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Wetten, dass...?

von

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Nur ein Kuss

Er unterhielt sich gerade mit einem seiner Klassenkameraden, als sich hinter ihm jemand auffällig räusperte und ihn leicht auf die rechte Schulter tippte.

„Malfoy?“, sprach ihn dieser jemand zaghaft an.

Scorpius ließ sein Gegenüber weiter über die Zubereitung eines Zaubertrankes reden und drehte sich abwesend um. Sein leicht fragender Blick blieb an einem der Potterjungen hängen.

Der Ältere, James, war es, der Scorpius’ Aufmerksamkeit so ungeschickt auf sich gelenkt hatte und damit ein Gespräch rüde unterbrochen. Er machte einen unsicheren Eindruck und sah den Blonden hin und hergerissen an.

Scorpius wollte sich schon erbarmen und nachfragen, was Potter denn ‚bei Salazar’ von ihm wollte, da machte es anscheinend bei dem Anderen klick.

Schnell beugte er sich nach vorne und legte eine Hand halb an Scorpius’ Nacken. Er kniff die Augen zu. Dann drückte er ihm hart die Lippen auf. Dabei ließ er von Scorpius’ Nacken ab.

Scorpius Augen weiteten sich.

Nur nebenbei hörte er einen Jungen „Der macht das wirklich!“ grölen.

Der ‚Kuss’, wenn man diese Unverschämtheit denn so nennen konnte, dauerte höchstens eine Sekunde an.

Schnell stand James wieder gerade. Wortlos schnellte er herum und stürmte davon.

Scorpius stand perplex da und rührte sich nicht.

Der Slytherin, der von James’ Eingriff unterbrochen worden war, sah den Blonden mit geöffnetem Mund an.

Die Anderen sahen James nach.

Scorpius blinzelte und versuchte zu verdauen, was grade geschehen war. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, sich zu beschweren, was das denn bitte schön sollte, aber der Gryffindor war schon längst über alle Berge.

Sein Kopf war wie leergefegt.

Im Hintergrund hörte er ein Raunen, vereinzelt sogar verhaltenes Gekicher bis hin zu lautem Gelächter.

Die... machten sich über ihn lustig!

James hatte ihn vor allen hier Anwesenden gedemütigt!

Der Malfoy sah sich leicht geschockt um.

Die Reaktionen waren ziemlich unterschiedlich ausgefallen.

Die meisten Mädchen hatten sich quietschend die Hand vor den Mund geschlagen.

Eine Gruppe von Jungs- alles Gryffindor, soweit er das überblicken konnte- grinste amüsiert und leicht bösartig.

„Ich glaub’s nicht! Er hat’s wirklich getan!“, lachten sie und tuschelten mit vorgehaltener Hand miteinander.

Der Rest starrte Scorpius neugierig, überrascht, erstaunt oder mit großen Augen an.

Noch ehe dieser richtig zu Verstand kam, setzten sich seine Füße einfach in Bewegung.

Der andere Slytherin stand wie bestellt und nicht abgeholt da.

Den hatte der Malfoy schon längst vergessen. Seine Schritte wurden immer schneller, so schnell, dass er schon nicht mehr zügig ging, sondern fast rannte. Wohin ihn seine Füße trugen, bemerkte er erst, als er die Treppen, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinter sich gelassen hatte. Er betrat das Kellergewölbe und begab sich in sein Zimmer.

Die Oberstufe von Hogwarts musste glücklicherweise nicht mehr im Schlafsaal bei den jüngeren Schülern übernachten. Ab sechste Klasse gab es eine Aufteilung in zweier Zimmer.

Der Blonde wusste nicht, was mit ihm los war. Wovor war er denn davongelaufen? Es war ihm doch egal, was Andere von und über ihn dachten. Das sollte es eigentlich und das sagte er sich zumindest immer selber.

Scorpius schmiss sich auf sein Bett, lag auf dem Bauch. Feste schloss er die Augen und drückte sein Gesicht ins Kissen. Dann schrie er. Jegliches Geräusch wurde jedoch von dem Kopfkissen gedämpft.

Ah, warum war er nur so frustriert?

Nachdem der Blonde seinen ganzen Frust und seine ganze Wut an seinem Kissen ausgelassen hatte, setzte er sich auf.

„Na warte, Potter!“, dachte er und schmiedete schon Rachepläne.

Er würde den Gryffindor zur Rede stellen, so viel war sicher. Wenn der eben nicht einfach abgehauen wäre, hätte Scorpius das auch schon längst gemacht.

Schlecht gelaunt lümmelte der Malfoy auf seinem Bett rum und blätterte lustlos durch ein paar Lehrbücher. Wirklich nach Lernen war ihm aber nicht.

Da es Hochsommer war und das Wetter entsprechend mitspielte mit Temperaturen bis zu 30 Grad, war halb Hogwarts draußen am See, um sich abzukühlen.

Potter würde sicher auch dort irgendwo zu finden sein und so beschloss Scorpius, dass ihm ein wenig Sonne auch nicht schaden könnte.

Er ging in den Gemeinschaftsraum der Slytherins und sah sich nach Leuten um, die er dazu überreden könnte mit ihm rauszugehen.

Syltherins waren, wenn es um Sonne, Hitze und Draußen ging, generell schwerer zu begeistern, als die anderen drei Häuser. Lag wahrscheinlich daran, dass sie an die feuchten, kalten und dunklen Kerker gewöhnt waren.

Schließlich hatte Scorpius jedoch drei gefunden, die sich dazu bereiterklärten, sich auf die Herausforderung einzulassen. Sie verabredeten, dass sie sich umziehen und dann wieder hier versammeln würden.

Scorpius ging in sein Zimmer und zog sich aus. Er cremte sich mit Sonnenmilch ein. Da seine Haut so bleich war, war sie leider auch sehr empfindlich. Dann zog er sich seine slytheringrüne Badeshorts an. Ein Shirt zog er sich auch noch über, danach schnappte er sich nur noch ein Handtuch und ging zu den Anderen.

Auf einen mussten sie noch warten. Als sie vollzählig waren, gingen sie los.

Am See angekommen breitete Scorpius sein Handtuch im Schatten eines Baumes aus. Nebenbei ließ er seinen Blick über die anderen Schüler am See wandern.

War einer unter ihnen Potter?

Scorpius sah einen Potter, jedoch nicht den, den er eigentlich finden wollte, sondern dessen jüngeren Bruder, Albus. Er war- was nach Scorpius’ Meinung ein Wunder war- ein Slytherin, im Gegensatz zum Rest der Familie Potter. Aber eigentlich war er ganz okay. Scorpius hatte sich das ein oder andere Mal mit ihm unterhalten, meistens jedoch nur über alles rund um das Thema Schule.

Der Blonde suchte mit seinen Augen weiter. Albus hing mit ein paar Gryffindors ab, da war sicher auch James mit von der Partie.

Und tatsächlich: Da war er! Lächelnd saß er auf seinem Handtuch, neben ihm seine Schwester und seine Cousine Rose Weasley. Tragen tat er eine knallrote Badeshorts, bei der Scorpius sofort das Wort Gryffindor in den Sinn kam.

Er rümpfte verächtlich die Nase.

James bemerkte Scorpius und winkte ihm grinsend zu.

Als Scorpius diese Unbeschwertheit sah, wurde er rot vor Wut.

Was fiel dem ein! Erst ihn vor versammelter Mannschaft küssen und dann so tun als wäre nichts gewesen! Noch nicht mal, der vergnügte sich anscheinend auch noch trotz diesem Fakt! Wahrscheinlich hatte er sich seitdem nicht mal einen Gedanken darüber gemacht!

Der Blonde stand auf und stapfte geradewegs auf Potter und Co zu. Ihm egal, was die jetzt von ihm dachten!

„Potter! Wir müssen reden! Jetzt sofort! Keine Widerrede!“, schleuderte er James entgegen und zog ihn mit sich.

Abseits von den anderen zerrte er ihn hinter einen Baum, ehe er ihn böse anzusehen versuchte.

„Was sollte das eben?“, fauchte der Blonde leise.

James sah ihn mit angehobener Augenbraue an.

„Was?“, fragte er unwissend.

Das wiederum steigerte nur noch Scorpius Wut auf den Anderen.

