Zum Inhalt der Seite

The Kabuki House

aka. "Himesama" and his Prince Charming
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vorhang auf!

An diesem Sonntagabend durchzog die Luft eine ganz besonders unangenehme Wärme. Man konnte Tagsüber den Boden vor sich hin brutzeln sehen, was zur Folge hatte das Abend und Nacht sich als schwülen, erdrückend warmen Alptraum entpuppen sollten.

Sommerabende waren immer etwas furchtbar ermüdendes, besonders nach einer anstrengenden Woche bestehend aus Uni und Teilzeitjobs. Eigentlich wollte der junge Mann an solchen Abenden nur entspannen, zu Hause auf seiner Couch oder bei einem entspannenden Bad. Aber an diesem Abend sollte es nicht sein.

Einige Freunde, die er während seiner bisherigen Universitätszeit kennen lernte, hatten ihn förmlich dazu genötigt mit zu einem ‚Saufabend’ zu kommen.

Das Ziel war ein Kabuki-Restaurant, in dem sie sich neben dem besaufen noch voll stopfen und ein Theaterstück bestaunen konnten.

Kabuki war etwas, dass den Brünetten noch nie interessiert hatte oder begeistern konnte. Er kannte sich damit kein bisschen aus und hatte eigentlich auch nicht vorgehabt das in näherer Zukunft zu ändern.

Aber die Vernunft hatte dann doch über die Abneigung gesiegt, er hatte der Truppe schon zu oft ein ‚Nein’ als Antwort auf solche Einladungen gegeben und dafür Ausreden wie ‚Ich muss lernen’ missbraucht. Langsam wurden sie stutzig.

Einen Abend lang konnte man sich das ja ruhig mal antun, solange es nicht zur Routine würde.
 

"Ne, ne, Aikun! Wir sind gleich da, da vorne ist das Restaurant!" Aikun, so nannten sie ihn. Ai, Aikun, oder Aiji. Er hasste das. So hieß er nicht.

"Könnt ihr mich nicht einfach bei meinem richtigen Namen nennen!?"

"Hm? Wie? Shinji? Shinchan vielleicht?!" neckte Shinya, den die anderen ‚Kirito’ riefen, den Brünetten frech.

Aiji protestierte energisch, jedoch eher vergeblich. "Mizuisan!"

"Shinchaaaaaaan~" nun stieg Jun mit ein. Sein Spitzname war ja noch nachvollziehbar. Aus Junichi wurde kurz Jun. Takeo und Kohta wurden einfach bei ihrem normalen Namen genannt.

Ihm war das alles viel zu vertraut.

Sie waren in ihren Augen die besten Freunde, in Aijis Augen dagegen schlichtweg Universitätsbekanntschaften.
 

"Wir sind da!" Gerade setzte er dazu an sich richtig mit Kirito und Jun anzulegen, da wurden sie von Kohta unterbrochen. Sein Blick richtete sich, Kirito am Kragen gepackt, auf das Gebäude vor welchem sie zum stehen gekommen waren. Fasziniert von dem Anblick, der sich ihm bot, ließ er von dem schwarzhaarigen ab.

Ein prachtvolles, traditionell japanisches, altes Haus; mit riesigen Ziergärten, Teichen und Statuen links und rechts vom Kiesweg zum Eingang. Im Wasser tummelten sich große und kleine Kois, Frösche und anderes Getier. Das Wasser war so klar das man bis auf den Grund schauen und den Fischen beim umher schwimmen zusehen konnte.

Bei jedem Schritt vorwärts sah er sich genau um, als fürchtete er eines der unzähligen liebevollen Details zu übersehen oder diesen so beruhigend wirkenden Anblick zu vergessen wenn er sich nicht alles mindestens fünf Mal ansah.

So langsam ging den anderen das Gestaunte jedoch leicht auf die Nerven, weshalb Takeo kurzerhand die Initiative ergriff und Aiji grob am Arm gepackt mit sich zog, sonst würden sie wahrscheinlich morgen früh noch vor dem Eingang herumstehen.

Nachdem Aiji sich wieder gefangen hatte, beugte er sich leicht zu Takeo vor, flüsterte ihm ins Ohr.

"Ist das Restaurant nicht furchtbar teuer?"

"Ja, aber keine Sorge, Kirito zahlt." Gab dieser als Antwort.

Ja, Kirito schmiss mit dem Geld nur so um sich, für das sein Vater hart arbeitete. Hatte schon seine Vorteile aus reichem Hause zu kommen.

Aber ihm sollte es recht sein. Er begab sich mit den anderen zu dem Tisch, der ihnen von der Bedienung zugewiesen wurde.

Nach einigem hin und her bezüglich der Entscheidung wer was und wie viel bestellen wollte, und den ersten zwei extra großen Bierkrügen wurde es auch recht amüsant, selbst für Aiji, der eigentlich überhaupt keine Lust auf das alles hier gehabt hatte.
 

Man unterhielt sich, lachte, trank und aß bis irgendwann das Licht ausging. Der Brünette stutzte und sah hastig im Raum umher ehe er beschloss nachzufragen.

"Was ist denn nun Kaputt?" fragte er Kirito neben sich stutzig. Dieser signalisierte ihm mit einem kurzen Auflachen wie lustig er seine Zerstreutheit fand.

"Die Vorstellung geht gleich los."

"Vorstellung?"

"Ja. Wir sind in einem Kabuki-Restaurant, schon vergessen?!"

"Oh... ach so." peinlich berührt fasste er sich an den Kopf, begleitet von einem Kichern.

Nun gut... Kabuki. Das konnte was werden. Er konnte ein gedehntes Seufzen nicht unterdrücken. Mit einem Blick nach vorn fiel ihm jetzt erst die große Bühne auf, ebenso wie der Hanamichi, der sich links von ihnen noch einige Meter durch den Raum zog.

Eingeleitet wurde das Spektakel von beginnender Musik, anschließend öffnete sich der Vorhang langsam.

Hinter diesem eine einzelne Person, blondhaarig, in einem aufwendigen Blumenkimono, auf hohen Getas und sich zwei offene Fächer vors Gesicht haltend.

Gebannt starrte Aiji auf die Bühne, als ‚sie’ zum beginnen der Show die Fächer runter nahm und zu tanzen begann. Der Brünette hatte wie zuvor erwähnt keine Ahnung von Kabuki, dementsprechend wusste er also nicht das in dieser Theaterart die Frauenrollen von Männern gespielt wurden, weil das weibliche Geschlecht die Bühne nicht betreten durfte.

Rechts neben sich hörte er Kirito und Jun über die Show tuscheln.

"schon wieder Maya?"

"Ja, ‚Himesama’ ist beliebt bei den Gästen!"

