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Ein rotes Blütenblatt

Sorato/Taiora
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine erste FF :D
Ich möchte eben mal erwähnen, dass ich damit kein Geld verdiene, und dass die Charaktere nicht mir gehören ... die gibt's schon länger ^-^
So. Ich hab mir gedacht ich schreib auch mal eine FF ... ich hab leider überhaupt keine Ahnung wie die Geschichte ausgehen wird, oder ähnliches ... ich hab eigentlich nur das erste Kapitel xD Mal sehen was das wird :D
Ich hoffe es gefällt euch wenigstens etwas.
Viel Spaß ^-^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Danke erstmal an alle, die die FF auf ihrer Favoritenliste haben. Hab mich gefreut, das zu sehen ^-^
Und jetzt viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Schande über mich ... 3 Jahre lass ich mir grad schon Zeit. Ich kann mich gar nicht oft genug bei denen entschuldigen, die jetzt solange schon auf die Fortsetzung warten. Tut mir leid ^^'
Aber jetzt hab ich mein Abi hinter mir und hab grad seeeeehr viel Zeit. Also schreib ich mal ein bisschen weiter. Mal sehen, ob ich den Schreibstil noch so hinkriege. Hab ja wirklich nicht mehr geschrieben seitdem ^^' Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel! Ich beeile mich jetzt ein bisschen, um die 3 Jahre wieder gut zu machen ;D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ist auch schon Kapitel 5 (:
Das Kapitel hat mir Spaß gemacht! Ich hoffe, euch macht das Lesen auch Spaß (; Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist wieder recht viel Zeit vergangen, ich bin umgezogen, hab angefangen zu studieren, hab wieder damit aufgehört, ein neues Jahr hat angefangen und und und, aber jetzt ist hier das nächste Kapitel. Ich hab's schon lange halb fertig auf'm Pc gehabt, aber es hat mir einfach noch nicht gefallen, ich wollte es noch nicht loslassen. Jetzt kommt also hier die überarbeitetet und beendete Version davon. Viel Spaß (: Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auf auf ins nächste Kapitel! Ich hab mir in den letzten Tagen extra für diese FF nochmal Staffel 1 und 2 angesehen, um rauszufinden, wie die Beziehungen zwischen den drei „Halunken“ im Anime dargestellt wurde. Es war aus dieser Sicht nicht so zufriedenstellend, wie ich es mir erhofft hatte, aber ich hab ja in den jeweils letzten Folgen wieder so sehr geweint … dass es einem aber auch nach Jahren noch so an die Nieren geht. Schon faszinierend. Aber wie auch immer. Hier jetzt Kapitel 7. Viel Spaß (; Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab mich diesmal ein bisschen inspirieren lassen von verschiedenen Quellen, unter anderem von ein paar Fanfics, die ich euch dann unten verlinken werde. Lesen lohnt sich! (; Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hab mich mal wieder knapp ein Jahr feiern lassen, bevor ich mich hier zum nächsten Kapitel durchringen konnte.
Aber ich war vorher einfach nicht so wirklich in Stimmung. Jetzt gerade, passt es eigentlich ganz gut und obwohl es schon 05:00 Uhr morgens ist und ich noch nicht schlafen war, schreib ich jetzt noch ein bisschen :D

Lesen auf eigene Gefahr, mal sehen, was bei rauskommt :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein kleines Zwischenkapitel.

Nur um abzuklären, was Mimi so treibt :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab's echt geschafft mal nicht 3 Jahre mit den nächsten Kapiteln zu warten! :D
Yeah! Allerdings hab ich auch verboten viel Freizeit ... *hust* ...

Ein Einblick in meine aktuelle Playliste (Dauerschleife seit mehreren Tagen):

MC Mong (MC 몽) - 죽을만큼 아파서 Part.2 (Sick To Death Part.2)

https://www.youtube.com/watch?v=h4fMX6pYAGM

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Jo, geil. Heute ist der 10.03.2019 und ich hab mir anlässlich von Teil 6 Digimon Adventure Tri gedacht, ich schreib hier mal weiter. Und was finde ich? Ein angefangenes Kapitel!
Muss mich jetzt selber erstmal wieder reinlesen :D

Das Lied oben ist übrigens immer noch genial! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da geht's auch direkt weiter!
Yeah! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht geht's ja direkt mal weiter mit mehr Lesestoff :D Komplett anzeigen

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Einfachsein

Sie besah sich im Spiegel. „Sora, du siehst echt mies aus!“ Kopfschüttelnd griff sie nach Zahnbürste und Zahnpasta und begann mit ihrer Morgenroutine. Es war Donnerstagmorgen und Sora war eben aufgestanden, um sich für die Schule fertig zu machen. Während sie Zähne putzte, versuchte sie sich mit einer Hand auszukleiden, um duschen gehen zu können. Sie hatte nicht unbedingt viel Zeit. Deswegen musste alles etwas beschleunigt werden. Kaum hatte sie ihre Zahnbürste weggestellt, stand sie auch schon unter der Dusche und ließ das heiße Wasser über ihren Körper laufen. Langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück. Als sie fertig war, warf sie erneut einen Blick in den Spiegel.
 

„Schon gleich viel besser!“, sagte sie zufrieden und lächelte ihr Spiegelbild an.
 

Sora musste allein frühstücken. Ihre Mutter war schon seit einer Stunde aus dem Haus und ihr Vater war nur sehr selten daheim. Er musste viel reisen, wegen der Arbeit. Deswegen war Sora viel allein mit ihrer Mutter. Anfangs war das wirklich schwer gewesen, weil Sora Probleme mit ihrer Mutter hatte, doch seit Sora wieder aus der Digiwelt zurück war gab es zwischen ihr und ihrer Mutter fast keine Probleme mehr. Das verdankte Sora zu einem großen Teil Biyomon. Ihrem Biyomon. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie es zum letzten Mal gesehen hatte. Ständig hatte sie den Moment vor Augen, wie es zusammen mit den anderen Digimon auf der File Insel stand und ihnen hinterhersah. Während sie und die anderen in einer Straßenbahn wieder zurück in die reale Welt fuhren. Sie vermisste Biyomon. Sora hatte eben ihre Schultasche geholt und saß jetzt an dem kleinen Küchentisch der Takenouchis vor einer kleinen Schale Müsli. Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger. Sie frühstückte morgens ohnehin kaum was. Sie seufzte und stellte die Schale an die Spüle.
 

„Vielleicht später.“
 

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr nahm sie ihre Tasche und verschwand aus dem Haus.

Der Weg zur Schule war nicht lang. Und Sora war früh losgegangen. Also konnte sie sich Zeit lassen. Sie schlenderte durch die Straßen und beobachtet die Menschen, die ihr entgegenkamen. Ausnahmslos alle standen unter Stress. Dennoch lächelte Sora. Es war ein sehr schöner Morgen. Ein Frühlingsmorgen. Es war noch etwas kühl um diese Tageszeit, aber nicht mehr kalt. Als sie das Schulgelände betrat stellte sie fest, dass sie sich doch relativ viel Zeit gelassen hatte. Ein Großteil der Schüler war schon da. Sie lief durch die Schultür und traf ein paar Freundinnen aus ihrer Klasse. Gemeinsam gingen sie ins Klassenzimmer und unterhielten sich über die Hausaufgaben, die anscheinend niemand verstanden hatte.

Sora war mit zwei ihrer alten Freunde in einer Klasse. Taichi, genannt Tai und Yamato, genannt Matt. Sie saß neben Tai. Ihn kannte sie von allen am längsten. Als die beiden noch kleiner waren hatten sie im gleichen Fußballverein gespielt. Matt kannte sie zwar schon aus der Schule, doch richtig kennengelernt hatte sie ihn erst in der Digiwelt. Obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie ihn denn wirklich kannte. Sie wusste nicht, ob es überhaupt irgendjemanden gab, der Yamato Ishida genau kannte. Vielleicht Tai. Matt und Tai waren die besten Freunde. Auch, wenn man es auf den ersten Blick nicht glauben wollte, weil sich die beiden ständig über irgendetwas stritten. Aber das war genau das, was die beiden brauchten um glücklich zu sein. Das war jedenfalls Soras Meinung. Kurze Zeit nach Sora betrat auch Matt das Klassenzimmer. Er lächelte Sora von der Tür her zu und ging auf seinen Platz am anderen Ende des Raumes. Etwa eine Sekunde bevor der Lehrer erschien kam auch Tai ins Zimmer gerannt. Das war normal. Tai verschlief fast jeden Tag. Er kam auf Sora zu.
 

„Ich schwöre dir, dass es nicht meine Schuld ist! Mein Wecker kann mich einfach nicht leiden.“, sagte er völlig außer Atem und ließ sich auf den Stuhl neben ihr sinken.
 

„Du solltest einfach früher ins Bett gehen!“ Sora schüttelte den Kopf, lächelte aber. „Guten Morgen!“
 

Tai grinste sie an. Dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen und grinste auch Matt zur Begrüßung an.

Der Unterricht begann damit, dass der Lehrer die Hausaufgaben vergleichen wollte. Tai ächzte.
 

"Hausaufgaben?"
 

Er sah sich hilfesuchend nach Sora um, als ihr Lehrer eben verkündete:
 

"Herr Yagami? Wären sie so freundlich uns ihre Ergebnisse zu nennen?"

"Ähm ... die Ergebnisse ..."
 

Sora seufzte und schob ihm unauffällig ihre Notizen hin. Tai atmete erleichtert auf und räusperte sich.
 

"Ja die Ergebnisse ..."
 

Als er fertig war lächelte er Sora dankbar an.
 

"Du bist ein Schatz, Sora!"
 

Sie grinste.
 

"Vergiss es nur nicht!"
 

"Wie könnte ich das vergessen?" Tai knuffte sie liebevoll in die Seite.
 

"Ich werd dich bei Gelegenheit daran erinnern!" lachte sie und widmete sich wieder dem Unterrichtsgeschehen.

Federleicht

"Mum?" Sora zog ihre Schuhe aus und ging in Strümpfen durch's Haus.

"Sora? Bist du's?" Sora wand sich um und ging in die Küche. Ihrer Mutter stand vorm geöffneten Kühlschrank.

"Ja, ich bin wieder da. Ich bleib aber nicht lange. Ich wollte nochmal in den Park. Ist das ok?" Sie sah den Rücken ihrer Mutter fragend an, da diese noch immer nach etwas suchte, das man eventuell essen konnte.

"Ja ... ja, mach das." Sie drehte sich mit einer Tüte Undefinierbarem zu Sora um.

"Bleib aber nicht zu lange unterwegs! Du hast morgen Schule. Vergiss das nicht!"

Sora verdrehte genervt die Augen.

"Mum, ich hab jeden Freitag Schule! Das ist gewöhnlich so. Wie könnte ich das also vergessen?"

Während ihre Mutter den Inhalt der Tüte, den Sora nicht unbedingt als Essbares bezeichnen würde, in einen Topf schüttete und diesen dann auf dem Herd erwärmte, erzählte sie Sora, dass sie an diesem Abend zu einem Geburtstag eingeladen war, und Sora nicht mit dem Essen auf sie warten sollte.

"Ich bin wahrscheinlich erst sehr spät wieder da."

Sie füllte ihren Teller mit einem Teil der dickflüssigen Masse aus dem Topf und trug es zum Küchentisch. Sora beobachtete sie dabei.

„Mh … na ja ich geh dann mal.“ Sie grinste ihre Mum an, die grad angeekelt an ihrem Essen roch und verschwand in ihr Zimmer um sich umzuziehen. Sie war grad dabei ihre Haare zu kämmen, als ihre Mutter nach ihr rief.

„Sora? Du hast übrigens Post aus den USA.“

Sora stürmte aus ihrem Zimmer. In der einen Hand hatte sie ihre Bürste, die andere war eben noch dabei gewesen ihre Haare zu richten und zwischen ihren Zähnen klemmte ihre Haarspange.

„Von Mimi?“, brachte sie unverständlich heraus.

Ihre Mutter nickte, deutet auf einen großen, bunt bemalten und mit farbenfrohen Stickern beklebten Briefumschlag, der auf dem kleinen Schränkchen neben der Badezimmertür lag. Sora blieb kurz zweifelnd stehen. Dann musste sie grinsen. Dieser Umschlag konnte ja nur von Mimi sein.

Sie schnappte sich den Brief und lief zurück in ihr Zimmer. Dort fitzelte sie schnell ihre Haare mit der Haarspange zusammen und ließ sich zusammen mit dem Brief auf ihr Bett fallen.

‚Hey Sora-chan,

wie geht’s euch allen? Ich muss dir so viel erzählen, wenn ich euch besuchen komme. Ich vermisse euch sehr. Japan fehlt mir. Man kann es einfach nicht mit Amerika vergleichen. Obwohl Amerika total faszinierend ist! Es gibt so viele ausgefallene Shops und Menschen! Und die Strände hier … und die Jungs hier sind auch nicht zu verachten. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich in ein paar Wochen zu Besuch komme? Oh hier gibt es einen Jungen, der sieht aus wie …’

So ging Mimis Brief weiter. Über zweieinhalb Seiten redete sie von einem Jungen. Na ja eher von mehreren Jungen. Sie hatte ihre Zeit anscheinend nicht mit unwichtigen Dingen vergeudet. Sora lachte. In diesem Brief steckte so viel von ihrer besten Freundin, die sie schon so lang nicht mehr gesehen hatte. Und zwischendrin erwähnte Mimi des Öfteren immer wieder, dass sie Japan bald wieder einen Besuch abstatten würde. Aber – und auch das war typisch Mimi – sie nannte nie ein konkretes Datum, da sie von einem Thema zum anderen sprang. Wahrscheinlich hatte sie den Brief nicht nocheinmal durchgelesen bevor sie ihn abgeschickt hatte. Natürlich hatte sie ihn nicht noch mal gelesen! Es war ja Mimi! Sora schüttelte grinsend den Kopf. Sie sah sich noch einmal den von Mimi liebevoll gestalteten Umschlag an und steckte den Brief mit in ihre Tasche. Als sie auf die Uhr sah stellte sie fest, dass sie Matt und Tai schon ziemlich lange warten ließ. Sie erhob sich und ging aus dem Haus in Richtung Park.

Schon von weitem sah sie die beiden. Sie befanden sich auf dem Spielplatz. Matt saß auf der Schaukel, während Tai versuchte auf der Wippe stehend das Gleichgewicht zu halten.

„Na endlich!“ Tai hatte nun auch Sora entdeckt und sprang von der Wippe.

„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen!“ Er sah sie mit gespielt böse funkelnden Augen an. Matt lächelte nur. Er war aufgestanden und stand nun an die Schaukel gelehnt da. Sora lächelte zurück. Dann wand sie den Blick ab und grinste Tai an.

„Tut mir leid, aber ich musste erst noch den Brief lesen.“ Sie wedelte mit dem vorwiegend rosa glitzernden Umschlag vor Tais Nase herum.

„Von wem ist der?“ Matt war zu den beiden herübergekommen und nickte fragend zu dem Umschlag.

„Da fragst du noch? Guck ihn dir doch an! Der kann ja nur von Mimi sein!“ Tai grinste und nahm Sora den Brief aus der Hand. Er war noch nicht sehr weit mit lesen, da sah er Sora mit einem Seufzen an.

„Sag mir bitte, was sie uns mitteilen möchte.“ Er hielt Sora wieder den Brief hin. Sie lachte.

„Mimi kommt uns besuchen! Das ist jedenfalls die Kernaussage des Briefes.“

Matt lächelte wieder.

„Super! Wann kommt sie denn?“ Er sah Sora fragend an.

„Das … ähm … na ja. Sie erwähnt es nicht. Sie hat anscheinend vergessen das mit reinzuschreiben.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und grinste. Tai seufzte neben ihr. „Mimi eben.“ Er zuckte die Schultern. Es schien, als hätte er nichts anderes von ihr erwartet. Matt ließ sich auf dem Holzrand des Sandkastens hinter sich nieder und streckte sich.

„Ich bin in der nächsten Woche übrigens nicht da. Ich bin mit meinem Vater unterwegs.“ Er gähnte einmal ausgiebig.

„Die ganze Woche?“, fragte Tai etwas niedergeschlagen. Matt nickte und machte eine kleine ausladende Handbewegung.

„Ja.“ Er warf Sora einen kurzen Blick zu, sah aber sofort wieder weg. Sie seufzte leise. Bei ihm war sie sich nicht sicher, was er grade dachte. Sie konnte ihn einfach nicht einschätzen. Mit Tai war das anders. Tai war für Sora wie ein offenes Buch. Er konnte sich nicht verstellen. Dafür kannte sie ihn zu gut. Sie blickte sich gedankenverloren auf dem Spielplatz um. Tai wedelte mit dem Briefumschlag vor ihrer Nase herum.

„Hey, wo bist du denn mit deinen Geanken?“ Sora zuckte ein wenig zusammen.

„Ich hab mir nur grad überlegt, wann Mimi wohl kommen wird. Wäre ja blöd, wenn sie jetzt die Woche kommt, in der Matt nicht da ist, oder?“ Sie sah von Tai zu Matt, der auf den Boden starrte.

„Und was wollen wir machen, wenn sie da ist?“ Matt sah auf ohne etwas zu sagen und wartete auf eine Reaktion der anderen beiden.

„Wir sollten den anderen Bescheid sagen, dass sie vorbeikommt. Izzy und so. T.K.“ Er warf Matt einen Blick zu. Dieser nickte und stand auf.

„Ich sag ihm Beschied.“ Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr.

„Ich mach los. Bis morgen.“ Er nickte Tai zu und lächelte Sora zum Abschied noch einmal an. Dann drehte er sich um und verschwand.

„Also ich weiß ja nicht, was du dazu sagst …“

Tai sah Matt mit einem Stirnrunzeln hinterher und wand sich dann wieder an Sora.

„ …, aber irgendwie ist er seltsam in letzter Zeit.“

Sora warf ebenfalls noch einen letzten Blick auf Matts Rücken, bevor dieser vollkommen aus ihrer Sicht verschwand.

„Du bist sein bester Freund. Red’ doch mal mit ihm!“

Tai seufzte.

„Ja, das sollte ich wohl mal machen.“ Er drehte sich um und lächelte Sora an.

„Ich glaub, ich mach auch los. Nicht, dass ich morgen wieder so verschlafen bin.“ Er kratzte sich am Kopf und grinste.

„Oh, du lernst dazu Taichi.“ Sie lachte und verabschiedete sich dann von ihm.

Sonnenschein

Sora setzte sich auf die Schaukel, an der Matt vorher gelehnt hatte und las sich noch ein paar Mal den Brief von Mimi durch. Ihr wurde schmerzlich bewusst, wie sehr sie ihr fehlte. Natürlich hatte man noch Kontakt, hin und wieder ein Brief, eine Postkarte, ein Anruf, aber es war nicht dasselbe. Sie vermisste ihre Freundin hier. Sie wollte sie um sich wissen.

Ihre Schulfreundinnen waren klasse und sie wollte sie nicht verlieren, aber die Reise in die Digiwelt hatte Mimi und Sora als Freundinnen auf eine ganz andere Art zusammengeschweißt. Bei Mimi wusste Sora, dass sie sich auch in den schlimmsten und aussichtslosesten Momenten blind auf sie verlassen konnte. Mimi würde ihr Leben dafür geben Sora zu helfen. Von wem sonst konnte man das ohne Weiteres behaupten?

Nach einer Weile, in der sie in Erinnerungen versunken war, kehrte Sora heim. Sie fand ihr Zuhause sehr still und verlassen vor. Ihr Vater kam erst in ein paar Wochen zurück und die Mutter war ja zum Geburtstag.

Sora sah auf die Uhr. Es war halb 9. Ihr knurrte der Magen, sie wusste nicht sicher, wann sie das letzte Mal so wirklich etwas gegessen hatte. Als erstes entfernte sie den mittlerweile festgewordenen stinkenden Brei, den ihre Mutter zubereitet hatte, aus dem Topf und ließ heißes Wasser hinein. Dieser Gestank war so bestialisch, dass es Sora die Tränen in die Augen trieb. Was auch immer ihre Mutter da gegessen hatte, Sora war sich sicher, dass es nicht essbar war.

Auf der Suche nach einem Rest Tofu, beschloss Sora Mimi am nächsten Tag anzurufen und zu fragen, wann sie kommen würde.
 

Der nächste Morgen verlief ruhig und schön. Fast ein bisschen rosa. Es war angenehm warm, die Sonne strahlte in ihr Fenster. Sora liebte die Tage, an denen sie mit einem Lächeln im Gesicht aufstand.

Auf dem Weg in die Schule wurde sie von Matt abgefangen.

"Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen." Er lächelte sie an und nickte. Sora grinste breit. "Oh, danke. Wünsche ich dir auch." Sie machte einen kleinen Knicks dabei. Die gute Laune schien ansteckend zu sein.

"Warum so fröhlich? Freust du dich so sehr auf Mimi, oder hat das noch andere Gründe?" Matt warf seine Schultasche über die Schulter und sah Sora von der Seite her lächelnd, aber dennoch ein wenig stirnrunzelnd an. Er wirkte immer so ernst. Selbst, wenn er lächelte.

Sora zuckte mit den Schultern breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst.

"Ich weiß auch nicht." Sie strahlte Matt an. Sie wusste es wirklich nicht. Sie konnte es nicht beschreiben, aber es schien in diesem Moment einfach alles zu stimmen.

"Es ist ein schöner Morgen, ja, ich freu mich unendlich auf Mimi und es ist einfach ..." sie hielt kurz inne, zuckte leicht mit den Schultern und schaute sich lächelnd um.

"Es ist auch einfach schön, dass du hier bist." Sie strahlte ihn wieder an und tänzelte dann ein paar Schritte vor ihm den Weg entlang.

Matt fühlte sich von ihrer guten Laune überrumpelt. Und von ihrem letzten Satz. Das war süß und er freute sich, aber es kam doch sehr unerwartet.

Als er sie weiter beobachtete, wie sie fröhlich vor ihm hertänzelte, musste er lächeln. Sie war schon ein kleines Sonnenscheinchen. Was würden Tai und er nur ohne sie tun?
 

Als Sora mit Matt das Klassenzimmer betrat, traf sie fast der Schlag. Tai stand an ihrem Platz und grinste sie breit an. Sora klappte der Mund auf.

"Wie hast du das denn gemacht? Hast du hier gezeltet?" Matt grinste und klopfte Tai auf die Schulter, dann ging er zu seinem Platz und stellte seine Tasche ab.

Sora ging kopfschüttelnd, aber grinsend zu Tai.

"Muss ich mich darauf einstellen, dass die Geschichte, wie du das geschafft hast, haarsträubend, spannend und vielleicht ein wenig unglaubwürdig ist?" Sie stellte ihre Tasche auf ihren Stuhl und grinste Tai an.

"Guten Morgen!" Er grinste wie ein Honigkuchenpferd.

"Ich hab meinen Wecker gehört, ich war sofort wach und war selbst vor den Strebern hier! ... was mich allerdings ein wenig verunsichert hat." Er warf den Leuten in der ersten Reihe einen stirnrunzelnden Blick zu. Dann schüttelte er den Kopf und grinste wieder Sora an.

"Ich wollte einfach mal überraschen!" Er ließ sich schwungvoll auf seinem Stuhl nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.

Von der anderen Seite des Zimmers sah ihn Matt, der mit ebenfalls verschränkten Armen an der Wand lehnte grinsend und kopfschüttelnd an, dann ließ er sich auch auf seinen Stuhl fallen und pfeifte leise eine Melodie vor sich hin.

Sora holte eine Flasche Wasser aus ihrer Tasche und setzte sich ebenfalls, nachdem sie ihre Tasche unter ihrem Tisch verstaut hatte.

"Ich stecke noch voller weiterer Überraschungen!" Tai schien fast zu platzen. Manchmal kam er Sora noch wie ein kleines Kind vor. Er hatte erwachsene Züge an sich, aber er würde nie wirklich aufhören Kind zu sein.

"Was denn noch?" fragte Sora und schraubte ihre Flasche wieder zu, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. Tai kramte hektisch in seiner Tasche und zog dann mit gespielter Dramatik ein paar Blätter heraus.

"Was ist das?" fragte Sora ihn stirnrunzelnd und versuchte seine Sauklaue zu entziffern.

"DAS ..." sagte Tai bedeutungsschwer und sah Sora tief und ernst in die Augen.

"Das sind die Hausaufgaben für den heutigen Tag." Sora lachte und schüttelt wieder mit dem Kopf.

"Du Spinner! Was ist denn nur gestern mit dir passiert, dass du so gut vorbereitet bist?"

