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Against the Spiral

Gegen den Lauf der Spirale
von

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Entscheidung

"Simon...? Hey, Simon... Was ist los mit dir? Träumst du etwa?"

  Simon wollte ihr antworten, wollte ihr sagen, dass es ihm gut ging unf dass sie sich keine Sorgen um mich machen brauchte, doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, um sie in die Arme zu schließen - er wusste nicht, wieso, aber er hatte sie schon so unsagbar lange nicht mehr in den Armen gehalten -, löste sie sich vor seinen entsetzten Augen, mit einem steten Lächeln im Gesicht, in Kirschblüten auf, die Worte "Gomen nasai... Simon" flüsternd.

  "Nia!"

  Schweißgebadet fuhr Simon aus seiner Schlafstätte hoch. Es dauerte einige Sekunden, bis er den Schlaf vollständig aus seinen Knochen verbannen konnte, und nochmal einige mehr, um sich auch wirklich dessen bewusst zu werden, dass das eben ein Traum war, und das er jetzt in der normalen Welt war. Er ließ den fahrigen Blick durchs Zimmer wandern, dabei jedem Gegenstand, jeder Kleinigkeit einige Sekunden schenkend, in der Hoffnung, an den alltäglichen Kleinigkeiten um ihn herum ausmachen zu können, wo er war. Dann, langsam, erkannte er das Schlafgemach zweifelsohne als Teil seines "Zuhauses" an.

  Von einem plötzlichem Impuls geleitet senkte er den Blick an die Stelle neber sich im Bett - und fand sie leer vor.

  Nia...

  Langsam setzte sich Simon auf, schwenkte die Füße aus dem Bett, verweilte einige Sekunden in dieser Haltung, die Füße über dem Boden baumelnd wie ein kleiner Bub. Dann stieg er in die Pantoffeln, stand auf, verließ das Schlafzimmer und begann, im Hause auf und ab zu gehen. Dabei begutachtete er jeden einzelnen Gegenstand, jedes Inventarstück, als würde er es zum Ersten Mal sehen. Möbel, Teppiche, Lampen, Regale, Gegenstände der alltäglichen Benutzung, gar Fotos aus den gemeinsam Tagen... all dies weilte hier, seit einer gefühlten halben Ewigkeit unbenutzt, unter einer zentimeterdicken Staubsicht begraben... - und überall lauerten Erinnerungen, eine schöner, aber somit auch im selbem Maße qualvoller, als die andere.

  Nia...

  Egal, wo Simon nicht hinsah - alles erinnerte ihn an die junge Frau mit den platinblonden Haar, dessen Spitzen hellbläulich endeten; den türkisenen Augen mit der Iiris in Form einer pinken Blume; und der glockenhellen Stimme, die immer fröhlich, heiter und aufmunternd klang.

  Wieso war er hier? Was wollte er hier? Was erhoffte er sich hier zu finden, außer gedankenschweren Erinnerungen, die nichts anderes im Schilde führten, als ihn mit unter ihrer Last zu begraben und an jeder Faser und in jeder Ecke lauerten? Die Erinnerungen wogen so schwer, dass sie drohten, ihm den Atem zu rauben...

  Nia...

  Gebeutelt von den ganzen atemberaubenden Abenteuern, die er in seinen jungen Jahren erlebt hat, und erschöpft von der Sehnsucht, die der jähe und so abrupte Schicksalsschlag mit sich führte, ließ sich Simon schwer in einem Sessel im ehemaligen Wohnzimmer nieder; und wie er da so saß, zentimeterdicke, tiefschwarze Ringe unter den Augen, welche zudem auch noch blutunterlaufen waren; Schultern so schlaff, als hätte dort Jahrzehntelang das Gewicht des gesamten Planeten geruht (was es auch in gewisser Weise getan hatte, nur eben nicht so lang); und eine so tiefe und wahrlich greifbare Verzweiflung ausstrahlend - wie Simon so da saß, konnte man meinen, er wäre schon ein halbes Menschenalter, ein halbes Jahrhundert, alt, und nicht gerade zwei Jahrzehnte. Und selbst ihm, als zweifelsohne uneingeschränkter Herrscher seines Körpers, fiel es schwer zu glauben, dass gerade einmal ein Jahr seit jenem schicksalsschweren Verlust vergangen war; kam es ihm doch so vor, als wäre er schon seit Jahren auf Reisen, und nicht erst seit genau einem einzigen Jahr.

  Ja, ein Jahr war das nun her... Damals hatte er beschlossen, den Planeten zu umreisen, um wirklich alle Ecken und Gegenden zu erkunden und kennen zu lernen. Nun hatte er so ziemlich alles gesehen und war zurück gekommen. Doch während er das Gefühl hatte, eine halbe Ewigkeit fort gewesen zu sein, hatte sich hier in der Zwischenzeit so gut wie nichts verändert.

  Nun saß er also wieder hier, der vom Leben und Schicksal gebeutelte Simon, dessen Abenteuer - sein Schicksal - so unscheinbar eines Tages beim Tunnelgraben im Untergrund-Dorf Giha angefangen hatte, und versuchte sich allen Ernstes einzureden, er wisse nicht, wieso es ihn nach dieser gefühlten halben Ewigkeit wieder in das Haus, welches er vor gar nicht allzu langer Zeit für sich und seine Geliebte erbaut hatte, verschlagen hatte.

  Nia...

