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behind these hazel eyes

Auch Männer sind zerbrechlich.
von

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Prolog.

"Du hast dein Versprechen wieder gebrochen!" Sie war gewiss keine hysterische Frau, aber auch sie verlor ihre gute Kinderstube manchmal. Ihr Körper bebte, die Hände bereits zur Faust geballt und heiße Tränen rannen über die Wangen der jungen Frau, welche vielleicht ende 20 war. Vor ihr stand ein Mann, wesentlich älter, aber in der derzeitigen Gestalt eines geschundenen Hundes. Er wusste genau, welches Versprechen er gebrochen hatte... Jude musste sich eingestehen, dass dieses Versprechen einfach vollkommen utopisch gewesen war, aber er es nur um des Friedens Willen sagte. Und er bereute es.

"Schatz...", begann er ruhig und versuchte die aufbrausende Frau zu beruhigen. Doch sie schien sich nicht beruhigen zu wollen.

"Nichts Schatz! Mister ich-besteige-alles-was-bei-drei-nicht-auf-dem-Baum ist! Nimm' deine Sachen und verpiss dich! Geh' zu deinem Flittchen!"

Sie schnaubte und trat wütend von einem Fuß auf den anderen. Jude seufzte, so wollte er es ihr doch erklären... aber Sienna schien nicht bereit zu sein ihm zu lauschen, dies konnte man ihr auch nicht übel nehmen. Noch bevor Jude die Küche verließ, sich an Sienna vorbeidrückte sagte er noch leise:

"Er ist kein Flittchen."

Und war, ohne etwas einzupacken, aus der gemeinsamen Wohnung in West-London verschwunden.

Kapitel 1

Ich schicke gleich das erste Kapitel sofort hinterher, weil wegen ich darf das. So.
 

Er starrte missmutig in den grauen Himmel Londons. Jude war alleine - mal wieder. Oder immer noch? Rückblickend betrachtet hatte er sich nämlich nicht wirklich in einer neuen Beziehung mit Sienna gefühlt, irgendwas fehlte. Das Kribbeln, das Feuer... die Leidenschaft und nicht zuletzt auch die Liebe. Hatte er sie überhaupt schon davor geliebt? Immerhin war er damals auch fremdgegangen mit der Nanny... er seufzte, strich sich durch sein kurzes Haar und schaute geradeaus. Darüber großartig zu sinnieren machte keinen Sinn mehr, hätte er etwas ändern wollen in der Beziehung mit Sienna, dann hätte er es auch gemacht. Jude zuckte mit den Schultern, schüttelte seinen Kopf um all die schlechten Gedanken abzuschütteln. Back to the basics. Wieder auf Anfang. Da die blonde Schauspielerin noch die gemeinsame Wohnung belagerte musste wohl oder übel ein Hotel herhalten. Jude fiel ein, dass er doch lieber einen Koffer hätte packen sollen, denn er stand wirklich ohne alles auf der Straße - wortwörtlich.
 

Also nahm er den Weg zu einem Hotel auf, er war ja kein armer Mann also würde er auch noch an Kleidung kommen, ohne das er Sienna über den Weg laufen musste. Jude checkte ein, es lief alles reibungslos, wenigstens hatte er seine Geldbörse dabei. Als er auf dem Zimmer war, warf er sich direkt auf das Bett und blickte an die Decke. Was war eigentlich passiert? Er konnte sich nicht mal wirklich mehr an den Abend erinnern. Nur, dass etwas passiert war, das seinen kleinen Jude-Kosmos derart durcheinander gebracht hatte, dass er ohne seine sieben Sachen zu packen tags darauf verschwunden ist.

Er schloss seine Augen und wandte einen alten Trick an, der sich auch bewährt hatte.

Erinnere dich...
 

"Judesie~" Zwei Arme schlangen sich um Judes Bauch, dieser drehte seinen Kopf zum Störenfried und der herbe Geruch von Zigarettenqualm und Bier schlug direkt in sein Gesicht. Leicht gequält lächelte er, musterte mit seinen blauen Augen Robert, der erstaunlicherweise noch auf beiden Beinen stand ohne umzufallen - der Rest der Meute lag oder hing schon halbwegs auf dem Boden. Sie hatten wirklich ausgelassen gefeiert.