Tai setzte sich gerader hin und sah sie mit einem gespielt überlegenem Blick an.

"Ich habe mir neulich notiert, was wir machen sollten und gestern den Zettel wiedergefunden und ich dachte mir, dass das keiner von mir erwarten würde. Und da es mit mir nicht langweilig werden soll ..." er machte eine ausladende Handbewegung und ließ dabei seine Hausaufgabe auf den Tisch fallen. Dann verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und schloss grinsend die Augen. Sora warf einen Blick auf seine unübersichtlichen Notizen. Bei näherer Betrachtung konnte sie diese dann auch lesen.

"Du, Tai ..." Sie zog ein Blatt näher zu sich heran, betrachtete es, zog ein anderes hinzu und sah dann Tai an.

"Bist du dir sicher, dass das die Zettel sind, die du mitbringen wolltest?" Tai öffnete nicht einmal die Augen.

"Natürlich. Ich hab sie vorhin extra nochmal durchgeschaut. Alles super." Sora grinste ihn an.

"Ja, schon. Keine Fehler. Ich find zumindest keine. Mal abgesehen davon, dass das die Hausaufgaben von gestern sind." Tai wurde bleich und kippte auf seinem Stuhl nach vorn.

"Was??" Er zog die Zettel alle zu sich ran.

"Aber, hier hab ich mir aufgeschrieben, dass sie alle bis heute auf waren!" Er hielt Sora einen Zettel vor's Gesicht und wedelt damit rum.

"Ja, Tai. Aber der 16. war gestern." Sie grinste ihn ein wenig mitleidig an. Tai zuckte mit einem Auge, warf abwechselnd blickte auf den Zettel, seine Ausarbeitungen und Sora. Dann ließ er den Kopf sinken.

"Da will man sich EINMAL Mühe geben ..." Sora tätschelte seine Hand und grinste ihn an.

Gedankenspiele

„Nein, ich hab nachher noch zwei Stunden Bandprobe. Danach hätte ich Zeit. Was schwebt euch denn so vor?“ Matt stand an einen Baum gelehnt und ließ ein Plektrum zwischen seinen Fingern schnipsen. Tai hatte die Hände in den Hosentaschen und kickte ein Steinchen durch die Gegend und Sora saß zwischen den beiden auf einer kleinen Mauer und ließ die Beine baumeln.
 

„Einfach ein bisschen Zeit zusammen verbringen, wenn du nächste Woche nicht da bist. Die Ferien einläuten lassen.“ Sora lächelte Matt an.
 

„Ja, und uns überlegen, was wir machen könnten, wenn Mimi herkommt.“ Tai sah stirnrunzelnd zu Sora und kickte seinen Stein zur Seite. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf.
 

„Ich meine, sie kommt aus Amerika mal wieder zu Besuch, da sollten wir doch irgendwas Tolles planen? Und vielleicht den anderen Bescheid geben? Also Izzy und Joey. Und ich kann nachher Kari Bescheid sagen, sie kommt ja heute erst wieder.“ Matt nickte Tai zu.
 

„Ja, TK ist auch erst heute Abend wieder da, ich denke ich geh dann mal zu ihm und sag ihm Bescheid.“ Sora drehte ihre Haare zwischen den Fingern und überlegte sich, was man mit Mimi unternehmen konnte. Es kam ihr seltsam vor ein großes Unternehmen zu planen, das schien ihr zu aufgesetzt. Sie kannte Mimi gut, es war immerhin ihre beste Freundin. Mimi liebte große Auftritte, sie liebte Aufmerksamkeit, aber trotzdem konnte sich Sora vorstellen, dass es eher in Mimis Sinn war, wenn sie sich einfach nur alle im Park trafen und vielleicht ein Picknick machten. Im Mittelpunkt würde sie so oder so stehen, da sie endlich mal wieder in Japan war. Sie hatte sicher unendlich viel zu erzählen.
 

„Kommt ihr mit rein?“ Matt hatte sich ein paar Schritte vom Baum wegbewegt und sah die anderen beiden stirnrunzelnd an. Sora sah zu ihm auf und verzog ein wenig das Gesicht.
 

„Jetzt schon?“ Sie seufzte schwer. Es war so schön hier draußen und der Gedanke wieder in das kühle Gebäude zu gehen war nicht sehr erfreulich für Sora.
 

„Geht gleich los.“ Tai hatte sich im Schneidersitz ins Gras gesetzt und nach einer Weile nach hinten fallen gelassen. Und so lag er jetzt da. Die Arme als Kissen hinter dem Kopf verschränkt, die Beine immer noch in Schneidersitzposition. So, wie er vor sich hinmurmelte, schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis er eingeschlafen war.

Matt verdrehte die Augen und grinste zu Sora.
 

„Soll ich dir helfen ihn dazu zu bringen wieder mit reinzukommen?“ Er warf einen Blick auf Tai, der sich eine verirrte Haarsträhne von der Nase pustete.

„Nein, nein. Ich schaff das schon. Ich bring ihn gleich wieder mit. Wir haben doch noch ein paar Minuten, oder?“ Matt warf einen Blick auf seine Armbanduhr und nickte. Dann hob er kurz eine Hand, wie zum Gruß und zwinkerte Sora zu, bevor er sich umdrehte und mit den Händen in den Hosentaschen zurück zur Schule ging.

Sora sah ihm kurz nach, dann gähnte sie ausgiebig. Es war viel wärmer als sonst zu dieser Jahreszeit. Sie streckte sich lang und schüttelte dann ihre Arme und Beine, um wieder Leben in ihre Muskeln zu rufen. Dann sprang sie von der Mauer und ging zu ihrem besten Freund, der immer noch unverändert auf der Wiese lag. Sie beugte sich über ihn.
 

„Kommst du mit, Tai?“ Schwerfällig öffnete er ein Auge und sah sie an.
 

„Kann ich mir etwa aussuchen, ob ich wieder mit reinkommen will, oder nicht?“ Er hob eine Augenbraue und kniff dann beide Augen wieder zusammen, weil die Sonne hinter einer Wolke hervorkam. Sora schüttelte grinsend den Kopf.
 

„Ich dachte nur, es hört sich netter an, wenn ich es so formuliere.“ Tai seufzte schwer, streckte sich dann ebenfalls, doch anstatt aufzustehen, blieb er wieder so liegen. Nur diesmal hatte er Arme und Beine von sich gestreckt. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
 

„Können wir nicht draußen Unterricht machen? Einfach hier in der Sonne liegen und zuhören. Das wäre klasse.“ Sora baute sich über ihm auf, die Füße neben seinen Hüften und dann hielt sie ihm ihre Hände hin.
 

„Tut mir sehr leid, Herr Yagami, aber heute findet der Unterricht noch einmal ganz normal im Zimmer statt. Aber falls es sie aufmuntert, kann ich ihnen sagen, dass sie einen ganz besonderen Banknachbarn in der letzten Stunde haben werden.“ Tai runzelte die Stirn und öffnete die Augen wieder. Dann griff er nach Soras Händen und ließ sich von ihr hochziehen. Als er wieder auf seinen Beinen stand und sich noch einmal streckte und gähnte, als hätte er eben 12 Stunden geschlafen, klopfte Sora ihm Gras und Insekten vom Rücken. Tai grinste sie an.
 

„Du kleine Mutti!“ Er knuffte sie liebevoll in die Seite.
 

„Wer sitzt denn nun eigentlich neben mir?“ Sora strich ihre Schuluniform glatt und grinste ihn an.
 

„Na ich! Wer sonst?“ Tai grinste zurück und schüttelte den Kopf.
 

„Natürlich, wer sonst?“ Er zuckte mit den Schultern und legte einen Arm um Sora.
 

„Wer, wenn nicht mein kleines Soraleinchen?“ Tai strubbelte ihr kurz über das Haar, strich dann aber alles wieder glatt, bevor sie sich beschweren konnte. Sie steckte ihm nur die Zunge heraus und lehnte dann ihren Kopf an seine Schulter. Bei Tai war das so leicht. Mit ihm fühlten sich Berührungen dieser Art richtig an.

Die beiden liefen so zurück zur Schule und genossen noch die Sonne, bevor sie hinter der Tür verschwand. Sora zerzauste Tai noch die Haare, ehe sie beide das Klassenzimmer betraten. Sie lachte und lief zu ihrem Platz.
 

„Als ob man bei meiner Frisur noch irgendwas zerzausen könnte!“ Tai grinste nur und ließ sich wieder auf dem Stuhl neben Sora fallen.
 

„Bereit für die letzte Stunde?“ Sora kramte ihre Falsche aus der Tasche und trank einen Schluck, während sie Tai fragend ansah.
 

„Muss ja.“ Er verzog das Gesicht, dann betrat auch schon der Lehrer das Zimmer.
 

Sora stütze ihren Kopf auf ihre Hand und blieb mit den Augen an Tais Haaren hängen. Eine Strähne stand ab, das zog für ein paar Sekunden Soras Aufmerksamkeit auf sich. Dann verlor sie sich in Gedanken. Sie hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wie es mit der Liebe um sie stand. Sie war mittlerweile 16, bald 17. Ihre Freundinnen hatten alle einen Freund, oder hatten zumindest schon einen gehabt. Manche waren soweit, dass sie jede Woche einen anderen hatten. Nur Sora hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht. So ein Gefühl mit jemandem sein ganzes Leben verbringen zu wollen, das kannte sie nicht. Oder doch? Wenn sie darüber nachdachte, dann gab es doch jemanden, mit dem sie ihr restliches Leben verbringen wollte. Und das war Tai. Sie betrachtet sein Gesicht von der Seite her und musste lächeln. Wenn sie Tai sah, breitete sich in ihr eine wunderbare Wärme aus. Sie kannte ihn schon so lange, er war schon so lange ihr bester Freund. Ihn wollte sie niemals im Leben verlieren. Ihn wollte sie immer um sich haben. Doch auf welche Art? Wenn sie sich vorstellte mit Tai intim zu werden, spürte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie mussten lächeln und senkte den Kopf.
 

„Was ist?“ Tai sah sie stirnrunzelnd an. Er hatte nicht bemerkt, dass sie ihn von der Seite beobachtet hatte, ihm wahr nur aufgefallen, dass sie plötzlich leise gelacht hatte. Sora warf ihm einen kurzen Blick zu. Tai war so lieb zu ihr. Und er war so aufmerksam. Vielleicht war er ja wirklich der Richtige für Sora. Sie ließ ihren Blick über sein Gesicht gleiten. Sie kannte jeden Millimeter davon.
 

„Nichts, nichts.“ Sie schüttelte den Kopf.
 

„Ich musste nur gerade an etwas … Seltsames denken.“ Sie grinste ihn an und legte den Kopf etwas schief. Dann sah sie an ihm vorbei und traf auf Matts fragenden Blick. Er hatte sich halb an die Wand gelehnt und schien sie zu beobachten. Sora lächelte ihn an und blickte dann aus dem Fenster. Aus Matt wurde sie einfach nicht schlau. Er war ihr ein Rätsel und er schien unnahbar zu sein. Sie verstand nicht einmal die seltsame Beziehung, die Tai und Matt führten. Es schien eine Art Hass-Liebe zu sein. Manchmal konnten sie sich nicht ausstehen und gerieten aneinander, sobald sie sich sahen und ein anderes Mal, waren sie ein Herz und eine Seele.

Sora sah wieder hinüber zu Matt. Er war dabei etwas aufzuschreiben. So, wie es aussah, waren es allerdings keine Notizen für den Unterricht. Wahrscheinlich schrieb er an einem neuen Lied. Sie beobachtete ihn. Er war sehr hübsch. Plötzlich beugte sich Tai nach vorn, sodass Sora Matt nicht mehr sehen konnte.
 

„Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Er zog die Stirn kraus und begutachtete Sora aufmerksam. Sie zuckte nur mit den Schultern und grinste ihn an.
 

„Ich weiß auch nicht.“ Sie schnippte mit dem Finger gegen seine Nase und widmete sich dem Unterrichtsgeschehen. Seltsame Gedanken, sie wusste gar nicht, wie sie mit denen umgehen sollte. Wurde Zeit, dass sie mit Mimi reden konnte.

Liebhaben

„Ich hasse Hausaufgaben!“ Tai warf seinen Stift in seine Tasche und faltete den kleinen Notizzettel, auf dem er die Aufgaben für nach den Ferien aufgeschrieben hatte. Dann ließ er den Zettel unachtsam in seine Tasche segeln.
 

„Hab dich nicht so! Als ob sie dir deine gesamten Ferien vermiesen würden.“ Sora schüttelte den Kopf und packte ihre Sachen etwas sorgsamer als Tai in ihre Schultasche. Dann ging sie hinüber zu Matt, der schon an der Tür stand und auf die beiden wartete.
 

„Also, ich geh jetzt zur Bandprobe und in zwei Stunden treffen wir uns im Park?“ Er runzelte die Stirn und sah Sora fragend an. Sie nickte. Tai war immer noch damit beschäftigt durch all seine Handlungen kund zu tun, wie sehr er Hausaufgaben hasste. Vor allem Hausaufgaben, die er in den Ferien erledigen sollte. Als er dann endlich neben Sora aufkreuzte, stand ein Mitglied aus Matts Band in der Tür.
 

„Matt, kommst du endlich? Es wartet wieder alles nur auf dich.“ Matt verdrehte in Richtung Sora und Tai die Augen und drehte sich dann zu dem Jungen um.
 

„Bin ja schon unterwegs. Ohne mich läuft anscheinend nichts.“ Er sah noch einmal zurück und zwinkerte Sora zu. Dann hob er die Hand zum Gruß, wie er es immer machte.
 

„In zwei Stunden im Park. Und keine Sekunde später!“ Er grinste und dann drehte er sich um und lief gemeinsam mit dem anderen in Richtung Bandraum.
 

„Wer von uns kommt denn immer zu spät zu Verabredungen?“ Tai sah Matt stirnrunzelnd hinterher. Dann war ein relativ lautes Knurren zwischen ihnen zu hören. Tai grinste Sora an.
 

„Das war aber nicht mein Magen…“ Sora hatte die Hände auf ihren Bauch gedrückt und lächelte etwas verlegen.
 

„Ich glaub, ich sollte was essen gehen.“ Tai nickte. Und die beiden gingen zusammen hinaus an die frische Luft. Sora schloss die Augen und lächelte gegen die Sonne. Tai beobachtete sie von der Seite und musste ebenfalls lächeln.
 

„Du siehst aus, wie eine Blume, die in einem Gewächshaus steht und nach Jahren endlich mal wieder die Sonne sehen darf.“ Sora sah ihn stirnrunzelnd an.
 

„Wie eine Blume im Gewächshaus?“ Sie grinste und Tai kratzte sich verlegen am Kopf.
 

„Ja, aber eine äußerst hübsche Blume!“ Tai wusste nicht so wirklich, was er sagen sollte, deswegen knuffte er Sora in die Seite.
 

„Du weißt schon, was ich meine.“ Sora lachte und schüttelte den Kopf. Tai war schon ziemlich süß. Manchmal vielleicht etwas unbeholfen, aber das war ja grad das Niedliche an ihm. Sie verließen zusammen das Schulgelände und schlugen den Heimweg ein. Ein Stück weit konnte Tai Sora begleiten, dann musste er einen anderen Weg entlang. Während sie die Straße hinunterliefen, überlegten sie, wann Mimi wohl ankommen könnte. Wenn sie etwas planen wollten, mussten sie ja eine ungefähre Ahnung haben, für wann sie es planten.
 

„Picknick ist eigentlich gar keine so blöde Idee. Picknicken macht Spaß, jeder kann irgendwie helfen und man kann das auch ganz spontan noch organisieren.“ Tai nickte und biss sich auf die Unterlippe, während er darüber nachdachte. Sora war stehengeblieben, weil Tai jetzt einen anderen Weg nehmen würde. Tai sah sie stirnrunzelnd an, weil er im ersten Moment nicht wahrnahm, wieso sie stehengeblieben war. Er sah sich um.

„Ach hier sind wir schon! Ja dann bis in zwei Stunden!“ Er stupste Sora gegen die Nase und sie zuckte zurück. Dann hob er, ähnlich wie Matt vorher die Hand und lief in eine Seitenstraße.
 

„Hey!“ Sora rieb sich die Nase, lächelte aber. Dann hielt sie ihre Tasche mit beiden Händen vor sich und ging den Weg nach Hause. Eigentlich wollte sie die Sonne genießen und etwas langsamer gehen, allerdings knurrte ihr Magen mittlerweile so laut, dass es ihr schon peinlich war, deswegen beeilte sie sich.
 

„Ich bin wieder da!“ Sora betrat die Wohnung und zog ihre Schuhe aus, dann lief sie ins Haus und stellt ihre Tasche an ihre Zimmertür. Sie sah sich um.
 

"Mama?“ Sora lauschte, doch sie bekam keine Antwort. Anscheinend war ihre Mutter noch nicht wieder zu Hause. Sora lief in die Küche und stoppte vor dem Kühlschrank. Sie hatte einen Bärenhunger und konnte sich nicht entscheiden, was sie sich machen sollte. Am besten nur was Kleines. Damit der Hunger gestillt war, aber der Magen nicht zu voll, um nichts mehr tun zu können. Sie entschied sich für verschiedenes Obst, Weintrauben, Banane und einen Apfel. Das befriedigte nicht unbedingt ihren Hunger, aber es fühlte sich richtig an. Was anderes wollte sie gar nicht essen. Dafür würde sie sich am Abend etwas richtiges machen. Oder aber sie überredete Matt und Tai irgendwo essen zu gehen. Das wäre auch nett. Das hatten sie noch nie gemacht.

Sora setzte sich auf die Fensterbank, aß ihre Weintrauben und sah gedankenverloren auf die Straßen vor dem Fenster. Eine ganze Weile saß sie so da, bis es plötzlich an der Tür klingelte. Sora sah verwirrt erst auf die Küchenuhr und warf dann einen Blick zur Tür, bevor sie aufstand und langsam zur Tür ging.
 

„Ist wohl Mama, sie hat wahrscheinlich wieder ihren Schlüssel auf die Schnelle nicht in ihrer Handtasche gefunden.“ Sie musste lächeln als sie daran dachte. Ihre Mutter warf den Schlüssel immer achtlos in ihre Handtasche und stand dann stundenlang vor der Haustür oder vor dem Auto und kramte in ihrer Tasche, weil sie ihn einfach nicht wiederfinden konnte. Sora drehte den Türknauf und sah durch den Türspalt. Bevor sie etwas wahrnehmen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Sora bekam keine Luft mehr, weil sich ein Paar Arme um ihren Hals geworfen hatten.
 

„SORA!“ Eine laute, schrille Stimme, die Sora im ersten Moment nicht einordnen konnte, penetrierte ihr Gehör.
 

„Ich hab dich ja so vermisst! Du fehlst mir unendlich. Ich meine, es ist nicht so, dass ich nicht viele Freunde hätte, aber du bist mir doch die liebste. Ich weiß, ich melde mich nicht oft, aber ich hab ja auch unendlich viel zutun! Da denkt man, man hat Freizeit, aber nein, ständig ist irgendwas, man hat Verpflichtungen, aber das kennst du ja sicher auch. Und dann auch noch die Zeitverschiebung, die ist ja auch nochmal verwirrend, da muss man auch dran denken. Aber jetzt bin ich hier und wir haben Zeit mal wieder zu reden und ich muss dir wirklich viel erzählen! Und ich will viel von euch hören! Von euch allen! Von den Jungs und von Kari, ich will wissen, was in der letzten Zeit passiert ist, seit ich das letzte Mal hier war. Ich hab auch Izzy geschrieben, hat er was gesagt? Habt ihr eigentlich noch so richitg Kontakt alle? Oder hat sich das auseinandergelebt? Das wäre grauenvoll, wenn ich mir nur vorstelle, dass ich den ganzen weiten Weg hierher gekommen bin und dann seid ihr vielleicht alle nur noch so Leute, die aneinander vorbeigehen und sich nicht mehr Hallo sagen, aber das kann ich mir fast nicht vorstellen. Kann ich meinen Koffer hier abstellen? Ich hab tierisch Durst! Es ist schönes Wetter bei euch! Damit hatte ich gar nicht gerechnet, ich dachte, es ist noch kälter um diese Jahreszeit, aber naja, Klimaerwärmung.“ Sora stand immer noch der Mund offen. Er war ihr aufgeklappt, als sich die Arme um ihren Hals geworfen hatten und es hatte sich noch keine Gelegenheit geboten ihn wieder zu zuklappen. Als Mimi jetzt Luft holte und Sora endlich wieder atmen konnte, war auch die Gelegenheit da, um den Mund zuzumachen und ersteinmal zu schlucken. Damit hatte Sora tatsächlich nicht gerechnet. Sie musterte Mimi von oben bis unten, die sich grad einen übertriebenen Mantel auszog und ihrer Stiefel entledigte.
 

„Hallo, Mimi.“ Mehr brachte sie im Moment nicht heraus. Sie hatte immer noch ein paar Weintrauben in der Hand und wusste nicht wirklich, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie fühlte sich ein ganz klein wenig überrumpelt.
 

„Nur ein 'Hallo, Mimi.'? Mehr nicht? Tu doch nicht so überrascht, ich hab dir doch geschrieben, dass ich komme! Oder ist mein Brief nicht angekommen? Ich hab ihn vielleicht ein wenig spät abgeschickt. Aber eigentlich müsste noch genug Zeit gewesen sein, obwohl man bei der Post nie wissen kann. Und wie werden die Briefe überhaupt von A nach B geschafft? Wahrscheinlich mit dem Flugzeug, wer weiß, was da alles verloren geht. Der Weg ist ja doch ziemlich weit. Aber selbst wenn mein Brief dich nicht erreicht hat, Izzy hat es doch auch gewusst. Oder wusstest du es wirklich nicht? Du siehst tatsächlich ein bisschen verwirrt aus. Ich dachte nur, ich bekomme eine etwas herzlichere Begrüßung, ich meine, ich war so lange -“
 

„Mimi! Du hast nur vergessen ein Datum zu nennen.“ Sora grinste sie an.
 

„Dein Brief ist angekommen, aber du hast darin nicht erwähnt, wann du hier sein wirst. Ich bin nur überrascht, dass du genau jetzt da bist. Und mit Izzy hab ich schon eine Weile nicht mehr geredet.“ Sora lächelte und bedeutete Mimi ihr in die Küche zu folgen.
 

„Oh. Achso. Naja, ich bin manchmal etwas schusselig.“ Ihr erster Redefluss schien überwunden zu sein. Sora hatte endlich die Möglichkeit sich zu freuen, dass ihre beste Freundin vor ihr stand. Sie füllte zwei Gläser mit Saft und hielt Mimi eins hin, das andere behielt sie für sich. Mimi bedankte sich und leerte das Glas direkt zur Hälfte.
 

„Es ist schön, dass du hier bist. Ich fühl mich gleich viel vollständiger.“ Sora hatte fast Tränen in den Augen, als sie das sagte. Aber es wurde ihr wirklich in diesem Moment bewusst. Mimi mochte laut sein, ein wenig aufdringlich vielleicht und unter Umständen etwas zu gesprächig, aber Sora bemerkte, wie sehr ihr genau das alles gefehlt hatte. Mimi sah Sora an und fing direkt an zu weinen. Sie stellte ihr Glas auf dem Tisch ab und fiel Sora wieder um den Hals.
 

„Ach Sora! Ich hab dich so vermisst! Ich hab die ganze Zeit versucht in Amerika jemanden zu finden, der diese Lücke ersetzen kann, die durch dich entstanden ist, als ich weggegangen bin, aber keiner ist auch nur annähernd so wie du!“ Sie schniefte und drückte Sora noch ein wenig fester. Diese tätschelte liebevoll ihren Rücken und lächelte über ihre Schulter. Dann schloss Sora die Augen.
 

„Weißt du, Mimi, mir fehlt es mit dir zu reden. Stundenlang. Dich jeden Tag sehen zu können, wann immer ich das will. Immer jemanden zu haben, der mich versteht.“ Sie drückte Mimi auch noch einmal fester an sich, dann ließ Sora Mimi wieder los. Und lächelte sie an.
 

„Aber umso schöner ist es, dass du genau jetzt hier vor mir stehst. Ganz plötzlich. Als Überraschung. Du bringst so wunderbaren frischen Wind hierher!“ Mimi sah Sora mit verweinten Augen an und schniefte noch mehrmals. Dann lächelte sie auch.
 

