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Indiana Jones' Erbe

Das Abenteuer der Jan K. Jones
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Abenteuer - Teil 1

Indiana Jones' Erbe

Das Abenteuer der Jan K. Jones
 

Abenteuer - Teil 1
 

Es war vielleicht nicht jedermanns Sache, die letzten Tage vor Weihnachten damit zu verbringen, einer Weissagung auf einer Schriftrolle hinterher zu rennen. Stattdessen verbrachte man die Zeit gewöhnlicher Weise damit, Geschenke zu kaufen und sich auf das kommende Fest der Nächstenliebe vorzubereiten. Und genau das hätte Tobi Nelly in diesem Augenblick, am Abend des 20.Dezembers 2012 auch am liebsten getan. Er wollte nicht tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt nach irgendwelchen Schätzen suchen, und schon gar nicht nach einer Steintafel, die das Ende der Welt bedeutete.

Tobi Nelly war gerade erst 23 Jahre alt geworden und mit einer Körpergröße von einem Meter neunzig relativ groß gewachsen. Passend zu ihrer kleinen Abenteuerreise trug er Wanderbekleidung, eine blaue Hose und ein braunes T-Shirt mit Weste. Seine blonden Haare und seine strahlend blauen Augen machten ihm zum Schwarm vieler Mädchen, was ihn jedoch herzlich wenig interessierte. Er selbst fand das Lesen von Büchern und das Untersuchen antiker Fundstücke weitaus spannender, als eine Beziehung zu führen. Auf der anderen Seite hasste er es, wenn er sich in Gefahr begeben musste, indem er auf irgendwelche wilden Abenteuerreisen ging und alte Ruinen vor Ort studieren musste. Erneut fragte er sich, warum er Jan überhaupt von seiner Entdeckung erzählt hatte. Er hätte ahnen müssen, worauf das Ganze herauslaufen würde. Doch nun war er hier und es ließ sich nicht ändern.

Hier, das hieß auf der mexikanischen Insel Yukatán, in der Ruinestädte Chichén Itza, hundertzwanzig Kilometer östlich von Mérida. Und wenn er sagte ‚in’, dann meinte er es auch so. Die uralte Schriftrolle, die er entdeckt hatte, hatte auf den Templo da las Mesitas, den Tempel des kleinen Opfertisches, verwiesen und dieser war weder für Touristen zugänglich, noch war er überhaupt bereits vollständig ausgegraben worden. Sie waren durch einen Geheimgang, den sie, durch die Hilfe des christlichen Mönchs Bruder Thomas, im Urwald entdeckt hatten (und der mit so vielen Fallen gespickt gewesen war, dass Tobi nicht damit rechnete, dass er jemals wieder lebend aus den Ruinen herauskommen würde), in das Innere des Tempels gelangt und obgleich ihn eine gewisse Erleichterung umfing, dass sie den engen, todbringenden Tunnel verlassen hatten, machte sich Tobi nun Sorgen darum, wann wohl das Gebäude über ihnen zusammenbrechen würde. Denn von hier unten wirkten die alten Gemäuer, die nun schon etliche tausend Jahre auf dem Buckel hatten, alles andere als stabil. An und für sich war es sehr dunkel (was dank ihrer Taschenlampen jedoch weniger ein Problem war), einige mit Maya-Hieroglyphen versehene Säulen ragten weit hinauf und stützen das Dach, einige Trümmer lagen auf dem mit Steinplatten ausgelegten Boden und machten deutlich, dass die Zeit hier mit Sicherheit nicht stehen geblieben war. Hinzu kam, dass von Zeit zu Zeit Sand und Steinchen von der Decke rieselten. „Wir hätten hier nicht herkommen sollen. Das ist alles viel zu gefährlich...“

Seine Begleiterin, die wie immer ein ganzes Stück voraus lief, wandte sich mit fragendem Blick zu ihm um. „Was genau meinst du? Ist die Rettung der gesamten Menschheit denn nicht ein wenig Gefahr wert?“

Jan K. Jones war, ebenso wie fast ihre gesamte Familie, Archäologin. Obwohl sie ein Mädchen war, scheute sie keine Mühen und machte sich auch sonst keinerlei Gedanken über Dinge, die Frauen für gewöhnlich beschäftigten, beispielsweise die Partnerwahl, die Kosten von Makeup-Produkten oder die Tatsache, dass Dreck, der sich über mehrere tausend Jahre angesammelt hatte, vermutlich nur sehr schwer wieder aus der Kleidung herausging. Mit einem Meter und achtundsechzig war sie nicht unbedingt die Größte, was sie jedoch recht wenig störte. Ihre Kleidung war praktisch und weniger auf das Aussehen ausgerichtet. Die Hose, die sie trug, war in dunklen Farben gehalten, darüber ein beiges Hemd. Sie hatte brünette Haare, die meist verstrubbelt waren. Da sie jedoch vor einem Jahr von ihrem Vater einen Hut geschenkt bekommen hatte – der allem Anschein nach in ihrer Familie von Generation zu Generation weiter gereicht wurde – war das nun nicht mehr ganz so offensichtlich. Ihre Augen waren ebenfalls braun, ihr Gesicht meist ernst und verschlossen. Aus welchem Grund auch immer (Tobi wollte es gar nicht wissen), trug sie eine Peitsche bei sich. Sie beide hatten sich während des Studiums kennen gelernt und seitdem irgendwie Kontakt gehalten.

