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Nur das Grün deiner Augen

von

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Der erste Blick

Der erste Blick
 

Ich bin Lehrer und wollte es eigentlich auch immer werden.
 

Der Beruf hat mich immer interessiert, weil ich jungen Leuten was beibringen wollte. Leider hab ich mir die falsche Altersgruppe ausgesucht … ich denke, ihr wisst, was ich meine. Meine Klasse ist die 11b an der Highschool, das heißt, meine Schüler sind zwischen 17 und 19 Jahre alt, auf deutsch … Hormon gesteuerte Triebmonster auf zwei Beinen. Ich frag mich in letzter Zeit immer öfter, warum ich unbedingt an die Highschool wollte. Hätte ich mich doch lieber an der Grundschule beworben.
 

Dazu bin ich auch noch … ja ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken … der Mathelehrer und nebenbei gebe ich auch noch Geschichte und Sozialkunde. Ich hab in meiner kurzen Laufbahn feststellen müssen, das diese drei Fächer, die meiste Verachtung von den Schülern bekommen. Niemand und ich meine niemand will bei diesen Fächern lernen. Es ist echt zum Verzweifeln. Entweder die Schüler schlafen, reden, schminken sich oder schmeißen sich Zettel zu, eben was ihnen gerade in den Sinn kommt.
 

Vor zwei Wochen hat das neue Schuljahr angefangen und zu meinem Verdruss ist meine neue Klasse keinen Deut besser als die davor.
 

Die Schulglocke läutet, Schüler laufen in ihre Klassenzimmer und der Flur wird langsam leer.

Ich sollte wohl langsam in meine Klasse und den heutigen Kampf mit ihnen ausfechten.
 

„Guten Morgen, Klasse.“
 

„Morgen, Herr Sato.“
 

Wenigstens ignorieren sie mich nicht, noch nicht.
 

„Setzt euch bitte alle, damit ich die Anwesenheitsliste durchgehen kann und wenn's geht ohne Murren.“
 

Wie kann man nur schon morgens so desinteressiert sein?
 

„Susumu?“
 

„Jepp.“
 

„Aiko?“
 

„Hiiiier.“
 

"Daiki?“
 

„Körperlich anwesend.“
 

„Ein Ja hätte gereicht.“
 

Und wie immer lacht die ganze Klasse, manchmal kommen mir die Mädels schlimmer vor als die Jungs, vor allem wenn es um Daiki geht. Der Highschool Schwarm, wie ich mittlerweile feststellen musste.
 

„OK, weiter in der Liste … Iru?“
 

„…“
 

„IRU?“
 

„Haha Herr Sato, der Loser pennt schon wieder.“
 

Und die ganze Klasse bricht mal wieder in Gelächter, was ist so witzig daran wenn einer im Unterricht einschläft? Soll das etwa heißen, ich bin ein beschissener Lehrer? Somit hätten wir dann auch schon den stillen Terrorisierer meines Unterrichts. Iru! Ich hab den Jungen noch keine fünf Minuten am Stück wach erlebt. Mich würde ja mal wirklich interessieren, warum er sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schule als Schlafzimmer zu benutzen.
 

Iru ist ein … wie sagen die jungen Leute … Punk … Freiheit liebender. Wie auch immer, er fällt schon allein wegen seinem Aussehen auf, selbst wenn er nicht schlafen würde. Die linke Seite seines Kopfes ist kahl rasiert, während seine anderen Seite von rot gefärbten mit schwarzen Strähnen durchzogene Schulter lange Haare halb über das Gesicht hängen. Sein Gesicht, wie mir scheint, besteht aus einem Schraubenlager, also an einem Magneten kommt der so ohne weiteres nicht vorbei.
 

Was der auch für Piercings hat, zwischen den Augen, durch die Lippe, an den Brauen … soll das ein Zeichen für einen Masochisten sein? Und er ist definitiv und wirklich der einzige Junge der sich schminkt, zumindest die Augen, soweit ich das in seinen kurzen Wachphasen feststellen konnte.
 

„Iru wach auf und folge dem Unterricht, sonst muss ich dich raus werfen!“
 

Ich hasse es, wenn ich solche Drohungen aussprechen muss, da komm ich mir so spießig und alt vor. Wobei, manchmal hätte ich echt Lust dazu, vor allem wenn ich nur ein verschlafenes >mmhh< und ein kurzen Wink mit der Hand bekomme.
 

„Holt alle eure Hefte und Bücher raus, wir machen auf Seite 68 weiter.“
 

„Ohh neee.“
 

„Ich hasse Mathe!“
 

„Ich würd jetzt lieber mit meiner Schnecke Unzucht treiben.“
 

Danke Leute, danke fürs Gespräch!!
 

Die Uhr zeigt schon 17 Uhr an, solange bin ich selten in der Schule. Meine Klasse hat schon vor 3 Stunden aus gehabt und ist Freude strahlend aus dem Klassenzimmer gestürmt, bis auf einen … Iru! Der lag immer noch bei Schulschluss, mit dem Kopf voran, auf dem Tisch und hat sich seinem Schönheitsschlaf hingegeben. Also ich hab auch viel Scheiß in der Schule gemacht oder öfters mal geschlafen, weil der Abend davor lang war. Aber die kompletten sieben Schulstunden durchzuschlafen, hab noch nicht mal ich geschafft, selbst wenn ich es gewollt hätte.
 

Eigentlich wollte ich Iru wecken, als die Klasse schon gegangen war und keiner es für nötig gehalten hat den Kerl davon in Kenntnis zu setzen, aber ich hab mir gedacht, als kleine Strafe für den verschlafenen Unterricht, lass ich ihn einfach liegen. Bin mal gespannt. wann er aufwacht. Bis um 18 Uhr hat er Zeit, so lang werde ich bestimmt mit der Korrektur des heutigen Tests brauchen.
 

Wie immer wenn ich arbeite, bin ich sehr vertieft, werde aber durch ein leises Rascheln gestört. Als ich aufschaue, beobachtet Iru gerade die Uhr und zwar so, das man meinen könnte er sieht zum ersten mal eine. Ich warte darauf das ein Fluch zu hören ist und Iru rennend das Klassenzimmer verlässt, wenn er merkt, dass er drei Stunden länger hier war als alle anderen.
 

Aber … nichts, mit der Gelassenheit eines Toastbrots packt er seine Bücher ein, fährt sich über seine Hose, die fast nur aus Löchern und Sicherheitsnadeln zu bestehen scheint und schlendert Richtung Tür.
 

Kurz davor, schon die Klinke in der Hand, dreht er sich zu mir. Ich sehe zum ersten Mal in seine Augen, die so ein intensives Grün ausstrahlen, dass ich unweigerlich denke, dass es Kontaktlinsen sein müssen. Er verzieht keinen Muskel in seinem Gesicht, er hebt nur kurz die Hand und verschwindet. Etwas irritiert bleibe ich zurück, nicht wissend. ob ich mich aufregen oder lachen soll.
 

Wie kann man nur so gelassen sein? Ich wär geplatzt vor Wut, wenn mich mein Lehrer schlafen gelassen und nicht geweckt hätte. Ich muss mich wieder meiner Arbeit widmen, will immerhin auch mal Feierabend haben.
 

Egal, wie oft ich jetzt schon die Antwort durch gelesen hab, ich hab kein Wort davon wahr genommen. Das Einzige was mir im Kopf umher schwirrt, sind diese grünen Augen. Ich packe mein Zeug zusammen, den Rest kann ich auch zu Hause machen, ich brauch jetzt erst mal ein kühles Bier.

Die ersten Worte

Die ersten Worte
 

Schon drei Monate sind vergangen seit Beginn des Schuljahrs und mittlerweile kenne ich die Marotten meiner Schüler. Leider hat jeder eine … aber nur mit einer komm ich überhaupt nicht klar. Ich komm damit klar, dass Kaori den ganzen Tag in ihren Schminkspiegel schaut, dass Naoki immer eine Sonnenbrille trägt oder dass Daiki vor Arroganz nur so trieft. Der Einzige, dessen Macke mich fast zur Weißglut bringt und das wird auch immer so bleiben, ist Iru, beziehungsweise sein Pennen im Unterricht. Was gibt es für eine größere Beleidigung für einen Lehrer, als dass seine Schüler schlafen - auch noch ungeniert?
 

„Ich schreibe euch jetzt die nächste Aufgabe an die Tafel.“
 

Ich weiß, dass es eigentlich gemein von mir ist … aber ich will das Iru bei meinem Unterricht mitmacht und wenn er es nicht von sich aus macht, dann muss ich eben ein bisschen nachhelfen.
 

„Iru geh an die Tafel und löse die Aufgabe!“
 

„IRU!“
 

Endlich hebt er seinen Kopf, würde mich echt mal interessieren, was der Junge die ganze Nacht über so treibt.
 

„Aufgabe lösen … an der Tafel!“
 

Er schlurft mit einem lässigen Gang von der letzten Reihe bis vor an die Tafel und ich überlege ernsthaft, ob er das mit Absicht macht.
 

„Und die anderen lösen derweil die Aufgabe in ihrem Heft.“
 

Aus weiter Ferne dringt ein Donnern an mein Ohr, automatisch drehe ich mich in Richtung Fenster. Als wenn der Tag nicht schon schlimm genug wäre, regnet es auch noch und so wie es aussieht, hört es auch so bald nicht mehr auf. Ich hasse Regen, so wie wahrscheinlich 95% der gesamten Bevölkerung. Regen ist einzig und alleine für den Garten gut … und ich hab noch nicht mal einen.
 

Mein Blick wandert wieder zur Klasse zurück, wo ich grad noch mitbekomme, wie sich Iru auf seinen Platz fallen lässt und seine typische Schlafstellung einnimmt. Irritiert starre ich die Tafel an und zu meiner Verblüffung hat Iru tatsächlich die komplette Rechnung richtig gelöst.
 

Das hat er wirklich geschickt eingefädelt, ich wollte ihm damit eigentlich eine Lektion erteilen. Jetzt hat er mir eine erteilt. Macht einen auf Desinteresse und nett gesagt auf Depp und jetzt muss ich feststellen, dass er der einzige Hoffnungsschimmer in der Klasse ist.
 

Am liebsten würde ich ihn dafür loben und der restlichen Klasse sagen, dass sie sich ein Beispiel an ihm nehmen sollen, aber nachher schlafen noch alle. Jugendliche verstehen grundsätzlich alles falsch. Vor allem müsste ich dann zugeben, dass die Aufgabe eigentlich für Zwölftklässler gedacht ist.
 

