Zum Inhalt der Seite

missing, lost and forgotten 2

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Allein

Bill sah sich in den Spiegel und seufzte. Immerhin ist es jetzt fast zwei Jahre her. Zwei Jahre lang musste er allein gegen die Tücken seines neuen Alltags kämpfen. Wenn man es Alltag nennen könnte. Wenn Tom hier wäre...ja, WENN er hier wäre. Aber er ist tot. Begraben in einem Friedhof, den Bill jeden Tag besuchte. Jeden einzelnen Songtext, denn er schrieb, war an seinem Zwillingsbruder gerichtet. Die, die Tom niemals lesen wird. Doch nur so konnte Bill seine Traurigkeit überwinden.
 

Bill richtete sich die Haare. Sie waren nicht mehr schwarz wie sonst, sondern dunkelblond, seine Naturhaarfarbe. Die Schminke weggeworfen, die Klamotten, die er in der Zeit vor seiner Entführung trug, gespendet und den Nagellack entfernt.
 

Bills letzte Worte an die Öffentlichkeit, die er heimlich mit einem Edding auf der Wand gekritzelt hatte, waren: „Den Bill, den ihr geglaubt habt zu kennen, ist mit seinem Zwillingsbruder gestorben.“ Die meisten Menschen dachten, dass Bill Selbstmord begannen hatte, nachdem er dies schrieb, doch drei Tage später berichtete jegliche Formen der Medien, dass Bill von der Polizei in einem anderen Wohnort gebracht wurden ist. Niemand durfte ihn besuchen, ihn sogar sehen oder noch schlimmer, Bill durfte nicht aus dem Haus, bis Kiara und ihre Gang gefunden wurde. Mit anderen Worten: Man hatte Bills Freiheit genommen, um die Mörderin seines Bruders zu finden. Bisher ohne Erfolg.
 

Doch Bill brach all die Regeln, um nicht psychisch in einem schwarzen Loch zu fallen. Dazu kam es auch noch, dass er eines Tages die zehnjährige Laura wieder traf, als er an diesen Tag, nachdem er vor dem Spiegel stand und seine Haare richtete, wieder einmal in den Friedhof ging.

Laura

Bill stand in der Küche und bereitete Waffeln zu, während Laura sich in seiner kleinen Wohnung umschaute. Dafür, dass die Wohnung etwas älter war, wurde es hübsch eingerichtet. Überall hingen und standen Bilder von Tom, unter eins stand sogar eine brennende rote Kerze. Laura spürte die Gänsehaut an ihrer Haut. Dafür, dass Bill ganz allein war, lebte er immer noch. Immerhin hatte er es Tom versprochen.
 

„Es mag sein, dass ich dieses Leben nicht mehr weiter leben kann, aber versprich mir, dass du weiterleben wirst. Dieses Schicksal habe ich selber gewählt, nur um dein Leben zu retten. Ich will nicht, dass du Selbstmord begehst.“
 

„Essen ist fertig!“ rief Bill und riss Laura aus ihren Tagträumen. „Ich komme schon!“ rief sie zurück und rannte zur Küche. Bill stand vorm Tisch und legte die Waffeln wie ein Butler auf die Teller. „Ich hoffe, sie schmecken dir.“ sagte er. „Tom hatte meine nie gemocht. Er meinte, sie schmeckten nicht. Aber er hatte es immer gesagt, um mich zu ärgern.“ Laura sprang auf einen Stuhl und roch nach den Geruch. „Also, nach verbrannt riecht es nicht. Riecht eher lecker.“ meinte Laura. „Wenn das so ist, dann müssen sie dir schmecken.“ meinte Bill und lächelte. Er setzte sich auf den anderen Stuhl. „Guten Appetit Bill.“ sagte Laura und schnappte sich ein Waffelstück. „Gleichfalls, Kleine.“ sagte Bill und fing auch an zu essen.
 

