Zum Inhalt der Seite

Entlieben für Anfänger

Jensen/Jared
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil 1

„Jensen, warte doch bitte mal kurz!“

Jensen war gerade im Begriff, in sein Auto einzusteigen, als ihn Jareds Rufen davon abhielt. Jared wusste, dass es ein langer Drehtag gewesen war und zudem unerträglich heiß und dass Jensen es deswegen besonders eilig hatte, nach Hause unter seine Dusche zu kommen, und er wusste noch besser, dass sich Jensen unter der Dusche vorzustellen äußerst kontraproduktiv zu seinem eigentlichen Plan verhielt, aber er musste wirklich, wirklich dringend mit Jensen reden.

„Ja, was gibt’s?“, fragte Jensen, während er seine Autotür wieder zumachte und sich dann auf diese ganz besonders lässige Art und Weise dagegen lehnte.
 

Was Jared zu sagen hatte, erforderte viel Mut, und garantiert noch mehr Durchsetzungsvermögen, aber Jared war so selbstsicher, von sich behaupten zu können, dass er beides besaß. Es sollte also alles überhaupt kein Problem werden.

Wenn nur nicht die Jeans, die Jensen trug, so eng über dessen Oberschenkel gespannt hätte, weil Jensen sein eines Bein angewinkelt hatte, um seinen Fuß gegen seinen Wagen zu stellen... dann wäre Jared nicht so abgelenkt gewesen und hätte endlich sagen können, was ihn schon seit einer ganzen Weile belastete.

Weil Jared aufgrund der Ablenkung, die sich völlig ohne sein Zutun in sein Blickfeld geschoben hatte, nicht antwortete, musste Jensen noch einmal nachfragen: „Was ist los, Jared?“
 

Jetzt, nach Jensens zweitem Fragen, gelang es Jared auch, seine Augen von diesen sich wirklich sehr deutlich abzeichnenden Oberschenkeln zu nehmen und tief Luft zu holen, damit er sagen konnte, was er zu sagen hatte.

„Also...“, begann er, und musste feststellen, dass er zwar beim Proben dieser Situation geplant hatte, Jensen in die Augen zu sehen, dass sich dies in der Realität aber als recht unmöglich herausstellte, da sie eine andere, noch schlimmere Quelle der Ablenkung für Jared darstellten.

„Also?“, hakte Jensen nach, da Jared schon wieder den Faden verloren hatte – zum zweiten Mal, bevor er überhaupt erst richtig angefangen hatte.
 

Jared rief sich zur Ordnung und entschied sich, während er mit Jensen redete, lieber auf seine eigenen Handflächen zu starren, die er nervös knetete.

„Ich wollte etwas mit dir besprechen“, begann Jared nun mit seinem geprobten Text.

Und er hatte nicht vorgehabt, seinen Blick zu heben und Jensen anzusehen, aber aus Reflex tat er es doch und musste beobachten, wie Jensens galant geschwungene Augenbraue sich skeptisch hob.

„Das merke ich“, auch Jensen wirkte ein wenig skeptisch angesichts dieser Situation. „Warum fängst du dann nicht einfach an mit besprechen?“
 

„Ähh, ja. Richtig. Es ist so, Jensen – ich habe mich ein bisschen in dich verliebt.“

Jared war stolz auf sich: Er hatte diesen Satz herausbekommen, ohne dass seine Stimme allzu sehr gezittert hatte, und ohne reflexartig nach Jensens Hand zu greifen, wie er es von sich selbst erwartet hätte.

Jensens Reaktion brachte allerdings Jareds Konzept etwas durcheinander.

„Wieso?“, fragte Jensen, als wäre es die unglaublichste Sache der Welt, dass man sich in ihn verlieben könnte.

Jared hatte eigentlich vorgehabt, gleich nach seinem Geständnis zum zweiten und wichtigeren Teil seiner Aussprache zu kommen, aber diese Frage von Jensen konnte er einfach nicht auf sich sitzen lassen.
 