Manchmal frag ich mich, warum ich mir so einen Kopf mach, der Blick zur Klasse zeigt mir nur, dass alle sich wieder ihren Marotten hingeben … auch Iru, der mit dem halben Oberkörper über dem Tisch hängt.
 

Die Schulglocke läutet.
 

Gott sei Dank, endlich Feierabend … zumindest mit dem Unterricht. Der Letzte ist aus dem Klassenzimmer und hat hinter sich die Tür zugezogen, ich schau mich im Klassenzimmer um. Ich hab Glück, Iru wurde mal wieder von seinen Kameraden ignoriert und deswegen ist er der Einzige, der noch da ist. Naja, was heißt Glück, er verpennt alle zwei Tage weil er die Klingel nicht hört. Heute will ich unbedingt mit ihm reden, vielleicht erfahre ich, was mit ihm los ist.
 

Mit langsamen Schritten gehe ich durch die Schulbankreihen und bleibe vor Irus Tisch stehen. Er liegt mit dem Kopf auf seinem Arm, den er über dem Tisch liegen hat. Kleine Strähnen seiner Haare fallen ihm über das Gesicht, eine liegt genau über seinem Auge. Es sieht fast so aus, als ob sich die Haare mit seinen langen schwarzen Wimpern vereinen. Ich widerstehe dem Drang, ihm die Strähne hinter das Ohr zu streichen und lehne mich an den Tisch hinter mir.
 

„Iru.“
 

Ohne ein Murren oder Gähnen hebt er seinen Kopf und lässt seinen Blick zur Uhr, die über der Tür hängt, schweifen. Ob er wirklich geschlafen hat? Normalerweise reagiert er nie, wenn ich seinen Namen sage, erst nachdem ich ihn zwei-, dreimal laut gerufen habe. Er dreht langsam den Kopf in meine Richtung und lässt seine grünen Augen auf mir ruhen. Kein Wort kommt über seine Lippen, keine Regung in seinem Gesicht, aber seine Augen spiegeln jedes Gefühl wieder, das ich kenne.
 

Ich bin kein Augenfetischist oder so was, im Normalfall interessieren sie mich einfach nicht, bei keinem. Von den meisten Leuten könnte ich nicht mal sagen, was sie für eine Augenfarbe haben, selbst nicht bei guten Freunden, die ich schon Jahre kenne. Es sind nur seine Augen, die mich wie in einen Bann ziehen.
 

So viele Emotionen stecken in diesen Augen, ohne ein Gefühl zu definieren. Ich muss mich von diesem Blick mit aller Kraft losreißen.
 

„Ähhh … ich wollte dich was fragen … und natürlich wecken.“
 

Er geht nicht auf mein Lächeln ein, stattdessen sieht er mich einfach weiter an.
 

„Du konntest die Aufgabe ohne Schwierigkeiten lösen und das mit Sicherheit als Einziger in der Klasse. Warum machst du im Unterricht nicht mit und hängst die ganze Zeit nur rum!?“
 

Immer noch keine Antwort.
 

„Hast du irgendwelche Probleme … oder kommst du mit mir nicht klar?“
 

„ … Ich habe ein Problem mit ihrem Unterricht!“
 

Mir fällt auf, dass ich ihn das erste Mal sprechen höre, obwohl ich schon seit drei Monaten sein Klassenlehrer bin.
 

„Ok … was findest du denn an meinem Unterricht so … schlecht?“
 

„Sagen wir mal, er ist recht einfach und …langweilig. Sie machen immer dasselbe, schreiben ein, zwei Aufgaben an die Tafel und lassen alle rechnen, mehr nicht.“
 

„Und was schlägst du vor?“
 

Hätte nicht gedacht, dass er so offen mit mir darüber redet.
 

„Normalerweise rufen sie selten jemanden an die Tafel, ich war heute eher ne Ausnahme. Machen sie das öfter, machen sie Gruppenarbeiten oder lassen sie die Schüler doch mal eine logische Aufgabe selber stellen, die die anderen dann lösen müssen.“
 

„Deine Vorschläge hören sich gar nicht mal so schlecht an, ich werde darüber nachdenken.“
 

Er steht langsam auf, schnappt sich seine Tasche und geht zur Tür.
 

„Wenn ich meinen Unterricht so gestalte, wie du es gesagt hast, hörst du dann auf zu schlafen und machst mit?“
 

Er sieht mich ernst an und … fängt an zu grinsen, nur ein leichtes süffisantes Grinsen und die erste Regung, die ich bei ihm sehe.
 

„Wer sagt, dass ich pennen würde? … Schöne Ferien.“
 

Und schon hat er hinter sich die Tür geschlossen und ich stehe allein im Klassenzimmer. Die Gedanken kreisen in meinem Kopf. Also wenn er nicht geschlafen hat, dann hat er gemerkt, dass ich eine ganze Weile vor seinem Tisch gestanden habe. Oh Gott, wie peinlich.
 

Mein Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass es immer noch regnet und das nicht zu knapp. Alle Schüler rennen zu ihren Autos oder zu denen ihrer Eltern, zumindest die ohne Regenschirm. Aber meine Aufmerksamkeit wird von der einzigen Person, die ruhig und langsam ohne Schirm, durch den Regen schlendert, gefesselt. Unverkennbar die roten Haare und die zerrissene und wieder zusammengeflickten Klamotten. Er ist der Einzige, dem der Regen nichts auszumachen scheint, sieht eher so aus, als finde er ihn gut.
 

Zum Glück sind jetzt erst mal Sommerferien … sechs Wochen. Ich drehe mich vom Fenster weg - ich starre ihn schon viel zu lange an - aber eins weiß ich jetzt schon, seine Augen werden nicht das Einzige sein, von dem ich ab jetzt träumen werde. Denn sein Lächeln hat sich in meine Augen und Gedanken gebrannt.

Die erste Berührung

Die erste Berührung
 

Die Schulferien fingen, milde gesagt, beschissen an. Als ich am letzten Tag kurz vor den Sommerferien nach Hause kam, war mein halbes Wohnzimmer überschwemmt. Ich hatte mal wieder vergessen die Balkontür zu schließen, als ich morgens aus dem Haus bin und der Regen ist über mein komplettes Parkett gelaufen, fast bis zu den drei kleinen Stufen die mein Wohnzimmer in zwei Ebenen teilt.
 

Nachdem das Missgeschick beseitigt war, hab ich meiner Yoko ihr Fressen gegeben und mit ihr gespielt. Yoko ist meine kleine Katze mit schneeweißem Fell und hellblauen Augen. Was heißt klein, wenn sie bei mir auf dem Schoss liegt, schlafen mir spätestens nach 20 Minuten die Beine ein. Aber ich würde sie nie mehr hergeben, hab sie aus einem verfallenen Tierheim raus geholt, vor knapp drei Jahren.
 

Danach wollte ich mir eigentlich was zu essen machen, aber ein Blick in den Kühlschrank zeigte mir, dass er leer war. Bis auf eine Tomate, die schon ihre eigene Subkultur entwickelt hatte. Nachdem ich also den Kühlschrank geputzt und mir was zu essen besorgt hatte, bin ich mit vollem Magen auf der Couch eingeschlafen. Beim Aufwachen waren meine Beine komplett taub, was ich Yoko zu verdanken hatte, denn sie hatte sich, als ich eingedöst war, auf meinen Schoß gelegt. Alles in allem … einfach ein beschissener Start.
 

Die Hälfte der Ferien ist schon rum und ich sitze in meinem Auto, mit dem Ziel nach Hause, bevor der Regen noch schlimmer wird und ich überhaupt nichts mehr von der Straße sehen kann. Manchmal denke ich echt, dass wir eher eine Regen- als eine Sommerzeit haben.
 

Ich war grad bei meiner Schwester und wieder mal ging es nur um ein Thema. Meine Schwester ist die Einzige, die weiß, dass ich schwul bin und zu meinem Pech hat sie das Bedürfnis, sich in mein Liebesleben einzumischen. Ich versuche sie zwar immer zu blocken … aber sie kann kontern. Nachdem sie mir wiedermal vor geschwärmt hat, wie toll doch eine feste Beziehung ist und dass ich endlich jemanden brauche, der mich liebt, schießt mir nur ein Bild in den Sinn, ohne dass ich es aufhalten kann. IRU. Sofort wische ich innerlich das Bild weg, an so was darf ich nicht denken.
 

Ich schaue auf die rote Ampel vor mir und lasse meinen Blick über den Gehweg bis zur kleinen Mauer, die daneben verläuft, schweifen. Auf dem Rücken liegend, ein Bein angewinkelt und mit riesigen Kopfhörern auf den Ohren, liegt ER mitten im Regen. –Iru-.
 

Nachdem ich das Hupen hinter mir, das durch die mittlerweile grüne Ampel entstanden ist, wahrnehme, schaue ich auf die Straße und fahre langsam los. Ohne nachzudenken, steuert mein Unterbewusstsein wie ein Navigationssystem nach rechts und danach noch zweimal nach rechts. Ich fasse es nicht, ich bin tatsächlich einmal um den Block gefahren.
 

Ich schwenke immer noch wie unter Hypnose die nächste Parklücke an und schaue zur kleinen Mauer mit Iru darauf. Meine Gedanken überschlagen sich und ich komme nur zu einem Entschluss … als Lehrer bin ich verpflichtet, auf meine Schüler zu achten … oder so ähnlich. Also greife ich mir meinen Regenschirm vom Beifahrersitz und steige aus, in den strömenden Regen.
 

Kurz vor Iru bleibe ich stehen und schaue auf ihn runter, er hat die Augen geschlossen und scheint komplett seinen Gedanken nach zuhängen. Kleine Tropfen bleiben an seinen Wimpern hängen und laufen mit seiner schwarzen Schminke nach unten über die Wangen, was ihn irgendwie verletzlich wirklich lässt. Ich gehe noch einen Schritt vor, so dass mein Schirm über seinem Gesicht ist und prompt macht er die Augen auf, als er keinen Regen mehr darauf fühlt. Er sieht mich an, setzt sich auf und nimmt seine Kopfhörer runter, die er um seinen Hals baumeln lässt.
 

„Warum sitzt du … oder besser gesagt, liegst du hier im Regen?“
 

Er zuckt mit den Schultern,
 

„Warum nicht?“
 

„Es ist nass, kalt und du wirst noch krank werden!“
 

„… das ist ihre Meinung.“
 

Und wieder dieses leichte, kaum merkliche Grinsen, das auf seinen Lippen liegt.
 

