauscht. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie dieses Wesen angegriffen hatte. Doch da sie und Plüschi noch am Leben waren, konnte es nur so gewesen sein.

“Also sind alle im Mahou Shoujo wie wir?”, fragte Lyra schließlich nach, als sie alles etwas sacken lassen hatte. Mit einem Lächeln nickte Plüschi und sah auf den Boden, wo die Tasche Lyras stand.

“Lilim-senpai und Rizumu-senpai sind schon lange Magical Girls. Ich bin es erst seit wenigen Monaten, weswegen ich kampftechnisch noch lange nicht soweit bin. Finlass hingegen ist eine von wenigen Personen, die über die Existenz von Magical Girls Bescheid wissen. Sie war mal ein Opfer eines dieser Monster. Meine Mutter hatte sie damals gerettet. Und seitdem unterstützt Finlass uns mit ihrem Wissen und Informationen.”

Jetzt wo Lyra das hörte, verstand sie, dass es wirklich kein Zufall war, dass man sie im Mahou Shoujo untergebracht hatte. Dennoch gab es da ein paar Fragen, die ihr auf der Zunge brannten.

“Wir sollten langsam gehen. Lilim-senpai hat für heute Abend eine Besprechung einberufen.” Lächelnd kletterte Plüschi vom Bett und hob Lyras Tasche vom Boden auf.

“Heute Abend wirst du alles über uns und über dein Schicksal erfahren”, sagte Plüschi schließlich, als sie bemerkte, dass Lyra doch etwas zögerte.

Leicht nickte sie auf Plüschis Worte und kletterte ebenfalls vom Bett.
 

14. Tag später Nachmittag Weg zum Mahou Shoujo
 

Schweigend liefen Plüschi, die Lyras Tasche trug, und ihre Mitbewohnerin nebeneinander her. Sie waren schon ein ganzes Stück lang durch einen kleinen, ruhigen Wald gelaufen. Lyra musste gestehen, dass die Lage des Krankenhauses wirklich gut war. Weit entfernt von dem Lärm der Stadt, so dass sich die Patienten in aller Ruhe erholen konnten.

“Weißt du, Lyra… Wir sind uns irgendwie ähnlich.” Fragen sah sie zu Plüschi, die die Stille nun durchbrochen hatte und traurig auf den Weg sah, den sie entlangliefen. “Wir beide haben unsere Mütter verloren”

Ein kalter Schauer fuhr über Lyras Rücken, als sie verstand, was Plüschis Worte wirklich bedeuteten. Sie wusste es. Sie wusste, dass ihre Mutter verstorben war, und wahrscheinlich wusste sie auch, wie es passiert war.

“Ist es anmaßend? Ich meine… Deine Mutter musste zu deinem Schutz sterben… Meine ist gestorben, weil sie mich beschützen wollte. Ist es anmaßend, dass ich finde, dass wir uns ähnlich sind?” Lyra wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie selbst empfand es nicht als anmaßend, denn sie wusste nur zu gut, wie es war, wenn man sich wünschte, jemanden in seiner Gegenwart zu haben, der einem ähnlich war. Sicher war dieser Wunsch als Magical Girl noch stärker ausgeprägt.

“Was ist passiert?”, fragte sie schließlich, denn sie konnte nicht verleugnen, dass Plüschis Worte sie neugierig gemacht hatten.

“Eine Tragödie…”, begann das sonst so fröhliche Mädchen, das bereit war, ihre Geschichte zu erzählen.
 

-4 Monate Vormittag Plüschis Haus
 

Vorsichtig goss Plüschi das heiße Wasser für den Tee in eine Tasse, auf der in roten Buchstaben der Name Ixtli stand.

Sie musste aufpassen, denn wie üblich zappelte ihre Schwester, die ein kleines Ebenbild von ihr war, auf ihrem Stuhl herum und drohte mit ihren kleinen Patschehändchen unter den Schwall kochenden Wassers zu kommen.

“Ixtli! Wie oft noch? Du tust dir weh, wenn du nicht ruhig auf deinem Platz sitzen bleibst.”

Leise seufzte Plüschi, als sie den Wasserkocher hob, obwohl die Tasse ihrer kleinen Schwester noch halbleer war.

“Dee haben…”, protestierte die Kleine und versuchte, nach der Tasse zu greifen. Der Geruch von ihrem Lieblingsapfeltee war einfach zu verführerisch.

“Die Tasse ist noch nicht einmal voll. Außerdem muss der Tee noch ziehen”, erklärte Plüschi und nahm die Tasse, um sie in Ruhe mit Wasser füllen zu können.

“Deeeeee habeeeeeeennnnnn!”

Ein Seufzen kam über Plüschis Lippen, als ihre Schwester nun lautstark gegen die weggenommene Tasse protestierte und mit dem Sirenengeheul anfing. Doch da musste Plüschi nun durch.

Ohne sich stören zu lassen, goss sie das restliche Wasser in die Tasse und begann, Ixtli einen Buttertoast zu schmieren. Das Geheule und Gezeter ihrer Schwester ignorierte sie dabei.

‘Irgendwann verwandelt sie sich in einen Tiger und frisst mich…', dachte Plüschi mit einem Grinsen.

Sie wusste schließlich, dass ihre kleine Schwester Hunger und Durst hatte. Sobald sie was in ihrem winzigen Magen hätte, würde sie wieder der kleine liebenswürdige Engel sein, der zufrieden Bäuerchen machte und in die Windeln pooperte. Das war dann aber nicht mehr ihr Problem.

“Deeeeeee! Deeeeeeeeee!” Immer ungehaltener darüber, dass ihr Tee noch nicht auf dem Tisch stand, schrie die Kleine und zappelte auf ihrem Stuhl.

“Ist ja gut. Hier…”, murrte Plüschi entnervt und stellte die Tasse mit einem Teller, auf dem der Buttertoast lag, vor ihre Schwester hin. Sofort verstummte das Sirenengeheul und das Drama des Morgens war im wahrsten Sinne des Wortes gegessen.
 

Schweigend las sich Plüschi einen Text für die Schule durch, während sie genüsslich in ihren Toast biss. Immerhin konnte sie nun, da ihre Schwester zufrieden mit ihrem Tee blubberte, noch etwas für die Schule lernen. Zumindest hatte sie das gehofft, denn ihre Mutter kam panisch aus dem Schlafzimmer gelaufen und stolperte fast schon die Treppen runter. Erschrocken sah Plüschi von ihrem Buch zur Tür auf, an der ihre Mutter kreidebleich stand.

“Plüschi, pack die Koffer. Wir müssen hier weg.” Obwohl die Aufforderung ihrer Mutter überraschend kam, kannte Plüschi das bereits, weswegen sie ihr Buch beiseitelegte und ohne zu zögern in ihr Zimmer lief.

Stumm sah sich das Mädchen in dem kahlen Zimmer um. Keine Poster hingen an den Wänden, nirgends standen Fotos von ihr und ihren Freunden, und selbst in dem Bücherregal waren höchstens fünf Bücher. Lange lebte sie noch nicht hier, eigentlich waren es erst zwei Wochen. Doch nun brachen sie wieder auf.

Froh darüber, dass sie ihren Koffer nicht ausgepackt hatte, griff sie unter das Bett und zog das blaue Reisegepäck hervor.
 

Seufzend sah Plüschi aus dem Fenster des schwarzen Foyotas ihrer Mutter. Sie saßen nun schon eine halbe Stunde in dem Wagen, und noch immer hatte ihre Mutter nicht gesagt, was passiert war.

Doch wie üblich fragte sie nicht was los war, denn sie würde keine Antwort bekommen, so wie sonst auch. Die Einzige, die glücklich vor sich hinquietschte und einen Anime sah, war Ixtli hinten, die fröhlich auf ihrem Kindersitz rumzappelte.

“Sie haben uns zu schnell gefunden… Etwas muss schiefgelaufen sein…”, wisperte ihre Mutter immer wieder, weswegen Plüschi sich fragte, was sie meinte.

Fast schon ein wenig verängstigt sah sie die brünette ältere Frau neben sich an, die wie vom Teufel gejagt aufs Gaspedal trat und jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierte. Es war jedes Mal das gleiche. Immer flohen sie vor irgendwas, aber nie verriet ihre Mutter, wovor sie eigentlich davonliefen. Manchmal hasste sie die Frau dafür, denn ihr war es durch diese ständige Flucht unmöglich, Freundschaften zu schließen. Dabei waren Freunde alles, was Plüschi sich wünschte.

“Tut mir leid, Mäuschen. Ich verspreche dir, dass wir in der nächsten Stadt länger bleiben.”

Kurz sah ihre Mutter sie mit einem bekannten, entschuldigenden Lächeln an, wobei sich Plüschi fragte, wie oft ihre Mutter ihr das schon versprochen hatte. Und jedes Mal brach ihre Mutter das Versprechen und jedes Mal schwieg Plüschi, wenn sie es hörte.

Seufzend sah Plüschi aus dem Fenster. Viel sagen konnte sie nicht. Sie musste sich dem Willen ihrer Mutter beugen.

“VERDAMMT!” Erschrocken zuckte Plüschi bei dem Aufschrei ihrer Mutter zusammen. Ein Anflug von Panik machte sich in ihr breit, denn noch nie hatte sie so einen Schrei aus dem Munde ihrer Mutter gehört. Langsam wandte sie ihren Blick zu der Frau neben sich, doch sie kam nicht mehr dazu, die Silhouette ihres Gesichtes zu sehen, denn eine unbekannte Kraft ergriff den Wagen und schleuderte ihn mitsamt seiner Insassen in einen Graben.
 

Als Plüschi die Augen öffnete, spürte sie einen stechenden Schmerz, der durch ihren Arm zog. Sie musste kein Arzt sein, um zu wissen, dass dieser wohl gebrochen und vollkommen unbrauchbar war.

Vorsichtig sah sie neben sich, wo ihre Mutter saß und sie aus dem Augenwinkel heraus ansah.

“Mom…?”, fragte sie leise und lauschte, denn anders als es zu erwarten gewesen wäre, hörte sie nicht die Schreie ihrer Schwester. Nur das schwache, leise Atmen ihrer Mutter hallte durch das Wrack, das bereits nach Benzin stank.

“Rette… Ixtli…”, röchelte ihre Mutter schwach, die sich nicht bewegen konnte, da sich etwas undefinierbares durch sie und den Sitz gebohrt hatte. Vorsichtig, so als ob jede schnelle Bewegung noch etwas verschlimmern konnte, schnallte sich Plüschi ab und sah hinter sich, wo ihre Schwester sitzen sollte. Doch alles, was sie sah, war das kleine blutverschmierte Köpfchen, das an der Fensterscheibe klebte und sie fast schon geisterhaft mit einem blauen Auge anstarrte.

Ixtli musste nicht mehr gerettet werden, denn ihr Gehirn verteilte sich bereits auf dem Türgriff und dem Sitz. Soviel konnte Plüschi sehen.

Langsam griff Plüschi zu ihrer Tür und stemmte sich dagegen, woraufhin diese aufging. Sie musste schnell raus, denn der Benzingestank wurde immer intensiver.

“Geht es der Kleinen gut?” Schwach wie schon zuvor drang die Frage ihrer Mutter zu Plüschi vor. Plüschi wusste, dass es keine Rettung mehr für die Frau gab, die ihr einst das Leben geschenkt hatte.

“Ihr geht es gut… keine Sorge…”, flüsterte Plüschi beruhigend, worauf ihre Mutter lächelnd die Augen schloss. Das Geräusch des Atmens erlosch und Plüschi wusste, dass sie die einzige Überlebende dieses Unfalls sein würde.

Vorsichtig kroch sie aus dem Wrack und erhob sich. Sie musste weg, denn der Wagen konnte jederzeit explodieren. Auf die Zähne beißend, kletterte sie aus dem Graben und sah sich suchend um. Nirgends war zu sehen, was diesen Unfall verursacht hatte. Nur eine Frau mit langem blondem Haar stand auf der anderen Seite der Straße. Traurig sah sie Plüschi an und streckte die Hand nach ihr aus, als wollte sie sagen “Folge mir.”

Fast wie hypnotisiert lief Plüschi langsam auf die Straße rüber zu der anderen Frau. Ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen, die über ihre Wange glitten und ihr die Sicht nahmen. Sie nahm nichts mehr wahr, nicht einmal das Auto, das ungebremst auf sie zuraste.
 

14. Tag Abend Mahou Shoujo Besprechungsraum
 

Kaum, dass Lyra die Tür zum Besprechungsraum geöffnet hatte, sah sie bereits ihre blonde Lehrerin Finlass, das Top-Idol Rizumu, deren rechter Arm bandagiert war, und Lilim, die mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf ihrem Platz saß.

“Willkommen zurück, Lyra”, begrüßte Finlass sie lächelnd und wies auf einen leeren Platz zu Rizumus Rechten. “Setz dich, wir haben viel zu klären.”

Leicht nickte Lyra und setzte sich auf den ihr zugewiesenen freien Platz. Ihr gegenüber setzte sich Plüschi, die sich sofort zurücklehnte und ihre Beine auf ihren Platz hochnahm.

“Sicher haben dir Plüschi und Samantha schon von deinem Erbe erzählt. Ich kann mir vorstellen, dass du diesbezüglich etwas überrascht bist. Wenn du also Fragen hast, zögere nicht, sie zu stellen.” Weiterhin lächelnd sah Finlass Lyra an. Doch sie schwieg. Sie wollte ihre Fragen erst stellen, wenn sie wirklich alles über ihr sogenanntes Schicksal wusste.

“Finlass-sensei… Wir sollten erst einmal das Wesentliche klären, bevor wir das aus den Augen verlieren”, mahnte Lilim, woraufhin Finlass nickte und sich bereit machte, Lyra über alles aufzuklären.

“Fangen wir mit dem an, wovor du Plüschi beschützt hast. Wir nennen sie Magicals. Es sind Wesen, die versuchen, unsere Welt ins Unheil zu stürzen. Die Aufgabe der Magical Girls ist es, diese Monster zu besiegen. Menschen wie die Armee oder Polizei sind dazu nicht in der Lage, weil sie eben jene nicht sehen können. Nur wenige Menschen ohne das Magical Girl Gen, also Menschen wie Dr. Samantha und Ich, können diese Monster sehen. Dennoch sind wir machtlos gegen sie.” Schweigend hörte Lyra den Ausführungen von Finlass zu. Sie wusste, worauf die Blonde hinaus wollte. Dennoch warfen ihre Erklärungen auch Fragen auf.

“Wieso können sie und diese Ärztin diese Magicals sehen?” Lyra fand es seltsam, dass jemand der kein Magical Girl Gen besaß, die Monster sehen konnte, wenn es doch sonst kein anderer tat.

“Weil wir eine Nahtoderfahrung hatten. Damals wurden wir irgendwann von einem Magical angegriffen und sind dabei beinahe ums Leben gekommen. Die Macht eines Magical Girls rettete uns aber. Man könnte sagen, diese Macht hat uns berührt und zu einem Auserwählten gemacht.” Das Prinzip, das Finlass ihr erklärte, kam Lyra vertraut vor. Kurz musste sie darüber nachdenken, ehe ihr einfiel, dass fast dasselbe Prinzip wie bei den Vampiren war. Nur dass es bei diesen mystischen Wesen mehr auf Blutsebene funktionierte.

“Und wie können Magical Girls die Menschen genau vor dem Tod retten?” Lyra wollte nun alles wissen, denn die ganze Magical Girl Sache klang viel zu gut. Irgendwo musste ein Haken bei der Sache sein.

“Ein Magical Girl kann einen Menschen vor dem Tod retten, indem sie ihm etwas von ihrer Macht gibt und dabei einen Teil des eigenen Lebens hergibt. Jedes Lebewesen hat eine vom Schicksal bestimmte Lebensdauer. Stell es dir wie eine brennende Kerze vor. Sobald diese Kerze abgebrannt ist, stirbt der Mensch. Allerdings kann man dem entgegenwirken, wenn man zwei brennende Kerzen miteinander verbindet.” Ein Lächeln trat auf Lyras Gesicht, als Finlass das Beispiel mit den Kerzen nannte. In ihrer Kindheit hatte sie dieses Beispiel öfters von ihrer Mutter gehört, wenn diese ihr das Märchen “Gevatter Tod” vorgelesen hatte. Es war ihr Lieblingsmärchen gewesen, auch wenn es auf eine düstere Art und Weise grausam war.

“Wir können also Menschen retten, indem wir auf einen Teil unserer eigenen Lebenszeit verzichten. Für uns bleibt diese Selbstlosigkeit demnach nicht ohne Folgen. Noch dazu stellen wir uns gegen das Schicksal, das dem Menschen bestimmt ist”, fasste Lyra zusammen, wobei ihr bitteres Lächeln nicht wich.

“Durch etwas Unnatürliches wie einen Magical zu sterben kann kein wahres Schicksal sein!” Fast schon erbost hatte sich Finlass erhoben und fixierte Lyra, die nun doch etwas überrascht darüber war, dass ihre Lehrerin so einen Gefühlsausbruch hatte. “Jeder Mensch hat das Recht darauf, einen natürlichen Tod zu sterben und nicht von einem Monster die Lebensenergie entzogen zu bekommen, damit dieses selbst am Leben bleiben kann.”

Zweifelnd hob Lyra eine Augenbraue, als sie hörte, was Finlass da sagte. Doch ihre Lehrerin beruhigte sich schnell wieder und setzte sich auf ihren Platz.

