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Secrets

We all carry these things inside that no one else can see...
von

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Prolog

Damals fing es vielleicht an. Es war letztes Jahr im Sommer. Alles wurde anders. Zuerst um mich herum und dann schließlich in mir selbst.

Es passierten eine Menge Dinge gleichzeitig.

Meine Welt wurde aus ihren Angeln gerissen und meine Hoffnung zerbrökelte langsam aber sicher immer mehr zu Staub.

Ich wurde auf eine harte Probe gestellt die nicht nur mich sondern auch meine Freunde verändern sollte.

Seit diesem Ereignis im Sommer sollte nichts mehr wie früher sein.

Wahrscheinlich fällt einem das alltägliche nicht besonders auf, dar es ganz normal zu sein scheint und man lernt es erst dann zu schätzen wenn es verloren geht.
 

Wir gingen schon zusammen in die Babykrabbelgruppe und in den Kindergarten und waren schon damals unzertrennlich gewesen.

Zu meinem ganzen Leben gehörte er und zu allem eben, was mein Leben ausmachte.

Ich würde seinen Geruch unter hunderten, mit geschlossenen Augen, ausmachen. Wenn ich an ihn denke gehen tausende, wenn nicht sogar millionen von Erinnerungen durch meinen Kopf.

Ich fühle seine Nähe, höre sein Lachen und sehe seine kleinen Falten auf der Stirn wenn er versucht sich zu konzentrieren.

"Du liebst ihn" hat Ruki damals gesagt, doch ich habe es mit einem "Ich weiß nicht. Er gehört zu meinem Leben aber Liebe?" abgetan.
 

Nur ein einziges Mal hatten wir uns richtig geküsst.

Es war Rukis Geburtstag und ich erinnere mich noch an diesen Augenblick als wäre es erst gestern passiert.

Er saß auf dem Boden vor ihm eine ganze Reihe von leeren Weinflaschen, er roch stark nach Alkohol und Zigaretten, die Musik dröhnte laut in meinen Ohren. Wie immer hatte er es übertrieben.

"Ich wünschte du könntest aufhören dich ständig in irgendwelche dahergelaufenen Mädchen zu verlieben" hatte ich kopfschüttelend geantwortet und ihn zu mir hochgezogen, um ihn nach draußen an die frische Luft zu bringen.

"Eines Tages wirst du noch daran zu Grunde gehen."

Meine Stimme klang damals besorgt und ärgerlich zugleich denn ich kannte den Ausdruck in seinen Augen als er mich ansah.

Er benahm sich wirklich lächerlich. Immer glaubte er das große Los gezogen zu haben, bevor dann der völlige Einbruch folgte.

Ich schob die Terassentür hinter uns zu und setze mich mit ihm zusammen auf die Stufen sein Kopf lag auf meiner Schulter, er hatte die Augen geschlossen und ich streichelte ihm zärtlich über den Kopf.

"Ich habe das alles satt." hatte er gebrummt und raffte sich leicht auf und sah mir direkt in die Augen.

Und dann passierte es. Er küsste mich plötzlich. Es ging sehr schnell.

Er presste seine warmen und weichen Lippen auf meinen Mund und legte seine Hände auf meine Wangen.

Völlig überrumpelt starrte ich ihn aus aufgerissenen Augen an, während er seine geschlossen hielt. Ich starrte ihn die ganze Zeit einfach nur an, unfähig mich zu bewegen.

Es war eigenartig ihm so Nahe zu sein.

Dann war es auch schon vorbei und er stand auf, ging zurück zur Party, ließ mich völlig verwirrt draußen zurück.
 

Dann kamen auch schon die Sommerferien, die er wie immer in Tokyo bei seinem Vater verbringen würde.

Ich blieb zurück, unternahm hin und wieder etwas mit Ruki und den Anderen und verbrachte sonst meine Zeit auf meinem Zimmer.

Er fehlte mir so verdammt. Von dem Kuss hatte ich niemanden erzählt. Nicht einmal Ruki erzählte ich es.

Es war mein erster Kuss mit einem Jungen gewesen.

Ich blickte in dieser Zeit viel in den Spiegel. Ich sah meine langen braunblonden Haare,

meine fast schwarzen Augen mit den langen Wimpern, meine gewöhnliche Nase und meine vollen Lippen, die er geküsst hatte.

Was hatte ihn dazu veranlasst mich zu küssen?