Wieso? Wie kannst du das fragen, Jensen? Schaust du denn nie in den Spiegel?“

„Du findest mich also attraktiv. Äußerlich anziehend. Meinst du das?“

„Ja – Nein – Auch. Das ist nicht alles, Jensen. Wie du sprichst, wie du lachst, wie du gehst, wie du blinzelst, das alles macht mich – in das alles habe ich mich verliebt. Ein bisschen.“

„Jared, wie viel genau bedeutet ein bisschen?“

„Nun ja, nur ein bisschen eben. Du weißt schon, so ein bisschen Bauchkribbeln, ein bisschen abgelenkt sein, wenn du dir so mit deiner Zunge über die Lippen fährst, ein bisschen nicht mehr schlafen können, ... was weiß ich.“

„Das nennst du ein bisschen?“

„Nun ja... vielleicht auch ein bisschen mehr. Aber darum geht es doch gar nicht!“

„Ach nein? Worum denn dann?“
 

Jared hatte sich lange genug von seinem Konzept abbringen lassen. Jetzt wurde es Zeit, wieder zurück zu seinem geprobten Text zu kommen, sonst plapperte er vielleicht noch mehr von dem Unsinn aus, der dieses ganze Gespräch ruinierte.

„Es geht darum, dass ich etwas dagegen tun will. Mir ist klar, dass du meine Gefühle nicht erwidern kannst und deswegen habe ich mir ein paar Methoden überlegt, wie ich diese kleine Verliebtheit wieder loswerde.“
 

Jensen sah für einen Moment so aus, als würde er etwas sagen wollen, aber als er auch nach einigen Momenten der Stille nichts gesagt hatte, beschloss Jared, mit seinen Ausführungen fortzufahren.
 

„Natürlich kann ich mich nicht von dir fernhalten. Wir arbeiten jeden Tag zusammen und unweigerlich müssen wir miteinander kommunizieren, damit es nicht die Serie in irgendeiner Weise beeinflusst.

Aber ich denke mir, es könnte mir helfen, wenn du vielleicht nicht immer so über meine Witze lachst.“
 

„Ich soll nicht über deine Witze lachen? Ernsthaft?“ Jensen schien nicht ganz zu begreifen, was Jared damit sagen wollte, denn er schaute sehr irritiert drein.

„Ja, er wäre nett, wenn du das lassen könntest. Weißt du, dein Lachen ist einfach zu hinreißend.“ An dieser Stelle hatte Jared in der Rohversion seiner Rede noch geplant, „ich könnte in Versuchung geraten, es dir von deinen zauberhaften Lippen küssen zu wollen“ einzubauen, hatte aber zum Glück noch rechtzeitig selbst erkannt, dass das vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen wäre.
 

„Na... ja.“ Jensen klang wenig überzeugt. „Was noch?“

Den nächsten Teil bedauerte Jared besonders, aber in Anbetracht der Tatsachen war es bitter nötig, und gerade dass er es bedauerte, verriet ihm, wie dringend er etwas gegen diese Verliebtheit tun sollte.

„Du solltest keine Lollis mehr lutschen.“

„WAS?“ Jensen sah nun wirklich so aus, als sei Jared irre.

„Du solltest keine Lollis mehr lutschen“, wiederholte Jared geduldig. Es war ihm wichtig, dass genau dieser Teil der Regelungen gut bei Jensen ankam – dieses exzessive Nuckeln an Lutschern machte Jared wirklich halb wahnsinnig.

„Ich habe das schon beim ersten Mal gehört. Aber wieso? Was haben denn Lollis damit zu tun, dass du in mich verliebt bist?“ Man sah Jensen förmlich an, wie schwer es ihm fiel, seine geliebten Lollis aufzugeben, um seinem besten Freund aus der Klemme zu helfen.

Jared wollte Jensens Frage nur ungern beantworten, aber er wäre schlecht vorbereitet gewesen, wenn er nicht damit gerechnet hätte, dass Jensen sie stellen würde. Rot wurde er trotzdem ein wenig, als er sagte:

„Es ist das Lutschen, Jen. Ich bekomme die falschen Signale gesendet, wenn du an diesen Dingern lutschst. – Tut mir leid, ich kann nichts dafür“, setzte er schnell hinzu, als er Jensens schockierten Blick bemerkte.
 

„Weiter“, sagte Jensen nur und blinzelte errötend gen Boden.