Ein wenig Gefahr?!“

„Wenn wir nichts unternehmen, wird das menschliche Leben ausgelöscht und vernichtet. Insofern wärst du in größerer Gefahr, wenn du nicht mitgekommen wärst.“

„Aber wenn wir hier umkommen, dann wird die Menschheit ebenfalls untergehen. Da sterbe ich doch lieber, ohne von irgendetwas eine Ahnung zu haben!“, Tobi verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sein Gegenüber skeptisch an, „Und überhaupt: Nur weil auf einer uralten Schriftrolle etwas von der Vernichtung der Menschheit steht, heißt es nicht, dass das auch der Fall sein wird. Wie oft haben Menschen behauptet, dass die Welt untergeht? Und dieser ganze Trubel, der schon seit dem Beginn dieses Jahres um diese Maya-Prophezeihung gemacht wird, den kann ich so oder so nicht ernst nehmen. Und du willst mir jetzt weiß machen, dass diese Panikmache, die mittlerweile dreissig Menschen dazu gebracht hat, sich aus Angst vor dem Ende selbst zu richten, der Wahrheit entspricht, nur weil auf diesem uralten Schriftstück steht, dass wir hier den Stein finden, der über das Bestehen der Menschheit richten wird?“

„Die Berechnungen der Maya, die in den Medien so hochgepuscht werden, haben nichts mit der Schriftrolle zu tun, die du gefunden hast. Es ist eine Tatsache, dass die Berechnungen der Maya, die angeblich das Ende der Welt voraus sagen, so nicht existieren. Eigentlich ist es der Fall, dass an diesem Tag bei der so genannten Langen Zählung des Maya zum ersten Mal der Zahlenwert des Ausgangstages wiederkehrt. Tatsächlich wurden von den Maya öfters Berechnungen durchgeführt, die weit über diesen Zeitraum hinausgehen...“

„Und weshalb müssen wir dann jetzt so kurz vor Weihnachten hier in Mexiko irgendwelchen Hirngespinsten von dir hinterher jagen?“

„Du wusstest, dass ich dem nachgehen würde von Anfang an. Du hättest mir dein Fundstück nicht zeigen müssen“, war die genervte Antwort, die er erhielt und Jan setzte ihren Weg durch die verhältnismäßig große Tempelhalle fort, ohne auf Tobi zu warten. Dieser schnaubte gereizt und blickte sich suchend nach Bruder Thomas um, der mit ihnen zusammen das Maya-Gemäuer betreten hatte.

„Wo ist der Mönch?“, murmelte er mit gerunzelter Stirn und entschied sich dazu, Jan zu folgen. Er wusste, dass sein Orientierungssinn nicht unbedingt der Beste war und er sich sehr leicht verlief.

Mit ‚der Mönch’ meinte er Bruder Thomas, einen christlichen Mönch, der in einem kleinen, mexikanischen Kloster lebte und sich ihnen als Führer angeboten hatte. Der Mann war an die 53 Jahre alt und hatte entweder keine Haare mehr, oder er hatte sie sich abrasiert. Tobi tendierte fast eher zum Ersteren. Er lief trotz der fast sommerlichen Temperaturen – zumindest im Vergleich zum winterlichen Klima von Tobis Heimatstadt – in einer braunen Kutte herum. Auch wenn seine Worte meist gut gewählt waren und freundlich wirkten, so war sein Blick sehr düster und kalt. Tatsächlich fragte sich Tobi, wer Gottes Wort der Nächstenliebe predigen, auf der anderen Seite anderen Menschen gegenüber so abweisend sein konnte.

Er warf einen kurzen Blick auf seine digitale Uhr, um festzustellen, dass es mittlerweile schon fast zehn Uhr abends war. Mit einem leisen Schnauben wandte er sich wieder dem Weg zu und ärgerte sich innerlich darüber, dass er den ganzen Tag mit nichts anderem verbracht hatte, als irgendeiner Idee von Jan hinterher zu rennen.