Manchmal lag ich aber auch einfach nur stundenlang auf meinem Bett starrte die Zimmerdecke an.

Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie es sein würde wenn er wieder aus Tokyo zurück kommen würde. Liebte er mich? Liebte ich ihn? Waren wir nun ein Paar? Was würden die anderen sagen, wie würden sie reagieren wenn er und ich nun tatsächlich ein Paar würden? Ist das Liebe? Wie wird es weitergehen?

Ich versuchte mir vorzustellen wie es wäre mit ihm Hand in Hand über die Straßen entlangzulaufen, die langen Schulflure.

Meinen Kopf an seine starke Schulter zu lehnen und mich an ihn zu kuscheln, so wie wir es sonst auch immer taten wenn wir die Zuneigung des anderen brauchten.

Konnte man sich überhaupt in jemanden verlieben, der jahrelang der beste Kumpel war und mit ihm zusammen sein?

Warum hatte er mich wohl an diesem Abend geküsst?

Natürlich hätte ich ihn in Tokyo anrufen können und ihn all diese Fragen stellen. doch ich traute mich nicht.

Ich rief nicht an, obwohl ich den Telefonhörer mehr als einmal in der Hand gehalten hatte.
 

Dann began das neue Schuljahr und mein Leben geriet komplett aus den Fugen.

1

Ich betrat den Schulhof und entdeckte ihn, wie er mit zusammengekniffenen Augen an einem Baum lehnte, das Gesicht der Sonne entgegenstreckte.

Dieser Anblick schmiss mich komplett aus der Bahn und nur sehr langsam schritt ich auf ihn zu konnte meine Augen nicht von diesem wunderschönen Geschöpf abwenden.

Er hatte sich verändert. Er trug sein Haar nun kürzer, hatte einige Strähnen mit Gel geformt.

Es war wie immer nach den Ferien und doch war es gleichzeitig ganz anders.
 

"Hallo", sagte ich zögernd und blieb vor ihm stehen und spürte meinen Herzschlag im ganzen Körper.

"Hi" antwortete er gelassen wie immer, stieß sich vom Baum ab und lächelte mich an.

Ich bekam keinen Ton raus, erwiderte sein Lächeln nur schüchtern, war ich doch von viel zu vielen meiner Emotionen aufgewühlt.

"Deine Haare sind lang geworden Ruru-chan", sagte er leise, fast schon flüsternd und nahm vorsichtig ein paar meiner Haarspitzen zwischen seine Finger.

Er mochte lange Haare, das wusste ich und seine Worte gingen runter wie süßer Honig.

Und in diesem Moment tat er es wieder. Er beugte sich zu mir und küsste mich.

"Du hast mir fürchterlich gefehlt, Kleines", sagte er.

Ich spürte die Hitze meine Wangen durchfluten und war grade noch in der Lage ein leises "Du mir auch" hervorzubringen.

Nebeneinander gingen wir auf das Schulgebäude zu.

"Ich dachte du würdest mich mal anrufen", sagte er doch ich starrte nur verlegen auf den Boden.

"Ich wollte dich auch anrufen, aber..", nuschelte ich leise und blickte wieder schüchtern zu ihm auf.

"Aber?", wiederholte er leise und öffnete mir die Tür.

"Ich weiß auch nicht".

Er gab sich mit dieser Antwort zufrieden und zusammen steuerten wir den Weg zu unserem Klassenzimmer an.

"Ich habe viel an dich gedacht Ruru-chan.." flüsterte er leise in mein Ohr als wir vor dem Raum standen und lehnte sich hinter mich an die Wand.

Leicht erschauderte ich als ich seinen warmen Atem an meinem Nacken spüren konnte.

"Ich habe dich genau vor mir gesehen, wie du auf deinem Balkon sitzt, Gitarre spielst und dabei diesen verträumten, selbstvergessenen Blick aufsetzt hast", hauchte er und ich hatte Angst mein Herz könnte sich überschlagen.

Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm herum und wir lächelten uns an.
 

In diesem Moment sprach uns ein Mädchen an, zumindestens dachte ich zuerst dass es sich um ein Mädchen handelte, aber als es den Mund öffnete erklang eine dunkle, samtweiche Stimme die mich sofort erschaudern ließ.

"Hallo, ich bin neu hier", sagte er. In seiner Stimme lag ein kleiner Akzent.