„Eigentlich darf ich nicht aus der Wohnung heraus, aber ich habe kein Bock, den ganzen Tag Zuhause herumzusitzen.“ fing Bill nach dem Essen an zu erzählen. „Zum Glück werde ich nicht bei jedem Schritt beobachtet, weil die Polizei meint, ich sei hier sicher.“ – „Ich finde, dass du auf jeden Fall rausgehen musst. Ich hatte auch mehrmals überlegen müssen, ob du wirklich Bill ist.“ meinte Laura. „Was, du hast mich nicht erkannt?“ fragte Bill verwundert. „Nein, erst als ich dich vor Toms Grab gesehen habe. Dann wusste ich sofort, dass du es bist.“ erklärte Laura. Bill lächelte und sagte: „Also dich habe ich sofort erkannt. Du hast dich nicht verändert. Na ja, bis auf das Alter. Wie alt bist du jetzt?“ – „Zehn stolze Jahre.“ sagte Laura.
 

„Was ist mit deiner Mutter, ist sie jetzt clean?“ fragte Bill. Laura lächelte. „Kannste knicken. Kaum ist sie clean, schon fängt sie wieder an. Unsere Nachbarin hat sie immer wieder gedroht, dass sie die Polizei und das Jugendamt anrufen und über meine Mutter beschweren würde, weil sie ihr eigenes Kind nicht mal Hallo sagt, wenn es nach Hause kommt. Aber meine Mutter war das egal.“ antwortete Laura. Da fing sie an zu weinen. „Und dann...hat Mama sie umgebracht und den Tod ihren Ehemann angehängt. Die Polizei hatte es ihr natürlich geglaubt.“ Bill legte seinen Arm auf Lauras Schulter. „Vermisst du die Nachbarin?“ fragte er sie. Laura nickte. „Sie wollte mich adoptieren und dann mit mir nach Allgäu ziehen. Da sei es viel schöner. Und sie hatte immer tolle Kekse gebacken.“ Bill drückte Laura ganz fest an seiner Brust. „Kann ich bei dir bleiben? Mama hat mich, nachdem ich über den Tod meiner besten Freundin geweint habe, mich rausgeworfen.“ fragte sie. Bills Antwort: „Du kannst bleiben, solange du willst.“

Kiara ist zurück

Zwei Tage später, nachdem Laura sich wieder beruhigt hatte, machten Bill und sie vieles miteinander. Ein volles Programm, unter anderem Freibad, Kino, Freizeitpark, alles. Besonders toll fand Laura, als Bill mit ihr in die Großstadt ging, um ihr neue Klamotten zu kaufen. Er wurde von Tag zu Tag immer sicherer und selbstbewusster, so wie er früher war. Die beide hatten ihren Spaß, was am sehr gut sehen konnte. Sie wurden immer wieder gefragt, ob sie Geschwister wären, ob Bill Lauras Vater sein könnte oder ob Laura irgendwie mit ihm verwandt wäre. Natürlich hörten sie das und lachten über die Argumente.
 

So verging eine ganze Woche.
 

Eines Morgens stand Laura ganz früh auf. Sie hatte an diesem Tag was ganz großes vor. Bill hatte an diesen Tag Geburtstag und Laura wollte ihn überraschen. Als ging sie ins Bad, wusch sich, zog etwas Hübsches an und machte das Frühstück. Dann schlich sie leise in Bills Schlafzimmer, beugte sich vor ihm und flüsterte ins Ohr: „Happy Birthday to you.“ Bill drehte sich um, gähnte, lächelte und sagte dann: „Dir auch einen schönen guten Morgen.“ Nachdem auch Bill ins Bad ging, sich wusch und etwas anzog, saßen beide vor dem reich gedeckten Frühstückstisch. „Also, das wäre jetzt nicht nötig gewesen, Laura.“ sagte Bill. „Trotzdem danke.“ – „Kein Problem, ich kann dir auch die Post holen, wenn du willst.“ sagte Laura. Bevor Bill etwas sagen konnte, sprang sie vom Stuhl und rannte zum Briefkasten. Bill schaute hinterher. Er sah das Temperament und die Energie, die aus Laura ausstrahlte.
 