„Kommen Sie!“, der Ruf des Mönchs hallte durch die Halle und der junge Amerikaner warf einen verunsicherten Blick zur Decke, ehe er in die Richtung lief, aus der er die Stimme vernommen hatte, „Ich habe etwas gefunden!“

Als er ankam, war Jan bereits anwesend und hatte sich vor einer etwa zwei Meter hohen Steintafel aufgebaut, die sie mit interessierter Miene von allen Seiten studierte. Der Stein schien bläulich zu glühen, was Tobi ziemlich verwirrte.

„Diese Symbole“, meinte Bruder Thomas in einem ehrfürchtigen Tonfall, „sie müssen etwas bedeuten!“ Jan hielt in ihrer Bewegung inne und blickte ihn mit hochgezogenen Brauen an: „Jaaaa... Das haben Symbole so an sich, nicht wahr?“ Der Mönch wirkte verärgert, sagte jedoch nichts dazu, während Jan die Steintafel mit der Hand berührte. „Es wäre allerdings tatsächlich von Vorteil, wenn man das lesen könnte“, sie warf einen verstohlenen Blick auf Tobi, der hinter ihr stand. Seine Mundwinkel zuckten unweigerlich ein Stückchen nach oben. „Wird wohl meine Hilfe benötigt?“

Ohne auf eine weitere Aufforderung zu warten – denn er wusste aus Erfahrung, dass das sehr unerfreulich Enden konnte – trat er vor. Als er direkt vor dem Stein stand, bemerkte er, eine kleinere Steinplatte, die an dessen Fuß stand. Er runzelte die Stirn, entschied sich aber dazu, zuerst einmal um den großen Stein zu kümmern.

„Ihr müsst wissen, dass die Maya-Schrift eine logosyllabische Schrift ist. Das heißt, dass-“ „Was steht da?“, hakte Jan nach, die ungeduldig vor dem Felsen auf und ab ging, während Bruder Thomas Tobi bei seiner Arbeit stumm fixierte. Dieser legte mit verwirrtem Gesichtsausdruck seine Stirn in Falten und blinzelte, ehe er seinen Mund öffnete, um zu sprechen. Allem Anschein nach irritierte ihn einiges, was er las.

„Zuerst einmal möchte ich drauf hinweisen, dass die Übersetzung nur sehr flüchtig ist und ich zu Hause an meinem Schreibtisch mit den entsprechenden Büchern wesentlich besser und effektiver arbeiten könnte. Deswegen kann es sein, dass die Übersetzung fehlerhaft ist“, er schwieg für einen kurzen Augenblick und verzog etwas das Gesicht, als er bemerkte, dass der Stein inzwischen fast in dem Blauton strahlte, „Zumindest ergibt sie für mich keinerlei Sinn.“

Er räusperte sich und deutete auf die Hieroglyphen, die er gerade übersetzte, während er sprach: „Diese Steintafel trägt den Zorn der Götter in sich. Um die Götter zu besänftigen, schicke ihn an einen anderen Stamm weiter und dir wird ewiges Glück widerfahren. Wenn du diese Tafel nicht weiterschickst, wird in 5126 Jahren und 133 Tagen die Welt vom Zorn der Götter heimgesucht werden.“

„Wow“, murmelte Jan und hob eine Augenbraue, „Das klingt für mich wie der allererste Kettenbrief.“ „Und es ergibt überhaupt keinen Sinn!“, ergänzte Tobi leicht verärgert und wandte sich der kleineren Gesteinstafel zu, um diese in Augenschein zu nehmen. Hinter ihm zog Jan ihr Handy aus ihrer Hosentasche und tippte wie wild darauf herum.

Diese Steintafel wurde 10.0.2.7.13 hierher gebracht, um die Auswirkung des Zorns der Götter zu studieren, wenn den Anweisungen nicht Folge geleistet wird“ Tobi klappte förmlich der Kiefer herunter, als er die Übersetzung leise vor sich hin flüsterte und er zuckte erschrocken zusammen, als Jan ein lautes „Haha!“ ausstieß.

„Ich weiß jetzt endlich, warum die Maya mit ihrer Zeitrechnung ausgerechnet am 11. August 3114 vor Christus begonnen haben. An diesem Tag ist der Stein vermutlich nicht weitergereicht und dann irgendwann hierher gebracht worden. Denn wenn ich alles berechne, dann erklärt es auch, warum die Zeitrechnung mit dem morgigen Tag endet – es ist der Tag, an dem die Weiterreichfrist der Steintafel abläuft!“

Tobi erstarrte für einen kurzen Augenblick und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ähm... Gehen wir mal davon aus, dass dieser Unsinn der Wahrheit entspricht – nur mal angenommen – wir haben nur noch eine halbe Stunde, um das Problem zu beseitigen.“

Jan wollte gerade etwas sagen, als die beiden ein leises Klicken vernahmen. Eilig fuhren sie herum und blickten direkt in die gezogene Pistole von Bruder Thomas, der sie hämisch angrinste. Reflexartig hoben beide ihre Hände in die Höhe.
 