“Wie dem auch sei… Wir möchten dich bitten, dass du dich uns anschließt und mit uns zusammen die Welt vor dem aufkeimenden Bösen rettest.” Die Wut war aus Finlass Gesicht gewichen und das Lächeln hatte seinen Weg zurück gefunden. Lyra wusste nicht, ob sie dieser Frau wirklich vertrauen konnte, aber sie wollte die Hilflosen beschützen.

“Einverstanden.”
 

17. Tag Shoujo High School Schuhschränke
 

Lyra war froh, als das Wochenende vorbei war und sie endlich wieder in die Schule gehen konnte. Sie war sich sicher, dass sie viel mehr Stoff verpasst hatte, als Plüschi ihr am Abend zuvor weismachen wollte. Doch gleichzeitig fragte sie sich, wie man sich als Magical Girl auf solche Sachen wie die Schule konzentrieren sollte, wenn jederzeit ein Feind den Frieden der Welt bedrohen konnte.

“Du bist also auch eine Puppe von Finlass.” Erschrocken zuckte Lyra zusammen, als sie ihr Schuhfach schloss und sie ein Mädchen mit giftgrünen Augen und flammend roten Haaren neben sich sah.

“Puppe von Finlass?” Fragend sah Lyra das Mädchen neben sich an. Sie trug dieselbe Uniform wie sie, allerdings mit einer gewissen Modifizierung in Form einer anderen Schleife, die deutlich machte, dass sie eine Klassenstufe höher war. Sie wandte sich ohne Lyra zu antworten ab und ging in die Richtung der Treppen, die sie in die verschiedenen Etagen der Klassenstufen führen sollte.

“Warte! Was meinst du damit?” Die Fremde hielt inne, als sie einen Fuß auf die Treppe gesetzt hatte und Lyra um eine Antwort bat.

“Was ich meine? Wir sollen die Drecksarbeit für Finlass erledigen. Du solltest dich fragen, warum.” Ohne Lyra anzusehen, lief die Ältere die Treppen hoch und ließ Lyra verwirrt und alleine zurück.

“Mach dir keine Gedanken wegen Naenia. Sie ist etwas speziell.” Langsam drehte Lyra ihren Kopf zur Seite, wo Rizumu stand, die ihre Hausschuhe anzog.

“Ihr Erbe ist bereits erwacht und sie kämpft gegen das Böse, aber sie weigert sich, bei uns mitzumachen, weil sie einen Groll gegen Finlass hegt. Warum weiß keiner. Fest steht aber, dass sie den falschen Weg geht, denn gerade als Magical Girls müssen wir zusammenhalten.” Da für Rizumu das Gespräch damit beendet war, hob sie ihre Tasche auf und ging zu den Treppen. Ihr Ziel war die dritte Etage.
 

17. Tag Mittag Shoujo High School Dach
 

Nachdenklich stand Lyra an dem Gitter, das als Absperrung auf dem Schuldach diente. Sie dachte über Naenia nach, die sie kennengelernt hatte und die sie als Puppe Finlass’ bezeichnet hatte.

Nur zu gerne hätte sie gewusst, was Naenia gegen Finlass hatte, denn sie selbst vertraute ihr nach diesem Gefühlsausbruch nicht.

‘Warum ist es was anderes, wenn ein Magical den Menschen Lebenskraft entzieht, um zu überleben, wenn Menschen in solchen Momenten dankbar die Kraft eines Magical Girls annehmen. Jeder würde doch nach dem greifen, was er bekommt, wenn es um das eigene Überleben geht.’

Vorsichtig hob Lyra ihre Hand, und verhakte ihre Finger mit dem Gitter und sah in die Weite der Stadt. Sie hoffte nicht, dass sie in der Entfernung eine Antwort auf diese unlogischen Worte fand.

“Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier treffe. Haben Lilim und Rizumu dich geschickt?” Wie schon am Morgen zuckte Lyra zusammen, als plötzlich Naenia schon wieder neben ihr stand. Wie eine Raubkatze hatte sich Naenia angeschlichen und sah nun Lyra mit einem strafenden Blick an.

Scheinbar hatten Lilim und Rizumu schon öfter versucht, sie davon zu überzeugen, in ihrem Team mitzuspielen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie nun glaubte, dass sie die Neue vorschickten, um sie zu überzeugen.

“Nein. Ich bin hier, weil ich nachdenken wollte. Über dich und über Finlass”, gestand sie und sah in Naenias grüne katzenartige Augen. Sie fragte sich, ob sie Naenia fragen sollte, was sie gegen die Lehrerin hatte. Doch sie entschied sich zu schweigen, denn sie hoffte, dass Naenia es ihr von selbst vielleicht erzählen würde.

“Über Finlass habe ich mir auch lange Zeit den Kopf zerbrochen. Du solltest dieser Frau nicht vertrauen, denn sie ist von negativen Gefühlen zerfressen. Dieses Lächeln, das sie meist zeigt, ist nur eine schöne Fassade, die all ihre Lügen verbergen soll.” Stumm hörte Lyra Naenia zu. Doch ihre Worte weckten nur mehr Fragen. Irgendwas musste zwischen Naenia und Finlass vorgefallen sein.

“Warum hasst du sie?” Lyra konnte nicht anders als zu fragen, denn sie wollte mehr über Finlass erfahren, für den Fall, dass diese Frau doch noch eine potentielle Gefahr war.

“Habe ich euch, Magical Girls…” Mit geweiteten Augen drehte sich Lyra um. Hinter ihnen stand der Sensenmann, so wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte, wenn ihre Mutter ihr “Gevatter Tod” vorgelesen hatte.
 

Wie gelähmt stand Lyra da und starrte auf das sensenschwingende Skelettmonster in schwarzer, zerrißener Kutte. Es war erstaunlich, wie anders dieses Wesen im Gegensatz zu dem Blumenmonster war.

“Baku_Chan habt ihr ausgeschaltet, aber mich, Newt, werdet ihr nicht besiegen, denn euer Schicksal ist der Tod!” Wütend, zumindest glaubte Lyra Wut aus seinen Worten herauszuhören, holte der Tod mit seiner Sense aus und ließ einen weißen Lichtstrahl auf die beiden Mädchen zurasen.

“Pass auf!” Blitzschnell reagierte Naenia und stieß Lyra zu Boden, so dass der Lichtstrahl sie verfehlte und stattdessen das Zaungitter zerschnitt.

“Was bringen Lilim und Rizumu euch Newbies eigentlich bei…?”, murmelte Naenia und rappelte sich wieder vom Boden auf. “Wann lernt ihr es, das man sich verwandelt, wenn ein Magical auftaucht. Oder wenigstens ausweicht, wenn man angegriffen wird.”

Etwas beleidigt wegen Naenias Worten erhob sich nun auch Lyra und fixierte das Magical, das bereits wieder mit seiner Sense ausholen wollte. Sie würde Naenia zeigen, was sie gelernt, oder vielmehr, was sie von Lilim und Rizumu erfahren hatte. Und dann würde sie Gevatter Tod in die Hölle schicken.

Ernst fixierte sie ihren Gegner und rief die Kraft in ihrem Inneren. Wie bei ihrer ersten Verwandlung spürte sie die Wärme und Energie in sich aufsteigen. Sie hüllte sie ein und veränderte ihr schwaches, menschliches Äußeres.
 

Selbstbewusst fuhr sich Lyra mit ihrer linken Hand durch ihr nun blondes Haar.

“Die Magie der Hoffnung, Magical Hope!” Siegessicher, weil sie schon einmal ein Magical besiegt hatte, sah Lyra ihren Gegner an und richtete ihre linke Hand auf ihn. Auch wenn sie nicht wusste, warum sie es tat, fühlte es sich so natürlich an. Sie wusste, dass wenn sie diesen Instinkten folgen würde, ihr Gegner durch die Kraft der Hoffnung bald Geschichte sein würde.

“Nicht wir sind dazu verdammt zu sterben.” Lyra war bereit und konzentrierte ihre Kraft in ihren Finger, der leicht zu glühen begann. Doch bevor sie ihren Angriff entfesseln konnte, schwang Gevatter Tod seine Sense.

Wie gelähmt blieb das Magical Girl stehen, denn mit so einem Angriff, der so schnell kam, hatte sie nicht gerechnet. Erst als die schneidende Lichtsichel vor ihr war wich sie aus, verletzte sich aber am rechten Arm. Schmerzerfüllt legte Lyra ihre Hand auf die Verletzung, die zu bluten begann. Sie hasste das Gefühl dieser warmen, dickflüssigen Feuchte, die durch ihre Finger floss.

“Amateurin…”, knurrte Naenia, die das alles mit angesehen hatte und nun bereit war, in Aktion zu treten.

Naenia wusste, dass sie sterben würden, wenn sie nun nichts tat und dem Neuling ein wenig unter die Arme griff. Wie Lyra zuvor konzentrierte sich Naenia und verwandelte sich in das grüne Magical Girl, das einen frischen Wind in die Sache bringen würde.

“Die Magie der Heilung, Magical Cure!” Wie schon bei Lyra holte Gevatter Tod mit der Sense aus, doch anders als Lyra reagierte Naenia sofort und griff dabei nach der Anfängerin, die ebenfalls in der Schusslinie stand. Mit ihr zusammen gelang es Naenia, sich weit genug von dem Skelettmann zu entfernen.

“Unvorsichtiger Idiot…”, grummelte die sie und legte ihre Hand auf Lyras Verletzung, die sich kaum einen Augenschlag später verschloss. “Merk dir eines. Bevor du deinen speziellen Angriff verwendest, musst du den Gegner erst schwächen. Mit einem Schlag kann man ihn meist nur besiegen, wenn das Magical Girl Gen gerade erwacht ist. Dann sind die Kräfte so stark aufgestaut, dass sie sich entladen und es nichts gibt, was sich ihnen entgegensetzen kann.”

Erstaunt sah Lyra auf ihren verheilten Arm und lauschte Naenias Weisheiten. Sie wusste nicht, warum Lilim, Rizumu oder Finlass ihr das nicht gesagt hatten, denn es hätte ihr eine Menge Ärger erspart.

“Und wie kommen wir an ihn heran?”, fragte Lyra. Denn anhand von Naenias Lächeln erahnte sie, dass diese ein Ass im Ärmel hatte.

“Warte auf mein Zeichen und dann mach ihn mit deinem speziellen Angriff platt.” Grinsend erhob sich das Mädchen mit dem nun grünen Haar und lief flink auf ihren Gegner zu, der wieder mit der Sense ausholte. Doch seine Angriffe waren zu langsam für Naenia, die mit Leichtigkeit auswich und wie der Wind auf das Skelett zulief. Der Gevatter sah nicht einmal das Magical Girl auf sich zukommen, weswegen er seinen Blick zu Lyra wandte, die sich bereit machte und nur noch auf Naenias Zeichen wartete.

“Ich bin hier, du Biest!” Verwundert darüber, woher die Stimme kam, sah das Skelettmonster auf, wurde aber schon von Naenias Fuß im Knochengesicht getroffen und von seinen Knochenbeinen gerissen.

“Jetzt, Lyra!”, schrie Naenia und sah zu Lyra, die nickte. Das war der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. Schnell hob sie ihren Arm, dessen Hand hell aufleuchtete und entließ einen Lichtstrahl, der das Knochengerüst durchbohrte und auf den Boden der Tatsachen zog.
 

“Gut gemacht, Grünschnabel.”

Lächelnd kam Naenia auf Lyra zu, die erleichtert darüber war, dass auch dieser Kampf vorbei und sie beide noch am Leben waren. Lyra spürte, wie ihr Herzschlag sich langsam wieder beruhigte und sah zu ihrem Arm, der eigentlich verletzt sein sollte. Naenia hatte es irgendwie geschafft, ihn zu heilen, die Frage war nur, wie.

“Also haben Lilim und Rizumu auch davon nichts erzählt?”, stellte Naenia fest, als sie Lyras Blick auf ihren Arm bemerkte. “Es gibt drei Gruppen, in die man Magical Girls einordnen kann. Die Aktiven, also Mädchen wie dich, die dem Gegner den Gnadenstoß versetzen können. Die Passiven, deren Fähigkeiten eher für die Verteidigung und den Schutz dienen, und die Supportiven. Mädchen, die deine Schnelligkeit, Stärke oder dergleichen erhöhen können. Zu diesen Mädchen zählen auch Lilim und ich.”

Stumm hörte Lyra den Ausführungen von Naenia zu und wunderte sich, dass ihre Senpais ihr das nicht erklärt hatten. In den wenigen Minuten, in denen sie an der Seite Naenias gekämpft hatte, hatte sie mehr gelernt als bei den Mädchen des Wohnheimes. Vielleicht, und dieser Gedanke begann bereits, seine Triebe zu streuen, war es ein Fehler gewesen, sich Finlass’ Mädchen anzuschließen.

“IHR!” Synchron fuhren beide Mädchen zusammen, als sich der am Boden liegende Gevatter Tod wieder erhob. Entschlossen machten sich beide kampfbereit, doch das Skelett lachte nur und hob seine knochige Hand, mit der er auf Naenia zeigte.

“Deine Kerze ist abgebrannt!”, brüllte er lachend und fiel schließlich zu einem Häufchen Staub zusammen.

“Dummes Geschwätz… Wir haben deine Kerze ausgeblasen”, flüsterte Naenia und verwandelte sich wieder in ihr menschliches Selbst zurück. Es war nun offiziell, dass dieser Kampf beendet war, und somit wurde die Kraft der Magical Girls auch nicht mehr gebraucht.

“Naenia, du hast meine Frage noch nicht beantwortet!” Panik ergriff Lyra, als Naenia sich der Tür zuwandte und Andeutungen machte zu gehen. Da ihr Misstrauen gegenüber Finlass bereits gekeimt war und die Entschlossenheit, die Gruppe wieder zu verlassen, blühte, brauchte sie nur noch etwas, das das ganze befruchtete.

“Ach ja… Ich hasse Finlass nicht. Aber ich glaube, dass ich ihre Pläne kenne und mir ist es zuwider, dass ich diese gerade ein Stück zur Vollendung getrieben habe, um unser beider Leben zu retten. Hör gut zu, Lyra. Diese immer freundlich lächelnde Frau ist nur eine Illusion. Nicht die Magicals bedrohen diese Welt. Sie…” Naenia stockte, als sie Lyra gerade die Wahrheit über Finlass erzählen wollte. Zwei rote, warme Rinnsale bahnten sich ihren Weg über ihre Mundwinkel und gingen mit einem stechenden Schmerz in ihrer Brust einher. Mit geweiteten Augen fiel Naenia auf die Knie, während ihr Herz langsamer und langsamer in ihrer Brust schlug.

“Naenia!” Verschwommen hörte sie die Schreie Lyras, die das kleine Loch in ihrer Brust bemerkt hatte. Wie konnte man es auch nicht sehen. Schließlich floss ihr Leben aus dieser kleinen Lücke in ihrem Körper.

Gevatter Tod hatte Recht. Ihre Kerze war erloschen. Und wahrscheinlich hatte er auch bei Lyra Recht. Sie waren Magical Girls und damit verdammt dazu zu sterben. Es war die letzte Erkenntnis, die Naenia ereilte, noch bevor sie ihren letzten Atemzug nahm.
 

17. Tag Mittag Shoujo High School Eingang
 

Gründlich wischte Finlass mit einem Taschentuch die Fingerabdrücke von der Waffe, die bald ein menschliches Beweisstück in einem menschlichen Mordfall sein würde. Nichts sollte auch nur einen Hinweis auf die Shoujo High School oder das Mahou Shoujo lenken.

“Du bist wirklich nicht mehr menschlich. Du bist zu einer grausamen Hexe herangereift. Solltest du das dir geschenkte Leben nicht etwas mehr ehren?” Finlass zuckte zusammen, als sie die ihr vertraute Stimme des schwarzhaarigen Brillenträgers hörte. Jedes Mal, wenn er sie besuchte, jagte er ihr einen kalten Schauer über den Rücken, denn sie spürte diesen eisigen Blick, der ihr Leben bedrohte.

“Du solltest dankbar sein, dass ich eines deiner Zielobjekte ausgeschaltet habe.” Finlass bemühte sich, ruhig zu bleiben, denn sie wollte dem Brillenträger nicht diese Genugtuung geben, dass er ihr Angst machte.

“Es war ihr Schicksal, genauso wie es deines ist. Wenn deine Maske fällt, wird sich mein Schwert durch deinen Körper bohren. Pass also gut auf.” Die letzten Worte des Brillenträgers waren mehr geflüstert, und doch hörte sie Finlass klar und deutlich.

Langsam drehte sie sich um und versuchte, den Brillenträger mit ihren Blicken zu erfassen, doch er war verschwunden.

Wir wurden belogen

20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer
 

Müde lag Lyra in ihrem Bett und starrte an die Decke, die so weiß und kalt wie ihr innerstes Empfinden war. Sie dachte an Naenia zurück, die in ihren Armen gestorben war, angeschossen von einer unbekannten Person. Die Polizei hatte die Waffe nicht unweit von der Schule gefunden. Sogar der Schalldämpfer war noch draufgeschraubt gewesen.

Die Polizei ging davon aus, dass der Täter sie weggeworfen hatte, um im Fall einer Durchsuchung der Passanten in der Nähe der Schule nicht aufzufallen. Es war scheinbar das perfekte Verbrechen, denn nicht einmal die Fingerabdrücke waren auf der Waffe.