Aber dann, als Laura zurückkam, war sie nicht mehr so fröhlich. In ihrer Hand war eine Geburtstagskarte. „Was ist los?“ fragte Bill. „Sie…sie ist zurück.“ murmelte sie. „Wer?“ Bill wurde ganz nervös. Laura schaute ihn an. „Kiara ist zurück.“ – „WAS?“ Und schon war die schöne Zeit vorbei.
 

Na mein Schöner,

und du, kleine Nervensäge,
 

ja, wir wissen, wo Ihr seid. Keine Sorge, wir werden Euch etwas Zeit gönnen, damit wir unseren Spaß haben, Euch zu finden. Und dann werden wir Euch töten.
 

Kiara.
 

Bill blieb erstarrt. Wie konnte sie ihn finden? Hätte er auf die Polizei gehört und sich versteckt? Auch Laura war etwas verwirrt.
 

Laura ergriff nach einem langem Schweigen das Wort. „Wir müssen von hier weg.“ Bill schaute sie an und schwieg. Die ganzen Bilder hatte er wieder vor seinen Augen. Dann sagte er: „Gut, dann hauen wir ab. Gleich heute.“

Die Flucht

Gesagt, getan. Mit leichtem Gepäck und einer Landkarte verließen Bill und Laura die Stadt. Das Auto nahmen sie nicht, weil sie davon gingen, dass, wenn das Auto weg wäre und Kiara und/oder einer von ihrer Punker-Gang vorbeikommen würde, würde sie Verdacht schöpfen. Sogar das Licht hatte er angelassen. Und anstatt die Haustür zu benutzen, gingen die durch die Balkontür. In einem nahgelegtem Wald, so Laura, würden sie in Sicherheit sein, weil sie vermutete, Kiara würde die beiden vor seiner Haustür auf sie warten und sie töten. Deswegen gingen sie auch nicht zur Polizei, es könnte ja einer von Kiaras Gang dort auf sie warten und sie einfangen. Bill ahnte schlimmes. Trotzdem gingen sie in den Wald.
 

In einer Höhle angekommen, machten die beiden eine Pause. „Ist ne gute Idee, vielleicht haben wir sogar Kiara abgehegt.“ sagte Laura und fügte hinzu: „Außerdem tun mir gerade die Füße weh. Habe aber vorhin nichts gesagt, da ich dachte, es würde dich nerven.“ Bill schaute nach unten und schwieg. „Bill, bist du okay?“ fragte Laura mit besorgter Stimme. Dann sagte er: „Ich weiß aber nicht, ob wir lange noch vor ihr weglaufen können. Früher oder später wird Kiara uns finden.“ – „Du hast recht. Vielleicht wird sie das. Aber bis dahin wird sie meinen, dass wir zu blöd wären und nur den Haupteingang benutzen, um aus dem Haus zu kommen.“ sagte Laura. Bill schüttelte den Kopf. „Trotzdem müssen wir aufpassen.“ meinte er. Laura nickte zustimmend und sagte: „Stimmt auch wieder. Wie lang machen wir die Pause?“ – „Eine halbe Stunde, wenn das okay ist.“
 

„Ich habe uns wohl in Gefahr gebracht, oder?“ fragte Bill wenig später. Laura erschrak, weil sie gerade an etwas anderes gedacht hatte und drehte ihren Kopf zu Bill. „Was meinst du damit?“ fragte sie. Bill blieb für ein paar Sekunden still, dann sagte er: „Wenn ich damals die Dixie-Klos statt den Gebüsch als Toilette benutzt hätte, wäre dass alles niemals passiert. Und jetzt ziehe ich dich auch noch rein und lasse es zu, dass Kiara auch noch nach dir sucht.“ Laura schwieg und schaute auf dem Boden. „So ganz stimmt das nicht, Bill.“ sagte sie dann und fügte hinzu: „Klar, wenn du, wie du es mir mal vor zwei Jahren gesagt hast, in einer von dieser Dixie-Klos gegangen wärst, wäre das alles natürlich nicht passiert. Aber du hast mich nicht in diese gefährliche Situation gebracht. Das habe ich ganz alleine geschafft.“ Bill erstaunte. „Was hast du da gerade eben gesagt?“ fragte er. „Bill, ich war das Straßenkind, das Kiara und ihre Gang damals verraten hatte.“ antwortete Laura. Er erschrak. Laura hat Kiara damals…
 