~*~

Abenteuer - Teil 2

Indiana Jones‘ Erbe

Die Abenteuer der Jan K. Jones
 

Abenteuer – Teil 2
 

„Also ist es wahr...“, Bruder Thomas lachte trocken und Jan und Tobi tauschten einen verunsicherten Blick, „Gottes Rache an den erbärmlichen Menschen kommt über uns. Gott wird die Welt von allem unwürdigen Ungeziefer befreien!“

Er deutete mit seiner Waffe nach links, damit die beiden Abenteurer von dem uralten Kettenbrief wegtraten, diese folgten der Aufforderung gehorsam, wenn auch widerwillig. „Natürlich konnte ich mir nicht sicher sein, dass die Gerüchte ob der Maya-Prophezeiung der Realität entspringen, von daher kam es mir ganz gelegen, dass ihr beiden mich als Fremdenführer wolltet...“

Tobi warf Jan einen vernichtenden Blick zu. „Du wolltest ihn unbedingt mitnehmen! Und jetzt sieh’ es dir an! Er will die Welt vernichten. Ist dir schon mal aufgefallen, dass das jedes Mal passiert, wenn du unsere Reisegefährten aussuchst?!“, seine Augen starrten sie eindringlich an, „Beantworte mir nur eine Frage: Machst du das mit Absicht?“

„Ruhe!“, fuhr Thomas sie mit erboster Miene an, „Ich will diesen Moment genießen. Und ihr Zweifler sollt mit mir den Untergang der Menschheit miterleben!“ „Ist Ihnen klar“, begann Jan und hob skeptisch eine Augenbraue, „dass Sie genauso drauf gehen werden, wie wir und alle anderen auch, wenn all das, was auf dem Stein steht, der Realität entsprechen sollte?“

„Die Erde wird von allem unwürdigen Leben bereinigt werden und der Mensch ist wahrlich nicht wert, zu leben! Zwar stamme auch ich von den ersten Sündern Adam und Eva ab, doch ich als treuer Untergebener des Höchsten werde mich vor ihm als würdig erweisen.“

„Ihnen ist aber schon bewusst, dass die Maya einen anderen Glauben hatten und dass-...“ „Humbug! Es gibt und gab schon immer nur einen Gott! Diese Tafel ist ein Geschenk Gottes!“

Jan blickte sich suchend nach Tobi um, der sie jedoch nur mit verschränkten Armen düster musterte. „Du wolltest ihn ja unbedingt haben. Komm selbst damit klar.“ Sie wusste nicht, was schlimmer war: ein durchgeknallter Fanatiker, oder ein beleidigter Mitreisender, der den Ernst der Lage allem Anschein nach nicht wirklich zu erfassen schien.

Mit gekränktem Gesichtsausdruck tastete Jan nach der Peitsche, die sie an ihrem Gürtel trug. Sie hatte nicht geglaubt, dass sie das Ding tatsächlich irgendwann einmal brauchen würde. Aber jetzt schien in jedem Fall ein guter Augenblick dafür zu sein. Bruder Thomas war währenddessen viel zu sehr damit beschäftigt, über die Einzigartigkeit seines Daseins vor Gott zu schwärmen, sodass sie unbemerkt die Waffe losmachen und sie für ihren Einsatz vorbereiten konnte. Sie würde in jedem Fall zunächst einmal versuchen, Bruder Thomas die Schusswaffe aus der Hand zu schlagen, um die direkte Gefahr aus dem Weg zu schaffen, danach konnten sie sich immer noch Sorgen um die Prophezeiung und den Weltuntergang machen.

Gerade wollte sie ausholen, als der Stein plötzlich erstrahlte und die Halle in ein eigenartiges Blau färbte, während ein unheimliches, hämmerndes Geräusch aus seinem Inneren zu kommen schien. Sie erstarrte und fixierte die Steintafel mit ihren Augen. War es bereits zu spät?

In jedem Fall gab es keine Zeit zu verlieren!

Sie stürzte nach vorne, schlug mit der Peitsche nach Bruder Thomas rechter Hand, in der er die Waffe hielt, und schlug daneben. Das war insofern nicht schlimm, da sie den Mönch dafür einmal quer über den Brustkorb traf, was ihn zurücktaumeln ließ und dazu führte, dass ihm vor Schreck die Waffe aus der Hand fiel. Insgeheim ärgerte Jan sich, dass sie bisher nicht öfter mit der Peitsche geübt hatte und so gnadenlos am Ziel vorbei geschrammt war. Aber immerhin wusste niemand, worauf sie eigentlich gezielt hatte.