Weiter hörte er nicht zu. Stattdessen beobachtete er weiter jeden Schritt, jede Handbewegung, jeden Blick den er in seiner Vernarrtheit als ‚auf ihn gerichtet’ interpretierte.

Maya hieß die Schönheit auf der Bühne also...
 

**********************************

So, das wars mit dem Prolog <3.

Feedback wäre schön :'D
 

<3

Gestatten: Yamazaki Masahito

'Ich will zurück' – mehr als diesen Satz gab es nicht mehr in seinem Kopf, weder während die Gruppe gemeinsam den Heimweg antrat, noch als Aiji irgendwann nur noch mit Kirito unterwegs war und von ihm mit allem möglichen zugequasselt wurde, dass ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus ging, und schon gar nicht als er alleine daheim in sein Bett fiel.

Zurück in das Restaurant, zurück zu Himesama.

Noch nie hatte er so etwas Schönes gesehen.

Das Make-up, das die schmalen Rehbraunen Augen so riesig wirken ließ, der elegante Kimono, die zarten Bewegungen.

Obwohl er keinen Schimmer von Kabuki hatte und keine Ahnung, was die Show den Zuschauern eigentlich mitteilen wollte, genauso wenig wie er auch nur den Hauch einer Ahnung hatte das seine Angebetete nicht ganz so viel Frau war wie er zu glauben schien.

Er wollte einfach nur zurück.
 

Wie von sinnen richtete er sich plötzlich ruckartig auf, saß nun mit lang von sich gestreckten Beinen auf seinem Bett und schüttelte abermals hektisch den Kopf.

"Reiß dich zusammen Aiji, das ist ja ekelhaft!" sprach der Brünette zu sich selbst, während er kräftig mit beiden Händen gegen seine Wangen schlug in der Hoffnung dadurch zu sich zu kommen. Unmöglich, so weggetreten war er noch nie zuvor gewesen! Schon gar nicht wegen einer Frau. Ekelhaft – ja, anders konnte Aiji das nicht bezeichnen.

Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte er angestrengt das Muster im Stoff seiner Bettdecke, versuchte nicht wieder mit den Gedanken abzuschweifen.

Vergeblich.

Dem Rand der Verzweiflung nahe ließ er sich jammernd wieder in die Matratze fallen, hielt sich dabei die Hand vors Gesicht und strampelte mit den Beinen wie ein kleines Kind das seinen Willen nicht bekam.

Und so fühlte er sich auch, denn er bekam seinen Willen nicht. Nicht 'ich möchte' sondern 'ich will'. Er wollte um jeden Preis, dass das aufhörte. Dass er nicht mehr an das Blonde Wesen im blutroten Blütenkimono dachte.

Aijis wehren gegen das denken an Maya äußerte sich in strampeln und hin und her rollen, bis er irgendwann zu weit rollte und unsanft auf dem Boden landete nachdem er sich heftig am Rand seines Nachttisches den Kopf gestoßen hatte. Autsch, das wird ne fette Beule.

Um diese Uhrzeit konnte er schlecht einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei ausstoßen, weshalb er nur den Mund zu einer Grimasse verzog und vor sich hin stöhnte während eine Hand gegen die Stelle an seiner Stirn gepresst wurde.

Meine Güte, diese Frau vernebelte nicht nur seinen Kopf, sie sorgte auch noch dafür, dass Aiji sich benahm wie der größte Volltrottel.

Nach etlichen Minuten in denen er auf dem Boden herumkroch richtete er sich schließlich wieder auf, eilte in die Küche und kramte aus dem Kühlfach ein paar Eiswürfel für seine schmerzende Stirn.

Nun hatte er Kopfschmerzen, an irgendwas zu denken würde sich also als schwierig erweisen. Wenigstens etwas. Gefühlte zehn Minuten hockte er mit seinen Eiswürfeln in der Küche, bis von keinem auch nur noch ein winziges bisschen übrig war. Dann wanderte er zurück zu seinem Bett, entledigte sich seiner nach Sake und Wasabi riechenden Klamotten und kroch unter die Decke um endlich den Schlaf zu genießen, den er jetzt mehr als alles andere nötig hatte.
 

Der nächste Morgen begrüßte ihn mit dem nervigen Klingeln seines Weckers. Gäbe es diesen nicht, käme er regelmäßig zu spät zur Uni. Trotzdem war seine Beziehung zu dem kleinen Gerät eher von schlechter Natur, eben wegen besagtem nervtötenden Klingeln.

Schwerfällig erhob er sich, nachdem er das Klingeln abgestellt hatte, aus dem Bett. Die Nebenwirkungen des Alkohols machten sich nun nach ausgiebigem Schlaf erst bemerkbar und gestalteten das Bewegen etwas schwierig... oder eher schmerzhaft.

Noch ein Grund mehr warum er es mied zu trinken. Davon ab das der Kater nicht nur seine Motivation zur Universität zu trotten einschränkte schraubte er auch noch seine Laune auf ein Minimum zurück.

Und sein Kopf schmerze nicht nur wegen diesem, sondern auch noch wegen der dicken Beule die zum Glück von seinem viel zu langen Pony verdeckt wurde.

Frisch geduscht und angezogen genehmigte Aiji sich noch eine Tasse Kaffee und eine Zigarette und schon ging es ihm besser. Mehr oder weniger. Vielleicht noch eine Schmerztablette und auf, los ins Lerngetümmel.
 

Irgendwie schaffte er es an seinem Ziel anzukommen ohne zwischendurch einem der Anhängsel, die sich ihm nach und nach anschließen, den Kopf abzureißen. Seine Laune war wirklich nicht die beste. Da überraschte es ihn selbst wohl am meisten, dass er Takeo und Co ertrug. Gerade bogen sie um die Ecke und wollten durch das große Tor zum Gelände laufen, als Aiji von einem an ihm vorbeirasenden angerempelt und dabei fast umgeworfen wurde.

"Pass doch auf!" rief er dem Blondschopf hinterher. Dieser drehte sich nur kurz um, streckte ihm die Zunge raus und rannte anschließend weiter, am Handgelenk mitgezogen von einem schwarzhaarigen der über und über mit Tattoos übersät war.

"Wer war der Penner!?" fragte der Brünette aufgebracht. Jedoch eher um seinem Ärger Luft zu machen als mit der Erwartung von einem der anderen eine Antwort zu erhalten.

"Er ist im ersten Semester glaub ich, der andere Typ auch. Wie hieß er noch gleich? Ma... Masa..."

"...Ach, schon gut!" unterbrach er Kiritos Versuch ihm eine zufrieden stellende Antwort zu geben. Dieser zuckte unwillkürlich zusammen und sah Aiji nur mit einer Mischung aus Irritation und Respekt hinterher während dieser, etwas schneller als Kirito und die anderen selbst, vor lief und schließlich im Gebäude verschwand.