„Das fragst du auch noch? Du hast mich vor allen lächerlich gemacht! Wenn du denkst, du kannst mich einfach so küssen ohne die Konsequenzen zu tragen, hast du dich aber geschnitten! Ich will eine Erklärung! Sofort! Das bist du mir schuldig!“

James seufzte.

„Malfoy, jetzt komm mal wieder runter. Ich kann ja verstehen, dass du das nicht so toll fandest, aber deswegen musst du mich doch nicht gleich so anfahren.“, nuschelte er leicht genervt, aber kleinlaut.

„Schön! Also? Was sollte das?“

James seufzte erneut und sah betreten zu Boden. Er fasste sich in den Nacken.

„Okay, okay, es tut mir leid, ja? Es war bloß eine dumme Wette zwischen mir und ein paar anderen Gryffindors. Also... Es wird gesagt, dass keiner sich trauen würde dich anzubaggern und schon gar nicht dich einfach so zu küssen... Ich mein... da ist doch nichts dabei und das hab ich denen auch so gesagt. Und dann haben sie mich herausgefordert. Sie haben gesagt, dass ich das doch nie im Leben machen würde und na ja... Du siehst ja, was dabei rausgekommen ist.“

Scorpius schüttelte ungläubig den Kopf.

„Das ist alles? Das ist der Grund?“

Sein Gesicht zeigte Unverständnis. Er verstand schon nicht, warum anscheinend Gryffindors Angst vor ihm hatten, dass sie sich nicht zu nah an ihn rantrauten. Aber noch viel weniger verstand er, wie James auf so eine blöde Wette eingehen hatte können.

„Ich hab gedacht, es wäre vielleicht was tiefgründigeres. Aber da hab ich dich wohl überschätzt. Und? Was hat dir das jetzt gebracht, du Spaßvogel?“

James schien erst jetzt richtig darüber nachzudenken und es machte den Eindruck, als würde er nun langsam begreifen, das ihn das nicht wirklich was gebracht hatte, er Scorpius sozusagen umsonst geküsst hatte.

Nun sah er sogar so aus, als würde er sich schämen.

Verzweifelt suchte er nach Worten.

„Ich... Na was denn! Irgendwie musste ich meine Ehre doch verteidigen!“, versuchte er sich zu rechtfertigen.

„So? Ehre?“, fragte Scorpius belustigt. „Du bist also stolz auf das, was du getan hast? Ja, toll, damit kann man auch angeben. Du hast Scorpius Malfoy geküsst, den Slytherin, den die Gryffindors am meisten mögen! Einen Jungen! Na also wenn das nicht toll ist, weiß ich auch nicht!“, meinte der Blonde ironisch. „Sag mal, willst du’s nicht verstehen oder kapierst du es echt nicht: Die lachen nicht nur über mich, sondern auch über dich. Aber das findest du ja toll, nicht? Du machst dich ja gerne zum Deppen! James Potter, Witzbold von Hogwarts!“

„Das ist nicht wahr!“, schnitt James Scorpius nun das Wort ab.

Er wollte nicht noch mehr so verletzende Worte hören. Besonders, weil er es nicht nur wegen der Wette getan hatte... Aber das wusste Scorpius ja nicht. Und James würde sich hüten es dem anderen zu sagen. Viel zu peinlich.

„Es klingt aber so!“

„Wie es klingt und wie es ist, sind zwei verschiedene Dinge!“

„So? Ich weiß ja, wie es klingt, dann sag mal an, wie es ist.“

„Tja, das musst du schon selbst herausfinden.“

Damit zog James einfach ab und ließ Scorpius allein stehen.

„Man was sollte das denn jetzt schon wieder?“

Nachdenklich blieb der Blonde stehen, bis schließlich ein paar Jungs seinen Namen riefen.

„Ach hier steckst du!“

Die drei Slytherins, die mit Scorpius rausgegangen waren, stießen zu ihm.

„Das musst du dir ansehen! Wir springen alle vom Vorsprung, so nach dem Motto: Wer am coolsten und ausgefallensten im Wasser landet. Es waren schon ein paar gute Sprünge dabei, aber die kannst du sicher toppen!“

Der Malfoy wurde von einem am Handgelenk gepackt und den ganzen Weg zurück an den See gezogen.

Die einzelnen Grüppchen standen zusammen und tuschelten. Ihr Blick lag auf den Schülern am Vorsprung, die eine Schlange gebildet hatten und darauf wartete einer nach dem andern springen zu können und zu zeigen, was sie konnten.

Scorpius wurde von seinen Slytherins das Shirt über den Kopf gezogen und in die Reihe geschubst zu den... Gryffindors?

Oh man, die meisten, die sprangen, waren Gryffindors. Tjaja, mutige Gryffindors. Slytherins waren da nicht so und Ravenclaws erkannte der Blonde auch nicht. Na toll. Na ja, gut, da vorn war auch noch ein Slytherin und doch, da waren zwei-drei Ravenclaws. Gut, dann war es wenigstens nicht ganz so schlimm.

Scorpius sah hoch zu demjenigen, der als nächstes springen würde und seine Augen weiteten sich überrascht.

James Potter!

Er durchbohrte den Rücken des anderen mit Todesblicken.

Und dann sprang Potter. Erst sah es so aus, als würde er einfach nur mit den Beinen ausgestreckt und den Armen am Körper ins Wasser springen, doch dann machte er einen Salto mortale und eine Arschbombe.

Vom Ufer kamen anerkennende Pfiffe, Gelächter und es wurde sogar von ein paaren applaudiert.

Scorpius schluckte.

Das war gar nicht mal so übel gewesen.

Okay... Das konnte er toppen. Das musste er toppen!

Er sah zu, wie James an Land schwamm und die angebotene Hand eines Gryffindors ergriff, um aus dem Wasser zu gelangen.

Die Wassertropfen perlten von seinem Oberkörper ab und glitzerten in der Sonne.

Scorpius bemerkte, dass er fast schon starrte und schloss seinen Mund, den er vor Verzückung leicht geöffnet hatte.

Er blinzelte und rief sich zur Ordnung.

James grinste fröhlich und selbstsicher. Dann wanderte sein Blick zu Scorpius. Auf seinen Lippen breitete sich ein breites Grinsen aus und Scorpius könnte schwören, dass James mit seinen Lippen ein ‚Mach’s nach!’ geformt hatte. Jedenfalls konnte es kein ‚Viel Glück.’ gewesen sein, denn der Gryffindor grinste ihn frech an.

Scorpius beschloss, dass er es dem überheblichen Gryffindor zeigen würde.

Entschlossen sah er den anderen an.

Zwei Schüler sprangen noch vor ihm, dann war endlich Scorpius an der Reihe.

Tief holte der Slytherin Luft. Dann nahm er etwas Anlauf. Er machte zwei Sprünge und dann ging es los. Handstandsprung, Schraube, Salto und mit einem Köpper tauchte er ins Wasser ein.

Als der Blonde wieder auftauchte, hörte er Jubeln und Raunen.

Besonders die Mädchen waren begeistert, aber auch ein paar Jungs klatschten Beifall.

Scorpius sah unter ihnen auch den älteren Potter.

Der Gryffindor grinste ihn an und pfiff anerkennend.

Scorpius war auf einmal furchtbar stolz auf sich, konnte sich aber nicht erklären wieso. Es war doch nur ein Sprung gewesen, war er etwa so eingebildet?

Ein breites verlegenes Grinsen hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet.

Es störte ihn auch nicht, dass ein Gryffindor ihn laut ‚Angeber’ nannte und lachte. Er meinte es jedoch anscheinend nicht ernst, denn er schüttelte grinsend den Kopf und klatschte ebenfalls respektzollend.

Der Blonde hatte schließlich den Rand erreicht.

Er wurde von vier Armen gepackt und mit einem Ruck hochgezogen. Da stand man fast schon wackelig auf den Beinen.

Scorpius grinste zufrieden.

Alle waren sich einig, dass er der ungekürte Gewinner war.

Es wurde noch etwas rumgealbert, geschwommen, geplaudert und entspannt.

Als es dann dämmerte, machten sich alle wieder auf ins Schloss.

Auch Scorpius, der sich notdürftig abgetrocknet hatte, machte sich quatschend auf den Weg rein, jedoch mit mehr Leuten als mit denen er rausgegangen war.

Sein Sprung war immer noch in aller Munde.

