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Hass und Liebe

Sesshomaru x Kagome : )
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben,

wir haben fast die 60 Favos geschafft. Das freut mich wirklich sehr! Vielen Dank <3

Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder! :)

Ja, mich gibt es noch. ^^ Erst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat mit dem neuen Kapitel...aber da gab es auch einen Grund: meine Bachelorarbeit und eine ziemlich anstrengende Arbeitspartnerin für diese Arbeit. Aber jetzt bin ich damit fertig und hab nur noch eine Prüfung und die Verteidigung vor mir, dann hab ich erstmal meinen Bachelor. *freu*
Auf jeden Fall hab ich jetzt wieder Zeit hier weiter zu schreiben und hoffe ihr seid immer noch dabei. :)

Also viel Spaß mit dem neuen Kapitel :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben, hier ist das neue Kapi...
ich hoffe es hat nicht zu lange gedauert :)

Die FanFic hat jetzt schon 108 Favos... :)
und dafür hab ich zwei kleine Bildchen für euch gezeichnet:

http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/655342/2308459/

http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/655342/2309981/ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leser,

ich weiß es ist schon eine Weile her...hoffe ihr seid noch immer dabei.
Das neue Kapitel ist leider etwas kürzer als die vorherigen. Aber ich muss sagen, es fiel mir doch recht schwer wieder rein zu kommen. Aber naja, die Stelle passt auch ganz gut ^^
Hoffe euch gefällt das Kapitel ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaaah, es gibt tatsächlich mal ein neues Kapi ^^ Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ihr so lange warten musstet X( Ich hoffe ich habe die Schreibblockde jetzt einigermaßen überwunden, sodass es regelmäßiger weitergehen kann, aber ich kann nichts versprechen :O zumal ich jetzt auch mit meiner Masterarbeit anfange XD

Aber jetzt erstmal viel Spaß beim neuen Kapitel :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute ^-^

Es ist verdammt lange her und das tut mir sehr leid *shame on me*
Aber da ich nun mit meiner Masterarbeit durch bin und auch wieder den Kopf fürs Schreiben frei habe:
hier das neue Kapitel, ich hoffe es gefällt euch :D Komplett anzeigen

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Prolog

Prolog
 

Seit einer Woche war sie nun wieder zu Hause, in ihrer Zeit bei ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem Opa. Die vergangenen Wochen waren so kräftezehrend gewesen, dass sie diese Pause unbedingt brauchte.

Sie lag auf ihrem Bett, ihrem weichen Bett das sie so sehr vermisst hatte. Erleichtert atmete sie auf.

~Endlich haben wir es geschafft.~ Sie lächelte. Naraku war besiegt und sie hatten es geschafft alle Splitter des Shiko no Tama zu finden. Sie hielt den rosa farbenen Stein gegen das Licht und drehte ihn in ihrer Hand, woraufhin es in allen Farben zu schillern begann.

Bevor sie wieder in ihre Zeit gereist war, hatte Inu Yasha ihr versprochen, dass es sich mittels des Juwels in einen vollwertigen Menschen verwandeln wollte. ~Ach, Inu Yasha.~, dachte sie mit einem Lächeln auf ihren Lippen und ihr Herz schlug plötzlich schneller. Dann entstand das Bild von einer gewissen Kikyou vor ihren Augen. Ihr Lächeln verschwand und sie bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie schloss ihre Augen und versuchte daran zu denken, dass er sich schließlich für sie, Kagome, entschieden hatte und nun ein Mensch werden wollte.

Es dämmerte schon als sie ihre Tasche packte und sich auf den Weg zum Brunnen machte. Sie verabschiedete sich von ihrer Familie und Tränen drangen in ihre Augen, da sie wusste, dass es ein Abschied für immer sein wird. Ohne das Shiko no Tama konnte sie nicht mehr in ihre Zeit zurück und bei Inu Yashas Verwandlung würde es sich auflösen.

Sie schluckte hart als sie sich umdrehte um anschließend im Brunnen zu verschwinden. Das einzige was zurück blieb war eine ihrer Tränen, die noch einige Sekunden in der Luft zu schweben schien.
 

In einer Zeit 500 Jahre vorher flog eine prall gefüllte gelbe Tasche im hohen Bogen aus einem mit Wurzeln bewachsenen Brunnen. Im nächsten Moment kam ein junges Mädchen aus dem Brunnen geklettert und setzte sich auf dessen Rand. Sie holte tief Luft und wischte sich die letzten verbliebenen Tränen von der Wange. Sie hatte langes seidiges schwarzes Haar und war zierlich gebaut. Ihre hübschen braunen Augen glitzerten in der untergehenden Sonne. Ein Lächeln trat auf ihr fein geschnittenes Gesicht und sie machte sich auf den Weg zu Kaedes Hütte, wo die anderen sicherlich schon auf sie warteten. Sie freute sich sie wieder zu sehen, da sie schon lange nicht mehr so lang von ihnen getrennt war.

Kurz bevor sie die Tür der Hütte aufschob wunderte sie sich noch kurz warum Inu Yasha ihr nicht entgegen gekommen war sobald es sie gewittert hatte. Sie zuckte kurz mit den Schultern um den Gedanken abzuschütteln und trat ein.

Zu ihrer Überraschung saß dort nur Inu Yasha an einer Wand gelehnt und sah sie an. Kagome sah sich um aber sie konnte weder Sango, Miroku noch Shippo oder Kirara irgendwo sehen.

„Hey Inu Yasha, wo sind denn die anderen?“ fragte sie und trat näher an die heran. Doch anstatt zu antworten stand er nur auf, kam auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen und blickte ihr in die Augen. Ihr Herz machte einen Aussetzer nur um dann wie wild in ihrer Brust zu schlagen.

„I-Inu Yasha?“ brachte sie mit zittriger Stimme hervor.

„Gib mir das Juwel, Kagome!“ forderte er und kam noch ein Stück näher. Sie zog die Augenbrauen misstrauisch zusammen und fragte sich was sein merkwürdiges Verhalten wohl zu bedeuten hatte.

Tot einer Miko

1. Kapitel – Tot einer Miko
 

Sie rannte durch den Wald so schnell sie ihre Beine nur tragen konnten. Völlig aufgelöst fragte sie sich wie er nur so etwas von ihr verlangen konnte. ~Niemals. Nicht für alles in der Welt würde ich das tun.~, dachte sie während sie darauf achtete nicht in einer der Wurzeln hängen zu bleiben. Ungehindert drangen Tränen aus ihren Augen und flogen durch den Wind geleitet nach hinten. Sie rannte und rannte als sie spürte wie ihre Kraft langsam nachließ.

„KAGOMEEEE!“ hörte sie ihn hinter sich rufen und ihr Vorsprung wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner.

„Bleib jetzt endlich stehen verdammt!“ schrie er und war ihr schon viel zu nahe.

Sie konnte einfach nicht verstehen warum sie ihm geglaubt hatte. Noch immer hallten seine Worte in ihrem Kopf wieder. Schon oft hatte er sie verletzt, aber diesmal ließ sie sich das nicht gefallen. Dieses mal war er einfach zu weit gegangen.

Wieder sah sie die Szene vor ihrem geistigen Auge.
 

„Gib mir das Juwel, Kagome!“ Er stand nun so nahe vor ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Gesicht spüren konnte. Normalerweise bekam sie ein warmes Gefühl im ganzen Körper wenn er ihr so nah war, doch diesmal wurde ihr übel vor Anspannung.

„Warum? Wir wollten dich doch erst zum Mensch machen, wenn die anderen auch da sind…“

Zweifelnd sah sie ihn an.

„Kagome, hör auf zu diskutieren und gib mir endlich das Shiko no Tama.“

„Nein…“ Sie entfernte sich wieder ein Stück von ihm. „Was hast du damit vor, Inu Yasha?“

„Hmpf.“ Er sah zu Boden und antwortete ihr nicht.

„Inu Yasha! Was?“ Sie sah ihn fordernd an.

„Es geht um…um…man kann mit dem Juwel….man kann damit jemanden wieder ins Leben zurück holen.“ Er sah ihr direkt in die Augen, welche sich vor entsetzten weiteten.

„Kikyou.“ Es war nur ein flüstern, aber Inu Yasha konnte es hören und nickte.

„Nein. Sie…sie gehört nicht hier her. Sie ist tot Inu Yasha. Tot!“ Sie schrie ihn jetzt fast an und Tränen drangen in ihre Augen. Eine einzelne bahnte sich langsam den Weg an ihrer Wange herunter.

„Kagome…versteh doch…“ Doch sie funkelte ihn nur böse an.

„Ich liebe sie, Kagome. Und ich will sie wieder bei mir haben, also gib mir jetzt das Juwel“

Ihre Augen wurden plötzlich leer und ihr Herz fühlte sich an als würde es zerspringen und dabei ihre Brust entzwei reißen. Sie hörte auf zu weinen und sah ihn nur fassungslos mit ihren ausdruckslosen Augen an. Sie spürte etwas an ihrem Arm, konnte es jedoch nicht realisieren. Ihr kam es vor als würde ihr Körper in ein großes Schwarzes Loch gesogen. Sie kam wieder zu sich als sie merkte, dass Inu Yasha sie heran gezogen hatte und an ihrem Hals herum nestelte.

Sie sah ihn an und spürte, dass er ihren Arm grob festhielt und versuchte ihr das Shiko no Tama, das um ihren Hals hing, abzunehmen.

Wut, Zorn, Trauer und Verzweiflung, alle Gefühle die sie immer zu unterdrücken versuchte kamen an die Oberfläche.

„Lass das!“ zischte sie, doch Inu Yasha hörte nicht darauf.

„Inu Yasha…MACH PLATZ!!!“ schrie sie ihn an und prompt landete er mit dem Gesicht zuerst hart auf dem Boden. Dann lief Kagome los. Nachdem Inu Yasha sich wieder erhoben hatte folgte er ihr.

„KAAAGGOOOMMEEE!!!“
 

Sie rannte weiter ohne sich auch nur einmal um zu drehen denn sie wusste ohnehin, dass er nur noch ein kleines Stück hinter ihr war. Was sollte sie nur tun? Sie konnte doch nicht zulassen, dass er das Juwel dafür benutze. Oder war ihre Meinung egoistisch? Natürlich wollte sie nicht immer nur der billige Kikyou-Ersatz für Inu Yasha sein. Doch das war sie, dass musste sie jetzt wohl oder übel erkennen. Sie fragte sich ob er das schon immer geplant hatte. Ob er sie die ganze Zeit nur belogen hatte. Sie schüttelte den Kopf es spielte keine Rolle mehr denn er hatte sich entschieden, für Kikyou und gegen sie.

Sie spürte wie er schon mehrmals nach ihrem Arm greifen wollte sie aber nicht zu fassen bekam. Dann hielt er in seiner Bewegung plötzlich inne. Sie wunderte sich darüber rannte aber weiter. Sie sah kurz nach hinten und erblickte Inu Yasha, der nur still dastand und in ihre Richtung schaute. Dann zog er Tessaiga. Er würde sie doch wohl nicht mit seinem Schwert angreifen wollen?

Dann geschah es. Da sie nach hinten zu ihm blickte über sah sie eine Wurzel und ihr Fuß verfing sich darin. Sie merkte schon, dass sie fiel und dachte, dass Inu Yasha sie nun kriegen würde. Sie bemerkte im Fallen, dass ihre Hand etwas Weiches streifte. Sie griff danach und hielt sich daran fest. Sie dachte sie hätte ein „Hmpf“ von dem Wesen zu dem das Fell gehörte vernommen. Sie zog sich an dem Fell nach oben als sie plötzlich ein Knurren hörte. Sie hielt inne und sah nach oben und blickte in zwei goldene Augen, die sie mit einem vernichteten Blick musterten. Erschrocken ließ sie von dem Fell ab, welches darauf kurz zuckte. Sie entfernte sich wieder ein Stück von ihm und wäre dabei fast wieder hingefallen.

Sesshomaru sah nun zu Inu Yasha, der mit gezogenem Schwert und kampfbereit dastand.

„Sesshomaru, was willst du? Ich habe jetzt keine Zeit für dich.“

„Du hast immer noch mein Schwert.“ sagte Sesshomaru und blickte zu Tessaiga.

„Tzä. Hey Kagome, gib mir jetzt endlich das Juwel!“

„Nein!“ schrie sie ihn an. Sie merkte, dass Sesshomaru interessiert auf sie herab starrte.

„Du kleines törichtes Mädchen, das Shiko no Tama gehört dir nicht. Gib es mir gefälligst. Ich bin seine rechtmäßige Behüterin.“ Die Frauenstimme gehörte zu einer Miko, die sich jetzt neben Inu Yasha stellte.

„Kikyou.“ flüsterte Kagome hasserfüllt. Sesshomaru sah sie erstaunt an. Solch eine zornige Aura hatte er noch nie bei diesem Menschenweib vernommen.

„Du bist tot. Du hast keinerlei Recht auf das Juwel.“ fauchte sie die Miko an.

Sie sah wie sich jetzt Inu Yasha regte und auf sie zugestürmt kam. Sie überlegte verzweifelt was sie tun sollte. Sie sah sich um und Sesshomaru kam wieder in ihr Blickfeld. Er hatte die ganze Zeit nichts weiter getan als die Szene zu beobachten.

Sie sah wie sich sein linker Ärmel im Wind bewegte, weil kein Arm da war um ihn zu füllen. Da kam ihr eine Idee.

~Er hat uns geholfen Naraku zu besiegen und mir dabei sogar das Leben gerettet. Und alles ist mir lieber als Kikyou die Genugtuung zu verschaffen wieder völlig unter den Lebenden zu wandeln.~ Sie dachte kurz über ihre Entscheidung nach um sie dann auch gleich in die Tat umzusetzen.

Sie näherte sich Sesshomaru wieder, der sie nur ausdruckslos ansah. Ohne es zu zeigen fragte er sich jedoch was dieser Mensch nun vorhatte. Ihm gefiel nicht, dass sie ihm so nahe gekommen war.

Im nächsten Moment schluckte Kagome hart, griff nach Sesshomarus Ärmel und riss ihn ab.

Sie spürte wie seine Aura stärker wurde und sah wie seine Augen sich rot färbten und seine Eckzähne wuchsen. Der Anblick der sich ihr bot ließ ihr ein Schauer über den Rücken laufen und ihre Angst vor ihm konnte er sicherlich auch riechen.

„Was fällt dir ein du dummes Menschenweib!“ zischte er sie an. Er griff nach ihrem Arm, sodass sich seine scharfen Krallen in ihr Fleisch bohrten und kleine Blutrinnsale zum Vorschein kamen. Die schluckte merklich als er sie auf die Knie drückte. Es tat höllisch weh aber sie dachte wieder an Inu Yasha, der die Szene ungläubig verfolgte und im Vergleich mit den Schmerzen die er ihr zugefügt hatte war das hier gar nichts. Sie warf den Ärmel beiseite, was Sesshomaru noch ein wenig wütender machte und riss sich mit ihrer freien Hand das Juwel vom Hals. Sie zitterte am ganzen Körper was es ihr nicht leichter machte sich nach dem übriggebliebenen Stumpf, an Sesshomarus linker Schulter, auszustrecken. Sie schrie vor seelischem und körperlichen Schmerz auf als sie ausholte um das Shiko no Tama in das verkümmerte Fleisch des Armes des Daiyoukai zu rammen. Gleich darauf fing das Juwel in seinem Fleisch an zu leuchten und eine unglaubliche Wärme auszustrahlen.

„Was hast du getan?“ fragte er Kagome. Er zog sie näher an sein Gesicht und knurrte sie böse an.

„Dir deinen Arm wiedergegeben.“ presste sie aus zusammen gebissenen Zähnen hervor, da er seinen Griff noch mehr verstärkt hatte.

Er sah mit Verwunderung wie sich innerhalb von ein paar Sekunden ein neuer Arm an seiner Schulter bildete und damit das Shiko no Tama für immer verschwand. Er grinste auf seine böse Art und Weise und sah dann zu seinem räudigen Halbbruder, diesem Hanyou. Dieser schaute ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an. Plötzlich bemerkte er aber eine andere Aura, die sich scheinbar bis ins Unermessliche zu steigern schien. Er blickte zu der Miko neben dem Hanyou, die hasserfüllt zu dem Menschenweib das er noch immer festhielt. Als er dies bemerkte stieß er sie mit einem abwertenden Blick von sich und sie prallte hart auf den Boden.

„Hey!“ kam es nun von ihr, doch er konzentrierte sich auf das Kreischen das jetzt von der anderen Miko kam. Sie tobte.

„NEIN!!!“ schrie sie wie eine Furie, als wäre sie besessen.

Dann sah er wieder zu dem Menschenweib, das sich vor seinen Füßen wieder halb erhoben hatte. Plötzlich bemerkte er ihren Blick. Ihre Augen waren vor Entsetzten weitaufgerissen und ein dünnes Blutrinnsal floss aus ihrem Mundwinkel. Er spürte wie ihre Aura immer schwächer wurde. Inu Yasha war völlig gelähmt von dem eben Geschehenen. Die Frau neben ihm schnaubte immer noch vor Wut während sie den Bogen in ihrer Hand hielt um einen weiteren Pfeil auf Kagome abzuschießen.

Kagome wurde schwindlig. Sie hatte ein leises Geräusch gehört, als wenn etwas denn Wind zerschnitt und dann auch schon einen stechenden Schmerz in ihrem ganzen Körper gespürt. Sie sah an sich herab uns bemerkte die Pfeilspitze die aus ihrem Bauch ragte. Langsam drehte sie sich zu Kikyou um, die schon den nächsten Pfeil für sie bereit hielt. Dann sah sie zu Inu Yasha der sich endlich aus seiner Starre löste und auf Kikyou zu rannte. Mit einem langgezogenen „Neeeiiiinnn!“ klammerte er sich an sie, doch es war schon zu spät.

Kagome blickte dem Pfeil entgegen, sah die im Mondlicht glänzende Spitze auf sie zukommen und dachte an ein Gefühl von Freiheit als der Pfeil sich in ihre Brust bohrte. Ihr Herz wurde von Kikyou Pfeil in zwei geteilt und ihr letzter Gedanke war, dass sie die Last die Inu Yasha ihr aufgebürdet hatte jetzt endlich nicht mehr in ihrem Herzen mit herumtragen musste.

~Endlich frei.~ dachte sie, dann setzte ihr Herzschlag aus.
 

Sesshomaru blickte auf den von zwei Pfeilen durchbohrten Menschen der vor ihm lag. Er spürte an ihrer Aura, dass das Leben aus ihr schwand nur aus irgendeinem Grund schien das ihre Aura in Frieden zu hüllen. Er blickte auf sie herab und dachte daran, dass er eigentlich noch wissen wollte warum sie das getan hatte.

Er fasste mit einem Arm unter ihre Knie und mit dem anderen unter ihre Schulterblätter um sie dann anzuheben. Ruckartig sackte ihr Kopf nach hinten, ihre Augen standen immer noch leicht offen und Tränenflüssigkeit klebte an ihrem Gesicht. Er hasste den Geruch dieses Salzwassers.

Er sah noch einmal zu Inu Yasha, der wie ein erbärmlicher Wurm an der Miko hang. Diese hingegen sah Sesshomaru kalt an.

„Wag es nicht sie wieder zurück zu holen.“

Er schenkte ihr keine Beachtung und flog mit dem Mensch auf seinen Armen davon. Wenn er sie wieder belebte, dann nur damit sie ihm seine Fragen beantworten konnte, danach war es ihm egal was mit ihr passierte.

Doch warum kümmerten ihn eigentlich die Beweggründe eines minderwertigen Menschenweibs?

Er wusste es nicht.

Wut und Trauer

Hallo,

da bin ich wieder. Ich finde es schön, dass schon einige meine FF auf ihrer Favoritenliste haben ^^ *freu*
 

@Lionness: Danke für deinen lieben Kommentar. Hab mich tierisch darüer gefreut und ich finds schön, dass es dir bis jetzt gefällt. Da das meine erste FF ist hab ich mich natürlich besonders gefreut. ^^
 

Lieben Dank

Deine Angie
 

So jetzt gehts aber weiter...
 


 

Kapitel 2 - Wut und Trauer
 

Das kleine Grüppchen, bestehend aus einer Dämonenjägerin, ihrer Dämonenkatze, einem kleinen Kitsune-Youkai und einem Mönch, entfernte sich wieder von dem kleinen Dorf, das sie von einem riesigen Schlangendämon befreit hatten. Der Dämon hatte schon seit einigen Tagen das Dorf tyrannisiert und dabei viele Häuser zerstört und Opfer gefordert.

„Wir sollten langsam zurück gehen, Kagome kommt sicher bald.“ meinte Sango und sah die anderen an.

„Hoffentlich ist Kikyou nicht mehr da…“ Shippo blickte trotzig drein.

~Das hoffe ich auch. Kagome würde sonst sicherlich gleich wieder in ihre Zeit zurückkehren. Was ihr auch nicht zu verübeln wäre.~ dachte Miroku.

Kikyou war einen Tag zuvor bei der Hütte ihrer kleineren Schwester erschienen und meinte etwas mit Inu Yasha besprechen zu müssen. Seitdem war er der Priesterin natürlich auf Schritt und Tritt gefolgt. Sango, Miroku, Shippo und Kirara hatten dieses Schauspiel nicht länger mit ansehen können und sind gegangen. Sie wussten nicht einmal ob Inu Yasha ihr Verschwinden überhaupt realisiert hatte. In nur wenigen Stunden hatte Kikyou Inu Yasha wieder so sehr um den Finger gewickelt, dass er alles für sie tat. Sango hatte jetzt aber ein schlechtes Gefühl dabei sie allein gelassen zu haben.

~Wer weiß was Kikyou vor hat?~ fragte sie sich und dachte, dass es sicher nichts Gutes sein könnte. Sie liefen den Weg weiter als sie plötzlich Jaken auf einem Stein am Wegesrand sitzen sahen. Der kleine grüne Youkai hockte da mit seinem Kopfstab in der Hand und beobachtete Rin, die auf einer Wiese Blumen pflückte.

„Hallo Jaken und Rin.“ riefen die drei im Chor und Kirara miaute fröhlich.

Das kleine Mädchen schaute kurz auf, winkte und widmete sich dann wieder dem kleinen Strauß in ihrer Hand.

„Was führt euch denn hier her? Und wo ist Sesshomaru?“

„Meister Sesshomaru-sama ist auf dem Weg sich sein rechtmäßiges Erbe von seinem Halbbruder zu holen.“ quakte der Dämon.

„Die beiden werden wohl nie damit aufhören…“ meinte Shippo genervt.

Miroku tippte Sango an und bedeutete ihr, dass sie weiter müssten. Sango nickte ihm zu.

„Komm Shippo wir müssen weiter.“ sagte sie zu dem kleinen Fuchsdämon der sich gerade zu Rin gesellen wollte.

Sie liefen weiter und machten sich nun noch mehr Sorgen um Inu Yasha. Jetzt musste er sich nicht nur vor Kikyou hüten, sondern auch noch vor Sesshomaru. und bei beiden würde er die Bedrohung nicht ernst nehmen. Sie liefen jetzt immer schneller um wenn nötig helfen zu können.

Es war schon dunkel als sie endlich in Inu Yashas Wald ankamen. Dann sahen sie Kikyou, die auf dem Waldboden saß und zu schlafen schien. Als die vier vor ihr standen und sie anstarrten machte sie die Augen auf.

~Irgendetwas ist anders an ihr.~ dachte Miroku und versuchte herauszufinden was es war. Er sah sie an. Sie sah immer noch so aus wie vorher, aber ihre Aura…an ihrer Aura hatte sich etwas verändert.

„Was ist passiert?“ fragte er vorsichtig und die anderen sahen erst ihn und dann die Miko verwundert an.

„Huh? Ich weiß nicht wovon du redest.“ sagte sie mit einem Anflug von einem Lächeln auf den Lippen. Das konnte nichts Gutes bedeuten, stellte er fest. Auch Sango war dieses gemeine Grinsen aufgefallen.

„Wo ist Inu Yasha?“ fragte sie und betrachtete die Miko, deren Gesichtszüge jetzt keine Gefühlsregung mehr erkennen ließ, misstrauisch.

„Er ist dort hinten.“ Sie deutete ins Dunkel des Waldes. „Ich komme mit euch.“

Sie sahen sich gegenseitig mit einem Blick an der verriet, dass sie alle ein ungutes Gefühl hatten.

Sie folgten der Miko tiefer in den Wald. Sango hatte die ganze Zeit eine Hand an ihrem Knochenbumerang und Miroku beobachtete aufmerksam die Umgebung. Sie rechneten mit einem Hinterhalt bis sie Inu Yasha sahen.

Zusammengesunken saß er auf dem Boden. Seine Hände waren auf das Gras gestützt und voll von Blut. Die Spitzen seiner Haarsträhnen schleiften auf dem Boden und waren ebenfalls schon von der roten Flüssigkeit eingefärbt. Langsam wiegte er sich hin und her.

Sango trat zuerst einen Schritt näher.

„Inu Yasha? Bist du verletzt?“ fragte sie zögern. Sie betrachtete ihn genauer und da fiel ihr plötzlich der Blick seiner Augen auf. Leere. Seine Augen starrten völlig ins Leere und hatten jeglichen Ausdruck verloren. Es war nicht sein Blut. Sie versuchte die dunkle Vorahnung die sie hatte zu verdrängen.

Ihr wurde jetzt kalt und sie musste die Angst die sich in ihr ausbreitete unterdrücken.

„Wo ist Kagome?“ brachte sie zitternd hervor. Er drehte sich langsam um. Seine Augen waren nass vor Tränen.

„Warum hat sie es mir nicht einfach gegeben?“ Seine Stimme war brüchig und nur ein Flüstern.

„Nein…“ wisperte Sango. „Was hast du bloß getan??“ schrie sie ihn jetzt an. Sie schüttelte ihn und plötzlich schien er wieder da zu sein. Seine Augen wurden wieder klar. Er sah zu Kikyou, welche ihn daraufhin anlächelte. Dann sah er wieder Sango an die ihn immer noch am Kragen gepackt hatte. Er stieß sie leicht von sich als er endlich aufstand. Inu Yasha sah seine Hände an und ließ seinen Blick dann zu Kikyou gleiten. Mit wenigen Schritten stand er vor ihr. Er sah wütend aus. Miroku konnte spüren wie seine Aura vor Zorn kochte, doch er hatte sich noch im Griff.

„Warum hast du das getan?“ zischte Inu Yasha Kikyou an, die erschrocken ein Stück zurück wich.

Dann huschte wieder ein Lächeln über ihr Gesicht und sie näherte sich ihm wieder. Er knurrte leise, ließ es aber zu.

„Inu Yasha, Liebling, es musste sein.“ sagte sie und berührte ihn nun leicht an der Schulter. Sango beobachtete das alles fassungslos und Tränen rannen an ihren Wangen herunter während sie nach einer Erklärung suchte. Miroku sah von Sango zu Kikyou und versuchte immer noch herauszufinden was anders an ihr war.

„Warum?“ zischte der Halbdämon.

„Sie hat uns die Möglichkeit genommen mich wieder vollkommen lebendig zu sein. Ich wollte wenigstens in meinem Inneren wieder vollkommen sein. Für dich. Für uns.“ Sie lächelte ihn zuckersüß an und tätschelte seine Brust. Er atmete langsam und bedächtig um sich wieder ein wenig zu beruhigen.

„Was meinst du damit?“ fragte er und stand immer noch regungslos vor ihr.

„Meine Seele, Inu Yasha. Ich kann endlich wieder alles spüren. Ich kann wieder lieben. Dich lieben.“ Sie führte ihre Hand zu seiner Wange und streichelte sie. Er sah zu Boden.

„Mich lieben?...Musste sie dafür denn wirklich sterben?“

„Inu Yasha, du hast sie doch nur gemocht weil sie so war wie ich, aber jetzt bin ich wieder ganz. Jetzt kann ich wieder bei dir sein. Du brauchst sie nicht mehr.“

Sango war am Ende. Kagome war wirklich tot… Auch Miroku musste sich beherrschen sich nicht sofort auf Inu Yasha und Kikyou zu stürzen. Er hielt Shippo im Arm der an seiner Brust bitterlich weinte.

„Ja. Ich brauche sie nicht mehr.“ sagte Inu Yasha wie in Trance. Kikyou lächelte und legte ihre Lippen auf die seinen und er erwiderte diesen Kuss leicht.

Shippo blickte nun auf. Seine Augen waren gerötet und geschwollen und plötzlich stürzte er sich auf die Miko, wollte ihr das Gesicht zerkratzen. Doch Kikyou packte ihn am Schwanz und schleuderte ihn gegen einen Baum. Der kleine Dämon rappelte sich wieder auf und fing an sie anzuschreien.

Sango griff geistesabwesend nach ihrem Bumerang und schleuderte ihn gegen Kikyou und Inu Yasha, der völlig weggetreten war. Doch im selben Moment erschuf Kikyou eine Barriere um sich und Inu Yasha, woran die Waffe einfach abprallte und zurück geschleudert wurde. Sie wich aus und sah die Miko hasserfüllt aus tränengefüllten Augen an.

„Wo ist Kagomes Körper?“ fragte Miroku an Kikyou gewandt.

„Inu Yashas dämlicher Halbbruder hat sie mitgenommen.“ Ihr Blick verspottete die vier. Kirara fauchte sie wild an.

„Sesshomaru?“ fragte Sango ungläubig und sah zu wie Kikyou, die sich an Inu Yasha schmiegte, langsam anfing ihre Barriere zum Schweben zu bringen. Sie sah nun auf die vier Freunde herab und lächelte als sie mit Inu Yasha davon flog.
 

Sango sank auf die Knie.

„Warum hat Sesshomaru sie mitgenommen?“ fragte der Mönch laut.

~Das muss einen bestimmten Grund haben.~ dachte er leise weiter.

„Wenn er sie hat ist es ja vielleicht noch gar nicht zu spät für sie.“ sprach Sango aus was ihm gerade eben durch den Kopf ging. Sango wischte sich die Tränen weg und blickte ihn entschlossen an.

„Wir müssen sie suchen.“ stellte sie fest.

Er nickte, doch er hatte einige Bedenken, schließlich hatte Kikyou gesagt ihre Seele wäre wieder vollständig. Diese Seele hatte sie von Kagome.

Langsam machten sie sich auf den Weg und liefen wieder in den dunklen Wald hinein. Keiner sagte ein Wort, sie alle dachten nur eines:

~Kagome.~

Gefühle

Hallo Leute ^^
 

So es geht weiter
 

@Lionness: HuHu, erstmal danke für deinen Kommentar.

Ich muss dir recht geben. Mit dem 2. Kapitel war ich auch nicht wirklich zufrieden. Ich werde es wenn ich wieder mal mehr Zeit habe auf jeden Fall auch noch mal berarbeiten.

LG Deine Angie
 

@Aurelia934: Huhu, ich danke dir für deinen Kommentar.

Hab mich sehr gefreut *g* ^^
 

So, hier das nächste Kapitel...
 


 

3. Kapitel - Gefühle
 

Sesshomaru war endlich außer Reichweite der Miko und seines Halbbruders, dennoch hing ihm immer noch der Geruch in der Nase. Er konnte sie nur allzu gut riechen, die Verzweiflung des Hanyous. Doch der Geruch des toten Menschenmädchens auf seinen Armen war noch viel penetranter. Er rümpfte die Nase. Sie roch nach Blut, viel Blut und nach Tod. Er sah sie an und stellte fest, dass ihr Gesicht eher aussah als würde sie schlafen. Sie sah weder schmerzverzehrt noch ängstlich oder entsetzt aus.

Als er die Höhle im Wald ein Stück vor sich entdeckte verlangsamte er seinen Flug um schließlich vor deren Eingang zu landen. Der Daiyoukai betrat die Höhle und legte den Menschen auf den Boden. Sie blieb in einer merkwürdigen Position liegen, da die Pfeile im Weg waren. Er musste sich beeilen, denn bald würden diese kleinen widerlichen Todesdämonen anfangen sich an ihrem Körper zu schaffen zu machen. Zunächst musste er versuchen die zwei Pfeile aus ihrem Oberkörper zu ziehen. Er dachte nicht weiter darüber nach, packte einen der Pfeile und zog daran. Wie aus dem nichts begann dieser zu leuchten und stieß die Hand Sesshomarus von sich weg.

„Diese verdammte Hexe…Hn.“ murmelte er.

Er sah den Pfeil an und legte erneut seine Finger darum, wieder begann dieser zu leuchten und diese ungeheure Kraft zu entwickeln. Sesshomaru blieb davon unbeeindruckt, es brannte zwar in seiner Handinnenfläche und er konnte verbranntes Fleisch riechen, doch er ließ nicht los. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen. Er zog weiter an dem Pfeil, der immer mehr Kraft aufbaute, doch es fehlte die heilige Kraft des Pfeils wie er sie eigentlich von der Miko kannte. Er hatte schon an ihrer Aura feststellen können, dass sie nicht mehr diese reine Menschenfrau war, die sie einmal war. Ob Inu Yasha das auch bemerkt hatte?

~Wahrscheinlich nicht. Dieser kleine schwache Hanyou lässt sich viel zu schnell von diesen Menschenwesen ablenken.~ dachte er und seine Augen blickten noch herablassender drein.

Zwischen seinen Fingern schlängelten sich dünne Rauchsäulen nach oben und es war ab und zu ein leises Zischen zu hören. Seine Mundwinkel bewegten sich noch einige Millimeter nach unten als er mit einem Ruck den Pfeil aus ihrem Bauch zog. Er warf ihn mit einer lockeren Bewegung gegen die Höhlenwand. Er blickte auf seine Hand, sie war voll von verbranntem Fleisch. Er knackte mit seinen Fingerknöcheln und sah zu wie die Haut innerhalb von wenigen Sekunden wieder heil war. Dann begutachtete er den nächsten Pfeil. Dieser war mitten durch ihren Brustkorb gefahren und hatte dabei wahrscheinlich ihr Herz getroffen. Dieses mal musste er sehr viel vorsichtiger sein. Plötzlich bemerkte er, dass inzwischen schon zwei der Todesdämonen aufgetaucht waren. Einer von ihnen krabbelte auf allen vieren langsam an ihrem Bein hoch. Der andere leckte an der Wunde an ihrem Bauch die der Pfeil hinterlassen hatte. Er machte ein leises gurgelndes Geräusch und widmete sich dann wieder der Wunde. Sesshomaru blickte von den zwei ekelhaften Kreaturen wieder zu dem Pfeil. Er musste sich beeilen. Er packte den Pfeil und spürte sofort, dass an diesem etwas anders war. Er schimmerte schwarz-bläulich und strahlte eine sehr dunkle Aura aus. Die Miko musste wirklich ihren ganzen Hass in diesen Pfeil projiziert haben und davon hatte sie scheinbar viel in sich, sehr viel. Einem Dämon machte diese hasserfüllte Aura allerdings nichts aus. Er zog an dem Pfeil und beobachtete wie sich die Haut der Menschenfrau rundum die Wunde schwarz zu färben schien. Er atmete hörbar aus und zog dann kräftiger daran.

~Entschuldige, Mensch.~ mit diesem Gedanken zog er mit einem letzten Ruck den Pfeil aus ihrer Brust. An dieser Stelle war nun ein nicht zu übersehender schwarzer Fleck.

Plötzlich blickte er auf. Hatte er sich eben bei dieser Menschenfrau entschuldigt? Wütend sah er auf Kagome hinab. Er stand auf und sah sie kühl an, inzwischen kamen immer mehr Todesdämonen, welche sich auf ihrem Körper herum räkelten.

Er dachte an Rin, bei ihr hatte er auch Mitleid empfunden, aber nur weil sie ihm vorher auch geholfen hatte, oder? Doch bei ihr traf das nicht zu, außerdem war sie die…die Was-auch-immer von Inu Yasha, seinem dämlichen Halbbruder, diesem Hanyou.

Er sah wieder auf sie herab und stellte fest, dass er sich jetzt wirklich beeilen musste. Prompt schüttelte er die merkwürdigen Gedanken ab und zog sein Schwert Tenseiga. Er schaute arrogant auf die kleinen abscheulichen Dämonen hinab und vernichtete sie mit einem einzigen eleganten Schwerthieb.

Er sah die Menschenfrau an und konnte hören wie langsam ihr Herz wieder anfing zu schlagen. Stück für Stück öffnete sie die Augen und blickte dann in seine ohne ein Wort zu sagen. Doch er konnte darin nur eines sehen: Leere.

Bumm. Bumm. Bumm. Kagome dachte sie hätte sich verhört und lauschte erneut. Bumm. Bumm. Bumm. Doch da war es wieder. Was war das für ein Geräusch? Um sie herum war alles schwarz. Sie war in völlige Dunkelheit gehüllt. Bumm. Bumm. Bumm. Dann wurde es ihr schlagartig bewusst, was sie da hörte war ein Herzschlag. Ihr Herzschlag. Sie wollte das aber nicht. Sie wollte lieber hier bleiben, im Dunkel fühlte sie sich wohl und geborgen, auf eine merkwürdige Art und Weise. Sie spürte wie sie von dort weggerissen wurde, wieder ins Leben gezogen wurde. Sie wollte sich wehren doch sie konnte sich keinen Millimeter rühren. Es tat weh, so schrecklich weh. Sie wollte schreien, kreischen, um sich schlagen, Hauptsache es würde endlich aufhören. Sie atmete immer schneller und ihr Herzschlag wurde stetig lauter, penetranter. Nein. Nein. Nein. Ich will nicht. Aufhören. Lass mich. Bitte. Nein.

Plötzlich sah sie ein Licht vor sich. Ganz schwach, doch es war da. Wie gebannt sah sie zu dem Licht, verlor sich darin. Es zog sie näher zu sich. Sie streckte die Hand danach aus. Ihre Finger zitterten. Es dennoch so weit weg. Plötzlich riss sie die Augen auf und zog ihre Hand zurück. Nein. Sie wollte doch gar nicht zurück. Sie zog die Knie nah an ihren nackten Körper und presste ihre Hände übereinander gelegt an ihre Brust. Sie schloss die Augen und machte sich bereit. Wehren konnte sie sich jetzt nicht mehr, es war schon zu spät dafür. Sie atmete ruhig aus. Bumm. Bumm. Bumm. Das Licht kam näher und umhüllte sie schließlich vollkommen. Es war kalt, eisig kalt. Ihre Haut prickelte. Dann, von einer Sekunde auf die andere, kam der Schmerz. Sie schrie innerlich. Schrie so laut sie konnte ohne dass ein einziger Laut aus ihrem Mund drang. Nur sie selbst hörte diesen lauten herzzerreisenden Schrei der in ihrem Kopf stetig widerhallte. Dann. Stille. Absolute Stille. Ihr schmerzverzerrter Gesichtsausdruck verflog und es herrschte nur noch die dunkle Stille in ihrem Kopf.

Jetzt spürte sie den harrten kalten Steinboden unter sich.

Kagome öffnete die Augen und sah die steinerne Höhlendecke. Sie drehte ihren Kopf und sah in zwei goldene Augen, die sie musterten. Sesshomaru, ging es ihr durch den Kopf. Er sah sie immer noch an. Was erwartete er? Dankbarkeit, Überraschung oder etwa Verzweiflung? Sie empfand nichts dergleichen. Das einzige was sie spürte waren die Empfindungen ihres Körpers. Die Kälte des Bodens, der warme Wind der hereingetragen wurde und die Schmerzen. Sie legte eine Hand auf die Wunde an ihrer Brust, die jetzt nur noch eine Narbe war. Als sie darauf hinab sah erblickte sie, dass auf ihrer Haut an der Stelle eine kleine schwarze Narbe zurückgeblieben war. Sie sah fast aus wie ein kleiner Stern. Sie sah wieder zu Sesshomaru.

„Danke.“ sagte sie obwohl sie nichts dabei empfand. Doch warum war das so? Sie versuchte sich zu erinnern. Sie konnte sich noch genau an alles erinnern. Inu Yasha wollte das Shiko no Tama um Kikyou wieder ins Leben zurück zu holen. Sie wollte es ihm nicht geben. Sie war gerannt und hatte geweint. Warum? Sie konnte ihre Gefühle jetzt nicht mehr nachvollziehen. Dann war da Sesshomaru. Sie sah zu ihm und begutachtete seinen Arm, den er jetzt wieder hatte. Als nächstes sah sie das Gesicht von Kikyou vor sich und die Pfeile, die auf sie zurasten.

~Kikyou hat mich getötet.~ stellte sie fest. Sie sah Kikyous Lächeln vor sich. Und dann? Dann wurde es um sie herum schwarz. Aber was war nur mit ihr los? Warum konnte sie nichts fühlen?

Sie sah wieder zu dem Youkai.

„Warum hast du das getan?“ fragte sie kalt.

Er sah sie erstaunt über die Kälte in ihrer Stimme an. Er überlegte kurz. Ja warum eigentlich?

„Weil ich wissen will warum du das gemacht hast, Mensch.“ Er deutete auf seinen Arm.

„Du hast mir beim Kampf gegen Naraku das Leben gerettet…und ich wollte nicht, dass Kikyou das Juwel bekommt.“ sagte sie und blickte ihn immer noch ausdruckslos an.

Er nickte nur als Antwort.

„Ich kann ohne das Shiko no Tama nicht mehr nach Hause.“

Er erwartete, dass sie jetzt anfangen würde zu heulen, doch das tat sie nicht Stattdessen stand sie auf und stellte sich von ihn. Sie war gut eineinhalb Köpfe kleiner als er und musste deshalb nach oben schauen.

„Was nun?“ Sie sah in seine Augen und wartete.

Irgendetwas stimmte mit ihr ganz und gar nicht, das merkte auch der Daiyoukai. Er wusste nur nicht was. War es vielleicht ein Nebeneffekt der Wiederbelebung? Das war unwahrscheinlich. Rin hatte sich danach auch nicht so verändert. Er blickte ihr in die kalten ausdruckslosen Augen.

~Was kümmert mich das überhaupt?~ Er dachte nicht mehr über sie nach, wandte sich von ihr ab und machte sich auf den Weg aus der Höhle. Er musste wieder zurück zu Rin und Jaken.

Kagome sah ihm einige Sekunden nach und ihr Körper setzte sich dann schließlich auch in Bewegung.

Im Gehen drehte er sich um.

„Warum folgst du mir?“

„Ich weiß nicht.“ sagte sie und verringerte den Abstand zwischen ihnen.

Er blieb stehen und sah sie an.

„Ich muss zu Rin und Jaken. Du bist zu langsam.“ bemerkte er.

„Ok.“ sagte sie und drehte sich um. Sie wollte gerade in die entgegengesetzte Richtung verschwinden als ein weißes Fell vor ihr erschien und sie an der Brust wieder zurück drückte.

„Ich habe nicht gesagt, dass du gehen sollst, Menschenweib.“ ertönte die tiefe Stimme hinter ihr.

„Ok.“ sagte sie wieder.

„Halt dich hier dran fest. Wir fliegen.“ sagte er und das Fell was sonst um seiner Schulter lag zuckte vor ihr leicht hin und her.

„Ok.“ sie griff danach, doch er zog das Fell mit einer gekonnten Bewegung wieder weg. Sie sah ihn an.

„Kannst du auch noch was anderes sagen, Menschenweib?“ fragte der Dämon gereizt.

„Ja…Sesshomaru-sama.“ sagte sie und blickte nach unten. Immer noch ohne jegliches Gefühl.

„Hn.“ diese Antwort war nicht wirklich besser, dennoch war er erstaunt. Sie hatte ihn noch nie mit -sama angesprochen. Er hielt ihr das Fell wieder hin, ohne es zu berühren. Es schien sein Eigenleben zu haben. Kagome fiel das jetzt zum ersten mal auf.

Sie griff danach, worauf sich ein Teil davon um ihre Hüfte wickelte. Es tat ein wenig weh, doch in ihrem Ausdruck veränderte sich nichts. Dann hoben sie ab und Kagome krallte sich regelrecht in das weiche und warme Fell, das daraufhin einmal zuckte. Sie lockerte ihren Griff wieder.

Sesshomaru spürte ihren Griff und seiner Kehle entwich unbeabsichtigt ein leises Knurren. Es war schließlich das einzige Überbleibsel seiner Hundegestalt. Das Fell war sein Hundeschwanz und der war eben sehr empfindlich.

Er guckte zu ihr nach hinten um zu sehen ob sie seine Reaktion mitbekommen hatte.

~Ihr Gesicht ist immer noch ausdruckslos, also wird sie wohl nichts bemerkt haben.~

Kagome hatte das Knurren sehr wohl gehört, dennoch blieb in ihr alles unverändert. Leer.

Während sie über die Bäume hinweg flogen und der Wind mit ihren Haaren spielte versuchte sie vergebens irgendetwas zu empfinden. Sesshomaru verfolgte unterdessen die Veränderungen ihrer Aura. Was sich allerdings nicht als sehr aufschlussreich erwies, da sie sich kein bisschen veränderte.

So bewegten sie sich schweigend durch die Luft bis sie auf einem Weg landeten wo Jaken auf einem Stein saß und über Rin wachte, die gerade auf der Wiese spielte.

Beide guckten die Neuankömmlinge ungläubig an.

Der Drache und die Seele

Hallo...es geht weiter...
 

Es freut mich, dass ich schon einige Favos zusammen habe und über die Kommis freu ich mich nätürlich auch immer ^^
 

@ Lioness: Vielen lieben Dank für deinen 3. Kommi ^^...hab jetzt mal versucht etwas mehr zu schreiben und mehr Absätze einzubauen. Wäre nett wenn du mir sagst obs genug Absätze sind, oder ob der Text einen immer noch "erschlägt"...^^
 

@ Paige: Auch dir ein großes Danke für dein Kommi...ja Kagome kann einem schon etwas leid tun...hoffe du ließt weiter...^^
 

@ Goettin_Isis: Danke fr deinen Kommi, hat mich sehr gefreut. Ja, ja so ist er der Inu... hehe ...und Danke für dein Konpliment wegen dem Schreibstil! *freu*
 

LG Eure Angie
 

So meine Lieben, jetzt gehts aber weiter mit der Story...
 


 

4. Kapitel – Der Drache und die Seele
 

Das kleine Mädchen, das auf der Wiese saß und Blumen in der Hand hielt, betrachtete neugierig die Neuankömmlinge. Sie wunderte sich, dass ihr Meister nicht allein war und sah die Frau an die jetzt das Fell ihres Meisters losließ und sich ein Stück von ihm wegbewegte.

Sie kannte die Frau, es war die nette Miko aus Inu Yashas Gruppe, Meister Sesshomarus Halbbruder.

Sie sah wieder zu Sesshomaru und sah es. Die Blumen fielen zu Boden und mit ausgebreiteten Armen rannte sie auf den Daiyoukai zu.
 

„Meister Sesshomaru! Euer Arm…Ihr habt Euren Arm wieder!“ kreischte sie fröhlich und hangelte sich an den muskulösen Arm. Er ließ dies über sich ergehen sagte aber nichts.
 

„Oh…Lord Sesshomaru…welch ein Glück. Euer Arm. Aber wie kann das sein?“ Jaken sah Sesshomaru mit seinen riesigen Augen an und deutete dann mit seinem Kopfstab auf den Arm.
 

Der Angesprochene deutete mit einem leichten Nicken auf die Menschenfrau, die sich ein wenig zurück gezogen hatte.
 

Der kleine grüne Krötendämon sah den Menschen verständnislos an.

„Das ist doch Inu Yashas Menschenfrau…was ist denn mit ihr? Sonst redet sie doch immer gleich drauf los. Warum habt Ihr sie mitgebracht, Lord Sesshomaru? Sie wird uns noch hintergehen, das ist sicherlich eine Falle. Lord Sesshomaru wir müssen sie loswerden…besser jetzt als später. Ja, ja.“ er holte einmal kurz Luft und wandte sich dann an die Miko.

„Was ist überhaupt mit dir passiert, Mensch? Du siehst ja scheußlich aus…noch scheußlicher als sonst…sag schon was führst du im Schilde? Wartet Inu Yasha hinter der nächsten Ecke? He? Warum redest du nicht…Menschen sind so-„
 

„Jaken!“ Sesshomaru drehte sich um und musterte seinen Untergebenen mit seinem kalten Blick um seinen Redeschwall zu unterbrechen.
 

„Verzeiht, Lord Sesshomaru.“ damit ließ er von der Miko ab und stellte sich hinter Rin, die mittlerweile den Arm ihres Meisters losgelassen hatte.
 