"Was ist dem den für ne Laus über die Leber gelaufen?" fragte Kohta in die Runde, und erhielt ein synchrones

"Keine Ahnung." Von den übrigen, derart monoton das man denken konnte sie hätten alle die gleiche Stimme.
 

Nach den ersten 3 Vorlesungen hatten sie endlich eine Pause, dank Ausfall durch einen spontan erkrankten Dozenten.

Diese wollte Aiji nutzen um frische Luft zu schnappen und eventuell sogar irgendwie seine Laune zu heben. Auf dem Weg nach draußen riss ihn die Stimme Juns kurz zurück ins hier und jetzt.

"Warte mal Aiji!"

Der Brünette wandte den Kopf zu diesem nach hinten, weshalb er nicht mitbekam was vor ihm abging. Die Konsequenz war ein unangenehmer zusammenprall der sowohl ihn als auch das Opfer seiner Schusseligkeit auf den Boden verfrachtete.

Jun, der das ganze zwar vorausahnte aber keine Chance mehr hatte etwas zur Warnung zu sagen, verzog mit leidend das Gesicht ehe er zu ihm rannte.

"Alles okay?" fragte er Aiji, welcher sich über das schmerzende Steißbein rieb auf dem er gelandet war.

Dieser nickte bejahend, sein Gesichtsausdruck verriet Jun jedoch etwas ganz anderes.

Ihm gegenüber, ebenfalls unsanft gelandet, saß ein blonder, recht großer, junger Mann.

War das nicht der Typ der Ai heute Morgen angerempelt hatte? Nein, das bildete er sich sicher nur ein. Immerhin war er bestimmt nicht der einzige mit blonden Haaren an dieser Uni.

Beide erhoben sich ziemlich zum gleichen Zeitpunkt von dem kalten Fliesenboden, richteten sich kurz die Sachen und klopften sich den nicht vorhandenen Staub ab ehe dem jeweils anderen ein Blick geschenkt wurde.

Aiji wirkte verwirrt, musterte sein Gegenüber ausgiebig.

"Hab ich... dich nicht schon mal irgendwo gesehen?" fragte er schließlich wobei er den Kopf leicht schräg legte.

"Hä? Was... Nein! Bestimmt nicht!" meinte der angesprochene prompt, wirkte dabei leicht nervös und schaute peinlich berührt zur Seite. Der Brünette zog skeptisch eine Augenbraue leicht nach oben.

"Okay..." warum nur dieses Déjà-vu Gefühl wenn er in sein zartes, rundliches von schulterlangen, blonden Haaren umschmeicheltes Gesicht sah?

"Ach, Entschuldigung!"

"Hm?"

"Wegen dem Zusammenprall! Ich hab nicht aufgepasst."

"Ach so... ja, schon okay, macht nichts."

"Darf ich fragen wie du heißt?"

"Ich? Ja... eh... Yamazaki... Masahito." Ein kurzes Lächeln zierte seine Züge, wodurch die Grübchen, die er so hasste, zum Vorschein kamen. Anschließend biss er sich kurz auf die Unterlippe, schien nicht zu wissen ob er etwas und was er sagen sollte.

War er schüchtern?

"Mizui Shinji." meinte Aiji dann, wobei er ihm die Hand reichte. Der Blondschopf schaute kurz verdattert auf diese, ehe er verstand und ihm ebenfalls die seine reichte.

"Aijiiiiiiii~; Juuuuuuuuuuun~!" kam es von Kirito, der nun ebenfalls angerannt kam da Aiji und Jun seiner Meinung nach schon viel zu lange am Eingang des Raumes herumstanden.

"Aiji?" Masahito verstand nicht ganz. Hatte er ihm nicht grade einen anderen Namen genannt?

"Eh'... ja..."

"Das ist sein Spitzname!" antwortete Jun an seiner statt, wobei er sich auf Aijis Schulter abstützte.

"Das habt ihr entschieden, nicht ich!" protestierte er erneut, immer noch nicht gewillt diesen 'Spitznamen' zu akzeptieren.

Masa kicherte.

"Dann nenn ich dich auch Aiji." meinte er frech, ehe er sich mit einem Grinsen verabschiedete und in einem Raum ziemlich am Ende des Ganges verschwand.

"Hä? Wie jetzt?" Aiji konnte gar nicht so schnell reagieren wie der andere das für sich entschieden hatte. Davon ab das er gleich darauf gegangen war.

Aber... es war okay. Bei ihm hatte er nichts dagegen.

Komisch...
 


 

*******************

So was peinliches …

Noch nie zuvor war Masahito so nervös gewesen, wie gerade eben.

Die Angst sein peinliches Geheimnis würde in der ganzen Uni breitgetreten hatte ihm nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch dafür gesorgt das sich für einen unangenehm langen Moment Hitze in seinem Kopf staute.

Nur gut, dass sein Gesicht nicht die Farbe einer Tomate angenommen hatte.

Schreckliches Erlebnis...Wirklich!

Furchtbar!
 

Was mussten auch so viele Studenten dieser vermaledeiten Uni schon mindestens einmal im Restaurant seiner Eltern gewesen sein? Wenn jemand hier wüsste das sein 'Nebenjob' die Frauenrolle im Theater seines Vaters wäre, würde er vor Scham sterben.

Aber zum Glück trug er ausreichend Make-up während seiner Auftritte und verwendete das Synonym 'Maya', weshalb es in seinen Augen eher unwahrscheinlich war das ihn jemand erkennen würde. Wer dachte schon simpel genug um auf den mehr als offensichtlichen Fakt zu kommen, dass sich dieses Synonym ganz einfach aus den ersten Silben seines Vor- und Nachnamens zusammensetzte? Abgesehen von ihm selbst, versteht sich. Davon ab das bei dem Verhalten das Maya hier, in der Uni, an den Tag legte und den Klamotten die er trug keiner auf die Idee kommen würde das er daheim in Kimonos umherstolzierte und sich in Eleganz übte.

Und dann hatte dieser Aiji ihn gestern Abend auch noch die ganze Zeit so lüstern angestarrt, als wollte er auf die Bühne springen und ihn aus dem Kimono wickeln. Wusste er nicht, dass beim Kabuki die Männer auch Frauenrollen spielten?
 

Ohne es wirklich zu realisieren entwich ihm ein gedehntes Seufzen in seiner Gedankenverlorenheit. Miyavi, sein schwarzhaariger, über und über mit Tattoos übersäter Kollege und Unifreund, wedelte dem Blondschopf verwirrt mit der Hand vor der Nase herum um diesen aus seinen Gedanken zu holen. Man musste dazu sagen das 'Miyavi' nur ein Synonym war, dass er sich aus fester Überzeugung nach dem Studium die Laufbahn ‚Profimusiker’ einzuschlagen, zugelegt hatte. Sein richtiger Name war 'Ishihara Takamasa', oder so was ähnliches. Selbst von den Dozenten verlangte er Miyavi genannt zu werden, weshalb die wenigsten sich daran erinnern konnten wie denn nun sein Geburtsname lautete. Als das ganze herum Gewedel nichts brachte packte er Maya mit beiden Händen an den Schultern und schüttelte ihn einige Male kräftig.