„Als dein Lehrer habe ich die Pflicht und die Verantwortung auf dich aufzupassen … also bitte geh nach Hause und raus aus dem Regen.“
 

„… selbst wenn ich wollte, es geht nicht, denn ich hab meinen Schlüssel zu Hause vergessen und meine Mutter kommt erst später von der Arbeit.“
 

Ohne groß nachzudenken, einfach instinktiv, drehe ich mich zu meinem Auto.
 

„Dann kommst du eben mit zu mir, ich kann dich unmöglich hier draußen lassen.“
 

Ohne Widerstand oder ein Wort der Ablehnung springt er von der Mauer und steigt mit mir ins Auto.
 

Die Fahrt verläuft schweigend, denn Iru schaut die ganze Zeit aus dem Beifahrerfenster und scheint wieder in Gedanken vertieft zu sein. Ich sehe aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. Sein Shirt, was mir leicht zu groß erscheint, liegt nass und schwer, eng an seinen Oberkörper. Warum muss er auch unbedingt ein weißes Shirt anhaben? Es sind zwar verschiedene Muster und Symbole darauf, aber eindeutig nicht genug. Ich kann trotzdem seine Figur, die Sehnen und sogar die Gänsehaut, die sich über seine Haut zieht, erkennen. Mittlerweile hat mein Kopf dieselbe Position angenommen wie meine Augen … direkter Blick auf das angeklebte, hautenge Shirt. Ich schaue schnell wieder nach vorne und versuche mich auf die Straße zu konzentrieren. Bevor mein Unterbewusstsein noch mehr Chancen hat, detailliertere Bilder zu erstellen.
 

Ich parke mein Auto wie immer in der Tiefgarage und von dort steigen wir direkt in den Fahrstuhl. Einem großen Fahrstuhl - hier ein Dank an den Architekten - und fahren in den fünften Stock.
 

Iru schlurft an mir vorbei durch die Haustür und schlüpft im Gehen aus seinen Schuhen. Er stellt sich mitten ins Wohnzimmer und betrachtet es schweigend.
 

„Am besten du gehst als Erstes unter die Dusche, bevor du wirklich noch krank wirst.“
 

Er folgt mir ins Bad, das leider keine Badewanne besitzt, dafür aber eine übergroße Dusche. Ich merke zu spät, dass ich zu abrupt stehen geblieben bin und mich umgedreht habe, denn Iru steht nur wenige Zentimeter vor mir. Er drückt sich, ohne mich dabei zu berühren, an mir vorbei zur Dusche und stellt das Wasser an. Ich hole ihm derweil ein Handtuch aus meinem Schrank und lege es ihm hin.
 

„Wow, da kommt ja direkt warmes Wasser.“
 

Bei der Bemerkung muss ich leicht grinsen und beinahe hätten sich die Wort –Wie süß- in meine Gedanken geschlichen.
 

„Sag mal … wieso hast du da eigentlich im Regen gelegen?“
 

„Warum nicht?“
 

„Was ist das jetzt schon wieder für eine Antwort? Regen ist kalt, nass, ruiniert die Frisur und die Klei…iii…“
 

Bevor ich meinen Satz beenden kann, zieht Iru mich ohne Vorwarnung mit sich unter die Dusche. Ich fange an, auf den nassen Fließen mit meinen nassen Socken zu rutschen und kann mich gerade noch an der Wand abstützen. Iru steht genau vor mir, zwischen meinen ausgestreckten Armen und sieht mich leicht lächelnd an. Ich starre zu ihm runter, denn er ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ich, er hat mich, seinen Lehrer, doch tatsächlich komplett bekleidet, einfach unter die Dusche gezerrt. Im Gegensatz zu ihm war ich ja noch nicht mal nass! Aber was mir viel mehr Gedanken macht als meine Kleidung, ist die Tatsache, dass Iru nass ist und zwischen meinen Armen steht. Nicht zu vergessen, der Blick mit seinen Augen. Ich kann die Hitze in meinem Körper spüren, die nicht alleine von dem heißen Wasser kommt.
 

„Vielleicht verstehen Sie, was ich am Regen so faszinierend finde. Jeder einzelne Tropfen, der den Körper berührt, läuft in kleinen Spuren über die Haut nach unten.“
 

Ich beobachte seine Lippen, höre die leise, sexy Stimme, die bis zu meinem Ohr dringt.
 

„Es fühlt sich an, als wenn der ganze Körper sanft von Fingerspitzen berührt wird.“
 

Das Letzte, an was ich jetzt denke, ist das Wasser. Er hebt langsam seine Hände und legt seine Fingerspitzen an meine Seite, in der Höhe meiner Rippen.
 

„Und dazu kommen noch die Kleider, die sich wie eine feste Umarmung um den Körper legen.“
 

Iru nimmt den Stoff meines Hemdes zwischen seine Finger und zieht leicht daran. Der Stoff löst sich ziehend von meiner Haut und ich habe das Gefühl nackt zu sein. Bevor sich diese Gefühl festigen kann, schlägt Iru mein Hemd mit einem Klatschen zurück an meine Brust. Ich ziehe scharf die Luft zwischen meinen Zähnen ein. Das leichte Ziehen, das ich auf meinem Oberkörper verspüre, wandert nach unten über meinen Bauch bis zu meinen Lenden, wo es immer stärker wird. Das Verlangen, das mich überkommt, ist kaum noch auszuhalten.
 

Ich beschränke meine Gedanken auf drei Wörter –Schüler!- -Siebzehn!- -Hetero?- immer wieder von vorne –Schüler!- -Siebzehn!- -Hetero?-
 

Mein Mantra wird jedoch immer leiser, umso länger ich in diese grünen Augen schaue, in denen ich Begierde zu sehen glaube. Das Pochen in meinen Lenden wird immer stärker und ich hoffe inständig, dass Iru seinen Blick nicht nach unten richtet. In meinem Kopf ist es total leer, nur noch gezieltes Verlangen scheint in meinem Körper zu stecken.
 

ding dong , DING DONG
 

Die Türklingel reist mich in die Situation zurück, in der ich mich befinde, ich drücke mich von der Wand ab und gehe aus dem Bad, ohne ihn noch einmal anzusehen.
 

Ich trage das Paket, das mir der irritierte Postbote gegeben hat ins Schlafzimmer, wo ich mir erst mal was Trockenes anziehe und versuche meine Gedanken zu ordnen.
 

Frisch umgezogen gebe ich Yoko ihr Futter, denn Ablenkung ist jetzt alles. Ich setze mich an den Küchentisch und schaue Yoko beim Fressen zu. Sie springt auf meinen Schoß, wo sie sich satt und zufrieden von mir kraulen lässt.
 

Ich höre, wie die Badezimmertür aufgeht und horche gespannt, aber kein Laut dringt zu mir. Ich setzte Yoko auf den Boden und gehe ins Wohnzimmer, in dem ich Iru vermute. Ich bleibe vor den drei kleinen Stufen stehen und schaue geradeaus auf meinen Balkon.
 

Meine Gedanken überschlagen sich und schwanken zwischen Erstaunen, Schockieren und massiven Verlangen, was mir mein Unterleib deutlich bestätigt. Iru steht in gebeugter Haltung, die Arme auf der Brüstung, mit dem Rücken zu mir, auf dem Balkon und raucht eine Zigarette.
 

Jetzt weiß ich, was ich vergessen habe. Ich hab Iru überhaupt nichts zum Anziehen gegeben. Deswegen steht er nun, nur mit dem Bademantel meines Neffen bekleidet da. Der hat ihn vor drei Tagen hier vergessen, als er bei mir übernachtet hat. Warum deswegen so viele Emotionen in mir aufkommen? Mein Neffe ist zehn Jahre alt, bei ihm hört der Saum des Mantels an den Knöcheln auf, bei Iru … endet er knapp unter dem Po.
 

Mein Blutdruck steigt, warum muss er sich auch unbedingt so vorbeugen? Ich eile schleunigst aus dem Zimmer und bleibe im Türrahmen stehen. Ich atme schwer, sehe vor meinem inneren Auge die langen Beine, die bis zu seinem …
 

Tee, Tee, Tee … Sato mach Tee und denk am Besten heute nicht mehr.
 

„Iru … willst du einen Tee?“
 

„Ähh … ja haben sie auch grünen Tee?“
 

„Klar, ich mach dir einen und bring dir was zum Anziehen.“
 

Mit sauberen und weiten Kleidern gehe ich zurück ins Wohnzimmer. Iru steht auf Zehenspitzen vor meinem Bücherregal und schaut sich die oberen Reihen an. Wobei der Bademantel nicht länger wird, wenn er so dasteht. Ich lege ihm die Kleider auf die Couch und riskiere noch einen kleinen Blick auf seine entblößten Beine.
 

„Hier hast du was zum Anziehen, ich mach dir jetzt einen Tee.“
 

Mit diesen Worten stapfe ich aus dem Zimmer in die Küche.
 

Den Tee auf einem Tablett balancierend, komme ich wenig später wieder ins Wohnzimmer. Iru hat sich mit einem Buch in meinen Sessel gesetzt. Yoko liegt breit ausgestreckt auf seinem Schoß und lässt sich schnurrend den Bauch streicheln. Ich hätte nie gedacht, dass ich auf eine Katze eifersüchtig sein könnte.
 

„Ich hab mir grad das Buch geschnappt, hoffe Sie haben nichts dagegen?“
 

„Nein überhaupt nicht, ich hab schon damit gerechnet, dass du wieder vor dich hin döst, wenn ich komme. Ist eher ein ungewohntes Bild dich mit Buch und einfarbigen Kleider zu sehen.“
 

Er geht nicht darauf ein, sondern grinst nur kurz, als ich ihm seinen Tee gebe.
 

„Willst du was essen oder so?“
 

„Nein danke.“
 

„Es stört dich bestimmt nicht, wenn ich weiter arbeite oder?“
 

„Nein … Sie müssen sich nicht um mich kümmern!“
 

Gott sei Dank. Ich gehe wieder zurück in die Küche und überlege mir, wie ich mich am Besten ablenken kann, denn Arbeit hab ich nicht wirklich.
 

Nachdem ich das dritte Mal meinen Herd geputzt habe, klingelt endlich der Trockner und kurze Zeit später kommt Iru in seinen, nun trockenen Kleidern, zu mir in die Küche. Er stellt seine Tasse in die Spüle und geht in den Flur, wo er seine Schuhe anzieht.
 