Rin blickte mit einem vorsichtigen und besorgten Blick zu Kagome. Sie musterte sie von oben bis unten. Sie hatte eine verkrampfte Körperhaltung und ihre Sachen waren komplett ruiniert. Ihr fehlte ein Ärmel und es waren zwei große Löcher in ihrer Bluse, die völlig mit Blut besudelt war. Rin näherte sich ihr ein Stück. Sie mochte die Miko eigentlich sehr, aber heute hatte sie ein wenig Angst von ihr. Ihre Haare standen von ihrem Kopf ab und waren voller Schmutz und Dreck. Das kleine Mädchen versuchte in ihr Gesicht zu sehen, doch Kagome hielt den Kopf unten. Rin näherte sich ihr weiter und als sie mit ihren Füßen fast auf denen der Miko stand, schaute sie nach oben, direkt in ihr Gesicht. Sie hielt die Luft an.
 

„Bist du wirklich die richtige Kagome?“ fragte sie ängstlich.

„Ja.“ es war nur ein leises Geräusch.

Rin lächelte ein klein wenig. Sie nahm die Hand der Frau und zog sie zu sich nach unten. In einer mechanischen Bewegung ging Kagome auf die Knie und sah Rin an. Ihr Blick war nicht so warm wie sie es von ihr kannte, aber auch nicht so kalt wie bei Sesshomaru. Dieser Blick verriet rein gar nichts, es war einfach nur ein leerer Blick.

„Bist du krank? Du siehst wirklich nicht gesund aus.“ sagte die Kleine und drückte Kagome eine ihrer kleinen Hände auf die Stirn.

„Fieber hast du glaube ich nicht…hm…“ sie sah die Miko an während sie sich grübelnd am Kopf kratzte. Als ihr schließlich nichts einfiel wandte sie sich an Sesshomaru.
 

„Was stimmt denn nicht mit ihr, Meister Sesshomaru?“ fragte die Kleine und blickte besorgt drein.

„Sie ist so seit ich sie wiederbelebt habe.“ sagte er kalt.

„Wir sollten sie hier-…Moment, wiederbelebt???“ Jaken fiel vor erstaunen fast um. „Warum, Lord Sesshomaru?“

„Sie war tot.“

„Oh…je. Wer hat das denn getan?“ Rins Augen begannen von der Flüssigkeit die sich in ihnen sammelte zu glänzen.

„Kikyou, die tote Priesterin.“ Rin sah ihn nur fragend an, doch Jaken wusste von wem er sprach.

„Oh…und warum ist sie jetzt so merkwürdig?“ der Krötendämon blickte von dem Menschenweib, welches immer noch vor Rin hockte wieder zu Sesshomaru. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
 

Es war ihm genauso ein Rätzel. Er wusste aber, dass die tote Priesterin dafür verantwortlich war, dessen war er sich sicher.

Er sah sie an, noch immer keine Regung.

~Was hat sie mit dir gemacht?~

Er ging auf sie zu und Rin rutschte von ihr weg. Sesshomaru packte sie nicht gerade sanft am Arm und zog sie hoch. Das hätte sie sich eigentlich nicht gefallen lassen. Sie sah ihn nicht an.

„Mensch, hörst du?“ zischte er kalt. Sie hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. Dieser Blick von ihr behagte ihm nicht, überhaupt nicht.

„Ja.“ hauchte sie.

„Weißt du was mit dir passiert ist?“

„Kikyou hat mich getötet.“ Solch eine Gleichgültigkeit hatte er noch nie bei ihr gesehen.

„Danach.“

„Habt Ihr mich wieder belebt, Sesshomaru-sama.“

Er wurde langsam wütend. Vielleicht sollte er sie doch einfach hier lassen.

~Soll sie doch selbst sehen wie sie zurechtkommt.~

Doch sein Ehrgefühl verbot es ihm, dieses Menschenweib zurück zu lassen. Sie hatte ihm seinen Arm wiedergegeben. Aber hatte es nicht gereicht, dass er sie wiederbelebt hatte? Plötzlich fiel ihm ihr Gesichtsausdruck ein als sie gestorben war. Er sah es noch ganz genau vor sich. Sie hatte friedlich ausgesehen, ja fast glücklich. Er fragte sich zum ersten Mal ob sie überhaupt wieder leben wollte. Er ließ ihren Arm los und schubste sie damit ein Stück von sich weg. Er musterte sie mit einem kalten Blick.

Er würde herausfinden ob sie das gewollt hatte oder nicht und falls nicht könnte er das auch ganz schnell wieder rückgängig machen. Fast automatisch näherte sich seine neue linke Hand ihrem Hals und umfasste diesen. Jaken und Rin beobachteten ihn ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.
 

„Spürst du das?“ hauchte er leise in ihr Ohr und drückte noch etwas fester zu.

„J-Ja.“ würgte sie hervor. Die Schmerzen spürte sie ohne jeden Zweifel. Sie spürte auch wie ihre Brust immer enger zu werden schien, weil ihr die langsam die Luft ausging.

„Hast du Angst?“ Sein Mund schwebte immer noch nur wenige Millimeter vor ihrem Ohr. Sie spürte seinen warmen Atem am Ohr, doch Angst? Nein, Angst hatte sie nicht.

„Nein.“ hauchte sie mit dem letzten bisschen Sauerstoff in der Lunge das ihr geblieben war.

Sie starrte ihm unverwandt in die Augen ohne auch nur einen Muskel zu verziehen.

„Dann fragen wir doch die tote Priesterin warum das so ist…“ er lockerte seinen Griff, worauf hin sie mehrmals tief einatmete. Seine Krallen wurden länger und mit der an seinem Zeigefinger zeichnete er einen dünnen Strich an ihrem Hals entlang. Ein winziger Blutstropfen rann ihren Hals hinunter und wurde dann schließlich von dem Stoff ihres Oberteils aufgesogen.

„…denn du solltest lieber Angst haben.“
 

„Jaken!“ Angesprochener erstarrte sofort und stand bereit alles für seinen Lord zu tun.

„Ja, Lord Sesshomaru?“

„Du und Rin, geht ins nächste Dorf und besorgt dem Menschen etwas anzuziehen“ sein Blick wanderte zu Kagome „und du gehst dich sauber machen, Mensch. Du stinkst entsetzlich nach Blut und Dreck.“

„Jawohl, Lord Sesshomaru. Komm Rin!“ Der kleine Krötendämon und das Kind machten sich auf den Weg. Sie stiegen auf Ah-Uhns Rücken und machten sich davon.

„Wo?“ kam die Frage von Kagome.

Sesshomaru deutete mit dem Finger in eine Richtung, worauf sich Kagome dorthin begab.
 

Kagome folgte der Richtung die Sesshomaru ihr gezeigt hatte. Nach wenigen Minuten kam sie bei einer heißen Quelle an, die ringsum von hohen Bäumen umgeben war. Sie kniete sich hin und hielt eine Hand in das warme Wasser. An den von Wasser benetzten Stallen fing ihre Haut an zu kribbeln. Sie konnte die Wärme spüren, nicht mehr und nicht weniger. Sie erhob sich wieder und zog sich langsam die kaputten und dreckigen Sachen aus. Sie hielt ihre Bluse gegen den Himmel und drehte sie hin und her. Durch die Löcher konnte sie die Wolken sehen die sich gemächlich ihren Weg am blauen Himmel bahnten. Sie fuhr mit den Fingern über die blutigen Ränder der Löcher. Das Blut war inzwischen hart und verkrustet. Als sie völlig nackt war blickte sie an sich hinunter. An ihrem Bauch war eine kleine rosa farbene Narbe zu sehen. Sie begutachtete sich weiter und neben einigen Kratzern und Schrammen sah sie dann die dunkle, fast schwarze Narbe zwischen ihren Brüsten.

~Sie hasst mich.~ stellte sie fest, doch es bedeutete ihr nichts.

Langsam strich sie mit zwei Fingern über die sternförmige Narbe und zuckte plötzlich zurück. Nüchtern betrachtete sie erst ihre Finger und dann die Narbe. Es tat höllisch weh wenn sie sie berührte. Es war wie ein Brennen, das sich dann den Weg durch ihren ganzen Körper bahnte.
 

Er saß im Baum und beobachtete ihre Reaktion als sie die Narbe berührte. Es war das Mistrauen was ihn veranlasst hatte ihr nachzugehen. Er traute ihr nicht. Was wenn es alles doch nur alles ein hinterlistiges Spiel war? Er hob eine Augenbraue. Sie würde sich doch aber kaum deshalb sogar umbringen lassen! Nein, das war Blödsinn. Dennoch konnte er spüren, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Die Veränderung in ihrem Verhalten war auch ein Grund für sein Misstrauen. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass sie nichts damit zu tun hatte und es sicherlich auch nicht nur vorspielte.

„Hn.“ Er schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an den Baum.
 

Langsam ließ sie erst die Zehen und dann den ganzen Fuß ins Wasser gleiten. Nichts. Nichts. Nichts. Keine Reaktion in ihrem Innern. Sie gab den Versuch auf und lies sich, nun schneller, komplett ins Wasser gleiten. Sie konnte fühlen wie das Wasser ihre Haut wärmte und sich ihre Muskeln lockerten. Sie tauchte mit dem Kopf unter Wasser und versuchte sich auf das Gefühl der Wärme auf ihrem Gesicht zu konzentrieren. Es war und blieb aber lediglich die Wärme die sie Spürte. Keine Entspannung, kein Wohlbefinden, nichts dergleichen. Sie steckte ihren Kopf wieder aus dem Wasser und bewegte sich zum Ufer um in ihrer Tasche zu wühlen. Sesshomaru schien sie mitgenommen zu haben als er sie von Kikyou und Inu Yasha weggebracht hatte.
 

Er hörte wie sie in ihrer Tasche kramte, öffnete aber nicht die Augen. Das Wühlen hörte auf, er wollte sich gerade wieder entspannen als ihm ein süßer und fruchtiger Geruch in die Nase stieg. Er öffnete ein Auge ein wenig und beobachtete was die merkwürdige Miko da tat. Sie hielt ein Gefäß in der Hand, das es noch nie gesehen hatte.

~Irgendetwas aus ihrer Zeit.~

Sie drückte das Gefäß und eine milchig rote Flüssigkeit kam zum Vorschein. Sie tat sich etwas davon in die Handflächen und rieb dann damit ihren Kopf ein. Der Geruch verstärkte sich zunehmend und ein weißer Schaum entstand in ihren Haaren. Der Schaum erinnerte ihn an die Gischt vom Meer, aber es roch völlig anders. Auch wenn er dieses Zeug nicht kannte, so kannte er doch diesen Duft. Jedes Mal wenn er seinem minderwertigen kleinen Halbbruder, diesem Hanyou, begegnete lag dieser Geruch in der Luft. Jetzt wusste er woher er kam.
 

Sie tauchte wieder unter um das Shampoo aus ihren Haaren zu spülen. Danach rieb sie sich noch das verkrustete Blut vom Oberkörper und ging langsam wieder aus der Quelle. So stand sie dann da völlig nackt und komplett nass. Sie hatte leider kein Handtuch und auch keine Wäsche mehr dabei. Das alles hatte sie schon beim letzten Mal in Kaedes Hütte gelassen.

Sie trat auf den Baum der einige Meter von ihr entfernt stand zu. Wassertropfen perlten von ihrem Körper herunter und landeten im Gras. Ihre Haare klebten an ihrer Haut und ließen noch mehr Wasser an ihr herunter rieseln.
 

„Sesshomaru-sama?“ rief sie den Baum hoch als sie davor stand. „Ich habe nichts um-“

Er schnitt ihr das Wort ab indem er nur wenige Zentimeter vor ihr auf dem Boden landete. Sein Sprung war elegant und nahezu geräuschlos. Er führte seine Hände zu dem gelb und lila farbenen Stoff den er um seine Hüfte trug. Er löste den Knoten.

Kagome wusste nicht was er vorhatte und trotzdem wich sie nicht zurück. Sie war sich bewusst, dass sie nackt war, doch mit ihren restlichen Gefühlen schien sie auch ihr Schamgefühl verloren zu haben.
 

~Warum steht sie da so, ohne sich wenigstens mit den Händen zu bedecken? Welch eine Frechheit mir so gegenüber zu treten!~ Er unterdrückte seine Empörung während er den Stoff abwickelte. Sesshomaru sah sie eindringlich an. Schließlich reichte er ihr den Stoff. Sie nahm es und wickelte sich darin ein.
 

In Sekundenschnelle war der Stoff durchweicht und klebte förmlich an ihrer Haut. Die Sonne begann unterzugehen. Sie drehte sich um und setzte sich auf die Wiese um die letzten Sonnenstrahlen zum Haare trocknen zu nutzen. Es brachte aber nicht viel. Es vergingen nur einige Minuten bis die Sonne verschwunden war und sich die Kälte an ihre Haut schlich. Sie fröstelte einmal leicht.
 

„Meister Sesshomaru, wir sind wieder da!“ riss ihn eine quiekende Kinderstimme aus seinen Gedanken. Sie hatte ihn einfach stehen lassen und sich nicht einmal bedankt!

Rin rannte zu Kagome und reichte ihr den Kimono den sie und Jaken ihr besorgt hatten. Diese streifte sich das Stück Stoff ab und zog den Kimono an. Er war in verschiedenen lila Tönen gehalten und schmeichelte ihrer Figur. Als sie fertig war, ging sie zu Sesshomaru und reichte ihm sein Stoff.

„Es ist völlig nass…Entschuldige.“ sie meinte es zwar nicht so, denn sie hatte kein Schuldgefühl, dennoch wusste sie, dass es normal was sich dafür zu entschuldigen.

Er zuckte mit den Schultern nahm den Stoff und band ihn sich so nass wie er war wieder um.

Jetzt klebte ihr Geruch auch noch an ihm…
 

Sesshomaru sah von dem Baum auf den er sich gesetzt hatte zum Mond und beobachtete dann den Himmel. Ein Stück neben dem Fuß des Baumes brannte ein kleines Feuer. Daneben lag die kleine Rin. Sie hatte sich nahezu zu einer Kugel zusammen gerollt und schnarchte leise vor sich hin. Jaken lag rücklings neben der Feuerstelle, alle viere von sich gestreckt und zuckte ab und zu im Schlaf. Ah-Uhn lag neben Rin und legte eine seiner großen Pfoten behutsam über das Mädchen als es fröstelte.

Kagome lag ebenfalls am Feuer, schlief aber nicht. Sie verspürte einfach noch keine Müdigkeit. Sie lauschte dem Knistern der Wärmequelle und atmete ruhig. Sie drehte sich ein paar Mal bis sie schließlich aufstand und zwischen den Bäumen verschwand. Sesshomaru öffnete die Augen als er Stoff rascheln und ihre Schritte hörte. Dann sah er zu wie sie im Wald verschwandt.
 

Kagome lief eine Weile zwischen den Bäumen entlang bis sie an einem Fluss ankam. Das Wasser wurde von der schnellen Strömung davon gerissen und erzeugte dabei ein lautes Getöse, das alle anderen Geräusche übertönte. Die junge Miko näherte sich dem Ufer und kniete sich davor hin. Langsam beugte sie sich nach vorn und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. An dieser Stelle so nah am Ufer war das Wasser ruhig, sodass sie sich gut betrachten konnte. An ihrem Äußeren hatte sich nichts verändert. Sie sah sich selbst in die Augen und plötzlich wusste sie was mit ihr geschehen war. Ihre leeren Augen spiegelten die Leere in ihrem Inneren wieder.

~Kikyou hat mir meine Seele geraubt.~ stellte sie fest und lehnte sich wieder zurück. Sie dachte, dass sie jetzt wohl wütend sein musste und versuchte sich daran zu erinnern wie sich diese Emotion anfühlte. Sie war jetzt so mit sich selbst beschäftigt, dass sie die zwei giftgrünen Augen, die sie anstarrten nicht bemerkte.
 

Sesshomaru überlegte ob er ihr nachgehen sollte oder nicht. Er entschied sich, dass es reichen würde wenn er ihren Geruch und ihre Aura von hier aus verfolgte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihr Geruch vermischte sich gerade mit dem des Waldes und mit dem Geruch von Wasser. Also war sie an einem Fluss. Er spürte ihre Aura, die sich allerdings wieder einmal nicht veränderte. Ihr Geruch entfernte sich jetzt nicht mehr weiter. Plötzlich öffnete der Daiyoukai die Augen. Er konnte noch einen anderen Geruch wahrnehmen, einen dämonischen Geruch, ganz in der Nähe der Miko. Mit einem leisen Knurren machte er sich auf den Weg in ihre Richtung.
 

Kagome konnte die Aura des Dämons der sich von hinten an sie heranschlich nicht spüren. Erst als er auf einen Ast trat und dabei ein leises Knacken entstand drehte sie sich abrupt um. Sie blickte in zwei leuchtend grüne Augen, die sie anstarrten und belustigt funkelten. Ein kleines böses Lächeln stahl sich auf die Lippen des Youkais vor ihr. Die Priesterin wich einen Schritt von ihm zurück und stand jetzt direkt am Ufer des Flusses. Sie sah ihr Gegenüber an. Er war etwa einen Kopf größer als sie und hatte feuerrotes Haar das mit einigen silbernen Strähnen durchzogen war. Seine Körperhaltung war stolz und elegant.

Wieder fiel ihr Blick auf seine Augen und die Dämonenmale darunter. Er war also ein Youkai.

~Also kann ich auch keine Dämonenauren mehr spüren.~ stellte sie fest.
 

„Wer oder was bist du, Mädchen?“ fragte er die Miko arrogant. Sie sah ihn nur an und antwortete nicht.

„Weißt du…du hast ich wirklich neugierig gemacht. Dein Geruch, er ist so…anders. Wo kommst du her?“

„Das geht dich nichts an.“ sagte sie und versuchte irgendwie trotzig zu schauen.

„Huh? So abweisend, meine Schöne? Und doch ist dein Trotz nur gespielt. Deine Aura…was ist mit dir? Was ist das?“ zischte er und kam noch ein Stück näher. Kagome drehte ihren Kopf leicht, weil sein Atem in ihrem Gesicht so unerträglich heiß war, dass sie es nicht aushielt.

„Lass mich.“ sagte sie tonlos und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben.

Er packte sie am Arm und mit der anderen Hand zog er ihren Kopf an sein Gesicht heran und hauchte ihr seinen heißen, säuerlich riechenden Atem in das Gesicht.

Sie verzog den Mund wegen der Hitze und versuchte ihren Arm zurück zu ziehen.

„Lass. Mich. Los.“ Ein wütender Tonfall? Nicht ganz.

Der Youkai grinste sie böse an und lies sie endlich los.

„Du machst mich ein wenig zornig, meine Liebe…“ Er drehte ihr den Rücken zu. Sollte sie ihn umstoßen und die Gelegenheit nutzen? Sie setzte gerade an ihre Idee umzusetzen als er sich wieder zu ihr umdrehte und sie von einer Sekunde zur anderen auf den feuchten Waldboden presste.

Durch den harten Aufprall wich ihr die gesamte Luft aus der Lunge und sie japste als er ihr den Hals zudrückte.

„Nanana, ganz ruhig…“ Er grinste.

Kagomes Kopf hing zur Hälfte im Wasser und sie hatte mittlerweile Mühe ihr Gesicht über der Oberfläche zu halten. Ihre pechschwarzen Haare wurden von der Strömung umspielt.

„He.“ kam von dem rothaarigen Youkai als er anfing der Priesterin über die Stirn zu streicheln.

„Du bist wirklich hübsch…für einen Menschen.“

Er beugte sich zu ihr vor und sein heißer Atem lag wieder wie ein Säurefilm auf ihrer Haut. Dann presste er seine Lippen auf die ihren und drückte damit ihren Kopf völlig unter das Wasser.
 

Kagome fing am ganzen Körper an zu zittern, aus dem Zittern wurde ein Zappeln und sie sah kleine Lichtpunkte vor ihren Augen tanzen. Sie spürte wie der Youkai versuchte sich mit seiner Zunge Einlass ihn ihren Mund zu verschaffen. Kagome presste ihre Lippen so stark aufeinander wie sie nur konnte, doch sie hatte keine Chance. Seine spitze und ekelhaft lange Zunge erforschte ihren Mundraum und berührte dann ihre. Sie versuchte das Würgen zu unterdrücken und stattdessen seinen Atem zu nutzen um wenigstens ein bisschen Sauerstoff in ihre Lunge zu bekommen. Sein Atem war heiß und brannte in ihrer Lunge. Was war das bloß für ein Youkai?
 

Sesshomaru kam gerade an dem Fluss an und sah den Youkai, der über das Menschenweib gebeugt war und sie küsste, ihr Kopf war dabei unter Wasser. Ihre Beine zappelten und zuckten während ihre kleinen Fäuste gegen die Brust ihres Peinigers trommelten. Fast hätte er gelacht, diese Schläge von ihr waren absolut lächerlich. Er ging auf die beiden zu ohne, dass der andere Youkai ihn bemerkte.

~Schwächling, lässt sich von einem Menschenweib ablenken…wenn ihm das mal nicht zum Verhängnis wird.~ Er grinste. Ein böses Grinsen. Seine Fingerknöchel knackten und dann stand er hinter dem Rothaarigen. Er packte ihn an seinem Schopf zog ihn von der Miko herunter und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Die Priesterin fuhr schnell hoch, stützte sich auf ihre Arme und fing an heftig zu husten und zu würgen. Schließlich erbrach sie sich in den Fluss, der Atem des Youkai hatte ihren Hals und Rachen so stark gereizt, dass sie es nicht verhindern konnte.

Der Hundedämon der auf sie herab sah, rümpfte angewidert die Nase.

~Was für ein widerlicher Geruch.~
 

„Hey, Köter!“ rief eine Stimme hinter Sesshomaru. Dieser drehte sich mit gesteigerter Youkaiaura um. Seine Augen färbten sich bedrohlich rot und seine Reißzähne wurden größer. Doch schlagartig wurde der Zorn von Erstaunen weggeblasen.

„Akito.“ spuckte Sesshomaru aus. Dieses eine Wort war voller Verachtung.

„Sess-…L-Lord Sesshomaru…“ stammelte der junge Dämon.

„Was willst du?“ fragte der Daiyoukai in seinem gewohnt kalten Ton. Sein Blick schweifte einmal kurz zu Kagome, die sich wieder aufgerappelt hatte und die beiden beobachtete.

„Ich wollte nur ein bisschen Spaß haben. Sie ist schön.“ er grinste Kagome zu und vernahm sogleich ein leises Knurren von Sesshomaru, nicht hörbar für Menschen. „Was kümmert es dich? Sie ist NUR ein Mensch!“

„Sie steht unter meinem Schutz. Also verschwinde jetzt.“

Der andere Youkai funkelte Sesshomaru nur belustigt an. Plötzlich pulsierte seine Aura und sein Körper fing an sich zu deformieren. Kagome sah wie Sesshomaru sich anspannte als Akito sich verwandelte, also machte auch sie sich bereit zu reagieren falls es nötig werden sollte.

Akitos Veränderung war enorm, er wuchs rasend schnell, seine Haut wurde gröber, schuppig und färbte sich rötlich. Seine Schulterblätter bogen sich nach außen, die Knochen zerfetzen die Haut des Dämons. Langsam bildeten sich daraus große eindrucksvolle Flügel. Kagome wich ein paar Schritte zurück. Als seine Verwandlung abgeschlossen war zischte der Drache Sesshomaru verspottend an. Zwischen seinen scharfen Zähnen stieß er seinen heißen, beißenden Atem aus. Seine Flügel begannen sich kräftig zu bewegen und er hob schließlich ab. Es dauerte einige Sekunden bis er nicht mehr am Himmel zu sehen war.
 

Sie liefen wieder zurück zu Rin, Jaken und Ah-Uhn. Das Feuer war mittlerweile erloschen, aber niemand hatte mitbekommen, dass sie weg waren.

„Du kanntest ihn?“ fragte Kagome.

„Ja.“ mehr wollte er nicht sagen und Kagome ließ es bleiben noch weiter nach zu fragen, wahrscheinlich würde man sowieso nicht mehr aus ihm herausbekommen.

Sie legte sich wieder an die Feuerstelle. Ihre nassen Haare hatten inzwischen den oberen Teil ihres Kimonos durchnässt, sodass sie jetzt fröstelte. Während sie dalag und leicht anfing zu zittern kam Sesshomaru auf sie zu und legte ihr sein Haori über die Schultern.

„Schlaf jetzt.“ sagte er nur.

Sie zog es fest um sich bis ihr wärmer wurde und sie dann doch einschlief.
 

Sie wachte am nächsten Morgen auf als ihr gerade der wärmende Stoff weggezogen wurde.

„Jaken!“ Der kleine Dämon wurde förmlich aus dem Schlaf gerissen aber ohne zu murren oder zu meckern war er sofort für jegliche Aufträge bereit.

„Jawohl, Lord Sesshomaru!“

„Rin, Ah-Uhn und du, ihr bleibt ihr. Wir reisen ab jetzt allein weiter.“

Er wollte sich gerade von der winzigen Kröte abwenden als dieser das Wort ergreifen wollte.

„Aber, mein Lord-“ Er wurde von einem vernichtenden Blick unterbrochen.

„Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, bist du tot.“

Jaken schluckte, weil er wusste, dass er diese Drohung ernst zu nehmen hatte.

„Jawohl. mein Lord.“ Damit lief Jaken zurück und ließ sich neben der immer noch schlafenden Rin auf den Boden fallen.
 

„Komm.“ sagte der Daiyoukai zu der Miko und hielt ihr wieder sein Fell hin. Als sie danach griff, hielt er kurz die Luft an um sich wieder an dieses Gefühl zu gewöhnen, wenn er sich überhaupt jemals daran gewöhnen könnte.

Kagome griff in das Fell und hielt sich fest, sie hörte wie der Hundeyoukai die Luft einzog und spürte dann den Boden unter ihren Füßen verschwinden. Der Wind spielte mit ihren Haaren und brannte in ihren Augen.
 

Sesshomarus Muskeln spannten sich an als er den Geruch seines Halbbruders wahrnahm. Und den Geruch von Lehm gemischt mit Blütenduft. Er änderte kurz die Richtung um direkt der Spur zu folgen.

„Hast du sie gewittert?“ fragte Kagome.

„Ja.“ kam die karge Antwort.

Sesshomaru konnte von weitem eine Hütte sehen und vermutete, dass sich sein Halbbruder und die tote Miko dort befanden. Er ging runter und landete zwischen ein paar Bäumen.

„Was wirst du tun wenn sie vor dir stehen?“ fragte der Youkai ruhig.

~Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.~ stellte Kagome fest. Sesshomaru sah sie an und zog eine Augenbraue hoch.

„Das habe ich mir gedacht. Menschen, zu Nichts zu gebrauchen.“

Kagome sah ihm in seine goldenen Augen.

„Ich hole mir meine Seele zurück.“ sagte sie und versuchte entschlossen zu klingen.

„Dazu musst du sie töten…ist dir dass bewusst?“

„Ja.“ sagte sie und außerdem war sie sich darüber im Klaren, dass sie diese Entscheidung niemals mit ihrem Gewissen vereinbaren könnte. Aber im Moment hatte sie weder ein Gewissen, noch Mitleid oder Angst davor.

Sesshomaru dachte derweil darüber nach wie er seinen Halbbruder davon abhalten konnte der toten Miko zu helfen.
 

Als sie aus dem Wald traten und auf die Hütte zu liefen, öffnete gerade Inu Yasha die Tür und hinter ihm stand Kikyou mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Er hatte die beiden also schon gerochen.

„Wir sind nicht wegen dir hier, Hanyou.“ sagte Sesshomaru und blickte zu Kikyou.

„Ihr werdet sie nicht bekommen.“ knurrte der Halbdämon und würdigte Kagome keines einzigen Blickes. Er knurrte böse und zog sein Schwert, als dieses sich aber nicht verwandelte warf er es bei Seite und ließ seine Youkaiaura steigen. Seine Augen färbten sich rot und er bekam auch Magenta farbene Streifen auf den Wangen. Seine Reißzähne fletschend stellte er sich beschützend vor Kikyou.

„Ich kümmere mich um ihn. Kümmer du dich um sie.“ damit nickte er in Richtung der untoten Priesterin.

Kagome wusste noch nicht wie sie das anstellen sollte, deshalb wartete sie ab bis Sesshomaru sich in Bewegung setzte. Doch das brauchte er gar nicht, denn im selben Moment kam Inu Yasha wie ein Wilder auf sie zugerannt. Sesshomaru lief ihm entgegen, packte ihn am Oberkörper und schleuderte ihn zu Boden.
 

Kagome sah, dass Inu Yasha beschäftigt war also lief sie nun auf Kikyou zu. Diese hatte schon den Bogen gespannt und zielte auf Kagome. Diese lief aber im Zickzack um ihr das Zielen zu erschweren. Diese Taktik wurde von Erfolg gekrönt, Kikyou verfehlte. Kagome rannte jetzt noch schneller auf sie zu. Gerade als die Untote den nächsten Pfeil angelegt hatte, kam Kagome bei ihr an und hielt den Pfeil hinter der Spitze fest. Sie drückte den Pfeil nach oben und damit aus Kikyous Hand, jetzt hatte sie zumindest eine Waffe. Die junge Miko sah Kikyou in die Augen, als diese die Leere darin bemerkte lachte sie laut.

„Du bist also gekommen um mir MEINE Seele wieder weg zu nehmen. Ich bin erstaunt, dass du überhaupt noch lebst.“ sie lachte bitter.

Kagome wagte einen Blick in Sesshomarus Richtung, welcher seinen Halbbruder immer noch fest im Griff hatte. Der Hanyou schrie, brüllte und knurrte, doch ohne Erfolg.

„Es ist meine Seele.“ sagte Kagome.

„Ach ja?“ fragte Kikyou schnippisch und holte aus um Kagome zu ohrfeigen.

Kagome griff nach ihrem Handgelenk und drückte sie nun zu Boden.
 

„Mit meiner Seele hast du mir auch meine Moral und mein Gewissen genommen. Im Moment habe ich keine Skrupel dich umzubringen. Ich weiß nicht wie ich darüber denken werde wenn ich meine Seele wieder habe, aber in dieser Sekunde ist es mir auch egal. Ich will MEINE Seele wieder haben!“

Kikyou sah das Mädchen was nun rittlings auf ihr saß und ihre Arme mit nur einer Hand festhielt unsicher an. Woher hatte sie auf einmal diese Kraft?

„INU YASHA!!!“ schrie sie. Der Hanyou blickte sofort zu ihr und versuchte erneut sich zu befreien.

Schweißperlen sammelten sich auf der Stirn der Untoten.

„Ich glaube…Ich würde dich um Verzeihung bitten, wenn ich im Moment Schuldgefühle hätte.“ wisperte Kagome in Kikyous Ohr. Diese riss vor Entsetzten ihre Augen weit auf und schüttelte heftig mit dem Kopf als ihr klar wurde was nun passieren würde.

Kagome formte mit ihren Lippen noch die Worte „Es tut mir sehr leid.“, dann schloss sie die Augen und rammte die Pfeilspitze in Kikyous Herz. Die Miko unter ihr zuckte ein paar Mal und blieb dann schließlich still liegen.
 

Inu Yasha verwandelte sich wieder zurück und sah sich erst einmal verständnislos um. Sesshomaru sah ihn abschätzend an.

„Du hast dich also wirklich von der untoten Priesterin manipulieren lassen, Schwächling.“

Fragend sah der Hanyou seinen Halbbruder an. Langsam wurde ihm wieder alles bewusst. Kikyou wollte das Juwel, er hatte zugestimmt, schließlich liebte er ja auch sie und nicht nur Kagome. Kagome…sie wollte ihm das Juwel nicht geben. KAGOME! Plötzlich sah er wieder das Bild vor seinen Augen. Kagome tot in den Armen seines Halbruders. Er sah ihn an und wusste sofort, dass er sie wiederbelebt hatte. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern. Was hatte Kikyou nur mit ihm gemacht? Kikyou? Erschrocken sah er zu der Hütte. Was er da sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Kikyou auf dem Boden, die Augen vor Schock geweitet. Kagome auf ihr, immer noch mit dem Pfeil in der Hand der in Kikyous Brust steckte.

Kleine Lichtkugeln strömten aus Kikyous totem Körper in Kagomes. Als dieses Schauspiel beendet war konnten die beiden Halbbrüder Salzwasser riechen. Sie sahen zu wie Kagome die Hände an den Kopf warf und mit dem Oberkörper nach vorn und hinten wippte.

„Kagome…“ flüsterte Inu Yasha.

Sie hatte es gehört und sah die beiden an. Ihre Augen waren geweitet, glasig und gerötet. Sie öffnete langsam den Mund. Sesshomaru sah sie erwartungsvoll an und Inu Yasha konnte immer noch nicht verstehen. Plötzlich schrie Kagome. Ein langer, schrecklich lauter und schmerzvoller Schrei. Sie stand zittrig auf und rannte dann in Richtung Wald.

Als erstes stand Sesshomaru auf und lief ihr nach. Dann rappelte sich auch Inu Yasha auf steckte sein Tessaiga in die Schwertscheide und lief zu Kikyou. Er besah sie nur um festzustellen, dass sie nun endgültig tot war. Er atmete einmal tief durch und rannte dann Kagome und seinem Halbbruder nach.

Schuld

Hallöchen,
 

es geht wieder weiter...
 

Danke an Lioness, Goettin_Isis und Kueken für eure Kommis... ^^
 

Freu mich immer wieder darüber :) So, los gehts...
 


 

Kapitel 5 - Schuld
 

Kagome sah fasziniert jeder einzelnen Lichtkugel nach. Sie wusste, dass dies ihre Seele war, die da aus dem toten Körper unter ihr entwich. Unsicher nahm sie jedes Stückchen ihrer Seele wieder in sich auf. Es fühlte sich warm an, alle Gefühle, die sie verlassen hatten kehrten zurück, übermannten sie. Sie presste ihre Hände auf ihre Brust, da sie das Gefühl hatte zu zerreißen. Sie atmete schwer, es nur die positiven Gefühle. Wenn sie doch nur die negativen Empfindungen aussperren könnte. So viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum. Alle Ereignisse der letzten Tage erlebte sie in ihrem Gedächtnis erneut. Eine Sturmflut von Gefühlen raste durch ihren ganzen Körper. Wut, Trauer, Verzweiflung, Angst, Zweifel, Scham und so gar Hass schafften sich Platz in ihrem Innern. Ihr Kopf schmerzte schrecklich und ihre Sicht begann zu verschwimmen. Tränen strömten ungehindert aus ihren Augen und tropften von ihrem Kinn auf die Knie. Sie vergrub ihre Hände in ihren Haaren und zog daran in der Hoffnung mehr Platz in ihrem Kopf schaffen zu können. Als sie zu Boden sah erblickte sie die tote Priesterin, die unter ihr lag. Was hatte sie da nur getan? Der Pfeil steckte noch in Kikyous Brust. Sie sah der Frau die ihr angeblich so ähnlich war in das vor Entsetzten verzerrte Gesicht.
 

Wie konnte sie nur? Sie hatte sie getötet! Sie war sich sicher, dass sie das mit ihrer Seele niemals getan hätte. Aber Kikyou hatte ihr die Seele genommen, war sie also selbst schuld? Was? Rechtfertigte sie da gerade einen Mord? Was war mit ihr los? Seit wann war sie so skrupellos?

Sie war im Moment nicht sie selbst, sagte sie sich.
 

Inu Yasha würde sie jetzt sicher wirklich hassen. Sie trug die Schuld am Tod seiner geliebten Kikyou. Er liebte sie doch aber sowieso nicht, schließlich hatte er sie hintergangen, belogen und betrogen. Sie hätte es wissen müssen. Warum hatte sie ihm vertraut? Ihr Herz verkrampfe sich. Warum nur? Er hatte sein Versprechen gebrochen, dabei wollte sie vor nicht allzu langer Zeit noch für immer bei ihm bleiben. Wie hatte er sich das nur vorgestellt? Wenn sie ihm das Juwel gegeben hätte um Kikyou zurück zu holen, hätte sie auch für immer hier bleiben müssen. Inu Yasha und Kikyou wären wieder zusammen glücklich geworden und sie hätte neben den beiden daher leben müssen, die ewig Zweite. Das wollte sich auch nicht. Kikyou war jetzt tot, doch bei Inu Yasha bleiben wollte und konnte sie jetzt auch nicht. Er hatte zugelassen, dass Kikyou sie umbringt und ist danach auch noch bei ihr geblieben. Kikyou hatte Kagome getötet und Kagome Kikyou. Welch Ironie, welche „Ähnlichkeit“. Außerdem war sie sich sicher, dass Inu Yasha sie auch nicht mehr bei sich haben wollte. Was sollte sie also tun? Sie hatte hier niemanden mehr…außer vielleicht Sango, Miroku, Kirara und Shippo. Aber würden sie es verstehen, oder auch ihre Tat verabscheuen und sie hassen. Ja, sie hasste und verabscheute sich ja selbst dafür. Zurück nach Hause konnte sie auch nicht mehr. Während sie versuchte ihr Gefühlschaos irgendwie zu ordnen und völlig in sich versunken war merkte sie nicht, dass sie die ganze Zeit wie hypnotisiert ihren Oberkörper hin und her wippte.

Erst als eine bekannte Stimme ihren Namen flüsterte, kam sie wieder zu sich. Sie drehte ihren Kopf ein Stück und sah Inu Yasha und Sesshomaru. Der ältere Bruder stemmte sein Fuß auf die Brust des Jüngeren und hielt ihn damit am Boden fest. Inu Yasha sah Kagome direkt an. Sein Blick war verständnislos und verwirrt, aber nicht wütend. Er hatte noch nicht realisiert was passiert war.

Kagome blickte in seine Augen und in diesem Moment explodierte alles in ihr. Ihr Herz machte einen Aussetzer um danach verkrampft weiter zu pumpen. Es tat so schrecklich weh, dass ihr Körper schrie. Sie machte den Mund auf um diesen Schrei raus zulassen, es war ein Schrei voll seelischer Schmerzen. Sie konnte nur noch an eines denken: Weg hier! Und zwar so schnell wie möglich. Zittrig kam sie auf die Beine, sie fühlten sich weich und taub an. Ihr ganzer Körper tat schrecklich weh. Endlich stand sie. Die Halbbrüder starrten sie immer noch an. Dann lief sie los, lief sie weg, wieder einmal.
 

Sesshomaru sprang anmutig von Ast zu Ast und folgte der Miko. Er wollte wissen was so plötzlich in sie gefahren war. Der Dämon war schnell zu ihr aufgeschlossen, denn im Verhältnis zu ihm war sie eher langsam. Er folgte ihr ohne, dass sie ihn bemerkte. Der salzige Geruch ihrer Tränen stieg ihm wieder in die Nase. Sie schien nicht einmal daran zu denken stehen zu bleiben. Erfragte sich wo sie wohl hin wollte. Sein kleiner Halbbruder war nur ein kleines Stück hinter ihm, lief aber auf dem Boden. Plötzlich fiel die Miko erschöpft zu Boden und blieb dort schnell atmend liegen. Sie hämmerte mit den Fäusten kleine Löcher in den Boden und weinte laut. Inu Yasha kam hinter ihr zum stehen und starrte sie an. Langsam raffte sie sich auf und stellte sich ihm gegenüber. Ihr Gesicht sah schrecklich aus, dreckverschmiert, ausgezehrt und nass. Als ob sie das auch gerade bemerkt hatte, wischte sie sich mit den langen Ärmeln ihres Kimonos über das Gesicht.

„Inu Yasha.“ wisperte sie mit brüchiger Stimme.

„Kagome…was hast du nur getan?“ sagte er verzweifelt. Sesshomaru platzierte sich in einer Baumkrone um die Szene zu beobachten.
 

„I-Ich…Sie hatte…meine…“

„Du hast sie getötet!“ schrie er sie unter Tränen an. „Warst du so eifersüchtig? Ich erkenne dich gar nicht wieder!“

Kagome war sprachlos. Eifersüchtig?! Hatte er vergessen was Kikyou ihr angetan hat?

„Sie hat mich umgebracht und mir meine Seele genommen! Hast du das etwa vergessen?“

Inu Yashas Aura loderte wild und Kagome konnte seinen Zorn spüren, plötzlich verschwand dieser Zorn aber wieder. Er wusste nicht was er denken sollte. Sie hatte recht, aber sie hatte auch etwas Schreckliches getan.

„Inu Yasha, ich würde es rückgängig machen wenn ich könnte, aber das kann ich nicht. Wenn ich in diesem Moment meine Seele gehabt hätte, hätte ich das sicherlich auch nicht getan.“

„Willst du damit sagen, dass sie selbst schuld ist?“ zischte der Hanyou.

„Aber…Inu-“ stammelte sie, denn genau das hatte sie gerade indirekt behauptet.

„Ich fasse es einfach nicht. Ich habe sie geliebt, das wusstest du genau.“ Seine Augen wurden zu Schlitzen.

„Ja, deswegen hast du auch zu ihr gestanden als sie mich umgebracht hat. Deswegen wolltest du ihr das Juwel geben und mit ihr zusammen sein, egal was dann mit mir wäre. Deswegen hast du mich hintergangen, angelogen und so unendlich oft verletzt.“ Sie schnaubte wütend.

Er war wegen ihrer Worte völlig perplex. Hatte er das alles wirklich getan? Ja, das hatte er wirklich stellte er fest. Ihm wurde in diesem Moment endlich klar, dass er sich für Kikyou entschieden hatte und nicht für Kagome. Doch Kikyou war jetzt tot und Kagome war die Schuldige. Er konnte sie nicht mehr ansehen und drehte darum seinen Kopf in eine andere Richtung.

„Ich will dich nicht mehr sehen.“ sagte er und drehte sich um. Der Halbdämon wartete kurz eine Antwort ab, doch es kam keine, also machte er sich davon.
 

Kagome blieb wie angewurzelt stehen, sie traute ihren Ohren nicht. Dieses Mal stiegen ihr auch keine Tränen in die Augen, sie stand einfach nur reglos da und brachte kein Wort heraus. Sie stolperte ein paar Schritte zurück, prallte mit dem Rücken sanft gegen einen Baum und lies sich daran herunter gleiten. Sie zog ihre Knie an die Brust und schlang ihre Arme um die Beine. Ihre Stirn platzierte sie auf den Knien und dann seufzte sie laut. Was sollte sie denn jetzt tun?
 

Sie bemerkte das Rascheln in der Baumkrone über ihr.

„Komm endlich runter.“ sagte sie ohne den Kopf zu erheben.

Sesshomaru landete mit einem Satz vor ihr.

„Deine Sachen sind noch im Lager, du solltest sie holen.“ bemerkte er kalt.

„Denkst du nicht, dass ich andere Probleme habe?!“ wütend funkelte sie ihn an.

Ihre respektlose Art hatte sie neben den Gefühlen also auch wieder. Er hob eine Augenbraue und versuchte sich nicht darüber aufzuregen.

„Er ist ein Idiot.“ stellte er ausdruckslos fest. Sie seufzte.

„Du hast recht, ich muss meine Tasche holen.“ sagte sie und setzte zum Gehen an.

Sesshomaru hielt sie am Arm fest und zog sie ein Stück zurück.

„Du sagtest du kannst nicht zurück zu dem Ort von dem du kamst. Warum?“

Also wollte er sie jetzt auch loswerden. Von ihm hatte sie aber auch nichts anderes erwartet.

„Ohne das Shiko no Tama geht es nicht.“ sagte sie und wurde traurig.

„Gibt es keine andere Möglichkeit?“

Sie sah ihn erstaunt an. Wollte er ihr etwa helfen? Wahrscheinlich nicht. Allerdings hatte er sie ja auch wiederbelebt und ihr geholfen ihre Seele zurück zu bekommen. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie sich sicher war, dass ihre Gesellschaft ihm nicht behagte.

„Nein, nicht das ich wüsste.“ sagte sie und er antwortete mit einem Nicken.

„Sesshomaru…“

„Sama“ erwiderte er und beobachtete wie sie ihr Gesicht verzog.

„Huh?“ machte sie nur, weil sie nicht verstand.

„Es heißt Sesshomaru-sama für dich.“ sagte der Daiyoukai.

Sie rollte mit den Augen und war kurz davor es sich mit ihrem Dank doch wieder anders zu überlegen.

„Sesshomaru-sama…“ sagte sie und betonte die zwei letzten Silben extrem. „Ich möchte mich für alles was du für mich getan hast bedanken.“ sagte sie und verbeugte sich.

Er wendete sich jedoch nur von ihr ab und fragte: „Können wir dann endlich los?“

Erstaunt blickte sie ihn an, lief dann aber an ihm vorbei um voraus zu laufen. Als er jedoch stehen blieb und sie erwartungsvoll ansah drehte sie sich wieder zu ihm um.

„Was?“ fragte sie.

„Zu langsam.“ sagte er nur und sie wusste was er meinte, denn er hielt ihr sein Fell hin.

Sie klammerte sich wieder daran, diesmal fester da sie Angst hatte herunterfallen zu können. Sesshomaru knurrte leise und hob dann ab. Das Fell in ihren Händen zuckte immer wieder, doch sie konnte aus Angst nicht lockerer lassen und sah dann peinlich berührt zu Boden. Mittlerweile hatte nämlich auch sie begriffen, dass es sein Hundeschwanz war an dem sie da hing.
 

Die ganze Zeit über machte sie sich Gedanken über Inu Yasha. Ob sie ihn jemals wieder sehen würde? Doch wollte sie das überhaupt? Wollte er es? Sie war sich sicher, dass das nicht der Fall war. Sie musste unbedingt einen Weg finden wie sie wieder zurück in ihre Zeit kommen konnte. Hier hielt sie jetzt nichts mehr. Sie wagte einen kurzen Blick zu Sesshomaru. Ob er auch so einsam war wie sie sich jetzt fühlte? Er hatte ja immerhin noch Rin und Jaken. Sie wünschte sich Sango wäre jetzt bei ihr, sie wusste zwar nicht ob sie sie für Kikyous Tod hassen würde, aber sie war immerhin ihre beste Freundin. Langsam merkte die junge Miko, dass die Erschöpfung und Müdigkeit die Oberhand über ihren Körper bekamen. Sie versuchte sich zusammenzureißen, damit sie nicht wegrutschte.

Sesshomaru, der die ganze Zeit ihre Aura verfolgte wurde auch auf ihre Erschöpfung aufmerksam und wickelte seinen Hundeschwanz um ihre Hüften, damit sie falls sie einschlief nicht herunter fiel. Es waren nur wenige Minuten vergangen als er bemerkte wie sich ihre Aura beruhigte, ihr Griff sich lockerte und sie schließlich anfing ruhig und rhythmisch zu atmen.
 

>>>>> an einem anderen Ort <<<<<
 

Sango, Miroku, Kirara und Shippo liefen nun schon seit unzähligen Stunden durch die Gegend ohne zu wissen wo sie wirklich hin wollten. Die Stimmung zwischen den Freunden war stark getrübt, zu viele Sorgen machten sie sich um ihre Freundin. Sie wussten immer noch nicht ob sie überhaupt noch lebte. Shippo, der schon vor einiger Zeit unter Tränen eingeschlafen war, lag auf Kiraras Rücken und murmelte im Schlaf vor sich hin. Plötzlich blieb Sango stehen, sie erkannte die Stelle wieder an der sie erst vor kurzem Sesshomarus Begleiter begegnet waren. Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf.

„Kirara.“ Die große Dämonenkatze miaute als Antwort. „Kannst du hier die Fährte von Jaken oder Rin aufnehmen?“

Die Dämonin schnüffelte jeden Quadratzentimeter des Bodens ab und maute dann an Sango gewandt.

„Komm Miroku, ich glaube sie hat eine Spur.“

Sie liefen der Dämonenkatze hinterher, die immer schneller wurde. Nun rannten sie alle und Shippo, der mittlerweile aufgewacht war, musste sich an Kiraras Fell festhalten um nicht herunter zu fallen.

Plötzlich blieb Kirara stehen und die anderen wären fast in sie hinein gelaufen.

Sie sahen Jaken, Rin und Ah-Uhn, die zusammen an einer Feuerstelle saßen und zu warten schienen. Der kleine Krötendämon saß da und drehte gelangweilt seinen Kopfstab hin und her, während Rin, die sich an Ah-Uhns Bauch gelehnt hatte einen Kranz aus Blumen zusammensteckte. Gleichzeitig sahen sie zu den Neuankömmlingen.

„Was wollt ihr hier?“ fragte Jaken gereizt, stellte sich auf und richtete seinen Kopfstab auf die vier.

„Ganz ruhig, wir wollen euch nichts tun. Ist Kagome bei euch?“ fragte Sango und machte einen Schritt auf den kleinen Youkai zu.

