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Die Realität ist immer noch grausam

written by crazypark & mir
von

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Aller Anfang ist schwer

Kapitel 1
 

Hallo an alle :D

Wie wir es schon angekündigt hatten, ist hier nun die Fortsetzung zu Die Realität ist einfach grausam :D

Wir hoffen, dass uns einige Leser vom ersten Teil erhalten geblieben sind und heißen alle Neuen natürlich herzlich willkommen. Wir geben uns Mühe, eure Erwartungen zu erfüllen.
 

Viel Spaß beim Lesen
 

***
 

Aller Anfang ist schwer
 

Tim
 

Mittlerweile waren Daniel und ich seit zwei Jahren, acht Monaten, vierzehn Tagen und geschätzten sieben Stunden zusammen. Die Minuten und Sekunden spare ich mir an dieser Stelle. Wir führten eine äußerst harmonische Beziehung, was ich so am Anfang niemals vermutet hätte mit all den Höhen und Tiefen, die wir durchgestanden hatten. Und ich hatte auch niemals geglaubt, dass ich selbst überhaupt fähig wäre, so eine lange Beziehung zu führen. Wobei lang hierbei auch relativ ist, denn schließlich sind gut 2,5 Jahre keine Leistung. Aber davor war ich nur einmal liiert gewesen und das Ganze hielt fünf Monate, bevor es in einer totalen Katastrophe endete. Also empfand ich schon so etwas wie Stolz für mich und auch für meinen Freund. Denn dass er es so lange durchhalten würde, war noch weniger wahrscheinlich gewesen als bei mir.
 

Inzwischen wohnten wir nicht mehr in dem kleinen Vorstadtkaff, sondern waren in eine Großstadt gezogen für unser Studium. Es hatte gerade erst begonnen. Ja, ich hatte noch eine Ehrenrunde gedreht. Während Daniel bereits am ersten Tag früh um neun antraben musste, ließen wir Geisteswissenschaftler uns Zeit bis elf Uhr. Eigentlich begann es für uns richtig rund zu laufen. Ich war zufrieden mit meiner Wahl und auch Daniel schien sein Studium bislang Spaß zu machen, auch wenn er das seinem Vater zu liebe gewählt hatte. Viel wusste ich nicht darüber, aber diese Information hatte er durchsickern lassen. Sonst schien er rundum zufrieden zu sein und war ausgesprochenen zahm.

Für ihn war es sogar schon ein Highlight, wenn ich nur das Essen kochte. So auch diesmal. Der arme Kerl hatte nicht nur eher angefangen, er war auch immer noch nicht fertig, als ich nach Hause kam. Also beschloss ich, ihm etwas gutes zu tun, indem ich eines seiner Lieblingsessen zubereitete.

So lief es jedoch auch die nächsten Tage. Es war ja logisch, dass er mit seinem Wirtschaftsstudium mehr zu tun hatte als ich mit meinem Geschichtsstudium, aber das rechtfertigte für mich nicht, dass er anfing, beinahe täglich erst 22 Uhr und später heim zu kommen. Als ich ihn darauf ansprach, redete er sich mit "viel Projekt- und Gruppenarbeiten" heraus.

Mir war klar, dass dies nicht der wahre Grund für sein ständiges Wegbleiben war, aber ich wollte ihn nicht mit meiner Fragerei nerven. Dass Daniel immer noch nicht mit mir über seine Probleme sprach, hatte sich auch in all der Zeit nicht geändert.

Während er total auf mich abgefärbt hatte, hatte sich Daniel kein Stück verändert. Außer, dass er ruhiger geworden ist. Inzwischen etwas zu ruhig für meinen Geschmack. Er kam in unsere Wohnung, aß eventuell noch das, was ich für uns gekocht hatte und fiel dann erschöpft ins Bett. Von Sex wusste ich nur noch aus meiner Fantasie zu berichten. Keinen Plan, wann wir das letzte mal welchen hatten. Und das schlimmste an der ganzen Sache war, dass ihn das noch nicht einmal zu interessieren schien. Mit den Nerven am Ende hatte ich dies alles gerade Nick per Telefon mitgeteilt. Nach unserer Schulzeit war er für sein Physikstudium in eine andere Großstadt umgezogen und wir sahen uns nur noch selten. Zum Glück gab es Handys und Festnetztelefone.

"Bei euch wird es auch nie langweilig oder?"

"Ehrlich gesagt ist es das gerade irgendwie schon. Ich weiß nicht, was ich tun soll."

"Gute Frage", seufzte mein bester Kumpel am anderen Ende laut auf. "Reden wäre wie immer eine Option, aber ich weiß ja, wie schwer ihr euch damit tut. Vielleicht solltest du dir mal ein Hobby zulegen. Damit ist zwar euer Problem nicht gelöst, aber du würdest dann nicht andauernd darüber nachdenken. Und wenn der werte Herr mal nix zu essen auf dem Tisch hat, merkt er vielleicht, dass etwas nicht stimmt."

Wie üblich könnte ich Nick nur für seine tollen Ratschläge knutschen. In zwei Wochen würde er uns endlich auch einmal in unserer neuen Wohnung besuchen. Daniel hatte ich noch nicht davon erzählt, aber ich hatte ja auch noch keine Gelegenheit dazu gehabt.

Am nächsten Tag in der Uni sah ich mir die Freizeitangebote genauer an. Da man die Leute vom Fachschaftsrat alle getrost in die Tonne kloppen konnte, was ihre Kompetenz in allen Bereichen betraf, bemühte ich eine Broschüre. Außer hunderten von Sportarten konnte ich jedoch nichts entdecken. Und Sport zählte ich nicht wirklich zu den Dingen, mit denen ich meine Freizeit verbringen wollte. Ausnahme war Bettsport, aber das stand ja außer Frage.

Enttäuscht vom lausigen Angebot, beschloss ich noch eine zu rauchen, bevor ich mich in die letzte Vorlesung für den heutigen Freitag begab. Ich freute mich schon jetzt auf die Deppen vom Dienst. Entenarsch würde mit Sicherheit bereits auf seinem angestammten Platz sitzen. Erstaunlich, dass er seinen Namen noch nicht in die Stuhllehne geritzt hatte. Aber als ich mich einmal auf "seinen" scheinbar heiligen Stuhl setzen wollte, hatte er mich beinahe fauchend wieder vertrieben. Und den Namen Entenarsch hatte er deshalb erhalten, weil er seinen Hintern genau so heraus streckte wie es eine Ente mit ihrem Schwanz tat. Den blöden Hammel konnte ich noch weniger leiden als Hanni und Nanni, das angebliche Traumpaar unseres Kurses, das keine andere Beschäftigung kannte, als sich gegenseitig anzuschmachten. Die gingen mir mit ihrer Gefühlsduselei, die sicher erst seit einem halben Jahr existierte, tierisch auf den Sack. Das alles toppte jedoch Quasimodo, der offensichtlich ein Auge auf mich geworfen hatte. Auch sein Titel war gerechtfertigt und leider Gottes war er sogar noch hässlicher und buckliger als das Original. Ich konnte ihm wahrscheinlich auch noch 1000 mal erzählen, das ich in festen Händen war, er würde nicht aufgeben, mich nach Dates zu fragen. Ich hatte eher den Eindruck, dass jeder Korb, den ich ihm gab, noch mehr seinen Ehrgeiz anstachelte. Ganz so wie damals Pierre, der aber glücklicherweise mit Glitzerboy durchgebrannt war. Wohin wollte ich nicht wissen, Hauptsache weit weg von mir. Aber kaum war ein Problem gelöst, traten mindestens zwei neue auf. So war nun mal das Leben.

"Hast du Feuer?", fragte mich auf einmal etwas weibliches von der Seite.

"Klar", antwortete ich und gab dem dunkelhaarigen Mädel mein Feuerzeug.

"Danke", meinte sie und stellte sich dann als Sarah vor.

"Tim", sagte ich und schüttelte ihre Flosse, die sie mir entgegen hielt.

"Du studierst Geschichte?"

"Jo, du"?

"Auch. Auf Lehramt?"

"Nope"

"Endlich ein normaler", grinste sie und brachte damit auch mich zum lächeln. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass ich in meinem Deppenkurs Anschluss finden würde?

Die nächste Vorlesung war dank Sarah jedenfalls spannender, als sie es normalerweise war. Ich erfuhr, dass sie auch im ersten Semester studierte und so einige Tipps, was man in dieser Stadt anstellen konnte. Sie stammte nämlich nicht wie ich aus einer kleinen Stadt, sondern von hier. Außerdem trank sie gerne einen über den Durst. Somit hatte ich zwar kein Hobby gefunden, aber doch Beschäftigung. Gleich heute wollte sie mit mir um die Häuser ziehen und mir Bars zeigen, die sich auch arme Studenten leisten konnten.
 

Als ich 17 Uhr von der Uni nach Hause kam, fehlte von Daniel wie gewöhnlich jede Spur. Keine Ahnung, wo er sich wieder rum trieb. So langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Wenn wir uns sahen, war es immer nur zwischen Tür und Angel und ich hatte den Eindruck, dass er abgenommen hatte und auch dunkle Ringe seine Augen zierten. So hatte ich mir unsere gemeinsame Studienzeit jedenfalls nicht vorgestellt. Jetzt, wo wir weder nervige Eltern noch eifersüchtige Ex-Partner im Nacken sitzen hatten, hätte eigentlich die schöne Zeit anfangen sollen. Aber Pustekuchen war.

Ich versuchte, mir davon nicht weiter die Stimmung vermiesen zu lassen. Zumindest nicht für heute Abend. Morgen hatte ich hoffentlich endlich wieder Gelegenheit mit Daniel zu kommunizieren, auch wenn ich samstags in einem kleinen Supermarkt um die Ecke jobben ging.
 

Daniel
 

„Ist hier noch frei?“, säuselte eine hohe Stimme und mich umfing sofort ein Nebel aus Haarspray und Nuttenparfum. Ich brauchte nicht einmal aufzusehen, um zu beschreiben, wie die Schnepfe wahrscheinlich aussah: Solarium verbrannt, entweder blond oder schwarzhaarig, enge Hosen, die in Stiefeln steckten und nicht zu vergessen das kleine Handtäschchen, wo nicht einmal ein Stift drin Platz hätte. Nach einer Woche Studium konnte ich die gesammelte Mannschaft des Einführungskurses in die Wirtschaftswissenschaften in drei Personengruppen unterteilen. Auf der einen Seite die Snobs. Männlicherseits immer schön gestriegelte Haare, rosa Hemden mit hochgeklappten Kragen und um das Bild abzurunden einen schönen Pullunder oder um den Hals gebundene Pullis dazu. Die Weiber waren noch schlimmer. Zum einen sahen die alle aus wie aus einer Klonfabrik und sie verpesteten die rare Luft in den Vorlesungssälen mit ihrem Gestank, die künstlichen Fingernägel klackerten so laut beim tippen, dass man sich noch weniger konzentrieren konnte und bei dieser gesammelten Dummheit auf einen Haufen fragte man sich wirklich, wie die es durch ihr Abi geschafft und dann auch noch den NC gepackt hatten. Entweder sie hatten in der mündlichen Prüfung eine besonders gute orale Leistung erbracht oder Papi hatte das Abi durch eine unscheinbare Spende an besagte Schule gekauft. Anders konnte ich mir das alles nicht erklären.

Warum ich also wusste, dass sich ein solches Exemplar nun neben mir niederlassen wollte? Ganz einfach: Durch den Geruch. Denn zweite besagte Studentengruppe ergab sich aus den seltsamen Gestalten, welche jede Demo besuchen, die Welt verbessern wollen und scheinbar nur einmal in der Woche duschen, um die Natur zu schonen. Das war auch der Grund, warum ich lieber allein in einer stillen Ecke saß. Die dritte Gruppe waren die Normalos, die nicht einen an der Waffel hatten und umfassten genau eine Person: Mich.

Ansonsten war das Studienfach an sich, wie ich es mir vorgestellt hatte: Trocken, zum Teil sterbenslangweilig und sehr arbeitsintensiv. Es verging kaum ein Seminar ohne die Aufforderung, sich doch gefälligst ein paar Stunden in die Bibliothek zu begeben und ein oder zwei Sachen fix auszuarbeiten. Man hatte ja so viel Freizeit.

Manche hatten das sicherlich, nur leider konnte ich mich nicht dazu zählen. Da verstand man doch gleich, warum Erwachsene immer von ihrer Schulzeit schwärmten. Ich dachte damals, es wäre stressig gewesen, Tim halbwegs durch seinen Abschluss zu bringen, was aber eher an seiner fehlenden Motivation und nicht am Wissen lag, aber im Gegensatz zu dem hier war das ein Kinderspiel. Nun hieß es morgens bis Nachmittag Uni und drei Mal wöchentlich danach im Büro meines Vaters schuften, damit ich auch ja Arbeitspraxis bekam. Das war unsere Abmachung gewesen. Ich hatte zumindest beim Studienfach die Wahl zwischen Jura, VWL oder BWL. Nach drei Stunden Diskussion konnte ich ihn für Wirtschaftswissenschaften gewinnen. Das war immer noch das kleinere Übel. Dafür bezahlte er die Wohnung und ließ auch Tim weiterhin bei mir wohnen.

Mein Erzeuger gehörte leider nicht zu der blödesten Sorte Mensch. Er hatte sich natürlich gewundert, dass ich auch nach meinem Abschluss mit meinem Mongo weiterhin zusammen wohnen wollte. Ich konnte ihm ja schlecht stecken, dass ich nur ungern auf dessen Gesellschaft verzichten wollte, weil wir, wenn auch in letzter Zeit eher sporadisch, verdammt guten Sex hatten und ich mich zu sehr an seine Gegenwart gewöhnt hatte, um jetzt völlig alleine zu sein. Ich schlief ja schon schlecht, wenn ich auch nur eine Nacht alleine in meinem Bett lag.

Also zog ich mir irgendwelche Gründe von wegen guter Freund, Haushaltshilfe etc. aus dem Ärmel, sodass mein Vater irgendwann einwilligte.

„Putzen sollte er ja wenigstens können“, war sein letzter Kommentar gewesen. Tim hatte es leider mit meiner Elternfront verscherzt, als er nicht versetzt wurde. Scheitern kam in meiner Familie nun wirklich nicht in Frage. Seitdem war er bei allen Familienfesten ausgeladen ebenso wie seine Eltern. Nett, nicht wahr?

Von all dem hatte ich Tim natürlich nichts erzählt. Warum auch. Es hätte ja nichts an den Tatsachen geändert. Ebenso wenig informierte ich ihn über meine Extrakurse in Medienjournalismus. Ich wollte mir wenigstens die Chance offen halten, irgendwann doch eher etwas zu machen, was mich interessierte. Wenn ich genug Punkte zusammen bekam, wäre sogar ein anderes Masterstudium drin.

„Hey, ich hab' gefragt, ob hier noch frei ist.“ Verdammt, die Pute war immer noch da und mein Rucksack blockierte den besagten Platz. Genervt blickte ich nun doch auf und schaute direkt in eine überschminkte Visage.

„Nein, siehst du doch.“ Da guckte sie blöd und zog glücklicherweise von dannen. Meine Fresse, als ob ich es freiwillig 90 Minuten in diesem Dunst aushalten würde.

Die Vorlesung zog sich wie Knete. Zum Glück hatte ich irgendwann angefangen, SMS mit Luisa zu schreiben, sonst wäre ich zwischendurch wohl weggepennt. Die Frau lernte übrigens irgendetwas Kreatives in Hamburg. Wozu studieren, wenn sie gleich Geld verdienen könnte? Das war ihr Motto. Ich erzählte ihr, dass heute die Einschreibelisten für die Handballmannschaft der Uni aushängen würden. Ich wusste zwar noch nicht so genau, wo ich auch noch die Zeit dafür aufbringen sollte, aber das würde schon klappen. Nichts und niemand würde mich davon abhalten, in diese Mannschaft zu kommen, auch wenn ich die Kandidaten vor mir alle umbringen müsste. Grund dafür war der Gasttrainer, welcher ab und an dabei sein würde. Dieser war kein geringerer als Sven-Sören Christophersen. Mein absolutes Idol. Das war so was von cool. Daher konnte ich es kaum abwarten, endlich meinen Namen auf besagte Liste zu setzen. Zum Glück war das Vorspielen am Wochenende, sodass ich nichts sausen lassen musste.

„Daniel, was für ein Zufall“, ertönte es plötzlich und allein der Ton der Stimme bescherte mir eine Gänsehaut, aber keine im guten Sinne.

„Was willst du?,“ entgegnete ich kühl.

„Begrüßt man so eine alte Freundin.“ Freundin, dass ich nicht lache. Vor mir stand niemand geringeres als die Ausgeburt der Hölle, der Grund warum nachträgliche Abtreibung eingeführt werden sollte: Annika. Ich hatte schon seit längerem befürchtet, dass sich eines Tages unsere Wege kreuzen würden, da meine Eltern nebenbei erwähnt hatten, dass sie ebenfalls an der Uni eingeschrieben war. Eigentlich dachte ich eher, dass Tim das Vergnügen haben würde, weil sie sich mit Erziehungswissenschaften in der selben Fakultät wie er befand und sie diese Begegnung nicht überleben würde, aber es kam ja immer anders, als man es sich erhoffte.

Das letzte Schuljahr verbrachte diese Kotzkuh zum Glück auf einem Internat oder einer Entziehungsklinik. Die Gerüchteküche brodelte damals. Mir wäre auch eine spontane Selbstentzündung lieb gewesen, aber so viel Glück hatte ich scheinbar nicht.

„Geh einfach sterben“, zischte ich und schultere meinen Rucksack. Bloß weg hier.

„Wir sehen uns ja dann öfter“, hörte ich die penetrante Stimme mir noch nachrufen und ich fragte mich ernsthaft, was ich eigentlich verbrochen hatte, dass ich mit einer solchen Plage gestraft wurde. War ich meinem vorherigen Leben Hitler gewesen oder was?
 

Ein letztes Seminar trennte mich noch vom verdienten Wochenende. Meine Laune hielt sich jedoch in Grenzen, was nicht nur an der traumatischen Begegnung mit meiner Ex lag. Welcher Idiot kam denn bitte auf die Idee, dass man unbedingt einen Kurs im Bürgerlichen Recht belegen musste, um zu seinem Abschluss zugelassen zu werden und welcher Trottel legte den ganzen Spaß dann auch noch auf einen Freitag Nachmittag? Mit Anwesenheitspflicht versteht sich! Wahrscheinlich ein und derselbe Sadist. 

Der Raum war schon gut gefüllt, als ich dort ankam. Schnell sicherte ich mir einen Platz in den hinteren Reihen in der Hoffnung, dass es dort nicht auffallen würde, wenn ich spontan weg schlief. Die Woche steckte mir echt in den Knochen, daher konnte ich bei einem solch spannenden Thema für nichts garantieren.

"Hier noch frei?"

Ich sollte für jedes Mal, dass ich diesen Satz hörte, Geld verlangen. Da wäre ich nicht mehr auf meine Erzeuger angewiesen. Zumindest umfing mich schon mal kein giftiger Nebel, obwohl die Stimme definitiv weiblich war. Daher riskierte ich doch mal einen Blick und musste überrascht feststellen, dass ich scheinbar doch nicht das einzige, normale Individuum hier war. 

"Klar", entfuhr es mir ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben und erntete dafür ein strahlendes Lächeln. 

" Gott sei dank. Ich hätte es keinen Augenblick länger in der Barbiefraktion ausgehalten."

Das Mädchen war mir doch sofort sympathisch und verdammt hübsch war sie noch dazu, wie mir jetzt erst auffiel. Warum hatte ich sie eigentlich nicht schon früher bemerkt? 

"Ich bin übrigens Jane", stellte sie sich auch gleich vor, nachdem sie sich neben mir niedergelassen hatte. 

"Daniel." 

Das Seminar war durch ihre Anwesenheit nicht mehr ganz so ermüdend. Ihre Art erinnerte mich irgendwie an Luisa, nur in einer dunkelhaarigen und kleineren Ausführung. Ihr Augenfarbe erinnerte mich wiederum stark an Tim. Wir stellten fest, dass wir zumindest in drei gleichen Kursen gelandet waren, sie ebenfalls die meisten Professoren für geheime SM-Freaks hielt und eine Schwäche für guten Kaffee hatte. Daher empfahl sie mir, mich ja von der Mensa fernzuhalten, weil das Gesöff dort wohl mörderisch sein musste, aber nicht mörderisch gut. Da Koffein für mich nur kurz nach dem Aufstehen oder in Mischung mit Alkohol in Frage kam, war diese Information zwar nicht gerade wertvoll für mich, aber immer noch interessanter als die lustig gemeinten Ausführungen des Dozenten. Die waren zwar komisch aber nicht im Sinne von "haha"-komisch. 

Gegen 18 Uhr hatte ich es endlich nach Hause geschafft. Da nirgends Licht brannte und es verdächtig ruhig war, ging ich davon aus, dass Tim nicht zu Hause war. Mein knurrender Magen brachte mich um, aber ein Blick in den Kühlschrank ließ mich resignierend seufzen. Gähnende Leere wohin das Auge blickte. Nicht einmal Bier war noch vorhanden. Ums Einkaufen würde ich wohl nicht herum kommen. Gesagt, getan. Eine Stunde später konnte ich es mir endlich mit Tiefkühlfraß und einer Flasche Bier auf dem Sofa gemütlich machen. Kochen war halt nicht so meins. Jeder Versuch endete bisher in einer mittleren Katastrophe. Das war eher Tims Ding. Apropos Tim. Von dem fehlte weiterhin jede Spur. Mit dem Vorhaben, wenigstens auch einmal auf ihn zu warten, zog ich mir irgendwelche dämlichen Sendungen rein, bis mir nur noch die Augen zufielen. 
 

TBC

Wir würden uns sehr über Feedback zu den beiden freuen :D
 


 

P.S.: An dieser Stellen möchten wir darauf hinweisen, dass der Upload anfangs nur aller zwei Wochen stattfinden wird, da wir noch fleißig an unseren anderen Stories arbeiten. Wer Lust hat kann da gerne mal vorbei schauen:
 

Thema
 

KAT-TUN / Dir en Grey
 

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/136780/274137/
 

Eigene Serie / Emo
 

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/136780/278032/
 

Gazette / Miyavi
 

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/274331/

Wir saufen bis wir umfallen

Kapitel 2
 

Wow, vielen Dank für die tollen Kommentare und die vielen Favo- Einträge :D Wir freuen uns, dass die beiden immer noch so viele Anhänger haben. ^^

Viel Spaß beim zweiten Kapitel
 

***
 

Wir saufen bis wir umfallen
 


 

Tim
 

Der Abend mit meiner Kommilitonin war lustig. Sie schleppte mich in eine gemütliche Kneipe, wo man Bier für unter 2 Euro und Longdrinks für 4 Euro bekam. Nicht nur das Ambiente sondern auch die Musik war nach meinem Geschmack. Wir stellten schnell fest, dass wir einen nahezu identischen Musikgeschmack hatten und dass sie auch gerne Konzerte besuchte. Und mit Konzerten meinte ich nicht die damalige Emoveranstaltung von unserem Dorf. Wobei neuerdings auch keine besseren Gestalten bei Metalcore-Konzerten aufschlugen. Der neue Trend ließ mich mit einem gewissen Alkoholpegel jedoch relativ kalt.

Gegen 21 Uhr verabschiedete ich mich dann allerdings von Sarah, die noch mit einigen Freunden weiter feiern wollte. Ich musste leider früh raus, aber sie meinte, dass sie mich bei der nächsten Gelegenheit ihren Leuten vorstellen wollte. Als ich die Haustür aufschloss, bemerkte ich sogleich den Lichtschein, der durch den Türschlitz vom Wohnzimmer drang. Mein Herzblatt war also zu Hause und schien auf mich zu warten. Freudig begab ich mich in den Raum und fand Daniel zusammengerollt auf der Couch vor. Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich ihn so friedlich schlafen sah. Auf leisen Sohlen schlich ich zu ihm, kniete mich vor das Sofa und strich ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war wahrhaftig ein seltener Anblick, ihn so entspannt zu sehen, sodass ich mir ein paar Augenblicke nahm, ihn zu beobachten. Nach einer Weile schien er jedoch meine Anwesenheit zu bemerken, denn er öffnete langsam seine Augen und schaute mich schlaftrunken an.

„Hallo Schlafmütze.“

„Wie spät ist es?“, murmelte er noch etwas neben der Spur.

„Halb zehn. Wollen wir ins Bett gehen?“

„Hmm“, brummte es zustimmend und schon begab sich Daniel auf den Weg in sein Zimmer.

Der ließ mich hier doch einfach unkommentiert hocken! Das konnte er sich aber gleich mal abschminken. Entschlossen eilte ich ihm hinter und schlang meine Arme von hinten um ihn.

„Krieg ich nicht einmal einen Kuss?“, schmollte ich und küsste ihn in die Halsbeuge. Ich wusste, dass ihn das schwach werden ließ und er lehnte sich auch wie auf Knopfdruck in meine Umarmung.

„Kommt drauf an“, murmelte er zufrieden, als hätte er meine Reaktion vorhergesehen.

„Worauf?“, fragte ich und ließ meine Hände unter sein Shirt wandern.

„Ob dann noch mehr folgt.“

„Ganz wie du willst.“

Ich konnte sein Grinsen schon sehen, noch bevor er sich zu mir umdrehte. Er fackelte auch nicht mehr lange, sondern küsste mich stürmisch auf den Mund. Genau das hatte mir die letzten Tage unendlich gefehlt und scheinbar ging es da nicht nur mir so.

Wir schafften es gerade noch so in Daniels Bett, bevor wir ausgehungert übereinander herfielen.
 

Der nächste morgen kam definitiv zu früh für mich, da wir uns die Nacht noch mit derlei verschiedenen Aktivitäten um die Ohren geschlagen haben. Aber es nützte ja alles nichts. Ich musste mich aus dem Bett quälen und zur Arbeit antanzen, wenn ich weiterhin Bier trinken wollte. Meine Eltern waren nämlich der Meinung gewesen, dass ich alt genug wäre, auf eigenen Füßen zu stehen. Damit wurden die monatlichen Zahlungen eingestellt und ich konnte von Glück reden, dass uns Daniels Eltern die Bude finanzierten.

Irgendwie brachte ich die sieben Stunden aber auch über die Bühne und freute mich schon darauf, den restlichen Tag mit Daniel zu verbringen. Samstag und Sonntag waren die einzigen Tage, an denen wir wirklich Zeit füreinander hatten. Allerdings fand ich die Wohnung leer vor. Daniel hatte mir zwar erzählt, dass er heute ein Vorspielen hatte, aber das hätte schon vor zwei Stunden vorbei sein müssen und er hätte vor mir zu Hause sein müssen. Auf meinem Handy befanden sich keine eingegangen Anrufe oder SMS und ich beschloss, einfach noch etwas zu warten. Vielleicht musste er noch einiges mit den Leuten da besprechen.

Als er aber auch nach einer weiteren Stunde nicht aufgetaucht war, verlor ich die Geduld. Ich rief ihn kurzerhand an. Leider ging nach einer Weile nur die Mailbox an. Gefrustet wollte ich mein Handy schon in die nächste Ecke werfen, als es anfing zu bimmeln. Der Anrufer war jedoch nicht Daniel sondern Sarah. 'Na besser als nichts' dachte ich mir und ging ran.

„Hey Tim, hast du heut' schon was vor?“ So wie es aussah jetzt wohl mit ihr. Ich war sehr froh darum, dass sie mir den Abend rettete.

