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Mitternachtskälte

von

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Teil eins: Scherben von Gestern

Wiese so weit das Auge reichte, Weiden, die im Garten standen und deren Blätter leicht im Wind wogten, der Wald in der Ferne trug bereits sein rotbraunes Herbstkleid, in den letzten Tagen war es etwas kühler geworden und die Sonne tauchte die Umgebung allmählich in Abendrot.
 

Mit der warmen Tasse Tee in den Händen blickte der junge Mann starr in die Weiten der Welt und rührte sich nicht. Er stand auf dieser Terrasse, die mit Schiefersteinen getäfelt worden war, genauso wie die Treppe die herauf führte, zum Eingang des Häuschens in seinem Rücken. Alles hier war ihm so fremd und er wusste nicht, ob er sich wohl fühlen würde, in einer ruhigen Gegend wie dieser, abseits der Stadt Yorks. Er wollte es nichtwahrhaben, dass er hier stand, an dem Ort, den seine Cousine jedem anderen vorgezogen hatte. Sie war einfach abgehauen, hatte alles stehen und liegen gelassen, im St. Mungos gekündigt und nichts mehr von sich hören lassen. Sie war mit ihren Problemen im Gepäck einfach aufgebrochen und nicht zu ihm gekommen, ihrem besten Freund, wie sie ihn immer nannte.
 

Onkel Ron hatte sofort einen Suchtrupp organisiert, um seine kleine Tochter zu finden, die Aktion blieb erfolglos, bis heute.
 

„Ich freue mich wirklich, dass du gekommen bist, Albus“, kam es matt von der Tür und der junge Quiddtich-Profi wandte sich um. Roses Augen wirkten müde als sie die Plätzchen auf den Glastisch mit dem geschmiedeten Bein stellte, sich in einen dazu passenden Stuhl setzte und sich die Wolldecke, die über der Rückenlehne hing, um die schmalen Schultern legte. „Noch Früchtetee?“, bot sie ihm freundlich an, auch wenn nichts von der Freundlichkeit geblieben war, die er kannte, überhaupt erkannte Albus seine Cousine nicht wieder.
 

Nie hätte sie in so einem biederen Haus gewohnt, dessen Außenwand aus dunklen, gräulichen Backsteinen bestand und derartige holzverkleidete Fenster hatte, schon gar nicht alleine!

Der junge Zauberer atmete tief durch um keine böse Bemerkung zu ihrer Entscheidung loszulassen, denn das vor ihm enttäuschte ihn wirklich.
 

Langsam trat er zu ihr, setzte sich ihr gegenüber und ließ sich nochmal nachschenken. „Ich wäre schon viel früher hier gewesen…, wenn ich gewusst hätte, wo du dich aufhältst, Rosie“, die leichte Wut, die mitschwang konnte er nicht unterdrücken. Sie hatte ihre Eltern nicht erlebt, als es hieß, Rose Weasley sei nicht aufzufinden, ganz zu schweigen von den Reaktionen ihrer anderen Verwandten. „Ich brauchte meine Ruhe, Albus… es hat sich so viel getan…. Ich…“ Er ließ sie nicht weiterreden, sondern unterbrach sie aufgebracht: „Ja, im letzten halben Jahr hat sich einiges getan! Du hast in den letzten sechs Monaten keinem Einzigen geschrieben, Rosie! Wieso hast du nicht wenigstens ein ‚Es geht mir gut‘ geschickt!?“ Albus schnappte nach Luft und setzte sich wieder hin, weil er sich so in Rage geredet hatte, dass er aufgesprungen war. „Es tut mir Leid, Albus… Ich habe Dominique geschrieben…“, hörte er sie leise sagen und er verdrehte die Augen. Das war ja klar gewesen, Dominique, auch sie war eine ähnliche Spezialistin, die alle Zelte abgebrochen hatte um die Welt zu entdecken. Im Gegensatz zu Rose, hatte diese Hexe es wenigstens angekündigt.
 

Während der Potter sich schwor, mit der blonden Veela noch ein Hühnchen zu rupfen, beschloss er ebenso rasch, aber nachdenklicher: „Deine Eltern werden sich freuen zu hören, wo du bist, dass du noch lebst, und dass es dir einigermaßen gut geht…“ Er blickte in ihre warmen braunen Augen und sah wie sie den Kopf energisch schüttelte, ehe sie an ihrer Tasse Tee nippte. „Rosie, ich hätte es noch vor meiner Ankunft hier in dieser… dieser…“, an dieser Stelle stockte der Zauberer und betrachtete das eigentlich schöne, neue Zuhause seiner Lieblingscousine, - er hätte es ja akzeptiert, wenn Rose unter anderen Umständen hergezogen wäre, - blickte zu der kleinen, brennenden, flackernden Kerze in der reichverzierten, schmiedeeisernen Lampe mit den milchigen Glasscheiben an der Wand neben der Eingangstür, sah letztlich wieder zu Rose und fuhr frustiert fort: „…ach lassen wir das - ich hätte es noch vorher deinen Eltern gesagt, und sie mitgenommen, wenn ich gewusst hätte, dass die krakelige, rote Nachricht ohne Unterschrift –an meiner Hotelzimmerwand von dir ist!“ Im selben Moment tat es ihm leid, als er in ihre geweiteten Augen blickte, weil er seine Cousine angeschrien hatte, aber er fasste es nicht, dass sie nicht wollte, dass ihre Eltern endlich wieder aufatmen konnten.
 

„Ich sage es ihnen selbst, wenn… sobald mir danach ist, Albus!“, bebte die junge Hexe entschlossen und umklammerte ihre Tasse fester. Ihr Gegenüber raufte sich die Haare und fragte etwas verzweifelt: „War London denn nicht mehr schön, Rosie? Ich meine… warum…?“ In diesem Moment fehlten ihm die Worte, sie hatte keine Erklärungen gegeben, und Rose hatte versichert, dass keine folgen würden, keine Rechtfertigungen, einfach gar nichts. „Ich kehre nie wieder zurück nach London… Da sind einfach zu viele Dinge geschehen, die… nie hätten sein sollen.“ Es störte Rose nicht, dass Albus sie so verständnislos ansah, denn er verstand wirklich nur Bahnhof und das sollte er auch. „Und wo arbeitest du jetzt, Rose? Ich meine, wir hätten dich doch gefunden, wenn da irgendwelche neuen Angaben gewesen wären…Wohnort, Arbeitsstelle….“ Der Schwarzhaarige fühlte sich etwas überfordert, denn es kam ihm immer mehr vor, als führe seine beste Freundin nicht nur ein völlig neues Leben, sondern auch eines, in welchem er einfach keinen Platz mehr fand.
 

„In einem Kindergarten, Albus. Gleich die Straße runter, ein paar Minuten Fußweg“, erklärte sie lächelnd, als sie sah, dass in dem Nachbarhäuschen die alte Frau gerade ein Fenster schloss und freudig winkte. „Aber, Rosie, du weißt schon, dass hier weit und breit kein Portal oder so ist, dass es hier keine magischen Kindergärten gibt, dass…“ Albus war sich so sicher, dass der Suchtrupp seine Cousine gefunden hätte, wenn sie auch nur appariert wäre, geschweige denn, einen Kamin benutzt hätte. Außerdem konnte das magische York eher mit der Winkelgasse verglichen werden, also war da an kleine Kinder in Kindergärten nicht zu denken. Und Rose lächelte matt, sie wirkte überhaupt traurig und kraftlos, so völlig anders, sie war nicht mehr der Wirbelwind, den der Potter kannte. „Natürlich nicht… Aber stell dir vor, in Muggel-York gibt es so etwas“, ein Lachen folgte und Roses Augen glitzerten fröhlich. Wenn die Hexe über ihr neues Leben redete, blühte sie wieder etwas auf. „Das ist nicht dein Ernst!“, entfuhr es Al geschockt und vergaß seinen Tee zu trinken. „Al…“, ein Wort in einer etwas mahnenderen Stimmlage und der gewisse Blick, den sie schon zu Schulzeiten - wenn man es genau nahm… eigentlich immer – aufgesetzt hatte, genügten, wann immer er an ihren Worten zweifelte. „Aber, Rosie…“, protestierte er nochmal und musste letztlich auch schmunzeln. Seine Cousine war wenigstens etwas schräg geblieben, das Einzige, was von ihrem alten Charakter noch übriggeblieben war.
 

Albus blickte sich nochmal um, es war schon erstaunlich, was sich Rose alles aufgebaut hatte, in diesem halben Jahr und automatisch griff er zu den Plätzchen in der Schale. „Die sind gut“, stellte der Potter fest und strich sich erneut durch die Haare, als er zu den Kronen der Weiden blickte. „Wo hast du die gekauft? Die muss ich mir auch besorgen.“ Dann verschluckte er sich, als er hörte, dass Rose zu backen angefangen hatte. „Du, die immer lesende, absolut quirlige Jägerin unter Führung von Zabini, die von solchem Hausfrauenkram nie wirklich viel hielt?“, hustete der Schwarzhaarige und starrte auf das Gebäck. „Al…“, seufzte seine Lieblingscousine, „Meine nette Nachbarin Mrs. Miller hat mir die Rezepte gegeben, wir haben schon ein paar Mal zusammen gebacken.“ Schließlich schob er das bisschen Rest des Plätzchen noch ganz in den Mund und murmelte während des Kauens: „Was haben sie mit dir gemacht?“ Rose Weasley zog eine Augenbraue hoch und ging gar nicht auf Albus ein, während sie streng erläuterte: „Und verwende die Nachnamen meiner beiden Kapitäne nicht als wären sie leblose Gegenstände oder Massenware! Diane Aletta Zabini hat eben nach ihrer Schulzeit den Posten an ihren kleinen Bruder Richard Emile Trento abgegeben, na und?“ Dann begann der Potter zu grinsen und schob sich noch ein weiteres Plätzchen in den Mund und murmelte: „Bescheuerte Namen.“ „Aber du hast dir Albus Severus ausgesucht, was?“, kam es monoton und etwas schnippig zurück und Rose trank ihren Tee und amüsierte sich köstlich, als Albus aufging wie ein Germteig, weil sie so gemein war. „Dafür hättest du nach Slytherin gehen sollen und nicht nach Hufflepuff!“
 

Normalerweise wäre jetzt ein Augenrollen seitens Rose gekommen und ein blöder Spruch wegen seines besten Freundes, - wie: „Vergleich mich nicht mit diesem präpotenten, prahlenden, mit alles und jedem poussierenden Pickelgesicht, das prädestiniert dafür ist in einem prähistorischen Museum ausgestellt zu werden. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass seine Rasse schon vor Jahrtausenden ausgestorben ist, denn so ein Ekelpaket gibt es auf Erden kein zweites Mal!“ oder „ Diese blasierte, Lehrer bluffende, bonafide wirkende, völlig bornierte, blonde Bisamratte soll sich ja nie wieder trauen auch nur einen Fuß in den Mädchenschlafsaal Hufflepuffs zu setzen um mir Kröten und Spinnen unter Kissen und Decke zu mogeln, denn sonst tritt mein Fuß in ihre Weichteile!“ Derartige Reaktionen waren zu Hogwartszeiten typisch gewesen und nichts Außergewöhnliches, sobald von ihm die Rede war - allerdings nippte die Wealsey heute nur an ihrer Tasse Tee und nichts weiter geschah. „Was ist los? Gehen dir die Gemeinheiten aus, wenn es um den von dir ernannten Ober-Slytherin Scorpius Hyperion Malfoy geht?“, wollte der Potter wissen und blickte überrascht zu seiner Cousine Rose. Während die Hexe noch einmal an der Tasse nippte und die Beine anzog, letztlich den Tassenboden mitsamt der Teerückstände begutachtete und endlich wieder zu dem Potter blickend murmelte: „Nicht in Stimmung.“ Dieser starrte die Hexe ungläubig an und legte das noch nicht angebissene Gebäck wieder zurück in die Schale. Nun war ihm der Appetit vergangen. „Du bist echt nicht mehr dieselbe.“ Und seine beste Freundin zuckte mit den Schultern. „Schon möglich, Al“, kam die leise Antwort und die junge Frau strich sich ihr rötliches Haar hinters Ohr.
 

Die beiden saßen für eine Weile so zusammen und schwiegen sich an, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und erst als Albus auf seine Armbanduhr blickte und feststellte, dass es bereits halb Zehn wurde, räusperte er sich und stand auf. „Rosie, ich habe diesen Tag wirklich genossen, und du weißt, dass ich es hasse mich verabschieden zu müssen….“ Dem Potter tat es weh seine beste Freundin so zu sehen und von dem Gefühl überrumpelt gebraucht zu werden, trat er zwei Schritte um dem Tisch, zu der Weasley und drückte ihre Hand und blickte ihr in die Augen als wollte er sagen: Ein Wort und ich bleibe hier.
 

Nur dass Rose Weasley nie um irgendetwas bat und wäre es noch so dringend gewesen, sie hielt sich stets zurück. „Aber morgen muss ich früh aufstehen und wenn ich nicht fit für’s Spiel bin…, dann meucheln mich mein Coach und meine Teamkollegen. Also….“ Immer noch hoffte er, seine beste Freundin würde endlich zugeben, wie dreckig es ihr ging, und dass sich ihr Zustand nur bessere, wenn er ihr Gesellschaft leistete, stattdessen lächelte die Weasley, immer noch matt, aber aufrichtig und wünschte: „Ich hoffe, ihr gewinnt.“ Dann stand die Hexe auf, zog ihren Cousin in eine Umarmung und flüsterte: „Bis bald.“
 

Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus als der junge Zauberer die Stufen hinab stieg, ein letztes Mal über die Schulter blickte und Rose standhaftes Lächeln erblickte. Das Gefühl wurde nicht besser, als er das Gartentor schloss und den Gehsteig entlang schlenderte, denn er wusste, dass er eine falsche Entscheidung getroffen hatte, weil Rose nie und nimmer nein gesagt hätte, wenn er über Nacht geblieben wäre.
 


 

*
 

Sobald Albus nicht mehr zu sehen war, drehte sich die junge Weasley zu dem Tisch um, griff bestimmt zu dem silbernen Tablett und stellte in aller Ruhe die Tassen, Schalen und Teller darauf. Ein tiefer Atemzug folgte und Rose zupfte die Decke um ihre Schultern wieder zu Recht, denn diese glitt langsam davon. Erst jetzt bemerkte sie wieder, wie windig und kühl dieser Abend doch war. Ihr Haar war durchwirbelt und eisige Kälte lag auf ihren Wangen. Rose blieb einen weiteren Moment stehen, schloss die Augen und wünschte sich, so zu sein wie der Wind, kraftvoll, energisch, stürmisch und manchmal sanft und warm.
 

Ob die junge Frau nun nur einen Wimpernschlag lang oder eine ganze Stunde dagestanden war, wusste sie nicht. Manchmal verlor Rose einfach das Gefühl, für Zeit, von Wärme, von Freude. Und als die Wealsey sich zum Eingang umdrehte, zu der an der Hauswand befestigten kleinen Lampe schritt, die kleine Glastür öffnete und die brennende Kerze löschte, wurde ihr auch schlagartig klar, warum sie damals nicht zu Albus gegangen war, warum sie heute nicht geredet hatte und warum sie weiterhin schweigen wollte. Irgendwie war es offensichtlich, denn er hätte sie nie verstanden, er hätte es nicht nachvollziehen können und schon gar nicht gutheißen, dieses neue fremde Gefühl, in ihrem Herzen, welches sie zu ersticken versucht hatte. Gegen das sie seit sechs Monaten ankämpfte und immer wieder kläglich verlor. Niemand aus ihrer gesamten Familie hätte auch nur ansatzweise… Rose seufzte schwer und schloss schließlich leise die Haustür hinter sich, die geradewegs in ihre kleine Küche führte. Links vom Eingang stand ein Mülleimer, rechts ein Kleiderständer, an welchem etliche Jacken hingen. Wenn man weiter in den Raum trat, folgte auf der Seite des Abfallbehälters, der Ofen mit Herdplatten, die Spüle und eine Arbeitsfläche von 90x60 Zentimeter, - vor dem Fenster an selber Stelle stand seit dem Einzug, ein Blumentopf von der Nachbarin als kleines Willkommensgeschenk – und schließlich der Kühlschrank. Auf der rechten Seite des Zimmers, das sowieso nicht groß war, standen ein Tisch und zwei Stühle. Am Ende des Raums, der ohnehin mit dem Kühlschrank abschloss, befanden sich zwei Türen an zwei aneinander angrenzenden Wänden. Die eine war immer abgesperrt, weil das eigentliche Esszimmer nicht fertig war und die Heizung noch erneuert werden musste, durch die andere kam man in einen kleinen Gang, wo eine Treppe in den ersten Stock führte. Rose hatte es nicht geschafft das gesamte Haus auf Muggelart zu renovieren. Das wichtigste waren Küche, Bad und Schafzimmer gewesen, für das Wohnzimmer würde sie sicherlich auch noch irgendwann Zeit finden. Natürlich hatte ihr Albus angeboten mit ihm zu kommen und in dieses Haus erst wieder einzuziehen, wenn es fertig war und nicht so eine halbe Bruchbude wie jetzt, allerdings nannte sich Rose Welasey stur, da hatte auch die lange Diskussion bei seinem Eintreffen nichts geholfen.
 

Rose schien davon überzeugt, dass sie hier glücklich werden würde und als sie in dieser Nacht mit dem Abwasch begann, leise ein Lied summte und nicht daran dachte ins Bett zu gehen, obwohl sie morgen aufstehen musste um den Kindern neue Geschichten zu erzählen, mit ihnen zu singen und zu spielen, fiel ihr Blick zum Kerzenständer auf dem Fensterbrett. Tausendmal hatte sie bereits dorthin gesehen, nie hatte es sie gestört, nie zuvor hatte Rose die Beherrschung verloren, aber jetzt glitt ihr das Geschirr aus den Händen und zerbrach in der Spüle. Alles, was die Weasley tun konnte, war vergeblich zu versuchen, die Tränen zu unterdrücken und nach der weißgoldenen Gliederkette mit ovalem Anhänger zu greifen, die liebevoll um die Arme des Kerzenleuchters gewickelt war. Mit Wucht landete das Schmuckstück auf dem roten Fliesenboden und die Hexe setzte sich nieder, lehnte den Rücken gegen die Verkleidung der Spüle und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Ihr Körper bebte, ihr Schluchzen klang kläglich, sie fühlte sich leer, ausgelaugt und kraftlos. Rose wollte diese Kette nicht mehr bei sich tragen, nicht mehr im Haus haben, denn diese Kette machte sie so sentimental, berührte die Tiefen ihres Herzens und war im Stande alte Wunden aufzureißen. Bis heute hatte die Wealsey es nicht über sich gebracht, dieses verdammte Ding in den Abfall wandern zu lassen. Es war überhaupt das Einzige, das sie aus ihrem alten Leben unbewusst mitgenommen hatte. Rose wusste, wie viel Bedeutung diese Kette noch für sie hatte, und der Mensch, der sie ihr schenkte. Die junge Hexe weinte bitterlich, und es wurde schlimmer, als sie sah, dass der Anhänger aufgegangen war. Ein Mädchen lächelte ihr entgegen. Eine Rose, die seit einem halben Jahr nicht mehr lebte, glücklich in den Armen eines jungen, blonden Schönlings, der nichts mehr für sie empfand, aber niemals müde geworden war, ihr immer wieder zu beteuern, dass sie die Frau sei, mit der er alt werden wollte. Die Gravur in der Innenseite des Deckels stammte aus seinem Zauberstab, war seine Handschrift. Was sagte denn noch mehr aus, als ein simples „I love you“, dass all seine Worte gelogen waren? Und warum konnte Rose Weasley diese drei Jahre gelebte Lüge nicht loslassen? Die rothaarige Hexe hatte es versucht, nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und in dieser Nacht, in welcher Wut auf sich selbst sie schüttelte, die Trauer in ihr tobte, Angst ihr die Kehle zuschnürte, spürte Rose die eisige Kälte, die sich durch ihr Herz fraß, die ihr immer wieder die Hoffnung nahm, sie könne ihn je überwinden, irgendwann wieder glücklich werden und endlich das ersehnte Morgen erleben, an dem das Gestern nicht mehr wichtig war. Wie ein Häufchen Elend, so fühlte sich die junge Frau, die es nicht länger hatte ertragen können ihrer Chefin in die freundlichen Augen schauen zu müssen. Seiner Mutter.
 

Ganz gleich, wie kraftlos sich die Weasley fühlte, wie oft sie die Decke enger an sich zog, die Arme um sich selbst schlang, und mit ihren roten, geschwollenen, verweinten Augen die Uhr suchte, auf den Anbruch eines Morgens hoffte, und ihr die Gänsehaut unerträglich schien, wusste sie, dass sich nichts an ihrer Situation geändert hatte als es Mitternacht schlug. So einsam und schwach hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Erst recht nicht so erbärmlich, denn das Weinen in den Nächten war seltener geworden und alles was ihr übrigblieb, war nach der Kette zu greifen und sie vorsichtig aufzuheben.
 

Roses Lippen bebten während sie den Schmuck betrachtete und den Anhänger wieder schloss. „Irgendwann werde ich auch dich aus meinem Leben verbannen“, murmelte die Hexe, küsste das kalte Gold und hängte es wieder sorgfältig und liebevoll mit zittrigen Händen an den Kerzenständer. In Gedanken hatte sie tausendmal von ihrem einstigen Freund Abschied genommen, beschlossen nicht länger auf ihn zu warten, für sich selbst auch den Schlussstrich zu ziehen, den er schon vor Monaten vollbrachte. Mit der Entscheidung, dass sie sich nicht nur von ihrer gemeinsamen Vergangenheit räumlich trennte, sondern auch alles, das sie an ihn erinnerte, zurückließ. Die Kette hatte sie völlig vergessen, denn diese hatte sie Tag und Nacht getragen, seit sie sich mit ihm eingelassen hatte.
 

