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Valentinstag und andere Probleme

von

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Hab mich mal vom Valentinstag inspirieren lassen. Leider erst am Montag und die Geschichte ist ingesamt doch länger deworden, als ich gedacht habe, was bedeutet absolute Marathonnachtschreiberei und mehr Tassen Kaffee, als gut für mich ist, das Resultat eines bevorstehenden Koffeinschocks waren dann schließlich zwei komische Liebesgötter, die aus einem absolut bescheuerten Grund hinter den Splittern her sind und jedesmal Träume von Madhatter, die weder was mit IY noch mit dieser FF zu hat, wenn ich eingenickt bin. Ich sollte nie wieder nachts schreiben, das bekommt mir anscheinend nicht...
 

Ach ja, ich widme diese FF allen Ex-Freunden, Verehrern und was es da sonst noch so gibt, denen ich diesen Tag der Liebe vermasselt habe, weil ich ihn vergessen hatte oder einfach nu schlecht drauf war...Sorry ;P
 

***********************
 

Nervös zupfte Kagome an ihrem Kleid. Sie wusste nicht, wie sie es Inu-Yasha beibringen sollte. Er würde sie nie solange in ihrer Welt lassen, zumal er erst vor kurzem dazu bereit gewesen war, mehr oder weniger. Ein lauter Seufzer entfuhr Kagome, was Sango nicht entging. Das andere Mädchen saß nun schon geraume Zeit neben Kagome auf Kaedes Veranda und beobachte, wie diese ständig den Halbdämonen verlegen anstarrte, der sich wieder einmal mit Shippô stritt. "Kagome, ist alles in Ordnung?" "Eh?" Verwirrt über die plötzliche Frage drehte das hübsche Mädchen sich zu Sango und quälte sich ein Lächeln ab. "Ja, alles klar." An der hochgezogenen Augenbraue und den zusammengepressten Lippen konnte Kagome ablesen, dass ihre Freundin ihr nicht glaubte. Betrübt sah sie nun zu Boden, wobei ihre langen Haare ihr Gesicht verdeckten, und mit dem Fuß Figuren in den Sand zog. "Ach, weißt du, bald ist Valentinstag..." "Valentinstag?" fragte Sango interessiert. Das Mädchen aus der Zukunft blickte auf und hätte sich für ihre Dummheit selbst ohrfeigen können. Die Annahme, Sango wüsste was das ist, war einfach zu lächerlich; woher sollte das auch kennen? "Also Valentinstag, das ist immer am 14. Februar", begann Kagome mit feierlicher Stimme. "Das ist der Tag der Liebenden. Man tauscht dann kleine Geschenke mit dem aus, für den sein Herz schlägt, meistens Blumen, Pralinen und so..." "Ein Tag der Liebenden? Das wäre was für mich. Kannst du mich nicht mitnehmen?" Beide Mädchen drehten sich um und guckten direkt in Mirokus lächelndes Gesicht. Sango fasste sich an den Kopf und brachte nur ein gepresstes "Ja, bitte nimm ihn mit und befrei mich!" hervor. Leicht enttäuscht ließ der junge Mönch sein Lächeln fallen, nur um es noch strahlender wieder aufleben zu lassen. Überraschend umarmte er Sango von hinten und flüsterte sanft "Nur wenn du mitkommst, sonst würde ich deine Schönheit vermissen" ins Ohr. Das Herz des Mädchens schlug schneller und eine kribbelnde Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Im selben Moment, in dem sie begann diese Berührung zu genießen, fiel ihr auch wieder ein, von welchem Casanova sie gerade umarmt wurde. Weit holte sie aus und beförderte den verblüfften Miroku mit einem Schlag zurück in das kleine Holzhäuschen. "Du widerlicher Perversling", warf sie dem armen Kerl noch hinterher, bevor sie sich zornesrot wieder Kagome zuwandte. Ein wenig Mitleid hatte diese schon mit Miroku, aber mittlerweile waren diese Szenen so alltäglich, dass sie sich nicht mal mehr Gedanken darüber machte.

Sango räusperte sich, um sich zu beruhigen und erinnerte Kagome so an ihre Anwesenheit. "Also, du hast von diesem Valentinstag gesprochen und davon, was man damit macht." Kagome nickte, wobei sie wieder Inu-Yasha anstarrte, der Shippô gerade eine Kopfnuss verpasst hatte uns sich nun dessen Beschimpfungen anhören durfte. Das andere Mädchen glaubte Kagomes Problem verstanden zu haben. "Sag mal Kagome, du willst diesen Tag doch nicht etwa mit Inu-Yasha feiern?" Erwartungsvoll beobachtete Sango Kagome von der Seite. Es dauerte eine Weile, bis sich die Frage gesetzt hatte und das Mädchen in der grün-weißen Schuluniform purpurrot anlief. "WAS? DOCH NICHT MIT DEM!" brüllte sie entsetzt, wobei sie auf Inu-Yasha zeigte, der sie, aufgrund ihres ohrenbetäubenden Geschreis nun verdutzt ansah. Beruhigend winkte Sango ab. "War doch nicht so gemeint." Seufzend setzte Kagome sich wieder auf die hölzerne Veranda und starrte erneut zu Boden. "Dann versteh ich aber nicht, was dann mit diesem Valentinstag ist", hakte ihre Freundin nach. "An dem Tag ist an unserer Schule Tanzabend und ich bin im Vorbereitungskomitee, also bräuchte ich bis dahin eine Pause von der Dämonenjagd." "Eine Pause? Nichts da!" Diese Stimme; Kagome brauchte erst gar nicht aufzusehen, um zu wissen, wem sie gehörte, tat es aber trotzdem. Wie erwartet hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und schaute sie mit erbarmungslosen, goldenen Augen an. Wie immer zu solchen Diskussionen wirkte er stolz und übermächtig. "Ich brauch die zeit aber", begann sie ihre übliche Tirade. "Ich hab noch ein anderes Leben." Der Halbdämon rollte mit den Augen. "Mir egal, außerdem warst du doch erst zu diesem komischen Weihnachten über zwei Wochen am Stück in deiner Welt." Kagome seufzte. Wie konnte sie auch nur ansatzweise hoffen, ein wenig Verständnis von ihm zu erwarten? Mit Grauen erinnerte sie sich an Weihnachten. Einen Monat vorher hatte sie begonnen ihn zu bearbeiten. Sie hatte geweint, geschmollt und ein "Sitz" Feuerwerk nach dem anderen verschossen, bis er nicht mehr konnte und die zwei Wochen selber brauchte, um sich von seinen Rückenschmerzen zu erholen.

Sauer schaute sie dem Halbdämonen ins Gesicht. "Ich muss aber dort bleiben. Die anderen verlassen sich auf mich." Der Hanyou wich nicht einen Schritt von seiner eingefahrenen Spur. "Du bleibst hier!" "Nein! Ich bin ja nach Valentinstag wieder hier." "Valentinstag", spuckte Inu-Yasha verächtlich aus. "Was ist schon so toll an so 'nem blöden Tag." Kagome war nun aufgesprungen und funkelte den Jungen zornig an, bevor sie ohne weitere Worte an ihm vorbei richtung Brunnen marschierte. Wieder einmal standen ihr Tränen in den Augen. Wieso musste er so ein Ekel sein? Immer wieder brachte sie ihm Verständnis entgegen, aber er ihr nicht ein bisschen.
 

Einen Moment lang saß sie auf dem Steinrand des Brunnens, ließ ihre Beine baumeln und weinte stumm vor sich hin. Der sanfte Druck einer Hand auf ihrer Schulter zwang sie, sich zu ihm umzudrehen. Inu-Yasha war ihr gefolgt und sie hatte auf ihn gewartet. Vielleicht ist ihre Entscheidung falsch, aber momentan sah sie keinen anderen Weg.

Leicht erschrocken wich der Hanyou zurück. In ihren sonst klaren, grauen Augen lag unendlicher Schmerz und Traurigkeit. Hatte er sie so verletzt? "Kagome...ich..." "Leb wohl Inu-Yasha!" schnitt sie ihm mit bitterer Stimme das Wort ab. "Ich hab nun mal noch ein eigenes Leben und meine Freunde brauchen mich." Der letzte Satz traf Inu-Yasha wie ein Pfeil ins Herz. Was waren dann sie- Shippô, Sango, Miroku, Myoga, Kaede und vor allem er? Waren sie keine Freunde? Brauchten sie Kagome nicht? Natürlich brauchten sie das Mädchen und besonders er brauchte sie, diese sture, nervende, hysterische Zicke.

Er dachte lange über ihre Worte nach und bemerkte nicht, dass sie bereits wieder in ihrer Zeit war. Traurig schaute er in den Brunnen. Sollte er hinterher? *Leb wohl Inu-Yasha!* Ihre Worte ließen ihn den Gedanken verwerfen. "Feh...soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Blöde Kuh!"
 

Gelangweilt lag Inu-Yasha auf seinem bevorzugtem Ast und ließ alle Glieder schlaff herunterhängen. Kagome war nun seit fast zwei Wochen weg und ihm wurde von Tag zu Tag bewusster, dass sie wohl nicht wiederkommen würde. *Leb wohl Inu-Yasha!* Sie hatte es doch nicht etwa ernst gemeint und würde für immer wegbleiben? Er verstand sie einfach nicht und wollte es auch nicht, denn dann müsste er in ihre Welt und sich der Möglichkeit einem ihrer berüchtigten "Sitz" -Anfälle aussetzten. Ihm tat der Rücken noch von dem vor Weihnachten weh. Seufzend ließ er das Kinn auf den Ast sinken und starrte betrübt zwischen den Blättern hindurch in die richtung, wo der Brunnen lag.

Irgendetwas prallte gegen seinen Kopf. Es war ein Apfel, der nun zu Boden fiel. Der Halbdämon ignorierte ihn. Erst als ein ganzer Regen von harten Früchten auf ihn einprasselte konnte er nicht mehr drum herum nachzusehen, von dem das Obst kam. Unter ihm stand ein wütender, kleiner Fuchsjunge mit orange-roten Haaren und grünen Äpfeln in der Hand. "Das ist alles deine Schuld", schimpfte Shippô und erschien dabei, trotz seiner geringen Größe, fast schon gefährlich. Missmutig sprang Inu-Yasha vom Baum und stapfte auf den kleinen Fuchsjungen zu. Diesem wurde jetzt erst bewusst, in welche Gefahr er sich begeben hatte. Aus Angst vor den harten Kopfnüssen des Weißhaarigen, hielt er sich die Hände vor das Gesicht und zog den Kopf ein. Nichts. Kein Schmerz, keine Schläge, gar nichts. Vorsichtig lugte er wischen zwei Fingern hervor und schaute langsam am roten Kimono hoch zu Inu-Yashas strengem Gesicht. Dieser knurrte lediglich "Lass mich in Ruhe!" bevor er an Shippô vorbei in den Wald ging. Der Fuchsdämon konnte es kaum glauben. Was war bloß mit dem sonst so jähzornigen Hund-Jungen los? "Das ist nur deine Schuld, dass Kagome jetzt für immer weg ist." Nur für einen winzigen Moment, nicht mal so lang wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, zuckte Inu-Yasha zusammen. Seine Schuld? Sie war doch gegangen. Es war allein ihre Entscheidung gewesen und das wegen so etwas Dämlichen wie einen Tanzabend. Weiß der Geier, was daran so besonders ist.

Besorgt hatte Sango die Szene beobachtet. "Das ist nicht gut. Er hat sich in letzter Zeit ganz schön verändert und das nicht eben zu seinem Vorteil." "Er geht vor die Hunde", bemerkte Kaede hinter ihr knapp, bevor sie einen tiefen Schluck Tee zu sich nahm. Die alte Miko war trocken und nüchtern wie eh und je. "Er sollte sich besser bei Kagome entschuldigen und sie überreden wieder hierher zu kommen. Es bekommt ihm ja anscheinend nicht ohne sie zu sein." Sango seufzte. "Wie stellst du dir das vor? Du kennst ihn doch, er würde sich nie bei ihr entschuldigen." Kaede zuckte mit den Schultern und gab ein wissendes "Hmh..." von sich.
 

Gut zwanzig Schüler in ihren markanten Uniformen wimmelten in der Aula herum und schmückten sie mit etlichen Girlanden und Luftballons. Kagome verzog angewidert ihr Gesicht in Anbetracht der kitschigen Puttenfigur, die ihr vor die Nase gehalten wurde. "Wo soll die hin?" fragte der dazugehörige Träger und das Mädchen zeigte zu einem langen Buffettisch. "Stell sie dort hin. Wir können ja dann später den Punsch zu ihren Füßen stellen." Der Träger samt Engelskind trabte davon. Kagome seufzte. Der Valentinstanz würde in einer Woche stattfinden und sie hatte bisher noch nichts. Gut, die Aula würde zwar rechtzeitig fertig werden, aber die Vorbereitungen und diverse nachzuholende Prüfungen ließen Kagome bisher keine Zeit sich um ein Kleid und einen Begleiter zu kümmern. Vielleicht war es auch gut so, es hielt sie davon ab, ständig an einen gewissen Halbdämonen zu denken.

