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Masquerade

Schritte bis zum Tod
von

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Prolog

Hass. Diese starke Emotion brodelt noch immer in mir. Es wurde an jenen Tagen gezeugt, in denen ich nicht mehr als Luft für dich war. Von Klein auf wurde ich vor der Außenwelt versteckt, als würde ich nicht existieren, gar minderwertig sein. Ich erhielt Privatunterricht unter größter Geheimhaltung. Diese Menschen waren wie du... streng, herzlos, hasserfüllt von der Menschheit, in die ich hinein geboren war. Wer in meinem Umgang nicht deines gleichen war, wurde schlichtweg ausradiert. Als hätten diese nie existiert. Um mich mit meinen fünf Jahren abzuhärten.
 

Seitdem wartete ich geduldig auf den Tag, der mich von meinem Leid erlösen sollte.
 

Nur dunkel erinnere ich mich an deine ersten und auch letzten Worte, die nur mir allein galten:
 

Du siehst deinem Vater ähnlich...
 

Dein schmerzerfüllter, fast mitleidiger Blick hatte mich meine kühle Fassung erweichen und in deine starken Arme getrieben. Danach waren alle Erinnerungen verblasst. Ablehnung war das einzige Gefühl, an das ich mich von Beginn unserer Bekanntschaft an erinnerte.
 

Und nun sieh mich an! Mit deinen kalten, starren Augen. Sieh dir meine Hände an, an denen fremdes Blut klebt! Mein hasserfüllter Blick fixiert die Würgemale an deinem Hals.

Nein, nie mehr wird ein Ton über deine aufgeplatzten Lippen dringen.
 

Sieh mich an!
 

Ich bin... wie du!
 

Klirr...
 

Der zerborstene Spiegel offenbart die Wahrheit über das zerstreute Bild meiner selbst.
 

Unser Blut vermischt sich und lässt die Erinnerung an dich schwinden...

Verdächtigungen

Fiebrig vibrierende Lider, am kühlen, beschlagenen Glas gelehnt, öffneten den pechschwarzen Vorhang für zwei haselnussbraune, wachsame Augen, die leicht benommen dem eiligen Verlauf des Regens folgten, heftig blinzelnd den Pupillen erlaubte, sich an die Helligkeit zu gewöhnen, ehe er sich irritiert von der Fensterscheibe vor dem Zimmer seines Herrn löste. Sich mit einer Hand an dem Glas abstützend, fuhr er sich mit der Anderen über sein Gesicht und seufzte. Er musste kurz eingeknickt sein. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hindurch linsend, betrachtete er das milchige Ziffernblatt seiner alten Taschenuhr aus längst vergangenen Zeiten. Nicht weniger als zehn Minunten. Mit einer fließenden Bewegung rutschte die Uhr zurück in die Bruststasche seines schwarzen Anzuges, den er glatt strich, nachdem er sich etwas ungelenk vom Fensterbrett entfernte. Es wurde Zeit. Gewöhnlich wäre sein Heer nun in einem weiteren Traum gefangen, dessen Ende er stets auf's Neue herbeisehnte. Schlechte Träume hielten den Geist gefangen und vernebelten dem Träumer die Sicht auf die Realität.

Leisen Schrittes beendigte er seine Gedanken und ließ sie vor der Tür zurück, durch die er in das weitläufige Zimmer trat. Wie gewöhnlich war es durchzogen mit Bettgeraschel, Seufzern und anderen Tönen, die sich wahrlich sorgenvoll gaben. Die Tür hinter sich schließend, ließ er seinen Blick an vorschwingenden, schwarzen Haarsträhnen vorbei schweifen, warf einen Blick zum Doppelfenster, umrahmt mit dem Winde spielenden Vorhängen, und für einen kurzen Moment hindurch in den düsteren Morgenhimmel. Eine weinende Wolkenfront versprach gewöhnlich schlechte Tage in den Geschäften seines Herrn. Menschen jammern gerne. Eine niederträchtige Eigenschaft. Eine angespannte Atmosphäre war daher in den Räumlichkeiten des Hauses nicht unüblich. Er selbst wusste um die Geschehnisse, die sich Tag für Tag in diesen Zimmern abspielten. In den Zimmern, die noch vor wenigen Wochen für niemanden zugänglich waren. Veränderungen zogen sich durch dieses alte Gemäuer. Brachte ihm dies die schlechten Träume? Träumte sein Herr vielleicht von ihm...?