Er ließ sich jedoch etwas zurückfallen, um noch etwas die nun kühle Luft, die so toll nach Nacht roch zu genießen und den Geruch der Bäume und des Grases.

Scorpius zuckte zusammen, als sich plötzlich ein Arm um seine Schultern legte und er an einen halbnackten und vor allen Dingen nassen Jungenkörper gedrückt wurde.

„Wah- Potter! Was-“

James lachte und wuschelte Scorpius durchs mittlerweile wieder getrocknete Haar.

„Herzlichen Glückwunsch, Malfoy. Du hast echt Talent. Dein Sprung war genial, alle Achtung.“

„Danke schön, wenn du mich jetzt freundlicherweise loslassen würdest!“, kam es trocken vom Sieger. „Du machst mein Oberteil nass!“

James musste wohl zum Schluss noch mal in den See gesprungen sein und hatte es nicht für nötig gehalten sich danach abzutrocknen.

„Mach dich mal locker, Malfoy.“, lachte der Gryffindor, ließ Scorpius aber los.

Der war sowieso schon vom Verhalten des anderen verwirrt, also fragte er gar nicht erst nach, was das sollte.

„Was willst du noch?“

„Mh... Na ja, jetzt wo du fragst. Ich hab mir gedacht, ich lad meinen Mitstreiter zur Feier seines Sieges zum Essen ein.“

„Was? Jetzt noch?“

„Na warum nicht? Die anderen versuchen ja jetzt noch den Rest des Abendessens zu bekommen.“

„Nein danke.“

Das war doch sicher nur ein mieser Trick.

Der Blonde stellte sich vor, was Potter in Wirklichkeit machen wollte. Er würde ihn in eine leere, dunkle Gasse zerren, wo stundenlang niemand vorbeikam, ihm einen Schockzauber anhexen und dann einfach da liegen lassen. Ganz genau. Weil er ihm die Show gestohlen hatte.

Ne ne, das konnte er mal schön lassen. Ohne ihn.

„Na ja, wir können auch zum Astronomieturm und da oben ein Picknick machen.“, dachte James laut nach.

„Sag mal Potter, geht’s noch? Warum sollte ich mit dir irgendwas machen wollen?“

Der Potter seufzte.

„Nun sei doch nicht gleich sauer, Malfoy... Das ist nun mal meine Art dir zu gratulieren und... noch mal richtig Entschuldigung zu sagen. Ich weiß ja, dass es nicht schön war, dass ausbaden zu müssen, was ich verzapft hab... und auch, dass es für dich wohl weitaus negativer gewesen ist, als für mich.“

„Wie meinst du das: Weitaus negativer?“

„Du hast dich so darüber aufgeregt. Es muss wirklich schlimm gewesen sein für dich.“

„Für dich nicht?“

„Mh... na... Ich hab das ja kommen sehen und hatte mich vorher darauf einstellen können. Deswegen bin ich dem doch relativ neutral gegenüber gewesen...“, druckste James herum und zuckte etwas hilflos mit den Schultern.

„Na schön. Astronomieturm um neun. Und wehe du schaffst es nicht all meine Leibgerichte aufzutreiben!“, gab Scorpius schließlich nach.

„Geht klar. Also bis gleich.“

James legte freundschaftlich eine Hand auf Scorpius Schulter, dann eilte er voraus.

Scorpius holte noch einmal tief Luft und sah an Hogwarts empor, ehe auch er eintrat. Er ging gradewegs runter in die Kerker.

In seinem Zimmer angekommen, schmiss er das Handtuch über den Bettpfosten und ging ohne umschweife ins Bad. Er zog sich die Badehose aus und stellte sich unter die Dusche.

Eigentlich hatte er nur mal schnell drunterhuschen wollen, um den Geruch von Seewasser loszuwerden, aber das heiße Wasser war so angenehm auf seiner Haut, dass er doch noch etwas länger blieb und es mit allen Sinnen genoss. Danach trocknete er sich mit einem neuen Handtuch ab und zog sich ein paar leichte Klamotten über, bestehend aus Shorts und Shirt.

Als er einen Blick auf die Uhr warf, stellte er erschrocken fest, dass es schon fünf nach neun war und spurtete los.

Wenige Minuten später kam er schwer atmend am Astronomieturm an.

Er sah sich hastig nach James um.

Dieser saß auf einer roten Picknickdecke inklusive großem Korb gefüllt bis oben hin mit allerlei gutriechenden Speisen. Mit Blick auf die Ländereien Hogwarts.

Eine recht schöne Aussicht, wie Scorpius fand, als er näher trat und nun hinter James stand.

Dieser drehte seinen Kopf leicht. Er stützte sich mit den Händen ab und sah zu dem Blonden hoch.

„Hey.“

Er grinste und sah wieder nach vorne.

„Setz dich.“

Vielleicht wusste er nicht, dass Scorpius fast eine viertel Stunde nach verabredeter Zeit hier war oder es störte ihn einfach nicht oder er sah keinen Grund es aufzugreifen, jedenfalls sagte er nichts dazu.

Scorpius, der etwas abgelenkt gewesen war, ließ sich das nicht zweimal sagen. Neben James plumpste er auf den Hintern.

„Hier.“ James schob Scorpius den Korb rüber. „Ich hoffe, es ist was für dich dabei.“

„Na das hoff ich für dich mit! Sonst kannst du dir deine Entschuldigung sonstwohin stecken!“

James lachte, fasste das anscheinend als Witz auf. Aber andererseits... Scorpius machte nie Witze. James verstummte und runzelte nachdenklich die Stirn.

„Warum hast du denn so plötzlich aufgehört zu lachen?“, fragte Scorpius amüsiert grinsend.

James schmollte.

„Hast du das jetzt ernst gemeint?“

„Natürlich, immerhin hab ich den Weg hier hoch nicht umsonst gemacht!“

Leicht wurde der Dunkelhaarige von Scorpius geschubst, der breit grinste. Der Blonde überprüfte den Inhalt des Korbes und stibitzte sich ein Törtchen. Genüsslich biss er hinein.

„Mh... Ich sag dir... wenn da jetzt irgendwas von vergiftet ist, kriegst du mächtig Ärger.“

„Mach dich nicht lächerlich. Da ist nichts vergiftet!“

James schüttelte fassungslos den Kopf. Er würde doch nie jemandem umbringen!

Aber als er in das zufrieden lächelnde Gesicht des Blondschopfs sah, wusste er, dass es wohl auch nur ein Scherz gewesen war.

Ein Wunder. Scorpius Malfoy konnte witzig sein. Scorpius Malfoy hatte Scherze gemacht. Ganze zweimal.

Leise seufzte James. Er sah in den sternenklaren Himmel und griff in den Korb, um sich wahllos was zu Essen daraus zu nehmen.

Scorpius hatte sein Törtchen aufgegessen und griff nun nach einem Bündel Weintrauben. Er pflückte sie sich alle einzelnd ab und schob sie sich in den Mund.

Fasziniert beobachtete James ihn dabei, ehe er belustigt grinste.

„Was guckst du so? Noch nie jemanden Weintrauben essen sehen?“

„Doch, schon. Aber nicht so.“

„So was?“

Scorpius legte den Kopf schief, doch James schüttelte nur lächelnd den Kopf.

„Schon gut.”

Sie aßen.

Meistens schweigend, aber dann fiel ihnen doch ab und an was ein, über das sie reden konnten. Sie wechselten dann ein paar Worte oder sogar Sätze und schwiegen wieder. Oder der eine erzählte etwas und der andere hörte zu.

Unglaublich aber wahr, die beiden vertrugen sich doch ziemlich gut, trotz der vielen Unterschiede, angefangen bei Familie, Freunde und verschiedene Häuser, endend bei, sie waren gar nicht mal so verschieden, nur in verschiedenen sozialen Umfeldern aufgewachsen.

Immerhin hatten sie dann doch gemeinsame Hobbies wie z.B. Quidditch.

Nur bei Zaubertränke waren sie sich wirklich überhaupt nicht einig.

James betitelte Scorpius Leidenschaft fürs Tränkebrauen aber, trotzdem er selbst Zaubertränke mehr als alles andere hasste, als süß und passend.

Es war weit nach Mitternacht, als de beiden endlich kapierten, dass sie nun wohl in ihre Betten mussten.

Mit der Zeit hatten sie immer leiser geredet, bis sie schließlich geflüstert hatten und näher aneinander gerückt waren, so dass sich ihre Arme berührten.