"Higurashi!" Kagome kannte nur einen, der sie so nannte. Straff lächelnd drehte sie sich um. Was würde er ihr heute wohl schenken- Gesundheitspflaster oder eine Wärmedecke. Strahlend und mit dieser fast schon nervtötenden Besorgnis im Gesicht kam Hojo auf sie zu gerannt. Verwirrt musterte seine Angebetete ihn. >Kein Päckchen?< Sie verstand nun gar nichts mehr. Was war los? War er nun krank? Peinlich berührt registrierte der Junge ihre Reaktion. "Higurashi, was ist los?" Leicht gerötet, schaute Kagome auf. Langsam musste Hojo sie doch für völlig verrückt halten. "Ach ähm nichts Hojo-kun. Was gibt es denn?" Der Junge wandte seinen Blick nun nervös ab und knetete seine verschwitzten Hände. "Ich...ähm...ich habe gehört, du hast noch keinen Begleiter für den ähm Tanz und wollte fragen..." Er hielt kurz inne und Kagome konnte ihn laut schlucken hören. "...ob du ähm...mit mir hingehen würdest." Er hatte seinen Satz beendet und schaute erwartungsvoll zu Boden, immer dazu bereit einen Korb zu kassieren. Kagome überlegte kurz. Hojo war so anders als eine gewisse Person, immer fröhlich und fast zum Erbrechen naiv, aber er war lieb, höflich, freundlich, einfach nett und damit die weit aus bessere Alternative. Sie nickte und schenkte ihm ein strahlendes "Ja, sehr gern". Überglücklich lief der Junge zurück zu seiner Arbeit.
 

"Ach hier bist du." Leichtfüßig näherte Miroku sich dem grummelnden Inu-Yasha. Der Hanyou saß am Rande des Brunnen und warf fluchend kleine Kieselsteine hinein. "Verschwinde!" zischte der Weißhaarige abweisend. "Vielleicht solltest du dich entschuldigen", sagte der Mönch, ohne weiter auf Inu-Yasha einzugehen. "Feh...das geht dich doch gar nichts an." "Ach nein?" Der Mönch klang nun ungewöhnlich sarkastisch und spitz. "Du hängst seit eurem Streit nur noch wie ein Häufchen Elend in der Gegend rum und machst uns nur noch Kummer. So kann das nicht weiter gehen." "Der Mönch hat Recht, Inu-Yasha-sama, ihr solltet euren Streit mit Kagome beenden!" piepste eine kleine Stimme neben dem Ohr des Hundedämons. Dieser legte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf den angewinkelten Arm. "Wir haben uns nicht gestritten." Aus dem Augenwinkel heraus konnte er die Bewegungen Mirokus wahrnehmen, der sich nun an den Rand des Brunnens lehnte und seinen Stab neben sich stellte. "Wenn ihr das nicht habt, wieso sitzt du dann seit Tagen ständig hier rum und traust dich nicht, sie zu holen. Sonst hattest du doch auch keine Probleme damit." Der Hanyou knurrte, richtete sich dann aber auf und schaute dem Mönch interessiert ins Gesicht, in dem ein dunkelblaues Veilchen prangte. "Na toll, gute Ratschläge von einem Frauenversteher." Der junge Mönch schmollte beleidigt. War doch nicht seine Schuld, dass Sango jedes Mal so ausrasten musste, aber diesmal war es wirklich schlimm gewesen und er wusste nicht, wie er das wieder einrenken sollte. Vorläufig konnte er ihr zumindest nicht mehr unter die Augen treten. Was konnte er dafür, dass die Tochter des Schmiedes so eine Schönheit war?

Er stöhnte laut auf und lehnte den Oberkörper weit zurück, zu weit. Mit einem Aufschrei fiel er in den Brunnen und zog Inu-Yasha, bei dem er sich festgehalten hatte, mit sich. Als beide ihre Augen wieder öffneten grummelte der Halbdämon widerstrebend. "Na schön, wegen dir sind wir jetzt in Kagomes Welt." Gebannt schaute Miroku sich um, wobei seine Augen hell glänzten. Er wollte schon immer mal wissen, wie Kagome so lebte und außerdem hatte er jetzt die Möglichkeit etwas über diesen Tag der Liebenden herauszufinden.

Vollkommen fasziniert schaute Miroku sich auf dem Higurashi- Schrein um. Die Luft war ganz anders und auch die Gebäude sahen anders aus. "Was sind denn das für Türme?", fragte er gebannt auf einige Hochhäuser in der Ferne starrend. Natürlich bekam er keine Antwort von dem schlechtgelaunten Hundedämon. "Oh, hallo Inu-Yasha!" Beide drehten sich zu der hellen Frauenstimme. "Hübsch, aber etwas zu alt für mich", kommentierte Miroku die Erscheinung und handelte sich einen Schlag seines Freundes ein. "Blödmann, das ist Kagomes Mutter."
 

Freudestrahlend schenkte Frau Higurashi den beiden jungen Männern Tee nach. Sie genoss es immer wieder, wenn Inu-Yasha zu Besuch war, zumal es dann immer etwas zu lachen gab und sein Begleiter, soviel musste sie zugeben, war wirklich höflich. Es entging ihrer Aufmerksamkeit nicht, dass Inu-Yasha sich immer wieder suchend umsah und die Ohren spitzte. "Kagome ist nicht da. Sie ist noch in der Schule und bereitet alles für Valentinstag vor." Miroku lauschte auf und sah Frau Higurashi fragend an. "Bitte..." "Bitte, was?" fragte sie höflich, da der Blick des Mönches ihr langsam unheimlich und unangenehm wurde. Miroku verbeugte sich und hielt flehend die Hände hoch. "Bitte erzählen sie mir von diesem Valentinstag!" Die attraktive Frau lachte hell auf, der Anblick war einfach zu komisch. "Aber gern doch." Inu-Yasha rollte mit den Augen. Das musste er sich nun wirklich nicht antun, da war es um einiges angenehmer Kagome zu besuchen und sich an den Boden schmieden zu lassen.
 

Erledigt lehnte sich Kagome gegen die Außenwand der Aula und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Organisation war schwieriger als erwartet, zumal Sämtliches was mit der Heranschaffung von Material, Verpflegung und Festsaalausstattung zu tun hatte auf sie abgewälzt wurde. Es half nichts, sie war darin gefangen und kann nicht mehr heraus, außerdem tat es ihr richtig gut, mal nicht mit einem schlechtgelaunten Hundedämonen durch Wälder, Felder und Friedhöfe zu ziehen, nur um danach übel riechend durch einen Brunnen und Zeit auf dem Hintern zu landen, in freudiger Erwartung darauf, welche Krankheit sie wohl dieses Mal hatte.

Zwei goldene Augen schauten Kagome knapp vor ihrem Gesicht interessiert an. Sie blickte kurz hinein, blickte runter, schaute wieder auf und sprang erschrocken zurück. "Was machst du denn hier?" fragte das Mädchen den Hundejungen, der mit seinem feuerroten Kimono, den weißen Haaren, Hundeohren und Krallen überhaupt nicht auffiel. Beleidigt von ihrer schroffen Frage, setzte er sein allzu bekanntes Trotzgesicht auf. "Feh...wollte nur sehen, was du so treibst, dass du mal Zeit für dich brauchst." "Arbeiten", antwortete Kagome knapp, ohne aufzuhören, Inu-Yasha dabei misstrauisch anzusehen. "Wenn du glaubst, du kannst mich hier wegzerren wie sonst auch, hast du dich geschnitten." Verblüfft wäre wohl der richtige Ausdruck für die Mimik, die der Hanyou aufgelegt hatte. Gekränkt drehte er sich weg und marschierte davon, leider in die falsche Richtung. In seinem verletzten Stolz hatte er nicht auf den Weg geachtet und fand sich nun inmitten eifriger Schüler in der geschmückten Aula wieder. Hinter ihm hörte er Kagome zischend atmen. Sie war wohl richtig sauer, aber das war ihm egal. Dieser Raum war einfach nur unheimlich, überall rote Herzen, Papierschlangen und komische, kleine, geflügelte Dämonen mit unpraktischen, winzigen Bogen.

Ein gellender Schrei der soviel wie "Vorsicht" bedeuten sollte, explodierte in Inu-Yashas empfindlichen Ohren. Einer der Jungen, die dabei waren, Putten als Dekoration an die Decke zu hängen, hatte seine Figur fallen lassen. Zwar war der Engel zusätzlich an einem Sicherungsseil befestigt, doch dadurch machte er nur eine Kurve in der Luft und flog, mit dem Kopf voran, direkt auf den völlig gestressten Hanyou zu. Kagome hasste sich dafür, dass sie ihm nie von Engeln erzählt hatte, noch mehr, dass diese pausbäckigen Dinger Waffen trugen, aber am meisten hasste sie Inu-Yasha, der, einen Angriff vermutend, die Plastikfigur mit seiner Sankontessou in unzählige kleine Schnipsel verarbeitete. Sämtliche Beteiligte starrten nun auf den seltsamen Jungen in den noch komischeren Klamotten, der überhaupt nichts mehr verstand. Was hatte er denn getan? Dieser hässliche Dämon hatte ihn ja schließlich angegriffen. "Inu-Yasha!" er zuckte bei dem Klang in Kagomes Stimme zusammen. Sauer oder wütend kam ihrer Gefühlslage nicht mehr annähernd nahe. Selbst Naraku und Sesshoumaru würden bei dieser Seite Kagomes die Nackenhaare zu Berge stehen. Langsam drehte er sich um und blieb angewurzelt stehen. Ihr Gesicht war völlig erstarrt, keine Wut oder Hass und das bedeutete überhaupt nichts Gutes. "Warte zu Hause auf mich!" sagte sie langsam, fast schon unheimlich. Vorsichtig tastete er sich an ihr vorbei hinaus ins Freie.
 

Teilnahmslos nippte Kaede von ihrem Tee, während Shippô und Sango Myogas aufgeregten Erzählungen folgten. "Und was ist daran so besonderes? Wäre ja nicht das erste Mal, dass Inu-Yasha in Kagomes Welt ist", schloss Kaede die Geschichte des Flohs. Sango kratzte sich nachdenklich die Schläfe. "Ich weiß nicht, Kaede-sama. Ausgerechnet Miroku in Kagomes merkwürdiger Welt." "Ich wäre jetzt auch gern bei Kagome", grummelte der kleine Kitsune dazwischen. Sango richtete ihren Blick auf den alten Myoga. "Haben sie gesagt, wann sie wiederkommen?" Myoga schüttelte den Kopf. "Nein, wie gesagt, es war wohl nur reiner Zufall, dass sie jetzt in der anderen Welt sind." "Da wäre ich jetzt auch gern. Kagome hätte dann ganz bestimmt ein paar Kekse für mich." Sango stand nun auf und begann unruhig auf der Veranda hin und her zu gehen. Es beunruhigte sie, dass Miroku nun auch weg war. Ohne den launischen Inu-Yasha würde er sicher nicht zurückfinden und Kagome war zu sauer, um in nächster Zeit zurückzukehren. Sie seufzte. "Das ist nicht gut, gar nicht gut. Wer weiß, was dieser Lustmolch alles anrichten wird. Das kann kein gutes Ende nehmen." Noch schlimmer fand sie allerdings den Gedanken, dass er nicht wiederkehren würde, aber das würde sie nie zugeben, weder vor den anderen, noch vor sich.
 

Miroku nieste einmal laut auf. Irgendwo musste jemand an ihn denken und er wäre nicht Miroku, wenn er sich nicht wünschen würde, dass es sich dabei um ein hübsches, junges Mädchen handelte. Vielleicht die Tochter des Schmiedes oder Sango? Ja, ganz sicher war es Sango, die ihn gedanklich schon wieder verfluchte. Er seufzte laut und erregte somit die Aufmerksamkeit Frau Higurashis, die sich ebenfalls in der Küche befand und das Abendessen vorbereitete. "Was ist Miroku-kun? Du siehst traurig aus." Der Angesprochene drehte sich zu ihr und lächelte verhalten. "Ach nichts, es ist nur, ich habe mich mit jemanden gestritten..." "Es war nicht zufällig Sango?" Verblüfft riss der junge Mönch seine Augen auf. "Woher wissen sie...?" Frau Higurashi legte ein perfektes, strahlendes Zahnpastalächeln auf. "Kagome erzählt viel, wenn sie mal da ist. Und laut ihren Erzählungen streitest du dich doch sowieso ständig mit Sango. Sicher war sie auch das." Sie zeigte mit dem Messer in ihrer Hand auf das blaue Auge des jungen Mannes. Er tastete danach und senkte beschämt seinen Kopf. "Stimmt schon, aber diesmal war es richtig schlimm. Sie ist so unversöhnlich und dabei war es nur ein Kuss." "Du hast sie geküsst?" Das verwunderte Frau Higurashi nun total und noch überraschter war sie, als Miroku kleinlaut den Kopf schüttelte. "Nein, ich hab Maki, die Tochter des Schmieds geküsst." Wie ein Fisch auf dem Trockenen bewegte Kagomes Mutter nun die Lippen, ohne das ein Ton entstand. Dazu konnte sie einfach nichts sagen. Erst als Sota die Küche betrat, seine Mutter merkwürdig musterte und sie gedanklich als anstaltsreif einordnete, konnte sie ihren Blick vom knallroten, mehr als peinlich berührten Mönch abwenden. "Was ist denn Sota?" fragte sie ihren Sohn, der kaugummikauend und mit hinter dem Kopf verschränkten Armen vor ihr stand und seine Augen ständig zwischen seiner Mutter und dem fremden Jungen schweifen ließ. "Ich wollte nur sagen, dass der Hund gerade die Katze jagt." Leicht verwirrt starrte Frau Higurashi ihr jüngstes Kind an. Sie vermutete, dass er wohl soviel meinte, dass Inu-Yasha wieder zurück sei und Buyo, den Kater, ärgerte, wie er es immer machte, bis Kagome einschritt. Sie nickte zufrieden, ja so machte es Sinn. "Ist deine Schwester auch schon zurück?" Sota antwortete mit einem langgezogenen "Nee" bevor er sich Miroku gegenüber setzte und begann diesen neugierig zu beobachten. "Und wo ist Opa?" "Vor dem Schrein, junge Mädchen begaffe...Kunden bedienen", berichtigte der Junge sofort, da er seinem Großvater keinen Ärger einbringen wollte.