Jared fand es sehr gemein von Jensen, dass dieser ausgerechnet jetzt rot wurde, denn dann fand Jared Jensens Sommersprossen besonders faszinierend. Er hatte gerade begonnen, seine Lieblingssommersprossen unter Jensens roter Wangenfarbe zu suchen, da fiel ihm auf, dass er den Faden verloren hatte – schon zum dritten Mal.

„Entschuldige...“, murmelte er. Da hatte er plötzlich einen Einfall. Er hatte es Jensen eigentlich erst geben wollen, wenn sie alles besprochen hatten, aber jetzt, als „Spickzettel“ konnte es genauso gut funktionieren.

Aus seiner Tasche zog er einen Ausdruck von über 2 Seiten, auf dem er die verschiedenen Regelungen schriftlich festgehalten hatte, damit Jensen auch den Überblick behalten konnte.

Ja, so konnte er gut fortfahren.
 

„Also, der nächste Punkt: Du solltest dein T-Shirt in meiner Nähe nur ausziehen, falls es eine Szene erfordert.“

„Verständlich.“

„Gut. Wir sollten auch nicht mehr alleine in einem Raum sein.“

„Auch logisch. Aber – moment mal. Heißt das dann etwa, keine Fernseher-Abende mehr bei mir oder dir zu Hause?“

Diesen Teil der Regelung bedauerte Jared auch sehr, aber man musste nun mal Opfer bringen, wenn man sich von seinem besten Freund entlieben wollte.

„Fürs erste eher nicht. Vor allem nicht, weil wir da Bier trinken und das meine Selbstkontrolle vermutlich verringert.“

„Schade. Aber gut. Wenn es denn sein muss.“

„Okay, lass mich sehen, was haben wir als nächstes...“
 

Es dauerte nicht lang und Jared hatte alle notierten Punkte mit Jensen durchgearbeitet. Jared wusste, wie viel Arbeit das alles für Jensen werden würde und dass er viel verlangte mit der Aufstellung dieser ganzen Regelungen, und deswegen war er Jensen umso dankbarer, dass dieser auf fast alle Forderungen ohne Murren einging. (Selbst die, dass Jensen von nun an lieber Labello verwenden sollte, statt sich permanent über die Lippen zu lecken, nahm er ohne zu zögern an, was eine große Erleichterung für Jared war.)
 

„Und du denkst, so kannst du dich von mir entlieben?“

„Ich denke schon, ja.“ Jared hatte lange genug an diesem Plan getüftelt, um sich sicher zu sein, dass er funktionierte. Alles, was Jensen anziehend machte, was somit aus dem Weg geräumt. (Nun ja, nicht alles. Jared war sich bewusst, wenn er alles aus dem Weg schaffen wollte, was Jensen attraktiv machte, dann müsste er den kompletten Jensen aus dem Weg räumen, denn es gab nichts, das ihn nicht attraktiv machte. So war aber wenigstens das Gröbste getan.)

„Ich bezweifle das ja, Jay, aber –“

„STOP!“, rief Jared. „Hast du Regelung 18 schon vergessen? Keine Spitznamen mehr für mich verwenden!“

Zumal ausgerechnet der Name „Jay“ aus Jensens Mund in Jareds Bauch jedes Mal ein wohliges Kribbeln verursachte, das schwer unter Kontrolle zu bringen war, wenn es erst einmal ausgebrochen war.

„Oh, entschuldige. Ab jetzt denke ich dran.“
 

Die Art und Weise, wie sie sich verabschiedeten, war ungewohnt.

Jensen nickte Jared zu, blickte ihn einen Moment lang nachdenklich an, erinnerte sich dann an Regelung 9 – keine intensiven Augenkontakte länger als fünf Sekunden – wandte seinen Blick ab und stieg dann ins Auto, um endlich nach Hause zu fahren und seine wohlverdiente Dusche zu genießen.

Während Jared sich noch nach Kräften darum bemühte, sich Jensen nicht ein zweites Mal unter der Dusche vorzustellen, wurde ihm klar, dass es eine harte und anstrengende Zeit werden würde, die da auf ihn und Jensen zukam.

Aber Müßiggang ist ja bekanntlich aller Laster Anfang, und Erfolg ist aller Mühe Lohn, und Jared hoffte, dass dies auch in seinem Fall zutraf.
 