Ihr Gegenüber ächzte gequält auf und presste sich beide Hände auf die Brust. Anscheinend schmerzte die Verletzung ziemlich stark. „Das wird rein gar nichts ändern!“, schrie er wütend auf und er lachte zornig auf, „Die Welt wird untergehen und ihr werdet nichts dagegen unternehmen können!“ Jan hob die Schusswaffe vom Boden auf und richtete sie auf ihn, um sicher zu stellen, dass er keine weiteren Dummheiten machte.

„Tobi? Wie viel Zeit haben wir noch?“

Es folgte keine Antwort. Jan fuhr zu ihrem Begleiter herum, der sie mit verschränkten Armen skeptisch besah. „Fünf Minuten, wenn es hoch kommt. Das schaffen wir nicht mehr“, er stemmte demonstrativ seine Arme in die Seiten, „Weißt du was? Die letzten fünf Minuten meines Lebens hatte ich mir immer anders vorgestellt.“

Jan rollte genervt mit den Augen. „Ich hätte mir auch nicht träumen lassen, dass mich die ganze Zeit jemand von der Seite anquatscht, auf welche Art und Weise er lieber gestorben wäre. Zum einen vollkommen überflüssig, zum anderen völlig zeitraubend.“

Sie machte eine kurze Pause und fixierte den Stein mit ihren Augen. „Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, das Ganze aufzuhalten. Auf dem Stein muss doch irgendetwas stehen!“

„Ja“, meinte Tobi mit sarkastisch-bissigem Unterton, „Wir können den Stein ja zum nächsten Stamm bringen.“ Die junge Abenteurerin fixierte ihn mit düsterer Miene, ehe sie mit den Schultern zuckte und zu dem Entschluss kam, dass das zickige Verhalten ihres Begleiters im Moment eher nebensächlich und nicht von Bedeutung war.

„Der Stein scheint den Zorn der Götter, was ich als eine Art Energie sehe, in sich aufzunehmen und sie zu binden. Ich vermute, dass es sie letzten Endes gebündelt und gezielt ausstößt. Wenn wir also den Stein zerstören-...“

„Das ist Wahnsinn! Wenn wir den Stein zerstören, dann kann es passieren, dass wir die ganze Energie trotzdem freisetzen und alles Leben auf der Erde zerstört wird!“

Jan zog eine Augenbraue nach oben und blickte ihn zweifelnd an. Im nächsten Moment wurde Tobi klar, dass es in der Tat nicht viel ausmachen würde, da sie so oder so dieses Schicksal erwartete. Er starrte den blau strahlenden steinernen Kettenbrief an. Die Erde begann zu beben, das Hämmern wurde lauter.

„Das heißt wir versuchen den Stein zu vernichten“, stellte er trocken fest und eilte zu ebendiesem – sie hatten nur noch knapp drei Minuten – als Bruder Thomas auf Jan zustürzte, um ihr die Waffe zu entreißen. Sie fiel klappernd zu Boden und die junge Frau trat sie geschickt mit ihrem Fuß außer Reichweite. Durch den Plan der Beiden, das Ende der Welt vereiteln zu wollen, hatte der Mönch neue Kraft gefunden und zwischen den beiden entbrannte ein Kampf, während Tobi verzweifelt den Stein nach einer Schwachstelle absuchte. Als er keine finden konnte, warf er sich mehrfach gegen den Stein. Er bewegte sich keinen Millimeter.

Noch eine Minute.

Die Erschütterungen wurden immer stärker und von der Decke des Tempels fielen Gesteinsbrocken auf sie herab. Das dumpfe Geräusch aus dem Inneren des Steins hatte derweil eine derartige Lautstärke angenommen, dass der gesamte Raum davon erfüllt war, und man sich nur noch durch Zurufen verständigen konnte.

Jan konnte gerade noch ausweichen, als ein spitzer Gesteinszapfen sich knapp vor ihr in den Boden bohrte, doch Bruder Thomas nutzte die Gelegenheit und hechtete zu dem hell strahlenden Stein, stieß Tobi grob beiseite, sodass dieser zu Boden fiel.

Jan und Tobi konnten nur entsetzt zu sehen, als der Mönch laut hysterisch lachend das steinerne Artefakt umarmte und rief: „Gottes Strafe wird die Sünder vernichten!“ Leuchtende Risse begannen, das Gestein zu durchziehen und die Anlage wurde von blauem Licht geflutet, während immer mehr Erde und Steine von der Decke herabstürzten und das laute Hämmern fast schon in den Ohren schmerzte.