Rose wusste genau, eines Morgens würde sie aufwachen und die Kälte wäre verschwunden und hätte das bisschen Gefühl mitgenommen. Zumindest hoffte sie es so sehr.
 


 

*
 

An diesem Abend sank Albus in dem Hotelzimmer in den Ohrensessel. Geistig völlig weggetreten, starrte er an die Wand, an der Rose’s Nachricht gestanden hatte und griff automatisch zu Whiskeyflasche und Glas, die beide auf dem Holztischchen neben ihm standen. Er wusste, er sollte heute nichts mehr trinken, allerdings hatte ihn Rose während des Heimwegs so beschäftigt, dass er als emotionales Wrack das Zimmer betreten hatte. Am aller wenigsten wusste er mit der Frage umzugehen, die ihm ständig in den Sinn kam und Mittelpunkt seiner Gedanken geworden war. Warum verließen ihn immer alle Frauen, die ihm viel bedeuteten?
 

War es sein Los, sein Schicksal? Dass er einfach nichts dafür tun konnte, um irgendjemanden zu halten, zu stützen, zu… Sein Kopf schien wie leergefegt, als er endlich den Alkohol auf der Zunge schmeckte, und auch wenn er wusste, dass ihm Frauen nie wichtig gewesen waren, so hatte es ihn mehr als erwartet getroffen, als auch Rose aus seinem Leben verschwunden war. Mit dieser Erfahrung konnte er nicht umgehen. Ein Leben ohne seine beste Freundin führen zu müssen. Dass ihn eine Liebe verlassen hatte, noch bevor es einen Anfang gefunden hatte, das konnte er runter spielen, abtun, als Anflug von gesuchter Nähe bezeichnen, aber das…
 

Noch immer starrte Albus an die weißgestrichene Wand und stellte sich das blutrote Gekrakel vor seinem inneren Auge vor. Nach Stunden war die Wirkung des Zaubers verblasst, die Zeilen verschwunden. Ohne hinzusehen tastete er auf dem Tischchen nach einem in Leder gebundenen Buch, es sollte eigentlich neben der Whiskeyflasche liegen, die befand sich allerdings auch nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Albus wusste nicht warum ihn gerade dieses weiche Leder so beruhigte, der Geruch, die vergilbten Seiten darin, die am Anfang wegen Abnutzung fast herausfielen und gegen Ende beinah wie neu wirkten. Der Quidditch-Spieler legte es behutsam in seinen Schoß, war so zärtlich zu diesem Gegenstand, als würde ein Leben davon abhängen, und sobald er es langsam aufschlug, blickte er endlich auf die Zeilen, in denen dieses Werk erzählte. Er konnte sich an jeden einzelnen Buchstaben erinnern, den er geschrieben hatte, jedes Gefühl, das ihn in jenen Stunden begleitet hatte.
 

„Liebes Tagebuch, ich weiß gar nicht warum ich dich anfangen soll… Rose hat gemeint, es wäre gut für mich, bestimmte Erlebnisse zu verarbeiten, aber…. Was hilft es mir schon, wenn ich es auf ein paar leere Seiten kritzle, kannst du ja doch nicht antworten….“, überflog der Potter die ersten Zeilen und schmunzelte, nippte wieder am Whiskey und blätterte weiter.

„… und dann hat er gesagt, dieser Idiot(!): Andere Mütter haben auch schöne Töchter! Kannst du dir das vorstellen? Ich mein Hallo? Hier geht es immerhin um Roxanne, meine Freundin, und nicht um irgendein Mädchen! Ich mein, was erwartest du als Antwort, wenn du sagst: ‚Ich weiß nicht, ob ich sie noch liebe…. Ich,… möglicherwiese hab ich mich in eine andere… verknallt…‘

Ich zumindest sicher nicht: Andere Mütter haben auch schöne Töchter! Dieser Arsch…. Und wie der gezwinkert hat…. Mein Bruder ist unmöglich!

Und eins sag ich dir, wenn dich Scorpius jemals in die Finger kriegt, bin ich dran… hier stehen Dinge drin‘, über die ich noch nie mit jemanden gesprochen habe, und das ist auch gut so… und soll auch so bleiben!“, schlagartig fühlte sich der 23-Jährige wieder wie fünfzehn und er schluckte heftig. Damals hatte er mit seiner Cousine wirklich Schluss gemacht, weil er diese andere Hexe einfach nicht aus dem Kopf bekam, dafür schämte er sich bis heute, denn die Trennung hätte wirklich etwas weniger verletzend sein können, als zu Freds kleiner Schwester, die so sehr ihrer Mutter glich, leicht weinerlich und verzweifelt zu sagen: „Aber du bist nicht Dominique!“ Albus würde wohl nie ihre Tränen vergessen, die Backpfeife, die Roxy ihm verpasst hatte, wie er damals fand zu Unrecht, und auch nicht, dass die Weasley ihn seitdem bis zu ihrem 18. Geburtstag vehement ignoriert hatte. Irgendwann waren sie beide erwachsen genug gewesen, um wieder normal miteinander umzugehen. Und natürlich war aus Dominique und ihm nichts geworden, nicht einmal ansatzweise, nicht als er fünfzehn war.
 

Der Schwarzhaarige seufzte, schenkte sich nochmal Whiskey nach und griff zu seinem Lesezeichen, das er immer bei der zuletzt geschriebenen Seite einlegte. Die Seite war gerade erst begonnen, letzter Eintrag vor zwei Tagen, und umfasste sechs Zeilen. Und während er sich die Zeilen genau ansah, ohne sie noch einmal zu lesen, jede Schlaufe, jeden Haken begutachtete, wickelte er das Lesezeichen um seinen Finger. Es war so weich, so seidig glänzend, geflochten, einen halben Meter lang, und am Ende fiel es in Locken, blond. Albus wusste selbst, dass es makaber war, aber als kleines Kind, hatte er dieses Haar bewundert, der Mensch, dem es einst gehörte, sah aus wie ein Engel ohne Flügel, das hatte zumindest Albus schon immer so empfunden. Er hatte es mit vier zugegeben, und Dominique damit zum Lachen gebracht, nachdem James ihr im Streit das Haar fast vom Ansatz an abgeschnitten hatte und die Korkenzieherlocke am Boden gelegen hatte. Dominique hatte geweint, verständlich, welches sechsjährige Mädchen hätte es nicht, und welches sechsjährige Veela-Mädchen hätte es nicht unglaublich süß gefunden, wenn ein Hosenscheißer, wie sie Al immer genannt hatte, ihr ein derartiges Kompliment macht?
 

Der Potter seufzte schwer, nippte ein weiteres Mal an seinem Whiskey und griff dann endlich zur Feder. Und als er zu schreiben begann, merkte er, wie müde er sich fühlte, wie anstrengend dieser Tag gewesen war.
 

„Liebes Tagebuch,

ich weiß nicht, wie oft ich dir geschrieben habe, dass ich mir Sorgen um Rosie mache, oder wie sehr ich mir wünsche, sie wäre wieder da. Nun, heute hat sie sich gemeldet. Ihr geht es gesundheitlich gut. Ich weiß, meine Cousine ist nicht mehr dieselbe. Das Warum kenne ich noch nicht, aber ich will es heraus finden.“
 

Albus blickte noch einmal über die Zeilen, setzte rechts vom Anfang das Datum dazu und gähnte endlich herzhaft. Ein letztes Mal nippte er an seinem Glas Whiskey und stellte das Gefäß wieder zurück an seinen Platz. Er merkte wie ihm die Augenlieder schwer wurden, als er zur Wand blickte. Einen Moment später schloss er sie, und er sagte sich: Nur für ein paar Minuten,….
 

Und dann war der Potter eingeschlafen.

Teil zwei: Gefühle von Heute

„…Und da versteckte sich der mutige Zwerg hinter dem hochgewachsenen Baum und horchte. Das Gras raschelte mit jedem Schritt, den der Riese stapfte. Schwer atmend und brummend murmelte der Riese, obwohl das Volumen seiner Stimme so mächtig war, dass der Zwerg ihn natürlich noch hören konnte: „Wo hast du dich versteckt…. Zuerst krieg ich dich, dann back ich dich, dann ess -“ Rose hielt sofort in ihrer Erzählung inne, als ein Junge laut und verzweifelt schrie: „Lauf weg, Zwerg!“ Erst jetzt bemerkte die Weasley, dass sich eine ganze Schar Kinder um sie gesetzt hatte, als sie „Die Geschichte des Winzlings“ gelesen hatte. Ein Mädchen mit zwei Zöpfen hatte es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht und sich die Bilder in dem Buch dazu angesehen. Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen und Rose fragte den Jungen, während sie das Werk zuschlug: „Glaubst du denn nicht, dass er es schafft?“ Das Kind sah die junge Frau mit großen Augen an, drückte ein Kissen fest an seine Brust und stammelte etwas vor sich hin. „Willst du es erfahren?“, fragte die Hexe freundlich und um sie schrien die Kinder begeistert: „Jaa!“ Und während Rose die Seite suchte, bei der sie stehen geblieben war, streichelte sie über den Kopf des Mädchens und begab sich von Neuem in eine andere Welt, von der sie wie zuvor lebhaft erzählte.
 

Sie merkte nicht, wie die Sonne heiß auf sie herab brannte, die Vögel eifrig sangen und der Wind sachte pfiff. Auch nicht, dass die Tür aufgeschoben wurde und ihre Chefin, ein weiteres Buch in der Hand, im Rahmen stehen blieb und lächelte. Und während die Kindergärtnerin schließlich über das Spielzeug stieg und das Buch auf einen Tisch legte, dachte sie, dass Rose ein kleiner Engel war. Und dann wandte sie sich zu der Gruppe, strich sich eine Strähne, die sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatte, hinters Ohr und lauschte ihrer neusten Mitarbeiterin. Eigentlich war es ein viel zu schöner Tag um drinnen zu sitzen, aber die Weasley erzählte so melodisch, und mimte die Stimmen auf eine Weise nach- dem Riesen hatte sie ein tiefes Brummen angehängt, während der Zwerg mit leiser und fiepsiger Stimme sprach - dass man ihr einfach zuhören musste.
 


 

*
 

Mit der Sonne im Gesicht, vom Wind, nach hinten gewehten Haaren und umgehängter Tasche schlenderte Rose um halb Sechs nach Hause und trällerte die Melodie des Liedes „a white magical dream“, welches sie in den Sommerferien pausenlos gehört hatte. Und als sie bei dem Haus ankam und vor dem Briefkasten stehen blieb, dachte sie an ihren Bruder Hugo, weil er immer geschimpft hatte, wenn sie die Kobolde hörte, da er sie so gar nicht mochte. Ja, ihr Leben hatte sich verändert und sie konnte nicht sagen, dass sie diesen Schritt je bereut hätte. Ihre Finger strichen über das kalte Metall des Briefkastens und mit einem zarten Lächeln dachte sie daran, dass sie noch nie richtige Post bekommen hatte, lediglich Rechnungen, die zu zahlen waren. Also warum hätte sich das ändern sollen? Und als Rose trotzdem den Kasten öffnete, fand sie einen einzigen Brief darin. Es war nichts besonderes, bis sie den Absender las. Albus Severus Potter.
 

Die Hexe wusste nicht warum ihre Hände ausgerechnet jetzt zu zittern begannen und sie aufgeregt mit pochendem Herzen, zu ihrer Nachbarin eilte, denn früher hatte ihr Al oft geschrieben.
 

„Mistress Miller?“, schrie sie halbherzig, und stolperte über den Weg zum Eingang. Und noch bevor die Hexe läuten konnte, öffnete sich die Tür und die ältere Frau lächelte ihr warm zu. „Komm doch rein, Kindchen.“ Die Weasley nickte leicht, presste das Papier an ihre Brust und folgte mit zunehmender Übelkeit und klopfendem Herzen der guten Frau ins Wohnzimmer. „Magst du Tee, Liebes?“, wollte Mistress Miller wissen und drückte Rose in das gutgepolsterte Sofa. „Ich….“, war alles, was die Weasley stammeln konnte und sie blickte der rüstigen Frau nach, die mit kleinen schnellen Schritten in die Küche huschte, um Tee aufzusetzen. Rose blickte auf die drei Zeilen, die dafür verantwortlich waren, dass der Brief zu ihr gelangt war. Die Schrift des Potters war nicht besonders schön, einen Preis hätte er jedenfalls nicht dafür bekommen, und die kleinen Buchstaben waren winzig im Vergleich zu seinen Fs‘, deren Schlaufen fünfmal so groß waren wie ein kleines A, und die an einem Punkt unterhalb endeten, wo noch weitere zwei Buchstaben locker reingepasst hätten. Die Hexe schluckte schwer und als sie wieder aufsah, stand Mistress Miller vor ihr und hielt ihr Plätzchen vor die Nase. „Du siehst so blass aus, Kindchen.“ Die Aufforderung war unmissverständlich und so griff Rose nach einem Gebäckstück und biss hinein. Die Kissen des Sofas sanken ein, als sich die ältere Frau hinsetzte und Rose Hand tätschelte. „Hatten Sie schon mal Angst davor einen Brief zu öffnen?“, murmelte Rose und legte den Umschlag auf den Wohnzimmertisch. „Aber natürlich! Mein Mann war ein Abenteurer. Du kannst dir nicht vorstellen wie oft ich Post bekommen habe, wo ich befürchten musste, dass mein Mann verstorben sei oder wie oft die Polizei an meiner Türschwelle stand, mich fragte, ob ich Mistress Miller sei und dass sie schlechte Neuigkeiten für mich hätten.“ Sie lächelte und drückte die Hand der jungen Hexe fester, als sie an Mister Miller dachte, der jedes Mal auf Abenteuerreise ging um Mythen und Geheimnisse zu lüften, der etliche Male dafür im Gefängnis gelandet war, weil er keine Bestätigungen oder Papiere hatte, weil er für den einen oder anderen Staat kein Visum erhalten hatte. Roses Augen wurden glasig und sie faltete ihre Hände im Schoß. „Ist der Brief von dem gutaussehenden jungen Mann, der letztens da war?“, wollte die alte Frau wissen und lächelte aufmunternd. „Von meinem Cousin, ja.“Der Wasserkocher begann zu pfeifen und Mistress Miller stellte die Frage, die Rose zum Nachdenken brachte. „Wovor fürchtest du dich denn?“
 

Und als die gute Frau wieder in der Küche stand und Tassen aus dem Schrank räumte, blickte Rose zu dem Brief. Im Grunde hatte Mistress Miller recht, Albus hätte ihr sicher nicht geschrieben, wenn er ihr Vorwürfe machen wollte, denn er gehörte zu den Menschen, die das persönlich von Angesicht zu Angesicht regelten. Albus war mutig und tapfer und hatte ihr immer den Rücken gestärkt, auch als dieser Zwei-Meter-Zehn-Schrank von Goyle, einer von Malfoys bescheuerten Freunden, ihren Kopf in die Jungentoilette gesteckt hatte. Rose musste sich ja unbedingt mit dieser Schlange anlegen, die mit Malfoy durch den Flur sparziert war. Es hatte nicht lange gedauert, da hatte dieser stämmige Junge sie gepackt und grob in einen Sanitärbereich gezerrt nur um ihren Kopf in eine Schüssel zu stecken und mehrmals die Spüle zu drücken. Die Wealsey wusste noch genau, dass sie sich mit aller Kraft gewehrt hatte, geschrien und getreten, dass Malfoy ihnen zwar anfangs gefolgt war, aber sich dann, völlig fahl im Gesicht, keinen Zentimeter mehr rührte.

Rose hörte die Spülung und spürte das alte Wasser, es war ekelig! Spätestens da, machten sich die ersten Tränen bemerkbar, ganz gleich wie hart im Nehmen die rothaarige Hexe sonst war, das gab ihr den Rest.Und dann war da plötzlich ihr bester Freund Albus, der schrie: „Goyle, lass sie los!“ Er drosch mit einem Besen auf ihn ein und ließ den Slytherin schließlich mit einem Levicorpus in der Luft hängen. Und dann war Direktorin McGonagall dagestanden – kreischend, stampfend, mit ihren zu Fäusten geballten Händen, bebend, vor Wut waren die Adern hervorgetreten - und hatte allen Nachsitzen gegeben, auch Scorpius, der völlig unbeteiligt und überfordert dagestanden war und zu diesem Zeitpunkt heftig protestierte. Slytherin hatte so viele Hauspunkte abgezogen bekommen, dass von ihren 200 Punkten Vorsprung so wenig übrig geblieben war, dass sie vorne ein Minus zu verbuchen hatten, jenseits der Nullgrenze. Als die Weasley Malfoy wütend in die grauen Augen blickte, fand sie dort lediglich ein Blitzen von Hilflosigkeit. In diesem Moment war ihr, als hätte er das am allerwenigsten gewollt, und sie spürte, dass er etwas sagen wollte, doch als Scorpius Mund aufklappte, kam nichts, kein Ton. Und sie war mit Albus Arm in Arm zum Abendessen marschiert. Nicht ohne davor noch unter die Dusche zu springen.
 

„Liebe Rose,

ich weiß nicht warum, du uns aus deinem Leben verbannt hast,

doch ich hätte dich gerne wieder in meinem Leben und

deswegen bitte ich dich zu meiner Halloween-Party zu kommen.

Du musst dich nicht verkleiden und ich bin mir sicher, du kennst

kaum jemanden von meinen neuen Freunden.

Nimm doch eine Freundin mit, wenn du willst. Ich würde mich

jedenfalls sehr freuen, dich auf meiner Party zu sehen.

Alles, alles Liebe wünscht dir dein bester Freund und Cousin

Albus“
 

Der Brief war nur halb so schlimm gewesen wie angenommen und dennoch fühlte sich die Weasley mies. Wie hatte sie überhaupt gehen können, ohne ein lausiges Wort? Sofort begann die Hexe zu schluchzen, denn sie wusste, ihr Leben war kompliziert, und wäre nur halb so verworren, wenn sie es sich nicht so schwer gemacht hätte. Die ersten Tränen flossen an ihren Wangen herunter und Mistress Miller strich ihr über das seidige Haar. Die Wealsey hatte die Frau gar nicht kommen hören. „Alles braucht seine Zeit“, murmelte ihre Nachbarin und blieb neben der 22-Jährigen sitzen. „Ich weiß, aber wieso fühlt es sich nur so falsch an? Ich komme mir vor wie ein Monster!“, schluchzte die Hexe, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und spürte, wie ihr die gute Frau immer und immer wieder beruhigend den Rücken streichelte.
 


 

*
 

Es war eine sternenklare Nacht und Rose stand mit ihrer Freundin Dominique auf dem Gehsteig und sah sich um. „Ich bin so froh, dass du mitgekommen bist“, erklärte die Rothaarige und betrachtete die fremde Gegend. Als kleine Randnotiz hatte Albus bei der Bekanntgabe der Adresse und seiner Wegbeschreibung hinzugefügt, dass er noch nicht lange hier wohnte, sich aber wohl fühlen würde. „Kein Ding, isch ’atte misch wirklisch gefreut disch zu ‘ören, Rosie.“ Der französische Akzent schlug unweigerlich durch, Rose wunderte es wenig, da ihre Cousine immer schon einen Hang zu Frankreich hatte und das rührte nicht allein daher, dass es die Heimat ihrer Mutter Fleur war. Dominique hatte mittlerweile beschlossen sich in Paris dauerhaft niederzulassen und Frankreich zu ihrer Wahlheimat gemacht. Es war eine überraschende Entscheidung, da sie Tokio liebte, New York vergötterte und in Mailand mindestens drei Wochen durchgehend Urlaub machte. Dann blieb die Veela stehen, ihr knielanger, weiter Rock schmeichelte ihren Beinen und die blonde Schönheit wollte mit ihrer melodischen Stimme wissen: „Und wo ist jetzt das neue Zu’ause unseres Quidditch-Fanatikers?“ Rose blickte auf die Adresse und blickte schließlich auf die Hausnummer des Gebäudes, bei welchem sie gerade stehengeblieben waren. „Ich schätze, das Nächste müsste es sein…“, überlegte die jüngere der beiden laut und hakte sich bei ihrer besten Freundin ein, um mit ihr mutig das folgende Gartentor aufzuschieben und über die einzelnen Steinplatten des Gartens zu stöckeln, die zum Eingang führten. Rose beschlich ein seltsames Gefühl, denn hier war es ruhig und gemütlich, ein Fleckchen im Grünen und diese Gegend passte so gut zu Albus wie…. wie Marmelade zu Fisch oder wie zu Malfoy Kürbispastete, wo doch ausgerechnet er allergisch darauf reagierte - und ihm Zunge und Lippen angeschwollen waren und der Hals elendig brannte – ganz zu schweigen von den Atemproblemen.
 

Vor den Stufen der Eingangstür blieb Rose abrupt stehen und ihre beste Freundin stolperte nach hinten. Und während Dominique zu erfahren verlangte, was dies sollte, fragte sich Rons Tochter, warum sie ausgerechnet jetzt an Scorpius dachte.
 