Nach diesem Vorfall hatte sich Lyra krankschreiben lassen. Sie konnte einfach nicht so tun, als sei nichts geschehen, und weitermachen wie bisher. Schon gar nicht, weil sie in ihren Armen gestorben war.

Gevatter Tod… hatte Recht…” Die letzten Worte Naenias hallten immer noch in Lyras Kopf wider, weswegen sie sich umdrehte und ihr Kissen auf ihre Ohren drückte. Sie wollte diese Worte nicht hören, denn sie sagten ihr, dass sie sterben sollte und keine andere Wahl hatte.

“Lyra?” Ein Klopfen an der Tür riss Lyra aus ihren Gedanken und ließ sie hochschrecken. Sie lauschte der Stimme, die eindeutig von Plüschi kam. Irgendwie hatte sie das Mädchen in ihrer Trauer vollkommen vergessen.

“Darf ich reinkommen?” Flehend drangen Plüschis Worte auf ihre Seite des Zimmers. Schweigend saß Lyra auf ihrem Bett und überlegte, ob sie ihre Mitbewohnerin reinlassen sollte, oder ob sie vielleicht nur wieder versuchten, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken.

“Komm rein…” Kurz und knapp, noch bevor sie die eigentliche Entscheidung getroffen hatte, sprach Lyra die Worte aus und erhob sich aus ihrem warmen, schützenden Bett. Ihr Blick blieb auf der Tür gerichtet, die sich langsam öffnete und ihr die Sicht auf Plüschi preisgab.

“Ich weiß, dass du momentan lieber alleine bist. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Sicher, es ist grausam gewesen, was mit Naenia geschehen ist, aber dein Leben geht weiter. Nimm dir Lilim und Rizumu als Beispiel. Beide haben ihre Eltern sterben sehen.” Langsam, noch während sie sprach, trat Plüschi in das Zimmer ein und ging auf die Schwarzhaarige zu, die ihr Platz auf dem Bett machte.

“Haben wir nicht alle unsere Eltern sterben sehen?”, fragte Lyra bitter und biss sich dabei auf die Lippen. Sie hasste sich für diesen Kommentar, denn sie wusste, wie sehr Plüschi unter dem Verlust ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester litt.

Doch statt ein trauriges Gesicht zu machen, lächelte Plüschi und schüttelte leicht den Kopf.

“Bei den beiden ist es etwas anders. Ihre Mütter wurden bedroht, sie wurden zu Magical Girls, und am Ende war es doch zu spät. Sie konnten ihren Tod nicht verhindern. Niemand, nicht einmal ein Magical Girl, kann das eigene Schicksal ändern.” Leise lachte Lyra verächtlich auf, als sie Plüschis Worte hörte. Es war reine Ironie, dass ein Magical Girl den Tod eines normalen Menschen verhindern konnte, nicht aber den von Freundinnen, Kampfgefährtinnen oder gar sich selbst.

“Und wie sind sie erwacht?” Da Plüschi sie scheinbar aufmuntern wollte und auch bereit war, ihr die Geschichte der beiden Mädchen zu erzählen, wollte Lyra nicht den Miesepeter spielen und der Brünetten ein kleines Erfolgserlebnis gönnen.

“Fangen wir bei Lilim an. Sie ist die erste, die von uns erwacht ist. Und das im Alter von acht Jahren.”
 

-9 Jahre Abend Phoenix Corporation
 

Gelangweilt sah sich die kleine, acht Jahre alte Lilim im Büro ihres Vaters um. Sie hasste es, zu warten, vor allem hier, wo es weder Papier noch Spielzeuge oder Stifte zum Malen gab. Im Gegensatz zu ihr war ihre Mutter geduldiger. Sie saß entspannt auf dem Sofa und beobachtete lächelnd ihre Tochter, die fast schon aufgebracht im Zimmer umherlief.

“Wann kommt Papa endlich? Ich hab Hunger!” Leise lachte die schwarzhaarige, zierliche Schönheit über die Worte ihrer Tochter, denn sie hätten ebenso von ihrem Vater kommen können.

“Er kommt gleich. Gedulde dich noch etwas, Lil.” Schmollend setzte sich die kleine Prinzessin nun neben ihre Mutter und versuchte sich in Geduld zu üben. Dass sie in Gedanken dennoch weiter drängelte und fluchte, war ihr aber deutlich anzusehen.

“Hab ich euch endlich gefunden. Deine Schutzkraft scheint noch recht aktiv zu sein, Magical Shield.” Erschrocken zuckten Lilim und ihre Mutter zusammen, als plötzlich eine Stimme ertönte und ein schwarzhaariger Brillenträger im Raum erschien.

“Caliburn! Was willst du hier? Verschwinde!” Schützend stellte sich Lilims Mutter vor ihre kleine Prinzessin. Das kleine Mädchen verstand nicht, was los war, doch sie drückte sich ängstlich an ihre Mutter, denn die Gefahr, die von diesem eiskalten Mann ausging, war deutlich zu spüren.

“Heute seid ihr dazu bestimmt, zu sterben.” Elegant hob der Mann seine Hand, woraufhin ein Dämon neben ihm erschien. “Vernichte sie…”, erklärte er und löste sich in Luft auf.

Ernst sah Lilims Mutter den Dämon an, der langsam auf sie zukam. Sie wusste, dass sie chancenlos war, denn seit Lilims Geburt war es ihr nicht mehr gelungen sich in ein Magical Girl zu verwandeln, und Lilim selbst war noch zu jung, um das Gen aktivieren zu können.

“Prinzessin… Wenn Mami das Zeichen gibt, wirst du ganz schnell weglaufen. Hast du verstanden?” Ängstlich nickte Lilim und drückte sich an ihre Mutter. Sie hatte unbeschreibliche Angst um die Schönheit, die sich scheinbar mit diesem Ding anlegen wollte. Dabei wusste selbst Lilim in ihrem zarten Alter, dass sie verlieren würde, denn ihre Mutter war nur ein Mensch.
 

Langsam und vorsichtig griff Lilims Mutter in ihr Haar und zog aus ihrem Haarknoten, der mit zwei Schmuckdolchen fixiert war, einen von diesen heraus. Ernst fixierte sie den Dämon, der immer näher kam und ein vorfreudiges Grinsen im Gesicht hatte. Er roch schon das Blutbad, das er anrichten würde, und der Gedanke daran machte ihn glücklich.

“Jetzt, Lilim!” Als der Dämon ihnen nahe genug war, stieß sich Lilims Mutter vom Boden ab und griff den Dämon, der immer wieder geschickt auswich, an. Panisch lief die Kleine zur Tür und legte ihre Hand auf den Knauf. Sie wusste schon, was sie tun würde, wenn sie draußen war. Schnell würde sie dann zur Security rennen, den Mann an der Hand fassen und so schnell wie möglich zum Büro ihres Vaters zerren, damit er ihre Mutter retten konnte.

“Argh…” Lilim zuckte zusammen, als sie etwas hinter sich poltern hörte. Gefangen in ihrer Angst blieb sie an der Tür stehen und lauschte dem gurgelnden, unmenschlichen Geräuschen hinter sich. Hatte ihre Mutter gewonnen? Ging es ihr gut? Vorsichtig drehte sich Lilim um, wo der zuckende Körper ihrer Mutter, kopflos am Boden lag. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Blut auf den weißen Teppich fließen sah. Selbst wenn sie jetzt zur Security floh, es war zu spät. Ihre Mutter war…

Unbändige Wut staute sich in Lilim auf, als sie zu dem Dämon sah, der lachend den Kopf ihrer Mutter in den Händen hielt. Ihr Blick war starr, der Mund blutverschmiert und doch glaubte Lilim, dass sich ihre Lippen bewegten und die Worte “Räche mich” formten. Wütend ballte Lilim ihre kleinen Hände zur Faust und lief auf den Dämon zu, der noch mehr lachte, als er sah, dass der kleine Zwerg sich mit ihm anlegen wollte.

Doch Lilim ließ sich nicht beirren und ließ ihrer Wut freien Lauf, wodurch sie sich in ein grelles Licht hüllte. Das Lachen des Dämons verhallte, und noch bevor dieser realisieren konnte, was mit dem Zwerg geschah, löste er sich in seine Bestandteile auf.
 

20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer
 

Noch während Plüschis bildhaften Beschreibungen, von denen sich Lyra sicher war, dass sie übertrieben waren, kämpfte die Zuhörende den ein oder anderen Würgereiz nieder. Sie hatte nun aber immerhin ein Bild davon, wie traumatisierend dieses Erlebnis für die junge Lilim gewesen sein musste. Umso erstaunlicher war es, dass sie so einen überlegten und ruhigen Eindruck machte, wenn es um die Magicals ging. Sie selbst war sich sicher, dass sie an ihrer Stelle jedes mal ausflippen und sich Hals über Kopf in den Kampf stürzen, um Rache üben zu können.

“Und was ist mit Rizumu?”, fragte Lyra, die eigentlich schon ahnte, dass ihr Schicksal nicht minder traurig war. Schließlich war die Tragik für alle hier ein Teil der Vergangenheit.

“Naja… Rizumus Mutter… war ebenfalls ein Idol, und sie starb vor laufender Kamera bei ihrem letzten Filmdreh. Ihr Tod hat sie legendär gemacht und Rizumu zu einem Magical Girl.”

Kurz dachte Lyra nach. Was Plüschi ihr erzählte, kam ihr bekannt vor. Sie glaubte sogar, sich an diesen spektakulären Todesfall zu erinnern. Die Medien hatten schließlich alle darüber gesprochen und einer der Spezialeffect-Crew war zum Tode verurteilt wurden. Man glaubte, dass er von der Schauspielerin abgewiesen worden war und er sie deswegen umgebracht hatte. Vor zwei Jahren war das Urteil schließlich verhängt worden.

“Das eigentlich traurige ist, dass dieser Vorfall Rizumu zu einer Waise gemacht hat. Der Spezialeffektemann war ihr Vater.”
 

-5 Jahre Mittag Filmset von “Bloody Attorney”
 

Genüsslich schlürfte Rizumu ihren Apfelsaft, während sie auf ihrem Platz saß und ihrer Mutter bei der entscheidendsten Szene eines neuen Horrorstreifens beobachtete. Die Lichter am Set waren gedimmt, als ihre Mutter, eine wirklich schöne blonde Frau mit makellosem Körper und Haut, einen langen leeren Gang entlanglief.

Rizumu konnte förmlich die Anspannung und Angst spüren, die ihre Mutter darstellte, als sie sich vorsichtig im Flur umsah. Eines der Lichter begann zu flackern, woraufhin ihre Mutter zusammenfuhr und ihr Blick nur panischer durch den dunklen langen Gang streifte.

Rizumu wusste, was gleich passieren würde, denn sie hatte das Drehbuch auswendig gelernt und kannte jedes Detail, weswegen sie auch nicht zusammenzuckte, als plötzlich ein Tonband anging und die Stille durchbrach.

“Unschuldig… Wir sind unschuldig! Schuldig… Sie sind schuldig!” Wie es im Drehbuch stand, sah sich Rizumus Mutter wieder im Flur um, doch nirgends gab es eine Person, die diese unheimlichen Worte gesprochen haben konnte. Alles näherte sich langsam dem Finale und Rizumu war gespannt, wie ihre Mutter es umsetzen würde.

“Ich bin nicht schuldig! Ich habe mein Bestes gegeben. Ihr habt diese Taten verbrochen und musstet verurteilt werden. Die Beweise sprachen dafür!”, wehrte sich die Frau gegen die Stimmen vom Tonband und lief nun schneller über den leeren Gang.

“Schuldig… Sie haben uns für ihre Erfolgsquote verkauft. Sie sind eine Mörderin…” Je mehr Worte aus dem Tonband kamen, desto schneller lief Rizumus Mutter, bis sie schließlich in die Tür zum Frauenklo abbog.

“Cut!!! Okay Leute, fünf Minuten Pause. Räumt um für die letzte Szene. Yuri, du warst wieder fantastisch. Dank dir wird dieser Film ein Hit.” Rizumu lächelte, als der Regisseur ihre Mutter mit Lob überschüttete. Es war nicht zu übersehen, wie stolz sie auf die Schauspielerin war, die nun freudestrahlend zu ihrem Vater ging, um sich das Gimmick für die letzte Szene umbinden zu lassen.

Es war ein kleiner flacher Beutel, der ihr unter dem Oberteil angelegt wurde und auf Knopfdruck explodierte. Raus kamen dann künstliche Gedärme und Kunstblut, so dass es aussah, als wäre der Bauch der Person explodiert.

“Hast du Spaß, Kleine?” Fragend sah Rizumu auf, dahin wo ein Mann mit schwarzen Haaren und Brille stand. Nur aus dem Augenwinkel heraus fixierte er sie mit seinen kalten Augen. Rizumu hatte diesen Mann noch nie hier gesehen, doch sie nickte leicht, sich an ihre Safttüte klammernd.

“Pass gut auf… Das wird euer beider letzte Vorstellung.” Wie eine Drohung kamen dem Mann die Worte über die Lippen und jagten Rizumu einen leichten Schauer über den Rücken. Wie gebannt sah sie dem Mann nach, der in der Dunkelheit des Studios schließlich verschwand.
 

Mit gespielter Panik saß Rizumus Mutter auf einer funktionsunfähigen Kloschüssel und hielt sich die Ohren zu, während sie auf ihrem Platz hin und her wiegte.

“Nein… ihr wart alle schuldig… die Beweise sprachen doch für euch…”, verteidigte sie sich, wobei ihre Worte sich hin und wieder überschlugen. Immer noch hörte sie die Stimmen der Tonbandaufnahme.

“Du hast sie gefälscht!”, klagten sie die Stimmen an, doch die Schauspielerin schüttelte nur den Kopf.

“Boom Boom…” Erschrocken sah Yuri auf, als sie die Stimmen hörte. Rizumu hatte sie ebenfalls gehört und war verwundert, denn das stand nicht im Drehbuch. Genauso wenig stand darin, dass Yuri jetzt schon den Kopf heben sollte. Sie sollte erst etwas später in die Leere starren und unsinniges Zeug reden.

“Chef…”, merkte ein Kameramann, doch der Regisseur hob nur die Hand und verwies auf Yuris Blick, der erfüllt von realer Angst war.

“Halt drauf…”, flüsterte er nur und merkte nicht, wie Rizumu sich hinter ihn stellte und ebenfalls auf den Bildschirm sah. Doch im Gegensatz zu ihm sah das Mädchen dort etwas, das nicht da sein sollte

“Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Geh!” Panik ergriff Yuri, als sie auf den Feuerteufel sah, der sie hämisch angrinste.

“Boom Boom”, hauchte er wieder grinsend und hob seine Hand, woraufhin ein leichtes Piepsen die kleine Fakekabine erfüllte. “Nun hol ich mir deine Tochter”, flüsterte der Feuerdämon und verschwand wie von Geisterhand aus der Kabine.

Yuri spürte die Gefahr, in der ihre Kleine sich befand und griff nach der Türklinke, die jedoch abbrach.

“Nein! Bitte das nicht! Lasst mich raus!!!” Wild hämmerte Yuri gegen die Tür, die wie verankert dort blieb, wo sie war. Wahre Panik ergriff sie, während das Piepsen immer lauter wurde. Sie musste hier raus. Sie musste ihre Tochter beschützen.

Mit aller Kraft stemmte sich Yuri gegen die Klotür. Sie ignorierte das schneller werdende Piepsen. Erst als sie das Knacksen hörte, das von der Tür kam, zeigte sich ein erleichtertes Lächeln. Noch einmal warf sie sich mit voller Kraft gegen die Tür, die aufbrach und mit Wucht aufschwang, so dass die Menschen am Set nur noch sahen, wie ein aufgesprengter Mensch, dessen Innereien sich an der Klotür verteilten, zu Boden fiel.
 

“Cut! Gut gemacht Leute!”

Tosender Applaus erschallte, kaum dass die Kamera aus war. Keiner hatte bemerkt, dass nicht alles so gelaufen war, wie es im Drehbuch gestanden hatte. Nur Rizumu wusste es und sie lief geradewegs zu Yuris Garderobe, denn sie wusste, dass sie die Nächste sein sollte.

“Wohin so eilig, kleines Magical Girl?” Wie versteinert blieb Rizumu stehen, als sie die Stimme des Feuerteufels hörte. “Deine Mutter ist eine großartige Schauspielerin. Selbst mit ihrem Tod hat sie die Menschen begeistert.”

Lachend fixierte der Feuerteufel das Mädchen, dessen Blick sich verfinsterte. Er lachte ihre Mutter aus. Ihre geliebte Mutter, die er auf dem Gewissen hatte. Wütend ballte sie ihre Hand zur Faust, während sie den lachenden Teufel weiter fixierte. Sie wollte ihn zum Schweigen bringen. Er sollte aufhören, über ihre Mutter zu lachen.

Obwohl sie wusste, dass sie keine Chance hatte, lief sie auf den Teufel zu, der seine krallenbesetzte Hand hob.

“Genau, komm in die Arme des Todes.” Er fand es fast schon süß, wie erzürnt die Kleine war und wie sie glaubte, dass sie ihn mit einem Faustschlag in die Knie zwingen konnte.

“Diesen einen Schlag gestatte ich dir!”, lachte er und beobachtete die Kleine, die ihre Schrittgeschwindigkeit erhöhte und von einem weißen Licht umhüllt wurde.

“Ich werde für meine Mutter weiterleben!!!” Wütend holte sie mit der Faust aus, als sie vor ihm stand und bohrte sie, angefüllt mit einer wohltuenden Kraft, in seine Magengrube.