„Ist deine Mutter jetzt wenigstens zu Hause?“
 

„Keine Ahnung … aber es hat ja aufgehört zu Regnen. Also müssen sie sich keine Sorgen machen.“
 

Er öffnet die Haustür, geht einen Schritt in den Flur hinaus und drückt auf den Fahrstuhlknopf. Der surrend seine Türen öffnet.
 

„Pass auf dich auf und stell nichts an!“
 

Die Fahrstuhltüren sind schon fast geschlossen, als ich ein leises –Danke- höre. Jetzt ist er weg. Ich schmeiße mich auf meine Couch und betrachte die Decke. Yoko springt auf meine Brust und sieht mich mit ihren großen Katzenaugen an. Ich streiche ihr über den Kopf.
 

„Du Verräter!“

Das erste Antasten

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Der erste Kontakt

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Die ersten Fragen

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Die ersten Vermutungen

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Die ersten Antworten

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Der erste Weg

Der erste Weg
 

Die Polizisten die meine Wohnung gestürmt hatten, rissen Iru und mich auseinander. Wir wurden in getrennten Streifenwagen zur nächsten Polizeiwache gefahren. Was wird jetzt nur aus uns? Wann sehe ich ihn wieder?
 

Der gleiche Polizist der mir die Handschellen umgelegt hatte, wirft mir einen orange gefärbten Overall zu, denn ich bin immer noch nackt. Er zieht mich an den Handschellen durch eine Tür und ich stehe in einem Spiegelraum.
 

„Ziehen sie sich an und setzen sie sich.“
 

Dann geht er auch schon wieder und schließt hinter sich ab. Ich versuche mir den Overall anzuziehen, was überhaupt nicht so einfach mit Handschellen ist. Ich lasse den oberen Teil einfach um meine Taille hängen und schlüpfe nur in die Beine.
 

Ich lasse mich auf den Stuhl fallen und lege mein Gesicht in die Hände. Ich fühle mich wie ein Schwerverbrecher. … Wo sie wohl Iru hingebracht haben?
 

Meine Gedanken kreisen nur um meinen Iru. Ich kann nicht verstehen das alles schon vorbei sein soll! Bei der Vorstellung, dass ich Iru nie wieder sehen würde, schnürt sich mein Herz zu. Das will ich mir nie vorstellen. Er … er gehört doch zu mir!
 

Die Tür wird wieder aufgeschlossen und öffnet sich langsam. Irritiert schaue ich auf. Iru steht in der Tür … und sein Overall … ist Blut verschmiert.

Scheiße … was hast du jetzt wieder gemacht, Iru?
 

„Komm schnell, wir müssen hier weg.“
 

Ich kann mich nicht rühren. Wie hypnotisiert starre ich auf die Blutflecken. Iru läuft zu mir, packt mich am Arm und zerrt mich mit zur Tür.
 

„Warte … was … wie …?“
 

Mir fehlen einfach die Worte.
 

„Später, erst mal müssen wir hier weg.“
 

„Aber … so machen wir doch alles nur schlimmer.“
 

„Bitte … komm mit. Lass mich dich nicht dazu zwingen. … Ohne dich kann ich nicht gehen.“
 

Er sieht mich wieder mit seinen grünen Augen, eindringlich an. Alle Bedenken und Überlegungen rücken in weite Ferne. Er müsste mich nie zwingen mit ihm zu gehen. Ich würde ihm überall hin folgen … selbst in die Hölle!!
 

Er hält mich weiter am Arm während wir über die Flure rennen. Sofort erschallt eine Alarmsirene die wahrscheinlich unser verschwinden meldet. Iru zieht mich scharf nach rechts auf ein blinkendes Notausgangsschild zu.
 

Die Tür darunter öffnet sich, wobei ich mir einbilde das der Alarm noch einen Tick lauter wird. Panik, Adrenalin schießt in meinen Körper und übernimmt die Kontrolle. Einfach nur der warmen Hand hinterher die meinen Arm hält.
 

Iru rennt geradewegs auf das gegenüberliegendes Hochhaus zu. Stürmt durch die Tür und die Treppen hoch.
 

„Warte, wenn wir da hoch gehen, dann …“
 

„Vertrau mir!“
 

Stock für Stock, immer weiter nach oben. Meine Lunge fühlt sich an, als würde sie jeden Moment zerreißen. Wir haben das letzte Stockwerk erreicht, doch Iru läuft immer weiter. Er stoßt die Tür auf und wir landen auf dem Boden des Daches. Nach Atem ringend bleiben wir kurz liegen.
 

Iru krabbelt zu mir und drückt mir schnell einen Kuss gegen die Lippen. Ich spüre, wie die Lebensgeister wieder in meinen Körper zurück kehren. Er holt einen kleinen silbernen Schlüssel aus seiner Tasche und befreit mich von den Handschellen.
 

Sobald meine Hände frei sind, reiße ich Iru in meine Arme. Er schmiegt sich an meine Brust. …Ich glaube er hatte genau so viel Angst wie ich … vor der Vorstellung, dass wir uns nie wieder sehen würden. Nachdem ich mich wirklich versichert hatte, dass Iru immer noch bei mir ist, drücke ich ihn ein Stück von mir weg.
 

„Was ist da drin passiert?“
 

„… Die Polizisten waren ein bisschen unvorsichtig. Wahrscheinlich, weil sie mich für einen kleinen Jungen hielten.“
 

„Und?“
 

„ … Ich konnte ihnen, den Schlüssel abnehmen und fliehen.“
 

Ich will nicht mehr wissen, von wem das Blut auf Iru stammt. Das würde mir nur ein schlechtes Gewissen machen, weil ich weiß, das er das auch für mich gemacht hat.
 

„Glaubst du nicht das wir hier viel zu nah an der Polizei sind?“
 

„Genau deswegen sind wir ja hier hoch!“
 

Ich schaue ihn leicht irritiert an, aus ihm werde ich wohl nie schlau.
 

„Ähhh … ?“
 

„Die Polizei denkt mit Sicherheit das wir versuchen so schnell wie möglich, weit weg zu kommen. Die würden nie Denken, dass wir nur ein Haus weiter auf dem Dach sind.“
 

Ob die wirklich so doof sind? Irgendwie schon unwahrscheinlich, dass sie genau hier oben auf dem Dach nach uns suchen, aber man weiß ja nie! Iru reist mich aus meinen Gedanken und zeigt auf einen kleinen Wasserhahn der an der Wand befestigt ist.
 

„Schau mal, wir haben Glück. Das Wasser geht.“
 

Ich schaue mich ein wenig auf dem relativ großem Dach um und entdecke ein paar straff gespannte Leinen, mit frisch gewaschenen Kleidern darauf. Ich schaue Iru an und er grinst mir entgegen.
 

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Mit unseren neu erworbenen Sachen, die mir leider ein wenig zu eng und Iru zu weit sind, machen wir uns auf den Weg nach unten. Die Sonne ist schon vor einer Weile untergegangen. Leider haben wir weder Mützen noch Brillen, um uns wirklich zu verkleiden. Was ein Problem ist, denn Iru’s grüne Augen fallen sofort auf … ok vielleicht fallen sie nur mir auf, aber gute Voraussetzungen haben wir trotzdem nicht.
 

Wir drücken uns seitlich am Eingang nach draußen und sofort in die nächste dunkle Gasse. Keine Ahnung wo wir hin gehen sollen. Bei mir zu Hause werden mit Sicherheit Polizisten sein und zu Iru können wir auf keinen Fall. Wir haben auch kein Geld, sonst könnten wir in irgendeiner billige Absteige unter kommen.
 

Wir sind schon eine Weile unterwegs und bei jeder Sirene die ich höre zucke ich automatisch zusammen. Wir werden bestimmt gesucht … garantiert.
 

Iru bleibt abrupt vor mir stehen. Ich folge seinem Blick und sehe den Stadtfriedhof. Ich bin nicht wirklich begeistert von der Idee, aber Iru zieht mich schon hinter sich her zum Eingang.
 

Wir laufen auf dem dunklen Friedhof den kleinen Steinpfad entlang. Mein Magen fühlt sich komisch an. Nur Iru’s Hand, die meine umfasst, haltet mich davon ab rückwärts wieder aus dem Tor zu laufen. Er biegt nach rechts, genau auf ein kleines Mausoleum zu. Bitte … lass das nicht sein Ernst sein.
 

„Hier können wir über Nacht bleiben.“
 

Und schon ist er durch den kleinen Eingang geschlüpft. Wieso wusste ich es nur?
 

Ich setze mich gleich neben der Öffnung gegen die Wand. Soweit weg von dem aufgebarten Sarg, wie nur möglich. Iru schaut sich interessiert um und blickt dann zu mir runter. Obwohl kaum Licht hier rein fällt, kann ich das glitzern in seinen Augen sehen.
 

„Ohhh nein, wir werden keinen Sex neben einer Leiche haben. Das macht dir vielleicht nichts aus, aber mir!“
 

Sofort schlägt sein Blick um und ich bereue was ich eben gesagt habe. Ich weiß ja das er nicht wirklich was dafür kann, wenn er … jemandem … verletzt, aber …
 

Ich ziehe Iru zu mir in die Arme und zwischen meine Beine. Ich kann diesen Blick nicht sehen. Ich will nicht das er traurig ist oder enttäuscht wird. Er kuschelt sich sofort an mich und schlingt seine Arme um meine Taille.
 

Ich lege meine Stirn auf seinen Kopf, atme seinen Duft ein und fühle mich wie auf einer Wolke. Ich fühle wie sein Körper, bei jedem Atemzug, sich hebt und senkt. Spüre seinen Herzschlag an meinem Bauch und ein Gefühl breitet sich in mir aus, dass ich bis jetzt noch nie gespürt habe. Ich fühle mich geborgen … wie, wenn ich endlich Heim gefunden hätte.
 

Wenn wir doch nicht in so einer miesen Situation währen, könnte ich fast vor Glück zerspringen.
 

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Ich werde durch sanfte Lippen geweckt, die sich auf meine legen. Ich lasse meine Augen geschlossen, um noch weiter in den Genuss seiner zarten Berührung zu kommen, doch er entzieht mir seine Lippen.
 

„Nicht aufhören!“
 

„Wir müssen aber los, zu lange dürfen wir uns nicht an einem Ort aufhalten.“
 

Der Satz der mich wieder in die Realität zurück holt. Ich liege nicht in meinem Bett und kuschel mit meinem Iru … NEIN, ich sitze immer noch in einem Mausoleum. Wie beschießen kann ein Leben eigentlich verlaufen?
 