„Tut mir leid, Dominique“, murmelte die rothaarige Hexe und seufzte leise. Und als sie die Haustür öffnete, drang laute Musik nach draußen. Es hätte Rose ja wirklich gewundert, wenn sich der Potter von seinem Partyleben verabschiedet hätte - wie meistens war er gründlich, denn er hatte einen Zauber über diese Mauern gelegt, die dafür sorgten, dass kein Lärm nach außen drang. Rose bemerkte, als sie ins Haus trat, gleich neben dem Eingang die Garderobe und zupfte automatisch an Dominiques Jackenärmel, weil diese noch regungslos in der Tür stand. Die Veela schluckte und wandte sich nun zu ihrer Cousine. „Eine… très grande fête.“, murmelte Dominique leise und musterte den Boden, während sie die Jacke abstreifte. Es war ein Zeichen für Rose, dass sich ihre Cousine nicht besonders wohl fühlte, und nun da die Hexe ihre Umgebung genauer musterte, konnte sie sie verstehen. Sicher, Hugo oder Louis oder sonst ein Mann auf dieser Welt hätte sich hier sicher minimuffig-wohl gefühlt, unter der Menge an leicht bekleideten Frauen, die hier herum scharwenzelten, in Oberteilen, die nicht viel mehr verdeckten als einen Büstenhalter und Röcke oder Hosen trugen, die nicht breiter als ein Gürtel waren. Bei Merlins gesprenkelter Unterhose! Wo hatte Albus Severus Potter sie nur hinbestellt? Je länger die Weasley dastand und sich alles ansah und nicht im Geringsten das Bedürfnis verspürte, weiter ins Haus vorzudringen, kam sie zur Überzeugung sich in Straße oder Hausnummer geirrt zu haben und in einem Freudenhaus gelandet zu sein. Das war ihr Niedergang, der beschämenste Moment, den sie je erlebt hatte.
 

Rose seufzte, als sie einen Haufen hungriger Weiber erblickte, die sich anscheinend um ein und denselben Mann stritten. Er tat ihr ja fast Leid, denn das arme Schwein stand in der Mitte. Sie blinzelte kurz zu Dominique, da sich diese etwas zu ihr gelehnt hatte, dann aber hatte diese Weiber-Horde wieder ihre vollkommene Aufmerksamkeit, das lag größtenteils daran, dass sie der Veela ihr Ohr hinhielt, weil die Musik so laut war. „Rosie, wollen wir nischt wieder ge’en und einfasch sagen, wir ‘ätten es nischt geschafft. Warüm ge’en wir nischt in ein Café?“, schlug die blonde Hexe vor und während Rose langsam nickte, beobachtete sie, wie es der Mann endlich schaffte sich von der Horde loszureißen. Gut, ok, in Ordnung, er sah wirklich nicht schlecht aus. Er war hochgewachsen und hatte dunkles, nein, schwarzes Haar. Und als er zu ihnen blickte, lächelte er. Rose Waesley hielt die Luft an. Selbstbewusst und freundlich kam er zu ihnen und als er zu reden anfangen wollte, keifte die rothaarige Hexe dazwischen: „Albus, ich glaub, mich trifft der Schlag!“ Wie sollte es auch anders sein, er lachte herzhaft. „Ach Rosie, jetzt sei doch nicht so spießig!“ Das hatte damit überhaupt nichts zu tun, wie die Wealsey fand und sie funkelte ihren Cousin böse an. „Komm, ich muss dir jemanden vorstellen!“, sprudelte es hektisch aus ihm heraus und er wandte sich um und winkte eine hübsche Hexe zu sich. Zumindest hatte sie mehr an als die meisten anderen Damen. Vertraut legte er einen Arm um ihre Schulter und meinte ganz stolz: „Das ist Priscilla. Sie ist doch der Hammer!“ Rose blickte der jungen Frau in die Augen, besonders glücklich wirkte sie ja nicht. „Ich heiße Cecilia“, murmelte die Hexe und reichte Rose und Dominique die Hand, „Merk dir das ‘mal, Al.“ Der Potter drückte sie noch etwas fester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Holst du uns was zu trinken, also dir und mir, Schätzchen? Bitte….“ Rose kannte Albus Masche, einer Hexe ins Ohr zu hauchen, was schließlich dazu führte, dass sie meist errötete, wie Cecilia nun und schüchtern nickte. Die Hexe lächelte nochmal freundlich und dann verschwand sie in der Menge.
 

„Und was hältst du von ihr?“, wollte der Potter unbedingt wissen, weshalb er sich auch ungeduldig auf die Zehenspitzen stellte und dann mit der Ferse abrollte. „Von wem?“, fragte die Rothaarige und schob eine Augenbraue in die Stirn. „Na von Cassy…“, brabbelte ihr Cousin, blieb sofort wieder ruhig stehen und machte auf beleidigt. „Cecile“, protestierte die Wealsey sauer, doch ihr Gegenüber verdrehte lediglich die Augen und zischte: „Wie auch immer….“ Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Er hatte sich wirklich kein bisschen geändert! In der Schule hatte sie es schon immer so schade gefunden, dass er sich die Namen der Mädchen nicht wenigstens merkte. Immerhin, war es wirklich zu viel verlangt, sich auch nur einen einzigen Namen zu merken? Auch wenn Rose in den Tiefen ihres Herzens wusste, dass Albus diese Weiber nur für’s Bett, für eine Nacht - weniger als eine Nacht, ein paar Stunden - wollte, aber… Rons Tochter stampfte mit dem Fuß auf und unterdrückte nur knapp ein Winseln. „Dir fällt es nicht mal auf, wenn ich einen falschen Namen sage!“, schrie die Weasley erzürnt, damit er ja ein schlechtes Gewissen bekam, und früher hatte das immer gezogen, doch jetzt zuckte er mit den Schultern und umarmte seine Lieblingscousine nochmal herzlich, drückte sie an sich und schmiegte sich Wange an Wange an seine Rosie. „Ich bin so froh, dass du da bist!“ Und als er die Augen öffnete, schlief ihm das Gesicht ein. „Du?“, spie er angewidert und musterte Dominique, die hatte er zuvor gar nicht bemerkt. Die Veela verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und verzog die Lippen. Es war ihr furchtbar unangenehm ihm wieder zu begegnen, nach allem, was vorgefallen war, und deswegen unterließ sie es, auch nur ein Wort zu sagen. Und nachdem ihm Rose in die Schulter geboxt und zugezischt hatte, dass er gemeint hatte, sie könne jeden mitnehmen, sich nur daran gehalten hätte und nun das…, nuschelte er: „Mit dir hätte ich wirklich nicht gerechnet. Angeödet von der Welt verschlägt es dich zu deinen Wurzeln, oder wie?“ Die Rothaarige seufzte genervt und fragte sich, ob das je ein Ende hätte. Schließlich packte Rose ihren besten Freund am Arm und meinte: „Du hast mir noch gar nicht alles gezeigt!“ Dann warf sie einen Blick über die Schulter und zwinkerte ihrer besten Freundin zu, die auf leisen Sohlen folgte, während Rose ihren Cousin hinter sich her schleifte. Völlig überrumpelt begann Albus zu stammeln: „Ja also,…. Hier ist die Eingangshalle…. Die Treppen führen zu Schlaf- und Gästezimmern und Bädern und… hier“ Dann schob der Dunkelhaarige seine Cousine in die zweite Hälfte des Zimmers, die nur durch eine bis zur Hälfte des Raumes eingezogene Wand abgetrennt wurde, „Hier ist das Wohnzimmer.“ Der Raum wirkte dunkel und verrucht, was nicht ausschließlich daran lag, dass der Boden und die Zimmerdecke mit Wallnussholz verkleidet waren. Die wenigen Deckenlampen, die wegen des milchigen Glases noch magereres Licht spendeten und das Mobiliar, das mächtig und schwer schien, ja, auch die Gäste taten ihr Übriges. So hätte sich eine Rose Weasley vorgestellt, dass ein Scorpius Malfoy mit seinen Eltern auf Malfoy Manor hauste, aber keinem Potter - schon gar nicht Albus - hätte sie dies je zugetraut!
 


 

*
 

Es dauerte einige Atemzüge lang bis sie merkte, dass der personifizierte Teufel nur wenige Meter von ihr entfernt an der Lehne eines Sessels angelehnt stand und sich gerade eine kleine, billige Hexe, die in diesem Sessel saß, anlachte indem er sanft lächelte, sich unsicher auf die Unterlippe biss und die Augenlieder etwas nieder schlug, derart halb offen wirkte das Grau wahre Wunder! Rose war, als könne sie weder atmen noch einen Finger rühren, als sie so dastand und auch Albus und Dominique gänzlich vergaß. Ihre Umgebung existierte für diesen einen Wimpernschlag nicht mehr. Sein Gegenüber lachte auf und überschlug die Beine reizend, wobei sich der Rock weiter nach oben schob, Rose konnte nicht sagen, was sie mehr anekelte. Dass er so eine Masche bei jeder abzog, dass diese Hexe auch noch darauf ansprang, oder dass auch sie einmal auf ihn reingefallen war! Unweigerlich schniefte die Weasley und fingerte in ihrer Hosentasche nach einem nichtvorhandenen Taschentusch. Sie ließ es zu, als ihre Augen glasig zu brennen begannen und sich ihr stechendes Herz wieder einmal zurückmeldete, wie so oft im letzten Halbjahr. Wieso um alles in der Welt konnte sie ihn nicht vergessen? Musste denn erst eine neue Liebe her? Wäre sie doch nie her gekommen! Eigentlich hätte sie es wissen müssen. Dass Albus bester Freund auch anwesend sein würde.
 

„Hey, Scorpius! Ich hab dich ja noch gar nicht gesehen! Seit wann bist du da?“, begrüßte der Potter strahlend, schob sich vorsichtig an seiner Cousine Rose vorbei und schlenderte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Mit einem charmanten Lächeln wandte sich Scorpius zu ihnen und Rose war, als hätte er Albus nie angesehen, als Malfoy das Gesicht einschlief, vielmehr blickte der blonde Schönling über seinen Freund hinweg und hatte seine Aufmerksamkeit jemand ganz anderem gewidmet. „Und wo warst du überall. Ich mein, du sagst zwar immer, du seist in den Vereinigten Staaten, aber das ist ja kein Dorf…“, plapperte der Dunkelhaarige los, schlug seinem ehemaligen Schulkollegen kameradschaftlich auf die Schulter und zwinkerte dessen Flamme für den heutigen Abend zu als wolle er sagen: „Er ist ein großartiger Junge. Schnapp ihn dir!“
 

Scorpius Hyperion Malfoy war die Ruhe in Person, als er sich Rose Weasley genau ansah, sie unverschämt musterte als sei die Hexe ein nagelneuer Besen, der auf alle Makel überprüft werden musste, um vielleicht einen Rabatt rauszuschlagen, weil der Fehler so gering war, dass er ihn trotzdem wollte, - und jedem anderen nie aufgefallen wäre - denn mit zweitklassigen Dingen hatte er sich noch nie abgegeben. Letztlich schob er den Potter leicht von sich und stand mit den Worten: „Entschuldige mich kurz“ auf. Dracos Sohn hatte das Gefühl, als wäre die Hexe im letzten Halbjahr noch schöner geworden, was seiner Meinung nach ohnehin ans Unmögliche grenzte, denn Rose war ein gewöhnliches Mädchen, eine typische Weasley, nichts besonderes.
 

Die Zweiundzwanzigjährige stammelte etwas vor sich hin und fühlte sich noch genauso steif wie zuvor: „Dominique, du hattest recht, hier haben wir wirklich nichts verloren.“ Der Gedanke, sie wäre für Albus etwas länger geblieben, machte sie schier wahnsinnig, immerhin bereute sie dieses Hirngespinst schon jetzt! Dann stürmte die rothaarige Hexe aus dem Raum und sah nicht mehr zurück, wartete auch nicht auf ihre Cousine und beste Freundin Dominique, die völlig überfordert dastand und die Arme in die Höhe warf, als sie zusah, wie Mädchenverführer-Macho-Malfoy Rons Tochter nachsprintete.
 

Die Weasley riss die Tür auf und spürte augenblicklich den kalten Wind auf ihren Wangen, das Brennen ihrer Augen verstärkte sich und nun konnte sie auch die ersten Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich bin so erbärmlich…“, dachte sie und schreckte hoch, als die Tür mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fiel und Rose die Hand, auf deren Rücken feine, blonde Härchen wuchsen, betrachtete - er hatte sie eingeholt, verdammt! Bestimmt legte er seine andere Hand auf ihre Schulter und drehte sie zu sich um. Scorpius Malfoy machte vieles energisch und kraftvoll, ohne grob zu werden, denn dies lag nicht in seiner Natur. Rose atmete tief ein, weil sie glaubte zu wenig Luft zu bekommen, roch sein herbes After-Shave und erinnerte sich an die Zeit zurück, in der ihr Kissen noch Tage nach ihm roch. „Scorpius, das ist jetzt aber nicht dein Ernst!“, schrie die Hexe gellend, kreischend, hysterisch und laut, mit welcher er sich vorhin noch beschäftigt hatte und die nun neben Albus stand, welcher ebenso ungläubig zu ihnen schaute wie Dominique. Rose hatte keine Augen für ihre Verwandten oder Freunde, das Einzige, das sie sah, war sein Gesicht. Sein Atem kribbelte auf ihrer Haut. Und als ihr wieder klar wurde, dass sie mit dem Rücken zur Tür stand, wanderten seine Finger zu ihrer Hüfte, hakten sich bei den Gürtelschlaufen ein und zogen sie sanft zu sich.

Bei allem Unverzeihlichen dieser Welt, er wollte sie doch nicht etwa küssen?!

Automatisch drückte Rose ihre nun noch zierlicher wirkenden Hände gegen seine Brust um Abstand zu gewinnen, nur half das nichts, denn kräftetechnisch war er ihr schon immer haushoch überlegen gewesen. Langsam beugte Scorpius sich vor, schlug seine Augenlider wieder etwas nieder, was ihn auch nach all dem was zwischen ihnen passiert war, unglaublich attraktiv wirken ließ und hauchte leicht anzüglich und verführerisch: „Rosie….“ Die Weasley schloss sofort die Augen und schluckte hart, weil sie befürchtete, ihre Knie gäben nach. Innerlich verfluchte die rothaarige Hexe diesen abartigen Bastard, weil er nach wie vor noch eine solche Wirkung auf sie hatte. Das Leben war so ungerecht! Und als die Hufflepuff ihre Augen wieder öffnen und Malfoy die Standpauke seines Lebens verpassen wollte, legten sich hauchzart und fein, vorsichtig und beinahe liebevoll seine Lippen auf ihre. Rose konnte gar nicht anders als diesen Kuss zu erwidern.
 

„Also….“, begann der schwarzhaarige Potterspross zu stottern und starrte ungeniert zu seinem besten Freund und seiner Lieblingscousine, „ Ich weiß zwar, dass ihr euch immer gerne beschimpft und verflucht, getriezt und verteufelt habt, aber diese Art der Sekkiererei ist wirklich heftig, Scorp! Ich mein, so unverschämt bist du ja sonst auch nicht!“ Albus war sich insgeheim nicht sicher, ob ihm sein Verstand einen Streich spielte, denn immerhin handelte es sich um das Duo, welches sich während der Hogwarts-Zeit die Duschen verhext hatte, dass grüner Schleim statt Wasser rauskam - eine böse Strafe, wenn man wusste, dass sich Scorpius Malfoy prinzipiell sofort unters Wasser stellte, ganz egal wie kalt es war - und dieser mindestens eine Woche hielt, weil selbst Poppy kein Gegenmittel dafür kannte und jenes, das die Betten verzaubert hatte, sodass man, sobald man es verließ, geteert und gefedert für mehrere Tage den Unterricht besuchen musste, die Dates meistens abgesagt wurden, weil es den Verehrern oft zu peinlich war mit einer Rose Weasley in diesem Zustand auszugehen - sie war Scorpius fünfmal in einem Jahr auf den Leim gegangen, und er genoss es jedes Mal von Neuem. Einer seiner Standartsprüche hierbei war gewesen, ob sie denn ein Kissen vergewaltigt hatte, weil sich ihr sonst keiner erbarmte. Und dann hatte Rose ihm immer wieder gedroht, dass er noch sein blaues Wunder erleben würde, er müsse nur abwarten.
 

Sowie Scorpius Hyperion Malfoy die Luft ausging, ließ er von seinem Fang ab, atmete ganz tief ein und genoss es zu sehen, wie sich die Wangen seiner früheren, bereits abgeschossenen Freundin rot färbten. Die Tränen störten ihn dabei keineswegs. „Du bist noch schöner als früher…“, säuselte er und ließ ihr kaum Zeit die Gedanken zu ordnen, geschweige denn zu schnaufen, als er wieder einen similären Kuss begann, nur verlangender, fordernder, leidenschaftlicher und der wohl wesentlichste Unterscheid, mit Zunge. Er ahnte, dass sie für ihn noch ähnlich, wenn nicht genauso empfand wie vor einem halben Jahr und er dachte nicht daran aufzuhören. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinauf. Es waren hauchzarte Berührungen und Rose wusste nicht, ob er damit nicht ein Feuer entfachte, das sie nicht mehr löschen konnte, er es dafür mit dem nächsten Wimpernschlag im Keim ersticken würde, als wäre es nie gewesen, und die Spuren davon, sich wie Asche über ihr Leben und ihr Herz legen würde, es wäre dasselbe Spiel wie vor sechs Monaten. „Scorpius?“, donnerte Albus laute Stimme durch den Raum, weil dieser endlich eine Antwort wollte. Genervt seufzte der Malfoy-Erbe und wandte sich im nächsten Moment an seinen besten Freund, ignorierte die völlig überrumpelte Wealsey in seinen Armen, als wären die letzten Minuten nie geschehen und giftete: „Was denn?“ Der blonde Schönling blickte seinem besten Freund geradewegs in die Augen. Albus wirkte so irritiert, fast enttäuscht und dabei war es nicht so, dass er sich nie gewünscht hätte, dass sich Rose und Scorpius besser verständen, immerhin war es anstrengend gewesen mit beiden befreundet zu sein, wenn die Fronten derart verhärtet waren.
 

Der besorgte Blick des Potters wanderte zu seiner Cousine, die heftig atmete und sich endlich wieder rührte. Rose schluckte schwer und drehte sich zur Tür ohne irgendjemanden anzusehen. Sie wollte nichts sehnlicher als zu verschwinden, auf die schnellste Art, am besten im Erdboden. Doch sobald sie die Tür nur einen Spalt breit geöffnet hatte, genoss sie Scorpius volle Aufmerksamkeit erneut. Na bravo! Genau das, was sie nicht wollte.
 

„Ich habe dich vermisst…, sehr sogar“, murmelte er und der Hexe kam es vor, als sei er etwas verlegen. Seine warmen Finger strichen ganz sanft über ihren Oberarm, als wolle er sie damit halten - andere Mädchen vielleicht, doch sie war schon immer anders gewesen. Und dann brach es aus ihr heraus, die Wut, die Trauer, all die Zeit hatte sie versucht es sich ihm gegenüber nicht anmerken zu lassen, nun sollte er es endlich wissen!
 

„Lass deine dreckigen Wichsgriffel von mir!“, schrie sie so schrill, dass sich ihre Stimme beinahe überschlug und holte tief Luft. Ihre alte Liebe hatte die Hand sofort zurückgezogen und war sogar einen Schritt zurückgewichen - vermutlich glaubte er nicht, dass er noch dasselbe Mädchen vor sich hatte, dem er immer wieder die schönsten Liebesschwüre geschworen hatte. Nun, in gewisser Weise stimmte dies ja auch. Rose hatte sich geändert. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass deine Masche zieht?! Das kannst du von mir aus irgendwelchen Naivchen antuen, aber nicht mir!“ Rose funkelte ihn so hasserfüllt und zornig an, dass sich Scorpius fragte, wie sie nur im Stande gewesen war, seinen Kuss derart zu erwidern. „Aber…“, stammelte er, denn er wollte ihr keinesfalls einen Sieg gönnen –schon gar nicht auf ganzer Linie! „Ich hab deine Lügen so satt! Denn immerhin wissen wir beide, dass das gerade nicht der Wahrheit entsprach!“ Der Dreiundzwanzigjährige starrte die Hufflepuff fassungslos an, war nicht fähig auch nur irgendein Wort zu formen und fragte sich, woher sie die Power nahm. „Der einzige Mensch, der dir etwas bedeutet, bist schließlich du selbst. Du nimmst keine Rücksicht auf die Gefühle der anderen! Du nicht!“ Dann riss Rose die Tür auf und trat ungeachtet Scorpius nach draußen, der ausgewichen war und ihr auf dem Fuß folgte. „Ich habe nicht gelogen! Kein einziges Mal!“, protestierte er schreiend, nun war sein Geduldsfaden gerissen. Die Hexe blieb bei der ersten Stufe stehen und wandte sich zu ihm um. „Ach ja, sag bloß, es war jemals ernst gemeint, dass du mich liebst? Du hast mich drei verdammte Jahre zum Narren gehalten, Malfoy! Und wenn ich könnte, würde ich sie ungeschehen machen. Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, sie wären nie gewesen! Ich hätte einem hirnverbrannten Idioten wie dir niemals eine Chance geben dürfen! Niemals! Nicht dir!“ Roses Körper bebte vor Zorn und die Tränen rannen in Strömen über ihre Wangen. Und als sie merkte, dass Scorpius Hyperion Malfoy nichts mehr zu antworten wusste, die Hexe vor ihm lediglich völlig überfordert anblickte und seine grauen Augen traurig glitzerten, wandte sich Rons Tochter ab und stapfte nach Hause, den stechenden Schmerz in der Brust gänzlich ignorierend.
 