"Bist du der Kerl mit dem Loch in der Hand?" Überfahren von der direkten Frage, schaute Miroku auf und Sota ins Gesicht. Kagomes Bruder war ganz anders als sie. Weniger höflich und zurückhaltend, dafür glänzte in seinen Augen ebenfalls dieser Wissensdurst und Neugierde, nur funkelte neben dem noch etwas Unheilvolles, Berechnendes und Listiges in den grauen Augen. Dieser Junge war ein Schlitzohr und schien schon irgendeinen Plan im Kopf zu haben. In gewisser Weise erinnerte er Miroku an Inu-Yasha, nur in kleinerer, harmloserer und menschlicherer Form.

Frau Higurashi deutete das verzweifelte Seufzen des Mönches falsch. "Nun hör aber auf dir einen Kopf wegen dieser Sango zu machen!" mahnte sie mit ernstem Ton. "Du kannst dich ja bei ihr entschuldigen und ihr eines kleinen Geschenk oder so was machen. Da ihr ja nicht mal ein Paar seid, wird sie dir diesen Kuss schon verzeihen." Hoffnungsvoll schaute der Mönch auf. "Meinen sie? Ein Geschenk? So wie zum Valentinstag?" Higurashi-san nickte verhalten. Ganz so hatte sie es nicht gemeint, aber an der Reaktion des Jungen war abzulesen, dass er sich bereits etwas im Kopf zu Recht gelegt hatte und nicht mehr zu stoppen war.
 

Fasziniert saß Buyo vor dem gelangweilten Inu-Yasha und betrachtete dessen aufgerissenes Gebiss beim Gähnen. Der Kater hatte schon einige Menschen im Schrein gesehen, aber so jemand wie dieser Typ war ihm noch nie untergekommen. Der stank so merkwürdig nach Hund, als wäre er selber einer und erst diese Augen. Menschen hatten solche Augen nicht. Keine Frage, dieser Typ war schlichtweg interessant. Allerdings auf Dauer auch ermüdend. Buyo hatte genug davon, den Hundekerl zu beobachten und begann nun mit intensiver Körperpflege, sehr zum Missfallen des Hanyou. Das Geschlecke der rauen Katzenzunge störte seine Langeweile. Er hatte es sich auf einer Mauer bequem gemacht und beobachtete teilnahmslos, wie Kagomes Großvater hinter einer Schar Schulmädchen herschlawenzelte. Aus dem Augenwinkel beobachtete er nun den fetten Kater neben sich. Dieses Vieh störte ihn gerade unheimlich. Er nahm seinen Arm, den er als Kopfstütze gebraucht hatte und zog den armen Buyo am Schwanz. Kreischend miaute dieser auf und sprang von der Mauer. "Spinnst du jetzt total?" Inu-Yasha verdrehte die Augen. Er kannte diese Stimme und es war unüberhörbar, dass die Besitzerin derselbigen wieder mal sauer war, aber diesmal würde er sich wehren. Was musste sich dieses dämliche Katzenvieh auch in seiner Nähe ablecken? Kampfeslustig schaute er zu ihr hinab. Mit wütendem, rotverfärbtem Gesicht stand sie da, den zitternden Kater in den Armen haltend. Ihre Augen blitzten Angst einjagend und irgendetwas sagte Inu-Yasha, dass es hier nicht um den Kater ging. Ohne ein weiteres Wort drehte das Mädchen sich um und stapfte auf das Wohnhaus zu.
 

Zwei gleißende Lichtkugeln surrten durch den Himmel und flogen direkt auf die Schule zu. Nicht irgendeine Schule, sondern die, auf welche Kagome ging, wenn sie nicht gerade den Splittern des Shikon no Tama hinterher jagte. Beide Lichterscheinungen drangen durch die Decke in die Aula und schwebten nun zwischen den übrigen Schülern auf der Suche nach einer passenden Hülle. Die erste Kugel fand auch sofort ein passendes Opfer. Das Mädchen mit den langen, locker geflochtenen, braunen Haaren hatte räumte gerade einige Schnipsel weg, als das Irrlicht in ihren Körper drang. Das zweite Licht hatte weniger Glück der auserwählte Junge war in letzter Sekunde zur Seite gegangen und unfähig zu bremsen, hatte sich die Erscheinung in einem Plastikengel festgesetzt.

Nach und nach verabschiedeten sich auch die letzten Schüler, bis nur noch das Mädchen mit dem geflochtenen Zopf übrig blieb. Abschätzend tastete sie ihren Körper ab und drehte sich betrachtend vor einem großen Spiegel, der dem Tanzkurs gehört. "Nicht schlecht. Richtig süß die Kleine, nur die Klamotten sind etwas gewöhnungsbedürftig." Mit leicht angeekeltem Gesicht überprüfte sie die grüne Schuluniform im Matrosenstil, bevor ihre Finger nach dem Zopf griffen und ihn lösten. Hinter ihr ertönten Schritte, ziemlich kurze, leise Schritte, wie die eines Kindes. Etwas enttäuscht erinnerte sie sich daran, dass sie ja noch einen Partner hatte, der nun neben ihr auftauchte. Das Mädchen schaute neben sich runter, schaute hoch und senkte ihn Kopf wieder, um dann in lautes Gelächter auszubrechen. Verständnislos schaute ihr Begleiter zu ihr hoch und wunderte sich erst, weshalb sie um so vieles größer war als gewohnt. Nach geraumer Zeit der Verwunderung schaute er in den Spiegel und begann laut, aber mit einer heliumgetränkten, piepsigen Stimme zu schreien. Fassungslos starrte er auf diese lächerliche kurzflügelige Gestalt, deren Nacktheit nur von einer noch lächerlicheren Toga verdeckt wurde und dann erst dieser Witz von Bogen mit dazugehörigen Herzpfeilen. Wütend schaute er zu dem Mädchen hoch. "Ja, du hast gut lachen, du bist ja auch keine Putte", beklagte er sich weinerlich. Resigniert schüttelte er den Kopf. Von allen geschmacklosen Figuren, die Menschen mit Valentinstag und Liebe in Verbindung brachten, musste er in der Hülle eines dieser fetten Pseudoengel geraten. "Ich hasse diese Viecher. Versteh sowieso nicht, weshalb die mich immer so darstellen." Enttäuscht scharrte er mit den nackten Füßen auf dem Boden, während seine Partnerin sich mittlerweile vor Lachen auf dem Boden wälzte. Finster betrachtete er die sich kugelnde Gestalt. "Aber weißt du", begann er wieder zu piepsen, "das ist immer noch besser, als in einem Mädchenkörper gefangen zu sein- nicht Cupido?" Das Mädchen, oder besser der Liebesgott in Mädchengestalt setzte sich nun im Schneidersitz auf den Boden und wischte sich die Tränen weg. Amüsiert betrachtete er seinen älteren Halbbruder Eros in dessen neuer Form und war wieder kurz davor laut los zu prusten, überlegte es sich dann aber doch anders. Mit gekonntem Griff fasste er sich an seine neuen Brüste und quetschte sie ein wenig. "Ich weiß nicht, ich find diesen Körper toll." Eros grummelte nur etwas wie "Perverser Idiot" und tapste dann richtung Ausgang. "Betatschen kannst du dich später immer noch. Erst mal müssen wir die Splitter holen." Widerwillig erhob sich Cupido und schritt Eros hinterher, den er auf halben Weg unter Protesten hochhob und mit sich trug.
 

Schweigend stapfte Inu-Yasha Kagome hinterher, bis seine Uneinsichtigkeit siegte und er das Dümmste überhaupt sagte. "Kommst du nun mit?" Schnaubend und mit einem Blick, der bösartiger nicht sein konnte, drehte Kagome sich um. "Du wagst es noch mich anzusprechen?" Der Hanyou wich erschrocken zurück und legte die Ohren an. "Du tauchst hier auf und zerstörst fast meinen ersten echten Valentinstag. Ich hatte mich so drauf gefreut und machst wie immer alles kaputt." Tränen rollten ihr Gesicht hinab. Inu-Yasha schluckte, sie war schon oft sauer auf ihn gewesen, hatte schon oft wegen ihm geweint, aber noch nie so. Kagome hätte wegen der Zerstörung des Plastikengels fast ihren Posten im Komitee verloren und das, wo sie ohnehin schon leicht allergisch auf Inu-Yasha reagierte. Diesmal war er eindeutig zu weit gegangen.

In einem Schwall von Tränen platzte sämtliche angestaute Wut und Stress aus dem Mädchen heraus. Nun plagte das schlechte Gewissen Inu-Yasha. Vorsichtig streckte er sein Hand nach Kagome aus. Er wollte sie doch nicht zum Weinen bringen. Woher sollte er denn auch wissen, wie viel ihr dieses komische Fest bedeutete? Kagome entzog sich seiner Hand und schaute ihn verletzt und zornig an. "Ich hab genug von dir und deinem Egoismus. Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen." Ungläubig starrte der Junge sie an. Das hatte sie doch nicht ernst gemeint. "Kagome?!" Erneut versuchte er nach ihr zu greifen, jedoch stieß er auf eine Sperre. Unwillkürlich hatte die Reinkarnation der Miko Kikyo einen Bannspruch gegenüber dem Hundedämon aufgebaut. Die innere Kraft Kagomes schleuderte Inu-Yasha die Treppe herunter. Perplex blieb er unten liegen, bis er Kagomes Zimmertür zuknallen hörte. Diesmal meinte sie es wirklich ernst. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ungläubig und traurig schaute er die Treppe hoch, wo bis eben noch das Mädchen stand. "Ka-kagome?" Ihre Reaktion hatte ihn sehr verletzt, mehr als er jemals geglaubt hätte. Es machte ihn so unendlich traurig. Enttäuscht trabte er davon in die Küche zu Miroku. Hier hatte er nichts mehr zu suchen.
 

Den perplexen Miroku am Kragen hinter sich herschleifend, stampfte Inu-Yasha auf den Brunnen zu. "Soll sie doch hier bleiben. Ich komm auch ganz gut ohne sie klar." Lediglich bevor er den Schuppen betrat, blieb er kurz stehen und schaute hoffnungsvoll und traurig zu Kagomes Zimmer hoch. Vielleicht tat es ihr mittlerweile leid und sie würde jeden Moment seinen Namen rufen, um sich zu entschuldigen. Doch nichts passierte. Mit einem zornigen "Feh" zerrte er seinen Freund nun endgültig in den Schuppen.
 

Nichts bereute Inu-Yasha jetzt mehr, als den nervigen Mönch wieder mitgenommen zu haben. Schlimm genug, dass er es diesmal wirklich mit Kagome versaut hatte, nein, er wurde auch den ganzen Weg zurück ins Dorf daran erinnert. Natürlich war ihm klar, dass er Schuld daran hatte, dass Kagome sich weigerte zurückzukommen, aber war es wirklich nötig, sich das jedes Mal vorhalten zu lassen? Wenn er es aussprechen sollte, darauf konnte diese Nervensäge von Mönch lange warten. "Wenn du ihr den Valentinstag vermasselt hast, vielleicht solltest du es dann wieder gut machen, indem du ihn mit ihr zusammen feierst." Inu-Yasha rollte mit den Augen; manchmal kam Miroku auf Ideen. Er blieb stehen und dachte kurz darüber nach. So dumm war die Idee gar nicht, was sollte da schon großartig schief gehen? Ein wenig dieses komische Fest feiern und Kagome wäre wieder versöhnt. "Was ist dieses Valentinstag eigentlich?" Miroku blieb ebenfalls stehen und hob belehrend die Hand, wie er es sich von Kagomes Mutter abgeguckt hatte. "Higurashi-san hat gesagt, dass Mädchen auf diesen Tag ganz besonderen wert legen. Liebespaare tauschen an dem Tag dann kleine Geschenke aus und..." "Liebespaare?" brüllte der Hanyou. "Ich liebe sie nicht!" Mit zusammengekniffenen Augen musterte Miroku seinen Freund. "Ach ja? Und warum machst du dir dann solche Gedanken wegen Kagome?" "Das ist nur wegen dem Shikon no Tama", nuschelte der kleinlaut. "Und rot bist du auch", witzelte der grinsende Miroku. "Na wie dem auch sei. Ich hab erstmal noch was anderes zu tun." Mit einem Winken verabschiedete sich der Mönch und verschwand im Wald.