Der Feuerteufel spürte wie ihre Hand ihn durchbohrte und die Flammen seiner Geburt ihn umloderten. Er hatte verloren, gegen ein erwachtes Magical Girl.
 

20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer
 

Nachdenklich fixierte Lyra Plüschi, die diesen Blick unheimlich fand und deswegen etwas weggerückt war. Ihr war zwischen den beiden Geschichten eine Gemeinsamkeit aufgefallen.

“Dieser Mann mit der Brille…” Ernst sah sie Plüschi an, die leicht lachte, um ihre eigene Angst vor Lyra zu überspielen.

“Der wurde nie gefunden. Er gehörte auch nicht zur Filmcrew”, erklärte Plüschi, die sich scheinbar bestens mit Rizumus Vergangenheit vertraut gemacht hatte.

“Das meine ich nicht! Wer ist dieser Mann? Er ist auch bei Lilim aufgetaucht und hat ihr ein Magical auf den Hals gehetzt. Und ich habe ihn auch schon gesehen.” Lyra erinnerte sich an ihren zweiten Tag in dieser Stadt, wo sie ihn in der Nähe eines Takoyakistandes gesehen hatte.

“Gute Frage… Keine Ahnung, wer er ist.” Seufzend schüttelte Lyra den Kopf und erhob sich aus dem Bett. Sie wusste nun endlich, wer schuld daran war, dass Naenia sterben musste. Zumindest glaubte sie, dass es dieser Mann gewesen war.

“Wo sind Rizumu-senpai und Lilim-senpai?” Fragend sah Plüschi Lyra an, die durch ihren Blicke sagte, dass sie nun dringend mit ihren Senpais reden musste. Dem wollte sie sich nicht entgegenstellen, zumal sie das Gefühl hatte, dass Lyra nun aus ihrem Tief befreit war.

“Im Besprechungsraum mit Finlass-sensei.” Leise murrte Lyra. Sie hatte keine Lust darauf, die Lehrerin zu sehen, doch sie musste da durch, immerhin war das, was sie die anderen beiden fragen wollte, wichtig.

“Komm mit, Plüschi! Es wird Zeit, dass man uns endlich alles erzählt.” Fest packte Lyra Plüschi am Arm und zog sie aus ihrem Zimmer in die Richtung des Besprechungsraumes.
 

20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Besprechungsraum
 

Ruhig führte Finlass ihre Tasse Tee unter den ernsten Blicken von Rizumu und Lilim an ihre Lippen. Schon seit einer geschlagenen Stunde befragten beide sie wegen der Sache mit Naenia, doch die Lehrerin blieb ruhig, so als ob es nicht das Problem der Gruppe wäre.

“Sie sind ziemlich ruhig dafür, dass eine potentielle Helferin von uns gegangen ist”, erklärte Lilim, die der Lehrerin seit Naenias Tod nicht mehr ganz über den Weg traute.

“Es war eben ihr Schicksal. Da kann man nichts machen.” Ruhig trank sie einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. Doch ihr blieb nicht verborgen, dass die beiden Oberstufenschülerinnen ihr misstrauten.

“Schon seltsam, dass sie stirbt. Und das in dem Moment, als sie Lyra etwas von ihnen erzählen wollte”, setzte Rizumu nach, die durch Lyra erfahren hatte, was auf dem Dach vorgefallen war.

“Sicher wollte sie Lügen über mich verbreiten, um unser neustes Teammitglied zu verunsichern. Naenia war von Anfang an eine faule Frucht am Baum.” Nun war es Finlass, die die beiden Mädchen ernst ansah. Obwohl beiden bewusst war, dass Naenia dank Finlass’ Anwesenheit nie vorhatte, sich ihnen anzuschließen, hatten sie ihre Mitstreiterin nicht als faule Frucht gesehen. Schließlich war sie immer bereit, wenn es eine Schlacht zu schlagen galt. Auf ihre Weise war sie schon ein wichtiges Teammitglied gewesen, das nun fehlte.

“Ich fordere Antworten!” Schwungvoll öffnete sich die Tür und Lyra stand mit Plüschi an der Hand, in dieser.

“Du hast dich aus dem Bett bemüht? Schön dass du deinen Kummer endlich vergessen hast und über Naenia hinweg gekommen bist”, erklärte Finlass und lächelte Lyra an. Doch Lyra ignorierte die Frau und lief auf Rizumu und Lilim zu.

“Wer ist dieser schwarzhaarige Mann mit der Brille?” Ganz direkt sah Lyra ihre Teamkolleginnen an, die einander ansahen, als würden sie geistig darüber diskutieren, ob sie es dem Neuling sagen sollten.

“Dieser Mann… Ist Caliburn. Er ist nicht nur der Mörder unserer Eltern gewesen, er ist auch unser Feind. Ihm verdankt die Welt all das Leid und wir unsere Schmerzen.” Kaum, dass Rizumu die Worte ausgesprochen hatte, schlug Lyra auf den Tisch und sah die beiden Mädchen wütend an.

“Ihr wusstet es die ganze Zeit. Wann hatte ihr vor, es uns zu sagen? WANN?!” Schweigend sahen Lilim und Rizumu einander an. Es war ein Blick, den Lyra nur zu gut zu deuten wusste.

“Also nie… Dann nehmt doch eure Rache. Aber ohne mich. Ich bin nicht euer Kanonenfutter!” Wütend stürmte Lyra aus dem Besprechungsraum raus. Sie hatte nun verstanden, wofür sie gut war. Was Plüschi nun aus dieser Erkenntnis machte, war ihr egal. Sie wollte nur noch weg.
 

Seufzend erhob sich Finlass von ihrem Platz und lief zur Tür, die noch offen stand. Lyra hatte es wirklich geschafft, die Stimmung noch tiefer zu kippen. Jetzt noch mit den beiden Oberstufenschülern zu diskutieren, würde also nichts bringen. Sie musste warten, bis sie die Mädchen wieder mit ihren persönlichen Wünschen impfen konnte.

“Wenn wir die letzte, Erenya, auch noch besiegen, wird Caliburn sich doch zeigen, oder?” Überrascht blieb Finlass stehen, als Lilim sie vollkommen unerwartet angesprochen hatte. Vielleicht war Lyra doch noch zu etwas gut gewesen. Zumindest breitete sich dieser Gedanke in Finlass Kopf aus.

“Natürlich. Er hat dann keine andere Wahl mehr. Schließlich ruht die Welt dann auf seinen Schultern.” Leise lachend verließ Finlass das Zimmer. Schweigend folgten ihr Lilim und Rizumu und ließen Plüschi alleine zurück. Und obwohl das Mädchen nicht wusste, was hier vor sich ging, hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie spürte das Unheil förmlich auf sie zurasen.
 

23. Tag Abend Mahou Shoujo Wohnheim Plüschis Zimmer
 

Seufzend blätterte Plüschi eine Seite in ihrem Schillerbuch, dessen Geschichte “Kabale und Liebe” enthielt, um. Die Stimmung im Mahou Shoujo war nach wie vor gedrückt, und sie verstand nicht wieso. Lyra kam kaum noch nach Hause, und in der Schule sprach sie nicht einmal mehr mit ihr. Sie hatte bereits das Gefühl, dass sie irgendwie Schuld an der ganzen Sache war. Und dabei wusste sie, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.

“Lyra ist sauer auf Lilim, Finlass und Rizumu… Finlass meidet Lyra… Und Lilim und Rizumu ignorieren Lyra total… Und natürlich mag keiner mit mir, der nutzlosen Plüschi, reden.” Plüschi fand es einfach deprimierend. Sie wusste ja, dass sie das wohl nutzloseste Magical Girl der Gruppe war. Es war ein mieses Gefühl, das noch so deutlich gezeigt zu bekommen.

Müde ließ sie ihren Kopf auf den Tisch sinken und schloss die Augen. Alle hatten so tolle Fähigkeiten. Lilim konnte die Kräfte eines Partners verstärken, Lyra und Rizumu konnten einen Gegner mit einem Angriff ausschalten, und selbst die verstorbene Naenia war mit ihren regenerativen Fähigkeiten nützlicher als sie.

“Wäre ich doch nur an Naenias Stelle gestorben. Ich bin ihnen nur ein Klotz am Bein…”, flüsterte Plüschi und schloss die Augen.

“Du bist die Einzige von ihnen, die den Wandel bringen kann.” Erschrocken drehte sich Plüschi, als sie ihr Haupt erhoben hatte, um und sah dem Brillenträger, der sie ernst fixierte, in die kalten Augen.
 

23. Tag Abend Filmset für “Ao no Egoist”
 

Vorsichtig tastete sich Rizumu zu einem Schalter vor, der die Kulisse nun etwas erhellte. Aufmerksam sah sie sich um und schließlich, als die Luft rein war, winkte sie Lilim zu sich.

“Und der Magical ist wirklich hier?” Lilim traute dem ganzen nicht, denn ein Filmset war schon ein merkwürdiger Aufenthaltsort für den letzten Magical von Caliburn. Durch das spärliche Licht fiel es ihr nicht leicht, auch nur etwas zu sehen.

“Habe ich mich je geirrt? Erenya ist hier irgendwo. Ich spüre sie ganz deutlich.” Auch Rizumu sah sich genau um und lief tiefer in die Kulisse, die hier aufgestellt war, hinein. Der Gedanke, dass ihre Mutter vor fünf Jahren in einer Filmkulisse gestorben war, fröstelte sie ein wenig. Es war schon ein seltsamer Zufall, dass sie nach fünf Jahren wieder hier stand und nach einem Magical suchte.

“Erenya! Komm raus, wir wissen, dass du da bist! Verstecken ist sinnlos!”, rief Lilim und gesellte sich zu ihrer Partnerin.

“Ich schätze, sie redet nicht mit jedem, Lil…”, scherzte Rizumu und erntete dafür ein leises Brummen. Lilim fand nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für Scherze war. Aber irgendwie passte es zu Rizumu, weswegen sie doch etwas lächelte.

“Willkommen an den Orten, an denen ihr endlich Verantwortung für eure Taten übernehmt.”

Wie ein Blitz leuchteten die Lichter des Filmsets auf und Lilim erkannte mit Schrecken, in was für einem Filmset sie sich befanden. Das ganze Set erinnerte sie an das Büro ihres Vaters, in dem ihre Mutter von einem Magical getötet worden war.

“Bist du bereit, Lilim?” Leise aber dennoch deutlich sprach Rizumu ihre Partnerin an, die entschlossen nickte. Sie waren beide so bereit wie noch nie, denn es stand nur noch dieses Magical zwischen ihnen und Caliburn.

“Dann los!” Synchron hoben beide ihre Arme in die Luft und ließen das Licht der Verwandlung erstrahlen. Als es erlosch, standen sie kampfbereit dem Monster gegenüber, das beide traurig fixierte.

“Die Magie der Träume, Magical Dream!”, rief die pinke Rizumu und machte sich bereit, den ersten Schlag zu machen.

“Die Magie der Liebe, Magical Love!” Rot erstrahlte Lilim, die kurz Rizumus Hand griff und ihr etwas Energie schenkte, damit sie das so schnell wie möglich beenden konnten.
 

23. Tag Abend Mahou Shoujo Wohnheim Plüschis Zimmer
 

Mit geweiteten Augen sah Plüschi zu dem Mann, der sie mit kaltem Blick fixierte, sich ihr aber nicht näherte. Er wollte dem Magical Girl klar machen, dass er in friedlicher Absicht gekommen war.

“Du bist Caliburn… Unser Feind”, hauchte Plüschi leise, und dennoch machte sie keine Anstalten, sich zu verwandeln.

“Euer Feind? Mhm.” Nachdenklich schob sich Caliburn die Brille wieder hoch, die etwas verrutscht war. Sie hatte schon irgendwie Recht. Er war ihr Feind, aber aus anderen Gründen, als sie wohl glaubte. “Momentan gibt es nur einen Feind im Gang dieser Welt. Und dieser Feind benutzt euch, um seine Pläne zu verwirklichen. Verstehst du das, Plüschi?”

Anhand von Plüschis Blick konnte der Brillenträger sehen, dass sie nicht verstand, worauf er hinaus wollte.

“Also schön, ich erkläre es dir. Baku_Chan, Newt und Erenya sind keine Magicals. Sie sind also auch keine Diener von mir. Alle drei sind Pfeiler dieser Welt. Sie sind… oder vielmehr sie waren so etwas wie meine Freunde.” Langsam lief Caliburn zu Plüschis Bett und setzte sich ruhig auf dieses. Er wusste, dass Erenya jetzt gegen Lilim und Rizumu kämpfen würde, und laut Newts Vorhersage brannte auch ihre Kerze langsam ab.

“Du bist die Letzte, der ich vertrauen kann. Denn du bist vollkommen unschuldig. Du bist nicht von Finlass’ Willen erfüllt oder dem unabdingbaren Willen, zu überleben. Plüschi, dein Schicksal ist es, zum Wohle der Welt deine Teamkolleginnen umzubringen.” Plüschis Augen weiteten sich. Der Gedanke, dass sie ihre Mitbewohnerinnen umbringen sollte, klang einfach nur absurd, doch sie wusste, dass es besser war, wenn sie Caliburn weiter zuhörte.
 

23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist”
 

Lyra war froh, dass sie Lilim und Rizumu heimlich gefolgt war, denn sie hörte bereits die Geräusche eines Kampfes, die von der Filmkulisse des neuen Streifens “Ao no Egoist” kam. Leise schlich sie sich zur Tür und sah durch einen kleinen Spalt zum Kampfgeschehen.

Von der Decke hing die dritte von Caliburns Dienern. Sie war das komplette Gegenteil zu den beiden anderen, die sie besiegt hatte, denn weiße Flügel ragten aus dem Rücken des Wesens das menschlich und unmenschlich zugleich war und eine Lichtkugel nach der anderen auf Rizumu und Lilim warf.

Obwohl beide Mädchen flink waren, gelang es ihnen nicht, dieses Magical direkt anzugreifen. Sie brauchten Hilfe, das wurde sogar Lyra klar, die ihre Kraft konzentrierte und bereit war, sich zu verwandeln.

“Eine Bewegung, Lyra, und ich schneide dir deinen hübschen Hals durch.” Kalt und drohend drang die Stimme Finlass’ an ihr Ohr. Sie wusste nicht, wie die Lehrerin so schnell hierher gefunden hatte, doch sie vermutete, dass die Blonde sie aus reiner Vorsicht beschattet hatte.

“Sie haben Naenia umgebracht.” Es fiel Lyra wie Schuppen von den Augen und ihr wurde auch bewusst, dass ihre Lehrerin sie ebenfalls ausschalten würde, wenn sie nicht tat, was sie sagte.

“Schlaues Mädchen. Aber keine Sorge, du wirst sie bald wiedersehen.”
 

23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist” Kulisse
 

Obwohl es Rizumu und Lilim ein ums andere Mal gelang, den Angriffen des Magicals auszuweichen, wussten sie, dass es nicht mehr lange so weitergehen konnte. Schon jetzt machte sich bei ihnen die Erschöpfung bemerkbar, weswegen beide schon Ausschau nach einer Deckung hielten.

“Was sollen wir tun?”, fragte Lilim, die sich vom Boden abstieß, als ein erneuter Angriff sie um Haaresbreite verfehlte. Ihr Blick wandte sich zu ihrer Partnerin, die schwer atmend das engelähnliche Magical fixierte.

“Bist du immer noch bereit, für unsere Rache zu sterben, Lilim?” Die Augen der roten Kriegerin weiteten sich, als sie die Worte ihrer Kollegin vernahm. Es war, als hätten sie einen geheimen Code benutzt, und Lilim verstand, was sie wollte.

“Natürlich”, flüsterte sie schließlich und griff vorsichtig nach Rizumus zierlicher Hand. “Wir haben uns das damals geschworen, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Wir haben uns geschworen, jeden Atemzug zu Gunsten unserer Rache zu nehmen.”

Ein Lächeln lag auf Lilims Lippen, als sie sprach und ihre Kraft in Rizumu überströmen ließ. Sie hatten nur eine Chance, soviel war sicher.

“Es war schön, dich kennenlernen zu dürfen, Rizumu. Mach unserem Alptraum ein Ende.” Langsam wandte Rizumu ihr pinkes Haupt zu Lilim, die immer blasser und schwächer wurde. Sie hingegen fühlte die Stärke von Lilims Leben in ihrem Körper pulsieren.

Sanft zog sie Lilim in ihre Arme und drückte das Mädchen an sich. Sie merkte, dass diese fast nicht mehr aus eigener Kraft stehen konnte. Doch sie brauchte alles von ihrer Kraft, wenn sie gewinnen wollte.

Behutsam legte sie ihre Lippen auf Lilims und zwang ihre Freundin mit sanfter Gewalt zum Kuss des Todes. Erst als Lilim wieder ihre schwarzen Haare hatte, löste sie den Kuss und ließ den leblosen Körper ihrer Gefährtin zu Boden fallen.

“Nun schlagen unser beider Herzen in meiner Brust. Und mit vereinter Kraft werden wir beide heute unsere Träume leben!” Rizumu ballte ihre Hand zu Faust und stieß sich vom Boden ab. Sie spürte Lilims Kraft, die in ihren Adern pulsierte und mehr als nur die Sprungkraft erhöht hatte. Mit vereinter Kraft näherte sich Rizumu dem Engel, der die ganze Szene fast schon mit Entsetzen angesehen hatte.