Wenn alles gut ging, dann würde er in einigen Wochen schon komplett geheilt sein von seiner Verliebtheit in Jensen.

Teil 2

Zuerst ging auch alles gut und ganz nach Jareds Plan.

Jensen gewöhnte sich an die neuen Regelungen, Jared gewöhnte sich an den neuen Jensen und jedes Flattern im Bauch und jedes Aussetzen seiner Gedanken schob Jared auf die Nachwirkungen des Jensen, in den er sich verliebt hatte. Und Jared war sich sicher, wenn er nur noch ein bisschen Geduld hatte, dann würden auch diese Nachwirkungen bald verschwunden sein.

Es funktionierte sogar wirklich wunderbar.

Die Genauigkeit, mit der sich Jensen an die Regeln hielt, machte Jared deutlich, wie viel er Jensen bedeutete, und wie wichtig es Jensen war, dass es seinem besten Freund bald wieder besser ging. Und der Gedanke, wie sehr sich Jensen um ihn bemühte, zauberte Jared ein warmes Gefühl in sein Inneres.
 

Ja, Jared hatte wahrhaftig das Gefühl, dass sein Plan aufging, und er war durchaus zufrieden damit. Er hatte das Gefühl, wenn Jensen sich so genau an das hielt, was sie ausgemacht hatten, dann konnte gar nichts schief gehen. Und Jensen hielt sich sogar so genau an die Abmachungen, dass er nicht nur nicht mehr über Jareds Witze lachte, Körperkontakt vermied und keinen Blickkontakt mehr aufbaute, nein, er war sogar regelrecht mürrisch und schlecht gelaunt in Jareds Gegenwart.

Und Jared freute sich darüber, weil das einerseits bedeutete, dass Jensens Gesichtszüge sich auf eine so interessante Art und Weise anspannten, dass Jared sie am liebsten stundenlang studiert hätte – natürlich nur aus Forschungszwecken – und andererseits, dass seine eigene Genesung schneller voranschreiten konnte.
 

Wirklich, es lief gut.

Jared versicherte sich das selbst gern immer wieder, denn wenn man etwas oft genug wiederholte, dann wurde es ja bekanntermaßen irgendwann wahr.

Es lief zumindest gut bis zu diesem einen Abend.

Das Telefon klingelte und sofort warf Jared einen Blick auf die Uhr. Es war 22.14 Uhr, was bedeutete, dass es nicht Jensen sein konnte, der anrief – Regel 16 besagte, dass sie nach 22 Uhr nicht mehr miteinander telefonieren durften – und so nahm Jared ganz unbedarft den Hörer ab.

Es war Misha.

„Hey Jared! Jensen hat Jim, Mark und mich zu sich eingeladen, du weißt schon, auf der Terrasse sitzen, Bier trinken, schlechte Witze reißen und so. Und wir haben uns gefragt, wo du bei diesem Anlass bleibst!“

Jared dachte für einen Moment nach. Die Abende mit Jensen, Jim und Misha, und seit neuestem auch mit Mark, waren immer sehr amüsant gewesen. Da noch andere Personen anwesend waren, bestand auch keine Gefahr, Regel 4 – niemals zu zweit alleine in einem Raum sein – zu verletzen. Und auch die anderen Regeln aus Jareds Regelwerk schienen nicht in Gefahr zu sein. Es würde seinem Heilungsprozess sicher nicht abträglich sein, wenn er also zusagte.

„Gut, ich bin dabei!“, antwortete er schließlich.

„Du beeilst dich besser, herzukommen, Mark hat diese unglaublich tollen Schokoladenkekse mitgebracht, du weißt schon, die mit der Milchcremefüllung, und wenn du nicht schnell genug da bist, dann sind die leer!“

Das war tatsächlich ein Argument, sich zu beeilen, denn diese Kekse waren wirklich unglaublich lecker, und in Anbetracht der Tatsache, dass Jensen sie ebenfalls unglaublich lecker fand, konnte Jared sich gut vorstellen, dass sie alle weg waren, bevor er bei Jensen ankam.
 

Jared stand vor Jensens Haustür und klingelte.