Schlurfend kam Inu-Yasha im Dorf an, wo er auch sofort von einem quirligen Shippô begrüßt wurde. Schnüffelnd umkreiste der Kitsune den Halbdämonen, bis er stehen blieb und kritisch nach oben schaute. "Du riechst nach Kagome. Wo ist sie? Kommt sie wieder?" Kagome, Kagome, immer wieder nur Kagome. Inu-Yasha blies einen komischen Laut in die Luft. Shippô deutete dies als Enttäuschung. "Sie wird nicht wieder kommen", antwortete der Hanyou mit einem merkwürdig bekümmerten Klang in der sonst so schroffen Stimme. "Wa~as?" Sauer begann der kleine Fuchs auf Inu-Yashas Bein einzuschlagen, doch dieser reagierte nicht und ging nur hängenden Kopfes weiter. "Das ist alles nur deine Schuld. Ich hoffe, dich fressen die Würmer." "Shippô!" Hastig drehte der kleine Junge seinen Rotschopf. "Oh Kaede-sama." Die alte Einäugige betrachtete den Fuchsjungen ernst, allein ihr Blick mahnte ihn zur Ruhe. "Lass ihn in Ruhe. Siehst du nicht, dass er darunter schon selbst genug leidet." "Blödsinn", zischte Shippô, "Der ist doch froh, wenn Kagome weg ist, dann kann ihn niemand mehr mit einem ,Sitz' kommen." Kapitulierend schüttelte Kaede ihren dicken Kopf. "Bist du dir da so sicher?"
 

*Verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen.* Kagomes Worte schwirrten in seinem Kopf nach. Es war kein normaler Streit. Sie war mehr als nur wütend, nicht mal das verhängnisvolle S-Wort hatte sie benutzt. Inu-Yasha schloss die Augen, tatsächlich, nicht einmal Sitz hatte sie gesagt. Diesmal war es wohl endgültig und sie würde nicht wiederkehren. Seufzend drehte er sich auf den Rücken und begann auf einem Grashalm zu kauen. Es wäre ja nicht so schlimm, wenn er nicht überall ihr verdammtes Gesicht mit diesem verdammten, zuckersüßen Lächeln sehen würde. "Kagome...Kagome", flüsterte er leise. Irgendwie musste er sie doch besänftigen. Was sollte er denn ohne das Mädchen machen?
 

Es fröstelte Miroku. Diese Höhle war einfach unheimlich, alles andere als ein gemütlicher Ort, aber nur hier gab es das, was er wollte. Es knackste und knirschte unter seinen Füßen, ungewöhnlich für einen Höhlenboden. Vorsichtig hielt er die Fackel in seiner Hand tiefer, um den Boden beleuchten zu können. Seine Augen weiteten sich geschockt- Käfer. Überall Käfer, ausgerechnet Käfer, aber es half nichts. Er musste durch diese Höhle und dann wieder zurück.
 

Ein Gruppe Mädchen passierte Inu-Yashas Baum, darunter auch Maki, die Tochter des Schmieds. Gelangweilt beobachtete der Hanyou in der Krone die gackernden Hühner. Erst etwas Funkelndes an Makis Handgelenk, das sie ihren Freundinnen präsentierte, weckte seine Aufmerksamkeit. Es war ein silberner Armreif, schön verziert. Aus den Gesprächen konnte er entnehmen, dass Makis Vater das Schmuckstück hergestellt hatte. >Blöde Pute, das würde Kagome viel besser stehen.< Inu-Yasha schüttelte den Kopf, schon wieder dachte er an Kagome. An ihr Lachen, den Klang ihrer Stimme und ihren Geruch. Vor einem Tag hatte sie ihn rausgeschmissen, mit den traurigsten Augen, die er jemals gesehen hatte und er vermisste sie. Langsam musste er sich wirklich eingestehen, dass ihm das Mädchen viel bedeutete, zu viel für seinen Geschmack. Sie niemals wieder zusehen käme einem Messer im Herzen gleich.
 

Mit einem abschätzigen Blick musterte der Schmied den unwillkommen Kunden. "So ein Armreif ist nicht einfach herzustellen. Das kostet Zeit und Geld", brummte er mit seiner tiefen Bassstimme. Inu-Yasha rümpfte seine sensible Nase. Der Kerl stank Ekel erregend nach Schweiß und seine Werkstatt roch auch nicht viel besser. Um Atmen zu können, hielt er sich den Ärmel seines Kimonos vor die Nase. "Schon recht, aber du hast eine halbe Woche, schaffst du das?" Der bullige Schmied grinste und entblößte eine Reihe verfaulter, teilweise schwarzer Zähne. "Sicher, aber was kannst du mir dafür geben, Hundejunge?" Bei dem Spitznamen funkelte kurz Hass in den goldenen Augen auf. Diesen Namen hatte er in seiner Kindheit oft hören müssen und er hasste es, von stinkenden Menschen so genannt zu werden. Es tat weh immer wieder daran erinnert werden zu müssen, dass er weder zu Dämonen, noch zu Menschen gehörte, dass er eigentlich nirgendwohin gehörte. Er schluckte den Hass hinunter und grinste den Glatzkopf vor sich an. "Wenn du den Armreif für mich herstellst, dann sorg ich dafür, dass der Mönch deiner Tochter fern bleibt." Nachdenklich rieb der Schmied sein Kinn. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass dieser Möchtegernfrauenheld um seine kleine Maki herumschlich, zumal diese wohl so etwas wie Gefallen daran fand. Was war da besser, als ein Dämon, der das unterbinden würde? Es wäre zumindest eine Sorge weniger und er musste sich auch keine Gedanken darum machen, dass der Hanyou dann hinter seiner Tochter her wäre, war es doch schon Dorftratsch, dass da was mit Kagome-sama laufen soll. Ein listiges Grinsen umspielte seine dünnen Lippen, als er Inu-Yasha die Hand zum Einschlag des Deals entgegenhielt. "Abgemacht!"
 

"Das ist sie?" fragte Cupido, der sich zusammen mit seinem Bruder hinter einem Strommast versteckt hielt, den Kagome gerade passiert hatte. "Ja", quietschte Eros genervt. Was gab es auch peinlicheres, als sich, gefangen in einem kitschigen Plastikengel, mit einem Idioten von Bruder hinter einem Strommast zu verstecken? Nicht viel, soviel war sicher. "Darf ich sie gleich fangen? Ich bin auch ganz lieb zu ihr." Zuckersüß schaute Cupido auf seinen Bruder hinab. Dieser konnte nur mit den Augen rollen. "Kann ich mir vorstellen. Aber dir ist schon klar, dass du gerade in einem Frauenkörper steckst." Der Mädchenkörper zuckte die Schultern. "Schon klar, aber das ist kein wirkliches Problem." Eros stöhnte piepsig auf. Er hasste ihn und wie er ihn hasste. Er hatte dutzende von Geschwistern, warum hätte er nicht mit Harmonia kommen können, die war zwar eine absolute Blumen-, Computer- und Friedensfetischistin, aber mal davon abgesehen hochintelligent und in der Lage ihre Libido zu kontrollieren oder auch Anteros, der war ruhig und unnahbar, selbst das quirlige Nesthäkchen Amor wäre eine bessere Gesellschaft gewesen, aber nein, es musste Cupido sein. Von allen existierenden Liebesgöttern musste es dieser sexsüchtige, durchgeknallte Weihrauchextremjunkie mit dem Intelligenzquotienten von Toastbrot sein. Was hatte sich seine Mutter dabei nur gedacht? Und dabei war er immer der Meinung gewesen, dass ihr diese Splitter so wichtig waren. Der kleine Engel schüttelte den Kopf. >Soviel Aufwand, nur für eine neue Kette.<

Eros bemerkte eine Bewegung hinter sich. Erschrocken musste er feststellen, dass dieser Depp von einem Liebesgott dabei war, hinter der Zielperson herzudackeln. "Hey, wo willst du hin?" Cupido drehte sich kurz um und schaute den kleinen Engel fragend an. "Mich mit ihr bekannt machen. Ich werd ja nicht ewig in diesem Körper rumlaufen." Es gab ein hohles Geräusch, als der Plastikengel begann seinen Kopf gegen den Strommast zu hauen. Dieser Auftrag war zum Scheitern verurteilt. Ärgerlich schaute Cupido auf seinen Bruder hinab, dem einfach nur noch zum Heulen zu Mute war. "Wenn du neidisch bist, dass ich beliebter bei Frauen bin, besorg ich dir halt eine." "Du redest mal wieder nur Müll", grummelte Eros verzweifelt an den Masten. "Schau mich doch mal an!" Mit riesigen, blauen Plastikkulleraugen schaute er wütend zu dem Mädchen hoch. "Ich bin eine Putte und wenn das noch nicht schlimm genug wäre bin ich auch noch klein und aus Plastik. Wie soll ich denn da eine Frau genießen?" Tränenlos heulte er laut vor sich hin. "Ich will meinen schönen Körper wieder und zu Hause mit Psyche Fesselspiele spielen." Überfordert kratzte der Liebesgott in Mädchengestalt sich am Hinterkopf. "Na sieh 's mal positiv, du brauchst dir jetzt keine Gedanken mehr um Verhütung zu machen." Das war zuviel, mit einem piepsenden Schrei und flatternden Plastikflügeln stürzte Eros auf seinen jüngeren Bruder. Nichts wollte er jetzt mehr, als ihm den Hals umzudrehen. Überrascht von dieser Reaktion packte Cupido die Putte an einem Flügel und hielt sie von sich. Die kleine Plastikfigur strampelte verzweifelt und beschimpfte ihren Peiniger, der relativ gelassen blieb. "Das Mädchen ist weg." Augenblicklich hörte Eros auf zu zappeln und hing nun, mit verschränkten Armen und grimmigen Blick an einem Flügel. "Na und?" "Na willst du ihr denn nicht die Splitter abnehmen?" Wieder brodelte das Bedürfnis auf, Cupido eine Kopfnuss zu verpassen. "Nein, du Idiot. Hast du etwa schon ihren Freund vergessen? Ich hab keine Lust mich mit einem Dämonen anzulegen, nicht in diesem Körper." "Es ist doch nur ein Dämon", meinte Cupido verständnislos. Der Plastikengel schüttelte den Kopf. "Nicht irgendein Dämon, sondern DER Dämon. Der Hanyou Inu-Yasha, der für die Hüterin der Splitter kämpft." Er wusste nicht, wie ihm geschah, als er heftig an den Mädchenkörper gepresst und geknuddelt wurde. "Das ist ja so romantisch, wie bei einem Ritter und seiner Angebeteten", quietschte Cupido vergnügt, während sein Bruder nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. "Wir sollten uns beeilen! Du verschmilzt schon zu sehr mit deinem Leihkörper." Allmählich bekam er Angst vor dem unzurechnungsfähigen Frauenhelden. So ein Verhalten war nicht normal. Über die Aufführung des Jüngeren erzürnt, versuchte er die glatte Stirn in Falten zu legen, was angesichts des Materials nicht wirklich gut klappte. >Ich hasse diesen Körper.< "Am besten ist es, wir stehlen die Splitter aus ihrem Haus, wenn sie nicht da ist."

Öhm ja, bei diesem teil merkt man eigentlich, vor allem gegen Ende, dass es die vierte Nacht gewesen war und der Kaffee allmählich nicht mehr wirkte, mit anderen worten, ich finde diesen Teil im vergleich zum ersten relativ schwach. Aber, naja, es wird sich sicher keiner, der den ersten Teil überstanden hat, diesen hier antun.

Machts gut, Vanillaspirit
 

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Wütend stampfte Kagome durch das Haus. Ihre Familie hatte sich bereits daran gewöhnt. Es kam öfters vor, wenn sie von Inu-Yasha zurückkam, allerdings hielt es nie solange an, wie jetzt. "Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich HASSE IHN!" Sota hielt sich die Ohren zu. Das Geschrei war nicht mehr zu ertragen. Nur weil sie sich mit dem Hundejungen gestritten hat, musste er nun drunter leiden. Das war mal wieder typisch.

So schnell wie möglich ging er in Deckung, als eine grimmige, gefährlich dreinblickende Kagome seinen Weg kreuzte. Eiskalt traf beschrieb ihren Blick nicht mal annähernd. Sota schluckte heftig angesichts der Bedrohung vor ihm. Wortlos ging sie an ihm vorbei, fast schon geisterhaft. Erleichtert atmete der Junge aus, allerdings konnte er es sich auch nicht länger verkneifen, seine Schwester nach den Streit zu fragen. So konnte es jedenfalls nicht weiter gehen; ihre Laune war unerträglich. Beschwingt tapste er hinter ihr her in das Wohnzimmer, wo sie sich mit finsterer Miene vor den Fernseher setzte. "Du bist unmöglich Schwesterherz! Nur weil du dich mit deinem Freund gestritten hast, müssen wir jetzt deine schlechte Laune aushalten", sagte er betont unschuldig.