„Ich hab dich lieb, Sora.“

Gefühlschaos

Fremde Schuhe an der Haustür, ein riesiger offener Koffer vor Soras Zimmertür, ein übertrieben warmer Mantel am Kleiderständer und lautes Lachen, das die ganze Wohnung erfüllte – Soras Mutter war mehr als nur leicht verwirrt, als sie die Wohnungstür öffnete und in den Flur trat. Sie schaute um die Ecke in die Küche, wo auf der Anrichte nur zwei verlassene Gläser standen. Sie ging auf Soras Zimmertür zu und blieb auf der Türschwelle stehen.

„Ja, oder weißt du noch, als wir die Numemon getroffen haben? Und wir waren am Anfang noch so unwahrscheinlich verwirrt und wie die gestunken haben!“ Mimi wischte sich die Tränen von den Wangen, schon lange hatte sie nicht mehr so gelacht und Sora neben ihr hielt sich den Bauch und verzog das Gesicht. Sie japste schon die ganze Zeit nach Luft, weil sie ununterbrochen am Lachen war.

„Ich kann nicht mehr!“, brachte sie mit erstickter Stimme heraus.

„Mein Bauch!“ Sie holte tief Luft und bemerkte dann ihre Mutter in der Tür.

„Oh Mama! Hallo!“ Sie grinste und Mimi drehte sich zu Frau Takenouchi um.

„Hallo, Frau Takenouchi. Ich hoffe, Sie kennen mich noch?“ Mimi grinste breit, stand vom Bett auf und ging auf Soras Mutter zu. Sie streckte ihr die Hand entgegen.

„Ich war lange nicht mehr hier.“ Sie nickte vielsagend und Frau Takenouchi drückte ihre Hand ganz sanft.

„Wie könnte ich dich vergessen, Mimi? Du hast bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und dein Lachen ebenfalls.“ Sie lächelte Mimi an.

Mimi ging zurück zum Bett und ließ sich darauf fallen.

„Worüber redet ihr denn grad? Ihr habt euch viel zu erzählen, oder? Übrigens, Mimi, dein Brief an Sora war sehr hübsch gestaltet.“ Sie zwinkerte ihr zu.

„Dankeschön! Ich hab mir auch Mühe gegeben. Ich wollte ein Stück Amerika und ein Stück Mimi nach Japan schicken.“

„Das ist dir gelungen!“ Frau Takenouchi lachte.

„Wir haben grad über unsere Abenteuer geredet. In der Digiwelt. Über Biyomon und Palmon, du weißt schon.“ Sora lächelte ihre Mutter an und diese erwiderte das Lächeln.

„Dann will ich euch mal nicht weiter stören. Wie lange bleibst du, Mimi?“ Mimi zuckte mit den Schultern.

„Geplant sind nur zwei Wochen. Ich könnte es aber bis auf vier Wochen ausdehnen, das wäre kein Problem. Und am liebsten würde ich hier bleiben.“ Sie verzog ein wenig das Gesicht.

„Aber meine Freunde in Amerika werden mir sicher auch schnell wieder fehlen ...“ Sie seufzte, lächelte dann aber schnell wieder. Soras Mutter nickte nur, und schloss dann sachte die Tür hinter sich.

„Zwei Wochen nur? Die werden viel zu schnell rum sein.“ Sora zog einen kleinen Schmollmund.

„Ja, deswegen müssen wir die Zeit auch komplett ausnutzen! Ich will die anderen auch sehen. Vor allem Izzy! Er wartet ja auch darauf, dass ich endlich ankomme, ich hab ihm ja auch geschrieben.“ Sora nickte gedankenverloren und schreckte dann hoch.

„Oh Mist!“ Sie sprang vom Bett auf und warf einen hastigen Blick auf die Uhr.

„Verdammt! Ich bin schon eine halbe Stunde zu spät!“ Sora öffnete ihren Schrank und zog sich ein paar Sachen heraus. Während sie sich die Socken über die Füße zog, hüpfte sie auf einem Bein zum Bett zurück, im Mund ihre Haarspange. Mimi sah sie verwirrt an.

„Du kommst zu spät wohin?“ Sora versuchte zu reden, bemerkte aber noch rechtzeitig die Haarspange. Sie nahm sie in die Hand.

„Matt und Tai warten im Park. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns nach der Bandprobe dort treffen, um die Ferien einläuten zu lassen und auch, weil Matt dann die ganze Woche nicht da ist und Tai sonst wieder totunglücklich ist und ...“ Sora nästelte an ihren Haaren herum und zog einfach immer wieder Haarsträhnen dabei heraus und klemmte sie zu einem seltsamen Knoten zusammen, bis Mimi es nicht mehr aushielt.

„Komm mal her!“ Mimi war aufgestanden hielt die Hände auf Soras Kopfhöhe in der Luft und winkte sie ungeduldig und mit tadelndem Blick zu sich heran.

„Das kann man ja nicht mit ansehen, wie du die Haarspange in deine Haare strickst!“ Sie nahm einen Kamm, glättete ihre zerzuselte Mähne und klippte die Spange ordentlich ein Stück über Soras Ohr fest. Dann drehte sie Sora an den Schulter zu sich um.

„War das so schwer?“ Sora grinste sie an.

„Dankeschön.“

Mimi lächelte ebenfalls und beäugte Sora, die wieder dabei war hektisch Sachen anzuziehen und ihr Aussehen vor dem Spiegel zu betrachten, mit einem Blick, der halb belustigt, halb verunsichert war.

„... Sora?“ Mimi hatte sich langsam nach hinten auf das Bett niedergelassen und saß kerzengerade da, darauf wartend, dass Sora ihr Aufmerksamkeit schenkte.

„Mh? Ja, was ist? Hab ich wieder irgendwas falsch zugeknöpft, oder zerknittert?“ Sora drehte sich um und sah an sich herunter, während sie ihre Strickjacke zuknöpfte. Dann warf sie Mimi einen fragenden Blick zu und hielt in ihrer Bewegung inne. Mimi sah sie merkwürdig an.

„Was ist los, Mimi?“, fragte Sora, doch irgendwo tief drinnen, spürte sie, weshalb Mimi sie so ansah und ihre Wangen verfärbten sich rot. Das war Mimis Zeichen. Sie kreischte kurz auf und sprang Sora vom Bett aus entgegen. Dann grinste sie breit und sah Sora vielsagend in die Augen.

„Du. Bist. Verliebt!“ Sora kniff die Augen zusammen und drehte Mimi den Rücken zu. Ihre Wangen brannten, dabei wusste sie selbst gar nicht so richtig, ob das stimmte, was Mimi da behauptete. Mimi hatte jedes Wort extra betont, aber was noch viel schlimmer war: Sie hatte Soras wohl behüteten und nicht ernstgenommenen Gedanken laut ausgesprochen.

„Du bist tatsächlich verliebt! Ich fasse es nicht! Und das erzählst du mir nicht? Ist es Matt? Oder Tai? Es ist Matt, oder? Er hat dir doch schon immer gefallen. Irgendwie geheimnisvoll und undurchsichtig. Aber vor allem auch viel erwachsener als Tai. Noch dazu ist er ein talentierter Sänger und er sah auch schon immer gut aus. Ich wette, es ist Matt! Jetzt sag schon! Oder ist es doch Tai? Immerhin kennt ihr euch schon so ewig und seid schon immer die besten Freunde. Und ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass Tai auch irgendwie an dir interessiert ist, aber ich dachte bisher immer, dass das nur so aussieht, weil ihr beide euch einfach sehr nahe steht.“

Sie neigte den Kopf, um Soras Gesicht sehen zu können, da diese ihr immernoch den Rücken zudrehte.

„Jetzt sag schon, Sora! Lass mich doch nicht so zappeln! Du weißt doch, dass ich ungeduldig bin und außerdem bin ich deine beste Freundin! Ich sollte es zuerst wissen, wenn du verliebt bist.“

Sora verzog das Gesicht, ließ die Augen geschlossen und drehte sich langsam wieder zu Mimi um.

„Du weißt es doch auch als erste.“, sagte sie matt und öffnete die Augen wieder, das Gesicht immer noch zu einer Grimasse verzogen.

„Du weißt es sogar noch bevor ich es weiß!“, dann lächelte sie Mimi erschöpft an und zuckte mit den Schultern, ohne dass sie wirklich wusste, was sie damit sagen wollte.

„Ja, aber welcher von beiden? Oder ist es wer ganz anderes? Aber du sagtest, dass die beiden im Park warten würden, deswegen bin ich jetzt davon ausgegangen -“

„Ich weiß es nicht, Mimi. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob ich verliebt bin, aber was ich noch weniger weiß ist, in wen von den beiden.“ Sie kratzte sich kurz am Kopf und ergänzte: „Und ja, es geht um die beiden.“

Mimi zog die Nase kraus, so als hätte sie plötzlich einen widerlichen Geruch in der Nase und runzelte die Stirn.

„Du weißt nicht, ob du überhaupt verliebt bist, aber du wirst rot, wenn ich es erwähne und du sagst, dass es aber doch schon um die beiden geht? Also weißt du doch, dass du verliebt bist und weißt nur nicht in wen? Oder fühlst du bei beiden etwas und weißt nicht, ob es Liebe ist? Oder wie, oder was?“

Sie zog die rechte Seite ihrer Oberlippe und ihre rechte Augenbraue nach oben, sodass ihr Gesicht nach einem einzigen großen „Hä?“ aussah. Sora grinste sie unbeholfen an.

„Ich hab halt keine Ahnung, was genau das ist. Ja, da ist wahrscheinlich irgendwas und ja, vielleicht ist es ja Liebe, aber ich weiß es nicht. Ich hatte das Gefühl bisher noch nie, ich hab mich bisher nicht mal wirklich getraut darüber nachzudenken.“ Sie ließ die Schultern hängen und sah ihre beste Freundin an.

„Seltsam, irgendwie.“ Sagte sie und griff nach ihrer kleinen Tasche, die neben ihr auf dem Schreibtisch lag.

„Wir sollten aber trotzdem gehen, verirrte Gefühle hin oder her, aber die beiden warten trotzdem schon ewig auf mich.“ Und sie nickte zur Tür, um Mimi zu bedeuten, dass sie jetzt gehen wollten.

Mimi dagegen stand immer noch verwirrt an Soras Kleiderschrank und ihre Gedanken überschlugen sich fast. Sie malte sich Sora und Matt als Pärchen aus und im gleichen Zug auch Sora und Tai. Und dann versuchte sie sich vorzustellen, wie das alles zusammen harmonieren würde. Sie bemerkte kaum, wie ihre Beine sie durch das Zimmer hinaus aus der Wohnung und auf die Straße trugen. Sie bemerkte auch nicht, wie gesprächig Sora plötzlich war und anscheinend versuchte sie wieder auf andere Gedanken zu bringen.

Sora dagegen war jetzt nervös. Dadurch, dass Mimi laut ausgesprochen hatte, was sie sich kaum vorzustellen getraut hatte, fühlte sie sich unsicher und verletzbar. Es war, als hätte Mimi eine Flasche Sekt geöffnet und mit dem herausspringenden Korken, flossen die Gefühle nur so durch Soras Körper. Und sie vermochte sie einfach noch nicht richtig einzusortieren. Und Mimi war so still. Das war nie ein gutes Zeichen. Den ganzen Weg über versuchte Sora ein Gespräch mit ihr anzufangen, doch es gelang ihr einfach nicht. Und als sie am Park ankamen, sah sie Tai und Matt unter einem Baum sitzen und ihr Herz schlug plötzlich viel schneller und ihr stieg wieder die Röte ins Gesicht. Wieso passierte das plötzlich? Wieso machte sie sich die ganze Zeit Gedanken darüber? Was hatte Mimi nur angestellt …

Glückseligkeit

Sora hatte sich schnell wieder gefangen. Sie verdrängte die Gefühle und Gedanken, die sich in ihr aufwölbten und konzentrierte sich voll und ganz auf Mimi. Das war jetzt ihr Moment und sie wollte ihn mit ihr gemeinsam erleben und nicht dadurch verpassen, dass sie abwesend in der Ecke saß und vielleicht noch die beiden Jungs beobachtete. Sora schüttelte den Kopf energisch und setzte dann ein strahlendes Lächeln auf, während sie mit Mimi über die Wiese zu den anderen lief.

„Überraschung!“, rief sie laut, damit die beiden sie bemerkten. Tai, der mit dem Rücken zu ihr saß, ließ sich ins Gras fallen, damit er nach hinten sehen konnte. Matt drehte den Kopf zu ihnen und im selben Moment klappte ihm der Mund auf.

„Wurde aber auch Zeit! Du hast uns echt lange –„

„Mimi!“ Matt hatte sich recht schnell wieder gefangen, klappte seinen Mund wieder zu, sprang auf und umarmte Mimi zur Begrüßung.

„Wie schön euch beide zu sehen! Ihr habt mir gefehlt! Wie geht es dir, Matt? Wie läuft’s mit der Band? Und den Groupies?“ Mimi trat einen Schritt aus seiner Umarmung zurück und zwinkerte ihm zu.

Tai hatte sich in der Zwischenzeit das Gras von den Sachen geputzt und war rasch aufgestanden. Sora hatte sich grinsend neben ihn gestellt.

„Wieso hast du uns denn nichts gesagt?“, zischte er zu Sora hinüber, die allerdings nur den Kopf schüttelte und lachte.

„Ich hab doch gesagt, dass es eine Überraschung ist.“ Sie knuffte Tai in die Seite und schubste ihn sanft auf Mimi zu, damit auch er sie begrüßte. Matt hatte sich schon wieder in das Gras neben Sora fallen lassen und lächelte zu ihr auf.

„Es ist schön, dass Mimi heute schon gekommen ist. Es hätte mich geärgert, wenn ich sie nicht auch nochmal gesehen hätte.“ Sora nickte, sah allerdings an ihm vorbei zu Tai und Mimi, die sich ebenfalls umarmten und beobachtete, wie Mimi sich eine Träne aus den Augenwinkeln wischte. Dann ließen sich die beiden ebenfalls ins Gras allen und Mimi fing wieder an Fragen zu stellen.

„Wie geht es euch denn nun? Jetzt sagt schon! Ich war ewig nicht hier, es gibt sicher unwahrscheinlich viel zu erzählen. Was ist so passiert, während ich mich auf der anderen Seite der Welt am Strand hab bräunen lassen?“ Sie lachte ihr schönstes und wärmstes Lachen, das einfach ansteckend wirkte. Sora lachte glücklich, weil sie so fröhlich war, ihre Liebsten beisammensitzen zu sehen und wollte grad ihre Arme vor der Brust verschränken, als Matt ihre Hand nahm und ein wenig nach unten zog.

„Warum setzt du dich nicht, Sora? Es verwirrt mich, wenn du so groß bist neben mir. Ich kann dir gar nicht auf den Kopf sehen.“ Er zog noch einmal sanft an ihrer Hand und zwinkerte ihr zu. Soras Herz machte einen kleinen Hüpfer. Sie lächelte und setzte sich etwas unbeholfen.

„Tut mir leid, ich war mit den Gedanken grad noch woanders.“ Sie hatte ihre Hand schnell wieder zurückgezogen und senkte den Blick, um ihre erneut glühenden Wangen zu verbergen. Matt warf ihr einen schiefen Blick zu, knuffte sie dann in die Seite, wie Tai es bei ihr immer tat und schenkte seine Aufmerksamkeit dann wieder Mimi. Er wirkte gelassener als sonst, nicht so ernst und verschlossen. Mimi schien auf jeden eine unwahrscheinliche Wirkung zu haben.

Bis die Sonne unterging saßen sie so in ihrem kleinen Kreis. Sie lachten und erzählten sich viel. Von gemeinsamen Geschichten, bei denen sie alle in ihren Erinnerungen schwelgten und von neuen Ereignissen, die sich erst vor kurzem abgespielt hatten. Mimi erzählte viel von Amerika. Wie anders es dort war, wie anders auch ihre Freunde dort waren. Matt verriet ihnen einige Dinge aus dem Bandraum, Patzer, Pannen und andere lustige Dinge. Und Tai erzählte einfach von seinem Alltag. Was ihm in der Schule passiert war, was ihm Zuhause passiert war, beim Fußball und wo auch sonst und Sora hatte das Gefühl, dass genau das die Dinge waren, die Mimi am meisten interessierten. Normale Alltagssituationen, die, wenn er sie erzählte trotzdem einen Hauch von Abenteuer beinhalteten.

Es wurde schnell dunkler, aber keiner von ihnen wollte aufstehen und den einzigartigen Moment zerstören, keiner hatte Lust nach Hause zu gehen. Sora ließ sich ins Gras fallen und bald lagen sie alle auf dem Rücken, die Köpfe zusammengesteckt, damit sie sich trotzdem noch unterhalten konnten und sahen hinauf in den Himmel, der mit vielen kleinen leuchtenden Pünktchen übersäht war. Tai hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und Mimi schloss ihre Augen irgendwann, weil es sie anstrengte sich auf die vielen Sterne zu konzentrieren. Ihre Stimmen wurden leiser, aber die Geschichten, die ihnen einfielen wollten einfach nicht versiegen. Sora fühlte sich wie in einem Traum. Es war noch warm, obwohl es schon weit in der Nacht war und sie nur eine dünne Strickjacke über ihrem T-Shirt trug, dennoch war sie erfüllt von einen herrlichen Wärme, die ihr in dauerhaftes Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie lauschte den Stimmen der anderen und genoss das Beisammensein. Irgendwann schloss auch sie ihre Augen und ließ sich auf einer Woge der Glückseligkeit davontragen.

„Hey, Prinzesschen.“ Die Stimme schien von weither zukommen, wurde allerdings immer lauter und klarer, bis Sora schließlich verwirrt die Augen öffnete und in Tais Gesicht sah. Er stand über sie gebeugt da und sah sie mit einem seltsamen Lächeln an. Viel wärmer, als es jemals gewesen war und für einen kurzen Moment, wusste Sora nicht wo sie war und fragte sich, ob sie vielleicht immer noch träumte. Tai hockte sich neben sie und hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen.

„Das hättest du auch nicht geglaubt, dass ich es mal sein würde, der dich irgendwann mal versucht aufzuwecken, oder?“ Tai grinste sie schief an und sie nahm dankbar seine Hand entgegen. Sie streckte sich und gähnte, während sie sich mit Tais Hilfe erst aufsetzte und schließlich ganz aufstand.

„Wie lange hab ich geschlafen?“ Sie sah sich verwirrt um und bemerkte, dass sie allein waren.

„Und wo sind die anderen beiden?“ Eine kleine Panik stieg in ihr auf. Mimi hatte ihren Koffer bei ihr Zuhause und wenn Mimi allein schon dorthin gegangen war, was würde nur Soras Mutter von ihr denken?

„Naja, ich schätze so eine halbe Stunde mindestens. Es könnte aber auch länger gewesen sein.“ Tai kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich hab die Zeit nicht so im Blick gehabt. Und die anderen beiden sind schon vorgegangen.“ Er nickte zur Straße vor, wo Sora zwei schwarze Gestalten vor der Straßenlaterne wahrnahm.

„Du hast uns im Schlaf zu verstehen gegeben …“ Tai hielt kurz inne und obwohl es so dunkel war, meinte Sora sehen zu können, wie sich seine Wangen rot färbten.

„Nunja, sagen wir mal, du wolltest nicht geweckt werden.“ Er ließ ein wenig die Schultern hängen und Sora wandte den Blick von ihm ab, damit er ihr Grinsen nicht sehen konnte. Sie wusste zwar nicht, was sie im Schlaf vor sich hin gemurmelt hatte, aber der Anblick von Tais schüchternem Lächeln und seinen roten Wangen, brachte sie einfach zum Grinsen.

„Dann lass uns mal gehen, damit die beiden nicht noch länger warten müssen.“ Seite an Seite schritten sie über den kleinen Hügel der Straße entgegen auf Matt und Mimi zu.

„Na endlich. Ich wollte nicht gehen, ohne noch Tschüss zu sagen. Wir werden uns morgen wahrscheinlich nicht nochmal sehen und ich bin dann ja auch erst mal zwei Wochen weg.“ Sora nickte und Matt streckte sich lang.

„Also dann. Macht’s gut und genießt die Tage. Aber habt ja nicht zu viel Spaß ohne mich!“ Er zwinkert, hob zum Abschied die Hand und marschierte dann davon. Mimi gähnte ausgiebig und rieb sich die Augen.

„Lass uns auch nach Hause gehen, Sora. Ich kipp sonst gleich um, ich bin totmüde. Der Flug hat mich geschafft, die Zeitumstellung und dann noch so lang mit euch im Park…“ Sie gähnte noch einmal und Sora versuchte sich nicht anstecken zu lassen. Sie nickte nur.

„Darf ich die Damen noch nach Hause geleiten?“ Tai machte eine ausladende Handbewegung in Richtung des Heimwegs und grinste die beiden an.

„Oh, wie charmant von dir!“ Mimi zog die Augenbrauen hoch und ging dann los in die Richtung, in die Tai deutete. Er warf Sora einen Blick zu und nickte mit dem Kopf zu Mimi.

„Los, komm schon, Prinzesschen. Zuhause wartet ein Bett auf dich.“ Er zwinkerte, warf dann einen kurzen unsicheren Blick zu Boden bevor er ihr die Hand anbot. Sora verwirrte diese Geste, doch sie war zu müde und immer noch erfüllt von einer glücklichen Wärme, deswegen konnte und wollte sie sich in diesem Moment keine Gedanken darüber machen. Sie nahm Tais Hand und ein kurzes Kribbeln schoss ihr durch die Finger, als ihre die von Tai berührten. Sie ließ sich von ihm ein Stück heranziehen, bis sie auf gleicher Höhe liefen, dann ließ sie seine Hand allerdings wieder los. Das Gefühl war zu beklemmend und sie fühlte sich zu verunsichert dabei. Tai warf ihr einen schnellen Blick zu, lächelte aber sofort wieder und im gleichen Moment drehte sich auch Mimi zu ihnen um und trieb sie ein wenig zur Eile an.

Zuhause angekommen stellte Sora erleichtert fest, dass ihre Mutter in ihrem Zimmer ein Gästebett platziert und alles fertig zum Schlafen ausgerichtet hatte. Die beiden Mädchen ließen sich seufzend auf ihre Betten fallen und im gleichen Augenblick schien Sora auch schon einzuschlafen. Es war ihr egal, dass sie sich nicht umgezogen hatte, sie war einfach zu müde, um noch irgendetwas zu denken. Das letzte, was sie vor ihrem inneren Auge noch einmal sah, war das Bild von Tai, wie er sich zur Verabschiedung vor beiden noch einmal übertrieben verbeugt hatte, bevor er in eine andere Richtung abgezogen war. Soras Lippen verzogen sich zu einem erschöpften Lächeln, dann war sie auch schon eingeschlafen.

Sonnenzeit

"...noch Müsli?" Sora hielt Mimi ein Glas mit Haferflocken und Trockenfrüchten entgegen, doch Mimi hob abwehrend die Hände, ließ sich im Stuhl zurücksinken und streichelte sich dann über den Bauch. Sie unterdrückte ein Rülpsen und schloss seufzend die Augen. "Ich platze gleich, ich weiß es genau."

Sora rieb sich mit den Händen über die Augen und ließ ihren Löffel klirrend in ihre Müslischüssel fallen. Dann nickte sie langsam und schwerfällig in Mimis Richtung. "Ja, mir geht es ähnlich, meine Liebe."

Soras Mama wirbelte um den Küchentisch, an dem die beiden Mädchen saßen und räumte das Geschirr weg. "Super! Es hat euch also geschmeckt! Sora hat schon länger nicht mehr ordentlich gegessen, musst du wissen.", sagte sie mit einem bedeutsamen Blick zu Mimi. "Es ist schön, dass sie in deiner Anwesenheit mal wieder etwas mehr runter bekommt." Sie ging um den Tisch, nahm Mimis Schale und beugte sich zu ihr herunter. "Ich hatte Angst, sie könnte dem Magerwahn verfallen!", flüsterte sie, doch laut genug, dass Sora es hören konnte. Diese seufzte nur. "Keine Sorge, Mama, ich mag Essen. Es war nur etwas stressig in der Schule."

Soras Mutter nickte und ging mit dem Geschirr in den Händen hinüber zur Spüle.
 

"Was meinst du, sollen wir heute nochmal versuchen Izzy zu erreichen? Er kann ja nicht weg sein. Irgendwie muss man ja mal an den Typen rankommen." Sora hatte sich nach vorn auf den Tisch gebeugt und das Kinn auf eine Hand gestützt. Sie bedachte die Freundin mit einem fragenden Blick. Mimi sagte nichts. Dann richtete sie sich langsam auf, atmete tief durch, gähnte und nickte dann. "Ja, Izzy." Sie streckte sich, rieb sich die Augen und nickte noch immer. "Und dann Joey."
 

