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Selbsthilfegruppe für verlorene Männlichkeit.

OS-Sammlung zu Hetalia-Pärchen
von

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Selbsthilfegruppe für verlorene Männlichkeit.

Titel: Selbsthilfegruppe für verlorene Männlichkeit.

Teil: 1/1

Pairing: Russia (Ivan) x Prussia (Gilbert) (auch: Germany (Ludwig) x North Italy (Feliciano), Spain (Antonio) x South Italy (Romano), US (Alfred) x UK (Arthur), Sweden (Berwald) x Finland (Tino), Greece (Heracles) x Japan (Kiku), Lithuania (Toris) x Poland (Feliks), Austria (Roderich) x Hungary (Elizabeta), Switzerland (Vash) x Liechtenstein (Lili))

Warnings: Shounen-ai (don’t like, don’t read), Klischeés

A/N: Kurzer OneShot mit Klischeés, OOC, Fluff, Sinnlosigkeit, aber es ging mir nicht aus dem Kopf. :‘D Lesen auf eigene Gefahr. Ich wünsche viel Spaß!
 

„Seien wir doch mal ehrlich, es ist ganz gut, dass wir Männer mal wieder unter uns sind.“, Alfred klopfte Toris auf die Schulter, nickte zu Ludwig und Berwald, die auf dem Sofa saßen und Kaffee tranken. Vash und Roderich unterhielten sich am Fenster, beäugten ein wenig misstrauisch den Amerikaner und ihren „Neuzugang“, der nicht wirklich neu war.

Ivan. Sowohl Ludwig als auch Alfred hatten angefragt, ob sie ihn denn nicht aufnehmen wollten, in ihren inoffiziellen Männerclub.

Keiner der Anwesenden, war sich ganz sicher, ob diese Idee gut gewesen war. Natürlich, Alfred hatte gefürchtet, wenn er ihn nicht aufnehmen würde, wäre der Russe schnell beleidigt und nun... man wollte ungern seinen Zorn auf sich ziehen. Ludwig hatten wahrscheinlich andere Beweggründe getrieben. Sein Bruder zum Beispiel.

Der war unter anderem der Grund, wieso man Ivan offiziell zum Mann erklärt hatte. Nicht, dass es vorher jemand gewagt hätte, seine Männlichkeit anzuzweifeln, niemals, doch Ivan war jetzt offiziell kein freier Mann mehr.

Es hätte eigentlich niemanden wundern sollen, dass nach allem, was zwischen Gilbert und Ivan vorgefallen war, sie irgendwie, irgendwo zusammen kamen. Die Spannungen zwischen den Beiden war schon immer sehr verdächtig gewesen und doch war es eine große Überraschung, als es ganz offiziell wurde.

Vermutlich war es am Ende auch das, was die Übrigen zustimmen ließ, Ivan einzuladen. Keiner konnte sich vorstellen, wie das zwischen diesen beiden schwierigen Persönchen laufen sollte, wie es überhaupt dazu kommen konnte und wer da eigentlich wen dominiert.

Die Tatsache, dass Ivan hier war und nicht bei ihren vermutlichen „Frauen“, ließ aber bereits tief blicken.
 

Die gespenstische Stille, die sich angebahnt hatte, wurde jäh unterbrochen als Antonio und Heracles eintrafen. Zu spät, natürlich.

„Ich glaub’s nicht!“, Antonio stand im Türrahmen, deutete auf Ivan, bevor sein geschocktes Gesicht sich zu einem Grinsen verzog, „Ich dachte, man will mich verarschen, aber ist es wahr? Du und Gilbo?“

Was für ein Segen die spanische Ausgelassenheit doch gerade war. Mutig ging Antonio auf Ivan zu, klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich vorbeischleuste um ein Stück Torte zu ergattern.

„Und? Was liegt so an? Neuigkeiten?“, plapperte er, bevor er sich lächelnd zwischen Ludwig und Berwald setzte, sich ein Stück Schokoladentorte in den Mund schob und erwartend umher sah. Alfred lächelte zu ihm, sah Heracles nach, der sich einen Sessel sicherte und die Katze von seiner Schulter auf den Schoß verfrachtete, um sie zu streicheln.

„Ehm.“, der Amerikaner nickte, deutete zu Ivan, „Da wir einen Neuzugang haben, wie wäre es, wenn er uns ein bisschen was erzählt?“

Niemand wollte zugeben, neugierig zu sein, aber die Anwesenden schienen froh, dass endlich jemand ausgesprochen hat, was alle dachten. Nun. Fast alle.

„Ich widerspreche nicht gern, aber es geht hier um meinen Bruder. Muss das wirklich sein?“, Ludwig stellte seine Tasse vor sich auf dem Tisch ab, erhielt aber nur ein unverständliches Brummen. „Hab dich nicht so.“, Antonio lächelte, klopfte dem Deutschen auf die Schulter, „Da gibt es doch sicherlich sowieso nichts, was du nicht schon weißt.“

Roderich rückte seine Brille zurecht, nippte an der Tasse, bevor er sich leise räusperte, „Ich stimme Ludwig insofern zu, dass es mich nicht wirklich interessiert, was er mit dem Idiot so tut, aber so haben wir es bis jetzt immer gehandhabt.“ Er erhielt sowohl von Alfred als auch Antonio und Ludwig einen schiefen Blick. Natürlich. Er und Vash nahmen als die Heteros eine andere Stellung ein, was aber nicht heißt, dass Roderich sich aufführen sollte, als wäre er uninteressiert. Vor allem uninteressiert an Gilbert. Bei ihrer Vergangenheit.

Ivan lächelte sanft, sah einmal im Raum umher: „Wovon redet ihr eigentlich?“

Alfred räusperte sich, kratzte sich hinter dem Ohr. Grinsend sah Antonio zwischen Ludwig und Berwald hin und her, die jedoch jeweils in eine andere Richtung schauten.

Heracles kraulte die Katze hinter den Ohren, sah zu Ivan. „Sie wollen wissen, wie er so ist. Wie du ihn rumbekommen hast, wann er die Beine breit gemacht hat.“

Pikiert räusperte sich Roderich in seinen Kaffee, Alfred wedelte mit der Hand: „Also also! Stell uns nicht wie Perverse hin!“

Ludwig massierte sich den Nasenhals, brummte etwas das Ähnlich klang wie: „Langsam komme ich mir aber so vor.“

Alfred wedelte stärker, beugte sich über die Sofalehne. „Ach jetzt kommt! Als hättet ihr nicht davon profitiert, dass wir uns austauschen.“ Austauschen klang nett für Bettgeschichten erzählen. „Ich meine, also, schaut doch mal, Berwald wäre doch nie mit Tino zusammengekommen, hätten wir ihn nicht beratschlagt. Und mit Eduard das kriegen wir auch noch hin!“

Ivan blinzelte in die Runde, lächelte schief. „Ich verstehe immer noch nicht ganz.“

Antonio hob die Schultern seufzend, wippte mit dem Fuß und als keiner etwas sagen wollte, begann er zu erzählen: „Also eigentlich, im Grunde genommen, nutzen wir diese Zeit in der wir uns treffen um uns, ja, eben gegenseitig zu helfen. Oder zu lernen, wie man will. Woher soll ich zum Beispiel auch wissen, wann ein ‚nein’ bei Romano ‚ja’ bedeutet? Oder dass er Sex will, wenn er nackt eine Tomate isst?“

Ivan hob eine Braue, sah in das erwartungsvolle Gesicht des Spaniers und schließlich wieder im Raum umher. „Ihr schleust eure Partner zusammen“, begann er dann überlegend, „initiiert solch ein Treffen, tarnt es als etwas männliches um in Wirklichkeit eine Selbsthilfegruppe zu haben für Männer die an sich selbst zweifeln?“

Der hatte gesessen. Alfred spürte deutlich den Schlag in seine Magengegend. Natürlich, das Ganze war ja irgendwo auch auf seinem Mist gewachsen und vorrangig hatte er daran gedacht sich bei den Pärchen mit mehr Erfahrung Ratschläge zu holen. Arthur war eben nicht ganz einfach.

Aber seine kleine Männerrunde war ihm ans Herz gewachsen. Zu sehr, als dass er sie so unter den Beschuss Ivans stellen würde.

„Wir zweifeln nicht an uns.“, Alfred verschränkte die Arme, während er nickend antwortete, „Wir sind schlau genug, uns auszutauschen um es unseren ‚Partner’“ Er betonte das Wort wie Ivan, „glücklicher zu machen als er eh schon ist.“ Er winkte ab, sah in die andere Richtung, „Aber du kannst Gilbert ja wahrscheinlich nicht einmal so glücklich machen.“

Ivans Brauen hoben sich ein Stück mehr. Wenn es jemand schaffte, sich gegenseitig hochzuschaukeln, aufzuspielen und zu nerven, dann wohl diese beiden.

„Bisher hat er sich nicht beschwert.“ Das Lächeln war auf das Gesicht des Russen zurückgekehrt, doch noch bevor Alfred etwas hätte erwidern können, beugte sich Heracles vor: „Als würde das etwas heißen.“ Die Katze auf seinem Schoß hatte sich dunkel schnurrend zusammengerollt, „Kiku beschwert sich nie und dennoch gab es genug Dinge, die ich besser nicht getan hätte. Er könnte einfach zu höflich sein, um es zu sagen.“

„Oder zu ängstlich.“, Berwalds Augen hatten sich von der Zimmerwand gelöst, wanderten nun zu Ivan, „Tino wollt’ auch nie was sagen.“

Antonio lehnte sich nickend nach vorn, gestikulierte leicht: „Im Grunde genommen kann man nie so genau sagen, was die Weibchen eigentlich denken.“ Und allein für die Aussage, dass er Romano als sein „Weibchen“ bezeichnete, hätte er sich eine gefangen.

„Romano meckert die ganze Zeit rum, aber wenn ich dann was ändere, passt es ihm erst recht nicht. Oder Feliks.“ Der Spanier deutete mit dem Daumen zu Toris, der unter Ivans Blick leicht zusammenzuckte, „Der beschwert sich sogar bei Fremden, aber ist Änderungen gegenüber konservativ.“

Alfred nickte beschwichtigend zu, auch Roderich war näher getreten.

„Zudem ist Gilbert kein einfacher Mensch. Das Letzte was wir wollen würden, wäre, dass er Mist baut.“ Allein schon, da es genug Personen gab, an denen sich der Ex-Preuße rächen könnte und mit Ivan an seiner Seite würde ihm das sichtlich leichter fallen. Nicht zu letzt fürchteten die meisten, dass, wenn etwas nicht optimal laufen würde, sich das auf Ivans Gemüt auswirken und schnell auf andere Länder übergreifen könnte.

Ihre eigene, ganz egoistische Neugier wurde unter diesem Deckmantel der Außenpolitik zudem weitaus erträglicher.

„Ich denke trotzdem nicht, dass ich nennenswerte Probleme mit Gilbert habe.“, räumte Ivan ein, erntete hohles Seufzen.

„Das behauptet auch keiner.“, endlich erhob Ludwig das Wort. Der einzige Anwesende, den Ivan auch wirklich Bedeutung beimessen zu schien und das nicht nur, weil er der Bruder seines Auserwählten war, „Aber wo keine Probleme sind, schafft mein Bruder schnell welche.“

Antonio nickte, hob den Finger, „Besonders wenn die rosarote Brille des Verliebt-Seins dann weg ist.“ Ivan unterdrückte den Drang, die Anwesenden zurecht zu rücken und zu sagen, dass das mit ihm und Gilbert nicht wirklich etwas neues war und die beiden schon auf Touchfühlung gegangen waren, da war Amerika noch nicht aus den Windeln herausgewachsen, aber... er war ja ein bedeckter Mann.

In seinen eigenen Überlegungen vertieft, schweifte Antonio ab. Murmelnd erklärte er, wohl eher an Ludwig gerichtet: „Vor allem bei Gilbert dürfte diese Phase dann ausgeprägt sein. Wenn er dann anfängt, sich zu beschweren, es gäbe zu wenig Zärtlichkeit und Kuscheln und er bräuchte mehr Aufmerksamkeit und so was.“ Da sprach wohl jemand aus Erfahrung.

Ivans Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das wird nicht passieren.“

Alfred zuckte nur mit den Schultern, lehnte sich zurück, „Das dachten wir alle. Aber irgendwo sind sie ja doch alle gleich.“

„Das glaube ich noch weniger.“ Mittlerweile war es wohl eher Ivan, der anzweifelte, hier richtig zu sein, als die Übrigen, die ihn anzweifelten.

„Ach was.“, Antonio lachte, „Romano und Feliciano zum Beispiel. Da denkt man ja sofort, dass die sich ähnlich sind, aber nimmt man mal Kiku oder Tino, sind die näher betrachtet auch so. Die brauchen alle erst das ganze vorhergehende Geplänkel und Zärtlichkeiten um sich wenigstens mal ein wenig zu öffnen.“ Heracles nickte bestätigend. Es schien aber eine Tortur zu sein, die sich lohnt.

Noch bevor Ivan etwas anbringen konnte, fuhr Roderich fort: „Sogar rein körperlich gesehen, sind sie sich ähnlich. Lizbet meinte selbst, dass sie alle eher zierlich und weiblich sind. Schon allein bei diesen genetischen Anla...“

Doch bevor der Österreicher weiter sprechen konnte, hatte Ivan den Kopf leicht geneigt, ein dunkles „Hmm“ gebrummt und leise, fast mit sich selbst sprechend gemeint: „Ist Gilbert dann nicht ein ziemlicher Sonderfall?“

Als die übrigen ihn ansahen, verzog sich sein Lächeln leicht hämisch. Er stützte den Kopf auf eine Hand, erklärte, wie nebenbei: „Schließlich hasst er Romantik und ‚Kuscheln’ und Aufmerksamkeit gibt er sich selbst mehr als genug. Das braucht er von mir nicht. Als weiblich würde ich ihn erst recht nicht bezeichnen. Er ist vielleicht nicht aufgeblasen, aber muskulös und wahrscheinlich männlicher als die Hälfte von euch.“

Noch bevor den hier Anwesenden klar wurde, mit welchem Typ Mann sie eigentlich ihre Weibchen, ihre Partner, ihre Lieblinge, dort drei Räume weiter allein gelassen hatten, klopfte es an der Tür.

Lili öffnete langsam, sah schüchtern in den Raum und knickste kurz.

„Es tut mir sehr leid für die Störung, aber... also...“, begann sie leise, wurde aber unterbrochen als Vash zu ihr trat, sie fragte, was los sei. Lili sah hinab, wich dem Blick des Schweizers aus: „Gilbert hat mich aus dem Raum geschickt und verboten, wieder rein zu kommen, da... ich wusste nicht...“

Man hörte deutlich ein missgefälliges Knurren Vashs, der stürmisch an Lili vorbeistapfte, den Korridor zum besagten Zimmer entlang. Der übrige Männer-Club ließ einen ratlosen Blick schweifen, bevor sie sich auf den Weg machten und ihm folgten.
 

Noch vor der Tür hörte man Gelächter, ein etwas weinerliches Klagen und Jubelrufe. Donnernd trat Vash ein, noch im selben Moment erstarrend, als er das bizarre Bild sah.

Um den niedrigen Tisch herum saßen alle beisammen. Gilbert zwischen den nackten italienischen Zwillingsbrüdern, die sich hinter seinem Rücken darum stritten, wer nun an was Schuld hatte. Kiku, der die Eindringlinge als Erster bemerkte, sog japsend die Luft ein, bevor er die Jacke griff, die neben ihm lag und versuchte zu verdecken, dass er nur noch Unterwäsche trug. Arthur, der den Blick des Japaners gefolgt war, ruderte mit einem Arm, bevor er verzweifelt nach seinem eben abgeworfenem T-Shirt suchte. Tino spürte sofort Berwalds stechenden Blick, sank, ebenfalls halbnackt, hinter Japan zusammen. Feliks wand gelangweilt den Kopf, es schien ihn nicht zu kümmern, nur noch Shorts und Socken anzuhaben. Der Kampf zwischen Gilbert und der Ungarin war spannender.

Elizabeta nämlich war zu sehr darin vertieft, Gilbert davon abzuhalten, seinen Tribut abzuverlangen. Mit nackten Füßen und Händen wehrte sie sich dagegen, dass er ihre Bluse aufknöpfte.

„Hast du keinen Anstatt?“, raunzte sie ihn an, die Wange langziehend und versuchend Gilbert wegzudrücken. Der grinste nur siegessicher, nuschelte etwas von wegen: „Du bist sowieso ein Kerl. Tu nicht so.“

Doch wurde ihr Kampf unterbrochen als Vash ein „Was um alles in der Welt?“, murmelte und Roderrich laut: „Lizbet!“ rief.

Die Aufmerksamkeit galt nun dem etwas fassungslosen Männerverein, der in der Tür stand und seinen Augen nicht ganz trauen wollte.

„Was bitte tut ihr hier?“, Antonio hatte sich vorbeigezwängt, doch Romano wich seinem Blick Arme verschränkend aus.

„Gilbert hat uns beim Strippoker abgezogen.“, beschuldigte Feliciano den Ex-Preußen, erntete erneute Proteste von Romano: „Das ist alles deine Schuld! Du wolltest das unbedingt spielen und nur wegen dir hab ich ständig verloren!“

Doch die streitenden Zwillinge waren schnell ausgeblendet und die Augen richteten sich auf Gilbert, der grinsend von Elizabeta gelassen hatte.

„Was denn, was denn?“, er hob die Hände ergebend, schüttelte leicht den Kopf, „Irgendjemand musste den Mädels hier doch mal zeigen, wie man sich richtig amüsiert. Ihr alle scheint das ja nicht so dra...“

Elizabeta zog ihm die Wange lang, knirschte kurz mit den Zähnen, „Rede nur weiter.“

Er lächelte ihr zu: „Kein Bedarf.“

Als Alfred kurz zu Ivan hinter sah, bemerkte er das dunkle Lächeln des Russen und vielleicht sogar, ein wenig Bestätigung im Blick.

Kikus Grund für schlaflose Nächte

Titel: Kikus Grund für schlaflose Nächte

Teil: 1/1

Pairing: ? x Japan (Kiku) (zuviele angedeutet xD)

Warnings: Shounen-ai, Sinnlosigkeit?, Ich kann nicht schreibem wie betrunkene Reden. Klingt eher wie sächsisch, als wie lalln xD Ich bitte um Nachsicht!

A/N: Wer weiß, welche Pairings ich favoritisiere, wird wissen auf was das hinausläuft, wenn nicht... viel Spaß beim Rätsel raten! :D
 

Arthur hustete, klopfte sich auf die Brust und hätte beinah doch noch sein fünftes Glas Whiskey verschüttet. Die buschigen Augenbrauen zusammen gezogen und einen Finger hebend, deutete er auf den Spanier vor sich, der selbst wie ein Schluck Alkohol in der Kurve auf dem Barhocker saß.

„Du verarscht unsch dosch!“ Der Engländer schüttelte den Kopf, doch der Gedanke saß in seinem Kopf fest. Antonio aber grinste nur, als einziger in dieser Runde. Sowohl Gilbert als auch Francis hatten vergessen zu trinken, sahen ihn über die Ränder ihrer Gläser an.

„Wie alt ist der Kerl? Das kann ich nicht glauben.“, Gilbert nahm auf den Schrecken gleich einen weiteren Schluck Guinness. Francis nickte ihm beschwichtigend zu.

„Aber wenn isch‘s euch doch sage.“, Antonio lachte, schwenkte seinen Zeigefinger, „Isch hab‘s von Heracles un‘ der is ja schließlisch sou mit ihm.“ Er zeigte zwei gekreuzte Finger, schlug wieder mit der Faust auf den Tisch. „Isch lege meine Hand für in’s Feuer! Kiku is‘ noch ‘ne Jungfrau, sowohl mit Mädels als auch Jungs.“

Arthur leerte das Glas Whiskey vor sich, schüttelte den Kopf, da die Welt sich nun noch ein wenig stärker drehte und er nicht mehr genau wusste, auf welchen der drei Antonios vor sich er deuten sollte.

„Sann isch ja wohl janz klar, was isch dun mussch!“, Arthur streckte die Faust in die Luft, schwenkte sie kurz, siegessicher. Francis und Gilbert sahen sich gleichermaßen an. Diese alte Piratenmanier kam doch wirklich jedes Mal raus, wenn der Engländer trank.

„Isch werde Kikus Schungfern... Schungfräulis... ach ihr wisst doch wasch isch mein, isch wird sie ihm stehlen. Schawohl!“ Und um diesen Pakt zu beschließen klopfte Arthur sich auf die Brust.

Die übrigen Drei brachen daraufhin in schallendes Gelächter aus. Antonios Kopf landete auf dem Tisch und er klopfte sich auf den Schenkel, brabbelte Unmissverständliches. Francis hielt sich an Gilberts Schulter fest. Beide drohten beinah von den Stühlen zu fallen und nur unter großem Anstrengung brachte Francis ein: „Du?“ hervor. Als sie von Arthur nur einen duseligen, dennoch verständnislosen Blick erhielten, erklärte Gilbert: „Ehrlich, das exotische Häschen hat eine riesige Auswahl und ausgerechnet dich soll er an sein Höschen lassen?“

Antonio hielt sich den Bauch, prustete: „Da hätte Francis ja mehr Chancen. Der Kleine versteht schließlich was von Essen.“

Arthur, dessen Kopffarbe vor Wut schon einer von Antonios Tomaten glich, protestierte energisch auf den Tisch schlagend: „Lachd ihr nuhr! Isch kann dasch!“ Gilbert grinste zu Francis und Antonio, streckte eine Hand Arthur entgegen: „Wetten?“

Arthur wich ein wenig zurück, musterte den Deutschen misstrauisch. „Gegen disch?“, räumte er ein, doch Gilbert winkte ab. „Nicht doch.“ Er wollte es ja nicht zugeben, aber er hätte viel zu viel Schiss davor, dass Ivans Aussage „Wer sich wie ein läufiger Hund benimmt muss auch wie einer kastriert werden“ ernst gemeint war. Stattdessen deutete er auf Francis und Antonio. „Die beiden machen sicherlich mit.“

Schief grinsend hob der Spanier die Hände, wehrte ab: „Isch steh nicht sou ‘uf Asiaten und mid Romano hab isch sowiescho genug schu tun. Isch passe.“ Die Blicke der übrigen Drei fiel auf Francis, der die Schultern zuckte und mit der Hand ab wedelte: „Verratet mir erst mal den Einsatz, dann mach ich vielleicht mit.“

„Geld!“, schlug Antonio prompt vor, was von den Anderen mit einem dunklen Brummen quittiert wurde. „Du bist der einzige, der das wirklich nötig hat.“, erwiderte Francis und sah zu Gilbert der einen Finger vor seine Nase geschoben hatte: „Dann eben ein Insel. Oder ein netter, fruchtbarer Landstrich vielleicht?“, erklärte der Deutsche, „Verfügungsrechte, eine Armee, einen fähigen Mona...“ Arthur gab ihm einen Klaps auf dem Hinterkopf, motzte dunkel: „Du bischt der einzschige, der dasch nötdig had. Laber unsch nisch mid deinen Machtdräumerein voll.“

„Was dann?“, Francis sah zu Arthur, der den Kopf geneigt hatte und sich an der Wange kratzte, bevor ein dunkles Lächeln sich auf seine Züge schlich: „Der Verlierär mussch sisch eine Glatsche raschieren!“ Antonio und Gilbert lachten, doch Francis zog eine dunkle Miene.

„Vergiss es.“

„Angscht schu verlieren, Froschfresscher?“

„Niemals!“

„Dann schlagg schun ain!“

„Vergisst du nicht, dass du dir dann auch eine Glatze machen müsstet und das dies deine viel zu dicken Augenbrauen nur noch betonen würde, du Inselaffe?“

Arthur brummte dunkel, angesichts der Tatsache, dass der Franzose wohl Recht hatte. Aber er würde doch nicht verlieren, oder? „Isch hab ‘nen besseren Vorschlag!“, Antonio grinste in die Runde, „Die, die falsch getippt haben, müsschen jeweils einen Abend spändieren. Also wenn Francis verliert müsschen wir drei für Arthur dreimal ausgeb‘n. Und natürlisch andersrum. Wie wär dasch?“

Da keiner einen besseren Einfall zu haben schien, nickten alle zustimmend. Doch noch bevor Arthur und Francis einschlugen, meldete sich von weiter hinten eine Stimme: „Hey! Auf was schlagt ihr da ein?“

Arthur hatte sofort seinen Pakt vergessen, wirbelte auf dem Stuhl herum, beinah von dem Hocker, schwankte ein wenig als er den Arm streckte: „Wasch schuscht du denn hier?“ Lächelnd trat Alfred näher, die Runde, die leeren Gläser und Arthurs glasigen Blick betrachtend.

„Ich wusste, dass ihr euch trefft und da der Abend bereits vorrangeschritten ist, dachte ich, komme ich mal vorbei und schaue, ob ich jemanden nach Hause tragen muss. Anscheinend komme ich ja genau richtig.“ Alfred wuschelte durch Arthurs Haar, der verzweifelt versuchte ihm eine zu langen, aber nur die Luft schlug.

„Verpiss disch du verschogenes Balg! Hier isch kein Platsch für Kinder. Wir handeln wischtische Männersaschen ausch. Aber da kannscht du ja nischt mitredn!“, protestierte der Engländer und wand sich von Alfred weg, wieder Francis zu. Er hob die Hand um einzuschlagen, während sich die neugierige Nase des Amerikaners über seine Schultern schob.

„Was handelt ihr denn aus?“, fragte er. Noch bevor Arthur wieder meckern konnte, antwortete Gilbert, dass sie wetteten, wer Kiku entjungfern würde.

„Wie kommt ihr denn drauf, dass er noch Jungfrau ist?“ Etwas verblüfft sah Alfred in die Runde, die Brauen erwartend gehoben. Antonio erklärte mit gehobenem Finger: „Heracles hat‘s erzähld. Un‘ der hadsch von Kiku persönlisch.“ Man konnte das Rattern im Kopf des Amerikaners regelrecht durch den Raum ziehen hören, bevor sich ein Grinsen auf sein Gesicht zauberte und er ebenfalls die Hand vorstreckte: „Ich wette mit.“

Arthur und Francis wanden sich mit demselben „Ha?“ an ihn, doch Alfred erklärte von sich aus: „Ich werde Kiku haben. Als erster. Was ist der Wetteinsatz?“

„Eine Runde für dschie Gewinner ausgebehn.“, erklärte Antonio und Alfred nickte beherzt, nahm die Hände von Francis und Arthur und drückte sie zusammen.

„Beschlossene Sache!“, erklärte er und stellte sich breitschultrig da.

„Uhwa, das wird ja richtig spannend.“, Gilbert zog eine Papierserviette heran, begann darauf etwas zu kritzeln. „Also. Ich werde das ganze verwalten.“, erklärte er, bekam dafür einen langegezogenen Blick. „Wieso denn du?“, brummte Francis, der seine Hand abgespreizt hielt, als wäre sie von Arthur und Alfred infiziert.

„Welches Land hat die Bürokratie erfunden?“ Gilbert rollte mit den Augen, hob die Schultern, als wäre die Antwort selbstverständlich.

„...Österreisch?“ Dafür bekam Antonio einen Schlag auf den Kopf, bevor der Deutsche weiterschrieb und erklärte: „Also. Zur Wette. Ich denke, wir sollten eine Frist setzen. Was meint ihr? Sind drei Monate angemessen?“ Zustimmendes Gemurmel und Kopfnicken war die Antwort, bevor Gilbert fortfuhr: „Wer es schafft schreibt umgehend eine Nachricht an alle. Sonst würde ich sagen, treffen wir uns hier aller zwei Wochen um Fortschritte zu besprechen? Das schließt natürlich ein, dass keiner denjenigen wechseln darf, auf den er gewettet hat.“

Gilbert erstellte eine Liste, notierte: „Also. Ich nehme an, die Wettteilnehmer stimmen jeweils für sich selbst. Antonio, für wen stimmst du?“ Der Deutsche sah nach rechts. Der Spanier wich seinem Blick aus, musterte die erwartend schauenden Männer vor sich und sagte leicht verlegen: „Francis, würd isch sag‘n.“

Gilbert notierte Antonios Namen in die Spalte, noch bevor jemand protestieren konnte. „Ich tippe auf Alfred.“, erklärte der Deutsche nun, bevor er sich selbst in eine Spalte eintrug.

„Wiescho dasch denn?“, Arthur beugte sich brummend vor, schlug auf den Tisch. Gilbert zuckte nur die Schultern: „Er hat als einziger genug Druckmittel um Kiku rumzukriegen.“

„Nur weil das bei dir funktioniert, heißt dass nicht, dass der Kleine genauso ist.“ Francis sah abwertend zu dem Deutschen, wand sich dann beiseite. „Ab wann beginnt die Frist?“

„Ich würde in einer Woche vorschlagen?“, Gilbert klickte mit dem Kuli, steckte die Papierserviette ein, „Dann hat jeder Zeit sich auszunüchtern, vorzubereiten und ich kann gegeben falls noch andere Leute finden, die mit wetten wollen.“ Der Vorschlag schien akzeptiert und als Alfred Arthur vom Barhocker aufhalf, war die Aufbruchsstimmung auch schnell verbreitet.