Es war nämlich doch etwas kalt geworden.

Dem Blonden fröstelte es schon ganz schön und auch James bekam Gänsehaut.

„Gehen wir rein?“, hauchte der Potter.

„Mhmh...“ Schlaftrunken rappelte Scorpius sich auf und hielt sich dabei zur Hilfe an James Schulter fest, um aufzustehen.

„Also dann...“ James ließ die zwei Worte einfach so stehen.

„Also dann...“, wiederholte Scorpius. „Entschuldigung angenommen und Gratulation ebenfalls akzeptiert. Ich schätze mal, wir sind jetzt quitt.“

James nickte erleichternd und dankbar. Er lächelte.

„Schlaf schön, Scorpius.“

Wann waren sie denn bitte so weit gekommen, sich beim Vornamen zu nennen? Hatte Scorpius da was verpennt?

Nein, er war sich ziemlich sicher James niemals James genannt zu haben.

Na toll, da fing es ja schon an. James...

„Gute Nahacht.“, gähnte der Blonde leise und winkte noch träge, ehe er auch schon verschwand.

Nur kurz blieb er an der Treppe stehen und sah zu dem Potter, der zusammenpackte.

Jetzt musste er aber aufpassen sich nicht erwischen zu lassen.

Hoffentlich ließ James sich nicht erwischen… Moment mal! Das kümmerte ihn doch nicht!

Wieso war er ihm jetzt eigentlich nicht mehr sauer? Nur weil der andere ‚sorry’ gesagt hatte und ein Picknick für sie organisiert?

Man, neuerdings wurde er ja echt schnell weich.

Scorpius seufzte, musste aber lächeln.

War schon okay so. Er sollte sowieso nicht so nachtragend sein und es würde doch nur Vorteile bringen sich mit einem Gryffindor zu vertragen, oder? Keine Feindlichkeiten zwischen den unterschiedlichen Häusern, das wäre doch mal was.

Lautlos schlich der Blonde in die Kerker und huschte in sein Zimmer.

Langsam tastete er sich vor, um seinen Zimmergenossen nicht zu wecken.

Doch nichts da.

Das Licht wurde angeknipst.

„Wo bei Salazar warst du? Es ist schon... fast eins! Scorpius, es ist echt nicht witzig einfach so zu verschwinden ohne Bescheid zu sagen!“

Auch das noch. Das hatte Scorpius grade noch gefehlt.

„Sorry?“, nuschelte er betreten.

Der Andere seufzte.

„Dann sag mir wenigstens, was du so lange gemacht hast! Wenn du schon von mir verlangst, dass ich dich nicht verpetze.“

„Können wir das nicht auf morgen verschieben? Ich bin echt müde.“

„Das hast du selbst zu verantworten! Aber du hast Glück, dass ich auch endlich schlafen will. Ich werde darauf zurückkommen!“

Scorpius seufzte ergeben und fing an sich auszuziehen.

Dabei wurde er genau von seinem Mitbewohner beobachtete, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und ihn tadelnd ansah.

Als der Blonde nur noch in Boxershorts dastand, krabbelte er in sein Bett und verkroch sich unter seine Bettdecke.

Das Licht wurde ausgemacht und Scorpius schloss die Augen.

„Gute Nacht...“

„Nacht...“, hörte er noch zurückflüstern, ehe er langsam wegdriftete und schließlich einschlief.

Zu aufdringlich

Scorpius war mit ein paar Slytherins in Hogsmead. Mit drei Mädchen und einem Jungen. Potter hatte er schon längst wieder vergessen und auch dessen merkwürdiges Verhalten, was seiner Meinung nach nicht mehr merkwürdiger werden konnte.

Hach, wie sehr man sich doch irren konnte.

Der Blonde brauchte dringend Klamotten und die Mädchen waren natürlich sofort Feuer und Flamme gewesen. Man brauchte nur das Wort ‚Shoppen’ in den Raum zu werfen, schon wollte mindestens die Hälfte der Mädchen mit. Sagte man ‚Shoppen mit Scorpius’ waren es fast alle. Scorpius hatte sich drei Freundinnen rausgepickt und damit er sich nicht alleine mit ihnen rumschlagen musste, hatte er sich noch eine männliche Verstärkung besorgt. Oder besser gesagt einen Jungen dazu überredet mitzukommen.

Nun war er in einer Kabine und probierte eine dunkelblaue, leicht verwaschene und vor allen Dingen enge Jeans an.

Seit ein paar Jahren verkauften die Läden in Hogsmead auch Muggelklamotten oder sogar eine Mischung aus Muggel- und Zaubereranziehsachen. Im Moment war es z.B. im Trend 80er Jahre Jeans zu tragen. Wie die Zauberer der Zeit doch hinterherhinkten. Aber das fiel denen nicht mal groß auf.

Scorpius trat in den Gang, wo die Anderen auf ihn wartete. Die Mädchen waren hellauf begeistert von der Hose und nickten ihm enthusiastisch zu. Von seinem männlichen Kameraden bekam er ebenfalls das Zeichen, dass die Jeans okay wäre.

„Na ich weiß nicht...“ „Heb mal das Hemd ein bisschen hoch, damit wir das auch im ganzen betrachten können.“, kam schließlich der Vorschlag von einem der Mädchen. Scorpius seufzte und schob das Hemd hoch, hielt es mit den Händen etwas über den Hüften fest. Von den Mädchen kam nur ein ‚aaah’.

Der Blonde wollte sein Hemd grade wieder loslassen, da hörte er hinter sich einen Pfiff. „Sexy! Hast ’nen süßen Knackarsch, Malfoy.“

Die Mädchen kicherten.

Der Malfoy musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer das war. Trotzdem sah er über seine Schulter hinweg zu dem Unruhestifter. Da stand niemand geringeres als James Potter, frech grinsend, mitsamt zwei Kumpels im Schlepptau. Die grinsten kurz, sahen aber im Großen und Ganzen so aus, als wollten sie gar nicht hier sein.

Scorpius lief vor Wut rot an und zog sich das Oberteil wieder runter. Wie konnte der es wagen, sich über ihn lustig zu machen? Erneut? Wo er sich doch gestern erst für das eine Mal Demütigung entschuldigt hatte! So fasste er James Worte zumindest auf. Als ironische Bemerkung, um ihn zu necken und bloßzustellen.

„Also wenn ich du wäre, würde ich die Jeans nehmen.“

„Verdammt, Potter, was willst du eigentlich von mir?!“, fragte Scorpius nun mehr als genervt. Er hatte gedacht, sie hätten die Sache gestern zu genüge ausdiskutiert, James hätte eingesehen, dass dieser ganze Wettkram nur zu seinem eigenen Nachteil war und er so etwas nie wieder tun sollte. Außerdem war die Wette doch passé, also was war das jetzt für ein neues Spiel und warum ließ sich James trotz der gestrigen Demütigung und Reue darauf ein?

„Nichts. Ich hab dir doch nur ein Kompliment gemacht.“, meinte James unschuldig.

Aber Scorpius' Meinung nach trieb James es schon wieder zu weit. Aus Potters Mund klang ein Kompliment eher wie eine Beleidigung. Um nicht vor allen auszuticken, stapfte Scorpius zurück in die Umkleide und zog sich um. Innerlich hoffte er, dass James schon wieder weg war, jedoch hatte er das dumpfe Gefühl, das dem nicht so war. Dieses Gefühl bestätigte sich leider, als er den Anderen bei den Männerhosen sah.

Zwar hatte der Blonde keine Lust zu nah an James heranzutreten, musste aber die Hose weghängen und war dadurch nur wenige Schritte von dem Potter entfernt. Dieser bemerkte das auch sofort.

„Du kaufst die Hose nicht?“, fragte James überrascht, doch Scorpius ignorierte ihn. Aber auf den fragenden Blick seiner Freunde meinte er: „Nicht mein Stil.“ Wenn ein stümperhafter Gryffindor wie James so eine Jeans toll fand, dann musste Scorpius im Geschmack ja ziemlich daneben gegriffen haben.

Der Blonde setzte sich in Bewegung. „Lasst uns gehen.“ Mit diesen Worten verließen er und seine Leute das Geschäft, ließen einen etwas verblüfft guckenden James und dessen kopfschüttelnden Freunde zurück.