Wie gelähmt verfolgten die beiden Abenteurer das Spektakel, das sich ihnen bot, mit der Gewissheit, dass sie nichts mehr ausrichten konnten, dass es zu spät war. Um sie herum war der Tempel dabei einzustürzen, doch es hatte keine Bedeutung mehr. In kurzer Zeit würde es kein menschliches Leben mehr auf dem Planeten geben. Sofern die Prophezeiung stimmte.

In dem Moment, in dem sich ein Energiestrahl aufbaute, passierte das Unfassbare.

Eingehüllt in gleißendes Licht lachte Bruder Thomas erfreut auf, als ein gigantischer Gesteinsbrocken auf ihn herabstürzte, ihn unter sich begrub und den uralten Kettenbrief zerstörte. Jan und Tobi duckten sich, damit sie nicht von den herumfliegenden Steinen getroffen wurden, das Erbeben des Erdbodens ließ augenblicklich nach, das hämmernde Geräusch erstarb schlagartig.

„Wir haben es... geschafft?“, fragte Tobi ungläubig und blinzelte ein paar Mal, aufgrund des abrupten Verschwindens des blauen Leuchtens. „Nicht, dass du allzu viel dazu beigetragen hast“, kommentierte Jan und trat ein paar Schritte auf den Ort des Geschehens zu. Als Tobi sie böse anblickte, fügte sie hinzu: „Ich ja auch nicht wirklich. Vielleicht hatte Bruder Thomas ja in der Tat Recht, als er meinte, ‚Gottes Strafe wird die Sünder vernichten‘.“ Sie kicherte amüsiert.

Tobi schüttelte sich. „Soetwas brauche ich wirklich nicht jeden Tag. Das war verdammt knapp.“ Er bückte sich, hob ein kleines Bruchstück des zerstörten Artefakts auf, auf dem noch Reste einer Maya-Hieroglyphe zu erkennen waren. „Ich glaube, das behalte ich, als Andenken.“ Er ließ den kleinen Gegenstand in seine Hosentasche gleiten und blickte sich nach Jan um. Von dieser war keine Spur zu sehen. Erschrocken zog er den Atem ein.

„Jan?“

Keine Antwort.

„Jan?“ Eine Hand packte ihn von hinten und mit einem spitzen Aufschrei machte er einen panischen Satz nach vorne. Sein Herz raste, als er sich wütend zu seiner Begleiterin umwandte. „Sag mal spinnst du?!“

Diese strahlte ihn jedoch lediglich höchsterfreut an: „Sieh‘ doch nur, was ich gefunden habe!“ Sie hielt ihm einen alten Stein mit Schriftzeichen unter die Nase. „Was soll das sein?“ „Keine Ahnung! Aber findest du nicht auch, dass das nach irgendetwas Spannendem aussieht, nach einem neuen Abenteuer?“

Tobi schüttelte den Kopf und wich ein paar Schritte zurück. „Nein! Bevor du mich dazu bringst mit dir noch einmal auf Abenteuerreise zu gehen, muss ich erst einmal das Erlebte hier verdauen.“ Sein Gegenüber zog eine Schnute und ihm wurde unweigerlich klar, dass die nächste Reise vermutlich viel früher kam, als es ihm lieb war.

„Eine Sache frage ich mich dennoch“, murmelte die junge Frau dann nach einiger Zeit, „Warum war Bruder Thomas der festen Überzeugung, dass es sich bei dem Artefakt um so eine Art Jüngstes Gericht Gottes handelte? Ich meine, auf der Steintafel stand etwas vom ‚Zorn der Götter‘. Oder etwa nicht?“

„Das werden wir wohl nie erfahren. Aber weißt du, was ich mich frage?“, meinte Tobi nachdenklich, „Was sich wohl die Leute denken werden, wenn sie irgendwann einmal diese Kammer freilegen.“ Jan besah sich den herabgestürzten Gesteinsbrocken und die Überreste des Kettenbriefes und von Bruder Thomas, ehe sie antwortete. „Vermutlich, dass die Maya wohl keine Mönche mochten.“

„Dass die-... Das ist der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe. Zur damaligen Zeit gab es noch überhaupt kei-...“, er unterbrach sich, als er feststellte, dass Jan ihm gar nicht zuhörte, sondern sich inzwischen in Bewegung gesetzt hatte.

„Was machen wir jetzt?“

„Wir gehen nach Hause.“

„Und wie-…?“

„So wie wir hier herein gekommen sind. Zumindest, sofern der Weg nicht verschüttet ist. Durch den Tunnel.“

Tobi verzog das Gesicht und ihm schauderte. „Erinnere mich bitte daran, nie wieder mit dir aufzubrechen, um die Welt zu retten.“

Jan grinste. „Werde ich tun. Wie immer.“
 

~*~



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2014-12-09T18:56:58+00:00 09.12.2014 19:56
Huhu,
Indiana Jones - da kann ich nicht widerstehen. ^^
Hm, gibt es Maya-Hieroglyphen überhaupt? Ich dachte bisher immer, Hieroglyphen wären nur die altägyptischen Schriftzeichen. Das klingt für mich irgendwie... nicht richtig. Wie wäre es einfach mit Schriftzeichen?