Izzy und Sora hatten nur noch sehr wenig Kontakt. Aber Sora mochte den kleinen Nerd trotzdem sehr. Während der Schulzeit konnte man ihn meistens im Computerraum der Schule finden, doch es waren Ferien und wahrscheinlich hatte sich Izzy mit irgendeiner neuen technischen Errungenschaft in seinem Zimmer verschanzt und studierte es bis ins kleinste Detail. So war er halt. Und das war gut so. Doch in Momenten wie diesen, in denen Sora ihn wirklich einmal erreichen wollte, ging er nicht ans Telefon und antwortete nicht auf SMS.

"Wie könnten ja auch einfach bei ihm vorbeischauen." Schlug sie nach kurzem Zögern ihrer Freundin vor, die soeben ihren Kopf auf die Tischplatte fallen ließ und auf dem Stuhl zusammensackte. Nach einem kurzen Moment der Stille hob Mimi eine Hand und zeigte Sora bestätigend einen Daumen. Dann rollte sie den Kopf zur Seite und drückte ihre Wange auf die Tischplatte.

"Können wir uns in die Sonne legen und schlafen?", nuschelte sie ein wenig unverständlich, da sie ihren Mund in dieser Position nicht richtig bewegen konnte.

"Izzy wird uns ja nicht davon laufen. Und in circa 2 -" sie hielt inne, weil ihr Bauch glucksende und blubbernde Geräusche machte. "Na sagen wir in 4 Stunden, hab ich mein Frühstück soweit verdaut, dass ich nicht bei jedem Schritt Angst haben muss, dass mein Magen überschwappt." Sora grinste Mimi über den Tisch hinweg an und nickte. Dann erhoben sich die beiden schwerfällig, wobei Mimi das ganze noch mit stöhnendem Gejammer unterstrich, gingen in Soras Zimmer, zogen sich etwas anderes an und verabschiedeten sich bei Soras Mutter.
 

„Park?“, fragte Sora einsilbig als die beiden das Haus verlassen hatten. Mimi nickte und drehte das Gesicht zur Sonne. Gemeinsam schlenderten sie die Straßen entlang, bis der Park in Sichtweite kam. Ohne miteinander zu sprechen, verlangsamten sie trotzdem erst ihre Schritte, als sie das Flussufer schon fast erreicht hatten.

„Wollen wir uns auf die Mauer setzen?“ Mimi deutet mit dem Finger in Richtung Fluss und schirmte dann wieder ihre Augen mit der Hand ab.

„Ich hab meine Sonnenbrille vergessen! Verdammt!“ Sie verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen.

„Willst du meine?“ Die Stimme war unerwartet nah und kam beiden Mädchen unwahrscheinlich bekannt vor. Sora zuckte trotzdem zusammen und Mimi stand der Schreck auch ins Gesicht geschrieben.

„T.K.! Was für ein Zufall! Du hast mich … erschreckt.“ Mimi drückte eine Hand auf ihre Brust und hielt sich die andere an die Stirn.

„Du kannst dich nicht einfach anschleichen und dann plötzlich ...“ Sie zog mit der Hand Kreise in die Luft und suchte nach den richtigen Worten. T.K. kratzte sich verlegen am Kopf und grinste schief.

„Tut mir leid, Mimi.“ Diese wiederum lachte und umarmte ihn herzlich.

„Ich freu mich dich zu sehen, kleiner Mann!“ Sie schob ihn ein Stück von sich weg und musterte ihn mit einem Oma-sieht-nach-langer-Zeit-ihren-Enkel-wieder-Blick. Sie verzog ein bisschen das Gesicht, während sie ihn an seinen Oberarmen auf Abstand hielt und beugte sich dann zu Sora.

„Sie werden so schnell groß...“ Dann ließ sie ihn lachend los. Sora lachte ebenfalls und auch T.K. konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

„Was macht ihr hier, Ladys? Entspannung suchen?“ Er reichte Mimi seine Sonnenbrille und diese nahm sie dankbar entgegen. Dann gingen die drei gemeinsam zum vorher ausgesuchten Platz auf der Mauer und ließen sich im Sonnenschein nieder.
 

„Dir würde es in Amerika sicher auch gefallen, T.K.!“ Die drei saßen am Fluss und erzählten sich alles, was sie noch nicht von den anderen wussten. Das meiste erzählte Mimi, doch das war eben so. Und es war in Ordnung so. T.K. saß im Schneidersitz vor einem Baum, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, den Oberkörper nach vorn gelehnt und lauschte Mimis Erzählungen interessiert mit einem Lächeln auf den Lippen. Sora saß auf der Mauer, ein wenig entfernt von den anderen beiden, aber nah genug, dass sie ohne Schwierigkeiten zuhören und mitreden konnte und ließ die Beine baumeln. Mimi selbst lag im Gras zwischen T.K. und Sora, die Beine angewinkelt, eine Hand flach auf den Bauch gelegt und hielt die andere ausgestreckt der Sonne entgegen und ließ abwechselnd das Sonnenlicht durch ihre Finger strahlen während sie von all den überwältigenden Dingen schwärmte, die Amerika zu bieten hatte.

„New York ist schon sehr überwältigend.“, endete Mimi gerade ihre Erzählung als die drei eine Stimme hörten, die ihre Namen rief.

„T.K.! Mimi! Sora! Hey!“ Tai fuchtelte wild mit den Armen über seinem Kopf während er auf die kleine Gruppe zugerannt kam.

„Da seid ihr ja! Ich hab versucht dich zu erreichen, Sora! Dann war ich bei dir Zuhause, weil du nicht ans Handy gegangen bist, aber deine Ma wusste auch nicht, wohin ihr verschwunden seid.“ Er beugte sich nach vorn, stützte die Hände auf den Knien ab und atmete schwer.

„Ich hatte es schon fast aufgegeben und jetzt ...“ Er holte tief Luft, richtete sich auf und stützt die eine Hand in den Rücken.

„Bis ich euch jetzt zufällig hier sitzen sah.“ Schwer ausatmend ließ er sich neben Sora auf der Mauer nieder. Diese lächelte ihn mit durch die Sonne leicht zusammengekniffenen Augen an.

„Tut mir leid, aber ich hab mein Handy gar nicht mitgenommen. Hab ich irgendwie gar nicht dran gedacht.“ Sie zuckte ein bisschen mit den Schultern, schwang beide Beine auf die Mauer, winkelte sie an und zog die Knie nah an ihren Körper.

„Jaja.“ Tai hatte die Unterlippe beleidigt nach vorn geschoben und verschränkte die Arme.

„Gib doch zu, ihr wolltet mich nur nicht dabei haben!“ Er nickte mit dem Kopf zu Mimi, die sich nicht ein Stück bewegt hatte, seit Tai angekommen war und T.K., der sich mittlerweile an den Baum gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

„Hab dich nicht so! Du weißt genau, dass es keine Absicht war!“ Sora stieß ihm ihren Fuß sanft in die Seite, da sie mit ihrer Faust nicht an seine Schulter kam. Tai warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, schüttelte dann aber den Kopf und grinste die anderen beiden an.

„Was war denn grad euer Thema, bevor ich euch gestört hab?“ Er beugte sich auf der Mauer nach vorn und machte einen Katzenbuckel.

„New York!“, sagte Mimi und machte dabei eine große und vielsagende Handbewegung, die die Größe der Stadt widerspiegeln sollte.
 

Sie saßen noch eine ganze Weile so im Park. Mimi erzählte, T.K. hörte geduldig und aufmerksam zu und Sora fing irgendwann an über die Mauer zu balancieren. Tai nahm ihre Hand und ging beschützend neben ihr her, damit sie nicht herunterfiel.

Plötzlich vernahmen sie einen schrägen lauten Ton, der sich einen Augenblick später als der Anfangston eines fürchterlichen Liedes herausstellte. Mimi schoss vom Boden hoch und wühlte in ihrer Handtasche.

„Ich habe eine Nachricht!“ Sora verlor fast das Gleichgewicht, Tai griff aber schnell mit der anderen Hand nach und Sora balancierte weiter.

„Von wem ist sie denn? Einem heimlichen Verehrer?“ Sora stützte sich mit den Händen auf Tais Schultern ab als sie von der Mauer sprang und die beiden kamen rüber zu dem Baum unter dem sich die anderen befanden.

„Sag schon!“ Sora ließ sich neben Mimi ins Gras fallen, Tai stellte sich zu T.K. an den Baum und musterte Mimi interessiert. Diese tippte schnell auf ihrem Handy rum und ließ es dann zurück in ihre Tasche sinken. Sie grinste die anderen an und ließ sich wieder nach hinten ins Gras sinken.

„Das war niemand weiter.“ Sie machte eine abfällige Handbewegung, schloss die Augen und grinste weiterhin. Sora konnte das als Antwort nicht hinnehmen und bohrte weiter nach.

„Wer war es? Und warum grinst du so? Da stimmt doch was nicht? Ich kenn' dich doch!“ Sora stieß ihre Freundin in die Seite. Mimi lachte kurz und wandte sich ab.

„Nein, Niemand.“ Sie holte kurz tief Luft und stand dann auf.

„Aber ich habe heute Abend wahrscheinlich ein Date!“

Verliebtsein

Wie unrealistisch es einem vorkommt, wenn jeder Moment eines Tages einfach perfekt scheint. Wenn nichts daran falsch ist und jeder Augenblick ist schön. Hier zu sein, mit ihren besten Freunden, keine Sorgen, keine Ängste, einfach gemeinsam Spaß zu haben, das war so viel wert und dennoch kam es Sora wie ein irrealer Traum vor.
 

"Was haltet ihr von einer Radtour?" Mimi drehte sich mit wehenden Haaren und ihrem Eis in der Hand zu den anderen um und sah sie aufgeregt an.

"Wir könnten uns jeder ein Fahrrad ausleihen und dann fahren wir irgendwohin? Außer ihr habt ein Fahrrad, dann müsst ihr euch keins ausleihen." Sie grinste und ließ sich ihr Schokoeis schmecken.

T.K. hob abwehrend die Hände.
 

"Eigentlich echt gern, Mimi, aber heute ist ein denkbar ungünstiger Tag. Ich muss gleich wieder nach Hause, hab heute noch ein paar Termine." Er legte den Kopf schief und sah Mimi mitfühlend an, da sie sofort einen Schmollmund machte.
 

"Eigentlich trifft sich das ganz gut. Ich hab nachher auch keine Zeit mehr." Sora sah von ihrem Eis auf und wechselte einen fragenden Blick mit Tai.
 

"Wieso? Was hast du vor?" Mimi grinste und warf ihre Haare zurück.
 

"Ich habe ein Date. Hab ich euch doch vorhin erst erzählt. Ich gehe heute Abend mit jemandem aus. Und muss deswegen auch demnächst zu meinem Koffer, Sora, ich muss duschen und mich hübsch machen, das kann eine Weile dauern." Sora wusste nicht, wer dieses Date sein sollte, doch sie nahm es einfach hin.
 

"Ok, wir können los, wenn du willst." T.K. nickte und drehte sich um.
 

"Gut, dann bin ich jetzt auch erstmal weg. Bis später! Man sieht sich." Er grinste und ging dann mit seinem Eis davon.
 

Mimi warf ihre leere Eiswaffel in den Müll und wischte sich mit einem Taschentuch über den Mund. Dann warf sie das Taschentuch zur Eiswaffel und drehte sich zu Sora und Tai um. Sora war damit beschäftigt ihr schmilzendes Eis daran zu hindern ihr über die Finger zu laufen, während Tai Sie gedankenverloren dabei beobachtete. Mimi räusperte sich.
 

"Also gehen wir los, Sora?" Sora schaute auf und nickte.
 

"Ja, los geht's." Sie drehte sich zu Tai um, der ein wenig rot anlief und verlegen weg sah.
 

"Dann geh ich wohl erstmal nach Hause." Er hatte sich relativ schnell wieder gefangen und lächelte die beiden an.
 

"Ich melde mich heute Abend nochmal bei dir, vielleicht können wir noch irgendwas unternehmen?"Sora wurde ebenfalls ein wenig rot als sie das fragte, aber Tai schien sich zu freuen. Er nickte begeistert.
 

"Alles klar! Mimi, ich wünsche dir bei deinem Date viel Glück! Und einen schönen Abend!" Er drehte sich um und schlenderte mit seinem Eis in der Hand davon. Sora seufzte leise und sah ihm noch kurz hinterher. Dann drehte sie sich zu Mimi um, die eine Augenbraue hochgezogen hatte.
 

"Es ist also Tai?" fragte sie schelmisch grinsend, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern wand sich zum Gehen. Sora schüttelte kurz den Kopf. Lächelte dann aber, als sie darüber nachdachte. Irgendwie war der Gedanke schon ganz nett.
 

Bei Sora angekommen gönnte sich Mimi eine ausgiebige Dusche, die von lautem Gesang untermalt wurde. Sora saß an ihrem Schreibtisch, versuchte ihre Haarspange auf der Fingerspitze zu balancieren und wartete darauf, dass Mimi fertig wurde.

Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück, starrte an die Zimmerdecke und begann sich mit dem Stuhl zu drehen.

So wie sich das Zimmer um sie herum zu drehen begann, drehten sich auch ihre Gedanken. Mimi hatte gesagt, Sora wäre verliebt. Dieser Satz schien greifbar in der Luft zu schweben. Aber sie wusste nicht so richtig, was sie mit ihm anfangen sollte. Eine kleinere Schwärmerei hatte sie schon immer für Tai und Matt übrig gehabt. Aber eben ... irgendwie für beide. Sie seufzte und schloss die Augen. Es ergab überhaupt keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Es würde sich irgendetwas ergeben, oder eben nicht. Wenn sie darüber nachdachte, half ihr das nicht weiter und es bereitete sie auch auf nichts vor, was vielleicht irgendwann kommen würde.

Sora dachte an ihre Berührungen mit Tai vorhin am Fluss und ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücken hinab. Sie schüttelte sich ein wenig und lächelte in die Erinnerung hinein. Ein Räuspern ließ sie innehalten. Sora öffnete die Augen und stoppte ihren Stuhl, der sich immer noch beständig drehte. Sie sah zu Mimi, die im Türrahmen stand.
 

"Oh. Du bist fertig?" Sie lächelte die Freundin an und bewunderte ihr Outfit. Mimi sah bezaubernd aus. Sie trug eine enganliegende, schwarze Jeans und einen langen, aber recht dünnen, weißen Pullover mit breitem Ausschnitt, sodass er ihr locker über die Schultern fiel, aber nicht zu viel Dekolleté preisgab. In der Hand hatte sie eine kleine golden glitzernde Handtasche, die perfekt zu ihren Ohrringen passte, die unter ihren Haaren hervorblitzten, wenn sie den Kopf bewegte.

Sora war fast ein wenig neidisch. Mimi wusste einfach, wie sie sich am besten in Szene setzen konnte. Sora hatte damit nicht so viel Erfahrung und legte auch nicht so viel Wert darauf.
 

"Was sagst du?" Mimi trat einen Schritt ins Zimmer, breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst.
 

"Zu viel? Oder ist es ok so?" Sie verzog das Gesicht, als hätte sie Angst vor einem schlechten Urteil.
 

"Du siehst echt verdammt gut aus!" Sora lächelte Mimi an, die tatsächlich so aussah, als wäre sie beruhigt.
 

"Dankeschön! Ich bin ein bisschen nervös, wenn ich das gestehen darf. Ich gehe ständig mit Jungs aus, aber heute fühlt es sich irgendwie ... wichtiger an." Sie schloss die Augen, fuhr sich mit einer Hand über ihr Gesicht und atmete tief durch. Sora wollte nicht nachhaken, um wen es sich bei ihrem Date handelte. Mimi würde es ihr früher oder später sowieso erzählen.
 

"Ich sollte mich langsam auf den Weg machen. Wir waren für zwei Uhr verabredet." Sora stutzte und warf einen Blick auf ihre Uhr.
 

"Sagtest du nicht vorhin, du hast heute Abend ein Date? Zwei Uhr ist doch nicht abends?" Sie runzelte die Stirn und sah Mimi fragend an.
 

"Ich weiß. Wir haben nochmal geschrieben. Wir treffen uns schon ein wenig früher und ... unternehmen noch etwas zusammen. Er hat eine Überraschung für mich." Ihre Wangen färbten sich leicht rosa und Sora musste grinsen.
 

"Soso. Eine Überraschung, also. Na dann wünsche ich euch beiden ganz viel Spaß." Sie stand von ihrem Drehstuhl auf, ging zu Mimi und umarmte sie.
 

"Ich weiß nicht, wer er ist, also pass bitte auf dich auf." Mimi schubste Sora sanft ein Stück weg.
 

"Was denkst du denn von mir?" Sie sah sie mit offenem Mund an.
 

"Bei dir kann man nie wissen." Sora lachte und Mimi zog zwar erst einen Schmollmund, lachte dann aber ebenfalls.

Sora begleitete Mimi bis zur Tür, gab ihr den Ersatzschlüssel für die Wohnung und winkte ihr, als Mimi hinaus auf die Straße trat. Dann schloss sie die Tür hinter ihr wieder und starrte in die einsame und stille Küche. Ihr Magen knurrte leise und sie glitt von der Wohnungstür hinüber zum Kühlschrank.

Rendezvous

Mimi nästelte nervös an ihrer Handtasche herum, während sie am vereinbarten Treffpunkt in der Innenstadt stand und absichtlich nicht in die Gesichter der Menschen um sie herum sah. Warum war sie so nervös? Sie kannte ihn doch! Schon so lang! Und sie mochte ihn. Und er mochte sie auch. Und sie sahen sich nach langer Zeit endlich wieder. Es war ganz normal, dass sie etwas zusammen unternehmen wollten. Sie waren befreundet, da kann man schon mal alleine etwas unternehmen. Ohne die anderen. Sie musste Sora nicht permanent dabei haben. Sie war mit ihm genauso befreundet wie mit ihr.

Mimi verzog das Gesicht und atmete tief durch. Ganz ruhig, Mimi. Alles ist gut. Das ist eigentlich kein Date. Es treffen sich zwei Freunde.
 

"Gott, wieso war ich bei richtigen Dates nie so nervös?" Sie schüttelte den Kopf, seufzte und warf einen Blick auf die belebte Straße. Und da sah sie ihn. Er sah überhaupt nicht so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er war größer. Und sah auch wirklich nicht schlecht aus. Man sah ihm an, dass er erwachsen wurde. Als ihre Blicke sich trafen, schien er zusammen zu zucken. Offenbar stand er dort schon seit ein paar Augenblicken und beobachtete sie. Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht, dann winkte er ihr zu und kam zu ihr herüber. Als sie voreinander standen hielt er inne. Sie sahen sich einen Moment einfach nur an. Dann fiel sie ihm um den Hals.
 

"Ich hab dich so unendlich doll vermisst!" Tränen liefen ihr über's Gesicht und sie schniefte leise. Er schloss die Augen und atmete ihren Duft ein. Sie roch so wahnsinnig gut. Er konnte nicht ganz fassen, dass sie tatsächlich hier war. Und vor allem konnte er nicht fassen, dass sie ihm grad um den Hals gefallen war. Er tätschelte vorsichtig aber überglücklich ihren Rücken und genoss das Kitzeln ihrer Haare an seiner Nase.
 

"Und ich dich erst!" Er flüsterte es nur, doch sie hörte es. Trotz des Straßenlärms. Die Umarmung hielt fast zwei Minuten, dann ließ Mimi von ihm ab und sah ihn aus roten, verweinten Augen an. Ihm war auch eine Träne über die Wange gelaufen, doch er wischte sie verlegen weg. Mimi lachte.
 

"Das wäre irgendwie peinlich gewesen, wenn die anderen mit hier wären, während ich total verheult bin!" Sie lachte wieder und holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche.
 

"Ich bin froh, dass wir uns erstmal nur allein treffen. Ich glaube, ich hab dir viel zu erzählen." Er kratzte sich am Hinterkopf und lächelte verlegen. Mimi hakte sich bei ihm unter.
 

"Wohin wollen wir gehen? In ein Café? Ich würde gern etwas trinken." Er nickte.
 

"Wie wäre es, wenn wir uns einen Kaffee holen und ein bisschen spazieren gehen? Irgendwo, wo es ruhig ist?" Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und lächelte.
 

"Ich hab dich wirklich aus tiefstem Herzen vermisst, Izzy."

Seelenverwandtschaft

Sora zuckte zusammen als neben ihr auf dem Schreibtisch ihr Handy klingelte. Es war nur ein kurzes Klingeln, also eine SMS. Die konnte sie auch in ein paar Minuten noch lesen. Sora war seit ein paar Minuten dabei sich die Nägel in einem weiß-beigen Farbton zu lackieren und wollte nichts verschmieren, sondern warten, bis alles gut getrocknet war.

Ihr Handy klingelte erneut. Wieder eine SMS.

'Da kann wohl einer meine Antwort nicht abwarten!'

Sie drehte die Flasche mit Nagellack vorsichtig zu und pustete auf ihre Nägel, als ihr Telefon zum dritten Mal klingelte.

"Was ist denn?" Sie fluchte leise, als sie mit einem der frisch lackierten Nägel gegen ihre Schreibtischplatte stieß. Der Nagellack war mittlerweile trocken genug, um nicht mehr zu verschmieren. Erleichtert nahm sie ihr Telefon in die Hand und im selben Moment erreichte sie die vierte Nachricht. Sie sah auf das kleine Display und sah, dass die Nachrichten alle von Tai waren.

Sie spürte, wie ihr sofort die Röte ins Gesicht schoss und obwohl niemand außer ihr Zuhause war, sah sie sich kurz verstohlen in ihrem Zimmer um.

Dann wand sie den Blick wieder auf ihr Telefon und öffnete die Nachrichten.
 

'Hey Sora, hast du Lust etwas zu unternehmen?'

'Wir könnten vielleicht ins Kino gehen?'

'Also wir können auch irgendwas anderes machen, es muss nicht Kino sein. Mir ist es egal, such du was aus.'

'Nur, wenn du auch Lust hast! Wir müssen natürlich nicht, wenn du nicht willst. Ich dachte nur, ich frag mal nach...'
 

Sora musste ein wenig schmunzeln, als sie die Nachrichten las. Er schien nervös zu sein und das fand sie irgendwie niedlich. Sie war gerade dabei ihre Antwort zu tippen, da kam eine weitere Nachricht von Tai.
 

'Tut mir leid, ich stell mich an, wie ein Idiot...'
 

Sie lachte, löschte ihre bisher verfasste Nachricht und rief Tai direkt an. Fast sofort nahm er das Gespräch an und Sora vermutete, dass er die ganze Zeit auf das Display gestarrt hatte.
 

"Sora? Hey, tut mir leid, ich wollte nicht so viele idiotische Nachrichten schicken, ich hätte dich gleich anrufen sollen. Irgendwie hab ich nicht die richtigen Worte gefunden..."

"Ach Tai, ich find's irgendwie ganz süß. Kam fast so rüber, als wärst du nervös oder so." Sie hörte, wie er am anderen Ende scharf die Luft einsog.

"Nervös? Ach Quatsch! Als ob ich nervös wäre. Warum denn? Nein..." Er schluckte und sie hörte, wie er auf und ab lief. Er schien recht schnell zu laufen und sie fragte sich, ob er Zuhause war. Im Hintergrund konnte sie einige Geräusche ausmachen.

"Ich hätte auf jeden Fall Lust auf Kino. Tai, wo bist du? War das im Hintergrund grad ein Krankenwagen? Bist du unterwegs?"

"Ja, ich bin ... äh, nja nicht Zuhause nein. Ja, bin unterwegs draußen. Ich war spazieren. Du hast also auch Lust? Soll ich dich Zuhause abholen? Wir könnten zusammen zum Kino laufen?"
 

Sora hörte einen Krankenwagen an ihrem Fenster vorbeifahren, nahm ihn aber nicht wirklich wahr, weil sie versuchte ihre Handtasche aus dem Kleiderschrank zu ziehen, während sie sich das Telefon mit der Schulter an die Wange drückte.
 

"Ja, klar. Komm vorbei, wenn du magst. Ich mach mich nur noch bisschen frisch. Wann wärst du denn ungefähr hier?" Sie konnte hören, wie Tai schluckte.

"Ehrlich gesagt, stehe ich schon vor deiner Tür." Sora richtete ihren Blick verdutzt auf die Tür, als ob sie durch sie hindurch sehen könnte.