  Er hatte seine Rückkehr geheim gehalten, denn er wollte nicht, dass die anderen ihn besuchten, ihn über seine "Abenteuer" ausfragten oder dergleichen. Nein, er wollte einfach nur seine Ruhe... Aber am meisten wollte er nicht, dass sie mit ihm über sie sprachen. Andere - beispielsweise Ryte, Kiyoh, Kinon und Kiyal, oder auch Yoko, die gleich zweimal die Liebe ihres Lebens verloren hatte - hatten auch mit schweren Verlusten zu kämpfen, daher erschien es ihm in allen Maßen schlecht und falsch, seine Trauer so offenkundig an den Tag zu legen. Denn er war ja in gewisser Weise an dieser Tragödie schuld, und er war trotz allem der Leader der Dai-Gurren-Dan. Und als solcher...-

  Als er sich seiner Gedanken bewusst wurde, hätte Simon beinahe laut aufgelacht. Er, der Leader? Abgesehen davon, dass er diesem "Titel" nach ihm eh nie wirklich gerecht geworden war, hatte er dieses Amt am Tage seiner Hochzeit mitsamt des Elementarbohrers an Gimmy abgegeben. - Nein, der Leader war er gewiss schon lange nicht mehr, und keiner konnte es ihm verübeln, wenn er sich seiner tiefen und allumfassenden Trauer hingab.

  Das war also nicht der Grund für die Geheimhaltung seiner Wiederankunft. Doch was war es dann? Wollte er sich einfach der Verantwortung eines jeden Reisenden, den Zurückgebliebenen von seiner Wanderschaft und den "Abenteuern" zu erzählen, drücken? Nein, das war es auch nicht...

  Wenn er ehrlich war, wusste er es bereits. Er wusste es schon die ganze Zeit. Er war nicht hier, um sich hier für immer zur Ruhe zu setzen. Und der Grund, wieso er niemanden über seine Ankunft in Kenntnis gesetzt hatte, war auch nicht allein bestehend nur deshalb, weil er kein Mitleid wollte. Klar, das war ein Mitgrund, aber nicht der alleinige.

  In seinem Kopf hallten Gimmys letzte Worte wieder, die er kurz nach Nias Verschwinden gesprochen hatte: "Mit dem Elementarbohrer könntest du doch zurück in die Vergangenheit reisen, und Nia... - nein, nicht nur Nia; alle - zurück holen!"

  Müde erhob sich Simon wieder aus seinem Sessel und trat ans Fenster, aus welchem er das trotz der späten Morgenstunde schon emsig in Bewegung herrschende Kamina-City überblicken konnte. Kamina...

  Wie oft hatte er schon über dieses Unterfangen nachgedacht? Und wie oft hatte er es als Schnappsidee abgetan? Aber all das hatte nichts gebracht - die Saat war schon seit jenem Satz gesät, und egal, was er nicht dagegen tat: Seine Gedanken kreisten nahezu immer und unaufhaltsam darum.

  Er fragte sich, ob Yoko ihn vielleicht begleiten würde, verwarf den Gedanken aber dann wieder. Er konnte keinen bestimmten Grund dafür nennen, aber er hatte irgendwie das Gefühl, dass Yoko ihn sogar eher versuchen würde, von seinem Plan abzubringen, statt ihn zu unterstützen. Nein... sie konnte er nicht fragen. Und auch sonst kam von der Dai-Gurren-Dan niemand in Frage...

  Nia...!

  Er wandte sich abrupt vom Fenster ab und ging ins Schlafzimmer, um sich dort anzuziehen. Sein Entschluss war gefällt. Doch wenn er ehrlich war, war es das nicht erst seit eben, sondern schon die ganze Zeit, denn die ganze Zeit stand eigentlich fest, dass er es tun würde. Selbst, wenn er sich damit sogar unter seinen ehemaligen Freunden Feinde machen würde... - er würde es tun. Für sie würde er alles in Kauf nehmen.

  Nia!

  Ja... und wenn es ihn sein Leben kosten sollte: Er würde alles dafür tun, um sie wieder bei sich zu haben.

Erster Tag

"... Es hat sich viel getan in den eineinhalb Jahren, in denen sie nicht hier waren. Zum Beispiel gibt es nun eine weitere Klasse mit älteren Schülern. Unserer bisheriger Aushilfslehrer ist nicht mit ihnen zurecht gekommen, daher erhoffe ich mir, dass Sie mit ihnen schon irgendwie klar kommen werden, Yomako-sensei. Immerhin sind Sie ja eine wahre... Kämpfernatur, nicht wahr?" Er Direktor lächelte zwar bei den Worten, aber Yoko hatte dennoch das Gefühl, einen leichten Hauch von Überheblichkeit darin zu hören. Doch sie nickte nur freundlich lächelnd. "Woher kommen diese Teenager denn?"

  "Die meisten sind Kinder von Höhlenbewohnern, die erst nach und nach an die Erdoberfläche kamen. Da nun ein Bildungsgesetz verordnet wurde, müssen auch jene Kinder und Jugendliche, die bisher kein Interesse an der Schule gezeigt haben, in die Schule."

  Während Yoko dem Direktor der kleinen Inselschule zuhörte, fragte sie sich, ob etwa Rossiu für dieses Gesetz verantwortlich war. Das würde ihm schon ähnlich sehen, so ein Gesetzt zu veranlassen.

  Wie Yoko so da stand; die langen, crimsonroten Haare gepflegt und offen, sodass sie zum Gesäß reichten; den wohlgeformten, kurvenreichen Körper in ein ungewohnt biederes Lehrerinnenkostüm verbannt - sie lief für gewöhnlich sehr, wirklich sehr freizügig rum -, bestehend aus einem enganliegendem Einteiler mitsamt grüner Krawatte, weißer Puffärmelbluse, einem Korsett in der Farbe rosa und einem ebenfalls enganliegendem schwarz-langem Rock; dazu rote Stöckelschuhe, eine intellektuell wirkende Brille - die keinem anderen Zwecke denn der Dekoration galt; Yokos Augen waren für gewöhnlich sogar um ein vielfaches besser als die der anderen Leute, war sie doch jahrelang Scharfschützin, erst im Dorf Rittona und dann in der Dai-Gurren-Dan, gewesen -; einem freundlichen, hilfsbereiten, aber bestimmten Blick, den man gut und gerne als "Lehrerinnen-Blick" betiteln konnte; und dem Deck-Namen "Yomako-sensei", von dem sie innigst hoffte, er könne in keinster Weise mit ihrem "Richtigen" Namen - den der Beastmen-Bekämpferin Yoko - in Zusammenhang gebracht werden - während also "Yomako-sensei" so da stand und still lächelnd den Erklärungen über all die Un- und Veränderungen an der kleinen Inselschule Folge leistete, nur unterbrochen von hie und da vereinzelt in den Raum geworfenen Bemerkungen oder Fragen, konnte sie nicht unterbinden, dass ihre Gedanken ein ums andere Mal zu Simon, Nia, Rossiu, Kittan, Darry, Gimmy und den anderen Mitgliedern der Dai-Gurren-Dan wanderten.