„Und weshalb müssen wir dann jetzt so kurz vor Weihnachten hier in Mexiko irgendwelchen Hirngespinsten von dir hinterher jagen?“
Wie wäre es mit: Was hast du besseres zu tun?
Hihi, ich mag es, wenn Charaktere sich streiten wie ein altes Ehepaar.

„Kommen Sie!“, der Ruf des Mönchs hallte durch die Halle und der junge Amerikaner warf einen verunsicherten Blick zur Decke, ehe er in die Richtung lief, aus der er die Stimme vernommen hatte, „Ich habe etwas gefunden!“
Besser nicht draufdrücken! Könnte nach hinten losgehen. >.<

„Ihr müsst wissen, dass die Maya-Schrift eine logosyllabische Schrift ist. Das heißt, dass-“

...authentisch. In der Kurzfassung erzählen, nur weil es dringend ist? Wieso, wenn die anderen Informationen philologisch interessant sind?

Gosh, ein Kettenbrief? Nett. Da muss die Welt ja untergehen.

Mit gekränktem Gesichtsausdruck tastete Jan nach der Peitsche, die sie an ihrem Gürtel trug.
Ich fühle mich gerade schlecht ausgerüstet. Sehr schlecht.

Oh. Das war's schon? Die beiden passen toll zusammen, und... es ist weder übertrieben heroisch noch so un-heroisch, dass es lächerlich wirkt. Du hast die Charaktere geschickt aus der Affäre gezogen, schöne Verweise mit eingebracht.
Als Episode an sich nett, aber mir fehlt ein wenig das Herausfinden, dass sie die Welt retten müssen, Vorbereitungen, die Reise an den besagten Ort. So viel Potenzial für die beiden, sich zu zanken! :D
Solltest du mal Lust auf etwas Längeres verspüren, würde ich mich freuen.
Schönen Abend noch,
Eule
Antwort von:  Phase
09.12.2014 20:49
Herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Es hat mich sehr gefreut dein Feedback zu lesen und ich finde die Idee einer längeren Reise der beiden echt gut. Das wäre sicherlich eine sehr amüsante und auch interessante Geschichte für mich zu schreiben. Ob ich's zeitlich und ideenmäßig hinbekomme, ist allerdings die Frage...
Danke dir in jedem Fall für deinen lieben Kommentar! :D
Von: abgemeldet
2014-10-05T13:22:14+00:00 05.10.2014 15:22
Und hier ist das Ende - ein wirklich mal ANDERES Ende.

Ich find die Konflikte zwischen Tobi und Jan wirklich unglaublich toll und musste - gerade über Tobis Worte - das ein oder andere Mal wirklich sehr schmunzeln. In solch einer Situation noch über so etwas zu streiten, da braucht man auch erst einmal die Nerven dafür!
Schön finde ich auch, dass du die Motivation des Mönches - die eben wirklich...bescheuert waren - auch von den Charakteren in Frage stellen lässt. Ich war aber auch überrascht, dass er tatsächlich gestorben ist. Find ich gut, weil er ein irrer war, überrascht hat es mich dennoch xD
Den Kniff, dass die beiden eigentlich nichts gemacht haben, find ich auch sehr genial, weil es mal etwas VÖLLIG anderes ist, als es normalerweise in solchen Situationen ist. Kein rettender Held oder dergleichen, sondern im Endeffekt nur...Glück. Und das auch offen zu zeigen - für den Leser und für die Charaktere - finde ich wirklich toll gemacht. Realistisch!