„Dann sehen wir uns in drei Wochen wieder.“, sagte Francis grinsend, während sich die Gruppe trennte. Arthur, der auf Alfred gestützt lief, deutete ihm den Mittelfinger: „Bisch dahin hab isch Kiku längscht rumbekommen!“

„Sei dir da nicht so sicher, alter Mann.“, lächelte Alfred zu ihm nieder, während er die Flüche, die ihm entgegen gemurmelt wurden, ignorierte und Arthur weiterzerrte.
 

„Neuigkeiten, Neuigkeiten!“ Gilbert hatte sich erhoben, ein paar Zettel in der Hand und die noch nüchterne Wettrunde, die sie liebevoll „Kikus Grund für schlaflose Nächte“ genannt hatten, die Änderungen vorzutragen: „Bevor wir zu den Fortschritten komme, will ich erst mal aufzählen, wer noch so eingestiegen ist. Erstmal hat Dönermann Sadiq als er von dem Vorhaben erfahren hat, eingewilligt, mit zu machen. Aber das ist halb so wild, auf den wettet eh keiner außer ihm selbst. Wo wir bei den Leuten wären, die mit eingestiegen sind. Mein Bruder setzt wie ich auf Alfred. Er unterstützt meine Theorie.“ Der Amerikaner an der Ecke des Tisches grinste siegessicher. „Specs wettet für Arthur. Er weiß zwar, dass das unwahrscheinlich ist, aber er will Francis ärgern.“ Der Franzose brummte dunkel, zog sein Weinglas näher. „Die Zwillinge tippen dafür auf Francis. Weil er ihr Bruder ist. Die anderen Leute schienen sonst eher wenig interessiert an unserer Wette, außer Lizbet, aber die meinte, sie tippt auf keinen von allen und dass wir schon noch sehen werden. Aber das wäre doch gemein oder? Wenn sie was machen würde? Das zählt dann ja nicht.“

Die Männerrunde nickte zustimmend und Gilbert setzte sich wieder auf die Bank vor dem großen Tisch auf dem sein Bier thronte.

„Wo mir einfällt.“, Antonio beugte sich vor, den Kopf auf die Hand gestützt, „Was ist eigentlich verboten? Ich meine, ihn abfüllen, Drogen oder drei Wochen Keuschheitsgürtel kann ja jeder machen. Wenn es so passiert, wäre dass doch auch unfair, oder?“

Der Spanier erhielt zustimmendes Nicken. „Verführen muss eben gelernt sein. Billige Tricks sind was für Versager.“, erklärte Francis und nippte am Wein, während Arthur bereit war, die Wangen protestierend aufzublasen.

„Dann erzähl doch mal, oh großer Verführer, von deinen bisherigen Fortschritten.“ Arthur grinste leicht zu ihm und bemerkte mit Freude, dass Francis sich verschluckte. Der Franzose hob verächtlich die Brauen, kräuselte die Lippen.

„Ich, mein Lieber, habe Fortschritte gemacht.“, bemerkte er und bevor die fragenden Blicke fordernder wurden, erzählte er von sich aus: „Ich habe ihn eingeladen. Zum Essen, natürlich. Auf einem Dampfer auf der Seine, nachts, den Eifelturm romantisch beleuchtet. Mit dem Besten was es in und aus Frankreich gibt. Allerdings schien er nicht viel für Käse übrig zu haben.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Und ist irgendwas passiert? Hat er dich rangelassen?“, Antonio lehnte sich nach vorn, doch Francis schüttelte den Kopf, „Er ist ständig ausgewichen.“, antwortete er, „Und einen Abschiedskuss hat er sich nur widerwillig geben lassen.“

„Dann hattest du ihn mit Sicherheit verstört!“, Alfred schlug mit der Faust auf den Tisch, „Als ich ihn eingeladen habe mit mir Filme zu schauen, war er ständig nur auf Abstand. Er wollte nicht einmal Chips oder Cola und als ich ihn gefragt habe, ob er bei mir übernachtet, hat er auch abgelehnt.“

Man hörte ein leises Räusper, bevor Arthur schief grinsend ein: „Idiot.“ murmelte. Der Engländer baute sich ein wenig auf, den Kopf in die Hand gestützt und die Brauen gehoben, sagte er: „Na dann bin ich doch wohl Kiku am nächsten gekommen.“ Die Blicke der übrigen Runde lagen auf ihm, als er wie von einer Selbstverständlichkeit erzählte: „Wir waren in Hokkaido unterwegs, haben Tempel besichtigt und...“

„Du hast ihn gelangweilt?“, Alfred bohrte einen Finger in Arthurs Wange, grinste, doch brachte den Engländer damit nicht aus der Fassung: „Und wir waren im Onsen.“

„Uhwa!“

„Merde.“

„Shit.“

„Und weiter?“, Gilbert lehnte sich grinsend vor, hob die Augenbrauen, „Unterwasser gefummelt? Ist er durch die Hitze umgekippt und du musstest ihn auffangen?“

Doch Arthur schüttelte den Kopf und die übrigen atmeten auf oder seufzten frustriert.

Der Deutsche knackte mit dem Handgelenk, lehnte sich zurück, bevor er sich sein Bierglas griff. „Also hat bisher keiner wirklich Erfolg gehabt.“, brummte er dunkel, „Was seid ihr für Weicheier?“ Er gestikulierte in Alfreds Richtung: „Setz‘ ihn ein wenig unter Druck. Droh ihm an noch eine Atombombe abzuwerfen, wenn er die Beine nicht breit macht.“

Francis gab ihm einen Stoß an den Oberarm, wetterte dagegen: „Das fällt eindeutig unter die nicht erlaubten Dinge dieser Wette. Ganz davon abgesehen, dass der zerbrechliche Kiku sicherlich nicht so krankhaft veranlagt ist wie du! Der findet soviel Überdominanz sicherlich kein bisschen anziehend.“

Doch noch bevor die beiden Streithähne aufeinander losgehen konnten, unterbrach Antonio sie: „Wie sieht‘s eigentlich mit Sadiq aus? Was hat der so probiert?“ Gilbert zuckte die Schultern, nuschelte gelangweilt: „Wohl auch nicht viel. Der ist wohl noch ein wenig mit Rumstreiten beschäftigt.“

Hohl seufzend lehnten sich die Männer der Schöpfung über ihre Gläser. Damit war das Thema Kiku für heute wohl beendet.

„Jungs.“, Antonio hob sein Glas, „Wir sehen uns unterm Tisch.“

„Alles klar.“
 

Zwei Wochen später fand sich dieselbe Runde am selben Ort wieder. Mit denselben Getränken und auch kaum neuen Geschichten.

„Kiku denkt, ich würde ihn stalken. Er meinte, er wüsste nicht, was wir vor hätten, aber wir sollten es sein lassen.“ , Alfred starrte in sein Glas vor sich, Arthur und Francis schienen ähnlich frustriert. Antonio kreiste auf dem Rand des Glases mit dem Zeigefinger, stützte den Kopf auf die andere Hand, sah zu Gilbert: „Wollte Sadiq dieses Mal nicht auch kommen? Vielleicht war er erfolgreicher als ... diese Runde hier?“

Er erntete ein dunkles Brummen, Gilbert sah auf die Uhr und zuckte die Schultern.

„Dönerchen wollte eigentlich pünktlich da sein. Wer weiß, vielleicht hat ihn wa...“

Die Tür des Pubs flog auf. Dem Sprichwort „Wenn man vom Teufel spricht, kommt er“ trat Sadiq ein. Allerdings deutlich durch den Wind, hektisch. Er trat an den Tisch und stützte sich mit beiden Händen ab.

„Die Wette ist vorbei.“, er blickte in die Runde. Die Gesichter wandelten sich von Unglauben, zu Überraschung und erstarrten im Schock.

„Was?“ Alfred und Arthur erhoben sich gleichzeitig, eindeutig bereit, Sadiq dafür zu steinigen, dass er den armen kleinen Kiku...

„Wie hast du ihn rumbekommen?“, Gilbert grinste breit. Es kümmerte ihn wenig, dass er falsch gewettet hatte. Eher wollte er wissen, wie man einen steifen Japaner flachlegt. Als Sadiq jedoch die Hände abwehrend hob, verstummte die Runde.

„Ich hab ihn nicht rumbekommen.“, sagte er dunkel.

„Wie jetzt?“

„Ich dachte die Wette sei vorbei?“

„Was ist dann passiert?“

„Jemand war schneller.“ Sadiq ließ sich auf die Holzbank neben Francis fallen, stützte den Kopf auf die Hand, erklärte immer noch missmutig brummend: „Er ist keine Jungfrau mehr. Also nicht, dass ihr denkt, wir hätten sinnlos gewettet. Er war eine. Bis vor kurzem.“ Er wedelte mit der Hand, das genaue Datum, schien er nicht festmachen zu können.

Antonio blinzelte, lehnte sich vor: „Spann uns nicht auf die Folter. Wer war es?“

„Elizabeta.“, Sadiq brummte.

„Ha! ... Nein, Moment, was? Die hat sich doch den Penis abgeschnitten, als wir Kinder waren, das kann also ga...“, doch bevor Gilbert weiter spekulieren konnte, fuhr der Türke fort: „Sie hat es mir erzählt und ihr hat es Heracles erzählt. Er war es.“

„Was?“, Arthur blinzelte ungläubig.

„Der verpennte Grieche?“, Francis hustete, röchelte und klopfte sich auf die Brust.

„Wie um alles in der Welt?“, Alfred wand den Kopf ratlos.

„Wohl eher, warum um alles in der Welt?“, Antonio lachte dunkel und klopfte sich auf den Schenkel, „Heracles? Hat er nicht erkannt, das Japan ein Mann ist? Der ist doch sonst nicht so. Warum um alles in der Welt er?“

Sadiqs Blick verfinsterte sich merklich. Er schien es nicht halb so amüsant zu finden, wie Antonio, dass Heracles Kikus Gunst genoss. Auch die übrigen schienen eher missgelaunt über den schlechten Verlauf der Wette. Gilbert aber grinste in die Runde, verschränkte die Finger.

„Sagt mal.“, der Deutsche neigte den Kopf, „Wenn die Information von Lizbet kommt, könnte sie ja auch falsch sein. Die sabotiert gern Sachen. Also wie wäre es, wenn wir Heracles aufsuchen und ihn fragen? Und wenn es stimmt müssen wir ihn sowieso einladen. Also?“

Die Anwesenden schienen wenig begeistert. Es wurde nicht deutlich, ob es der Misstrauen an Elizabeta oder doch nur banale Neugier war, die sie antrieb nach genügend Alkohol doch noch loszuziehen um Heracles aufzusuchen.

Sie fanden ihn. Den Blick hatte er in den Himmel gerichtet und Katzen um sich herum gescharrt. Eine schnurrte zufrieden auf seinem Schoß. Gelangweilt wand der Grieche den Kopf, als er die heran lärmende Männertruppe lichtete. Sein Ausdruck änderte sich auch nicht, als Antonio und Gilbert sich auf seine Schultern stützten. Nur kurz zuckten seine Augenbrauen, als Sadiq den Finger hob, doch von Francis zurückgehalten wurde.

„Sag mal, Heracles, uns ist da was zu Ohren gekommen.“, Gilbert lehnte sich vor und piekte mit einem Finger in seine Wange. Antonio nickte, wuschelte dem Griechen durch das Haar, „Hast du wirklich was mit Kiku?“

Heracles sah zu ihnen, die Runde herum, bevor er den Blick zu der Katze senkte und sie streichelte. „Ihr kommt hier her um mich das zu fragen?“, brummte er dunkel, erntete nur Lacher.

„Sag schon.“, Gilbert setzte sich neben ihn, blickte erwartend auf. Der Grieche nahm die Katze von seinem Schoß und hob sie hoch, zeigte sie ihm.

„Er ist wie ein Kätzchen.“ Ratlos blickten sich Arthur und Alfred an. Hinter Heracles Rücken zeigte Sadiq dem Griechen einen Vogel und erklärte ihn vollkommen für plemplem. „Er ist niedlich.“, Heracles sprach weiter während er die Katze wieder auf seinen Schoß ließ, „Er ist zierlich und zurückhaltend, das macht ihn anziehend. Und unter dem Kimono sieht er sehr gut aus.“

Blinzelnd sah Gilbert zu Arthur und Alfred, die zu Antonio und Sadiq. Das war eindeutig zu viel Information über zu viele intime Details.

„Und... also, habt ihr miteinander geschlafen?“ Antonio lächelte schief zu dem Griechen. Ohne seine Mimik zu ändern, sah der rüber, blinzelte einmal, dann nickte er.

„Er hatte keine Erfahrung, da habe ich gesagt, ich änder das.“, erklärte er.

„Einfach so?“

„Ja.“

Antonio lachte, klopfte auf Heracles Schulter, „Unglaublich. Alle wollen den Kleinen und strengen sich an, aber du kriegst ihn rum. Für nichts und wieder nichts. Du hast uns echt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hätten wir das gewusst, hätten wir dich in die Wette eingeschlossen.“

Mit zusammengezogenen Brauen wand Heracles den Kopf: „Wette?“

Gilbert grinste nickend, erklärte ihm die Lage: „Wir haben gewettet, wer Kiku als erstes rumbekommt. Da du das jetzt warst, schulden wir dir wohl den Wetteinsatz. Dabei hast du es gar nicht verdient. Ein wenig mehr Anstrengung hätte ja dahinter stecken können.“

Heracles sah erst zum Himmel, dann auf die Katze zu seinem Schoß. Sanft wanderte die Hand zu deren Kopf, kraulte sie zwischen den Ohren.

„Ich will keinen Wetteinsatz.“, er sah langsam auf, lächelte schmal, „Nur lasst die Finger von Kiku.“

Den Kopf geneigt, sah er wieder zum Himmel, „Ich liebe ihn. Er gehört mir.“

Etwas ratlos blinzelte sich die Männerrunde um den Griechen herum an, dann lachte Antonio und stupste Gilbert von der Seite an: „Na dann war unser Unterfangen ja von vornerein sinnlos gewesen.“

Alfred zog eine Schnute, ließ den Kopf hängen: „Und was machen wir jetzt?“

Gilbert grinste schmal, lehnte sich zurück und deutete auf Alfred: „Sag mir, wie alt bist du Alfred?“ Der Deutsche hob die Brauen, sah die Männer an und schließlich zu Arthur: „Hast du ihn überhaupt schon über die Bienchen und... Bienchen aufgeklärt?“

Arthur zog ein langes Gesicht: „Frag doch gleich ob er noch Jungfrau ist.“
 

Fin

Schweig, Gilbert, schweig.

Titel: Schweig, Gilbert, schweig.

Teil: 1/1

Pairing: keines

Warnings: Vulgärer Ausdruck

A/N: Ich frage mich ob Nicht-Rammsteinfans diese kurze Geschichte verstehen werden? Am Ende erkläre ich alles. :D Viel Spaß hiermit!
 

Es war sonnig, die Wiesen satt und grün, die Menschen in ihrem Treiben auf den Straßen vertieft und die Vögel laut.

Nun. Nicht lauter als ein gewisser Deutscher, ein gewisser Ex-Preuße.

Der schlenderte gerade vom Einkaufen nach Haus. Die Tasche in seiner Hand schwang fröhlich, als er versuchte, nicht auf die Rillen zwischen den einzelnen Steinplatten des Weges zu treten. Er hüpfte ab und an leicht, wippte von einem Bein auf das andere und wirkte im Allgemeinen rhythmisch, als er sich den Weg durch den Park bahnte.

Es wäre ein harmonisches Bild gewesen, würde Gilbert nicht vor sich hinbrabbeln, während er lief. Die Passanten, die an ihm vorbeizogen hatten nur ein Kopfschütteln übrig.
 

Antonio und Romano hielten Picknick auf dem Rasen. Der Spanier winkte dem alten Freund, der kurz die Hand hob, etwas rief und lachte. Als Antonio daraufhin zur Salzsäule erstarrte, hob Gilbert beide Arme, rief nochmals etwas und zog von dannen.

Mit einem steifen Blick sah Antonio zu Romano: „Hat Gilbert gerade wirklich ‚Ich liebe dich, du Hure‘ gesagt?“ Romano zuckte nur die Schultern, biss in das Sandwich: „Keine Ahnung. Das war doch Spanisch, oder?“ Antonio nickte wie paralysiert, setzte sich langsam und schüttelte den Kopf: „Doch wieso ruft er mir zu, dass er zwischen meinen Beinen glücklich ist?“

Beinah wäre ein gewisser Italiener an einem Stück Toast erstickt.
 

„Autsch.“, Francis nuckelte an seinem Finger, während er dem verrückten Albino hinterher sah. Matthew sah zu ihm, den Kopf geneigt: „Was hast du?“

„Ich hab mich an einer Dorne gestochen.“, Francis hielt Matthew den Finger mit dem kleinen roten Punkt hin, „Weil Gilbert mir auf einmal was vorgeflüstert hat.“

Der Kanadier betrachtete den Finger, hob eine Braue: „Was vorgeflüstert?“

„Ja.“, der Franzose nickte ratlos, „Er meinte, er würde niemals, absolut nichts bereuen. Was auch immer er meint.“

Der Franzose betrachtete seinen Finger und fragte sich, wann er sich das letzte Mal an einer Rose gestochen hatte.
 

Mit geöffnetem Mund sahen Arthur und Alfred dem Deutschen nach, der an ihrem Tisch im Café vorbeigezogen war, sich ein Eclairs geschnappt hatte und vor sich her redend weiter gegangen war.

„Hat er gerade gesagt, was ich verstanden habe?“, Arthur konnte den Blick langsam wieder nach vorn wenden, blinzelte Alfred an. Der nickte steif: „Wenn du auch gehört hast, dass er meinte, du hast eine Pussy, er einen Penis und dass ihr es besser schnell tun sollt, ja, dann hat er gesagt, was du verstanden hast.“

Noch nie hatte Arthur eine Tasse Tee vergessen. Als er diesmal jedoch den Henkel griff, war der Inhalt bereits erkaltet.
 

Natalia hob die Sonnenblume auf, die ihrem großen Bruder aus der Hand gefallen war. Brummend reichte sie ihm diese. „Können wir jetzt weiter?“, sagte sie missmutig. Der ferne Blick mit dem Ivan Gilbert nachsah gefiel ihr nicht.

„Bruder, komm schon. Was ist denn?“, sie zog an seinem Ärmel, wollte ihm zum gehen bewegen. Ivan wand nur langsam den Kopf zu ihr, lächelte sanft: „Hast du gehört, was er gesagt hat?“

Natalia brummte wieder: „Was ist so besonders daran, wenn er irgendwas davon labert, wie du ruhig schläfst, vor ihm liegst und ihr redet? Komm jetzt.“

Ivan drehte die Blume in seiner Hand und lächelte, mit dem Gedanken, dass jemand ihn wirklich mochte.
 

Als Gilbert Zuhause ankam, die Schuhe abtrat und in die Küche zu seinem Bruder stürmte, schwang er die Hüften hin und her, plapperte weiter vor sich her, bevor er die Kopfhörer aus den Ohren nahm.

„West!“, er lachte seinen Bruder an, „Ich liebe diesen Ipod! Das ist alles viel entspannter, wenn man seine Lieblingsmusik auf dem Weg hören kann und mitsingt.“

Ludwig wand seufzend den Kopf zu Gilbert, zog die Brauen zusammen: „Du hast Rammstein laut mitgesungen, während du draußen warst?“

Gilbert nickte.

Ludwig rieb sich sanft eine Schläfe, seufzte hohl: „Ich hoffe einfach, dass keiner verstanden hat, was du da gesungen hast.“

„Ach was.“, Gilbert winkte grinsend ab, „Die meisten Texte sind doch auf Deutsch.“

Nun.

Aber auch nur die meisten.
 

A/N: Fans haben vielleicht erkannt, das Gilbert lauthals Rammstein Lieder mitgesungen hat in denen Fremdsprachen vorkommen. ;D Der Reihe nach sind das:

„Te quiero puta“ ( http://herzeleid.com/en/lyrics/rosenrot/te_quiero_puta )

„Frühling in Paris“ (http://www.metrolyrics.com/fruehling-in-paris-lyrics-rammstein.html )

„Pussy“ (http://www.elyricsworld.com/pussy_lyrics_rammstein.html )

„Moskau“ (http://www.lyrics.de/songtext/rammstein/moskau_815a0.html )

Nicht in diesem Leben

Titel: Nicht in diesem Leben

Teil: 1/1

Pairing: Russia (Ivan) x Prussia (Gilbert)

Warnings: Lime, PWP (?)

A/N: Ehm, ja . . . Es kam über mich? Eine kleine Anekdote zur Entstehung der Geschichte, damit keiner sich wundert :D : Ich mochte die Vorstellung, dass Preußen und Russland durchaus mal freundschaftliche Beziehungen und eine Allianz hatten. Ich hab dabei Bezug auf das Bernsteinzimmer und den Soldatenkönig genommen. (Wers’n das? Wikipedia hilft!) Da das Land Preußen auch erst da an „Achtung“ gewinnt, habe ich Gilbert zu dem Zeitpunkt eher jugendlich gemacht. (Und weil die Schreiberin einen jungen Gilbert unheimlich sexy findet :DD) Eigentlich wollte ich das ganze in eine Lemon ausarten lassen, aber da wurde am Ende doch nichts so richtig draus. Ich hab‘s verlernt. :‘D Fail.

Außerdem ist Ivans Geschwafel am Ende so ein Ansatz, wieso sie nicht voneinander lassen konnten. Wie sich das ganze entwickelt hat? Das bleibt eurer Fantasie überlassen. ;) Und jetzt viel Spaß:
 

Er erinnerte sich noch genau daran. Als er das erste Mal nach Berlin reiste, nach Preußen. Er hatte bisher nicht viel mit diesem Land interagiert. Es war neu, wenn man das so sagen durfte und anfänglich kaum beachtenswert gewesen.

Doch sein Vorgesetzter ließ es sich nicht nehmen, den neuen König, das junge Land, zu besuchen, zu sehen, was sich politisch entwickeln würde. Wie sie ihrem Staat gegenüberstanden. Ob es einen neuen Feind oder Freund gab für das Zarenreich, für Russland.

Sein Vorgesetzter war gespannt. Ivan dagegen eher gelangweilt. In seinem Kopf spielte sich das Szenario ab, noch bevor er eine leise Ahnung hatte, wem er gegenüber trat. Das preußische Land würde bei seiner Anwesenheit zittern, zurück schrecken, vielleicht Demut zeigen. Es war doch immer das gleiche. Es war so überaus langweilig.
 

Ja, das war es was Ivan dachte, als sie in Berlin ankamen und in das Stadtschloss gebracht wurden. Das war es, was er dachte, als sie in den ausladenden Gängen umher gingen und diese ewiggleiche Höflichkeit ihnen entgegenkam. Das war es immer noch, was er dachte, als der Zar und der König sich begrüßten, mit den angebrachten Floskeln und Gesten. Es waren die gleichen Gedanken, die in ihm umher spukten, als die Tür sich erneut öffnete und mit stechendem Schritt der junge Gilbert eintrat.

Ivan dachte bis zu jenem Moment, alles würde so überaus langweilig verlaufen, wie immer, doch als der schön hergerichtete junge Mann sich vorstellte, er Ivan die Hand reichte und ihm fest in die Augen sah, bemerkte er die erste Abweichung der steten Prozedur: Gilbert lächelte zurück, nicht schief, nicht falsch, sondern gefasst, sicher und mit einem verschmitztem Aufblitzen, bevor ihre Hände sich wieder lösten und er sich neben seinen Vorgesetzten setzte.

Dieses Lächeln und dieser Blick, der feste Druck seiner Hand und die selbstbewusste Erscheinung, das war es nun, an was Ivan dachte, was ihn beschäftigte, solang sie sich gegenüber saßen. Es beschäftigte ihn, wieso dieser junge Mann – wie alt er wohl sein mochte? Siebzehn? Achtzehn im besten Falle?- eine Ausstrahlung hatte, die Ivans standhalten konnte. Er fragte sich, ob es an der Haltung seines Vorgesetzten lag? An der deutlichen Prägung zum Kampf, der plötzlichen Stärkung des Landes, die stetige Verbesserung? Ob es tatsächlich dieser kriegerische Wille war, den er ausstrahlte, der noch zu wachsen schien und der selbst vor jemanden wie Ivan kein Pardon kannte?
 

Ihre Vorgesetzten schlenderten durch das Stadtschloss, besahen sich die Räume und Gemälde. Der preußische Herrscher schien die Begeisterung des Zaren nicht zu verstehen, ebenso wenig, wie Ivan nicht verstand, wie Gilbert ihn keines Blickes würdigte, während sie folgten.

Ivans Augen waren mehr als nur deutlich auf den Preußen gerichtet, musterten seine Erscheinung, die Art wie er ging, wie er ab und an die Mundwinkel zu einem stummen Lächeln verzog. Er beobachtete das silbrige Haar, wie es im Gang vor und zurückfiel, im Nacken mit der weißen Haut im Kragen verschwand. Nur langsam wand Gilbert den Kopf mehr, sah Ivan direkt an. Die Augen schweiften nur flüchtig über ihn, bevor das dunkle Lächeln auf das Gesicht des Preußen zurückkehrte.

„Bin ich so interessant?“, fragte er unverblümt, aber leise, ihre Vorgesetzten die weiter vorn gingen nicht störend.

„Du bist exotisch, du bist anders.“, sagte Ivan wahrheitsgemäß, das Lächeln freundlich erwidernd. Der Preuße sah wieder nach vorn, nickte langsam, bevor er erwiderte: „Ich wurde so geboren.“ Als die Augen wieder zurückwanderten, schweiften sie provozierend, beinah unzüchtig lang über Ivan und er sagte leise: „Sowohl exotisch als auch anders.“

Ivans Lippen waren geöffnet um zu antworten, doch sie verzogen sich zu einem schmalen Lächeln.

Je länger er Gilbert betrachtete, desto faszinierender fand er das Zusammenspiel von Kälte und Wärme im Anderen. Er fragte sich, wie man diese weiße Haut wohl zum erhitzen bringen könnte.

Es war das Bernsteinzimmer, was ihre Vorgesetzten aufgehalten hatte. Sie schienen über Geschenke zu sprechen, eine Allianz, Kunst und Armeen. In Ivans Kopf klangen alle Dinge nach guten Gründen, Gilbert, wenn es nötig sein sollte, einen erneuten Besuch abzustatten oder ihn, wenn es noch nötiger wäre, sogar heut Abend aufzusuchen.
 

Doch Ivan hatte die preußische Gastfreundschaft unterschätzt. Den preußischen Willen, tatsächlich eine Allianz zu bewegen. Nur war er sich nicht sicher, ob die Dankbarkeit, die er genoss, preußisch war oder Gilberts eigene Überzeugung.
 

Zwei Zofen und Gilbert hatten Ivan in sein Schlafgemach gebracht. Der Preuße beaufsichtigte die Frauen, wie sie das Bett zurecht machten. Wenn Ivan es verlangt hätte, würde jede Hofdame und Angestellter es ihm auch sonst noch bequem, angenehm und mehr als nur erträglich machen. Doch der Russe war bescheiden - für den Moment.

„Lasst uns allein.“, Gilbert schickte die Zofen hinaus, sah ihnen nach und den schweren Türen zu, wie sie geschlossen wurden. Nur langsam wand er den Blick Ivan entgegen, lächelte schwach und musterte ihn kurz. „Du bist groß.“, sagte er frei heraus, „Sind alle Männer in Russland groß? Meinem Herrscher gefällt das.“

Ivan lachte dunkel auf, trat näher zu dem jungen Preußen. „Gut möglich.“, erwiderte er leise, neigte den Blick hinab und musterte das schmale Gesicht Gilbert, „Und was ist mit dir?“

Gilbert schmunzelte leicht, verschränkte die Arme und wand den Körper ein wenig beiseite, ging einen Schritt zurück. Oh ja, Ivan wusste es. Das war keine ablehnende Haltung des Preußen. Das war ein Angebot ihn deutlich, von oben bis unten mustern zu können. Dementsprechend ließ Gilbert sich auch Zeit mit antworten: „Ich wachse noch.“

Ivan lachte erneut dunkel auf, doch er verharrte an seinem Platz, selbst wenn er gern näher getreten wäre, um Gilberts nächste Reaktion voll und ganz schmecken zu können. „Das meinte ich nicht.“, sagte der Russe, „Ich wollte wissen, wie ich dir gefalle.“

Innerlich schien der Preuße zu lachen, er bebte kurz, doch er wand den Kopf nur mit einem amüsierten Lächeln, sanft gekräuselten Lippen. „Ganz gut?“

Ivan hob die Brauen ein Stück, doch mehr verriet nicht, dass er ein besseres Urteil erwartet hatte. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt ging er langsam zum Bett, setzte sich schließlich darauf und sah zu Gilbert. Wo sie ja schon dabei waren, von dem zu sprechen, was ihnen gefiel; „Ist deine Haut überall weiß?“ Ivans Augen wanderten unruhig, doch mehr Haut als im Gesicht war ihm nicht vergönnt zu erblicken. Der Preuße trug sogar Handschuhe.

Gilbert trat langsam näher, nickte zustimmend: „Überall.“

Ivan lächelte sanft, fragte weiter: „Und deine Haare?“

Gilbert trat einen weiteren Schritt näher: „Überall weiß.“

Ivan brummte überlegend, neigte den Kopf und lächelte als Gilbert noch ein wenig näher kam. Er müsste nur den Arm ausstrecken und hätte den jungen Preußen zu sich ziehen können.