Ich rappel mich auf, mein ganzer Körper ist steif und kalt. Wie lange wir das wohl durch halten werden?
 

Ich gehe zu Iru raus, der sich in der Sonne streckt. Ich höre wie seine Knochen dabei leicht knacken. Er hat wohl genau so schlecht geschlafen wie ich, kein Wunder. Ich greife von hinten um seine Taille und lege meine Hände auf seinen Bauch.
 

„Scheiß Nacht, oder?“
 

Er legt seinen Kopf zurück an meine Schulter und schaut in den Himmel.
 

„Was redest du da. Es war die tollste Nacht, die ich je hatte.“
 

Ich kann Iru nicht ganz folgen. Was soll an dieser Nacht, denn so toll gewesen sein. Nachdem ich Iru keine Antwort gebe, dreht er seinen Kopf um und schaut mich von unten an. Er sieht meinen fragenden Blick und lächelt.
 

„Ich fand die Nacht so toll, weil wir sie das erste mal zusammen verbracht haben.“
 

Er hat es wirklich geschafft. Ich fühle wie meine Wangen rot werden. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihm dass so viel bedeutet.
 

Ich lehne mich nach vorne und küsse ihn. Ich komm einfach nicht gegen ihn an!
 

„Wir müssen uns noch überlegen wo wir heute hin gehen und wo wir die nächste Nacht verbringen.“
 

„Bloß nicht mehr auf dem Friedhof!“
 

Wir gehen zum Ausgang, endlich weg von den ganzen Gräbern.
 

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Wir versuchen immer etwas abseits der Hauptstraßen zu laufen und uns vor den Polizisten die ihre Runden fahren, nicht sehen zu lassen. Wir brauchen irgendwas zum verkleiden, sonst werden wir schneller geschnappt als uns lieb ist.
 

„Iru, wir müssen zu meiner Schwester. Sie wird uns weiter helfen können.“
 

„Du willst wirklich, mit MIR, zu deiner Schwester? Ich weiß, dass sie was gegen mich oder besser gesagt uns hat.“
 

„Du hast Recht, sie wird mir die Hölle heiß machen wenn wir bei ihr aufkreuzen. Aber sie kann uns Geld und Kleider geben. Vor allem denke ich nicht das die Polizei auch ihr Haus überwacht.“
 

Iru scheint über meinen Vorschlag nachzudenken.
 

„Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben.“
 

„Ich hab mir schon überlegt wie wir zu ihr kommen. Am besten wir warten auf den Abend, wenn es dunkel ist und mein Neffe schläft. Wir gehen hinten rum in ihr Haus. Durch die Eingangstür ist zu gefährlich.“
 

„Worauf warten wir noch?“
 

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Hinter dem Haus meiner Schwester, liegt ein kleines Wäldchen, in dem ich mit Iru warte bis es dunkel geworden ist. Bei meinem Neffen im Zimmer geht das Licht aus und meine Schwester setzt sich im Wohnzimmer vor den Fernseher.
 

Ich muss meinen ganzen Mut zusammen nehmen, um zu Yumi zu gehen. Die meiste Angst die ich habe ist, dass ich sie und ihre Familie nicht in die Ganze Sache mit rein ziehen will.
 

Wir schleichen durch den Garten auf die Terrasse. Ich klopfe leicht an die gläserne Terrassentür. Yumi dreht sofort erschrocken den Kopf und mustert uns, mit einer Mischung aus Ärger und Verwirrung, aber sie öffnet uns die Tür uns lässt uns rein.
 

„Danke Yumi. Ich …Wir brauchen dringend deine Hilfe.“
 

„Das kannst du aber laut sagen, was soll die Scheiße überhaupt? Ich hab alles im Fernsehen gesehen, die Polizei strahlt eure Phantombilder regelmäßig aus.“
 

„ … „
 

„Stimmt es was sie sagen, dass … Iru ein Mörder ist und du mit ihm auf der Flucht bist.“
 

Ich weiß wie sich das für sie anhört und ich muss ihr leider Recht geben … genau so ist es.
 

„Ja … leider!“
 

„Was hat dich nur geritten. Du hattest doch alles was du wolltest. Einen guten Job, eine Wohnung, Geld … alles und du wirfst es einfach weg für IHN.“
 

Sie zeigt auf Iru und ich merke, wie er sich immer weiter an meinen Rücken drückt.
 

„Ich weiß das du dass nicht verstehen kannst … ich kann es selber nicht erklären, aber ich lasse ihn nicht alleine!“
 

Meine Schwester schüttelt nur den Kopf und schaut zu Boden. Ich greife nach hinten und ziehe Iru an meine Seite. Er sieht mich aus verletzen Augen an. …. Ach Iru …
 

„Ok, wie soll ich euch helfen?“
 

„Du hilfst uns wirklich, Yumi?“
 

„Verlange nicht zu viel und frag mich nie wieder nach einem Gefallen, ok?“
 

„Ja … Danke. Wir brauchen … Geld, Kleider und eine Dusche wäre nicht schlecht und vielleicht hast du irgendwas womit wir nicht so auffallen. Mützen, Sonnenbrillen, so was in der Art.“
 

„Du weißt ja wo das Bad ist. Ich suche derweil was für euch.“
 

„Danke, Yumi.“
 

Ohne ein weiteres Wort verschwindet sie und ich ziehe Iru zum Badezimmer. Iru zieht sich aus und schlüpft in die Dusche. Yumi klopft nach kurzer Zeit an die Tür und reicht mir einen Stapel mit Kleidern. Oben auf, ein Blondiermittel und verschiedene Brillen.
 

Ich werde meinen Bart wachsen lassen, daher lasse ich die Stoppeln stehen und rasiere mir statt dessen meine Haare auf fünf Millimeter ab. Ungewohnt schaue ich mich im Spiegel an und auch Iru sieht mich mit schrägem Kopf an.
 

„Hübsch.“
 

„Lass die Witze, wir müssen uns noch was mit deinen Haaren einfallen lassen. Die sind zu auffällig.“
 

„An was hast du gedacht?“
 

Ich halte ihm die Blondierung entgegen und er sieht mich ungläubig an. Grinst danach aber kurz und setzt sich vor mir auf einen kleinen Hocker.
 

„Na dann mal los.“
 

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Iru betrachtet seinen kurzen, blonden Irokesen im Spiegel. Damit sieht er wirklich aus wie ein anderer Mensch. Ich stelle mich hinter Iru und beobachte uns im Spiegel. Ich setzt Iru noch eine Sonnenbrille auf die Nase und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Wir müssen dann langsam los.“
 

Nachdem mir meine Schwester alles an Bargeld, was sie im Haus hatte in die Hand gedrückt hat, schleichen wir auf dem gleichen Weg wieder aus dem Haus. Sie bleibt an der Tür stehen und sieht uns nach.
 

Danke Yumi, wer weiß ob wir uns wieder sehen werden ….

Der erste Tanz

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der erste Fehler

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das erste Opfer

Das erste Opfer
 

Mit einem abrupten Ruck bleibt der Zug stehen. Iru, der bis jetzt selig in meinen Armen geschlafen hat, springt auf.
 

„Was war dass?“
 

„Der Zug hat angehalten. Wollen wir hoffen, dass er noch weiter fährt.“
 

Doch noch bevor Iru mir antworten kann, rollt der Zug auch schon wieder weiter. Zum Glück, wenn wir hier raus gemusst hätten wären wir in Schwierigkeiten gekommen. Wir sind bis jetzt nur zwei Stunden gefahren. Dadurch sind wir immer noch viel zu nah an unserem alten zu Hause und vor allem, wir haben immer noch Mittag. Wir brauchen die Nacht um uns fort zu bewegen.
 

„Wir fahren wieder. Ruh dich noch ein wenig aus Iru.“
 

Er sieht mich kurz an und setzt sich aufreizend auf meinen Schoss. Er legt mir seine Arme um den Hals und drückt sich an diesen, wie eine kleine Katze.
 

„Ich will nur ein bisschen kuscheln, mehr nicht. Versprochen.“
 

Ist ja alles schön und gut wenn du nicht MEHR willst, aber wenn du dich so an mich drückst, dann will ich MEHR. Ich versuche seinen Atem an meinem Hals zu ignorieren, genauso wie seine Hände in meinem Nacken und sein Gewicht auf meinem Unterleib.
 

Und … ich versage … kläglich!
 

Hätte ich gerade geschlafen könnte ich es noch als Morgenlatte ausgeben, aber so! Vielleicht merk er es ja nicht … OK er hat es gemerkt!
 

„Iru was machst du da?“
 

„Nichts!“
 

Ich höre förmlich sein Grinsen in der Stimme als er flüsternd gegen meinen Hals spricht.
 

„Hör auf deine Hüften zu bewegen.“
 

„Warum … sag bloß dir gefällt das nicht?“
 

„Darum geht es nicht …. Nur Ahhh!“
 

Er hat mich jetzt schon so weit, dass ich noch nicht mal einen ganzen Satz zustande bekomme ohne zu stöhnen. Aber was du kannst, kann ich schon lange.
 

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Achtzehn Uhr, der Zug ist an seiner Endstation angekommen. Ich öffne vorsichtig die Wagontür und schlüpfe mit Iru raus. Wir rennen über die Gleise Richtung Bahnhof und biegen davor ab. Weg von den Menschenmengen.
 

Ich lehne mich schnaufend gegen eine kühle Mauer, die auf der Seite neben dem Bahnhof verläuft. Iru, der genauso aus der Puste ist wie ich, lehnt sich gegen mich.
 

„Aus dem Zug haben wir es geschafft, aber was machen wir jetzt?“
 

„Keine Ahnung, ich war noch nie in der Stadt hier. Wir müssen einen Unterschlupf finden und versuchen so schnell wie möglich weiter zu kommen, ohne aufzufallen.“
 

„Hätten wir nicht lieber in dem Zug bleiben sollen?“
 

„Nein, der stellt hier nur seine Ladung ab und fährt dann wieder zurück.“
 

Ich sehe Iru an, der leise vor sich hin grinst.
 

„Was ist?“
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ich mit dir fliehe und nicht, du mit mir.“
 

„Warum?“
 

„Kommt mir fast so vor, wie wenn du das alles geplant hast.“
 

Meine Wangen fangen an zu glühen. Ich hab zwar nie gedacht das wir vor der Polizei auf der Flucht sein würden, aber ich hab mir wirklich schon meine Gedanken gemacht mit Iru durchzubrennen. Irgendwo hin, wo uns keiner kennt und einfach ein ganz normales Leben führen.
 