Jude wartete ab ob noch irgendwas kommen würde, ein Kompliment oder eine Aufforderung, doch schien sich Robert in ein Paralleluniversum verzogen zu haben. Jude seufzte, drehte sich in der Umarmung sodass er mit dem Gesicht zu Robert stand, und kniff ihm sanft in die Nasenspitze.

"Wollen wir raus?" Er zeigte auf die Eingangstür des Pubs, frische Luft hatte noch niemanden geschadet. Ohne eine Antwort abzuwarten drückte er Robert Richtung Eingang, binnen Sekunden standen sie auch schon auf dem Bürgersteig und atmeten die kühle Luft Londons ein.

"Wunderschön.", urteilte Robert mit dem Blick in den nächtlichen Himmel welcher mit Sternen fast vollkommen bedeckt war. Jude tat es ihm gleich und nickte langsam.

"Ja. Kannst du Sternenbilder erkennen?", fragte er. Was für eine Unterhaltung! Das letzte Mal, als er sich über Astrologie unterhalten hatte war, als er mit dem Streber seiner Klasse ein Projekt machen musste.

Robert hob seine rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und malte wirre Bilder in die Nacht. "Da" Er wiederholte die Bewegungen, etwas langsamer, damit Jude es auch erkennen konnte. "Das ist der gierende Pelikan."

Er starrte in den Himmel, kniff die Augen zusammen und begann zu lachen, stieß Robert freundschaftlich in die Seite. Dieser begann  beachtlich zu wanken, dass neben ihnen die Straße war schienen sie zu vergessen zu haben. Er strauchelte, Jude reagierte noch schnell genug um schlimmeres - nämlich ein Intermezzo mit dem kommenden Auto - zu verhindern. Er hielt den Älteren am Arm fest, riss ihn regelrecht wieder auf den Bürgersteig.

"Mach' das nicht noch mal!", zischte Jude ihm ins Ohr und hielt diesen immer noch am Arm fest. Robert schien das alles nicht so wild zu sehen, er löste sich von Judes Hand und blickte dem Briten in die blauen, fast eisblauen, Augen. "Du, mein Lieber, hast mich geboxt." Er ruhte mit den braunen Augen auf Jude, lächelte und machte eine verwerfende Handbewegung. "Was soll's. Danke trotzdem."

Jude atmete tief durch, lehnte sich gegen die Häuserwand, blickte eine Weile in den Himmel und schüttelte den Kopf. Er musste anfangen zu lachen, was Robert mit einem irritiertem Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahm.

"Und warum lachst du jetzt?" Er stellte sich vor Jude, der Größenunterschied kam jetzt wieder zum Vorschein, da Jude fast über den Kopf von Robert hinweg sehen konnte ohne sich auf die Zehenspitzen stellen zu müssen.

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, Jude bekam einen wahren Kicheranfall und er wusste nicht einmal warum.

"Egal was du dir in den letzten dreißig Sekunden eingeworfen hast, das will ich auch haben." Robert legte den Kopf schief, musterte den Jüngeren aufmerksam - jedenfalls so aufmerksam als nur möglich - und trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. Sie berührten sich fast, aber immerhin ebbte Judes Kichern ab. Er wurde schlagartig wieder ernst, er wäre gerne noch einen Schritt nach hinten gegangen, aber die Wand war nunmal sehr... unnachgiebig. Er fühlte sich wie ein Kaninchen vor der Schlange, seine Wangen färbten sich leicht rot. Was war das? Sie standen sich schon so oft gegenüber, aber diesmal löste es bei Jude etwas aus, das er so noch nicht gekannt hatte. Und das beunruhigte ihn ziemlich.

"Rob..., ähm" Jude legte seine Hände an dessen Schultern, bereit ihn von sich zu drücken.

"Das sieht hier nicht sehr jugendfrei aus und wenn die Leute uns sehen... sie könnten das hier in den falschen Hals bekommen..."