Sie liefen eine Weile, ehe eines der Mädchen seufzte. „Schade. Du hast echt gut in der Jeans ausgesehen. Aber ich kann verstehen, dass du sie nicht wolltest. Ich würde sie auch nicht wollen, wenn so ein dämlicher Gryffindor sie toll finden würde.“, meinte sie, um Scorpius Entscheidung zu rechtfertigen und die anderen Mädchen und der Junge nickten.

Der Blonde nickte nur, fühlte sich im Nachhinein etwas albern, dass er die Jeans nicht gekauft hatte. Er hatte sie schließlich gewollt. Und er kaufte immer, was er wollte...

„Hat wer Lust auf Eis?“, fragte Scorpius schließlich, dem die Freude am Shoppen vergangen war.

„Ja!“, riefen die Anderen fast im Chor.

„Okay, ich geb einen aus.“, meinte der Blonde lachend.

Und so machten sie sich noch einen schönen Tag in Hogsmead, ehe sie rechtzeitig zum Abendessen wieder in Hogwarts eintrafen.

Das nächste Event was anstand, war das Quidditchspiel Gryffindor gegen Ravenclaw. James war schon ganz aufgeregt. Scorpius dahingegen war nur unbeteiligter Zuschauer und gespannt wie das Match enden würde. Zwar musste Slytherin so oder so noch gegen Ravenclaw und Gryffindor spielen, aber es war schon mal gut zu wissen, welche Mannschaft besser war. Außerdem konnte der Blonde ja schon mal die Spielweise der anderen analysieren. Er als Quidditchkapitän konnte seinen Leuten sicher noch Tipps geben.

Das Quidditchspiel war spannend und Scorpius bekam dabei Unmengen an Lust auf das nächste Spiel- Ravenclaw gegen Slytherin. Es wurde ein aufregendes Kopf an Kopfrennen der Sucher mit Sieg für Gryffindor. Eins musste Scorpius James lassen. Ein guter Sucher war er. Und damit wohl auch eine potenzielle Bedrohung. Aber Scorpius würde ihm erst im finalen Spiel gegenüberstehen, also hatte er ja noch Zeit sich aufzuwärmen und sich etwas zu überlegen.

Die Zuschauer verließen die Tribünen, die Gryffindors machten sich auf in ihren Gemeinschaftsraum um zu feiern. Scorpius entschied sich bei dem guten Wetter noch etwas an den See zu setzen und die Beine ins Wasser baumeln zu lassen. Genau so ließ er seine Gedanken schweifen und war froh, dass er mal allein war und ein paar stille Stunden für sich hatte.

Erst als es schon dunkel war, bemerkte Scorpius wie viel Zeit schon vergangen war. Er nahm die Füße aus dem Wasser und zog sich wieder Socken und Schuhe an. Langsam machte er sich auf den Rückweg ins Schulgebäude.

In der Eingangshalle kam ihm jedoch jemand entgegen.

„Oh hallo Scorpius!“, lachte James überrascht und ging auf den Blonden zu.

„...Herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg.“, meinte Scorpius nur. So viel Sportsgeist hatte er dann doch noch.

Doch so schnell ließ James sich anscheinend nicht verscheuchen.

„Danke.“, grinste er. „Wenn du das sagst, weiß ich, dass ich meine Sache gut gemacht haben muss.“, lallte er leicht und Scorpius wich etwas zurück, als James so auf ihn zutorkelte.

„Potter! Bist du besoffen?!“, rief der Blonde erstaunt und geschockt zugleich aus, als ihm dann auch noch der Alkoholgeruch des Anderen entgegenwehte.

„Ach was. Ich hab nur ein bisschen getrunken. Stört dich das?“, meinte James mit einem Schmollmund.

Er drückte Scorpius an die Wand. Der Blonde zuckte zusammen. Als James seine Arme links und rechts von Scorpius' Kopf abstützte, wollte der Blonde sich schon darunter hinwegducken, doch James fasste ihn am Arm und schleuderte ihn fast schon zurück an die Wand. Die freie Hand ließ er über Scorpius Brust streichen und noch ehe dieser sich erneut losreißen konnte, drückte der Potter ihm seine Lippen auf, zwängte seine Zunge in Scorpius' Mund. Seine Hand packte an den Hintern des Blonden, doch dieser ließ sich das ganze nicht gefallen.

Er biss zu. James zuckte vor Schmerz zusammen und ließ ihn aus Reflex los. Das war jedoch ein Fehler, denn Scorpius' rechte Hand war nun wieder frei. Der Blonde sah aufgrund der Aktion des Anderen rot und schlug mit so viel Kraft wie er aufbringen konnte zu.

Man hörte ein fieses Knack, einen schmerzerfüllten Schrei und James taumelte einen Schritt zurück, ehe er auf seinem Hintern landete.

Scorpius hielt sich die Hand. Von oben hörte er geschockte Rufe. Auf den obersten Treppenstufen standen ein paar Gryffindors, die wohl nach James gesucht hatten. Wie viel sie gesehen hatten, konnte Scorpius nicht sagen. Jedenfalls war ihm eins sicher: Er war gearscht. Und da konnte er überhaupt nichts mehr gegen tun.

Die Löwen eilten zu ihrem Sucher und zogen ihn wieder auf die Beine. „Das wirst du büßen, Malfoy!“, hörte der Blonde nur am Rande von den Gryffindors und ballte seine Fäuste, wobei er einen unnatürlichen Schmerz an der rechten Hand wahrnahm, der ihm die Sinne betäubte.

Er hatte wohl doch ganz schön feste zugehauen, doch er wusste nicht, was er fühlen sollte. Tat es ihm leid? Vielleicht. Aber er hatte sich doch nur verteidigen wollen! Außerdem büßte er das ganze doch schon mit eigenen Schmerzen.

Die ganze Situation endete natürlich damit, dass James erst mal zu einer Untersuchung in den Krankenflügel gebracht wurde und die beiden nicht viel später im Büro der Direktorin landeten.

Und so saßen sie sich eine geschlagene Stunde lang schweigend gegenüber, niemand hatte bisher erzählt, was geschehen war.

James fühlte sich miserabel. So langsam wurde er immer nüchternder, dafür tat ihm sein Kopf tierisch weh, außerdem fragte er sich, warum er so einen Bockmist gebaut hatte. Natürlich hatte Scorpius ihm eine reingehauen! Aber das hätte er an dessen Stelle wohl nicht anders gemacht. Der Gryffindor fasste sich an seine Wange, die einen leichten Blauton angenommen hatte und so höllisch wehtat, dass es ihm manchmal die Tränen in die Augen trieb.

Der Blonde saß nur mit beiden Händen in der Hosentasche und gesenkten Kopf da. Ihre Eltern wurden informiert und würden wohl demnächst hier auftauchen. Darauf hatte Scorpius nun wirklich keine Lust. Was sollte er seinem Vater bitte erzählen? Die Wahrheit? Aber das würde ihn bis ins unendliche demütigen. Andererseits. Hatte er eine andere Wahl? James würde sicher nicht vor der Wahrheit zurückschrecken, denn Scorpius war so oder so gearscht. Immerhin war zwar nicht in Ordnung gewesen, was James getan hatte, aber deswegen hätte man auch nicht gleich handgreiflich werden müssen! Ehrlich gesagt, war das auch das erste mal, dass Scorpius so etwas gemacht hatte. Er wusste ja, dass Gewalt keine Lösung war, aber James hatte ihn ungeheuerlich provoziert und nicht nur in der heutigen Nacht.

Schließlich klopfte es an der Tür und Scorpius sank das Herz in die Hose. Er biss sich auf die Unterlippe, als nach einem 'Herein' der McGonagall die Tür aufging und niemand geringeres als Draco Malfoy den Raum betrat. Scorpius linste kurz zu ihm, traute sich aber nicht aufzusehen.

James sah zwar kurz auf, schluckte jedoch als er Mr. Malfoy sah und schaute wieder auf den Boden.

„Danke, dass Sie so schnell kommen konnten, Mr. Malfoy.“, sagte die Direktorin und seufzte. „Nehmen Sie doch Platz.“ Sie gestikulierte auf einem Stuhl der nahe an ihrem Schreibtisch stand.

Draco wusste nicht, was er sagen sollte, setzte sich erst mal. Diese ganze Situation war seltsam und er wusste nicht, ob er nicht vielleicht Schuld daran trug. War er ein schlechter Vater für Scorpius gewesen?