Leisen Schrittes stieg er die Treppen zur Empore hinauf. Das Gesicht verhasst der überschmückten Pracht zugewandt, die seinen Herren unruhig schlafen ließ.

Seine Schritte endeten, die Gedanken mit ihnen. Sein Blick lag nun auf den unruhigen Zügen des Schlafenden. Ein kurzer Blick genügte. Er war wohl ein wenig spät dran.

"Mein Herr...? Sie sollten wach werden.", bat er mit erhobener Stimme und fasste mit einer ruhigen Bewegung nach der geballten Faust, um die verkrampften Finger davon abzuhalten, sich selbst ins Fleisch zu schneiden. „Mein Herr, es wird gleich Frühstück geben." Seine Stimme war ruhig, seine Fassung streng, jedoch wachsam. Er kannte dieses Prozedur gut. Jeder Traum hatte ein Ende. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, die ebenso wie sein Gesicht blass wirkten, wandte er sich halb ab und wartete geduldig.
 

„Aoi...“, murmelte der Schlafende, drehte sich der Wärme zu, die sein Diener ausstrahlte und umfasste mit der freien Hand dessen schlankes Handgelenk. Halt suchend, damit das starke Zittern seiner Hände aufhören mochte.
 

„Herr... Wachen Sie bitte auf. Wir sind spät dran. Es ist nur ein Traum, der sie gefangen hält.“
 

Es vergingen nur wenige weitere Sekunden, da seufzte der Schläfer ausgiebig, begann sich zu strecken, wobei die Bettdecke mehr von seiner leicht gebräunten Haut preisgab und rubbelte sich den Schlafsand aus den Augen, bevor er murrend gegen das Sonnenlicht anblinzelte.
 

„Möchten Sie, das ich das Fenster schließe, Herr?“
 

„Hm? Bevor es reinregnet, wäre es vielleicht besser, ja. Danke, Aoi. Und bitte, höre auf mit dem 'Herr'. So wie jeder hier habe ich einen Namen und den kennst du weitaus länger als jeder andere, mir selbst ausgenommen.“
 

„Verzeiht mir bitte meine Unhöflichkeit.“ Aoi verneigte sich. Erst nachdem sein Herr die Geste abwinkte, richtete er sich wieder auf, ging die wenigen Treppen hinab und schloss die Fenster.

Der Verschluss klickte und mit diesem Geräusch sank auch ein klein wenig die Anspannung seiner Schultern.
 

„Das Frühstück wartet nicht auf dich, Ruki. Bitte sei das nächste Mal etwas vorsichtiger mit deinen Worten.“, bat Aoi und faltete seine Hände vor der Brust.
 

„Schon okay, ich bin wach, ja?“ Liegt alles bereit?“, wollte er wissen, schwang seine nackten Füße über den Bettrand und schlüpfte in seine bereitstehenden Pantoffeln. Ein westliches Gastgeschenk eines alten Besuchers vergangener Zeit.
 

„Deine Garderobe liegt auf dem üblichen Stuhl bereit. Heute gibt es Frenchtoast. Wie jeden Donnerstag. Dir bleiben noch sieben Minuten.“, verkündete er mit einem weiteren, prüfenden Blick auf das vergilbte Ziffernblatt seiner Taschenuhr, während Rukis Schritte in das angrenzende, ebenso unnötig aufwendige Badezimmer führten.
 

„Warum muss ich überhaupt jeden Morgen zum gemeinsamen Frühstück gehen? Kannst du das nicht allein, Aoi?!“
 

„Deine Anwesenheit wird erwünscht und um deine Autorität zu wahren, musst du deine eigenen Regeln Folge leisten.“
 

„Du meinst die Regeln des Herrn? Pff... Also hätte ich da noch eine Wahl.“, lachte Ruki höhnisch. Begleitend folgte der Strahl des Wasserhahns. Die morgendlich, ruhige Athmosphäre war zerrissen.
 

„Es tut mir Leid, Ruki.“, gab Aoi dem Unwillen des Anderen nach und wandte sich langsam ab. Seine Uhr schloss sich klackend und rutschte an ihren Platz in der Brusttasche zurück.
 