„Ich war leider nicht schnell genug, sonst hätte ich auch Tom retten können und die Polizei hätten Kiara und ihre Gang schon längst hinter Gitter gebracht.“ Die ersten Tränen kullerten auf Lauras Wangen. „Es..es tut mir so leid, Bill. Ich bin schuld daran, dass Tom tot ist.“ schrie sie und fing an zu weinen. Bill war immer noch erstarrt. Doch dann, anstatt sich von ihr zu wenden, tröstete er sie, indem er sie umarmte. „Du bist nicht schuld, davon bin ich überzeugt. Und Tom bestimmt auch.“ sagte er mit einer ruhigen Stimme.
 

Doch dann hörten sie Stimmen. Laura erschrak. „Die Gang?“ Bill nahm sie bei der Hand und versuchte, heimlich aus der Hölle zu schleichen.

Der Wald

„Das ist eindeutig Kiaras Gang.“ Bill und Laura versteckten sich hinter einem dichtem Busch. Bill beobachten das Geschehen, während Laura die Mitglieder zählte. „Fünf Mädchen.“ flüsterte sie und fügte hinzu: „Es fehlt halt Kiara.“ – „Ja, aber wo ist sie?“ fragte Bill, und bevor Laura darauf eine Antwort geben konnte, kam aus dem Dunkeln ein Schatten. Alle fünf Punker-Mädchen drehten sich um und einer von ihnen fragte den Schatten: „Und du bist sicher, dass Bill und Laura hier sind?“ Aus dem Dunkeln trat der Schatten hervor und alle wussten, wer es wirklich war. Kiara schaute sich um und sagte: „Na klar. Es gibt leider keinen einzigen Ort, zu dem sie hingehen könnten. Außer in dem Wald, obwohl Bill eigentlich genau wusste, dass er diesen Wald doch eigentlich kennen müsste. Erinnert ihr euch?“ – „Verdammt.“ flüsterte Bill. Kiara wusste also, wo sie suchen sollte. Bill und Laura saßen in der Falle. „Bill, wir müssen verschwinden.“ flüsterte Laura und Bill nickte ihr zustimmend zu. Doch als beide einen Schritt machten, traten beide auf einen Ast, der natürlich laut knirschte. Kiara drehte ihren Kopf zu dem Busch und lächelte. „Ach, so ist das also...“ murmelte sie. Bill schwitzte und Laura bekam es mit der Angst zu tun. „Heute ist einfach nicht unser Tag, was?“ fragte Bill, stand auf, nahm Laura bei der Hand und lief los. Zuerst kapierte Laura nicht, warum Bill diese Eile hatte, doch als sie von hinten Schüsse hörte, wusste sie, dass sie und ihr bester Freund in Lebensgefahr schwebten. Genau wie Bill nahm Laura ihre Beine bei der Hand und lief so schnell, wie sie nur konnte.
 

Doch weit kamen beide nicht, denn eine Kugel flog in Lauras Bein. Sie schrie sofort auf und ging zu Boden. „Laura!“ Bill beugte zu ihr runter, hob sie hoch und lief weiter. „Super geziehlt, Chefin.“ rief eine Punkerin. „Was redest du da bloß?“ fragte Kiara, kontrollierte ihre Munition, entsicherte ihre Waffe und setzte fort: „Es ging daneben.“ Während die Punkerin ihre Chefin verstaunt anschaute, schoss Kiara weiter. Bill, der Laura immer noch trug, kochte vor Wut. Am liebsten würde er Laura auf dem Boden legen, umkehren und Kiara zeigen, wo hier der Hammer hängt. Doch er tat es nicht. Erstens wollte er die verletzte Laura nicht in Stich lassen und zweitens würde er, wenn er sich umdrehen würde, von Kiara getötet Und das wäre trotz Kiaras Tat Selbstmord. Und Bill hatte doch ein Versprechen zu halten...
 