“Für unsere Rache!” Mit Schwung holte Rizumu aus und stieß ihre Faust durch den Körper ihrer Gegnerin, die sie mitleidig ansah. Obwohl sie wusste, dass dies nun ihr Ende war, hob sie ihre Hand und strich sanft über Rizumus Wange.

“Irgendwann… musst du die Verantwortung für die Ermordung deiner Brüder und Schwestern übernehmen. Du tust mir wirklich leid, dass du mit diesem Schicksal geboren wurdest“, flüsterte Erenya mit einer Träne, die ihre Wange hinabrann.

Ein gleißendes Licht erstrahlte, während sich der Magical langsam in einen Haufen Federn verwandelte. Rizumu spürte, dass sie ihren letzten Schlag mit ihrem sterbenden Atem machen wollte und versuchte sich aus den Federn zu ziehen. Doch diese hatten sich fest in ihren Arm gebohrt und hafteten wie mit Widerhaken versehen, aneinander.

“Verdammt!” Greller und greller wurde das Licht, doch es gelang Rizumu nicht, sich zu befreien. Und schließlich, so als wäre es vom Schicksal vorherbestimmt gewesen, explodierte das Magical und schleuderte Rizumu gegen eine Wand.

Das Idol, welches nun wieder ihr ziviles Aussehen angenommen hatte, spürte den Aufprall nur zu deutlich, war aber froh, dass sie es doch überlebt hatte.

‘Das Magical hat versagt.’ Erleichtert lachte Rizumu bei diesem Gedanken auf und öffnete die Augen, um sich zu orientieren, doch sie sah nichts. Weder Schatten noch Silhouetten offenbarten sich vor ihren Augen. Fast schon panisch versuchte sie, die Arme zu heben, doch es ging nicht. Sie spürte ihren Körper nicht mehr. Sie spürte nur noch einen stechenden Schmerz, eine Vibration. Was war das?

Das Idol hatte nicht genug Gelegenheit, darüber nachzudenken. Sie hörte nicht einmal mehr die zweite Explosion, die sie in Stücke riss.
 

23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist”
 

Da Finlass ihr immer noch das Messer an die Kehle hielt, hatte Lyra keine andere Wahl, als nun auch noch den Tod von Lilim und Rizumu zu beobachten. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, als die Federn, die sich bei der ersten Explosion in Rizumus Körper gebohrt hatten, explodierten und das Idol in Stücke rissen.

“Scheint so, als könnte nun jeder von Rizumus Fans ein Stück von ihr haben”, lachte Finlass und schüttelte den Kopf, als hätte sie den besten Witz des Jahres gerissen. Lyra fand das aber alles nur makaber und verzog angewidert das Gesicht.

“Warum tun sie das alles? Warum benutzen sie uns für ihre Pläne?” Lyra wollte nun Antworten, und sie war froh, wenn sie Finlass so dazu bringen konnte, die makaberen Scherze zu lassen.

“Warum? Du, die fast von ihrer Mutter umgebracht worden wäre, fragst mich warum? Gerade du solltest das wissen. Die Menschen sind schlecht. Sie spielen mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen, schätzen das Leben weniger als ihr Papier und Metall. Seit Jahrhunderten schon zerstört der Mensch diesen Planeten wegen seiner Gier. Das Ende dieser Welt wird damit sowieso irgendwann kommen. Warum sollte ich es da nicht beschleunigen und in der ersten Reihe sitzen, von wo aus ich die angsterfüllten Gesichter dieser Narren genießen kann?” Aus jedem Wort, das Finlass sprach, hörte Lyra die Schmerzen, die sie über all die Zeit erlitten hatte. Doch war es richtig, wegen dieser Schmerzen gleich die ganze Welt zu zerstören?

“Sie verschwenden die Lebenszeit, die ihnen von dem Magical Girl geschenkt wurde”, wisperte Lyra und holte nun mit dem Ellenbogen aus, den sie in Finlass’ Magengrube versenkte.

Weil Finlass damit nicht gerechnet hatte, ließ sie Lyra los, die sofort dahin lief, wo Rizumu und Lilim gestorben waren. Wie damals, bei ihrer Mutter, rannte Lyra um ihr Leben, und wie damals folgte ihr die Person, die ihr den Lebensodem rauben wollte.

“Bleib stehen!” Als hätte sie auf Finlass’ Worte gehört, hielt Lyra plötzlich inne. Schon damals hatte weglaufen nichts gebracht, und auch heute würde es nichts bringen. Doch anders als damals war sie jetzt nicht hilflos.

Entschlossen drehte sich Lyra zu Finlass um und verwandelte sich in das gelbe Magical Girl. Sie würde um ihr Leben kämpfen, selbst wenn das mit unfairen Mitteln geschah.

“Scheint so, als hättest du deine Bestimmung erkannt”, stellte Finlass fest und lächelte Lyra kalt an, die fragend eine Augenbraue hob.

“Was meinen Sie?” Lyra verstand nicht, worauf Finlass hinaus wollte. Hatte sie ihr etwas damit in die Hände gespielt?

Lachend schüttelte Finlass den Kopf und hob diesen leicht an. Es war einfach herrlich, wie naiv dieses Mädchen war.

“Du hast herausgefunden, dass ich Naenia ausgeschaltet habe, aber nicht, was Magical Girls wirklich sind? Dabei ist es namentlich doch so offensichtlich. Magicals… Magical Girls… Geht dir ein Licht auf?” Lyra ging in der Tat ein Licht auf, als ihre Lehrerin sprach. Magical Girls… Sie waren Magicals.

Zitternd hob Lyra ihre Hand. Sie redete sich ein, dass Finlass log. Es war schließlich nicht das erste Mal gewesen.

“Genau, bring mich um! Das liegt doch in der Natur von euch Magicals.” Immer noch zitterte Lyra. Sie wollte niemanden umbringen, aber wenn sie es nicht tat, würde die Lehrerin sie ausschalten, wie sie es mit Naenia gemacht hatte.

“Tu es! Folge deiner Natur!” Fordernd schrie Finlass die Kriegerin an, die mit ihrer linken Hand den rechten Arm stützte, damit dieser nicht zu stark zitterte. Ihr Atem ging schwerer, denn ihr wurde immer klarer, dass sie Finlass ausschalten würde. Sie musste das tun, wenn sie überleben wollte.

“Komm, du Magical! Töte mich!” Lyra konnte sich den Forderungen nicht mehr widersetzen. Sie sammelte ihre Energie in ihrer Hand und war bereit, sie abzufeuern.

“Wusste ich es doch… Magical Girls sind auch nur Monster!” Fast schon zufrieden lachte Finlass über diese Erkenntnis. Doch Lyra schüttelte den Kopf und hob ihren rechten Arm, um den Angriff abzulenken.

“Nein! Ich bin ein Mensch!”, schrie Lyra und entließ ihren Strahl gen Decke. “Sehen sie! Ich bin ein Mensch! Ich habe sie am Leben gelassen.”

Immer noch schien Finlass zufrieden zu sein. Sie fühlte sich als Bezwingerin eines Magical Girls, weswegen sie langsam auf Lyra zuging und nur wenige Meter vor ihr stehen blieb.

“In der Tat… Das bist du”, wisperte die Lehrerin und hob die Hand mit dem Messer. Sie hielt aber inne, denn sie hörte ein seltsames Geräusch von der Decke. Fragend sah sie nach oben und blickte auf den Scheinwerfer, der nur einen Augenschlag später mit ihr kollidierte und sie mit seinem Gewicht zu Boden drückte.
 

23. Tag Mitternacht Mahou Shoujo Wohnheim Gemeinschaftsraum
 

Schwer atmend betrat Lyra das Wohnheim und sah in den Gemeinschaftsraum, in dem Plüschi saß und einen Tee trank. Scheinbar hatte das Mädchen gewartet, denn sie erhob sich, als sie Lyra bemerkte und lief auf das Mädchen zu.

“Es sind also nur noch wir…”, stellte sie fest, als wüsste sie bereits, dass Lilim und Rizumu tot waren. Vorsichtig hob Plüschi ihre Hand und strich über das trockene Blut, das noch auf Lyras Wange klebte.

“Was machen wir nun?”, fragte Lyra atemlos und sah in Plüschis warme Augen.

“Nein, Lyra. Die Frage ist nicht, was wir machen. Sondern was du tun wirst.” Vorsichtig löste sich Plüschi von ihrer Mitbewohnerin und ging zur Tür, die ins Freie führte. Lyra verstand nicht, was das bedeuten sollte, aber es fühlte sich wie ein Abschied an.

“In einer Woche, an der Shaman Bridge. Um Mitternacht. Dann wird sich das Schicksal der Welt entscheiden. Komm bitte an diesem Tag, Lyra. Es macht keinen Sinn mehr wegzulaufen.” Lyra spürte nur noch den kühlen Wind der Abendluft, als Plüschi die Tür öffnete und in die Nacht verschwand.

Wir können die Welt dennoch retten

24. Tag xxx Caliburns Realm
 

Ein Seufzen über Plüschis Lippen, als sie durch den Spiegelbrunnen auf die Erde hinabsah, wo die Menschen nicht wussten, dass ihnen eigentlich nicht mehr viel Zeit blieb, wenn auch der letzte Pfeiler fiel.

“Du bist so traurig, Plüschi.” Obwohl Caliburns Stimme vollkommen unerwartet erklang, zuckte das Mädchen nicht zusammen, als dieser den großen Saal betrat. Sie hob den Kopf und sah ihr Gegenüber mit großen Augen an. Sie wusste selbst nicht, woher diese Trauer kam, oder wieso sie es so deutlich zeigte, dass selbst der emotionsbare Caliburn es bemerkte.

“Jetzt sind nur noch Lyra und ich da… Glaubst du, sie wird kommen? Kann ich… die Welt alleine retten?” Zweifelnd sah Plüschi den Brillenträger an, der langsam auf sie zuging und ihr sanft durchs Haar strich.

“Es tut mir leid, dass ich dich wie meine Marionette benutze, um diese Welt zu retten. Leider ist genau das euer Schicksal, und es muss sich erfüllen, damit diese Welt wieder in ihr natürliches Gleichgewicht kommt.” In einer fast schon liebevollen Geste bückte sich Caliburn zu Plüschi, sodass sein akkurat sitzender, schwarzer Anzug Falten warf, und sah ihr tief in die Augen. Er spürte ihren Schmerz wegen den gefallenen Gefährtinnen und den Schmerz, dass sie selbst noch fallen würde. Ihre Gefühle waren den wenigen, die er besaß, so ähnlich.

“Kann ich dich irgendwie zum Lächeln bringen?” Es war ein kurzer Gedanke, der aufgekeimt war und eigentlich eher eine unwichtige Bedeutung für Caliburn hatte. Doch diese Frage brachte Plüschi zum Lächeln und wischte ihr die Traurigkeit aus dem Gesicht.

“Bevor ich von dieser Welt gehe, möchte ich ein richtiges Date haben.” Überrascht hob Caliburn eine Augenbraue und sah in Plüschis lächelndes Gesicht. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie ihrer jugendlichen Natur folgte.

‘Sie hätte sich wünschen können, dass sie am Leben bleiben darf… Menschenmädchen sind schon eine interessante Rasse’, dachte sich er und schob mit seinem Zeigefinger die Brille wieder etwas hoch.

“Ich werde sehen, was ich machen kann.” Mit einem hauchdünnen Lächeln auf den Lippen erhob sich Caliburn wieder und verließ den Saal. Bevor er Plüschis Wunsch erfüllen konnte, musste er sich erst noch über gewisse Dinge informieren.
 

26. Tag Mittag Finlass’ Wohnung
 

Quietschend öffnete sich die Haustür zu Finlass’ Wohnung, als Lyra sie aufdrückte, um die stickige Behausung zu betreten. Es hatte sie viel Mühe gekostet, sich den Haustürschlüssel ihrer Lehrerin zu ergaunern und momentan war auch die Zeit nicht ihr bester Freund.

Nur noch vier Tage verblieben ihr. Vier kurze Tage, in denen sie einen Weg finden musste, um das sich anbahnende Unheil abwenden zu können. Und hier, irgendwo in der Wohnung ihrer verstorbenen Lehrerin, musste ein Hinweis liegen, der ihr helfen konnte.

Ohne sich darum zu kümmern, dass sie in diese Wohnung so gesehen eingebrochen war, lief Lyra ins Wohnzimmer, in dem sich ein Bücherregal an das andere reihte. Doch statt dicker Wälzer hatten hier schwarze Ordner ihren Platz gefunden. Aufmerksam sah sich Lyra die Ordner an und las auf jedem bis auf einen die Worte “Magical Girls”. Nur einer war unbeschriftet, sodass Lyra entschied, sich diesen später anzusehen.

‘Wo hat sie nur geschlafen?’ Vorsichtig sah sich Lyra weiter um und bemerkte eine Tür, auf die sie langsam zuging. Außer dem unbeschrifteten Ordner war hier nichts von großer Bedeutung zu finden.

Vielleicht fand sie aber hinter der Tür etwas Aufschlussreicheres. Ohne zu zögern legte Lyra ihre Hand auf den Türknauf und stieß den Zugang, der sich schnell als der zum Schlafzimmer entpuppte, auf. Neben dem Bett, das ungemacht war, stand hier auch ein Schreibtisch, auf dem ein einziges Buch mit schwarzem Einband lag. Es war dieses Buch, das Lyras Interesse sofort weckte. Wie von einer fremden Macht geführt ging sie zu dem Schreibtisch und nahm das Buch in die Hand.

“Der Plan…”, flüsterte Lyra, als sie die blutroten Buchstaben las. Sofort setzte sie sich auf den Stuhl und schlug das Buch auf, von dem sie sich Antworten auf ihre Fragen erhoffte.
 

Tagebuch:
 

Sehr geehrter Leser,

Wie ich vermute, lebe ich nicht mehr, und es muss wohl wie ein Selbstmord ausgesehen haben, da du dieses Buch sonst nicht in den Händen halten würdest. Die Wahrheit ist, dass ich mich nicht umgebracht habe, sondern ermordet wurde. Ermordet von Wesen, die vor den Augen dieser Welt unsichtbar sind.

Dir, meinem sehr geehrten Leser, vertraue ich dieses Tagebuch und damit meine Seele an. Auf den nächsten Seiten wirst du alles über meinen Plan und mein bisheriges Leben erfahren. Zumindest, was das Gegenwärtige betrifft. Die Vergangenheit ist für meinen Plan recht irrelevant. Bevor du aber mit dem Lesen beginnst, solltest du die Kiste aus Kastanienholz unter meinem Bett hervorholen. Darin liegt ein Schwert, dessen Bedeutung dir im Laufe der Seiten noch bewusst werden wird.
 

26. Tag Mittag Finlass’ Wohnung
 

Lyra lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie das Vorwort des Buches las. Erneut fand sie Finlass in ihrem Wesen sehr makaber, denn sie hatte scheinbar damit gerechnet, dass sie sterben würde. Kurz schüttelte das Mädchen den Kopf und erhob sich, um so wie es im Vorwort empfohlen wurde, die Holzkiste unter dem Bett ihrer ehemaligen Lehrerin hervorzuholen.

Staunend betrachtete Lyra die staubige Kiste und strich vorsichtig mit ihrer Hand über das alte Holz. “Memento Mori” war in das Holz eingeritzt worden, was Lyra ein bitteres Lächeln abrang. Nur zu gut wusste sie, was diese Worte in ihrer Sprache bedeuteten.

Behutsam hob Lyra die Kiste an und stellte fest, dass sie diese trotz der Tatsache, dass sie etwas schwerer war, nach Hause tragen konnte. Doch vorerst wollte sie wissen, was dieses Schwert bewirken sollte. Immerhin konnte dies der Schlüssel für die Lösung all ihrer Probleme sein. Noch dazu musste sie sich danach den namenlosen Ordner ansehen. Sie hatte also nicht viel Zeit. Sich dessen bewusst, setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und blätterte die erste Seite um.
 

Tagebuch:
 

Es ist nun fast 15 Jahre her, dass ein sogenanntes Magical Girl mich vor dem Tode bewahrt hat. Aus Dankbarkeit habe ich sie und ihre Kameradinnen unterstützt, aber nun haben sie mich verraten. Glücklich leben sie mit ihren gegründeten Familien in den Tag hinein und tun so, als wären ihre Kämpfe bereits vorbei. Doch noch immer gibt es Magicals, die die Menschheit bedrohen. Yuri meint, dass es nun die Aufgabe anderer Magical Girls sei, sich darum zu kümmern, und dass ich sie einfach ihren Job machen lassen soll.

Yuri, diese Schlampe, sie bekommt immer alles. Sie treibt es doch mit jedem Regisseur, solange sie dafür eine gute Rolle bekommt. Ihr Mann sollte sich mal nicht so sicher sein, dass Rizumu, dieses kleine Balg, von ihm ist. Aber die Liebe macht wie immer blind.
 

Der Kontakt zu meinen früheren, sogenannten Freundinnen bricht immer mehr ab. Mitsuko hat nun endlich den jungen Chef der Phoenix Corporation an Bord gezogen und geheiratet. Dass sie sich nicht mehr mit der Unterschicht abgibt, war ja klar. Geld verändert die Menschen. Die einzigen, mit denen ich noch Kontakt habe, sind Nanako, die nun Mutter der kleinen Naenia geworden ist, Mira, die aber mit ihrer Tochter nicht mehr hier lebt, und Mia, mit der ich zweimal die Woche einen Kaffee trinken gehe. Die Zweckfreundschaft, die die Mädchen durch das gemeinsame Schicksal verbunden hat, scheint nun also aufgelöst zu sein. Und auch die anderen drei lassen mich sicher irgendwann im Stich.
 