 

*
 

Albus Severus Potter stand wie angewurzelt da und traute seinen Ohren nicht. Wie konnten die beiden je eine Beziehung führen ohne, dass er davon Wind bekam? Und das drei Jahre? Dem Schwarzhaarigen klappte der Mund auf, unbedingt wollte er nun ein paar Fragen anbringen, denn sein Freund stand noch regungslos in der Tür. „Wann hab ich bloß den Startschuss verpasst?“ Schließlich regte sich jemand neben ihm. Er blinzelte und blickte zu Dominique, die einen Schritt nach vorn gegangen war um auf sich aufmerksam zu machen. „Isch werde jetzt ge’en. Isch wünsche dir einen schönen Abend, Al.“ Ihre Stimme war neutral, obwohl ihre Züge ein Lächeln andeuteten. Sie hatte sich kein bisschen verändert, in diesen sieben Jahren zumindest nicht nennenswert, denn unglaublich schön war sie schon immer gewesen. „Aber…“ Bei Merlin’s Zauberstab, jetzt fing er genauso an wie Scorpius! Und das wollte er eigentlich nicht. Dominique sah beschämt zu Boden. „Was, Al? Du wolltest misch nischt ‘ier haben. Du ‘ast disch nischt gefreut misch zu se’en, also was soll isch ‘ier?“ Die Worte kamen so ruhig, und das, obwohl sie ihr doch so schwer fielen. Elegant schob die Veela eine Strähne hinters Ohr, es war eine so typische Geste für sie. „Wundert es dich denn?“, spie der Potter richtig giftig aus und musterte seine Cousine aus zusammengekniffenen Augen. Dominique ließ die Schultern hängen und blickte zur Decke. „Welsche 18-jä’rige Mademoiselle glaubt denn einem… garçon, qui a seize ans?“, murmelte Dominique und dachte daran wie überrumpelt sie sich damals gefühlt hatte, als er ihr seine Liebe gestanden hatte. Er hatte von der Frau für’s Leben geschwafelt und davon, dass er sich vorstellen könnte mit ihr alt zu werden. Woher sollte er denn wissen, was er wollte, wenn nicht einmal sie es wusste, auch nicht heute. „Es war nischt meine Absischt disch so zu verletzen“, meinte die Weasley und stöckelte zum Ausgang, schob sich zwischen Garderobe und offener Tür um die Jacken zu erwischen und drängelte sich dann an Scorpius Malfoy vorbei, natürlich sah sie ihm dabei nochmal in die Augen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich mittlerweile so verhärtet, dass er keine Regung zeigte. Sie hatte kein Mitleid mit ihm, die Einzige, die ihr unheimlich leid tat, war ihre kleine Cousine Rose, und dieser würde sie nun die Jacke bringen. Denn die Zeit blieb nicht stehen, sie ließ sich nicht aufhalten und auch nicht zurückdrehen und damit müsste der Malfoy leben. Sie im Übrigen auch.

Teil drei: Träume vom Anfang

Die Tür öffnete sich quietschend und es fiel ein wenig Licht in den dunklen Raum. Der rötliche Kirschholzboden knarrte unter seinen Füßen und es roch vertraut nach Politur und Blumen. Ein Wink mit dem Zauberstab genügte, um die Kerzen auf den an den Wänden befestigten Leuchtern aufflammen zu lassen. Ein weiterer Schlenker und die beiden Flügeltüren schlossen sich selbstständig, leise hinter ihm. Und als er in die Raummitte trat, den weichen Kaschmirteppich unter seinen nackten Füßen spürte, stemmte er die Hände in die Hüften. Denn, was bei Salazar Slytherin wollte er hier? Spätnachts Tee trinken, oder wie? Wenn er einmal ehrlich mit sich selbst war, dann musste er zugeben, dass er es nicht wusste. Fahrig fuhr er sich mit beiden Händen durch sein blondes Haar und kam sich irgendwie nutzlos vor.
 

Letztlich hatte es noch nie eine Situation gegeben, in welcher er nicht mehr weiter kam, in der es keinen Ausweg, kein Schlupfloch gab. Verdammt, er war Auror! Er hatte sich auf schwarzmagische Attentate spezialisiert, die es in der Welt en masse gab! Warum schien ihm dann das hier so verdammt schwer?
 

Niedergeschlagen trat er gegen den Ohrensessel, in welchem sein Vater meistens saß,- meistens hieß, wenn Großvater Lucius Malfoy nicht zu Besuch war, welcher das Möbelstück für sich beanspruchte – nur, um sich dann selbst drauf niederzulassen und die Beine von sich zu strecken. Scorpius seufzte schwer, blies sich ein paar Haarsträhnen, von denen er glaubte sie seien zu lang, aus dem Gesicht und schwang noch einmal den Zauberstab. Im Kamin begann es leise zu knistern und erste Flammen loderten auf. Es war ein gemütliches Feuer. Aber all das half ihm nicht mit seinem Problem und zum Alkohol würde er nicht greifen, nicht heute. Das war keine Lösung. Dann drehte er den Kopf zur Seite.
 

Diese Vitrine hatte er völlig vergessen. Als er aufstand, um sich davon zu überzeugen, ob sein geliebtes Musikinstrument noch an seinem Platz lag, musste er schmunzeln. Vorsichtig öffnete er die Glastüren und seine Finger wanderten sanft über das geschwungene Holz. Die Saiten mussten gestimmt werden, stellte er fest, als er leicht mit den Fingern daran zupfte, aber in diesem, Moment war es ihm egal. Viel mehr wollte er spielen, ganz gleich wie es sich anhören würde, denn dieses Instrument, seine viktorianische Violine, spielte ohnehin die schönsten Töne. Nun gut, vielleicht war er auch selbstverliebt, aber er wusste, dass er Talent hatte und er spielte unheimlich gerne.
 

Seine Violine schmiegte sich so an ihn, als er sein Kinn darauf legte, fühlte es sich an, als hätte Scorpius sie erst wenige Minuten zuvor weggelegt. Seine Faszination schwand allerdings schnell wieder, als er mit dem Bogen einmal über alle Saiten strich. Sie musste unbedingt gestimmt werden, das stand nun wirklich außer Frage. Der Malfoy-Erbe verzog das Gesicht und fischte seinen Zauberstab aus der Hosentasche, während er sich fragte, wie der Spruch noch gleich geheißen hatte. „Wer rastet, der rostet“, fluchte er leise und betrachtete seine Violine. Und als sein Instrument glitzerte, als sei Feenstaub darauf gerieselt, blickte er zur Tür.
 

„Ich hab dich gar nicht bemerkt“, seufzte er und sah seine Mutter an, die in der Tür stand und gerade den Zauberstab geschwungen hatte. „Ach, was du nicht sagst!“, lachte Astoria und sah ihrem Sohn zu wie er langsam zu spielen begann. Es war immer wieder schön anzusehen, wie er die Augen schloss und sich der Musik für ein paar Minuten hingab, auch wenn es zu solch unchristlichen Zeiten geschah, denn bald würde es Mitternacht schlagen. Scorpius spielte Bach und Mozart, überhaupt mochte er Muggel-Komponisten gerne, viel lieber als die Magischen, auch wenn er sich lieber die Zunge abbeißen würde, als dies je irgendjemanden zu gestehen. Die Musik war so berührend, manchmal lebhaft, fröhlich und manchmal brachte sie ihn auch zum Weinen, wenn er sich hineinsteigerte, sich völlig gehen ließ, doch das war selten, eigentlich nicht erwähnenswert. Ein Geheimnis, das nur wenige kannten, unter anderem Rose Weasley.
 

Erst als die Uhr zum ersten Mal schlug, fror der Malfoy in seiner Bewegung ein. Er atmete ruhig, doch der Sturm, welcher zuvor in ihm getobt hatte, war wieder da. Es schlug zum zweiten Mal und der blonde Schönling senkte die Violine und blickte zu seiner Mutter. Während Astoria eifrig klatschte, schlug die Standuhr ein drittes Mal. „Wieso fehlt mir etwas, Mum?“, fragte Scorpius eigentlich mehr sich selbst, weil seine Mutter ja doch nicht darauf antworten könnte, und lauschte einem weiteren Glockenschlag. „Du hast doch alles, mein Liebling“, antwortete die braunhaarige Frau und legte den Kopf schief, während sie ihn anlächelte und die Hände faltete. Scorpius zuckte mit den Schultern und legte das Instrument wieder an seinen Platz. Ein tiefes „Dong“ vibrierte durch den Raum und Scorpius zögerte. Warum kam es ihm nur so vor, als fehle ihm etwas? Oder jemand… „Glaubst du es war die falsche Entscheidung damals mit Rose Schluss zu machen?“, überlegte er laut und musterte angestrengt die Vitrine mit ihren Verschnörkelungen. Ihm fiel auf, wie brüchig seine Stimme klang. Es schlug zum sechsten Mal und Astoria trat in den Raum, streckte die Hände nach ihrem Jungen aus, der den Kopf mittlerweile an die Glasplatte gelegte hatte und furchtbar niedergeschlagen wirkte. „Ach, mein Spätzchen…“ Der siebte Schlag folgte. Astoria legte die Hand auf Scorpius Schulter und wartete darauf, dass er sich zu ihr umwandte. „Ich glaube, sie hasst mich….“, murmelte der ehemalige Slytherin mit glänzenden Augen und entschuldigte sich im selben Atemzug für seinen momentanen, seelischen Zustand mit, „…und ich habe zu viel getrunken.“ Doch trotz der stummen, schwachen Proteste, zog ihn seine Mutter in eine Umarmung und streichelte seinen Rücken. Er hörte einen achten Glockenschlag. „Ich bin kein kleines Kind mehr….“, zischte Scorpius wütend, legte allerdings seinen Kopf an ihre Schulter. „Ich weiß, aber du wirst immer mein Kind bleiben“, flüsterte die Hexe und schwieg darüber, dass sich ihr Sohn nur zu Silvester so richtig die Kante gab und meistens total besoffen vor der Haustür schlief und das nie besonders lange, weil ihn die Hauselfen, oder sie selbst, immer in sein Zimmer schweben ließen - und sonst zu den Genusstrinkern gehörte, die ein oder zwei Gläschen kosteten, sprich der Junge war stocknüchtern. Die Uhr schlug abermals und langsam empfand es Scorpius als lästig. „Hättet ihr damals nicht eine Uhr kaufen können, die ausschließlich die Zeit anzeigt und nicht….“ Doch Astoria ließ ihn gar nicht weiterreden, streichelte über seinen Kopf und machte: Schhhh...
 

Der Auror schloss die Augen und begann leise: „Mum?“ Er war sicher, dass sie zuhörte, allein schon deswegen, weil ihre Hand auf seinem Kopf ruhte. „Hast du Rose gemocht?“, er wusste, es war eine dämliche Frage, denn als Rose noch im St. Mungos gearbeitet hatte, war seine Mutter nicht müde davon geworden Draco Malfoy davon vorzuschwärmen wie talentiert Rons Tochter doch war. „Sie ist meine beste angehende Heilerin“, hatte sie erzählt und gelächelt, während Draco um Beherrschung kämpfte, um nicht Gift und Galle zu spucken, wenn er bloß an das alte Wiesel dachte, das die Streberbirne geheiratet hatte. Denn das Verhältnis zwischen Ronald Bilius Weasley und seinem Vater hatte sich in all den Jahren nicht gebessert, nein, nur verschlechtert. Wen wunderte es auch, wenn sich Mister Weasley zu all dem Kinderkram hinreißen ließ wie: wichtige Papiere in Schokofrösche zu verwandeln, die dann todesmutig oder völlig bescheuert aus dem zehnten Stockwerk sprangen… Merlin, da war er genauso wie Rose! Sie hatte viel von ihm und noch mehr von ihrer Mutter. Es schlug zum zehnten Mal und der Erbe seufzte. Er vermisste sie, alles an ihr, besonders ihr Lachen, oder neben ihr aufzuwachen. Ihr Duft war unbeschreiblich und er hatte sich bei ihr schon immer wohlgefühlt, auch zu Hogwartszeiten- solange sie ihn nicht beschimpfte, dann musste er ihr natürlich Kontra geben. Schließlich war er ein Malfoy und durfte sich nicht alles gefallen lassen! Er hörte die Uhr zum vorletzten Mal und murmelte: „ Ich hab Rose oft auf der Violine vorgespielt…“ Dann richtete er sich auf und löste sich aus der Umarmung. „Das hast du noch nie gemacht, bei keinem Mädchen“, kam es überrascht von seiner Mutter und Scorpius sah zu Boden, scharrte mit dem Fuß und hörte den letzten Glockenschlag. Es kostete ihn viel Überwindung überhaupt daran zu denken. „Ich hatte auch davor oder danach nie so ein tolles Mädel wie sie.“ Er wusste nicht, warum er ausgerechnet schniefte und seine glasigen Augen überzulaufen drohten, als er sich das Bild der wütenden und vor Zorn zitternden Rose Weasley in Erinnerung rief. Und seine Mutter war heute feinfühlig genug, die Frage, ob ihm das denn erst jetzt bewusst geworden wäre, unausgesprochen zu lassen. Unter anderen Umständen hätte sie es ihm beinhart und eiskalt unter die Nase gerieben!
 


 

*
 

Albus Severus Potter lag in seinem Bett auf dem Rücken und starrte an die Decke. Warum um alles in der Welt dachte er gerade an Dominique, obwohl er doch wenige Minuten zuvor wirklich guten Sex- mit dieser… dieser… Sandy? Nein. Celina? Auch nicht. Hm…. Alicia? Ach egal…- gehabt hatte und eigentlich zufrieden sein müsste. Die junge Frau streichelte gerade liebevoll seine nackte Brust, hatte es sich auf seinem Oberarm gemütlich gemacht und schloss die Augen. Und als Albus den Kopf neigte, um sich die Hexe einmal anzusehen, denn er könnte schwören und vor Gericht bezeugen, dass er nicht einmal ihre Haarfarbe aus dem Stehgreif sagen konnte, fiel ihm auf, wie gegenteilig sie im Vergleich zur der Veela war. Dominique hatte blondes, engelsgleiches Haar und Augen so intensiv, so blau wie das Meer. Er wusste, er könnte im bloßen Anblick versinken. Und diese Frau, hier in seinen Armen, war einfach nichts Besonderes.

Plötzlich kamen ihm Bilder aus seiner Kindheit in den Sinn und er musste schmunzeln.
 


 

*
 


 

Er wusste ganz genau, er hörte jemanden weinen und als er die Stufen hoch zu den Kinderzimmern des Hauses Potter tapste und den Flur entlang blickte und das Schluchzen immer lauter wurde, steuerte er das Zimmer seines großen Bruders James an.
 

„Lass Madame Bonne-Bisou in Ruhe“, jammerte Dominique und griff nach ihrer Stoffpuppe, die sie abgöttisch liebte und welche James spitzbübisch grinsend in die Höhe hob. In der anderen Hand eine Schere, deren Schneiden er immer wieder wetzte und spottete: „Und ich dachte immer, eine sechsjährige Schulanfängerin spielt nicht mehr mit Püppchen, aber egal. Denn bald sind die Locken ab! Bald sind die Locken ab! Bald sind die Locken ab!“ Natürlich wollte er nur der Puppe an die Locken und Albus schob die Tür weiter auf und funkelte seinen Bruder böse an. „Du bist so ein mieser Cousin!“, schrie die kleine Veela und hätte sich sofort auf den Boden geworfen und geschrien und nach jedem getreten, wenn sie nicht ihre geliebte Puppe Madame Bonne-Bisou bekäme. Doch James seufzte genervt, warf die Puppe über seine Schulter aus dem offenen Fenster und fuchtelte schließlich mit der Schere vor Dominiques Gesicht herum. „Dir könnte ich allerdings auch einen neuen Haarschnitt verpassen!“, bemerkte er triumphierend und zog an eine ihrer Locken. Während er mit der Schere zielte, wanderte seine Zunge nach draußen und legte sich zum einen Mundwinkel, während Dominique wild und weinend um sich schlug. „James Sirius Potter!“, schrie Ginny geschockt, laut und wütend, stemmte ihre Hände in die Hüfte und die drei Kinder rührten sich keinen Millimeter mehr. Albus stand da, wie zur Salzsäule erstarrt. Dominique blickte ihre Tante mit großen Augen an und begann zu strahlen und James hätte sich wohl am liebsten verkrümelt als er in der einen Hand die Locke hielt und in der anderen die Schere so schrecklich dicht an Dominiques Kopf. „Was fällt dir ein?“, tobte die Hexe und sprintete zu ihrem Ältesten, während der aus lauter Angst, die Schere schloss und die Hände sinken ließ. „Aber Mama!“, protestierte er weinerlich und hörte sich an wie Lily, ihre zweijährige Schwester. „Es ist doch gar nichts passiert! Guck doch mal!“, verteidigte sich der Spross und hielt die Schere hin und merkte nun, dass er in der anderen Hand einen Büschel Haare hielt, das er sofort fallen ließ. Dominique hatte es in der Überraschung gar nicht richtig gemerkt und begann nun bitterlich zu heulen, als ihr Haar am Boden lag. „Und da sagst du, dass nichts gewesen ist?“, schimpfte Ginny giftig weiter und erteilte ihrem Sohn die Strafe, dass er sein Kinderzimmer nicht verlassen dürfe, es sei denn er müsse ins Bad Zähne putzen und auf Toilette. Essen müsse er wohl oder übel auch alleine, denn sie sah es nicht ein, ihm diesen Streich auch nur irgendwie durchgehen zu lassen. Albus stolperte nun seiner Mutter nach und hob die Locke vom Boden auf. Dann wurde er auch schon wieder von seiner Mutter zur Tür gedreht und gemeinsam mit Dominique aus James Sirius Zimmer geschoben. „Ihr kommt mit!“, hatte Ginny gesagt und hatte die Tür hinter sich geschlossen, einen Zauber über die Schwelle gelegt und war dann davon gerast. „Fleur? Bill!“
 

„Meine Locke!“, wimmerte Dominique und vergrub ihr hübsches Gesicht in ihren Händen. Damals konnte sie noch nicht so viel Französisch, das hatte sich allerdings geändert, als sie Beaubatons besuchte, zumindest die ersten zwei Jahre und dann auf Hogwarts wechselte. Es dauerte etwas, bis der französische Akzent wieder verschwand und sie normales Englisch redete, aber das war ja nicht so wichtig. „Dominique, für mich siehst du immer noch aus wie ein kleiner Engel.“, hatte Albus gestrahlt und sie angelächelt. Die Veela hob den Kopf, und blickte ihren kleinen Cousin verwundert an. „Wie?“ „Naja, du hast zwar keine Flügel aber….“, lachte der schwarzhaarige Potterknabe und hielt die Locke ganz fest. Dann lachte auch seine Dominique wieder und meinte, er wäre süß. „Darf ich die behalten?“, wollte der kleine Junge noch wissen und hielt ihr die abgeschnittene Locke hin, die er ganz fest hielt. Die Weasley zuckte mit den Schultern und meinte: „Klar, warum nicht? Ich weiß sowieso nicht, was ich damit machen soll….“ Seine Augen strahlten und er stapfte zu ihr und stellte sich auf die Zehenspitzen. „Dankeschön“, murmelte er verlegen, nachdem er ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt hatte, so wie er es bei seiner Mama immer machte, wenn sie ihn beim Kindergarten absetzte, und sich nichts weiter dabei dachte. Dann drehte er sich um und lief in sein Zimmer, um die Locke zu verstauen. Dominique blickte Albus überfordert nach und fing an: „Ehm… du…. Kleiner Hosenscheißer….“ Doch Albus reagierte gar nicht richtig auf sie, er konzentrierte er sich nur auf die Locke. An der Tür blieb er dann aber doch nochmal stehen und drehte sich zu seiner Veela-Cousine um. „Hast du was gesagt?“ Die Blondine winkte ab. „Ach, nicht so wichtig.“
 


 

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Er blickte wieder an die Decke und fühlte sich alles andere als müde. „Woran denkst du?“, nuschelte die Hexe neben ihm und schmiegte sich an ihn. „Kennst du nicht…“, murmelte der Potter ohne groß darüber nachzudenken und Cecilia saß mit einem Mal kerzengerade im Bett. „Wie bitte? Es ist eine Frau, oder?“, ihre Stimme nahm einen hysterischen Tonfall an und wurde schließlich drohend: „Sag mir ja nicht, dass es eine Frau ist, Albus!“ Doch der rollte nur mit den Augen und meinte: „Na und?“ Manchmal hatte er wirklich kein bisschen Gefühl übrig für seine Mitmenschen, das hatte ihm Rose schon tausend Mal gesagt. „Dann ist es eben eine Frau, aber sie spielt keine Rolle…“, versuchte sich der Schwarzhaarige herauszureden und setzte sich nun ebenfalls auf, um seinen Kopf an ihre Schulter zu legen. „Sei nicht böse, Liebes.“ Die Hexe presste die Kiefer zusammen und griff nach einem Kissen. „Du Arschloch! Was bildest du dir eigentlich ein! Ich hätte es ja wissen müssen!“, spie die dunkelhaarige Hexe aus, pfefferte ihm das Polster ins Gesicht und sprang aus dem Bett, nackt wie Gott sie geschaffen hatte. Dann kniete sie sich auf den Boden und suchte unter dem Bett nach ihrer Wäsche. Merlin weiß, wo sie diese verloren hatte! Ärgerlich!
 