„Ach, erzähl doch nicht so ein Zeug. Da war überhaupt nicht‘s geplant. Komm wir müssen weiter.“
 

Iru hält meinen Ärmel fest als ich mich gerade umdrehen wollte. Er zieht mich zu sich zurück und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Der mich wieder zurück in den Wagon versetzt und meine Finger fangen an zu kribbeln als ich mir seine zarte Haut vorstelle.
 

„Danke Sato!“
 

„… Komm wir müssen los.“
 

Seit wann macht mich so was eigentlich verlegen. Ich glaube der Gedanke, das ich dass alles geplant habe, macht ihn wirklich glücklich. Denn er grinst schon seit einer viertel Stunde vor sich her.
 

Wir sind mittlerweile in einem kleinen Vorort, in dem nur kleine Einfamilienhäuser stehen. Also hier werden wir wohl kein billiges Motel finden.
 

„Warte mal kurz.“
 

Ich drehe mich zu Iru, der wie gebannt auf ein runter gekommenes Haus starrt.
 

„Ich kenne das?“
 

„ … Woher?“
 

„Ich hab hier mal gewohnt.“
 

Ich sehe mir das Haus genauer an. Die Fenster sind mit Brettern zugenagelt und auch sonst macht es nicht gerade den Eindruck, dass es bewohnt wird. Iru zieht mich hinter sich her, geradewegs hinter das Haus. Auch der Garten sieht aus als ob schon seit Jahren nichts mehr gemacht worden ist. Das Gras geht mir fast bis zur Hüfte und die Sträucher ragen in alle Richtungen.
 

Iru geht neben der Hintertür in die Knie und tastet die Wand ab.
 

„Was machst du das?“
 

„Warte kurz.“
 

Ich sehe ihm gespannt zu als sich einer der Steine in der Mauer löst. Iru zieht ihn ganz raus und holt einen kleinen Schüssel raus, denn er mir unter die Nase hält.
 

„Ha, wusste ich es doch. Komm!“
 

Er öffnet mit dem Schlüssel die Hintertür und verschwindet im Haus.
 

„Iru …?“
 

Ich gehe langsam in das dunkle Haus und stehe mitten in der Küche. Sieht aus wie eine ganz normale Küche, bis natürlich auf die Staubschicht die jahrelang zeit hatte sich zu bilden. Ich höre ein knacken und gehe weiter in den Flur. Ich sehe gerade noch wie Iru im obersten Stockwerk verschwindet.
 

Ich eile hinter ihm her und durch die einzig offene Tür in diesem Stockwerk. Ich schaue in ein Kinderzimmer, wie dass eines kleinen Jungen. An der Decke hängen kleine Modell Flugzeuge und an den Wänden hängen Poster von Anime-Serien.
 

Iru liegt zusammen gerollt auf dem kleinen Bett das in einer Ecke steht. Seine Augen sind auf einen Punkt gegenüber gerichtet, doch ich bin mir sicher das er nicht wirklich etwas sieht, sondern nur in Erinnerungen steckt. Ich gehe langsam auf ihn zu und setze mich neben ihn.
 

Er zuckt leicht zusammen als ich meine Hand auf sein Bein lege.
 

„Wann hast du hier gewohnt?“
 

„ … Es ist jetzt fast acht Jahre her.“
 

„Willst du hier bleiben oder … ?“
 

„Ja, … bitte. Wenigstens heute Nacht.“
 

„Ok, wenn du willst. Wir brauchen aber noch Essen und Wasser …“
 

„Wasser müsste funktionieren. … Mein Vater war sehr sparsam und hat uns einen Zugang zu einem Brunnen gegraben. Der Rest im Haus läuft mit Gas, der Tank steht hinter dem Haus.“
 

„Das heißt wir haben sogar warmes Wasser und können uns etwas kochen.“
 

Iru nickt nur kurz und sinkt wieder in seine Erinnerungen. Ich will ihn nicht alleine lassen, aber ich glaube, er will es so.
 

„Ich besorge uns was zu Essen. Bleib du hier und warte auf mich.“
 

„Ja.“
 

Ich schnappe mir den Schlüssel, der neben Iru liegt und verlasse durch die Hintertür das Haus. Ob er nur Nachdenklich ist oder macht ihn die Erinnerung depressive.
 

Nur zwei Straßen weiter ist ein kleiner Supermarkt. Ich gehe schnell durch die Regale und suche alles zusammen was wir für die nächsten beiden Tage brauchen und gehe an die Kasse. Der alte Verkäufer lächelt mich freundlich an und rückt seine dicke Brille zurecht.
 

„Guten Abend. Ist das alles oder brauchen sie noch etwas?“
 

„Nein, das wäre alles.“
 

Er tippt alles gewissenhaft in die kleine Kasse und verstaut alles in einer Tüte.
 

„Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend.“
 

„Gleichfalls.“
 

Ich bin schon im Begriff zu gehen als mir der Fernseher, schräg über der Kasse, ins Auge fällt. Ich starre auf den Bildschirm, kann kaum glauben was ich sehe. … Ein Bild von Iru!!
 

„Dies ist eine Sondermeldung! Die Polizei sucht einen Schwerverbrecher. Dieses Foto zeigt Iru Ito der auf der Flucht ist und bis jetzt mindestens drei Menschen umgebracht hat. Er hat auch eine Geisel bei sich.“
 

… das Bild wechselt von Iru zu meinem Bild. Oh mein Gott, sie wissen schon von den zwei Kerlen in dem Motel. Das ist doch noch nicht mal zwölf Stunden her. Scheiße!
 

„Wir bitten die Bürger vorsichtig zu sein und sich bei der Polizei zu melden, wenn sie einen der beiden Männer sehen. Bitte greifen sie nicht selber ein. Dieser Mann ist sehr gefährlich. Wir danken für ihre Mithilfe. Ihre Polizei!“
 

Der Beitrag endet wieder mit einem Foto von Iru. Was machen wir jetzt nur? Der alte Mann scheint keinen Verdacht zu schöpfen. Er hat sich direkt nach dem er mich kassiert hat, wieder seinem Buch gewidmet. Bloß kein Risiko eingehen und schnell weg hier.
 

Die Panik die meinen Körper gepackt hat, lässt meine Arme und Beine unkontrolliert zucken. Das die Polizei uns so auf den Versen ist, hätte ich nicht gedacht. Ich schließe die Tür hinter mir ab und laufe zu Iru in den zweiten Stock.
 

Er sitzt vor einer kleinen Kommode, vor ihm sind ein paar Fotos verteilt. Ich setze mich auf den Boden und lehne mich gegen das Bett. Beobachte Iru, wie er sich die Bilder ansieht.
 

„Iru, wir haben ein Problem!“
 

Er sieht mich an und hört mir aufmerksam zu, als ich ihm von dem Fernsehbericht erzähle.
 

„Was machen wir jetzt Iru?“
 

„Ich würde sagen, wir bleiben heute Nacht hier und versuchen Morgen weiter zu kommen. Am besten wieder mit dem Zug, bis wir aus dem Land sind.“
 

„Wird wohl das Beste sein. Hast du Hunger, ich hab uns was gekauft.“
 

„Nein danke, im Moment nicht!“
 

„Was sind das eigentlich für Fotos?“
 

Iru schnappt sich die Bilder und setzt sich zwischen meine Beine. Er lehnt sich mit dem Rücken an mich und hält ein Bild hoch. Darauf ist ein junges Pärchen mit einem kleinen Jungen in der Mitte zu sehen.
 

„Das sind meine Eltern … und ich … als noch alles in Ordnung war.“
 

Er klingt traurig und seine Augen sind von einem trüben Schleier durchzogen. Ich würde ihn gerne mehr dazu fragen, aber wenn ich eins gelernt habe, dann das er nur soviel erzählt, wie er will. Fragen bringt überhaupt nicht’s. Statt dessen lege ich nur meine Arme um ihn und halte ihn fest. Du bist nicht mehr allein!
 

„ … Ich habe mit meinen Eltern hier in diesem Haus gewohnt. Eigentlich waren wir eine ganz normale Familie. Mein Vater ist arbeiten gegangen und meine Mutter hat auf mich aufgepasst.“
 

Er betrachtet immer noch das Bild.
 

„ … Als ich zehn war, starb mein Vater an einem Herzfehler. … Einfach so, von Heute auf Morgen. Meine Mutter hat ihn über alles geliebt … mehr als mich.“
 

Der Schmerz sitzt wohl sehr tief.
 

„Sie hat noch nicht mal die Beerdigung abgewartet und ist mit mir sofort weg gezogen. Sie hat alles zurück gelassen. Das Haus, die Möbel, all unsere Sachen. … Sie sagte einmal zu mir, dass sie nicht mit der Erinnerung an meinen Vater leben will.“
 

Er schmeißt die Bilder weg und sie bleiben verteilt auf dem Boden liegen. Seine Augen werden eine Nuance dunkler und in seiner Stimme schwingt Verbittertung mit.
 

„Danach hat sie angefangen zu trinken und hat mit jedem daher gelaufenen Kerl gevögelt. Als ich mir Sorgen gemacht habe, hat sie mich geschlagen und gesagt das dass ihr Leben ist und ich mich nicht einzumischen hätte. Nur um den Schmerz zu vergessen, den ihr der Verlust gemacht hat. … Aber dabei hat sie kein einziges Mal an mich gedacht. … Ich habe immerhin meinen Vater verloren.“
 

Ich stehe auf und ziehe Iru mit mir zum Bett. Er drückt sich in meinen Armen und ich halte ihn einfach nur fest.
 

„Ich war ihr scheiß egal … alles drehte sich nur um sie … keiner dachte an mich …!“
 

Ich fahre mit meiner Hand über seine Haare. Wie beruhigt man jemanden, der das Recht hat sich aufzuregen?
 

„ … Jetzt hast du mich! … Ich werde immer an dich denken!“
 

„ … Danke das du bei mir bist.“
 

Wir schliefen eng umschlungen ein, meine Gedanken nur bei Iru. Ich will das er nie mehr Leiden muss.
 

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Ich wandle umher. Ich weiß das ich träume, aber ich kann es nicht beenden und aufwachen. Ich bin in einem Kellergewölbe und gehe auf eine Tür zu, aus der Licht in den dunklen Gang fällt in dem ich stehe. Unter meinen Füßen plätschert es leise, bei jedem Schritt den ich gehe.
 