"Ich heiße Yuu", fuhr er fort "aber ihr könnt mich Aoi nennen" und schaute mich kaum an.

Die Blicke der beiden trafen sich und er schaute fasziniert und wie gebannt auf den Neuen.

Dieser Junge war fast unnatürlich schmal, seine Augen waren pechschwarz und von einer unglaublichen Tiefe und Ausdrucksstärke, seine langen glatten Haare trugen die gleiche pechschwarze Farbe und er hatte ein wunderschönes Lächeln.

"Bin erst vor kurzem hierher gezogen", plapperte er fröhlich drauf los und fuhr sich durch die langen Haare.

"Ziemlich heiß heute oder?", sagte er seufzend.

Dieser Mensch war unglaublich schön. Genau genommen hatte ich noch nie einen so schönen Menschen gesehen, da war ich mir sicher.

Ich schaute zwischen beiden hin und her, spürte, dass etwas geschah. Es war so offensichtlich und eindeutig.

Es war, als zöge dieser schwarze Engel ihn an unsichtbaren Fäden zu sich hinüber. Und er wehrte sich nicht.

Natürlich bewegte er sich keinen Zentimeter, aber das war ja auch nur äußerlich, denn er schaute Aoi immerzu an.

Innerlich waren plötzlich Welten zwischen uns.

Es war plötzlich ganz klar: Er hatte sich verliebt. In einer Sekunde war alles anders geworden.

Er gehörte nicht mehr zu mir. Unsere Zeit war vorüber und es traf mich wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.

Langsam, sehr langsam rührte er sich.

"Ich heiße Akira", sagte er vorsichtig "nenn mich einfach Reita" fuhr er fort und schenkte dem Neuen eines seiner wunderschönen, bezaubernden Lächeln.

"Und das ist..." er legte eine kurze Pause ein und schien zu überlegen, während sich mein Herz krampfhaft zusammenzog. Ich spürte Tränen in meinen Augen aufsteigen, unterdrückte sie jedoch erfolgreich.

"mein Kumpel Kouyou", endete er schließlich und ich spürte wie sich eine unsichtbare Faust tief in meinen Magen bohrte.

"Hallo, Kouyou", sagte Aoi freundlich und richtet seinen Blick kurz auf mich. Ich lächelte zurück, obwohl mir innerlich eiskalt wurde.

Ich wollte schreien und aufhalten, was passieren würde. Er würde mir Reita wegnehmen, einfach nur durch seine bloße Anwesenheit, durch die Tatsache, dass er ihn seit heute kannte.

Unsere Vergangenheit, unsere Vertrautheit alles würde zu Ende sein.
 

In diesem Moment kamen in einem Schwall die anderen. Kai und Ruki schlängelten sich zu uns durch.

Kai konnte ebenfalls seinen Blick nicht von Aoi abwenden, starrte ihn, wie zuvor Reita, einfach nur an und stellte sich dann vor ohne mich groß zu beachten.

Ich fühlte mich in diesem Moment unglaublich klein und nutzlos.

Ruki war der Einzigste der auf mich zukam und mich fest in die Arme schloss und mir beruhigend über den Rücken streichelte.

"Schau einfach nicht hin", wisperte er mir zu und ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge.

Ich frage mich noch heute wie der Kleine das macht. Er hat ein Gespür dafür wenn es jemandem schlecht ging und wusste immer genau bescheid wie es um die Gefühle anderer stand.

In diesem Moment war ich einfach nur froh das er mich in den Armen hielt und mir somit innerlich etwas an Stärke zurückgab.

Wir lösten uns und benommen stolperte ich in die Klasse und ließ mich wie jedes Jahr hinten in der letzten Reihe nieder.

Ich nickte Reita zu um ihn verständlich zu machen das ich unsere Plätze gesichert hatte und schaute mich nervös nach dem Neuen um.

"Alles klar?", fragte er mich als er sich neben mich setzte.

Ich nickte leicht und starrte auf den Tisch vor mir. Ich konnte ihn nicht ansehen.

"Was hast du?", hakte er sofort nach, seine Stimme klang irgendwie nervös und angespannt.

Er spürte genauso gut wie ich, dass etwas zwischen uns nicht mehr stimmte.

"Nichts", sagte ich schnell und drehte meinen Kopf weg. Meine Hände zitterten.
 