„Zeige es mir.“, murmelte Ivan schließlich dunkel, nach einer kleinen Pause, „Zieh dich aus. Zeig es mir.“

Gilbert lehnte den Kopf zurück und lachte. Er stützte eine Hand in die Hüfte, tippte mit dem Zeigefinger der anderen an seine Lippen. Überlegend sah er zu Ivan, wippte auf den Füßen vor und zurück. Schließlich beugte er sich näher, tiefer zu Ivan und grinsend sagte er: „Nein.“

Lachend wich er vor Ivan zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und baute sich vor dem Russen auf. In seinem Blick lag Angriffslust. Er wirkte frech und forsch, doch er ließ Ivan nicht zu Wort kommen: „Glaubst du, ich kusche wie die anderen vor dir? Glaubst du, es geht so einfach?“

Gilbert biss sanft in seine Fingerkuppe, bevor er die Hand aus dem Stoff zog und den Handschuh zu Boden fallen ließ. Die weißen, schlanken Finger schoben sich zu seinem Kragen und er öffnete zwei obere Knöpfe. Die Kuppen verschwanden im Stoff und langsam, viel zu langsam, schob er ihn beiseite, entblößte das feingliedrige Schlüsselbein, die runde, weiße Schulter.

Gilbert lachte über Ivans Blick, zog die Hand wieder hervor und stemmte sie in die schmale Hüfte.

„Lass dir eins gesagt sein, Ivan, es ist mir egal, wer du bist, was du willst und wie du es willst.“, der Preuße sah ihn fest an, die Lippen zu einem sündigen Lachen verzogen, „Es interessiert mich nicht, solang, bis du nicht bereit bist, aufzustehen um es dir zu holen.“

Und um diesen Worten Ausdruck zu verleihen, blieb der Preuße stehen. Der linke Kragen ein wenig verknautscht zur Seite geschoben und die entblößte Hand an der Hüfte, abwartend, erwartend, blieb er stehen und sah Ivan an. Es war eine Herausforderung und selbst, als er den Blick heben musste, um weiterhin Ivan ansehen zu können, selbst, als der ihn weit überragende Mann näher trat, nahm er sich kein Stück zurück. Er blieb standhaft, auch dann noch, als Ivans Hand bestimmend über den Stoff am Bauch hinauf strich, zur Brust und schließlich etwas ruppig die Knöpfe zu öffnen begann.

Gilbert lächelte schief, sah ihm dabei zu: „Nur nicht zu hastig. Sei vorsichtig mit meiner schönen Uniform.“

Ivan sah in das Gesicht vor sich, suchte die Augen und erwiderte das Lächeln schließlich, öffnete nebenbei weiter Knopf für Knopf. „Ihr Deutschstämmigen seid furchtbar.“, brummte er dunkel dabei, „Eure Uniformen sind immer prachtvoll und elegant geschnitten.“

Gilbert stellte sich langsam auf die Fußspitzen, beugte sich Ivan mehr entgegen und legte eine Hand vorsichtig an seinen Hinterkopf, bevor er ihm ins Ohr flüsterte: „Dann musst du mich ja noch furchtbarer finden. Ohne Uniform sehe ich nämlich noch besser aus.“

„Tzz.“ Ivan riss den unteren Teil einfach auf, erntete nur ein Lachen von Gilbert, für die Hektik und Rauheit, mit der ihm das Hemd samt Jacke vom Leib zerrte. Ivans Hände schoben sich an die Hüfte des Preußen, hielten ihn auf genug Abstand um den schmalen Oberkörper mustern zu können. Ein dünnes Lächeln setzte sich auf die Züge des Russen, bevor er eine Hand vom Bauchnabel aufwärts wandern ließ, über die jugendliche Brust und mit zwei Fingern sanft die Mamille umrundete. Gilbert zuckte kurz zusammen, eine angenehme Gänsehaut breitete sich auf den dünnen Armen aus.

„Sie sind rosa.“, bemerkte Ivan vergnügt, schlang einen Arm um den Preußen und zog ihn dichter. Leicht lachend ließ er es sich gefallen, murmelte nur ein „Natürlich“ zur Antwort, bevor er stumm seufzend den Blick hinab wand. Ivan hatte sich runter gebeugt, die Lippen um die empfindliche Stelle gelegt und genoss sichtlich, dass Gilberts Hände daraufhin sehr unruhig durch das aschblonde Haar wanderten.

„Auch wenn deine Einstellung und Überzeugung sehr erwachsen sind.“, brummte Ivan dunkel an die Brust, sah langsam auf, „Dein Körper ist jung, noch viel zu jung.“

Gilbert lächelte nur, ließ die Hände kurz durch Ivans Nacken wandern, bevor er seinen Unterkörper vordrängte, an den anderen. „Gut möglich.“, erwiderte er, „Doch nur, weil ich jung bin, heißt das nicht, dass ich dich mehr will, als du mich.“

Ivan lachte dunkel auf, küsste sanft die Haut des Preußen, zur Seite, knapp vor der empfindlichen Achsel. „Du willst damit wohl sagen, dass ich dich begehre, weil du jung bist?“

Gilbert zuckte erneut zusammen, atmete tief ein. Langsam schloss er die Hände um Ivans Kinn, zog den Russen wieder hoch, um ihn ansehen zu können. „Du begehrst mich so oder so.“, sagte er lächelnd, „Doch weil ich noch jung bin, kannst du es nicht aushalten, nicht wahr? Man kann es dir nicht verübeln.“

Gilbert griff Ivans Hand, dirigierte sie auf dem schmalen Leib, ließ ihn weiche Haut fühlen, sanfte Rundungen, die vielleicht schon bald verschwinden würden, Muskeln weichen.

„Man sollte etwas ausnutzen solang man es noch hat.“, erklärte er dunkel, ließ die Hand an der Seite ruhen.

Ivan betrachtete den jungen Preußen vor sich eingehend, bevor ein schmales Lächeln sich auf seine Lippen legte, er ihn am Handgelenk mit sich zum Bett zog und sich darauf setzte. Er küsste knapp den Bauch vor sich, strich über die weichen Linien an der Hüfte.

„Es wäre schade darum, da hast du Recht.“ Ivan hatte beide Arme um Gilbert geschlungen, ihn zu sich gezogen und küsste den warmen Bauch, erntete damit sanfte Seufzer und leises Auflachen. „Momentan bist du jung und durchaus recht hübsch anzusehen.“ Gilbert zischte leise, missmutig. Nur hübsch anzusehen reichte ihm als Kompliment wohl nicht, doch er ließ Ivan ausreden: „Doch ich, Gilbert, ich lebe bereits lang genug. Wir, unsere Art, wir kommen und gehen nicht einfach. Die Beziehungen, die wir einnehmen sind keine leichtfertigen, keine schnellen, wie die der Menschen.“

Langsam wanderten die Lippen, warmer Atem und die Zunge über die Hüftknochen. „Wir werden uns noch oft genug begegnen, Gilbert, dafür werde ich sorgen und was wäre ich da für ein Verschwender, was wäre ich für ein dummes, naives Kind, wenn ich bereits jetzt alle Vorzüge, die diese Wiedersehen beinhalten werden, ausschöpfe?“
 

Der Preuße knurrte leise, aber nicht unbedingt missmutig, als Ivan ihn noch einen Schritt dichter zog, sodass er auf dem Bett kniete, sich aber jederzeit auf Ivans Beine setzen könnte. Lächelnd sah der Russe zu ihm auf, strich mit den Fingerkuppen den Hals entlang.

„Verfärbt deine Haut sich? Rot oder blau?“

Gilbert lehnte sich nach vorn, den Kopf an ihm vorbei und den schlanken Hals, ein Stück Schulter anbietend, zu ihm. „Probier es doch aus?“

Ivan fuhr mit einer Hand an den Hinterkopf Gilberts, zog ihn ein Stück weiter und biss in die sahneweiße Schulter, begann vorsichtig an der Haut zu saugen. Der Preuße sah ihm amüsiert dabei zu, bevor er die Hände nach vorn schob. „Dir muss doch unsagbar warm sein.“, murmelte er, während er den Schal vom Hals des Russen zog, mit den Händen begann den Verschluss des Mantels zu öffnen, „Vor allem da ich auf deinen Beinen sitze.“

Selbstüberzeugt war er ja. Ivan schnaubte dunkel gegen die rote Stelle, betrachtete sie mit einem gewissen Wohlwollen, bevor er sie sanft küsste. Brummend nahm er schließlich die Arme zurück, ließ sich den schweren Mantel ausziehen. Gilbert strich mit einer Hand über seinen Oberkörper, den Stoff des Hemdes und stupste die Knöpfe an.

Ivan hielt seine Hand fest, zog ihn daran näher und betrachtete ihn eine kurze Weile: „Reagiert dein Körper sonst normal?“

Gilbert zog die Brauen zusammen, seufzte genervt. Er hob den Kopf ein wenig, dann lächelte er schwach. Die feinen Finger begannen langsam das Hemd Ivans aufzuknöpfen.

„Als ich noch ein Kind war, da sagte eine Ordensschwester zu mir, ich sei etwas Besonderes.“ Gilbert schlug die Lider ein wenig nieder, unzüchtig folgten seine Augen den Fingern, die mehr Haut frei legten. „Sie sagte, als Gott mich geschaffen hat, sei ihm die Farbe für mich ausgegangen.“ Er lächelte leicht, verglich kurz seine weiße Haut mit Ivans. „Was er übrig hatte war weiß und rot.“ Als er endlich den Oberkörper freigelegt hatte, legte Gilbert die Hände um den Nacken des Russen, schmiegte sich an ihn. „Also schuf Gott mich in nur zwei Farben.“ Leise konnte Ivan den Preußen seufzen hören, als er die Lippen am Hals versenkte. „Doch Gott bemerkte, dass diese Farben mich schwach erscheinen ließen. Zerbrechliches Porzellan, süßer Zucker, ein Gesicht, dass an ein kleines Kaninchen erinnert.“ Ivan lachte dunkel auf, strich über den weichen Rücken und zog Gilbert noch ein wenig dichter. „Also musste Gott dem armen Kaninchen einen Weg vorbestimmen, bei dem jeder über seine Schwäche hinweg sehen müsste.“ Ivan spürte die Lippen direkt neben seinem Ohr, fühlte deutlich das wohlige Zittern im anderen Körper. „Und genau aus diesem Grund, werde ich immer kämpfen, werde nie zurückschrecken, werde stark sein.“
 

Überrascht japste der Preuße auf als Ivan ihn packte, fest umklammert und ihn herabsinken ließ. Die weißen Haare fielen zurück, über dem Abgrund thronend hielt nur Ivan ihn fest. „Weißt du, Gilbert.“, der Russe lächelte leicht, betrachtete den schmalen Leib, der ihm hilflos ausgeliefert schien, eingehend, „Die braunen Kaninchen, die langweiligen, immer gleichen Kaninchen werden entweder geschlachtet und verschwinden vom Erdboden, wenn die Zeiten hart sind oder aber, sie werden frei gelassen, wenn man keine Verwendung für sie hat.“ Langsam schob er einen Arm unter den Rücken des jungen Preußen, ließ ihn beinah frei schweben, bevor er ihn mit einem harten Ruck wieder zu sich auf die Beine zog. „Doch die Häschen, die hübschen, die besonderen.“ Er strich über Gilberts Wange, lächelte schmal. „Die wird man ewig im Käfig behalten, sie ansehen, sie streicheln. Egal ob die Zeiten schlecht sind und das Tier beinah verhungert oder die Tage hell sind und man es verwöhnen kann. Was auch immer die Jahre bringen, man wird es nicht gehen lassen.“

Ivan zog Gilbert fest an sich, vergrub das Gesicht am schlanken Hals und flüsterte dunkel: „Bis das Häschen nicht mehr weiß, wie es überhaupt war, wie sie sich angefühlt hat, die Freiheit.“

Gilbert zischte leise, als Ivan hart zubiss, sich in die weiche Haut am Rücken krallte.

„Gilbert, ich habe so eben beschlossen, dass du mir gehören wirst.“ Ivan sah langsam von unten zu ihm auf, strich durch das weiche Haar, „Egal, wie lang es dauern wird, irgendwann, das verspreche ich dir, wirst du mir gehören.“ Schmal grinsend wanderte eine Hand hinab, legte sich auf Gilberts Po und zog ihn daran dicht an sich. „Und wenn es soweit ist, werde ich mir nehmen, was ich nun und für alle Zeit der Welt nur für mich beanspruchen werde.“

Ivans zweite Hand strich von der Seite zu dem schlanken Schenkel, fand den Weg zu Gilberts Körpermitte und ließ somit den jungen Mann vor sich aufseufzen. Gilbert drängte den Unterkörper fester an die vielversprechende Hand vor sich, die ihn nur zu gern um seine Fassung gebracht hätte, doch der junge Preuße nahm sich zusammen. „Und was wäre das?“, fragte er, sich kurz auf die Unterlippe beißend, da Ivans Hand sich unsittlich weiter bewegte.

Ivan lächelte, während er Gilbert erneut musterte. Die sanft zitternden Oberschenkel, die sich ein wenig fester zusammenpressten, sobald die Finger ihn reizten. Mit einer unschuldigen Ungewissheit drängte er sich Ivan entgegen, presste die Lippen zusammen, da er selbst noch zu sehr darüber erschrak, was er für Laute machen konnte. „Weißt du, Gilbert, was mir dein hübscher, junger Körper verrät?“, fragte der Russe dunkel, bekam ein ehrliches Kopfschütteln. Ivan suchte seinen Blick und antwortete amüsiert: „Ich bin der erste, nicht wahr? Du hattest noch keinen Mann vor mir.“

Das kurze Zucken der Pupillen des Preußen, der halb geöffnete Mund und das Blut, das ihm in die Wangen schoss, verrieten ihn. Gilbert wand den Kopf beiseite, beschämt, vielleicht auch wütend, dass Ivan es bemerkt hatte. Der aber schien weiterhin amüsiert, küsste den schlanken Hals, der ihm präsentiert worden war.

„Gilbert, gib mir dieses Versprechen.“ Ivan schnaubte sanft an die Haut, wartete, bis der Preuße die Arme um ihn schlang. „Mir ist egal, wen du willst, wen du dir nimmst, doch wenn der Tag kommt, an dem du zu mir gehören wirst, an dem du mein Eigentum sein wirst, dann will ich dich so, wie du jetzt bist. Unverbraucht.“ Die Fingerkuppen strichen über Gilberts Po, erst sanft, bevor Ivan zufasste, ihn zum aufjapsen brachte. „Unschuldig.“

Er betrachtete das Gesicht Gilberts, das ihn erst ein wenig unschlüssig anschaute, bevor sich ein schmales Lächeln auf seine Züge schlich.

„Ivan, ich habe von deiner Grausamkeit gehört.“, sagte er leise, beugte sich ein wenig zu ihm, „Aber ich hätte nicht gedacht, dass du auch noch größenwahnsinnig bist.“ Er strich durch das aschblonde Haar, gurrte dunkel, bevor er den Unterkörper wieder vordrängte. „Selbst, wenn ich dir dieses Versprechen geben würde, es wäre absolut sinnlos.“ Gilbert neigte den Kopf lächelnd. „Ich werde niemals zu dir gehören, ich werde niemals dein sein. Nicht in diesem Leben.“

Ivan sah zu ihm auf, dann lächelte er sanft. „Vielleicht im nächsten.“ Er ließ die Hand sich wieder bewegen, brachte Gilbert dazu, leise zu seufzen. Frech schob er sie schließlich in den Bund, brachte den Preußen damit endgültig zum schweigen. „Doch nun werde ich dir erst einmal einen süßen Vorgeschmack geben.“ Ivan küsste Gilberts Ohrmuschel, nahm die feine Hand des anderen und dirigierte sie selbst weiter. „Merke dir besser gut, wie es sich anfühlt, wenn ich sanft bin.“, erklärte er dunkel, „Es wird vielleicht das letzte Mal sein, dass ich es zu dir bin.“

Gilbert lachte leise auf, drängte sich dicht an Ivan, brummte etwas, das klang wie ein: „Ich bitte darum.“ bevor sie nach hinten ins Laken sanken.
 

„Hey! Hey, los, wach auf. Wach schon auf, du schwabbelige Schnarchnase.“, Gilbert zog an Ivans Wange, erntete ein dunkles Brummen und schließlich einen missgelaunten Seitenblick. „Komm schon, ich will noch eine Runde Sex, bevor ich abreisen muss.“, brummte der Deutsche, gab Ivan einen knappen Kuss auf die Nase, bevor er sich dichter an ihn rollte.

Träge hob Ivan die Hände, legte eine um Gilbert und zog ihn fest an sich, er gähnte müde an sein Ohr: „Ich hab von früher geträumt. Ich will was ausprobieren.“ Gilbert strich durch Ivans Haar, schlang ein Bein dabei um ihn. „Und was?“

Ivan küsste den Hals des Deutschen, schloss die Augen langsam wieder, „Sanft sein.“

„Oh Gott, wer bist du und was hast du mit Ivan getan?“

Der Russe brummte leise, lehnte sich über ihn. „Manchmal wünsche ich mir, ich hätte dir deine Unschuld nie genommen. Du warst mal so niedlich.“

Gilbert grinste leicht. „Danken wir Gott, dass diese Zeiten vorbei sind.“

„Gilbert!“

„Ivan!“ Der Deutsche lachte, beugte sich nach oben und seufzte leise an sein Ohr: „Wenn du sanft bist, spiel ich heute für dich vielleicht die Jungfrau.“

„Hm.“, Der Russe betrachtete ihn kurz, „Du solltest deinem Bruder sagen, dass du doch erst heut Abend da sein wirst.“

„Später.“ Leise lachend schlang er die Arme um Ivan und zog ihn an sich.
 

A/N: Überlest den Fluff am Ende, wenn ihr wollt. 8D~ Ich brauchte ihn für meinen Seelenfrieden. >:D

Saat und Ernte

Titel: Saat und Ernte

Teil: 1/1

Pairing: none

Warnings: Sad, Drama

A/N: Jawohl. Ich habs gepackt. Es gibt doch noch ein bisschen Drama in der OS-Sammlung. :‘D Ich wollte diesen Kontext schon immer mal beleuchten und hab versucht mich auch historisch richtig zu halten. Ich hoffe es ist mir in soweit gelungen. Wer damit nicht so ganz was anfangen kann, da erklär ich‘s am Ende nochmal genau. Ich will nur nicht zu viel vornweg nehmen, also sage ich einfach mal, viel Vergnügen:
 

Frieden war ein Wort, das nach Galle schmeckte. Es schwoll im Hals an und blähte sich zu voller Größe im Rachen, es purzelte im Mund umher, bevor es die gepflegten Lippen verließ und im Raum stehen blieb.

Frieden war ein heuchlerisches Wort. Gilbert hatte Mühe es vom Gaumen herauszuwürgen, es hielt sich klebrig und zäh an der Zunge fest. Immer wenn Gilbert das Wort Frieden hörte, zuckte sein Körper wie unter einem Stromstoß. Nur er selbst konnte es mit so viel Abscheu aussprechen, wie es wirklich beinhaltete.

Denn es gab keinen Frieden. Nicht einmal einen Waffenstillstand. Keine Ruhe. Keine Pause.

Dieser Friede beinhaltete nur eins: Verachtung.
 

Er hatte zu seinem Bruder gesagt, dass es in jedem Krieg Gewinner und Verlierer gab. Gilbert hatte Ludwig gesagt, sie würden eines Tages ernten, was sie gesät hatten. Doch wer hätte ahnen können, dass diese Frucht so schmerzt?

Gilbert hatte sich nicht beschwert, niemals. Es war verständlich für ihn, dass er nun bei Ivan war. Es war verständlich, dass Ivans Herrscher die Gebiete wollte, die einst Preußen hießen. Er nahm sie, teilte sie, polierte sie mit seinem russischen Pinsel auf. Königsberg hieß jetzt Kaliningrad. Gilbert kam beinah das Kotzen, wenn er daran dachte.

Es war alles verständlich für ihn, natürlich, er war auch einst ein Kriegsführer gewesen, doch das änderte nichts an dem Schmerz, den er fühlte.

Man hätte ihm alle Glieder einzeln ausreißen können, heiße Nadeln durch seinen Körper rammen, ihn schlagen, treten und auspeitschen können und all das wäre nicht ansatzweise an das Leid herangekommen, was er in den tiefen seines Landes fühlte.

Seines ehemaligen Landes.

Zwei Jahre war der Krieg schon vorbei.

Zwei Jahre gab es diesen heuchlerischen, falschen und nach Galle schmeckenden Frieden.

Was war daran jemals friedlich gewesen?
 

Sie hatten den Freistaat Preußen aufgeteilt wie bei einem Festmahl und das selbe grausige Schauspiel mit Deutschland abgehandelt. Gilbert war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er fragte sich, ob Ludwig die gleichen Schmerzen fühlte, wenn er daran dachte, wie Ivan und Alfred ihren kalten Krieg auf deutschen Boden hochschaukelten.

Wohl eher nicht – Und dafür war Gilbert mehr als nur dankbar.

Er wollte nicht, dass sein kleiner Bruder jemals spüren müsste, wie es wahr, wenn die eigenen Leute aus ihrem Gebiet vertrieben werden, wie sie flüchten, oder schlimmer noch, abtransportiert wurden.

Er hatte Ivan nie gehasst. Er hatte seine Regierung verstanden.

Man erntet was man sät.

Er wollte nicht daran denken, wie man sich fühlte in diesem Frieden, in diesem unchristlichen, überhaupt nicht friedlichen Frieden, wenn man in einem russischen Zwangsarbeiterlager steckte. Wenn man hörte, alles sei gut und man trotzdem nicht nach Hause konnte.

Weil es gar kein Zuhause mehr gab.

Soviel Schmerz hatte Gilbert noch nie gefühlt.

Er hatte Ivan nie gehasst, doch in dieser Zeit brauchte er einfach jemanden, auf den er seine Verachtung spiegeln konnte. Einfach jemanden, den man dafür verantwortlich machen konnte, um nicht verrückt zu werden, aufgrund der Schreie im Kopf.

Die Abneigung hatte sich langsam eingeschlichen, zusammen mit der Angst, zusammen mit der Besorgnis. Denn Gilbert war nur noch ein ausgemergeltes Wrack, vom Krieg geschunden und nicht mehr in der Lage für seinen kleinen Bruder da zu sein. Was war er schon noch, außer ein Schmarotzer in Ivans Haus?

Doch das würde nicht so bleiben, oh nein. Er musste nur wieder zu Kräften kommen, er musste wieder zu Ludwig, das Land wieder einen und wieder holen, was ihm genommen wurde. Sie würden wieder stark sein. Dann gäbe es Frieden. Solang musste er ausharren. Hier im grausigen Jetzt.
 

Im Winter lernt man Russland zu hassen.

Man beginnt hinaus zu sehen, in den Schnee, in die ewig weite, weiße Landschaft und hofft auf eine Veränderung. Auf einen Flecken Grün, auf Sonne, auf Wärme. Doch im Winter ist Russland ein strenger General, der kein Erbarmen kennt, Alte erfrieren lässt und Kinder als Opfer in Kauf nimmt.

Im Winter ist Russland immer kalt.

Selbst unter der Bettdecke, vor dem Ofen, in überfüllten Zügen und Städten ist es noch kalt. Es scheint, als würde mit dem Hereinbrechen der düsteren Jahreszeit alles Leben aus diesem großen Land verschwinden und das was blieb, waren hohle Wangen und eingefallene Augen.

Russland war wie eine schöne Geliebte, die im Winter ihre Erbarmungslosigkeit zeigte und einen bis auf die Knochen auszog.
 

Gilbert wand den Blick vom Fenster zu Ivan ihm gegenüber. Sie saßen im Zug nach Nirgendwo. Zumindest war das Gilberts Gefühl. Denn draußen zog die ewig weiße Landschaft an ihm vorbei, als würde er tiefer und tiefer in Russland versinken und nicht daraus hervorkommen. Nur ab und zu blitzten graue Städte und müde Menschen an Bahnhöfen auf. Gilbert konnte kyrillische Buchstaben nicht lesen, er konnte nicht sagen, wo sie waren.

„Sag mir endlich, wo wir hinfahren.“ Das Gesicht war in seiner Hand abgestützt und der Blick wand sich zum dutzendsten Mal zu Ivan, doch der lächelte nur. Das gleiche falsche Lächeln, mit der gleichen heuchlerischen Betonung, wie man es im Frieden fand.

„Ich sagte doch, dass es eine Überraschung wird, Gilbert. Ich kann dir nicht verraten, wo es hingeht.“

Es war die Antwort, die Gilbert seit Tagen bekam. Er wusste, dass es falsch sein musste, dass etwas anderes dahinter steckte. Ivan war kein böses Wesen, nur von Herzen naiv. Vielleicht war er sich gar nicht im Klaren darüber, wie andere unter ihm litten. Vielleicht wusste er gar nicht, wie sehr er sich selbst damit weh tat. Ivan war wirklich kein böses Wesen, nur gezeichnet. Er hatte einen Knacks weg, einen großen und wusste ihn nicht wieder gerade zu biegen.

Seine grausamen Taten waren wahrscheinlich nur ein Versuch von Kompensation.

Oder aber er war wirklich schlicht und ergreifend ein Sadist.

Gilberts müde Augen flogen über den großen Russen, wie er die Landschaft, die am Zugfenster vorbeiflog, beobachtete und doch ins Nirgendwo starrte.

Gilbert konnte es nicht sagen; im Grunde genommen war es ihm auch egal. So hatte er wenigstens einen Weg ihn verachten zu können.

Draußen tanzte der Schnee vorbei, kleine weiße Flocken, wie zerriebenes Pulver, zerbröseltes Zyankali, feines Heroin. Das letztere wäre eine gelungene Abwechslung um Russland zu ertragen. Gilbert fröstelte.

„Ist dir kalt?“, Ivan hatte ihn beobachtet. Weiße Haut war interessanter als weißer Schnee und er mochte es, wenn die roten Augen ihn ansahen, als wünschte er ihm Pest und Cholera gleichermaßen. Gilbert lächelte schief: „Gegenfrage: Wann ist es hier mal so warm, dass man nicht frieren müsste?“

Der Russe erwiderte nichts darauf. Er ging nie auf Gilberts Provokationen ein, beinah so, als höre er die Stimme hinter den Worten. Das Gemeinte, das soviel weniger nach Auf- und Ablehnung klang.

Ivan öffnete seinen Mantel und pellte sich aus den Ärmeln. Mit einer Bewegung warf er ihn rüber, auf Gilbert, der ihn mit zwei Fingern davor bewahrte von ihm zu rutschen. Ratlos blickte er rüber zu Ivan, der nickte und lächelte.

Gilbert hatte seinen Stolz und Ivan war ein Sadist. Doch beides ließ sich ab und an ausblenden.

Der Deutsche zog den Mantel fester um sich und wickelte seinen Oberkörper in das warme Futter, sah zu ihm rüber. „Seit wann bist du so nett?“

Der Russe lehnte sich wieder in den Sitz des Zuges zurück, das Lächeln war ehrlich. „Das bin ich immer.“

„Verarsch mich nicht.“ Gilbert sank tiefer in den Mantel und schloss die Augen den Kopf schüttelnd.

Ivan war kein böses Wesen.

Man solle den Tag nicht vor dem Abend loben.

Denn Frieden war auch nur ein Wort. Ein nichtsbedeutendes, ausgekotztes Wort.

In Wirklichkeit war der Krieg noch nicht vorbei.
 

Gilbert fragte sich, ob Ivan es ernst gemeint hatte. Eine Überraschung. Eine Gute. Denn sie verließen Russland, die Sowjetunion und schon bald tauchten Städtenamen auf, die er kannte, Schilder, die er lesen konnte. Sie waren in Deutschland. In Berlin.

Eine Überraschung. In der Tat. Doch wohl keine Gute.

Sie fuhren zum Kammergericht. Gilbert kannte es noch; Wie könnte er es je vergessen? Hier hatte er gesessen, zusammen mit seinem Bruder und sie wurden vom Alliierten Kontrollrat abgeurteilt. Das schöne Bauwerk verlor damit in Gilberts Augen an Pracht. Die hellen Säulengänge, der blank geputzte Stein war für ihn kein Hort der Rechtstaatlichkeit mehr. Nur schreckliche Erinnerung.

„Ist das die Überraschung?“ Gilbert ging an Ivans Seite. Seine eigene Kleidung roch noch nach dem Mantel des Russen.

„Njet.“

Die Gänge waren wie leergefegt. Gilbert war es beinah so, als wäre hier niemand. Als wäre hier heute nichts. Als hätte Ivan ihn einfach in das leere Gericht geschleppt um ein wenig auf Gilberts Erinnerungen rumzuhacken, doch der Deutsche war sich sicher, dass Ivan solch unsinnige Dinge nicht tun würde. Er quälte anders. Auf psychologischer Ebene war der Russe so feinfühlig wie ein Elefant.

Er führte Gilbert weiter, die Treppe hinauf, an der Holztafel für die Tagungen vorbei. Es war keine eingetragen. Hatte Gilbert Glück?

„Bruder!“

Sie waren kaum abgebogen, da sah er Ludwig. Auf einer Bank sitzend und sich fassungslos erhebend. Er streckte die Arme aus und ging zwei Schritte, als Gilbert auf ihn zu hetzte um ihn lang zu umarmen. Er drückte den Hinterkopf seines kleinen Bruders fest an sich, ignorierte Ivan hinter ihm, Elizabeta und Roderich davor. Sie hatten anscheinend mit ihm gewartet.

