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All my tomorrows...

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Part 1 - Arktan 1

Yesterday is always too far away

And all my tomorrows’ won´t save me today.
 

Death of a whore – Juliette and the Licks
 

Bevor´s losgeht, noch ein Hinweis: Die FF befasst sich mit zwei Saiyajin, einer außerirdischen Lebensform. Das heißt, Moralvorstellungen oder Werte, die MENSCHEN betreffen, betreffen nicht unbedingt andere Rassen im Universum.
 

Abgesehen davon war ich auch bemüht, die ganze Story logisch zu halten, und logisch wäre es, wenn unterschiedliche Rassen unterschiedliche Sprachen sprechen. Wir haben auf der Erde hunderte von Sprachen, dass das ganze Universum eine einzige spricht, erscheint mir arg unwahrscheinlich. Um aber Handel betreiben zu können, ist eine standardisierte Sprache und Zeiteinteilung notwendig, und genau das ist gemeint, wenn von ‚Standardsprache‘ oder ‚Standardjahr‘ die Rede ist. Jap, das hab ich von Dune, aber ich wage zu behaupten, dass die Idee nicht allzu weit hergeholt ist.
 

Ich habe im Text in Zusammenhang mit den Saiyajin ein paar Mal ‚menschlich‘ oder ‚humanoid‘ verwendet. Das hat nichts mit den Menschen an sich zu tun, sondern liegt schlicht daran, dass bei aller Genauigkeit ‚saiyanoid‘ für unsere Ohren sehr … bescheuert klingt. Und bitte, das ist sowieso alles nur eine unzureichende Übersetzung aus der Standardsprache!
 

So, das war´s auch schon. Viel Spaß beim Lesen!
 

~ ~ ~
 

Ein vertrautes Gefühl… etwas, dass sie schon so lange nicht mehr gespürt hat, fast vergessen, verschwommen, verloren… so weit weg, so vertraut… sie fühlte es, wie einen Stich ins Herz, ein Klopfen, ein Pochen, eine unangenehme Nähe, woher…? Nicht zu fassen, verschwommen, weg, näher, greifbar, zu weit entfernt, nah, verschwommen, unklar, Fokus, Fokus, unklar, kalt, so kalt, zu weit weg… so kalt, so verloren, so vertraut, zu weit, nah, zu nah, zu bekannt, zu WEIT!
 

Mit einem Ruck fuhr Arktan aus ihrem Bett hoch. Was… was war das? Sie war benommen, irritiert, der Traum… Nur ein Traum. Abwesend rieb sie sich die klopfende Stelle an ihrem Kopf, die sie sich bei ihrem abrupten Aufwachen an der Decke ihrer Schlafnische angestoßen hatte. Manchmal wunderte sie sich, wie viele Standardjahre sie wohl noch auf dem Schiff verbringen musste, bevor sie sich an die verdammten, engen Platzverhältnisse gewöhnen würde.
 

Sie wusch sich abwesend, ihre Gedanken hingen immer noch an dem seltsamen Traum. Sie träumte selten, aber diese Träume waren konkret. Es waren Träume, wirre Erinnerungen, nicht Gefühle, nichts so greifbares, ungreifbares… Sie blickte in den Spiegel, ihre schwarzen Augen sahen sie verwirrt an. So nah… Mit einem Zucken sah sie weg. Was ist nur los…? Plötzlich eine tiefe Welle an Aggression verspürend drehte sie sich ruckartig weg, wobei sie ihren zornig schlagenden Schwanz mit voller Wucht in die Wand neben ihrem Bett stieß. Der stechende Schmerz ließ sie wieder zu sich kommen und sie schlang ihren Schwanz um ihre Taille. Sie musste grinsen. Jahre der Konditionierung hatten eindeutig ihre Spuren hinterlassen.
 

Als sie hinaus in den Gang ging, um im Kontrollraum einzuchecken, verflog sich der letzte Rest ihrer ungewohnten Stimmung und wich dem gewohnten Alltag, denn im Gang herrschte nachtschwarze Dunkelheit. Zumindest ähnelte es den Nächten ihres Planeten.
 

„Das ist doch wohl…“
 

Genervt schlug sie auf die Sprechanlange neben ihrer Kajütentür: „KARA! KARA, du Scheißkerl, rühr deinen Arsch hierher, es ist schon wieder verschissen NACHT im Hauptgang! KARA!“
 

Da keine Antwort folgte und sie sicherlich nicht versuchen würde, dass Problem selber zu beheben, blieb ihr nichts anderes übrig, als im Dunkeln zur Brücke zu gehen. Immerhin, den Weg durch das Schiff kannte sie ihm Schlaf, besser als ihr Bett.
 

Wenn der Tag schon so anfängt… Innerlich bereitete sie sich darauf vor, was sie mit der Schiffsmechanikerin machen würde, wenn sie dann auftaucht, um das Licht wieder hinzukriegen. Aber sie wusste, dass weit dringenderes anstand als die antike Mechanik des Beleuchtungssystems. Das Schiff war einfach zu alt, kaum, dass es noch ein paar Langstreckenflüge fliegen konnte, die keine allzu große Eile hatten. Nicht, dass SIE daran Gefallen hätte, aber solange die Kiste nicht auseinanderbrach, flog sie, und solange sie flog, brachte sie Profit und Profit, das wusste Arktan nur zu gut, war der Firma immer noch am liebsten. Das war allerdings ihr letzter Flug, bei ihrer Rückkehr würde sie darauf bestehen, in ein anderes Team versetzt zu werden. Noch mehr solcher ereignisloser, monatelanger Flüge quer durch die Galaxie und sie würde noch wahnsinnig werden. Die ersten Anzeichen hatte sie ja schon, wie sie mit einem schiefen Grinsen feststellen musste.
 

Als sie den Türöffner zur Brücke betätigte, musste sie auch daran denken, dass die lange, sinnlos verbrachte Zeit nicht das einzige war, dass sie bei den letzten Fahrten zermürbte. Zugegeben, ihr Verhältnis mit dem Rest der Mannschaft zeichnete sich nicht gerade durch Herzlichkeit aus und Arktan war es durchaus daran gelegen, ein paar von ihnen nie wieder zu sehen.
 

„Was steht an?“
 

Arktan schaute sich um. Saa und Fellah hatten Dienst. Auch gut, für sie hatten die humanoiden Insekten nie bemerkenswerte Unterschiede aufgewiesen, einer so nutzlos wie der andere… die Navigation des Schiffes würde sie allerdings ungern jemand anderem überlassen. Bei der Anerkennung von Leistung hatte Arktan noch nie Abstriche wegen persönlichem Geschmack gemacht.
 

Saa schaute von seinem Arbeitsplatz hoch, in seiner Hand eine Tasse Laffa. Arktan wusste, dass das Zeug geeignet war für jede humanoide Spezies, wie die nervige Werbung in bunten Lettern in 156 Sprachen anpries und es wirklich aufmunternd und sehr sehr süchtig machend war, aber es schmeckte wie zu lange liegen gelassene Wäsche ihrer Rasse und hatte die Konsistenz von zähem Schleim. Saa allerdings ließ sich davon nicht beirren, als er einen Schluck nahm und Arktan gelangweilt anschaute. Zumindest glaubte sie das, so ganz hatte sie den Dreh immer noch nicht raus.
 

„Schönen Tag auch, Arktan, freundlich wie immer, wie ich sehe.“
 

Noch ein Schluck. Arktan spürte, wie ihr noch nicht verdautes Frühstück einen Weg nach draußen suchte.
 

„Gibt’s was neues? Irgendwas zu erledigen? N Teil der scheiß Kiste im Weltraum verloren, Asteroidengürtel oder sonst was?“
 

Noch einer. War die verdammte Tasse nicht bald leer?
 

„Nein, da muss ich wohl passen. Aber im Frachtraum hat sich ein Container aus seiner Verankerung gelockert, den solltest du wieder festziehen.“
 

„… Das is jetzt wohl n Scherz? Soll das Scheißteil doch runterfallen, ist ja nicht so, als ob wir was transportieren, das dadurch Schaden nehmen könnte!“
 

„Das wohl nicht, aber es macht Krach, wenns fällt. Du wolltest doch was machen, oder?“
 

Arktan wunderte sich, ob das seltsame Zucken in Saas Gesicht wohl ein Grinsen darstellen sollte und ob es Grund genug dafür wäre, ihm die Fresse zu polieren, aber sie entschied sich dagegen. Der Mühe nicht wert. Stattdessen gab sie ein nicht näher bestimmtes Geräusch von sich und ging zu Fellah, der augenscheinlich schwer damit beschäftigt war, aus der Sichtluke zu sehen. Nicht, dass man bei der Geschwindigkeit ihres Raumschiffes etwas sehen könnte außer Nichts.
 

„Irgendwelche Nachrichten?“
 

Er sah nicht mal hoch, als er antwortete.
 

„Welcher Art? Es sind während deiner Ruhephase zwei Schiffe an uns vorbeigeflogen, die uns kontaktierten, um uns zu beleidigen und anschließend auszulachen, und natürlich ein bisschen Werbung. DIE erreicht einen in jedem Winkel des Universums. Willst dir was davon anschaun? Ich kenn sie schon alle.“
 

Auch kein schlechterer Zeitvertreib, als Container mit irgendwelchen superhaltbaren Schutzanzügen für sonst was festzubinden. Allerdings stand Arktan der Sinn nicht nach Werbung, sondern nach etwas ganz anderem.
 

„Uns hat niemand kontaktiert, als ich weg war? Außer den zwei Idioten, meine ich.“
 

„Nein.“, kam es sehr gedehnt von Fellah. Zwei seiner vier Arme waren damit beschäftigt, einen Stift in jeder erdenklichen Position über seine Finger zu rollen.
 

„Erwartest du was?“
 

Wieso nur hatte sie das Gefühl, gerade verarscht zu werden…
 

„Ist n anderes Schiff in der Nähe? Kannst du das mal überprüfen?“
 

„Wenns so wär, würd der Radar mir das anzeigen. So rückständig ist die Kiste auch wieder nich. Aber wenn jemand hier aufkreuzt und was von dir will, dann ruf ich dich. Wenn die Sprechanlange wieder geht. Oder so. Sonst noch was?“
 

Sie sah ihn finster an. Immerhin hörte er kurz auf, mit dem Stift zu spielen und sah sie endlich an.
 

„Was? N Problem oder was?“
 

„Ich hab keins, du vielleicht?“
 

Sie riss ihm den Stift aus der Hand und schlug ihn in die Armlehne seines Stuhls, dass er bis zur Hälfte darin stecken blieb. Manchmal schienen die Navigatoren wohl zu vergessen, dass sie nicht nur zur Warenlogistik auf dem Schiff war, sondern auch, um im unglaublich unwahrscheinlichen Fall eines direkten Angriffs die Hauptverteidigung darzustellen. Eine Demonstration würde vermutlich nicht schaden.
 

„Hey, bist du irre? Verpiss dich und schieb Container rum, wenn du Stress hast! Nich mein Problem!“
 

Die nächsten Sätze konnte Arktan nicht verstehen, die Sprache der scheiß Insekten war nichts für ihre Stimmbänder, aber sie konnte es sich denken. Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Brücke, bevor sie sich doch noch zu einer unkontrollierten Gewalttat hinreißen ließ. Das Licht im Gang war immer noch hinüber und der gelockerte Container hing gerade mal ein bisschen schiefer als der Rest, aber immerhin war sie ne Viertel Arbeitsphase damit beschäftigt, denn Container überhaupt zu finden, ne weitere Viertel Arbeitsphase, was zu essen und einen Teil der restlichen Zeit, Kara anzuschreien und ihr für ein paar grobe Arbeiten ein wenig Kraft zu leihen. Das ging immerhin Hand in Hand.
 

Als die nächste Ruhephase begann, war Arktan allerdings wenig begeistert von der Aussicht, schlafen zu gehen. Sie war nicht wirklich müde, die Arbeit war kaum als anstrengend zu bezeichnen und sie hatte das ungute Gefühl, dass dieser Traum keine einmalige Angelegenheit gewesen war.

Als sie noch überlegte, gingen auf einmal alle Lichter in ihrer Kajüte aus.
 

Klasse, hoffentlich halten die Lichter immerhin bis TTG3353, oder wir können im Dunkeln weiterfliegen. Mal sehn, wie viele dann anhalten, um uns auszulachen.
 

In Ermangelung besserer Tätigkeiten legte sie sich widerwillig doch schlafen und, wie erwartet, kam der Traum zurück. Noch stärker, noch intensiver, aber zu weit weg, zu unklar, um zu bestimmen, was ihn auslöste. Drei weitere, zermürbende Ruhephasen vergingen und Arktan hatte das Gefühl, es würde nur schlimmer werden. Sie fühlte sich unruhig, übermüdet, die Langeweile auf dem Schiff machten sie nervös und reizbar, noch reizbarer.
 

Das geht so nicht weiter… kann nicht…
 

Im Dunkeln ging sie zur Brücke, wieder einmal. Allerdings reichte ihre Energie nicht mehr aus, sich darüber noch groß aufzuregen. Irgendein anderes Besatzungsmitglied würde das schon für sie erledigen. Viel wichtiger war es, herauszufinden, was mit ihr los war. Sie konnte sich nicht erklären, woher sie diese Ahnung hatte, jemand… etwas, irgendwas näherte sich, es konnte nichts anderes sein. Sie konnte diesen Gedanken nicht los werden, obwohl sich seit drei Ruhepausen nichts geändert hatte, der Radar blieb stumm, aber sie wusste es, sie konnte es… fühlen?
 

Sie schüttelte den Kopf. Wie auch immer, vielleicht wurde sie tatsächlich verrückt, aber mit Sicherheit würde dieser Prozess nur beschleunigt werden, wenn sie nicht überprüfen würde, ob tatsächlich etwas auf das Raumschiff zusteuert. Unwillkürlich ging sie etwas schneller den dunklen Gang entlang.
 

In der Brücke ging sie sofort zu Fellah, der wieder Dienst hatte, oder immer noch? Die Ruhepausen der Insekten hatten sie nie interessiert und sie würde jetzt sicher nicht damit anfangen.
 

„Was neues? Hat uns jemand kontaktiert?“
 

Fellah machte nur eine abfällige Handbewegung und sah sich weiter eine Werbung für chitinhärtenden Bodyspray an.
 

„Nein, und wenn du noch so oft fragst, wird’s auch nicht anders. Hm, 399 Standards… Oi, Saa, was hältst du von dem Zeug, taugt das was?“
 

Arktan spürte ein unangenehmes Zucken in ihrer Schläfe. Sie war sogar vergleichsweise freundlich, aber sie konnte auch anders.

Mit einer plötzlichen Bewegung packte sie Fellah an seinem schmalen, grünen Hals und schlug ihn ruckartig gegen die Steuerkonsole. Die zappelnden Arme ignorierend brachte sie ihr Gesicht näher an seins.
 

„Jetzt hör mir mal zu, ich weiß, da ist irgendwas. Ich will, dass du es findest. Und wenn der Radar nichts anzeigst, dann SUCHST DU HALT!“
 

Um ihre Aussage zu untermauern, drückte sie noch ein wenig fester zu. Das darauf folgende Röcheln Fellahs nahm sie als Zustimmung an. Als sie ihn los lies, warf er einen bösartigen Blick auf Saa, der allerdings nicht reagierte. Er wusste, wann es besser war, sich aus Streitigkeiten raus zu halten.
 

„Und? Ich warte.“
 

Fellah rieb sich die wunde Stelle an seinem Hals, an dem sein Panzer leichte Dellen von ihren Fingern aufwies.
 

„Du verschissenes Miststück! Was willst du eigentlich, soll ich das ganze Universum absuchen?“
 

„Dehn den Radius des Radars um die Hälfte aus. Jetzt!“
 

Widerwillig setzte sich Fellah wieder und fing an, murrend die Justierungen vorzunehmen. Arktan konnte nicht verstehen, was er von sich gab, aber es war ihr auch herzlich egal. Nichts, was er sich getraut hätte, ihr ins Gesicht zu sagen, so viel stand mit Sicherheit fest.
 

Wenn er nichts findet… er muss, es ist da, ich weiß es, es muss da sein, es geht nicht anders!
 

„Geht das nicht ein bisschen schneller?“ Arktan spürte, wie sie immer unruhiger wurde. Sie wusste, es würde etwas auf dem Schirm erscheinen, sie wusste es einfach. Nur was es war, dass wusste sie noch nicht. Ihre Finger verkrampften sich um die Lehne von Fellahs Stuhl, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Angespannt schaute sie auf Fellah, es konnte doch nicht sein…
 

Das plötzliche Piepen des Radars ließ sie zusammenschrecken, ein Stück der Rückenlehne von Fellahs Stuhl landete unsanft auf dem Boden und Arktan spürte ihren beschleunigten Herzschlag. Sie wusste es, wusste es…
 

„Na schau an, jetzt hast du meinen Panzer UND meinen Stuhl demoliert, um ein Raumschiff zu finden, an dem wir in ein paar Standardstunden sowieso vorbeigekommen wären! Zufrieden?“
 

Arktan würdigte ihn keines Blickes, sie war zu fixiert auf den Schirm.
 

„Wären wir nicht, es wäre knapp am Radar vorbei geflogen… kannst du das Teil auf den Schirm bringen?“
 

„Ich kann dir auch n Laffa kochen, wenn der Wunsch besteht. Oder dir gleich meinen Platz anbieten, wie wär das?“
 

„Mach einfach!“
 

Ihr war nicht nach Fellahs Sarkasmus, sie wollte nur wissen, wer es war, was… es war, das sie halb wahnsinnig machte.
 

Fellah schaltete den Bildschirm neben dem Radar ein und ein Bild eines kugelförmigen Raumschiffs erschien. Es hatte eine Beschriftung, aber Arktan hatte die Zeichen noch nie gesehen. Nicht aus diesem Teil des Universums, das ist sicher… Die Form des Raumschiffs kam ihr dagegen sehr bekannt vor. Sie kannte nicht viele Rassen, die dermaßen hässliche Raumschiffe produzierten und sie wurde das Gefühl nicht los, dass es sie nicht überraschen würde, wer hinter diesem steckte.
 

„Kontaktier das Schiff.“
 

Fellah nörgelte wieder unverständlich für sie, aber immerhin machte er, was sie wollte. Ungestüm riss sie ihm das Headset aus der Hand und wartete, bis die Verbindung hergestellt wurde.

Als das Knacken ertönte, hielt sie kurz inne. Sie wollte in Standardsprache reden, zumindest in der in dieser Ecke üblichen, aber sie überlegte es sich anders. Stattdessen benutzte sie eine Sprache, die sie schon lange nicht mehr bentzt hatte… die ihres Heimatplaneten.
 

„Hier spricht Frachtschiff TAL-478J von GalEx. Kontakt an unbekanntes Raumschiff, Besatzung bitte melden.“
 

Sie wartete. Fellah war mittlerweile zu Saa gegangen, vermutlich, um sich ausgiebig über Arktan zu beschweren. Was auch immer, könnte er heulen, würd er´s vermutlich tun.
 

Keine Antwort. Arktan versuchte es noch einmal, wieder keine Antwort. Beim dritten Mal wurde sie mitten im Wort unterbrochen, und wie erwartet antwortete auch ihr Gesprächspartner in derselben Sprache.
 

„WAS? Ich will nichts kaufen, verpisst euch!“
 

Nicht ganz, was sie erwartet hatte, aber so kurz vor dem Ziel würde sie sicherlich nicht klein beigeben.
 

„Und wir wollen nichts verkaufen. Euer Schiff ist nicht von hier, verflogen?“
 

Kurze Pause.
 

„MEIN Schiff hat sich nicht verflogen und es interessiert mich einen Scheiß, warum ihr meine Anlage blockiert! Ende.“
 

„Ha, wenn’s so wär, dann wüsstest du in deinem Schiff, dass der nächste Planet, der an so einer Kiste wie deiner Luft und Wasser wieder auffüllen kann, weiter entfernt ist, als du Vorrat haben dürftest. Von denen gibt’s hier in der Gegend nicht viele…“
 

Sie ließ den Kommentar in der Luft hängen. Es gab auch nicht viele, die ihre Sprache noch sprachen, vielleicht kam diese Botschaft langsam bei ihrem Gesprächspartner an.
 

Ein Knacken in der Leitung.
 

„Was willst du?“
 

Das klang doch schon wesentlich vielversprechender.
 

„Wir können dir die Tanks auffüllen, wir hatten erst einen Stopp. Wenn Interesse besteht. Hab gehört, Ersticken ist eine sehr unangenehme Todesart.“
 

Wieder Warten. Wen auch immer sie in der Leitung hatte, schien tatsächlich von weit weg zu kommen, wenn er meinte, ihr altes Frachtschiff könnte irgendeine Art von Gefahr darstellen. Und ihre kleine innere Stimme wies Arktan darauf hin, dass das auch auf die Besatzung zutraf. Es knackte.
 

„Öffnet die Dockstation in 5.“
 

Die Leitung war tot, offensichtlich war damit das Gespräch beendet. Arktan gab ein amüsiertes Geräusch von sich, normalerweise erwartete sie keine Befehle von jemandem, dem sie gerade ihre Hilfe angeboten hatte. Sie drehte sich zu den zwei Insekten um, die mittlerweile still geworden waren und sie ansahen.
 

„Gebt mal weiter, Dock 4 zu öffnen. Wir kriegen Besuch.“
 

Saa gab ein klackerndes Geräusch von sich, das aus den tieferen Regionen seines Halses zu kommen schien und wohl drohend klingen sollte.
 

„Von wem? Wir haben ne Lieferung, das hält nur auf.“
 

„N Bekannter, hab ihn schon lange nicht mehr gesehn, ok? Hat sich verflogen und läuft grad auf Sparflamme mit seiner Luft. Bleibt auch nicht lange.“
 

Fellah sagte etwas sehr abfällig klingendes und ging zurück zu seinem Teil der Brücke. Schließlich sagte Saa:
 

„Wenn er Ärger macht, kriegst du Ärger. Und die Luft wird dir vom Lohn abgezogen!“
 

Arktan winkte nur ab und machte sich auf den Weg zum Dock. Momentan häufte sich ihr Lohn sowieso nur unnütz, und herauszufinden, wer in diesem Raumschiff war, war es definitiv wert.

Als sie den dunklen Gang Richtung Docks entlang ging, versuchte sie, das ungute Gefühl zu ignorieren, der ersehnte Besuch könnte tatsächlich Ärger bedeuten. Aber sie verdrängte den Gedanken, jetzt war es ohnehin zu spät.
 

Als sie an Dock 4 ankam, machte sie es sich erst einmal bequem, es würde ein paar Stunden dauern, bis das Raumschiff in ihre Nähe kam. Nicht, dass sie etwas besseres zu tun hatte. Im dunklen Gang sitzend, hing sie ihren Gedanken nach. Sie war viel zu angespannt, wer in diesem Raumschiff sein könnte, als dass sie auch nur daran denken konnte, einzuschlafen. Auch, wenn es die lange Zeit mit Sicherheit enorm verkürzt hätte. Als schließlich ein Piepen ertönte, sprang sie sofort auf. Sie tippte den Sicherheitscode neben der Schleuse ein, wartete, bis der Luft- und Druckausgleich in der Dockstation fertig war und ging ungeduldig hinein. Aus der Nähe war das Raumschiff wesentlich größer als sie dachte, kein Pod, definitiv größer als ein Pod…
 

Mit einem Zischen der Hydraulik öffnete sich die Luke des Schiffs. Bevor sie ganz geöffnet war, sah sie jemanden in der Öffnung stehen, der im nächsten Moment vor ihr stand. Erschrocken von der plötzlichen Bewegung wich sie einen Schritt zurück. Sie runzelte die Stirn. Jetzt, wo er vor ihr stand… Sie weitete die Augen, als ihr bewusst wurde, wer vor ihr stand.
 

„Was ist, willst du Wurzeln schlagen? Füll den Tank, ich hab nicht ewig Zeit!“
 

Trotz der gewollt arroganten Haltung sah Arktan, dass ihr Gegenüber angespannt war, sehr angespannt… sie selber war es kaum weniger, allerdings aus weit anderen Gründen.

Statt die Anschlüsse zu befestigen schlug sie ihre rechte Faust auf die Brust und verbeugte sich tief. Wie lange hatte sie das nicht mehr getan… Leider konnte sie seine Reaktion auf ihr Verhalten nicht sehen, andererseits konnte er aber auch nicht sehen, dass sie mit ein paar hartnäckigen Tränen kämpfte.
 

„Was … genau wird das, wenn es fertig ist?“
 

Es klang so vorsichtig, zu vorsichtig… Glaubte er tatsächlich, sie würde eine Gefahr darstellen? Ohne sich zu erheben, antwortete sie:
 

„Ich grüße euch, Prinz Vegeta. Es ist mir eine Ehre, vor euch stehen zu dürfen.“
 

Sie erhob sich nicht. Sie wartete auf die Erlaubnis. Sie fühlte, wie ihre Beine schwach wurden. Ihr war klar, dass ein Saiyajin in diesem Raumschiff sein würde, noch jemand, der überlebt hatte, irgendjemand… mit dem Prinzen hatte sie allerdings nicht gerechnet. Er wohl auch nicht, nach einer kurzen Pause hörte sie, wie er zu lachen anfing, bis er sich schließlich kaum noch halten konnte.
 

„Willst du mich verarschen? Was ehrt dich, den Prinzen über einen zerstörten Planeten und eine Handvoll Überlebende zu sehen? Steh auf!“
 

Irritiert erhob sie sich. Das hatte sie nicht erwartet. Was hatte sie überhaupt erwartet? Sie sah ihn an, kalte Augen, so kalt, so vertraut… seit vier Ruhephasen.
 

„Ich hatte allerdings nicht erwartet, noch mehr von der Sorte zu finden… Wer bist du?“
 

Arktan versuchte, sich zusammenzureißen. Das war nicht der Moment, mit weichen Knien zu kämpfen.
 

„Arktan. Ich bezweifle, dass …“ Sie schluckte hart. „… dass du mich kennst.“
 

Er schnaubte nur. „Nein, sagt mir nichts. Woher wusstest du, wer ich bin?“
 

„Dafür gabs genug Propaganda, an jeder zweiten Wand hing n Plakat.“
 

Und sein Geruch. Aber das musste er nicht wissen, es würde nur unnötige Fragen hervorrufen und sie war sich nicht sicher, ob sie sie beantworten wollte. Allerdings hatte sie eine dringende Frage auf dem Herzen.
 

„Was mich dazu bringt… warum bist du hier? Als Vegeta-sai zerstört wurde, hieß es, du wärst bei Freeza.“
 

Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. Was für eine Frage, wenn er nicht bei Freeza war, dann konnte es nur eins bedeuten, er war unterwegs zu einem Auftrag. In dieser Galaxie, einer Galaxie, die bisher von Freezas Expansion verschont geblieben war. Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals, die Antwort auf diese Frage wollte sie gar nicht hören.
 

Er runzelte allerdings nur die Stirn, als würde er an etwas unangenehmes denken.
 

„Freeza ist tot.“
 

Sie sah in fassungslos an.
 

„Tot? Aber… ?“ Das konnte nur bedeuten… „Du hast ihn getötet. Oh mein…“
 

Sie konnte sich nicht erklären, mit welcher Willenskraft sie sich davon abhalten konnte, auf den Boden zu stürzen. Freeza war tot… ihr Herz raste so schnell, dass sie dachte, sie würde gleich in Ohnmacht fallen. Aber dieser Blick… was sollte dieser Blick!
 

„Was ist los? Er ist tot, du hast ihn getötet, es ist vorbei!“
 

Es war ein Grund zur Freude... oder nicht? Der Prinz allerdings schien nicht sehr erfreut über diese Tatsache.
 

„Ich hab ihn nicht getötet.“
 

Sie sah die angespannten Wangenmuskeln, als er das sagte.
 

„… Aber er ist tot! Wer… nein, es war nicht jemand noch schlimmeres…?“
 

Sie schüttelte ungläubig den Kopf, das konnte doch nicht wahr sein! War er nur so weit entfernt von Freezas Einflussbereich, weil er die Gelegenheit genutzt hat, um selber noch heil aus der Sache zu kommen? Wenn das stimmte, dann hatte Saa Recht, ihr nagendes Gefühl hatte Recht, dann war der Ärger, den er brachte, größer, als sie überhaupt realisieren konnte.
 

Als er sie wieder ansah, schüttelte er genervt den Kopf.
 

„Ich habe ihn nicht getötet, es war ein anderer Saiyajin. Hör auf, so rumzuzappeln, es kommt keiner und will eure Schrottkiste in die Luft jagen!“
 

Die Luft fing an, um ihn herum zu knistern, aber sie achtete nicht darauf. Auf was konnte er schon wütend sein, nicht derjenige gewesen zu sein, der ihn töten konnte?
 

„Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen! Geht’s noch, was sollte der Scheiß? Er ist tot, jemand von uns war es, sollte das nicht mehr wiegen als verletzte Ehre?“
 

Sollte es?
 

„Du weißt doch gar nichts! Es war…“
 

Er stockte. Was wusste sie nicht? Wie arrogant und selbstgefällig Männer sein konnten?
 

„Was denn? Ha?“
 

Er zögerte einen Moment.
 

„Schließ die Schläuche an, ich hab nicht ewig Zeit.“
 

Er sah sie herausfordernd an. Arktans Augen verengten sich, was wollte er ihr nicht sagen? Aber sie schwieg, er würde im Moment sowieso nicht antworten und das Füllen der Tanks brauchte seine Zeit.
 

Sie spürte seine Blicke in ihrem Rücken, als sie sich an die Arbeit machte. Was war hier nur los? DAS hatte sie sich jedenfalls anders vorgestellt, erleichternder. Irgendetwas stimmte nicht, sie musste wissen, was. Was konnte einen so sehr beschäftigen, dass Freezas Tod daneben vernachlässigbar erschien!
 

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als er sie auf einmal wieder ansprach.
 

„Welchen Level hast du?“
 

Sie musste grinsen. Anscheinend war sie nicht die einzige, die immer noch gut auf ihre Konditionierung reagierte.
 

„Dritter. War es nicht mal wert, von Freeza getötet zu werden.“ Eher ein Logistikfehler, aber das war ebenfalls etwas, dass ihn nichts anging.
 

Er lachte ungläubig. „Dritter, ja?“
 

Was genau sollte das denn? „Problem damit? Konnt´s mir schlecht aussuchen!“
 

Damit ließ er es bewenden. Woher will er denn wissen…? Sie schob den Gedanken beiseite. Es zählte sowieso nichts mehr, alle sind tot, wen interessiert´s, was für ein Level irgendwer hat? Sie schloss den Schlauch für den Lufttank an und öffnete die Schleuse. Der Tank war fast leer, es würde eine Weile dauern und sie hatte noch eine wichtige Frage, die ihr auf der Zunge brannte.
 

„Du hast andere erwähnt. Haben noch mehr überlebt?“
 

Er wirkte nicht überrascht durch ihre plötzliche Frage. Er winkte ab, als er antwortete.
 

„Zwei andere, die mit mir zusammen Freeza gedient haben. Einen anderen haben wir später gefunden.“
 

Drei weitere…
 

„Hat einer von denen Freeza getötet?“
 

Er grinste, ein Grinsen, dass sie schaudern ließ. Das Grinsen eines Raubtiers, das viel zu viel Blut gesehen hatte. Sie war an ihrem Teil an Planetensäuberungen dabei gewesen, aber dieser Blick machte ihr… was, Angst?

„Der eine, der überlebt hat.“
 

Er drehte sich um, Ende des Gesprächs. Für ihn, zumindest.
 

„Wie hat er es gemacht?“
 

Keine Reaktion?
 

„Wie…?“
 

Wie konnte er besser sein als du? Aber diese Frage verkniff sie sich lieber.
 