„Nein.“ antwortete der schlicht. Die Freunde ließen schon die Köpfe hängen als er weiter sprach.

„Aber sie müssten bald wieder hier sein.“ sagte er und ließ nun endlich seinen Stab sinken.

„Dann lebt sie?“ schrie Sango freudig.

„Ja. Lord Sesshomaru und das Menschenweib sind zu dem Hanyou und der untoten Miko gereist um die Seele eurer Freundin wieder zu beschaffen.“ Er setzte sich wieder.

Jetzt ging auch Miroku ein Licht auf. Daran lag es also daran, deshalb war Kikyou so anders. Sie hatte Kagomes Seele in sich.

„Dann hat Sesshomaru sie also doch wieder belebt.“ Sango atmete erleichtert auf. Doch dann dachte sie daran, dass Kagome jetzt also Inu Yasha und Kikyou gegenüber stand und fing sich doch wieder an Sorgen zu machen.

„Hoffentlich passiert ihr nichts.“ sagte sie betrübt.

„Ihr kann doch gar nichts passieren. Sesshomaru-sama ist doch bei ihr.“ sagte Rin mit einem Lächeln, das bis über beide Ohren reichte.

~Hoffentlich.~ dachte Sango.

„Können wir hier mit euch warten?“ fragte nun Miroku an Jaken gewandt.

„Bitte, bitte, Jaken. Dann kann ich mit Shippo spielen.“ bettelte Rin, die den kleinen Fuchsdämon sehr gern hatte.

„Na schön.“ sagte der und widmete sich wieder seinem Kopfstab.

Shippo, der jetzt deutlich erleichtert war, dass Kagome noch lebte gesellte sich zu Rin und die beiden spielten vergnügt.

Die Zeit verging und Sango und Miroku wurden langsam ungeduldig. Sie hatten nun schon so lange mit der Ungewissheit leben müssen. Sie fragten sich schon die ganze Zeit was überhaupt passiert war, da sie ja von Inu Yasha und Kikyou nicht sehr viel erfahren hatten. Sango seufzte als Kirara, die nun wieder klein war anfing zu miauen und mit dem Kopf in Richtung Himmel zu deuten.

Sango blickte nach oben, konnte aber nichts erkennen.

„Was hast du denn Kirara?“ fragte sie obwohl sie wusste, dass sie von der Katze keine Antwort bekommen würde.

„Lord Sesshomaru ist wieder da.“ antwortete Jaken stattdessen und erhob sich.

Im nächsten Moment landete Sesshomaru zusammen mit einer schlafenden Kagome sanft auf dem Boden. In der Sekunde als sie aufkamen wachte die Miko langsam auf und sah eine junge Frau auf sich zu rennen, die den Tränen nahe war. Sie spürte wie der Daiyoukai der neben ihr stand sein Fell um ihre Hüfte lockerte. Sie versuchte es zu verdrängen aber wurde dennoch ein wenig rot. Einen Moment später viel ihr Sango um den Hals. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie wussten ja noch nicht was sie getan hatte.

„Kagome. Oh Gott, du lebst. Wir dachten du wärst tot.“ schluchzte sie.

Kagome streichelte ihrer Freundin über den Rücken um sie zu beruhigen.

„Ich bin so froh euch wieder zu sehen.“ Auch die Miko war den Tränen nahe.

„Jetzt sag schon, was ist nur passiert? Kikyou und Inu Yasha meinten du wärst tot.“

„Ich war tot, aber Sesshomaru hat mich wieder belebt.“ sagte Kagome und schaute dankbar zu dem Hundeyoukai. Dieser ignorierte das aber und entfernte sich ein Stück um sich an einen Baum zu lehnen. Dann erzählte Kagome ihren Freunden alles was passiert war. Shippo saß glücklich auf ihrem Schoß und Sango und Miroku ihr gegenüber und hörten aufmerksam zu.

„Und dann sind Sesshomaru und ich losgezogen um meine Seele von Kikyou wieder zu holen.“

An dieser Stelle der Ereignisse schluckte sie hart. Am liebsten hätte sie diesen Teil einfach ausgelassen, aber ihre Freunde verdienten es die Wahrheit zu erfahren. Sie holte ein Mal tief Luft.

„Inu Yasha war da und wollte Kikyou beschützen. Es war ihm anscheinend völlig egal, dass sie mich getötet hatte.“ sagte sie traurig.

„Sesshomaru hat Inu Yasha aufgehalten während ich mir meine Seele von Kikyou wiederholte. Nur leider musste ich ihr dazu das Leben nehmen…es tut mir so schrecklich leid. Hätte ich meine Gefühle gehabt, hätte ich das sicher nicht getan. Auf jeden Fall will Inu Yasha mich jetzt nicht mehr sehen.“ Sie fürchtete sich vor der Reaktion ihrer Freunde, umso verwirrter war sie als Sango ihr um den Hals fiel und versuchte sie zu ermuntern.

„Oh, du Arme. Das tut mir ja so leid. Dass sie dich zwingt so etwas zu tun. Nur gib dir bitte nicht die Schuld, du warst nicht du selbst. Außerdem hast du ein Anspruch auf deine Seele, sie hatte schon viel zu lange ein Teil davon in sich. Und jetzt ist sie endlich wieder in dem Reich in das sie gehört, vielleicht kann sie ja jetzt endlich ihren Frieden finden. Und Inu Yasha wird schon wieder, du musst ihn verstehen. Dass Inu Yasha nachdem sie dir das angetan hat noch zu ihr stand, war Kikyous Schuld. Sie hatte ihn hypnotisiert oder sowas, du hättest es sehen müssen dann wüstest du was ich meine.“

„A-Aber Sango. Es ist schrecklich was ich getan habe. Ich fühle mich so furchtbar deswegen. Seid ihr denn gar nicht wütend?“

„Ach, Kagome…du bist doch unsere Freundin, wir lieben dich. Was blieb dir denn auch anderes übrig?“

„Sango…du hast ja recht…aber…“ sie schluchzte. Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel wie sich Sesshomaru erhob und sich vor sie und Sango stellte.

„Hör endlich auf.“ sagte dieser kalt.

„Was?“ fragte Kagome verdattert.

„Hör auf dich selbst zu bemitleiden.“ Sein Tonfall und Gesichtsausdruck änderten sich immer noch nicht.

„Ähm…I-Ich…“ Kagome war so verwirrt, dass sie nicht wusste was sie antworten sollte.

„Selbst als Miko solltest du nicht so schwach sein.“

„Schwach?“ fragte sie ungläubig. Langsam stand sie auf und plusterte sich vor dem Daiyoukai auf, dennoch wirkte sie im Vergleich zu ihm immer noch klein und zierlich.

„Mein Halbbruder und diese tote Priesterin haben es nicht verdient, dass ihnen auch nur irgendjemand nachtrauert.“ Seine Stimme wurde jetzt noch ein wenig kälter und Kagomes Schultern, die sie stur nach oben gedrückt hatte, fielen mit einem Ruck nach unten.

„A-Aber er ist doch dein Bruder.“ stotterte sie.

„Halbbruder und ich habe ihn noch nie als Bruder angesehen.“

Kagome hätte ihm gern widersprochen, ihm gesagt wie wichtig Familienbande sind und dass er nicht so stur sein sollte, doch sie war viel zu erschöpft um jetzt noch mit ihm zu diskutieren.

„Wie du meinst.“ sagte sie nur und wendete sich Miroku zu, der inzwischen an sie heran getreten war. Sesshomaru drehte sich wieder von ihr weg und steuerte erneut den Baum an um sich dagegen zu lehnen.

„Kagome, ich mache mir Sorgen um Inu Yasha. Vielleicht sollten wir nach ihm sehen.“ sagte der Mönch.

„Ich mache mir auch Gedanken um ihn, aber er will mich nicht sehen und ich ihn momentan auch nicht wenn ich ehrlich bin.“ sagte die Miko und senkte den Kopf.

Kagome merkte wie etwas an ihrem Rock zupfte und sah nach unten. Rin sah sie aus ihren großen Augen an.

„Könntest du nicht bei uns bleiben bis deine Freunde zurück sind?“ fragte sie zuckersüß.

„Ich weiß nicht, meine Kleine.“ sagte Kagome und schaute zu Sesshomaru. Auch Rin sah ihn an. Der Daiyoukai öffnete die Augen und zuckte leicht mit den Schultern.

„Meister Sesshomaru meint du kannst bleiben.“ flötete das kleine Mädchen fröhlich.

„Ähm…na gut. Aber nur bis meine Freunde wieder hier sind.“ sagte Kagome skeptisch.

Sango trat wieder näher an ihre Freundin heran.

„Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist.“ flüsterte sie der Miko zu.

„Sango, ich war doch die letzten Tage auch bei ihnen. Es wird schon nichts passieren.“ sagte sie auch um sich selbst zu überzeugen. Sie lächelte ihre Freundin an und richtete ihren Blick dann zu Shippo.

„Shippo kann doch bei mir bleiben, dann passiert mir bestimmt nichts.“ lachte die Miko.

Sango schnaubte und Miroku sah zweifelnd zu Sesshomaru.

„Na schön, wir sind so schnell zurück wie wir können.“ sagte der Mönch und verabschiedete sich von Kagome.

„Das gefällt mir zwar ganz und gar nicht, aber wir müssen schauen wie es Inu Yasha geht.“ sagte die Dämonenjägerin und umarmte die Miko.

„Ja.“ antwortete Kagome betrübt, die Schuldgefühle ließen sie einfach nicht los.
 

Als Sango, Miroku und Kirara fort waren setzte sich Kagome zu Rin und Shippo, die miteinander spielten. Immer wanderte ihr Blick zu Sesshomaru, in seiner Gegenwart war sie ständig angespannt und aufmerksam. Doch in seinem Gesicht regte ich rein gar nichts. Sie fragte sich ob sie ihn bei irgendetwas aufhielt in dem sie bei ihnen blieb. Aber dann hätte er es wohl nicht zu gelassen, dachte sie sich.

Langsam spürte sie die Müdigkeit in ihrem Körper aufsteigen. Shippo entzündete das Feuer und danach legten er und Rin sich daneben und schliefen binnen fünf Minuten ein. Auch Jaken schnarchte, seinen Kopfstab umklammernt, vor sich hin. Kagome legte sich ebenfalls neben das warme, knisternde Feuer und genoss das angenehme Gefühl bis auch sie in einen tiefen Schlaf fiel.
 

Kagome spürte den Wind, der durch ihre Haare wehte und sie somit zum Schweben brachte. Im Rücken spürte sie die harte Rinde eines Baumes, die sich durch den Stoff bis auf ihre Haut gerieben hatte. Sie merkte, dass sie keinen Boden unter den Füßen hatte und öffnete jetzt langsam die Augen. Als sie nach unten sah konnte sie wenige Zentimeter unter ihren Schuhen die Wurzeln des Baumes sehen. Ein starker Schmerz durchfuhr ihren Oberkörper und sie konnte sich kein Stück rühren. Die zwei Pfeile die sich durch ihren Körper bohrten, pinnten sie fest an den Baum. Etwas entfernt konnte sie eine leise Stimme flüstern hören und aus dieser Richtung kam nun Kikyou hervor. Sie funkelte Kagome böse an und richtete einen Pfeil aus sie.

„Du wirst ihn niemals bekommen. Du bist nur eine Kopie von mir, nichts als eine billige Kopie.“ zischte sie wie eine Schlange. Plötzlich lies die tote Miko den Pfeil los und er raste aus Kagome zu, die nur einen erstickten Schrei hervor brachte. Wenige Millimeter neben ihrem Kopf schlug der Pfeil in den Baum ein. In der gleichen Sekunde brach Kikyou vor ihr zusammen und blieb auf dem Boden liegen. Die Pfeile in Kagomes Brust verschwanden und sie prallte hart auf dem Boden vor dem Baum auf. Als sie sich wieder aufrappelte konnte sie zwei nackte Füße vor sich auf den Boden sehen. Sie sah weiter nach oben an einem roten Anzug entlang bis sie bei zwei goldenen Augen ankam. Diese Augen blickten sie böse an während sie ganz aufstand. Sie blickte in Inu Yashas Gesicht und konnte seine Wut spüren. Allmählich begannen seine Augen sich rot zu färben, Magenta farbene Streifen bildeten sich auf seinen Wangen und er fletschte gefährlich seine Zähne. Sie wollte von ihm zurück weichen, doch wieder konnte sie sich nicht bewegen. Er knurrte sie zornig an. Seine Klauen umfassten ihren Hals und drückten zu.

„Inu Yasha…“ hauchte sie.

„Du bist Schuld. Was hast du nur getan?“ brüllte er sie an und schleuderte sie dann zu Boden. Ein kleiner leiser Schrei entwich ihrer Kehle. Dann blieb sie liegen und schaute nur zu ihm auf.

„Du. Bist. Schuld.“ sagte er langsam und kam mit jedem Wort näher.

Keuchend stand er vor ihr und erhob seine Hand während er mit seinen Fingerknöcheln knackte.

„Dafür hasse ich dich, Kagome.“ sagte er abfällig und ließ dann seine Klauen auf sie nieder rasen.

Ein heißer stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper und sie wollte schreien, konnte es aber nicht. Plötzlich wurde alles schwarz um sie herum, dann sah sie schwer atmend in den Sternenhimmel.
 

Sesshomaru konnte ihren Schweiß und ihre Angst riechen. Er öffnete die Augen und sah sie an. Ihr Atem ging schnell und sie wälzte sich ständig hin und her. Er konnte hören wie schnell ihr Herz schlug und spüren wie ihre Aura Sprünge machte. Plötzlich fuhr sie zusammen und öffnete ruckartig die Augen. Er beobachtete wie sie mehrmals kurz ein- und ausatmete um sich wieder zu beruhigen und dann schließlich die Augen wieder schloss. Wenige Minuten später schlief sie wieder, dieses Mal ruhiger.

Sie hatte einen Alptraum, das war ihm klar. Was er nicht verstand war warum sie solche Schuldgefühle hatte, weil sie jemanden umgebracht hatte. Er tat das ständig und fühlte sich danach nie schuldig, ja manchmal ging es ihm danach sogar besser. Jeden den er tötete hatte das auch verdient und seiner Meinung nach hatte auch diese Kikyou den Tod verdient. Er dachte sich, dass er diese Menschen wohl nie verstehen würde. Mit diesem Gedanken machte er die Augen wieder zu und entspannte sich wieder während die Nacht vorüber strich.

Völlig egal?

Ich weiß es hat lange gedauert, aber ich hatte einen kleinen Hänger...

Aber nun geht es weiter und ich hoffe es gefällt immer noch ^^
 

PS. Danke für 35 Favos :)
 

Kapitel 6 - Völlig egal?
 

Kagome blickte zum Himmel und seufzte genervt. Dieses Schweigen brachte sie noch um den Verstand und es half ihr auch nicht wirklich dabei von ihren Gedanken loszukommen. Sie sah zu Shippo, der mit Rin spielte während Jaken daneben saß und aufpasste. Sesshomaru lehnte wieder nur am einem Baum und schwieg. Was auch sonst. Als sie ihn ansah schweiften ihre Gedanken wieder automatisch zu Inu Yasha. Wie es ihm wohl ging? Sango und Miroku hatten ihn sicherlich noch nicht erreicht, Kirara konnte ja schließlich nur einen auf ihren Rücken nehmen. Wieder überkamen sie die Schuldgefühle, aber was sollte sie nur tun? Es waren aber keine Schuldgefühle Kikyou gegenüber, sie fühlte sich schuldig Inu Yasha etwas Wichtiges genommen zu haben. Sie seufzte erneut. Sie schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Das mit Inu Yasha hatte sich wohl für sie erledigt. Wieder ein Seufzen. Am liebsten wäre sie wieder nach Hause in ihre Zeit gegangen, doch das war nun nicht mehr möglich. Ein Seufzen.

„Lass das.“ kam es gereizt von dem Daiyoukai.

„Was?“ fragte Kagome genervt und zog scharf die Luft ein als sie ihren eigenen Tonfall bemerkte.

Doch anstatt sich von ihm abzuwenden starrte sie ihm trotzig in die goldenen Augen. Sie spürte wie seine Aura anfing zu brodeln und er wütend wurde. Plötzlich kniete er vor ihr und sah sie bedrohlich an. Ihr Herzschlag ging vor Aufregung schneller und noch immer starrte sie ihn an.

„Du wagst es in solch einem Ton mit mir zu sprechen?“ zischte der Dämon.

In Kagomes Augen funkelte daraufhin die Wut.

„Hältst du dich etwa für etwas Besseres? Das bist du nicht!“ sagte sie zornig, stand auf und stemmte ihre Hände in die Hüften. Shippo, Rin und Jaken waren derweil nach etwas Essbarem schauen gegangen, weshalb sie die Auseinandersetzung nicht hören konnten.

Der Daiyoukai stand nun auch auf und schon kam sie sich wieder klein und schwach vor. Er drückte seinen Zeige- und Mittelfinger gegen ihre Brust und schubste sie nach hinten gegen einen Baum.

„Hey, was soll das?“ keifte Kagome und griff nach seinem Handgelenk und spürte daraufhin wie Sesshomaru noch wütender wurde. Sein Gesicht war inzwischen sehr nah an ihrem, zu nah. Er befreite seine Hand mit einer kleinen Drehung aus ihrem Griff und führte sie zu ihrer Wange. Mit der spitzen Kralle einer seiner Finger strich er bis zu ihrer Unterlippe.

Kagome war wie erstarrt. Was hatte er denn bloß vor? Sie konnte sich keinen Millimeter rühren, ihre Beine drohten nachzugeben und ihr Herz schlug kräftig gegen ihren Brustkorb. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte, sie traute sich nicht einmal zu atmen. Sie blieb einfach so stehen bis sie einen kleinen stechenden Schmerz in ihrer Lippe spürte. Sie zuckte zurück und bemerkte, dass ihre Lippe kribbelte. Dieses Gefühl breitete sich langsam in ihrem ganzen Mund aus und wurde dann zu einem Taubheitsgefühl, bis sie schließlich an dieser Stelle gar nichts mehr spürte.

Sie wollte den Mund auf machen um sich zu beschweren und zu fragen was das Ganze soll, doch es kam kein einziger Ton aus ihrer Kehle.

„Hoffentlich bist du jetzt endlich leise, Menschenweib!“ sagte er und grinste. Er wandte sich wieder von ihr ab und lehnte sich wieder an seinen Baum. Kagome starrte ihm wütend nach, verschränkte die Arme und setzte sich dann trotzig auf den Boden.

~Dieser blöde Youkai hat meinen Mund doch tatsächlich mit seinem Gift gelähmt. Dem werde ich es schon zeigen wenn die Lähmung nach lässt. Was denkt er denn, wer er ist, dass er so mit mir umgehen kann?! Ach ja, der Lord des Westens…wohl eher der Lord der aufgeblasenen Idioten. Er wird schon noch sehen was er davon hat!~

Es kam ihr mittlerweile wie eine Ewigkeit vor. Sie hasste es schweigen zu müssen, viel lieber würde sie Sesshomaru ihre Meinung sagen. Und das würde sie auch bald denn die Lähmung lies schon nach. Kagome sah zu dem Daiyoukai und funkelte ihn böse an, er reagierte aber nicht.

Jaken und die beiden Kleinen waren immer noch nicht zurück.

Kagome öffnete langsam ihren Mund, sie bekam ihn schon fast wieder ganz auf und ihre Zunge konnte sie auch schon wieder bewegen.

„A-A.B.C.D…“ flüsterte sie vor sich hin um zu prüfen ob sie nun endlich wieder sprechen konnte.

Plötzlich wurde es um sie herum ein bisschen dunkler durch den Schatten der Person, die nun hinter ihr stand. Sie drehte den Kopf leicht nach hinten und stand dann auf, drehte sich aber nicht zu dem Dämon um. Jetzt würde sie es ihm zeigen!

„Was sollte das du aufgeblas-“

„An was hast du die ganze Zeit gedacht?“ Mit diesen Worten unterbrach er sie.

„Was?“ Kagome war total überrumpelt. Was sollte das denn jetzt?

Sie drehte sich zu ihm um und musste nach oben schauen um ihm in die Augen sehen zu können.

„Du hast daran gedacht wie du dich an mir rächen kannst, richtig?“ sein Blick war so kalt wie immer.

Kagome sah den Daiyoukai nur ungläubig an.

„Richtig?“ fragte er nun fordernder.

„Ähm…j-ja.“ ihr Blick richtete sich auf den Boden und sie errötete leicht.

„Dann hat es uns beiden ja was gebracht, Mensch.“

„Huh? Wie? Was meinst du?“

Er wollte sich schon von ihr abwenden, aber sie hatte es natürlich nicht verstanden.

~Wie kann man nur so begriffsstutzig sein?~ fragte er sich im Stillen.

„Ich hatte meine Ruhe und du hast nicht mehr an diesen Hanyou gedacht.“ Nun entfernte er sich wieder von ihr und setzte sich an seinen Baum.

Kagome merkte nicht wie sie noch einige Minuten einfach nur da stand und ihm nachschaute, doch ihn schien das überhaupt nicht zu interessieren.

Hatte er ihr eben etwas Gutes tun wollen? Sesshomaru? Dieser kalte, unbarmherzige Dämon?

~Seltsame Art jemandem helfen zu wollen…ach, wahrscheinlich hat er sowieso nur an sich selbst gedacht.~ sagte sich Kagome. Da sie nicht wusste was sie sonst tun sollte legte sie sich ins Gras und schloss die Augen um darüber nachzudenken was sie als nächstes machen sollte. Am liebsten wäre sie sofort wieder zurück in ihre Zeit gegangen. Stattdessen befand sie sich hier, 500 Jahre in der Vergangenheit mit einem gefühlskalten Dämon, einer hässlichen Kröte und einem kleinen Mädchen. Kagome hatte noch nie verstehen können warum Rin so an ihren Begleitern hing.

Langsam spürte sie wie die Erschöpfung ihren Körper umfasste und sie müde werden ließ. In nur wenigen Sekunden war sie eingeschlafen.
 

Langsam öffnete sie ihre Augen wieder. Es war inzwischen schon dunkel geworden.

Kagome rieb sich mit den Händen kurz über das Gesicht um richtig wach zu werden und bemerkte plötzlich, dass ihre Hände nass waren.

Hatten sich Shippo und Rin da einen Scherz mit ihr erlaubt? Sie hielt ihre Finger in das Licht des Mondes und konnte eine dunkle Flüssigkeit ausmachen. Sie hielt eine Hand dichter vors Gesicht und plötzlich drang ein metallener Geruch in ihre Nase. War das etwa Blut?

„Ja das ist Blut. Und zwar meines.“

Kagome erschrak und drehte sich ruckartig um. Da stand sie wieder vor ihr, Kikyou. Hatte sie etwa doch überlebt? Und wo kam plötzlich das Blut her?

Kikyou näherte sich ihr und Kagome wich keinen Millimeter zurück. Die tote Priesterin führte ihre Hand an Kagomes Gesicht und streichelte ihre Wange.

„Du bist jetzt ganz allein, nicht wahr kleine Miko?“ sie grinste böse.

„Nein.“

„Denkst du das wirklich? Wen hast du denn schon noch? Inu Yasha will dich nie mehr wieder sehen und zurück nach Hause, in deine Zeit kannst du auch nicht mehr.“

„Sango, Miroku und Shippo werden trotzdem immer für mich da sein.“

„Und warum sind sie dann noch nicht zurück, du kleines Dummerchen?“

„Sie werden zurück kommen.“ zischte Kagome, worauf hin Kikyou laut loslachte.

„Hör auf zu lachen.“

„Ha, du hättest einfach ohne Seele bei Inu Yashas Halbbruder bleiben sollen. So gefühllos, das hätte doch gut gepasst. Doch jetzt will er dich bestimmt auch schnell wieder los werden.“

„Sei still. Das stimmt nicht. Er wird mich nicht einfach wegschicken.“ Kagome riss Kikyous Hand von sich los und funkelte sie böse an.

„Mach dir doch nichts vor, du bist allein. Ganz allein.“ Sie lachte laut.

„Nein. Nein. NEIN.“ schrie Kagome und Kikyou verschwand wieder.
 

Ruckartig öffnete Kagome die Augen. Es war also wieder ein Traum. Sie atmete schwer und richtete ihren Blick wieder nach oben. Plötzlich sah sie in zwei goldene Augen, die sie musterten. Sie schrak zurück und schrie erstickt. Dann erkannte sie, dass es Sesshomaru war, der sie mit verschränkten Armen böse anguckte. Sie hatte sich immer noch nicht an seine Gegenwart gewöhnt.

„Sei endlich still. Rin schläft.“ zischte er leise und deutete mit dem Kopf in Richtung des Lagerfeuers. Dort lagen Rin, Shippo, Jaken und Ah Uhn und schliefen tief und fest. Sie hatten wohl nichts mitbekommen.

„Tut mir leid.“ flüsterte Kagome.

Sie sah ihn an und erwartete eigentlich, dass er sich jetzt wieder davon machen würde. Doch das tat er nicht. Er stand nur da und beobachtete sie. Langsam kam sie sich ziemlich blöd vor.

„Was ist?“ fragte sie gereizt.

„Du hast gesagt, er wird dich nicht einfach wegschicken. Wen meintest du?“ fragte der Daiyoukai.

„Was? D-Da hast du dich verhört.“ sagte sie leise und sah zu Boden, in der Hoffnung, dass er die Röte auf ihren Wangen nicht sehen konnte. Zu ihrem Glück wandte er sich dann auch wieder mit einem „Hm.“, von Kagome ab.

Plötzlich blieb er noch einmal kurz stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um.

„Du kannst solang bleiben, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben dich in deine Welt zurück zu bringen.“ sagte Sesshomaru und ging dann wieder weiter.

„Huh?“ Kagome sah ihm erstaunt nach und stand dann schnell auf um ihm zu folgen.

Er blieb nicht stehen als sie ihn eingeholt hatte und sie wusste auch nicht wirklich wo er hin wollte.

„Das würdest du wirklich für mich tun?“ fragte sie leise, da sie nicht wusste wie sie ihn überhaupt ansprechen sollte.

„Das hat nichts mit dir zu tun, Mensch. Du hast mir geholfen“ bei diesen Worten verzog er angewidert das Gesicht und deutete auf seinen Arm. „und jetzt helfe ich dir. Das hat allein mit Ehre und Stolz zu tun.“

Kagome blieb wie angewurzelt stehen und verschränkte die Arme.

„Warum hast du gerad das Gesicht so verzogen? Ist es dir so zuwider wenn dir ein Mensch hilft?“

Langsam drehte er sich zu ihr um und trat nah an sie heran.

„Ich habe deine Hilfe nicht nötig. Von keinem von eurer Rasse. Außerdem kam ich auch bis jetzt ohne den Arm aus.“

„Wie kann man nur so arrogant sein, Sesshomaru?!?“ sie spuckte ihm seinen Namen geradezu ins Gesicht.

„Sama.“ knurrte er bedrohlich, sodass sich Kagomes Nackenhärchen aufstellten.

„Pah.“ machte sie nur und drehte ihm den Rücken zu.

„Was fällt dir eigentlich ein du Menschenweib?“ er packte sie an der Schulter und vergrub seine Klauen in ihrem Fleisch, wodurch sie einen kleinen Schrei ausstieß. Mit der anderen Hand drehte er sie wieder zu sich um.

„Dreh mir niemals den Rücken zu, Mensch.“ zischte er und starrte sie wütend aus seinen Augen an, die sich inzwischen rot gefärbt hatten.

„Warum sollte ich dir derartige Höflichkeiten entgegenbringen, wenn du mich noch nicht einmal bei meinem Namen genannt hast?“ fragte sie und zuckte immer wieder vor Schmerz zusammen.

„Ka-go-me.“ zischte er jede Silbe ihres Namens und drückte dabei immer fester zu.

„Es geht doch, Sesshomaru-sama.“ sagte sie, funkelte ihn an und versuchte zu lächeln.

Sesshomaru knurrte noch einmal und stieß sie dann von sich weg.

„Hey, das tat weh.“ sagte Kagome und begutachtete ihren Fuß. Das Gelenk tat schrecklich weh. Sie musste es sich eben beim Sturz verdreht haben.

„Komm jetzt, wir müssen zurück.“ sagte der Daiyoukai und ging los.

Kagome stand auf und wollte gerade einen Schritt nach vorn machen als die Schmerzen in ihrem Fuß sie wieder in die Knie zwangen.

Sesshomaru blieb stehen drehte sich um und lief wieder zurück. Als er vor ihr stand seufzte er.

„Das ist doch deine Schuld.“ sagte sie so leise wie möglich und sah dabei zu Boden. Er bückte sich zu ihr herunter und war gerade dabei sie hoch zu heben, als er sie wieder los ließ und bedeutete still zu sein. Fragend sah sie ihn an.

Kagome spürte wie sich etwas um ihre Hüfte schlang und dann leicht zudrückte. Sie wurde nun an Sesshomarus Rücken gedrückt und von seinem Fell gehalten.

„Festhalten.“ sagte er leise. Kagome griff in das Fell und klammerte sich daran fest.

„Was ist denn los?“ flüsterte Kagome.

„Shht.“ sagte er nur und schnupperte in der Luft.

Plötzlich drang ein ohrenbetäubender Schrei zwischen den Bäumen hervor. Kagomes Herz begann schneller zu schlagen und sie klammerte sich noch fester an den Daiyoukai. Was dieser mit einem unterdrückten Knurren kommentierte.

Kagome schaute sich um, konnte jedoch nichts entdecken. Was war das nur?

Äste zerbrachen laut und der Boden schien zu vibrieren. Ein Baum fiel krachend vor ihnen um, sodass Sesshomaru einen Satz zurück machen musste.

Ein großer roter Drachenyoukai kam zwischen den Bäumen zum Vorschein.

„Akito.“ zischte Sesshomaru und sprach damit Kagomes Gedanken laut aus.

Der Drache änderte seine Gestalt und vor ihnen stand der rothaarige Youkai. Er blickte von Sesshomaru zu Kagome und grinste sie dann fies an. Diese verzog angeekelt das Gesicht als der Kuss sich wieder Zugang zu ihrem Gedächtnis verschaffte.

„Was willst du diesmal?“ fragte der Daiyoukai kalt.

„Dasselbe wie letztes Mal auch. Gib sie mir doch einfach.“

„Das haben wir doch letztes Mal schon geklärt.“

„Ja, ja. Sie steht unter deinem Schutz. Was soll das? Sie ist doch nur ein Mensch. Sie kann dir doch egal sein. Ich nehme sie einfach mit und verschwinde dann wieder, Sesshomaru-sama.“

„Nein.“ meinte der Daiyoukai entschlossen.

„Na schön, der Lord des Westens will es wohl nicht anders. Dann hole ich sie mir eben.“

Mit diesen Worten verwandelte sich der Drache wieder und kam auf sie zugestürmt.

„Naives Kind.“ sagte Sesshomaru nur und holte dann mit seiner Giftpeitsche aus. Doch zu seinem Erstaunen wehrte der Gegner die Attacke einfach ab und schien das Gift sogar noch in sich aufzunehmen.

In der nächsten Sekunde prallte der massige Körper des Drachen gegen Sesshomaru und Kagome und beförderte sie somit in die Luft. Kagome verlor den Halt, sodass der Daiyoukai sie mit seinem Fell festhalten musste. Sie klammerte nun wieder an seinem Rücken als sie wieder zu Fallen begannen. Kagome konnte den Boden unter sich immer näher kommen sehen und dachte schon, dass sie sicherlich gleich zwischen dem Boden und Sesshomaru zerquetscht werden würde. Doch plötzlich zog er sie an ihrem Arm an seine Vorderseite und drückte sie fest an sich während er ihren Kopf an seine Brust drückte und mit den Armen schützte. Sein Fell schütze den Rest ihres Körpers. Er presste sie so sehr an sich, dass sie kaum noch Luft bekam und nur noch seinen Geruch einatmen konnte.

In der nächsten Sekunde kam auch schon der Aufprall. Dessen Wucht presste ihr auch noch den Rest Sauerstoff aus den Lungen. Für einen Moment verschwamm ihr Blick und als sie wieder klar sehen konnte, begutachtete sie den Youkai, der immer noch unter ihr lag.

Sesshomarus Augen waren rot und seine Dämonenaura brodelte vor Wut. In diesem Moment hatte sie wirklich Angst vor ihm. Fluchtartig stand sie auf und wollte von ihm zurück weichen, doch ihr verletzter Fuß hinderte sie daran. Sie bemerkte, dass sie so oder so nicht weit gekommen wäre, da immer noch Sesshomarus Fell um sie geschlungen war.

Plötzlich pulsierte seine Aura regelrecht und sein Körper veränderte sich. Nachdem er sich vollständig verwandelt hatte hob er Kagome mit seinem Hundeschwanz auf seinen Rücken und knurrte kurz um ihr verständlich zu machen, dass sie sich festhalten solle. Sie nickte und klammerte sich in das Fell.

Sesshomaru stürmte auf Akito zu. Der Hundeyoukai war nur etwa halb so groß wie der Drachendämon. Akito blies gerade seine Lungen auf um seinen heißen Atem zu entzünden und sie mit Feuer zu bespucken als Sesshomaru sich in dessen Hals verbiss. Er schüttelte seinen Kopf kräftig, wodurch die Wunde noch vergrößert wurde. Danach verpasste der Daiyoukai dem Drachen einen kräftigen Schlag.

Der Youkai ging zu Boden und verwandelte sich wieder zurück. Keuchend hockte er auf dem Boden und drückte die stark blutende Wunde an seinem Hals zu. Langsam stellte er sich wieder auf die wackeligen Beine und sammelte seine Kräfte.

Sesshomaru kam mit Kagome auch auf dem Boden an und verwandelte sich ebenfalls zurück. Er stützte das Mädchen mit einem Arm und knurrte Akito an.

„Das wirst du mir noch büßen, Sesshomaru.“ zischte der Rothaarige.

„Und dich werde ich auch noch kriegen, meine Schöne.“ sagte er zu Kagome und leckte sich dabei über die Lippen. Kagome verzog angewidert das Gesicht.

„Du bist ein widerliches Monster!“ schrie sie ihn an, doch er lachte nur.

„Verschwinde jetzt und wag es nicht mich noch einmal anzugreifen.“ sagte der Daiyoukai kalt.

Akito verwandelte sich wieder, Sesshomaru machte sich schon für einen weiteren Angriff bereit, doch der Drache erhob sich in die Luft und flog dann mit einem lauten Schrei davon.

Kagome atmete erleichtert auf als der Dämon nicht mehr am Himmel zu sehen war.

„Danke, Sesshomaru-sama.“ sagte die Miko und lächelte.

„Hn?“ machte der Youkai nur und zog eine Augenbraue nach oben.

„Danke, dass du mich beschützt hast.“ Sie lächelte ihn an.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass das nur mit Stolz zu tun hat. Du bist mir völlig egal.“ sagte er kalt, drehte sich um und lief los.

Völlig egal. Gut zu wissen. Schmollend sah sie ihm nach.

~Ja, sicher, du Eisklotz.~ dachte Kagome, schüttelte den Kopf und humpelte ihm hinterher.

Schweigend versuchte sie die Schmerzen in ihrem Fuß zu unterdrücken und mit dem Daiyoukai Schritt zu halten. Doch es gelang ihr nicht, sie fiel immer weiter zurück.

Plötzlich blieb der Dämon stehen und drehte sich um. Er sah das Mädchen kühl an und kam langsam auf sie zu. Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen und sah sie weiterhin ausdruckslos an.

~Jetzt kann ich mir bestimmt was anhören.~ dachte sich Kagome und machte sich auf das gefasste was als nächstes kommen würde.

Doch statt der erwarteten Standpauke spürte sie seinen einen Arm an ihren Kniekehlen und den anderen an ihren Schultern. Mit einem kleinen Schwung war sie plötzlich auf Sesshomarus Armen und wurde von ihm getragen. Schweigend ging er weiter. Kagome rührte sich keinen Millimeter und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

Sie war sich sicher, dass Sesshomaru genau bemerkte wie unangenehm ihr das war, also versuchte sie sich ein wenig zu entspannen. Ihre Körperspannung lies nach und auch ihr Herzschlag verlangsamte sich. Sie atmete ein Mal tief ein und versuchte jetzt ihm nicht so sehr zu zeigen wie nervös sie war.

„Ich fresse dich schon nicht, Menschenweib.“ sagte der Daiyoukai ohne sie anzusehen.

„Ähm…wie? Ich…Kagome. Ich heiße Kagome, hast du das schon wieder vergessen?“

„Wenn ich es wollte, hätte ich es schon längst getan, Kagome.“

Sie sah ihn verständnislos an. Machte er sich da etwa gerade über sie lustig? Solch eine Frechheit! Das konnte sie sich doch nicht bieten lassen. Nicht von ihm.

„Bei dir weiß man ja nie.“ sagte sie trotzig und funkelte ihn aus den Augenwinkeln an.

Er sah kurz auf sie herab und dann wieder nach vorn.

„Hn.“ machte er nur und schwieg dann wieder den Rest des Weges.

Hatte sie da etwa gerade eine kleine Veränderung in seinen Augen sehen können?

~Unwahrscheinlich. Nicht bei diesem Eisblock.~ dachte sie und schwieg dann ebenfalls.
 

Als sie wieder im Lager ankamen war es schon fast wieder hell. Rin und Shippo schliefen immer noch am Feuer. Nur Jaken war schon wach und lief ständig auf und ab. Hinter ihm saßen Sango, Miroku und Kirara und unterhielten sich.

Der grüne Krötendämon sprang sofort seinem Meister und der Miko entgegen als er sie erblickte.

„Oh, Lord Sesshomaru. Ihr seid wieder da, welch ein Glück.“ Die kleine Kröte heulte fast.

Sango und Miroku kamen ihnen nun auch entgegen und Sesshomaru ließ Kagome nun runter, stützte sie aber immer noch.

„Was ist denn nur passiert?“ fragte Sango als sie Kagomes verletzten Fuß sah und musterte Sesshomaru misstrauisch.

„Wir wurden von einem Drachenyoukai angegriffen.“ sagte Kagome und setzte sich dann.

Sango und Miroku platzierten sich vor ihr und der Daiyoukai entfernte sich von den dreien. Er belauschte aber trotzdem ihr Gespräch.

„Was ist nun? Wie geht es Inu Yasha?“ fragte Kagome besorgt und erwartungsvoll.

„Nun ja…er wollte nicht mit uns sprechen. Er wurde nur wütend und sagte wir sollten verschwinden. Das haben wir dann auch getan.“ sagte Miroku und blickte enttäuscht drein.

„Ohh…“ hauchte Kagome und sah traurig zu Boden. „Aber er hat euch doch nichts getan, oder?“ fragte Kagome dann noch.

„Nein, aber er war wirklich sehr wütend, kurz davor sich zu verwandeln.“ sagte Sango.

Kagome schluckte, das hatte sie alles wirklich nicht gewollt.

„Eines hat er uns nur gesagt…“ sagte Sango dann leise. Kagome sah sie nur fragend an.

„Er meinte wir sollen dich zu ihm bringen, aber ich halte nichts davon. Kagome, er war wirklich sehr wütend. Ich kann mir einfach nicht sicher sein ob er dir nichts antun würde.“ Sango sah wirklich besorgt aus.

„Ich muss aber Sango, es geht nicht anders. Es ist immer hin Inu Yasha, er wird mir schon nichts tun.“ sagte Kagome hoffnungsvoll. Sie versuchte aufzustehen.

„Aber dann müssen wir dich unbedingt begleiten, du kannst ja kaum laufen.“ meinte Miroku als er ihre kläglichen Versuche zu Laufen beobachtete.

„Nein.“ erklang eine männliche Stimme hinter Kagome. Sie drehte sich um und blickte in Sesshomarus Gesicht.

„Was?“ fragte sie erstaunt.

„Sie werden dich nicht begleiten. Sollte der Hanyou sich verwandeln, dann hätten auch sie keine Chance gegen ihn. Also werde ich dich zu ihm bringen.“ sagte der Inu Youkai kühl.

„Da hat er nicht unrecht, Kagome.“ stimmte Miroku Sesshomaru zu.

„Ähm…ja das stimmt wohl.“ sagte die Miko, die etwas rot geworden war, verunsichert.

„Jaken, pass auf Rin auf, während ich abwesend bin.“ sagte Sesshomaru an den Krötendämon gewandt.

„Ja-Jawohl mein Herr.“ stotterte die Kröte.

Sesshomaru hielt der Miko sein Fell hin, Kagome klammerte sich fest. Wieder entwich ihm bei diesem Gefühl ein leises Knurren und er hoffte, dass sie es nicht gehört hatte. Doch ihr geflüstertes „Entschuldige.“ zeigte ihm das Gegenteil. Sie dachte wohl, dass sie ihm wehgetan hätte. Als ob sie dazu in der Lage wäre. Nicht mal ansatzweise. Nein sein Knurren hatte andere Ursachen. Das nächste Mal sollte er sie wohl einfach besser so tragen. Eigentlich sollte er sich überhaupt nicht um sie kümmern, stellte er fest als er abhob und die beiden zwischen den Bäumen verschwanden.

Kikyous Grab

Kagome gingen alle möglichen Abläufe dieses Treffens durch den Kopf. Doch keine dieser Varianten endete gut. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr verzeihen würde. Nicht nach so kurzer Zeit, falls er das überhaupt jemals tun würde.

Wäre sie doch damals nur nie in diesen Brunnen gefallen, dann hätte sie jetzt nicht solche Schwierigkeiten und sie hätte niemand anderem Leid zufügen können. Inu Yasha würde immer noch an dem Baum hängen, Kikyou wäre nicht wieder erweckt worden und sie hätte sie nicht erneut getötet.

Das Juwel wäre unbemerkt in ihrem Körper geblieben und sie würde jetzt nicht hier festsitzen. Das Juwel. Wenn sie es doch nur noch hätte, wenigstes einen Splitter, dann könnte sie einfach zurück in ihre Zeit und diese ganzen schrecklichen Dinge hier vergessen.

Aber ihre Chance war vertan. Das Shiko no Tama hatte sich aufgelöst. Sie sah Sesshomarus Arm an. War es die richtige Entscheidung, die sie getroffen hatte oder hätte sie einfach egoistisch sein sollen? Wäre sie bis zum Brunnen gekommen und nicht diesem Dämon in die Arme gelaufen, dann wäre sie vielleicht noch in ihre Zeit gekommen. Aber Inu Yasha wäre ihr so oder so gefolgt. und dann hätte er sich das Juwel geholt.

~Aber dann wäre ich wenigstens zu Hause gewesen und nicht hier.~ sagte sie sich. Es hätte sicher lange weh getan von ihm verlassen worden zu sein. Aber das tat es jetzt auch. So sehr.

Kagome fragte sich ob er schon die ganze Zeit geplant hatte sie zu hintergehen, oder ob Kikyou ihren Teil dazu beigetragen hatte. Sie war sich nicht sicher, über nichts war sie sich mehr sicher.

Zwischen den Bäumen konnte sie nun Kaedes Hütte ausmachen. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und ihr Herz fing an zu rasen als sie Inu Yashas Aura spüren konnte. Allerdings war seine Aura sehr verändert, sie hatte erwartet darin Wut, Zorn und auch Trauer zu spüren, doch es war nichts dergleichen da nur eine tiefe schwarze Leere.

Hatten Sango und Miroku nicht gesagt, dass er furchtbar wütend gewesen wäre? Das war jetzt auf jeden Fall nicht mehr so. Lag es an ihr? Er hatte sie mit Sicherheit schon bemerkt. Löste sie solch eine schreckliche Leere in ihm aus? Tränen drangen in ihre Augen und sie versuchte verzweifelt dagegen anzukämpfen. Was sollte sie nur tun wenn sie vor ihm stand?

Verzweiflung und Angst machten sich in ihr breit.

Sie landeten vor der Hütte und entfernten sich wieder ein bisschen voneinander. Kagome schluckte hart und machte dann ein paar Schritte auf die Tür zu.

„Miko.“ erklang die tiefe Stimme Sesshomarus hinter ihr.

„Hm?“ wisperte die Angesprochene nervös.

„Irgendetwas stimmt mit diesem Hanyou nicht.“ sagte der Daiyoukai ging dann auf einen Baum zu und lehnte sich dagegen.

„Ich w-weiß.“ ihre Stimme war brüchig vor Nervosität.

Sesshomaru deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Hütte und schloss dann die Augen.

Sie ging weiter auf die Tür zu und bemerkte, dass sich Inu Yashas Aura immer noch nicht verändert hatte.

Mit einem Knarren öffnete sie die Tür und blickte in die Dunkelheit im Inneren, sie schloss die Tür wieder hinter sich und wartete einige Sekunden bis sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Endlich konnte sie Inu Yasha an der gegenüberliegenden Wand ausmachen. Zusammengesunken saß er auf dem Boden und wirkte wie ein kleines Häufchen Elend.

Langsam näherte sie sich ihm. Er rührte sich keinen Millimeter. Als sie nun vor ihm stand schlug ihr Herz ihr bis zum Hals. Sie ging in die Knie und kauerte sich vor ihm hin.

~Was soll ich nur tun?~ fragte sie sich verzweifelt und versuchte ein Blick in sein Gesicht zu werfen. Plötzlich bewegte er seine Augen und sah dann in ihre. Vor Schreck zuckte sie ein wenig zusammen, aber die Angst legte sich sofort wieder als sie seinen Blick sah.

Noch nie hatte er sie auf diese Weise angesehen. Sein Blick war voller Angst und Schmerz, doch noch mehr erstaunte sie diese Liebe, die sich in diesen Hanyouaugen befand.

„I-Inu..“ begann sie zu stottern, doch sie wurde schlagartig von ihm unterbrochen als er sie zu sich zog und seinen Kopf auf ihre Brust legte. Kagome errötete augenblicklich und ihr Herz schlug so schnell, dass ihr Puls betäubend in ihren Schläfen pulsierte.

„Endlich bist du wieder da.“ flüsterte Inu Yasha und atmete schwer.

Kagome wusste nicht was sie tun oder wie sie reagieren sollte. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals und blickte hinunter. Sie konnte nur sein langes silbernes Haar sehen und seine Ohren, die hin und her zuckten. Das hatte sie noch nie bei ihm gesehen. Kagome beobachtete dies noch einige Sekunden bis ein anders Gefühl sie wieder völlig aus der Bahn warf.

Seine Lippen berührten ihre Halsbeuge wodurch sich ihre Nackenhaare aufstellten. Was sollte das? Warum tat er sowas?

Inu Yashas Lippen bahnten sich den Weg auf ihrem Hals weiter nach oben und seine Hand zog sie noch näher an sich heran. Sein heißer Atem prickelte auf ihrer Haut. Kagome konnte sich nicht rühren, ihr Körper war wie gelähmt. So lange hatte sie sich gewünscht, dass er ihr endlich ein wenig Zärtlichkeit entgegenbrachte. Aber warum gerade jetzt? Das war nicht richtig, er war wahrscheinlich nicht einmal ganz bei Sinnen.

Und trotzdem fühlte es sich so verdammt schön an, aber leider auch verdammt falsch. Sie schluckte hart und versuchte von ihm abzurücken, doch sein Griff war einfach zu fest.

„Inu Yasha…“ flüsterte sie atemlos.

Er fuhr mit der Zunge leicht über ihren Hals und biss dann sanft in ihr Ohrläppchen. Kagomes Brustkorb zog sich bei diesem Gefühl zusammen. Sein Atem streifte ihr Ohr.

„Bitte lass mich nie wieder allein…“ flüsterte er in ihr Ohr. Kagome riss erschrocken die Augen auf, das war nicht Inu Yasha, nicht der den sie kannte.

„Bitte versprich es mir, Kikyou.“ wisperte er weiter in ihr Ohr.

Kagome erstarrte schlagartig zu Eis, ihr wurde kalt und übel. Er dachte sie sei Kikyou? Sie musste sofort von ihm loskommen. Sie stemmte ihre Fäuste gegen seine Schultern und drückte ihn so ein Stück weg, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sein Blick war verschleiert und seine Wangen gerötet.

„Inu Yasha, ich bin nicht Kikyou. Ich bin es, Kagome. Inu Yasha, hörst du?“ sie rüttelte leicht an ihm als er seinen Kopf wieder senkte.

Inu Yashas Hand lag noch auf Kagomes Schulter als er ein leichtes Knurren von sich gab. Auf ihrem ganzen Körper breitete sich Gänsehaut aus.

„Duu…“ knurrte Inu Yasha und sah Kagome dann wieder direkt in die Augen dann packt er ihren Hals und drückte sie gegen die Wand. Kagome schnappte nach Luft.