Was war überhaupt passiert? Er war nicht wirklich aufgeklärt worden. Er wusste nur, dass Scorpius angeblich James Potter geschlagen haben sollte, aber nicht warum. Der Potter sah jedoch auch sehr geknickt aus. Es musste also einen guten Grund gegeben haben und James fühlte sich ebenfalls schuldig. Zumindest wirkte es so.

Scorpius krallte seine Finger in seine Hose und wurde bleich. Sein Vater hatte ihn nicht einmal mehr begrüßt. Er musste wohl sehr sauer auf ihn sein...

Es klopfte erneut an der Tür und jeder wusste, wer nun durch die Tür trat. Harry checkte erst einmal die Situation. Die Stimmung war gedrückt, was verständlich war. Er sah zu seinem Jungen, der ihn jedoch nicht ansah. Harry seufzte und setzte sich auf den noch freien Stuhl nicht unweit von Draco Malfoy.

„Mr. Potter, schön, dass Sie kommen konnte.“, sagte Professor McGonagall schließlich.

„Weswegen Sie beide hier sind... Ein paar Gryffindors haben gesehen, wie Scorpius James geschlagen hat, konnten aber nicht sagen, was davor vorgefallen war. Und da die beiden eisern schweigen... Ich hatte gehofft, dass ich mit Ihrer Hilfe die Sache aufklären kann.“

Draco runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist doch albern.“, meinte er schließlich und Scorpius zuckte aufgrund der Härte in der Stimme seines Vaters zusammen. Selbst James lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Wegen so einem Kinderkram muss ich mitten in der Nacht alles stehen und liegen lassen?! Können die beiden das nicht unter sich regeln?!“, sagte Draco genervt.

Harry schmunzelte. „Dem kann ich leider nur zustimmen. Ich wundere mich sowieso, warum wir hier her gerufen wurden. Immerhin war das doch das erste mal, dass die beiden aneinander geraten sind, oder lieg ich da falsch?!“

„Nein, es stimmt schon... Die beiden haben bisher keinerlei Feindseligkeit gegenüber geäußert. Nichtsdestotrotz wissen wir immer noch nicht wie das passieren konnte.“

Schweigen. Die drei Erwachsenen sahen die beiden Jungs an.

Scorpius biss sich auf die Unterlippe. Sollte er alle Schuld auf sich nehmen? Das wäre weniger peinlich... Aber James einfach so davonkommen lassen? Der Blonde seufzte.

„Ich hab mich nur verteidigt, okay? Natürlich hätte ich ihm nicht gleich eine reinhauen müssen, aber in dem Moment habe ich nicht darüber nachgedacht...“, gab er schließlich zu.

Damit gaben sich die Erwachsenen jedoch nicht zufrieden. „Und wieso musstest du dich verteidigen, wenn ich fragen darf?“, fragte überraschenderweise Harry als erster.

Scorpius seufzte. „Warum fragen Sie nicht ihren Sohn?! Natürlich nur, wenn er mittlerweile wieder ausgenüchtert ist!“, meinte er leicht genervt. Er hatte jetzt wirklich überhaupt keine Lust sich vor James Vater rechtfertigen zu müssen.

James biss sich auf die Unterlippe und klammerte sich an den Stuhl. Alle Augen lagen auf ihm. „Ich... Ja, ich hab ein bisschen was getrunken, immerhin mussten wir unseren Sieg gegen Ravenclaw feiern...“, sagte er ehrlich und alle warteten darauf, dass er weitersprach, doch es kam nichts.

Schließlich sahen die Anderen wieder zu Scorpius. „Also, was ist jetzt genau passiert?“, fragte Professor McGonagall.

Der Blonde seufzte. „Hab ich doch schon erzählt. Er hat mich provoziert, ich hab ihn gebissen und ihm dann eine verpasst.“, meinte er angepisst, als wäre es das Normalste auf der Welt, und verschränkte die Arme.

„Moment mal... Du hast ihn gebissen? Wie das denn? Davon war eben aber noch nicht die Rede! Wieso hast du nichts davon gesagt?“, fiel Harry schließlich auf.

Scorpius verdrehte die Augen. Dann sagte er es halt. Konnte doch eh nicht mehr schlimmer werden. Hoffentlich versank James wenigstens im Erdboden vor Scharm.

„Könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass ich ihm in die Zunge gebissen hab!“, meinte er und betonte das Wort Zunge. „Die in meinem Mund übrigens nichts zu suchen hatte!“, fügte er sauer hinzu. Klar, ein bisschen peinlich war ihm das jetzt schon. Der Blonde betrachtete einen Punkt auf dem Boden.

Die Erwachsenen fielen erst mal aus allen Wolken und Harry sah seinen Sohn geschockt an. Dieser biss nur auf seine Unterlippe und umklammerte noch krampfhafter den Stuhl.

„James, ist das wahr?“, fragte Harry schließlich.

James sah immer noch stur auf den Boden, in seinen Augen sammelten sich Tränen, die aber zum Glück durch die Haare in seinem Gesicht niemand sehen konnte.

„Und wenn schon...“, flüsterte er und presste die Lippen aufeinander. „Ich war halt betrunken. Kann doch mal passieren.. War halt keine Absicht.“ Diese Worte zu sagen, taten ihm so unendlich weh. Aber besser als irgendwelche Gefühle zu zeigen. Er hatte bei dem Blonden sowieso keine Chance, er hatte sich schon alles vermasselt, was ging. Scorpius hasste ihn sicher. Sonst hätte er ihn nicht geschlagen. Dann wollte er sich selbst wenigstens nicht noch mehr demütigen, indem er eingestand, dass er zwar besoffen gewesen war, aber Scorpius aus freiem Willen geküsst hatte.

„Das war keine Absicht?! Na super, danke, das tröstet mich jetzt über diese Widerlichkeit hinweg!“, schnauzte Scorpius. Als ob es nur halb so schlimm wäre, wenn James das nicht mit Absicht gemacht hatte...

„Mr. Malfoy!“ Professor McGonagall seufzte. „Ich denke, wir sollten es hierbei belassen. Sie beide haben falsch gehandelt und ich hoffe, Sie sind sich dabei im Klaren, dass Sie beide Strafarbeit und Punkteabzug in Kauf nehmen müssen, besonders Sie, Mr. Malfoy.“

Der Blonde schnaubte, fühlte sich total erschlagen, jedoch nickte er. Das klang fair. Auch von James kam kein Protest.

„In Ordnung, ich werde mir Ihre Bestrafung morgen überlegen... Und jetzt entschuldigen Sie sich und reichen Sie sich zur Versöhnung die Hände.“

Die beiden Jungs zuckten zusammen. Draco und Harry hielten die Luft an. Ob das jetzt einen erneuten Streit gab.

Scorpius stand auf. „Gut.“, sprach er. „Tut mir leid, dass ich deine Wange so demoliert habe!“ Aber sollte ihn Potter noch einmal anfassen... Dann konnte er für nichts garantieren!

Auch James rappelte sich langsam auf, mit etwas wackligen Knien. Er zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen. Sorry, dass ich... dich provoziert hab, oder so...“, meinte er und streckte seine Hand aus.

Kurz zögerte Scorpius, ehe er die Hand annahm und zusammenzuckte. Als James leicht drückte, trieb es Scorpius die Tränen in die Augen, er sog scharf die Luft ein und wollte seine Hand schnell wieder wegziehen, doch es war schon zu spät.

James Blick lag auf seiner Hand. „Was hast du denn an deiner Hand?“, fragte er, ehe es ihm anfing langsam zu dämmern.

Der Blonde biss sich auf die Lippe und befreite seine Hand aus James Griff. „Mir ist schon bewusst, dass ich ziemlich feste zugeschlagen habe...“, meinte Scorpius nur. „Das bin ich dann ja wohl selber Schuld.“, meinte er und zuckte mit den Schultern.

Alle waren bisher davon ausgegangen, dass James der Verletzte gewesen war, dass Scorpius Hand leicht bläulich und geschwollen war und gar nicht gut aussah, war bisher nicht aufgefallen. Immerhin hatte der Blonde seine Hände die ganze Zeit in seinen Hosentaschen versteckt gehabt.