„Laura, bist du okay?“ fragte Bill sie. „Nein...ich...es tut so weh...!“ war ihre Antwort und setzte fort: „Wo...wo gehst du jetzt hin?“ Bill schaute schnell zurück, dann nach einem Schuss wich er schnell mit seinem Gesicht aus, denn sonst hätte es sein Gesicht erwischt. „Ich versuche, sie zum Polizeigebäude zu locken! Ich weiß, es ist verrückt, aber wir haben keine andere Wahl.“ antwortete er. Dann hörten er und Laura, wie Kiara schrie: „Hinter ihnen her!“ und Bill versuchte, schneller zu laufen. Allerdings wurde Laura mit jedem Schritt schwerer. Doch Bill gab nicht auf.
 

Dann erreichten sie die Stadt und Bill wusste, er nicht mehr lange brauchte, bis er das Polizeirevier erreicht hatte.

Der gleiche Tod

„Wir sind gleich da!“ rief Bill. Laura schaute über seinem Rücken und sah Kiara und ihre Gang. „Bill, sie verfolgen uns!“ sagte sie. „Ich weiß, das ist ja auch unser Plan.“ antwortete Bill. Er bemerkte, dass Laura wieder anfing zu zählen. „Warte, es fehlen drei Punks.“ rief sie erstaunt. „Verdammt, hatte sie es gewusst, was wir vorhaben?“ dachte Bill. Da tauchten aus einem Hinterhalt die drei anderen Punks auf. Bill blieb stehen und schaute sich um. „Geh nach links!“ rief Laura und wie ein Roboter befolgte ihr älterer Freund ihr und ging links in eine dunkle, enge Gasse. „Los hinterher!“ schrie Kiara, doch Ihre Bande befolgten ihr nicht. „Wir dürfen nicht hier rein. In dieser Gasse haust eine Gang, die uns Punks nicht mögen.“ antwortete eine von ihnen. „Ist mir doch egal, los, hinter her!“ Kiara war wirklich eine Bestie.
 

Diese Gang, die aus ein paar Jungs bestand, die gerne Hip-Hop hörten, hielt sogar Bill und Laura an. „Ihr dürft hier nicht rein. Das ist unser Revier!“ rief ihr Anführer. „Chuck, jetzt sei nicht so egoistisch!“ rief Laura. „Laura, yo, das bist du du, Kleine.“ rief Chuck überrascht. „Sieht so aus, als steckt ihr beide ganz schön in der Scheiße.“ – „Ja, und deswegen musst du uns durchlassen!“ sagte Laura mit ernster Stimme. „Sehr wohl, Kleine.“ sagte Chuck und ließ die beiden durch. „Woher kennst du ihn?“ fragte Bill. „Ich bin doch ein Straßenkind, schon vergessen?“ antwortete Laura. Bill schaute nach hinten. Chuck und seine Jungs schauten ihnen hinterher. Für einen kurzen Moment dachte Bill, er hätte Tom neben ihnen stehen gesehen.
 

Kaum hatte die zwei den Eingang des Polizeigebäudes erreicht, tauchte hinter ihnen Kiara auf. „Das Spiel ist aus.“ sagte sie. Bill wollte zur Tür, doch die Punks, die wieder aus einem Hinterhalt kamen, blockierten ihm und Laura den Weg. „Jetzt habe ich euch. Es wird mir ein Vergnügen sein, euch beide höchstpersönlich abzuknallen.“ Sie richtete ihre Pistole auf die beiden. Laura zitterte am ganzen Körper und Bill trat ein Schritt zurück. Er wusste, dies sein Ende sei. Er schloss die Augen und dachte an all die schönen Sachen, die er mit Tom und Laura erlebt hatte.
 