Ich sehe nach unten und stehe in einer Flüssigkeit … Blut. Mein Blick folgt den Spuren und führt mich zu einer Kiste. Ich hebe leicht den Deckel an und fahre erschrocken zusammen. Die Kiste ist bis zum Rand voll mit Leichenteilen.
 

Ich will aufwachen, lass mich doch einfach aufwachen.
 

Ein leises Kratzen dringt an meine Ohren und ich schaue mich um. Zusammen gekauert, in der hintersten Ecke sitzt Iru. Ich laufe auf ihn zu und sehe erst jetzt, dass er eine Zwangsjacke an hat. Er sieht zu mir auf und seine Augen sind vom weinen gerötet.
 

„Lass nicht zu das sie mich dir weg nehmen.“
 

Meine Augen öffnen sich und ich stelle fest, dass ich endlich aus dem Traum erwacht bin. Das Adrenalin läuft immer noch in meinem Blutkreislauf, aber der Schock bleibt aus denn ich spüre Iru neben mir, der sich an meinen Arm klammert.
 

Was sollte dieser Traum nur bedeuten? Werden sie uns bald haben? Wie lange bleibt Iru noch bei mir?
 

Ich stehe vorsichtig auf, ohne Iru zu wecken und laufe runter in die Küche. Ich brauche unbedingt was zu trinken, meine Kehle fühlt sich trocken an. Ich bleibe in der Tür stehen. Ein Lichtstrahl scheint von außen durch die Scheiben der Hintertür genau auf mich.
 

„Polizei, stehen bleiben!“
 

Ich renne zurück die Treppe nach oben, packe Iru an den Schultern und schüttel ihn wach.
 

„Iru schnell, wir müssen hier weg.“
 

Er sieht mich verschlafen an, schreckt aber zusammen als er einen Schuss und danach ein lautes Krachen hört. Das war wahrscheinlich die Tür, dass heißt sie sind schon im Haus. Ich reiße das Fenster auf und sehe nach unten. Es sind bestimmt vier Meter bis runter, aber es ist der einzige Weg hier raus.
 

Ich schnappe mir Iru und lasse mich fallen. …Ich höre Iru schreien …der Flug fühlt sich an wie in Zeitlupe. …Das dauert alles viel zu lange. …Ich drücke Iru fester an mich. …Lass ihn bitte nicht‘s passieren.
 

Ich spüre den Aufprall, höre ein lautes Knacken. Der Schmerz strömt durch meinen Arm und lässt mich aufschreien.
 

„Sato … Sato, was ist passiert?“
 

„Wir haben keine Zeit … wir müssen weiter.“
 

Ich rappel mich auf, packe Iru und renne. Ich habe keine Ahnung wo hin, einfach nur weg.
 

„Stehen bleiben!“
 

Die Polizisten stehen am Fenster, aus das wir eben gesprungen sind. Sie ziehen ihre Walky Talky‘s.
 

„Zentrale, wir haben sie!“
 

Schneller … wir müssen weg hier, aber meine Lunge macht das nicht mit. Ich werde langsamer, Iru versucht mich hinter sich her zu ziehen. Ich schreie auf, er lässt sofort meinen Arm los in dem der Schmerz pocht.
 

„Lass mich das sehen.“
 

Er zerrt mir den Ärmel hoch und starrt geschockt meinen Arm an. Mein kompletter Unterarm ist verdreht.
 

„Er ist gebrochen, scheiße! Was machen wir jetzt?“
 

„Wir hauen ab, was sonst!“
 

„Aber du bist verletzt.“
 

„Willst du das sie uns erwischen. Der Arm heilt doch wieder.“
 

Wir halten uns an den Hände und laufen weiter, durch unzählige Gärten immer noch ohne Orientierung wo wir sind oder wohin wir gehen sollen. Sirenen … überall. Wie viele Streifenwagen sie wohl geschickt haben um uns zu fangen.
 

Wir rennen durch eine Reihe von Büschen und stehen auf einmal mitten auf einer Hauptstraße. Vor uns drei Streifenwagen, mit je zwei Polizisten die ihre Waffen auf uns gerichtet haben. Ich will Iru zurück in die Büsche ziehen, aber die zwei Polizisten sind uns vom Haus bis hier her gefolgt und stehen mit gezückten Waffen dicht hinter uns. Wir sind umzingelt …
 

Wir bleiben mitten auf der Straße stehen, umgeben von Polizisten. Unsre Hände klammern sich aneinander.
 

„Stehen bleiben und die Hände nach oben nehmen!“
 

Ich werde meine Hand nicht von Iru‘s trennen.
 

„Nehmen sie die Hände hoch oder wir sind gezwungen zu schießen.“
 

Ich höre wie eine Waffe geladen wird und zucke unweigerlich, bei dem Geräusch zusammen.
 

„Erst schießen wenn ich den Befehl gebe. Ich wiederhole mich nur noch einmal, nehmen sie ihre Hände hoch. Hier hat ihre Flucht ihr Ende und sie werden ihre Gerechte Strafe bekommen.“
 

Ich merke wie sich die Haltung von Iru verändert. Mit Hasserfüllten schwarzen Augen geht er einen Schritt vor und brüllt den Polizisten entgegen.
 

„Ich lasse ihn mir nicht weg nehmen, er gehört MIR.“
 

Er dreht sich zu mir und krallt seine Hände in mein Hemd. Sein Körper dicht an meinen gedrückt. Ich kann seinen Herzschlag fühlen und die abgefeuerte Waffe hören.
 

Der Schmerz in meinem Arm wandert in die Schulter, weiter in die Brust und schließlich in den ganzen Oberkörper. Es nimmt mir fast die Luft zum Atmen. Ich fühle etwas warmes auf meiner Brust. Meine Beine werden schwer und ich sacke in die Knie.
 

„Ich habe gesagt erst schießen wenn ich das Kommando gebe. Rufen sie einen Krankenwagen.“
 

Die Stimmen, die Sirenen und alles um mich herum verschwimmt. Das Einzige was ich noch war nehme, sind diese grünen Augen die um mich weinen.
 

„ … Sato ….“
 

Iru kniet sich auf den Boden, seine Augen … wollen nicht glauben was sie sehen. Meine Augen … sehen das Einzig wichtige in meinem Leben.
 

Einmal … ich will ihn noch einmal berühren, seine Wärme spüren. Ich habe kaum noch so viel Kraft um meinen Arm zu heben. Nur leicht, berühren meine Fingerspitze seine Wange. So zart und weich … das was ich immer wollte. Er lehnt seinen Kopf gegen meine Hand und presst sie sich fester, gegen sein Gesicht.
 

„Du … du darfst mich nicht verlassen!“
 

„Ich … liebe dich … Iru!“
 

„Sato!“
 

Die Dunkelheit lässt keinen Platz, für mehr als die Dunkelheit.
 


 

Warum fliegen Vögel?

Weil sie dafür erschaffen wurden!

Warum fressen Raubtiere, Fleisch?

Weil sie dafür erschaffen wurden!

Warum produzieren Pflanzen, Sauerstoff?

Weil sie dafür erschaffen wurden!

Warum lieben Menschen?

Weil sie dafür erschaffen wurden??

Der letzte Blick

Der letzte Blick
 

Acht Uhr, mein Wecker klingelt mich aus dem Bett. Doch anders wie sonst, schwinge ich mich gut gelaunt aus dem Bett. Zwei Monate habe ich auf diesen Tag gewartet und heute Abend werde ich mich wieder damit ab finden müssen, zwei weitere Monate zu warten. Aber das spielt alles keine Rolle … Hauptsache ich sehe IHN!
 

Ich sitze viel zu früh in meinem Auto und fahre über die kleinen Landstraßen die mich immer weiter zu ihm bringen. Jeden Kilometer den ich fahre, fühlt sich mein Herz glücklicher an. Nur manchmal zieht die kleine Narbe an meiner Schulter.
 

Fünf Jahre ist das Ganze jetzt her und sie pocht immer noch regelmäßig. Wenn ich daran denke … an den Tag vor fünf Jahren denke, legt sich ein Schleier über meine Gedanken der alles Revue passieren lässt.
 

Nachdem ich damals wieder zu Bewusstsein kam, bin ich in einem Krankenhaus aufgewacht, bewacht von zwei Polizisten. Ich war alleine … sie haben IHN mit sich genommen.
 

Das Gerichtsverfahren ist an mir vorbei gezogen ohne das ich dazu beitragen konnte. Ich hatte nur Augen für ihn.
 

Mir wurde Fristlos gekündigt und ich darf nie wieder mit Minderjährigen zusammen arbeiten, weder als Lehrer noch als Kindergärtner oder sonstiges.
 

Wie gering mir diese Strafe doch erscheint, im Gegenzug was er bekommen hat … und letztendlich auch zu meinen Konsequenzen wurde.
 

Iru wurde wegen Mordes, Geiselnahme und Wiedersetzung der Staatsgewalt angeklagt. … Er hat alles gestanden und auf sich genommen. Nur durch seine Krankheit ist er der Todesstrafe entkommen … aber dafür muss er den Rest seines Lebens in einer Geschlossenen-Sicherheits-Anstalt verbringen.
 

Die letzten fünf Jahre warte ich auf den Tag, der alle zwei Monate kommt. An dem ich ihn sehen kann … den offiziellen Besuchstag. Die einzige Möglichkeit für mich ihn zu sehen. Diese sechs Tage im Jahr sind mein Lebensinhalt geworden, selbst wenn es immer nur zwei Stunden sind.
 

Ich bin damals nach der Urteilsverkündung aus der Stadt gezogen. Weg von meiner Familie und den Leuten die ich damals Freunde und Kollegen nannte. Hier vom Land aus dauert die Fahrt ins Sanatorium fast eine Stunde.
 

Während dieser Fahrt denke ich immer an unsere gemeinsame Zeit, die noch nicht mal ganz ein Jahr gedauert hat. Die Stunden die ich mit ihm verbracht habe … wenn er mich mit seinen grünen Augen angeschaut hat, wenn er bei mir sein wollte oder wie er sich in meine Arme gekuschelt hat nachdem wir uns geliebt haben.
 

Keinen Augenblick will ich jemals vergessen. In den Fünf Jahren, seit er von mir getrennt wurde, habe ich ihn kein Einziges mal berühren dürfen und trotzdem weiß ich noch … wie seine zarte Haut sich unter meinen Händen angefühlt hat.
 

Ich sollte nicht so sentimental sein … das deprimiert mich nur. Ich halte auf dem Besucherparkplatz und gehe durch die Sicherheitsschleuse, durch die alle müssen die rein wollen. Wie ich es mir gedacht habe, ich bin zu früh vor lauter Vorfreude.
 