„Mr. Malfoy! Warum haben Sie nichts gesagt?! Gehen Sie augenblicklich zum Krankenflügel!“, rief Professor McGonagall etwas erschrocken.

Von Scorpius kam nur ein Schulternzucken. „Meinetwegen.“ Er drehte sich um und ging zur Tür. „Ich komme mit!“, schlug James vor, doch Scorpius knurrte nur ein 'bloß nicht' und schon war er verschwunden.

Nächtliche Unterhaltungen

Seufzend sah James zu seinem Vater, ehe er einen Blick in Richtung Schulleiterin riskierte und schließlich zu Draco Malfoy spickte. Wenn der blonde Mann auch nur irgendetwas empfand, so konnte er es gut verstecken. Sein Gesicht war ausdruckslos und auch als er sprach, klang er weder genervt noch enttäuscht. „Ich nehme an, damit ist die Sache jetzt geklärt?“, stellte er mehr fest als das er fragte und erhob sich. Mit einem distanzierten 'Guten Abend' verabschiedete er sich von der kleinen Versammlung und verschwand durch die Tür. James linste zu seinem Vater, der erst den Mund öffnete, letztendlich aber doch nichts sagte. James vermutete, dass er sich grade noch so besonnen hatte keinen provokativen oder gar bösartigen Kommentar zu machen.
 

Die beiden Potters wünschten der Schulleiterin ebenfalls eine gute Nacht, ehe sie auf den Flur hinaustraten. Beide atmeten sie erleichtert aus. James hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt er gewesen war. Er sah zu seinem Vater und fragte sich, ob dieser sehr böse auf ihn war. Immerhin hatte er einen Malfoy geküsst. Doch Harry schien erst mal nur froh zu sein aus McGonagalls Büro raus zu sein. Wahrscheinlich fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt. James wusste von Erzählungen, dass sein Vater alles andere als ein Musterschüler gewesen war, der sich an die Schulregeln hielt.

Harry sah seinen Sohn nachdenklich an, ehe er seufzte. „Gehen wir ein Stück.“ Er hatte noch nicht das Bedürfnis schon wieder nach Hause zu gehen. Immerhin war er doch grade erst angekommen. Hogwarts war seine Heimat gewesen. Er hatte hier seine schönste Kindheit verbracht- wenn man mal von einigen Ausnahmen absah.

So wanderten Vater und Sohn gemeinsam die dunklen Gänge entlang und James fragte sich, ob sein Vater den Vorfall einfach vergessen wollte. Andererseits warum war er dann noch hier? Worüber könnte er sonst mit ihm reden wollen? Doch bevor er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, nahm Harry neben ihm einen tiefen Atemzug.

„James... Gibt es irgendwas, was ich wissen sollte?“ Natürlich wusste Harry, dass sein Sohn ein Witzbold war. Aber er konnte bei Weitem nicht die Komik erkennen, die hinter dem Vorgehen seines Sohnes stecken könnte. Warum hätte er Scorpius Malfoy küssen sollen? Ihm wurde flau im Magen, als er sich in die Situation hineinzuversetzen versuchte. Eigentlich gab es dazu nur eine Erklärung und Harry wusste nicht, ob ihm diese gefiel.

James währenddessen betrachtete interessiert die Wände, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug. Er konnte seinem Vater doch nicht erzählen, was er für diesen Jungen empfand! Das war doch viel zu peinlich! Sein Vater würde ihn doch für verrückt erklären!

Dem Gryffindor wurde schlecht. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Ja, sicher wäre es besser, wenn er leugnete. Wenn er Harrys indirekte Frage ignorierte. Aber vielleicht hatte er sich auch gar nicht auf die Sache mit dem Kuss bezogen? Ein bisschen Hoffnung hatte er ja schon.

Harry seufzte, merkte aber, dass James ihm auswich. Er wollte ihn nicht so vor dem Kopf stoßen. Sicher brauchte James nur Zeit seine Gedanken erst mal für sich selbst zu ordnen. Wenn irgendwas war, würde er es Harry bestimmt sagen. Er musste seinem Jungen nur die Zeit dazu lassen.

Sie blieben an einem großen Fenster stehen und Harry warf einen Blick nach draußen. Sein Sohn musterte ihn währenddessen.

„Es ist schon okay, James. Du musst mit mir nicht darüber reden. Aber ich denke, ich könnte damit leben.“, sagte der ältere Potter schließlich und James fuhr ertappt zusammen.

Sicher hatte sein Vater sich die Wahrheit schon zusammengereimt. Oder konnte sie sich zumindest denken. Harry kannte ihn halt einfach viel zu gut! Betreten warf James nun ebenfalls einen Blick auf das Gelände von Hogwarts. Er war erleichtert, dass er es nicht aussprechen musste, andererseits fragte er sich, ob sein Vater sich wirklich der Ausmaßen bewusst war und ob er wirklich damit leben konnte...

„Bist du enttäuscht?“, fragte er schließlich leise und Harry konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht. Nicht mal unbedingt wegen dem Umstand, dass es ein Junge ist. Aber Scorpius Malfoy? Ich dachte immer du könntest ihn nicht leiden.“ Harry warf einen Blick auf seinen Sohn, der etwas verlegen auf seine Füße sah.

„Na ja... Das dachte ich bis vor kurzem auch. Aber ich glaube, ich konnte ihn bloß nicht leiden, weil er mich nicht leiden konnte... und es hat mich gewurmt, dass er in allem besser ist als ich. Aber ehrlich gesagt ist das auch ein ziemlich großer Faktor der für Scor- Malfoy spricht. Er ist intelligent, beliebt, attraktiv, spielt Quidditch... Ich könnte die Liste ewig fortsetzen. Aber der Punkt ist eher: Wie kann man mit so jemandem befeindet sein? Wie kann man so jemanden nicht... gut finden...“

Nachdenklich sah Harry aus dem Fenster und musste unwillkürlich an Draco Malfoy denken. Er schüttelte den Kopf. Nein, an DEN Blonden wollte er jetzt wirklich nicht denken. Immerhin war das Problem ja sein Sohn. „Und was hast du jetzt vor? Wegen Scorpius?“

James seufzte und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung... Jedenfalls hab ich mir spätestens heute alle Chancen bei ihm vermasselt. Nicht, dass ich überhaupt irgendeine Chance bei ihm gehabt hätte. Ich weiß ja nicht mal, ob er was mit Jungs anfangen kann. Aber eigentlich mach ich mir da keine großen Hoffnungen...“

Deswegen hatte er ihn ja geküsst. Wenigstens einmal hatte er ihn küssen wollen, um zu wissen ob Scorpius' Lippen wirklich so weich waren, wie sie aussahen. Und der zweite Kuss... Gut, er hatte wirklich einen über den Durst getrunken und als er Scorpius ganz allein gegenübergestanden hatte, hatte er ihm einfach nicht widerstehen können.

„Sehr optimistische Einstellung.“, meinte Harry nur amüsiert und James verzog das Gesicht. „Was soll ich denn sonst machen? Ihm mein Herz ausschütten? Ja klar, damit er mich noch mehr hasst und sich wohlmöglich noch über meine dummen Gefühle lustig macht. Wir reden hier von Scorpius Malfoy, Dad. Dieser Typ ist unerreichbar.“ James seufzte. Sein Vater blieb stumm.

Sie standen noch ein paar Minuten in vollkommener Stille da, bis Harry sah, wie ein blonder Schopf das Schloss verließ. Scorpius war das ganz sicher nicht, es war schließlich schon spät und eigentlich müsste selbst James jetzt schon im Bett liegen.

Harry legte eine Hand auf James Schulter, gab ihr einen aufmunternden Klaps, ehe er sich in Bewegung setzte. „Du erzählst ihm doch nichts, oder?“, rief James ihm noch hinterher, doch Harry ging schon zügig die letzten Treppenstufen hinab, die ihn vom Ausgang trennten.
 

Draco schien es nicht sonderlich eilig zu haben, denn Harry hatte ihn schnell eingeholt, passte sich dessen Geschwindigkeit an und lief nun neben ihm her.

Der Blonde hatte ihn zuvor noch ignoriert, obwohl er ihn hinter sich gehört hatte, sah den Potter aber nun an. „Was?!“ Draco blieb stehen und Harry stoppte ebenso.

„Ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht Lust hättest ein Butterbier mit mir trinken zu gehen?“

Ungewollt starrte Draco Harry an. Er war überrascht und verwirrt zugleich. Der Blonde blinzelte und holte tief Luft. „Ist das dein ernst?“, fragte er ruhig und hob eine Augenbraue an. „Wie kommst du darauf, dass ich mit dir freiwillig etwas in meiner Freizeit unternehme, Potter?“, fügte er hinzu und setzte sich wieder in Bewegung.

Harry schluckte, ehe er dem Anderen hinterher ging. „Malfoy- Draco, jetzt warte doch mal!“, beschwerte er sich. „Ich dachte, wir hätten diesen Kinderkram hinter uns!“

Der Blonde blieb wieder stehen und sah Harry fragend an. „Was meinst du?“ Das würde ihn ehrlich mal interessieren.

„Na diese ganze Feindschaftssache. Ich dachte, da wir ja nun beide erwachsene und vernünftige Menschen sind, könnten wir uns doch genauso gut vertragen...“ Etwas unsicher und fragend sah Harry Draco an.

Dieser schnaubte jedoch nur. „Klar. Vergiss es. Wenn es dich beruhigt. Ich hasse dich nicht mehr. Also kannst du dein Leben beruhigt weiterleben.“, meinte der Blonde und verdrehte die Augen. Was sollte das denn bitte? Nur weil sie sich jetzt nicht mehr wie kleine Kinder gegenseitig niedermachen mussten, hieß das ja noch lange nicht, dass er jetzt mit Potter einen auf besten Freund machen musste!

Harry biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, wie konnte dieser Typ nur weiterhin so unausstehlich sein? Wieso verdammt noch mal war Malfoy immer so distanziert? „Ich wollte doch nur...“ Harry unterbrach sich und seufzte. „Komm schon, wo liegt dein Problem? Wenn du mich nicht hasst, kannst du doch genauso gut auch mit mir einen Trinken gehen. Oder hast du etwas Besseres zu tun?“

Draco seufzte. „Das ich dich nicht hasse, heißt nicht, dass ich dich jetzt mag... Und ich hab bestimmt Besseres zu tun als mit dir auszugehen. Zum Beispiel ein schönes heißes Bad nehmen und mich danach in mein warmes, weiches Bett legen.“

Daraufhin wusste Harry nicht wirklich etwas zu sagen. Etwas hilflos stand er da und spürte wie sein Gesicht heiß wurde. Wieso war ihm jetzt bitte peinlich, dass er gefragt hatte? Bitte, er hatte doch nur nett sein wollen. Oder so... Er schnaubte. „Ich mein ja nur. Wo du doch extra nach Hogwarts gekommen bist. Ich für meinen Teil habe keine Lust schon wieder nach Hause zu gehen und ich war lange nicht mehr im Drei Besen...“

Draco seufzte genervt. „Ja schon gut, Potter. Ich habe nun wirklich keine Lust auf irgendwelche Diskussionen mit dir.“, unterbrach er ihn fast schon und fuhr sich durchs Haar. Er sah in die Ferne und schloss resignierend die Augen, als er merkte, dass er überhaupt nicht müde war. „Meinetwegen...“ Immerhin hatte er ja wirklich für heute nichts mehr geplant.

Harry lächelte ihn an und Draco unterdrückte ein genervtes Aufstöhnen. Er wünschte sich jetzt schon, dass er abgelehnt hätte. Dieses dümmliche, selbstzufriedene Grinsen des Anderen brachte ihn zur Weißglut und er widerstand dem Drang sich mit der Hand auf die Stirn zu klatschen.

„Na dann komm halt! Oder bist du jetzt festgewachsen?“, schnauzte er Harry fast schon beleidigt an, als er ein paar Schritte gemacht hatte, der Potter aber immer noch wie angewurzelt am selben Fleck zu stehen schien. Fragend sah er ihn an. Harry zuckte zusammen und schüttelte dann den Kopf. Er war gerade aus seinen Gedanken aufgeschreckt und realisierte erst jetzt, dass Draco schon vorgegangen war. „Ich komm ja schon!“ Schnell hatte er zu dem Blonden aufgeholt.
 

James hatte währenddessen den Entschluss gefasst nach Scorpius zu sehen. Er wollte sich zumindest entschuldigen und sehen wie es dessen Hand ging. Irgendwie fand er, dass er es im schuldig war, schließlich war es ja doch irgendwie seine Schuld gewesen.

Schnell rannte er die Treppen zum Krankenflügel runter und sah grade noch wie Scorpius schon auf einer unteren Treppe stand. Da er keine Lust hatte das Schloss zusammenzuschreien, lief er ihm hinterher und passte ihn schließlich am Treppenende ab, wo der Andere stehen geblieben war.

Seufzend drehte sich Scorpius zu James um und sah ihn genervt an. „Was denn noch? Ich hab' mich doch entschuldigt. Lass mich doch einfach in Ruhe! Du hast mich heute schon mehr als genug gedemütigt und ausreichend Ärger habe ich auch bekommen. Ich hab keine Lust auf den letzten paar Metern noch von einem Lehrer erwischt zu werden und Punkte abgezogen zu bekommen.“

James seufzte. Irgendwie hatte er sich schon gedacht, dass Scorpius nicht gut auf ihn zu sprechen kam und trotzdem hatte er gehofft, dass ihr Gespräch etwas besser verlaufen würde. Und das Schlimmste war, Scorpius hatte mal wieder Recht. Um die Uhrzeit noch außerhalb der Betten rumzulungern, war auch nicht wirklich die beste Idee, es sei denn sie wollten noch mehr Strafe kassieren. Aber... „Es tut mir wirklich Leid... Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Eigentlich wollte ich dich auch nicht weiter belästigen. Ich wollte nur wissen, ob mit deiner Hand wieder alles in Ordnung ist...“ James Wange sah schon wieder vollkommen normal aus. Nachdem die Heilcreme eingezogen war, hatte seine lila-bläuliche Färbung abgenommen und nun hatte seine Haut auch wieder ihre übliche Farbe zurück.

Scorpius seufzte, hielt James jedoch bereitwillig seine Hand hin. „Natürlich ist wieder alles in Ordnung.“ James griff nach Scorpius Hand und da der Andere nicht zusammenzuckte, glaubte er ihm sogar. Scorpius wehrte sich ausnahmsweise mal nicht und so begutachtete James dessen Hand. Die Schwellung war wieder vollkommen zurückgetreten und die Hand sah zumindest von der Form her normal aus. Zwar war sie noch leicht bläulich, aber auch das war langsam auf dem Rückzug. James sah einen Moment länger als nötig auf Scorpius Hand und betrachtete dessen schlanke Finger, ehe der Blonde ihm seine Hand schließlich entriss.

„Gute Nacht!“, sagte Scorpius. Es klang endgültig und beinhaltete indirekt ein 'Da hast du geguckt. Jetzt kann ich dich aber wirklich keine Sekunde länger mehr ertragen, also lass mich jetzt endlich schlafen gehen.'.
 

James seufzte. „Gute Nacht...“, gab er zurück und fand sich schließlich nur wenige Sekunden alleine auf den Treppenstufen wieder. Nach einigen Minuten gab er sich einen Ruck und seine Füße trugen ihn in Richtung Gryffindorturm. Als er endlich alle Treppen erklommen hatte, machte er sich gar nicht erst die Mühe sich umzuziehen oder irgendwas, ließ sich einfach geschafft auf sein Bett fallen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  yamo-chan
2010-04-15T20:58:39+00:00 15.04.2010 22:58
süß <3
dass ein malfoy sich auf ein romantisches picknick auf dem astronomieturm einlässt, hätte ich nicht gedacht...

bekommt der "Mitbewohner" noch einen Namen? (oder ist der doch nicht so wichtig?)

achso, und ich war etwas verwirrt:
die wette und so haben in mir den eindruck erweckt, dass die jungs noch jünger sind, aber dann hast du von sechstklässlern geschrieben (die währen in hogwarts ja 16 Jahre alt)
vielleicht liegt es aber auch an mir, dass ich mir die beiden so klein vorgestellt hab
Von: abgemeldet
2010-04-11T19:48:29+00:00 11.04.2010 21:48
Als bis jetzt finde ich die Story echt süß. Bin gespannt wie es weiter geht und bin glücklich mal ne Story mit James x Scorpius gefunden zu haben. Informierst du mich wenn das neue Kapitel on ist???


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