Freund? Hatte er gerade diesen dämlichen, egoistischen, tollpatschigen, sturköpfigen, aggressiven Hundejungen als ihren Freund bezeichnet? Sauer drehte Kagome sich zu ihrem kleinen Bruder und brüllte ihn an. "Er ist NICHT mein FREUND!!!" Dabei hatte sie sich weit auf den niedrigen Tisch gestützt und funkelte den kleinen Sota zornig an. "Und wieso regst du dich dann so auf?" fragte dieser gelassen. Kagome ließ sich auf ihren Hintern fallen und schaute betrübt auf einen Liebesroman, den ihre Mutter dort liegen gelassen hatte. "Weil er mich enttäuscht hat. Nie versteht er, dass ich nicht nur mein Leben für diesen blöden Juwel riskieren möchte. Ich wünschte, diesen blöden Shikon no Tama hätte es nie gegeben. Dann würde ich immer noch ein ganz normales Mädchen sein, dass sich einfach auf den Valentinstag freut." Sie wischte sich eine Träne weg. Sota war erschrocken über die Bitterkeit in ihrer Stimme, verstand sie nun aber besser. "Dann hättest du aber Inu-Yasha nicht kennen gelernt." Kurz lachte Kagome auf und lächelte dann gedankenverloren. Das Gesicht des Hanyou tauchte vor ihrem geistigen Auge auf und mit ihm sämtliche Erinnerungen die sie an ihn hatte. Es waren einige furchtbare dabei, die sie am liebsten längst vergessen hätte, unter anderem auch die Geschichte mit Kikyo, an der sie, wieso auch immer, immer noch zu knabbern hatte. Es tat ihr weh, sich an Inu-Yashas alte Liebe erinnert zu fühlen, jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sah. Aber daneben waren auch viele schöne Erinnerungen, die sie auf ewig im Herzen bewahren wollte. Sicher war es doch gut, dass sie damals in den Brunnen gezogen worden war.

Brutal wurde sie aus den Gedanken gerissen, als ihr jemand gegen die Nase schnipste. Erschrocken sah sie n das besorgte Gesicht ihres Bruders. "Kagome, alles in Ordnung? Du hast so komisch gegrient. So...so..." Er grinste breit. "verliebt." Schnell versuchte sie den Jungen zu packen, der sich ihrem Griff jedoch entzog. "Stimmt doch gar nicht." Es kam nicht so überzeugt, wie Kagome es gewollt hatte, rang Sota dafür aber ein noch breiteres Grinsen ab. "Bild dir das ruhig weiter ein!" Er drehte sich um und verließ glucksend das Zimmer. Vom Flur her konnte Kagome noch letzten altklugen Satz hören. "Weißt du, warum du so enttäuscht bist? Weil er nicht selben Sinn für Romantik wie du hat. Es enttäuscht dich, dass er nicht versteht, was dich mit Valentinstag verbindet, vermutlich weil du ihn dann gerne um dich hättest..." Das Mädchen schüttelte den hübschen Kopf. Aus welchem pseudopsychowissenschaftlichen Medium er das wohl schon wieder hatte?

Ihr Blick fiel erneut auf den Schnulzenroman auf den Tisch. Das Cover stach ihr richtig ins Auge. Ein Liebespaar war darauf abgebildet in sturmzerfetzter Kleidung, inniger Umarmung und schmachtenden Blicken, kurz davor sich leidenschaftlich zu küssen. Die Züge der beiden Personen verschwammen und letztendlich wurden in Kagomes Geist zwei bekannte Personen daraus; zwei ihr äußerst bekannte Personen- Inu-Yasha und sie. Entsetzt über ihre eigenen Gedanken schüttelte sie energisch den Kopf. Das war völliger Blödsinn und jenseits aller denkbaren Möglichkeiten.
 

Totenstille herrschte im leerstehenden Teehäuschen, lediglich diverse Bewunderungslaute unterbrachen die Nachtruhe. Eros war der Verzweiflung nahe. Schlimm genug, dass er statt bei seiner süßen Verlobten Psyche auf dem Olymp zu sein, jetzt in dieser lächerlichen Gestalt , als empfindlicher Liebesgott unter größtenteils hasserfüllten und verbitterten Menschen wandeln und in einem Teehaus wohnen musste, hatte er nun auch noch Cupido auf dem Hals, ausgerechnet Cupido und dessen Hang zu Pornoheften. Hoffentlich war dieser Auftrag bald erfüllt.

Cupido blickte von seiner Lektüre auf. Die klappernden Schritte Eros' störten ihn bei der Studie der weiblichen Anatomie, außerdem waren seine Zigaretten alle und seine Haut verlangte nach Feuchtigkeitslotion. Möglicherweise hielt er sich wohl doch schon zu lange in diesem Mädchenkörper auf. "Hey, wo willst du hin?" fragte Eros schroff, als sich der Mädchenkörper zielsicher zur Tür bewegte. "Einkaufen", antwortete dieser mit einem Schulterzucken. "Du kannst doch jetzt nicht einkaufen! Wir haben noch was zu erledigen." Hätte der neue Körper Eros' eine Schlagader an der Schläfe, wäre diese jetzt bestimmt explodiert, angesichts der Sorglosigkeit seines Partners. "Kann das nicht bis morgen warten?" Der kleine Plastikengel seufzte. "Damit ich noch länger mit dir rumhängen muss?" Eros tobte, dann hielt er allerdings ziemlich plötzlich in seiner Bewegung inne und begann zu grübeln. "Na ja, vorher gäbe es da wohl noch einiges zu erledigen. Wir können da nicht einfach so reinplatzen." Cupido hörte ihm interessiert, aber verständnislos zu. "Aha...und wieso nicht?" Mit flammendem Blick schaute die Puttenfigur hoch. "Weil du es dann erstens garantiert versauen und zweitens ganz sicher den Hanyou anlocken würdest." Cupido stemmte die Hände in die Hüften und sah herausfordernd runter. "Was heißt denn ich würde es GARANTIERT versauen? Nenn mir nur einen Auftrag, den ich nicht zur vollen Zufriedenheit erfüllt hab?" Eros räusperte sich und begann an seinen kleinen, dicken Fingern abzuzählen. "Romeo und Julia, Cleopatra und Antonius, Bonnie und Clyde, Eminem und Kim, Priamus und Thispe..." Ernst und doch mit einem amüsierten Funken in den Augen schaute er dem Mädchen in das verzerrte Gesicht. "Jedes mal, wenn du einen Soloauftrag hast, übertreibst du es mit der Leidenschaft, die sie füreinander empfinden sollen und dann sterben beide oder sind in einer unheilvollen Hassliebe miteinander verbunden." Beleidigt knurrte Cupido, zumal er sich auch nicht vorstellen konnte, was der ältere nun eigentlich im Sinn hatte. "Und was dann?" "Kannst du dir das nicht denken?" Der Mädchenkörper schüttelte den Kopf. Sein derzeitiger Mieter konnte sich nicht vorstellen, was es sein könnte. Eros stöhnte resigniert auf. Der überdrehte Phöbos, Priapos und sein Hang zu diversen Praktiken, die neurotische Schwuchtel Hermaphrodit oder der Waffennarr Äneas; warum nicht einen von ihnen? Warum den dümmsten von allen? Womit hatte er, Eros, der höchste Liebesgott nach Aphrodite und deren unbestrittener Lieblingssohn, das bloß verdient? Er zwang sich zur Ruhe. "Noch mal für dich zum Mitschreiben. Wir werden das Mädchen Kagome beobachten, um herauszufinden, wann und wie lang sie die Splitter unbeaufsichtigt lässt, damit wir sie uns ohne großes Aufsehen unter den Nagel reißen können."
 

Sango kniete auf der Veranda, der einfachen Holzhütte und begrüßte die ersten, warmen Sonnenstrahlen, eines sonst eher kühlen Tages. Sie genoss den Anblick der rotglühenden Sonne, die sich langsam über die bewaldeten Berge schob. Ein schöne Aussicht, aber dennoch beunruhigend. Es bedeutete einen weiteren Tag ohne Miroku und Kagome. Ungewöhnlich ruhig war es in letzter Zeit gewesen. Inu-Yasha lief die meiste Zeit mit hängendem Kopf und Seufzern herum oder schimpfte still auf Kagome. Es war unübersehbar, dass er das Mädchen vermisste, egal wie sehr er sich dagegen sträubte. Sango erinnerte sich. Anfangs war er noch ganz normal gewesen, aber nachdem er mit angesehen hat, wie Miroku diese Maki geküsste hatte, hat er sich um 180 Grad gedreht. Fast machte es den Anschein, dass er durch diesen Kuss an etwas erinnert wurde, was er selbst gern gehabt hätte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Sangos Lippen. Sicher hatte er dabei an Kagome gedacht, was auch sein Verhalten erklären würde. Die beiden waren sich trotz aller Streitereien, näher als sonst ein Paar, das sie kannte.

In der Hütte hinter regte sich Shippô. Er setzte sich im Bett aufrecht, rieb sich die Augen, nuschelte irgendwas davon, dass Myoga ihn beim Schlafen stört, nur um dann wieder in tiefen Schlaf zu fallen. Und vom Dorf her konnte Sango die alte Kaede kommen sehen. Neben dem Mädchen lag Kirara und ließ sich von der Morgensonne bescheinen. Sango seufzte. Das war also alles, was von der Gruppe übrig geblieben war. Sie waren alle weg und Sango fühlte sich einsam. Sie mochte Kaede und Myoga, aber die waren zu alt, um einem jungen Mädchen wie ihr Gesellschaft zu leisten und Shippô war zu jung. Ihr fehlten vor allem die Gespräche mit Kagome und die kleinen Zankereien mir Miroku. Sie konnte nicht begreifen, dass der Mönch wohl einfach abgehauen war und dass ohne Abschied zu nehmen.
 

Gut gelaunt spazierte Cupido mit Eros im Arm in die Schule. Unter all den Schönheiten in ihren Uniformen mit den kurzen Röcken, fiel er in seiner geborgten Hülle nicht auf. Dieser Ort war für ihn wie ein Paradies- überall jugendliche Liebe und Mädchen. Ohne den quengelnden Eros auf seinem Arm, hätte es bestimmt ein schöner Tag werden können. "Da ist sie, dort beim Eingang", flüsterte der pausbackige Engel mit piepsender Stimme. Cupido erkannte Kagome sofort und ging ihr nach ins Schulgebäude. Dort angekommen traf ihn der Schlag. Überall Schränke mit kleinen Fächern und Schüler, die Schuhe wechselten. Orientierungslos stand der Mädchenkörper im Eingang. Mit so etwas hatte er nun nicht gerechnet. Noch nie war es nötig gewesen, zur Erfüllung eines Auftrages IN eine Schule zu müssen, bisher hatte er seine Pfeile lediglich vor diesen Gebäuden verschossen, aber dies war ja ohnehin kein normaler Auftrag. "Was soll das?" fragte er überfordert und spürte auch sofort einen dieser kitschigen Plastikherzpfeilen seines Bruders in der Nierengegend. "Autsch", zischte er erbost und warf dem Engel einen wütenden Blick zu, den dieser nur wieder zurückgab. "Du Idiot. Du hast doch den Menschenkörper. Sieh mal nach, ob du in ihren Erinnerungen was findest, sonst fallen wir nur noch auf." "Oh...ja richtig", strahlte Cupido breit, bevor er sich für einen Moment ausklinkte, um den schlafenden Geist seiner Wirtin zu befragen.

Nachdem beide Liebesgötter endlich das Fach des Mädchens gefunden hatten und die Schuhe, zwecks größtmöglicher Unaufmerksamkeit, gewechselt hatten, mussten sie feststellen, dass Kagome längst weg war. Angestrengt hielt Eros nach der Zielperson Ausschau, während sein Bruder ihn mehr oder weniger erfolgreich durch die Massen von Schülern auf den Gängen manövrierte. Plötzlich hielt der Mädchenkörper vor der Tür an und begann nervös zu tänzeln. "Was ist?" fragte Eros genervt. Flehenden Blickes deutete Cupido auf die Tür. Sie war schlicht, groß und hatte ein Emblem in Form einer Frau, kurz, es war die Tür zur Damentoilette. Eros rollte mit den schlecht gemalten Kulleraugen. "Muss das jetzt sein?" Das Tänzeln des anderen Gottes wurde immer stärker. "Ja...Bi~tte." Selbst der gestresste Eros konnte nicht umhin zu sehen, dass in den braunen Augen bereits gelbes Wasser stand. Aber was sollte er tun, er konnte doch den sexbesessenen Cupido nicht auf die Mädchentoilette lassen, wo sich für gewöhnlich Mädchen aufhielten, auf die Jungentoilette konnte er in dem Körper allerdings auch nicht und irgendwo musste er hin, sonst würde der Leihkörper garantiert beschädigt. "Meinetwegen", gab er schließlich nach, natürlich nicht ohne noch einige Warnungen dranzuhängen. "Du gehst dort nur auf Toilette, fängst kein Gespräch an und vor allem fasst du keines der Mädchen an! Klar?" Der Mädchenkopf nickte, legte dann aber ein süßes und unschuldiges Lächeln auf. "Kommst du mit? Ich mag nicht gern allein gehen. Brauch noch jemanden zum Quatschen." Anadyomene mit ihrem Badefimmel, die sanfte und introvertierte Kypris und ihre abenteuerlustige und lebenshungrige Zwillingsschwester Kythereia. So viele Untergebene Liebesgötter, aber es musste ja Cupido sein. Er hätte doch noch Euploia mitnehmen sollen, die war gerade im Teenageralter und wäre mit dem weiblichen Leihkörper sicher bestens klargekommen, ohne mit ihm zu verschmelzen, wie dieser Trottel eines Gottes der Begierde. "Nein!" schrie Eros fast schon entsetzt und erntete dafür lediglich ein verständnisloses Schulterzucken. Letztendlich wurde er auf der Fensterbank gegenüber abgesetzt, während Cupido sein dringendes Geschäft zu erledigen hatte.
 