"Machaaaaan~, aufwachen!"

"Ist-ja-gut! Hör-auf-mich-zu-schütteln!!" gab der Blondschopf abgehackt von sich, nach dem wieder ankommen im hier und jetzt, während er durchgeschüttelt wurde. Nachdem Miyavi sich sicher war, dass sein Klassenkamerad auch wirklich wieder bei sich war, ließ er von ihm ab.

"Du bist nicht der Typ für Tagträumereien. Also: Was ist los, hm?! Sag schon!" er saß seinem Gegenüber schon fast auf dem Schoß, so nah rückte er zu ihm, kam mit dem Gesicht immer näher und fixierte seine Augen eindringlich. Maya hatte bei diesem seltsamen Blick mehr Angst wegzuschauen als das er sich Gedanken darüber machte was andere von diesem allgemein sehr seltsamen Anblick halten würden.

"Was meinst du? Ich hab' nicht geträumt."

"Ach sooo. Ja, na dann. Was hab ich denn grade gesagt?"

"... Eeeeeehm." Maya kratzte sich verlegen über die Wange, die Augen leicht zur Seite drehend.

"Naaaa?"

Meine Güte, was musste der schwarzhaarige auch immer so hartnäckig sein? Sollte er jetzt auf gut Glück einfach drauf los raten und hoffen, dass er ins Schwarze traf, oder sich den penetranten Ausquetschversuchen seines Gegenübers stellen?

Beides nicht grade eine attraktive Wahlmöglichkeit.

Aber nun ja... wenn die zwei sich zwischen den Stunden unterhielten bestanden diese Konversationen meist entweder aus sinnlosem Gebrabbel über Dinge, die einem grade in den Sinn kamen, Wochenendplanungen, Musik (total unvorstellbar, bei Musikstudenten!) oder irgendwelchen aktuellen Erlebnissen die man ohne den jeweils anderen erlebt hatte. Meistens waren diese auch noch peinlicher Natur.

Also erste Möglichkeit gewählt, auf gut Glück einfach mal irgendwas vermuten.

"Du hast wieder sinnloses Zeug erzählt~."

Und? Und? ... UND?

"Jaaaaaaa~. Stimmt schon. Hast wohl doch nicht geträumt."

Glück gehabt. "Hab ich doch gesagt! Glaub mir das nächste Mal einfach."

Was ein Glück das er nicht auch noch wissen wollte ob Maya wusste was genau er für sinnloses Zeug erzählt hatte. Miyavi schmollte, er hatte sich anscheinend schon darauf gefreut aus seinem Freund herauszubekommen an was er gedacht hatte. Manchmal war der Paradiesvogel wirklich zu leichtgläubig. Und Maya zu gut darin, sich aus der Affäre zu ziehen.
 

Einige endlos erscheinende Unterrichtsstunden und Vorlesungen später war dann auch ein weiterer Tag überstanden. Bisher lief doch alles ganz gut, wobei es Maya immer noch wurmte das seine Eltern so stur gegen sein Studium protestierten und verlangten, dass er Vollzeitdarsteller in seines Vaters Kabuki-Restaurant werden sollte, inklusive der Bürde das Lokal zu übernehmen wenn dieser sich irgendwann in den Ruhestand begab.

In seinen Träumen vielleicht! – dachte er schnippisch.

Was auch immer. Er hatte sich vorgenommen zu tun was er wollte und was er wollte war dieses Musikstudium, inklusive einer Karriere im Musikbereich. Komme was da wolle.

Aber er war weiß Gott nicht der einzige mit dieser Einstellung, das war ihm klar.

'Die Konkurrenz schläft nicht' heißt es ja immer. Wie wahr, wie wahr...
 

Auf dem Weg nach Hause machte er einen Zwischenstopp auf der nahe gelegenen Einkaufsmeile. Nicht wirklich, weil er etwas Bestimmtes kaufen wollte, sondern einfach um sich die Zeit zu vertreiben. Der Ausfall der letzten Stunde verleitete ihn dazu einen spontanen Schaufensterbummel zu machen. Umso später er Heim kam, umso besser. Und mit dieser Einstellung war er wohl auch herzlich alleine unter den meisten Studenten, die schon vor beginn der ersten Stunde herumstöhnten wie sehr sie am liebsten einfach wieder nach Hause gehen wollten.

Das Ende jedes Uni-Tages bedeutete für den Blondschopf zu Hause nach dem Essen in einen Kimono zu schlüpfen. Und an manchen Abenden eben auch sich auf die anstehende Show vorzubereiten. In erster Linie aber war es die Begeisterung vieler Kunden, die erzeugt wurde wenn sie Mayas 'weibliches selbst' begutachten konnten. Natürlich 'Lady-like', nur im Kimono anzutreffen. Neben dem großen Saal mit der Kabuki Bühne und dem Hanamichi hatte das riesige Restaurant auch noch viele kleine Nebenräume, in denen die Gäste tagsüber speisten. Zur Mittagszeit half er also manchmal aus und servierte das Essen... in Frauenverkleidung. Manchmal fragte er sich, ob Aiji vielleicht doch nicht der einzige war, der der festen Überzeugung zu sein schien, Maya sei eine Frau.

Immerhin war es eigentlich nur den weiblichen Angestellten gestattet, dass Essen zu servieren. Die Männer herrschten in der Küche.

Davon ab das er am Herd, mit Messer und Lebensmitteln bewaffnet, zwei linke Hände hatte, schien sich bisher noch niemand darüber beschwert zu haben den Blondschopf mit voll beladenen Tabletts in den Raum tippeln zu sehen.
 

Während er so durch die Läden trottete, da mal ein T-Shirt genauer begutachtete und hier mal eine Hose anprobierte, sah er irgendwann ein vertrautes Gesicht zwischen den endlos vielen Menschen.

"Hm? ...Ai..ji?"

Machte er auch einen Schaufensterbummel, oder war vielleicht sogar hier um etwas zu kaufen? Nein, wohl eher nicht. Er hatte einen Zettel in der Hand und schien auf diesem etwas durchzustreichen während er ein Geschäft verließ, Tüten hatte er aber nicht in der Hand, und auch keine Tasche bei sich in der er eventuell etwas verstauen konnte.

Kurzerhand entschied der junge Mann sich zu seiner neuen Bekanntschaft zu gesellen und einfach mal nachzufragen.

"A-AIJI!" rief er, leicht auf die Zehenspitzen gestellt um zwischen den vielen Köpfen sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. (erstaunlich, dass er sich bei seiner beachtlichen Größe überhaupt auf die Zehenspitzen stellen musste.)