Gilbert stand auf Zehenspitzen um Ludwig so fest zu umarmen, wie er konnte. Sein Griff war schwach geworden, er hatte kaum noch Kraft; Sein kleiner Bruder spürte das. Es war der Grund, wieso er ihn nicht mehr loslassen wollte. Nie wieder gehen lassen.

Gilbert lachte. Ivan hatte ihn lang nicht mehr so offen lachen sehen, ehrlich, voll Freude, als er das Gesicht seines Bruders in die Hand nahm und die Stirn küsste. Er wurde von Elizabeta umarmt, die ihre Lippen fest aufeinander presste. Roderich drückte seine Hand, doch er konnte ihn nicht ansehen.

„Was tut ihr denn hier?“ Gilbert war aufgeregt vor Freude. Er stellte sich dicht an Ludwig, wollte spüren, dass sein Bruder wirklich hier war und er nicht nur träumte. Er wollte fröhliche Gesichter sehen, für den Umstand, dass er sie traf. Er wollte freundliche Worte hören, doch Elizabeta sah weiterhin zu Boden. Die braunen Strähnen verdeckten ihr Gesicht.

Roderich schaute erst auf Ludwigs Hände, dann an ihnen vorbei. Die Finger des Deutschen zitterten und Gilbert nahm sie in die eigenen, um sie zu beruhigen.

„Gilbert.“ Der Deutsche spürte Ivans Hand auf seinem Kopf und als er sich umwand, sah er das breite Lächeln. Den falschen Frieden. „Genieße es. Wir werden dich gleich holen.“, sagte der Russe, bevor er sich von dem Grüppchen entfernte, um in einem Raum zu verschwinden. Als die schwere Holztür sich öffnete, hörten sie kurzzeitig Stimmen. Alfred schien hitzig zu sein. Dann verschwand Ivan in dem Saal.

Gilbert sah zu Ludwig, lächelte sanft. „Was ist denn los, hum? Ihr schaut ja alle wie sieben Tage Regenwetter.“ Er drückte die Hand seines kleinen Bruders fest. Sie zitterte wieder, stärker, er zog Gilbert am Arm dichter an sich. Ludwig konnte ihm nicht antworten. Seine Stimme war ihm abhanden gekommen.

„Tu doch nicht so!“, Elizabeta sah auf. Die Augenbrauen hatte sie wütend zusammengezogen, die Mundwinkel waren verhärtet, doch sie strengte die Augen schwer an, nicht weinen zu müssen. Roderich nahm ihre Hand, ihr wütender Ton wurde flehend: „Tu nicht so, Gilbert. Du weißt doch genau, wieso du hier bist.“

Unwissend sah Gilbert zu ihr, dann zu Roderich und Ludwig. Sie schienen die Zähne zusammenzubeißen, als wollte ihre Fassung ihnen aus dem Mund, über die Lippen kriechen und verschwinden. Als müssten sie wie Lizbet mit den Gefühlen kämpfen.

„Ich hab keine Ahnung, wieso ich hier bin.“, Gilbert lächelte schief. Er versuchte die Situation zu entschärfen, versuchte, milde walten zu lassen, „Ivan hat mir nur von einer Überraschung erzählt und hey, ihr seid hier! Das ist doch gut.“ Er hob eine Hand und bewegte sie vor dem Körper nach unten, beruhigend, sanft. Es half nichts. Hart schlug Ludwig mit der freien Faust gegen die schwere Steinwand. Er biss sich auf die Unterlippe und drückte Gilberts Hand.

„Dieser Bastard.“, knurrte er, atmete tief, um sich wieder zu besänftigen, doch es funktionierte nicht. Es gab nicht viele Situationen, in denen Ludwig wütend wurde. Doch Hilflosigkeit brachte ihn schnell dazu. Sein gesamter Körper stand unter Strom und er zerbiss sich beinah die Lippen.

Gilbert strich ihm über den Rücken. Sein Blick wand sich an Roderich, der noch gefasst und ruhig wirkte, nur ab und an schwer atmete. „Was ist denn los mit euch? Was gibt es denn?“ Gilbert war sichtlich verwirrt, ratlos. Diese ehrliche Ahnungslosigkeit, war es, was Ludwig beinah das Herz zerspringen ließ, was Elizabeta erneute Tränen in die Augen trieb. Roderich fasste Gilbert nur am Kragen und zog ihn dicht vor sich, er atmete schwer, tief und seine Mundwinkel wurden hart.

„Sie töten dich, du Idiot. Du wirst sterben. Sie lassen dich hinrichten. Deswegen bist du hier. Nur deswegen.“
 

Es war ein falscher Frieden.

Denn in Wirklichkeit suchte der Krieg noch seine Opfer.
 

Einen Moment sah Gilbert fassungslos Roderich an, nur langsam, ganz langsam umgriff er dessen Handgelenk und löste es von seinem Hemd. Er legte ihm beruhigend die Finger auf und fand schwerlich zu seinem alten Lächeln zurück: „Und deswegen schaut ihr so, als würde die Welt gleich untergehen? Kommt schon...“

Roderichs Backpfeife hatte gesessen. Gilberts Wange brannte rot und er hatte den Kopf beiseite gedreht. „Verstehst du es nicht?“ Schon im nächsten Moment bereute der Österreicher seine Tat, legte die kalten Finger auf die Haut und jammerte leise: „Sie töten dich, sie töten dich richtig, du Trottel. Du wirst sterben. Du wirst nicht mehr auf dieser Welt sein, verstehst du das denn nicht?“

Gilbert hörte deutlich Roderichs Verzweiflung. Er wusste, wie sie sich anfühlte. Wenn man ewig lebte, spürte man die Angst vor dem Tod überdeutlich, doch Gilbert kannte keine Furcht mehr.

Er konnte es sich nicht erklären. Ludwigs Hand in seiner beruhigte ihn.

Elizabeta hatte angefangen zu weinen. Sie versteckte ihr Gesicht an ihrem Arm und schluchzte laut in der steinernen Halle. Das Echo schlug ihnen wie schäumende Gischt um die Ohren. Gilbert sah sie lange an, bevor er ihr die Hand auf den Kopf legte und vorsichtig über das Haar strich. Er war nie gut darin gewesen, mit Mädchen umzugehen. Wahrscheinlich hätte er sie nie so glücklich machen können, wie Roderich.

Er strich sanft und lächelte, sagte: „Komm schon, Lizbet, heul nicht rum. Echte Kerle heulen nicht.“ Sie schlug seine Hand weg, schluchzte nur lauter: „Hör auf mit dem Scheiß!“ Doch sein Lächeln war entwaffnend. Sie presste die Lippen zusammen und krallte zwei Hände in sein Hemd: „Das ist nicht fair! Das dürfen sie nicht tun. Es wurde noch nie einer von uns hingerichtet.“

Gilbert wiegte den Kopf bedacht und tätschelte ihren Kopf. „Dann muss ja einer hinhalten um zu sehen was passiert.“ Seine rechte Hand schmerzte, als Ludwig erneut fest zudrückte. Stur sah Gilberts kleiner Bruder gerade aus, verbarg die Emotionen so gut er konnte. Nur seine strammen Schultern zitterten leicht und die Finger waren krampfhaft zusammengezogen. Gilbert lehnte sich gegen ihn, lächelnd und wollte ihn mit Worten beruhigen, doch die Tür hinter ihnen öffnete sich abrupt.

Arthur und Francis waren die ersten, die herauskamen. Sie gingen nur zwei Schritte und blieben wie angewurzelt stehen, als sie Gilbert erblickten. Alfred kam nach ihnen, zuletzt trat Ivan heraus. Der Russe hatte für die aufkeimende Stille kein Verständnis. Er musterte die drei Alliierten kurz und wand den Blick zu Gilbert. Das Lächeln breitete sich im Gang aus.

„Es geschieht draußen im Hof.“, sagte Ivan und löste damit alle aus ihrer Starre. Als erstes Ludwig, der herumwirbelte und auf ihn losgehen wollte. Er kam dem Russen gefährlich nahe, doch er konnte seine Arme nicht heben. Gilbert hielt ihn fest.

„Das ist es nicht wert.“, sagte er gefasst, zog Ludwig so gut er konnte zurück. Der verlor seine Haltung, sein ruhiges Gemüt. Er war zornig und verzweifelt, er hatte Angst und er fühlte sich hilflos. Es war ein Gemisch an Gefühlen, dass er nicht ertragen konnte und je länger er Gilbert ansah, desto schwerer wurde ihm sein Herz.

„Nicht wert?“, Ludwig fuhr Gilbert an. Mit einer Hand deutete er zu den vier Alliierten, grollte dunkel: „Es geht um dein Leben. Sie haben deinen Tod beschlossen!“

Gilbert schloss die Hände um Ludwigs Gesicht und zog ihn zu sich herab. Er sah ihn fest an, hielt seinen klaren Augen stand. Er wusste zu gut, dass es kaum jemanden gab, der den deutschen Blicken etwas entgegenbringen konnte. Aber er wusste auch, wie viel Trauer sich tief in ihnen verstecken konnte. Er kannte Ludwig zu gut. Er kannte doch seinen kleinen Bruder.

Gilbert lehnte seine Stirn an Ludwigs, flüsterte leise: „Man erntet, was man sät.“

Langsam schlang Ludwig die Arme wieder um ihn und drückte seinen Bruder fest an sich. Er hatte diese Worte so oft gehört. Gilbert hatte ihn unzählige Male damit belehrt. Er hatte ihn getadelt. Immer und immer wieder. Ludwig hatte das Gefühl, nichts dabei gelernt zu haben.

Denn er hatte gesät und Gilbert war derjenige, der ernten müsste.

Das einzige, was Gilbert jemals damit hatte ausdrücken wollen war: So lang es dir gut geht ist es egal, was mit mir geschieht.
 

Langsam löste sich Gilbert von Ludwig, hielt weiterhin seine Hand. Er wand den Blick an die Alliierten, nur Ivan musste auf diese Gunst verzichten: „Kann ich dabei wenigstens meine alte Uniform anhaben?“

Elizabeta hinter ihm vergrub das Gesicht wieder in beiden Händen und weinte bitterlich. Selbst als Roderich ihr den Arm umlegte, konnte sie nicht aufhören zu zittern. Es schien, als begreife sie als Einzige, die wirkliche Tragweite des Geschehens. Oder als wäre sie die Einzige, die es ausdrücken konnte.

Arthur nickte zustimmend, er brauchte dafür kein Einverständnis der übrigen. Diese Ehre hatte sich Gilbert verdient. Francis deutete nach hinten, ein paar Räume weiter. Er sagte nur knapp, dass sich Gilbert dort umziehen könnte, dass Ludwig ihn gern begleiten könnte um ihm zu helfen.

In Wirklichkeit war es die Gelegenheit für die Deutschen sich zu verabschieden.

Sie konnten immer noch Elizabeta weinen hören, als sie sich entfernten.
 

„Du solltest fliehen.“, Ludwig stand am Fenster und sah hinaus auf die Straßen Berlins. Die sanften Flocken verdeckten den grauen Asphalt. Wie ein Leichentuch legte sich der Schnee auf die Dächer und begrub die Menschen unter sich. Wie konnte Berlin nur mit solch einer Last leben?

Gilbert knöpfte hinter ihm sein Jackett zu, sah lächelnd zu seinem Spiegelbild. „Red‘ keinen Unsinn. Wohin soll ich denn gehen? Was bleibt mir denn? Im Grunde haben sie doch recht. Ich sollte nicht mehr existieren, mein Land gibt es nicht mehr.“, Gilbert richtete sich in Ruhe die Ärmel. Er war wohl nie ausgeglichener gewesen als jetzt. Er konnte es sich nicht erklären. Vielleicht, weil er schon immer gegenteilig war. Weil er immer das sein musste, was Ludwig nicht war. Und sein Bruder war unruhig, aufgewühlt; Da war es an Gilbert die Nerven zu bewahren.

Ludwig drehte sich herum und kam zu ihm, half ihm, die Knöpfe festzumachen. „Polen gab es auch eine Zeit lang nicht und er wurde nicht hingerichtet, er existiert wieder. Woher wollen sie wissen, dass es mit dir nicht genauso sein wird?“ Ludwig verhaspelte sich beim zuknöpfen und er ließ den Kopf hängen. Gilbert nahm seine Hände in die eigenen.

„Das wird nicht passieren, weil es keinen mehr geben wird, der um mich kämpft.“

Ludwig ruckte auf, sah ihn an und lehnte sich vor. Er schien energisch, kampfbereit, doch Gilbert schüttelte abwehrend den Kopf. „Du wirst keinen Krieg mehr kämpfen. Versprich mir das, Ludwig, das einzige, was es für dich geben wird, ist Deutschland.“

Seufzend strich Gilbert über die Wange seines Bruders, lächelte sanft und schloss ihn in die Arme. Er erstickte das „Es gibt kein Deutschland ohne dich“. Gilbert wollte es nicht hören. Nicht dran denken. Ludwig musste stark sein. Für sich allein.

„Ich bin so stolz.“ Er fühlte wie der Größere ihn an sich zog, fest, wollte ihn nicht mehr gehen lassen. Die Verzweiflung sprach aus Ludwig. Er hatte das Gefühl, nun den Rest von dem, was er jemals besessen hatte, zu verlieren. Er konnte Gilbert nicht gehen lassen. Er konnte nicht ohne ihn sein.

Er fühlte, wie Gilbert langsam an seinen eigenen Hals griff und etwas löste. Als Ludwig hinabsah, drückte sein Bruder ihm das Eiserne Kreuz in die Hand. Er schloss die Finger darum und Gilbert legte seine Hand auf Ludwigs.

„Bewahre es gut für mich auf, ja?“, sagte Gilbert lächelnd und brachte seinen Bruder hart zum schlucken. Es gab nichts zum bewahren. Preußen würde nicht wiederkehren.

Das hatte er selbst gesagt.

Es war nur ein Stück Erinnerung.

Ein Opfer für den Frieden.

Für den wahren. Keine Heuchelei mehr.
 

Die Flocken fielen dick auf dem Hof. Sie würden die Szenerie begraben und alle Spuren wegwischen. Es gab wohl keine bessere Jahreszeit als diese um jemanden zu töten.

Gilbert fühlte sich wie im alten Rom. Brot und Spiele. Ein Gladiator, der im Zweikampf gegen den Löwen antrat. Nur hatte Gilbert keine Lanze und kein Schild. Er konnte sich nicht verteidigen. Der Löwe würde ihn in Stücke reißen und verschlingen.

Es war beinah schon amüsant, wenn er sich dieses Theater so vorstellte. Die Alliierten, wie der Herrscher auf ihrem Podest, verkündend und zusehend. Die Tribünen links und rechts spärlich gefüllt. Ludwig wurde zu Roderich und Elizabeta geführt. Der Österreicher musste wohl beide festhalten. Er hätte nicht sagen können, was sonst geschehen wäre. Schaulustige waren auf der anderen Seite. In dicke Mäntel eingehüllt saßen sie dort, Antonio, Lovino und Feliciano. Weiter oben glaubte Gilbert auch Kiku zu erkennen; Er war sich nicht ganz sicher. Wahrscheinlich waren auch irgendwo noch andere Personen, die einfach wissen wollten, was geschah, wenn man einen von ihnen hinrichtete.

Er war im Endeffekt wohl doch nur ein Versuchskaninchen.
 

Gilbert wurde in die Mitte geführt, direkt vor das Pult der Alliierten. Seine Hände waren auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Gilbert glaubte, dass es amerikanische Henker waren. Sechs Mann mit blitzenden Gewehren. Hübsch aufgereiht nur um ihn zu erschießen.

Er sah sich um, zum Tribunal und den dunklen Gesichtern, den verbissenen Blicken. Es war so bizarr, dass er einfach Lächeln musste. Er und Ivan wären wohl die Einzigen, die zu so etwas in so einer Lage fähig wären.

Vielleicht hätte Gilbert sich gut mit dem Russen verstanden, wenn alles anders gekommen wäre. Vielleicht hätte er auch Lizbet geheiratet und vielleicht hätte er Ludwig vor dem Krieg, vor den Schmerzen bewahren können. Vielleicht wäre Gilbert noch mit Francis befreundet und würde mit Arthur zusammen anstoßen. Vielleicht gäbe es irgendwo auf der Landkarte noch Preußen.

Vielleicht.

Seine Chance war vertan. Das besiegelten die dicken Flocken und blitzenden Gewehre, die wehenden Fahnen und die verbissenen Gesichter.

Das war das Opfer, welches er brachte, damit Ludwig Frieden haben könnte.
 

„Gilbert Beilschmidt.“ Als Arthur den Namen aussprach, ging er dem Deutschen durch Mark und Bein. Er wand den Kopf und sah zu dem Engländer. Das Lächeln war nicht von seinem Gesicht zu wischen. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, wäre Arthur wohl über das Pult gesprungen und hätte Gilbert die Fresse poliert. Dieses rotzfreche Grinsen war schon immer das, was Gilbert wohl wirklich in die Miseren gebracht hatte.

„Anwesend.“, der Deutsche nickte, versuchte zu salutieren und widmete dann seine Aufmerksamkeit den Handschellen. Die störten ihn in seinem Bild eindeutig. Das passte aber doch nun wirklich nicht. Die schöne Uniform und diese Handschellen.

Arthur hätte fast leise geseufzt. Gilbert sah schon wieder nicht zu ihnen. Es war ihm, als nähme der Deutsche die Situation nicht ernst. Vielleicht war es besser so. Einfach mit dem Kopf wo anders sein. Sich vom Wind treiben lassen, sich auf eine Schneeflocke setzten und in irgendeinem Haar schmelzen. Und man wäre nicht mehr. Einfach so. Vielleicht war es besser, nicht zu realisieren, wo man sich befand.

„Gilbert.“, Arthur begann erneut, doch die Aufmerksamkeit des Deutschen war ihm nur knapp vergönnt, „Hast du noch einen letzten Wunsch, bevor das Urteil vollstreckt wird?“

Es herrschte Stille. Es war, als hätte Berlin alle Geräusche gekaut und wäre am verdauen. Es erbrach Ludwig eventuell und Roderich, doch Gilbert würde es nicht wieder hergeben. Bis alle Säure ihn zersetzt hatte.

Gilbert fühlte eine Last auf seinen Schultern, die tonnenschwer war. Ein Gewissen, Reue, die er so noch nie gefühlt hatte. Letzter Wunsch? Das war ein seltsames Wort. Er konnte es sich nicht vorstellen. Sich etwas zu wünschen und es nie wieder zu tun.

Er hatte so viel erlebt. Geschichte geschrieben und sie ausgelöscht. Er hatte viele zweite Chancen gesehen. Er hatte selbst oft genug eine bekommen.

Doch das hatte Endgültigkeit.

Sein letzter Wunsch.

Könnte ihm jemand den Schnee von den Schultern klopfen? Es war so schwer.
 

Gilberts Schultern senkten sich. Als er ausatmete, inhalierte Berlin dafür umso tiefer, als wäre es aus einem bösen Traum erwacht. Ludwig spürte den Druck in seiner Lunge, oder war es nur sein Herz, das aussetzten wollte?

Die Flocken klebten in Gilberts Haar. Man konnte sie in der Farbe kaum unterscheiden, er wirkte nur nass und kalt. Sein Blick glitt hinab.

Er schien begriffen zu haben, dass der Wind heute nicht irgendeine Spur hinweg tragen wollte, sondern seine. Nur seine.

„Könnt ihr mir die Handschellen abnehmen? Ich habe nicht vor wegzulaufen.“

Gilberts Stimme schien unheimlich schwach in diesem Winter. Die russische Kälte hatte sich in seinem Kopf eingenistet und ausgebreitet. Vielleicht hatte sie schon wieder das deutsche Wiedersehen vertrieben. Vielleicht war die Geliebte zurückgekehrt und nahm sich Haut und Haar, bis auf die blanken Knochen.

Alfred und Arthur nickten den Männern um Gilbert herum zu, sie nahmen die Handschellen ab. Gilbert lehnte auch die Augenbinde ab. Er würde direkt in das blicken, was auf ihn zukam. So hatte er gelebt. So wollte er auch sterben.
 

„Ah, stört es wenn ich noch eine rauche?“ Gilbert rieb sich die Handgelenke, sah auf zu den Alliierten, dann zu Ludwig. Er hatte schon vor langer Zeit damit aufgehört. An Lungenkrebs sterben könnten sie sowieso nie. Die Gefahr dabei war also immer schon egal gewesen. Doch seine Vorbildfunktion hatte er stets ernst genommen. Das konnte er jetzt wohl vergessen. Wieso also manierlich bleiben?

„Hat jemand eine für mich?“ Ivan warf ihm eine Schachtel und ein Feuerzeug zu. Bedacht klopfte sich der Deutsche eine heraus und steckte sie an.

In dem Moment bereute er es, damals nicht mit Arthur zusammen das Opium genommen zu haben. Der kratzige Rauch füllte seine Lunge, füllte die innere Kälte mit dunstigem Grau. Russische Zigaretten brannten unheimlich im Rachen. Er hatte Mühe ein Husten zu unterdrücken und sah kopfschüttelnd zu Ivan.

„Du bist ein kranker Scheißkerl, Ivan.“ Amüsiert fing der Russe seine Schachtel wieder auf, lehnte sich vor und bedachte Gilbert mit einem Lächeln. Er hatte darauf gewartet, dass der Deutsche anfing abzurechnen. Das war wohl das unterhaltsamste an diesem Schauspiel.

Die Zigarette saß locker zwischen Gilberts Lippen als er sprach. „Weißt du, was ich echt bereue, Wodkabirne? Dass ich dich nie geschlagen habe, so richtig. Ich hätte dir gern die Fresse poliert und mich mit dir geprügelt, bis einer von uns beiden nicht mehr aufsteht.“

Gilbert schüttelte den Kopf, fuhr sich durch das Haar. Es gab noch einiges mehr, das er bereute und die Zigarette war noch lang.

„Ah, Francis, Arthur.“ Gilbert lächelte, sein Seitenblick glitt nur kurz zu Antonio rüber, „Ihr seid damals wirklich im Bett gelandet und Arthur lag oben. Und ja, Antonio und ich haben euch das verschwiegen, damit wir euch später irgendwann mal mit den Beweisfotos erpressen könnten.“ Er sah zu dem Spanier, grinste und nickte ihm zu, „¡Disculpa, mi amigo!“

Der Deutsche zog genüsslich an der Zigarette. Die Lunge hatte sich an die Dornen auf der Schleimhaut gewöhnt und das Nikotin löste die Zunge. Er mochte die wärmende Glut, die den russischen Winter aus seinem Hirn vertrieb. Er hatte gar nicht mehr gewusst, dass soviel Frieden in einer Zigarette steckte.

„Vier-Auge.“, Gilbert deutete mit dem Finger zu Roderich, „Wehe du passt nicht gut auf Lizbet auf, ja? Du warst schon immer schrecklich, weißt du das? So eine schöne Hauptstadt, ihr macht den besten Kaffee und den gottverdammt besten Kuchen, ich könnte dich dafür hassen. Aber weißt du was? Mozart war deutscher und egal, was du dir weis machen willst, es wird auch immer so bleiben. Genau aus diesem Grund werde ich auch immer besser Querflöte spielen als du Klavier.“ Gilbert lächelte, er sah das „Idiot“ förmlich in Roderichs Gesicht aufquellen. „Schade, dass wir nie zusammen gespielt haben.“

Der weiße Rauch stieg aus Gilberts Nase auf. Er schloss die Augen kurz, sah von der rechten Seite weg. Die Zigarette hatte noch ein paar Züge für ihn übrig.

„Feliciano.“ Der Italiener sah auf. Er zitterte. Gilbert konnte nicht sagen, ob es wirklich die Kälte war. Er sah ihn lang an, atmete tief. Für Feliciano und Ludwig war es noch nicht zu spät. Aber was sollte er sagen? Er war selbst nie gerade ein einfühlsamer Mensch gewesen. Emotionen hatten für ihn stets dünnes Eis bedeutet. Sein Bruder war da nicht anders. Mit einem Bein bereits eingebrochen.

Gilbert wusste, wie sich eiskaltes Wasser anfühlte.

Er ließ den Italiener unkommentiert, sah zu Elizabeta rüber. Sie hatte aufgehört zu weinen, doch die Augen waren noch rot und die Wangen geschwollen. Sie sah trotzig aus. Nicht als hätte sie vor Trauer geweint, sondern aus Wut. Gilbert hatte es schon immer niedlich gefunden, wenn sie geschmollt hat.

„Weißt du, ich wäre vielleicht nicht so liebevoll wie Roderich gewesen.“ Langsam sah die Ungarin auf, die Hände krallte sie dabei fest in den Stoff ihres Rockes. Ihr ganzer Körper stand auf Absprung. Gilbert rechnete damit, dass sie jeden Moment über die Brüstung runter hüpfte und ihm eine Schelle verpasste. „Aber ich wäre mit Sicherheit ein besserer Liebhaber gewesen als er.“

Ihr Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln, bevor sie es erneut in den Handflächen versteckte. Ihr Zittern ergriff auch Gilbert selbst.

„Ich bereue vieles.“

Der Deutsche nahm den letzten Zug seiner Zigarette. Er betrachtete sie kurz, bevor er sie mit zwei Fingern in den Schnee schnipste. Es zischte und qualmte knapp, wo sie landete. Gilbert hatte das Gefühl, dass noch nie so sehr auf ihn geachtet wurde, wie in diesem Moment.

Er drehte dem Pult langsam den Rücken zu. Die Hände hatte er in den Hosentaschen. Er wirkte, als würde er den Weg nach Hause antreten. Nicht ins Ungewisse. Er wirkte, als würde er nicht auf die Mauer zu gehen, sondern wolle durch sie hindurch.

Weit weg von hier. Dem Schnee entkommen und den Blicken. Die Last seiner Schultern dabei abschüttelnd.

Als er den grauen Putz direkt vor sich hatte, machte er auf dem Absatz kehrt. Er überblickte die gesamte Szenerie, die Männer im Halbkreis vor ihm, mit blank geputzten Gewehren, die Alliierten, wie Götter im Olymp und die zitternden Häufchen von Menschen, die er Freunde genannt hatte.

Und mittendrin sein Ludwig, sein Bruder, der die Finger ins Geländer krallte und zu Eis erstarrt war. Der sich nicht rühren konnte und die Augen nicht abwenden. Der Gilbert ansah, durchdringend, fragend.

Er wollte nicht begreifen, dass dies alles sein sollte. Er wollte nicht.

Es war der Moment, dieser Blick. Gilbert zog die Brauen zusammen und biss fest die Zähne zusammen.

Das war sein Ludwig. Er war nie stolzer, als in diesem Moment.

„Ich bereue vieles.“, rief er und das Zittern in der Stimme wurde deutlicher. Mit der Zigarette im Schnee war auch Gilberts Fassung gestorben, vom Schnee erstickt, gelöscht.

Kälte füllte seine Lunge und lähmte seine Lippen.

„Doch am meisten bereue ich, dass ich dir kein großer Bruder sein konnte. Kein guter. Dass ich dir nie sagen konnte, wie stolz ich auf dich bin. Ich bereue es, dass ich dir nie zeigen konnte, wie sehr ich dich eigentlich liebe und brauche. Das bereue ich am meisten.“

Gilberts Stimme war ganz leise geworden und am Ende hatte sie sich selbst verschluckt.

Es war der Moment, dieser Blick. In Ludwig brach eine Welt zusammen. Er war wieder ein kleiner Junge, reichte Gilbert kaum zum Knie und er hoffte, dass er kommen würde, ihn hochhob und mit sich nahm.

Er wollte nicht hier sein. Das durfte nicht sein.

Ludwig hatte eine Hand vor dem Mund und sah zum weißen Untergrund, seine Schultern hatten aufgehört zu zittern, dafür spürte er das brennende Salz auf seinen Wangen.

Er wollte losschreien. Ihm sagen, was er dachte. Er wollte ihm sagen, dass er wusste, dass Gilbert stolz war. Er wollte ihm sagen, dass er immer gewusst hat, dass er ihn geliebt hatte. Ihm sagen, er sei kein schlechter Bruder. Niemals einer gewesen. Und Ludwig hatte sich nie einen anderen gewünscht.

Er wollte losschreien, doch die Kälte drückte auf seine Lunge, kettete ihn fest, raubte ihm die Stimme und jegliche Bewegung.
 

„Es tut mir so Leid, Gilbert.“ Arthur hatte sich erhoben, doch er konnte den Deutschen nicht ansehen. Seine Augen waren auf das Papier vor ihm gerichtet. Kleine Wolken stiegen auf, als er vorlas.

Für Gilbert waren es kleine Schäfchen, die nach Hause liefen. Er war nie in Irland gewesen. Dort gab es doch auch Schafe, nicht wahr? Viele, weiche Schafe.
 

„Heute, am 25. Februar 1947 tritt das Kontrollratsgesetz Nummer 46 in Kraft:

Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz: Artikel 1 Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst.“ *
 

Gilbert sah zu Arthur auf. Die Lippen waren geöffnet, doch er konnte kein Lächeln mehr formen. Er konnte nichts erwidern. Er schlug nur langsam die Augen zu und akzeptierte.

Er würde sterben.