„Was bildest du dir ein meine Trauer und meinen Zustand einfach so auszunutzen?!“ zischte der Hanyou.

„W-Was?! Ich hab gar nichts gemacht und du hast doch angefangen!“ stotterte Kagome.

Wütend knirschte Inu Yasha mit den Zähnen und knurrte sie böse an.

„Lass mich los, Inu Yasha. Bitte.“ Doch er drückte nur noch stärker zu und hob sie an der Wand nach oben.

„I-Inu- B-Bitte.“ stammelte Kagome, die mittlerweile kaum noch Luft bekam.

„Ich wollte, dass du her kommst und wir reden können…Ich wollte dich nicht hassen, aber dann machst du sowas. Was denkst du dir bloß dabei?“

Kagome bekam kaum noch ein Laut heraus, weil ihr die Luft in den Lungen ausging und ihr Hals sich immer mehr zuschnürte.

„M-Mach P-Platz.“ presste zusammen mit dem letzten bisschen Sauerstoff aus ihrer Lunge.

Doch es passierte nichts. Sie begutachtete Inu Yashas Hals und musste feststellen, dass die Kette verschwunden war.

Der Hanyou sah sie an und lachte nur.

„Kikyou hat sie mir abgenommen…bevor du sie getötet hast.“ schrie er die Miko an und schleuderte sie zu Boden. Kagome lag mitten in der Hütte auf dem Boden und bemerkte wie ihr Fuß wieder anfing zu schmerzen. Inu Yasha stellte sich vor sie hin und wirkte so noch viel größer.

~Will Sesshomaru mir nicht langsam mal helfen.~ fragte sich Kagome als sie Inu Yasha ängstlich ansah.

Dann zog er sein Schwert aus der Scheide, doch zu Kagomes Erstaunen verwandelte es sich nicht und lehnte ihn sogar ab. Kleine Blitze und Stromstöße gingen von der Klinge aus und zwangen den Hanyou es loszulassen. Wütend warf er es in eine Ecke und knurrte.

Plötzlich spürte Kagome einen kühlen Luftzug hinter sich.

„Hanyou. Hast du vergessen, dass das Schwert sich bloß von jemandem führen lässt, der Menschen beschützen will. Offensichtlich hast du gerade das Gegenteil vor.“ ertönte die kalte Stimme hinter ihr.

Sie drehte sich um und sah zuerst nur Sesshomarus Schuhe. Er stand nur wenige Zentimeter hinter ihr.

~Endlich.~ dachte die Miko erleichtert.

„Geh aus dem Weg.“ sagte der Dämon und sah auf Kagome herab. Da ihr Fuß immer noch weh tat krabbelte sie schnell in die Ecke in der Tessaiga lag und schnappte sich das Schwert. Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Inu Yasha, dessen Aura zu kochen begann. In nur wenigen Sekunden hatte er sich verwandelt und lachte irre. Dann ging er auf Sesshomaru los, doch der wich ihm geschickt aus. Plötzlich stand Inu Yasha vor Kagome und grinste sie fies an. Hatte er das so geplant? Er holte mit seinen Klauen aus und lies sie auf die Miko niederrasen. Kagome hielt das Schwert zum Schutz hoch, dadurch wurde sie nicht verletzt, aber durch den Aufprall zur anderen Seite der Hütte katapultiert. Sie rechnete schon mit dem harten Aufprall gegen die Wand, doch stattdessen prallte sie gegen Sesshomaru, der versucht hatte sie aufzufangen.

„Urg.“ stieß sie hervor und versuchte aufzustehen, doch Sesshomaru umfasste sie am Bauch und zog sie so mit hoch.

„Inu Yasha, bitte komm wieder zu dir.“ versuchte sie auf den schnaubenden Hanyou einzureden. Statt sich zu beruhigen startete er aber einen neuen Angriff und stürmte auf sie zu. Sie spürte wie ihr das Schwert aus den Händen gezogen wurde und Sesshomaru sie hinter sich schob. Dann verwandelte sich Tessaiga.

Fassungslos starrte Kagome auf das Schwert in Sesshomarus Händen. Wie war das möglich?

Der Daiyoukai knurrte Inu Yasha an, der gerade auf ihn zu sprang und versetze ihm ein Schlag mit Tessaiga, sodass Inu Yasha gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde. Dort blieb er einen Moment liegen und verwandelte sich zurück. Eine große Wunde zog sich quer über seine Brust. Sesshomaru schien mit dem Schwert noch viel mehr Schaden anrichten zu können als Inu Yasha.

„V-Verdammt. W-Wie kann das sein?“ zischte Inu Yasha und spuckte dabei Blut, er war kurz vor der Besinnungslosigkeit.

Sesshomaru trat auf ihn zu, antwortete aber nicht. Der Hanyou lag vor ihm auf dem Boden und konnte sich nicht mehr rühren. Der Daiyoukai drückte seinen Fuß in die Wunde seines Halbbruders und hob dann erneut das Schwert.

„Du hättest das lieber lassen sollen.“ sagte er kalt und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Hng.“ stöhnte der Hanyou schmerzverzehrt. Seine Augen verdrehten sich und er hustete Blut.

Sesshomaru holte aus und wollte ihm gerade den letzten Schlag verpassen, als Kagome von hinten angerannt kam, sich an seinen erhobenen Arm mit dem Schwert klammerte und „NEIN.“ schrie.

„Was ist?“ fragte Sesshomaru.

„Das reicht doch, bitte Sesshomaru-sama.“ sagte sie flehend. Er ließ das Schwert wieder sinken und drehte sich von seinem Halbbruder weg. Inu Yasha verlor nun völlig das Bewusstsein. Kagome suchte in der Hütte nach Verbandszeug und wurde auch schnell fündig. Obwohl er sie gerade eben noch angegriffen hatte, konnte sie ihn nicht einfach so liegen lassen. Sie legte die Wunde frei, machte sie kurz sauber und verband sie dann.

„Warum kümmerst du dich um ihn?“ fragte Sesshomaru als Kagome sich neben Inu Yasha hingehockt hatte und ihn begutachtete.

„Ich kann einfach nicht anders.“ seufzte sie.

„Er hat eben noch versucht dich zu töten.“ stellte der Daiyoukai fest.

„Hm.“ machte Kagome und drehte sich dann zu Sesshomaru. „Und warum denkst du kannst du jetzt Tessaiga führen?“ fragte sie ihn herausfordernd. Sie wusste, dass man das Schwert nur führen kann wenn man einen Menschen beschützen möchte. Sie war sich sicher, dass er das niemals zugeben würde, dennoch gab es ihr ein gutes Gefühl.

Er schloss die Augen und lehnte sich dann zurück gegen die Wand.

„Hn. Weil ich ein mächtiger Dämon bin.“ sagte der Daiyoukai und Kagome meinte ein kleines Lächeln erkennen zu können. Sie wollte gerade etwas erwidern als Inu Yasha neben ihr aufstöhnte. Sofort drehte sie sich wieder zu ihm.

Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gesammelt und Kagome tupfte sie mit einem Tuch weg.

Was sollte sie nur machen wenn er wieder zu sich kam? Würde er sie wieder angreifen? Hatte er sie nur hergebeten um sich zu rächen, um seine Kikyou zu rächen? Wollte er sie tot sehen?

Schon als sie bei der Hütte angekommen waren, war er sehr schwach. Es ging ihm anscheinend wirklich extrem schlecht und das war ihre Schuld. Würde sie wohl je mit dieser Last auf ihren Schultern zurecht kommen? Sie glaubte nicht daran. Würde Inu Yasha jemals damit leben können, dass sie seine große Liebe umgebracht hatte? Sie wusste es nicht, aber sie wusste jetzt, nach seinem Angriff, dass er sie hasste. Dessen war sie sich sicher.

Langsam verschwamm ihr Blick durch die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten. Einzelne Tropfen fielen auf ihre Knie und liefen dann langsam hinunter.
 

Sesshomaru, der immer noch hinter ihr an der Wand stand, rümpfte die Nase. Dieser Geruch schon wieder. Langsam näherte er sich der Miko und blieb dann dicht hinter ihr stehen. Sein ganzer Körper versuchte sich gegen die Nähe zu dem Menschenweib zu weheren. Alles in ihm schrie danach sich wieder von ihr zu entfernen, aber er beherrschte sich trotzdem. Er wollte schließlich endlich wieder hier weg. Er legte seine Hand auf ihre Schulter wodurch sie ein wenig zusammen zuckte.

„Ich glaube der Hanyou kommt jetzt allein zurecht.“ sagte Sesshomaru ausdruckslos.

Plötzlich fing unter seiner Hand ihre Schulter an zu zucken und ein leises Schluchzten war von ihr zu hören. Sesshomaru rollte entnervt die Augen.
 

Zitternd stand Kagome auf. Sesshomarus Hand lag dabei immer noch auf ihrer Schulter. Sie schnappte nach Luft während die Tränen an ihren Wangen herunterliefen. Verkrampft drehte sie sich zu dem Daiyoukai um, welcher sie dann kühl ansah.

„Wird er mir das jemals verzeihen?“ schluchzte sie und sah erwartungsvoll zu Sesshomaru auf.

„Du hast nichts getan, weswegen du dich schuldig fühlen müsstest. Die tote Priesterin war selbst schuld.“ Er blieb wie immer kalt.

„Aber er hat sie doch geliebt.“ Aus großen glänzenden Augen sah sie ihn an.

„Ja das hat er. Sie und nicht dich, finde dich endlich damit ab.“ er sah wie sich ihre Augen verengten und ihre Aura zornig wurde.

Sie schlug seine Hand von ihrer Schulter und funkelte ihn böse an.

„Du bist so ein arroganter, kalter und herzloser Eisklotz. Du weißt weder was Liebe bedeutet noch wie es sich anfühlt.“ zischte sie ihm in sein Gesicht.

Dann stürmte sie an ihm vorbei und lief aus der Hütte. Sesshomarus Blick glitt zu dem Hanyou, der ruhig zu schlafen schien, dann schnappte er sich Tessaiga und folgte der Miko.

Kagome konnte es nicht fassen. Hatte dieser Dämon denn überhaupt keine Gefühle? Sie rannte durch den Wald und merkte genau, dass Sesshomaru ihr folgte. Sie wusste auch, dass er sie ohne Mühe einholen konnte, dennoch tat er es nicht. Endlich kam sie ihrem Ziel näher, sie trat auf eine Lichtung und konnte nun endlich den Brunnen sehen. Sie überlegte kurz warum Inu Yasha hier geblieben war, doch dann fiel es ihr auf und sie konnte es kaum glauben. Neben dem Brunnen befand sich ein Grab. Sie musste es sich gar nicht genauer ansehen um zu wissen wessen Ruhestätte das war. Sie trat näher heran und dort lagen Kikyous Bogen und ein Strauß Blumen, der in ihrem Köcher steckte. Kagome blieb davor stehen und ihr blieb fast die Luft weg als ihr Blick von Kikyous Grab zum Brunnen wanderte. Sie stellte sich an den Rand und sah hinunter. Der komplette Boden war mit Erde zugeschüttet, der Erde aus Kikyous Grab. Inu Yasha hatte das getan, das wusste sie.

Und in einem war sie sich jetzt auch noch sicher: Er würde ihr niemals verzeihen. Niemals.

Sie atmete tief ein und wieder aus um ihre erneut aufkommenden Tränen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Sie setzte sich auf den Rand und schaute hinab ins Dunkel. Ihre Tränen fielen hinab und verbanden sich dann mit der Erde. Ihr Blick glitt wieder zu Kikyous Grab und dann wieder in das Dunkel. Ihr Verlangen danach in den Brunnen zu springen wurde immer größer, doch sie wusste, dass es nichts bringen würde. Sie kam vorerst nicht nach Hause, so sehr sie es auch wollte.

Sie spürte Sesshomarus Blick im Rücken, lies sich davon aber nicht stören. ‚Finde dich endlich damit ab.‘ hallten seine Worte in ihrem Kopf wieder. So unsensibel konnte doch niemand sein, niemand außer ihm. Sie überlegte kurz, vielleicht hatte er ja doch nicht Unrecht.

Inu Yasha liebte Kikyou, das wusste sie und sie wurde sich nun auch langsam bewusst, dass sich das nie ändern würde und sie nie auch nur den Hauch einer Chance hatte. Für ihn war sie wahrscheinlich immer nur Kagome, die Reinkarnation von Kikyou und niemals eben nur Kagome. Wahrscheinlich musste sie jetzt einfach darüber hinwegkommen, so schwer es auch war. Sie schaffte das schon irgendwie. Am besten war es wohl wenn sie sich jetzt darauf konzentrierte einen Weg zu finden wieder in ihre Zeit zu kommen. Sie atmete tief ein, wischte sich die letzten Tränen weg und stieg vom Rand des Brunnens. Sie pflügte eine kleine Blume, die am Brunnenrand stand und legte sie auf Kikyous Grab.

„Es tut mir wirklich leid.“ flüsterte sie, drehte sich dann um und lief zu Sesshomaru, der am Rand der Lichtung stand.

Sie stand vor ihm und er sah sie ausdruckslos an.

„Wir können wieder zurück zu den anderen, wenn du willst.“ sagte Kagome und lächelte.

„Hn.“ erwiderte der Daiyoukai nur, da er die Stimmungswechsel der Miko wirklich nicht verstehen konnte. Aber zumindest hatte sie aufgehört zu weinen.

Er wickelte diesmal nicht sein Fell um sie, sondern hob sie mit beiden Armen hoch und trug sie so. Sie hoben ab und Kagome versuchte endlich das Ganze hinter sich zu lassen.

Die Hexe Chiyoku

Kapitel 8 – Die Hexe Chiyoku
 

Ihr Körper fühlte sich schlapp und taub an. Dieser Tag und die Ereignisse hatten an ihren Kräften gezerrt und jetzt war sie einfach nur müde. Doch jetzt hier in seinen Armen einzuschlafen, würde sie sich nicht wagen.

~Am Ende lässt er mich nur fallen.~ dachte Kagome.

Warum er sie dieses Mal so trug und nicht auf seinem Rücken wusste sie nicht und sie wollte sich jetzt auch keine Gedanken darüber machen. Stattdessen fragte sie sich warum Inu Yasha Sango und Miroku gesagt hatte, dass er sie sehen möchte. Er konnte es ja wohl kaum geplant haben sie erst für Kikyou zu halten und dann anzugreifen. In der kurzen Zeit muss irgendetwas passiert gewesen sein, das sein Verhalten beeinflusst haben muss. Nur was? Nun machte sie sich doch ein wenig Sorgen. Vielleicht sollte sie, wenn sie wieder am Lager waren Sango und Miroku sagen, dass sie zu ihm gehen und auf ihn aufpassen sollten. Schließlich war er ja auch verletzt. Ihr Blick glitt zu Sesshomaru, doch der beachtete sie gar nicht und konzentrierte sich aufs Fliegen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ein Schwert mehr bei seinen anderen hing. Es war Tessaiga.

„Du hast es mitgenommen?“ fragte sie ihn leise. Doch Sesshomaru richtete seinen Blick weiterhin stur nach vorn.

„Er konnte es nicht mehr benutzen, das sollte dir doch aufgefallen sein.“

„Ja, natürlich. Aber was ist wenn er angegriffen wird?“

„Dann hilft ihm das unverwandelte Tessaiga auch nicht.“

„Hm.“ sagte sie und wandte ihren Blick wieder von ihm ab.

Den Rest des Weges schwiegen sie beide. Auf einer kleinen Lichtung im Wald konnte Kagome das Leuchten des Lagerfeuers sehen, also waren sie endlich da. Sie konnte es kaum erwarten wieder festen Boden unter ihren Füßen zu spüren. Erleichtert atmete sie auf als Sesshomaru sie hinunter ließ. Sango und Shippo kamen ihr sofort entgegen gerannt und Miroku lief ihnen auch hinterher.

„Kagome! Kagome, du bist wieder da!“ rief Shippo und sprang in ihre Arme.

Sango trat auch an sie heran und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin.

„Was ist passiert?“ fragte sie und sah Kagome an, dass sie erschöpft war.

„Ich weiß nicht recht.“ begann sie. „Er war völlig von Sinnen und hat mich angegriffen. Sesshomaru hat mir geholfen, aber Inu Yasha ist jetzt verletzt.“ ihr Blick glitt zu Sesshomaru, der sich gerade von Jaken Bericht erstatten lies.

„Oh nein, ist es schlimm?“ fragte Miroku.

„Ich denke nicht, aber ihr solltet trotzdem nach ihm sehen. Er kann Tessaiga nicht mehr benutzen und irgendetwas muss passiert sein, das sein Verhalten ausgelöst hat. Ich mache mir Sorgen um ihn.“

„Ja das verstehe ich, dann machen wir uns gleich auf den Weg zu ihm. Und du sagst er kann Tessaiga nicht mehr benutzen? Hast du eine Ahnung warum?“ fragte Sango neugierig.

„Ich denke es liegt daran, dass er mich angegriffen hat. Tessaiga kann nicht benutzt werden um Menschen zu verletzten.“ sagte Kagome. Dann lehnte sie sich noch ein Stück zu Sango vor und sprach leiser weiter. „Dafür kann jetzt jemand anderes das Schwert führen.“ flüsterte sie und deutete mit dem Kopf in Sesshomarus Richtung. Sie hoffte, dass er sie nicht gehört hatte, doch sein Blick in ihre Richtung verriet ihr das Gegenteil.

„Hm. Dann können wir ja zumindest davon ausgehen, dass er dich beschützen wird. Das beruhigt mich ein wenig.“ sagte Sango und war sich dabei durchaus bewusst, dass der Daiyoukai sie hören konnte.

„Mir wäre es trotzdem lieber, wenn du mit uns kommen könntest. aber wir müssen erst einmal dafür sorgen, dass es Inu Yasha wieder besser geht, vorher solltest du ihm in nächster Zeit lieber nicht noch einmal begegnen.“ fuhr sie dann fort.

„Ja.“ sagte Kagome und blickte betreten zu Boden. Sie wollte so sehr wieder mit ihnen zusammen sein, dass alles wieder wie früher wurde, sie die Zeit zurückdrehen könnte. Doch jetzt musste sie da wohl oder übel durch.

„Was wirst du jetzt tun?“ fragte Miroku an Kagome gerichtet. Sie schluckte hart, hatte Angst es ihnen zu sagen.

~Ich werde einen Weg suchen in meine Zeit zurück zu kommen und ich werde euch wahrscheinlich niemals wieder sehen können.~ formten sich die Wörter in ihrem Kopf doch in ihrem Hals entstand nur ein großer Klos, der ihr das sprechen erschwerte.

„I-Ich werde einen Weg suchen in meine Zeit zurück zu kommen.“ presste sie hervor und wagte es nicht auch noch den Rest auszusprechen.

Doch Sango schien direkt in ihre Gedanken sehen zu können, denn ihr Blick wurde glasig. Shippo sah sie mit großen Augen an.

„Kann ich mit dir kommen Kagome?“ fragte der kleine Fuchs zuckersüß und Kagome wurde es schwer ums Herz. Sie konnte ihn unmöglich mitnehmen. Sie wusste ja weder ob sie überhaupt eine Möglichkeit fand, noch ob sie dann noch einmal zurück kommen konnte. Außerdem konnte sie Shippo sobald sie wieder in ihrer Zeit war nicht Sesshomaru überlassen. Sie musste ihn jetzt also enttäuschen und hasste sich dafür.

„Nein, mein kleiner, das geht leider nicht. Du musst doch auf Sango und Miroku achten während sie auf Inu Yasha aufpassen.“ Sie versuchte ihn anzulächeln als er sie traurig ansah.

„Aber du kommst uns doch bald besuchen, oder?“ er schöpfte wieder Hoffnung, die konnte sie ihm doch nicht einfach so nehmen.

„Ganz bestimmt, Shippo.“ sie wuschelte ihm durch den fuchsroten Haarschopf.

Miroku trat an sie heran: „wir werden herausfinden was mit Inu Yasha los ist. Sein Verhalten ist nicht normal, nicht einmal für diese Umstände. Pass auf dich auf.“ sagte er, trat dann noch einmal näher an sie heran und flüsterte: „Ich hoffe wir werden uns irgendwann wieder sehen.“ damit entfernte er sich wieder von ihr.

„Pass gut auf dich auf, meine Liebe.“ wisperte Sango als ihr die Stimme brach, die Tränen standen in ihren Augen, doch sie hielt sie zurück. Sie umarmte ihre Freundin und stellte sich dann zu den anderen. Kagome sah zu wie erst Miroku, dann Sango auf Kiraras Rücken stiegen und die Dämonenjägerin dann Shippo auf den Arm nahm. Sie winkte ihnen noch einmal zu als sie abhoben. Sango und Shippo winkten zurück, Miroku nickte ihr zu und Kirara maute einmal kräftig und nach einigen Sekunden waren sie nicht mehr am Himmel zu sehen. Eine einzelne träne bahnte sich den Weg über Kagomes Wange.

Sie spürte plötzlich die Anwesenheit einer Person hinter sich und drehte sich um. Rin stand hinter ihr und sah sie lächelnd an.

„Du wirst sie bestimmt wieder sehen.“ sagte das kleine Mädchen tröstend.

„Ja. Das hoffe ich.“ antwortete Kagome und wischte sich die Träne weg.

~Weinen bringt mir jetzt auch nichts.~ sagte sie sich und setzte sich an das knisternde Feuer.

Nach einer Weile als sie sich wieder etwas wohler fühlte, stand sie wieder auf und ging zu Sesshomaru, der mit dem Rücken an einen Baum gelehnt saß. Er öffnete seine Augen nicht, doch sie wusste, dass er nicht schlief. Also hockte sie sich vor ihm hin.

„Du willst mir also wirklich helfen, ja?“ sie legte ihren Kopf schief und wartete auf eine Reaktion.

„Wärst du sonst noch hier?“ fragte er sarkastisch zurück und öffnete nun langsam die Augen. Sie seufzte.

„Nein, wohl eher nicht.“ sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm. „Und wie? Hast du schon eine Idee? Einen Plan?“ sie sah ihn fordernd an.

„Ich kenne jemanden, der helfen könnte.“ sagte er langsam und Kagome ahnte schon, dass die Sache einen Haken haben würde.

„Aber?“ fragte sie.

„Sie wird das nicht ohne Gegenleistung tun.“ sagte er schlicht.

„Das war ja klar. Und zu wem müssen wir gehen?“ Nun war sie wirklich neugierig.

„Zu der Hexe Chiyoku. Man sagt sie hätte die Kraft einen an den Ort zu bringen, den man sich wünscht, egal wie viel Raum und Zeit auch dazwischen liegt.“

„Das hört sich doch vielversprechend an!“ sie lächelte, klatschte kurz in die Hände und stand dann auf. „Wann gehen wir los?“ fragte sie voller Euphorie und Enthusiasmus.

„Morgen früh. Nachts wäre es zu gefährlich für euch Menschen.“ sagte er und schloss die Augen wieder.

Sie sah in den Himmel und stellte fest, dass es tatsächlich schon dämmerte, sie hatte gar nicht mitbekommen wie die Zeit – Moment! Hatte er gesagt ‚für euch Menschen‘?!?

~Wie kann er nur?! Als wären wir schwächer nur weil wir Menschen sind!~ Sie stand immer noch vor ihm, stemmte nun die Hände in die Hüften und stierte ihn böse an.
 

Er öffnete ein Auge nur ein kleines Stück, sah sie an und fragte sich was sie nun schon wieder wollte. Wie nervig!

„Was?“ fragte er leise und zischend.

„Was sollte das heißen ‚für euch Menschen‘“?

Er konnte spüren, dass sie wirklich wütend war, doch das konnte ihm egal sein. Er hatte das genauso gemeint wie er es gesagt hatte und war ihr nun wirklich keine Erklärung schuldig. Also entschied er sich wie üblich zu reagieren.

„Hn.“ machte er und schloss sein halb geöffnetes Auge wieder. Augenblicklich fing ihre Aura an zu brodeln. Sie schnaufte und schien nach Worten zu ringen. Schließlich spürte er wie sie sich noch ein Stück näherte und sich ein wenig zu ihm hinunter beugte.
 

„Was bildest du dir eigentlich ein? Denkst du, du wärst mehr wert als ein Mensch oder ein Halbdämon?! Soll ich dir mal was sagen? Das bist du nicht!“

Sie atmete schwer. Gott, dieser Kerl brachte sie noch zur Weißglut! Endlich öffnete er die Augen. Sie hatte Wut und Zorn erwartet, doch das einzige was sie sah war diese Ausdruckslosigkeit. Und genau das regte sie nur noch mehr auf.

„Weißt du, wenn ich dir auf dein Hundenäschen haue“ sagte sie und tippte sich dabei auf die eigene Nase. „dann wirst du feststellen, dass dein Blut genauso rot wie das von mir und jedem anderen Menschen ist!“ sie schnaufte aufgebracht und funkelte ihn böse an.

Als er aufstand und sich vor ihr aufbaute musste sie plötzlich zu ihm hinauf sehen, statt auf ihn herab. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst was sie da gerade gesagt hatte und sie schluckte hart. Warum konnte sie nicht einfach den Mund halten?

Er stand vor ihr und sie fühlte sich auf einmal so klein und schwach, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Doch statt dies zu zeigen, straffte sie die Schultern und versuchte selbstsicher auszusehen.

„Du drohst mir?“ fragte er sehr leise, so dass Kagome sich anstrengen musste ihn überhaupt zu verstehen.

„Und wen dem so wäre?“ sagte sie und klang dabei noch lang nicht so sicher wie sie es wollte.

„Dann müsste ich dir zeigen warum du das lieber lassen solltest.“ er war immer noch beunruhigend leise.

„Pah. Versuchs doch!“ schnappte sie und drehte ihren Kopf beleidigt von ihm weg. Währenddessen fragte sie sich was um Himmels Willen sie da eigentlich tat. War sie verrückt geworden? Doch plötzlich bemerkte sie wie sich etwas um ihren Oberkörper wickelte und sie zu lähmen schien. Erschrocken sah sie an sich herab und folgte dem grün leuchtenden Strang, der sich um sie gewickelt hatte, bis zu Sesshomarus Fingerspitzen. Er hatte sie doch wirklich mit seiner Giftpeitsche gefesselt!

„Hey, was soll das? Hör auf damit!“ schrie sie ihn an.

„Hn.“ machte er nur und warf Jaken einen Blick zu, der ihm sagte, dass er auf Rin aufpassen sollte. Dieser nickte nur und grinste dann Kagome böse an.

„Was grinst du so du dämliche, kleine Krö-“ sie hielt inne als der Boden unter ihren Füßen verschwand.

„Hey! Lass mich gefälligst runter!“ kreischte sie, sah zu ihm hoch und dann wieder nach unten auf die Baumkronen. Sie zappelte mit den Beinen, was mit einem Knurren von Sesshomaru quittiert wurde. Sie funkelte ihn böse an und er stoppte seinen Flug. Unter ihr sah sie die Wasseroberfläche eines Sees in den Orangetönen des Sonnenuntergangs glitzern. Sesshomaru sah sie bedeutungsvoll an.

„Oh nein, das wirst du nicht tun!“ sie blickte von ihm wieder zum See und zurück zu ihm. Sie waren ziemlich weit oben und der Aufprall würde bestimmt weh tun, dachte sie. Und im selben Moment löste sich seine Giftpeitsche von ihr und sie fiel.

„Ahh…“ drang es nur aus ihrer Kehle. Sie erwartete mit zusammen gekniffenen Augen den Aufprall auf die Wasseroberfläche, doch er kam nicht, stattdessen spürte sie einen Ruck. Der grüne Strang wickelte sich erneut um ihren Oberkörper und sie sah nach ober zu Sesshomaru.

„Willst du mir immer noch drohen? Letzte Chance.“ sagte er.

Als Antwort erhielt er nur ein leises Knurren von Kagome. Er zuckte kurz mit den Schultern und lies sie dann wieder fallen. Dieses Mal gab sie keinen Ton von sich. Sie spürte den immer noch harten Aufschlag auf die Wasseroberfläche und dann die Massen Wasser um sich herum. Sie sank noch ein Stück tiefer als sie sich endlich gefangen hatte und versuchte sich dann zu orientieren. Vor ihr war es dunkel und wurde immer schwärzer. Also drehte sie sich um und erblickte den verschwommenen leuchtenden Himmel. Sie schwamm auf die Oberfläche zu und musste feststellen, dass sie tiefer gesunken war als sie es im Gefühl hatte. Als sie dann endlich auftauchte schnappte sie keuchend nach Luft. Sie sah sich um. Sie war so ziemlich genau in der Mitte des Sees und das Wasser war verdammt kalt. Ihr Kimono hatte sich inzwischen mit Wasser vollgezogen und zog sie wieder nach unten.

„Willst du mir nun immer noch drohen?“ ertönte es hinter ihr. Die drehte sich um. Sesshomaru schwebte nur wenige Millimeter über der Oberfläche. Am liebsten hätte sie ihn am Fuß gepackt und ins Wasser gezogen oder ihn wenigstens nass gespritzt um sich wenigstens ein klein wenig rächen zu können. Doch da sie keine Lust auf eine Wiederholung hatte, ließ sie es bleiben. Sie schnaufte und schluckte ihren Stolz herunter. Sie hasste es nachgeben zu müssen.

„Ist ja gut. Kommt nicht wieder vor.“ flüsterte sie gezwungen.

Er nickte ihr knapp zu und setzte an höher zu fliegen.

„Hey warte! Das Wasser ist verdammt kalt! Du musst mich hier rausholen!“ rief sie ihm zu.

Er sah sie jedoch nur erwartungsvoll an und sie schnaufte und fluchte innerlich.

„Bitte.“ zischte sie so leise, dass nur jemand mit wirklich guten Ohren sie hören konnte.

Ein winziges Grinsen zog sich über seine Lippen, kaum zu erkennen wenn man nicht genau hinsah.

Kagome wusste nicht mehr ob er sie erniedrigen wollte oder sich über sie lustig machte.
 

Sesshomaru ließ seine Giftpeitsche aus seinen Fingern schnellen, wickelte sie um Kagomes Oberkörper und konzentrierte sich darauf sie nicht damit zu vergiften. Einen Moment blieb er an diesem Gedanken hängen, schüttelte ihn dann jedoch ab. Innerlich hing immer noch ein Grinsen auf seinen Lippen. Das war ja auch zu amüsant gewesen. Wie sie da im Wasser rumzappelte. Hoffentlich hatte sie jetzt verstanden, dass sie ihm nicht zu drohen hatte. Seine Gedanken schweiften zu dem morgigen Tag und er war sich sicher, dass die Hexe ihnen keine leichte Aufgabe erteilen würde.
 

Sie fror mittlerweile schrecklich. Ihre Haare und ihre Kleidung tropften immer noch und der Wind fühlte sich wie Eis auf ihrer Haut an. Als sie endlich die kleine Rauchsäule sah, die zwischen den Bäumen aufstieg, atmete sie erleichtert aus. Endlich. Sesshomaru landete elegant auf dem Boden und Kagome musste sich erst mal wieder an das Festland unter ihren Füßen gewöhnen, so dass sie einen Moment brauchte um sicher zu stehen. Sie ging geradewegs auf ihren Rucksack zu, der am Lagerfeuer stand und öffnete ihn. Sie zerrte ihr Handtuch heraus und überlegte was sie anziehen sollte solange sie ihren Kimono an Feuer trocknete. Sie durchwühlte ihren Rucksack, doch das einzige was sie fand war ein kurzes Nachthemd, das ihr nur knapp bis unter den Po reichte. Sie seufzte, anscheinend blieb ihr aber nichts anderes übrig. Sie nahm Handtuch und Nachthemd mit und versteckte sich hinter einem Baum. Sie zog sich den vor Nässe schweren Kimono sowie die Söckchen aus und legte die Kleidung ins Gras. Sie rubbelte sich und ihre Unterwäsche soweit es ging mit dem Handtuch trocken und zog sich dann das Nachthemd über. Nachdem sie in letzter Zeit diesen langen Kimono getragen hatte war ihr dieses kurze Teil jetzt ziemlich unangenehm. Sie hob das Handtuch auf ihren Kopf und trocknete ihre Haare ein wenig. Sie hob ihre nassen Sachen auf, lief zurück zum Feuer und breitete diese davor aus. Dann setzte sie sich mit angezogenen Beinen daneben. Zu gern hätte sie jetzt eine Decke gehabt, denn ihr war immer noch schrecklich kalt. Sie schaute ins Feuer und lauschte dem Knistern. Ihr Kopf wurde leer und sie vergaß die Zeit. Ihre Augen wurden langsam schwerer und sie legte sich hin. Schon nach wenigen Minuten war sie tief und fest eingeschlafen.
 

Sesshomaru lehnte wie immer an einem Baum und lies sich nun langsam daran nieder gleiten. Er beobachtete wie Jaken und Rin sich an Ah-Uhn kuschelten und dann einschliefen. Nach wenigen Minuten schubste Ah-Uhn Jaken von sich, doch dieser schlief unbekümmert weiter. Der Blick des Daiyoukai schweifte von seinen drei Begleitern zu Kagome, die gerade hinter einem Baum hervorkam. Sie hatte irgendeinen sehr kurzen Stofffetzen an, der wohl aus ihrer Welt kam, vermutete er. Ihre Haare waren immer noch feucht. Als sie sich schließlich vor das Feuer gesetzt hatte schloss er die Augen um zu entspannen. Er konnte sich nicht erinnern wann er das letzte Mal wirklich geschlafen hatte. Er brauchte den Schlaf zwar nicht, es war jedoch deutlich entspannender als einfach nur die Augen zu schließen. Plötzlich begann der Drang nach Schlaf in ihm größer zu werden, doch er durfte unter keinen Umständen unaufmerksam werden. Also öffnete er die Augen wieder und ließ seinen Blick schweifen. Rin lag immer noch an den Flugdrachen gekuschelt und schnarchte leise. Jaken lag auf dem Rücken, hielt seinen Kopfstab umklammert und zuckte immer wieder. Sein Blick glitt über die übriggebliebene Glut zu Kagome, die zusammengerollt da lag. Durch ihre Schlafpose war ihre Kleidung bis unter ihren Busen hochgerutscht und gab ihren Bauch, Rücken und Po frei. Ihre Unterwäsche war weiß mit kleinen Blüten darauf. Solche Kleidung hatte er noch nie gesehen. Sie zitterte wie Espenlaub, atmete jedoch ruhig. Seufzend stand er auf. Er verstand sein eigenes Verhalten nicht mehr. Es wurde langsam wirklich Zeit, dass diese Menschenfrau wieder dahin verschwand wo sie her kam. Er ging langsam und bedächtig zu ihr herüber und vergewisserte sich, dass sie auch wirklich schlief. Schließlich setzte er sich neben sie. Langsam und zuckend legte sich sein Fell über ihren zitternden Körper. Er atmete schwer aus und schloss die Augen um sie nicht auch noch ansehen zu müssen. Nach wenigen Minuten hörte sie auf zu zittern. Plötzlich riss er die Augen wieder auf und versuchte schnell seine entglittenen Gesichtszüge wieder zu ordnen. Er sah auf sie herab. Sie krallte sich mit den Fingern in das Fell und drückte es noch näher an sich. Er sah in ihr Gesicht, sie schlief immer noch. Ihre Beine bewegten sich plötzlich und klemmten das Ende seines Fells zwischen ihnen ein. Er spürte die Wärme ihres Körpers und schluckte. Sein Fell zuckte unkontrolliert. Hätte er sie doch nur weiter frieren lassen, verdammt! Er musste sich ablenken, an etwas anderes denken. Er schloss die Augen wieder. An irgendetwas anderes…
 

Ein paar Stunden später wachte Kagome auf. Sie öffnete aber nicht die Augen. Sie spürte etwas Warmes und Weiches an ihrer Haut. Es fühlte sich angenehm an und sie war schon kurz davor zu glauben, dass sie zu Hause in ihrem Bett lag. Doch dann wurde sie sich der Erde und des Grases unter ihr bewusst und musste feststellen, dass sie immer noch im mittelalterlichen Japan war. Doch was hielt sie dann gerade warm? Sie spürte wie sie sich förmlich daran klammerte. Sie öffnete ihre Augen nur einen kleinen Spalt und sah in Sesshomarus Gesicht. Er wirkte entspannt und hatte die Augen geschlossen. Plötzlich wurde ihr bewusst an was sie sich hier klammerte. Sie ließ schlagartig von seinem Fell ab und bemerkte eine Veränderung in seiner Miene, so klein sie auch gewesen war. Sie schluckte und ihr Atem ging schneller. Er war also auch noch wach! Natürlich war er wach, er schlief ja schließlich nie. Sie schloss die Augen wieder und versuchte krampfhaft einfach wieder einzuschlafen. Nach einer dreiviertel Stunde gelang es ihr dann endlich. Im Stillen gestand sie sich ein, dass sie das Gefühl dieses weichen Fells mochte. Es erinnerte sie an…zu Hause.

Kagome wurde von Rins lautem Lachen geweckt. Sie öffnete die Augen und drehte sich um. Das kleine Mädchen sah belustigt dabei zu wie Ah-Uhn Jaken mit seiner riesigen Pfote hin und her schubste. Der kleine grüne Dämon regte sich wie wild darüber auf und versuchte zu entkommen. Ohne Erfolg. Sie drehte sich wieder anders herum und blickte auf das plattgedrückte Gras vor ihr. Sesshomaru war nicht mehr da, stattdessen lehnte er wieder an dem Baum. War er überhaupt hier neben ihr gewesen, oder hatte sie das nur geträumt? Sie setzte sich auf und blickte an sich herab. Viele kleine Härchen waren überall auf ihrem Nachthemd verteilt. Sie waren kurz und weiß, also definitiv nicht ihre. Sie konnte wohl davon ausgehen nicht geträumt zu haben.

Ein Schatten fiel auf sie und ließ sie schaudern. Sie wusste wer hinter ihr stand.

„Zieh dich um, wir wollen gleich los.“ sagte er ruhig und ausdruckslos.

Sie nickte nur, sah ihn aber nicht an. Der Schatten verschwand wieder und Kagome schnappte sich ihre Sachen. Sie zog sich hinter einen Baum zurück, zog sich um, packte dann ihr Nachthemd in den Rucksack und setzte sich ihn auf den Rücken. Langsam ging sie zu der vier köpfigen Gruppe und stellte sich dazu.

„Jaken, du und Rin werdet auf Ah-Uhn fliegen…“ sagte er zu dem kleinen Dämon, drehte sich dann zu Kagome „und du mit mir.“ Kagome nickte nur.

Rin und Jaken stiegen Ah-Uhn auf den Rücken und der Dämon hob ab. Kagome traute sich nicht wirklich näher an Sesshomaru heran zu treten und wartete einfach ab. Er schnaufte und kam dann auf sie zu worauf sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Doch bevor sie überhaupt reagieren konnte hatte er sie auch schon hochgehoben und flog los. Sie wollte sich irgendwo festhalten doch seine Rüstung war im weg.

„Ich lasse dich schon nicht fallen.“ sagte er, schaute aber weiter nach vorn. Er schien ihre Unsicherheit bemerkt zu haben. „Es sei denn da unten wäre Wasser.“ fügte er ernst hinzu.

Sie strafte ihn mit einem bösen Blick, den er jedoch nicht sehen konnte, da er nach vorn schaute. Aber er konnte ihn spüren, da war sie sich sicher.

„Wie lang wird es dauern?“ fragte sie nach ein paar Minuten.

„Wahrscheinlich den halben Tag.“ antwortete er knapp.

„Oh.“ sagte sie nur und ließ ihren Blick dann über die Landschaft gleiten. Die flachen Wälder gingen langsam in bergigere Regionen über, bis sie sich schließlich ganz im Gebirge befanden.

Kagome fand es entsetzlich langweilig. Einfach nur so durch die Gegend zu fliegen und sich nicht einmal unterhalten zu können. Nicht, dass sie mit Sesshomaru reden wollte. Das konnte sie jetzt auch nicht gebrauchen.

Mit jeder Minute wurde sie müder und müder. Die letzte Nacht war auch ohne diesen „Vorfall“ viel zu kurz gewesen. Sie war nur glücklich, dass sie sich von ihrem unfreiwilligen Bad nicht erkältet hatte.

Schließlich wurde sie von der Müdigkeit übermannt und schlief ein.
 

„Hey, aufwachen. Wir sind da.“

Sie wurde von dieser Stimme aus dem Schlaf geholt und öffnete blinzelnd die Augen. Sie sah in Sesshomarus Gesicht und er sah sie ebenso an. Schnell blickte sie in eine andere Richtung und sah unter sich den Boden näher kommen. Vor ihnen streckten sich große Berge in den Himmel und ein riesiger Höhleneingang mit einem Vorsprung war zu erkennen. Zuerst landeten Sesshomaru und Kagome darauf, danach Ah-Uhn mit Rin und Jaken.

„Und jetzt?“ fragte Kagome und spähte vorsichtig in die dunkle Höhle.

„Gehen wir da rein.“ antwortete der Daiyoukai trocken.

„Ähm…ok. Woher weißt du, dass die Hexe da drin ist?“

„Vom Hörensagen.“ sagte er und ging voraus.

Kagome rannte ihm schnell hinterher, gefolgt von Rin und Jaken. Sesshomaru drehte sich zu ihnen um und meinte, dass die beiden draußen warten sollten. Was sie dann auch taten.

Kagome lief dicht hinter dem Dämon, denn sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen.

~Vom Hörensagen, na toll. Wer weiß was uns hier unten erwartet.~ dachte sie und blickte sich ängstlich um.

Sie gingen immer tiefer in die Höhle und es wurde immer dunkler um sie herum. Sie hielt sich mittlerweile schon an Sesshomarus Ärmel fest, aus Angst plötzlich allein hier im Dunkeln zu stehen. Immer wieder meinte sie Geräusche um sich herum zu hören, doch das schien reine Einbildung zu sein, sonst hätte Sesshomaru schon reagiert, dachte sie.

Da. Wieder ein Geräusch. Doch diesmal schien sie es sich nicht eingebildet zu haben, denn nicht nur sie sondern auch Sesshomaru drehte sich um. Einige Meter von ihnen entfernt tanzte ein kleiner, leuchtender roter Punkt auf ihrer Augenhöhe in der Luft.

„Wer seid ihr, dass ihr es wagt in mein Reich einzudringen?“ erklang eine hohe Stimme aus Richtung des Punktes.

„Wer wir sind spielt keine Rolle.“ sagte Sesshomaru scheinbar ein wenig erzürnt wegen des Spiels, das hier mit ihnen gespielt wurde.

„Nun und was wollt ihr hier?“ ertönte die hohe Stimme erneut.

„Hör zu-“ fing Sesshomaru an zu zischen.

„Wir brauchen deine Hilfe.“ Kagome schnitt ihm einfach das Wort ab. Obwohl sie wusste, dass ihm das nicht passen würde, was er mit einem Knurren bestätigte, tat sie es. Sie glaubte nicht, dass er mit seiner Art bei der Hexe etwas erreichen würde.

„Mir scheint es als sei das Menschenmädchen höflicher als der Dämon. Nun gut.“ sie flüsterte noch etwas, das weder Kagome noch Sesshomaru verstand.

Ein kühler Lufthauch umspielte ihre Haare und es wurde heller in der Höhle. Kagome sah Steinwände überall um sich herum und dann fiel ihr Blick auf die zierliche Person, die vor ihnen stand.

Kagome blieb fast der Mund offen stehen. Diese Hexe war wirklich ausgesprochen hübsch. Sie trug nur einen knappen, schwarzen Body, der ihrer schlanken und dennoch weiblichen Figur schmeichelte. Ihre Haut hatte einen fliederfarbenen Ton und schimmerte in dem dämmrigen Licht, ebenso wie ihre Haare, die von einer blassblauen Farbe waren. Ihre Augen waren lila und in einem hatte sie anstatt einer Pupille diesen leuchtenden, roten Punkt. Von ihren unteren Augenlidern setzten sich lilafarbene Male bis auf ihre Wangen fort, die sich bewegten als sie nun sprach.

„Und warum gedenkt ihr ausgerechnet von mir Hilfe bekommen zu können.“ fragte sie.

„Es wird gesagt, dass du jeden zu dem Ort seiner Wünsche bringen könntest. Egal wie weit dieser auch weg wäre. Auch durch die Zeit.“ der letzte Satz von Kagome war kaum mehr als ein Flüstern und die Hexe lächelte.

„Dies ist tatsächlich so. Ich besitze die Fähigkeit Amulette herzustellen mit denen man unter anderem durch die Zeit reisen kann. Mit einer Träne aus meinem Auge kann ich diese Amulette aktivieren.“ sagte sie und deutete auf ihr Auge mit dem leuchtenden Punkt.

„Das würdest du wirklich für uns tun?“ fragte Kagome glücklich.

„Das würde ich. Aber vorher müsst ihr noch etwas für mich tun.“ sagte die Hexe mit einem Lächeln.

„Und was?“ fragten Kagome und Sesshomaru gleichzeitig.

„Ich denke ihr wisst, dass ich eine Hexe bin und gewisse Zutaten für meine Zauber brauche. Manche sind leider wirklich schwer zu bekommen.“

„Welche Zutat?“ fragte der Daiyoukai ungeduldig.

„Ich will, dass ihr mir ein Drachenei besorgt.“ sagte sie bestimmt.

Kagome sah sie nur ungläubig an und Sesshomaru wurde in seiner Annahme bestätigt, dass es keine einfache Aufgabe sein würde. Und er wusste auch schon wo sie dieses Ei herbekommen konnten. Einfach würde es dennoch nicht werden, dessen war er sich sicher.

Ein schwerer Weg nach Hause

Kapitel 9 - Ein schwerer Weg nach Hause
 

~Ein Drachenei? Wo sollen wir denn bloß ein Drachenei herbekommen?~ fragte sich Kagome und sah dann zu Sesshomaru. Er sah die Hexe misstrauisch an.

„Na schön. Ich weiß wo man welche finden kann.“ sagte der Daiyoukai.

„Gut. Dann haben wir einen Deal. Amulett gegen Drachenei.“ sagte sie und setzte zum Gehen an. „Ach, und ich denke für eure drei Begleiter wird das ziemlich gefährlich werden. Ihr könnt sie hier lassen bis ihr wieder zurück seid. Natürlich nur wenn ihr wollt.“ mit diesen Worten verschwand die Hexe und um sie herum wurde es wieder dunkel. Augenblicklich kroch in ihr wieder die Angst hoch. Sie hörte Schritte und nahm an, dass Sesshomaru losgegangen war.

„W-Warte.“ stotterte sie und lief den Schritten hinterher. Da sie ihn nicht sehen konnte lief sie ein Stück zu weit und prallte gegen seinen Rücken.

„Autsch. Verdammt.“ grummelte sie und griff wieder nach seinem Ärmel.

„Hat die kleine Miko etwa Angst im Dunkeln?“ fragte er. Sie konnte das höhnische Grinsen, das mit Sicherheit auf seinen Lippen lag, fast hören.

„A-Also…ich…ähm…n-nein, natürlich nicht.“ Sie fühlte sich ertappt. „Ich sehe nun mal lieber was um mich herum passiert.“ versuchte sie sich zu rechtfertigen.

„Hn.“ machte er nur als Antwort. So liefen sie eine Weile still hintereinander her.

Sie wurde nervös und bildete sich wieder überall um sich herum Geräusche ein, umso erleichterter war sie als das Ende der Höhle in Sicht kam.

„Da seid Ihr ja wieder, mein Meister!“ quakte Jaken und verbeugte sich dabei so tief, dass er fast vorn über gefallen wäre.

„Ihr bleibt hier bis wir zurück sind.“ sagte Sesshomaru an alle drei gewandt. Ah-Uhn gab ein Grollen von sich und Rin nickte eifrig.

„Jawohl, aber Meister wollt Ihr denn wirklich mit diesem Mensch allein reisen? Wo wollt Ihr denn überhaupt hin?“ quasselte die Kröte aufgebracht und erntete einen bösen Blick von Kagome.

„Was guckst du mich so an, Mensch?“ kreischte er und hielt ihr den Kopfstab entgegen. Sie sah in das Gesicht, welches Feuer spucken konnte und wich ein Stück zurück. Sie dachte schon, dass Jaken sie gleich anzünden würde als sich eine Hand auf den Stab legte und somit das Gesicht verdeckte.

„Jaken! Stellst du etwa meine Entscheidungen in Frage?“ ertönte die herrische Stimme des Daiyoukais und er sah auf seinen Diener herab.

„A-Aber…aber…n-natürlich nicht, Meister Sesshomaru.“ stotterte die Kröte.