Diesmal nahm sie mich in einen Club mit, der neben Electro und 80er Hits auch Metal spielte. Zum Glück bekam man als Student vergünstigten Eintritt und auch die Getränkepreise waren recht akzeptabel. Sie dirigierte mich durch den dunklen Gewölbekeller direkt auf einen Durchgang zu, in dem einige Tische standen und wo es erlaubt war, zu rauchen.

„Hallo Lukas. Das ist Tim.“ Danach wurde ich auf einen Stuhl dem Typen gegenüber bugsiert und Sarah verkrümelte sich sofort mit einem Augenzwinkern. Was zur Hölle? Irritiert schaute ich den Kerl an und hoffte, dass er mir gleich die Aktion erklären würde. Doch dieser lächelte mich nur an und schien auch nicht so recht zu wissen, was hier abging.

„Ihr kennt euch aber schon oder muss ich davon ausgehen, dass sie mich loswerden wollte?“, startete ich ein Gespräch. Ich erntete ein angenehmes Lachen von meinem Gegenüber und nahm mir die Zeit, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Er hatte dunkelblonde Haare mit einer dieser schrecklichen Frisuren, die derzeit so im Trend waren. Haare fransig geschnitten und an den Ohren frei gelassen. Trotzdem sah er recht gut aus und auch sein Nasenpiercing stand ihm. Natürlich kein Vergleich zu Daniel, aber an ihn reichte sowieso niemand heran.

„Beides.“

„Na toll“, seufzte ich nicht sehr begeistert davon, allein mit einem Wildfremden gelassen zu werden.

Es stellte sich jedoch heraus, dass Lukas nicht nur ein angenehmes Lachen hatte, sondern dass dieses Attribut auch auf seine ganze Art zutraf.

Er war ein Jahr älter als Sarah und die beiden kannten sich noch aus Schulzeiten. Während sie direkt im Anschluss ihr Studium begonnen hatte, hatte er für ein Jahr die Welt bereist. Ich musste gestehen, dass ich ihn beneidete. Die Vorstellung mit Daniel zu verreisen, war verlockend, aber wir hatten beide nicht das nötige Kleingeld dafür.

Durch seinen Auslandsaufenthalt hatte er auch erst diesen Oktober sein Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaften angefangen. Wir tauschten uns bestimmt noch eine Stunde lang aus, bevor Sarah sich wieder zu uns gesellte.

„Ich hab euch Bier mitgebracht“, sagte sie euphorisch und knallte die Gläser auf den Tisch. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den ganzen Abend noch keinen Tropfen Alk angerührt hatte. Ich wurde eindeutig alt.

Den restlichen Abend verbrachten wir also zu dritt und die meiste Zeit mit labern. Ab und an suchten wir die Tanzfläche auf, bis wir im völligem Delirium angelangt waren. Ich war nicht mal mehr in der Lage dazu, gerade zu sitzen. Was die anderen taten, wusste ich nicht. Ich merkte nur irgendwann, wie ich von zwei Armen hochgehievt und aus dem Club geschleift wurde. Das merkte ich daran, dass es plötzlich ruhig und kalt um mich herum wurde.

„Wo sind wir?“

„Draußen“, bestätigte mir Sarah meine Vermutung.

„Wir bringen dich jetzt besser nach Hause.“

War wahrscheinlich wirklich das Beste. Also nannte ich den beiden meine Adresse und ließ mich heim schleppen.
 

Daniel
 

Das Vorspielen verlief eigentlich recht gut. Ich musste zugeben, dass ich schon ein wenig nervös war. Fit war jetzt auch nicht gerade das Wort, welches an diesem Vormittag auf mich zutraf, weil mich Tim die Nacht, nun ja, ganz gut beschäftigt hatte. Bei der Masse an Anwärtern hätte ich mir auch nicht unbedingt die größten Hoffnungen gemacht, aber wenigstens heute schien das Glück auf meiner Seite gewesen zu sein.

Nach einem zweistündigen Testmarathon brannte mir die Lunge bestialisch und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, aber ich hatte es nun zum Glück hinter mir. Meine Fresse, wenn das Training genauso werden würde, dann Prost Mahlzeit.

„Hey, irgendwoher kenne ich dich.“ Ich zuckte erschrocken zusammen und blickte nach oben, sehr weit nach oben. Noch ein Nachteil für mich. Im Gegensatz zu den anderen kam ich mir vor wie ein verdammter Zwerg. Hatten die sich denn alle in der Tür geirrt? Basketball war eine Halle weiter.

Mir stockte zumindest erst einmal der Atem, aber nicht weil mich jetzt jemand ansprach, der gefühlte drei Meter groß war, sondern weil es wirklich Sven-Sören Christophersen war. Ich ging kaputt. Ich war regelrecht sprachlos. Er redete mit mir. Wahnsinn. Scheiße, ich benahm mich wie ein pubertäres Fangirlie.

„Du kommst mir verdammt bekannt vor. Warte. Sag nichts“, faselte er weiter und ich konnte sowieso nichts anderes machen, außer ihn einfach nur anzustarren.

„Ah, ich hab's. Du warst doch der vom Autogrammstand.“ Oi, ich wusste gerade nicht, ob ich mich freuen sollte, dass er sich noch an mich erinnern konnte oder ob mir das jetzt ganz derbe peinlich sein sollte.

Ich hatte damals Tim einfach zu einem Testspiel der Deutschen Mannschaft mitgeschleift und mich später am besagten Stand angestellt. Selbstverständlich wollte ich von meinem Vorbild als erstes eine Signatur und wir kamen irgendwie ins Gespräch. Natürlich über Handball, ob ich spiele etc. Ich schwebte damals auf allen Wolken und Tim war sauer, weil er eine geschlagene Stunde auf mich warten musste. Danach folgte fantastischer Versöhnungssex. Also kein Wunder, dass ich mich an diesen Tag noch sehr genau erinnern konnte. Warum er das jedoch auch tat, wusste ich nicht so recht.

„Äh ja, genau“, antwortete ich dann doch mehr oder weniger deutlich, da mein Sprachzentrum wohl noch zu geschockt war, um perfekt zu arbeiten,

„Mensch, Zufälle gibt es. Ich hab dich spielen sehen. Gar nicht mal so schlecht. Dann sehen wir uns jetzt wohl öfter.“ Er lächelte mich freundlich an und ich versuchte, den Sinn in seinen Worten zu verstehen. Wenn wir uns öfter sehen würden, hieße das ja, dass ich … .

„Ich bin im Team???“ Nachfragen kostete ja nichts.

„Ja, bist du. Wir gehen nachher alle noch mit den Neuen was trinken. Du bist doch dabei?“

Ohne überhaupt nachzudenken, sagte ich natürlich sofort zu. Man, mit dem einen zu heben. Wie cool war das denn? Ich freute mich darüber fast mehr als über meine Aufnahme.

Nachdem auch die anderen Glücklichen benachrichtigt wurden (nicht persönlich, sondern nur durch das Vorlesen der Listen. HAHA!), ging es erst einmal unter die Dusche und dann ab in eine der berüchtigten Studentenkneipen.
 

Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen. Die Leute aus dem Team waren alle super lustig drauf und vor allem mehr als nur trinkfest. Sven (so durften wir ihn jetzt natürlich nennen) verschwand schon nach der zweiten Runde, weil er morgen wieder bei seinem Stammverein zum Training musste, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Es war weit nach null Uhr, als ich versuchte, mehr oder weniger gerade nach Hause zu torkeln. Gott, war ich breit. Das letzte Bier war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Es könnte aber auch an den Schnäpsen davor gelegen haben.

Ich war mehr als stolz, dass ich es heil zu unserem Haus geschafft hatte. Die Tür unten stand offen und im Hausflur brannte bereits Licht, was im Grunde seltsam war, da hier fast nur Rentner wohnten, die sicher nicht mehr um diese Zeit von einer Party zurückkamen. Der Grund eröffnete sich mir auch, als ich unsere Etage erreicht hatte und drei Gestalten vor der Tür herumlungerten. Links ein sehr seltsam aussehender Kerl, zumindest nahm ich an, dass es einer war, rechts ein leicht schwankendes Weib und irgendwo dazwischen von beiden gestützt Tim. Seine Rückenfront kannte ich ja nun inzwischen auswendig.

„Kann ich euch irgendwie helfen?“ Der Typ drehte sich abrupt um, sodass Tim jetzt nur halb auf der Tusse lag. Gut sah Mongo definitiv nicht mehr aus.

„Wir wollten ihn nur heim bringen, finden aber die Schlüssel nicht“, erklärte dieser seltsame Fatzke. Ich war ja kein oberflächlicher Mensch, aber den konnte ich auf der Stelle nicht ab. Keine Ahnung wieso. Lag vielleicht an dem dämlichen Nasenring.

„Benutzt ihn doch als Rammbock, dann brauch ich nicht aufschließen.“ Da guckten sie alle blöd. Tim auch, obwohl ich bezweifelte, dass der noch irgendetwas mitbekam. Warum ich noch zu solchen verbalen Glanzleistungen fähig war, fragte ich mich allerdings auch. Ich hätte wohl doch noch mehr vertragen.

„Bist du sein Mitbewohner?“ Diesmal sprach das Mädel und rückte etwas zu Seite, damit ich an die Tür kam.

„Nein, ein Einbrecher mit Schlüssel. Es ist viel einfacher, die Bude auszuräumen, wenn man unbegrenzten Zutritt hat.“ Was stellten die auch so blöde Fragen? Warum sollte ich einen Schlüssel haben, wenn ich nicht hier wohnen würde? Ohne die Gestalten weiter zu beachten, schnappte ich mir Tim und schleifte ihn, nachdem die Tür offen war, in die Bude, nur um den anderen beiden dann das Stück Holz vor der Nase zuzuknallen. Ich war ja immerhin bekannt für meine netten Gastgebereigenschaften. Jetzt hieß es nur noch ab ins Bett. Dorthin verfrachtete ich auch gleich mal meinen Freund und versuchte, ihn zumindest aus den Schuhen und der Hose zu pellen. Dabei fiel mir auf, dass ich ihn heute so komplett vergessen hatte. Wenigstens anrufen hätte ich mal können. Apropos Anrufen. Mein Handy zeigte an, dass Tim mich scheinbar in der Zwischenzeit nicht vergessen hatte. Verdammt, nun kam ich mir richtig scheiße vor, aber jetzt würde sich das eh nicht mehr retten lassen. Daher ließ ich mich ebenfalls aufs Bett nieder und war in Rekordgeschwindigkeit eingeschlafen.
 

Der nächste morgen kam definitiv zu früh und zu schmerzhaft. Ich Depp hatte natürlich vergessen, die Vorhänge zu zuziehen und nun wurde ich schon vom grellen Licht penetriert. Augen öffnen war auch keine gute Idee gewesen, denn dadurch wurden fiese Kopfschmerzen ausgelöst. Tabletten holen ging nicht, weil es sich Tim auf mir bequem gemacht hatte. Aufstehen wäre sowieso nicht gut gekommen. Da kraulte ich doch lieber seinen Nacken und spielte mit einzelnen dunklen Haarsträhnen, die darüber lagen.

„Wo warst du gestern?“, ertönte es irgendwann. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Tim schon wach war.

„Die Mannschaft wollte noch ein paar Bierchen trinken gehen und das ist dann wohl etwas ausgeartet“, erklärte ich sachlich und hoffte, dass ich mir nicht noch eine Standpauke anhören durfte. Ich konnte im Gegensatz zu gewissen anderen Personen noch alleine nach Hause laufen.

„Also hast du es ins Team geschafft.“ Seine Stimme klang noch kratzig und verschlafen.

„Japp, ich bin halt in allem gut.“

„Nur nicht im telefonieren, was?“

Autsch, gut das hatte ich verdient also nuschelte ich schnellstens eine reuevolle Entschuldigung und mir wurde verziehen.

Wir verbrachten die nächsten Stunden im Bett, nachdem ich dann doch dazu verdonnert wurde, Schmerztabletten und etwas zu trinken zu holen. Man, taten mir dabei alle Knochen weh. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele blaue Flecken ich mir gestern zugezogen hatte. Das zählen übernahm dann später schon Tim, der wohl genug davon hatte, tatenlos vor sich hinzuvegetieren und zunächst sich und anschließend mich erst einmal von unseren Shirts befreite.

„Du siehst aus wie vergewaltigt. Sicher, dass ihr nur Handball gespielt habt?“, stellte er grinsend fest, während er sich über mich lehnte und mit seinen Fingern schon am Bund meiner Shorts herumspielte.

„Die Trainer nahmen halt an, das wir darin eh gut sind und haben uns deswegen im Ring gegeneinander antreten lassen. Ich hab sie alle fertig gemacht.“

„Idiot“, lachte mein Gegenüber auf und verwickelte mich gleich anschließend in einen Kuss, der klar zeigte, dass er keine Lust mehr auf reden hatte. Dafür scheinbar jemand anderes, denn keine zehn Sekunden später fing mein Handy lautstark an zu klingeln. Kein Wunder. Es war Sonntag Nachmittag.

„Luisa“, wisperte ich nur gegen die anderen Lippen und erntete dafür ein genervtes Knurren.

„Wenn ich nicht ran gehe, steht gleich das SEK vor unserer Tür.“ Und das meinte ich nicht scherzhaft. Das letzte Mal, als ich nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an das Telefon gegangen war, hatte die Frau die halbe Welt irre gemacht. Sogar Nick glaubte am Ende, dass wir beiden uns gegenseitig umgebracht hätten.

„Ich hasse ihr Timing.“ Unwillig löste sich Tim dann doch von mir und ich machte mich samt Handy auf den Weg in die Küche, um mir die nächsten drei Stunden ihre Liebschaften anzuhören.

„Ich sag dir, hier rennen so geile Kerle rum. Du musst unbedingt herkommen“, beendete sie endlich ihren Monolog.

„Mich interessieren die Kerle herzlich wenig.“ Nur weil ich mit einem zusammen war, hieß das noch lange nicht, dass andere eine ähnliche Wirkung auf mich hatten. Hatten sie nämlich nicht und das war auch gut so.

„Hier rennen auch ein paar heiße, weibliche Schnitten rum.“

„Interessieren mich genauso wenig.“

„Was ist nur aus dir geworden?“, seufzte meine wohl beste Freundin theatralisch ins Telefon und im selben Augenblick musste ich mich das gleiche fragen. Ja, was eigentlich? Ich kam mir gerade vor wie ein verdammter Langweiler.

Wenig später verabschiedeten wir uns voneinander und ich konnte endlich wieder zu Tim ins Bett.

„Drei Stunden? Verstehst du das unter einem kurzen Telefonat?“, schaute mich dieser leicht säuerlich an und schmollte vor sich hin. Scheinbar hatte er sich während der Zeit einen Film von meiner Platte angemacht.

„Weiber halt“, zuckte ich nur mit den Schultern und wollte eigentlich zu gerne dort weiter machen, wo wir gerade aufgehört hatten, aber da war ich scheinbar der Einzige.

„Beim Thema Telefonat: Ich hatte mit Nick gesprochen. Der will sich nächstes Wochenende hier einnisten“, eröffnete mir mein Freund mal so nebenbei. Ganz ehrlich? Ich wollte gerade Sex und der fing mit Nick an. Seufzend setzte ich mich also brav wieder ordentlich hin.

„Okay, dann musst du ihn aber Samstag früh bespaßen. Ich muss zum Training.“

Wir planten, für den Abend noch ein paar andere Leute zu fragen, damit wir die Bude hier wenigstens ordnungsgemäß einweihen konnten, dann war das Thema zum Glück vom Tisch und wir waren den restlichen Abend damit beschäftigt, all das nachzuholen, was wir am Mittag angefangen hatten.
 

TBC

Über Feedback würden wir uns wie immer freuen :D

Kein Umzug ohne Party

Kapitel 3
 

Es geht weiter mit den beiden :D Diesmal sogar mit special guests xD

Vielen Dank an Jeschi und kurookami für die tollen Kommentare und auch an die ganzen neuen Favo- Einträge <3

Viel Spaß beim Lesen
 

***
 

Kein Umzug ohne Party
 


 

Tim
 

Noch schlimmer als die ganzen Freaks, die sich in die Vorlesungssäle quetschten, waren die Professoren. Für den einen war alles trivial, während der andere ohne Unterlass unsere Defizite bemängelte und uns prophezeite, nie im Leben die Prüfung zu schaffen. Also alles in allem hatte sich nichts seit der Schulzeit verändert und ich fragte mich, warum ich mich überhaupt hinquälte. Aber eigentlich gab es dafür nur einen Grund: Daniel. Wenn er spitz kriegen würde, dass ich schwänze, und das würde er, würde er mir die Hölle heiß machen.

Zu einem weiteren Grund avancierte seit letzter Woche Sarah, ohne die ich das alles nur noch schwerlich ertragen würde.

Inzwischen war zum Glück Freitag und das Wochenende unserer Wohnungseinweihung stand endlich an. Sarah und ich waren gerade auf dem Weg zur Straßenbahn, als wir auf einmal dem Grauen schlechthin begegneten: Annika. Mein Drang zu Töten schlug sofort an. Aber da ein Mord nicht gut in der Gesellschaft ankam und schon gar nicht einer, der in der Öffentlichkeit vollzogen wurde, drängte ich mein Verlangen zurück und versuchte, so zu tun, als hätte ich sie nicht gesehen. Aber scheinbar litt die Frau unter Todessehnsucht, da sie auf mich zu eilte und mich ansprach oder sie hatte vergessen, was sie mir angetan hatte. Würde mich bei dem Hohlbrot nicht mal wundern.

„Hallo Tim“, säuselte sie gewohnt heuchlerisch.

„Tschüss Annika“, presste ich gezwungen ruhig hervor und ging einfach an ihr vorbei.

Doch die Alte schien keine negativen Schwingungen deuten zu können und eigentlich sollten meine Gesichtsregungen Bände sprechen, aber offensichtlich verstand sie diese Sprache nicht.

„Warte doch mal“, laberte sie mich voll und versuchte, uns hinterherzukommen. Auf Stöckelschuhen gelang einem eine Verfolgungsjagd jedoch nicht so gut und einmal war das Glück auf meiner Seite, da die Bahn gerade einfuhr, als wir die Haltestelle erreichten. Wir sprangen schnell hinein und die dumme Pute gab endlich auf.

„Was war das denn?“, fragte mich Sarah.

„Längere Geschichte. Erzähl ich dir vielleicht mal bei einem Bier.“

„Morgen?“

„Mal sehen.“ Eigentlich stand mir überhaupt nicht der Sinn danach, diese unangenehme Geschichte aufzuwärmen. Aber wenn ich Pech hatte, würde aus der vermeintlichen Vergangenheit wieder eine nervige Gegenwart werden. Warum konnte die Tusse nicht endlich verschwinden?

Sarah musste am Hauptbahnhof umsteigen und ich Nick abholen. Ich hasste es, freitags so spät Uni Schluss zu haben und noch mehr, meiner ehemaligen Rivalin begegnet zu sein. Nachdem ihr Vater damals wegen Steuerhinterziehung dran gekriegt worden war, hatte sie die Schule gewechselt und Daniel und ich zum Glück Ruhe vor ihr gehabt. Aber allem Anschein nach hatte sich das nun erledigt. Ich verstand dieses Weib einfach nicht. Warum zum Teufel konnte sie nicht wie jeder normale Mensch handeln und mich einfach ignorieren. Was bitte versprach sie sich davon, wenn sie einen auf nett tat?

Ich beschloss, die Klärung dieser Angelegenheit auf später zu vertagen und meinen besten Kumpel zu begrüßen, dessen Zug bereits eingefahren war.

„Die Bahn ist pünktlich, was ist passiert?“, fragte ich und umarmte Nick.

„Hatten Rückenwind und keine Suizidgefährdeten unterwegs.“

„Ein Wunder ist geschehen.“

„Hattest du gehofft, dass du noch eine Schonfrist vor mir kriegst?“, grinste er schelmisch.

„Im Gegenteil“, sagte ich und berichtete ihm von meiner Begegnung mit der Fürstin der Finsternis.

„Sie lebt also doch noch.“

„Nicht mehr lange, wenn sie so weiter macht.“

„Nimm das dann bitte auf Video auf, damit ich auch etwas davon habe“, meinte mein Kumpel gut gelaunt.

„Lässt sich einrichten.“ Damit begaben wir uns auf den Weg zu Daniels und meiner Wohnung. Besagter Herr war noch nicht anwesend, aber ich nahm an, dass er noch Luisa die Stadt zeigte und sie demnächst hier eintrudeln dürften. Nick und ich beschlossen, zu kochen und uns gegenseitig auf den aktuellen Stand der Geschehnisse zu bringen.

„Ihr hattet also wieder Sex, freut mich. Aber du hast ihn nicht zufällig gefragt, was er immer bis spät in die Nacht treibt?“

„War mit anderen Dingen beschäftigt“, grinste ich verschmitzt.

„Kann ich mir gut vorstellen.“

„Und wie sieht's da bei dir aus?“

„Hab was in Aussicht“, lächelte er versonnen.

„Wurde ja auch Zeit“, meinte ich und freute mich für ihn. Mit seinem Dealer war damals nichts geworden, weil er sich erstens als vergeben und zweitens als Hete herausstellte.

„Kannst du laut sagen. Ich hab solchen Entzug, dass ich mich nur schwerlich zurückhalten kann.“

„Wieso musste dich zurückhalten?“

„Jungfrau“, grinste mein Kumpel dreckig.

„Na dann, viel Erfolg dabei und bring ihn das nächste Mal mit, ich bin neugierig.“

Nachdem das Essen fertig war, hauten wir uns damit und mit einem Bier vor die Glotze und zogen uns einen Actionfilm rein.

Es dauerte auch nicht mehr lange, bis Daniel mit Luisa im Schlepptau die Wohnung betrat. Ich nahm jedenfalls an, dass er die Tür geöffnet hatte, weil ich nur Luisa ohne Punkt und Komma reden hörte.

Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass sie schon vor ihrem Umzug so eine Quasselstrippe gewesen ist. Aber jetzt verstand ich auch, warum Daniel immer stundenlang mit ihr telefonierte oder ihr wohl vielmehr zuhörte. Erstaunlich, dass er dies ohne zu murren über sich ergehen ließ.

„Sieh an, das versoffene Pack lebt noch“, strahlte sie uns an, als sie das Wohnzimmer betrat.

„Bist ja nur neidisch auf unser Bier“, erwiderte Nick ebenso gut gelaunt.

„In der Tat“, seufzte sie und schmiss sich dann schwungvoll neben mich, um mich in der nächsten Sekunde stürmisch zu umarmen. „Tim, ich hab dich so vermisst“, flötete sie mir etwas zu begeistert, um es ihr noch abzukaufen.

„Das sagst du nur, weil du an den Alk willst.“

„Ich hätte ein Einweihungsgeschenk als Gegenleistung anzubieten“, lächelte sie mich siegesgewiss an und überreichte mir dann besagtes Präsent. „Von Nick und mir für euch. Wer es als erster braucht, hat verloren.“ Von diesem letzten Satz neugierig geworden, näherte sich Daniel dem Sofa und staunte nicht schlecht, als er sah, was ich da auspackte: „Ein Sex-Notfallkasten?“, fragte er ungläubig.

„Japp, falls es einer von euch mal nicht mehr aushält“, lachte sich Nick schlapp. Ich konnte nur noch hoffen, nicht knallrot anzulaufen.

„Ach Tim, das braucht dir nicht peinlich zu sein. Ihr habt viel Stress, da kann das schon mal nötig werden“, giggelte sie noch immer. So viel zu meiner Hoffnung.

„Ich dachte, wir hätten es hinter uns gelassen, dass ihr euch in unser Sexleben einmischt“, grummelte Daniel nicht sehr angetan von dem Geschenk.

„Was? Niemals!“, rief Luisa empört. „Ohne uns gäbe es das nicht mal.“ Leider Gottes konnten wir ihr da nur noch zustimmen. Denn ohne Nicks und ihre Unterstützung hätten wir damals wohl noch länger gebraucht, um wieder zueinander zu finden. Unter anderem waren sie dafür zuständig gewesen, dass wir uns auf Partys immer wieder „zufällig“ über den Weg liefen. Von den stundenlangen Therapieeinlagen wollte ich da lieber gar nicht erst anfangen.

Letztlich bedankten wir uns für dieses etwas fragwürdige Geschenk und verbrachten zu viert noch einen lustigen DVD-Abend und schwelgten gemeinsam in Erinnerungen.
 

Samstag kroch ich irgendwann gerädert aus meinem Bett, weil Nick und ich doch etwas zu viel getankt hatten. Daniel und Luisa hatten sich schon eher verkrümelt, da sie zusammen zu seinem Handballtraining wollten. Völlig benommen schlich ich in die Küche, um Kaffee aufzusetzen und ging danach ins Wohnzimmer, um nachzusehen, ob Nick noch unter den Lebenden weilte. So wirklich ausmachen konnte ich das nicht, da er bäuchlings auf dem Sofa lag. Könnte also gut sein, dass er bereits erstickt war. Zaghaft rüttelte ich an ihm. Es ertönte kurze Zeit später ein Brummen und ich atmete erleichtert auf, weil ich mir in meinem verkaterten Zustand nun keine Gedanken darum machen musste, eine Leiche loszuwerden. Die Person, die irgendwann gestern Abend noch Nick gewesen war und sich zur Seite rollte, sah mich böse aus rot unterlaufenen Augen an, als würde sie mich gleich steinigen wollen.

„Kaffee?“, fragte ich vorsichtig und hoffte, ihn damit milde stimmen zu können. Also entweder er vertrug nichts mehr oder er hatte gestern, nachdem ich ins Bett verschwunden war, noch weiter gesoffen.

„Tabletten, dann Kaffee“, krächzte es wehleidig. Oh man, war der Junge hinüber. Ich brachte ihm gleich eine ganze Packung Paracetamol. Ich bezweifelte nämlich, dass ihn nur eine davon wieder auf die Beine bringen würde. Dankbar nahm er sie entgegen und schmiss sich zwei davon in den Rachen.

„Ich werd' alt“, nörgelte er, nachdem er den ersten Schluck Kaffee intus hatte.

„Vielleicht fehlt dir nur Training.“

„Kann auch sein. Ich komm zu nichts mehr seit dem Studium.“ War halt der Nachteil, wenn man sich etwas mit Naturwissenschaften raus suchen musste.

Nick quälte sich noch die nächsten zwei Stunden mit seinem Kater herum, bevor er sich in der Lage befand, mit mir einkaufen zu gehen. Ich ging lieber nicht in den Supermarkt, in dem ich arbeitete. Ich hatte zwar heute einen freien Tag, aber es musste ja nicht gleich jeder von meinen Kollegen wissen, was ich damit anstellte. Nachdem wir fast eine halbe Stunde unschlüssig in der Alkabteilung gestanden hatten, entschieden wir uns für zwei Kästen Bier, Voka und diversen Limoflaschen. Für mehr würden ja wohl hoffentlich unsere Gäste sorgen. Und zur Not gab es immer noch einen Spätshop in der Nähe.

Die Zeit bis zur Party verbrachten wir damit, Nicks geheimes Einzugsgeschenk zu konsumieren: Gras. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich was geraucht hatte, was nicht zu 100% aus Tabak bestand.

„Das Kiffen hast du nicht reduziert, was?“, fragte ich, als ich einen Zug aus seiner Bong genommen hatte.

„No way“, kam es schon leicht beduselt zurück. Offensichtlich hatten wir nach der Schulzeit verschiedene Wege eingeschlagen. Ich trank mehr Alkohol, was vermutlich an Daniel lag und Nick hatte sich für Hanf entschieden. War ja im Grunde auch besser so. Ich hatte noch von keinem gehört, der sich an einem Abend oder auf lange Sicht mit Gras um die Ecke gebracht hätte. Trotzdem hielt sich Alkohol hartnäckig als Gesellschaftsdroge, obwohl das einen viel schneller ins Gras beißen ließ. Was für ein gedanklicher Wortwitz. Daraufhin musste ich erst einmal dämlich vor mich hin kichern.