In diesem Moment piepte die Anzeige am Tank, sie schloss die Schleuse und koppelte den Schlauch ab. Er würde schon noch antworten, er wird nicht gehen, bevor er nicht geantwortet hat…

Irgendetwas musste vorgefallen sein, etwas undenkbares, sie musste es wissen! Gedankenverloren kümmerte sie sich um den Wassertank und lehnte sich schließlich an die Wand, wartete. Will er die restliche Zeit dort stehen und Löcher in die Luft starren?
 

Nach einiger Zeit piepte die Anzeige wieder, er hatte kein Wort gesagt. Es war die letzte Gelegenheit, Arktan konnte sie nicht einfach beiseiteschieben, es ging nicht… Sie entkoppelte den Wasserschlauch und sprang ungestüm von der Brüstung. Es war ihr egal, ob er darüber sprechen wollte oder nicht, er war es ihr schuldig, seiner Rasse schuldig, wie konnte jemand…! In diesem Moment dämmerte es ihr, was immer gesagt wurde, worauf alle gehofft hatten. Freeza konnte nur von einem getötet werden, dem einzigen, den er fürchtete…
 

„Es… es war der Legendäre…?“
 

Sie sah ein leichtes Zucken in seiner Schulter, aber er beherrschte sich sofort wieder und drehte sich ruckartig zu ihr um und hob seinen Arm, sie sah, wie sich ein Ki-Ball in seiner Hand bildete. Einen Moment erwartete sie, dass er sie töten würde. Seine Augen wollten es definitiv und sie spürte, wie sich ihr Körper instinktiv anspannte, um sich verteidigen zu können. Aber er hielt inne, verzog angewidert den Mund.
 

„Ja. Zufrieden? Einer von deiner Sorte, so niedrig, dass er es nicht mal wert wäre, mir die Füße zu küssen!“
 

Das überraschte sie. Aber im Grunde genommen war es egal, sie wusste das besser als alle anderen.
 

„Es gibt ihn also wirklich…“
 

Sie hatte immer geglaubt, die Ankunft des legendären Saiyajin wäre der glücklichste Moment ihres Lebens, aber… sie fühlte gar nichts. Es war zu spät, es gab nichts mehr zum retten, es war egal. Was spielte es für eine Rolle, was spielte es für ihn für eine Rolle?
 

„Wohin fliegst du?“ Warum hatte sie das bisher noch nicht gefragt?
 

Er sah sie an. Wohin konnte er schon unterwegs sein, es gab nichts mehr!
 

„Meine Ehre wieder herstellen. Wenn Kakarott ein Super Saiyajin werden kann…“
 

Den letzten Teil des Satzes ließ er in der Luft hängen.
 

„Wie? Ich dachte, es gibt nur einen Legendären, wie kannst du …?“
 

Er zischte, ging die Stufen zu seinem Raumschiff hoch.
 

„Das ist Schwachsinn, jeder kann es.“ Er sah sie kalt an. „Sogar du, wenn du trainieren würdest.“
 

Arktan war verblüfft über diese Aussage, aber sie sah auch, dass er gleich weg sein würde.
 

„Warte!“ Sie warf ihm etwas zu, einen Kommunikator. Er sah ihn verwundert an.
 

„Was soll ich damit?“
 

Sie grinste. Sie hätte am liebsten laut gelacht, aber sie hielt sich zurück. Das war nicht der Moment.
 

„Wenn du es geschafft hast, und wieder hier vorbeikommen solltest, dann meld dich. Wir können dir nochmal die Tanks auffüllen. Und…“ Sie lachte leicht. „… ich würde mich hassen, wenn ich sterben würde, ohne einmal den Legendären gesehen zu haben.“
 

Sie sah ihn an. Sie wusste nicht, was sie aus diesem Blick machen sollte, aber er nickte nur leicht und ging ohne weiteres Zögern in sein Raumschiff zurück.
 

Arktan verließ die Dockstation und öffnete die Außenwand. Sie wartete nicht, bis er weggeflogen war, sah nicht zurück. Wozu auch? Sie wusste, dass sie sich noch einmal sehen würden, sie hatte keinen Zweifel. Jetzt konnte sie sich nicht mehr zurück halten, sie musste laut lachen, bis sie Tränen in den Augen hatte. Die Konditionierung, ja… zweifle niemals an deinem Herrscher. Sie fuhr sich bedächtig über ihren Schwanz, dessen Fell sich aufgestellt hatte und ging zurück durch den dunklen Gang. Mal sehn, ob wieder ein Container umgefallen ist…
 

~ ~ ~
 

Fürs nächste Kapitel möchte ich drauf hinweisen, dass es Adult sein wird. Es wird eine Sexszene geben, aber das ist nicht eigentlich der Grund dafür, da es vermutlich die undetaillierteste NC-17 Sexszene aller Zeiten ist, sondern der Gehalt an Gewalt. Es bleibt also dabei.
 

Noch was anders, der erste Teil hat drei Kapitel, auf FF.de und FF.net sind alle drei schon oben, gleicher Nick und gleicher FF-Titel.
 

Damit Danke fürs lesen und bis zum nächsten Mal!

Part 1 - Arktan 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part 1 - Arktan 3

Sie wusste nicht, wie lange sie dort liegen blieb, bis sie genügend Kraft zusammen hatte, sich aufzurichten. Mühsam rutschte sie vom Bett, darauf bedacht, ihren Schwanz nicht zu berühren. Sie musste weg, musste… ein Grunzen entwich ihr, als sie sich die Schulter an der Wand des Raumschiffs wieder einrenkte. Als sie mit ihrer Nase das gleiche tat, gab sie keinen Ton von sich. Es wäre nicht notwendig gewesen, aber die Eitelkeit… ihr Schwanz stand in einem steilen Winkel ab, allein der Anblick ließ eine erneute Welle Schmerz ihre Wirbelsäule hochfahren. Ihn wieder einzurenken würde weit weniger angenehm werden.
 

Sie setzte sich mühsam in Bewegung, als Vegeta zurück kam. Entgeistert rümpfte sie die Nase, er hatte doch tatsächlich den NERV, nach allem, nachdem er ihr den Schwanz gebrochen hatte und nicht einmal so viel Ehrgefühl besaß, sie danach zu töten, sich waschen zu gehen! Immerhin gab es ihr eine gewisse Genugtuung zu sehen, dass er seinen Brustpanzer nicht trug und den Bodysuit nicht über seine linke Schulter gezogen hatte.
 

Als er sie sah, blieb er stehen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Ihr war klar, dass seine Wut verraucht war, was auch immer der Auslöser war. Aber sie sah auch, dass ihre Anwesenheit ihn störte, und sie war sicherlich nicht auf einen weiteren Konflikt mit ihm aus, auch wenn ihr einiges einfiel, dass sie ihm zu diesem Thema sagen könnte.
 

Sie drehte sich um und ging zum Ausgang, als er sie zurück hielt.
 

„Wer bist du?“
 

Nachdem er sie liegen gelassen hatte und duschen gegangen war, konnte er einen Gedanken nicht aus seinem Kopf verbannen, egal, wie viel Hass er verspürte, egal, wie irrelevant es war. Woher kennt sie sie? Seine Kenntnis über sein eigenes Volk war nicht lückenlos, das war ihm klar und Nappa hielt nicht viel von Geschichtsstunden. Ihre Rasse existierte nicht mehr, und seiner Meinung nach war nicht alles, was sie betraf, wert, an den letzten Überlebenden weitergegeben zu werden. Es interessierte Vegeta nicht einmal, sie waren nicht die einzige Rasse, die ihrer Auslöschung entgegensehen musste und meistens waren seine Gedanken damit beschäftigt, sein eigenes Überleben zu sichern. Und jetzt… alle bis auf Kakarott und ihn waren tot, keiner wusste mehr etwas von der Geschichte ihres Volkes. Aber sie… sie ist in einen Bereich vorgedrungen, in dem sie nichts verloren hatte. SIE hatte Informationen über ihn, die er selbst nicht hatte, SIE war eine hochklassige Saiyajin, die offensichtlich ihre Ausbildung verleugnete um ein elendes Leben in einer anderen Galaxie zu führen! Er musste innerlich lachen bei dem Gedanken. Was war sein Leben? War es nicht gleich jämmerlich? Pathetisch? Auf einem Stolz, einem Recht zu beharren, dass einem nichts mehr gibt, nie gegeben hat?
 

Vegeta ging davon aus, dass sie das Schiff verlassen haben würde, aber sie war immer noch da, als er zurückkam. Es wäre ihm lieber gewesen. Würde sie ihre Ehre verteidigen wollen, musste er sie töten. Und würde sie nur ihr Maul aufreißen… würde er vermutlich das Gleiche tun. Aber stattdessen drehte sie sich nur um und ging.
 

Es hatte ihn nie belastet, sein Erbe nicht zu kennen. Er fühlte weniger Verantwortung auf diese Weise, die Verantwortung für ihn selbst war manchmal bereits zu viel für ihn. Aber er konnte den Gedanken nicht verbannen, er konnte nicht ignorieren, dass jemand gerade gehen wollte, jemand, der mehr wusste als er, den er nie wieder sehen würde und ihn dabei dreist angelogen hatte. Er konnte seine Neugier nicht ignorieren. Was konnte so wichtig sein, dass sie meinte, nach so langer Zeit würde der letzte Überlebende einen Scheiß drum geben! Also fragte er nach.
 

Arktan blieb stehen. Ihr vorheriges Gespräch über die Vergangenheit endete in einem Mordversuch, dementsprechend war ihre Begeisterung, ihm darauf zu antworten, mehr als gering.
 

„Du kannst gehen, wenn du willst. Meine Tanks sind voll, deswegen bin ich nicht stehen geblieben.“
 

Arktan schnaubte nur über diese Bemerkung.
 

„Aber wenn du antwortest, wird dir auch nichts passieren.“
 

Sie drehte sich zu ihm um, sah ihm in die Augen, versuchte etwas zu sehen, den Grund für seine Neugier. Was kann er von mir schon wissen wollen, was er selbst nicht weiß?
 

„Weißt, Prinz, das habe ich vorhin auch gedacht.“
 

Seine Augen verengten sich leicht, bevor er antwortete.
 

„Vorhin war etwas anderes. Beantworte meine Frage oder geh und blockier nicht den Ausgang.“
 

Arktans Schwanz pochte schmerzhaft und aus ihrer Nase lief immer noch ein wenig Blut. Geistesabwesend leckte sie es von ihrer Lippe. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig, und wenn er etwas wissen wollte, dann konnte er auch zuerst ihre Frage beantworten.
 

„Wenn das so ist, dann wüsste ich gern, warum jemand wie DU es notwendig hat, seinen Schwanz loszuwerden! So wie es hier riecht, hast du wohl auf einem anderen Planeten eine neue Heimat gefunden und dich wohl den Gegebenheiten dort angepasst… darüber zu urteilen, was ich hier mache, steht dir also nicht zu!“
 

Sie spürte eine Wut in sich hochkochen, die sie nicht mehr klar denken ließ. Wie er vorhin… Innerlich hasste sie sich für diesen Ausbruch, hasste sich, wie sehr sie immer noch auf ihre alten Werte, auf ihre alte Welt angewiesen war, auf die Meinung, die andere von ihr hätten, wären sie noch am Leben. ER war noch am Leben und ER urteilte über sie!
 

„Ich bin meinen Schwanz nicht losgeworden, ich habe ihn im Kampf verloren. Du hättest ihn vielleicht loswerden sollen, hätte dir einige Schmerzen erspart… Wenn ich Interesse daran gehabt hätte, dein Leben hier zu beurteilen, dann hätte ich es bei unserem ersten Treffen gemacht. Ich will nur wissen, wer du bist.“
 

„Warum hast du dann nach meinem Rang gefragt?“
 

Er neigte leicht seinen Kopf. „Damit ich einschätzen kann, mit wem ich es zu tun habe. Mit wem habe ich es zu tun, da du offensichtlich gelogen hast?“
 

„Ich habe nicht gelogen! Ich…“ Sie biss die Zähne zusammen. Warum fiel es ihr so schwer, es zu sagen? Auf wessen Meinung kam es noch an?
 

„Ich wurde degradiert. Nach den ersten beiden Jahren im Dienst wurde meine Kampfkraft auf zu gering für Level eins eingestuft und ich wurde auf Level drei herabgesetzt. Mein Vater war…“
 

Sie holte Luft.
 

„Mein Vater war Ceapá, Kommandant über Truppe X449 und daher mit deiner Mutter bekannt. Ich erhielt ein paar wenige Trainingseinheiten mit ihr, aber danach beschäftigte sie sich mit vielversprechenderen Kandidaten. Ich habe dich ein einziges Mal gesehen, als du kaum laufen konntest. Das war´s, ich kannte sie nicht persönlich oder sonst etwas, ich kann dir sonst nichts sagen!“
 

Vegeta ließ sich durch den Kopf gehen, was sie eben gesagt hatte. Es machte nicht wirklich Sinn.
 

„Wenn du so wenig talentiert warst, dann hätte eine Soldatin wie meine Mutter dich nie trainiert.“
 

Arktan fing langsam an, die Geduld zu verlieren.
 

„Hör mal, du weißt ganz genau, was passiert ist, ok? Was soll das hier also?“
 

Er sah allerdings nicht danach aus, als ob er es wirklich wusste. Wie konnte er es nicht wissen, sie war bei weitem nicht die Einzige, die degradiert wurde, nur der frühe Zeitpunkt war anders…
 

„Das einzige, was ich weiß, ist die Tatsache, dass niemand eine Frau nach ihren ersten beiden Dienstjahren degradiert hätte… zumindest nicht nach dem, was mir gesagt wurde.“
 

Er fing langsam an sich zu fragen, warum er überhaupt etwas von ihr wissen wollte, da sie offensichtlich nicht daran erinnert werden wollte und er keine Ahnung hatte, wovon sie überhaupt redete. Aber es war nicht mehr rückgängig zu machen und ein wenig von den Dingen zu wissen, die Nappa als unwichtig angesehen hatte, war vermutlich nicht verkehrt.
 

„Was wurde dir gesagt? Der übliche Scheiß, Frauen taugen meistens nichts mehr, wenn sie erst geschlechtsreif sind und die meisten landen schließlich doch nicht beim Militär, obwohl sie zu Geburt so stark waren? Ha?“
 

Vegeta schnaubte.
 

„Nein, mir wurde gesagt, dass sich Frauen in der Pubertät langsamer entwickeln und die meisten in dieser Phase zurücktreten. Bist du zurück getreten?“
 

Arktan war zugegebenermaßen überrascht über diese Antwort. Sie fragte sich, wer ihm das gesagt hatte, da besonders in den hohen Levels die Meinung herrschte, Frauen würden im Allgemeinen keine hohe Kampfkraft erreichen. Arktan musste beim Gedanken daran ihr Gesicht verziehen. Wäre eine geschlechtsspezifische Kampfkraftkontrolle eingeführt worden, dann hätten mehr ihr eigentliches Potential erreicht, aber das war durchaus nicht im Sinne der Regierung. Wie konnte er das nicht wissen?
 

„Ich bin nicht zurückgetreten, ich wurde degradiert, weil ich nicht schnell genug Fortschritte gemacht habe! Meine Mutter war Rasba, Prinz, und ich war vorgesehen als …“
 

Als gute Auswahl für die nächste Produzentin eines königlichen Erben… Zumindest war das bei ihrer Geburt mit einer erstklassigen Kampfkraft das Ziel ihrer Eltern gewesen.
 

Vegeta dämmerte es ebenfalls, auf was es hinauslief. Der Name ihrer Mutter sagte ihm etwas. Sie ist eine hochrangige Diplomatin gewesen, ein Kind aus dieser Konstellation wäre bei geeigneter Ausbildung früher oder später für ein königliches Kind ausgewählt worden. Er konnte sich an Nappas Belehrung erinnern, große Kriegerinnen produzieren große Könige. Inwieweit das bei ihm stimmte, sei dahingestellt, aber offensichtlich war der Grund für Arktans Verhalten die Tatsache, dass ihre Ausbildung zu früh abgebrochen wurde und sie nie die Gelegenheit für ein wenig Hoffnung auf diesen Platz erhielt.
 

„Du warst vorgesehen, ein Kind von mir zu bekommen, sehe ich das richtig?“
 

Arktan sah ihn mit einem hasserfüllten Blick an.
 

„Ja. Ja, das war ich. Aber bild dir nichts darauf ein, ich war nicht scharf darauf, ich war nicht einmal scharf darauf, die scheiß Ausbildung zu beenden! Aber es gab keinen Grund, mich so zu demütigen!“
 

Vegeta hätte am liebsten gelacht. Sie musste nicht Dienst bei Freeza leisten, sie wusste nicht, was wirkliche Demütigung war, sie war hier gelandet, bei einer stupiden Arbeit, sicher. Was ihn dazu brachte…
 

„So bist du davon gekommen, nicht? Durch die Demütigung. Wärst du auf Vegeta-sai gewesen, wäre von dir nur noch ein wenig Staub übrig.“
 

Arktan zuckte mit den Schultern. Natürlich war es so, und sie wünschte sich einreden zu können, sie wäre lieber ehrenvoll gestorben als wie ein Feigling geflohen zu sein um ihr eigenes Leben zu retten, aber es stimmte nicht. Sie hätte nichts geändert und sie bekam eine Chance, die einzige, die etwas zählte. Ihr Stolz war gekränkt, die Anwesenheit des Prinzen, der es wissen müsste, hatte sie daran erinnert, in einer Stärke, die den Hass wieder hervorkommen ließ. Aber wenn sie mit sich selber ehrlich sein wollte, wusste sie, dass sie dankbar sein sollte für alles.
 

Stattdessen nickte sie.
 

„Ich war auf dem Weg zu einer Truppe, der ich zugeteilt worden war. Als ich die Atmosphäre passierte, erhielt ich eine Warnung auf der Notfallfrequenz. Es… es war schon vorbei, alle waren tot. Sie müssen mich übersehen haben, ich war neu und noch nicht verzeichnet unter meiner neuen Zuteilung, ich weiß es nicht…“
 

Sie sah ihm in die Augen, die ganze Zeit, sie würde nicht Schwäche zeigen, wovor? Sie hatte nichts falsch gemacht, sie hatte überlebt!
 

„Die Auslöschung unserer Rasse hatte höchste Priorität, vor der Säuberung des Planeten, also ist Freezas Genozidkommando abgezogen. Vermutlich sollte der Job später erledigt werden. Die Überlebenden haben sich allerdings das Gleiche gedacht wie ich, das Weite zu suchen, solange die Gelegenheit gut war. Ich wusste nichts von Vegeta-sai, aber tote Saiyajin und lebende Zivilbevölkerung… ich konnte mir einen Reim machen. Ich kam in einem Raumschiff unter, wechselte ein paar Mal den Transporter bei günstigen Gelegenheiten und bin schließlich hier gelandet.“
 

Arktan stand noch einen Moment in der Luke, bevor sie sich umdrehte und die Schleuse verließ. Es gab nichts mehr zu sagen.
 

Vegeta hielt sie nicht zurück, wozu auch? Sie hatte vermutlich das bessere Los erwischt, sie war schwach und unwürdig, sich die letzte Saiyajin zu nennen, aber sie… sie hatte sich Freeza erspart. Oder den Tod. Vermutlich wusste sie, wie er darüber denken würde und legte es nicht darauf an, einen weiteren Kampf mit ihm zu riskieren.
 

Er musste grinsen, als er die Luke schloss und sein Schiff wieder ins Weltall manövrierte. Es hatte sich ausgezahlt, noch einmal herzukommen. Es hatte ihm mehr gegeben, als ein Bedürfnis zu befriedigen. Ein letztes Mitglied seines Volkes existierte noch und er war maßgeblich daran beteiligt gewesen, sie zu beschützen. Er hatte seine Pflicht gegenüber Vegeta-sai erfüllt. Seine Pflicht gegenüber der Erde… würde er auch erfüllen, egal wie. Er war immerhin ein Prinz, und egal, was er von diesem Drecksplaneten hielt, er hatte ihm sein Leben gerettet, und er blieb sicherlich nichts schuldig.
 

Arktan öffnete die äußere Schleusentür, nachdem sie wieder ihm Gang war. Sie ging nicht sofort zurück in ihre Kajüte, auch wenn Schlaf im Moment keine schlechte Option war. Sie hatte keine Gelegenheit, keine Bekanntschaft gehabt, irgendjemandem etwas davon zu erzählen. Jemandem, der verstehen würde. Sie dachte, sie würde diese Person hassen, aber … Erleichtert.
 

Diesen Gedanken im Kopf griff Arktan nach ihrem Schwanz und renkte die gebrochenen Knochen mit einem Ruck wieder ein.
 

Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals in ihrem Leben geweint zu haben, nicht, als sie degradiert wurde, nicht, als sie erfuhr, dass jeder, den sie kannte, tot war, nicht, als sie den letzten Überlebenden traf. Arktan ließ ihren Schwanz los, rutschte auf den Boden vor der Schleuse und weinte, bis sie ihre Tränen in ihrem Mund spürte. Woran es wirklich lag, wusste sie nicht.
 

Fin
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Damit wäre der Teil über Arktan abgeschlossen. Ich habe nicht vor, eine unnötige Liebesstory daraus zu basteln und genauso wenig habe ich vor, sie in eventuell folgenden Dragonball FFs weiter vorkommen zu lassen. Ich fand es plausibel, sie an dieser Stelle einzubauen UND es würde erklären, warum Vegeta überhaupt zu spät zur Ankunft der Androiden kam.
 

Na gut, Teil zwei dreht sich um Vegetas Mutter, Zukka. Der Teil dient vor allem dazu, die Andeutungen über Saiyajin-Kultur zu erläutern, die in diesem Teil vorgekommen sind.

Part 2 - Zukka 1

Ich hätte es natürlich einfach halten und die Zeitrechnung der Erde verwenden können, aber warum einfach, wenns auch korrekt geht.

Das hier erwähnte ‚Standardjahr‘ entspricht einer Dauer von grob 3 Erdenjahren. Das heißt, 2 Standardmonate entsprechen einem halben Erdenjahr, also 6 Monaten.

Immer, wenn im Text nur von ‚Jahr‘ die Rede ist, bezieht sich das ebenfalls auf das Standardjahr. Vegeta-sai als Planet hat zusätzlich noch einen anderen Jahresrhytmus, aber das auch noch einzuführen würde nur verwirren und ist im Grunde irrelevant, da Zukka die Standardzeitrechnung aufgrund ihres Jobs vertrauter ist als die tatsächlichen Jahre auf Vegeta-sai.
 

Und bitte nicht wundern, es gibt viel erläuternden Text in Zukkas Teil, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass meine Gedanken über Saiyajin-Kultur etwas komplexer sind, als ich zu Beginn gedacht hab und ich das irgendwie unterbringen muss, ohne dabei n Lexikontext zu produzieren.
 

Na dann, viel Spaß mit Teil zwei!
 

Kapitel 1 : Yesterday is always too far away
 

Achtung Pod 422XE9, voraussichtliche Ankunft auf Vegeta-sai in zehn Standardminuten. Wiederholung: Voraussichtliche Ankunft…
 

Zukka fuhr erschrocken auf, als die Benachrichtigung anfing. Noch zehn Minuten… Müde strich sie sich über die Augen, seit ihrem Abflug waren mehrere Tage vergangen. Ihre Begeisterung, ein wenig Heimaturlaub bekommen zu haben, war allerdings nicht gerade überwältigend.
 

Sie ächzte ein wenig, als sie versuchte, sich in eine passendere Position für den Eintritt in die Atmosphäre zu bringen. Nicht, dass es in dem kleinen Ein-Personen Pod viele Möglichkeiten dafür gegeben hätte. Nicht gerade ihre bevorzugte Reisemöglichkeit, aber sie war mit höchster Dringlichkeitsstufe zurückbeordert worden und Reisen mit den großen Transportern dauerten um einiges länger. Allerdings ersparte man sich dabei auch die höllischen Rückenschmerzen und den Trip durch die Atmosphäre, der sich in ihrem kleinen Raumschiff wie ein Schlag durch ein Gebirgsmassiv anfühlte, Kopf zuerst. Und ja, sie hatte Vergleichsmöglichkeiten.
 

Heimaturlaub… Das klang wesentlich besser als es tatsächlich war. Sie sollte eine Auszeichnung abholen, irgendwas das einen ehrt, dreißig Planetensäuberungen durchgeführt zu haben. Die Ehre bestand vermutlich darin, sie überlebt zu haben. Und natürlich noch das andere, ihre kleine Pflichterfüllung, wie ihr Partner Pepper meinte, als sie die Nachricht auf einer von Freezas Zwischenstationen erhielt. Sie wusste, es war ihre Pflicht als weibliche Saiyajin im militärischen Dienst vor ihrem zehnten Standardjahr ein Kind zur Welt gebracht zu haben. Sie wusste, dass sie sowieso demnächst dafür hätte zurückkehren müssen, da sie das Alter in ein paar Monaten überschritten haben würde. Aber ausgerechnet vom Königshaus ausgewählt worden zu sein war definitiv nicht auf ihrer Wunschliste.
 

Sie biss die Zähne zusammen, als sie in die Atmosphäre eintrat und ihr Raumschiff von der Schwerkraft des Planeten erfasst wurde.
 

Die dummen Regelungen waren ein Thema, dass ihr zu solchen Gelegenheiten besonders auf die Nerven ging und hätte sie nur ein Mindestmaß an politischem Interesse, würde sie sich vielleicht sogar damit befassen.
 

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Vegeta-sai war in den drei Galaxien in ihrem Bund bekannt als der Planet einer großen Kriegerrasse mit unglaublich starken Kämpfern. Das war ohne Zweifel eine Tatsache, allerdings konnten auch diese Kämpfer nicht weiterexistieren, ohne ihre Fortpflanzung zu regeln. Nachdem sie das Stadium der Raumfahrt erreicht hatten, dauerte es nicht mehr lange und die ersten Versuche wurden unternommen, die Fortpflanzung komplett im Labor durchzuführen. Für alle Beteiligten die perfekte Lösung, keine Einschränkungen für den weiblichen Teil der Bevölkerung mehr, kein Grund, sich auf die zufällige sexuelle Fortpflanzung zu verlassen, ein perfekter Plan. Der so lange gut war, bis die ersten Geburten stattfanden und festgestellt wurde, dass über 90 Prozent der künstlich gezeugten Kinder unfruchtbar und von mittelmäßigen Energielevels waren. Alle weiteren Versuche in diese Richtung mit unterschiedlichen Bedingungen, unterschiedlichen Kreuzungen führten alle zum selben Ergebnis. Es war niederschmetternd, aber nicht hoffnungslos, immerhin wurde eine wichtige Entdeckung gemacht: natürliche Zuchtwahl war definitiv etwas, das abgeschafft werden musste. Es dauerte nicht lange bis kein Saiyajin mehr wusste, dass Sex ursprünglich etwas mit Fortpflanzung zu tun hatte, denn diese wurde ausschließlich durch künstliche Befruchtung ersetzt, welche zentral geregelt wurde und auf die keiner der Beteiligten einen Einfluss hatte.
 

Um allerdings Unzufriedenheit in der Bevölkerung aufgrund der Diskriminierung der weiblichen Hälfte gering zu halten, wurde ein System entwickelt, dass meistens alle zufrieden stellte und die Saiyajin außerdem zu einem mächtigen Kriegervolk aufsteigen ließ, da ihre Innenpolitik sichergestellt war.
 

Schwache männliche Kinder wurden zu Missionen auf fremden Planeten in entfernten Galaxien geschickt. Die Rückkehrrate war gering, aber der Bedarf an diesen Kindern war es ebenfalls. Weibliche Kinder mit niedrigen Energielevels dagegen wurden statt einer militärischen Ausbildung für eine Ausbildung in Geistes- oder Naturwissenschaften ausgewählt, wodurch schließlich über die Jahre die komplette technische und soziale Entwicklung fast ausschließlich durch Frauen geregelt wurde. Das hatte den Vorteil, dass neben einer Sicherstellung der Standards des Planeten gegenüber den anderen in ihrer Galaxie ohne Einbuße der Kampfkraft der Truppen auch der Fortbestand der Rasse sichergestellt wurde, da alle Frauen, die sich nicht im militärischen Dienst befanden, verpflichtend alle zwei Standardjahre ein Kind zur Welt brachten, sofern sie nicht körperlich beeinträchtigt waren.
 

~ ~ ~ ~ ~
 

Zukka allerdings war eine der wenigen, die tatsächlich erfolgreich eine militärische Laufbahn eingeschlagen hatte, trotz der Steine, die die Regierung einem gern in den Weg legte und genau das war der Grund für ihre momentane Lage.
 

Der Pod landete mit einem unangenehmen Aufschlag. Die Luke ihres Schiffs wurde geöffnet und ein Servicemitarbeiter des Raumports begrüßte sie mit einem Grinsen, als würde er zum ersten Mal die Sonne sehen.

Zukka ignorierte den Mann und stieg aus, wobei ihr eine Delegation am anderen Ende der Einflugschneise auffiel, die sich gerade in ihre Richtung bewegte.
 

Na klasse, so viel dazu, zuerst zur Unterkunft zu gehen. Eine Frau in locker fallenden Zivilklamotten hielt ihr die Hand hin und stellte sich vor.
 

„Willkommen zurück auf Vegeta-sai, Zukka. Mein Name ist Dipal und ich bin für die nächste Zeit für Sie zuständig.“
 

Zukka sah missbilligend auf die ihr hingehaltene Hand. Sie hielt nicht viel von dieser Art der Begrüßung und normalerweise bedankte sie sich dafür mit einer gebrochenen Hand. In diesem Fall hielt sie das allerdings für eher nachteilig, stattdessen schlug sie mit ihrer rechten Faust auf ihre Brust und verbeugte sich. Ihr Gegenüber reagierte kaum darauf, sie senkte lediglich ihre Hand.
 

„Klasse. Darf ich mich noch umziehen, bevor der offizielle Kram losgeht oder darf ich meine blutbeschmierte Uniform anbehalten?“
 

Sie grinste Dipal mit unverhohlener Abscheu an. Sie hielt nicht viel von Politikern, und diese hier war ihr auf den ersten Blick unsympathisch.
 

„Wir haben Ihnen in Ihrer Unterkunft eine saubere Uniform bereit gelegt. Sie können sich waschen und anschließend bekommen Sie Ihre Auszeichnung verliehen. Im Anschluss haben Sie ein kurzes Treffen mit dem König und morgen…“
 

Dipal tippte etwas auf ihrem Terminplaner, während sie die Schneise entlang zum Ausgang gingen.
 

„...morgen früh ist dann gleich Ihr Termin für die Befruchtung. Danach drei Tage Ruhepause, Überprüfung, ob die Behandlung angeschlagen hat und eventuell Wiederholung. Fragen?“
 

Ein entzückendes Lächeln erschien auf Dipals Gesicht, so entzückend, dass Zukka gern gewusst hätte, wie es wohl aussah, wenn sie ihr ein paar Zähne daraus entfernte. Mit einiger Anstrengung schob sie den Gedanken beiseite.
 

„Nein. Ich schätze, wir fahren zur Unterkunft.“
 

Dipals Klamotten ließen zumindest nicht darauf schließen, dass sie sich aufs Fliegen eingestellt hätte.
 

„Natürlich.“
 

Natürlich! Sie hoffte bloß, dass sie sie los sein würde, wenn der ganze Scheiß mit der Befruchtung erledigt war.
 

Wie erwartet stellte sich die ganze Verleihung als absolut nutzlos heraus. Zukka und ein paar weitere Kandidaten durften sich eine langweilige aber immerhin kurze Rede anhören, einmal verbeugen, erhielten einen Orden, den sie Dipal in die Hand drückte und wurden dann höflich rausgeschmissen.
 

Auf das folgende Treffen mit dem König war Zukka allerdings noch wesentlich weniger aus. Sie wusste, dass einige es bevorzugten, nicht nur den Namen des Vaters ihres Kindes sondern ihn persönlich kennen zu lernen. Sie wäre auch ohne das glücklich gewesen, aber in diesem Fall war es wohl unvermeidlich.