"Wenn das so ist ..." Sie lief zur Wohnungstür und öffnete sie. Tai stand mit seinem Telefon am Ohr davor und schien erstaunt darüber, dass Sora die Tür so schnell für ihn geöffnet hatte.

"Komm rein!" Sora lächelte ihn an und klappte ihr Telefon zusammen.

"Oh danke!" Tai stolperte unbeholfen in die Wohnung und blieb unsicher an der Wand stehen.

"Ich würde dann hier warten, bis du fertig bist, ja?" Er deutete auf die Küchenstühle und Sora nickte.

"Ok. Willst du was trinken?" Tai schüttelte den Kopf.

"Nein, danke." Während er es sich auf einem der Küchenstühle bequem machte, lief Sora in Richtung des Bades.

"Falls du doch etwas trinken willst, im Kühlschrank steht sicher noch was.", rief sie in seine Richtung und verschwand dann durch die Tür ins Badezimmer. Sie hörte, wie in der Küche ein Glas aus dem Schrank geholt wurde und murmelte leise "Nein, danke. Jaja..."
 

Tai setzte das Glas Wasser an die Lippen und es kam ihm so vor, als wäre es im gleichen Moment schon wieder leer. Sein Mund war so trocken, dass ihm die Zunge am Gaumen festzukleben schien. Ihn schien jeder Mut verlassen zu haben und dabei war es doch 'nur' Sora mit der er sich verabredet hatte. Da war doch gar nichts dabei. Sie kannten sich immerhin schon ewig und waren schon so oft zu zweit unterwegs gewesen. Aber dieses Mal fühlte es sich völlig anders an. Er hatte zwar keine direkten Hintergedanken gehabt, als er zu ihrem Haus gelaufen war und ihr geschrieben hatte, aber unterbewusst spürte er, dass der heutige Tag ein besonderer Tag in ihrer Freundschaft werden würde. Er atmete tief durch und ging hinüber zur Spüle, um sein Glas abzuwaschen. "Entspann dich mal, Tai! Was ist denn los mit dir?" Er fuhr sich mit den nassen Händen über sein Gesicht und durch die Haare, so dass sie in alle Richtungen abstanden.
 

"Alles klar, wir können los!" Tai zuckte zusammen und drehte sich ruckartig in Soras Richtung als er ihre Stimme am anderen Ende des Raumes wahrnahm. Dann hielt er kurz inne. Sie hatte sich ein luftiges gelb-weiß geblühmtes Sommerkleid angezogen und lächelte ihn an. Ihm war noch nie so sehr aufgefallen, wie hübsch sie doch war.

"Ist alles ok? Du guckst so komisch. Oder hab ich irgendwo einen Fleck?" Sie hob eine Augenbraue und untersuchte hastig ihr Kleid. Tai hob abwehrend die Hände.

"Nein, nein! Alles in Ordnung." Er schluckte und holte tief Luft.

"Du siehst hübsch aus!" Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Sora spürte augenblicklich, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg. Sie drehte sich verlegen weg.

"Dankeschön! Das hast du mir noch nie gesagt!" Tai schüttelte den Kopf und zeigte ihr mit den Händen an, dass sie voran zur Wohnungstür gehen sollte.

"Ich bin mir sehr sicher, dass ich dir das schon öfter gesagt habe! Vielleicht wolltest du es bisher einfach nur nie hören?" Er grinste sie an, während sie sich ihre Sandalen schlüpfte.

"Wie auch immer." Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich schnell wieder von ihm weg, weil sie nicht aufhören konnte zu lächeln und es ihr irgendwie peinlich war.
 

Sie schlenderten gemeinsam die Straße entlang zum Kino. Tai hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und streckte die Nase Richtung Sonne. Sora lief neben ihm und beobachtete die Menschen, die ihnen entgegen kamen.

"Sobald Sommer wird, scheinen alle Menschen wieder gute Laune zu haben", murmelte sie vor sich hin und Tai sah zu ihr rüber.

"Hast du denn das Gefühl, dass sie den Rest des Jahres schlechte Laune haben?" Er sah zu einem älteren Ehepaar, die Arm in Arm den Weg zum Park einschlugen und lächelte ihnen hinterher.

"Nein, natürlich nicht." Sora schüttelte energisch den Kopf.

"Aber der Sommer ist die einzige Jahreszeit, in der die Menschen ihre Freude auch nach außen tragen."

"Und was ist mit den Frühlingsgefühlen?" Tai sah sie stirnrunzelnd an.

"Oder die Weihnachtszeit?" Ihm rollte ein Ball vor die Füße und ein kleiner, etwa fünf Jahre alter Junge kam auf ihn zu. Tai hob den Ball auf, ging in die Hocke und warf dem Jungen den Ball zu. Der grinste breit und rannte dann wieder davon.

"Ich denke, Sora, die Menschen zeigen ihre Freude im Sommer nur anders. So wie man sich im Sommer auch anders anzieht als im Winter, verstehst du, was ich meine?"

Sora betrachtet Tai schief von der Seite, dann grinste sie ihn an.

"Hast ja recht, Tai!" Sie hakte sich bei ihm unter und so folgten sie dem älteren Ehepaar in den Park.

"Ist der Weg durch den Park kürzer?" Sora runzelte die Stirn und warf einen Blick über die Schulter.

"Nein, ist er nicht, aber ich dachte, hier haben wir vielleicht eher unsere Ruhe und es ist ein bisschen roman-" Tai brach mitten im Wort ab und blieb stehen. Sora, die noch hinter sich gesehen hatte, stieß mit ihm zusammen und hielt sich wieder an seinem Arm fest.

"Autsch! Warum bist du...oh" Als sie Tais Blick folgte, bemerkte sie Matt. Er stand mitten auf dem Weg ein Stück entfernt von ihnen und schien wie versteinert. Sora merkte, dass Tai genauso bewegungslos dastand und sie ließ seinen Arm los, während sie merkte, wie sie rot im Gesicht wurde.

"Ich dachte du ... hast du nicht gesagt ..." Sie murmelte so leise vor sich hin, dass Matt sie aus der Entfernung definitiv nicht hören konnte.

"Wir dachten, du wärst die ganze Woche mit deinem Vater unterwegs." Tai sagte es so laut, dass Matt es hören musste, doch ein paar Sekunden lang rührte sich Matt überhaupt nicht. Dann räusperte er sich und zuckte die Schultern.

"Ist ausgefallen. Meinem Vater ist was dazwischen gekommen." Er warf Sora einen Blick zu, den sie nicht genau deuten konnte und zog eine Augenbraue hoch.

"Ich wollte dich gerade besuchen kommen. Aber da war ich wohl ein bisschen zu spät." Auf seinem Gesicht zeichnete sich der Versuch eines Lächelns ab, doch es war so gequält, dass es eher einer Grimasse glich.

"Wir wollten ins Kino.", sagte Sora etwas lauter und ging ein paar Schritte auf Matt zu.

"Willst du mitkommen?" Matt zuckte ein wenig zusammen und hob abwehrend die Hände.

"Nein, Sora, ich will nicht stören. Ich glaube, ich kam eh grad ungelegen. Wir sehen uns später." Er nickte in Tais Richtung und wand sich zum Gehen.

"Matt! Was ist los?" Sora stolperte ihm hinterher, warf dann Tai einen kurzen Blick zu und sagte etwas leiser: "Bitte geh nicht weg."

Matt hielt inne und drehte sich um. Tai war inzwischen wieder mit Sora auf gleicher Höhe.

"Ja, Matt, komm doch mit. Was bringt es, wenn du den Tag alleine Zuhause verbringst? Bleib mit bei uns. Wir können auch was anderes machen, muss ja nicht Kino sein." Matt hob die Hand und schüttelte den Kopf.

"Nein, ich will euch den Tag nicht verderben. Ich hätte mich ankündigen sollen. Wir sehen uns." Er drehte ihnen wieder den Rücken zu und schritt davon.

Sora atmete tief durch und sah ihm traurig hinterher. Sie hatte Schuldgefühle, obwohl sie gar nicht wirklich wusste, weshalb.

Tai schloss zu ihr auf.

"Es ist besser, wenn wir heute doch nicht weg gehen." Sora murmelte es nur leise vor sich hin, aber Tai hörte es trotzdem. Er ballte die Fäuste, entspannte die Hände aber gleich darauf wieder.

"Wenn du keine Lust hast, müssen wir nicht gehen." Er sah Matt hinterher.

"Vielleicht sollten wir mit ihm reden?" Sora sah Tai unschlüssig an.

"Warum? Wir haben doch nichts Verbotenes getan." Er zuckte die Schultern und Sora sah wieder in die Richtung, in die Matt verschwunden war.

"Entschuldige Tai, aber ich muss mit Matt reden. Wir können auch morgen noch ins Kino gehen? Dann haben die anderen vielleicht auch Zeit und wir könnten alle zusammen gehen?" Sora versuchte ein Lächeln, es wirkte aber sehr gequält, dann drehte sie sich um und lief durch den Park in die Richtung, in der Matt wohnte. Tai sog scharf die Luft ein. Dann ging er zu einem nahestehenden Baum und schlug mit der Faust gegen den Stamm.

" Ah, verdammt!" Er rieb mit der unversehrten Hand über die Knöchel der anderen und lehnte die Stirn gegen den Baum.

Gastfreundschaft

"Nein, ich zahle, lass nur." Izzy hielt der Verkäuferin das Geld entgegen.

"Stimmt so, dankeschön." Er gab Mimi ihren bestellten Kaffee und griff dann nach seinem eigenen.

"Am Wasser entlang? Oder lieber durch den Park? Oder vielleicht durch die Stadt?" Izzy betrachtete Mimi stirnrunzelnd.

"Du darfst entscheiden." Mimi, die bisher noch nicht viel geredet und eben noch in ihren Kaffee gepustet hatte, lächelte Izzy über den Rand ihres Kaffeebechers an.

"Ich darf entscheiden?" Sie drehte sich um und überlegte nach welcher Location ihr im Moment am ehesten zumute war.

"Ich glaube, mir ist mehr nach Wasser." Sie deutete mit der Hand in Richtung Hafen und Izzy nickte.

"Na dann!" Er wurde ein wenig rot, als ihm bewusst wurde, dass er gerade im Begriff war, sein erstes Date zu bestreiten. Und dazu auch noch mit Mimi als Datepartner! Er grinste in sich hinein, wenn er darüber nachdachte, wie viele jetzt wohl neidisch auf ihn waren.

"Du sagtest, du hättest mir viel zu erzählen? Ich bin ganz Ohr! Du wirst es nicht glauben, aber seit ich in Amerika wohne, mutiere ich quasi zu einer richtig guten Zuhörerin! Alle aus meiner Klasse kommen mit ihren Problemen zu mir und Fragen mich um Rat oder wollen meine Meinung wissen. Nicht bloß meine Klasse, natürlich, aber die meisten, mit denen ich so zutun hab, sind in meiner Klasse. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich sonst kaum Freunde hab! Ich hab ziemlich viele sogar! Aber an die Freundschaft von uns kommt da irgendwie trotzdem nichts ran. Also von uns allen. Nicht nur von uns beiden. Aber von uns auch." Sie fuhr sich durch die Haare.

"Du weißt, was ich meine!" Izzy grinste sie an und nickte.

"Ja, ich weiß." Er beobachtete sie lächelnd. Sie war so wunderschön. Wunderschön und so wahnsinnig energiegeladen! Es kam ihm so vor, als wäre sie das ganze Gegenteil von ihm.

"Aber du solltest mir doch eigentlich von dir erzählen! Ich red schon wieder vor mich hin!" Sie kniff die Augen zusammen und grinste ihn dann verlegen an.

"Entschuldige, Izzy. Du bist dran mit erzählen."

Izzy schluckte schwer und nippte an seinem Kaffee. Er war noch viel zu heiß und Izzy verbrannte sich die Zunge, wollte das aber nicht zeigen und hustete ein Fluchen weg.

"Ja, wo soll ich anfangen." Er fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht und biss sich auf die Zunge.

"Vielleicht sollten wir auch erstmal los laufen. Sonst kommen wir nie am Wasser an!" Mimi nahm Izzys freie Hand und zog ihn mit sich. Er war völlig perplex und verschüttete ein bisschen Kaffee, konnte aber im letzten Moment verhindern, dass er auf seiner Hose landete.

"Mist!", fluchte er leise, ließ sich dann aber anstandslos von ihr mitziehen.
 

Mimi lachte und redete ununterbrochen, während sie einen Weg am Wasser entlang schlenderten. Izzy verbrachte die meiste Zeit damit sie zu beobachten.

Sie waren eine knappe Stunde unterwegs gewesen, als ihnen plötzlich Tai entgegen kam.

Er machte so ein düsteres Gesicht, dass Izzy sich fragte, welche Laus ihm über die Leber gelaufen sein musste.

Mimi bemerkte Tais schlechte Stimmung ebenfalls.
 

"Hey! Tai!" Sie winkte ihm und seine Schritte verlangsamten sich, als er sie bemerkte.

"Oh..." Er hob halbherzig die Hand zur Begrüßung.

"Du siehst ziemlich unglücklich aus. Was ist los?" Mimi runzelte besorgt die Stirn.

"Nichts.", entgegnete Tai nur knapp und biss sich auf die Lippe.

"Das sieht aber überhaupt nicht nach 'Nichts' aus!", sagte Mimi und stemmte die Hände in die Hüfte.

"Es ist aber nichts!", rief Tai laut und machte eine wegwerfende Handbewegung dabei. Mimi zuckte bei seinen lauten Worten ein wenig zusammen. Tai bemerkte es.

"Tut mir leid, Mimi. Ich wollte nicht so schreien. Aber es ist wirklich nichts. Beziehungsweise will ich nicht darüber reden."

Mimi gab sich damit nicht zufrieden.

"Was soll das heißen? Du wirst mir gegenüber laut, weil mir auffällt, dass es dir nicht gut geht und dann willst du mir erzählen, dass dich 'Nichts' so aus dem Konzept bringt? Vielleicht hat 'Nichts' ja auch einen Namen? Und ein Gesicht?" Sie hob eine Augenbraue an und wartete auf eine Erklärung seinerseits.

Tai seufzte genervt und rieb sich die Augen.

"Ja, ich war mit Sora unterwegs. Wir wollten ins Kino." Er zuckte mit den Schultern, als wäre das schon die ganze Geschichte gewesen, doch Mimi ließ sich nicht so leicht abschütteln.

"Aber ihr seid ganz offensichtlich nicht im Kino. Warum nicht? Ist irgendwas vorgefallen?"

"Natürlich ist etwas vorgefallen! Denkst du, ich hab sie aus Spaß auf dem Weg zum Kino allein gelassen?"

"Du hast sie einfach ALLEIN gelassen?" Jetzt war es Mimi, die lauter sprach.

"Ja, hab ich! Aber weil sie es wollte!" Tai verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

"Wieso wollte Sora denn plötzlich von dir allein gelassen werden? Kein Mädchen möchte allein gelassen werden!"

Tai zuckte übertrieben mit den Schultern.

"SIE wollte es. Und ich dränge mich nicht auf! Wenn sie keine Lust hat mit mir Zeit zu verbringen, dann ist das eben so."

Mimi sah ihn zweifelnd an.

"Das klingt so überhaupt nicht nach Sora."

"Ich weiß ja wohl, mit wem ich unterwegs war?" Tai schüttelte leicht den Kopf und sah Mimi beleidigt an.

"Du kannst sie ja fragen, was passiert ist. Dann wird sie es dir genauso sagen!"
 

Izzy stand neben den beiden und rieb sich mit beiden Händen über sein Gesicht.

"Das kann doch jetzt nicht wahr sein.", murmelte er vor sich hin, während Mimi weiter lautstark mit Tai darüber diskutierte, was ihm eben passiert war.

Unsicherheit

Matt war enttäuscht. Fast schon schockiert, aber so wirklich einordnen konnte er seine Gefühle nicht.

Im Grunde waren es einfach nur Sora und Tai gewesen, die gemeinsam unterwegs waren. Keine große Sache. Und dennoch kam es ihm wie ein Verrat vor. Vielleicht fühlte er sich ausgeschlossen. Obwohl die beiden nicht wissen konnten, dass er nun doch dageblieben war.

Wenn er ganz rational darüber nachdachte, war er ja auch grad auf dem Weg zu Sora gewesen, um sich mit ihr zu verabreden. Tai hatte das gleiche getan und war schneller gewesen. Matt hatte eigentlich einfach nur Pech gehabt.

Aber er konnte in diesem Moment absolut nicht rational denken. Es fühlte sich so an, als hätte ihm Tai Sora weggenommen.

"Völliger Unsinn!", murmelte er vor sich hin und kickte gegen ein Steinchen, das vor ihm auf dem Gehweg lag.

Als er das Ende des Parks erreicht hatte, hörte er ihre Stimme hinter sich.

"Matt, jetzt warte doch bitte."

Er drehte sich um und sah Sora, die auf ihn zu rannte.

"Du hättest mir nicht hinterherlaufen müssen. Es ist alles in Ordnung. Ich wollte euch nur nicht stören." Er atmete tief durch.

"Aber offensichtlich habe ich das trotzdem." Er wusste, dass er sich schlecht fühlen sollte, weil Sora Tai einfach allein gelassen hatte, um ihm hinterher zu laufen. Doch er tat es nicht. Weil er sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte, hustete er ein paar Mal, damit Sora es nicht wahrnahm.

"Du hast uns nicht gestört. Wir waren nur zusammen unterwegs. Da war nichts weiter."

Matt runzelte die Stirn.

"Was hätte denn sonst noch gewesen sein sollen?"

Sora lief rot an und sah auf den Boden vor ihren Füßen.

"Nichts! Ich dachte nur, du hättest es vielleicht falsch verstanden."

Matt ließ sich einen Moment Zeit mit seiner Antwort. Er wusste nicht genau, was er überhaupt antworten sollte. Sora trat nervös von einem Bein auf das andere und warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu.

"Es tut mir-", fing sie an, doch Matt unterbrach sie.

"Sora, versuch nicht immer es allen recht machen zu wollen. Du opferst hier einen schönen Tag mit einem Freund, nur um mit mir darüber zu reden, ob ich irgendetwas falsch verstanden hätte. Vielleicht hab ich das ja. Aber vielleicht auch nicht."

Sora sah ihn unsicher an.

"Aber es kam mir so vor. Du bist einfach weg gegangen und ich mag es nicht ..." Sie stockte kurz und wandte den Blick von ihm ab, weil sie spürte, dass sie erneut rot anlief.

"Ich mag es nicht, wenn du weg gehst.", murmelte sie leise, aber Matt hörte es und sein Herz fühlte sich an, als hätte es kurz ausgesetzt. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte und räusperte sich verlegen.

"Tut mir leid, Sora. Ich wollte dir den Tag nicht verderben." Zähneknirschend fügte er hinzu: "Und Tai auch nicht." Aber diese Ergänzung entsprach nicht ganz der Wahrheit. Aus irgendeinem Grund war er immer noch wütend auf Tai.

"Was hast du jetzt vor? Gehst du wieder zu Tai? Er wartet doch sicher auf dich?" Matt runzelte die Stirn und warf einen Blick auf den gewundenen Weg hinter Sora, um zu sehen, ob Tai nicht vielleicht irgendwo stand und sie beobachtete. Doch er konnte ihn nirgends sehen.

"Nein, ich denke nicht. Ich hab ihm gesagt, dass wir morgen ins Kino gehen könnten, wenn alle Zeit hätten und ich glaube, er ist auch direkt gegangen, nachdem ich dir hinterhergelaufen bin." Matt sah ihr an, dass ihr auch das leid tat und seufzte.

"Ich hab mir überlegt gleich ein bisschen für den nächsten Gig zu proben. Weiß zwar nicht, ob ich so spontan die anderen der Band zusammentrommeln kann, aber allein ginge ja auch." Er zögerte kurz, weil er sich nicht sicher war, wie sie reagieren würde. Dann holte er tief Luft und kratzte sich am Hinterkopf.

"Vielleicht willst du ja mitkommen? Ich könnte dir exklusive Einblicke in unsere neusten Songs geben?"

Sora lachte kurz auf und lächelte ihn dann direkt an.

"Ganz exklusiv? Bin ich etwa die erste, die sie hören wird?" Sie zog lächelnd eine Augenbraue hoch.

"Naja, die anderen aus der Band haben sie natürlich schon gehört, aber ich hab mir auch ein ganz neues überlegt, an dem ich gestern gefeilt habe. Das kennt wirklich noch keiner, da wärst du tatsächlich die erste!"

Sora warf noch einen Blick über ihre Schulter, so als wollte sie sicher gehen, dass Tai dort nicht plötzlich auftauchte und nickte dann.

"Klingt verlockend! Irgendwann bist du berühmt und von Groupies umlagert, dann werde ich nicht mehr so leicht an diese Insider-Informationen kommen!"

"Wenn du sie willst, wirst du immer Insider-Informationen bekommen, egal wie viel Reporter und Co dafür zahlen würden. Das verspreche ich dir." Matt zwinkerte ihr zu.

"Oh! Gar keine schlechte Idee!" Sora tippte sich mit dem Finger ans Kinn.

"Das wäre eine super einfache Geldeinnahmequelle!" Dann lachte sie und boxte Matt sanft gegen die Schulter, weil er das Gesicht verzogen hatte.

"Das war ein Scherz!" Matt rieb sich die Schulter und lachte.

"Bei dir bin ich mir da nie so sicher!"
 

______
 

"Warum bist du so schlecht drauf? Willst du drüber reden?" Kari sah Tai fragend an, während er wütend seine Schuhe auszog und in die Ecke warf.

"Es ist nichts, Kari! Ok?", fuhr er sie an und stürmte in sein Zimmer. Lautstark fiel die Tür ins Schloss und er warf sich auf sein Bett.

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"Was sagst du dazu? Zu viel? Oder ok? Eigentlich spielen natürlich noch paar mehr Instrumente rein und ich dachte mir, man könnte im Refrain vielleicht jemanden eine zweite Stimme rein singen lassen? Und die Bridge vielleicht als Gitarrensolo gestalten, aber ich bin mir noch nicht ganz sicher. Und die Band hat es bisher auch noch nicht gehört." Matt war sehr nervös. An diesem Lied schrieb er schon eine ganze Weile, aber es war ihm zu persönlich gewesen, um es irgendwem zu zeigen. Nicht einmal seinen Bandkollegen. Und eigentlich hatte er das auch immer noch nicht vor. Doch jetzt hatte er es Sora vorgespielt. Und sie hatte ihm den Rücken zugedreht und war still. Matts Magen krampfte sich zusammen.

"Es war nicht gut, tut mir leid, es ist auch noch nicht ganz ausgereift, ich werde es noch ein wenig abändern." Niedergeschlagen stellte er seine Gitarre zur Seite.

"Matt?" Sora stand immer noch mit dem Rücken zu ihm, als er aufsah.

"Was ist, Sora?"

Sie drehte den Kopf zu ihm um, aber ihre Haare fielen ihr vors Gesicht, weshalb er es nicht sehen konnte.

"Würdest du mir etwas auf der Mundharmonika vorspielen?"

"Was?" Matt war völlig verdutzt. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet.

"Bitte?" Jetzt drehte sie sich ganz zu ihm um und er konnte gerade noch sehen, wie sie sich eine Träne von der Wange wischte.

"Ähm, ja klar. Kann ich machen." Er kramte die Mundharmonika aus seiner Gitarrentasche und lehnte sich an die Wand.

"Bist du dir sicher, dass ich darauf etwas spielen soll?" Er sah Sora fragend an, aber sie nickte eindringlich.

"Ja, bitte. Wenn du sie spielst, erinnert mich das an schöne Zeiten. Und an unsere Digimon." Beim Gedanken an Gabumon bekam Matt einen Kloß im Hals und schluckte schwer. Auch Gabumon hatte sich immer gewünscht, dass er ihm etwas auf der Mundharmonika vorspielte.

"Ok, gerne. Setz dich doch." Er spielte das Lied, das er Gabumon vorgespielt hatte, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

Sora schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Während sie der Musik lauschte, zogen vor ihrem inneren Auge Bilder mit alten Erinnerungen vorbei und sie spürte, wie ihr die Tränen übers Gesicht liefen.

Sie bemerkte nicht, dass Matt nach ein paar Minuten aufhörte zu spielen. Er wischte sich seine eigenen Tränen weg und ging die wenigen Schritte zu Sora hinüber. Dann schloss er sie in die Arme und ohne ein Wort zu sagen, hingen sie gemeinsam ihren ganz eigenen Gedanken und Erinnerungen nach.