„Nein! Nein! Das ist nicht wahr, das ist eine Lüge!“, er hörte Ludwigs Stimme, doch er sah seinen Bruder nur verschwommen. Er war wohl aufgestanden, gerade noch so zurückgehalten von Roderich. „Er war nicht verantwortlich! Der Krieg war ni...“

Seine Stimme erstarb, als Ivan dagegen donnerte: „Schießt!“

Gilberts Blick war wässrig. War ihm der Schnee in die Augen geweht? Er erkannte die Männer mit den Gewehren vor sich nicht mehr. Ihre Gesichter waren ein einziges Aquarell. Es hätte nicht so viele gebraucht. Seinen Mörder würde Gilbert so niemals erkennen.

Ivans Stimme drohte erneut: „Schießt!“, doch keiner hob die Gewehre. Wie gelähmt sahen sie auf den Mann vor sich, der schwächer auf den Beinen zu werden schien. Die Knie zitterten, die Arme hingen schlaff hinab. Die stattliche Erscheinung sackte in sich selbst zusammen.

Die Zuschauer auf den Reihen erhoben sich um einen Blick auf das bizarre Schauspiel zu erhaschen.
 

„Ludwig, schau nur!“ Ludwig konnte Gilbert Lächeln sehen, er hob eine Hand in den Himmel, zeigte ihm das Wunderwerk, „Kornblumen. Ich bestehe aus Kornblumen, schau. Der Wind trägt sie weg.“

Doch es waren keine Blumen. Es war, als würde Gilbert aus Papier bestehen und langsam verbrennen. Die Fetzen lösten sich, mal groß, mal klein und nur feiner Aschestaub blieb übrig, der durch die Luft wehte. Es begann an den Fingerspitzen, fraß Haut und die Kleidung.

Setzten sich auf die Schneeflocken und wirbelten davon.

„Es tut gar nicht weh.“

Ludwig lehnte sich über die Brüstung, streckte den Arm, doch er konnte Gilbert nicht erreichen. Nicht einmal ein Fetzen Asche rutschte durch seine Finger. Nicht eine Blüte fiel für ihn zu Boden.

Gilbert war weg. Einfach weg.

Als hätte er nie existiert.

Es gab keinen Körper zum verscharren, keine Asche zum aufbewahren. Der Wind hatte ihn mit sich genommen.

Es blieb Ludwig nichts um zu trauern.

Nur Erinnerung.
 

Preußen hatte aufgehört zu existieren.
 


 

„Es ist nichts gegen dich, Ludwig, versteh das bitte. Ich muss mich an das halten, was mein Vorgesetzter will und dies schließt ein, dass wir uns Alfred niemals unterwerfen werden. Die anderen können ihm gern Zucker in den Arsch blasen, ich für meinen Teil, werde den Prozess nicht aufhalten oder rückgängig machen.“ Ivan saß Ludwig gegenüber. Er war auf seine Fürbitte hin erschienen, unter Vorbehalt, dass Alfred nicht hier sein durfte.

„Ivan, bitte, rede mit ihm.“, Ludwig sah müde aus, er hatte Augenringe. Die Dinge, die in seinem Land geschahen, mergelten an ihm, an seiner Gesundheit. Sein Land wurde gespalten und genauso fühlte sich auch sein Schädel an. Ivan trieb die Axt noch tiefer. „Bitte, stimme ihn um. Tu das meinem Land nicht an, meinem Volk.“

Doch die Bitten des Deutschen waren vergebens. Ivan hob beide Hände, schüttelte den Kopf mit einem knappen: „Njet.“ Er sah Ludwig lang an, bevor er sich langsam erhob. Er war nicht geduldig, wenn es um Untergebene ging und ein Teil von Ludwigs Land gehörte schließlich ihm. Er durfte damit machen, was er wollte. „Die DDR bleibt bestehen. Dieses Land ist Deutschland. Du solltest eher versuchen, Alfred umzustimmen, als mich zu suchen.“

Ivan wand sich ab um zu gehen. Ludwig rieb sich eine Schläfe, schüttelte den Kopf. Er konnte doch nicht kampflos aufgeben.

Das einzige, was es für dich geben wird, ist Deutschland.

Er hatte es doch versprochen. Er konnte nicht aufgeben. Deutschland durfte nicht geteilt sein.

Er sah Ivan nach und erhob sich brummend. Er nahm zwei große Schritte um den Russen einzuholen, trat hinter ihm aus der Tür. Es wunderte ihn, dass Ivan einfach stehen geblieben war, wie angewurzelt nach vorn schaute. Ludwig fasste ihn an der Schulter, wollte ihn zu sich herumdrehen, doch seine Augen blieben ebenfalls kleben.

Auf der Sitzreihe vor dem Zimmer wartete jemand auf sie, lächelnd, unruhig mit den Beinen wackelnd. Ihm musste kalt sein, er trug nur ein weißes Hemdchen mitten im Oktober. Die nackten Füße waren rot und er rieb sie aneinander.

„Hallo.“, er sah zu den beiden großen Männern auf, bevor er sich langsam vom Stuhl abdrückte und sich hinstellte. Er war gut zwei Köpfe kleiner, musste den Nacken strecken, um sie anzusehen. Er war jung, vielleicht noch mitten in der Pubertät, ein Teenager, der keiner hätte sein dürfen.

„Aber du bist doch tot.“

Ivan hatte als erster seine Stimme wiedergefunden. Fassungslos starrte er den Knaben vor sich an, der so unheimlich viel Ähnlichkeit mit Gilbert hatte, aber doch einige Jahre jünger als er war. Das war unmöglich.

„Njet.“, der Kleine äffte Ivans Ton nach, dann trat er näher und stellte sich auf die Zehnspitzen. Mit Müh und Not erreichte er Ivans Stirn und tippte ihn darauf. Er grinste, breit und ehrlich, das gleiche rotzfreche Grinsen, wie Gilbert es zu tragen pflegte. „Du bist selbst Schuld, Wodkabirne. Wie kann man nur so blöde sein und einen neuen Staat gründen, auf deutschen Boden, mit einem Teil des ehemaligen Preußens? Ivan, Ivan, Ivan.“ Er lächelte und wich ein wenig zurück um ihn anzusehen, stemmte die Hände in die Hüften, „Hast du mich in etwa so sehr vermisst? Ich bin gerührt.“

Der Russe schien ratlos. Das sollte sein Werk sein? Er verstand es nicht. Er verstand gar nichts mehr. Gilbert war doch tot. Sie hatten ihn sterben sehen. Alle hatten ihn sterben sehen.
 

„Bruder?“

Gilberts Augen wanderten zu Ludwig und kurz legte sich Besorgnis auf das junge Gesicht. Er sah den schlechten Zustand seines Bruders und es war das selbe Stirnrunzeln, die selbe nachdenkliche Mimik, wie Ludwig es nur von Gilbert kannte.

Er zog ihn an sich, umarmte ihn fest. Gilbert lächelte, schlang die Arme um den Nacken seines Bruders. Sie brauchten keine Worte. Keine Erklärung. Ludwig reichte der Umstand.

„Ich hab dich lang allein gelassen, verzeih mir.“, Gilbert flüsterte an sein Ohr, doch seine Worte erstickte Ludwig an seiner Schulter. Er fühlte, wie schmal und zerbrechlich sein Bruder auf einmal war. Das Gefüge hatte sich gedreht. Ludwig war nun der Ältere, der Erfahrenere.

Es war an der Zeit, dass er sich nun um Gilbert kümmerte.

„Es ist Zeit. Ich muss deine Saat ernten.“, sagte Ludwig und nahm Gilberts Hand, wollte ihn mit sich führen, da spürte er, wie Ivan ihm auf die Schulter tippte. Die Brüder sahen auf, zu dem Russen, der sie mit einem Lächeln bedachte. Kein warmes, kein freundliches; Es war das Porzellan-Lächeln Ivans, welches Kinder wohl zum weinen brachte.

Es erinnerte Gilbert an den falschen Frieden. Das Wort schmeckte immer noch bitter.

„Es tut mir außerordentlich Leid die traute Brüderlichkeit zu unterbrechen, aber Ludwig, du wirst ihn nirgendwo mit hinnehmen.“

Die beiden Deutschen bauten sich vor ihm auf, schützend stellte Ludwig sich vor Gilbert und die Brauen zog er zusammen. Er spürte Kampfgeist, wie schon lang nicht mehr. Gilberts Hand in seiner gab ihm Kraft.

Ivan musterte sie kurz, nickte zu Gilbert: „Er hat es selbst gesagt. Dieser neue Staat entstand auf der russischen Besatzungszone. Die DDR untersteht Russland. Er untersteht mir.“

Ludwig zischte dunkel. „Es ist immer noch deutsches Gebiet.“ doch Gilbert klopfte ihm auf die Schulter, trat an ihm vorbei. Er stemmte die Hände in die Hüfte und sah zu dem Baum von Mann auf. Er hatte noch nie Angst vor ihm gehabt. Er würde auch jetzt keine zeigen.

Er wusste schließlich, dass es schlimmere Dinge gab, als unter Ivan zu leben.

„Mach dir keinen Kopf, Lutz.“ Gilbert sprach zu seinem Bruder, doch dabei sah er nach wie vor zu dem Russen, „Der wird mich schneller los haben wollen, als er Wodka sagen kann. Außerdem hab ich doch gesagt, ich wollte mich schon immer mal mit ihm prügeln. Ich muss meine To-Do-Liste abarbeiten bevor ich nochmal sterbe.“

Gilbert lächelte schief, Ivan neigte den Kopf mit dem Porzellan-Lächeln. Man hätte denken können, dass diese falsche Maske bei der Bewegung abfiel und zerbrach, doch er blieb standhaft. Rote Augen, die Pest und Cholera wünschten gab es hier einfach zu selten.

Nur langsam wand sich Gilbert wieder seinem Bruder zu. Er umarmte ihn auf Zehnspitzen, drückte ihn fest, freudig, herzlich; Doch auf keinen Fall wie zum Abschied.

„Wenn die olle Wodkabirne aufgibt und ich wieder hier bin, will ich meinen Anhänger zurück, ja Ludwig?“ Er sah ihn mit großen Augen an. Die Jugend stand Gilbert gut. Sie beruhigte Ludwig, ließ sich ihm einbilden, dass der junge Deutsche genug Kraft zum überstehen hatte. Es ließ Ludwig eine Zukunft erahnen, in der sie beide als erwachsene Männer den Frieden genießen könnten.

Er nickte.

Dann wand Gilbert sich langsam um zu dem Russen und tippte an seinen Mantel. „Gib mir den, sonst frier ich mir auf den Weg zu dir den Arsch ab.“

Ludwig beobachtete die beiden, wie sie sich ohne einen Gruß entfernten. Es war besser so. Sie würden sich sowieso wiedersehen.

„Wieso hast du eigentlich nur dieses Hemd an?“ Ivan legte den Stoff über Gilberts Schulter, der hineinschlüpfte. Die nackten Füße noch immer rot, als wäre er durch ein Melonenfeld gewandert.

„Besser als nackt geboren zu werden.“

Sie lachten, es klang schief. Ludwig sah ihnen nach. Bald waren sie nur noch zwei schwarze Schatten.

„Ivan, hast du mich wirklich so vermisst?“

„Njet.“

„Aber?“

„Dein Bruder macht nicht halb so viel Spaß wie du.“

Ludwig sah sie abbiegen. Dann hörte er nur noch dunkles lachen. Es war immer noch schief und falsch, geheuchelt und aus Porzellan.

Die DDR konnte Ivan haben. Nur Gilbert, der gehörte Ludwig. Das würde er schon noch sehen. Mit einem sanften Lächeln schlug Ludwig den Weg zurück ins Zimmer ein um Alfred anzurufen. Er hatte großes vor; Wenn Gilbert wiederkam sollte alles perfekt sein.
 

Frieden war ein heuchlerisches Wort, denn er sagte nichts über die Verachtung in ihm aus.

Jeder Krieg brachte seine Opfer; Meistens nur die falschen.

Der Wind trägt alle Spuren davon und der Schnee begräbt die Taten tief, tief unter sich.

Asche legt sich auf die Felder.

Und im nächsten Jahr wachsen Kornblumen darauf.

Sie wiegen ihre Köpfe, nicken im Regen und verherrlichen den Frieden, der vielleicht, irgendwann, so idyllisch sein wird, wie er klingt.
 

A/N: Zur Erklärung:

Der Freistaat Preußen existierte formell bis 1947 und wurde erst dann vom Alliierten Kontrollrat aufgelöst. Die Begründung war, er sei verantwortlich für den ersten und zweiten Weltkrieg gewesen, was an sich nicht stimmte, da Preußen schon immer rechtsstaatliche Traditionen pflegte und in der Weimarer Republik auch ein Vertreter der Demokratie war. Der schräg geschriebene Text mit * ist der wirkliche Wortlaut des Gesetzes.

Die DDR wurde 1949 gegründet, an sich also zwei Jahre nach Gilberts Tod. ;) Ich hoffe, das hat jeder verstanden?

War wahrscheinlich mal ein bisschen härter zu verdauen, die Lektüre, ich hoffe trotzdem, dass einige die OS mögen. Würde mich wie immer über Feedback freuen. :D

Achja: Und wer mir da Germancest rein-interpretiert, den werf ich Steine an den Kopp! òó

Mit den besten Flüchen

Titel: Mit den besten Flüchen

Teil: 1/1

Pairing: Russia (Ivan) x Prussia (Gilbert)

Warnings: Lime, Fluff, schlecht gebetat (Ich hasse es meine Limes öfter zu lesen.)

Widmung: Midousuji-kun w-w-weil Liebe und so. <3
 

A/N: Eigentlich war der OS früher geplant, aber ich war einfach nicht zufrieden damit. Es ist ein ausgeschriebener Teil zu einer Szene in „Dear Diary, I’m awesome.“, aber sie hat sich dann doch irgendwie selbstständig gemacht. Aus der Lime ist mal wieder nichts geworden, es tut mir Leid. Die sauren Früchtchen wollen bei mir nicht so recht... Dafür gibt’s ein bisschen Kitsch von Ivan. (Haben wir ja so selten bei mir D8 ) Ich hoffe ihr mögt die Szene trotzdem. ; A ; Sie siedelt an zwischen dem dritten Tagebuch Eintrag am 03.05. (Kapitel 3) und dem darauf folgenden.
 


 

Viel Spaß!
 

Etwas verloren saß Gilbert auf dem großen Bett zwischen den zerwühlten Bettdecken und Kissen. Das Haar war noch ungeordnet vom Schlaf, das T-Shirt unsauber zurecht gerückt. Er war zwar schon länger wach, doch die Müdigkeit lag ihm nach wie vor im Blick. Das Tagebuch thronte auf den verschränkten nackten Beinen und er schrieb fleißig.

Als Ivan mit dem bestellten Frühstück zurück kam, hätte er zu gern gewusst, was der Deutsche dort so eifrig aufzeichnete.
 

„Gilbert.“, ermahnte er ihn, doch erntete keine Reaktion. Erst beim zweiten Mal Rufen, sah Gilbert auf, blinzelte kurz und schrieb nebenbei noch etwas.

Ignorierte der Ivan in etwa?

Mit gehobenen Brauen schob Ivan den kleinen Servierwagen mit dem Frühstück zum Tisch, öffnete die Wärmeglocke und verschaffte sich einen Überblick. Tatsächlich. Es war alles und sogar noch mehr vorhanden, was er sich für ein gemütliches Frühstück mit Gilbert gewünscht hatte.

Mit spitzen Fingern tauchte Ivan eine rote, saftige Erdbeere in die aufgeschlagene Sahne, ging mit ihr zum Bett. Keine Reaktion. Er legte zwei Finger unter Gilberts Kinn und zwang ihn vom Buch aufzusehen.

Als der Deutsche den Mund protestierend öffnete, schob Ivan ihm die das Früchtchen zwischen die Lippen und beobachtete mit Wohlwollen, dass der Deutsche verstummte und kaute.

„Brav.“, lobte Ivan ihn, nahm seine Hände und half ihm vom Bett aufzustehen. Als Gilbert schließlich geschluckt hatte, streckte er ihm die Zunge raus.

„Fick dich.“, brummte er, ließ sich aber ohne Aufstand von dem Russen zum Tisch führen. Gilbert setzte sich unwillig murmelnd in den gepolsterten Stuhl, zog die Beine an und beobachtete Ivan, wie er vor ihnen das Essen aufbaute.

„Warum hast du Erdbeeren mit Schlagsahne zum Frühstück bestellt?“ Die weißen Finger schnappten sich eine weitere rote Frucht und Ivan beobachtete lächelnd, wie sie zwischen den Lippen verschwand. Genau deswegen.

„Warum nicht?“ Ivan goss sich etwas Kaffee ein, bevor er sich schräg neben Gilbert setzte und ein Bein über das andere legte.

Gilberts Finger rührte in der Sahne, langsam, bedächtig, bevor er ihn hob um ihn abzulecken. Aus den Augenwinkeln sah er zu Ivan um sich zu versichern, dass er dessen Aufmerksamkeit hatte.

„Das ist wie im Porno.“, bemerkte Gilbert als er den feuchten Finger wieder entließ und grinste. Er hatte es schon immer genossen, Ivan zu reizen.

„Njet.“ Der Russe schlug die Augen nieder und nippte am Kaffee. „Dafür fehlt der Champagner.“

„Oh, natürlich. Jetzt ist das gleich etwas ganz anderes.“

Amüsiert wippend krallte der Deutsche sich ein Brötchen, dazu ein Messer und als er es aufgeschnitten hatte überlegte er, wegen dem Belag. Er entschied sich für Marillen-Marmelade.

„Ihr Deutschen mit eurer Ordnung.“, bemerkte Ivan amüsiert, als er Gilbert zusah, wie er mit einem extra Löffel die Konfitüre nahm und sich auf die Brötchen-Hälfte tat. Schwungvoll hob sich die blonde Augenbraue und Gilbert sah zu ihm rüber.

„Ich geb‘ dir gleich Ordnung.“

„Es wäre mir ein Vergnügen.“

Gilbert schaufelte sich etwas Marmelade auf den Löffel, hielt es katapultartig bereit zum feuern in Ivans Richtung und hob lächelnd die Brauen. Ivan zuckte nur mit den Schultern.

„Du traust dich eh nicht.“, sagte er und nippte erneut am Kaffee.

„Legst du‘s drauf an?“

„Habe ich jemals nur gedroht?“

Gilbert spannte sein Katapult mehr. „Muss ich dich erst an den Kalten Krieg erinnern?“

„Das wagst du nicht.“

Doch bei diesem Kommentar klebte schon die Marmelade an Ivans Wange und Gilbert lachte vergnügt. Er wagte es sehr wohl! Vernachlässigte dadurch jedoch seine Deckung und musste sein Auge zukneifen, damit die Sahne nicht hinein tropfte. Langsam waren die Russen mit ihrem Rückschlag eben noch nie gewesen.

Mit verzogenem Gesicht sah der Deutsche rüber zu Ivan, wollte protestieren, da wurde ihm die Sicht versperrt als Ivan die Sahne von der Stirn leckte. Gilbert wich nach hinten aus, kippelte, fiel beinah, da zog der Russe ihn am Oberteil zu sich rüber auf den Schoß. Der Deutsche suchte Halt indem er die Arme um den Nacken schlang, sah ihn lang an.

„Kalter Krieg, hum?“ Ivan hatte den Finger in die Schlagsahne getaucht, hielt ihn Gilbert hin. Der lächelte nur schwach und schloss genüsslich langsam die Lippen darum, ließ den Russen keinen Moment aus den Augen. Gilberts Hand hielt Ivans am Gelenk fest, kontrollierte, dass er nichts Ungewolltes tat, denn er spürte deutlich die Ungeduld des Russen, wenn er sanft am Finger sog, die Zunge spielerisch neckte und es ihm längst nicht mehr um die süße Schlagsahne ging. Ivans Mund stand einen Spalt offen, er beobachtete Gilbert lang, mit Wohlwollen. Die Augen wurden minimal schmaler, füllten sich mit Genugtuung.

Er biss kurz, sanft, dann öffnete Gilbert die Lippen wieder und lächelte.

„Kannst du haben.“, murmelte er, als er nach einer Erdbeere griff. Ivan ließ sich füttern, die Zähne zerbissen die rote Frucht. Noch im selben Atemzug zog er den Deutschen näher und schob ihm das Oberteil nach oben, entblößte weiße Haut, die wunderbar mit rot harmonieren würde. Ivan drückte Gilbert nach hinten auf den Tisch, fegte Geschirr und Besteck beiseite. Es klirrte, schepperte nur dunkel auf dem Teppichboden und der Kaffee schwappte bedrohlich in seiner Tasse. Gilberts weißblondes Haar klebte in der Konfitüre.

Der schmale, helle Körper zuckte unter Ivans groben Fingern, die sich die Taille hinauf schoben. Fahrig wanderten die Lippen, die Zähne über die weiche Haut und der Russe merkte, wie Gilberts Finger sich ein sein Haar gruben. Sanftes Seufzen war seine Bestätigung.

„Was tust du?“, fragte Gilbert, musste seine Fassung mit einem langen, gedehnten Atmen suchen. Ivan lächelte nach oben, küsste die flache Bauchdecke erneut. „Ich mache dich zum Kunstwerk.“

Der Bauch bebte sanft als Gilbert lachte, während Ivan mit dem Finger Sahne auf der Brust verteilte, eine Erdbeere zur Garnierung in die Mitte legte.

„Ihr Russen wart noch nie große Künstler, hum?“ Gilberts Ton war dunkel, gedämmt. Er schloss die Augen, weil die warme Morgensonne ihn an der Nase kitzelte. Ivan beugte sich nach oben, zwischen die langen Beine und über die Brust.

Die aschblonden Strähnen umrahmten die Erdbeere als er sich hinab beugte und sie zwischen die Lippen schloss. Sie lief aus wie Blut, vermischte sich mit der weißen Sahne und schmolz über die Brust hinweg. Gilbert seufzte dunkel auf, drückte sich nach oben, als Ivan nach der Frucht schmachtete, fahrig über den Brustkorb wanderte. Der Deutsche schnappte nach den süßen Lippen als sie sich in seiner Nähe befanden, zwischen ihnen Konfitüre, zartes begehren und schließlich biss Gilbert auf die weiche Haut. Er nutzte Ivans unvorsichtigen Moment und drückte ihn herum, zurück auf den Stuhl. Ivan hatte keine Zeit zum reagieren.

Mit einem amüsierten Blick zupfte er am Oberteil des Russen, stellte sich vor ihn um es ausziehen zu können.

„Ich zeige dir wahre Kunst.“, erklärte Gilbert, als er den Finger in die Sahne tauchte. Unheilvoll drohend hob er ihn, steuerte Ivans Brust an nur um kurz vorher kehrt zu machen – und zeichnete einen weißen Punkt auf die große Nase.

Gilbert lachte, während Ivan dafür nur ein missmutiges Brummen übrig hatte.

„Das ist nicht witzig.“ Ivan wand das Gesicht ab, während Gilbert sich vorlehnte und leise schnurrend die Sahne wegleckte, den Russen deutlich amüsiert ansah.

„Oh, bist du jetzt eingeschnappt weil ich dich auf deine Fehlerchen aufmerksam mache?“ Gilbert zeichnete ein Kreuz auf Ivans Brust, ein zweites, ein drittes, malte einen Weg hinab über den Bauch und legte am Schluss unterhalb des Nabels eine Erdbeere hin. Zufrieden mit seinem Werk lächelte er.

„Du hast auch deine Fehler.“, bemerkte Ivan, tief einatmend und die Augen schließen als Gilbert sich hinab beugte und mit dem Mund den Weg abwanderte.

„Ich und Fehler? Niemals.“ Warme, weiße Finger legten sich an Ivans Seite, hielten ihn zurück im Stuhl während Gilbert langsam vor ihm in die Hocke sank und der Russe bald nur noch die freche Zunge spüren konnte. Ein Schaudern bewegte den ungeduldigen Körper Gilbert entgegen, der sich Zeit nahm bei seiner Erkundungstour.

Lächelnd küsste Gilbert den Nabel, biss in die saftige Beere. Die Kühle floss hinab und Gilbert versuchte wirklich, ehrlich und aufrichtig, alles aufzuhalten, wegzusaugen, zu lecken – doch er konnte nicht verhindern, dass die Flüssigkeit den Stoff erreichte. Mit einem dunklen Auflachen schoben sich die frechen, flinken Finger in den Saum und zupften ihn nur millimeterweise hinab. Die Lippen folgten, küssten und saugten das rote Wasser weg.

Und Ivan verwünschte Gilberts Griff, der ihn am Stuhl fesselte und daran erinnerte, in dieser Situation besser nichts Unüberlegtes zu tun.

Die Brauen zog der Russe zusammen, Beherrschung suchend, als er hinab sah und die weichen Lippen beobachten konnte, wie der weißblonde Schopf in seinem Schoß verschwand und doch so weit entfernt war von der wahren Erlösung.

Gilberts Finger suchten Halt an Ivans Seiten als er ein letztes, hauchdünnes Küsschen unter den Nabel setzte, den Hosensaum zurückspringen ließ und sich über die Unterlippe leckend wieder vor ihn aufstellte.

Ja, Ivan verwünschte Gilbert in diesem Moment und wüsste er nicht, dass der Deutsche ihn nur testen wollte, er hätte auf alle Anständigkeit verzichtet.

Der Russe streckte den Arm gemächlich, tastete an die weiße Hüfte vor ihn um Gilbert näher zu ziehen, auf seinen Schoß, damit er ihm das hochgeschobene Oberteil ganz ausziehen könnte.

Grob fuhren die Hände den Rücken hinauf, zogen und zwangen ihn an sich, damit Ivan wenigstens mit Bissen und Kratzen deutlich machen konnte, dass weder er selbst noch seine Körpermitte über die unausgereifte Handlung erfreut waren.

Gilbert selbst war das herzlich egal. Er fand Ivans Bemühungen ihn zu irgendetwas zu bringen, nicht zu drängen aber die angestrengten Überredungskünste, allenfalls amüsant. Er würde nicht auf Ivan eingehen. Ivan sollte ein wenig leiden, ein wenig Machtlosigkeit spüren, es sollte ein wenig weh tun. Und wo er so schön dabei war Ivan zur Verzweiflung zu bringen; „Was willst du in diesem Moment?“

Gilbert strich durch Ivans Haar, packte ihn am Schopf und zog ihn von der Brust weg, damit sie sich ansehen konnten. Wäre Ivan vor Platzmangel in unteren Regionen nicht so benebelt und ungeduldig und vom Schmerz hektisch gewesen, er hätte sicher galanter geantwortet, doch bei solchen Aussichten? Er konnte nichts anderes als plump sein: „Ich will dass du eins mit Mutter Russland bist.“

Die Quittung bekam er postwendend, als Gilbert nur auflachte und ihn noch weiter von der schönen Versuchung wegdrückte.

„Da muss ich Mutter Russland enttäuschen.“, säuselte er, lehnte sich zurück, als würde er sich präsentieren wollen. „Ich glaube Russland muss erst einmal seine inneren Probleme allein lösen, bevor es sich mit irgendetwas vereinigen kann.“

Wie Ivan ihn verwünschte. Gilberts Körper und diesen Finger der nach unten deutete, dieses Grinsen, diese Genugtuung, diesen Triumph. Er würde ihn doch nicht wirklich so verbleiben lassen?

„Das kannst du mir nicht antun.“ Ivans Ton war beinah schon verzweifelt – schließlich war Schmerz, der sich so stark pochend bemerkbar machte nichts Angenehmes für ihn.

„Ich kann.“ Er verwünschte Gilbert. „Und ich werde.“ Er verwünschte ihn so sehr.

Der schlanke, weiße Finger hob sich wieder, deutete Richtung Badezimmer und Gilbert lächelte, lächelte mit all der Entlohnung, die er empfand. Er hatte Ivan erfolgreich zurecht gestutzt.

Der Russe erhob sich seufzend, verfolgt von diesem zufriedenen Blick. Nur kurz noch lehnte sich Gilbert zu ihm, küsste ihn knapp auf die Lippen.

„Das war witzig.“, kommentierte er, Ivans Schnauben ignorierend.

Ja, der Russe verwünschte ihn. Verwünsche ihn so sehr er nur jemanden verwünschen konnte, den er begehrte, den er brauchte, den er wollte.

Wäre Gilbert nicht derjenige, der eine, der einzige – Ivan wäre niemals so anständig geblieben. Niemals. Doch die Zeit ohne ihn war schwer genug gewesen. Er würde das nicht zerstören wegen kindischen, weltlichen Befriedigungen. Niemals.

Nein. Lieber verwünschte Ivan Gilbert während er zur Dusche trottete. Verwünschte ihn das selbe zu fühlen, verwünschte ihn, auch ihn wieder zu begehren, verwünschte ihn, Einsicht zu haben.

Ivan verwünschte Gilbert sich wieder zu verlieben.

Ja, das wünschte Ivan sich.
 

A/N: *geht sich erhängen*

Zeiten ändern sich

Titel: Zeiten ändern sich

Teil: 1/1

Pairing: none (angedeutet: US (Alfred) x UK (Arthur), Netherlands x Japan (Kiku) )

Warning: (!!) Ich arbeite mit dem wunderbaren Niederlande-Drogen-Klischee, das heißt aber nicht, dass ich oder ihr Drogen toll finden sollt. Sind sie nämlich nicht, keines falls. Drogen töten. Also bitte: Wer nichts darüber lesen will, sollte verschwinden und ich will keine Kommentare hören wie: „Ohja, ich liebe Kokain!“ so etwas wird gelöscht. Desweiteren warne ich vor vulgären Ausdrücken, meinen eigenen Namensschöpfungen und angehauchtem Shounen-ai und Zeitsprüngen.