„Ach, Schneckchen…. Komm bitte wieder ins Bett, wenn du willst, starten wir in die zweite Runde“, säuselte Albus verführerisch und zwinkerte ihr zu. Natürlich war er gelassen, keine Hexe dieser Welt brachte ihn aus der Ruhe, ok… zwei Hexen schafften es problemlos. Zum einen Rose, weil sie seine beste Freundin war und er viel von ihr hielt und zum anderen, wer könnte es anders sein? Dominique, Supermodel und Bombenveela in einer Person!
 

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Freundchen!“, konterte Cecilia, kramte ihr Höschen aus der Spalte zweier Sofakissen eines Dreisitzers und fragte sich, wie das bloß dorthin gelangt war. „Denn wir sind fertig, mein Lieber!“, dann schnalzte sie mit der Zunge und schloss sich im Handumdrehen den BH. Und als die Hexe in kompletter Montur vor ihm stand, drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer erhobenen Hauptes. Sollte er doch mit anderen Weibern spielen, sie hatte ihren Stolz.
 


 

*
 

Es roch klinisch, nach Desinfektionsmitteln. Überhaupt wirkte das St. Mungo‘s eigen, mit den schneeweißen Wänden und den Hexen und Zauberern dieser Abteilung in ihren gleichfarbigen Kitteln und violetten Hosen. - ihre jetzige Chefin hatte sich wenigstens einmal durchgesetzt, sie wollte Farbe in diese sterile Bude bringen. Die Wände waren gespickt mit weiß gestrichenen Türen, die in Krankenzimmer und Operationssäle führten und als Rose leise eine Tür hinter sich schloss und sich gegen die nächstbeste Wand lehnte, keimte die Wut in ihr auf. Wie hatte sie das nur außer Acht lassen können! Kein Wunder, dass sie Mrs. Malfoy so geschockt angesehen hatte, es wäre ein fataler Fehler gewesen, der wirklich, wirklich tödlich geendet hätte… Sie war eine schlechte Hexe und eine noch miesere Heilerin, das wusste sie. Verdammt! Aus der Traum… Die Weasley würde das Handtuch werfen, den Zauberstab ins Korn… Rose fuhr sich mit beiden Händen zittrig über das Gesicht und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer Spange gelöst hatte, hinters Ohr. Ihre Kollegen schlenderten aus dem Saal, in welchem die Sitzung abgehalten worden war, ganz zum Schluss stöckelte Astoria Malfoy aus dem Zimmer, der Boss dieser Abteilung, und sperrte ab. Automatisch zog sie nochmal an der Klinke, zur Überprüfung, aus Gewohnheit - Astoria gehörte zu der Sorte „genau arbeitend“ - und ging dann den Flur entlang ohne Rose auch nur zu bemerken. Die Weasley seufzte, da musste sie jetzt wohl durch. Also stieß sich die Rothaarige ab und lief der Braunhaarigen nach und meinte auffordernd: „Doktor!“ Das Klackern der Stöckelschuhe verstummte und überrascht drehte sich die Malfoy um.
 

„Miss Weasley, ich dachte Sie wären schon in der Cafeteria…“, überlegte Astoria laut und lächelte Rose an, „Wie kann ich helfen?“ Wegen ihrer Freundlichkeit fiel es ihr noch schwerer das zu sagen, woran sie dachte. „Es ist so…. ich glaube, ich tauge nicht….“, stotterte Rons Tochter und blickte auf ihre Bücher. Recht viel weiter kam sie gar nicht, denn da unterbrach sie Scorpius Mutter auch schon wieder - es war verblüffend, wie so ein Ekelpacket eine so nette Mutter haben konnte - „Ach, Quatsch. Du machst das schon! Dir liegt es, außerdem war das ein rein theoretisches Beispiel. Gut dein Ansatz hat mich überrascht, und ich hätte nie so gehandelt, aber du lernst ja noch.“ Rose blickte Astoria in die dunkelbraunen Augen und seufzte frustriert. „Und jetzt Kopf hoch!“, munterte die Malfoy die 18-jährige noch einmal auf und tätschelte ihre Schulter. Es war nichts Ungewöhnliches dabei, denn die Malfoy versuchte zu jedem so einen guten Draht aufzubauen, immerhin waren es die Medimagier und Heiler von morgen, und sie sah sich dafür verantwortlich, dass es richtig gute werden würden. „Danke Mrs. Malfoy…“, stammelte Rose, weil sie wusste, dass Astoria von Titeln recht wenig hielt, dafür umso mehr von Interesse und Talent.
 

Ein leises Pfeifen tönte durch die Flure und eigentlich hatte er sich nichts dabei gedacht, seine Mutter zum Essen abzuholen, doch als er um die Ecke bog und diesen Giftzwerg namens Wiesel bei ihr stehen sah, der sich recht nett mit ihr unterhielt, stoppte er stolpernd. Dann wandte er sich ab und wollte leise fluchend wieder in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Es war also doch eine bescheuerte Idee! Nach einem Schritt drehte er sich allerdings wieder um, denn immerhin ging es hier um seine Mutter und außerdem, wer hatte denn gesagt, dass er Rose Weasley länger aushalten müsste? Niemand! Scorpius konnte den genervten Seufzer nicht unterdrücken, stemmte die Hände in die Hüften und legte den Kopf schief, während er spöttisch auf sich aufmerksam machte: „Weaselbee! Musst du meine Mutter belästigen? Ist das jetzt dein neuer Sport, weil du an mich nicht mehr rankommst?“ Der Rothaarigen wich alle Freundlichkeit aus den feinen Gesichtszügen und sie funkelte den blonden Schnösel fuchsteufelswild an, während Astoria ihren Sohn überrascht anblickte. Gut, sie wusste, dass sie sich nicht sonderlich gut verstanden, aber sie hatte von ihrem Sohn bessere Manieren erwartet als diese. Und dass Rose leise „elendiges Frettchen“ zischte, überging die Malfoy einfach indem sie liebevoll ihren Sohn anlächelte und meinte: „Jetzt sei lieb, Scorpius. Du willst mir doch nicht die Mittagspause ruinieren, immerhin wird Rose mit uns essen.“ Die Malfoy legte bestimmt die Hand auf Roses Rücken und führte sie zum Ausgang. „Ich will mit dir noch ein paar Punkte besprechen, Rose“, murmelte Astoria der 18-Jährigen ins Ohr und wandte sich dann an ihren Sohn: „Mach mir ja keine Schande, mein Lieber!“ Scorpius war das Gesicht völlig eingeschlafen, während Rons Tochter ihn schelmisch angrinste. Das konnte doch nicht ihr ernst sein? Seine Mutter wollte ihn quälen! So gut kannte er sie, immerhin triezte sie seinen Vater nach Strich und Faden, wenn sie nur konnte. Das wäre die absolut schlimmste Pause in seinem Leben! Und als er seiner Mutter nachsah, die bereits zielstrebig die Glastür anstrebte, packte er die Rothaarige an der Schulter und zischte: „Ich warne dich!“ Doch die Weasley lächelte ihn nur verschlagen an und erwiderte, dass sie auch nicht begeistert von seiner Gesellschaft sei.
 

Mies gelaunt stocherte Scorpius Hyperion Malfoy in seiner Pasta herum und betrachtete schweigend seine Mutter, die sich mit Rose Weasley, über alles andere als die Arbeit, unterhielt. Dinge wie Hobbys oder Interessen, Bücher und all den Kram. Und was machte dieses Biest? Tat auf nett und lächelte und lachte viel. Sie öffnete sich ein einziges Mal ihren verdammten Haarknoten, nur um diesen dann neu zu binden. Er war genervt und der Appetit war ihm schon lange vergangen. Und als sich seine Mutter zu ihm drehte, und sah, wie er den Kopf auf dem Arm abstützte und nichts anrührte, meinte sie besorgt: „Schmeckt es dir nicht?“ Und Rose fügte in ähnlicher Stimmlage hinzu: „Wird der arme Junge krank?“ Er wusste, dass sie sich nur mit der Malfoy verbündet hatte, um ihm eins auszuwischen und seiner Mutter gefiel es, wenn sie eine Möglichkeit fand, ihn auf eine für ihn unangenehme Weise auf den Boden zurückzuholen, wenn er zu weit über das Ziel hinaus schoss. Merlin, Rose war nicht fürsorglich, weder liebevoll noch besorgt, sie war unausstehlich und unmöglich! Astoria lachte herzhaft und fügte noch hinzu: „Na mal schauen, wohin ich dich lege, und wer dich betreut. Aber ich glaube, Rose wird mit dir schon fertig!“ Jetzt entglitten endlich auch einmal der rothaarigen Kratzbürste die Gesichtszüge. „Ehm… also… ich…“, stotterte die Weasley und legte die Gabel zurück auf den Teller. Und Scorpius, der einzige Mann am Tisch, lehnte sich vor und protestierte: „Mum, willst du mich loswerden?“ Und dann blickte Astoria ihren Sohn streng an und fauchte: „Scorpius!“ Auch sie hatte das Besteck beiseitegelegt.
 

Spätestens da wurde Rose klar, dass auch Scorpius in einer ganz normalen Familie aufgewachsen war, die in der Öffentlichkeit nur etwas anders auftrat als ihre, und das lag hauptsächlich am starken Charakter dieser Menschen und ihrer Vorgeschichte.
 


 

*
 

Zwei Wochen waren vergangen und Scorpius lehnte lässig an der Wand des Flures, der zur Notaufnahme des St. Mungo Hospitals führte und blickte aus dem Fenster. Es war ein herrlicher Wintertag und die Sonne schien kräftig. Die Hände hatte der 19-Jährige in seinen Jackentaschen vergraben und wartete wie so oft auf seine Mutter. Und ja, Astoria hatte es geschafft, dass Rose Weasley fast jedes Mal dabei saß, wenn sie zu Mittag aßen, und er besuchte seine Mutter Tag für Tag. Zum ersten Mal seit langem hörte er Stöckelschuhe und deswegen richtete er seinen Blick auf den Gang. „Na, Weaselbee, beehrst du uns heute wieder mit deiner Anwesenheit?“, wollte Scorpius wissen, und konnte es nicht unterlassen dabei ein wenig spöttisch zu klingen. Rose blieb vor ihm stehen und musterte ihn während sie ihr offenes Haar nach hinten warf. Dann begann sie bezaubernd zu lächeln und antworte freundlich: „Mahlzeit Scorpius. Ich weiß, dass Höflichkeit nicht zu deinen Stärken zählt und ich berücksichtige das, keine Sorge – und nein, ich esse nicht mit euch.“ Scorpius blickte sie irritiert an, weil ihr Lächeln so charmant gewesen war und die Hexe ging dann unbeirrt weiter. Das war nie und nimmer Rose Weasley, so kannte er sie nicht, so… gut, so war sie zu seiner Mutter… Die Rothaarige drehte sich nicht mehr um, gut für ihn, denn er starrte ihr automatisch, überrumpelt nach. Und der Blonde musste dabei feststellen, dass sie eigentlich eine schöne, ansprechende Figur hatte, diese Weasley, – und das gehörte ebenfalls zu den Dingen, die er nie zugegeben hätte. Auch als sie mit einem Kollegen sprach, wirkte sie so freundlich, hielt ihre Unterlagen dicht bei sich und griff irgendwann im Laufe des Gespräches nach ihrer Spange, die sie an die Tasche ihres Kittel geklemmt hatte, um ihre Haare hochzustecken. Scorpius fand es faszinierend, wie sie sich gab. Warum wusste er nicht, er konnte nur sagen, dass es so war. „Und wem gaffst du heute nach?“, riss ihn eine wohlbekannte Stimme aus seinen Gedanken - diese Person, schaffte es, das so klingen zu lassen, als wäre es das Normalste der Welt, dass Scorpius Hyperion Malfoy jedem Rock mit dem Blick folgte. –, der blonde Schönling drehte sich abrupt um und blickte die Frau an, während er mit viel zu hoher Stimme fiepste: „Niemandem!“ Doch seine Mutter ließ sich nicht beirren und betrachtete die Hexen und Zauberer, die bei der Aufnahme herumstanden. Männer schloss Astoria schon mal aus. Da blieben eigentlich nicht mehr viele, denn die anderen saßen bereits beim Essen. Die 58-Jährige Mrs. Vacoby, die junge Spinnet im Alter von 20 Jahren, also älter als Scorpius und dann war da noch Rose Weasley. „Schäm dich, Spinnet auf den Arsch zu starren und jetzt komm mit!“, zischte Astoria und Scorpius seufzte, denn das hatte er ja gar nicht. Und seine Mutter wusste das auch, nur wollte sie ihn noch nicht auf diese rothaarige Hexe ansprechen.
 


 

*
 

Rose stand mitten in London an einer Bushaltestelle und schaute auf die Uhr. Das Wetter war mies, obwohl es nicht regnete, konnte sie es ohne weiteres als matschig und kalt und nass – so richtig ekelig! – bezeichnen und dabei hatte sie sich so auf diesen Samstag gefreut. Sie hatte gehofft, dass es schön werden würde, aber nichts da! Die 18-Jährige seufzte und blickte zu Boden, denn Ihre Linie hatte sich auch verspätet. Wie sie diesen Tag hasste!
 

„Weasley?“, hörte sie jemanden rufen und verdrehte die Augen. „Reicht es denn nicht, dass wir uns fast jeden Tag während der Arbeitswoche treffen… Musst….“, Rose wollte ihn fragen, ob er sie auch in seiner Freizeit stalken wollte, doch als sie ihn ansah, erkannte sie den pflaumenblauen Umhang, „Sag bloß du arbeitest am Wochende?“ Er blieb neben ihr stehen und blickte die Straße entlang, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er ihr vor gut eineinhalb Wochen interessiert hinterher geblickt hatte. „Ja, Wealsey, was ganz was Neues, was? Du als werdende Heilerin kennst wohl keine Wochenenddienste, wie?“, kam es in ironischem Ton von Scorpius und musterte sie aus den Augenwinkeln. Der Herr war ja mal wieder so witzig, wirklich! Rose stöhnte genervt und zischte: „Jetzt haben wir alle gelacht, Malfoy!“ Dann drehte sie sich mit verschränkten Armen von ihm weg und stellte sich auf die Zehenspitzen in der Hoffnung, sie würde ihren Bus etwas früher sehen. „Manchmal weiß ich wirklich nicht, wie du dir das Leben als Auror vorstellst… Dass wir alle in der Zentrale hocken und auf Attentate warten und uns bis dahin langweilen?“, brummte er verärgert und drehte den Kopf zu ihr. Und während sie ihm das sogar gelangweilt bestätigte, weil sie ihm nur mit halbem Ohr zugehört hatte, und sich die Kapuze überzog, fauchte er sie wieder an. „Weasley, heute bist du ja gar nicht das nette, freundliche, höfliche Mädchen, von dem meine Mutter meinem Vater stets die Ohren vollheult!“ Rose zuckte zusammen und drehte sich überrascht um. Die Hexe wusste, sie starrte Scorpius ungeniert an, aber damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet, auch nicht, dass sein Gesichtsausdruck enttäuscht wirkte. Es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder gefasst hatte, immerhin war das Verhältnis zwischen ihnen so seltsam geworden, seit seine Mutter ihre Chefin war. „Ehm… was machst du überhaupt noch hier?“, stammelte Rose und ignorierte vehement, dass sie anfangs schrecklich gestottert hatte. Wie sollte es auch anders sein, natürlich trieb es diesem Schmierfink ein hinterhältiges Lächeln ins Gesicht. Die ehemalige Hufflepuff ärgerte sich furchtbar und sie versuchte gar nicht erst, es der schleimigen Schlange zu verheimlichen. Selbstbewusst ging der Malfoy-Erbe noch einen Schritt auf die Weasley zu und beugte sich zu ihr runter und konnte nicht wiederstehen ihr so anzüglich ins Ohr zu hauchen, dass Rose eine Gänsehaut davon bekam. „Eigentlich warte ich nur noch auf die Zusage eines Dates deinerseits.“
 

Rons Tochter, in diesem Augenblick sprachlos, atmete erleichtert auf, als der Bus einfuhr und vor ihnen zum Stillstand kam. Die Hexe strich sich ein paar Strähnen hinters Ohr und trat lächelnd zum Fahrer, Malfoy völlig ignorierend. „Bekomme ich denn jetzt nicht einmal eine Antwort?“, der Widerling verstand es, empört zu klingen, ohne dass man sofort merkte, dass es gespielt war. – dass ihn ihre Reaktion möglicherweise wirklich kränkte, daran dachte die Hexe nicht. Rose überlegte, ob sie ihm überhaupt antworten sollte, kaufte ein einfaches Ticket und erwiderte schließlich: „Nein!“
 

Und dann stand er plötzlich hinter ihr und zischte: „Welche Antwort war das jetzt auf welche Frage?“ Und Rose blickte ihn fragend an, Merlin der Kerl war hartnäckig! Seine grauen Augen wirkten so entschlossen, und dann wanderte ihr Blick etwas weiter nach unten – kurze Bartstoppeln, die man fast nicht sah, weil auch die blond waren, vielleicht hatte er sich gestern rasiert – zu seiner Brust und unbewusst spitzte die Hexe die Lippen. Scorpius zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. Fiel ihr denn erst jetzt auf, dass er gut aussah? „In Merlins Namen, der Umhang ist weg!“, dachte die 18-jährige verwundert und wurde von dem Fahrer freundlich gebeten den Herren zahlen zu lassen. Und Rose suchte sich ganz hinten einen Platz. Zu ihrem Leidwesen folgte ihr Scorpius auf Schritt und Tritt. Er setzte sich ihr gegenüber und fing noch einmal dieses leidige Thema an: „Was ist jetzt?“
 

Doch Rose hatte nicht vor auf ihn einzugehen, kramte in ihrer Tasche nach einem Buch, dass sie dann demonstrativ aufschlug und tat so als würde sie lesen. Sie hörte wie der Blondschopf schnaufte und als sie aufblickte, starrte er aus dem Fenster. „Weiß du, ich finde es ziemlich unhöflich von dir mich einfach zu ignorieren, wo wir noch vor wenigen Minuten normal miteinander gesprochen haben“, murmelte er neutral und dachte nicht im Traum daran, Rose auch nur einmal anzusehen! Nicht einmal Salazar wusste, warum er so versessen auf eine Antwort gewesen war, um mit ihr im Bus zu sitzen und nicht zu wissen, wohin die Reise ging. Rons Tochter blickte wieder auf die Zeilen und hörte, wie er sarkastisch ausspie: „Wie nett, wie überaus freundlich! Wie konnte sich Albus nur all die Jahre für dich einsetzen und sagen, du wärst anständig und höflich?!“
 

Rasend vor Wut schlug die junge Hexe das Buch zu, sodass es schnalzte und sprang auf. Rose scherte sich nicht darum, was wohl andere Gäste von ihr halten würden, als sie ihm mit dem Finger auf die Brust tippte und fauchte: „Jetzt hör mir mal zu Malfoy, ich bin an einem Date mit dir nicht interessiert!“ Scorpius war zusammengezuckt, als sie ihn berührt hatte und ihre offenen Haare kitzelten ihn an der Nase, so nah war sie ihm. Er wollte irgendetwas erwidern, doch die einzige Regung, die er zu Stande brachte, war den Mund zu öffnen und keinen Mucks zu machen. Dass er Rose mit unheimlich großen, grauen Augen wie ein verschrecktes Reh ansah, tat sein Übriges, denn die Weasley zog die Hand zurück, wandte den Blick von ihm ab und schaute lieber auf den Boden, als sie sich wieder hinsetzte, ihre Tasche auf ihren Schoß stellte und das dämliche Buch wieder darin verschwinden ließ. „Es tut mir leid….“, murmelte die Weasley und schenkte ihre Aufmerksamkeit der Umgebung, die an ihr vorbeizog. Der blonde Schönling warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass sie bis auf ein älteres Pärchen, die einzigen Gäste im Bus waren.
 

Er stupste sein Gegenüber vorsichtig mit dem Fuß an, wie es Verliebte in Filmen manchmal machten – das wusste er, weil er zusammen mit Albus in den Ferien Lily Luna getriezt hatte, die sich meistens solche Schnulzen im Fernsehen angesehen hatte und das Mädchen immer protestiert hatte, dass es Soaps und Telenovelas wären und keine kitschigen Seifenopern! - wenn sie am Abend in einem Restaurant aßen, nur nicht so verrucht. „Rosie“, fing er an und wusste wie merkwürdig es für sie klingen mochte, denn er hatte sie noch nie so genannt, und ja, auch für ihn war es völlig fremd. Als sie den Kopf hob und ihre braunen Augen ihn fixierten, plapperte er los: „Warum nicht? Ist meine Gesellschaft wirklich so ätzend, wenn ja, dann steig ich bei der nächsten Station aus.“ Irgendwie tat er ihr fast leid, als er Rose so ernst anblickte, sie bekam ein richtig schlechtes Gewissen. Die Hexe seufzte und fuhr sich in die langen Haare, ehe sie begann: „Nun ja es ist eher so….“ „Ich bin ein Mädchenvernascher, Schürzenjäger, Casanova, Macho, Matrazenfänger, Hurenbock… was hatten wir noch? Achja… schwanzgesteuerter Chauvinist, der von einem Bett ins nächste springt und rücksichtsloser, abartiger Sexist, der nur klar denken kann, wenn er morgens gewichst hat. Weaselbee, du hast mir während unserer Schulzeit wirklich genug Spitznamen auf den Hals gehetzt. Ich konnte sie mir nicht einmal alle merken. Und ich gebe es zu, dass ich zwischen der vierten und siebten Klasse nicht immer der Feinste war, aber…“, Scorpius hatte sie aufgebracht unterbrochen, weil er nicht hören wollte, was sie von ihm hielt oder gehalten hatte und nun wusste er keine Erklärungen. Und sie erwiderte auch nichts mehr. Die restliche Busfahrt blickten sich die beiden lediglich in die Augen und sagten keinen Ton. Denn Scorpius beschäftigten die Beschimpfungen von damals und Rose war es viel zu unangenehm, dass sie ihn jemals so geheißen hatte, wobei ihr noch wesentlich grässlichere Namen einfielen. Denn in Gesellschaft seiner Mutter war er zumindest anständig, wenn auch nicht immer höflich.
 