  Nach Nias Auflösung war Simon aufgebrochen, um die Welt zu bereisen, und hatte alle Regierungsangelegenheiten Rossiu überlassen, der sich auf einmal einem Berg von Problemen ausgesetzt sag: Wie solle er all den Menschen, die im Kampf gegen die Vorboten der Anti-Spirals ihr Haus und sämtliche Habe verloren hatten, angemessenen Schadensersatz gewährleisten? Woher sollte er "fähigen" Ersatz für Simon, Kittan, Zoushi, Aliak, Kidd, Dayakka und die anderen, welche allesamt mehr oder minder wichtige Regierungspositionen bekleidet hatten, welche nun, nachdem Simon auf Wanderschaft gegangen war und alle anderen - bis auf Dayakka - gestorben sind, vollkommend unbesetzt waren, nehmen? Und was am schwersten wog: Wie solle er vor der allgemeinen Weltbevölkerung sein Benehmen und seine Entscheidung, unschuldige Menschen zum Wohle einer Hand voll auserwählter Menschen zu opfern, die überleben sollten, rechtfertigen? Selbst unter Betrachtung der Tatsache, dass es die einzigste Möglichkeit war, einen Teil der Menschheit plus Teile der Tierwelt an Bord der Arche Gurren, um somit zumindest einen Bruchteil aller Erdwesen zu retten; woraus sich dann leider Gottes auch ergab, dass sehr, wirklich sehr viele Menschen und Beastmen zum Wohle der restlichen Bevölkerung hätte sterben müssen. - Selbst, wenn man dies so nüchtern wie nur irgendmöglich betrachtete, änderte dies nichts an der Skrupellosigkeit dieser Entscheidung und daran, dass all jene Menschen, die geopfert hätten werden sollen, zurecht sauer waren und eine entsprechende Erklärung seitens Rossiu verlangten - die nach wie vor auf sich warten ließ.

  Ja, es war eindeutig und daran gab es nichts, absolut nichts, schönzureden: Hätte Simon damals nicht mit Gurren-Lagann und den anderen Mitgliedern der Dai-Gurren-Dan alles dran gesetzt, zuerst die nahende Bedrohung der Erde durch den Mond abzuwenden, und dann schlussendlich auch die Anti-Spirals zu besiegen - für die Erde wäre die nahende Zukunft mehr als nur düster und schwarz gewesen. Doch gerade weil die Dai-Gurren-Dan mal wieder alles auch nur erdenkliche taten, um die Erde zu schützen, konnte Yoko nun hier stehen und ihrem Traum vom unterrichten nachgehen, und nur, weil sich die Dai-Gurren-Dan so selbstlos aufopferte, konnte auch jeder andere Mensch oder Beastmen auf diesem Planeten gefahrenlos ihren Träumen und Wünschen nachgehen. Dass die Dai-Gurren-Dan dafür viele teure und schwere Verluste sowie Schicksalsschläge hinnehmen musste, und dass Simon im Kampf gegen die Anti-Spirals bewusst Nia opferte (er musste gemerkt haben, dass er Nia verlieren würde, würde er die Quelle ihrer Herkunft, die Quelle ihrer Lebensenergie - also kurz gesagt: Die Anti-Spirals - vernichten), das... das interessierte die Erdenbevölkerung nicht - sie sahen nur, dass erneut Rossiu dort oben am Machthebel saß; jener Rossiu, der doch von so vielen den Tod in Kauf nehmen wollte, um eine kleine Minderheit von Menschen, Beastmen und Tieren zu retten; und nicht Simon, der stillschweigend und nicht-jammernd seinen Tod in Kauf genommen hätte - frei nach Rossius Motto "Es muss einen Sündenbock geben, der für all dieses Chaos in Kamina-City zur Verantwortung gezogen wird!" - und dann (und das, obwohl die Menschheit seinen Tod schlicht und ergreifend akzeptiert; ja, manche sogar förmlich verlangt haben, dass Simon sterben müsse) alles; sich selbst, sein Leben und schlussendlich sogar die große Liebe seines Lebens, Nia Tepperin, Tochter des Lord Genome und gleichzeitig Messenger der Anti-Spirals, geopfert hatte, um die Erde - nein, die gesamte Galaxie - vor den Anti-Spirals zu retten. Nach all diesem war es eigentlich nur verständlich, dass Simon genug von der Regierung, genug von Verantwortung, genug von den Vorschreibungen, was er zu tun und was er zu lassen hatte, genug vom selbstlosen Sich-selbst-aufopfern hatte - und Yoko konnte ihn da wirklich sehr gut verstehen, sogar mehr, als ihr recht und lieb war. So hatte Simon immerhin seine Frau verloren - sie hatten immerhin gerade geheiratet, als sich Nia im Nichts auflöste.

  Und Simon hatte es gewusst - hatte gewusst, dass auch Nia, die ebenfalls eine Anti-Spiral war, sich mit dem Vernichten eben jener Anti-Spirals ebenso im Nichts auflösen würde; und doch hatte Simon nicht gezögert, für das Wohle der Erdenbevölkerung und all jener Wesen im großen, weitem Weltall, die ebenfalls Spiral-Energien in sich tragen, diesen Verlust einzugehen. Was also war so falsch, so verwerflich daran, dass Simon nun nicht länger sein komplettes Leben zum Wohle der Erde, der Regierung und der Politik opfern wollte? Immerhin hatte er ja schon das schwerste und unwiederbringliches Opfers gebracht - es war doch also nur rechtens und billig, wenn er sich nun von Politik und Regierungsangelegenheiten fern hielt und sich stattdessen vollends seiner Trauer hingab.