„Musst du schon gehen?“ Überrascht blickte er seinem schwarzhaarigen Freund nach und zupfte sich derweil die Haare zurecht.
 

„Ich muss in die Stadt. Gestern gab es einen unerfreulichen Zwischenfall zwischen zwei Kleingruppen, die sich nicht an unsere Regeln halten.“
 

„Und lässt mich mit denen am Tisch alleine? Ohne dich hält man es dort doch nicht aus! Als hätten alle ihre Zunge verschluckt. Ich meine, wirke ich am Tisch irgendwie bedrohlich?“
 

„Wenn es jemand wagt, dir Dienstags am Cornflakes-Tag die letzten Flakes zu nehmen, durchaus.“, bestätigte Aoi mit ernsten Gesicht und hob fragend eine Braue, als Ruki zu lachen begann.
 

„Nein, jetzt mal im Ernst!“
 

„Nein.“
 

„Eben und dennoch dieses nervige Schweigen.“
 

„Ich rede auch nicht.“
 

„Das ist was ganz anderes. Als mein Diener dürftest du nicht mal am Tisch stehen, wenn ich nicht wär, aber du lächelst wenigstens... etwas.“
 

„Ich lächle nicht.“
 

„Aber ich kann mich an viele erinnern! Und auch wenn du es nicht tust, weiß ich deine Mimiken besser zu deuten als jeder andere. Da reicht ein kleines Zucken an deinem linken Mundwinkel.“, meinte Ruki stolz und richtete sein Jackett.
 

Verwundert wandte der Schwarzhaarige den Blick ab. Eine Hand lag prüfend an der besagten Stelle. Er selbst konnte sich an kein Lächeln erinnern. „Unsinn...“
 

„Kein Unsinn. Kommst du nun mit oder muss ich es dir befehlen? Dieses Pack da draußen, sollte sich freuen, das du dort vorhast persönlich zu erscheinen. Die können warten.“, meinte der Kleinere der beiden und griff nach Aois Hand, um diesen hinter sich her zu ziehen.
 

Dessen Miene verfinsterte sich. „Du wirst dich wohl nie ändern... Was soll von einem Diener wie mir auch erwartet werden?“
 

Ertappt hielt er vor der schweren Doppeltür inne. „Seine Pflichten erfüllen. Das ist mir durchaus bewusst, aber du gehörst zu mir! Dass das nicht ausreicht, um deine Autorität zu wahren und dich vor diesen Dümmlingen zu schützen, lässt mich an mir selbst zweifeln. Was habe ich schon erreicht, wenn ich nicht mal meinen eigenen Diener und Freund beschützen kann?“
 

„Lasst das nur meine Sorge sein. Konzentriere dich auf deine Pflichten, so wie ich mich auf meine. So wird niemand ein Grund zum Protest haben. Ich werde noch etwas bleiben können, dann muss ich zu Pferd los.“
 

„Okay, gut. Danke. Ich bin ungerne mit diesen Menschen zusammen. Sie sind nicht wie du.“
 

„Ich verstehe schon, Ruki. Und jetzt, los.“, bat Aoi drängend und löste seine Hand aus dessen Griff, um die Tür für ihn zu öffnen.
 

Eine höfliche Verbeugung später, trennten sich ihre Wege. Zielstrebig setzte er seinen Weg zur Küche hin fort, vorbei an den ersten Zimmern, die den Dauergästen des Hauses und Dienern zugeteilt waren, bis seine Schritte an einer Tür ins stocken kamen. An der Tür zu seinem Zimmer hing ein Zettel, der vorher nicht dort gehangen hatte.
 

„Ich weiß über euch Bescheid.“, stand in fein säuberlich geschriebener Handschrift auf jenem, gab jedoch seinen Verfasser nicht preis.
 

Mit verfinsterter Miene und bebenden Händen, riss Aoi wenig beherrscht das unschuldig erscheinende, weiße Papier, das wie auch die Handschrift auf jemanden der gehobenen Gesellschaft hin deutete, ab und zerknüllte es, sodass er das Papierknäul in seiner Faust vor ungewollten Blicken verschließen konnte. Ohne der Umgebung unnötige Aufmerksamkeit zu schenken, setzte er seine Schritte fort und stieß letztendlich die Doppeltür zur Küche auf, worauf das Gelächter und die erregenden Gespräche junger Gehilfen bei seinem Auftritt abrupt ins Stocken und schließlich in angespanntes Schweigen gerieten.
 