Befriedigt wusch Cupido sich die Hände. Nach einigen Versuchen hatte er es doch noch geschafft, seinem Leihkörper sein Geheimnis abzuringen. In einigen Dingen war so ein Frauenkörper wirklich unpraktisch und er verstand nicht, wie sie in solch einem unpraktischen Ding leben konnten. Das nächste Mal, wenn er in einen weiblichen Körper sollte, wollte er es wieder auf die herkömmliche und angenehme Weise machen.

Er betrachtete sein Leihexemplar im Spiegel. Dieser Körper war wirklich attraktiv. Vielleicht sollte das dazugehörige Mädchen mal besuchen, wenn er wieder in seinem eigenen Körper steckte. Neben sich vernahm er einen bekannten Namen. Eines der vier Mädchen, die noch am Spiegel standen, hatte gerade ein weiteres Kagome genannt. Aufmerksam schaute er zu der Angesprochenen und betrachtete sie eingehend von oben bis unten. Diese langen Beine, attraktives Mittelstück, lange, schwarze, seidige Haare, süßes, kleines Stupsnäschen und strahlend-graue Kulleraugen- das war genau DIE Kagome. Jetzt interessierte ihn auch das Gespräch. "Wirst du mit Hojo-kun zum Tanz gehen?" fragte eines der Mädchen. Kagome nickte. "Hmh...ja. Er holt mich heute Abend ab." Eine ihrer Freundinnen knuffte sie in die Seite. "Du klingst ja gar nicht begeistert. Also ich wäre froh, wenn so ein süßer Junge wie Hojo-kun mich begleiten würde. Du hast doch nicht schon einen anderen?" Alle Augen richteten sich auf Kagome, die nervös abwinkte. "Aber nein, wo denkt ihr hin? Da ist niemand anderer. Ich bin immer noch ohne Freund." "Na ob das heute Abend auch noch so ist?" Alle kicherten, sogar Kagome zwang sich ein gequältes Lachen ab.

Leise schlich sich Cupido aus dem Waschraum und steuerte geradewegs auf den wartenden Eros zu. "Ich hab Neuigkeiten", sprudelte aus ihm heraus, als er seinen Halbbruder hochhob. "Kagome ist heute Abend mit irgendeinem Hojo-kun zum Valentinstanz." Eros schnalzte die Zunge. Das war wirklich mal eine Neuigkeit und dazu noch eine gute.
 

Beunruhigt schaute Sango gen Westen, wo die Sonne bereits unterging und den Himmel in Brand setzte. Jetzt war Miroku bereits eine Woche und Kagome drei Wochen lang weg. Langsam sollte sie sich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass beide nicht wiederkommen würden.

Harte Schritte wurden hinter ihr laut. Das Mädchen drehte sich um und sah Inu-Yasha näher kommen. Sein Gesicht verriet Entschlossenheit. "Wo willst du hin?" Der Hanyou antwortete nicht, sondern knurrte nur. Sango zuckte mit den Schultern. Dieser Junge wurde von Tag zu Tag seltsamer.
 

Erschöpft, zerkratzt und mit stinkendem Schleim besudelt schleppte Miroku sich durch den Wald. Er drückte einen locker zusammen gewickeltes Stoffbeutel gegen seinen Oberkörper, um den Inhalt zu schützen. Dafür hatte er viel auf sich nehmen müssen. Wenigstens war er in gut einer Stunde wieder im Dorf.
 

Zweifelnd ließ Inu-Yasha seinen Blick über den Schrein schweifen, bevor er auf das Wohnhaus der Higurashis zuging. Er runzelte die Stirn angesichts des Jungen, der gerade an der Tür klingelte. Irgendwo hatte er ihn schon mal gesehen, aber wo? Die Tür ging auf und Kagome kam raus. Sie sah umwerfend aus in ihrem cremefarbenen Abendkleid, das sich um ihren Körper wie sanfte Wellen schmiegte. Mit errötetem Gesicht drückte der Junge ihr einen Strauß bordeauxfarbener Rosen in die Hand, die er eben noch hinter seinem Rücken gehalten hatte. Kagome lächelte und drückte dem Jungen ebenfalls etwas in die Hand, dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. Eine Welt brach für Inu-Yasha zusammen. Sie hatte diesen Typen geküsste. War das ihr Freund? Hatte sie so schnell Ersatz gefunden?

Das Pärchen machte sich auf den Weg. Kagome hatte Inu-Yasha nicht mal gesehen. Erstarrt schaute der Hanyou ihnen nach. Sie hatte ihm etwas geschenkt. Sie hatte diesem fremden Typen etwas zum Valentinstag geschenkt und IHN hatte sie rausgeworfen, wollte ihn nie wieder sehen. Hatte sie so wenig für ihn übrig?

Zwei fremde Stimmen weckten seine Aufmerksamkeit. Er schaute hoch, direkt zu Kagomes Fenster, wo sich gerade zwei merkwürdige Gestalten zu schaffen machten. Kagome war doch gerade erst weg- diese Einbrecher wurden auch immer dreister. Noch viel interessanter als die Diebe selber, fand er das Gläschen in der Hand des weiblichen Gestalt. Grelle Strahlen wurden von diesem ausgesandt. Es waren die Splitter. Jetzt hatte auch die kleinere Gestalt den Hundedämon gesehen und stieß seine Partnerin an. Kurz darauf sprangen sie so schnell wie möglich davon. Aus Kagomes Fenster schaute jetzt Sota, der wegen dem Krach sofort angerannt kam und Inu-Yasha etwas zu brüllte. Inu-Yasha erwachte aus seiner Erstarrung und rannte hinterher. Egal, was zwischen ihm und Kagome war, die Splitter waren immer noch am wichtigsten.
 

Die Musik war laut und von überall drang angeregtes Gerede auf Kagome ein. Auch ihre Begleitung war mehr als nur höflich. Hojo war gerade auf dem Weg, für sie ein Glas Punsch zu holen und hatte das Mädchen zwischen ihren Freundinnen, die sie so unendlich beneideten stehen gelassen. Doch Kagome konnte das alles nicht wirklich genießen. Sie wäre jetzt viel lieber bei jemand ganz anderem gewesen. Es ärgerte sie maßlos. War er da, sehnte sie sich nach einem ganz normalen Leben, aber hatte sie dieses und sei es nur für einen Moment, so wünschte sie nichts sehnlicher, als die Gegenwart dieses überheblichen Hanyou. Ein lauter Seufzer entfuhr ihr, doch dann zupfte jemand an ihrem Kleid. Erstaunt sah sie runter und noch erstaunter schaute drein, als ihr kleiner Bruder vor ihr stand. "Sota? Was machst du denn hier?" Der kleine Junge rang völlig außer Atem nach Luft. "Inu-Yasha..." Kagomes Herz verkrampfte sich. Sie ahnte schlimmes. "Was...was ist mit ihm?" fragte sie aufgeregt, wobei ihre Hände in die Schultern des Jungen gekrallt hatte. "Aua...du tust mir weh." Augenblick ließ das Mädchen los und entschuldigte sich. "Er ist hinter zwei Typen her, die die Splitter gestohlen haben." Inu-Yasha sollte hier sein? In ihrer Zeit? Was machte er hier? Kagome konnte sich das schlecht vorstellen, allerdings war das nun auch völlig überflüssig. "Weißt du, wo er hin ist?" Besorgnis schwankte in ihrer Stimme. In den letzten Tagen hatte sie häufig eine starke Präsenz gespürt, sie aber nicht klar als dämonisch einordnen können. Auf keinen Fall hätte sie die Splitter unbewacht lassen sollen. Es war nur ihre Schuld. Sota dachte kurz, unter dem ungeduldigen Blick seiner Schwester, nach. "Er war glaube ich auf dem Weg zum Park..." Er hatte nicht mal Zeit auszusprechen, da war Kagome auch schon losgerannt. Und wieder wurde der arme Hojo versetzt.
 

Skeptisch hob Sango eine Braue, als sie den verdreckten Miroku musterte. Dieser sah sie einfach nur müde und mit einem Lächeln an. "Kannst du mir mal verraten, wo du warst?" "Was wichtiges erledigen", antwortete er knapp. Sango kniff die Augen zusammen und schnüffelte etwas an ihm. Blumen- er roch nach Blumen, nur Frauen rochen so. "Kann ich mir denken", sagte sie schließlich. Miroku kannte diesen anklagenden Blick. Sie dachte schon wieder, er sei Röcken nachgestiegen. Hastig kramte er den Stoffbeutel hervor und rollte ihn aus. Eine schneeweiße Blume, deren zarte Blüte das Sternenlicht in vielfachen Tönen wiedergab, kam zum Vorschein. Erstaunt betrachte das Mädchen die seltsame, aber wunderschöne Pflanze mit dem süßlich-milden Duft. "Das ist eine Sternenblume", lehrte der junge Mönch, als er Sangos Blick bemerkte. Er streckte ihr die Blüte entgegen und bekam einen rosa Schimmer im Gesicht. "Für dich, zum Valentinstag." Sango begann zu zittern. Dieser Typ hatte echt Nerven. Wütend riss sie ihm die Blume aus der Hand, funkelte ihn böse an und warf ihm die Pflanze an den Kopf. "Vielleicht wäre es besser, wenn du sie Maki schenken würdest? Es heißt ja schließlich Tag der Liebenden." Sauer stapfte sie davon. Es reichte. Diesmal verlor selbst Miroku die Fassung. Dieses Mädchen wollte oder konnte nicht verstehen. Entschlossen folgte er ihr. Nach einigen Schritten hatte er sie eingeholt und zwang sie sich zu ihm zu drehen. "Diese Sternenblumen wachsen nur an einer ganz bestimmten, schwer zu erreichenden Stelle", begann er mit leuchtenden Augen und erregter Stimme zu erklären. Sango drehte beleidigt ihren Kopf weg. Was ging sie das an? "Ich habe mein Leben dafür riskiert, bin tagelang durch eine Höhle geirrt und musste mich mit einer Armee von Käfern plagen, aber das wäre es mir wert gewesen, dass Mädchen, das ich liebe einmal lächeln zu sehen." Hatte er das gerade wirklich gesagt? Miroku hielt sich schnell die Hand mit der magischen Kette vor den Mund. Das wollte er nun wirklich nicht sagen. Sango schaute ihn nun an, diesmal genauer. Die Kette war verrutscht und erinnerte sie an sein schweres Schicksal. Sicher musste er das Unheil darunter anwenden. Nur für sie hatte er das alles auf sich genommen? Ihre großen Augen blickten ihm ungläubig entgegen. Der junge Mönch war total errötet und blickte sich hilfesuchend um. Vorsichtig ergriff sie seine Hand und zog sie herunter. "Du solltest besser aufpassen", ermahnte sie, während sie die Kette richtete. Dann blickte sie lächelnd hoch zum verdutzten Miroku. "Danke", flüsterte sie bevor sie sich zu ihm hochstreckte und ihn auf die Wange küsste.
 

An einem kleinen Parkteich hatte Inu-Yasha die beiden Diebe schließlich eingeholt. Kampfbereit stellte Cupido sich dem Halbdämon, dessen Silhouette sich bisher nur schemenhaft zwischen den Bäumen abzeichnete, entgegen. Eros war nicht ganz so erpicht auf einen Kampf wie sein rauflustiger Bruder, zumal er in diesem künstlichen Körper nur den Hauch seiner normalen Kräfte zur Verfügung hatte. Er begnügte sich damit, das Spektakel von außerhalb anzusehen. Mit den Wesen, das jetzt aus dem Schatten trat, wollte er sich nicht anlegen. Sollte doch Cupido das übernehmen, der in dem menschlichen Körper wenigstens noch einige seiner göttlichen Kräfte benutzen konnte.

Überrascht starrte Inu-Yasha die Diebe an- ein Mädchen und einer dieser kleinen, geflügelten Dämonen, die ihn in der Schule angegriffen hatten. Das waren doch keine wirklichen Gegner.