A/N: Endlich mal wieder eine OS die ich leiden kann! ; A ; Mit meinem neuen Liebling: Niederlande ! Verehrt ihn ! :D Ich quatsche aber besser nicht zuviel sondern überlasse euch meinem persönlichen Eindruck und dem dicken Warning.
 

Wer noch nicht abgeschreckt ist wünsche ich viel Spaß beim lesen. :)
 

„Alfred.“

„Ja?“

„Deine Nase blutet.“

Mit flinken, beinah hektischen Fingern wischte sich der Amerikaner unter der Nase entlang und betrachtete schließlich seinen Zeigefinger. Er war vertieft in das rot, rieb mit dem Daumen daran und leckte sich schließlich das Blut ab.

Die feuchten Finger wischte er am Stoff seiner Jacke trocken, dann fasste er den Dollarschein und drehte ihn in Seelenruhe. Vor ihm auf der Tischplatte eine neu blitzende Rasierklinge und die restlichen Krümel weißen Pulvers.

„Ich glaub das reicht für heute.“

„W-Was?“ Alfred sah auf und der so säuberlich gerollte Dollarschein druselte in seinen Fingern wieder auf. Er betrachtete mit Sorgenfalten auf der Stirn wie das knisternde Tütchen mit dem weißen Zauber-Pulver von ihm weggenommen wurde und in den tiefen der fremden Tasche verschwand.

Die Lippen standen offen, bereit zum Protest, doch er selbst und das Blut was an der Lippe hinab tropfte erstickten diesen noch im Keim. Er wusste dass es sinnlos war zu argumentieren.

Sie beide kannten das Spiel zu gut.

Mit einem schiefen Lächeln lehnte sich Alfred zurück in das weiche Polyesterpolster des Sofas, warf den Schein auf den Glastisch vor sich und strich sich die blonden Strähnen zurück. Er seufzte hohl und tief und wischte sich noch einmal das Blut von der Lippe.

„Ist eine scheiß Zeit.“, murmelte Alfred schließlich und suchte mit den Augen eine Entschuldigung. Doch er fand keine. Nur Gleichgültigkeit.

„Jede Zeit war scheiße. Vielleicht für dich nicht, aber für irgendwen immer.“

Der Amerikaner lachte ein weiteres Mal dunkel auf, sank noch ein wenig mehr in die Polster zurück und blickte den Niederländer an.

„Ruben, du bist ein Arsch. Dir kann man nichts erzählen. Echt ‘n Arsch.“ sagte er, immer noch seicht grinsend, beinah schon weggetreten und den Kopf wegdrehend als Ruben seine Pfeife anzündete. Er paffte einige Male in Gelassenheit, versank im Sessel und dem Raum und schien für einen Moment die Zeit vollends zu vergessen. Man hätte es meinen können. Es war niemals so gewesen.

„Bisher hast du mir nicht viel von deinen Problemen erzählt.“, räumte Ruben ein, drehte das abgebrannte Streichholz in seinen Fingern, „Du kamst rein und wolltest Kokain. Oder ist es dieselbe Leier wie immer?“

Alfred lachte erneut auf, ein wenig schallend und überdreht. Für einen kurzen Moment fragte sich der Niederländer, welches Lachen von ihm jemals ein wahres gewesen war. „Selbe Leier, sagst du.“, murmelte der Amerikaner und richtete den Blick zur Decke. Das Blut hatte aufgehört zu fließen. „Als könnte es jemals das Selbe sein. Das Selbe. Immer das Selbe, nein nein. Es wird immer schlimmer – schlimmer, schlimmer, schlimmer, ja, das vielleicht. Yaos Autos haben mittlerweile einen besseren Standard als meine, weißt du? Scheiße, kapiert das irgendwer? Er wird mich noch überholen. Wroom, das war mal die USA. Wroom, überholt. Scheiß Kommunistenstaat als erste Weltmacht? Jemand anderes als ich?“

Der viel zu dicke Qualm der Pfeife stieg an die Decke und breitete sich langsam in alle Richtungen aus bis er aus dem Fenster kroch und mit dem Wind davon getragen wurde. Ruben verschränkte die Füße auf dem Tisch und sprach aus dem Rauch heraus: „Arthur war auch mal eine Weltmacht. Sogar Francis war mal eine. Zeiten ändern sich.“ Er war ja auch mal eine.

„Zeiten ändern sich nicht für mich! Fuck it.“, Alfred knurrte ihn kurz an, doch sein Wille war zu schwach um wirklich gegen den Niederländer vorzugehen. Stattdessen ließ er den Kopf hängen, hielt ihn nur mit einer Hand und murmelte in sich hinein: „Kann nicht alles so bleiben wie es ist?“
 

„Sag mir, Ruben, wieso kann es nicht so bleiben wie es ist?“, Arthur stand am Fenster und betrachtete die Wiese vor dem Haus des Niederländers. Er schien dort stehen bleiben zu wollen bis die Blumen hoch genug schossen und aufblühen würden. Seine Schultern waren gesenkt, der Blick in der Ferne.

Er wartete auf etwas, das nicht eintreten würde.

„Zeiten ändern sich, Arthur. Alles ändert sich.“, Ruben sah nur kurz zu ihm bevor er die zweite Pfeife mit Tabak stopfte. Diese Themen verrauchten für ihn genauso. Belanglos.

Seine glorreiche, seine goldene Zeit war schon lang vorbei. Doch was hieß lang? War ein Jahrhundert lang?

„Ich will nicht, dass sich etwas ändert.“, beinah schon trotzig sah Arthur zu dem Niederländer. Prompt wurde ihm die frisch gestopfte Pfeife entgegen gehalten, die er eher zögerlich annahm. Ruben nahm sich seine eigene, bevor er ein Tunkhölzchen griff. Arthur setzte sich gemächlich neben ihn auf die Chaiselongue und beobachtete wie er das Holz in Schwefelsäure tauchte und es sich entzündete. Die beiden Pfeifen qualmten keinen Moment später und die Männer lehnten sich zurück und sahen den dunstigen Ringen beim Aufsteigen zu.

Die Stille war in den Raum eingekehrt, wie das gleichmäßige Ticken der Standuhr im Flur. Selbst die Geräusche der Wiese und Straße waren verschwommen und verzerrt, kaum hörbar in der Enge des dunklen Holzes.

Erst Ruben unterbrach die Stille wieder: „Er hat den Krieg gewonnen, Arthur, du kannst nichts mehr machen.“

„Scheiß drauf!“, Arthur schlug gegen die Lehne und dann sich selbst an den Kopf, verbarg das Gesicht in der Hand, „Verdammt, Ruben, er ist so was wie mein Sohn, mein kleiner Bruder, ich kann ihn doch nicht einfach so gehe...“

„Nein.“ Dicker Rauch stieg vor dem Gesicht auf, den durchdringend grünen Augen, verflog und blieb doch wie Nebel im Raum stehen. „Er ist weder dein Sohn, noch dein Bruder. Das wissen wir beide, das wissen alle, Arthur. Was du fühlst und was du willst ist was ganz anderes.“

Kurz starrte Arthur ihn an, grinste dann und lehnte sich zurück. „Wieso komme ich eigentlich mit meinen Sorgen zu dir?“ Kopfschüttelnd betrachtete er die Pfeife, als wäre es ihm jetzt wieder eingefallen.

Der Engländer sog den Rauch ein und seufzte dabei tief, hustete unterdrückt und schlug sich auf die Brust. „Der Tabak schmeckt komisch.“, brachte er immer noch leise hustend hervor und unbeeindruckt von Ruben gemustert.

„Da ist Opium mit drin.“, war dessen kurze Erklärung. Arthur betrachtete die Pfeife noch ein weiteres Mal eingehend, sog probierend daran und lehnte sich wieder in das Polster zurück, ließ den Arm über die Lehne hängen. „Opium also.“, wiederholte er leise, lächelte zur Decke und nickte.

„Vielleicht solltest du dich auf was anderes als Alfred konzentrieren.“, meinte Ruben nach einiger Zeit Stille und dem dümmlichen Grinsen des Engländers, das der Decke galt. Der drehte nur den Kopf auf die Seite, sodass er den Niederländer aus den Augenwinkeln mustern konnte.

„Auf was anderes konzentrieren? Ha.“, Er lachte hohl und paffte, drehte den langen Pfeifenhals in den Fingern, „Ich kann mich nicht auf etwas anderes als Alfred konzentrieren. Wie auch? Er ist, er, er gehört zu mir, verstehst du? Wie soll es denn jetzt nur weitergehen?“
 

„Ich – um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung, weißt du? Wie soll’s weiter gehen?“ Nervös spielten die weißen Finger an der Tischdecke und ab und zu an dem Blumengesteck in der Vase. Die Spannungen hatten sich seit einem Jahr gelegt und doch schien sich der Preuße immer noch wie auf einem Pulverfass zu fühlen.

Sonst wäre er wohl auch nicht hergekommen.

Er sah müde aus und elend, seine Wunden waren im Gegensatz zu denen seines Bruders kaum verheilt und der Krieg schien noch immer in ihm zu toben. Die Zeit bei Ivan schien keine glückliche zu sein.

„Hattest du schon mal das Gefühl, dass es zu Ende geht?“, Gilbert sah von seinen nervösen Händen auf zu Ruben und der Niederländer spürte den bohrenden Blick durch seinen Rücken hindurch.

„So einiges ging schon zu Ende.“, sagte er wahrheitsgemäß und suchte weiter im offenen Wandschrank, legte das Feuerzeug heraus und legte es zu dem Löffel auf den niedrigen Holztisch mit Steinverkleidung. Eher skeptisch sah Gilbert ihm dabei zu.

„Das meine ich nicht.“ Die sonst so wilden, roten Augen waren müde als er rüber zu Ruben sah. Der Niederländer griff den dünnen Oberarm und zerrte den Gürtel darum zu. Gilbert redete in leiser Tonlage weiter: „Ich kenne das Gefühl, wenn man spürt, dass man was verliert, aber, ich meine, wenn es zu Ende geht. Mit dir.“

Gilbert rieb sich den zugeschnürten Bereich des Unterarms, der sich plötzlich kälter anfühlte und sah zu, wie Ruben das weiße Pulver auf dem Löffel über der Feuerzeugflamme erhitzte. Die sorgenvollen Falten auf der Stirn wurden noch ein wenig tiefer als der die Flüssigkeit mit der Spritze aufzog.

„Ich glaube, ich werde sterben.“

Ruben sah bei diesen Worten langsam zu dem Preußen auf, der den Unterarm gestreckt bereit hielt und hinabsah. Er schien ernst dabei und sein restlicher Körper genauso kalt wie der Unterarm. Das Gesicht war verbissen und die Lippen ausgemergelt. So sah man lebensfrohe Menschen selten.

Der Niederländer legte eine Hand auf Gilberts Kopf und zerzauste das eh schon verwirbelte Haar, schüttelte den Kopf. „So leicht stirbt es sich nicht.“

Zumindest war es das, was er wollte. Sie lebten schon ewig. Eine Ewigkeit endete nicht so einfach.

„Ich hab keine Angst davor.“, Gilbert sah unter der Hand auf, zwang sich ein Lächeln ab, „Ich will Ludwig nur nicht allein lassen. Er war doch nie allein.“

Ruben schnippte mit dem Zeigefinger gegen die Spritze und drückte die kleinen Bläschen heraus bevor er sie in Gilberts Vene versenkte. Man sah sie gut durch die weiße Haut. Er konnte sich sogar einbilden das Blut wieder pumpen zu sehen, als der Gürtel vom Arm rutschte.

Es musste Einbildung gewesen sein.

„Zeiten ändern sich und die Kleinen werden erwachsen. Sie kommen ohne uns aus.“, Ruben fing Gilbert auf, als der langsam zurücksank und rückte ihn in einer sichere Sitzposition. Er konnte sehen wie schwer das Lächeln auf dem Gesicht des Preußen lastete, wie bleiern sein Arm sein musste als er ihn hob und Ruben die Augen zuhielt.

„Ihr habt auch die selben Augen, nicht? Ja, ja. So ein seltsames Grün. Man möchte bei all den Ähnlichkeiten kotzen.“ Gilbert kicherte und ließ den Arm wieder sinken, atmete tief ein und musterte den Niederländer. „Ludwig ist mir eigentlich gar nicht ähnlich. Wenn ich wirklich so ... tot bin und so dann wird nicht viel von mir in ihm weiterleben.“

Gilbert lächelte schief, ließ sich plump nach vorn fallen und versteckte das Gesicht an der fremden Jacke, er blieb regungslos, still, verharrte, als würde er jeden Moment wirklich sterben. Doch zu seinem Bedauern tat er es nicht.

Mit Heroin im Blut wäre ihm das deutlich leichter gefallen.

„Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Ich weiß es nicht. Ob ich Ludwig noch mal wiedersehe? Oder einfach- einfach tot? Wie fühlt sich das wohl an?“

Ruben tätschelte noch einmal Gilberts Kopf, hatte aber keine Worte. Weder zur Trauer, noch zum Trost, noch für seine Situation. Nach dem Krieg blieb eben nicht viel, außer ein paar künstlichen Glücksmomenten.

„Glaubst du, Ruben, irgendwer, so, irgendwie, so, würde mich vermissen? Wenn ich tot bin?“
 

„Meinst du wirklich irgendwer würde mich vermissen, wenn ich sterbe?“ Mit einem zynischen Lächeln, wie nur wenige es von ihm kannten, drückte Ivan den dutzendsten Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. Die kleinen Knäule ohne Filter stanken erbärmlich nach dem viel zu hartem Tabak.

Ruben konnte sich nicht erklären, wieso Ivan daran festhielt, diese Abart von Zigarette zu rauchen.

„Ich muss kein Psychater sein um zu sehen, dass alle mich meiden und zuletzt sogar verabscheuen. Ich weiß nicht, was ich falsch mache.“

Ivan ließ davon ab, sich eine neue Zigarette zu drehen, als er sah, wie Ruben die klare Lösung in eine Spritze zog. Ivan hasste Nadeln und dennoch zog er den Gürtel um den Oberarm straffer.

„Dass Alfred mich hasst ist mir klar.“ Er nahm dem Niederländer die Spritze ab und besah sich die klare Flüssigkeit. Er ließ das Gefühl von Nostalgie für die Sowjetzeit aufkeimen, für die erste Runde Wint, das erste Mal alles vergessen und sich großartig fühlen. Er ließ es aufkeimen und sofort wieder absterben.

„Doch wieso hassen mich alle anderen? Wieso Yao? Wieso Arthur, Ludwig, Francis? Es kann doch keine Angst sein.” Ivan streckte den Unterarm und lehnte den Kopf zurück als die Nadel die Haut brach. Unachtsam warf er die Spritze zurück auf den Glastisch und hielt sich den Kopf.

„Es ist fast so als wolle keiner vergessen. Als würden die Fehler der Vergangenheit mich immer und immer wieder einholen.“ Der Russe streckte den Arm über die Sessellehne und spreizte die Finger, ballte sie wieder zusammen.

Manchmal hatte Ruben das Gefühl, dass Ivans Zustand kaum vom Rausch verändert wurde. Er war anders als sonst, wenn er durch die Tür schritt und wenn er erzählte, was ihn belastete, ja, doch die Drogen schienen keinen Effekt zu haben. Ivans Kopf schien beinah noch klarer als sonst, aus den Wolken geholt und allen zur Schau bereit gestellt. Aus Glas und lesebereit. Der Russe schien damit seine eigenen Dämonen zu besiegen, alle Mauern niederzureißen.

Es war beinah schon traurig, was man sah.

„Warum können wir nicht einfach vergessen?“, fragte Ivan und sah zu dem Niederländer der ruhig zurückgelehnt die Arme im Schoß verschränkt hatte. Diese Gleichgültigkeit war ein Segen.

„Irgendwann werden die Menschen vergessen. Wir allerdings nie. Zeiten ändern sich, wir aber bleiben gleich und egal, wie wir uns anstrengen, den ersten Eindruck kann man nicht wieder wett machen.“

Ivan lachte hohl in seine Hand und nickte, blickte dann wieder vor zu Ruben.

„Gibst du mir ein wenig Винт mit?“, fragte er doch hätte ihm das Kopfschütteln klar sein müssen.

„Du weißt dass ich nichts raus gebe.“

„Das wirkt fast wie ein Kontrollzwang.“ Ivan stützte den Kopf in seine Hand und musterte Ruben kurz. „Sterben können wir sowieso nicht. Nun, zumindest nicht daran.“

„Ich weiß.“ Ruben packte das Wint weg und leerte gleich darauf auch den Aschenbecher aus, blickte dabei kurz raus in den Garten. „Willst du deinen Schwestern vielleicht Tulpen mitnehmen?“

Ivan streckte den Hals zu ihm und lachte abermals auf, hob die Brauen süffisant: „Das ist deine einzige Freude, oder? Blumen und Frauen.“
 

„Mein Gott, man könnte meinen deine einzige Freude sind Blumen und Frauen. Und Zigaretten. Ohja, ganz sicher Zigaretten.“ Ruben beobachtete, wie die noch glimmende Kippe im Aschenbecher ausgedrückt und sogleich mit sämtlichem Zubehör vom Tisch runtergetragen wurde.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mal selber putzen? Ich kann doch nicht jeden Monat vorbei kommen und das für dich machen.“

„Tust du doch aber.“

„Ruben!“

„Isabell?“

Die Belgierin schmiss ihrem Bruder das Wischtuch, das eigentlich für den Wohnzimmertisch bestimmt gewesen war, ins Gesicht und schnaubte leise. Mit festem Schritt ging sie das alte Blumengesteck aus der Vase befördern um das neue darin anzurichten.

„Wieso schläfst du eigentlich schon wieder auf der Couch? Du hast doch ein Bett. Bist du nun schon zu faul deine Liebschaften dorthin zu führen?“ Isabell nahm ein neues Wischtuch und begann den Tisch zu säubern, bevor sie alles geordnet wieder zurückstellte. Sie wuselte weiter um die Fenster zu öffnen und den Rauch der letzten Nacht herauszulassen.

„Gestern ist es eben spät geworden - mit Ivan. Wenn es eine Frau gewesen wäre, naja.“ Ruben pflückte sich das Tuch vom Gesicht und warf es Isabell entgegen die es nutze um den Staub auf den Schränken wegzuwischen.

„Mit Ivan? Gott, spielst du immer noch Seelsorger für die Welt?“

Ruben richtete sich langsam auf, streckte und knackte mit den Gliedern. „Ich kann nichts dafür.“, rechtfertige er sich, „Sie kommen einfach zu mir.“

„Ja, wegen deinem Zeug.“, sie klopfte auf den ominösen Wandschrank, der dabei gefährlich klapperte, bevor Isabell weiterputzte. „Erst musst du denen das alles geben und dann heulen sie sich in ihrem Rausch bei dir aus. Das ist doch erbärmlich.“

Ruben lehnte sich leicht lächelnd zurück, bevor er sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte. „Du bist doch nur neidisch, dass ich die ganzen Geheimnisse kenne und sie dir nicht erzähle.“ Bei dieser frechen Antwort musste er einem erneut geworfenen Wischtuch ausweichen.

„Ja, natürlich. Ich bin so neidisch. Am besten ich mache meine eigene kleine Opiumhöhle und horche die anderen aus.“, bluffte sie ihn an und musste schon wieder nach einem neuen Wischtuch langen.

„Du weißt, dass ich das nicht zulassen würde.“ Ruben zündete sich ruhig seine Zigarette an und erhaschte nur kurz den zornigen Blick seiner Schwester. „Klar, du würdest mich grün und blau schlagen, wenn ich Drogen nehme. Wer’s glaubt.“, Isabell seufzte und ließ sich in den Sessel fallen, richtete ihr Kleid und sah zu ihrem Bruder rüber. Der rauchte nach wie vor still seine Zigarette und legte den Kopf schief.

Isabell lächelte und lehnte sich zurück, blickte dann raus aus dem Fenster.

„Wollen wir vielleicht Fahrrad fahren und auf dem Markt schauen, was es für neue Blumensamen gibt?“, sie blickte aus den Augenwinkeln zu Ruben, der auch prompt seine Zigarette weglegte und sich erhob.

„Wenn du das willst.“

Isabell lachte auf und rauschte als erste zur Tür, sah über die Schulter zu ihrem Bruder.

„Manche Dinge ändern sich nie.“

Ruben zuckte mit den Schultern als er ihr folgte und strich sich über das Kinn. „Die Zeiten ändern sich dagegen immer.“

Isabell schloss die Tür hinter ihnen, lachte wieder auf: „Du musst wirklich immer das letzte Wort haben, hum?“
 

„Ahaha, Ruben, musst du denn immer das letzte Wort haben?“ Der lachende Spanier hielt die Finger in die Tür damit der vor sich her grummelnde Niederländer sie nicht zuschlagen konnte. Oder, wie Antonio hoffte, es auch nicht würde.

Er zwängte sich durch den Spalt hinein und folgte Ruben zum Wohnzimmer.

„Hey, jetzt dreh mir nicht den Rücken zu, ich hab ein Friedensangebot dabei.“, Antonio fummelte in seiner Jackentasche umher während Rubens skeptischer Blick auf ihm lastete. Hervor kamen zwei gut duftende kubanische Zigarren, eine hielt der Spanier ihm hin.

„Na? Cohiba Behike – da dürfte doch was bei dir klingeln, nicht wahr?“

„Schleim dich bloß nicht ein.“ Dennoch drehte sich Ruben um und nahm die Zigarre. Antonio folgte dem Niederländer lächelnd und ließ sich von ihm die Zigarre anschneiden. Gemeinsam nahmen sie den ersten Zug, erfüllten die Luft mit herben Geruch und sanken ein wenig mehr in ihrer Haltung ein.

„Na, vergeben und vergessen?“, Antonio sah über der Zigarre zu Ruben, der den Blick allerdings wieder abwand.

„Niemals.“

„Ach, komm schon. Isabell will nicht, dass wir uns deswegen in den Haaren haben.“

„Und du tust immer alles, was Isabell will?“

„Ruben, das ist doch nicht der Weltuntergang.“

„Und da bist du dir sicher?“

„Ach komm, ich will nicht wie Ludwig enden und...“

„Du besitzt meinen Abscheu schon.“

„Ruben, komm schon. Es ist nur Fussball.“

„Für dich vielleicht.“

Seufzend setzte sich der Spanier auf den Tisch, strich sich das Haar zurück. „Ich frage mich ernsthaft wie dich andere Leute überhaupt aushalten können.“

„Meistens sind die zugedröhnt und dann muss ich sie aushalten.“

„Du bist echt ein Arschloch.“
 

„Er ist wirklich e-e-ein Arschloch!“

Ruben musste husten als er gerade den Rauch einatmen wollte, klopfte sich auf die Brust und sah mit geweiteten Augen zu seinem Gegenüber. Der saß auf den Füßen, krallte mit den Händen in den Hosenstoff an den Knien und knirschte leise mit den Zähnen.

Der Anzug saß wie angegossen und dennoch wirkte sein alter Bekannter darin wie jemand anderes. Jemanden den er nicht kannte, den er so auch niemals hätte kennenlernen wollen.

„Wer ist er denn, dass er sich rausnimmt sich bei mir einzuquartieren und alles auf den Kopf zu stellen? Milch sollen wir trinken und Geishas sind auf einmal nur noch billige Soldatenhuren, Hosen müssen die Männer tragen, denn alles andere ist ja nur für Frauen!“

Kiku presste die Lippen zusammen und sah zu Ruben rüber, der in seiner Haltung erstarrt war. Der Kopf des Niederländers war zwar gerade etwas langsam, da der gute Cannabis von Kiku sein Hirn vernebelte, doch eins wusste er sicher: So aufgebracht hatte er den Japaner noch nie gesehen.

„Sag auch was dazu.“, Kiku nahm ihm die Pfeife aus der Hand und sog selbst daran, beruhigte sich durch die inhalierten Stoffe allerdings keineswegs.

„Ich mag dich im Kimono mehr.“

„Ruben, das war unangebracht.“

„Weshalb?“

„Weil du auch findest, dass ich darin wie ein Mädchen aussehe.“

„Ertappt.“ Ruben nahm nun wieder die Pfeife und sog, blies kleine Ringe in den Raum, bevor er zu Kiku rüber sah aber nur die Schultern zuckte. Kiku dagegen seufzte tief: „Ich will nicht besetzt sein.“

„Damit hättest du rechnen müssen.“, Ruben lehnte sich entspannt zurück, schloss kurz die Augen, „Wenn du in so einen Krieg einsteigst, hättest du damit rechnen müssen.“

Kiku nahm wieder die Pfeife, seufzte erneut. „Und was mache ich jetzt?“

„Alfred aushalten.“

„Nur wie lang?“

Der Niederländer lehnte sich noch ein wenig mehr zurück, atmete tief. Die beruhigende Wirkung lullte ihn friedlich ein und machte den Kopf frei von jeglichen Sorgen.

„Nicht lang.“, murmelte er leise und sah aus den Augenwinkeln zu Kiku, „Zeiten ändern sich schnell. Er wird keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.“

Der Japaner spielte mit der Pfeife zwischen den langen Fingern und sog den Rauch tief ein, blies ihn genüsslich aus. Die Worte und die Droge beruhigten ihn ganz langsam, zunehmend und er lehnte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, musterte den Niederländer darüber hinweg.

„Und du magst Kimonos mehr?“

Ruben lachte kurz kehlig auf, rappelte sich hoch um Kiku ansehen zu können. Er lehnte sich vor auf den Tisch, die Brauen gehoben musterte er den Japaner. „Nein, ich mag nur dich in Kimonos mehr.“

„Weil ich dann aussehe wie ein Mädchen?“, Kiku lächelte dusselig, hob nun ebenfalls die Brauen und neigte den Kopf ein wenig.

„Genau.“, Ruben nahm ihm die Pfeife ab, zog diesmal ganz langsam, „Und ich mag Mädchen.“

„Also ... magst du auch mich?“

Der Niederländer lächelte ein wenig breiter, stützte den Kopf auf die Hand, damit er nicht ausversehen runterfiel. „Hm.“, brummte er zustimmend, „Dich mochte ich schon immer.“

Kiku kicherte hinter vorgehaltener Hand, sah kurz beiseite, lächelte verschmitzt. „Ich dich auch.“

Ruben lachte abermals auf, strich mit dem Zeigefinger unter Kikus Kinn entlang. „Ich besetze dich auch nicht.“

„Nein.“, Kiku lächelte verschämt, fasste Rubens Hand, „Du warst immer nett.“

„Zumindest zu dir.“ Der Niederländer griff mit der anderen Hand Kikus, zog ihn ein wenig dichter. Er mochte die Wirkung des japanischen Cannabis. Die mochte er wirklich.

„Das ist die Hauptsache.“

„Soll ich mal wieder nett sein?“

„Ruben, du machst mich noch verlegen.“
 

„Oh, Mijnheer Nederland, Sie machen mich ganz verlegen. Das kann ich doch nicht annehmen.“ Mit rosigen Wangen wand sich das junge Mädchen ab und versuchte den Blick von den schönen Blumen zu nehmen.

„Meine Teuerste, ich bitte darum.“

„Aber, das wäre schon das vierte Mal.“

„Und ein fünftes wird es auch geben, bitte, meine Teuerste. Nimm die Blumen und sag mir, wie alt bist du?“

„Ich bin 15, Mijnheer Nederland. Sie wissen doch, dass ich...“ Das junge Dienstmädchen wurde jäh unterbrochen als die Arbeitszimmertür aufgestoßen wurde und ein lächelnder Mann heraustrat, die Hand hob um Ruben zu begrüßen.

„Schön dass Sie erschienen sind, Mijnheer van Swieten.“

„Die Freude ist meinerseits.“ Ruben drückte dem jungen Mädchen den Strauß Blumen in die Hand bevor er mit dem Herr in das Arbeitszimmer verschwand. Der ließ es sich nicht nehmen dem noch nichts ahnenden Niederländer auf der Weltkarte einen kleinen Fleck zu zeigen.

„Deswegen ließ ich sie rufen, Mijnheer van Swieten. Wir haben diesen Teil mit Einheimischen getauscht. Sie nannten ihn ‚Manna-hatta‘, hier direkt bei Nieuw Amsterdam. Das wird uns große Geschäfte bringen, der Handel mit der neuen Welt ist uns gesichert.“

Ruben trat näher und betrachtete das Gebiet eingehend, nickte schließlich zustimmend.

„Solang die Geschäfte florieren bin ich beruhigt.“

„Florieren? Mijnheer van Swieten, ich bitte Sie! Wir stecken mitten im goldenen Zeitalter. Besser könnte es für das Verenigde Nederlanden gar nicht stehen. Wenn wir den Kurs beibehalten, könnten wir uns großen Einfluss in Amerika sichern. Der Status als Weltmacht wäre uns eigen!“

Ruben nahm eine Pinnnadel von der Weltkarte, steckte sie auf Nieuw Amsterdam und seufzte leise, sah über die Schulter zu dem aufgeregten Mann.

„Goldenes Zeitalter? Wissen Sie, Zeiten ändern sich.“

„Aber Mijnheer van Swieten, nicht so pessimistisch!“

„Was ist daran pessimistisch?“
 

End
 

A/N:

• „Винт“ ist der russische Name für „Wint“, eine Mischung aus Meth und Ephedrin, die sich in der Sowjetunion verbreitete.