  Wobei... ganz unwiederbringlich war dieses Opfer nicht; es gab einen Weg... - Man benötigte dazu nur den Elementarbohrer, und Simon wusste das. Doch er hatte sich dazu entschlossen, den Elementarbohrer Gimmy zu übergeben, und außerdem...-

  "Yomako-sensei?" Yoko fuhr erschrocken zusammen, als ihr bewusst wurde, dass ja nur sie mit dieser Anrede gemeint sein konnte, peinlich berührt ob der fernen Gedanken, denen sie gefrönt hatte - was hatte sie bloß dazu verleitet, ausgerechnet jetzt, in dies wichtiger Unterhaltung mit den Gedanken in ferne Welten und Dimensionen zu driften? "Verzeiht, ich war in Gedanken...", murmelte sie leise und beschämt, nun wieder vollends , darauf erpicht, ihre Gedanken von nun an besser im Zaume zu halten. Ja, Simon hatte durchaus ein schweres - vielleicht auch das schwerste aller nur erdenkbaren - Opfer erbracht, und es stimmte auch, dass viele Menschen und Beastmen es kaum schafften, dieses Opfer auch nur im entferntesten zu würdigen. Aber auch aus diesem Grunde war Yoko nun hier, in eben beschriebener Aufmachung und Decknamen: Um aus all den Kindern und Jugendlichen, die noch nicht zu alt zum Lernen waren, gescheite, intelligente und vor allem Soziale junge Menschen zu machen. Und auch, wenn sie Rossius Notgedrungene Politik-Herrschaft im Grunde genommen genauso wenig billigte wie die restliche Bevölkerung inklusive all überlebender Dai-Gurren-Dan-Mitgliedern - Yoko war der höchst weitsichtigen Meinung, dass Politikämter in Zukunft von Leuten bekleidet werden sollten, die die nötige Erfahrung, Kompetenz und Weltanschauung besaßen - nicht Leute, die an und für sich nur vom Kämpfen eine Ahnung hatten! - brachte Rossius notdürftig eingeleitete Politik und die damit einher gegangenen neue Gesetze doch zumindest ein Gutes mit sich: Durch das neue Gesetz der Schulpflichtigkeit mussten nun auch jene, die die Grenze zwischen Kind und Jugendlich sein zwar bereits überschritten, jedoch noch nicht den Grat zum Erwachsender passiert hatten, zur Schule; und dies bedeutete, dass Yoko noch viel mehr jungen Menschen etwas beibringen, aber auch selbst noch einiges lernen konnte. Und von nichts anderem erzählte der Direktor der kleinen Inselschule gerade: Wie es dazu kam, dass die Schule weitere Klassen eröffnete, wie der Anbau, in welchem sich unter anderen auch eine riesige Bibliothek befand, finanziert und umgesetzt wurde und das aufgrund dieses Gesetzes nun auch Kinder und Jugendliche aus der näheren Umgebung der Insel und sogar vom Festland hierher kamen, um unterrichtet zu werden.

  Und da der Direktor allein mit den alles in allem auf vier erweiterten Klassen nicht zurecht gekommen wäre, hatte er einen neuen Lehrer einstellen müssen. Doch dieser Lehrer - Johnson-sensei war sein Name - war von überaus freundlicher Natur und hatte deshalb bei den etwas älteren und unfolgsameren Schülern so seine große Not und Mühe, diese zur Mitarbeit zu bewegen. Da kam Yomako-sensei, die schon insgesamt ein Jahr lang Erfahrungen im Umgang mit Schülern und zudem einen freundlichen, aber durchweg bestimmten Ton am Leibe hatte, gerade recht, wie der Direktor eben erzählte. "Diese Schule wird nun in drei Klassenabschnitte unterteilt: Der erste Abschnitt ist jener, der all die kleinen Kinder beinhaltet. Er wird wahrscheinlich 4 bis 6 Jahre andauern und trägt den Namen "Unterstufe". Der zweite Abschnitt ist für all jene, die nicht mehr Kinder, aber auch noch nicht wirklich Jugendliche sind, wird wahrscheinlich 3 Jahre andauern und "Mittelschule" genannt. Und der dritte und letzte Abschnitt betrifft all jene Schüler, die das Jugendlichen-Alter erreicht, aber noch nicht das Erwachsenen-Alter erreicht haben, wird wahrscheinlich ebenfalls 3 Jahre umfassen und nennt sich "Oberstufe". Und somit sind wir auch schon beim passenden Thema, Yomako-sensei" Er sah sie ernst an, dann schluckte er und fuhr in eindeutig nervös klingendem Ton fort: "Ich möchte Sie also herzlichst darum bitten, neben dieser Klasse von kleinen Rackern, die Sie bereits letztes Jahr unterrichtet hatten und in der Sie nach wie vor das Fach Schrift und Sprache unterrichten sollen eine dieser Oberstufen-Klassen als Klassenlehrerin zu übernehmen." Er reichte ihr die Klassenliste, welche die rothaarige Schönheit kurz überflog. "Weder ich noch Johnson-sensei kommen mit diesen Rabauken klar, aber ich bin mir sicher, Sie haben die nötige Durchsetzungskraft, um mit diesen Unruhestiftern klar zu kommen - vorausgesetzt, Sie fühlen sich dazu imstande. Wenn sie verstehen, was ich meine, versteht sich..."

  Yomako-sensei seufzte. Da der Direktor die Angewohnheit hatte, sich immer in elend lange Nebensätzen zu flüchten und dort zu verheddern und sich seine Sätze an und für sich geschrieben mindestens über mehrere Zeilen erstrecken würden, war es mitunter recht beschwerlich und mühsam, dem Sinn seiner Worte zu folgen. Doch Yoko hatte bereits vor dem Angriff der Anti-Spirals hier ein Jahr lang als Lehrerin unterrichtet, deshalb hatte sie auch genügend Zeit gehabt, sich an diese "Makke" zu gewöhnen, und so konnte sie nur freundlich und mild darüber lächeln - und erneut bemerken, wie erwachsen sie doch geworden war.