„Was ist so lustig?“, fragte mich mein Kumpel angetan.

„Meine Gedanken“, meinte ich und wir fingen beide an, zu giggeln.

„Was raucht ihr einfach ohne mich?“, fragte eine fremde Stimme empört. Nach näherem Hinsehen erkannte ich die dazugehörige Person: Daniel. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Wohnung betreten hatte.

„Hui“, laberte ich vergnügt, „du bist ja schon wieder da.“

„Blitzmerker“, meinte er nur und zog mich in die Senkrechte. „Mitkommen“, befahl er und schleifte mich im nächsten Moment schon hinter sich her.

„Bist du sauer?“, fragte ich und wurde in seinem Zimmer angekommen gegen die Wand gedrückt und nieder geknutscht.

„Mache ich den Eindruck?“, fragte er mich atemlos.

„Nicht wirklich.“

Wir küssten uns noch eine Weile, bevor sich Daniel von mir löste. „Ich wollte mir nur das holen, worauf ich die nächsten Stunden verzichten muss.“ Ich befand die Idee für gut und wir begaben uns wieder ins Wohnzimmer, um uns brav nebeneinander zu setzen.

„Ging ja schnell“, kam nur der trockene Kommentar von Nick.

„Laber net, lass lieber die Bong rüberwachsen.“ Daniel, ganz die Freundlichkeit in Person, bekam natürlich was vom Gras ab, nur Luisa verzichtete. Laut ihr wirkte das Zeug bei ihr einfach nicht und sie blieb lieber beim Alk, weil sie da wusste, woran sie war. Störte uns natürlich nicht, immerhin blieb somit mehr für uns übrig. Gegen 19 Uhr trudelten dann auch die ersten Leute ein. Sarah kam im Schlepptau mit Lukas und ihren versprochenen Leuten. Dabei handelte es sich ausnahmslos um gepiercte und tätowierte Kerle, die aussahen, als würden sie mich bei einem Konzert locker platt machen.

„Die sind alle total gechillt, keine Panik“, kommentierte Sarah meinen leicht entsetzten Blick. Mich störten Hardcore-Typen ja nicht, nur hatte ich nach Lukas nicht unbedingt solche Freunde erwartet.

Nach und nach trudelten auch Daniels Leute ein, die wohl alle aus seiner Handballmannschaft stammten und wie ich später erfuhr, von Luisa eingeladen worden waren. Das ganze ergab einen lustigen optischen Kontrast zu meinen Leuten, falls ich sie bereits so bezeichnen konnte. Die Bude war jedenfalls gerammelt voll mit gefühlten 100 Mann. Vielleicht hätten wir die Party vorher ankündigen sollen, aber für solche Überlegungen war es eindeutig zu spät. Immerhin waren die meisten so brav gewesen und hatten Alkohol mitgebracht. In der Küche türmten sich jedenfalls die Flaschen und ich hatte mir gleich einen Platz bei den Bierkästen gesichert. Kein Plan, wo Nick und Luisa waren, aber so wie ich sie kannte, würden sie wohl neue Kontakte knüpfen. Daniel hatte ich zuletzt noch mit einem Mädel im Wohnzimmer gesehen. Das war dann wohl die Einzige, die nicht aus seiner Mannschaft stammte. Irgendeiner von Sarahs Freunden hatte sich gerade zur Küche durchgekämpft und freute sich nun wie ein Schnitzel, als er die Vorräte erblickte.

„Ich brauch' dringend ein Bier“, meinte er und ich reichte ihm eine Flasche.

„Kippe?“, fragte er mich und gab mir eine nach meiner Zustimmung. Mein Bewusstsein verharrte derzeit immer noch in anderen Sphären und ich brauchte für alles ein wenig länger als sonst. Ich war es eindeutig nicht mehr gewohnt, zu kiffen. Sarahs Kumpel und ich unterhielten uns noch eine Zeitlang und ich erfuhr, dass sie die ganzen Leute wohl von Konzerten und Festivals kannte. Irgendwann verkrümelte er sich wieder ins Wohnzimmer. Aber es dauerte keine 5 Sekunden, bis der nächste die Küche betrat. Diesmal handelte es sich um ein bekanntes Gesicht: Lukas.

„Kommt ja einem Kampf gleich, hierher zu gelangen“, keuchte er leicht fertig.

„Deswegen bin ich gleich hier geblieben“, grinste ich ihn an.

„Und was machst du, wenn du mal aufs Klo musst?“

„Hochziehen und ausspucken“, lachte ich.

„Das kannst du?“, fragte er mich ungläubig. Der kaufte mir das doch nicht etwa allen Ernstes ab?

„Jepp und noch ganz andere Dinge.“

„Zum Beispiel?“, hakte er neugierig nach.

„Mixen. Bock auf Vodka-Cola?“

„Gerne. Bier ist eigentlich nicht so mein Ding“, erwiderte er und stellte dann seine halbleere Flasche auf der Anrichte ab. Ich sagte mal lieber nicht, was ich davon hielt und ging daran, ihm sein gewünschtes Getränk zu mischen.

„Cheers“, meinte ich, als ich fertig war und hielt ihm meine Bierflasche zum Anstoßen entgegen. Ich beobachtete genau seine Reaktion als er trank und grinste breit, als er sich verschluckte.

„Ganz schön stark“, murmelte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.

„Trink mehr, dann wird’s besser.“ Ich war ziemlich gemein, aber so etwas machte immer wieder Spaß. Er befolgte auch brav meinen Rat und nach und nach wollte er immer mehr von dem Gebräu. Mittlerweile hatte er sein drittes Glas intus und konnte nicht mehr ganz so aufrecht stehen wie zu Beginn. Er war zwar genau so alt wie ich, aber ich hatte eher den Eindruck, einen 15-jährigen vor mir zu haben, der noch nie in seinem Leben Alkohol getrunken hatte. Entweder er vertrug so gar nichts oder er machte dies nicht sehr oft. Es war jedenfalls lustig mitanzusehen, wie er sich bemühte, nüchtern rüber zu kommen.

„Ich geh mal schiffen“, sagte ich und begab mich Richtung Bad. Ich hatte in der Zeit auch meine vier Bier weg und die wollten dringend raus. Lukas würde sich schon zu helfen wissen und außerdem kam eh aller Furz lang jemand in die Küche, weil er Nachschub brauchte. Wie ich insgeheim befürchtet hatte, standen vor dem Klo schon einige Leute. Unter ihnen war auch Nick.

„Die sollen sich beeilen“, sagte er, als er mich sah. „Im Wohnzimmer wurden Trinkspiele begonnen.“

Die Party war also endlich gestartet, höchste Zeit, daran teilzunehmen. Nach 10 Minuten konnten wir dies auch in die Tat umsetzen. Um unseren Couchtisch hockten Daniel, Luisa und einige von Sarahs Leuten und spielten Karten. Das Spiel kam mir dezent bekannt vor und weckte nette Erinnerungen an einen Sommerabend, wo ich am Ende unter einer Bank meinen Rausch ausgeschlafen hatte.

Nick und ich gesellten uns dazu und durften sogleich eine Karte vom Stapel, der in der Mitte des Tisches lag, ziehen. Zur Erklärung: Immer, wenn einer ein Ass zog, musste er etwas aus einem Glas, das mit Alkohol gefüllt war, trinken. Heute war es jedoch leicht abgewandelt. Damals musste der Erste, der das Ass zog, das Glas mit dem Alkohol seiner Wahl etwas befüllen, beim zweiten wurde es mit einer anderen alkoholischen Flüssigkeit vollgefüllt, beim dritten musste ein Schluck abgetrunken und beim vierten musste das Glas dann geext werden. Bier mit saurem Apfel war nicht der Traum eines Mixgetränks, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte.

Diesmal handelte es sich lediglich um Bier, aber ich war mir sicher, dass sich das im Laufe des Abends noch steigern würde. Natürlich hatte ich wie immer das Glück, ein Ass zu ziehen. Schön war auch, dass jemand vor mir bereits etwas abtrinken durfte und ich mir den Inhalt des Glases nun hinter die Binde kippen musste. Fing schon mal super an! In der nächsten Runde gab es Kirschlikör und mir drehte sich der Magen schon vom bloßen Hinsehen. Glücklicherweise hatte aber nicht ich das Vergnügen sondern einer von Daniels Kollegen, der danach nicht besonders glücklich aussah. Ich hatte keinen Plan, die wievielte Runde wir bereits spielten, als es auf einmal Sturm klingelte.
 

Daniel
 

Man sollte ja meinen, mit den Jahren klüger zu werden, aber dieser Abend zeigte, dass das definitiv nicht der Fall war. Wir feierten aus gutem Grund Partys lieber im Freien, schon allein um sich das Aufräumen zu sparen, aber man konnte ja schlecht die Einweihung einer Wohnung im nächst gelegenen Park begießen. Daher einigten wir uns auf ein Zusammentreffen im kleinen Kreise, damit das Ganze überschaubar blieb. So war zumindest der Plan.

Nun saß ich hier auf meinem schwer erkämpften Platz im Wohnzimmer und musste feststellen, dass überschaubar wohl nicht mehr das richtige Wort für diesen Massenauflauf war. In jeder noch so kleinen, freien Ecke drängten sich Menschen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel an der Zahl sich hier in die wenigen Quadratmeter quetschten. Ich war heilfroh über die Menge Gras, welche durch meine Blutbahn zirkulierte, sonst hätte ich wahrscheinlich schon längst einen Schreikrampf bekommen. Der Alkohol tat sein übriges und ich sollte den Pegel wirklich halten, damit mir dieses Chaos auch weiterhin egal blieb. Neben mir hockte immer noch Jane, welche wohl von dem Ausmaß der Party etwas geschockt schien.

„Mensch Daniel, deine Freundin säuft wie ein Kerl.“ Etwas verzögert blickte ich auf und erkannte einen Typen aus meinem Team. Ich konnte mir schon denken, wen er meinte. Nachdem mich Luisa eine halbe Stunde bekniet hatte, nahm ich sie letzten Endes mit zum Training. Es dauerte keine fünf Minuten, da scharrte dieses Weib schon sämtliche Kerle um sich und bevor ich mich versah, waren alle auch noch zur Party eingeladen. Fälschlicher Weise dachten die Teammitglieder natürlich sofort, dass die Rothaarige meine bessere Hälfte wäre. Sollte mir nur recht sein. Es ging keinen etwas an, mit wem ich es in meiner Freizeit trieb.

„Deine Freundin?“ Jane hatte ihre Sprachfähigkeit wieder erlangt und schaute mich mit großen Augen an.

„Ja, heißer Feger. Ich bin echt neidisch“, beantwortete der Typ, dessen Name mir spontan entfallen war, die Frage und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ich hab' es halt drauf“, war mein letzter Kommentar zu dieser Konversation und der Kerl zog dann endlich von dannen.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine hast“, nahm die Schwarzhaarige neben mir das Thema wieder auf und wirkte leicht unsicher

„Hat sich so ergeben.“

„Okay.“ Ich brauchte dringend noch ein Bier, aber der Kampf in die Küche hielt mich davon ab. Seufzend begutachtete ich meine leere Flasche und wog ab, wie ich jetzt am besten an Nachschub kommen würde ohne aufzustehen.

„Ich hol mir noch was zu trinken. Soll ich dir was mitbringen?“ Jane konnte scheinbar Gedanken lesen. Begeistert strahlte ich meine Heldin an und versicherte ihr, den Platz mit allen Mitteln zu verteidigen, was eine Zeit lang auch gut funktionierte, bis sich ein rothaariges Ungetüm auf mich stürzte.

„Naaa, Schaaaatz“, lallte Luisa scheinbar von ihrer neuen Rolle vollkommen begeistert und rutschte langsam von meinem Schoß auf den leeren Platz neben mir.

„Na, Hasi“, feixte ich ebenso belustigt und stierte gierig auf die Flasche Rum, welche mein neues Herzblatt in der Hand hielt.

„Guck nicht so gierig. Das ist mein Alk.“

„Deins ist nun auch meins, Schatz.“ Ich musste mich schwer zurückhalten, mir nicht vor lachen einen abzubrechen, aber ihr ging es da scheinbar kein bisschen anders, da sie unkontrolliert drauf los giggelte und mir sogar die begehrte Flüssigkeit überreichte. Ich musste wirklich dringend an meinem Pegel arbeiten. Konnte ja nicht angehen, dass jeder auf meiner Party besoffener war als ich. Ein Hieb aus der Flasche und gleich ging es mir besser.

„Hey“, ertönte erneut die zaghafte Stimme von Jane, welche nun vor uns stand, mir mein Bier reichte und Luisa seltsam musterte.

„Uh danke. Jane, Luisa“, machte ich die beiden schnell bekannt und reichte der Rothaarigen ihre Flasche zurück, damit ich mich in Ruhe meinem Bier widmen konnte.

„Die Freundin“, lachte diese und nahm einen Schluck von dem hochprozentigen Gesöff.

„O-okay. Ich…ähm…muss dann leider auch schon. Ich muss morgen früh raus wegen Familie und so“, stammelte meine Kommilitonin, worauf ich natürlich verständnisvoll nickte und mich mit einer kurzen Umarmung von ihr verabschiedete.

„Danke, dass du da warst.“

„Oller Chameur“, grinste es neben mir, nachdem Jane in den Massen verschwunden war.

„Was denn? Ich muss mich einschleimen. Von wem kriege ich sonst die Unterlagen, wenn ich mal zu faul bin aufzustehen?“, räumte ich sofort ein und überlegte schon mal, wie ich jetzt endlich das Problem des zu erreichenden Pegelstandes lösen könnte. Aber Luisa wäre ja nicht Luisa, wenn sie nicht auch dafür eine Lösung hätte. Es dauerte keine fünf Minuten, da hatte sich auch schon eine Gruppe von weiteren trinkfreudigen Menschen gesammelt und die Spiele konnten beginnen. Irgendwann gesellten sich sogar Tim und Nick zu der Runde. Spätestens als sich dann auch noch statt Bier und anderen leichteren Alkoholika Rum im Glas befand, setzte mein Hirn dann völlig aus. Zumindest schien ich mein Ziel des Pegelstandes definitiv erreicht zu haben.

Irgendwann ertönte das grässliche Geräusch der Klingel. Die Rund hielt kurz inne und wir schauten uns alle abwechselnd an, da keiner große Lust verspürte, sich bis zur Haustür durchzukämpfen.

„Irgendwer wird schon da vorne aufmachen“, murmelte ich, alle nickten begeistert und nachdem die Klingel kein zweites Mal ertönte, konnten wir uns wieder dem Komasaufen widmen, welches definitiv seinen Zweck erfüllte.
 

Der nächste Tag begann ganz und gar nicht gut. Gequält versuchte ich, meine Augen zu öffnen und zu erahnen, wo ich überhaupt war. Mein Arm fühlte sich seltsam taub an, mein Hals kratzte und von dem Rest wollte ich gar nicht erst anfangen.

Schleierhaft erkannte ich den Raum, welcher wohl früher unser Wohnzimmer gewesen sein musste. Mit diesem hatte er jedoch kaum mehr Ähnlichkeit. Ich wollte mich erheben, was sich schwerer als gedacht herausstellte, da irgendetwas auf meinem Oberkörper verweilte. Besagtes Etwas stellte sich als Tim heraus, welcher mich wohl in der Nacht mit seinem Kissen vertauscht hatte. Ein Blick auf die andere Seite verriet mir auch den Grund für die Blutarmut in meinem Arm. Darauf hatte es sich nämlich Luisa bequem gemacht, welche leise vor sich hin schnarchte.

Ich wollte die beiden ja nur ungern aus ihren Träumen reißen, aber ich hatte solch einen Brand, der dringend gelöscht werden musste. Umständlich wühlte ich mich zwischen den beiden hervor und erntete von beiden Seiten ein verstimmtes Knurren. Die sollten sich mal nicht so haben.

Beinahe wäre ich noch über Nick gestolpert, welcher vor dem Sofa auf dem Boden pennte. Ich fragte mich lieber erst gar nicht, warum wir es nicht mehr in unsere Zimmer geschafft hatten.

Mehr tot als lebendig schlürfte ich in die Küche und hängte mich die nächste gefühlte Stunde unter den Wasserhahn. Meine Fresse, wahrscheinlich hatte ich mir letzte Nacht die letzten Hirnzellen weggesoffen. Zumindest fühlte sich dieses Organ nicht mehr existent an.

„In eurer Wanne liegt eine Alkoholleiche“, ertönte es leise hinter mir. Nick lehnte sich gegen den Türrahmen und sah aus wie überfahren.

„Wahrscheinlich nicht nur da“, murmelte ich zurück. Ich wollte jetzt noch gar nicht an die Schadensbegrenzung denken, welche noch auf uns zu kommen würde. Die ganze Wohnung ähnelte eher einem Schlachtfeld und ich wollte jetzt noch nicht das Ausmaß des Schadens wissen.

Eine Stunde später waren alle wach und die letzten Leichen aus der Wohnung beseitigt.
 

„Ich glaube, ich habe den schlimmsten Kater meines gesamten Lebens“, jammerte Luisa und hing wie ein Tropf auf unserem Küchentisch. 

„Dito“, stimmte auch Tim zu, welcher bisher ebenfalls wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen aufweisen konnte. Wir waren wirklich allesamt das blühende Leben.

„Mir fehlt die Hälfte des Abends“, gab ich schief grinsend zu, aber scheinbar sah es bei dem Rest auch nicht viel besser aus. Die Ausnahme stellte Nick dar, welcher wenigstens noch ein bruchstückenhaftes Gedächtnis aufweisen konnte. 

„Geil war, dass scheinbar die Bullen vor der Tür standen und es keiner von uns gecheckt hatte“, endete seine Erläuterung der Ereignisse der letzten Nacht und wir starrten alle drei unseren Freund fassungslos an.

„Bitte was?“, brachte mein Freund als erster raus. 

„Jau, das hat mir auch nur irgendein Typ erzählt, der wohl dabei stand als die Tür von irgendwem geöffnet wurde. Die sind aber scheinbar wieder abgezogen.“ Ach du kacke, wenn das mal nicht noch Ärger geben würde. Ich konnte mir schon vorstellen, wer die Bullen gerufen hatte. Das war sicher diese alte Schachtel aus dem Erdgeschoss gewesen. Die beschwerte sich ja schon, wenn der Staubsauger ihr zu laut war. 

Der Rest der Party war offenbar weniger spannend gewesen. Nachdem manche schon gegangen und wir mehr als nur voll waren, mussten wir wohl noch eine oder mehrere peinliche Runden SingStar gezockt haben. Da war ich gleich mal heilfroh, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte. Reiner Selbstschutz meines Hirns.
 

Gegen Nachmittag hatten wir es mehr oder weniger lebendig geschafft, die beiden in ihre Züge zu verfrachten und lümmelten nun faul auf der Couch herum. Zu etwas anderem war ich eh nicht in der Lage. 

„Was für ein Wochenende“, gab Tim grinsend von sich und lehnte sich gegen mich. 

„Das erste und das letzte Mal hier drinnen“, stellte ich gleich einmal klar. Zwar war das Gröbste aufgeräumt, aber es roch noch immer nach Destillerie und auf dem Boden prangten viele seltsame Flecken, um welche wir uns wohl in der Woche kümmern mussten. Ich hasste putzen!

„Morgen kommt ein guter Film in der Sneak. Wollen wir hin?“ Ich musste schwerlichst ein Seufzen unterdrücken. Klar wollte ich mit ihm ins Kino, nur dass mein Vater da leider etwas dagegen haben würde, wenn ich nicht pünktlich bei ihm erschien. Es war doch wirklich zum Kotzen. Ich wollte mein altes Leben wieder.

„Sorry, ich kann morgen nicht. Ich muss morgen Abend äh...noch wegen eines neuen Gruppenprojekts in die Bibo. Könnte länger dauern.“ Gott, ich hasste es, ihn anzulügen. Das hatte er nicht verdient, aber die Wahrheit war noch schwieriger zu erklären. 

„Okay.“ Ich konnte den enttäuschten Unterton in seiner Stimme vernehmen, worauf sich sofort mein schlechtes Gewissen zu Wort meldete und drohend mit einem Schlagstock wedelte, welcher mich wieder zur Vernunft bringen sollte.

„Wir holen das nach, okay? Die Woche hat auch noch andere Tage.“ Ich wusste noch nicht wie, aber ich würde es schon schaffen, ein wenig Zeit frei zu schaufeln. Zumindest hoffte ich das.
 

Das Wochenende hatte wirklich seine Spuren hinterlassen. Ich hatte immer noch mit den Nachwirkungen meines Katers zu kämpfen. Daran merkte man mal wieder, dass man älter wurde. Verdammter Mist. Nun stand auch noch 90 Minuten Medienseminar vor der Tür. Wie ich mich freute. Vor allem, wenn ich schon auf diese grinsende Drecksvisage blicken musste, welche gut gelaunt auf mich zu kam. 

„Hey Daniel. Na, wie geht’s? Wochenende noch gut überstanden?“ Sah ich etwa so aus? 

„Geht so“, murrte ich wenig begeistert, was schon allein an der Anwesenheit dieses Kaspers lag. Lukas ließ sich nun neben mir nieder und packte fein säuberlich seine Hefter aus. So ein Streberkind. Ich hatte solche Dinger seit der Grundschule nicht mehr. Lose Blattsammlungen waren das einzig Wahre.

„Ich bin froh, dass ich eigentlich vom Saufen nie Nachwirkungen habe.“ Schön für ihn. Das war jetzt genau das, was ich hören wollte. Sollte der doch an seinem selbstgefälligen Grinsen ersticken, bevor ich es ihm aus der Fresse schlagen würde.

„Und, wie geht es Tim?“, fragte Nervbacke für meinen Geschmack ein wenig zu interessiert weiter. Konnte er das Tim nicht selber fragen? Sah ich aus wie die Auskunft oder was?

„Lebt noch“, war daher meine knappe Antwort und ich hoffte, endlich meine Ruhe zu haben. Merkte der Depp nicht, dass er mir tierisch auf den Sack ging? Scheinbar nicht. 

„Darf ich dich mal was fragen?“

„Wenn es denn sein muss.“

„Kennst du Tim schon lange?“ Was sollte das denn jetzt werden? 

„Wir waren auf der gleichen Schule.“ Das musste an Information reichen. Alles andere ging diesen Schmock überhaupt nichts an. 

„Dann kennst du ihn also gut?“ 

„In- und auswendig.“ Wenn der wüsste, dass man das jetzt nicht nur auf Mongos Charakter beziehen konnte. Aber davon ging er natürlich nicht aus. Wenn mir das Wochenende etwas gezeigt hatte, dann, dass ich immer noch meine gute Hetenaura besaß und darauf war ich verdammt stolz.

„Also weißt du, dass er schwul ist.“ Die Frage kam etwas zögerlich, als hatte der Kerl Angst, etwas Falsches zu sagen. Ich musste mir so ein Lachen verkneifen. Der war ja so was von dämlich.

„Ist mir aufgefallen“, versuchte ich, so trocken wie möglich rüber zubringen, während ich mich innerlich kaputt feierte.

„Wow und es macht dir nichts aus, mit ihm zusammenzuwohnen? Ist ja für einen Hetero nicht so üblich.“ Hielt der mich für ein intolerantes Arschloch oder was?

„Hat durchaus seine Vorteile.“ Welche das waren, behielt ich lieber für mich. Solche Sachen sollte man um so eine Uhrzeit noch nicht aussprechen. 

„Meinst du...also...hätte ich eine Chance bei ihm?“ Buhahahaha der war ja mal gut. Es lief rot an und starrte auf den Tisch. Lukas stand auf Tim. An sich konnte ich das ja nachvollziehen. Tim war halt toll und vor allem meiner. Da musste er sich wohl jemand anderen suchen.

„Nein, auf keinen Fall“, antwortete ich daher amüsiert und erntete dafür einen geschockten Blick.

„Warum denn nicht?“

„Schon mal in den Spiegel geschaut?“ 

Da klappte nur noch sein Unterkiefer nach unten und ich konnte mein Lachen einfach nicht mehr zurück halten.

„Du verarscht nicht doch“, schmollte Nervbacke.

„Nicht im Geringsten.“

Unsere Unterhaltung erstarb, sobald das Seminar losging. Wenn ich gewusst hätte, was heute auf mich zukommen würde, wäre ich definitiv zu Hause geblieben. Gruppenarbeiten standen an. Ich hasste diesen Scheiß schon in der Schule und nicht einmal hier wurde man davon verschont. Was versprachen sich Pädagogen bitte davon, Menschen zu zwingen, zusammen dämliche Themen zu erarbeiten? Das konnte ja nur in einem Desaster enden. Lukas grinste mich wissend von der Seite an und ich hatte das ungute Gefühl, dass er mich bereits in seiner Gruppe sah. Nicht mit mir. Ich würde mich mit Händen und Füßen dagegen wehren.

„Wir sind schon zu zweit und nehmen Thema 3“, meldete sich die Nervbacke auch schon zu Wort, bevor ich überhaupt an eine Flucht denken konnte. Mein Hirn war definitiv noch vom Wochenende gelähmt und arbeitete nur auf Sparflamme. Keine zwei Minuten später fanden sich dann auch die restlichen drei Mitglieder bei uns am Tisch ein und strahlten um die Wette, während ich sie nur fassungslos anstarrte. Wo war ich hier nur gelandet? Warum durften solche Gestalten studieren? Warum konnte so etwas auf die Straße, ohne verprügelt zu werden?

Wer dachte, Lukas sähe schon aus wie ein Freak, hatte diese Konsorten noch nicht gesehen. Ding Nummer eins war mir noch am sympathischsten, auch wenn er eine schreckliche Milchbubivisage hatte. Es stellte sich als Henning vor und versuchte scheinbar, einen auf Punker zu machen, was ihm mehr oder weniger gelungen war. Vielleicht sollte ich ihn darauf hinweisen, dass sein Friseur beim Abrasieren eine Strähne am Hinterkopf vergessen hatte. Mit Absicht würde man wohl kaum so herumlaufen. Immerhin hatte er einen Aufnäher einer Biermarke an seine Jacke geheftet. Dafür bekam Milchreisfresse definitiv Pluspunkte.

Der zweite war wohl auch gleich der Schlimmste. Mal ehrlich, welcher normal denkende Kerl trug bitte freiwillig eine Pünktchenjacke? So etwas sollte verboten werden. Von den engen Hosen wollte ich gar nicht erst anfangen. Dann hatte er sich noch schön die Haare ins Gesicht geklatscht und perfekt war der schwulste Emo den ich je in meinem Leben gesehen hatte und das sollte schon was heißen, da ich ja andauernd von Tim zu seltsamen Konzerten mitgeschleift wurde, welche von diesen Vögeln ebenfalls bevölkert wurden. Der Junge war echt die Krönung. Zwar hatte er sich ebenfalls vorgestellt, aber ich war visuell so abgelenkt, dass meine Ohren nichts mehr aufnehmen konnten. Gaylord, wie ich ihn deshalb spontan getauft hatte, setzte sich sofort neben Lukas und warf diesem eindeutige Blicke zu. Na, da hatte sich ja schon das neue Traumpaar gefunden. Da konnte die Nervbacke getrost die Finger von Tim lassen. Der oder das Letzte im Bunde war eine Mischung aus den zwei anderen mit feuerroten Haare, wo ich sofort an Pumuckl denken musste.

Emuckl und Milchreispunker verstanden sich auf Anhieb und einigten sich auf ihren Teil der Arbeit, während ich mal wieder die Ehre hatte, mit den restlich verbliebenen Gruppenmitglieder arbeiten zu dürfen. Ich freute mir schon ein Loch ins Knie.