Plötzlich blieb das Bild sehen, nur Bill konnte sich bewegen. Er stand in einem Park. Da sah er wieder Tom, der vor ihm stand. Er lächelte und sagte: „Du hast die Kleine gern, was?“ Er drehte sich um und schaute zur Laura rüber, die gerade versuchte, eine Ente zu füttern. Tom setzte fort: „Kein Wunder, immerhin hat sie uns geholfen, dass du wieder frei bist. Allerdings hatte keiner von uns gewusst, dass einer von uns zwei gehen müsste.“ Bill bemerkte, wie er anfing zu weinen. Musste er DAS verwähnen? Tom merkte, dass er etwas falsch gemacht hatte, trat näher und umarmte seinen Bruder. „Sorry, das wollte ich nicht. Und jetzt hör bitte auf. Du kannst die Vergangenheit nicht ändern. Das kann niemand.“ Er löste sich wieder von Bill. „Unser Versprechen gilt immer noch, Bill. Das hast du nicht vergessen. Das freut mich.“ – „Warum sollte ich es nicht halten?“ – „Weil wir uns einst versprochen haben, dass wir beide zusammen sterben. Und dann, als ich wusste, dass ich vor dir sterbe, hatte ich dich um diese Sache gebeten.“ Tom trat weg und wurde langsam unsichtbar. „Tom...!“ – „Keine Sorge, wir sehen uns wieder. Das verspreche ich dir.“ sagte Tom und verschwand.
 

„HALT!!!“
 

Bill öffnete erschrocken die Augen, als er eine laute Stimme hörte. Er war immer noch unter den Lebenden... und außer Lebensgefahr. Polizisten kamen aus dem Gebäude gesprungen und schnappten sich ein Punk nach dem anderen. Kiara sah erschrocken um, dann schaute sie wütend Bill und Laura an. „Kiara Schmidt, sie sind verhaftet.“ sagte ein Polizist, der sie entwaffnet hatte und wollte sie von hinten festnehmen. Doch Kiara rebellierte, schlug den Polizisten k.o. und griff nach ihrer Pistole. Bill zögerte nicht und schnappte sich Laura, um sich und das kleine Mädchen in Sicherheit zu bringen. Doch Kiara schoss auf seinem Rücken. Bill fiel zu Boden und landete auf Laura. Sofort griff man wieder auf Kiara und brachte sie und die Punks weg.
 

Währendessen krabbelte Laura aus dem schweren Körper von Bill raus, unter dem sie begraben war. Ihr Fuß schmerzte immer noch, doch in diesem Moment war es ihr egal. Als sie das Blut sah, das nicht ihr gehörte, drehte sie Bill auf den Rücken und musste feststellen, dass die Kugel ihren Ziel getroffen hatte. „Bill?“ Laura konnte es einfach nicht glauben. Bill schnaufte schwer. Er hatte schlimme Schmerzen. „Laura, es ist okay.“ Laura bekam feuchte Augen. Schließlich umklammerte sie ihren Freund und fing an zu weinen. Mit letzter Kraft schaffte es Bill, Laura zu umarmen. Sie spürte, wie sein Körper kälter wurde. „Laura, hör mir bitte genau gut zu. Auch wenn ich jetzt sterben werde, versprich mir bitte eins. Bitte versprich mir, dass du deinen Humor nicht verlierst. Sonst bist du einfach nicht mehr du.“ Laura konnte nur nicken, da vernahm sie, wie Bill noch sagte: „Danke für diese schöne Zeit.“
 

In diesem Moment ließ Bill los und seine Arme sanken zu Boden. Laura richtete sich auf und sah das Gesicht ihres Freundes. Er war tot.

Der Tag nach dem Morgen

Einige Wochen vergingen...
 