Es war nicht so sehr die Tatsache, dass sie den König treffen würde, die sie beunruhigte, sondern eher, ob er Interesse haben würde, das kennen lernen in seinem Schlafzimmer zu beenden. Sie war dafür nicht wirklich in der Stimmung und abgesehen davon hielt sie nicht viel davon, kein Mitspracherecht bei der Entscheidung ihrer Sexpartner zu haben. Eventuell waren die Gerüchte ja wahr und der König hielt mehr von den jungen Auszubildenden in der Verwaltungsstelle als von Soldatinnen, aber wenn nicht… sie wusste nicht, welche Auswirkungen auf sie zukämen, wenn sie ablehnen würde. Sie hatte zu hart gearbeitet, um wegen so etwas ihre Stellung zu verlieren.
 

Im Thronsaal angekommen verbeugte sie sich tief und blieb in dieser Stellung, auf den Befehl wartend, sich wieder erheben zu dürfen. Er kam allerdings nicht.
 

„Sie sind Zukka? Ihre Akte kann sich sehen lassen.“
 

„Danke Majestät.“
 

Innerlich verfluchte sie jeden, der Schuld an ihrer momentanen Lage hatte, da ihre Rückenschmerzen sie umbrachten und er ihr nicht endlich den Befehl gab, sich wieder aufrichten zu dürfen!
 

„Wenn das Kind geeignet ist, werden Sie in eine höhere Stufe befördert. Sie können gehen.“
 

Zukka hörte die sich entfernenden Schritte. Das war´s? Sie war zwar froh, dass es kurz und schmerzlos erledigt war, aber die Beleidigung, so abgefertigt zu werden, ärgerte sie. Sie wusste, dass sie mittlerweile die achte Frau war, die einen Erben produzieren sollte, da bisher nur sechs Töchter und ein untauglicher Sohn dabei rausgekommen waren. Und Töchter, egal wie begabt, waren keine Option für eine Thronfolge. Zumindest das konnte Zukka verstehen, eine Frau kann nicht unbegrenzt Kinder bekommen und wenn dabei kein geeignetes Kind gezeugt wurde, wurden nur unnötige Verwandschaftskonflikte ausgelöst. Ein wenig mehr Beachtung hätte sie sich aber trotzdem gewünscht.
 

Dipal wartete vor dem Thronraum auf sie, um sie noch zu ihrer Unterkunft zu begleiten. Zukka hatte sie den kompletten Tag ignoriert, aber auf dem Weg zu ihrem Wagen wurde ihre Neugier doch ein wenig stärker als ihre Abneigung.
 

„Wie viele Kinder haben Sie?“
 

„Drei. Zwei Mädchen, eine davon in militärischer Ausbildung. Einen Sohn, dritter Level.“
 

Dipal sah sie nicht an. Anscheinend wurde ihr diese Frage öfter gestellt.
 

„Es ist nicht wirklich anstrengend, wenn Sie das wissen wollen. Die ersten zwei Monate sind zeitraubend, aber da Sie ein königliches Kind empfangen dürfen, sollte sich das in Grenzen halten.“
 

Sie waren an ihrer Haltestelle angekommen und stiegen ein. Dipal zeigte keine Anzeichen, als ob sie von Zukkas Reaktion überrascht wäre, die sie mit einem wenig freundlichen Blick ansah. Ihr war klar, dass Zukka trotz ihrer großartigen Leistung als Kämpferin eine gewisse Angst vor ihrer Schwangerschaft haben wird, sie war bei weitem nicht die Einzige. Sich diese Angst einzugestehen, war allerdings eine ganz andere Sache.
 

Als sie bei Zukkas Unterkunft ankamen, überlegte sie einen Moment, bevor sie ausstieg. Es war alles glimpflicher gelaufen, als sie es sich vorgestellt hatte, aber sie konnte noch etwas Ablenkung gebrauchen.
 

„Wollen Sie mitkommen, Dipal?“
 

Dipal zeigte zum ersten Mal seit Zukkas Ankunft auf Vegeta-sai eine Reaktion, ein kleines Blitzen in den Augen. Hatte ich es mir doch gedacht. Aufgrund eines gewissen Mangels an Männern neigten viele Frauen auf Vegeta-sai dazu, gleichgeschlechtliche Sexualpartner zu wählen. Zukka hatte dieses Problem bei weitem nicht und Frauen waren auch nicht ihre Vorliebe, aber jemand anderes war nicht verfügbar und auf diese Weise hatte sie zumindest eine Entschuldigung, ein wenig ihrer aufgestauten Aggression Dipal gegenüber abzubauen.
 

Am nächsten Morgen sah Dipal weit weniger wie die perfekte Politikerin aus als am Vortag, selbst mit dem hartnäckigen Versuch, ihre geschwollene Lippe abzudecken. Sie warf Zukka durch den Spiegel einen extrem verärgerten Blick zu. Die ließ sich davon allerdings wenig beeindrucken.
 

„Was hast du denn erwartet, wenn du nen Soldaten vögelst? N bisschen kuscheln? Is sowieso nur ne aufgeplatzte Lippe.“
 

Zukka war ohnehin wesentlich netter zu ihr gewesen, als sie geplant hatte. Vermutlich hat sie kaum nen blauen Fleck abgekriegt, kein Grund, ihr tödliche Blicke zuzuwerfen.
 

„Nur ne aufgeplatzte Lippe ist wunderbar, wenn ich gerade ne Trainingssession hatte! Wenn ich dienstlich unterwegs bin, pflege ich aber nicht SO auszusehen!“
 

Sie drehte sich mit einem Ruck um und funkelte sie wütend an. Bei ihrem Anblick verspürte Zukka ein gewisses Bedauern, nicht für etwas mehr gesorgt zu haben, dass sie abdecken konnte.
 

„Was du willst. Wann müssen wir?“
 

Dipal sah sie abschätzig an.
 

„Wir gehen, wenn du dir was anderes angezogen hast. Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir sind auf Vegeta-sai. Sofern dich nicht irgendwer angreifen will, dem du ans Bein gepisst hast, ist keine Uniform nötig. Und sowieso unerwünscht. Im Schrank hängt was, zieh das an.“
 

Sie drehte sich wieder zum Spiegel um, ohne auf eine Antwort zu warten. Zukka fand es zwar angenehmer, dass die Politikerin aufhörte, so gespreizt zu reden, aber das hier war nur mäßig besser. Genauso wie die Aussicht, die lockeren Klamotten anzuziehen, die sicher in ihrem Schrank hängen würden.
 

„Allein dafür hätt ich dir mindestens die Nase brechen sollen!“
 

Dipal schwieg zu dem Kommentar. Besser für sie. Widerwillig zog sie sich um und fuhr danach mit ihrer miesgelaunten Begleitung zur Klinik, in der der Eingriff vorgenommen werden sollte.
 

Im Gegensatz zu ihren sozialen Verpflichtungen vom Vortag war die komplette Prozedur in ein paar Minuten erledigt und nach den drei Tagen Wartezeit war klar, dass die Behandlung angeschlagen hatte.
 

Es war alles glimpflicher verlaufen, als sie … befürchtet hatte. Auf was sie allerdings nicht vorbereitet gewesen war, war die ‚königliche‘ Behandlung, die sie danach erhielt. Zu ihrem Schutz wurden ihr zwei Soldaten zugeteilt, was sie maßlos ärgerte. Wenn sie eins konnte, dann sich selbst verteidigen. Abgesehen davon natürlich die Langeweile… sie war zwar froh, als sie tatsächlich nach der erfolgreichen Befruchtung Dipal los war, aber die hatte sie zumindest unterhalten.

Stattdessen durfte sie unterrichten. Unterrichten! Sie wusste, dass vielversprechende Kandidatinnen nicht nur von den Ausbilderinnen auf Vegeta-sai unterrichtet werden konnten, und in gewisser Hinsicht fühlte sie auch einen immensen Stolz auf sich selbst, dass sie mehr Anfragen auf Trainingsstunden bekam als sie tatsächlich durchführen konnte, aber dennoch. Das war nicht wirklich ein sinnvoller Zeitvertreib und jegliche ernsthaften Trainingseinheiten, die sie machen wollte, durfte sie nicht. Der königliche Erbe in ihrem Bauch… zumindest das würde nach der Geburt besser werden.
 

Als die Schwangerschaft fortgeschritten war und sie selbst das nicht mehr machen konnte, traf sie sich sogar mit ihren Eltern. Ihre Mutter war keine Kämpferin, aber dafür eine herausragende Chemikerin. Seit ihr war die Luft in den Pods definitiv besser und erinnerte Zukka beständig daran, dass sie etwas hatte, auf das sie stolz sein konnte. Und etwas, dass sie beschützen konnte. Und jemand, der stolz auf sie war.
 

Das Treffen mit ihrem Vater verlief vergleichsweise kurz, es wunderte sie, dass sie ihn überhaupt antraf. Aber das königliche Kind… der Ruhm strahlte nicht nur auf sie ab. Sie kannte ihn kaum, sie hatte nie in einer seiner Truppen gedient und mehr als ihre genetische Abstammung verband sie nicht. Das erleichterte es Zukka immens, ihm einen Faustschlag zu verpassen, der das Blut von seinem Gesicht sich großflächig über die nächste Wand verteilte. Den Stolz ihrer Mutter auf die Kriegerin, die aus ihr geworden war, hatte sie nie in den Augen ihres Vaters gesehen. Es war ihr egal, sie brauchte nicht die Anerkennung eines Fremden, aber jetzt, zu einer Zeit, in der ihre einzige Leistung darin bestand, eine Frau zu sein, JETZT zeigte sich Stolz?
 

Sie spürte die unterdrückte Kampflust in sich aufkommen, aber bevor sie ihrem Vater ernsthafteren Schaden zufügen konnte, hielt sie einer ihrer Wachsoldaten davon ab. Sie wusste, dass er nur seinen Job erledigte, aber für den Rest des Tages bekam er ihre Wut zu spüren. Ihre Wut, die nicht so sehr dadurch ausgelöst wurde, dass er sie zurückgehalten hatte, sondern… weil sie nicht wusste, ob sie gewonnen hätte, hätte er es nicht getan. Selbst in ihrer besten Verfassung kam sie nicht gegen ihren Vater an. Sie war ja nur eine Frau. Gut, dass er noch Söhne hatte, die ihren Platz einnehmen konnten, aber die konnten keine königlichen Erben zeugen!
 

Manchmal kam sie nicht umhin sich zu fragen, warum ihre Rasse, ihre hochentwickelte, immens machtvolle Rasse, so darauf versessen war, den Großteil ihrer weiblichen Bevölkerung unter Verschluss zu halten. Ihre Kampfkraft war hoch, nicht so hoch wie die der meisten Kommandanten, aber selbst verglichen mit anderen Soldaten in ihrem Rang immer noch weit über dem Durchschnitt. Ihr war klar, dass nicht die komplette Bevölkerung im militärischen Dienst stehen konnte, ihre innere Stabilität musste gewahrt werden. Dass die allerdings zu dreiviertel von Frauen gewahrt wurde, verursachte ihr Brechreiz.
 

Eventuell verursachte das aber auch der königliche Erbe… Sie hätte gern gegrinst bei dem Gedanken, aber das Essen vom Vortag, das sie in die Toilette würgte, hielt sie davon ab. Sie hatte viele harte Kämpfe gehabt in ihrem Leben und schon öfter einen Regenerationstank von innen gesehen, als ihr lieb war, aber so… sie glaubte nicht, dass sie sich schon jemals in ihrem Leben so beschissen gefühlt hatte.
 

Es kann nicht mehr lang dauern… der kleine Prinz in ihrem Bauch war im letzten Monat immens größer geworden und schränkte ihre Bewegungsfreiheit enorm ein. Sie konnte ihn sogar manchmal fühlen… sie gab ein trockenes Lachen von sich, als sie sich den Mund ausspülte. Fühlen… oh ja. Du wirst mal ein würdiger König, Kleiner. Der Gedanke an einen Tritt in ihre Nieren, der ihr schwarz vor Augen werden ließ, kam ihr wieder in den Sinn.
 

Aber der Anblick ihres grotesk verzerrten Unterleibs… die Untersuchungen, alles kam ihr so weit entfernt vor. Nicht zu ihr gehörend. Sie wunderte sich, ob ein Moment kommen würde, in dem sie eine … Verbindung zu dem kleinen Prinz spüren würde, irgendetwas. Es machte ihr ein wenig Sorgen, dass nichts davon vorhanden war, immerhin musste sie die ersten zwei Monate mit ihm verbringen, ihn an sich binden.
 

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Nachdem die Saiyajin nicht mehr von der zufälligen, sexuellen Fortpflanzung abhängig waren, war der Schritt zur komplett verstaatlichten Versorgung der Nachkommenschaft ihrer Rasse nicht mehr weit. Allerdings wurde auch in diesem Fall wieder ein enormer Fehlschlag erzielt. Alle Kinder, die ohne körperliche Nähe zu einem Erwachsenen aufwuchsen, zeigten alle verminderte Intelligenz und sozial unverträgliches Verhalten. Nach einer Reihe von Versuchen wurde festgestellt, dass die ersten zwei Monate nach der Geburt die Prägung auf einen Erwachsenen absolut notwendig war und zwei weitere Monate zur Stabilisierung erwünscht wurden. Aus logischen Gründen fiel diese Aufgabe im Allgemeinen den Müttern zu. Die meisten Frauen auf Vegeta-sai hielten zusätzlich einen mehr oder weniger konstanten Kontakt mit ihren Kindern, bis sie ihre Grundausbildung beendet hatten und die meisten Väter pflegten ihre Kinder immerhin grob zu kennen, sobald sie ein entsprechendes Alter erreicht hatten. Nach den ersten vier Monaten wurden alle elterlichen Aufgaben schließlich von Ausbildern und ab Erreichen der Pubertät von den entsprechenden Arbeitsgruppen übernommen.
 

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Zukka war klar, dass sie die Zeit nicht nur mit ihrem Sohn auf dem Schoß verbringen musste, sie würde weiter ausbilden, trainieren, kleinere Aufträge ausführen… aber eine emotionale Bindung mit dem Wesen in ihrem Bauch aufbauen? Der Gedanke daran schien ihr zu absurd.
 

Als der kleine Prinz schließlich auf die Welt kam und sie ihn das erste Mal sah, erschien ihr der Gedanke noch absurder. Als sie ihn durch die Scheibe auf einem Bettchen liegen sah, wunderte sie sich nur, wie ein so kleines, schwaches Wesen überhaupt jemals zu einem starken Kämpfer werden konnte.
 

Ihre wandernden Gedanken wurden von einem Räuspern unterbrochen. Neben ihr stand ein Soldat, den Abzeichen an seiner Uniform nach zu schließen jemand aus königlichem Dienst. Mein neuer Aufpasser, wies scheint… anscheinend taugt der Kleine was. Als sie ihn ansah, wollte sie unbewusst einen Schritt nach hinten machen, um ihren Kopf nicht so weit in den Nacken legen zu müssen, aber sie konnte es unterdrücken. Wer auch immer das war, er würde sie sowieso schon für schwach halten. Kein Grund, diese Annahme noch zu verstärken.
 

„Zukka, Gratulation für die Geburt des Thronerben. Der König wird Sie in ein paar Tagen empfangen, bis dahin darf ich Ihnen ausrichten, dass sie zur Leiterin der Truppe X435 ernannt wurden.“
 

Der Mann beugte leicht seinen Kopf, als er ihr die Nachricht überbrachte. Ihre Augen verengten sich. Er bildet sich wohl viel drauf ein, zu den königlichen Stiefelleckern zu gehören, wenn er sich nicht einmal richtig verbeugen kann!
 

„Danke.“ Sie sah wieder auf ihren Sohn. „Wie hoch ist seine Kampfkraft? Mir wurde noch nichts gesagt.“
 

„Die höchste seit Energielevels von Neugeborenen aufgezeichnet wurden.“
 

Zukka spürte einen Stich in ihrem Herz. Stolz…? Fühlte sich das so an? Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
 

„Wirklich?“ Sie hielt einen Moment inne. „Und, wer wird mich für die nächsten vier Monate bewachen?“
 

Der Mann grinste, als er antwortete.
 

„Das werde ich übernehmen, Zukka. Mein Name ist Nappa.“
 

~ ~ ~ ~ ~
 

Die Zeit direkt nach der Geburt des kleinen Prinzen war mehr als hektisch für Zukka. Nicht genug, dass sie auf einmal ein kleines Wesen um sich hatte, dass ständig festgehalten und gefüttert und was sonst noch alles werden wollte, sie hatte auch noch Treffen mit dem König, mit den Leibwächtern des Königs, mit irgendwelchen Diplomaten, Ärzten, mit ihrer neuen Truppe, mit ihrem neuen Boss, mit Personal, dass sie im Umgang mit dem Kind unterweisen sollte, mit den zukünftigen Ausbildern ihres Sohnes, sogar mit einer Delegation von Freeza höchstpersönlich… und natürlich war Nappa bei allem dabei.
 

Sie wünschte sich fast die zwei Soldaten zurück, die sie das letzte drittel Jahr bewacht hatten. Die hatten immerhin die Klappe gehalten und ihre Augen bei sich behalten, aber Nappa… trotz des ganzen Stresses, der auf die Geburt folgte, kam sie nicht umhin zu bemerken, dass er sie anstierte. Sie konnte es nicht einmal mehr als interessiertes Betrachten abtun, es war schlicht und ergreifend extrem nervend für sie. Sie war es mittlerweile gewohnt, dass ihr mehr Angebote gemacht wurden, als sie Interesse hatte, anzunehmen. Sie wusste auch, dass das vor allem daran lag, dass sie im Gegensatz zu den meisten Soldatinnen sehr weibliche Formen hatte, woran sie immer erinnert wurde, wenn sie ihre Uniform anzog, die nie dafür gedacht war, Brüste unterzubringen. Und ihr war auch klar, dass ihre Schwangerschaft alles noch schlimmer machte, aber ein wenig mehr Selbstbeherrschung seitens ihres Bewachers wäre ihr trotzdem lieber gewesen.
 

Sie hatte keine Angst, dass er zu aufdringlich wurde, zumindest wusste sie nichts von einem Fall, in dem Sex nicht auf gegenseitigem Konsens beruht hätte, aber es reichte ihr schon, dass er sie fragte. Mehr als einmal.
 

Nach einer Woche hatte immerhin die Flut an Terminen abgenommen. Noch zwei Wochen, dann durfte sie wieder unterrichten und nach den zwei Monaten endlich wieder Vegeta-sai verlassen, wenn auch nicht für lange Aufträge.
 

Sie musste ein Lachen unterdrücken bei dem Gedanken. Sie vermisste das All. Sie war es nicht gewohnt, längere Zeit auf ihrem Planeten zu verbringen und im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die jedes Jahr einen Monat verpflichtend auf Vegeta-sai verbringen mussten, um den Nachschub zu unterrichten, war ihr einziger verpflichtender Aufenthalt bisher der kleine Prinz gewesen und davor war ihr Letzter… sie musste tatsächlich überlegen, wann es gewesen war.
 

Ihre Gedanken wurden allerdings vom kleinen Prinzen unterbrochen, der nach Aufmerksamkeit schrie. Vermutlich will er nur wieder rumgetragen werden… Mittlerweile war sogar das Personal nicht mehr ständig in ihrer Unterkunft. Sie konnte sie zwar erreichen, sollte irgendetwas passieren, mit dem sie nicht umgehen konnte, aber schließlich sollte der Kleine eine Bindung zu ihr aufbauen. Und Nappa natürlich, der die Unterkunft neben ihr bewohnen durfte.
 

Sie hob den Kleinen aus seinem Bett und wiegte ihn ein wenig auf ihrer Schulter, bis er aufhörte zu schreien. Ihre Bewegungen waren immer noch vorsichtig, ungelenk. Sie hatte Angst, ihn zu verletzen und sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie sich darüber tatsächlich keine Gedanken machen musste. Egal wie widerstandsfähig die Kleinen sein mochten, er wirkte nicht so.
 

Sie spürte, wie er sich an ihren Haaren festhielt und sich langsam beruhigte. Eine Woche war schon vergangen und sie konnte es immer noch nicht über sich bringen, ihn bei seinem Namen zu nennen. Ihn als etwas anzusehen, dass zu ihr gehörte. Vielleicht, wenn er älter ist. Vielleicht gar nicht. Als sie ihn zurück in sein Bett legen wollte, hielt er sich mit einer Kraft an ihr fest, dass ein Büschel Haare sich von ihrem Kopf verabschiedete und sie ihn mit einem Zischen losließ. Er landete unsanft auf dem Boden und fing in einer hohen Tonlage an zu schreien, die Zukka sofort Kopfschmerzen verursachte.

Erschrocken hob sie ihn sofort wieder auf, sie sah mentale Bilder von gebrochenen Schädeln und Gehirnmasse, aber … Erleichtert sah sie, dass er nichts hatte. Gar nichts. Die folgende Nacht verbrachte sie mit den kleinen Prinzen in ihren Armen mit auf und ab gehen in ihrem Wohnraum und mit dem Bewusstsein, sich über seine Robustheit keine Gedanken mehr machen zu müssen.
 

~ ~ ~ ~ ~
 

Zukka war erstaunt, dass ihr Kleiner ein paar Wochen später schon anfing zu laufen, zu essen, ALLES zu essen und die ersten Laute von sich gab, die irgendwelche Worte darstellen sollten. Das war allerdings etwas ganz normales für Kinder diesen Alters, wie ihr versichert wurde. Immerhin entstammen sie einer Kriegerrasse und zu weniger schönen Zeiten hatten Kinder, die nicht früh lernten, sich selbst zu verteidigen, wenig Gelegenheit dazu, es nachzuholen.
 

Es fiel ihr leichter, mit ihm umzugehen, je mehr Selbstständigkeit er zeigte. Und sie fand eine gute Methode ihn zu beruhigen, wenn sein Drang nach Aufmerksamkeit wieder einen empfindlichen Bereich ihres Gehörs erreichte; sie redete mit ihm. Das war durchaus nicht selbstverständlich für sie, sie hielt es am Anfang für unsinnig, mit etwas zu reden, das einen nicht versteht.
 

Seine Anwesenheit zu akzeptieren und ihn nicht nur als Pflicht anzusehen, half ihr. Mehr, als sie sich eingestehen wollte oder konnte. Immerhin wurde sie zusätzlich zu ihren Erziehungspflichten befördert und ihr unterstand eine ganze Abteilung, zwanzig Low-Level Truppen, jeweils fünf Personen stark, zehn Level 2 Truppen, je zwei Personen stark und ein Sekretär, den sie bisher nicht einmal kennen lernen konnte, da er sich nicht auf dem Planeten befand. Der Kommandant, dem sie unterstand, war anscheinend der Meinung, dass sie zu viel Freizeit haben dürfte, da sie keine Aufträge annehmen konnte, und ein Berg an Verwaltungskram türmte sich in ihrer Unterkunft.
 

Aber sie bemerkte, dass es ihr wesentlich leichter fiel, die Koordination der Einsätze ihrer neuen Truppen, die Recherchen über ihre Destinationen, das Vorbereiten von taktischen Vorgehensweisen durchzuführen, wenn sie es dem Kleinen erklärte. Und er hörte aufmerksam zu. Er saß still und konzentrierte sich, wenn sie ihm Schlachtpläne aufzeichnete und schließlich ließ sie sich sogar hinreißen, ihm von alten Einsätzen zu erzählen, welche Strategien sie in welchen Situationen angewendet hatten, wo sie Fehler gemacht hatte und wie sie in Zukunft vermieden werden konnten, wie er bald seine eigenen Entscheidungen treffen würde, wenn er seine ersten Jahre als zweiter Mann eines Kommandanten ableisten durfte… und ohne, dass sie es bemerkte, fing sie an, den Tag zu hassen, an dem sie ihn an seine Ausbilder übergeben würde, an dem sie ihm nichts mehr beibringen können, an dem ihr Sohn… Mein Sohn?
 

Nach dem ersten Monat verbrachte sie ihre Vormittage wieder mit Trainingseinheiten für junge Rekrutinnen. Es war eine wenig fordernde Aufgabe, und die Tatsache, dass die meisten von ihnen ohnehin keine militärische Laufbahn verfolgen würden, machte sie nicht gerade enthusiastischer.

Ihr Pflichtgefühl aber hielt sie davon ab, ihre Arbeit nicht ordentlich zu machen. Sie konnte einen Beitrag leisten, zumindest ein paar von ihnen weiterzubringen, und außerdem… wurde sie zu jeder Trainingseinheit von Nappa und ihrem Kleinen begleitet.

Sie würde sich mit Sicherheit keine Blöße geben, wenn Nappa sie beobachtete; alles, was er sah, wurde unweigerlich an die königliche Garde und damit an den König weitergeleitet. Und ihr Kleiner sah ihr zu, er sollte sehen, wie es auszusehen hatte, wie man es richtig machte.
 

Zukka warf einen genervten Blick durch die Seitenscheibe des Trainingsraums. Rekrutin Sanna erwies sich als wenig begabt, trotz ihrer Einordnung in Level zwei, und die Stunde hatte mehr von Folter als von tatsächlichem Unterricht. Das Gesicht der Kleinen war blutig und sie kämpfte mehr damit, auf den Beinen zu bleiben als mit Zukka selbst. Sie fühlte kein Bedauern, sie so zugerichtet zu haben, sie hatte ihr mehr als einmal gesagt, wo sie ihre Deckung verbessern musste, aber entweder war sie zu dumm zu verstehen oder einfach unfähig.

Ihr kurzer Blick allerdings ließ sie etwas sehen, dass sie definitiv von ihrer Schülerin ablenkte. Ihr Kleiner schwebte vor dem Fenster. Bevor sie die Information allerdings wirklich verarbeiten konnte, spürte sie eine Faust, die sich in ihre Magengrube grub. Sie reagierte instinktiv und feuerte einen kleinen Ki-Ball auf ihre Schülerin ab, der sie an der Brust traf und sie durch den halben Raum schleuderte. Sie schlug hart auf dem Boden auf und blieb liegen.

Zukka hatte nicht geplant, ihr einen Trip in den Regenerationstank zu verpassen, aber die Aktion ihrer Schülerin hatte sie kalt erwischt. Ihr Powerlevel war tatsächlich beachtlich, ein dumpfer Schmerz machte sich in ihren Eingeweiden bemerkbar, aber sie war ungeschickt und sie hatte die günstige Gelegenheit, tatsächlich ihre Ausbilderin anzugreifen, falsch eingeschätzt. Sehr falsch.
 

Zukka ließ sie liegen und verließ den Raum, wesentlich mehr daran interessiert, den Grund für ihre Ablenkung zu sehen. Der kleine Prinz stand allerdings wieder auf dem Fenstersims. Irritiert sah sie Nappa an.
 

„Ist er gerade geflogen?“
 

Nappa lachte nur.
 

„Hat Sie gesehn unds gleich nachgemacht, eh?“
 

Nappa schien nicht sonderlich überrascht zu sein, dass ein einmonatiges Kind fliegen konnte. Andererseits hatte sie auch keine Vergleichswerte und sie hatte beim besten Willen keine Erinnerungen mehr von der Zeit, als sie selbst so alt war.
 

„Ist das normal? Er kann nicht mal reden aber fliegen?“
 

Nappa machte nur eine abfällige Kopfbewegung und ging. Woher soll ich das denn wissen?
 

„Wir gehen essen.“
 

Zukka verdrehte die Augen. Essen zu gehen war Nappas beliebteste Methode, ein Gespräch zu beenden.
 

Als sie die Kantine betraten, nickte der Kellner schon. Es war eine interessante Erfahrung für Zukka, wieder einmal tatsächliche Nahrung zu sich zu nehmen. Bei längeren Aufträgen ließ sich das im Allgemeinen nicht einrichten. Stattdessen ernährte sie sich vorwiegend von Proteinriegeln und Vitamindrinks, aber an das hier konnte sie sich auch wieder gewöhnen.
 

Mittlerweile weigerte sich auch ihr Kleiner, etwas anderes als feste Nahrung zu sich zu nehmen, auch wenn er mit seiner Methode mehr Essen neben sich als tatsächlich in seinen Mund fallen ließ. Sie war schon fertig, ihr lag der Schlag ihrer Schülerin noch schwer im Magen. Und Nappa brauchte sowieso immer etwas länger, selbst für einen Saiyajin aß er unmäßig viel. Als er sah, dass sie ihn beobachtete, hielt er einen Moment inne und fragte sie etwas mit vollem Mund.
 

„Warum wollen Sie nicht mit mir schlafen?“
 

Zukka sah in angewidert an. Meint er das ernst? Idiot… Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas, überlegte, ob er eine Antwort überhaupt wert wäre. Sie schluckte und sah ihn mit einem Stirnrunzeln an.
 

„Sie sind wie mein Vater. Ein Arschloch.“
 

Sie grinste ihn an. Nappa fixierte sie einen Moment, bevor er mit einer Schulter zuckte.
 

„Dann halt nicht.“
 

Dann halt nicht mein Arsch! Hätte Zukka gewusst, dass sie ihn nur beleidigen musste, dann hätte sie diese Aufgabe liebend gern sofort übernommen.
 

Als Nappa fertig war und aufstehen wollte, hielt sie ihn zurück.
 

„Warum sind Sie ausgesucht worden, den Prinz zu unterrichten?“ Er würde sich um ihn kümmern, und sie bevorzugte es, diese Aufgabe in guten Händen zu wissen. Und zu wissen, was ihn qualifizierte, dafür geeignet zu sein.
 

„Hab die Älteste und den andern Prinzen unterrichtet. Sonst noch was?“
 

Zukka machte keine Anstalten, aufzustehen. Mit einem genervten Schnauben setzte sich Nappa wieder hin.
 

„Was? Die Kleine ist Kommandantin bei der königlichen Garde und der andere Prinz… der hat zwar nichts getaugt, aber das hat die Kleine bei dir heute auch nicht!“
 

Zukka sah ihn nur entgeistert an.
 

„Das ist echt unglaublich. Ihr heuchlerischen Scheißkerle!“
 

Zukka schubste ihren Stuhl weg und ging. Sie war zu wütend, um länger ruhig an dem Tisch sitzen bleiben zu können.
 

„Hey! Was ist dein scheiß Problem? Bleib gefälligst stehn!“
 

Sie überlegte tatsächlich einen Moment, weiterzugehen, bevor sie abrupt stehen blieb und sich umdrehte.
 

„Mein scheiß Problem? Ha? Was wird das wohl sein, n Kind zu unterrichten, das so schwach war, dass man es lieber hätte töten sollen, bevor es auf nem andern Planeten abgeschlachtet wurde! Und du hast den NERV, ihn mit einer meiner Schülerinnen zu vergleichen? Ha?“
 

Sein Blick verfinsterte sich, je mehr sie ihn anschrie. Ihr war es egal, ob sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte, ihr war egal, ob das nichts war, worüber geredet wurde, ob es ein königliches Geheimnis war oder was auch immer, aber es kotzte sie einfach an! Je länger sie auf Vegeta-sai festsaß, desto mehr kotzte sie alles an und besonders die Dinge, die sie während ihrer Aufträge verdrängen konnte und die ihr Nappa gerade unter die Nase rieb.
 

Er dagegen antwortete ihr mit einer ruhigen Stimme. Zu ruhig.
 

„Es war ein königliches Kind. Er hätte auch genauso gut noch brauchbar werden können.“
 

Sein Blick wies sie darauf hin, es nicht zu weit zu treiben. Aber dafür war es für sie zu spät.
 

„So? Und wenn es so allgemein bekannt ist, dass der Powerlevel eines Neugeborenen nichts über sein tatsächliches Kampftalent sagt, warum wird dann trotzdem weiterhin auf diese Weise aussortiert? Warum …“
 

Warum werden dann Frauen stärker beurteilt als Männer? Diese Frage musste sie ihm nicht stellen, ihr war klar, dass er wusste, was ihr scheiß Problem war.
 