Der Tag wurde einfach nicht besser. In der Bibliothek waren alle Bücher schon ausgeliehen und die Arbeit bei meinem Vater raubte mir den letzten vorhandenen Nerv. Sogar der Kopierer verweigerte mir seine Arbeit. Nicht einmal gezielte Tritte brachten dieses verfluchte Ding wieder zum laufen.

Gegen 22 Uhr schaffte ich es endlich nach Hause und hatte die Nase gestrichen voll. Auch wenn im Wohnzimmer noch Licht brannte, verzog ich mich gleich in mein Zimmer. Ich wusste, dass ich meine schlechte Laune nur an Tim auslassen würde, auch wenn dieser am wenigsten dafür konnte. Eigentlich half es nur noch, sich ins Bett zu schmeißen und zu hoffen, dass morgen alles besser wurde.
 

TBC

Kommentare?

Koexistenz mit Folgen

Kapitel 4
 

Großes Sorry, dass es diesmal etwas länger gedauert hat. Irgendwie haben wir den Upload total verdrängt XD …

Vielen, vielen Dank auch für die tollen Kommentare :D Wir sind immer ganz aus dem Häuschen deswegen ^^

Viel Spaß beim lesen
 

***
 

Koexistenz mit Folgen
 

Tim
 

Seit dem Wochenende der Einweihungsfeier waren zwei Wochen vergangen und das war so ziemlich das letzte Mal, dass ich Daniel länger als drei Stunden am Stück zu Gesicht bekommen hatte.

Heute war Freitag und die letzte Vorlesung war gerade eben zu Ende gegangen. Und ich war mit den Nerven am Ende. Ich konnte von Glück reden, dass mir Sarah und Lukas des öfteren Gesellschaft geleistet hatten, sonst wäre ich wohl durchgedreht. Daniels Ausflüchte ála Gruppenarbeiten kaufte ich ihm keinen Meter ab und mittlerweile wollte ich sie auch gar nicht mehr hören. Auch wenn ich wusste, dass es auf Dauer nicht gut war, schaltete ich auf „Ignoriermodus“. Ich hatte keinen Bock, das alles an mich heran kommen zu lassen. Viel lieber ging ich mit meinen neuen Freunden einen heben und verdrängte unsere Beziehungsprobleme.

„20 Uhr Saufen bei mir?“, fragte Sarah zur Sicherheit noch einmal nach.

„Na logen.“ Was sollte ich auch sonst an einem Freitagabend machen? Daniel war ja eh nie zu Hause, ging selten an sein Handy und schien sich lieber mit allem anderen zu vergnügen, nur nicht mit mir. Und ich sah gar nicht ein, dass immer ich derjenige war, der ihn daran erinnerte, dass wir eine Beziehung führen. Wie erwartet war er nicht in unserer Wohnung anzutreffen und dies änderte sich auch nicht, bis ich mich auf den Weg zu Sarahs WG machte. Besagte Frau wohnte mit zwei Informatikstudenten zusammen, die sich wenig am Haushalt beteiligten, dafür aber umso mehr an den Partys, die in regelmäßigen Abständen abgehalten wurden.

„Ich hab deinen geliebten Licheewein mitgebracht“, grinste ich sie an, als sie mir die Tür öffnete und hielt ihr die Flasche vor die Nase.

„Auf dich ist eben Verlass“, freute sie sich und ließ mich eintreten.

„Wer kommt heute alles?“, fragte ich, während ich mir meine Jacke und Schuhe auszog.

„Ein paar Nerds von Toms und Patricks Kursen und Lukas.“

„Kleine Runde also.“

„Jepp, wir haben vor, Sinnlos im Weltraum zu gucken und vielleicht noch ein paar andere dämliche Youtube-Videos.“ Das klang nach einem gediegenen Abend ganz nach meinem Geschmack.

Keine 10 Minuten später war Lukas auch eingetroffen und hielt mir lächelnd Vodka und Cola hin.

„Mixt du mir wieder was?“ Da war aber jemand auf den Geschmack gekommen.

„Klar“, stimmte ich zu und ging an meine Aufgabe.

„Was machst du unter der Woche eigentlich immer?“, fragte er mich, nachdem wir angestoßen hatten.

„Mir deine Freundin ausborgen“, grinste ich.

„Cool, gleiches gilt für mich und deinen Mitbewohner.“

„Wie jetzt?“, fragte ich, als mein Hirn diese Information verarbeitet hatte. Meine Gesichtszüge entgleisten wohl gerade aufs Übelste.

„Wir sind zusammen im Medienseminar und arbeiten immer in einer Gruppe.“

„Was?“, krächzte ich geschockt.

„Hat er dir das nicht erzählt?“

„Nee“, murmelte ich und musste mich erst mal setzen. Dass er mir etwas verschweigt, wusste ich ja schon vorher. Ich konnte nur hoffen, dass es bei dieser einen Sache blieb. Kein Wunder, dass er kaum Zeit hatte, wenn er sich noch extra Kurse aufhalste. Denn Medien standen bei seinem Wirtschaftsstudium normalerweise nicht auf dem Programm.

„Na ja, ist ja auch nicht so wichtig, oder?“, fragte er ahnungslos. Man, wenn der wüsste. Ich konnte mich daraufhin eigentlich nur noch besaufen. Und das hatte ich ja ohnehin vorgehabt. Ich brummte etwas undefinierbares als Antwort und kippte mir dann mein Bier hinter. Ich brauchte dringend etwas Starkes.

Eine halbe Stunde später waren wir komplett und zogen uns bekloppte Videos rein. Lukas saß neben mir und wir soffen zusammen um die Wette. Ich, weil ich Frust hatte und Lukas wohl, weil er mithalten wollte oder so.

„Wollt ihr die Flasche heute noch leer kriegen?“, fragte Sarah skeptisch und deutete auf den Vodka, der schon beträchtlich abgenommen hatte.

„Wir bemühen uns“, lallte Lukas freudig. Meine Güte, hatte der schon wieder einen sitzen. Ich konnte von Glück reden, halber Ukrainer zu sein. Vodka war für mich wie Wasser und hatte ein dementsprechend harmlosere Wirkung als für die meisten Deutschen. Nichtsdestotrotz spürte ich die Folgen und genau das war ja auch beabsichtigt. Leider hielt es mich nicht von Grübeleien ab, wie ich mir erhofft hatte.

Irgendwann hatten wir die Flasche tatsächlich noch alle gekriegt und ich war doch gut dabei. Ich verabschiedete mich von allen, die noch weiter Party machen wollten, schließlich musste ich morgen arbeiten. Nur Lukas begleitete mich zur Straßenbahn, der ebenfalls genug hatte. Seinem Schwanken nach zu urteilen, hätte er wohl schon vor zehn Gläsern aufhören sollen.

„Was machst'n du morgen?“, nuschelte es neben mir, sodass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen.

„Arbeiten und dann mal sehen, wieso?“

„Du könntest mich ja mal besuchen und dann zocken wir 'ne Runde oder so.“

„Ich kann dir nix versprechen, aber ich denk' drüber nach okay?“ Eigentlich hatte ich morgen vorgehabt, mal wieder Zeit mit Daniel zu verbringen. Obwohl mir die Lust darauf vergangen war, seit ich wusste, dass er mir schon wieder wichtige Sachen vorenthielt.

Wir tauschten noch Handynummern aus für den Fall der Fälle und begaben uns dann in unsere Bahnen.

In der Wohnung war alles ruhig, als ich ankam. Keinen Plan, ob Daniel anwesend war oder nicht. Ich wollte nur noch ins Bett und begab mich auch auf direktem Wege in mein Zimmer. Heute wollte ich mich definitiv nicht mehr mit meinem Freund beschäftigen, das wäre sonst nicht gut ausgegangen.

Samstag kam wie immer zu früh und unangenehm. Ich hätte wohl doch nicht darauf bestehen sollen, den Vodka zu killen. Mit dem Pelz auf der Zunge und dem Hämmern im Kopf würde es ein lustiger Arbeitstag werden. Aber mit einer halben Schachtel Schmerztabletten und einigen Tassen Kaffee intus würde ich das schon überstehen. Ich schlurfte in die Küche, um meine Pläne in die Tat umzusetzen und sah eine benutzte Tasse in der Spüle stehen. Offensichtlich war mein werter Herr Mitbewohner bereits unterwegs zu seinem Training oder was auch immer. Gott, ich war derzeit wieder in richtiger Leck-Mich-Am-Arsch-Stimmung und es war mir total egal.

Irgendwie überstand ich die 7 Stunden Arbeit mehr oder weniger lebendig. Meine Kollegen schenkten mir den ein oder anderen besorgten Blick, den ich aber gekonnt ignorierte. Darin war ich inzwischen eh ein Meister geworden. Wieder zu Hause angekommen fehlte von Daniel weiterhin jede Spur. Ich gönnte mir eine Pizza als Mahlzeit, denn auf Kochen hatte ich heute sicher keine Lust mehr.

Gegen 20 Uhr ging ich dann pennen. Mein Freund war nicht aufgetaucht und ich hatte extremen Schlafmangel seit gestern. So schlecht gelaunt wie ich war, erstaunte es mich wirklich, dass ich innerhalb von Minuten eingeschlafen war.

Der nächste Morgen startete nicht besser für mich. Ich krauchte motivationslos aus meinem Bett und wünschte mir, dass ich niemanden begegnen würde, während ich mir meinen Kaffee zubereitete. Weiß Gott, was mit mir geschehen war, aber ich hatte nicht die geringste Lust, meiner Liebe gegenüber zu treten. Ich war scheinbar zu einem Arschloch mutiert, dass mich das alles peripher tangierte. Aber nach jahrelangem Daniel-Einfluss war das vielleicht nicht einmal verwunderlich. Als ich so in unserer Küche saß und vergeblich darauf wartete, dass mein sogenannter Freund mir Gesellschaft leistete, kam mir der Gedanke, Lukas' Vorschlag anzunehmen, immer verlockender vor. Und als sich auch nach einer Stunde Wartezeit nichts rührte, rief ich meinen Samariter an.

„Hey, steht dein Angebot zum Zocken noch?“

„Klar“, ertönte es erfreut am anderen Ende der Leitung. „Gib mir nur 20 Minuten und alles steht bereit.“

„Wunderbar“, meinte ich, „dann mach ich mich auf den Weg.“

Gesagt, getan – eine halbe Stunde später klingelte ich tatsächlich an Lukas' Tür und eben dieser öffnete mir mit einem strahlenden Lächeln seinen Verschlag.

„Komm rein“, meinte er und trat zur Seite. Ich hatte keine Ahnung, wann sich das letzte Mal jemand so über meine Gesellschaft gefreut hatte, aber ich konnte nicht leugnen, dass es meine Laune besserte.

„Hast du gut her gefunden?“, fragte er, als er mir seine kleine Ein-Zimmer-Wohnung zeigte.

„Klar, wieso nicht?“

„Ist ja für ein Dorfkind nicht so leicht“, lachte er unverschämt. Kaum war er allein mit mir, wurde er aufmüpfig oder was?

„Ey, werd' ja nicht frech.“

„Sonst was?“

„Hol ich meine Mistgabel vom Bauernhof.“

„Oh verdammt. Kann ich es mit Essen wieder gutmachen?“

Wie auf Kommando meldete sich mein Magen, um mich zu erinnern, dass ich ihn heute noch nicht ausreichend versorgt hatte.

„Kann ich das Angebot gleich einlösen?“, grinste ich schief.

Glücklicherweise konnte ich das, denn Lukas lotste mich sogleich in seine Küche und platzierte mich auf einen der zwei Stühle. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, auch mal wieder bedient zu werden.

„Lust auf Auflauf?“

„Sag bloß, du kannst kochen.“

„Na ja, ich nicht, aber der Backofen kann es ganz gut.“ So langsam aber sicher wurde mir der Junge immer sympathischer. Bislang hatte ich immer den Eindruck gehabt, dass er nicht er selbst war und auch sonst liefen unsere Gespräche etwas krampfig ab. Aber offenbar hatte er nur eine Weile gebraucht, um aufzutauen.

Nachdem wir unsere Bäuche gefüllt hatten, vertrieben wir uns die Zeit wie abgemacht mit Zocken. Wir waren gerade mittendrin, als mein Handy sich zu Wort meldete. Es war eine SMS von Daniel mit der Frage, wann ich nach Hause kommen würde. War ihm also wieder eingefallen, dass es noch jemand anderen als ihn in seinem Leben gab. Einerseits wünschte ich ihn gerade zum Teufel, aber andererseits hatte ich ihn so lange nicht gesehen und ich vermisste ihn ja auch.

„Ich glaub, ich mach mich gleich nach Hause.“

„Schon? Du bist doch kaum erst angekommen.“ 'Kaum erst' war eine dezente Untertreibung für knapp drei Stunden.

„Daniel ruft nach mir.“

„Ach komm schon, bleib doch noch. Deinen Mitbewohner siehst du doch ständig.“ Diese Aussage war ja an und für sich logisch, zumindest im Normalfall, aber was war bei meinem Freund und mir schon normal? Ich erwähnte mal lieber nicht, dass ich Lukas mittlerweile öfter sah als Daniel. So weit war er noch nicht aufgestiegen, dass ich mit ihm solche privaten Dinge besprach. Dieser sah mich gerade aus großen Augen an. Den Hundeblick hatte er wirklich drauf.

„Also gut“, willigte ich ein und schrieb eine kurze Nachricht zurück, dass es später werden könnte. „Aber nicht mehr allzu lange.“ Aus diesem Vorsatz wurde irgendwie nichts, weil wir uns fest gespielt hatten und als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war bereits die letzte Bahn gefahren. Verdammter Mist! So war das nun wirklich nicht geplant gewesen. Andererseits war es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn Daniel mal merkte, wie es war, wenn man vergeblich auf jemanden wartete.

„Was machen wir jetzt?“, fragte ich ratlos.

„Du kannst ruhig bei mir pennen“, bot mir Lukas an.

„Und wo bitte?“ Ich fand, das war eine berechtigte Frage, da er mit einem Bett und dem winzigen Sofa keine wirkliche Übernachtungsmöglichkeiten bot.

„Ich hab noch einen Schlafsack, dann könnte ich auf dem Boden schlafen.“

„Kommt gar nicht in die Tüte. Ist ja schließlich meine Schuld, dass ich mich bei dir einquartiere.“

„Aber ohne mein Drängen wäre es nicht dazu gekommen.“ Oh man, der Junge war eindeutig zu nett für diese Welt. „Wir könnten aber auch...also, wenn's dir nix ausmacht...ähm, in meinem Bett pennen...breit genug ist es ja.“ Nachdem ich einen prüfenden Blick darauf geworfen hatte, stellte ich fest, dass er recht hatte und stimmte kurzerhand zu.

„Man, du hast echt was gut bei mir“, lächelte ich ihn an. „Ich hoffe mal, du trittst mich nicht im Schlaf.“ Daniel hatte manchmal diese Anwandlungen, mir mitten in der Nacht seinen Arm auf meine Nase zu brettern.

„Ich werde mich bemühen.“

Tatsächlich bekam ich weder gezielte Schläge oder Tritte in der Nacht, worüber ich sehr froh war. Allerdings wurde ich zeitig aus den Federn geschmissen. Lukas musste bald zur Uni und ich sollte vielleicht auch mal wieder nach Hause fahren.

„Trinkst du Kaffee?“, fragte er, während er sich Schlabberklamotten anzog.

„Jau“, krächzte ich und versuchte, mich aus dem Bett hervorzuwühlen. Lukas Lachen nach zu urteilen, standen meine Haare wohl wieder in alle Richtungen ab.

„Im Bad liegt ein Kamm“, zwinkerte er mir zu, bevor er aus dem Raum verschwand. Nachdem ich mich halbwegs in ein sozialfähiges Wesen zurückverwandelt hatte, schlürfte ich gähnend in die Küche. Ich war es nicht gewohnt, mit so wenig Schlaf auszukommen. Ganz im Gegensatz zu Lukas, denn dieser summte fröhlich ein Lied vor sich hin und schien nicht im geringsten müde zu sein.

„Ich hab nicht viel zu Essen da“, meinte er zerknirscht, worauf ich nur abwinkte.

„Toast und irgendwas drauf tut es allemal“, nuschelte ich zur Antwort und bekam, was ich wollte.

„Kein Frühaufsteher, was?“, fragte Lukas grinsend, während er mir Kaffee einschenkte.

„Nope“, murmelte ich und hätte meinen Kopf am liebsten auf dem Tisch zum Schlafen abgelegt.

Keine halbe Stunde später machte ich mich auf den Weg zu meiner Bude und war inzwischen etwas munterer. War auch dringend von Nöten, wenn ich nicht in die falsche Bahn einsteigen wollte. Daniel war inzwischen wohl auch in der Uni, worüber ich ganz froh war. Er war mit Sicherheit leicht säuerlich und hatte auch allen Grund dazu. Auf dem Handy hatte er sich nicht mehr gemeldet und auch in der Wohnung fand ich keine Haftnotiz von ihm, wie es des öfteren der Fall war. Mit Sicherheit konnte ich mir dafür noch eine Pfeife anbrennen, aber ich hatte ja auch noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.
 

Daniel
 

So langsam hatte ich keine Lust mehr auf die ganze Scheiße. Es kam in letzter Zeit nicht nur einmal vor, dass ich am überlegen war, nicht einfach alles hinzuschmeißen. Seit zwei Wochen war nicht nur in der Uni die Hölle los. Die Professoren fanden es besonders lustig, uns ihre Arbeit machen zu lassen, indem sie uns in diversen Gruppen einfach dazu zwangen, sich den Stoff selbst beizubringen. Ich fragte mich ernsthaft, warum die alten Säcke so hoch bezahlt waren, wenn sie ja noch nicht mal ihren Job richtig machten. In der Firma meines Vaters sah es gerade nicht besser aus. Sie betreuten zur Zeit ein wichtiges Projekt und da hieß es Überstunden und noch mehr Überstunden. Leider auch für so unwichtige Hilfsarbeiter wie mich. Freitag war der große Abschluss und so sah ich schon freudig meinem ruhigen Wochenende entgegen, das ich am liebsten auf der Couch neben Tim verbringen wollte. Leider war ich zu naiv, zu glauben, dass dies wirklich in Erfüllung gehen könnte.

Ich war kaum aus der Uni raus, als die Sekretärin meines Vaters mich schon über das Handy versuchte, zu kontaktieren. Mein werter Erzeuger würde heute den Vertrag mit seinem Geschäftspartnern begießen und mir wurde angetragen, mich schnellstens im Büro einzufinden. Wie ich mich freute. Der Freitag war dann wohl gegessen. Fing ja schon mal klasse an. Dort angekommen wurde mir ein bescheidener Anzug in die Hand gedrückt und ehe ich mich versah, saß ich frisch geschniegelt neben der Elternfront in der BMW Limousine. 

Mein Vater erläuterte während der gesamten Fahrt die Vorteile dieser neuen Geschäftsbeziehung, dass es erforderlich wäre, genau jetzt wichtige Kontakte zu knüpfen und ob ich in der Zwischenzeit einmal darüber nachgedacht hätte, bei welchem der langweiligen, oberwichtigen Futzis ich mal ein Praktikum machen wollte. Klar, ich hatte ja so schon nicht genug zu tun. Wozu brauchte man eigentlich so etwas Überflüssiges wie ein Privatleben? Ich biss mir hart auf die Lippe, um diese oder ähnliche Antworten zu unterdrücken.

„Müsst ihr immer nur über Arbeit reden?“,beschwerte sich irgendwann zum Glück meine Mutter und das Thema wurde spontan auf Lästereien über irgendwelche Nachbarn gewechselt. Das Restaurant war auf den ersten Blick wie jedes andere, welche meine Eltern bevorzugten. Statt einem ordentlichen Bier gab es nur Martini und Prickelwasser. Ich wollte mich spontan erschießen gehen. An den Portionen aß man sich hungrig und die Themen am Tisch drehten sich zum Großteil um die Entwicklung an der Börse, den Aufstieg Chinas oder ähnlich spannendes Gerede. Die Frauen hielten die Klappe, während ich versuchte, mich in Luft aufzulösen. Leider scheiterte ich daran, denn irgendwann fiel zumindest dem Ältesten der Runde auf, dass ich existierte. Verdammter Mist aber auch.

„Und du studierst BWL, mein Junge?“, wandte er direkt das Wort an mich. Er musste schon die 60 weit überschritten haben und hatte irgendwie die Ausstrahlung eines netten Opas von nebenan. Er passte überhaupt nicht in die Runde aus verbissenen Gesichtern.  

„Äh ja“, antwortete ich zögerlich und wusste gerade nicht, wie ich mich verhalten sollte.

„Vernünftige Wahl. Meine Enkelin redet immer noch davon, unbedingt Popstar werden zu wollen.“ Gestelltes Lachen von allen Seiten folgte.

„Die Jugend heutzutage. Wir sind so froh, dass sich Daniel rechtzeitig gefangen hat. Er war nicht immer so einsichtig“, erläuterte mein Vater und ich hatte das Gefühl, meine Jakobsmuschel gleich wieder heraus würgen zu müssen.

„Als ob wir in dem Alter anders gewesen wären.“ Der Opa wurde mir irgendwie sympathisch.

„Was hast du sonst noch für Hobbies, Junge?“

„Handball“, antwortete ich knapp und konnte es mir gerade noch verkneifen, ein Sir anzuhängen. Fand ich passend zur Situation, aber da wäre ich sicher der Einzige gewesen.

„Ein Sportbegeisterter.“ Das Lächeln des alten Mannes schien ehrlich und ich fing augenblicklich an, mich etwas zu entspannen.

„Wir haben schon alles versucht, ihm das ausreden, damit er sich voll und ganz auf die wichtige Sachen konzentrieren kann“, seufzte meine Mutter theatralisch, als wäre mein Hobby irgendetwas Gesellschaftsschädigendes. Was war denn bitte an Handball so verwerflich? Wenigstens war ich nicht der Einzige, der dieser Meinung war.

„Als ich ein junger Mann war, habe ich sehr viel Fussball gespielt. Irgendwann hatte ich aufgehört und man sieht ja, was es mir gebracht hat.“ Diesmal sprach ein Mann der ungefähr Ende vierzig zu sein schien und klopfte sich lachend auf seinen recht beachtlichen Bauch.

„Behalte dir das also lieber bei, Junge. Sonst siehst du irgendwann aus wie ich.“ Wieder gestelltes Gelächter zu dieser grusligen Vorstellung.

Die Herren schwelgten nun in ihren Erinnerungen und ich war zumindest vorerst aus dem Verhör entlassen.

„…und die Mädchen damals erst. Wie sieht es bei dir aus Daniel? Schon eine Freundin?“ So viel zum Thema.

„Nein“, antwortete ich routiniert. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass ich auf dieses Thema angesprochen wurde.

„Lass dir damit ja Zeit, mein Junge. Zuerst beschweren sich die Frauen, wenn man ihnen nichts bieten kann und dann verdient man das Geld dafür und sie beschweren sich, dass man nie Zeit für sie hat.“ Ich quälte mir ein Lächeln aufs Gesicht und musste plötzlich an Tim denken. Er hatte sich bisher noch nicht wirklich darüber beschwert und ich wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht war.
 

Es war weit nach ein Uhr, als ich endlich zu Hause abgesetzt wurde. Tim schien nicht da zu sein, was ich durchaus an einem Freitag nachvollziehen konnte. Ich war auch viel zu müde und zu fertig, um noch auf ihn zu warten. Gähnend schleppte ich mich ins Bett. In wenigen Stunden würde der Wecker mich schon wieder herausjagen. Beim Handball stand morgen Konditionstraining an, was im Grunde nur Nachteile hatte. Zuerst musste man sich zu unchristlichen Zeiten nach draußen quälen, um dann so lange hin und her zu rennen, bis einem die Lunge aus dem Hals hing. Für mich als Raucher war das Ganze eine Tortur und ich wollte gar nicht daran denken.

So hieß es für mich halb sechs aus den Federn, schnell mit Kaffee und der ersten Kippe versorgen und sich mental auf diese Qual vorbereiten. Ich wollte Tim lieber nicht um diese Zeit wecken, auch wenn ich zu gerne wenigstens einmal zwei Wörter mit ihm gewechselt hätte. Von anderen Dingen mal abgesehen. Dafür brauchte ich wenigstens kein beschissenes Konditionstraining.

Gegen 12 Uhr war das Training vorbei. Meine Beine zitterten noch immer, während meine Lunge schon nach dem ersten Lauf kollabiert war. Ein schönes Gefühl, wenn der Schmerz nachließ. Völlig fertig mit der Welt trabte ich aus der Sporthalle und blickte in ein Gesicht, auf welches ich heute mehr als nur gern verzichtet hätte.

„Hallo Daniel.“

„Felix“, murmelte ich leise und versuchte, schon mal den schnellsten Fluchtweg zu analysieren. Seine Anwesenheit bedeutete nie etwas Gutes und ich sollte mich auch dieses Mal nicht täuschen.

„Ich darf mal wieder deinen Fahrer spielen.“ Welch eine Freude. Gab es ja schon lange nicht mehr, nachdem der Hilfsgehilfe der Elternfront in ihrer Gunst eine Stufe aufgestiegen war.

„Ich schaffe es gerade so zu Fuß heim“, erwiderte ich kühl und wollte eigentlich auch schon los.

„Es geht leider nicht dort hin.“

„Wohin dann?“

„Steig ein, dann sag ich es dir. Wir sind schon spät dran.“ Schnell öffnete er die Beifahrertür und sah mich auffordernd an.

„Und was ist, wenn ich mich weigere?“

„Werde ich wieder degradiert und darf dich noch mehr nerven,“ Ich hasste diesen Typen. Genervt ließ ich mich also auf dem Ledersitz nieder und schon ging die Fahrt los.

„Also, wo geht es jetzt hin?.“

„Golf Ressort.“ Ich blickte Felix an wie ein überfahrenes Meerschweinchen.

„Nicht dein Ernst.“

„Oh doch. Ich freue mich schon auf dein Handicap“ Ich war so was von im Arsch. Nicht nur wegen meines mangelnden Talents auf dem Rasen, sondern auch, weil ich gerade vorgehabt hatte, Tim über mein Leid zu informieren, aber entsetzt feststellen musste, dass mein Akku wohl leer war. So eine Kacke aber auch. Ich kannte nicht einmal seine Nummer auswendig. Festnetz hatten wir natürlich damals für überflüssig gehalten. Sehr schön.

Der Golfplatz war abstoßend wie jeder andere. Überall nur grün, egal wo man hinsah. Ein Paradies für Allergiker. Vielleicht sollte ich spontan eine Allergie vortäuschen, um dieser Hölle zu entkommen. Wenigstens zwang mich bisher keiner, in diese hässlichen Klamotten zu schlüpfen, auch wenn ich mit meiner ausgewaschenen Jeans und dem schwarzen Vans Shirt mehr als nur einmal schief angeschaut wurde. Da wir ja, wie bereits von Felix erwähnt, etwas verspätet waren, wurden wir direkt zu dem dritten Loch gefahren, an denen sich die Herrschaften tummelten. Ich erkannte den Opa von gestern sowie seine Frau. Neben ihnen rannte eine aufgetakelte Blondine herum, welche von weitem erschreckende Ähnlichkeit mit Annika hatte. Lag sicher an der vielen Schminke. Wenn man sich so sein Gesicht einbetonierte, war es kein Wunder, dass die alle gleich aussahen. Neben ihnen befanden sich meine Eltern und der Stellvertreter meines Vaters.