Der Brünette schien auf den Ruf zu regieren, schaute sich hastig um. Maya winkte ihm zu, nachdem er sich einigermaßen zu ihm durchgekämpft hatte und Aiji den Blick gerade auf ihn gerichtet hatte. Etwas verwirrt winkte er zurück.

"Yo." ließ er mit einem freundlichen Grinsen hören. Der andere nickte nur, die Verwirrung bestand nach wie vor. Wahrscheinlich weil er mit allem gerechnet hatte, nur nicht damit dem Blondschopf zu begegnen und auch noch von ihm angesprochen zu werden.

"Was machst du hier?"

"Hm? Ich? Eh... Nebenjob-Suche!"

"Mhm..." Maya nickte verständlich, linste dabei leicht vorgebeugt auf den Zettel zwischen den Händen seines Gegenübers. Auf diesem sah er nun einen Haufen Adressen.

"Geldnot?"

"Hmmm.... Mehr oder weniger. Einer der Betriebe, bei denen ich Teilzeit gearbeitet habe, ging Pleite. Jetzt muss ich einen neuen Job finden um das wieder auszugleichen, sonst wird's knapp mit dem Lebensunterhalt."

"... 'Einer der Betriebe' ? Wie viele Jobs hast du denn?"

"Eeeeeh..." Aiji zählte kurz im Kopf nach. So ganz wusste er das selbst nicht mehr.

"4 oder 5 ? Alles nur kleine Jobs, aber ganz gut bezahlt."

"Wahnsinn... Wann hast du denn dann noch Freizeit?"

"Am Wochenende." ein verschmitztes Lächeln. "Dein Name war Yamazaki, richtig?"

"Hm? Ja, richtig!"

"Ah, gut, dann hab ich's mir richtig gemerkt~."

"Du kannst mich aber auch beim Vornamen nennen."

"Masahito?"

"Ja, genau."

"Hmm... hast du nicht auch einen Spitznamen?"

"Eh? Nein, nicht wirklich. Ein Kollege von der Uni nennt mich Machan, aber sonst..."

"Die schwarzhaarige Tattoolandkarte?"

Maya konnte ein Lachen nicht unterdrücken. "Ja, genau der!"

"Hmm... wie wär’s mit ‚Maya’ ...?"

Schon wieder dieser Name. Aiji spürte, wie seine Wangen puterrot anliefen, weshalb er das Gesicht einen kurzen Moment bis zur Nase unter seinem Schal versteckte.

"EH!?!" hatte das Blondinchen sich jetzt verhört? Verdammt, wie kam Aiji auf diesen Namen!?

"Nicht gut? Wahrscheinlich nicht... ist eher ein Frauenname! Aber... klingt ganz einleuchtend, wegen deinem Namen. Masahito Yamazaki.... Ma Ya." 'Und der Name passt zu dir!' fügte er in Gedanken an. Aiji lachte verlegen. Ob über den simplen Namen und sein einfach gestricktes Gemüt oder aus Spot über sich selbst, da er nun schon das zweite Mal, dass er Masahito sah an die blonde Schönheit des gestrigen Abends denken musste, wusste er selbst nicht genau.

Maya traute seinen Ohren noch immer nicht so ganz, lauschte der Erklärung mit leicht geweiteten Augen und etwas geöffnetem Mund. Geschockt, durch und durch.

Leicht den Kopf schüttelnd fing er sich wieder, versuchte so zu tun als sei das neu für ihn.

"Hehehe.... Jaaaa. Stimmt, klingt einleuchtend."

"Also ist der Name okay? Gut!"

"Was... nein! Ich meine... ja... ich meine..."

"Also was nun...?"

Der Blondschopf schien ratlos. Innerlich kämpfte er mit sich selbst, konnte sich trotzdem partout nicht entscheiden was er nun sagen sollte.

"Nenn mich wie du willst." Entwich es ihm dann schließlich impulsartig. Zu langes Schweigen wäre auch verdächtig gewesen.
 

Das war doch alles zum Haare ausraufen. Nun hatte Aiji ihm doch tatsächlich den Spitznamen gegeben, den er am wenigsten von irgendjemandem vorgeschlagen bekommen wollte.

Vielleicht hätte er sich etwas Besseres einfallen lassen sollen. Irgendeinen vollkommen an den Haaren herbeigezogenen Frauennamen. Jetzt war es zu spät.

Aber egal, ein Name war nur ein Name. Das hieß noch lange nicht, dass sein Geheimnis aufflog.
 

Zu Hause angekommen aß er rasch etwas. Die Köche wussten für jeden Tag genau wann er zu erwarten war und hatten sein Essen dementsprechend jedes Mal schon fertig auf den Familienesstisch gestellt wenn er zur Tür rein kam.

Anschließend folgte er seiner Mutter ins Ankleidezimmer um sich umzuziehen. Sie half ihm damit, das Wickeln des Obis wollte irgendwie nicht in seinem zerstreuten Köpfchen hängen bleiben. Er brachte immer etwas durcheinander oder es sah einfach nur grausam aus. Anschließend noch Make-up und Frisur... fertig.
 

Größtenteils verlief der Tag ruhig, so wie immer. Hier und da trug er ein paar Reis- und Miso Suppenschalen durch die Gegend, begrüßte Gäste am Eingang und führte sie in ihren reservierten Raum oder fragte in der Küche nach ob dies und jenes Gericht für diesen und jenen Raum schon fertig sei.
 

Mit einem Tablett in der Hand lief... oder mehr tippelte er hastig den langen Gang entlang. Mehr als tippeln konnte man das wirklich nicht nennen, in diesen dämlichen Kimonos konnte man ja kaum einen Schritt machen. Maya verstand beim besten Willen nicht warum Frauen es so toll fanden sich in die Dinger zu zwängen. Er verfluchte täglich jede Minute die er darin herumstolpern musste.

Auf seinem Weg kam er am Eingang vorbei. Die Tür wurde lautstark aufgeschoben, weshalb sich der Blondschopf reflexartig, wie er es eben in einem Restaurant so üblich war, mit einem freundlichen Lächeln umdrehte und den neuen Gast zu begrüßen gedachte.

"Irasshaimase~" stocken. Schock. Weit aufgerissene Augen. Am liebsten wäre er schreiend davongelaufen.

Was zur Hölle wollte Aiji hier!?

Aber halt... er war perfekt verkleidet. Der Brünette würde ihn sicher nicht erkennen. Also ruhe bewahren!

"Ehm... hallo." Kam es schüchtern von dem Japaner, der sein Glück kaum fassen konnte als er seiner 'Traumfrau' gegenüber stand.