  Achteinhalb Jahre waren seit dem Beginn ihres Abenteuers mit der Gurren-Dan vergangen. Damals war sie erst 14 Jahre gewesen, und doch schon die mit Abstand beste Schützin des Rittona-Village. Nun waren achteinhalb Jahre vergangen, sie war mittlerweile 22 Jahre, unverheiratet und noch dazu Single, Lehrerin, und wurde für 4 Jahre älter geschätzt, als sie in Wirklichkeit war. Natürlich war daran zum größten Teil ihr Lehrerinnen-Kostüm schuld, aber eins ist sicher: Ohne ein vornehmes, erwachsen wirkendes und in allen Maßen angebrachtes Verhalten würden auch alle Klamotten der Welt sie nicht älter wirken lassen. Immerhin hatte es Yoko damals, als sie sich vor eineinhalb Jahren beworben hatte, auch ohne Lehrerinnen-Aufmachung geschafft, für 25 gehalten zu werden, obwohl sie damals erst knapp 21 Jahre gewesen war - davon, dass sie es geschafft hatte, nicht als Widerstandsbeikämpferin Yoko der Dai-Gurren-Dan erkannt zu werden, ganz zu schweigen! Doch dann war mit der Geburt des eine Millionsten Menschen die Invasion der Anti-Spirals über die Menschheit herein gebrochen, und sie hatte die Tarnung "Yomako-sensei" auffliegen lassen, um einerseits ihre Schülerin Maosha zu helfen, und andererseits, um dann Simon und der Dai-Gurren-Dan im Kampf gegen die Anti-Spirals beizustehen.

  Umso glücklicher war sie, dass der Direktor - der nun zwar um "Yomako-sensei"s wahre Identität wusste, ihr allerdings erneut die Chance gab, auf dieser Insel ein neues Leben als Lehrerin, fernab vom Kampf, von Gewalt, Krieg, Tod und Verletzung, anzufangen und weiter zu führen.

  Allerdings meinte der Direx in diesem Moment: "Was Ihre wahre Identität jedoch betrifft..."

  Innerlich verspannte sich Yoko, während sie nach außen gewandt versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatten nie wörtlich über Yokos wahre Natur und Herkunft und ihre Vergangenheit bei der Dai-Gurren-Dan geredet, und es grenzte eigentlich an ein Wunder, dass dieses Thema nicht schon früher auf den Tisch gekommen war. Man konnte jedoch nie wissen, was in den Köpfen der Leute vor sich ging...

  Doch all ihre Schreckensbefürchtungen. die in den letzten drei Sekunden an die Oberfläche ihres Bewusstseins gekommen waren, stellten sich in just diesem Moment als absolut nichtig heraus: "Nun, ich bitte Sie, weiterhin ob dieser Sache zu schweigen. Außer mir, der Unterstufen-Klasse, die Sie letztes Jahr unterrichtet haben und natürlich Ihnen weiß niemand um Ihr kleines Geheimnis - und wenn es nach mir ginge, sollte es auch so bleiben. Sie verstehen sicher?"

  Yomako-sensei verstand und lächelte dankbar für diesen Entschluss. Nichts war ihr wichtiger als Schüler, die von ihrem wilden, abenteuerreichen Leben nichts wussten und die sie, frei von jeglichen Vorurteilen, unterrichten und belehren konnte.

  "So!" Der Direktor klatschte freudig in die Hände, symbolisierend, dass dieses Thema somit erledigt war, und deutete auf die Klassenliste, welche Yoko in diesem Moment wieder anhob, um sie erneut zu studieren. Anhand der Namen konnte man auf jeden Fall nicht erkennen, ob es sich bei den Schülern überwiegend um Jungen oder Mädchen handelte. Doch dann blieben ihre Augen bei einem ganz besonderen Namen hängen: Kamina.

  "K-kamina?!", flüsterte sie leise, eher an sich selbst gewandt, doch der Direktor hörte sie und setzte zur Antwort an: "Ja. Er ist ein Findelkind, seine Eltern leben auf dem Festland, aber da diese Schule hier in der näheren Umgebung die einzigste war, die getrennte Klassen bietet, haben sie ihn hierher geschickt. Ein ziemlicher Hitzkopf, der ziemlich viel Ärger bereitet. Aber ich hoffe, dass Sie auch mit ihm klar kommen werden!"

  Doch Yomako-sensei hatte kaum zugehört. Sie musste unaufhaltsam an den Kamina denken, den sie einst gekannt hatte. Natürlich war es unmöglich, dass es sich um den selben handelte, aber es war schon seltsam, diesen Namen zu lesen, den sie bisher nur in Geschichtsbüchern gelesen hatte. "W-weiß er um seinen bekannten Namensgeber?", fragte sie leise und trocken, woraufhin der Direx nur mit den Schultern zuckte. "Wer weiß das schon? Es ist einfach zu viel, diesen alten Menschen alles beizubringen, sodass wir uns auf das wesentliche beschränkt haben. Wenn er es nicht durch seine Eltern erfahren haben, dann hat er es auch nicht in der Schule gelernt."

  Yomako-sensei seufzte. Sie versuchte, ihre wirren und durcheinander gewühlten Gedanken zu besänftigen. Es war ganz und gar unschicklich, sich von einem einfachen Namen so durcheinander bringen zu lassen! Es war immerhin nur ein Name!

  Sie ließ noch einmal alle Dinge, auf die sie Acht zu geben hatte, durch den Kopf gehen, dann straffte sie die Schultern. Der Direktor riet ihr noch, so schnell wie möglich die Namen ihrer neuen Klasse auswendig zu lernen, dann deutete er auf eine Tür vor sich, an der sie letztendlich Halt gemacht hatten. "Genug geplaudert! Nun Folgen Taten und Handlungen!" Damit öffnete er die Tür, und nach einer Sekunde des Zögerns trat auch Yomako-sensei ein, hinein in die neue Klasse, in ihre neue Welt.
 