„Hn. Wir werden ein Drachenei für die Hexe suchen.“

„Aber Meister, das ist doch gefährlich.“

„Deshalb bleibt ihr ja hier.“ stellte Sesshomaru fest.

„Wie Ihr wünscht, mein Herr!“ er verbeugte sich erneut und ging dann wieder zu Rin und Ah-Uhn.
 

Kagome drehte sich von Jaken weg und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Sesshomaru.

„Hast du schon eine Ahnung wo wir solch ein Ei herbekommen können?“ fragte sie.

„Ja.“ antwortete er. Sie wartete kurz, doch er sagte nichts weiter.

„Ja, und?“ forderte sie.

„Akito ist ein Drache und wo einer ist, da sind auch noch mehr. Dort finden wir sicherlich ein Ei.“

„Oh, nicht schon wieder der!“ stöhnte Kagome.

„Jetzt komm schon!“ befiehl er und hielt ihr sein Fell hin.

„Also gut.“ sagte sie und griff danach.

Als er abhob und sich Kagomes Beine vom Boden lösten verstärkte sie ihren Griff, was Sesshomaru zu einem leisen Knurren brachte.

„Weißt du denn wo wir hin müssen?“ rief sie ihm durch den Wind zu.

„Ja. Es wird eine Weile dauern.“ sagte er und Kagome musste sich anstrengen ihn zu verstehen.

Sie seufzte. Ihr Blick glitt von ihm auf die Landschaft unter ihnen und ihre Gedanken schweiften ab. Bilder von ihrer Familie drangen in ihren Kopf. Ihre Mutter, ihr Bruder und ihr Opa. Sie freute sich schon darauf sie wieder zusehen und hoffte, dass auch alles klappte. Sie dachte an ihre Freundinnen Eri, Ayumi und Yuka. Was ihr Großvater ihnen wohl erzählt hatte? Vielleicht dass sie verschwunden ist, vielleicht auch dass sie ausgewandert ist. Sie wusste es nicht, sie hoffte nur, dass sie sie wieder sehen konnte.

Langsam merkte sie wie ihre Arme anfingen zu schmerzen und sie leicht abrutschte, also zog sie sich wieder nach oben. Dies hatte ein Zucken seines Fells, ein lautes Knurren und einen bösen Blick seinerseits zur Folge.

„Entschuldige, aber ich kann mich nicht mehr halten.“ sagte sie angestrengt. Er seufzte.

Sein Fell wickelte sich um ihren Bauch und trug sie dann zu seiner Vorderseite. Einer Seiner Arme griff unter ihre Schultern, der andere unter ihre Kniekehlen und schon lag sie auf seinen Armen. Sie rieb sich die Oberarme um den Schmerz zu lindern.

„Danke.“ flüsterte sie. Dann schwiegen sie wieder.

Kagome kam es vor wie eine halbe Ewigkeit als Sesshomaru endlich langsamer wurde. Sie sah zu ihm auf.

„Sind wir da?“ fragte sie neugierig.

„Ja.“ sagte er und deutete mit einem Nicken in die Richtung eines riesigen Höhleneingangs.

~Nicht schon wieder eine Höhle.~ dachte Kagome als sie vor dem Eingang landeten.

Sie konnte eine dämonische Aura ausmachen, außer der von Sesshomaru.

„Es ist nur ein Drachendämon dort drin.“ stellte Sesshomaru fest.

„Ist es dieser Akito?“ fragte Kagome, in der Hoffnung, dass er es nicht war.

„Nein. Es ist ein weiblicher Drache.“ sagte er nur und Kagome atmete erleichtert aus.

Sesshomaru machte den ersten Schritt in das Innere der Höhle und wurde dann immer schneller. Kagome lief ihm vorsichtig hinterher. Vor ihnen formte sich die Höhle zu einem Tunnel. In circa fünf Metern Höhe befand sich die Decke, an der zahlreiche Kristalle hingen, die das restliche Licht vom Eingang spiegelten und brachen. Weiter hinten wurde es immer dunkler.

Kagome seufzte und als sie schließlich gar nichts mehr sehen konnte hielt sie sich wieder an Sesshomarus Ärmel fest.

„Wir kommen ihr näher.“ sagte Kagome.

„Hm.“ stimmte Sesshomaru zu.

„Denkst du sie hat uns schon bemerkt?“

„Ja.“ sagte Sesshomaru, er hatte gespürt wie sich die Aura des Drachen verändert hatte.

„Oh. Sieh nur, da vorn ist ein kleines Licht.“ sagte sie und deutete nach vorn.

Sie liefen langsam auf das Licht zu, als die Stille plötzlich unterbrochen wurde. Ein markerschütternder Schrei hallte durch die ganze Höhle wieder und brachte Kagome zum Zusammenzucken. Sie ließ seinen Ärmel los und klammerte sich stattdessen an seinen Arm. Er sah sie böse an, doch Kagome hielt den Blick starr nach vorne gerichtet. Es folgten brüllende und kreischende Laute, die Kagome Gänsehaut bereiteten. Ihr Herz klopfte wild als sie weiter auf das Licht zugingen. Langsam konnte sie erkennen, dass das Licht aus einem großen Raum am Ende des Tunnels kam. Sie kamen diesem Raum immer näher und als sie vor dessen Eingang standen, verschlug es ihr die Sprache.

Er war riesig. Ungefähr zwanzig Meter hoch und überall an der Decke befanden sich winzige Löcher, die ein wenig Licht durchließen. Kristalle glitzerten in diesem Licht und funkelten in Blau- und Grüntönen. Dann sah sie in die Mitte des Raumes. Ein großer See mit klarem Wasser befand sich dort und in der Mitte eine kleine Insel mit dem Drachennest. Drei Eier lagen dort, doch von dem Drachen war nichts zu sehen. Sie wunderte sich wo die Dämonin war und wurde plötzlich an den Schultern gepackt.

„Runter.“ befahl Sesshomaru in einem schroffen Tonfall hinter ihr und drückte sie an den Schultern nach unten.

Kagome landete hart auf dem Boden über ihr wurde es plötzlich glühend heiß. Sie blickte nach oben und sah den Feuerball, der gerade gegen die Wand prallte. Neben sich sah sie Sesshomaru liegen, der in eine andere Richtung schaute. Er sah wütend aus. Sie richtete ihren Blick auch in diese Richtung und sah sie. Sie hatte sich verwandelt und flog über ihnen in der Luft. Sie brüllte Kagome und Sesshomaru einmal an und landete dann donnernd auf dem Boden. Sie wurde kleiner und verwandelte sich zurück.

Nun stand vor ihnen eine zierliche junge Frau mit roten Haaren. Sie hatte dieselben Dämonenmale und grünen Augen wie Akito.

„Was wollt ihr hier?“ fragte sie mit krätzender Stimme.

„Das da.“ sagte Sesshomaru und deutete auf die Eier.

„NEIN. Niemals.“ kreischte sie und verwandelte sich wieder in ihre Drachenform.

„Was machen wir denn jetzt?“ fragte Kagome an Sesshomaru gewandt.

„Ich beschäftige sie und du holst eins der Eier.“

„WAS?“ stieß Kagome ungläubig hervor.

„Jetzt mach schon.“ mit diesen Worten verwandelte sich auch Sesshomaru und stürmte auf den Drachen zu.

Kagome sah ihm unsicher hinterher. Sesshomaru und die Youkai prallten gerade heftig aneinander und sie beachtete Kagome gar nicht mehr. Sie schluckte und überwand sich dann doch. Sie rannte auf die kleine Insel zu. Die Dämonen über ihr brüllten und schlugen mit ihren Klauen nacheinander. Sie kam an dem See an und starrte in das Wasser.

~Hoffentlich ist da nichts drin.~ dachte sie und setzte den ersten Fuß ins Wasser. Sie zog scharf die Luft ein. Das Wasser war so kalt wie Eis und das obwohl es doch noch flüssig war. Langsam stieg sie immer weiter hinein. Es fühlte sich an wie tausend Nadelstiche auf ihrer Haut. Sie zog ihren Bauch ein als sie das Wasser daran spürte. Als sie an der tiefsten Stelle angekommen war, reichte ihr das Wasser bis kurz unter den Hals. Sie stieg wieder aus dem Wasser und ihr wurde noch kälter. Sie stand nun vor den Eiern und überlegte welches sie nehmen sollte, als es laut krachte und die ganze Höhle vibrierte. Sie fuhr ruckartig herum und sah nach oben. In der Decke klaffte ein großes Loch und die beiden Youkai waren nicht mehr zu sehen. Plötzlich krachte es wieder, doch dieses Mal direkt über ihr. Die ersten kleinen Steinchen fielen auf sie herab, so schnell sie konnte hob sie eines der drei Eier auf. Sie musste es mit beiden Händen tragen, da es ziemlich schwer war. Eilig versuchte sie von der Stelle wegzukommen. Hinter ihr krachten die Steine der Decke auf die Eier. Sie konnte die Schale brechen hören. Sie watete durch das eiskalte Wasser und hielt das Ei dabei nach oben. Am anderen Ufer angekommen blickte sie zurück. Große Gesteinsbrocken lagen auf der Insel, dazwischen die zerquetschten Eier. Doch das war nicht das einzige, das zwischen den Steinen lag. Die Drachenyoukai, wieder in ihrer menschlichen Gestalt, lag auch dort, von einigen Felsen gefangen. Sie spürte wie Sesshomaru, ebenso zurückverwandelt, neben ihr landete. Sie sah zu ihm hoch.

„Sie braucht sicherlich nicht lange um sich zu befreien, also komm schon.“ sagte er und hob sie dann hoch.

Sie flogen hinaus, durch das im Kampf entstandene Loch. Kagome sah sich ständig um, ob die Youkai ihnen folgte doch sie konnte nichts sehen und auch nichts spüren.

„Kommt sie uns hinterher?“ fragte sie den Daiyoukai.

Er schüttelte nur mit dem Kopf, sie folgte ihnen nicht. Er fragte sich nur wie lange das so bleiben würde.

Kagome versuchte nicht daran zu denken und hoffte einfach, dass sie nicht doch noch hinterher kam. Ihre Sachen waren immer noch nass und der Wind ließ sie noch stärker frieren. Sesshomarus Körperwärme half ihr ein bisschen. Trotzdem zitterte sie.

Kagome fragte sich wie jemand mit solch einem Eisklotz-Charakter trotzdem so warm sein konnte. Ein Schütteln überkam sie, weshalb sie noch ein Stück näher an ihn rückte und sich in sein Fell drückte. Es war ihr im Moment egal was er dachte, sie wollte nur nicht erfrieren.
 

Sesshomaru merkte wie sie sich in sein Fell drückte. Er unterdrückte ein Knurren und versuchte seinen Ärger darüber auszublenden. Er hatte gemerkt wie sie gezittert hatte. Menschen waren ja so schwächlich. Ihr Kimono war komplett durchnässt und die Feuchtigkeit zog auch in seine Kleidung. Widerlich. Doch er war sie ja bald los. Was für ein Glück.

Er sah wie sie der Höhle der Hexe näher kamen. Sie hatten den Rest des Fluges geschwiegen, worüber er froh war. Rin, Jaken und Ah-Uhn saßen immer noch davor. Jaken stand auf als er seinen Meister erblickte.

„Oh, Meister Sesshomaru. Sie sind zurück! Welch ein Glück!“ quakte der Dämon.

„Hn.“ machte Sesshomaru nur und landete. Er ließ Kagome herunter und sie fing sofort wieder an zu zittern.

„Bleibt hier, ich bin gleich wieder zurück.“ sagte der Daiyoukai zu seinen drei Begleitern.

~Hoffentlich ohne das Menschenweib.~ fügte er in Gedanken noch hinzu.

„Los.“ Er sah zu Kagome und setzte sich in Bewegung in Richtung Höhle.

Nach nur wenigen Minuten waren sie wieder von der Dunkelheit verschluckt. Der Mensch klammerte sich schon wieder an seinen Ärmel.

Sie würde gleich wieder dahin zurückgehen, wo sie hergekommen war. Und das war auch gut so. Sie tat ihm nicht gut, überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Je früher sie weg war, desto besser also beschleunigte er seine Schritte noch einmal.

Nach wenigen Minuten wurde es wieder hell um sie herum und die Hexe erschien.

„Ihr seid wieder hier.“ hauchte sie geheimnisvoll.

„Und wir haben dir mitgebracht was du wolltest.“ sagte Kagome, hielt ihr das Ei entgegen und sah sie erwartungsvoll an.

Die Hexe nahm ihr das Ei ab und verschwand dann im Dunkeln.

„Hey!“ rief Kagome und wollte ihr hinterher gehen, doch Sesshomaru hielt sie zurück.

Nach einigen Sekunden tauchte die Hexe wieder auf, ohne das Ei. Kagome wirkte erleichtert. Chiyoku zog eine dünne Kette mit einem schweren Amulett aus ihrem Ärmel. In der anderen Hand hielt sie eine kleine Nadel, die grün schimmerte. Sie führte diese Nadel zu ihrem rotleuchtenden Auge. Kagome schloss die Augen und drehte ihr Gesicht weg. Die Hexe stach sich mit der Nadel in das Auge. Eine einzelne Träne trat hervor und rann an ihrer Wange hinab. Die leuchtete ebenfalls rot. Bevor sie herunterfallen konnte fing sie sie mit dem Amulett auf. Die Flüssigkeit verbreitete sich über die glatte Oberfläche und wurde dann scheinbar eingezogen. Der Anhänger fing an zu funkeln und leuchtete leicht. Chiyoku reichte die Kette Kagome.

„Es wird noch ein wenig dauern bis es völlig einsetzbar ist. Es muss erst vollständig aufleuchten.“ sagte die Hexe.

„Oh…ok.“ sagte Kagome leise. „Und wie benutzt man es?“ fragte sie dann noch.

„Wenn es soweit ist, nimm es in die Hand und denke einfach fest an den Ort und die Zeit zu denen du möchtest.“ sagte die Hexe.

Plötzlich fuhr Sesshomaru neben ihr herum. „Verdammt.“ stieß er aus und lief los, aus der Höhle. Kagome eilte ihm hinterher.

„Eine vollkommene Mondphase muss vorüber gehen, dann kann man es wieder benutzen.“ rief die Hexe ihnen noch hinterher.
 

~Einen Monat also.~ dachte Kagome als sie Sesshomaru hinterher rannte. Im Laufen legte sie sich die Kette um den Hals. Was war nur los mit ihm? Dann spürte sie es auch. Zwei Dämonenauren. Das war nicht gut. Gar nicht gut.

Als sie draußen ankamen, konnte Sesshomaru schon die beiden Drachen am Himmel erkennen. Er sah zu Rin, Jaken und Ah-Uhn.

„Los, in die Höhle, sofort!“ forderte er die drei auf und sie verschwanden. Dann sah er zu Kagome.

„Ist es schon fertig?“ fragte er. Sie sah auf die Kette.

„Nein.“ sagte sie und schüttelte den Kopf.

Er knurrte und in dem Moment landeten die beiden Drachenyoukai vor ihnen. Sie verwandelten sich in ihre menschliche Form. Jetzt standen dort Akito und die Youkai aus dem Drachennest.

„Was hast du mit meiner Schwester gemacht, du räudiger Köter!“ schrie Akito. Seine Aura sprudelte nur so vor Zorn.

„Lass nur Bruderherz, ich kümmere mich schon um ihn.“ sie lächelte. Böse. Es schien ihr wieder gut zu gehen.

„Aber Akako…“ der Youkai sah seine Schwester an.

„Schon gut. Beschäftige du dich doch mit dem Menschenweib, Akito.“ raunte sie und stürmte blitzschnell auf Sesshomaru zu. Dieser wich ihr aber aus. Sie verwandelte sich, ebenso wie Sesshomaru. Schon begannen sie zu kämpfen.

Kagomes beobachtete die beiden, sie bewegten sich blitzschnell, sodass sie sie gar nicht richtig verfolgen konnte. Ihr Blick glitt wieder zu Akito. Er kam mittlerweile auf sie zu gerannt. Schnell. Viel zu schnell. Sie war wie erstarrt. Was sollte sie tun? Sie hatte weder Bogen, noch sonst irgendetwas bei sich. Mit einem Blick auf die Kette musste sie feststellen, dass sie immer noch nicht fertig war. Als Akito sie fast erreicht hatte löste sie sich aus ihrer Starre drehte sich um und begann zu laufen. So schnell sie konnte.

„Lauf doch nicht vor mir weg, meine Schöne.“ flötete er hinter ihr.

Sie warf kurz einen Blick zurück, er war schon viel zu nah. Sie sah wieder nach vorn, erblickte noch kurz den Ast, doch es war schon zu spät. Sie konnte nicht mehr ausweichen und lief dagegen. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und fühlte sich benommen.

Plötzlich schlagen sich zwei Arme um ihren Oberkörper und hielten sie fest. Sie zappelte und versuchte sich von ihm loszureißen.

„Hey hey.“ lachte Akito in ihr Ohr.

„Lass mich los. Sofort!“ schrie sie.

„Ich sollte dich wohl erst einmal ein wenig unter Kontrolle bringen, meine Schöne.“ flüsterte er in ihr Ohr. Eine Gänsehaut überzog ihren Rücken und ihr wurde übel.

Er hielt sie jetzt nur noch mit dem einen Arm fest und mit der anderen Hand packte er grob ihr Handgelenk. Er drückte ihren Arm an ihrem Rücken nach oben. Sie schrie kurz vor Schmerz auf und versuchte dann auf die Zehenspitzen zu kommen um ihn zu verringern. Er griff auch nach ihrem anderen Handgelenk, überkreuzte sie und hielt sie nur noch mit einer Hand fest.

„Wirst du mir jetzt gehorchen?“ raunte er in ihr Ohr.

„Vergiss es!“ presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er lächelte böse und schob ihre Arme noch ein Stück höher. Sie wimmerte.

„Und jetzt?“ fragte er.

„Du bist doch nur ein erbärmlicher Lurch.“ flüsterte sie. Er knurrte. Sie spürte wie seine Aura noch zorniger wurde. Er packte sie an den Haaren und zog ihren Kopf so nach hinten. Sie schluchzte und Tränen rannen ihre Wangen herab.

„Ach ja?“ zischte er.

„Ja.“ wimmerte sie.

„Dann werde ich dir wohl das Gegenteil beweisen müssen.“ er lachte an ihrem Ohr. Sein Atem war beißend und heiß.

Seine Hand glitt von ihren Haaren zu ihrem Hals, hielt dann ihr Kinn fest und zog es noch weiter nach oben. Dann legte er seine Lippen auf ihren Hals. Seine spitze Zunge schnellte hervor und fuhr von ihrer Halsbeuge bis zu ihrem Kinn hinauf. Eine heiße, brennende Spur blieb dabei auf ihrer Haut zurück. Sie jammerte.

„Nein, Bitte. Hör auf damit.“ flehte sie.

„Och gefällt es dir etwa nicht, meine Schöne?“ raunte er.

„Nein, natürlich nicht!“ kreischte sie panisch. Er knurrte wieder und vergrub dann seine Zähne in ihrem Hals. Sie schrie. Plötzlich ließ er von ihr ab und warf sie zu Boden. Sie landete auf dem Bauch und hob dann ihren Kopf wieder. Das Amulett lag direkt vor ihr und es war immer noch nicht so weit. Verdammt. Sie wollte gerade aufstehen als sie grob an der Schulter gepackt und auf den Rücken gedreht wurde. Sie sah dem Drachenyoukai panisch entgegen. Ihr Hals schmerzte, sie fuhr sich mit den Fingern an der Stelle entlang und fühlte ein wenig Blut. Sie sah ihn böse an. Doch er grinste nur süffisant und die Angst keimte wieder in ihr auf.

Er kniete sich zu ihr herunter, packte ihre Handgelenke und führte sie über ihrem Kopf zusammen. Mit einer Hand hielt er sie so fest. Sie zappelte und versuchte nach ihm zu treten, doch das schien ihm gar nichts auszumachen. Mit der anderen Hand zog er ihren Kimono bis zu ihren Oberschenkeln hoch. Ihre Augen weiteten sich vor Angst. Sie atmete unregelmäßig und ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust.

„Lass gefälligst die Finger von mir!“ schrie sie.

Er lachte nur, platzierte sein Knie zwischen ihren Beinen und schob sie so auseinander. Sie zappelte wieder, doch es half nichts, er hielt sie erbarmungslos fest. Er schob nun auch sein anderes Bein zwischen ihre Schenkel und legte sich auf sie.

„Geh runter v-“ er unterbrach sie indem er seine Lippen hart auf ihre presste. Sie würgte. Er drückte seine Zunge gegen ihre Lippen, doch sie presste sie so fest sie konnte aufeinander. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und weinte. Er packte mit seiner freien Hand ihren Hals und drückte zu. Mit seiner Zunge verdeutlichte er ihr, dass sie ihm Einlass gewähren musste damit er aufhörte zuzudrücken. Zunächst weigerte sie sich, doch als sie kaum noch Luft bekam blieb ihr nichts anderes mehr übrig. Sie öffnete die Lippen nur einen Spalt und er stieß gewaltsam seine Zunge in ihren Mund. Sie schluchzte als er ihre Zunge mit seiner berührte. Sein Atem war heiß, ächzend und brannte in ihrer Lunge. Akito ließ ihren Hals los und glitt mit seiner Hand an ihr herunter. An ihren Brüsten angekommen stoppte er seine Bewegung.

Kagome fragte sich wo Sesshomaru war. Sie würde alles dafür geben, dass er sie von diesem ekelhaften Widerling befreite. Sie spürte wie Akito zudrückte und schluchzte ihm entgegen. Seine Hand fuhr weiter nach unten und umfasste dann ihren Hintern. Er drückte sie noch näher an sich und presste sich selbst noch mehr an sie. Kagome konnte nur allzu deutlich seine angeschwollene Erregung spüren. Sie versuchte krampfhaft ihre Beine wieder zu zudrücken oder ihn wegzuschieben, doch es gelang ihr nicht. Sie weinte, schluchzte und jammerte.

Plötzlich hörte sie eine Stimme und sie war nie im Leben froher gewesen, diese Stimme zu hören.

„Hast du beim letzten Mal nicht verstanden, dass du sie in Ruhe lassen sollst?“ knurrte der Daiyoukai hinter ihrem Kopf.

Akito hob den Kopf um Sesshomaru anzusehen, erhob sich aber nicht von Kagome. Sesshomaru holte mit seiner Giftpeitsche aus und schleuderte ihn damit von ihr, gegen den nächsten Baum. Kagome stand zitternd auf und lief zu Sesshomaru. Sie klammerte sich an ihm fest und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell. Sie weinte und schluchzte immer noch. Er legte einen Arm um sie, ihr Körper zuckte und bebte.

Ihnen gegenüber erhob sich Akito wieder, als er sicher stand verwandelte er sich. Er holte tief Luft und spie ihnen dann einen Feuerball entgegen. Sesshomaru hob mit Kagome zusammen ab um auszuweichen. Er sah sie an und stellte fest, dass das Amulett nun vollständig leuchtete.

„Kagome. Das Amulett.“ er rüttelte an ihr. Sie hatte sich schon ein klein wenig beruhigt und schaute auf die Kette. Sesshomaru hielt sie fest, also nahm sie es ihn beide Hände und versuchte an ihr Ziel zu denken. Ihr Zimmer. Ihr Bett. Ihr weiches warmes Bett. Die rosa Decke und ihr rosa Kissen mit den Rüschen…

„Warte bis ich dich losgelassen habe.“ rief Sesshomaru noch als er einem Schlag des Drachen auswich. Doch es war schon zu spät. Von einer Sekunde auf die andere waren sie von gleißend hellem Licht umgeben und wurden davon verschluckt.
 

Kagome landete auf etwas weichem und in der nächsten Sekunde landete etwas Schweres auf ihr und ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter. Langsam öffnete sie die Augen und erstarrte fast. Sesshomaru lag auf ihr! Seine Haare lagen in ihrem Gesicht und kitzelten sie. Auch er regte sich jetzt langsam. Als er sich bewegte tat ihre Schulter noch mehr weh.

„Ah. Warte. Nicht bewegen.“ presste sie hervor.

Er sah sie an und blickte dann zu ihrer rechten Schulter. Einer der spitzen Stacheln seiner Rüstung steckte darin und der andere hatte nur knapp ihren Hals verfehlt. Sie sah ihn ängstlich an.

„Beiß die Zähne zusammen.“ sagte er ruhig. Sie nickte, schloss die Augen, atmete ein Mal tief ein und aus und machte sich dann bereit. Er legte seine Hände neben ihren Kopf und drückte sich dann so langsam und vorsichtig wie möglich von ihr weg. Als der den Teil seiner Rüstung aus ihrer Schulter gezogen hatte stoppte er die Bewegung und besah die Wunde. Sie blutete. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die andere Wunde an ihrem Hals, die Akito ihr zugefügt hatte. Aus irgendeinem Grund verspürte er Zorn als er die Verletzung sah. Sein Blick glitt wieder zu ihrem Gesicht. Sie schaute ihn ängstlich an und atmete stoßweise. Außerdem hatte sich eine leichte Röte auf ihre Wangen gelegt. Als ihm bewusst wurde, dass er noch immer auf ihr lag, fuhr er abrupt hoch und stand auf.

Plötzlich wurde hinter ihnen die Tür aufgerissen. Beide fuhren blitzschnell herum. Dort stand eine Frau mit kurzen Haaren. Sie hatte die Hand vor den Mund geschlagen und Tränen in den Augen.

„Kagome.“ wisperte sie.

„Mama.“ hauchte Kagome und begann zu weinen.

Sesshomaru in der Neuzeit

Kapitel 10 - Sesshomaru in der Neuzeit
 

Kagome stürzte auf ihre Mutter zu, schlang ihre Arme um sie und schluchzte dann an ihrer Schulter. Sie konnte es einfach nicht mehr zurückhalten, endlich war sie wieder zu Hause.

„Beruhige dich mein Liebes.“ sie tätschelte ihrer Tochter den Kopf. „Komm du kannst Opa, Sota und mir gleich in aller Ruhe erzählen was passiert ist.“ Kagome rückte ein Stück von ihr ab, wischte sich die Tränen weg und nickte.

Frau Higurashi blickte dann zu dem Youkai, der im Zimmer stand und die beiden Frauen merkwürdig musterte.

„Wer ist denn das Kagome?“ flüsterte sie ihr ins Ohr, doch Sesshomaru konnte sie trotzdem sehr gut hören.

„Oh.“ meinte Kagome und blickte zu dem Daiyoukai. „Das ist Sesshomaru. Er kommt aus der Sengoku-Zeit und ist…Inu Yashas Halbbruder.“

„Ah. Sie sehen Inu Yasha wirklich ähnlich.“ sagte Frau Higurashi freundlich und verbeugte sich, wartete auf seine Begrüßung, doch diese blieb aus. Sie richtete sich schnell wieder auf und sah den Youkai verwirrt an. Sein kalter Blick ließ sie erschauern.

„Ähm…komm doch dann einfach runter zu uns, Liebling.“ sagte sie zu Kagome und verschwand dann aus dem Zimmer.

„Was sollte das denn?!“ fragte sie den Daiyoukai gereizt und stemmte die Hände in die Hüften. Ein Fehler. Sie zuckte zusammen als ein Schmerz ihre Schulter durchfuhr.

„Ach verdammt.“ nuschelte sie und setzte sich auf ihr Bett. Sie schob ihren Kimono ein Stück von ihrer Schulter und besah sich die Wunde. Sie musste verbunden werden. Seufzend stand sie auf.

„Warte hier kurz. Ich bin gleich wieder da.“ sagte Kagome und verschwand nur kurz aus dem Zimmer um danach mit Verbandszeug wiederzukommen. Sie hatte den Eindruck, dass Sesshomaru sich keinen Millimeter bewegt hatte. Sie setzte sich wieder diesmal an den Schreibtisch und rollte den Verband ab. Sie legte die Wunde frei und versuchte den Stoff darum zu wickeln.

„Also, du hast meine Frage nicht beantwortet.“ stellte sie fest, als sie fertig war.

„Hn. Sie hat es gewagt mich mit diesem widerlichen Hanyou zu vergleichen. So jemand verdient Höflichkeiten meinerseits nicht.“ sagte er kühl. Kagome seufzte.

„Woher soll sie denn wissen wie du zu Inu Yasha stehst? Und außerdem…wenn man verwandt ist, bringt das nun mal eine gewisse Ähnlichkeit mit sich.“ Sie spürte wie seine Aura mit jedem ihrer Worte zorniger wurde.

Er sah sie wütend aus seinen kalten Augen an. Sie konnte dem Blick nicht standhalten und drehte ihren Kopf weg. Sie sah ihn wieder an, er war immer noch wütend und starrte auf sie herab. Zu gern hätte sie gewusst was in seinem Kopf vorging.

„Also, das Amulett funktioniert erst in einem Monat wieder. Ich denke solange wirst du wohl oder übel mit meiner Familie und mir zurechtkommen müssen.“

„Hättest du gewartet bis ich dich los gelassen hätte, müsste ich jetzt nicht hier sein.“

Sie stellte sich vor ihm hin, um sich nicht ganz so klein vorzukommen.

„Tut mir ja leid, dass ich nicht bei lebendigem Leib verbrannt werden wollte.“ motzte sie.

„Ich hätte dieses mickrige Reptil ohne Probleme erledigen können.“ sagte der Daiyoukai und knackte mit seinen Fingerknöcheln.

„Apropos…was ist eigentlich mit Akitos Schwester passiert?“

Statt ihr zu antworten lächelte Sesshomaru nur. Er lächelte doch tatsächlich! Doch die Art und Weise ließ Kagome das Blut in den Adern gefrieren.

„Oh…a-aber warum freust du dich nur so darüber?“ rief sie.

„Ich bin kein niedliches Hündchen falls du das noch nicht bemerkt haben solltest. Und außerdem, hätte ich sie nicht erledigt, hätte ich auch nicht Akito aufhalten können. Wäre dir das lieber gewesen?“ fragte Sesshomaru herausfordernd.

„Hmpf. Nein. Natürlich nicht. Dieser widerliche Typ…“ Sie verzog angewidert das Gesicht.

Kagome machte sich auf in Richtung Tür und sah dann zu Sesshomaru.

„Kommst du mit? Ich gehe jetzt runter.“ sagte sie.

Er schien kurz zu überlegen und folgte ihr dann. Als sie die Treppe hinunter liefen, blieb sie noch einmal kurz stehen und drehte sich zu ihm um.

„Spiel bitte wenigstens ein wenig Höflichkeit vor, auch wenn du es nicht so meinst.“ Kagome wartete auf keine Antwort, stattdessen drehte sie sich wieder nach vorn und lief weiter. Sie konnte hinter sich nur noch sein übliches „Hn.“ hören.

Als sie unten ankamen, saßen ihre Mutter, ihr Opa und ihr Bruder am Küchentisch.

„Kommt doch setzt euch, ihr seid doch sicher hungrig!“ forderte Mutter Higurashi die beiden auf.

Sota stand von seinem Platz auf und umarmte seine Schwester.

„Kagome, du bist ja doch wieder gekommen!“

„Ja, Sota. Ich freue mich auch dich wieder zu sehen!“ sagte sie und wuschelte durch sein Haar.

Kagome setzte sich und wartete darauf, dass Sesshomaru sich neben sie setzte. Doch stattdessen ging er auf ihre Mutter zu. Kagome wollte gerade aufstehen als er sich vor ihr verneigte. Fast wäre ihr Mund offen stehen geblieben.

„Vielen Dank für das Essen und verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeiten von eben. Ich war wohl noch etwas…verwirrt hier in dieser Zeit zu sein.“

„Oh…das verstehe ich. Das ist ja auch nicht so schlimm, Sesshomaru-sama.“ sagte Kagomes Mutter und lächelte den Daiyoukai an.

„Opa, Sota, das ist Sesshomaru, Inu Yashas Halbbruder.“ sagte Kagome und beruhigte sich wieder, das hatte sie nicht von ihm erwartet. Schließlich setzte er sich neben sie.
 

„Also Kagome, ich freue mich wirklich, dass du wieder hier bist. Aber wolltest du nicht bei Inu Yasha bleiben?“ fragte ihr Opa. Kagome seufzte.

„Ja…das wollte ich, aber er hatte es sich anders überlegt. Er hatte mir versprochen sich mit dem Juwel in einen Menschen zu verwandeln, doch als ich bei ihm ankam, sagte er mir, er wolle das Juwel nutzen um eine Frau wiederzubeleben. Die Frau in die er sich vor Jahren verliebt hatte, Kikyou.“

„Oh mein Schatz, das muss ja schrecklich für dich gewesen sein.“ meinte ihre Mutter und sah sie mitleidig an.

„Ich denke ich bin darüber hinweg, aber an diesem Tag bin ich vor ihm weggelaufen, mit dem Juwel.“ Sie überlegte kurz und entschied sich dafür ihren Tod und die Wiedererweckung durch Sesshomaru auszulassen.

„Ich bin dann auf Sesshomaru getroffen und habe das Juwel dafür benutzt seinen Arm, den er vor einiger Zeit in einem Kampf verloren hatte, wiederherzustellen. Inu Yasha und Kikyou verachteten mich dafür weshalb ich mit Sesshomaru gegangen bin, er hatte mir versprochen einen Weg zu finden wieder nach Hause zu kommen. Wir sind zu einer Hexe gegangen, die uns ein Amulett versprach, mit dem man durch die Zeit reisen kann. Sie wollte, dass wie ihr dafür ein Drachenei bringen.“ Sie zeigte auf das Amulett.

„Was?! Ein Drachenei? Aber diese Kreaturen sind doch bestimmt sehr gefährlich!“ rief ihr Opa entsetzt.

„Ach Opa, Sesshomaru war doch dabei. Er ist ziemlich stark, weißt du.“ sagte Kagome und wurde plötzlich rot. Was zur Hölle sagte sie denn da?

„Ähm…jedenfalls haben wir ihr ein Drachenei beschafft und sie hat uns das Amulett gegeben, doch die Drachen hatten uns verfolgt und griffen uns an. Sesshomaru hatte mich gerade vor einem von ihnen beschützt als das Amulett aktiv wurde und dadurch uns beide hierher brachte.“

„Oh Liebling, ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“ sagte ihre Mutter. „Vielen, vielen Dank, dass Sie auf meine Tochter aufgepasst haben, Sesshomaru-sama.“ sagte sie anschließend zu dem Dämon.

Dieser nickte nur.

„Sesshomaru braucht das Amulett um zurück zu kommen, aber es braucht einen Monat um sich wiederaufzuladen.“ sagte Kagome an ihre Mutter gewandt.

„Oh, Sie können natürlich solange hier bleiben Sesshomaru-sama.“

„Vielen Dank.“ erwiderte der Daiyoukai. Kagome sah ihn wieder fassungslos an. Was war nur mit ihm los? Sollte er plötzlich doch noch zum Menschenfreund werden?
 

Nachdem sie gegessen hatten, stand Kagome auf und ging wieder nach oben ihr Zimmer. Sesshomaru folgte ihr. Sie brauchte dringend ein wenig Schlaf und vor allem ein Bad, so schmutzig wie sie sich immer noch fühlte, aber zunächst wollte sie noch wissen was mit Sesshomaru los war. Sie öffnete die Tür, ließ ihn durch und schloss sie dann wieder hinter sich.

„Was ist eigentlich los mit dir?“ fragte sie ihn stirnrunzelnd.

„Hn?“ machte er. Da war wieder der Sesshomaru, den sie kannte.

„Erst hältst du es nicht für nötig meine Mutter überhaupt zu begrüßen und auf einmal bist du so freundlich zu ihr! Was soll das?“ rief sie.

„Warum beschwerst du dich? Du wolltest es doch so.“ sagte er tonlos.

„Tzä. Als ob du tun würdest, was ich möchte!“ sagte sie sarkastisch.

„Das würde ich wohl wirklich nicht, aber ich muss ja einige Zeit hier bleiben, da bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig. Wenn ich könnte wäre ich schon längst wieder weg.“ sagte er und blickte Kagome kühl an.

„Gut zu wissen.“ sagte sie schnippisch und sah ihn ebenfalls an, dann seufzte sie.

„Also gut, ich weiß, dass du uns Menschen einschließlich mich nicht ausstehen kannst. Ich möchte meiner Familie aber keinen Ärger bereiten, also hoffe ich, dass du zumindest für die Zeit, in der du hier bist, damit umgehen kannst.“ Sie fühlte sich plötzlich so matt und hoffte, dass es jetzt nicht anfangen würde zu diskutieren.

„Hn.“ machte er nur.

„Gut.“ sagte sie, ging aus dem Zimmer ins Bad.

Sie drehte das Wasser auf und Schaum bildete sich. Vor dem Spiegel zog sie sich aus und musste feststellen, dass sie ziemlich mitgenommen aussah. Die beiden Narben von Kikyous Pfeilen waren zwar kleiner geworden, aber vor allem die schwarze war noch deutlich sichtbar. Sie seufzte und wickelte den Verband von ihrer Schulter. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Sie suchte in dem Badschrank nach einer Wundsalbe und trug diese vorsichtig auf die Wunde an ihrer Schulter und die andere Wunde an ihrem Hals auf. Dann stieg sie langsam in das warme Wasser. Es prickelte auf ihrer Haut und sie entspannte sich sofort, so sehr, dass sie schließlich einschlief.
 

Sesshomaru sah sich derweil in ihrem Zimmer um. Einige von den Sachen und Möbelstücken hatte er noch nie gesehen und konnte sich auch nicht erklären wozu diese gut sein sollten. Er schob den seltsamen Stuhl mit Rädern weg und ging zum Fenster. Auf dem Hof sah er Kagomes kleinen Bruder, der einem dicken Kater hinterher lief. Der Kater blieb plötzlich stehen und sah hoch zum Fenster und Sota sah ebenfalls hoch.

„Ach Buyo, das ist Sesshomaru-sama, Inu Yashas Bruder.“ meinte der Junge zu dem Kater.

Buyo sah noch einmal zu dem Daiyoukai hoch, fauchte ihn an und lief dann davon. Sota hinterher.

Sesshomarus Blick fiel auf den riesigen Baum, der auf dem Hof stand. Er hatte eine längliche Narbe in der Rinde. Er spürte eine gewisse Energie, die von dem Baum ausging. War das nicht der Baum an dem diese untote Miko seinen unnützen Hanyoubruder gebannt hat?

Er setzte sich vor das Fenster und schloss die Augen. Wie sollte er es nur so lange zwischen diesen ganzen Menschen aushalten? Wieso hatte er dieses Menschenweib überhaupt mitgenommen? Weil sie das Juwel genutzt hatte um ihm seinen Arm wiederzugeben? Wegen Rin? Hatte sie ihn weich werden lassen? Das durfte er unter keinen Umständen zulassen.

Rin. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie, Jaken und Ah-Uhn noch in der Höhle der Hexe waren als er verschwand. Er hoffte, dass Akito verschwunden war nachdem Kagome und er weg waren.

~Wenn diese Kröte Rin auch nur ein Haar krümmt, reiße ich ihn höchst persönlich in Stücke.~ sagte er sich und ballte die Hände zu Fäusten. Doch es brachte ihm jetzt auch nichts sich darüber Gedanken zu machen, da er ja hier festsaß. Und diese Kagome war schuld daran, dafür würde sie noch büßen. Ein grausames Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen.

Nach einigen Minuten schob er sämtliche Gedanken davon, machte seinen Kopf leer und entspannte sich. Er beobachtete die Auren in der Nähe. In einiger Entfernung konnte er viele, sehr viele Auren ausmachen. Alle gehörten Menschen oder Tieren, aber er spürte keinen einzigen Youkai. Merkwürdig. War er hier der einzige Dämon? Er spürte ja nicht einmal einen Hanyou. Doch wie sollte das möglich sein? Haben sie gelernt ihre Dämonenauren zu verstecken oder gab es in dieser Zeit wirklich keine? Er hatte ja nun Zeit dies herauszufinden.

Sesshomaru konzentrierte sich wieder auf die Auren im Haus. Sota und der Kater schienen noch nicht wieder da zu sein. Kagomes Mutter und ihr Opa schienen sich im unteren Stockwerk zu unterhalten. Er konnte die beiden gut verstehen.

„Ich weiß nicht ob wir diesem Sesshomaru trauen sollten.“ sagte der alte Mann.

„Aber er hat uns Kagome zurück gebracht und sie beschützt. Ich glaube nicht, dass sie mit ihm mitgegangen wäre, wenn er eine Gefahr darstellen würde.“ sagte Frau Higurashi sanft.

„Hast du denn die Kälte und diesen Hass in ihm nicht gespürt?“ er war nun ein wenig aufgebracht.

„Doch natürlich. Wir wissen doch aber nicht was er erlebt hat, es gibt bestimmt einen Grund warum er so ist.“

„Er ist ein mächtiger Dämon und gefährlich!“

„Ich denke er braucht nur jemanden, der ihn auftaut und seine seelischen Wunden pflegt.“

„Ach, er ist einfach nur böse!“

„Nun beruhige dich doch. Wir werden sehen.“ Frau Higurashi lachte und dann entfernten sich die beiden Auren voneinander.

~Der alte Mann hat nicht Unrecht.~ stellte er fest.

Doch es gefiel ihm nicht, dass Frau Higurashi sich einbildete ihn zu kennen oder zu wissen was er braucht. Er brauchte nichts und niemanden.

Er beobachtete wieder die Auren. Kagomes Aura wirkte entspannt. Ihm stieg wieder dieser seltsame süße, fruchtige Geruch in die Nase. Dann veränderte sich ihre Aura wieder. Sie schien zu schlafen. War ihr Schlafbereich nicht hier? Er dachte nicht weiter darüber nach, es war ihm ganz recht falls er sie heute nicht mehr sehen musste. Doch schon nach wenigen Minuten war sie wieder aufgewacht und ihre Aura bewegte sich wieder auf ihn zu.
 

Kagome spülte sich den Schaum ab nachdem sie wieder aufgewacht war und stieg dann aus dem Wasser. Sie trocknete sich ab und zog sich um. Ein kurzes Kleid in verschiedenen Blautönen, dann wickelte sie sich noch ein Handtuch um ihre nassen Haare und machte sich wieder auf den Weg in ihr Zimmer. Sie öffnete die Tür und sah, dass Sesshomaru vor dem Fenster auf dem Boden saß.

„Warum setzt du dich denn auf den Boden?“ fragte sie und stellte sich vor ihn.

Er öffnete die Augen und sah sie an, antwortete aber nicht. Sie setzte sich auf ihr Bett und sah ihn weiter an.

„Du bist schuld.“ sagte er schließlich. Leise und schneidend.

„Was?! Was meinst du damit?“ Kagome sah ihn fassungslos an.

„Wegen dir muss ich jetzt hier sein, unter diesen ganzen…Menschen.“ Er spuckte das letzte Wort förmlich aus und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Was hast du nur für ein Problem? Hat dir jemals ein Mensch etwas Böses getan?“ zischte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Menschen sind schwache Kreaturen…ihre Gegenward widert mich an.“

Kagome stand auf und stellte sich mit den Händen in den Hüften von ihn.

„Ja…natürlich. Und deswegen hast du auch schon seit längerem ein kleines Menschenkind in deiner Gruppe!“ spottete sie. Auch Sesshomaru stand nun auf.

„Lass Rin aus dem Spiel und wage es nicht dich über mich lustig zu machen.“ knurrte er.

„Wenn du so abfällig über die Menschen sprichst, dann hast du es nicht anders verdient.“

Er knurrte und packte sie an ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen und wimmerte als er ihre Wunde berührte.

„Ah. Was soll das? Vorhin warst du noch fast erträglich und jetzt bist du wieder so!“ stieß sie zornig hervor.

„Deiner Familie gegenüber werde ich mich normal verhalten um die Zeit einigermaßen ruhig überstehen zu können, aber dir gegenüber werde ich mich nicht verstellen!“ zischte er ihr leise entgegen.

„Wie kann man nur so ein sturer Idiot sein?!“ meckerte Kagome.

Er knurrte tief und böse und drückte sie gegen die Wand hinter ihm.

„Lass mich gefälligst los!“ zischte sie und versuchte ihn mit ihren Fäusten wegzudrücken, ohne Erfolg.

Er schob ihre Arme hinter ihren Rücken, drückte sie wieder gegen die Wand, sodass sie sie nicht mehr bewegen konnte. In Kagome rief diese Situation die Erinnerungen daran zurück, wie Akito sie bedrängt hatte. Ihre Atmung beschleunigte sich und sie geriet in Panik. Sie wand sich hin und her um sich zu befreien doch er war zu stark. Sie fing an zu wimmern.

Plötzlich hielt er ihr den Mund zu und lauschte. Kagome beobachtete ihn und fragte sich was plötzlich los war. Dann sah er sie wieder an und sie starrte böse zurück.

Er führte sein Gesicht nah an ihres und flüsterte: „Vergiss nie, dass ich dich mit nur einer Handbewegung töten könnte. Wage es nie wieder mich zu verspotten!“

Dann klopfte es an der Tür. Sesshomaru besah Kagome noch einmal mit einem eiskalten Blick und ließ sie dann los. Sie atmete einmal tief ein und aus, schüttelte die Gänsehaut ab und öffnete dann die Tür.

Sota stand vor ihr mit Buyo auf dem Arm.

„Hier Kagome, ich glaube er wollte dich auch begrüßen.“ sagte ihr kleiner Bruder.

Kagome nahm den Kater in die Arme und streichelte ihn. Doch Buyo schien sich nicht sonderlich für sie zu interessieren, stattdessen fixierte er Sesshomaru und fuhr die Krallen aus. Der Hundeyoukai sah den Kater böse an, worauf dieser fauchte. Sesshomaru knurrte leise und der Kater sprang von Kagomes Armen und kratzte sie dabei. So schnell hatte sie ihren Kater noch nie aus dem Zimmer laufen sehen. Sesshomaru warf sie einen bösen Blick zu, denn so schnell würde sie sich nicht von ihm unterkriegen lassen.

„Buyo wird wohl nie ein Hundefreund werden.“ sagte sie dann zu Sota.

„Da hast du wohl recht, ich werde mal schauen wo er hingelaufen ist.“ meinte der Junge und lief davon.

Kagome schloss die Tür als ihr Bruder wieder weg war und seufzte dann.

„Also gut, Sesshomaru-sama, hör zu, das funktioniert so nicht. Ich würde diesen Monat gern in einem Stück überstehen.“ stellte sie fest.

„Den Eindruck habe ich nicht wirklich.“ sagte er trocken und Kagome rollte mit den Augen.

„Da wir beide unterschiedliche…Ansichten vertreten, würde ich vorschlagen, dass wir solche Themen auslassen und uns nicht gegenseitig angreifen…auf welche Art auch immer.“

„Na schön.“ sagte der Daiyoukai kühl.

„Gut, dann schlag ein, dann vergesse ich auch was eben passiert ist.“ sagte Kagome und reichte ihm ihre Hand.

„Ich soll was…?“ fragte er und sah auf ihre Hand.

„Oh.“ sie sah ihn an. „Hier in dieser Zeit besiegeln wir eine Abmachung indem wir uns die Hände reichen.“ sagte sie und sah auf seine Hände.

„Hn.“ machte Sesshomaru und reichte ihr widerwillig seine Hand, woraufhin sie sie schüttelte.

~Das kann ja interessant werden.~ dachten beide gleichzeitig als sie die Hand des jeweils anderen wieder losließen.

Eine Verabredung

Kagome schaute in die Tasse, die vor ihr stand. Der Dampf des Tees stieg vor ihrem Gesicht auf, dann sah sie wieder hoch in die Gesichter drei erwartungsvoll schauender Mädchen. Sie sah ihre Freundinnen Eri, Ayumi und Yuka zum ersten Mal wieder seit sie zurück war und nun verlangten sie nach einer Erklärung. Sie wusste von ihrem Opa, dass er ihnen gesagt hatte, dass sie ein Jahr als Au Pair in Europa verbrachte. Sie musste lächeln, scheinbar hatte er gehofft, dass sie zurückkam.

„Also…Ähm…die Familie war wirklich toll…aber ich bin oft mit der Freundin des jüngsten Sohnes der Familie aneinander geraten…da sie eifersüchtig auf mich war, weil ich gut mit ihm verstanden hatte. Um keinen Streit auszulösen bin ich dann gegangen und vor drei Wochen wieder nach Hause gekommen.“

Ein kleiner Funken Wahrheit steckte ja in dieser Geschichte, aber wirklich nur ein ganz kleiner. Sie dachte an die letzten drei Wochen zurück. Nach der Abmachung mit Sesshomaru war es einigermaßen ruhig zwischen ihnen verlaufen. Nur wenige Male hatten sie sich gestritten und er war noch immer genauso stur wie sonst.