 

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Als sie den Bus verließen, schaffte es der blonde, junge Zauberer endlich wieder ein Gespräch anzufangen. „Rose, ich kenne meinen Ruf und er ist nicht der Beste“, die Weasley war ihm immer einen Schritt voraus und blickte die Häuser in diesem Vorort an, während sie ihm schweigend zuhörte. „Verdammt Weasley!“, schimpfte er verärgert und holte die Rothaarige mit so großen Schritten wieder ein, dass er vor ihr lief und darauf vertraute, wo sie hin wollte, denn er hatte nur Augen für sie. „Gut, dann hab ich eben die Einstellung, dass Frauen ihre Aufgaben im Haushalt haben, ja? Ich geb’s hiermit zu, dass sie in Männerberufen absolut nichts verloren haben und besser dran sind, wenn sie putzen und bügeln…“ Die angehende Heilerin hielt sofort an und funkelte böse, während sie ausspie: „Ja, und kochen und waschen! Weil wir zu primitiv sind um im Ministerium wichtige Entscheidungen zu fällen oder den Zauberstab für die Aurorenzentrale zu schwingen!“ Und dann stolzierte sie erhobenen Hauptes an ihm vorbei, weil auch er mit ihr stehen geblieben war. Sollte er sich doch zum Teufel scheren! „Das ist doch gar nicht war, ich kann kochen und waschen und Geschirr spülen, und es tut mir von Herzen leid, dass ich bügeln nichts abgewinnen kann, weil immer mehr Falten drinnen sind als vorher! Und da hilft auch nicht der geniale Zauberspruch meiner Mutter!“, schrie er rasend und die Weasley blieb nochmal stehen um sich zu ihm zu drehen, hatte sie gerade richtig gehört? Ein Scorpius Hyperion Malfoy entpuppte sich als Hausmann? „Aber ich entschuldige mich nicht dafür, wenn ich es nicht will, dass irgendwann einmal meine Freundin schwere Kästen oder Regale und Pakete in den ersten Stock einer Wohnung schleppen muss, weil ich zu faul und rücksichtslos bin um ihr zu helfen und sie sich eingebildet hat in eine Muggelwohnung ohne Aufzug zu ziehen!“, Scorpius Malfoy gewann an Lautstärke, während er und Rose wieder weiter marschierten. „Du weißt, was ein Aufzug ist?“, fragte die Jüngere völlig überfordert, denn damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet. Und sie konnte es auch nicht verbergen, ihn fasziniert zu mustern, als sie das Gartentor öffnete und mit ihm das Grundstück betrat. Das waren ganz neue Seiten an ihm, die sie ihm nie zugetraut hatte. Außerdem hatte er Feuer! „Ja und stell dir vor, ich weiß auch, was ein Auto ist und, dass es eine Batterie, Motoröl und Frostschutzmittel und vor allem Benzin oder Super oder Diesel braucht, abgesehen von den vier Rädern, damit es läuft!“, der Malfoy fauchte sie so temperamentvoll und wütend an, ehe er fortfuhr, ohne ihr auch nur die Chance zu lassen einen Kommentar abzugeben, „Weißt du Weasley, es ist nicht so, dass ich mich für meine Mitmenschen nicht interessiere, besonders, wenn Albus Bruder James, der in der Abteilung nebenan arbeitet, stundenlang in seiner Freizeit unter diesem Rostkübel verbringt, um ihn zu reparieren und aufzumöbeln und mir, sobald wir uns sehen, Fotos davon zeigt und mir vorschwärmt, wie schön es geworden ist!“ Scorpius schnaufte, als er mit Rose die eine Stufe zur Haustür überquert hatte und blickte in den Garten. „Und ich dachte immer, nicht nur ich finde es schrecklich, dass ich nicht gewusst habe, was eine Rolltreppe ist, und wie Muggel es schaffen, sie zum Laufen zu bringen und das alles ohne Magie… oder dass ich keine Ahnung hatte, was eine Ampel ist, und das, wo mich doch Albus fast jedes Wochenende nach Muggel-London geschleift hat, weil er die Stadt so toll findet. Aber anscheinend zählt es für dich zur Normalität, dass Hexen und Zauberer aus reinmagischen Familien nichts mit der Muggelwelt anfangen können und dass es ganz natürlich ist, dass sie verwundert oder blöd glotzen, sobald das Radio eingeschaltet wird!“ Scorpius blickte ihr giftig in die Augen, in diesem Moment hatte er den Namen eiskalte Schlange wirklich verdient. Seinem Gegenüber stockte der Atem, und der blonde Zauberer sah zu, wie Rose heftig schluckte. „Ich gehöre nun mal zu der Sorte: wissbegieriger Idiot.“
 

Irgendwann ließ er die Schultern hängen und schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht glauben, dass ich dir durch ganz London im wahrsten Sinne des Wortes nachgerannt bin, und das alles wegen eines lächerlichen Dates. Ich muss total bescheuert gewesen sein…“ Er hatte sich abgewandt, fuhr sich durch die Haare und wollte gehen, es brachte ja doch nichts. Und eigentlich hätte er Rose für klüger gehalten, wo sie doch als ungeschlagene Jahrgangsbeste neben ihm geglänzt hatte, weil sie beide ein Ohnegleichen nach dem anderen abgeräumt hatten.
 


 

*
 

Die Haustür schwang auf und Scorpius drehte sich verwirrt um, er hatte gar nicht bemerkt, dass die Weasley geklingelt hatte. Eine alte Frau blickte die Hexe an und lächelte sanftmütig. „Sag bloß du wirst krank, du hast ja ganz glasige Augen und eine rote Nase! Komm rein, mein Kind“, begrüßte die Frau mit einer Umarmung und schob die Rothaarige ins Haus, „Und das muss dein Freund sein!“ Scorpius fühlte sich wie vom Fluch getroffen und suchte bei der Klingel verzweifelt nach einem Namensschild: Granger
 

Die Frau trat zu ihm, legte ihm faltige, schmale Hände auf seine Oberarme und musterte ihn freundlich. „Da hast du dir aber einen Hübschen gesucht, Rosie“, meinte die alte Frau und wandte sich dann an Scorpius, nicht zu vergessen, sie hatte ihn die ganze Zeit dabei angesehen, „Es ist schön dich kennen zu lernen. Rose hat noch nie einen Mann mitgebracht. Ihr muss viel an dir liegen.“ Es war keine Frage, dass sich Dracos Sohn sofort unwohl fühlte und nur hilflos ein „ehm“ stammelte. „Oma, er ist…“, murmelte Rose so leise und peinlich berührt, dass die Wörter „nicht mein Freund“ völlig untergingen. Scorpius schnappte nach Luft und versuchte sich rauszureden, immerhin wäre es unhöflich die alte Dame einfach nur anzustarren und zu schweigen. „Ja, wenn mir Rosie gesagt hätte, wo’s hingeht, könnte ich Ihnen nun ein Geschenk überreichen.“ Er trat mit der Frau ins Haus und lächelte freundlich während er sich selbst verfluchte. Bei Salazar Slytherin, womit hatte er das verdient?
 

„Wenn ich ihm gesagt hätte, dass wir euch besuchen, wäre er gar nicht mitgekommen!“, spie Rose sarkastisch aus, wünschte sich, sie hätte ihn damit noch bei der Bushaltestelle vertrieben, marschierte ins Wohnzimmer zu ihrem Großvater und warf die Haare nach hinten. „Rosie, was soll der bissige Unterton? Du hast wirklich einen reizenden Freund!“, tadelte Mrs. Granger und bot Scorpius einen Platz auf der gemütlichen Couch an, nachdem er wie die rothaarige Hexe die Schuhe ausgezogen hatte. Natürlich setzte er sich neben seine alte Klassenkollegin. „Er ist nicht mein Freund“, zischte Rose leise und verärgert, was Scorpius schmunzeln ließ, und sah ihrer Oma zu, wie sie das gute Geschirr aus dem Schrank holte. Scorpius musterte derweil die Bilder an der Wand und die gehäkelten Platzdeckchen, die am Tisch lagen und als Untersetzer für Kerzenständer und Bilderrahmen auf Schränken und anderen Tischchen diente. Und dann fiel Scorpius Augenmerk auf Rose Großvater, der sich hinter der Zeitung versteckte und keinen Mucks gab, nicht einmal ein „Hallo“. Der Mann war ihm suspekt, immerhin fiel ihm doch kein Zacken aus der Krone, wenn er wenigstens seine Enkelin grüßte.
 

„Du, Scorpius, wie hast du das mit deinem Umhang gemacht?“, murmelte Rose, sie hatte sich etwas zu ihm gelehnt und Scorpius konnte gar nicht anders als sich etwas mehr zu ihr zu drehen und unschuldig zu fragen: „Welcher Umhang?“ Dem Blonden fiel es gar nicht ein, den Mann aus den Augen zu lassen. Dann klopfte ihm die Weasley kräftig auf den Oberschenkel, als wären sie vertrauter und er musste ihr unweigerlich in die Augen sehen. So hatte sich noch keine Frau sein Interesse geholt. „Deinen pflaumenblauen Umhang, Mensch, Scorpius! Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist!“, fauchte sie aufgebracht und funkelte ihn an. Natürlich gab er keine Antwort darauf und er bewunderte sein Gegenüber. „Du siehst so schön aus, wenn du wütend bist.“ Es war ein ehrliches Statement, welches er geflüstert hatte, eines, das er nicht bereute und das ihr die Röte ins Gesicht trieb. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis Rose seinem Blick auswich und rief: „Oma, kann ich dir irgendwie helfen?“ Doch die alte Dame lächelte nur, als sie aus der Küche ins Wohnzimmer zur Couch lugte, auf der die beiden saßen. „Es ist alles in Ordnung, mein Kind“, versicherte Mrs. Granger, ging zu ihrem Mann und tätschelte ihn am Arm. „Willst du nicht deine Enkelin und ihren Freund begrüßen?“, wollte sie in normaler Lautstärke wissen und ihr Mann sah sie irritiert an, dann meinte sie etwas lauter, – Scorpius kam es vor, als wolle sie, dass sie auch noch die Nachbarschaft hören konnte und das ohne Micro- oder Megaphon – „Die Batterien deines Hörgeräts sind leer!“ Und der Malfoy hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. „Hilf mir mal Weasley, dein Opa hört nicht mehr so gut, oder? Und benutzt das, damit die Schwingen verstärkt oder der Schall besser aufgenommen wird“, flüsterte er ihr zu, während er ihren Großvater nett anlächelte, weil er die beiden endlich bemerkt hatte. Diese überlegte und murmelte, dass es Mikrophon, Verstärker und Lautsprecher in einem war und stand auf, als Mister Granger zu ihnen kam und seine Enkelin drückte. Scorpius stand auf und reichte ihm die Hand. „Ich komm gleich wieder, Junge“, meinte der Mann etwas zu laut und verschwand zittrig gehend in die Küche. Der Zauberer nickte und blickte ihm nach.
 

„Ihr wollt doch sicher Kuchen, oder?“, wollte nun Mrs. Granger wissen und lächelte die beiden an. „Machen Sie sich keine Umstände“, meinte Scorpius nervös, wohingegen Rose strahlend antwortete: „Gerne!“ Der Malfoy seufzte und blickte wieder zu Weasleys Opa, also sein Großvater war körperlich etwas fitter und das trotz Gehstock. „Tee? Kaffee? Wie war noch gleich dein….“, stutze die Muggel und sah zu dem jungen Mann. „Sein Name ist Scorpius, Oma“, sprang Rose ein und gab ihm einen leichten Seitenhieb. „Entschuldigung, machen Sie sich wegen mir keine Umstände, bitte“, erwiderte der Angesprochene und fuhr sich nervös durch die Haare. „Unsere kleine Rosie trinkt Kakao, das tut sie immer, wenn sie da ist.“ Mrs. Granger lächelte liebevoll zu ihrer Enkelin, tätschelte ihr die Wange und der Zauberer musste grinsen, während er so leise flüsterte, dass es gerade noch Rose hören konnte: „Wie süß!“ Dann klärte Rose Oma ihn auf, dass Mister Granger meisten einen Kaffee um diese Uhrzeit trank und sie schon seit Jahren auf Tee umgestiegen war. „Dann… hätte ich gerne eine Tasse Kaffee, Ma’am“, und dann sah er zu, wie sie mit wehendem Rock in die Küche verschwand. Ihr Großvater setzte sich wieder in den Sessel und blickte die beiden an.
 

„Ungewöhnlicher Name, Scorpius…“, dachte er laut und musterte den Jungen gründlich. Dieser nickte und fuhr sich über den Nacken. „Ja… meine Eltern haben einen Faibel für…“, er überlegte, was er antworten sollte, während er Rose musterte, Merlin, ohne sie wäre er hier total verloren, „für seltene Namen, Sir.“ Und der alte Mann schmunzelte, während er den Kopf schüttelte und Scorpius berichtigte, dass er keinen Titel trug. Die Teekanne pfiff und Mrs. Granger hantierte mit dem Geschirr, denn es klimperte. Es war nicht so, dass die Muggel hier nicht freundlich wären, und Scorpius sie nicht mochte, aber hier als potenzieller Ehemann von Weasley zu sitzen nagte an Scorpius Nerven, und das wo doch beide wussten, dass zwischen ihnen nichts lief. Er atmete einmal kräftig aus und gab zu, dass er etwas aufgeregt war. „Aber das musst du doch nicht“, versicherte ihm die alte Dame, die wieder im Türrahmen erschien, mit heißen Tassen und zwei verschiedenen Kuchen. „Und woher kennt ihr euch?“, wollte nun ihr Opa wieder wissen, der sofort von seiner Frau unterbrochen wurde, er solle nicht so neugierig sein. Und Rose versicherte dem blonden Schönling, dass der Kuchen gut war, nicht vergiftet oder sonst was – überhaupt behauptete sie, dass keine einen besseren buk – und dann hörte Scorpius wie sich Mister Granger etwas sauer bei seiner Frau rechtfertigte: „Ich werde mich wohl doch noch normal unterhalten dürfen!“ Also gab es auch in anderen Familien so einen Zunder wie bei ihm daheim, schön, denn er hatte seine Familie immer für eigen gehalten, Scorpius musste nur an Harry und Ginny denken, die immer ein Herz und eine Seele waren– Er wusste nicht, dass auch bei ihnen mal die Federn flogen. Und dann, als Mrs. Granger abwinkte und noch ein letztes Mal in die Küche eilte, weil sie Zucker und Milch vergessen hatte, blickte ihn der alte Mann wieder an.
 

„Wir kennen uns seit der Schule und sind uns danach in den Mittagspausen, als wir zu arbeiten begonnen haben, wieder über den Weg gelaufen“, beim letzten Teil der Erklärung hatte er Rose ganz fest in die Augen gesehen. Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie schlimm er das hier fand, wie ein Angeklagter auf der Folterbank. Er hatte schon immer gewusst, warum er jedes Mädchen so schnell wie möglich wieder stehen gelassen hatte, denn für derartige Treffen war er einfach zu feige. „Wie märchenhaft! Schatz, hast du das gehört?“, gab Rose Großvater gerührt von sich und winkte seine Frau zu sich. Und dann griff Rose zum Teller und hielt ihn Scorpius unter die Nase, einer der Kuchen sah relativ hell aus und hatte so schwarze Stellen, es erinnerte Scorpius an Kuhflecken und er musste gestehen, mit der Muggelküche kannte er sich nicht sonderlich gut aus. „Der Marmorkuchen ist lecker“, nickte Rose ihm zu, um ihn anzutreiben diesen Kuchen auch endlich zu kosten. Sie behielt recht.
 


 

*
 

Eigentlich hatte es nicht mehr lange gedauert, dass sich der Zauberer so unwohl in seiner Haut gefühlt hatte. Aufgehört hatte es ab dem Zeitpunkt, als Mister Granger ein kleines Kartenspiel vorgeschlagen hatte und, als er fünf Münzen aus seinem Portemonnaie gefischt hatte, gemeint hatte dass er verloren hätte, sobald Scorpius ihn genauso oft beim Lügen erwischen würde. Rose wollte auch mitmachen und war sofort von dem Blondhaarigen weggerückt und hatte in ihre Karten geblickt. Sie hatten gelacht und sich unterhalten und als die Weasley auf Scorpius Zug wartete, musste sie schmunzeln, denn zugegebener Maßen gefiel ihr seine Stimme, wenn er herzhaft lachte. Es war nicht gespielt, sondern ehrlich. Und Scorpius war gut, denn er war noch kein einziges Mal erwischt worden, und als er meinte, er hätte zwei Damen in seinem momentanen Blatt, rief die rothaarige Hexe: „Lüge!“
 

Vertraut war Malfoy zu ihr gerückt und hatte sie angelächelt, ehe er ihr seine Pik-Dame zeigte. Rose grinste bis über beide Ohren, was allerdings sofort wieder verschwand, als er auch noch die mit dem Karo hervorholte. „Das gibt es nicht…“, stammelte sie und senkte ihr Blatt. Scorpius flüsterte ihr zart ins Ohr, dass sie verloren hätte und nicht mehr mitspielen könne, weil sie sich geirrt hatte. Und als sich der Malfoy wieder auf seinem Platz setzte und Mister Granger anblickte, hörte er: „Einen König und ein Ass.“ Rose legte derweil ihre Karten offen auf den Tisch und rückte zu Scorpius um sein Blatt zu erhaschen. „Hey, was soll das?“, kam es überrascht von ihm, als er es bemerkte. „Ich bin neugierig“, gestand sie leise und Malfoy legte seine Karten verdeckt auf den Tisch. „Du hattest deine Chance!“, murmelte er und dachte nicht im Traum daran, sie ihr zu zeigen. Und ihm fiel noch etwas auf, allerdings erst, als Rose ihren Kopf wieder von seiner Schulter genommen hatte. Sie hatte sich an ihn angelehnt, etwas woran er nie gedacht hätte, und er fand es sofort schade, dass sie wieder wegrücken wollte. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann mochte er ihre Nähe und ihren Duft, deswegen seufzte er etwas niedergeschlagen und legte dann den Arm um die Rothaarige um sie wieder ein bisschen näher zu sich zu schieben und erklärte ganz ruhig: „Aber nur, wenn du dich raushältst und deine Mimik so im Griff hast, dass du mich nicht verrätst.“ Ihr Lächeln war bezaubernd und der Blonde ließ sie nicht aus den Augen, während er praktisch blind nach seinen Karten tastete. Es war so ungewohnt für ihn, einen derartigen Moment zu erleben, hatte er es doch streng vermieden je in eine ähnliche Situation zu kommen. Er hatte zwar die Eltern der Mädchen immer freundlich gegrüßt, bevor und nachdem er mit den Töchtern etwas gehabt hatte, wollte sich aber bei keinem der Familienmitglieder je währenddessen blicken lassen. Er wollte nie etwas Festes, denn was folgen würde, wäre irgendwann zusammenziehen, sich verloben, heiraten und Kinder kriegen und Merlin, dafür fühlte er sich noch viel zu jung. Zu Albus Mutter hatte er einmal, als Victoire ihr von ihren Hochzeitsplänen vorgeschwärmt hatte, völlig überfordert gesagt, dass vor Vierzig das Heiraten oder Kinderkriegen gar nicht drin wäre. Natürlich war es ein Schock, wenn eine 20-Jährige einem von der Hochzeit vorschwärmt, von der Liebe ihres Lebens und er mit seinen 15 Jahren zuhörte.
 

„Seit wann seid ihr beiden eigentlich zusammen?“, wollte Mrs. Granger wissen, als sie Scorpius nochmal Kaffee nachschenkte und Rose die bereits leere Tasse Kakao wegnahm, um sie in der Küche wieder aufzufüllen. Aus seinen Gedanken gerissen schreckte Scorpius auf, blickte Rose Oma mit großen Augen an und stotterte verzweifelt und richtig energisch: „Wir sind nicht zusammen!“ Die Frau vor ihm fror in ihrer Bewegung ein und das Lächeln bröckelte. Er fühlte sich praktisch dazu genötigt, den Kopf etwas hängen zu lassen und das wieder gerade zu biegen, als er völlig nervös sich zu erklären versuchte. „Nun ja, ehm… wir sehen uns zwar fast jede Mittagspause und essen zusammen und unterhalten uns und reden über Gott und die Welt… und lachen… und… und….“ Die Weasley hatte den Malfoy in ihrem gesamten Leben noch nie so heftig stottern gehört und genau jetzt tat er es, und sie spürte seine warmen Finger, als er hilflos nach ihrer Hand tastete. „Aber es ist bis heute noch zu keinem Date gekommen… ich meine, wenn ich mich etwas früher getraut hätte, dann…. vielleicht… möglicherweise…“ Scorpius schluckte heftig und blickte seine ehemalige Klassenkameradin verzweifelt an. „Aber nein,… ich musste heute mein Glück versuchen und habe von Mitte London bis vor Ihrer Tür mit Ihrer Enkelin darüber geredet, ob sie nun mit mir ausgeht oder nicht, und warum nicht… und ehrlich gesagt… habe ich bis jetzt noch keine Antwort und eigentlich würde ich mich sehr darüber freuen.“ Rose blickte ihn an und sagte kein Wort, kein einziges, vielmehr hing sie der Frage nach, ob das gerade wirklich passierte und als sie dann zu ihrer Oma linste, und diese offensichtlich auf eine Antwort wartete, räusperte sich die Rothaarige endlich und rückte etwas von Scorpius ab. Es war nur verständlich, dass der junge Zauberer seinen Arm so schnell von ihr wegzog, als hätte er sich verbrannt.
 