„Was erwarten Sie denn? Wer kümmert sich um unseren Planeten, wenn alle kämpfen? Das sollte Ihnen doch einleuchten, wenn es sogar mir einleuchtet.“
 

Er beugte sich zu ihr hinab, auf Augenhöhe, und grinste sie an. Zukka verengte nur ihre Augen. Ihre Hand zitterte von der Anstrengung, die es sie kostete, ihn nicht anzugreifen. Es war ein Kampf ohne Aussicht auf Sieg und ohne Nutzen für sie, außer ihrer aufgestauten Energie Luft zu machen. Sie wusste, dass sie angespannt war, dass der lange Aufenthalt auf dem Planeten sie mürbe machte, aber ihr war es bisher noch nie so schwergefallen, sich zu beherrschen.
 

Zwischen zusammengebissenen Zähnen sagte sie ihm:
 

„Das ist mir klar, mir ist klar, warum wir hier sind. Die Verteilung ist mir nicht klar.“
 

Sie sah hoch, seine Augen waren kalt. Zumindest würde er nicht noch einmal fragen, ob sie die Nacht nicht lieber in seiner Wohnung verbringen wollte.
 

„Wenn Ihnen nichts klar ist, hätten Sie lieber in die Politik gehen sollen. Gehen wir. Ihre nächste Schülerin wartet.“
 

Er drängte sich an ihr vorbei und ging den Gang runter. Zukka wartete einen Moment, bis ihr Herzschlag wieder eine normale Rate angenommen hatte. Ihr Kleiner hatte die ganze Zeit an der Wand gestanden und beobachtet, wie seine Aufpasser sich gestritten hatten. Er sah sie mit einem ruhigen Blick an. Sie wusste, dass er nicht verstanden hatte, um was es ging, aber er hatte sehr wohl verstanden, dass es etwas Ernstes gewesen ist. Sie schnaubte nur, bevor sie ihn hochhob und zu ihrer nächsten Stunde ging.
 

Nappa wartete am Ende des Ganges auf sie und nahm ihr den kleinen Prinzen wortlos ab. Ohne sie anzusehen, sagte er:
 

„Bis jetzt hat sich keiner beschwert und SIE werden nicht damit anfangen.“
 

Wäre ihr Kleiner nicht in seinem Arm gewesen, sie hätte ihm einen Ki-Ball an den Kopf geworfen, der sein Gehirn bis ans Ende des Ganges gespritzt hätte.
 

~ ~ ~ ~ ~
 

Bevor Beschwerden eingereicht werden, ich hab mir durchaus Gedanken darüber gemacht, was ich hier geschrieben habe. Meiner Meinung nach ist dieser Gesellschaftsentwurf mindestens so logisch wie jegliches Szenario, dass eine Post-Moderne Mittelaltergesellschaft auf Vegeta-sai proklamiert, was in den meisten FFs das übliche ist.
 

Wer meint, es würde am Ende zu stark auf der Stellung der Frauen bei den Saiyajin rumhacken, den möchte ich gern darauf verweisen, dass in Dragonball selber gerade mal eine einzige Saiyajin Frau in irgendeiner Weise vorgekommen ist, und die gerade mal eine Lowclass Kämpferin war. Dementsprechend habe ich mir überlegt, warum nur so wenige Frauen bei den Saiyajin Dienst geleistet haben, ohne zu behaupten, dass es gar keine gewesen wären.
 

Ich kann natürlich nur von meiner Sicht der Dinge ausgehen, aber ich bin der Meinung, dass in einer Gesellschaft, in einer Rasse, die von Natur aus auf ‚Kampf‘ ausgerichtet ist, die Tatsache, dass die eine Hälfte der Bevölkerung im Großen und Ganzen davon abgehalten wird, durchaus zu Konflikten führt. Natürlich ist das System bewährt, wie Nappa Zukka am Ende an den Kopf wirft, aber da sie selber mit eben diesem System zu kämpfen hatte, hat es sie nur umso mehr in Rage gebracht, dass alles lax gehandhabt wurde, wenn es nur um die richtigen Personen ging.

Mir ist klar, dass das wiederrum impliziert, dass es auf dem Planeten selber eigentlich eine große innenpolitische Debatte geben müsste, das aber nicht so ist.
 

Grund ist schlicht und ergreifend, dass es genügend Frauen für die Fortpflanzung geben muss. Die Regierung kann sagen, sie haben es immerhin versucht und die Kinder werden schließlich ab dem ersten Lebensjahr von der Regierung erzogen, so dass die Kinder selber in den meisten Fällen keine Opposition gründen wollen. Das System ist schließlich notwendig für den Erhalt der Rasse. Und jede Saiyajin hatte ja die Möglichkeit, sich zu beweisen und anschließend ehrenvoll zurückzutreten. Deswegen gab es keinen Unterschied bei der Bewertung der Powerlevels zwischen Rekruten und Rektrutinnen.
 

Nun gut, wem´s zu feministisch war, den kann ich gern trösten: Der restliche Teil über Zukka wird sich hauptsächlich mit der kurzen Zeit vor und während der Zerstörung von Vegeta-sai beschäftigen und das wird eher blutig und weniger theoretisch;)

Part 2 - Zukka 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Part 2 - Zukka 3

Disclaimer: Dragonball Z gehört Akira Toriyama
 

Mal wieder ein Hinweis, bevors losgeht: In diesem Teil wird es mit einem großen Zeitsprung weitergehen, und damit niemand die Übersicht verliert, weil ja keiner auf meine Erläuterung der Standardzeitrechnung vor zwei Kapiteln geachtet hat, gibt’s am Ende des Kapitels eine kleine Tabelle mit dem „Erden“Alter aller Protagonisten im Verlauf der Story.
 

Nochmal zur Erinnerung, ein Standardjahr sind ca 3 Erdenjahre.
 

Das wars auch schon wieder, viel Spaß mit dem Kapitel!
 

Kapitel 3: Yesterday is always too far away
 

Ein Standardjahr später war der Krieg in Sektor 68 vorbei und Freeza konnte eine neue Galaxie zu seinem Einflussbereich hinzufügen. Am Ende konnte Zukka keine ihrer Truppen zurück behalten. Die meisten Mitglieder aus Truppe 14 hatten den ‚Grenzkonflikt‘, wie es in den offiziellen Nachrichten hieß, erstaunlicherweise überstanden und entgegen Zukkas Befürchtung waren die Verluste bei den Saiyajin erstaunlich niedrig. Wesentlich niedriger als erwünscht, dessen war sie sich sicher.
 

Ihr Verdacht wurde bestätigt, als sie von Khaaki erfuhr, dass Prinz Vegeta zum Dienst unter Freezas direkter Order abkommandiert wurde. Wenige Tage später befand sie sich auf dem Weg nach Vegeta-sai.
 

„Konnten Sie einen Termin organisieren?“
 

Angespannt tippte Zukka mit ihrem Finger auf das öffentliche Telefon im Transporter. Dieses eine Mal wäre sie froh gewesen, einen verdammten Pod nehmen zu können, und dann waren alle vergeben!
 

„Gut, ich komme gleich an. Haben Sie die Nummer der Unterkunft, Khaaki?“
 

Sie hatte nicht viel Zeit auf Vegeta-sai und ihr schwirrte der Kopf vom ständigen Überlegen, was sie zuerst machen sollte. Es war schon eine seltsame Begebenheit, dass sie einen Pod und Khaakis Anwesenheit vermisste.
 

„Danke. Ja, hab ich. … Warten Sie einen Moment.“
 

Zukka drehte sich zur Stewardess um, die neben ihr stehen geblieben war und sie mit einem professionellen Lächeln ansah.
 

„Was?“
 

„Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir landen in wenigen Minuten und ich muss Sie bitten, Platz zu nehmen.“
 

Zukka winkte nur genervt ab, bevor sie sich wieder dem Telefon zuwendete.
 

„Ich muss aufhören, wir sind da. Wenn irgendwas sein sollte, benachrichtigen Sie mich sofort. Egal wann. Haben Sie verstanden? … Ich bin vermutlich in ein, zwei Tagen wieder zurück, ich gebe Ihnen Bescheid.“
 

Sie legte auf und ging auf ihren Platz zurück. Was auch immer gerade in Gang gesetzt wurde, es sorgte bei ihr für ein schlechtes Gefühl. Ein sehr schlechtes.
 

Im Gegensatz zu den Pods konnte Zukka die Landung des Transporters kaum spüren, aber sie achtete ohnehin nicht darauf. Ihre Gedanken waren schon bei ihrem Kleinen, und erst, als sie am Hangar jemanden ihren Namen rufen hörte, registrierte sie ihre Umgebung.

Sie sah sich nach der Quelle der Stimme um und sah einen Kommandanten, der vor einem eben gelandeten Militärtransporter stand. Zukka musste einen Moment überlegen, bis sie sein Gesicht einordnen konnte, als ihr einfiel, dass sie vor ein paar Jahren mit ihm unter dem gleichen Kommandanten gedient hatte. Ihr war nicht danach, mit ihm zu reden, aber sie konnte ihn auch nicht einfach ignorieren. Sie verzog kurz ihren Mundwinkel, bevor sie zu ihm rüberging, sie würde es einfach kurz halten.
 

„Kommandant Tasu.“ Sie verbeugte sich kurz vor ihm. „Zurück von einer Mission?“
 

Sie sah kurz auf den Transporter. Er sah ziemlich mitgenommen aus.
 

„Zukka, ich hab Sie ja schon seit…“ Er überlegte kurz. „…ewig nicht mehr gesehn! Wie man hört sind sie jetzt Mutter des Thronerben, ja?“
 

Zukka lächelte gequält. Musste das jetzt sein?
 

„Der Prinz wurde anscheinend unter Freezas persönlichen Befehl gestellt! Unglaublich, in dem Alter schon so eine hohe Position. Haben Sie davon gehört?“
 

„Deswegen bin ich hier. Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe noch…“
 

Zukka kam allerdings nicht mehr dazu, Tasu einen Grund zu geben, weswegen sie dringend gehen musste, da in diesem Moment ein paar Soldaten den Transporter verließen.
 

„Ah, die Mannschaft. Männer!“
 

Zukka kniff kurz die Augen zusammen. Männer…? Sie sah nur einen erbärmlichen Haufen an Soldaten, die ihrer Meinung noch als Kinder bezeichnet werden konnten. Keiner von ihnen sah älter aus als sechs Standardjahre. Tasu neben ihr strahlte allerdings beim ihrem Anblick vor… vor Stolz?
 

„Grüßt Truppenführerin Zukka!“
 

Zukka nickte kurz mit dem Kopf, als sich die Soldaten auf die Brust schlugen und sich vor ihr verbeugten. Alle, bis auf einen. Sie hielt nicht viel davon, Soldaten, die offensichtlich von einem schweren Kampf zurückkamen, zu unnützen Formalitäten zu zwingen, aber wenn sie einen Befehl bekamen, sollten sie gehorchen. Tasu setzte gerade an, um den Befehl noch einmal zu wiederholen, aber Zukka ignorierte ihn und ging zu dem Soldaten.
 

Er schien noch jünger zu sein als die übrigen, aber für sein Alter war er schon sehr groß und er hatte eine Unmenge an Haaren, die ihm bis zu den Knien reichten. Ein Rückkehrer?
 

„Was ist dein Name, Soldat?“
 

Er sah ihr nur kalt in die Augen, bevor er ihr antwortete.
 

„Ich muss dir gar nichts sagen.“
 

Zukkas Augen verengten sich, bevor sie ihre Faust auf seine Schläfe krachen ließ.
 

„Was ist dein Name, Soldat!“
 

Er ging in die Knie, Blut lief aus seinem Mund und seiner Nase. Zukka wartete, bis er sich wieder aufgerichtet hat. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie die restlichen Soldaten einen Schritt zurückwichen, unsicher, was sie tun sollten. Ihr Kommandant hatte nichts dazu gesagt, er stand nur hinter Zukka und beobachtete interessiert das Geschehen.
 

Als der Soldat wieder aufgestanden war, blickte er angewidert auf sie herab.
 

„Du bist nur ein dreckiger Verräter deines eigenen Volkes, ne Schlampe mit nem hohen Powerlevel, der sich nen Scheiß um uns…“
 

Weiter kam er nicht bevor Zukkas Faust ihn erneut traf, wesentlich härter, als sie es beabsichtigt hatte. Er war respektlos, dieser kleine Mistkerl, und offensichtlich hatte er Probleme zu erkennen, mit wem er sich besser nicht anlegen sollte.

Als er versuchte, sich wieder aufzurichten, schlug sie ihn noch einmal nieder. Beim dritten Mal rührte er sich nicht mehr.
 

Sie stand eine Weile nur da und sah auf ihn herab, auf die Blutlache, die sich um seinen Kopf bildete. Er kam ihr bekannt vor… Es irritierte sie, dass es sie noch wütender machte. Sie musste sich fast dazu zwingen, ihren Blick abzuwenden. Als sie sich wieder den restlichen Soldaten zuwandte, kam ihr wieder in den Sinn, dass sie nicht einfach gehen konnte. Sie sah langsam jeden an, ihre unsicheren, verängstigten Blicke. Angst? Wovor hatten sie Angst? Ein anderer Vorgesetzter wäre nicht so nett gewesen wie sie!
 

„Noch jemand seiner Meinung? Ha?“ Keiner rührte sich. Ein paar schauten auf den Boden. „Wem seid ihr verpflichtet?“
 

„König Vegeta!“ Sie schlugen sich alle die Faust auf die Brust.
 

„Das solltet ihr auch besser nicht vergessen.“
 

Sie drehte sich um und ging. Dieser kleine Scheißkerl… Tasu beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten.
 

„Ah, entschuldigen Sie Zukka. Das war der letzte Transport an Soldaten von 68, die meisten noch nicht mit ihrer Ausbildung fertig oder Rückkehrer. Ich werde mich darum kümmern, dass er Strafarbeit bekommen wird.“
 

Zukka starrte wütend auf den Weg.
 

„Wenn er keine Befehle befolgen kann, hat er nichts in den Truppen verloren. Suspendieren Sie ihn einfach!“
 

Verräter meines Volkes? Wie kam er überhaupt auf so eine Idee? Zukka ignorierte Tasu und sein schleimiges Gerede. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, warum er sie so angefahren hatte. Er hatte sie so hasserfüllt angesehen, als wäre sie der Feind. Was war sein Problem?
 

„… Radditz, erst kurz vor dem Krieg zurück…“
 

Zukka blieb abrupt stehen. „Was haben Sie gesagt?“
 

Tasu sah sie verdutzt an. „Der Soldat, der nicht gehorchen wollte ist ein Rückkehrer und Sie wissen ja, wie…“
 

„Sein Name! Was haben sie gerade gesagt, wie er heißt?“
 

„Radditz. Kennen Sie ihn?“
 

Zukkas Augen weiteten sich einen Moment. Sie ließ Tasu stehen und flog das restliche Stück bis zum Ausgang des Hangars, die wütenden Schreie des Personals ignorierend. Fliegen war immer noch verboten in öffentlichen Gebäuden.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Zukka hatte noch ein wenig Zeit vor ihrem Treffen mit dem Prinzen, als sie in ihrer Unterkunft eintraf. Der Zwischenfall am Hangar beschäftigte sie immer noch. Das es Bardocks Sohn gewesen war, machte es nicht besser. Sie hatte eigentlich vorgehabt, ihn in ihre Truppen aufzunehmen, aber wie die Dinge standen, hatte sie gerade dafür gesorgt, dass er sich eine neue Berufung suchen durfte. Sie biss sich auf die Lippen. Hatte sie etwa Gewissensbisse? Als sie bemerkte, dass ihr Schwanz wild um ihre Oberschenkel schlug, riss sie sich zusammen und schlang ihn wieder um ihre Taille. Sie hatte ihren Schwanz immer unter Kontrolle, nur Schwächlinge zeigen Emotionen!
 

Wütend schlug sie auf den Knopf zum Badezimmer, zog sich aus und duschte. Der gewünschte Effekt blieb allerdings aus, ihre Gedanken wanderten immer noch wild umher und ihr Schwanz wollte nicht aufhören, unruhig um ihre Beine zu schlagen.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sie wusste nicht, was mit ihr los war. Normalerweise hatte sie keine Probleme, ihre Gefühle zu unterdrücken und professionell zu sein, wenn die Situation es erforderte, aber sie fühlte sich… fahrig. Unruhig, sie konnte kaum ihren Schwanz ruhig halten und sie spürte, wie ihre Hände schwitzig wurden. Alles nur wegen Bardocks missratenem Sohn? Sie ging ein wenig schneller, als es notwendig gewesen wäre, als Gedanken an die Oberfläche kamen, die weit weniger mit Bardocks Sohn und viel mehr mit ihrem eigenem zu tun hatten. Sie wollte nicht nachdenken. Nicht gerade jetzt. Nicht, wenn sie ihren Sohn sehen würde. Wer wusste, wann das wieder möglich sein würde. Ob überhaupt.
 

Als sie an der gesuchten Tür ankam, zeigte sie kurz ihren Ausweis und wurde eingelassen. Am anderen Ende des Raumes war Nappa, schwer zu übersehen, und daneben… Sie stockte kurz. Sie wurde für einen Moment von Gefühlen überwältigt, die sie nicht zuordnen konnte, als sie den kleinen Jungen mit dem königlichen Emblem auf der Brust sah. Er ist so klein. Der Gedanke brachte sie zum Grinsen und beruhigte ihr pochendes Herz. Das hatte er wohl von beiden Eltern geerbt, aber sie wusste, dass es kein Problem darstellen würde. Unterschätzt zu werden war noch nie ein Nachteil, wenn man wusste, wie man es auszuspielen hat.
 

Als sie bemerkte, dass ihre Gedanken wieder in den gewohnten Bahnen verliefen, ging sie auf die beiden zu. Ein paar Schritte entfernt blieb sie stehen und verbeugte sich tief.
 

„Ich grüße Euch, Prinz Vegeta. Es ist mir eine Ehre.“
 

Vegeta sah sie nur mit leicht geweiteten Augen an, bevor Nappa ihm einen Schubs gab und er sich ebenfalls kurz verbeugte.
 

„Du bist Zukka.“
 

Es war keine Frage, aber sie antwortete trotzdem darauf. Seine Stimme zum ersten Mal reden zu hören, verursachte durchaus das Gleiche wie ihren kaum eineinhalb Jahre alten Sohn zum ersten Mal zu sehen.
 

„Ja, Prinz. Truppenführerin Zukka, ich unterstehe Kommandant Okra.“
 

Es schien ihm nicht viel zu sagen, aber Zukka hatte einfach mechanisch geantwortet.
 

„Es ist eine große Ehre für Sie, direkt unter Freeza dienen zu dürfen.“
 

Nappa warf ihr einen entgeisterten Blick zu. Er hatte ihren Kommentar vollkommen richtig gedeutet. Vegeta verzog allerdings nur das Gesicht.
 

„Das sagen alle irgendwie, aber ich hab den noch nicht einmal gesehn. Ist es hier nicht besser zum trainieren? Hast du ihn schon mal gesehn?“
 

Er sah sie aufgeregt an. Sie wunderte sich, ob er wohl jeden duzte, den er eigentlich siezen sollte, aber schob den Gedanken beiseite. Bis er abreisen musste, würde Nappa ihm schon klar machen, dass er zumindest Freeza nicht so ansprechen sollte.
 

„Diese Ehre hatte ich bisher leider nicht. Aber König Vegeta steht in Kontakt zu Lord Freeza, er sollte Ihnen davon ausführlich erzählen können.“
 

Zukka zog kurz die Augenbrauen hoch, als sie die Reaktion ihres Kleinen sah. Schmollt er etwa? Sie konnte nicht gerade von sich behaupten, sich mit Kindern auszukennen, aber eine dermaßen offene Art, seine Gefühle zu zeigen, war in diesem Alter bestimmt nicht mehr angebracht. Nappas Räuspern deutete darauf hin, dass er wohl auch dieser Meinung war, aber ihr Kleiner sah nur finster zu ihm hoch, bevor er antwortete.
 

„König Vegeta hat keine Zeit, mit mir über sowas zu reden. Mir wurde nur gesagt, dass ich dorthin soll und das es eine Ehre ist, aber nicht wirklich warum oder was ich da soll.“
 

Zukka war sich nicht ganz sicher, ob sie darauf etwas entgegnen sollte, aber Vegeta nahm ihr diese Entscheidung ab.
 

„Nappa hat gesagt, du bist meine Mutter, weil du eine der besten Kämpferinnen auf Vegeta-sai bist! Ich will einen Kampf mit dir, bevor ich wegfliege!“
 

Er sah sie begeistert an, aber Zukkas Blick wanderte wieder zu Nappa. Sie hatte nichts dagegen, aber etwas sagte ihr, dass sie das lieber mit der zuständigen Person klären sollte. Nappa schüttelte nur leicht seinen Kopf.
 

Zukka presste kurz die Lippen aufeinander, bevor sie antwortete.
 

„Es tut mir Leid, Prinz, aber es wäre nicht angebracht. Wenn Sie älter sind und Ihre ersten Aufträge ausführen dürfen, dann könnte ich Sie allerdings bei einem begleiten. Ich denke, Sie könnten einiges von mir lernen.“
 

Sein Blick, der sich verfinstert hatte, als er ihre Absage hörte, hellte sich sofort wieder auf.
 

„Versprochen?“
 

Zukka nickte. „Versprochen.“
 

Er schien einen Moment zu überlegen.
 

„Aber… du könntest gegen Nappa kämpfen! Ich hab noch nie eine Frau kämpfen sehen, es sagen nur alle, dass sies anders machen, aber ich würds gern sehen! Ist das auch unangebracht?“
 

Er sah zuerst Nappa und dann Zukka an, bevor Nappa zum ersten Mal sprach.
 

„Nein, das wäre nicht unangebracht. Wenn Sie nichts dagegen haben.“
 

Zukka winkte nur ab.
 

„Ich hab gleich Training, kannst du danach?“
 

Sie hatte das Gefühl, er würde gleich in die Luft springen.
 

„Ja, ich kann danach.“ Und insgeheim konnte sie seine Reaktion verstehen, sie freute sich auch darauf, ihren Kleinen zum ersten Mal im Training zu sehen. Und mit einem Impuls, den sie sich nicht ganz erklären konnte, fuhr sie ihm durch die Haare. Sie verfluchte sich im selben Moment, vermutlich würde er gleich ihre Hand wegschlagen, aber stattdessen zuckte er nur kurz zusammen durch die ungewohnte Berührung und … hielt still. Zukka zog abrupt ihre Hand weg, als ihr klar wurde, was sie gerade tat, und schloss sich Nappa an, der schon zur Tür gegangen war. Auf dem Weg zum Trainingsraum presste sie ihre Hand zu einer Faust, nicht sicher, ob sie es tat, um das Gefühl der Berührung loszuwerden oder um es festzuhalten.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es war ungewohnt für Zukka, vor dem Trainingsraum zu stehen anstatt sich darin zu befinden, aber noch befremdlicher war es, dass Nappa neben ihr stand.
 

„Ich dachte, Sie trainieren den Prinzen.“
 

Nappa sah sie nur lang von der Seite an.
 

„Das mache ich auch. Heute ist vorgesehen, dass er gegen Pflanzenmänner kämpft. Bringt ihn mehr vorwärts als ausschließliches Training mit mir.“
 

Sie antwortete darauf nicht sondern konzentrierte sich auf den Monitor. Der Kampf hatte begonnen. Zukkas anfänglichen Enthusiasmus konnte er allerdings nicht aufrecht erhalten. Sie konnte sehen, dass er gut und gründlich trainiert worden war, aber… es fehlte etwas. Er versuchte einen Kampfstil anzuwenden, den er nicht beherrschte. Sie wusste nicht, ob Kindern ein bestimmter Stil beigebracht wurde oder ob sie sich selbst einen aneignen sollten, aber das hier… es funktionierte zwar, aber mehr schlecht als recht. Zu viele unnötige Schläge, zu viel vergeudete Energie, wenn er einfach auf seine Technik vertrauen würde als auf eine Maximierung des Schadens.
 

„Findet eine Besprechung nach dem Kampf statt?“ Zukka wandte ihren Blick nicht vom Monitor ab, als sie Nappa ansprach.
 

„Natürlich. Haben Sie was zum Beitragen?“
 

„Er macht mehr Fehler, als ich aufzählen kann. Seine Art zu kämpfen ist unpassend für ihn.“
 

Sie sah hoch, aber Nappa starrte nur weiter auf den Monitor.
 

„Es ist schwer, sofort zu einem Stil zu finden. Das hier ist eine gute Grundlage.“
 

Zukka schnaubte nur.
 

„Wenn er mit mehr Gegnern kämpfen muss als hier, wird er zu schnell keine Kraft mehr haben. Inwiefern ist das eine gute Grundlage?“
 

Nappa drehte sich schließlich mit einem wütenden Blick zu ihr um.
 

„Es besteht kaum die Gefahr, dass das so bald der Fall sein wird. Er ist nicht der Erste, den ich trainiere, ich weiß, was ich mache!“
 

Er drehte sich wieder um. Zukka biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Sie war nicht seiner Meinung, aber das würde sowieso nichts ändern. Sie wusste nicht einmal, ob sie sein Training überhaupt fortsetzen konnten, wenn er erst einmal auf einem von Freezas Schiffen war. Was sie zu etwas brachte, dass sie Nappa noch fragen wollte.
 

„Wer begleitet ihn?“
 

„Ich.“
 

Zukka war verblüfft und versuchte nicht einmal, es zu verbergen.
 

„Sie?“ Sie musste sich einen Moment sammeln, bevor sie dieses Thema weiterverfolgen konnte. So wie die Dinge standen, war es nicht sicher, dass ihr Kleiner überhaupt jemals König werden würde. Sie hatte nicht das Gefühl, dass diese Beförderung eine temporäre Sache darstellte, und so sehr sie diesen Gedanken hasste, der Leiter der königlichen Garde wurde auf Vegeta-sai dringender gebraucht.
 

„Entschuldigen Sie, aber warum genau Sie? Gibt es niemand… entbehrlicheren?“
 

Nappa lachte trocken.
 

„Anscheinend hat es sich schon herumgesprochen, was die Ursache für diesen … ‚Auftrag‘ sein könnte?“
 

„Es war nicht schwer zu erraten. Was für einen Grund könnte Freeza sonst haben, den Thronerben in seine Truppen aufzunehmen.“ Sie zögerte einen Moment. „Aber das sind Gerüchte. … Sieht es nach Krieg aus?“
 

Das war auch ein Gerücht. Ein verdammt hartnäckiges und Zukka hatte in diesem Fall keinen Zweifel, dass etwas Wahres daran war. Nappa schwieg sehr lange, bevor er schließlich antwortete.
 

„Das ist klassifizierte Information. Ich kann dazu nichts sagen.“
 

Es war mehr als genug Antwort für Zukka. Und es bestätigte ihre Befürchtungen.
 

„Es ist wenig aussichtsreich für uns, wenn wir jetzt angegriffen werden. Wir haben starke Bodentruppen, aber Freeza wird nicht so dumm sein, einen Bodenkampf mit uns zu riskieren. Ich wüsste nicht, dass wir kampffähige Raumschiffe oder entsprechendes Personal haben, sie zu bedienen. Solange der Prinz sich bei Freeza aufhält, wird vermutlich ein Status Quo angenommen und versucht, diesen Mangel auszugleichen. Wenn das allerdings nicht mehr gegeben ist, steht einem Konflikt nichts mehr im Weg.“
 

Zukka beendete ihre Ausführung. Nappa durfte vielleicht nichts sagen, aber Zukka wüsste nicht, dass sie nicht laut denken dürfte.
 

„Mir ist nur nicht ganz klar, weswegen Freeza überhaupt zu solchen Maßnahmen greift. Wir haben keinen Anlass zu solchen Handlungen gegeben…“
 

Nappa unterbrach sie barsch.
 

„Wir sind einfach zu viele! Er hat Angst, dass ein gemeinsamer Angriff von uns ausreichen würde, um ihn zu stürzen!“
 

Zukka sah ihn erstaunt an. Sie hatte zwar mit Absicht etwas gesagt, um mehr zu erfahren, aber wenn sie ehrlich war, nicht erwartet, dass er tatsächlich darauf reagieren würde. Wenn er allerdings reden wollte, würde sie ihn sicherlich nicht davon abhalten.
 

„Warum sollten wir das tun? Ich habe meine Zweifel, ob es tatsächlich möglich ist, Freeza selbst so leicht … los zu werden, aber woher auch immer er kommt, gibt es mehr von seiner Sorte. Besser bei dem zu bleiben, dass man kennt.“
 

Nappa gab ein amüsiertes Geräusch von sich.
 

„Wissen Sie, Zukka, ab einem gewissen Grad an Macht lässt sich Paranoia nur sehr schlecht vermeiden. Wollen Sie wissen, warum wir so schlecht ausgerüstet sind in Waffen, die tatsächlich eine Gefahr für seine restlichen Truppen darstellen würden? Um unsere Unabhängigkeit zu erhalten, mussten Kompromisse eingegangen werden. Keine Raumschiffe für Vegeta-sai.“
 

„Auf die Art sorgt er doch nur dafür, dass seine Befürchtungen wahr werden!“
 

Zukka spürte, wie ihr schon wieder der Kopf schwirrte. Sie hatte sich diese Frage schon oft gestellt, seit sie Truppen nach 68 schicken sollte, es machte keinen Sinn, warum war Freeza so irrational, warum musste ihr… Sie kniff kurz die Augen zusammen, bevor sie weitersprach.
 

„Wenn es soweit kommt, Nappa, dann werden Sie und Prinz Vegeta…“
 

„Als erste dran glauben, wenn wir nicht schnell genug fliehen können? Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass diese ganze Farce nur dazu dient, genug Zeit zu schinden, bis wir bereit sind. Und ich bin nicht naiv genug zu glauben, dass es glimpflich ablaufen wird.“
 

Er sah sie wieder an.
 

„Warum machen Sie es dann?“ Es war eine Frage, auf die sie eine Antwort brauchte. Ihr Sohn sollte als Pfand weggeschickt werden. Sie musste wissen, dass er zumindest in der Zeit, die noch blieb, …beschützt wurde?
 

„Als ich in die königliche Garde aufgenommen wurde, wurde ich mit der Ausbildung des ersten königlichen Kindes betraut. Um Erfahrung zu sammeln, bis der Thronerbe schließlich auf die Welt kommt. Prinz Vegeta ist der Thronerbe und es ist meine Pflicht, mich um ihn zu kümmern, ob er König wird oder nicht.“
 

Er sah wieder auf den Monitor. Ihr Kleiner hatte noch einen Gegner aber mittlerweile waren seine Kräfte am Limit. Zukka konnte sich darüber allerdings keine Gedanken machen, sie hatte zu viel gehört. Zu viel, dass sie hören wollte und sich jetzt dafür hasste, sich hasste, in einem kindlichen Impuls lieber die Augen vor den Tatsachen zu verschließen, wenn sie sich als Tatsachen darstellen.
 

„Wer wird an Ihrer Stelle die königliche Garde leiten?“
 

„Kommandantin Yasai.“
 

Zukka sah unsicher zu Nappa. Seine Gründe, ihren Kleinen zu begleiten, erleichterten ihr den Gedanken an seine Abreise immens, aber sie war sich auch darüber im Klaren, dass sein Posten zu wichtig war, um ihn an jemanden zu geben, der ihrer Meinung nach keinen kompetenten Eindruck auf sie machte.
 