„Du bist seit drei Wochen wieder hier und hast dich nicht bei uns gemeldet?“ fragte Eri aufgebracht und Ayumi und Yuka nickten zustimmend.

Oh verdammt. Hätte sie doch gesagt sie wäre erst gestern oder vorgestern wieder gekommen. Doch sie hatte die vergangenen drei Wochen für sich gebraucht um sich zu erholen und alles zu verarbeiten. Sie hatte erst nach einigen Tagen bemerkt wie ausgelaugt und erschöpft sie wirklich war.

„Ich…war ziemlich krank. Ich denke ich hatte mich im Flugzeug bei jemandem angesteckt.“ Log sie schnell.

„Oh, aber du scheinst ja wieder gesund zu sein.“ Sagte Ayumi.

„Ja. Es geht mir gut.“ Lachte Kagome.

„Aber du hättest uns trotzdem Bescheid sagen können.“ meinte Eri trotzig.

„Ja, natürlich. Es tut mir leid.“

„Hast du denn Hojo schon wieder gesehen? Er hat ständig nach dir gefragt.“ fragte Yuka.

„Nein noch nicht.“ Und schon fingen sie wieder dieses Thema an, sie war es langsam leid. Sie war nie in ihn verliebt und würde es auch nie sein.

„Er hat gefragt ob du zu unserem Halloween-Klassentreffen hier bist. Er wird sich sicherlich freuen, dass du hier bist und mit ihm zusammen hingehen kannst.“ Sagte Yuka lachend.

„Ähm…Halloween-Klassentreffen?“ fragte Kagome.

„Achja, das kannst du ja noch gar nicht wissen. In einer Woche findet ein Klassentreffen statt und der Tag fällt mit Halloween zusammen. Ayumi geht als böse Fee, Eri als Fuchs und ich als Vampir. Du wirst doch auch kommen, oder Kagome?“ Yuka sah sie mit großen Augen an, da konnte sie doch schlecht nein sagen.

„Ja, warum auch nicht.“

„Und wirst du mit Hojo gehen? Das wäre so romantisch.“ schwärmte Eri.

„Ich…denke nicht.“ Sie würde zwar gern zur Feier gehen, aber nicht mit ihm. Sie hatten sich schon ein paar Mal verabredet, aber sie war nie hingegangen. Er war zwar nett und sympathisch, aber mehr als Freundschaft empfand sie für ihn nicht.

„Was aber warum denn nicht?“ fragte Eri bestürzt.

„Da steckt doch sicherlich dieser untreue, gewalttätige und egoistische Typ dahinter. Willst du ihn mitbringen? Hat er sich denn endlich entschieden?“ fragte Ayumi.

„Ja, das hat er…“ meinte Kagome und blickte traurig in ihre Teetasse. „…aber nicht für mich.“ sagte sie und sah dann ihre Freundinnen wieder an. Drei mitleidige Blicke schlugen ihr entgegen.

„Jetzt schaut doch nicht so, ich denke ich bin schon darüber hinweg.“ Sie versuchte zu lächeln.

„Aber Kagome, dann wäre es doch vielleicht eine gute Ablenkung doch mit Hojo hinzugehen?“ schlug Yuka vor.

„Nein, ich-“

„Aber warum, Kagome?“ unterbrach Eri sie.

„Weil ich für Hojo nichts anderes als Freundschaft empfinde.“ rechtfertigte sie sich.

„Gib ihm doch wenigstens eine Chance!“

„Ich bringe jemand anderes mit!“ meinte Kagome nun trotzig, woraufhin Yuka, Eri und Ayumi nur mit großen Augen anstarrten und gleichzeitig zu grinsen anfingen.

„Und wen?“ fragte Yuka lächelnd.

Oh je. Was hatte sie denn jetzt schon wieder angerichtet? Wessen Namen sollte sie ihnen denn jetzt sagen? Und wo sollte sie binnen einer Woche eine Verabredung herbekommen? Das war unmöglich. Eine Woche. Plötzlich fiel ihr ein, dass es genau der Tag war an dem sich das Amulett aufgeladen haben würde. Sollte sie Sesshomaru fragen? Quasi als Abschiedsfeier? Innerlich fing sie an spöttisch zu lachen. Sesshomaru als ihre Verabredung das war ja lächerlich. Ihre Freundinnen hatten das kleine Lächeln ebenfalls bemerkt und sahen sie nun neugierig an.

„Aha. Du hast eben gelächelt. Du magst ihn also! Wer ist es?“ fragte Eri und Kagome sah sie erschrocken an.

„Ach so ein Blödsinn. Er ist… der älteste Sohn aus der Familie, bei denen ich als Au Pair war. Er wollte Japan sehen, darum ist er für einen Monat mit hierhergekommen. In einer Woche fliegt er wieder nach Hause.“ Kagome war erstaunt wie gut sie doch lügen konnte.

„Dann ist das deine letzte Chance ihm näher zu kommen, Kagome! Das musst du nutzen!“ rief Yuka aufgeregt.

„Hey! Das will ich doch aber gar nicht!“ protestierte sie.

„Ja, ja. Wir müssen unbedingt ein schönes Kostüm für dich finden!“

„Ich habe noch ein Katzenkostüm zu hause. Ich denke ich werde das anziehen.“

„Ohja. Das ist so niedlich.“

~Das ist nicht niedlich, das ist absolut lächerlich.~ dachte Kagome. Wie sollte sie Sesshomaru nur davon überzeugen mitzukommen? Zumindest verkleiden musste sie ihn nicht.

„Also gut. Und wo findet die Feier statt?“ fragte sie ein wenig später.

„In der Sporthalle unserer ehemaligen Schule. Die Schulleitung hat glücklicherweise zugestimmt.“ meinte Ayumi.

Sie saßen noch eine Weile so zusammen. Ihre drei Freundinnen erzählten von ihren Studiengängen und Ausbildungen, welche sie angefangen hatten und von Jungs, die sie toll fanden, währenddessen blieb Kagome eher ruhig. Als es schon anfing zu dämmern bezahlte Kagome für sie alle und dann trennten sie sich.

Auf dem Heimweg überlegte sie verzweifelt wie sie das „Verabredungs-Problem“ lösen sollte. Könnte sie ihnen nicht auch einfach sagen, dass er nicht mitkommen wollte? Das würden sie ihr so oder so nicht glauben. Sie überlegte ob sie bis zur Feier noch jemand anderes finden konnte, der sie begleiten würde. Ihr fiel allerdings niemand ein, also musste sie sich eine Strategie überlegen Sesshomaru zu überzeugen. Sollte sie ihn einfach geraderaus fragen? Ihm sagen, dass er es quasi als Abschied sehen konnte? Ob es ihn überzeugen würde, dass er dadurch die jetzige Zeit besser kennenlernen könnte? Sollte sie ihn vielleicht einfach anbetteln? Nein. Alles aber nicht das.

Sie seufzte als sie die Haustür öffnete und ihre Schuhe auszog.

„Bin wieder da!“ rief sie ins Haus.

„Hallo mein Schatz. Ich hoffe du hattest Spaß.“ rief ihre Mutter zurück.

„Ja hatte ich. Es war schön sie wieder zu sehen. In einer Woche findet ein Klassentreffen statt. Das Thema ist Halloween.“ sagte Kagome als sie zu ihrer Mutter in die Küche trat.

„Das ist doch schön. Weißt du schon was du anziehen wirst?“

„Ich denke mein Katzenkostüm. War hier auch alles in Ordnung?“

„Ja natürlich. Opa hat sich mal wieder mit seinen Schriftrollen beschäftigt, Sota war bei einem Freund und Sesshomaru-sama ist den ganzen Tag in deinem Zimmer geblieben. Es war fast als wäre er gar nicht da gewesen.“

„Ok, dann werde ich auch mal nach oben gehen.“ sagte sie und stieg dann die Treppen hinauf. Sie öffnete ihre Zimmertür und…nicht. Er war nicht da.

Sie lief zum Bad, klopfte an der Tür und öffnete sie dann langsam. Hier war er auch nicht. Also lief sie wieder nach unten und sah in jedem Raum nach. Nichts.

„Mama, hast du Sesshomaru heute schon gesehen?“ fragte sie ihre Mutter nachdem sie überall geschaut hatte.

„Hm. Nein, ich glaube nicht. Warum? Ist er nicht da?“ fragte sie nun besorgt.

„Nein, ist er nicht. Ich werde ihn suchen gehen. Falls er wieder kommt, ruft mich bitte auf dem Handy an.“ sagte sie und stürmte auch schon hinaus.

Es war inzwischen dunkel geworden. Wo war er nur hingegangen? Und noch viel schlimmer: Was könnte er alles angestellt haben? Kagome malte sich verschiedene Szenen aus und keine von ihnen war positiv. Sie lief so schnell sie konnte die lange Treppe, die zu ihrem Grundstück führte hinunter und entschied sich dann in die Richtung des Randgebietes der Stadt zu laufen. Er konnte ja die vielen Menschenauren in der Stadtmitte sicher spüren und würde sich wohl kaum dorthin begeben. Momentmal! Auren? Kagome blieb abrupt stehen und konzentrierte sich. Wenn sie seine Aura aufspüren könnte…und tatsächlich, da war sie. Allerdings noch ein Stück entfernt. Also lief sie schnell weiter, immer der Dämonenaura hinterher.

Nach einer Weile hatte sie schon das Stadtgebiet verlassen und lief in das angrenzende kleine Waldgebiet. Wo um Himmelswillen wollte er nur hin? Immer wieder stolperte sie über Wurzeln und Äste schlugen ihr entgegen. Doch langsam schien sie ihm näher zu kommen. Er musste wohl stehen geblieben sein.

Nach einigen weiteren Minuten kam sie an einem sehr kleinen Teich an und meinte ihn im schwachen Mondlicht erkennen zu können. Er stand einfach nur da und starrte auf das Wasser. Sie näherte sich langsam und war sich darüber bewusst, dass er längst wusste, dass sie da war.

„Sesshomaru.“ sprach sie ihn leise an. Er antwortete nicht, drehte aber seinen Kopf ein klein wenig in ihre Richtung. Das Zeichen, dass er es wohl akzeptierte wenn sie zu ihm ging.

Sie stellte sich ein Stück entfernt von ihm an das Ufer.

„Was machst du hier? Ich habe dich überall gesucht.“ meinte sie.

„Hn. Du machst dir Sorgen?“ spottete er.

„Wenn dann mache ich mir aber sicher keine Sorgen um DICH.“ sagte sie und lachte kurz.

„Hn.“ kam nur als Antwort.

„Also warum bist du hier?“ fragte sie erneut.

„Diese Ruhe. Es gibt viel zu viele Menschen hier.“ sagte der Daiyoukai kalt.

„Tja. Es ist ja nur noch eine Woche.“

„Es sind ausschließlich Menschen. Warum?“ Er blickte weiterhin auf die Wasseroberfläche.

Kagome sah ihn an. „Wie meinst du das?“

„Ich habe die vergangenen Wochen die Auren der Stadt beobachtet. Gibt es in dieser Zeit keine Dämonen mehr oder kann man sie lediglich ihre Auren nicht mehr spüren?“

„Oh…Hm. Weißt du, das habe ich mich auch schon oft gefragt. Entweder haben sie gelernt sich gut zu verstecken oder es ist in den vergangenen 500 Jahren etwas Großes passiert, wodurch sie ausgestorben sind.“ In demselben Moment in dem sie den Satz beendet hatte wurde sie sich bewusst, dass sie ja gerade eben mit einem dieser Dämonen sprach.

„Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es gar keine Dämonen mehr gibt. Einige von ihnen sind einfach zu stark, als dass sie sich einfach so auslöschen lassen würden.“ meinte sie noch als er nicht antwortete. Sie zählte ihn auch zu diesen Dämonen, doch das würde sie ihm nie so direkt sagen.

„Hn.“

Sie wollte dieses Thema am liebsten schnell wieder beenden.

„Es ist schon dunkel, wollen wir nicht zurück? meine Familie macht sich sicherlich schon Sorgen.“ Kagome zitterte mittlerweile, da sie in der Aufregung vergessen hatte, sich ihre Jacke überzuziehen. Außerdem schwirrten immer noch die Gedanken an das Klassentreffen in ihrem Kopf.

Er drehte sich zu ihr und sah sie an. Ihr behagte dieser Blick überhaupt nicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was ist denn?“ fragte sie als sie es nicht mehr aushielt.

„Dich scheint irgendetwas ja ziemlich zu beschäftigen.“ stellte er fest. Sie konnte kaum glauben wie jemand bei solch einem Satz so desinteressiert wirken konnte.

„Hör auf meine Aura zu überprüfen.“ Sie fühlte sich ertappt.

„Das muss ich gar nicht. Man sieht es auch so.“

Sie seufzte. Na schön, dann konnte sie ihn ja auch jetzt gleich fragen. Wenn er sie dann töten würde, dann würde ihre Familie zumindest nichts davon mitbekommen, spottete sie in Gedanken.

„Ja, du hast Recht. Ich habe mich heute mit meinen Freundinnen getroffen und sie haben mir erzählt-“ fing sie an zu erzählen als er ihr plötzlich das Wort abschnitt.

„Ich habe nicht gesagt, dass es mich interessiert.“ meinte er trocken.

„Was? Aber es betrifft dich ja auch!“ sagte sie verwirrt.

„Hn? Was meinst du?“ sagte er misstrauisch.

„Also sie haben mir erzählt, dass es in einer Woche eine Feier gibt. Ein Treffen meiner ehemaligen Schulklasse. Sie wollten, dass ich das Angebot von Hojo, einem ehemaligen Klassenkameraden, annehme und mit ihm dorthin gehe. Aber das möchte ich nicht, deshalb habe ich gesagt ich hätte schon eine Verabredung.“ Sie bewegte sich keinen Millimeter und sah ihn schüchtern und ängstlich an. Sein Blick war gleichgültig wie immer.

„Das verstehe ich nicht.“ sagte er schlicht.

„Was verstehst du nicht?“ fragte sie unsicher.

„Warum dieser Hojo mit DIR dorthin will.“

Kagome riss die Augen vor Empörung auf. Dieser, dieser verdammte, unverschämte. Sie wollte ihm gerade die Meinung sagen, als sie noch einmal in sich ging. Das durfte sie jetzt nicht machen. Sie musste unbedingt verhindern, dass er wütend wurde, schließlich wollte sie ihn fragen ob er sie begleiten würde.

„Ähm…wie auch immer. Es ist derselbe Abend, an dem sich das Amulett aufladen wird, da dachte ich…es könnte…ja quasi…ein Abschied…sein.“ stammelte sie verlegen.

„Ich soll mich unter Menschen begeben? Und wahrscheinlich auch noch so tun, als ob ich selbst ein Mensch wäre? Vergiss es.“ sagte er und sah sie finster an. Kagome spürte seine aufgebrachte Aura. Das war nicht gut. Gar nicht gut.

„Ähm…nein, das müsstest du nicht. An dem Tag ist Halloween, deswegen hat die Feier auch dieses Thema. Es ist ein Fest um böse Geister zu vertreiben, es kommt aus dem Westen. An diesem Tag verkleidet man sich. Du müsstest also nur du selbst sein.“

„Hn.“ meinte er und schien zu überlegen.

„Bitte. Du könntest dir noch einmal anschauen wie das Leben in dieser Zeit so ist.“ Genau das wollte sie doch eigentlich nicht tun, ihn anbetteln. Wo war sie da nur wieder hineingeraten?

„Hmpf. Na schön, aber ich werde nicht lang dort bleiben.“

„Oh danke, danke, danke, danke!!!“ rief sie und klapperte dabei mit den Zähnen, weil ihr so kalt war.

„Wir sollten zurück.“ stellte Sesshomaru fest.

„Ja.“ stimmte Kagome ihm zu.

„Wir sollten uns beeilen. Halt dich fest.“ Er drehte seinen Rücken zu ihr und sie sah wie sich sein Fell um ihre Hüften legte und sie mit einem Ruck in die Luft hob. Sie erschrak und klammerte sich fest, woraufhin er knurrte.

Es dauerte nur wenige Minuten bis sie ankamen. Kagome sagte ihrer Mutter schnell Bescheid, dass sie ihn gefunden hatte und nichts passiert war, dann gingen sie auf ihr Zimmer. Kagome legte sich auf ihr Bett und schlief innerhalb von wenigen Minuten ein. Sesshomaru lehnte sich im Schneidersitz gegen die Wand unter dem Fenster, lehnte seinen Kopf zurück, sodass er auf dem Fensterbrett lag und schloss dann die Augen. Er schlief aber nicht, genau wie jeden Tag in den letzten drei Wochen.

Klassentreffen

Kagome betrachtete ihr Spiegelbild und war zufrieden. Ihre schwarzen Haare hatte sie hochgebunden und mit einer roten Schleife befestigt. Sie zupfte die Katzenohren zurecht und richtete ihr restliches Kostüm, welches am Rocksaumen und an den Handschuhen mit Fell besetzt war, außerdem trug sie Fellstulpen und ein flauschiger Katzenschwanz war an ihrem Kleid befestigt.

Sie musste feststellen, dass ihre Verkleidung etwas von einem Hanyou hatte. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken. Automatisch drifteten ihre Gedanken zu Inu Yasha, sie versuchte jedoch dies schnell wieder zu verdrängen. Traurig sein wollte sie heute wirklich nicht.

Langsam machte sich die Aufregung in ihr bemerkbar. Sie ging mit Sesshomaru zu ihrem Klassentreffen. Mit Sesshomaru! Hätte jemand noch vor zwei Monaten so etwas behauptet, sie hätte ihn für vollkommen verrückt erklärt.

Sie legte noch ein wenig Makeup auf, was ihr an sich selbst komisch vorkam, das sie sonst gar keines benutzte, dann ging sie aus dem Badezimmer um Sesshomaru zu holen. Er saß wieder in ihrem Zimmer auf dem Boden vor dem Fenster.

„Sesshomaru, bist du soweit? Wir müssen…warte. Willst du so gehen?“ fragte sie ihn ungläubig.

Er stand auf und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Deine Rüstung brauchst du nicht, es wird dich schon niemand angreifen. Das gleiche gilt für deine Schwerter. Du verletzt nur jemanden damit.“

„Das würde mir mehr Vergnügen bereiten als diese Feier.“ meinte er gelangweilt.

„Hab dich nicht so.“ sagte sie und griff nach seinen Schwertern. Dafür erntete sie einen bösen Blick und ein Knurren. Sie hatte sich schon so an seine Anwesenheit gewöhnt, dass sie in den letzten Tagen immer wieder vergaß, dass er ein Daiyoukai war. Also machte sie wieder ein Stück rückwärts.

„Ähm…na schön. Dann bahalte sie, aber pass bitte auf, dass du niemanden verletzt.“ sagte sie drehte sich um und wollte gerade den Raum verlassen als etwas hinter ihr klirrend auf dem Boden landete. Sie drehte sich wieder um und sah zu Boden, wo seine Schwerter lagen. Dann sah sie zu ihm. Seine Augen fixierten sie während er seinen Obi löste. Kagomes Wangen färbten sich rot als sie seine Bewegungen verfolgte, doch sie könnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Als sie ein „Hn.“ von ihm hörte wurde sie sich darüber bewusste wie ausgiebig sie ihn anstarrte. Abrupt drehte sie sich um und starrte zur Wand. Ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust.

Die Situation rief eine Erinnerung in ihr Gedächtnis zurück. Eine Erinnerung aus der kurzen Zeit in der Kikyou ihre Seele hatte. Sie erinnerte sich wie sie in der heißen Quelle gebadet hatte und kein Handtuch zum Abtrocknen hatte. Sesshomaru stand vor ihr und sie war nackt, völlig nackt. Und sie hatte sich nicht einmal mit den Händen bedeckt. Wie peinlich! Er hatte ihr sein Obi gegeben, genau diesen Obi!

„Oh Gott, oh Gott, oh Gott!!!“ jammerte sie vor sich hin und schüttelte den Kopf.

Sesshomaru stieß hinter ihr ein amüsiertes Schnauben aus. Jetzt machte er sich auch noch über sie lustig! Sie musste sich schnell wieder fassen, sonst würde sie wahrscheinlich noch irgendeinen Blödsinn reden. Also atmete sie tief ein und drehte sich wieder zu ihm um. Ihr Gesicht war immer noch so rot wie eine Tomate. Er warf gerade seine Rüstung auf ihr Bett und band sich den Obi wieder um die Hüfte. Wann hatte sie ihn eigentlich überzeugen können Schwerter und Rüstung hier zu lassen? Sie wollte ihn gar nicht fragen. Sie verstand ihn manchmal einfach nicht. Sie sah ihn immer noch unsicher an.
 

Es amüsierte ihn wirklich wie sie auf ihn reagierte und wie peinlich es ihr war wenn er sich in ihrer Gegenwart auch nur die Rüstung auszog. Wenn sie ihn ganz ohne Kleidung sehen würde, würde sie sicher in Ohnmacht fallen oder vielleicht sogar tot umfallen. Er schnaubte amüsiert. Als sie sich wieder zu ihm gedreht hatte, konnte er sehen, dass sich ihre Gesichtsfarbe immer noch nicht geändert hatte. Er sah ihr weiterhin ununterbrochen in die Augen. Dem würde sie sicherlich nicht lange standhalten können. Es machte ihm immer noch Spaß mit solchen schwachen und unsicheren Menschen zu spielen. Er trieb das Spielchen noch weiter und ging langsam auf sie zu.
 

Kagomes Verunsicherung stieg immer mehr. Er machte ein Schritt auf sie zu. Noch einen, aber sie bewegte sich noch nicht. Der dritte Schritt. Das war jetzt zu nah. Sie machte einen Schritt zurück. Noch einen.

„Sesshomaru?“ flüsterte sie zweifelnd. Er hatte die vergangenen Wochen schon öfter versucht sie zu verunsichern, seine Spielchen mit ihr zu treiben, dennoch war sie sich nie ganz sicher. War es ein Spiel oder Ernst? Er schaffte es immer wieder sie zu verunsichern und sie wusste nie wie sie reagieren sollte. Er konnte alles was in ihr vorging spüren oder riechen, doch sie konnte den Verstand dieses Daiyoukais kein bisschen durchschauen. Auch jetzt versteckte er wieder sein Youki vor ihr. Sie stand mittlerweile mit dem Rücken an der Wand und er direkt vor ihr. Er sah kalt auf sie herab. Er war so verdammt groß! Sie musste wenn er so nah vor ihr stand den Kopf nach oben recken um ihn ins Gesicht sehen zu können. Er sagte nichts, stand einfach nur da, vor ihr. Sie konnte ihr Blut durch die Adern rauschen und ihr Herz klopfen hören, da sie die Luft angehalten hatte. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und senkte den Blick. Sollte er doch denken, dass er gewonnen hatte, was auch immer das für ein Spielchen war. Es war ihr egal. Sie blickte auf seine Brust, die sich sanft hebte und senkte. Er schien also nicht wütend oder aufgebracht zu sein. Es war also wirklich nur ein Spiel. Was wollte er bloß damit bezwecken?

„Dafür…“ meinte er endlich und deutete auf die Rüstung und die Schwerter hinter sich. „…schuldest du mir was!“ sagte der Daiyoukai und seine Augen verengten sich. Kagome schnaufte.

„Ja, ist ja gut.“ sagte sie trotzig. Sie legte eine Hand auf seine Brust und versuchte ihn wegzuschieben. Er knurrte böse und packte grob ihre Hand. Sie sah wieder zu ihm auf.

„Fass mich gefälligst nicht an wenn es dir nicht gestattet ist!“ knurrte er und drückte ihre Hand neben ihren Kopf an die Wand. Sie verengte ihre Augen ebenfalls.

„Dränge mich nicht gegen die Wand wenn es dir nicht gestattet ist!“ äffte sie ihn nach. Sein Youki stieg, er versteckte es nicht mehr. Plötzlich schlug er mit der Faust der anderen Hand mit voller Wucht gegen die Wand neben ihrem Kopf. Sie zuckte zusammen und sein Youki wurde wieder schwächer.

„Ich denke wir müssen los.“ meinte er wieder völlig gleichgültig und wendete sich dann von ihr ab.

„Ja.“ sagte sie nur und rieb sich das Handgelenk.

Den Weg zur Schule gingen sie schweigend. Überall war es, wie es für Halloween üblich war, geschmückt. Kürbisse mit ausgeschnittenen Gesichtern, orangefarbene Girlanden und gruselige Dekorationen. Kleine Kinder liefen von Tür zu Tür in verschiedenen Kostümen. Viele von ihnen als Geister, Hexen und Teufel verkleidet. Als sie an Kagomes ehemaliger Schule ankamen, sahen sie Ayumi, Eri und Yuka, die vor dem Gebäude standen und auf sie warteten. Kagome war aufgeregt. Wie würden sie auf Sesshomaru reagieren? Sie hoffte nur, dass sie ihn nicht allzu sehr mit Fragen löchern würden.

„Kagome!“ rief ihr Yuka entgegen. Ayumi und Eri betrachteten ihre Begleitung argwöhnisch.

„Hallo!“ sagte Kagome freundlich und umarmte die drei.

„Das ist Sesshomaru. Sesshomaru, das sind Ayumi, Eri und Yuka.“ stellte Kagome sie einander vor. Der Daiyoukai verbeugte sich knapp vor den drei Mädchen und diese taten es ihm gleich.

„Jetzt lasst uns schon rein gehen! Ich will endlich tanzen!“ meinte Eri glücklich.

„Ja! Ich hab da vorhin einen süßen Typen gesehen! Hoffentlich hat er keine Begleitung!“ sagte Yuka aufgeregt. Eri und Yuka rannten förmlich hinein und Ayumi lief ihnen hinterher. Sesshomaru sah Kagome vorwurfsvoll an und Kagome erwiderte dies mit einem entschuldigenden Blick.

„Mit ihr wird doch sowieso keiner tanzen wollen!“ sagte er spöttisch und sie blickte ihn nur böse an.

Dann gingen auch sie hinein. Als sie mit Sesshomaru in der Menge stand fühlte sie sich ein wenig verloren. Mit ihren Freundinnen zusammen würde sie jetzt tanzen und mit anderen Leuten reden. Aber mit Sesshomaru?

~Am besten ich hole erst einmal etwas zu trinken.~ dachte sie sich, wies Sesshomaru an kurz zu warten und kam nach wenigen Sekunden mit zwei Gläsern Bowle wieder. Eines davon reichte sie ihm. Er sah misstrauisch in die rote Flüssigkeit. Kleine aus Früchten geschnitzte Kürbisse schwammen darin.

„Du kannst das ruhig trinken, ich werde dich schon nicht vergiften.“ meinte sie mit einem sarkastischen Lächeln. Sie selbst setzte das Glas an und nahm einen großen Schluck. Man schmeckte den Alkohol kaum. Auch Sesshomaru nippte daran und stellte das Glas dann sofort wieder auf den Tisch. Sie saßen mittlerweile an der Bar und beobachteten die Leute.

„Furchtbar. Viel zu süß.“ meinte der Daiyoukai. Kagome dachte kurz nach, rief dann den Barmann zu sich und bestellte einen Sake. Kurz darauf stand das kleine Glas mit der klaren Flüssigkeit vor Sesshomaru. Auch daran nippte er. Kagome sah ihn an. Er hob plötzlich das Glas und leerte es in einem Zug.

„Besser. Viel besser. Noch so einen.“ meinte er zu dem Menschen hinter der Bar.

Wenig später hatte er schon sechs Sake getrunken, doch Kagome konnte keine Veränderung an ihm feststellen. Sie blickte wieder in die Menge als plötzlich Eri vor ihr stand.

„Komm doch mal mit Kagome, du sitzt ja nur hier rum.“ meinte sie und zog Kagome am Arm mit sich. Als sie aufstand wurde ihr schwindlig, doch sie taumelte trotzdem ihrer Freundin hinterher. Die Bowle schien ihr nicht wirklich gut zu bekommen. Sie drehte sich zu Sesshomaru um, doch der beachtete sie gar nicht.

„Wo sind denn Ayumi und Yuka?“ fragte Kagome als sie auf der anderen Seite des Raumes angekommen waren.

„Yuka tanzt mit irgendeinem Typen und Ayumi ist schon gegangen, du weißt ja wie sie ist. Aber sag mal, dieser Sesshomaru ist ja wirklich süß! Läuft denn da schon was zwischen euch?“ Eri grinste bis über beide Ohren und Kagome wurde rot.

„WAS?!? Nein, natürlich nicht!“ meinte sie und war sich bewusst, dass er sie hören konnte wenn er nur wollte. Sie versuchte durch die Menge zu ihm zu sehen, doch es gelang ihr nicht.

„Da bin ich aber froh.“ ertönte eine Männerstimme hinter ihr. Sie drehte sich um. Da stand Hojo vor ihr und er hatte getrunken. Viel zu viel. Das war ihm nur allzu deutlich anzusehen, außerdem war seine Fahne wirklich unerträglich. Kagome wandte sich ein Stückchen von ihm weg.

„Hojo.“ stellte sie fest.

„Komm, Kagome!“ meinte er, packte sie am Arm und zog sie auf die Tanzfläche. Wieder wurde ihr schwindlig.

„Hey!“ rief sie, doch er hatte schon seine Hände um ihre Hüfte gelegt und zog sie an sich.

„Hojo, du bist völlig betrunken!“ versuchte sie auf ihn einzureden.

„Komm schon, Kagome! Tanz mit mir! Nur dieses eine Lied. Bitte!“ flehte er sie mit glänzenden Augen an.

„Na schön.“ gab sie nach.

Sie ließ sich von ihm mitziehen. Seine Schritte waren ein wenig wackelig. Sein Atem lag auf Kagomes Gesicht. Er roch nach Bier und Sake. Ihr wurde schlecht davon, sodass sie sich schütteln musste.

„Ich denke du bist zu betrunken zum Tanzen, Kleiner.“ Eine große Hand mit Dämonenmalen am Gelenk legte sich auf Hojos Schulter. Er drehte sich um und sah hoch in Sesshomarus Gesicht.

„Aber…“ stammelte Hojo und der Daiyoukai sah ihn böse an.

„Ich übernehme jetzt.“ knurrte er.

„Ähm…ok…“ sagte Hojo und taumelte davon.

„Sesshomaru!“ stieß Kagome aus als er sie an der Taille packte und anfing sich mit ihr zu bewegen. Seine großen Hände drückten sie an ihn. Ihr Herz fing an zu rasen und ihr Gesicht glühte. Sie traute sich nicht ihm ins Gesicht zu sehen, also starrte sie auf seine Brust, die sich nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht befand. Warum tanzte er auf einmal mit ihr? Er hasste sie doch, oder etwa nicht? Die Stellen ihrer Haut auf denen seine Hände lagen, brannten förmlich. Plötzlich drehte er sie, worauf sich in ihrem Kopf alles drehte. Sie verlor kurz das Gleichgewicht und stolperte gegen ihn. Ihre Hände lagen flach auf seinem Oberkörper und ihre Stirn war an ihn gelehnt. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging. Es tat gut. Solch eine Nähe hatte ihr gefehlt. Die Nähe und die Wärme wie sie sie bei Inu Yasha gespürt hatte. Aber das hier war nicht Inu Yasha, es war Sesshomaru. Der gefährliche, menschenhassende Daiyoukai Sesshomaru mit seiner unglaublichen Lust am Töten. Ihr wurde plötzlich wieder bewusst WEM sie da so nah war und WIE nah sie ihm war. Ruckartig suchte sie wieder Abstand zu ihm.

„Was soll das?“ fragte sie ungläubig.

„Ich habe doch gesagt, dass ich jetzt übernehme.“

Kagome wusste nicht wie sie reagieren sollte. Sie sah zu ihm auf und erschrak. Warum war ihr das nicht gleich aufgefallen? Seine Dämonenmale auf den Wangen hatten sich verändert, seine Augen hatten sich rot gefärbt und seine Iriden blau. Sie schluckte und sah sich kurz um. Einige Leute sahen ihn schon komisch an. Was war bloß mit ihm los?

~Natürlich! Der Sake!~ schoss es ihr durch den Kopf. Sie sollte ihn wohl besser hier raus bringen.

„Können wir mal kurz nach draußen gehen, Sesshomaru? Ich brauche frische Luft.“

Er nickte und sie gingen zusammen zum Ausgang. Draußen angekommen drehte sie sich wieder zu ihm um.

„Ich denke wir sollten gehen. Du scheinst ziemlich viel Sake getrunken zu haben.“ Sie hoffte, dass er das auch so sehen würde. Außerdem hatte sie für heute selbst genug.

„Hn.“ machte er und ging los. Selbst mit Alkohol wird er nicht gesprächig, dachte sich Kagome und lief ihm dann hinterher. Sie bemerkte ebenfalls, dass sie einiges getrunken hatte. Vollkommen geradeaus laufen konnte sie nicht mehr.

Wieder schwiegen sie sich nur gegenseitig an.

Es war schon mitten in der Nacht. Die kleinen Kinder waren nicht mehr unterwegs. Nur noch einige Jugendliche, die laut durch die Straßen zogen und Streiche mit den Leuten spielten, die nicht öffneten, wenn sie klingelten.

Kagome sah wieder zu Sesshomaru. Die Verfärbung seiner Augen verblasste bereits wieder. Dieser Zustand schien nicht sehr lange anzuhalten. Zum Glück.

Kagome bemerkte wie ihre Lider begannen immer schwerer zu werden. Sobald sie zu Hause waren würde sie wahrscheinlich einfach ins Bett fallen, dessen war sie sich sicher.

Endlich angekommen, versuchte sie so leise wie möglich die Tür zu öffnen um niemanden aufzuwecken. Sie schloss die Tür wieder und schlich sich dann mit Sesshomaru die Treppe hinauf. Zwischendurch fielen ihr immer wieder fast die Augen zu.
 

In ihrem Zimmer angekommen holte Kagome sich ihren Pyjama aus dem Schrank und ging ins Badezimmer um sich umzuziehen. Sesshomaru lehnte sich inzwischen schon an die Wand an seinem üblichen Platz und schloss die Augen. Das merkwürdige Gefühl von dem Sake war verschwunden und er wollte gar nicht erst darüber nachdenken warum er mit diesem Menschenweib getanzt hatte, warum er sie so nah an sich heran gelassen hatte.

Die Tür ging auf und Kagome kam wieder herein. Sie trat an ihn heran, er spürte ihre Aura vor sich. Sie beugte sich zu ihm herunter und plötzlich spürte er ihre Lippen auf seiner Wange.

„Gute Nacht, Sesshomaru.“

Wie konnte sie es wagen? Was bildete sie sich ein? Dieses unwürdige Menschenweib berührte ihn auf diese Art und Weise?! Das durfte und konnte er nicht zulassen! Das würde sie bezahlen müssen!

Er riss die Augen auf und sah sich nach ihr um. Sie stand nicht mehr vor ihm sondern lag schon in ihrem Bett. An ihrer Aura bemerkte er, dass sie schon eingeschlafen war.

Er stand vor ihr und überlegte ob er sie gleich töten sollte oder ob er ihr deutlich machen sollte, dass sie nicht würdig war ihm so nahe zu kommen, als er ein Leuchten auf ihrem Nachttisch bemerkte. Das Amulett. Es hatte sich endlich vollständig aufgeladen. Er griff danach. Es wurde Zeit hier wegzukommen. Er hatte sich schon viel zu sehr an die Menschen hier gewöhnt. Er wandte sich von dem schlafenden Mädchen ab und ging zum Fenster. Mit einem eleganten und leisen Sprung landete er im Garten des Grundstücks, vor dem Baum an dem sein Hanyou-Halbbruder gebannt war. Er hielt das Amulett fest und dachte an die Höhle in der er Rin, Jaken und Ah-Uhn zurückgelassen hatte. Das Amulett leuchtete noch stärker auf und das Licht verschluckte ihn dann schließlich. Als das Licht verblasste war der Daiyoukai verschwunden.

Rückkehr

Kagome öffnete langsam die Augen. Sie fühlte sich schrecklich. Ihr Kopf brummte und als sie sich aufsetzten wollte wurde ihr übel. Verdammte Bowle.

Ob es Sesshomaru auch so ging? Sie sah zum Fenster, doch er war nicht dort. Wo war er hingegangen? Er sollte ihr doch Bescheid geben, sobald er irgendwohin wollte. Langsam stand sie auf. Ihre Beine fühlten sich an als wären sie aus Pudding. Um nicht umzufallen, stützte sie sich auf ihren Nachttisch. Plötzlich wurde es ihr bewusst. Sie starrte auf das leere Tischen neben ihrem Bett. Das Amulett, es war verschwunden. Es musste sich in der Nacht aufgeladen haben. Dann war Sesshomaru wohl wieder in seiner Zeit.

„Er hätte sich ja wenigstens verabschieden können.“ murmelte sie und ließ sich wieder auf ihr Bett fallen.

Dann war es jetzt wohl endgültig vorbei. Wie ein Film sah sie den Tag vor ihrem Auge. Den Tag an dem sie zum ersten Mal durch den Brunnen gereist war. Und nun sollte das alles vorbei sein? Einfach so? Sie dachte an Sango, Miroku, Shippo und Kirara. Sie hatte ihnen versprochen sich noch bei ihnen zu verabschieden. Dieses Versprechen würde sie wohl nicht halten können. Tränen stiegen in ihre Augen und eine einzelne Träne rann ihre Wange herunter. Zu gern hätte sie auch Inu Yasha noch einmal gesehen, auch wenn sie wusste, dass er ihr sicher nicht verzeihen hatte und es auch nie würde. Sie bedauerte es, sich nicht von Rin verabschieden zu können. Sie hatte das kleine Mädchen lieb gewonnen, sie fast als kleine Schwester angesehen.

Und nicht zuletzt hätte sie sich auch gern von Sesshomaru, diesem Eisklotz, verabschiedet. Schließlich hatten sie sich in den vergangenen Tagen auch nicht mehr wirklich gestritten, abgesehen von den kleinen Meinungsverschiedenheiten und den Spielchen.

Kagome seufzte. Sie hatte sich so an seine Anwesenheit gewöhnt, dass es ihr komisch vorkam, dass er jetzt nicht mehr da war. Andererseits kam ihr alles so unwirklich vor. War sie wirklich jemals im Mittelalter gewesen? Oder war das alles nur ein langer, sehr realistischer Traum?

Sie seufzte erneut und starrte an die Decke. So lag sie noch einige Minuten da, bis sie sich schließlich aufraffte und ins Bad ging. Sie zog ihr Oberteil aus und sah in den Spiegel. Da war der Beweis, dass es kein Traum war. Eigentlich waren es sogar mehrere Beweise.

Sie berührte erst die Narbe auf ihrer Schulter, welche von Sesshomarus Rüstung stammte und dann die schwarz verfärbte Narbe auf ihrer Brust, die von Kikyous Pfeil. Die Narbe von dem anderen Pfeil und die von Akito waren so gut wie verschwunden.

Eigentlich sollte sie sich darüber ärgern, dass die beiden anderen Narben wohl nie wirklich verblassen würden, doch stattdessen freute sie sich darüber. Das war der Beweis, die Verbindung und sie würde sie für immer an sich tragen. Niemand konnte ihr das nehmen. Niemand.
 

*500 Jahre in der Vergangenheit*
 

Ein Leuchten erhellte den sternenklaren Nachthimmel. Einige Sekunden später erlosch es wieder und der silberhaarige Daiyoukai landete sanft vor dem Eingang der Höhle, in der die Hexe Chiyoku wohnte.

Ein Geruch bahnte sich den Weg in seine Nase. Ein Geruch, der nichts Gutes bedeutete. Er roch Blut, viel Blut. Es kam aus der Höhle. Er erkannte den Geruch, es war das Blut der Hexe.

Dieser Geruch verdeckte alles andere, er vermochte nicht zu sagen, ob Rin, Jaken und Ah-Uhn sich noch hier befanden. Nachdem er einige Meter in das Innere der Höhle vorgedrungen war, wurde der Geruch noch penetranter. Nach wenigen weiteren Schritten stand er vor dem leblosen Körper der Hexe. Sie war schlimm zugerichtet.

Sesshomaru sah sich um. Von Rin, Jaken und Ah-Uhn immer noch keine Spur. Er hatte kein gutes Gefühl dabei.

Vielleicht konnte ihm die Hexe ja sagen wo sie waren. Er zog Tenseiga und richtete es auf die tote Hexe. Zahlreiche kleine Todesdämonen krochen auf ihr herum. Angewidert ließ er seine Klinge durch die Dämonen fahren, welche sich daraufhin auflösten.

Wie damals bei Kagome konnte er auch bei der Hexe hören, dass ihr Herz anfing wieder zu schlagen.

Ihre Lider flatterten und ihre Hände zuckten. Die Wunden begannen sich zu schließen, bis schließlich nichts mehr davon zu sehen war. Langsam öffnete sie die Augen. Blinzelnd sah sie zu Sesshomaru.

„Ah…der Inu-Daiyoukai.“ sagte sie mit kratziger Stimme. Langsam erhob sie sich und kam schließlich auf wackeligen Beinen zum Stehen.

„Wo sind das Menschenmädchen und ihre zwei Begleiter? Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich hier verstecken sollten.“ fragte Sesshomaru streng.

„Nachdem die Menschenfrau und du verschwunden seid war dieser Drachenyoukai nicht wirklich begeistert. Er kam in mein Reich, hat deine Begleiter mitgenommen und was er mir angetan hat, hast du ja sehen können.“ Die Stimme der Hexe war fast wieder normal geworden.

Sesshomaru knurrte. Prompt drehte er sich um und stürmte aus der Höhle. Fluchend. Kaum war er draußen angekommen, verwandelte er sich und flog in die Richtung, in die er auch schon geflogen war als sie das Drachenei für die Hexe beschaffen sollten.

Er flog so schnell wie er noch nie geflogen war. Wie konnte dieser widerliche Akito es wagen?!

Was erlaubte er sich ihn, Sesshomaru derart bloßzustellen?! Er würde ihm bei lebendigem Leib seine schuppige Haut vom Körper reißen!

Schon nach wenigen Minuten hing der Geruch seines Zieles in der Luft. Es roch nach Schwefel. Er war fast da.

Dann erblickte er den Eingang der Drachenhöhle. Er verwandelte sich wieder zurück und landete elegant vor der Höhlenöffnung.

Jetzt roch er nicht nur den Schwefel, sondern auch den Geruch von Akito. Er folgte dem Geruch und bemerkte wie sich die Gerüche von Rin, Jaken und Ah-Uhn darunter mischten. Er spürte wie die Wut ihn übermannte. Seine Dämonenmale verformten und seine Augen verfärbten sich. Nach wenigen Schritten wurde er von der Dunkelheit verschluckt, doch sein Youki schein in der Dunkelheit zu glühen und zu pulsieren.

Er spürte wie sich Akitos Aura veränderte, er hatte seine Anwesenheit also bemerkt.

Sesshomaru konnte das Licht am Ende der Dunkelheit ausmachen. Das Drachennest. Mit einem weiteren Schritt stand er in dem großen Raum.

Die großen Felsbrocken lagen immer noch auf dem zerstörten Nest. Auf einem der Felsen saß Akito, auf seinem Schoss Rin. Ihre Hände waren auf ihrem Rücken zusammengebunden.

Der Daiyoukai wurde noch zorniger und er knurrte dem Drachenyoukai wütend entgegen.

Weiter unten, nahe am Boden, stand ein großer Käfig, darin waren Jaken und Ah-Uhn gefangen.

„Meister Sesshomaru! Ich wusste, dass Sie kommen würden!“ jammerte Jaken.

„Ahh…hat das Hündchen endlich zu seinem Knochen gefunden?“ fragte Akito und tätschelte Rin den Kopf.

„Lass das du schleimige Echse!“ meckerte Rin und funkelte den Rothaarigen böse an.

„Nimm deine dreckigen Finger von ihr!“ schrie Sesshomaru schon fast.

„Was willst du denn dagegen tun?“ Akito lächelte finster.

„Hn.“ machte Sesshomaru und stürmte auf ihn los.

Akito machte eine Handbewegung und das gesamte Wasser, welches sich ums Nest befand, ging in Flammen auf, die bis zur Decke reichten. Es schien kein normales Feuer zu sein, eine dämonische Aura ging davon aus.

„Tze. Das soll mich aufhalten?“ fragte der Daiyoukai höhnisch.

Dann widmete er sich er Feuerwand und zog Tessaiga. Er würde nicht lange brauchen um durch zu kommen.

„Nein. Ich weiß, dass dich das nicht aufhalten kann. Aber es gibt mir genügend Zeit dem kleinen Mädchen hier ihren niedlichen Kopf von ihrem Hals zu trennen.“ sagte er spöttisch. Er riss Rins Kopf an ihren Haaren nach hinten und fuhr seine langen Krallen aus.

„Ahhh…das tut weh!“ schrie Rin und versuchte sich zu befreien. Ohne Erfolg.

Akito führte seine Krallen an ihren Hals und drückte zu. Ein dünner Blutrinnsal bahnte sich den Weg an ihrem Hals hinunter.

Sesshomaru sah ein, dass er zu viel Zeit brauchte um durch die Feuerwand zu kommen. Das wäre zu spät für Rin. Das konnte er nicht zulassen, also hörte er auf mit Tessaiga auf die Feuerwand einzuschlagen.

„Lass sie sofort gehen!“ knurrte Sesshomaru.

„Denkst du wirklich, dass ich sie dir ohne Gegenleistung überlassen würde?“ Akito lachte laut auf.

„Was willst du?“ fragte der Daiyoukai genervt.

„Die Menschenfrau.“ sagte Akito herausfordernd.

„So ein Aufwand für ein minderwertiges Menschenweib?“

„Ich gebe dir zwei Tage, sonst…“ er führte seine Klauen wieder an Rins Hals und kratzte sie.

„Ah! Meister Sesshomaru!“ rief sie und versuchte gleichzeitig tapfer zu klingen.

„Einverstanden, aber solltest du Rin auch nur ein Haar krümmen bis ich wieder hier bin…dann reiße ich dich in Stücke!“ knurrte Sesshomaru und sah ihn eindringlich an.

„Kümmere dich lieber um die Menschenfrau! Zwei Tage!“
 

Als Sesshomaru wieder vor der Höhle stand blickte er auf das Amulett. Er musste wieder in Kagomes Zeit, doch es würde noch dauern bis es sich wieder aufgeladen hatte. Viel zu lange. Also brauchte er ein Neues. Am besten zwei, damit er auch schnell wieder zurück konnte.

Also machte er sich wieder auf den Weg zur Hexe.

Eine knappe halbe Stunde später stand er vor dem Höhleneingang. Schnell lief er hinein.

„Hexe! Zeig dich!“ rief er nach einigen Schritten in die Dunkelheit. Er wusste, dass sie hier war.

Nach wenigen Sekunden erschien sie vor ihm.

„Ja?“ fragte sie unschuldig.

„Ich brauche zwei Amulette von dir! Sofort!“ sagte der Daiyoukai fordernd und machte einen Schritt auf sie zu.

„Zwei? Ohne Gegenleistung? Ich glaube kaum.“ sagte sie und wollte wieder verschwinden.

„Halt! Ein Amulett bist du mir so oder so schuldig!“ rief er ihr hinterher. Sie blieb stehen und drehte sich wieder zu ihm um.

„So? Und wie kommst du darauf?“ fragte sie und legte den Kopf schief.

„Ich habe dich wieder belebt.“ meinte der Daiyoukai trocken.

„Hm…ich denke dafür könnte ich dir wirklich eines der Amulette geben.“

„Und was willst du für das zweite Amulett?“

„Tja, da wäre etwas. In der Nähe gib es noch eine andere Hexe. Ihr Name ist Sayo. Sie besitzt einen Spiegel. Wenn du mir diesen Spiegel bringst, bekommst du das zweite Amulett.“

„Na schön.“ Er hatte leider keine Zeit zum Diskutieren. „Wo finde ich sie?“
 

Nach wenigen Minuten hatte der Lord des Westens den Ort, den Chiyoku beschrieben hatte, erreicht. Es war ein großer Baum und er konnte die dunkle Aura spüren, die von ihm ausging. Kein Tier und auch kein Dämon, außer ihm, hatte sich diesem Ort genähert. Es war totenstill. Er sah nach oben in die Baumkrone. Die starke Aura schien von dort zu kommen.

Sesshomaru setzte zum Sprung an und landete auf einem Ast ein Stück weiter oben. Er sprang von Ast zu Ast bis er sich im unteren Bereich der Baumkrone befand.