„Daniel, da bist du ja endlich“, wurde sich mehr oder weniger freundlich von meiner Mutter begrüßt, welche mich nicht gerade sanft in die Mitte der Meute schleifte. Mein Vater war soeben bei seinem Abschlag und ignorierte mich gekonnt, weil er sich ja ach so stark konzentrieren musste. Im übrigen hatte ich mein Talent für Golf von ihm geerbt. Daher war es auch kein Wunder, dass er den Ball in der Sandbank versenkte. Ich musste schwerlich meine aufkeimende Schadenfreude verbergen.

„Hallo, mein Junge. Leider seid ihr zu spät, um noch mitspielen zu können“, begrüßte mich nun auch Opa. Ja, welch Unglück aber auch. Schnell sagte ich freundlich seiner Frau hallo, als mir auch schon dieses überschminkte Monster vor die Nase gesetzt wurde.

„Das ist meine Enkelin. Ich hatte gestern von ihr erzählt. Gislinde, das ist Daniel.“

Abschätzig wurde ich von oben bis unten gemustert.

„Isabella Gislinde III.“, kam es nasal von ihr und ich biss mir mal wieder auf die Lippe, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

„Ich fürchte einfach nur Daniel und der Erste, denke ich zumindest,“ antwortete ich weniger schnippisch, als ich eigentlich wollte und fühlte die Blicke sämtlicher „Erwachsener“ auf mir. Also rang ich mir noch ein charmantes Lächeln ab. Sie schaffte es tatsächlich, unter der Tonnenschicht zu erröten und senkte brav den Blick. Die Herrschaften waren entzückt und ich kurz davor, auf den englischen Rasen zu kotzen.

Nach der schier endlosen Party ging es in die Raucherlounge zu Whisky und Zigarren. Natürlich wurde mein Vater aufgefordert, mit seiner Familie doch über Nacht zu bleiben, da er ja schwer nun noch fahren könnte. Als ob der Mensch jemals selbst ein Auto von A nach B befördert hätte. Das Abendbrot war genauso üppig, wie das Dinner gestern und so verabschiedete ich mich mit knurrendem Magen und den enttäuschten Blicken von Gisela oder wie sie auch immer hieß, um mich in dem mir zugewiesenen Zimmer zu verschanzen. Nicht, dass das Weib noch auf dumme Gedanken kam.
 

Ich war heilfroh, als ich Sonntag Vormittag endlich wieder in den eigenen vier Wänden angekommen war. Ich musste leider feststellen, dass Tim scheinbar ausgeflogen war. Schnell hing ich mein Handy an das Ladekabel, packte eine Pizza in den Ofen, damit ich endlich etwas Ordentliches zu essen bekam und schrieb währenddessen meinem Freund eine Nachricht.

Klar, war ich von seiner Antwort enttäuscht, aber konnte es ihm auch nicht verübeln. So pflanzte ich mich samt Pizza vor den Rechner und ließ extra meine Zimmertür offen, dass ich auch hörte, wenn er heim kam. Zwischendurch verschob ich noch das allwöchentliche Telefonat mit Luisa. Dafür hatte ich heute wirklich keine Nerven.

Gegen zwei Uhr gab ich letztendlich auf. Von Tim fehlte immer noch jede Spur. Später war leider keine definierte Uhrzeit. Leicht säuerlich machte ich mich ins Bett. Soviel zum Thema gediegenes Wochenende zu zweit.
 

Ich hasste Montage. Nicht nur, dass das Wochenende im Grunde völlig für den Arsch gewesen war, nein, es ging genauso beschissen weiter. Da stand man extra mitten in der Nacht auf, um zu der blöden Vorlesung zu trampeln und was war? Der Professor hatte scheinbar selber keine Lust gehabt und der Scheiß fiel nun aus. Klasse, echt. Ich war begeistert. Meine Laune befand sich noch drei Etagen unter dem Tiefpunkt. Gefrustet marschierte ich zuerst in die Mensa, um mir einen der leckeren Spülwasserkaffees zu genehmigen und irgendwie die Zeit totzuschlagen. Heim fahren hätte sich einfach nicht gelohnt.

Nach drei von diesen Dingern war ich weder wacher, noch hatte sich meine Laune gebessert. Dafür war mir nun schlecht. Super, es wurde immer besser.

Ich machte mich irgendwann zu meinem Medienseminar auf. Ich war der erste im Raum und ebenfalls viel zu zeitig. Löcher in die Luft zu starren mutierte schon zu meinem neuen Hobby. Nach ungefähr zehn Miuten füllte sich der Raum langsam. Eine Gruppe, welche heute ihre Arbeit präsentieren würde, wuselte schon rege vorne an dem Pult herum. Würde ja spannend werden, sich 90 Minuten das Gelaber von inkompetenten Studenten anzuhören, weil der Dozent selber keine Lust hatte.

„Hey“, flötete es neben mir definitiv zu fröhlich und ich erblickte das nächste Übel in Form eines strahlenden Lukas. Hatte der ein Uranröhrchen gefressen oder was war da los? Nein, eigentlich wollte ich es nicht wissen.

„Wie war dein Wochenende?“, fragte er enthusiastisch, dass ich es langsam mit der Angst zu tun bekam.

„Geht dich nichts an“, maulte ich zurück und packte schon mal meinen Block auf den Tisch.

„Da hat aber jemand schlechte Laune.“

„Kommt vor.“

„Ist es wegen Tim?“ Hä? Wie er jetzt auf diese Schlussfolgerung kam, möchte ich wirklich gerne wissen. Zum Glück brauchte man diese Labertasche nach nichts zu fragen. Der erzählte einem auch so alles, ob man es nun hören wollte oder nicht.

„Sorry, war meine Schuld.“ Okay?! Ich schnappte mir schon mal meinen Bleistift, um diesen demnächst vielleicht als Waffe missbrauchen zu können. Mich interessierte gerade brennend, was Tim mit diesem Deppen zu schaffen hatte.

„Scheinbar wusste er gar nicht, dass wir zusammen ein Modul haben. Hat ziemlich erschrocken geschaut.“ Mein Griff um das Stück Holz wurde fester. Was bildete sich dieser Schnösel eigentlich ein, mich zu verpetzen? Wegen diesem Drecksack hatte ich nun ein echtes Problem an der Backe. 'Sorry Tim, ich hab es einfach vergessen, zu erzählen', würde wohl kaum ausreichen. Der Tag war doch echt zum Kotzen. Ich hätte einfach im Bett bleiben sollen. Aber wie hieß es so schön? Schlimmer ging es immer.

„Na ja, ist ja auch nicht so wild. Auch sorry, dass ich ihn dir gestern vorenthalten habe, aber ich musste die Gelegenheit einfach nutzen. Das verstehst du doch.“ Der Bleistift war in zwei Hälften und das Gleiche würde sehr bald mit meinem Nachbarn passieren, wenn der noch ein falsches Wörtchen von sich gab.

„Welche Gelegenheit?“, zischte ich gefährlich, aber dies schien dem Deppen in seiner heilen, rosa Welt gar nicht aufzufallen.

„Ich glaub schon, dass ich eine Chance bei ihm hab, auch wenn du was anderes denkst. Wir haben uns gestern so gut verstanden. Es war toll, so viel Zeit mit ihm zu verbringen und dann hat er auch noch bei übernachtet. Es ist zwar nichts passiert, aber es war ...“

Weiter kam er nicht, da ich schon aufgesprungen war, diesen Sack an seinem Kragen packte und heftig zu mir nach oben zerrte. Geschockt riss er die Augen auf und starrte mich einfach nur an.

„Ich sag's dir nur einmal: Lass deine Finger von ihm oder ich vergesse mich wirklich.“ Damit stieß ich ihn wieder zurück auf seinen Stuhl, wohl mit etwas zu viel Schwung, denn dieser kippte samt Lukas einfach nach hinten um. Die Blicke lagen natürlich alle auf uns, aber das war mir im Moment so was von egal. Schnell schnappte ich mir meine Sachen und machte, dass ich vom Acker kam. Wenn ich noch länger mit dem in einem Raum gewesen wäre, hätte ich für nichts mehr garantieren können. Der Tag war einfach nur gelaufen.
 

TBC

Feedback?

Whiskey mit Glitzer

Kapitel 5
 

Es geht schon wieder weiter :D

Vielen Dank an xxxsabixxx und moto7 für die tollen Kommentare

Viel Spaß beim Lesen
 

***
 

Whiskey mit Glitzer
 

Tim
 

Der Tag verlief beschissen, wie nicht anders erwartet. Ich hasste Montage, vor allem, wenn ich von Quasimodo angebaggert wurde. Am ersten Tag in der Woche war es immer am schlimmsten, wohl, weil er mich zwei Tage hintereinander nicht gesehen hatte. Wenn Daniel mal so viel Sehnsucht verspüren würde, würde mich das wenigstens freuen. Zum Glück rettete mich Sarah vor weiteren Flirtversuchen, als sie mich in den Vorlesungssaal entführte. Wenigstens besaß der Typ so viel Anstand, sich nicht neben uns setzen zu wollen.

„Nervt er dich schon wieder?“, fragte sie mitfühlend, als wir in der hintersten Reihe Platz genommen hatten.

„Und wie. Ich überlege schon, ob ich einen Bus früher nehme, nur um ihm nicht zu begegnen.“ Leider Gottes stieg er immer drei Haltestellen nach mir hinzu und ich durfte das Gelaber vier weitere Stationen ertragen, inklusive Weg zur Uni und bis hin zur Vorlesung natürlich. Leider war ich ein zu höflicher Mensch, um ihn darauf hinzuweisen, dass er mich mal kreuzweise konnte. Dafür hätte er mir nämlich einen Grund liefern müssen. Zwar war er extrem nervig, aber eben auch nett. Das einzig Gute war, dass er auf Lehramt studierte und wir nur einige Vorlesungen zusammen hatten.

Sarah schenkte mir noch einen mitleidigen Blick, bevor der Professor seinen Monolog begann.
 

Ich war mehr als froh, dass ich heute nur eine Vorlesung und Quasimodo erfolgreich abgehängt hatte. Ich wollte nur noch nach Hause und entspannen. Doch daraus wurde nichts, als ich Daniels Jacke an der Garderobe hängen sah. Nicht, dass mich seine Anwesenheit nicht freuen würde, aber er dürfte eigentlich noch gar nicht hier sein, sondern in der Uni. Neugierig geworden betrat ich das Wohnzimmer, in dem er fingertrommelnd saß und mich vernichtend ansah, als er mich erblickte.

Ich wollte gerade zu einer Begrüßung ansetzen, wurde aber sofort unterbrochen.

„Hast du mir nicht etwas zu sagen?“ Seine Stimme war so hart, dass sie hätte Glas zerschneiden können. Au backe, war da jemand sauer, aber wenn das einer wirklich sein durfte, dann ja wohl ich.

„Könnte ich dich genau so gut fragen“, schoss ich zurück und spürte, wie meine drei Tage alte Wut langsam zurückkehrte.

„Lenk' nicht vom Thema ab!“

„Welches Thema?“, fragte ich verwirrt. Was zum Teufel war hier eigentlich los?

„Was du so hinter meinem Rücken treibst zum Beispiel.“

„Kein Plan, was du meinst. Aber ich verheimliche zumindest keine zusätzlichen Seminare.“

„Und ich schlafe nicht bei fremden Kerlen“, kam es ungerührt zurück. Es schien ihn nicht mal zu wundern, dass ich davon wusste. Wahrscheinlich hatte es Lukas erzählt, sonst wüsste Daniel auch kaum davon, wo ich meinen Sonntag verbracht hatte.

„Wenn du keine Zeit für mich hast.“

„Und das ist ein Grund, durch fremde Betten zu hüpfen?“, zischte er wütend. So langsam bekam Daniels Gesichtsfarbe einen ungesund roten Ton. Besser, ihn nicht noch weiter zu reizen, aber ich war so dermaßen in Rage, dass ich mich nur schwer zurückhalten konnte.

„Das ist ein Grund, mich zu fragen, wohin das alles führen soll.“ Sobald die Worte meinen Mund verließen, biss ich mir auf die Zunge. Verdammt, so wollte ich das Thema nicht aussprechen, aber es war zu spät und spiegelte ja letztlich nur das wieder, was mir die letzten Wochen so viel Sorgen bereitete. Daniel schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte mich nur aus aufgerissenen Augen an. Da standen wir nun, beziehungsweise stand nur ich, da mein Freund stocksteif auf der Couch saß. Und ich hatte keine Ahnung, wie wir zu diesem Punkt gelangt waren. Einer von uns beiden sollte demnächst seine Sprachfähigkeit wieder erlangen, sonst würde unser Drama zu einem Stummfilm mutieren.

Ich gab mir innerlich einen Ruck und setzte mich aufs Sofa.

„So kann das nicht weiter gehen“, murmelte ich tonlos.

Daniel drehte seinen Kopf zu mir und sah mich noch immer fassungslos an.

„Wie denn?“, fragte er in einem solch kindlichen Ton, dass ich leicht lächeln musste.

„Dass du mir auch mal Sachen anvertraust, wäre schon ein Anfang“, meinte ich und sah ihn erwartungsvoll an. Ich hatte keinen Dunst, warum er so ein Geheimnis um alles machen musste.

„Ich versuch's“, wiegelte er das Thema ab und ich resignierte seufzend. Seine Ausweichmanöver kannte ich ja nun zum Gotterbarmen und ich war von unserem Streit zu geschafft, als dass ich es noch ausweiten wollte. Ich war eindeutig zu schwach, aber ich hatte ihn auch extrem vermisst und so nahe bei ihm zu sitzen, vernebelte meine Sinne. Der Duft, welcher von ihm ausging, machte mich ganz kribbelig und mir wurde bewusst, dass wir endlich mal wieder Zeit füreinander hatten.

„Daniel“, schnurrte ich und legte meine Hand auf seine Schulter.

„Hm?“, kam es verwirrt zurück. Aber ein Blick in mein Gesicht sagte ihm wohl alles, denn er grinste wissend.

„Wir könnten...“, wollte ich beginnen, als ich plötzlich zu einem Kuss herangezogen wurde. Offenbar hatte er es eilig, denn seine Hände fanden sofort ihren Weg zum Reißverschluss meiner Jacke. Sekunden später war sie offen und von meinen Schultern gestreift. Das T-Shirt gesellte sich gleich im Anschluss auf den Boden und ich beeilte mich, für Gleichstand zu sorgen. Kurze Zeit danach waren wir nackt und ich fühlte mich in die Kissen gedrückt.

„Wir haben nichts hier“, sagte ich abgehackt zwischen unseren Küssen und der Fummelei.

„Egal, geht auch so“, erwiderte er schlicht und griff zwischen uns, um mich zu massieren. Der Startschuss war gefallen und ich sah zu, für Daniel dasselbe zu tun. Sonst wäre ich über die Ziellinie geschossen, bevor ich meinen Freund überhaupt ins Rennen geschickt hatte.

Nach dem kurzen Intermezzo lag Daniel keuchend auf mir und auch ich hatte meine Probleme, regelmäßig zu atmen.

„Gut, dass wir uns doch für die Ledercouch entschieden haben.“ Diese Aussage brachte mich zum Lachen, aber er hatte recht. Die Flecken aus Polstern zu entfernen, würde sich schwierig gestalten.

„Heute mal Sneak?“, fragte ich und rechnete schon fast mit fadenscheinigen Ausreden, aber ich sollte mich täuschen. Er überlegte nur kurz, bevor er zustimmte.

„Keine Gruppenarbeit?“, konnte ich eine Stichelei nicht lassen.

„Eigentlich schon, aber ich scheiß drauf.“ Diese Antwort ließ mich über das ganze Gesicht strahlen. Wenn es nur immer so sein könnte oder wenigstens öfters. Aber davon ließ ich mir meine neugewonnene gute Laune nicht vermiesen. Stattdessen verwickelte ich Daniel in einen neuen Kuss. Runde zwei konnte starten.
 

Nachdem wir uns auf diese Weise noch den Nachmittag vertrieben haben, gingen wir abends tatsächlich ins Kino. Nach nur drei Wochen hatten wir es endlich geschafft. Ich wusste noch nicht einmal, welcher Film heute überhaupt lief, aber das war mir im Grunde auch egal. Hauptsache, ich konnte mit Daniel endlich mal wieder etwas zusammen unternehmen.

Offenbar hatten sich alle anderen sehr wohl über diesen Film informiert, der im Übrigen grottenschlecht war, weswegen wir so gut wie allein im Saal hockten. Immerhin konnten wir uns dadurch die Kuschelecke sichern, auch wenn Daniel deswegen gelästert hatte. Dafür schien er allerdings richtig Gefallen daran zu finden, weil er mich zu befummeln begann, nachdem er sich genug über den Film ausgelassen hatte. Es war schon praktisch, wenn sich keine nervige Lehne zwischen den beiden Sitzen befand.

„Daniel, nicht hier“, nuschelte ich mahnend, als er mich küsste und sich seine Hand unter mein Shirt stahl.

„Warum nicht? Es ist dunkel und kaum jemand hier“, erstickte er meine Proteste sofort und knabberte an meinem Ohrläppchen. War ja auch nicht so, dass wir irgendetwas Spannendes verpassen würden, also ließ ich ihn einfach machen. Seine Hand wanderte zu meiner Hose, um sie zu öffnen und im nächsten Moment spürte ich sie auch schon.

Ich musste ein Stöhnen unterdrücken, als er seine Finger wenig später durch seinen Mund ersetzte. Der Kerl machte mich fertig. Ganz offensichtlich wollte er meinen Akku wieder auffüllen und da war wirklich einiges aufzuholen. Vielleicht tat er es aber auch zur Vorbeugung, dass ich nicht wieder die Nacht bei jemand anderem verbrachte. Was auch die Intention dahinter war, die Aktion war verdammt geil. Warum zum Teufel hatten wir das nie während unserer Schulzeit gemacht? Sex im Kino gehörte eigentlich in die Kategorie der Jugendsünden.

Der Film wurde doch noch recht gut. Überflüssig zu erwähnen, dass dies nicht aufgrund der Dinge war, die auf der Leinwand passierten. Ich konnte zwar nicht sagen, wie das Ende war, aber das war trotzdem der bislang beste Kinobesuch. Daniel schien das ähnlich zu sehen, denn er grinste in einer Tour. Ich wollte gar nicht wissen, was ihm so durch den Kopf ging.

„Daniel?“, ertönte auf einmal eine weibliche Stimme, als wir durch die Stadt schlenderten.

Wir drehten uns zu der dazugehörigen Person um und ich erkannte, dass es sich dabei um das Mädel von unserer Party handelte.

„Hey, Jane“, schlug Daniel einen ungewöhnlich fröhlichen Ton an, sodass meine rechte Augenbraue ein Stück nach oben rutschte. Besagte Frau fing plötzlich an, über das ganze Gesicht zu strahlen und ich kam mir gerade reichlich überflüssig vor.

„Gut, dass ich dich treffe. Kannst du mir morgen deine Aufzeichnungen mitbringen?“, säuselte Daniel weiter. Ach, darum ging es. Er wollte sich nur einkratzen.

„Kann ich tun. Wo warst du denn heute?“ Am Ficken mit mir hätte ich ja am liebsten raus gehauen. Konnte ich natürlich nicht, weil mir Daniel sonst wohl eine zimmern würde und das Weib den Schock ihres Lebens bekommen würde, so wie sie meinen Freund anhimmelte. Außerdem musste man das nicht jedem Dahergelaufenen auf die Nase binden.

„Beim Arzt“, sog sich Daniel aus den Fingern. Mehr oder weniger stimmte das sogar. Doktorspiele hatten wir in der Tat gehabt.

„Ach so, ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“ Wenn da je etwas Ernstes gewesen wäre, hätte ich es ihm vorhin mit Sicherheit ausgesaugt. Ich hoffte, den beiden fiel nicht auf, dass ich hier mit einem monströsen Grinsen daneben stand.

„Nur Routine“, lächelte mein Freund weiterhin zuckersüß. Ich verdrehte die Augen bei diesem Schauspiel. Das war ja noch schlimmer als vorhin im Film. Nur mit dem Unterschied, dass wir diesmal nicht in der Hauptrolle waren, sondern Daniel und die lästige Jane. Konnte die mit ihrer Fragestunde nicht bis morgen warten oder sich gleich einen anderen Tarzan suchen?

„Bloß gut“, kicherte sie mädchenhaft und verabschiedete sich dann endlich. Meine Güte, Weiber konnten echt anstrengend sein.

„Sie hat mich nicht mal wahrgenommen“, empörte ich mich, als wir unseren Weg fortsetzten.

„Bist du jetzt beleidigt?“, lachte mich der Arschkeks von Freund aus.

„Ein wenig“, schmollte ich weiter. Ich mochte es nicht sonderlich, wie Luft behandelt zu werden. Das galt für alle Leute, insbesondere für meinen werten Herrn Mitbewohner.

„Soll ich sie morgen dafür schelten?“

„Ja und am besten, du bringst ihr eine Liane mit, damit sie sich davon schwingen kann.“

„Die sind schwer zu finden.“ Ich konnte keine Sekunde länger so tun, als wäre ich gekränkt. Dafür hätte ich nämlich das Lachen sein lassen sollen.

Als wir zu Hause ankamen fielen wir nur noch in die Betten. Sex hatten wir für den Tag genug gehabt und so blieb es beim harmlosen Knutschen, bevor wir aneinander gekuschelt einschliefen.
 

Am Mittwoch traf ich mich mal wieder mit Sarah in ihrer WG. Dass Lukas auch anwesend sein würde, hatte ich Daniel vorsichtshalber nicht erzählt, da er ja nicht so gut auf ihn zu sprechen war. Wir hatten uns einen Kasten für den Abend besorgt und spielten dämliche Kartenspiele. Das war eigentlich etwas, was ich nicht sehr mochte, aber sobald ich mir ein paar Bier hinter die Binde gekippt hatte, ließ es sich aushalten.

„Du, sag mal“, fing Lukas an, als wir allein im Raum saßen, „Daniel ist sehr...direkt oder?“ Schon an der Formulierung merkte ich, dass er wohl die etwas weniger charmante Art meines Freundes kennen gelernt hatte. Hoffentlich hatte er ihm keine Beleidigungen an den Kopf geknallt.

„Direkt, ehrlich und manchmal auch ziemlich gemein“, stimmte ich lächelnd zu. Aber genau das waren die Eigenschaften, die ich an ihm schätzte. Außer das letzte vielleicht, aber auch nur, wenn es gegen mich gerichtet war.

„Er scheint recht besorgt um dich zu sein“, drückte Lukas sich vage aus. Irgendwie redete er um den heißen Brei herum und ich wusste nicht, worauf er aus war.

„Wir haben zusammen viel durchgestanden“, antwortete ich. Wenn ich so zurückdachte, war es ein kleines Wunder, dass wir überhaupt ein Paar geworden waren. Aber wir waren wohl wie zwei Magneten, die sich gegenseitig anzogen. Wir passten gut zusammen und ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass wir füreinander bestimmt waren. Die einzige Frage, die blieb, war, ob wir es schafften, die Schwierigkeiten, die im Leben auf uns noch warteten, zu meistern.

Bevor er weitersprechen konnte, betrat Sarah den Raum und er schloss seinen Mund wieder. Offenbar wollte er mir irgendetwas mitteilen, schien sich aber nicht zu trauen. Und ich würde Daniel ganz sicher auch nicht danach fragen. Ich war froh, dass wir uns fürs Erste wieder vertragen hatten. Immerhin zeigte mir seine Eifersucht, dass ich ihm noch immer so viel bedeutete wie vor dem Studium. Hoffentlich würde es nicht zu bröckeln beginnen.
 

Daniel
 

Als ich Montag Abend mit Tim heim kehrte, warteten mehrere unbeantwortete Anrufe auf mich. Die meisten waren von der Sekretärin meines Vaters, einer jedoch von ihm persönlich. Kein gutes Zeichen. Ich wusste schon, warum ich mein Handy lieber versehentlich zu Hause liegen lassen hatte. Mein Fehlen hatte man auf Arbeit also bemerkt.

Dienstag blieb es noch ruhig. Wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm und so war es tatsächlich. Mittwoch nach dem Training war es dann soweit. Erneut wartete ein schwarzer Firmenwagen meines Vaters vor der Turnhalle auf mich, diesmal jedoch ohne Felix, sondern dem neuen Lakaien, dessen Name mir sofort wieder entfallen war, nachdem er sich vorgestellt hatte.

Schweigend kam ich seiner Aufforderung nach und stieg in den Wagen. Was blieb mir auch für eine andere Wahl? Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, aber es war sicher nichts erfreuliches. Zwanzig Minuten später betrat ich mit einem mulmigen Bauchgefühl das große Büro meines Erzeugers. Dieser saß wie eigentlich immer hinter seinem großen Schreibtisch und blätterte in irgendwelchen Akten.

„Wo warst du am Montag?“, startete er direkt die Konversation, ohne auch nur einmal aufzublicken. Begrüßungen waren wohl nicht mehr in Mode. Wozu Zeit verschwenden, wenn man doch direkt zum Punkt kommen konnte? Wenn das mal kein effizientes Arbeiten war. Im Grunde war es egal, welche Ausrede ich benutzte. Glauben würde er mir sowieso keine.

„Krank.“

„Krank?“ Wenigstens hatte ich nun für ein paar Sekunden die volle Aufmerksamkeit meines Vaters, denn dieser richtete seinen argwöhnischen Blick direkt auf mich.

„Ja.“

„Dann kannst du mir sicher eine ärztliche Bescheinigung vorlegen.“

„Nein.“

„Daniel, ich werde so etwas nicht dulden. Du bist nicht mehr in der Schule, wo du tun und lassen konntest, was du wolltest. Die Zeiten sind vorbei. Das wird nicht noch einmal vorkommen, sonst muss ich Konsequenzen daraus ziehen.“ Sein Ton war eiskalt, sodass mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken fuhr. Schweigen breitete sich aus.

„Du wirst dein Versäumnis am Freitag nacharbeiten. Haben wir uns da verstanden?“

„Ich kann Freitag nicht. Ich bin mit Tim verabredet.“ Widersprechen war keine besonders gute Idee, schon mal gar nicht in meiner Lage, aber die Worte hatten meinen Mund verlassen, bevor mein Hirn überhaupt reagieren konnte. Ich hatte es meinem Freund versprochen, den Freitag Abend mit ihm zu verbringen. Montag war ich aus der Sache mit einem blauen Auge herausgekommen, aber ich befürchtete, das nächste Mal würde es kein Happy End mehr geben.

„Sehen so deine Prioritäten aus? Glaubst du, du könntest jetzt ein solches Leben führen, wenn ich früher meine Zeit lieber für unnütze Sachen vergeudet hätte?“

„Aber...“

„Du solltest weniger Zeit mit diesem Jungen verbringen.“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spürte, wie sich die Nägel in meine Haut bohrten. Ich versuchte, irgendwie die Wut unter Kontrolle zu bekommen, welche sich in mir aufbaute.

„Keine Angst, dafür sorgst du ja schon.“

„Wie bitte?“ Verdammt, warum konnte ich nicht einmal zuerst denken und dann sprechen?

„Vielleicht sollte ich dich noch einmal an unsere Abmachung erinnern. Ich kann den Spieß gerne umdrehen.“

Er hatte mich. Ich saß in der Falle und konnte nichts dagegen tun.

„Haben wir uns jetzt verstanden?“

„Ja.“

„Gut, dann sehen wir uns morgen und Freitag.“

„Ja.“

„Du kannst gehen.“ Danke für das Gespräch. War wie immer nett!