„Kommandantin Yasai? Ist sie nicht ein wenig… jung?“
 

„Meinen Sie, dieser Posten würde jemandem angeboten, der zu inkompetent wäre, ihn auszufüllen?“
 

Nappas Stimme hatte einen aggressiven Tonfall angenommen. Bevor Zukka allerdings etwas entgegnen konnte, hörte sie, wie mit einem Zischen die Tür zum Trainingsraum aufging und ihr Kleiner rauskam. Er sah mitgenommen aus, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
 

„Können wir nachher besprechen, ich will euren Kampf sehen!“
 

Zukka verzog ihre Lippen halb zu einem Grinsen. Er wollte nicht einmal wissen, was sie von seinem Kampf gehalten hatte, er nahm einfach an, dass es gut war. Er hatte bestimmt die richtige Einstellung für einen Prinzen, aber in ein paar Tagen würde er bei Freeza sein und behandelt werden wie alle anderen Soldaten in dessen Dienst. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Kleiner bereits genug Selbstbeherrschung hatte, um diese offensichtliche Beleidigung wegzustecken. Nappa ist dabei. Er wird auf ihn aufpassen. Sie hörte nur halb hin, als Nappa ihren Kleinen darauf hinwies, besonders als Prinz die Besprechungen ernst zu nehmen, aber trotzdem nachgab und Zukka ein Zeichen gab, mitzukommen.
 

Der Kampf würde sie immerhin ein wenig ablenken und vielleicht… vielleicht konnte sie ein paar von den Gedanken wahr machen, die sie ihm gegenüber seit ihrer gemeinsamen Zeit hegte. Er mochte sich gut um ihren Kleinen kümmern, aber das hatte nichts mit ihr zu tun. Sie knackte mit ihren Fingerknöcheln, als sie einen Gang entlang gingen. Das hatte definitiv nichts mit ihr zu tun.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

„Ich will mit rein!“
 

Nappa blieb in der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.
 

„Prinz Vegeta, selbst für ihren Powerlevel ist ein Kampf zwischen zwei Elitesoldaten besser durch das Sichtfenster zu verfolgen. Sie könnten verletzt werden.“
 

Vegeta dachte nicht einmal daran, so leicht nachzugeben.
 

„Ist mir egal. Ich gehe mit rein! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr mich so leicht verletzen könnt.“
 

Er verschränkte die Arme und wartete, bis Nappa ihm Platz machte.
 

Zukka sah sich die Szene nur irritiert an. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man ein Kind trainieren konnte ohne ihm gleichzeitig beizubringen, die Zahlen auf seinem Scouter ernst zu nehmen. Er war vielleicht stark für ein Kind, aber Zukka hatte keinen Zweifel daran, dass es sie nicht viel Mühe kosten würde, ihn zu töten.
 

„Prinz…“
 

„Kleiner, du willst doch einen anständigen Kampf sehen, oder?“
 

Nappa und ihr Kleiner sahen sie beide einen Moment erstaunt an. Der Prinz war es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm redete.
 

„Ich bin nicht klein, also nenn mich nicht so!“
 

„Ich hab dir eine Frage gestellt. Hat dir keiner beigebracht, zu antworten, wenn ein Erwachsener mit dir redet?“
 

Nappa hatte ihr selbst zu verstehen gegeben, dass es einen neuen Prinzen geben würde, vermutlich wurden sogar schon welche geboren. Aber selbst wenn dem nicht so war, diesem Prinzen fehlte es definitiv an Benehmen und kein Kind redete so mit ihr.
 

Vegeta schien einen Moment zu überlegen, was er tun sollte, bevor er tatsächlich antwortete.
 

„Ich will den Kampf aber aus der Nähe sehn.“
 

Zukka musste lachen, als sie das hörte.
 

„Was? Hör auf zu Lachen, was ist daran lustig?“
 

„Jetzt hör mir mal zu, wenn du unbedingt mit rein willst, dann siehst du keinen Kampf. Dann siehst du eine Vorstellung. Wenn nur eine Ki-Attacke von mir unglücklich an dir vorbeistreift, dann kann Nappa deine Asche Lord Freeza präsentieren. Wenn du was lernen willst, bleibst du hier!“
 

„Das ist doch Quatsch, ich hab schon mit Nappa gekämpft und mir ist nichts passiert, du bist nicht mal so stark wie er!“
 

„Training bedeutet, sich dem Unterlegenen anzupassen. Denk mal drüber nach.“
 

Nappa taxierte sie mit einem indifferenten Blick, bevor er in den Trainingsraum ging. Der Prinz blieb sprachlos stehen, bevor er leicht hochflog, um eine bessere Sicht zu haben. Sie konnte seinen bösen Blick auf ihrem Rücken beinahe spüren.
 

Als die Tür zuging, sprach Nappa sie an.
 

„Was sollte das?“
 

Zukka zuckte nur mit ihren Schultern.
 

„Er hat sich aufgeführt wie ein verzogenes Balg.“
 

„Er ist der Prinz!“
 

„Und wenn er bei Freeza ist, was ist er dann?“ Sie hatte geschrien. Sie hatte tatsächlich den Leiter der königlichen Garde angeschrien. Und dieses Mal tat es ihr sogar leid. Sie sah einen Moment zur Seite. „Entschuldigen Sie. Sie sollten ihn nicht in der Illusion wiegen, er wäre stärker als er ist.“
 

„Das habe ich nicht. Aber alle anderen machen es und im Grunde würde es auch nichts machen, wenn ein kaum eineinhalb Jahre altes Kind das annimmt, da die ersten Aufträge frühestens in ein paar Jahren erfolgen würden und das jetzt nicht mehr der Fall ist!“
 

Zukka fühlte sich schlecht. Sie hatte tatsächlich angenommen, dass Nappa keine Gedanken an ihren Kleinen verschwenden würde, der jenseits seiner Pflicht lag. Aber er war derjenige, der sich um ihn gekümmert hatte, seit sie weg war, nicht sie. Das Schweigen wurde gebrochen, als ihr Kleiner gegen die Scheibe klopfte und zu erkennen gab, dass sie anfangen sollten.
 

Zukka ging ein paar Schritte von Nappa weg und stellte sich in Kampfposition.
 

„Warum haben Sie ihm nicht von Freeza erzählt, wenn er etwas wissen wollte?“
 

Nappa stand ihr gegenüber, bereit. „Es gab nichts zu sagen, dass er wissen musste.“
 

Zukka sah im fest in die Augen, bevor sie angriff.
 

Die ersten paar Schläge waren vorsichtig, berechnend. Sie mussten sich erst gegenseitig einschätzen, bevor der richtige Kampf losging. Es brauchte allerdings nicht viel um Zukkas ersten Eindruck zu widerlegen. Nappa war wesentlich schneller, als sie ihm zugetraut hätte, aber nicht schneller als sie!
 

In genau diesem Moment traf sie seine Faust an der Schläfe. Ihr wurde einen Moment schwarz vor Augen, was Nappa für einen weiteren Schlag ausnutzte. Der Dritte zielte auf ihren Magen, aber sie konnte zur Seite ausweichen und landete einen Tritt gegen seinen Kopf. Die kurze Ablenkung ausnutzend brachte Zukka sich auf etwas Abstand zu Nappa.

Ihr war jetzt zumindest klar, von wem ihr Kleiner seinen Kampfstil hatte. Sie wischte sich mit dem Handrücken das Blut von ihrem Mund und warf einen kurzen Seitenblick auf das Sichtfenster. Ein wenig Blut war an die Scheibe gespritzt und ihr Kleiner flog gerade ein paar Zentimeter höher, um der Belästigung auszuweichen.

Zukkas Blick wanderte wieder zu Nappa, gerade rechtzeitig, um seinen nächsten Angriff zu sehen. Sie dachte allerdings gar nicht daran, ihn wieder in ihre Nähe zu lassen. Noch ein paar mehr von diesen Schlägen und der Kampf wäre schneller entschieden, als ihr lieb wäre.
 

Zukka konzentrierte ein wenig Energie in ihren Händen und feuerte eine kurze Serie an Ki-Attacken auf Nappa ab. Nichts, das ihm schaden würde, aber es behinderte seine Sicht lange genug, um ihr die Möglichkeit für ein paar Schläge zu geben. Als sie ihn hart in die Nieren traf, stöhnte er auf und schoss einen Energiestrahl auf sie ab, dem sie gerade ausweichen konnte. Die Stelle, an der die Attacke ihre Uniform gestreift hatte, war verkohlt und sie spürte den stechenden Schmerz der Brandwunde. Und das wollte er einfach so wegstecken.
 

Ihre Gedanken verweilten allerdings nicht lange bei ihrem Kleinen, da weitere Ki-Angriffe von Nappa folgten. Sie flog ein wenig hoch, um ihnen auszuweichen, als er sie an ihrem Bein erwischte und sie zu Boden schlug. Ihre Hüfte und ihre Schulter machten eine sehr unangenehme Bekanntschaft mit dem Fußboden, der unter der Wucht des Schlags ein wenig nachgab. Bevor Nappa sie wieder hochreißen konnte, traf sie ihn mit einer gut gezielten Ki-Kugel frontal ins Gesicht und er ließ sie los.
 

Sie beeilte sich, wieder auf die Beine zu kommen, wobei ein stechender Schmerz in ihrer Seite sie auf eine gebrochene Rippe aufmerksam machte. Es war unangenehm, aber erträglich. Mehr Grund, auf Abstand zu bleiben.
 

Bevor er sich von ihrem vorherigen Angriff erholt hatte, wurde Nappa von zwei weiteren Ki-Strahlen in die Brust getroffen. Er ging in die Knie, was Zukka ausnutzte, um ihn mit beiden Fäusten hart am Hinterkopf zu treffen. Als er nach vorne flog, packte sie ihn an den Schultern und rammte ihr Knie in seinen Brustkorb, zwei Mal. Sie hörte es knacken, vermutlich sein Schlüsselbein.
 

Es war allerdings doch nur eine Rippe, anders hätte er ihr nicht seinen Ellenbogen in ihre noch schmerzende Hüfte rammen können. Sie prallte gegen die gegenüberliegende Wand, die sie allerdings benutzte, um sich wieder abzustoßen und ihr Knie gegen Nappas Schläfe krachen ließ. Ihr anschließender Versuch, mit beiden Fäusten seinen Nacken zu treffen, wurde durch einen Schlag in ihre Magengrube verhindert. Sie spürte Blut in ihrem Rachen, und sie spürte, wie ihr die Luft wegblieb. Es dauerte einen Moment, bis sie das auf eine Energieattacke zurückführen konnte, die sie an der Brust getroffen hatte.
 

Sie musste den Kampf beenden. Ihre Zustimmung war nie in der Absicht erfolgt, zu gewinnen, aber Nappa konnte definitiv mehr einstecken, als sie gedacht hatte. Verdammt, wenn ihr Kleiner diesen Stil jemals so gut einsetzen konnte wie sein Lehrer, dann würde sie sogar seine vorherige Unfähigkeit verzeihen.

Aber egal, wie die Dinge standen, sie würde nicht gehen, ohne zu zeigen, was sie konnte.
 

Nappa sah sie mit einem kalten Blick an. Er wartete auf ihre nächste Attacke.
 

Zukka ließ sich zu einem Grinsen hinreißen, als sie zwei Energiekugeln in ihren Händen formte und sie schließlich zu einem gewaltigen Strahl zusammenbrachte. Nappa reagierte ein wenig zu spät und wich dem Angriff nur knapp aus. Er schlug auf der Seite auf, sein Brustpanzer war halb abgerissen worden und eine große Brandwunde bildete sich auf seiner Schulter. Er sah sie erstaunt an.
 

Hat er mich wohl unterschätzt. Zukka senkte ihre Arme. Der Kampf war zu Ende. Ohne Zweifel hätten sie noch weiterkämpfen können, aber der Prinz hatte gesehen, was er sehen wollte und alles weitere wäre nur pure Zurschaustellung.

Sie verbeugte sich vor Nappa. Dieser war noch nicht einmal auf den Beinen, als ihr Kleiner aufgeregt den Türöffner betätigte.
 

„Nappa, warum hast du nie mit mir so gekämpft, das war … zeig mir die Attacke!“
 

Er sah Zukka mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte das Gefühl, sie würden gleich aus seinem Kopf springen, so begierig war er darauf, mehr von ihrem Angriff zu sehen.
 

Zukka lachte leicht, bevor sie sie ihm erklärte. „Sie werden noch ein wenig Übung brauchen, bevor sie wirklich Einschlagkraft zeigt. Dann aber ist sie wirklich sehr nützlich.“
 

Begeistert versuchte ihr Kleiner, die zwei Energiebälle zu einem Strahl zu vereinigen, aber seine Versuche verpufften sehr schnell. Es wunderte sie nicht sonderlich, er dürfte nach seinem Trainingskampf kaum noch Energie übrig haben.
 

„Guter Kampf.“ Nappa nickte ihr zu. „Ich habe Ihnen ehrlich gesagt nicht so viel zu getraut.“
 

Zukka sah ihn von der Seite an. „Das ist mir schon klar. Ich Ihnen auch nicht.“
 

Nappas Antwort wurde von einem lauten Knall verhindert, der von der gegenüberliegenden Wand herrührte. Zukka brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass ihr Kleiner die Attacke schließlich doch zustande gebracht und der Wand eine neue Delle verpasst hatte. Anscheinend musste sie noch jemandem mehr zutrauen.
 

„Das war… beeindruckend. Prinz.“
 

Vegeta grinste beide an. „Ich nenne es ‚Final Flash‘!“ Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter.
 

„Nur Idioten geben ihren Attacken Namen.“ Zukka sah missbilligend auf ihn herab. „Gute Angriffe sprechen für sich selber.“
 

Ihr Kleiner sah aus, als ob er wieder schmollen wollte, aber seine gute Laune entschied sich dagegen.
 

„Ich nenn sie trotzdem so. Wer davon getroffen wird, kann sich höchstens im Jenseits noch daran erinnern!“
 

Sie konnte sich nicht an viele Gelegenheiten erinnern, in denen sie Nappa lachen gehört hatte, aber die naive Ehrlichkeit in der Aussage des Prinzen schien nicht einmal ihn kalt zu lassen. Als sie sich auf den Weg machten, hielt Zukka Nappa noch kurz am Arm fest. Sie zögerte einen Moment, bevor sie Danke sagte. Nappa nickte ihr nur zu, bevor sie auseinandergingen. Auf dem Weg aus dem Gebäude wünschte sie sich, ihr ungutes Gefühl verdrängen zu können, das Gefühl, ihren Kleinen zum letzten Mal gesehen zu haben.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Als Zukka in ihre Unterkunft zurückfuhr, brachte sie nicht mehr zustande, als abwesend aus dem Fenster zu sehen. Sie war niemand, der Gedanken an unangenehme Pflichten verdrängte, aber in diesem Fall… in diesem Fall wollte sie lieber apathisch aus dem Fenster sehen, als sich weiter den Kopf zu zerbrechen, was sein könnte, was passieren wird, was sie machen sollte, wenn… Sie fuhr sich über die Augen. Es brachte sowieso nichts. Und wenn sie Nappas Andeutungen richtig verstanden hatte, würde es nicht mehr lange dauern, bis die Kriegsvorbereitungen keine Geheimsache mehr waren.
 

Als sie ihre Unterkunft betrat und den Kommunikator an der Wand mit einem verpassten Anruf blinken sah, wusste sie, dass sie nicht einmal mehr lange warten musste. Die Nachricht kam von Khaaki. Als sie wartete, dass die Verbindung für den Rückruf hergestellt wurde, merkte sie, wie ihre Unruhe der letzten paar Tage verschwand. Es gab etwas zu tun, ein neuer Auftrag. Und Aufträge erfüllen konnte sie.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Falls sich wer gewundert hat, warum Zukka nicht wusste, wie Kindern das Kämpfen beigebracht wird, wo sie doch selber unterrichtet hat… ganz easy. Ich hab nirgendwo erwähnt, dass ihre Trainees kleine Kinder waren. Das wäre auch nur sinnvoll für Lehrer, die längere Zeit auf Vegeta-sai sind, was sie ja nicht war.
 

Wie versprochen, die Altersangaben aller Charaktere:

(Vegetas Alter entspricht seinem Canon-Alter, Radditz hab ich nicht nachgesehn, aber für den Verlauf der Story wars so oder so nicht wichtig)
 

Vegeta (Kap.1-3) – ca. 33

Arktan (Kap. 1-3) – ca. 41
 

Vegeta (Kap.6) – ca. 4

Zukka (Kap.6) – ca. 34

Radditz (Kap.6) – ca. 15
 

Und die neuen Namen:
 

Khaaki von Kaki, eine sehr leckere Obstsorte

Okra von Okraschoten, vom Aussehen grünen Bohnen ähnlich

Tasu ist Japanisch für Aubergine

Part 2 - Zukka 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Intermezzo

Intermezzo: Walking tall against the rain
 

Life's a game but it's not fair

I break the rules so I don't care

So I keep doin' my own thing

Walkin' tall against the rain
 

Run this town – Jay-Z feat Rihanna & Kanye West
 

Eventuell wars schon zu erwarten, da ich die letzten Kapitel ziemlich mit der Erzählart umhergesprungen bin, aber dieser Teil ist nochmal … anders. Sehr viel introspektive, wenig Dialog. Nur als kleine Warnung am Rande.
 

~ ~ ~
 

Es würde nicht mehr lange dauern, bis er die Erde erreichte. Er würde ein wenig zu spät kommen, aber nicht um viel. So lange sollten sie es wohl ohne ihn schaffen, wenn sie ihn überhaupt brauchten. Vegeta biss hart die Zähne zusammen bei dem Gedanken. Wie auch immer.
 

Er fuhr damit fort, gedankenverloren auf einen Monitor zu starren, ohne dabei an Kakarott zu denken. Oder die Erde. Er dachte kurz an Arktan, an den Mangel an Hass, den sie ihm gegenüber gezeigt hatte, trotz… allem. (Und er wusste, was das bedeutete) Ob sie alle so gewesen waren? Er hatte auch eine militärische Ausbildung hinter sich, so war es nicht, aber er hatte nie einen Grund gehabt, die Rangordnung als etwas fest vorgeschriebenes anzusehen. Wozu auch, noch tiefer sinken hatte er kaum gekonnt. Aber es war beeindruckend, auf seine Weise, dieses letzte Aufblinken seiner alten … Heimat. Vielleicht hätte er sie mitnehmen… mit einem Stirnrunzeln verwarf er den Gedanken. DAS wäre idiotisch gewesen.

Sollte er noch trainieren? Vegeta warf einen kurzen, gelangweilten Blick über seine Schulter auf die freie Fläche im Inneren des Schiffs und entschied sich dagegen. Brachte im Moment sowieso nichts und er war nicht in Stimmung.
 

Er fuhr langsam über die Lehne seines Sitzes. Leder. Es war ein wenig ominös in seinen Augen, wie jemand gerne auf toten Tieren saß, aber im Grunde war es ihm egal. Die Menschen waren so anders, aber er hatte zu viele andere Völker in seinem Leben gesehen, um wirklich davon fasziniert zu sein. Irgendwann würden sie auch sterben, was hätte er davon, ihre seltsamen Gewohnheiten zu analysieren, Zeitverschwendung… Seine Augen wanderten auf die Anzeige seines Standorts und verweilten eine Weile darauf. Er hatte überlegt… er hätte nach Vegeta-sai fliegen können. Zu dem, was davon übrig war, die Koordinaten kannte er besser als seinen Namen, dafür hatte Nappa gesorgt. Ihm war ziemlich bald nach der Bekanntgabe der Zerstörung der Saiyajin alles egal gewesen, aber DAS… das nicht. (Praktisch, dass alle gerade auf dem Planeten waren. Selbst nach so vielen Jahren konnte sich Vegeta immer noch darüber amüsieren. Er hatte den Scheiß mal geglaubt.) Am Ende entschloss sich Vegeta dagegen. Was ihn dort erwartet hätte, was auch immer… er konnte nicht.
 

Am Anfang war Nappa noch sehr eifrig gewesen. Finde Überlebende. Sie mögen ja mit einer falschen Meldung die Meisten auf dem Planeten bekommen haben, aber niemals konnten alle da gewesen sein. Sie fanden immerhin Radditz, den Idiot, der von seinem Team weggelaufen ist, wegen irgendwelcher ideologischer Bedenken. (Nicht, dass er das Wort gekannt hätte. Aber Vegeta schob sowieso alles darauf, dass Radditz´ geistige Entwicklung wegen seiner ersten Jahre außerhalb von Vegeta-sai irreparabel geschädigt war.) Er war nicht gerade, was Nappa sich gewünscht hatte, absolut nichts, worauf Radditz scharf gewesen wäre, er wurde nicht gefragt, war gerade im Regenerationstank. Sonst niemand. Freezas Truppen hatten zwar ziemlichen Nachholbedarf an militärischem Drill gehabt, aber sie waren gründlich. Nur Radditz wurde als unwichtig angesehen. (Da waren sich alle einig.) Vegeta fand das äußerst unterhaltsam, aber so lange, wie er schwächer gewesen war als Radditz behielt er seine Meinung meistens für sich.
 

Er konnte nicht mal sagen, er wäre nicht froh über die Gesellschaft gewesen. Als Nappa die Aussichtslosigkeit der Situation erkannt hatte, ging er dazu über, alle Tätigkeiten auf ein Minimum zu beschränken, inklusive Reden. Manchmal hatte sich Vegeta gefragt, warum er überhaupt noch weitermachte, aber er hatte so eine Ahnung.
 

Und dann war da noch ein ganz anderes Thema… Vegeta lehnte sich zurück und grinste, als er daran dachte. Sein erster Ständer. Dank eines gewissen Mangels an Frauen in ihrer kleinen Truppe machte sich Vegetas Hormonumstellung nämlich wesentlich unangenehmer bemerkbar, als es allen Beteiligten lieb war. Vor allem, da die schlechte Laune, die er meistens an den Tag legte, dazu führte, dass Radditz seine schlechte Laune öfter an ihm ausließ.
 

Der Höhepunkt wurde erreicht, als Vegeta nach ein paar gefrusteten Wochen zum ersten Mal registrierte, dass Radditz vermutlich am nächsten an eine Saiyajin rankam als sonst wer – immerhin hatte er verdammt lange Haare für einen Soldaten (nun, theoretisch) und seine Muskeln hatten sich noch nicht an seine enorme Körpergröße angepasst, wodurch er genauso schlaksig war wie Vegeta selbst.
 

Vegetas großer Fehler war allerdings, es ihm zu sagen. (Du siehst aus wie eine Frau.)

Radditz´ großer Fehler war, sich umzudrehen und die Beule in Vegetas Hose zu bemerken. Vegeta landete zum ersten Mal nach einer Attacke mit Radditz in einem Tank und beschloss, NIE wieder was in dieser Richtung zu sagen. Runtergeholt hatte er sich trotzdem ein paar Mal einen auf ihn. Was wollte er schon machen, Gedanken lesen konnte er wohl kaum.
 

Er war sonst sowieso zu nichts gut. Nappa wurde nie müde, Vegeta zu sagen, dass er ihm nicht mal sagen konnte, wie er kämpft, sein Stil wäre so schlecht, dass er nicht mal einen Namen verdiente, aber gegen Radditz war er ein wahrhaftiges Kampfgenie. Und natürlich nicht zu vergessen, seine Überzeugungen, die er zu jeder sich bietenden Gelegenheit Vegeta nahe bringen musste, irgendwas über das System von Vegeta-sai und wie es totaler Mist war und alles ja so kommen musste blah und Freezas System wär so viel besser blah Gruppenzusammengehörigkeit blah blah … auf der Erde war er über einen Begriff gestolpert, der Radditz gefallen hätte – Kommunismus. Wenn er allerdings ein wenig zu eifrig geworden war, bekam er immerhin ab und an zu spüren, was Nappa von ihm hielt. Und zwar gar nichts.
 

Warum hatte er ihn getötet? Vegeta legte seine Hände hinter den Kopf und schaute auf die dreckige Decke seines Raumschiffs. Er wusste, warum. Er hatte ihn nicht mehr gebraucht (Doch, verdammt, im Einreden war er noch nie gut!) und er wusste, er wusste, dass Nappa tot war seit dem Tag, an dem sie die Kommandantin vor ihnen getötet hatten. Seine Augen verengten sich kurz, als er an die Reaktion der Erdlinge denken musste, ihr Entsetzen, Unverständnis. Sie behaupteten, Krieger zu sein, aber wie kann man ein Krieger sein, wenn man keinen Krieg kennt?
 

Nappa war nur mitgegangen, weil er sich für ihn verantwortlich gefühlt hatte (Er hatte sie gesehen. Die Leiche der Kommandantin, Vegeta wusste, dass Nappa sie gesehen hatte, im Weltall schwebend) vielleicht auch, weil keiner von ihnen gewollt hatte, dass Radditz stirbt. Der Idiot.
 

Er hatte… er war nicht ganz bei sich gewesen, auf der Erde, an diesem Tag, der ganze Angriff war das reinste Chaos. Aber es war auch die Gelegenheit, unbewusst wurde ihm das klar, er konnte allein bleiben, Nappa musste nicht mehr… und er konnte einfach behaupten, seine Unzurechnungsfähigkeit hätte gehandelt. Als ob.
 

Ob Kakarott es verstand? Er war genau so ein Idiot wie sein Bruder, (Noch ein neues Wort von den Erdlingen. Warum auch immer die Menschen so viel Wert darauf legten, welche Frau und welcher Mann was für Kinder gezeugt hatten) aber beide Idioten hatten ihre festen Überzeugungen zum Thema Ehre. Was auch immer, er würde ihn nicht fragen und sowieso ging ihn das gar nichts an.
 

Nappa hatte ihn gefragt, warum er sich Unsterblichkeit wünschen wollte, von allen Wünschen, die möglich gewesen wären. (Vegeta-sai retten, warum hat er es nie gesagt? Wann war es passiert, dass Nappa ihm gehorchen musste und nicht mehr er ihm?) Er wusste die Antwort.
 

Vegeta biss sich auf die Lippe, bevor er aufstand und in den Wohnbereich ging. Sein Körper hat sich bei den vielen Erinnerungen an Radditz wohl ebenfalls erinnert und er wollte den Beweis dafür loswerden. Ganz wie in alten Zeiten.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Ein paar Minuten später ließ er sich wieder in den Ledersitz fallen und seinen Blick über die Konsolen schweifen. Nicht, dass er es jemals gegenüber den Erdlingen zugegeben hätte, aber er war mehr als froh, dass das Raumschiff sich im Grunde selber steuerte. Es war auch nie notwendig gewesen, große Raumschiffe sowieso nicht, dafür gab´s schließlich Piloten und die kleinen Pods stellten Techniker ein. Im Nachhinein war das System eventuell etwas zweifelhaft, für den Fall, dass tatsächlich jemand mal eine Panne gehabt haben sollte… allerdings konnte er sich auch nicht daran erinnern, jemals von so etwas gehört zu haben – verloren im Weltall weil zu blöd, eigenes Raumschiff zu lenken.
 

Er dachte noch ein paar Minuten weiter darüber nach, abwesend mit seinem Fuß über den Boden streifend. Warum der Sitz wohl nicht drehbar war? Wieso war überhaupt noch nichts von der Möbel zu Bruch gegangen bei der ständig wechselnden Schwerkraft? Im Wohnbereich wirkte sie auch, er hatte es getestet. Er hatte auch bemerkt, dass das Schiff wegen seiner erhöhten Gravitation jeden erdenklichen Weltraumdreck anzog. Ob der Stuhl sich deshalb nicht drehen ließ, weil die Drehgelenke nicht stark genug waren… Immerhin war die Einstellung stufenlos. Die Erdlinge hatten was gefaselt von wegen Vegeta-sais Schwerkraft wäre zehnmal so hoch wie die der Erde, aber es waren 10.37. Es dauerte seine Zeit und einiges an Experimenten, bis er das raus hatte. Woran es wohl lag, er erinnerte sich kaum an Vegeta-sai, nicht, wo er gewohnt hatte, nicht, wie es dort ausgesehen hatte, nicht mal an einzelne Personen, aber wie es sich angefühlt hatte, dass wusste er genau genug, um die Schwerkraft auf Zehntel einzustellen. Das Erdenweib hätte ihre Freude daran, dass zu untersuchen. (Sollte er…? Nein, extrem bescheuerte Idee.)
 

Er trommelte ein wenig mit den Fingern auf der Lehne, bevor er sich übers Gesicht fuhr. Ihm war langweilig. Langeweile als Konzept war noch so neu für ihn, dass er sich erst daran gewöhnen musste. Die Erdlinge wussten anscheinend, wie sie damit umzugehen hatten, aber bisher hatte er nur eine vage Vorstellung davon, wie es ist, nichts zu tun zu haben und dabei allein zu sein. Bis vor kurzem… war das noch nie der Fall. Nie. Wenn er Aufträge hatte, hatte er sie immer mit Radditz erledigt und wenn sie keine hatten, lungerten sie auf irgendner Station oder bestenfalls auf nem Planeten rum, mit oder ohne Nappa. (Warum war Nappa höher eingestuft worden? Er war der Prinz!) Selbst bei den Planetenaufenthalten war er nie allein, sie nutzten sie eigentlich immer, um sich ein halbwegs nach Frau aussehendes Wesen zu suchen. Er schnaubte genervt. DAS war also Langeweile, man sinniert unendlich über alles nach und macht sich dabei wahnsinnig! … Immer noch besser als trainieren und so zu tun, als wäre es eine sinnvolle Beschäftigung.
 

Arktan meinte mit Sicherheit, er hätte nur wegen dem Sex auf dem Rückweg bei ihr angehalten, aber es hatte mehr hiermit zu tun. Und der Tatsache, dass er große Probleme hatte, seine beschissene Neugier zu kontrollieren. Und natürlich der Sex.
 

Die Erdlinge hatten Recht, Langeweile zu hassen, er dachte viel zu viel an die Vergangenheit. Es gab genug darin zu finden, an das er nicht denken wollte, an das er nicht mal denken wollte, als er gerade dabei gewesen war, es zu machen.

Seine ersten Aufträge vor allem. Nappa hatte ihm gesagt, er sollte schnell und gründlich vorgehen. (Nicht vor seinem wirklich ersten. Nach ein paar Toten war er zu apathisch, noch an irgendwas zu denken. Woher es wohl kommt, dass die Theorie immer weit einfacher klingt als die Praxis.) Nur schwache Persönlichkeiten ziehen Genugtuung aus Quälerei. Er war wohl eine sehr schwache Person. Davon abgesehen… hatte es sehr lange gedauert, keine überlegenen Kämpfer aus den restlichen Truppen mehr zu provozieren. Bis Namek, wenn er es sich genau überlegte, und er war froh, die Details dieser Kämpfe in den meisten Fällen nicht mehr parat zu haben.
 

Ihm war schon klar, dass er für fast alle selbst verantwortlich war (Immerhin wurde er mit der Zeit sehr kreativ, was Beleidigungen anging) und ihm war auch klar, warum er es getan hatte, abgesehen natürlich von naheliegenden Gründen wie eine allgemeine Abneigung gegen jeden, der ihn wie Dreck behandelte (also alle) und ein großes Problem mit Autoritäten. Aber tatsächlich… wenn er erniedrigt und beleidigt wurde, wenn er auf dem Boden kriechen musste und sich nur noch bei Bewusstsein halten konnte, indem er seinem Gegenüber ins Gesicht brüllte, dass ER der PRINZ der Saiyajin war, dann… erinnerte er sich. Daran, wen er hassen sollte. Daran, wer er war. Er musste sich daran erinnern, die Versuchung war viel zu groß, es einfach zu vergessen, wie jeder andere auch. Aber dann… was?
 