 

*
 

Draußen war es bereits stockdunkel, und es wunderte ihn auch nicht, denn als er auf seine Armbanduhr blickte, schlug es bereits 19:00 Uhr. Scorpius schlüpfte in seinen zweiten Schuh und reichte Rose Opa die Hand und als er sich zur ihrer Oma umdrehte, nahm sie ihn herzlich in den Arm. Als die Hexe mit ihm das Haus verlassen wollte, nahm sie ihre Oma noch einmal an der Hand und deutete Scorpius mit dem Zeigefinger, dass sie nur einen Moment brauchte. Langsam nickte er und wartete vor der Tür um sich den Nachthimmel anzusehen.
 

Mrs. Granger blickte ihrer Enkelin tief in die Augen und murmelte: „Du weißt, dass er dich mag, das kannst du nicht abstreiten.“ Die alte Dame tätschelte ihr die Oberarme, als Rose keine Reaktion zeigte und irgendwann missmutig seufzte und zu Boden blickte. „Ja, er kann nett sein, wenn er will“, murrte die Hexe leise, weil sie wusste, dass es das war, was ihre Oma hören wollte, „aber du kennst ihn nicht so gut wie ich. Er hat auch unausstehliche Seiten an sich.“ Die Weasley schüttelte es vor Grauen, wenn sie nur daran dachte. „Du etwa nicht?“, wollte ihre Oma nun wissen und Rons Tochter lächelte gequält, dann drückte sie sie noch einmal und wünschte ihr einen schönen Abend, bevor sie zu ihrem anfangs äußerst unerwünschten Begleiter hinaus huschte.
 

Nur einen kurzen Blick warf sie zu Scorpius, bevor sie die Steinplatten im Garten fixierte und konzentriert mit ihm Richtung Gartentor ging, denn es war verdammt glatt geworden. Und als er ihr den Vortritt ließ, und hinter sich das Tor schloss, betrachtete er Rose noch für einen Augenblick. Er hatte nachgedacht. Sie hatte nicht auf ihn gewartet, und stieg herum wie ein Storch, oder ein Gockel auf dem Mist. Und als er sie mit wenigen Schritten einholte und ihr stumm seinen Arm anbot, hakte sie sich dankbar lächelnd bei ihm ein. Scorpius schluckte, bevor er seinen Gedanken Ton geben wollte, denn immerhin fand er es absurd mit einem Mädchen über etwas zu reden, das für ihn etwas so Gravierendes bedeutete. Das er mit Rose Weasley darüber reden wollte, wo ihn doch absolut nichts mit ihr verband und er es nicht einmal fertiggebracht hatte, mit irgendeiner seiner jetzigen Verflossenen dieses Thema anzuschneiden. „Weasley“, begann er und Rose schaute augenblicklich zu ihm hoch, „Wieso schaffst du es einen gesamten Nachmittag mit mir zu verbringen, von dem ich ausgehe, dass er dir gefallen hat, denn ich zähle ihn abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, zu den schönsten, die ich je erlebt habe… Aber warum willst du dann nicht auf ein lächerliches Date gehen, das ungefähr so lange dauert, wie es Zeit benötigt den Kaffee – nein, in deinem Fall den Kakao – auszutrinken? Ich mein, sicher könnten wir länger zusammen sitzen, wenn es nicht der totale Reinfall wird, aber…“ Bei Merlins Bart, konnte ihm irgendjemand auf dieser Welt beantworten, warum es ihm so schwer fiel mit ihr darüber zu reden? Er blickte ihr in die Augen und wollte noch etwas hinzufügen, als Rose ihm antwortete: „Scorpius, ich will es unter keinen Umständen riskieren, als eine Kerbe in deinem Bettpfostens zu enden.“ Es wunderte ihn am meisten, dass sie ihm dabei in die Augen sah und er nur leise flüsterte ohne überhaupt nachzudenken: „Würdest du nicht.“
 

Ihre roten Haare wogten im Wind, die Hexe lachte herzhaft und ging nicht auf seinen Kommentar ein. Schließlich blieb Scorpius stehen. „Rose, es ist nicht so, dass….“, fing er an und verfluchte sich innerlich, denn sie machte ihn nervös, „es ist eher so dass…. Verdammt, Weasley! Ich kenne meinen Ruf!“ Scorpius wusste, dass ihm stottern nichts brachte, und wurde laut, nicht wegen ihr, sondern weil er wütend auf sich selbst war. „Und ich will eine einzige, wenn auch äußerst mickrige Chance! Bitte…“, auch wenn der erste Satz noch ziemlich energisch aus ihm herausbrach, war das letzte Wort dafür fast nicht mehr zu hören. Und alles, was er von ihr hörte, war ein Seufzer, wie er das mittlerweile hasste!
 

Er wusste, irgendwann musste auch er sich geschlagen geben und einsehen, dass es sinnlos war, auf ein „Ja“ von Rose Weasley zu warten. Nie hätte er gedacht, dass es dermaßen an seinem Ego kratzen würde, dass es weh tun würde, einmal im Leben eine Abfuhr zu erhalten und nun schien es ihm unerträglich. „Wann?“, und sie hatte wieder seine volle Aufmerksamkeit. Lächelnd schlug, während er mit ihr weiter ging, vor: „Sonntag.“ Der Bus stand schon da, und als sie einstiegen, antwortete sie: „Morgen? Reicht es dir denn nicht mich sechsmal in der Woche zu sehen?“ Und Scorpius lachte während er Rose zuschaute, wie sie sich eine Strähne hinters Ohr schob. „In acht Tagen. Denn ich weiß, dass du morgen Nachtdienst hast und ich arbeite morgen von neun bis neun.“ Heute hatte er früher aufgehört, sein Trainer war in den Säurekübel gestiegen, den er für die Übung vorbereitet hatte, und war somit ausgefallen.
 

„Gut“, meinte die Weasley und lächelte.
 


 

*
 

Wütend schnappte er nach Luft und wollte nicht glauben, was er hörte. Das konnte doch nicht wahr sein! Er hatte sich so gefreut sie zu sehen und dann das! „Ist das dein Ernst?“, schnaubte er wütend und funkelte Rose wild an, die sich auf die Unterlippe biss und heftig den Kopf schüttelte. „Es tut mir Leid, Scorpius!“, meinte die Hexe verzweifelt und wollte erklären, warum sie ihm absagte. „Meine Mum hat mir heute in der Früh gesagt, dass am Sonntag ein Familienfest ist und ich habe Anwesenheitspflicht. Aber ich würde dich wirklich gerne treffen.“ Der letzte Satz war leise und aufrichtig. Rose konnte sich selbst nicht erklären, warum sie auf einmal unbedingt mit Malfoy ausgehen wollte. Es war so anders zwischen ihnen geworden. Doch der Blonde schnaubte nur abwertend und stemmte die Hände in die Hüften, während er böse zischte: „Und das soll ich dir glauben?“ Heftig nickte die Weasley, doch als er meinte, sie würde ihm dann wohl nicht für Freitag oder Samstag absagen, stöhnte Rose verzweifelt. „Freitag hat Fred Geburtstag, du weißt schon mein Cousin? Der mit den Feuerwerkskörpern in der Mädchentoilette? Maulende Myrte? Der das Kräuterhaus in die Luft gesprengt hat, und dem du 100 Punkte abgezogen hast?“, sie konnte es nicht glauben, dass sie ihr Gegenüber so fragend, ratlos und verzweifelt anblickte, wie er es eben tat! „Und du hast Recht damit, dass ich am Samstag auch keine Zeit habe, weil Fred meistens bis in die Morgenstunden feiert, und ich schauen muss, dass ich bald heim komm, denn sonst sehe ich alt aus, wenn ich mit meinen Kollegen für die Prüfung am Donnerstag lernen will.“ Scorpius ließ die Schultern hängen, denn das beichtete sie ihm an einem Mittwoch! An einem Mittwoch, wo praktisch die halbe Woche rum war, die ihn davon trennte mit ihr ein Date zu haben! „Weißt du, Weasley. Wenn du von Anfang an gesagt hättest, ich bin nicht dein Typ oder du bist einfach nicht interessiert, deine Zeit mit mir zu verschwenden, hätte ich leichter damit umgehen können, aber so….“ Energisch fiel ihm die Rothaarige ins Wort: „So ist es doch gar nicht! Mensch, Malfoy!“ Und als er sie so erschrocken angesehen hatte, allein weil sie geschrien hatte, murmelte sie etwas leiser: „Soll ich dir schreiben, wenn wir fertig sind? Ich mein, vielleicht lernen wir ja nur bis…. Sieben, danach könnten wir doch….“ Allein weil ihn Rose so hoffnungsvoll ansah, nickte er, natürlich fühlte sich Scorpius auch zu ihr hingezogen. Das erleichterte seine Entscheidung.
 

Mrs. Malfoy kam den Flur entlang und als sie Rose anlächelte, wünschte die Weasley ihr eine schöne Pause, sie würde heute nicht mit ihnen am Tisch sitzen. Sie gab einem ihrer Kollegen die Gelegenheit, denn mittlerweile wusste sie, dass sich Astoria immer eine Stunde Zeit nahm, für ihre Neuen, meistens in der Mittagspause, oft in der Früh. Und ihre Chefin benachteiligte keinen, weil es nur vier Heiler und zwei Medimagier im ersten Jahr gab.
 


 

*
 

Die Wände waren in einem hellen Grau gestrichen, nur damit sie nicht weiß waren und am Grün, musste er gestehen, hatte er sich mittlerweile satt gesehen. Entspannt lag Scorpius in seinem großen Doppelbett und starrte an die Decke. Er hatte nicht vorgehabt auf einen Brief zu warten, der sowieso nicht kommen würde, oder eine Absage bereit hielt. Trotzdem hatte er Albus auf ein anderes Mal vertröstet. Automatisch fuhr er sich durch seine blonden Haare, es hätte ja doch nichts gebracht. Denn Rose war kein Mädchen, das sich auf ihn einließ. Mittlerweile, mit den Stunden, die er hier gelegen war, hatte er es eingesehen. Schade, denn er hätte sich gerne in ein neues Abenteuer gestürzt, welches es so noch nie gegeben hatte. Und als er sich aufsetzte und zur Zimmertür blickte, klopfte es an der Fensterscheibe.
 

Scorpius war zu schnell aufgesprungen und hatte außerdem ganz vergessen, dass er seine Beine eine Stunde zuvor in die Bettdecke gewickelt hatte. Jetzt fiel er vom Bett, weil die Beine nicht so konnten wie er wollte. Sehnsüchtig riss er das Fenster auf und ließ die Eule auf seinem Bett landen. Das Tier war erschöpft und keuchte, aber den Eulenkeks mochte es dennoch. Und als er mit zittrigen Fingern den Brief vom Bein band, schwor er sich, dass seine Eule die Antwort überbringen würde. Rose konnte sich ihr Tier später holen, oder noch besser er würde es ihr bringen.
 

„Hallo Scorpius, ich weiß nicht, ob du noch Lust hast mit mir auf einen Kaffee zu gehen, ich kann dir nur sagen, dass ich mich in wenigen Minuten auf den Heimweg mache, mich duschen gehe und dich dann gerne sehen würde. In freudiger Erwartung auf dein Schreiben und ein Treffen, Rose.“
 

Er hatte schon immer gewusst, dass sie seltsam war, - nein, schräg, wie Albus immer meinte - und irgendwie mochte er genau das an ihr. Von Rose Weasley um halb vier einen Brief zu bekommen, in welchem vieles stand, außer das, womit er gerechnet hätte nämlich einer Absage, schaffte sie es in wenigen Worten sein Herz höher schlagen zu lassen und ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern.
 


 

*
 

Sein freches Grinsen brachte sie dazu sofort den Blick zu senken, denn es war zum Schmelzen schön, auch wenn Rose nie geglaubt hätte, jemals bei einem Kerl wie Scorpius Hyperion Malfoy in Schwärmerei zu verfallen. Er hatte für sie bestellt, Kakao mit Schlagsahne, den mochte die Hexe noch lieber als mit Milchschaum, und dann wollte er wissen, ob es sie störte, dass er es getan hatte. Sie kam sich so überfahren vor, weil er wusste, was sie bestellen wollte, und dabei hatte Rose das Gefühl ihn so gut wie gar nicht zu kennen, nicht den Scorpius Malfoy, der gerade vor ihr saß. Und die Weasley hätte nie gedacht, dass es in der Winkelgasse so ein gemütliches, kleines Lokal gab - nicht den Tropfenden Kessel von Tom. Sie hätte mit vielem gerechnet, dass Scorpius mit ihr in ein Muggelcafé schlenderte, wo sie niemand kannte, aber das nicht. Zabinis Frau arbeitete hier und buk mit Leidenschaft kleine Törtchen, die so köstlich aussahen und rochen, dass man allein vom bloßen Anblick 10 Pfund zunahm. Und wenn man sie auf den Laden ansprach, lachte sie, weil sie meinte, es sei bloß ein Hobby und nur ihr Mann würde arbeiten. „Fühlst du dich unwohl, Rosie?“, kam es besorgt von dem Zauberer und er legte den Kopf schief. Er hatte noch keine Antwort bekommen, und dabei hatte er sich schon erhofft, dass sie ihm frei heraus erzählte, womit sie sich beschäftigte und was sie bedrückte. „Hattest du schon jemals, das Gefühl für andere wie ein offenes Buch zu sein? Denn irgendwie… du weißt so simple Sachen über mich, die mich auszeichnen, und wenn ich an dich denke, kann ich sagen: Er liebt Quiddtich… weißt du was ich meine?“ Langsam nickte Scorpius und fand sie noch interessanter als zuvor. Rose war ein Mensch, der sich über ihn Gedanken machte, seine Karten waren also nicht so schlecht und als er ihr etwas versprechen wollte, kamen die Getränke, und sein Mut war dahin. Er konnte einfach nicht vor Mrs. Zabini sagen, dass er Rose Weasley alle Zeit der Welt geben würde, um herauszufinden welcher Mensch er war, wenn er nur Zeit mit ihr verbringen konnte. Wenn sie in seiner Nähe war, fühlte er sich wohl.
 


 

*
 

Scorpius hatte ihr charmant lächelnd die Tür aufgehalten und gewartet, bis sie an ihm vorbei war. Er ließ ihr gerne den Vortritt. Der Weg war mit Schnee bedeckt, das Feuer der Laternen flackerte und der Mond schien hell. Und während Rose, diese bezaubernde Hexe, ihn so anlächelte, ergriff er ihre Hand und streichelte mit dem Daumen ihren Handrücken. Scorpius konnte nicht sagen warum ihn diese Frau nach so vielen Jahren Streiterei derart den Kopf verdrehte, aber er genoss es. Und als er sanft an ihr zog, meinte der Zauberer: „Der Abend ist noch nicht gelaufen.“
 

Die beiden schlenderten an den Läden vorbei und während die 18-Jährige die Stadt bewunderte, blickte er in die Schaufenster. Besenzubehör und Quiddtich-Ausrüstung waren in dem ersten Gebäude ausgestellt, das er näher betrachtete. Bücher und Pflanzen in einem neuen Kräuterhäuschen, wobei er nie den Namen verstanden hatte, wieso sich die Besitzerin dafür entschieden hatte es so zu nennen. Und dann blieb er stehen und blickte auf die Uhr. „Da muss ich noch rein!“, meinte der Malfoy und seine Stimme überschlug sich fast, als er Rose Hand losließ und die Treppen zum Eingang hoch stolperte. Der Besitzer schloss gerade das Geschäft und blickte den Blonden emotionslos an, als er mit dem Finger wedelte und schließlich auf seine eigene Uhr deutete. „Mister Homesick, es ist zwei vor Sechs! Zwei Minuten hab ich noch, und ich weiß was ich will!“, protestierte der Zauberer laut, weil er wusste, dass dann Ladenschluss sein würde und nicht vorher. Rose blickte ihn fragend an, weil sie nicht verstand, dass es für ihn nicht mehr bis morgen warten konnte und starrte auf Scorpius Rücken. Er war groß, athletisch und hatte ein schönes kantiges Gesicht, das hatte sie aber vorher auch schon gewusst. Und als er sich zu ihr umdrehte, und die Hand nach ihr ausstreckte, senkte die Hexe etwas beschämt den Kopf, weil sie ihn so gemustert hatte, folgte ihrem Date aber schweigend.
 

Scorpius deutete auf ein Schmuckstück in der Auslage, legte den Arm um seine Begleiterin und marschierte mit ihr zur Kasse. Die Weasley betrachtete die vielen Ringe und Armbänder während er zahlte und als sie das Geschäft verließen, wollte sie wissen: „War das den Trubel jetzt wert?“ Er lächelte und nahm den Schmuck aus der Schachtel. „Ich hoffe es.“ Für eine Zeit betrachtete er den Anhänger und Rose konzentrierte sich auf die Straße, die anderen Passanten und schenkte ihm wenig Beachtung, natürlich kränkte ihn das umso mehr. Und als er ihn öffnete, wusste er was er reinschreiben würde. Ein Licht schoss aus seinem Zauberstab und rieselte leuchtend zu Boden.
 

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen und als er einen Schritt auf sie zuging und ihr Haar beiseite strich, säuselte er: „Weasley, danke für die schönen Stunden.“ Und als sie sich zu ihm wandte, legte er ihr die Kette um. Rose blickte ihn mit geweiteten Augen an, als das kalte Weißgold ihre Haut berührte, und er den Anhänger schloss. Automatisch wanderten seine Hände zu ihrer Taille und er drückte sie liebevoll an sich. Er wartete nicht, keinen weiteren Wimpernschlag, keine neue Sekunde, als er seine Augenlieder etwas niederschlug und seine Begleitung mit leuchtenden Augen ansah, mit pochendem Herzen seine Lippen auf ihre legte.
 


 

*
 

Das Ticken der Uhr schien unheimlich laut, besonders heute, in diesen unangenehmen Stunden, denn früher war es ihr nie aufgefallen, wenn sie im Wohnzimmer ihrer Eltern saß. Neben ihr saß ihre Mutter und unterhielt sich wunderbar mit den Gästen, während Rose stur auf die Tischplatte starrte und die Hände im Schoß gebettet hatte. Weder rührte sie den Kakao an, noch gab sie recht ausführliche Antworten. Es lag wirklich nicht in ihrem Sinn ein Gespräch anzufangen geschweige denn in Gang zu halten. Ihre Mutter strafte sie dafür mit bösen Blicken und sah dann zu dem jungen Mann, der immer so wissend zu der rothaarigen Hexe blickte, und sich anscheinend köstlich amüsierte. Wie hatte ihre Mutter ihr das nur antun können? „Deine Tochter ist ein nettes, schüchternes Mädchen.“, meinte die Mutter dieses Zauberers und lächelte entzückt, Rose wurde schlecht bei dem Gedanken an das, was sich alle hier im Raum wohl ausmalten und welche Zukunftsvorstellungen ihnen vorschwebten.
 

Und als sich die Familie an diesem misslungenen Sonntag verabschiedete, die Hexe, die ungefähr so alt war wie ihre Mutter, Rose herzlich in den Arm nahm und sich die Weasley vor Schock nicht rühren konnte, stand auch schon der nächste vor ihr. „Ich wusste gar nicht, dass du auf mich stehst, Weasley“, säuselte er ihr ins Ohr, küsste ihre Wange und sie zischte wütend und leise, so dass nicht einmal er es mitbekam: „Tu ich auch nicht, McLaggen.“
 


 

*
 

Ein um-den-Finger-wickeln ihrer Locken, ein keckes Grinsen, das Eindringen in ihre Privatsphäre, nur weil er zu wenig Abstand hielt, und dann noch seine nervige, säuselnde Stimme: „Willst du mit mir Essen gehen?“ Rose hatte schon immer gewusst, dass Montage beschissen sind, aber einen derartigen Start in die Woche hatte sie noch nie zuvor erlebt. „Keinen Hunger!“, zischte die Hexe und drehte sich auf dem Absatz um, dann fehlte ihr die Luft. „Wer nicht will, der hat schon, Weasley! Aber der gestrige Tag war echt schön“, meinte McLaggen schulterzuckend und schlenderte Richtung Cafeteria, doch sie hörte gar nicht zu, sie blickte nur in die wütenden grauen Augen Scorpius Malfoys, der schon an der Ecke stehen geblieben war, der sie mit diesem arroganten Lackaffen gesehen hatte. Schnellen Schrittes eilte sie zu ihm und noch bevor er irgendetwas Widerwertiges entgegen spucken konnte, warf sie die Hände von sich und schrie: „Ich kann es erklären!“ Kaum war sie bei ihm angekommen, schob Rose ihren Zauberer, der ihr Herzrasen verlieh, in ein leeres Krankenzimmer.
 