Kaum, dass ich draußen angekommen war, fischte ich erst einmal eine Zigarette aus meiner Jacke und zündete mir diese an. Das Nikotin beruhigte mich zumindest teilweise, und ein gezielter Tritt gegen die Mauer tat sein übriges dazu. Wie ich diese Brut doch hasste. Warum fiel denen auch nach der ganzen Zeit ein, dass ich überhaupt existierte? Wir hätten es gerne bei der gegenseitigen Ignoranz belassen können.

„Hey, so schnell sieht man sich wieder.“ Felix. Mir blieb heute auch nichts erspart. Zur Begrüßung bekam der Blonde nur ein genervtes Schnaufen zu hören, während ich mich lieber weiter meiner Zigarette widmete.

„Doch so gute Laune. Daraus schließe ich mal, dass du schon in der Höhle des Löwen warst.“ Schlaues Kerlchen, wirklich. Eine Kombinationsgabe wie Sherlock. Vielleicht sollte er mal über einen Berufswechsel nachdenken und zwar weit weg von hier.

„Soll ich dich Heim fahren?“, bot der Ältere irgendwann an, wahrscheinlich um das Schweigen zu brechen, welches sich durch meine überzeugte Nicht-Kommunikation gebildet hatte.

„Wenn du nichts besseres zu tun hast.“ Der Gedanke, sich nicht durch die überfüllten Straßenbahnen quetschen zu müssen, war irgendwie sehr verlockend. Vielleicht sollte ich doch etwas netter zu ihm sein.

„Oh, er redet ja doch.“ Okay, ich verwarf das mit der Nettigkeit sogleich wieder.

„Haha, sehr witzig. Ich glaub, ich laufe lieber.“

„Jetzt sei doch nicht gleich so empfindlich.“

Am Ende hatte er mich doch noch überzeugen können und so saß ich nun in der teuren Arbeitskarre, während wir definitiv zu langsam voran kamen. Der Feierabendverkehr war fürchterlich und die Straßen vollkommen verstopft. Die Öffentlichen wären wahrscheinlich die schnellere Alternative gewesen. Leider dachte Felix auch nicht daran, mich die Fahrt über schweigend aus dem Fenster gucken zu lassen. Wie er jedoch das Thema geschickt auf Tim lenken konnte, war mir schon schleierhaft, aber warum ich ihm dann auch noch von dem Streit erzählte, war mir erst recht ein Rätsel. Scheinbar schien mein Hirn heute wirklich nur auf Sparflamme zu laufen.

„Du könntest es ihm immer noch sagen“, kam sein unglaublich intelligenter Rat, nachdem ich mit meinen Erzählungen fertig war. Als ob ich selbst nicht schon auf diese Idee gekommen wäre.

„Wie stellst du dir das vor? Hey, Tim, wusstest du schon das Neuste? Ich hasse mein Studium und muss nebenbei auch noch für die Elternfront schaffen gehen und das alles eigentlich nur wegen dir, damit wir zusammen wohnen dürfen und ich nicht an irgendeine beschissene Elite-Uni in Timbuktu abgeschoben werde. Wenn du nicht wärst, hätte ich auch nicht meine Seele an sie verkaufen müssen. Ist doch klasse, nicht?“

„So solltest du es vielleicht nicht ausdrücken.“ Na ach, ganz so behindert war ich ja nun auch nicht. Was dachte der eigentlich von mir? Hier ging es ja auch nicht um meine Wortwahl.

„Aber so wird er es verstehen und genau das will ich nicht. Es war meine Entscheidung und ich werde damit leben müssen.“ Punkt, aus und Ende. Das Thema nervte wie Seuche. Leider sah Felix das anders.

„Daniel, meinst du nicht, in einer Beziehung sollte man gerade über solche Probleme reden?“

„Tut mir Leid, wenn ich keine Ratschläge von jemanden annehme, dessen Hand schon Schwielen vom Wichsen hat und der es nicht mal schafft, eine Freundin länger als drei Wochen zu behalten.“ Merkte der nicht, dass ich keine Lust mehr auf diese Diskussion hatte?

„Das muss nicht heißen, dass ich keine Ahnung habe.“ Okay, dann halt etwas deutlicher für die Begriffsstutzigen unter uns: „Thema beendet.“

„Du bist so ein verdammter Sturkopf.“ Schön, dass wir das dann auch geklärt hätten.
 

Ich war heilfroh, als ich endlich zu Hause ankam und meine Ruhe hatte. Tim schien noch nicht wieder daheim zu sein und das war vielleicht auch gar nicht so schlecht. Ich musste erst einmal wieder runter kommen und meine Gedanken ordnen. Keine Ahnung, wie ich ihm das mit Freitag erklären sollte. Am besten vielleicht gar nicht. Ich hatte nicht so lange Uni und wenn ich mich beeilte, wäre durchaus beides schaffbar. Also kein Grund zur Panik. Bewaffnet mit nährstoffarmen Tiefkühlfraß und einem Bier machte ich es mir im Wohnzimmer gemütlich und zappte durch die fantastischen Programme im Fernsehen. Irgendwann blieb ich bei einer Doku über seltsame Pflanzen im Amazonas hängen, um nicht vollkommen zu verblöden, während ich auf Mongo wartete.

Es war weit nach Ein Uhr, als ich endlich das Geräusch des Wohnungstürschlosses vernahm. Inzwischen kamen irgendwelche sinnfreie Sendungen über Autotuning. Interessierte mich nicht die Bohne, ob die Felgen jetzt mit Chrom oder Gold besser aussahen, aber es hielt einen wenigstens wach.

„Du bist ja noch wach.“ Tim schien sichtlich überrascht über diesen Umstand und schaute mich mit großen Augen an, als er unser Wohnzimmer betreten hatte.

„Mhm.“ Sein Lächeln baute mich zumindest ein wenig auf. Ohne zu zögern ließ er sich neben mir auf dem Sofa nieder und ich zog ihn sofort mit dem Rücken an mich heran, während sich meine Arme um ihn schlangen. Ich brauchte sein Gesicht nicht einmal sehen, um zu wissen, dass er mehr als verwundert über mein Verhalten war. Es kam ja nun nicht gerade täglich vor, dass ich freiwillig einen auf kuschelbedürftig machte und meistens war dies auch kein gutes Zeichen.

„Alles okay?“ Berechtigte Frage. Eigentlich war nichts okay.

„Ja.“ Ein Seufzen. Er glaubte mir nicht und das auch zurecht. Ich hasste es, ihn anzulügen, vor allem, wenn er mich so leicht durchschaute.

„Sicher?“

„Ich will nicht drüber reden.“

„Okay.“ Er war enttäuscht. Ich konnte es genau hören. Dennoch ließ er mich in Ruhe.
 

Donnerstagmorgen und ich fühlte mich wie gerädert. Kein Wunder, wenn man bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hockte. Tim war irgendwann eingeschlafen und ich hatte mir eine Dauerwerbesendung nach der nächsten reingezogen, nur um mich irgendwie abzulenken. An Schlaf war nicht zu denken gewesen und das machte sich jetzt im negativen Sinne bezahlt.

Der Vorlesungssaal füllte sich allmählich. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Lukas an meiner Reihe vorbeizog, dann jedoch stehen blieb und sich unsicher umdrehte. Ich erwiderte seinen Blick ungerührt.

„Hast du nach der Vorlesung kurz Zeit?“ Seine Stimme klang, als wünschte er sich gerade sehr weit weg. Ich nickte nur und er zog von dannen. Leider war ich auf diesen Trottel und die Gruppenarbeit angewiesen. 

Ich fühlte hin und wieder einen seltsamen Blick auf mir. Der Vorfall im letzten Seminar hatte sich herum gesprochen und endlich hatten die Leute etwas, worüber sie sich das Maul zerreißen konnten. 

„Hey, Alter.“ Strahlend stand der andere Typ aus meiner Gruppe vor mir. Ich versuchte, meine Hirnzellen in Gang zu bekommen, aber mir fiel beim besten Willen sein Name nicht mehr ein. Es war der komische Punk mit Milchbubifresse. 

„Tach.“ Was sollte ich auch anderes sagen? Warum hatten Menschen immer das Bedürfnis, einem schon am frühen Morgen auf den Sack zu gehen?

„Krasse Aktion am Montag. Das war so der Wahnsinn.“

„Ja, voll krass.“ Hatte der sie noch alle? Scheinbar nicht.

„Ja man. Lass uns mal 'nen Bier zusammen zischen gehen.“ Ganz sicher nicht. Der Typ war eindeutig gestört. Zum Glück gesellte er sich nach diesem Auftritt zu seinen zwei Emofreunden. Manchmal fühlte ich mich wirklich wie im falschen Film.

Die Vorlesung war staubtrocken und der Professor versuchte, aus einer Theorie eine neue abzuleiten und diese wieder theoretisch zu belegen. Spannende Sache, wenn man sich in seiner Freizeit vielleicht auch für Briefmarken und Stricken interessierte. Ich hatte jedoch mit meinen bleischweren Augenlidern zu kämpfen, welche andauernd zufallen wollten.

Ich war einer der Ersten, welcher panikartig ins Freie stürzte, um ein wenig frische Luft zu erhaschen. Am liebsten wäre ich weiter in die Mensa gezogen, um mich mit Koffein vollzupumpen, aber ich hatte ja das Vergnügen, auf diesen dämlichen Sack warten zu müssen, der sich scheinbar im Saal häuslich eingerichtet hatte. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass der werte Herr knapp sieben Minuten brauchte, bis auch er endlich den Raum verließ.

Als er vor mir stehen blieb, wirkte der Arme fast schon ängstlich. Fehlte nur noch, dass er anfangen würde zu zittern. Meine Güte, ich würde ihm hier und jetzt schon keine reinzimmern. Was für eine Memme.

„Also, wegen…äh Montag...und…ich“, fing er an zu stottern und ich musste mich schwer zusammenreißen, nicht laut loszulachen.

„Solange du dich an das hältst, was ich gesagt habe, werden wir kein Problem miteinander kriegen“, übernahm ich netter Weise mal das Reden, was ihn scheinbar auch nicht unbedingt ermutigte, so wie er sich an den Träger seiner Umhängetasche klammerte.

„O-okay.“ Das Schlimmste an der Sache war eigentlich, dass ich Tim schwerlich verbieten konnte, sich mit diesem Deppen anzufreunden, aber zumindest schien Lukas nicht sonderlich scharf auf eine zweite Konfrontation zu sein. Da konnte ich nur hoffen, dass dieser auch wirklich seinen Lektion gelernt hatte und schön brav seine Griffeln bei sich behielt.

„Gut, dann ist ja alles klar. Bis Dienstag hab ich auch die Präsentation fertig.“ In zwei Wochen würde der Stress vorbei sein und ich müsste nie wieder mit diesem Kerl kommunizieren. So lange hieß es Augen zu und durch.
 

Es war Freitag, 18 Uhr und der Berg auf meinem Schreibtisch wurde einfach nicht weniger. Das machte der Arsch doch mit Absicht. Immer wieder kamen neue Akten hinzu, welche einsortiert werden mussten. Ich ignorierte den mitleidigen Blick der Kollegen und versuchte, so schnell es ging, die Papiere zu sortieren. 19 Uhr sah es schon nicht mehr so schlimm aus und ich schöpfte neue Hoffnung. Tim und ich waren gegen 20 Uhr verabredet. Es war also noch schaffbar.

War es nicht, zumindest nicht in der mir vorgegebenen Zeit. Es würde sich nicht vermeiden lassen, dass ich mich etwas verspäten würde, aber dafür wäre ich mit der Arbeit wenigstens durch. Mein Vater wäre jedoch nicht mein Vater, wenn er nicht auch dafür noch eine Lösung gefunden hätte. Pünktlich halb neun, als ich die letzte Akte beiseite legte, wurde ich zu ihm persönlich gerufen. Was für eine Freude.

„Bist du fertig?“, war die erste Frage, nachdem ich das Büro betreten hatte. Ja, ich freute mich auch, ihn zu sehen und ja, mir ging es auch gut. Danke der Nachfrage. Ich schluckte meine bissigen Kommentare runter und nickte nur ergeben.

„Gut, wir gehen noch weg. Meine Sekretärin hat dir ein Hemd und ein neues Jackett besorgt. Du kannst dich umziehen gehen. Wir müssen heute einen guten Eindruck hinterlassen.“ Äh, was?

„Nun trödel hier nicht herum. Wir sind so schon zu spät dran.“ Ohne ein weiteres Wort der Erklärung wurde ich auch schon des Raumes verwiesen und bekam von der besagten Dame die neuen Klamotten in die Hand gedrückt. Mir schien spontan die Sonne aus dem Arsch. Was sollte der Müll? Es war Freitag Abend und ich hatte besseres zu tun, als das Vorzeigehündchen für meinen Erzeuger zu spielen. Das sah der leider vollkommen anders und Diskussionen waren ebenfalls nicht erwünscht.

Erst als ich in der schicken, schwarzen Limousine hockte, wurde ich endlich aufgeklärt, wohin die Fahrt überhaupt ging.

Der nette Opa von neulich hatte wohl meinen Vater zu einem kleinen Stelldichein in irgendeiner ganz tollen und teuren Lounge eingeladen und um meine Anwesenheit gebeten, damit ich seinen Enkel bespaßen durfte. Wie ich mich freute, war ich doch der geborene Entertainer. Nett, dass ich auch mal nach meiner Meinung gefragt wurde. Ich versuchte, eine kleine Rebellion, welche mein Vater sofort im Keim erstickte und mir auf der gesamten Fahrt sämtliche Konsequenzen aufzählte, welche mich ereilen würden, wenn ich nicht brav den dressierten Pudel mimen würde. Ganz oben stand natürlich wie immer die Auflösung des Mietvertrages, der einhergehende Rausschmiss von Tim und eventuelle Universitätswechsel, wenn ich nicht auf der Straße leben wollte. Wenn das mal keine Aussichten waren. Vielleicht sollte er mir noch einen Kauknochen ins Maul stecken, damit ich auch schön die Fresse hielt.

Meine Laune war weit unten im Keller. Unter der Aufsicht meines alten Herren tippte ich noch schnell eine Nachricht an Tim, dass ich es heute nicht mehr schaffen würde und ergab mich in mein Schicksal.

Am Ziel angekommen wurden wir schon von den anderen erwartet. Neben dem Opa und seiner Brut waren noch zwei weitere, ältere Herren anwesend, welche ich nicht zuordnen konnte und wollte.

Die betagte Fraktion zog sich bald in den Raucherbereich zurück, um dort ungestört bei einer stinkenden Zigarre über die Geschäfte reden zu können, während ich mit diesem Lackaffen von Enkel hier allein gelassen wurde. Großes Kino. Konnte mich mal bitte wer erschießen?

Der Kerl war mir absolut suspekt. Natürlich perfekte, glatte Haut, perfekte gestriegelte Haare und perfekte Klamotten, die wahrscheinlich mehr kosteten als eine Monatsmiete für meine Bude. Ich hätte schon alleine bei dem Anblick kotzen können. Mit so etwas durfte ich nun mein Dasein fristen, während Tim zu Hause hockte. Er hatte mir nicht auf meine Nachricht geantwortet, was definitiv kein gutes Zeichen war. Ich an seiner Stelle wäre auch sauer, aber darum würde ich mich morgen kümmern. Heute musste ich es erst einmal irgendwie schaffen, dem Giftgasangriff von diesem Individuum zu überleben. Der hatte scheinbar in dem Parfum seiner Schwester gebadet, zumindest stanken beide gleich eklig süß. Eine weitere Gemeinsamkeit der Geschwister waren die dämlichen Namen. Mir wurde der Mensch vorhin als Thoralf Edward IV. vorgestellt. Ich musste einen sehr schweren Kampf mit mir selbst austragen, um diesen Kerl nicht einfach auszulachen.

Nun blickte mich besagtes Wesen abwartend an. Ich wurde von der Reflexion seiner Kette geblendet, welche fast ausschließlich aus Glas-, Strass- oder kleinen Diamantsteinchen bestand. Was auch immer, es blendete und nervte mich tierisch. Herr von und zu Glitzer schien das nicht weiter zu stören.

„Daniel, richtig? Meine Schwester ist ja vollkommen angetan von dir.“ Urgs, mir wurde spontan schlecht, wenn ich zurück an dieses Ding dachte.

„Na, was für eine Freude.“ Leider schaffte ich es nicht, den Sarkasmus aus meiner Stimme zu verbannen. Ich hoffte mal, dass sich dieser Schleimer jetzt nicht echauffierte. Dieser schien über meine Worte nachzudenken und fing plötzlich breit an zu grinsen.

„Sie hat einen etwas eigenen Charme“, feixte er und leerte sein Martiniglas.

„Sehr diplomatisch ausgedrückt.“

„Tja, das lernt man, wenn man die letzten 14 Jahre mit ihr leben musste.“ Arme Sau, aber er sammelte Pluspunkte.

„Hast du noch etwas anderes vor?“ Hä? Wie kam der jetzt derauf? „Du schaust andauernd auf dein Handy“, erklärte er sofort weiter und ich senkte ertappt den Blick. Irgendwie hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich Tim wenigstens mal melden würde. Ein nettes „Du Arsch“ würde mir schon reichen.

„Ich hatte es, bis mir angetragen wurde, meine Zeit doch lieber hier zu verschwenden. Nimm es nicht persönlich.“ Ehrlichkeit war ja einen Tugend und scheinbar sah es mein Gesprächspartner ähnlich.

„Keine Angst. Versteh ich schon.“ Wir redeten eine Zeitlang über dies und jenes, nein, im Grunde regte ich mich nur über meinen Vater auf. Es tat gut, mal jemanden zu haben, der verstand, wie es war.

„Du solltest aufhören, alles so negativ zu sehen. Es hat durchaus seine Vorteile.“ Ich schaute ihn wahrscheinlich an, wie eine Kuh vorm Überfahrenwerden. Wo sah der da bitte Vorteile?

„Die da bitte wären?“

„Eine schwarze AmEx, zum Beispiel“, grinste er nur breit und fischte besagte Plastikkarte aus seiner Hosentasche. Okay, der Punkt ging an ihn. Leider konnte ich nicht mit so etwas aufwarten, also galt besagter Vorteil nicht für mich.

„Wie hältst du das aus? Mein Vater hat meine Existenz wenigstens erst vor ein paar Monaten bemerkt und es kotzt mich jetzt schon an“, sagte ich irgendwann frei heraus. Wie hielt man diesen Zirkus ein Leben lang durch? Ich hätte mir schon längst die Kugel gegeben.

„Du kannst nach ihren Regeln spielen und ihnen trotzdem eins auswischen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen können. Darin liegt der ganze Spaß.“

„Wie soll das gehen?“

„Pass auf und lerne.“
 

Drei Stunden später und ich befand mich nahe eines Deliriums. Von und zu Glitzers Lernmethoden gefielen mir doch. Sollte ich mir merken, wenn ich mich morgen noch an irgendetwas erinnern konnte. Wir hatten fast eine gesamte Flasche Whisky gesoffen, nicht irgendeinen, denn das wäre ja zu langweilig gewesen. Wir hatten eine Flasche bestellt, die eine schöne runde Summe gekostet hatte. Vier Nullen um genau zu sein und zwar alle vor dem Komma. Natürlich setzte ich sie auf die Rechnung meines Erzeugers. Schon allein um sein Gesicht zu sehen, wenn er bezahlte, wäre den Ärger wert gewesen, aber leider ballerten wir uns schon weg, bevor die Herrschaften gedachten, zu gehen.

Wir landeten zu zweit in einem Taxi, da keiner von uns beiden wohl noch zu irgendetwas in der Lage war.

„Das war ein großer Spaß. Lass uns das wiederholen. Ich ruf dich an“, lallte mir Mister Ed von Ward oder was auch immer entgegen, als ich bei mir eher aus dem Wagen fiel, als koordiniert auszusteigen.

„Tu das“, nuschelte ich zurück und versuchte, das letzte Stückchen heil zu schaffen. Meine Güte, ich war besoffen wie schon lange nicht mehr. Der Grund dafür befand sich immer noch in meiner Hand. Wir hatten die Flasche nicht gänzlich geschafft, aber da sie nun einmal bezahlt war, oder demnächst noch werden würde, hatte ich sie kurzerhand mitgehen lassen. Zielstrebig stolperte ich von einer Wand zur nächsten durch das Treppenhaus, ehe ich vor unserer Tür zum Stehen kam und erst einmal ein paar Minuten damit beschäftigt war, die Tür aufzuschließen. Irgendwie hatte sich das Holz verzogen, denn anders konnte ich mir nicht erklären, warum das Dreckding nicht aufgehen wollte.

In der Wohnung brannte noch Licht. Ich folgte den Stimmen und landete mitten im Wohnzimmer, wo ich Tim und seine komischen neuen Freunde antraf, samt Lukas. Mensch, was für eine Freude. Ich glaubte, mir kamen die Kanapees wieder hoch.
 

TBC

Feedback?

Black Jack & Nutten

Kapitel 6
 

Hallo ihr! Da sind wir wieder :D Tut uns leid, dass es etwas länger mit dem Kap gedauert hat, dafür gibt es nun ein extra langes :D

Vielen Dank an alle Kommischreiber und die vielen Favo-Einträge <3
 

Viel Spaß mit den Beiden
 

***
 


 

Black Jack & Nutten
 

Tim
 

Nach Daniels SMS-Nachricht war ich mehr als nur angepisst. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte mein Handy vor Wut gegen die Wand geschmissen. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er mich schon wieder ohne Angabe von Gründen versetzte. Aber wenn ich ehrlich zu mir war, hatte ich es erwartet. In mir keimte langsam der Gedanke, dass Daniel vielleicht jemand anderes hatte. Eigentlich konnte ich es mir nicht vorstellen, aber einmal in den Kopf geschlichen, bekam ich die Idee nicht mehr dort weg. Da er es mir ja nicht erklärte, überlegte ich mir natürlich, was der Grund für seine ständigen Absagen war. Ich hatte alles mögliche durchgespielt und war auf keine plausible Erklärung gekommen. Ich brauchte dringend eine zweite Meinung und so rief ich Nick an und erzählte ihm von meinen Überlegungen.

„Habt ihr denn noch Sex?“, fragte er, nachdem ich geendet hatte.

„Wenn wir mal Zeit dafür haben, ja.“

„Wie lange hält er durch?“

„Nicht sehr lange“, grinste ich in den Hörer. Wenn das mein Freund hören könnte.

„Dann steht er auch nicht im Training und hat folglich niemand Neues.“ Die Schlussfolgerung klang ziemlich logisch und ich seufzte genervt auf. Nicht, dass ich mir etwas anderes gewünscht hätte, aber ich war keinen Schritt weiter. Vielleicht sollte ich ihn beschatten lassen, um herauszufinden, was er so trieb. Sobald ich diese Idee hatte, schüttelte ich den Kopf über mich selbst. War ich wirklich schon so weit gekommen, dass ich ihm nicht mehr vertraute? Irgendwie ja und das machte mir gerade verdammte Angst.

„Ich dreh durch“, sprach ich ins Handy.

„Glaub ich. Na ja, bald ist Weihnachten, da kommst du mal auf andere Gedanken.“ Stimmt, in vier Wochen war es bereits soweit und ich verspürte noch nicht einmal den Anflug von seliger Stimmung. Aber wie auch? Meine Familie hatte mich verstoßen ebenso wie Daniels und ich musste Weihnachten mit Nick und seinem Vater zusammen feiern, wenn ich nicht allein hocken wollte. Natürlich war ich sehr gerührt, dass sie mich schon zum zweiten Mal bei sich aufnahmen, aber gleichzeitig war es auch traurig. Weihnachten war für mich ein Familienfest, nur wenn ich da so an meine Eltern dachte, kam mir die Galle hoch. Ich würde lieber allein feiern, als mit denen zusammen.

Nachdem wir noch eine Weile über weniger ätzende Dinge gesprochen hatten, hatte sich meine Laune wesentlich gebessert. Ich trommelte Sarah und Lukas bei mir zusammen, um einen gemütlichen Abend zu verbringen, so wie ich es eigentlich mit Daniel vorgehabt hatte. Auf die beiden war wenigstens Verlass und so standen sie eine Stunde später mit reichlich Alkohol und Chips auf der Matte.

„Du siehst irgendwie fertig aus“, sagte Sarah, als ich mit ihr in der Küche stand und uns Vodka-Orange mixte. Wenn man mir schon ansah, dass etwas nicht stimmte, dann war es wirklich übel. Normalerweise musste ich kurz vorm Ableben sein, damit man optisch merkte, dass ich krank war. Offenbar nahm mich das Ganze mehr mit, als ich mir eingestehen wollte.

„Ging schon mal besser“, sagte ich und reichte ihr ihre Mixtur.

„Willst du drüber reden?“

„Nicht heute. Ich will Spaß haben.“ Als sie mich immer noch prüfend musterte, fügte ich noch „Aber danke fürs Angebot“ hinzu und sie gab auf.

Mit den Gläsern bewaffnet, begaben wir uns zurück ins Wohnzimmer, wo Lukas Daniels und meine DVD-Sammlung inspizierte.

„Horrorfilm-Fans, was?“, fragte er und schien überrascht.

„Hattest du Liebesschnulzen erwartet?“, lachte ich und stellte unsere Getränke auf dem Couchtisch ab.

„Lukas dachte sicherlich an Pornofilme“, warf Sarah grinsend ein.

„Wie Old-School. Wozu gibt es Internet?“, meinte ich und wartete darauf, dass Lukas sich zu uns setzte, damit wir endlich anstoßen konnten.

„Zum illegalen Streamen von Horrorfilmen?“, fragte sie und grinste immer noch wie blöde.

„Klar, die Horrorfilme gucke ich mir allein im Zimmer an und die Pornos öffentlich im Wohnraum. Hat durchaus Sinn.“ Für meinen Sarkasmus bekam ich von meiner Kommilitonin einen Schlag auf den Hinterkopf. Lukas war bei dem Gespräch seltsam ruhig geworden, aber ich dachte nicht weiter darüber nach, als wir auf einen lustigen Abend anstießen und ich die Gedanken an Daniel verdrängte.
 

Wir waren gerade dabei, eine neue Runde Karten auszuteilen, als ich Geräusche an der Haustür vernahm. Manchmal sprang der kleine Terrier von unserer Nachbarin gegenüber an unserer Tür hoch, sobald sie ihn raus ließ, doch normalerweise hörte sich das anders an. Aber Hunde hatten normalerweise keine Schlüssel und auch meine Nachbarin selbst sollte keinen haben. Als dann jemand in den Flur hineinpolterte konnte es sich ja nur noch um Daniel handeln. Ein paar Sekunden später schwankte er auch tatsächlich mit einer Whiskeypulle unterm Arm ins Wohnzimmer und guckte finster drein, als er Lukas erblickte.

„N'abend“, lallte er so stark, dass ich mich fragte, wie er überhaupt noch aufrecht stehen konnte. „Da binsch wieder.“ War weder zu übersehen noch zu überhören oder auch zu über...riechen. Es würde mich nicht wundern, wenn er den Inhalt der Flasche komplett allein geleert hätte. Lukas und Sarah waren dezent entsetzt und starrten meinen Freund unverhohlen mit offenem Mund an. Das konnte ich ihnen noch nicht einmal verübeln. Ich war auch alles andere als begeistert.

„War's schön?“, fragte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.

„Mit der Flasche hier schon.“ Besagtes Glasgefäß knallte er auch sogleich demonstrativ auf unseren Couchtisch.

„Und bei euch so?“, lallte er weiter und versuchte, uns zu fokussieren, wobei es so aussah, als ob er mit dem rechten Auge in die linke Westentasche schielte.

„Bis gerade eben hatten wir Spaß“, kam es von Lukas und mir blieb die Spucke beim feindlichen Klang seiner Stimme weg.