Es war ja nicht so, als ob ihm der Titel viel gesagt hätte, als er weggeschickt worden war, es war nur die Art, wie andere ihn damit anredeten, die schließlich dazu führte, dass er ihn verteidigen wollte. Nappa hatte ihn nie wie einen Prinz behandelt, (Wie wäre er wohl behandelt worden? …gar nicht, er wäre tot.) die meiste Zeit seines Lebens musste er seinen Befehlen gehorchen (was er sogar manchmal getan hatte) und Radditz war sein Teampartner gewesen. Zu sehr seltenen Gelegenheiten, ein wenig Zeit zum Nachdenken, kam er allerdings nicht umhin, sich zu fragen, warum. Warum war er überhaupt weggeschickt worden – Freeza hatte ihn angefordert, als Geißel, aber warum sind sie darauf eingegangen? Besonders die Zeit in den Tanks, kaum bei Bewusstsein aber genug, um zu denken, kam ihm ein Gedanke, der jedes Mal sein Herz zum Rasen brachte. Hätten sie ihn gerettet? Wenn es einen Krieg gegeben hätte, hätten sie versucht, ihn, ihn und Nappa, sie zu retten?
 

Er wurde mit der Zeit sehr geübt darin, alle Zeichen zu ignorieren, die darauf hingedeutet hatten, dass sein Überleben nie zur Debatte stand. (Nappa hatte ihn weggeschickt!) Vor allem die Tatsache, dass Nappa ihm nie eine Antwort auf seine Fragen gab, bis er es Leid wurde ihn überhaupt darauf anzusprechen. Eines hatte er ihm gesagt, vor so langer Zeit, als er sein Leben retten wollte, er ist nur Vegeta-sai verpflichtet. Warum aber solle er ein Andenken ehren, eine Kultur, die ihn nicht besser behandelt hatte als Radditz?
 

Aber es war egal. Es war egal, was er von ihnen hielt, gehalten hat, noch halten würde, JETZT war er der Prinz, der Einzige, der dafür in Frage kommen könnte. Es war egal, ob seine Ausbildung unvollständig und seine Art zu Kämpfen im Vergleich mit toten Elitekämpfern stümperhaft war (wie stümperhaft konnte sie schon sein? Nappa war der Einzige, der es beurteilte, der EINZIGE!) Er war der Stärkste, der übrig geblieben war und es war egal, ob es ihm Spaß machte, zu töten (Manchmal. Oft.) oder zu quälen (Nicht mehr.), wenn es keine Vergleich mehr gab, dann zählten nur seine Ansichten!
 

Nur eine Sache hatte er sich zu Herzen genommen, eine Sache, die Nappa ihm nahe bringen wollte nach der unangenehmen Angelegenheit mit Radditz.
 

„Du kannst machen, was du willst. Bei der nächsten Freigabe… keiner kontrolliert, wie du tötest. Aber wir sind besser als der Dreck in Freezas Truppen. Der nächste Planetenaufenthalt bringt genauso viel.“
 

Er hatte zustimmend genickt, so getan, als hätte er gewusst, was Nappa damit gemeint hatte. Ihm fiel es ein, als er bei der folgenden Säuberung die letzten Zivilisten tötete (Er hatte deswegen sogar Beschwerde eingereicht. Er war ein Elitekämpfer und das nicht seine Aufgabe, sowieso verstand er nicht, was Freeza oder wer auch immer die Befehle gab, damit bewirken wollte. Sollte es ihn emotional aufwühlen? Soldaten hatten auch Familien und Kinder starben nicht anders als Erwachsene. Sie schrien genauso laut wie Frauen, alle hatten das gleiche Blut und am Ende waren alle gleich tot.) Eine Frau versuchte mit einem verletzten Bein sich hinter herabgefallenen Bruchstücken der Häuser ringsum zu verstecken. Er folgte einem sehr spontanen Impuls, als er sie nicht tötete, sondern sie in eine der besser erhaltenen Ruinen zerrte. Sie schrie und zappelte genug, um es ihm schwer zu machen, was ihm nur Recht war.
 

Das Haus stand zwar noch, aber die komplette Einrichtung war verwüstet. Er wusste nicht einmal, wie er das geschafft hatte und verschwendete ein paar Sekunden an den Gedanken, wobei er einen Tisch vom Schutt freiräumte und die Frau darauf warf. Sie schrie immer noch, noch lauter, in einer Sprache, die er nicht verstand, aber er konnte es sich denken. Er fing gerade an, sich seine Uniform auszuziehen, als sie versuchte, vom Tisch zu kommen und wegzulaufen. Er ließ es fast zu, allein schon weil er davon fasziniert war, dass sie meinte, davonlaufen zu können. Er hatte allein die komplette Bevölkerung dieser Stadt ausgelöscht, wie konnte sie da meinen, weglaufen zu können?
 

Nachdem er seinen Brustpanzer auf die Seite geworfen hatte, packte er sie wieder am Arm und brach ihn kurzerhand, bevor sie wieder auf dem Tisch landete. Vielleicht hätte er lieber ihr Bein… er runzelte kurz die Stirn, bevor er es als irrelevant abtat.
 

Sie schrie noch mehr, kaum zu glauben, aber er fand es insgeheim amüsant. Dass sie noch so viel Energie hatte. Er sah sie sich genauer an, ihre Erscheinung war humanoid, aber ihre Haut hatte eine gräuliche Farbe, ihre Augen hatten kein Weiß, nur dunkelblau und wirkten so riesig, so angsterfüllt… immerhin hatte sie nur zwei Arme und Beine, gut für ihn, schlecht für sie, sonst hätte er sie einfach getötet.
 

Das zappeln hörte nicht auf, woraufhin er ihr den Arm an einer anderen Stelle brach. Er sah sie an dabei, sah diesen kurzen Moment, in dem sie realisierte, dass etwas mit ihrem Körper passierte, bevor der Schmerz das Gehirn erreicht, dieser kurze Moment, in dem eine wunderbare Verwunderung über die Sensation in ihrem Gesicht zu sehen war, keine Angst, kein Schmerz. Er hielt ihren Kopf fest und brach ihr den anderen Arm, ebenfalls an zwei Stellen. Er überlegte kurz, ihr auch etwas im Gesicht zu brechen, aber eigentlich störte ihn das Schreien nicht. Immerhin zappelte sie nicht mehr.
 

Er zog sich die Uniform aus, vorsichtig, was viel zu lange dauerte für seinen Geschmack. Er brauchte sie noch, er hatte keinen Ersatz und wenn er zu ungeduldig war, sie war sowieso schon eingerissen. Mit ihren Klamotten (was es wohl für ein Material war? Er konnte nicht anders als es eine Weile in seinen Händen zu halten, es war weich, wie konnte etwas so weich sein?) war er schneller fertig. Er riss sich zusammen, versuchte zuerst rauszufinden, was als nächstes zu tun war (sah es aus wie in Radditz´ Dateien?) fand die Stelle, die ähnlich aussah und drang in sie ein. Das letzte bisschen Selbstbeherrschung verabschiedete sich in diesem Moment, er registrierte nicht einmal, dass sie aufgehört hatte zu schreien, er war nur noch mit diesem unglaublichen Gefühl beschäftigt, dass sein Hirn, sein Denken einnebelte.
 

Es war schneller vorbei als er gedacht hatte. Mit seiner Hand dauerte es länger. Er zog sich zurück, leicht irritiert, leicht benommen, und fing an, seinen Jumpsuit wieder anzuziehen. Ein leises Stöhnen erinnerte ihn daran, dass er etwas vergessen hatte. Sie sah ihn an. Er sah, dass sie ihren Mund bewegte, sagte vermutlich etwas, dass er nicht verstehen konnte… er konnte. Töte mich. Nappa hatte es gewusst, das wollte er ihm sagen, um ihm zu ersparen, sich so… sich zu fühlen wie Dreck. Er wollte etwas zu ihr sagen, sie sprach Standard, aber was? Tut mir Leid, dass ich alle getötet hab? (Tat es nicht) Du wirst sie im Jenseits wiedersehn? (Er glaubte nicht daran)
 

Ihre Beine bewegten sich, sie versuchte, sich aus ihrer Position zu erheben, aber sie konnte nicht. Vegeta schnappte aus seiner Benommenheit, packte sie an den Haaren und riss ruckartig ihren Kopf zur Seite. Ein kleines Knacken ertönte, die herrliche Verwunderung auf ihrem Gesicht und er ließ sie los. Nahm sich seine Sachen und verließ das Gebäude, zog sich erst auf der Straße an, sammelte Energie, viel Energie, schleuderte sie auf das Haus, ein Krater entstand, die Erde bebte (so war alles umgefallen!) und flog weg, flog zurück zu ihren Pods.
 

Radditz wartete bereits auf ihn.
 

„Na, was hat so lang gedauert? Biste immer noch langsamer als ich?“
 

Vegeta sagte kein Wort, als er Radditz schlug. Er war jedes Mal aufs neue begeistert davon, wie beruhigend es auf ihn wirkte.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Vegeta blinzelte, das helle Licht im Schiff blendete ihn. Er war… eingenickt? Leicht benommen schüttelte er den Kopf. Wie konnte er…? Ein Teil der Langeweile vielleicht. Er sah auf die Anzeige im Schiff, er hatte nicht sehr lange geschlafen. Es hatte nur dazu geführt, ihn müde und gereizt zu machen. Weiter schlafen? Die Option erschien auf einmal wunderbar und erstrebenswert.
 

Mit einem Grummeln, dass unnatürlich laut in dem stillen Raum wiederklang, legte er seinen Kopf auf die Schaltfläche vor ihm. Das Glas war angenehm kühl gegen seine Wange, er konnte sehen, wie sein Atem den Dreck auf der Scheibe aufwirbelte. (Wo kam der ganze Dreck her?) Er hob seine Hand, langsam, sie fühlte sich an wie Blei und fing an auf der Scheibe zu malen. Im Dreck. Wirbel, viele Wirbel, hörte auf, noch mehr Wirbel, hörte auf, schrieb… B u l m a. Das war ihr Name. Sie legte so viel Wert darauf, nicht Erdling genannt zu werden. Sie hatte schon verstanden, dass er sich selten Namen merkte (Entweder konnte er die Person nicht leiden oder wollte sie töten) sie gehörte in keine Kategorie und deswegen beharrte sie darauf. Es störte ihn nicht, er hat es ein wenig heraus gezögert, natürlich, um sie zu ärgern (Nicht um sie zu kränken oder, was hat er gesagt, sie schlecht zu behandeln. Bestes Beispiel für einen Erdling, dessen Namen er sich nicht merken wollte.) dann nannte er sie so.
 

Der Name klang fremd, interessant, so wie die Sprache der Erdlinge, und er konnte ihren Namen schreiben. Er hatte nachgesehen wie. Die Zeichen waren… seltsam, ihr Erlernen unnötig, aber es machte ihm Spaß, dieses eine Wort schreiben zu können. Nappa hätte ihn vermutlich als Idioten bezeichnet, auch nur die geringste Neugier an einer Rasse zu zeigen, die über kurz oder lang sowieso ausgelöscht werden würde, natürlich auch die Tatsache, dass er sich gerade wie ein Kind aufführte, aber wer wollte ihn schon kontrollieren… Er wischte mit einer unwirschen Geste über die Scheibe, über die Wirbel, über die ungelenken Buchstaben und stand auf. Ein wenig Staub wirbelte langsam auf den Boden und er ließ sich wieder auf den Sitz fallen. Wie auch immer.
 


 


 

Nappa hatte gewusst, warum er sich Unsterblichkeit wünschen wollte. Dieser verschissene… In dem Moment, in dem Vegeta stärker war als Nappa (und das war bald) wurde er ihr Anführer, mehr oder weniger. Nicht, dass es jemanden gekümmert hat, wenn jemand was von ihnen wollte, wurde Nappa angesprochen (Vegeta hat sich sehr stark bemüht, das gerade zu rücken. Mit Gewalt. Irgendwann hat es sogar was gebracht.) und er selbst sah sich zwar gern als der Anführer, der Prinz aber er konnte nie ganz davon wegkommen, von Nappas Meinung stärker beeinflusst zu werden, als er wollte. Er wusste das. Nappa wusste es, deswegen hat er was gesagt, als Radditz starb, deswegen meinte er, ihm ins Gewissen reden zu müssen. Danach war Vegeta definitiv der Anführer, wenn auch nur für kurze Zeit. Es war niemand mehr zum Anführen da.
 

„Mir ist es egal, was du dir wünscht, du kannst machen, was du willst, aber warum ausgerechnet das?“
 

„… willst du den Wunsch?“
 

„Nein. Wünsche haben noch nie etwas gebracht, nicht mal die, die sich tatsächlich erfüllen. … Irgendwann ist niemand mehr da. Du bist nicht nur unsterblich, bis Freeza tot ist, du wirst es sein, bis das Universum kollabiert und vielleicht sogar dann noch. Irgendwann wird es kein Leben mehr geben, hast du daran gedacht?“
 

„… … Wovor hast du Angst? Du machst es ja nicht.“
 

„Ich hab keine Angst. Ich mach mir Sorgen. Ich bin für dich verantwortlich, solange ich lebe, dazu gehört auch, dir absolute Dummheiten auszureden!“
 

„Weißt, das hast du schon lange nicht mehr gemacht. Hab´s fast vermisst.“
 

„Hör auf damit.“
 

„Eigentlich bin ich alt genug, um offiziell König der letzten zwei Saiyajin zu sein, muss ich mir das eigentlich von dir anhören?“
 

„Du kannst mich auch dazu bringen, still zu sein.“
 

„… Ts. Ich weiß, ich hab darüber nachgedacht, meinst, ich hab nicht darüber nachgedacht? Darum will ich es ja…“
 

„Um allein zu sein? Du warst noch nie allein, du weißt gar nicht, wovon du redest!“
 

„… … … Ich… … … willst du es wissen?“
 

„Willst du es mir sagen?“
 

„Hast du meine Mutter gefickt?“
 

„Halt dein Maul, wenn nichts rauskommt!“
 

„Ich wollt´s nur wissen, bevor ich unsterblich werde. Irgendwie war ich neugierig.“
 

„Du bist immer neugierig. Du bist der verdammt neugierigste Idiot, der mir je untergekommen ist!“
 

„Ich finde, ich hab es verdient.“
 

„Was?“
 

„Na unsterblich zu sein. Für immer zu leben… ich werd für immer… ich werd nicht vergessen. Uns, also uns alle.“
 

„…“
 

„Na ja, und ich hab´s irgendwie verdient, nicht? Ich bin immerhin jetzt König, irgendwie, also bin ich zuständig dafür.“
 

„Wofür willst du dich bestrafen?“
 

„Deswegen nimmt mich keiner ernst, hm, reden lieber mit dir.“
 

„Ich hab dich was gefragt.“
 

„Ich…“
 

„…“
 

„…“
 

„Wa…“
 

„Wär ich auf Vegeta-sai geblieben, keine Geisel, es hätte nichts geändert.“
 

„Darüber hast du dir Gedanken gemacht?“
 

„Sie haben mich weggeschickt, weil ich nicht gut genug war.“
 

„Das stimmt nicht.“
 

„… und warum dann? Ich bin bald unsterblich, Zeit, ein wenig ehrlich mit mir zu sein?“
 

„Es können viele Kinder geboren werden. Niemand konnte Freezas Anfrage ablehnen.“
 

„Also war ich nicht gut genug. Nicht gut genug, um einen Kampf wert zu sein.“
 

„Willst du es so sehen?“
 

„Kann man es anders sehen? Du wurdest auch weggeschickt.“
 

„Ich bin freiwillig gegangen.“
 

„… Dann bist du wohl von uns Dreien der größte Idiot. Offiziell war ich nichts wert und du hast eine absolut falsche Wahl getroffen.“
 

„Ich habe die richtige Wahl getroffen. Hör auf, in Selbstmitleid zu zerfließen, das war Politik und hatte nichts mit dir zu tun!“
 

„Ich hab die Ewigkeit, um darüber nachzudenken.“
 

„Wir sind noch nicht auf der Erde.“
 

„Und wenn schon. Was soll dort schon sein. Sie haben Radditz überrumpelt, das war ein Unfall.“
 

„Warum?“
 

„Warum was?“
 

„Spiel dich nicht dümmer als du bist.“
 

„… … ich bin am Leben geblieben. Ich war nicht gut genug, nicht um zu bleiben, nicht um zu sterben, und ich bin am Leben geblieben. Ich hab …“
 

„Es nicht verdient?“
 

„…Ja. Deswegen bleibe ich. Für immer. Ich bin dafür ausgewählt worden, offensichtlich.“
 

„Glaubst du daran wirklich?“
 

„Sonst würd ich´s nicht sagen. Ich bin es schuldig. Allen.“
 

„… Es wird nicht leicht werden auf der Erde.“
 

„Ich weiß.“
 

„Ich kümmer mich darum.“
 

„Damit ich meinen Wunsch bekomme?“
 

„Weil ich dich beschützen muss. Das bin ich allen schuldig. Dir schuldig.“
 

„… … Hm.“
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Keine Unsterblichkeit. Er wollte nicht mehr. Er war gestorben, er lebte wieder, er hatte seine Schuld gebüßt. Er hatte gebüßt. Er hatte…
 

Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen kamen. Verdammte Langeweile, führte zu unangenehmen Gedanken, führte zu … (er konnte es nicht einmal benennen). Keine Schuld. Er bezeichnete sich nicht als König, er wäre es nie geworden, er war ein Prinz, das war eine Tatsache und … er wollte zurück. Sie, Bulma, mit diesem seltsamen Namen, sie wusste, dass er nicht zurück wollte. Er war nicht gegangen, um ein Supersaiyajin zu werden (stand auf dem Plan, nicht sehr dringend) er wollte weg, wollte ins All zurück, wollte allein sein.
 

Nappa hatte wieder einmal Recht. Er konnte nicht allein sein, es machte ihn wahnsinnig. Er vermisste das All nicht einmal sehr, er wollte einfach zurück. Bitte, er konnte damit leben, ein neugieriger Idiot zu sein, aber… warum nicht die Schriftzeichen lernen? Warum nicht kämpfen, ohne Befehl? Warum nicht… warum nicht die vielen Fragen beantworten, die sie, Bulma, die Bulma hatte, warum nicht? Die Frau mit den hellen Augen. Er würde es für sie tun. Wenn sich die Gegner, die der Junge aus der Zukunft angekündigt hat, als das erwiesen, was er erwartete, stärker als sie, unzerstörbar, er würde sie töten. Er würde sie töten wie die Frau damals, ein kurzer Ruck, ein wunderschönes Verwundern in den hellen Augen und dann…
 

Nur für sie. Er wusste, wie es war, zu leben wenn alle anderen tot sind. Es war seltsam mit ihr, aber er hatte gebüßt. Er war kein Saiyajin mehr, keine Referenz mehr vorhanden, er konnte machen, was er wollte, er war die Referenz.
 

Erleichtert lehnte er sich zurück. Entscheidungen treffen war angenehm. Kurze Zeit später war er wieder weggedöst.
 

Fin

Part 3 - Bulma 1

Disclaimer: Dragonball Z gehört Akira Toriyama
 

Kapitel 1: …won´t save me today
 

Ihre Augen brannten. Sie strich sich mit der Hand über ihre müden Lider, während sie den Monitor ausschaltete. Es war schon… kurz vor halb fünf. Zu früh für die Sonne aber auch zu früh zum Schlafen gehen.

Sie stand langsam auf, streckte sich, steif vom langen sitzen an ihrem Schreibtisch und machte sich auf den Weg in die Küche, Kaffee machen. Ein paar Augentropfen vielleicht… Die Flure im Haus waren dunkel und verlassen, kein Wunder um die Uhrzeit, aber Bulma liebte es, allein durch das schlafende Haus zu gehen. Sie machte nie Licht, aber das war auch nicht notwendig. Ihre Gedanken wanderten an die nachfolgenden Stunden, ob sie lieber an dem Projekt arbeiten sollte, dass ihr einer ihrer Mitarbeiter am vorigen Tag geschickt hatte oder lieber weiter die Daten der letzten Messung des Hüllmaterials von Gokus Schiff auswerten sollte… sie bemerkte einen kleinen Lichtstrahl, ein kleiner, gelber Strahl, der vermutlich unter einer Tür heraus schien und ihr im allgemeinen Dunkel überaus grell und störend auffiel. Sie ging näher, leise, vermutlich jemand, der ebenfalls die Küche benutzen wollte, ganz leise, als plötzlich ihr Handy klingelte. Erschrocken fuhr sie zusammen, einen Aufschrei gerade noch unterdrückend. Immerhin hatte sie es nachts immer auf Vibrationsalarm, das blöde Teil… sie sah kurz auf das Display, bevor sie ranging, obwohl sie schon davor wusste, wer um die Uhrzeit noch was von ihr wollen könnte.
 

„Ja?“
 

„Bulma, gut das du rangegangen bist! Dieser Abend war so beschissen bisher!“
 

„Ah ja? Ich bin müde, fass dich kurz.“
 

Yamchu natürlich. Seit geraumer Zeit verspürte sie immer mehr das Bedürfnis, ihn danach zu fragen, was er eigentlich falsch verstanden hatte! Eine ‚Beziehung mit gegenseitigen Vorteilen‘ beinhaltete nicht, dass sie seine schwule Freundin spielt (haben Männer so etwas überhaupt?), sondern nur die Tatsache, dass sie Sex haben, wenn sie Lust darauf haben und wenn nicht, dann sollte er sich jemand anders suchen und sie damit in Ruhe lassen. Den ganzen Beziehungskram hatten sie schon hinter sich, dass daraus nichts wurde, war niemandes Schuld, also warum wurde sie dann dafür bestraft! Allem Anschein nach hat ihn jemand sitzen lassen (oder er hat ihn nicht hochgekriegt? Das würde sie lieber hören, wäre unterhaltsamer) und sie durfte mal wieder herhalten für Gejammer und ausführliche Beschreibungen. Es war ja nicht so, als ob sie nicht auch viel redete, aber sie war auch eine Frau und außerdem rief sie nicht ihn an, wenn sie sich bei wem ausheulen wollte.
 

„…Und dann hatte sie doch tatsächlich kein Höschen darunter getragen, kannst du dir das vorstellen?“
 

„Hm.“
 

Wohl doch die erste Alternative. Mittlerweile hatte sie die Küche erreicht und wie vermutet, befand sich eine weitere Person im Raum. Vegeta stand vor dem Kühlschrank und schien sehr davon eingenommen, sich für ein Getränk zu entscheiden. Sie blieb kurz stehen, wägte ab, ob seine Anwesenheit sie störte (tat sie nicht), ob er Anzeichen machte, dass sie ihn störte (er sah nicht einmal hoch, also nein) und ging mit einem kleinen Schulterzucken weiter. Bitte.
 

„… dann hab ich ihr noch einen verfickt schönen Abend gewünscht und jetzt sitz ich hier. Ich mein, wer versetzt einen denn, wenn man schon nackt ist?“
 

„Offensichtlich war die Schlampe nicht zufrieden, mit dem, was sie zu sehen bekam.“
 

Dummes Weib. Yamchu hatte viele Fehler, das wusste sie bestens, aber es hatte schon seinen Grund, warum sie sich immer noch zum Vögeln trafen und sie dafür sogar sein Gelaber in Kauf nahm.

Sie nahm eine Tasse aus dem Schrank, stellte sie in die Maschine. Cappuchino… und eine Kippe. Sie zog eine halb leere Packung aus ihrer Hosentasche und steckte sich eine an, einen tiefen Zug nehmend.
 

„Wie steht´s bei dir, bist grad beschäftigt?“
 

Und da wären wir auch schon. Sie nahm die Zigarette aus ihrem Mund, blies langsam den Rauch aus.
 

„Sehr. Ich machs mir grad selbst. Es geht doch nichts gegen deine Stimme und jammervolle Klage über dein Versagen, um mich heiß zu machen.“
 

Sie grinste leicht. Idiot.
 

„… Verarscht du mich gerade? Das war eine ernstzunehmende Sache, ich dachte, du würdest das verstehen!“
 

Er bekam keinen Fick und spielte die Heulsuse, in ihren Augen war das erbärmlich und nicht dramatisch, aber bitte. Sie wollte sowieso Nein sagen, jetzt erst recht.
 

„Hör zu, ich hab noch Arbeit zu erledigen, also erspar´s mir. Tu der Menschheit einfach einen Gefallen und fick dich heut Nacht selbst.“
 

Sie legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte. Sie steckte ihre Zigarette wieder in den Mund und griff nach ihrer Tasse, als sie registrierte, dass Vegeta sich noch immer in der Küche befand, eine Coke in der Hand und sie ansah.
 

Bulma runzelte ihre Stirn, als sie knapp danebengriff und ihre Tasse mit einem lauten Scheppern auf den Fliesen zersprang, Kaffee großzügig über ihre Vans verteilend.
 

„Verdammter Scheißdreck!“
 

Genervt kickte sie ein paar Scherben beiseite, bevor sie sich eine neue Tasse holen ging. Vegeta stand immer noch da.
 

„Was? Die Putzfrau räumt das weg.“
 

„Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du das selber machen würdest.“
 

Wie war das denn bitte gemeint? Sie war kurz davor, was zu sagen, aber ließ es bleiben. Es war ihr Haus, sie musste sich für gar nichts rechtfertigen.
 

Leicht verstimmt wandte sie sich wieder der Kaffemaschine zu, als ihr etwas einfiel.
 

„Vegeta!“
 

Er drehte sich im Türrahmen um, anscheinend hatte er gerade beschlossen, sie lange genug angestarrt zu haben.
 

Es war nur ein kleiner Geistesblitz, der Bulma dazu bewogen hatte, ihn zurück zu rufen. Wenn er in der Küche rumlungerte anstatt zu trainieren, und in den vergangenen Wochen war es ihr nicht entgangen, dass Vegeta ähnliche… ‚Arbeitszeiten‘ wie sie hatte, dann konnte er nicht trainieren, was wiederrum nur auf einen Grund zurückzuführen war…
 

„Ist mit der Anlage alles in Ordnung?“
 

„Ja.“
 

Vegeta war schon halb durch die Tür raus, als Bulma noch einmal nachhakte.
 

„Hör mal, wenn irgendwas nicht geht, selbst ne Kleinigkeit, dass sag es. Bei den Belastungen könnte das ganze Teil in die Luft fliegen, wenns n Defekt hat.“
 

Sie glaubte zwar nicht, dass es ihn verletzen könnte, aber ihr Haus war direkt daneben und das Scheißteil neu zu bauen… lieber auf Nummer sicher gehen.
 

Er schien kurz nachzudenken, bevor er antwortete.
 

„Eins von den Lichtern neben der Bedienkonsole flackert.“
 

Kein sarkastischer Spruch? Ernsthaft? Sie hätte einen von sich gegeben, an seiner Stelle. Aber vielleicht tat er ihr auch einfach nur den Gefallen, zu reden wie ein Erwachsener, und das war sie einfach nicht gewöhnt.
 

„Gut. Ich komm gleich mit und seh´s mir an.“
 

Damit wär auch die nächste Arbeit entschieden. Sie warf ihren Zigarettenstummel in die Kaffeepfütze, wo sie zischend ausging und deutete Vegeta an, dass sie gehen konnten.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es war zum Kotzen. Vegeta konnte nicht nachvollziehen, wie er sich in einem offensichtlich wohlhabenden Haus selbst etwas zu trinken holen musste! Das war nicht einmal so sehr das Problem, er begrüßte sogar die Gelegenheit, eine Pause einzulegen, aber er konnte kaum die Schriftzeichen der Erdlinge entziffern und natürlich war die Kühlungsanlage voll mit Getränken, die alle gleich aussahen.

Er überlegte noch, einfach rein zu greifen und eins zu nehmen oder noch ein wenig länger vor der offenen Tür zu stehen und die angenehme Kühle zu genießen, als er spürte, dass sich der Erdling, der ihn hier wohnen ließ, näherte. Einen kurzen Moment später betrat sie das Zimmer, in ein Gespräch vertieft… dem Inhalt nach zu urteilen mit dem anderen Erdling, mit dem sie gelegentlich Sex hatte. Wobei er bemerkt hatte, dass die Häufigkeit dieser Besuche stark abgenommen hatte, seit er hier wohnte. Warum sie wohl nicht einfach in seine Wohnung gingen? Er wischte den Gedanken beiseite. Der eine kam nicht mehr, stattdessen kamen andere, der Erdling schien sich daran nicht zu stören.
 

Er blies etwas Luft aus und griff sich schließlich eine Flasche. Co… was auch immer. Anstatt zu gehen blieb er noch kurz stehen, beobachtete sie, während sie ihm den Rücken zudrehte und ihn offensichtlich nicht registrierte.
 

Die Riten der Erdlinge interessierten ihn nicht sonderlich, aber er kam nicht umhin, über einige von ihnen Kenntnisse zu erhalten, wobei das größte Rätsel immer noch diese Frau darstellte. Soweit er wusste, pflegten die Erdlinge sich in Paaren zusammen zu finden, lebenslänglich vermutlich, wie bei den meisten Rassen, wenn es religiös motiviert war. Diese Frau hielt davon aber allem Anschein nach nichts, ihre Beziehungen schienen eher nach seiner Vorstellung davon zu verlaufen. War sie eine Anomalie? Verweigerte sie sich dem Glauben auf ihrem Planeten oder spielte es doch eine geringere Rolle als er annahm?
 

Vegeta hatte tatsächlich darüber nachgedacht, sie zu fragen, aber Neugier würde bedeuten, dass sie dasselbe tun könnte und wenn er ehrlich zu sich war… er hatte kein Interesse. Ein wenig Neugier an einem Planeten, der bei dem bevorstehenden Kampf mit großer Sicherheit zerstört werden wird, war eine Sache, von diesem aufdringlichen Erdling mit Fragen zu seiner Vergangenheit bedrängt zu werden, eine ganz andere. Er wollte weder darüber nachdenken noch darüber reden, also tat er es nicht.
 

Als sie ihre Tasse auf den Boden warf, bemerkte er, dass er sie gedankenverloren angestarrt hatte, obwohl sie schon längst ihr Gespräch beendet hatte. Es war egal. Dass sie die Scherben in eine Ecke trat brachte allerdings ein Grinsen auf seine Lippen. Reiche Personen waren überall im Universum gleich.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sie gingen schweigend durch die hell beleuchteten Gänge des Hauses. Bulma hatte keinen Zweifel, dass sie beide auch ohne Licht ihren Weg gefunden hätten, aber irgendwie erschien es ihr nicht richtig, mit wem anders im Dunkeln herumzulaufen. Sie runzelte leicht ihre Stirn, es war ihr absolut verhasst, ihre Gewohnheiten zu verändern und die Tatsache, wegen wem sie es gemacht hatte, störte sie nur noch mehr.

Als sie endlich den Weg vor dem Haus betraten, schummrig beleuchtet durch das diffuse Licht der Straßenlampen, spürte sie sich förmlich aufatmen. Sie ignorierte sogar den Schwall schwüler Luft, der ihre Klamotten sofort dazu brachte, an ihr zu kleben.
 

„Ich muss noch in die Werkstatt, mein Zeug holen, du kannst schon mal vorgehn.“ Sie gestikulierte ein wenig in Richtung des Trainingsraums.
 

Vegeta sah sie nur an, ein paar Sekunden länger, als es notwendig gewesen wäre, bevor er sich umdrehte und in die andere Richtung davon ging. Sie sparte sich eine Bemerkung. War es eh nicht wert.
 

Schon seit dem ersten Tag… Bulma konnte nicht anders als sich zu wundern, warum er so viel quasselte, wenn es ans Kämpfen ging, aber seit den paar Wochen, die er bei ihr wohnte, kaum etwas gesagt hat. Andererseits redeten sie alle viel, wenn sie kämpften, vermutlich war´s so etwas wie ein notwendiger verbaler Schwanzvergleich, bevor die Action anfing. Bei dem Gedanken konnte sie sich ein Kichern nicht verkneifen.
 

Sie schnappte sich schnell ihren Werkzeuggürtel, überlegte kurz, noch mehr mitzunehmen, verwarf den Gedanken, es war ja gerade mal ne Lampe hinüber und wieder raus gegen die Wand aus schwüler, stickiger und widerlich feuchter Luft. Bulma fuhr sich mit der Hand über ihren schweißfeuchten Nacken, spielte kurz mit den lose herabhängenden Haaren und machte sich eine geistige Notiz, sie loszuwerden. Es war Sommer, Zeit für eine Kurzhaarfrisur.
 