Laura blieb unruhig, doch eine Hand riss sie aus ihren Tagträumen. Sie schaute nach oben und sah in Chucks Gesicht. „Ganz ruhig, Kleine.“ sagte ihr neuer Pflegevater. Laura nickte und starrte wieder gerade aus. Vor ihren Augen stand ein Sarg. Es war weiß mit schwarzen Verzierungen. Auf dem Sarg lagen Blumen als Dekoration. Zu Lauras Glück war der Sargdeckel zu, denn Bills Anblick hätte sie bestimmt nicht ertragen. Vor allem, wenn sie jede Nacht von ihm träumte...
 

Nach Bills Tod passierte einiges. Kiara und ihre Gang wurden ins Gefängnis gebracht, nachdem der Richter das Urteil ausgesprochen hatte. Kiara wurde zur lebenslangen Haft verurteilt, während die anderen nach 15 Jahren wieder entlassen würden.
 

Doch wie wurde Chuck Pflegevater? Nun, als Bills Verwandten seine Wohnung leerräumten, fand einer einen Abschiedsbrief. Es war aber kein gewöhnlicher Abschiedsbrief. In diesem Brief, der tatsächlich von Bill geschrieben wurde, stand, man sollte sich die Wohnung von Lauras Mutter anschauen und sich fragen, ob diese Person noch in der Lage wäre, ihre Tochter zu erziehen. Als dieser Brief bei der Polizei kam, stellte man fest, dass Lauras Mutter ihre Schulden noch nicht bezahlt hatte und dass sie die Mörderin ihrer Nachbarin ist. Dieser Fall kam ins Jugendamt, die sofort etwas unternahm. Als Chuck dies hörte, meldete er sich als möglicher Pflegevater. Seitdem lebte Laura bei ihm.
 

„Heute wollen wir uns von einen jungen tapferen Mann verabschieden, der uns auf tragischer Art und Weise verlassen musste.“ fing der Pfarrer an. Doch Laura hörte nicht zu und war mal wieder in Gedanken versunken. Wie die Welt wohl wäre, wenn Bill noch leben würde? Wäre er dann Pflegevater? Würde sie noch bei ihrer Mutter leben? Was wäre, wenn...? Laura schloss die Augen und vergaß alles um ihr herum. Sie wollte einfach nur ihren Herzschlag hören und sich vorstellen, dass das Herz nicht für sie, sondern für Bill schlagen würde. Doch leider...
 

„Laura, komm steh auf, wir gehen jetzt zu seinem Grab.“ Chuck riss Laura wieder aus ihren Gedanken. Schnell stand sie auf und nahm die Blume in der Hand, um sie dann ins Grab zu werfen. Bevor sie dies tat, schaute sie noch einmal auf das Grabmal. Sein Name stand schon da, gleich über Toms Name. Als sie die Blume ins Grab warf, senkte sie ihren Kopf nach unten und entfernte sich von der Menschenmenge. Chuck stand neben ihr, als Laura zu weinen begann. Chuck nahm ihre Hand und sagte: „Wir gehen nach Hause.“

Du bist nicht allein

Fünf Jahre später...
 

Ein ganz normaler Tag in einer Schule. Na ja, fast normal.
 

„Hey Laura, was machst du heute?“ wollte Jackie von ihr wissen. „Ich weiß es noch nicht... ich glaube, ich habe heute noch etwas vor.“ antwortete Laura „Glauben heißt noch lange nicht wissen.“ meinte Jackie und schaute sie mit strengem Blick an. Laura drehte ihren Kopf zu ihm rüber. „Ist mir egal, Jackie. Ich kann heute nicht. Okay?“ knurrte Laura und wollte kurzerhand das Schulgebäude verlassen. Doch eine Hand griff nach ihrem Arm. „Sorry fürs Anschreien, Jackie.“ murmelte sie. „Schon okay. Heute ist sein Todestag, nicht wahr? Das kann ich verstehen. Ich meine, du warst bei ihm, als er starb.“ Jackie sah sie an, als sie ihren Kopf nach hinten drehte. Ihre Augen wurden feucht und schon wurde sie von ihrem Freund umarmt. „Kannst du deswegen nicht mitkommen?“ fragte er. Laura schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht.“ Sie löste sich von ihm, winkte zum Abschied und ging.
 