Ich war zum ersten Mal in meinem Leben erleichtert unseren Lehrer zu sehen der gerade den Raum betrat und ich merkte deutlich, dass ab nun alles anders wurde.
 

Die erste Schulwoche glitt an mir vorbei, wie in einem schlechten Traum den man am liebsten verdrängen würde.

Reita küsste mich morgens und nachmittags am Schultor, ehe wir uns verabschiedeten.

Es waren kleine, kurze, eilige Küsse. Jeder von ihnen trieb einen Dolch tief in mein blutendes Herz.

Sie wirkten schuldbewusst und abwesend. Warum tat er mir das an?

Alle mochten Aoi, sogar Ruki. Was hatte ich erwartet? Das ihn alle hassten nur weil ich es tat? Ja ich hasste ihn - abgrundtief.

"Treffen wir uns heute?" fragte ich Reita an den ersten drei Schultagen, trotz all dieser eiligen Küsse.

"Sorry hab heute keine Zeit.- andermal Uruha" war stets seine Antwort.

Nicht nur das er mich wieder Uruha nannte, nein er log mich auch noch an. Mein Herz schnürrte sich immer weiter zu. Es fühlte sich an als wenn es jeden Augenblick zerspringen wollte vor Schmerz.

"Ach so" sagte ich jedes Mal und schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln.

Mehr redeten wir nicht.

Aber all die Blicke sah ich mit denen er Aoi anschaute, wenn sich ihre Blicke trafen und ein Ruck durch Reitas Körper fuhr. Es tat so unendlich weh.
 

"Was ist los mit dir Uru-chan?" fragte Kai besorgt auf dem Weg nach Hause. Ich zuckte mit den Achseln und schwieg einfach. Er würde es ja doch nicht verstehen.

Zu Hause legte ich mich auf mein Bett und wieder kamen mir die Tränen. Ich lag einfach da und weinte, schrie in mein Kissen, schlug darauf ein.

Später am Nachmittag klingelte es unten doch ich blieb einfach liegen - Sollte meine Mutter doch öffnen. Gedämpfte Stimmen klangen von unten herauf und ich hörte wenig später leise jemanden die Treppe hochkommen.

"Kamo-chan? Bist du wach?" hörte ich die leise Stimme von Ruki und das ehrlichste Lächelns seit 4 Tagen schlich sich auf mein Gesicht.

"Hai" hauchte ich leise und richtete mich auf, versuchte nicht einmal mein verheultes Gesicht vor ihm zu verstecken. Er war der Einzigste der sich wirklich noch um mich kümmerte.

Er setzte sich neben mich aufs Bett und strich mir vereinzelte Strähnen aus der Stirn.

"Ruki.." flüsterte ich tränenerstickt und krallte mich in sein Shirt, spürte wie sich seine Arme um mich legten. Ich weinte und weinte während er versuchte mich zu beruhigen.

"Er ist es nicht wert", setzte er an und ich bettete meinen Kopf auf seinen Schoß.

Ich schwieg und starrte an meine Zimmerwand.

"Es ist nicht mehr zu übersehen. War doch klar, dass sich einer von euch mal verlieben würde, in irgendwen. Deswegen bleibt ihr doch trotzdem noch Freunde."

Aber wir hatten uns doch grade verliebt - ineinander - irgendwie jedenfalls. Nun war es zu spät. Schließlich wollte ich mich doch nicht noch lächerlicher machen.

"Hey Uruha, nun sag was oder ich muss dich dazu zwingen" bat Ruki mich nun.

Aber ich schwieg weiter, fühlte mich leer - wie tot.

Ganz aus der Ferne bekam ich mit wie Ruki sanft über meine Wange strich und weiter auf mich einredete.

Wieder übermannten mich die Tränen. Tonlos, unfähig wieder aufzuhören tropften meine Tränen wie dicke Regentropfen auf das Bett.

Nun wusste ich was passiert war. Ich war unwichtig, unbedeutend, unscheinbar. Ein lästig gewordenes Anhängsel - hässlich, blass, nichts sagend.

Vergangenheit eben.

"Ich hasse alles" flüsterte ich und verkrampfte meine Hand im Bettlaken.

Mein Herz raste, mein Kopf dröhnte. Langsam schloss ich die Augen und dämmerte in einen unruhigen Schlaf aus dem ich erst am nächsten Morgen erwachte.