Das flackernde Licht war das erste, das sie bei betreten des Trainingsraums bemerkte. Das Vegeta nicht schon vorher was gesagt hatte… aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung, er stand neben der Tür und verzog angewidert das Gesicht. Bulma zog nur eine Augenbraue hoch.
 

„Schmeckt´s nicht?“
 

„Zu süß.“ Na immerhin, eine Antwort.
 

„Cola ist immer süß, warum nimmst nicht Wasser?“
 

Bulma erwartete eigentlich eine pampige Antwort, aber das eisige Schweigen, das stattdessen folgte, ließ sie nur ein wenig theatralisch aufseufzen, bevor sie auf die Bedienkonsole kletterte, um sich die Lampe näher anzusehen. Vermutlich war nur der Leuchtstoff alle…
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sie hatte die Lampe ausgetauscht. Sie hatte an der Lampe herum geschraubt. Sie hat wahllos Knöpfe gedrückt. Je länger Vegeta ihr zusah, desto mehr bekam er das Gefühl, sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich machte.
 

Als nächstes stemmte sie ihre Hände in die Hüfte, seufzte sehr laut auf und drehte sich um. Sie drehte sich um. Nur jahrelanges Training hatte dafür gesorgt, dass sein Gesichtsausdruck standhaft blieb, ein wenig nippen an dem braunen Zeug…
 

„Was machst du da eigentlich? Du kannst auch trainieren, is mir egal, Hauptsache keine Gravitation und schieß nix auf mich, ja?“
 

Schlucken.
 

„Okay, bitte, tu was du willst. Die Lampe hat jedenfalls nichts, es ist irgendwas mit der Elektronik nicht in Ordnung, ich muss mir das mal ansehn. Kann n Weilchen dauern.“
 

„Hn.“
 

Sie blies sich eine Strähne aus der Stirn, oder versuchte es zumindest, der Erdling schien mit der feuchtwarmen Luft zu kämpfen, bevor sie anfing, unter die Konsole zu kriechen. Sie trug nur kurze Shorts.
 

Er nahm noch einen Schluck. Warum trainieren, das hier war auch nicht so schlecht.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

„Verdammt!“
 

Ein Kabel war verschmort und hatte die Elektronik im näheren Umkreis angesengt. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, wusste sie nicht einmal genau, was an der Stelle reguliert wurde, außer natürlich der verschissenen Lampe.

Sie stupste vorsichtig eines der Kabel an, dessen Isolierung nur noch in schwarzen Stücken herabhing und als Dank riss es mit einem kleinen Zing und alles wurde dunkel.
 

„Fuck!“ Sie war erschrocken, ihr Kopf hatte sich ruckartig nach oben bewegt, sie befand sich zum größten Teil in einer engen Maschine und… kein Blut, immerhin etwas.
 

„Hey, bist du noch da? Vegeta?“
 

„Hast du dich verletzt?“
 

Was für eine Frage war das denn? Machte er sich etwa tatsächlich Sorgen oder hatte er nur Angst, dass seine Mechanikerin nicht mehr funktionsfähig sein würde? Wie auch immer, darüber konnte sie sich auch später den Kopf zerbrechen.
 

„Ich lieg auf dem Rücken und hab mir fast den Schädel eingeschlagen, zieh mich raus.“
 

Ihr blieb kaum eine Sekunde zu überlegen, ob das wirklich eine so gute Idee gewesen ist, das konnte man schon falsch verstehen als nahezu unverwundbare Person und ihr Kopf war sowieso schon lädiert und eine kleine Panikattacke bahnte sich ihren Weg und eine warme Hand packte ihren Knöchel und langsam schlitterte sie über den Boden, begrüßt von Vegetas Schritt in Hocke, das Spandex war wirklich sehr eng… Ihr Blick wanderte hoch zu seinem Gesicht, in dem sich ein sehr finsterer Ausdruck breit gemacht hatte.
 

„Das Licht ist aus.“
 

Ach was. „Ja, meine Schuld, sorry. Also irgendwie gab es wohl ne Überhitzung und ne Isolierung ist geschmolzen, auf alle Fälle siehts da drin ziemlich wüst aus.“
 

Bulma kämpfte damit, in Vegetas Gesicht zu sehen, das allerdings keinen allzu einladenden Eindruck machte. Wieso ließ er eigentlich ihren Knöchel nicht los, hatte er Angst, sie würde weglaufen und ihn im Dunkeln sitzen lassen oder was? So dunkel war es nicht mal, die Notbeleuchtung war an.
 

„Jedenfalls muss ich nachsehn, welche Systeme da angeschlossen sind und dann alles austauschen, was dauern wird. Ne Weile. Länger. Also falls du noch was anderes zu tun hast…“
 

Aufstehn, aufstehn, aufstehn! Und schön langsam, ging eh nicht anders, seine Hand abschütteln…
 

„Ich, ähm… ich bin dann mal in der Werkstatt.“
 

Und Abgang. Sie konnte dem Drang nicht widerstehen, ihre Hand ins Gesicht zu klatschen, als sie wieder Rasen unter ihren Füßen spürte. Das hatte sie ja sehr elegant hingekriegt… Und zu allem Übel konnte sie nicht das Gefühl abschütteln, dass sie nicht gerade einen kompetenten Eindruck gemacht hatte. Das war allerdings auch nicht ihre Schuld, ihr Vater hatte den Trainingsraum gebaut, sie konnte ja wohl kaum alles wissen.
 

In ihrer Werkstatt angekommen machte sie sich erst einmal auf die Suche nach den Blaupausen, bevor sie nicht wusste, was überhaupt kaputt war, konnte sie nicht anfangen, irgendwas zu reparieren. Eine halbe Stunde später war sie schon wieder unterwegs über den Rasen, in ihrer Hand die benötigten Unterlagen, die sie mit der tatsächlichen Anlage vergleichen musste, damit sie den Mechanikern in der Firma Bescheid geben konnte, an was sie arbeiten sollten, wenn sie schlafen gegangen war und ein Kaffee. Ersatz für den, der als Pfütze in ihrer Küche lag. Für ne Zigarette war auch noch Zeit…
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es war nicht viel Zeit vergangen, bis Vegeta den Erdling wieder über die Wiese stapfen hörte. Er wunderte sich ein wenig darüber, dass sie tatsächlich noch gekommen war, aber im Grunde war es ihm egal. Er würde sowieso nicht mehr trainieren, aber er hatte auch noch kein Interesse daran, schlafen zu gehen, also konnte er ihr genauso gut noch beim Arbeiten zusehen. Oder was auch immer sie da gemacht hatte.
 

Anstatt rein zu gehen, blieb sie am Eingang stehen und fing an zu rauchen. Offensichtlich hatte sie ihn nicht bemerkt, aber die Erdlinge bemerkten sowieso fast nichts. Die Sonne ging gerade über den Dächern der benachbarten Häuser auf und ließ den Himmel in einem grellen rot glühen. Es war nicht das erste Mal, dass er bei Tagesanbruch noch wach war, allerdings das erste Mal, dass er den Sonnenaufgang überhaupt registrierte. Es sah fast aus wie… zu Hause. Als ob. Der Himmel war rot gewesen, ja, aber das hier war kein Vergleich, das verschwommene rot, welches für ein paar Minuten am Himmel zu sehen war, bevor wieder alles dunstig blau wurde.
 

Er sah wieder auf den Erdling, ihr Profil halb im Schatten verborgen, nur umrahmt von einem roten Lichtkranz, der alle paar Sekunden von einem Schleier aus weißem Rauch durchbrochen wurde. Es war absolut windstill. Ihm war es schleierhaft, wie sich der Rauch dennoch in ständig wechselnden Formen um ihr Gesicht bewegen konnte, an manchen Stellen so dicht, dass er nicht einmal mehr die weichen Konturen dahinter erkennen konnte. Er konnte die Augen nicht abwenden, der Anblick hatte etwas…
 

Sie sah ihn an, direkt in seine Augen, bevor sie erschrocken zusammenzuckte.
 

„Ich… ich hab dich gar nicht gesehn, sorry, ähm…“
 

Er hatte auch nicht gesehen werden wollen. Mit einem leisen Grollen setzte er sich auf die Eingangsstufen des Trainingsraums.
 

„Und wie sieht´s aus?“
 

Der Erdling runzelte leicht die Stirn.
 

„Ach, das meinst. Ich muss die Systeme mit den …“ Sie wedelte mit der Hand auf einen Stapel Papier am Boden. „Blaupausen vergleichen und dann wird das heute noch jemand reparieren können, wenn ich weiß, was los ist. Also vermutlich.“
 

„Hn. Worauf wartest du dann?“
 

Sie zog an ihrer Zigarette. „Ich wollte offensichtlich noch eine rauchen. Das kann ich da drin nicht machen, wegen der Lüftung. Außerdem ist es nicht mein… Zimmer.“
 

Sie zog noch einmal, den kleinen Rest warf sie in ihre Tasse.
 

„Wie siehts eigentlich aus, passt das mit der Lüftung? Nicht zu heiß? Die Ventilatoren sind zwar stark, aber bei dem hohen Druck ist die Kühlung schwer, weißt? Ach ja, die Luft, geht´s mit der? Ist weiter oben im Zimmer auch noch was oder pappt alles am Boden?“
 

Vegeta konnte förmlich ihr Unbehagen spüren, nur weil er sie ansah. Sahen sich die Erdlinge nicht an, wenn sie miteinander redeten oder war er das Problem? Er grinste leicht, was sie noch unbehaglicher werden ließ.
 

„Im Vergleich zur planetaren Temperatur ist es heiß, mich stört das allerdings nicht. Der Sauerstoffgehalt…“ Er überlegte kurz. Er kannte die hier üblichen Maßeinheiten nicht, also musste er improvisieren. „… eine Armlänge über Türhöhe ist sehr gering. Er ist sehr hoch kurz über dem Boden.“
 

Der Erdling kniff die Augen zusammen, während sie überlegte.
 

„Hm, ich werd mal sehn… bei wie viel g trainierst du momentan?“
 

Die Frage kam unerwartet. Er hatte keine Ahnung, er stellte die Anzeige nach Gefühl ein. Ein g war offensichtlich die Schwerkraft des Planeten, wie groß war dann der Unterschied… er konnte sich gerade noch zurückhalten, bevor er sich gedankenverloren auf die Lippe biss und sagte ihr schnell eine Zahl, die sich relativ richtig anhörte.
 

„200.“
 

Sie sah ihn lange an, bevor sie ihre Tasse auf den Boden stellte und die Papiere aufhob, die sie dort abgelegt hatte.
 

„Gut. Vor heute Abend wird das hier nichts mehr, also kannst du auch schlafen gehn oder so.“
 

Es war das dritte Mal, dass sie ihm das sagte. Offensichtlich wollte sie ihn wirklich dringend loswerden. Als er sich nicht von seinem Platz in der Tür wegbewegte, drückte sie sich schließlich an ihm vorbei. Sie war wieder umrahmt von Licht, vom schummrigen Licht der Notbeleuchtung, aber es war nicht annähernd so schön wie ein paar Minuten davor.
 

Schön, ha. Das war das Wort, das er gesucht hatte.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es kam Bulma wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich ein kleines Rascheln hörte. Vegeta schien sich tatsächlich verzogen zu haben. Die ganze Situation kam ihr irgendwie absurd vor. Es war, was, ein Jahr her? Eine mickrig kurze Zeit seit Vegeta zum ersten Mal auf der Erde aufgetaucht war, mit der einzigen Absicht, sie alle umzubringen (So war es doch? Sie würde ihn bestimmt nicht darauf ansprechen) von Namek ganz zu schweigen (da war sie sich sicher) und jetzt saßen sie hier seelenruhig nebeneinander im Morgengrauen und hielten ein Pläuschchen bei Kaffee und Kippen. Irgendwie war das nicht in Ordnung.
 

Sie grinste, als ihr plötzlich eine Idee kam. Er hatte eine sehr lange künstlerische Pause eingelegt, bevor er ihr auf ihre letzte Frage geantwortet hatte… ein paar Handgriffe später hatte sie die letzten verwendeten Gravitationseinstellungen aufgerufen.
 

175, 164, 162, 173, 170, 168…
 

Bulma pustete sich eine Strähne aus der Stirn. Na das erklärte doch so einiges.
 

Bis zum Abend hatten die Mechaniker der Caspule Corp. den Schaden repariert, ein paar Tage später wurde ein neues Ventilationssystem eingebaut und eine Woche darauf stolperte Vegeta über eine Flasche Wasser, die jemand in den Eingang gestellt hatte. Es lag ein Buch mit einer Audiodatei darunter. Die Stimme des kleinen Erdlings, der ihm offensichtlich die Aussprache der Erdlingszeichen vorlas. Kein Kommentar dazu, nur klare Anweisungen. Es hatte einen entspannenden Effekt, es sich beim Training anzuhören.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Bulma warf genervt ihren Kugelschreiber auf den Tisch, während sie mit gerunzelter Stirn auf den Monitor starrte. Das sah nicht gut aus. Sie korrigierte sich: Das sah überaus beschissen aus!
 

Die Ergebnisse der Materialanalyse der extrem widerstandsfähigen Außenhaut von Gokus Raumschiff waren zuerst so beeindruckend gewesen! Offensichtlich war das superleichte und extrem widerstandsfähige Hüllmaterial eine Legierung aus mehreren bekannten Metallen in einer bisher unbekannten Zusammensetzung. So weit so gut, auch wenn Bulma ein klein wenig enttäuscht darüber war, dass sie kein neues Element gefunden hatten, aber dann wiederrum sollte man der Science Fiction auch nur so weit trauen. Nur haben die Chemiker aus der Forschungsabteilung gemeint, die Zusammensetzung wär zwar bekannt, aber sie haben keinen Weg, das so herzustellen, zumindest nicht so bald und es würde lange dauern, rauszufinden, wie das gemacht wurde, also sofern sie keine Daten von den Erbauern hätte…
 

Woher denn? Sie warf sich nach hinten, die Lehne ihres Stuhles quietsche empört auf. Es gab niemanden, der das wissen konnte, zumindest nicht hier, vielleicht irgendwo im All, aber was brachte ihr das jetzt?
 

Um aber alles noch schlimmer zu machen, kamen auch noch gleich die Ergebnisse von der Analyse der Sichtscheibe der Kugel von einer anderen Arbeitsgruppe. Ein neues Copolymer mit bisher unbekannten Monomeren, extrem widerstandsfähig, so einzigartig, dass Bulma dabei ein leichtes Herzflattern verspürte. Bulma sah schon, wie sie damit einen komplett neuen Markt erschließen konnte, das Monopol auf die Ausstattung der internationalen Raumfahrt bei der Capsule Corporation und überall ihr Firmenlogo drauf, aber nein, das können sie ja auch nicht herstellen!
 

Was Bulma aber wohl am meisten nervte, war die Tatsache, dass sie nichts machen konnte. Sie war keine Chemikerin, sie brauchte die fertigen Materialien, um damit Test zu machen, damit sie die Eigenschaften kannte und dann entsprechende Maschinen entwickeln konnte, aber wie die Materialien herzustellen waren, das war nicht ihr Gebiet und es machte sie wahnsinnig!
 

Sie lehnte sich wieder vor, starrte intensiv den Bildschirm an, als ob er ihr sagen würde, was sie wissen wollte. Er war nicht sehr gesprächig. Sie warf kurz einen Blick auf ihre leere Kaffeetasse, als sie eine spontane Idee bekam und sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Vegeta ignorierte das erste Pochen gegen die Tür des Trainigsraums. Vermutlich ist nur von draußen was dagegen geflogen, der Wind wehte oder so was. Beim zweiten Mal hielt er schon kurz inne und beim dritten Mal war ihm klar, das offensichtlich jemand rein wollte.
 

Irritiert ließ er sich auf den Boden sinken und schaltete die Schwerkraft ab, als die Tür schon aufgerissen wurde.
 

„Hast du mal kurz Zeit?“
 

Vegeta konnte nicht gleich deuten, was mit dem Erdling los war. Sie sah aus, als wäre sie gerannt und dabei gegen nen Baum gelaufen, zumindest war ihr Gesicht ganz rot und ihre Augen waren blutunterlaufen.
 

„Wolltest du die Tür eintreten?“
 

Sie sah ihn nur kurz an, bevor sie nickte. „Egal, komm her, ich muss dich was fragen.“
 

Warum gab er sich überhaupt mit ihr ab? Sie hatten kaum drei Worte miteinander gewechselt die letzten paar Wochen, was also … Bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, schob sie ihm eine Tasse in die Hand und setzte sich auf die Stufen vor der Tür. Er beäugte den Inhalt nur misstrauisch, bevor er die Tasse neben sich stellte und ihr zusah, wie sie an ihrem tragbaren Rechner herumhantierte.
 

„Okay, schau her, sagt dir das was?“
 

Vegeta sah auf den Monitor. Dann sah er Bulma an. Lang.
 

„Und? Das ist von Gokus Schiff, die Legierung für die Außenhülle und ich muss wissen, wie ihr das hergestellt habt! Vielleicht kennst du die Namen für die Metalle nicht, brauchst du die chemische Struktur?“
 

Gleich fing sie wieder an, hektisch zu tippen, aber Vegeta sparte sich einen Kommentar.
 

„Okay, das hier? Wie habt ihr das gemacht? Ich brauch nur ein paar Hinweise, vielleicht ne Apparatur, n Aufbau, Fabrikstruktur, irgendwas? Ich brauch vorerst auch nicht viel, nur kleine Mengen, Labormaßstab reicht!“
 

Sie sah ihn begeistert an.
 

„Willst du deinen Kaffee nicht?“
 

Vegeta folgte ihrem Blick, der auf die Tasse gerichtet war.
 

„Erdling, was willst du eigentlich?“
 

Sie sah in ernsthaft verwirrt an.
 

„Herstellungsverfahren für diese Legierung.“ Als ob es das offensichtlichste der Welt wäre.
 

„Und woher soll ich das wissen? Ich bi… war ein Soldat, kein Mechaniker!“
 

„Dafür hätte es wohl eher Chemiker gebraucht, aber egal. Du warst doch da! Du hast das Zeug verwendet! Ich mein…“
 

„Aus was ist dein Haus gebaut?“
 

Der Erdling starrte ihn mit offenem Mund an. „Wa…?“
 

„Oder die Tasse. Dein Gerät. Weißt du, wie die Materialien hergestellt werden?“
 

Ihr Blick änderte sich langsam, eine gewisse Resignation machte sich breit.
 

„Scheiße.“
 

„Ich hab keine Fabrik jemals von innen gesehen. Ich hatte nicht mal ne Ahnung, dass das Metall war.“
 

Sie klappte ihr Gerät wieder zu.
 

„Okay, wär ja auch zu leicht gewesen. Und das Polymer…?“
 

„Ich geh wieder rein.“
 

„Ich hab dir Kaffee mitgebracht, willst du den nicht?“
 

War das irgendeine seltsame Art der Erdlinge, darauf zu beharren, etwas zu inspizieren, wenn es einem in die Hand gedrückt wird?
 

Er verdrehte kurz die Augen, bevor er die Tasse hochhob und daran roch.
 

„Hab ihn schwarz gelassen, ich bin davon ausgegangen, dass das wohl am ehesten…“
 

Er hielt ihr die Tasse hin.
 

„Das Zeug ist bitter.“
 

Er presste den Knopf für den Schließmechanismus der Tür. Sie hätte den Erdling erwischt, wenn sie nicht schnell aufgesprungen wäre, wobei der Kaffee auf ihrem Oberteil landete. Die Tür isolierte sehr gut, das er trotzdem ein ‚Du blödes Arschloch!’ hören konnte, bewies nur, dass der kleine Erdling eine sehr laute Stimme hatte.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Bulma klopfte genervt mit ihren Fingern auf ihrem Schreibtisch rum, während sie versuchte, mit ihren Augen ein Loch in ihren Monitor zu brennen. Ihre Mitarbeiter tänzelten alle schon ganz nervös um ihren Platz rum, bloß nicht zu nah ran, sie könnte ja was werfen! Und damit hatten sie mehr als Recht. Gut, sie konnte akzeptieren, dass Vegeta nichts wusste, was irgendwie interessant war, zumindest nicht das, was sie aktuell am meisten interessierte. Aber sie rauszuschmeißen, SIE verdammt noch mal, die es IHM erlaubte, überhaupt in ihrem Haus zu wohnen und zu essen und NICHTS zu bezahlen!
 

Wütend schlug sie mit der Faust auf ihren Schreibtisch, bevor sie sich ruckartig umdrehte.
 

„Billy! Herkommen!“
 

Einer der nervös aussehenden Menschen in den Arbeitsquadraten hinter ihr erhob sich zögerlich und kam auf seine Chefin zugeschlurft. Er wusste nicht, was sie wollte, aber das musste er nicht, ein Blick auf ihr Gesicht reichte.
 

„Chef.“
 

Bulma grinste leicht, die Genialität ihres Planes war selbst für ihre Verhältnisse überraschend hoch.
 

„Besorg mir was zu trinken. Bevorzugt ein Sportgetränk, möglichst nicht süß oder bitter, wenig Zucker, wenig Kohlensäure.“
 

Als er sich nicht rührte, zog sie nur ihre Augenbrauen hoch.
 

„Was? Ist die Anweisung zu schwer?“
 

Billy senkte betreten seinen Blick, bevor er leise murmelte:
 

„Die Analysen von …“
 

„Scheiß auf die Analysen, das ist wichtiger! Henry, übernehmen Sie die Analysen!“
 

Ein weiterer nervöser Mitarbeiter sprang erschrocken auf und salutierte, was Bulma nur mit einem ungläubigen Gesicht quittierte.
 

„Sonst noch was?“
 

„Nein nein, bin schon weg, Chef!“
 

Billy lief fast zur Tür hinaus, während Bulma sich zufrieden grinsend in ihrem Stuhl zurücklehnte und ihren liegen gelassenen Papierkram aus einem Stapel fischte.
 

Es musste einfach funktionieren! Offensichtlich hatte Vegeta Informationen, offensichtlich hatte er ein Problem mit Getränken und wenn sie ein Problem lösen konnte, würde sie an das andere rankommen. Einfach genial.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Als sie in ihr Badezimmer humpelte und die Tür hinter sich zuschlug, verspürte sie wie schon lange nicht mehr das Bedürfnis, etwas zu zerschlagen. Vegetas Shirt auf ihrem Klositz war genau das richtige und nachdem sie mehrere Minuten damit zugebracht hatte, es in Stücke zu reißen (also, es zu versuchen, zumindest) fühlte sie sich wesentlich besser.
 

Er hatte einfach ihren genialen Plan zunichte gemacht! Das angeblich perfekte Sportgetränk wurde mit einer gerümpften Nase und dem Kommentar, ‚Es schmeckt nach Pisse!’ zurückgewiesen und sie wurde unsanft vor die Tür gesetzt. Schon wieder! Wobei sie auch noch über die verschissene Treppe gestolpert war und sich ihren Knöchel verknackt hatte.
 

Aber nicht mit ihr! So lief das nicht, das war absolut glasklar! Billy hatte schon Anweisung für die Besorgung von nem neuen Drink bekommen (und wenn er‘s nicht gut macht, dann kann er seinen anstehenden Urlaub mit seiner Verlobten vergessen!) und Bulma überlegte schon, wie sie ihrem Vater erklären sollte, dass er den Schließmechanismus zum Trainigsraum außer Kraft setzen sollte.
 

Vegeta stammte aus einer Gesellschaft mit einer unglaublich entwickelten Technologie und er hatte kein Recht, alle ihre Erkenntnisse für sich zu behalten! Sie schmiss das Shirt auf den Boden, trat noch mal gründlich drauf (schlechte Idee, sagte ihr Fuß) und stapfte zufrieden in ihr Zimmer.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es klopfte. Schon wieder. Dieses Geräusch fing langsam aber sicher an, ihn in den absoluten Wahnsinn zu treiben! Er hatte sich ja nichts dabei gedacht, als der definitiv geistesgestörte Erdling ihn das erste Mal nervte, sie war ja Wissenschaftlerin und er hätte auch was wissen können, aber nachdem er das verneinte… gut, ein zweites Mal hätte er auch noch verstanden, aber mittlerweile war die dritte Woche vergangen, in der sie ihn jeden verfickten Abend beim Training nervte, ihm irgendwas zu trinken gab, was er absolut nicht verstehen konnte und ihm Fragen stellte! Rausschmeißen half nichts. Ignorieren half nichts. Nicht ignorieren half noch viel weniger. Außer Kopf abreißen oder den Planeten verlassen gingen ihm langsam die Möglichkeiten aus und seine Geduld war wirklich am Ende.
 

Es pochte noch einmal. Laut. Für einen schwachen Erdling hatte sie eine erstaunlich resistente Faust.
 

„Verpiss dich endlich!“
 

Bulma wich einen Schritt zurück, ihre Augen ein wenig geweitet Dank der … Begrüßung.
 

„Ich bin doch grad erst gekommen.“
 

Vegeta schloss kurz die Augen. Er wohnte hier, sie umzubringen wäre unpraktisch, ganz ruhig…
 

„Geh einfach weg. Nimm deinen Scheiß und geh WEG!“
 

Bulma pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht, und zog eine Packung Zigaretten aus ihrer Hosentasche.
 

„Magst eine? Zur Entspannung?“
 

Er klammerte sich fest genug an den Türrahmen, um eine kleine Delle zu hinterlassen, bevor er ihr die Packung aus der Hand riss und sich hinsetzte. Jetzt war es auch schon egal.
 

Er sah den Ausdruck der Freude auf ihrem Gesicht. Ganz schlecht.
 

„Ich hab mir geda…“
 

„Ruhe. Trink dein Zeug und sei einfach still.“ Er sah sie an, während er sich eine Zigarette anzündete.
 

Bulma schloss ihren Mund (sie konnte das tatsächlich!), nahm sich wortlos eine Zigarette, sah sich den grauschwarzen Nachthimmel an, und schwieg. Es war fast angenehm.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Der letzte Teil ist schon geschrieben und wird nach einer angemessenen Wartezeit von ein paar Tagen von mir hochgeladen v.v Bis dahin Danke fürs Lesen!

Part 3 - Bulma 2

Kapitel 2: … won´t save me today
 

Bulma saß auf dem Küchenboden und rauchte, eine Tasse Espresso neben sich. Sie wusste, ihre Mutter konnte es absolut nicht leiden, wenn sie das machte, so viele Räume, ausgerechnet in der Küche rauchen, und dann auch noch auf dem Boden rumsitzen! Bulma grinste bei dem Gedanken. Für sie hatte es sich immer angefühlt wie eine Hauptrolle in einer romantischen Komödie, und im nächsten Moment würde der männliche Hauptdarsteller reinplatzen und sie würden die ganze Nacht über allen möglichen Quatsch reden um schließlich Sex zu haben und für immer glücklich und zufrieden zu sein. Oder so. Sie nahm noch einen Zug, der Rauch reflektierte das Licht aus dem Flur, die Tür war gerade aufgegangen. Zwei Schritte, das leise ploppen beim Öffnen der Kühlschranktür…
 

„Brauchst dir gar nicht erst die Mühe zu machen, da ist nichts drin.“
 

Kurze Pause, Schließen der Tür, ein Paar Sneakers, die vor ihr erschienen.
 

„Hab auch schon nachgesehn.“
 

Vegeta schaute auf sie herab, vermutlich versuchte er herauszufinden, ob sie ihn verarschen wollte.
 

„Warum machst du dann nichts?“
 

„Ich bin reich. Ich weiß nicht wie. Warum machst DU nichts?“
 

Sie hörte ein kurzes Lachen, bevor Vegeta in die Hocke ging, damit sie auf Augenhöhe waren.
 

„Ich hab bis vor kurzem auf Raumschiffen gelebt. Ich weiß auch nicht, wie.“
 

Bulma zog noch einmal und drückte den übriggebliebenen Stummel auf dem Fußboden aus. Noch etwas, was ihre Mutter hasste.
 

„Tja, dann müssen wir wohl warten, bis die Leute auftauchen, die Frühstück machen. Willst was zu trinken?“ Bulma grinste ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse an.
 

Vegeta kniff nur kurz die Augen zusammen und verzog seinen Mund. „Wann kommen die denn?“
 

Bulma schaute betont intensiv auf ihre Uhr. „In zwei Stunden.“ Dann sah sie ihn wieder an. „Auf Raumschiffen, soso, und was hast du da so gemacht? Mit Wissenschaftlern sozialisiert?“
 

Statt zu antworten setzte er sich neben sie, nahm sich die Zigarettenpackung, die neben ihr lag und zündete sich eine an. „Ich halte nicht viel von… sozialisieren.
 

„Was du nicht sagst… Hier ist es doch besser, nicht? Auf nem Planeten, mit nem Himmel? Luft? Oder nicht?“
 

Er zog noch einmal, sah sie wieder an, seine komplett schwarzen Augen, wie riesige Pupillen.
 

„Solltest du nicht Angst vor mir haben?“
 

Bulma sah kurz weg, trank einen Schluck, irritiert von der Frage. Aber er hatte Recht, er wollte sie alle töten, vermutlich immer noch, und trotzdem hatte sie nicht mal gezuckt, als er sich neben sie setzte. Oder überhaupt, jedes einzelne Mal, wenn sie zu ihm gegangen war, die letzten Wochen hinweg.
 

„Vielleicht schauspielere ich nur gut.“
 

„Dann solltest du es dabei belassen.“
 

Er nahm ihr die Tasse aus der Hand und warf seine Zigarette hinein. „Das Zeug ist einfach widerlich, warum trinkt ihr Erdlinge das?“
 

Bulma war mehr als irritiert vom plötzlichen Themenwechsel, aber alles war besser als den vorherigen Gesprächsfaden weiter zu führen.
 

„Weißt, wo wir gerade beim Thema sind…“
 

Zwei Stunden später schimpfte ihre Putzfrau auf Italienisch über die vielen kleinen Ascheflecken auf den Küchenfliesen und den angetrockneten Kaffee, und noch viel mehr über ihre verzogene Chefin, die zu ihrer Verteidigung nur lachend nach einem Sandwich verlangte. Für zwei.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

„Und, wie läuft´s bei dir? Ist der Bekloppte immer noch friedlich?“
 

Bulma grinste breit, seelenruhig weiter an ihrer Präsentation tippend.
 

„Jap, wir haben unsere Momente.“
 

„… fickst du ihn?“
 

Yamchu war sicher nicht eifersüchtig, aber irgendwie schien er sich wesentlich schwerer damit zu tun als Bulma, Vegeta als keine Bedrohung mehr einzustufen. Vielleicht hatte er Recht damit. Aber das interessierte sie gerade nicht sonderlich.
 

„Würds dich denn stören?“
 

„Ja verdammt, das würd mich stören! Genau DAS würd mich stören!“
 

„Reg dich wieder ab, ich glaub, er hat so was wie nen Sextrieb gar nicht. Ich mein, er hat‘s noch nicht mal versucht.“
 

„Na dann bin ich ja beruhigt, dass du das getestet hast.“
 

„Aber wir reden. Nachts. Also zumindest reden wir ein wenig und dann schweigen wir wieder und rauchen.“
 

„Aha.“
 

„Das ist wirklich sehr entspannend, weißt du? Ich hab das Gefühl, wir werden langsam Freunde.“
 

„Aha. Du weißt, was Freunde sind?“
 

„Was soll das denn wieder heißen?“
 

„Nichts für ungut, Bulma. Freut mich. Sehr.
 