"... und damit endet der erste Unterrichtsblock. Ihr habt nun Pause."

  Wie auf Befehl stoben die Schüler und Schülerinnen ihrer neuen Klasse aus dem Klassenzimmer und ließen Yomako-sensei allein zurück. Diese seufzte und überblickte die Klassenliste. An ihrem ersten Tag waren schonmal drei Jungs nicht da gewesen - darunter auch dieser Kamina. Nachdem sie das Klassenzimmer betreten hatten, hatte der Direktor sie nur schnell vorgestellt und war dann auch gleich gegangen, um Yomako-sensei möglichst schnell allein mit ihrer neuen Klasse zu lassen. Diese hatte sich daraufhin vorgestellt und mit Erleichterung festgestellt, dass es offenbar niemanden gab, der sie als Yoko von der Dai-Gurren-Dan erkannte - immerhin schon eine Sache weniger, um die sie sich Sorgen machen musste und die sie des Nachts um den Schlaf berauben würde.

  Die junge Lehrerin überlegte, was sie nun am besten in dieser Pause tun konnte. Zum einen galt es, den neuen Anbau auszukundschaften, zum anderen wohl, dem Direktor über die drei Fehlenden in Kenntnis zu setzen. Deshalb beschloss Yomako-sensei nun, eben diesem Direktor mitzuteilen, was sich in ihrer ersten Stunde so zugetragen hatte. "Vielleicht weiß er ja einen Rat...", murmelte sie leise zu sich selbst.
 

Gedacht, getan!

  Nachdem sie das erledigt hatte, hatte nun auch Yomako-sensei Pause. Und womit ließ sich diese besser verbringen, als die Schule zu erkunden und heraus zu finden, wo es Neuerungen gab? Von der kleinen Rundführung wusste Yomako-sensei, dass es nun einen Anbau gab, der unter anderem auch eine Bibliothek beinhaltete. Außerdem hatte dieser Anbau ein flaches Dach und war daher ein beliebter, aber auch verbotener Treffpunkt unter den Schülern.

  Wie sie des weiteren wusste, war sie nicht länger allein an der Schule als Lehrerin tätig, sondern hatte Verstärkung in Form eines jungen, netten Lehrers bekommen. Dieser - sein Name war Johnson-sensei - hatte heute allerdings frei, sodass sie ihn zumindest für den heutigen Tag nicht kennen lernen konnte. Aber auch ohne gab es bestimmt viel neues zu entdecken, und außerdem wollte sie ihre alte Grundschulklasse, welche nun von Johnson-sensei unterrichtet wurde, besuchen.

  Aber das hatte Zeit - sie würden jetzt bestimmt eh Pause haben, also konnte sie es sich auch irgendwo gemütlich machen.

  Langsam schlenderte die junge Lehrerin durch das Gebäude, nahm jede einzelne Kleinigkeit ins Auge und versuchte, sich all dieses, was wichtig und von Bedeutsamkeit sein könnte, einzuprägen. Sie wollte diesen Ort hier besser kennen als ihr eigenes Zuhause, wollte jeden Schlupfwinkel und jede Ecke kennen, um bei Bedarf heraus finden zu können, wo ihre Schüler steckten. Immerhin waren diese in einem schwierigen Alter, und Schwänzen war bei vielen an der Tagesordnung. So musste Yomako-sensei jederzeit wissen, wo sich ihre Schüler gerade aufhalten könnten. Um um dies zu wissen, galt es, diese Schule genauestens kennen zu lernen.

  Sie betrat sämtliche Klassenzimmer - sofern diese nicht abgeschlossen waren, was auf eine Vielzahl der Klassenräume zutraf -, dann wandte sie sich in Richtung Anbau. Dort nahm sie die verschiedenen Fachräume für Fächer wie "Lehre der Physik" und "Lehre der Chemie" in Augenschein, ebenso die Küche, in denen die Schüler Kochen und Hauswirtschaft beigebracht bekommen würden, und zum Schluss betrat sie die Bibliothek.

  Sanfte Kühle umschloss sie, als sie den großen Raum betrat, der abgesehen von ihr gänzlich leer war. Während der Schulzeit sollte die Bibliothek eigentlich abgeschlossen sein, da die Schüler während des Unterrichts auch im Unterricht zu sein haben, und nicht hier. Aber entweder, man hatte vergessen, die Bibliothek abzusperren, oder man nahm es nicht so genau mit den Regeln.

  Yomako-sensei verbrachte nicht viel Zeit hier. Sie sah kurz in alle Gänge und vergewisserte sich, dass nirgends ein Schüler zu finden war, der die Gunst der offenen Tür vielleicht nutzte, um ein Nickerchen oder dergleichen zu machen, ehe sie die weiträumige Bibliothek wieder verließ. Vor der Tür überlegte sie, was sie nun tat. Sie konnte die Restpause im Klassenzimmer verbringen, doch dort bestand die Gefahr, dass ein Schüler zurück kommen würde und sie stören würde. An und für sich hatte sie dagegen nichts, aber sie war eh schon Lehrerin auf Vollzeitbasis, also wollte sie zumindest die Pausen für sich und in Ruhe verbringen.

  Sie könnte die Pause auch im Lehrerzimmer verbringen, aber dort war wohl niemand - der Direktor verbrachte die meiste Zeit im Rektorat, und da außer ihr und Johnson-sensei hier niemand mehr unterrichtete und letzterer heute frei hatte, wäre sie dort genauso allein wie andernorts auch.

  Sie überlegte noch kurz, ob sie vielleicht nach den Kindern schauen sollte, beschloss dann jedoch, einem Inneren Instinkt folgend den Weg in Richtung Dach des Anbaus zu folgen. Vielleicht trieben sich ja dort verbotenerweise ein paar Schüler rum, und vielleicht sogar jene, die heute nicht im Unterricht gewesen waren. Immerhin hatte der Direktor ihr erzählt, dass diese drei für ihre Schwänzereien bekannt waren!