Robert runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf, er merkte das Judes Widerstand nicht wirklich ernst war.

"Ach? Wie sieht das denn aus? Ich stehe vor dir, mehr nicht." Er lächelte, legte erneut den Kopf schief und Jude...?

Er stand da, blickte Robert in die Augen und versuchte Worte zu finden, die ihre Lage beschrieben.

"Naja. Du weißt schon wie das aussieht!" Jude schnappte nach Luft, plusterte sich leicht auf, übte dann doch Druck gegen die Schultern von Robert aus.

Man konnte die Röte in Judes Gesicht, trotz des leichten Lichts der Straßenlaterne, doch sehr gut erkennen. Und seine Wangen wurden von Sekunde zu Sekunde dunkler, war es aus Scham? Das konnte er selbst nicht mal beantworten.

"Robert, bitte. Das wird hier noch ein.. unschönes Ende nehmen.", flüsterte der Brite. Er war nicht mit Standhaftigkeit gesegnet und je näher Robert kam, desto mehr brökelte sein Wille.

"Wieso? Willst du mich etwa grün und blau schlagen? Du weißt, dass ich mehr Kraft habe als du.", sagte Robert scheinheilig und trat noch einen kleinen Schritt näher, ihre Oberschenkel berührten sich bereits. Er merkte den schweren Atem von Jude an seinem Hals. Jener roch dafür den Alkohol und die Zigaretten umso deutlicher, er hing mit seinen Augen auf den Lippen von Robert, ob sie wohl nach Kilkenny schmeckten? Oder nach Rauch? Vielleicht schmeckten sie auch nach etwas anderes?

Jude schloss die Augen. Super, dachte er bei sich.
 

Robert hingegen lächelte, es war der Alkohol der ihn dazu trieb, ihm jedenfalls den Mut gab das zu tun, was er eigentlich schon vor langer Zeit tun wollte. Es hatte ihn verfolgt, schlaflose Nächte waren die Folge und endlose "Was ist los?"-Spielchen mit Susan. Er konnte es ihr ja schlecht sagen, dass er gerne seinen Kollegen mal küssen würde. Nicht, weil tiefere Gefühle als Freundschaft im Spiel waren - einfach aus Jux und Dollerei. Aber welche Frau würde sagen, das sie es okay fände? Keine.

Er lehnte sich leicht vor, die Hände von Jude übten keinen Druck mehr aus, seine eigenen waren in den Hosentaschen vergraben.

"Jude?", fragte Robert leise. Seine Stimme rumpelte im Brustkorb. Dieser kniff die Augen fester zusammen, sein Herz schlug wild gegen die Brust, als würde es im nächsten Moment herausspringen. Er antwortete nicht, reagierte noch nicht mal.

"Hey..." Er atmete tief durch, trat wieder einen Schritt zurück, damit Jude atmen konnte.

Langsam öffnete der Brite seine Augen, blinzelte Robert an. Er fasste sich ein Herz und wollte auch kein Spielverderber sein, nur weil er sich nicht traute einen anderen Mann in der Öffentlichkeit zu küssen. Was war schon dabei? Sie waren Freunde, mochten einander. Es war nur ein Kuss, ein Küsschen, würde auch nicht lange dauern.

Jude lächelte, diesmal war er es der auf Robert zuging, seine Hände lagen nicht mehr an dessen Schultern sondern wanderten in den Nacken.

Er sagte nichts, Robert schwieg ebenfalls. Jude beugte sich mit dem Kopf leicht hinunter, verschloss ohne lange zu warten - sonst hätte ihn wahrscheinlich der Mut verlassen - seine Lippen mit denen des Älteren.

Die Lippen schmeckten nicht nach Alkohol, nicht nach Zigaretten aber auch nicht nach irgendwas, das man beschreiben konnte. Es war etwas Neues, es war aufregend. Roberts Lippen waren zu weich für die eines Mannes, aber zu rauh für die Lippen einer Frau. Er hatte schon viele Menschen geküsst, von Filmküssen ganz zu schweigen, aber man konnte es nicht vergleichen. Jude fuhr mit seiner rechten Hand durch Roberts Haar, dieser genoss den Kuss ebenso.