„Guten Morgen.“, grüßte ihn der Küchenchef und richtete nervös seine Kleidung, „Das Frühstück steht bereit.“
 

Aoi nickte. „Gut. In drei Minuten soll alles im Speisesaal stehen.“
 

„Natürlich.“, bejahte der Küchenchef hektisch, winkte den Gehilfen und überreichte dem Ambiente entsprechend, unpassend Gekleideten Stäbchen und Löffel.
 

„Irgendwelche Neuigkeiten? Neue Rezepte, Gewürze, Zutaten vielleicht?“, wollte Aoi wissen, schenkte dem Chef einen prüfenden Blick und erhaschte ein beliebiges Stück von den Frenchtoast Scheiben, um die Probe zunächst an ihr zu riechen und schließlich einen Bissen davon zu wagen, während er den den Gehilfen winkte, mit den beladenen Tabletts zu verschwinden.
 

„In der Tat gab es kürzlich einen Kundschafter, der von seiner Reise über dem Meer zurückkam und neuartige Gewürze und Zutaten mit sich brachte, die weder Sinn noch Namen tragen. Die Sprache deren Herkunftsländer ist niemandem vertraut. Natürlich würde ich dem jungen Herrn in Kenntnis darüber setzen, würde ich solch etwas Fremdes meinen Rezepten bei tun zu gedenken.“
 

„Der Name dieses Kundschafters?“
 

„Der ist mir ebenso unvertraut. Viele nennen ihn nur den Kundschafter.“
 

„Was tut dem Not? Dieser jemand scheint eine schleierhafte Vergangenheit zu besitzen. Sollten neue Informationen über diesen Kundschafter zu Tage kommen, erbitte ich um Nachricht.“
 

„Natürlich.“
 

Nickend überreichte Aoi dem Küchenchef das Geschirr und wandte sich dem Ofen zu, um das zerknüllte Stück Papier hinein zu werfen und es beim Verbrennen zu beobachten. „Ihr Frenchtoast schmeckt vorzüglich.“
 

„Viele Dank.“
 

„Nun genug der Worte. Der Herr wartet nicht gerne.“
 

„Natürlich.“
 

Selten hatte er stupidere Antworten erhalten, oder war es aus Angst?
 

Schmunzelnd verließ er die Küche. Nun führte ihn sein Weg zum Speisesaal, um diesen pünktlich zu betreten. Ein Blickwechsel genügte und Ruki erhob das Wort.
 

„Einen erfolgreichen Geschäftstag wünsch ich, nimmt, was ihr verdient und entsagt dem, was nicht verdient wurde.“, führte er gelangweilt das morgendliche Gebet aus, schwenkte sein Glas und nickte denen zu, die ihn grüßten.Erst als alle begonnen hatten, sich etwas auf ihre Teller zu tun, nahm er selbst die Stäbchen in die Hand.
 

„Junger Herr?“ Jemand räusperte sich.
 

Seufzend hielt Ruki inne und ließ seinen ersten Bissen wieder sinken.
 

Ein gab ein Brummen von sich und winkte dem Jenigen zu sprechen.
 

„Junger Herr, es gehen Gerüchte um, der Mörder befände sich noch immer in unseren Reihen. Was können wir dagegen tun?“
 

Ruki seufzte genervt und warf Aoi einen Seitenblick zu.Er hatte es ja geahnt. „Würdest du mir auch diese Frage stellen, wenn du der Mörder wärst?“
 

Der Angesprochene stockte erschrocken über diese Wende.
 

„Wir werden denjenigen schon ausfindig machen und vor Gericht ziehen lassen.“, versicherte Ruki überzeugt und schmunzelte. Ein Stechen an seiner Schläfe machte sich bemerkbar.

Möglichst gelangweilt erscheinend, stützte er seinen Kopf mit der Hand auf, strich dabei wie zufällig seine Schläfe entlang und blickte wie versteinert in die eingeschüchterten, aber auch trotzigen Gesichter derer, die bereits dem alten Herrn gedient hatten. Ruki wusste, sie waren nicht besonders erfreut, solch einen unerfahrenden Jüngling an der Spitze zu wissen, der die Hauptgeschäfte führte, wenn auch Aoi dies im Geheimen für ihn tat .
 