Er hatte sich wirklich sehr beeilt, und sein einziger Gedanke war, unbedingt noch einen von diesen Keksen abzubekommen – doch als sich die Haustüre öffnete, traf Jared der Schlag:

Jensen verstieß im Augenblick gegen drei verschiedene Regeln!

10.) Nicht mehr diese engen, dunklen Jeans tragen.

12.) Nichts mehr essen, das Schokoladenspuren um die Lippen hinterlässt.

Und zu guter letzt:

9.) Jared nicht länger als fünf Sekunden intensiv anschauen.
 

Letzteres war verbunden mit einem äußerst überraschten Ausdruck auf Jensens Gesicht, weshalb es vielleicht nur halb angerechnet werden durfte, trotzdem war es ein Regelverstoß. Jared konnte nicht fassen, dass Jensen nach all den Tagen, in denen er erfolgreich jede Regel eingehalten hatte, ausgerechnet jetzt gegen gleich drei von ihnen verstieß!

„Jensen!“ Jareds Stimme war ganz hysterisch vor Enttäuschung und Wut. „Du darfst doch nicht mehr diese Jeans hier tragen! Schon gar nicht zu diesem weißen, verdammt engen Shirt! Und diese Kekse – du hast einen verfluchten Schokoladenrand um deine Lippen! Und –“

„Moooooment mal!“ Jensen schien seine überraschte Starre überwunden zu haben und war seinerseits selbst nicht schlecht wütend. „Ich wusste gar nicht, dass du herkommst! Und wenn ich nicht damit rechne, dich zu treffen, dann kann ich doch anziehen und essen, was ich will! Was machst du überhaupt hier?“

„Wenn du’s genau wissen willst: Misha hat gesagt, ich soll herkommen. Aber wenn du nicht willst, dass ich hier bin, dann kann ich ja auch wieder gehen!“

„Pah! Wieso sollte ich denn nicht wollen, dass du hier bist? Ich mache mir nur Sorgen, dass du eine von deinen blöden Regelungen brichst!“

„Ach, jetzt sind sie auf einmal blöd?! Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, dass –“

„Jensen? Ist das Jared oder die bestellte Pizza?“, hörte man auf einmal Mishas Stimme von der Terrasse her.

„Es ist Jared!“, rief Jensen und stieß danach ein zorniges Schnauben aus. Seine Gesichtszüge spannten sich dabei genau so an, wie Jared es faszinierend fand und er merkte, dass er soeben vergessen hatte, was er sagen wollte.

Von der Terrasse hörte man erneut Mishas Stimme: „Dann sag ihm, dass er schnell kommen soll! Wir haben nur noch drei Kekse!“
 

Jensens und Jareds Diskussion war somit vorläufig unterbrochen worden und die beiden gesellten sich zu den anderen auf die Terrasse (wobei sie natürlich gegen Regelung 4 verstießen, weil sie zu zweit und ohne Anwesenheit von anderen Personen durch mehrere Räume von Jensens Haus laufen mussten, um auf die Terrasse zu gelangen), wo Jared tatsächlich gerade noch so den letzten Keks abbekam.

Und mal abgesehen davon, dass Jared Mühe hatte, sich auf die Gespräche, die sie führten, zu konzentrieren und dass er sich gelegentlich ermahnen musste, nicht immer fasziniert auf Jensens Fingerknöchel zu starren, die sich weiß abhoben, weil Jensen sich zu fest an seiner Bierflasche klammerte, war alles genau so, wie es nun einmal an solchen Abenden lief.

Im Allgemeinen war die Stimmung also gelöst, Mark erzählte Anekdoten aus seinem Leben, Misha machte sich über Mark lustig, Jim begann nach seinem dritten Bier zu lallen, und nach seinem vierten zog er sich zurück auf Jensens Hollywoodschaukel, wo man einige Minuten später sein Schnarchen hören konnte, Jensen gab den perfekten Gastgeber, versorgte alle mit Bier, Chips, Tellern für die Pizza, die sie bestellt hatten, und räumte alles zu gegebener Zeit wieder auf, wenn ihm der Gartentisch zu voll wurde, und Jared verbrachte die eine Hälfte der Zeit damit, Jensen zu beobachten, und die andere Hälfte, mit Witzen, Sprüchen und Geschichten die anderen zu erheitern. Alles also wie immer.
 