2

Schweißgebadet robbte ich mich aus dem Bett und schleppte mich leicht schwankend ins Badezimmer.

Ungewollt warf ich einen Blick in den Spiegel und erschrak von dem Anblick den ich bot.

Ich sah echt miserabel aus, dass konnte ich selbst mit der besten Schminke nicht überdecken.

Ich kroch unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich herunterprasseln, während ich die Augen schloss.

Wie weit war ich nur gesunken. Ich sah nicht nur miserabel aus, sondern fühlte mich auch so.
 

Alles um mich herum ging in die Brüche. Mehr als drei Wochen waren nun schon vergangen und ich fühlte mich leer und ausgelaugt.

Wieder und wieder kamen die alten Erinnerungen an Reita und mich auf, spielten sich wie ein Film in meinem Kopf ab.

Immer war es zwischen uns gut gewesen. Natürlich hatte es manchmal Streit gegeben, aber nie war es zwischen uns wie jetzt. Es herrschte komplette Stille zwischen uns, wir schwiegen uns nur noch an. Dabei hatten wir uns doch noch nicht einmal wirklich gestritten!

Reita liebte mich nicht, Reita war auch nicht mehr mein Freund.

Und darum wollte ich ihn auch nicht mehr um mich haben!

Immer wieder jagdte dieser Gedanke in meinem völlig leeren Kopf hin und her, brannte sich dort tief ein.
 

Draußen schien die Sonne. Ich genoss die vereinzelten Sonnenstrahlen die mein Gesicht umschmeichelten und lächelte dem Himmel zu, als ich aus dem Bus stieg.

Als ich mich auf den Weg Richtung Schulhof machte stieg mir der Duft von aufgeheiztem Straßenbelag in die Nase. Die Straßen waren voll von Schülern die sich hektisch durch die Massen zwängten.

"Uruha träumst du?" Es war Ruki.

Lächelnd schloss er mich in die Arme und drückte mich an ihn.

"Sorry ich war grad irgendwie in Gedanken!", nuschelte ich leise.

"Es ist schön dich wieder lächeln zu sehen Kamo-chan", kicherte er und ich stieg mit ein.

Plötzlich wickelten sich von hinten zwei starke Arme um mich und der Körper hinter mir presste sich an meinen. Mein Herz setzte für einen Moment aus.

"Hey!", quiekte ich los, schob meine Lippen ein wenig nach vorne um ein Schmollen anzudeuten.

Kai grinste wie immer vor sich hin und gemeinsam wackelten wir in dieser Position zu unserem Klassenraum, die Blicke der Anderen ignorierte ich.
 

Die ersten vier Schulstunden waren überstanden und während ich die Tafel starr anstarrte, schaffte ich es sogar leicht zu lächeln.

Das typische Dauergrinsen von Kai und Rukis gekonnte Imitation unseres Mathelehrers, brachten mich zum schmunzeln. Ich genoss es mich wie früher zu fühlen und vergaß für einige Zeit sogar an ihn zu denken.

Als es dann zur großen Pause klingelte, ging ich aus dem Raum ohne Reita weiter zu beachten, auch das kleine Zettelchen das er mir während der Mathestunde zuwarf ignorierte ich gekonnt und beförderte es in den nächsten Papierkorb.

"Warte, Uruha!", rief Reita mir nach, aber das war mir in diesem Moment egal, alles war mir egal.

Zusammen mit Kai und Ruki verbrachte ich die Pause abseits des Schulhofs wo wir uns immer verkrochen um ungestört rauchen zu können und kehrten erst wieder beim läuten des Gongs zurück.

"Ich hätte heute Zeit", sagte Reita, irgendwann in der nächsten Stunde leise. Ich gab ihm keine Antwort.

"Ruru-chan.." flüsterte er und legte seine Hand auf meinen Arm doch ich zog ihn rasch weg.

"Nenn mich nicht so", antwortete ich patzig und schenkte ihm einen eisigen Blick.

Was war das? Schaute Reita etwa verletzt? Nein, wahrscheinlich hatte ich mich nur getäuscht.

Nach Englisch hatten wir getrennten Unterricht und ich schaffte es sogar zum Bus zu kommen ohne Reita zu begegnen.

"Uruha..", rief Kai und rannte hinter mir her. Als er mich erreichte, legte er einen Arm um meine Schulter und lächelte mich an.