„Gibt es denn Verdächtige, Herr?“, wollte ein anderer wissen und neigte sich leicht vor, um an den Sitzenden vor ihm vorbei schauen zu können.
 

„Jeder könnte es sein.“, wich Ruki mit zunehmend schlechterer Laune aus und Schnitt dem Wagemutigen mit einer Handbewegung das Wort ab.

„Genug jetzt! Esst weiter und beschäftigt euch nicht damit! Was wir nicht gebrauchen können, ist Streit in den eigenen Reihen, gezeugt aus Misstrauen. Vielleicht gehört dies zu den Plänen des Mörders. Wer weiß das schon...“

Dann endlich trat Stille ein. Mit dem Stück Frenchtoast zwischen den Lippen, fuhr Ruki sich über die kühle Stirn. Ihm schwindelte etwas.
 

Doch seine Freude über den ersten Bissen seines Frühstücks wärte nicht lang. Ein weiterer Ignorant zerschnitt die Stille wie das Zünden einer Waffe. Wieder solch ein Spielzeug, das der der alte Mann aus dem Westen geholt hatte.
 

„Junger Herr, entschuldigt bitte, aber wenn wir den Mörder nicht bald finden, dann sind Sie in Gefahr!“
 

„Jeder könnte in Gefahr sein. Hätte es derjenige auf die Position des Herrn abgesehen gehabt, dann wäre der junge Herr wohl längst tot, wäre er an mir vorbeigekommen.“, mischte sich Aoi ein und trat an den Tisch neben Ruki, den diese Diskussion merklich Kraft raubte. „Sie sollten derartige Themen zu Tisch lassen. Der junge Herr...“
 

„Der junge Herr kann selbst für sich sprechen! Und überhaupt, ich verdächtige dich, Speichellecker!“ Der Sprecher war aufgestanden und deutete auf Aoi.
 

Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
 

„Du wartest sicherlich nur auf den passenden Moment, ihn heimlich zu erwürgen. So wie den Paten! Mit dir als den Mörder beginnt alles einen Sinn zu machen! Du musstest schließlich lange genug unter den Fittichen des alten Herrn leben!“
 

Mit einer raschen Bewegung war Ruki von seinem Sitz aufgesprungen und schlug mit ganzer Kraft seine Wut auf den Tisch. Umfallende Gläser verspritzten eine rote Flüssigkeit, die sich rasch auf dem weißen Tischtuch verbreitete. Blanke Wut war ihm ins Gesicht geschrieben.
 

Verwundert drehte Aoi den Körper. Sein Anzug war besudelt. Vom Gesicht über sein Kinn verlaufend, tropfte rote Flüssigkeit auf seine schwarzen Lackschuhe. Während er Ruki musterte und näher zu ihm trat, strich er sich wie beiläufig wenige Tropfen von seinem Kinn und nippte schließlich an seinen Fingern.
 

„GENUG!!! Niemand verdächtigt hier irgendjemanden, außer ich! Noch ein Wort gegen Aoi und ich töte Denjenigen mit meinen eigenen Händen!“, drohte Ruki und presste die Zähne aufeinander. Er musste sich an den Tischkanten festhalten, um sein Gleichgewicht zu halten.
 

Die furcherregende Stille nutzend, trat Aoi nun gänzlich neben seinen Herrn, legte seinen Arm um dessen Schultern und führte ihn vom Tisch weg, an dem nun alle aufgesprungen waren und ihnen hinterher sahen.
 

„Wenn ich noch ein Wort darüber höre, verliert Derjenige seine Zunge!“, brüllte Ruki noch warnend, ehe die schwere Doppeltür hinter ihnen zufiel und den Blick auf sie versperrte.
 

„Huh...“, japste er geschwächt und knickte weg.
 

+~+
 

„Huh... Aoi...“ Ein gequältes Stöhnen folgte.
 

„Ich bin hier.“
 

Bettgeraschel ertönte. Zuerst erschien eine Nase unter der Decke, dann der Rest seines Gesichtes. Sein Kopf fühlte sich seltsam leer an. Er kannte dieses Gefühl und er hasste es zugleich. Als wurden ihm Erinnerungen genommen.