Ihr Weg führte zur der Waldlichtung. Sie wusste nicht warum, sie ist einfach ihrem Herzen gefolgt. Sie legte ihre Tasche auf dem Boden und legte sich auf den Rücken. Irgendwann wurde Laura müde und schlief ein.
 

„Laura? Laura? Laura, wach auf!” Diese Stimme kam ihr bekannt vor. Doch es war weder Jackie, noch Chuck. Es war jemand, der... Laura stand auf und schaute sich um. „Bill? Bill, wo bist du?” rief sie. War er es wirklich? Laura sah sich noch mal um und sah dann einen jungen Mann vor ihm stehen. Sie war erstaunt. „Bill?“ fragte sie, bevor sie zu ihm rüberrannte und ihn umarmte. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja da.“ sagte Bill und streichelte über ihrem Kopf. „Ähm, Bill, ist... sie das?“ hörten dann beide. Bill drehte sich um. Hinter hin stand ebenfalls ein junger Mann, der Bill sehr ähnlich sah. Laura stand erschrocken auf. „Du hast ihn wieder getroffen?“ fragte sie Bill, der nickte und sagte: „Tom, darf ich vorstellen, Laura.“ – „Dacht ich mir.“ meinte Tom und ehe Laura etwas machen konnte, umarmte Tom sie. „Danke für den Humor, den du meinen Bruder wieder gegeben hast.“ Laura musste lächeln. Als sie sich aus seinem Armen löste, kam Bill und schaute in ihre Augen. „Alles okay?“ fragte er und deutete auf ihre Wange. Laura bemerkte eine Träne auf ihre Wange. „Ähm, na ja, ich...“ Kaum konnte Laura etwas sagen, drückte Bill sie an seine Brust. „Lass es raus, Laura.“ Laura befolgte es und weinte und schrie.
 

Als Laura aufhörte, löste Bill sich von ihrem Armen. „So, wir müssen gehen.“ sagte Bill. „Was?“ Laura konnte es nicht verstehen. Aber er und Tom waren tot, also musste sie die beiden gehen lassen. „Werdet ihr jetzt für immer gehen?“ fragte sie ihn. Bill blieb still und ließ seinen Kopf betrübt sinken. Tom kam Laura näher. „Wir gehen nicht. In den Herzen der Menschen werden wir für immer leben.“ sagte er. Laura nickte und wandte sich zu Bill rüber. „Bill?“ Laura schaute Bill ins Gesicht. “Ich werde dich nicht vergessen, das verspreche ich dir.“ sagte sie. Bill schaute sie an und lächelte. „Ja, so tickst du.“
 

Kaum konnte Laura sich von Bill und Tom verabschieden, sind die beiden ins Licht verschwunden. Laura schaute sich um. „Wir sehen uns wieder. Da bin ich mir sicher.“ murmelte sie und ging nach Hause.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Asmodina
2011-10-23T20:02:50+00:00 23.10.2011 22:02
Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich warte doch schon lange auf die Fortsetzung und ich liebe sie^^
Von:  Vanilla_Coffee
2011-09-04T17:10:14+00:00 04.09.2011 19:10
OMG nein wie süß >_<
Echt tolles Kappi^^
Na bin ja mal echt gespannt wie das weiter geht o.o

LG Amalia
Von:  Vanilla_Coffee
2011-09-04T17:06:53+00:00 04.09.2011 19:06
UHHHHH es geht ja weiter ^.^
*freu*
Man man warum hast du denn nix gesagt ^.^
Öhm joa nu mal zur Story ne XD
Also klingt ja schon mal wieder ganz toll^^
Bin auch schon gespannt wie es weiter geht^^
Sind zwar noch ein paar Fehler drin was Grammatik betrifft, aber das is nicht so schlimm^^

LG Amalia


Zurück