Eros war nicht weniger von dem Hundedämon verblüfft, als er ihm, nach dutzenden Gerüchten, nun persönlich gegenüberstand. Die Geschichten über ihn schienen jetzt maßlos übertrieben. Da stand ein Bengel vor ihnen mit weißen, schlecht gepflegten Haaren, arroganten Augen, überheblichem Grinsen, manikürebedürftigen Krallen und einem uralten, rostigen Schwert. Als wenn die Erscheinung schon nicht lächerlich genug gewesen wäre, wagte dieses Kind es auch noch Forderungen an sie zu stellen. "Rück die Splitter raus, Weib!" brüllte Inu-Yasha mit seiner schroffen Stimme Cupido an. Dieser grinste herausfordernd. Glaubte diese Witzfigur tatsächlich, dass er es mit ihm, einem Gott, aufnehmen konnte?

Knurrend stürzte Inu-Yasha auf Cupido zu, der dem Angriff gelassen entgegen sah. Der Liebesgott in Menschengestalt packte den Hanyou einfach am Kragen und warf ihn über sich. Etwas verwirrt, aber weitesgehend unversehrt rappelte Inu-Yasha sich auf. Erst jetzt fiel ihm der merkwürdige Geruch auf, der von dem Mädchen ausging. Es war nicht wirklich dämonisch, aber auch nicht menschlich und auf jeden Fall nicht weiblich. Was war das für einer?

"Hör auf damit, sonst bringst du ihn noch um!" ermahnte Eros seinen kampfeslustigen Bruder. Er wusste dass Cupido zu allem fähig war, wenn er erstmal Blut geleckt hatte. Inu-Yasha war überrascht von der piepsigen Stimme, die in den Ohren schmerzte und zuckte kurz zusammen. Cupido entging diese plötzliche Regung nicht. Der Dämon war schwächer als erwartet, aber dies versuchte er mit einer gehörigen Portion Arroganz wett zu machen. Kein Verhalten mit dem er den Hundejungen davonkommen lassen konnte, egal was sein Bruder sagte. "Schon genug?" lachte er den Hanyou am Boden aus. Dieser richtete sich wieder auf und grinste überheblich. "Glaubst du wirklich, ich überlasse die Splitter einem stummelflügeligen Knirps und einem Mannweib?" Beleidigt zog Cupido die Augenbrauen zusammen und verkündete voller Würde: "Bitte, ich bevorzuge die Bezeichnung Liebesgott in weiblich-menschlicher Leihhülle. Das klingt konkreter." Eros fasste sich an den Kopf. Da war sie wieder, Cupidos mangelnde Intelligenz. Selbst Inu-Yasha schaute irritiert. Möglicherweise gingen ihm dieselben Gedanken durch den Kopf, wie Eros, der gerade den Drang verspürte, sich in dem Teich zu ertränken. Wieso konnte man sich seine Familie nicht aussuchen?

"SANKONTESSOU!!!" Eros schaute zurück zum Schlachtfeld. Im Mondlicht konnte er die goldenen Augen Inu-Yashas gefährlich leuchten sehen, als dieser auf Cupido zusprang. Der Hanyou hatte seine Klauen angespannt und benutzte die Krallen als Waffe. Cupido wusste im ersten Moment nicht, was geschehen war, als sein Gegner hinter ihm landete. Er hatte nichts gespürt, doch dann begann das Brennen. Sein Gesicht brannte höllisch. Wie in Trance berührte er die schmerzende Stelle. Sie war feucht. Langsam zog er die Finger zurück und betrachtete sie. Blut; an den Fingern floss Blut hinab. Dieser Bengel hatte es gewagt ihn zu verletzen. Inu-Yasha war zufrieden. Er hatte extra nur ein leichtes Sankontessou benutzt, um seinen Gegner auszutesten. Anscheinend reichte dies auch aus, er würde für dieses Mannweib nicht mal Tessaiga verwenden müssen. "Du mieser kleiner..." Der Mädchenkörper zitterte vor Wut. Nichts hasste Cupido mehr, als zu verlieren und dann noch gegen einen stinkenden Halbhund. Eros war verblüfft. Er hatte den Hanyou genauesten beobachtet und wusste, dass da noch viel mehr Kraft dahinter steckt. Sie hatten ihn eindeutig unterschätzt.

Diesmal war es Cupido, der den nächsten Angriff ausführte. Viel stand ihm nicht zur Verfügung, lediglich körperliche Kraft konnte er auf den Leihkörper übertragen. Er versuchte Inu-Yasha am Hals zu packen, doch dieser wich aus und konterte mit einer weiteren Sankontessou. Der Schaden war diesmal erheblich. Blut rann den beschädigten Körper hinab und bildete zu Cupidos Füßen eine Pfütze, deren Oberfläche das Licht der Sterne widerspiegelte. In diesem Körper konnte er nicht gewinnen.

"Nein, nicht Cupido! Das darfst du nicht!" piepste Eros verzweifelt, als der Gerufene begann zu leuchten. Dies war genau das, wovor sich der Liebesgott gefürchtet hatte; sein idiotischer Bruder schaffte es wieder mal, alles in einer Katastrophe enden zu lassen.
 

Keuchend stand Kagome vor den Toren des Parks. Das Gelände war riesig, wie sollte sie da eine einzelne Person finden. Hilfesuchend schaute sie hoch zum sternenbehangenen Nachthimmel, der plötzlich im Westen grell erstrahlte. Ihr Blick wanderte dorthin und registrierte, dass das Leuchten vom Boden aufstieg. Panik breitete sich in ihr aus. Dort musste ein Kampf stattfinden. "Inu-Yasha", wisperte sie angsterfüllt.
 

Das helle Licht brannte in Inu-Yashas Augen. Schützend hielt er sich den Ärmel seines Gewandes vor die Augen. Irgendwann hörte das Leuchten auf und er wagte es, einen Blick auf seinen Gegner zu werfen. Ungläubig riss er die Augen auf. Das Mädchen lag völlig unverletzt am Boden. Sie schien zu schlafen. Noch mehr verwirrte ihn allerdings dieser fremde Typ, der über dem schlafenden Mädchen stand. Er war hochgewachsen, besaß ein munter flatterndes Paar schneeweißer, leuchtender Flügel, trug abgewetzte Jeans und ein Shirt mit einer Schlange drauf. Über der linken Schulter hing ein Köcher voller Pfeile und über der rechten der dazugehörige Bogen, etwa ein Drittel kürzer als sie in Inu-Yashas Welt verwendet wurden. In seiner hand hielt er eine weitere Waffe, ein alabasterfarbenes Schwert mit einem blutroten Streifen in der Mitte der Klinge. Dem Hanyou war klar, dass dieser Typ nicht ohne Tessaiga zu erledigen war, obwohl er immer noch nicht so genau verstand, was nun eigentlich geschehen war.

Eros hielt sich die Augen zu. Das wollte er nicht mit ansehen. "Dieser Idiot", grummelte er fassungslos vor sich hin. "Das gibt Ärger. Aphrodite wird ausrasten und Zeus erst." Vor seinem inneren Auge sah er schon die schlimmsten Strafen auf sich zukommen. Wieso mussten sie auch diesen gefühlsbetonten, hirnlosen, unzurechnungsfähigen, rauflustigen Cupido mitgeben? Das würde eine Katastrophe geben, wo es Zeus persönlich doch verboten hatte, sich jemals als Gott Erdenbewohnern zu zeigen. Wenn Cupido diesen Hundejungen tötet, würde das lebenslängliche Degradierung zum persönlichen Wäscher sämtlicher stinkender, verdreckter Höllenhunde nach sich ziehen und so ein Götterleben war lang, unendlich lang.

Die Schwerter prallten klirrend aufeinander. Es schienen gleich starke Gegner zu sein und ihr Kampf glich einem Tanz. Angriff, parieren, zurückweichen, erneut angreifen. Mit ungutem Gefühl musterte der erschöpfte Inu-Yasha seinen Gegner. Nicht mal ein winziger Schweißtropfen. Der Typ mit den langen, schwarzen Haaren war so frisch, wie zu Anfang des Kampfes und schien mit jedem Schlag stärker zu werden. Das war ein verlorener Kampf für den Hanyou. Seit einiger Zeit war er nur noch in der Defensive und selbst da verlor er immer mehr Raum. Cupido grinste überlegen, als er mit seinem Schwert ungewöhnlich weit ausholte und den überraschten Inu-Yasha in die Flanke traf. Dieser flog durch die Luft und prallte ächzend auf den harten, kalten Boden auf. "INU-YASHA!" Eros drehte sich zu der Stimme. Von der anderen Seite des Teiches kam Kagome angelaufen. Hastig hielt Eros sie am Kleid fest. Es war schon schlimm genug, dass der Hundejunge draufging, noch ein Opfer wollte er nicht verschulden. "Bleib bloß hier Mädchen, sonst geht es dir am Ende noch genauso." Entsetzt schaute Kagome zu dem Plastikengel runter, dann zu Inu-Yasha, der immer noch am Boden lag und nickte. Sie würde ihm wohl keine große Hilfe sein, wenn sie sich jetzt einmischen würde.

Inu-Yasha blinzelte. Hatte er wirklich gerade Kagome gehört? Sein Blick richtete sich zu dem kleinen Flügeltypen. Tatsächlich, da stand Kagome. Ihr Gesicht verriet ihre Besorgnis, ebenso die Tatsache, dass sie nervös ihre Hände knetete. Sie war gekommen. Lange konnte sich der Halbdämon nicht auf sie konzentrieren. Der Schatten seines Feindes warf sich schon über ihn. Cupido ragte hoch über dem gefallenen Hanyou auf, das Schwert zum letzten Schlag erhoben. Inu-Yasha hatte aufgegeben. Er lächelte grimmig. So sollte er also sterben? Er schloss die Augen und hörte Kagomes aufgeregte, tränenschwangere Stimme. "Gib nicht auf! Bitte gib nicht auf Inu-Yasha." Kagome! Er konnte ihr Gesicht deutlich vor sich sehen. Was war er doch für ein Narr gewesen. Alles hatte er verdorben und das nur, weil er mehr als alles andere auf diesen bescheuerten Juwel aus war. Nur weil er ein Volldämon werden wollte. Sein Egoismus hatte den wichtigsten Menschen in seinem Leben vertrieben, aber nun war sie ja da. Sie war die einzige gewesen, die ihn jemals so akzeptiert und gemocht hatte, wie er war und dabei hatte er sich nie bemüht sie zu verstehen.

Fassungslos sahen Kagome und Eros mit an, wie sich das Schwert auf Inu-Yasha zu bewegte. Es schien so unendlich lange zu dauern, bis sich die Schwertspitze in das Herz bohrte. Sie hatte gerade mal das rote Gewand durchstoßen und die Haut berührt. Plötzlich begann sie zu leuchten. Inu-Yasha öffnete die Augen. Ein warmes Gefühl durchströmte seinen Körper und ließ ihn hoffen. Erstaunt starrte Cupido auf sein Schwert. Er war auf etwas Hartes gestoßen, was er nicht durchdringen konnte, eine magische Kraft die stetig wuchs. Immer weiter wurde das Schwert zurückgedrängt, bis es zwischen den beiden Kontrahenten in einem farbenfrohen Feuerball explodierte. Die Wucht der Explosion riss beide Gegner auseinander und ließ sie in verschiedene Richtungen davon fliegen. Auch Kagome und Eros wurden von der Druckwelle erfasst. Der Liebesgott glaubte noch, bevor er durch die Luft geschleudert wurde, die Ursache für die Explosion gesehen zu haben- ein Armreif, ein simpler, silberner Armreif, den der Hanyou unter seiner Kleidung versteckt hatte.

Eros hielt die Luft an. Er wollte nicht am Boden zerschellen. Lange verharrte er so, bis eine Stimme zu ihm drang- eine äußerst wütende Stimme. "Mach die Augen auf und sieh mich an, wenn ich mit dir rede!" der Plastikengel schaute sich um. Er schwebte einige Zentimeter über dem Boden, auch die anderen standen förmlich in der Luft. Cupido schaute etwas überrascht drein. Er verstand mal wieder gar nichts und das Mädchen Kagome verharrte erstarrt. Sicher, die Zeit stand still. Mit einem leisen poltern stürzte er zu Boden. Sein Kopf schmerzte, soweit das möglich war. Erwartungsvoll schaute er hoch. Hierbei konnte es sich nur um eine Person handeln. Sein Blick wanderte auf ein paar Füße neben ihm, von dort aus ewiglange Beine hoch, einen wohlbekannten Körper abtastend, bis hin in das wütende Gesicht der schönsten Frau, die er kannte. "Hallo Psyche", begrüßte er sie kleinlaut. Die Schönheit mit dem wallenden, blonden Haar tippte aufgebracht mit einem Fuß. "Kannst du mir mal verraten, was du hier machst?" Eros schluckte. Eigentlich war seine Psyche ja das liebste Wesen der Welt, aber wehe wenn sie wütend war. "Ich...ähm...einen Auftrag erledigen?" Mit einem zornigen Knurren stemmte Psyche ihre Hände in die Hüfte und beugte sich zu der Witzfigur vor sich herunter, um ihm drohend in die Augen zu funkeln. "Und was bitte schön?" Eros stand auf und klopfte sich den Dreck von seinem Leihkörper. "Aphrodite braucht eine neue Halskette und dafür wollte sie halt unbedingt die Splitter des Shikon no Tama." "Eine HALSKETTE?" Der Liebesgott zuckte bei dem Schrei zusammen. Psyche konnte es nicht fassen. Sie richtete sich wieder auf und schaute noch finsterer auf ihren Verlobten herab. "Du versetzt mich am Valentinstag für eine Halskette?" Eros blieb stumm. Was hätte er darauf auch antworten sollen? Sein Schweigen versetzte sie nur noch mehr in Rage. Ärgerlich drehte sie sich um, beide Arme vor der Brust verschränkt. "Das ist mal wieder typisch. Schwiegermama setzt sich was in den Kopf und schon müssen alle springen." Sie knurrte verächtlich bei dem Gedanken an Aphrodite. "Und wenn sie sagt, spring in den Styx, machst du das dann auch?" Eros seufzte. Nichts war schlimmer, als eine wütende Psyche. Er ließ seine Hülle fallen und begab sich wieder in seine göttliche Gestalt. "Psyche, Schatz, Liebes, Baby...es tut mit leid." Erneut knurrte sie. Sich den karamellbraunen Wuschelkopf kratzend blickte er sich um. Jetzt ergab alles einen Sinn. Sie hatte diesen Hanyou vor Cupido beschützt und die Explosion verursacht. Wie lange sie wohl schon in dem Armreif gesteckt hatte? Und die Zeit hatte sie sicher auch angehalten. Apropos Hanyou, wo war der eigentlich? Zwei erstarrte Mädchenkörper, ein Plastikengel, ein Idiot, aber kein Hundedämon, lediglich eine unruhige Wasseroberfläche.