  Langsam stieg sie die Stufen zum Anbau herauf, darauf achtend, ob irgendein verdächtiges Geräusch ihre Ankunft für mögliche Unterrichtverweigerer ankündigen konnte; aber genauso darauf achtend, ob irgendein verräterisches Geräusch die Flucht eben jener eventuellen Unterrichtsverweigerer oder sonstiger Regelbrechern ankündigten. Da sie aber keines dieser Geräusche vernahm, setzte sie ihren Weg zum Dach des Anbaus fort, immer tiefer in Gedanken fallend. Es war so ungewohnt, nach so langer Zeit wieder hier zu sein, aber es war ganz und gar kein ungemütliches Gefühl. Nein... sie hatte das Gefühl, hier richtig zu sein. Nach all der Jahren, die sie kämpfend verbracht hatte, hatte sie endlich den einen Ort gefunden, an dem sie zur Ruhe kommen wollte und an dem sie sich wohl und geborgen und heimisch fühlte. Natürlich vermisste sie in gewisser Weise ihre Freunde und ihre Zeit mit der Dai-Gurren-Dan, aber das hier... Das hier war einfach der Traum, denn Yoko schon immer geträumt hatte und der sich nun endlich, nach all der Zeit, erfüllt hatte. Und um nichts auf der Welt wollte sie dieses hier wieder aufgeben.

  Als sie die Tür zum Dach öffnete, umwehte ein Windstoß ihre langen, crimsonroten Haare, welchen sie augenblicklich genoss. Es war ja so ungewohnt, die Haare offen zu tragen! Aber um nicht sofort auf den ersten Blick erkannt zu werden, war dies nun mal unumgänglich. Und außerdem standen ihr die offenen Haare auch nicht schlecht. Es war alles lediglich eine Sache der Gewöhnung.

  Langsam ging sie auf das Geländer zu, welches das Ende des Dachs bekundete. Von hier oben aus konnte sie den gesamten Hof überblicken, welcher größtenteils von kleinen Kindern, die spielend und lachend umher rannten, eingenommen wurde. Aber hie und da entdeckte sie auch einige Gruppen von eindeutig älteren Schülern, darunter sogar eine Gruppe von Schülern ihrer Klasse. Diese Gruppe, bestehend aus vier Mädchen und sieben Jungs, beobachtete sie eine Zeit lang, in der Hoffnung, durch ihr Pausenverhalten bereits an ihrem ersten Tag mehr über sie heraus finden zu können. Sie erfuhr nicht viel. Nur, dass die meisten von ihnen bereits rauchten und sich erwachsener gaben, als sie wohl waren.

  Als offensichtlich wurde, dass sie durch bloßes Beobachten nicht mehr über diese Gruppe von Schülern heraus finden würde, wandte sie sich ab, um die letzte Ecke des Daches in Augenschein zu nehmen, die von dem kleinen Treppenhaus-Häuschen, welches aufs Dach hinaus führte, verborgen wurde. Und Tatsache, dort lag ein Schüler, die Arme hinterm Kopf verschränkt, ein Buch überm Gesicht, damit die Sonne ihn nicht aufwecken konnte.

  Yomako-sensei räusperte sich, während sie den Schüler musterte. Er trug eine Hose und ein Hemd - mittlerweile waren an der Schule zumindest für die älteren Klassen Schuluniformen eingeführt worden -, allerdings fehlte die Krawatte.

  Die rothaarige Lehrerin überlegte kurz, ob es sich denn lohnen würde, zuerst den Direktor zu verständigen, ehe sie mit ihm gemeinsam hierher kam, doch entschied sich dagegen. Sie war immerhin Lehrerin, also konnte sie diese Angelegenheit auch genauso gut alleine regeln. Wäre dem nicht so, dürfte sie sich wohl kaum "Lehrerin" schimpfen. Deshalb räusperte sie sich erneut, ehe sie das Wort an den schlafenden richtete, wobei sie darauf achtete, laut genug zu sein, damit er erschrocken zusammen fuhr: "Was hast du hier zu suchen?!"

  Und wie erhofft zuckte der Schüler erschrocken aus dem Schlaf, mit den typischen Bewegungen eines Menschen, der gerade eben plötzlich und völlig unerwartet aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, welcher mit dem Kopf noch halber am Schlafen war und sich nicht schnell genug an die veränderten Begebenheiten gewöhnen konnte. Das Buch, welches wohl nur zur Abdeckung gedient hatte, fiel herunter, und Yomako-sensei gewahr einen blauhaarigen Jungen, welcher sich in just diesem Moment mit einer fahrigen Bewegung die verschlafenen Augen rieb und danach ausgiebig streckte. Dann öffnete er die Augen, sah sich mit sichtlich desorientierten Augen um, und schließlich gewahr er Yomako-sensei, welche ihn nur mit offenem Mund anstarrte und alles dran setzte, um diese Trugbilderscheinung weg zu blinzeln. Der Junge kratzte sich schließlich am Hinterkopf und wollte sich gerade wieder hinlegen, als er es sich anders überlegte und aufstand. Dann musterte er Yomako-sensei und fragte: "Wer bist'n du?"

  Und Yomako-sensei starrte den blauhaarigen immer noch an, unfähig, diese Halluzination zu besiegen, geschweige denn, dem Jungen eine Antwort zu liefern. Sie überging sogar, dass er sie - sie als Lehrerin und Respektsperson - gedutzt hatte, denn im Anblick dessen, was dieser Junge zu sein schien, wart alles andere belanglos geworden.

  "Hallo? Krieg ich vielleicht ma ne Antwort?", fragte er, während er die Hände in die Hüfte stemmte, und dabei sprach er mit einer Stimme, die Yoko das letzte Mal vor achteinhalb Jahren gehört hatte, und dabei sah er so aus wie Jemand, den sie das letzte Mal vor achteinhalb Jahren gesehen hatte, und dabei versprühte er eine Aura, die sie vor achteinhalb Jahren das letzte mal gespürt hatte. Und während Yomako-sensei alias Yoko sich versuchte, die Einbildung aus den Augen zu reiben, baute sich vor ihr der Junge mit den blauen Haaren und den roten Augen zu seiner gänzlichen Statur auf, und es gab keinen Zweifel mehr an seiner wahren Identität - auch, wenn dies zu akzeptieren für Yoko schlicht und ergreifend unmöglich war; war die Person, die der Schüler zu sein schien, doch schon vor eben diesen achteinhalb Jahren gestorben.