______
 

Ganz leise klopfte sie an seine Tür. Von der anderen Seite war nur ein ersticktes „Mh?“ zu hören. Kari öffnete Tais Zimmertür und trat in den dunklen Raum.

„Ich hab dir eine heiße Schokolade gemacht. Vielleicht muntert dich das auf.“ Sie stellte die Tasse auf seinen Schreibtisch und ging langsam wieder Richtung Tür.

„Und wenn du reden möchtest, bin ich da, ok?“ Sie wartet noch kurz auf eine Antwort, dann trat sie aus der Tür. Kurz bevor sie die Tür wieder ins Schloss klacken ließ, hörte sie ein gedämpftes Schluchzen. Dann Tais kratzige Stimme.

„Kari?“ Sie öffnete die Tür wieder einen Spalt breit und flüsterte „Ja, Tai?“ Dann trat sie wieder in sein Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Tai wischte sich wütend die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Er zögerte kurz und räusperte sich. Kari sah ihn mitfühlend an, sagte aber nichts.

„Die letzten Tage und Wochen war ich mir so sicher. Ich dachte wirklich, dass sie mir eindeutige Signale gegeben hat. Ich hab…“ ein schweres Seufzen unterbrach seinen Satz. Und Kari hielt ihm die Tasse mit heißer Schokolade entgegen. Er setzte die Tasse an, doch es fiel ihm schwer zu schlucken. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen, doch er ließ es geschehen. Kari biss sich auf die Lippe. Es war hart Tai so emotional zu sehen.

„Weil ich mir so unsicher war, was zwischen den beiden läuft, hab ich gehofft, dass ich jetzt vielleicht einen Schritt weiterkomme, wenn er nicht da ist. Ich wollte sie ins Kino einladen, sie hat sich hübsch gemacht – das macht man doch nicht für einen ganz normalen Freund, oder? Und dann steht er da im Park. Wie gemalt, steht er im Sonnenlicht, rausgeputzt, weil er zu ihr wollte. Und was macht sie? Läuft ihm hinterher. Sie ist ihm hinterhergelaufen, Kari!“ Er hatte sich in Rage geredet und Kari legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.

„Und ich steh da, wie der Vollidiot, der ich bin. Mache mir Hoffnungen! Sowas dummes! Als ob ich mich neben ihm behaupten könnte, wenn es um sie geht.“ Er biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste.

„Ich kenne sie schon ewig! Wir sind schon so lange befreundet! Und trotzdem läuft sie IHM hinterher. Warum? Sie hat sich aufgeführt, wie ein dämliches Groupie! Am Ende ist es auch nur das, was sie in ihm sieht! Dass er irgendwann mal berühmt wird mit seiner Band und ich bleibe ein niemand. In der Digiwelt der Anführer, in der realen Welt ein Niemand. Was kann ich schon?“ Wieder liefen ihm Tränen über die Wangen.

„Tai, bitte.“ Kari streichelte sanft mit einem Finger über seine Schulter und merkte, wie sein ganzer Körper bebte.

„Red dir das nicht ein. Du weißt, dass du kein Niemand bist. Du hast Freunde, die alles für dich tun würden, weil sie wissen, dass du auch alles für sie tun würdest. Außerdem weißt du, dass Sora dir niemals willentlich weh tun würde, Tai! Sie hat wahrscheinlich deine Intention dahinter nicht verstanden, oder wusste mit der Situation nicht richtig umzugehen. Und auch Matt würde dich niemals verletzen.“

„Du weißt, dass das nicht stimmt, Kari! Er ist ein Einzelgänger und wenn es ihm schlecht geht, gibt er einen Scheiß auf seine Umgebung. Er konnte sich in der Vergangenheit nur zusammenreißen, wenn Gabumon in seiner Nähe war. Und selbst ihn hat er teilweise vergrault!“

Kari schüttelte den Kopf.

„Bitte Tai, ich weiß, dass du extrem enttäuscht bist, aber bitte interpretier da nichts vorschnell rein, was eigentlich gar nicht da ist. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Wollen wir Pancakes machen?“

Doch Tai schüttelte nur den Kopf.

„Nein, danke.“

Freundschaft

"Mimi, ich hab wirklich viel zu tun. Nein, ich weiß und ich freu mich, dass du mal wieder zu Besuch bist! Ja, natürlich hab ich dich vermisst. Nein, ich mag dich. Mimi, bitte, ich kann hier echt nicht weg. Nein, aber -" Joey seufzte. Er hatte für Mimis Anruf extra eine Lernpause eingelegt, aber es strengte ihn nach diesen paar Minuten am Telefon schon wieder so sehr an mit ihr zu kommunizieren.

"Ja, einen Nachmittag kann ich mir freischaufeln. Aber es wird nicht heute! Hörst du? Mimi? Heute ist zu spontan!" Doch sie hatte bereits aufgelegt. Er sah unschlüssig auf sein Display und drückte sein Telefon dann gegen die Stirn.

"Ich hab da echt grad keine Nerven für, Mann!" Er knirschte mit den Zähnen und ließ sich langsam zurück auf seinen Stuhl sinken. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er wieder vergessen hatte etwas zu essen. Er klappte den Laptop zu, der vor ihm auf seinem Schreibtisch stand und schlurfte langsam in die Küche. Vor der geöffneten Kühlschranktür blieb er stehen. Er hatte eigentlich keinen Hunger, aber er wusste wie wichtig regelmäßige gesunde Mahlzeiten waren.

"Muss einkaufen." murmelte er zu sich selbst und schloss den Kühlschrank wieder. Mit beiden Händen fuhr er sich durch die Haare und streckte sich ausgiebig.

"Vielleicht ist eine Pause doch gar nicht so übel. Ein paar Sonnenstrahlen kann ich noch abfangen." Er zog sich ein dünnes Sweatshirt über sein Hemd und war gerade dabei sich die Schuhe anzuziehen, als sein Telefon erneut klingelte.

"Was ist denn nur?" Er sah auf das Display. Der Anruf war von TK.

"Ja, TK? Hallo?"

"Joey, hey wie geht's dir?" TK klang extrem fröhlich, was Joey direkt wieder überforderte.

"Mir geht es gut. Hast du nur angerufen, um mich das zu fragen?" Joey klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und angelte nach seinem Schlüssel.

"Natürlich nicht, Joe! Wir haben uns gefragt, ob du Lust hast heute mit uns etwas essen zu gehen?" Joey seufzte.

"Mimi hat mich vorhin schon angerufen, TK. Und ich habe ihr auch vorhin schon gesagt, dass ich so spontan leider nicht zusagen kann. Außerdem muss ich gerade eine wichtige Besorgung tätigen." Er öffnete seine Haustür und wurde direkt von strahlender Abendsonne getroffen.

"Vielleicht können wir dich dabei begleiten?" TKs Stimme klang plötzlich viel näher und Joey hätte beinahe sein Telefon fallen gelassen, als er TK, Mimi, Kari und Izzy auf dem Gehsteig stehen sah. Im strahlenden Sonnenlicht gaben sie eine imposante Erscheinung ab.

Joey atmete einmal tief durch und schloss kurz die Augen. Schon spürte er Arme um seinen Hals fallen und Mimi schnatterte ihm eine fröhliche Begrüßung ins Ohr.

"Ja, hallo Mimi." Er tätschelte ihr unbeholfen den Rücken und wünschte sich, dass die Umarmung möglichst bald wieder enden würde.

"Warst du schon immer so abweisend, Joe?" Mimi zog einen Schmollmund und ließ ihn wieder los.

"Nein, also ja schon. Du könntest das eigentlich wissen. Es ist mir einfach unangenehm. Die Nähe. Nicht nur deine! Von allen! Ich mein das aber nicht böse." TK verzog im Hintergrund das Gesicht und Izzy sog scharf Luft ein.

"Tut mir leid." sagte Joey niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen.

"Ach was, Joe! So kennen wir dich! Du hast dich halt gar nicht verändert!" Mimi strahlte ihn breit an und Kari im Hintergrund legte nur lächelnd den Kopf schief.

"Nichtsdestotrotz müsst ihr mich wirklich nicht begleiten. Ich muss nur einkaufen gehen. An einem anderen Abend haben wir bestimmt noch die Gelegenheit etwas zusammen zu unternehmen." Während er sprach war er an ihnen vorbei und auf den Gehsteig getreten.

"Also dann! Ich wünsche euch allen einen schönen Abend! Bis bald." Er empfand es zwar als unhöflich einfach zu gehen, doch er hatte die vage Hoffnung, dass es funktionieren würde. Im nächsten Moment wurde er bereits eines Besseren belehrt, als er Mimis Arm an seinem spürte.

"Was...?" Er sah sich verwirrt um. Die anderen liefen hinter ihm her und Mimi hatte sich bei ihm untergehakt.

"Wir dachten uns schon, dass du so reagieren würdest. Aber so viel Zeit habe ich nicht! Ich bin nur kurz zu Besuch! Lernen kannst du auch morgen noch! Und einkaufen auch. Wir laden dich zum Essen ein! Jetzt komm schon!" All sein Widerstand und jedes Aufbegehren wurde von den anderen im Keim erstickt und so gab er sich geschlagen und landete kurze Zeit später mit den anderen in einem Restaurant, von dem er noch nie etwas gehört hatte, die anderen waren sich aber sicher, es wäre das beste der Stadt.
 

_____
 

Zwei Tage war der Zwischenfall mit Sora und Tai jetzt her und Matt fragte sich, ob es zu einem größeren Konflikt werden könnte, oder ob eigentlich gar nichts groß vorgefallen war. Eigentlich hatte er nur Tai und Sora im Park getroffen, war dann allein weitergelaufen und Sora hatte sich entschieden den Nachmittag mit ihm, statt mit Tai zu verbringen. Wenn er so darüber nachdachte, war eigentlich kaum Konfliktpotential dabei gewesen. Aber er kannte Tai. Wahrscheinlich würde ihm seine hitzige Art wieder Hirngespinste verpassen und Matt durfte es am Ende wieder ausbaden. Er schnipste sein Plektrum in die Luft und fing es mit der gleichen Hand wieder auf. Vielleicht sollte er nochmal mit Sora sprechen. Der Nachmittag war ausgesprochen angenehm gewesen. Sie hatten sich noch lange unterhalten und irgendwann hatte er sie dann nach Hause gebracht, nachdem Mimi Sora angerufen und gefragt hatte, wo sie war. Er lächelte beim Gedanken an Sora und ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen. Keine Sekunde später klingelte sein Telefon und er warf hektisch einen Blick auf das Display. Die Nachricht war von TK.

"Hey Brüderchen! Wir sind alle zusammen essen. In dem Restaurant, in dem Davis jobbt. Wir haben sogar Joey hier! Willst du nicht auch kommen? Frag doch auch Sora? ;)" Matt verzog leicht den Mund, musste dann aber lachen. Den Smiley hätte er sich sparen können. Er fing an eine Nachricht an Sora zu tippen, entschied sich aber nach ein paar Worten dagegen und rief sie an. Wieso war sie nicht von vornherein bei den anderen? Mimi war doch bei ihr? Oder war Mimi nicht mit im Restaurant?

"Hallo Matt?" Ihre Stimme am Telefon riss ihn aus seinen Gedanken.

"Sora, hey!" Er räusperte sich, weil er sofort das Gefühl eines dicken Kloßes im Hals hatte.

"Hey, was ist los?" er hörte an ihrer Stimme, dass sie lächelte und spürte direkt ein Kribbeln im Bauch.

"Ähm ich wollte dich fragen, ob du heute schon was geplant hast, oder ob du Lust hast mit mir essen zu gehen? Also die anderen wären auch dabei. Sie haben sogar Joey bei sich!" Sora lachte und er hörte, wie sie im Hintergrund mit irgendwas raschelte.

"Na wenn selbst Joey dabei ist, kann ich ja nicht nein sagen!" Matt grinste und ihm wurde etwas leichter ums Herz. Er hatte ein wenig Angst vor ihrer Antwort gehabt.

"Weiß Tai auch Bescheid? Soll ich ihn anrufen?" Matts Magen krampfte sich augenblicklich zusammen.

"Ich weiß nicht. TK hat mir nicht geschrieben, wer genau alles dabei ist." Er rümpfte die Nase und spielte mit dem Reißverschluss seiner Strickjacke.

"Ok, dann ruf ich ihn mal an. Wann treffen wir uns?" Matt sah auf die Uhr.

"Die anderen sind schon im Restaurant. Ich würde dich abholen und auch jetzt gleich los machen? Dann bin ich in knapp 15 Minuten bei dir?" Er hatte sich vom Bett erhoben und schritt durch sein Zimmer, um sein Portemonnaie und seine Schlüssel einzustecken.

"Das klingt super! Bis gleich. Ich freu mich!" Sora hatte aufgelegt. Matt starrte noch kurz auf ihr Bild, dass ihm auf seinem Display als Handykontakt angezeigt wurde. Er hatte gemischte Gefühle, aber im Prinzip freute er sich darauf mit den anderen den Abend zu verbringen. Wäre da nicht Tai.
 

____
 

„Da seid ihr ja endlich!“ TK hatte sich von seinem Stuhl erhoben und winkte Sora und Matt zu, die gerade durch die Tür ins Restaurant gekommen waren. Matt grinste und nickte in TKs Richtung. Sora hatte die anderen noch gar nicht gesehen, strahlte jetzt aber über das ganze Gesicht und lief zügig zum Tisch der anderen.

„Joey, altes Haus! Ich hab dich ewig nicht mehr gesehen! Gut siehst du aus. Wie geht’s dir?“ TK war aufgestanden und hatte sich auf den Stuhl neben Kari gesetzt.

„Du hättest sitzen bleiben können, TK!“ Sora runzelte die Stirn, während sie ihre Strickjacke auszog. TK winkte ab.

„Nein, nein, alles gut. Ich sitze gern neben Kari.“ Er zwinkerte Matt zu und schenkte Kari dann ein aufrichtiges Lächeln. Sora hatte den Blickwechsel zwischen den Brüdern bemerkt und ihre Wangen liefen ein wenig rot an. Joey runzelte nur die Stirn und sah einmal die Runde rum.

„Warum ist Tai nicht hier?“ er warf Kari einen fragenden Blick zu, die nur leicht mit den Schultern zuckte und dann zu Sora hinübersah, die aber lächelte.

„Er kommt später noch zu uns. Wir sollen unser Essen schon bestellen.“ Kari und TK wechselten einen vielsagenden Blick.

„Na ihr lieben!“ Davis schwebte in einem schicken Kellner Outfit an ihren Tisch und lächelte in die Runde. An Mimi blieb sein Blick hängen.

„Ah, da haben wir den Grund für die Zusammenkunft! Mimi, schön dich zu sehen!“ Er beugte sich zu ihr herab und umarmte sie.

„Mann, ist das schön euch alle mal hier zu sehen! Wisst ihr schon, was ihr essen und trinken möchtet? Ich kann euch das Gericht des Tages wärmstens empfehlen! Es ist Nudelsuppe…“

Während Davis die Karte erklärte, warf Sora einen nervösen Blick auf ihr Telefon. Sie hatte versucht Tai anzurufen, ihn aber nicht erreicht. Auf ihre Nachricht hatte er ebenso nicht reagiert. Aber sie hoffte, dass nichts zwischen ihnen stand und er bisher einfach zu abgelenkt war, um sein Telefon zu checken. Matt warf ihr einen besorgten Blick zu.

„Ist alles in Ordnung?“ flüsterte er ihr leise zu, während sie ihr Handy wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Sie sah auf und bemerkte, dass Kari sie beobachtete.

„Ja, es ist nichts. Tai hat sich nur nicht nochmal gemeldet.“ Sie lächelte in Karis Richtung und warf Matt dann einen ernsteren Blick zu.

„Zwischen euch ist alles in Ordnung? Seit … du weißt schon?“ Sie flüsterte nur, weil sie nicht wollte, dass die anderen etwas von der Unterhaltung mitbekamen. Matts Kiefer verkrampfte sich.

„Klar! Alles in Ordnung. Ich hab ihn aber auch nicht gesprochen, seit wir uns im Park getroffen haben.“ Er zuckte ruckartig mit den Schultern.

„Es ist doch nichts passiert, oder?“ fragte er und sah sie ein wenig nervös an. Sora sah ihm lange und ernst in die Augen. Dann flüsterte sie: „Nein, es war nichts. Du hast recht.“ Matts Magen verkrampfte sich wieder und er wusste nicht, was er bestellen sollte, als Davis ihn fragte.
 

Als jeder bereits mit Essen und Getränken versorgt war und eine angenehme Plauderei eingesetzt hatte, die nur hin und wieder von Joeys Versuchen nach Hause zu gehen unterbrochen wurde, öffnete sich die Tür des Restaurants wieder schwungvoll und Tai stand im Eingang. Er warf einen Blick durch das Lokal, bis er an ihrem Tisch hingen blieb und zu ihnen hinüber schlurfte. Zu Soras Überraschung grinste er bis über beide Ohren.

"Tut mir leid! Ich bin zu spät. Hab es nicht eher geschafft." Kari war aufgestanden und umarmte ihren Bruder.

"Ich dachte schon, du kommst nicht mehr." Tai streichelte ihr über den Rücken.

"Doch, klar! Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen, wenn das ganze Team mal wieder zusammengefunden hat!" Er lächelte in die Runde, doch Sora fiel auf, dass er Matt nicht ansah. Ein ungutes Gefühl machte sich bei ihr breit, doch bevor sie dem mehr Beachtung schenken konnte, stand Davis am Tisch und begrüßte Tai überschwänglich.
 

Der Abend verlief ohne Zwischenfälle. Alle waren fröhlich, hin und wieder vielleicht ein bisschen zu laut, aber es war so eine gute Stimmung, dass Sora sich entspannt auf ihrem Stuhl zurücklehnte und einfach lächelte.

Irgendwann kam der Moment und sie konnten Joey nicht länger aufhalten. Er bedankte sich bei allen, gab TK das Geld für sein Essen und ließ auch nicht mit sich diskutieren, als TK darauf bestehen wollte, dass er ihn eingeladen hatte. Kurz nachdem Joey gegangen war, kam Davis wieder an ihren Tisch.

"Löst sich die Gruppe langsam auf?" Er zog bereits sein Portemonnaie aus der Tasche und wartete auf eine Antwort von irgendwem.

"Ja, Kari und Ich gehen noch mit Mimi und Izzy ins Kino." sagte TK, während er aufstand und Kari ihre Strickjacke reichte. Davis schenkte ihm einen Blick, der schwer nach Verachtung aussah, doch er ließ sich nicht weiter beirren.

"Ok, zahlt ihr alle getrennt?" Während TK und die anderen mit Davis die Kostenaufteilung besprachen, beugte sich Tai zu Sora und Matt.

"Wollen wir auch noch was unternehmen?" Soras Augen weiteten sich vor Erstaunen, doch gleich im nächsten Moment lächelte sie breit.

"Gern! An was hattest du gedacht? Matt, bist du dabei?" Sie wandte ihren Kopf zu Matt, der Tai mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung ansah.

"Ich habe nichts geplant für heute Abend, also ja. Klar." Seine Antwort kam zögerlich, aber er nickte, um sie noch einmal zu bekräftigen. Tai atmete tief durch und grinste dann breit.

"Sehr gut! Wie wäre es, wenn wir uns noch ein bisschen sportlich betätigen? Nachdem wir so viel gegessen haben." Er warf Matt einen kalten Blick zu, doch Sora bemerkte es nicht.

"Ja, das ist eine gute Idee! Dann können wir heute Abend auch viel besser schlafen! Ich war noch nicht in dieser Kletterhalle, die zwei Straßen weiter neu gebaut wurde. Vielleicht wäre das was?" Matt atmete laut durch den Mund aus. Sora wandte sich zu ihm um und legte den Kopf schief.

"Du bist nicht so für Sport zu begeistern?" Matt schüttelte den Kopf und strich sich mit einer Hand durch die Haare.

"Nein, aber ich wünsche euch viel Spaß! Ich hab euch letztens euren gemeinsamen Abend verdorben, heute mach ich das nicht!" Er stand auf und reichte Davis das Geld für sein Essen und seine Getränke.

"Wir sehen uns!" Dann wand er sich um und verließ das Restaurant, ohne noch einen Blick zurück zu werfen. Sora starrte ihm nach. Damit hatte sie nicht gerechnet. Tai berührte ihre Schulter und sie zuckte leicht zusammen.

"Hast du trotzdem noch Lust?" fragte er sie mit einem ernsten Blick, doch Sora schüttelte nur den Kopf und lächelte ihn dann an.

"Ja klar! Lass uns klettern!" Tai grinste sie breit an und hielt ihr die Hand zu einem High Five hin. Sie schlug ein und reichte dann Davis ihr Geld.

"Nein, Sora, alles gut. Matt hat bereits für dich mit bezahlt." Sie erstarrte in ihrer Bewegung und sah Davis verständnislos an.

"Er hat für mich bezahlt?" Davis nickte und grinste. Dann ging er rüber zu Mimi und umarmte sie zum Abschied noch einmal.

"Wieso hat er für mich bezahlt?" murmelte Sora, doch Tai nahm ihre Hand und zog sie in Richtung Ausgang.

"Wahrscheinlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Lass uns gehen, Sora!"

Nostalgie

"Habt ihr mittlerweile miteinander gesprochen?"

Sora hatte sich an diesem Abend mit Matt auf einem Spielplatz getroffen. Nebeneinander saßen sie auf der Schaukel und hingen jeweils ihren eigenen Gedanken hinterher. Eine ganze Woche war vergangen, seit dem Essen, bei dem alle mal wieder beisammen gesessen hatten. Obwohl der Abend wunderschön gewesen war und es auch keinen offensichtlichen Streit gab, konnte Sora die extreme Spannung, die zwischen Tai und Matt herrschte nicht übersehen. Nichts hatten sie seitdem zu dritt unternommen, obwohl sie sonst fast jeden Tag der Sommerferien alle drei gemeinsam verbrachten. Tai hatte sich einen Ferienjob gesucht und sagte ihnen deswegen ständig ab. Matt hingegen schob immer eine Bandprobe als Ausrede vor, wenn Tai doch mal zusagte und wenn sie sich durch Zufall begegneten, war die Stimmung so frostig, dass Sora es nicht lange aushielt.

Auch jetzt ließ sich Matt viel Zeit mit seiner Antwort. Er schwang lustlos mit seiner Schaukel vor und zurück und starrte auf den Fluss, der durch die Bäume schimmerte.

"Nein." murmelte er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich und seufzte tief.

"Sora, ich weiß nicht, worüber ich mit ihm reden soll. Ja, es gibt wahrscheinlich ein Problem zwischen uns, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll." Sora musterte ihn von der Seite her.

"Wie wäre es mit: Tai, ich glaube es gibt ein Problem zwischen uns, lass uns darüber reden?" Sie runzelte die Stirn und er lachte freudlos.

"Es ist aber nicht immer so einfach! Manchmal ist es kompliziert mit der Sprache herauszurücken. Es kostet Überwindung und Mut." Wieder seufzte er und hielt seine Schaukel an.

"Und vielleicht hab ich das nicht." Er sah ihr jetzt direkt in die Augen und sein Blick war fast schon angsterfüllt.

"Über Gefühle zu reden ist nicht so mein Ding." Beschämt wandte er den Blick von ihr ab und stand von der Schaukel auf. Auch Sora hielt nun ihre Schaukel an.

"Du musst mir glauben, Matt, dass ich dich nicht zu irgendetwas drängen will. Und ich weiß, dass es dir schwer fällt über deine Gefühle zu sprechen oder Emotionen zu zeigen." Sie sah, wie er ein wenig zusammen zuckte, doch er hatte ihr den Rücken zugedreht, weshalb sie sein Gesicht nicht sehen konnte.

"Ich denke nur, dass es die Sache nur noch schlimmer macht, wenn man es lange versucht tot zu schweigen." Sie stand auf und stellte sich direkt neben ihn. Er hielt sein Gesicht in die Abendsonne und Sora tat es ihm gleich.

Eine ganze Weile standen sie schweigend nebeneinander. Dann sagte Matt: "Weißt du, dass ich schon ziemlich früh angefangen habe Lieder zu schreiben? Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten und ich TK auch nicht mehr oft sehen konnte, wusste ich nicht, wie ich mich ausdrücken sollte. Mein Vater war oft nicht da und wenn, dann war er müde von der Arbeit. Also hab ich angefangen aufzuschreiben, was ich dachte. Später hab ich angefangen Mundharmonika zu spielen und habe die Texte, die ich geschrieben hatte, gelesen während ich spielte. Vielleicht ist das ein seltsamer Werdegang, aber so bin ich irgendwann dazu gekommen gezielt Lieder zu schreiben. Ich hör die Musik schon, wenn ich es aufschreibe. Und dann fällt es mir so leicht über Gefühle zu schreiben." Er machte eine Pause und atmete tief durch.