Sie hatten die Zeit nicht gestoppt wie lange sie dastanden, erst als ein doch sehr angetrunkener Guy dazu kam, lösten sie sich abprupt voneinander. Der Regisseur schien es gar nicht sonderlich realisiert zu haben, er fragte nur, ob sie nicht wieder mit in die Bar kommen wollten. Sie nickten, blickten sich an und folgten Guy schweigend.
 

Jude öffnete seine Lider, blickte wieder gegen die Zimmerdecke. Mehr Erinnerungen an die Nacht hatte er nicht, er wusste nur, wie es am nächsten Tag weiterging. Er drehte sich auf die Seite, holte aus seiner Hosentasche sein Handy und legte es neben sich auf die Matratze.

Erinnere dich...
 

Er wachte auf, war irritiert über die fremde Umgebung und sah sich vorsichtig um. Jude hob die Bettdecke an, sah neben seinen Beinen noch zwei weitere, die garantiert nicht ihm selbst gehörten. Und er war nackt. Jude wollte gar nicht nach links schauen, er ahnte es schon. Stöhnend warf er sich in die Kissen, verfluchte sich, noch einmal Sienna dieses Geständis bringen... das brachte er, bei Gott, nicht über die Lippen!

"Hallo du", kam es von der Seite. Er schloss seine Augen, stellte sich vor das er gar nicht in einem Hotelzimmer im Bett mit einem anderen Mann lag, sondern zu Hause war bei Sienna und alles nur ein böser, böser Traum wäre.

Robert schlug die Decke zur Seite, er setzte sich auf die Bettkante mit dem Rücken zu Jude. Auch er war nackt.

"Haben wir?", fragte Jude mit belegter Stimme. Er sah sich nochmals um, fand aber nichts vor was auf ein Techtelmechten hinweisen könnte.

Doch die Hoffnung wurde, binnen Sekunden, niedergetrampelt.

"Ja.", antwortete Robert und gähnte. "Haben wir. Du warst ganz schön wild.", meinte er. Ihm schien es weniger auszumachen, aber Jude wusste, dass das nicht stimmte.

"Was machen wir jetzt?" Er drehte sich wieder auf den Rücken, sah ins Leere. Sein Kopf war ebenso leer.

Robert zuckte mit den Schultern, stand auf um sich anzuziehen.

"Wir vergessen die ganze Sache einfach. Wir waren betrunken ... und es war ein Ausrutscher."

Die Worte versetzten Jude einen Stich in die Brust, wieso schmerzten dieser Satz? Robert hatte recht, es war ein Ausrutscher und sollte nicht thematisiert werden.

Noch bevor er etwas sagen konnte, war Robert auch schon an der Tür.

"Ich bezahle die Rechnung und melde mich bei dir."

Kalt und schnell. Nichts war von der Wärme mehr zu spüren die der Amerikaner sonst ausstrahlte.

Es war das Ende - nicht nur das Ende einer Beziehung, nein, auch das Ende einer Freundschaft die doch gerade erst begonnen hatte.

Jude seufzte, zog sich ebenfalls an und checkte aus, nach Hause zu Sienna wollte er nicht - doch von wollen war nicht die Rede.

Eher von müssen.
 

Je mehr Jude darüber nachdachte, desto schlechter fühlte er sich letztendlich. Sein Fehler wurde ihm mehr und mehr bewusst, doch sollte er Sienna um Vergebung bitten? Nur um sich wieder in eine Beziehung die mehr Schein als Sein war zu stürzen und die Frau, welche ihm schon einmal verziehen hatte, erneut zu verletzen? Nein. Das hatte sie nicht verdient, das hatte keine Frau verdient.

Er zog seine Beine an den Körper, war kurz davor einzuschlafen, als sein Handy klingelte.

Jude ging ran, nuschelte seinen Namen und wartete ab, wer an dem anderen Ende der Leitung war.

"Hey Jude, ich bin's Robert. Wir müssen miteinander reden..."



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