Irgendwann entschied Mark, dass Jims Schnarchen die Geräuschkulisse zu sehr dominierte und entschloss sich deshalb, Jim nach Hause zu fahren und danach selbst in sein trautes Heim zurückzukehren.

Jared hatte sich beim Herkommen zurechtgelegt, dass er natürlich gehen musste, bevor er mit Jensen alleine wäre, also wartete er ab, bis Misha und Jensen das dreckige Geschirr in die Küche brachten und machte sich dann in aller Stille auf den Weg zur Haustür, von wo aus er „Ich gehe dann jetzt!“ rufen wollte, um nicht ganz ohne Verabschiedung gegangen zu sein.

Aber Misha kam ihm zuvor.

Schon als Jared durch die Terrassentür trat, hörte er, wie Misha rief: „Tschüss, ihr beiden!“ Dann fiel die Haustür zu.

In diesem Moment wurde Jared alles klar:

Misha musste irgendwie von den Regelungen und von Jareds Gefühlen erfahren haben, deswegen hatte er Jared hierher gelockt und machte sich jetzt aus dem Staub! Es war alles eine riesige Verschwörung!

Und obwohl Jared auf Anhieb kein triftiger Grund einfiel, wie Misha von der Sache erfahren haben könnte und warum er jetzt so etwas Grausames und Herzloses tun sollte wie Jared seinen Gefühlen und Jensen zu überlassen, war ihm klar, dass Misha ein Verräter war. Misha arbeitete gegen ihn, jawohl!
 

Die Ausweglosigkeit seiner Situation ließ Jared bewegungslos im Türrahmen der Terrassentür verharren und er dachte krampfhaft darüber nach, was er nun tun konnte.

Noch bevor er zu irgendeinem Entschluss kam, betrat Jensen das Wohnzimmer, in das die Terrassentür führte und vor Schreck machte Jared einen Schritt zurück. Sonst hätten sie sich ja zu zweit alleine in einem Raum befunden, und das ausgerechnet jetzt, wo Jensen diese verdammt engen Jeans trug und dieses weiße T-Shirt, das – Moment mal. Direkt auf der Höhe von Jensens Bauchnabel befand sich ein etwa faustgroßer, nasser Fleck, der vermutlich vom Spülwasser stammte. Gebannt stellte Jared fest, dass das T-Shirt an dieser Stelle an Jensens Bauch festklebte und dass der Stoff auf magische Weise plötzlich sehr durchsichtig geworden war.

Und Jared wollte seinen Blick davon abwenden, er wollte wirklich – aber es ging nicht.

„Uhm... Jensen...? Würde es dir was ausmachen – ? Dein weißes Shirt ist nass, das verstößt gegen Regel 7...“
 

Jensen sah Jared an, dann sah er an sich herunter. Jared hatte große Schwierigkeiten, diesen Blick zu deuten, weil seine eigenen Augen immer noch auf das durchsichtige Stück Stoff fixiert waren.

Doch dann wurde dieser Anblick gestört, weil – und Jared schnappte hektisch nach Luft, weil er nicht fassen konnte, was um Himmels willen Jensen da tat! – Jensen sein Shirt einfach auszog und es achtlos zu Boden fallen ließ.
 

Jared war überwältigt von diesem Anblick.

Jensens Oberkörper war der perfekteste, den er kannte, und jedes Mal, wenn Jared ihn sah, fand er ihn perfekter – falls das überhaupt möglich war.

Jared hatte große Mühe, „Jensen – Regel 3!“ herauszupressen, denn eigentlich bekam er keine Luft mehr, oder er hatte zumindest vergessen, wie man atmete. Außerdem zitterten seine Knie und sein Puls stieg in ungeahnte Höhen.
 

Aber wie es aussah, dachte Jensen nicht im Traum daran, auch nur noch eine einzige Regel zu befolgen. Mit schnellen Schritten durchquerte er das Wohnzimmer und blieb direkt vor Jared stehen.

Jay“, raunte er leise und blickte Jared ohne auch nur zu blinzeln in die Augen. Garantiert länger als fünf Sekunden. Viel länger.