„Wie schön für euch“, frotzelte Daniel und sah aus, als ob er sich gleich auf meinen Gast stürzen wollte. „Ich glaub, ich geh kotzen.“ Leider Gottes war das nicht nur eine leere Phrase sondern wörtlich gemeint und ich sah den Abend für beendet an.

Mit dem musikalischen Rahmen in Form von Daniels Kotzgeräuschen, begleitete ich meine Gäste zur Tür und lächelte schief.

„Sorry, dass euer Besuch so enden muss. Ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß.“

„Für deinen Mitbewohner kannst du ja nichts“, lächelte Sarah aufmunternd und Lukas schnaubte nur missbilligend. Tja, wenn er mal nur das wäre und nicht mein Freund, würde ich das auch alles lockerer sehen. So aber wollte ich gerade vor Scham im Boden versinken.

„Also, wir sehen uns“, meinte ich und damit verabschiedeten wir uns voneinander.

Ich warf die Tür hinter mir zu und war mit einem Schlag auf 180. Daniel! Was bildete sich diese Person in letzter Zeit eigentlich ein? Erst versetzte er mich kurz vor knapp und ich durfte zusehen, dass ich den Abend nicht versauerte und der Kerl ballerte sich freudestrahlend irgendwo mit Whiskey zu und das, obwohl wir nicht einmal verheiratet waren! Ich hätte ihn jetzt gerne nach Strich und Faden zusammengeschissen, aber ich bezweifelte, dass er noch irgendetwas von meinen Anschuldigungen mitbekommen würde. Und das war nicht Sinn der Sache, sondern verbrauchte nur unnötig meine Nerven, die ohnehin schon am seidenen Faden hingen.

Ich hatte mich halbwegs wieder beruhigt, als ich das Bad betrat und dort wie nicht anders erwartet Daniel vor der Kloschüssel vorfand. Tat mir kein bisschen leid und helfen würde ich ihm mit Sicherheit auch nicht. Strikt ignorierte ich das Elend neben mir und ging daran, mir die Zähne zu putzen. Als ich fertig damit war, war mein Vorsatz natürlich wie ein trockener Keks zerbröselt und ich bekam einen Anflug von Mitleid, als ich sah, wie Daniel seine Stirn auf der Klobrille platziert hatte. Seufzend ging ich neben ihm in die Hocke und strich ihm über den Rücken. Eingeschlafen war er noch nicht, da Regung in den Körper kam und er nur Sekunden später den Kopf zu mir drehte. Aus rot unterlaufenen Augen sah er mich müde an und schien kaum noch zu peilen, was um ihn herum passierte. Entschlossen zog ich ihn in eine stehende Position und bugsierte ihn mit einigen Schwierigkeiten in sein Bett. Als ich zurück ins Bad ging, war ich erleichtert, dass er noch die Schüssel getroffen hatte und ich nicht noch eine Sauerei entfernen durfte. Ich machte mich noch bettfertig, stellte Daniel einen Kotzeimer und eine Flasche Wasser neben das Bett und verkrümelte mich dann in mein eigenes. Neben dieser Alkoholleiche würde ich sicher keine einzige Sekunde verbringen.
 

Ich wurde wach, als sich neben mir die Matratze senkte. Ich lag auf der Seite, was Daniel dazu veranlasste, sich an meinen Rücken zu kuscheln und die Arme um mich zu schlingen.

„Es tut mir leid“, flüsterte er und ich war heilfroh, dass er sich entweder die Zähne geputzt oder mit Kaugummi versorgt hatte. Jedenfalls stank er nicht wie eine Schnapsbrennerei, sonst hätte ich ihn wohl sofort hochkant rausgeschmissen. Ich zog es vor, darauf gar nicht erst zu antworten und speiste ihn stattdessen mit einem Murren ab. Ich war immer noch stocksauer, da musste er mir schon mehr bieten als eine lausige Entschuldigung. Eine glaubhafte Erklärung wäre zur Abwechslung mal nicht schlecht.

„Ich wollte dich nicht versetzen“, fuhr er fort.

„Und warum hast du es dann getan?“ Ein Seufzen ertönte und dann kam eine Zeitlang nichts mehr. Offenbar wollte er wie üblich nicht darüber reden. Aber das würde er diesmal müssen.

„Mein Vater“, kam es zögerlich.

„Was war mit ihm?“, fragte ich, als er nicht fortfuhr. Vielleicht brauchte er auch nur einen Anreiz, um weiter zu sprechen. Etwas Schlimmes konnte ja nicht passiert sein, sonst wäre er wohl kaum sturzbetrunken und gut gelaunt gestern wieder gekommen.

„Da war eine Feier, zu der ich mit musste und na ja...“

„Dann hast du dich volllaufen lassen?“, vervollständigte ich seinen Satz.

„Mhh“, brummte er zustimmend und vergrub seine Nase in meiner Halsbeuge.

„Aha“, machte ich und war nicht wirklich zufrieden mit seiner Antwort. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendeine Familienfeier so spontan abgehalten wurde, dass er davon nichts wusste. Aber vielleicht hatte er es auch nur vergessen, was mich bei seinem Siebhirn nicht einmal wundern würde.

„Und das wusstest du nicht eher?“, äußerte ich daher meine Vermutung.

„Das war ziemlich kurzfristig.“

„Also keine Familienfeier?“, fragte ich und wurde langsam hellhörig. Offenbar hatte ich ihn ins Straucheln gebracht denn ich hörte förmlich, wie er sich auf die Zunge biss, bevor er fortfuhr:

„Ein Geschäftsessen, bei dem ich unbedingt dabei sein sollte.“

„Wohlwollen, weil uns dein Vater die Bude bezahlt?“ Das wäre die einzige Erklärung, die für mich Sinn ergab und Daniel stimmte mir auch zu. Vielleicht hätte ich ihm keine eigene Idee liefern sollen, denn jetzt würde ich nicht mehr herausfinden, ob das auch wirklich die ganze Wahrheit war. Aber immerhin war ich einen großen Schritt weiter gekommen, dieses Puzzle zusammenzusetzen. Denn ich zweifelte nicht daran, dass das, was er vorher gesagt hatte, nicht stimmte. Ich erkannte es, wenn er log, vor allem in seinem derzeitigen labilen Zustand.

Daniel musste einen Wahnsinnskater haben, falls er die Flasche gestern wirklich allein gesoffen hatte. Seufzend rollte ich mich zu ihm herum.

„Du siehst aus wie Braunbier mit Spucke“, stellte ich nüchtern fest.

„So fühle ich mich auch.“

Wir beschlossen, noch eine Runde zu schlafen und den Samstag geruhsam angehen zu lassen, da mit meinem Freund eh nicht mehr viel anzufangen war.
 

Die Zeit bis Weihnachten verging wie im Flug und ich konnte kaum glauben, dass es bereits einen Tag vor Heiligabend war.

Sarah, Lukas und ich trafen uns zum Abschluss in einem Café, da wir uns dieses Jahr wohl nicht mehr sehen würden und Sarah der Meinung war, dass man sich innerhalb der Universitätsmauern nicht ordnungsgemäß ein frohes Fest und einen guten Rutsch wünschen konnte.

So saßen wir bei einem Cappuccino am Fenster und beobachteten die Leute, die vorbeizogen, während wir auf Lukas warteten.

„Wir sollten eine 'Want to fuck list' schreiben“, sagte sie völlig zusammenhangslos, weswegen ich sie nur fragend ansah.

„Ich hab letztens mal wieder eine Folge 'Sex and the City' geguckt und dort haben sie bei allen vorbeiziehenden Kerle notiert, ob sie mit ihnen schlafen würden oder nicht.“ Ehe ich auch nur über diese Idee nachdenken konnte, hatte ich schon einen Zettel und einen Stift vor mir liegen.

„Willst du das Potential der Stadt messen oder was?“, mutmaßte ich grinsend.

„Eigentlich brauche ich das nicht. Ich weiß jetzt schon, dass das Ergebnis traurig ausfallen wird.“ Kopfschüttelnd schnappte ich mir den Kuli und begutachtete die Kerle nach dem mir vorgegebenen Kriterium. Es vergingen mit Sicherheit 15 Minuten, bevor ich dem ersten Typen ein 'Ja' gab.

„Wie viele hast du inzwischen?“, fragte ich Sarah, die ebenfalls fleißig am Kritzeln war.

„Fünf und selbst?“

„Einen.“

„Es ist deprimierend. Der einzige wirklich hübsche Mann ist unser Kellner.“ Ich stimmte ihr zu und setzte den zweiten Strich bei 'Ja'. Zwischen dem Kerl mit einer quittegelben Wollmütze und dem mit der Hakennase kam ich ins Grübeln, wann ich sie überhaupt über meine sexuelle Orientierung aufgeklärt hatte. Ich konnte mich wahrlich nicht entsinnen, überhaupt mit ihr darüber gesprochen zu haben. Entweder man sah es mir doch an oder sie war eines dieser Mädels, die es schon auf 100 Metern Entfernung spürten. Ich hatte immer davon gehört, war aber nie einer in persona begegnet.

„Was treibt ihr da eigentlich?“, begrüßte uns Lukas, den ich gar nicht hatte kommen sehen.

„Wir führen Liste, mit welchen Kerlen wir ins Bett steigen würden“, klärte Sarah ihn auf.

„Kann ich mitmachen?“, schien er ernsthaft begeistert von der Idee. „Ich hätte da nämlich schon einen Hübschen gefunden.“

„Wen?“, fragte ich und blickte gebannt aus dem Fenster.

„Dich“, meinte er und ließ sich neben mir nieder. Sarah hustete daraufhin um ihr Leben und verabschiedete sich aufs Klo, während ich Lukas nur aus großen Augen ansah, unfähig, etwas zu erwidern.

„Willst du nicht etwas sagen?“, fragte er nach einer Weile, als ich weiterhin nur starrte.

„Ich weiß nicht, was“, antwortete ich ehrlich und fühlte mich wie überfahren. Was zum Teufel ging eigentlich ab?

„Was erwidert man denn normalerweise auf ein Kompliment?“

„Ich weiß?“

„Danke!“, korrigierte er mich lachend. Mir war indessen überhaupt nicht nach Lachen zumute. Lukas hatte mir mit nur einem Satz zu verstehen gegeben, dass er schwul war und noch dazu auf mich stand. Falls er mich nicht verarschte.

„Meinst du das Ernst?“, hakte ich daher nach.

„Dass ich dich hübsch finde?“ Ich nickte nur schwach als Antwort. „Ja.“ Eigentlich hatte ich eher gemeint, dass er mit mir ins Bett wollte, aber im Grunde lief es auf dasselbe hinaus.

„Oh man“, entfuhr es mir. „Das solltest du lieber nicht.“ Wenn das Daniel rausbekam, war Lukas die längste Zeit am Leben gewesen.

„Warum nicht?“ mittlerweile war er doch leicht verunsichert und mein Schädel leuchtete mit Sicherheit wie eine rote Ampel.

„Ich bin vergeben“, klärte ich die Fronten.

„Oh...also besteht keine Chance auf ein Date?“, fragte er zerknirscht. Ich verneinte, betrachtete ihn mitleidig und wünschte, ich könnte ihn irgendwie aufheitern, aber was sollte man da schon tun? Die Dinge waren nicht zu ändern und ich würde ihm ganz sicher nicht noch mehr Hoffnungen machen, als ich es offenbar bereits getan hatte. Warum nur peilte ich solche Sachen nicht? Oder anders gefragt: Hätte ich etwas bemerken sollen? Ich wüsste nicht, dass er irgendwann schon mal mit mir geflirtet hätte. Aber vielleicht war ich nach 2,5 Jahren Beziehung auch einfach blind geworden für solche Dinge. Ich musste nicht mehr verzweifelt nach irgendwelchen versteckten Zeichen suchen.

Kurze Zeit später gesellte sich Sarah wieder zu uns und die Situation war nicht mehr ganz so schrecklich. Auch wenn ich nicht so recht wusste, wie ich mich in Zukunft verhalten sollte. Bei all meinen Verehrern bisher hatte ich solche Probleme nie gehabt, da ich sie nie leiden konnte oder gar im Begriff war, eine Freundschaft mit ihnen aufzubauen. Und ich wollte letzteres auch nicht deswegen aufgeben.

Mir schwirrte noch immer der Kopf als ich mich später nach Hause begab. Daniel und ich wollten uns bereits heute die Geschenke geben, da wir morgen in unser altes Dorf fahren und die nächste Zeit getrennt sein würden. Kein sonderlich aufbauender Gedanke. Aber immerhin hatten wir uns nach den Feiertagen wieder und würden Silvester zusammen feiern können.

Als ich die Haustür aufschloss, stürmte Daniel den Flur und schien irgendwie abgehetzt zu sein. So als hätte ich ihn bei etwas auf frischer Tat ertappt.

„Was ist los? Hast du deinen Lover im Wohnzimmer versteckt?“, lachte ich, stoppte allerdings, als da wirklich ein Kerl hinter Daniel auftauchte. Was zur Hölle? Meine Gesichtszüge entgleisten nun schon zum zweiten Mal am Tag, was nun auch meinen Freund zum Grinsen brachte.

„Edward, das ist Tim und danke noch mal für die Unterstützung.“

„Kein Ding, viel Spaß euch noch“, meinte der Typ und verließ uns dann.

„Ich brauchte Hilfe bei deinem Geschenk“, verwirrte er mich mehr, als dass er die Situation erklärte. Aber ein Blick ins Wohnzimmer entschädigte mich vollends für den Beinahe-Herzinfarkt. Ich konnte nicht recht glauben, was meine Augen erspähten: In unserem Wohnzimmer befand sich ein Weihnachtsbaum, aber keiner, der aus Nadeln und Holz bestand, sondern aus grünen Bierflaschen. Ich wusste nicht, was ich zuerst tun sollte: Wie blöde zu grinsen, mich zu fragen wie Daniel auf diese bekloppte Idee gekommen war oder ihm vor lauter Dankbarkeit einfach nur um den Hals zu fallen. Ich entschied mich für ersteres und dämliches Gestotter.

„Du bist irre“, war mein erster gescheiter Satz, den ich formulierte.

„Weiß ich. Mich würde eher interessieren, ob dir mein Geschenk gefällt“, grinste er mich schief an.

„Du bist irre“, wiederholte ich und umarmte ihn dann endlich. Meine Gedanken wirbelten weiterhin wie wild durcheinander und ich war unfähig, sie zu ordnen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er das wirklich für mich getan hatte, wo er Weihnachten doch so verachtete.

„Die Flaschen sind noch voll“, sagte er, als ich mich wieder von ihm löste.

„Also nicht nur Deko“, stellte ich fest und betrachtete das Kunstwerk eingehender. „Wie viele Flaschen sind das?“

„Genug für die nächste Zeit.“

„Danke“, strahlte ich noch immer übers ganze Gesicht. Schnell holte ich Daniels Geschenk aus meinem Zimmer und überreichte es ihm. Es handelte sich dabei um die Erweiterung Cataclysm von seinem Lieblingsspiel WoW. Diese dämliche Special Edition zu bekommen, hatte mich Blut, Schweiß und meine letzten Nerven gekostet. Daniel hatte mir schon Wochen vorher in den Ohren gelegen, dass er mit mir nicht zur Sneak am 6.12. kommen konnte, weil um Mitternacht sein dämliches Spiel veröffentlicht wurde. Aber da er die Tage zuvor schon immer spät abends nach Hause kam und wie ein Stein ins Bett fiel, war mir klar, dass er vorher einpennen würde. Natürlich hatte ich recht behalten und ihm das Ganze im Onlineshop bestellt, ohne ihm etwas davon zu sagen, versteht sich. Dieser dämliche Server war aller fünf Minuten abgekackt und ich konnte jedes Mal von vorne beginnen aber irgendwann hatte ich es tatsächlich geschafft, mir dieses Spiel zu sichern. Schlimmer war es nur, die Tage danach die Klappe zu halten und nicht allzu sehr zu grinsen, weil Daniel sich noch eine ganze Weile selbst verfluchte.

Seinem offenen Mund und den leuchtenden Augen nach zu urteilen, hatte ich mit dem Geschenk voll ins Schwarze getroffen.
 

Daniel
 

Völlig unmotiviert betrachtete ich die dunkle, dampfende Flüssigkeit in meiner Tasse. Ich wünschte, ich hätte den Stuhl mit Sekundenkleber versehen, bevor ich mich darauf setzte. Dann hätte ich wenigstens eine Ausrede, hier zu bleiben.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. In drei Tagen hast du es überstanden.“ Tim grinste mich breit an und wuselte auch schon wieder zurück in den nächsten Raum, um weiter seine Sachen zu packen. Ich hasste seine gute Laune, ich hasste diesen Tag und mein ganzen Leben noch dazu!

In einer Stunde fuhr unser Zug zurück in dieses Kaff. Meine Lust, mich ganze 72 Stunden in dem Haus meiner Erzeuger aufhalten zu müssen, hielt sich doch stark in Grenzen, ganz so wie jedes Jahr.

Ich war hundemüde, weil ich gestern noch bis in die Puppen zocken musste. Natürlich erst, nachdem ich mich ausgiebigst bei Tim bedankt hatte und er sich bei mir. Als der werte Herr dann endlich schlief, schlich ich mich heraus und versank mal wieder ohne jegliches Zeitgefühl in den virtuellen Welten. Zwei Stunden vor dem Klingeln des Weckers hatte ich mich dann doch mal zum pennen hingelegt und wurde nicht gerade sanft aus meinem Schlaf gerissen. Selber Schuld und bla. Mein Freund hatte bei so etwas null Mitleid.

„Hast du alles gepackt?“, rief es aus dem Bad, welches ich vielleicht auch mal aufsuchen sollte, bevor meine Eltern noch tot umfielen, wenn sie mich so erblickten. Obwohl, verlockende Vorstellung.

Nichtsdestotrotz schlürfte ich tatsächlich ins Badezimmer und sorgte dafür, dass ich einem Menschen wenigstens halbwegs ähnlich sah.

Am Bahnhof angekommen zeigte sich zumindest, dass da oben einer Verständnis für mich hatte. Scheinbar lag eine Flocke auf den Schienen, welche dafür sorgte, dass sämtliche Züge Verspätung hatten, unserer eingeschlossen. Yeah!!! Das hob meine Laune ungemein und wir versorgten uns mit einem Kaffee to go, bevor wir uns zu den anderen Wartenden gesellten.

Leider kam der Zug doch irgendwann und wir bei uns im Kaff an. Damit ich mich auf dem Weg nach Hause nicht verlief oder zufällig abhanden kam, schickten sie mir doch tatsächlich einen Fahrer. Als ob ich die zehn Minuten nicht laufen könnte. Seufzend hob ich die Hand, um mich von Tim zu verabschieden und trottete zu dem Futzi im Anzug, während mein Freund sich auf den Weg zu Nick machte. Ich würde mir eine Hand abhacken, wenn ich dasselbe tun dürfte.

Zu Hause liefen die Vorbereitungen für die große, alljährliche Party schon auf vollen Touren. So hatte ich zumindest die erste Zeit meine Ruhe, da mein Vater anscheinend noch im Büro verweilte und meine Mutter sich nur für die Deko interessierte.

In meinem Zimmer hing bereits der tolle Anzug samt Fliege. Nur über meine Leiche! Wenn sie wollten, dass ich mir dieses hässliche, rote Ding umband, mussten sie mich schon umbringen und ausstopfen. Ich ging jede Wette ein, dass den meisten Gästen der Unterschied nicht einmal auffallen würde.
 

„Die ersten Geschäftspartner sind da. Du sollst herunter kommen.“ Sie schickten wie immer Felix. Die arme Sau musste diesen Abend genauso hier verbringen, wie ich. Einmal hatte er versucht, sich freizunehmen und beinahe seine Kündigung kassiert. Ja, meine Erzeuger waren ziemlich soziale Menschen. Seufzend legte ich mein Handy beiseite, mit welchem ich mich die Zeit lang beschäftigt hatte und zupfte noch einmal das Jackett zurecht.

„Wo ist deine Fliege?“, grinste mich der Blonde nur wissend an.

„Konnte sie nicht finden“, tat ich vollkommen unschuldig und lief Schulter zuckend an ihm vorbei.

„So eine Schande aber auch.“

„Da sagst du was.“ Wir warfen uns ins Getümmel von zugekoksten Weibchen und alternden Säcken, welche sich am Prickelwasser erfreuten, welches so schmeckte, wie Hundepisse roch. Eigentlich wollte ich ganz sicher nicht nüchtern bleiben, aber das Zeug bekam ich nur mit sehr viel Willenskraft herunter. Da konnte man nur noch hoffen, dass bald die richtige Bar eröffnet wurde.

Zwei Stunden später war ich schon fix und fertig. Normalerweise lief der Abend immer nach einem Schema ab: Ich musste 5 Minuten den Vorzeigesohn spielen und wurde dann von sämtlichen Anwesenden ignoriert. Dieses Jahr war alles jedoch ein wenig anders. Mein Vater schleifte mich von einem Grüppchen zum nächsten, erzählte hunderte Male, was ich nun studierte, bei ihm arbeitete und rege Kontakte zur Familie du Lac pflegte. Wenn er mit rege meinte, sich mit Eddie auf Kosten seines Großvaters zulaufen zu lassen, hatte er vollkommen recht. Die alten Knacker waren hoch erfreut und begeistert über meine positive Entwicklung und es folgte gepflegte Konversation über die wirtschaftliche Entwicklung von Honolulu oder was auch immer, bevor es zur nächsten Gruppe ging. Ich brauchte dringend einen Schnaps oder zwei. Nein, am besten gleich drei zur Vorsorge.

„Ich habe letztens seine Enkelin kennengelernt. Ein ganz reizendes Mädchen“, warf die Frau eines sicherlich furchtbar wichtigen Mannes ein, deren eine Gesichtshälfte vom Botox schon völlig gelähmt war. Zum Kotzen reizend, da musste ich ihr recht geben. Zum Glück vibrierte mein Handy in diesem Moment und ich nahm dies als Entschuldigung, mich entfernen zu müssen.

In einer ruhigeren Ecke ließ ich mich nieder und atmete tief durch. Meine Füße brachten mich um.

Es war eine SMS von Tim. Er fragte, ob ich noch lebte und ob ich mich nachher wegschleichen könnte, da Nick und er sich mit Luisa gegen 23 Uhr im Park treffen wollten. Ich versuchte, mir einen Überblick über die Menge zu verschaffen und wurde genau von den prüfenden Augen meines Vaters erfasst, welcher mich scheinbar auf Schritt und Tritt observierte. Na klasse, wenn der nicht spontan ein anderes Opfer fand, konnte ich mir die nächtliche Sauftour mit den anderen abschmieren. Der Mann nickte mir nur zu, was so viel hieß wie: Antreten, sonst klatscht es! Seufzend tippte ich schnell zurück, dass es nicht gut aussieht, ich mich aber noch einmal melden würde und wieder ab ins Getümmel aus langweiligen Gesprächen mit noch langweiligeren Menschen.

„Du solltest heute zeitig ins Bett. Wir fahren morgen früh rüber zu den du Lacs“, informierte mich mein Vater, nachdem der letzte wankende Geschäftsmann endlich das Haus verlassen hatte. Es war kurz nach Mitternacht und eigentlich wollte ich mich jetzt den anderen anschließen, aber Pustekuchen. Der Mann war schlimmer als ein verdammter Wachhund. Mich beschlich langsam das Gefühl, als ob er mich mit Absicht heute so beschäftigt hielt, nur den Grund verstand ich nicht. Sonst war es ihm doch auch egal, wann ich wo mit wem hinging.

„Wieso das?“, fragte ich aber lieber und versuchte, meinen Unmut zu verstecken.

„Sie haben uns auf ihr Landhaus zum Essen eingeladen. Wir werden über Nacht bleiben, also stell dich darauf ein.“ Da kam doch wirklich Freude auf. Meine einzige Hoffnung bestand jetzt noch darin, dass Eddie auch anwesend sein würde, ansonsten konnte ich mir gleich die Kugel geben.
 

Ich hatte Glück. Seine grinsende Fresse begrüßte mich, als wir auf dem Anwesen ankamen, leider mitsamt seiner Schwester, welche mich mal wieder seltsam anstrahlte und mir doch glatt um den Hals fiel. Mir blieb die Spucke weg. Herr von und zu feierte sich schlapp. Na danke auch.

„Vielleicht sollte ich dich schon Schwager nennen“, zog er mich auf, als wir den anderen durch das Haus folgten.

„Nicht solange ich mich dagegen wehren kann.“ Allein der Gedanke ließ mir eiskalte Schauer über den Rücken laufen. Barbiepüppchen hatte sich wie immer herausgeputzt und machte mit ihrem kunterbunten Schmuck dem großen Weihnachtsbaumes im Wohnbereich Konkurrenz. Es fehlte eigentlich nur noch die Lichterkette, nur mit dem Unterschied, dass die Tanne besser roch.

„Was macht der Baum?“, wechselte Edward zum Glück das Thema.

„Steht leider noch in voller Blüte.“

„Hoffentlich nicht mehr lange.“

„Davon gehe ich aus“. Wir grinsten uns verschwörerisch an, während Barbie nur Bahnhof verstand, aber brav mit kicherte. Ich sollte mich unbedingt noch einmal ordentlich bei ihm bedanken. Ohne seine Hilfe beim Aufbau und Transport mit seinem Auto (dieses Bonzenkind fährt doch tatsächlich einen 3er BMW mit Sportausstattung!) wäre die gesamte Idee in einem Desaster geendet Dass Tim und er aufeinander treffen, war so nicht geplant gewesen. Ich konnte nur froh sein, dass mein Freund in seiner Freude nicht wissen wollte, wer das eigentlich war.

„Du schuldest mir einen Gefallen.“ Den Gesichtsausdruck kannte ich inzwischen und der konnte nichts Gutes bedeuten.

„Sieht so aus“, murmelte ich daher lieber abwartend.

„In ein paar Tagen macht einer meiner Lieblingsclubs ein Special Event zum Thema 'Alles muss weg'. Du wirst meine Begleitung sein.“

„Ich fühle mich echt geehrt, dass du ein Date mit mir willst, aber du bist nicht mein Typ“, feixte ich und fing mir dafür einen sachten Schlag auf den Hinterkopf ein.

„Ich sehe das mal als ein 'Ja' an“

„Von mir aus, aber erwarte nicht zu viel. Ich bin nicht so der Clubmensch.“ Das war noch nicht einmal gelogen. Ich konnte mich auch überall sonst zulaufen lassen. Dazu brauchte ich keine überteuerten Diskotheken.

„Wir werden sehen.“

Den gesamten Nachmittag und Abend über musste ich mich vor feindlichen Barbieübergriffen in Sicherheit bringen. Leider hatte ihr Bruder die selben Verpflichtungen, wie ich gestern und war kaum zu sehen, während sich diese Schabracke freiwillig dazu bereit erklärte, mir die Zeit zu versüßen. Ich wurde natürlich nicht gefragt. Das Mädel hatte einen echten Schaden. Die wäre mir doch beinahe auf die Toilette hinterher gerannt, wenn sie nicht der Opa, welcher uns entgegen kam, äußerst seltsam beäugt hätte. Ich genoss die kurze Ruhe und schloss mich für eine viertel Stunde auf dem Klo ein. Ich war sogar versucht, an so einem Reinigungsstein zu schnüffeln, nur um diesen abartigen Parfumgeruch aus der Nase zu bekommen.

Zum Glück verzog sich nach dem Abendessen der männliche Teil in das Kaminzimmer. Frauen waren strikt untersagt. Sonst hielt ich diese Regelung für dämlich, aber im Moment war ich mehr als dankbar dafür. Bei einem Whiskey und einer ordentlichen Kippe ging es einem doch gleich besser. Beides schmuggelte ich lieber auf den Balkon, bevor mein Vater am Ende auf die Idee kam, ich wäre noch zu „klein“ für so etwas. Dem Mann traute ich inzwischen alles zu. Der war den ganzen Tag schon viel zu nett und gut gelaunt. Da konnte etwas nicht stimmen.