Und...armer Tobi. Jetzt muss er sicher bald wieder los. Hoffentlich aber erst nach Weihnachten!
Wer weiß...zu Silvester gibts bestimmt auch noch genügend Weltuntergänge ;)
Antwort von:  Phase
09.10.2014 11:20
Auch für diesen Kommentar ein Dankeschön!
Als ich die Geschichte geschrieben habe, war mir schnell klar, dass Tobi und Jan nicht die Art von Figuren sind, die in der Lage sind, heroisch den Tag zu retten. Gerade nicht in so einer Situation. Aber sie haben sehr viel Deppenglück - und das wiederum passt gut zu ihnen.
Was den Mönch angeht - er musste einfach sterben. Ich mochte ihn nicht. xD
Danke nochmals für deinen Kommentar!
Von: abgemeldet
2014-10-05T13:11:47+00:00 05.10.2014 15:11
Hui, Indianer Jones! Wenn auch nicht ganz, aber ich mag eigene Charaktere sowieso lieber. Ich finde den Kniff sehr interessant, eben nicht Jan K. Jones als Protagonisten zu haben, sondern den "Begleiter". Es erinnert ein wenig an Holmes, wo auch Watson berichtet. Das finde ich interessant.
Toby tut mir ja irgendwie leid, aber andererseits: Wenn man schon vor Weihnachten sich auf so ein Abenteuer beginnt, wäre alles, was UNTER Weltrettung wäre, doch noch ärgerlicher und pure Zeitverschwendung! Also bitte...! ;)
Ich habe es sehr gern gelesen. Die beiden Figuren wirken sehr interessant und auch kantig, was ich mag - sie wirken eben menschlich und das ist wohl das Beste, was man erreichen kann, wenn man Menschen schreibt.
Die Geschichte selbst ist wirklich interessant. Man merkt, dass du Recheriert hast und dafür zolle ich dir Respekt, denn es verleiht der Story realitätsnähe und lässt sich gleich nochmal interessanter lesen. Schön finde ich, wie du die Maya Prophezeiung aufgegriffen hast.
Und ehrlich...ein Kettenbrief? xD Du hast es irgendwie mit Kettenbriefen, oder? Eine wirklich ziemlich coole Lösung - wobei ich auf die Lösung an sich gespannt sind, wie sie sich aus der Situation befreien.

Mir sind allerdings hier ein paar Sachen aufgefallen:

Und genau das hätte Tobi Nelly in diesem Augenblick, am Abend des 20.Dezembers 2012, auch am liebsten getan.

Ich hätte nach 2012 ein Komma gesetzt, da es sich (meiner Meinung nach) um einen Einschub handelt.

dreissig
= dreißig

Den Satz finde ich (als einer der ersten von dir) stilistisch nicht ganz rund:
"Du wusstest, dass ich dem nachgehen würde von Anfang an." Die Zeitangabe "von Anfang an" würde ich nach vorn ziehen.


Tatsächlich fragte sich Tobi, wer Gottes Wort der Nächstenliebe predigen, auf der anderen Seite anderen Menschen gegenüber so abweisend sein konnte.

Irgendwie wirkt auch dieser Satz eher so, als hättest du zwei verschiedene Möglichkeiten zusammengeschustert, die so nicht passen. Das "wer (...) predigt", würde ich eher mit "der (...) ist nicht abweisend" oder der gleichen fortsetzen, während "auf der anderen Seite" irgendwie ein "Auf der einen Seite" vor sich haben müsste.

Dennoch liest es sich sehr schön und ich bin gespannt, wie es weiter geht! :)
Antwort von:  Phase
09.10.2014 11:18
Dankeschön für deinen Kommentar!
Es freut mich, dass dir die Geschichte trotz OCs zusagt. Ich habe die Geschichte ein wenig parodistisch aufgezogen, aber sie diente damals auch dazu, um meiner Schwester gute Laune zu bringen.
Das mit den Kettenbriefen kann ich dir übrigens ganz einfach erklären: Ich hatte einen kettenbrief-Wettbewerb zu allen möglichen Serien gestartet und auf ein paar Teilnehmer gehofft. Leider rafft sich eh nie jemand wirklich auf, deswegen hatte ich entschieden, eben selbst ein paar thematisch passende FFs zu schreiben, weil ich es eine schöne Idee fand! :)
Dankeschön für deinen Kommentar!
Von:  KradNibeid
2011-08-26T08:19:15+00:00 26.08.2011 10:19
Ich muss ehrlich sagen, ich bin nach wie vor begeistert von der Interaktion zwischen Tobi und Jan, vor allem, wie sie sich gar nciht um das furchtbare Schicksal der Welt zu scheren scheinen und stattdessen lieber ihren Kleinkrieg führen - das ist einfach brilliant! Auch wie sie mit Bruder Thomas umgehen - als wäre er ein streunendes Tier, das Jan irgendwo aufgelesen und mitgenommen hat.

Die Lösung mit den herabstürzenden Steinen finde ich nach wie vor gelungen (und glaubhafter als irgendwelche anderen abstrusen Heldentaten) - vor allem habe ich mir selbst, bevor die Stelle kam, etwas ähnliches gedacht als ultimative Lösung.

Allerdings frage ich mich ebenso wie Tobi und Jan, warum zum Geier Bruder Thomas ein Maya-Relikt für den Zorn Gottes hält - und warum er es überhaupt für nötig hält, dass die Welt untergeht.
Aber dafür ist er wenigstens gestorben, also sehe ich das mal positiv.

Auf jeden Fall noch mal vielen vielen Dank für die Geschichte! =D


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