• „Nieuw Amsterdam“ war der Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie „Nieuw Nederlande“ und wurde später durch die Briten erobert die diesen Teil um „Manna-hatta“ „New York“ und „Manhattan“ nannten ;)
 

„Ruben van Swieten“ und „Isabell“ sind meine eigens ausgedachten Namen für Netherlands und Beligum, da der gute Hidekaz Himaruya sich ja keine mehr überlegt. >: Benutzen und weiterverbreiten also auf eigene Gefahr, aber ich finde, sie passen ganz gut, nicht? :)

Wenn du wiederkommst

Titel: Wenn du wiederkommst

Teil: 1/1

Pairing: Russia (Ivan) x Prussia (Gilbert)

Warnings: Spoiler, Fluff, Sad
 

A/N: Nur ein flinker Gedanke, den ich aber ganz niedlich fand. Ich erkläre aber besser mal mehr hinterher, sonst verrat ich noch alles. u . u Und ich weiß – too much IvanGilbert, aber sie kreisen einfach pausenlos in meinem Köppele. n _ n Was solls, ich wünsche viel Spaß:
 


 

Nervös trommelte Ivan auf dem feinen, weißen Papier vor sich, ließ die Finger ruhen nur um sie noch hastiger den Stift greifen zu lassen.

Er drehte ihn in der Hand, einmal, zweimal, suchte Worte, einen Anfang, irgendetwas das in nur wenigen Buchstaben ausdrücken könnte, was er los werden wollte – doch er fand keinen. Er fühlte sich, als hätte er einen Stacheldraht geschluckt und weder seine Stimme noch seine geschriebenen Sätze könnten etwas ausdrücken.

Er wusste nicht, wie er beginnen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er es so bezeichnen dürfte.

Ein weiteres Mal tief einatmend sah er nach vorn aus dem Fenster seines Büros, ein wenig sehnsüchtig in die weiße Ferne starrend, doch er musste sich selbst wieder besinnen.

Er musste einen Anfang finden, jetzt.

Mit kalten Fingern nahm er erneut seinen Stift, setzte auf und schrieb mit Ungewissheit, was er schreiben wollte:
 

„Lieber Gilbert,
 

ich weiß, dass es vielleicht ein seltsamer Zeitpunkt ist, um dir einen Brief zu schreiben. Ein dämlicher wenn nicht sogar, doch ich hoffe inständig, dass sich meine Situation so bessern wird. Wenn auch nur ein wenig.

Ich beginne diesen Brief ohne wirklich zu wissen, was ich schreiben soll. Vielleicht eine Floskel? Doch es wäre frevelhaft dich zu fragen, wie es dir geht oder wie das Wetter ist. Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen erzähle, wie es mir geht?

Es geht mir gut, soweit man das sagen kann. Mein Leben geht so weiter, wie ich es wohl gewohnt bin. Es ist schwer sich zu behaupten, die meisten haben immer noch eine schlechte Meinung über mich, aber diese Vorurteile werden sich sicherlich auch irgendwann auflösen.

Das Wetter ist unbeständig wie immer, auch wenn wir diesen Sommer eine große Hitze hatten. Der Winter dagegen war wieder äußerst streng. Ich hoffe, dass der Frühling und die warmen Temperaturen nicht mehr lang auf sich warten lassen.
 

Mit Toris' Hilfe werde ich wohl diesen Frühling versuchen einen Garten anzupflanzen, der sich auch hält. Ich möchte viele große Sonnenblumen vor dem Haus haben. Ich habe auch überlegt, ob Kornblumen dazu nicht hübsch wären, aber ich bin mir nicht sicher ob dich das vielleicht verärgern würde? Bisher sind die meisten meiner gärtnerischen Aktionen ja leider gescheitert.

Toris hat mir im Allgemeinen sehr geholfen in letzter Zeit. Jetzt, wo mein Haus leer ist, fällt mir erst auf, wie schwer es ist sich um alles allein zu kümmern.

Aber ich weiß schon, du denkst dir sicher: ‚Die Lektion muss er lernen.‘ Wahrscheinlich hast du damit gar nicht so unrecht.

Wahrscheinlich wäre ich an all dem schon lang verzweifelt, doch ich habe etwas auf das ich hinarbeite. Ich fürchte, ich kann nun gut nachvollziehen, was du früher für Motive hattest, als es um Ludwig ging. Ich möchte mich nicht erdreisten es gleich zu nennen, aber du dürftest meine Ideale von allen sicher am besten verstehen.
 

Denn, so seltsam es vielleicht klingen mag, ich bin jetzt Vater. Und was sicherlich noch seltsamer klingt, du auch. Du – bzw. wir haben einen Sohn, den du noch nie gesehen hast.

Ein Umstand den ich wirklich sehr bedauere, denn er ist ein wahrer Prachtjunge.

Aber ich denke, bevor ich dich vor vollendete Tatsachen stelle, sollte ich dir alles erklären, nicht wahr? In diesen furchtbaren Zeiten von 1990 wollte ich nicht alles verlieren, was mir aus den Händen glitt, was darin endete, dass ich die Gebiete um das ehemalige Königsberg behielt.

Damit wurde 1991 die Oblast Kaliningrad geboren.

Keinen Tag später schlich ein Junge um mein Haus. Als es mir doch mehr als verdächtig vorkam und ich ihn suchte und schließlich fand, wusste ich, wer er war und warum er war.

Jeden Tag, wenn ich ihn ansehe, sehe ich dich, Gilbert. Ich bin so froh, dass er so viele schöne Züge von dir hat. Er ist schlank und hat strohblonde Haare und dein Lächeln und er ist frech wie du, aber er hat meine Augen, die so unglaublich traurig aussehen, wenn er nach dir fragt.

Doch seine Gefühle überspielen, ja, das kann er so gut wie du.

Er liebt Tiere, das hat er wohl auch von dir, weswegen ich ihm ein Häschen geschenkt habe. Natürlich nur unter der Bedingung, wenn er sich gut darum kümmert – und das tut er, da ist er wirklich sehr erwachsen. Er ist schon so selbstständig, dabei ist er jetzt erst sieben Jahre alt.

Ich habe immer noch Angst, dass wenn ich ihn anfasse, er mir einfach in den Armen zerbricht. Er hat so kleine Hände, so kleine Händchen, ich habe solch eine Angst ihn kaputt zu machen.

Aber er ist stark, mindestens so stark wie du.

Ich versuche immer ein guter Vater für ihn zu sein. Nicht zu streng, aber auch nicht zu weich. Ich kann ihm nie lang böse sein, nein, ich fürchte immer, dass er mich dann hassen könnte. Ich will für ihn ein Vorbild sein, auch wenn ich das wohl nicht immer so gut hinbekomme. Deswegen erzähle ich ihm oft von dir, damit er auch von dir nur das Beste denkt und vielleicht einmal so wird wie du. Er ist wirklich ein guter Junge.

Gilbert, ich weiß, dass es wahrscheinlich etwas spät ist um dich nun zu fragen, doch ich möchte einfach mein Gewissen beruhigen, indem ich dich einweihe. Ich habe unseren Sohn den Namen Friedrich Nicolai gegeben. Ich war mir nie sicher ob du das gut oder eher schlecht finden würdest?

Ich weiß, was dieser Name für dich bedeutet, aber glaube mir, unser Junge ist klug und hübsch, er ist das Liebenswerteste was ich je kennenlernen durfte und mit jeder Faser seines Körpers hat er es verdient.

Ich weiß, dass du ihn lieben würdest, so wie ich ihn liebe, wenn ihr euch nur kennen würdet. Es gibt keine schöneren Momenten für mich als nach Hause zu kommen und zu sehen, dass mich tatsächlich jemand vermisst hat. Ich weiß, dass du alles für ihn tun würdest, würde er dich so umarmen, wie er mich umarmt.

Ich war nie stolzer.

Nicolai ist alles für mich und doch weißt du hoffentlich, wie sehr ich dich vermisse, wie ich alles bedauere, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich würde es gern rückgängig machen, wenn ich es könnte. Keine Entschuldigung der Welt könnte das alles ungeschehen machen, dessen bin ich mir bewusst, doch ich hoffe inständig dass du mir verzeihen kannst.

Ich verspreche dir, Gilbert, dass ich niemals etwas oder jemanden so sehr werde lieben können wie dich oder Nicolai. Es klingt idiotisch, ich weiß, es klingt absurd von jemanden wie mir, doch es ist soviel Zeit vergangen, soviel geschehen, ich bin soviel weiser geworden und soviel verzweifelter.“
 

Ivan hielt kurz inne im Schreiben. Seine schweren Glieder und der Draht in seinem Hals hatten sich gelockert. Der tonnenschwere Stein wog nur noch halb so viel. Er betrachtete die Zeilen, die so wenig nach ihm aussahen, sich so wenig nach ihm anhörten. Er konnte sich nicht vorstellen das geschrieben zu haben, doch seine verkrampften Finger um den Stift lehrten ihn eines besseren.

Manchmal war es gut, sich dem, was man wirklich fühlt, nicht ständig bewusst zu sein.

Diese Schuld, die er niemals aussprechen könnte, würde ihn nur stetig zerfressen.

Langsam schloss Ivan die Augen nur um sie ein letztes Mal in die Ferne zu richten. Er musste einen Abschluss finden. Jetzt.
 

„Gilbert, ich weiß immer noch nicht, ob durch das, was ich dir nun gesagt habe, alles besser wird, alles erträglicher wird. Ich weiß nicht, was die Zukunft für mich bereit hält und ob sich meine Situation jemals bessern wird.

Es gibt so viele Dinge, die ich gern wieder mit dir teilen würde neu entdecken oder ausmerzen. Es gibt so viele Situationen, ich denen ich wünsche, dass du bei mir wärst.

Doch egal, was die Zukunft für mich oder Nicolai bereit hält, ich wünsche mir, du könntest das alles noch mit erleben. Das wünsche ich wirklich.
 

In Liebe,

Ivan.“
 

Als der Russe erneut tief einatmete, zitterten die Finger kurz, die noch eben den Stift so fest umschlossen gehalten hatten. Die schwarze Tinte trocknete, zog ins Pergament ein und bannte schwarz auf weiß, was Ivan immer noch nicht wahr haben wollte.

Er hatte abgeschlossen. Vorbei. Das war das Ende.

Er musste ihn endlich gehen lassen – auch wenn er das niemals könnte.
 

Mit schweren, trägen Bewegungen faltete Ivan das Papier und steckte es säuberlich in einen Umschlag. Er adressierte ihn nicht, er würde ihn persönlich vorbei bringen, doch es fiel ihm so schwer den Brief in die Tasche zu stecken und den satten, schwarzen Mantel anzuziehen.
 

„Papa?“

Ivan sah auf, als Nicolai den Kopf hereingesteckt hatte, hübsch herausgeputzt in seiner Sonntagskleidung.

„Fahren wir jetzt Vati besuchen?“

Langsam erhob sich der Russe, setzte ein Lächeln auf, als er sich seinem Sohn näherte und ihm kurz das blonde Haar zerstrubelte und schließlich seine kleine Hand griff.

„Ja.“ Er führte ihn raus aus dem Arbeitszimmer, den Flur entlang. Sie nahmen den frisch gekauften Strauß bunter Schnittblumen - die eigenen im Garten schliefen noch unter dem Schnee. Manches Mal fragte sich Ivan, ob er sie nicht einfach aufwecken konnte um sie auf Gilberts Grab zu legen. Ob er den Schnee nicht einfach beiseite schaufeln und alles wie im Sommer erblühen könnte.

Es war ein kindischer Gedanke. Genauso, wie zu glauben, dass Gilbert irgendwann vielleicht wiederkommen könnte. So kindisch, wie anzunehmen, dass er mit ihm seine eigene kleine Familie gründen könnte. Kindisch, wie zu meinen, dass Gilbert den Brief lesen würde, wenn Ivan ihn auf das Grab legte.

Das alles waren Ivans kindische Gedanken von denen er wusste, dass sie surreal, idiotisch, seltsam und dumm waren. Von denen er wusste, dass sie niemals wahr werden würden.

Doch genau diese Gedanken waren es, wegen denen er seinem Sohn die Hand geben und anlächeln konnte.

Genau wegen diesen Gedanken konnte er noch weiter machen, weitergehen, nicht stehen bleiben. Selbst wenn der Himmel trüb war, der Wind zurück flüsterte, seine Räume falsch wirkten, das Bett nicht passen wollte, selbst dann - wenn Gilbert wiederkommen würde, wäre seine Tür offen.
 

A/N: Ich bin kein Fan von Mpreg, deswegen mag ich es dass die Kinder bei Hetalia einfach „gefunden“ werden können. Und ehrlich, wenn Hong Kong bei Hetalia ein Charakter ist, dann sollte es auch Kaliningrad geben. :D

Einigen könnte Ivan vielleicht zu kitschig sein, aber er ist an sich ja eigentlich ein eher sanfter Charakter und gerade wenn es um Liebe geht, stelle ich ihn mir doch emotional vor. Ganz davon zu schweigen, dass ein Kind und der Tod einen stark verändert. Wem Ivan also zu blöd ist – pech! Ist meine Version von ihm. :) Kommentare und sonstige Kritik sind dennoch gern gesehen.

Arthur war’s!

Titel: Arthur war’s!

Teil: 1/1

Pairing: none aber enthält das „Bad Friends Trio“

Warnings: vulgäre Sprache
 

A/N: shibui war an mich herangetreten und wünschte sich eine Bad Friends Trio FF! è_e Da ich ja offen für Vorschläge bin hatte ich mir was überlegt und auch gleich angefangen zu schreiben, allerdings steckte ich dann zwischenzeitlich in einer unproduktiven Phase und kam bei einem Teil einfach nicht weiter... Jetzt habe ich die OS nach fünf Monaten endlich fertig gestellt... °_°; Anfänglich war ich noch skeptisch ob die Idee und die Dialoge so rüberkommen, wie sie sollten, aber letztendlich gefällt es mir doch recht gut.

Auch wenn ich wohl mehr der Drama-Schreiber bin. D8 (13 Kommentare bei Saat und Ernte! WTH!)
 

Im gleichen Atemzug möchte ich mich für alle 38 Kommentare und 56 Favoriten bedanken! ; 3 ; Es freut mich so, wenn ihr meinen Gehirnmüll mögt. ♥ *dicke Herzchen verteil* Und entschuldig falls ich nur spät oder gar nicht auf Kommentare antworte. Manchmal verpeile ich das... q_q

Und auch ein dickes Danke an all meine Schwarzleser, die meine Statistiken in die Höhe treiben. 8D
 

Und wer das jetzt alles gelesen hat, darf sich ein Eis backen und sich an der One Shot erfreuen:
 


 

„Scheiße.“

„Das kannst du laut sagen.“

„Aber nicht zu laut, ihr wisst doch.“

„Was wissen wir?“

„Na – Erziehungstechnisch und so!“

„Antonio, hast du schon vergessen, wer hier vor dir sitzt?“

Brummend gab Francis dem Spanier einen Stoß in die Rippen, bevor er sein Augenmerk wieder nach vorn richtete. Hier saßen sie zu dritt, Gilbert und Francis jeweils an der Seite Antonios und starrten ungläubig auf den Haufen Wäsche vor ihnen. Hier war was falsch gelaufen. Definitiv.

„Das ist alles nur deine Schuld, Kartoffelkopf.“, Francis brummte dunkel, als er mit spitzen Fingern die Jacke vom Haufen anhob.

„Meine? Wer wollte denn unbedingt hier herkommen, dummer Froschfresser?“, Gilbert verteidigte sich mit einem Stoß an Francis Schulter. Der ließ die Jacke wieder fallen.

„Jungs, das bringt doch jetzt auch nichts.“, Antonio hob die Hände besänftigend.

„Halt’s Maul, Antonio, wenn wir‘s mal so betrachten, ist es eigentlich eh alles deine Schuld!“, Gilbert wedelte mit dem Finger und Francis nickte zustimmend.

„Hättest du nicht diesen dummen Tag feiern wollen, wäre es nie so weit gekommen.“
 

Dieser Tag war bezeichnender Weise der 23. April. Der Tag des Bieres. Als Antonio diesen Umstand heraus gefunden hatte, musste er einfach Gilbert Bescheid sagen.

Der wusste selbst nichts von diesem „Feiertag“ in seinem Land und gab daraufhin weiter an Francis. Es war der perfekte Grund einfach mal einen trinken zu gehen. Lust dazu hatten sie schließlich immer, Anlässe dagegen nicht genug.

Selbst Ludwig hatte einsehen müssen, dass diese Lobpreisung einmal im Jahr angebracht sei.
 

„Es ist Gilberts Tag. Also ist es Gilberts Schuld!“, der Spanier deutete auf den Deutschen der die Hände abwehrend hob: „Hey, ich hab nur das Bier bezahlt! Das verdammte Spiel war Francis Idee.“
 

Denn als sie in ihrer Stammkneipe angekommen waren und auch schon dem ersten Bier an diesem Abend gehuldigt hatten, kam der Franzose mit einem Zeitvertreib auf. Er nahm ein Skatspiel, legte die Regeln fest und reihum musste man trinken oder nicht. Da sie aber sowieso nur zu dritt waren, wurde der Gewinner zum Verlierer und der Letzte siegte oft genug.

Schließlich kam Antonio aber mit dieser elenden, dummen, neuen Regeln auf: „Wenn ein Herz Bube kommt muss man immer ein Piratenlied singen!“

„Ein Piratenlied?“, Francis lachte nur, „Wieso gehen wir nicht gleich zu Arthur und lassen ihn singen?“
 

„Seht Ihr? Es ist Francis Schuld, Francis Schuld!“, Antonio deutete zu dem Franzosen, blies empört die Wangen auf.

„Wer hat denn mit dem Lied angefangen?“, verteidigte sich Francis.

Gilbert zuckte mit den Schultern: „Aber du wolltest zu Arthur.“

„Und du Kraut hast auch noch die Initiative ergriffen und bist vorgegangen.“
 

Nachdem das Bier bezahlt und die Karten eingepackt waren, hatten sie sich in der Heimlichkeit der Nacht auf den Weg zu Arthur gemacht. Angeführt von Gilbert, dessen Stimme noch am klarsten war und dessen Gang am wenigstens schwankte. Zielsicher brachte er seine Trinkkumpanen zu dem Haus des Engländers.
 

„Moment mal. Wollt ihr mich in etwa für alles verantwortlich machen, weil ich euch zu Arthur geführt habe?“, der Deutsche hob beide Hände, zog die Lippen kraus. Nach kurzer Stille nickten Antonio und Francis schließlich.

„Jah?“, kam es gedehnt von ihnen und sie mussten sich ducken, als der Deutsche nach ihnen langte.

„Habt ihr sie noch alle? Ich habe mich aufgeopfert für euch! Aufgeopfert! Nur weil ihr so wenig vertragt und ich euch führen musste...“

„Warte mal.“, Antonio schnippte mit den Fingern. Er schienen einen Geistesblitz zu haben, einen hellen sogar, was bei dem Spanier durchaus selten war. Er schlug mit der Faust in die hohle Hand. „Betrachten wir das doch mal nüchtern.“ Was bei den Dreien nicht ging, zumindest momentan nicht. Biologisch gesehen baute sich Alkohol einfach nicht so schnell ab, wie sie es vielleicht gern gehabt hätten. „Wir kamen zu Arthur, um diese Uhrzeit und er war noch wach. Geweckt haben wir ihn nicht, das Licht hatte ja gebrannt. Ist es da also nicht seine eigene Schuld gewesen?“
 

Die Drei waren gröhlend bei dem Haus angelangt, hatten sich vor dem Fenster positioniert und in ihrer unverblümten Betrunkenheit festgestellt, dass im oberen Stockwerk noch Licht brannte. Arthur war noch wach – und die Drei überzeugt, er wäre ebenso in der Stimmung Piratenlieder mit ihnen zu singen, wie sie es gewesen waren.

Francis hatte einige Anläufe gebraucht den Knopf zu finden, danach befühlte er die Klingel aber leidenschaftlich lang. Bis sie Treppengepolter und wütende Schritte hörten. Arthur riss die Tür vor ihnen auf, sichtlich wütend, doch als er die drei betrunkenen Nachtwandler sah, verzog sich sein Gesicht zu amüsierter Genervtheit.

„Ihr seid es nur.“, sagte er und erntete empörte Blicke.

Nur?“

„Was heißt hier nur?“

„Dieses Nur ist gekommen um deine langweilige Nacht zu retten!“

Arthur hätte sich sicherlich besseres vorstellen können, als Francis, Antonio und Gilbert, die ihn auf die Straße zogen um ihn in ihre berauschende Mitte zu führen.

„Hey, langsam, ihr Trottel, wo wollt ihr denn hin?“, der Engländer hatte Mühe sich aus ihrem Griff zu winden und als er es geschafft hatte, noch größere, bei den albernen Posen, die sie einnahmen nicht zu lachen.

„Hinaus in die Straßen!“, Francis hob eine Hand empor zum Himmel, imitierte Superman.

„Trinken bis wir umfallen!“, Antonio schüttelte den ausgestreckten Daumen und kleinen Finger, deutete ein Glas an.

„Piratenlieder singen!“ Gilbert griff sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger ans Kinn, nickte ihm zu.

Arthur seufzte grottentief und wand sich ab, ging zurück zur Haustür.

„Wohin des Wegs, der Herr?“, Francis folgte ihm, Gilbert und Antonio im Schlepptau. Ihre Schritte waren groß und bedächtig, sie könnten Arthur jederzeit den Weg abschneiden.

„Wonach sieht es denn aus, bloody wimp?“

„Willst du uns doch nicht begleiten?“ Gilbert beugte sich grinsend zu ihm, schritt an seiner Seite.

„Nicht doch. Nicht doch.“ Arthur hob eine Braue. Waren die echt so dumm und glaubten, er käme mit? Er war doch nicht lebensmüde. „Ich geh nur meine Jacke holen.“

„Wir begleiten dich.“

„Natürlich, wir begleiten dich gern.“

Mist.

Der Engländer war nicht schnell genug. Er versuchte die Tür zu schließen, bevor die anderen drei ihm herein folgen konnten, doch es war vergebens. Schon herrschte reges Treiben in seinem Flur. Sie wirbelten umher, fassten Bilder und Dokumente an, machten Unordnung mit den Schuhen und Jacken.

„Hey, fass das nicht an!“, Arthur hatte Mühe Antonio davon abzuhalten, sich eine Vase genauer anzuschauen, da pfiff Francis anerkennend.

„Hey, Fusselbraue, ist das nicht dein kleiner Zauberstab?“ Und selbst wenn diese Aussage von Francis kam, bezog sie sich eindeutig nicht, auf etwas zwischen Arthurs Beinen, sondern auf diesen absolut lächerlichen Stern gekrönten Stab. Gilberts Bemerkung, ob der aus der Wendy sei, überhörte Arthur.

„Gib den her!“, er langte zu Francis, doch der stellte sich auf Zehnspitzen und hielt den Stab von ihm weg, warf ihn zu Antonio, der zu Gilbert und wieder zurück. Als Arthur Francis gegen das Schienbein trat, landete der Stab auf dem Boden.

Mit schnellen Fingern hatte Arthur ihn, deutete damit auf den Franzosen.

„Und jetzt raus hier.“, drohte er, zog die Brauen zusammen, aber erntete nur Gelächter der drei übrigen.

„Uhwa, mir schlottern die Knie.“, Francis schlug sich auf den Schenkel, hielt sich an Gilbert fest, der lachend auf Arthur deutete: „Fürchtet den Wendy-Zauberstab!“ Antonio hatte keine Zeit zum Luft holen und mit-lachen, denn tatsächlich schoss ein heller Strahl aus der Spitze des Sterns auf Francis zu. Mit geweiteten Augen duckte sich der Franzose gerade noch im rechten Moment weg.

Der Zauber prallte vom Spiegel ab, flog auf Gilbert zu, der schützend seine Bierflasche hob und den Strahl damit zu Antonio lenkte. Als der zur Seite hechtete, erwischte es Arthur.

Poff.
 

Francis, Gilbert und Antonio sahen wieder zu dem Kleiderhaufen vor sich, nickten im Gleichtakt.

„Yep, es war seine eigene Schuld. Eindeutig.“, der Franzose nahm mit den spitzen Fingerkuppen wieder die Jacke und hob sie an, dieses Mal warf er sie jedoch beiseite.

„Schön, dass wir das geklärt haben.“, Antonio lächelte in die Runde, zufrieden, doch Gilbert vermieste ihm die Laune sogleich wieder indem er brummend einräumte: „Allerdings hilft uns das kein bisschen weiter.“

Es änderte nichts an dem Umstand, dass ihnen aus diesem Haufen heraus zwei große, grüne Augen entgegen blinzelten. Arthur hatte sich selbst geschrumpft und war nun ein kleines Kind, bei dem man nicht sicher sein konnte, ob es überhaupt schon auf den eigenen Beinen stand.

Ihre Lage realisierend seufzten die drei Männer, um diesen Unglücksfall herum, grottentief.

Klein-Arthur blinzelte verständnislos. Das Hemd, welches er getragen hatte, war ihm von den nun deutlich schmaleren Schultern gerutscht. Ihm müsste kalt sein, doch da er nicht in der Lage war, etwas zu sagen, verzog er sein Gesicht. Die Brauen zusammen, die Mundwinkel nach unten aber die Lippe nach oben.

„Scheiße!“, Francis deutete auf den Knirps vor ihnen.

„Francis, hör endlich auf zu fluchen! Kinder sollten sowas nicht hören.“, Antonio tadelte ihn schon wieder, doch wurde sein Kopf von dem Franzosen in Richtung Arthur gedreht.

„Der heult gleich.“

„Nicht im ernst.“

„Macht was.“

„Der hört sonst nicht mehr auf!“

Gilbert brummte und gab beiden einen Klaps. „Kein Wunder, Froschfresser, bei deiner Visage würde ich auch heulen.“

Just, dass Gilbert es diesen Moment ausgesprochen hatte, wurden Arthurs Kinderäuglein glasig, wässrig und er hob die Hände um sie sich zu reiben.

„Toll gemacht, Kartoffelkopf!“, Francis brummte, „Jetzt bring ihn verdammt noch mal zum schweigen.“

Gilbert sah ihn an. „He? Ich? Warum ich? Du solltest das machen. Du kennst ihn am längsten!“

„Genau deswegen sollte ich es nicht tun!“, Francis wedelte mit dem Arm in Richtung Arthur, der daraufhin nur lauter schluchzte, „Der tötet mich, wenn ich ihn anfasse.“

„Er ist nur ein Kind, Gott verdammt!“

„Denkst du!“

„Antonio.“, Gilbert wand sich an den Spanier, lächelte schief, „Mach du das.“

Der Angesprochene schaute verdutzt, blickte das weinende Kind an, dann wieder Gilbert: „I-ich? Wieso ich? Ich kann das nicht.“

„Du hast dich doch jahrelang um Lovino gekümmert!“

Antonio hob die Hände abwehrend, schüttelte den Kopf: „Lovino hat gekratzt, gebissen, getreten und gehauen. Und er tut es immer noch. Nee nee. Ohne mich.“ Er nickte in Francis Richtung. „Außerdem hast du dich doch immer um Matthew gekümmert, Francis.“

Der Franzose hob beide Brauen, lächelte schief und wich den Blicken Gilberts und Antonios aus. Er kratzte sich am Kopf. Einen Moment schien sogar Klein-Arthur auf die Antwort zu warten.

„Matthew war schon immer eher eigenständig und außerdem, hey, später hat Arthur das gemacht.“

Womit ihr Augenmerk wieder auf dem Knirps lag, der sich schwere, satte Tränen aus den Augen wischte und Schnodder am Ärmel lang schmierte.

„Reizend.“, Francis hatte die Mundwinkel verzogen, grinste dann zu Gilbert, „Kartoffelkopf, guck doch mal, du hattest doch deinen kleinen Bruder. Und ich meine, sie sehen sich doch wirklich ähnlich, nicht? Bissiger Ausdruck, verzogene Augenbrauen, blonde Haare und grüne Glubschaugen?“

Gilbert knurrte, nahm Francis Kopf in die Mangel zwischen seine Fäuste und rubbelte daran: „Wag es nicht meinen awesome, kleinen Ludwig mit dieser englischen Heulboje zu vergleichen. Und Ludwig hat blaue Augen. Blau! Und glubschen tut er schon gar nicht. Und so buschige Augenbrauen hat er auch nicht. Und seine Haare sind viel blonder und schöner und er war ein viel niedlicheres Kind als diese Rotzschleuder!“

Als Gilbert seinen Vortrag beendet hatte, fing Klein-Arthur endgültig an laut zu schluchzen und zu heulen. Er vergrub die Augen in den kleinen Händchen, weinte dafür aber wie ein Weltmeister.

„Toll! Prima!“, Francis hielt sich die Ohren zu, „Jetzt hast du es geschafft, Kraut. Mach, dass er aufhört!“

Gilbert hatte die Mundwinkel deutlich verzogen, brabbelte etwas davon, dass sein kleiner, süßer Ludwig auch nie so geflennt hat, doch rutschte er auf Knien schließlich zu dem kleinen Engländer. Er richtete ihm das Hemd, bevor er vorsichtig unter die Arme griff und ihn aus dem Kleiderberg hochhob, ihn in das viel zu weite Oberteil einwickelte.