Es war elf, als ich mich verabschiedete und versuchte, in dieser Riesenhütte mein Gästezimmer zu finden. Dieses Unterfangen stellte sich schwieriger heraus, als gedacht. Ich lief die meiste Zeit im Kreis, bis ich endlich in den richtigen Flur einbog Da brauchte man ja ein Navi, um sich hier zurecht zu finden.

Ich seufzte erleichtert, als ich meinen Raum betrat, das Licht einschaltete und den nächsten Schock bekam.

„Was zur...?“, stammelte ich bei dem sich mir bietenden Anblick los und wünschte mir direkt, mich doch verlaufen zu haben.

„Hallo Daniel“, säuselte Barbie, welche auf meinen Bett hockte mit zu wenig Stoff an ihrem Körper. Zumindest fand ich dieses Nachthemdchendingens nicht sehr passend.

„Hab ich mich doch im Zimmer geirrt“, murmelte ich rasch und wollte hier so schnell wie möglich raus.

„Nein, ich hab auf dich gewartet“, warf sie jedoch sofort ein und bestätigte mir meinen Verdacht. Au Backe!

„Wir hatten so einen schönen Tag und ich dachte, wir können das vielleicht diese Nacht fortsetzen.“ Dachte sie also? Gott, mir kam mein Abendessen gleich wieder hoch. Der hatten sie doch ins Hirn geschissen. Ich konnte mich nicht entsinnen, auch nur irgendwelche Signale, abgesehen von ausgewachsener Abneigung, ihr entgegengebracht zu haben.

„Äh, hör mal. Das ist keine gute Idee. Wie alt bist du? 15?“, versuchte ich, glimpflich aus der Sache herauszukommen.

„Vor zwei Wochen 16 geworden“, verkündete sie auch noch stolz und machte Anstalten, auf mich zuzukommen, worauf ich einen Hechtsprung zur anderen Seite des Zimmers vollführte.

„Na dann Glückwunsch, macht das Ganze aber keinen Deut besser.“ Zuerst sah sie mich etwas entsetzt an, dann wurden ihre Augen groß und…scheiße, wässrig. Warum immer ich?

„Ich gefalle dir nicht“, schluchzte sie auch schon los und ich war vollkommen überfordert. Ihr jetzt zuzustimmen wäre zwar die Wahrheit, aber vielleicht taktisch nicht sonderlich klug.

„Hör zu, es ist Weihnachten. Ich hasse dieses Fest, daher hab ich definitiv einen Whiskey zu viel gehabt und bin nun wirklich nicht in der Stimmung für so was.“ Klang jetzt auch nicht netter, aber was sollte ich tun? So war es nun mal. Ihr Hirn versuchte, die Information zu verarbeiten. Ich konnte den Rauch deutlich aufsteigen sehen. Wahrscheinlich erklärte sie mich gleich zum größten Arschloch der Welt. Wäre ja nicht das erste Mal. Okay, sie lächelte. Was zur Hölle?

„Danke, dass du Rücksicht auf mich nimmst. Du bist ja so sensibel“, jauchzte sie fröhlich, kam auf mich zugesprungen, umarmte mich und zog von dannen. Ich konnte nicht anders, als ihr fassungslos hinterher zu starren. Was war das denn gewesen? Weiber, ich würde die wohl nie verstehen.
 

Der nächste Tag wurde auch nicht besser. Mein Vater beäugte mich die gesamte Zeit seltsam, Barbie schmiss sich in einer Tour an mich heran und ich musste da auch noch ganz alleine durch, weil Edward schon früh wieder in die Stadt gefahren war. Ich war so froh, als auch wir gegen Nachmittag wieder den Rückweg antraten. Mein einziger Lichtblick war es, dass morgen alles vorbei sein würde. Wir würden früh zurückfahren und alles war wieder beim alten. Ich hoffte, Tim hatte nichts dagegen, wenn ich mich direkt an seinem Baum verging.

Hatte er nicht, ganz im Gegenteil. Das erste, was ich tat, als wir unsere eigenen vier Wände betraten, war ihm um den Hals zu fallen. Eigentlich wollte ich genau das schon am Bahnhof tun, so froh war ich, ihn endlich wieder zu sehen, aber Nick war nun mal dabei und mein dämlicher Fahrer. Beide mussten davon nicht unbedingt etwas mitbekommen.

„Was hast du ausgefressen?“, lachte mein Freund überrascht auf.

„Nichts. Ich will da nie wieder hin“, erklärte ich meinen kleinen Gefühlsausbruch.

„War es so schlimm?“

„Schlimmer.“

Danach bedienten wir uns vom Baum und warfen uns vor die Glotze. So hätten von mir aus auch die letzten drei Tage ablaufen können. Tim erzählte von seinem Weihnachten, der verbrannten Gans, den nicht ganz legalen Keksen und dem Treffen im Park.

„Luisa war am Boden zerstört, dass du es nicht geschafft hast. Sie wollte wohl ein oder zwei Hühnchen mit dir rupfen.“ Ich wusste auch genau weswegen. Ich hatte in letzter Zeit unsere Telefonate schleifen lassen, aus dem einfachen Grund, dass ich ihre ständige Fragerei zum Thema meiner Beziehung nicht mehr ertragen hatte. Ich wusste selber, dass es die letzten Wochen etwas schwierig war. Das musste ich mir nicht noch von ihr anhören. Es reichte vollkommen, wenn ich diese Vorwürfe ab und an in Tims Augen aufblitzen sah. Er sagte nichts, aber wir kannten uns lange und gut genug, um jeweils den anderen zu kennen.

„Ich bin auch untröstlich.“

„Na ja, das könnt ihr am 29. nachholen. Die beiden haben sich eingeladen.“ Verdammt gutes Timing. Genau an dem Abend war natürlich dieses dämliche Event in dem Club.

„Hm, also...das ist etwas blöd. Ich kann an dem Abend nicht“, druckste ich vor mich hin und konnte erkennen, wie sich das Gesicht meines Freundes verfinsterte.

„Was ist es diesmal?“ Er war sauer. Na toll!

„Ich hab einem Bekannten versprochen, mit ihm an dem Abend wegzugehen.“

„Einem Bekannten?“

„Ihr seid euch im Flur kurz begegnet. Er hatte mir mit deinem Geschenk geholfen.“

„Und das kannst du nicht verschieben?“

„Es ist sozusagen meine Gegenleistung.“ Ich besänftige den Dunkelhaarigen damit, dass wir sowieso nicht vor 23 Uhr losfahren würden und somit genug Zeit blieb, vorzuglühen und mir die Standpauke von Luisa anzuhören.
 

Die beiden trafen am besagten Tag gegen 18 Uhr ein. Wir bestellten Pizza, laberten viel dummes Zeug und zogen uns ein paar dämliche Videos rein, bevor ich verkündete, dass ich mich langsam mal umziehen musste. Die anderen glotzten mich an, als wäre ich von Aliens entführt worden. Was konnte ich denn bitte dafür, dass die mich sicher nicht in löchriger Gammeljeans à la Mongo in das Etablissement lassen würden.

Gerade wollte ich auch mein Vorhaben in die Tat umsetzten, als die Tür aufflog und Luisa in mein Zimmer stürmte.

„Man, von anklopfen hast du auch noch nichts gehört“, motzte ich sogleich. Was wäre gewesen, wenn ich hier bitte halb nackt da gestanden hätte?

„Mach dir nicht ins Hemd. Ist nichts, was ich nicht schon gesehen hätte“, antwortete sie völlig ruhig und ließ sich auf meinem Bett nieder, während ich lieber nicht zu genau über ihr Gesagtes nachdachte und mich wieder meinem Kleiderschrank widmete. Irgendwo musste doch diese dumme Hose stecken.

„Nick und ich machen uns Sorgen“, fing sie auch gleich mit dem brenzligen Thema an. Super und ich hatte noch nicht einmal mein drittes Bier geschafft.

„Gibt es keinen Grund.“

„Ach nein? Wenn sogar Tim schon vermutet, dass du wen anderes hast, kann da was nicht stimmen.“ Diese verdammten Tratschtanten. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie auf diese absurde Idee kamen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er wirklich so etwas denken könnte. Nicht nach all der Zeit.

„Ich hab niemand anderes. Selbst wenn, ginge es euch nichts an und Tim kann selber reden.“

„Wie denn, wenn du nie da bist.“ Und schon ging es mit den Vorwürfen los. Na danke auch. Die konnte sie sich getrost sonst wo hin stecken.

„Ich bin doch hier oder?“

„Ja, für die nächste Stunde.“

„Tut mir ja leid, dass ich noch andere Freunde habe“, zischte ich angepisst und zog so heftig an der schwarzen Jeans, dass mir beinahe der gesamte Schrank entgegen kam. Langsam wurde ich wirklich sauer. Sie scheinbar auch.

„Die niemand kennt. Wenn du so deine Prioritäten setzt, kann einem Tim ja nur leid tun.“

„Ach, such dir doch ein eigenes Leben und lass mich in Frieden.“

„Kannst du haben!“ Raus war sie und ich schnaubte wie ein wütender Stier. Blöde Ziege. Die sollte sich nicht in Dinge einmischen, von welchen sie keine Ahnung hatte.

Ich war gerade im Badezimmer, als es an der Tür klingelte. Irgendwer würde ja hoffentlich die Nettigkeit besitzen, aufzumachen. Ich beeilte mich und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sah erstaunlich gut aus. Wenigstens klappte mal etwas. Ich beeilte mich, ins Wohnzimmer zu kommen, wo Edward schon von der Meute belauert wurde.

„Na Schwager, bereit für Blackjack und Nutten?“, begrüßte mich dieser per Handschlag und ich wusste nicht, ob ich ihm für diesen Spruch eine reinschlagen oder lieber lachen sollte. Ich entschied mich für letzteres. Sollten die doch glotzen, wie sie wollten. Ich war mir fast sicher, dass Luisa schon jeden über unseren kleinen Disput informiert hatte.

„Für die Nutten ja, aber Blackjack wirst du mir nochmal erklären müssen."

„Dass kann meine Schwester machen. Sobald sie gelernt hat, zu zählen.“

„Dann werde ich es wohl nie können.“ Wir lachten beide auf, während ich meine sieben Sachen zusammen suchte. Die anderen gafften uns immer noch mit großen Augen von der Couch aus an.

„Wir machen dann los“, informierte ich sie überflüssiger Weise. Luisa funkelte mich wütend an, doch das ging mir mal schön am Arsch vorbei. Nur weil die ihre Tage hatte, ließ ich mir sicher nicht meinen Abend verderben.

„War schön, euch kennenzulernen“, verabschiedete sich auch Ed wohlerzogen.

„Viel Spaß“, ertönte es noch von Tim und ich quälte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen, bevor wir die Wohnung verließen.
 

Ich verstand Menschen nicht, die es immer wieder in solche Clubs zog. Die Musik war schrecklich, die Anwesenden zum Teil sehr grenzwertig und fast fünf Öcken für ein Bier empfand ich persönlich als unverschämt. Gut, dass ich nichts davon bezahlen musste. Wir saßen an einem reservierten Tisch in der oberen Etage. Zum Glück war es hier ruhiger und man hatte einen guten Ausblick auf die Tanzfläche, welche einiges Unterhaltungspotential barg.

„Hallo ihr beiden“, holte mich Eddies Stimme zurück in die Realität. An unserem Platz waren zwei Weiber aufgetaucht. Eine blond und sehr leicht bekleidet, die andere Brünett in normalen Klamotten, schick und nicht zu aufdringlich. Man konnte sie durchaus als hübsch bezeichnen.

„Ich dachte, wir könnten für heute etwas Gesellschaft gebrauchen“, erklärte mein Kumpel die Anwesenheit der holden Weiblichkeit und mir wurde spontan ganz anders zumute. Die blonde Schnepfe hockte sich beinahe auf seinen Schoß, während sich ihre Freundin gesittet neben mir niederließ. Wenigstens hatte eine Anstand und besprang mich nicht gleich.

„Hey, ich bin Chantal“, stellte sie sich vor und lächelte mich zuckersüß an. Okay, auch wenn sie sich nicht gleich die Sachen vom Leibe riss, ihre Absichten gingen in eine ähnliche Richtung. Halleluja, Schnaps und zwar schnell. Ich rückte noch ein Stück von ihr weg und räusperte mich. Ed reagierte sogar, winkte nach einem Kellner und wenig später waren wir alle mit neuen Getränken und einigen Shots versorgt. Wir versuchten es mit Konversation, während die anderen beiden sich lieber gegenseitig die Mandeln untersuchten. Wenn die Frau nicht gerade dabei war, seltsam mit ihrem Wimpern zu klimpern oder mein Knie zu betatschen, war sie eigentlich ganz in Ordnung. In mir keimte nur langsam der Verdacht, dass das mit den Nutten nicht nur ein dummer Scherz war.

„Wir gehen uns frisch machen“, erlöste mich Blondchen irgendwann von den Annäherungsversuchen ihrer Freundin und ich atmete erleichtert auf. Ein Glück, dass Weiber nie alleine aufs Klo gingen.

„Was ist dein Problem? Ist sie nicht dein Typ?“ Oh Gott, was hatte der erwartet? Sollte ich sie gleich an Ort und stelle heiraten oder was?

„Was meinst du?“, stellte ich mich lieber dumm.

„Man könnte langsam denken, du wärst schwul“, sagte er ruhig. Dennoch heftete sich ein lauernder Blick auf mich. Ach du scheiße. Ich saß in der Falle. Bejahen konnte ich das auf keinen Fall, sonst wüsste spätestens morgen mein Erzeuger davon und dann konnte ich mir gleich einen Strick um den Hals hängen.

„Red keinen Blödsinn.“ Hoffentlich klangen die Worte nicht halb so hysterisch wie in meinen eigenen Ohren.

„Dann entspann dich mal. Du musst sie hier ja nicht gleich vögeln, aber ein wenig Spaß bringt dich schon nicht um.“ Oh, das sähe Tim sicherlich anders, aber auch das war jetzt keine gescheite Ausrede. Ich saß knietief in der Scheiße und musste mich da irgendwie frei schaufeln. Blieb eigentlich nur noch eine Möglichkeit. Konnte ja was werden. Ich hatte seit Jahren nicht mehr versucht, ein Weib rumzukriegen. Hoffentlich war das wie Fahrradfahren.

„Immer mit der Ruhe. Weiber stehen darauf, wenn man so tut, als ob man sich für ihr Leben interessieren würde.“ Klang doch plausibel. Sah mein Gegenüber offenbar genauso, denn der lachte nur und nickte wissend. Leider kamen die beiden Mädels viel zu schnell wieder. In der Zeit hatte ich es gerade mal geschafft, drei Schnäpse hinterzukippen. Lange noch nicht genug, um mir meine Situation erträglich zu saufen.

Mein Date hatte wohl genug vom Reden, denn sie ging, kaum dass sie wieder am Tisch saß, auf Angriff über. Umso besser. Konnte ich den Scheiß hinter mich bringen. Ich fühlte mich schon, bevor es überhaupt geschah, beschissen. Es war doch nur eine blöde Knutscherei, kein Grund zur Panik. Tim würde es nicht erfahren und ich musste irgendetwas tun, bevor Herr von und zu wirklich noch Zweifel an meiner Sexualität bekam. Mildernde Umstände nannte man so etwas. Wenigstens einmal hatte ich im Rechtsseminar aufgepasst.

Es war irgendwie seltsam, nach der langen Zeit jemand anderen zu küssen. Nicht unbedingt schlecht, anders halt. Ich hätte es mit dem Weib sicher schlimmer treffen können. Sie sabberte nicht, wollte scheinbar auch nicht mehr. Ed grinste mich stolz an, als ich mich irgendwann von ihr trennte. Na wenigstens hatte einer seinen Spaß heute.
 

TBC

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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  MarukaHazmierski
2013-01-08T01:37:12+00:00 08.01.2013 02:37
Ich hatte mich solange zusammengerissen und diese vortsetzung nicht gelesen weil ich genau wusste wie ich wieder suchte... Und jetzt hab ich alles gelesen obwohl ich schon lange schlafen wollte und mir dauernd die augen zu fallen und man... ICH WILL MEHR!!! XDD los schreibt schneller *poke*
Btw daniels weihnachten erinnert mich sehr an den film 'die hochzeits crasher' falls ihr ihn nicht kennen solltet- unbedingt mal angucken! XDD

Lg und gute nacht
By haruka
Von:  Bevvie
2012-04-10T20:12:29+00:00 10.04.2012 22:12
*WEEEE WAAAANT MOOORE!!!-transparente über den kopf hält*

Nnna. Ich schäme mich sooo dass ich erst jetzt, nach dem durchlesen von rund 50 kapiteln, ein kommi endlich schreibe *chrm* :xx :'c..., aber zu meiner verteidigung muss ich sagen, da mein deutsch halt noch nich so perfekt ist, muss ich mich wirklich echt anstrengen, um in nahezu vernünftigen, sinvollen(xDD) sätzen formulieren zu können was ich sagen möchte x'D :Đ

und DAFÜR hab ich ein bild dazu gemal (nur so xD) --> tadaaaa: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/520746/?*versöhnend guck xD*…naja *chrm*, es sieht nich ganz so aus als ich eig vorhatte, tja…tja…... xD

Also. Da aber dies meine abosulte LieblingsFF aus diesem thema ist, hätte ich sowieso früher oder später mitgeteilt ^__^, dasssss: ich LIEBE es, ist echt eine der besten stories, die ich hier gelesen habe, die charaktere sind total sympathisch, die dialoge darin alle überlustig, ich musste über sie immer grinsen xDD :D, die story ist immer wieder voll spannend, ideenvoll und so, also es geht nicht nach dem gewöhnlichen, abgedroschenen „shōnen ai drehbuch”, ööö…wenn man versteht was ich meine…:'D ...es gefällt mir auch, dass es ganz viele andeutungen zu früheren sachen/ereignissen gibt und so wirkt es irwie sooo… hmmm, zusammenhängend und einheitlich und und …na, ist halt amüsant zu lesen! :'']
...die erste bettszene *tihi*(noch aus dem ersten teil, worauf ich damals soo lange schon sehnend gewartet hatte xDDD) und die anderen heissen teile (>:Đ) sind geschmackvoll in die geschichte eingebaut, nicht zu viel, nicht zu detailliert und trotzdem sooo *HARR*x''D (= trotzdem gerade genug, damit ich - getreu meiner gewohnheit - quietschend loskichern musste :'''3 xD)

Aaaaber was mir in dem ganzen am besten gefällt ist, dass die charaktere sich tatsächlich so real verhalten & handeln, außerdem keine kitschigkeit, krassen liebesgefühlausbrüche, ständigen liebesgeständnisse (wie ich auch immer - als echte slash fangirlie :'''D - noch immer ständig auf sowas warte..xD), und ihre liebe ist dennoch soohoo schöön :33 *-*
Den titel finde ich also total passend! :D

Hm. Es tut mir nur eines leid...: wenn die beiden es mit dem saufen so weiter machen, werden sie zu jugendlichen alkoholikern und werden bedauerlicherweise mit großer wahrscheinlichkeit irwann an alkoholvergiftung verscheiden…DDD: ... aber dann wäre schon Die Realität echt seeehr seeehr grausam…x''D(und hoffentlich wird es auch nicht :P)

Nnnun, jetzt wo ich es hingekriegt hab, die ff schliesslich so völlig zu lobpreisen ;P, sollte ich mal auch etwas zum aussetzen suchen…hmmm… tja, worüber ich mich (als eine ebenso viel leidende erstjährige studentin :PP) nicht so leicht hinwegsetzen konnte: was ist mit der winterprüfungszeit??! sie feierten weihnachten sorglos durch ohne ganztätiges lernen und regelmäßige panikanfälle????! ö___ö wo blieb nun die wirklich schrechlich grausame realität?? ô_o xD
[oooooder: bin ich nur ganz falsch, und geht es in Deutschland mit den prüfungszeit nach dem ersten semester anders? (kann auch sehr wohl vorkommen :'''D)]

Hehe, das nur joke… (oder doch nicht..? ;P)
...aber das mit all dem lob & anerkennungen waren ganz aufrichtig gemeint ˇˇ ^.^, also weiter so und ich hoffe, die story wird noch lange auch weitergehen ٩(●̮̮̃●̃)۶

Bevvie


DxT FOREVA!!! (◕ - ◕)


Von:  Ribka-is-Mori
2012-01-10T20:41:36+00:00 10.01.2012 21:41
hey^^ gomen ihr beiden aber endlich komm ich mal wieder zu nem kommi *lang ists her ich weiß^^°*

wisst ihr was ich mir für daniel wünsche?? -das tim von dieser knutscherei erfährung und ihn sowas von zur schnecke dafür macht!!
find das ein absolutes no go dieses fremdknutschen!! >.< *daniel eine scheuer* und er hätte auch einfach wieder gehen können und eddi iwi anders seine schuld zurück gezahlt!!

seine schwester hass ich wie die pest!! und tim tut mir sowas von megaleid!! wenn daniel so weiter macht, ohne das er tim endlich sagt was sache ist, das er noch mehr seminare hat und auch noch bei seinem vater arbeiten und vorzeigesohn spielen muss, dann braucht er sich aber nicht wundern wenn tim ihm den laufpass gibt!! das hätte er dann auch verdient!! eine beziehung baut auf vertrauen auf!!

bin mal sehr gespannt wies noch weiter geht!!
und wenn ich erlich bin, dann habe ich wirklich kein bisschen mehr mitleid mit daniel!! seine schuld wenn er nicht den mund aufbekommt!!

lg tat-chan
kekse für euch hinstell und noch nachträglich n guten rutsch wünsch^^
Von:  Yeliz
2012-01-09T21:43:25+00:00 09.01.2012 22:43
Daaaaniel wie konntest du nur, aber mein Gott ich versteh dich sogar ein klein Wenig... :( 'heeeul'

Okey runtergekommen.. Das Kapitel war toll und ich bin mal wieder mit jeglichen Gefühlen versorgt. Ich musste Lachen wie Blöde und konnte kaum atmen, war fast am heulen, weil ich Daniel bemitleidete und Tim dann noch mehr bemitleidete... O_______O

Haaah, ich kann nicht mehr, aber ich liebe die beiden weiterhin so sehr! Und Daniel du Assi, man warum macht ihm seine Familie nur so schwer und er kann es sich, dadurch auch nicht besser machen :(
Sooo, ich bin extremst gespannt auf das nächste Kapitel und der Idiot baut hoffentlich nicht noch mehr Scheiße.....

xoxo, :D
Von:  Jeschi
2012-01-08T16:58:11+00:00 08.01.2012 17:58
Du quälst mich. Wo ich doch immer so mitleide? ;_;
Der arme Tim.
Kann Daniel es ihm nicht einfach alles beichten? Stattdessen macht er inen Scheiß nach dem anderen! >o<
Und wenn Tim es heraufindet... oh weh~ x-x Das überleb ich bestimmt nicht. Ich krieg ja jetzt schon fast nen Herzinfarkt!
Von: abgemeldet
2012-01-08T16:11:39+00:00 08.01.2012 17:11
Ach man, wieso macht Daniel es sich immer so schwer? Gut, seine Eltern machen es ihm nicht gerade einfach, aber sein Leben wäre eindeutig weniger stressig, wenn er Tim und seinen freunden gegenüber ehrlich wäre. Das ist auch gar nicht so schwer, nur mal erzählen, was los ist. Ich feure Daniel jedenfalls an, damit er das mal hinkriegt xD

Aber bei seinen Eltern sehe ich echt schwarz. Die würden es niemals akzeptieren, wenn er schwul wäre und sein Vater hat wirklich was von einem Wachhund. Kann dem nicht mal jemand Drogen in sein Essen mischen? xD

Tim hingegen kommt ja langsam auf die richtige Spur. Bin gespannt, wann er sich die ganze Geschichte zusammen reimt und Daniel die Leviten liest.

Nur ist es echt keine Lösung für die Jungs sich immer zu besaufen. Reden, Jungs, reden °-°


Von:  Yeliz
2011-12-11T01:30:40+00:00 11.12.2011 02:30
Endlich bin ich mal wieder zum Lesen gekommen (auch wenn's sich bis in die späte Nacht hingezogen hat ^.^)
Tjap da ich mal wieder was zum Entspannen und NICHT Nachdenken brauchte, hab ich gleich zu Daniel & Tim gegriffen (;

Und diese 2 Kapitel haben mich nicht im geringsten enttäuscht, denn ich muss einfach lachen, fürchten, wütend sein x'D und wie immer war ich so vertieft, dass ich gar nicht mehr an andere Sachen denken konnte, ehrlich Danke'schön ! (:
Haah ja jetzt kann ich mit einem fetten Grinsen pennen gehen x'D

Ich liebe diese beiden Charaktere so abgöttisch!! *___*
Und ihre Gedankengänge mit sehr schönem Sarkasmus und der guten Ironie, da kann ich wieder einmal nur sagen das Sarkasmus & Ironie wunderbare Freunde sind ^^

Jop ansonst mir gefällt's wie die Schwankungen zwischen alles fein & alles für'n Arsch gemacht sind, aber ich bin trotzdem für, das Daniel alles Tim erzählen soll (aber anstelle von Daniel würde ich genauso handeln... jaja man soll ja eig. nicht andere lehren, wenn man es nicht besser macht...^^)
Mhh, na gut soll er noch'n wenig schweigen, das macht alles spannender.. Wann es wohl auffliegt? Dam dam dam... x'D

Okey ich schreibe wieder zu viel Müll, aber ja waren zwei geile Kpaitel !
Der Schluss mal wieder seeehr mau gewählt, da ich jetzt die ganze Zeit drüber nachdenken muss und extremst neugierig auf die Fortsetzung bin (ich Schlussfolgere mal wie Sherlock^^, dass das beabsichtigt ist)..

Okey ich freu mich auf's nächst Chapter (hoffe das ich es auch gleich lesen kann (; ) ! Und lass mal einen Riesenkeks da. 'thehe
ganz liebe Grüße, Liza
xoxo ;D
Von:  Jeschi
2011-12-05T18:51:58+00:00 05.12.2011 19:51
Ich fands schön, dass sie mal ein wenig süße Zeit für sich hatten... auch wenn dann der Empfang gegen noch mehr gemeinsame Zeit sprach.
Und ui, hat er nen neuen Freund gefunden.
Irwie mag ich den net. Keine Ahnung, warum. xD Er hat mir ja nix getan. xD Naja...
Bin jedenfalls jetzt auf Daniels Reaktion gespannt. Und auf Tims irwie auch. Hach.. ja. Das Ende ist fies. An so ner Stelle aufzuhören!
lg

Von:  moto7
2011-12-04T00:09:50+00:00 04.12.2011 01:09
daniel hat einen freund mehr gefunden^^

und mal schauen, wir er auf seinen netten empfang reagiert. so wie er gesoffen hat, denke ich mal, gibt es zwei möglichkeiten:
1. er kippt einfach um und pennt ein (denke ich ja eher nich)
2. er vermöbelt lukas und schmeißt alle raus und erteilt tim eine süße strafe^^
Von:  xxxsabixxx
2011-11-18T04:38:28+00:00 18.11.2011 05:38
Haha ouh je das schreit geradezu nach Streit :D ich hoffe einfach mal
Das Daniel sich irgendwann mal 'traut' die Karten auf den Tisch zu legen :)
Dann würde sich schon einiges klären :)
Außerdem kann man Daniels' Reaktion am Ende wirklich gut nachvollziehen :)
Ich bin schon gespannt wie es weitergeht <3


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