Mayas Mum eilte zur Rettung, mehr aus Zufall und zum Ausführen ihres Jobs als wirklich ihres verzweifelten Sohnes Willen, und fragte den Gast übereifrig was man denn für ihn tun könnte.

"Ich... hab draußen an der Tür gelesen, dass sie eine Teilzeitaushilfe suchen."

Teilzeitaushilfe? Maya blickte seine Mutter mit einer Mischung aus Unverständnis, Geschocktheit, Verzweiflung und Ärger an.

Sie sollte es sich bloß nicht wagen ihm diesen Job zu geben...!

Verzweiflung gegen Freude

Aiji hatte sich auf dem Weg nach Hause so sehr gefreut, dass er teils ein vergnügtes Quieken, ein breites Grinsen und über den Gehweg hüpfen nicht zurückhalten konnte.

Er hatte es nicht nur geschafft am selben Tag seines Jobverlusts einen neuen Teilzeitjob zu finden, der Job garantierte ihm auch noch seine Prinzessin regelmäßig zu sehen. Und gleich morgen, nach der Uni, war auch noch sein erster Arbeitstag.

Besser konnte es eigentlich nicht werden, seiner Meinung nach.

Nachdem er wieder zur Besinnung kam hätte er sich jedoch für sein affiges Verhalten selbst Ohrfeigen können. Diese Frau würde ihn noch einmal um den Verstand bringen, dem war er sich sicher! Aber für den Moment sollte es egal sein. Zu Groß war die Freude.
 

"Mutteeeeeeeeeeeeeeeeeeeer!"

Sie hatte es getan. Sie hatte es tatsächlich getan. Sie hatte Aiji diesen Job gegeben. Maya verspürte das dringende Bedürfnis, seiner Mutter das Tablett mit samt der Tonschalen hinterher zu werfen oder sie mit dem Ding K.O. zu hauen, weshalb er sie einige Meter über den Gang jagte so schnell es ihm möglich war. Und die Geschwindigkeit war eben nicht gerade berauschend, denn im Gegensatz zu seiner Mutter, die dank Jahrelanger Übung tadellos und recht fix unterwegs war, konnte er selbst froh sein wenn er in diesem zweckentfremdeten Wickelrock nicht bei jedem Bewegungsversuch auf die Schnauze flog.
 

Sein Vater, der mal wieder den Küchenchef belehrte, linste nachdem er den Radau gehört hatte um die Ecke, sah anschließend nur noch wie seine Frau sich hinter seinem Rücken verkroch.

Maya stand mit erhobenem Tablett vor den beiden, nach Atem ringend. Die Schalen hatte er irgendwo auf dem Weg schon als Wurfgeschosse missbraucht, weshalb eine im Ziergarten gelandet war, eine auf dem Holzboden zerbarst und die dritte einer Kellnerin beinahe die hübsche Nase gebrochen hatte (zum Glück waren ihre Reflexe gut, sie hatte das kleine Porzellanding rechtzeitig fangen können).

"Was zur Hölle ist hier los?"

"Sie hat einem Senpai meiner Uni einen Job hier gegeben!" fauchte der Blondschopf, auf seine Mutter zeigend.

"Das wusste ich doch nicht! Der Junge sah nett aus, ich wollte ihm aus der Patsche helfen."

"Und das rechtfertigt, dass du das Ende meiner Studienzeit heraufbeschwörst!?"

Gerade noch wollte sein Vater Zuspruch über die Wut aussprechen, doch bei diesem Satz wurde er hellhörig. Zu Offensichtlich wollte er seine nun entstehende Freude über diese Schicksalswendung jedoch nicht machen, auch wenn Maya ganz genau wusste wie sehr sein Vater dieses Studium verachtete.

"Genug mit dem Rumgekeife jetzt! Was passiert ist, ist passiert. Wir können ihn ja nicht einfach wieder feuern. Oder willst du ihm den Grund erklären?"

Stille. Der alte Mann wusste schon ganz genau wie er seinen Sohn zum Schweigen bringen konnte.

Maya ließ das Tablett sinken, sah schmollend zu Boden. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Das musste schief gehen.

Es konnte einfach nur schief gehen!
 

In dieser Nacht hatte der Großgewachsene junge Mann kaum ein Auge zu getan. Er dachte zu viel nach, was bei seiner Neigung zum unlogischen und viel zu komplizierten Denken nur schlecht sein konnte.

Irgendwann hatte er den Versuch zu schlafen ganz aufgegeben, badete stattdessen ausgiebig und hoffte das heiße Wasser würde seinen Kopf so benebeln, dass er gar nicht mehr dazu kam an irgendwas zu denken. Funktionierte auch ganz gut. Verbunden mit einer kleinen Nebenwirkung, denn er blieb viel zu lange in dem Gebräu, weshalb sein Kreislauf versagte und ihn erstmal zu Boden sinken ließ als er wieder aus der Wanne stieg. Ewigkeiten fächelte er sich selbst Luft zu bis es wieder einigermaßen möglich war aufzustehen. Nur gut, dass ihm das nicht im Wasser passiert war, sonst wäre er wahrscheinlich noch jämmerlich ersoffen. Maya war immerhin der einzige der um diese Uhrzeit noch durch die Flure des viel zu großen Hauses geisterte, gefunden hätte man ihn also nicht vor 7 Uhr. Und es war... grade mal 3, stellte er zunächst seufzend fest, ehe ihm klar wurde das er in 3 Stunden schon wieder aufstehen musste um sich für die Uni fertig zu machen.

Nun aber schnell wieder ins Bett, dachte er mit zunehmender Panik, auch wenn er vielleicht nichts brachte.
 

Verpennt und vollkommen neben der Spur trottete Maya, nachdem er bereits beim Anziehen versagt hatte (wobei er unfreiwillig die Hilfe seiner Mutter in Anspruch nahm, da diese durch einen dumpfen Aufprall dazu verleitet wurde in sein Zimmer zu huschen und ihren, im wahrsten Sinne des Wortes, blonden Sohn nach einem verzweifelten Versuch in seine Hose zu schlüpfen auf dem Boden liegen sah), in Richtung Universität. Auf dem Weg lief er immer mal wieder fast gegen einen Laternenmast, Übersah das rote Licht der Fußgängerampel an einer Schnellstraße und wurde nur um Haaresbreite von jemandem durch plumpes zurückzerren gerettet oder stolperte gegen den einen oder anderen Klassenkameraden der ihm begegnete. Schlafentzug bekam ihm wirklich nicht gut, wie er jetzt feststellen musste.

So was war ihm vorher noch nie passiert.

Er war nicht der Typ der unter Schlafstörungen litt und hatte dank der strengen Erziehung im Elternhaus immer geregelte Schlafenszeiten gehabt.

Nun wusste er wie man sich da fühlte, wobei sein momentaner Zustand wohl noch ein Ausnahmefall war.