Die Aura war hier nahezu erdrückend. Nichts für einen Hanyou oder gar einen Menschen.

Durch das Laub sah er nach oben. Zwischen den Blättern konnte er in einiger Entfernung eine Frau ausmachen. Sie war völlig in schwarz gekleidet und saß auf einem der Äste. Sie summte eine Melodie vor sich hin und starrte dabei in einen Spiegel.

Das musste dann wohl Sayu sein, dachte sich der Daiyoukai. Das würde ein Kinderspiel werden. Er sprang auf den nächsten Ast.

Plötzlich sah die Hexe von ihrem Spiegel auf und drehte ihren Kopf ruckartig zu Sesshomaru. Sie starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Ihre roten Iriden schienen förmlich zu leuchten. Sie fauchte ihn an. Es hörte sich fast wie das Fauchen einer Wildkatze an, nur schrecklich verzerrt. Sie sprang auf. Und dann schrie sie. Sie schrie so laut und in einer so hohen Tonlage, dass es Sesshomaru in den empfindlichen Ohren klingelte. Er konnte nicht anders als sich die Ohren zu zuhalten.

„Verdammtes Weib!“ zischte er.

Er holte einmal mit seiner Giftpeitsche aus und ließ sie durch die Blätter knallen. Einige Äste brachen ab und Sayu wurde am Bein getroffen. Sie schrie auf und kam auf ihn zugestürmt. Ihre Nägel wurden plötzlich länger und spitzer, sie versuchte ihn damit anzugreifen. Vergebens. Er hatte es geschafft sie am Handgelenk zu packen und sie dann gegen den Baum geschleudert.

„Lächerlich.“ spottete er. Die Hexe funkelte ihn böse an.

Er zog Tessaiga und richtete es auf sie.

Sie stand wieder vor ihm und in ihrer Hand entstand eine Kugel mit schwarzer Magie. Mit einem lauten Aufschrei schleuderte sie ihm diese entgegen. Doch ihr Angriff prallte einfach an Tessaiga ab.

Er grinste böse und holte dann mit dem Schwert nach ihr aus. Als die Klinge sie traf fiel sie herunter. Sie prallte gegen mehrere Äste und landete schließlich mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Sie bewegte sich nicht mehr. Sesshomaru sprang zu ihr herunter.

Sie war ohnmächtig und schwer verletzt, aber nicht tot. Das war ihm auch egal, er nahm den Spiegel, der neben ihr auf dem Boden lag und ließ sie dann liegen.

Als er wieder bei Chiyoku angekommen war, übergab er ihr den Spiegel. Er wollte gar nicht erst wissen was sie damit vorhatte. Es war ihm auch egal.

Sie gab ihm die beiden Amulette und versah sie mit ihrer Tränenflüssigkeit. Sesshomaru nahm sie an sich und verschwand ohne auch nur ein weiteres Wort mit der Hexe zu wechseln.

Er stellte sich vor die Höhle und wartete darauf, dass die Amulette aktiv wurden. Es war mittlerweile schon dunkel geworden. Umso besser. Dann würde das Menschenweib wahrscheinlich schon schlafen und er konnte sie einfach mitnehmen.

Er sah wieder auf die Amulette. Sie hatten begonnen zu leuchten. Endlich. Er dachte an den Baum auf dem Grundstück der Higurashis. Er konnte ja schlecht einfach in ihrem Zimmer landen. Er wollte ja möglichst unbemerkt bleiben. Er konzentrierte sich noch einmal und wurde dann in ein weißes helles Licht gehüllt.
 

*500 Jahre in der Zukunft*
 

Kagome lag schlafend in ihrem Bett als das helle Licht von draußen ihr Zimmer beleuchtete. Es war noch einmal warm geworden. Also schlief sie nur in einem etwas längeren Shirt und bei offenem Fenster. Kurz nachdem das Licht wieder erlosch, landete der Daiyoukai in ihrem Zimmer. Es war nicht der kleinste Laut von ihm zu hören. Er trat an das schlafende Mädchen heran.

~Eigentlich müsste ich sie noch bestrafen.~ ging es ihm durch den Kopf und er dachte an den Kuss, den sie ihm auf die Wange gegeben hatte.

Doch das war jetzt unwichtig. Rin hatte jetzt höchste Priorität. Noch einmal konnte er sie nicht wiederbeleben falls es nötig war, das wusste er genau.

Er berührte den Arm des Mädchens und griff mit der anderen Hand nach dem Amulett. Es leuchtete. Plötzlich bemerkte er wie Kagome sich regte und langsam die Augen aufschlug.

Als sie ihn erblickte, riss sie die Augen auf und hätte beinahe laut geschrien. Doch er hatte ihr noch rechtzeitig den Mund zugehalten. Sie sah ihn nur fassungslos an. Dann blickte sie auf das Amulett, das er in seiner anderen Hand hielt. Sie sah wieder in sein Gesicht. Er schien sich zu konzentrieren.

Noch im Halbschlaf begriff sie erst jetzt: Er wollte sie zurück ins Mittelalter bringen! Nur warum? Und sie konnte doch nicht einfach verschwinden ohne ihren Eltern Bescheid zu geben! Sie wollte sich gerade von ihm befreien, als sie schon in das helle weiße Licht getaucht wurde.

Kagome landete hart auf dem Boden.

„Aua!“ klagte sie.

Sesshomaru dagegen landete so sanft und elegant wie eh und je.

Das Mädchen rappelte sich wieder auf und stellte sich vor den Daiyoukai. Die Hände in die Hüften gestemmt.

„Kannst du mir mal erklären was das soll?“ fragte sie aufgebracht.

„Hn.“ war die einzige Antwort, die sie erhielt.

Dann spürte sie wie sich Sesshomarus Mokomoko um ihren Körper wickelte und sie in die Luft gehoben wurde.

Ausgeliefert

„Hey! Was soll das? Lass mich runter!“ schrie Kagome Sesshomaru zu, doch er reagierte nicht.

Die Miko funkelte ihn böse an, doch auch das interessierte ihn scheinbar nicht.

„HEY!!! Ich rede mit dir!“ rief sie erneut.

Er reagierte immer noch nicht. Langsam wurde sie wirklich sauer. Außerdem fror sie in ihrem dünnen Shirt.

Sie flogen nun schon ein paar Minuten durch die Dunkelheit. Kagome konnte unter sich nur die Umrisse der Baumkronen erkennen, hatte aber keine Ahnung wo Sesshomaru hin wollte.

Sich befreien wollte sie jetzt auch nicht mehr, würde sie fallen, wäre sie sicherlich tot.

Sie seufzte.

„Nun sag mir doch endlich was du vorhast.“ bat sie erneut, doch es kam wieder keine Antwort.

Ihr schien wohl nichts anderes übrig zu bleiben als abzuwarten. Sie starrte zum Himmel und fixierte den Mond. Langsam verlor sie sich in ihren Gedanken.

Was hatte dieser sture Eisklotz nur vor? Warum hatte er sie überhaupt zurückgeholt? Plötzlich fiel ihr ein, dass das Amulett eigentlich doch einen Monat lang zum Aufladen brauchte. Hatte er sich etwa noch eines besorgt. Sie überlegte kurz. Er hätte sich sogar zwei holen müssen. Sie war sich sicher, dass die Hexe ihm diese nicht freiwillig übergeben. Aber warum sollte er diesen ganzen Aufwand auf sich nehmen? Nur um sie wieder zu sich zu holen? Nein. Sicher nicht. Fast hätte sie über die Abwegigkeit dieses Gedankens gelacht, doch nach lachen war ihr gerade wirklich nicht zumute. Hier war etwas faul, verdammt faul. Sie wusste nur nicht was. Und ihr würde wohl nichts anderes übrig bleiben als geduldig darauf zu warten, dass Sesshomaru an seinem Ziel ankam. Ob sie nun wollte oder nicht.

Sie war bereits so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wie der Daiyoukai seinen Flug verlangsamte und auf einen Höhleneingang zusteuerte. Erst als er landete registrierte sie ihre Umwelt wieder. Sein Mokomoko löste sich von ihr und Kagome schlug schnell ihre Arme um ihren Körper als sie die kalte Nachtluft spürte.

Sie sah sich um und musste nach einigen Augenblicken feststellen, dass sie den Ort wiedererkannte. Mit Entsetzen in den Augen wand sie sich Sesshomaru zu, der sie immer noch keines Blickes würdigte.

„Wärst du vielleicht so gütig mir zu erklären warum du mich entführt und hierher geschleppt hast?“ fragte sie aufgebracht. Ihre Stimme klang schrill vor Zorn.

„Komm.“ war das Einzige das der Dämon erwiderte.

Er packte sie grob am Arm und schob sie vor sich her, in die Höhle hinein.

„Hey!“ schrie sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, ohne Erfolg.

Er schubste sie weiter vor sich her, wodurch sie einige Male stolperte.

Als sie aus dem Gang traten, stolperte Kagome wieder und fiel auf die Knie.

„Da bist du ja. Und du hast dein Versprechen gehalten, wie ich sehe.“ hörte sie eine bekannte Stimme sagen. Eine Stimme die Gänsehaut und Übelkeit bei ihr verursachten.

Sie stand wieder auf und sah in die Richtung aus der die Stimme kam. Sie blickte in zwei giftgrüne Augen.

Dann sah sie Rin, die zusammengekauert zu Akitos Füßen saß und Jaken und Ah-Uhn, welche in einem Käfig steckten.

„Oh mein Gott! Rin! Geht es dir gut?“ rief sie den kleinen Mädchen zu. Diese blicke auf und nickte zaghaft. Sie schien nicht verletzt zu sein, aber sie war verängstigt.

Plötzlich spürte sie eine Hand, die von hinten grob in ihr Haar griff und sie fordernd nach vorne schob. Sie versuchte sich von dem eisernen Griff Sesshomarus zu befreien, doch er ließ ihr keinen Millimeter Spielraum. Mit jedem Meter, den sie in Akitos Richtung machen musste, wurde ihr übler. Schließlich stieß er sie mit einer kräftigen Bewegung von sich. Sie landete direkt in dem kleinen See, der vor Akito lag. Der Stoff ihres Shirts zog sich augenblicklich mit Wasser voll und klebte sich an ihren Körper.

Zitternd stemmte sie sich ein Stück hoch und sah in das Gesicht des Drachenyoukais. Er grinste teuflisch.

„Hier hast du sie, jetzt lass die anderen frei!“ sagte Sesshomaru hinter ihr. Sein Tonfall war gleichgültig und kalt wie immer, doch Kagome meinte ein unterdrücktes Zittern in seiner Stimme wahrgenommen zu haben. Doch wahrscheinlich hatte sie sich da getäuscht.

„Nun gut. Du hast dein Versprechen gehalten, also werde ich meines auch nicht brechen.“ sagte Akito belustigt.

Er bewegte sich auf Rin zu und durchschnitt mit einer seiner Krallen die Fesseln, die ihre Handgelenke zusammengeschnürt hatten.

„Na los! Lauf, Kleine!“ lachte er. Rin ließ sich das nicht zweimal sagen, lief so schnell sie konnte zu Sesshomaru und versteckte sich hinter ihm.

Akito löste derweil das Schloss des Käfigs um auch Jaken und Ah-Uhn freizulassen. Jaken rannte als erster los und versteckte sich genauso wie Rin hinter seinem Meister. Ah-Uhn lief dann ebenfalls zu der Gruppe.

Kagome beobachtete das Geschehen ohne ein Wort zu verlieren. Sie war immer noch nicht im Stande die Situation zu begreifen. Immer noch lag sie im Wasser und sah dem Daiyoukai, der hinter ihr stand, ins Gesicht. Doch dieser erwiderte den Blick nicht. Stattdessen drehte er sich um und bewegte sich in Richtung Ausgang. Kagomes Augen wurden größer, sie starrte ihm hinterher. Jaken und Ah-Uhn folgten ihm sofort, einzig Rin blieb stehen und sah verzweifelt zwischen dem im Wasser liegenden Mädchen und ihrem Meister hin und her. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie konnten Kagome doch nicht einfach diesem Lurch überlassen. Wieder sah sie zweifelnd zu Sesshomaru.

„M-Meister Sesshomaru!“ Der Angesprochene drehte sich nicht zu ihr um, blieb aber stehen.

„Komm Rin!“ sagte er in einem strengen Tonfall.

„Aber…“ setzte sie an.

„Komm!!!“ rief der Daiyoukai wütend und Rin konnte nicht anders als ihm Folge zu leisten.

Sie sah noch einmal Kagome an ehe sie den anderen hinterher lief.

Jetzt erwachte auch die Miko langsam aus ihrer Starre.

„Wartet.“ rief sie ihnen leise hinterher. Die Gruppe war gerade im Dunkeln des Ganges verschwunden.

„Komm zurück!“ rief sie lauter, sie wusste ganz genau, dass Sesshomaru sie noch hören konnte.

„Sesshomaru! SESSHOMARU!!!“ sie schrie seinen Namen und Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen. Ihre Stimme hallte noch einige Male in dem großen steinernen Raum nach, dann wurde es totenstill.

Nach einigen Sekunden hörte sie langsame Schritte hinter sich. Ruckartig drehte sie sich um und sah dem Dämon in die Augen, welche seltsam funkelten.

Geräuschvoll erhob sie sich aus dem See. Das Wasser rann an ihr herunter und tropfte von den einzelnen Haarsträhnen, die nass geworden waren. Langsam bewegte sie sich rückwärts, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen.

„Komm mir bloß nicht zu nahe!“ sagte sie und ihre Stimme klang dabei unsicherer als sie es wollte.

„Hab dich nicht so meine Schöne. Wenn du dich nicht wehrst, dann muss ich dir auch nicht wehtun.“ Seine Augen schienen sich zu verdunkeln und er grinste anzüglich.

„Lieber sterbe ich.“ spuckte die Schwarzhaarige ihm entgegen, sie klang jetzt deutlich sicherer.

„Du kleines widerspenstiges Ding. Na schön, wenn du es so willst, dann spielen wir eben ein bisschen miteinander.“ Er lachte laut auf und machte dann einen weiten Sprung in ihre Richtung.

Plötzlich stand er vor ihr und Kagome wäre beinahe nach hinten umgefallen. Blitzschnell ergriff er ihr Handgelenk und führte ihre Finger an seinen Mund.

Er hauchte einen Kuss auf jede ihrer Fingerkuppen. Trotz der eigentlichen Sanftheit dieser Berührungen, wurde Kagome übel. Sie riss ihre Hand zurück und er ließ sie tatsächlich los. Sie machte wieder einen Schritt rückwärts, drehte sich so schnell wie möglich um und lief in Richtung Höhlenausgang. Hinter sich konnte sie das höhnische Lachen des Drachenyoukai hören.

Sie ließ sich aber nicht davon beeindrucken und lief weiter. Plötzlich spürte sie ein Ziehen an ihrem Shirt und dann eine Hand in ihren Haaren. Der Dämon zog die Miko an ihren Haaren zu sich zurück und legte seine freie Hand auf ihre Hüfte.

„Nein. Lass mich verdammt nochmal los, du widerlicher Mistkerl!“ Sie wand sich unter seinem Griff und musste aber erkennen, dass sie sich so nicht befreien konnte. Sie hielt einen Moment still um ihre Kräfte zu sammeln, ballte ihre Hand zu einer Faust und schlug dann so kräftig sie nur konnte ihren Ellenbogen nach hinten. Der überraschte Dämon hinter ihr krümmte sich und stöhnte auf. Kagome ergriff die Gelegenheit, schlug seine Arme von sich und lief los. Nach wenigen Metern hörte sie sein Knurren hinter sich. Kagome sträubten sich die Nackenhärchen bei diesem Geräusch, doch sie wagte es nicht sich umzudrehen. Sie lief als wäre der Teufel selbst hinter ihr her und in diesem Moment war dieser Drachenyoukai ihr ganz persönlicher Teufel.

„Na warte du Miststück! Das wirst du mir büßen.“

Seine Schritte verstummten plötzlich. Was hatte er jetzt vor? Kagome wollte noch immer nicht nach hinten sehen. Plötzlich spürte sie eine brennende Wärme in ihrem Rücken. Mit jeder Sekunde wurde die Hitze unerträglicher bis schließlich ein riesiger Feuerball über ihren Kopf hinweg gegen die Höhlenwand prallte. Die Miko war schon erleichtert, dass das Feuer sie nicht direkt getroffen hatte, als sie plötzlich von der zurückgeworfenen Druckwelle erfasst wurde.

Der Druck presste ihr die Luft aus den Lungen und sie flog im Bogen einige Meter zurück. Sie schlug hart auf dem Boden auf, ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Kopf und dann war alles schwarz um sie herum.
 

Außerhalb der Höhle lief das kleine Menschenmädchen den drei Dämonen schon einige Minuten schweigend hinterher. Sie entfernten sich immer weiter von dem Drachennest. Sie sah wieder und wieder zweifelnd zurück. Nach einigen weiteren Schritten entschied sie sich doch zu reden.

„Meister Sesshomaru?“ sprach sie leise den Daiyoukai vor ihr an, doch dieser reagierte nicht.

„Meister Sesshomaru?“ wiederholte sie etwas lauter, obwohl sie sich bewusst war, dass er sie auch beim ersten Mal schon gehört hatte. Wieder kam nichts zurück.

„Meister Sesshomaru!“ rief sie jetzt und stellte wütend fest, dass er auch jetzt nicht reagierte.

„SESSHOMARU!!!“ erschrocken über ihren eigenen Tonfall, schlug Rin sich die Hand vor den Mund. Aber als der Daiyoukai endlich stehen blieb und sich zu ihr umdrehte, hatte sie ihre Arme verschränkt und sah Sesshomaru böse an.

„Wir werden nicht zurückgehen, Rin.“ stellte er fest und erwiderte ihren Blick.

„Aber sie ihm doch nicht einfach so überlassen.“ Sie sah ihn aus großen Augen an, doch in seiner Mimik veränderte sich nichts.

„Doch, dass können wir. Jetzt komm!“ er wollte sich wieder umdrehen und weiter gehen als Rin an seinem Arm zog.

„Nein! Ihr habt Jaken, Ah-Uhn und mich auch gerettet! Dieser Akito hat mir furchtbare Angst gemacht und Kagome hat jetzt bestimmt auch schreckliche Angst. Außerdem…“ Rin holte kurz Luft, Tränen hatten sich in ihren Augenwinkeln gebildet. „Außerdem habe ich Kagome wirklich lieb.“

Sesshomaru sah Rin an ohne ein Wort zu sagen. Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit bis er endlich sprach.

„Jaken, pass auf Rin auf. Ich bin gleich wieder da.“

Auf Rins Gesicht entstand ein breites Lächeln.

„Jawohl, Meister Sesshomaru!“ quakte Jaken und stellte sich neben Rin. Sesshomaru nickte ihm mit einem tödlichen Blick zu und Jaken wusste was dieser zu bedeuten hatte. Würde Rin wieder etwas passieren, dann wäre er tot. Der Daiyoukai wandte sich von seinen Begleitern ab und lief zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren.

Nach einigen Momenten suchte er nach den Auren in der Nähe. Er konnte die von Akito und auch Kagomes spüren. Dann war sie zumindest noch am Leben. Dann stieg ein Geruch in seine Nase. Blut. Kagomes Blut. Und er beschleunigte seine Schritte.
 

Langsam kam sie wieder zu sich. Sie versuchte die Augen zu öffnen und kniff sie daraufhin gleich wieder zu, weil ein betäubender, stechender Schmerz durch ihren Kopf fuhr. Sie stöhnte und versuchte es erneut. Behutsam drehte sie den Kopf um sich umzusehen. Sie sah Gitterstäbe aus Metall um sich herum. Scheinbar hatte dieser Dämon sie in den Käfig gesperrt. Vorsichtig stemmte sie sich hoch und blieb dann sitzen. Mit einer Hand befühlte sie ihren Hinterkopf, als sie ihre Finger betrachtete, klebte Blut daran. Es war aber schon fast getrocknet und die Wunde schien nicht mehr zu bluten.

Zitternd versuchte sie aufzustehen, der Käfig war gerade hoch genug dafür. Sie stützte sich an die Gitterstäbe und suchte die Höhle nach Akito ab. In einer Ecke stand er und beobachtete sie. Als er bemerkte, dass sie ihn entdeckt hatte, lief er auf den Käfig zu.

„Na wieder wach, meine Schöne?“

„Lass mich hier sofort raus!“ schrie sie und hielt sich aber gleich den Kopf. Schreien sollte sie wohl besser nicht.

„Na na na. Dann versuchst du doch nur wieder wegzulaufen.“ Er lächelte sie unheimlich an.

„Wie du willst.“ sagte die Miko schnippisch. Sie versuchte sich zu konzentrieren und ihre heilige Kraft auf den Käfig zu wirken, doch binnen weniger Sekunden verließ sie alle Kraft und sie sank auf ihre Knie.

„Nicht mehr ganz bei Kräften, was kleine Miko?“ Jetzt lachte er sie regelrecht aus. „Aber das passt mir ganz gut.“

Er kam näher an das Gitter und nahm die Kette, an der der Schlüssel für das Schloss hing ab. Wie ein Pendel ließ er es vor ihren Augen hin und her schwingen.

„Kann ich dich jetzt rauslassen, ohne dass du wie eine Wildkatze um dich schlägst?“

„Träum weiter!“ Sie stand wieder auf und zog sich in eine der Ecken des Käfigs zurück.

Akito steckte den Schlüssel in das Schloss und öffnete es. Er öffnete die Tür und betrat den Käfig. Kagome drückte sich noch weiter in die Ecke. Ihr Blick verschwamm immer wieder und ihr war schrecklich übel. Entgegen Kagomes Erwartungen schloss er die Tür hinter sich und Schloss sie wieder ab, dann legte der die Kette wieder um seinen Hals.

„So kannst du mir nicht wieder davon laufen, meine Schöne.“ sagte er und lächelte.

Während er auf sie zu kam ließ er seine Finger an den Metallstäben entlang gleiten. Seine Krallen erzeugten dabei jedes Mal ein kratzendes Geräusch.

Kagome hätte sich am liebsten zwischen die Stäbe durchgeschoben, aber dafür waren sie zu dicht beieinander. Sie konnte nirgendwo mehr hin und nun stand er direkt vor ihr. Aus angsterfüllten Augen sah sie ihn an, sie schaffte es nicht mehr ihre Frucht zu verstecken. Tränen stiegen ihr in die Augen als sie an ihre letzte Begegnung dachte.

Sie fühlte sich plötzlich so schutzlos und ausgeliefert. Wie hatte Sesshomaru sie einfach hier lassen können? In einem Punkt war sie sich sicher: würde sie hier jemals heil rauskommen, dann würde sie diesem Mistkerl von einem Hundedämon die Leviten lesen. Sie konnte durchaus verstehen, dass er Rin, Jaken und Ah-Uhn retten wollte, aber er hätte auch noch etwas unternehmen können, als die drei schon in Sicherheit waren. Doch stattdessen ist er einfach gegangen. Wut stieg in ihr auf. Sie hatte gedacht, dass sie nach den vier Wochen, die er in ihrer Zeit verbracht hatte, wenigstens keine Feinde mehr waren. Ein paar Mal hatte sie sich sogar eingebildet so etwas wie Freundschaft für diesen Eisklotz zu empfinden, aber da hatte sie sich grundlegend getäuscht.

„Wo bist du denn plötzlich mit deinen Gedanken, meine Schöne?“

Sie schreckte aus ihren Gedanken als sie plötzlich eine Hand an ihrer Wange spürte. Schnell schlug sie sie weg.

„Fass mich nicht an.“ zischte Kagome.

„Tu doch nicht so!“ brüllte er ihr ins Gesicht, sodass sie zusammenzuckte.

Er packte ihre Handgelenke, führte sie hinter ihrem Rücken zusammen und hielt sie da mit einer Hand fest. Mit der anderen Hand packte er ihr Gesicht und zog sie auf wenige Millimeter zu sich heran. Sie spürte seinen schwefligen, beißenden Atem auf ihrer Haut und versuchte ihr Gesicht wegzudrehen. Doch er ließ ihr keine Chance und drückte seine Lippen auf ihre. Mit seiner Zunge verschaffte er sich Zugang zu ihrem Mund. Kagome musste würgen und wieder brannte sein Atem in ihrer Lunge.

Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass ihre ersten drei „intimen“ Momente mit einem Mann unfreiwillig sein würden. Sie hatte es sich immer romantisch vorgestellt, mit jemandem den sie liebte. Früher hatte sie sich immer gewünscht, dass dieser jemand Inu Yasha wäre, doch nun wünschte sie sich nur noch, dass es nicht Akito wäre.

Plötzlich ließ der Youkai von ihr ab. Zögerlich sah sie in sein Gesicht. Er sah wirklich wütend aus.

„Sieht so aus als hätte es sich das Hündchen doch noch anders überlegt.“ knurrte er und sah in die Richtung in der sich der Höhlenausgang befand. Kagome folgte seinem Blick und konnte sehen wie eine Gestalt aus der Dunkelheit trat. Sie sah silberweißes langes Haar, eine blaue Mondsichel, magentafarbene Dämonenmale und sein gezogenes Schwert. Ihr Herz machte einen Hüpfer als sie realisierte, dass er zurückgekommen war.

„Akito.“ spuckte der Daiyoukai voller Verachtung aus und stürmte auf den Käfig zu.

Hoffnungen

Kagome sah aus geweiteten Augen dem Daiyoukai entgegen. Er stürmte immer noch auf den Käfig zu und war dabei sich zu verwandeln. Was hatte er vor? Sie selbst saß ja immerhin auch noch hier drinnen fest. Sie fixierte den Dämonenhund als Akito plötzlich ihre Arme grob packte und sie vor sich gegen das Gitter drückte.

„Tut mir Leid, Süße. Ich will keine Kratzer auf meiner Haut.“

„Du verdammter, feiger – “ doch sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn im selben Moment traf Sesshomaru den Käfig.

Sie spürte die Wucht des Aufpralls und wurde nach hinten gegen das andere Ende ihres Käfigs katapultiert. Sie sah noch wie sich die Umgebung mehrmals drehte und dann wurde alles schwarz um sie herum.

Sesshomaru verwandelte sich wieder zurück und stellte zufrieden fest, dass seine Attacke die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Eine Seite des Käfigs war aufgebrochen. Er erblickte Kagome, die bewusstlos geworden zu sein schien. Diese schwachen Menschen hielten aber auch absolut nichts aus. Er sah zu Akito, der sich gerade wieder erhob. Er hatte scheinbar keinen großen Schaden genommen. Erbärmliche Kreatur, versteckte sich hinter einem Menschenweib.

„Es war sehr unhöflich uns einfach zu unterbrechen.“ meinte der Drachenyoukai und machte ein paar Schritte auf den Daiyoukai zu.

„Hn.“ antwortete Sesshomaru knapp und zog Tessaiga, welches sich gleich darauf verwandelte. Mit rasender Geschwindigkeit schloss er den Abstand zu dem Rothaarigen und holte mit dem Schwert zum ersten Schlag aus. Doch Akito sprang ein kleines Stück zur Seite und wich somit aus. Er zog selbst sein Schwert, welches von grünen Rauchschwaden umgeben war. Gift, vermutete Sesshomaru. Der Drachenyoukai schien nun siegessicher, er nahm Anlauf, sprang kurz vor dem Daiyoukai in die Luft und ließ das Schwert mit einem kräftigen Hieb auf ihn niedersausen. Sesshomaru drehte sich in letzter Sekunde zur Seite, doch die Schneide streifte seine Wange.

„Jetzt bist du erledigt, Köter! Das Gift meiner Klinge ist absolut tödlich!“ Akito lachte, bis er sah was vor ihm passierte.

Der Daiyoukai zog die Mundwinkel zu einem spöttischem Grinsen nach oben und sah sein Gegenüber mit gefährlichem Blick zwischen den Strähnen seines Ponys hindurch an. Die kleine Wunde zischte und kribbelte ein wenig und schloss sich dann innerhalb von Sekunden.

„Du solltest dich nicht überschätzen.“ spottete der Daiyoukai.

„Wie?!“ Der Drachenyoukai war verwirrt. Verblüfft ließ er sein Schwert sinken. Ein Fehler. Sesshomaru stürmte auf ihn zu und traf ihn mit einem kräftigen Hieb an der Schulter. Akitos Schwert flog davon und er landete einige Meter weiter auf dem Boden. Sesshomaru trat bedrohlich langsam an ihn heran und blickte kalt zu ihm hinunter. Mit einem kräftigen Tritt platzierte er seinen Fuß auf Akitos Brust. Dem Drachenyoukai entwich die Luft zischend aus den Lungen und er sah geschockt zu dem Daiyoukai hinauf.

„Es war ein Fehler mich zu erpressen.“ flüsterte Sesshomaru leise und schneidend, Akitos Augen weiteten sich noch ein Stück mehr vor Angst.

Sesshomaru hob sein Schwert über den Kopf und holte zum Schlag aus.
 

Langsam kam Kagome sie wieder zu sich. Ihr Kopf tat höllisch weh. In ihrer Umgebung konnte sie nur ein einziges Dröhnen ausmachen und ihre Sicht war noch verschwommen. Sie versuchte vorsichtig aufzustehen und merkte wie schwindlig ihr war. Wankend kam sie zum Stehen und versuchte sich zu orientieren. In wenigen Metern Entfernung sah sie Sesshomaru und Akito. Der Drachenyoukai lag auf dem Boden, die Augen vor Schock und Angst geweitet. Sesshomaru stand über ihm, nagelte ihn mit dem Fuß am Boden fest. Sie konnte erkennen, dass Akito bereits stark blutete, Sesshomaru jedoch keinen einzigen Kratzer hatte. Kagomes Augen weiteten sich ebenfalls als sie sah wie der Daiyoukai sein Schwert auf den Rothaarigen niederfahren ließ. Sie wusste instinktiv, dass es der letzte Schlag sein würde. Schnell drehte sie sich weg um nicht zusehen zu müssen. Ihr war schon übel genug. Sie konnte hören wie sich das Schwert in den Körper bohrte. Sie spürte wie langsam das Youki des Dämons erstarb, als es völlig erloschen war, drehte sie sich wieder um. Sesshomaru zog gerade sein Schwert aus dem leblosen Körper seines Feindes und steckte es zurück in die Schwertscheide. Er sah kurz zu Kagome, drehte sich anschließend um und lief zum Ausgang der Höhle.

„Ähm…“ Kagome war ein wenig verwirrt, entschied sich dann aber ihm hinterher zu laufen. Mit ein wenig Abstand zu dem Daiyoukai versuchte sie sich in der Dunkelheit zu orientieren und war froh als sie endlich das Tageslicht sehen konnte.

Draußen angekommen folgte Kagome dem Daiyoukai noch ein weiteres Stück. Irgendetwas hatte sich an seinem Verhalten geändert und eigentlich wollte sie ja auch nur in ihre Zeit zurück. Aber vielleicht konnte sie die Chance nutzen um Sango, Miroku und Shippo noch einmal zu besuchen? In jedem Fall brauchte sie zumindest eines der Amulette und dazu musste sie ihn nun einmal ansprechen, außerdem wollte sie sich noch für die Rettung bedanken. Obwohl sie immer noch wütend darüber war, dass er sie einfach so entführt hatte. Aber er wollte ja schließlich nur Rin und die anderen retten, das konnte sie natürlich nachvollziehen. Sie wollte gerade zum Sprechen ansetzten als er stehen blieb. Sie wäre fast in ihn hinein gelaufen.

„Warum folgst du mir?“ fragte Sesshomaru kühl und ohne sich umzudrehen.

„Ähm…naja…“ stotterte Kagome perplex. „Zunächst einmal wollte ich mich noch für die Rettung bedanken.“ meinte sie vorsichtig.

„Dann bedanke dich bei Rin. Sie hat mich überredet, wenn es nach mir geht, hätte er dich behalten können.“ antwortete der Daiyoukai, doch Kagome war zu geschockt von der Aussage, sodass sie den Unterton überhört hatte.

Ihr Schockzustand wich plötzlich der Wut.

„Wie bitte?!“ rief sie fassungslos aus, stellte sich vor ihn und stemmte ihre Hände in die Hüfte.

„Hätte Rin nicht darum gebettelt, hätte ich keinen Finger für dich gerührt.“ zischte er ihr direkt ins Gesicht.

Kagome kochte vor Wut, außerdem machte sich Enttäuschung in ihr breit. Sie hatten sich doch einiger Maßen gut verstanden…sie hatte sogar angefangen ihn zu mögen. Und jetzt das? Sie fühlte sich vor den Kopf gestoßen und allein gelassen. Er war kein Deut besser als Inu Yasha. Tränen stiegen ihr in die Augen und im nächsten Moment hallte ein Klatschen von den Bäumen um sie herum wider.

Wütend stierte sie ihn an. Seine Wange war leicht gerötet von ihrer Ohrfeige. Sie spürte wie sein Youki anschwellte, doch das war ihr egal. Sie war wie blind vor Wut und unglaublich verletzt. Wieder einmal.

„Du bist das aller Letzte! Was bildest du dir verdammt nochmal ein? Was soll das? Ich dachte wir haben uns die letzten Wochen gut verstanden! Und jetzt?! Ich dachte wir…dass wir…“ Kagome schrie ihn an und beobachtete wie seine Augen sich verfärbten und sein Youki weiter und weiter stieg.

Aber jetzt hielt sie inne. Ja, was hatte sie sich denn gedacht? Dass sie Freunde wären? Sie ihm wenigstens etwas bedeutete? Sie gestand sich ein, dass sie es gehofft hatte…

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und sie wunderte sich, dass er noch nichts unternommen hatte. Sie nicht einfach unterbrochen hatte. Sie sah ihm aus tränenverschleiertem Blick direkt in die Augen. Es fiel ihr schwer standzuhalten, verdammt schwer.

Plötzlich packte er sie am Kragen und zog sie zu sich hoch. Sie packte seine Hände um den Druck zu verringern, unterbrach dabei aber den Augenkontakt nicht.

„Was? Was dachtest du?“ flüsterte er.

„Ich-ich…weiß nicht…ich-“ jetzt wurde sie doch langsam nervös, aber aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass er ihr nicht weh tun würde.

„Hast du gehofft wir wären Freunde?“ fragte er zornig.

„I-Ich…“

„Oder hast du gar auf mehr gehofft?“ fragte er jetzt so leise, dass sie schon dachte sich verhört zu haben.

„Was?“ fragte sie mit vor Schock geweiteten Augen. Diese Frage hatte sie sich ja selbst noch nie gestellt. Plötzlich spürte sie einen Baum in ihrem Rücken. Er drückte sie mit seinem Körper dagegen und seine Hand fuhr zu ihrem Hals. Ihre Füße berührten den Boden nicht und sie konnte seinen Atem in ihrem Gesicht spüren. Ihr wurde plötzlich heiß und ihr Herz fing an noch schneller zu schlagen. Ein komisches Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit.

„Hast du darauf gehofft?“ er schrie den letzten Satz fast und als er ihn beendet hatte, drückte er plötzlich seine Lippen mit voller Kraft auf ihre.

Kagome war geschockt und wie paralysiert. Geschah das hier gerade wirklich? Sie starrte ihm immer noch in die Augen, welche weiterhin verfärbt waren. Und er starrte zurück. Ihr Herz raste. Sie wusste nicht was sie tun sollte, also wartete sie ab, unterbrach den Blickkontakt aber immer noch nicht. Nach wenigen Sekunden, die ihr vorkamen wie eine Ewigkeit, hatte sie sich ein wenig beruhigt und konnte sich zum ersten Mal auf das Gefühl selbst konzentrieren. Sie konzentrierte sich darauf wie weich seine Lippen waren, trotz der eigentlichen Härte des Kusses. Sein Geruch benebelte sie und sie spürte wie es in ihrem Bauch anfing zu kribbeln. Sie lockerte sich ein wenig, es begann ihr zu gefallen. Doch in dem Moment ließ er plötzlich von ihr ab und entfernte sich wieder ein Stück von ihr. Kagome sah ihn mitgenommen und sprachlos an. Auch Sesshomarus Fassade schien plötzlich zu bröckeln. Kagome wollte gerade etwas sagen, machte einen Schritt auf ihn zu, als sie plötzlich jemanden laut rufen hörte. Beide drehten sich in die Richtung aus der, der Lärm kam. Im nächsten Moment traten Jaken, Rin und Ah-Uhn zwischen den Bäumen hervor.

„Lord Sesshomaru! Da seid ihr ja. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ quakte Jaken.

„Willst du damit sagen, dass dieser Lurch eine Chance gegen mich gehabt hätte?“ fragte der Daiyoukai streng.

~Als ob nichts gewesen wäre…~ ging es Kagome durch den Kopf.

„Oh Kagome, zum Glück ist dir nichts passiert!“ Rin kam auf sie zu gerannt und umklammerte dann ihre Beine.

„Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast, Rin.“ sagte Kagome mit einem Lächeln und wuschelte dem Mädchen die Haare.

Sie blickte wieder hoch zu Sesshomaru, doch der hatte sich Jaken zu- und von ihr abgewandt und beachtete sie nicht. Doch sie konnte ganz genau spüren, dass sich sein Youki noch nicht völlig beruhigt hatte und auch ihr Herz schlug ihr immer noch bis zum Hals.

Beutejagd

Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!!! Was war da bloß in ihn gefahren? Diese Miko musste ihn verhext haben. Erst hatte er sich überreden lassen sie vor dem Drachen zu retten und jetzt auch noch das! Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Er fing an sich zu verändern, wenn sie in seiner Nähe war, das hatte er schon lang bemerkt. Am meisten war es ihm aufgefallen als er in ihrer Zeit war. Sie machte ihn weich. Und das konnte er sich nicht leisten. Es bedeutete Schwäche. Und er, Sesshomaru durfte nicht schwach sein. Niemals. Es war Zeit das ein für alle Mal zu beenden. Es wäre am besten, wenn er ihr die Amulette gäbe und sie verschwinden würde, dann könnte sie in ihre Zeit zurückkehren und er müsste sie nie wieder sehen. Das war die beste Lösung. Für alle. Er zog alle drei Amulette hervor, drehte sich zu ihr um und drückte ihr die Schmuckstücke unsanft in die Hände. Verwirrt sah sie ihn an, das spürte er. Doch Sesshomaru blickte in eine andere Richtung und wand sich dann schließlich von ihr ab.

„Verschwinde.“ zischte er leise, aber hörbar.

Er hörte wie sie ein paar unverständliche Wörter stotterte und dann abrupt inne hielt.

„Was hast du mit den Amuletten gemacht?!“ fragte sie aufgebracht.

Sesshomaru drehte sich verwirrt zu ihr um.
 

Kagome hielt die Amulette in den Händen, sah sie nicht an, sondern starrte Sesshomaru von hinten an.

„I-Ich…Du…“ stotterte sie so leise, dass sie sich selbst kaum verstand. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und das Atmen fiel ihr schwer, da sie mit den Tränen kämpfte. Was bildete sich dieser arrogante Köter eigentlich ein? Erst zu fragen, worauf sie gehofft hatte, sie dann küssen und anschließend forderte er sie auf zu gehen! Was stimmte denn nur nicht mit ihm? Reglos starrte sie ihn immer noch an. Vielleicht hatte er Recht, vielleicht wäre es besser wenn sie einfach ginge. Dann müsste er sich nicht mehr mit ihr herumplagen und sie hätte auch endlich Ruhe. Traurig senkte sie ihren Blick, welcher auf die Amulette fiel. Das Leuchten der Steine war verschwunden, sie waren allesamt pechschwarz und von der Mitte aus zogen sich dünne Risse bis zu den äußeren Rändern. Kagome starrte die Schmuckstücke ungläubig an.

„Was hast du mit den Amuletten gemacht?“ stieß sie aus. Ein leichter Vorwurf klang in ihren Worten mit.

Der Daiyoukai drehte sich um und besah die Amulette, kam dabei aber nicht einen Zentimeter näher.

„Ich habe gar nichts damit gemacht.“ zischte er sie sich verteidigend an.

„Und wie stellst du dir vor soll ich jetzt nach hause kommen?!“ fragte sie gereizt.

„Das ist mir vollkommen egal. Du bist mir vollkommen egal. Verschwinde einfach.“ Er drehte sich von ihr weg und machte Anstalten zu gehen. Seine drei Begleiter folgen ihm.

„So…egal also? Das sah eben aber noch ganz anders aus.“ zischte sie, wohlwissend, dass er sie noch hörte. „Es ist doch deine Schuld, dass ich hier bin. Du hast mich doch hergebracht. DAS versteht ein Daiyoukai also unter Ehre und Stolz, da hat ja sogar Inu Yasha mehr Ehre und Stolz in seinem kleinen Finger, als du in deinem ganzen verdammten Leib.“ rief sie ihm nun lauter hinterher, hoffend, dass diese Taktik wirkte und ihr nicht den Kopf kosten würde. Sie hatte keine andere Möglichkeit, sie musste zu der Hexe und herausfinden was mit den Amuletten geschehen war, sonst würde sie vermutlich nie mehr nach Hause gelangen. In Sekundenschnelle hatte er sich umgedreht und stand dicht vor dir. Sie konnte seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren. Wieder.

„Noch ein Wort und ich reiße dich in Fetzen.“ Er spukte ihr die Worte entgegen, die Augen zu Schlitzen verengt.

„Dann beweise mir, dass du wenigstens einen Funken Ehre besitzt und sorge dafür, dass ich nach Hause komme. Dann musst du nie wieder auch nur ein Wort ertragen das über meine Lippen kommt.“ Entschlossen sah sie ihm entgegen. Die eigentliche Unsicherheit, die sich in ihr ausgebreitet hatte, versuchte sie zu verbergen. Sehr wohl war sie sich über den Fakt bewusst, dass er auch mit einem einzigen Hieb seiner Klinge keines ihrer Worte mehr hören musste. Sie konnte nur hoffen. Er presste sichtlich seine Kiefer aufeinander und bei dem Wort „Lippen“ fiel sein Blick für einen Sekundenbruchteil auf ihren Mund, dann sahen seine Augen wieder in ihre. Sie hatte diesen Blick nur allzu deutlich wahrgenommen, wodurch sich ihr Herzschlag noch ein wenig mehr beschleunigte. Sie hatte ihre Worte ganz bewusst so gewählt. Plötzlich schienen sich alle seine Muskeln zu entspannen, seine aggressive Haltung und auch der zornige Blick verschwunden und er sah sie wieder gleichgültig an. Kagome wusste nicht was diese Änderung zu bedeuten hatte, was sie erwartete, also blieb sie einfach stocksteif stehen.

„Hn.“ war alles was er sagte, dann drehte er sich um und ging. Nach ein paar Schritten blieb er stehen, er drehte sich nicht zu ihr um, doch sein Blick glitt zurück. Eine Aufforderung. Sie schüttelte kurz den Kopf um die Verwirrung über sein Verhalten abzuschütteln und lief ihnen dann hinterher.
 

Schweigend liefen sie durch den Wald. Stunden um Stunden. Kagome hielt immer ein wenig Abstand zu dem Daiyoukai. Langsam wurden ihre Füße lahm und sie bemerkte, dass auch Rin immer langsamer wurde. Allerdings hatte sie auch keine Lust ihn anzusprechen und um eine Pause zu bitten. Es dämmerte schon, also würden sie wahrscheinlich sowieso bald rasten, so hoffte sie zumindest. Doch diese Hoffnungen wurden von Minute zu Minute geringer. Rin und Kagome liefen nun schon ein ganzes Stück weiter hinten, hatten Schwierigkeiten zu folgen und im Dunkeln etwas zu sehen. Rin seufzte schwer. Sie wusste, dass er solche Märsche nur machte, wenn er wirklich schlecht gelaunt war, oder schlichtweg die Zeit vergessen hatte. Als sie noch vorne zu ihm lief, hoffte sie inständig, dass er nur die Zeit vergessen hatte.

„Meister Sesshomaru?“ sprach das Mädchen ihn an als sie am Kopf der Gruppe angekommen war, doch er reagierte nicht.

„Meister Sesshomaru?“ sagte sie noch ein Mal lauter und zupfte ihm am Ärmel.

Er schien ein wenig erschrocken, als er sie realisierte.

„Hm?“ erwiderte er und nahm sogleich wieder den üblichen Gesichtsausdruck an.

„Wir bräuchten eine Pause, Meister Sesshomaru.“ meinte Rin. Er blieb stehen.

„Schön. Jaken geh Feuerholz sammeln.“ wies er den Krötendämon an.

„Aber Herr, hier ist doch gar kein Platz.“ meinte dieser. Mit einer raschen Bewegung seiner Giftpeitsche fällte er die Bäume vor ihnen und eine kleine Lichtung entstand, die sacht vom Mondlicht erhellt wurde. Sofort machte sich Jaken auf ein Lagerfeuer vorzubereiten. Zehn Minuten später und mit Hilfe des Kopfstabes brannte das Holz. Schon nach wenigen Minuten war Rin, die sich an Ah-Uhn geschmiegt hatte eingeschlafen. Jaken wollte sich ebenfalls an den Flugdrachen lehnen, normalerweise stieß dieser ihn daraufhin immer weg, doch heute Abend war auch der Drache so erschöpft, dass er den Krötendämon gewähren ließ. Beide schliefen augenblicklich ein. Kagome legte sich, wie die anderen, auch in die Nähe des Feuers und war nach wenigen Minuten fest eingeschlafen. Der Daiyoukai lehnte derweil an einem Baum am Rande der neu-entstandenen Lichtung und starrte ins Feuer, bis er bemerkte, dass alle eingeschlafen waren. Er ließ sein Kopf gegen den Baumstamm sinken und schloss die Augen. Er war erschöpft, nicht körperlich, nein, geistig. Und das alles wegen dieser verdammten Miko. Es wurde wirklich Zeit, dass er sie loswurde. Warum in Kamis Namen hatte er plötzlich nachgegeben? Weil sie an sein Stolz und seine Ehre appellierte? Er wurde der Fragerei an sich selbst langsam müde. Ja müde…er hatte schon seit mehreren Monaten nicht mehr geschlafen. Nicht das er den Schlaf bräuchte, er war schließlich ein Daiyoukai. Aber er war plötzlich so verdammt müde. Langsam drifteten seine Gedanken in weite Ferne und nach wenigen Sekunden war auch er eingeschlafen.
 

Es war dunkel. Bäume. Vorn, hinten. Links und rechts. Überall Bäume. Ein Wald, er war in einem Wald. Langsam ließ er den Blick nach unten schweifen und sah auf riesige weiße Hundepranken. Er war in seiner Dämonengestalt. Plötzlich trafen ihn all die Gerüche des Waldes. Der feuchte Boden, das Laub und das Moos. Die Geräusche strömten auf ihn ein. Das Rauschen des Windes. Doch da war noch etwas. Etwas, das nicht hierher gehörte. Ein süßer Geruch erreichte ihn, benebelte seine Sinne. Wenige Momente später gab es nur noch diesen einen Geruch. Nichts anderes konnte er wahrnehme, nicht anderes war wichtig. Langsam lief er los, wurde immer schneller. Rannte dem Geruch hinterher, welcher vor ihm zu fliehen schien. Er wurde schneller, schneller und schneller. Er raste durch den Wald, fixierte sich auf sein Ziel. Und plötzlich sah er sie. Braune Augen. Sie sahen ihn direkt an, schienen ihn zu locken. Er stoppte abrupt und starrte zurück. Er knurrte und bleckte die Zähne. Seine Zunge fuhr über seine Reißzähne als wären sie in der Aussicht auf ein rohes Stück Fleisch. Plötzlich entfernten sich die braunen Augen wieder von ihm. Sie flüchteten. Mit einem lauten Knurren, das durch die Dunkelheit gellte setzte er seine Jagd fort. Er nahm seine Umgebung nicht mehr wahr, den Blick starr auf diese Augen gerichtet und die Sinne immer noch benebelt von diesem Geruch. Sein Atem kam nur noch stoßweise und trotzdem stieß er immer wieder ein Knurren aus, das von der Dunkelheit verschluckt wurde. Er konnte nicht mehr denken, hatte nur noch sein Ziel vor Augen. Er lief weiter, immer weiter. Langsam holte er auf. Und als er schließlich nahe genug war, setzte er zum finalen Sprung an. Seine Hinterbeine stießen sich kräftig vom Boden ab, seine Pranken schossen nach vorn, auf sein Ziel zu. Und dann war es soweit, mit einem Heulen, das durch die Schwärze dröhnte, erreichte er sie. Endlich hatte er sie. Seine Beute.
 