Mia ist so eine verlogene Schlange. Ihr hatte ich all meine Geheimnisse anvertraut. Ich habe ihr sogar von meinen Gefühlen für Keisuke erzählt. Ich war bereit, meinen Groll, gegen die Magical Girls, für ihn aufzugeben, damit ich mit ihm glücklich werden kann, doch nun… Diese Schlange hat ihn mir weggenommen. Sie hat sich heimlich hinter meinem Rücken mit ihm getroffen und ihn verführt. Unter diesen Umständen werde ich meinen Groll nicht vergessen. Aber ich werde mir einen Plan für diese Welt erdenken. Magical Girls sind für Menschen eine genauso große Bedrohung wie die Magicals. Sie stehlen den normalen machtlosen Menschen wie mir alles.
 

Bei meinen Forschungen bin ich auf das Magical Girl Gen gestoßen. Es ist bei Frauen recht dominant, wirkt sich bei Männern aber eher rezessiv aus. Mir wird jetzt schon schlecht, wenn ich daran denke, dass meine ehemaligen Freundinnen alle kleine putzmuntere Mädchen haben. Sie haben sich alle potentielle Magical Girls gezüchtet. Wie schön für sie.
 

Nur aus Spaß an der Freude habe ich mir die genetische Beschaffenheit der Magicals angesehen. Ich konnte es nicht glauben, als ich bemerkte, dass die Magicals auch das Magical Girl Gen besitzen. Wieso war mir das nicht schon früher klar geworden? Immerhin habe ich nun die absolute Gewissheit, dass die Magical Girls zu den Feinden der Menschheit zählen.
 

Diese Welt ist so verdorben. Mein noch immer über alles geliebter Keisuke ist gestorben. Eine Herztransplantation hätte ihn retten können. Er stand ja schon seit ein paar Jahren auf der Spendenempfängerliste. Er wäre nun an der Reihe gewesen, und man hatte auch schon ein Herz, das sein Körper nicht abgestoßen hätte. Doch nur weil irgendein schmieriger, alter Politiker genug Geld hingelegt hatte, bekam dieser den Vorzug. Die Medizin hat ein Menschenleben wegen Geld geopfert.
 

Mira weilt nicht mehr unter uns. Bei dem Versuch, ihre Tochter umzubringen, ist sie selbst gestorben. Die kleine Lyra hat sie in Notwehr erschlagen. Welch Tragik, dass es gerade bei der Frau passierte, die verstand, was Magical Girls wirklich sind.
 

Mitsuko ist verstorben. Enthauptet im Büro ihres Mannes, und die kleine Lilim war die einzige Augenzeugin. Sie erzählte, dass ein Mann mit Brille und Anzug aufgetaucht sei. Ich habe mich daran erinnert, dass Mira in ihrem Brief von einem Mann sprach, der genauso aussah. Ob das nur ein Zufall ist?
 

Nanako wurde ermordet. Um genauer zu sein wurde sie auf der Arbeit erwürgt. Die Überwachungskamera hat einen Mann mit Brille und Anzug aufgenommen, der ihr Modegeschäft betreten hatte. Keine Stunde später war sie tot. Ich bin mir sicher, dass es derselbe Mann ist, den Mitsuko vor ihrem Tod gesehen hat und mit dem sich auch Mira traf. Die Polizei fahndet nach ihm, aber nicht nur sie, auch ich suche ihn. Er scheint ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Magical Girls zu sein.
 

Ich habe ihn gefunden. Sein Name ist Caliburn. Er ist ein unglaublicher Mann. Gutaussehend, gebildet und Single. Ich stelle mir schon vor, wie es ist, an seiner Seite die Magical Girls umzubringen. Ich treffe mich nun regelmäßig mit ihm und lausche seinen Erzählungen von den Pfeilern der Welt. Die Pfeiler der Welt, das sind Baku_Chan, das Leben, Newt, der Tod und Erenya, die Verantwortung. Caliburn sagt aber immer, dass es noch einen vierten Pfeiler gibt. Das Schicksal. Jedoch hat er noch keinen Namen genannt.
 

Heute konnte ich Caliburn nicht sehen. Er hat Yuri den Gnadenstoß gegeben. In den Medien hört man überall davon. Die große Yuri starb bei der letzten Szene eines Filmdrehs. Das geschieht ihr Recht. Dennoch ist das recht makaber, denn der Regisseur hat angekündigt, dass er den Film mit der Sterbeszene veröffentlichen will, weil dieser Streifen zu viel Geld gekostet habe. Geldgieriger Bastard.
 

Mia tut es schon wieder. Ich habe gesehen, dass sie sich mit Caliburn trifft. Erneut will sie mir den Mann wegnehmen, den ich liebe. Keisuke hat ihr nicht gereicht. Doch am schlimmsten ist, dass er in ihrer Gegenwart gelächelt hat.
 

Caliburn hat mich in seine Welt mitgenommen. Ich habe nun verstanden, wer er ist. Er ist der vierte Pfeiler der Welt. Wie ich ihn als Schicksal hasse, als Mensch aber liebe. Ich bin hin- und hergerissen. Er hat mir sein Schwert gezeigt und mir erklärt, dass es die einzige Waffe ist, die ihn besiegen kann.
 

Mein geliebtes Schicksal hat mich darum gebeten, Mia zu helfen. Ich soll ihr immer sagen, an welchem Ort ein Magical auftaucht, damit sie mit ihrer Tochter Plüschi verschwinden kann. Das soll verhindern, dass Plüschis Gen aktiv wird. Scheinbar haben Mia und Caliburn einen Deal. Sie sind alle Verräter.
 

Heute habe ich Mia gesehen. Diese Schlange ist schon wieder schwanger. Und ich bin mir sicher, dass dieses Kind von Caliburn ist. Er hat mich benutzt und betrogen. Ich habe genug.
 

Ich habe mir nichts anmerken lassen, als ich Caliburns Welt besuchte. Er war zuvorkommend wie immer. Er hat nicht einmal bemerkt, dass ich mir sein Schwert genommen habe. Leider waren auch die anderen drei Pfeiler zugegen, weswegen ich mich nicht an meiner Liebe rächen konnte.
 

Die Welt soll untergehen...
 

Drei Kinder meiner ehemaligen besten Freundinnen habe ich gefunden. Sie sind perfekt. Zerfressen von Rache. Ich habe ihnen erzählt, dass die drei Pfeiler, Baku_Chan, Newt und Erenya, Magicals sind, die sie auslöschen müssen, wenn sie Rache an Caliburn nehmen wollen. Es ist eben nicht nur die Liebe, die blind macht.
 

Ich weiß nicht wie, aber Naenia hat von meinem Plänen erfahren. Sie hat das Wohnheim sofort verlassen. Das ist ein herber Rückschlag, aber noch lange keine Niederlage. Schließlich gibt es ja noch Miras und Mias Töchter.
 

Miras Tochter ist gefunden. Ich habe alles in die Wege geleitet. Nun muss ich nur noch Mia beseitigen. Ich weiß auch schon wie.
 

Caliburns Tochter Ixtli und Mia sind bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Ein Magical versperrte ihnen den Weg, wodurch sie in einen Graben fuhren. Fast hätte es auch Plüschi erwischt, als sie die Straße überqueren wollte. Doch ihr Magical Girl Gen aktivierte sich, bevor sie das Auto sie überfahren konnte. Sie hat kaltblütig die vier Insassen umgebracht.
 

Ich habe heute Lyra getroffen. Sie könnte gefährlich werden, denn sie ist ein misstrauisches kleines Ding. Ich sollte vermeiden, sie mit Naenia in Kontakt kommen zu lassen. Sonst könnte sie die Wahrheit erfahren.
 

Leider musste ich Nanakos Tochter umbringen. Sie hätte Lyra beinahe alles erzählt. Zu meinem Pech sind nun aber auch Lilim und Rizumu misstrauisch geworden. Es läuft nichts wie geplant. Nun gut, sie müssen nur noch Erenya ausschalten. Caliburn kann ich mit seinem Schwert auch selbst erledigen. … … … Er hat mich als Hexe bezeichnet… Dabei hat er mir doch dieses Schicksal zugedacht. Wahrscheinlich ist es aber nur sein Kummer, weil seine Geliebte und seine Tochter tot sind.
 

Ein letztes Mal konnte ich Lilim und Rizumu manipulieren. Allerdings sollte ich Lyra im Auge behalten. Dies ist vielleicht auch mein letzter Eintrag. Wer auch immer das liest, soll das Schwert nehmen und mein Werk beenden. Caliburn muss zum Wohle aller sterben.
 

26. Tag Abend Finlass’ Wohnung
 

Seufzend schlug Lyra Finlass’ Tagebuch zu. Sie wusste nun alles über ihre Beweggründe und ihre Verbrechen. Doch viel wichtiger war, dass sie nun wusste, wie sie Caliburn ausschalten konnte, wenn er ihr an den Kragen wollte. Mit ernster Miene sah sie zu der Holzkiste, in der sein Schwert ruhte. Die einzige Waffe, die ihn besiegen konnte.

‘Ist das richtig? Er ist der letzte Pfeiler dieser Welt. Was passiert danach?’ Lautstark bäumte sich ein Zweifel in Lyra auf. Ein berechtigter Zweifel. Wenn sie Caliburn erledigte, würde auch die Welt untergehen. Ihre Kämpfe wären somit vergebens gewesen. Andererseits wollte sie sich aber nicht von diesem Bastard ermorden lassen.

‘Und wenn er Finlass angelogen hat?’ Sanft strich Lyra über die Kiste und über die Worte “Memento Mori”. Was hatte sie schon für eine Wahl? Ob Lüge oder nicht, sie war dazu verdammt zu sterben, genauso wie ihre Kampfgefährtinnen. Sie konnte natürlich auch weglaufen, ihre Identität und ihr Aussehen verändern, doch auch das würde nichts bringen. Caliburn würde sie finden. Egal wie sie aussah, egal wo sie war. Weglaufen wäre also keine Lösung.

Fast schon erschöpft lehnte sich Lyra in den Stuhl zurück. Plüschi wusste schon, was sie tun würde. Und in vier Tagen würde sie erfahren, wie ehemalige Gefährtin entschieden hatte. Die Frage war nur noch, was sie, Lyra, tun würde. Oder vielmehr, wie sie vorhatte zu sterben.

‘Was soll ich nur tun?’
 

30. Tag xxx Caliburns Realm
 

Vorsichtig lief Plüschi um eine der drei Säulen, die die verstorbenen Pfeiler der Erde symbolisieren sollten. Auf der Spitze der Säulen leuchtete jeweils eine Lichtkugel, in der ein neuer Pfeiler schlief. Caliburn hatte ihr erklärt, dass er diese drei neuen Pfeiler aus seinem Fleisch geschaffen hatte und sie bald erwachen würden. Sie fragte sich, wann dieses Bald war, und ob sie es noch miterleben würde.

“Hier bist du also, Plüschi.” Erschrocken, fast so als hätte man sie bei einer schlimmen Tat erwischt, zuckte Plüschi zusammen, die Caliburn mit einem fast schon wehleidigen Blick ansah. Dieser jedoch sah sie, wie sonst auch, mit seinem ernsten Blick an.

“Ich wollte nur sehen, ob alles okay ist!”, sagte Plüschi schnell, weil sie glaubte, etwas Schlimmes verbrochen zu haben, auch wenn Caliburn gemeint hatte, dass sie sich in seinem Reich frei bewegen dürfte.

“Schon gut, Plüschi. Ich habe dich gesucht, weil ich dir heute deinen Wunsch erfüllen möchte.” Fragend und mit großen Augen sah sie den Mann vor an. Ein leises Seufzen war alles, was seiner geistigen Frage - wie das Mädchen nur so vergesslich sein konnte – Ausdruck verlieh. Dabei hatten sie erst einen Tag zuvor darüber gesprochen.

“Das Date. Du wolltest noch ein Date haben, bevor du von dieser Welt gehst. Und diesen Wunsch will ich dir am letzten Tag deines Schicksals erfüllen.” Begeistert weiteten sich Plüschis Augen, als Caliburn sie daran erinnerte, was sie sich gewünscht hatte. Sie hatte diesen Wunsch wieder vergessen, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass Caliburn ihn ihr erfüllen würde.

“Und mit wem habe ich das Date? Ich kenne doch keine Jungs!” Nur für den Fall, dass der Mann nicht wusste, dass zu einem Date auch ein Junge gehörte, erwähnte sie sie Tatsache, dass männliche Bekanntschaften rar bei ihr waren.

“Ich… bin dir also nicht männlich genug?”, fragte Caliburn und wandte seinen Blick leicht beleidigt von Plüschi ab. Erst jetzt verstand das Mädchen, dass sie ihr erstes und einziges Date mit ihm haben sollte. Als sie das realisierte, errötete Plüschi und hatte das Gefühl, sich bei Caliburn entschuldigen zu müssen.

“Nein! Das meinte ich nicht! Du bist sogar sehr männlich und ich würde mich sehr freuen, wenn du mit mir auf dieses Date gehst.” Lächelnd lief Plüschi zu Caliburn, der sie nun ansah, aber keine weiteren Gefühlsregungen zeigte. Sie glaubte aber zu wissen, dass er etwas verlegen wegen ihres Kompliments geworden war.

“Dann zieh dich um. Ich habe schon alles geplant”, erklärte er und wandte sich von Plüschi ab, die sich glücklich auf den Weg zu dem ihr bereitgestellten Zimmer machte.
 

30. Tag Mittag Shopping Mall Madoka
 

Staunend sah sich Plüschi in der riesigen Shopping Mall um. Obwohl sie hier öfter gewesen war, hatte sie das Gefühl, dass in diesen paar Tagen Jahre vergangen waren. Alles wirkte mit einem Mal so neu und doch irgendwie so vertraut.

“Ich habe gelesen, dass Mädchen bei einem Date gerne shoppen gehen. Ich hoffe, das ist okay für dich.” Verwundert sah Plüschi zu dem Mann neben sich, der anders als gewohnt in einem einfachen weißen T-Shirt und einer lockeren Jeanshose herumlief. Er hatte sich scheinbar gut darauf vorbereitet ihr ein perfektes Date zu bieten. Dabei hatte er aber scheinbar etwas außer Acht gelassen.

“Caliburn… Was bringen mir neue Sachen, wenn ich heute Abend sterbe…” Fragend blickte Plüschi zu dem Mann, der sich wie gewohnt in einer nachdenklichen Geste die Brille nach oben schob..

“In der Tat. Das ergibt wenig Sinn. Was machen wir dann?” Sein Blick wandte sich zu dem Mädchen, das ihn breit anlächelte und vorsichtig nach seiner Hand griff.

“Komm mit, ich zeig es dir!” Lachend zog sie Caliburn zur Spielhalle. Auch davon hatte er gehört. Hier balzten die Jungs um die Gunst ihrer Mädchen und profilierten sich vor diesen als Held.
 

30. Tag Nachmittag Fluttershy Café
 

Etwas erschöpft wedelte sich Caliburn mit einer Zeitschrift Luft zu. Anders als er es gelesen und gedacht hatte, waren diese Dates doch eine sehr anstrengende Sache. Noch dazu war Plüschi ein sehr aufgedrehtes Mädchen. Er wusste nicht wie, aber sie hatte ihn bei einem Rennspiel geschlagen. Ihm war es unverständlich, wie sein Versuch, sich vor ihr zu profilieren, so dermaßen schief gehen konnte.

“Bist du mir böse?” Verwundert sah er zu Plüschi, vor der ein riesiger Eisbecher, gemischt aus zwei Kugeln Schokolade, einer Kugel Vanille und Erdbeere und haufenweise Früchte mit Sahne, stand. Caliburn hatte gelesen, dass man bei einem Date einen sogenannten Pärchenbecher bestellte, den das Mädchen dann mit Freuden aß. Bei dieser Größe zweifelte er allerdings, dass Plüschi ihn wirklich schaffen würde.

“Dir böse? Nein… Es läuft nur nicht so, wie ich es gelesen habe. Glaubst du, dass du diesen Eisbecher schaffst?” Ein hauchzarter roter Schimmer zog sich über seine Wange, als er das Mädchen ansah und bemerkte, wie hübsch ihr Lächeln war. Es warf ihn schon ein wenig aus der Bahn, weswegen er etwas um Fassung ringen musste.

“Idiot! Das ist ein Pärchenbecher. Der ist für zwei Personen. Wenn du den leer sehen willst, musst du ihn schon mitessen.” Lächelnd hielt Plüschi ihm den zweiten Eislöffel entgegen und sah ihn schon auffordernd an. Erneut hatte das Mädchen ihm gegenüber ihn unbewusst in Verlegenheit gebracht. Etwas nicht zu wissen war ihm einfach unangenehm und peinlich. Dennoch, wenn man bei einem Date zusammen einen Pärchenbecher aß, dann würde er jetzt nicht davor zurückschrecken.

Kampfbereit legte er die Zeitschrift auf den Tisch und nahm den Eislöffel. Noch nie in seinem Leben hatte er ein Eis gegessen, aber es gab ja für alles ein erstes Mal, genauso wie dies hier sein erstes Date war.
 