  Yomako-sensei wollte fliehen, fliehen vor dieser widerwärtigen und gemeinen Trugbilderscheinung, die doch nur deshalb aufgetreten war, um ihr eins auszuwischen, doch stattdessen blieb sie an dem Fleck, an dem sie stand, auch weiterhin stehen, fast so wie festgewachsen, und starrte den blauhaarigen an. Und dann entwich ihr ein einzelnes Wort - wobei "Wort" das falsche Wort ist, denn es war eher ein Name: "Ka... kamina...?"

  Und der Schüler sah überrascht auf, kratzte sich abermals am Hinterkopf, sah sich kurz suchend um, entdeckte allerdings das, was er suchte, offensichtlich nicht, und dann antwortete er: "Okay... ich weiß zwar nich, wer du bist, aber anscheinend scheint mir mein Ruf voraus zu eilen." Er nickte, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen, und dann sagte er: "Auf jeden Fall haste Recht. Ich bin Kamina. Der einzigartige, großartige, unnachahmliche Kamina. Noch Fragen?"
 

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OOC alias Sinnloses Autorengeblubbere °A°\
 

So. Schön, wenn ihr bis hierher gelesen habt ^_^ Damit heiße ich euch herzlich willkommen zu "Against the Spiral", meine - so hoffe ich doch - letzte FF vor meinem Roman.

Ja, ihr habt richtig gelesen: Nach dieser FF will ich tunlichst keine FFs mehr schreiben, sondern mich endlich an die Arbeit für meinen Kinder-Fantasy-Roman machen (was jedoch nicht bedeutet, dass ich meine FFs dann abbreche - angefangene FFs will ich auf jeden Fall weiter schreiben!)

Aber da man niemals "nie" sagen sollte, hüte ich mich davor, an dieser Stelle ein "nie" zu verwenden - man weiß ja nie, wann der nächste Flash oder Fandom kommt, zu dem ich noch was schreiben möchte xD
 

Ferner folgen auf jeden Fall noch einige OCs, die ich entweder für Wettbewerbe, Geburtstage oder für mich als Schreib-Spielereien schreiben möchte.

Aber alles in allem möchte ich mich so "langsam" mal auf die Wege dessen begeben, was ich unbedingt und mit vollstem Herzen schreiben möchte: Meinen Kinder-Fantasy-Roman.
 

Zu diesem Zwecke schreibe ich diese FF in dem Stil, den ihr nun schon zwei Kapitel lang verfolgen konntet: lange, verschnörkelte und doppelsinnige Sätze und gehobene Worte sollen den Roman, der hierauf folgt, sehr wahrscheinlich ausmachen (so 100% sicher bin ich mir dessen aber nicht).

Und deshalb auch diese FF: Um zu sehen, ob ich es über einen längeren Zeitraum schaffe, diesem Stile treu zu bleiben.

Letztendlich spiele ich aber noch, denn die Stilrichtung, in die mein Roman gehen soll, steht noch lange nicht fest, und ebenso wenig tut es das bei dieser FF. Es kann also durch durchaus sein, dass ich das nächste Chapter bereits in einem gänzlich anderen Stil schreiben werde, weil ich etwas Neues versuche und ausprobiere.
 

Wohin diese FF inhaltlich jedoch gelangen soll, dass steht schon mehr aös nur genau fest, und ich freue mich darauf, alle Handlungs-Twits und Überraschungen nieder zu schreiben, um danach Eure Reaktionen zu studieren.
 

Letztendlich noch zwei Dinge:

1. werde ich in Zukunft (bei dieser FF zumindest) versuchen, diese Kommentare wegzulassen (in einem Roman kann ich ja auch nicht nach jedem Chapter alles erklären), und 2. beschwert euch bitte nicht wegen den mitunter mehrzeiligen Sätzen. Ich habe bewusst diesen "Stil" genommen, da ich ihn erstens sehr schön zum Lesen finde und ich zweitens ausprobieren wollte, ob auch ich dazu in der Lage bin, eine solche Geschichte zu schreiben; und ich muss gestehen: Es ist leicht schwieriger, als gedacht. Aber nur leicht. Dezent. Etwas. Minimal. (<- Oh, diesen Stil mit den minimalitisch-kurzen Sätzen würd ich auch mal gern ausprobieren *_*)
 

Und NATÜRLICH gibt es einen besonderen Grund, wieso ich diese Chapter ausgerechnet HEUTE hochgeladen habe.
 

Na, wisst ihr es schon?
 

RÜSCHTÜG!

HEUTE, AM 07. AUGUST, HAT MINATO AKA KAMINA AKA KAMINATO AKA abgemeldet GEBY!
 

Und auf diesem Wege wünsch ich ihr mal wieder alles gute und hoffe, dass sie sich über dieses kleine Präsent freut.

Da es nur der 21. ist, gibts nit so viel wie letztes Jahr (Haha, perfekte Ausrede für mein zeichnerisches Krea-TIEF "orz)
 

--
 

In diesem Sinne... Über Feedback in Form von wie mir dieser Stil liegt, aber auch in Sachen der Story, würde ich mich sehr freuen! Schreibt mir, wie gut mir dieser Stil liegt und wie ihr die Geschichte bisher findet :D
 

Greez

MitsuruSenpaii



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2010-08-13T18:29:53+00:00 13.08.2010 20:29
Hey voll die geile Story echt cool!!
Ich will auch mal so gut schreiben!!!
SUPER!!!!!!!!!!!

(http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/462147/
KOMMIIIIIIIS BITTE ZURÜCK!
ICH KRIEG SO WENIGE ;_______;)


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