Abermals an diesem Morgen, jedoch aufgrund der Dunkelheit im Raum wohl eher früher Abend, blinzelte er gegen das kaum durch die zugezogenen Vorhänge tretende Licht an und betrachtete Aoi solange, bis sich sein Blick geschärft hatte, nur um irritiert festzustellen, das sein Freund dessen Jackett abgelegt hatte und nur im weißen Hemd, auch wenn der Kragen mit roten Spitzern versehen war, bei ihm auf der Bettkante saß.
 

„Hast du jemanden umgebracht?!“
 

„Das ist nur Saft. An wie viel kannst du dich erinnern?“
 

„Sie haben dich beschuldigt. Danach ist alles... weg, aber ich fühle Wut. Ich war wütend. Sehr wütend. Was habe ich getan?“
 

„Nichts besonderes. Ist schon gut. Mach dir keine Sorgen.“
 

Ruki seufzte. „Hab ich dich wenigstens verteidigt?“, wollte er wissen und lächelte warm zu Aoi auf.
 

„Das hast du und ich glaube, sie werden erst mal nicht weiter nachhaken. Wenn du jetzt wach bist, dann kann ich nun doch zu den beiden verfeindeten Clans reisen.“
 

„Oh.. Ich sagte dir ja, das ich es hasse! Musst du wirklich schon gehen?“, wollte Ruki enttäuscht wissen, griff nach Aois Handgelenk und zog ihn mit rascher Bewegung zu sich, wodurch dessen Oberkörper in seine Arme fiel und sich dort merklich versteifte.
 

„Aoi... Bitte, bleib noch etwas. Ich vermisse dich.“, gestand Ruki mit anrüchigem Unterton.
 

„Aber ich bin doch jeden Tag bei dir.“, setzte der Schwarzhaarige zur Verteidigung an und drückte Ruki von sich, der sich inzwischen über ihn gebeugt hatte und gefährlich nahe herangerückt war.
 

„Und das reicht dir wirklich?“
 

„Soll ich dir jemanden aus der Stadt mitbringen?“
 

Rukis Grinsen wurde breiter. „Du weichst mir aus...? Hast du es also doch mal wieder nötig...? Ich hab von dir geträumt...“ Mit heraushängender Zunge und schwerem Atem griff er beherzt in Aois Schoß.
 

Mit einer raschen Bewegung hatte dieser die befremdliche Hand gepackt, richtete den Körper neben dem Rukis geneigt auf und presste ihn im nächsten Moment mit dem Gesicht seitlich verrenkt in die Matratze und dessen Arm mit dem Handgelenk voran auf seinen Rücken. Die Mündung einer Waffe hielt er ihm gegen den Hinterkopf gepresst.
 

„Okay, Okay! Ich bin zu weit gegangen! Es tut mir Leid, bitte nicht wieder bewusstlos machen!“
 

Die Worte des Jüngeren ignorierend, sicherte Aoi seine Waffe. „Ruhe dich etwas aus und komm wieder zu dir. Ich bringe dir jemanden mit. Bis dahin bleibst du hier. Dein Verstand ist vernebelt.

Mit einem schnellen Bewegung steckte er sie zurück in den Halfter an seinem Rücken und machte Ruki mit einem gezielten Griff am Solar Plexus bewusstlos. Kopfschüttelnd deckte er ihn zu.
 

„Du wirst dich wohl nie ändern...“, murmelte Aoi und verließ mit seinem Jackett unter dem Arm und einem seltenen Lächeln auf den roten Lippen Rukis Schlafgemach.
 


 


 

~+~+~+~
 

Danke für's Lesen :)
 

Wie findet ihr die Perspektive?



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Vampire-Mad-Hatter
2012-03-25T16:16:31+00:00 25.03.2012 18:16
Mein erster Gedanke war: Interessant!
Das ist mal was ganz neues.
Vor allem der Zettel mit "Ich weiß über euch Bescheit", wirft doch so einige Fragen auf und vor allem das Verhalten der beiden.
Ich find den Schreibstil gut.
Bin sehr gespannt wie das weiter geht und was das zwischen ihnen ist.

Ich hoffe das nächste Kapitel lässt nicht lange auf sich warten^^


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