30. Tag Abend King River
 

Zusammen mit Caliburn saß Plüschi auf einer Bank am King River. Ihr Blick war gen Himmel gewandt, wo die Sterne hell und munter leuchteten.

“Geht es deinem Kopf besser?”, fragte sie besorgt, ohne jedoch von den Sternen wegzusehen,

“Tut mir Leid… Ich habe dein erstes und letztes Date ruiniert. Hätte ich gewusst, dass man durch Eis Kopfschmerzen bekommt, hätte ich etwas langsamer gegessen.” Bedrückt sah Caliburn zu Boden. All sein Wissen, was er sich angelesen hatte, war nutzlos gewesen. Noch dazu hatte er Plüschi im Café bloßgestellt, als er das Eis wegen seiner Kopfschmerzen nicht mehr weiter gegessen hatte.

“Red nicht so einen Unsinn. Ich hatte heute viel Spaß. Die Spiele in der Spielhalle, das leckere Eis im Café, und nun sitzen wir hier und können uns den klaren Sternenhimmel ansehen. Besser konnte dieser Tag nicht werden.” Verblüfft sah Caliburn zu Plüschi, von der er dachte, dass sie log, damit er ein besseres Gewissen hatte. Doch ihr Lächeln verriet ihm, dass sie es ernst meinte.

Es war das erste Mal, dass ihm richtig bewusst wurde, dass Plüschi anders als die anderen Magical Girls war. Die meisten hätten ihn nun angefleht, sie leben zu lassen, denn ihre Lebenszeit lief mit jeder Sekunde aus. Doch Plüschi lächelte. Sie schien nicht einmal daran zu denken, wie kurz ihr Leben noch war.

“Sag, hast du keine Angst? In wenigen Stunden führst du deinen letzten Kampf, und egal wie er ausgeht, du wirst sterben. Wie kannst du da so glücklich lächeln?” Caliburn wollte es verstehen. Er wollte verstehen, was in ihr vor sich ging.

“Eigentlich habe ich große Angst. Ich will noch nicht sterben, aber wenn ich nicht sterbe, wird diese Welt untergehen. Wahrscheinlich noch heute. Die Welt befindet sich in einem Ungleichgewicht, und du alleine kannst sie nicht tragen. Demnach, selbst wenn ich überlebe, müsste ich sowieso sterben. Aber…” Kurz hielt Plüschi inne und schloss ihre Augen. Sie überlegte, wie sie Caliburn erklären sollte, was in ihr vorging. “Ich bin ein Magical Girl. Meine Aufgabe ist es, diese Welt mit meinem Leben zu beschützen. Und wenn mein Tod dazu beiträgt, die Welt zu retten, dann weicht diese Angst und ich werde fröhlich. Denn ich weiß, dass ich nicht ganz nutzlos war.”
 

30. Tag Mitternacht Shaman Bridge
 

Fest umklammerte Lyra das Schwert, das sie bei Finlass gefunden hatte, und sah sich auf der Brücke um. Es fuhren keine Autos mehr um diese Uhrzeit, so dass die Brücke der ideale Ort für den finalen Showdown war.

“Schön, dass du gekommen bist, Lyra.” Erschrocken drehte sich Lyra um und sah das blaue Magical Girl, das neben dem letzten Pfeiler der Welt stand. Nun wurde Lyra klar, wofür sich Plüschi entschieden hatte.

“Plüschi… So hast du also entschieden.” Ein bitteres Lachen kam über Lyras Lippen. Auch in der neuen Generation der Magical Girls gab es eine Verräterin. Damit, dass das Schicksal sich wiederholen würde, hatte sie nicht gerechnet. Schon gar nicht damit, dass Plüschi die Verräterin sein würde.

“Gerade von dir hätte ich das nicht erwartet. Ich dachte, dass du die Welt retten willst.” Tief holte Lyra Luft und schloss die Augen. In dieser Form konnte sie nicht kämpfen, sie musste Plüchi auf ebenbürtiger Ebene gegenübertreten. Als Magical Girl.
 

Leise seufzte Plüschi, als sie sah, dass Lyra sich verwandelte und kampfbereit das Schwert erhob. Sie kannte es aus den Erzählungen von Caliburn und wusste, dass Finlass es ihm gestohlen hatte, weil es die einzige Waffe war, die ihn vernichten konnte. Für Plüschi war somit klar, wofür Lyra sich entschieden hatte.

“Du weißt, dass du die Welt damit vernichtest, oder?” Ernst sah Plüschi ihre Gegnerin an, die nur nickte. Sie verstand Lyra nicht, denn selbst ihr sollte dann bewusst sein, dass das Ende der Welt auch ihres sein würde.

“Ich habe gründlich überlegt, wie ich sterben will. Und unter keinen Umständen lasse ich mich ermorden. Weder von dir, noch von Caliburn. Mir ist da auch egal, ob ich aus diesen Gründen die Welt vernichte. Memento Mori, Plüschi.” Lyra hatte genug von diesem Kaffeeklatsch, weswegen sie mit erhobenem Schwert auf Plüschi zulief. Sie war sich sicher, dass sie dieses Spiel auf diese Weise beenden konnte, denn die blaue Krigerin war unbewaffnet.

“Ich verlass mich auf dich, Plüschi”, flüsterte Caliburn, der sich von dem Magical Girl entfernte, um ihr im Kampfgeschehen nicht im Wege zu sein. Ernst nickte Plüschi. Sie wusste, dass das Schicksal der Erde nun auf ihren Schultern lastete. Wenn sie diesen Kampf nicht gewann, würde Caliburn sterben. Doch sie wollte ihn nicht sterben lassen, denn sie wollte ihm für dieses wundervolle Date danken.
 

Lyra konnte nicht glauben, dass sie wirklich ein so einfaches Spiel haben würde. Vollkommen schutzlos und vor allem unbewaffnet ging Plüschi vor ihr in Kampfposition. Doch sie hatte nicht vor, ihren Angriff abzublasen. Wenn es um Leben oder Tod ging, gab es keine Freunde.

“Stirb!” Mit aller Kraft holte Lyra mit Caliburns Schwert aus und ließ es auf ihre ehemalige Kameradin niedersausen. Diese hob nur ihre Hand, die Lyra schon blutend und zuckend am Boden liegen sah.

Doch sie stockte, denn kaum dass das kühle Metall der Klinge auf die Hand traf, ertönte das Geräusch der leicht vibrierenden Klinge. Ihre Waffe bewegte sich keinen Zentimeter und es schien so, dass eine unsichtbare Mauer ihren Angriff abgeblockt hatte.

“Du bist…” Lyra verstand, was geschehen war und knurrte leise wegen dieser späten Erkenntnis. Sie fragte sich, wie sie das nicht bemerkt haben konnte.

“Genau! Ich bin ein passives Magical Girl. Mit einer einfachen Handbewegung ist es mir möglich, eine Schutzbarriere aufzubauen.” Erneut hob Lyra das Schwert und ließ es wieder auf Plüschi niedersausen. Lange konnte sie das nicht aushalten, denn mit jedem Angriff den Plüschi abblockte, verbrauchte sie Energie. Sie hingegen war dann noch kräftig genug, um einen gezielten Angriff auszuführen.

“Lyra! Hör auf. Das bringt doch nichts. Wir wissen beide, dass wir das die ganze Nacht durchhalten können.” Wütend fixierte Lyra die Kriegerin, die jeden ihrer Angriffe abwehrte, indem sie sich feige hinter ihrem Schutzschild versteckte. Ihr war klar, dass selbst wenn sie so weitermachte, es ewig dauern konnte, bis sie das hier geklärt hatten. Doch sie wollte nicht aufhören. Alles musste Hier und Jetzt enden.

“Komm da raus! Stell dich mir in einem richtigen Kampf!”, schrie Lyra und schlug immer stärker und schneller auf den Schutzschild ein. Sie sah, dass Plüschi ihr Gesicht verzog und nun scheinbar doch Probleme bekam, ihren Schutz aufrecht zu erhalten. Das zu sehen gab ihr noch mehr Kraft. Unbeirrt schlug sie auf den Schutzschild ein, bis dieser langsam Risse bekam, die Plüschi nur zu deutlich sehen konnte und sie verstehen ließ, dass die Defensive nicht länger eine Option war.

Ein letztes Mal hob Lyra das Schwert. Sie wusste, dass es nun soweit war und der Schild nachgeben würde. Sicher wusste auch Plüschi das. Die Frage war nun, was sie tun würde.
 

Ungebremst raste die Klinge auf Plüschis Schutzschild nieder. Plüschi dachte nach, denn mehr Kraft konnte sie nicht in den Schild stecken. Sie brauche noch welche, um im Notfall kämpfen zu können. Ausweichen war aber auch keine Option. Sie durfte keinen Schritt zurückweichen und Caliburn damit zur Zielscheibe machen. Doch sie konnte sich auch nicht einfach so von dem Schwert treffen lassen und damit eine Niederlage riskieren.

‘Es gibt nur einen Weg!’ Blitzschnell zog Plüschi einen Dolch hinter ihrem Rücken hervor und vollführte nun ihrerseits einen Angriff auf den noch stehenden Schild. Wie Glas zersprang er vor ihren Augen, als die Klinge des Dolches und des Schwertes darauf trafen. Scherbe für Scherbe löste sich der Schild auf und die Klingen beider Waffen schlugen aufeinander auf.

“Du bist also doch nicht unbewaffnet, Plüschi” Ein erleichtertes Lächeln huschte über das Gesicht Lyras. Doch es verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.

“Stimmt. Caliburn hat mir diesen Dolch für Notfälle gegeben. Und ich würde mal meinen, das war einer!” Mit ganzer Kraft umklammerte Plüschi den Griff des Dolches, den sie mit beiden Händen festhielt. Es fiel ihr nicht gerade leicht, sich mit der kleinen Waffe gegen das Schwert in Lyras Händen zu wehren. Aufgeben wollte sie aber nicht.

Angetrieben von dem Willen, Caliburn unbedingt beschützen zu wollen, sammelte Plüschi ihre gesamte Kraft und stieß das gelbe Magical Girl von sich.

“Das war alles, Plüschi? So willst du das Ende der Welt aufhalten? Wie erbärmlich. Ein Dolch gegen ein Schwert… Caliburn hat dich nicht gut ausgerüstet.” Plüschi verstand nicht, was mit ihrer ehemaligen Gefährtin los war. Sie hatte Lyra nicht als eine so gehässige Person in Erinnerung, und es tat fast schon weh, ihren Worten zuhören zu müssen.

“Vergiss nicht, was unser Ziel ist, Plüschi.” Vorsichtig sah Plüschi über ihre Schulter zu Caliburn, der versuchte, ihr Mut zuzusprechen. Dem Mädchen war anzumerken, dass sie versuchte, allen Mut zu sammeln, doch der Prozess wurde unterbrochen, als sich die lange, spitze Klinge von Caliburns Schwert in ihren Bauch rammte und sie ungeahnte Schmerzen spüren ließ. Noch nie hatte sie so etwas empfunden.
 

Caliburns Augen weiteten sich, als er sah, wie sich sein Schwert in Plüschis Leib bohrte und die Klinge rot glänzte, als Lyra sie wieder aus Plüschi zog.

“Es tut mir leid, dass es so kommen musste, Plüschi.” Wie eine Puppe sackte Plüschi zusammen. Ihre Augen waren erfüllt von Schmerzen und füllten sich mit Tränen der Reue. Caliburn verstand, dass sie verloren hatten. Mit Plüschis Niederlage war das Ende der Welt besiegelt worden.

“Du hast scheinbar auf das falsche Pferd gesetzt, Caliburn.” Mit einer leichten Handbewegung schüttelte Lyra das Blut ihrer ehemaligen Mitstreiterin von der beschmierten Klinge.

Langsam lief die Kriegerin auf das Schicksal zu, das ruhig dort verweilte, wo es stand. Er hatte sich damit abgefunden, zu sterben, denn dem Schicksal konnte man nicht entkommen. Nicht einmal er.

“Scheint so… Doch es war uns allen vom Schicksal vorherbestimmt.” Ein kühles Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, was Lyra nun doch verunsicherte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Gegner, der sie so unbedingt tot sehen wollte, nun so ruhig blieb.

“Du hast gut gekämpft, Magical Hope.” Lyra beschlich ein seltsames Gefühl, als sie Caliburns Worte hörte, denn sie hatte die kleine Rangelei mit Plüschi nicht als Kampf gesehen.

“Memento Mori…”, flüsterte Caliburn schließlich, als sein Lächeln verstarb. Die Art, wie er diese Worte ausgesprochen hatte, ließ Lyra erzittern, denn sie wirkten wie eine Drohung, und das, obwohl Caliburn doch schon mit dem Leben abgeschlossen hatte. Wollte er doch etwas versuchen? Sie durfte das nicht zulassen.

Von ihrer Angst getrieben, hob Lyra das Schwert und konzentrierte ihre Kraft in dieses. Mit einem speziellen Angriff, der durch die Klinge geleitet wurde, sollte es ihr möglich sein, Caliburn selbst auf diese Entfernung auslöschen zu können.

“Nein! Du wirst ster-” Lyras Atem stockte. Sie hatte sich gerade bereit gemacht, das Schwert niedersausen zu lassen. Doch sie konnte nicht. Ihre Hände zitterten und der Griff um das Schwert wurde schwächer, sodass es geräuschvoll zu Boden fiel. Langsam entwich die Kraft aus ihrem Körper, der wieder sein normales Aussehen annahm.

‘Verloren… aber wie?’ Ein kurzer Hustenreiz ergriff sie, der sie zu dieser Erkenntnis brachte, denn sie sah das Blut, das sie in schleimigen Brocken auf den Boden spuckte.

Nach Luft ringend ging Lyra auf die Knie und gab ihre letzten, röchelnden Laute von sich, ehe sie vornüber kippte und sich der Dolch in ihrem Rücken offenbarte. Hinter ihr stand Plüschi, die sich die linke Hand auf ihre schmerzende Wunde am Bauch drückte und zu ihrem Opfer hinab sah.

“Richtig eingesetzt… kann selbst ein Dolch… ein Schwert besiegen, wenn es… sein Schicksal war…”, keuchte das Mädchen, das ebenfalls entkräftet auf die Knie sank.
 

Schnell war Caliburn zu Plüschi gelaufen und fing ihren weiteren Fall auf. Sanft hielt er das Mädchen, dessen linke Hand ganz blutig war, fest und drückte sie an sich. Mit einem Lächeln erwiderte er ihren Blick, der ihm gleichzeitig sagte, dass es mit ihr zu Ende ging und ihr Ende nur noch wenige Minuten hinausgezögert wurde.

“Sag, Caliburn… wie ist es, zu sterben?” Verwundert hob er eine Augenbraue. Doch schnell wich diese Verwunderung, schließlich lag hier nicht irgendein Mädchen in seinen Armen, sondern Plüschi.

“Ich habe gelesen, dass es das schmerzhafteste auf der Welt ist”, flüsterte er leise und strich Plüschi eine ihrer blauen Strähnen weg. Eigentlich hatte er ihr die Angst vor dem Sterben nehmen wollen, doch belügen konnte er sie auch nicht.

Immer schwerer ging Plüschis Atem. Caliburn verstand, dass sie bald nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Doch er wollte ihr noch ein Geschenk geben. Vorsichtig beugte er sich zu dem Gesicht der Kriegerin vor und legte seine Lippen auf ihre. Zärtlich küsste er das Mädchen in seinen Armen, die es bemerkte und ganz schwach diesen Kuss erwiderte.

Einige Sekunden hielt er diesen, doch er löste sich, als er den Geschmack von Eisen auf seinen Lippen schmeckte.

“Wofür war das?” Plüschis Stimme war so schwach, dass Caliburn nur erahnen konnte, was das Mädchen gesagt hatte. Sanft lächelte er sie an. Er versuchte, tapfer zu sein, kühl wie immer, damit sie ihr Sterben nicht bereute.

“Ich hab gelesen, dass man ein Date mit einem Kuss beendet. War das… falsch?” Da er schon den ganzen Tag über nur Fehlinformationen unterlegen war, wurde Caliburn unsicher. Hatte er nun doch einen Fehler gemacht?

“Idiot… Du hast nichts falsch gemacht. Danke… für dieses schöne… Date. Ich… ich hoffe… wir sehen uns… wieder… Cali… burn…” Schwach hob Plüschi ihre rechte Hand und legte sie auf Caliburns Wange. Sie lächelte und war glücklich. Dieser Mann, auch wenn der Kuss nicht aus Liebe gegeben worden war, ließ sie die Schmerzen ihres Dahinscheidens vergessen. Sie war froh, dass es seine Arme waren, in denen sie sterben durfte.

“Sicher sehen wir uns wieder. Wir alle müssen immerhin irgendwann einmal sterben.” Er spürte, dass sie kälter wurde, dass ihre Hand langsam nach unten sank und ihre Augenlider sich schlossen.

Leicht beugte sich Caliburn zu Plüschis Ohr vor und hoffte, dass sie seine letzten Worte noch hören würde.

“Warte auf mich…”, wisperte er liebevoll und erhob sich wieder. Ganz deutlich sah er das Lächeln auf Plüschis Lippen. Sie hatte seine Worte mit ihrem letzten Atemzug vernommen und wusste auch, wie sie diese zu deuten hatte.

Sie sollte nicht auf ihn warten, weil er sie liebte, denn das tat er nicht. Sie sollte auf ihn warten, damit er sich für ihr Schicksal entschuldigen konnte. Schließlich war er es gewesen, der es ihr angedacht hatte. Und ihr Lächeln war die Antwort, dass sie bis in alle Ewigkeit auf ihn warten würde.