"Vielleicht sollte ich dieses Problem jetzt auch einfach in einen Song umwandeln?" Er lächelte und sah zu Sora hinunter. Sie nickte.

"Ja, vielleicht ist das eine richtig gute Idee." Sie sah ihn an, beobachtete sein Mienenspiel und konnte nicht anders. Sie umarmte ihn. Einfach so. Das hatte sie noch nie gemacht. Und an seiner Reaktion merkte sie, dass auch er im ersten Moment überfordert war. Dann spürte sie, wie er ihr sanft über die Haare strich und sie lächelte.

"Ihr seid beides solche Sturköpfe!" Sie löste sich lachend aus der Umarmung und schlenderte an den Spielgeräten vorbei. Matt sah ihr nach und wusste nicht, was er denken sollte. Es fühlte sich an, als wäre er überladen mit Gefühlen. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch, dann lief er ihr nach und begleitete sie nach Hause.
 

Tai saß auf der anderen Seite des Flusses am Ufer, hatte die Beine angewinkelt, die Arme um die Knie geschlungen und beobachtete wie die beiden den Spielplatz verließen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so einsam gefühlt.
 

______
 

"Die erste Woche ist schon rum." Mimi saß auf Soras Schreibtisch und ließ niedergeschlagen die Füße baumeln. Sora lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke.

"Die Zeit ist echt schnell vergangen. Schade, dass wir es nur an einem Abend geschafft haben uns alle zu treffen." Sora verzog traurig den Mund, doch Mimi schüttelte den Kopf.

"Dafür war das ein wirklich wunderschöner Abend! Es war fast wie früher." Mimi lächelte Sora an. Dann schien ihr plötzlich etwas einzufallen und sie schlug die Hände vor den Mund. Sora setzte sich ruckartig auf und sah sich hektisch in ihrem Zimmer um.

"Was?" fragte sie Mimi, während sie an sich hinuntersah, ob mit ihrer Kleidung alles in Ordnung war.

"Was ist Mimi?" sie fragte es mit noch einmal mehr Nachdruck und Mimi ließ langsam die Hände sinken.

"Sora, hab ich eigentlich erzählt, warum ich hier bin?" Sora runzelte die Stirn und kramte in ihrer Erinnerung.

"Nein." sagte sie langsam und schüttelte den Kopf.

"Ich dachte, du bist einfach zu Besuch?" Mimi schüttelte jetzt ebenfalls den Kopf und die Falten auf Soras Stirn vertieften sich.

"Warum bist du dann hier, Mimi?" Mimi biss sich auf die Lippe und zögerte kurz. Dann sah sie Sora direkt an und Sora bemerkte ein Strahlen in ihren Augen, das ihr vorher nicht aufgefallen war.

"Wir ziehen wieder zurück nach Japan! Dieses Jahr noch!" Sora riss die Augen auf und Mimi grinste bis über beide Ohren.

"Und das erzählst du mir erst jetzt?" Sora fing an zu lachen, stand vom Bett auf und fiel Mimi um den Hals.

"Dann hab ich dich endlich wieder hier bei mir! Ich kann es gar nicht fassen! Wann genau steht der Umzug an? Ich freu mich so!" Ihr waren die Tränen gekommen während sie sprach und sie schniefte laut in Mimis Ohr. Auch Mimis Augen blieben nicht trocken.

"Ich hab irgendwie nicht mehr dran gedacht. Es hat sich alles schon so richtig angefühlt. Irgendwie kam es mir vor, als würde ich schon wieder hier wohnen." Sie löste sich von Sora und wischte sich über die Augen.

"Wissen die anderen schon Bescheid?" fragte Sora und griff zu ihrem Telefon.

"Nein, außer Izzy natürlich." Mimi überlegte kurz.

"Ja, ihr zwei wisst jetzt Bescheid. Sonst noch niemand. Aber vielleicht ist das ein guter Grund sich nochmal mit den anderen zu treffen. Ich dachte eh, wir könnten ein Abschiedsessen machen, bevor ich wieder nach Amerika fahre. Und da könnte ich es den anderen dann auch erzählen. Meinst du, sie freuen sich auch?" Sora sah sie ungläubig an.

"Natürlich freuen sich die anderen auch! Was denkst du denn?" Sie lachte und sah dann auf ihr Telefon.

"Oh, warte kurz. Ich hab eine Nachricht von Tai." Mimi setzte sich und beobachtete Sora.

"Er will uns sehen. Uns alle. Er hat eine wichtige Frage und möchte das gern alle gleichzeitig fragen."

Sora sah stirnrunzelnd über ihr Display zu Mimi rüber. Die zuckte mit den Schultern.

"Ich befinde mich nicht mit ihm in einer seltsamen Dreiecksbeziehung, mich wird es wahrscheinlich nicht betreffen." Sie zwinkerte.

"Wir haben keine Dreiecksbeziehung! Wir haben gar keine Beziehung! Niemand hier hat irgendeine Beziehung!" Sora war rot angelaufen und drehte sich weg.

"Ich mach doch nur Spaß, Sora. Wann will Tai uns denn sehen?" Sora warf einen Blick auf ihre Uhr.

"Er hat gefragt, ob heute Abend für uns machbar wäre." Mimi klatschte in die Hände.

"Na dann lass uns mal schick machen für die wichtige Frage!" Sie ging zu Soras Kleiderschrank und öffnete die Türen.

"Mal sehen, was würde an dir heute denn besonders gut aussehen?"
 

_____
 

"Hat Tai dir auch geschrieben?" TK saß auf einem Stuhl in Matts Küche, während dieser ein Mittagessen für beide zubereitete.

"Ja, hat er." Matt nickte kurz, drehte sich aber nicht zu TK um.

"Und?" hakte TK nach.

"Was und?" Matt wand sich mit einer Pfanne in der Hand zu TK um und runzelte die Stirn.

"Gehst du hin?" beendete TK seine Frage und verdrehte leicht die Augen. Bevor Matt antwortete drehte er sich wieder zum Herd um.

"Nein, ich denke nicht. Zwischen Tai und mir herrscht aktuell dicke Luft und ich bin noch nicht in der Stimmung etwas dagegen zu unternehmen." TK sah ihn beindruckt an.

"Das war erschreckend aufrichtig, Bruderherz." Matt warf ihm einen abwertenden Blick zu.

"Als wäre Aufrichtigkeit bei mir so selten." TK zuckte mit den Schultern.

"Na normalerweise rückst du nicht so offen mit der Sprache raus. Sonst muss man dir alles immer Stück für Stück aus der Nase ziehen."

"Sei nicht so frech!" Matt nahm die Pfanne vom Herd und ging damit zu den bereitgestellten Tellern.

"War doch nicht böse gemeint. Ich freu mich, dass du weniger Schwierigkeiten damit hast offen über Probleme zu reden." Er erhob sich von seinem Stuhl, holte die beiden Teller von der Anrichte und stellte sie auf den Tisch.

"Willst du etwas trinken?" fragte Matt, während er sich seine Kochschürze auszog.

"Gern doch!" TK nickte und setzte sich zurück auf seinen Stuhl.

"Vielen Dank für das Essen!" Er grinste Matt an, als dieser mit zwei Gläsern in der Hand zum Tisch kam und sich neben ihn setzte.

"Ich hoffe es schmeckt, ich habe lang nicht mehr frisch gekocht. Hab in letzter Zeit nur noch aufgewärmt." TK schob sich bereits den ersten Löffel in den Mund und riss die Augen auf.

"Das schmeckt super!" Er nahm einen zweiten Löffel und verzog dann das Gesicht. Matt bemerkte, wie er rot anlief.

"Aber es ist unfassbar scharf!" TK kamen die Tränen und Matt lachte nur unbeholfen.

Als beide ihre Teller geleert hatten und sich auf ihren Stühlen zurücklehnten, ergriff TK noch einen Versuch das Thema anzuschneiden.

"Matt, ich denke wirklich, du solltest heute Abend mitkommen. Tai hat immerhin uns alle gefragt, ich denke nicht, dass er dir da eine Szene machen wird." Er zögerte kurz und da Matt nicht auf das Gesagte reagierte fügte er noch hinzu: "Außerdem willst du Tai doch keinen Abend mit Sora überlassen, wenn du es nicht verhindern kannst, oder?" Er duckte sich weg, als ein Sofakissen geflogen kam und lachte.

"Darum geht es nicht! Du bist noch viel zu jung, um solche Andeutungen zu machen! Wie alt bist du 11? 7? Du warst doch gestern noch 7, oder?" TK versuchte noch sich von seinem Stuhl zu erheben, doch Matt war schneller und nahm ihn in den Schwitzkasten.

"Kleine Brüder sollten sich zurückhalten und ihre großen Brüder nicht provozieren!" TK keuchte und versuchte sich aus Matts Griff zu befreien.

"Ich bin..." Er hustete und Matt lockerte den Griff ein wenig.

"Ich bin aber größer als du!" TK lachte erstickt und Matt boxte ihm leicht in den Bauch.

"Du nervst, weißt du das?" Matt ließ ihn los und ging hinüber zum Sofa.

"Ich liebe dich auch, Bruderherz!" TK grinste ihn breit an und ließ sich dann neben ihn auf das Sofa fallen.
 

_____
 

Er lehnte sein Fahrrad unter der Brücke an und setzte sich auf die Mauer am Fluss. Nicht alle hatten auf seine Nachricht geantwortet, doch immerhin hatte ihm auch niemand direkt abgesagt. Tai schnippte ein Steinchen von der Mauer und warf dann einen Blick auf seine Uhr. Er konnte seine Nervosität nicht verstecken, doch das Treffen war erst in 15 Minuten angesetzt. Er würde sich noch eine Weile gedulden müssen. Die einzige, die bisher von seinem Plan wusste, war Kari. Sie stand zu 100% hinter ihm, das gab ihm etwas mehr Halt, doch er wusste, dass seine Enttäuschung riesig sein würde, wenn sich niemand sonst ihnen anschließen wollte. Gerade als er ein weiteres Steinchen von der Mauer schnippen wollte, bemerkte er, wie sich ihm jemand langsam näherte. Er hob den Kopf und erstarrte.

"Überrascht? Mir hattest du auch geschrieben." Matt hatte die Hände in den Hosentaschen und blieb mit einigem Abstand stehen. Tais Kiefer verkrampfte sich. Doch er versuchte sich wieder zu entspannen.

"Nein. Es ist gut, dass du hier bist." Er stand von der Mauer auf und ging einen Schritt auf Matt zu, doch der wich ein Stück zurück. Tai sah ihn mit ernstem Blick an.

"Matt, ich glaube wir sollten reden..." Tai brach ab und sah an Matt vorbei.

"Hey ihr zwei! Hey Tai! Matt!" Izzy kam auf die beiden zugerannt und wedelte mit den Armen.

"Oh Mann, bin ich zu spät? Wo sind die anderen?" Izzy sah sich verwirrt um und stockte dann.

"Moment. Bin ich zu spät?" Er runzelte die Stirn und sah langsam von Tai zu Matt, die sich gegenseitig den Rücken zugedreht hatten.

"Nein, du bist nicht zu spät. Es ist noch niemand weiter da." presste Tai zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und Matt verschränkte die Arme.

"Oh. Hab ich euch gestört?" Izzy kratzte sich verlegen am Hinterkopf, doch Tai schüttelte den Kopf.

"Nein, alles gut, wir haben nur gewartet." Matt hob ruckartig den Kopf und sah Tai wütend an, dann ging er noch ein paar Schritte weiter von ihm weg und lehnte sich unter der Brücke mit dem Rücken gegen die Mauer.

"Ok." sagte Izzy langsam und beobachtete Matt. Er kannte dieses Verhalten zur Genüge, doch er wollte nicht in die Probleme der beiden einbezogen werden, deshalb wand er sich zu Tai.

"Was wird das heute für ein Treffen, Tai?" Tai grinste ein wenig und zuckte mit den Schultern.

"Das wirst du nachher erfahren, wenn alle da sind. Ich hab mir was für uns überlegt und hoffe, dass ihr Lust darauf habt." Er warf Matt einen kurzen Blick zu, doch der starrte auf den Boden vor sich.

"Hey Jungs! Ihr seid ja schon da! Und wir dachten, wir wären die ersten." Die drei drehten die Köpfe und sahen Mimi und Sora auf sich zu kommen. Ein Stück weit hinter den beiden liefen auch Kari und TK und winkten bereits aus der Ferne.

"Sind wir etwa schon vollzählig?" fragte Mimi als sie mit Sora die Brücke erreicht hatte.

"Naja, nicht ganz. Joey fehlt." TK sah hinter sich und neigte dann nachdenklich den Kopf zur Seite.

"Aber ich denke nicht, dass er kommen wird. So wie wir ihn letztens aus seiner Wohnung prügeln mussten." Er lachte kurz auf.

"Na dann, Tai! Schieß los. Du hast uns hier alle versammeln lassen, jetzt wollen wir aber auch wissen, weshalb!" Mimi sah ihn erwartungsvoll an und Tai ließ seinen Blick einmal über die ganze Gruppen schweifen.

"Richtig!" sagte er dann bedeutungsschwer, räusperte sich und stellte sich auf einen flachen Stein, um ein wenig über die anderen zu ragen.

"Ich habe euch heute hier versammelt, um euch eine sehr wichtige Frage zu stellen. Mir ist bewusst, dass sich unsere Wege immer weiter trennen und wir nicht mehr so viel Zeit miteinander verbringen, wie das mal der Fall gewesen ist." Er warf Sora einen kurzen Blick zu, sah aber sofort wieder woanders hin.

"Deswegen habe ich mich gefragt, ob wir diesen Sommer nicht vielleicht noch einmal alle zusammen ein paar Erinnerungen sammeln wollen." Er schloss kurz die Augen und holte tief Luft.

"Ich dachte, wir könnten nochmal in ein Sommercamp fahren!" Die Stille, die auf diesen Satz folgte, löste in Tai Unbehagen aus und er sah besorgt von einem Gesicht zum anderen. Izzy räusperte sich.

"Ein Sommercamp, Tai?"

"Wir sind doch viel zu alt für sowas." murmelte Sora ein wenig niedergeschlagen und Mimi nickte.

"Niemals würde man uns noch in ein Sommercamp lassen."

TK sah zu Mimi und schüttelte dann ganz leicht den Kopf.

"Außerdem ist Mimi nur noch eine Woche hier. Das ist viel zu kurzfristig. Das können wir nicht mehr realisieren." Mimi senkte traurig den Kopf und Tai sah die anderen bedrückt an.

"Es war nur ..." Er schluckte schwer und spielte nervös mit seiner Armbanduhr.

"Ich dachte wir könnten sowas vielleicht alle mal gebrauchen." Wieder trat eine betretene Stille ein. Ein paar unangenehme Sekunden lang noch stand Tai auf seinem kleinen Podest, dann trat er davon herunter und blickte niedergeschlagen zu Boden.

"Nein. Das ist eine hervorragende Idee! Wir sollten das machen." Alle hoben ruckartig die Köpfe und Tai klappte ungläubig der Mund auf. Matt war ein Stück näher auf die Gruppe zugegangen.

"Das ist genau das, was wir alle jetzt brauchen und ich habe einen Onkel mit einer Hütte am See. Wenn ich ihn frage, könnten wir dort bestimmt für eine Woche wohnen." TK strahlte seinen Bruder stolz an.

"Das stimmt! Die Hütte ist abgeschieden, dort hätten wir unsere Ruhe und müssen nicht extra irgendeine Unterkunft buchen. Wir fahren hin, wann wir wollen und bleiben dort, bis wir keine Lust mehr haben."

"Oder unser Onkel uns wieder rausschmeißt." Matt grinste TK an und der lachte auf.

"Oder das, stimmt." Izzy schien noch nicht ganz überzeugt und biss sich nervös auf die Unterlippe.

"Das ist trotzdem ziemlich spontan. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre." Mimi knuffte ihm in die Seite hakte sich bei ihm unter.

"Ach komm schon, Izzy! Sei doch mal ein bisschen entspannter! Das wäre der perfekte Abschluss für meinen Besuch!" Izzy lief rot an und räusperte sich nervös.

"Ja, also vielleicht hast du ja recht."

"Super!" TK klatschte in die Hände und sah fröhlich in die Runde.

"Dann ruf ich gleich mal unseren Onkel an. Mich kann er besser leiden als Matt, dann dürfen wir auf jeden Fall in die Hütte!" Er zwinkerte.

"Hey, den Kommentar hättest du dir sparen können!" Matt blitzte ihn wütend an, doch TK warf ihm nur eine Kusshand zu und entfernte sich dann mit seinem Telefon ein Stück von der Gruppe. Tai stand immer noch ungläubig da und wusste nicht, was er sagen sollte. Kari kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.

"Ist doch super, Tai! Jetzt guck doch nicht so traurig. Das war doch genau das, was du wolltest, oder?" Sie lächelte ihn an und er lachte ein wenig nervös.

"Ja, du hast recht. Irgendwie schon." Sein Blick traf den von Sora. Sie lächelte ihn an und er erwiederte das Lächeln.

"Leute! Hallo!" Tai wandte den Kopf um und sah wie eine große Gestalt die Böschung zum Fluss hinunterstolperte.

"Tut mir leid, ich bin zu spät!" Joey kam vor ihnen zum Stehen und stützte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seine Knie. Er war völlig außer Atem und Sora tätschelte ihm den Rücken.

"Bist du gerannt, Joey?" fragte sie und sah ihn mit mitfühlendem Blick an. Joey nickte schwach und ließ den Kopf hängen.

"Die ganze Strecke." jappste er und richtete sich dann langsam auf.

"Was hab ich verpasst?" Er warf einen Blick in die fröhliche Runde und runzelte die Stirn.
 

"Ihr habt WAS vor?" Joey riss die Augen auf, nachdem Mimi erzählt hatte, was sie soeben beschlossen hatten.

"Nein, das geht absolut nicht." Er hob abwehrend die Hände.

"Eine ganze Woche! Wisst ihr, was ich in der Zeit alles verpassen würde?" Izzy sah ihn verständnislos an.

"Es sind Semesterferien, Joey. Du würdest gar nichts verpassen." Doch Joey schüttelte nur energisch den Kopf.

"Oh doch! Semesterferien sind zum Lernen gedacht! Ich muss mich auf meine Abschlussarbeit vorbereiten, das dauert seine Zeit. Da kann ich mir keine spontanen Unterbrechungen leisten." Mimi zog einen Schmollmund und sah Joey bittend an.

"Aber Joe, ohne dich wäre es nicht das gleiche! Du musst mitkommen!" Joey ließ sich nicht erweichen.

"Nein, wirklich. Mimi, auch wenn du mich so ansiehst, ich kann mir das nicht leisten. Ich wünsche euch allen sehr viel Spaß, doch ich kann nicht mit." Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf TK.

"Was macht er eigentlich?" TK, der gerade aufgehört hatte zu telefonieren, kam grinsend zur Gruppe zurück.

"Ich habe unseren Urlaub gebucht. Joey, ich find's klasse, dass du auch mitkommst!" Joey schüttelte wieder den Kopf.

"Nein, TK, ich hab es den anderen schon erklärt, ich kann leider nicht mitkommen." TK verzog das Gesicht.

"Das ist natürlich sehr schade, Joey. Eine Woche Erholung gemeinsam mit deinen besten Freunden, hätten dich super entspannt und könntest danach viel besser in die neue Lernphase einsteigen. Aber ich versteh schon, dass du das nicht verantworten kannst." Er zuckte mit den Schultern und wand sich dann zu Kari um. Joey runzelte die Stirn.

"Ja." Joey sah ein wenig verwirrt aus, doch dann hob er die Hand zum Abschied und wünschte allen noch einen schönen Abend.

"Meinst du, er kommt wirklich nicht mit?" fragte Kari TK ein wenig niedergeschlagen.

"Ich werde ihm schreiben, wann wir von wo losfahren und dann werden wir sehen, ob er kommt, oder nicht. Gib die Hoffnung noch nicht auf!" Er zwinkerte Kari zu und die anderen lachten.

Ehrlichkeit

Am nächsten Morgen trafen sie sich alle zusammen mit ihrem Gepäck bei TK Zuhause. TKs Mutter hatte für alle Lunchpakete vorbereitet und ihnen eine Schüssel mit Obst fertig gemacht. Sie winkte alle fröhlich ins Wohnzimmer.

„Kommt rein, kommt rein! Kari, wie schön. Und Matt! Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen. Komm her.“ Matt lief auf seine Mutter zu und umarmte sie. Seine Wangen liefen ein wenig rot an, als sie ihn nicht gleich wieder loslassen wollte.

„Ok, Mum, das reicht.“ Murmelte er leise und sie ließ ihn wieder gehen.

„Tut mir leid. Ich freu mich nur so! Wir hatten lange nicht mehr so viele Gäste.“ TK nickte.

„Aber nur kurz, Mum, Onkel Al müsste jeden Moment hier sein und uns abholen.“ Frau Takaishi nickte und packte die acht Lunchpakete in einen Beutel. Dann sah sie sich um und zählte nochmal nach.

„Ihr seid nur sieben, TK. Fehlt noch jemand?“ Sie sah ihren Sohn stirnrunzelnd an und der grinste.

„Joey müsste jeden Moment kommen. Er ist manchmal ein bisschen spät.“ Alle Köpfe wandten sich ungläubig zu TK.

„Joey hat dir zugesagt? Er kommt mit?“, fragte Mimi ganz aufgeregt und machte große Augen, doch TK schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe ihm geschrieben, wann wir losfahren und wo wir uns treffen, aber er hat darauf nicht geantwortet.“ Sora runzelte verwirrt die Stirn.

„Wieso bist du dir trotzdem so sicher, dass er kommen wird?“ TK zuckte grinsend mit den Schultern und in diesem Moment klingelte es an der Tür.

„Was hab ich gesagt?“, meinte TK und verschwand in Richtung Wohnungstür.

„Das könnte auch Onkel-“, fing Matt an, doch dann hörten sie Joeys Stimme an der Tür.

„Oh gut, ich bin noch rechtzeitig.“ Mimi quietschte vor Freude und lief Joey entgegen.

„Du bist doch gekommen!“, rief sie und Sora musste lachen als sie ein tiefes Seufzen von Joey an der Haustür wahrnahmen.

„Ja, Mimi, aber ich habe meine Unisachen dabei. Ich werde den Ortswechsel nutzen, um neue Kraft daraus zu schöpfen. Und trotzdem jeden Abend lernen.“

„Natürlich wird er das.“ Tai verdrehte die Augen, dann kamen Joey, TK und Mimi zurück zu den anderen. Noch während Joey Frau Takaishi begrüßte, klingelte es erneut an der Tür.

„Unser Taxi ist da!“ TK ging zur Haustür und alle anderen schnappten sich ihre Rucksäcke und Taschen. Frau Takaishi winkte ihnen von der Wohnungstür aus, bis sie alle außer Sichtweite waren.
 

______
 

„Also, es sind drei Schlafzimmer vorhanden. In zwei Zimmern steht jeweils ein Doppelbett, im dritten Zimmer stehen zwei Einzelbetten. Außerdem gibt es noch die Couch hier auf der unteren Etage.“ TK schloss die Haustür auf und trat in die riesige Blockhütte. Mimi kam ihm direkt hinterher und mühte sich mit ihrem Koffer ab. Izzy, der hinter ihr lief und nichts weiter als einen Rucksack bei sich hatte, runzelte die Stirn.

„Mimi, was hast du denn alles dabei? Wir sind hier nur eine Woche!“ Mimi tat so, als hätte sie den Kommentar nicht gehört und wand sich an TK.

„Es ist ja klar, dass Sora, Kari und ich uns ein Zimmer teilen. Wir können in einem Doppelbett schlafen, wir sind doch alle schmal.“ Sie grinste die anderen beiden an und Kari klatschte fröhlich in die Hände.

„Uh, wie eine Übernachtungsparty!“ Joey stiefelte missmutig hinter Kari ins Haus.

„Ja, nur dass sie eine ganze Woche geht.“ Sora stieß Joey unsanft in die Seite.

„Au! War das nötig?“ Joey sah sie verständnislos an, doch sie grinste nur und trug ihren Rucksack an ihm vorbei zum Küchentisch. Dann sah sie sich um.