„Guten Morgen, Herr Sato.“
 

Auf mich kommt Dr. Hasahi zugelaufen. Ich sehe ihn an jedem Besuchertag. Er ist der Einzige der alles von Iru und mir weiß … und der uns nicht verurteilt.
 

„Hallo, Dr. Hasahi. Wie geht es Ihnen?“
 

„Gut und selbst?“
 

„Heute sehr gut.“
 

„ … Herr Sato … sie wissen doch das Iru nicht redet, weder mit mir … noch mit ihnen.“
 

„Das liegt doch nur an den Medikamenten. Wenn sie die Dosis runter setzen würden dann …“
 

„Nein, es liegt nicht an den Medikamenten. Iru will einfach nicht‘s sagen. … Haben sie jemandem Neuen Ihr Herz geschenkt?“
 

„ … Wie könnte ich das, mein Herz ist doch hier … bei ihm.“
 

Ich führe diese Diskussion oft mit Hasahi. Er denkt ich soll mir einfach jemanden anderen suchen … aber wie könnte ich Iru vergessen … seit er in mein Leben gekommen ist habe ich keinen anderen mehr an mich gelassen. Weder platonisch, noch körperlich.
 

„Herr Sato, sie wissen das Iru seit er hier ist kein Wort gesagt hat und auch sonst keine Gefühlsregung von sich gezeigt hat.“
 

„Ja … das weiß ich.“
 

„Wissen sie auch, dass Iru sechs mal im Jahr lächelt?“
 

„Wie meinen sie das?“
 

„Immer an den Tagen, an denen sie bei ihm waren lächelt er, für den restlichen Tag wie ein kleines Kind.“
 

Ich kann nicht‘s dagegen machen, ich freue mich einfach über diese Worte. Also hat er mich nicht vergessen und ich bin ihm auch nicht Egal geworden.
 

„Danke, Dr. Hasahi. Ich werde jetzt zu ihm gehen.“
 

„Machen sie das. Auf Wiedersehen!“
 

Ich stelle mich vor den Besucherraum an die Tür und warte auf den Sicherheitsdienst, der die Besucher einzeln rein lässt und sie zu ihren Angehörigen oder Bekannten führt. Auch ich werde zu einer kleinen Box geführt.

Die zwei Stuhle die sich gegenüber stehen, sind durch Sicherheitsglas von einander getrennt. Auf den Seiten stehen Trennwände, die den Eindruck von Privatsphäre vermitteln sollen.
 

Iru sitzt schon auf seinem Platz und hat den Telefonhörer über den wir zusammen reden können, ans Ohr gepresst. Ich setze mich ihm entgegen und drücke mir ebenfalls den Hörer ans Ohr.
 

Ich höre seinen leisen Atem, sehe wie seine Augen mich gespannt ansehen. Er ist in den fünf Jahren erwachsen geworden. Seine Haare haben einen natürlichen Schwarzton und sind kurz geschnitten. Seine Piercings wurden alle entfernt. Nur noch die kleinen Löcher sind zu sehen, die nicht ganz zu wachsen.
 

Doch seine Augen sind immer noch stechend grün und ziehen mich auch jetzt noch in ihren Bann.
 

„Hi … Iru.“
 

„ …“
 

„Wie geht’s dir?“
 

„ …“
 

„Ich … ich hab dich vermisst.“
 

Leider redet er auch heute nicht mit mir. Ich würde so gerne seine Stimme hören.
 

„Ich hab dir etwas mitgebracht. Warte!!“
 

Ich ziehe das Foto aus meiner Innentasche und drücke es gegen die Scheibe, so dass Iru es sehen kann.
 

„Kannst du dich noch daran erinnern wie wir die zusammen geschossen haben. … Du hast mich deswegen sogar angebettelt.“
 

Ich muss schmunzeln bei der Erinnerung an damals. Wir waren bei mir zu Hause und haben uns auf meine Couch gekuschelt. Iru ist so abrupt aufgestanden, das Yoko erschrocken in die Küche gerannt ist. Dann kam er mit der Idee in so einer kleinen Sofort-Foto-Box mit mir Bilder zu machen.
 

Auf die Frage warum er unbedingt ein Foto machen wollte, kam wie aus der Pistole geschossen, das er will, das ich ihn immer bei mir habe. Spätestens da wollte ich diese Bilder wahrscheinlich mehr wie er selber.
 

Leider wurden diese Bilder bei unserem Gerichtsverfahren als Beweismittel beschlagnahmt, um mir nachzuweisen das ich was mit meinem Schüler angefangen hatte. Auch erst bei dem Verfahren habe ich gesagt bekommen, dass wir in der Schule zusammen gesehen wurden. Dieser Lehrer hat uns auch verraten … aber es bringt nicht’s mehr darüber nach zu denken.
 

„Ich wollte dir einen Abzug davon geben. … Damit du mich immer bei dir hast.“
 

Iru sieht erst mich an und dann auf die Fotos das ich ihm immer noch an die Scheibe halte. Er hebt leicht den Arm und lässt seine Finger über das Bild gleiten. Er mochte die Bilder damals und heute auch noch.
 

Er hebt seinen Blick und seine Augen glühen vor Freude. Das erste mal, dass er mir eine Regung in seinem Gesicht zeigt, seit er hier drinnen ist.

Seine Lippen öffnen sich langsam, als er leise zu mir spricht.
 

„Ich … Ich liebe dich … Sato.“
 

Ich höre seine Worte, sehe seine Augen die mich liebevoll ansehen. Mir läuft eine einzelne Träne über die Wange. Diese Worte, die ich noch nie von ihm gehört habe, sind meine Auferstehung und mein Untergang zugleich.
 

Ich ertrage jeden Tag an dem du nicht bei mir bist. Nur um diesen Satz von dir immer und immer wieder hören zu können.
 

Ich werde mein restliches Leben, ein Gefangener seiner Liebe sein.
 


 


 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (65)
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Von:  ayumi-can
2013-07-23T21:29:38+00:00 23.07.2013 23:29
Du machst mich echt fertig!!
Ich finde deinen Geschichte klasse, ich Liebe sie!
Und dann endet sie so...
*heul*
Iru ist einfach nur Goldig, egal wie man es dreht und wendet. Gut, Mord ist keine Lösung, aber...
Jedenfalls, ich Liebe deine FF.
Lg Ayumi-can
Von:  Maron89
2011-11-11T08:25:11+00:00 11.11.2011 09:25
Hey süße!!! :D

Sooo in geschlagenen zwei Tagen hab ich mich jetzt hinter deine FF geklemmt und wieso ist die bitte jetzt schon zu Ende???? xD Ich will eine Fortsetzung!!!!!! *schmoll*

Ich kann ehrlich gesagt noch nicht mal sagen welches Kapi das beste war oder das spannenste ist... Jedes Kapitel hat mich auf seine Art gefesselt und ich wollte nichts anderes mehr als diese Kapitel weiter lesen :D Am Anfang als ich gelesen hab nur Drama, hab ich noch überlegt ob ich sie überhaupt lese... xD Ich mag Drama aber mit Happy End xD Obwohl das ja auch irgendwie ein Happy End ist xD Und ich hab grad ganz feuchte Äuglein vom Ende *snief*

Die Idee ist einfach hammer mäßig und das man doch noch so viel reinpacken kann obwohl schon so viel spannendes vor kam und ich mir jedes mal dachte, dass kann man nicht übertreffen.. xD Und jedes Mal aufs neue hast du es übertroffen! :D

Und die Lemon *.* *sabber*
Ich muss ja zugeben ich bin kein Fan von kurzen Lemon, die müssen immer gaaaaaaaaaaanz lang gehen aber bei dir kann ich mich nicht beschweren xD Das geht einfach nicht weil da gar keine langen Lemon reinpassen xD So wie die ganze FF ist, ist sie einfach nur spitzenmäßig!!!!

Trotzdem das schreit nach einer Fortsetzung und die will ich auch haben *schmoll*

Aber das geile ist wirklich daran man kann sich die Charaktere selbst aussuchen :D Am Anfang hab ich mir den Lehrer als typischen bähhh Lehrer ausgemalt aber dann wurde er richtig interessant, aber Iru übertrifft gar nichts *sabber*

Und der Teil mit der Vergangenheit *snief* OMG ist das süß und traurig!!!! òò Dann redet Iru mal und dann werden sie geschnappt, ist ja irgendwie sooo typisch... Aber toll!!!

Hammer hammer geile FF süße!!! :D

Dix Bussale deine Maron ;D

Ps.: Lies meine bloß nicht, mein Schreibstil ist richtig grottig im Gegensatz zu deinem xD

Pps.: Die Rechtschreibfehler ist viel zu viele xDDDD
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T19:31:11+00:00 15.08.2011 21:31
OMG ich hatte echt pipi in den augen ;_;
schön das sato noch lebt aber Iru.. naja muss so sein aber wenigstens hat sato von ihm die 3 wörter noch gehört hach ja tolle ff <3
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T19:20:49+00:00 15.08.2011 21:20
NEIIIIIIIIN ODER???? hättest du mir das nich eher sagen können ;_; XD
Nich sterben nich sterben nich sterben >__<
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T19:04:46+00:00 15.08.2011 21:04
ich hab gewusst das war passiert!!!! Zwar hab ich nicht mit SOWAS gerechnet aber joa ... O_O xD aber ich mag den Barkeeper da xDD (iwie mag ich immer so nebenpersonen haha)
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T18:45:31+00:00 15.08.2011 20:45
also iwie dacht ich mir schon, die bekommen sicher nen job in einer gaybar dann kam der "club" haha aber ich glaub fast der alte zahlt nicht oder irgendwie sowas
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T18:29:44+00:00 15.08.2011 20:29
Oh gott ich bin echt gespannt was da noch alles kommt O_O
und woah der letzte satz ;___; ich mag die schwester sooo XD
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T17:38:42+00:00 15.08.2011 19:38
OMG!! *sprachlos*
bei der stelle "Ein Knall durchschlägt die Ruhe" dacht ich erst er hat sato an-/erschossen haha OMG ich war so vertieft ins lesen XDD
Von:  mangaFreak92
2011-08-15T17:19:02+00:00 15.08.2011 19:19
O_O ich hab ja mit allem gerechnet aber SOWAS????
*schnell weiterles*
Von:  Nokio
2011-06-15T19:26:38+00:00 15.06.2011 21:26
oh mein gott...sowas ergreifendes....boar will ne fortsetzung die sollen wieder zusammen kommen*---*




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