„…“
 

„Hast du heut Abend Zeit?“
 

„Oh, das ist jetzt angemessen, zuerst beleidigen und dann nach nem Fick fragen!“
 

„Eigentlich wollt ich ins Kino, den neuen Film mit Bruce Willis ansehen. Danach können wir aber gern ficken, wenn du das willst.“
 

„… ich hol dich um sieben ab.“
 

Sie legte auf, ihre Finger hörten kurz mit tippen auf. Er hatte ja Recht, sie sollte nicht mit ihm reden, aber er hatte nichts getan, weswegen sie… Angst haben sollte. Sie biss sich auf die Lippe. Das war es nicht, selbst wenn er sie bedrohen würde… sie hätte trotzdem keine Angst. Sie hätte keine Angst.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

„Wir sollten Sex haben.“
 

Vegeta sah in den Himmel, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Das bläuliche Licht aus dem Trainingsraum ließ seine Haare schimmern. Bulma widerstand nur mit Mühe dem Drang, sie anzufassen.
 

„Hm. Können wir. Wenn deine Wunde verheilt ist.“
 

Also hatte er doch einen Sextrieb! Allerdings… „Was für eine Wunde denn?“
 

„Die Wunde, aus der du blutest. Schon seit ein paar Tagen.“ Er sah auf ihre Beine. „Das ist doch dein Geschlechtsorgan?“
 

„… ja. Ich hab meine Periode. Noch nie davon gehört?“ Sie versuchte, sich nicht zu wundern. Er konnte ja auch nicht lesen und kannte keine Redewendungen, vielleicht bekommen Saiyajin ja nicht ihre Tage!
 

„Nein. Macht wohl nur ihr Erdlinge.“
 

„Ich mache das nicht, das ist eine normale Reaktion meines Körpers! Wen ich nicht schwanger bin, wird eine Eizelle abgestoßen!“
 

Er drehte leicht seinen Kopf. „Erscheint mir nicht sehr praktisch, dass ihr dabei Blut verliert.“
 

„Aha. Find ich auch. Kanns nicht ändern. Bin nicht Mutter Natur. Also dann wenn du kein Blut mehr an mir riechen kannst, hm, was übrigens unglaublich widerlich ist!“
 

„Ich finde es widerlich, dass deine Geschlechtsorgane bluten. Wir können gern weiter darüber diskutieren.“
 

Bulma verzog nur ihr Gesicht, bevor sie aufstand und ging.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sie trug ein rotes Kleid, aus einem glänzenden, leicht fallenden Stoff. Obwohl es bis zum Hals geschlossen war und bis zu ihren Knien reichte, konnte Vegeta nicht seine Augen von ihr nehmen.
 

„Also, wie sieht’s jetzt aus, rieche ich angenehm?“
 

Wenn sie nur einmal still wäre… Er stand von seinem Bett auf, stellte sich vor sie, sie roch leicht nach Zigaretten und Alkohol.
 

„Ja.“
 

Sie lachte, laut. „Du bist so ein Trottel, unglaublich. Dann lass mich rein.“
 

Vegeta ging einen Schritt zur Seite. Er war sich nicht sicher, was sie von ihm erwartete, aber in der Situation hatte er sich schon öfters befunden und die beste Strategie war einfach abzuwarten.
 

„Hilfst du mir mal mit dem Reißverschluss?“
 

Wie auch jetzt. Das Kleid fühlte sich noch viel angenehmer an, als es den Anschein gehabt hatte. Der Stoff glitt mit einer kaum hörbaren Bewegung von ihren Schultern und zeigte ihm ihren nackten Rücken, weiße Haut übersät mit kleinen braunen Flecken. Er stupste einen davon an.
 

„Was ist das?“
 

Bulma drehte ihren Kopf nach hinten. „Was ist was? Meine Schulter?“
 

„Die kleinen Flecken.“
 

Sie runzelte die Stirn, wie es der kleine Erdling immer machte, wenn sie irritiert von seinem Unwissen war. Könnte sich langsam mal dran gewöhnen.
 

„Sommersprossen. Das haben Leute mit so weißer Haut wie ich.“
 

Er fuhr leicht mit dem Finger darüber. So was hatte er noch nie gesehen, aber es gefiel ihm. Wie eine kleine Himmelskarte auf der Haut.
 

Der kleine Erdling drehte sich abrupt um, funkelte ihn kurz an, fast meinte er, sie wollte ihn schlagen, als sie nur ihren Kopf schief legte und die Arme vor ihren Brüsten verschränkte. Leider waren kaum kleine Flecken darauf zu sehen.
 

„Wie wärs mit Ausziehen? Ich bin hier nicht zum anglotzen.“
 

Er zog sich sein T-shirt über den Kopf, lehnt sich vor, ihre Nasenspitzen berührten sich fast.
 

„Wie wärs, wenn du jetzt still bist.“
 

Sie grinste. „Dann solltest du besser dafür sorgen, dass ich beschäftigt bin.“
 

Nichts leichter als das. Sie konnte wirklich gut küssen.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Es war nur noch leichtes Keuchen zu hören, unterdrückte Seufzer, Rascheln von Stoff, der von ihren Körpern beiseitegeschoben wurde. Er spürte ihre großen Brüste, die sich gegen seinen Brustkorb pressten, ihre Hände an seinen Schultern, ihr Mund, der ihm fest in den Hals biss…
 

Er reagierte instinktiv, eine Handlung, die er schon so oft ausgeführt hatte, die ihm so natürlich vorkam, dass er sich nur im letzten Moment noch bremsen konnte, als er ihr mit der Hand ins Gesicht schlug. Es reichte, um ihr die Nase zu brechen, und ihr erschrockenes Keuchen wurde durch einen Schwall Blut gedämpft, der ihr schlagartig aus der Nase lief. Ihr Blick sagte ihm alles, ‚warum hast du das gemacht?‘
 

Wie so vieles war er sich nicht bewusst, dass die Erdlinge keine Gewalt beim Sex wollten. Ihr Biss allerdings hatte ihm etwas anderes gesagt, aber bisher war er auch noch nie mit einer Frau zusammen gewesen, die so… empfindlich war.
 

Sie hielt sich die Hand an die Nase, er sah, dass sie noch nicht sicher war, ob sie weinen sollte oder nicht. Er sollte gehen, das Zimmer verlassen, sie kann sich schon um sich selbst kümmern, aber es sträubte sich alles in ihm, sie einfach dort sitzen zu lassen.
 

Wortlos packte er sie am Arm und zog sie hinter sich her. Ausnahmsweise protestierte sie nicht einmal, als sie ihm ins Bad folgte und sich auf den Toilettensitz setzte.
 

„Was machst du da?“ Ihre Stimme war gedämpft und undeutlich, ihr schien Blut in den Hals gelaufen zu sein.
 

„Mich um deine gebrochene Nase kümmern.“
 

Sie nahm ihre Hand weg, das Blut tropfte ihr weiter über den Mund auf ihre nackten Brüste. Er hatte das Gefühl, sie würde es sehr unangebracht finden, wenn sie jetzt nach unten sehen würde.
 

„Das hättest du mal vor ner Minute denken sollen, du blödes Ar… AUA!“
 

Empört schubste sie seine Hand weg, die gerade ihre Nase befühlt hatte. Ihre Fassung hatte sie wohl wieder erlangt.
 

„Der Bruch ist glatt. Deine Nase bleibt hübsch.“
 

Der kleine Erdling starrte ihn nur mit großen Augen an. Immerhin war sie still, als er ihr ein Stützpflaster aufklebte und ihr Watte gab, um die Blutung zu stoppen.
 

„Machst du das öfters? Oder bist du nebenbei noch Sanitäter?“
 

Er verzog seinen Mund leicht zu einem Grinsen.
 

„Was meinst, wie oft mir das schon passiert ist?“
 

„Was denn, hast du dir beim Masturbieren ausversehen ins Gesicht geschlagen?“
 

Er ignorierte ihren Kommentar und hielt ihr ein Handtuch hin.
 

„Wisch dir das Blut weg.“
 

Oder nicht. Besser nicht. Die roten Flecken passen gut zu den braunen Tupfen. Er sagte nichts.
 

Bulma sah ihn durch den Spiegel an, ihre Nase fing schon an zu schwellen. „Wo solls denn hingehen, Meister?“
 

Er drehte sich noch einmal um, eigentlich wollte er zurück in sein Zimmer. Sie war nicht mehr verfügbar für den Abend, aber er musste sich trotzdem Abhilfe schaffen.
 

„Wir sind hier noch nicht fertig, oder?“ Sie wischte sich über ihren Mund, ihre Lippe war leicht aufgeplatzt.
 

Vegeta konnte sie nur anstarren. Sie war nicht wie die anderen Menschen. Der kleine Erdling mit den hellen Augen, der kleine Erdling, der nicht aufhören konnte zu reden, ständig neugierig, keine Angst, sie hatte nie Angst.
 

Er legte den Kopf leicht schief und wartete, bis sie fertig war.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Bulma lag auf dem Rücken, die Augen an die Decke gerichtet. Sie versuchte noch zu begreifen. Was sie gerade gemacht hatte. Warum. Warum.
 

Sie widerstand dem Bedürfnis, sich die Hand auf die Stirn zu schlagen. Ihre Nase pochte abartig, ihr ganzes Gesicht fühlte sich wund und geschwollen an und sie wollte gar nicht wissen, wie sie aussah. Es war… gut gewesen. Ohne Zweifel. Besser als erwartet, sogar, eigentlich hatte sie gar nichts erwartet.
 

Aber er hatte ihr ins Gesicht geschlagen! Sie sah leicht zur Seite, auf Vegetas Profil, die Augen geschlossen, gleichmäßig atmend. Er schlief nicht. Natürlich hatte er ihr geholfen, das tat nur nichts zur Sache. Noch viel schlimmer, es machte ihr nichts aus. Es machte ihr immer noch nichts aus. Eigentlich machten ihr nur die Schmerzen was aus!
 

Sie verzog das Gesicht, was eine neue Welle durch jeden einzelnen Knochen in ihrem Kopf jagte und zog scharf Luft durch ihre Zähne ein.
 

„Nimm ein Schmerzmittel.“
 

Bulma drehte ihren Kopf ruckartig um. Vegeta lag immer noch mit geschlossenen Augen neben ihr. Hatte sie sich das gerade eingebildet? Nein, er machte leicht die Augen auf.
 

„Das sollte helfen.“
 

„Mich NICHT zu schlagen hätte geholfen! Also halt einfach die Fresse!“
 

Er schloss die Augen wieder. „In ein paar Tagen ist das sowieso verheilt.“ Er öffnete sie wieder. „Entschuldige, kleiner Erdling.“
 

Bulma spürte das Pochen in ihrer Nase noch mehr durch das Blut, das ihr in die Wangen floss.
 

„Du kennst meinen Namen, du Arsch. Wie wär‘s mit benutzen?“
 

Sie setzte sich auf, ein unangenehmer Gedanke bahnte sich einen Weg an die Oberfläche. „Weißt du, Vegeta, du hast mich vor ein paar Tagen gefragt, warum ich keine Angst vor dir hab.“
 

„Nicht direkt.“
 

Sie ignorierte ihn. „Weil du von allem was kämpfen kann angegriffen werden wirst, wenn du mir etwas tust. Und dann kannst du nicht mehr gegen Goku kämpfen. Was ja offensichtlich der Grund ist, warum du noch hier bist.“ Sie drehte sich zu ihm um, endlich hatte er die Augen komplett geöffnet.
 

„Sieht so aus, als wär‘s so weit.“
 

Er setzte sich langsam auf, sie merkte, dass sein vernebeltes Gehirn, das noch am letzten Orgasmus festhing, gerade prozessierte, was sie angedeutet hatte.
 

„Bringt also nichts zu sagen, es war keine Absicht.“ Sie biss sich auf die Lippe, bereute es allerdings sofort wieder.
 

Ein seltsames Geräusch kam aus Vegetas Richtung, welches sich in ein Kichern verwandelte. Sie starrte ihn nur an, sicher, dass er jetzt komplett ausgeflippt ist.
 

„Ist alle…“
 

„Immerhin war‘s das wert!“
 

Bulma war einen Moment zu baff um darauf etwas zu erwidern. „Was?“
 

„Es wär doch schade für etwas zu sterben, dass weniger gut gewesen wäre, nicht wahr?“
 

Er grinste sie an, leicht irre ihrer Meinung nach.
 

„Oh. Natürlich, warum hab ich nicht dran gedacht! Wow, ich wusste nicht mal, dass ich SO GUT BIN!“
 

Er reagierte nur mit noch mehr Gelächter darauf. Bulma schüttelte nur den Kopf.
 

„Eigentlich dachte ich, du wirfst etwas für mich um und ich behaupte dann, ich hatte einen wirklich blöden Unfall. Aber sterben ist natürlich auch eine Option.“
 

Vegeta hörte schlagartig auf zu Lachen und wurde rot. DAS war es wert gewesen.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

„Hey Bulma! Alles in Ordnung bei dir?“
 

Bulma verdrehte die Augen. Kaum ging sie ans Handy, musste sie sich so was anhören!
 

„Hallo Yamchu, schöner Tag heute, nicht? Das Wetter ist so frisch, aber sonnig und der leichte Wind…“
 

„Ja Danke, der Wink ist angekommen. Ich dachte, unsere Beziehung wär schon über blödsinnigen Smalltalk hinweg.“
 

„Sorry, hab das Memo verpasst, in dem wir auch über Höflichkeit hinweg waren. Und was willst du jetzt?“
 

Sie hörte Yamchu schwer ausatmen am andern Ende der Leitung.
 

„Weißt du, so unglaublich es klingt, manchmal ruf ich auch einfach nur an um zu reden! Das macht man doch so?“
 

Bulma nahm sich noch einen Keks und kaute ausgiebig.
 

„Okay, schön, wie geht es dir, Bulma? Du bist in letzter Zeit rumgelaufen wie ein Unfall, das ist alles!“
 

Sie schluckte betont laut, leckte sich ihre Finger ab, ebenfalls absichtlich laut und begutachtete den Status ihres Nagellacks.
 

„Ich hab mir mein Knie verdreht und das Handgelenk verstaucht, ich bin Mechanikerin, da passiert das halt. Kein Ding.“
 

„Vergiss mal die gebrochene Nase nicht.“
 

„Ach komm, das ist schon ewig her!“
 

Zwei Monate, um genau zu sein. Seit zwei Monaten hatte sie Sex mit Vegeta und sie arbeiteten noch dran. Er hatte es sich zu Herzen genommen und nicht nochmal versucht, sie zu schlagen, allerdings war er offensichtlich nicht gewohnt, so viel Rücksicht zu nehmen und es gab dem einen oder anderen Unfall.
 

Aber es störte sie nicht. Sie stellte ihre Einstellung nicht einmal in Frage, er war speziell. Das war er ohne Zweifel und sie würde ihn schon noch für schwache Menschen sensibilisieren. Bis dahin musste sie allerdings allzu neugierige Fragen abwimmeln.
 

„Du fickst den Bekloppten, nicht?“
 

So viel dazu. Sie strich sich nachdenklich über die Nase, die kleine Erhebung, die sie seit dem Bruch dort spüren konnte. Es war zwar nichts zu sehen, aber dieses kleine Andenken war ihr erhalten geblieben.
 

„… ja.“
 

Er wusste es also. Sie hätte es sich denken können.
 

„Yamchu, es ist alles in Ordnung, wirklich. Absolutes Einverständnis zwischen uns, du musst dir keine Sorgen machen und ich möchte keinen Sex mehr mit dir.“
 

Eine lange Pause folgte darauf.
 

„Hat er gesagt, er will das nicht? Wenn er dich zu etwas zwingt, dann...“
 

„Nein, tut er nicht. Ich hab immer noch Sex, mit wem ich will. Gestern erst war ich auf ner Gala und hatte nen Quickie mit nem Kellner und heute Morgen… jedenfalls stört es ihn nicht. Das ist meine Entscheidung.“
 

„Na gut.“
 

Bulma biss sich auf ihre Lippe. Das war alles ein bisschen anders gelaufen als geplant.
 

„Hör zu, ihr zwei seid… ihr seid speziell. Ich fühl mich nicht gut dabei, mit euch beiden Sex zu haben und er wohnt hier, deswegen hab ich mich für ihn entschieden. Wir können aber immer noch abhängen, wie sonst, nur ohne Sex. Ist das… in Ordnung für dich?“
 

Sie hörte ein Lachen, ein richtig herzhaftes Lachen.
 

„Was isn so lustig?“ Ihre Stimme war gereizt. Das war eine ernste Sache und nichts, worüber er sich lustig zu machen hatte!
 

„Ach weißt du, Bulma, bisher wolltest du doch unsere Beziehung ausschließlich für den Sex und jetzt auf einmal ist das der optionale Faktor! Das ist einfach lustig. Komm schon, diese Ironie!“
 

Bulma setzte in ihrer Liege auf. Das berührte sie sehr unangenehm, weil sie genau wusste… dass es stimmte. Sie hatte immer darauf beharrt, dass sie beide nur miteinander schliefen, weil für etwas anderes waren sie nicht tauglich. Und dabei hatte sie komplett alles andere übersehen.
 

„Yamchu, wir hätten heiraten können.“
 

Sie zupfte an ihren Socken herum.
 

„Wir hätten heiraten können und Kinder kriegen können und eine Familie sein… Ich denke, wir zwei hätten gut zusammen gepasst. Und wir haben es ja versucht. Wir hatten uns doch mal vorgenommen, ein Paar zu sein. So mit dem ganzen drum und dran, zusammen wohnen, monogam leben, alle Gedanken miteinander teilen… Und es war beschissen. Wir sind ein gutes Team wir zwei, erinnerst du dich noch, als wir diese Studentin flachgelegt haben?“
 

„Ich denk, wir sind auch in anderen Hinsichten ein gutes Team.“
 

„Jaja, aber als wir zusammen waren, so richtig, da waren wir nicht wir. Da waren wir die Vorstellung die wir von einem Paar hatten. Wir waren eine Idee, verstehst du? Und… ich hab es vermisst, wir beide zu sein. Es ist einfach…“
 

„Wir sind Freunde. So unglaublich das für dich auch klingen mag, Bulma, aber das ist es, was du suchst. … mir ging´s genauso. Also mach dir keinen Kopf, wir werden Freunde bleiben und wenn Goku den Bekloppten gekillt hat oder du das eventuell erledigst, dann können wir auch wieder vögeln.“
 

Bulma kicherte, zupfte aber immer noch an ihrer Socke.
 

„Oder so.“ Sie schwiegen. „Tut mir leid.“
 

„Kein Thema. Dafür sind Freunde da, nicht wahr? Aber Bulma…“
 

Sie ahnte es. Sie ahnte, dass da noch was kommen musste.
 

„Wenn er irgendetwas macht, dich bedroht oder dich verletzt, dann sag es mir. Ich kümmer mich drum.“
 

„Yamchu. Er wird dich umbringen, falls du so bescheuert bist, das wirklich versuchen zu wollen.“
 

„Das wär´s wert.“
 

Bulma starrte einen Moment ihr Handy an, bevor sie es ausschaltete und wegwarf.
 

Es war ein Sonntagnachmittag im Spätherbst und Bulma hatte sich mit ein paar Keksen in den Wintergarten gelegt, um ein wenig zu entspannen. Mittlerweile hatte sich der Himmel zugezogen und ein Sturm bahnte sich an. Sie blieb sitzen, bis der starke Regen aufgehört hatte, gegen das Dach zu schlagen.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sie war gerade aufgestanden, der kleine Erdling, Bulma, er konnte sich immer noch nicht recht entscheiden, wie er sie nennen sollte. Es war ihm schon ein paar Mal rausgerutscht, Bulma, ihr Name, während er abgelenkt war, durch einen Orgasmus meistens. Aber es bedeutete so viel Nähe, ein Name, und Nähe war das Letzte das er wollte.
 

Sein Blick wanderte auf ihren Rücken. Sie zog schon wieder dieses seltsame Kleidungsstück an, dessen Sinn sich ihm erst nach einer Weile ergeben hatte. Er wusste nicht genau, warum sie es anzog, ob es ein traditionelles Kleidungsstück der Erdlinge war… offensichtlich sollte es stützen, aber hauptsächlich machte es nur ihre hübschen, großen Brüste runder.
 

Vegetas Blick schweifte ein wenig ab, als er überlegte, wie gut es einigen anderen ehemaligen Bekanntschaften von ihm gestanden hätte. Sie hatten ähnliche Sachen getragen, meistens aber drückten die nur alles platt. Das hier war viel besser.
 

Sie schien seinen Blick bemerkt zu haben, da sie kurz inne hielt, bevor sie sich betont langsam weiter anzog. Man konnte sagen was man wollte, aber sie war perfekt. Und er wusste nur zu gut, dass es ihm nicht gut tun würde, länger bei ihr zu bleiben. Sich daran zu gewöhnen.
 

„Weißt du, Vegeta…“
 

Die Art, wie sie seinen Namen aussprach, mit dieser seltsamen Betonung, hart auf dem ‚g‘. Allein das führte schon dazu, dass er…
 

„Du musst nicht hier bleiben.“
 

Das kam unerwartet. Er antwortete nicht, sie wollte offensichtlich noch mehr sagen.
 

„Hier, auf dem Planeten. Ich versteh das, allerdings wär´s mir Recht, wenn du was sagen könntest, dann bereite ich dir ein Raumschiff vor. Das ist sicherer.“
 

Er sah sie eine Weile an, bevor er antwortete, seine Stimme immer noch rau.
 

„Warum meinst du, dass ich gehen will?“ Sein Blick wanderte weg von ihr, an die Zimmerdecke. „Ich hatte noch keinen Kampf mit Kakarott und dann sind da noch diese…“ Er wedelte mit der Hand. „… Androiden.“
 

Sie zog sich ein Shirt über den Kopf. „Das würd ich ja alles glauben, wenn du öfters trainieren würdest. Ich hab aber eher das Gefühl, dass du jede Gelegenheit nutzt, genau das nicht machen zu müssen.“
 

Er starrte weiter an die Decke. Sie hatte Recht. Er hatte kein Interesse zu trainieren. Kakarott zu besiegen, zu töten, mit ihm zu kämpfen, das hatte interessant geklungen, aber mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob er wirklich wollte. Hier auf dem Planeten bleiben, sich daran gewöhnen, einen Kampf kämpfen, der ihn nicht interessierte, nur um einer Person zu zeigen, dass er der Bessere war? Und das war noch lange nicht bewiesen. Ein verfickter Supersaiyajin…
 

„Willst du sterben, Bulma?“
 

Er hörte ihre nackten Füße auf dem Boden, ihre Hand, die ihm plötzlich ans Bein schlug.
 

„Natürlich nicht, du Trottel! Was soll die blöde Frage?“
 

Vegeta sah hoch, ein Grinsen auf seinen Lippen.
 

„Selbst wenn Kakarott mich nicht mehr interessiert, wenn ich gehe, was macht ihr dann, wenn die Maschinen kommen? Sterben?“
 

„Sei mal nicht so scheinheilig, du bist nicht der Einzige, der kämpfen kann!“
 

Sie machte eine kurze Pause.
 

„Außerdem ist das nicht dein Kampf. Ich… ich will natürlich nicht sterben, aber das hier ist nicht dein Problem. Es ist nicht dein Zuhause. Du kannst gern bleiben, aber ich werd sicher nicht versuchen, dich abzuhalten, wenn du gehen willst.“
 

Sie meinte es offensichtlich ernst. Er biss sich auf die Innenseite seiner Lippe. Kakarott… selbst wenn, er müsste schon einiges auffahren, um überhaupt eine Chance zu bekommen. Und er würde frühestens einwilligen, gegen ihn zu kämpfen, wenn sie diese Maschinen beseitigt hätten. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr bemerkte er, dass er unbewusst schon längst beschlossen hatte, den Planeten zu verlassen. Er musste ein Super Saiyajin werden, um überhaupt etwas bewirken zu können. Und DAS würde er hier nicht schaffen.
 

Bulma starrte ihn noch eine Weile an, bevor sie sich umdrehte und Socken anzog. Er mochte sie. Auf eine seltsame Art und Weise mochte er sie. Aber sie würde sterben, sie und alle anderen und Kakarott auch und dann könnte er immer noch gegen die Maschinen kämpfen, falls er jemals meinte, sich testen zu müssen.
 

Aber vorerst… es hatte Spaß gemacht. Es war so… sorglos gewesen. Und er hatte sich daran gewöhnt. Die Ewigkeit sollte nicht schön für ihn sein. Zeit, aufzubrechen.
 

„Wie schnell kannst du ein Schiff bereit machen?“
 

Der kleine Erdling hob seinen Kopf. Sie sah ihn mit ihren großen, hellen Augen an, so hell, in ihrem Gesicht voller kleiner brauner Punkte, die Sternenkarte auf ihren Wangen, und nur er durfte sie sehen, nur er bekam ihre volle Schönheit zu Gesicht.
 

„Zwei Tage.“
 

„Gut.“ Er stand auf und ging.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Bulma saß auf ihrem Bett, eine Zigarette in der Hand, und betrachtete die dicken Schneeflocken, die vor ihrem Fenster langsam zu Boden fielen. Sie nahm einen tiefen Zug, bemerkte, dass sie bereits den Filter angeraucht hatte und drückte den Stummel wehmütig aus.
 

Das war ihre letzte…
 

Sie blieb eine Weile auf dem Bett sitzen, ihre Finger ständig in nervöser Bewegung, bis sie endlich ihr Handy nahm und eine Nummer wählte. Sie wollte sich noch eine Zigarette nehmen, aber die Packung war leer. Vorsorglich.
 

„Hallo?“
 

„Hallo Yamchu.“ Ihre Stimme war weit weniger gefasst, als sie es sich gewünscht hätte.
 

Eine kurze Pause. „Alles in Ordnung bei dir?“
 

„Ja. Schon. Bloß, weil ich einmal anrufe, denkst du gleich…“
 

„Er ist weg. Der Bekloppte. Vegeta. Bist du… ist alles ok?“
 

Bulma atmete langsam aus.
 

„Ich hab keinen Liebeskummer oder so was, du Trottel! Ich wollt dir nur… ich hab da was entdeckt. Und ich muss es wem sagen. Und du…“
 

Sie redete nicht weiter.
 

„Was? Hast du eine seltsame Alien Geschlechtskrankheit und musst sterben?“
 

„Ich bin schwanger.“
 

Sie hörte ihn am andern Ende der Leitung atmen. Offensichtlich fiel ihm darauf kein blöder Spruch ein.
 

„Wie?“
 

„Das hab ich mich auch gefragt. Ich nehm die Pille. Sollte eigentlich nicht gehen. Aber sein verschissenes Alien-Sperma ist wohl immun gegen menschliche Hormone.“
 

„Warum hast du denn kein Kondom verwendet?“
 

„Weil ich nicht dran gedacht hab!“ Sie schrie fast. „Ich kam mir blöd vor, ihn drauf anzusprechen und er hat auch nichts gesagt und außerdem dachte ich gar nicht, dass es nötig ist! Was meinst du, ich wär total bescheuert oder was? Fick dich doch!“
 

Wieder eine Pause.
 

„Tut mir Leid. Aber Bulma… willst du… behältst du es?“
 

Sie schloss kurz die Augen. Das hatte sie sich auch schon überlegt. Ihr allererster Gedanke war es gewesen, es sofort abtreiben zu lassen. Gar nicht warten, noch ist es ein kleiner Haufen Zellen, ein kleines Missgeschick, schnell und einfach, Sache erledigt. Aber leider… hat sie darüber nachgedacht. Sie wollte kein Kind, hatte nie eins gewollt und wollte auch jetzt nicht. Es passte nicht in ihren Lebensplan, sie hatte keine Empathie für so was und sowieso, als sie und Yamchu ein Paar waren, war genau das einer der häufigsten Streitpunkte gewesen. Was sollte jetzt anders sein?
 

… er würde nie wieder die Gelegenheit bekommen. Sie wusste es. Wenn dieses Kind verschwindet, dann würde jede Chance verschwinden, dass Vegeta nochmal ein Kind bekommen könnte. Sie wusste, dass er das nicht geplant hatte. Sie wusste es. Und sie ahnte, dass er nie vorgehabt hatte, eins zu zeugen. Selbst, wenn er zurückkommen sollte, selbst, wenn sie wieder Sex haben sollten, den gleichen Fehler würde sie nicht zweimal machen. Aber er hatte nur diese eine Chance. Und egal wie sie es drehte und wendete, egal wie sehr ein Kind sie stören würde, egal wie viel Angst sie davor hatte, eins zu bekommen, schwanger zu sein… sie konnte ihm nicht diese einzige Gelegenheit nehmen.
 

„Ja. Ich behalte es.“
 

„Na gut.“
 

„Ich… ich habs noch niemandem gesagt. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, ich mein…“
 

„Bulma. Beruhig dich. Wir machen das schon.“
 

Sie umklammerte ihr Handy stärker. „Wir machen das schon.
 

Sie schaltete aus und weinte ein wenig.
 

Yamchu kam später vorbei. Sie weinte noch ein bisschen mehr.
 

Fin
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Sooo, nach langer langer Zeit wär das auch geschafft! Ich hab hier bestimmt wieder ein paar Sachen verpackt, die niemand so sieht wie ich (Vegeta will nicht trainieren? Blasphemie!) aber was solls.
 

Und noch ein kleiner Ausblick auf die nächste Zeit:
 

Make a Difference ist momentan im Hiatus und ich weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht hab, das erste Kapitel zu posten. WEIL eigentlich will ich ja über Krieg schreiben, aber ich hab nicht viel Ahnung von Militär und ich muss dafür Infos sammeln. Also wird da wieder gepostet wenn ich schlauer bin und schon was geschrieben hab. Nochmal ein Jahr Wartezeit werd ich niemandem und erst Recht nicht mir antun.
 

Ich werd zwischendurch türlich noch an den PWP Kurzgeschichten weiterschreiben. Sexszenen hab ich durch die Bank noch nicht geschrieben, aber ich will es definitiv ausprobieren! Da ich das nicht in meinen sonstigen FFs machen werde, könnt ihr also da mal reinsehn, falls euch das interessiert, alle unter ‚State of the Art‘ gepostet, die meisten werden wohl Englisch sein.
 

Uuuuuund da Arktan ja eigentlich n Remake von nem Charakter aus meiner ersten uralten FF sein sollte, aber im Endeffekt mit dieser Person nichts zu tun hat, hab ich als Andenken an die gute alte Zeit beschlossen, die FF nochmal zu schreiben. Wird dann tatsächlich eine Trunks/OC, aber was solls. Titel gibt’s auch schon, ‚Falling Away‘ und wenn ich da was hab, dann gibt’s auch bald erste Kapitel.
 

Zu guter Letzt hab ich noch vor, eine FF zu schreiben, die in der Zeit Veggie und Crew bei Freeza spielt. Die hat aber noch nicht mal nen Titel, wird also noch dauern. So viel dazu.
 

Dann bedanke ich mich herzlich, dass ihr bis hier durchgehalten habt und vielleicht bis zum nächsten Mal!



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Daskleine
2016-02-16T21:18:06+00:00 16.02.2016 22:18
Super Kapitel.. gefällt mir echt gut.. interessante Art zu schreiben, hast du.. mag ich echt gern..
Antwort von:  Nevaeh
16.02.2016 22:30
Ach du meine Güte, Dankeschön! Die Story liegt mir noch sehr am Herzen, es war praktisch die erste 'richtige' FF die ich geschrieben hab! Freut mich, dass sie gefällt, obwohl sie doch etwas in die Jahre gekommen ist!
Von:  usagipoints
2013-03-04T21:15:05+00:00 04.03.2013 22:15
Eigentlich schade, dass sonst niemand zu dieser FF einen Kommentar hinterlassen hat... Ich hab die vollständige FF in einem Sitz durchgelesen und das passiert mir selten (letztes mal bei Crash und nur ein Lächeln und das ist über fünf Jahre her).
Warum: gigantischer Schreibstil für eine FF, super Ideen und sehr viel gute und genaue Vorarbeit (Namensgebung, Verhaltensweisen der Charas etc.). Hut ab, hier würde ich gerne mehr zu lesen bekommen :) da es sich nicht um eine einfache bla bla bla story handelt sondern wirklich Hand und Fuss dran waren... Bin gespannt auf weitere Entwicklungen in Deinerseits in diesem Bereich.


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