Das Erdgeschoss war ein riesiger Raum, der die offene Küche und das Wohnzimmer vereinte. Im Wohnzimmerbereich stand eine Sofalandschaft um einen niedrigen, aber recht großen Couchtisch. Die Küche bestand aus einer rustikalen Küchenzeile mit allen elektrischen Geräten, die man sich in einer Küche nur vorstellen konnte und einer Kücheninsel an der vier Barhocker standen. Links neben der Küche in einer Art Erker befand sich ein gigantischer Esstisch, um den zehn wunderschöne schwarze Lederstühle gestellt waren. Rechts neben der Küche befand sich eine Tür und daneben die Treppe, die ins Obergeschoss führte. Direkt gegenüber der hölzernen Treppe befand sich ein gemütlicher Kamin mit einem flauschigen Teppich davor und daneben stand ein großer moderner Fernseher. Zwischen Treppe und Kamin befand sich eine weitere Tür, die nach draußen und Richtung See führte. Die Tür links neben der Treppe, war das Badezimmer, wie TK feststellte. Joey stellte seine Laptoptasche auf den Couchtisch und ließ seinen Rucksack auf das Sofa fallen.

„Ich beanspruche das Sofa für mich. Wenn alle anderen Schlafzimmer oben sind, kann ich hier abends wenigstens noch in Ruhe lernen.“ Demonstrativ ließ er ein riesiges Buch auf den Tisch fallen.

Izzy räusperte sich laut und TK streckte seinen Kopf aus dem Badezimmer.

„Wir nehmen das Schlafzimmer mit den Einzelbetten, Izzy?“ Izzy nickte eindringlich und schnappte sich TKs Rucksack.

„Ich schaff unsere Sachen schon nach oben!“ Er lief los und TK grinste breit. Tai kam als vorletzter zur Tür hinein, kurz darauf Matt, der seinem Onkel noch dankte, dass er sie alle hergebracht hatte und ihnen das Haus auch überhaupt eine Woche zur Verfügung stellte. Seufzend schloss er die Tür hinter sich und sah sich um. Tai hatte sich auf einem Barhocker niedergelassen, direkt neben Kari, die sich einen Apfel genommen und angefangen hatte daran herum zu knabbern.

„Was habe ich verpasst?“ fragte Tai und versuchte ebenfalls die Schale mit den Äpfeln zu erreichen, die Sora aber grinsend ein Stück wegschob, so dass er sich komplett über die Kücheninsel lehnen musste, um heranzukommen.

„Nichts weiter.“, meinte Kari und biss ein großes Stück aus ihrem Apfel.

„Nur die Zimmereinteilung.“ Tai erstarrte in seiner Bemühung an einen Apfel zu kommen und sah Kari fragend an. Matt hinter ihm warf einen panischen Blick in TKs Richtung, der sich jedoch sofort wegdrehte und sehr interessiert den Türrahmen hinter sich betrachtete.

„Wie ist denn die Zimmeraufteilung?“, fragte Matt zwischen zusammengepressten Zähnen und der Griff um seine Gitarrentasche wurde fester.

„Sora, Mimi und ich schlafen natürlich zusammen im großen Schlafzimmer. Izzy und TK haben sich das Gästezimmer mit den Einzelbetten reserviert.“ Sie biss wieder ein Stück aus ihrem Apfel und Joey führte die Aufzählung für sie fort.

„Ich schlafe hier auf der Couch, damit ich abends noch in Ruhe lernen kann und meinen erholsamen Schlaf bekomme, den ich wirklich brauche.“ Joey nickte, um das Gesagte noch einmal besonders zu unterstreichen.

„Schön.“ Matt schluckte schwer, schulterte seine Gitarrentasche und marschierte auf die Treppe zu.

„Was schön? Wie viele Schlafzimmer gibt es noch?“ Tai sah sich verwirrt zwischen den anderen um. Matt war am Treppenabsatz stehen geblieben.

„Eins, Tai. Es gibt noch ein Schlafzimmer.“ Und mit diesen Worten stampfte er schlecht gelaunt die Treppe nach oben. Tai drehte sich ruckartig zu Kari um.

„Echt jetzt?“ Kari zuckte mit den Schultern.

„Ihr seid doch beste Freunde, wo ist das Problem?“ Tai wollte etwas erwidern, schüttelte dann aber nur den Kopf und sein Kiefer verkrampfte sich. Sora warf ihm einen besorgten Blick zu, drehte sich dann aber weg und setzte sich zu Mimi und Joey auf die Couch.
 

______
 

Matt stellte missmutig seine Gitarre neben das Bett und packte seinen Rucksack aus. Er hatte überhaupt keine Lust mehr auf diese Woche. Ursprünglich war seine Hoffnung gewesen, dass sich das Problem zwischen ihm und Tai vielleicht einfach in Luft auflösen würde, wenn sie mit den anderen gemeinsam Urlaub machten. Jetzt, da er sich mit Tai ein Zimmer teilen sollte, sah das allerdings ganz anders aus. Matt räumte seine Sachen in die kleine Kommode, die gegenüber dem Bett stand und stellte seine Waschtasche auf den Nachtschrank. Dann seufzte er und setzte sich auf das Bett.

„Hey.“ Tai kam leise ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Matt warf ihm nur einen kurzen Blick zu und nickte. Die Situation fühlte sich so seltsam an, dass Tai nicht wusste, was er tun sollte. Unschlüssig blieb er in der Tür stehen und sah sich im Raum um. Matt stützte seine Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Tai stellte seinen Rucksack in die Ecke, zog dann einen Stuhl zu sich ran und ließ sich darauf nieder. Er seufzte laut und Matt ballte die Hände zu Fäusten.

„Hör zu Matt, das ist mir genauso unangenehm, wie dir.“ Tai verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das Problem zwischen uns…“, sagte Tai langsam und Matt sah auf.

„Was für eine Art Problem haben wir, Tai?“, unterbrach ihn Matt und sah ihn eindringlich an. Tai rang nach Worten.

„Ich glaube, wir wissen beide, worum es uns hier geht.“, sagte Tai leise und Matt lief rot an. Dann nickte er und sah zum Fenster.

„Wie lange besteht das Problem denn schon?“, fragte Matt und Tai zuckte mit den Schultern.

„Schon länger denke ich, aber in letzter Zeit hat es sich verstärkt, oder.“ Matt war das Gespräch furchtbar unangenehm. Tai schlug sich mit der Faust auf die Knie.

„Was wollen wir dagegen tun, Matt?“ Tai sah ihm jetzt direkt in die Augen.

„Wie wollen wir das lösen? Ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, aber ich kann mir vorstellen, dass früher oder später…“ Er brach ab und drehte ruckartig den Kopf, damit er Matt nicht länger ansehen musste.

„Tai, lass uns einfach ganz normal sein. Es wird keine perfekte Lösung geben. Egal, wie alles ausgehen wird. Mindestens einer von uns wird als Verlierer aus dieser Partie gehen. Lass uns das nicht auf unserer Freundschaft auskämpfen.“ Tai schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden vor seinen Füßen.

„Du bist doch bereits der Gewinner, Matt.“ Matt erstarrte und sah Tai verwirrt an.

„Was meinst du damit?“ Tai hob den Kopf und lächelte Matt traurig an.

„Hätte ich in dieser Situation jemals eine Chance gegen dich gehabt, hätte sich das alles bereits entschieden. Es ist nur deshalb noch nicht entschieden, weil du bisher zu reserviert warst.“ Matt sah ihn wütend an.

„Was willst du damit sagen? Wieso reserviert?“ Tai grinste und seine Traurigkeit schien zu verblassen.

„Der erste Schritt muss von dir kommen, Matt! Du zeigst so selten deine Gefühle, dass sie sich viel zu unsicher ist, was du von ihr wirklich hältst.“ Matt lief rot an und sah beschämt zu Boden.

„Blödsinn! Wovon redest du überhaupt! Ich dachte, wir zwei hätten ein Problem?“ Matt stand vom Bett auf und ging zum Fenster.

„Ich dachte, du wolltest darüber reden. Und nicht über irgendetwas anderes.“ Wieder lief er rot an und ballte die Fäuste. Dann spürte er Tais Hand auf seiner Schulter und drehte sich zu ihm um.

„Matt, ich meine es ernst. Ich will unsere Freundschaft auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Und ich weiß, dass ich keine Chance habe. Lass uns die Streitigkeiten vergessen, ok?“ Matt sah ihm direkt in die Augen und nickte dann langsam.

„Ok.“
 

______
 

„Vielleicht sollte mal einer von uns nachsehen, ob bei den beiden alles in Ordnung ist?“, fragte Mimi vorsichtig in die Runde, nachdem seit über einer halben Stunde nichts mehr von Tai und Matt zu sehen oder hören war. Sora schüttelte den Kopf.

„Nein, ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, wenn es so still ist. Dann unterhalten sie sich wenigstens normal und streiten nicht.“ Sie warf einen hoffnungsvollen Blick in Richtung der Treppe. Im nächsten Moment hörten sie lautes Poltern und erstickte Schreie. Izzy war aufgesprungen.

„Vielleicht sollte jetzt jemand nachsehen?“ Er lief zur Treppe, doch noch bevor er sie erreichen konnte, wurde eine Etage über ihnen eine Tür aufgestoßen und sie hörten Matt schreien.

„Tai, ohne Spaß, gib es zurück, verdammt!“ Wieder war lautes Poltern zu hören, so als wäre ein Stuhl zu Boden gefallen, dann hörten sie die Stimme von Tai.

„Keine Chance, Matt! Damit bist du der Held der Ladys! Das darf man doch niemandem vorenthalten!“ Tais Gesicht erschien am oberen Treppenabsatz und er nahm zwei Stufen gleichzeitig, während er nach unten zu den anderen sprang. Dicht hinter ihm lief Matt. Sein Gesicht war puterrot und wutverzerrt. Keuchend kamen beide unten an und Tai rannte um die Kücheninsel.

Die anderen wechselten verwirrte Blicke.

„Was ist denn bei euch los?“, fragte Kari und sah Tai stirnrunzelnd an. Der hatte ein breites Grinsen im Gesicht.

„Matt ist extrem talentiert und will es niemandem zeigen!“ Matt stützte sich auf der anderen Seite der Kücheninsel auf und sah Tai wütend an.

„Tai, gib es mir wieder her!“ Sora hatte sich hinter Tai geschlichen und stibitzte ihm sein Fundstück aus der Hand hinter seinem Rücken.

„Hey!“ Tai versuchte es wieder zurück zu holen, doch Sora war schneller. Sie lief um die Küchenzeile und blieb vor Matt stehen. Dann besah sie sich ihre Errungenschaft und riss die Augen auf.

„Matt, hast du das selbst gemacht?“, fragte sie erstaunt und Matt sah so aus, als würde er am liebsten im Boden versinken. Falls es noch möglich war, schien er auch noch roter anzulaufen.

„Naja, ja.“, murmelte er leise und wand den Blick ab. Sora strahlte ihn begeistert an.

„Das ist unfassbar süß! Ich wusste nicht, dass du nähen kannst!“ Sie streckte die Hand aus und jetzt konnten alle sehen, was diesen Tumult ausgelöst hatte. An Soras Finger baumelte ein kleines Stoff-Gabumon, das mithilfe eines kleinen Kettchens wie ein Schlüsselanhänger aussah. Mimi gab einen lauten quietschenden Ton von sich, sprang vom Sofa auf und kam zu Sora gerannt.

„Wie süß ist das denn bitte?“ Sie nahm Sora das kleine Gabumon ab und drehte es in ihren Händen.

„Matt, kannst du mir genauso auch ein Palmon nähen? Ich hätte auch gern so eins.“ Matt nahm ihr den Schlüsselanhänger aus der Hand und drehte sich weg.

„Nein, ich mach dir kein Palmon, Mimi. Das ist…“ Er marschierte wieder Richtung Treppe.

„Das solltet ihr gar nicht sehen!“ Wütend warf er noch einen Blick auf Tai, dann schritt er die Treppe wieder nach oben. Mimi hörte gar nicht mehr auf von der Niedlichkeit des Anhängers zu schwärmen und fragte TK, ob er vielleicht diese handwerklich begabte Ader geerbt hätte. Tai grinste zu Sora und sie kam um die Kücheninsel auf ihn zu.

„Ist zwischen euch wieder alles in Ordnung?“, fragte sie leise, damit es die anderen nicht hören konnten. Tai nickte.

„Ja, ich denke schon.“, flüsterte er zurück und Soras Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So ... ich hoffe es ist nicht zu mies geraten ^-^
Und ihr hattet etwas Spaß beim Lesen.
Für evtl. auftretende Rechtschreib- oder Grammatikfehler möchte ich mich auch entschuldigen ... ich bin nicht das größte Ass ... hab mir aber Mühe gegeben ... :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaub', dass das Kapitel auch total kurz ist ... tut mir leid ><
Ich arbeite daran xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab mir bei diesem Kapitel sogar mal ein bisschen Mühe gegeben und so Scherze wie Wetter, Schulsystem und Jahreszeiten in Japan und Amerika gewikipediat! :D
Ich hab ja eigentlich nicht so viel damit zutun, aber ich dachte mir ... man kann sich ja auch mal bisschen Mühe geben allem auch ein bisschen Wahrheit beizufügen. Es wird trotzdem nicht alles komplett stimmen und hinhauen, aber ich bitte das zu entschuldigen :D
Ich hab mich bemüht! ;D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach Mensch, es macht richtig Spaß wieder zu schreiben (:
Ich hoffe, ihr habt auch Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Awwr, ich liebe Mimi.
Irgendwie ist das nächste Kapitel immer ein paar Wörter länger, als das vorhergehende :D
Fällt mir grad so auf xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es fiel mir schwer dieses Kapitel zufriedenstellend zu schreiben. Ich war mir nicht sicher, wie die beiden mit der Situation umgehen würden und das hineinfühlen in beide war auch irgendwie komplizierter, als ich dachte. Ich habe es jetzt so gelöst, wie oben gelesen … und bin eigentlich auch recht zufrieden damit. Ich denke mal, das kommt in etwa so hin. Und ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen (:
Bis demnächst ~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist hoffentlich nicht irgendwie mies, oder so. Ich hab grad voll die Bedenken, weil es mir so flüssig, innerhalb von nur knapp zwei Stunden von der Hand ging. Für die anderen Kapitel hab ich ja meistens … EWIG gebraucht :D
Aber dieses Kapitel hat mir riesigen Spaß gemacht zu schreiben. Vielleicht schwang da jetzt auch ein bisschen Sehnsucht mit, ich wäre gern an Soras Stelle in dem Park gewesen … hach ja.
Nja, wenn ihr nur halb soviel Spaß beim Lesen hattet, wie ich beim Schreiben, dann ist alles super und ich bin zufrieden :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mich ein bisschen inspirieren lassen von der Fanfic "Briefe an Sora" von marla2412 http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/366187/
Es ist sehr schön und emotional geschrieben und lohnt sich auf jeden Fall mal zu lesen (;

Und auch der One-Shot „Um was geht es hier eigentlich?“ von RinRainbow ist ABSOLUT lesenswert! Ich habe so sehr gelacht! Wirklich nice (;
http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/358491/ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo! Schön, dass du hier unten angekommen bist!
13.03.2019 haben wir heute und ich beende dieses Kapitel jetzt endlich mal :D

Hab noch bisschen mit anderen gemeinsam dran rumgefeilt und so weiter.
Hat gedauert :D

Nächstes Kapitel ist schon im Entstehungsmodus, aber ... ja, was heißt das bei mir schon xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder mal ein Mini-Zwischenkapitel.

Hab bei Izzy und Mimi bisschen Panik, dass ich die Charaktere nicht gut treffe.
Aber ich hoffe, es ist mir trotzdem soweit ganz gut gelungen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hatte das Kapitel schon ewig rumliegen und dachte mir, ich stell es mal fertig.

Hoffe, ihr seid alle gesund! Schönen Abend und danke, dass ihr meinen Mist hier lest :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  RinRainbow
2017-09-29T11:39:39+00:00 29.09.2017 13:39
Hallo =)

Es ist ja schon eine Weile her - und ich musste nochmal von vorne anfangen um wieder in die Geschichte rein zu kommen - aber ich freue mich das es weitergeht x)

Besonders dieses ,,Zwischenkapitel" lässt mein Koumi Fan Herz höher schlagen ^^
Gut, ja es geht um Sora/Tai/Matt und ich bin auch immer noch gespannt wie diese Dreiecksgeschichte ausgeht, aber ich habe auch nichts gegen ein bisschen Izzy/Mimi! Also ruhig mehr davon =)

Liebe Grüße x)
Antwort von:  aki_ayatoru
29.09.2017 15:19
Vielen Dank! :)
Ich bin immer voll berührt, dass tatsächlich noch jemand hier die Geschichte lesen will! Oh Mann, das macht mich voll sentimental ^^'
Ich glaube, ich werde in Zukunft mehr von diesen "Zwischenstories" mit einbringen, ich hatte nur irgendwie Angst, dass ich die Charaktere nicht richtig treffen würde, oder so, keine Ahnung ^^'

Ich freu mich auf jeden Fall mega, dass du noch liest, dass es dir gefällt und ich hab das nächste Kapitel schon angefangen, brauche nur mal wieder einen Tag Ruhe, um es fertig zu schreiben (:

Liebe Grüße! (:
Von:  RinRainbow
2016-10-01T18:28:34+00:00 01.10.2016 20:28
Jeder liebt doch diese komplizierte Beziehung zwischen Sora/Tai/Matt ^^
(Sie hat es ja auch nicht leicht mit zwei so tollen Typen xD )
Allein deswegen schon schöne Story, wobei mir dein Schreibstil auch super gefällt =)

&&vielen Dank für die Verlinkung, mit sowas hatte ich nicht gerechnet x)
Von:  marla2412
2016-07-28T17:37:32+00:00 28.07.2016 19:37
Super schön geschrieben. Gefällt mir sehr :)
Und du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut, dass dich meine FF inspiriert hat.
Mach weiter so!! ^w^b
Antwort von:  aki_ayatoru
28.07.2016 21:44
Uh! Ich danke dir für den lieben Kommentar! Ich freu mich, dass es dir gefällt (:
Und ich werde mein Bestes geben so weiter zu machen und nicht wieder mehrere Jahre vergehen zu lassen :D

Ich hoffe, es ist ok, dass ich deine FF unten verlinkt hab ^^'
Antwort von:  marla2412
28.07.2016 21:53
Nichts zu danken. :D
Gut. Du solltest es deinen Lesern nicht antun, sie so lange warten zu lassen, zumal deine Geschichte wirklich schön ist. c:
Und natürlich ist das okay. Hat mich sogar sehr gefreut. Ich hätte niemals gedacht, dass überhaupt irgendjemand meine FF ließt, als ich sie geschrieben habe. Umso mehr wundert es mich, dass sie so vielen Menschen zu gefallen scheint. :)
Hab noch einen schönen Abend. :D
Von:  Black_Tenshi
2016-07-28T08:17:24+00:00 28.07.2016 10:17
Tolle Geschichte, freu mich schon, wenn es weiter geht😃
Antwort von:  aki_ayatoru
28.07.2016 19:08
Ich hoffe mal, dass ich nicht erst wieder ein paar Jahre ins Land ziehen lasse, bevor ich weiterschreibe ... ^^'
Auf jeden Fall werde ich mir Mühe geben :D
Freut mich, dass es dir gefällt (:
Von:  Taiora87
2014-02-09T12:19:54+00:00 09.02.2014 13:19
Super Kapitel , schön das du weiter schreibst . Matt kann sich gerne mit Mimi einen klar machen , aber Sora gehört zu Tai :) .
Antwort von:  aki_ayatoru
10.02.2014 00:59
Freut mich sehr, wenn's dir gefallen hat :D
Von:  dragonfighter
2014-02-08T23:15:37+00:00 09.02.2014 00:15
Es war einfach wunder schön :)
Mir hat das Kapitel auf jeden fall sehr gefallen und ich hatte auch sehr fiel spaß dabei es zu Lesen :D
Jedoch bin ich sehr gespannt was sie da vor sich hin gemurmelt hat das es Tai zum erröten gebracht hat.
Das er sie mit Prinzeschen an spricht finde ich voll süß von ihm <3
ich bin sehr gespannt wie das nächste Kapitel aussehen wird.
ich hoffe es bald lesen zu können und freue mich schon sehr darauf *.*

Liebe Grüße
Antwort von:  aki_ayatoru
10.02.2014 00:59
Oh, da freu ich mich! Ich hatte irgendwie Angst, dass das Kapitel zu plump und ... nichtssagend ist, aber es hat so viel Spaß gemacht zu schreiben *-*
Freut mich wirklich, wenn's dir gefallen hat (:
Antwort von:  dragonfighter
10.02.2014 19:42
und wie es mir gefallen hat ;)
Von:  dragonfighter
2014-02-07T23:45:52+00:00 08.02.2014 00:45
Hi !!!!!
schön mal wieder etwas von dir zu hören.
ich hoffe dein Umzug ist gut gegangen XP
ich finde dein neues Kapitel echt toll.
Das Mimi sie aber erst darauf ansprechen musste... ich hoffe das sie sich auch bald im klaren ist wen sie wählen wird.
*eine echt schwere Endscheidung*
XDD
ich hoffe natürlich immer noch das sie Tai wählt wenn es auch erst am ende der Geschichte sein mag. :)
schreib schnell weiter ich freue mich schon auf das nächste Kapitel :D

LG
dragonfighter
Antwort von:  aki_ayatoru
08.02.2014 02:20
Es freut mich, dass du die FF immer noch mitverfolgst :D
Und ja, mein Umzug ist prima gelaufen und ich bin echt froh, jetzt endlich eine eigene Bude zu haben :D

Ach, es fiel mir wirklich richtig schwer eine Entscheidung zu fällen. Ich weiß ja, wohin es sich entwickeln wird ... ach ja :D
Aber es braucht noch viele viele Kapitel bis zur endgültigen ... Entscheidung :D
Von:  SophieMaus
2013-07-28T12:47:54+00:00 28.07.2013 14:47
Huhu :)
Endlich geht die Fanfic weiter..
Sind es wirklich schon 2 Jahre her? Die Zeit rennt aber auch..
Nachdem ich die neuen Kapitel jetzt gelesen habe muss ich sagen, dass ich richtig Lust bekommen mehr zu lesen :P
Die Fanfic lässt sich flüssig und leicht lesen, es macht richtig Spaß um es so zu definieren :) Außerdem liebe ich diese Dreiecksbeziehung zwischen Tai, Sora und Matt- man kann da so viel interessantes draus machen ;-)..
Und Mimi ist klasse..ich hatte sie im letzten Kapitel richtig vor Augen wie sie ohne Punkt und Komma los brabbelte als sie Sora gegenüberstand ;-)
Ich hoffe es geht bald weiter - hab wie gesagt Lust auf mehr..hihi :)
Lg Sophie
Antwort von:  aki_ayatoru
29.07.2013 21:35
Freut mich, dass es dir so gefällt! Und danke, danke, dass du die FF noch lesen willst, nach der langen Pause :D
Ich beeile mich mit den nächsten Kapiteln, damit jetzt alles etwas flüssiger läuft (:
Von:  dragonfighter
2013-07-28T11:17:31+00:00 28.07.2013 13:17
Halleluja!
Endlich geht es weiter
Toll mimi ist da
Eigendlich wuste ich sofort das es mimi war
Naja tai ist zuhause , matt proben ,ihre mutter wehre es nicht gewesen
Und naja in solchen situationen kommt sowiso immer das beste *grins*
Aber das beste war immer noch mimi's redefluss aber so kennen wir sie ja *kicher*
Wenn man liest was mimi sagt dan liest man automatisch schnell
Das find ich lustig

Naja ich höre hir lieber auf

Grüße von dragonfighter
Antwort von:  aki_ayatoru
29.07.2013 21:34
Ich hatte bisschen Angst, dass ich Mimi vielleicht nicht ganz getroffen hab, aber wenn's gut zu lesen war und alles, dann bin ich froh ^.^
Danke für deinen Kommentar :3
Von:  xGemini
2013-07-25T11:20:01+00:00 25.07.2013 13:20
Find ich cool das du diese FF weiterschreibst!! Ich lese sie mit begeisterung und freue mich über jedes neie Kapitel!!

LG ^^
Antwort von:  aki_ayatoru
25.07.2013 17:21
Orr, das ist lieb (:
Ich schreibe schon an den nächsten Kapiteln, weiß nur noch nicht ganz, in welcher Reihenfolge ich die nächsten Geschehnisse am besten bringen kann. Brauch noch das Wochenende, aber Anfang nächste Woche, kommt's bestimmt ;D


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