„Verdammt noch mal! Familientreffen? Hältst du mich für völlig bescheuert, Weasley!“, tobte Scorpius und raufte sich die Haare. Dann deutete er zur Tür, kam ihr so nahe, dass sein Atem ihr Gesicht streifte und zischte böse: „Ist das dein Ernst?“ In diesem Moment konnte sie ihm nicht in die Augen sehen und ihre Finger tasteten nach ihren Lippen, als diese zu beben begannen. Wütend wandte er sich von ihr ab. Das war ihm noch nie passiert! Es war ein Alptraum!
 

Rose musste es irgendwie richtigstellen, auch wenn die Hexe es nicht zu bewerkstelligen wusste, fand sie dennoch einen Anfang: „Meine Oma und meine Mutter haben miteinander telefoniert und… Sie hat meiner Mutter so vorgeschwärmt von einem…. gutaussehenden, großen, hellhaarigen jungen Mann, der so charmant und nett, so wohlerzogen und anständig… so… so vernarrt in die kleine Rosie sei…. Mama wollte ihn sofort kennen lernen, und weil sie wusste, dass wir uns bereits in der Schule kannten und uns in der Arbeit treffen…. Verdammt McLaggen ist der einzige männliche Heiler und… und die zwei Medimagier sind auch Frauen, Scorpius!“ Ihr Herz schlug so heftig gegen ihre Brust, als Rose seinen Blick suchte und sich Scorpius völlig überfahren zu ihr umdrehte. Er hatte mit vielem gerechnet, nur nicht damit. Und er war so verdammt eifersüchtig gewesen.
 

„Es waren die schlimmsten vier Stunden meines Lebens und du kannst dir nicht vorstellen wie ich mich mit meiner Mutter anschließend gestritten habe!“ Rose ließ die Schultern hängen und flüsterte: „Wenn ich es vorher gewusst hätte, wäre auch der Sonntag für dich reserviert gewesen…“ Die Hexe wusste nicht wieso er ihr die Kette gegeben hatte, aber mit dem Gefühl sie nicht verdient zu haben, griff sie mit zittrigen Händen nach dem Verschluss. Scorpius seufzte und mit zwei Schritten stand er bei seiner Hexe, hielt ihre Hände und murmelte liebevoll lächelnd: „Lass sie oben, ich habe sie dir gerne geschenkt“, ehe er sie zärtlich küsste.
 


 

*
 

Hermine fiel stöhnend aufs Sofa zurück und blickte an die Decke. Im Vergleich zu Rose wirkte sie so ruhig, denn ihre Tochter tobte wie ein Orkan und bebte wie ein Vulkan vor dem Ausbruch. „Das ist nicht dein Ernst, Rose!“, es war keine Frage, die die ehemalige Granger da stellte, denn sie dachte daran, dass Cormac McLaggen in seiner Jungend kein bisschen anders gewesen war, als sein Sohn heute. Und der Junge hatte wirklich vieles von seinem Vater geerbt! „Mum, wie konntest du mir das nur antun? Ich hätte heute das schönste Date meines Lebens haben können und ich musste es wegen diesem Egoistenschwein absagen! Natürlich ist er nicht der Kerl, von dem Oma so geschwärmt hat!“, tobte Rose und stampfte wütend auf den Boden. Und während Hermine ihre Tochter einerseits erleichtert, andererseits beschämt, und ein wenig irritiert musterte, mischte sich Ronald ein: „Wer ist es dann, Rosie?“ Die Rothaarige schrie, dass sie das nichts anginge und dass sie selbst entscheide, wann sie ihn ihnen vorstellen würde. „Ich bin wirklich enttäuscht von euch!“, spie die Hexe noch aus und verließ das Haus, einen ähnlichen Vorfall hatte es in ihrem gesamten Leben nicht gegeben, was fiel ihren Eltern ein, sich derart in ihr Leben einzumischen?
 


 

*
 

Rose wünschte ihm eine schöne Mittagspause, bevor sie mit geröteten Wangen das Zimmer verließ und eilte schließlich davon. Scopius blickte ihr noch kurz nach – die Locken, die sie sich heute gezaubert hatte, sprangen in der Luft - und er wurde sich immer mehr seines klopfenden Herzens bewusst. Mit einem Lächeln auf den Lippen beschlich ihn außerdem das Gefühl, dass ihn mit ihr etwas Großartiges erwartete, und als er zufrieden seufzte, stand seine Mutter in der Tür. „So ist das also…“, stellte Astoria lächelnd fest und schritt zu ihrem Sohn. Völlig überrascht starrte er sie an und kam in Erklärungsnot: „Es ist nicht so wie…“ „Scorpius, halt mich nicht für bescheuert, ich wusste es von Anfang an!“, zischte Astoria wütend, weil er diesen lächerlichen Versuch überhaupt startete. Immerhin war sie seine Mutter, sie kannte ihn gut genug! Dann senkte er den Kopf und schob die Hände in die Hosentaschen. „Begeistert bist du wohl nicht?“, murmelte er leise und etwas geknickt, doch seine Mutter lachte herzhaft. „Dein Leben, deine Hexe.“

Und dann legte sie den Arm um ihren Sohn und ging mit ihm in die Pause.
 

„Aber ich hätte nie gedacht, dass sie mit dir in ein Zimmer verschwindet!“, Astorias Stimme schallte lachend durch die Gänge, während ihr Sohn sie wütend anfunkelte, weil es sich so zweideutig angehört hatte.
 


 

*
 

Die Vögel zwitscherten und Scorpius tastete nach der Hand seiner Freundin Rose, die lächelnd neben ihm schlenderte. Er hatte den Tag mit ihr verbracht und nun versprochen den Abend mit ihren Eltern zu verbringen, denn sie wollten ihn endlich kennen lernen, außerdem fanden sie es nach vier Monaten mehr als angebracht. „Wenn ihr da seid, seid ihr da“, hatte Hermine gemeint und gelächelt, als sie ihrer Tochter einen schönen Tag wünschte.
 

Es dauerte auch nicht lange, da standen sie vor der Haustür und während Scorpius Rose still musterte, wollte sie wissen: „Bist du aufgeregt?“ Zaghaft nickte er und fügte hinzu: „Nicht wenig.“ Dann kam sie einen Schritt auf ihn zu und murmelte: „Aber du kennst doch meine Eltern bereits.“ Anschließend stellte sich die Weasley auf die Zehenspitzen, küsste ihren blonden Freund zärtlich und legte die Arme um ihn. „Das ist es ja eben, ich weiß, was dein Dad von mir hält“, antwortete Scorpius und strich über ihre Wange. Die rothaarige Hexe lächelte breit und legte ihren Kopf an seine Brust, während sie ihre Arme um seinen Rumpf schlang. „Mach dir keine Sorgen.“ Und der Malfoy seufzte, für seine Rose würde er bleiben, ganz gleich wie sehr er sich auch vor der Begegnung fürchtete, Scorpius musste nur daran denken, wie gut sich sein Vater mit Hermine und Ronald Weasley verstand – gar nicht, nicht im geringsten.
 

Die Stille wurde von einer kleinen Melodie unterbrochen und Scorpius holte genervt seine Taschenuhr hervor, aus der kleine Sterne sprühten. Rose blickte ihn besorgt an, denn das hatte sie noch nie erlebt, nicht in seiner Gegenwart. Es war verständlich, dass Rose die Augenbraue hochzog. „Was ist das, Scorpius?“, wollte die Hexe ohne Umschweife wissen, doch er küsste sie nur zärtlich, immer wieder hauchte er sanfte Küsse auf ihre Lippen, ehe er flüsterte. „Das Notfallsystem, es ist der Gegenstand, den ich für mich ausgesucht habe, wenn mich die Aurorenzentrale braucht.“ Automatisch nahm er ihr Gesicht in die Hände und blickte sie traurig an, als er in Roses große Augen sah, sagte er: „Ich muss los, sag deinen Eltern, dass es mir Leid tut.“ Scorpius küsste seine Freundin noch einmal, denn auch wenn er ehrlich gesagt nach Möglichkeiten gesucht hatte, sich aus der bevorstehenden Situation zu winden, wollte er seine Hexe nicht enttäuschen. „Ein anderes Mal, würde ich gerne mit ihnen zusammen sitzen“, versicherte Malfoy und hörte von Rose ein leises: „Pass auf dich auf!“
 

Er nickte bevor er disapparierte.
 

Die Haustür schwang auf und in Roses Rücken stand ihre Mutter. „Hab ich also doch etwas gehört, ich dachte, ihr wärt zu zweit?“ Das waren sie ja auch gewesen. „Es ist etwas dazwischen gekommen, die Arbeit braucht ihn….“ Dann schritt sie an Hermine vorbei, umarmte ihren Vater und stapfte die Treppen hoch in ihr Zimmer.
 


 

*
 

Sein Herz klopfte so wild, als er ihr gegenüber stand. Der große, weiße Hut mit der blauen Schleife, den sie trug, warf einen langen Schatten über ihr Gesicht und sowie die Veela in der Hollywood-Schaukel aufblickte, von dem Buch in ihrer Hand abließ, hatte Albus das Gefühl in dem tiefen Blau ihrer Augen zu versinken. Dominique sah so traumhaft aus, in diesem weißen, bodenlangen Empire-Kleid, mit den kleinen, vereinzelten blauen Blüten, die am Saumende so viele wurden, dass das Weiß fast nicht mehr zu sehen war. „Gibt es etwas?“, wollte die Hexe wissen und ihre Stimme klang so melodisch und rein. Albus hatte in diesem Moment nicht den Mut zu sagen, woran er dachte, und das wo er doch sonst so mutig war, aber dafür setzte er sich stumm neben sie und betrachtete die Zeilen in ihrem Buch. „Albus, isch ‘ab disch etwas gefragt“, forderte die Veela und hörte nur eine leise Antwort: „Immer, wenn du länger in Frankreich warst, bekommst du diesen Akzent…“ Die Weasley blinzelte und schlug das Buch zu. Der Potter stieß sich von Boden ab und die Schaukel begann sachte zu wippen.
 

„Ich denke, wir müssen reden, Dominique…“, murmelte Albus und sah seine Cousine wieder an, die etwas wütend aufstand, weil er wusste, wie sehr sie diese Schaukelei hasste und setzte sich auf den Stuhl, der am nächsten war, schließlich goss sie sich Limonade in ein Glas – auf dem Tisch dieser Sitzgruppe stand ein Tablett mit einer Karaffe frisch gepresster Limonade und einigen Gläsern – ehe sie wieder einmal aufforderte: „Isch ‘öre.“
 

Der Sechzehn-Jährige schluckte, bevor er begann, denn er war schon lange nicht mehr derart nervös gewesen und als er endlich Worte fand, wusste er, dass es sich so schrecklich anhörte, weil er viel zu schnell plapperte. „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt, Dominique.“ Er hörte sich so atemlos an, während der Veela die Luft ganz weg blieb. Die Blonde setzte das Glas ab und stellte es zur Seite, ohne Albus aus den Augen zu lassen. „Aber….“, kam es überfordert von ihr.
 

„Dominique, du musst dir keine Sorgen machen, das zwischen uns wäre etwas anderes, ich weiß es….“, er wollte sie irgendwie beruhigen. „Aber…“, die 18-jährige Hexe stand auf und Albus tat es ihr gleich. „Gib uns eine Chance, Dominique.“ Er sah so hilflos aus, doch die Veela drehte sich weg und schlenderte um die Möbel herum. Und noch bevor sie sich daran hindern konnte, rutschte ihr dieses verdammte Wort wieder über ihre Lippen. „Aber…“ Als Albus wieder zu reden begann, kam er auf sie zu. „Ich weiß, dass es kein Anflug ist, Dominique. Glaub mir…“ Sanft griff er nach ihrer Hand und als sie ihn so ansah, hoffte er. „Und es ist mir egal, dass ich kleiner bin als du, sobald du Stöckelschuhe trägst.“ Ein schmales Lächeln zierte seine Lippen. Dabei hatte er sie kein einziges Mal gefragt, was sie wollte, und selbst wenn er es getan hätte, sie hätte keine Antwort gewusst. Dominique biss sich auf die Unterlippe und zog ihre Hand zurück. Dann wandte sie sich von ihm ab und rannte ins Haus. „Oma!“ Sie hatte nichts von Albus erwähnt, nur dass sie am folgenden Tag im Flieger nach Tokio sitzen würde, weil ihre Agentur einen Job für sie hatte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  darkbird
2012-11-23T22:12:10+00:00 23.11.2012 23:12
Scorp spielt Geige? das ist ja mal mega süß. Ich fand es so klasse, wie du das Gespräch zwischen ihm und seiner Mutter beschrieben hast. So viel erkenntniss in nur 12 Glockenschlägen. das ist sehr Bewegend.

Und Al, wie er an seinen ersten "Kuss" mit Dome denkt, ist wirklich süß, wie er ihre Locke fest an sich drückt :)

Die ersten Wochen von Rose und Scorp sind wirklich herrlich geschrieben. All die fiesen, bösen, wiederwärtigen, lustigen, wahren Schimpfworte, die Rose sich zu Schulzeiten für Scorp überlegt hat *lach*

*rofl* James bastelt in seiner Freizeit an Autos rum und macht dann Fotos davon :D

Der Besuch bei den Großeltern ist einfach göttlich, erst verteidigt sich Malfoy, das er sich sehr wohl in Muggeldingen auskennt. Und wie er sich vor ihren Großeltern benimmt. Einfach zum schießen *giggel*
>Er hat auch unausstehliche Seiten an sich.“ Die Weasley schüttelte es vor Grauen, wenn sie nur daran dachte. „Du etwa nicht?“, wollte ihre Oma nun wissen< *kicher* wer hat die denn nicht?

McLaggen? MCLAGGEN!?! *grusel* Oh man wie kommt Hermine nur auf so nen Stuss? ganz ehrlich. sie ist doch so klug *kopfschüttel*

Ich find es wahnsinnig süß, wie sich Scorp verhält, so am anfang ihrer Beziehung, das er es schön findet, wie wirr sie ihn macht...

Das Ende, als du noch mal auf Dome & Al eingehst, fand ich erst etwas verwirrend. Ich dachte "Was will Scorp auf einmal von Dome" hatte iwie den Übergang verpasst.
Mich würde interessieren was Dome gedacht hat, als Al ihr das gestanden hat.

Alles in allem hat es mir gut gefallen :)

*auf die Fortsetzung wartet*

fühl dich umarmt und gedrückt
darkbird
Von:  darkbird
2012-11-23T20:46:51+00:00 23.11.2012 21:46
*mit den Fingern knack*
*erst mal Scorp eine runter hau und dann hinter Rose herlauf*
Wie konnte sie sich nur von ihm Küssen lassen. Wie konnte er sie nur küssen. Hat er denn keine Ahnung, das sie nur wegen ihm ganze 6 Monate untergetaucht ist. Und dann, kaum das sie sich endlich Al wieder annähern kann zerstört er einfach alles *vor Wut schnaubt*

Die Abreibung hat er sich verdient. besonders gut fand ich folgenden Satz
>Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, sie wären nie gewesen!<
Das ist ein Schlag ins Gesicht. Ich geb es nur ungern zu, aber sowas hat ich auch schon gebracht und es hat geholfen, wenigstens irgendwie.

Was da zwischen Al und Dominique gelaufen ist hab ich noch immer nicht ganz gerafft. Aber das kommt schon noch.

*schnell ans nächste Kap mach*
bis gleich
darkbird
Von:  darkbird
2012-11-23T20:04:06+00:00 23.11.2012 21:04
Oh man, das ist viel zu traurig.

Was hat Scorp nur getan? Wenn Al das rausfindet, dann wars das mit der Freundschaft. Niemals würde er zulassen das jemand seiner Rosie so weh tut. Hat er nicht gewusst das die beiden zusammen waren?

Al tut mir leid. Er macht sich ein halbes Jahr die schlimmsten Sorgen um seine liebe Cousine und dann als er sie endlich wieder sieht, ist alles noch viel schlimmer als vorher.

Warum will Rose ihre Familie nicht sehen? Bzw warum nur Al?

Wie sie da auf dem Boden saß und sich die Kälte durch ihr Herz gefressen hat, man das war echt schlimm. Da sind mit fast die Tränen gekommen und ich hab gefröstelt *zitter*

LG
darkbird
Von:  Aki23
2012-07-02T13:18:52+00:00 02.07.2012 15:18
Hi,
eine wirklich schöne Story!!!
Ich hoffe sehr auf ein Happy End!!!
Mach weiter so, denn es macht unglaublich spaß deine Texte zu lesen!!!
LG
Von:  Lionness
2012-04-09T16:36:03+00:00 09.04.2012 18:36
Hey,

eine tolle, hinreißende und vorallem bewegende Geschichte. Muss ich schon sagen. Also erstmal gefällt mir die Darstellung deiner Charaktere, sie sind unheimlich authentisch, in gewissen Situation einfältig aber auch liebenwert. Eben einfach menschlich und das ist ja gut.

Die Story an sich ist dir unheimlich gut gelungen bis hierher, ich mag ja verschiedene Sichtweisen. Sie geben dem Leser einen guten Punkt um sich in die Geschichte einzufühlen. Ebenso die Rückblicke, sie halten die Spannung.

Vorallem das letzte Kap hat mir gefallen. Obwohl Scorpius dort sehr menschlich und auch verletzlich wirkt, gibt es ihm eine gewisse Stärke, die man bewundern musst. Natürlich fragt man sich jetzt automatisch, was da noch alles geschieht, denn immerhin hat Malfoy sich von Rose getrennt.

Nun jedenfalls ist deine Geschichte bis hierher wirklich sehr gelungen und des ist schade das du nur so wenig Kommies hast.

liebe Grüße Heavenlie
Von: abgemeldet
2012-03-05T14:22:35+00:00 05.03.2012 15:22
Hallo JO! ♥

Entschuldige bitte, dass ich so lange gebraucht habe, um meine (♥) FF zu kommentieren - im Moment kann ich mich vor lauter Deadlines nicht mehr retten und Privat will auch so einiges nicht.^^" Aber egal, jetzt bin ich ja da~!

Zuerst mal zum Äußeren - ich liebe die Bilder, die du rausgesucht hast und das Cover ist sehr, sehr schön! ♥ Und dass du ausgerechnet meinen eigenen Favoriten aus meinen Titel-Vorschlägen ausgesucht hast, fand ich doch sehr witzig. xD Die Charabilder sind auch sehr schön und die Beschreibung - hach, es ist so du!

Die Titel der momentan zwei Teile (kommen noch weitere? Wenn ja wieviele ungefähr? =D) sind auch schön gewählt und zum ersten Teil passt "Scherben von Gestern" natürlich sehr, sehr gut. ♥

Seltsamer Weise wusste ich ziemlich schnell, was mit Rose los ist - zumindest ahnte ich es irgendwie schon. Natürlich war es erst einmal ein Schock, als ich las, dass sie einfach so verschwunden ist, ohne ein Wort zu sagen. Denn egal, wie alt das Kind wird, werden die Eltern so ein Verschwinden doch nicht einfach verkraften! Ich muss sagen, das würde ich nie tun - egal, wie groß mein Kummer auch ist.

Albus war so herzzerreißend fürsorglich, dass es mir beinahe die Tränen in die Augen getrieben hat. Und seine Wut war natürlich auch zu verstehen - ich bin auch wütend auf Rose geworden! Und auch, wenn ich momentan anscheinend mehr weiß als Albus, kann ich ihr Handeln dennoch nicht wirklich gutheißen.

Du hast den Plot anscheinend sehr gut durchdacht - allein, dass Astoria Malfoy Rose' Vorgesetzte war, zeigt, dass du nicht einfach nur eine Flucht beschreibst und sehr viel tiefgründiger an die Sache ran gehst. Wer läuft schon gerne tagtäglich der Mutter des Verflossenen über den Weg? Vielleicht sehen sie sich sogar so ähnlich, dass es jedes Mal die frisch verheilten Wunden aufreißen würde...

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich alles weitere entwickelt, wann Dominique und Scorpius das erste Mal auftauchen und ob Rose eines morgens wirklich aufsteht und die Kälte verschwunden ist.

Und natürlich gefällt mir diese FF und die Idee dahinter und alles und alles, meine Liebe - du hast dich wieder einmal selbst übertroffen! Ich danke dir für alles! ♥ DANKESCHÖN!!!

Allerliebste Grüße! ♥♥♥
Von:  mudblood
2012-03-01T11:50:57+00:00 01.03.2012 12:50
Und wie mir deine Story den Tag äh... den Morgen versüßt hat (:

Ein echt schöne Geschichte - es wirkt so tiefgründig und so melancholisch. Einfach toll. Ich liebe ja solche Storys so gerne, die so eine tiefe Trauer mit sich ziehen. :3

Dein Schreibstil hat das Lesen sehr angenehm gemacht. Man konnte sich alles super vorstellen und es war fast so, als wäre man selbst irgendwie mit dabei.

Ich habe mich ja die ganze Zeit gefragt, was mit Rose los ist - wieso sie einfach verschwunden ist und auf einmal ihren Charakter so verändert hat. Das es die Schuld von Scorpius war nun ja. (: Passend. Sehr schön mal von ihrer zerflossenen Liebe zu lesen und nicht über die Anfänge (obwohl die natürlich auch sehr schön sind xD )

Albus ist echt ein top Kerl. So einen Freund wünscht man sich einfach. Diese Sorge um Rose ist toll -wahre Freunde müssen nuneinmal so sein. Und die Sache mit dem Tagebuch war auch herrlich.

Mehr kann ich irgendwie nicht schreiben. Es gefällt mir einfach und landet zackig auf meine Fav. Liste x)

Bin gespannt, wie es weiter geht.


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