Psyche drehte sich um, immer noch mehr als wütend. "Es ist jedes Jahr das gleiche. Immer versetzt du mich an Valentinstag oder du vergisst meinen Geburtstag, den Jahrestag, den Hochzeitstermin...aber wann die olympischen Spiele sind, das vergisst du nie." Sie schwenkte ihre Hand und befreite alle aus ihrer Erstarrung. "Ich warte zu Hause auf dich und vergiss deinen Bruder nicht!"

Verwirrt schaute Kagome sich um. Wo war Inu-Yasha? "Der ist in den Teich gefallen", wandte Psyche sich an das Mädchen, bevor sie in gleißenden Licht verschwand. Unruhig blickte Kagome auf die Wasseroberfläche. Es musste ihn übel erwischt haben, sonst wäre er schon längst wieder aufgetaucht. Ohne zu Zögern zerriss sie sich das Kleid, um bessere Beinfreiheit zu haben und sprang ihm hinterher. Der Teich war finster, kaum Mondlicht drang bis hierher. Verzweifelt sah sie sich um. Etwas tiefer konnte sie etwas Rotes schimmern sehen. Das musste er sein. Mit hastigen Bewegungen kämpfte sie sich durch das kalte bis zu ihm durch. Er war bewusstlos. Sein Gesicht war gleichermaßen friedlich und aufgeregt. Kagome packte ihn am Kragen und schwamm gegen die Kraft, die sie nach unten zog, an. Inu-Yashas Kleidung hatte sich mit Wasser voll gesogen und machte ihn noch schwerer, was ihr einige Probleme bereitete. Gerade, als Kagome die Luft ausging, tauchte sie prustend auf. Mit Mühe schleppte sie sich und den bewusstlosen Inu-Yasha aufs Land, wo sie sich erstmal der Länge nach ausstrecken und nach Luft ringen musste. "Alles Liebe zum Valentinstag, Kagome", flüsterte sie sarkastisch zu sich selber. Dann erinnerte sie sich an Inu-Yasha und drehte ihr Gesicht zu ihm. Seine Augen waren immer noch geschlossen. Mit ihren Fingern tastete sie nach seinen Puls- er war vorhanden, aber seine Haut war erschreckend kühl. Auch atmete er allein, nur die Augen öffnete er nicht. Kagome beugte sich über seinen schlafenden Körper. Er sah so friedlich und absolut mit sich selbst zufrieden aus. "Wach auf Inu-Yasha! Bitte mach die Augen auf", flehte sie leise, wobei sie über sein nasses Gesicht streichelte. Bei ihren Berührungen zuckte er zusammen. Ihre Worte hatten ihn in seinem Traum erreicht und zwangen ihn, aufzuwachen. Vorsichtig blinzelte er, bevor er es wagte die Augen ganz öffnen und ihn Kagomes Gesicht zu schauen. Sie lächelte, so warm und so lieb, wie sie es selten für ihn tat. Noch bevor er recht verstand, hatte sie sich ihm an den Hals geworfen und schmiegte ihre Wange an seine. "Ich bin so froh, dass du noch lebst", flüsterte sie tränenerstickt. Inu-Yasha drückte sie sanft von sich und begann etwas in seiner Kleidung zu suchen, ohne weiter auf sie einzugehen. Perplex beobachtete Kagome ihn dabei. "Was suchst du denn?" Er ignorierte sie und klopfte weiter seine Kleidung ab oder suchte den Boden ab. "Ich hatte es doch dabei... es muss doch..." Irgendwann setzte er sich hin und machte ein enttäuschtes Gesicht. "Ich hab es verloren." "Was?" fragte Kagome neugierig. Inu-Yasha wollte nicht darüber reden und lenkte mit "Wo sind eigentlich die Typen hin?" vom Thema ab. Irritiert über den Themenwechsel schaute das Mädchen sich um. "Abgehauen, vermute ich." Inu-Yasha knurrte wütend. "Und die Splitter?" Wieder ließ Kagome ihre Blicke schweifen. Etwas weiter entfernt konnte sie die Splitter leuchten. Sie zeigte auf die Stelle. "Da hinten." Zufrieden nickte der Hundedämon. Kritisch sah ihn Kagome nun an, als er wieder begann etwas zu suchen. "Was suchst du denn nun?" fragte sie etwas schärfer. Inu-Yasha seufzte. Um eine Antwort würde er wohl nicht drum herum kommen. "Ein Geschenk zu diesem Valentinstag", nuschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Kagome sah ihn mit großen Augen überfahren an. "Ein Valentinstaggeschenk? Für wen?" "So blöd kannst auch nur du fragen", brüllte er sie an, "für dich natürlich." Augenblicklich verstummte und schaute mit rotem Kopf zu Boden. "Wieso?" fragte eine ebenfalls rote Kagome zaghaft. "Weil du wieder in meine Welt kommen sollst." Vorsichtig schaute er hoch, um Kagomes Reaktion zu beobachten. Diese überlegte kurz, dann lächelte sie, danach schaute sie ihn zornig an. Inu-Yasha wich zurück. "Baka!" Erstaunt guckte er sie an. Hatte sie ihn gerade wirklich so genannt. Bedeutete er ihr wirklich nichts? "Baka?" wiederholte er leise. "Ja, genau du Dummkopf. Ich wäre doch morgen ohnehin wieder gekommen. Was wäre denn mein Leben ohne dich." Erleichtert presste er die Luft aus seiner Lunge. Dieser ganze Aufwand war also von vornherein umsonst gewesen? Sie wäre sowieso wiedergekommen? Das war mit Abstand, das Beste, was er die letzten Wochen zu hören bekommen hatte. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Er grinste sie frech an. "Friedlich, denke ich und normal." "Und langweilig", ergänzte Kagome, nicht weniger keck grinsend. "Und außerdem..." Erneut schmiegte sie sich an den überraschten Inu-Yasha. "...hättest du mir mehr als alles andere gefehlt." Seine Überraschung wich einem sanften Lächeln. Liebevoll drückte er das Mädchen an sich und erwiderte ihre warme Umarmung, die so viele schöne Gefühle und Erinnerungen in ihm auslösten. Zum ersten Mal wurde ihm mit aller Deutlichkeit bewusst, wie sehr er Kagome liebte und so schnell würde er sie nicht mehr loslassen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Teilchenzoo
2011-03-30T12:14:00+00:00 30.03.2011 14:14
Oooooooooooooooooh^^. Happy End.
Jaja, Psyche, ich fühle mit dir ... ich kenne da noch jemanden, der recht ... unfeinfühlig ist.

Die Götter haben ein ganz schönes Chaos angerichtet. Fast wäre es auch böse ausgegangen. Leidenschaft ist eben nichts, was man unterschätzen sollte.

Süße kleine Geschichte, mit Happy End für beide Paare.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-30T09:37:09+00:00 30.03.2011 11:37
Hui, eine interessante Geschichte. Liebesgötter auf der Jagd nach Splittern. Durchgedrehte Liebesgötter. Und dann in diesen Körpern^^.

Na, da bin ich mal gespannt, wie Inuyasha die Sache jetzt geregelt kriegt, zumal er ja nicht ohne Konkurrenz ist.

Buyo ist genial. ich mag den fetten Kater^^.

Lg neko

Von: abgemeldet
2004-08-28T10:47:43+00:00 28.08.2004 12:47
Jaha, die Stelle, wo Psyche Eros so zusammenfaltet, sollte sich jeder Mann zehn mal durchlesen und mit nem Textmarker markieren. So müsste es jedem Kerl ergehen, der den Valentinstag oder andere sehr wichtige Tage vergisst. Nieder mit diesen Muffeln!

Naja, ich finde die Idee mit den Göttern auf alle Fälle wirklich super. Die beiden haben nen sehr angenehmen Hauch Komik in die FF gebracht, ohne dass du es mit ihnen übertrieben hättest. War wirklich alles schön im Gleichgewicht.

Lustig fand ich aber auch, dass sogar die Götter auf dem Olymp heutzutage Jeans und Shirts tragen. Haben sie auch endlich eingesehen, dass Togas out sind.

Und das Miroku sich für Sango so ne Mühe gegeben hat, war ja auch niedlich. Da beneide ich sie glatt.

Auch das letztendlich Kagome und Inu Yasha zusammengefunden haben, war überaus erbaulich und ein richtig schönes Ende für die Valentins-FF.

Der Einzige, der mir nun wirklich leid tut, ist der arme Hojo. Gibt sich so viel Mühe, und was bekommt er dafür? Nichts. Armes Kerlchen.

War auf alle Fälle ne tolle FF.
Däumchen hoch. Hast du fein gemacht *nicknick*
Von: abgemeldet
2004-08-28T10:01:12+00:00 28.08.2004 12:01
Sodale, was lange währt, wird endlich gelesen *bg*

Die Idee alleine mit dem Valentinstag ist ja schon ein Knaller, aber... Eros und Cupido dann einzubauen und dann auch noch in ihre jeweiligen Gestalten... Das war phänomenal. Da hat es mich ernstlich vor lachen geschüttelt. So geil. Vor allen Dingen Cupido, als er sich selber betatscht hat. Ganz so, wie es wohl jeder notgeile Dreibeiner machen würde, wenn er auf einmal in seiner Lage wäre.
Oder der arme Eros... Er tut mir ja so schrecklich leid, obwohl ich mir das unwahrscheinlich putzig vorstelle, wie er in der Putte aussieht.

Auch der Teil mit Buyo war hochamüsant. Zwar hat mir der Kater hinterher echt leidgetan, aber die Gedanken, die er sich über Inu Yasha macht, waren schon amüsant. Voll der kleine Checker *bg*

Ich fand das Kapi auf alle Fälle schon mal supi, auch deswegen, weil der etwas rockfixierte Miroku ein Veilchen hatte. Die Vorstellung war grandios. Und dann dieses Oberlehrerhafte, das er an den Tag gelegt hat, als er Inu Yasha den Valentienstag erklären will... Erst gar nix wissen und sich dann wie ein Pfau aufplustern. Genial!

Wei, bin echt begeistert und werde Kapi zwei gleich oder später auch noch lesen.
Von: abgemeldet
2004-07-20T08:56:09+00:00 20.07.2004 10:56
die FF is wirklich genial!^^
schreib weiter solche guten storys!
Von: abgemeldet
2004-02-01T19:42:55+00:00 01.02.2004 20:42
Die Geschichte find ich voll geil. noch geiler würde ich eine fortsetztung finden. mach weiter so.
Bye InuDebbi
Von: abgemeldet
2004-01-10T14:08:26+00:00 10.01.2004 15:08
Die Story ist echt süüüüüüüüß!!! Und echt genial!! Ich weiß einfach nicht was ich schreiben soll!
MACH WEITER SO!
Von:  Tamamiyu
2004-01-01T22:35:54+00:00 01.01.2004 23:35
Die Fanfic is ja echt voll super und mega süüüüüüüüß XD
*knuffel*
miyako
Von: abgemeldet
2003-12-29T15:42:51+00:00 29.12.2003 16:42
oh gott...ich weiß nicht, was ich sagen soll! bist du selber von göttlicher herkunft, dass du die gabe hast, SO zu schreiben? echt der pure wahnsinn, der koffeinschock hat sich wirklich gelohnt! verzeih mir, ich bin so sprachlos und immer noch von der geschichte gefangen...

zähl mich auf jeden fall zu deiner fan-gemeinde! ;-)
Von: abgemeldet
2003-12-29T14:47:05+00:00 29.12.2003 15:47
Wooooooow! Ich hab das hier grad entdeckt und muss sagen...respekt, kompliment und verehrung! das ist so mitreißend geschrieben, da kann man gar nicht genug von bekommen! ich stürz mich jetzt auch mal gleich auf die fortsetzung! *gespannt bin* weiter so!


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