"Du läufst doch nicht etwas von mir weg oder?", säuselte er, worauf ich nur meine Augenbraue in die Höhe wandern ließ. Kai benahm sich komisch in der letzten Zeit. Lag es an Aoi?

Ich schwieg wie des öfteren in der letzten Zeit.
 

Ich hörte Fußgetrappel und ehe ich mich umdrehte, wusste ich zu wem diese gehörten.

"Störe ich?" fragte Aoi und kam hinter uns zum stehen. Seine Haare wirbelten im leichten Wind für einen Moment und ich spürte den Blick mit dem Kai ihn anstarrte.

"Ist schon okay", sagte dieser und lächelte unentwegt.

Mir wurde schlecht.

Zu dritt gingen wir nun zur Bushaltestelle obwohl ich mich bedacht ein Stück zurückhielt.

"Bist du sauer auf mich?", fragte mich Aoi plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Es war die gleiche Frage die Reita mir auch schon gestellt hatte.

Ich holte tief Luft. "Warum sollte ich sauer sein?", fragte ich nur und schaute Aoi direkt in die Augen.

"Keine Ahnung. Ich dachte weil du nie mit mir redest und mich nun ja ignorierst.", nuschelte er schließlich und ich spürte wie mein Herz sich zusammenzog.

"Kann sein. Sorry."

"Schon in Ordnung."

Ich sah das der Bus um die Ecke fuhr.

"Habt ihr vielleicht mal Lust zu mir zu kommen?", fragte er nun plötzlich.

"Warum nicht ne Uruha?", grinste Kai drauf los und drückte mir seinen Ellenbogen in die Seite.

Ich sagte nichts und stieg in den Bus ein, merkte wie Kai mir folgte.
 

"Eigentlich ist er ganz nett oder?", fragte mich Kai irgendwann und schaute zu mir.

Ich fühlte wie ich Kopfschmerzen bekam.

"Er kann schließlich nichts dafür, dass Reita ihn dauernd anstarrt".

Ich schnaubte und stand auf, denn die nächste Haltestelle musste ich raus.

"Das musst du liebeskranker Esel grade sagen. Du bist nicht einen deut besser als er", giftete ich Kai an und stieg aus. Kai blieb geknickt zurück.

Stumm und niedergeschlagen ging ich nach Hause. Ich fühlte mich schwer wie ein Stein.

Warum hatte ich das gesagt? Nun tat ich auch noch meinen Freunden weh, nur weil ich nicht mit meinen eigenen Gefühlen klarkam.
 

Zu Hause angekommen warf ich meinen Rucksack in die Ecke und beschloss mich auf den Weg zu Ruki zu machen.

Ich fühlte mich hier einfach zu alleine. Das große leere Haus - es erdrückte mich.

Schnell schrieb ich meiner Mutter noch einen Zettel 'Bin bei Taka' und verließ dann das Haus.

Im vorbei gehen ließ ich meinen Blick über die Straßen wandern. Überall Erinnerungen an Reita und mich. Die ganze Stadt war voll davon.

Die Straßen und der Verkehr bereitete mir Kopfschmerzen und ich beschloss durch den Park zu gehen.
 

Gedankenverloren schlenderte ich den Kiesweg entlang, nahm meine Umwelt kaum war.

Bis ich schließlich den Boden unter den Füßen verlor und mit voller Wucht auf den Kiesweg knallte.

"Itaii!", japste ich leicht und richtete mich auf.

"Oh, Sorry tut mir wirklich Leid. Hab dich echt nicht gesehen!", ertönte eine tiefe und raue Stimme und ich starrte in ein Paar tiefbraune Augen.

Es verschlug mir die Sprache.

Ehe ich mich versah stand ich auch schon wieder auf den Beinen und wurde von oben bis unten gemustert.

"Hast du dir wehgetan?", meldete sich die Stimme wieder und ich sah den besorgten Ausdruck in den Augen des unbekannten Fremden

"Ma-macht nichts. Alles okay!" nuschelte ich schnell und riss mich von den Augen meines Gegenübers los.

"RUKA KOMM ENDLICH!", erklang eine weitere Stimme und der Junge vor mir zuckte leicht zusammen.

"Sorry nochmal", sagte er bevor er entschuldigend lächelnd verschwand.

"Ruka...", flüsterte ich leise und starrte ihm nach.

Ich war völlig verwirrt.