Und Jared wäre gern einen Schritt zurückgetreten, oder zwei, oder viele, ja, am liebsten wäre er weggerannt, aber seine Beine zitterten inzwischen so heftig, dass er es nicht wagte, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen.

„Wenn du mir sagst, ins Gesicht sagst, dass deine bescheuerten Regeln auch nur ein bisschen funktionieren, dann halte ich mich dran, so lange, wie du willst. Wenn aber nicht...“

Diese Option ließ Jensen offen, aber Jared wagte es gar nicht, sich vorzustellen, was dann wohl passieren würde. Jetzt schon litt er Höllenqualen, und er wusste nur, dass er wesentlich weniger gezittert hatte und wesentlich mehr Luft bekommen hatte, als Jensen seine Regeln befolgt hatte.

Es galt jetzt also: Alles oder Nichts. Leben oder Ersticken.

Und Jared entschied sich für Leben.
 

„Meine Regeln funktionieren“, brachte er mit letztem Atem hervor.

„Das heißt also...“, folgerte Jensen, „dass du nicht mehr in mich verliebt bist?“

Jared hätte diese Frage gerne bejaht, aber dafür hatte er nun wirklich keinen Atem mehr übrig.

Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, sie starrten einander nur an.

Dann drehte Jensen sich abrupt um, klaubte sein Shirt vom Boden und zog es sich wieder an.

Jared war froh darum, denn so bekam er endlich wieder Luft.
 

„Du bist ein Dummkopf, Jared Padalecki.“ Jensen schüttelte den Kopf. „Warum hast du nicht einmal daran gedacht, dass ich deine Gefühle erwidern könnte? Warum hast du mich nicht einmal gefragt? Nun gut, bis vor ein paar Tagen habe ich das selbst nicht gewusst, aber in den letzten Wochen ist mir klar geworden, wie gerne ich über deine Witze lache, und wie gerne ich dich umarme, und wie gerne ich mit dir telefoniere, auch noch nach 22 Uhr. Aber du hättest doch wenigstens fragen müssen, was ich fühle.“

Und plötzlich stand Jensen schon wieder so nah und Jared bekam schon wieder keine Luft.

Was fiel diesem verdammten Mistkerl denn ein, so etwas zu sagen, wo doch Regel 11 eindeutig jede Zuneigungsbekundung, die Jared falsch verstehen konnte, verbot?!
 

„Ach, und noch was“, flüsterte Jensen, der inzwischen nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. „Du hast die Regel vergessen, in der steht, dass ich dich nicht küssen darf...“
 

Und dann küsste er Jared. Mit diesen herrlich weichen, warmen Lippen.

Und jetzt, wo Jared so darüber nachdachte, hatte Jensen recht: Diese Regel gab es tatsächlich nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Priestly
2011-02-20T01:33:18+00:00 20.02.2011 02:33
Jaaaaaaaaaaa :/ will auch eine Fortsetzung *schnaub*
*mit dem Fuß stampf*

Das war doch alles so süß und die Regeln *-*
Awwwwwwww und Jensen dann am Ende mit dem Shirt und und ...
doch doch doch ... also tzzzzzzz du kannst, das hier doch nicht einfach so stehen lassen :( das muss weiter gehen ^^
Bütteeeeeeeeeeeeeeee!!!!!!!!!!

Das schreit doch gerade zu nach einer Fortsetzung lol
muss zu geben mir hätte es als längere FF auch wirklich noch besser gefallen, weil es viel Stoff dafür gelegt hat und ich dann doch lieber FF lese als OS lol da ist alles viel zu schnell rum -.-
lol und anders hat man immer ncoh was, auf das man sich freuen kann ^^
also *liebschau* würde mich wirklich seeeeeeeeeehr freuen!!!
Wenn es doch noch weiter geht *zwinker* und vll etwas länger *hust*

LG Pries ^.^
Von:  -Kassiopeia-
2011-02-15T12:03:54+00:00 15.02.2011 13:03
mega niedlich! super geschrieben, verstehe zwar nicht warum es kurzweilig kusiv geschrieben ist, aber das hat mich beim lesen nicht gestört! so eine schöne ff. nice!^^ würde gerne mehr über die geschichte der zwei lesen. vielleicht eine fortsetzung?



Zurück