"Wow, Alter, was isn' mit dir los?" ertönte plötzlich eine Stimme neben ihm. Zögerlich richtete Maya den Kopf zur Seite, sein Blick fiel auf Miyavi. Dieser schaute ihn entsetzt an.

"Du siehst aus wie 'n Zombie!" es folgte ein Auflachen, das bei seiner rauen, kratzigen Stimme irgendwie gruselig klang.

"Danke für das Kompliment..."

"Schlecht geschlafen?"

"So gut wie gar nicht trifft es eher."

Der schwarzhaarige legte seinem Freund einen Arm um die Schulter, wobei er den Schritt etwas beschleunigte. Wenn sie in diesem Tempo weiter schlenderten würden sie vielleicht zur zweiten Stunde in der Uni ankommen, aber bestimmt nicht pünktlich.

"Also bedrückt dich doch irgendwas!?"

"Neiiiiiiiiin, ich konnte nur nicht schlafen. Unser Luftbefeuchter ist kaputt, es war zu warm."

Auch wenn er noch so verpennt war, herausreden konnte er sich noch immer, dazu war sein Hirn grade noch so im Stande. Wahrscheinlich, weil er um jeden Preis verhindern wollte über diese überaus peinliche Sache reden zu müssen.

"Achso..." wieder eine enttäuschte Miene.

Maya hob skeptisch eine Augenbraue. Es schien fast so, als wollte Miyavi unbedingt, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte.

"Hast du Freude dran andere leiden zu sehen!?" fragte er empört.

"Neiiiin! Ich hätte mich nur gefreut dir helfen zu können. Immerhin sind wir Freunde!"

"....Aha?"

"Und wenn ich dir beim Lösen deiner Probleme helfen kann werden wir noch bessere Freunde ~!" meinte Miyavi mit geschwellter Brust, stolz über seine eigene Feststellung.

Maya brauchte eine Weile um zu verstehen, nickte jedoch einfach bejahend.

"Also wenn irgendwas ist, red' mit mir drüber, okay!?" erwartungsvoll schielte Miyavi zu Maya, welcher leicht geduckt unter dessen Arm neben ihm herlief. Maya selbst war mehr damit beschäftigt nicht der Versuchung zu verfallen einfach stehen zu bleiben als den Worten des anderen wirklich zu zuhören. Sonst würde er ihr Tempo wohl noch weiter beschleunigen und das würden seine Beine beim besten Willen nicht mitmachen. Sie fühlten sich ja jetzt schon an wie Pudding.

"Können wir bitte wieder normal weiter laufen!? Wir sind fast gleich groß, ich muss total geduckt laufen wenn du deinen Arm da lässt!" protestierte er jetzt doch, da die schläfrigen Muskeln sich langsam doch begannen zu verkrampfen.

"Oh... eh... ja, sorry!" Miyavi nahm den Arm weg, gedachte jedoch nicht sein Gegenüber in Ruhe zu lassen. Stattdessen packte er ihn nun am Handgelenk um ihn mit sich zu ziehen.

Maya versuchte sich erfolglos dagegen zu stemmen, weshalb einige seiner Schritte als lautes Stampfen die Aufmerksamkeit sämtlicher Studenten auf sie zog, an denen vorbeigelaufen wurde.
 

Dem Tor am Eingang näher kommend, sah Maya in der Ferne eine Gruppe mit bekannten Gesichtern laufen. Zumindest flüchtig bekannte Gesichter. Die Gruppe, der sie auch gestern um dieselbe Uhrzeit über den Weg gelaufen waren. Die Gruppe, die fast jedes Wochenende im Restaurant seines Vaters hockte und sich Volllaufen ließ.

Die Gruppe mit der Aiji herlief. Aber er war nicht dabei. Es waren nur 4.

Zu fragen wieso traute er sich jedoch nicht, schon allein weil Miyavi es wahrscheinlich sowieso nicht zulassen würde, dass er stehen blieb um die 4 anzusprechen. Seine Frage erübrigte sich aber auch schon als sie um die Ecke bogen, denn Aiji lief einige Meter weiter vorn, scheinbar bester Laune.

Stutzig schaute er über seine Schulter, nachdem sie auch an ihm vorbei gehuscht waren, und begutachtete den seligen Ausdruck auf seinen Zügen. Er wusste nicht genau ob ihm dieser Gesichtsausdruck Angst machen sollte oder nicht, seltsam war er aber allemal.
 

Im späteren Verlauf des Tages begegnete Maya Aiji und seinen Freunden immer mal wieder, wobei er es sich Verkniff ihn anzusprechen. Dieser fragwürdige Gesichtsausdruck war immer noch nicht gewichen, selbst seine 4 Anhängsel schienen irgendwo verängstigt.

Erst bei der geschätzten siebten Begegnung auf dem Campus wagte der Blondschopf es etwas zu sagen.

"Senpai!" keine Reaktion. Miyavi blinzelte zwischen Maya und der Person, die sein Freund scheinbar ansah, verwirrt hin und her, als wollte er fragen woher er ihn denn kannte.

Auch Aijis Freunde schauten zwischen ihnen hin und her, mit Ausnahme von Jun, mit der gleichen verwirrten Miene.

Maya schmollte einen kurzen Moment ehe er einige Schritte näher kam und Aiji mit der Schuhsohle gegen den Hintern trat. Der Brünette stolperte einige Schritte vorwärts ehe sein kläglicher Versuch das Gleichgewicht nicht zu verlieren scheiterte und er Bekanntschaft mit dem Betonboden machte.

"Ignorier mich nicht!" gab Masahito beleidigt von sich, wobei er noch die Arme vor der Brust verschränkte und patzig auf den am Boden liegenden herabsah.

"Was? Wo?" Shinji rollte sich auf den Rücken und richtete sich auf ehe er entrüstet zu dem Blonden aufsah.

"Hast du mich mit 'Senpai' gemeint?" er legte den Kopf leicht schräg, zeigte dabei mit dem Finger auf sich selbst.

"Wen sonst?"

"Seit wann bin ich dein Senpai...?"

"... seit... grade eben... halt! Die anderen da kann ich auch Senpai nennen wenn's dich beruhigt." Konterte Maya schnippisch mit einem Fingerzeig auf Aijis Anhängsel. War doch klar wieso er ihn so nannte. Der Brünette war eben älter und im letzten Semester des Musikstudiums.

"...'Die anderen da' haben auch Namen!" mischte sich Kirito nun ein, der sich von dem Kommentar seltsamerweise gleich persönlich angegriffen fühlte.

"Ich kenn' eure Namen aber nicht." Konterte Maya nur beiläufig erneut ehe er sich wieder Aiji widmete. Und das war nicht gelogen. Aber selbst wenn ihm diese bekannt wären, hätte er sie wohl trotzdem 'die da' gerufen, denn 'Senpai' wollte er sie genauso wenig nennen. Das diente nur dem Zweck seinem Gegenüber klar zu machen das diese Bezeichnung nichts Besonderes oder Unverständliches war.
 