„Gilbert.“, Antonio zupfte an der Hose des Deutschen, der gerade aufstand und den schluchzenden Arthur an seine Brust hob, „Da liegt Arthurs Unterhose.“

Gilbert wippte das Kind in seinen Armen, brummte dunkel und sah missmutig zu dem Spanier hinab. „Wahnsinn, Antonio. Das war die Erkenntnis deines Lebens.“

Klein-Arthur klammerte sich an Gilberts Jacke, schluchzte leise und verteilte nun seinen gesamten Rotz an dem blauen Stoff vor sich. Allerdings wurde das Wehklagen leiser, als der Deutsche über den Rücken des geschrumpften Engländers strich.

„Weißt du nicht, was das heißt?“, Antonio wedelte mit der Hand, erhob sich zeitgleich mit Francis um sich verschwörerisch näher zu Gilbert lehnen zu können: „Er hat kein Höschen mehr an.“

Der Deutsche rollte mit den Augen, beachtete die Aussage nicht. Er sah kurz hinab zu seiner Jacke, die er danach wohl in die Reinigung bringen dürfte. Ganz klasse. Inselaffen Schnodder war sicher hartnäckig.

„Gilbert, hörst du mir überhaupt zu?“, Antonio zupfte fast penetranter an ihm als der kleine Knirps auf seinen Armen.

„Ja, du Tomatenvertilgungsmaschine. Aber was soll mir das sagen? In die Unterhose passt er sowieso nicht mehr.“ Während Gilbert erklärte, hatte er Mühe Arthur davon abzuhalten, seine Knöpfe in den Mund zu nehmen und daran zu lutschen. „Am besten nehmt ihr die Sachen und schafft sie weg. Irgendwie... nargh!“ Er fasste den Engländer wieder unter den Armen, hob ihn von sich weg. Wenn der seine teure Jacke anknabberte, hörte der Spaß eindeutig auf. Klein-Arthur strampelte mit den Beinen in der Luft, brummte wie ein Propeller mit seinen Lippen und lachte erfreut.

Na wenigstens hatte einer Spaß an der Sache.

„Irgendwas müssen wir tun. Wenn Arthur wieder Arthur ist tötet er uns für diese Aktion.“, Francis sah über Gilberts Schulter zu dem geschrumpften Jungen, verzog das Gesicht ernst. Antonio tat es ihm gleich, musterte die beiden schwer nachdenkenden Männer, dann das Miniformat von einem.

„Aber Arthur ist doch Arthur. Ich wette, er plant schon, wie er uns umbringen wird.“

„Natürlich, Flachzange, genau deswegen sabbert er auch mein Hemd an. Weil Arthur das schon immer mal tun wollte.“

Der Spanier nickte mit großen Augen: „Weißt du‘s?“

Mit einem genervten Seufzen wand sich Francis an Gilbert, der das Kind immer noch ausgestreckt von sich hielt. Klein-Arthur wurde in der Haltung wieder quengelnder.

„Gilbert, wir sollten irgendwen fragen, ob das rückgängig geht.“, der Franzose nickte zu dem Kind, das wieder das Gesicht fertig zum weinen verzog.

„Wieso denn? So ist er viel niedlicher und auch harmloser.“ Antonio streckte lächelnd den Finger entgegen, machte ein albernes „duziduzidu“ Geräusch woraufhin Arthur in den Finger biss. Zischend zog Antonio die Hand zurück. „Okay, vielleicht sollten wir doch wem Bescheid sagen.“

Als Klein-Arthur die Beine missmutig strampelte und erste tiefe Schluchzer von sich gab, hob Gilbert sich den Knirps wieder auf den Arm, wiegte ihn vorsichtig, aber passte ja auf, dass er nicht in die Nähe seiner Knöpfe kam.

„Und wem sollten wir Bescheid sagen? Wer kann sowas rückgängig machen?“, Gilbert tätschelte den Kopf des Engländers, der gefallen an der Behandlung fand und freudig lachte.

„Alfred? Wir können ihn ja anrufen.“, Antonio nickte ihnen zu, doch Francis tätschelte nur lachend seinen Kopf, „Viel Spaß. Weck ihn in der Nacht und du erlebst Hiroshima.“

Der Spanier schluckte bei der Vorstellung und sah beiseite. Francis schnippte vor ihnen, grinste und hob den Zeigefinger erklärend.

„Wie wär‘s mit Ivan? Kommen alle verrückten Wissenschaftler nicht immer aus Russland? Der hat bestimmt Leute, die das rückgängig machen und am besten gleich noch Arthurs Gedächtnis löschen.“

Die Hand des Deutschen diente als Beschäftigung für Klein-Arthur, der versuchte den Ring vom Mittelfinger zu lösen und solang, Gott sei Dank, abgelenkt war.

„Ivan?“, Gilbert brummte, zog die Brauen zusammen: „Der will aber mit Sicherheit eine Gegenleistung.“

Der Franzose grinste nur, trat dichter zu ihm. „Oh, Gilbert...“

„Nimm deine Hand von meinem Arsch und denk gar nicht erst dran, sie durch Ivans zu ersetzen!“

Antonio seufzte missmutig, ebenso wie Francis und Gilbert, der ansehen musste, wie seine Hand von Arthur als Puppe missbraucht wurde. Das konnte doch nicht so weiter gehen. Am Ende nuckelte dieser Knirps noch dran.

„Wir rufen Alfred an.“, beschloss Gilbert, der präventiv vermied, dass Arthur von allein auf dumme Ideen kam und in den weichen Bauch des Kleinen piekte und ihn kitzelte. Das quietschige Lachen passte nicht zu den missmutig Gesichtern der Drei um rumstehenden Männer.

„Er bringt uns um.“, nuschelte Francis leise. „Und wenn nicht, dann sein komisches Alien.“, fügte Antonio hinzu, doch Gilbert wehrte beide ab: „Nicht heute Nacht, morgen früh.“

Es herrschte Schweigen, wenn man Arthurs leises Lachen ignorierte, der immer noch mit Gilberts Hand spielte und die versteinerten Gesichter der Übrigen nicht bemerkte. Morgen früh hieß...

„Dann müssen wir auf Arthur die ganze Nacht aufpassen!?“, Francis hielt sich den Kopf, taumelte zwei Schritte zurück und bekam einen stützenden Arm von Antonio. Mit einem zittrigen Zeigefinger deutete er auf den kleinen Engländer, beschwor: „Das Ding halte ich keine zwei Stunden aus.“

Antonio tätschelte den aufgebrachten Franzosen, schüttelte dann den Kopf: „Ach was. Wir werden ihn einfach ins Bett stecken, dann schläft er lang und friedlich und am Morgen müssen wir uns nicht mehr um ihn kümmern.“

Gilbert lachte hohl: „Arthur ist nicht Lovino. Der schläft sicherlich keine 14 Stunden am Stück.“

Der Spanier verschränkte missmutig die Arme, rümpfte die Nase empört darüber, dass sein Vorschlag belächelt wurde: „Ach und was willst du dann tun? Ihn eine Nacht lang beschäftigen?“

Gilbert sah mit gehobenen Brauen zu Klein-Arthur, der an seinen Fingern zog und gelegentlich sogar hineinbiss: „Schlechte Idee.“ Na also. Somit war klar, was sie auf keinen Fall wollten. Was sie tun würden, stellte dagegen immer noch ein Rätsel dar.

„Zu aller erst sollten wir Arthur anziehen und am besten vielleicht sogar eine Windel auftreiben.“, erklärte Antonio und bückte sich um die Sachen, die noch auf dem Boden lagen zu raffen und wegzubringen. „Sonst weint er noch, weil ihm kalt ist.“, fügte er hinzu, aber erhielt von Francis nur ein resignierendes Kopfschütteln.

„Windel? Ich meine, willst du ihm wirklich eine Windel anlegen?“, amüsierte sich der Franzose und beobachtete, wie Antonio lächelnd abwehrte und zu Gilbert deutete: „Gilbert wird das machen.“

„Hast du einen Sonnenstich von der Feldarbeit, Tomatenhirn? Das werde ich ganz sicher nicht tun.“

„Und wenn er dann mal muss?“

„Er wird nicht müssen. Er bekommt einfach nichts zu Essen.“

Francis lehnte sich an Gilberts Schulter, sah kurz zu klein Arthur und dann zu dem Deutschen. „Mon chéri. Essen macht glücklich. Das ist die leichteste Ablenkung, die wir für den Pups finden können.“

Gilbert knurrte nur und hielt den geschrumpften Arthur in Francis Richtung, der feixte und die blonden Locken krallen wollte. Brummend antwortete der Deutsche: „Ahja? Dann leg du ihm doch Windeln an.“

Als Francis aber sofort abwehrend die Hände hob und sein Haar retten wollte, zog Gilbert den Engländer wieder an sich und stapfte Richtung Treppe.

„Nicht zu glauben. Sehe ich aus wie eine Dienstmagd, oder was?“, brabbelte er schnaubend, den Weg nach oben nehmend. Antonio hinter ihm zuckte die Schultern Richtung Francis und stolperte ihm nach, seufzend kapitulierte auch der Dritte im Bunde.

„Wo gehst du denn hin, Gilbert?“, rief Antonio nach und wurde mit einem „Arthur anziehen, was sonst?“ angeblafft.
 

Arthur krabbelte auf dem Teppichboden und stapelte Sofakissen, die er heruntergerissen hatte zu einem Turm auf nur um ihn danach wieder einzustürzen.

Mit einem schiefen Lächeln beobachtete Francis die architektonische Meisterleistung des geschrumpften Engländers und murmelte immer wieder leise ein: „Mon Dieu.“

„Hey, Froschfresser, sitz nicht so doof rum sondern hilf uns lieber suchen.“ Gilbert lugte hinter den geöffneten Türen von Arthurs Kleiderschrank hervor und wurde aber nur belächelte. „Irgendwer muss Arthur doch im Auge behalten.“, meinte Francis trocken und winkte ab. Zudem würde er nur ungern bei Arthur rumschnüffeln.

Er musste die Situation ja nicht noch verteufeln und schlimmer machen.

„Ich glaube hiervon könnte ihm was passen.“, Antonio hatte sich tief über eine alte Truhe gebeugt, winkte die übrigen Männer heran. Über die Schulter des Spaniers begutachteten die den Inhalt.

„Das ist ja von Neunzehnhundert-Schmutzig.“, mit spitzen Fingern hob Francis eine Kinderhose aus dem Gewühl, die ihm aber sofort wieder von Antonio weggezerrt wurde. „Könnte die nicht von Alfred sein?“

„Was? Erzähl nicht!“

„Wieso hebt der sowas auf?“

Gilbert nahm nun ebenfalls die Hose, besah sie sich genauer und zuckte die Schultern: „Wieso sollte er sie nicht aufheben?“

Francis stemmte die Hände in die Hüften. „Nutzloser Plunder? Passt doch eh nicht mehr und Mode wird es auch nicht wieder.“

Antonio gab ihm nur einen Stoß, „Das sind Erinnerungen!“

Francis spitzte die Lippen süffisant, die Brauen wanderten skeptisch nach oben. „Erinnerungen?“, wiederholte er gedehnt, „Hast du sicher auch von Lovino, nicht?“

Der Spanier schlug Francis eine weitere Hose um die Ohren, brummte ihn an: „Die meisten Sachen waren zu kaputt um sie aufzuheben! Kann ich doch nichts für.“

Francis schien sich bestätigt und winkte mit der Hand ab, lachte: „Siehst du, genau deswegen hab ich auch nie was aufgehoben.“

„Ich hab alles aufgehoben. Von Ludwig.“, Gilbert suchte in seiner Arbeit vertieft in der Truhe, suchte ein Oberteil für den geschrumpften Engländer raus und nickte bestätigend als er etwas fand, dann erhob er sich leise ächzend. „Das meiste ist nur... abhanden gekommen als mein Haus dem Erdboden gleich gemacht wurde.“

Gilbert ging gemächlich zu Arthur rüber, der sich mittlerweile eine Mauer aus Kissen aufgebaut hatte. Antonio und Francis sahen ihm schulterzuckend nach und begutachteten dann, mit gebührendem Sicherheitsabstand, wie Gilbert versuchte Arthur dazu zu bewegen eine Hose anzuziehen. Vergeblich. Jedes Mal wenn Gilbert dem Engländer mit dem Fetzen Stoff auch nur zu nah rückte, wehrte er sich mit Händen, Füßen, Zähnen und Augenbrauen.

„Woha, du kleiner Scheiß-Kerl, dir hat wohl nie einer beigebracht, was Autorität ist?“ Man merkte Gilberts Genervtheit, seine Ungeduld, das letzte Quäntchen Ruhe, was er bei Kindern noch nie besessen hatte.

„Mon Dieu.“ Francis tippte auf die Schulter des Deutschen und zog ihn zurück, wedelte mit dem Zeigefinger, „Na na, Arthur kennt einen starken Führer eben nicht.“ Er wich noch gerade so dem Schlag Gilberts aus und zwängte sich an ihm vorbei zu dem Engländer, der ihn mit großen Augen ansah.

„Ah, bonjour, mon chéri. Ça va? Tu n'as pas froid?” Francis tippte ihn an die Nase, lächelte freundlich und der geschrumpfte Mann erwiderte mit einem hellen, freudigen Quietschen. „ Tu n'avais encore jamais eu un bon goût pour la mode.”

Und während er weiter auf Arthur einredete, schaffte er es ihm das Hemd zu entledigen und dafür eine Hose und eine Kinder-Bluse anzuziehen. „Parfait!“

Gilbert und Antonio hatten sich Arme verschränkend zurückgelehnt und der Deutsche hatte eine Schnute gezogen. „Peh. Ich wusste schon immer, dass Französisch die wahre Hexen-Sprache ist.“

Francis nahm Arthur auf den Arm, tätschelte den Kopf seines Sieges. „Nur weil sie angenehmer klingt als Deutsch?“

„Maul, Baguetteschlampe!“

Antonio winkte beiden ab, lachte: „Na Hauptsache Arthur hat jetzt was an.“

„Und was machen wir jetzt mit ihm?“ Francis schien anscheinend besorgt um seine Haarpracht, die der kleine Engländer zu gern durch gewuschelt und zerzaust hätte. Arthur schien ganz begeistert von dieser anderen Perspektive und den Möglichkeiten sie auszunutzen. Gilbert hatte einfach nicht so viel zum rumspielen.

„Wir sollten ihn beschäftigen.“

„Und womit?“

„Fernsehen?“

Gilbert sah zur Uhr, zuckte mit den Schultern, „Um die Uhrzeit kommen nur schlechte Softpornos.“

„Na du musst es wissen.“

„Nein, ich schau nur die von Ludwig.“

„Jaja.“, Antonio murrte beide an und hielt sie an den Mund zu halten, „Dass müssen wir nicht vor einem Kind bereden.“

„Und was tun wir dann mit dem Knirps?“, Francis wippte und schaukelte Klein-Arthur, hielt ihn somit davon ab seine Haare auszureißen.

„Er hat doch prima mit den Sofakissen gespielt. Lassen wir ihn das doch weiter machen.“, Antonio deutete zu der Mauer, doch Gilbert schüttelte sofort den Kopf.

„Das beschäftigt ihn nicht lang. Aber Bauklötze oder eine Puppe oder so etwas wäre gut.“

„Lasst und was suchen.“

Francis wäre in diesem Moment wohl alles recht gewesen, solang der kleine Engländer nicht auf seinen Haaren oder der Jacke herum kaute. Gott sei Dank wurden sie auch mehr oder weniger fündig: Ein Satz Zinnsoldaten beschäftigte Arthur vorerst genug.
 

Seufzend ließen sich die drei Männer synchron auf das Sofa im warmen Wohnzimmer fallen, sanken zurück in das weiche Polster und wären wohl am liebsten eingeschlafen. Der Stress hatte den Rausch verfliegen lassen und übrig war ihre Müdigkeit. Sie hätten wohl auf der Stelle im Hause des Engländers einschlafen können – Wäre der Hausherr selbst nur nicht so fidel gewesen.

Der suchte immer wieder Aufmerksamkeit, indem er seine Soldaten über die Füße seiner Aufpasser marschieren ließ, die Beine mit ihnen erklomm und sie abstürzen ließ.

„Meint ihr, er schläft irgendwann ein, wenn er die ganze Zeit spielt?“ Francis sah zu Arthur hinab, der gerade die Zinnsoldaten in einer Reihe vor seine Füße stellte.

„Sicherlich.“ Antonio legte einen Arm über seine Augen, schloss sie seufzend. Und er hoffte es geschah bald – er war viel zu müde.

Francis lehnte sich ebenfalls zu seinen beiden Freunden hinter, atmete tief ein und wollte sich nur für diesen kleinen, winzigen Moment ausruhen, da hörten sie ein leises Wimmern seitens Arthur.

„Heult der schon wieder?“, Gilbert sah hinab zu dem Engländer, der sie mit großen, glasigen Augen anschaute, die Lippen zittrig und rot.

„Jap, gleich geht’s los.“

Francis behielt Recht. Der kleine Engländer begann lautstark zu weinen, zog an der Hose des Franzosen und strampelte missmutig.

„Was hat er denn jetzt?“, Francis griff hinab, Arthur vor dem Tod durch Schnodder und seine Hose vor dem Tod des Zerreißens rettend. Prompt griff der kleine Engländer einen Finger und knabberte, sog daran.

„Er scheint Hunger zu haben.“

„Dann sollten wir ihm was zu essen machen.“

„Auf eine bessere Idee bist du nie gekommen. Ich hab auch Hunger.“
 

Allerdings bot sich in Arthurs Küche wenig, womit Francis zufrieden gewesen wäre.

„Mit dem ganzen Kram kann man doch nicht richtig kochen!“, beschwerte er sich, während Antonio mit Arthur auf dem Schoß am Küchentisch wartete. Der Engländer in Miniformat momentan abgelenkt von einer Mandarine.

„Dann mach ihm doch Pasta oder Fischstäbchen. Kinder wollen einfache Sachen essen.“

„Aber jetzt ein Salat oder Couscous wäre doch viel besser.“ Da verstanden die Franzosen eben keinen Spaß. Beim Essen.

„Wieso machen wir es nicht noch einfacher und geben ihm eine Wurststulle?“ Gilberts Kopf war im Kühlschrank verschwunden auf der Suche nach etwas anderem als Würstchen und Speck. Hinter sich hörte er ein amüsiertes Auflachen. „Hey, Ludwig war davon auch immer satt und zufrieden.“, blaffte Gilbert die Spottenden an und drohte mit Butter zu werfen.

„Von Wurstbrot?“, Francis winkte amüsiert ab, lächelte süffisant, „Kein Wunder, dass bei euch Hitler an die Macht kommen konnte.“

Jetzt flog wirklich was in die Richtung des Franzosen. Allerdings keine Butter, nur eine verirrte Mohrrübe. „Das ist nicht witzig, Froschfresser.“

Arthur auf Antonios Schoß hatte die Mandarine aufgegessen und schien aber eindeutig noch nicht satt zu sein. Quengelnd und wimmernd zupfte er an Antonios Hemd, konnte durch dessen Gesten wenig milde gestimmt werden und wurde, je länger Gilbert und Francis stritten, lauter. Mit verzerrtem Gesicht sah Antonio zu ihnen: „Jungs, jetzt beruhigt euch. Ist es nicht egal was wir Arthur geben? Er hatte doch eh noch nie funktionierende Geschmacksnerven!“

Gilbert lachte hohl und richtete sich wieder zum Kühlschrank, Francis dagegen wand sich Kopfschüttelnd und beleidigt ab.

„Siehste, das war witzig.“, murrte Gilbert als er die Butter rausholte, dazu ein Glas Marmelade.

„Was hast du vor?“, fragte der Franzose nur, die Aktion skeptisch beäugend.

„Ich mach ihm ein Brot. Such mal welches.“

Damit die kleine Heulboje von Engländer auch endlich Ruhe gab, tat Francis sogar, wie ihm geheißen. Fand aber nur eingeschweißten Toast – der im Anbetracht der Situation allerdings als passend empfunden wurde.
 

Einen eingesauten Arthur und einen renovierungsbedürftigen Küchentisch später war der Engländer endlich satt und die drei gestanden Männer am Ende ihrer Kräfte. Schwer seufzend sanken sie auf dem Sofa zusammen, beobachteten eher aus den Augenwinkeln Arthur, der herumkrabbelte und seine eigene Wohnung auseinander nahm.

Naja, solang es nicht die eigenen Möbel waren.

„Er soll schlafen. Dann ist schneller Morgen.“, Francis stupste Gilbert an, als könnte der Arthurs Müdigkeit wecken.

„Sing ihm doch ein Schlaflied, vielleicht wirkt es ja.“ Bei Gilbert klappte das auch so schon ganz gut – er gähnte herzhaft und sank noch ein Stück weiter zurück.

„Oder lies ihm eine Geschichte vor.“, Antonio lehnte den Kopf an Francis Schulter, schloss die Augen. Nur einen Moment, wirklich! Er wollte nicht schlafen. Niemals.

Lächelnd sah der Franzose hinab, streckte die Hand zu klein Arthur aus.

„Na komm, mon chéri.“ Eher zögerlich tappste Arthur zu ihm, ließ sich auf das Sofa hieven und in schützende Arme nehmen. „Zeit zu schlafen, hum?“ Francis wippte ihn, schaukelte sanft. Er selbst wurde von der Müdigkeit seiner beiden Freunde, die an seiner Seite dösten, angesteckt, konnte kaum noch die Augen aufhalten.

Arthur schien wenig beeindruckt, doch es machte nur halb soviel Spaß an Francis Haaren zu ziehen, wenn der nicht reagierte oder an Gilberts Jackenknöpfen zu lutschen, ohne dass der sich aufregte, also gab es nur eine logische Konsequenz:

Es sich auf den Dreien gemütlich machen und schauen, was der nächste Tag für Abenteuer bringen würde.
 

Große, wie sie alle feststellen musste – oder eventuell auch kleinere als gedacht.
 

Ludwig wurde von aufgebrachten Stimmen und Gepolter im Flur geweckt. Im Morgenmantel, skeptisch vor schleichend, horchte er an der Treppe und meinte die Stimme seines Bruder ausmachen zu können. Er ging hinab und verharrte regungslos, als er Gilbert, Antonio und Francis sah.

Nun, zumindest das, was von ihnen übrig war.

„Ludwig, guckt nicht so blöd!“, Gilbert kletterte gerade von der Räuberleiter, die Antonio ihm hingehalten und er anscheinend genutzt hatte, um die Haustür aufzuschließen.

Sich am Kopf kratzend deutete Ludwig ein wenig ratlos auf sie, schwenkte die Hand nachdenklich: „Wieso... seht ihr aus wie Vorschüler?“, fragte er und erntete wütende Blicke von den Miniaturformaten des Trios. Es wirkte noch weniger einschüchternd, als es jemals gewesen war.

Ja, es fiel ihm schwer das zu denken, aber beinah schon... niedlich?

„Das ist Gilberts Schuld!“, beschuldigte Klein-Francis wieder den Deutschen, wirbelte aufgeregt mit dem Arm, „Nur wegen diesem dummen Tag!“

„Meine?“, Gilbert schubste ihn, stapfte wütend auf, „Antonio hat uns eingeladen!“

Der Spanier wedelte ebenso aufgeregt mit den Armen, rechtfertigte sich: „Das Spiel war Francis Idee! Francis Idee!“

Ludwig rieb sich die Nasenwurzel, wollte sich eigentlich nicht einmischen, aber besondere Umstände erforderten besondere Taten.

„Wie ist es denn soweit gekommen?“, fragte er um das wütende Kindergeschnattere loszuwerden. Bei diesem Thema schienen sich die Drei jedoch sofort einig und stimmten im Chor an:

„Im Grunde genommen ist alles Arthurs Schuld!!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (52)
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Von:  NebelWolke
2013-07-12T10:00:09+00:00 12.07.2013 12:00
Ich dachte nach dem Tod wäre ich fertig mit weinen und dann sitzt Gilbert da einfach rum und ich musste wieder weinen :(
Von:  Jason
2011-05-04T09:53:46+00:00 04.05.2011 11:53
Ö________Ö
Ich bin eigentlich Schwarz-Leser!
Weil ich eigentlich zu faul zum Kommi-Schreiben bin!
Aber hier MUSS ich einmal eines Schreiben!!

Hatte einen Auszug zu diesem OS im Steckbrief von Midousuji-kun gelesen & bin neugierig geworden und: Es hat sich auf alle Fälle gelohnt zu lesen!!

OMG!!
Ich liebe es!!
Deine Darstellung von Ivan, als auch von Gilbert!!
Ich bin begeistert, es hat mir meinen Tag versüßst!! ♥

Tja, man merkt ich schreibe nur selten Kommis! xD
Aber die anderen Kommi-Schreiber haben ja bereits geschrieben, was es zu sagen gibt! <3
Von:  Riley
2011-04-20T23:28:17+00:00 21.04.2011 01:28
Ich bin begeistert! >O<
Ich hab sehr gelacht, hab vor Begeisterung auf meiner Orangensaftflasche rumgekaut und hatte am Ende einen "Aww~ Q^Q"-Moment 8D
Und das Giripan-Ende find ich auch einfach nur awesome 8D
*rumkuller*
Toll 8D
Ich les den Rest auch noch 8D
Von:  Momoka_chan
2011-02-05T22:11:18+00:00 05.02.2011 23:11
So süß >///<
Ich mag deinen Schreibstil & ne freundin hatte mir die ff reihe glaub ich empfolen <3
Wie du gilbo dargestellt hast einfach toll.
Und ivan hat einem zwischendurch gänsehaut beschert.
Das mag ich. <3
Nyaaa solltest du mal ne ff zu germancest schreiben würd ich mich über ne benachrichtigung wenn du lust hast freuen udn so >D
So bin nicht so gut im kommentar schreiben <.<
Naja ^^
ich les jetzt weiter ^-^~
Von:  Momoka_chan
2011-02-05T19:58:31+00:00 05.02.2011 20:58
aiii wie süß >D
Ich mag dieses kapitel der ff recht gerne >D
Erstmal dachte ich 'WTF' wegen dem kram den gilbo zu den leuten gesagt haben soll aber als das mit dem ipod kam >D
Lachflash pur >3<
super idee <3
Von:  Kita
2010-12-22T23:02:09+00:00 23.12.2010 00:02
Alter... ich liebe dieses Kapitel!!
Richtig, RICHTIG toll fand ich diese beiden längeren Absätze... den, wo Gilbert erklärt, warum er so ist, wie er ist, farblich, wie charakterlich. Und Ivans Antwort darauf... die hat mir ne Gänsehaut beschert... vor allem der letzte Satz

„Gilbert, ich habe so eben beschlossen, dass du mir gehören wirst.“

Und auch, wie Ivan meint, er solle sich merken, wie es ist wenn er sanft zu ihm ist, weil das vielleicht das letzte Mal sein wird...
Gänsehaut pur, vor allem weil ich (als DDR-Roleplayer |D) da ja durchaus masochistisch veranlagt bin *hust* ...
egal...
Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, was nicht schon gesagt wurde...

TOLLES KAPITEL!
Von:  blooodymoon
2010-11-23T14:32:12+00:00 23.11.2010 15:32
echt geil, ich lach mkich schrott
ich finde deine os sammlung echt super,
mal witzig, mal drama, un aqlles ziemlich gut geschrieben
du soltest mehr vom tro schreiben(oder schwerdenXfinland), mag russiaXpreussa nicht so, trozdem vohn dir meistens ziemlich gut beschrieben
aber mich wundert esw immer, dass die länder alle homo/bi sind, find cih immer ein bisschen unlogisch, aber bei hetalia bitet sich das ebven an, und ist deswegen auch nicht so schlimm,
deine kommentar am ende und anfang, sind meisten richtig lustig
saat und ernte fand ich auch richtig gut, ich denke immer, das ein land nur sterebn, kann wenn kleinere nationen draus werden, nicht wenn es besetzt/eingemonnen wird, sonst würde es ja viele staaten nicht geben, die staaten wohnen ja dann nur bei den heschernationen, bei preuseen ist das imnmer so ne sache, weil, das gebiet hat sich ja etrem verändert, ist auch ein stück polen,
aber mirt den hinterherigen ddr fand ich es richtig gut

zum aktuellen os,
da hat arthur sich voll an den drein gerächt
schreigb bitte, ein kapitel, von den ereignissen, am tag, wo mini arthur zurückverwandelt wird, und wo das trio als kidis sind
das ist bestimmt auch lustig

lg tzuki
p.s. erstmal auf favo liste
Von:  Knoblauchgurke
2010-11-08T19:07:58+00:00 08.11.2010 20:07
Ich liebe dieses Kapitel <3
Dass die Niederlande die Hauptrolle spielen ist für mich schon mal ein großer Pluspunkt. Im Moment komme ich von ihm einfach nicht los und finde es schade, dass er in kaum einer Fanfic vorkommt.
Sehr schön finde ich auch den Aufbau und wie du immer das Ende des alten Teils mit dem Beginn des neuen Abschnitts verknüpfst.
Von:  Knoblauchgurke
2010-09-03T20:54:35+00:00 03.09.2010 22:54
„Nimm deine Hand von meinem Arsch und denk gar nicht erst dran, sie durch Ivans zu ersetzen!“

Herrlich XD

Ich liebe Geschichten mit den drei und du hast auch noch jeden einzelnen von ihnen wunderbar getroffen. Die Dialoge sind super, mir gefällt dein Humor ^^
Auch dieses ewige "die anderen sind Schuld" passt zu diesem Trio *g*
Von: abgemeldet
2010-09-02T16:23:47+00:00 02.09.2010 18:23
Das war super^^ Und am Ende wars eben doch Arthur. Die Vorstellung von Arthur als Kleinkind fand ich ja mal so putzig^^


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