Keuchend fuhr der Daiyoukai hoch. Es war ein Traum. Doch er war nicht ohne weiteres an ihm vorübergegangen. Dieses Verlangen, das Verlangen seines Dämons, seines Tiers. Das Verlangen zu jagen, beherrschte ihn immer noch. Er sah sich um. Und da waren sie wieder. Diese braunen Augen. Doch dieses Mal war es kein Traum. Sie sah ihn an, diese Miko. Angst und Neugier spiegelten sich in ihrem Blick wider. Er konnte sie riechen. Es beherrschte ihn immer noch. Sie sah nicht weg und er starrte sie aus den blau verfärbten Iriden an, als sich schließlich ein Knurren seiner Kehle entrang. Sie erschauderte bei diesem Geräusch. Er sah, hörte und roch es sogar. Seine Sinne waren immer noch gefangen.

Von ihr. Einem Menschen.

Eingeständnisse

Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Solch ein Verhalten kannte sie noch nicht von dem Daiyoukai. Sie hatte sich zwar daran gewöhnt, dass sie sein Handeln und seine Entscheidungen nicht immer nachvollziehen konnte, doch jetzt war es ganz anders. Sein Blick hielt sie fest, sie wagte es nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Voller Anspannung hielt sie die Luft an.

Dann stand er plötzlich auf, quälend langsam, doch seine blauen Iriden lösten sich nicht von ihr. Schritt für Schritt kam er näher und blieb schließlich vor ihr stehen. Kagome musste den Kopf in den Nacken legen um ihm weiterhin in die Augen sehen zu können. Ihr Mund wurde trocken und ihr Puls ging immer schneller. Sie sah wie er die Zähne fletschte und leise knurrte. Instinktiv krabbelte sie ein wenig rückwärts um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Sie entfernte sich damit auch von der letzten Glut des Lagerfeuers. Die plötzliche Kälte ließ sie zittern und sie wurde sich bewusst, dass sie immer noch nur dieses verdammt kurze Nachthemd trug. Sie fühlte sich mit einem Mal so nackt und versuchte es ungeschickt weiter nach unten zu ziehen. Sie nahm sich vor sich bei der nächsten Gelegenheit neue Kleidung zu beschaffen – vorausgesetzt sie würde heil aus dieser Situation heraus kommen.

Sie starrte nach wie vor hoch in seine Augen, die immer noch verfärbt waren. Langsam sank er vor ihr auf die Knie. Sein durchbohrender Blick fixierte sie. Sie wollte den Abstand zwischen ihnen wieder vergrößern, doch sein leises Knurren hielt sie davon ab. Kagome traute sich nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen und hielt die Luft an. Langsam näherte er sich ihr immer mehr. Seine Hände gruben sich in die kalte Erde als er sich links und rechts von ihrem Oberkörper abstütze. Allein seine Präsenz zwang Kagome sich noch Näher in Richtung Boden zu drücken. Sesshomarus Gesicht war direkt über ihrem, sie spürte seine schnellen Atemzüge auf ihrer Haut. Sie hätte dieses Gefühl vielleicht sogar genießen können, doch dafür fühlte sich diese Situation viel zu bedrohlich an. Ihr Blick fixierte weiter seine verfärbten Augen bis sie plötzlich eine Bewegung neben sich wahrnahm. Ihre Augen blieben an seiner Hand hängen, die sich zu ihren Haaren bewegte. Mit festem Griff vergrub er seine Finger in ihrem Haar und zog ihren Kopf zur Seite. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Halsbeuge und sie konnte sich immer noch nicht rühren.

Plötzlich spürte sie wie seine Lippen ihre Haut berührten und seine Zunge eine heiße Spur auf ihrem Hals hinterließ. Von einer Sekunde auf die andere stieß sie die gesamte Luft aus, die sie bis zu diesem Moment angehalten hatte. Ihr Herz begann noch schneller zu schlagen und sie war sich sicher, dass er es hören, wenn nicht sogar spüren konnte. Seine Lippen bahnten sich den Weg von ihrer Halsbeuge über ihren Kiefer bis zu ihrem Kinn. Schließlich schwebten seine Lippen nur wenige Millimeter über ihren.

Kagome sah ihn aus geweiteten Augen an. Neugier, Anspannung, Angst aber auch ein Anflug von Leidenschaft spiegelten sich darin wider. Sein Atem schlug immer wieder gegen ihre Lippen und er brachte damit ihre Haut zum Kribbeln. Zwischen seinen Atemzügen war immer wieder ein leises Knurren zu hören, doch daran störte sie sich gar nicht mehr. Plötzlich war auch die Angst verflogen und ihre Augen begannen sich fast wie von selbst zu schließen. Sie war nur noch eine Haaresbreite davon entfernt den Abstand zwischen ihnen zu schließen - als plötzlich ein gequälter Schrei durch den Wald hallte.
 

Sowohl Kagome als auch Sesshomaru rissen die Augen auf und sahen in die Richtung aus der das Geräusch kam. Beide blickten die kleine Rin an, die sich hin und her wälzte und anscheinend von einem Albtraum heimgesucht wurde. Kagome spürte plötzlich wie sich Sesshomaru bewegte. Langsam glitt ihr Blick wieder zu ihm zurück. Seine Augen hatten wieder ihre normale Farbe angenommen. Er hatte wieder seinen üblichen gleichgültigen Gesichtsausdruck, doch seine Augen fixierten sie weiterhin als er sich langsam erhob. Kagome blieb liegen und erwiderte seinen Blick, bis er sich schließlich umdrehte und zwischen den Bäumen verschwand.
 

Kagome ließ den Kopf wieder nach hinten auf den Boden sinken. Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. Sie konnte ihn noch immer spüren und fröstelte plötzlich aufgrund seiner fehlenden Wärme.

Rin wimmerte wieder. Kagome sah zwischen den Fingern hindurch zu dem Mädchen hinüber. Jaken und Ah-Uhn schienen nichts von dem zwischen ihr und Sesshomaru oder von Rins Albträumen mitbekommen zu haben. Kagome schüttelte den Kopf um die Gedanken an den Daiyoukai zu verdrängen und stand dann endlich auf. Leise schlich sie sich zu dem wimmernden Mädchen, lehnte sich ebenfalls an Ah-Uhn und legte Rins Kopf auf ihren Schoß. Behutsam fing sie an ihr über die Haare zu streichen. Sie spürte wie sich zuerst ihre Aura beruhigte und sie dann schließlich aufhörte zu wimmern.

~Das arme Mädchen musste schon so viel durchmachen.~ dachte die Miko und sah Rin beim Schlafen zu. ~Aber Sesshomaru gibt auf sie Acht als wäre sie seine eigene Tochter, obwohl er das niemals zugeben würde.~ Bei diesem Gedanken versuchte sie seine Aura auszumachen, fand sie aber nirgends in der Nähe. Sie war sich bewusst, dass er seine Aura verstecken konnte, was er mit einhundertprozentiger Sicherheit auch tat. Sie war sich sicher, dass er Rin nicht aus den Augen lassen würde.

~Und mich?~ fragte sie sich im Stillen. Sie wusste nicht was sein ganzes Verhalten zu bedeuten hatte. Wie er sie angesehen hatte, als er aufgewacht war, hatte ihr wirklich Angst gemacht. Und dann, wieder diese Annäherungen. Sie wusste langsam nicht mehr wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie seufzte laut. Sie konnte sich noch ewig Gedanken darüber machen, verstehen würde sie ihn so oder so nicht. Langsam überkam sie wieder die Müdigkeit und sie schloss die Augen. Sie war sich sicher, dass er am nächsten Tag wieder da sein würde, also konnte sie auch einfach noch ein bisschen schlafen. Sie würde es zumindest versuchen.
 

Leise zerbrachen die kleinen Äste unter seinen Füßen, als er wie in Trance einen Schritt vor den anderen setzte. Nach einigen Minuten blieb er mitten im Wald stehen und schloss die Augen. Was war nur in ihn gefahren? Das fragte er sich nun schon zum sicherlich einhundertsten Mal und noch immer war er zu keiner Antwort gekommen. Er rieb sich die Stirn und seufzte. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Haut gebildet. Er konnte ihren Geruch immer noch an seinen Fingern riechen, es klebte weiterhin an ihm als wollte sie ihn damit verspotten. Er war schwach geworden, hatte die Kontrolle an sein inneres Biest verloren. Die Szenen aus seinem Traum spielten sich immer wieder vor seinem inneren Auge ab und er wusste nur zu gut was diese Bilder zu bedeuten hatten. Er wollte sie, diese Menschenfrau, eine Miko.

Zumindest galt das für einen Teil von ihm, einen Teil den er nicht immer kontrollieren konnte. Und er hasste es die Kontrolle zu verlieren. Das durfte ihm einfach nicht passieren, er war ein verdammter Daiyoukai, der Lord des Westens. Erneut zog er den Duft ein, der an seiner Hand hängen geblieben war und verzweifelt bemerkte er, dass sich etwas in ihm regte. Wütend schlug er die Faust gegen einen Baum in seiner Nähe. Die Rinde platzte ab und fiel auf den Boden. Er seufzte wieder. Er fragte sich seit wann er so jämmerlich war. Wer weiß wie weit es gekommen wäre, hätte Rin nicht schlecht geträumt.

Moment. Rin! Wie konnte er nur so leichtsinnig sein und seine Gefährten aus den Augen lassen. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er nicht einmal die Umgebung nach möglichen Gefahren abgesucht hatte. Schnellen Schrittes begab er sich zurück zum Lager und obwohl er keine Bedrohung riechen, hören oder spüren konnte, fühlte er sich schlecht. Was hatten diese Menschen nur aus ihm gemacht? Früher hätte er sich einen Dreck darum gekümmert was einem schwächlichen Menschen zustoßen könnte.

Und jetzt? Jetzt machte er sich sogar Sorgen und Vorwürfe. Er knurrte leise als er wieder am Lager angekommen war. Alle lagen sie schlafend da. Rin hatte sich an Kagomes Schoß geschmiegt. Er ließ sich leise an einem Baum nieder. Nachdem er die kleine Gruppe ihm gegenüber einige Minuten beobachtet hatte, kam er zu dem Schluss, dass es so nicht weitergehen konnte. Diese Menschen beeinflussten ihn auf eine Weise, die nicht gut für ihn war. Es musste etwas dagegen tun. Diese Miko würde er bald los sein, sobald sie bei der Hexe angekommen waren, würde sie hoffentlich wieder in ihre Zeit zurückkehren können. Rin hingegen würde er wohl niemals irgendwo zurücklassen können, das musste er sich wohl oder übel eingestehen. Aber vielleicht würde er wieder klarer denken können wenn diese Miko nicht mehr in seiner Nähe war. Gleich zum Tagesanbruch würden sie sich auf den Weg zur Hexe machen und dann müsste er die Nähe dieser Menschenfrau nicht mehr lange ertragen.
 

„Kagome. Kagomeeee, aufwachen!“

Grummelnd kniff die Miko die Augen zusammen um sie danach langsam zu öffnen. Sie blickte sich verschlafen um. Die Sonne ging gerade erst auf und schien in sanften Farben durch die Bäume.

„Jetzt schon?“ fragte sie und sah nach oben zu Rin, die neben ihr stand und auf die herabblickte.

„Sesshomaru möchte lieber schon früher aufbrechen.“ Meinte das Mädchen und nickte in Richtung des Dämons.

Kagome folgte ihrem Blick und ihr Herz fing an schneller zu schlagen als sie ihn sah. Er schien ihren Blick zu bemerken und starrte zurück – mit kalten Augen. Ihr Herz krampfte sich zusammen so wie er sie ansah, aber was hätte sie auch anderes erwarten sollen?

„Na los, komm schon!“ drängte das Mädchen wieder und zog an ihrem Arm. Kagome beendete den Blickkontakt zum Daiyoukai und ließ sich von Rin hochziehen. Zusammen gingen die beiden Mädchen zur nächstgelegenen Wasserstelle und wuschen sich so gut es möglich war. Als sie wieder bei dem Rest der Gruppe ankamen, schienen diese schon auf sie zu warten. Es machte beinahe den Eindruck, als könne es Sesshomaru gar nicht schnell genug losgehen.
 

Kagome wusste schon, dass ihr wieder ein erbarmungsloser mehrstündiger Fußmarsch bevorstand und genau das sollte es auch werden. Nach sechs Stunden ohne eine einzige Pause taten ihr die Füße schrecklich weh, aber sie hatte das Gefühl, dass es nicht mehr weit war. Sesshomaru blieb plötzlich stehen und hielt auch den Rest der Gruppe davon ab weiter zu gehen. Er sah sich aufmerksam um und Kagome konnte sehen, dass er plötzlich furchtbar angespannt war. Also schärfte auch sie ihre Sinne und suchte die Umgebung nach Auren ab. Und plötzlich spürte sie es.

Eine dunkle und bedrohliche Aura war ganz in der Nähe. Solch eine Stärke hatte sie schon lange nicht mehr bei einer Aura ausmachen können, außer bei Sesshomaru vielleicht. Aber was sie noch viel mehr verunsicherte war, dass ihr irgendetwas an dieser Aura bekannt vorkam. Plötzlich drehte sich der Daiyoukai zu den anderen um. Er befahl Jaken an dieser Stelle mit Rin und Ah-Uhn zu warten und ihnen auf keinen Fall zu folgen. Dann wickelte sich sein Mokomoko um Kagomes Hüften und schon waren sie in der Luft.

Sie flogen nur einige Minuten, aber die Miko konnte die Aura Meter für Meter immer deutlicher spüren. Schließlich landeten sie vor der bereits bekannten Höhle der Hexe Chiyoku. Die Aura kam direkt aus dem Dunkel der Höhle und war unglaublich stark und böse. Kagome bekam Gänsehaut. Was war hier passiert? Ohne noch länger zu zögern machte sich Sesshomaru auf ins Dunkel. Kagome schluckte, sie wollte da eigentlich nicht wirklich hinein. Was sollte sie denn gegen so ein mächtiges Wesen ausrichten? Sie konnte sich ja schließlich nicht immer darauf verlassen, dass Sesshomaru sie beschützen würde. Und wenn sie es genau bedachte, machte er heute sowieso den Eindruck als ob es ihm ganz recht wäre, wenn sie verschwand, bei der Kälte, die er ihr gegenüber an den Tag legte. Schließlich atmete sie einmal tief durch und folgte dem Daiyoukai dann. Als sie vom Dunkel verschluckt wurden, stellten sich die Härchen in Kagomes Nacken auf und plötzlich hallte ein lautes und schrilles Lachen durch die kalte Höhle.

Blinder Kampf

Kagome blieb ruckartig stehen und ihre Nackenhärchen stellten sich auf. Dieses Geräusch – dieser Schrei – wer oder was machte solche Laute. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass sie solche Geräusche gehört hatte, als sie das letzte Mal hier waren. Und daran hätte sie sich erinnert, ganz sicher. Und diese bösartige Aura hatte sie das letzte Mal auch nicht wahrgenommen. Hatte sie es damals übersehen? Sie glaubte nicht daran, so auffällig und präsent wie diese Aura war. Sie blickte zur Seite, in der Dunkelheit konnte sie nur schwach die Umrisse von Sesshomaru, der neben ihr ebenfalls stehengeblieben war, erahnen. Doch seine leuchtenden Augen waren auch im Dunkeln gut für sie zu erkennen. Sie waren zu wütenden Schlitzen zusammengezogen. Wusste er etwa schon was hier vor sich ging?

„Was war das?“ fragte sie ihn zögernd und so leise wie möglich. Erwartungsvoll sah sie ihn an.

„Die Hexe, oder zumindest das, was noch von ihr übrig ist.“ zischte er.

„Ihre Aura hat sich völlig verändert und sie sprudelt nur so über vor Macht und Bösartigkeit…vielleicht sollten wir lieber wieder gehen.“ Meinte die Miko ängstlich und drehte sich in Richtung Ausgang. Auch hier war alles dunkel.

Plötzlich spürte sie einen eiskalten Luftzug und hörte wie sich vor ihr etwas bewegte. Von Sekunde zu Sekunde wurde es um sie herum heller und schließlich konnte sie sie sehen. Die Hexe Chiyoku.

Von ihrer einstigen Schönheit war nicht mehr viel übrig geblieben, fand Kagome. Ihre fliederfarbene Haut war aschgrau geworden und von Rissen und Falten übersäht. Ihr schön geformter Körper hatte sich förmlich in sich zusammengezogen, wodurch ihre Knochen, vor allem die Rippen hervortraten. Ihre Haare waren jetzt schwarz und hingen leblos an ihr herunter. Die leuchtend violetten Augen waren von einem dunklen, trüben Schleier belegt, der sich bis über die Male auf ihren Wangen zu ziehen schien. Doch was Kagome am Meisten irritierte war, dass knochenartiges Material aus ihren Armen und Beinen zu wachsen schien, welches sich wie eine Rüstung um ihren Körper schlang. Plötzlich wurde ihr klar was dieses Material war. Sie kannte es, diese Struktur und diese Farbe, sie hatte es ihr ja selbst überreicht. Es waren Fragmente eines Dracheneis, die dort an ihrem Körper wucherten.

Nachdem Kagome sie eine gefühlte Ewigkeit angestarrt hatte, machte sie vorsichtig einige Schritte rückwärts und blickte dann hilflos zu Sesshomaru, welcher sich nun auch langsam zu der mutierten Hexe umdrehte. Sein Blick fiel sofort auf den Handspiegel, den sie hielt. Das war dann wohl der, den er dieser anderen Hexe, Sayo, abgenommen hatte. Das hieß also, dass sie dieser Hexe geholfen hatten sich in dieses Ding zu verwandeln indem sie ihr das Drachenei und den Spiegel beschafft hatten.

„Das hattest du also mit den Dingen vor, die wir dir beschaffen sollten.“ tat er das Offensichtliche kund und sah Chiyoku mit abschätzigen Blicken an.

„Welch brillante Schlussfolgerung.“ lachte sie gehässig und verzog ihren Mund zu einem hässlichen Lächeln.

„Ich nehme nicht an, dass du noch so hilfsbereit sein wirst uns zu sagen was mit diesen Amuletten passiert ist?“ fragte der Daiyoukai und ließ die Amulette vor ihren Augen von seinen Fingern hängen. Er erwartete keine brauchbare Antwort.

„Ich will mal nicht so sein. Durch meine…Veränderung habe ich die Kraft verloren, die nötig war um die Amulette zu aktivieren. Da alle Amulette, die ich erschaffen habe, trotzdem noch an mich gebunden waren, haben auch sie diese Kraft verloren.“ meinte die Hexe und brachte eines der Amulette zum Schwingen indem sie immer wieder dagegen tippte.

Sesshomaru ließ daraufhin die Schmuckstücke zu Boden fallen wo sie in kleine Scherben zerbrachen.

„Hey! Vielleicht hätte man sie ja wieder reaktivieren können!“ rief Kagome und sah erschrocken auf die Scherben.

„Ich bezweifle, dass du dich freiwillig wieder in deine alte Form begeben wirst – falls das überhaupt möglich ist. Demnach sind diese hier“ er trat auf die Scherben, die unter seinen Schuhen knirschten „nun wohl für immer nutzlos.“ er sah die Hexe mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Es hat mich natürlich gefreut euch diese Auskunft zu geben, aber nun würde ich doch gerne meine neuen Kräfte testen.“ sagte Chiyoku, sah Sesshomaru aus zusammengekniffenen Augen an und lächelte böse.

Kagome blickte erschrocken in die trüben Augen und machte noch ein paar Schritte zurück. Ihrer Aura nach zu urteilen verfügte diese Hexe über unglaubliche Kräfte. Chiyoku schloss die Augen und schien sich zu konzentrieren. Geschockt stellte Kagome fest, dass sie nur allzu deutlich spüren konnte wie ihre Macht immer weiter stieg, die Drachenei-Fragmente, die aus ihrem Körper wuchsen, wucherten immer weiter und wurden größer, als würden sie der steigenden Macht in ihrem Körper Platz schaffen wollen.

Plötzlich erweckte ein anderes Geräusch die Aufmerksamkeit der Miko. Das Knacken von Fingerknöcheln und ein bedrohliches Knurren hallten neben ihr von den Wänden wider. Sie sah Sesshomaru an, der im selben Moment auf die Hexe losstürmte. Mit einem ohrenbetäubenden Knall prallten die Aura der Hexe und das Youki des Daiyoukais aufeinander und erzeugten dabei eine Druckwelle, die Steinchen von der Decke rieseln ließ. Kagome prallte gegen die Steinwand in ihrem Rücken und schnappte nach Luft. So viel Energie könnte ohne weiteres die Höhle zum Einsturz bringen.

Sesshomaru ließ der Hexe gar nicht erst die Möglichkeit sich auf einen Angriff vorzubereiten. Er holte ein ums andere Mal nach ihr aus, doch sie wich immer wieder aus. In Kagome keimte der Verdacht auf, dass sie auch gar nicht vorhatte anzugreifen. Sie sah so selbstsicher aus, obwohl sie ohne Pause attackiert wurde. Sie hatte sicher einen Plan, aber Sesshomaru war nicht dumm – er hatte es sicherlich längst begriffen.

Plötzlich stahl sich ein diabolisches Lächeln auf Chiyokus Lippen. Sie wich einem Angriff von Sesshomaru aus und machte dann eine rasche Handbewegung in Kagomes Richtung. Die Miko konnte dem Geschehen gar nicht so schnell folgen. In der einen Sekunde sah sie einen riesigen Dracheneisplitter, der sich von Chiyokus Körper gelöst hatte auf sich zu fliegen und in der nächsten Sekunde blitze etwas Grünes auf. Kagome gab einen erstickten Schrei von sich und kniff ängstlich die Augen zusammen. Neben ihr krachte es, doch nichts weiter passierte.

Langsam öffnete sie wieder die Augen und begutachtete die Wand neben sich, in der der Splitter steckte. Zögerlich wandte sie sich zu Sesshomaru, welcher sie ebenso ansah. Er musste den Splitter mit seiner Giftpeitsche abgelenkt haben. Der Daiyoukai drehte sich wieder Chiyoku zu und Kagome begutachtete erneut den Splitter neben ihr in der Wand.

Plötzlich erfüllte ein gleißend helles Licht die Höhle und Sesshomaru stieß einen geknurrten Schrei aus. Sie wollte sich gerade zu ihm umdrehen als er ihr zurief, dass sie nur die Wand ansehen solle. Was war bloß geschehen?
 

Sesshomaru knurrte erneut. Diese verdammte Hexe! Gerade als er sich wieder ihr zuwenden wollte, sah er plötzlich in dieses Spiegel, den er ihr damals beschaffen sollte. Nachdem er von dem Spiegel geblendet wurde, versank um ihn herum alles in tiefe Dunkelheit.

Diese verdammte Hexe hatte ihm mit dem Spiegel doch tatsächlich die Sehkraft geraubt. Das hatte sie geplant, es war ein Ablenkungsmanöver! Aber wenn sie glaubte, dass sie ihn damit schon besiegt hatte, hatte sie sich gewaltig geirrt. Seine anderen Sinne waren genauso gut, wenn nicht noch besser ausgeprägt. Er konnte sie immer noch sehr gut hören und ihre Macht und somit auch ihre Bewegungen spüren.

„Was- Was ist passiert?“ hörte er die Miko ängstlich fragen.

„Misch dich nicht ein und bleib einfach wo du bist!“ befahl er ihr. Noch einmal würde er sich nicht ablenken lassen.

„Hahaha. Ist der große Lord des Westes etwa erblindet? Das tut mir aber schrecklich leid!“ lachte die Hexe mit kratzender Stimme.

Es wurde wirklich Zeit das hier zu beenden, dachte er sich und machte sich für den nächsten Angriff bereit.

Er schloss seine Augen, die ihm jetzt so oder so keine Hilfe mehr waren und konzentrierte sich. In seinem Kopf entstand ein Bild und er konnte durch die Auren sofort bestimmen wo sich seine Gegnerin befand. Er holte nur einmal aus und seine Giftpeitsche schlug mit einem lauten Knall gegen die Hexe. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet. Er hörte wie etwas auf den Boden fiel und splitternd zerbrach. Das war anscheinend der Spiegel. Doch sehen konnte er immer noch nichts, anscheinend musste er dazu erst die Hexe selbst besiegen.

Er konnte hören wie sie schrie und fluchte, doch er ließ sich nicht davon ablenken. Also griff er sie wieder an und wieder wich sie nur aus. Der Daiyoukai war sich sicher, dass er sie bald kriegen würde, er hatte mit Sicherheit mehr Ausdauer als sie.

Plötzlich stockte er in seiner Bewegung. Sie war weg. Er konnte ihre Aura nicht mehr spüren. Sie hatte sie versteckt. Verdammt. Ihr Geruch war überall in dieser Höhle verteilt, daran konnte er sich nicht orientieren. Und ihre Schritte hallten von den Wänden wider, sodass er sie nicht zuordnen konnte. Was sollte er denn jetzt machen?

„Achtung! Hinter dir!“ schrie die Miko plötzlich.

Er wich zur Seite aus und konnte den Luftzug spüren als das Geschoss aus Dracheneierschale an ihm vorbeizischte. Und plötzlich hatte er die Lösung!

Schnell rannte er zu der Stelle, wo er die Aura der Miko spüren konnte.

„Los, klettere auf meinen Rücken! Du musst jetzt für mich das Sehen übernehmen!“ wies er sie schroff an.

„Ähm. Ja!“ antwortete sie schnell und tat wie ihr geheißen.

„Du musst nichts sagen, behalte sie einfach nur im Auge und halte dich gut fest!“

Wenn er die Aura der Miko beobachten würde, konnte er schon wissen was sie sah, noch bevor sie es aussprechen würde.

„O-Okay.“

Kagome suchte die Höhle so schnell sie konnte ab und in dem Augenblick als sie die Hexe ausmachen konnte, stürzte sich der Daiyoukai auch schon auf sein Opfer. Kagome klammerte sich wie eine Ertrinkende an Sesshomaru, sich bei seinen schnellen Bewegungen festzuhalten war nicht einfach und er konnte sie bloß mit seinem Mokomoko festhalten, seine Hände brauchte er schließlich zum Angreifen.

Sesshomaru attackierte Chiyoku ohne ihr auch nur die kleinste Pause zu gewähren, was sie schließlich dazu trieb ebenfalls in die Offensive überzugehen. Sie benutzte Splitter ihrer Rüstung wie Wurfmesser und eines nach dem anderen flog haarscharf an Kagome und Sesshomaru vorbei. Jedes Mal wollte die Miko instinktiv ihre Augen zusammenkneifen, doch das würde dafür sorgen, dass sie beide blind wären. Sie versuchte sich nur auf die Hexe zu konzentrieren und ignorierte die umherfliegenden Geschosse. Sesshomaru wich gekonnt jedem Angriff aus und zerstörte die Splitter mit seiner Giftpeitsche.

Nach einigen Versuchen seitens der Hexe den Dämon und die Miko zu treffen, war Sesshomaru endlich nah genug um anzugreifen. Er holte mit seiner Klaue aus und ließ sie nach vorn auf die Hexe niederrasen. Er spürte wie seine Klauen durch ihr Fleisch schnitten und konnte ihr Blut riechen. Sehr gut. Er hatte sie getroffen, doch er war sich sicher, dass dieser eine Treffer nicht ausreichen würde um sie zu töten, dafür war sie zu mächtig. Also holte er erneut aus und schlug nochmal auf dieselbe Stelle ein. Doch er traf nichts. Er hätte wohl vorher auf die Aura der Miko achten sollen. Sie suchte verzweifelt alles nach der Hexe ab.

„Ich kann sie nirgends sehen!“ rief sie verzweifelt.

Sie war verletzt, wollte sie flüchten oder plante sie einen Hinterhalt? Sesshomaru versuchte sich auf sein Gehör zu konzentrieren, doch da war nichts, nicht das leiseste Geräusch.

Plötzlich durchschnitt das grässliche Schreien der Hexe die Stille. Sesshomarus Ohren schmerzten, dieses Gekreische war grauenvoll und es hörte einfach nicht auf. Kagome hielt sich auf seinem Rücken ebenfalls die Ohren zu.

Plötzlich spürte er es. Sie griff an. Hinter ihnen. Blitzschnell drehte er sich um. Kagome verlor auf seinem Rücken den Halt und fiel herunter und landete neben ihm auf dem Boden. Er machte sich bereit den Angriff abzuwehren. Stattdessen spürte er einen stechenden Schmerz im Rücken. Sie hatte ihn ausgetrickst. Sie hatte ihn, Sesshomaru in einen Hinterhalt gelockt! Dafür würde sie auf die langsamste und grauenvollste Art sterben, die es gab. Er tastete mit der Hand nach dem Splitter, zog ihn mit einem Ruck heraus und warf ihn beiseite.

„Oh nein, du wurdest ja getroffen! Bist du schwer verletzt?“ hörte er vor sich die Stimme der Miko.

„Das ist lächerlich! Diese mickrige Hexe kann mich nicht ernsthaft verletzten!“ schnaubte er verächtlich.

Ein leises und böses Lachen hallte von den Höhlenwänden wider und von einer Sekunde auf die andere schrie Chiyoku wieder. Noch lauter als zuvor. Dieses Mal musste auch er sich die Ohren zu halten, das war einfach unerträglich. Er konnte sich nur noch auf die Schmerzen in seinen Ohren konzentrieren.

Plötzlich sackte etwas gegen seine Brust und er hörte einen erstickten Schmerzensschrei. Er spürte, dass es die Miko war, die nach vorn umgekippt war.

„Verdammt. Sie hat mich getroffen.“ stammelte Kagome und sah hinunter zu ihrem Bein, in dem ein Splitter steckte.

Dann roch der Daiyoukai ihr Blut. Sein Verstand setzte plötzlich aus und eine unkontrollierbare Wut stieg in ihm auf. Sein inneres Biest übernahm. Kagome spürte wie sein Youki stieg und stieg. Er knurrte böse und atmete schwer. Er fixierte einen Punkt hinter ihr. Sie drehte sich um und blickte in die Augen von Chiyoku. Konnte er sie etwa wieder sehen? Die Hexe blutete stark aus einer Wunde, die sich quer über ihren Bauch zog. Sesshomarus Youki hinter ihr stieg immer noch an und die Luft um sie herum fing an zu vibrieren. Sie spürte wie kleine Steinchen sich von der Decke lösten und auf ihren Kopf fielen. Wenn das so weiter ging, würde sie sicher bald einstürzen.

Kagome wollte gerade auf den Youkai einreden als sie von ihm zur Seite geschoben wurde. Er tat dies mit einer Vorsichtigkeit und Sanftheit, die sie in diesem Zustand niemals von ihm erwartet hätte. Verblüfft sah sie ihm hinterher als er anfing Chiyoku wieder zu attackieren. Nun fiel ihr auch auf warum Sesshomaru sie wieder „sehen“ konnte. Die Hexe hatte anscheinend nicht mehr genug Kraft ihre Aura zu verbergen. Sie hoffte, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, damit sie noch aus dieser Höhle herauskommen würden bevor sie zusammenstürzte. Es fielen immer größere Steine von der Decke und die zwei Kämpfenden prallten immer wieder gegen die Höhlenwände. Besorgt sah die Miko zur Decke. Den Stein der direkt auf sie zukam, sah sie zu spät. Dem unerwarteten Schmerz folgte nur noch die Dunkelheit.

Sesshomaru versetze der Hexe einen Schlag nach dem anderen. Mit jedem Treffer wurde sie schwächer und langsamer, bis sie schließlich keuchend vor ihm auf dem Boden liegen blieb.

„Ich weiß wann ich geschlagen bin, Hündchen. Ich bin nicht so stur wie du, der sich einredet, dass niemand ihm etwas anhaben könnte. Du denkst ich war nicht in der Lage dich zu verletzten? Du täuscht dich, ich habe dich mehr verletzt als du begreifen kannst und dazu brauchte ich DICH nicht einmal angreifen. Du bist verletzlicher als du es dir jemals eingestehen würdest, weil du-“

Sesshomaru unterbrach ihren Monolog durch einen letzten Schlag. Er war im Moment ohnehin blind für ihre Worte. Es kam nur noch ein Gurgeln aus ihrem Mund bis sie schließlich ganz verstummte. Langsam verebbte auch die Wut in seinem Inneren und seine Sicht begann wieder klarer zu werden. Als er schließlich seine volle Sehkraft wieder erlangt hatte, gab auch sein Biest wieder Ruhe. Er drehte sich um und erspähte die Miko, die bewusstlos zwischen einigen Steinen lag. Er ging zu ihr. Sie war am Kopf und am Bein verletzt. Hinter ihm rieselten die Steine von der Decke gefolgt von einem lauten Krachen. Die Höhle stürzte ein! Er sollte hier schleunigst verschwinden. Schnell hob er die Miko auf seine Arme. Die Wunde an seinem Rücken spürte er kaum noch. Gerade als er mit Kagome auf den Armen den Ausgang der Höhle erreicht hatte, brach hinter ihm die Öffnung zusammen.

Leidenschaft

Leise stöhnend kam das schwarzhaarige Mädchen wieder zu sich. Ihr Blick war noch verschwommen, aber sie konnte erkennen, dass sie sich in einer kleinen Hütte befand. Doch was war passiert? Sie drehte den Kopf, doch der plötzliche Schmerz ließ sie in der Bewegung inne halten. Vorsichtig tastete sie ihren Kopf ab und spürte einen Verband. Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass sie in einer Höhle war. Mit Sesshomaru. Er hatte gekämpft. Genau! Er hatte gegen Chiyoku gekämpft. Sie sah wieder das Bild des herunterfallenden Steins vor sich. Das erklärte zumindest die Wunde an ihrem Kopf. Sesshomaru musste sie hergebracht haben. Ob er noch in der Nähe war? Vielleicht hatte er sie auch einfach nur in einer kleinen Siedlung einer Heilerin überlassen und war dann verschwunden? Sie hatte keine Ahnung ob ihm das zuzutrauen wäre oder nicht. Kagome musste sich eingestehen, dass sie hoffte, dass er noch da war.

Sie befreite sich von der Decke in welcher sie eingewickelt war und versuchte dann sich aufzusetzen. Als sie es endlich geschafft hatte wurde ihr mit einem Schlag so schwindlig, das sofort wieder zurücksinken ließ.

„Verdammt“ stieß sie aus und atmete tief durch.

Sie schloss die Augen in der Hoffnung, dass das unangenehme Gefühl schnell wieder verschwinden würde. Sie spürte wie erschöpft sie von diesen kleinen Bewegungen war. Die Heilerin hatte ihr sicherlich irgendetwas verabreicht damit sie ruhig schlief. Kaum hatte sie die Augen wieder geschlossen wurde sie vom Schlaf übermannt.
 

Rin lief den Weg zwischen den kleinen Hütten entlang und blickte aus den Augenwinkeln immer wieder zu den Dorfbewohnern, die sie anstarrten. Seit ihrem Eintreffen am frühen Morgen näherten sie sich weder ihr, noch Sesshomaru, Jaken oder der Hütte, in der Kagome lag. Sie hatten scheinbar große Angst vor der kleinen Gruppe. Rin verstand nur nicht aus welchem Grund. Sie war doch auch nur ein Mensch, Kagome ebenso. Und die beiden hatten auch keine Angst vor den Dämonen.

„Sie sind meine Familie, warum sollte ich auch Angst vor ihnen haben?“ flüsterte sie sich selbst zu.

Sie lief an zwei weiteren Hütten vorbei und erreichte dann die Hütte in der Kagome lag. Es war die Hütte der Heilerin des Dorfes. Wenige Stunden zuvor war Sesshomaru mit der Miko auf den Armen in die Hütte gestürmt und hatte verlangt, dass sie sich um das Mädchen kümmern sollte. Nachdem die Frau aufgehört hatte wie wild zu schreien, hatte sie ängstlich Kräuter und Salben zurecht gelegt und war danach eilig verschwunden. Rin hatte ihr aufmerksam zugehört als sie ihr erklärt hatte wie sie Kagomes Wunden behandeln müsse.

Leise schob Rin den Vorhang zur Seite und betrat die Hütte. Kagome schien tief und fest zu schlafen. Sie war allerdings nicht mehr ganz zugedeckt. Rin würde ihr wohl noch mehr von den Kräutern geben müssen, die die Heilerin ihr gezeigt hatte. Sie hatte betont, dass Kagome unbedingt schlafen müsse und Ruhe sehr wichtig sei. Sie hatte sich die Wunden angesehen und gemeint, dass die Wunde am Kopf nicht schlimm war, doch die am Bein gut versorgt werden müsse, wenn sie sich nicht entzünden sollte. Bevor die Heilerin verschwunden war hatte sie noch die restlichen Dracheneisplitter aus der Wunde gezogen und nun war es an Rin sich um Kagome zu kümmern.

Sie nahm sich einige der Kräuter, gab sie in eine Schale und übergoss sie mit heißem Wasser, welches sie in einem kleinen Topf mitgebracht hatte. Nach kurzer Zeit fischte sie die Kräuter wieder heraus und setzte die Schale an Kagomes Lippen. Langsam trank sie die ganze Flüssigkeit. Als nächstes widmete sie sich dem verletzten Bein. Sie nahm den Verband ab, tupfte vorsichtig eine grünliche Salbe auf die Wunde und verband das Bein dann wieder neu.

„Werde schnell wieder gesund.“ flüsterte sie Kagome zu, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand dann wieder aus der Hütte.
 

Goldene Augen beobachteten das kleine Menschenmädchen als es wieder aus der Hütte kam. Er konnte sehen wie die anderen Menschen sie beobachteten und tuschelten. Würden sie ihr auch nur ein Stück zu nahe kommen würde er das ganze Dorf dem Erdboden gleich machen. Als Rin sich wieder zu Jaken und Ah-Uhn gesellte, richtete er seinen Blick wieder auf die Hütte in der die Menschenfrau lag. Er ließ sie schon seit ihrer Ankunft nicht eine Sekunde aus den Augen.

Er musste es sich wohl oder übel eingestehen. Diese Menschenfrau zog ihn auf eine absurde Art und Weise geradezu magisch an. Er verfluchte sich dafür nun schon zum unendlichsten Male, doch ändern konnte er daran nichts, dies hatte er nun eingesehen. Das Verhalten seines Biestes sprach ebenso für sich. Dass es derart die Kontrolle übernahm, nur weil diese Menschenfrau verletzt wurde, war für ihn mehr als ungewohnt. Und an seinen Traum von ihr wollte er gar nicht erst denken. Er durfte nicht schwach werden, denn er war ein Daiyoukai und nicht zuletzt gab es auch Personen, die er beschützen musste. Sein Blick glitt von der Hütte zu seinen Gefährten. Er durfte nicht abgelenkt sein. Seine Augen wanderten wieder zur Hütte. Er konnte aber auch nicht länger so tun als hätte sie keine Wirkung auf ihn.

Allmählich setzte die Dämmerung ein. Er beobachtete wie die Menschen sich langsam in ihre Hütten zurückzogen und auch seine drei Begleiter sich an das Feuer legten und nach und nach einschliefen. Elegant und leise sprang er von dem Baum auf welchem er die ganze Zeit über gesessen hatte. Langsam bewegte er sich an den Hütten vorbei, niemand sah ihn. Sie schliefen bereits alle. Vor der Hütte der Heilerin blieb er stehen. Schon von hier draußen konnte er den Duft der Miko wahrnehmen und sie atmen hören. Sein Biest kratzte wieder an seiner Oberfläche, seine gleichgültige Fassade bröckelte. Schließlich gab er nach und betrat die Hütte.

Sie lag ruhig da und schlief, hatte ihn nicht bemerkt. Langsam näherte er sich ihr und kniete sich neben sie auf den Boden. Nach außen wirkte er völlig ruhig, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm. Er sah sie zunächst nicht an, schloss die Augen und hörte nur wie sie ruhig atmete, inhalierte ihren angenehmen Duft. Das Rascheln als sie sich bewegte riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete die Augen und sah sie endlich an, glücklicherweise war sie nicht aufgewacht. Doch nun war er wie gebannt von ihrem Anblick. Unzählige Fragen bildeten sich in seinem Kopf und verlangten nach einer Antwort. Was an ihr war es, das ihn so anzog? Warum ausgerechnet ein Mensch? Warum ausgerechtet sie? Die, die eigentlich bei seinem verdammten Halbbruder sein sollte. Warum war sie lieber bei ihm geblieben als allein weiter zu ziehen? Nur für ihren Schutz oder auch wegen ihm? Hatte dieser Hanyou sie jemals berührt? Wut stieg in ihm auf bei dieser Vorstellung und er verachtete sich dafür. Dieses Bild verschwand plötzlich nicht mehr aus seinem Kopf und sein Biest entfachte ihn ihm das Verlangen es durch andere Bilder zu ersetzen.

Seine Hand streckte sich ganz automatisch nach ihr aus und schwebte dann über ihr. Jedes Mal wenn sich ihre Brust beim Atmen anhob waren nur wenige Millimeter zwischen ihnen. Nach wenigen Sekunden, die ihm vorkamen wie eine Ewigkeit, schloss er den letzten Abstand zwischen ihnen und legte vorsichtig seine Hand auf ihren Bauch. Er konnte ihre Wärme spüren, seine Hand strich langsam nach oben und blieb auf ihrem Dekolleté liegen. Er spürte wie ihr Herz gegen seine Hand klopfte und wie weich sich ihre Haut anfühlte. Sie seufzte leise. Plötzlich fing seine Hand an zu zittern. Der Kampf mit seinem Biest war kräftezehrender als jeder seiner vorherigen Kämpfe. Es wollte sich am liebsten sofort auf die Miko stürzen. Zittrig fuhr seine Hand weiter, ihren Hals hinauf bis sie sich schließlich an ihre Wange schmiegte. Er spürte wie sie sich näher an seine Finger drückte und wieder leise seufzte. Sein Blick wanderte von ihren geschlossenen Augen zu ihren glänzenden Lippen, die immer näher zu kommen schienen. Er versuchte sich nicht mehr dagegen zu wehren. Sein Gesicht näherte sich ihrem immer mehr bis er seine Stirn an ihre legen konnte. Er schloss die Augen wieder, spürte ihren Atem auf seiner Haut. Es machte ich verrückt. Als er sie wieder seufzen hörte, dieses Mal lauter, gab er schließlich nach. Seine Lippen pressten sich auf ihre und das Verlangen seines Biestes versuchte die Kontrolle zu erlangen. Plötzlich spürte er, dass sie den Kuss erwiderte. Ein unterdrücktes Knurren drang aus seiner Kehle und seine Hände krallten sich in ihren Haaren fest. Es fiel ihm immer schwerer die Kontrolle zu behalten. Er vertiefte den Kuss und schaltete alles in der Umgebung aus. In ihm wurde der Sturm zu einem Tornado, der seine Vernunft und seinen Verstand verschluckte. Als sein Biest die Kontrolle gewann, biss er der Miko in die Lippe bis er plötzlich ihr Blut schmeckte und roch. In diesem Moment war sein Verstand wieder zurück, er öffnete die Augen und sah in ihre. Sie glitzerten vor Nässe. Verdammt er hatte sie zum Weinen gebracht! Er hatte die Kontrolle verloren, sich nicht beherrschen können. Er fuhr hoch und löste sich von ihr, hielt aber ihrem Blick stand. Als er bei der Tür der Hütte angekommen war, drehte er sich ruckartig um und wollte hinausstürmen.

„Geh nicht.“ flüsterte sie hinter ihm. Er erstarrte und drehte sich langsam wieder um. Sie war aufgestanden und stand nun vor ihm. Auf wackligen Beinen humpelte sie zu ihm bis nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen waren.

„Es ist alles gut, du hast mir nicht wehgetan.“ flüsterte sie mit belegter Stimme und fuhr mit der Zunge über ihre Unterlippe.

Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus. Sie zitterte und ihr Herz raste, das konnte er spüren. Sie berührte mit ihrer Hand seine Wange und ein schüchternes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie strich über seine Male und sah ihm dabei immer noch in die Augen. Ihre Hand fuhr in seinen Nacken und griff in seine Haare. Sie zog ihn ein Stück zu sich hinunter, musste sich aber trotzdem noch auf die Zehenspitzen stellen um ihn zu erreichen. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine. Er schloss die Augen und in diesem Moment war sein Verlangen wieder mehr als präsent. Er vertiefte den Kuss und schob sie in Richtung Wand. Er presste sie mit dem Körper gegen das Holz. Seine Hand vergrub er in ihren Haaren, zog daran und gab so ihren Hals frei. Er küsste ihre weiche Haut und zog heiße Spuren mit seiner Zuge darauf. Die andere Hand lag in ihrer Taille und zog sie noch näher an sich heran, als wollte er nicht, dass sie es sich doch noch anders überlegte. Plötzlich spürte er wie sie ein Stück zusammensackte. Erschrocken sah er sie an. Ihre Lippen waren geschwollen und nass. Ihr Atem ging schnell und sie war deutlich errötet.

„Mein…Bein.“ hauchte sie, während sie nach Luft schnappte.

Er reagierte sofort, packte ihren Hintern und hob sie hoch. Bei der Berührung zog die Miko scharf die Luft ein und wurde noch ein wenig röter im Gesicht. Sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und er presste sie wieder gegen die Wand. Im nächsten Moment lagen seine Lippen auch schon wieder auf ihren. Plötzlich löste er sich von ihr und sah ihr tief in die Augen. Sie hielt den Atem an und erwiderte den Blick. Ein wenig Nervosität machte sich in ihr breit.

„Du gehörst mir.“ sagte der Daiyoukai. Sein Tonfall ließ eigentlich keinen Widerspruch zu, dennoch wartete er auf Kagomes Reaktion.

Es blieb ihr nichts anderes übrig als ein leises „Ja.“ zu hauchen.

Sie beobachtete wie seine Mundwinkel einige Millimeter nach oben wanderten und seine Augen begannen sich zu verfärben. Sie schluckte und schon küsste er sie wieder mit voller Verlangen und Leidenschaft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffe es hat gefallen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das wars ^-^
das nächste Kapitel wird nur ein kleines Zwischenkapitel sein (adult), welches nicht unbedingt für die Story notwendig ist, aber ich euch trotzdem nicht vorenthalten will ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (149)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  vanorilein
2023-05-27T07:51:30+00:00 27.05.2023 09:51
Ich hoffe das es irgendwann weiter geht, ich habe deien Story schon so oft gelesen =)
Von:  jonas2010
2018-04-17T02:01:54+00:00 17.04.2018 04:01
wann schreibst denn weiter
Von:  Naga_Kanya
2017-11-16T19:44:15+00:00 16.11.2017 20:44
Oh Wow!

Wahnsinn!

Hab die spannung beim lesen kaum ertragen, vl schafft es das adult kapitel ja auch noch her ^^

Lg
Von:  Nicole141286
2017-09-21T19:10:09+00:00 21.09.2017 21:10
Uiii weiter so!!! 😉😊
Von:  Chrysanteme
2017-06-17T12:37:30+00:00 17.06.2017 14:37
Tolle Geschichte sehr fesselnd geschrieben. Besondrrs das Kapitel "Leidenschaft" ist absolut spitze....mir wird jetzt noch ganz warm...argrr....😊😊😊...hoffe du schreibst weiter...Biiiittee
Von:  Chrysanteme
2017-06-17T12:31:45+00:00 17.06.2017 14:31
Tolle Geschichte sehr fesselnd geschrieben. Besonders das Kapitel"Leidenschaft" ist absolut spitze...mir wird jetzt nich ganz warm....argrrr....😊😊😊 Hoffe du schreibst weiter...biiiittteee
Von:  Chrysanteme
2017-06-17T12:25:46+00:00 17.06.2017 14:25
Tolle Geschichte wirklich fesselnd! Das Kapitel "Leidenschaft" absolut spitze wird mit jetzt noch ganz warm "agrrr" .... einfach toll geschrieben. Hoffe die Geschichte geht weiter....
Biiiiitteeee
Von:  Francys
2017-01-15T00:11:57+00:00 15.01.2017 01:11
Sehr schöne Geschichte !!!!
Von:  pikachu3010
2016-01-25T03:22:57+00:00 25.01.2016 04:22
Ich liebe deine fanficton! ヽ(*≧ω≦)ノ
Bitte schreib schnell weiter !!
Von:  sama-chan
2016-01-09T23:10:33+00:00 10.01.2016 00:10
Oh dieses Kapitel ist ja so genial! Ich war total überrascht, dass ich garnicht mitbekommen habe, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hast! Und ich bin absolut begeistert! Endlich nimmt es zwischen den beiden intimere Züge an! Jetzt ist meine Vorfreude auf das nächste Kapitel nur noch größer! Bitte schreib schnell weiter! Ach ja! Und ein gesundes, neues Jahr! ;)


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