In der Zwischenzeit hatte Aiji es mehr oder minder geschafft sich wieder aufzurappeln, wobei der Ordner, den er zum abstützen missbraucht hatte, nicht ohne einige Kratzer und Dellen davon kam. Zynisch mit der Zunge schnalzend wischte er Staub und Dreck von dem nun etwas platt gedrückten Papieraufbewahrungsgegenstand ehe er wieder zu Maya sah.

"Wolltest du mir irgendwas sagen?" nahe liegende Frage nach so einer... Attacke.

"Dein Gesichtsausdruck!"

"Hä?"

"Du guckst nicht mehr so glücklich wie grade... hasst du mich?" der Blondschopf legte den Kopf leicht schräg.

Diese Frage meinte er nicht wirklich ernst, oder?

"Du hast mich grade mit einem Tritt auf den Boden befördert. Würdest du da noch glücklich aussehen?" Aiji musste sich zusammenreißen nicht ausfallend zu werden.

"Oh... nein... wohl eher nicht." Peinlich berührt fasste sich der junge Japaner an den Hinterkopf, fuhr gleich darauf fort.

"Und wieso warst du grade so glücklich? Dein Gesichtsausdruck konnte einem echt Angst machen!"

Kaum hatte Maya seinen Satz beendet legte sich wieder dieses Furcht einflößende, selige Grinsen auf die Züge seines Gegenübers. Der Blondschopf schreckte leicht zurück, verzog den Mund angewidert.

"Ich hab' einen neuen Job~" flötete Aiji ihm zur Antwort vor ehe er sich bei Maya einharkte.

"Und das hab ich dir zu verdanken~"

"Hä? Mir? Wieso MIR!?" Masahito starrte den anderen geschockt an. Es konnte nicht sein, dass er es doch herausgefunden hatte. Also wieso!?

"Als ich dir in der Stadt begegnet bin musste ich an jemanden denken der dir furchtbar ähnlich sieht... hab beschlossen mal in dem Restaurant vorbeizuschauen in dem sie arbeitet und am Eingang das 'Aushilfe gesucht'-Schild gesehen!"

Das Kichern, dass dem Blonden nun entwich, wirkte mindestens genauso furcht erregend wie Aijis Grinsen (wobei er sich nicht erklären konnte ob er aus Spot kicherte, oder aus Verzweiflung, weil Aiji tatsächlich davon überzeugt war 'Maya' wäre eine Frau, in die er sich anscheinend auch noch verguckt hatte.). Dadurch wirkte das seltsame Szenario für Miyavi, Kirito, Jun, Takeo und Kohta gleich doppelt so gruselig. In den 5 Anhängseln wuchs das Bedürfnis so schnell wie möglich davon zu laufen.

Das zusammentreffen von Freude und Verzweiflung war wirklich nichts Schönes.
 

*********************************************
 

düdüdüdü ~ XD tjahjah, so kanns gehen. ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-11-04T00:28:52+00:00 04.11.2010 01:28
biiiitte schreib weiter *____*
ich hab noch nie so einen lachflash
bei einer fanfiction bekommen XD
echt total klasse ! xD
Von: abgemeldet
2010-06-26T16:16:52+00:00 26.06.2010 18:16
Hallö~
Ich finde die Fanfic echt klasse.
Aiji und Maya die totalen Gegensätze in ihrer Stimmung, was die ganze Sache ziemlich amüsant macht.
Schlafmangel ist grässlich... super Idee!
und auch wie Maya Aiji anspricht.. X].
ich bin gespannt wie es weitergeht!
*Kekse dalass*
*winkewinke*
liebe Grüße
LittleMiyu-chan
Von:  MadMatt
2010-05-14T10:54:20+00:00 14.05.2010 12:54
Bisher bin ich glücklich,
Die story ist gut geführt
und halte unbedingt die beschreibungen von mayas gefühlswesen bei
das ließt sich sehr gut
Von:  MadMatt
2010-05-14T10:35:01+00:00 14.05.2010 12:35
sehr intressante story wirklich ausgefallene idee,
top!!!
Von:  Sassy
2010-04-14T16:39:22+00:00 14.04.2010 18:39
Hey ^.^
DümDüm
Alsoo...
Einfach wieder ein hammerst geiles Kapi !!
Aiji und Maya waren in diesem Chap irgendwie total die Gegensätze,
während Aiji feucht fröhlich durch die Gegend zu hüpfen scheint, versinkt der arme Maya in Selbstmitleid... xD
Ich kann Maya ja iwie verstehen... also diese ganze Geheimhalterei ^^
Aber iwann wird das wohl rauskommen, huh?
Ich mag Mayas Vater nicht >( Der ist gemein zu Maya... naja, nicht direkt... aber ich finde als vater muss man seine Kinder immer unterstützen, bei allem was sie eben tun. *nick nick*
Jaja Schlafmangel tut selten gut, aber dann auch noch am frühen morgen Miyavis direkte Art ins Gesicht geklatscht zu bekommen (>Du siehst aus wie'n Zombie<) xDD Auutsch.
Also wenigstens hat Maya Aiji auf seinen Gesichtsausdruck angesprochen, sonst hätte ich noch den Verdacht gekriegt, er seie auf Drogen oder so..xP
Auch wenns nicht so ganz die feine Art war, wie er Aiji auf sich aufmerksam gemacht hat *lol*
Oh jaaaaaa, da scheint einer ja wirklich mächtig verliebt zu sein ^//^
Deshalb also der übertrieben selige Gesichtsausdruck *sharlockholme-like ans kinn fass*
Also mal sehen was auf den (armen) Maya und dern verliebten Aiji noch alles zukommt...
Damit dann Byee und bis zum nächsten Chap !! *wink und Schoki hinstell*
Deine Sassy ^^

Von:  Sassy
2010-03-14T10:00:36+00:00 14.03.2010 11:00
Hey
So. ^^
Also, ich habe heute angefangen, deine FF zu lesen =)
Und ich muss sagen, wirklich große klasse !!
Mir gefällt dein Schreibstil wirklich sehr.
Man kann sich gut in die Personen hineinversetzen.
Und die Idee ist auch mal was anderes ^.^
Armer Maya >.<
Kann mir vorstellen wie der ärmste sich fühlt...
Muss die weibliche Hauptrolle des Theaters übernehmen...
Und Aiji verguckt sich dann auch noch in sie/ihn.
O_O Aiji will bei Mayas Eltern anfangen ??
Das wird lustig, hoffentlich sagt seine Mutter zu ^^

Joa, ich denke, das wars dann auch schon.
Mach weiter so!!
ggggggLG deine Sassy



Zurück