Die vier Pfeiler der Welt

Stumm sah Caliburn auf den Boden, als er in seinem Reich auf seinem Thron saß. Zu seiner Rechten stand sein Schwert, das endlich wieder in seinem Besitz war. Auch wenn die beinahe letzten Stunden der Welt ihn viel Kraft gekostet hatten, so war er doch froh, dass nun endlich wieder das vorherbestimmte Gleichgewicht herrschte.

“NAI~ENE!”

Leicht zuckte Caliburn zusammen, als er Erenyas panische Schreie hörte. Er seufzte leise, denn seit die drei Pfeiler erwacht waren, gab es keine ruhige Minute mehr für ihn.

“PAPA! Newt will mich umbringen!” Ängstlich flog das kleine Engelchen zu ihm auf den Thron und klammerte sich am Kragen seines Anzuges fest. Dicht gefolgt nach ihr betraten schließlich auch Newt, das kleine Skelett mit Sense, und Baku_Chan deren Blumenkopf noch nicht vollkommen aufgeblüht war, den Raum.

“Das ist gar nicht wahr. Ich wollte üben, wie ich Kerzen lösche!”, verteidigte sich Newt, der während seiner Worte mit der Sense schwang.

“Und ich hätte sie doch wieder angezündet.” Lächelnd sah Baku_Chan zu dem Engelchen, das sich immer noch zitternd an Caliburn festklammerte.

Vorsichtig löste dieser den kleinen Engel von sich und setzte ihn auf den Boden.

“Hört zu. Wenn ihr groß seid, tragt ihr die Last der ganzen Welt auf euren Schultern. Ihr solltet also nett zueinander sein. Habt ihr das verstanden?” So ernst wie er konnte, sah er die kleinen Rabauken an, die nun allesamt schmollend und schuldbewusst zu Boden sahen.

“Aber uns ist langweilig…”, erklärte Newt, der nun Unterhaltung von seinem Vater forderte.

“Erzähl uns eine Geschichte!” Deutlicher als ihr Bruder forderte Baku_Chan nun etwas, womit man die Kleinen immer von irgendwelchen Flausen abhalten konnte.

“Und was für eine?”, fragte Caliburn seufzend. Eigentlich hatte er den Kleinen schon alle erzählt, aber sie bekamen einfach nicht genug davon.

“Von dem Magical Girl, das die Welt rettete!”, schrie Erenya sofort begeistert und flatterte auf ihren Papa zu, dessen Schoß ihr Stammplatz war.

Erneut seufzte Caliburn. Er konnte gar nicht sagen, wie oft er diese Geschichte schon erzählt hatte. Die Kleinen liebten sie einfach.

“Na schön…”, begann er und wartete, bis sich die Kinder alle gesetzt hatten. “Eine alte Legende besagte eins, dass Finsternis und Licht um die Macht rangen…”


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich werde nun bei jedem Kapitel noch ein ungebetates Nachwort einfügen, um vielleicht noch "Hintergrundswissen" zu vermitteln. X'D Das mit der Türklingel ist doof gelaufen. Eigentlich sollte die Tür ja keine haben, aber mir fiel erst zu spät auf, dass es ja bei Plüschi an der Tür geklingelt hatte. Deswegen brauchte ich irgendeine Ausrede und musste es auf Lyras Müdigkeit schieben, dass sie diese nicht gesehen hat.
Ein weiteres Mysterium, was nicht gelöst wird, ist die Tür, die einfach mal so aufspringt. Das habe ich irgendwie vergessen, aber es war ja auch nicht wirklich storyrelevant.
Oh ach ja, diese Stil von wegen "Tag, Uhrzeit, Ort" habe ich gewählt, weil ich in 4 Wochen nicht wirklich 70k Wörter schreiben konnte und ich mich so daran hindern wollte, zuviel zu fillern. Es sollte also nur wichtiger Plot zu finden sein.
abgemeldet wird leider nach diesem Kapitel nicht mehr erwähnt, sie hatte sozusagen ihren tollen Gastauftritt. Eigentlich ist sie auch nur drin, weil ich ihr grausame Rache fürs Winterwichteln geschworen hatte. (Nun ja, es ist viel mehr ein Dankeschön dafür das ich Rizumus Wichtelkind wurde) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, hier konntet ihr ja nun was zu Plüschis Vergangenheit lesen. Wobei das ja auch ein ziemlich fieser Cliffhänger ist. Aber ich denke man kann sich beim lesen denken, was danach passierte.
Was Samantha also ChocolateChip angeht, so ist es etwas seltsam. Ich wusste nicht wie ich ihren Nickname reinbringen sollte, so das sie es merkt, also schreit Plüschi einfach mal ihren Spitznamen, statt ihren richtigen Namen. (Forgive me Choco~)
Was den Namen für das Krankenhaus angeht, jeder weiß wohl aus welcher Magical Girl Serie der kommt.
Naenias Auftritt finde ich übrigens ganz stark. Schade das ich sie nicht so lange leben lassen konnte. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel hat mir echt Probleme bereitet. Ich wusste erst gar nicht wie ich anfangen sollte, und wie ich die Flashbacks zu Rizumus und Lilims Vergangenheit einstreuen sollte. Noch dazu musste ich ja auch Kapitel 4 sogesehen ankündigen.
Eigentlich sollte es am Anfang ja Caliburn sein, der Finlass umbringt. Dann sollte es Plüschi sein die Rizumu und Lilim umbringt. Dann sollte es nur noch die überlebende Rizumu sein die von Plüschi ermordet wird. Am Ende hat sich das beim Schreiben auch verworfen.
Schließlich blieb nur noch Finlass übrig. Caliburn konnte es ja nicht sein, der war ja bei Plüschi. Ich hatte geplant, dass Lyra sie erschlägt, wie einst ihre Mutter, aber da wollte die Story nicht mitspielen. Nun gut wir haben uns ja auf ein indirektes Erschlagen mit Hilfe eines Scheinwerfers geeinigt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe das 4. Kapitel geliebt. Ich dachte mir beim schreiben, dass eine romantische Note fehlt. Nun gut es ist nicht Romantik im Sinne von Liebe, aber irgendwie erfrischend süß im Gegensatz zu den etwas düsteren Kapis zuvor.
Caliburn sollte sich im übrigen etwas an Kyouya Otori anlehnen, aber ich glaub ich hab da etwas daneben gegriffen, dank seiner unbeholfenen Art unter Menschen. Hätte ich zu dem Zeitpunkt Folge 9 von Cuticle Tantei Inaba geguckt, hätte das Date aber auch anders enden können. Wie gut das ich nicht beeinflussbar bin. *hust*
Naja. Meine Lieblingsstelle ist irgendwie das Tagebuch von Finlass. Eigentlich wollte ich ja den Eindruck erwecken, dass sie nicht einfach Böse ist, weil sie Spaß dran hat. Gut das ist sie eindeutig nicht. Aber ihre Motive sind doch etwas seltsam. Am Anfang sollte sie ja die totale Aussenseiterin sein, die gemobbt und verarscht wurde, Madam Story fand die Idee aber nicht gut. Aber es passt schon. Vor allem weil Finlass ja selbst meinte, dass Liebe blind macht oder Hass. Nur bemerkt sie nicht, wie blind sie selbst ist. Den Ixtli könnte das Kind von jedem sein. Mal ehrlich, wer glaubt wirklich, dass Caliburn sich mit einem Magical Girl fortpflanzen würde, wenn er versucht sie auszuschalten?
Ach ja, mein Lieblingsspruch ist "Memento Mori" zumindest in diesem Kapitel. Er ist so Ausdrucksstark für das was Lyra und Plüschi erwartet, deswegen fällt er in regelmäßigen Abständen.
Ich bin stolz auf das Ende des Kapitels, ich habe es zu Musik von Kagrra geschrieben, die mich immer traurig macht, weil der Sänger verstorben ist und ich seine Stimme abgöttisch liebte. Umso erleichterter war ich, als mein Tränenfester Beta meinte, ihr seien ein paar Tränen gekommen. Damit habe ich eine Abmachung erfüllt. XDD sie wollte unbedingt mal von mir zum weinen gebracht werden. Beim Schreiben habe ich übrigens auch etwas mehr schlucken müssen, was dank Musik und Plot kam. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie Sie nun sicherlich gelesen haben, meine Damen und Herren, hat das Magical Girl-Tum auch seine dunklen Schattenseiten. Allerdings wollen wir damit in keinster Weise aufzeigen, dass es schlecht ist ein Magical Girl zu sein. Fakt ist schließlich, dass selbst wenn ein Magical Girl Schuld am Weltuntergang sein ist, es diese doch immer retten wird.
Zum Schluss der Studie wollen wir ihnen den Brief der Magical Girl Expertin Prof. Dr. Alaiya präsentieren.

“Liebes Wichtelplüschi,
Genau, ich bin es. Deine Wichtelmama. Ob Alaiya das allerdings ist, musst du herausfinden. Ich hab nämlich keine Ahnung, wer ich bin. Na gut eigentlich schon. Was ich sagen… schreiben will, ich verrate dir nicht, wer ich bin. Nur ein Tipp, ich habe mich selbst in die Story reingeschrieben XD. Genialer Tipp was?
Na ja, Finlass und Finicella bin ich schon einmal nicht. Und Plueschninja auch nicht. Ich glaube, du wüsstest, wenn du dir so eine Magical Girl FF geschrieben hättest. XD
Na ja kommen wir zum Teil des Briefes. *aufgeregt hibbel* Ich hoffe, die Story hat dir gefallen und dich nicht allzu sehr traumatisiert. Leider war es mir unmöglich die Liter an Blut den Litern an Story gegenüberzustellen. ;____; Ich besitze leider nur einen Messbecher. Ich hoffe, ich hab’s mit dem Blut nicht übertrieben. Und nein, ich bin kein Psychopath. XD Auch wenn ich das nach dieser Story selbst von mir glaube.
In der Regel schreibe ich ja süße… naja… vergessen wir es XD. Ich bin kein großer Fan davon knuddelbunte “wir haben uns alle lieb” Endings zu schreiben.
Ach ja, warum habe ich dich eingebaut? Nun ich dachte, es bringt dich zum Lächeln. Leider kann ich dich ja nicht daten. Ich hoffe, es stach zum Schluss noch hervor, dass du die wahre Protagonistin warst. Ich vermute allerdings, dass ich das, wie die Kampfszenen, vergeigt hab.
Dennoch hoffe ich, dass dir die Geschichte gefallen hat, denn diese Story gehört ganz alleine dir. (und der Datenbank von Mexx)
So, und bevor ich hier noch mehr Unsinn blubber und mich verrate…
Ich wollte noch etwas schreiben… Was war das nur? Ach egal, war dann wohl nicht so wichtig.
Ich wünsche dir einen schönen Tag,
Deine Prof. Dr. Alaiya (alias deine Wichtelmama)” Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Naenia
2013-03-25T08:48:21+00:00 25.03.2013 09:48
... Dass ich mal als Magical Girl durch eine Geschichte geistern würde, hätte ich auch nicht gedacht ;D Und dann kämpfe ich auch noch gegen Newt!

Die Idee ist wirklich schön und auch die Umsetzung gefällt mir soweit sehr gut. Generell kann ich mit 'Magical Girl'-Thematiken eher wenig anfangen, aber das hat mich in diesem Fall nicht davon abgehalten, die ganze Geschichte zu lesen.
Einige Stellen sind allerdings noch ein bisschen ausbaufähig. Die Gestaltung der 'Bösewichter' wäre ein Beispiel dafür. Nur muss man ja auch sehen, dass du alles innerhalb eines Monats ausgearbeitet hast und das ist schon ziemlich beeindruckend, da kann man über etwas eindimensionale Monsterchen problemlos hinwegsehen. Irgendwie gehört das ja auch zum Genre, ich meine mich zu erinnern, dass bei solchen Serien die Episodengegner auch ganz oft nur da waren, um besiegt zu werden, weil andere Dinge einfach wichtiger waren.

Nun hör' ich mal auf zu schwafeln... Es war wirklich eine interessante Geschichte und ich bin froh, sie gelesen zu haben :)
Antwort von:  Erenya
25.03.2013 09:50
*hust* Ein Monat... dann wären die Gegner vielleicht besser geworden X'D Und es wären mehr als 7 handgeschriebene Blatt geworden. Die Wahrheit ist, 75% der Story entstanden in einer Woche X'D
Von:  Caliburn
2013-03-23T16:28:19+00:00 23.03.2013 17:28
Tja, da im Zirkel soviel über diese Fic gesprochen wurde, ließ ich mich doch glatt von der Neugier übermannen. Und ich bereue es nicht. ;)

So, womit fange ich jetzt eigentlich an?
Als aller erstes sollte gesagt sein, dass du die Erste bist, die es geschafft hat, Magical Girl für mich interessant zu machen. Nicht etwa, weil du meinen Namen mit eingebaut hast (er hätte auch sonstwie heißen können), sondern wegen der klasse Stimmung. Denn die bringst du sehr gut rüber.
Mich hatte immer dieses: "Wir sind süße, quitschbunte (meist nuttig angezogene) Girls und überall sind Regenbögen und Zuckerwattewolken. Wuhu!", abgeschreckt... Wenn du verstehst, was ich meine. Wie du ja selbst geschrieben hast, ist dies hier nicht der Fall. *dir klar und deutlich zustimmt*

Das Idee mit dem Gen kannte ich persönlich bis dato noch nicht. Was daran auch liegen mag, dass ich kaum Magical Girl lese/schaue. Auch dass Männer dieses Gen haben und es sich unter umständen auch aktivieren kann, fand ich interessant. Wobei ich im zweiten Kapitel einen Facepalm-Moment hatte, mit der Befürchtung, dass sich Caliburn am Ende ins Cross-Dress wirft. Und ja, dafür hätte ich mich dann doch schon ein wenig fremdgeschämt. xD

Von den Flashbacks fand ich Plüschis echt am härtesten. Klar waren Lilims und Rizumus nicht minder tragisch, gerade bei letzterer, wo der Film trotz der Szene veröffentlicht wurde. Aber bei der Sache mit Ixtli musste ich dann doch schon einen Kloß im Hals runterschulcken, ehe ich weiterlesen konnte.

Die Kampfszenen haben mir sehr gut gefallen, auch wenn ich fand, dass die Gegner ein wenig zu mager beschrieben wurden. Klar, außer dem Zweiten natürlich. Skelett mit Kutte und Sense - ferdisch.

Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich die Stelle mit dem Tagebuch liebe. Man merkt richtig, wie sie von Eifersucht zerfressen wird und deswegen das alles macht. Gut, gleich die ganze Welt über Jordan schicken zu wollen fand ich dann doch schon recht übertrieben, aber, hey, wieso denn eigentlich nicht? ^^ Und der Einfall mit dem Schwert war auch echt gut. ;)

Daww~ und das Date war niedlich. <3 xD Völlig verpeilt der Kerl.
Und das Ende... das Ende is' so traurig. q_q Dafür der Epilog aber umso niedlicher. :3

Zum Schluss bleibt mir nur noch eines zu sagen, oder eher zu tun: *die Fic in die Favoriten steckt*
Klasse Arbeit. Ich wünschte nur, es gäbe mehr solcher Magical Girl Fics.
... Gibt es sie vielleicht auch? Hab keine Ahnung. xDD
Von:  Devi
2013-03-21T19:36:45+00:00 21.03.2013 20:36
Hallo Eri ^^
So, hier mal der erste von vielen Kommentaren ;'D
Ich finde deine Geschichte immer noch einfach großartig <3
Gut, hier dann zu Vorwort und Prolog.
Dein Schreibstil ist einfach herrlich, es liest sich sehr gut und du magst, genau wie ich, Sätze mit vielen Kommas, weißt aber immer, wann du aufhören solltest ;)
Die Magical-Girl-Klassifizierungen passen auf die meisten Serien, obwohl mir bei der zweiten Gruppe noch dieses "Die Kraft aus deinem Herzen"-Ding so ein bisschen fehlt, wie es zB bei Pretty Cure ist, zumindest bei einigen Staffeln, oder auch bei Shugo Chara.
Deine Zusammenfassung gefällt mir gut. Sie nimmt nichts vorweg, da eigentlich ohnehin klar ist, dass es so kommen wird, lässt die Geschichte also ein bisschen wie eine 08/15-mit-der-Macht-der-Liebe-Storyline erscheinen. Was sie natürlich nicht ist.
Eine gute Überleitung zum Prolog, der erklärt, wie Magical-Girl-sein in dieser Welt definiert ist. Definitiv Gruppe 3. Sie lässt es auch geschickt ein bisschen so aussehen, als ginge es hauptsächlich um die Schlacht gegen typische Random-Schurken-Minions, hinter denen natürlich weit mehr als das plakative 'Böse' steht.
Ein sehr schöner Auftakt. Da hattest du mich schon richtig in die Story reingezogen ;)
Antwort von:  Erenya
21.03.2013 20:45
Bei Pretty Cure dachte ich irgendwie an die Plüschtiere die einem Fähigkeiten verleihen X'D Shugo Chara kenne ich ja persönlich noch nicht. Aber ich hab die 12 Bände im Regal stehen. XDD Also ich werds irgendwann nachholen.

Freut mich, dass ich dich schon mit dem Prolog in meinen teuflischen Fängen hatte XDD Treffer versenkt.


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