Erst als er ein gutes Stück entfernt war, drehte er sich noch einmal um und schaute mich an, lächelte.
 

Als Ruki endlich nach Hause kam, hatte ich schon eine ganze Weile auf der Gartenmauer vor dem Haus gesessen.

"Kamo-chan", rief Ruki freudig und sprang mir in die Arme.

"Kann ich bei dir schlafen?" fragte ich schnell, obwohl die Frage eigentlich überflüssig war. Ich konnte immer bei Ruki schlafen, wenn ich wollte.

Ruki quietschte und ich nahm das als sein Einverständnis hin.

"Wartest du denn schon lange?", fragte er und schloss die Tür auf.

Ich schüttelte nur den Kopf und folgte ihm hinein.

"Hat mein Entlein Hunger?"

Sofort verzog ich meine Lippen zu einem Schmollen und verschränkte die Arme vor meiner Brust, nickte jedoch.

"Riesenhunger", ergänzte ich noch schnell und ging hinter Ruki her, in die Küche.

"Du wirst allmählich wieder normal", sagte er grinsend und schien zufrieden zu sein.

Ruki öffnete den Kühlschrank und hielt mir eine Dose Coke hin.

Dankend nahm ich diese an und genoß das Gefühl der klebrigen Süsse in meinem Mund.

Wir standen nebeneinander vor dem offenen Kühlschrank.

Ich wusste ich würde Ruki nichts von Ruka erzählen, zumindestens jetzt noch nicht.

"Du guckst merkwürdig", sagte Ruki misstrauisch "möchtest du mir vielleicht etwas erzählen Kamo?".

Mit leicht zusammengekniffenen Augen umrundete er mich.

"Nein, nicht das ich wüsste und nun hör endlich auf mich so zu umkreisen! Bin doch kein totes Tier du Geier"

"Dann ist ja okay", grinste er. Plötzlich brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.
 

Kichernd schlang ich meine Arme um Ruki, der inzwischen auf der Arbeitsplatte saß und schauten uns einfach an.

Seine Hand legte sich auf meine Wange und streichelte diese sanft. Ich schnurrte leise auf unter dieser Berührung und schloss meine Augen.

Das nächste was ich merkte waren die weichen, leicht feuchten Lippen die sich hauchzart auf meine legten, erwiederte den Kuss sanft.

Als wir uns wieder lösten, sahen wir uns lange an - gaben uns das unausgesprochene Versprechen immer für den anderen da zu sein, wenn wir ihn brauchten.
 

Ruki schob schließlich eine Pizza in den Ofen und ich lehnte mich an die Arbeitsplatte, seufzte leicht.

Mein Leben war eben sehr kompliziert zurzeit, aber es sollte noch viel komplizierter werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2010-03-08T00:56:18+00:00 08.03.2010 01:56
Uruha hat mir ja echt Leid getan..Reitas Verhalten war total fies und daneben ;_;
Auf jedenfall mag ich die FF schon jetzt wahnsinnig gerne, du schreibst so toll^^
Ich bin auch schon sehr gespannt auf das nächste Kapi, schreib bitte bald weiter^^
Von:  teufelchen_netty
2010-02-28T18:54:18+00:00 28.02.2010 19:54
armer ruha.. da ist er so tief verwurzelt mit rei udn dann das. und das reita noch so kühl mit ihm umgeht.. da kann er einem nur leid tun.
rei x uru is ja mein lieblingspair, aber ich bin gespannt, wie du weitermachst
Von:  InspiredOfMusic
2010-02-28T13:20:49+00:00 28.02.2010 14:20
Oh mann, armer Uru... ich kann ihn so gut verstehen... ich würde Aoi auch hassen. Wahrscheinlich dadurch, dass alle anderen ihn mögen, noch umso mehr...
Aber... für mich ist Ruha der schönste.
Kann ich eine ENS haben, wenn es weitergeht?
Von: abgemeldet
2010-02-03T21:40:01+00:00 03.02.2010 22:40
Ich find den Prolog auch schon mal sehr interessant, er macht neugierig auf mehr, vorallem der letzte Satz^^
Du schreibst toll und ich freu mich auf das erste Kapi^^
Von: abgemeldet
2010-02-01T11:56:12+00:00 01.02.2010 12:56
Ich finde den Prolog wirklich schon sehr gut und ich mag deinen Schreibstil. Hoffentlich schreibst du schnell weiter^^


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